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Berliner Zeitung 23.08.2019

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Im Gespräch: Hertha-Trainer Ante Covic vor seinem ersten Heimspiel – Sport Seite 20<br />

Wenn das<br />

Wetter Stress<br />

macht<br />

Seite 17<br />

16°/29°<br />

Sonne, Sonne, Sonne<br />

Wetter Seite 2<br />

Virtueller Ausflug in<br />

Berlins Vergangenheit<br />

Berlin Seite 10<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

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Wirtschaft Seite 7<br />

Freitag,23. August 2019 Nr.195 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Wasder Rücktritt von<br />

Udo Kittelmann bedeutet<br />

Leitartikel Seite 8<br />

Philharmoniker<br />

Auf der<br />

Suche nach<br />

Wahrhaftigkeit<br />

VonPeter Uehling<br />

Andiesem Freitag endlich tritt Kirill<br />

Petrenko sein Amt als neuer<br />

Chefdirigent der <strong>Berliner</strong> Philharmoniker<br />

an, mit Beethovens Neunter<br />

und Alban Bergs „Lulu“-Suite. Vier<br />

Jahreliegt seineWahl mittlerweile zurück:<br />

Petrenkos Vertrag als Generalmusikdirektor<br />

der Bayerischen<br />

Staatsoper München lief in diesem<br />

Sommer aus,daneben wollte er keine<br />

weitere Stelle annehmen.<br />

Die Wahl des<br />

1972 in Omsk geborenen<br />

und in<br />

Österreich aufgewachsenen<br />

Dirigenten war<br />

eine Überra-<br />

Kirill Petrenko<br />

musste für sein neues<br />

Amt überredet werden.<br />

schung. Man<br />

wusste wohl, dass<br />

sich aus dem ehemaligen<br />

Generalmusikdirektor<br />

der Komischen Oper<br />

Berlin mittlerweile ein Interpret von<br />

enormer Statur entwickelt hatte,man<br />

wusste es nicht zuletzt vonseinen wenigen<br />

Auftritten mit den Philharmonikern,<br />

die geradezu barsten vor Intensität,<br />

klanglicher Präsenz und verblüffender<br />

musikalischer Einsicht.<br />

Dennoch hatte ihn kaum einer<br />

auf dem Schirm. Außerdem, so hieß<br />

es damals, wäre der erste Wahlgang<br />

des Orchesters ergebnislos verlaufen<br />

–jedoch ist das Gerücht nie dementiert<br />

worden, dass Petrenko tatsächlich<br />

schon im ersten Anlauf gewählt<br />

wurde, aber telefonisch befragt die<br />

Wahl nicht annahm. Er musste überredet<br />

werden.<br />

Das hatten die Philharmoniker<br />

wohl noch nie erlebt –aber es zeigt,<br />

dass sie sich hier einen Künstler erkoren<br />

haben, der sorgfältig und skrupulös<br />

erwägt, was er tut, der nicht<br />

auf den schnellen Ruhm aus ist, sondern<br />

die musikalische Wahrhaftigkeit<br />

sucht. Das aber macht die Wahl<br />

noch erstaunlicher, denn die Philharmoniker<br />

schienen sich in der Ära<br />

Rattle vor allem um ihre mediale<br />

Präsentation und Auswertung zu<br />

sorgen – großartige Aufführungen<br />

wurden Mittel zum Zweck. Mit Kirill<br />

Petrenko hat sich das Orchester nun<br />

einen Künstlerischen Leiter gewählt,<br />

für den das musikalische Kunstwerk<br />

bis zur Selbstverleugnung im Zentrum<br />

steht und der bislang eher ein<br />

Aufnahme-Muffel war. Zwischen<br />

den Zielen des Orchesters und denen<br />

seines Chefs besteht somit ein<br />

gewisses Spannungspotenzial, und<br />

es wird aufregend sein zu verfolgen,<br />

was sich daraus in den nächsten fünf<br />

Jahren ergibt.<br />

Der 24-jährige Alaa S. ist<br />

mitschuldig am Todvon<br />

Daniel H. in Chemnitz<br />

vor einem Jahr. Zudiesem<br />

Schluss kommt das Landgericht<br />

Chemnitz nach einem sechsmonatigen<br />

Prozess. Wegen Totschlags<br />

und gefährlicher Körperverletzung<br />

verurteilte es den<br />

Angeklagten am Donnerstag zu<br />

neuneinhalb Jahren Haft. Die<br />

Staatsanwaltschaft hatte zehn Jahre<br />

Haft wegen gemeinschaftlichen<br />

Totschlags gefordert. Verteidigerin<br />

Ricarda Lang hatte auf Freispruch<br />

plädiert. Ein wichtiger Mann aber<br />

fehlte beim Prozess: Farhad A., der<br />

mutmaßliche Haupttäter. Er hat<br />

sich einige Tage nach der Tatabgesetzt,<br />

wirdimIrakvermutet.<br />

Kurz nach der Verurteilung ihres<br />

Mandanten wegen der tödlichen<br />

Messerattacke in Chemnitz vor<br />

knapp einem Jahr haben die Verteidiger<br />

Rechtsmittel eingelegt. Das erklärte<br />

Rechtsanwältin Ricarda Lang<br />

am Donnerstag nach der Urteilsverkündung.<br />

„Eklatante Ungereimtheiten“<br />

Anwalt Frank Wilhelm Drücke bezeichnete<br />

das Urteil als „falsch“. Wegen<br />

der Revision der Verteidiger wird<br />

der Schuldspruch der Chemnitzer<br />

Richter nun zunächst nicht rechtskräftig.<br />

Bereits zu Prozessbeginn im<br />

März hatte Lang kein gutes Haar an<br />

der Anklageschrift gelassen: Sie erkannte<br />

„eklatante Ungereimtheiten“,<br />

die Ermittler hätten„an sorgfältiger<br />

Aufklärung gespart“. Gleich als<br />

erstes forderte Lang damals,dass das<br />

Verfahren wegen fehlenden Tatverdachts<br />

eingestellt werden soll. „Die<br />

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft<br />

kamen zu keinem brauchbaren Ergebnis,<br />

was sich an der Anklageschrift<br />

deutlich ablesen lässt“, erklärt<br />

die erfahrene Strafverteidigerin.<br />

Ihr Fazit: „Es mangelt an handfesten<br />

Beweisen. Für eine<br />

Verurteilung bedarfesder Substanz,<br />

die für uns aktuell nicht ersichtlich<br />

ist.“ Zudem betonte sie, dass ihr<br />

Mandant unschuldig sei.<br />

Als „sehr dünn“ hatten auch erfahrene<br />

Ermittler die Beweislage<br />

bezeichnet. VonAlaa S. haben sich<br />

weder am mutmaßlichen Tatwerkzeug,<br />

einem Messer, noch an der<br />

Kleidung des getöteten Daniel H.<br />

DNA-Spuren finden lassen –solche<br />

Indizien fallen also für einen<br />

Schuldnachweis aus.<br />

S. hat im Prozess geschwiegen.<br />

Diese Woche aber führte er ein Telefon-Interview<br />

aus der Justizvollzugsanstalt<br />

Waldheim mit der ZDF-Sendung<br />

Frontal 21. Dort sitzt der 24-<br />

Jährige seit einem Jahr in Untersuchungshaft.<br />

Darin wies er jede<br />

Beteiligung von sich. In seinem<br />

„letzten Wort“ zum Abschluss der<br />

Hauptverhandlung hatte Alaa S. betont,<br />

er hoffe auf ein gerechtes Urteil<br />

des Gerichts. Seine Hoffnung sei<br />

auch, dass er nicht das zweite Opfer<br />

des Täters und für ihn stellvertretend<br />

verurteilt werde. Zudem bedauerte<br />

Ein Urteil und<br />

kein Frieden<br />

Ein Gericht veurteilt Alaa S. zu neuneinhalb<br />

Jahren Haft. Er soll mitschuldig<br />

am Toddes Chemnitzers Daniel H. sein<br />

VonJan Sternberg<br />

Karl-Marx-Büste in Chemnitz<br />

DPA<br />

der Angeklagte, was der Familie des<br />

Opfers widerfahren sei.<br />

„Ich schwöre bei meiner Mutter,<br />

ich habe ihn nicht angefasst. Ich<br />

habe überhaupt nicht das Messer<br />

angefasst“, sagte S. in dem Telefon-<br />

Interview. Ersei aus einem Döner-<br />

Imbiss hinausgelaufen, weil er Rufe<br />

gehört habe. Alaa S. sagte im Gespräch<br />

mit Frontal 21, dass er nach<br />

einem Jahr Untersuchungshaft<br />

kaum noch an ein faires Urteil<br />

glaube. „Ich habe Angst vor jedem<br />

hier, ich habe Angst vor den Mitgefangenen,<br />

ich habe Angst vorden Beamten.<br />

Ichhabe sogar Angst vordem<br />

Gericht.“<br />

Nach dem Tod von Daniel H.<br />

wurde Chemnitz vonDemonstrationen<br />

und rechtsextremen Übergriffen<br />

auf Polizei und Gegendemonstranten<br />

erschüttert. Es gab eine Debatte<br />

darüber, obesimZusammenhang<br />

mit dem Demonstrationen „Hetzjagden“<br />

gegen Migranten gegeben<br />

habe. Ein Video hatte den Eindruck<br />

vermittelt, der Sprecher der Bundeskanzlerin<br />

verwandte den Begriff. Das<br />

es solche Hetzjagden gegeben habe,<br />

wurde dann aber unter anderem von<br />

dem damaligen Präsidenten des<br />

Bundesverfassungsschutzes Hans-<br />

Georg Maaßen in Zweifel gezogen.<br />

Darüber war ein handfester Konflikt<br />

in der großen Koalition ausgebrochen.<br />

Chemnitz wehrte sich gegen den<br />

Eindruck, eine rechte Hochburg zu<br />

sein. Mit einem großen Solidaritätskonzert,<br />

organisiert von der Chemnitzer<br />

Band Kraftklub, bei dem die<br />

Toten Hosenund Feine Sahne Fischfilet<br />

auftraten, sollte gezeigt werden,<br />

wie bunt und tolerant die Stadt ist.<br />

Mehr als 60 000 Menschen kamen zu<br />

der Veranstaltung.<br />

Doch ihren Frieden hat die Stadt<br />

offenbar noch nicht wiedergefunden.<br />

EinFreispruch könnte zu einem<br />

neuen Aufflammen des Unmuts führen,<br />

befürchtete Oberbürgermeisterin<br />

Barbara Ludwig (SPD). Zu Prozessbeginn<br />

hatte sie im Gespräch<br />

mit der <strong>Berliner</strong> Tageszeitung taz gesagt:<br />

„Ich hoffe für die Familie des<br />

Opfers, dass es eine Verurteilung<br />

gibt, damit die Angehörigen Ruhe<br />

finden können.“ Bei einem Freispruch<br />

„würde es schwierig für<br />

Chemnitz. Aber so wäre der Rechtsstaat“.<br />

Am Sonntag sind wieder Demonstrationen<br />

in Chemnitz angemeldet.<br />

Nurein Zeuge der Anklage<br />

Entscheidend für die Urteilsfindung<br />

war die Aussagedes ZeugenYounis al<br />

N. Doch was konnte der Koch in der<br />

Nacht zum 26. August 2018 sehen,<br />

als er gegen 3.15 Uhr aus dem Straßenverkaufs-Fenster<br />

des Alanya 1<br />

Döner in der Brückenstraße blickte?<br />

In einem nächtlichen Vor-Ort-Termin<br />

hatte das Gericht sogar begutachtet,<br />

was al N. aus dem Fenster<br />

hätte sehen können. Vor Gericht<br />

blieben Aussagen des Zeugen dann<br />

allerdings vage.Viele Fragen blieben<br />

offen. Seiten 2und 3, 8<br />

Rentner im<br />

Osten könnten<br />

verlieren<br />

DIW Berlin: Angleichung<br />

der Rente bringt Nachteile<br />

VonTheresa Dräbing<br />

Die geplante Rentenangleichung<br />

zwischen Ost und West wird<br />

sich nach Ansicht von Wissenschaftlern<br />

des DIW Berlin negativ<br />

für Ost-Rentner auswirken. „Die<br />

Rentenangleichung hat langfristig<br />

zur Folge,dass jüngereJahrgänge in<br />

Ostdeutschland tendenziell verlieren“,<br />

sagt Johannes Geyer, Rentenexperte<br />

des DIW Berlin der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>.<br />

Während Ostrentner, die jetzt<br />

schon Zahlungen erhalten, von der<br />

schnelleren Aufwertung der Rentenwerte<br />

zwar eher profitieren werden,<br />

würden zukünftige Jahrgänge eher<br />

das Nachsehen haben. Geyer<br />

schätzt, dass von einer niedrigeren<br />

Rente bereits Menschen in den<br />

neuen Bundesländernbetroffen sein<br />

könnten, die jetzt um die 40 Jahrealt<br />

sind. Der Grund: Das Lohnniveau<br />

zwischen OstundWest hat sich noch<br />

immer nicht angeglichen. 2018 lag<br />

der durchschnittliche Monatsbruttoverdienst<br />

von Ostdeutschen im<br />

Schnitt bei 2790 Euro, imVergleich<br />

zu 3340 Euro im Westen.<br />

Gerade wegen des niedrigeren<br />

Lohnniveaus werden die Renten in<br />

den neuen Bundesländern seit der<br />

Angleichung der Rentensysteme von<br />

DDR und BRD auf Westniveau hochgewertet.<br />

Damit soll spätestens 2025<br />

Schluss sein. Wenn die Renten ab<br />

diesem Zeitpunkt einheitlich berechnet<br />

werden, sich das Lohnniveau<br />

aber noch nicht vollständig angeglichen<br />

hat, bekommen im Durchschnitt<br />

alle künftigen Ostrentner weniger<br />

Rentenpunkte.<br />

Derzeit liegen die Renten in den<br />

neuen Bundesländern im Durchschnitt<br />

über denen derWestrentner –<br />

mit Ost-Berlin an der Spitze.<br />

Made in Berlin Seite 6<br />

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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Chemnitz −ein Jahr danach<br />

„Die Taten haben<br />

kein politisches<br />

Motiv. Sie sind auch<br />

weder politisch<br />

noch medial<br />

aufzuklären.“<br />

Simone Herberger, Vorsitzende<br />

Richterin, bei der Urteilsverkündung<br />

„Wir sind mit dem<br />

Urteil zufrieden.“<br />

Oliver Minkley,<br />

Anwalt und Nebenklage-Vertreter der<br />

Schwester des Opfers<br />

„Ich hoffe nicht,<br />

das zweite Opfer des<br />

eigentlichen Täters<br />

zu werden.<br />

Dessen erstes<br />

Opfer ist Daniel H.“<br />

Alaa S., Angeklagter, vor der<br />

Urteilsverkündung. Gemeint ist Farhad<br />

A., der auf der Flucht ist.<br />

„Ich kann Ihnen versichern,<br />

dass auf<br />

mich persönlich von<br />

irgendwelchen<br />

übergeordneten<br />

Stellen in keiner<br />

Weise irgendwie<br />

Druck ausgeübt<br />

worden ist.“<br />

Stephan Butzkies, Staatsanwalt<br />

Der Angeklagte Alaa S. kommt am Donnerstag in Dresden mit Justizbeamten in den Saal.<br />

Es ist nicht zu Ende<br />

DPA/MATTHIAS RIETZSCHEL<br />

Der Angeklagte im Verfahren um den Messerangriff muss ins Gefängnis. Die Verteidigung legt Revision ein<br />

VonMartin Kloth und Cem-Odos Güler<br />

Auf dem Innenhof hinter<br />

dem Gericht fließen Tränen.<br />

Während im Foyer<br />

die Verteidigung des wegen<br />

Totschlags verurteilten Syrers<br />

den Gang in die nächste Instanz ankündigt,<br />

wirddie frühereLebensgefährtin<br />

vonDaniel H. vonBegleitern<br />

getröstet. Knapp ein Jahr nach dem<br />

Toddes 35-Jährigen durch Messerstiche<br />

sorgt das Urteil des Landgerichts<br />

Chemnitz am Donnerstag für<br />

unterschiedliche emotionale Reaktionen<br />

bei Prozessbeteiligten und<br />

Zuschauern.<br />

19 Verhandlungstage<br />

Neun Jahre und sechs Monate Freiheitsstrafe<br />

lautet die Entscheidung<br />

der Schwurgerichtskammer in Dresden,<br />

wo der Prozess aus Sicherheitsgründen<br />

stattfand. Nach 19 Verhandlungstagen<br />

sind die drei Berufsrichter<br />

und zwei Schöffen überzeugt:<br />

Alaa S. ist mitschuldig am Toddes<br />

Deutschen am Rande des Chemnitzer<br />

Stadtfestes am 26. August 2018 –<br />

und dafür soll er wegen gemeinschaftlichen<br />

Totschlags und gefährlicher<br />

Körperverletzung hinter Gitter.<br />

Nach seinem mutmaßlichen irakischen<br />

Mittäter wirdnach wie vorinternational<br />

gefahndet.<br />

Mit einer bedauernden Kopfbewegung<br />

in Richtung seiner Unterstützer<br />

auf den Besucherplätzen und<br />

gesenktem Kopf wird der 24-jährige<br />

Syrer nach der Urteilsverkündung<br />

aus dem Sicherheitssaal des Oberlandesgerichts<br />

geführt. Seine Verteidiger<br />

reagieren erzürnt. Anwältin Ricarda<br />

Lang beklagt, das Urteil habe<br />

bereits zu Prozessbeginn festgestanden<br />

und wäre vor einem Gericht in<br />

den alten Bundesländern sonie gesprochen<br />

worden.<br />

„Wir haben bereits Revision eingelegt<br />

namens und im Auftrag unseres<br />

Mandanten“, verkündet sie wenige<br />

Minuten nach dem Urteilsspruch.<br />

Die Verteidiger hatten im<br />

Plädoyer einen Freispruch, die Aufhebung<br />

des Haftbefehls und eine<br />

Haftentschädigung aus Mangel an<br />

Beweisen gefordert. „Das Urteil ist<br />

falsch“, wettert Langs Anwaltskollege<br />

Frank Wilhelm Drücke.<br />

Dann holt Ricarda Lang zur<br />

Rundumschelte aus. „Das ist ein<br />

trauriger Tagfür den Rechtsstaat“,<br />

sagt sie und fügt an: „Das Urteil<br />

stand schon am ersten Tagfest.“ Sie<br />

hatte bereits im Vorfeld versucht,<br />

den Prozess in ein anderes Bundesland<br />

verlegen zu lassen, war damit<br />

aber vor dem Bundesgerichtshof<br />

Am TatortinChemnitz erinnerteine Gedenkplatte an den getöteten Daniel H. IMAGO IMAGES<br />

gescheitert. „Ich bin auch davon<br />

überzeugt, wenn dieses Verfahren<br />

bei einem anderen Gericht stattgefunden<br />

hätte, wie zum Beispiel in<br />

Nordrhein-Westfalen, Hamburg<br />

oder wo auch immer, ineinem anderen<br />

Bundesland, in einer anderen<br />

Stadt, dass es niemals zu einer Verurteilung<br />

gekommen wäre“, behauptet<br />

sie.<br />

Sie unterstelle dem Gericht zwar<br />

keine Motive –essei aber nicht unbeeinflusst<br />

von den politischen Verhältnissen<br />

in Chemnitz. „Ich glaube<br />

nicht, dass dieses Gericht sich davon<br />

freimachen konnte.“ Sieund ihr Kollegen<br />

hätten Alaa S. schon am ersten<br />

Verhandlungstag gesagt, dass er verurteilt<br />

werden würde.„DerMandant<br />

war auf dieses Urteil vorbereitet“,<br />

berichtet sie.<br />

Hoffnung der Bürgermeisterin<br />

Staatsanwalt Stephan Butzkies, der<br />

zehn Jahre Haft für den Angeklagten<br />

beantragt hatte, sieht sich in seiner<br />

Beurteilung bestätigt. Dass es irgendeine<br />

Einflussnahme auf ihn gegeben<br />

habe, weist er weit von sich.<br />

„Ich kann Ihnen versichern, dass auf<br />

mich persönlich von irgendwelchen<br />

übergeordneten Stellen in keiner<br />

Weise irgendwie Druck ausgeübt<br />

worden ist“, sagt er.<br />

Die Oberbürgermeisterin von<br />

Chemnitz, Barbara Ludwig (SPD),<br />

forderte alle Beteiligten dazu auf, das<br />

Urteil zu akzeptieren.„Es gibt ein Urteil<br />

und das haben wir alle zu respektieren<br />

–ich auch.Wir leben in einem<br />

Rechtsstaat“, sagte sie im Rathaus<br />

der Stadt. Schon vordem Prozessbeginn<br />

im vergangenen März hatte<br />

Ludwig die Hoffnung geäußert, dass<br />

der Beschuldigte verurteilt werde.<br />

Nahezu regungslos nehmen die<br />

Schwester und die Mutter von Daniel<br />

H., die als Nebenklägerinnen im<br />

Saal sitzen, den Urteilsspruch auf.<br />

Nach Verhandlungsende ziehen sie<br />

sich umgehend zurück. „Wir sind<br />

mit dem Urteil zufrieden“, gibt Anwalt<br />

Oliver Minkley als Vertreter der<br />

Schwester die Reaktion wieder. (dpa)<br />

„Ich bin auch<br />

davon überzeugt,<br />

wenn dieses<br />

Verfahren bei<br />

einem anderen<br />

Gericht stattgefunden<br />

hätte, wie zum<br />

Beispiel in<br />

Nordrhein-Westfalen,<br />

Hamburg oder wo<br />

auch immer,<br />

in einem anderen<br />

Bundesland, in einer<br />

anderen Stadt, dass es<br />

niemals zu einer<br />

Verurteilung<br />

gekommen wäre.“<br />

Ricarda Lang,<br />

Verteidigerin von Alaa S.<br />

„Es gibt<br />

ein Urteil<br />

und das haben wir<br />

alle zu respektieren –<br />

ich auch.<br />

Wir leben in<br />

einem Rechtsstaat.<br />

Chemnitz war<br />

viele Wochen<br />

eine Mischung aus<br />

Traurigkeit und<br />

Angst, aber auch<br />

aus Aufstehen<br />

und Mut.“<br />

Barbara Ludwig,<br />

Oberbürgermeisterin von Chemnitz<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute wird es größtenteils sonnig. Dabei ist mit Höchsttemperaturen von<br />

27 bis 29 Grad zu rechnen, und der Wind weht schwach aus südöstlichen<br />

Richtungen. In der Nacht gehen die Temperaturen bis auf 15 Grad zurück.<br />

Dazu sind die Sterne verbreitet am Himmel zusehen.<br />

Biowetter: Witterungsbedingt gibt<br />

es häufig Kopfschmerzen, Migräne<br />

und Schwindelgefühle. Kreislaufbeschwerden<br />

können drohen. Daher<br />

sollte man körperliche Anstrengungen<br />

vermeiden.<br />

Pollenflug: Die Konzentration von<br />

Beifuß- und Ambrosiapollen ist<br />

mäßig bis stark. Örtlich fliegen Gänsefuß-,<br />

Brennnessel-, Spitzwegerich<br />

und Gräserpollen.<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 29Grad.<br />

Wind: leichter Wind aus Südost.<br />

Wittenberge<br />

14°/28°<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg<br />

13°/29°<br />

Luckenwalde<br />

14°/29°<br />

BERLIN<br />

16°/29°<br />

Sonnabend<br />

Sonntag<br />

Montag<br />

wolkig heiter heiter<br />

17°/27° 18°/30° 20°/32°<br />

Prenzlau<br />

14°/27°<br />

Cottbus<br />

13°/28°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

13°/28°<br />

Hoch Corina liegt mit seinem Schwerpunkt über Osteuropa, dem Baltikum und<br />

dem östlichen Mitteleuropa und sorgt für trocken-warmes Sommerwetter. Von<br />

der Iberischen Halbinsel bis ins östliche Mittelmeer und Südrussland herrscht<br />

heißes Wetter. Einzelne gewittrige Schauer ziehen über den Alpenraum und die<br />

Adria.<br />

Sylt<br />

13°/25°<br />

Hannover<br />

14°/28°<br />

Köln<br />

14°/30°<br />

Saarbrücken<br />

14°/27°<br />

Konstanz<br />

15°/26°<br />

Hamburg<br />

13°/26°<br />

Erfurt<br />

11°/29°<br />

Frankfurt/Main<br />

15°/29°<br />

Stuttgart<br />

14°/27°<br />

Rügen<br />

14°/26°<br />

Rostock<br />

13°/26°<br />

Magdeburg<br />

14°/29°<br />

Nürnberg<br />

12°/27°<br />

München<br />

13°/25°<br />

Dresden<br />

14°/26°<br />

Deutschland: Heute dominiert bei<br />

teils leicht bewölktem Himmel überwiegend<br />

sonniges Wetter. Die<br />

Höchsttemperaturen betragen zumeist<br />

25bis 30 Grad, die Tiefstwerte<br />

17 bis 12 Grad. Der Wind<br />

weht schwach aus Südost. Morgen<br />

gibt es zeitweise Sonnenschein, ab<br />

und zuaber auch Wolken, und die<br />

Temperaturspanne reicht von 25 bis<br />

32 Grad. Der Wind weht nur schwach<br />

aus Ost.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 18°-20°<br />

Nordsee: 18°-19°<br />

Mittelmeer: 24°-31°<br />

Ost-Atlantik: 17°-22°<br />

Mondphasen: 23.08. 30.08. 06.09. 14.09.<br />

Sonnenaufgang: 06:01 Uhr Sonnenuntergang: 20:15 Uhr Mondaufgang: 23:33 Uhr Monduntergang: 14:17 Uhr<br />

Lissabon<br />

33°<br />

Las Palmas<br />

33°<br />

Madrid<br />

34°<br />

Reykjavik<br />

15°<br />

Dublin<br />

20°<br />

London<br />

27°<br />

Paris<br />

30°<br />

Bordeaux<br />

34°<br />

Palma<br />

32°<br />

Algier<br />

29°<br />

Nizza<br />

29°<br />

Trondheim<br />

16°<br />

Oslo<br />

22°<br />

Stockholm<br />

18°<br />

Kopenhagen<br />

23°<br />

Berlin<br />

29°<br />

Mailand<br />

33°<br />

Tunis<br />

33°<br />

Rom<br />

30°<br />

Warschau<br />

25°<br />

Wien<br />

28° Budapest<br />

31°<br />

Palermo<br />

31°<br />

Kiruna<br />

14°<br />

Oulu<br />

15°<br />

Dubrovnik<br />

32°<br />

Athen<br />

35°<br />

St. Petersburg<br />

21°<br />

Wilna<br />

24°<br />

Kiew<br />

24°<br />

Odessa<br />

32°<br />

Varna<br />

32°<br />

Istanbul<br />

30°<br />

Iraklio<br />

31°<br />

Archangelsk<br />

17°<br />

Moskau<br />

22°<br />

Ankara<br />

28°<br />

Antalya<br />

36°<br />

Acapulco 34° heiter<br />

Bali 35° heiter<br />

Bangkok 33° Gewitter<br />

Barbados 30° heiter<br />

Buenos Aires 16° heiter<br />

Casablanca 34° sonnig<br />

Chicago 23° heiter<br />

Dakar 28° Schauer<br />

Dubai 39° sonnig<br />

Hongkong 34° Gewitter<br />

Jerusalem 37° sonnig<br />

Johannesburg 25° sonnig<br />

Kairo 37° sonnig<br />

Kapstadt 23° sonnig<br />

Los Angeles 22° heiter<br />

Manila 30° wolkig<br />

Miami 33° wolkig<br />

Nairobi 27° bewölkt<br />

Neu Delhi 37° wolkig<br />

New York 28° bedeckt<br />

Peking 34° heiter<br />

Perth 16° Regen<br />

Phuket 33° wolkig<br />

Rio de Janeiro 22° Schauer<br />

San Francisco 22° heiter<br />

Santo Domingo 33° heiter<br />

Seychellen 26° bewölkt<br />

Singapur 33° Gewitter<br />

Sydney 19° sonnig<br />

Tokio 29° Regen<br />

Toronto 24° heiter


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 3 *<br />

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Chemnitz −ein Jahr danach<br />

Demonstration gegen rechts in Chemnitz im 1. Mai 2019<br />

DPA-ZENTRALBILD/SEBASTIAN WILLNOW<br />

Eine Frau fängt einen blauen Luftballon,<br />

hält ihn fest, schaut ihn an,<br />

liest die rote Aufschrift, macht eine<br />

Handbewegung, als würde sie etwas<br />

wegwischen wollen, sagt dann: „Aber<br />

was draufsteht, ist nicht so schön.“ In ihrem<br />

Gesicht die Frage: Wassoll ich bloß machen?<br />

Vorihr steht ein Junge in Daunenweste,<br />

den Kopf leicht zur Seite geneigt, vielleicht<br />

kann er noch nicht lesen, spricht vielleicht<br />

gar kein Deutsch, klar ist nur,erwill den Luftballon<br />

haben. Die Frau zögert, aber er bekommt<br />

ihn und rennt gleich zu seiner Mutter,die<br />

schaut, liest, etwas sagt, ein Kopftuch<br />

trägt, den Ballon zum Spielen freigibt.<br />

Die Familie geht weiter Richtung Straße<br />

der Nationen, Innenstadt Chemnitz, wo an<br />

diesem Vormittag Amnesty International einen<br />

Informationsstand aufgebaut hat. Die<br />

Forderung: „Rechte von Schutzsuchenden<br />

stärken“. Daneben ein Wahlkampfzelt, „Mut<br />

zur Wahrheit“, es gibt blaue Luftballons zum<br />

Mitnehmen, rote Aufschrift: „Alternative für<br />

Deutschland“. Einleichter Wind geht.<br />

DieWahrheit ist: Ich weiß nicht, ob diese<br />

Szene dabei hilft, Chemnitz zu verstehen, die<br />

Chemnitzer zu beschreiben, nur weil eine<br />

Frau die AfD nicht mag und ein Kind keinen<br />

deutschen Pass haben könnte. Aber immerhin<br />

unterscheidet sie sich von den kollektiven<br />

Bildern von damals, Ende August 2018,<br />

als ein rechter Mob auf Hetzjagd ging und<br />

Chemnitz zur Chiffre machte; als eine Stadt<br />

geteilt wurde in wir und die anderen, in „Bist<br />

du mit uns oder gegen uns“, in ein Davorund<br />

ein Danach. Vorund nach den Ereignissen,<br />

wie viele hier in Chemnitz sagen.<br />

Undzur Wahrheit gehört: Ichhabe das alles<br />

mit meinem Smartphone gefilmt, weil ich<br />

dachte, dass mir das keiner glauben wird,<br />

wenn ich davon erzähle.<br />

Subtile Bedrohung<br />

Gerrard Schueft kommt, schmale Schultern,<br />

TypLangschläfer,erwar mal bei der Piratenpartei,<br />

ist heute bei „Chemnitz für alle“ aktiv,<br />

einem Bündnis, das sich nach den Ereignissen<br />

und Gegen-Ereignissen (#wirsindmehr)<br />

gegründet hat und bei den Stadtratwahlen<br />

im Mai einen Sitz gewann. Schueft sieht<br />

noch Mutter, Kind, Ballon und wie sie Richtung<br />

Alanya Kebab abbiegen, wo vor einem<br />

Jahr in der Brückenstraße ein tödlicher Streit<br />

begann. Hier liegt die silberne Gedenkplatte<br />

für Daniel H., erstochen am 26. August 2018;<br />

verurteilt wurde am Donnerstag der Syrer<br />

Alaa S. Hier befindet sich das Karl-Marx-Monument,<br />

wo sich nach dem Mord eine Menschenmasse<br />

zum Hassen versammelt hatte<br />

und wo sich gerade ein Demonstrationszug<br />

gegen das Clubsterben in Chemnitz formiert,<br />

Boxen, Bässe, auf einem Lastwagen<br />

die Regenbogenfahne: „Nur die Liebe zählt!“<br />

Ich erzähle Schueft von der Ballonszene,<br />

er sagt: „Soist es,wenn man noch unvoreingenommen<br />

ist.“ Dann biegen wir in die andere<br />

Richtung ab, wir wollen zum Weinfest,<br />

wollen über eine verwundete Stadt sprechen,<br />

ihreSelbstheilungskräfte und darüber,<br />

was es bedeuten könnte, wenn Chemnitz<br />

tatsächlich 2025 den Titel Kulturhauptstadt<br />

Chemnitz ist eine geteilte Stadt –geteilt in eine Zeit vor und eine Zeit nach<br />

den Ereignissen vor einem Jahr.Eine Stadt, die sich verteidigen muss,<br />

nach innen und nach außen. Aber wie ändert man ein Image?<br />

Plan C<br />

VonPaul Linke, Chemnitz<br />

Europas erhält. Bis Ende September muss<br />

die Bewerbung bei der Kulturstiftung der<br />

Länder eingereicht werden. Die Entscheidung<br />

fällt im kommenden Jahr.<br />

Das Weinfest gibt es seit 1990. Mit fünf<br />

Winzern ging es los, dieses Mal sind es dreißig<br />

aus ganz Deutschland, es gibt über tausend<br />

Sitzplätze auf dem Neumarkt, sie nennen<br />

es Weindorf, und es sieht fast so aus.<br />

Schueft bestellt einen Portugieser, 0,1 Liter.<br />

Zu Beginn des Gesprächs sagt er:„Chemnitz<br />

hat seine Identität verloren. Manhat das Gefühl,<br />

es fließt alles so dahin.“ Und amEnde:<br />

„Ich will dir mitgeben, dass es hier trotz allem<br />

ein positives Lebensgefühl gibt.“<br />

Chemnitz ist eine Stadt geworden, die<br />

sich verteidigen muss,nach innen und nach<br />

außen. Doch die Chemnitzer hatten sich vorher<br />

schon daran gewöhnt, misstrauisch beäugt<br />

und mitleidig befragt zu werden. Schueft<br />

sagt: „Davor waren die Reaktionen: Du<br />

kommst aus Chemnitz? Uh und ah, Schmuddelkind,<br />

Scheißstadt, habe ich gehört –und<br />

dann war das Gespräch schon wieder beendet.“<br />

Danach habe sich etwas geändert. „Der<br />

positiveEffekt ist“, sagt Schueft,„die Gespräche<br />

dauern jetzt länger.“ Es sind Aufklärungsgespräche<br />

in eigener Sache.<br />

Schueft steht nicht im Verdacht, Worte<br />

ohne Wirkung zu wählen. Er ist Moderator,<br />

Kulturveranstalter, Poetry Slammer, imvergangenen<br />

Jahr hat er die Stadtmeisterschaft<br />

gewonnen, das Halbfinale um den deutschsprachigen<br />

Titel erreicht. Auf seiner Visitenkarte<br />

steht: „Auf dem Boden der Tatsachen<br />

liegt viel zu wenig Konfetti. Bisjetzt!“ Als Teilzeitpolitiker<br />

schrieb er vor der Stadtratwahl<br />

auf Facebook: „Chemnitz will mehr. Chemnitz<br />

kann mehr. Chemnitz ist mehr.“ Die<br />

Stadt soll „der bunte, tolerante und lebenswerte<br />

Ort“ bleiben. Nicht alle sehen das so.<br />

Undeinige sehen es ganz anders.<br />

Im Wahlkampf wurde Menschenkot in<br />

seinen Briefkasten geworfen, Vermummte<br />

filmten ihn auf der Straße.Schueft nennt das<br />

ironiefrei: „subtile Bedrohung“. Früher sei es<br />

noch viel schlimmer gewesen. Da sei er vor<br />

denen davongerannt. Er sagt: „Sachsen und<br />

Chemnitz hatten und haben ein Problem,<br />

werdas abstreitet, ist nicht nur auf dem rechten<br />

Auge blind, sondern auf beiden.“ Schueft,<br />

40, geboren in Karl-Marx-Stadt, aufgewachsen<br />

in Chemnitz, dachte daran wegzuziehen.<br />

Er ist geblieben. Es gibt zu viel zu tun.<br />

Chemnitz will gerade jetzt gesehen werden,<br />

hat diesen Plan C, wie nicht alles, aber<br />

zumindest das Image der Stadt besser werden<br />

kann. Doch Kulturhauptstadt Europas,<br />

das wollen Dresden, Zittau, Magdeburg und<br />

Gera auch werden, und das sind nur die Ostbewerber.<br />

Ihre Stadt, wiederholt Barbara<br />

Ludwig, die sozialdemokratische Bürgermeisterin<br />

vonChemnitz, gerne,brauche diesen<br />

Titel wie keine andere. Auch sie weiß ja:<br />

Vorher war es den meisten Menschen egal,<br />

wo dieses Chemnitz liegt, danach hatten es<br />

alle mitbekommen, dass der bronzene Karl-<br />

„Nach den Ereignissen<br />

hieß es, Chemnitz muss<br />

Kulturhauptstadt<br />

werden, gerade<br />

deswegen. Doch dieser<br />

Mitleidsbonus würde<br />

der Stadt nicht guttun.“<br />

Gerrard Schueft ist Poetry Slammer und aktiv<br />

im Wahlbündnis „Chemnitz für alle“.<br />

Marx-Kopf im Volksmund Nischel heißt und<br />

dass Neonazis dort Hitlergrüße und ihre<br />

nackten Hinternzeigen durften.<br />

Aufdem Coverder Bewerbungsbroschüre<br />

für 2025 steht: „Was soll denn das? Was ist<br />

denn das? Wasbringt denn das?“ Absatz und<br />

dann trotzig weiter: „Wir machen das!“ Das<br />

Vorwort der Bürgermeisterin beginnt mit:<br />

„Unsere Stadt ist weder grau noch braun.<br />

Aber das bunte Chemnitz ist keine Selbstverständlichkeit.“<br />

Es braucht nun mal Beweise.<br />

Am Wochenende etwa findet das Bürgerfest„Herzschlag“<br />

statt, als Ersatz für das abgesagte<br />

Stadtfest, bei dem Daniel H. im vergangenen<br />

Jahr ums Leben kam. Doch für Sonntag<br />

hat die rechtsextreme und sogenannte Bürgerbewegung<br />

ProChemnitz eine Demonstration<br />

angekündigt. In einem Interview hatte<br />

sich Ludwig eine Verurteilung vonAlaa S. gewünscht.<br />

Um des Stadtfriedens willen.<br />

Diemeisten Kulturschaffenden in Chemnitz,<br />

viele Vertreteraus Wirtschaft und Politik<br />

haben sich für die Bewerbung ausgesprochen.<br />

Eine Umfrage hat ergeben, dass drei<br />

Viertel der Bevölkerung immerhin Bescheid<br />

weiß. Die AfD ist dagegen, hat im Februar<br />

eine Petition gestartet, in der es heißt: „An<br />

vielen Stellen des täglichen Lebens spüren<br />

die Menschen, dass diese Millionen in dringenderen<br />

Projekten benötigt werden.“ Nach<br />

vier Monaten wurde die Petition gestoppt,<br />

162 Unterzeichner hatten sich gefunden. In<br />

Chemnitz wohnen etwa 250 000 Menschen.<br />

Schueft findet den Kulturhauptstadtplan<br />

grundsätzlich gut, aber das Motiv eher<br />

schlecht gewählt: „Nach den Ereignissen<br />

hieß es, Chemnitz muss es werden, gerade<br />

deswegen. Dieser Mitleidsbonus würde uns<br />

nicht guttun.“<br />

Chemnitz ist eine Arbeiterstadt, schon<br />

immer gewesen, galt als das sächsische Manchester,<br />

Schwerpunkt Maschinenbau, dann<br />

fiel die Mauer,gingen Zehntausende Arbeitsplätzeverloren,<br />

wurde übersehen, was nicht<br />

sein durfte, wuchsen rechte und rechtsextreme<br />

Strukturen und wurden verharmlost.<br />

Aus der Stadtgeschichte leitet sich das Kulturhauptstadtmotto<br />

„AUFbrüche“ ab, denn<br />

dieZukunft gibt es hier nie ohne die brüchige<br />

und brutale Vergangenheit.<br />

Seit der Jahrtausendwende ist Chemnitz<br />

wieder ein aufstrebender Wirtschaftsstandort,<br />

die Bevölkerungwächst, die Mieten sind<br />

immer noch günstig im Vergleich mit Dresden<br />

oder Leipzig, es gibt immer mehr Studenten,<br />

Start-ups–aber immer noch keinen<br />

ICE-Anschluss. Das ist ein sehr wichtiges<br />

Thema vor den Landtagswahlen am 1. September,wie<br />

die Wahlplakate in der Stadtzeigen.<br />

DieKulturhauptstadtbewerbung taucht<br />

auf ihnen nicht auf. Die Linke fordert den<br />

„Weltfrieden“, die AfD behauptet: „Hass hat<br />

bei uns keine Heimat“.<br />

In den früheren Fabrikgebäuden finden<br />

heute Kunstfestivals statt, sind Clubs eingezogen,<br />

werden Lofts gebaut. In Chemnitz<br />

kommen die Großstadttrends zwar mit Verzögerung<br />

an; es gibt noch keine E-Scooter.<br />

Aber Gentrifizierung ist längst kein Gerücht<br />

mehr. Schueft findet: „Chemnitz ist wie das<br />

<strong>Berliner</strong> der Achtziger, nur mit den Menschen<br />

vonheute.“<br />

Als der Stammclub der Band Kraftklub vor<br />

ein paar Jahren umziehen musste, entstand<br />

der Song „Meine Stadt ist zu laut“, und darin<br />

spricht der Investor: „Dann betreibt doch<br />

eureKlubs irgendwo am Rand der Stadt, aber<br />

nicht in meiner Nachbarschaft, nicht vor<br />

meinem Haus,das gehörthier alles mir,weil<br />

ich hab’das gekauft.“<br />

Dasaaltramussman schon kennen, denn<br />

zufällig findet man nichts in dieser Stadt.<br />

Chemnitz ist wie Liebe auf den fünften Blick.<br />

Das aaltra, ein Mischung aus Konzertraum,<br />

Debattierclub und Bar, befindet sich im angesagtenWohnviertel<br />

Kaßberg, oben in einer<br />

Stadtvilla. Undesist auch bedroht; nebenan<br />

soll gebaut werden, ein Zaun istschon da.<br />

Ich treffe Maria Kreusslein, Susen Döbelt<br />

und Franziska Hartwich im Biergarten: Hollywoodschaukeln,<br />

bunte Lichterketten, um<br />

Papier zu sparen, kann man sich die Rechnung<br />

per Mail zukommen lassen. Die drei<br />

sind Mitte dreißig, arbeiten an der TU Chemnitz,<br />

beschäftigen sich mit Elektromobilität,<br />

Nachhaltigkeit, dem Erleben und Verhalten<br />

von Menschen im Straßenverkehr –und sie<br />

schreiben gern Anträge, etwa den „Antrag<br />

zur Unterstützung und Vorstellung des Projektes:<br />

Spannungsfeld bewegtes Chemnitz“.<br />

Wenn aus Empörung Tatkraft wird<br />

Kreusslein hatte ein Fernsehinterview gesehen,<br />

ein Mann sagte in die Kamera: „Kulturhauptstadt?<br />

Was soll das? Diese Stadt hat<br />

nichts.Chemnitz wirdnie Kulturhauptstadt,<br />

nie.“Siedachte sich: „Was zum Teufel? Diese<br />

Stadt bietet so viel Kultur,die Leute sehen es<br />

nur nicht oder wollen es nicht sehen.“ Aus<br />

Empörung wurde Tatkraft, aus einer Idee der<br />

Plan, sich um 2500 Euro Fördergeld zu bewerben<br />

im Rahmen der Mikroprojekte, die<br />

Chemnitz auf demWegzur Kulturhauptstadt<br />

regelmäßig ausschreibt.<br />

Kreusslein hatte mal ein mobiles Fahrradkino<br />

in Erfurtgesehen, das wollte sie jetzt für<br />

ihreStadt. DasPrinzip: Acht Leute strampeln<br />

für den Strom, die anderen schauen zu, verlassen<br />

vielleicht eher ihre Wohnung, wenn<br />

das Kino vorder Haustürsteht,kommen ins<br />

Gespräch, hören zu, lassen sich auf andere<br />

Meinungen ein, streiten über die Filmauswahl.<br />

„Die Frage ist“, sagt Kreusslein, „ob die<br />

Leute verstehen, dass man nicht ewig in der<br />

Opferrolle bleiben kann. Man muss jetzt etwas<br />

machen, weil Begegnungen Vorurteile<br />

abbauen.“<br />

Deshalb, da sind sich die drei einig, sollte<br />

Chemnitz Kulturhauptstadt Europas werden.<br />

Nichtaus Mitleid. Als Würdigung für die<br />

kleinen und großen Anstrengungen.<br />

Paul Linke<br />

wünscht Chemnitz den Titel Kulturhauptstadt<br />

Europas 2025.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />

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Politik<br />

„Wir müssen aufpassen, uns nicht in eine Krise hereinzureden“<br />

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil über die deutsche Wirtschaft, die Grundrenten-Debatte und den Zustand der SPD auf der Suche nach einer Spitze<br />

Schwächelnde Konjunktur,<br />

Grundrenten-Streit: Arbeitsminister<br />

Hubertus Heil<br />

(SPD) hat jede Menge zu<br />

tun. Im Interview fordert erRealismus<br />

statt Pessimismus. Und zeigt<br />

sich erfreut über die Entwicklung bei<br />

der Vorsitzenden-Suche in der SPD.<br />

Herr Heil, die Grundrente ist wieder<br />

einmal vertagt worden. Steht das<br />

Ganzejetzt vordem Scheitern?<br />

Nein, im Gegenteil. Wirsind beim<br />

letzten Koalitionsausschuss einen<br />

Schritt weitergekommen. Aber natürlich<br />

hätte ich mir eine schnellere<br />

Lösung gewünscht. Wir haben jetzt<br />

aber einen klaren Zeitplan für eine<br />

Lösung.<br />

Der Druck der Wahlkämpfer von<br />

CDU und SPD in Ostdeutschland<br />

scheint nicht gewirkt zu haben ...<br />

Wiegesagt, ich hätte mir eine Lösung<br />

vor den Landtagswahlen gewünscht.<br />

Aber letztlich geht es nicht<br />

um SPD oder CDU und CSU, sonderndarum,<br />

dass die Menschen, die<br />

sich eine Grundrente verdient haben,<br />

diese pünktlich zum 1.1.2021<br />

auch bekommen. Dafür arbeite ich.<br />

Dafür müssen wir die noch bestehenden<br />

Unterschiede in der Koalition<br />

überwinden.<br />

Konkret bitte?<br />

Von meinem Vorschlag würden<br />

bundesweit 2,9 Millionen Menschen<br />

profitieren. In Ostdeutschland wären<br />

es750 000. Würden wir dem folgen,<br />

was ich aus der Union höre,<br />

würden gerade einmal 17 000 Menschen<br />

in Ostdeutschland die Grundrente<br />

erhalten. Dabei hat die Grundrente<br />

im Osten eine besonders hohe<br />

Relevanz. Dort hat es sehr viel mehr<br />

Frauenerwerbstätigkeit gegeben –<br />

bei gleichzeitig sehr viel niedrigeren<br />

Löhnen. Hinzu kommt: Im Osten<br />

sind die Menschen sehr viel stärker<br />

auf die gesetzliche Rente angewiesen.<br />

Viele verfügen dort nicht über<br />

eine zusätzliche Altersversorgung.<br />

Millionen Menschen verdienen so wenig,<br />

dass ihreRente nicht für ein Leben<br />

ohne staatliche Unterstützung reichen<br />

wird. Warum wird nicht stärker über<br />

Zusatzvorsorge nachgedacht?<br />

Die beste Vorsorge sind höhere<br />

Löhne und mehr Tarifbindung. Denn<br />

die Einkommen sind die Grundlage<br />

für die Ansprüche, die sich dann in<br />

der Rente ergeben. Das Kernversprechen<br />

des Sozialstaats ist eine auskömmliche<br />

Rente nach einem Leben<br />

voller Arbeit.Wenn jemand zusätzlich<br />

betrieblich oder privat vorgesorgt hat,<br />

bleibt das trotzdem richtig.<br />

Wasist eigentlich aus den Überlegungen<br />

der GroKo für eine Betriebsrentner-Entlastung<br />

geworden?<br />

Ichwill den Effekt der Doppelverbeitragung<br />

bei den Krankenversicherungsbeiträgen<br />

dämpfen. Denn<br />

doppelte Beiträge bei der Betriebsrente<br />

halten viele davon ab, zusätzlich<br />

vorzusorgen. Darüber werden<br />

wir im Herbst in der Koalition sprechen.<br />

Die SPD will hier bereits seit<br />

längerem für Entlastung sorgen. In<br />

der CDU gibt es dazu inzwischen<br />

auch Beschlüsse. Mit gutem Willen<br />

sollten wir das also hinkriegen.<br />

Woher wollen Sie das Geld für die<br />

Entlastung von Betriebsrentnern<br />

nehmen?<br />

Auch darüber müssen wir verhandeln.<br />

Ich will nur darauf hinweisen,<br />

dass es in der Krankenversicherung,<br />

für die der Kollege Spahn Verantwortung<br />

trägt, durch die Verbesserung<br />

bei der Mütterrente und die Einführung<br />

der Grundrente dauerhafte<br />

Mehreinnahmen gibt. Diese können<br />

genutzt werden, um den Effekt der<br />

Doppelverbeitragung zu dämpfen.<br />

Weniger Aufträge, sinkende Produktion,<br />

Rezession in der Metall- und<br />

Elektroindustrie – steuert Deutschland<br />

auf eine Wirtschaftskrise zu?<br />

Im Moment erleben wir eine<br />

deutliche Abkühlung der Konjunktur,<br />

aber keine Wirtschaftskrise. Wir<br />

müssen auch aufpassen, dass wir<br />

uns nicht in eine Krise hereinreden.<br />

Es gibt jedoch weltwirtschaftliche<br />

Risiken, die nicht kalkulierbar sind.<br />

Wir wissen zum Beispiel nicht, welche<br />

Auswirkungen ein harter Brexit<br />

auf uns und auf die Weltwirtschaft<br />

haben könnte.<br />

Müssen wir uns künftig wieder auf<br />

schlechte Nachrichten vom Arbeitsmarkt<br />

einstellen?<br />

ZUR PERSON<br />

Hubertus Heil wurde am 3. November 1972 in Hildesheim geboren. In Potsdam studierte er<br />

Politikwissenschaft und Soziologie.<br />

In die SPD trat Heil 1988 ein. Er war Generalsekretär der Partei und stellvertretender Vorsitzender<br />

der SPD-Bundestagsfraktion. Seit 2011 ist er Mitglied des SPD-Parteivorstandes.<br />

Bundesminister für Arbeit und Soziales ist Hubertus Heil seit März 2018.<br />

Die Beschäftigung wächst nach<br />

wie vor. Im Maihatten wir 557 000 sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte<br />

mehr als im Jahr zuvor. Allerdings<br />

schwächt sich die Dynamik auf<br />

dem Arbeitsmarkt ab.Wir sehen auch<br />

einen leichten Anstieg bei der Kurzarbeit.<br />

Ende Maihatten wir rund 41 000<br />

Beschäftigte in Kurzarbeit, ein Jahr<br />

zuvor waren es noch rund 12 000.<br />

Auf welche Szenarien wäre der deutsche<br />

Arbeitsmarkt vorbereitet?<br />

Diegute Nachricht ist, dass wir für<br />

deutlich schlechtereZeiten hervorra-<br />

IMAGO STOCK&PEOPLE/INGA KJER<br />

gend gerüstet sind. Bei der Bundesagentur<br />

für Arbeit haben wir Krisenrücklagen,<br />

die uns im Fall der Fälle<br />

helfen, Brücken am Arbeitsmarkt zu<br />

bauen –auch durch Kurzarbeit. Wo<br />

möglich, sollte das künftig jedoch mit<br />

Weiterbildung verbunden werden.<br />

Dasist volkswirtschaftlich sinnvoll.<br />

Sie haben einen Gesetzentwurf präsentiert,<br />

der dafür sorgen soll, dass Beschäftigte<br />

von heute auch die Arbeit<br />

von morgen machen können. Schöne<br />

Worte, hehreZiele –aber nicht mehr?<br />

Nein, das Ganze ist sehr konkret.<br />

Mit dem Qualifizierungschancengesetz,<br />

das zu Jahresbeginn in Kraft getreten<br />

ist, setzen wir bereits Anreize<br />

für mehr Weiterbildung in Unternehmen,<br />

die mit Strukturwandel oder<br />

Fachkräftemangel zu kämpfen haben.<br />

Daran knüpfe ich jetzt mit meinem<br />

Vorschlag für ein „Arbeit-vonmorgen-Gesetz“<br />

an. Nehmen Sie die<br />

Automobilindustrie: Der Umstieg in<br />

den Antriebstechnologien wirdinZukunft<br />

andereQualifikationen vonden<br />

Beschäftigten erfordern. Weiterbildung<br />

ist deshalb das Aund O. Wir<br />

müssen die Beschäftigungsfähigkeit<br />

der Arbeitnehmer erhalten.<br />

IstQualifizierung in Zeiten vonFachkräftemangel<br />

nicht allein Sache der<br />

Arbeitgeber?<br />

Natürlich ist es in erster Linie Aufgabe<br />

der Unternehmen, sich um die<br />

Weiterbildung ihrer Beschäftigten zu<br />

kümmern. Das bleibt auch künftig<br />

so. Esgeht auch nicht darum, diese<br />

Investitionen zu ersetzen.Wirwollen<br />

Anreize schaffen –gerade für kleine<br />

und mittlere Unternehmen. Wer in<br />

Weiterbildung investiert, den können<br />

wir unterstützen. Aber ohne eigene<br />

Investitionen gibt es auch künftig<br />

keine Unterstützung.<br />

DieIGMetall warnt vorindustriellen<br />

Wüsten, die entstehen könnten, sollten<br />

in der Autoindustrie massiv Arbeitsplätzeabgebaut<br />

werden müssen.<br />

Schwarzmalerei oder realistisches<br />

Szenario?<br />

Es ist die gemeinsame Aufgabe<br />

von Staat, Arbeitgebern und Gewerkschaften,<br />

die Transformation<br />

unsererWirtschaft aktiv zu gestalten.<br />

Und zwar ohne Strukturbrüche.Wir<br />

haben die Chance,das hinzubekommen.<br />

In der Automobilindustrie<br />

etwa geht es nicht nur um neue Antriebe,sondernauch<br />

um die Digitalisierung<br />

der Produktion. Das betrifft<br />

nicht nur große Unternehmen wie<br />

BMW, Daimler und VW, sondern die<br />

gesamte Zulieferindustrie bis hin zu<br />

kleinsten Unternehmen. Und es<br />

hängen viele Regionen an dieser<br />

Flaggschiff-Industrie.<br />

DieSPD sucht gerade eine neue Führung.<br />

Sind Sie eigentlich froh, nicht<br />

kandidieren zu müssen?<br />

Ich freue mich, dass wir starke<br />

Kandidatinnen und Kandidaten haben.<br />

Jetzt haben die Mitglieder das<br />

Wort. Dieses Land braucht eine<br />

starke SPD. Und die SPD braucht<br />

eine starke Führung mit Erfahrung<br />

und Durchsetzungskraft. Die Sozialdemokratie<br />

hat die Aufgabe, diese<br />

Gesellschaft zusammenzuhalten.<br />

Raus aus der GroKooder drin bleiben<br />

–bei derVorsitzenden-Kür ist das eine<br />

der entscheidenden Fragen. Stehen<br />

die SPD-Bundesminister ohne Wenn<br />

und Aber für eine Fortsetzung der Koalition?<br />

Es gibt in den nächsten Wochen<br />

und Monaten viel zu entscheiden.<br />

Wir müssen mehr investieren: in<br />

Schulen, Straßen, in unser digitales<br />

Netz. Und wir brauchen Lösungen<br />

beim Klimaschutz und bei Fragen<br />

des sozialen Ausgleichs und bei der<br />

Grundrente. Wenn wir das gemeinsam<br />

in der Koalition schaffen, bin ich<br />

für weiterregieren. Ich will, dass<br />

diese Regierung erfolgreich für<br />

Deutschland arbeitet.<br />

DasGespräch führte<br />

Rasmus Buchsteiner.<br />

Expedition in eine fremde Heimat<br />

Familienministerin Giffey begibt sich auf Sommerreise nach Brandenburg und Sachsen. Sie versucht herauszufinden, warum die Menschen nicht SPD wählen<br />

VonSabine Rennefanz, Radebeul<br />

Kurz vor den Landtagswahlen in<br />

Brandenburg und Sachsen versucht<br />

Bundesfamilienministerin<br />

Franziska Giffey, auf ihrer Sommertour<br />

den Osten zu ergründen. „Wie<br />

ist die Lage nach dreißig Jahren Mauerfall,<br />

warum wählen die Leute AfD,<br />

das interessiert mich“, sagte die<br />

SPD-Politikerin zum Auftakt. Man<br />

müsse viel stärker mit den Menschen<br />

ins Gespräch kommen und<br />

zuhören. In Brandenburg und Sachsen<br />

wird am1.September gewählt.<br />

Die AfD könnte stärkste Partei werden.<br />

Für die SPD sieht es mies aus,<br />

sie liegt in Umfragen in Sachsen bei<br />

acht Prozent.<br />

Giffey stammt selbst aus einem<br />

Dorf bei Fürstenwalde, war elf Jahre<br />

alt beim Mauerfall. Sie redet über<br />

ihre eigenen Erfahrungen. Ihre Eltern<br />

sind nach der Wende auch arbeitslos<br />

geworden, mussten sich neu<br />

orientieren. Ihre Mutter war Buchhalterin,<br />

ihr Vater Kfz-Mechaniker.<br />

Giffeys Reise führte sie in die Industriestadt<br />

Eisenhüttenstadt, die<br />

seit der Wende die Hälfte ihrer Einwohner<br />

verloren hat, zu einer Rückkehreragentur<br />

nach Finsterwalde,<br />

zum Bürgerdialog im sächsischen<br />

Riesa und in ein Familienzentrum<br />

nach Radebeul. Immer wieder fragt<br />

sie, wie es den Menschen gehe, woher<br />

die Wutund die Unzufriedenheit<br />

kämen. Auf offene Wut trifft die Ministerin<br />

aber wenig.<br />

Die Themen, die die Menschen<br />

bewegen, sind meist aber nicht die<br />

AfD, sondern eher mangelnde Infrastruktur,<br />

überbordende Bürokratie,<br />

fehlende Erzieherinnen. In Eisenhüttenstadt<br />

spaziertGiffey durch die<br />

sanierte Stadt, spricht Passanten an,<br />

erkundigt sich nach der Lebensqualität.<br />

Die mangelnden Bahn-Verbin-<br />

Franziska Giffeymit Bürgermeister Frank Balzer in Eisenhüttenstadt<br />

dungen nach Berlin seien ein Problem,<br />

sagt der Bürgermeister Frank<br />

Balzer.<br />

Giffey tritt auf wie die Kommunalpolitikerin,<br />

die sie als Neuköllner<br />

DPA/PATRICK PLEUL<br />

Bürgermeisterin war.Sie wirkt vorallem<br />

in ihrem Element, wenn sie mit<br />

Bürgern redet. Sie fragt immer wieder<br />

nach Erfahrungen in der Wendeund<br />

Transformationszeit. Sie sucht<br />

Antworten auf die Frage nach dem<br />

Erfolg der AfD,kommt aber oft nicht<br />

weiter: „Es muss in der Belegschaft<br />

AfD-Anhänger geben, aber ich<br />

kenne die nicht. Wirreden hier nicht<br />

viel über Politik“, sagt der Betriebsratschef<br />

des Chemiebetriebs Wacker<br />

in Riesa, Göran Gust.<br />

Das Chemiewerk in Riesa existierte<br />

schon zu DDR Zeiten und<br />

wurde 1998 von dem Münchner<br />

Konzern Wacker übernommen. „Es<br />

hat mich schon nachdenklich gemacht,<br />

wenn ich sehe,dass die Chefs<br />

und selbst die Pressefrau alle aus<br />

dem Westen kommen und die Arbeiter<br />

aus dem Osten“, sagt Ministerin<br />

Giffey nach dem Besuch. Es brauche<br />

mehr ostdeutsche Führungskräfte.<br />

Giffey selbst ist eine der wenigen<br />

Ostdeutschen im Kabinett, und<br />

nachdem sie als Hoffnungsträgerin<br />

gehandelt wurde,ist ihreZukunft als<br />

Ministerin gerade unsicher. Derzeit<br />

wird geprüft, ob ihre Doktorarbeit<br />

von vor zehn Jahren ein Plagiat war.<br />

Wenn der Prüfungsausschuss der<br />

Freien Universität ihr den Titel aberkennt,<br />

wolle sie ihr Amt niederlegen.<br />

Das hatte sie vergangene Woche erklärt.<br />

In dem Zusammenhang hatte<br />

sie auch eine Kandidatur für den<br />

SPD-Vorsitz ausgeschlossen.<br />

Viele waren davon enttäuscht.<br />

Auch auf der Reise begegnen ihr<br />

Fans.„Bleiben Siestarkwie ein Bär“,<br />

ruft ihr ein Eisenhüttenstädter Genosse<br />

hinterher. Manche sehen sie<br />

als Ministerin auf Abruf.<br />

Doch dem Eindruck, dass mit ihr<br />

in der Politik nicht mehr zu rechnen<br />

sei, falls sie den Titel verliert, tritt sie<br />

entgegen: „Ich bin ein politischer<br />

Mensch, und es gibt so viel zu tun. Ich<br />

habe weiter vor, sozialdemokratische<br />

Politik zu machen“, sagt sie.Sie wirkt<br />

gelöst, fast erleichtert. Es gibt in der<br />

SPD noch andereAufgaben.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 5 *<br />

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Politik<br />

SPD will<br />

Ausbildung im<br />

Irak beenden<br />

Aufklärungsflugzeuge sollen<br />

weiter den IS bekämpfen<br />

VonDaniela Vates<br />

In der Koalitionsdebatte um die<br />

Verlängerung des Bundeswehr-<br />

Einsatzes in Irak und Syrien plädiert<br />

die SPD für eine Veränderung der<br />

Mission der deutschen Soldaten. Besonders<br />

eine Fortsetzung der Ausbildung<br />

vonirakischen und kurdischen<br />

Sicherheitskräften durch die Bundeswehr<br />

sieht die SPD skeptisch.<br />

„Es gibt keine zwingenden<br />

Gründe, den Ausbildungseinsatz im<br />

Irak fortzusetzen“, sagte SPD-Außenpolitiker<br />

Nils Schmid der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland). DieStabilisierung des<br />

Landes sei dringend nötig. Allerdings<br />

müsse hier künftig ein größererSchwerpunkt<br />

auf der wirtschaftlichen<br />

Stärkung liegen, so Schmid.<br />

Kompromiss mit der Ministerin<br />

Ein Kompromissangebot an Verteidigungsministerin<br />

Annegret Kramp-<br />

Karrenbauer (CDU), die das Mandat<br />

verlängern will, könnte offenbar in<br />

der Fortsetzung der Aufklärungsflüge<br />

durch deutsche Tornado-<br />

Kampfflugzeuge bestehen.<br />

Zwar sei auch diese Entscheidung<br />

noch offen, betonte SPD-Politiker<br />

Schmid. Man müsse allerdings feststellen,<br />

„dass die Zusage des Verteidigungsministeriums,<br />

für eine Ablösung<br />

des deutschen Engagements zu<br />

sorgen, nicht eingehalten wird“. Die<br />

Fähigkeiten, die die Bundeswehr mit<br />

der Luftwaffe in den Einsatz einbringe,<br />

könnten von Partnernationen<br />

offenbar nicht ersetzt werden.<br />

Ein Bundeswehrsoldat (l.) bei der Ausbildung<br />

von kurdischen Peschmerga DPA<br />

Auch SPD-Verteidigungsexpertin<br />

Siemtje Möller sagte, die Ausbildungsaufgaben<br />

der deutschen Soldaten<br />

umfassten zum Teil Basisaufgaben.<br />

Es sei fraglich, ob dies „militärisch<br />

sinnvoll“ sei. Sie frage sich,<br />

„ob wir den Soldaten dafür zumuten<br />

sollten, sich in so eine Bedrohungslage<br />

zu begeben“, so Möller.<br />

Kramp-Karrenbauer hatte zuvor<br />

erneut betont, sie halte es für sinnvoll,<br />

das Bundeswehr-Mandat für<br />

den Anti-IS-Kampf zu verlängern,<br />

weil der IS zwar zurückgedrängt sei,<br />

aber weiter ein Risiko darstelle.<br />

Das Mandat der Bundeswehr für<br />

den Einsatz im Irak und in Jordanien<br />

endet am 31. Oktober. ImRahmen<br />

eines von der Nato unterstützten<br />

Kampfes gegen die Terrormiliz Islamischer<br />

Staat fliegt die Bundeswehr<br />

von Jordanien aus Überwachungsflüge<br />

über dem Irak und Syrien. Im<br />

Irak bilden deutsche Soldaten Sicherheitskräfte<br />

aus. Das Mandat hat<br />

eine Obergrenze von 850 Soldaten.<br />

Im Einsatz sind derzeit etwa 450.<br />

Deutschland steht international<br />

unter Druck, sich weiter am Kampf<br />

gegen den IS zu beteiligen, wie sich<br />

beim Besuch von Kramp-Karrenbauer<br />

zeigte. Die irakische Führung<br />

wolle, dass Deutschland sein Engagement<br />

fortführeund möglichst verstärke,<br />

hatte die CDU-Chefin nach<br />

ihren Gesprächen in Bagdad erklärt.<br />

Auch für die Führung der internationalen<br />

Militärkoalition wäreein möglicher<br />

Abzug deutscher Soldaten, die<br />

die Luftaufklärung über Syrien praktisch<br />

vollständig übernommen haben,<br />

ein „schwerer Schlag“.<br />

Angriff auf die Rathäuser<br />

Präsident Erdogan erhöht mit der Absetzung von HDP-Bürgermeistern den Druck auf die Opposition<br />

VonFrank Nordhausen<br />

Jeder kann wählen, wenerwill –<br />

außer er stimmt für die Opposition.<br />

So geht ein bekannter<br />

Witz über die „fortgeschrittene<br />

Demokratie“ des türkischen Präsidenten<br />

Recep Tayyip Erdogan. Mit<br />

der Absetzung der Bürgermeister der<br />

drei wichtigsten kurdisch geprägten<br />

Provinzmetropolen hat der Staatschef<br />

am Montag die nächste rote Linie<br />

bei seiner Schussfahrt indie Tyrannei<br />

genommen. Dengeschassten<br />

Bürgermeistern der prokurdischen<br />

HDP wird „Terrorunterstützung“<br />

durch Umleitung kommunaler Gelder<br />

an die verbotene kurdische Arbeiterpartei<br />

PKK unterstellt, ohne<br />

dass es dafür Beweise gibt. So wurde<br />

etwa der Bürgermeister im südostanatolischen<br />

Mardin, Ahmet Türk,<br />

2016 schon einmal mit den gleichen<br />

Vorwürfen abgesetzt, aber für die<br />

Kommunalwahlen vomMärzwieder<br />

zugelassen, weil ihm kein Fehltritt<br />

nachzuweisen war. Türk holte 56<br />

Prozent der Stimmen.<br />

Mit den antidemokratischen<br />

Maßnahmen hat Erdogan die Resultate<br />

der Kommunalwahlen in Diyarbakir,<br />

Mardin und Vanpraktisch annulliert.<br />

Er wiederholt damit seine<br />

willkürliche Aufhebung des Wahlresultats<br />

in Istanbul und beweist erneut,<br />

dass er seine Herrschaft inzwischen<br />

auf autoritäre Machtmittel<br />

stützen muss. Inder Türkei zweifelt<br />

kaum jemand daran, dass weitere<br />

Absetzungen wie nach dem Putschversuch<br />

vomJuli 2016, als 95 von103<br />

gewählten HDP-Bürgermeistern gefeuert<br />

wurden, folgen werden. Die<br />

Opposition spricht von einem „zivilen<br />

Putsch“.<br />

Rache für Kommunalwahlen<br />

Warum aber geht Erdogan gerade<br />

jetzt gegen die Kurdenvertreter vor?<br />

Die einfachste Erklärung ist Rache<br />

für die Kommunalwahlen. Im Wahlkampf<br />

hatte Erdogan den Kurden bei<br />

„falscher Wahl“ bereits mit erneuter<br />

Absetzung der Bürgermeister gedroht.<br />

Doch trotz einer gewaltigen<br />

Propagandaschlacht der islamischen<br />

Regierungspartei AKP wählte<br />

Kurdistan wieder die HDP und fegte<br />

die Staatskommissare aus den Rathäusern.<br />

Als die HDP-Bürgermeister dann<br />

die Bücher prüften, stellten sie fest,<br />

dass Erdogans Zwangsverwalter öffentliche<br />

Gelder in unglaublichem<br />

Ausmaß verschwendet hatten. Doch<br />

es wärezueinfach, die Absetzung der<br />

Bürgermeister nur mit verlorenen Finanzquellen<br />

der AKP zu erklären.<br />

Protest gegen die Absetzung der Bürgermeister in Diyarbakir.<br />

Dreiergipfel: Inmitten der<br />

Eskalation der Gewalt in der<br />

syrischen Rebellenbastion<br />

Idlib wollen die Präsidenten<br />

der Türkei, Russlands und<br />

des Irans, Recep Tayyip Erdogan,<br />

Wladimir Putin und Hassan<br />

Ruhani am 16. September<br />

in Ankara zu einem<br />

neuen Syrien-Gipfel zusammenkommen,<br />

teilte Erdogans<br />

Sprecher mit.<br />

SYRIEN-TREFFEN<br />

Agenda: Die Staatsführer<br />

würden bei dem Treffen über<br />

die Situation in Idlib,die Bildung<br />

einer Verfassungskommission<br />

und die Fortsetzung<br />

des politischen Prozesses<br />

diskutieren, erklärte Kalin.<br />

Seit 2017 streben sie gemeinsam<br />

eine militärische<br />

Deeskalation und eine politische<br />

Lösung an. Das letzte<br />

Treffen fand im Februar statt.<br />

AFP/ILYAS AKENGIN<br />

Allianzen: Die Türkei, Russland<br />

und der Iran stehen im<br />

Syrien-Konflikt auf entgegengesetzten<br />

Seiten. Während<br />

Russland und der Iran den<br />

syrischen Machthaber Baschar<br />

al-Assad unterstützen,<br />

steht die Türkei aufseiten der<br />

Opposition. Erdogan will damit<br />

auch Einfluss auf die Entwicklung<br />

in der syrischen<br />

Kurdenregion nehmen.<br />

Vonreich bis abgehängt<br />

Vorallem geht es um das große<br />

Spiel der Region, den Syrien-Konflikt<br />

und die zukünftige Stellung der Kurden.<br />

Mit der Absetzung der kurdischen<br />

Bürgermeister hat Erdogan<br />

Hoffnungen auf neue Friedensverhandlungen<br />

eine Absage erteilt und<br />

signalisiert den Kurden, dass sie mit<br />

Wahlen nichts erreichen können.<br />

Die Razzien kamen zudem in dem<br />

Moment, da die Verhandlungen Ankaras<br />

mit den USA über die Einrichtung<br />

einer „Sicherheitszone“ in der<br />

syrischen Kurdenregion erneut feststecken.<br />

Indem Erdogan den„Kampf<br />

gegen den Terror“ wieder an die Heimatfront<br />

verlegt, lenkt er innenpolitisch<br />

von seinem Unvermögen ab,<br />

die angekündigte Militärintervention<br />

gegen die mit den USA verbündete<br />

und mit der PKK verbundene<br />

syrische Kurdenmiliz YPG durchzuführen.<br />

Zudem versucht er damit,<br />

den Druck auf die Kurden zu erhöhen,<br />

sich dem türkischen „Pufferzonen“-Diktat<br />

zu beugen.<br />

Misstrauen der Kommandeure<br />

Das ist die Rückkehr zur alten türkischen<br />

Kurdenpolitik, die auf brutale<br />

Repression setzt. Diese Politik ist seit<br />

40 Jahren gescheitertund hat nur die<br />

kurdische Bewegung gestärkt. Statt<br />

einzulenken, dürften die YPG-Kommandeure<br />

nun deutlich misstrauischer<br />

auf Versuche der US-Verbündeten<br />

reagieren, ihnen die Sicherheitszone<br />

unter türkischer Beteiligung<br />

schmackhaft zu machen. Die<br />

YPG kann 100 000 Kämpfer mobilisieren<br />

und ist mit modernsten US-<br />

Waffen ausgerüstet. Bisher istesden<br />

US-Unterhändlern nicht gelungen,<br />

einen Keil zwischen YPG und PKK zu<br />

treiben. Die Absetzung der kurdischen<br />

Bürgermeister dürfte daran<br />

nichts ändern. Im Gegenteil, sie<br />

könnte sich als ebenso schwerer politischer<br />

Fehler erweisen wie die Entscheidung,<br />

in Istanbul Neuwahlen<br />

durchzuführen –was die Opposition<br />

stärkte und den Wahlgewinner Imamoglu<br />

zum neuen Hoffnungsträger<br />

machte.<br />

Bisher reagiert die nicht-kurdische<br />

Opposition mit verbalem Protest.<br />

Zwar wird sie für kurdische Belange<br />

nicht auf die Straße gehen.<br />

Sollte Erdogan aber planen, auch in<br />

Istanbul und Ankara die gewählten<br />

Bürgermeister abzusetzen, riskiert<br />

er einen Volksaufstand.<br />

Frank Nordhausen hält Erdogans<br />

Vorgehen für ein<br />

Zeichen vonSchwäche.<br />

Deutsche Regionen im Statistik-Vergleich: Landkreise im Umfeld von großen Städten sind im Vorteil, vor allem im Westen<br />

Deutschland ist nach einer neuen<br />

Studie weit von gleichwertigen<br />

Lebensverhältnissen in seinen verschiedenen<br />

Regionen entfernt. Das<br />

geht aus dem„Teilhabeatlas Deutschland“<br />

des Berlin-Instituts für Bevölkerung<br />

und Entwicklung hervor, der am<br />

Donnerstag in Berlin vorgestellt<br />

wurde.Die Autoren der Studie haben<br />

rund 400 Städte und Kreise anhand<br />

von acht Indikatoren untersucht: Lebenserwartung,<br />

kommunale Steuerkraft,<br />

Hartz-IV-Quoten, Schulabgänger<br />

ohne Hauptschulabschluss, das<br />

jährlich verfügbare Haushaltseinkommen<br />

je Einwohner, das Wanderungssaldo<br />

der 18- bis 29-Jährigen,<br />

Internetkapazitäten sowie die Nahversorgung<br />

mit Alltagsgütern, öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln und Dienstleistungen<br />

von Ärzten bis Schulen.<br />

Grundlage waren Statistiken der<br />

Jahre2013 bis 2017.<br />

Die Besten: Dazu zählen die Autoren<br />

reiche Großstädte und ihre Speckgürtel<br />

wie München, Stuttgart,<br />

Frankfurt am Main, Düsseldorf,<br />

Hamburg und Wolfsburg. Insgesamt<br />

sind es fast 20 Kreise.Diese Regionen<br />

zeichnen sich durch sehr hohe Einkommen,<br />

sehr hohe Steueraufkommen,<br />

sehr viel Zuzug, eine sehr gute<br />

Nahversorgung, eine hohe Lebenserwartung,<br />

schnelles Internet und<br />

nur einen mittleren Anteil von<br />

Schulabbrechern und Hartz-IV-Beziehernaus.<br />

Ziemlich attraktiv: Hierzu zählen<br />

Großstädte wie Köln, Hannover,<br />

Dresden, Aachen, Potsdam und Jena<br />

– insgesamt rund 50 überwiegend<br />

kreisfreie Städte oder Landkreise mit<br />

großen Kreisstädten. Typisch für sie<br />

sind sehr viel Zuzug, hohe Steueraufkommen,<br />

eine sehr gute Nahversorgung<br />

und schnelles Internet. Es gibt<br />

aber lediglich mittlere Einkommen<br />

und eine mittlere Lebenserwartung.<br />

DieZahl der Schulabbrecher liegt im<br />

Mittelfeld. Eine Hartz-IV-Quote von<br />

rund zehn Prozent weist allerdings<br />

schon auf einige Problemlagen hin.<br />

Mit Problemzonen: In dieser Gruppe<br />

sind rund 50 fast ausschließlich kreisfreie<br />

Städte mit Problemlagen. Als ty-<br />

pisch gelten etwa Berlin, Leipzig,<br />

Chemnitz, Erfurt, Bremen,viele Ruhrgebietsstädte<br />

und Saarbrücken. Es<br />

sind vorallem Städte,die einen harten<br />

Strukturwandel hinter sich haben.<br />

Ähnliche Merkmale sind viel Zuzug,<br />

eine sehr gute Nahversorgung und<br />

schnelles Internet –aber auch sehr<br />

hohe Hartz-IV-Quoten, geringe Einkommen,<br />

nur ein mittleres Steueraufkommen,<br />

viele Schulabbrecher und<br />

geringereLebenserwartung.<br />

Starkes Stück Land: Es geht um erfolgreiche<br />

ländliche Regionen. Diese<br />

rund 90 Kreise liegen vorwiegend im<br />

wirtschaftsstarken Süden, in Baden-<br />

Württemberg und im Südwesten<br />

Bayerns. Im Norden finden sich nur<br />

vereinzelt Kreise im Speckgürtelgrößerer<br />

Städte etwa im Rheinland oder<br />

rund um Hamburg. In Ostdeutschland<br />

schafft es nur der Kreis Dahme-<br />

SpreewaldimSüden Berlins in diese<br />

Kategorie. Typisch sind hohe Einkommen,<br />

hohes Steueraufkommen,<br />

eine geringe Hartz-IV-Quote,ein geringer<br />

Anteil an Schulabbrechern<br />

und eine hohe Lebenserwartung.<br />

Geht so: Ländliche Regionen mit vereinzelten<br />

Problemen. Als typisch gelten<br />

etwa die Landkreise Osnabrück<br />

und Oldenburg. Die rund 130 Kreise<br />

konzentrieren sich in Westdeutschland.<br />

In den östlichen Bundesländern<br />

fallen nur einzelne Kreise, die an<br />

Großstädte wie Berlin, Dresden oder<br />

Leipzig angrenzen, in diese Kategorie.<br />

Sie alle liegen bei Hartz-IV-Quoten,<br />

Einkommen, Steuern, Schulabbrechern,<br />

Internet und Lebenserwartung<br />

im mittleren Bereich. Es gibt<br />

eine leichte Abwanderung und nur<br />

eine sehr geringe Nahversorgung.<br />

Abgehängt: Das sind die Regionen<br />

mit sehr ungünstigen statistischen<br />

Daten. Die fast 60 ländlichen Kreise<br />

liegen überwiegend in Ostdeutschland<br />

sowie vereinzelt in Schleswig-<br />

Holstein, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz<br />

und im Saarland. Kennzeichen<br />

sind eine hohe Hartz-IV-<br />

Quote, geringe Einkommen,<br />

geringes Steueraufkommen, ein sehr<br />

hoher Anteil von Schulabbrechern,<br />

eine geringe Lebenserwartung,<br />

starke Abwanderung. (dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Bund der Steuerzahler<br />

klagt gegen Soli<br />

Unmittelbar nach der vomBund beschlossenen<br />

Teilabschaffung des Solidaritätszuschlags<br />

ab 2021 hat ein<br />

Ehepaar aus Bayern Klage gegen die<br />

Sonderabgabe eingereicht. Anlass<br />

sei die feste Absicht der Bundesregierung,<br />

die Ergänzungsabgabe<br />

auch im Jahr 2020 vonBürgernund<br />

Betrieben weiter zu erheben, teilte<br />

der Bund der Steuerzahler (BdSt) am<br />

Donnerstag in Berlin mit. DerVerband<br />

unterstützt das Ehepaar bei der<br />

Musterklage. (dpa)<br />

Waffenfund im Fall Lübcke:<br />

Keine weiteren Informationen<br />

DieSonderkommission zum Mordfall<br />

Lübcke darfnach den Worten<br />

vonHessens Innenminister Peter<br />

Beuth keine Informationen zu den<br />

46 beschlagnahmten Schusswaffen<br />

herausgeben. Dies geschehe auf Anordnung<br />

des Generalbundesanwalts,umlaufende<br />

Ermittlungen<br />

nicht zu gefährden, sagte der CDU-<br />

Politiker am Donnerstag. (dpa)<br />

Deutlich mehr Radfahrer bei<br />

Verkehrsunfällen getötet<br />

Mit weißen Fahrrädernwird in Berlin an<br />

tödlich verunglückte Radler erinnert. DPA<br />

Nach vorläufigen Angaben des Statistischen<br />

Bundesamtes vomDonnerstag<br />

sind im ersten Halbjahr 2019<br />

bei etwas mehr Verkehrsunfällen<br />

insgesamt zwar weniger Menschen<br />

ums Leben gekommen als im Vorjahreszeitraum.<br />

In den ersten fünf<br />

Monaten erreichte die Zahl der getöteten<br />

Radfahrer aber einen neuen<br />

Höchststand. 2019 kamen vonJanuar<br />

bis Mai158 Radfahrer ums Leben,<br />

das waren 16 (11,3 Prozent)<br />

mehr als im Vorjahreszeitraum. Insgesamt<br />

starbenimersten Halbjahr<br />

1465 Menschen im Straßenverkehr,<br />

40 weniger als voreinem Jahr. (dpa)<br />

Morddrohungen gegen<br />

Landesministerin Köpping<br />

Unbekannte haben Sachsens Integrationsministerin<br />

PetraKöpping (SPD)<br />

mit dem Tode bedroht. Eine konkrete<br />

Morddrohung sei voreiner Buchlesung<br />

am Mittwochabend im nahe<br />

Leipzig gelegenen Brandis eingegangen,<br />

berichtete die„LeipzigerVolkszeitung“.<br />

Eine Sprecherin vonKöppings<br />

Ministerium bestätigte die Darstellung<br />

am Donnerstag. Demnach wurde<br />

die Lesung mit erhöhter Polizeipräsenz<br />

abgehalten. (AFP)<br />

SPD legt deutschlandweit<br />

zu, verliertaber in Sachsen<br />

DieSPD in Sachsen nähertsich nach<br />

einer neuen Umfrage allmählich der<br />

5-Prozent-Marke.Laut einer neuen<br />

Vorwahlumfrage für die ARD steht<br />

die Partei nur noch bei 7Prozent. Im<br />

Deutschlandtrend allerdings legte<br />

die Partei um zwei Prozentpunkte zu<br />

und liegt bundesweit nun bei 14 Prozent<br />

der Stimmen. DieCDU kommt<br />

in Sachsen derzeit auf 30 Prozent<br />

und legt damit um 4Prozentpunkte<br />

zu. DieLinke käme auf 16 Prozent,<br />

die Grünen auf 11 Prozent, die AfD<br />

auf 24. In Brandenburgliegt die AfD<br />

mit 22 Prozent gleichauf mit der SPD.<br />

DieCDU liegt bei 18, die Linke bei 15<br />

und die Grünen bei12Prozent. Die<br />

FDP erreicht 5Prozent. (dpa)


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />

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Made in Berlin<br />

BERLINER BEKANNTE<br />

Berlin ist bei der Rente eine geteilte Stadt<br />

Durchschnittlicher Rentenzahlbetrag in Euro, von Neurentnern 2018<br />

NEU IN DER STADT<br />

Bankenstadt<br />

an der<br />

Spree<br />

861,65<br />

1081,31<br />

929,41<br />

Kraftwerksbau<br />

am Park in<br />

Mitte<br />

VonTheresa Dräbing<br />

Die Deutsche Bank wurde nicht<br />

etwa in Frankfurt amMain gegründet,<br />

sonderninBerlin. Daserste<br />

Büro der Deutschen Bank eröffnete<br />

1870 in der Französischen Straße 21<br />

in Mitte. Essoll ein unscheinbares<br />

Haus gewesen sein, allein in der ersten<br />

Etage waren Geschäftsräume angemietet.<br />

Bald erfolgte der Umzug.<br />

Man zog in das damalige <strong>Berliner</strong><br />

Bankenviertel, das sich in dieser Zeit<br />

in der nördlichen Friedrichstadt befand.<br />

Der neue Gebäudeblock der<br />

Deutschen Bank wurde über drei<br />

Straßenzüge hinweg –Mauerstraße,<br />

Behrenstraße und Französische<br />

Straße –hochgezogen.<br />

DasGeschäft lief gut an. Laut zeitgeschichtlichem<br />

Archiv der Deutschen<br />

Bank verbuchte sie auf fast allen<br />

Konten steigende Umsätze, während<br />

viele andere Institute im Boom<br />

der Gründerjahre wieder abgewickelt<br />

werden mussten.<br />

FrankfurtamMain kam erst später<br />

Der Expansion stand also nichts im<br />

Wege.Die erste Zweigstelle entstand<br />

in Bremen, kurz darauf folgte Hamburg,<br />

die ersten ausländischen<br />

Standorte waren China, Japan, USA<br />

und London als wichtigster internationaler<br />

Bankenplatz. Bisschließlich<br />

1886 auch in FrankfurtamMain Fuß<br />

gefasst wurde, damals jedoch nur<br />

mit der dritten inländischen Filiale.<br />

Und dann ging es Schlag auf<br />

Schlag: 1910 war die Deutsche<br />

Bank das größte Finanzinstitut<br />

Deutschlands, 1914 sogar für kurze<br />

Zeit die kapitalstärkste Bank der<br />

Welt. Doch mit dem Ersten Weltkrieg<br />

war das vorbei und damit der<br />

längjährige Höhenflug. Kriegsnachwehen,<br />

allgemeine Bankenkrise,<br />

Inflation, im Dritten Reich<br />

schließlich Unterordnung im NS-<br />

Staat –ein eigenes grausames Kapitel.<br />

Am Ende des Zweiten Weltkriegs<br />

stand sie zersplittert da. Erst<br />

nach Gründung der Bundesrepublik<br />

gelang ein allmählicher Neuanfang<br />

–Ende 1957 mit einer Zentrale<br />

in FrankfurtamMain.<br />

Dass die Deutsche Bank heute,<br />

rund 60 Jahre später, imruhigeren<br />

Fahrwasser liegt, kann man wohl<br />

nicht behaupten. Derzeit wird der<br />

größte Stellenabbau in der Geschichte<br />

der Bank vorbereitet, der<br />

Konzern steckt tief in der Krise. Und<br />

Berlin? Steht schon lange als klassischer<br />

Bankenstandort weit im Hintergrund.<br />

In der Finanzbranche haben in<br />

der Hauptstadt andere die Nase<br />

vorne. Junge Digital-Konkurrenten,<br />

Fintechs, die Teile des Finanzgeschäfts<br />

digitalisieren und sich bemerkbar<br />

machen, auch im Stadtbild.<br />

So sitzt zum Beispiel Finleap, ein<br />

Company Builder von Fintech-Unternehmen<br />

in einem ehemaligen<br />

Gebäude der <strong>Berliner</strong> Bank, in der<br />

Hardenbergstraße 32. In den letzten<br />

Jahren vor der Abwicklung war die<br />

<strong>Berliner</strong> Bank ein Tochterunternehmen<br />

der Deutschen Bank.<br />

Auch in dem alten Gebäudekomplex<br />

der Deutschen Bank in der früheren<br />

Bankenstadt sitzen heute andere.<br />

Zum Teil werden die Räume<br />

von Bundesbehörden genutzt, anderestehen<br />

leer.<br />

Die ersten Büroräume der Deutschen<br />

Bank in der Französischen Straße. WIKIPEDIA<br />

Zumindest auf den ersten<br />

Blick beziehen Ostrentner<br />

die höchsten Renten. Wer<br />

2018 in Rente gegangen ist,<br />

bekam laut Deutscher Rentenversicherung<br />

Bund im Osten im Schnitt<br />

1024,20 Euro Altersrente, imWesten<br />

waren es 895,50 Euro.Durchweg<br />

liegen die neuen Bundesländer<br />

vorn –mit Ost-Berlin an der Spitze.<br />

Das liegt allerdings zum überwiegenden<br />

Teil an den Ost-Frauen, die<br />

aufgrund längerer Erwerbstätigkeit<br />

und geringerer Lohnunterschiede<br />

zu DDR-Zeiten höhere Renten bekommen<br />

als Frauen im Westen.<br />

Auch aber daran, dass im Osten insgesamt<br />

länger in die Rente eingezahlt<br />

worden ist. Viele kurze Versicherungszeiten<br />

im Westen senken<br />

den Schnitt in der Statistik. Würde<br />

man die gleiche Versicherungsdauer<br />

zugrunde legen, würde dann<br />

doch der Westen bei der Höhe der<br />

Bezüge vorneliegen.<br />

Das relativ hohe Ostniveau wird<br />

außerdem bald der Vergangenheit<br />

angehören, prognostiziert Johannes<br />

Geyer, Rentenexperte des DIW Berlin.<br />

„Die Rentenangleichung hat<br />

langfristig zur Folge, dass jüngere<br />

Jahrgänge in Ostdeutschland tendenziell<br />

verlieren“, so Geyer.<br />

Denn es soll Schluss sein mit der<br />

unterschiedlichen Berechnung der<br />

Rente.Die Rente berechnet sich vom<br />

aktuellen Rentenwert und den im<br />

Laufe des Erwerbslebens erworbenen<br />

Entgeltpunkten. Im Osten aber<br />

wird derzeit noch der meist niedrigere<br />

Verdienst hochgewertet, sodass<br />

mehr Rentenpunkte erworben werden.<br />

Im Zuge der schrittweisen Rentenangleichung<br />

wird der aktuelle<br />

Rentenwert inOstdeutschland jährlich<br />

angehoben, zuletzt zum 1. Juli<br />

2019. Gleichzeitig wird der Umrechnungsfaktor,<br />

der die Löhne höher<br />

wertet, abgesenkt, sodass schließlich<br />

ab 2025 mit gesamtdeutschenWerten<br />

gerechnet werden kann.<br />

Doch wie wirkt sich das auf Ostrentner<br />

aus?<br />

„Die Renten heutiger Rentner,die<br />

auf ostdeutschen Erwerbsbiografien<br />

beruhen, werden aufgrund der Angleichung<br />

nicht sinken“, macht die<br />

Deutsche Rentenversicherung Bund<br />

auf Nachfrage deutlich. „Sie werden<br />

im Gegenteil bis 2025 voraussichtlich<br />

sogar schneller steigen, als das<br />

nach bisherigem Recht der Fall gewesen<br />

wäre“, so eine Sprecherin.<br />

Es kommt auf das Lohnniveau an<br />

Dem widerspricht auch Geyer vom<br />

DIW Berlin nicht. Ostrentner,die jetzt<br />

schon Zahlungen erhalten, werden<br />

eher profitieren. DasNachsehen würden<br />

aber jüngere Jahrgänge haben.<br />

„Künftige Rentenbezieher im Osten,<br />

die jetzt um die 40 Jahresind, werden<br />

davon voraussichtlich betroffen sein,<br />

Jüngereumdie 20 auf jeden Fall.“<br />

Die Deutsche Rentenversicherung<br />

Bund verneint das nicht. Sie<br />

sagt aber: Obkünftige Rentner von<br />

Rentensteigerung<br />

in Prozent<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2,53 2,50<br />

2<br />

1,67<br />

1<br />

5,95<br />

2,10<br />

4,25<br />

Neue Bundesländer<br />

3,59<br />

1,90<br />

3,22<br />

3,37<br />

3,91<br />

3,18<br />

Alte Bundesländer<br />

0<br />

2014 2015 2016 2017 2018 2019<br />

Berlin-<br />

West<br />

Berlin-<br />

Ost<br />

Ost-Renten<br />

sind am höchsten ...<br />

... doch womöglich nicht mehr lange. Jüngere im<br />

Osten könnten im Zuge der Rentenangleichung<br />

das Nachsehen haben<br />

VonTheresa Dräbing (Text) und<br />

Isabella Galanty (Infografik)<br />

So hoch war die Altersrente von Neurentnern 2018<br />

Durchschnittlicher Rentenzahlbetrag in Euro<br />

insgesamt Frauen Männer Neue Bundesländer<br />

Berlin-Ost<br />

Deutschland<br />

gesamt<br />

Ost<br />

1081,31<br />

1077,11<br />

1085,86<br />

1032,55<br />

Brandenburg 987,50<br />

1078,71<br />

1018,64<br />

Sachsen-<br />

Anhalt 969,32<br />

1072,87<br />

1012,38<br />

Sachsen 961,63<br />

1067,40<br />

Thüringen<br />

945,49<br />

Baden-<br />

Württemberg 739,85<br />

1175,59<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen 697,07<br />

Alterssicherung Anteile am Bruttoeinkommen, gerundet<br />

Gesetzliche Rentenversicherung Andere Alterssicherungsleistungen<br />

Private Vorsorge<br />

Restliche Einkommen<br />

Transferleistungen<br />

West<br />

58% 25 9 1 8<br />

Schleswig-<br />

Holstein<br />

909,12<br />

1159,07<br />

901,31<br />

729,84<br />

1099,79<br />

893,76<br />

Bayern 704,25<br />

1112,53<br />

887,43<br />

Rheinland-<br />

Pfalz 677,06<br />

1138,62<br />

884,68<br />

Bremen 727,85<br />

1065,73<br />

Saarland 615,59<br />

1001,03<br />

949,52<br />

1055,93<br />

999,29<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern 963,62<br />

1036,34<br />

917,02<br />

Hessen 732,18<br />

1125,96<br />

895,10<br />

Hamburg 792,08<br />

1007,68<br />

894,79<br />

Niedersachsen<br />

692,30<br />

1126,93<br />

861,65<br />

Berlin-West 792,62<br />

940,07<br />

860,15<br />

1179,11<br />

90% 3 3 4<br />

QUELLE: DRV<br />

der Rentenangleichung profitieren<br />

oder ihre Renten niedriger ausfallen<br />

als nach bisherigem Recht, hänge<br />

zum großen Teil davon ab, wie<br />

schnell sich die Durchschnittslöhne<br />

in West- und Ostdeutschland weiter<br />

aneinander angleichen.<br />

Die haben sich zwar in den vergangenen<br />

Jahren bereits angenähert,<br />

sind aber noch nicht auf einem Level<br />

–2018 lag der durchschnittliche Monatsbruttoverdienst<br />

im Osten bei<br />

84 Prozentvon dem im Westen. Wird<br />

der Lohn also nicht mehr hochgerechnet,<br />

bekommen im Durchschnitt<br />

alle künftigen Ostrentner weniger<br />

Rentenpunkte.<br />

Das ist auch insofern ein Problem,<br />

wenn man sich anschaut, wie<br />

unterschiedlich sich die Anteile an<br />

der Alterssicherung in Ost und West<br />

zusammensetzen. Denn während<br />

Westrentner nur 58 Prozentihres Alterseinkommens<br />

aus der Altersrente<br />

beziehen und den Rest aus privater<br />

Vorsorge, Vermögen oder anderen<br />

Einnahmen, sind es bei Ostrentnern<br />

90 Prozent. Sieleben fast ausschließlich<br />

von den durchschnittlich<br />

1024,20 Euro Altersrente.Neben der<br />

Angleichung des Lohnniveaus wird<br />

es also auch darauf ankommen, ob<br />

Rentner im Osten vermehrtzuanderen<br />

Altersvorsorgeprodukten greifen,<br />

damit sie im Alter nicht schlechter<br />

dastehen.<br />

Zwei Systeme verschmelzen<br />

Das niedrige Lohnniveau war nach<br />

1990 der Grund, dass im Zuge eines<br />

einheitlichen Rentensystems die<br />

Löhne in Ostdeutschland bei der Berechnung<br />

der Rentenpunkte aufgewertet<br />

worden sind.<br />

Nach der Wiedervereinigung<br />

musste das Rentensystem der DDR,<br />

welches eher als ein Grundversorgersystem<br />

ausgestaltet war und zudem<br />

aus verschiedenen Zusatz- und<br />

Sonderversorgungen bestand, dem<br />

der Bundesrepublik angepasst werden.<br />

DDR-Rentner erhielten rückwirkend<br />

Anwartschaften für ihreBetriebsjahre,<br />

auch Sondersysteme<br />

wurden berücksichtigt.<br />

InsbesondereinBerlin gab es vergleichsweise<br />

viele besserverdienende<br />

Funktionäre, die von Sondersystemen<br />

profitiert haben, die in<br />

die späteren Renten einberechnet<br />

wurden. Das, so sagt Geyer vom<br />

DIW,erklärtauch, warum ein Teil der<br />

Hauptstadt noch mal eine höhere<br />

Rente erhält als die restlichen neuen<br />

Bundesländer.<br />

Und auch in Zukunft könnten<br />

<strong>Berliner</strong> besser wegkommen als die<br />

restlichen Bundesländer im Osten.<br />

Zumindest können sie hoffen, dass<br />

sich die Abschaffung der Höherwertung<br />

der Löhne eher weniger auswirkt.<br />

In der Hauptstadt hatsichdas<br />

Lohnniveau am besten von ganz<br />

Ostdeutschland entwickelt. 2019<br />

liegt es (zusammen mit West-Berlin)<br />

bereits bei 94,5 Prozent im Vergleich<br />

zu Gesamtdeutschland.<br />

Entwicklung des monatlichen<br />

Bruttoverdienstes Durchschnitt in Euro<br />

3300<br />

3000<br />

2700<br />

2710<br />

2400<br />

Alte Bundesländer<br />

2160<br />

2100<br />

Neue Bundesländer<br />

3340<br />

2790<br />

1800<br />

2005 2018<br />

VonJochen Knoblach<br />

Über den Kicker,der gleich hinter<br />

der Eingangstür steht, freut sich<br />

Andreas Schmitz besonders. „Der<br />

musste sein“, sagt der Co-Chef der<br />

<strong>Berliner</strong> Stadtwerke. Denn tatsächlich<br />

musste Schmitz lange auf eine<br />

Gelegenheit warten, das Tischfußballfeld<br />

aufzustellen. Jetzt aber hat es<br />

seinen Platz. Am Donnerstag bezogen<br />

die <strong>Berliner</strong> Stadtwerke offiziell<br />

ihre neuen Büros am Köllnischen<br />

Park in Mitte.Damit hat das 2014 gegründete<br />

Unternehmen erstmals<br />

eine eigene Adresse, nachdem sich<br />

die Tochterfirma der ebenfalls landeseigenen<br />

<strong>Berliner</strong> Wasserbetriebe<br />

fünf Jahre lang mit einem Untermietverhältnis<br />

bei der Mutter begnügen<br />

musste.Den Kicker,der einst<br />

zur Grundausstattung der Start-up-<br />

Szene gehörte und nun von der Old<br />

Economy gern und klischeesicher<br />

als Requisit für die eigene Neuerfindung<br />

genutzt wird, leistete sich die<br />

Firma zum Einzug. Ein stattliches<br />

Exemplar im turniertauglichen Format.<br />

Unübersehbar.<br />

Es ist die Energiewende in der<br />

Stadt, der sich die kommunalen<br />

Stadtwerke verschrieben haben. Ihre<br />

Gründung war 2013 vom <strong>Berliner</strong><br />

Abgeordnetenhaus beschlossen<br />

worden, um erneuerbare Energien<br />

zu produzieren und am Markt zu<br />

vertreiben. Denn der Anteil vonÖkostrom<br />

in der Stadt ist gering. Kaum<br />

mehr als fünf Prozent der hier erzeugten<br />

Elektroenergie ist grün.<br />

Strom wird vor allem aus Steinkohle<br />

und Erdgas gewonnen. Die Stadtwerke<br />

wollen das ändern. Es geht<br />

insbesondere um Sonnen- und<br />

Windstrom. 17 Millionen Euro sollen<br />

in diesem Jahr investiertwerden.<br />

Windparkbei Bernau<br />

Gerade erst wurden auf dem Dach<br />

des Marzahner Kundenzentrums<br />

der Wohnungsbaugesellschaft Degewo<br />

an der Mehrower Allee insgesamt<br />

190 Solarmodule installiert. Die<br />

Anlage wurde so bemessen, dass im<br />

Jahr gut 43000 Kilowattstunden<br />

Stromerzeugt werden. Dasist genug,<br />

um damit die im Haus genutzten<br />

Computer, Server und Anlagen der<br />

Klimatechnik betreiben zu können.<br />

Die Stadtwerke haben die Anlage<br />

projektiert, gebaut, an die Degewo<br />

verkauft und kümmern sich fortan<br />

um Wartung und Instandhaltung.<br />

Mehr als 20 Tonnen Kohlendioxid<br />

soll die Anlage im Jahr vermeiden.<br />

Als Technikchef der Stadtwerke<br />

schätzt Alexander Schitkowsky vor<br />

allem „die kurzenWege“ und die damit<br />

mögliche „leichtere Abstimmung“.<br />

Schitkowsky ist von Anfang<br />

an dabei und hat unter anderem die<br />

Installation von bislang mehr als<br />

50 000 QuadratmeternSolarpanelen<br />

begleitet. Das entspricht einer Gesamtleistung<br />

vonsieben Megawatt.<br />

Bis Jahresende sollen Photovoltaikanlagen<br />

mit vier Megawatt hinzukommen.<br />

Danach werden der<br />

Sonnenkraftwerksbestand der Stadtwerke<br />

jährlich um etwa fünf Megawatt<br />

wachsen, heißt es.<br />

Darüber hinaus betreibt das Unternehmen<br />

in Brandenburg einen<br />

Windpark mit vier Windrädern und<br />

einer Gesamtleistung von etwa acht<br />

Megawatt. Einweiterer entsteht derzeit<br />

bei Bernau. Neun Windräder mit<br />

Rotordurchmessern von bis zu 126<br />

Metern werden dort errichtet. Ende<br />

nächsten Jahres soll der Park mit einer<br />

Leistung von mehr als 30 Megawatt<br />

ans Netz gehen.<br />

IMAGO IMAGES


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 7 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

MÄRKTE<br />

NACHRICHTEN<br />

DAX-30 in Punkten<br />

23.5.19<br />

23.5.19<br />

▼ 11747,04 (–0,47 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

23.5.19<br />

Stand der Daten: 22.08.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

22.8.19<br />

▼ 59,98 (–0,66 %)<br />

22.8.19<br />

▼ 1,1083 (–0,19 %)<br />

Quelle<br />

aus DAX und MDAX vom 22.08. zum Vortag<br />

22.8.19<br />

thyssenkrupp 10,42 +5,59 WWWWWWWWWWW<br />

1&1 Drillisch 24,98 +2,29 WWWWW<br />

ProSiebenSat.1 11,50 +2,18 WWWWW<br />

DeutscheBank NA 6,47 +1,94 WWWW<br />

Commerzbank 5,02 +1,81 WWWW<br />

Osram Licht NA 36,90 +1,79 WWWW<br />

Verlierer<br />

ausDAX und MDAXvom 22.08. zumVortag<br />

MorphoSys 109,10 WWWWWWWW –4,13<br />

Airbus 124,44 WWWWWW –2,84<br />

Healthineers 35,63 WWWWWW –2,84<br />

SartoriusVz. 178,20 WWWWWW –2,84<br />

DeliveryHero 45,47 WWWWW –2,49<br />

Bechtle 86,55 WWWWW –2,48<br />

Leitbörsen im Überblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 22.08. ±% z. 21.08.<br />

Euro Stoxx 50(EU) –0,63<br />

3574/2909 3373,67<br />

CAC 40 (FR) – 0,87<br />

5673/4556 5388,25<br />

S&P UK (UK) – 1,04<br />

1562/1323 1438,84<br />

RTS (RU) +0,19<br />

1414/1033 1282,63<br />

IBEX (ES) +0,17<br />

9671/8286 8716,40<br />

Dow Jones (US) +0,43<br />

27399/21713 26314,25<br />

Bovespa (BR) –0,56<br />

106650/74275100633,00<br />

Nikkei (JP) +0,05<br />

24448/18949 20628,01<br />

Hang Seng (HK) –0,86<br />

30280/24541 26055,18<br />

Stx Singap. 20 (SG) +0,31<br />

1657/1350 1541,02<br />

Festgeld für 5.000 Euro<br />

Kundenkontakt 3Mon. 6Mon. 12 Mon.<br />

Crédit Agricole **<br />

ca-consumerfinance.de 0,81 0,91 1,01<br />

PrivatBank 1891 **<br />

privatbank1891.com 0,56 0,57 0,75<br />

Bank11<br />

bank11.de 0,40 0,50 0,60<br />

akf bank **<br />

akf.de 0,20 0,45 0,70<br />

abcbank<br />

abcbank.de - 0,45 0,55<br />

Deutsche Bank*<br />

deutsche-bank.de - 0,05 0,20<br />

Santander<br />

santander.de - 0,01 0,20<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,00 0,00 0,20<br />

ING<br />

ing.de - - 0,03<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de - - 0,01<br />

Isbank<br />

isbank.de 0,35 0,35 0,50<br />

PSD Berlin Brandenburg<br />

psd-bb.de 0,01 0,01 0,01<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />

mbs-potsdam.de - - 0,01<br />

Sparda-Bank Berlin<br />

sparda-b.de - - 0,002<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse<br />

-030/86986969 - - -<br />

Mittelwert von 80 Banken 0,23 0,28 0,43<br />

*12Monate Neukundenangebot<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen<br />

(Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung<br />

Wersich nichtgut fühlt,bekommteinen Termin beim Hausarzt, Facharzt oder Psychotherapeuten künftig perSmartphone-App.<br />

Von Stefan Winter<br />

Für den Betrachter mag es nur ein<br />

kleiner Spalt sein, aber esist ein<br />

großerSprungfürVW:„DasWschwebt<br />

jetzt“, sagt Jochen Sengpiehl und begeistertsich<br />

für weitereFeinheiten des<br />

neuen VW-Markenlogos. Es ist<br />

schlichtergeworden,wiemitdemFilzstiftgezogen–unddas„W“hatjetztein<br />

wenig Luft zum umlaufenden Kreis.<br />

DerVW-Marketingchefschiebt das<br />

Logo hin und her,esfunktioniertüberall<br />

und in jeder Farbe, besonders auf<br />

Smartphone-Bildschirmen. Das alte<br />

Logo war ausgeformt, schimmerte,<br />

sah wie poliertes Metall aus. Als Anstecknadel<br />

passte es gut an Martin<br />

Winterkorns Zweireiher.<br />

DerfrühereVW-Chef hatsein Büro<br />

vor vier Jahren geräumt, in wenigen<br />

Arzttermin per App<br />

Mit Hotline und Handysollen Kassenpatienten vom nächsten Jahr an schneller Hilfe bekommen<br />

Von Rasmus Buchsteiner<br />

Was, wenn die Schulter<br />

zwickt, das Knie<br />

schmerzt oder die<br />

Kopfschmerzen nicht<br />

weggehen? Istkeinschneller Arzttermin<br />

in Sicht, suchen viele Menschen<br />

RatimInternet. Millionen Versicherte<br />

entscheiden sich auch für einen<br />

Besuch in der Notfallambulanz des<br />

nächsten Krankenhauses. Das wollen<br />

die Kassenärzte nun ändern: Die<br />

Patientennachfrage soll besser gesteuertwerden.<br />

Wasplanen die niedergelassenen Ärzte<br />

genau?<br />

DieKassenärztlichen Vereinigungen<br />

setzen auf eine neue Hotline,die<br />

ab Anfang 2020 unter der bundesweit<br />

gültigen Rufnummer 116117 rund<br />

um die Uhr erreichbar sein soll. Bisher<br />

ist unter der Nummer der ärztliche<br />

Bereitschaftsdienst erreichbar –<br />

außerhalb der Praxiszeiten. VonEnde<br />

August an wird das Angebot mit<br />

Fernsehwerbung („Die Nummer mit<br />

den Elfen“) beworben. Im Laufe des<br />

kommenden Jahres soll zusätzlich<br />

eine App eingeführt werden. Ferner<br />

setzen die Kassenärzte auf eine Reformder<br />

Notfallversorgung.<br />

Wassollen Hotline und App leisten?<br />

Geplant ist zunächst die Vermittlung<br />

von Arztterminen – je nach<br />

Dringlichkeit innerhalb einer Zeitspanne<br />

voneinem Tagbis zu vier Wochen.<br />

Dazu werden die Callcenter<br />

SIEBEN MILLIONEN ANRUFE BEI TERMINSERVICESTELLEN<br />

Alternative: Neben dem direkten<br />

Nachfragen in einer<br />

Praxis vermitteln Terminservicestellen<br />

schon jetzt freie<br />

Sprechzeiten bei Fachärzten<br />

binnen vier Wochen, aber<br />

eben nicht unbedingt beim<br />

Wunscharzt. Künftig sollen<br />

über die 116117 auch Termine<br />

bei Haus- und Kinderärzten<br />

zu bekommen sein,<br />

auch zur dauerhaften Betreuung.<br />

verzahnt mit den bereits bestehenden<br />

Terminservicestellen.<br />

Werden alle Arten von Arztterminen<br />

vermittelt?<br />

Ja.EsgehtumdieVergabevonTerminen<br />

bei Hausärzten, Fachärzten<br />

und Psychotherapeuten. DieHotline<br />

dient auch als Orientierungshilfe für<br />

Zugezogene, die an ihrem neuen<br />

Wohnortnoch keinen Arzt haben.<br />

Gibt es telefonisch ärztlichen Rat?<br />

Ärztlichen Rat nicht, wohl aber<br />

eine fundierte Einschätzung von geschulten<br />

Fachkräften. Am Ende eines<br />

Gesprächs soll nach drei bis sechs<br />

Minuten über Zeit und Ort einer<br />

Jetzt mal ehrlich<br />

Volkswagen bringt mit großemAufwand seine E-Autosauf denMarkt<br />

WochenwirdauchdasFirmenlogoseiner<br />

Ära am Wolfsburger VW-Hochhaus<br />

abmontiertund durch das neue<br />

ersetzt. Gleichzeitig wirdder Konzern<br />

in Frankfurt zeigen, wofür esstehen<br />

soll: Auf der Automesse IAA wird der<br />

ID3 gezeigt, das erste vonvielen völlig<br />

neu konstruierten Elektroautos. Fortan<br />

will der Konzern, der seit vier Jahren<br />

für Dieselbetrug steht, für bezahlbare<br />

emissionsfreie Mobilität stehen. Wer<br />

sonst das schaffen könne, wird in<br />

einem Werbefilm rhetorisch gefragt.<br />

„Nur wir,wenn wir uns neu erfinden.“<br />

Nie hat der Konzern mehr riskiert<br />

als jetzt. Selbst intern wagt sich mancher<br />

nicht, die Folgen auszumalen,<br />

falls die neuen Autos floppen sollten.<br />

ZweistelligeMilliardenbeträgewerden<br />

investiert, mehrere Werke komplett<br />

aufdieneueTechnikumgestellt.Einen<br />

Anreiz: Praxen sollen freie<br />

Zeiten für Termine, die über<br />

die Hotline vermittelt werden,<br />

in ein System einstellen.<br />

Als Anreiz winkt ihnen<br />

auch Extrageld für Patienten,<br />

die so vermittelt wurden. Die<br />

gesetzlichen Krankenversicherungen<br />

begrüßen das<br />

einheitliche Angebot. Bisher<br />

gibt es bundesweit 17 verschiedene<br />

Nummernund Erreichbarkeitszeiten.<br />

Anfang: Die Kassenärztliche<br />

Bundesvereinigung rechnet<br />

für 2020 mit rund zehn Millionen<br />

Anrufernnachgut sieben<br />

Millionen bei den Terminservicestellen<br />

im vergangenen<br />

Jahr –bei übrigens<br />

insgesamt mehr als<br />

500 Millionen Behandlungsfällen<br />

in den Praxen pro Jahr.<br />

Die Zukunft der 116117<br />

hängt noch vonder Reform<br />

der Notfallversorgung ab.<br />

möglichen Behandlung entschieden<br />

werden. Dabei geht es darum zu klären,<br />

ob der Patient sofortHilfe benötigt<br />

oder ob eine Versorgung innerhalb<br />

der nächsten Stunden oder Tage<br />

ausreicht. Am Ende steht die Vermittlung<br />

an Hausarzt, Facharzt, Bereitschaftsdienst,<br />

Krankenhausnotaufnahme<br />

oder Rettungsdienst.<br />

Kann man sich auf die Einschätzung<br />

via Telefon oder App verlassen?<br />

DerEmpfehlung liegt ein standardisierter<br />

Fragenkatalog zugrunde.<br />

Bei anderen Angeboten, die medizinischen<br />

RatimInternet versprechen,<br />

gibt es „Disclaimer“, die eine Haftung<br />

weitgehend ausschließen. Bei<br />

Plan Bgibt es offiziell nicht, der hätte<br />

aber auch keinen Sinn, sagt ein Konzernmanager:<br />

Die Mobilität müsse<br />

emissionsfrei werden, schon wegen<br />

derPariserKlimazieleführedarankein<br />

Wegvorbei. Zu realisieren sei das auf<br />

absehbare Zeit aber nur mit Elektromotor<br />

und Batterie.<br />

Bis 2025 will der Konzern soweit<br />

sein, jährlich eine Million Elektroautos<br />

zu verkaufen – als Weltmarktführer<br />

auch in diesem Bereich und profitabel<br />

dank der niedrigsten Kosten. „Das ist<br />

der Fixsterninunserer Strategie“, sagt<br />

Ralf Brandstätter, der bei der Marke<br />

VW für das Tagesgeschäft verantwortlich<br />

ist.<br />

Der Kurs dorthin wurde schon im<br />

Herbst 2015 festgelegt, als der Dieselbetrug<br />

gerade aufgeflogen war. Am<br />

Donnerstag gaben Brandstätter und<br />

FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA<br />

der 116117 soll es anders ein, heißt es<br />

bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.<br />

Wird eine offensichtlich<br />

falsche Empfehlung gegeben, wird<br />

dafür die Haftung übernommen.<br />

Warum kommt die Offensive mit Hotline<br />

und App gerade jetzt?<br />

Neue Anreize und Vorschriften<br />

zur schnelleren Vermittlung vonTerminen<br />

sind Teil des neuen „Terminservice-<br />

und Versorgungsgesetzes“,<br />

das im Mai inKraft getreten ist. Für<br />

die Versorgung gesetzlich Versicherter<br />

innerhalb bestimmter Fristen<br />

sieht das Gesetz unter anderem Zuschläge<br />

für Mediziner vor. Mit der<br />

Hotline, sodie Kassenärztliche Bundesvereinigung,<br />

sollen zudem die<br />

Notaufnahmen der Krankenhäuser<br />

entlastet werden, in die nach Schätzung<br />

etwa neun von zehn Patienten<br />

mit Bagatellbeschwerden kommen.<br />

War nicht ohnehin eine Reform der<br />

Notaufnahmen geplant?<br />

Bundesgesundheitsminister Jens<br />

Spahn (CDU) hat vor der Sommerpause<br />

einen Arbeitsentwurf vorgelegt:<br />

Patienten sollen besser durch<br />

das Notfallsystem gesteuert werden.<br />

Ziel sind gemeinsame Leitstellen von<br />

kassenärztlichem Bereitschaftsdienst<br />

und Rettungsdienst, die die<br />

Dringlichkeit der Versorgung einschätzen.<br />

Zudem sollen an bestimmten<br />

Krankenhäusern sogenannte integrierte<br />

Notfallzentren für Patienten<br />

eingerichtet werden, die direkt dorthin<br />

kommen.<br />

seineKollegeninWolfsburgeinenAusblick<br />

aufdie nächsten Schritte,natürlichgehtesummehralseinschwebendes„W“.AufderIAAwillVWingutzwei<br />

Wochenseine neue Zeitrechnungausrufen,mitdenvernetztenElektroautos<br />

und einer neuen Botschaft: ehrlich,<br />

glaubwürdig, offen, beweglich will VW<br />

jetzt sein –und wirdesmit einem der<br />

größten Marketingetats Europas auf<br />

allen Kanälen unters Volk bringen.<br />

Die Autobauer müssen damit zurechtkommen,<br />

dass die klassischen<br />

Autotugenden anBedeutung verlieren.<br />

Designchef Klaus Bischoff und<br />

Vertriebschef Jürgen Stackmannversichernzwar,dass<br />

es dem ID3 an nichts<br />

fehlen wird. Der Motor steckt wieder<br />

Käfer-mäßig im Heck, aberebenelektrisch<br />

–gebaut im VW-eigenen Werk in<br />

Kassel.<br />

Scholz prüft Verbot von<br />

Negativzinsen<br />

DieBundesregierung lotet ein mögliches<br />

Verbot vonStrafzinsen für<br />

Kleinsparer aus.Das Finanzministerium<br />

habe eine Prüfung veranlasst,<br />

„ob es der Bundesregierung rechtlich<br />

überhaupt möglich ist, Kleinsparer<br />

vorsolchen Negativzinsen zu<br />

schützen“, sagte Bundesfinanzminister<br />

Olaf Scholz (SPD) der Funke<br />

Mediengruppe.Erreagierte auf<br />

einen Vorstoß vonCSU-ChefMarkus<br />

Söder,der eine Bundesratsinitiativeangekündigt<br />

hatte mit dem<br />

Ziel, Beträge bis 100000 Euro von<br />

Strafzinsen auszunehmen. Marcel<br />

Fratzscher,Chef des Deutschen Instituts<br />

für Wirtschaftsforschung<br />

(DIW), sagte,die Forderung gehe<br />

völlig an der Realität vorbei. (dpa )<br />

Härtere Strafen<br />

für Unternehmen<br />

Bundesjustizministerin Christine<br />

Lambrecht (SPD) will bei schweren<br />

Gesetzesverstößen Strafen für<br />

Unternehmen deutlich verschärfen.<br />

Einvon ihremMinisterium vorgelegter<br />

Gesetzentwurfsieht unter anderem<br />

eine drastische Erhöhung der<br />

Geldbußen vor. Bisher liegt die<br />

Obergrenzebei 10 Millionen Euro.<br />

Künftig soll sie bei Unternehmen<br />

mit mehr als 100 Millionen Euro Jahresumsatz<br />

bei 10 Prozent des Umsatzes<br />

liegen. „Bei großen Konzernen<br />

reden wir hier über mögliche<br />

Sanktionen bis hin zu zweistelligen<br />

Milliardenbeträgen“, so Lambrecht.<br />

Dasneue Gesetz würde etwa Firmen<br />

treffen, die im großen Stil bei Abgaswerten<br />

betrügen. (dpa)<br />

Thyssenkrupp klagt<br />

gegen Fusionsverbot<br />

Stahlarbeiter am Hochofen bei Thyssen-<br />

Krupp.<br />

FOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DPA<br />

Thyssenkrupp zieht gegen das Nein<br />

der EU-Kommission zur Stahlfusion<br />

mit dem indischen Konkurrenten<br />

Tata Steel vorGericht.Die Kommission<br />

habe den Rahmen des geltenden<br />

Wettbewerbsrechts über Gebühr<br />

ausgedehnt, begründete Vorstand<br />

Donatus Kaufmann die Klage<br />

vordem Gericht der Europäischen<br />

Union (EuG). DieEssener rechnen<br />

aber nicht damit, dass sie auf diesem<br />

Wegdie Fusion doch noch durchsetzenkönnen.<br />

DieEU-Kommission<br />

hatte die Fusion untersagt, weil sie<br />

den Wettbewerb bei bestimmten<br />

Stahlsorten für gefährdet hielt. (dpa)<br />

Osram ermöglicht<br />

Übernahmeangebot<br />

DerLichtkonzernOsram macht den<br />

Wegfreifür einÜbernahmeangebot<br />

des österreichischen Chipkonzerns<br />

AMS. Vorstand und Aufsichtsrat von<br />

Osramhätten das bestehende Stillhalteabkommen<br />

mit AMS aufgehoben<br />

und eine Kooperationsvereinbarung<br />

unterzeichnet, teilte das<br />

Unternehmen mit. Damit ebnet das<br />

Münchner M-Dax-Unternehmen<br />

dem österreichischen Halbleiterhersteller<br />

den Wegfür den offiziellen<br />

Einstieg in das Bieterrennen. AMS<br />

konkurriertmit den US-Finanzinvestoren<br />

Bain Capital und Carlyle.<br />

DieIGMetallspricht sich weiterhin<br />

klar gegen eine Übernahme durch<br />

AMS aus.Esfehle eine belastbare<br />

Arbeitsplatzsicherheit. (dpa)


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />

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Meinung<br />

Chemnitz<br />

ZITAT<br />

Hartes Urteil trotz<br />

dünner Beweise<br />

Maritta Tkalec<br />

zweifelt am Wert der Aussagen des<br />

Hauptbelastungszeugen.<br />

Ineinem von Anfang an konfliktbeladenen<br />

Fall ist nun auch noch ein Urteil gefällt<br />

worden, das weitere Konflikte und<br />

Zweifel hervorrufen wird. DieKammer des<br />

Landgerichtes Chemnitz hat den 24 Jahre<br />

alten Angeklagten Syrer Alaa S. des Totschlags<br />

und gefährlicher Körperverletzung<br />

für schuldig befunden und zu neuneinhalb<br />

Jahren Gefängnis verurteilt. DasUrteil fällt<br />

fast genau ein Jahr nach dem tödlichen<br />

Messerangriff auf Daniel H. in Chemnitz.<br />

DieKammer traute sich das Urteil zu, Alaa<br />

S. und ein flüchtiger Iraker hätten den<br />

Deutschen erstochen. Die Beweislage war<br />

schwierig, der Hauptzeuge hatte seine<br />

Aussage mehrfach geändert, Alaa S. hat<br />

seine Unschuld beteuert, ansonsten geschwiegen.<br />

Den Richtern reichte es trotzdem<br />

für ein hartes Urteil.<br />

Nun könnte man froh sein, wenn ein<br />

Gewalttäter einer gerechten Strafe zugeführt<br />

wird, aber das darf nie und nimmer<br />

unter dem Einfluss von öffentlicher Meinung<br />

von welcher Seite auch immer zustande<br />

kommen, sondern bedarf echter<br />

Beweise. Öffentlichen Druck auf das Gericht<br />

gab es in diesem heiklen Fall. Viel<br />

mehr als klare Beweise. Andiesen durfte<br />

man zumindest zweifeln –und dann hätte<br />

gegolten: Im Zweifel für den Angeklagten.<br />

Die Gewalttat hatte in Chemnitz zunächst<br />

dazu geführt, dass Ausländer gejagt<br />

wurden, weil Ausländerhasser umstandslos<br />

ihr eigenes Urteil gefällt hatten.<br />

Die dürfen sich durch das Urteil bestätigt<br />

fühlen –was kein Problem wäre, wenn es<br />

denn juristisch auf sicheren Füßen<br />

stünde.Das Urteil der Kammer des Landgerichtes<br />

Chemnitz ist noch nicht rechtskräftig,<br />

es kann vor dem Bundesgerichtshof<br />

angefochten werden.Wird es dortkassiert,<br />

hätte der heute gefällte Spruch dem<br />

Rechtsstaat schweren Schaden zugefügt.<br />

G7<br />

VomWert der<br />

offenen Worte<br />

Damir Fras<br />

glaubt, dass sie Beziehungen zu<br />

Russland konfliktreich bleiben.<br />

Vor dem Gipfeltreffen der sieben größten<br />

Industriestaaten am Wochenende<br />

im französischen Biarritz wird wieder<br />

über Russlands Rolle in der Welt debattiert.<br />

Es geht darum, ob Moskau für seine<br />

Politik belohnt oder sanktioniert werden<br />

soll. US-Präsident Donald Trump will<br />

Russland bedingungslos wieder in die<br />

Runde der größten Industrienationen<br />

aufnehmen. Es scheint ihm dabei völlig<br />

egal zu sein, dass Russland aus den G8<br />

ausgeschlossen wurde,weil es mit der Annexion<br />

der Halbinsel Krim gegen das Völkerrecht<br />

verstoßen hat.<br />

Eine Wiederaufnahme Russlands in<br />

den elitären Klub der G8 würde alle Kritik<br />

an der Annexion obsolet machen. Es ist<br />

gut, dass sich wenigstens Emmanuel<br />

Macron, Boris Johnson und Angela Merkel<br />

einig sind: Russland darf wieder mitmachen,<br />

muss aber vorher Bedingungen<br />

erfüllen. Da wäre etwa die russische Unterstützung<br />

für die Separatisten in der<br />

Ostukraine.MachteWladimir Putin damit<br />

nachweisbar Schluss, dann wäre esviel<br />

schwerer, seinem Land weiter die Teilnahme<br />

an G8-Gipfel zu verwehren.<br />

Ohne Einbindung Russlands werden<br />

sich die Krisen und Konflikte auf dieser<br />

Welt nur schwer lösen lassen. Doch deswegen<br />

zu schweigen über Russlands Vorgehen,<br />

das wäre falsch. Wie erfrischend,<br />

dass sich der deutsche Außenminister<br />

Heiko Maas jetzt mit seinem russischen<br />

Amtskollegen Sergej Lawrow auf offener<br />

Bühne über das Thema Meinungsfreiheit<br />

gefetzt hat. Deswegen wird die russische<br />

Regierung ihre Politik nicht umgehend<br />

verändern, aber der kräftige Dialog, vulgo:<br />

Streit, könnte auf lange Sicht wirkungsmächtiger<br />

sein als die Vorschläge des US-<br />

Präsidenten.<br />

Großbritannien bereitet sich auf den Hard Brexit vor.<br />

Wer den <strong>Berliner</strong> Kunst- und<br />

Kulturbetrieb nicht nur aus<br />

der Perspektive des umtriebigen<br />

Museumsbesuchers betrachtet,<br />

sondern ihn auch als Raum gesellschaftlicher<br />

Strömungen und Stimmungen<br />

versteht, der wird Udo Kittelmann schon<br />

jetzt vermissen. Derscheidende Direktor der<br />

<strong>Berliner</strong> Nationalgalerie –zuder Alte und<br />

Neue Nationalgalerie,der Hamburger Bahnhof,<br />

das Museum Berggruen, die Friedrichswerdersche<br />

Kirche und die Sammlung<br />

Scharf-Gerstenberg imehemaligen Ägyptischen<br />

Museum in Charlottenburggehören –<br />

verfügt über die Hemdsärmeligkeit eines<br />

Machers ebenso wie über die bisweilen arrogant<br />

erscheinende Eleganz eines weitschweifigen<br />

Schöngeists. Scheinbar mühelos<br />

vermag Kittelmann eine kunsthistorische<br />

Expertise aus dem Ärmel zu schütteln, genauso<br />

gernaber spricht er über aktuelle Modetrends<br />

und exquisite Weine. Man darf davon<br />

ausgehen, dass dem ungeduldigen<br />

Neuerer Kittelmann die anstehenden Veränderungen<br />

der <strong>Berliner</strong> Kulturlandschaft zuletzt<br />

allzu zäh und holprig verliefen.<br />

Jenseits der Spekulationen, was einer wie<br />

er denn als nächstes anstellen mag –mehr<br />

Zeit für die Familie, ein attraktives Angebot<br />

aus der internationalen Museumswelt –,<br />

deutet die überraschende Personalie aus der<br />

Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) auf<br />

die tektonischen Verschiebungen in der <strong>Berliner</strong><br />

Kulturlandschaft hin, bei denen es<br />

nicht nur um die Auswechslung eines Abteilungsleiters<br />

geht.<br />

Die ambitionierten und kostspieligen<br />

Großprojekte der deutschen Kulturpolitik<br />

ziehen sich hin. Das Humboldt-Forum wird<br />

nicht, wie mit großem Aplomb geplant, am<br />

14. September zum 250. Geburtstag vonAle-<br />

Wenn man in Berlin wohnt, lernt man<br />

unweigerlich eine Menge. Inmeinem<br />

Fall zum Beispiel Niederländisch, denn das<br />

habe ich studiert. Aber auch wirklich Überlebenswichtiges,<br />

wie zum Beispiel den Unterschied<br />

von Pfannkuchen und Eierkuchen<br />

oder die Bedeutung von „Nachtijall, ick hör<br />

dir trapsen“. Außerdem hat mir Berlin beigebracht,<br />

dass man sich nicht an jedem Small<br />

Talk beteiligen muss, eigentlich sogar an gar<br />

keinem. Unangenehme Stille im Fahrstuhl?<br />

Einfach stur aushalten. Im Wartezimmer<br />

beim Arzt? Lasst mich einfach allein mit dem<br />

neuesten Klatsch aus den Königshäusern<br />

Europas.Süßer Typinder Bar? Einpaar interessierte,<br />

aber böse Blicke hinüberwerfen, irgendwann<br />

gehen und nie wiedersehen. In<br />

Berlin geht das. Esist auf eine Art sehr befreiend,<br />

nichts vonden Leben fremder Leute<br />

erfahren zu müssen.<br />

Die Freiheit des Nichts-Wissen-Müssens<br />

und Nichts-Erzählen-Müssens hat man in<br />

den Niederlanden, vor allem als Deutscher,<br />

nicht. Seit ich in den Niederlanden wohne,<br />

rangiert meine Staatsangehörigkeit vor dem<br />

Wetter und dem Verkehr auf der Liste der beliebtesten<br />

Small-Talk-Themen mit weitem<br />

Abstand auf dem ersten Platz. Es gibt offenbar<br />

noch viel zu klären zwischen den Kulturen,<br />

warum nicht mit diesem willkürlichen<br />

Deutschen anfangen, der da gerade zufällig<br />

vor mir steht? „Wann bekomme ich mein<br />

Fahrrad zurück?“ ist dabei eine der beliebtesten<br />

Fragen, um das Eis zwischen den Kulturenzubrechen.<br />

Im Zweiten Weltkrieg hatten<br />

Nationalgalerie<br />

Im<br />

Wartestand<br />

Harry Nutt<br />

betrachtet den Rückzug Udo Kittelmanns als Signal<br />

für die <strong>Berliner</strong> Kulturlandschaft.<br />

xander von Humboldt eröffnet werden. Die<br />

baulichen Probleme überdecken dabei die<br />

noch immer riesigen konzeptionellen Vakanzen.<br />

Demwiedererrichteten Schloss,das<br />

doch zur Schaustelle und luftigen Begegnungsstätte<br />

nationaler Sinnstiftung werden<br />

soll, ist der Schwung abhandengekommen.<br />

Die Skepsis wird noch dadurch verstärkt,<br />

dass die Idee voneinem wie auch immer präsentierten<br />

Weltkulturerbe in der Mitte Berlins<br />

inzwischen argunter den Druck postkolonialer<br />

Verdächtigungen geraten ist. Eine<br />

Folge des langen Wegs zum Humboldt-Forumbesteht<br />

nicht zuletzt darin, dass die aufgewandten<br />

Planungsenergien an anderer<br />

Stelle fehlen. Zudem hat Kulturstaatsministerin<br />

Monika Grütters bereits vordem Antritt<br />

KOLUMNE<br />

Sag<br />

mal<br />

Scheveningen<br />

Yulian Ide<br />

Autor<br />

die deutschen Besatzer Fahrräder von der<br />

niederländischen Zivilbevölkerung konfisziertund<br />

offenbar vermutet man, dass ich einen<br />

direkten Draht zum Nachkriegs-Lostand-Found<br />

haben könnte. Grapje! Nur ein<br />

Scherz! versichert mir dann der Henk oder<br />

Johann, der da vor mir steht, während ich<br />

mir alle Mühe gebe, nicht das Klischee des<br />

humorlosen Deutschen zu bestätigen und<br />

gequält lächle.<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

ihrer zweiten Amtszeit eine umfangreiche<br />

Evaluation der Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />

angekündigt. Wer Evaluation sagt,<br />

meint Restrukturierung, Überprüfung der<br />

Effizienz und konzeptionelle Erneuerungen,<br />

die sicher geglaubte Besitzstände und Gewohnheiten<br />

im betrieblichen Alltag zu erschütternvermögen.<br />

Bislang ist wenig davon<br />

nach außen gedrungen, aber insgesamt erwecken<br />

die Einrichtungen des <strong>Berliner</strong> Kulturbetriebs<br />

derzeit gerade nicht den Eindruck,<br />

von großem Aufbruchsgeist durchweht<br />

zu sein.<br />

Eine andere Baustelle, von der die Arbeit<br />

UdoKittelmanns ganz unmittelbar betroffen<br />

ist, stellt das Museum der Moderne direkt<br />

neben der Neuen Nationalgalerie am Kulturforum<br />

dar, dessen Eröffnung für den amtierenden<br />

Direktor Kittelmann wohl selbst<br />

dann zu spät gekommen wäre, wenn er seinen<br />

Vertrag noch einmal um drei Jahre verlängerthätte.<br />

Über die persönlichen Motivehinaus verweist<br />

Kittelmanns Demission darauf, dass<br />

die Aktivitäten für eine junge,experimentierfreudige<br />

Kunst durch die großen repräsentativenVorhaben<br />

zuletzt deutlich in den Schatten<br />

gestellt wurden. Dabei wäre gerade die<br />

Aufmerksamkeit für eine irritierende, noch<br />

nicht beruhigte Kunst, die die gesellschaftlichen<br />

Brüche und Widersprüche bearbeitet,<br />

dringend geboten. Udo Kittelmann hat den<br />

Hamburger Bahnhof zu einer wichtigen<br />

Schnittstelle zwischen alter und zeitgenössischer<br />

Kunst unter dem Dach der Preußenstiftung<br />

gemacht und damit viele junge<br />

Künstler in die Stadt gelockt. Die Anziehungskraft<br />

aber hat deutlich nachgelassen.<br />

Die Kunststadt Berlin befindet sich im Wartestand,<br />

doch der Zeitgeist bewegt sich nicht<br />

nach einem verlässlichen Fahrplan.<br />

„Sag mal Scheveningen“, werde ich an<br />

anderen Tagen aufgefordert, sobald ich mich<br />

Fremden gegenüber als Deutscher oute.<br />

Dazu muss man sagen, dass Scheveningen<br />

gleichzeitig ein Lager für politische Gefangene<br />

in dem niederländischen Badeort und<br />

ein Codewort unter niederländischen Widerstandskämpfernwar:das<br />

etwas dahingekrächzte<br />

Wort konnten Moffen, also Deutsche,<br />

unmöglich fehlerfrei aussprechen und<br />

waren somit schnell als Nazis enttarnt. Auch<br />

knappe achtzig Jahre später verschafft mir<br />

das Wort noch zuverlässig Zugang zu den innersten<br />

Zirkeln der niederländischen Gesellschaft.<br />

Mit der deutschen Phonetik musste<br />

ich nach niederländischer Logik auch alle<br />

sonstigen Untugenden abgelegt haben, die<br />

mit meiner Nationalität einhergehen.<br />

Den niederländischen Drang zum belanglosen<br />

Gespräch empfinde ich als ziemlich<br />

übergriffig. In harmlosen Fällen erzählt<br />

man mir ungefragt seine Familiengeschichte,<br />

aus der sich immer auch noch die<br />

eine oder andere Nazi-Anekdote hervorkramen<br />

lässt. Als <strong>Berliner</strong> Small-Talk-Verweigerer<br />

denke ich mir dann: „Aha, ist ja interessant.<br />

Erzähl mal lieber nicht.“ Auf einer Studentenparty<br />

in Nimwegen erlebte ich den<br />

ersten von vielleicht fünfzig Hitlergrüßen,<br />

die über die Jahreanmich gerichtet wurden.<br />

Jedes Mal habe ich mich in einen <strong>Berliner</strong><br />

Fahrstuhl oder Wartezimmer gewünscht.<br />

Denn wem kein unverfänglicherer Gesprächseinstieg<br />

gelingen will, der sollte es<br />

vielleicht einfach lassen.<br />

„Es ist 2019 und die Bundesregierung<br />

arbeitet noch<br />

mit Faxgeräten. Es scheint,<br />

als hätte die GroKo mehr<br />

Angst vor der Digitalisierung<br />

als die Bevölkerung.“<br />

Christian Lindner, FDP-Vorsitzender, auf Twitter<br />

über die Ergebnisse einer Forsa-Studie zur<br />

digitalen Bildung in Deutschland<br />

AUSLESE<br />

Der Soli als<br />

Reichensteuer?<br />

Der Solidaritätszuschlag ist bald Geschichte,<br />

jedenfalls für die meisten,<br />

die ihn bis jetzt noch zahlen. Die Neue<br />

Zürcher <strong>Zeitung</strong> kritisiert das Vorgehen<br />

der Bundesregierung. „Viel zu oft wird in<br />

diesen Tagen in Deutschland danach gefragt,<br />

was die Abschaffung des Soli den<br />

Staat kosten würde“, schreibt das Blatt.<br />

„Dabei geht es um ein viel höheres Gut:<br />

Die Weiterführung des Soli als verkappte<br />

Reichensteuer untergräbt die Glaubwürdigkeit<br />

der deutschen Politik.“ Als „Einführung<br />

der vonder SPD so heiß geliebten<br />

Reichensteuer“ bezeichnet auch der<br />

Münchner Merkur die geplante Regelung.<br />

Dasgeschehe aber„nicht ehrlich in einem<br />

transparenten Gesetzgebungsverfahren.<br />

Sonderndurch die Hintertüre“.<br />

„Nun ist also die Abschaffung des Solidaritätszuschlags<br />

für einen Großteil der<br />

Steuerzahler auf den Weggebracht –zu<br />

Recht“, kommentiert dagegen das Badische<br />

Tagblatt. „Von dem Soli-Schlussstrich<br />

die reichsten paar Prozent der Steuerzahler<br />

auszunehmen, ist trotzdem völlig<br />

gerechtfertigt. Denn der Staat steht vor<br />

großen Aufgaben. Klimaschutz, Bildung,<br />

demografischer Wandel, Energie- und<br />

Verkehrswende, all das wird Milliarden<br />

kosten.“ Auch der Tagesspiegel meint: „Es<br />

spricht wenig dagegen, Topverdiener ein<br />

bisschen höher zu belasten.“ Auch die<br />

Unternehmen „dürften nach einer selten<br />

langen Phase fetter Jahre nun nicht gerade<br />

ein Geldproblem haben“, weil sie<br />

weiter zahlen müssen. Christine Dankbar<br />

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Seite 3/Report: Bettina Cosack.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Endlich den Durchblick<br />

am Checkpoint Charlie<br />

bekommen<br />

Seite 10<br />

Vorder Landtagswahl: Ursula Nonnemacher von den Grünen im Porträt Seite 16<br />

Ein Bündnis beklagt den Verlust von staatlich subventioniertem Wohnraum Seite 12<br />

Stadtbild<br />

Birke, sei<br />

willkommen<br />

Susanne Dübber<br />

beobachtet die Birke<br />

bei ihrem Treiben.<br />

Ich brauch Tapetenwechsel“ –wer<br />

will nicht manchmal nur noch<br />

weg? Wehmütig höre ich den Song<br />

vonHildegardKnef über die Aussteiger-Birke.<br />

„Ich will nicht mehr in<br />

Reih und Glied/in eurem Haine stehen,<br />

die gleiche Wiese sehen.“<br />

DerFluchtversuch des Baums mit<br />

leuchtend weißer Rinde lässt sich<br />

nachvollziehen. Es ist zu heiß in Berlin.<br />

Ohnehin sind nur drei Prozent<br />

der Straßenbäume hier Birken, künftig<br />

noch weniger. Derk Ehlert, Umwelt-Senat:<br />

„Im trockenen Sommer<br />

2018 handelten sich viele Birken<br />

bleibende Hitze-Schäden ein.“ Die<br />

häufig zu sehenden braunen Blätter<br />

zeugen davon. Dergegenwärtige Klimawandel<br />

macht eine Zukunft für<br />

sie auf der Straße unwahrscheinlich.<br />

„Sie wurde gelb vor Ärger/Verzweiflung<br />

kam ihr langsam ins Geäst.“<br />

Aber Betula (lt. Wikipedia indogermanisch<br />

für „glänzend, schimmernd“)<br />

ist eine Überlebenskünstlerin.<br />

Ehlert: „Die besonders schnell<br />

wachsende Pionierpflanze gedeiht<br />

als erster Laubbaum auf nähstoffarmen<br />

Ödlandflächen, leicht salzhaltigen,<br />

trockenen und sehr feuchten<br />

Böden. Ihr Laub zersetzt sich<br />

schnell, stellt rasch Nährstoffe bereit.<br />

So bereitet sie den Boden für<br />

wichtige Nachfolgepflanzen.“ Birke<br />

und Knef, Pionierinnen sind sie<br />

beide. Die Schauspielerin gab als<br />

erste im deutschen Film eine Splitterfasernackte.Das<br />

war im Jahr 1950<br />

in „Die Sünderin“.<br />

Ebenfalls eine Pionierin ist Anastasiya<br />

Koshcheeva, sie bringt Birken<br />

in deutsche Wohnungen. Wie der<br />

Baum kommt auch die Designerin<br />

aus Sibirien. Zum Studium brachte<br />

sie eine Rinden-Schachtel mit, in<br />

Kreuzberg entwirft sie nun mit dem<br />

samtartigen Material Vorratsdosen<br />

(ab 29 Euro), Lampenschirme,<br />

Stühle; (moya-birchbank.com). Als<br />

erste interpretiert sie das Jahrhunderte<br />

alte traditionelle Handwerkder<br />

Rindenverarbeitung in die Moderne.<br />

„Besonders gefragt sind die Behältnisse<br />

für Lebensmittel. Derenätherische<br />

Öle mit antiseptischen Eigenschaften<br />

halten das Darinnen jahrelang<br />

ganz natürlich frisch.“ Wernach<br />

dem Rindenverlust um die Stämme<br />

fürchtet, der sei beruhigt.„Nach dem<br />

Abziehen wächst die Rinde nach, die<br />

Bäume werden nicht gefällt.“ Statt<br />

auf der Straße ist die flexible Birke<br />

nun als Lampe willkommen.<br />

Bei der Knef geht das Ausreiß-<br />

Abenteuer allerdings unglücklich<br />

aus. „Des Försters Beil traf sie im<br />

Morgenschimmer/und als Kommode<br />

dachte sie noch immer/wie<br />

schön es doch im Birkenhaine war.“<br />

AnastasiyaKoshcheeva mit Birkenrinde<br />

und Lampenschirmen daraus.<br />

PRIVAT<br />

Fußgänger sind das langsamste und schwächste Glied in der Kette der Fortbewegung.Dabei werden rund ein Drittel der Wege per pedes zurückgelegt.<br />

„Wir holen uns unsere Wege zurück“<br />

Gehwegradler,Falschparker,elektrische Tretroller –dagegen protestieren nun Fußgänger in Berlin<br />

VonPeter Neumann<br />

Diese Demonstration sei<br />

lange überfällig, sagt<br />

Dietmar Scheffler. „Und<br />

sie ist dringend nötig“,<br />

meint der Charlottenburger.„Im Straßenverkehr<br />

sind wir Fußgänger das<br />

mit Abstand schwächste Glied in der<br />

Kette. Wir werden an den Rand gedrängt.“<br />

Um diesen Missstand geht es<br />

bei der Demonstration, die am kommenden<br />

Mittwoch, um 16 Uhr, in<br />

Mitte beginnt. „Gehwege für die, die<br />

gehen –Rad ab!“ lautet das Motto der<br />

Protestaktion, zu der die Fußgängerlobby<br />

und andere Verbände auf den<br />

Alexanderplatz eingeladen haben.<br />

Dietmar Scheffler ist oft in seinem<br />

Wohnviertel unterwegs. „Ich kenne<br />

Nachbarn, die sich nur noch ungern<br />

auf die Straße trauen, weil sie Angst<br />

haben“, berichtet der 77-Jährige. Sie<br />

fürchten sich vorden Radfahrern, die<br />

sich die Bürgersteige aneignen, als ob<br />

das selbstverständlich wäre.<br />

Scheffler wohnt nicht weit vom<br />

Theodor-Heuss-Platz entfernt. „Dort<br />

wird gerade gebaut, Radfahrer weichen<br />

auf die Gehwege aus –verbotenerweise“,<br />

erzählt der Ruheständler.<br />

„Wenn ich mich beschwere, werden<br />

mir Prügel angedroht, oder Radfahrerinnen<br />

zeigen mir den Mittelfinger.“<br />

HöhereBußgelder gefordert<br />

Ihnnervenaber auch die Kraftfahrer:<br />

„Bei uns gibt es kaum eine Kreuzung,<br />

auf der nicht falsch geparkt wird.“ Anstatt<br />

den vorgeschriebenen Fünf-Meter-Abstand<br />

einzuhalten, stellen sie<br />

Knotenpunkte mit ihren Autos zu.<br />

Dasverschlechtertnicht nur die Sicht<br />

und erhöht die Unfallgefahr: „Fußgänger<br />

mit Kinderwagen oder Rollatoren<br />

haben Mühe, zwischen den<br />

Autos auf die Straße zu gelangen“,<br />

klagt Scheffler. „Autos müssen raus<br />

aus der Stadt!“ Immer öfter werde<br />

auch auf Gehwegen geparkt: In seinem<br />

Viertel sind es vor allem Motorräder,die<br />

den Raum einengen.<br />

Dass Radfahrer für mehr Platz auf<br />

den Straßen demonstrieren, kommt<br />

verhältnismäßig häufig vor. Fußgängerprotest<br />

ist dagegen eine Ausnahmeerscheinung<br />

–jedenfalls bislang.<br />

Dabei wirdrund ein Drittel allerWege<br />

in der Hauptstadt zu Fuß bewältigt.<br />

Dieser Anteil ist deutlich höher als<br />

Mahnwache: An diesem<br />

Freitag,um17.30 Uhr,wird<br />

einer Fußgängerin gedacht,<br />

die am Dienstag in Marienfelde<br />

voneinem abbiegenden<br />

Lkw getötet worden ist.<br />

Schauplatz ist die Kreuzung<br />

Nahmitzer Damm/Marienfelder<br />

Allee. Der Lkw hatte<br />

einen Abbiegeassistenten.<br />

TOD AUF DER STRASSE<br />

Unfallbilanz: 2018 gabes<br />

45 Verkehrstote in Berlin,<br />

19 starben als Fußgänger.<br />

576 Fußgänger trugen bei<br />

Unfällen schwere, 1740<br />

leichte Verletzungen davon.<br />

2625 Fußgängerunfälle wurden<br />

registriert. Die meisten<br />

ereigneten sich in Mitte und<br />

Friedrichshain-Kreuzberg.<br />

Verunglückte Fußgänger in Berlin<br />

Leichtverletzte Schwerverletzte Getötete<br />

1659<br />

445<br />

1651<br />

14 21<br />

2013 2014<br />

1794<br />

499 498<br />

1687<br />

534<br />

Gesetz: Als erste Stadt und<br />

erstes Bundesland in<br />

Deutschland bekommt Berlin<br />

ein Gesetz, das den Fußverkehr<br />

fördernsoll. Dazu<br />

wird das Mobilitätsgesetz<br />

2020 um einen vierten Abschnitt<br />

ergänzt. Der Entwurf<br />

sieht unter anderem längere<br />

Ampel-Grünphasen vor.<br />

1739<br />

1740<br />

592 576<br />

19 21 13 19<br />

2015 2016 2017 2018<br />

BLZ/BAUM; QUELLE: POLIZEI<br />

beim Auto oder dem Fahrrad. Unterstützt<br />

wird die Fußgänger-Demonstration<br />

am 28. August vom Allgemeinen<br />

Blinden- und Sehbehindertenverband,<br />

vom Sozialverband<br />

Deutschland, vom Seniorenbeirat<br />

Mitte und von dem Verband Changing<br />

Cities. Organisator ist der Fachverband<br />

Fußverkehr Deutschland,<br />

kurz FUSS. DerVerband geht neuerdings<br />

vermehrt an dieÖffentlichkeit.<br />

„Wir alle sind auf Sicherheit und<br />

Raum beim Gehen angewiesen. Davon<br />

wird uns aber immer mehr genommen“,<br />

sagt Verbandsvorstand<br />

Roland Stimpel. „Auf den Gehwegen<br />

wird unerlaubt Fahrrad und neuerdings<br />

E-Roller gefahren, die Fahrzeuge<br />

stehen und liegen kreuz und<br />

quer. Falsch geparkte Fahrzeuge stehen<br />

auf Gehwegen und an Straßenecken.<br />

Viele von uns werden behindertund<br />

bedroht. An diesem Tagholen<br />

wir uns unsere Wege zurück.“<br />

Gehwege dürften nicht länger zu<br />

„Rumpelräumen und Rennpisten“<br />

verkommen, fordertStimpel.<br />

Bei dem „Demonstrations-Spaziergang“<br />

gehe es um vier Forderungen:<br />

Gehwege sind zum Gehen da,<br />

nicht für schnellere und abgestellte<br />

Fahrzeuge.Falschparken und fahren<br />

wird strenger bestraft. Leihfahrzeuge<br />

stehen nur noch am Fahrbahnrand.<br />

Und: „Ampelgrün für Fußgänger<br />

kommt eher, läuft länger und wird<br />

weniger durch Abbieger gefährdet.“<br />

Auch Elektrokleinstfahrzeuge machen<br />

Fußgängern den Platz streitig –<br />

illegal. Obwohl elektrische Tretroller<br />

Radwege oder Straßen nutzen müssen,<br />

sind sie auch auf Gehwegen unterwegs<br />

–sehr zum Ärger vieler Passanten.<br />

Seit Mitte Juni dürfen solche<br />

Mini-Zweiräder auch für deutsche<br />

Straßen zugelassen werden. Dagegen<br />

sind Kleinstfahrzeuge ohne Lenkstange<br />

weiter illegal. Dassollsich ändern,<br />

fordert der Branchenverband<br />

Electric Empire –und ruft für den 21.<br />

September zueiner Demonstration<br />

in Berlin auf. Sie führt 15 Kilometer<br />

vom Stuttgarter Platz über den Kurfürstendamm<br />

zum Tempelhofer Feld.<br />

Elektro-Skateboards, Onewheels,<br />

Monowheels –das sind drei Beispiele<br />

für die Vehikel, um die es bei dieser<br />

Protestaktion geht. Bundesverkehrsminister<br />

Andreas Scheuer (CSU)<br />

habe angekündigt, dass er Fahrzeuge<br />

ohne Lenk- oder Haltestange testweise<br />

zulassen will, sagte der Vorstandsvorsitzende<br />

Lars Zemke. Doch<br />

seitdem der Bundesrat dies am 17.<br />

Maiabgelehnt hatte,weil er ein„Mindestniveau<br />

für die Sicherheit“ herstellen<br />

wollte, fühlten sich die Aktivisten<br />

vergessen. Zemke:„Wir spüren vielerorts<br />

eine immense Ablehnung.“<br />

Eine Wutwelle rollt<br />

IMAGO/MARIUS SCHWARZ<br />

Mitder Demonstration sollen die Politiker<br />

daran erinnertwerden, die bislang<br />

nur für E-Tretroller geltende Verordnung<br />

zu ergänzen. „Außerdem<br />

wollen wir zeigen, dass wir diese<br />

Fahrzeuge beherrschen, dass wir<br />

keine Rowdies sind“, sagte der Verbandschef.<br />

Anders als bei Rollern<br />

muss das Fahren erlernt und trainiert<br />

werden – das sei der große Unterschied.<br />

Doch wie andere Fahrzeuge<br />

dieser Art sollten auch diese Vehikel<br />

nicht auf Gehwegen fahren dürfen.<br />

„E-Roller richten schon genug<br />

Chaos an. Jetzt auch noch kleine<br />

Fahr-Spielzeuge wie Einräder, motorisierte<br />

Rollschuhe und Hoverboards<br />

zuzulassen, würde das Ganze noch<br />

verschlimmern“, entgegnete Roland<br />

Stimpel. Er könne nur hoffen, dass<br />

Scheuer diese Fahrzeuge nicht auch<br />

noch zulässt. „Eine Fußgänger-Wutwelle<br />

ist spürbar“, so FUSS. Die Demonstration<br />

soll sie kanalisieren.<br />

DietmarScheffler hofft, dass die Fußgänger<br />

am 28. August in Mitteein Zeichen<br />

setzen.„Wir sind viele“, sagt er.<br />

Peter Neumann<br />

ist am Mittwoch<br />

6,5 Kilometer gelaufen.<br />

NACHRICHTEN<br />

Techno-Fans wollen für mehr<br />

Toleranz demonstrieren<br />

Unter dem Motto„30 JahreMauerfall<br />

–gegen neue Meinungsmauern“ soll<br />

an diesem Sonnabend ein Demonstrationszug<br />

zu Techno-Sounds<br />

durch Treptow, Kreuzbergund Friedrichshain<br />

ziehen. Beim „Zug der<br />

Liebe“ präsentieren sich gesellschaftspolitischeVereine,derenThemen<br />

vonTierschutz bis Inklusion<br />

reichen, wie ein Sprecher des Vereins<br />

mitteilte.Die Musikparade mit 23<br />

Lastwagen und einem Busstartet<br />

um 13 Uhrander Puschkinallee,<br />

zieht dann durch die Schlesische<br />

Straße und die Köpenicker Straße,<br />

überquertdie Spreeund führtauf<br />

der Frankfurter Allee zurück nach<br />

Osten zum Markgrafendamm. „Wir<br />

wollen jungen Menschen mehr Toleranz<br />

und Menschlichkeit als wichtige<br />

Werteeiner liberalen Gesellschaft<br />

vermitteln. Im besten Fall motivieren<br />

wir sie,sich bei Vereinen zu<br />

engagieren“, so ein Sprecher desVereins.<br />

(dpa)<br />

Protestpicknick auf der<br />

Spandauer Straße in Mitte<br />

Voneiner wichtigen Straße im östlichen<br />

Stadtzentrum werden Kraftfahrzeuge<br />

zwei Stunden lang verbannt.<br />

Für den 31. August von15 bis<br />

17 Uhrlädt ein breites Bündnis aus<br />

Umweltverbänden und Initiativen<br />

zu einem autofreien Protestpicknick<br />

auf der Spandauer Straße ein. Schauplatz<br />

ist die Kreuzung Rathausstraße<br />

am Roten Rathaus.„Während in anderen<br />

Metropolen der Autoverkehr<br />

in der Innenstadt Schritt für Schritt<br />

zurückgedrängt wird, hat Berlin<br />

noch viel Nachholbedarf. Diesen<br />

Missstand wollen wir beheben“,<br />

teilte das Bündnis mit. Dieinden<br />

Bürgerleitlinien für Mitte angekündigte<br />

Verkehrsberuhigung sei bis<br />

heute nicht realisiertworden. (pn.)<br />

Das Wochenende wird heiß<br />

mit bis zu 30 Grad<br />

Viel Sonne und bestes Badewetter erwarten<br />

die <strong>Berliner</strong> und Brandenburger<br />

am Wochenende.Die 30-<br />

Grad-Marke könnte in den kommenden<br />

Tagen nach Angaben des<br />

Deutschen Wetterdienstes (DWD)<br />

geknackt werden. Schon am Freitag<br />

soll es bei 28 bis 30 Grad viel Sonne in<br />

der Region geben. Auch Sonnabend<br />

und Sonntag starten sonnig, später<br />

kann es sich bei Höchsttemperaturenvon<br />

31 Grad zuziehen. Verantwortlich<br />

für die Sommerrückkehr ist<br />

das Hoch „Corina“, das warme Luft<br />

nach Mitteleuropa bringt. Wersich<br />

abkühlen will, kann bedenkenlos in<br />

eine der offiziellen 39 <strong>Berliner</strong> Badestellen<br />

springen. Alle Badegewässer<br />

sind nach Angaben des Landesamts<br />

für Gesundheit und Soziales zum Baden<br />

geeignet. (dpa)<br />

Am Schlachtensee wird es dieses Wochenende<br />

wieder voll werden.<br />

IMAGO


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />

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Berlin<br />

Der Timeride-Gründer und gebürtige Dresdner Jonas Rothe wardrei Jahre alt, als die Mauer fiel. Am Checkpoint Charlie schickt er Interessierte auf eine Zeitreise in ein geteiltes Berlin.<br />

BERND FRIEDEL<br />

Nach vorne schauen in die Vergangenheit<br />

Wiewar dasinden 80er-Jahren? Dank einer Virtual-Reality-Brille wird nun Geschichte am Checkpoint Charlie erfahrbar<br />

VonStefanie Hildebrandt<br />

Der Fahrer des Busses,mit<br />

dem unsereReisegruppe<br />

sich auf den Wegindie<br />

Vergangenheit macht,<br />

hat sein schütteres Haar sorgfältig<br />

über die Glatzegekämmt. EinMitreisender<br />

schräg hinten trägt ein wild<br />

gemustertes Hemd. Interessiert<br />

schaut er aus dem Fenster. Kein<br />

Wunder, draußen zieht eine Stadt<br />

vorbei, die es so nicht mehr gibt.<br />

Obwohl die beiden direkt neben<br />

mir im schaukelnden Bus sitzen,<br />

kann ich keinen der Männer berühren.<br />

Meine Hand greift ins Leere.<br />

Wieauch das Ost-Berlin der 80er-<br />

Jahre, dessen Straßen wir bei dieser<br />

besonderen Rundfahrt durchmessen,<br />

sind sie Computeranimationen.<br />

Auferstanden auf der Grafikkarte,<br />

sind sie Figuren aus der Virtual Reality<br />

und damit Teil einer neuen Attraktion,<br />

die am Sonnabend unweit<br />

des Checkpoint Charlie ihre Türen<br />

für Besucher öffnet.<br />

Nichts weniger als eine Zeitreise<br />

versprechen die Macher der Timeride-Schau.<br />

Undtatsächlich tauchen<br />

Besucher mithilfe einer VR-Brille für<br />

einige Minuten völlig in die Vergangenheit<br />

ein. Zu Beginn eines Besuchs<br />

der interaktiven Ausstellung<br />

machen sie sich zunächst zu Fuß<br />

und sehr reell auf zum nahe gelegenen<br />

Checkpoint Charlie. Hier setzten<br />

sie,begleitet voneinem Guide im<br />

petrolglänzenden Anzug, die klobige<br />

graue Brille auf und werden direkt<br />

am geschichtsträchtigen Ort, der<br />

heute voll mit Frittierfett, Russenmützen<br />

und mit Selfie-schießenden<br />

Touristen ist, in die Vergangenheit<br />

katapultiert.<br />

Geschichte und Entertainment<br />

360-Grad-Bilder werden auf die Brillen<br />

gespielt, sie zeigen, wie sehr sich<br />

der Grenzübergang im Laufe der<br />

Jahrzehnte von 1945 bis in die Mitte<br />

der 80er-Jahre veränderte. In der<br />

Collage stehen sich erst Panzer bedrohlich<br />

gegenüber, esgib Proteste<br />

im Westen, bis Mitte der 80er-Jahre<br />

nehmen schließlich die Grenzanlagen<br />

einschüchternde Ausmaße an.<br />

Ziemlich eindrucksvoll ist der<br />

Kontrast, wenn man die Brille wieder<br />

abnimmt. Auf genau diesen Effekt<br />

setzt das Konzept vonTimeride: Geschichte<br />

verbunden mit Unterhaltung<br />

und modernster Technik ermöglicht<br />

es, indas Leben und Treiben<br />

vergangener Epochen einzutauchen.<br />

„Edutainment“ heißt das oder<br />

„Techutainment“. Nach Köln und<br />

Dresden ist Berlin bereits der dritte<br />

Beklemmendes Gefühl beim Grenzübertritt an der Friedrichstaße.<br />

Die Tour: Sowohl für<br />

Einzelpersonen, als auch<br />

für (Schul-)Gruppen ab<br />

acht Personen konzipiert<br />

dauertsie circa eine<br />

Stunde. Der Besuch wird<br />

für Kinder ab sechs Jahren<br />

empfohlen.<br />

AUF ZEITREISE<br />

Die Tickets: Sowohl online<br />

unter www.timeride.de/berlin<br />

oder auf www.myticket.de,<br />

als auch an der<br />

Tageskasse sind Tickets erhältlich.<br />

Erwachsene zahlen<br />

12,50 Euro im Vorverkauf,<br />

14,50 Euro an der Kasse.<br />

TIMERIDE<br />

Die Ermäßigung: Kinder<br />

vonsechs bis 17 Jahren,<br />

Studenten, Azubis zahlen<br />

10 Euro imVorverkauf,<br />

11,50 Euro an derTageskasse.<br />

Für <strong>Berliner</strong> mitAusweis<br />

kostet der Eintritt an der Zimmerstraße<br />

91 nur 10 Euro.<br />

Standort. In anderthalb Jahren haben<br />

über 200 000 Menschen am<br />

Rhein die Zeitreise gewagt. EinweiteresAngebot<br />

in München eröffnet im<br />

September. „Zeitreisen sind mein<br />

Kindheitstraum gewesen“, sagt<br />

Gründer Jonas Rothe. Mithilfe moderner<br />

Virtual-Reality-Technik<br />

komme er dem Traum ein ganzes<br />

Stücknäher.<br />

Zurück in der Timeride-Zentrale<br />

in der Zimmerstraße erleben Besucher<br />

dann denBlick auf den Alltag in<br />

OstundWest,umschließlich auf drei<br />

fiktive Zeitzeugen zu treffen, deren<br />

persönliche Lebensgeschichten per<br />

Einspielfilm kurzumrissen werden.<br />

Zeitzeugen als Reiseführer<br />

Der aufmüpfige Fliesenleger Harry<br />

Liedeke, die reflektierte Architektin<br />

Elke Makowski und der unangepasste<br />

Kreuzberger Ex-Punk Michael<br />

Hartmann werden die Gäste im Anschluss<br />

auf ihrer virtuellen Zeitreise<br />

im Reisebus begleiten. Besucher<br />

können wählen, welchen der drei<br />

Kommentatoren sie während der<br />

VR-Stadtrundfahrt hören wollen.<br />

„Wir erhoffen uns,dass die Besucher<br />

über die unterschiedlichen Sichtweisen<br />

ins Gespräch kommen und<br />

sich austauschen“, sagt die Leiterin<br />

der <strong>Berliner</strong> Filiale,bevor die eigentliche<br />

Zeitreise in einem nachempfundenen<br />

Reisebus beginnt. Es fällt<br />

auf, wie leer es auf den Straßen Ost-<br />

Berlins ist. Der Grenzer am Übergang<br />

an der Friedrichstraße nuschelt<br />

mit sächsischem Dialekt, das längst<br />

abgerissene Restaurant Ahornblatt<br />

zieht vorbei wie auch die blauen<br />

Wölkchen aus dem Auspuff eines abbiegenden<br />

Barkas.DreiPioniermädchen<br />

spielen auf dem Bürgersteig,<br />

am Gendarmenmarkt ist der Französische<br />

Dom noch eine Ruine.<br />

Ein bisschen Klischee, ein bisschen<br />

Kino, dennoch: Die Rundfahrt<br />

in der Vergangenheit ist viel zu<br />

schnell vorüber. Der Bus kommt auf<br />

dem Parkplatz vor dem Palast der<br />

Republik zum Stehen. Originalbilder<br />

vom Fall der Mauer sorgen auch 30<br />

Jahrespäternochfür Gänsehaut.<br />

Einige Passagiere werden zum<br />

Preis von 12,50 Euro mitfahren um<br />

sich zu erinnern, andere, um eine ihnen<br />

unbekannte Stadt kennenzulernen.<br />

Für beide Zielgruppen hält die<br />

Zeitreise durch Berlin spannende<br />

Ausblicke bereit.<br />

Stefanie Hildebrandt<br />

würde auch gern einmal in<br />

die Zukunft reisen.<br />

Rutschen und schaukeln mit dem Geld der SED<br />

Der Bezirk Pankow erhält 650 000 Euro aus Vermögen der DDR. Er investiert das jahrzehntelang in der Schweiz versteckte Kapital in Kinderprojekte<br />

VonMikeWilms<br />

Der Bezirk Pankow saniert seine<br />

Spielplätze. Nachdem jahrelang<br />

Geld fehlte und viele Spielflächen gesperrt<br />

waren, stehen in diesem Jahr<br />

8,7 Millionen Euro aus Sonderprogrammen<br />

des Senats bereit. Ein Teil<br />

des Geldes – rund 650 000 Euro –<br />

stammt aus altem SED-Vermögen,<br />

den sogenannten Mitteln der Parteien-<br />

und Massenorganisationen<br />

der DDR. Dieser Topf des Landes<br />

wurde im vergangenen Jahr mit 16,3<br />

Millionen Euro gefüllt, nachdem versteckte<br />

SED-Gelder aus der Schweiz<br />

zurück nach Berlin geflossen waren.<br />

DasGeld, mit dem in Pankownun<br />

Spielplätze inder Dusekestraße, am<br />

Solonplatz und am Goldfischteich<br />

saniertwerden, ist Teil eines internationalen<br />

Wirtschaftskrimis. Bereits<br />

kurzvor dem Ende der DDR hatte die<br />

SED versucht, Geld in Sicherheit zu<br />

bringen, um es dem westdeutschen<br />

Finanzsystem zu entziehen. DieSED<br />

war mit sechs Milliarden Ost-Mark<br />

Bargeld und zahlreichen Immobilien<br />

und Betrieben eine der reichsten<br />

Parteien Europas.Einen Teil des Geldes<br />

deponierten die Genossen in der<br />

Schweiz. Die Bundesrepublik versuchte<br />

jahrelang, Zugriff auf SED-<br />

Vermögenswerte zu erhalten –mit<br />

wechselhaftem Erfolg. Ende 2017 urteilte<br />

ein Schweizer Gericht, dass<br />

2018 rund 198,9 Millionen Euro an<br />

die neuen Bundesländer und Berlin<br />

zurückgezahlt werden müssen. Berlin<br />

bekam 16,3 Millionen Euro und<br />

bat die Ost-Bezirke um Ideen für die<br />

Verwendung. Pankow wollte Spielplätze.<br />

Sanierungsstau ohne Ende<br />

Der kinderreiche Bezirk im<strong>Berliner</strong><br />

Nordosten hatte jahrelang Probleme,<br />

seine 220 Spielplätze zupflegen<br />

und Schäden zu reparieren. Im<br />

Frühjahr 2018 waren nur 38 vollständig<br />

intakt. Der Stadtrat für Stadtentwicklung,<br />

Vollrad Kuhn (Grüne),<br />

spricht vonaktuell zehn vollgesperrten<br />

und mehr als 20 teilgesperrten<br />

Spielplätzen. Man habe bei den Sanierungsbemühungen<br />

bereits erste<br />

Der marode Spielplatz in der Dusekestraße wird komplett neu gebaut.<br />

Erfolge erreicht. Aber nun müssten,<br />

so Kuhn, „die aktuell noch gesperrten<br />

Plätze möglichst bald wieder<br />

vollständig für die Kinder öffnen“.<br />

Der Einsatz der SED-Gelder ist drei<br />

maroden Spielflächen vorbehalten,<br />

wobei der StandortDusekestraßeim<br />

Florakiezeine Sonderrolle spielt. Auf<br />

der seit drei Jahren gesperrten Flä-<br />

BERND FRIEDEL<br />

che entsteht der erste inklusive<br />

Spielplatz des Bezirks –für Kinder<br />

mit und ohne Beeinträchtigungen.<br />

Die neuen Spielgeräte bekommen<br />

zum Beispiel Klangelemente,<br />

damit sich blinde Kinder besser zurechtfinden.<br />

Alle Geräte sollen problemlos<br />

mit dem Rollstuhl erreichbar<br />

sein. Kletternetze und andere<br />

Aufbauten werden mit speziellen<br />

Griffen ausgestattet. „Die Arbeiten<br />

haben begonnen, der Bauzaun wird<br />

aufgestellt“, hieß es am Donnerstag<br />

aus dem Büro von Stadtrat Kuhn.<br />

Ende des Jahres soll alles fertig sein.<br />

Von den insgesamt rund 650 000<br />

Euro, die Pankow aus den DDR-Geldern<br />

für Spielplätze enthält, entfallen<br />

274 000 Euro auf die Sanierung in<br />

der Dusekestraße.Für den Spielplatz<br />

am Goldfischteich gibt es mehr als<br />

200 000 Euro und für den Spielplatz<br />

Solonplatz mehr als 100 000 Euro.<br />

19 Projekte in ganz Berlin<br />

Das Spielplatzprojekt in Pankow ist<br />

eines von 19Vorhaben, die in Berlin<br />

mit den insgesamt 16,3 Millionen<br />

Euro aus dem Vermögen der Parteiund<br />

Massenorganisationen der DDR<br />

verwirklicht werden. Wie berichtet,<br />

gehen 9,1 Millionen Euro an neun<br />

Projekte im Bereich der wirtschaftlichen<br />

Umstrukturierung. Gefördert<br />

werden unter anderem die East Side<br />

Gallery, derWiederaufbau des Turms<br />

des Schlosskirche Buch und die Sanierung<br />

der Stelen zur Erinnerung<br />

an die Friedliche Revolution. Fast 4,7<br />

Millionen Euro fließen in staatliche<br />

Projekte mit sozialen und kulturellen<br />

Zwecken. Dies sind zum Beispiel der<br />

Campus der Demokratie, die Sanierung<br />

des Kreativhauses Fischerinsel<br />

und der Umbau des Hauses der Befreiung<br />

zum Kulturhaus.Weitere 2,5<br />

Millionen Euro dienen der Förderung<br />

nicht staatlicher Vorhaben wie<br />

der Sanierung eines jüdischen Gemeindehauses<br />

und der Erweiterung<br />

des Archivs der DDR-Opposition.<br />

Die Auszahlung von 16,3 Millionen<br />

Euro an das Land Berlin im vergangenen<br />

Jahr war nicht der erste<br />

Fall dieser Art. Insgesamt hat Berlin<br />

bisher fast 31,9 Millionen Euro aus<br />

zurückgeführtem Vermögen derPartei-<br />

und Massenorganisationen der<br />

DDR erhalten. Die ostdeutschen<br />

Länder und Berlin zusammen erhielten<br />

380 Millionen Euro. Ein offener<br />

Rechtsstreit mit dem Schweizer<br />

Bankhaus Julius Bär um 88 Millionen<br />

Euro wird, sodie Bundesregierung,<br />

bis Ende 2020 abgeschlossen sein.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 11 *<br />

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Berlin<br />

POLIZEIREPORT<br />

Radfahrerin gerät unter Lkw.<br />

Eine Radfahrerin ist im <strong>Berliner</strong><br />

Westend mit einem Lastwagen zusammengestoßen.<br />

Dabei wurde die<br />

Frau an der Kreuzung Königin-Elisabeth-Straße<br />

und Spandauer Damm<br />

unter dem Lkw eingeklemmt und<br />

verletzt, wie die Feuerwehr am Donnerstag<br />

twitterte.Sie konnte aber<br />

schnell befreit und ins Krankenhaus<br />

gebracht werden. Laut Polizei übersah<br />

der 49 Jahrealte Lkw-Fahrer die<br />

Radfahrerin vermutlich beim<br />

Rechtsabbiegen.<br />

Ehemann überrollt Frau mit Auto.<br />

Eine 89-Jährige ist in Friedrichshain-Kreuzbergvon<br />

ihrem Mann<br />

mit einem Auto überrollt worden.<br />

DieFrauwurde mit lebensgefährlichen<br />

Kopfverletzungen in ein Krankenhaus<br />

eingeliefert, teilte die Polizeimit.<br />

Ihr88Jahrealter Ehemann,<br />

der Fahrer des Autos,wurde leicht<br />

verletzt und musste in einer Klinik<br />

behandelt werden, die er mittlerweile<br />

wieder verlassen hat. Ersten<br />

Erkenntnissen zufolge stand die<br />

Frau hinter dem Auto,als ihr Mann<br />

rückwärts in eine Parklücke zurücksetzte.Der<br />

Wagen soll sie mit der<br />

Stoßstange berührthaben, woraufhin<br />

die Frau stürzte.Ihr Mann stieg<br />

aus,der Wagen rollte weiter.Der 88-<br />

Jährige wurde vonder geöffneten<br />

Autotür umgerissen –das Auto<br />

rollte über seine Frau.<br />

Verkehr und Lokale kontrolliert.<br />

Rund 150 Beamte haben am Donnerstagabend<br />

verschiedene Lokale<br />

und den Verkehr in Neukölln kontrolliert.<br />

Es gehe etwa um Raser<br />

oder gewerberechtliche Verstöße,<br />

sagte eine Polizeisprecherin. Betroffen<br />

seien Cafés und Sportbars.Die<br />

Beamten waren seit dem frühen<br />

Abend am Hermannplatz und an<br />

der Sonnenallee im Einsatz, auch<br />

Kreuzbergstand auf dem Plan der<br />

Ermittler.<br />

Mann niedergestochen.<br />

Eine Passantin hat am Mittwochabend<br />

an der Straßenbahn-Haltestelle<br />

am S-Bahnhof Hohenschönhausen<br />

einen verletzten Mann bemerkt.<br />

Siealarmierte die Polizei sowie<br />

die Feuerwehr.Auf den 41 Jahre<br />

alten Mann war mehrmals eingestochen<br />

worden. Er war lebensbedrohlich<br />

verletzt, teilte die Polizei mit. Beamte<br />

vermuten, dass der Täter der<br />

Ex-Freund seiner Lebensgefährtin<br />

ist. Der45-Jährige wurde noch in der<br />

Nacht festgenommen.<br />

Einbrecher festgenommen.<br />

Polizeibeamte haben in der Nacht<br />

zum Donnerstag in Adlershof drei<br />

Einbrecher festgenommen. Gegen<br />

1.30 Uhrhatte eine Zeugin Geräusche<br />

aus einem Lokal in der Radickestraße<br />

gehört. Dann beobachtete sie<br />

einen Mann, der sich vordem Gebäude<br />

verdächtig verhielt. Sieinformierte<br />

die Polizei. Beamte des Abschnitts<br />

65 nahmen ihn und dessen<br />

zwei Komplizen fest. Siesind 21, 23<br />

und 25 Jahrealt. DasTriowurde in<br />

Polizeigewahrsam gebracht.<br />

Auto beschlagnahmt.<br />

Eine Zivilstreife des Verkehrsdienstes<br />

hat am Mittwochabend in der<br />

Peter-Vischer-Straße einen Jugendlichen<br />

festgenommen. Der17-jährige<br />

Audi-Fahrer war zuvor den Beamten<br />

wegen riskanter Fahrmanöveraufgefallen.<br />

Er ignorierte die<br />

Aufforderung anzuhalten und versuchte<br />

zu flüchten. Er fuhr mit überhöhter<br />

Geschwindigkeit und unter<br />

Missachtung roter Ampeln durch<br />

Schöneberg. Nach einer halben<br />

Stunde stellte ihn die Polizei. Der<br />

Fahrer besitzt keinen Führerschein.<br />

DasAuto wurde sichergestellt.<br />

Rassistisch beeidigt.<br />

An einer Bushaltestelle in Altglienicke<br />

hat am Mittwochabend ein 20-<br />

Jähriger zwei Männer rassistisch beleidigt.<br />

Anschließend kam es zur<br />

Prügelei. Ein16-Jähriger versuchte,<br />

dem Täter zu helfen und schlug<br />

ebenfalls auf die Opfer ein. Zeugen<br />

alarmierten daraufhin die Polizei.<br />

Diebeiden Täter wurden festgenommen.<br />

(ls.)<br />

In diese Flüchtlingsunterkunft in Reinickendorf soll die Polizei am Donnerstag eingedrungen sein, um einen Flüchtling abzuschieben. Doch der wargar nicht da.<br />

Neuer Heimstatus<br />

Innensenator und Sozialsenatorin streiten erneut über Abschiebungen. Auch die Grünen positionieren sich<br />

VonAnnika Leister<br />

Die CDU spricht von<br />

„krassem Politikversagen“,<br />

die FDP sieht die<br />

rot-rot-grüne Koalition<br />

„völlig zerrüttet“: Einalter Streit zwischen<br />

Innensenator Andreas Geisel<br />

(SPD) und Sozialsenatorin Elke Breitenbach<br />

(Linke) um die Rechte der<br />

Polizei bei Abschiebungen ist erneut<br />

aufgeflammt –und dieses Mal positionieren<br />

sich überraschend auch<br />

die Grünen gegen den Innensenator.<br />

Im Kern geht es um die Frage, ob<br />

die Polizei Flüchtlingsheime ohne<br />

Durchsuchungsbeschluss betreten<br />

darf, um Menschen abzuschieben.<br />

Geisel sagt Ja,Breitenbach Nein. Die<br />

Diskussion kochte bereits im Juni<br />

hoch, als Breitenbach Heimbetreiber<br />

mit einem Schreiben darauf hinwies,dass<br />

die bisherige Praxis der Senatsinnenverwaltung<br />

– nämlich<br />

Heime ohne Beschluss zu betreten –<br />

keineswegs rechtssicher sei und den<br />

Betreibernmitteilte,dass sie die Polizei<br />

ohne Beschluss auch vor der Tür<br />

stehen lassen dürften. Geisel kritisierte<br />

Breitenbach scharffür ihr Vorgehen,<br />

erteilte aber eine Weisung an<br />

Polizisten, vorübergehend keine<br />

Flüchtlingsheime zu betreten, bis<br />

Rechtssicherheit erlangt sei.<br />

Beiihren Positionen stützten sich<br />

die Senatoren auf unterschiedliche<br />

Gesetze: Geisel unter anderem auf<br />

das Aufenthaltsgesetz, Breitenbach<br />

auf Artikel 13 im Grundgesetz, der<br />

die„Unverletzlichkeit derWohnung“<br />

zusichert. Nach Einschätzung von<br />

Verfassungsrechtlern waren beide<br />

Positionen legitim. Doch statt selbst<br />

an einer Lösung zu arbeiten, verlagerte<br />

die rot-rot-grüne Koalition das<br />

Problem auf die Bundesebene: Dort<br />

wurde Ende Juni ein großes Asyl-Gesetzespaket<br />

aus der Feder von Horst<br />

Seehofer (CSU) verabschiedet, das<br />

zahlreiche Verschärfungen im Asylrecht<br />

vorsieht. Auch Abschiebungen<br />

soll es erleichtern, explizit räumen<br />

die neuen Regelungen der Polizei<br />

das Recht ein, Flüchtlingsunterkünfte<br />

ohne Durchsuchungsbeschluss<br />

betreten zu dürfen.<br />

An diesem Mittwoch sind Teile<br />

des Gesetzespakets mit Verkündung<br />

im Bundesgesetzblatt in Kraft getreten.<br />

Am selben Tagnoch hob die Innenverwaltung<br />

die Weisung, Heime<br />

vorerst nicht zu betreten, mit einer<br />

neuen Weisung auf. „Wir haben immer<br />

erklärt, dass wir die Weisung an<br />

die Polizei temporär aussetzen, bis<br />

eine bundesgesetzliche Regelung<br />

vorliegt“, teilte ein Sprecher der Verwaltung<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> mit.<br />

Mit dem neuen Gesetz habe Berlin<br />

nun Rechtssicherheit. „Bundesrecht<br />

gilt auch in Berlin und wirdhier umgesetzt.“<br />

Voracht Wochen noch lehnte die<br />

rot-rot-grüne Koalition sich gegen<br />

Seehofers heftig umstrittenes Gesetzespaket<br />

im Bundesrat auf. Dasblieb<br />

zwar erfolglos.Aber auch die Senatoren<br />

der SPD sprachen sich für den<br />

Protest aus. Abschiebehaft und andere<br />

Maßnahme lehne man grundlegend<br />

ab, hieß es damals auch aus<br />

der Innenverwaltung. Solche Dinge<br />

seien mit Geisel nicht zu machen.<br />

Sozialsenatorin Elke Breitenbach<br />

bleibt trotz Inkrafttreten des neuen<br />

Gesetzes bei ihrer Meinung. „Wir se-<br />

„Im Zweifel für den Rechtsstaat,<br />

im Zweifel für den Durchsuchungsbeschluss.“<br />

Benedikt Lux, innenpolitischer Sprecher der <strong>Berliner</strong> Grünen-Fraktion<br />

hen das Gesetz kritisch“, sagte eine<br />

Sprecherin ihrer Verwaltung der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>. „Und unsere Rechtsauffassung<br />

hat sich nicht geändert.“<br />

Manwerde nun ein Rechtsgutachten<br />

in Auftrag geben, um die rechtliche<br />

Grundlage genau prüfen zu lassen.<br />

Die Grünen, die sich aus dem<br />

Streit lange herausgehalten haben,<br />

positionierten sich am Donnerstag<br />

überraschend: „Im Zweifel für den<br />

Rechtsstaat, im Zweifel für den<br />

Durchsuchungsbeschluss“, sagte<br />

Benedikt Lux, innenpolitischer Sprecher<br />

der Grünen, der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Die Grenze zwischen einem<br />

Vonfalschen und neuen Wegen<br />

BERND FRIEDE<br />

reinen Betreten, für das kein Beschluss<br />

nötig ist, und einer Durchsuchung<br />

der Polizei, die einer richterlichen<br />

Zustimmung bedarf, sei gerade<br />

bei Abschiebungen äußerst schwer<br />

zu treffen. Werdeder Gesuchte nicht<br />

in seinem Zimmer angetroffen,<br />

würde aus einem „Betreten“ rasch<br />

ein „Durchsuchen“. Es gebe in<br />

Flüchtlingsheimen außerdem immer<br />

Mitbetroffene, die in der Unterkunft<br />

lebten. „Aus meiner Sicht wäre<br />

es das Beste,insolchen Fällen einen<br />

Durchsuchungsbeschluss zu beantragen“,<br />

sagte Lux. „Ansonsten begibt<br />

man sich in einen rechtlichen<br />

Graubereich –und da will ich die Polizei<br />

nicht hinführen.“ Damit folgen<br />

die Grünen nun der Argumentation<br />

von Breitenbach und positionieren<br />

sich gegen Geisel.<br />

Klarheit herrscht damit aber noch<br />

lange nicht. Währenddessen laufen<br />

die Abschiebungen aus Heimen wieder:AmDonnerstag<br />

wurden laut Innenverwaltung<br />

fünf Flüchtlinge aus<br />

Berlin in Richtung Kosovo und Albanien<br />

abgeschoben. Wie viele davon<br />

aus Flüchtlingsheimen geholt wurden,<br />

kann die Innenverwaltung<br />

nicht genau sagen. Sieerhebt die Daten<br />

nicht. Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> weiß<br />

mindestens von einem Fall, in dem<br />

die Polizei ein Flüchtlingsheim betrat<br />

– den Gesuchten aber traf sie<br />

nicht an.<br />

Annika Leister<br />

findet, dass sich der Senat<br />

um eine Lösung drückt.<br />

„Berlin kann mehr“ heißt eine neue Initiative, die sich gegen Mietendeckel und Enteignung mobil macht<br />

VonMelanie Reinsch<br />

Wie sehr die Wohnungspolitik im<br />

Umbruch ist, zeigte am Dienstag<br />

ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes:<br />

Die Richter urteilten, dass<br />

„die Verhinderung der<br />

Gentrifizierung“ ein „Gemeinwohlbelang“<br />

sei. Fazit: Die Mietpreisbremse<br />

auf Bundesebene ist verfassungskonform.<br />

In Berlin freute man<br />

sich, denn der Beschluss stärkt den<br />

<strong>Berliner</strong> Mietendeckel, den der Senat<br />

beschlossen hat und der die Mieten<br />

in Berlin für fünf Jahreeinfrieren soll.<br />

Eine neue Initiative, die sich aktuell<br />

in ihrem Gründungsprozess befindet,<br />

sieht in diesem Instrument<br />

allerdings den falschen Weg. „Berlin<br />

kann mehr“ heißt das Bündnis, das<br />

selbst sagt, dass es der FDP und CDU<br />

inhaltlich näher stünde als SPD,Linken<br />

und Grünen. Dass sich aber<br />

trotzdem selbst als „parteiübergreifend“<br />

einordnet. Unterstützt wird<br />

die Initiative von Akteuren aus Wirtschaft,<br />

Wissenschaft, Kultur und<br />

dem sozialen Bereich.<br />

„Mietendeckel und Enteignungen<br />

sind die falschen Instrumente“,<br />

sagte der designierte Vorsitzende der<br />

Initiative, TimKauermann. Die<strong>Berliner</strong><br />

Wohnungspolitik sei „Klientelpolitik“<br />

und orientiere sich nicht an<br />

den Interessen des Volkes. Man erkenne<br />

eine Abkehr von Werten und<br />

Prinzipien, vermisse Klarheit,<br />

Rechtsstaatlichkeit und Nachhaltigkeit,<br />

so Kauermann weiter.<br />

Mit einem 30-seitigen Manifest<br />

will die Initiative mit ihrer Kampagne<br />

Öffentlichkeit für ihr Anliegen<br />

schaffen. Forderungen sind unter<br />

anderem: Eine Reform der Bauord-<br />

nung, Nachverdichtung, Wiedereinführung<br />

einer Fachaufsicht in den<br />

Behörden, Reform von Förderprogrammen,<br />

Bürokratie abbauen.<br />

Es ist nicht die erste Initiativeaus<br />

der Zivilgesellschaft in Berlin, die<br />

sich gegründet hat, weil sie mit der<br />

Wohnungspolitik des Senats nicht<br />

einverstanden ist. Im Juni gründeten<br />

Kaufleute um denVereinVBKI (<strong>Berliner</strong><br />

Kaufleute und Industrieller) den<br />

Verein Neue Wege für Berlin, der am<br />

Sonntag seine Volksinitiative „Faire<br />

Mieten bauen“ startet. Ziel: Der zusätzliche<br />

Bau von 100 000 sozialen<br />

und bezahlbaren Wohnungen.<br />

Und dann ist da die bekannteste<br />

Wohninitiative: „Deutsche Wohnen<br />

und Co enteignen“, die bis Ende Juni<br />

77 000 Unterschriften gesammelt<br />

und damit die erste Hürde für ein<br />

Volksbegehren genommen hat.<br />

Letzterebekommt Unterstützung<br />

vonGrünen und Linken. Auch in der<br />

SPD gibt es viele,die der Enteignung<br />

von Wohnungsunternehmen nicht<br />

abgeneigt gegenüberstehen. Im<br />

März hatte der Landesparteitag der<br />

SPD eine Entscheidung vertagt.<br />

Ende Oktober, sosagt auch der Landesvorsitzende<br />

der SPD, Michael<br />

Müller, werde man sich wohl auf<br />

eine gemeinsame Linie einigen.<br />

„Davon gehe ich aus“, sagte er.<br />

In Berlin ist die Zustimmung dazu<br />

kontinuierlich gesunken. Zur Bekämpfung<br />

der Wohnungsnot hielten<br />

es im Juli 37 Prozent der <strong>Berliner</strong><br />

grundsätzlich sinnvoll, wenn Vermieter<br />

mit mehr als 3000 Wohnungen<br />

gegen eine Entschädigung enteignet<br />

und die Wohnungen vom Senat<br />

übernommen werden. Im Januar<br />

befürworteten dies noch 44 Prozent.<br />

Kiffer nehmen<br />

die Polizei in<br />

Schutz<br />

Einsatzkräfte wurden nach<br />

Festnahme massiv bedrängt<br />

VonPhilippe Debionne<br />

Bei einer Festnahme während der<br />

diesjährigen Hanfparade Mitte<br />

August kam es zu einer brenzligen Situation<br />

für die <strong>Berliner</strong> Polizei. Als<br />

die Einsatzkräfte einen offensichtlich<br />

aggressiven Pöbler festnahmen,<br />

kam es zu tumultartigen Szenen, wie<br />

erst jetzt bekannt wurde.Ein wütender<br />

Mob drohte, auf die Polizei loszugehen<br />

und wollte den Festgenommenen<br />

befreien. EinTeilnehmer der<br />

Hanfparade hatte den Vorfall gefilmt<br />

und ins Internet gestellt. Skurril: Jetzt<br />

bekommt die Polizei ausgerechnet<br />

aus der Kiffer-Szene große Unterstützung.<br />

Daswar passiert: DiePolizei hatte<br />

am 10. August auf einer Grünfläche in<br />

der Nähe des Neptunbrunnens am<br />

Alexanderplatz einen betrunkenen<br />

Mann in Gewahrsam genommen, der<br />

Passanten mit Flaschen beworfen<br />

und auch körperlich attackiert hatte.<br />

Doch als die Einsatzkräfte den Festgenommenen<br />

abführten, bildete sich<br />

plötzlich ein Menschen-Pulk, der anfing,<br />

die mehr als ein DutzendPolizisten<br />

zu beschimpfen und zu provozieren.<br />

Zunächst skandierte der Mob<br />

„Haut ab,hautab“,woraufhin die Polizisten<br />

sich in Formation mit dem<br />

Festgenommenen in der Mitte zurückzogen.<br />

Auch als die Stimmung zusehends<br />

aggressiver wurde und ein bislang<br />

nicht identifizierter Mann die<br />

Einsatzkräfte anbrüllte, sie sollen<br />

sich alle umbringen, sowie die<br />

Menge anstachelte, Flaschen auf die<br />

Polizisten zu schleudern, ließen sich<br />

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günstig und jede Menge Platz<br />

die Einsatzkräfte nicht provozieren.<br />

Undverhinderten so eine völlige Eskalation<br />

der Lage. Als sie schließlich<br />

die Straße erreichten, löst sich der<br />

wütende Mobauf.<br />

Aufdem YouTube-Kanal, auf dem<br />

das Video zu sehen ist, ergreifen nun<br />

Kiffer Partei für die Polizei.„Mehr zurückhalten<br />

kann man sich gar nicht.<br />

Wergrundlos beleidigt und gewalttätig<br />

wird, hat es nicht anders verdient!<br />

Punkt!“, schreibt ein Nutzer<br />

namens MarKuss. Und weiter:<br />

„10 000 kiffende Leute, die keinen<br />

Stress gemacht haben, wurden komplett<br />

in Ruhe gelassen!“ Die Festnahme<br />

habe er ebenfalls gesehen:<br />

„Ich war dabei und deeskalierender<br />

hätte die Polizei gar nicht sein können.“<br />

Ein weiterer Besucher der<br />

Hanfparade schreibt, er habe „die<br />

meiste Zeit einen Joint im Mund gehabt<br />

und die Polizei hat mich nicht<br />

einmal angesprochen“. Daher solle<br />

man „endlich aufhören, die Polizei<br />

auf der Hanfparade blöde anzumachen“.<br />

Und ein dritter fügt hinzu: „Ich<br />

selbst bin normalerweise auch nicht<br />

gut auf die Polizei zu sprechen. Aber<br />

ich muss einfach zugeben, dass die<br />

Polizei mehr als tolerant war.“ So hätten<br />

die Einsatzkräfte während der gesamten<br />

Veranstaltung „beide Augen<br />

zugedrückt“. Er selbst komme aus<br />

Rheinland-Pfalz, dorthätten bei einer<br />

vergleichbaren Veranstaltung wegen<br />

Verstößen gegen das Betäubungsmittel<br />

mindestens „8 000 Leute keinen<br />

Führerschein mehr und eine Anzeige<br />

am Hals“. Sein Fazit: „Ihr <strong>Berliner</strong><br />

könnt echt froh sein.“ AusPolizeikreisen<br />

hieß es am Donnerstag, dass man<br />

die unerwartete Unterstützung erfreut<br />

aufgenommen hätte. Das positive<br />

Echo zeige, dass man eben „für<br />

alle <strong>Berliner</strong> im Einsatz“ sei.


12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Das Pallasseum, der Sozialpalast, wie das Gebäude mit 514 Wohnungen in Schöneberg umgangssprachlich heißt, entstand in den 70er-Jahren im Rahmen des geförderten sozialen Wohnungsbaus.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Alle sechs Minuten eine Sozialwohnung weniger<br />

Ein Bündnis aus fünf Verbänden beklagt den Verlust von staatlich subventioniertem Wohnraum und stellt einen Leitfaden für bezahlbares Wohnen vor<br />

VonJulia Haak<br />

treter der fünf Verbände in der Luisenstraße<br />

in Mitte einen „Akutplan<br />

für soziales und bezahlbares Wohnen<br />

in Deutschland“ vor, dessen<br />

Grundlage eine gleichlautende Studie<br />

des Pestel-Instituts aus Hannover<br />

ist. Es geht darin insbesondere<br />

um den Schwund von Sozialwohnungen,<br />

weil Bindungsfristen auslaufen<br />

und nicht genügend neue Sozialwohnungen<br />

gebaut werden. „Jeden<br />

Taggibt es 230 Sozialwohnungen<br />

weniger, alle sechs Minuten<br />

verschwindet eine“, sagt Robert Feiger,Vorsitzender<br />

der IG Bau. In eineinhalb<br />

Stunden, die er für die Vorstellung<br />

der Studie veranschlagt,<br />

sind es nach seiner Rechnung<br />

15 mietpreisgebundene Wohnungen<br />

weniger.Gleichzeitig würden Investitionen<br />

in den sozialen Wohnungsbau<br />

immer weiter reduziert<br />

und seien „vollkommen unzureichend“,<br />

wie Feiger findet. „Insgesamt<br />

fielen seit 2011 rund 500 000<br />

Wohnungen mehr aus dem Sozialwohnungsbestand<br />

als neue geschaffen<br />

wurden“, heißt es in der Studie,<br />

während im selben Zeitraum die<br />

Zahl der Einwohner stieg. Aus Sicht<br />

der Verbände führtdie derzeitige Politik<br />

trotz anderslautender Ankündigungen<br />

dazu, dass immer mehr<br />

Menschen vom Wohnungsmarkt<br />

SOZIALER WOHNUNGSBAU<br />

Berlin: Lauteiner Erhebung des Pestel-Institutshatte<br />

Berlin Ende des Jahres 2015<br />

genau 152 854 Sozialwohnungen im Bestand.<br />

Ende 2018 waren es 116 220. Für<br />

45 444 ist im selbenZeitraumdie Bindung<br />

ausgelaufen. In den Jahren2016bis<br />

2018 wurden 8810 Wohnungenmit Sozialbindung<br />

geschaffen.<br />

Bund: In Deutschland hat sich der Bestand<br />

vonSozialwohnungen 2015 bis<br />

2018 von1330 461 auf 1177 325 reduziert.<br />

Bei 252 782 Wohnungen lief die<br />

Bindung aus, 99 646 wurden gebaut.<br />

Haushalt: 145,2 Millionen Euro wurden in<br />

Berlin im Durchschnittder Jahre 2017 und<br />

2018 fürSubventionen und Zuschüsse im<br />

sozialen Wohnungsbaueinsetzt. 55,7Millionen<br />

Eurodavon sindlaut Pestel-Institut<br />

aus dem eigenen Haushalt.<br />

Sozialbindung: In Berlin wurden in diesem<br />

Zeitraum 21 729 Mietwohnungen<br />

mit Mitteln des sozialen Wohnungsbaus<br />

gefördert. 12 919 davonsind ohne Sozialbindung.Das<br />

betrifft 59,5 Prozent.<br />

Geschaffene Wohnungen<br />

mit Sozialbindung je 100 000 Einwohner<br />

pro Jahr, Durchschnitt 2016 bis 2018<br />

Hamburg<br />

Berlin<br />

Bayern<br />

Schleswig-<br />

Holstein<br />

Sachsen-<br />

Anhalt<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Hessen<br />

Bremen<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Sachsen<br />

Brandenburg<br />

Baden-Württ.<br />

Niedersachsen<br />

Saarland<br />

Thüringen<br />

0 40 80 120 160 200<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: VERBÄNDEBÜNDNIS SOZIALES WOHNEN<br />

Wer in der Mitte Berlins<br />

eine Wohnung sucht,<br />

hat mittlerweile nur<br />

noch zwei Möglichkeiten.<br />

Entweder er bezahlt viel Geld,<br />

oder er sucht woanders. Allerdings<br />

sieht es auch in den angrenzenden<br />

Bezirken nur geringfügig besser aus.<br />

Im Norden Neuköllns zum Beispiel ist<br />

alles dicht, in Britz geht es noch. Wer<br />

dort nichts findet, muss weiter raus<br />

und scheitertdann gegebenenfalls an<br />

denWünschen derVermieter,die sich<br />

neben einem Einkommensnachweis<br />

bei der Bewerbung um eineWohnung<br />

immer öfter auch eine Schufa-Auskunft<br />

und ein polizeiliches Führungszeugnis<br />

vorlegen lassen.<br />

Geringverdiener haben kaum<br />

noch Chancen, in der Stadt bezahlbare<br />

Wohnungen zu finden, „quasi<br />

abgehängt“ seien Alleinerziehende,<br />

Ältere, Behinderte,Geflüchtete,ehemalige<br />

Insassen von Gefängnissen<br />

kritisiertdas Bündnis „Soziales Wohnen“.<br />

Zusammengeschlossen haben<br />

sich darin der Deutsche Mieterbund,<br />

die IG Bau, die Caritas-Behindertenhilfe<br />

und Psychiatrie, der Baustofffachhandel<br />

und der Dachverband<br />

Mauersteinindustrie.<br />

Am Donnerstag stellten die Verausgegrenzt<br />

sind, weil sie die Mieten<br />

nicht bezahlen können. „Wir haben<br />

uns deshalb zu einem politischen<br />

Sommerweckruf entschlossen“, sagt<br />

Feiger.<br />

Die Studie kommt einem Forderungskatalog<br />

gleich: Bis zum Jahr<br />

2030 müsse es in Deutschland wieder<br />

zwei Millionen Sozialwohnungen<br />

geben, ein Bestand wie im Jahr<br />

2007. Dafür müssten jedes Jahr<br />

80 000 mitpreisgebundene Wohnungen<br />

gebaut werden, 53 000 mehr<br />

als im vergangenen Jahr. Der Staat<br />

müsse die Förderungssummen erheblich<br />

erhöhen, das in den kommenden<br />

zehn Jahren durchhalten<br />

und das Geld nicht in den Länderhaushalten<br />

versickern lassen, was<br />

zurzeit bei acht Bundesländern geschehe.<br />

Zusätzlich müssten mehr<br />

bezahlbare Wohnungen für Geringverdiener<br />

gebaut und mehr günstiges<br />

Bauland bereitgestellt werden.<br />

Darüber hinaus wünscht sich das<br />

Verbändebündnis mehrWohnungen<br />

für besonders benachteiligte Gruppen<br />

der Gesellschaft.<br />

DieLänder sind in den vergangenen<br />

Jahren durchaus unterschiedlich<br />

mit dem sozialen Wohnungsbau<br />

umgegangen. Wie aus der Studie<br />

hervorgeht, steht Berlin im Ländervergleich<br />

noch recht gut da. Immer-<br />

hin wurden laut Statistik je 100 000<br />

Einwohner 81,2 Sozialwohnungen<br />

gebaut. Damit belegt Berlin nach<br />

Hamburg(mit 217 deutlich führend)<br />

den zweiten Platz. Außerdem setzte<br />

Berlin eigene Mittel ein. Das Land<br />

bezuschusst den sozialen Wohnungsbau<br />

zu 38 Prozent aus dem eigenen<br />

Haushalt, nicht wie Hamburg<br />

zu 85 Prozent. Brandenburgund sieben<br />

andere Länder setzen allerdings<br />

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Wie kommt die Gurke ins Glas?<br />

Der Lebensmitteltechniker hilft<br />

weniger Geld für Sozialwohnungen<br />

ein, als sie dafür vom Bund bekommen.<br />

Für Lukas Siebenkotten vom<br />

Deutschen Mieterbund kann es so<br />

nicht weitergehen:„Politiker verkünden,<br />

Wohnen sei die Frage unserer<br />

Zeit. Also redet nicht nur, tut was.“<br />

ZurWirksamkeit des geplanten <strong>Berliner</strong><br />

Mietendeckels wollten sich die<br />

Verbände nicht äußern.<br />

Gruß aus der Knast-Küche<br />

Per Tweet gibt es neue Einblicke in den kulinarischen Alltag einer <strong>Berliner</strong> Haftanstalt. Handys sind Gefangenen zwar verboten, doch es scheint eine ganze Menge möglich zu sein<br />

VonJutta Schütz<br />

Das Menü beim Sternekoch<br />

oder die Pizzarunde mit<br />

Freunden –ohne Foto für die Twitter-<br />

oder Facebookgemeinde geht<br />

es bei vielen fast nicht mehr. Nun<br />

hat der Mitteilungsdrang offensichtlich<br />

auch <strong>Berliner</strong> Gefangene<br />

erreicht. Aus der Männer-Haftanstalt<br />

Heidering werden Bilder vom<br />

Knast-Essen gepostet – trotz<br />

Handyverbots.<br />

Drapiert wurden etwa ein trockenes<br />

Brötchen, eine halbe Möhre<br />

und eine Scheibe Käse. Dazu der<br />

ironische Text: „Rezeptideen? Ach<br />

so, habe noch Margarine.“ Bei einem<br />

anderen Tweet sind auf „Gefängniscuisine“<br />

Nudeln, Tomatensoße<br />

und ein Becher Joghurt zusehen.<br />

Dazu heißt es: „Für ein Kind<br />

wäredie Portion ausreichend.“<br />

Die Justizverwaltung bezweifelt<br />

die Echtheit der Posts nicht. Sprecher<br />

Sebastian Brux zeigt sich aber<br />

sichtlich genervt über immer neue<br />

Ideen, Vorschriften im Knast zu<br />

umgehen. „Es ist schwer zu unterbinden“,<br />

sagt er am Donnerstag.<br />

Dabei gelte das Essen in Heidering<br />

doch als bestes in den <strong>Berliner</strong><br />

Haftanstalten. „Wir sind verwundert“,<br />

so der Sprecher von Justizsenator<br />

Dirk Behrendt (Grüne).<br />

Tägliche Prüfung<br />

Bei Kontrollen würden zwar auch<br />

verbotene Handys eingezogen, so<br />

Brux. Die Möglichkeit, die Geräte<br />

gänzlich zu verhindern, seien aber<br />

begrenzt. Sanktionen müssten<br />

auch verhältnismäßig sein.<br />

Über Monate hatte auch ein<br />

YouTuber die <strong>Berliner</strong> Justiz mit<br />

heimlich gedrehten Videos über<br />

den Knastalltag genarrt. Auch er<br />

sitzt in Heidering, derzeit wohl<br />

ohne mobiles Telefon. Der Gefangene<br />

habe eine ganze Staffel vorproduziert,<br />

heißt es.Vermutet wird,<br />

dass er sich ein Geschäft für die<br />

Zeit nach der Haft aufbauen will.<br />

Bei dem YouTuber wird laut<br />

Sprecher täglich der Haftraum<br />

überprüft, er muss demnach ohne<br />

Macht den Knastalltag sicherlich nicht angenehmer:die Knast-Kulinarik. GEFÄNGNISCUISINE<br />

Fernseher leben, vor sein Fenster<br />

wurde ein Gitter aus engmaschigem,<br />

feinem Draht gespannt. „Damit<br />

ihm keiner von draußen etwas<br />

reinreichen kann.“ Der Bund der<br />

Strafvollzugsbediensteten sieht<br />

Handys in Gefängnissen als bundesweites<br />

Problem. „Wir tun alles,<br />

dass sie gar nicht erst reinkommen“,<br />

hatte Vorsitzender René<br />

Müller zu Jahresbeginn der dpa gesagt.<br />

„Aber wir haben viel zu wenig<br />

Manpower und zu wenig Technik.“<br />

Die begehrte Technik findet immer<br />

wieder zu Gefangenen. Laut Müller<br />

werden Handys auch schon mal<br />

per Drohne abgeworfen –das sei<br />

aber die Ausnahme. Auch über Besucher,Lieferanten<br />

oder Pakete gelangen<br />

Handys sowie Drogen in<br />

Haftanstalten. Das Einschmuggeln<br />

habe zugenommen. „Mancher Gefangene<br />

hat zwei, drei Geräte“,<br />

hatte Müller betont. In <strong>Berliner</strong> Gefängnissen<br />

wurden allein 2017 laut<br />

Justiz mehr als 1 300 verbotene<br />

Handys eingesammelt.<br />

Handys im Knast sind verboten,<br />

damit keine Straftaten geplant und<br />

verabredet werden können. Auch<br />

Zeugen in Gerichtsverfahren sollen<br />

nicht beeinflusst oder Opfer bedroht<br />

werden können. Bilder oder<br />

Videos aus dem Gefängnis gelten<br />

zudem als Sicherheitsrisiko.<br />

Da ist Justizsprecher Brux schon<br />

erleichtert, dass neben dem Essen<br />

bislang keine Sicherheitsanlagen<br />

oder Namen gepostet wurden. Er<br />

lenkt den Blick lieber auf die Küche<br />

des Gefängnisses in Heidering. Da<br />

gebe es auch 32 Arbeitsplätze für<br />

Insassen. Und die Speisepläne<br />

seien nach Richtlinien der Deutschen<br />

Gesellschaft für Ernährung<br />

erstellt.<br />

Landesweite Beschwerden<br />

Essen im Kittchen ist immer ein<br />

Thema, heißt es in der Redaktion<br />

der Gefangenenzeitung „Lichtblick“.<br />

Es gebe Beschwerden aus<br />

ganz Deutschland, sagt ein 60-Jähriger<br />

am Donnerstag. Viele Insassen<br />

kauften zusätzlich Lebensmittel<br />

über einen Knast-Lieferanten<br />

und kochten dann abends selbst.<br />

Etliche Artikel seien sehr teuer,<br />

Sonderangebote gebe es fast nicht.<br />

DerInsasse,nacheigenen Angaben<br />

wegen Mordes verurteilt, wundert<br />

sich auch über die Tweets –<br />

aber anders als Sprecher Brux. „Essen<br />

in der Alu-Schale in Heidering?<br />

Bei einem grünen Justizsenator?<br />

Da geht uns ja der Hut hoch“,<br />

meint der 60-Jährige für die Redaktion<br />

im Gefängnis Tegel. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 13 *<br />

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Berlin<br />

Länger<br />

draußen<br />

schwimmen<br />

BBB verlängern die Saison<br />

in einigen Sommerbädern<br />

Die <strong>Berliner</strong> Bäderbetriebe (BBB)<br />

passen die Öffnungszeiten einiger<br />

Freibäder an den vergleichsweise<br />

stabilen und besucherträchtigen<br />

Sommer an: Fünf Freibäder werden<br />

nun bis Ende September geöffnet<br />

haben, teilten die BBB mit. Gleich<br />

um vier Wochen verlängert sich damit<br />

die Saison in den Sommerbädern<br />

Humboldthain, Am Insulaner<br />

und Wuhlheide.ZweiWochen länger<br />

kann im Prinzenbad in Kreuzberg<br />

und im SommerbadWilmersdorfgeschwommen<br />

werden. Zumindest bis<br />

Mitte September kann man jetzt im<br />

Kombibad Gropiusstadt unter freiem<br />

Himmel seine Bahnen ziehen. Bisher<br />

hatten die Bäderbetriebe vorgesehen,<br />

die Freibadsaison dort Ende August<br />

zu beenden. Wenigstens eine Woche<br />

Verlängerung gibt es den Angaben<br />

zufolge für das Sommerbad Mariendorf<br />

inder Rixdorfer Straße, das jetzt<br />

bis 8. September geöffnet hat.<br />

Dagegen schließen die Sommerbäder<br />

Olympiastadion und Neukölln,<br />

das Kinderbad Marzahn sowie<br />

die Außenbereiche der Kombibäder<br />

Seestraße, Spandau und Mariendorf<br />

(Ankogelweg) wie geplant zum 1.<br />

September.<br />

BBB-Sprecher Matthias Oloew<br />

zeigte sich sehr zufrieden mit der<br />

Entwicklung der Besucherzahlen in<br />

diesem Jahr:„Wir kommen auf sehr,<br />

sehr guteWerte.“Ende Juli habe man<br />

wie schon im Maisogar über den Rekordwerten<br />

des Vorjahres gelegen,<br />

der August sei allerdings nicht ganz<br />

so besucherträchtig gewesen wie<br />

2018. Hoffnungen auf eine nochmalige<br />

Saisonverlängerung bei entsprechendem<br />

Wetter wollte der BBB-<br />

Sprecher nicht ernsthaft machen:<br />

„Nach dem 29. September wird es<br />

doch morgens spät hell und abends<br />

sehr früh dunkel, sodass eine Öffnung<br />

von Freibädern dann kaum<br />

noch Sinn macht.“ (ost.)<br />

Zählt zu den besucherreichsten Sommerbädern:<br />

das Prinzenbad. DPA/PAUL ZINKEN<br />

JIMI BLUE OCHSENKNECHT<br />

ist bis Ende Dezember noch zarte 27<br />

Jahre jung. Ein Alter, in dem man<br />

sich nach der Meinung wohlmeinender<br />

Tanten eher nicht in Bars herumdrücken<br />

sollte.Der Schauspieler<br />

und Unternehmer wird sein Wohnzimmer<br />

nun allerdings trotzdem in<br />

so ein Etablissement verlegen. Zumindest<br />

in den erstenWochen seiner<br />

eigenen „Bar bOx“, in der seit einer<br />

Woche der Probebetrieb läuft.<br />

Nach der großen Eröffnungsfete<br />

am Donnerstagabend – Mutti und<br />

Geschwister stießen ebenso mit dem<br />

neuen Barbesitzer an wie Handball-<br />

Torwart Silvio Heinevetter, DJNoah<br />

Becker, Model Elena Carriere und<br />

Bloggerin Caro Daur –soll die Baram<br />

Freitag für das normale Publikum<br />

öffnen. Wie erzum eigenen Lokal,<br />

das sich im Generator-Hostel in der<br />

Oranienburger Straße 65 befindet,<br />

kam? „Von meiner Bar habe ich<br />

schon lange geträumt. Aber Gastronomie<br />

ist schwierig.“ So mancher<br />

hat sich mit so einem naiv eingegangenen<br />

Abenteuer schon polizeiliches<br />

Führungszeugnis, Leber und Kontostand<br />

ruiniert. Der Zufall rückte die<br />

Erfüllung seines Traums näher:„Ein<br />

sehr guter Freund arbeitet für die<br />

Hostelkette Generator.“ Der stellte<br />

seinen Kumpel Jimi den Chefs vor.<br />

Dieerzählten ihm voneiner Bar, mit<br />

der sie nichts anzufangen wussten.<br />

Und rannten damit eine offene Tür<br />

ein.<br />

Jimi Blue Ochsenknecht erklärte,<br />

wie er sich eine Bar vorstellt,<br />

in der er sich wohlfühlt. Das<br />

Konzept für den eigenen Laden<br />

hatte er nämlich längst im Kopf!<br />

Die Herren wurden hellhörig. Inzwischen<br />

sind Generator-Boss<br />

Alastair Thomann und der junge<br />

Schauspieler und Unternehmer<br />

Geschäftspartner. Thomann: „Jimi<br />

Blue passt hier einfach perfekt.“<br />

Für Ochsenknecht gehören einfaches<br />

Essen und gute Drinks zum<br />

runden Bar-Erlebnis.Und eine ungezwungene<br />

Atmosphäre: „Alles<br />

kann, aber nichts muss. Wer also<br />

Lust hat, nach dem Dinner auf<br />

dem Tisch zu tanzen, bitteschön.“<br />

Wenn er selbst mal in einer anderen<br />

Stadt in einer fremden Bar ist,<br />

schaut Jimi Blue diskret auf die Zutaten,<br />

die der Barkeeper benutzt:<br />

„Greift er statt zu Himbeeren zu<br />

Himbeermus aus dem Tetrapak,<br />

dann ist das nicht meine Bar.“ Das<br />

Probetrinken für die Barkarte hat er<br />

besonders genossen. „Der Whisky<br />

Sour mit Eiweiß, der mir dabei serviertwurde,war<br />

einfach perfekt.“<br />

Beim Präsenz zeigen in der eigenen<br />

Bar hilft dem Herrn Inhaber,<br />

Tanz auf dem Tisch inklusive<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Jimi Blue Ochsenknecht eröffnet<br />

seine eigene Bar und Ralf Moeller<br />

besucht die Eröffnung eines<br />

neuen Service-Terminals<br />

Ist jetzt Barbesitzer und Bartbesitzer:Jimi Blue Ochsenknecht in seiner Lokalität in der<br />

Oranienburger Straße in Mitte. CHRISTIAN SCHULZ (3)<br />

Daumen hoch im Autohaus: Ralf Moeller<br />

Kam auch zu Mercedes: Sophia Thomalla<br />

dass er in der Nachbarschaft lebt.<br />

Auch wenn das den Fans bestimmt<br />

gefallen würde: Servieren will er<br />

selbst nicht. Dafür ist sein Respekt<br />

vor den Berufen in der Gastronomie<br />

zu groß: „Das überlasse ich denen,<br />

die es können.“ Trotzdem gibt es natürlich<br />

auch passende Arbeit für ihn<br />

in seiner Bar: „Ich werde mich ganz<br />

nach Lust und Laune ans DJ-Pult<br />

stellen.“ Für den Fall, dass das alles<br />

gut ankommt, hat Jimi Blue Ochsenknecht<br />

auch schon einen Plan:<br />

„Dann machen wir einen zweiten<br />

Laden auf!“<br />

RALF MOELLER<br />

steht während eines Gewitters, so<br />

darf man sich das wohl vorstellen,<br />

am Fenster und lächelt mit optimistisch<br />

erhobenen Daumen hinaus.<br />

In diese Fotoposition fällt er<br />

jedenfalls ganz automatisch, wenn<br />

es blitzt. So war es auch am Donnerstagabend<br />

in der Mercedes-<br />

Welt am Salzufer, womit 400 Gästen<br />

die Eröffnung des neuen Service-Terminals<br />

gefeiert wurde. Der<br />

Regierende Bürgermeister Michael<br />

Müller kam ebenso gratulieren wie<br />

Nachbar Jörg Woltmann (Inhaber<br />

der KPM), Model Sophia Thomalla,<br />

Ex-Diskuswerfer Robert Harting<br />

und die Spieler Sergei Grankin und<br />

Samuel Tuia von den BR Volleys.<br />

Für die Musik war The BossHoss<br />

zuständig, für die Verköstigung seiner<br />

Gäste hatte Hans-Bahne Hansen,<br />

Direktor der Mercedes-Benz<br />

Niederlassung Berlin, Sternekoch<br />

TimRaue engagiert.<br />

Ralf Moeller,dem die Steaks früher<br />

nicht dick genug sein konnten,<br />

gab dem Starkoch dann auch<br />

gleich den Hinweis, dass er inzwischen<br />

vegan lebt. Der 60-Jährige<br />

schwört auf die Ernährung ohne<br />

tierische Produkte: „Beim letzten<br />

Test kam heraus,dass ich ein biologisches<br />

Alter von39Jahren habe.“<br />

Moeller,der aus Recklinghausen<br />

im Ruhrgebiet stammt und in Los<br />

Angeles lebt, hat im Alter von 30<br />

Jahren seine Karriere als Bodybuilder<br />

beendet und konzentriert sich<br />

seitdem auf die Schauspielerei. In<br />

die war er im Jahr 1988 mit einer<br />

gemeinsamen Szene mit „Schimanski“<br />

Götz George im „Tatort“<br />

geraten, wobei seine Rolle noch<br />

keinen richtigen Namen hatte und<br />

bloß als „Blonder Hüne“ im Drehbuch<br />

stand. In den drei Kinofilmen<br />

von Regisseur Tim Miller, die ursprünglich<br />

eine Netflix-Serie werden<br />

sollten und vom nächsten Jahr<br />

an gedreht werden, wird das ganz<br />

anders: „Da spiele ich eine der<br />

Hauptrollen.“<br />

Polizei fahndet<br />

mit Foto nach<br />

Brandstifter<br />

Frau zündet aus Eifersucht<br />

Auto ihres Ex-Freundes an<br />

VonLutz Schnedelbach<br />

Der Staatsschutz hat am Donnerstag<br />

Fotos eines mutmaßlichen<br />

Brandstifters veröffentlicht.<br />

Der abgebildete Mann soll am<br />

30. Juli dieses Jahres am Chamissoplatz<br />

in Kreuzberg vier Autos angezündet<br />

haben. Insgesamt wurden<br />

zehn Fahrzeuge beschädigt. Die Polizei<br />

bittet Zeugen, die den Mann<br />

kennen oder wissen, wo er sich aufhält,<br />

sich zu melden. Hinweise<br />

nimmt jede Polizeidienststelle<br />

entgegen.<br />

Am selben<br />

Tagnahmen Polizisten<br />

eine 56<br />

Jahre alte Frau<br />

wegen Brandstiftung<br />

fest. Gegen<br />

1.30 Uhr war sie Die Polizei fahndet<br />

aus Eifersucht nach dem Mann.<br />

am Friedrich-<br />

Krause-Ufer in Tiergarten in einen<br />

Mercedes-Kombi eingebrochen. Das<br />

Auto gehört ihrem ehemaligen<br />

Freund. Sie legte Feuer auf dem Beifahrersitz.<br />

Es kam jedoch lediglich zu<br />

einem Schwelbrand, der von selbst<br />

erlosch. Zeugen sprachen sie an. Als<br />

sie Hilfe anboten flüchtete die Frau.<br />

Polizisten nahmen sie fest. Nach ihrer<br />

Vernehmung am Donnerstag<br />

wurde sie wieder freigelassen.<br />

DieFreude darüber,eine Zündlerin<br />

erwischt zu haben, währte bei<br />

den Mitarbeitern der Ermittlungsgruppe<br />

Nachtwache nur kurze Zeit.<br />

Sie sind die Fahnder, die die Brandstiftungen<br />

aufzuklären haben. Es sei<br />

eine Beziehungstat und habe mit<br />

den Brandstiftungen in den vergangenenWochen<br />

nichts zu tun, hieß es.<br />

Die fünf Mitarbeiter der Gruppe<br />

versuchen seit dem Frühjahr Brandstifter<br />

speziell in Charlottenburg,<br />

Wilmersdorf, Moabit und Friedrichshain<br />

zu überführen. Ob es sich<br />

dabei um Einzeltäter oder um eine<br />

spezielle Clique handelt, wissen die<br />

Ermittler noch nicht. Das Frauen<br />

Feuer legen, ist sehr selten. Mehr als<br />

95 Prozent vonBrandstiftungen geht<br />

auf das Konto vonMännern. Siesind<br />

meist zwischen 20 und 30 Jahrealt.<br />

Fast jede Nachtbrennen in Berlin<br />

Autos: 368 waren es bislang in diesem<br />

Jahr.64allein im Juli. Im vergangenen<br />

Jahr waren es insgesamt mehr<br />

als 450 Fahrzeuge.<br />

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unserHerz. Dich leiden sehenund nichthelfen<br />

können,war unsergrößter Schmerz.<br />

Hans MaxDetlefLorenz<br />

*09.04.1931 †05.08.2019<br />

In tiefer Trauer<br />

TochterChristianeund Mirek<br />

EnkelAnnika mitStefan, Mariamit Toni,<br />

Christinaund Paul,Anna-Lena<br />

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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />

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Berlin<br />

Spurensucher hören niemals<br />

auf. Die Neugier treibt sie<br />

an. Das Wissen-Wollen und<br />

das Lesen solcher Spuren.<br />

„Und das Begreifen-Wollen, was da<br />

mal war und warum. Spuren von einem<br />

verschwundenen Land“, sagt<br />

Tina Schwichtenberg. Siemeint Spuren,<br />

aus denen sich Kunst machen<br />

lässt, konstatierende, analysierende<br />

–und solche mit Witz und Humor.<br />

Als die Konzeptkünstlerin Monate<br />

vor dem Mauerfall von Kiel<br />

nach Berlin, zunächst in den Westen<br />

der Stadt, zog, rumorte es mächtig<br />

im Staate DDR; die Jugend lief weg<br />

über Ungarn inden Westen. Die Gebliebenen<br />

demonstrierten, immer<br />

hörbarer;die Staatsmacht fiel in sich<br />

zusammen wie ein Kartenhaus. Die<br />

Nacht, in der die Mauer fiel, hat Tina<br />

Schwichtenberg so in Erinnerung:<br />

„Laut knatternde, stinkende Zweitakter-Trabis<br />

auf dem Kudamm. Und<br />

Leute, die sich in den Armen lagen.<br />

Alle waren wir auf einmal frei. “<br />

Dann war nichts mehr,wie es vorher<br />

war.„Man entdeckt keine Wahrheit,<br />

nach der man nicht erst gesucht<br />

hat“, dieser Satz aus Klaus Manns<br />

Roman „Der Wendepunkt“ begleitet<br />

die schleswig-holsteinische Wahlberlinerin<br />

seither. Denn sie misstraue,<br />

wie sie sagt, Pauschal-Berichten.<br />

Auch der Euphorie. Sie begann,<br />

was mit der DDR zusammenhing,<br />

auf eigenen Exkursen zu betrachten,<br />

zu befragen, zu erkennen.<br />

Nach einer Weile fand sie ein einfaches<br />

Atelier am Märkischen Ufer,<br />

bald durchstreifte sie die östlichen<br />

Stadtbezirke. „Ich erlebte mit, wie<br />

aufgebrachte DDR-Bürger die Zentrale<br />

der Staatssicherheit in der Normannenstraße<br />

stürmten. Damals ergatterte<br />

ich einen ganzen Sack voller<br />

Schredderschnipsel von Akten, die<br />

die Tschekisten überstürzt hatten<br />

liegen lassen.“ Tina Schwichtenberg<br />

nähte die papierene Hinterlassenschaft<br />

in durchsichtige Folie ein, es<br />

entstand eine Edition von Readymades<br />

–zuKunst verwandelten Alltagsdingen<br />

–, denen sie den sarkastischen<br />

Titel „Ruhekissen“ verpasste.<br />

„Als dieVolkseigenen Betriebe abgewickelt<br />

wurden, fand ich in den<br />

Müllbergen auf den Werkhöfen die<br />

Aluminiumlöffel der Betriebskantinen.<br />

Ichnähte die Fundstücke ebenfalls<br />

ein in Plastikfolien, reihte sie auf<br />

zu Wandteppichen. Sarkastisch der<br />

Titel: „Löffel abgegeben“. Und ein<br />

weiterer dieser merkwürdigen „Teppiche“<br />

erweist sich als dekorative<br />

Ansammlung von Orden, verliehen<br />

vom FDGB an die Erbauer der<br />

Hauptstadt der DDR.<br />

Zu bösen Lachern reizen ihre<br />

Spielzeug-Kugeln zum Schütteln.<br />

Darinhat sie in der Stasibehörde gefundene<br />

Abhörwanzen mit Teigbuchstaben<br />

aus dem Küchenschrank<br />

zusammengesperrt – als<br />

„Großer Lauschangriff zum Selbermachen“.<br />

Oder: Aus grünen und roten<br />

Telefonhörern formte Tina<br />

Schwichtenberg Kreuze, lapidarer<br />

Kommentar zum Ende der analogen<br />

Kommunikation im Zeitalter der Digitalisierung.<br />

„Mit der Zeit aber“, so<br />

Tina Schwichtenberg, die seit Ende<br />

der 90er-JahreinMitte lebt und mittlerweile<br />

in ihrer Wohnung arbeitet,<br />

„drangen andereProbleme ein in die<br />

Welt der wiedervereinigten Deutschen.<br />

Der Krieg im Kosovo, die ermordeten<br />

Frauen und Kinder in Bosnien,<br />

die vielen nach Deutschland<br />

geflüchteten Familien.“<br />

Ausweißen, mit Tapetenleim verfestigten<br />

Tüchern formte sie Skulpturen:<br />

„Bosnisches Leinen“, Requiems<br />

für die Ermordeten. Damit hat<br />

die Künstlerin, fern ihrer sonst eher<br />

lakonischen Darstellungsweise,<br />

schon vorJahren das eigentlich nicht<br />

„Alle waren wir auf<br />

einmal frei“<br />

Als die Mauer fiel, war die Kielerin Tina Schwichtenberg mit ihrer<br />

konzeptuellenKunst schon nach Berlin gezogen. Seither arbeitet<br />

sie sich an den Spuren der einstigen DDR ab<br />

VonIngeborg Ruthe<br />

Tina Schwichtenberg mit aufständischen LPG-Karren auf der Wiese eines -BauerninSchleswig-Holstein. ROLF JOHANNING<br />

Job, Familie, Alltag: 30 Jahre nach dem Fall<br />

der Mauer prägt die einstigeTeilung noch das<br />

Leben vieler Leute. Wirstellen Menschen und<br />

ihre Geschichte vor. Heute: Tina Schwichtenberg,Künstlerin,<br />

geboren 1944 in Kiel.<br />

DIE SERIE<br />

Im Internet: Die Teile unserer Serie zum<br />

Mauerfall finden Sie im Internet unter:<br />

www.berliner-zeitung.de/mauerfall oder auf<br />

der neuen App der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (kostenlos<br />

im Apple Store oder Google Play).<br />

Darstellbare<br />

–<br />

Tod und<br />

Trauer –inForm gebracht. „Das war<br />

abstrakt, aber ich wollte es einprägsam,<br />

berührend.“ Irgendwie erinnerte<br />

sie so auch fast sakral an die<br />

Verhüllungskunst des Mittelalters.<br />

Hinzu kamen schon damals die immer<br />

stärker ins Bewusstsein drängenden<br />

Umweltschäden,„die deutlicher<br />

werdende Vorzeichen der Kli-<br />

makatastrophen“, wie sie sagt. Die<br />

Künstlerin begann, in Berlin und anderen<br />

deutschen Städten Baumstämme<br />

mit weißem Leinen zu umwickeln.<br />

Ihre Aktionen wurden aufgegriffen<br />

bis ins ferne Japan.„Spuren<br />

der Berührung“ sind für Tina<br />

Schwichtenberg solche Arbeiten.<br />

Mit ihnen mischt sie sich ein ins gesellschaftliche<br />

und politische Geschehen,<br />

gegen Krieg und Rassismus,<br />

für Menschenrechte, Frauenrechte,Kinderrechte<br />

–und die Natur,<br />

wenn sie die vom Menschen bedenkenlos<br />

ausgebeutete, zerstörte Natur,<br />

die Bäume, als Patienten zeigt:<br />

geschient, verwickelt, bandagiert.<br />

Sie fühle sich bestätigt, sagt sie,<br />

wenn ihre Kunst als Kommentar zur<br />

Zeit, zum guten wie fatalen Tunund<br />

Trachten der Menschen erlebt wird.<br />

Undsonimmt sie die Ideen vorheriger<br />

Arbeiten immer wieder auf, treibt<br />

sie weiter. Nichts ist für sie abgeschlossen.<br />

Auch nicht das, was vor<br />

einem Jahr bei Kunstfestivals in der<br />

Prignitz begann, zu dem sie eingeladen<br />

war und wo sie eine große Installation<br />

mit lauter weißen Papierschiffchen<br />

– umherirrende Flüchtlingsboote<br />

–aufgebaut hat.<br />

Zu dem Zeitpunkt nämlich entdeckte<br />

die Großstädterin das Land.<br />

„Und die Leute, anders aufgeschlossen<br />

für Kunst als die zumeist Eventübersättigten<br />

Metropolenbewohner.“<br />

Dort, wo die Mark Brandenburg<br />

anMecklenburg-Vorpommern<br />

grenzt, traf sie auf einen ehemaligen<br />

LPG-Bauern und dessen in einer<br />

Scheune gestapelten Stall-Karren.<br />

Wieder begann eine Spurensuche.In<br />

Gesprächen erfuhr sie, wie es vielen<br />

Leuten in den Agrar-Regionen nach<br />

dem Ende der DDR, nach dem Auflösen<br />

der Produktionsgenossenschaften<br />

ergangen war. Weil sie damals<br />

nicht wussten, wie es weitergeht.<br />

Da kam ihr die Idee zu einer skurrilen,<br />

trotzig-ironischen Installation:<br />

Sie sammelte noch mehr alte LPG-<br />

Schubkarren und rammte sie auf einerWiese<br />

des besagten Bauernindie<br />

Erde, nannte die Installation „Aufstand<br />

der Karren“. DasSchönste war<br />

für sie,„dass die Leute so offen mitgingen,<br />

mit soviel Humor.Sie mochten<br />

es, dass mir platter Realismus,<br />

Pathetisches zuwider sind.“<br />

Tina Schwichtenbergs Bildsprache<br />

ist so simpel wiedererkennbar<br />

wie intelligent und ironisch eingefädelt.<br />

Sie meint immer den Gesamtzusammenhang,<br />

untersucht aber alles<br />

vorher im Einzelnen. „Mir liegt<br />

nicht bloß an der ästhetischen Aussage<br />

meiner Kunst“, sagt sie. „Weil<br />

ich kritisch in meiner Zeit lebe,fallen<br />

mir Dinge auf, die mich packen oder<br />

wütend machen. Und dann will ich<br />

zeigen, wie paradox und dumm<br />

doch vieles in unserer Gesellschaft<br />

läuft.“ Die Mittel der Kunst könnten<br />

freilich immer nur symbolisch sein,<br />

mahnend, aufklärend, im besten<br />

Falle ermutigend. Und man müsse<br />

vorallem auch mal lachen können.<br />

Diesen Sommer hat eine Öko-<br />

Bauernfamilie aus Stolpe Tina<br />

Schwichtenbergsamt ihrem Prignitzer<br />

LPG-Karren-Aufstand nach<br />

Schleswig-Holstein auf ihr Feld eingeladen.<br />

Spuren aus der verschwundenen<br />

DDR. Eine Aktion zum Mauerfall<br />

vor30Jahren.<br />

Diesen und weitereWälzer des„Wissenschaftlichen<br />

Kommunismus“, aufwendig<br />

in braunes Leder gebunden und<br />

mit Goldschrift auf den Buchdeckeln, fand<br />

ich im Keller meines allerersten Ateliers im<br />

Osten Berlins,amMärkischen Ufer.<br />

Das Haus direkt an der Spree war einst<br />

Sitz des 1919 gegründeten, 1933 von den<br />

Nazis verbotenen Allgemeinen Deutschen<br />

Gewerkschaftsbundes. ZuDDR-Zeiten arbeiteten<br />

darin viele Abteilungen des FDGB.<br />

Das nach 1990 sukzessive leerer werdende<br />

Gebäude wurde zunächst für einige Jahre<br />

vermietet. In den Kellerregalen standen,<br />

akkurat sortiert, ein wenig verstaubt, aber<br />

ansonsten scheinbar völlig unberührt von<br />

dem gewaltigen politischen Umbruch nach<br />

1989/90, auch Lenins ausgewählte Werke.<br />

Zu Strandgut aus 40 Jahren DDR waren die<br />

Ideologie,dieVision voneiner besseren, gerechteren<br />

Welt ohne Ausbeutung geworden.<br />

Ich wollte nicht, dass die Bände irgendwann<br />

auf einem wüsten Haufen landen<br />

würden, so wie in den Höfen oder vor<br />

den Türen vieler einstiger DDR-Behörden,<br />

Verlage oder Massenorganisationen nach<br />

1990. Ganze Bibliotheken wurden damals<br />

der Müllabfuhr überlassen.<br />

Die kommissarischen Hausverwalter<br />

waren, wie mir schien, ganz froh, dass ich<br />

diese Bücher adoptieren wollte, sie damit<br />

keinen Entsorgungsaufwand haben würden.<br />

DerMarktwertsolchen Lesestoffs tendierte<br />

zu dem Zeitpunkt eh gegen null. Späteren<br />

antiquarischen Wert wollte damals<br />

niemand erkennen. Also schleppte ich die-<br />

Das besondere Ding<br />

Geschredderte Utopie<br />

Tina Schwichtenberg machte das sozialistische<br />

Standardwerk zum Kunstobjekt. BLZ/PAULIS PONIZAK<br />

sen Großteil vonWladimir Iljitschs Lebenswerk<br />

in meinen kleinen Arbeitsraum. Aber<br />

dann: Wastun?<br />

Einbisschen kreuz und quer lesen? Zum<br />

Vertiefen fehlte mir die Zeit. Berlin ohne<br />

Mauer war die aufregendste Stadt der Welt<br />

geworden. Da, woich mich nunmehr befand,<br />

im <strong>Berliner</strong> Osten, war schließlich<br />

eine Revolution passiert; das war chaotisch,<br />

kreativ, verrückt, spannend, hoffnungsvoll.<br />

Da blieb keine Zeit, die dicken<br />

Wälzer des Protagonisten der Sowjetmacht<br />

zu studieren, gar ausführlich zu interpretieren.<br />

Aber ich bewunderte die Arbeit der<br />

Buchmacher. Die Leimung der Lenin-<br />

Bände aus dem Dietz-Verlag, Jahrgang<br />

1955, war von einer solch soliden Qualität,<br />

dass sich auch nach all den Jahren bis heute<br />

keine Seite einzeln herausgelöst hat. Dieses<br />

zerzaust wirkende Objekt hier darfsoernsthaft<br />

wie ironisch verstanden werden: Band<br />

„Lenin I“ aus einer DDR-Gesamtausgabe,<br />

aufgeklappt. Waszwischen die Buchdeckel<br />

gebunden war, klafft heraus als geschredderte<br />

Utopie. Wohl auch als Metapher für<br />

ein ganzepolitische Ära. Ichhabe die Seiten<br />

der gesamten Ausgabe mit aller Vorsicht<br />

mit einem scharfen Messer „zerfächert“,<br />

den Inhalt in einen anderen, unleserlichen<br />

Zustand versetzt. Transformiert von der<br />

Lesbarkeit zum Unlesbaren. Aber die Bücher<br />

existieren noch, als Kunstobjekte. Papierne<br />

Zeugen. Mahnmale des Scheiterns.<br />

Diese Erinnerung der Künstlerin wurde<br />

aufgezeichnet vonIngeborg Ruthe.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 15 *<br />

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Berlin<br />

Kein Keatz im Kiez<br />

Das 2015 gegründete Kreuzberger Koch-Start-up verabschiedet sich nach dem Deliveroo-Rückzug von seiner Kundschaft. Es soll nicht für immer sein<br />

VonJochen Knoblach<br />

Nachdem der britische Essenslieferdienst<br />

Deliveroo<br />

vor zehn Tagen<br />

recht überraschend seinen<br />

Rückzug vom deutschen Markt<br />

verkündet hatte, werden nun erste<br />

Folgeschäden deutlich. Am Mittwoch<br />

teilte das <strong>Berliner</strong> Start-up<br />

Keatz seiner Kundschaft mit, dass<br />

deren Küchen in Deutschland vorerst<br />

geschlossen blieben. „Wir hoffen,<br />

bald wieder zurück zu sein und<br />

dir wieder leckeres Essen aus unseren<br />

Restaurants liefern zukönnen“,<br />

hieß es per Mail.<br />

Keatz wurde 2015 in Berlin von<br />

den Studienfreunden Dimitrios Ploutarchos<br />

und Paul Gebhardt als Salatdienst<br />

namens GreenGuru gegründet.<br />

Daraus wuchs dann Keatz als sogenannter<br />

Ghost-Küchen-Betreiber<br />

ohne eigene Restaurants.Die Speisen<br />

werden in Produktionsküchen zubereitet<br />

und ausschließlich über Lieferdienste<br />

vertrieben. Zunächst hatte<br />

Keatz dafür noch eigene Kuriere eingesetzt,<br />

doch da mit dem Wachstum<br />

der Firma der Spagat zwischen Küchen-<br />

und Botendienst immer<br />

schwieriger wurde, hatte man vor<br />

etwa eineinhalb Jahren auf externe<br />

Lieferanten wie Deliveroo gesetzt.<br />

Für das <strong>Berliner</strong> Start-up wurde<br />

nun genau das zum Problem, wenngleich<br />

es wohl nicht seine Existenz<br />

bedrohen dürfte. Denn seit langem<br />

befindet sich Keatz auf Erfolgskurs<br />

und agiert weit über den Kreuzber-<br />

Weressen will, kann sich etwas kochen –oder lässt es sich liefern.<br />

IMAGO IMAGES<br />

ger Firmensitz hinaus.Früheren Angaben<br />

zufolge arbeitete das Unternehmen<br />

bereits gut ein Jahr nach<br />

Gründung profitabel. Etwa zehn bis<br />

20 Prozent verdiene man an einer<br />

Bestellung.<br />

Mittlerweile betreibt die Foodfirma<br />

Küchen nicht nur in Berlin,<br />

sondern auch in München, Madrid<br />

und Barcelona. Auch Investoren haben<br />

das Jungunternehmen längst<br />

auf dem Zettel. Hatten die Gründer<br />

Gebhardt und Ploutarchos bereits<br />

im vergangenen Jahr sechs Millionen<br />

Euro eingesammelt, so kamen<br />

erst im letzten März weitere zwölf<br />

Millionen Euro hinzu. Mit dem frischen<br />

Kapital sollte die europaweite<br />

Expansion vorangetrieben werden,<br />

hieß es im Frühjahr. Inallen großen<br />

europäischen Städten seien Küchen<br />

geplant. Vonrund 100 war die Rede.<br />

So in Spanien, den Niederlanden,<br />

England, aber auch in Deutschland<br />

wollte man expandieren.<br />

Dafür muss Keatz nun zunächst<br />

einen neuen Lieferdienst finden und<br />

könnte sogar bei vertrauten Kurieren<br />

landen. Denn drei der nach dem Deliveroo-Rückzug<br />

arbeitslos gewordenen<br />

500 Fahrer allein in Berlin haben<br />

laut Gründerszene hier inzwischen<br />

einen eigenen Lieferdienst namens<br />

Kolyma 2gegründet, der via Whats-<br />

App geordert werden kann. In der<br />

Kundenmail von Keatz verabschiedet<br />

sich das Unternehmen jedenfalls<br />

mit einem „Bis bald!“. Für eine Stellungnahme<br />

war das Unternehmen<br />

am Donnerstag nicht zu erreichen.<br />

Arm dran<br />

ohne Auto<br />

Schlechte Verkehrsanbindung bei der Landpartie<br />

Die Urlaubsgäste in Brandenburg<br />

wollen zunehmend aufs<br />

Auto verzichten und wünschen<br />

sich deshalb Verbesserungen bei<br />

den öffentlichen Verkehrsmitteln.<br />

Das ist ein zentrales Ergebnis<br />

einer Studie für das alljährliche<br />

Tourismusbarometer, wie der Ostdeutsche<br />

Sparkassenverband<br />

(OSV) als Auftraggeber am Donnerstag<br />

mitteilte. Brandenburg sei<br />

schon jetzt das Bundesland, in<br />

dem öffentliche Verkehrsmittel am<br />

häufigsten im Ausflugsverkehr genutzt<br />

würden. Jeder achte Tagesausflug<br />

wird nach Angaben des<br />

Verbandes mit dem öffentlichen<br />

Personennahverkehr (ÖPNV) unternommen.<br />

Doch gerade in den landschaftlich<br />

schönen ländlichen Regionen<br />

müsse es bessere Angebote des<br />

ÖPNV geben, erklärte der Verband.<br />

„Zu unflexibel, zu unübersichtliche<br />

Tarife,zuunbequem das<br />

Reisen mit Gepäck, sind oftmals<br />

geäußerte Gründe, warum die<br />

meisten Urlauber lieber das eigene<br />

Auto nutzen.“ Daher müssten<br />

die öffentlichen Angebote in<br />

den Urlaubsgebieten flexibler gestaltet<br />

werden. Die zusätzlichen<br />

Einnahmen durch touristische<br />

Nutzung könnten dazu eingesetzt<br />

werden.<br />

Als gutes Beispiel nennt das<br />

Tourismusbarometer den beliebten<br />

Ausflugsort Bad Saarow (Oder-<br />

Spree). Dortsoll ein gemeinschaftlicher<br />

E-Shuttlebus für die Gäste<br />

des Kurortes den Verkehr bündeln.<br />

Denn bisher nutzen alle Hoteliers<br />

in Bad Saarow ihre eigenen Fahrzeuge<br />

oder Taxis um Gäste und Besucher<br />

abzuholen, die mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln angereist<br />

sind.<br />

Wirtschaftsminister Jörg Steinbach<br />

(SPD) befürchtet indes ,dass<br />

die Sperrung der Schleuse Zaaren<br />

in der Oberen Havel-Wasserstraße<br />

eine „Konjunkturbremse“ ist. Er<br />

forderte den Bund auf, schnell zu<br />

Erholung pur –sowie hier in Bad Saarow am Scharmützelsee.<br />

handeln. „Brandenburg hat ein<br />

positives touristisches Image und<br />

hat sich auch im internationalen<br />

Wassertourismus gut etabliert“,<br />

erklärte Steinbach am Donnerstag<br />

laut Mitteilung.<br />

„Der Eindruck, unsereProdukte<br />

nicht zuverlässig anbieten zu können,<br />

kann langanhaltende massive<br />

Auswirkungen haben.“ Wegen<br />

verzögerter Bauarbeiten ist der direkte<br />

Weg zwischen der Mecklenburgischen<br />

Seenplatte und Berlin<br />

auf Wasserstraßen blockiert, die<br />

Schleuse soll im November wieder<br />

öffnen.<br />

Zehn Jahre Zuwachs<br />

Brandenburg wird nach der jüngst<br />

veröffentlichten Halbjahresbilanz<br />

des Statistischen Landesamtes bei<br />

Touristen und Reisenden immer<br />

beliebter: Imersten Halbjahr 2019<br />

kamen etwa 2,4 Millionen Gäste<br />

für fast 6,3 Millionen Übernachtungen<br />

in das Bundesland. Damit<br />

gab es 4,2 Prozent mehr Gäste und<br />

3,7 Prozent mehr Übernachtungen<br />

als im Vorjahreszeitraum.<br />

Am beliebtesten sind nach der<br />

Anzahl der Übernachtungen das<br />

Seenland Oder-Spree (eine Million<br />

Übernachtungen), der Spreewald<br />

(gut 926 000) und das Ruppiner<br />

Seenland (gut 674 000).<br />

„Zehn Jahre Übernachtungszuwachs<br />

hintereinander. Das hat seit<br />

2008 kein anderes ostdeutsches<br />

Land geschafft“, sagte OSV-Präsident<br />

Michael Emrich am Donnerstag<br />

auf der Tourismus-Tagung in<br />

Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin).<br />

„Die Investitionen in kreative Angebote<br />

und hohe Qualität tragen<br />

Früchte.“ Allerdings würden Arbeitskräfte<br />

in der Tourismusbranche<br />

zunehmend zur Mangelware,<br />

mahnte der OSV. Jeder vierte Ausbildungsplatz<br />

bleibe ungenutzt.<br />

Unternehmen, Politik und Gewerkschaften<br />

seien aufgefordert,<br />

für das Gastgewerbe einen Arbeitspakt<br />

zu schließen. (dpa)<br />

THOMAS UHLEMANN<br />

Bekanntmachungen<br />

Wir geben bekannt!<br />

Auslegung von Planunterlagen zum Zwecke der Planfeststellung für das Bauvorhaben „Ausbaustrecke Berlin –Frankfurt<br />

(Oder) –Grenze D/PL, PA 16, Bahnhof Köpenick und Parallelmaßnahmen S3 Ost“ im Bezirk Treptow-Köpenick von Berlin<br />

Bekanntmachung vom 12. August 2019 –SenUVK IV E14–<br />

Telefon: 9025-1558 oder 9025-0, intern 925-1558<br />

Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA), Außenstelle Berlin, hat auf Antrag der DB Netz<br />

AG (Vorhabenträgerin)<br />

das durchVeröffentlichungimAmtsblatt fürBerlin (ABl. Nr. 2S.36f)und in drei<br />

<strong>Berliner</strong>Tageszeitungen am 15. Januar 2010 fürdas Bauvorhaben „AusbaustreckeBerlin<br />

–Frankfurt (Oder), AbschnittBahnhof Köpenick“ für die Strecken<br />

- Fernbahnstrecke 6153,Berlin-Ostbahnhof –Guben,km10,360 –13,580<br />

- Fernbahnstrecke 6148, Berlin-Eichgestell –Berlin Stadtforst, km 26,495 –<br />

27,324<br />

- Fernbahnstrecke 6149, Berlin-Wuhlheide –Berlin Stadtforst, km 0,362 –1,388<br />

und<br />

- S-Bahnstrecke 6004, Berlin-Ostbahnhof –Erkner,km10,780–11,665<br />

bekanntgemachtePlanfeststellungsverfahreneingestellt.AlleStellungnahmen,<br />

Einwendungenund Anträge,die im Rahmendes eingestelltenVerfahrens eingebracht<br />

worden sind, haben damit ihre Erledigunggefunden.<br />

nunmehr ein neues Planfeststellungsverfahren für das Bauvorhaben „Ausbaustrecke<br />

Berlin –Frankfurt (Oder) –Grenze D/PL, PA 16, Bahnhof Köpenick<br />

undParallelmaßnahmen S3 Ost“ fürdie Strecken<br />

- Fernbahnstrecke 6153, Berlin-Ostbahnhof –Guben,km10,360–13,580<br />

- Fernbahnstrecke 6148, Berlin-Eichgestell –Berlin Stadtforst, km 26,400 –<br />

27,512<br />

- Fernbahnstrecke 6149, Berlin-Wuhlheide –Berlin Stadtforst, km 1,300 –1,481<br />

und<br />

- S-Bahnstrecke 6004,Berlin-Ostbahnhof –Erkner, km 10,360 –13,580<br />

nach§18 AllgemeinesEisenbahngesetz (AEG) eingeleitet.<br />

Das Vorhaben beginnt an der Verbindungskurve der Strecke 6148 von Eichgestell<br />

circa 800 Meter westlich der Eisenbahnüberführung (EÜ) Hämmerlingstraße und<br />

endet circa 280Meter östlich des S-Bahnsteiges Hirschgarten.<br />

Wesentlicher Inhaltdes Vorhabenssind unter anderem derBau einesneuen Regionalbahnsteiges<br />

zwischen den Fernbahngleisen im Bahnhof Köpenick, Bau eines<br />

dritten Fernbahngleises, Bau eines Kehrgleises, Anpassungder Gleislagen, Neubau<br />

der EÜ Hämmerlingstraße, Neubau der EÜ Wuhle einschließlichWuhletalweg, Neubau<br />

der EÜ Bahnhofstraße, Verbreiterung der vorhandenen EÜ ForuminRichtung<br />

Norden, Erweiterung des EmpfangsgebäudesEÜ/EGBahnhofKöpenick nach Süden,<br />

Neubau einer Personenunterführung Ostzugang am östlichen Bahnsteigende des<br />

Bahnhofes Köpenick mit Zugängen zum S-Bahnsteig und zum neuen Regionalbahnsteig,<br />

Neubaueiner Fußgängerüberführung Westzugang vomS-Bahnsteigmit<br />

entsprechendem Treppenaufgang im Bereich des westlichen Widerlagers der EÜ<br />

Bahnhofstraße, Neubau/Anpassung von Stützbauwerken aufgrund der Lageverschiebung<br />

derFernbahngleise nachSüden sowie der S-Bahngleise nachNordenund<br />

Neubauvon Lärmschutzwänden.<br />

Für das Vorhaben bestehteinePflicht zur Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

gemäß §§ 5, 6und Nr. 14.7 der Anlage 1des Gesetzes über die<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG).<br />

Der Plan für das eingangs bezeichnete Bauvorhaben (Erläuterungsbericht und<br />

Plänesowie dieentscheidungserheblichen Unterlagen über die Umweltauswirkungen,bestehendaus:Verfügungdes<br />

EBA zur Feststellung der Pflichteiner Umweltverträglichkeitsprüfung,<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung zu den Schutzgütern<br />

Mensch, Tiere, Pflanzen, biologische Vielfalt, Fläche, Boden, Wasser, Klima, Luft,<br />

Stadt-/Landschaftsbild, Kultur- und Sachgüter (Planunterlage (U) 13), Landschaftspflegerischer<br />

Begleitplan (U 14), Artenschutzrechtliche Prüfung (U 14.5), Schallund<br />

Erschütterungstechnische Untersuchungen (U 15), Regelung wasserrechtlicher<br />

Sachverhalte (U 16), Geologischer Bericht(U17),Unterlagezum Brand- und Katastrophenschutz(U18),Bodenverwertungs-<br />

und Entsorgungskonzept (U 19) sowie<br />

Gutachtenzuelektromagnetischen Feldern (U 20)) liegt<br />

vom 26. August2019bis 25.September 2019<br />

beim<br />

BezirksamtTreptow-Köpenick von Berlin,<br />

Abteilung Bauen, Stadtentwicklung undöffentliche Ordnung,<br />

Stadtentwicklungsamt, FachbereichStadtplanung,<br />

Rathaus Köpenick, Alt Köpenick 21,12555 Berlin,Raum164,<br />

Telefon:90297-2609 oder 90297-2312,<br />

Postanschrift: Postfach 910 240, 12414Berlin<br />

montags bis mittwochs von9.00 Uhr bis15.00Uhr, donnerstagsvon 10.00 Uhrbis<br />

18.00 Uhrund freitagsvon 9.00 Uhrbis 12.00 Uhr sowienach telefonischerVereinbarung<br />

(Telefon wie vor) auch außerhalb dieser Zeiten zur allgemeinen Einsichtnahmeaus.<br />

Donnerstagsvon 15.00bis 18.00 Uhrwird einMitarbeiter derVorhabenträgerin zu<br />

weiteren Erläuterungen undAuskünften am Auslegungsortzur Verfügung stehen.<br />

Die Bekanntmachung und die zur Einsicht ausliegenden Unterlagen sind von Beginn<br />

der Auslegung bis Ende der Einwendungsfrist ebenfalls im Internet unter: http://<br />

www.berlin.de/planfeststellungen/ veröffentlicht.<br />

Für die Vollständigkeit und die Übereinstimmung der im Internet veröffentlichten<br />

Unterlagen mit denamtlichen Auslegungsunterlagen wirdkeine Gewähr übernommen.<br />

Der Inhalt der zur Einsicht ausgelegten Unterlagen ist maßgebend (§ 27a<br />

Verwaltungsverfahrensgesetz(VwVfG) in Verbindungmit §20Absatz2UVPG).<br />

Hinweise<br />

1. Jeder, dessen Belange durch das Bauvorhabenberührt werden, kannbis spätestens<br />

einen Monat nachBeendigungder Auslegung, das ist biszum 25. Oktober<br />

2019 (maßgebend ist der Eingang in der Verwaltung), Einwendungen bei der<br />

Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, IV E1,Anhörungsbehörde<br />

Berlin, Postanschrift: Am KöllnischenPark3,10179 Berlin,Zimmer Ru 422<br />

(während der Auslegungszeiten auch am Auslegungsort im Bezirksamt Treptow-<br />

Köpenick)schriftlich oderzur Niederschrift oder in elektronischerForm mit einer<br />

qualifiziertenSignatur im Sinne des Vertrauensdienstegesetzes (VDG)inVerbindung<br />

mit der Verordnung (EU) Nr. 910/2014 versehen an die E-Mail-Adresse<br />

post@senuvk.berlin.de erheben.<br />

Die Einwendungen müssen den geltend gemachten Belang und dessen Beeinträchtigung<br />

erkennenlassen sowie das Bauvorhaben bezeichnen.<br />

Mit Ablaufder Einwendungsfrist sind alleEinwendungenindiesem Planfeststellungsverfahren<br />

ausgeschlossen, die nicht auf besonderen privatrechtlichen<br />

Titelnberuhen (§ 18 AEG in Verbinddung mit §73Absatz4Satz 3VwVfG).<br />

Ebenfalls bis zumvorstehend genannten Terminkönnen Vereinigungen,soweit<br />

diese sich für den Umweltschutz einsetzen und nach in anderen gesetzlichen<br />

Vorschriften zur Einlegung von Rechtsbehelfen in Umweltschutzangelegenheiten<br />

vorgesehenenVerfahren vonBundoder Landanerkanntsind, zu demPlan<br />

Stellung nehmen.<br />

Einwendungenund Stellungnahmen der Vereinigungen,die nach Ablauf dieser<br />

Fristerhoben werden,sindebenfalls gemäß §73Absatz4Satz 5ffVwVfG ausgeschlossen.<br />

Für das Rechtsbehelfsverfahren findet der Einwendungsausschluss keine<br />

Anwendung (§ 7Absatz 4Umweltrechtsbehelfsgesetz), das heißt der Einwendungsausschluss<br />

beschränkt sich bei Einwendungen und Stellungnahmen nur<br />

auf dieses Verwaltungsverfahren.<br />

Bei Einwendungen, dievon mehr als 50 Personen auf Unterschriftslisten unterzeichnet<br />

oderinForm vervielfältigter gleichlautenderTexte eingereicht werden<br />

(gleichförmige Eingaben), ist auf jeder mit einer Unterschrift versehenen Seite<br />

ein Unterzeichner mit Namen, Beruf und Anschrift als Vertreter der übrigen<br />

Unterzeichner zubezeichnen. Andernfalls können diese Einwendungen unberücksichtigt<br />

bleiben. Diese ortsübliche Bekanntmachungdientauchder Benachrichtigung<br />

derVereinigungen nach§73Absatz 4Satz5VwVfG.<br />

Die Erhebung dieser Daten erfolgt entsprechend der seit dem 25. Mai 2018<br />

anwendbaren neuen EU-Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO).ImRahmen<br />

der Beteiligung derÖffentlichkeitimobengenannten Planfeststellungsverfahren<br />

werden die von Ihnen erhobenen Einwendungen und darin mitgeteilten<br />

personenbezogenen Daten ausschließlich für das Planfeststellungsverfahren<br />

von unserhoben,gespeichert und verarbeitet. Ihre persönlichenDaten werden<br />

benötigt,umden Umfang Ihrer Betroffenheit beurteilen zu können. Wirkönnen<br />

dieDatenandie Planfeststellungsbehörde,die Vorhabenträgerinund ihre mitarbeitendenBüros<br />

zurAuswertungder Stellungnahmen weiterreichen. Insoweit<br />

handeltessich um eineerforderliche und somitrechtmäßige Verarbeitung aufgrundeiner<br />

rechtlichen Verpflichtung gemäß Art.6Absatz 1Satz1lit.c)DS-GVO<br />

in Verbindung mit§3Satz1<strong>Berliner</strong> Datenschutzgesetz.<br />

Die Hinweise zumDatenschutz sindmit ausgelegt undauchimInternetunter:<br />

https://www.berlin.de/senuvk/service/formulare/de/datenschutz.shtml einsehbar.<br />

2. Die Anhörungsbehörde kann auf eine förmliche Erörterung verzichten (§ 18 a<br />

Nr. 1Satz 1AEG). Falls ein Erörterungstermin stattfindet, wird dieser zu gegebener<br />

Zeit gesondert ortsüblich bekannt gemacht. Der Erörterungstermin ist<br />

nichtöffentlich.<br />

Diejenigen, die fristgerechtEinwendungen erhoben haben,beziehungsweise bei<br />

gleichförmigenEinwendungender Vertreter,werden von dem Termingesondert<br />

benachrichtigt.<br />

Sind mehr als50Benachrichtigungen vorzunehmen, so könnensie durch öffentliche<br />

Bekanntmachung ersetzt werden. Die Teilnahme an dem Erörterungstermin<br />

ist denBeteiligten freigestellt. BeiAusbleibeneinesBeteiligtenindem Erörterungstermin<br />

kann auch ohne ihn verhandelt werden. Die Vertretung durch<br />

einen Bevollmächtigten ist möglich. DieBevollmächtigungist durch eineschriftliche<br />

Vollmacht nachzuweisen, die der Anhörungsbehörde zuden Akten zu<br />

geben ist.<br />

3. DurchEinsichtnahmeindie Planunterlagen,Erhebungvon Einwendungen, Teilnahme<br />

amErörterungstermin oder Vertreterbestellung entstehende Kosten<br />

werdennichterstattet.<br />

4. Entschädigungsansprüche, soweit über sie nicht in der Planfeststellung dem<br />

Grunde nach zu entscheiden ist, werden nicht in dem Erörterungstermin, sondern<br />

in einem gesonderten Entschädigungsverfahrenbehandelt.<br />

5. Über die Einwendungen wird nach Abschluss des Anhörungsverfahrens durch<br />

die Planfeststellungsbehörde entschieden. Die Zustellung der Entscheidung<br />

(Planfeststellungsbeschluss) an die Einwenderkanndurch öffentliche Bekanntmachungersetzt<br />

werden, wenn mehr als 50 Zustellungen vorzunehmen sind.<br />

6. Die Nummern 1, 2, 3und 5gelten für die Anhörung der Öffentlichkeit zuden<br />

Umweltauswirkungen des Bauvorhabens nach §18Absatz 1des UVPG entsprechend.<br />

7. Vom Beginn der Auslegung des Planes tritt die Veränderungssperre nach §19<br />

Absatz 1AEG in Kraft.Darüber hinaussteht ab diesemZeitpunktder Vorhabenträgerin<br />

einVorkaufsrecht an den vom Plan betroffenen Flächenzu(§19Absatz<br />

3AEG).<br />

Leiterder Anhörungsbehörde<br />

Oktay Yurdakul<br />

Rechtsgrundlagen:<br />

AllgemeinesEisenbahngesetz (AEG) in derFassungvom 27.Dezember1993(BGBl.<br />

IS.2378, ber. 1994 IS.2439),zuletztgeändert durch Art. 2Gesetzzur Umsetzung<br />

derRL(EU) 2016/2370 vom8.Juli2019 (BGBl. IS.1040)<br />

Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) in der Fassung der Bekanntmachung<br />

vom 24. Februar2010 (BGBl. IS.94), zuletzt geändertdurch Art. 22 des<br />

Gesetzes zurBeschleunigungdes Energieleitungsausbaus vom 13. Mai2019 (BGBl.<br />

IS.706)<br />

Gesetz über ergänzende VorschriftenzuRechtsbehelfen in Umweltangelegenheiten<br />

nach der EG-Richtlinie 2003/35/E (Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz –UmwRG) in der<br />

Fassung derBekanntmachungvom 8. April 2013 (BGBl.IS. 753),zuletztgeändert<br />

durch Art. 4des Gesetzes zur Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, des<br />

Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes, des Energiewirtschaftsgesetzes und weiterer<br />

energierechtlicher Vorschriften vom 17. Dezember2018(BGBl. IS.2549)<br />

Verwaltungsverfahrensgesetz (VwVfG) in der Fassung der Bekanntmachung vom<br />

23. Januar 2003 (BGBl. IS.102),zuletzt geändertdurch Art. 7Gzur Umsetzung des<br />

Gesetzes zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen<br />

Geschlechts vom18. Dezember 2018 (BGBl. IS.2639)


16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />

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Brandenburg<br />

Es ist Wochenmarkt in Bergholz-Rehbrücke:<br />

Bauern<br />

verkaufen Rehsalami, Pfifferlinge<br />

und Honig. Frauen<br />

tragen Kirschkuchen in Bastkörben<br />

nach Hause, Männer in Socken und<br />

Sandalen holen Kontoauszüge bei<br />

der Bank. Nahe eines Stehtisches,<br />

dekoriert mit Sonnenblumen und<br />

kleinen Windrädern, steht Ursula<br />

Nonnemacher, Spitzenkandidatin<br />

der Grünen für die Landtagswahl in<br />

Brandenburgam1.September.<br />

Sie trägt einen schwarzen Blazer,<br />

eine Bluse in den unterschiedlichsten<br />

Rottönen und bequeme Ledersandalen.<br />

Derzeit jagt bei ihr ein Termin<br />

den anderen. Heute noch mal<br />

Straßenwahlkampf im Potsdamer<br />

Umland, noch einmal Flyer verteilen,<br />

Hände schütteln, sich vielleicht<br />

als Spinnerin beschimpfen lassen.<br />

„Ran an die Bürger“, hat Nonnemacher<br />

ihren drei Parteikollegen gut<br />

gelaunt um 10 Uhr zugerufen, nun<br />

steht sie auf dem Bürgersteig und<br />

streckt jedem Passanten Flyerentgegen.<br />

Doch bei weitem nicht jeder will<br />

einen. „Ich bin rot, schon immer“,<br />

winkt ein älterer Herr ab. Eine Frau,<br />

die zu ihrem Fahrrad will, mault:<br />

„Hier kommt man ja gar nicht durch<br />

vorlauter Grünen!“ Einige aber bleiben<br />

bereitwillig stehen. „Ich war<br />

Linkswählerin, ein Leben lang“, sagt<br />

eine Mittfünfzigerin mit kurzem,<br />

grauen Haar. „Jetzt sind die Grünen<br />

für mich zum ersten Mal eine Alternative.<br />

Hauptsache,nicht die AfD.“<br />

Nonnemacher nickt, sie sieht es<br />

ähnlich. „Die Grünen würden sich<br />

über Ihre Stimme freuen“, sagt sie.<br />

„Aber wir arbeiten auch gernmit den<br />

Linken zusammen.“<br />

Nonnemacher bleibt bescheiden.<br />

Dabei könnte das, was mit den Grünen<br />

gerade in Brandenburgpassiert,<br />

ein kleines Wunder werden: Jahrzehntelang<br />

dümpelten die Zustimmungswerte<br />

im einstelligen Bereich,<br />

bei der Landtagswahl 2014 schafften<br />

sie 6,2 Prozent, 2009 nur 5,7, davor<br />

waren sie 15 Jahre lang gar nicht im<br />

Landtag vertreten. Bei der aktuellen<br />

Wahl sind die Grünen laut jüngsten<br />

Prognosen locker zweistellig, als einzige<br />

Partei kletterten ihreWerte bisher<br />

über Monate außerdem etwas<br />

nach oben –laut der jüngsten Civey-<br />

Umfrage sogar bis rauf zu 17,2 Prozent.<br />

Davon weicht nur eine Umfrage<br />

ab: Infratest dimap prognostizierte<br />

den Grünen am Donnerstag<br />

eine Zustimmung von12Prozent.<br />

DasGegenmodell zu Kalbitz<br />

Weil keine Partei mit der AfD zusammenarbeiten<br />

will, reichen die Mehrheiten<br />

nicht für ein Zweierbündis.<br />

Und den Grünen kommt damit vermutlich<br />

eine besondere Aufgabe zu:<br />

Sie können die Königsmacher sein,<br />

können mit ihrer Richtungsentscheidung<br />

bestimmen, welche Farben<br />

die Koalition tragen sollen. Läuft<br />

es auch noch etwas besser als die<br />

besten Prognosen vorhersagen,<br />

könnte ihnen sogar die Rolle zufallen,<br />

die Regierung zu führen.<br />

Die Partei, die derzeit mit nur<br />

sechs Abgeordneten im Landtag<br />

sitzt, stellt das kurz vor der Wahl vor<br />

Herausforderungen in der Kommunikation.<br />

Plötzlich wollen viele wissen:<br />

Wer könnte Ministerpräsident<br />

werden? „Wir leiden etwas unter der<br />

Diskussion“, sagt Nonnemacher.<br />

„Da sind wir als Partei, die bis vor<br />

kurzemnoch im einstelligen Bereich<br />

war,gar nicht dran gewöhnt.“<br />

Vage Voraussagen und Postengeschacher<br />

sind nicht Nonnemachers<br />

Sache. Deswegen beschränkt sich<br />

die 62-Jährige in der Ministerpräsidenten-Frage<br />

auf das,was sie Anfang<br />

August auch unter lautem Applaus<br />

auf einem Parteitag der Grünen verkündet<br />

hat: „Ich stehe bereit.“ Auch<br />

Benjamin Raschke, zweiter Spitzenkandidat<br />

der Grünen, verweist in<br />

dieser Frage auf Nonnemacher.<br />

Mit welchen Parteien sie am<br />

liebsten regieren würde?„Wir warten<br />

auf den Auftrag der Wähler“, sagt<br />

Nonnemacher. Ein frühes Festlegen<br />

sei kontraproduktiv, die Regierungsbildung<br />

mit voraussichtlich mindestens<br />

drei Fraktionen schon so<br />

schwierig genug. „Wir reden mit allen<br />

Parteien, auch mit der FDP und<br />

den Freien Wählern, sollten die es in<br />

den Landtag schaffen“, sagt sie.<br />

Einzige Ausnahme: die AfD.Nonnemacher<br />

stuft den Brandenburger<br />

Serie zur Landtagswahl in Brandenburg<br />

am 1. September:Teil 3<br />

Die<br />

Nüchterne<br />

Ursula Nonnemacher von den<br />

Grünen verweigert sich dem<br />

Ost-Populismus. Trotzdem wird<br />

ihre Partei wohl doppelt,<br />

vielleicht sogar dreimal so viele<br />

Stimmen holen wie 2014. Das<br />

sorgt für wilde Spekulationen.<br />

VonAnnika Leister,Bergholz-Rehbrücke<br />

Ursula Nonnemacher ist Teil einer Doppelspitze, wie bei den Grünen üblich. Aber sie ist die Nummer 1. Das sagt auch Benjamin Raschke, ihre Nummer 2. BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

Landesverband, der als weit Rechtsaußen<br />

im Bundesvergleich gilt, als<br />

Gefahr für die Demokratie ein: „Unter<br />

dem Mäntelchen der Bürgerlichkeit<br />

blüht der Rechtsextremismus.“<br />

DieGrünen können in ihren Aussagen<br />

so vage bleiben, wie sie wollen,<br />

wild spekuliert wird trotzdem.<br />

Einige Journalisten schreiben, dass<br />

nun, da das höchste Amt näher rücke,<br />

auch bei der Bundesvorsitzenden<br />

und gebürtigen Brandenburgerin<br />

Annalena Baerbock Begehrlichkeiten<br />

geweckt werden könnten. Baerbock<br />

ist wesentlich prominenter.<br />

Doch Baerbock hat auch beste<br />

Chancen, in der Bundespolitik<br />

durchzustarten –Ministerämter und<br />

sogar die Kanzlerkandidatur trauen<br />

ihr Kommentatoren angesichts der<br />

Erfolgswelle der Grünen im Bund zu.<br />

Ausdrücklich dementiert hat Baerbock<br />

die Spekulationen mit Blick auf<br />

Brandenburgaber bisher nicht.<br />

Ob die Bundesvorsitzende als Ministerpräsidentin<br />

infrage kommt?<br />

Da müsse man Baerbock fragen, sagt<br />

Nonnemacher. „Ich habe wahrgenommen,<br />

dass sie angekündigt hat,<br />

sich wieder für den Parteivorsitz im<br />

Bund zu bewerben.“<br />

Nonnemacher wurde 2009 erstmals<br />

in den Landtag gewählt. Zuvor<br />

war sie Ärztin. 26 Jahre lang hat sie<br />

Schichten auf der Intensivstation einer<br />

Spandauer Klinik geschoben<br />

und ist Einsätze imRettungswagen<br />

ZUR PERSON<br />

Herkunft: Ursula Nonnemacher,62Jahre alt, wurde in Wiesbaden geboren. Nach dem Abitur<br />

studierte sie Medizin in Mainz. 1980 zog sie nach West-Berlin, ab 1983 arbeitete sie als Ärztin<br />

am Krankenhaus Berlin-Spandau. Immer wieder zog es sie für Praktika und Reisen nach Mittel-<br />

und Südamerika. Seit 1996 lebt sie in Falkensee. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder.<br />

Politische Laufbahn: Seit 1997 ist Nonnemacher Mitglied bei den Grünen, im selben<br />

Jahr gründete sie den Ortsverband Falkensee mit. Noch heute sitzt sie in der Falkenseer<br />

Stadtverordnetenversammlung.2009 wurde sie in den Landtag gewählt, auch schon<br />

bei der Landtagswahl 2014 trat sie als Spitzenkandidatin an.<br />

Die Grünen: In der Civey-Umfragevom 14. August liegen die Grünen bei 17,2<br />

Prozent. In der Infratest-dimap-Umfragevom 22. August liegen sie bei 12 Prozent.<br />

Bei der Landtagswahl 2014 holten sie gerade einmal 6,2 Prozent.<br />

Alle Porträts dieser Serie und mehr Infos zur Wahl unter:<br />

www.berliner-zeitung.de/berlin/brandenburg/landtagswahl<br />

gefahren. Dashabe sie geerdet, sagte<br />

sie einmal der Märkischen Allgemeinen.<br />

Ihr ehemaliger Klinikchef lobt<br />

noch heute ihre Zuverlässigkeit und<br />

ihren Einsatz für Gerechtigkeit, ob es<br />

nun um den Umgang mit Patienten<br />

oder die Arbeitsbedingungen für<br />

Ärzte und Pfleger ging.<br />

Einen exzellenten Rufhat sie sich<br />

auch unter ihren Kollegen im Landtag<br />

erarbeitet. Undsie trägt auch einen<br />

inoffiziellen Titel: „Redenkönigin“<br />

ist sie bereits<br />

mehrere Jahre inFolge.<br />

In der nun endenden Legislaturperiode<br />

hat Ursula Nonnemacher<br />

392 Reden am Pult des Landtages<br />

gehalten. Dassind 136 mehr als<br />

Péter Vida von den Freien Wählern<br />

auf Platz zwei. Die Frau deckt in der<br />

grünen Mini-Fraktion auch die<br />

wichtigsten Themen ab: Sie ist zuständig<br />

für die Bereiche Innen-,<br />

Kommunal-, Sozial-, Pflege-, Gesundheits-,<br />

Arbeitsmarkt-, Frauen-,<br />

Gleichstellungs-, LGBTI- und<br />

Flüchtlingspolitik.<br />

„Ursula ist ein absolutes Arbeitstier“,<br />

sagt die grüne Direktkandidatin<br />

AlexandraPichl, die in Rehbrücke<br />

an Nonnemachers Seite Flyer verteilt.<br />

„Es ist unglaublich, was sie alles<br />

leistet und abdeckt.“ Und auch die<br />

Grünen in Berlin halten allergrößte<br />

Stücke aufNonnemacher:Sie sei Politikerin<br />

mit Herz,Verstand und Leidenschaft,<br />

heißt es; sie stemme ein<br />

Pensum, für das normalerweise vier<br />

Abgeordnete nötig seien.<br />

Mit diesem Arbeitsethos hat<br />

die Grünen-Fraktion trotz<br />

Oppositionsstatus einiges<br />

erreicht. Dass Brandenburgals<br />

erstes Bundesland<br />

ein Paritätsgesetz<br />

LANDTAGSWAHL<br />

BRANDENBURG<br />

verabschiedet hat,<br />

geht maßgeblich auf<br />

das Konto der Grünen<br />

und besonders das von<br />

Ursula Nonnemacher,<br />

die dabei eng mit KlaraGeywitz<br />

zusammengearbeitet<br />

hat, der möglichen Chefin der Bundes-SPD.<br />

Ab der nächsten Wahl soll das Gesetz<br />

dafür sorgen, dass ebenso viele<br />

Frauen wie Männer im Landtag sitzen.<br />

Hateine Partei zu wenig Frauen<br />

auf der Liste, muss sie Männer streichen.<br />

DasGesetz fußt auf einem Entwurfder<br />

Grünen, dendie derzeitigen<br />

Regierungsparteien SPD und Linke<br />

nur ein wenig abgeänderthaben. Ein<br />

rechtlich heftig umstrittener Ansatz,<br />

gegen den NPD und Piratenpartei<br />

vor das Landesverfassungsgericht<br />

zogen. EinAnsatz aber auch, der gerade<br />

wegen seiner Radikalität grüne<br />

und linke Bündnisse in anderen Ländern<br />

vor Neid erblassen lässt. Die<br />

Grünen in Berlin, die anders als die<br />

Brandenburger in Regierungsverantwortung<br />

sind, wären gerndie ersten<br />

mit einem Paritätsgesetz gewesen.<br />

Stattdessen beginnen in der<br />

Hauptstadt nun erst die ernsthaften<br />

Diskussionen – und die rot-rotgrüne<br />

Koalition lässt sich dabei von<br />

Brandenburginspirieren.<br />

Mit ihrer sachlichen, von Grund<br />

auf unpopulistischen Art ist Nonnemacher<br />

auch eine Art Anti-Kalbitz<br />

für Brandenburg. Der AfD-Spitzenkandidat,<br />

der aus dem Westen<br />

stammt, adressiert klar das Gefühl<br />

vonAbgehängtheit im Osten, wettert<br />

gegen Flüchtlinge und lässt Slogans<br />

wie „Hol dir dein Land zurück –vollende<br />

die Wende!“ plakatieren.<br />

Ähnliche Saiten schlägt die Linkspartei<br />

an, die in ihremWahlkampf einen<br />

Fokus darauf setzt, Benachteiligungen<br />

für Menschen im Osten zu<br />

beseitigen. „Ost – Respekt, Würde,<br />

Anerkennung“ steht auf Plakaten.<br />

Nonnemacher, die ebenfalls im<br />

Westen –genauer in Hessen –geboren<br />

wurde, verweigert sich dieser<br />

Strategie komplett. Keinesfalls will<br />

sie das Früher-war-alles-besser-Narrativ<br />

bedienen, ob von links oder<br />

rechts. „Dem Osten geht es nicht<br />

schlechter als früher. Das weiß ich<br />

selbst aus der Kommunalpolitik, das<br />

sagen mir alle Kollegen“, sagt sie<br />

beim Mittagessen. Natürlich gebe es<br />

lokale Probleme, insgesamt aber<br />

gehe es den Leuten besser. „Die<br />

Stimmung ist nur wesentlich<br />

schlechter als die Lage.“ Manchmal<br />

habe sie den Eindruck, als würden<br />

die Menschen nun erst, nach 30 Jahren,<br />

wirklich über die Wende reflektieren,<br />

sagt sie.„Als bräche das alles<br />

jetzt erst heraus.“<br />

Mit solchen Sätzen läuft Nonnemacher<br />

Gefahr, von einigen Brandenburgern<br />

als arrogante, grüne<br />

Wessi-Frau abgehakt zu werden. Sie<br />

kennt die Gefahr.Sie weiß auch, dass<br />

sie im aufgeheizten Brandenburger<br />

Wahlkampf, in dem nicht nur die<br />

AfD mit emotionalen Slogans und<br />

steilen Forderungen auftritt, einen<br />

entscheidenden Nachteil hat: Mit<br />

Seriosität und Zurückhaltung fängt<br />

man nur schwer Wählerstimmen.<br />

Doch Nonnemacher kann nicht anders.<br />

Polterei und Unterkomplexität<br />

sind ihr nicht zuwider, das wäre zu<br />

stark ausgedrückt – sie liegen nur<br />

einfach nicht in ihrer Natur.<br />

Gründe für den Erfolg<br />

Die Suche nach Kompromissen und<br />

Konsens in der Politik werde zunehmend<br />

komplizierter, sagt sie. Bei<br />

Wählernherrsche dafür zum Teil ein<br />

großes Unverständnis. Viele<br />

wünschten sich stattdessen den starken<br />

Mann, der mal auf den Tisch<br />

haut.„Ein autoritärer Wunsch“, sagt<br />

Nonnemacher.„In dieser Gemengelage<br />

dringen oftmals nur noch die<br />

ganz einfachen Parolen durch.“<br />

In dieser Lage ist Nonnemacher<br />

ganz Realistin. Den Erfolg der Grünen<br />

in Brandenburg führt sie nicht<br />

primär auf die Schufterei ihrer Fraktion<br />

zurück. Ein ganzes Bündel an<br />

Gründen gebe den Ausschlag dafür,<br />

sagt sie: der Hitzesommer 2018 zum<br />

Beispiel, die „Fridays forFuture“-Bewegung,<br />

der Erfolg der Grünen im<br />

Bund mit dem Spitzenduo Baerbock-Habeck.<br />

Erst als letzten Punkt<br />

nennt sie: „Und natürlich unsere<br />

gute Arbeit im Landtag.“<br />

All diese Faktoren werden diese<br />

nüchterne Frau wahrscheinlich in<br />

die Regierung bringen. Erst mal aber<br />

verteilt sieweiter FlyerinRehbrücke<br />

und posiert für ein Gruppenfoto am<br />

Wahlkampfstand. Ein Parteikollege<br />

fragt, ob er das Foto auf Facebook<br />

hochladen dürfe? „Das brauchst du<br />

mich nicht mehr zu fragen“, sagt sie<br />

und lacht. „Ich bin jetzt eine Person<br />

des öffentlichen Lebens.“<br />

Annika Leister fragt sich,<br />

ob die Grünen auch mit<br />

der CDU koalieren würden.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 17<br />

· ·<br />

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Gesundheit<br />

Stress durch Achterbahn-Wetter<br />

Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit: Manche Menschen reagieren empfindlich auf Temperaturwechsel. Wirgeben Tipps, was die Beschwerden lindern kann<br />

VonMichael Timm<br />

An dem einen Tag mittags<br />

30 Grad im Schatten, eine<br />

halbe Woche später Regen<br />

und nachts nur noch<br />

15 Grad. Dann wieder Sonne und<br />

heiß. In diesem Sommer fährt das<br />

Thermometer Achterbahn. Das belastet<br />

den Organismus. Das launische<br />

Jo-Jo-Wetter kann Menschen,<br />

die dafür empfindlich sind, schwer<br />

zu schaffen machen. Sieleiden unter<br />

Müdigkeit, Schwindel, Gelenk- und<br />

Kopfschmerzen. Es sind die typischen<br />

Symptome der Wetterfühligkeit.<br />

Besonders ältere und kranke<br />

Menschen reagieren schon auf geringe<br />

Temperaturschwankungen<br />

empfindlich. Warum das so ist und<br />

was Sie dagegen tun können, erklärt<br />

Klimamediziner Jürgen Kleinschmidt<br />

im Gespräch mit der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>. DerfrühereDirektor des<br />

Instituts für medizinische Balneologie<br />

und Klimatologie der Universität<br />

München erforschte die Auswirkungen<br />

des Wetters auf Körper und Gesundheit.<br />

Wie beeinflusst das Zickzack-Wetter<br />

den Körper?<br />

Unser Körper will immer gleichbleibende<br />

Verhältnisse.Deshalb reagiert<br />

erbei vielen Menschen empfindlich<br />

auf rasch wechselnde Temperaturen,<br />

Luftdruck, Veränderungen<br />

der Luftfeuchtigkeit und Wind.<br />

Wenn sich diese Faktoren rasch ändern,<br />

bedeutet das Stress für seine<br />

eingebaute Klimaanlage, die unsere<br />

Körpertemperatur reguliert und<br />

konstant auf 37 Grad hält, damit alle<br />

Organe gut funktionieren.<br />

Was verstehen Sie unter der „eingebauten<br />

Klimaanlage“?<br />

Sie besteht aus Schweißdrüsen<br />

und vielen kleinen Blutäderchen in<br />

der Haut. Wenn die Drüsen bei Hitze<br />

Schweiß produzieren und die Blutadern<br />

sich weiten, gibt der OrganismusWärme<br />

ab,umsich abzukühlen.<br />

Bei Kälte dagegen verengen sich die<br />

Blutgefäße und die Muskeln zittern,<br />

um Wärme zu erzeugen. Gesteuert<br />

wirddieses System voneinem Regulationszentrum<br />

im Gehirn, das wir<br />

Hypothalamus nennen. Es schüttet<br />

verschiedene Hormone aus. Dieses<br />

biologische Kühlaggregat hält uns<br />

über das vegetative Nervensystem<br />

normalerweise gesund. Wenn sich<br />

die Wetterbedingungen aber schnell<br />

verändern, klagen viele über gesundheitliche<br />

Probleme.<br />

Wie viele Menschen sind davon betroffen?<br />

Über das Wetter jammern bestimmt<br />

sehr viele,weil es bequem ist,<br />

Befindlichkeitsstörungen oder psychische<br />

Verstimmungen einfach auf<br />

das Wetter zu schieben. Aber wirklich<br />

wetterfühlig oder wetterempfindlich<br />

ist nur etwa jeder dritte<br />

Deutsche.Die anderen kommen mit<br />

der Umstellung auf wechselndeWettersituationen<br />

gut zurecht. Menschen,<br />

die unter freiem Himmel arbeiten,<br />

wie etwa Bauarbeiter, Straßenpolizisten<br />

oder Müllwerker, haben<br />

meist keine Probleme mit<br />

Wetterumschwüngen. Ihr Körper<br />

hat gelernt, sich gut anzupassen.<br />

Besteht ein Unterschied zwischen<br />

Wetterfühligkeit und Wetterempfindlichkeit?<br />

Ja. Eher gesunde Menschen, die<br />

unter demWetterumschwung leiden<br />

und Symptome entwickeln, bezeichnen<br />

wir als wetterfühlig. Patienten<br />

mit Krankheiten wie Rheuma,<br />

Asthma oder Migräne,die sich durch<br />

den Wetterwechsel verschlechtern,<br />

sind wetterempfindlich.<br />

Welche Wetterlage ist besonders<br />

schwierig?<br />

Wenn der Luftdruck fällt und das<br />

Wetter schlechter wird und ein Tiefdruckgebiet<br />

mit ausgeprägter<br />

Warmfront naht, klagen mehr Menschen<br />

über Beschwerden. Auch Migränepatienten<br />

können mehr Kopfschmerzen<br />

bekommen, wenn eine<br />

Warmfront naht. Bei steigendem<br />

Luftdruck, also wenn das Wetter besser<br />

wird, lassen die Beschwerden dagegen<br />

nach, solange es nicht zu heiß<br />

oder schwül wird.<br />

Für wen sind rasche Wetterwechsel<br />

besondersgefährlich?<br />

Ältere Menschen und chronisch<br />

Kranke haben am meisten zu leiden.<br />

Sie haben wenig Kraftreserven, reagieren<br />

schon auf geringe Temperaturschwankungen.<br />

Ab etwa 45 Jahren<br />

nimmt die Wetterfühligkeit zu.<br />

Frauen sind häufiger betroffen als<br />

Männer.<br />

Welche Symptome kann das Achterbahnwetter<br />

auslösen?<br />

Blutdruck und Kreislauf spielen<br />

verrückt. Dasist gefährlich für Herzpatienten.<br />

Außerdem kommt es oft<br />

zu Kopfschmerzen, Schwindel,<br />

Schlappheit, Erkältungen und Muskelkrämpfen.<br />

Was hat das Wetter mit dem Blutdruck<br />

zu tun?<br />

Bei warmem Wetter erweitern<br />

sich die Blutgefäße und der Blutdruck<br />

nimmt ab. Das ist gefährlich<br />

für Menschen mit zu niedrigem Blutdruck,<br />

weil ihreWerte jetzt noch weiter<br />

absinken. Menschen mit hohem<br />

Blutdruck tut Hitzedagegen gut, weil<br />

sich ihr Druck eher normalisiert.<br />

Können die Betroffenen dann auf ihre<br />

blutdrucksenkenden Medikamente<br />

verzichten?<br />

Würden die hohen Temperaturen<br />

länger anhalten, wie zum Beispiel<br />

bei einem Aufenthalt in wärmeren<br />

Gegenden wie Mallorca oder Gran<br />

Canaria, könnten manchen Patienten<br />

ihreDosis zumindest reduzieren.<br />

Bei Achterbahnwetter müssen die<br />

Medikamente jedoch nach wie vor<br />

eingenommen haben, da sich die<br />

CORBIS RM STILLS<br />

Wetterlage ja gleich wieder ändert.<br />

Denn bei kühleren Temperaturen<br />

steigt der Druck wieder an, weil sich<br />

die Blutgefäße zusammenziehen.<br />

Warum ist Jo-Jo-Wetter gefährlich für<br />

Herzpatienten?<br />

Wenn der Blutdruck bei warmem<br />

Wetter sinkt, muss das Herz stärker<br />

und schneller pumpen, damit immer<br />

genügend Blut durch die Adernfließt.<br />

Das ist eine große Belastung für alle,<br />

die unter Herzschwäche leiden, also<br />

besonders für ältereMenschen.<br />

Wodurch entstehen Müdigkeit und<br />

Schwindel bei raschem Wetterwechsel?<br />

Bei erweiterten Gefäßen und sinkendem<br />

Blutdruck gelangt weniger<br />

Sauerstoff in das Gehirn. Die geringereHirndurchblutung<br />

macht müde<br />

und erzeugt Schwindel.<br />

Wie kommt es zu Kopfschmerzen und<br />

Muskelkrämpfen?<br />

Unter rasch wechselnde Luftdruck-Veränderungen<br />

leiden besonders<br />

die kleinen Blutgefäße im<br />

Kopf. Das führt zuKopfschmerzen.<br />

Ebenso eine Minderdurchblutung<br />

des Gehirns. Wenn wir bei Hitze<br />

und hoher Luftfeuchtigkeit schwitzen,<br />

verliert der Körper Flüssigkeit,<br />

was ebenfalls Kopfschmerzen auslöst.<br />

Durch das Schwitzen gehen<br />

wertvolle Mineralien wie Magnesium<br />

verloren, was wiederum zu<br />

Muskelkrämpfenführt.<br />

Waskann man dagegen tun?<br />

DasWichtigste: Viel trinken, mindestens<br />

zwei bis drei Liter Mineralwasser,<br />

Tee oder Saftschorle pro<br />

Tag. Das füllt die Gefäße, der Blutdruck<br />

normalisiert sich wieder, das<br />

Herz muss nicht mehr so schnell<br />

schlagen. Verzichten sollte man<br />

aber auf Alkohol, denn der würde<br />

dem Körper noch zusätzlich Wasser<br />

entziehen. Und man sollte<br />

pralle Sonne und schwerekörperliche<br />

Arbeiten in der Hitze meiden.<br />

Werschwitzt, verliertauch Salz und<br />

Mineralien. Deshalb muss auch<br />

das Salz in verstärktem Maße wieder<br />

zugeführt werden. Entweder<br />

durch salzige Speisen oder durch<br />

einen selbst gemachten Elektrolyt-<br />

Drink: Ein Teelöffel Kochsalz in einem<br />

halben Liter Wasser verrühren.<br />

Eine kalte Dusche zwischendurch<br />

kühlt schön ab. Im Büro<br />

kann man sich ersatzweise kaltes<br />

Wasser über die Unterarme laufen<br />

lassen. Manchen hilft auch ein kühles<br />

Fußbad.<br />

Kann man dieser Wetterfühligkeit vorbeugen?<br />

Ja, sehr gut sogar. Das beste Rezept<br />

ist Sauna. Allerdings sollte man<br />

vorher seinen Arzt fragen, ob er gegen<br />

einen Saunebesuch Bedenken<br />

hat. Gesunde Menschen, die regelmäßig<br />

in die Sauna gehen, trainieren<br />

ihren Organismus, besser mit<br />

wechselnden Temperaturen und<br />

Hitze fertig zu werden. Ein Besuch<br />

pro Woche reicht dazu schon aus.<br />

Bei zwei oder drei Besuchen lässt<br />

sich der Effekt noch schneller erzielen.<br />

Wer jetzt mit der Sauna beginnt,<br />

profitiert zwar nicht mehr in<br />

diesem Sommer davon. Aber ganz<br />

bestimmt im Herbst, wo man sich<br />

ebenfalls auf wechselnde Temperaturen<br />

einstellen muss. Da lauern<br />

die Gefahren, wenn man aus warmen<br />

Räumen nach draußen in die<br />

Kälte kommt und umgekehrt.<br />

Gibt es noch andere Möglichkeiten<br />

außer Sauna?<br />

Ja. Tägliche Wechselduschen haben<br />

sich ebenfalls gut bewährt. Eine<br />

Minute warm, dann 30 Sekunden<br />

kalt duschen und das Ganze noch<br />

mal wiederholen. Zwei Wechsel reichen<br />

bereits. Ebenfalls empfehlenswert:<br />

Mindestens eine halbe Stunde<br />

proTag flott spazieren gehen, bei hohen<br />

Temperaturen möglichst am<br />

Morgen.<br />

Fast jedes dritte Kind per Kaiserschnitt geboren<br />

In Berlin kamen nach KKH-Angaben vergangenes Jahr mehr Babys auf nichtnatürlichem Wegauf die Welt als 2017<br />

InBerlin sind im vergangenen Jahr<br />

etwas mehr Babys per Kaiserschnitt<br />

zur Welt gekommen als im<br />

Jahr zuvor.Das teilte die Kaufmännische<br />

Krankenkasse (KKH) am Donnerstag<br />

nach Auswertung vonVersichertendaten<br />

mit. Demnach erblickten<br />

29,5 Prozent der Neugeborenen<br />

per Sectio das Licht der Welt. Damit<br />

stiegen die Kaiserschnittgeburten<br />

gegenüber 2018 (28,1 Prozent) um<br />

5Prozent leicht an. Im bundesweiten<br />

Vergleich liegt Berlin aber immer<br />

noch unter dem Durchschnitt.<br />

Deutschlandweit betrug die Kaiserschnittquote<br />

im vergangenen<br />

Jahr laut KKH-Daten 31,6 Prozent.<br />

Kaiserschnitte werden in erster<br />

Linie zur Risikominderung in Erwägung<br />

gezogen, um das ungeborene<br />

Leben zu schützen, heißt es in der<br />

Mitteilung. Denn diese Art der Entbindung<br />

habe den Vorteil, dass das<br />

Ungeborene nicht dem Stress einer<br />

natürlichen Geburtausgesetzt ist.<br />

Erhöhtes Risiko für Allergien?<br />

Allerdings könne genau dieser Geburtsprozess<br />

wichtig für die spätere<br />

Entwicklung des Kindes sein. Es<br />

gebe Untersuchungen, die einen Zusammenhang<br />

zwischen einem erhöhten<br />

Risiko für Allergien und Immunschwächen<br />

bei Kaiserschnittkindernvermuten.<br />

DerKaiserschnitt<br />

könne zudem auch Nachteile für die<br />

Mutter nach sich ziehen, so die KKH-<br />

Darstellung. Es können im Nach-<br />

gang Komplikationen wie Blutungen<br />

oder Wundheilungsstörungen auftreten.<br />

Gynäkologen, Hebammen<br />

und Schwangere seien inzwischen<br />

für das strittige Thema sensibilisiert.<br />

„Nur bei medizinischer Notwendigkeit<br />

ist die Durchführung eines Kaiserschnittes<br />

sinnvoll. Schwangere<br />

sollten sich gut mit ihrem behandelnden<br />

Arzt oder ihrer Hebamme<br />

beraten und alle Vor- und Nachteile<br />

abwägen“, rät Michael Gärtner von<br />

der KKH in Berlin-Charlottenburg.<br />

Auch die bessere Planbarkeit der<br />

Geburten aufgrund von Personalengpässen<br />

in den Geburtskliniken<br />

gilt nach Angaben der Krankenkasse<br />

als Grund für die hohen Kaiserschnittraten<br />

der vergangenen Jahre.<br />

Laut Bundesgesundheitsministerium<br />

wurde Anfang des Jahres ein<br />

Gutachten zur stationären Hebammenversorgung<br />

in Auftrag gegeben,<br />

das die Versorgungssituation in<br />

Deutschland umfassend darstellen<br />

soll.<br />

Um den Hebammenberuf attraktiver<br />

zu machen und die Personalsituation<br />

in den Kreißsälen zu verbessern,<br />

hat Bundesgesundheitsminister<br />

Jens Spahn (CDU) ein Gesetz auf<br />

den Weg gebracht, das die Einführung<br />

eines dualen Studiums für Geburtshelfer<br />

vorsieht. Ob sich die akademisierte<br />

Hebammenausbildung<br />

in Zukunft auch auf die Entwicklung<br />

der Kaiserschnittquote auswirken<br />

wird, bleibt abzuwarten. (BLZ)<br />

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18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />

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Lokalsport<br />

NACHRICHTEN<br />

Lokalderby<br />

der Woche<br />

AKTIVES ABSEITS<br />

Möhrchen<br />

nach dem<br />

Chukker<br />

Ja, beim Polo gehört Körpereinsatz<br />

dazu. Beim Push zum Beispiel,<br />

wenn ein Spieler den anderen mit<br />

dem Einsatz seines oder des Pferdekörpers<br />

abdrängen will. Clarissa<br />

Marggraf sagt, das mache für sie den<br />

Reiz am Polospiel aus.„Es ist eine der<br />

wenigen Sportarten, in der man sich<br />

körperlich mit Männern messen<br />

kann.“ Weil es nicht rein auf die Kraft<br />

ankommt, sondernauf die Symbiose<br />

zwischen Pferdund Reiter.<br />

Marggraf, 30, ist neben Vanessa<br />

Schockemöhle und Thanee Schröder<br />

eine von drei Frauen, die am<br />

Maifeld Cup teilnehmen, bei dem<br />

die Vorrundenspiele an diesem Freitag<br />

auf der Polo- und Reitanlage<br />

Phöben in Werder an der Havel enden<br />

und am Sonnabend und Sonntag<br />

(jeweils ab 12.30 Uhr) auf dem<br />

Maifeld im <strong>Berliner</strong> Olympiaparkdie<br />

Finalspiele ausgetragen werden. Vier<br />

Chukker ásieben Minuten.<br />

Das High-Goal-Turnier hat sich<br />

zu einem der beliebtesten Polo-<br />

Events entwickelt. „Es ist eines der<br />

schönsten und wichtigsten Turniere“,<br />

sagt Clarissa Marggraf, „die<br />

Atmosphäre ist der Wahnsinn“: viel<br />

Öffentlichkeit, ein Moderator, der<br />

die Partien kommentiert, die historische<br />

Kulisse.„Man stellt sich Polo ja<br />

immer so elitemäßig vor“, meint<br />

Marggraf, „aber wir stehen die<br />

meiste Zeit hinter dem Auto und ziehen<br />

uns um.“ Klar, Polo ist noch immer<br />

ein Männersport. In den acht<br />

Viererteams spielen nur drei Frauen<br />

mit. Clarissa Marggraf nahm voriges<br />

Jahr zum ersten MalamMaifeld Cup<br />

teil. Aber in Deutschland gebe es immerhin<br />

schon eine kleine Nachwuchsszene:<br />

ein großes Mädchenturnier<br />

in Düsseldorf, etliche Mädchen<br />

in Berlin, die schon in jungen<br />

Jahren zu spielen begannen.<br />

Marggraf, die zum Jurastudium<br />

von Bremen nach Berlin zog und<br />

jetzt in der Immobilienbranche arbeitet,<br />

fing als Kind zu reiten an. Sie<br />

favorisierte die Dressur, kam mit einem<br />

Polospieler zusammen, der<br />

nahm sie nach Pilar in Argentinien<br />

mit, in das Land, aus dem die weltbesten<br />

Polospieler stammen.<br />

Dort bekam sie ein Pferd, als im<br />

Camp morgens Hütchen aufgestellt<br />

wurden, das Balltraining begann, die<br />

ersten Chukker gespielt wurden, war<br />

Clarissa Marggraf nicht nur dabei,<br />

sondern mittendrin. Zurück in Berlin<br />

wurde sie vonPolo-Pionierin Marion<br />

Grunow gefördert. Von ihr<br />

kaufte sie ihr erste Polopferd. „Wir<br />

sind keine Pferdequäler“, sagt Marggraf.„Wir<br />

wechseln die TiereimSpiel<br />

mehrmals. Wir wollen, dass sie gesund<br />

bleiben. Und wenn ich zu den<br />

Paddocks gehe,bringe ich ihnen immer<br />

Möhrchen mit.“ Auch am Maifeld<br />

wirddas so sein. (kah.)<br />

Im Angriffsmodus: Clarissa Marggraf auf<br />

einem ihrer Polopferde. INES VON FRANTZIUS<br />

Wahrheiten und Wahrscheinlichkeiten<br />

Kein Schmutz, kein Geld<br />

Gründerväter: ConcordiaWilhelmsruh begann auf Viehwiesen undhat einen Nationalspieler hervorgebracht<br />

VonChristian Schlodder<br />

Denkt man an das lebendige<br />

Gedächtnis eines<br />

Amateurfußballklubs,<br />

stellt man sich gern einen<br />

älteren Herrnvor,der in bierseliger<br />

Runde im Klubhaus von früher<br />

schwadroniert. Bei Concordia Wilhelmsruh<br />

ist das anders.Dortgibt es<br />

ein kickendes Gedächtnis des Klubs.<br />

Es ist die eigene Ü70, die sich jeden<br />

Dienstag zum Trainingsspiel trifft.<br />

Etwa 20 ältereHerrschaften gehören<br />

zum Kern, sagt Fred Krüger, und<br />

stellt fest, dass es ja teilweise schon<br />

eine Ü80 sei. Er selbst hängte vor<br />

fünf Jahren die Schuhe an den Nagel.<br />

Da war er 77. Den Dienstag mit den<br />

alten Mitstreitern lässt er sich dennoch<br />

nicht entgehen. Einer von ihnen<br />

ist Günter Kurz, 84, seit 1847 im<br />

Verein. Mehr als 20 Jahre war er Jugendtrainer.<br />

Altersbedingt aufgehört,<br />

sagt er. Das Kicken lässt er sich<br />

trotzdem nicht nehmen. „Ich habe ja<br />

alle Höhen und Tiefen mitgemacht.“<br />

Generell waren dem Gründungsverein<br />

des DFB die wirklich großen Erfolge<br />

immer verwehrt. Nicht mal nah<br />

dran, wie andereVereine,war man.<br />

Schon in der Anfangszeit rund<br />

um die vorletzte Jahrhundertwende<br />

pendelte Concordia 95 die meiste<br />

Zeit zwischen Zweit- und Drittklassigkeit.<br />

Abhängig war man vonGönnern.<br />

Die ersten Plätze waren gepachtete<br />

Viehwiesen. 1922 fusionierte<br />

der Klub mit Wilhelmsruh 06<br />

und bekam seinen finalen Namen.<br />

Weitere Fusionen mit bürgerlichen<br />

Klubs wurden unterbunden. „Ich<br />

Rahmen: Berlin und Fußball,<br />

das könnte in der Bundesliga,<br />

mit Union und Hertha<br />

wieder eine Erfolgsgeschichte<br />

werden. Berlin und<br />

Fußball, das war schon mal<br />

ein Erfolgsmodell. 26 Klubs<br />

der Stadt zählten dereinst zu<br />

den Gründungsmitgliedern<br />

des Deutschen Fußball-Bundes<br />

(DFB).<br />

mache so eine schmutzige Handlung<br />

nicht mit.Wirbleiben ein Arbeiterfußballverein“,<br />

legt eine Chronik<br />

der Achtzigerjahredem langjährigen<br />

Vorsitzenden Paul Brandenburg in<br />

Mund. Es ist sehr wahrscheinlich,<br />

dass diese Anekdote im Nachgang<br />

ideologisch korrekt gerahmt wurde;<br />

ebenso wie die Geschichte,dass Hertha<br />

BSC einst nicht gegen das zu<br />

„proletige“ CW im Pokal antreten<br />

wollte. „Proletig“ sei CW eigentlich<br />

nie gewesen, sagen die Spieler der<br />

Ü70. Gut gelitten ist Hertha bei vielen<br />

CWerndennoch bis heute nicht.<br />

Einer der größten Erfolge datiert<br />

aus dem Jahr 1950. In der Premierensaison<br />

der zweitklassigen DDR-Liga<br />

trat Concordia in der Südstaffel an –<br />

gegen die Vorläuferklubs von Erzgebirge<br />

Aue, Carl Zeiss Jena, Lok Leipzig<br />

und dem Chemnitzer FC. Viel zu<br />

SERIENHELDEN<br />

Namen: Etliche Klubs haben<br />

sich im Laufe der Jahrzehnte<br />

aufgelöst. Klubs mit wohlklingenden<br />

Namen wie der<br />

BFC Phönix oder der SC Komet,<br />

der BFC Burgund oder<br />

der BTuFC Toscana. Andere<br />

fusionierten. Blau-Weiß 90<br />

etwa entstand aus dem<br />

BTuFC Union 1892 und dem<br />

BFC Vorwärts 1898.<br />

Ahnen: Der BFC Hertha<br />

1892 wurde nach der Fusion<br />

mit dem <strong>Berliner</strong> SC zu Hertha<br />

BSC und kickt unter diesem<br />

Namen bis heute. Zwei<br />

deutschen Meisterschaften<br />

machen den Fußballklub<br />

zum erfolgreichsten seiner<br />

ArtinBerlin: 1930 und<br />

1931, dazu fünfmal Meisterschaftszweiter,zuletzt<br />

1975.<br />

jubeln gab es nicht. Nach nur einer<br />

Spielzeit verabschiedete man sich in<br />

immer niedrigere Ligen. In der ewigen<br />

Tabelle der DDR-Liga steht Concordia<br />

heute auf Platz 196. Dahinter<br />

folgen nur noch Traktor Groß-Lindowund<br />

LokomotiveMeiningen.<br />

CW war nie an einen Trägerbetrieb<br />

angeschlossen und damit einer<br />

von wenigen Privatvereinen in Ost-<br />

Berlin. Dies bedeutete, dass man<br />

fortan oft nicht mehr konkurrenzfähig<br />

war.„Hier gab’s halt keine Traumtänzer.Das<br />

waren schon alles Gute“,<br />

sagt Horst Lüdicke, ein weiterer<br />

Ü80er,aus dem Hintergrund. ImVerein<br />

ist er seit dem 1. September 1954.<br />

Auch er kickt noch regelmäßig dienstags.<br />

„Die Knochen sind aber nicht<br />

mehr so elegant. Mein Sohn sagt mir<br />

deshalb oft, ich sei bekloppt.“ Auch<br />

Lüdicke ist CWer durch und durch.<br />

IMAGO IMAGES/MATTHIAS KOCH<br />

Ist das der besondere Kick? Der Footballer auf dem Foto trägt zumindest<br />

das Trikot der Berlin Adler.Die sind Tabellenführer in der Regionalliga<br />

Ostund gastieren nun am Sonntag beim Tabellenzweiten Spandau<br />

Bulldogs im Helmut-Schleusener-Stadion an der Falkenseer Chaussee<br />

280 (15 Uhr). Es geht um den Aufstieg in die Zweite Liga, um den ganz<br />

besonderen Kick. Undesgeht um Wahrscheinlichkeiten. Zu 53 Prozent<br />

–das fanden Fans des American Football und der Statistik heraus –haben<br />

die Spandauer den Sieg in der Tasche. Inden zurückliegenden 41<br />

Partien kamen sie auf 35 Siege, zwei Unentschieden, vier Niederlagen<br />

und 1146:391 Punkte. Insgesamt natürlich. Die Gastgeber sind heimstark,<br />

haben seit 14 Spielen in Folge im eigenen Stadion nicht mehr verloren:<br />

Am 10. Juni 2017 unterlagen sie 7:14 den Berlin Bears. Für die<br />

Berlin Adler wirddie Luftveränderung nicht allzu groß sein angesichts<br />

der elf Kilometer langen Anreise. Die auf einem Fahrrad zurückgelegt,<br />

wären ein prima Aufwärmprogramm. Doch die Adler wissen auch so,<br />

wie man rasch in Fahrt kommt. Die jüngsten vier Auswärtspartien haben<br />

sie gewonnen, insgesamt kamen sie dabei auf 183:47 Punkte.Mindestens<br />

28 Punkte erzielten sie bei diesen vier Siegen. Undmal ehrlich:<br />

47 Prozent Siegwahrscheinlichkeit sind ja auch nicht übel. Wie sagte<br />

schon der große Quarterback JoeMontana: DerBall ist ein Ei,und das<br />

Spiel dauertmanchmal etwas länger.Oder war das Sepp Herberger selig?<br />

Egal: DieWahrheit liegt auf dem Platz. Am Sonntag ab 15 Uhr.<br />

„CWer halten zusammen, die rennen<br />

nicht einfach so auseinander.<br />

Undwir können ja auch ein bisschen<br />

was aufbieten“, sagt der 81-Jährige.<br />

Trotz der spärlich gesäten Kluberfolge<br />

in der knapp 125-jährigen Vereinsgeschichte<br />

gab es Concordia-<br />

Spieler,die es weit gebracht haben.<br />

„CW hatte ja auch mal einen Nationalspieler,<br />

einen Torsteher“, sagt<br />

Günter Kurz stolz. DenTraditionalisten<br />

im Klub ist der Name geläufig:<br />

Christian Schmidt. Der kickte von<br />

1909 bis 1912 im Verein. Im April<br />

1910 stand er bei der 2:4-Niederlage<br />

gegen die Niederlande am Platz. Damals<br />

wurde der 21-Jährige zum<br />

Mannschaftskapitän ernannt –und<br />

schrieb sich für lange Zeit in die Geschichtsbücher.<br />

Es dauerte 104<br />

Jahre, bis in Julian Draxler ein Jüngererdie<br />

DFB-Elf als Kapitän anführte.<br />

Auch einen Bundesligaspieler mit<br />

CW-Vergangenheit gibt es: Alfredo<br />

Morales von Fortuna Düsseldorf.<br />

Derverbrachte ein Jahr in Wilhelmsruh.<br />

Die erste Mannschaft der<br />

Schwarz-Weißen allerdings spielt<br />

derzeit in der Kreisliga. Eine Klasse<br />

höher sollte es gehen, sagt Günter<br />

Kurz. Das reiche schon. „CW hat<br />

noch nie Geld gezahlt. Das soll auch<br />

so bleiben“, sagt er.<br />

In der Reihe„Gründerväter“ erschienen:<br />

<strong>Berliner</strong>SV92(9. Aug.), SG Nordring (16. Aug.)<br />

Christian Schlodder<br />

porträtiert<strong>Berliner</strong> Klubs,<br />

die den DFB mit gründeten.<br />

FUSSBALL. DieRegeln sind einfach:<br />

DieSpieler dürfen keinen Privatbesitz<br />

durchqueren. DerBall darfnicht auf<br />

Friedhöfen, Gräbernoder Gedenkstätten<br />

gespielt, nicht in Taschen oder<br />

Rucksäcken versteckt werden.Wenn<br />

ein Torvor 17 Uhrfällt, kommt ein<br />

neuer Ball ins Spiel. So ungefähr funktioniertein<br />

Derby, das DerbyinDerbyshirejedenfalls<br />

mit dem Ursprung<br />

im 12. Jahrhundert, auf das alle anderenDerbyszurückgehen.<br />

Auch die in<br />

der Berlin-Liga, der Derby-Liga<br />

schlechthin. Dortgeltenaberweitestgehend<br />

die Regeln desWeltverbandes<br />

Fifa. Zudem sind Friedhöfe eher selten<br />

ein Problem. Beim Spitzenspiel<br />

vonSparta Lichtenberggegen Stern<br />

1900 im Stadionander Fischerstraße<br />

etwa befindet sich nur ein Recyclinghof<br />

in der Nähe,und das ist ja irgendwie<br />

etwas anderes als ein Friedhof.<br />

Anders als beim historischen Derby<br />

beginnt Sparta gegenStern 1900 nicht<br />

um 14 Uhr, sondernum14.30 Uhr<br />

und endet nicht um 22 Uhr, sondern<br />

nach rund 90 Minuten. Diesollten für<br />

ein paar schöne Derbytorereichen.<br />

Beide Teams haben in den bisher<br />

zwei Spieltagen schließlich je sechs<br />

Treffer erzielt. Dasverspricht gute<br />

Unterhaltung. Es sei denn, jemand<br />

versteckt die Bälle in seiner Tasche.<br />

Lokalrunde<br />

der Woche<br />

FUSSBALL. Großer Beliebtheit erfreuen<br />

sich Derbys auch in der Regionalliga<br />

Nordost, in der ein Drittel<br />

der 18 Teams aus Berlin kommt. So<br />

hat bereits am vorgezogenen sechsten<br />

Spieltag die zweite Mannschaft<br />

vonHertha BSC die Gelegenheit,<br />

sich mit der ersten Mannschaft des<br />

<strong>Berliner</strong> AK zu messen. Mitjeweils<br />

Anzeige<br />

Lesen Sie am Wochenende<br />

Reise<br />

Kinderfreundliches Tirol: Wenn<br />

Strandfans in die Berge fahren<br />

Geheimnisvolle Inselwelt: Bei den<br />

Seenomaden im Andamanen-Meer<br />

neun Punkten nach vier Saisonspielen<br />

sind sie die Verfolger vonLok<br />

Leipzig und des BFC Dynamo an der<br />

Tabellenspitzemit jeweils zehn Zählern.<br />

Diese beiden profitieren von<br />

der Erfindung des Fernduells: Die<br />

Leipziger empfangen Optik Rathenowzueiner<br />

Partie,die man selbst<br />

mit größtem Wohlwollen nicht als<br />

Derbybezeichnen könnte,wohingegen<br />

sich der BFC Dynamo bei der<br />

VSG Altglienicke noch eindeutig auf<br />

<strong>Berliner</strong> Stadtgebiet befindet. Was<br />

dem einen das Lokalderbyist dem<br />

anderen die Lokalrunde: Prost Primus<br />

Lok. Gegen den Drittletzten Rathenowist<br />

das Team klarer Favorit.<br />

ZAHL DER WOCHE<br />

666<br />

ist die Zahl des Tieres, laut Offenbarung<br />

des Johannes in der Bibel und<br />

in der NOFV-Oberliga (Nord). Tierisch<br />

eng geht es an der Tabellenspitze<br />

zu mit Tennis Borussia (6<br />

Punkte), Hansa Rostock II (6) und<br />

Neustrelitz (6). Im Duell der Rostocker<br />

mit TeBe am Freitag (18 Uhr)<br />

treffen Julian Hahnel (Hansa/4 Tore),<br />

Talha Sennur (TeBe/3), Thomas<br />

Franke (TeBe/2) und Henry Haufe<br />

(Hansa/2) aufeinander. Könnte also<br />

eine Offenbarung werden. (cs.)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 19 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Sport<br />

Irgendwas<br />

mit<br />

Wasser<br />

Pita Taufatofua aus Tonga<br />

paddelt bei der Kanu-WM<br />

Pita Taufatofua fiel beim Start fast<br />

insWasser,nach wenigen Metern<br />

war die Konkurrenz enteilt, doch im<br />

Ziel war der „Coconut Fighter“ trotzdem<br />

glücklich. „Ich saß noch immer<br />

im Kanu, und das war eines meiner<br />

Ziele“, sagte der 35-Jährige nach<br />

dem Vorlauf über 200 Meter bei der<br />

WM in Szeged. Dass er Letzter<br />

wurde, war dem Mann aus Tonga<br />

egal. Schließlich hat er längst Tokio<br />

2020 im Visier. Eswäre seine dritte<br />

Olympia-Teilnahme in der dritten<br />

Sportart–nachTaekwondo 2016 und<br />

Skilanglauf 2018. In Rio, vor allem<br />

aber im kalten Pyeongchang war er<br />

als Fahnenträger mit nackter, eingeölter<br />

Brust weltberühmt geworden.<br />

„DreiTeilnahmen in drei Sportarten<br />

– das hat noch niemand geschafft,<br />

glaube ich“, hatte Taufatofua<br />

vor der Reise nach Ungarn gesagt.<br />

Die Wahl seiner neuen Sportart lag<br />

nahe, zumindest in der Gedankenwelt<br />

des Kraftpakets aus dem Pazifikstaat<br />

nahe der Fidschi-Inseln: „Es<br />

sollte irgendwas mit Wasser zu tun<br />

haben. Schließlich gibt es davon in<br />

Tonga genug.“<br />

Dann kam der erste WM-Start<br />

über die kürzest mögliche Distanz.<br />

Taufatofua hatte Mühe, sein Boot in<br />

die Startvorrichtung zu manövrieren,<br />

musste eine Extrarunde drehen.<br />

Das Ziel erreichte er nach 58,19 Sekunden,<br />

fast 25 Sekunden nach dem<br />

Sieger: „Persönliche Bestzeit. Das<br />

war immerhin besser als bei meinem<br />

ersten Taekwondo-Versuch.“<br />

Viele halten Taufatofua für verrückt,<br />

seine Starts für Show.Doch der<br />

in Australien geborene Sportler widerspricht.<br />

Er werde„nicht aufhören<br />

zu versuchen, Menschen zu inspirieren,<br />

die Probleme haben, Schmerzenoder<br />

Depressionen. Siesollen sehen:<br />

Kämpfe,kämpfe,kämpfe,dann<br />

kommst du irgendwann ans Ziel.“<br />

Um sich bei der WM für Olympia<br />

zu qualifizieren, hätte er Platz fünf<br />

belegen müssen. Die Chance war<br />

gleich null. Nunmuss er auf die Kontinentalwettbewerbe<br />

hoffen oder auf<br />

eine Einladung des IOC. (sid)<br />

Olympia-Einmarsch in Rio: Pita Taufatofua<br />

fällt der Welt erstmals auf. IMAGO IMAGES<br />

Alle<br />

wollen<br />

nach Ankara<br />

Volleyballerinen treffen zum<br />

EM-Auftakt auf die Schweiz<br />

V<br />

or der Fahrt anden Vorrundenspielort<br />

Bratislava schnauften<br />

Diagonalangreiferin Louisa Lippmann<br />

&Co. vor der Volleyball-Endrunde<br />

beim Teamabend durch. „Für<br />

uns war es wichtig, dass wir uns als<br />

Team mental auf die EM einschwören“,<br />

sagte Bundestrainer Felix Koslowski.<br />

Seit Mittwoch sind die Deutschen<br />

in der slowakischen Hauptstadt.<br />

Das junge Team ist heiß auf<br />

den Gruppenauftakt am Freitag<br />

(14.30 Uhr/Sport1) gegen die<br />

Schweiz. Erstmals wird die EM von<br />

vier Nationen ausgetragen. In Polen,<br />

der Türkei, der Slowakei und Ungarn<br />

kämpfen 24 Teams um Siege,soviele<br />

wie nie.Ziel ist die Finalrunde in Ankara.<br />

Nach fünften Plätzen 2015 und<br />

2017 wollen die Deutschen mindestens<br />

ins Viertelfinale. (dpa)<br />

Der das Gespräch sucht<br />

Eisbären-Trainer Serge Aubin will seine Spieler verstehen, um gemeinsam voranzukommen<br />

VonBenedikt Paetzholdt, Berchtesgaden<br />

Der Stolz und die Freude<br />

waren unübersehbar.<br />

Die20bis 30 Kinder vom<br />

Eislaufverein Berchtesgaden<br />

hätten glücklicher kaum sein<br />

können, als Serge Aubin sie von der<br />

Umkleidekabine zu den <strong>Berliner</strong><br />

Profis aufs Eis führte. Eine halbe<br />

Stunde lang ließen sich die Eisbären<br />

liebend gerne ausspielen. Und ihr<br />

Cheftrainer stand milde lächelnd daneben<br />

und genoss den Kontakt zu<br />

den Einheimischen, der bei einem<br />

Trainingslager sonst eher zu kurz<br />

kommt.<br />

Dieses öffentliche Training in der<br />

bitterkalten Eishalle mit Temperaturen<br />

nur knapp über dem Gefrierpunkt<br />

offenbarte zugleich einen wesentlichen<br />

Charakterzug des neuen<br />

EHC-Bandenchefs. Aubin, 44 Jahre<br />

alt, genießt den Austausch mit Menschen.<br />

Häufig in den letzten Tagen<br />

sah man den Kanadier in intensive<br />

Gespräche mit seinen Spielern vertieft.<br />

Während der ehemalige Cheftrainer<br />

Uwe Krupp bei Ausflügen<br />

dieser Artstets den Eindruck vermittelte,<br />

erster Mann im Eisbären-<br />

Staate zu sein, die Interaktion mit<br />

Spielern aufs Nötigste reduzierte,<br />

gibt sich Aubin als Teamspieler. „Es<br />

ist auch für mich sehr wichtig, dass<br />

ich die Gelegenheit habe, mit allen<br />

zu sprechen. Ich möchte erfahren,<br />

wie sie als Person ticken“, sagt er.<br />

Aubin versteht das Projekt bei<br />

den Eisbären als einen Neustart.<br />

Zum einen persönlich. „Ich musste<br />

zu Beginn des Jahres zum ersten Mal<br />

erfahren, wie es sich anfühlt, gefeuertzuwerden“,<br />

sagt er.Nachdem ihn<br />

der Schweizer Klub ZSC Lions im Januar<br />

vor die Tür gesetzt hatte. Vor<br />

drei Jahren, als die Hamburg Freezers<br />

ihren Betrieb einstellen mussten,<br />

fand er bald eine neue Beschäftigung<br />

bei den Vienna Capitals in Österreich.<br />

Aber das Gefühl der Machtlosigkeit,<br />

dass ein Verein die<br />

Zusammenarbeit stoppt, machte<br />

ihm zu schaffen. „Ich musste erst<br />

mal Kräfte sammeln und mich hinterfragen“,<br />

erzählt Aubin. Aber dann<br />

hätten sowohl die Eisbären als auch<br />

er gemerkt, dass man voneinander<br />

profitieren kann.<br />

Aubin ist aber auch angetreten,<br />

um dem Team einen Neustartzuverpassen.<br />

„Ich weiß natürlich, welche<br />

Rolle die Spieler vorher gespielt haben,<br />

aber ich will mir eine eigene<br />

Meinung bilden, wie ich sie einsetze“,<br />

sagt er. Dass die Erfolgsära<br />

mit sieben Titeln in neun Jahren<br />

Kommunikativ an der Bande: Serge Aubin<br />

Freitag: Für das Wochenende haben sich die<br />

Eisbären mit zwei namhaften Gegnernauf<br />

Testspiele verabredet. Am Freitag ist das<br />

Team vonTrainer SergeAubin zu Gast bei den<br />

Vienna Capitals. Spielbeginn ist um 19.30 in<br />

der Erste Bank Arena in Wien. Für den Gastgeber<br />

ist die Partie die Generalprobe für den<br />

Auftakt in der Champions Hockey League.<br />

NAMHAFTE TESTSPIELGEGNER<br />

DPA/CARSTENSEN<br />

Sonntag: Am Sonntag stellt der Gegner eine<br />

wohl noch größere Herausforderung dar,<br />

handelt es sich dabei doch um Mountfield<br />

HK Hradec Králové. Erst vorwenigen Tagen<br />

schlug der Klub aus der tschechischen Extraligadie<br />

Vienna Capitals 5:1. Für 16 Uhr ist<br />

der Spielbeginn terminiert, Spielortist die<br />

CPP-Arena.<br />

Das Ende der Ausreden<br />

längst vorbei ist, haben mittlerweile<br />

alle im Umfeld kapiert. DasTeamgefüge<br />

entsprechend auszurichten, haben<br />

seine Vorgänger nur halbherzig<br />

versucht. Waszum einen heißt, dass<br />

sich kein Führungsanspruch mehr<br />

aus längst vergangenen Titeln ableiten<br />

lässt.Vorallem lässt Aubin erkennen,<br />

dass die Jugend unter ihm eine<br />

echte Chance bekommt, sich zu beweisen.<br />

Lukas Reichel, 17, dem NHL-<br />

Qualitäten bescheinigt werden, lobt:<br />

„Der Trainer vermittelt, dass er wirklich<br />

an uns glaubt.“<br />

Dass der einstige NHL-Profi Aubin<br />

den Ruf genießt, das Potenzial<br />

bei jungen Eishockeyprofis zu wecken,<br />

zeigte sich an seiner Berufung<br />

in den Betreuerstab der kanadischen<br />

U18-Mannschaft bei der WM im<br />

Frühjahr. „Das war eine großartige<br />

Erfahrung für mich“, erzählt Aubin<br />

beim Gespräch nach dem Abendessen<br />

im Teamhotel Kempinski. „Natürlich<br />

macht es einen Unterschied,<br />

wie du mit Frank Hördler oder einem<br />

18-Jährigen sprichst. Mein Jobist es,<br />

beide Seiten zu verstehen, um gemeinsam<br />

in die gleiche Richtung zu<br />

gehen.“ Bislang kommt seine Artan.<br />

Marcel Noebels lobt, „dass der Konkurrenzkampf<br />

erhöht wurde“.<br />

In der vergangenen Saison spielten<br />

viele Eisbären unter ihren Möglichkeiten,<br />

erfüllten nicht den Führungsanspruch,<br />

den sie für sich beanspruchen.<br />

Neben den Zugängen<br />

birgt eine veränderte Teamchemie<br />

die größten Möglichkeiten, um die<br />

Play-offs ohne Umweg zuerreichen<br />

und sich dann kontinuierlich weiterzuentwickeln<br />

–soformuliert Aubin<br />

das Saisonziel. „Jeder will das letzte<br />

Spiel einer Saison gewinnen, aber<br />

dafür gibt es natürlich keine Garantie.Als<br />

wir in Wien 2017 den Titel gewannen,<br />

haben wir nicht an das Ziel<br />

gedacht, sondern uns jeden Tagneu<br />

den Herausforderungen gestellt.“<br />

Eine der größten Herausforderungen<br />

wird für ihn auch darin bestehen,<br />

die Fans von sich zu überzeugen.<br />

Eine Vergangenheit bei den<br />

Hamburg Freezers ist bei einigen<br />

Hartgesottenen in der Fankurve ein<br />

Makel. Aubin möchte den Zweiflern<br />

mit „schnellem, attraktivem“ Eishockey<br />

begegnen, „und die Fans stolz<br />

machen.“ Und erversichert: „Hamburg<br />

spielt für mich keine Rolle<br />

mehr,ich bin mit meinem Herzen zu<br />

100 Prozent hier in Berlin. Es geht für<br />

mich alleine darum, dass die Eisbärenerfolgreich<br />

sind.“ Im Trainingslager<br />

hat er jedenfalls viel für ein gegenseitiges<br />

Verständnis getan, ohne<br />

das ohnehin kein Erfolg möglich ist.<br />

Um den Anschluss an die englischen Topklubs wiederherzustellen, ist der FC Arsenal voll ins Risiko gegangen<br />

VonHendrik Buchheister,London<br />

Ende Maisah es so aus,als würden<br />

sich die Ambitionen des FC Arsenal<br />

innerhalb von 45Minuten verflüchtigen.<br />

Der Klub aus Nordlondon<br />

war in der Premier League nur<br />

Fünfter geworden, das Endspiel der<br />

Europa League gegen den Lokalrivalen<br />

FC Chelsea in Baku war die letzte<br />

Chance, noch die Qualifikation zur<br />

Champions League zu schaffen. Zur<br />

Pause stand es 0:0, doch in der zweiten<br />

Halbzeit fiel Arsenal in alte Muster<br />

zurück und brach zusammen.<br />

Die1:4-Niederlage war eine Demütigung,<br />

sie belegte, dass der Klub, der<br />

einst unter Arsène Wenger den internationalen<br />

Fußball revolutioniert<br />

hat, nur noch zu Europas B-Klasse<br />

gehört, höchstens. Schwerer noch<br />

als der verletzte Stolz wog allerdings,<br />

dass Arsenal zum dritten Mal nacheinander<br />

die Champions League<br />

verpasste,was eigentlich eine erhebliche<br />

Schwächung auf dem Transfermarkt<br />

im Sommer bedeuten sollte –<br />

und damit die Aussichten weiter verringerte,<br />

irgendwann wieder in die<br />

A-Klasse vorzudringen.<br />

Vordiesem Hintergrund ist es erstaunlich,<br />

was sich zur neuen Saison<br />

bei den Gunners getan hat. Arsenal<br />

hat nach Angaben der BBC insgesamt<br />

155 Millionen Pfund (umgerechnet<br />

knapp 170 Millionen Euro) inneues<br />

Personal investiert, mehr als jeder andereVerein<br />

der Premier League, und<br />

mit dem Geld an offensichtlichen<br />

Schwachstellen im Kader<br />

nachgebessert. Als neuer<br />

Chef der notorisch anfälligen<br />

Innenverteidigung<br />

kam der Brasilianer David<br />

Luiz vom Nachbarn Chelsea.<br />

Für die linke Abwehrseite<br />

warb Arsenal den<br />

hoch talentierten Kieran<br />

Tierney vom FCCeltic ab.<br />

Für die Mittelfeldzentrale<br />

wurde Dani Ceballos von<br />

Real Madrid ausgeliehen, für die Flügel<br />

kam Nicolas Pépé aus Lille,mit 80<br />

Millionen Euro der teuerste Transfer<br />

derVereinsgeschichte.<br />

Josh Kroenke, der Sohn von Klub-<br />

Besitzer Stan Kroenke, hat gerade in<br />

einem Interview mit der BBC erklärt,<br />

warum die Gunners trotz verpasster<br />

Champions-League-Qualifikation<br />

Arsenal-Coach<br />

Unai Emery<br />

AFP/MONIER<br />

umfassend einkaufen konnten. Die<br />

sportliche Leitung, konkretVinaiVenkatesham<br />

(Managing Director), Raúl<br />

Sanllehí (Head of Football) und Trainer<br />

Unai Emery hätten einfach „ihre<br />

Magie angewandt“. Doch mit übernatürlichen<br />

Begabungen alleine ist<br />

der Kaufrausch nicht zu erklären.<br />

„Wir haben gesagt: Lasst uns aggressiv<br />

sein und sehen, was<br />

möglich ist“, sagt Josh<br />

Kroenke und deutet an,<br />

dass die US-amerikanischen<br />

Besitzer auch eigenes<br />

Geld investiert haben.<br />

Nach Jahren der Lethargie<br />

wollen sie eine Aufbruchstimmung<br />

erzeugen.<br />

Kroenke spricht davon,<br />

dass ein Klub wie Arsenal<br />

immer den Anspruch habe,<br />

um die Meisterschaft mitzuspielen.<br />

15 Jahre sind vergangen seit dem<br />

bisher letzten Titelgewinn der Gunners<br />

mit den legendären Invincibles,<br />

und der Wegandie Spitzeist weit. 28<br />

Punkte betrug zuletzt das Defizit gegenüber<br />

Meister Manchester City. In<br />

der neuen Saison soll erst mal die<br />

Rückkehr in die Champions League<br />

gelingen. Davon dürfte die Zukunft<br />

von Trainer Emery abhängen. Er trat<br />

im vergangenen Jahr die Wenger-<br />

Nachfolge an und wurde in seiner ersten<br />

Spielzeit noch mit Nachsicht bewertet.<br />

Nach den Investitionen im<br />

Sommer hat er keine Ausreden mehr.<br />

Der Auftakt zur neuen Spielzeit<br />

macht Mut. Die Mannschaft hat die<br />

ersten beiden Partien gegen Newcastle<br />

United und den FC Burnley<br />

glanzlos gewonnen und ist damit<br />

zum ersten Malseit zehn Jahren wieder<br />

mit zwei Siegen gestartet. Unddas<br />

ohne Mesut Özil. Nach dem Angriff<br />

auf ihn und seinen Mitspieler Sead<br />

Kolasinac gehörten die beiden einstigen<br />

Bundesliga-Profis gegen Newcastle<br />

nicht zum Aufgebot. DiePartie<br />

gegen Burnley verpasste Özil wegen<br />

einer Erkältung. Mittlerweile befindet<br />

er sich wieder im Training, rechtzeitig<br />

zur ersten echten Prüfung der Saison.<br />

An diesem Sonnabend wird<br />

Emerys Mannschaft an der Anfield<br />

Road zum Duell mit Champions-<br />

League-Sieger und Vizemeister FC<br />

Liverpool erwartet. Die Partie wird<br />

zeigen, wie ernst die Ambitionen des<br />

neuen Arsenal zu nehmen sind.<br />

NACHRICHTEN<br />

Werthgewinnt bei der EM<br />

auch den Grand Prix Special<br />

DRESSURREITEN. Isabell Werth, 50,<br />

hat mit ihrer Stute Bella Rose den<br />

Grand Prix Special in Rotterdam gewonnen.<br />

Es war Werths 19. EM-Titel,<br />

bereits am Dienstag hatte sie mit der<br />

deutschen Equipe in der Mannschaftswertung<br />

gesiegt.<br />

US-Sprinter Coleman<br />

droht lange Sperre<br />

LEICHTATHLETIK. Demaktuell<br />

schnellsten Mann derWelt droht Ungemach:<br />

Christian Coleman, 23, hat<br />

offenbar drei Dopingkontrollen verpasst<br />

und muss demnach eine<br />

Sperrebefürchten. DerUS-Amerikaner<br />

soll innerhalb vonzwölf Monaten<br />

drei „Missed Tests“ gehabt haben.<br />

Daskann eine Sperrevon bis zu<br />

zwei Jahren nach sich ziehen.<br />

SC Magdeburg startet mit<br />

Sieg in die neue Saison<br />

HANDBALL. DerSCMagdeburgist<br />

mit einem Heimsieg in die neue Saison<br />

der Bundesliga gestartet. Der<br />

Dritte der Vorsaison setzte sich am<br />

Donnerstagabend mit 38:26 (17:12)<br />

gegen Aufsteiger HBWBalingen-<br />

Weilstetten durch. Bester Werfer bei<br />

EHF-Cup-Teilnehmer Magdeburg<br />

war TimHornke mit sieben Toren.<br />

Russische Sprinterin bricht<br />

zusammen und stirbt<br />

LEICHTATHLETIK. Dierussische<br />

Hürden- und Flachsprinterin Margarita<br />

Plawunowa, 25, ist im Urlaub<br />

bei einem Trainingslauf gestorben.<br />

Siewurde an der Straße in einem<br />

Dorfimwestrussischen Oblast<br />

Tamblowgefunden. Laut Augenzeugen<br />

sei sie zusammengebrochen.<br />

ZAHLEN<br />

Fußball<br />

Bundesliga, 2. Spieltag<br />

1. FC Köln -Borussia Dortmund Fr., 20.30<br />

1899 Hoffenheim -Werder Bremen Sa., 15.30<br />

Fortuna Düsseldorf -Bayer Leverkusen Sa., 15.30<br />

FSV Mainz 05 -Mönchengladbach Sa., 15.30<br />

FC Augsburg -1.FCUnion Berlin Sa., 15.30<br />

SC Paderborn07-SCFreiburg Sa., 15.30<br />

FC Schalke04-BayernMünchen Sa., 18.30<br />

RB Leipzig -Eintracht Frankfurt So., 15.30<br />

Hertha BSC -VfL Wolfsburg So., 18.00<br />

1. Borussia Dortmund 1 5:1 3<br />

2. RB Leipzig 1 4:0 3<br />

3. SC Freiburg 1 3:0 3<br />

4. Fortuna Düsseldorf 1 3:1 3<br />

5. BayerLeverkusen 1 3:2 3<br />

6. VfL Wolfsburg 1 2:1 3<br />

7. Eintracht Frankfurt 1 1:0 3<br />

8. Bayern München 1 2:2 1<br />

8. Hertha BSC 1 2:2 1<br />

10. Bor.Mönchengladbach 1 0:0 1<br />

10. FC Schalke04 1 0:0 1<br />

12. SC Paderborn07 1 2:3 0<br />

13. 1. FC Köln 1 1:2 0<br />

14. 1899 Hoffenheim 1 0:1 0<br />

15. Werder Bremen 1 1:3 0<br />

16. FSV Mainz 05 1 0:3 0<br />

17. FC Augsburg 1 1:5 0<br />

18. 1. FC Union Berlin 1 0:4 0<br />

Zweite Liga, 4. Spieltag<br />

ErzgebirgeAue -VfB Stuttgart Fr.,18.30<br />

Darmstadt 98 -Dynamo Dresden Fr., 18.30<br />

Hannover96-SpVgg Fürth Sa., 13.00<br />

Jahn Regensburg -Arminia Bielefeld Sa., 13.00<br />

VfL Bochum -SVWehen Wiesbaden Sa., 13.00<br />

1. FC Nürnberg -VfL Osnabrück So., 13.30<br />

1. FC Heidenheim -SVSandhausen So., 13.30<br />

Karlsruher SC -Hamburger SV So., 13.30<br />

FC St. Pauli -Holstein Kiel Mo., 20.30<br />

Dritte Liga, 6. Spieltag<br />

FC Ingolstadt -Hansa Rostock Fr., 19.00<br />

Braunschweig -Würzburger Kickers Sa., 14.00<br />

Preußen Münster -KFC Uerdingen Sa., 14.00<br />

SG Großaspach -Viktoria Köln Sa., 14.00<br />

Bayern München II -Chemnitzer FC Sa., 14.00<br />

1. FC Magdeburg -1860 München Sa., 14.00<br />

SV Meppen -CarlZeiss Jena Sa., 14.00<br />

Waldhof Mannheim -MSV Duisburg So., 13.00<br />

SpVgg Unterhaching -Hallescher FC So., 14.00<br />

FSV Zwickau -1.FCKaiserslautern Mo.,19.00


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 – S eite 20 *<br />

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Sport<br />

Will nicht mit seinem Vorgänger verglichen werden: Hertha-Coach Ante Covic<br />

OTTMAR WINTER<br />

„Ich werde Gänsepelle haben, keine Frage“<br />

Ante Covic über langfristige Entwicklungen im kurzlebigen Fußballgeschäft und sein erstes Heimspiel als Cheftrainer von Hertha BSC<br />

Ante Covic, 43, ist seit diesem<br />

Sommer Cheftrainer<br />

von Hertha BSC, auch weil<br />

er –wie Manager Michael<br />

Preetz immer wieder betont – die<br />

DNA des Klubs in sich trägt. Vordem<br />

ersten Saisonheimspiel am Sonntag<br />

gegen den VfL Wolfsburg sprachen<br />

wir mit ihm unter anderem über<br />

seine ersten Erfahrungen in der<br />

neuen Verantwortung und den mitunter<br />

schon nervigen Vergleich mit<br />

seinem Vorgänger PalDardai.<br />

Herr Covic, in Ihrer Karriere gibt es<br />

auch allerlei Brüche. Bevor Sie zu<br />

Hertha BSC zurückkehrten, waren<br />

Siesogar ein Jahr vereinslos.<br />

Ich stand 2002 beim 1. FC Saarbrücken<br />

kurzvor der Vertragsverlängerung<br />

und riss mir dann beim Joggen,<br />

als ich über einen Ast gestolpert<br />

bin, das Kreuzband. Als vereinsloser<br />

verletzter Spieler hast du kaum eine<br />

Chance weiter Fußzufassen. Als ich<br />

wieder gesund war, war ich bereits<br />

mit dem SC Paderborneinig. Trainer<br />

Pavel Dotchev wollte mich unbedingt<br />

haben. Ichwar auch schon auf<br />

dem Weg zur Vertragsunterzeichnung,<br />

als mich Dieter Hoeneß (damals<br />

Hertha-Manager, d.R.) anrief<br />

und sagte: „Junge, dukommst jetzt<br />

nach Hause!“<br />

Demkonnten Sienicht widerstehen?<br />

Gott sei Dank habe ich mich da<br />

wieder für Hertha entschieden. Dort<br />

habe ich dann noch sieben Jahregespielt,<br />

mit fließendem Übergang<br />

zum Co-Trainer. Das war mein Einstieg<br />

in die Trainerkarriere. Dafür bin<br />

ich sehr dankbar. Und trotz vieler<br />

Angebote in den vergangenen Jahren<br />

bin ich bei Hertha geblieben, denn<br />

ich war immer der Meinung, dass<br />

man sich am besten entwickeln und<br />

verwirklichen kann, wenn man auch<br />

langfristig plant.<br />

Wiesehr hat sich Ihr Leben verändert,<br />

seitdem bekannt wurde, dass SieHerthas<br />

neuer Cheftrainer werden?<br />

Ichwerde jetzt häufiger angesprochen,<br />

wenn ich einkaufen gehe.Aber<br />

ich bewege mich ja seit zig Jahren in<br />

meinem gleichen Umfeld, außerhalb<br />

wie auch im Verein, und habe auch<br />

seit vielen Jahren den selben Freundeskreis.<br />

Darunter sind viele, die<br />

nichts mit dem Fußball zu tun haben,<br />

die ich über meine Kinder vor20Jahren<br />

kennengelernt habe. Dass dieser<br />

Kreis anonym ist, darauf lege ich großen<br />

Wert. Man darf imFußball und<br />

im Leben nicht den Blick für die Realität<br />

verlieren. Für mich ist entscheidend,<br />

dass ich mich bei meiner Arbeit<br />

als Person nicht verändernmuss.Ich<br />

werdeimmer so bleiben, wie ich bin.<br />

Ob als Trainer der U23 oder jetzt bei<br />

den Profis. Ich bleibe derselbe<br />

Mensch, auch wenn sich die Wahrnehmung<br />

in Details ändert. Ichmuss<br />

mich für diesen Jobnicht verändern.<br />

Dasist das Schönste für mich. Sobald<br />

ich das Grün des Rasens sehe,bin ich<br />

scharfgestellt. So ticke ich schon immer.<br />

Aber außerhalb des Platzes bin<br />

ich anders.<br />

Ist esfür Sie besonders schwer, das<br />

Erbe vonPal Dardai anzutreten?<br />

Pal hat über viereinhalb Jahre einen<br />

tollen Jobgemacht. Ichbeschäftige<br />

mich aber nicht mit der Vergangenheit.<br />

Man profitiert nicht davon,<br />

wenn man in der Vergangenheit lebt.<br />

Man versucht, sich selbst treu zu<br />

bleiben und seine eigenen Impulse<br />

zu setzen. Jeder Mensch, der voreilig<br />

über mich geurteilt hat, der gesagt<br />

hat, das ist dieselbe Soße wie bei Pal<br />

Dardai, ist nach relativ kurzerZeit eines<br />

Besseren belehrtworden.<br />

Wasmeinen Siemit selber Soße?<br />

Viele haben gesagt, dass bei Pal<br />

und mir dasselbe rauskommt, weil<br />

ich wie auch er vorher Mannschaften<br />

unserer Akademie trainiert habe.<br />

Warum setzt der Verein nicht einen<br />

anderen Impuls. Dahabe ich mich<br />

gefragt: Ihr wisst doch gar nicht, wie<br />

ich arbeite. Ihr wisst doch gar nicht,<br />

ZUR PERSON<br />

Der Spieler: Covic wurde in der Jugend vonHajduk Split ausgebildet. 1991, nachdem seine<br />

Familie vordem Balkankrieg nach Deutschland geflüchtet war,spielte er zunächst für den<br />

Nachwuchs vonHertha BSC, um bereits 1992 zum VfB Stuttgartzuwechseln. Nach seiner<br />

Rückkehr kam er bei Hertha zwischen 1996 und 2000 auf 74 Bundesligaeinsätze.<br />

Der Trainer: 2010 beendete Covic seine Profikarriere, wurde im Anschluss bei Hertha Trainer<br />

der U15. Im November 2013 übernahm er die Zweite Mannschaft vonHertha BSC.C<br />

was ich für ein Mensch bin. Es gibt für<br />

mich auf der ganzen Welt keine zwei<br />

gleichenTrainer.Der eine hat hier seinen<br />

Schwerpunkt, der andere dort.<br />

Vondaher sollte man Menschen Zeit<br />

geben. Dasmeinte ich damit.<br />

Nerven Siedie Vergleiche?<br />

Nein, weil das ja gar nicht geht.<br />

Dann vergleicht man Birnen mit Äpfeln.<br />

Wir sind zwar beide Trainer. Pal<br />

hat sich in seiner Zeit und mit seiner<br />

Art ein gewisses Standing erarbeitet.<br />

Das war eine enorme Leistung über<br />

viereinhalb Jahrebei einem Bundesligisten.<br />

Ichbin erst am Anfang.<br />

Es geht ja dabei nicht in erster Linie<br />

um den Menschen, sondern vielmehr<br />

darum, die Unterschiede in der Trainerarbeit<br />

zu analysieren.<br />

Wir haben beide eine etwas unterschiedliche<br />

Auffassung vom Fußball.<br />

Jeder legt auf etwas anderes<br />

mehr Wert, ohne jetzt zu sagen: Das<br />

ist besser, das ist schlechter. Letzten<br />

Endes befinden wir uns im Profi-<br />

Fußball. Da wird nach Ergebnissen<br />

abgerechnet. Die Tabelle lügt nicht.<br />

Und wir Trainer werden alle daran<br />

gemessen. Nichtsdestotrotz werde<br />

ich alles daran setzen, dass die<br />

Mannschaft jederzeit bestmöglich<br />

vorbereitet ist, damit wir einen ordentlichen<br />

Platz belegen.<br />

Haben Sie ein Ritual vor oder nach<br />

den Spielen? Vielleicht etwas, was Sie<br />

bereits als Spieler schon gemacht haben?<br />

Nein. Das Einzige, was ich als<br />

Trainer anders mache ist, dass ich<br />

wesentlich durchdachter an die Sache<br />

rangehe.Ich gestalte die Abläufe<br />

der ganzen Wochen so, dass ich mit<br />

dem Gefühl ins Spiel gehe,die Hausaufgaben<br />

bestmöglich erledigt zu<br />

haben. Am Spieltag hinterfrage ich<br />

mich noch mal kurz, ob wir rückblickend<br />

in der Vorbereitung auf die<br />

Partie alles gemacht haben. Dann<br />

geh ich mit einem positiven Gefühl<br />

in das Spiel. Ichwerfe den Jungs über<br />

die Woche ein Paar Anker auf den<br />

Platz, an denen sie sich dann im<br />

Spiel festhalten können.<br />

In der ersten Runde des DFB-Pokals<br />

souverän mit 5:1 gegen Eichstätt weiter,<br />

jetzt die große Überraschung mit<br />

dem 2:2-Auswärtserfolg beim FC<br />

Bayern. Es ging gut los. Jetzt kommt<br />

das erste Heimspiel gegen den VfL<br />

Wolfsburg ...<br />

Das erste Heimspiel löst bei mir<br />

noch mal ein zusätzliches Kribbeln<br />

aus. Ich würde lügen, wenn ich das<br />

verneinen würde. Ich bin über 20<br />

Jahre im Verein und werde am<br />

Sonntag erstmals in anderer Funktion<br />

in unser Wohnzimmer gehen.<br />

Man schaut sich um, rechts, links.<br />

Da werden mit Sicherheit Erinnerungen<br />

an die vielen schönen Momente,<br />

die man dort mit anderen<br />

Menschen in der Vergangenheit<br />

hatte, hochkommen. Dass ich<br />

dann auch Gänsepelle haben werde,<br />

keine Frage.<br />

Welche ist Ihre schönste Erinnerung<br />

an das Olympiastadion?<br />

Der 2:1-Sieg im Jahr 1998 gegen<br />

Bayern, der Aufstieg in die Bundesliga,<br />

der Sieg gegen Kaiserslauternin<br />

der Zweiten Liga. Das sind so viele<br />

schöne Momente,die man nicht vergleichen<br />

kann und die unvergesslich<br />

bleiben. Ich war ein Teil davon, ein<br />

Teil der Mannschaft, die diese Stadt<br />

damals für Hertha wieder begeistert<br />

hat. Da ist ein Funke übergesprungen.<br />

Diejenigen, die schon länger<br />

hier sind, wissen, dass Hertha früher<br />

vor gerade mal 4500 Zuschauern<br />

spielte. Doch dann haben wir 1996<br />

ein Feuer entfacht. Jetzt müssen wir<br />

schauen, wie wir die Flamme regulieren<br />

und ob wir sie noch weiter<br />

nach oben peitschen können. Das<br />

wäreschön.<br />

DasGespräch führtenWolfgang Heise<br />

und Sebastian Schmitt.<br />

Vonweißen Fahnen und Roten Laternen<br />

Unions Trainer Urs Fischer sucht unverdrossen den richtigen Wegzuden ersten Bundesligapunkten der Köpenicker<br />

VonMathias Bunkus<br />

Wie Augsburg die herbe 1:5-<br />

Schlappe in Dortmund zum<br />

Liga-Start verarbeitet hat, ist bekannt.<br />

Die bayerischen Schwaben<br />

reagierten auf dem Transfermarkt<br />

und machten auch keinen Hehl daraus,<br />

dass der frühere Leverkusener<br />

Tin Jedvaj sowie der zuvor vertragslose<br />

Stephan Lichtsteiner am Sonnabend<br />

(15.30 Uhr) gegen den 1.FC<br />

Union vor ihrem Debüt stehen,<br />

wenn der Liga-Vorletzte auf den Träger<br />

der Roten Laterne trifft.<br />

Trainer Urs Fischer hingegen<br />

wollte keine Rückschlüsse darauf zulassen,<br />

wie er denn diese Frustbewältigung<br />

angehen wird. Ob es in<br />

Augsburg ein Spiel der zweiten<br />

Chance für die Leipzig-Verlierer geben<br />

wird oder ob er am Personalkarussell<br />

dreht. „Natürlich mache ich<br />

mir Gedanken, den einen oder anderen<br />

Wechsel vorzunehmen“, sagte<br />

Fischer und betonte nahezu im gleichen<br />

Atemzug, dass es aber Situationen<br />

gebe, indenen ein Spieler nach<br />

einer schlechten Leistung eine neuerliche<br />

Bewährungsprobe verdient.<br />

„Der Start war nicht gut, das ist<br />

uns allen bewusst. Du hast Fehler gemacht,<br />

die du auf dem Niveau nicht<br />

machen darfst. Aber irgendwie die<br />

weiße Fahne schwenken, nach nur<br />

einem Spiel, daran verschwende ich<br />

keinen Gedanken“, so Fischer. Die<br />

Last des Favoriten verordnete der<br />

Fußballlehrer aufseiten der Gastgeber.<br />

Weil sie seit zehn Jahren in der<br />

Ersten Liga sind und einige Stürme<br />

dortgewetterthaben.„Ein Sieg ist für<br />

sie Pflicht. Es liegt allein an uns, ob<br />

wir ihnen das Leben schwermachen<br />

können.“<br />

Unabhängig davon, dass er von<br />

seinen Jungs mehr Gedankenschnelle<br />

fordert, was zum Leidwesen<br />

des 53-Jährigen im Training schwer<br />

zu simulieren ist, dürfte er schlussendlich<br />

doch ein wenig am Feintuning<br />

der Startelf arbeiten. So sollte<br />

der Einsatz von Sheraldo Becker<br />

nicht verwundern. DerNiederländer<br />

hatte gegen Leipzig durchaus für<br />

Schwung gesorgt nach seiner Hereinnahme<br />

für Suleiman Abdullahi.<br />

Zudem deutet einiges auf den Einsatz<br />

von Marcus Ingvartsen hin, der<br />

ja in der Vorbereitung zu gefallen<br />

wusste. Dadurch könnte Christian<br />

Gentner eine Position nach hinten<br />

rücken, als Partner von Grischa Prömel<br />

auf der Doppelsechs auflaufen.<br />

Leidtragender wäreindem Fall dann<br />

RobertAndrich.<br />

Dass Union als Lernender in der<br />

Liga, in der es sich schnellstmöglich<br />

zu „adaptieren“ gelte, Erfahrung benötige,<br />

wies er zwar nicht zurück,<br />

doch sei das nicht der allein seligmachende<br />

Weg. Wasdaher nicht für das<br />

Debüt von Neven Subotic spricht.<br />

„Ich glaube, niemand kann besser<br />

beurteilen wie wir im Team, wo er<br />

sich befindet auf dem Weg zurück.<br />

Jetzt war er erst einmal auf der Bank<br />

und dann schauen wir mal, wie es<br />

weitergeht“, so Fischer.<br />

Vielleicht kommen die Eisernen<br />

einfach schon dadurch besser ins<br />

Spiel, dass dieser Auftritt im Bayernland<br />

nicht so total überfrachtet wird<br />

wie das Bundesliga-Debüt als solches<br />

zuvor. Die angespannten Nerven<br />

dürften also etwas weniger strapaziert<br />

sein als noch am Wochenende.<br />

„Wir haben“, so Fischer, „die<br />

Möglichkeit zu zeigen, dass wir es<br />

anders können.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 – S eite 21 *<br />

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Feuilleton<br />

In Paris eröffnet ein<br />

Museum der Résistance<br />

und der Befreiung<br />

Seite 22<br />

„Jeff Tweedy ist eine Schlüsselfigur,die keiner kennt.“<br />

Frank Junghänel über die Biografie des amerikanischen Independant-Musikers Seite 23<br />

Sprache sprechen<br />

Ick verstah<br />

dat nich<br />

Ulrich Seidler<br />

sieht Übertitel im Theater<br />

nicht nur positiv.<br />

Theater,die etwas auf sich halten,<br />

betreiben eine Übertitelungsanlage.<br />

Inzwischen werden standardmäßig<br />

die auf der Bühne gesprochenen<br />

deutschen Dialoge für das englischsprachige<br />

Publikum übersetzt.<br />

Und wenn, was immer häufiger der<br />

Fall ist, die Figuren auf der Bühne<br />

eine andere Sprache sprechen (oder<br />

singen), lässt sich die deutsche<br />

Übersetzung einblenden. So kennt<br />

man es aus den Opern, die das schon<br />

längst eingeführthaben. DieVorteile<br />

liegen auf der Hand –bis dahin, dass<br />

man Nuscheltext gegebenenfalls in<br />

einer Fremdsprache nachlesen<br />

kann. Dennoch hat Michael Lang,<br />

der Intendant des Hamburger Ohnesorg-Theaters<br />

solcheWünsche abgeschmettert.<br />

Übertitel, sagte er der<br />

Deutschen Presse-Agentur, kämen<br />

für sein Haus, indem Plattdeutsch<br />

gespielt wird, nicht infrage.Warum?<br />

Das eher auf Unterhaltung zielende<br />

Ohnesorg-Theater führteinen<br />

literarischen Grund an. Die Stücke<br />

lebten vom Wortwitz, es wäre<br />

schade, wenn der halbe Saal schon<br />

lacht und die andere Hälfte erst,<br />

wenn sie die Pointe gelesen hat –<br />

wenn sie überhaupt mit dem Lesen<br />

hinterherkommt, weil die Dialoge<br />

oft in hohem Tempo geführtwürden.<br />

Das ganze Timing – letztlich der<br />

Herzrhythmus vonBoulevardhumor<br />

und Komödie –würde ins Stottern<br />

kommen und abgewürgt werden.<br />

Nichts sagt Lang dazu, dass Übertitel<br />

sowieso in die dramatische<br />

Grundabmachung pfuschen und die<br />

Illusion verletzten, dass die Figuren<br />

auf der Bühne das sagen, was ihnen<br />

im Moment und in der konkreten<br />

Spielsituation einfällt. Gut, das guckt<br />

sich vielleicht weg. So wie man ausblendet,<br />

dass es meist auswendig gelernter<br />

Text ist, der gesprochen wird.<br />

Aber übt die Titelei nicht auch Druck<br />

auf den Spieler aus, der sich nicht<br />

dem Flow hingeben, das Tempo und<br />

vielleicht sogar den Text der Situation<br />

anpassen darf, sondernmit dem<br />

Wissen spielt, dass, was er spricht,<br />

per Übertitel kontrolliert werden<br />

kann? Ickweeß nich (I don’t know).<br />

Ungestörte Vielfalt<br />

Viel Programm, Inklusion und kein BDS: So war der Eröffnungstag des Pop-Kultur-Festivals<br />

VonJohannes von Weizsäcker<br />

Noch mehr als in den Vorjahren<br />

wird beim Pop-<br />

Kultur-Festival auf Inklusion<br />

geachtet. Das Kopfsteinpflaster<br />

der Kulturbrauerei<br />

wurde mit barrierefreien Boden belegt,<br />

und für viele Darbietungen gibt<br />

es Gebärdensprachendolmetscher,<br />

was übrigens oft eine visuelle Bereicherung<br />

darstellt, da viele der Übersetzerinnen<br />

auch emotionale Instrumentalpassagen<br />

in Gestik und Mimik<br />

wiedergeben.<br />

So erhielt die eher etwas inhaltsleere<br />

Darbietung von Fabian<br />

Altstötter aus der ehemaligen Band<br />

Sizzar, der nun unter dem Namen<br />

Jungstötter auftritt, doch ein wenig<br />

von der emotionalen Dringlichkeit,<br />

die sie benötigte.Jungstötters Orientierung<br />

an Nick-Cave-Balladen und<br />

dem Spätwerk des kürzlich verstorbenen<br />

Mark Hollis von Talk Talk<br />

wurde von den Musikern fachgerecht<br />

umgesetzt, allein mangelte es<br />

Altstötter an der für die Erbauung<br />

der Zuhörer essentiellen Zerrissenheit<br />

jener Finster-Pop-Vertreter.<br />

Aber man kann der Jugend ja<br />

schlecht sagen, sie solle gefälligst wieder<br />

mehr Heroin nehmen, um bessereMusik<br />

zu machen! Undauch klaren<br />

Kopfes lässt sich aufwühlendes<br />

Geräusch erzeugen; z. B. beim Projekt<br />

Rosacea der Hamburger Klangkünstlerin<br />

Leyla Yenirce, die sich in Noise-<br />

Collagen mit dem Genozid an der jesidischen<br />

Bevölkerung durch den IS<br />

auseinandersetzte. Zuvor, bei der Eröffnungsfeier,hatte<br />

Yenirce,die beim<br />

Festival einen Workshop leitet und<br />

heute mit ihrer Band OneMother auftritt,<br />

in einer kurzenAnsprache bestätigt,<br />

wie wichtig Kontakt zu anderen<br />

Kulturschaffenden sowie „Menschen<br />

mit Macht“ seien.<br />

Kritiker hatten mehrfach bemängelt,<br />

Pop-Kultur nutzedie reichhaltigen<br />

Senats- und Bundesmittel vorallem,<br />

um <strong>Berliner</strong> Kulturmanagern<br />

ein Stelldichein mit Freigetränken zu<br />

finanzieren, bei dem dann Acts zu<br />

sehen seien, die in schöner Regelmäßigkeit<br />

in der Stadt auftreten. Sinnvoller<br />

sei stattdessen eine langfristige<br />

Förderung lokaler Künstler.<br />

Aufdie Konsumenten vonFreigetränken<br />

wirkte die Mitteilung von<br />

Kultursenator Klaus Lederer, dass<br />

die Förderanteile des Bundes für<br />

Heißblütig und divenhaft kalt: Anna Calvi im Kesselhaus.<br />

Das Festival Die Nachfolgeveranstaltung<br />

der Berlin Music<br />

Week wird 2019 zum<br />

fünften Mal vomMusicboard<br />

Berlin organisiert, es kuratierten<br />

Katja Lucker,Martin<br />

Hossbach, Christian Morin.<br />

POP-KULTUR 2019<br />

Programm Bis einschließlich<br />

Sonnabend wird die gesamte<br />

Kulturbrauerei bespielt,<br />

mit Kesselhaus, Maschinenhaus,<br />

Frannz etc.,<br />

alle Informationen unter<br />

www.pop-kultur.berlin<br />

ROLAND OWSNITZKI<br />

Talk Extra hingewiesen sei<br />

auf das Gespräch über „Die<br />

Notwendigkeit eines unabhängigen<br />

Musikjournalismus“<br />

in Zeiten der sozialen<br />

Medien, heute, 19 Uhr,im<br />

Haus für Poesie.<br />

2020 noch nicht gesichert seien, ein<br />

wenig besorgniserregend. Aber eben<br />

vor allem deshalb, weil die diesjährige<br />

Zahl an Vorträgen, Workshops,<br />

Auftragsarbeiten (wie der von Rosacea)<br />

und Residenzen darauf hinwies,<br />

dass die Festivalleitung unter Katja<br />

Lucker,Martin Hossbach und Christian<br />

Morinbei der Planung doch primär<br />

die Musik im Sinn hatten.<br />

Hochtemperiert war die Stimmung<br />

im Kesselhaus beim Konzert<br />

von Anna Calvi, die sich heißblütig<br />

und zugleich divenhaft kalt inszenierte<br />

und dazu die Post-Blues-Gitarre<br />

emotional dengeln ließ. Zuvor<br />

hatte Mykki Blanco lilabekleideten<br />

Post-Gender-Rap geboten und dabei<br />

das Kesselhaus gut aufgemischt. Auf<br />

abgründigeWeise verhaltener hingegen<br />

der Wiener Lo-Fi-Rap der Klit-<br />

Clique im Rambazamba-Theater.<br />

Wie die beiden Protagonistinnen zu<br />

verhallten Trap-Beats Feminismus,<br />

Trap-Klischees und Selbstzweifel zu<br />

einem komischen und doch bewegenden<br />

Ganzen zusammenklebten,<br />

gehörte zu den Highlights dieses ersten<br />

Abends.<br />

Weniger subversiv ging es bei der<br />

Darbietung der weißrussischen<br />

Band Molchat Doma zu, ebenso bei<br />

der TelAviver Musikerin Chen Steinberg<br />

alias Xen. Durch die Unterstützung<br />

israelischer Künstler wurde die<br />

israelische Botschaft zur Kleinsponsorin<br />

des Festivals, was erneut die<br />

anti-israelische BDS-Kampagne auf<br />

den Plan rief. Zwar gab es diesmal<br />

keine durch den BDS erwirkten Absagen<br />

vonBands oder gar Störungen<br />

vonVeranstaltungen. Doch hatte die<br />

Festivalleitung alle angefragten<br />

Künstler vorab informiert, dass eine<br />

Mitfinanzierung durch die israelische<br />

Botschaft und somit ein BDS-<br />

Aufruf zum Boykott wahrscheinlich<br />

werde, sodass einige angefragte<br />

Künstler frühzeitig über ihre Teilnahme<br />

befinden konnten.<br />

Wie dem auch sei, die Inklusion<br />

ließ sich ohne BDS-Protest ungestörter<br />

betonen, nicht zuletzt durch die<br />

Komprimierung vonWagners „Ring“<br />

in eine einstündige Sci-Fi-Trash-<br />

Pop-Oper durch Jens Friebe und 21<br />

Downbeat, die Band des inklusiven<br />

Ramabazamba-Theaters: keine<br />

ewige Melodie, keine aufreibende<br />

Harmoniekomplexität, dafür den<br />

Walkürenritt als Country-Thema àla<br />

„Raw Hide“. Toll!<br />

NACHRICHTEN<br />

Schlagertexterin Irma<br />

Holder gestorben<br />

Sieschrieb Hits wie „Hello Again“<br />

und textete Schlager für Michelle<br />

und Heino,Freddy Quinn und Udo<br />

Jürgens: Nunist die Schlagertexterin<br />

Irma Holder im Alter von93Jahren<br />

im baden-württembergischen Gärtringen<br />

gestorben. Dies teilte das<br />

Standesamt des Ortes am Donnerstag<br />

mit. Holder,die rund 1000 Titel<br />

in Wortegefasst hat, starb bereits am<br />

16. August. Hunderte ihrer Songs<br />

konnten sich in den Charts platzieren.<br />

2017 wurde sie mit dem Deutschen<br />

Musikautorenpreis geehrt.<br />

Diegelernte Bankkauffrau schrieb<br />

für RoyBlack, Tommy Steiner oder<br />

KarelGott. „Und morgen früh küss’<br />

ich Dich wach“ vonHelene Fischer<br />

stammt auch aus ihrer Feder. (dpa)<br />

Filmpreis für Dokumentation<br />

„Kulenkampffs Schuhe“<br />

DieFernsehdokumentation „Kulenkampffs<br />

Schuhe“ wirdindiesem Jahr<br />

mit dem Preis CLIO für den besten<br />

Film zu einem historischen Thema<br />

ausgezeichnet. DieEhrung erfolgt<br />

im Rahmen des Festivals Moving<br />

History, das in Kooperation mit der<br />

Filmuniversität „Konrad Wolf“ in Babelsbergstattfindet.<br />

In ihrem Film<br />

behandelt die Autorin und RegisseurinRegina<br />

Schilling das Beschweigen<br />

vonNationalsozialismus und<br />

Kriegserfahrung in der Bundesrepublik<br />

der 50er-bis 80er-Jahre. Sieverknüpft<br />

dabei ihreFamiliengeschichte<br />

mit den Unterhaltungsshows im<br />

Fernsehen dieser Zeit. (BLZ)<br />

Deutscher Filmpreis künftig<br />

auch für visuelle Effekte<br />

Von2020 an wirdKulturstaatsministerin<br />

Monika Grütters den Deutschen<br />

Filmpreis auch in der Kategorie„Beste<br />

visuelle Effekte und Animation“<br />

vergeben. Dies hat Grütters<br />

gemeinsam mit der Deutschen Filmakademie<br />

beschlossen. Visuelle Effekte<br />

(VFX) gehörten zum Standardrepertoireder<br />

Filmproduktion und<br />

würden immer wichtiger,soGrütters.Das<br />

mit der Auszeichnung verbundene<br />

Preisgeld von10000 Euro<br />

solle zudem einen finanziellen Anschub<br />

für VFX-Innovationen made<br />

in Germany ermöglichen. (BLZ)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Unsere Lehrer<br />

Frau Freya:<br />

Kunst<br />

VonKaroline Klemke<br />

ImNachhinein denke ich, Frau Freya hatte<br />

nicht den leisesten Schimmer davon, wie<br />

wichtig sie für mich war.Inihrem Unterricht<br />

quälte ich mich, Woche für Woche, Jahr für<br />

Jahr.Sie trug schwarze Künstlerkleidung und<br />

Schlafzimmerblick. Und ich trug den Nachnamen<br />

eines Mannes, der alles illustrierte<br />

und bemalte,was nicht bei drei auf den Bäumen<br />

war. Bücher, Grußkarten, Theaterkulissen,<br />

Briefmarken, Zeitschriften, Tücher, Servietten.<br />

Alle in der Familie waren so beschäftigt<br />

damit, irgendetwas grafisch zu gestalten,<br />

dass niemand auch nur im Entferntesten<br />

daran dachte, den Kindern Zeichnen beizubringen.<br />

Wirsahen zwar fast jeden Tagdabei<br />

zu, aber das war einschüchternd.<br />

Genau fünf Pinselstriche brauchte mein<br />

Großvater, umeine Frau mit Katze auf einer<br />

Blumenwiese zu zeichnen. In Briefmarkengröße.Wenn<br />

ich etwas zeichnete, warf ereinen<br />

Blick darauf und sagte: „Sehr schön. Das<br />

machst du jetzt noch dreihundertmal.“ Das<br />

war mir entschieden zu viel, und ich stellte<br />

meine Versuche bis auf weiteres ein.<br />

Nur imKunstunterricht malte ich noch.<br />

Die Themen wechselten. Porträt, Plakat,<br />

Stillleben. Und vielleicht war es Konzept,<br />

vielleicht Mutlosigkeit. Aber nie gab es auch<br />

nur eine einzige handwerkliche Anleitung.<br />

So etwas wie: Die Augen liegen etwa in der<br />

Mitte des Kopfes,und die Iris ist nie als voller<br />

Kreis zu sehen, sondern immer angeschnitten.<br />

Wir sollten uns ausdrücken. Ganz frei,<br />

ohne Regeln. Es war die Hölle.<br />

Ich erinnere mich an ein einziges Mal,<br />

dass sie etwas erklärte. Sie wies uns auf ein<br />

Wandbild hin.„Seht mal, die Lichtpunkte auf<br />

den Kirschen. So wirken sie runder.“ Aha. Ein<br />

NADIA BUDDE<br />

heller Farbtupfer an der richtigen Stelle.Und<br />

einen Moment hatte ich Hoffnung.<br />

Doch die hielt nur kurze Zeit. Später lautete<br />

das Thema „sozialistische Produktion“.<br />

Ich zeichnete eine verbeulte Schüssel. Sie<br />

beugte sich von hinten über mich und sagte<br />

es. Den Satz, den ich hundertmal selbst gedacht<br />

hatte.Ich höreihreStimme noch heute:<br />

„So begabt, wie dein Großvater, bist du wirklich<br />

nicht.“ Halblaut mit einem leichten Seufzen.<br />

Ichlegte den Bleistiftbeiseite und für eine<br />

halbe Sekunde hoffte ich, es würde noch ein<br />

Nachsatz kommen. EinAusweg. Eine Rettung<br />

Aber sieschwieg. Du brauchst es gar nicht erst<br />

versuchen. Es ist sinnlos.<br />

Zehn Jahrelangnahm ich nach der Schule<br />

keinen Stift mehr in die Hand. Mein Kunstlehrer<br />

im Abitur war ein alter kahlköpfiger<br />

Mann, der einen weißen Kittel trug. Er<br />

scherte sich nicht um Talent.„Man muss sich<br />

erlauben, es richtig zu versauen.“ Wir durften<br />

unsere Projekte selbst wählen. Nur einmal<br />

im Monat mussten wir in den Unterricht<br />

kommen, und unsereArbeiten vorlegen. Wir<br />

lachten und glaubten, er habe keine Lust zu<br />

unterrichten. Und dann liefen wir stundenlang<br />

durch die Stadt und fotografierten das<br />

Berlin zurWendezeit. Dieverschrotteten Trabis<br />

auf der Straße, die wütend Diskutierenden<br />

beim Abriss des Lenin-Denkmals. Bis<br />

tief in die Nacht saßen wir in der Dunkelkammer.Von<br />

fünfzig Fotos wurde eines gut.<br />

Das zeigten wir ihm. Er sah sich das Bild<br />

lange an und nickte.Ohne dass wir es merkten,<br />

gab er uns eine Stimme.Ich war befreit.<br />

Jahrespäter erfuhr ich, wie Frau Freya gestorben<br />

war. Und es gab ein spätes Verstehen.<br />

Ich war damals unglücklich und hätte<br />

nur etwas Ermutigung und Anleitung gebraucht.<br />

DaswäremeinAusweggewesen.Sie<br />

hat ihn mir nicht vorenthalten, sondern nur<br />

selbst nicht gefunden.


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />

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Feuilleton<br />

Kleider der Hoffnung<br />

Vor75Jahren kapitulierten die deutschen Besatzer in Paris. Dort eröffnet jetzt ein neues Museum, das vor allem der Résistance und zweier Männer gedenkt<br />

VonBirgit Holzer<br />

26. August 1944: Einen Tagnach der Kapitulation der deutschen Besatzer begrüßen Pariser Frauen Angehörige der US-Armee auf der Champs-Éysées. AFP<br />

Paris wurde beleidigt. Paris<br />

wurde gebrochen. Paris<br />

wurde gequält. Aber Paris<br />

ist befreit! Befreit durch<br />

sich selbst, befreit durch sein Volk<br />

mithilfe der französischen Armee<br />

und mit der Unterstützung vonganz<br />

Frankreich.“ Die triumphierenden<br />

Worte von Charles de Gaulle bei seiner<br />

berühmten Rede am 26. August<br />

1944, einen Tagnach der Kapitulation<br />

der deutschen Besatzer, die er<br />

vordem Pariser Rathaus hielt, gehören<br />

zum französischen Kulturgut.<br />

Zuvor war der Chef des „Freien<br />

Frankreich“, der während des Zweiten<br />

Weltkriegs vom Londoner Exil<br />

aus den Widerstand organisiert<br />

hatte, unter dem Jubel begeisterter<br />

Menschen die Champs-Élysées hinuntergezogen.<br />

Indem de Gaulle in seiner Rede<br />

die Bedeutung der Alliierten bei der<br />

Befreiung von Paris überging und<br />

diese ganz als französischen Erfolg<br />

darstellte,legte der späterePräsident<br />

den Grundstein für den stolzen Mythos<br />

eines stets souverän gebliebenen<br />

Frankreich sowie für seinen eigenen<br />

Ruhm. Dieser lebt bis heute<br />

fort, auch wenn Historiker die Hintergründe<br />

längst aufgearbeitet haben.<br />

Demnach planten Briten und<br />

Amerikaner die Einnahme der französischen<br />

Hauptstadt zu einem späteren<br />

Zeitpunkt, während de Gaulle<br />

stark dazu drängte, der einen Bürgerkrieg<br />

fürchtete.<br />

Als die Résistance ab 19. August<br />

1944 einen bewaffneten Aufstand organisierte,<br />

wurden schließlich alliierte<br />

Truppen zu deren Unterstützung<br />

geschickt. So bestand die erste<br />

Einheit, die in Pariseintraf, nicht aus<br />

Franzosen, sondern aus Spaniern.<br />

Als Militäroperation vongroßer strategischer<br />

Bedeutung gilt die Befreiung<br />

der Stadt, die Hitler zerstört sehen<br />

wollte, nicht. Ein weltweites<br />

Echo erzeugte sie vielmehr aufgrund<br />

ihrer symbolischen Kraft.<br />

Zum 75. Jahrestag an diesem<br />

Sonntag eröffnet in Paris das Musée<br />

de la Libération (Museum der Befreiung),<br />

das der Besatzungszeit, der Résistance<br />

und vor allem zwei ihrer<br />

herausragenden Persönlichkeiten<br />

gewidmet ist: Zum einen Jean Moulin,<br />

dem Koordinator des inneren<br />

Widerstands gegen das mit den Nazis<br />

kollaborierende Vichy-Régime,<br />

der 1943 bei Lyon festgenommen<br />

wurde und nach grausamer Folter<br />

starb. Zum anderen Philippe de<br />

Hauteclocque, der unter seinem<br />

Tarnnamen General Leclerc mit<br />

Truppen afrikanischer Kolonien die<br />

Sahara bis zum Mittelmeer durchquerte,sich<br />

an der Landung der Alliierten<br />

in der Normandie beteiligte<br />

und am 25. August in Paris eintraf.<br />

Das Ziel des Museums bestehe<br />

darin,„dem Publikum eine entscheidende<br />

Seite der Geschichte Frankreichs<br />

über den Weg dieser beiden<br />

sehr verschiedenen Männer nahe zu<br />

bringen“, sagt Museumsdirektorin<br />

Sylvie Zaidman.<br />

Während die Kollaboration, die<br />

aktiveTeilnahme an der Judenverfolgung<br />

und die Massenfestnahmen<br />

bei der Razzia am Wintervelodrom<br />

durchaus zu Wort kommen, liegt der<br />

größere Fokus auf der Résistance.<br />

Erstmals kann der Bunker 20 Meter<br />

unter Straßenniveau besichtigt werden,<br />

in dem HenriRol-Tanguy,einer<br />

der Résistance-Chefs, ab20. August<br />

1944 seinen Kommandoposten eingerichtet<br />

hatte – samt Fahrrädern,<br />

um notfalls Strom erzeugen zu können.<br />

Neben Videos von Zeitzeugen,<br />

<strong>Zeitung</strong>stitelseiten oder Plakaten<br />

nimmt der Alltag der Pariser Bevölkerung<br />

im Zweiten Weltkrieg viel<br />

Raum bei der Dauerausstellung ein.<br />

Die deutschen Besatzer, die sich<br />

in den schicksten Hotels der Stadt<br />

eingerichtet hatten und das Kulturangebot<br />

genossen, wurden von den<br />

meisten Menschen demnach mehr<br />

schlecht als recht erduldet. Sie warteten,<br />

so wie Marguerite Sabaut, die<br />

sich in dieser Zeit ein Kleid in den<br />

Farben der französischen Trikolore,<br />

bedruckt mit Symbolen wie dem Eiffelturm,<br />

schneiderte, in der Hoffnung,<br />

es einmal tragen zu können.<br />

Was sie auch tat – am 26. August<br />

1944, als sie in der Masse stehend<br />

Charles de Gaulle zujubelte.<br />

Alle Informationen:<br />

www.museeliberation-leclerc-moulin.paris.fr<br />

Eine Spur der Zerstörung<br />

Ausländische Museumsdirektoren sollten Italiens Museen moderner machen. Nun verlassen sie allerdings das Land<br />

VonAnnette Reuther<br />

Cecilie Hollberg hat Michelangelos<br />

David-Skulptur umsorgt und<br />

umhegt. Siehat das Museum, in dem<br />

eines der bekanntesten Kunstwerke<br />

der Welt steht, ins 21. Jahrhundert<br />

befördert und gegen lähmende Bürokratie<br />

gekämpft. In die Galleria<br />

Dell’Accademia in Florenz kamen in<br />

den vergangenen vier Jahren mehr<br />

Besucher als jemals zuvor. Doch der<br />

scheidenden Regierung in Rom gefiel<br />

ihr Vorgehen offenbar nicht. Nun<br />

wurde Hollbergentlassen. Undsie ist<br />

nicht die einzige ausländische Museumsdirektorin,<br />

die Italien verlässt.<br />

„Es ist alles so absurd, im Juni wurde<br />

mir noch eine Verlängerung angeboten.<br />

Man hat mir keinerlei Begründung<br />

für die jetzige Entscheidung<br />

genannt“, sagt die Historikerin aus<br />

Niedersachsen der Deutschen<br />

Presse-Agentur.<br />

Die Galleria soll nun mit der Gemäldegalerie<br />

der Uffizien in Florenz<br />

zusammengelegt werden. DieRegierung<br />

aus Fünf-Sterne-Bewegung<br />

und rechter Lega habe„eine Spur der<br />

Zerstörung“ hinterlassen, indem ihrem<br />

und anderen Museen Autonomie<br />

genommen wurde, sagt Hollberg.<br />

IhrVertrag lief noch bis November,<br />

Ärger gab es allerdings schon<br />

länger. Kulturminister Alberto Bonisoli<br />

von der Fünf-Sterne-Bewegung<br />

soll über die Besetzung eines Postens<br />

entscheiden. Offenbar gilt das<br />

aber nicht in Italien, wo seit Sommer<br />

vergangenen Jahres eine Regierung<br />

am Werk war, unter der Nationalismus<br />

salonfähig wurde.Vor allem der<br />

Innenminister Matteo Salvini verbreitet<br />

unter großem Beifall des Volkes<br />

den Slogan „Italiener zuerst“.<br />

„Die Töne gegen uns Ausländer<br />

sind immer rauer geworden. Wir ijsind<br />

nicht mehr erwünscht“, sagte<br />

der Österreicher Peter Assmann, der<br />

das Museum im Palazzo Ducale in<br />

Mantua leitete.„Auf einmal heißt es<br />

überall ,Italia nostra’,,Unser Italien’,<br />

führte er im Magazin Spiegel aus.<br />

„Ich sehe Parallelen zur Machterhielt<br />

nichts von der Reform seines<br />

sozialdemokratischen Vorgängers.<br />

Mit dieser wurden vor vier Jahren<br />

erstmals ausländische Direktoren in<br />

Italiens größten staatlichen Museen<br />

zugelassen. Eine Revolution in einem<br />

Land, in dem Ministerialbürokratie<br />

den Sprung in die Moderne oft<br />

verhinderthatte.<br />

Die Kritik war damals groß. Aber<br />

in welchem modernen Land gibt es<br />

das eigentlich noch, dass darüber<br />

diskutiertwird, ob ein Deutscher,ein<br />

Engländer, ein Amerikaner oder ein<br />

Italiener ein Museum besser führen<br />

kann? Der Kunstbetrieb ist seit langem<br />

vor allem eines: international.<br />

Die Qualität, nicht die Nationalität,<br />

greifung der Faschisten vor dem<br />

Zweiten Weltkrieg. Salvini posiert<br />

und redet wie Mussolini.“ Auch Assmann<br />

verlässt Italien, er geht im November<br />

nach Innsbruck.<br />

Einanderer Deutscher,der Italien<br />

den Rücken kehrt, ist der Kunsthistoriker<br />

Eike Schmidt. Er verlässt die<br />

Uffizien in Florenz und wechselt ans<br />

Kunsthistorische Museum in Wien.<br />

Die Entscheidung hat er allerdings<br />

schon vor rund zwei Jahren gefällt –<br />

also vor dem Antritt der Populisten-<br />

Regierung. Hingegen wurde der Vertrag<br />

des deutschen Archäologen<br />

Gabriel Zuchtriegel bei der Ausgrabungsstätte<br />

Paestum verlängert. Unklar<br />

ist nun, was mit der „Gegenreform“<br />

von Kulturminister Bonisoli<br />

passiert: Italien steckt in einer Regierungskrise.<br />

Die Allianz aus Sternen<br />

und Lega ist diese Woche geplatzt.<br />

Eine neue Regierung ist noch nicht<br />

in Sicht. Es könnte also durchaus die<br />

Gegenreform der Gegenreform geben.<br />

Hollberg vermutet, dass die<br />

scheidende Regierung noch schnell<br />

dasWerk derVorgängerregierung zunichte<br />

machen wollte. „Politik und<br />

Kultur haben nichts miteinander zu<br />

tun“, sagt Hollberg. „Kultur braucht<br />

Kontinuität und kann nicht an Politik<br />

gebunden sein.“ Vorallem nicht<br />

in Italien, wo Regierungen so häufig<br />

wechseln. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 23<br />

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Feuilleton<br />

Von<br />

Müttern<br />

und Töchtern<br />

Cover-Abend: Lisa Bassenge<br />

in der Bar jeder Vernunft<br />

VonTorsten Wahl<br />

Über den Titel sollte sie noch mal<br />

nachdenken. „Mothers“ hat<br />

Lisa Bassenge ihr neues Programm<br />

genannt, das nächstes Jahr als Album<br />

erscheint und das sie in der Bar<br />

jeder Vernunft erstmals präsentierte<br />

–imPublikum auch ihre Mutter, die<br />

aus dem Iran stammt. Doch nicht<br />

um die gebärenden Frauen soll es<br />

gehen, sondern um Songwriterinnen,<br />

die sie geprägt haben, erklärtsie<br />

zu Beginn. Das erste Stück „Joanna“<br />

stammt von Popdiva Lady Gaga, die<br />

deutlich jünger ist als Lisa Bassenge.<br />

Später singt Bassenge,die selbst drei<br />

Kinder hat, noch das Stück „All The<br />

Good Girls Go To Hell“ vomUS-Teenie-Star<br />

Billie Eilish –die könnte ihre<br />

Tochter sein. Mehr als hundertJahre<br />

älter dagegen ist der Folkklassiker<br />

„Freight Train“ vonElisabeth Cotten.<br />

DieOriginale der Mütter,Schwestern<br />

und Töchter schlagen auch stilistisch<br />

einen weiten Bogen, vom<br />

Country der Loretta Lynn bis zum<br />

Dance-Pop von Robyn. In der Interpretation<br />

von Lisa Bassenge aber<br />

werden sie alle zu ihren eigenen,<br />

meist melancholisch eingefärbten<br />

Stücken. Im Verlaufe ihrer fast 20-<br />

jährigen Karriere, in der sie auch mit<br />

eigenen Songs bekannt wurde, war<br />

sie meist zwischen Elektro-Pop,<br />

Chanson und Blues zu Hause –aktuell<br />

hat sie ihren Balanceregler wieder<br />

weit in Richtung Jazz geschoben.<br />

Mitdem dänischen Kontrabassisten<br />

Andreas Lang, mit dem sie auch<br />

verheiratet ist, und dem schwedischen<br />

Pianisten Jacob Karlzon hat<br />

sie zwei Begleiter gefunden, die die<br />

Essenz der Songs herausarbeiten.<br />

Das gelang ihnen schon beim stilistisch<br />

ähnlichen Vorgängeralbum<br />

„Borrowed And Blue“ –diese Stimmungslage<br />

passt auch zu „Mothers“.<br />

Live darf vor allem Karlzon seinem<br />

Virtuosentum freien Lauf und mit<br />

hämmernden Soli die Songstrukturenweit<br />

hinter sich lassen.<br />

Kann sich an Joni Mitchell messen:<br />

Lisa Bassenge.<br />

DOVILE SERMOKAS<br />

Lisa Bassenge klebt mit den Augen<br />

anfangs am Textbuch und ihre<br />

Moderation wirkt unfertig. Das wird<br />

sicher noch gelassener,und schon in<br />

der zweiten Hälfte des Abends kann<br />

sie sich auch in eigene Lieblingsnummern<br />

hineinlegen, etwa in<br />

„Why“ vonAnnie Lennox, dem wohl<br />

bekanntesten Stück ihrer„Mothers“-<br />

Auswahl. Hier hat man auch mal die<br />

Chance, die bekannte Version im<br />

Kopf mit der Interpretation von<br />

Bassenge zu vergleichen –das macht<br />

ja den Reiz eines Cover-Abends aus.<br />

Dass Lisa Bassenge den Abend<br />

mit zwei Stücken von Joni Mitchell<br />

beschließt, auf „Song To Seagull“<br />

folgt„Woodstock“, deutet an, dass ihr<br />

diese musikalische Mutter vielleicht<br />

am nächsten –und sie ist eine der<br />

wenigen Sängerinnen in Deutschland,<br />

die sich an ihr auch messen<br />

kann. Zugleich lädt „Mothers“ zu einer<br />

Entdeckungsreise ein: Am nächsten<br />

Morgen werden wohl viele bei<br />

Spotify nachhören, wie die Originale<br />

von Irene Kitchings oder Janis Ian<br />

überhaupt geklungen haben.<br />

Lisa Bassenge: Mothers 23.8., 20 Uhr,<br />

Bar jeder Vernunft, Schaperstr.24<br />

Da sein<br />

Jeff Tweedy,Kopf der Alternativrockband Wilco, blickt auf die ersten fünfzig Jahre seines Lebens zurück<br />

VonFrank Junghänel<br />

Was Jeff Tweedy von<br />

anderen Rockstars<br />

unterscheidet, ist die<br />

Tatsache, dass er<br />

kein Rockstar ist. Er ist Songwriter,<br />

Musiker,Sänger und Frontmann der<br />

Rockband Wilco,mit der er ein gutes<br />

Dutzend Platten aufgenommen hat.<br />

Er ist zudem als Solist aktiv, betreibt<br />

etliche Nebenprojekte und musiziert<br />

mit seinen Söhnen Spencer und<br />

Sam. Als Produzent hat er drei Alben<br />

der Soulikone Mavis Staples betreut,<br />

er war mit dem Folkheroen Richard<br />

Thompson im Studio und hat einen<br />

Stapel Liedtexte vonWoody Guthrie<br />

vertont. Jeff Tweedy ist seit mehr als<br />

einem halben Jahrhundert eine<br />

Schlüsselfigur der amerikanischen<br />

Independent-Szene,aber im Grunde<br />

genommen kennt ihn kein Mensch.<br />

Bisauf all jene natürlich, die seine<br />

Musik lieben. Sie werden auch seine<br />

Memoiren lieben, die er im jungen<br />

Alter von gerade einmal 52 Jahren<br />

veröffentlicht. „Als ich klein war,<br />

sagte mein Vater immer dann, wenn<br />

seine Präsenz irgendwo außerhalb<br />

seiner Komfortzone verlangt war:<br />

,Let’s go, sowecan get back’.“Soerklärt<br />

sich der Titel des Buches. Auf<br />

geht’s,dann können wir bald wieder<br />

umkehren. Dieses Zögerliche,dieses<br />

familiär ererbte Bestreben die Dinge<br />

nett und schlecht zu belassen, zieht<br />

sich durch das ganze Buch. Tweedys<br />

Leben ist geprägt von Ängsten und<br />

Depressionen, Abhängigkeiten und<br />

„fehlangepasstem Verhalten“, wie er<br />

es nennt. Die Zone persönlichen<br />

Wohlbefindens muss er gar nicht<br />

verlassen, sie ist ihm völlig fremd.<br />

Ein Unbehagen bleibt immer, selbst<br />

in den Momenten des Glücks. Das<br />

Schreiben habe ihm geholfen, einige<br />

jener Erinnerungen etwas genauer<br />

zu betrachten, die er unter normalen<br />

Umständen besser nicht aus dem<br />

Gedächtnis hervorgekramt hätte. So<br />

erfüllt sein Buch für ihn auch einen<br />

therapeutischen Zweck, was man in<br />

einigen Passagen deutlich bemerkt.<br />

Gegen eine Annahme verwahrt<br />

sich der einiges an Leid tragende<br />

Künstler jedoch sehr: „Ich glaube<br />

nicht, dass es Leid braucht, um bedeutende<br />

Kunst zu erschaffen. Im<br />

Gegenteil, ich hasse diese Idee. Ich<br />

finde sie schwachsinnig. Ich glaube,<br />

dass alle Menschen tiefes Leid erfahren.<br />

Ich glaube, dass Künstler trotz<br />

ihres Leides kreieren, nicht wegen.“<br />

Der Musiker und Songwriter Jeff Tweedy.<br />

LESEN & HÖREN<br />

Jeff Tweedy:<br />

Let’sGo(So We Can Get Back), Aufnehmen und Abstürzen mit Wilco etc.<br />

Ausdem Englischen vonTino Hanekamp. Kiepenheuer&Witsch, Köln 2019.<br />

304 Seiten, 22 Euro<br />

Live: Am 12. September spielen Wilco im <strong>Berliner</strong> Tempodrom.<br />

Album: Die neue LP vonWilco heißt „Ode to Joy“ und erscheint am 4. Oktober.<br />

Kalter Stahl<br />

WARNER/WHITTEN SABBATINI<br />

Das klingt alles ziemlich traurig<br />

und so liest es sich streckenweise<br />

auch, aber Tweedy ist ein viel zu kluger<br />

Entertainer, umnicht zu wissen,<br />

was er seinem Publikum schuldig ist.<br />

„Niemand verfügt über genügend<br />

entbehrliches Einkommen, um es<br />

für das Memoireeines mäßig erfolgreichen<br />

Indie-Rock-Verfechters zu<br />

verschwenden, wenn dieses nicht<br />

mindestens ein bisschen gute Unterhaltung<br />

liefert.“ Mäßig erfolgreich?<br />

Zwei Grammys,immerhin.<br />

Seine Lebensgeschichte beginnt<br />

in Belleville,einer Stadt im südlichen<br />

Illinois,mitten in einer Krise,die die<br />

sterbenden Produktionszentren des<br />

Mittleren Westens bis heute im Griff<br />

hat. Seine Vater arbeitete bei der<br />

Bahn und interessierte sich nicht für<br />

den Sohn, seine Mutter saß vor dem<br />

Fernseher und rauchte.„Mein Eltern<br />

taten mir leid. Aber damals noch<br />

nicht.“ Es sind Sätzewie diese,kleine<br />

Dissonanzen, die die literarische<br />

Qualität des Buches ausmachen.<br />

Wenn Tweedy vonseiner Kindheit in<br />

einem minderbegüterten Haushalt<br />

erzählt, vonseinem Alkoholikervater<br />

und seiner unglücklichen Mutter,<br />

dann klingt kaum Bitterkeit an, sondernviel<br />

Liebe.Nachträgliche Liebe,<br />

was alles so schwer erträglich macht.<br />

Denn nun sind die Elterntot.<br />

Als Teenager gründete er seine<br />

erste Band, aus der später die<br />

Gruppe Uncle Tupelo wurde,mit der<br />

er und sein Jugendfreund Jay Farrar<br />

das Genredes Countrypunkrock definierten.<br />

1994 löste sich die Band,<br />

deren künstlerischer Einfluss auf die<br />

Indie-Rockszene diametral zu ihrem<br />

kommerziellen Erfolg bemessen<br />

war,unter Schmerzenwieder auf. Es<br />

ist das Ende einer Beziehung.<br />

„,Warum hasst du mich?’, fragte ich<br />

Jay.“Tweedy bekommt eine Antwort,<br />

die den Kern seines Wesens trifft.<br />

Dann beginnt die Zeit vonWilco,<br />

eine Metamorphose, die von dem<br />

großen Rockmanifest „Being There“<br />

(Da sein) bis hin zu gebrochenen<br />

Werken wie „Yankee Hotel Foxtrott“<br />

und „A Ghost Is Born“ führt. All das<br />

wirdhier ausführlich besprochen.<br />

Es beginnt aber auch die Zeit der<br />

Opiate, die der seit seiner Kindheit<br />

an Migräne leidende Tweedy<br />

schluckt, bis er nicht mehr er selbst<br />

ist. Er weist sich in die Nervenklinik<br />

ein. „Und dann bekam ich Hilfe.Das<br />

ist vielleicht das Einzige an mir, das<br />

mir wahrhaft einzigartig erscheint.“<br />

Am Ende bleibt Dankbarkeit.<br />

Der australische Regisseur Grant Sputore behandelt in seinem Regiedebüt „I am Mother“ das Leben nach der Apokalypse<br />

VonThomas Klein<br />

Sie ist intelligent und hübsch, interessiert,<br />

aber folgsam, sie bastelt<br />

mit Geschick Origami-Figuren<br />

und tanzt gern: Eine bessereTochter<br />

(Clara Rugaard) können sich keine<br />

Eltern wünschen. Und ihre Mutter<br />

ist auch sehr stolz auf sie.Von einem<br />

Vater sieht man nichts, die Mutter<br />

selbst ist ein nur vage menschenähnlicher<br />

Roboter. Und ihreTochter<br />

(Namen hat niemand in diesem<br />

Film) war nur eine von den 63 000<br />

Embryonen, die für den Katastrophenfall<br />

in einem technisch hochgerüsteten<br />

Bunker eingelagertwurden.<br />

Die Maschinen-Mutter hat sie<br />

Mensch werden lassen, jetzt ist die<br />

Tochter ein Teenager. Die Alleinerzieherin<br />

und das Menschenkind haben<br />

ein vertrauliches,fast liebevolles<br />

Verhältnis zueinander, die eine unterzieht<br />

sich ohne Murren den regelmäßigen<br />

Tests,die anderebeantwortet<br />

alle Fragen. Auch die nach dem<br />

draußen: Da draußen warte der Tod,<br />

berichtet die Mutter, eine vergiftete<br />

Erde,kein Lebensraum für die junge<br />

Frau. Irgendwann sollen andereEmbryonen<br />

heranwachsen, dann hat<br />

die Tochter nicht nur eine Mutter,<br />

sondernauch eine Familie.<br />

Mutter-Tochter-Beziehung der besonderen Art: Clara Rugaard als Teenager.<br />

Düster und bedrückend ist der<br />

Bunker mit seinen endlosen Gängen,<br />

wenig menschlich ist das aus<br />

Servomotoren, Lampen und Kameraszusammengesetzte<br />

„Gesicht“ der<br />

Mutter. Doch die Tochter fühlt sich<br />

sicher und geborgen.<br />

Aber dann dringt die Außenwelt<br />

in den Bunker ein. Erst eine Maus,<br />

die die Tochter entdeckt, während<br />

sich die Mutter wie in jeder Nacht an<br />

eine Maschine angestöpselt regeneriert.<br />

Istein Leben draußen vielleicht<br />

doch möglich? Pragmatisch nimmt<br />

die Mutter ihr den Nager ab,die Toxi-<br />

NETFLIX<br />

kologie-Werte der Umwelt seien immer<br />

noch tödlich, sagt sie.Die Maus<br />

vernichtet sie als potenziellen Seuchenherd<br />

in einem Industrieofen.<br />

Doch dann steht irgendwann eine<br />

Frau (HilarySwank) an der Schleuse,<br />

angeschossen, halbtot, verzweifelt.<br />

Die Tochter lässt sie in den Bunker<br />

ein, versucht ihr zu helfen. Doch das<br />

geht nicht gut. Undsosteht dieTochter<br />

bald zwischen der Fremden, die<br />

voller Hass vonden wenigen überlebenden<br />

Menschen draußen ist, und<br />

ihrer Mutter, die den Gast gutmütig,<br />

aber auch energisch behandelt.<br />

Klar,dass hier niemand die ganze<br />

Wahrheit erzählt. Lügen verwirren<br />

die Tochter –die junge ClaraRugaard<br />

beweist in diesem Film ihr großes<br />

Talent in einer schwierigen Rolle.<br />

Der australische Regisseur Grant<br />

Sputore, der zuvor in der Werbung<br />

gearbeitet hat, beweist in seinem Regiedebüt<br />

„I am Mother“ viel gestalterisches<br />

Geschick –kalt ist der Edelstahl<br />

des Bunkers,schwarzder Sand<br />

einer post-apokalyptischen Einöde.<br />

Nur die Emotionalität und die<br />

echten Sinnfragen gehen dem Filmemacher<br />

und seinem Werk etwas<br />

verloren: Die Konflikte wirken oft zu<br />

geradlinig, es fehlt an Spannung in<br />

dieser Dreier-Konstellation. Seltsam<br />

nüchtern wirkt der Film. Und auch<br />

das finstere Ende, ein angeblicher<br />

Neuanfang für die Menschheit unter<br />

eigentlich inhumanen Bedingungen,<br />

hallt eigentlich nur im Kopf des<br />

Zuschauers nach. Etwas nachdenklich<br />

ist man nach „I am Mother“,<br />

aber nicht wirklich berührt.<br />

IamMother Australien 2019.Regie:Grant<br />

Sputore, Drehbuch: Michael Lloyd Green, Kamera:<br />

Steve Annis,Schnitt: SeanLahiff, Musik:<br />

Dan Luscombe &AntonyPartos, Darsteller:Clara<br />

Rugaard,Hilary Swank, LukeHawkeru.a.; Farbe,<br />

113 Minuten.FSK: ab 12 Jahren<br />

NACHRICHTEN<br />

15 Jahre Medienboard:<br />

5000 Filme gefördert<br />

Anlässlich des 15-jährigen Bestehens<br />

des Medienboards Berlin-<br />

Brandenburg, würdigten Berlins Regierender<br />

Bürgermeister Michael<br />

Müller und Brandenburgs Ministerpräsident<br />

Dietmar Woidke (beide<br />

SPD) die gemeinsame Wirtschaftsförderung<br />

der beiden Länder in diesem<br />

Fall bei einer Presseveranstaltung<br />

am Donnerstag als Erfolgsmodell.<br />

Früher wäreBerlin etwas für das<br />

„schmutzige Off-Off-Kino“gewesen,<br />

resümierte Medienboard-Geschäftsführerin<br />

Kirsten Niehuus.Heute entstünden<br />

in der Region auch viele Kinohits.Für<br />

das Jahr 2018 verzeichnete<br />

das Medienboardinsgesamt<br />

5300 Drehtage in der Region. Aktuell<br />

liefen Arbeiten für Produktionen wie<br />

„Hausen“ vonThomas Stuber,<br />

„Sløborn“ vonChristian Alvartund<br />

für die dritte Staffel der Netflix-Serie<br />

„Dark“. Seit seiner Gründung 2004<br />

habe das Medienboard440 Millionen<br />

Euro an rund 5000 Film- und<br />

Neue-Medien-Projekte vergeben.<br />

(dpa)<br />

Anzeige<br />

75 MUSEEN<br />

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1TICKET<br />

WWW.LANGE-NACHT-DER-MUSEEN.DE<br />

#LNDMberlin<br />

Schäuble eröffnet<br />

Medienkonferenz M100<br />

Bundestagspräsident Wolfgang<br />

Schäuble hält in diesem Jahr die<br />

Hauptrede bei der Medienkonferenz<br />

und Medienpreisverleihung M100.<br />

Dasteilten die Organisatoren am<br />

Donnerstag mit. Siewidmet sich am<br />

17. September im Orangerieschloss<br />

im Potsdamer Park Sanssouci dem<br />

Thema„FromPipedream to Reality –<br />

Democracy an the European Public<br />

Sphere“ (Vom Wunschtraum zur<br />

Realität –Demokratie und die europäische<br />

Öffentlichkeit). Zu der Konferenz<br />

werden mehr als 60 Chefredakteure,<br />

Historiker und Politiker<br />

aus Europa und den USA erwartet.<br />

Derundotierte Preis wirdseit 2005<br />

jährlich an international wirkende<br />

Persönlichkeiten verliehen. (dpa)<br />

TOP 10<br />

Eine Gemeinschaftsveranstaltung<br />

der<br />

<strong>Berliner</strong> Museen mit<br />

Mittwoch, 21. August<br />

MUSEEN<br />

NEUDABEI!<br />

1 heute-journal ZDF 4,11 16 %<br />

2 Tagesschau ARD 4,08 17 %<br />

3 Meine fremde ... ARD 3,90 14 %<br />

4 heute ZDF 3,34 18 %<br />

5 Dakommst du ... ZDF 3,20 11 %<br />

6 SokoWismar ZDF 2,70 18 %<br />

7 RTL aktuell RTL 2,53 14 %<br />

8 GZSZ RTL 2,47 10 %<br />

9 Plusminus ARD 2,43 9%<br />

10 Die Spezialisten ZDF 2,31 10 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

Acud (✆ 44 35 94 97)<br />

20.00: Tell me your night dreams (Interaxia)<br />

ART Stalker (✆ 22 05 29)<br />

20.00: Portrait of an American Patriot (Beege<br />

Barkette)<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />

19.30: Felix Krull –Stunde derHochstapler<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />

20.00: Ein Mord wird angekündigt<br />

Brotfabrik (✆ 471 40 01)<br />

20.00: Das Programm<br />

Dock 11 (✆ 448 12 22)<br />

19.00: No Borders Festival: Re-flection /29/ Vortex<br />

(Yannis Adoniou /Sara SheltonMann)<br />

Fliegendes Theater (✆ 692 21 00)<br />

19.30: Berührungen<br />

Flughafengebäude Tempelhof (Columbiadamm 10)<br />

19.30: Die Schauspieler (aufBruch –Kunst Gefängnis<br />

Stadt)<br />

Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />

20.00: Die Männerfalle<br />

GarnTheater (✆ 78 95 13 46)<br />

20.30: Aufzeichnungen aus derUnruhe<br />

Globe Berlin Prolog-Bühne (Open Air)<br />

(✆ 54 90 51 92) 19.30: Romeo &Julia (Globe<br />

Ensemble Berlin)<br />

HAU1(✆25 90 04 27)<br />

19.00: Tanz im August: BodyConcert(Ambiguous<br />

Dance Company)<br />

HAU3(✆25 90 04 27)<br />

21.00: Tanz im August: OneTwoThreeOneTwo (Albert<br />

Quesada &Katie Vickers)<br />

Komische Oper Berlin (✆ 47 99 74 00)<br />

19.30: Roxy und ihr Wunderteam (Geschwister Pfister<br />

u. a.)<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(✆ 88 59 11 88) 20.00: Zuhause bin ich Darling<br />

Neuköllner Oper (✆ 68 89 07 77)<br />

20.00: Casting Clara<br />

Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />

19.30, 21.15: Parieté 2019 –Mehr als eine Gala<br />

Pierre Boulez Saal (✆ 47 99 74 11)<br />

20.16: TheGoldProjections I-IX<br />

Prime Time Theater (✆ 49 90 79 58)<br />

20.15: Gutes Wedding,schlechtes Wedding<br />

Radialsystem (✆ 288 78 85 88)<br />

21.00: Tanz im August –RE-PerspectiveDeborah Hay:<br />

The Match (Cullberg Ballet)<br />

22.30: Tanz im August –RE-PerspectiveDeborah<br />

Hay: ten<br />

Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />

20.00: Im Weißen Rössl<br />

Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />

20.00: Trust<br />

Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />

20.00: AntjeRietz&Band (Sommersprossen<br />

Serenade)<br />

Shakespeare CompanyBerlin (✆ 21 75 30 35)<br />

20.00: Der Kaufmann vonVenedig!<br />

Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />

19.00 Festsaal: Tanz im August: #PUNK 100% POP<br />

*N!GGA (Nora Chipaumire)<br />

Theater an der Museumsinsel (✆ 47 01 89 49)<br />

18.00: Die Vögel<br />

20.00: Faust –Schönheit, Liebe, Arbeit<br />

ufaFabrik (✆ 75 50 30)<br />

20.00 überdachte Freilichtbühne: Die Bergwerkezu<br />

Falun (Ton &Kirschen Wandertheater)<br />

Uferstudios (✆ 46 06 08 87)<br />

19.00 Studio 1: Offshore (Monica Duncan &Martin<br />

Hiendl)<br />

Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />

19.00: Tanz im August: Merce Cunningham Centennial<br />

–Berlin (CCN –Ballet de Lorraine &DANCEON<br />

ENSEMBLE)<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

1820 Bar (Rosa-Luxemburg-Str.41)<br />

20.00: CosmicComedy(Dharmander Singh, Neil<br />

Numb u. a.)<br />

Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />

19.30: All ShookUp! –Shakespeare meets Elvis<br />

(Gastspiel <strong>Berliner</strong> StageCompanye.V.)<br />

<strong>Berliner</strong> Schnauze –MundArt&Comedy Theater<br />

(✆ 017 95 34 66 96) 20.00: Mit Schnucki nach<br />

Kentucki (MargaBach &NorbertSchultz)<br />

BKA (✆ 202 20 07)<br />

20.00: Besetzungscouch –die Suche nach der<br />

wahren Liege(Kaiser &Plain)<br />

BühnenRausch (✆ 44 67 32 64)<br />

20.00: Schnitzeljagd –ein Impro-Krimi (Tante EDMAs<br />

ImproLounge)<br />

23.00: Late Night Impro #6 –Abgründe und<br />

Höhepunkte<br />

Distel (✆ 204 47 04)<br />

20.00: Zirkus Angela<br />

Estrel Festival Center (✆ 68 31 68 31)<br />

20.30: Elvis –Das Musical (Grahame Patrick &The<br />

Stamps Quartet)<br />

Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />

20.00: Der Tod&YeoMen (Der Tod&YeoMen)<br />

Quatsch Comedy Club (✆ 47 99 74 13)<br />

20.00: Die LiveShow(Cüneyt Akan, RobertAlan,<br />

Lukas Wandke, Mark Britton, Mod.: Stephan Bauer)<br />

Ratibortheater (✆ 618 61 99)<br />

20.30: Gute Wahl (Die Gorillas)<br />

Scheinbar Varieté (✆ 784 55 39)<br />

20.00: Open StageVarieté (Horst Blue (Mod.)<br />

Spree- &Havelschifffahrt (Schiffbauerdamm 12)<br />

19.30: Mörderische Spreefahrt–Der erste Dinner-Krimi<br />

auf der Spree (Ensemble artdeshauses).Anm. erf.<br />

StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />

19.30: The Band –Das Musical<br />

Tempelhofer Feld (Platz der Luftbrücke5)<br />

18.30: 5. Berlin Circus Festival: Flaque (Compagnie<br />

Defracto (FR)<br />

18.30: 5. Berlin Circus Festival: The greatest and 2nd<br />

smallest circus in the world(Brunette Bros. (CAT)<br />

20.00: 5. Berlin Circus Festival: ADHD (Cirk la Putyka<br />

(CZ)<br />

Varia Vineta (✆ 43 72 32 44)<br />

20.00: Pankow Ahoi! (Club der Impronäre)<br />

Washingtonplatz<br />

15.00: Berlin lacht! Kulturbahnhof am Hauptbahnhof<br />

Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />

20.00: Früher war ich älter (Horst Evers)<br />

KLASSIK<br />

<strong>Berliner</strong> Dom (✆ 20 26 91 36)<br />

20.00: Sarah Kim, Ausfernen Galaxien! –14.<br />

Internationaler Orgelsommer 2019, Werkevon Saint-<br />

Saëns, Mussorgsky,Holst<br />

BLO-Ateliers (✆ 55 66 93 93)<br />

18.00: BERLIN is not BAYREUTH,Vol 1: Tannhäuser<br />

Freilichtbühne an der Zitadelle (✆ 333 40 22)<br />

20.00: Michael Jackson Tribute Show–This is Michael<br />

Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />

18.15: Einführung (<strong>Berliner</strong> Philharmoniker)<br />

19.00: <strong>Berliner</strong> Philharmoniker,Rundfunkchor Berlin,<br />

Solist*innen: Marlis Petersen, Elisabeth Kulman,<br />

Benjamin Bruns, Kwangchul Youn, Ltg.Kirill Petrenko,<br />

AntrittskonzertKirill Petrenko, Alban Berg: Symphonische<br />

Stückeaus derOper „Lulu“; Ludwig van<br />

Beethoven: Symphonie Nr.9d-Moll op.125 mit dem<br />

Schlusschor über Schillers Ode „Andie Freude“<br />

St. Marien-Kirche Mitte (✆ 242 44 67)<br />

13.30: Orgel zur Mittagszeit<br />

Sühne-Christi-Kirche (Toeplerstr.3)<br />

20.00: Martin L. Carl(Orgel), Werkeder Romantik von<br />

Lefébure-Wély,Franck, Mulet<br />

Lesebühne<br />

Großes<br />

hat jetzt<br />

seinen Auftritt<br />

Der Ursprung des gerade<br />

erschienenen Buches<br />

„Ansichten in stillem Blau“<br />

(Treibgut) war eine Kolumne<br />

über eine Computerwerkstatt.<br />

Sie erschien 2017 in der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>, und ein Maler ließ<br />

sich davon zu einem Bild von<br />

einem Mozzarella-Firefox inspirieren.<br />

Die Autorin ist BarbaraWeitzel,<br />

der Maler Kornelius<br />

Wilkens,und aus dem ersten<br />

Funken sind viele geworden.<br />

Immer begegnen sich<br />

dabei Worte und Bilder, Lyrik<br />

und Wasserfarben. „Endlich<br />

Nacht. Wer klein ist schläft.<br />

Großes – Kummer, Fragen,<br />

Reue – hat jetzt seinen Auftritt“,<br />

schreibt BarbaraWeitzel,<br />

Kornelius Wilkens malt das<br />

Fluchtauto. Andiesem Freitag<br />

ist BarbaraWeitzel zu Gast bei<br />

DEO,der an jedem 23. stattfindenden<br />

Lesebühne „Des Esels<br />

Ohr“. Es lesen auch Franziska<br />

Hauser und Susanne Schirdewahn.<br />

Susanne Lenz<br />

DEO 20 Uhr,WerketageSaarbrücker<br />

Str.24, Haus C, ganz oben, Eintritt frei,<br />

Spenden erwünscht<br />

Kasper König, Patron der<br />

derzeit wohl bekanntesten<br />

Kunstdynastie der Republik,<br />

ist ein furchtloser,humoriger,<br />

bisweilen aneckend skurriler<br />

Mann. Gewaschen mit allen Museums-<br />

und Kuratorenwassern, gibt<br />

der Museumsbarde und Weltweit-<br />

Kurator sich umtriebig mit seinen 75<br />

Lenzen wie ein junger Spund, selbstironisch-exzentrisch<br />

von den Jeans-<br />

Stresemann-Streifen des Anzugs bis<br />

zu den bunten Schuhen.<br />

So sah ich ihn vor ein paar Tagen<br />

vor einem monumentalen Bild in<br />

der einstigen Kreuzberger Kirche St.<br />

Agnes, seit Jahren die Galerie von<br />

Kasper Königs jüngerem Sohn Johann:<br />

Leo, der ältere, betreibt eine<br />

Galerie in New York. Die Künstler<br />

hinter dem geheimnisvollen Label<br />

Susi Pop machten Géricaults „Floß<br />

der Medusa“ von1819 zu einem magentafarbenen<br />

Siebdruck auf riesiger<br />

Leinwand. Kasper König wählte<br />

es für seine Schau in der Galerie des<br />

Sohnes, die er vom Albrecht-Dürer-<br />

Lebensfazit:„Was aber die Schönheit<br />

sei, das weiß ich nit“, auf Englisch<br />

„What beauty is, Iknow not“ übernimmt,<br />

gleichsam als Altarbild an<br />

Blick aufs„Floß der Medusa“ der geheimnisvollen Susi Pop, 2019<br />

(nach Gericaults Gemälde von 1819) ,sowie weitere Werke GAL. J. KÖNIG<br />

Frag nach bei Dürer<br />

Wenn der Vaterbei dem Sohne eine Ausstellung macht:<br />

Kasper König und sein Kunst-Kosmos in St. Agnes<br />

Ingeborg Ruthe<br />

hat großes Vergnügen, gepaartmit Erkenntnisgewinn,<br />

in dieser Ausstellung<br />

des renommierten Museumsmannes<br />

und Kunstprofessors Kasper König,75,<br />

in einer kommerziellen <strong>Berliner</strong> Galerie.<br />

Die gehörtseinem Sohn und war zudem<br />

einst eine katholische Kirche.<br />

der Hauptwand in der oberen Halle<br />

vonSt. Agnes.<br />

Wasfür ein politisches Bild! Das<br />

hier zitierte Original im Pariser<br />

Louvreist genau200 Jahrealt und erzählt<br />

von einem ungeheuerlichen<br />

Vorfall, einem Zivilisationsbruch vor<br />

der Kulisse der französischen Aufklärung:<br />

Ein unfähiger Kapitän setzt<br />

sein Verkehrsschiff, die „Medusa“,<br />

auf Grund, die Rettungsboote reichen<br />

nicht, ein Floß wirdgebaut, für<br />

150 Leute. Aber die Landung scheitert,<br />

alle hungern, werden zu Kannibalen.<br />

Kasper Königsiehtinder Susi-<br />

Pop-Paraphrase womöglich eine Art<br />

Menetekel, nämlich das oft Vergebliche<br />

der Aufklärung. Und der Utopie<br />

von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.<br />

Und der Vernunft –angesichts<br />

der an vielen Orten so heillosen aktuellen<br />

Weltsituation.<br />

Am anderen Ende des oberen<br />

noch immer sakralen Raumes steht<br />

noch eine weitere Paraphrase. Und<br />

zwar auf Albrecht Dürer und dessen<br />

Holzschnitt-Bauernsäule von 1525,<br />

das grafische Denkmal eines vonden<br />

Bütteln der Großgrundbesitzer erdolchten<br />

Bauern im Großen Deutschen<br />

Bauernkrieg. Dürer stellte sich<br />

„Joh<br />

Blum<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Und wer nimmt<br />

den Hund? 14.45; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

16.45, 20.30<br />

Cinema Paris (✆ 881 31 19) Leid und Herrlichkeit<br />

15.30,20.30; Das zweite Lebendes MonsieurAlain<br />

18.10<br />

Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Once Upon a<br />

Time in...Hollywood 16.30,20.00<br />

Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Once Upon aTime<br />

in... Hollywood (OF) 14.00, 15.30, 17.30, 20.15,<br />

21.00, 21.50; Paranza: Der Clan der Kinder –La<br />

paranza dei bambini (OmU) 17.45, 22.00; Gloria:<br />

Das Leben wartet nicht –Gloria Bell (OmU) 14.50,<br />

17.10,19.30; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria<br />

(OmU) 14.15, 19.00, 21.30; Und wer nimmt den<br />

Hund? 15.45, 17.50, 20.00; Paranza: Der Clan<br />

der Kinder 14.00, 16.30, 19.00, 21.30; Ich war<br />

zuhause, aber...13.30, 16.45; Blinded by the Light<br />

(OmU) 15.15, 21.30; Es gilt das gesprochene Wort<br />

19.00<br />

Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Und wer nimmt<br />

den Hund? 18.00; Blinded by the Light 20.00;<br />

Fisherman‘s Friends –Vom Kutter in die Charts<br />

17.45; Und wer nimmt den Hund? 20.15<br />

Kant Kino (✆ 319 9866) Gloria: DasLeben wartet<br />

nicht 15.30, 18.00, 20.30; AToy Story: Alles hört<br />

auf kein Kommando 15.45; Das zweite Leben des<br />

MonsieurAlain 15.30,20.30; Leid und Herrlichkeit<br />

18.00; Yesterday 16.00; AToy Story: Alles hört auf<br />

kein Kommando 18.30, 20.45; So wie dumich<br />

willst 15.15, 20.00; Photograph –Ein Foto verändert<br />

ihr Leben für immer 17.30; Leberkäsjunkie<br />

17.45; Der unverhoffte Charme des Geldes 20.00<br />

Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) Once Upon a<br />

Time in... Hollywood 13.30, 17.00, 20.30; Pets<br />

II 14.00; Once Upon aTime in... Hollywood (OF)<br />

16.00, 19.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

23.00; Die drei !!! 14.20; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood 16.45, 20.15; AToy Story: Alles hört<br />

auf kein Kommando 14.45; 3D: Der König der Löwen<br />

17.10; Fast &Furious: Hobbs &Shaw 20.00,<br />

23.00; 3D: Der König der Löwen 14.30, 19.45; A<br />

Toy Story: Alles hört auf kein Kommando 17.15;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood (OF) 22.40; Der<br />

König der Löwen 15.00; IAmMother 17.45, 23.00;<br />

Blinded by the Light 20.20; Yesterday 13.50; Fast<br />

&Furious: Hobbs &Shaw 16.30; AToy Story:Alles<br />

hörtauf kein Kommando19.30; IAmMother21.45<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Das schönste<br />

Paar 11.00; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />

–AtEternity‘s Gate (OmU) 12.30; Fuck Fame<br />

–Die Geschichte von Elektropop-Ikone Uffie (OmU)<br />

14.30; Benjamin Blümchen 16.00; Unsere große<br />

kleine Farm 17.30; Free Solo (OmU) 19.00; The<br />

Dead Don‘t Die (OmU) 20.45; Burning –Beoning<br />

(OmU) 22.30; Cleo (OmenglU) 11.00; RamenShop<br />

–Ramen Teh (OmU) 12.45; Tolkien (OmU) 14.15;<br />

Made in China 16.15; Fisherman‘s Friends –Vom<br />

Kutter indie Charts (OmU) 17.45; Berlin, ILove You<br />

(OmU) 19.45; Endzeit (DFmenglU) 21.45; Macht<br />

das alles einen Sinn? –Und wenn ja –warum dauert<br />

essolange? 11.00; Sunset –Napszallta (OmU)<br />

12.45;Yoga: Die Kraft des Lebens –Debout (OmU)<br />

15.15; Pets II16.45; Yesterday 18.15; Leid und<br />

Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU) 20.15; Crawl<br />

(OF) 22.15<br />

Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 8129) Kroos 16.00;<br />

Ich war zuhause, aber... 18.15; Leid und Herrlichkeit<br />

–Dolor ygloria (OmU) 20.15; The Dead Don‘t<br />

Die (OmU) 22.30; Yoga: Die Kraft des Lebens –Debout<br />

(OmU) 16.00; Push –Für das Grundrecht auf<br />

Wohnen (OmU) 17.45; Congo Calling (OmU; m.Gespräch)<br />

19.30; Free Solo (OmU) 21.45<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz IMAX 3D: Wildes<br />

Madagaskar: Die Insel der Lemuren 13.45; Pets<br />

II 13.45; Berlin, ILove You 13.50; Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw 14.00, 17.00, 20.10, 22.00; Abikalypse<br />

14.00; 3D: AToy Story:Alles hört auf kein<br />

Kommando 14.00, 16.50; Benjamin Blümchen<br />

14.10; Der König der Löwen 14.15, 16.15, 19.10;<br />

Stuber –5Sterne Undercover14.20,17.15,19.40,<br />

22.10; Spider-Man: Far From Home 14.30, 17.30;<br />

Aladdin 14.30; Yesterday 14.40, 17.30; Good Boys<br />

14.45,17.10,19.45,22.15; AToy Story:Alles hört<br />

auf kein Kommando 14.45, 17.20, 20.00, 22.30;<br />

IMAX: Once Upon aTime in... Hollywood 15.15,<br />

19.00, 22.45; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

16.30, 19.40, 20.10; IAmMother 16.30, 19.15,<br />

22.00; 3D: Der König der Löwen 16.40; Blinded by<br />

theLight 16.50,19.30;Crawl 17.30, 20.30,22.30;<br />

Gloria: DasLeben wartetnicht19.30,23.15; Leberkäsjunkie<br />

20.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OF) 20.30, 22.20;Anna 22.15; John Wick: Kapitel<br />

III 23.00;Annabelle III 23.20<br />

Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Rocketman<br />

(OmU) 18.00; Yesterday (OmU) 20.15; OBeautiful<br />

Night (OmenglU) 22.30; Das melancholische Mädchen<br />

18.00; Endzeit (OmenglU) 19.45; Messer im<br />

Herz –Uncouteau dans le coeur (OmU) 21.30<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (✆ 04 51/703 02 00) Spider-Man: Far<br />

From Home13.30;Pets II 13.30; GoodBoys13.45,<br />

16.45, 20.10; Benjamin Blümchen 14.00; AToy<br />

Story: Alles hört auf kein Kommando 14.10, 16.50,<br />

19.40; 3D: Der König der Löwen 14.20, 17.10; Die<br />

drei !!! 14.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

16.15, 19.30, 20.00; Der König der Löwen 16.30;<br />

Fast &Furious: Hobbs &Shaw 16.40, 19.50; Stuber<br />

–5Sterne Undercover 17.20, 20.15; Leberkäsjunkie<br />

20.00<br />

Kino Kiste (✆ 998 74 81) Sowie du mich willst<br />

14.00;TKKG16.00;Fisherman‘sFriends–VomKutter<br />

in die Charts 17.55; Yesterday 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (✆ 038 71/211 4109) Once Upon<br />

aTime in... Hollywood 14.15, 17.00, 19.50; Fast<br />

&Furious: Hobbs &Shaw 14.20, 17.15, 20.00;<br />

3D: Der König der Löwen 14.20, 17.10; 3D: AToy<br />

Story: Alles hört auf kein Kommando 14.30; Benjamin<br />

Blümchen 14.40; Yesterday 14.45; Der König<br />

der Löwen 14.50, 16.50, 20.00; AToy Story:Alles<br />

hört auf kein Kommando 15.00, 17.30, 19.30;<br />

Good Boys 15.10,17.20,19.40; Stuber –5Sterne<br />

Undercover 17.30, 20.20; Spider-Man: Far From<br />

Home 17.40, 20.10; Crawl 17.40, 20.30; IAm<br />

Mother 19.45<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (✆ 61 60 96 93) A Once Upon aTimein...<br />

Hollywood (OmU) 15.30, 19.00, 22.30; B Blinded<br />

by the Light (OmU) 17.00, 19.30, 22.00<br />

fsk am Oranienplatz (✆ 614 24 64) Die Einzelteile<br />

der Liebe –Die Einzelteile der Liebe (OmenglU)<br />

17.45, 19.45; Congo Calling (OmU) 18.00; Ich war<br />

zuhause, aber... (OmenglU) 20.00; Acid –Kislota<br />

(OmU) 21.45; Das melancholische Mädchen 22.15<br />

Moviemento (✆ 692 47 85) Pets II 15.00; Checker<br />

Tobi und das Geheimnis unseres Planeten 17.00;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood (OmU) 19.00;<br />

Open Screening 22.00; Die Winzlinge:Abenteuer in<br />

der Karibik 11.00; Alfons Zitterbacke –Das Chaos<br />

ist zurück 13.15; Benjamin Blümchen 15.30; Cleo<br />

(OmenglU) 17.45; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 20.00; Tel Aviv OnFire (OmU) 23.15;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood (OmU) 11.30,<br />

14.45,18.00,21.15<br />

Sputnik (✆ 694 11 47) Fisherman‘s Friends –<br />

Vom Kutter indie Charts (OmU) 17.30; Leid und<br />

Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU) 19.30; Aardvark<br />

(OF) 21.30; Cleo (OmenglU) 17.45; TelAviv On Fire<br />

19.30; Burning –Beoning (OmU) 21.15<br />

Yorck (✆ 78 91 32 40) OnceUponaTime in... Hollywood<br />

16.30, 20.00; New Paranza: Der Clan der<br />

Kinder 16.10,21.00; Leid und Herrlichkeit 18.30<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (✆ 538 9590) Pets II 14.00; Die<br />

drei !!! 14.45; Der König der Löwen 14.45, 17.30,<br />

20.15; Benjamin Blümchen 15.00; AToy Story: Alles<br />

hört auf kein Kommando 15.15, 17.30, 20.30;<br />

GoodBoys16.00, 18.00, 20.30; OnceUpon aTime<br />

in... Hollywood 17.00,19.45; Fast &Furious: Hobbs<br />

&Shaw 17.15, 20.15<br />

Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Der Junge<br />

muss an die frische Luft 13.00; Das zweite Leben<br />

des Monsieur Alain 13.00, 17.45; Der unverhoffte<br />

Charme des Geldes 14.00; Gloria: Das Leben wartet<br />

nicht 15.30, 20.00; Die drei !!! 15.30; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood 17.00, 20.15; Berlin, I<br />

Love You 17.45, 20.30<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) Once<br />

Upon aTime in... Hollywood 14.00, 16.30, 19.45;<br />

Fast & Furious: Hobbs & Shaw 14.00, 16.30,<br />

19.45; Der König der Löwen 14.00, 16.55; 3D: A<br />

Toy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.00;<br />

Pets II 14.15; Benjamin Blümchen 14.30; AToy<br />

Story:Alles hört auf kein Kommando 14.30, 17.00,<br />

20.15; Good Boys 15.00, 17.30, 20.15; Crawl<br />

17.00, 20.00; Spider-Man: Far From Home 17.10;<br />

Stuber 17.35, 20.00; 3D: Der König der Löwen<br />

19.45; Leberkäsjunkie 20.00<br />

MITTE<br />

Acud (✆ 44 35 94 98) Kleiner Aladin 17.00;<br />

Fisherman‘s Friends (OmU) 18.30; Liebesfilm<br />

(OmenglU) 20.45; Face_It! (OmU) 18.00; Ausgeflogen<br />

(OmU) 19.30;Axel, der Held 21.15<br />

Babylon (✆ 242 59 69) Woodstock 50!: Love &<br />

Mercy (OmU) 17.00; Woodstock 50!: Almost Famous<br />

– Fast berühmt (OmU) 17.30; Woodstock<br />

50!: Jimi Hendrix (OF) 18.00; Woodstock 50!: The<br />

Doors (OmU) 19.30; Woodstock 50!: The Beatles:<br />

EightDaysaWeek –The Touring Years (OmU) 20.00;<br />

Woodstock 50!: Blutige Erdbeeren –The Strawberry<br />

Statement (OF) 20.00; Woodstock 50!: The Doors:<br />

WhenYou‘re Strange (OmU) 22.00; Woodstock 50!:<br />

The Rolling Stones: Gimme Shelter (OmU) 22.15;<br />

Woodstock 50!: Blow Up (OF) 22.15<br />

Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) IAm<br />

Mother (OF) 13.00, 15.15, 17.30, 20.00; Die Melodie<br />

des Meeres –Song ofthe Sea (OmU) 10.00;<br />

Pets II 12.00;Alfons Zitterbacke –Das Chaos istzurück<br />

13.45;Yesterday (OmU) 15.45, 18.15, 20.45<br />

CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) Fast &<br />

Furious: Hobbs & Shaw 11.00, 17.10, 20.00,<br />

23.00; Der König der Löwen 11.00, 13.50, 16.45;<br />

Benjamin Blümchen 11.00; 3D: Avengers: Endgame<br />

11.10; Pets II 11.15, 13.30, 15.50; AToy Story:<br />

Alles hört auf kein Kommando 11.20, 14.00,<br />

17.20,19.50; Drei Schritte zuDir 11.30; 3D: AToy<br />

Story:Alles hört auf kein Kommando 12.10, 14.45,<br />

16.40; Good Boys 12.15, 14.40, 16.50, 19.45,<br />

22.30; Once Upon aTime in... Hollywood 13.15,<br />

16.40,19.20, 20.20, 22.10; Spider-Man: Far From<br />

Home 14.10, 23.10; Die drei !!! 14.15; 3D: Der<br />

König der Löwen 15.00,17.50, 20.20, 23.15; Stuber<br />

–5Sterne Undercover 17.00, 20.30, 23.00;<br />

Crawl 18.10, 20.40, 22.40; Leberkäsjunkie 20.00;<br />

Annabelle III 23.15<br />

Hackesche Höfe (✆ 283 4603) Berlin Babylon<br />

(OmenglU) 15.00; Gloria: Das Leben wartet nicht<br />

–Gloria Bell (OmU) 17.00, 19.15; Der unverhoffte<br />

Charme des Geldes –La chute de l‘empire americain<br />

(OmU) 21.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 14.45, 18.00, 21.15; Der unverhoffte<br />

Charme des Geldes –La chute de l‘empire americain<br />

(OmU) 15.00; Sowie du mich willst –Celle<br />

que vous croyez (OmU) 17.45; Once Upon aTime<br />

in... Hollywood (OmU) 20.00; Leid und Herrlichkeit<br />

–Dolor ygloria (OmU) 14.00, 21.30; Blinded by<br />

the Light (OmU) 16.30, 19.00; Paranza: Der Clan<br />

der Kinder (OmU) 14.15, 19.00; Ich war zuhause,<br />

aber... (OmenglU) 16.45,21.30<br />

International (✆ 24 75 60 11) Once Upon aTime<br />

in...Hollywood (OmU) 16.30,20.00<br />

Zeughauskino (✆ 20 30 47 70)Mädchen im Rampenlicht<br />

–Ziegfeld Girl (OF) 20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />

AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.00,<br />

16.45, 20.00; Die drei !!! 14.05; Spider-Man: Far<br />

From Home 14.10, 16.50; Fast &Furious: Hobbs<br />

&Shaw 14.10, 16.30, 19.45, 22.30; Benjamin<br />

Blümchen 14.20; Pets II 14.30, 17.30; Good Boys<br />

14.30, 17.00, 19.30, 22.00; 3D: AToy Story: Alles<br />

hört auf kein Kommando 14.30; Der König der<br />

Löwen 14.40, 17.15, 19.40, 23.00; Once Upon a<br />

Time in... Hollywood 16.30, 19.30, 22.30; Good<br />

Boys (OF) 17.00; Aladdin 17.00; Der König der Löwen<br />

–The Lion King (OF) 19.30; Once Upon aTime<br />

in... Hollywood (OF) 20.00, 22.30; Crawl 20.00;<br />

Stuber –5Sterne Undercover 20.10; Annabelle III<br />

22.30; Stuber –5Sterne Undercover (OF) 22.40;<br />

Crawl (OF) 23.05<br />

IL KINO (✆ 91 70 29 19) Gloria (OmU) 10.00,<br />

19.40; Unsere große kleine Farm (OmU) 12.00;<br />

Paranza: Der Clan der Kinder (OmU) 13.50,21.30;<br />

Apollo 11 (OmU) 15.50; Leid und Herrlichkeit<br />

(OmU) 17.30<br />

Neues Off (✆ 62 70 95 50)Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OF) 17.00, 20.30<br />

Passage (✆ 68 23 70 18) Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OmU) 16.30, 20.00; Paranza: Der Clan<br />

der Kinder (OmU) 16.30, 19.00,21.30; Once Upon<br />

aTime in... Hollywood (OmU) 17.30, 21.00<br />

Rollberg (✆ 62 70 46 45) Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OF) 17.45, 21.15, 22.00; Gloria (OmU)<br />

17.20, 19.40; Blinded by the Light (OF) 17.30,<br />

20.00, 22.30; Der König der Löwen (OF) 16.30;<br />

Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmenglU)<br />

18.15,21.30; AToy Story:Alles hört auf kein Kommando<br />

(OF) 16.00; Leid und Herrlichkeit –Dolor y<br />

gloria (OmU) 19.00; Apocalypse Now –Final Cut<br />

(OmU) 20.45<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34) Fast<br />

&Furious: Hobbs &Shaw 14.00, 16.30, 20.30;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 14.10, 16.45,<br />

19.50; Good Boys 14.15, 17.40, 20.20; Pets II<br />

14.30, 17.10; Der König der Löwen 14.50, 17.30;<br />

AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.50,<br />

17.20; 3D: Der König der Löwen 19.30; Crawl<br />

19.40; Leberkäsjunkie 20.00<br />

Wolf (✆ 921 03 93 33) The Dead Don‘t Die (OF)<br />

12.00, 19.00; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria<br />

(OmU) 12.00, 21.10; Ich war zuhause, aber...<br />

(OmenglU) 14.10, 21.00; Die Einzelteile der Liebe<br />

14.20,19.00; Mirai: Das Mädchen aus der Zukunft<br />

16.20; Das melancholische Mädchen (OmenglU)<br />

16.30<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Once<br />

Upon aTime in... Hollywood 16.30, 20.00; Und wer<br />

nimmt den Hund? 16.00; Gloria: Das Leben wartet<br />

nicht 18.00, 20.20<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12)<br />

Mid90s 17.00; Die Mörder sind unter uns 19.30;<br />

Streik –En guerre (OmU) 21.15<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) So wie<br />

du mich willst 14.15, 20.45; Und wer nimmt den<br />

Hund? 14.15, 18.45, 20.45; Yesterday (OmU)<br />

14.30; Die drei !!! 16.00; Fisherman‘s Friends –<br />

Vom Kutter indie Charts 16.15; Benjamin Blümchen<br />

16.30; Once Upon a Time in... Hollywood<br />

(OmU) 17.00, 20.15; Leid und Herrlichkeit 18.15;<br />

Gloria: Das Leben wartet nicht 18.30, 20.45


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

ann“, 2018, der Galerist Johann König macht schon mal Pfeile zu<br />

en fürsFoto von Annette Kelm.<br />

GALERIE JOHANN KÖNIG,ST. AGNES/KELM<br />

„Kasper Facebook“, 2018, Kurator Kasper König performt, fotografiertvon<br />

Annete Kelm,Archival Pigment Print. GAL.JOHANN KÖNIG,ST. AGNES/ KELM<br />

MEIN BILD DER WOCHE<br />

Kasper König, Westfale, Jahrgang 1943,<br />

gründete das Museum Portikus, Frankfurt<br />

a.M. und war 2000–2012 Direktor des<br />

Museums Ludwig Köln. Seine Ausstellungenerregten<br />

oft Aufsehen. So kuratierte<br />

er 1969 die erste Museumsschau Andy<br />

Warhols in Stockholm, 2014 die Biennale<br />

Manifesta St. Petersburg und seit<br />

1976 das Skulpturenprojekt Münster.<br />

Die Schau „What beauty is, Iknownot“ in<br />

der Galerie seines Sohnes Johann König<br />

gibt den Blick frei auf seine Passion.<br />

St. Agnes, Alexandrinenstr.118–121<br />

(Kreuzberg). Bis 13. Oktober,Di–Sa<br />

10–18/So 12-18 Uhr.Tel.: 261 03080<br />

www koeniggalerie. com<br />

so auf die Seite der Verlierer. Kasper<br />

König wählte wohl gerade um dieses<br />

Staments willen eine neu gebaute<br />

Skulptur des Bildhauers Marko Lehanka,<br />

die eine ältere Version von<br />

1999 zitiert und, wie schon Dürers<br />

Motiv, an die Passion Christi denken<br />

lässt. An Opfer, die in der biblischen<br />

Geschichte –und in der realen Weltgeschichte<br />

–gebracht wurden. Aber<br />

dieWelt hat seither nichts gelernt.<br />

Die Ausstellung ist wahrlich ein<br />

Coup. Für Wochen wird sie die Bestimmung<br />

der Galerie als kommerzieller<br />

Ort mit charismatischer<br />

Wucht überlagern, indem sie Kunst<br />

nur Kunst sein lässt –ein künstlerisches<br />

und politisches Statement, wie<br />

man es von König Senior gewohnt<br />

ist. Es ist eine bezwingende Museums-Ausstellung<br />

geworden, mit kapitalen<br />

Werken. Die Auswahl zeigt<br />

mit Aplomb Kasper Königs Kunstkosmos:<br />

20 starke Werke, etwa von<br />

Thomas Bayrle,Thomas Hirschhorn,<br />

Manfred Pernice, Heidi Specker,<br />

Fischli &Weiss bis Emeka Oghbo,<br />

Rosemarie Trockel und Allisa Yoffe,<br />

um nur einige zu nennen. Der rastlose<br />

Kuratorbeweist wieder mal, wie<br />

sehr er es mit seinem gereiften internationalen,<br />

von ihm bereits in den<br />

70er-Jahren entdeckten Künstler-<br />

Spektrum vermag, durch Bezüge,<br />

Dialoge, Kontroversen Spannung<br />

aufzubauen. UndPositionierungen.<br />

Und nichts von all den ungefälligen<br />

Werken ist unaktuell geworden.<br />

VorPolly Apfelbaums grünen Teppichen<br />

(Abbildung oben links) liegt ein<br />

Paar Schlappen. Für Frauenfüße,für<br />

eine Muslima. Betreten erlaubt? Eine<br />

lapidare Geste und Frage nach<br />

Emanzipation. Daneben hat Nicole<br />

Eisenman „Slouching Guy“ gelegt,<br />

eine seltsam dramatische, zugleich<br />

ironische Plastik, ein lümmelnder<br />

Kerl wie ineinem Raumanzug, auf<br />

dessen Körper Kerzen brennen.<br />

Schönheit kann man eben nicht<br />

in Definitionen festmachen, lässt<br />

uns Kasper König wissen. Schönheit<br />

will erkannt, begriffen, geschätzt<br />

werden. Annette Kelm ist es gelungen,<br />

mit ihren eigenwilligen Farbfotografien<br />

(Abbildung rechts), in denen<br />

sie wieder meisterlich Dokumentarisches,<br />

Surreales und Witziges<br />

zusammenbringt, um Vater &<br />

Sohn König zu porträtieren. Zwei<br />

Kunstvesessene. Zwei Dadaisten der<br />

Gegenwart.<br />

Kunst imSony Center<br />

Der Stadtplatz<br />

wird zur<br />

Galerie<br />

Für drei Tage verwandelt<br />

sich das Sony Center am<br />

Potsdamer Platz ab heute in<br />

eine große Kunstgalerie. Auf<br />

dem beliebten Stadtplatz unter<br />

dem imposanten Dach<br />

treffen Kunstliebhaber und<br />

Flaneure auf eine aufregende<br />

Vielfalt an Kunst auf der <strong>Berliner</strong><br />

Open-Air-Messe<br />

„ART …ESSENZ“. Über 3000<br />

Kunstwerke aller Preisklassen,<br />

gerade auch fürs kleine Budget,<br />

testen die Liebe der Besucher<br />

zur zeitgenössischen<br />

Kunst. Zu erwerben sind Unikate,<br />

limitierte Auflagen, Serien<br />

und Multiples. Zudem<br />

sind die ausstellenden hiesigen<br />

wie internationalen<br />

Künstlerinnen und Künstler<br />

persönlich vor Ort, umFragen<br />

zu beantworten. Nicht zuletzt<br />

haben Besucher die Möglichkeit,<br />

eigene Kunstwerke unter<br />

professioneller Anleitung zu<br />

kreieren. Ingeborg Ruthe<br />

Sony Center PotsdamerPlatz, Foyer.<br />

Bis25. 8., Fr+Sa 14–22/So 12–20 Uhr.<br />

Täglich um 18 Uhrfindeteine Führung<br />

über die Messestatt.<br />

KINDER<br />

Berlin mit Kindern (✆ 33 02 98 70)<br />

11.00: Familienführung: Am Brandenburger Torist viel<br />

passiert–Berlingeschichte von1700 bis heute (ab 8<br />

bis 16 J.). Anm. erf.<br />

Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />

10.30: AufWeltreise mitden Millibillies (ab5J.)<br />

Juxirkus Schöneberg (✆ 2155821)<br />

17.30: DieWunder der Natur (ab4J.)<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

10.30: Ein kleinerFisch machteineReise, Cattu,<br />

Lieder zum Mitsingen, Mitmachen und Träumen (ab<br />

3J.)<br />

Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />

10.00: Unterscheidet euch!, Turbo Pascal, Ein<br />

Gesellschaftsspiel –interaktiveInszenierung (ab 10<br />

bis 14 J.)<br />

10.00: Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem<br />

Walde (ab 8bis 12 J.)<br />

Varia Vineta (✆ 43 72 32 44)<br />

16.00: Schneewittchen,(ab 2J.). Anm. erf.<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Figurentheater Grashüpfer (✆ 536 95 15 0/ 52)<br />

18.00: Märchenabend am Feuer,mit Sigrid Schubert<br />

Kohlenkeller am Mexikoplatz (✆ 55 57 32 83)<br />

20.00: Gottfried Bennund die Frauen, Dr.Uwe<br />

Lehmann-Brauns<br />

Periplaneta Kreativzentrum (✆ 44 67 34 33)<br />

20.00: Die Nachtder Drachenfliege, RobertRescue,<br />

Swantje Niemann, André Ziegenmeyerund Jesko<br />

Habert, Lesung und Musik<br />

Schloss Glienicke (✆ 80 58 67 50)<br />

18.00: Vaters Tochter.Theodor Fontane und seine<br />

Tochter Mete, Dagmar vonGersdorff. Anm. erf.<br />

Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />

19.30: DieZuneigung ist etwas Rätselvolles. Eine<br />

Ehe in Briefen –aus dem Briefwechsel vonEmilie und<br />

TheodorFontane, Jutta Wachowsiak und Christian<br />

Grashof, Autor/in: Emilie und Theodor Fontane<br />

Z-Bar (✆ 28 38 91 21)<br />

20.30: AotearoaNZ –National PoetryDay,Sandra<br />

Bell, Sandra Sarala, Hans Kellett<br />

KUNST/AKTION<br />

SonyCenter (Potsdamer Pl. 4)<br />

18.30: ART…ESSENZ2019 „LiveTubepainting“ –<br />

Jakob Reh mit Schaschlikspieß &Acrylpresspistole<br />

19.00: ART…ESSENZ2019: ArtClass „just enjoy“ –<br />

Genussmalen mit Tonia R. Alvarez<br />

KONZERT<br />

Arcanoa (✆ 67 96 26 51)<br />

21.30: Le Roi<br />

ArtlinersBerlin (✆ 74 77 59 10)<br />

20.00: The Hillie Billies<br />

AstraKulturhaus (✆ 69 56 68 40)<br />

20.00: Duff McKagan (Guns N’ Roses) feat. Shooter<br />

Jennings<br />

b-flat (✆ 283 31 23)<br />

21.30: SavoySatellites<br />

Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />

21.00: The Pool, Oknum, Jae Tyler,Camara And The<br />

Melting Moments<br />

Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />

21.00: JankoLauenberger &Daniel Weltlinger –<br />

Radio Django<br />

Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />

20.00: Lisa Bassenge, 5. Frauensommer –Mothers<br />

Café Lyrik (✆ 44 31 71 91)<br />

19.30: Sigrid Grajek (Gesang) &Regina Knobel<br />

(Piano)<br />

Deriva (Mainzer Str.23)<br />

20.00: FortVine, support: Josias Ender<br />

Donau115 (Donaustr.115)<br />

20.30: GreyParis<br />

Galerie Spandow (✆ 333 14 14)<br />

20.00 Brose-Hof: Jens Pokora (Bariton, Moderation),<br />

Gabi Müller-Erben (Klavier), Bel Ami –szenisches Konzert<br />

Gretchen (✆ 25 92 27 02)<br />

20.30: RoyAyers<br />

Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />

21.00: Núria Graham +JennyWilson +Prada Meinhoff<br />

+Oum Shatt, Pop-Kultur<br />

Kulturbrauerei/Kesselhaus (✆ 44 31 51 00)<br />

20.00: International Music &The Dorf +Deerhof +<br />

CocoRosie, Pop-Kultur<br />

Kulturbrauerei/Maschinenhaus (✆ 44 31 51 00)<br />

19.40: One Mother +Mauvais Œi +SomeoneWho<br />

Isn’t Me +Mona Mur,Pop-Kultur<br />

Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />

21.30: Orania.Jazz: Larry Porter Trio<br />

Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />

19.00: Casino Gitano&Gurgulitza, Balkan Night<br />

SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />

21.00: International D.I.Y.Electro Punk: V, Brainbeau,<br />

Circular Ruins, Tamaryn<br />

Waldbühne (✆ 018 06 57 00 70)<br />

20.00: Roland Kaiser &Band<br />

Wild At Heart (✆ 611 70 10)<br />

22.00: Death Star Discotheque +Mitropa<br />

Yaam (✆ 615 13 54)<br />

21.00: Stonebwoy<br />

Yorckschlösschen (✆ 215 80 70)<br />

21.00: Matthias Harig Quartett<br />

Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />

21.15: The Zig Goes Big! Uri Gincel’s Tiny Bigband<br />

Zimmer 16 (✆ 48 09 68 00)<br />

21.00: Manuel Schmid<br />

Zitadelle Spandau (✆ 35 49 44 29 7/)<br />

19.00: Citadel Music Festival: Feine Sahne Fischfilet<br />

CLUB<br />

August Fengler (Lychener Str.11)<br />

22.30: DJ S.T.P.<br />

Berghain (Am Wriezener Bahnhof)<br />

23.59: Leisure System xFinestFriday, Gábor Lázár<br />

(live), JakoJako(live), Marie Davidson (live), Barker,<br />

Ben UFO,Golden Medusa<br />

Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />

23.00: ForeverYoung,EdRaider,Naked Zombi, Boba<br />

Fettt<br />

Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />

21.00: Schwoof, Clärchen &Freunde<br />

Duncker (✆ 445 95 09)<br />

22.00: Independent Tanzmusik, Alusie<br />

Gretchen (✆ 25 92 27 02)<br />

23.30: ANight with Ekali, Grzly Adams, Soulmind<br />

Junction Bar (✆ 694 66 02)<br />

23.59: DJane B.B.<br />

Kulturbrauerei/Alte Kantine (✆ 44 31 50)<br />

23.00: Kantine Deluxe<br />

Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />

22.00: Lieblingslieder,Pasi, Schulle, diefeder<br />

Mensch Meier (Storkower Str.121)<br />

23.00: Feine Sahne Fischfilet Aftershowparty<br />

Mokum (Danziger Str.56)<br />

22.30: Get mokumized!, Radio Tanzbär DJ Linde<br />

PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />

23.00: Psychedelic Cumbia Party, Papo Yoplack u. a.<br />

Solar Berlin (✆ 016 37 65 27 00)<br />

18.00: Berlin Bass CollectiveShowcase, Marcel Da<br />

Kinky Koala<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

Suicide Club (Revaler Str.99)<br />

23.59: Magnetism, Ascion, Lucindo, Beat Movement,<br />

Offtrack, Dj Philippa, Edoardo, Marco Bruno, Bertrand,<br />

Abem<br />

Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />

23.59: Tresor.Klubnacht, Surgeon, Randomer,Koehler,<br />

Briain<br />

BALLROOM<br />

Tanzpavillon im Monbijoupark (Monbijoustr.3)<br />

20.00: Swing,Evan&friends<br />

KINO<br />

Wolf (✆ 921 039333) The Dead Don‘t Die (OF)<br />

12.00, 21.10; Leid und Herrlichkeit (OmU) 12.00,<br />

18.50; Ich war zuhause, aber... (OmenglU) 14.10,<br />

19.00;Die Einzelteile der Liebe 14.20, 21.10; Pippi<br />

Langstrumpf 16.20; Messer imHerz (OmU) 16.30,<br />

23.10; Das melancholische Mädchen (OmenglU)<br />

20.00,23.20<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Once<br />

Upon aTime in... Hollywood 16.30,20.00; Und wer<br />

nimmt den Hund? 16.00; Gloria: Das Leben wartet<br />

nicht 18.00, 20.20<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Once Upon<br />

aTime in... Hollywood 16.30, 20.00; Once Upon<br />

aTime in... Hollywood 18.00, 21.30; Das zweite<br />

Leben des Monsieur Alain 15.40, 18.30; Paranza<br />

16.00, 20.45; Gloria 15.40, 18.00, 20.30; Leid<br />

und Herrlichkeit 16.00, 20.30; Und wer nimmt den<br />

Hund? 18.30<br />

Kino inder Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 14.00, 19.30;<br />

Benjamin Blümchen 14.00; Der König der Löwen<br />

14.15, 17.00; Gloria 14.20, 20.00; Blinded by<br />

the Light 14.20, 20.00; AToy Story 14.30, 16.45;<br />

Es gilt das gesprochene Wort 14.45; Die drei !!!<br />

14.50; Once Upon aTime in... Hollywood (OmU)<br />

16.15, 20.30, 21.45; Berlin, ILoveYou 17.15; Leid<br />

und Herrlichkeit 17.30; Yesterday 17.40; <strong>Berliner</strong><br />

Philharmoniker: Antrittskonzert: Kirill Petrenko dirigiert<br />

Beethovens Neunte Symphonie 18.30; Der<br />

König der Löwen (OmU) 19.45, 22.30; Paranza<br />

20.15; Yesterday (OmU) 22.30; AToy Story (OmU)<br />

22.45; Paranza: Der Clan der Kinder (OmU) 22.50;<br />

The Dead Don‘t Die (OmU) 23.00<br />

Krokodil (✆ 44 04 92 98)Die Grube (OmU) 18.30;<br />

Acid –Kislota (OmU) 19.45; Kaviar (OmU) 21.30<br />

UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00)Spider-<br />

Man: Far From Home 14.15, 16.50; Pets II 14.15;<br />

Fast & Furious: Hobbs & Shaw 14.15, 16.50,<br />

20.05,22.40; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

14.20, 17.05, 20.00; Die drei !!! 14.30;<br />

Der König der Löwen 14.30, 17.20, 19.35; BenjaminBlümchen<br />

14.35; Stuber –5SterneUndercover<br />

14.40, 17.10, 19.40, 22.30; Good Boys 14.45,<br />

17.10, 19.45, 22.35; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

14.50, 16.25, 19.45, 22.15; IAm Mother<br />

17.05, 19.50, 22.40; Yesterday 17.15, 20.00;<br />

Crawl 19.40, 22.40; 25 km/h 19.55; Sneak Preview<br />

22.45<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) Benjamin<br />

Blümchen 13.35; Der König der Löwen 13.40,<br />

16.35, 19.30; 3D: AToy Story: Alles hört auf kein<br />

Kommando 14.00, 17.05; 3D: Der König der Löwen<br />

14.05, 17.00;AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

14.45, 17.30, 19.45, 22.40; Pets II 14.50;<br />

Good Boys 14.50, 17.20, 20.20, 22.50; Die drei<br />

!!! 15.00; Once Upon aTimein...Hollywood 15.10,<br />

16.10, 19.20, 20.15, 22.30; Crawl 17.40, 20.30,<br />

23.00; <strong>Berliner</strong> Philharmoniker: Antrittskonzert: Kirill<br />

Petrenko dirigiert Beethovens Neunte Symphonie<br />

18.30; Fast &Furious: Hobbs &Shaw 19.50,<br />

22.50; Stuber –5Sterne Undercover20.10, 22.45;<br />

Child‘s Play 23.15;Annabelle III 23.15<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />

Fisherman‘s Friends –Vom Kutter in die Charts<br />

15.00, 17.45; Und wer nimmt den Hund? 20.30<br />

Cosima (✆ 85 07 58 02) Der unverhoffte Charme<br />

des Geldes 18.00; Yesterday 20.15<br />

Odeon (✆ 78 70 40 19) Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OmU) 16.30,20.00<br />

Xenon (✆ 78 00 15 30) Sowie du mich willst –<br />

Celle que vous croyez (OmU) 18.00; Leid und Herrlichkeit<br />

–Dolor ygloria (OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 0211) Pets II<br />

10.00, 12.05, 14.30; Die drei !!! 10.00; Der König<br />

der Löwen 10.00, 14.00, 17.00, 22.00; Benjamin<br />

Blümchen 10.00, 12.10; AToy Story: Alles hört<br />

auf kein Kommando 10.00, 12.20, 14.55, 17.30,<br />

20.15; Fast & Furious: Hobbs & Shaw 13.00,<br />

16.40, 20.00, 22.45; Good Boys 14.00, 16.10,<br />

19.45, 23.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

16.30, 20.00, 22.35; <strong>Berliner</strong> Philharmoniker:<br />

Antrittskonzert: Kirill Petrenko dirigiert Beethovens<br />

Neunte Symphonie 18.30<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81) Der<br />

Klavierspieler vom Gare duNord 13.30; Yesterday<br />

15.45, 20.15; Geheimnis eines Lebens 18.00<br />

STEGLITZ<br />

Adria (✆ 01 80/505 07 11) Gloria: Das Leben<br />

wartet nicht 14.30, 17.15, 20.00,22.40<br />

Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />

Pets II 10.00, 12.10, 14.30; Kleiner Aladin und<br />

der Zauberteppich 10.00; Fast &Furious: Hobbs<br />

&Shaw 10.00, 14.10, 16.45, 19.50, 23.00; Die<br />

drei !!! 10.00, 13.00; Der König der Löwen 10.00,<br />

14.00, 17.15, 20.00, 22.00; Benjamin Blümchen<br />

10.00, 11.55;<br />

AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 10.00,<br />

12.00, 14.30, 17.00; AToy Story: Alles hört auf<br />

kein Kommando –Toy Story IV(OF) 12.00; 3D: A<br />

Toy Story: Alles hört auf kein Kommando 12.30,<br />

15.00; Good Boys 12.50, 15.10, 17.35, 20.00,<br />

22.30; Spider-Man: Far From Home 15.30, 20.30;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 16.50, 19.30,<br />

23.00; 3D: Der König der Löwen 17.30; <strong>Berliner</strong><br />

Philharmoniker: Antrittskonzert: Kirill Petrenko dirigiert<br />

Beethovens Neunte Symphonie 18.30; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood (OF) 20.20; Annabelle<br />

III 22.50<br />

Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) AToy Story: Alles<br />

hört auf kein Kommando 15.00, 18.00, 20.30;<br />

Der König der Löwen 15.30, 18.00; Good Boys<br />

15.45, 18.15, 20.30; Benjamin Blümchen 16.00;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 17.15, 20.30;<br />

3D: Der König der Löwen 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (✆ 26 95 51 00) Abschlussveranstaltung<br />

des Filmvermittlugsprojekts Jugend filmt: Überraschungsprogramm<br />

17.30;AndrejTarkowskij: Solaris<br />

(OmenglU) 20.00; Magical History Tour: Rumble<br />

Fish (OF) 19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 806969)<br />

Der König der Löwen 12.30, 13.30, 17.00, 19.30;<br />

Benjamin Blümchen 12.30; AToy Story: Alles hört<br />

auf kein Kommando 12.30, 14.00, 15.15, 17.00;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 13.00, 14.00,<br />

15.10, 17.00, 18.00, 19.00, 20.00, 21.00, 22.10;<br />

Leid und Herrlichkeit 13.00, 16.30; Spider-Man:<br />

Far From Home 13.10, 16.30, 19.45, 23.00; 3D:<br />

Der König der Löwen 13.10, 16.20, 20.15, 22.30;<br />

Stuber –5Sterne Undercover 13.15, 17.15, 19.50,<br />

22.30; Fast & Furious: Hobbs & Shaw 13.20,<br />

16.30, 20.15, 22.50; Berlin, ILove You 13.30; 3D:<br />

AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 13.30,<br />

16.30, 19.45, 23.00; Drei Schritte zuDir 13.40,<br />

16.40; Die drei !!! 13.40; Pets II 14.00; Gloria:<br />

Das Leben wartet nicht 14.20, 17.10, 20.00; Good<br />

Boys 14.30, 17.15, 20.00, 23.00; Aladdin 15.50,<br />

19.45; Blinded by the Light 16.10, 19.15; Paranza:<br />

Der Clander Kinder16.30, 19.30; Yesterday16.40;<br />

Crawl 18.00,20.30, 23.00; Rocketman19.10; IAm<br />

Mother 19.40, 22.40; Der Fall Collini 19.50; Avengers:<br />

Endgame 22.10; X-Men: Dark Phoenix 22.20;<br />

Child‘s Play 22.30; John Wick: Kapitel III 22.45;<br />

Annabelle III 23.00; Anna 23.00<br />

CineStar imSony Center (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Rocketman (OF) 13.30; Pets II –The Secret Life of<br />

Pets 2(OF) 13.30; 3D: Der König der Löwen –The<br />

Lion King (OF) 13.30, 22.00;<br />

3D: AToy Story: Alles hört auf kein Kommando –Toy<br />

Story IV (OF) 13.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OF) 13.40, 15.50, 16.50, 19.00, 19.30,<br />

23.00; Yesterday (OF) 14.00; AToy Story: Alles<br />

hört auf kein Kommando –Toy Story IV (OF) 14.15,<br />

16.25, 20.15; Good Boys (OF) 15.00, 17.30,<br />

20.00, 22.30; Stuber –5Sterne Undercover (OF)<br />

16.00, 20.10, 22.45; Fast & Furious: Hobbs &<br />

Shaw(OF)17.00,22.40;Der König derLöwen –The<br />

Lion King (OF) 17.15,20.00; <strong>Berliner</strong> Philharmoniker:<br />

Antrittskonzert: Kirill Petrenko dirigiert Beethovens<br />

Neunte Symphonie 18.30; 35mm: Once Upon<br />

aTimein...Hollywood (OF) 20.30; IAmMother (OF)<br />

22.55; Annabelle III (OF) 23.15<br />

CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) Once Upon<br />

aTime in... Hollywood (OF) 11.30, 15.15, 19.00,<br />

22.50<br />

Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Once Upon a<br />

Time in...Hollywood (OmU) 19.00<br />

TREPTOW<br />

Astra (✆ 636 16 50) Pets II 14.00; Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw 14.00, 17.00, 20.00, 22.15; AToy<br />

Story:Alles hört auf kein Kommando 14.00, 17.00,<br />

20.00; Benjamin Blümchen 14.30; Der König der<br />

Löwen 15.00, 17.30, 20.00, 22.30; Die drei !!!<br />

16.00; Once Upon aTime in... Hollywood 16.30,<br />

20.15, 22.00;Stuber –5Sterne Undercover 18.00,<br />

20.00, 22.45<br />

Casablanca (✆ 677 57 52) Traumfabrik 16.00;<br />

Made in China 18.30; Leberkäsjunkie 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />

3D: Spider-Man: Far From Home 14.00; 3D: Der<br />

König der Löwen 14.00; Pets II 14.10; 3D: Aladdin<br />

14.10; AToy Story 14.15, 16.45, 20.00; Der<br />

König der Löwen 14.30, 17.20, 19.30; Good Boys<br />

14.40, 17.15, 19.45, 23.00; 3D: AToy Story 14.45,<br />

17.15; Once Upon aTime in... Hollywood 15.30,<br />

16.30, 19.15, 20.00,22.20; Fast &Furious: Hobbs<br />

&Shaw 17.00, 19.30, 22.40; Crawl 17.20, 20.00,<br />

22.45; Stuber 17.30, 20.15, 23.00; IAmMother<br />

20.15, 22.45; John Wick III 22.30; Annabelle III<br />

23.00<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Good<br />

Boys 14.00, 16.15, 19.45, 22.30; Der König der<br />

Löwen 14.00, 17.00, 22.50; 3D: AToy Story:Alles<br />

hört auf kein Kommando 14.10; Pets II 14.20; Fast<br />

&Furious: Hobbs &Shaw 14.30, 17.00, 19.45,<br />

22.40; Benjamin Blümchen 14.30; AToy Story: Alles<br />

hört auf kein Kommando 14.30,17.00,20.00;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 16.40, 19.30,<br />

22.00; Spider-Man: Far From Home 16.45;<br />

Good Boys (OF) 17.30; <strong>Berliner</strong> Philharmoniker:<br />

Antrittskonzert: Kirill Petrenko dirigiert Beethovens<br />

Neunte Symphonie 18.30; Crawl 20.10; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood (OF) 20.15; Crawl (OF)<br />

22.40;Annabelle III 23.00<br />

City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76) Leid und<br />

Herrlichkeit 19.00; Die Einzelteile der Liebe 21.15<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (✆ 471 4001) Die Einzelteile der<br />

Liebe 19.00; Jimi‘s German Woodstock (OmU)<br />

21.00<br />

Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) AToy Story: Alles<br />

hört auf kein Kommando 10.30, 12.45, 15.00,<br />

17.15, 19.30; Benjamin Blümchen 13.15; Und<br />

wer nimmt den Hund? 15.30, 20.15; Fisherman‘s<br />

Friends –Vom Kutter in die Charts 17.45<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Sowie du<br />

mich willst (OmU) 16.00; Call Me By Your Name<br />

(OmU) 18.00; Leid und Herrlichkeit (OmU) 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05)Yesterday 15.30;<br />

Leid und Herrlichkeit 18.00; Gloria: Das Leben wartet<br />

nicht 20.30<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (✆ 811 46 78) Mirai: Das Mädchen aus der<br />

Zukunft 16.00; Tolkien (OmU) 18.00; Sunset –<br />

Napszallta (OmU) 20.30<br />

Capitol (✆ 831 6417) Und wer nimmt den Hund?<br />

16.00,18.15,20.30<br />

FREILUFTKINOS<br />

B-ware! Open Air FMP1 (✆ 63 41 31 15) Border<br />

20.30<br />

FreilichtbühneWeißensee (✆ 24 72 78 01) Womit<br />

haben wir das verdient? 21.00<br />

Freiluftkino Friedrichshagen (✆ 65 01 31 41)<br />

Avengers: Endgame 20.15<br />

Freiluftkino Hasenheide (✆ 283 4603) The Tony<br />

Alva Story (OmU) 20.30<br />

Freiluftkino Kreuzberg Nur eine Frau (OmenglU)<br />

21.15<br />

Freiluftkino Rehberge Bohemian Rhapsody (OmU)<br />

20.30<br />

Open-Air-Kino SchlossparkBiesdorf (✆ 9987481)<br />

Yesterday 20.30<br />

OpenairKinoSpandau (✆ 333 60 81)Green Book<br />

–Eine besondere Freundschaft 20.45<br />

Pompeji –FLK am Ostkreuz (✆ 01 76/56 70 92 98)<br />

Burning –Beoning (OmU) 20.30<br />

Radio EINS-Freiluftkino Friedrichshain DerVorname<br />

20.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12)<br />

Streik (OmU) 17.00; A Man of Integrity (OmU)<br />

19.15; Under the Tree 21.30<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Benjamin<br />

Blümchen 14.30; Yesterday (OmU) 14.30; Und wer<br />

nimmt den Hund? 14.45, 16.45, 21.30; Die drei!!!<br />

16.00; Unsere großekleineFarm16.30;Once Upon<br />

aTime in... Hollywood (OmU) 17.00, 20.15; Leid<br />

und Herrlichkeit 18.15; <strong>Berliner</strong> Philharmoniker:<br />

Antrittskonzert: Kirill Petrenko dirigiert Beethovens<br />

Neunte Symphonie 18.30; Gloria 18.30, 20.45; So<br />

wie dumich willst 20.45<br />

UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 72 33)<br />

Once Upon a Time in... Hollywood 13.40, 16.10,<br />

19.45, 20.10, 22.45; Fast & Furious 13.40, 16.30,<br />

19.30, 23.00; Pets II 13.50,17.10; Der König der Löwen14.00,17.05,<br />

20.10; Benjamin Blümchen 14.00;<br />

A Toy Story 14.10, 17.00, 20.00; Stuber 14.15, 17.15,<br />

19.45; Good Boys 14.20, 17.20, 20.00, 23.00; Spider-Man<br />

16.50; Crawl 20.15, 23.00; 3D: Der König<br />

der Löwen 23.00; Annabelle III 23.00<br />

Waschhaus Kino Potsdam (✆ 03 31/271 56 26)<br />

Bohemian Rhapsody 21.30<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (✆ 033 22/279 88 77)AToyStory<br />

14.00, 16.05; <strong>Berliner</strong> Philharmoniker: Antrittskonzert:<br />

Kirill Petrenko dirigiert Beethovens Neunte<br />

Symphonie 18.30<br />

Capitol Königs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97 77)<br />

Der unverhoffte Charme des Geldes 17.15; Long<br />

Shot 20.00<br />

CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) Pets II<br />

14.20, 17.30; Fast & Furious: Hobbs & Shaw<br />

14.20, 17.00, 19.45, 23.00; Die drei !!! 14.20;<br />

AToy Story 14.20, 17.00, 20.00; Der König der<br />

Löwen 14.30, 17.15, 20.10; Benjamin Blümchen<br />

14.30; 3D: Der König der Löwen 15.00, 17.45,<br />

20.15; 3D: AToy Story:Alleshörtauf kein Kommando<br />

15.00, 17.30; Good Boys 15.15, 17.40,20.15,<br />

22.45; Once Upon aTime in... Hollywood 15.30,<br />

16.30, 19.15, 20.00, 22.30; <strong>Berliner</strong> Philharmoniker:<br />

Antrittskonzert: Kirill Petrenko dirigiert Beethovens<br />

Neunte Symphonie 18.30; Crawl 20.10,<br />

23.40;Stuber–5SterneUndercover20.30, 23.20;<br />

3D: Spider-Man: Far From Home 22.50; John Wick:<br />

Kapitel III 23.00; 3D: Godzilla 223.00; Child‘s Play<br />

23.00; Annabelle III 23.10<br />

Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) AToy Story:<br />

Alles hört auf kein Kommando 15.00, 17.30,<br />

20.30; Pets II 16.00; Leid und Herrlichkeit 18.00;<br />

Fast &Furious: Hobbs &Shaw 20.00


26 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />

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Netzwerk<br />

NACHRICHTEN<br />

Zusätzliches Objektiv für<br />

neues iPhone erwartet<br />

STREAMING<br />

Berlins<br />

gruselige<br />

Geheimwelt<br />

VonMarcus Posimski<br />

Gentrifizierung, eine mehr als<br />

fragwürdige Bildungspolitik,<br />

Drogen im Görlitzer Park und E-Roller<br />

–als <strong>Berliner</strong> gibt es wahrlich genug<br />

Gründe,sich über die Stadt aufzuregen.<br />

Trotzdem übt Berlin nach<br />

wie vor eine immense Anziehungskraft<br />

aus und zieht neben Touristen<br />

auch Kreative an, die ihre Geschichten<br />

erzählen. Hier sind ein paar Beispiele:<br />

Counterpart: Eine der besten Berlin-Serien<br />

überhaupt! Oscar-Gewinner<br />

J.K. Simmons spielt in dieser<br />

Science-Fiction-Thriller-Serie<br />

den UN-Beamten HowardSilk, der<br />

seit 30 Jahren in einer grauen Behörde<br />

schlips-tragend extrem<br />

langweilige Arbeit verrichtet. Er<br />

weiß weder, was er genau zu tun<br />

hat, noch weiß er, was seine Behörde<br />

wirklich tut. Eines Tages<br />

sitzt er einem Mann gegenüber,<br />

der sein Zwilling sein könnte.<br />

Plötzlich hört ervon geheimen Experimenten,<br />

einer Parallelwelt<br />

und einer Gefahr, die schon bald<br />

die gesamte Menschheit ausrotten<br />

könnte. Die Prämisse der Serie ist<br />

derart komplex, dass man ganze<br />

Bücher damit füllen könnte, aber<br />

die Geschichte über zwei Welten in<br />

einer Stadt, mit ihren Agenten, Geheimnissen<br />

und Machenschaften<br />

wurde noch nie so kreativ abgedreht<br />

und einzigartig erzählt.<br />

Zu sehen bei Amazon und iTunes.<br />

Berlin Station: In dieser Seriegeht es<br />

um das in Berlin ansässige CIA-<br />

Büro. Gleich zu Beginn treffen wir<br />

auf den jungen CIA-Agenten Daniel,<br />

der aus der Zentrale in Langley<br />

nach Berlin geschickt wird, um hier<br />

herauszufinden, wer brisante Informationen<br />

an einen Whistleblower<br />

geliefert hat. Das alltäglich Handwerk<br />

fällt ihm anfangs schwer, ihm<br />

wird aber der erfahrene Agent Hector<br />

zur Seite gestellt. Natürlich entwickeln<br />

sich in den folgenden 29<br />

Episoden, die sich auf drei Staffeln<br />

aufteilen, allerlei nationale und internationale<br />

Konflikte, Intrigen und<br />

Aufträge –auch die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

spielt in der Serie eine wichtige<br />

Rolle. Gelungene Agenten-Kost, die<br />

mit einer großartigen Besetzung<br />

aufwarten kann, spannend erzählt<br />

ist und hin und wieder einen interessanten<br />

Blick darauf zulässt, wie<br />

Berlin und auch Deutschland von<br />

außen gesehen werden.<br />

Zu sehen bei Amazon, iTunes und Netflix.<br />

Und sonst noch: Natürlich darf in<br />

dieser Liste die 5. Staffel der Serie<br />

Homeland nicht fehlen, in der die<br />

Hauptfigur Carrie Mathison (Claire<br />

Danes) die CIA verlassen hat und in<br />

Berlin als Sicherheitschefin im Privatsektor<br />

arbeitet. Nach einer kurzen<br />

Selbstfindungsphase hat sich<br />

„Homeland“ ab der 5. Staffel wieder<br />

gefangen und liefert seitdem spannendste<br />

Unterhaltung ab. Nicht<br />

wirklich eine Serie, aber eine Filmreihe:<br />

Die „Bourne“-Filme, besonders<br />

Teil 2, verstehen es sehr gut, die<br />

Hauptstadt in ein actiongeladenes<br />

Licht zu rücken.<br />

Marcus Posimski hat<br />

amerikanische Kultur mit<br />

Schwerpunkt Film studiert.<br />

Wütendes Gesicht, rote Augen: ein gruseliger Charakter aus „Darksiders: Genesis".<br />

Die Kunst des Verführens<br />

Die kleinen Studios –auchaus Berlin –sorgen bei der Gamescom für überraschende Unterhaltung<br />

VonThomas Lindemann<br />

Wichtigstes Hilfsmittel<br />

für Spielefans in dieser<br />

Woche: der Campingstuhl.<br />

Auf der Gamescom,<br />

die in Köln bis Sonnabend geöffnet<br />

ist, sieht man überall in den<br />

Hallen die leichten Klappstühle.<br />

Denn wer hier sein Lieblingsspiel<br />

ausprobieren will, braucht Geduld.<br />

Viele sitzen also,während sie warten<br />

müssen. Bei„Borderlands 3“, einem<br />

besonders beliebten Action-Spiel,<br />

waren schon am MittwochWartezeiten<br />

von zwei Stunden ganz normal.<br />

Und das besonders stark besuchte<br />

Wochenende kommt ja erst noch.<br />

An den langen Schlangen sieht<br />

man derzeit auf der größten Videospielemesse<br />

der Welt zweierlei: Einerseits,<br />

wie enthusiastisch die Fans<br />

sind. Dieses Publikum brennt für Games.<br />

Das Spiel „Borderlands 3“, auf<br />

das manche hier zwei Stunden warten,<br />

kommt Mitte September ohnehin<br />

in den Handel. Es geht also nur<br />

darum, ein wenig früher dran zu sein<br />

als andere –und vielleicht noch eines<br />

der beliebten T-Shirts im Design<br />

des Lieblingsspiels zu ergattern. Anderseits<br />

sieht man auch sofort das<br />

große Problem dieser Publikumsmesse.Sie<br />

ist viel zu voll.<br />

Aktives Zuschauen<br />

Umso erstaunlicher, dass die Spielefreunde<br />

gern kommen, in diesem<br />

Jahr wohl bis zu 400 000 von ihnen.<br />

Ihnen werden vonallen großen Herstellern<br />

der Welt neue Games gezeigt,<br />

die teilweise erst in Monaten<br />

oder sogar nächstes Jahr erscheinen.<br />

Einige <strong>Berliner</strong> Firmen bestimmen<br />

das Geschehen durchaus mit. Etwa<br />

Jo-Mei, die gerade mit „Sea of Solitude“<br />

einen Überraschungserfolg<br />

hatten, oder die Firma Bildundtonfabrik,<br />

die in Kreuzberg das Spiel<br />

„Trüberbrook“ erstellte und damit<br />

den Deutschen Computerspielepreis<br />

gewann. Zurzeit siedeln sich<br />

immer neue Firmen in der Hauptstadt<br />

an, sie stellen nun auch auf der<br />

Messe aus. Die weißrussische Firma<br />

Wargaming, die mit Spielen wie<br />

„World of Warships“ Millionen Spieler<br />

begeistert, beschäftigt in Mitte<br />

etwa 80 Angestellte. Auch Voodoo<br />

Games („Helix Jump“) hat einen Niederlassung<br />

in Berlin eröffnet. Ausder<br />

Community der Stadt selbst kommt<br />

durchaus überraschendes: Das Studio<br />

Morphcat arbeitet in WilmersdorfanSpielen<br />

und Hardwarefür die<br />

Konsole NES, belebt also ein Gerät<br />

von1986 wieder neu.<br />

Welche die beliebtesten Spiele der<br />

Messe sind, sieht man auch an den<br />

Das Leben ist schön: Cosplayer erhalten in diesem Jahr viel Aufmerksamkeit. AP/M. MEISSNER<br />

Warteschlangen. Es sind Titel wie<br />

„Fifa“, „Cyberpunk“, „Tom Clancy’s<br />

Ghost Recon“ oder auch„Just Dance“<br />

und „Luigi’s Mansion“. Sie kommen<br />

von den Giganten der Spielebranche<br />

–internationalen Firmen, vondenen<br />

übrigens keine einzige aus Deutschland<br />

stammt. Oft sind es neueTeile alter,erprobter<br />

Reihen.<br />

Das neue „Fifa“ etwa hat<br />

jetzt auch Straßenfußball<br />

integriert, stattt Stadien<br />

gibt es auch Bolzplätze.<br />

Großen Spaß<br />

macht vorallem„Cy-<br />

berpunk 2077“ “, viel-<br />

Spiel der Messe.<br />

leicht das wichtigste<br />

Man kämpft in<br />

der Zukunft<br />

gegen einen<br />

Überwachungsstaat.<br />

wenn es teils<br />

recht<br />

brutal wirkt, ist es immer<br />

noch ein ganz eigenes<br />

Produkt. Also<br />

nicht einfach nur ein<br />

neuer Teil einer alten<br />

VIELE SPIELERINNEN<br />

Die Messe: Die Gamescom gilt als die größte Messe für Computerspiele weltweit, in diesem<br />

Jahr werden bis zu 400 000 Menschen erwartet. Am Sonntag endet die Veranstaltung.Wer<br />

sich kurzfristig überlegt, noch nach Köln zu fahren, ist chancenlos. Die Tickets für das Wochenende<br />

sind bereits ausverkauft.<br />

Die Besucher: In Deutschland spielen Kinder,Frauen und Männer.Bei den Erwachsenen ist<br />

der Anteil vonMännernund Frauen fast gleich. Bei den Besucherzahlen in Köln ist allerdings<br />

noch ein größerer Unterschied erkennbar:Imvergangenen Jahr lag der Anteil der Besucherinnen<br />

bei rund 26 Prozent.<br />

Auch<br />

Das Spiel „Trivia Crack“ stammt<br />

von Etermax. Das Studio wurde in<br />

Buenos Aires gegründet, ist jetzt in<br />

Berlin beheimatet.<br />

ETERMAX<br />

Idee.Eskommt aus Polen –die Videospielszene<br />

unseres Nachbarlands<br />

ist ohnehin beeindruckend, ein Spiel<br />

über denWarschauer Aufstand sowie<br />

eines über Tschernobyl waren auch<br />

zu sehen, beide eindrucksvoll. Die<br />

großen Hoffnungen stammen von<br />

kleinen Firmen –und es fühlt sich<br />

an, als sei die Gameswelt wieder<br />

einmal wirklich lebendig.<br />

Überhaupt,<br />

es<br />

wird nicht nur<br />

online gespielt,<br />

sondern viele<br />

sehen heute<br />

dabei auch<br />

gern zu. Auf<br />

dem Messe er-<br />

sich der stark<br />

freute<br />

erweiterte E-Sports-<br />

Bereich<br />

mit ver-<br />

schiedenen Arenen<br />

großer<br />

Beliebtheit.<br />

Hierkann man zusehen,<br />

wie Teams in<br />

verschiedenen Spielen<br />

gegeneinander<br />

antreten. Fußball,<br />

oft Egoshooter, teils<br />

auch Strategiespiele. Diese Schaukämpfe<br />

werden oft von Kommentatoren<br />

begleitet, wobei diese Moderatoren<br />

das Spiel sehr gut kennen müssen,<br />

um dem Publikum klarzumachen,<br />

was gerade passiert. Im<br />

Idealfall sind sie auch noch lustig.<br />

Spiele als Schaukampf –das bewegt<br />

die Szene derzeit sehr, gilt auch als<br />

Wachstumsmarkt. (In Berlin entsteht<br />

direkt am Checkpoint Charlie<br />

gerade ein E-Sports-Zentrum.) Solche<br />

Trends widerspiegeln sich auf<br />

der Messe, und sie ist deswegen ein<br />

hervorragender Indikator für das,<br />

was in der Welt der Spielerinnen und<br />

Spieler gerade wichtig ist.<br />

Ordner macht Ärger<br />

AFP/INA FASSBENDER<br />

Das ist großartig, aber nicht alles ist<br />

großartig. DieKoelnmesse muss sich<br />

damit auseinandersetzen, dass hin<br />

und wieder Ordner aggressiv werden<br />

–vermutlich ein Symptom der Überfüllung.<br />

Auch wenn das nur Einzelfälle<br />

sind, prägt es sich leider ein. Das<br />

Publikum wird manchmal wie Vieh<br />

durch bestimmte Engpässe getrieben,<br />

teils angeschrien oder mit Pfiffen<br />

gelenkt, das wirkt recht unwürdig.<br />

Beim Heavy-Metal-Konzert der<br />

Band Sabaton am Mittwochabend<br />

konnte man beobachten, wie einer<br />

der gelb gekleideten Ordner einen<br />

Fanangreifen wollte, der gedrängelt<br />

hatte.<br />

Seine Kollegen mussten den<br />

kampflustigen Mann festhalten. Wer<br />

Fragen stellte,wurde ignoriert, wenn<br />

nicht bedroht. Dabei können die<br />

Fans am wenigsten dafür,dass kopflos<br />

und ohne ersichtliches Konzept<br />

spontan viel zu enge Wege am Rand<br />

der Halle abgesperrt werden. Wenn<br />

eine Band spielt, die in diesem Jahr<br />

das Wacken-Festival eröffnet hat,<br />

kommen viele Menschen. So etwas<br />

kann man vorher wissen.<br />

Eigentlich hatte sich die Messe<br />

dieses Jahr vorgenommen, das Gedränge<br />

zu entzerren, großzügigere<br />

Gänge zu schaffen und neue Bereiche<br />

freizugeben. Es ist nur zum Teil<br />

gelungen. Unddann ist es trotz allem<br />

einfach schön, die Begeisterung und<br />

das Interesse der Besucher zu erleben.<br />

Das Publikum ist nach wie vor<br />

jung, weibliche und männliche Spieler<br />

sind stark vertreten. Cosplayer,<br />

Metal-Fans, Japan-Enthusiasten,<br />

hier kommen alle miteinander aus,<br />

vereint durch ein sehr reges Interesse<br />

an der Sache.<br />

Thomas Lindemann hat<br />

das Spiel „Cyberpunk 2077“<br />

großen Spaß gemacht.<br />

Neue Spitzenmodelle des iPhones<br />

vonApple sollen im Herbst laut einem<br />

Medienbericht ein zusätzliches<br />

Ultra-Weitwinkel-Objektiv sowie<br />

den Namenszusatz „Pro“bekommen.<br />

Derfür die Trefferquote seiner<br />

iPhone-Vorabinformationen bekannte<br />

Bloomberg-Reporter Mark<br />

Gurman bekräftigte damit Gerüchte,<br />

die seit einigen Wochen im Umlauf<br />

sind. DieVorstellung der neuen Modelle<br />

wirdfür den 10. September erwartet.<br />

Diebeiden neuen „Pro“-Modelle<br />

würden äußerlich weitgehend<br />

das Design deraktuellen iPhones XS<br />

und XS Maxbehalten, hieß es. (dpa)<br />

Nach Datenleck komplette<br />

KartennummernimUmlauf<br />

Beidem Datenleck im Mastercard-<br />

Bonusprogramm „Priceless Specials“<br />

sind auch Listen mit vollständigen<br />

KartennummerninUmlauf gelangt.<br />

Mastercardteilte Kunden am<br />

Donnerstag mit, dass möglicherweise<br />

auch ihreZahlungskartennummer<br />

betroffen sei, mit der sie<br />

sich bei dem Programm angemeldet<br />

hatten. Immerhin waren das dazugehörige<br />

Ablaufdatum und die Prüfnummer<br />

auf der Rückseite der Karte<br />

nicht Teil des Datenlecks.Damit<br />

können die geleakten Kartennummernnicht<br />

direkt für Einkäufe im Internet<br />

verwendet werden. Mastercard<br />

verwies darauf, dass ein Dienstleister,der<br />

das Bonusprogramm betrieb,„einen<br />

Sicherheitsvorfall<br />

erlitten“ habe.Esbesteht weiter die<br />

Gefahr,dass Online-Kriminelle mit<br />

den in Umlauf gelangten Informationen<br />

wie E-Mail, Geburtsdatum,<br />

Handy-Nummer oder Anschrift fingierte<br />

E-Mails verschicken können,<br />

um zum Beispiel an Passwörter zu<br />

kommen. (dpa)<br />

Indonesien blockiert<br />

Internet in Unruheprovinzen<br />

Nach drei Tagen der Proteste für Autonomie<br />

und gegen Polizeigewalt<br />

hat Indonesiens Regierung das Internet<br />

in seinen Provinzen Papua und<br />

Westpapua blockiert. DieSperre<br />

bleibe so lange bestehen, bis sich die<br />

Lage auf der betroffenen Insel Neuguinea<br />

wieder normalisierthabe,<br />

sagte ein Sprecher des Ministeriums<br />

für Telekommunikation am Donnerstag.<br />

Mitder Blockade will die Regierung<br />

verhindern, dass sich die<br />

Proteste ausweiten. In beiden Provinzen<br />

hatte es Demonstrationen<br />

gegen Vorfälle auf Indonesiens<br />

Hauptinsel Java gegeben. Dabei soll<br />

die Polizei mit Gewalt gegen Studenten<br />

vorgegangen sein. (dpa)<br />

AUSDER REDAKTION<br />

Berlin Mitte,<br />

der Podcast<br />

von<br />

Jochen Arntz<br />

Freitags<br />

ab sechs<br />

Jetzt gibt’s unter www.berliner-zeitung.de<br />

auch was zum Hören –direkt<br />

aus der Chefredaktion. „Berlin<br />

Mitte“ heißt der Podcast, in dem ich<br />

Ihnen jeden Freitag ab sechs Uhr<br />

morgens Neues aus der Redaktion<br />

und aus Berlin präsentiere. Diesmal<br />

spreche ich über das große gemeinsame<br />

Debattenforum der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> und des Tagesspiegels zum<br />

30. Jahrestag des Mauerfalls, das wir<br />

am kommenden Montag starten.<br />

Wirhören uns,<br />

Ihr Jochen Arntz, Chefredakteur<br />

bei Twitter @JochenArntz


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 27<br />

· ·<br />

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TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für<br />

HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live nach Neun<br />

9.55 (für HG) Sturm der Liebe 10.45 (für HG)<br />

Meister des Alltags 11.15 (für HG) Gefragt –<br />

Gejagt 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für<br />

HG)ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für<br />

HG) Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau<br />

15.10 (für HG) Sturm der Liebe 16.00 (für<br />

HG) Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach<br />

Meer. Ahoi, Perlen der Ostsee 17.00 (für HG)<br />

Tagesschau 17.15 Brisant 18.00 (für HG) Gefragt<br />

–Gejagt 18.50 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

19.45 (für HG) Sportschau vor acht 19.55 (für<br />

HG) Börse vor acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Die Eifelpraxis<br />

HerzenssachenTV-Drama, D2019<br />

Mit Rebecca Immanuel, Simon<br />

Schwarz,Karolina Lodyga u.a.<br />

Regie: Kerstin Ahlrichs<br />

21.45 (für HG) Tagesthemen<br />

22.00 (für HG) Tatort Freigang<br />

TV-Kriminalfilm, D2014. Mit Richy<br />

Müller,Felix Klare, CarolinaVera u. a.<br />

23.30 (für HG) Alles Verbrecher –Leiche im<br />

Keller TV-Kriminalfilm, D2014. Mit<br />

Ulrike Krumbiegel, Daniel Rodi u.a.<br />

1.00 (für HG) Tagesschau<br />

RTL<br />

5.25 Exclusiv –Das Star-Magazin. Moderation:<br />

Frauke Ludowig 5.35 Explosiv –Das Magazin.<br />

6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />

Unter uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was<br />

zählt. Soap 10.00 Der Blaulicht-Report 11.00<br />

Der Blaulicht-Report 12.00 Punkt 12 14.00<br />

Die Superhändler –4Räume,1Deal 15.00<br />

Die Superhändler –4Räume,1Dea 16.00<br />

Meine Geschichte –Mein Leben 17.00 Meine<br />

Geschichte –Mein Leben 17.30 Unter uns.<br />

Daily Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin<br />

18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin 18.45 aktuell<br />

19.05 (für HG) Alles was zählt. Soap<br />

19.40 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />

20.15 Die 100 ...<br />

scheinbar schönstenWege zum Glück /<br />

Raffi sucht in den Straßenritzen New<br />

Yorks nach Gold /Chloe und ihre<br />

Schwester wollen mit sechs Jahren<br />

schon Model werden ... Show<br />

23.00 Martin Rütter live! NachSITZen<br />

Mit Martin Rütter<br />

0.00 Nachtjournal<br />

0.30 Die 100 ...<br />

scheinbar schönstenWege zum Glück /<br />

Raffi sucht in den Straßenritzen New<br />

Yorks nach Gold ... Show<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

MDR WDR Arte<br />

12.35 Madeline. Familienfilm, F/USA 1998<br />

14.00 (für HG) MDR um zwei 15.15 (für HG)<br />

Wer weiß denn sowas? 16.00 (für HG) MDR um<br />

vier 17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für HG) Brisant<br />

18.54 (für HG) Sandmann 19.00 (für HG)<br />

MDR Regional 19.30 (für HG) Aktuell 19.50<br />

(für HG) Elefant, Tiger &Co. 20.15 (für HG)<br />

Hansi Hinterseer 21.45 (für HG) Aktuell 22.00<br />

(für HG) Kim &Kachelmanns Highlights 0.05<br />

MDR Kultur –Filmmagazin 0.20 (für HG) Irene<br />

Huss. Der im Dunkeln wacht. TV-Kriminalfilm, S<br />

2011 1.50 Das letzte Rad. Drama, D2009<br />

Bayern<br />

15.30 (für HG) Schnittgut.Alles aus dem Garten<br />

16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG)<br />

Wir inBayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />

Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />

(für HG) Unser Land 19.30 (für HG) Aufgegabelt<br />

vonAlexander Herrmann 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 (für HG) Hubert und Staller<br />

21.00 (für HG) Die Bergpolizei –Ganz nah am<br />

Himmel 21.55 (für HG) Rundschau Magazin<br />

22.10 Grünwald –Sommer-Spezial 22.55 Ein<br />

Mordsteam. Actionkomödie, F2012 0.30 (für<br />

HG) Verfluchtes Amsterdam. Thriller, NL 1988<br />

Vox<br />

6.50 (für HG) CSI: DenTätern auf der Spur<br />

8.40 Verklag mich doch! 10.55 Mein Kind,dein<br />

Kind –Wie erziehst du denn? 12.00 Shopping<br />

Queen 13.00 Zwischen Tüll und Tränen 14.00<br />

Mein Kind,dein Kind –Wie erziehst du denn?<br />

15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten<br />

und eine Traumreise 17.00 Zwischen Tüll und<br />

Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei<br />

19.00 Das perfekte Dinner 20.15 (für HG) Bones<br />

–Die Knochenjägerin 22.10 (für HG) Bones<br />

–Die Knochenjägerin 0.00 nachrichten<br />

0.20 (für HG) Medical Detectives<br />

Super RTL<br />

12.10 ALVINNN!!! 13.15 5Freunde 13.40<br />

Angelo! 14.10 Die Nektons 14.40 Grizzy &die<br />

Lemminge 14.55 Dragons 15.20 Voll zu spät!<br />

15.50 Spirit: wild und frei 16.20 Zig &Sharko<br />

–Meerjungfrauen frisst man nicht! 16.45<br />

Coop gegen Kat 17.15 Sally Bollywood 17.40<br />

Die Nektons 18.10 Die Tomund Jerry Show<br />

18.40 Woozle Goozle 19.10 Voll zu spät!<br />

19.40 Angelo! 20.15 (für HG) Operation:<br />

Nussknacker. Animationsfilm, USA/CDN/COR<br />

2014 21.50 Columbo. Tödliche Liebe. TV-Kriminalfilm,<br />

USA 1991 0.00 Infomercials<br />

Sport1<br />

9.00 Teleshopping 14.30 Volleyball: Europameisterschaft<br />

der Damen. Gruppe D:Deutschland<br />

–Schweiz 16.30 Sport1 News 16.55 Volleyball:<br />

Europameisterschaft der Damen. Gruppe<br />

D: Weißrussland –Russland 19.00 Sport1<br />

News 19.25 FC Bayern Inside 19.55 Volleyball:<br />

Europameisterschaft der Damen. Gruppe<br />

D: Slowakei –Spanien 22.00 Die PS-Profis<br />

Schule 22.30 Sky Sport News –Die 2. Bundesliga.<br />

4. Spieltag 23.30 Der Quotentalk<br />

23.45 Sport-Clips 0.00 Sport-Clips<br />

5.30 (für HG)ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />

Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />

10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für<br />

HG) SOKO Wismar 12.00 heute 12.10 drehscheibe<br />

13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die Küchenschlacht<br />

15.00 (für HG) heute Xpress<br />

15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />

heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />

Die letzte Beichte 17.00 (für HG)<br />

heute 17.10 (für HG) hallo deutschland 17.45<br />

(für HG) Leute heute 18.00 (für HG) SOKO<br />

Wien. 3,2,1...Mord. Krimiserie 19.00 (für HG)<br />

heute 19.25 (für HG) Bettys Diagnose. Liebe<br />

und Leidenschaft.Krankenhausserie<br />

20.15 (für HG) Die Chefin<br />

Justitias Zuhälter.Krimiserie<br />

Mit Katharina Böhm,Jürgen Tonkel,<br />

Christoph Schechinger u.a.<br />

21.15 (für HG) Letzte Spur Berlin<br />

Verfolgt. Krimiserie<br />

22.00 (für HG) heute-journal<br />

22.30 Sketch History Neues von gestern<br />

22.55 aspekte Gott undTeufel –der Dokumentarfilm<br />

„Diego Maradona”/Afro<br />

Futures –Fashion xHair xDesign<br />

23.40 heute+<br />

23.55 Starsky und Hutch Krimiserie<br />

5.30 Frühstücksfernsehen. Moderation: Matthias<br />

Killing,Christian Wackert, Marlene Lufen,<br />

Alina Merkau,Jochen Schropp, Karen Heinrichs<br />

10.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />

kämpfen für Sie! Mit Alexander Hold, Stephan<br />

Lucas, Alexander Stephens, Isabella Schulien<br />

11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />

kämpfen für Sie! Doku-Soap 12.00 Anwälte<br />

im Einsatz. Doku-Soap 13.00 Anwälte im Einsatz<br />

14.00 Auf Streife.Reportagereihe 15.00<br />

Auf Streife –Die Spezialisten.Reportagereihe<br />

16.00 Klinik am Südring 17.30 Klinik am<br />

Südring –Die Familienhelfer.Doku-Soap<br />

18.00 Promis Privat.Doku-Soap 19.00 Genial<br />

daneben –Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />

20.15 Promi Big Brother<br />

Mod.: Jochen Schropp, Marlene Lufen<br />

Zwölf Promis tauschen für zwei Wochen<br />

ihr Leben im Blitzlichtgewitter gegen<br />

ein Leben im „Promi Big Brother“-<br />

Haus.<br />

23.45 Knallerkerle<br />

Comedyshow<br />

0.10 Knallerkerle<br />

0.40 Promi Big Brother<br />

Moderation: Jochen Schropp, Marlene<br />

Lufen<br />

3.40 Sechserpack Comedyshow<br />

13.05 (für HG) Nashorn,Zebra &Co. 13.55<br />

(für HG) Zoo-Babies 14.20 (für HG) In aller<br />

Freundschaft 15.05 (für HG) In aller Freundschaft<br />

15.50 Erlebnisreisen 16.00 (für HG)<br />

Aktuell 16.15 Hier und heute 18.00 (für HG)<br />

aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Wunderschön!<br />

18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30<br />

Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Unser Land in den 90ern 21.00 (für<br />

HG) Für immer Kult 21.45 (für HG) Aktuell<br />

22.00 (für HG) Kölner Treff 23.30 (für HG) Kölner<br />

Treff 1.00 (für HG) nuhr gefragt<br />

NDR<br />

13.10 (für HG) Inaller Freundschaft –Die jungenÄrzte.<br />

Am Limit 14.00 (für HG) aktuell<br />

14.15 (für HG) die nordstory 15.15 (für HG)<br />

Wer weiß denn sowas? 16.00 (für HG) aktuell<br />

16.20 (für HG) Mein Nachmittag 17.10 (für<br />

HG) Leopard, Seebär &Co. 18.00 Ländermagazine<br />

18.15 (für HG) Hofgeschichten 18.45 (für<br />

HG) DAS! 19.30 Ländermagazine 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 (für HG) die nordstory<br />

21.15 (für HG) StaatsfeindWildschwein 21.45<br />

(für HG) aktuell 22.00 (für HG) 3nach 9 0.00<br />

NDR Comedy Contest 1.00 (für HG) 3nach 9<br />

Kabel eins<br />

7.40 Blue Bloods –Crime Scene NewYork 9.30<br />

Navy CIS: L.A. 10.25 Navy CIS 11.15 Without a<br />

Trace 12.10 Numb3rs 13.05 Castle 14.05 The<br />

Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A. 15.50 News<br />

16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich<br />

17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi kommt<br />

18.55 Achtung Kontrolle! Wir kümmern uns<br />

drum 20.15 Elementary. Rote Ampel, grüne<br />

Ampel 21.15 Deception –Magie des Verbrechens.<br />

Der Diamantenraub 22.10 Deception –<br />

Magie des Verbrechens 23.05 Navy CIS: L.A.<br />

Zurück zur Natur 0.05 Navy CIS: L.A<br />

RTL 2<br />

6.00 Die Straßencops –Jugend im Visier 8.00<br />

Frauentausch 10.00 Frauentausch 12.00 Extrem<br />

sauber –Putzteufel imMessie-Chaos<br />

13.00 Raus mit der Sprache –Nie wieder stottern<br />

14.00 Die Reimanns –Ein außergewöhnliches<br />

Leben 15.00 Hilf mir! Jung,pleite, verzweifelt<br />

... 17.00 News 17.10 Krass Schule –<br />

Die jungen Lehrer –Wie alles begann 18.05<br />

Köln 50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15<br />

American Pie. Komödie, USA 1999 22.05 Fight<br />

Club. Drama, USA/D 1999 0.55 End of Days –<br />

Nacht ohne Morgen. Actionfilm, USA 1999<br />

Eurosport 1<br />

8.30 Tennis: USOpen 10.20 Radsport: Tour de<br />

France 11.20 Skispringen: Sommer Grand<br />

Prix. Einzelspringen 13.00 WATTS 13.20 Olympische<br />

Spiele 14.50 Pferdesport: EM.Springreiten:<br />

Nationenpreis 18.35 WATTS 19.00 Fußball:<br />

Bundesliga der Frauen. Vorberichte 19.15<br />

Fußball: Bundesliga der Frauen. 2. Spieltag:<br />

FC Bayern München –1.FFC Frankfurt 21.00<br />

Fußball: Bundesliga der Frauen 21.15 Tennis:<br />

US Open. 5. Qualifikationstag 23.00 Tennis:<br />

US Open. 5. Qualifikationstag 1.00 Tennis<br />

PROSIEBEN, 20.15 UHR SCI-FI-FILM<br />

Die Tribute von Panem: Mockingjay<br />

Katniss(Jennifer Lawrence) beschließtdem Diktator Snow endgültigden<br />

Todesstoßzuversetzen undmachtsichdaran, mit einer Gruppetapferer<br />

Mitstreiterindas Herz desKapitolsvorzudringen. Eine überausriskante und<br />

gewagte Aktion fürdie jugendliche Rebellin und ihreWegbegleiter. Teil zwei<br />

der Reihe abschließenden Science-Fictin-Dystopie in der Oscar-Preisträgerin<br />

JenniferLawrence weiterhin gegendas tyrannische Systemihrer Welt kämpft.<br />

Wieschonseine Vorgängerbasiertauch dieser Film aufder Romanvorlageder<br />

Jugendbuchautorin Suzanne Collins.Für nächstesJahr plantdie Schriftstellerin<br />

ein weiteresBuchüber das fiktive Land Panemzuveröffentlichen. DieHandlungsoll<br />

vordem erstenTeil spielen. Auch eineVerfilmungdes Prequels soll<br />

bereits in Planungsein.<br />

(USA/D/2015)<br />

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vom VOM 22.8.2019<br />

2019<br />

MITTEL mittel<br />

8 4 6 5 9 3 7 1 2<br />

1 3 2 7 8 4 5 6 9<br />

7 5 9 6 2 1 3 4 8<br />

4 6 5 8 3 2 9 7 1<br />

9 7 1 4 6 5 8 2 3<br />

3 2 8 1 7 9 4 5 6<br />

5 1 3 9 4 6 2 8 7<br />

6 9 7 2 5 8 1 3 4<br />

2 8 4 3 1 7 6 9 5<br />

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22.8.2019<br />

22. 8. 2019<br />

SCHWER schwer<br />

6 9 5 3 8 4 1 7 2<br />

1 8 4 9 7 2 3 5 6<br />

2 3 7 1 6 5 9 4 8<br />

9 6 1 5 3 8 4 2 7<br />

7 2 3 6 4 1 5 8 9<br />

4 5 8 7 2 9 6 1 3<br />

8 7 6 4 1 3 2 9 5<br />

5 1 2 8 9 6 7 3 4<br />

3 4 9 2 5 7 8 6 1<br />

5.05 Berlin erwacht –Sommer 5.30 Panda,<br />

Gorilla &Co. 6.20 zibb. zuhause in berlin &<br />

brandenburg 7.20 Brisant 8.00 Brandenburg<br />

aktuell /Abendschau 9.00 In aller Freundschaft<br />

9.45 In aller Freundschaft 10.30 Rote<br />

Rosen 11.20 Sturm der Liebe 12.10 Der Winzerkönig<br />

12.55 Landschleicher 13.00 rbb24<br />

13.05 Verrückt nach Meer 13.55 Gartengeschichten<br />

14.40 Typisch! 15.10 Stadt, Land,<br />

Haus 16.00 rbb24 16.15 Wer weiß denn sowas?<br />

17.00 rbb24 17.05 Panda, Gorilla &Co.<br />

17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />

18.30 zibb. zuhause in berlin &<br />

brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />

Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 50 Gründe, Kopenhagen zulieben<br />

Dokumentation<br />

Tivoli und das alte Hafenviertel,Smörrebröd<br />

und kleine Meerjungfrau –es<br />

gibt viele Gründe, die Stadt zu lieben.<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Kim &Kachelmanns Highlights<br />

Das Beste aus 2019<br />

0.05 Die Show-Highlights<br />

Mit Stefanie Hertel<br />

3.05 zibb<br />

zuhause in berlin &brandenburg<br />

4.05 Gartenzeit<br />

ProSieben<br />

5.40 Twoand aHalf Men 6.45 The Big Bang<br />

Theory 8.25 The Middle 9.20 Fresh off the<br />

Boat 10.20 Mike &Molly 10.45 How IMet<br />

Your Mother 11.35 2Broke Girls 12.30 Mom<br />

12.55 Twoand aHalf Men 14.20 The Middle.<br />

Die magischen Hände/Der geplatzte Knoten.<br />

Comedyserie 15.15 The Big Bang Theory. Die<br />

tödliche Mortadella/Freunde sind wie Toilettenpapier/Das<br />

Warteschlangen-Problem/Die<br />

Annäherungs-Versuchung. Comedyserie 17.00<br />

taff. Inselgeflüster (3). Moderation: Rebecca<br />

Mir,Daniel Aminati 18.00 Newstime 18.10 Die<br />

Simpsons. Rat mal, wer zum Essen kommt/<br />

Marge imSuff. Zeichentrickserie 19.05 Galileo.<br />

Gun Gardening.Moderation: Stefan Gödde<br />

20.15 Die Tribute von Panem: Mockingjay<br />

(2) Sci-Fi-Film, USA/D 2015<br />

Mit Jennifer Lawrence,Josh Hutcherson,Liam<br />

Hemsworth, Elizabeth Banks,<br />

Julianne Moore u. a.<br />

Regie: Francis Lawrence<br />

22.50 Contagion Thriller,USA/VAE 2011.<br />

Mit Matt Damon, Kate Winslet, Marion<br />

Cotillard u. a. Regie: Steven Soderbergh<br />

0.50 Immortal –Die Rückkehr der Götter<br />

Mysterythriller,F/I/GB 2004. Mit Linda<br />

Hardy, Thomas Kretschmann, Charlotte<br />

Rampling u.a.Regie: Enki Bilal<br />

10.25 Geheimnisvolle Schwarze Löcher 11.20<br />

Nova 12.15 Südtirol 12.50 Arte Journal 13.00<br />

Dänemark –Glück und Meer 14.00 (für HG)<br />

Jeremiah Johnson. Western, USA 1972 15.50<br />

Stadt Land Kunst 16.30 (für HG) X:enius 16.55<br />

Paradiesvögel –Wo ein Wille ist ... 17.50 (für<br />

HG) Ein Traum von Baum 18.35 (für HG) Wüste<br />

Wurzeln, starke Stämme 19.20 Arte Journal<br />

19.40 Südtirol 20.15 (für HG) Die Toten von<br />

Turin 21.15 (für HG) Die Toten vonTurin 22.15<br />

Oasis: Supersonic. Dokumentarfilm, GB 2016<br />

0.15 Trans Is Beautiful! 1.10 Arte Journal<br />

3Sat<br />

11.30 (für HG) Stöckl. 12.30 (für HG) Stolperstein<br />

13.00 (für HG) ZIB 13.15 Die Meeresgärtner<br />

von Sansibar 13.35 unterwegs 14.20<br />

unterwegs 15.00 unterwegs 15.40 unterwegs<br />

16.20 unterwegs 17.05 unterwegs 17.45 unterwegs<br />

18.30 nano 19.00 (für HG) heute<br />

19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Heimatland 21.00 makro<br />

21.30 auslandsjournal extra 22.00 (für HG)<br />

ZIB 2 22.25 (für HG) Die andere Heimat –<br />

Chronik einer Sehnsucht. Historienfilm, D/F<br />

2013 2.05 (für HG) Zapp 2.35 10vor10<br />

Phoenix<br />

12.45 Abenteuer in Südasien 13.30 Teheran<br />

extrem –Subkultur im Gottesstaat 14.15 Frauen<br />

und Ozeane 16.15 maybrit illner 17.15<br />

#phoenix-freistil 17.30 phoenixder tag 18.00<br />

Die Nordreportage 18.30 Abenteuer in Südasien<br />

19.15 Reiseabenteuer in Myanmar: Robert Hetkämperunterwegs<br />

20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Feind ist, weranders denkt–Geheimnisse<br />

derStasi 22.30 NaturNah 23.00 GeheimnisvolleOrte<br />

23.45 Marathonhinter Mauern–Der<br />

Gefängnislauf vonSan Quentin 0.00 Gaming the<br />

Real World. Dokumentarfilm,S2016<br />

Kika<br />

11.30 Wickie und die starken Männer 12.40<br />

(für HG) Das Dschungelbuch 13.45 (für HG)<br />

krass nass! DieTigerenten Club Sommerspiele<br />

14.10 Schloss Einstein 15.00 (für HG) Mako –<br />

Einfach Meerjungfrau 15.45 Stoked 16.10 (für<br />

HG) Lenas Ranch 16.55 Horseland, die Pferderanch<br />

17.35 Eine lausige Hexe 18.00 Bobby<br />

&Bill 18.15 Ben &Hollys kleines Königreich<br />

18.40 (für HG) Löwenzähnchen 18.50<br />

Sandmann 19.00 (für HG) Mia and me –<br />

Abenteuer in Centopia 19.30 (für HG) Anne<br />

auf Green Gables. TV-Familienfilm, CDN 2017<br />

Dmax<br />

11.15 Asphalt-Cowboys: Polen 12.15 A8 –<br />

AbenteuerAutobahn 13.15 Inkasso Air –Die<br />

Flugzeug-Eintreiber 14.15 Das Survival-Duo<br />

15.15 DieWildlife-Cops 16.15 Texas Jail –Unter<br />

Arrest 16.45 Border Control–Spaniens<br />

Grenzschützer 17.15 Die Gebrauchtwagen-Profis<br />

19.15 Border Control –SpaniensGrenzschützer<br />

20.15 Monsterfische am Haken 21.15<br />

Fish or Die –Angeltrip ins Ungewisse 22.15<br />

Fluss-Monster 23.10 News 23.15 Fluss-Monster<br />

0.10 News 0.15 Monsterfische am Haken<br />

5.30 Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

9.15 Zapp 9.45 Shift 10.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

10.15 Wie wollenwir leben? –Andersunterwegs<br />

sein 11.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

13.00 ZDF-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-<br />

Nachrichten 19.15 Mex–DasMarktmagazin<br />

20.00 Tagesschau 20.15 Panorama 20.45 Exclusiv<br />

im Ersten 21.17 Geheimnisvolle Orte 22.00<br />

Tagesthemen 22.15 mehr/wert 22.47 Extra<br />

23.00 Tagesthemen 23.15 MachtkampfinVenezuela<br />

–Welcher Wegführt aus derKrise? 23.45<br />

Schätze der Welt 0.00 Tagesthemen 0.15 Rabiat<br />

1.00 DieTagesschau vor20Jahren 1.15 Tagesschau<br />

1.25 mehr/wert 1.55 Extra<br />

ONE<br />

12.35 Sturm derLiebe 13.25 Um HimmelsWillen.<br />

Hannavon Orleans 14.15 PartyofFive. Partnerwechsel<br />

15.00 Pferdesport: Europameisterschaften.<br />

Springreiten: Mannschaftsentscheidung.Aus<br />

Rotterdam(NL) 18.40 Sturm derLiebe 19.25<br />

Sturm derLiebe 20.15 extra 3 21.00 My Oneand<br />

Only –Auf derSuche nach Mr.Right. Abenteuerfilm,<br />

USA 2009. MitRenée Zellweger 22.40 Männerdie<br />

aufZiegenstarren. Militärfilm, USA/GB<br />

2009. MitGeorge Clooney 0.05 Kommissar Beck.<br />

Die Todesfalle.TV-Kriminalfilm,S1998 1.30 My<br />

One and Only –Auf der SuchenachMr. Right.<br />

Abenteuerfilm, USA2009 3.10 Operation Zucker.<br />

Jagdgesellschaft. TV-Drama,D2015<br />

ZDF NEO<br />

12.30 DieRettungsflieger 13.15 Psych.Krimiserie<br />

14.35 Kommissar Stolberg.TödlichesNetz. Krimiserie<br />

15.35 Die Rettungsflieger. Lügenund Geheimnisse.<br />

Actionserie 17.05 Psych.Bigfoot und<br />

dieSpencersons.Krimiserie 18.30 Baresfür Rares<br />

19.20 Bares fürRares 20.15 Death in Paradise.<br />

Überden Klippen. Krimiserie 21.05 Death in<br />

Paradise. Dieeinsame Insel. Krimiserie 21.55<br />

Death in Paradise. Cricket im Blut. Krimiserie<br />

22.50 Silent Witness.GefalleneEngel. Krimiserie<br />

23.45 Silent Witness.GefalleneEngel. Krimiserie<br />

0.35 Shakespeare&Hathaway–PrivateInvestigators<br />

.Stirb, Sally, stirb. Dramaserie 4.20 Neu<br />

im Kino 4.25 Death in Paradise<br />

ZDF INFO<br />

10.55 StörfallAfD –Das Netz der Rechten 11.40<br />

Völkische Siedler–Schattenweltenauf demLand<br />

12.25 (für HG) Die Welt derReichsbürger 13.10<br />

HochbetriebimLeihhaus–Letzter Ausweg fürVerzweifelte<br />

13.55 Start-upins Risiko –Von derIdee<br />

biszur Pleite 14.40 Macht undMachenschaften<br />

15.30 (fürHG) Geheimakte Finanzkrise 16.15 In<br />

derSchuldenfalle 17.00 (für HG) ZDF.reportage<br />

18.00 Plattgemacht –Wennein Stadtteil verschwindet<br />

18.45 Das Universum–Eine Reise<br />

durch Raum undZeit 20.15 Exoplaneten –Fahndung<br />

nach derzweiten Erde 21.00 (für HG) FaszinationUniversum<br />

23.50 WetterextremeimUniversum<br />

0.35 (für HG) heute-journal<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Alte Musik Venezianischer Opernstar –Die<br />

Bühnenwerke von Antonio Vivaldi, ca. 46 Min.<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Saisoneröffnung der <strong>Berliner</strong> Philharmoniker<br />

Alban Berg: Sinfonische Stücke aus der Oper<br />

„Lulu”; Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr.9<br />

d-Moll op. 125 (Marlis Petersen, Sopran; Elisabeth<br />

Kulman, Sopran; Benjamin Bruns,Tenor;<br />

Kwangchul Yun, Bass; Rundfunkchor<br />

Berlin; <strong>Berliner</strong> Philharmoniker,Leitung: Kirill<br />

Petrenko),ca. 146 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Hanya Yanagihara: „Das Volk der<br />

Bäume” (30/38).Mit Gunter Schoß,Matthias<br />

Bundschuh, ca. 30 Minuten<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Rafik Schami: „Die geheime Mission<br />

des Kardinals” (25/40),ca. 26 Minuten<br />

0.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

„Gestatten, mein Name ist Cox” Mit Wolfgang<br />

Borchert, Carl-Heinz Schroth, Gustl Busch,<br />

Manfred Steffen u. a., ca.55Minuten<br />

MAGAZIN<br />

10.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Lebenszeit Die sitzende Gesellschaft.Wohin<br />

führt uns der Bewegungsmangel?,ca. 80 Min.<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Mikrokosmos –die Kulturreportage Sängerfest<br />

in Tallinn.„Mein Vaterland ist meine<br />

Liebe”. Von Benedikt Schulz, ca.45Minuten<br />

19.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Zeitfragen Literatur.Letzter Koitus, letzter Tanz.<br />

Lyriker bedichten ausgestorbeneTierarten.Von<br />

Astrid Mayerle,ca. 30 Minuten<br />

22.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Gespräch Mit Hermann Parzinger (Präsident<br />

der Stiftung Preußischer Kulturbesitz). Moderation:<br />

Barbara Wiegand, ca.30Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Bettye LaVette. Mit Lothar Jänichen,<br />

ca. 30 Minuten<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Pop-Kultur Festival Konzertmitschnitte und<br />

Gespräche, u. a. mit International Music &The<br />

Dorf, 21 Downbeat &Jens Friebe, ca. 147 Min.<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

On stage Gut abgeschmeckt,aber nicht essbar.<br />

Das dänische Trio Fried Okra, ca. 55 Min<br />

22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Spielraum Bluestime. Neues aus Americana,<br />

Blues und Roots. Mit Tim Schauen, ca. 45 Min.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 – S eite 28 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

UweOchsenknecht (63) lässt sich von<br />

den schönen neuen Digital-Welten<br />

des Internets und ihren aufdringlichen<br />

Konsumverheißungen nicht<br />

kirremachen. DerSchauspieler bewahrtdie<br />

Ruhe,etwa wenn er bei<br />

Streamingdiensten nach einem Film<br />

sucht:„Ich verbringe mit meiner Frau<br />

oft ein, zwei Stunden, um rauszusuchen<br />

was wir anschauen. Da gucken<br />

wir mal kurzrein, aber dann ist es so<br />

spät, dass wir sagen: ,Jagut –gucken<br />

wir morgen‘.“ Recht so,das Stöbern<br />

im virtuellen Filmregal ist ja auch<br />

schon der ganzeSpaß.<br />

Quentin Tarantino (56) und seine Frau<br />

Daniella Pick (35) arbeiten sich jetzt<br />

Schritt für Schritt durch den Familienplan.<br />

Deramerikanische Filmemacher<br />

und die israelische Sängerin<br />

kennen sich zwar schon seit 2009,<br />

doch erst 2016, als sie offiziell zu einem<br />

Paar wurden, legten sie im<br />

Tempo zu: 2017 folgte dieVerlobung,<br />

im November letzten Jahres dann die<br />

Heirat und nun wohl auch das Babyglück.<br />

Beide ließen übers Promiportal<br />

People.com ausrichten, sie seien<br />

„sehr erfreut“ mitzuteilen, dass sie<br />

Nachwuchs erwarten.<br />

HerbertGrönemeyer (63) wirdbei der<br />

Verleihung des Deutschen Radiopreises<br />

am 25. September in der<br />

Hamburger Elbphilharmonie auftreten,<br />

wie uns der NDR freundlicherweise<br />

mitteilt und bei dieser Gelegenheit<br />

das schöne Grönemeyer-<br />

Wort überliefert, das Radio sei „einer<br />

der Turbolader fürs Leben: Es trägt<br />

einen durch den Tag“. EinHoch auf<br />

alte Kulturtechniken!<br />

Dwayne „The Rock“<br />

Johnson (47) ist wieder<br />

der bestbezahlte<br />

Schauspieler der<br />

Welt, wie das Magazin<br />

Forbes vermeldet.<br />

2016 stand<br />

der Muskelberg<br />

schon einmal an der<br />

Spitze, jetzt wurde<br />

sein Jahresverdienst<br />

mit 89,4 Millionen Dollar<br />

(81 Millionen Euro)<br />

angegeben. (schl./mit<br />

dpa)<br />

Das passt: viele Muskeln, viele<br />

Dollar,viel Prügeln und viel<br />

Spaß.<br />

AFP/CHRIS DELMAS<br />

TIERE<br />

Oh Schreck: die Vermessung der<br />

Mopsfledermaus. DPA/SEBASTIAN WILLNOW<br />

Möpse erhalten in Deutschland sehr<br />

viel Aufmerksamkeit: Es gibt Mopstreffen,<br />

Mopsrennen, Mopsclubs …<br />

Dass aber kaum jemand über Mopsfledermäuse<br />

spricht, das muss die<br />

kleine Tierkastenredaktion hier mal<br />

in aller Schärfe anprangern. Barbastella<br />

barbastellus ist hierzulande inzwischen<br />

so selten geworden, dass<br />

Sorgeangebracht ist. Umso schöner,<br />

dass man sich in Sachsen der Bestandserfassung<br />

annimmt und keine<br />

Mühen scheut, die nachtaktiven Säugetiereaufzuspüren<br />

–Ultraschall-Detektoren,<br />

Fangnetzeund Funksender<br />

sind im Einsatz. Undsiehe da: Es wurden<br />

bereits mehrereMopsfledermaus-Kolonien<br />

imWermsdorfer<br />

Wald entdeckt. Hurra! (avo.)<br />

Inferno: Im NaturparkChapada dos Guimaraes wüten die Flammen baumhoch.<br />

Essind Szenen wie aus einer<br />

biblischen Prophezeiung.<br />

Der Himmel über São<br />

Paulo verdunkelt sich, es<br />

fallen sogar einige graphitgraue Regentropfen<br />

zu Boden. Die dunklen<br />

Schwaden sollen aus den im ganzen<br />

Land tobenden Waldbränden stammen.<br />

Dort zeigen Fotos, wie eine<br />

Feuerwalze durch die grüne Lunge<br />

des Planeten walzt. Es sind besorgniserregende<br />

Bilder, die aus Brasilien<br />

um die Welt gehen. Waldbrände sind<br />

zwar nicht neu in Brasilien, aber dieses<br />

Ausmaß ist dann doch außergewöhnlich.<br />

Der dunkle Himmel in der 22-<br />

Millionen-Metropole São Paulo<br />

verfehlt seine Wirkung nicht. Die<br />

Menschen bekommen Angst.<br />

Und inmitten dieser gespenstischen<br />

Szenerie erhebt Brasiliens<br />

rechtspopulistischer Präsident Jair<br />

Bolsonaro schwere Vorwürfe gegen<br />

Nichtregierungsorganisationen, die<br />

er bislang nicht beweisen kann. Sie<br />

sollen hinter den Bränden stecken.<br />

„Wir nehmen den Nichtregierungsorganisationen<br />

ihre Zuschüsse,<br />

wir haben die Überweisungen<br />

der Regierungsstellen eingestellt.<br />

Jetzt fehlt ihnen das<br />

Geld.“<br />

Umweltschützer sind schuld<br />

Aus diesem Grund kommt Bolsonaro<br />

zu dem Schluss, dass ausgerechnet<br />

Umweltschützer im ganzen<br />

Land die Brände gelegt haben könnten.„Es<br />

kann also sein, dass diese Organisationen<br />

gegen mich persönlich<br />

und die brasilianische Regierung<br />

vorgehen. Das ist der Krieg, in dem<br />

wir uns befinden.“<br />

Die Fakten sprechen gegen diese<br />

Annahme. Insgesamt seien 72 843<br />

Brände registriert worden, berichtet<br />

die seriöse Tageszeitung Folha aus<br />

São Paulo. In den meisten Fällen<br />

seien Flächen in Privatbesitz betroffen,<br />

aber auch in Naturschutzgebieten<br />

und indigenen Ländereien<br />

brenne es immer wieder.Flächen im<br />

Privatbesitz gehören in vom überwiegend<br />

vom Feuer betroffenen<br />

Westen des Landes meistens Großgrundbesitzern<br />

und der Agrarindustrie.<br />

Der Bundesstaat Mato<br />

Grosso imSüden des Amazonasgebiets<br />

gilt als Kornkammer Brasiliens.<br />

Hier haben die großen Agrarbarone<br />

das Sagen. Sie könnten von den<br />

Bränden profitieren, kommen sie<br />

doch auf diese Art und Weise zu zusätzlichem<br />

Land.<br />

Brasiliens Regierung wirkt unvorbereitet<br />

und auch nicht wirklich entschlossen,<br />

die Feuer anzugehen.<br />

Zwar verspricht Umweltminister Ricardo<br />

Salles: „Wir geben unser Bestes“,<br />

doch bislang konnten die seit<br />

Brasiliens grüne<br />

Lunge brennt<br />

Weite Teile des Regenwaldes<br />

stehen in Flammen. Präsident Bolsonaro hat dafür<br />

eine ganz eigene Erklärung<br />

Waldbrände in Südamerika<br />

Aktive Brände Stand 22. August<br />

KOLUMBIEN<br />

ECUADOR<br />

PERU<br />

VonTobias Käufer<br />

PARAGUAY<br />

URUGUAY<br />

ARGENTINIEN<br />

BLZ/GALANTY;<br />

QUELLE: AFP<br />

BRASILIEN<br />

Brasilia<br />

Die Feuerfront in der Gemeinde Guaranta do Norte im Bundesstaat Mato Grosso.<br />

DPA<br />

DPA/CHRISTIAN NIEL BERLINCK<br />

Tagen wütenden Brände nicht wirksam<br />

bekämpft werden. Zudem widerspricht<br />

Salles indirekt den Vorwürfen<br />

Bolsonaros: „Es kommt im<br />

Moment häufiger zu Bränden, weil<br />

es zuletzt sehr trocken war.“<br />

Die Interessen der Agrarindustrie<br />

Brasilien will Teile des Amazonas-<br />

Regenwaldes trotz internationalen<br />

Protesten zum Rohstoffabbau und<br />

für die Agrarindustrie freigeben. Opfer<br />

wären Naturschutzgebiete und<br />

Reservate der Ureinwohner. ImJuli<br />

war die illegale Abholzung des Amazonas-Regenwaldes<br />

fast dreimal so<br />

hoch wie im Vorjahresmonat. Es<br />

steht zu befürchten, dass es unter<br />

Bolsonaro wieder so schlimm werden<br />

könnte wie unter Ex-Präsident<br />

Lula da Silva, der mit 27 000 Quadratkilometern<br />

abgeholzter Regenwaldfläche<br />

2004 den Negativrekord<br />

in diesem Jahrhunderthält. Als Konsequenz<br />

haben Deutschland und<br />

Norwegen Mittel für den Schutz des<br />

Regenwaldes eingefroren.<br />

Neben der Umweltkatastrophe<br />

haben die Brände aber auch katastrophale<br />

Folgen für die dort lebende<br />

indigene Bevölkerung. Nach<br />

Angaben des Brasilianischen Instituts<br />

für Satellitenforschung INPE<br />

sind 36 indigene Schutzgebiete von<br />

den Bränden betroffen. „Hunderte<br />

indigene Gemeinschaften müssen<br />

gerade mit ansehen, wie ihr Lebensraum<br />

verbrennt“, erklärt Regina<br />

Sonk, Referentin für indigene<br />

Völker bei der Gesellschaft für bedrohte<br />

Völker (GfbV). „Wie es für<br />

sie weitergeht, ist völlig unklar. Neben<br />

der Umweltkatastrophe ist das<br />

humanitäre Desaster programmiert.“<br />

Inzwischen ist die Brandkatastrophe<br />

auch in den Köpfen der Menschen<br />

angekommen. In sozialen<br />

Netzwerken drücken Prominente<br />

ihre Sorge über die Feuersbrunst<br />

aus. Unter dem Hashtag #Prayfor-<br />

Amazonas finden sich zahlreiche Solidaritätsbekundungen<br />

– aber auch<br />

scharfe Kritik an Bolsonaro. Es wird<br />

die Frage diskutiert, warum die<br />

Menschheit offenbar bereit ist, Millionen<br />

für die abgebrannte Kathedrale<br />

von Notre-Dame in Paris zu<br />

spenden, nicht aber für den Regenwald.<br />

Auch im Nachbarland Bolivien<br />

brennt es lichterloh. Präsident Evo<br />

Morales hatte erst vor wenigen Wochen<br />

per Dekret grünes Licht für Abholzungen<br />

in zwei Provinzen gegeben.<br />

Profitieren sollen davon Viehzüchter,<br />

die Fleisch nach China exportieren<br />

wollen. DieTagezeitung El<br />

Deber berichtet: Bolivien hat in fünf<br />

Tagen so viel Wald verloren wie im<br />

ganzen Jahr zuvor.<br />

Stralsunder Mordprozess:<br />

Mutter des Opferssagt aus<br />

Mitder Befragung der Mutter ist vor<br />

dem Landgericht Stralsund der Prozess<br />

um die Ermordung der 18-jährigen<br />

schwangeren Mariaaus Zinnowitz<br />

auf Usedom fortgesetzt worden.<br />

Mitbewegenden Worten schilderte<br />

die 47-Jährige am Donnerstag, wie<br />

Mariaund sie vordem Verbrechen<br />

den Tagverbracht hatten. Heftig weinend<br />

sagte sie,wie sehr ihr ihre<br />

Tochter fehle.Auf Wunsch der Mutter<br />

wurde der Prozess kurzunterbrochen.<br />

Die19und 21 Jahrealte Angeklagten<br />

haben laut Staatsanwaltschaft<br />

einen Menschen sterben sehen<br />

wollen und hatten sich dafür die<br />

schwangereFrauausgesucht. (dpa)<br />

Brände in Sibirien: Behörden<br />

sehen Entspannung<br />

DieLage in den sibirischen Waldbrandgebieten<br />

hat sich nach Einschätzung<br />

der russischen Behörden<br />

stabilisiert. Er hoffe,dass nach dem<br />

schwierigen Sommer die Brandgefahr<br />

nun ein Ende habe,sagte der<br />

Leiter der obersten Forstbehörde,<br />

Michail Klinow, einer am Donnerstag<br />

veröffentlichten Mitteilung zufolge.Die<br />

Waldbrandsaison könne<br />

aber noch nicht für beendet erklärt<br />

werden. Derzeit loderndemnach<br />

noch 140 Brandherde auf einer Fläche<br />

vonetwa 102 000 Hektar,die von<br />

Einsatzkräften gelöscht würden.<br />

Weitaus größer ist aber die Fläche,<br />

auf der die Feuer nicht bekämpft<br />

werden, weil sie etwa in abgelegenen<br />

Gebieten wüten. (dpa)<br />

Elternwegen streng veganer<br />

Ernährung verurteilt<br />

Es ist möglich, Kinder vegan zu ernähren<br />

–aber man muss sehr viel beachten. DPA<br />

Wegen der streng veganen Ernährung<br />

seiner kleinen Tochter ist ein Elternpaar<br />

aus Australien zu jeweils<br />

300 Stunden gemeinnütziger Arbeit<br />

verurteilt worden. Um eine Gefängnisstrafe<br />

kamen die 33-jährige Mutter<br />

und der 35-jährige Vater am Donnerstag<br />

in Sydney herum. Diebeiden<br />

hatten ihr Baby in den ersten anderthalb<br />

Lebensjahren strikt ohne<br />

Fleisch oder anderetierische Produkte<br />

ernährt. DasMädchen bekam<br />

Obst, Haferflocken, Kartoffeln, Reis,<br />

Tofu, Brot, Erdnussbutter und Reismilch.<br />

Mit19Monaten hatte das<br />

Kind noch keine Zähne und wog<br />

nicht einmal fünf Kilogramm. (dpa)<br />

Mehr als 500 Frauen unter<br />

den Rock gefilmt<br />

In Spanien soll ein Mann mehr als<br />

500 Frauen heimlich unter den Rock<br />

oder das Kleid gefilmt haben. Der53-<br />

Jährige wurde wegen des Vorwurfs<br />

des sogenannten Upskirting festgenommen,<br />

wie die Polizei der Hauptstadt<br />

Madrid mitteilte.Demnach<br />

versteckte er in seinem Rucksack ein<br />

Handy und filmte damit in öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln und Supermärkten<br />

heimlich die Unterwäsche<br />

vonFrauen. Etliche dieserVideos lud<br />

er laut Polizei auf eine Porno-Website.Dortwurden<br />

die Filme millionenfach<br />

angeschaut. DiePolizei<br />

machte 555 Opfer aus,einige vonihnen<br />

Minderjährige. (AFP)

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