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Im Gespräch: Hertha-Trainer Ante Covic vor seinem ersten Heimspiel – Sport Seite 20<br />
Wenn das<br />
Wetter Stress<br />
macht<br />
Seite 17<br />
16°/29°<br />
Sonne, Sonne, Sonne<br />
Wetter Seite 2<br />
Virtueller Ausflug in<br />
Berlins Vergangenheit<br />
Berlin Seite 10<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Schneller zum Arzt<br />
per Handy-App<br />
Wirtschaft Seite 7<br />
Freitag,23. August 2019 Nr.195 HA -75. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Wasder Rücktritt von<br />
Udo Kittelmann bedeutet<br />
Leitartikel Seite 8<br />
Philharmoniker<br />
Auf der<br />
Suche nach<br />
Wahrhaftigkeit<br />
VonPeter Uehling<br />
Andiesem Freitag endlich tritt Kirill<br />
Petrenko sein Amt als neuer<br />
Chefdirigent der <strong>Berliner</strong> Philharmoniker<br />
an, mit Beethovens Neunter<br />
und Alban Bergs „Lulu“-Suite. Vier<br />
Jahreliegt seineWahl mittlerweile zurück:<br />
Petrenkos Vertrag als Generalmusikdirektor<br />
der Bayerischen<br />
Staatsoper München lief in diesem<br />
Sommer aus,daneben wollte er keine<br />
weitere Stelle annehmen.<br />
Die Wahl des<br />
1972 in Omsk geborenen<br />
und in<br />
Österreich aufgewachsenen<br />
Dirigenten war<br />
eine Überra-<br />
Kirill Petrenko<br />
musste für sein neues<br />
Amt überredet werden.<br />
schung. Man<br />
wusste wohl, dass<br />
sich aus dem ehemaligen<br />
Generalmusikdirektor<br />
der Komischen Oper<br />
Berlin mittlerweile ein Interpret von<br />
enormer Statur entwickelt hatte,man<br />
wusste es nicht zuletzt vonseinen wenigen<br />
Auftritten mit den Philharmonikern,<br />
die geradezu barsten vor Intensität,<br />
klanglicher Präsenz und verblüffender<br />
musikalischer Einsicht.<br />
Dennoch hatte ihn kaum einer<br />
auf dem Schirm. Außerdem, so hieß<br />
es damals, wäre der erste Wahlgang<br />
des Orchesters ergebnislos verlaufen<br />
–jedoch ist das Gerücht nie dementiert<br />
worden, dass Petrenko tatsächlich<br />
schon im ersten Anlauf gewählt<br />
wurde, aber telefonisch befragt die<br />
Wahl nicht annahm. Er musste überredet<br />
werden.<br />
Das hatten die Philharmoniker<br />
wohl noch nie erlebt –aber es zeigt,<br />
dass sie sich hier einen Künstler erkoren<br />
haben, der sorgfältig und skrupulös<br />
erwägt, was er tut, der nicht<br />
auf den schnellen Ruhm aus ist, sondern<br />
die musikalische Wahrhaftigkeit<br />
sucht. Das aber macht die Wahl<br />
noch erstaunlicher, denn die Philharmoniker<br />
schienen sich in der Ära<br />
Rattle vor allem um ihre mediale<br />
Präsentation und Auswertung zu<br />
sorgen – großartige Aufführungen<br />
wurden Mittel zum Zweck. Mit Kirill<br />
Petrenko hat sich das Orchester nun<br />
einen Künstlerischen Leiter gewählt,<br />
für den das musikalische Kunstwerk<br />
bis zur Selbstverleugnung im Zentrum<br />
steht und der bislang eher ein<br />
Aufnahme-Muffel war. Zwischen<br />
den Zielen des Orchesters und denen<br />
seines Chefs besteht somit ein<br />
gewisses Spannungspotenzial, und<br />
es wird aufregend sein zu verfolgen,<br />
was sich daraus in den nächsten fünf<br />
Jahren ergibt.<br />
Der 24-jährige Alaa S. ist<br />
mitschuldig am Todvon<br />
Daniel H. in Chemnitz<br />
vor einem Jahr. Zudiesem<br />
Schluss kommt das Landgericht<br />
Chemnitz nach einem sechsmonatigen<br />
Prozess. Wegen Totschlags<br />
und gefährlicher Körperverletzung<br />
verurteilte es den<br />
Angeklagten am Donnerstag zu<br />
neuneinhalb Jahren Haft. Die<br />
Staatsanwaltschaft hatte zehn Jahre<br />
Haft wegen gemeinschaftlichen<br />
Totschlags gefordert. Verteidigerin<br />
Ricarda Lang hatte auf Freispruch<br />
plädiert. Ein wichtiger Mann aber<br />
fehlte beim Prozess: Farhad A., der<br />
mutmaßliche Haupttäter. Er hat<br />
sich einige Tage nach der Tatabgesetzt,<br />
wirdimIrakvermutet.<br />
Kurz nach der Verurteilung ihres<br />
Mandanten wegen der tödlichen<br />
Messerattacke in Chemnitz vor<br />
knapp einem Jahr haben die Verteidiger<br />
Rechtsmittel eingelegt. Das erklärte<br />
Rechtsanwältin Ricarda Lang<br />
am Donnerstag nach der Urteilsverkündung.<br />
„Eklatante Ungereimtheiten“<br />
Anwalt Frank Wilhelm Drücke bezeichnete<br />
das Urteil als „falsch“. Wegen<br />
der Revision der Verteidiger wird<br />
der Schuldspruch der Chemnitzer<br />
Richter nun zunächst nicht rechtskräftig.<br />
Bereits zu Prozessbeginn im<br />
März hatte Lang kein gutes Haar an<br />
der Anklageschrift gelassen: Sie erkannte<br />
„eklatante Ungereimtheiten“,<br />
die Ermittler hätten„an sorgfältiger<br />
Aufklärung gespart“. Gleich als<br />
erstes forderte Lang damals,dass das<br />
Verfahren wegen fehlenden Tatverdachts<br />
eingestellt werden soll. „Die<br />
Ermittlungen der Staatsanwaltschaft<br />
kamen zu keinem brauchbaren Ergebnis,<br />
was sich an der Anklageschrift<br />
deutlich ablesen lässt“, erklärt<br />
die erfahrene Strafverteidigerin.<br />
Ihr Fazit: „Es mangelt an handfesten<br />
Beweisen. Für eine<br />
Verurteilung bedarfesder Substanz,<br />
die für uns aktuell nicht ersichtlich<br />
ist.“ Zudem betonte sie, dass ihr<br />
Mandant unschuldig sei.<br />
Als „sehr dünn“ hatten auch erfahrene<br />
Ermittler die Beweislage<br />
bezeichnet. VonAlaa S. haben sich<br />
weder am mutmaßlichen Tatwerkzeug,<br />
einem Messer, noch an der<br />
Kleidung des getöteten Daniel H.<br />
DNA-Spuren finden lassen –solche<br />
Indizien fallen also für einen<br />
Schuldnachweis aus.<br />
S. hat im Prozess geschwiegen.<br />
Diese Woche aber führte er ein Telefon-Interview<br />
aus der Justizvollzugsanstalt<br />
Waldheim mit der ZDF-Sendung<br />
Frontal 21. Dort sitzt der 24-<br />
Jährige seit einem Jahr in Untersuchungshaft.<br />
Darin wies er jede<br />
Beteiligung von sich. In seinem<br />
„letzten Wort“ zum Abschluss der<br />
Hauptverhandlung hatte Alaa S. betont,<br />
er hoffe auf ein gerechtes Urteil<br />
des Gerichts. Seine Hoffnung sei<br />
auch, dass er nicht das zweite Opfer<br />
des Täters und für ihn stellvertretend<br />
verurteilt werde. Zudem bedauerte<br />
Ein Urteil und<br />
kein Frieden<br />
Ein Gericht veurteilt Alaa S. zu neuneinhalb<br />
Jahren Haft. Er soll mitschuldig<br />
am Toddes Chemnitzers Daniel H. sein<br />
VonJan Sternberg<br />
Karl-Marx-Büste in Chemnitz<br />
DPA<br />
der Angeklagte, was der Familie des<br />
Opfers widerfahren sei.<br />
„Ich schwöre bei meiner Mutter,<br />
ich habe ihn nicht angefasst. Ich<br />
habe überhaupt nicht das Messer<br />
angefasst“, sagte S. in dem Telefon-<br />
Interview. Ersei aus einem Döner-<br />
Imbiss hinausgelaufen, weil er Rufe<br />
gehört habe. Alaa S. sagte im Gespräch<br />
mit Frontal 21, dass er nach<br />
einem Jahr Untersuchungshaft<br />
kaum noch an ein faires Urteil<br />
glaube. „Ich habe Angst vor jedem<br />
hier, ich habe Angst vor den Mitgefangenen,<br />
ich habe Angst vorden Beamten.<br />
Ichhabe sogar Angst vordem<br />
Gericht.“<br />
Nach dem Tod von Daniel H.<br />
wurde Chemnitz vonDemonstrationen<br />
und rechtsextremen Übergriffen<br />
auf Polizei und Gegendemonstranten<br />
erschüttert. Es gab eine Debatte<br />
darüber, obesimZusammenhang<br />
mit dem Demonstrationen „Hetzjagden“<br />
gegen Migranten gegeben<br />
habe. Ein Video hatte den Eindruck<br />
vermittelt, der Sprecher der Bundeskanzlerin<br />
verwandte den Begriff. Das<br />
es solche Hetzjagden gegeben habe,<br />
wurde dann aber unter anderem von<br />
dem damaligen Präsidenten des<br />
Bundesverfassungsschutzes Hans-<br />
Georg Maaßen in Zweifel gezogen.<br />
Darüber war ein handfester Konflikt<br />
in der großen Koalition ausgebrochen.<br />
Chemnitz wehrte sich gegen den<br />
Eindruck, eine rechte Hochburg zu<br />
sein. Mit einem großen Solidaritätskonzert,<br />
organisiert von der Chemnitzer<br />
Band Kraftklub, bei dem die<br />
Toten Hosenund Feine Sahne Fischfilet<br />
auftraten, sollte gezeigt werden,<br />
wie bunt und tolerant die Stadt ist.<br />
Mehr als 60 000 Menschen kamen zu<br />
der Veranstaltung.<br />
Doch ihren Frieden hat die Stadt<br />
offenbar noch nicht wiedergefunden.<br />
EinFreispruch könnte zu einem<br />
neuen Aufflammen des Unmuts führen,<br />
befürchtete Oberbürgermeisterin<br />
Barbara Ludwig (SPD). Zu Prozessbeginn<br />
hatte sie im Gespräch<br />
mit der <strong>Berliner</strong> Tageszeitung taz gesagt:<br />
„Ich hoffe für die Familie des<br />
Opfers, dass es eine Verurteilung<br />
gibt, damit die Angehörigen Ruhe<br />
finden können.“ Bei einem Freispruch<br />
„würde es schwierig für<br />
Chemnitz. Aber so wäre der Rechtsstaat“.<br />
Am Sonntag sind wieder Demonstrationen<br />
in Chemnitz angemeldet.<br />
Nurein Zeuge der Anklage<br />
Entscheidend für die Urteilsfindung<br />
war die Aussagedes ZeugenYounis al<br />
N. Doch was konnte der Koch in der<br />
Nacht zum 26. August 2018 sehen,<br />
als er gegen 3.15 Uhr aus dem Straßenverkaufs-Fenster<br />
des Alanya 1<br />
Döner in der Brückenstraße blickte?<br />
In einem nächtlichen Vor-Ort-Termin<br />
hatte das Gericht sogar begutachtet,<br />
was al N. aus dem Fenster<br />
hätte sehen können. Vor Gericht<br />
blieben Aussagen des Zeugen dann<br />
allerdings vage.Viele Fragen blieben<br />
offen. Seiten 2und 3, 8<br />
Rentner im<br />
Osten könnten<br />
verlieren<br />
DIW Berlin: Angleichung<br />
der Rente bringt Nachteile<br />
VonTheresa Dräbing<br />
Die geplante Rentenangleichung<br />
zwischen Ost und West wird<br />
sich nach Ansicht von Wissenschaftlern<br />
des DIW Berlin negativ<br />
für Ost-Rentner auswirken. „Die<br />
Rentenangleichung hat langfristig<br />
zur Folge,dass jüngereJahrgänge in<br />
Ostdeutschland tendenziell verlieren“,<br />
sagt Johannes Geyer, Rentenexperte<br />
des DIW Berlin der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>.<br />
Während Ostrentner, die jetzt<br />
schon Zahlungen erhalten, von der<br />
schnelleren Aufwertung der Rentenwerte<br />
zwar eher profitieren werden,<br />
würden zukünftige Jahrgänge eher<br />
das Nachsehen haben. Geyer<br />
schätzt, dass von einer niedrigeren<br />
Rente bereits Menschen in den<br />
neuen Bundesländernbetroffen sein<br />
könnten, die jetzt um die 40 Jahrealt<br />
sind. Der Grund: Das Lohnniveau<br />
zwischen OstundWest hat sich noch<br />
immer nicht angeglichen. 2018 lag<br />
der durchschnittliche Monatsbruttoverdienst<br />
von Ostdeutschen im<br />
Schnitt bei 2790 Euro, imVergleich<br />
zu 3340 Euro im Westen.<br />
Gerade wegen des niedrigeren<br />
Lohnniveaus werden die Renten in<br />
den neuen Bundesländern seit der<br />
Angleichung der Rentensysteme von<br />
DDR und BRD auf Westniveau hochgewertet.<br />
Damit soll spätestens 2025<br />
Schluss sein. Wenn die Renten ab<br />
diesem Zeitpunkt einheitlich berechnet<br />
werden, sich das Lohnniveau<br />
aber noch nicht vollständig angeglichen<br />
hat, bekommen im Durchschnitt<br />
alle künftigen Ostrentner weniger<br />
Rentenpunkte.<br />
Derzeit liegen die Renten in den<br />
neuen Bundesländern im Durchschnitt<br />
über denen derWestrentner –<br />
mit Ost-Berlin an der Spitze.<br />
Made in Berlin Seite 6<br />
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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Chemnitz −ein Jahr danach<br />
„Die Taten haben<br />
kein politisches<br />
Motiv. Sie sind auch<br />
weder politisch<br />
noch medial<br />
aufzuklären.“<br />
Simone Herberger, Vorsitzende<br />
Richterin, bei der Urteilsverkündung<br />
„Wir sind mit dem<br />
Urteil zufrieden.“<br />
Oliver Minkley,<br />
Anwalt und Nebenklage-Vertreter der<br />
Schwester des Opfers<br />
„Ich hoffe nicht,<br />
das zweite Opfer des<br />
eigentlichen Täters<br />
zu werden.<br />
Dessen erstes<br />
Opfer ist Daniel H.“<br />
Alaa S., Angeklagter, vor der<br />
Urteilsverkündung. Gemeint ist Farhad<br />
A., der auf der Flucht ist.<br />
„Ich kann Ihnen versichern,<br />
dass auf<br />
mich persönlich von<br />
irgendwelchen<br />
übergeordneten<br />
Stellen in keiner<br />
Weise irgendwie<br />
Druck ausgeübt<br />
worden ist.“<br />
Stephan Butzkies, Staatsanwalt<br />
Der Angeklagte Alaa S. kommt am Donnerstag in Dresden mit Justizbeamten in den Saal.<br />
Es ist nicht zu Ende<br />
DPA/MATTHIAS RIETZSCHEL<br />
Der Angeklagte im Verfahren um den Messerangriff muss ins Gefängnis. Die Verteidigung legt Revision ein<br />
VonMartin Kloth und Cem-Odos Güler<br />
Auf dem Innenhof hinter<br />
dem Gericht fließen Tränen.<br />
Während im Foyer<br />
die Verteidigung des wegen<br />
Totschlags verurteilten Syrers<br />
den Gang in die nächste Instanz ankündigt,<br />
wirddie frühereLebensgefährtin<br />
vonDaniel H. vonBegleitern<br />
getröstet. Knapp ein Jahr nach dem<br />
Toddes 35-Jährigen durch Messerstiche<br />
sorgt das Urteil des Landgerichts<br />
Chemnitz am Donnerstag für<br />
unterschiedliche emotionale Reaktionen<br />
bei Prozessbeteiligten und<br />
Zuschauern.<br />
19 Verhandlungstage<br />
Neun Jahre und sechs Monate Freiheitsstrafe<br />
lautet die Entscheidung<br />
der Schwurgerichtskammer in Dresden,<br />
wo der Prozess aus Sicherheitsgründen<br />
stattfand. Nach 19 Verhandlungstagen<br />
sind die drei Berufsrichter<br />
und zwei Schöffen überzeugt:<br />
Alaa S. ist mitschuldig am Toddes<br />
Deutschen am Rande des Chemnitzer<br />
Stadtfestes am 26. August 2018 –<br />
und dafür soll er wegen gemeinschaftlichen<br />
Totschlags und gefährlicher<br />
Körperverletzung hinter Gitter.<br />
Nach seinem mutmaßlichen irakischen<br />
Mittäter wirdnach wie vorinternational<br />
gefahndet.<br />
Mit einer bedauernden Kopfbewegung<br />
in Richtung seiner Unterstützer<br />
auf den Besucherplätzen und<br />
gesenktem Kopf wird der 24-jährige<br />
Syrer nach der Urteilsverkündung<br />
aus dem Sicherheitssaal des Oberlandesgerichts<br />
geführt. Seine Verteidiger<br />
reagieren erzürnt. Anwältin Ricarda<br />
Lang beklagt, das Urteil habe<br />
bereits zu Prozessbeginn festgestanden<br />
und wäre vor einem Gericht in<br />
den alten Bundesländern sonie gesprochen<br />
worden.<br />
„Wir haben bereits Revision eingelegt<br />
namens und im Auftrag unseres<br />
Mandanten“, verkündet sie wenige<br />
Minuten nach dem Urteilsspruch.<br />
Die Verteidiger hatten im<br />
Plädoyer einen Freispruch, die Aufhebung<br />
des Haftbefehls und eine<br />
Haftentschädigung aus Mangel an<br />
Beweisen gefordert. „Das Urteil ist<br />
falsch“, wettert Langs Anwaltskollege<br />
Frank Wilhelm Drücke.<br />
Dann holt Ricarda Lang zur<br />
Rundumschelte aus. „Das ist ein<br />
trauriger Tagfür den Rechtsstaat“,<br />
sagt sie und fügt an: „Das Urteil<br />
stand schon am ersten Tagfest.“ Sie<br />
hatte bereits im Vorfeld versucht,<br />
den Prozess in ein anderes Bundesland<br />
verlegen zu lassen, war damit<br />
aber vor dem Bundesgerichtshof<br />
Am TatortinChemnitz erinnerteine Gedenkplatte an den getöteten Daniel H. IMAGO IMAGES<br />
gescheitert. „Ich bin auch davon<br />
überzeugt, wenn dieses Verfahren<br />
bei einem anderen Gericht stattgefunden<br />
hätte, wie zum Beispiel in<br />
Nordrhein-Westfalen, Hamburg<br />
oder wo auch immer, ineinem anderen<br />
Bundesland, in einer anderen<br />
Stadt, dass es niemals zu einer Verurteilung<br />
gekommen wäre“, behauptet<br />
sie.<br />
Sie unterstelle dem Gericht zwar<br />
keine Motive –essei aber nicht unbeeinflusst<br />
von den politischen Verhältnissen<br />
in Chemnitz. „Ich glaube<br />
nicht, dass dieses Gericht sich davon<br />
freimachen konnte.“ Sieund ihr Kollegen<br />
hätten Alaa S. schon am ersten<br />
Verhandlungstag gesagt, dass er verurteilt<br />
werden würde.„DerMandant<br />
war auf dieses Urteil vorbereitet“,<br />
berichtet sie.<br />
Hoffnung der Bürgermeisterin<br />
Staatsanwalt Stephan Butzkies, der<br />
zehn Jahre Haft für den Angeklagten<br />
beantragt hatte, sieht sich in seiner<br />
Beurteilung bestätigt. Dass es irgendeine<br />
Einflussnahme auf ihn gegeben<br />
habe, weist er weit von sich.<br />
„Ich kann Ihnen versichern, dass auf<br />
mich persönlich von irgendwelchen<br />
übergeordneten Stellen in keiner<br />
Weise irgendwie Druck ausgeübt<br />
worden ist“, sagt er.<br />
Die Oberbürgermeisterin von<br />
Chemnitz, Barbara Ludwig (SPD),<br />
forderte alle Beteiligten dazu auf, das<br />
Urteil zu akzeptieren.„Es gibt ein Urteil<br />
und das haben wir alle zu respektieren<br />
–ich auch.Wir leben in einem<br />
Rechtsstaat“, sagte sie im Rathaus<br />
der Stadt. Schon vordem Prozessbeginn<br />
im vergangenen März hatte<br />
Ludwig die Hoffnung geäußert, dass<br />
der Beschuldigte verurteilt werde.<br />
Nahezu regungslos nehmen die<br />
Schwester und die Mutter von Daniel<br />
H., die als Nebenklägerinnen im<br />
Saal sitzen, den Urteilsspruch auf.<br />
Nach Verhandlungsende ziehen sie<br />
sich umgehend zurück. „Wir sind<br />
mit dem Urteil zufrieden“, gibt Anwalt<br />
Oliver Minkley als Vertreter der<br />
Schwester die Reaktion wieder. (dpa)<br />
„Ich bin auch<br />
davon überzeugt,<br />
wenn dieses<br />
Verfahren bei<br />
einem anderen<br />
Gericht stattgefunden<br />
hätte, wie zum<br />
Beispiel in<br />
Nordrhein-Westfalen,<br />
Hamburg oder wo<br />
auch immer,<br />
in einem anderen<br />
Bundesland, in einer<br />
anderen Stadt, dass es<br />
niemals zu einer<br />
Verurteilung<br />
gekommen wäre.“<br />
Ricarda Lang,<br />
Verteidigerin von Alaa S.<br />
„Es gibt<br />
ein Urteil<br />
und das haben wir<br />
alle zu respektieren –<br />
ich auch.<br />
Wir leben in<br />
einem Rechtsstaat.<br />
Chemnitz war<br />
viele Wochen<br />
eine Mischung aus<br />
Traurigkeit und<br />
Angst, aber auch<br />
aus Aufstehen<br />
und Mut.“<br />
Barbara Ludwig,<br />
Oberbürgermeisterin von Chemnitz<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute wird es größtenteils sonnig. Dabei ist mit Höchsttemperaturen von<br />
27 bis 29 Grad zu rechnen, und der Wind weht schwach aus südöstlichen<br />
Richtungen. In der Nacht gehen die Temperaturen bis auf 15 Grad zurück.<br />
Dazu sind die Sterne verbreitet am Himmel zusehen.<br />
Biowetter: Witterungsbedingt gibt<br />
es häufig Kopfschmerzen, Migräne<br />
und Schwindelgefühle. Kreislaufbeschwerden<br />
können drohen. Daher<br />
sollte man körperliche Anstrengungen<br />
vermeiden.<br />
Pollenflug: Die Konzentration von<br />
Beifuß- und Ambrosiapollen ist<br />
mäßig bis stark. Örtlich fliegen Gänsefuß-,<br />
Brennnessel-, Spitzwegerich<br />
und Gräserpollen.<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 29Grad.<br />
Wind: leichter Wind aus Südost.<br />
Wittenberge<br />
14°/28°<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg<br />
13°/29°<br />
Luckenwalde<br />
14°/29°<br />
BERLIN<br />
16°/29°<br />
Sonnabend<br />
Sonntag<br />
Montag<br />
wolkig heiter heiter<br />
17°/27° 18°/30° 20°/32°<br />
Prenzlau<br />
14°/27°<br />
Cottbus<br />
13°/28°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
13°/28°<br />
Hoch Corina liegt mit seinem Schwerpunkt über Osteuropa, dem Baltikum und<br />
dem östlichen Mitteleuropa und sorgt für trocken-warmes Sommerwetter. Von<br />
der Iberischen Halbinsel bis ins östliche Mittelmeer und Südrussland herrscht<br />
heißes Wetter. Einzelne gewittrige Schauer ziehen über den Alpenraum und die<br />
Adria.<br />
Sylt<br />
13°/25°<br />
Hannover<br />
14°/28°<br />
Köln<br />
14°/30°<br />
Saarbrücken<br />
14°/27°<br />
Konstanz<br />
15°/26°<br />
Hamburg<br />
13°/26°<br />
Erfurt<br />
11°/29°<br />
Frankfurt/Main<br />
15°/29°<br />
Stuttgart<br />
14°/27°<br />
Rügen<br />
14°/26°<br />
Rostock<br />
13°/26°<br />
Magdeburg<br />
14°/29°<br />
Nürnberg<br />
12°/27°<br />
München<br />
13°/25°<br />
Dresden<br />
14°/26°<br />
Deutschland: Heute dominiert bei<br />
teils leicht bewölktem Himmel überwiegend<br />
sonniges Wetter. Die<br />
Höchsttemperaturen betragen zumeist<br />
25bis 30 Grad, die Tiefstwerte<br />
17 bis 12 Grad. Der Wind<br />
weht schwach aus Südost. Morgen<br />
gibt es zeitweise Sonnenschein, ab<br />
und zuaber auch Wolken, und die<br />
Temperaturspanne reicht von 25 bis<br />
32 Grad. Der Wind weht nur schwach<br />
aus Ost.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 18°-20°<br />
Nordsee: 18°-19°<br />
Mittelmeer: 24°-31°<br />
Ost-Atlantik: 17°-22°<br />
Mondphasen: 23.08. 30.08. 06.09. 14.09.<br />
Sonnenaufgang: 06:01 Uhr Sonnenuntergang: 20:15 Uhr Mondaufgang: 23:33 Uhr Monduntergang: 14:17 Uhr<br />
Lissabon<br />
33°<br />
Las Palmas<br />
33°<br />
Madrid<br />
34°<br />
Reykjavik<br />
15°<br />
Dublin<br />
20°<br />
London<br />
27°<br />
Paris<br />
30°<br />
Bordeaux<br />
34°<br />
Palma<br />
32°<br />
Algier<br />
29°<br />
Nizza<br />
29°<br />
Trondheim<br />
16°<br />
Oslo<br />
22°<br />
Stockholm<br />
18°<br />
Kopenhagen<br />
23°<br />
Berlin<br />
29°<br />
Mailand<br />
33°<br />
Tunis<br />
33°<br />
Rom<br />
30°<br />
Warschau<br />
25°<br />
Wien<br />
28° Budapest<br />
31°<br />
Palermo<br />
31°<br />
Kiruna<br />
14°<br />
Oulu<br />
15°<br />
Dubrovnik<br />
32°<br />
Athen<br />
35°<br />
St. Petersburg<br />
21°<br />
Wilna<br />
24°<br />
Kiew<br />
24°<br />
Odessa<br />
32°<br />
Varna<br />
32°<br />
Istanbul<br />
30°<br />
Iraklio<br />
31°<br />
Archangelsk<br />
17°<br />
Moskau<br />
22°<br />
Ankara<br />
28°<br />
Antalya<br />
36°<br />
Acapulco 34° heiter<br />
Bali 35° heiter<br />
Bangkok 33° Gewitter<br />
Barbados 30° heiter<br />
Buenos Aires 16° heiter<br />
Casablanca 34° sonnig<br />
Chicago 23° heiter<br />
Dakar 28° Schauer<br />
Dubai 39° sonnig<br />
Hongkong 34° Gewitter<br />
Jerusalem 37° sonnig<br />
Johannesburg 25° sonnig<br />
Kairo 37° sonnig<br />
Kapstadt 23° sonnig<br />
Los Angeles 22° heiter<br />
Manila 30° wolkig<br />
Miami 33° wolkig<br />
Nairobi 27° bewölkt<br />
Neu Delhi 37° wolkig<br />
New York 28° bedeckt<br />
Peking 34° heiter<br />
Perth 16° Regen<br />
Phuket 33° wolkig<br />
Rio de Janeiro 22° Schauer<br />
San Francisco 22° heiter<br />
Santo Domingo 33° heiter<br />
Seychellen 26° bewölkt<br />
Singapur 33° Gewitter<br />
Sydney 19° sonnig<br />
Tokio 29° Regen<br />
Toronto 24° heiter
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 3 *<br />
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Chemnitz −ein Jahr danach<br />
Demonstration gegen rechts in Chemnitz im 1. Mai 2019<br />
DPA-ZENTRALBILD/SEBASTIAN WILLNOW<br />
Eine Frau fängt einen blauen Luftballon,<br />
hält ihn fest, schaut ihn an,<br />
liest die rote Aufschrift, macht eine<br />
Handbewegung, als würde sie etwas<br />
wegwischen wollen, sagt dann: „Aber<br />
was draufsteht, ist nicht so schön.“ In ihrem<br />
Gesicht die Frage: Wassoll ich bloß machen?<br />
Vorihr steht ein Junge in Daunenweste,<br />
den Kopf leicht zur Seite geneigt, vielleicht<br />
kann er noch nicht lesen, spricht vielleicht<br />
gar kein Deutsch, klar ist nur,erwill den Luftballon<br />
haben. Die Frau zögert, aber er bekommt<br />
ihn und rennt gleich zu seiner Mutter,die<br />
schaut, liest, etwas sagt, ein Kopftuch<br />
trägt, den Ballon zum Spielen freigibt.<br />
Die Familie geht weiter Richtung Straße<br />
der Nationen, Innenstadt Chemnitz, wo an<br />
diesem Vormittag Amnesty International einen<br />
Informationsstand aufgebaut hat. Die<br />
Forderung: „Rechte von Schutzsuchenden<br />
stärken“. Daneben ein Wahlkampfzelt, „Mut<br />
zur Wahrheit“, es gibt blaue Luftballons zum<br />
Mitnehmen, rote Aufschrift: „Alternative für<br />
Deutschland“. Einleichter Wind geht.<br />
DieWahrheit ist: Ich weiß nicht, ob diese<br />
Szene dabei hilft, Chemnitz zu verstehen, die<br />
Chemnitzer zu beschreiben, nur weil eine<br />
Frau die AfD nicht mag und ein Kind keinen<br />
deutschen Pass haben könnte. Aber immerhin<br />
unterscheidet sie sich von den kollektiven<br />
Bildern von damals, Ende August 2018,<br />
als ein rechter Mob auf Hetzjagd ging und<br />
Chemnitz zur Chiffre machte; als eine Stadt<br />
geteilt wurde in wir und die anderen, in „Bist<br />
du mit uns oder gegen uns“, in ein Davorund<br />
ein Danach. Vorund nach den Ereignissen,<br />
wie viele hier in Chemnitz sagen.<br />
Undzur Wahrheit gehört: Ichhabe das alles<br />
mit meinem Smartphone gefilmt, weil ich<br />
dachte, dass mir das keiner glauben wird,<br />
wenn ich davon erzähle.<br />
Subtile Bedrohung<br />
Gerrard Schueft kommt, schmale Schultern,<br />
TypLangschläfer,erwar mal bei der Piratenpartei,<br />
ist heute bei „Chemnitz für alle“ aktiv,<br />
einem Bündnis, das sich nach den Ereignissen<br />
und Gegen-Ereignissen (#wirsindmehr)<br />
gegründet hat und bei den Stadtratwahlen<br />
im Mai einen Sitz gewann. Schueft sieht<br />
noch Mutter, Kind, Ballon und wie sie Richtung<br />
Alanya Kebab abbiegen, wo vor einem<br />
Jahr in der Brückenstraße ein tödlicher Streit<br />
begann. Hier liegt die silberne Gedenkplatte<br />
für Daniel H., erstochen am 26. August 2018;<br />
verurteilt wurde am Donnerstag der Syrer<br />
Alaa S. Hier befindet sich das Karl-Marx-Monument,<br />
wo sich nach dem Mord eine Menschenmasse<br />
zum Hassen versammelt hatte<br />
und wo sich gerade ein Demonstrationszug<br />
gegen das Clubsterben in Chemnitz formiert,<br />
Boxen, Bässe, auf einem Lastwagen<br />
die Regenbogenfahne: „Nur die Liebe zählt!“<br />
Ich erzähle Schueft von der Ballonszene,<br />
er sagt: „Soist es,wenn man noch unvoreingenommen<br />
ist.“ Dann biegen wir in die andere<br />
Richtung ab, wir wollen zum Weinfest,<br />
wollen über eine verwundete Stadt sprechen,<br />
ihreSelbstheilungskräfte und darüber,<br />
was es bedeuten könnte, wenn Chemnitz<br />
tatsächlich 2025 den Titel Kulturhauptstadt<br />
Chemnitz ist eine geteilte Stadt –geteilt in eine Zeit vor und eine Zeit nach<br />
den Ereignissen vor einem Jahr.Eine Stadt, die sich verteidigen muss,<br />
nach innen und nach außen. Aber wie ändert man ein Image?<br />
Plan C<br />
VonPaul Linke, Chemnitz<br />
Europas erhält. Bis Ende September muss<br />
die Bewerbung bei der Kulturstiftung der<br />
Länder eingereicht werden. Die Entscheidung<br />
fällt im kommenden Jahr.<br />
Das Weinfest gibt es seit 1990. Mit fünf<br />
Winzern ging es los, dieses Mal sind es dreißig<br />
aus ganz Deutschland, es gibt über tausend<br />
Sitzplätze auf dem Neumarkt, sie nennen<br />
es Weindorf, und es sieht fast so aus.<br />
Schueft bestellt einen Portugieser, 0,1 Liter.<br />
Zu Beginn des Gesprächs sagt er:„Chemnitz<br />
hat seine Identität verloren. Manhat das Gefühl,<br />
es fließt alles so dahin.“ Und amEnde:<br />
„Ich will dir mitgeben, dass es hier trotz allem<br />
ein positives Lebensgefühl gibt.“<br />
Chemnitz ist eine Stadt geworden, die<br />
sich verteidigen muss,nach innen und nach<br />
außen. Doch die Chemnitzer hatten sich vorher<br />
schon daran gewöhnt, misstrauisch beäugt<br />
und mitleidig befragt zu werden. Schueft<br />
sagt: „Davor waren die Reaktionen: Du<br />
kommst aus Chemnitz? Uh und ah, Schmuddelkind,<br />
Scheißstadt, habe ich gehört –und<br />
dann war das Gespräch schon wieder beendet.“<br />
Danach habe sich etwas geändert. „Der<br />
positiveEffekt ist“, sagt Schueft,„die Gespräche<br />
dauern jetzt länger.“ Es sind Aufklärungsgespräche<br />
in eigener Sache.<br />
Schueft steht nicht im Verdacht, Worte<br />
ohne Wirkung zu wählen. Er ist Moderator,<br />
Kulturveranstalter, Poetry Slammer, imvergangenen<br />
Jahr hat er die Stadtmeisterschaft<br />
gewonnen, das Halbfinale um den deutschsprachigen<br />
Titel erreicht. Auf seiner Visitenkarte<br />
steht: „Auf dem Boden der Tatsachen<br />
liegt viel zu wenig Konfetti. Bisjetzt!“ Als Teilzeitpolitiker<br />
schrieb er vor der Stadtratwahl<br />
auf Facebook: „Chemnitz will mehr. Chemnitz<br />
kann mehr. Chemnitz ist mehr.“ Die<br />
Stadt soll „der bunte, tolerante und lebenswerte<br />
Ort“ bleiben. Nicht alle sehen das so.<br />
Undeinige sehen es ganz anders.<br />
Im Wahlkampf wurde Menschenkot in<br />
seinen Briefkasten geworfen, Vermummte<br />
filmten ihn auf der Straße.Schueft nennt das<br />
ironiefrei: „subtile Bedrohung“. Früher sei es<br />
noch viel schlimmer gewesen. Da sei er vor<br />
denen davongerannt. Er sagt: „Sachsen und<br />
Chemnitz hatten und haben ein Problem,<br />
werdas abstreitet, ist nicht nur auf dem rechten<br />
Auge blind, sondern auf beiden.“ Schueft,<br />
40, geboren in Karl-Marx-Stadt, aufgewachsen<br />
in Chemnitz, dachte daran wegzuziehen.<br />
Er ist geblieben. Es gibt zu viel zu tun.<br />
Chemnitz will gerade jetzt gesehen werden,<br />
hat diesen Plan C, wie nicht alles, aber<br />
zumindest das Image der Stadt besser werden<br />
kann. Doch Kulturhauptstadt Europas,<br />
das wollen Dresden, Zittau, Magdeburg und<br />
Gera auch werden, und das sind nur die Ostbewerber.<br />
Ihre Stadt, wiederholt Barbara<br />
Ludwig, die sozialdemokratische Bürgermeisterin<br />
vonChemnitz, gerne,brauche diesen<br />
Titel wie keine andere. Auch sie weiß ja:<br />
Vorher war es den meisten Menschen egal,<br />
wo dieses Chemnitz liegt, danach hatten es<br />
alle mitbekommen, dass der bronzene Karl-<br />
„Nach den Ereignissen<br />
hieß es, Chemnitz muss<br />
Kulturhauptstadt<br />
werden, gerade<br />
deswegen. Doch dieser<br />
Mitleidsbonus würde<br />
der Stadt nicht guttun.“<br />
Gerrard Schueft ist Poetry Slammer und aktiv<br />
im Wahlbündnis „Chemnitz für alle“.<br />
Marx-Kopf im Volksmund Nischel heißt und<br />
dass Neonazis dort Hitlergrüße und ihre<br />
nackten Hinternzeigen durften.<br />
Aufdem Coverder Bewerbungsbroschüre<br />
für 2025 steht: „Was soll denn das? Was ist<br />
denn das? Wasbringt denn das?“ Absatz und<br />
dann trotzig weiter: „Wir machen das!“ Das<br />
Vorwort der Bürgermeisterin beginnt mit:<br />
„Unsere Stadt ist weder grau noch braun.<br />
Aber das bunte Chemnitz ist keine Selbstverständlichkeit.“<br />
Es braucht nun mal Beweise.<br />
Am Wochenende etwa findet das Bürgerfest„Herzschlag“<br />
statt, als Ersatz für das abgesagte<br />
Stadtfest, bei dem Daniel H. im vergangenen<br />
Jahr ums Leben kam. Doch für Sonntag<br />
hat die rechtsextreme und sogenannte Bürgerbewegung<br />
ProChemnitz eine Demonstration<br />
angekündigt. In einem Interview hatte<br />
sich Ludwig eine Verurteilung vonAlaa S. gewünscht.<br />
Um des Stadtfriedens willen.<br />
Diemeisten Kulturschaffenden in Chemnitz,<br />
viele Vertreteraus Wirtschaft und Politik<br />
haben sich für die Bewerbung ausgesprochen.<br />
Eine Umfrage hat ergeben, dass drei<br />
Viertel der Bevölkerung immerhin Bescheid<br />
weiß. Die AfD ist dagegen, hat im Februar<br />
eine Petition gestartet, in der es heißt: „An<br />
vielen Stellen des täglichen Lebens spüren<br />
die Menschen, dass diese Millionen in dringenderen<br />
Projekten benötigt werden.“ Nach<br />
vier Monaten wurde die Petition gestoppt,<br />
162 Unterzeichner hatten sich gefunden. In<br />
Chemnitz wohnen etwa 250 000 Menschen.<br />
Schueft findet den Kulturhauptstadtplan<br />
grundsätzlich gut, aber das Motiv eher<br />
schlecht gewählt: „Nach den Ereignissen<br />
hieß es, Chemnitz muss es werden, gerade<br />
deswegen. Dieser Mitleidsbonus würde uns<br />
nicht guttun.“<br />
Chemnitz ist eine Arbeiterstadt, schon<br />
immer gewesen, galt als das sächsische Manchester,<br />
Schwerpunkt Maschinenbau, dann<br />
fiel die Mauer,gingen Zehntausende Arbeitsplätzeverloren,<br />
wurde übersehen, was nicht<br />
sein durfte, wuchsen rechte und rechtsextreme<br />
Strukturen und wurden verharmlost.<br />
Aus der Stadtgeschichte leitet sich das Kulturhauptstadtmotto<br />
„AUFbrüche“ ab, denn<br />
dieZukunft gibt es hier nie ohne die brüchige<br />
und brutale Vergangenheit.<br />
Seit der Jahrtausendwende ist Chemnitz<br />
wieder ein aufstrebender Wirtschaftsstandort,<br />
die Bevölkerungwächst, die Mieten sind<br />
immer noch günstig im Vergleich mit Dresden<br />
oder Leipzig, es gibt immer mehr Studenten,<br />
Start-ups–aber immer noch keinen<br />
ICE-Anschluss. Das ist ein sehr wichtiges<br />
Thema vor den Landtagswahlen am 1. September,wie<br />
die Wahlplakate in der Stadtzeigen.<br />
DieKulturhauptstadtbewerbung taucht<br />
auf ihnen nicht auf. Die Linke fordert den<br />
„Weltfrieden“, die AfD behauptet: „Hass hat<br />
bei uns keine Heimat“.<br />
In den früheren Fabrikgebäuden finden<br />
heute Kunstfestivals statt, sind Clubs eingezogen,<br />
werden Lofts gebaut. In Chemnitz<br />
kommen die Großstadttrends zwar mit Verzögerung<br />
an; es gibt noch keine E-Scooter.<br />
Aber Gentrifizierung ist längst kein Gerücht<br />
mehr. Schueft findet: „Chemnitz ist wie das<br />
<strong>Berliner</strong> der Achtziger, nur mit den Menschen<br />
vonheute.“<br />
Als der Stammclub der Band Kraftklub vor<br />
ein paar Jahren umziehen musste, entstand<br />
der Song „Meine Stadt ist zu laut“, und darin<br />
spricht der Investor: „Dann betreibt doch<br />
eureKlubs irgendwo am Rand der Stadt, aber<br />
nicht in meiner Nachbarschaft, nicht vor<br />
meinem Haus,das gehörthier alles mir,weil<br />
ich hab’das gekauft.“<br />
Dasaaltramussman schon kennen, denn<br />
zufällig findet man nichts in dieser Stadt.<br />
Chemnitz ist wie Liebe auf den fünften Blick.<br />
Das aaltra, ein Mischung aus Konzertraum,<br />
Debattierclub und Bar, befindet sich im angesagtenWohnviertel<br />
Kaßberg, oben in einer<br />
Stadtvilla. Undesist auch bedroht; nebenan<br />
soll gebaut werden, ein Zaun istschon da.<br />
Ich treffe Maria Kreusslein, Susen Döbelt<br />
und Franziska Hartwich im Biergarten: Hollywoodschaukeln,<br />
bunte Lichterketten, um<br />
Papier zu sparen, kann man sich die Rechnung<br />
per Mail zukommen lassen. Die drei<br />
sind Mitte dreißig, arbeiten an der TU Chemnitz,<br />
beschäftigen sich mit Elektromobilität,<br />
Nachhaltigkeit, dem Erleben und Verhalten<br />
von Menschen im Straßenverkehr –und sie<br />
schreiben gern Anträge, etwa den „Antrag<br />
zur Unterstützung und Vorstellung des Projektes:<br />
Spannungsfeld bewegtes Chemnitz“.<br />
Wenn aus Empörung Tatkraft wird<br />
Kreusslein hatte ein Fernsehinterview gesehen,<br />
ein Mann sagte in die Kamera: „Kulturhauptstadt?<br />
Was soll das? Diese Stadt hat<br />
nichts.Chemnitz wirdnie Kulturhauptstadt,<br />
nie.“Siedachte sich: „Was zum Teufel? Diese<br />
Stadt bietet so viel Kultur,die Leute sehen es<br />
nur nicht oder wollen es nicht sehen.“ Aus<br />
Empörung wurde Tatkraft, aus einer Idee der<br />
Plan, sich um 2500 Euro Fördergeld zu bewerben<br />
im Rahmen der Mikroprojekte, die<br />
Chemnitz auf demWegzur Kulturhauptstadt<br />
regelmäßig ausschreibt.<br />
Kreusslein hatte mal ein mobiles Fahrradkino<br />
in Erfurtgesehen, das wollte sie jetzt für<br />
ihreStadt. DasPrinzip: Acht Leute strampeln<br />
für den Strom, die anderen schauen zu, verlassen<br />
vielleicht eher ihre Wohnung, wenn<br />
das Kino vorder Haustürsteht,kommen ins<br />
Gespräch, hören zu, lassen sich auf andere<br />
Meinungen ein, streiten über die Filmauswahl.<br />
„Die Frage ist“, sagt Kreusslein, „ob die<br />
Leute verstehen, dass man nicht ewig in der<br />
Opferrolle bleiben kann. Man muss jetzt etwas<br />
machen, weil Begegnungen Vorurteile<br />
abbauen.“<br />
Deshalb, da sind sich die drei einig, sollte<br />
Chemnitz Kulturhauptstadt Europas werden.<br />
Nichtaus Mitleid. Als Würdigung für die<br />
kleinen und großen Anstrengungen.<br />
Paul Linke<br />
wünscht Chemnitz den Titel Kulturhauptstadt<br />
Europas 2025.
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />
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Politik<br />
„Wir müssen aufpassen, uns nicht in eine Krise hereinzureden“<br />
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil über die deutsche Wirtschaft, die Grundrenten-Debatte und den Zustand der SPD auf der Suche nach einer Spitze<br />
Schwächelnde Konjunktur,<br />
Grundrenten-Streit: Arbeitsminister<br />
Hubertus Heil<br />
(SPD) hat jede Menge zu<br />
tun. Im Interview fordert erRealismus<br />
statt Pessimismus. Und zeigt<br />
sich erfreut über die Entwicklung bei<br />
der Vorsitzenden-Suche in der SPD.<br />
Herr Heil, die Grundrente ist wieder<br />
einmal vertagt worden. Steht das<br />
Ganzejetzt vordem Scheitern?<br />
Nein, im Gegenteil. Wirsind beim<br />
letzten Koalitionsausschuss einen<br />
Schritt weitergekommen. Aber natürlich<br />
hätte ich mir eine schnellere<br />
Lösung gewünscht. Wir haben jetzt<br />
aber einen klaren Zeitplan für eine<br />
Lösung.<br />
Der Druck der Wahlkämpfer von<br />
CDU und SPD in Ostdeutschland<br />
scheint nicht gewirkt zu haben ...<br />
Wiegesagt, ich hätte mir eine Lösung<br />
vor den Landtagswahlen gewünscht.<br />
Aber letztlich geht es nicht<br />
um SPD oder CDU und CSU, sonderndarum,<br />
dass die Menschen, die<br />
sich eine Grundrente verdient haben,<br />
diese pünktlich zum 1.1.2021<br />
auch bekommen. Dafür arbeite ich.<br />
Dafür müssen wir die noch bestehenden<br />
Unterschiede in der Koalition<br />
überwinden.<br />
Konkret bitte?<br />
Von meinem Vorschlag würden<br />
bundesweit 2,9 Millionen Menschen<br />
profitieren. In Ostdeutschland wären<br />
es750 000. Würden wir dem folgen,<br />
was ich aus der Union höre,<br />
würden gerade einmal 17 000 Menschen<br />
in Ostdeutschland die Grundrente<br />
erhalten. Dabei hat die Grundrente<br />
im Osten eine besonders hohe<br />
Relevanz. Dort hat es sehr viel mehr<br />
Frauenerwerbstätigkeit gegeben –<br />
bei gleichzeitig sehr viel niedrigeren<br />
Löhnen. Hinzu kommt: Im Osten<br />
sind die Menschen sehr viel stärker<br />
auf die gesetzliche Rente angewiesen.<br />
Viele verfügen dort nicht über<br />
eine zusätzliche Altersversorgung.<br />
Millionen Menschen verdienen so wenig,<br />
dass ihreRente nicht für ein Leben<br />
ohne staatliche Unterstützung reichen<br />
wird. Warum wird nicht stärker über<br />
Zusatzvorsorge nachgedacht?<br />
Die beste Vorsorge sind höhere<br />
Löhne und mehr Tarifbindung. Denn<br />
die Einkommen sind die Grundlage<br />
für die Ansprüche, die sich dann in<br />
der Rente ergeben. Das Kernversprechen<br />
des Sozialstaats ist eine auskömmliche<br />
Rente nach einem Leben<br />
voller Arbeit.Wenn jemand zusätzlich<br />
betrieblich oder privat vorgesorgt hat,<br />
bleibt das trotzdem richtig.<br />
Wasist eigentlich aus den Überlegungen<br />
der GroKo für eine Betriebsrentner-Entlastung<br />
geworden?<br />
Ichwill den Effekt der Doppelverbeitragung<br />
bei den Krankenversicherungsbeiträgen<br />
dämpfen. Denn<br />
doppelte Beiträge bei der Betriebsrente<br />
halten viele davon ab, zusätzlich<br />
vorzusorgen. Darüber werden<br />
wir im Herbst in der Koalition sprechen.<br />
Die SPD will hier bereits seit<br />
längerem für Entlastung sorgen. In<br />
der CDU gibt es dazu inzwischen<br />
auch Beschlüsse. Mit gutem Willen<br />
sollten wir das also hinkriegen.<br />
Woher wollen Sie das Geld für die<br />
Entlastung von Betriebsrentnern<br />
nehmen?<br />
Auch darüber müssen wir verhandeln.<br />
Ich will nur darauf hinweisen,<br />
dass es in der Krankenversicherung,<br />
für die der Kollege Spahn Verantwortung<br />
trägt, durch die Verbesserung<br />
bei der Mütterrente und die Einführung<br />
der Grundrente dauerhafte<br />
Mehreinnahmen gibt. Diese können<br />
genutzt werden, um den Effekt der<br />
Doppelverbeitragung zu dämpfen.<br />
Weniger Aufträge, sinkende Produktion,<br />
Rezession in der Metall- und<br />
Elektroindustrie – steuert Deutschland<br />
auf eine Wirtschaftskrise zu?<br />
Im Moment erleben wir eine<br />
deutliche Abkühlung der Konjunktur,<br />
aber keine Wirtschaftskrise. Wir<br />
müssen auch aufpassen, dass wir<br />
uns nicht in eine Krise hereinreden.<br />
Es gibt jedoch weltwirtschaftliche<br />
Risiken, die nicht kalkulierbar sind.<br />
Wir wissen zum Beispiel nicht, welche<br />
Auswirkungen ein harter Brexit<br />
auf uns und auf die Weltwirtschaft<br />
haben könnte.<br />
Müssen wir uns künftig wieder auf<br />
schlechte Nachrichten vom Arbeitsmarkt<br />
einstellen?<br />
ZUR PERSON<br />
Hubertus Heil wurde am 3. November 1972 in Hildesheim geboren. In Potsdam studierte er<br />
Politikwissenschaft und Soziologie.<br />
In die SPD trat Heil 1988 ein. Er war Generalsekretär der Partei und stellvertretender Vorsitzender<br />
der SPD-Bundestagsfraktion. Seit 2011 ist er Mitglied des SPD-Parteivorstandes.<br />
Bundesminister für Arbeit und Soziales ist Hubertus Heil seit März 2018.<br />
Die Beschäftigung wächst nach<br />
wie vor. Im Maihatten wir 557 000 sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigte<br />
mehr als im Jahr zuvor. Allerdings<br />
schwächt sich die Dynamik auf<br />
dem Arbeitsmarkt ab.Wir sehen auch<br />
einen leichten Anstieg bei der Kurzarbeit.<br />
Ende Maihatten wir rund 41 000<br />
Beschäftigte in Kurzarbeit, ein Jahr<br />
zuvor waren es noch rund 12 000.<br />
Auf welche Szenarien wäre der deutsche<br />
Arbeitsmarkt vorbereitet?<br />
Diegute Nachricht ist, dass wir für<br />
deutlich schlechtereZeiten hervorra-<br />
IMAGO STOCK&PEOPLE/INGA KJER<br />
gend gerüstet sind. Bei der Bundesagentur<br />
für Arbeit haben wir Krisenrücklagen,<br />
die uns im Fall der Fälle<br />
helfen, Brücken am Arbeitsmarkt zu<br />
bauen –auch durch Kurzarbeit. Wo<br />
möglich, sollte das künftig jedoch mit<br />
Weiterbildung verbunden werden.<br />
Dasist volkswirtschaftlich sinnvoll.<br />
Sie haben einen Gesetzentwurf präsentiert,<br />
der dafür sorgen soll, dass Beschäftigte<br />
von heute auch die Arbeit<br />
von morgen machen können. Schöne<br />
Worte, hehreZiele –aber nicht mehr?<br />
Nein, das Ganze ist sehr konkret.<br />
Mit dem Qualifizierungschancengesetz,<br />
das zu Jahresbeginn in Kraft getreten<br />
ist, setzen wir bereits Anreize<br />
für mehr Weiterbildung in Unternehmen,<br />
die mit Strukturwandel oder<br />
Fachkräftemangel zu kämpfen haben.<br />
Daran knüpfe ich jetzt mit meinem<br />
Vorschlag für ein „Arbeit-vonmorgen-Gesetz“<br />
an. Nehmen Sie die<br />
Automobilindustrie: Der Umstieg in<br />
den Antriebstechnologien wirdinZukunft<br />
andereQualifikationen vonden<br />
Beschäftigten erfordern. Weiterbildung<br />
ist deshalb das Aund O. Wir<br />
müssen die Beschäftigungsfähigkeit<br />
der Arbeitnehmer erhalten.<br />
IstQualifizierung in Zeiten vonFachkräftemangel<br />
nicht allein Sache der<br />
Arbeitgeber?<br />
Natürlich ist es in erster Linie Aufgabe<br />
der Unternehmen, sich um die<br />
Weiterbildung ihrer Beschäftigten zu<br />
kümmern. Das bleibt auch künftig<br />
so. Esgeht auch nicht darum, diese<br />
Investitionen zu ersetzen.Wirwollen<br />
Anreize schaffen –gerade für kleine<br />
und mittlere Unternehmen. Wer in<br />
Weiterbildung investiert, den können<br />
wir unterstützen. Aber ohne eigene<br />
Investitionen gibt es auch künftig<br />
keine Unterstützung.<br />
DieIGMetall warnt vorindustriellen<br />
Wüsten, die entstehen könnten, sollten<br />
in der Autoindustrie massiv Arbeitsplätzeabgebaut<br />
werden müssen.<br />
Schwarzmalerei oder realistisches<br />
Szenario?<br />
Es ist die gemeinsame Aufgabe<br />
von Staat, Arbeitgebern und Gewerkschaften,<br />
die Transformation<br />
unsererWirtschaft aktiv zu gestalten.<br />
Und zwar ohne Strukturbrüche.Wir<br />
haben die Chance,das hinzubekommen.<br />
In der Automobilindustrie<br />
etwa geht es nicht nur um neue Antriebe,sondernauch<br />
um die Digitalisierung<br />
der Produktion. Das betrifft<br />
nicht nur große Unternehmen wie<br />
BMW, Daimler und VW, sondern die<br />
gesamte Zulieferindustrie bis hin zu<br />
kleinsten Unternehmen. Und es<br />
hängen viele Regionen an dieser<br />
Flaggschiff-Industrie.<br />
DieSPD sucht gerade eine neue Führung.<br />
Sind Sie eigentlich froh, nicht<br />
kandidieren zu müssen?<br />
Ich freue mich, dass wir starke<br />
Kandidatinnen und Kandidaten haben.<br />
Jetzt haben die Mitglieder das<br />
Wort. Dieses Land braucht eine<br />
starke SPD. Und die SPD braucht<br />
eine starke Führung mit Erfahrung<br />
und Durchsetzungskraft. Die Sozialdemokratie<br />
hat die Aufgabe, diese<br />
Gesellschaft zusammenzuhalten.<br />
Raus aus der GroKooder drin bleiben<br />
–bei derVorsitzenden-Kür ist das eine<br />
der entscheidenden Fragen. Stehen<br />
die SPD-Bundesminister ohne Wenn<br />
und Aber für eine Fortsetzung der Koalition?<br />
Es gibt in den nächsten Wochen<br />
und Monaten viel zu entscheiden.<br />
Wir müssen mehr investieren: in<br />
Schulen, Straßen, in unser digitales<br />
Netz. Und wir brauchen Lösungen<br />
beim Klimaschutz und bei Fragen<br />
des sozialen Ausgleichs und bei der<br />
Grundrente. Wenn wir das gemeinsam<br />
in der Koalition schaffen, bin ich<br />
für weiterregieren. Ich will, dass<br />
diese Regierung erfolgreich für<br />
Deutschland arbeitet.<br />
DasGespräch führte<br />
Rasmus Buchsteiner.<br />
Expedition in eine fremde Heimat<br />
Familienministerin Giffey begibt sich auf Sommerreise nach Brandenburg und Sachsen. Sie versucht herauszufinden, warum die Menschen nicht SPD wählen<br />
VonSabine Rennefanz, Radebeul<br />
Kurz vor den Landtagswahlen in<br />
Brandenburg und Sachsen versucht<br />
Bundesfamilienministerin<br />
Franziska Giffey, auf ihrer Sommertour<br />
den Osten zu ergründen. „Wie<br />
ist die Lage nach dreißig Jahren Mauerfall,<br />
warum wählen die Leute AfD,<br />
das interessiert mich“, sagte die<br />
SPD-Politikerin zum Auftakt. Man<br />
müsse viel stärker mit den Menschen<br />
ins Gespräch kommen und<br />
zuhören. In Brandenburg und Sachsen<br />
wird am1.September gewählt.<br />
Die AfD könnte stärkste Partei werden.<br />
Für die SPD sieht es mies aus,<br />
sie liegt in Umfragen in Sachsen bei<br />
acht Prozent.<br />
Giffey stammt selbst aus einem<br />
Dorf bei Fürstenwalde, war elf Jahre<br />
alt beim Mauerfall. Sie redet über<br />
ihre eigenen Erfahrungen. Ihre Eltern<br />
sind nach der Wende auch arbeitslos<br />
geworden, mussten sich neu<br />
orientieren. Ihre Mutter war Buchhalterin,<br />
ihr Vater Kfz-Mechaniker.<br />
Giffeys Reise führte sie in die Industriestadt<br />
Eisenhüttenstadt, die<br />
seit der Wende die Hälfte ihrer Einwohner<br />
verloren hat, zu einer Rückkehreragentur<br />
nach Finsterwalde,<br />
zum Bürgerdialog im sächsischen<br />
Riesa und in ein Familienzentrum<br />
nach Radebeul. Immer wieder fragt<br />
sie, wie es den Menschen gehe, woher<br />
die Wutund die Unzufriedenheit<br />
kämen. Auf offene Wut trifft die Ministerin<br />
aber wenig.<br />
Die Themen, die die Menschen<br />
bewegen, sind meist aber nicht die<br />
AfD, sondern eher mangelnde Infrastruktur,<br />
überbordende Bürokratie,<br />
fehlende Erzieherinnen. In Eisenhüttenstadt<br />
spaziertGiffey durch die<br />
sanierte Stadt, spricht Passanten an,<br />
erkundigt sich nach der Lebensqualität.<br />
Die mangelnden Bahn-Verbin-<br />
Franziska Giffeymit Bürgermeister Frank Balzer in Eisenhüttenstadt<br />
dungen nach Berlin seien ein Problem,<br />
sagt der Bürgermeister Frank<br />
Balzer.<br />
Giffey tritt auf wie die Kommunalpolitikerin,<br />
die sie als Neuköllner<br />
DPA/PATRICK PLEUL<br />
Bürgermeisterin war.Sie wirkt vorallem<br />
in ihrem Element, wenn sie mit<br />
Bürgern redet. Sie fragt immer wieder<br />
nach Erfahrungen in der Wendeund<br />
Transformationszeit. Sie sucht<br />
Antworten auf die Frage nach dem<br />
Erfolg der AfD,kommt aber oft nicht<br />
weiter: „Es muss in der Belegschaft<br />
AfD-Anhänger geben, aber ich<br />
kenne die nicht. Wirreden hier nicht<br />
viel über Politik“, sagt der Betriebsratschef<br />
des Chemiebetriebs Wacker<br />
in Riesa, Göran Gust.<br />
Das Chemiewerk in Riesa existierte<br />
schon zu DDR Zeiten und<br />
wurde 1998 von dem Münchner<br />
Konzern Wacker übernommen. „Es<br />
hat mich schon nachdenklich gemacht,<br />
wenn ich sehe,dass die Chefs<br />
und selbst die Pressefrau alle aus<br />
dem Westen kommen und die Arbeiter<br />
aus dem Osten“, sagt Ministerin<br />
Giffey nach dem Besuch. Es brauche<br />
mehr ostdeutsche Führungskräfte.<br />
Giffey selbst ist eine der wenigen<br />
Ostdeutschen im Kabinett, und<br />
nachdem sie als Hoffnungsträgerin<br />
gehandelt wurde,ist ihreZukunft als<br />
Ministerin gerade unsicher. Derzeit<br />
wird geprüft, ob ihre Doktorarbeit<br />
von vor zehn Jahren ein Plagiat war.<br />
Wenn der Prüfungsausschuss der<br />
Freien Universität ihr den Titel aberkennt,<br />
wolle sie ihr Amt niederlegen.<br />
Das hatte sie vergangene Woche erklärt.<br />
In dem Zusammenhang hatte<br />
sie auch eine Kandidatur für den<br />
SPD-Vorsitz ausgeschlossen.<br />
Viele waren davon enttäuscht.<br />
Auch auf der Reise begegnen ihr<br />
Fans.„Bleiben Siestarkwie ein Bär“,<br />
ruft ihr ein Eisenhüttenstädter Genosse<br />
hinterher. Manche sehen sie<br />
als Ministerin auf Abruf.<br />
Doch dem Eindruck, dass mit ihr<br />
in der Politik nicht mehr zu rechnen<br />
sei, falls sie den Titel verliert, tritt sie<br />
entgegen: „Ich bin ein politischer<br />
Mensch, und es gibt so viel zu tun. Ich<br />
habe weiter vor, sozialdemokratische<br />
Politik zu machen“, sagt sie.Sie wirkt<br />
gelöst, fast erleichtert. Es gibt in der<br />
SPD noch andereAufgaben.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 5 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
SPD will<br />
Ausbildung im<br />
Irak beenden<br />
Aufklärungsflugzeuge sollen<br />
weiter den IS bekämpfen<br />
VonDaniela Vates<br />
In der Koalitionsdebatte um die<br />
Verlängerung des Bundeswehr-<br />
Einsatzes in Irak und Syrien plädiert<br />
die SPD für eine Veränderung der<br />
Mission der deutschen Soldaten. Besonders<br />
eine Fortsetzung der Ausbildung<br />
vonirakischen und kurdischen<br />
Sicherheitskräften durch die Bundeswehr<br />
sieht die SPD skeptisch.<br />
„Es gibt keine zwingenden<br />
Gründe, den Ausbildungseinsatz im<br />
Irak fortzusetzen“, sagte SPD-Außenpolitiker<br />
Nils Schmid der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland). DieStabilisierung des<br />
Landes sei dringend nötig. Allerdings<br />
müsse hier künftig ein größererSchwerpunkt<br />
auf der wirtschaftlichen<br />
Stärkung liegen, so Schmid.<br />
Kompromiss mit der Ministerin<br />
Ein Kompromissangebot an Verteidigungsministerin<br />
Annegret Kramp-<br />
Karrenbauer (CDU), die das Mandat<br />
verlängern will, könnte offenbar in<br />
der Fortsetzung der Aufklärungsflüge<br />
durch deutsche Tornado-<br />
Kampfflugzeuge bestehen.<br />
Zwar sei auch diese Entscheidung<br />
noch offen, betonte SPD-Politiker<br />
Schmid. Man müsse allerdings feststellen,<br />
„dass die Zusage des Verteidigungsministeriums,<br />
für eine Ablösung<br />
des deutschen Engagements zu<br />
sorgen, nicht eingehalten wird“. Die<br />
Fähigkeiten, die die Bundeswehr mit<br />
der Luftwaffe in den Einsatz einbringe,<br />
könnten von Partnernationen<br />
offenbar nicht ersetzt werden.<br />
Ein Bundeswehrsoldat (l.) bei der Ausbildung<br />
von kurdischen Peschmerga DPA<br />
Auch SPD-Verteidigungsexpertin<br />
Siemtje Möller sagte, die Ausbildungsaufgaben<br />
der deutschen Soldaten<br />
umfassten zum Teil Basisaufgaben.<br />
Es sei fraglich, ob dies „militärisch<br />
sinnvoll“ sei. Sie frage sich,<br />
„ob wir den Soldaten dafür zumuten<br />
sollten, sich in so eine Bedrohungslage<br />
zu begeben“, so Möller.<br />
Kramp-Karrenbauer hatte zuvor<br />
erneut betont, sie halte es für sinnvoll,<br />
das Bundeswehr-Mandat für<br />
den Anti-IS-Kampf zu verlängern,<br />
weil der IS zwar zurückgedrängt sei,<br />
aber weiter ein Risiko darstelle.<br />
Das Mandat der Bundeswehr für<br />
den Einsatz im Irak und in Jordanien<br />
endet am 31. Oktober. ImRahmen<br />
eines von der Nato unterstützten<br />
Kampfes gegen die Terrormiliz Islamischer<br />
Staat fliegt die Bundeswehr<br />
von Jordanien aus Überwachungsflüge<br />
über dem Irak und Syrien. Im<br />
Irak bilden deutsche Soldaten Sicherheitskräfte<br />
aus. Das Mandat hat<br />
eine Obergrenze von 850 Soldaten.<br />
Im Einsatz sind derzeit etwa 450.<br />
Deutschland steht international<br />
unter Druck, sich weiter am Kampf<br />
gegen den IS zu beteiligen, wie sich<br />
beim Besuch von Kramp-Karrenbauer<br />
zeigte. Die irakische Führung<br />
wolle, dass Deutschland sein Engagement<br />
fortführeund möglichst verstärke,<br />
hatte die CDU-Chefin nach<br />
ihren Gesprächen in Bagdad erklärt.<br />
Auch für die Führung der internationalen<br />
Militärkoalition wäreein möglicher<br />
Abzug deutscher Soldaten, die<br />
die Luftaufklärung über Syrien praktisch<br />
vollständig übernommen haben,<br />
ein „schwerer Schlag“.<br />
Angriff auf die Rathäuser<br />
Präsident Erdogan erhöht mit der Absetzung von HDP-Bürgermeistern den Druck auf die Opposition<br />
VonFrank Nordhausen<br />
Jeder kann wählen, wenerwill –<br />
außer er stimmt für die Opposition.<br />
So geht ein bekannter<br />
Witz über die „fortgeschrittene<br />
Demokratie“ des türkischen Präsidenten<br />
Recep Tayyip Erdogan. Mit<br />
der Absetzung der Bürgermeister der<br />
drei wichtigsten kurdisch geprägten<br />
Provinzmetropolen hat der Staatschef<br />
am Montag die nächste rote Linie<br />
bei seiner Schussfahrt indie Tyrannei<br />
genommen. Dengeschassten<br />
Bürgermeistern der prokurdischen<br />
HDP wird „Terrorunterstützung“<br />
durch Umleitung kommunaler Gelder<br />
an die verbotene kurdische Arbeiterpartei<br />
PKK unterstellt, ohne<br />
dass es dafür Beweise gibt. So wurde<br />
etwa der Bürgermeister im südostanatolischen<br />
Mardin, Ahmet Türk,<br />
2016 schon einmal mit den gleichen<br />
Vorwürfen abgesetzt, aber für die<br />
Kommunalwahlen vomMärzwieder<br />
zugelassen, weil ihm kein Fehltritt<br />
nachzuweisen war. Türk holte 56<br />
Prozent der Stimmen.<br />
Mit den antidemokratischen<br />
Maßnahmen hat Erdogan die Resultate<br />
der Kommunalwahlen in Diyarbakir,<br />
Mardin und Vanpraktisch annulliert.<br />
Er wiederholt damit seine<br />
willkürliche Aufhebung des Wahlresultats<br />
in Istanbul und beweist erneut,<br />
dass er seine Herrschaft inzwischen<br />
auf autoritäre Machtmittel<br />
stützen muss. Inder Türkei zweifelt<br />
kaum jemand daran, dass weitere<br />
Absetzungen wie nach dem Putschversuch<br />
vomJuli 2016, als 95 von103<br />
gewählten HDP-Bürgermeistern gefeuert<br />
wurden, folgen werden. Die<br />
Opposition spricht von einem „zivilen<br />
Putsch“.<br />
Rache für Kommunalwahlen<br />
Warum aber geht Erdogan gerade<br />
jetzt gegen die Kurdenvertreter vor?<br />
Die einfachste Erklärung ist Rache<br />
für die Kommunalwahlen. Im Wahlkampf<br />
hatte Erdogan den Kurden bei<br />
„falscher Wahl“ bereits mit erneuter<br />
Absetzung der Bürgermeister gedroht.<br />
Doch trotz einer gewaltigen<br />
Propagandaschlacht der islamischen<br />
Regierungspartei AKP wählte<br />
Kurdistan wieder die HDP und fegte<br />
die Staatskommissare aus den Rathäusern.<br />
Als die HDP-Bürgermeister dann<br />
die Bücher prüften, stellten sie fest,<br />
dass Erdogans Zwangsverwalter öffentliche<br />
Gelder in unglaublichem<br />
Ausmaß verschwendet hatten. Doch<br />
es wärezueinfach, die Absetzung der<br />
Bürgermeister nur mit verlorenen Finanzquellen<br />
der AKP zu erklären.<br />
Protest gegen die Absetzung der Bürgermeister in Diyarbakir.<br />
Dreiergipfel: Inmitten der<br />
Eskalation der Gewalt in der<br />
syrischen Rebellenbastion<br />
Idlib wollen die Präsidenten<br />
der Türkei, Russlands und<br />
des Irans, Recep Tayyip Erdogan,<br />
Wladimir Putin und Hassan<br />
Ruhani am 16. September<br />
in Ankara zu einem<br />
neuen Syrien-Gipfel zusammenkommen,<br />
teilte Erdogans<br />
Sprecher mit.<br />
SYRIEN-TREFFEN<br />
Agenda: Die Staatsführer<br />
würden bei dem Treffen über<br />
die Situation in Idlib,die Bildung<br />
einer Verfassungskommission<br />
und die Fortsetzung<br />
des politischen Prozesses<br />
diskutieren, erklärte Kalin.<br />
Seit 2017 streben sie gemeinsam<br />
eine militärische<br />
Deeskalation und eine politische<br />
Lösung an. Das letzte<br />
Treffen fand im Februar statt.<br />
AFP/ILYAS AKENGIN<br />
Allianzen: Die Türkei, Russland<br />
und der Iran stehen im<br />
Syrien-Konflikt auf entgegengesetzten<br />
Seiten. Während<br />
Russland und der Iran den<br />
syrischen Machthaber Baschar<br />
al-Assad unterstützen,<br />
steht die Türkei aufseiten der<br />
Opposition. Erdogan will damit<br />
auch Einfluss auf die Entwicklung<br />
in der syrischen<br />
Kurdenregion nehmen.<br />
Vonreich bis abgehängt<br />
Vorallem geht es um das große<br />
Spiel der Region, den Syrien-Konflikt<br />
und die zukünftige Stellung der Kurden.<br />
Mit der Absetzung der kurdischen<br />
Bürgermeister hat Erdogan<br />
Hoffnungen auf neue Friedensverhandlungen<br />
eine Absage erteilt und<br />
signalisiert den Kurden, dass sie mit<br />
Wahlen nichts erreichen können.<br />
Die Razzien kamen zudem in dem<br />
Moment, da die Verhandlungen Ankaras<br />
mit den USA über die Einrichtung<br />
einer „Sicherheitszone“ in der<br />
syrischen Kurdenregion erneut feststecken.<br />
Indem Erdogan den„Kampf<br />
gegen den Terror“ wieder an die Heimatfront<br />
verlegt, lenkt er innenpolitisch<br />
von seinem Unvermögen ab,<br />
die angekündigte Militärintervention<br />
gegen die mit den USA verbündete<br />
und mit der PKK verbundene<br />
syrische Kurdenmiliz YPG durchzuführen.<br />
Zudem versucht er damit,<br />
den Druck auf die Kurden zu erhöhen,<br />
sich dem türkischen „Pufferzonen“-Diktat<br />
zu beugen.<br />
Misstrauen der Kommandeure<br />
Das ist die Rückkehr zur alten türkischen<br />
Kurdenpolitik, die auf brutale<br />
Repression setzt. Diese Politik ist seit<br />
40 Jahren gescheitertund hat nur die<br />
kurdische Bewegung gestärkt. Statt<br />
einzulenken, dürften die YPG-Kommandeure<br />
nun deutlich misstrauischer<br />
auf Versuche der US-Verbündeten<br />
reagieren, ihnen die Sicherheitszone<br />
unter türkischer Beteiligung<br />
schmackhaft zu machen. Die<br />
YPG kann 100 000 Kämpfer mobilisieren<br />
und ist mit modernsten US-<br />
Waffen ausgerüstet. Bisher istesden<br />
US-Unterhändlern nicht gelungen,<br />
einen Keil zwischen YPG und PKK zu<br />
treiben. Die Absetzung der kurdischen<br />
Bürgermeister dürfte daran<br />
nichts ändern. Im Gegenteil, sie<br />
könnte sich als ebenso schwerer politischer<br />
Fehler erweisen wie die Entscheidung,<br />
in Istanbul Neuwahlen<br />
durchzuführen –was die Opposition<br />
stärkte und den Wahlgewinner Imamoglu<br />
zum neuen Hoffnungsträger<br />
machte.<br />
Bisher reagiert die nicht-kurdische<br />
Opposition mit verbalem Protest.<br />
Zwar wird sie für kurdische Belange<br />
nicht auf die Straße gehen.<br />
Sollte Erdogan aber planen, auch in<br />
Istanbul und Ankara die gewählten<br />
Bürgermeister abzusetzen, riskiert<br />
er einen Volksaufstand.<br />
Frank Nordhausen hält Erdogans<br />
Vorgehen für ein<br />
Zeichen vonSchwäche.<br />
Deutsche Regionen im Statistik-Vergleich: Landkreise im Umfeld von großen Städten sind im Vorteil, vor allem im Westen<br />
Deutschland ist nach einer neuen<br />
Studie weit von gleichwertigen<br />
Lebensverhältnissen in seinen verschiedenen<br />
Regionen entfernt. Das<br />
geht aus dem„Teilhabeatlas Deutschland“<br />
des Berlin-Instituts für Bevölkerung<br />
und Entwicklung hervor, der am<br />
Donnerstag in Berlin vorgestellt<br />
wurde.Die Autoren der Studie haben<br />
rund 400 Städte und Kreise anhand<br />
von acht Indikatoren untersucht: Lebenserwartung,<br />
kommunale Steuerkraft,<br />
Hartz-IV-Quoten, Schulabgänger<br />
ohne Hauptschulabschluss, das<br />
jährlich verfügbare Haushaltseinkommen<br />
je Einwohner, das Wanderungssaldo<br />
der 18- bis 29-Jährigen,<br />
Internetkapazitäten sowie die Nahversorgung<br />
mit Alltagsgütern, öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln und Dienstleistungen<br />
von Ärzten bis Schulen.<br />
Grundlage waren Statistiken der<br />
Jahre2013 bis 2017.<br />
Die Besten: Dazu zählen die Autoren<br />
reiche Großstädte und ihre Speckgürtel<br />
wie München, Stuttgart,<br />
Frankfurt am Main, Düsseldorf,<br />
Hamburg und Wolfsburg. Insgesamt<br />
sind es fast 20 Kreise.Diese Regionen<br />
zeichnen sich durch sehr hohe Einkommen,<br />
sehr hohe Steueraufkommen,<br />
sehr viel Zuzug, eine sehr gute<br />
Nahversorgung, eine hohe Lebenserwartung,<br />
schnelles Internet und<br />
nur einen mittleren Anteil von<br />
Schulabbrechern und Hartz-IV-Beziehernaus.<br />
Ziemlich attraktiv: Hierzu zählen<br />
Großstädte wie Köln, Hannover,<br />
Dresden, Aachen, Potsdam und Jena<br />
– insgesamt rund 50 überwiegend<br />
kreisfreie Städte oder Landkreise mit<br />
großen Kreisstädten. Typisch für sie<br />
sind sehr viel Zuzug, hohe Steueraufkommen,<br />
eine sehr gute Nahversorgung<br />
und schnelles Internet. Es gibt<br />
aber lediglich mittlere Einkommen<br />
und eine mittlere Lebenserwartung.<br />
DieZahl der Schulabbrecher liegt im<br />
Mittelfeld. Eine Hartz-IV-Quote von<br />
rund zehn Prozent weist allerdings<br />
schon auf einige Problemlagen hin.<br />
Mit Problemzonen: In dieser Gruppe<br />
sind rund 50 fast ausschließlich kreisfreie<br />
Städte mit Problemlagen. Als ty-<br />
pisch gelten etwa Berlin, Leipzig,<br />
Chemnitz, Erfurt, Bremen,viele Ruhrgebietsstädte<br />
und Saarbrücken. Es<br />
sind vorallem Städte,die einen harten<br />
Strukturwandel hinter sich haben.<br />
Ähnliche Merkmale sind viel Zuzug,<br />
eine sehr gute Nahversorgung und<br />
schnelles Internet –aber auch sehr<br />
hohe Hartz-IV-Quoten, geringe Einkommen,<br />
nur ein mittleres Steueraufkommen,<br />
viele Schulabbrecher und<br />
geringereLebenserwartung.<br />
Starkes Stück Land: Es geht um erfolgreiche<br />
ländliche Regionen. Diese<br />
rund 90 Kreise liegen vorwiegend im<br />
wirtschaftsstarken Süden, in Baden-<br />
Württemberg und im Südwesten<br />
Bayerns. Im Norden finden sich nur<br />
vereinzelt Kreise im Speckgürtelgrößerer<br />
Städte etwa im Rheinland oder<br />
rund um Hamburg. In Ostdeutschland<br />
schafft es nur der Kreis Dahme-<br />
SpreewaldimSüden Berlins in diese<br />
Kategorie. Typisch sind hohe Einkommen,<br />
hohes Steueraufkommen,<br />
eine geringe Hartz-IV-Quote,ein geringer<br />
Anteil an Schulabbrechern<br />
und eine hohe Lebenserwartung.<br />
Geht so: Ländliche Regionen mit vereinzelten<br />
Problemen. Als typisch gelten<br />
etwa die Landkreise Osnabrück<br />
und Oldenburg. Die rund 130 Kreise<br />
konzentrieren sich in Westdeutschland.<br />
In den östlichen Bundesländern<br />
fallen nur einzelne Kreise, die an<br />
Großstädte wie Berlin, Dresden oder<br />
Leipzig angrenzen, in diese Kategorie.<br />
Sie alle liegen bei Hartz-IV-Quoten,<br />
Einkommen, Steuern, Schulabbrechern,<br />
Internet und Lebenserwartung<br />
im mittleren Bereich. Es gibt<br />
eine leichte Abwanderung und nur<br />
eine sehr geringe Nahversorgung.<br />
Abgehängt: Das sind die Regionen<br />
mit sehr ungünstigen statistischen<br />
Daten. Die fast 60 ländlichen Kreise<br />
liegen überwiegend in Ostdeutschland<br />
sowie vereinzelt in Schleswig-<br />
Holstein, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz<br />
und im Saarland. Kennzeichen<br />
sind eine hohe Hartz-IV-<br />
Quote, geringe Einkommen,<br />
geringes Steueraufkommen, ein sehr<br />
hoher Anteil von Schulabbrechern,<br />
eine geringe Lebenserwartung,<br />
starke Abwanderung. (dpa)<br />
NACHRICHTEN<br />
Bund der Steuerzahler<br />
klagt gegen Soli<br />
Unmittelbar nach der vomBund beschlossenen<br />
Teilabschaffung des Solidaritätszuschlags<br />
ab 2021 hat ein<br />
Ehepaar aus Bayern Klage gegen die<br />
Sonderabgabe eingereicht. Anlass<br />
sei die feste Absicht der Bundesregierung,<br />
die Ergänzungsabgabe<br />
auch im Jahr 2020 vonBürgernund<br />
Betrieben weiter zu erheben, teilte<br />
der Bund der Steuerzahler (BdSt) am<br />
Donnerstag in Berlin mit. DerVerband<br />
unterstützt das Ehepaar bei der<br />
Musterklage. (dpa)<br />
Waffenfund im Fall Lübcke:<br />
Keine weiteren Informationen<br />
DieSonderkommission zum Mordfall<br />
Lübcke darfnach den Worten<br />
vonHessens Innenminister Peter<br />
Beuth keine Informationen zu den<br />
46 beschlagnahmten Schusswaffen<br />
herausgeben. Dies geschehe auf Anordnung<br />
des Generalbundesanwalts,umlaufende<br />
Ermittlungen<br />
nicht zu gefährden, sagte der CDU-<br />
Politiker am Donnerstag. (dpa)<br />
Deutlich mehr Radfahrer bei<br />
Verkehrsunfällen getötet<br />
Mit weißen Fahrrädernwird in Berlin an<br />
tödlich verunglückte Radler erinnert. DPA<br />
Nach vorläufigen Angaben des Statistischen<br />
Bundesamtes vomDonnerstag<br />
sind im ersten Halbjahr 2019<br />
bei etwas mehr Verkehrsunfällen<br />
insgesamt zwar weniger Menschen<br />
ums Leben gekommen als im Vorjahreszeitraum.<br />
In den ersten fünf<br />
Monaten erreichte die Zahl der getöteten<br />
Radfahrer aber einen neuen<br />
Höchststand. 2019 kamen vonJanuar<br />
bis Mai158 Radfahrer ums Leben,<br />
das waren 16 (11,3 Prozent)<br />
mehr als im Vorjahreszeitraum. Insgesamt<br />
starbenimersten Halbjahr<br />
1465 Menschen im Straßenverkehr,<br />
40 weniger als voreinem Jahr. (dpa)<br />
Morddrohungen gegen<br />
Landesministerin Köpping<br />
Unbekannte haben Sachsens Integrationsministerin<br />
PetraKöpping (SPD)<br />
mit dem Tode bedroht. Eine konkrete<br />
Morddrohung sei voreiner Buchlesung<br />
am Mittwochabend im nahe<br />
Leipzig gelegenen Brandis eingegangen,<br />
berichtete die„LeipzigerVolkszeitung“.<br />
Eine Sprecherin vonKöppings<br />
Ministerium bestätigte die Darstellung<br />
am Donnerstag. Demnach wurde<br />
die Lesung mit erhöhter Polizeipräsenz<br />
abgehalten. (AFP)<br />
SPD legt deutschlandweit<br />
zu, verliertaber in Sachsen<br />
DieSPD in Sachsen nähertsich nach<br />
einer neuen Umfrage allmählich der<br />
5-Prozent-Marke.Laut einer neuen<br />
Vorwahlumfrage für die ARD steht<br />
die Partei nur noch bei 7Prozent. Im<br />
Deutschlandtrend allerdings legte<br />
die Partei um zwei Prozentpunkte zu<br />
und liegt bundesweit nun bei 14 Prozent<br />
der Stimmen. DieCDU kommt<br />
in Sachsen derzeit auf 30 Prozent<br />
und legt damit um 4Prozentpunkte<br />
zu. DieLinke käme auf 16 Prozent,<br />
die Grünen auf 11 Prozent, die AfD<br />
auf 24. In Brandenburgliegt die AfD<br />
mit 22 Prozent gleichauf mit der SPD.<br />
DieCDU liegt bei 18, die Linke bei 15<br />
und die Grünen bei12Prozent. Die<br />
FDP erreicht 5Prozent. (dpa)
6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Made in Berlin<br />
BERLINER BEKANNTE<br />
Berlin ist bei der Rente eine geteilte Stadt<br />
Durchschnittlicher Rentenzahlbetrag in Euro, von Neurentnern 2018<br />
NEU IN DER STADT<br />
Bankenstadt<br />
an der<br />
Spree<br />
861,65<br />
1081,31<br />
929,41<br />
Kraftwerksbau<br />
am Park in<br />
Mitte<br />
VonTheresa Dräbing<br />
Die Deutsche Bank wurde nicht<br />
etwa in Frankfurt amMain gegründet,<br />
sonderninBerlin. Daserste<br />
Büro der Deutschen Bank eröffnete<br />
1870 in der Französischen Straße 21<br />
in Mitte. Essoll ein unscheinbares<br />
Haus gewesen sein, allein in der ersten<br />
Etage waren Geschäftsräume angemietet.<br />
Bald erfolgte der Umzug.<br />
Man zog in das damalige <strong>Berliner</strong><br />
Bankenviertel, das sich in dieser Zeit<br />
in der nördlichen Friedrichstadt befand.<br />
Der neue Gebäudeblock der<br />
Deutschen Bank wurde über drei<br />
Straßenzüge hinweg –Mauerstraße,<br />
Behrenstraße und Französische<br />
Straße –hochgezogen.<br />
DasGeschäft lief gut an. Laut zeitgeschichtlichem<br />
Archiv der Deutschen<br />
Bank verbuchte sie auf fast allen<br />
Konten steigende Umsätze, während<br />
viele andere Institute im Boom<br />
der Gründerjahre wieder abgewickelt<br />
werden mussten.<br />
FrankfurtamMain kam erst später<br />
Der Expansion stand also nichts im<br />
Wege.Die erste Zweigstelle entstand<br />
in Bremen, kurz darauf folgte Hamburg,<br />
die ersten ausländischen<br />
Standorte waren China, Japan, USA<br />
und London als wichtigster internationaler<br />
Bankenplatz. Bisschließlich<br />
1886 auch in FrankfurtamMain Fuß<br />
gefasst wurde, damals jedoch nur<br />
mit der dritten inländischen Filiale.<br />
Und dann ging es Schlag auf<br />
Schlag: 1910 war die Deutsche<br />
Bank das größte Finanzinstitut<br />
Deutschlands, 1914 sogar für kurze<br />
Zeit die kapitalstärkste Bank der<br />
Welt. Doch mit dem Ersten Weltkrieg<br />
war das vorbei und damit der<br />
längjährige Höhenflug. Kriegsnachwehen,<br />
allgemeine Bankenkrise,<br />
Inflation, im Dritten Reich<br />
schließlich Unterordnung im NS-<br />
Staat –ein eigenes grausames Kapitel.<br />
Am Ende des Zweiten Weltkriegs<br />
stand sie zersplittert da. Erst<br />
nach Gründung der Bundesrepublik<br />
gelang ein allmählicher Neuanfang<br />
–Ende 1957 mit einer Zentrale<br />
in FrankfurtamMain.<br />
Dass die Deutsche Bank heute,<br />
rund 60 Jahre später, imruhigeren<br />
Fahrwasser liegt, kann man wohl<br />
nicht behaupten. Derzeit wird der<br />
größte Stellenabbau in der Geschichte<br />
der Bank vorbereitet, der<br />
Konzern steckt tief in der Krise. Und<br />
Berlin? Steht schon lange als klassischer<br />
Bankenstandort weit im Hintergrund.<br />
In der Finanzbranche haben in<br />
der Hauptstadt andere die Nase<br />
vorne. Junge Digital-Konkurrenten,<br />
Fintechs, die Teile des Finanzgeschäfts<br />
digitalisieren und sich bemerkbar<br />
machen, auch im Stadtbild.<br />
So sitzt zum Beispiel Finleap, ein<br />
Company Builder von Fintech-Unternehmen<br />
in einem ehemaligen<br />
Gebäude der <strong>Berliner</strong> Bank, in der<br />
Hardenbergstraße 32. In den letzten<br />
Jahren vor der Abwicklung war die<br />
<strong>Berliner</strong> Bank ein Tochterunternehmen<br />
der Deutschen Bank.<br />
Auch in dem alten Gebäudekomplex<br />
der Deutschen Bank in der früheren<br />
Bankenstadt sitzen heute andere.<br />
Zum Teil werden die Räume<br />
von Bundesbehörden genutzt, anderestehen<br />
leer.<br />
Die ersten Büroräume der Deutschen<br />
Bank in der Französischen Straße. WIKIPEDIA<br />
Zumindest auf den ersten<br />
Blick beziehen Ostrentner<br />
die höchsten Renten. Wer<br />
2018 in Rente gegangen ist,<br />
bekam laut Deutscher Rentenversicherung<br />
Bund im Osten im Schnitt<br />
1024,20 Euro Altersrente, imWesten<br />
waren es 895,50 Euro.Durchweg<br />
liegen die neuen Bundesländer<br />
vorn –mit Ost-Berlin an der Spitze.<br />
Das liegt allerdings zum überwiegenden<br />
Teil an den Ost-Frauen, die<br />
aufgrund längerer Erwerbstätigkeit<br />
und geringerer Lohnunterschiede<br />
zu DDR-Zeiten höhere Renten bekommen<br />
als Frauen im Westen.<br />
Auch aber daran, dass im Osten insgesamt<br />
länger in die Rente eingezahlt<br />
worden ist. Viele kurze Versicherungszeiten<br />
im Westen senken<br />
den Schnitt in der Statistik. Würde<br />
man die gleiche Versicherungsdauer<br />
zugrunde legen, würde dann<br />
doch der Westen bei der Höhe der<br />
Bezüge vorneliegen.<br />
Das relativ hohe Ostniveau wird<br />
außerdem bald der Vergangenheit<br />
angehören, prognostiziert Johannes<br />
Geyer, Rentenexperte des DIW Berlin.<br />
„Die Rentenangleichung hat<br />
langfristig zur Folge, dass jüngere<br />
Jahrgänge in Ostdeutschland tendenziell<br />
verlieren“, so Geyer.<br />
Denn es soll Schluss sein mit der<br />
unterschiedlichen Berechnung der<br />
Rente.Die Rente berechnet sich vom<br />
aktuellen Rentenwert und den im<br />
Laufe des Erwerbslebens erworbenen<br />
Entgeltpunkten. Im Osten aber<br />
wird derzeit noch der meist niedrigere<br />
Verdienst hochgewertet, sodass<br />
mehr Rentenpunkte erworben werden.<br />
Im Zuge der schrittweisen Rentenangleichung<br />
wird der aktuelle<br />
Rentenwert inOstdeutschland jährlich<br />
angehoben, zuletzt zum 1. Juli<br />
2019. Gleichzeitig wird der Umrechnungsfaktor,<br />
der die Löhne höher<br />
wertet, abgesenkt, sodass schließlich<br />
ab 2025 mit gesamtdeutschenWerten<br />
gerechnet werden kann.<br />
Doch wie wirkt sich das auf Ostrentner<br />
aus?<br />
„Die Renten heutiger Rentner,die<br />
auf ostdeutschen Erwerbsbiografien<br />
beruhen, werden aufgrund der Angleichung<br />
nicht sinken“, macht die<br />
Deutsche Rentenversicherung Bund<br />
auf Nachfrage deutlich. „Sie werden<br />
im Gegenteil bis 2025 voraussichtlich<br />
sogar schneller steigen, als das<br />
nach bisherigem Recht der Fall gewesen<br />
wäre“, so eine Sprecherin.<br />
Es kommt auf das Lohnniveau an<br />
Dem widerspricht auch Geyer vom<br />
DIW Berlin nicht. Ostrentner,die jetzt<br />
schon Zahlungen erhalten, werden<br />
eher profitieren. DasNachsehen würden<br />
aber jüngere Jahrgänge haben.<br />
„Künftige Rentenbezieher im Osten,<br />
die jetzt um die 40 Jahresind, werden<br />
davon voraussichtlich betroffen sein,<br />
Jüngereumdie 20 auf jeden Fall.“<br />
Die Deutsche Rentenversicherung<br />
Bund verneint das nicht. Sie<br />
sagt aber: Obkünftige Rentner von<br />
Rentensteigerung<br />
in Prozent<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2,53 2,50<br />
2<br />
1,67<br />
1<br />
5,95<br />
2,10<br />
4,25<br />
Neue Bundesländer<br />
3,59<br />
1,90<br />
3,22<br />
3,37<br />
3,91<br />
3,18<br />
Alte Bundesländer<br />
0<br />
2014 2015 2016 2017 2018 2019<br />
Berlin-<br />
West<br />
Berlin-<br />
Ost<br />
Ost-Renten<br />
sind am höchsten ...<br />
... doch womöglich nicht mehr lange. Jüngere im<br />
Osten könnten im Zuge der Rentenangleichung<br />
das Nachsehen haben<br />
VonTheresa Dräbing (Text) und<br />
Isabella Galanty (Infografik)<br />
So hoch war die Altersrente von Neurentnern 2018<br />
Durchschnittlicher Rentenzahlbetrag in Euro<br />
insgesamt Frauen Männer Neue Bundesländer<br />
Berlin-Ost<br />
Deutschland<br />
gesamt<br />
Ost<br />
1081,31<br />
1077,11<br />
1085,86<br />
1032,55<br />
Brandenburg 987,50<br />
1078,71<br />
1018,64<br />
Sachsen-<br />
Anhalt 969,32<br />
1072,87<br />
1012,38<br />
Sachsen 961,63<br />
1067,40<br />
Thüringen<br />
945,49<br />
Baden-<br />
Württemberg 739,85<br />
1175,59<br />
Nordrhein-<br />
Westfalen 697,07<br />
Alterssicherung Anteile am Bruttoeinkommen, gerundet<br />
Gesetzliche Rentenversicherung Andere Alterssicherungsleistungen<br />
Private Vorsorge<br />
Restliche Einkommen<br />
Transferleistungen<br />
West<br />
58% 25 9 1 8<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
909,12<br />
1159,07<br />
901,31<br />
729,84<br />
1099,79<br />
893,76<br />
Bayern 704,25<br />
1112,53<br />
887,43<br />
Rheinland-<br />
Pfalz 677,06<br />
1138,62<br />
884,68<br />
Bremen 727,85<br />
1065,73<br />
Saarland 615,59<br />
1001,03<br />
949,52<br />
1055,93<br />
999,29<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern 963,62<br />
1036,34<br />
917,02<br />
Hessen 732,18<br />
1125,96<br />
895,10<br />
Hamburg 792,08<br />
1007,68<br />
894,79<br />
Niedersachsen<br />
692,30<br />
1126,93<br />
861,65<br />
Berlin-West 792,62<br />
940,07<br />
860,15<br />
1179,11<br />
90% 3 3 4<br />
QUELLE: DRV<br />
der Rentenangleichung profitieren<br />
oder ihre Renten niedriger ausfallen<br />
als nach bisherigem Recht, hänge<br />
zum großen Teil davon ab, wie<br />
schnell sich die Durchschnittslöhne<br />
in West- und Ostdeutschland weiter<br />
aneinander angleichen.<br />
Die haben sich zwar in den vergangenen<br />
Jahren bereits angenähert,<br />
sind aber noch nicht auf einem Level<br />
–2018 lag der durchschnittliche Monatsbruttoverdienst<br />
im Osten bei<br />
84 Prozentvon dem im Westen. Wird<br />
der Lohn also nicht mehr hochgerechnet,<br />
bekommen im Durchschnitt<br />
alle künftigen Ostrentner weniger<br />
Rentenpunkte.<br />
Das ist auch insofern ein Problem,<br />
wenn man sich anschaut, wie<br />
unterschiedlich sich die Anteile an<br />
der Alterssicherung in Ost und West<br />
zusammensetzen. Denn während<br />
Westrentner nur 58 Prozentihres Alterseinkommens<br />
aus der Altersrente<br />
beziehen und den Rest aus privater<br />
Vorsorge, Vermögen oder anderen<br />
Einnahmen, sind es bei Ostrentnern<br />
90 Prozent. Sieleben fast ausschließlich<br />
von den durchschnittlich<br />
1024,20 Euro Altersrente.Neben der<br />
Angleichung des Lohnniveaus wird<br />
es also auch darauf ankommen, ob<br />
Rentner im Osten vermehrtzuanderen<br />
Altersvorsorgeprodukten greifen,<br />
damit sie im Alter nicht schlechter<br />
dastehen.<br />
Zwei Systeme verschmelzen<br />
Das niedrige Lohnniveau war nach<br />
1990 der Grund, dass im Zuge eines<br />
einheitlichen Rentensystems die<br />
Löhne in Ostdeutschland bei der Berechnung<br />
der Rentenpunkte aufgewertet<br />
worden sind.<br />
Nach der Wiedervereinigung<br />
musste das Rentensystem der DDR,<br />
welches eher als ein Grundversorgersystem<br />
ausgestaltet war und zudem<br />
aus verschiedenen Zusatz- und<br />
Sonderversorgungen bestand, dem<br />
der Bundesrepublik angepasst werden.<br />
DDR-Rentner erhielten rückwirkend<br />
Anwartschaften für ihreBetriebsjahre,<br />
auch Sondersysteme<br />
wurden berücksichtigt.<br />
InsbesondereinBerlin gab es vergleichsweise<br />
viele besserverdienende<br />
Funktionäre, die von Sondersystemen<br />
profitiert haben, die in<br />
die späteren Renten einberechnet<br />
wurden. Das, so sagt Geyer vom<br />
DIW,erklärtauch, warum ein Teil der<br />
Hauptstadt noch mal eine höhere<br />
Rente erhält als die restlichen neuen<br />
Bundesländer.<br />
Und auch in Zukunft könnten<br />
<strong>Berliner</strong> besser wegkommen als die<br />
restlichen Bundesländer im Osten.<br />
Zumindest können sie hoffen, dass<br />
sich die Abschaffung der Höherwertung<br />
der Löhne eher weniger auswirkt.<br />
In der Hauptstadt hatsichdas<br />
Lohnniveau am besten von ganz<br />
Ostdeutschland entwickelt. 2019<br />
liegt es (zusammen mit West-Berlin)<br />
bereits bei 94,5 Prozent im Vergleich<br />
zu Gesamtdeutschland.<br />
Entwicklung des monatlichen<br />
Bruttoverdienstes Durchschnitt in Euro<br />
3300<br />
3000<br />
2700<br />
2710<br />
2400<br />
Alte Bundesländer<br />
2160<br />
2100<br />
Neue Bundesländer<br />
3340<br />
2790<br />
1800<br />
2005 2018<br />
VonJochen Knoblach<br />
Über den Kicker,der gleich hinter<br />
der Eingangstür steht, freut sich<br />
Andreas Schmitz besonders. „Der<br />
musste sein“, sagt der Co-Chef der<br />
<strong>Berliner</strong> Stadtwerke. Denn tatsächlich<br />
musste Schmitz lange auf eine<br />
Gelegenheit warten, das Tischfußballfeld<br />
aufzustellen. Jetzt aber hat es<br />
seinen Platz. Am Donnerstag bezogen<br />
die <strong>Berliner</strong> Stadtwerke offiziell<br />
ihre neuen Büros am Köllnischen<br />
Park in Mitte.Damit hat das 2014 gegründete<br />
Unternehmen erstmals<br />
eine eigene Adresse, nachdem sich<br />
die Tochterfirma der ebenfalls landeseigenen<br />
<strong>Berliner</strong> Wasserbetriebe<br />
fünf Jahre lang mit einem Untermietverhältnis<br />
bei der Mutter begnügen<br />
musste.Den Kicker,der einst<br />
zur Grundausstattung der Start-up-<br />
Szene gehörte und nun von der Old<br />
Economy gern und klischeesicher<br />
als Requisit für die eigene Neuerfindung<br />
genutzt wird, leistete sich die<br />
Firma zum Einzug. Ein stattliches<br />
Exemplar im turniertauglichen Format.<br />
Unübersehbar.<br />
Es ist die Energiewende in der<br />
Stadt, der sich die kommunalen<br />
Stadtwerke verschrieben haben. Ihre<br />
Gründung war 2013 vom <strong>Berliner</strong><br />
Abgeordnetenhaus beschlossen<br />
worden, um erneuerbare Energien<br />
zu produzieren und am Markt zu<br />
vertreiben. Denn der Anteil vonÖkostrom<br />
in der Stadt ist gering. Kaum<br />
mehr als fünf Prozent der hier erzeugten<br />
Elektroenergie ist grün.<br />
Strom wird vor allem aus Steinkohle<br />
und Erdgas gewonnen. Die Stadtwerke<br />
wollen das ändern. Es geht<br />
insbesondere um Sonnen- und<br />
Windstrom. 17 Millionen Euro sollen<br />
in diesem Jahr investiertwerden.<br />
Windparkbei Bernau<br />
Gerade erst wurden auf dem Dach<br />
des Marzahner Kundenzentrums<br />
der Wohnungsbaugesellschaft Degewo<br />
an der Mehrower Allee insgesamt<br />
190 Solarmodule installiert. Die<br />
Anlage wurde so bemessen, dass im<br />
Jahr gut 43000 Kilowattstunden<br />
Stromerzeugt werden. Dasist genug,<br />
um damit die im Haus genutzten<br />
Computer, Server und Anlagen der<br />
Klimatechnik betreiben zu können.<br />
Die Stadtwerke haben die Anlage<br />
projektiert, gebaut, an die Degewo<br />
verkauft und kümmern sich fortan<br />
um Wartung und Instandhaltung.<br />
Mehr als 20 Tonnen Kohlendioxid<br />
soll die Anlage im Jahr vermeiden.<br />
Als Technikchef der Stadtwerke<br />
schätzt Alexander Schitkowsky vor<br />
allem „die kurzenWege“ und die damit<br />
mögliche „leichtere Abstimmung“.<br />
Schitkowsky ist von Anfang<br />
an dabei und hat unter anderem die<br />
Installation von bislang mehr als<br />
50 000 QuadratmeternSolarpanelen<br />
begleitet. Das entspricht einer Gesamtleistung<br />
vonsieben Megawatt.<br />
Bis Jahresende sollen Photovoltaikanlagen<br />
mit vier Megawatt hinzukommen.<br />
Danach werden der<br />
Sonnenkraftwerksbestand der Stadtwerke<br />
jährlich um etwa fünf Megawatt<br />
wachsen, heißt es.<br />
Darüber hinaus betreibt das Unternehmen<br />
in Brandenburg einen<br />
Windpark mit vier Windrädern und<br />
einer Gesamtleistung von etwa acht<br />
Megawatt. Einweiterer entsteht derzeit<br />
bei Bernau. Neun Windräder mit<br />
Rotordurchmessern von bis zu 126<br />
Metern werden dort errichtet. Ende<br />
nächsten Jahres soll der Park mit einer<br />
Leistung von mehr als 30 Megawatt<br />
ans Netz gehen.<br />
IMAGO IMAGES
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 7 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
MÄRKTE<br />
NACHRICHTEN<br />
DAX-30 in Punkten<br />
23.5.19<br />
23.5.19<br />
▼ 11747,04 (–0,47 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
23.5.19<br />
Stand der Daten: 22.08.2019 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
22.8.19<br />
▼ 59,98 (–0,66 %)<br />
22.8.19<br />
▼ 1,1083 (–0,19 %)<br />
Quelle<br />
aus DAX und MDAX vom 22.08. zum Vortag<br />
22.8.19<br />
thyssenkrupp 10,42 +5,59 WWWWWWWWWWW<br />
1&1 Drillisch 24,98 +2,29 WWWWW<br />
ProSiebenSat.1 11,50 +2,18 WWWWW<br />
DeutscheBank NA 6,47 +1,94 WWWW<br />
Commerzbank 5,02 +1,81 WWWW<br />
Osram Licht NA 36,90 +1,79 WWWW<br />
Verlierer<br />
ausDAX und MDAXvom 22.08. zumVortag<br />
MorphoSys 109,10 WWWWWWWW –4,13<br />
Airbus 124,44 WWWWWW –2,84<br />
Healthineers 35,63 WWWWWW –2,84<br />
SartoriusVz. 178,20 WWWWWW –2,84<br />
DeliveryHero 45,47 WWWWW –2,49<br />
Bechtle 86,55 WWWWW –2,48<br />
Leitbörsen im Überblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 22.08. ±% z. 21.08.<br />
Euro Stoxx 50(EU) –0,63<br />
3574/2909 3373,67<br />
CAC 40 (FR) – 0,87<br />
5673/4556 5388,25<br />
S&P UK (UK) – 1,04<br />
1562/1323 1438,84<br />
RTS (RU) +0,19<br />
1414/1033 1282,63<br />
IBEX (ES) +0,17<br />
9671/8286 8716,40<br />
Dow Jones (US) +0,43<br />
27399/21713 26314,25<br />
Bovespa (BR) –0,56<br />
106650/74275100633,00<br />
Nikkei (JP) +0,05<br />
24448/18949 20628,01<br />
Hang Seng (HK) –0,86<br />
30280/24541 26055,18<br />
Stx Singap. 20 (SG) +0,31<br />
1657/1350 1541,02<br />
Festgeld für 5.000 Euro<br />
Kundenkontakt 3Mon. 6Mon. 12 Mon.<br />
Crédit Agricole **<br />
ca-consumerfinance.de 0,81 0,91 1,01<br />
PrivatBank 1891 **<br />
privatbank1891.com 0,56 0,57 0,75<br />
Bank11<br />
bank11.de 0,40 0,50 0,60<br />
akf bank **<br />
akf.de 0,20 0,45 0,70<br />
abcbank<br />
abcbank.de - 0,45 0,55<br />
Deutsche Bank*<br />
deutsche-bank.de - 0,05 0,20<br />
Santander<br />
santander.de - 0,01 0,20<br />
Targobank<br />
targobank.de 0,00 0,00 0,20<br />
ING<br />
ing.de - - 0,03<br />
Commerzbank<br />
commerzbank.de - - 0,01<br />
Isbank<br />
isbank.de 0,35 0,35 0,50<br />
PSD Berlin Brandenburg<br />
psd-bb.de 0,01 0,01 0,01<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />
mbs-potsdam.de - - 0,01<br />
Sparda-Bank Berlin<br />
sparda-b.de - - 0,002<br />
<strong>Berliner</strong> Sparkasse<br />
-030/86986969 - - -<br />
Mittelwert von 80 Banken 0,23 0,28 0,43<br />
*12Monate Neukundenangebot<br />
** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen<br />
(Samstag).<br />
Quelle: FMH-Finanzberatung<br />
Wersich nichtgut fühlt,bekommteinen Termin beim Hausarzt, Facharzt oder Psychotherapeuten künftig perSmartphone-App.<br />
Von Stefan Winter<br />
Für den Betrachter mag es nur ein<br />
kleiner Spalt sein, aber esist ein<br />
großerSprungfürVW:„DasWschwebt<br />
jetzt“, sagt Jochen Sengpiehl und begeistertsich<br />
für weitereFeinheiten des<br />
neuen VW-Markenlogos. Es ist<br />
schlichtergeworden,wiemitdemFilzstiftgezogen–unddas„W“hatjetztein<br />
wenig Luft zum umlaufenden Kreis.<br />
DerVW-Marketingchefschiebt das<br />
Logo hin und her,esfunktioniertüberall<br />
und in jeder Farbe, besonders auf<br />
Smartphone-Bildschirmen. Das alte<br />
Logo war ausgeformt, schimmerte,<br />
sah wie poliertes Metall aus. Als Anstecknadel<br />
passte es gut an Martin<br />
Winterkorns Zweireiher.<br />
DerfrühereVW-Chef hatsein Büro<br />
vor vier Jahren geräumt, in wenigen<br />
Arzttermin per App<br />
Mit Hotline und Handysollen Kassenpatienten vom nächsten Jahr an schneller Hilfe bekommen<br />
Von Rasmus Buchsteiner<br />
Was, wenn die Schulter<br />
zwickt, das Knie<br />
schmerzt oder die<br />
Kopfschmerzen nicht<br />
weggehen? Istkeinschneller Arzttermin<br />
in Sicht, suchen viele Menschen<br />
RatimInternet. Millionen Versicherte<br />
entscheiden sich auch für einen<br />
Besuch in der Notfallambulanz des<br />
nächsten Krankenhauses. Das wollen<br />
die Kassenärzte nun ändern: Die<br />
Patientennachfrage soll besser gesteuertwerden.<br />
Wasplanen die niedergelassenen Ärzte<br />
genau?<br />
DieKassenärztlichen Vereinigungen<br />
setzen auf eine neue Hotline,die<br />
ab Anfang 2020 unter der bundesweit<br />
gültigen Rufnummer 116117 rund<br />
um die Uhr erreichbar sein soll. Bisher<br />
ist unter der Nummer der ärztliche<br />
Bereitschaftsdienst erreichbar –<br />
außerhalb der Praxiszeiten. VonEnde<br />
August an wird das Angebot mit<br />
Fernsehwerbung („Die Nummer mit<br />
den Elfen“) beworben. Im Laufe des<br />
kommenden Jahres soll zusätzlich<br />
eine App eingeführt werden. Ferner<br />
setzen die Kassenärzte auf eine Reformder<br />
Notfallversorgung.<br />
Wassollen Hotline und App leisten?<br />
Geplant ist zunächst die Vermittlung<br />
von Arztterminen – je nach<br />
Dringlichkeit innerhalb einer Zeitspanne<br />
voneinem Tagbis zu vier Wochen.<br />
Dazu werden die Callcenter<br />
SIEBEN MILLIONEN ANRUFE BEI TERMINSERVICESTELLEN<br />
Alternative: Neben dem direkten<br />
Nachfragen in einer<br />
Praxis vermitteln Terminservicestellen<br />
schon jetzt freie<br />
Sprechzeiten bei Fachärzten<br />
binnen vier Wochen, aber<br />
eben nicht unbedingt beim<br />
Wunscharzt. Künftig sollen<br />
über die 116117 auch Termine<br />
bei Haus- und Kinderärzten<br />
zu bekommen sein,<br />
auch zur dauerhaften Betreuung.<br />
verzahnt mit den bereits bestehenden<br />
Terminservicestellen.<br />
Werden alle Arten von Arztterminen<br />
vermittelt?<br />
Ja.EsgehtumdieVergabevonTerminen<br />
bei Hausärzten, Fachärzten<br />
und Psychotherapeuten. DieHotline<br />
dient auch als Orientierungshilfe für<br />
Zugezogene, die an ihrem neuen<br />
Wohnortnoch keinen Arzt haben.<br />
Gibt es telefonisch ärztlichen Rat?<br />
Ärztlichen Rat nicht, wohl aber<br />
eine fundierte Einschätzung von geschulten<br />
Fachkräften. Am Ende eines<br />
Gesprächs soll nach drei bis sechs<br />
Minuten über Zeit und Ort einer<br />
Jetzt mal ehrlich<br />
Volkswagen bringt mit großemAufwand seine E-Autosauf denMarkt<br />
WochenwirdauchdasFirmenlogoseiner<br />
Ära am Wolfsburger VW-Hochhaus<br />
abmontiertund durch das neue<br />
ersetzt. Gleichzeitig wirdder Konzern<br />
in Frankfurt zeigen, wofür esstehen<br />
soll: Auf der Automesse IAA wird der<br />
ID3 gezeigt, das erste vonvielen völlig<br />
neu konstruierten Elektroautos. Fortan<br />
will der Konzern, der seit vier Jahren<br />
für Dieselbetrug steht, für bezahlbare<br />
emissionsfreie Mobilität stehen. Wer<br />
sonst das schaffen könne, wird in<br />
einem Werbefilm rhetorisch gefragt.<br />
„Nur wir,wenn wir uns neu erfinden.“<br />
Nie hat der Konzern mehr riskiert<br />
als jetzt. Selbst intern wagt sich mancher<br />
nicht, die Folgen auszumalen,<br />
falls die neuen Autos floppen sollten.<br />
ZweistelligeMilliardenbeträgewerden<br />
investiert, mehrere Werke komplett<br />
aufdieneueTechnikumgestellt.Einen<br />
Anreiz: Praxen sollen freie<br />
Zeiten für Termine, die über<br />
die Hotline vermittelt werden,<br />
in ein System einstellen.<br />
Als Anreiz winkt ihnen<br />
auch Extrageld für Patienten,<br />
die so vermittelt wurden. Die<br />
gesetzlichen Krankenversicherungen<br />
begrüßen das<br />
einheitliche Angebot. Bisher<br />
gibt es bundesweit 17 verschiedene<br />
Nummernund Erreichbarkeitszeiten.<br />
Anfang: Die Kassenärztliche<br />
Bundesvereinigung rechnet<br />
für 2020 mit rund zehn Millionen<br />
Anrufernnachgut sieben<br />
Millionen bei den Terminservicestellen<br />
im vergangenen<br />
Jahr –bei übrigens<br />
insgesamt mehr als<br />
500 Millionen Behandlungsfällen<br />
in den Praxen pro Jahr.<br />
Die Zukunft der 116117<br />
hängt noch vonder Reform<br />
der Notfallversorgung ab.<br />
möglichen Behandlung entschieden<br />
werden. Dabei geht es darum zu klären,<br />
ob der Patient sofortHilfe benötigt<br />
oder ob eine Versorgung innerhalb<br />
der nächsten Stunden oder Tage<br />
ausreicht. Am Ende steht die Vermittlung<br />
an Hausarzt, Facharzt, Bereitschaftsdienst,<br />
Krankenhausnotaufnahme<br />
oder Rettungsdienst.<br />
Kann man sich auf die Einschätzung<br />
via Telefon oder App verlassen?<br />
DerEmpfehlung liegt ein standardisierter<br />
Fragenkatalog zugrunde.<br />
Bei anderen Angeboten, die medizinischen<br />
RatimInternet versprechen,<br />
gibt es „Disclaimer“, die eine Haftung<br />
weitgehend ausschließen. Bei<br />
Plan Bgibt es offiziell nicht, der hätte<br />
aber auch keinen Sinn, sagt ein Konzernmanager:<br />
Die Mobilität müsse<br />
emissionsfrei werden, schon wegen<br />
derPariserKlimazieleführedarankein<br />
Wegvorbei. Zu realisieren sei das auf<br />
absehbare Zeit aber nur mit Elektromotor<br />
und Batterie.<br />
Bis 2025 will der Konzern soweit<br />
sein, jährlich eine Million Elektroautos<br />
zu verkaufen – als Weltmarktführer<br />
auch in diesem Bereich und profitabel<br />
dank der niedrigsten Kosten. „Das ist<br />
der Fixsterninunserer Strategie“, sagt<br />
Ralf Brandstätter, der bei der Marke<br />
VW für das Tagesgeschäft verantwortlich<br />
ist.<br />
Der Kurs dorthin wurde schon im<br />
Herbst 2015 festgelegt, als der Dieselbetrug<br />
gerade aufgeflogen war. Am<br />
Donnerstag gaben Brandstätter und<br />
FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA<br />
der 116117 soll es anders ein, heißt es<br />
bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.<br />
Wird eine offensichtlich<br />
falsche Empfehlung gegeben, wird<br />
dafür die Haftung übernommen.<br />
Warum kommt die Offensive mit Hotline<br />
und App gerade jetzt?<br />
Neue Anreize und Vorschriften<br />
zur schnelleren Vermittlung vonTerminen<br />
sind Teil des neuen „Terminservice-<br />
und Versorgungsgesetzes“,<br />
das im Mai inKraft getreten ist. Für<br />
die Versorgung gesetzlich Versicherter<br />
innerhalb bestimmter Fristen<br />
sieht das Gesetz unter anderem Zuschläge<br />
für Mediziner vor. Mit der<br />
Hotline, sodie Kassenärztliche Bundesvereinigung,<br />
sollen zudem die<br />
Notaufnahmen der Krankenhäuser<br />
entlastet werden, in die nach Schätzung<br />
etwa neun von zehn Patienten<br />
mit Bagatellbeschwerden kommen.<br />
War nicht ohnehin eine Reform der<br />
Notaufnahmen geplant?<br />
Bundesgesundheitsminister Jens<br />
Spahn (CDU) hat vor der Sommerpause<br />
einen Arbeitsentwurf vorgelegt:<br />
Patienten sollen besser durch<br />
das Notfallsystem gesteuert werden.<br />
Ziel sind gemeinsame Leitstellen von<br />
kassenärztlichem Bereitschaftsdienst<br />
und Rettungsdienst, die die<br />
Dringlichkeit der Versorgung einschätzen.<br />
Zudem sollen an bestimmten<br />
Krankenhäusern sogenannte integrierte<br />
Notfallzentren für Patienten<br />
eingerichtet werden, die direkt dorthin<br />
kommen.<br />
seineKollegeninWolfsburgeinenAusblick<br />
aufdie nächsten Schritte,natürlichgehtesummehralseinschwebendes„W“.AufderIAAwillVWingutzwei<br />
Wochenseine neue Zeitrechnungausrufen,mitdenvernetztenElektroautos<br />
und einer neuen Botschaft: ehrlich,<br />
glaubwürdig, offen, beweglich will VW<br />
jetzt sein –und wirdesmit einem der<br />
größten Marketingetats Europas auf<br />
allen Kanälen unters Volk bringen.<br />
Die Autobauer müssen damit zurechtkommen,<br />
dass die klassischen<br />
Autotugenden anBedeutung verlieren.<br />
Designchef Klaus Bischoff und<br />
Vertriebschef Jürgen Stackmannversichernzwar,dass<br />
es dem ID3 an nichts<br />
fehlen wird. Der Motor steckt wieder<br />
Käfer-mäßig im Heck, aberebenelektrisch<br />
–gebaut im VW-eigenen Werk in<br />
Kassel.<br />
Scholz prüft Verbot von<br />
Negativzinsen<br />
DieBundesregierung lotet ein mögliches<br />
Verbot vonStrafzinsen für<br />
Kleinsparer aus.Das Finanzministerium<br />
habe eine Prüfung veranlasst,<br />
„ob es der Bundesregierung rechtlich<br />
überhaupt möglich ist, Kleinsparer<br />
vorsolchen Negativzinsen zu<br />
schützen“, sagte Bundesfinanzminister<br />
Olaf Scholz (SPD) der Funke<br />
Mediengruppe.Erreagierte auf<br />
einen Vorstoß vonCSU-ChefMarkus<br />
Söder,der eine Bundesratsinitiativeangekündigt<br />
hatte mit dem<br />
Ziel, Beträge bis 100000 Euro von<br />
Strafzinsen auszunehmen. Marcel<br />
Fratzscher,Chef des Deutschen Instituts<br />
für Wirtschaftsforschung<br />
(DIW), sagte,die Forderung gehe<br />
völlig an der Realität vorbei. (dpa )<br />
Härtere Strafen<br />
für Unternehmen<br />
Bundesjustizministerin Christine<br />
Lambrecht (SPD) will bei schweren<br />
Gesetzesverstößen Strafen für<br />
Unternehmen deutlich verschärfen.<br />
Einvon ihremMinisterium vorgelegter<br />
Gesetzentwurfsieht unter anderem<br />
eine drastische Erhöhung der<br />
Geldbußen vor. Bisher liegt die<br />
Obergrenzebei 10 Millionen Euro.<br />
Künftig soll sie bei Unternehmen<br />
mit mehr als 100 Millionen Euro Jahresumsatz<br />
bei 10 Prozent des Umsatzes<br />
liegen. „Bei großen Konzernen<br />
reden wir hier über mögliche<br />
Sanktionen bis hin zu zweistelligen<br />
Milliardenbeträgen“, so Lambrecht.<br />
Dasneue Gesetz würde etwa Firmen<br />
treffen, die im großen Stil bei Abgaswerten<br />
betrügen. (dpa)<br />
Thyssenkrupp klagt<br />
gegen Fusionsverbot<br />
Stahlarbeiter am Hochofen bei Thyssen-<br />
Krupp.<br />
FOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DPA<br />
Thyssenkrupp zieht gegen das Nein<br />
der EU-Kommission zur Stahlfusion<br />
mit dem indischen Konkurrenten<br />
Tata Steel vorGericht.Die Kommission<br />
habe den Rahmen des geltenden<br />
Wettbewerbsrechts über Gebühr<br />
ausgedehnt, begründete Vorstand<br />
Donatus Kaufmann die Klage<br />
vordem Gericht der Europäischen<br />
Union (EuG). DieEssener rechnen<br />
aber nicht damit, dass sie auf diesem<br />
Wegdie Fusion doch noch durchsetzenkönnen.<br />
DieEU-Kommission<br />
hatte die Fusion untersagt, weil sie<br />
den Wettbewerb bei bestimmten<br />
Stahlsorten für gefährdet hielt. (dpa)<br />
Osram ermöglicht<br />
Übernahmeangebot<br />
DerLichtkonzernOsram macht den<br />
Wegfreifür einÜbernahmeangebot<br />
des österreichischen Chipkonzerns<br />
AMS. Vorstand und Aufsichtsrat von<br />
Osramhätten das bestehende Stillhalteabkommen<br />
mit AMS aufgehoben<br />
und eine Kooperationsvereinbarung<br />
unterzeichnet, teilte das<br />
Unternehmen mit. Damit ebnet das<br />
Münchner M-Dax-Unternehmen<br />
dem österreichischen Halbleiterhersteller<br />
den Wegfür den offiziellen<br />
Einstieg in das Bieterrennen. AMS<br />
konkurriertmit den US-Finanzinvestoren<br />
Bain Capital und Carlyle.<br />
DieIGMetallspricht sich weiterhin<br />
klar gegen eine Übernahme durch<br />
AMS aus.Esfehle eine belastbare<br />
Arbeitsplatzsicherheit. (dpa)
8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Chemnitz<br />
ZITAT<br />
Hartes Urteil trotz<br />
dünner Beweise<br />
Maritta Tkalec<br />
zweifelt am Wert der Aussagen des<br />
Hauptbelastungszeugen.<br />
Ineinem von Anfang an konfliktbeladenen<br />
Fall ist nun auch noch ein Urteil gefällt<br />
worden, das weitere Konflikte und<br />
Zweifel hervorrufen wird. DieKammer des<br />
Landgerichtes Chemnitz hat den 24 Jahre<br />
alten Angeklagten Syrer Alaa S. des Totschlags<br />
und gefährlicher Körperverletzung<br />
für schuldig befunden und zu neuneinhalb<br />
Jahren Gefängnis verurteilt. DasUrteil fällt<br />
fast genau ein Jahr nach dem tödlichen<br />
Messerangriff auf Daniel H. in Chemnitz.<br />
DieKammer traute sich das Urteil zu, Alaa<br />
S. und ein flüchtiger Iraker hätten den<br />
Deutschen erstochen. Die Beweislage war<br />
schwierig, der Hauptzeuge hatte seine<br />
Aussage mehrfach geändert, Alaa S. hat<br />
seine Unschuld beteuert, ansonsten geschwiegen.<br />
Den Richtern reichte es trotzdem<br />
für ein hartes Urteil.<br />
Nun könnte man froh sein, wenn ein<br />
Gewalttäter einer gerechten Strafe zugeführt<br />
wird, aber das darf nie und nimmer<br />
unter dem Einfluss von öffentlicher Meinung<br />
von welcher Seite auch immer zustande<br />
kommen, sondern bedarf echter<br />
Beweise. Öffentlichen Druck auf das Gericht<br />
gab es in diesem heiklen Fall. Viel<br />
mehr als klare Beweise. Andiesen durfte<br />
man zumindest zweifeln –und dann hätte<br />
gegolten: Im Zweifel für den Angeklagten.<br />
Die Gewalttat hatte in Chemnitz zunächst<br />
dazu geführt, dass Ausländer gejagt<br />
wurden, weil Ausländerhasser umstandslos<br />
ihr eigenes Urteil gefällt hatten.<br />
Die dürfen sich durch das Urteil bestätigt<br />
fühlen –was kein Problem wäre, wenn es<br />
denn juristisch auf sicheren Füßen<br />
stünde.Das Urteil der Kammer des Landgerichtes<br />
Chemnitz ist noch nicht rechtskräftig,<br />
es kann vor dem Bundesgerichtshof<br />
angefochten werden.Wird es dortkassiert,<br />
hätte der heute gefällte Spruch dem<br />
Rechtsstaat schweren Schaden zugefügt.<br />
G7<br />
VomWert der<br />
offenen Worte<br />
Damir Fras<br />
glaubt, dass sie Beziehungen zu<br />
Russland konfliktreich bleiben.<br />
Vor dem Gipfeltreffen der sieben größten<br />
Industriestaaten am Wochenende<br />
im französischen Biarritz wird wieder<br />
über Russlands Rolle in der Welt debattiert.<br />
Es geht darum, ob Moskau für seine<br />
Politik belohnt oder sanktioniert werden<br />
soll. US-Präsident Donald Trump will<br />
Russland bedingungslos wieder in die<br />
Runde der größten Industrienationen<br />
aufnehmen. Es scheint ihm dabei völlig<br />
egal zu sein, dass Russland aus den G8<br />
ausgeschlossen wurde,weil es mit der Annexion<br />
der Halbinsel Krim gegen das Völkerrecht<br />
verstoßen hat.<br />
Eine Wiederaufnahme Russlands in<br />
den elitären Klub der G8 würde alle Kritik<br />
an der Annexion obsolet machen. Es ist<br />
gut, dass sich wenigstens Emmanuel<br />
Macron, Boris Johnson und Angela Merkel<br />
einig sind: Russland darf wieder mitmachen,<br />
muss aber vorher Bedingungen<br />
erfüllen. Da wäre etwa die russische Unterstützung<br />
für die Separatisten in der<br />
Ostukraine.MachteWladimir Putin damit<br />
nachweisbar Schluss, dann wäre esviel<br />
schwerer, seinem Land weiter die Teilnahme<br />
an G8-Gipfel zu verwehren.<br />
Ohne Einbindung Russlands werden<br />
sich die Krisen und Konflikte auf dieser<br />
Welt nur schwer lösen lassen. Doch deswegen<br />
zu schweigen über Russlands Vorgehen,<br />
das wäre falsch. Wie erfrischend,<br />
dass sich der deutsche Außenminister<br />
Heiko Maas jetzt mit seinem russischen<br />
Amtskollegen Sergej Lawrow auf offener<br />
Bühne über das Thema Meinungsfreiheit<br />
gefetzt hat. Deswegen wird die russische<br />
Regierung ihre Politik nicht umgehend<br />
verändern, aber der kräftige Dialog, vulgo:<br />
Streit, könnte auf lange Sicht wirkungsmächtiger<br />
sein als die Vorschläge des US-<br />
Präsidenten.<br />
Großbritannien bereitet sich auf den Hard Brexit vor.<br />
Wer den <strong>Berliner</strong> Kunst- und<br />
Kulturbetrieb nicht nur aus<br />
der Perspektive des umtriebigen<br />
Museumsbesuchers betrachtet,<br />
sondern ihn auch als Raum gesellschaftlicher<br />
Strömungen und Stimmungen<br />
versteht, der wird Udo Kittelmann schon<br />
jetzt vermissen. Derscheidende Direktor der<br />
<strong>Berliner</strong> Nationalgalerie –zuder Alte und<br />
Neue Nationalgalerie,der Hamburger Bahnhof,<br />
das Museum Berggruen, die Friedrichswerdersche<br />
Kirche und die Sammlung<br />
Scharf-Gerstenberg imehemaligen Ägyptischen<br />
Museum in Charlottenburggehören –<br />
verfügt über die Hemdsärmeligkeit eines<br />
Machers ebenso wie über die bisweilen arrogant<br />
erscheinende Eleganz eines weitschweifigen<br />
Schöngeists. Scheinbar mühelos<br />
vermag Kittelmann eine kunsthistorische<br />
Expertise aus dem Ärmel zu schütteln, genauso<br />
gernaber spricht er über aktuelle Modetrends<br />
und exquisite Weine. Man darf davon<br />
ausgehen, dass dem ungeduldigen<br />
Neuerer Kittelmann die anstehenden Veränderungen<br />
der <strong>Berliner</strong> Kulturlandschaft zuletzt<br />
allzu zäh und holprig verliefen.<br />
Jenseits der Spekulationen, was einer wie<br />
er denn als nächstes anstellen mag –mehr<br />
Zeit für die Familie, ein attraktives Angebot<br />
aus der internationalen Museumswelt –,<br />
deutet die überraschende Personalie aus der<br />
Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) auf<br />
die tektonischen Verschiebungen in der <strong>Berliner</strong><br />
Kulturlandschaft hin, bei denen es<br />
nicht nur um die Auswechslung eines Abteilungsleiters<br />
geht.<br />
Die ambitionierten und kostspieligen<br />
Großprojekte der deutschen Kulturpolitik<br />
ziehen sich hin. Das Humboldt-Forum wird<br />
nicht, wie mit großem Aplomb geplant, am<br />
14. September zum 250. Geburtstag vonAle-<br />
Wenn man in Berlin wohnt, lernt man<br />
unweigerlich eine Menge. Inmeinem<br />
Fall zum Beispiel Niederländisch, denn das<br />
habe ich studiert. Aber auch wirklich Überlebenswichtiges,<br />
wie zum Beispiel den Unterschied<br />
von Pfannkuchen und Eierkuchen<br />
oder die Bedeutung von „Nachtijall, ick hör<br />
dir trapsen“. Außerdem hat mir Berlin beigebracht,<br />
dass man sich nicht an jedem Small<br />
Talk beteiligen muss, eigentlich sogar an gar<br />
keinem. Unangenehme Stille im Fahrstuhl?<br />
Einfach stur aushalten. Im Wartezimmer<br />
beim Arzt? Lasst mich einfach allein mit dem<br />
neuesten Klatsch aus den Königshäusern<br />
Europas.Süßer Typinder Bar? Einpaar interessierte,<br />
aber böse Blicke hinüberwerfen, irgendwann<br />
gehen und nie wiedersehen. In<br />
Berlin geht das. Esist auf eine Art sehr befreiend,<br />
nichts vonden Leben fremder Leute<br />
erfahren zu müssen.<br />
Die Freiheit des Nichts-Wissen-Müssens<br />
und Nichts-Erzählen-Müssens hat man in<br />
den Niederlanden, vor allem als Deutscher,<br />
nicht. Seit ich in den Niederlanden wohne,<br />
rangiert meine Staatsangehörigkeit vor dem<br />
Wetter und dem Verkehr auf der Liste der beliebtesten<br />
Small-Talk-Themen mit weitem<br />
Abstand auf dem ersten Platz. Es gibt offenbar<br />
noch viel zu klären zwischen den Kulturen,<br />
warum nicht mit diesem willkürlichen<br />
Deutschen anfangen, der da gerade zufällig<br />
vor mir steht? „Wann bekomme ich mein<br />
Fahrrad zurück?“ ist dabei eine der beliebtesten<br />
Fragen, um das Eis zwischen den Kulturenzubrechen.<br />
Im Zweiten Weltkrieg hatten<br />
Nationalgalerie<br />
Im<br />
Wartestand<br />
Harry Nutt<br />
betrachtet den Rückzug Udo Kittelmanns als Signal<br />
für die <strong>Berliner</strong> Kulturlandschaft.<br />
xander von Humboldt eröffnet werden. Die<br />
baulichen Probleme überdecken dabei die<br />
noch immer riesigen konzeptionellen Vakanzen.<br />
Demwiedererrichteten Schloss,das<br />
doch zur Schaustelle und luftigen Begegnungsstätte<br />
nationaler Sinnstiftung werden<br />
soll, ist der Schwung abhandengekommen.<br />
Die Skepsis wird noch dadurch verstärkt,<br />
dass die Idee voneinem wie auch immer präsentierten<br />
Weltkulturerbe in der Mitte Berlins<br />
inzwischen argunter den Druck postkolonialer<br />
Verdächtigungen geraten ist. Eine<br />
Folge des langen Wegs zum Humboldt-Forumbesteht<br />
nicht zuletzt darin, dass die aufgewandten<br />
Planungsenergien an anderer<br />
Stelle fehlen. Zudem hat Kulturstaatsministerin<br />
Monika Grütters bereits vordem Antritt<br />
KOLUMNE<br />
Sag<br />
mal<br />
Scheveningen<br />
Yulian Ide<br />
Autor<br />
die deutschen Besatzer Fahrräder von der<br />
niederländischen Zivilbevölkerung konfisziertund<br />
offenbar vermutet man, dass ich einen<br />
direkten Draht zum Nachkriegs-Lostand-Found<br />
haben könnte. Grapje! Nur ein<br />
Scherz! versichert mir dann der Henk oder<br />
Johann, der da vor mir steht, während ich<br />
mir alle Mühe gebe, nicht das Klischee des<br />
humorlosen Deutschen zu bestätigen und<br />
gequält lächle.<br />
BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />
ihrer zweiten Amtszeit eine umfangreiche<br />
Evaluation der Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />
angekündigt. Wer Evaluation sagt,<br />
meint Restrukturierung, Überprüfung der<br />
Effizienz und konzeptionelle Erneuerungen,<br />
die sicher geglaubte Besitzstände und Gewohnheiten<br />
im betrieblichen Alltag zu erschütternvermögen.<br />
Bislang ist wenig davon<br />
nach außen gedrungen, aber insgesamt erwecken<br />
die Einrichtungen des <strong>Berliner</strong> Kulturbetriebs<br />
derzeit gerade nicht den Eindruck,<br />
von großem Aufbruchsgeist durchweht<br />
zu sein.<br />
Eine andere Baustelle, von der die Arbeit<br />
UdoKittelmanns ganz unmittelbar betroffen<br />
ist, stellt das Museum der Moderne direkt<br />
neben der Neuen Nationalgalerie am Kulturforum<br />
dar, dessen Eröffnung für den amtierenden<br />
Direktor Kittelmann wohl selbst<br />
dann zu spät gekommen wäre, wenn er seinen<br />
Vertrag noch einmal um drei Jahre verlängerthätte.<br />
Über die persönlichen Motivehinaus verweist<br />
Kittelmanns Demission darauf, dass<br />
die Aktivitäten für eine junge,experimentierfreudige<br />
Kunst durch die großen repräsentativenVorhaben<br />
zuletzt deutlich in den Schatten<br />
gestellt wurden. Dabei wäre gerade die<br />
Aufmerksamkeit für eine irritierende, noch<br />
nicht beruhigte Kunst, die die gesellschaftlichen<br />
Brüche und Widersprüche bearbeitet,<br />
dringend geboten. Udo Kittelmann hat den<br />
Hamburger Bahnhof zu einer wichtigen<br />
Schnittstelle zwischen alter und zeitgenössischer<br />
Kunst unter dem Dach der Preußenstiftung<br />
gemacht und damit viele junge<br />
Künstler in die Stadt gelockt. Die Anziehungskraft<br />
aber hat deutlich nachgelassen.<br />
Die Kunststadt Berlin befindet sich im Wartestand,<br />
doch der Zeitgeist bewegt sich nicht<br />
nach einem verlässlichen Fahrplan.<br />
„Sag mal Scheveningen“, werde ich an<br />
anderen Tagen aufgefordert, sobald ich mich<br />
Fremden gegenüber als Deutscher oute.<br />
Dazu muss man sagen, dass Scheveningen<br />
gleichzeitig ein Lager für politische Gefangene<br />
in dem niederländischen Badeort und<br />
ein Codewort unter niederländischen Widerstandskämpfernwar:das<br />
etwas dahingekrächzte<br />
Wort konnten Moffen, also Deutsche,<br />
unmöglich fehlerfrei aussprechen und<br />
waren somit schnell als Nazis enttarnt. Auch<br />
knappe achtzig Jahre später verschafft mir<br />
das Wort noch zuverlässig Zugang zu den innersten<br />
Zirkeln der niederländischen Gesellschaft.<br />
Mit der deutschen Phonetik musste<br />
ich nach niederländischer Logik auch alle<br />
sonstigen Untugenden abgelegt haben, die<br />
mit meiner Nationalität einhergehen.<br />
Den niederländischen Drang zum belanglosen<br />
Gespräch empfinde ich als ziemlich<br />
übergriffig. In harmlosen Fällen erzählt<br />
man mir ungefragt seine Familiengeschichte,<br />
aus der sich immer auch noch die<br />
eine oder andere Nazi-Anekdote hervorkramen<br />
lässt. Als <strong>Berliner</strong> Small-Talk-Verweigerer<br />
denke ich mir dann: „Aha, ist ja interessant.<br />
Erzähl mal lieber nicht.“ Auf einer Studentenparty<br />
in Nimwegen erlebte ich den<br />
ersten von vielleicht fünfzig Hitlergrüßen,<br />
die über die Jahreanmich gerichtet wurden.<br />
Jedes Mal habe ich mich in einen <strong>Berliner</strong><br />
Fahrstuhl oder Wartezimmer gewünscht.<br />
Denn wem kein unverfänglicherer Gesprächseinstieg<br />
gelingen will, der sollte es<br />
vielleicht einfach lassen.<br />
„Es ist 2019 und die Bundesregierung<br />
arbeitet noch<br />
mit Faxgeräten. Es scheint,<br />
als hätte die GroKo mehr<br />
Angst vor der Digitalisierung<br />
als die Bevölkerung.“<br />
Christian Lindner, FDP-Vorsitzender, auf Twitter<br />
über die Ergebnisse einer Forsa-Studie zur<br />
digitalen Bildung in Deutschland<br />
AUSLESE<br />
Der Soli als<br />
Reichensteuer?<br />
Der Solidaritätszuschlag ist bald Geschichte,<br />
jedenfalls für die meisten,<br />
die ihn bis jetzt noch zahlen. Die Neue<br />
Zürcher <strong>Zeitung</strong> kritisiert das Vorgehen<br />
der Bundesregierung. „Viel zu oft wird in<br />
diesen Tagen in Deutschland danach gefragt,<br />
was die Abschaffung des Soli den<br />
Staat kosten würde“, schreibt das Blatt.<br />
„Dabei geht es um ein viel höheres Gut:<br />
Die Weiterführung des Soli als verkappte<br />
Reichensteuer untergräbt die Glaubwürdigkeit<br />
der deutschen Politik.“ Als „Einführung<br />
der vonder SPD so heiß geliebten<br />
Reichensteuer“ bezeichnet auch der<br />
Münchner Merkur die geplante Regelung.<br />
Dasgeschehe aber„nicht ehrlich in einem<br />
transparenten Gesetzgebungsverfahren.<br />
Sonderndurch die Hintertüre“.<br />
„Nun ist also die Abschaffung des Solidaritätszuschlags<br />
für einen Großteil der<br />
Steuerzahler auf den Weggebracht –zu<br />
Recht“, kommentiert dagegen das Badische<br />
Tagblatt. „Von dem Soli-Schlussstrich<br />
die reichsten paar Prozent der Steuerzahler<br />
auszunehmen, ist trotzdem völlig<br />
gerechtfertigt. Denn der Staat steht vor<br />
großen Aufgaben. Klimaschutz, Bildung,<br />
demografischer Wandel, Energie- und<br />
Verkehrswende, all das wird Milliarden<br />
kosten.“ Auch der Tagesspiegel meint: „Es<br />
spricht wenig dagegen, Topverdiener ein<br />
bisschen höher zu belasten.“ Auch die<br />
Unternehmen „dürften nach einer selten<br />
langen Phase fetter Jahre nun nicht gerade<br />
ein Geldproblem haben“, weil sie<br />
weiter zahlen müssen. Christine Dankbar<br />
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Brandenburg täglich 274 000 Leser.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 – S eite 9 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Endlich den Durchblick<br />
am Checkpoint Charlie<br />
bekommen<br />
Seite 10<br />
Vorder Landtagswahl: Ursula Nonnemacher von den Grünen im Porträt Seite 16<br />
Ein Bündnis beklagt den Verlust von staatlich subventioniertem Wohnraum Seite 12<br />
Stadtbild<br />
Birke, sei<br />
willkommen<br />
Susanne Dübber<br />
beobachtet die Birke<br />
bei ihrem Treiben.<br />
Ich brauch Tapetenwechsel“ –wer<br />
will nicht manchmal nur noch<br />
weg? Wehmütig höre ich den Song<br />
vonHildegardKnef über die Aussteiger-Birke.<br />
„Ich will nicht mehr in<br />
Reih und Glied/in eurem Haine stehen,<br />
die gleiche Wiese sehen.“<br />
DerFluchtversuch des Baums mit<br />
leuchtend weißer Rinde lässt sich<br />
nachvollziehen. Es ist zu heiß in Berlin.<br />
Ohnehin sind nur drei Prozent<br />
der Straßenbäume hier Birken, künftig<br />
noch weniger. Derk Ehlert, Umwelt-Senat:<br />
„Im trockenen Sommer<br />
2018 handelten sich viele Birken<br />
bleibende Hitze-Schäden ein.“ Die<br />
häufig zu sehenden braunen Blätter<br />
zeugen davon. Dergegenwärtige Klimawandel<br />
macht eine Zukunft für<br />
sie auf der Straße unwahrscheinlich.<br />
„Sie wurde gelb vor Ärger/Verzweiflung<br />
kam ihr langsam ins Geäst.“<br />
Aber Betula (lt. Wikipedia indogermanisch<br />
für „glänzend, schimmernd“)<br />
ist eine Überlebenskünstlerin.<br />
Ehlert: „Die besonders schnell<br />
wachsende Pionierpflanze gedeiht<br />
als erster Laubbaum auf nähstoffarmen<br />
Ödlandflächen, leicht salzhaltigen,<br />
trockenen und sehr feuchten<br />
Böden. Ihr Laub zersetzt sich<br />
schnell, stellt rasch Nährstoffe bereit.<br />
So bereitet sie den Boden für<br />
wichtige Nachfolgepflanzen.“ Birke<br />
und Knef, Pionierinnen sind sie<br />
beide. Die Schauspielerin gab als<br />
erste im deutschen Film eine Splitterfasernackte.Das<br />
war im Jahr 1950<br />
in „Die Sünderin“.<br />
Ebenfalls eine Pionierin ist Anastasiya<br />
Koshcheeva, sie bringt Birken<br />
in deutsche Wohnungen. Wie der<br />
Baum kommt auch die Designerin<br />
aus Sibirien. Zum Studium brachte<br />
sie eine Rinden-Schachtel mit, in<br />
Kreuzberg entwirft sie nun mit dem<br />
samtartigen Material Vorratsdosen<br />
(ab 29 Euro), Lampenschirme,<br />
Stühle; (moya-birchbank.com). Als<br />
erste interpretiert sie das Jahrhunderte<br />
alte traditionelle Handwerkder<br />
Rindenverarbeitung in die Moderne.<br />
„Besonders gefragt sind die Behältnisse<br />
für Lebensmittel. Derenätherische<br />
Öle mit antiseptischen Eigenschaften<br />
halten das Darinnen jahrelang<br />
ganz natürlich frisch.“ Wernach<br />
dem Rindenverlust um die Stämme<br />
fürchtet, der sei beruhigt.„Nach dem<br />
Abziehen wächst die Rinde nach, die<br />
Bäume werden nicht gefällt.“ Statt<br />
auf der Straße ist die flexible Birke<br />
nun als Lampe willkommen.<br />
Bei der Knef geht das Ausreiß-<br />
Abenteuer allerdings unglücklich<br />
aus. „Des Försters Beil traf sie im<br />
Morgenschimmer/und als Kommode<br />
dachte sie noch immer/wie<br />
schön es doch im Birkenhaine war.“<br />
AnastasiyaKoshcheeva mit Birkenrinde<br />
und Lampenschirmen daraus.<br />
PRIVAT<br />
Fußgänger sind das langsamste und schwächste Glied in der Kette der Fortbewegung.Dabei werden rund ein Drittel der Wege per pedes zurückgelegt.<br />
„Wir holen uns unsere Wege zurück“<br />
Gehwegradler,Falschparker,elektrische Tretroller –dagegen protestieren nun Fußgänger in Berlin<br />
VonPeter Neumann<br />
Diese Demonstration sei<br />
lange überfällig, sagt<br />
Dietmar Scheffler. „Und<br />
sie ist dringend nötig“,<br />
meint der Charlottenburger.„Im Straßenverkehr<br />
sind wir Fußgänger das<br />
mit Abstand schwächste Glied in der<br />
Kette. Wir werden an den Rand gedrängt.“<br />
Um diesen Missstand geht es<br />
bei der Demonstration, die am kommenden<br />
Mittwoch, um 16 Uhr, in<br />
Mitte beginnt. „Gehwege für die, die<br />
gehen –Rad ab!“ lautet das Motto der<br />
Protestaktion, zu der die Fußgängerlobby<br />
und andere Verbände auf den<br />
Alexanderplatz eingeladen haben.<br />
Dietmar Scheffler ist oft in seinem<br />
Wohnviertel unterwegs. „Ich kenne<br />
Nachbarn, die sich nur noch ungern<br />
auf die Straße trauen, weil sie Angst<br />
haben“, berichtet der 77-Jährige. Sie<br />
fürchten sich vorden Radfahrern, die<br />
sich die Bürgersteige aneignen, als ob<br />
das selbstverständlich wäre.<br />
Scheffler wohnt nicht weit vom<br />
Theodor-Heuss-Platz entfernt. „Dort<br />
wird gerade gebaut, Radfahrer weichen<br />
auf die Gehwege aus –verbotenerweise“,<br />
erzählt der Ruheständler.<br />
„Wenn ich mich beschwere, werden<br />
mir Prügel angedroht, oder Radfahrerinnen<br />
zeigen mir den Mittelfinger.“<br />
HöhereBußgelder gefordert<br />
Ihnnervenaber auch die Kraftfahrer:<br />
„Bei uns gibt es kaum eine Kreuzung,<br />
auf der nicht falsch geparkt wird.“ Anstatt<br />
den vorgeschriebenen Fünf-Meter-Abstand<br />
einzuhalten, stellen sie<br />
Knotenpunkte mit ihren Autos zu.<br />
Dasverschlechtertnicht nur die Sicht<br />
und erhöht die Unfallgefahr: „Fußgänger<br />
mit Kinderwagen oder Rollatoren<br />
haben Mühe, zwischen den<br />
Autos auf die Straße zu gelangen“,<br />
klagt Scheffler. „Autos müssen raus<br />
aus der Stadt!“ Immer öfter werde<br />
auch auf Gehwegen geparkt: In seinem<br />
Viertel sind es vor allem Motorräder,die<br />
den Raum einengen.<br />
Dass Radfahrer für mehr Platz auf<br />
den Straßen demonstrieren, kommt<br />
verhältnismäßig häufig vor. Fußgängerprotest<br />
ist dagegen eine Ausnahmeerscheinung<br />
–jedenfalls bislang.<br />
Dabei wirdrund ein Drittel allerWege<br />
in der Hauptstadt zu Fuß bewältigt.<br />
Dieser Anteil ist deutlich höher als<br />
Mahnwache: An diesem<br />
Freitag,um17.30 Uhr,wird<br />
einer Fußgängerin gedacht,<br />
die am Dienstag in Marienfelde<br />
voneinem abbiegenden<br />
Lkw getötet worden ist.<br />
Schauplatz ist die Kreuzung<br />
Nahmitzer Damm/Marienfelder<br />
Allee. Der Lkw hatte<br />
einen Abbiegeassistenten.<br />
TOD AUF DER STRASSE<br />
Unfallbilanz: 2018 gabes<br />
45 Verkehrstote in Berlin,<br />
19 starben als Fußgänger.<br />
576 Fußgänger trugen bei<br />
Unfällen schwere, 1740<br />
leichte Verletzungen davon.<br />
2625 Fußgängerunfälle wurden<br />
registriert. Die meisten<br />
ereigneten sich in Mitte und<br />
Friedrichshain-Kreuzberg.<br />
Verunglückte Fußgänger in Berlin<br />
Leichtverletzte Schwerverletzte Getötete<br />
1659<br />
445<br />
1651<br />
14 21<br />
2013 2014<br />
1794<br />
499 498<br />
1687<br />
534<br />
Gesetz: Als erste Stadt und<br />
erstes Bundesland in<br />
Deutschland bekommt Berlin<br />
ein Gesetz, das den Fußverkehr<br />
fördernsoll. Dazu<br />
wird das Mobilitätsgesetz<br />
2020 um einen vierten Abschnitt<br />
ergänzt. Der Entwurf<br />
sieht unter anderem längere<br />
Ampel-Grünphasen vor.<br />
1739<br />
1740<br />
592 576<br />
19 21 13 19<br />
2015 2016 2017 2018<br />
BLZ/BAUM; QUELLE: POLIZEI<br />
beim Auto oder dem Fahrrad. Unterstützt<br />
wird die Fußgänger-Demonstration<br />
am 28. August vom Allgemeinen<br />
Blinden- und Sehbehindertenverband,<br />
vom Sozialverband<br />
Deutschland, vom Seniorenbeirat<br />
Mitte und von dem Verband Changing<br />
Cities. Organisator ist der Fachverband<br />
Fußverkehr Deutschland,<br />
kurz FUSS. DerVerband geht neuerdings<br />
vermehrt an dieÖffentlichkeit.<br />
„Wir alle sind auf Sicherheit und<br />
Raum beim Gehen angewiesen. Davon<br />
wird uns aber immer mehr genommen“,<br />
sagt Verbandsvorstand<br />
Roland Stimpel. „Auf den Gehwegen<br />
wird unerlaubt Fahrrad und neuerdings<br />
E-Roller gefahren, die Fahrzeuge<br />
stehen und liegen kreuz und<br />
quer. Falsch geparkte Fahrzeuge stehen<br />
auf Gehwegen und an Straßenecken.<br />
Viele von uns werden behindertund<br />
bedroht. An diesem Tagholen<br />
wir uns unsere Wege zurück.“<br />
Gehwege dürften nicht länger zu<br />
„Rumpelräumen und Rennpisten“<br />
verkommen, fordertStimpel.<br />
Bei dem „Demonstrations-Spaziergang“<br />
gehe es um vier Forderungen:<br />
Gehwege sind zum Gehen da,<br />
nicht für schnellere und abgestellte<br />
Fahrzeuge.Falschparken und fahren<br />
wird strenger bestraft. Leihfahrzeuge<br />
stehen nur noch am Fahrbahnrand.<br />
Und: „Ampelgrün für Fußgänger<br />
kommt eher, läuft länger und wird<br />
weniger durch Abbieger gefährdet.“<br />
Auch Elektrokleinstfahrzeuge machen<br />
Fußgängern den Platz streitig –<br />
illegal. Obwohl elektrische Tretroller<br />
Radwege oder Straßen nutzen müssen,<br />
sind sie auch auf Gehwegen unterwegs<br />
–sehr zum Ärger vieler Passanten.<br />
Seit Mitte Juni dürfen solche<br />
Mini-Zweiräder auch für deutsche<br />
Straßen zugelassen werden. Dagegen<br />
sind Kleinstfahrzeuge ohne Lenkstange<br />
weiter illegal. Dassollsich ändern,<br />
fordert der Branchenverband<br />
Electric Empire –und ruft für den 21.<br />
September zueiner Demonstration<br />
in Berlin auf. Sie führt 15 Kilometer<br />
vom Stuttgarter Platz über den Kurfürstendamm<br />
zum Tempelhofer Feld.<br />
Elektro-Skateboards, Onewheels,<br />
Monowheels –das sind drei Beispiele<br />
für die Vehikel, um die es bei dieser<br />
Protestaktion geht. Bundesverkehrsminister<br />
Andreas Scheuer (CSU)<br />
habe angekündigt, dass er Fahrzeuge<br />
ohne Lenk- oder Haltestange testweise<br />
zulassen will, sagte der Vorstandsvorsitzende<br />
Lars Zemke. Doch<br />
seitdem der Bundesrat dies am 17.<br />
Maiabgelehnt hatte,weil er ein„Mindestniveau<br />
für die Sicherheit“ herstellen<br />
wollte, fühlten sich die Aktivisten<br />
vergessen. Zemke:„Wir spüren vielerorts<br />
eine immense Ablehnung.“<br />
Eine Wutwelle rollt<br />
IMAGO/MARIUS SCHWARZ<br />
Mitder Demonstration sollen die Politiker<br />
daran erinnertwerden, die bislang<br />
nur für E-Tretroller geltende Verordnung<br />
zu ergänzen. „Außerdem<br />
wollen wir zeigen, dass wir diese<br />
Fahrzeuge beherrschen, dass wir<br />
keine Rowdies sind“, sagte der Verbandschef.<br />
Anders als bei Rollern<br />
muss das Fahren erlernt und trainiert<br />
werden – das sei der große Unterschied.<br />
Doch wie andere Fahrzeuge<br />
dieser Art sollten auch diese Vehikel<br />
nicht auf Gehwegen fahren dürfen.<br />
„E-Roller richten schon genug<br />
Chaos an. Jetzt auch noch kleine<br />
Fahr-Spielzeuge wie Einräder, motorisierte<br />
Rollschuhe und Hoverboards<br />
zuzulassen, würde das Ganze noch<br />
verschlimmern“, entgegnete Roland<br />
Stimpel. Er könne nur hoffen, dass<br />
Scheuer diese Fahrzeuge nicht auch<br />
noch zulässt. „Eine Fußgänger-Wutwelle<br />
ist spürbar“, so FUSS. Die Demonstration<br />
soll sie kanalisieren.<br />
DietmarScheffler hofft, dass die Fußgänger<br />
am 28. August in Mitteein Zeichen<br />
setzen.„Wir sind viele“, sagt er.<br />
Peter Neumann<br />
ist am Mittwoch<br />
6,5 Kilometer gelaufen.<br />
NACHRICHTEN<br />
Techno-Fans wollen für mehr<br />
Toleranz demonstrieren<br />
Unter dem Motto„30 JahreMauerfall<br />
–gegen neue Meinungsmauern“ soll<br />
an diesem Sonnabend ein Demonstrationszug<br />
zu Techno-Sounds<br />
durch Treptow, Kreuzbergund Friedrichshain<br />
ziehen. Beim „Zug der<br />
Liebe“ präsentieren sich gesellschaftspolitischeVereine,derenThemen<br />
vonTierschutz bis Inklusion<br />
reichen, wie ein Sprecher des Vereins<br />
mitteilte.Die Musikparade mit 23<br />
Lastwagen und einem Busstartet<br />
um 13 Uhrander Puschkinallee,<br />
zieht dann durch die Schlesische<br />
Straße und die Köpenicker Straße,<br />
überquertdie Spreeund führtauf<br />
der Frankfurter Allee zurück nach<br />
Osten zum Markgrafendamm. „Wir<br />
wollen jungen Menschen mehr Toleranz<br />
und Menschlichkeit als wichtige<br />
Werteeiner liberalen Gesellschaft<br />
vermitteln. Im besten Fall motivieren<br />
wir sie,sich bei Vereinen zu<br />
engagieren“, so ein Sprecher desVereins.<br />
(dpa)<br />
Protestpicknick auf der<br />
Spandauer Straße in Mitte<br />
Voneiner wichtigen Straße im östlichen<br />
Stadtzentrum werden Kraftfahrzeuge<br />
zwei Stunden lang verbannt.<br />
Für den 31. August von15 bis<br />
17 Uhrlädt ein breites Bündnis aus<br />
Umweltverbänden und Initiativen<br />
zu einem autofreien Protestpicknick<br />
auf der Spandauer Straße ein. Schauplatz<br />
ist die Kreuzung Rathausstraße<br />
am Roten Rathaus.„Während in anderen<br />
Metropolen der Autoverkehr<br />
in der Innenstadt Schritt für Schritt<br />
zurückgedrängt wird, hat Berlin<br />
noch viel Nachholbedarf. Diesen<br />
Missstand wollen wir beheben“,<br />
teilte das Bündnis mit. Dieinden<br />
Bürgerleitlinien für Mitte angekündigte<br />
Verkehrsberuhigung sei bis<br />
heute nicht realisiertworden. (pn.)<br />
Das Wochenende wird heiß<br />
mit bis zu 30 Grad<br />
Viel Sonne und bestes Badewetter erwarten<br />
die <strong>Berliner</strong> und Brandenburger<br />
am Wochenende.Die 30-<br />
Grad-Marke könnte in den kommenden<br />
Tagen nach Angaben des<br />
Deutschen Wetterdienstes (DWD)<br />
geknackt werden. Schon am Freitag<br />
soll es bei 28 bis 30 Grad viel Sonne in<br />
der Region geben. Auch Sonnabend<br />
und Sonntag starten sonnig, später<br />
kann es sich bei Höchsttemperaturenvon<br />
31 Grad zuziehen. Verantwortlich<br />
für die Sommerrückkehr ist<br />
das Hoch „Corina“, das warme Luft<br />
nach Mitteleuropa bringt. Wersich<br />
abkühlen will, kann bedenkenlos in<br />
eine der offiziellen 39 <strong>Berliner</strong> Badestellen<br />
springen. Alle Badegewässer<br />
sind nach Angaben des Landesamts<br />
für Gesundheit und Soziales zum Baden<br />
geeignet. (dpa)<br />
Am Schlachtensee wird es dieses Wochenende<br />
wieder voll werden.<br />
IMAGO
10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Der Timeride-Gründer und gebürtige Dresdner Jonas Rothe wardrei Jahre alt, als die Mauer fiel. Am Checkpoint Charlie schickt er Interessierte auf eine Zeitreise in ein geteiltes Berlin.<br />
BERND FRIEDEL<br />
Nach vorne schauen in die Vergangenheit<br />
Wiewar dasinden 80er-Jahren? Dank einer Virtual-Reality-Brille wird nun Geschichte am Checkpoint Charlie erfahrbar<br />
VonStefanie Hildebrandt<br />
Der Fahrer des Busses,mit<br />
dem unsereReisegruppe<br />
sich auf den Wegindie<br />
Vergangenheit macht,<br />
hat sein schütteres Haar sorgfältig<br />
über die Glatzegekämmt. EinMitreisender<br />
schräg hinten trägt ein wild<br />
gemustertes Hemd. Interessiert<br />
schaut er aus dem Fenster. Kein<br />
Wunder, draußen zieht eine Stadt<br />
vorbei, die es so nicht mehr gibt.<br />
Obwohl die beiden direkt neben<br />
mir im schaukelnden Bus sitzen,<br />
kann ich keinen der Männer berühren.<br />
Meine Hand greift ins Leere.<br />
Wieauch das Ost-Berlin der 80er-<br />
Jahre, dessen Straßen wir bei dieser<br />
besonderen Rundfahrt durchmessen,<br />
sind sie Computeranimationen.<br />
Auferstanden auf der Grafikkarte,<br />
sind sie Figuren aus der Virtual Reality<br />
und damit Teil einer neuen Attraktion,<br />
die am Sonnabend unweit<br />
des Checkpoint Charlie ihre Türen<br />
für Besucher öffnet.<br />
Nichts weniger als eine Zeitreise<br />
versprechen die Macher der Timeride-Schau.<br />
Undtatsächlich tauchen<br />
Besucher mithilfe einer VR-Brille für<br />
einige Minuten völlig in die Vergangenheit<br />
ein. Zu Beginn eines Besuchs<br />
der interaktiven Ausstellung<br />
machen sie sich zunächst zu Fuß<br />
und sehr reell auf zum nahe gelegenen<br />
Checkpoint Charlie. Hier setzten<br />
sie,begleitet voneinem Guide im<br />
petrolglänzenden Anzug, die klobige<br />
graue Brille auf und werden direkt<br />
am geschichtsträchtigen Ort, der<br />
heute voll mit Frittierfett, Russenmützen<br />
und mit Selfie-schießenden<br />
Touristen ist, in die Vergangenheit<br />
katapultiert.<br />
Geschichte und Entertainment<br />
360-Grad-Bilder werden auf die Brillen<br />
gespielt, sie zeigen, wie sehr sich<br />
der Grenzübergang im Laufe der<br />
Jahrzehnte von 1945 bis in die Mitte<br />
der 80er-Jahre veränderte. In der<br />
Collage stehen sich erst Panzer bedrohlich<br />
gegenüber, esgib Proteste<br />
im Westen, bis Mitte der 80er-Jahre<br />
nehmen schließlich die Grenzanlagen<br />
einschüchternde Ausmaße an.<br />
Ziemlich eindrucksvoll ist der<br />
Kontrast, wenn man die Brille wieder<br />
abnimmt. Auf genau diesen Effekt<br />
setzt das Konzept vonTimeride: Geschichte<br />
verbunden mit Unterhaltung<br />
und modernster Technik ermöglicht<br />
es, indas Leben und Treiben<br />
vergangener Epochen einzutauchen.<br />
„Edutainment“ heißt das oder<br />
„Techutainment“. Nach Köln und<br />
Dresden ist Berlin bereits der dritte<br />
Beklemmendes Gefühl beim Grenzübertritt an der Friedrichstaße.<br />
Die Tour: Sowohl für<br />
Einzelpersonen, als auch<br />
für (Schul-)Gruppen ab<br />
acht Personen konzipiert<br />
dauertsie circa eine<br />
Stunde. Der Besuch wird<br />
für Kinder ab sechs Jahren<br />
empfohlen.<br />
AUF ZEITREISE<br />
Die Tickets: Sowohl online<br />
unter www.timeride.de/berlin<br />
oder auf www.myticket.de,<br />
als auch an der<br />
Tageskasse sind Tickets erhältlich.<br />
Erwachsene zahlen<br />
12,50 Euro im Vorverkauf,<br />
14,50 Euro an der Kasse.<br />
TIMERIDE<br />
Die Ermäßigung: Kinder<br />
vonsechs bis 17 Jahren,<br />
Studenten, Azubis zahlen<br />
10 Euro imVorverkauf,<br />
11,50 Euro an derTageskasse.<br />
Für <strong>Berliner</strong> mitAusweis<br />
kostet der Eintritt an der Zimmerstraße<br />
91 nur 10 Euro.<br />
Standort. In anderthalb Jahren haben<br />
über 200 000 Menschen am<br />
Rhein die Zeitreise gewagt. EinweiteresAngebot<br />
in München eröffnet im<br />
September. „Zeitreisen sind mein<br />
Kindheitstraum gewesen“, sagt<br />
Gründer Jonas Rothe. Mithilfe moderner<br />
Virtual-Reality-Technik<br />
komme er dem Traum ein ganzes<br />
Stücknäher.<br />
Zurück in der Timeride-Zentrale<br />
in der Zimmerstraße erleben Besucher<br />
dann denBlick auf den Alltag in<br />
OstundWest,umschließlich auf drei<br />
fiktive Zeitzeugen zu treffen, deren<br />
persönliche Lebensgeschichten per<br />
Einspielfilm kurzumrissen werden.<br />
Zeitzeugen als Reiseführer<br />
Der aufmüpfige Fliesenleger Harry<br />
Liedeke, die reflektierte Architektin<br />
Elke Makowski und der unangepasste<br />
Kreuzberger Ex-Punk Michael<br />
Hartmann werden die Gäste im Anschluss<br />
auf ihrer virtuellen Zeitreise<br />
im Reisebus begleiten. Besucher<br />
können wählen, welchen der drei<br />
Kommentatoren sie während der<br />
VR-Stadtrundfahrt hören wollen.<br />
„Wir erhoffen uns,dass die Besucher<br />
über die unterschiedlichen Sichtweisen<br />
ins Gespräch kommen und<br />
sich austauschen“, sagt die Leiterin<br />
der <strong>Berliner</strong> Filiale,bevor die eigentliche<br />
Zeitreise in einem nachempfundenen<br />
Reisebus beginnt. Es fällt<br />
auf, wie leer es auf den Straßen Ost-<br />
Berlins ist. Der Grenzer am Übergang<br />
an der Friedrichstraße nuschelt<br />
mit sächsischem Dialekt, das längst<br />
abgerissene Restaurant Ahornblatt<br />
zieht vorbei wie auch die blauen<br />
Wölkchen aus dem Auspuff eines abbiegenden<br />
Barkas.DreiPioniermädchen<br />
spielen auf dem Bürgersteig,<br />
am Gendarmenmarkt ist der Französische<br />
Dom noch eine Ruine.<br />
Ein bisschen Klischee, ein bisschen<br />
Kino, dennoch: Die Rundfahrt<br />
in der Vergangenheit ist viel zu<br />
schnell vorüber. Der Bus kommt auf<br />
dem Parkplatz vor dem Palast der<br />
Republik zum Stehen. Originalbilder<br />
vom Fall der Mauer sorgen auch 30<br />
Jahrespäternochfür Gänsehaut.<br />
Einige Passagiere werden zum<br />
Preis von 12,50 Euro mitfahren um<br />
sich zu erinnern, andere, um eine ihnen<br />
unbekannte Stadt kennenzulernen.<br />
Für beide Zielgruppen hält die<br />
Zeitreise durch Berlin spannende<br />
Ausblicke bereit.<br />
Stefanie Hildebrandt<br />
würde auch gern einmal in<br />
die Zukunft reisen.<br />
Rutschen und schaukeln mit dem Geld der SED<br />
Der Bezirk Pankow erhält 650 000 Euro aus Vermögen der DDR. Er investiert das jahrzehntelang in der Schweiz versteckte Kapital in Kinderprojekte<br />
VonMikeWilms<br />
Der Bezirk Pankow saniert seine<br />
Spielplätze. Nachdem jahrelang<br />
Geld fehlte und viele Spielflächen gesperrt<br />
waren, stehen in diesem Jahr<br />
8,7 Millionen Euro aus Sonderprogrammen<br />
des Senats bereit. Ein Teil<br />
des Geldes – rund 650 000 Euro –<br />
stammt aus altem SED-Vermögen,<br />
den sogenannten Mitteln der Parteien-<br />
und Massenorganisationen<br />
der DDR. Dieser Topf des Landes<br />
wurde im vergangenen Jahr mit 16,3<br />
Millionen Euro gefüllt, nachdem versteckte<br />
SED-Gelder aus der Schweiz<br />
zurück nach Berlin geflossen waren.<br />
DasGeld, mit dem in Pankownun<br />
Spielplätze inder Dusekestraße, am<br />
Solonplatz und am Goldfischteich<br />
saniertwerden, ist Teil eines internationalen<br />
Wirtschaftskrimis. Bereits<br />
kurzvor dem Ende der DDR hatte die<br />
SED versucht, Geld in Sicherheit zu<br />
bringen, um es dem westdeutschen<br />
Finanzsystem zu entziehen. DieSED<br />
war mit sechs Milliarden Ost-Mark<br />
Bargeld und zahlreichen Immobilien<br />
und Betrieben eine der reichsten<br />
Parteien Europas.Einen Teil des Geldes<br />
deponierten die Genossen in der<br />
Schweiz. Die Bundesrepublik versuchte<br />
jahrelang, Zugriff auf SED-<br />
Vermögenswerte zu erhalten –mit<br />
wechselhaftem Erfolg. Ende 2017 urteilte<br />
ein Schweizer Gericht, dass<br />
2018 rund 198,9 Millionen Euro an<br />
die neuen Bundesländer und Berlin<br />
zurückgezahlt werden müssen. Berlin<br />
bekam 16,3 Millionen Euro und<br />
bat die Ost-Bezirke um Ideen für die<br />
Verwendung. Pankow wollte Spielplätze.<br />
Sanierungsstau ohne Ende<br />
Der kinderreiche Bezirk im<strong>Berliner</strong><br />
Nordosten hatte jahrelang Probleme,<br />
seine 220 Spielplätze zupflegen<br />
und Schäden zu reparieren. Im<br />
Frühjahr 2018 waren nur 38 vollständig<br />
intakt. Der Stadtrat für Stadtentwicklung,<br />
Vollrad Kuhn (Grüne),<br />
spricht vonaktuell zehn vollgesperrten<br />
und mehr als 20 teilgesperrten<br />
Spielplätzen. Man habe bei den Sanierungsbemühungen<br />
bereits erste<br />
Der marode Spielplatz in der Dusekestraße wird komplett neu gebaut.<br />
Erfolge erreicht. Aber nun müssten,<br />
so Kuhn, „die aktuell noch gesperrten<br />
Plätze möglichst bald wieder<br />
vollständig für die Kinder öffnen“.<br />
Der Einsatz der SED-Gelder ist drei<br />
maroden Spielflächen vorbehalten,<br />
wobei der StandortDusekestraßeim<br />
Florakiezeine Sonderrolle spielt. Auf<br />
der seit drei Jahren gesperrten Flä-<br />
BERND FRIEDEL<br />
che entsteht der erste inklusive<br />
Spielplatz des Bezirks –für Kinder<br />
mit und ohne Beeinträchtigungen.<br />
Die neuen Spielgeräte bekommen<br />
zum Beispiel Klangelemente,<br />
damit sich blinde Kinder besser zurechtfinden.<br />
Alle Geräte sollen problemlos<br />
mit dem Rollstuhl erreichbar<br />
sein. Kletternetze und andere<br />
Aufbauten werden mit speziellen<br />
Griffen ausgestattet. „Die Arbeiten<br />
haben begonnen, der Bauzaun wird<br />
aufgestellt“, hieß es am Donnerstag<br />
aus dem Büro von Stadtrat Kuhn.<br />
Ende des Jahres soll alles fertig sein.<br />
Von den insgesamt rund 650 000<br />
Euro, die Pankow aus den DDR-Geldern<br />
für Spielplätze enthält, entfallen<br />
274 000 Euro auf die Sanierung in<br />
der Dusekestraße.Für den Spielplatz<br />
am Goldfischteich gibt es mehr als<br />
200 000 Euro und für den Spielplatz<br />
Solonplatz mehr als 100 000 Euro.<br />
19 Projekte in ganz Berlin<br />
Das Spielplatzprojekt in Pankow ist<br />
eines von 19Vorhaben, die in Berlin<br />
mit den insgesamt 16,3 Millionen<br />
Euro aus dem Vermögen der Parteiund<br />
Massenorganisationen der DDR<br />
verwirklicht werden. Wie berichtet,<br />
gehen 9,1 Millionen Euro an neun<br />
Projekte im Bereich der wirtschaftlichen<br />
Umstrukturierung. Gefördert<br />
werden unter anderem die East Side<br />
Gallery, derWiederaufbau des Turms<br />
des Schlosskirche Buch und die Sanierung<br />
der Stelen zur Erinnerung<br />
an die Friedliche Revolution. Fast 4,7<br />
Millionen Euro fließen in staatliche<br />
Projekte mit sozialen und kulturellen<br />
Zwecken. Dies sind zum Beispiel der<br />
Campus der Demokratie, die Sanierung<br />
des Kreativhauses Fischerinsel<br />
und der Umbau des Hauses der Befreiung<br />
zum Kulturhaus.Weitere 2,5<br />
Millionen Euro dienen der Förderung<br />
nicht staatlicher Vorhaben wie<br />
der Sanierung eines jüdischen Gemeindehauses<br />
und der Erweiterung<br />
des Archivs der DDR-Opposition.<br />
Die Auszahlung von 16,3 Millionen<br />
Euro an das Land Berlin im vergangenen<br />
Jahr war nicht der erste<br />
Fall dieser Art. Insgesamt hat Berlin<br />
bisher fast 31,9 Millionen Euro aus<br />
zurückgeführtem Vermögen derPartei-<br />
und Massenorganisationen der<br />
DDR erhalten. Die ostdeutschen<br />
Länder und Berlin zusammen erhielten<br />
380 Millionen Euro. Ein offener<br />
Rechtsstreit mit dem Schweizer<br />
Bankhaus Julius Bär um 88 Millionen<br />
Euro wird, sodie Bundesregierung,<br />
bis Ende 2020 abgeschlossen sein.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 11 *<br />
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Berlin<br />
POLIZEIREPORT<br />
Radfahrerin gerät unter Lkw.<br />
Eine Radfahrerin ist im <strong>Berliner</strong><br />
Westend mit einem Lastwagen zusammengestoßen.<br />
Dabei wurde die<br />
Frau an der Kreuzung Königin-Elisabeth-Straße<br />
und Spandauer Damm<br />
unter dem Lkw eingeklemmt und<br />
verletzt, wie die Feuerwehr am Donnerstag<br />
twitterte.Sie konnte aber<br />
schnell befreit und ins Krankenhaus<br />
gebracht werden. Laut Polizei übersah<br />
der 49 Jahrealte Lkw-Fahrer die<br />
Radfahrerin vermutlich beim<br />
Rechtsabbiegen.<br />
Ehemann überrollt Frau mit Auto.<br />
Eine 89-Jährige ist in Friedrichshain-Kreuzbergvon<br />
ihrem Mann<br />
mit einem Auto überrollt worden.<br />
DieFrauwurde mit lebensgefährlichen<br />
Kopfverletzungen in ein Krankenhaus<br />
eingeliefert, teilte die Polizeimit.<br />
Ihr88Jahrealter Ehemann,<br />
der Fahrer des Autos,wurde leicht<br />
verletzt und musste in einer Klinik<br />
behandelt werden, die er mittlerweile<br />
wieder verlassen hat. Ersten<br />
Erkenntnissen zufolge stand die<br />
Frau hinter dem Auto,als ihr Mann<br />
rückwärts in eine Parklücke zurücksetzte.Der<br />
Wagen soll sie mit der<br />
Stoßstange berührthaben, woraufhin<br />
die Frau stürzte.Ihr Mann stieg<br />
aus,der Wagen rollte weiter.Der 88-<br />
Jährige wurde vonder geöffneten<br />
Autotür umgerissen –das Auto<br />
rollte über seine Frau.<br />
Verkehr und Lokale kontrolliert.<br />
Rund 150 Beamte haben am Donnerstagabend<br />
verschiedene Lokale<br />
und den Verkehr in Neukölln kontrolliert.<br />
Es gehe etwa um Raser<br />
oder gewerberechtliche Verstöße,<br />
sagte eine Polizeisprecherin. Betroffen<br />
seien Cafés und Sportbars.Die<br />
Beamten waren seit dem frühen<br />
Abend am Hermannplatz und an<br />
der Sonnenallee im Einsatz, auch<br />
Kreuzbergstand auf dem Plan der<br />
Ermittler.<br />
Mann niedergestochen.<br />
Eine Passantin hat am Mittwochabend<br />
an der Straßenbahn-Haltestelle<br />
am S-Bahnhof Hohenschönhausen<br />
einen verletzten Mann bemerkt.<br />
Siealarmierte die Polizei sowie<br />
die Feuerwehr.Auf den 41 Jahre<br />
alten Mann war mehrmals eingestochen<br />
worden. Er war lebensbedrohlich<br />
verletzt, teilte die Polizei mit. Beamte<br />
vermuten, dass der Täter der<br />
Ex-Freund seiner Lebensgefährtin<br />
ist. Der45-Jährige wurde noch in der<br />
Nacht festgenommen.<br />
Einbrecher festgenommen.<br />
Polizeibeamte haben in der Nacht<br />
zum Donnerstag in Adlershof drei<br />
Einbrecher festgenommen. Gegen<br />
1.30 Uhrhatte eine Zeugin Geräusche<br />
aus einem Lokal in der Radickestraße<br />
gehört. Dann beobachtete sie<br />
einen Mann, der sich vordem Gebäude<br />
verdächtig verhielt. Sieinformierte<br />
die Polizei. Beamte des Abschnitts<br />
65 nahmen ihn und dessen<br />
zwei Komplizen fest. Siesind 21, 23<br />
und 25 Jahrealt. DasTriowurde in<br />
Polizeigewahrsam gebracht.<br />
Auto beschlagnahmt.<br />
Eine Zivilstreife des Verkehrsdienstes<br />
hat am Mittwochabend in der<br />
Peter-Vischer-Straße einen Jugendlichen<br />
festgenommen. Der17-jährige<br />
Audi-Fahrer war zuvor den Beamten<br />
wegen riskanter Fahrmanöveraufgefallen.<br />
Er ignorierte die<br />
Aufforderung anzuhalten und versuchte<br />
zu flüchten. Er fuhr mit überhöhter<br />
Geschwindigkeit und unter<br />
Missachtung roter Ampeln durch<br />
Schöneberg. Nach einer halben<br />
Stunde stellte ihn die Polizei. Der<br />
Fahrer besitzt keinen Führerschein.<br />
DasAuto wurde sichergestellt.<br />
Rassistisch beeidigt.<br />
An einer Bushaltestelle in Altglienicke<br />
hat am Mittwochabend ein 20-<br />
Jähriger zwei Männer rassistisch beleidigt.<br />
Anschließend kam es zur<br />
Prügelei. Ein16-Jähriger versuchte,<br />
dem Täter zu helfen und schlug<br />
ebenfalls auf die Opfer ein. Zeugen<br />
alarmierten daraufhin die Polizei.<br />
Diebeiden Täter wurden festgenommen.<br />
(ls.)<br />
In diese Flüchtlingsunterkunft in Reinickendorf soll die Polizei am Donnerstag eingedrungen sein, um einen Flüchtling abzuschieben. Doch der wargar nicht da.<br />
Neuer Heimstatus<br />
Innensenator und Sozialsenatorin streiten erneut über Abschiebungen. Auch die Grünen positionieren sich<br />
VonAnnika Leister<br />
Die CDU spricht von<br />
„krassem Politikversagen“,<br />
die FDP sieht die<br />
rot-rot-grüne Koalition<br />
„völlig zerrüttet“: Einalter Streit zwischen<br />
Innensenator Andreas Geisel<br />
(SPD) und Sozialsenatorin Elke Breitenbach<br />
(Linke) um die Rechte der<br />
Polizei bei Abschiebungen ist erneut<br />
aufgeflammt –und dieses Mal positionieren<br />
sich überraschend auch<br />
die Grünen gegen den Innensenator.<br />
Im Kern geht es um die Frage, ob<br />
die Polizei Flüchtlingsheime ohne<br />
Durchsuchungsbeschluss betreten<br />
darf, um Menschen abzuschieben.<br />
Geisel sagt Ja,Breitenbach Nein. Die<br />
Diskussion kochte bereits im Juni<br />
hoch, als Breitenbach Heimbetreiber<br />
mit einem Schreiben darauf hinwies,dass<br />
die bisherige Praxis der Senatsinnenverwaltung<br />
– nämlich<br />
Heime ohne Beschluss zu betreten –<br />
keineswegs rechtssicher sei und den<br />
Betreibernmitteilte,dass sie die Polizei<br />
ohne Beschluss auch vor der Tür<br />
stehen lassen dürften. Geisel kritisierte<br />
Breitenbach scharffür ihr Vorgehen,<br />
erteilte aber eine Weisung an<br />
Polizisten, vorübergehend keine<br />
Flüchtlingsheime zu betreten, bis<br />
Rechtssicherheit erlangt sei.<br />
Beiihren Positionen stützten sich<br />
die Senatoren auf unterschiedliche<br />
Gesetze: Geisel unter anderem auf<br />
das Aufenthaltsgesetz, Breitenbach<br />
auf Artikel 13 im Grundgesetz, der<br />
die„Unverletzlichkeit derWohnung“<br />
zusichert. Nach Einschätzung von<br />
Verfassungsrechtlern waren beide<br />
Positionen legitim. Doch statt selbst<br />
an einer Lösung zu arbeiten, verlagerte<br />
die rot-rot-grüne Koalition das<br />
Problem auf die Bundesebene: Dort<br />
wurde Ende Juni ein großes Asyl-Gesetzespaket<br />
aus der Feder von Horst<br />
Seehofer (CSU) verabschiedet, das<br />
zahlreiche Verschärfungen im Asylrecht<br />
vorsieht. Auch Abschiebungen<br />
soll es erleichtern, explizit räumen<br />
die neuen Regelungen der Polizei<br />
das Recht ein, Flüchtlingsunterkünfte<br />
ohne Durchsuchungsbeschluss<br />
betreten zu dürfen.<br />
An diesem Mittwoch sind Teile<br />
des Gesetzespakets mit Verkündung<br />
im Bundesgesetzblatt in Kraft getreten.<br />
Am selben Tagnoch hob die Innenverwaltung<br />
die Weisung, Heime<br />
vorerst nicht zu betreten, mit einer<br />
neuen Weisung auf. „Wir haben immer<br />
erklärt, dass wir die Weisung an<br />
die Polizei temporär aussetzen, bis<br />
eine bundesgesetzliche Regelung<br />
vorliegt“, teilte ein Sprecher der Verwaltung<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> mit.<br />
Mit dem neuen Gesetz habe Berlin<br />
nun Rechtssicherheit. „Bundesrecht<br />
gilt auch in Berlin und wirdhier umgesetzt.“<br />
Voracht Wochen noch lehnte die<br />
rot-rot-grüne Koalition sich gegen<br />
Seehofers heftig umstrittenes Gesetzespaket<br />
im Bundesrat auf. Dasblieb<br />
zwar erfolglos.Aber auch die Senatoren<br />
der SPD sprachen sich für den<br />
Protest aus. Abschiebehaft und andere<br />
Maßnahme lehne man grundlegend<br />
ab, hieß es damals auch aus<br />
der Innenverwaltung. Solche Dinge<br />
seien mit Geisel nicht zu machen.<br />
Sozialsenatorin Elke Breitenbach<br />
bleibt trotz Inkrafttreten des neuen<br />
Gesetzes bei ihrer Meinung. „Wir se-<br />
„Im Zweifel für den Rechtsstaat,<br />
im Zweifel für den Durchsuchungsbeschluss.“<br />
Benedikt Lux, innenpolitischer Sprecher der <strong>Berliner</strong> Grünen-Fraktion<br />
hen das Gesetz kritisch“, sagte eine<br />
Sprecherin ihrer Verwaltung der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>. „Und unsere Rechtsauffassung<br />
hat sich nicht geändert.“<br />
Manwerde nun ein Rechtsgutachten<br />
in Auftrag geben, um die rechtliche<br />
Grundlage genau prüfen zu lassen.<br />
Die Grünen, die sich aus dem<br />
Streit lange herausgehalten haben,<br />
positionierten sich am Donnerstag<br />
überraschend: „Im Zweifel für den<br />
Rechtsstaat, im Zweifel für den<br />
Durchsuchungsbeschluss“, sagte<br />
Benedikt Lux, innenpolitischer Sprecher<br />
der Grünen, der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Die Grenze zwischen einem<br />
Vonfalschen und neuen Wegen<br />
BERND FRIEDE<br />
reinen Betreten, für das kein Beschluss<br />
nötig ist, und einer Durchsuchung<br />
der Polizei, die einer richterlichen<br />
Zustimmung bedarf, sei gerade<br />
bei Abschiebungen äußerst schwer<br />
zu treffen. Werdeder Gesuchte nicht<br />
in seinem Zimmer angetroffen,<br />
würde aus einem „Betreten“ rasch<br />
ein „Durchsuchen“. Es gebe in<br />
Flüchtlingsheimen außerdem immer<br />
Mitbetroffene, die in der Unterkunft<br />
lebten. „Aus meiner Sicht wäre<br />
es das Beste,insolchen Fällen einen<br />
Durchsuchungsbeschluss zu beantragen“,<br />
sagte Lux. „Ansonsten begibt<br />
man sich in einen rechtlichen<br />
Graubereich –und da will ich die Polizei<br />
nicht hinführen.“ Damit folgen<br />
die Grünen nun der Argumentation<br />
von Breitenbach und positionieren<br />
sich gegen Geisel.<br />
Klarheit herrscht damit aber noch<br />
lange nicht. Währenddessen laufen<br />
die Abschiebungen aus Heimen wieder:AmDonnerstag<br />
wurden laut Innenverwaltung<br />
fünf Flüchtlinge aus<br />
Berlin in Richtung Kosovo und Albanien<br />
abgeschoben. Wie viele davon<br />
aus Flüchtlingsheimen geholt wurden,<br />
kann die Innenverwaltung<br />
nicht genau sagen. Sieerhebt die Daten<br />
nicht. Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> weiß<br />
mindestens von einem Fall, in dem<br />
die Polizei ein Flüchtlingsheim betrat<br />
– den Gesuchten aber traf sie<br />
nicht an.<br />
Annika Leister<br />
findet, dass sich der Senat<br />
um eine Lösung drückt.<br />
„Berlin kann mehr“ heißt eine neue Initiative, die sich gegen Mietendeckel und Enteignung mobil macht<br />
VonMelanie Reinsch<br />
Wie sehr die Wohnungspolitik im<br />
Umbruch ist, zeigte am Dienstag<br />
ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes:<br />
Die Richter urteilten, dass<br />
„die Verhinderung der<br />
Gentrifizierung“ ein „Gemeinwohlbelang“<br />
sei. Fazit: Die Mietpreisbremse<br />
auf Bundesebene ist verfassungskonform.<br />
In Berlin freute man<br />
sich, denn der Beschluss stärkt den<br />
<strong>Berliner</strong> Mietendeckel, den der Senat<br />
beschlossen hat und der die Mieten<br />
in Berlin für fünf Jahreeinfrieren soll.<br />
Eine neue Initiative, die sich aktuell<br />
in ihrem Gründungsprozess befindet,<br />
sieht in diesem Instrument<br />
allerdings den falschen Weg. „Berlin<br />
kann mehr“ heißt das Bündnis, das<br />
selbst sagt, dass es der FDP und CDU<br />
inhaltlich näher stünde als SPD,Linken<br />
und Grünen. Dass sich aber<br />
trotzdem selbst als „parteiübergreifend“<br />
einordnet. Unterstützt wird<br />
die Initiative von Akteuren aus Wirtschaft,<br />
Wissenschaft, Kultur und<br />
dem sozialen Bereich.<br />
„Mietendeckel und Enteignungen<br />
sind die falschen Instrumente“,<br />
sagte der designierte Vorsitzende der<br />
Initiative, TimKauermann. Die<strong>Berliner</strong><br />
Wohnungspolitik sei „Klientelpolitik“<br />
und orientiere sich nicht an<br />
den Interessen des Volkes. Man erkenne<br />
eine Abkehr von Werten und<br />
Prinzipien, vermisse Klarheit,<br />
Rechtsstaatlichkeit und Nachhaltigkeit,<br />
so Kauermann weiter.<br />
Mit einem 30-seitigen Manifest<br />
will die Initiative mit ihrer Kampagne<br />
Öffentlichkeit für ihr Anliegen<br />
schaffen. Forderungen sind unter<br />
anderem: Eine Reform der Bauord-<br />
nung, Nachverdichtung, Wiedereinführung<br />
einer Fachaufsicht in den<br />
Behörden, Reform von Förderprogrammen,<br />
Bürokratie abbauen.<br />
Es ist nicht die erste Initiativeaus<br />
der Zivilgesellschaft in Berlin, die<br />
sich gegründet hat, weil sie mit der<br />
Wohnungspolitik des Senats nicht<br />
einverstanden ist. Im Juni gründeten<br />
Kaufleute um denVereinVBKI (<strong>Berliner</strong><br />
Kaufleute und Industrieller) den<br />
Verein Neue Wege für Berlin, der am<br />
Sonntag seine Volksinitiative „Faire<br />
Mieten bauen“ startet. Ziel: Der zusätzliche<br />
Bau von 100 000 sozialen<br />
und bezahlbaren Wohnungen.<br />
Und dann ist da die bekannteste<br />
Wohninitiative: „Deutsche Wohnen<br />
und Co enteignen“, die bis Ende Juni<br />
77 000 Unterschriften gesammelt<br />
und damit die erste Hürde für ein<br />
Volksbegehren genommen hat.<br />
Letzterebekommt Unterstützung<br />
vonGrünen und Linken. Auch in der<br />
SPD gibt es viele,die der Enteignung<br />
von Wohnungsunternehmen nicht<br />
abgeneigt gegenüberstehen. Im<br />
März hatte der Landesparteitag der<br />
SPD eine Entscheidung vertagt.<br />
Ende Oktober, sosagt auch der Landesvorsitzende<br />
der SPD, Michael<br />
Müller, werde man sich wohl auf<br />
eine gemeinsame Linie einigen.<br />
„Davon gehe ich aus“, sagte er.<br />
In Berlin ist die Zustimmung dazu<br />
kontinuierlich gesunken. Zur Bekämpfung<br />
der Wohnungsnot hielten<br />
es im Juli 37 Prozent der <strong>Berliner</strong><br />
grundsätzlich sinnvoll, wenn Vermieter<br />
mit mehr als 3000 Wohnungen<br />
gegen eine Entschädigung enteignet<br />
und die Wohnungen vom Senat<br />
übernommen werden. Im Januar<br />
befürworteten dies noch 44 Prozent.<br />
Kiffer nehmen<br />
die Polizei in<br />
Schutz<br />
Einsatzkräfte wurden nach<br />
Festnahme massiv bedrängt<br />
VonPhilippe Debionne<br />
Bei einer Festnahme während der<br />
diesjährigen Hanfparade Mitte<br />
August kam es zu einer brenzligen Situation<br />
für die <strong>Berliner</strong> Polizei. Als<br />
die Einsatzkräfte einen offensichtlich<br />
aggressiven Pöbler festnahmen,<br />
kam es zu tumultartigen Szenen, wie<br />
erst jetzt bekannt wurde.Ein wütender<br />
Mob drohte, auf die Polizei loszugehen<br />
und wollte den Festgenommenen<br />
befreien. EinTeilnehmer der<br />
Hanfparade hatte den Vorfall gefilmt<br />
und ins Internet gestellt. Skurril: Jetzt<br />
bekommt die Polizei ausgerechnet<br />
aus der Kiffer-Szene große Unterstützung.<br />
Daswar passiert: DiePolizei hatte<br />
am 10. August auf einer Grünfläche in<br />
der Nähe des Neptunbrunnens am<br />
Alexanderplatz einen betrunkenen<br />
Mann in Gewahrsam genommen, der<br />
Passanten mit Flaschen beworfen<br />
und auch körperlich attackiert hatte.<br />
Doch als die Einsatzkräfte den Festgenommenen<br />
abführten, bildete sich<br />
plötzlich ein Menschen-Pulk, der anfing,<br />
die mehr als ein DutzendPolizisten<br />
zu beschimpfen und zu provozieren.<br />
Zunächst skandierte der Mob<br />
„Haut ab,hautab“,woraufhin die Polizisten<br />
sich in Formation mit dem<br />
Festgenommenen in der Mitte zurückzogen.<br />
Auch als die Stimmung zusehends<br />
aggressiver wurde und ein bislang<br />
nicht identifizierter Mann die<br />
Einsatzkräfte anbrüllte, sie sollen<br />
sich alle umbringen, sowie die<br />
Menge anstachelte, Flaschen auf die<br />
Polizisten zu schleudern, ließen sich<br />
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günstig und jede Menge Platz<br />
die Einsatzkräfte nicht provozieren.<br />
Undverhinderten so eine völlige Eskalation<br />
der Lage. Als sie schließlich<br />
die Straße erreichten, löst sich der<br />
wütende Mobauf.<br />
Aufdem YouTube-Kanal, auf dem<br />
das Video zu sehen ist, ergreifen nun<br />
Kiffer Partei für die Polizei.„Mehr zurückhalten<br />
kann man sich gar nicht.<br />
Wergrundlos beleidigt und gewalttätig<br />
wird, hat es nicht anders verdient!<br />
Punkt!“, schreibt ein Nutzer<br />
namens MarKuss. Und weiter:<br />
„10 000 kiffende Leute, die keinen<br />
Stress gemacht haben, wurden komplett<br />
in Ruhe gelassen!“ Die Festnahme<br />
habe er ebenfalls gesehen:<br />
„Ich war dabei und deeskalierender<br />
hätte die Polizei gar nicht sein können.“<br />
Ein weiterer Besucher der<br />
Hanfparade schreibt, er habe „die<br />
meiste Zeit einen Joint im Mund gehabt<br />
und die Polizei hat mich nicht<br />
einmal angesprochen“. Daher solle<br />
man „endlich aufhören, die Polizei<br />
auf der Hanfparade blöde anzumachen“.<br />
Und ein dritter fügt hinzu: „Ich<br />
selbst bin normalerweise auch nicht<br />
gut auf die Polizei zu sprechen. Aber<br />
ich muss einfach zugeben, dass die<br />
Polizei mehr als tolerant war.“ So hätten<br />
die Einsatzkräfte während der gesamten<br />
Veranstaltung „beide Augen<br />
zugedrückt“. Er selbst komme aus<br />
Rheinland-Pfalz, dorthätten bei einer<br />
vergleichbaren Veranstaltung wegen<br />
Verstößen gegen das Betäubungsmittel<br />
mindestens „8 000 Leute keinen<br />
Führerschein mehr und eine Anzeige<br />
am Hals“. Sein Fazit: „Ihr <strong>Berliner</strong><br />
könnt echt froh sein.“ AusPolizeikreisen<br />
hieß es am Donnerstag, dass man<br />
die unerwartete Unterstützung erfreut<br />
aufgenommen hätte. Das positive<br />
Echo zeige, dass man eben „für<br />
alle <strong>Berliner</strong> im Einsatz“ sei.
12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Das Pallasseum, der Sozialpalast, wie das Gebäude mit 514 Wohnungen in Schöneberg umgangssprachlich heißt, entstand in den 70er-Jahren im Rahmen des geförderten sozialen Wohnungsbaus.<br />
IMAGO IMAGES<br />
Alle sechs Minuten eine Sozialwohnung weniger<br />
Ein Bündnis aus fünf Verbänden beklagt den Verlust von staatlich subventioniertem Wohnraum und stellt einen Leitfaden für bezahlbares Wohnen vor<br />
VonJulia Haak<br />
treter der fünf Verbände in der Luisenstraße<br />
in Mitte einen „Akutplan<br />
für soziales und bezahlbares Wohnen<br />
in Deutschland“ vor, dessen<br />
Grundlage eine gleichlautende Studie<br />
des Pestel-Instituts aus Hannover<br />
ist. Es geht darin insbesondere<br />
um den Schwund von Sozialwohnungen,<br />
weil Bindungsfristen auslaufen<br />
und nicht genügend neue Sozialwohnungen<br />
gebaut werden. „Jeden<br />
Taggibt es 230 Sozialwohnungen<br />
weniger, alle sechs Minuten<br />
verschwindet eine“, sagt Robert Feiger,Vorsitzender<br />
der IG Bau. In eineinhalb<br />
Stunden, die er für die Vorstellung<br />
der Studie veranschlagt,<br />
sind es nach seiner Rechnung<br />
15 mietpreisgebundene Wohnungen<br />
weniger.Gleichzeitig würden Investitionen<br />
in den sozialen Wohnungsbau<br />
immer weiter reduziert<br />
und seien „vollkommen unzureichend“,<br />
wie Feiger findet. „Insgesamt<br />
fielen seit 2011 rund 500 000<br />
Wohnungen mehr aus dem Sozialwohnungsbestand<br />
als neue geschaffen<br />
wurden“, heißt es in der Studie,<br />
während im selben Zeitraum die<br />
Zahl der Einwohner stieg. Aus Sicht<br />
der Verbände führtdie derzeitige Politik<br />
trotz anderslautender Ankündigungen<br />
dazu, dass immer mehr<br />
Menschen vom Wohnungsmarkt<br />
SOZIALER WOHNUNGSBAU<br />
Berlin: Lauteiner Erhebung des Pestel-Institutshatte<br />
Berlin Ende des Jahres 2015<br />
genau 152 854 Sozialwohnungen im Bestand.<br />
Ende 2018 waren es 116 220. Für<br />
45 444 ist im selbenZeitraumdie Bindung<br />
ausgelaufen. In den Jahren2016bis<br />
2018 wurden 8810 Wohnungenmit Sozialbindung<br />
geschaffen.<br />
Bund: In Deutschland hat sich der Bestand<br />
vonSozialwohnungen 2015 bis<br />
2018 von1330 461 auf 1177 325 reduziert.<br />
Bei 252 782 Wohnungen lief die<br />
Bindung aus, 99 646 wurden gebaut.<br />
Haushalt: 145,2 Millionen Euro wurden in<br />
Berlin im Durchschnittder Jahre 2017 und<br />
2018 fürSubventionen und Zuschüsse im<br />
sozialen Wohnungsbaueinsetzt. 55,7Millionen<br />
Eurodavon sindlaut Pestel-Institut<br />
aus dem eigenen Haushalt.<br />
Sozialbindung: In Berlin wurden in diesem<br />
Zeitraum 21 729 Mietwohnungen<br />
mit Mitteln des sozialen Wohnungsbaus<br />
gefördert. 12 919 davonsind ohne Sozialbindung.Das<br />
betrifft 59,5 Prozent.<br />
Geschaffene Wohnungen<br />
mit Sozialbindung je 100 000 Einwohner<br />
pro Jahr, Durchschnitt 2016 bis 2018<br />
Hamburg<br />
Berlin<br />
Bayern<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
Sachsen-<br />
Anhalt<br />
Nordrhein-<br />
Westfalen<br />
Hessen<br />
Bremen<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Sachsen<br />
Brandenburg<br />
Baden-Württ.<br />
Niedersachsen<br />
Saarland<br />
Thüringen<br />
0 40 80 120 160 200<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: VERBÄNDEBÜNDNIS SOZIALES WOHNEN<br />
Wer in der Mitte Berlins<br />
eine Wohnung sucht,<br />
hat mittlerweile nur<br />
noch zwei Möglichkeiten.<br />
Entweder er bezahlt viel Geld,<br />
oder er sucht woanders. Allerdings<br />
sieht es auch in den angrenzenden<br />
Bezirken nur geringfügig besser aus.<br />
Im Norden Neuköllns zum Beispiel ist<br />
alles dicht, in Britz geht es noch. Wer<br />
dort nichts findet, muss weiter raus<br />
und scheitertdann gegebenenfalls an<br />
denWünschen derVermieter,die sich<br />
neben einem Einkommensnachweis<br />
bei der Bewerbung um eineWohnung<br />
immer öfter auch eine Schufa-Auskunft<br />
und ein polizeiliches Führungszeugnis<br />
vorlegen lassen.<br />
Geringverdiener haben kaum<br />
noch Chancen, in der Stadt bezahlbare<br />
Wohnungen zu finden, „quasi<br />
abgehängt“ seien Alleinerziehende,<br />
Ältere, Behinderte,Geflüchtete,ehemalige<br />
Insassen von Gefängnissen<br />
kritisiertdas Bündnis „Soziales Wohnen“.<br />
Zusammengeschlossen haben<br />
sich darin der Deutsche Mieterbund,<br />
die IG Bau, die Caritas-Behindertenhilfe<br />
und Psychiatrie, der Baustofffachhandel<br />
und der Dachverband<br />
Mauersteinindustrie.<br />
Am Donnerstag stellten die Verausgegrenzt<br />
sind, weil sie die Mieten<br />
nicht bezahlen können. „Wir haben<br />
uns deshalb zu einem politischen<br />
Sommerweckruf entschlossen“, sagt<br />
Feiger.<br />
Die Studie kommt einem Forderungskatalog<br />
gleich: Bis zum Jahr<br />
2030 müsse es in Deutschland wieder<br />
zwei Millionen Sozialwohnungen<br />
geben, ein Bestand wie im Jahr<br />
2007. Dafür müssten jedes Jahr<br />
80 000 mitpreisgebundene Wohnungen<br />
gebaut werden, 53 000 mehr<br />
als im vergangenen Jahr. Der Staat<br />
müsse die Förderungssummen erheblich<br />
erhöhen, das in den kommenden<br />
zehn Jahren durchhalten<br />
und das Geld nicht in den Länderhaushalten<br />
versickern lassen, was<br />
zurzeit bei acht Bundesländern geschehe.<br />
Zusätzlich müssten mehr<br />
bezahlbare Wohnungen für Geringverdiener<br />
gebaut und mehr günstiges<br />
Bauland bereitgestellt werden.<br />
Darüber hinaus wünscht sich das<br />
Verbändebündnis mehrWohnungen<br />
für besonders benachteiligte Gruppen<br />
der Gesellschaft.<br />
DieLänder sind in den vergangenen<br />
Jahren durchaus unterschiedlich<br />
mit dem sozialen Wohnungsbau<br />
umgegangen. Wie aus der Studie<br />
hervorgeht, steht Berlin im Ländervergleich<br />
noch recht gut da. Immer-<br />
hin wurden laut Statistik je 100 000<br />
Einwohner 81,2 Sozialwohnungen<br />
gebaut. Damit belegt Berlin nach<br />
Hamburg(mit 217 deutlich führend)<br />
den zweiten Platz. Außerdem setzte<br />
Berlin eigene Mittel ein. Das Land<br />
bezuschusst den sozialen Wohnungsbau<br />
zu 38 Prozent aus dem eigenen<br />
Haushalt, nicht wie Hamburg<br />
zu 85 Prozent. Brandenburgund sieben<br />
andere Länder setzen allerdings<br />
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Der Lebensmitteltechniker hilft<br />
weniger Geld für Sozialwohnungen<br />
ein, als sie dafür vom Bund bekommen.<br />
Für Lukas Siebenkotten vom<br />
Deutschen Mieterbund kann es so<br />
nicht weitergehen:„Politiker verkünden,<br />
Wohnen sei die Frage unserer<br />
Zeit. Also redet nicht nur, tut was.“<br />
ZurWirksamkeit des geplanten <strong>Berliner</strong><br />
Mietendeckels wollten sich die<br />
Verbände nicht äußern.<br />
Gruß aus der Knast-Küche<br />
Per Tweet gibt es neue Einblicke in den kulinarischen Alltag einer <strong>Berliner</strong> Haftanstalt. Handys sind Gefangenen zwar verboten, doch es scheint eine ganze Menge möglich zu sein<br />
VonJutta Schütz<br />
Das Menü beim Sternekoch<br />
oder die Pizzarunde mit<br />
Freunden –ohne Foto für die Twitter-<br />
oder Facebookgemeinde geht<br />
es bei vielen fast nicht mehr. Nun<br />
hat der Mitteilungsdrang offensichtlich<br />
auch <strong>Berliner</strong> Gefangene<br />
erreicht. Aus der Männer-Haftanstalt<br />
Heidering werden Bilder vom<br />
Knast-Essen gepostet – trotz<br />
Handyverbots.<br />
Drapiert wurden etwa ein trockenes<br />
Brötchen, eine halbe Möhre<br />
und eine Scheibe Käse. Dazu der<br />
ironische Text: „Rezeptideen? Ach<br />
so, habe noch Margarine.“ Bei einem<br />
anderen Tweet sind auf „Gefängniscuisine“<br />
Nudeln, Tomatensoße<br />
und ein Becher Joghurt zusehen.<br />
Dazu heißt es: „Für ein Kind<br />
wäredie Portion ausreichend.“<br />
Die Justizverwaltung bezweifelt<br />
die Echtheit der Posts nicht. Sprecher<br />
Sebastian Brux zeigt sich aber<br />
sichtlich genervt über immer neue<br />
Ideen, Vorschriften im Knast zu<br />
umgehen. „Es ist schwer zu unterbinden“,<br />
sagt er am Donnerstag.<br />
Dabei gelte das Essen in Heidering<br />
doch als bestes in den <strong>Berliner</strong><br />
Haftanstalten. „Wir sind verwundert“,<br />
so der Sprecher von Justizsenator<br />
Dirk Behrendt (Grüne).<br />
Tägliche Prüfung<br />
Bei Kontrollen würden zwar auch<br />
verbotene Handys eingezogen, so<br />
Brux. Die Möglichkeit, die Geräte<br />
gänzlich zu verhindern, seien aber<br />
begrenzt. Sanktionen müssten<br />
auch verhältnismäßig sein.<br />
Über Monate hatte auch ein<br />
YouTuber die <strong>Berliner</strong> Justiz mit<br />
heimlich gedrehten Videos über<br />
den Knastalltag genarrt. Auch er<br />
sitzt in Heidering, derzeit wohl<br />
ohne mobiles Telefon. Der Gefangene<br />
habe eine ganze Staffel vorproduziert,<br />
heißt es.Vermutet wird,<br />
dass er sich ein Geschäft für die<br />
Zeit nach der Haft aufbauen will.<br />
Bei dem YouTuber wird laut<br />
Sprecher täglich der Haftraum<br />
überprüft, er muss demnach ohne<br />
Macht den Knastalltag sicherlich nicht angenehmer:die Knast-Kulinarik. GEFÄNGNISCUISINE<br />
Fernseher leben, vor sein Fenster<br />
wurde ein Gitter aus engmaschigem,<br />
feinem Draht gespannt. „Damit<br />
ihm keiner von draußen etwas<br />
reinreichen kann.“ Der Bund der<br />
Strafvollzugsbediensteten sieht<br />
Handys in Gefängnissen als bundesweites<br />
Problem. „Wir tun alles,<br />
dass sie gar nicht erst reinkommen“,<br />
hatte Vorsitzender René<br />
Müller zu Jahresbeginn der dpa gesagt.<br />
„Aber wir haben viel zu wenig<br />
Manpower und zu wenig Technik.“<br />
Die begehrte Technik findet immer<br />
wieder zu Gefangenen. Laut Müller<br />
werden Handys auch schon mal<br />
per Drohne abgeworfen –das sei<br />
aber die Ausnahme. Auch über Besucher,Lieferanten<br />
oder Pakete gelangen<br />
Handys sowie Drogen in<br />
Haftanstalten. Das Einschmuggeln<br />
habe zugenommen. „Mancher Gefangene<br />
hat zwei, drei Geräte“,<br />
hatte Müller betont. In <strong>Berliner</strong> Gefängnissen<br />
wurden allein 2017 laut<br />
Justiz mehr als 1 300 verbotene<br />
Handys eingesammelt.<br />
Handys im Knast sind verboten,<br />
damit keine Straftaten geplant und<br />
verabredet werden können. Auch<br />
Zeugen in Gerichtsverfahren sollen<br />
nicht beeinflusst oder Opfer bedroht<br />
werden können. Bilder oder<br />
Videos aus dem Gefängnis gelten<br />
zudem als Sicherheitsrisiko.<br />
Da ist Justizsprecher Brux schon<br />
erleichtert, dass neben dem Essen<br />
bislang keine Sicherheitsanlagen<br />
oder Namen gepostet wurden. Er<br />
lenkt den Blick lieber auf die Küche<br />
des Gefängnisses in Heidering. Da<br />
gebe es auch 32 Arbeitsplätze für<br />
Insassen. Und die Speisepläne<br />
seien nach Richtlinien der Deutschen<br />
Gesellschaft für Ernährung<br />
erstellt.<br />
Landesweite Beschwerden<br />
Essen im Kittchen ist immer ein<br />
Thema, heißt es in der Redaktion<br />
der Gefangenenzeitung „Lichtblick“.<br />
Es gebe Beschwerden aus<br />
ganz Deutschland, sagt ein 60-Jähriger<br />
am Donnerstag. Viele Insassen<br />
kauften zusätzlich Lebensmittel<br />
über einen Knast-Lieferanten<br />
und kochten dann abends selbst.<br />
Etliche Artikel seien sehr teuer,<br />
Sonderangebote gebe es fast nicht.<br />
DerInsasse,nacheigenen Angaben<br />
wegen Mordes verurteilt, wundert<br />
sich auch über die Tweets –<br />
aber anders als Sprecher Brux. „Essen<br />
in der Alu-Schale in Heidering?<br />
Bei einem grünen Justizsenator?<br />
Da geht uns ja der Hut hoch“,<br />
meint der 60-Jährige für die Redaktion<br />
im Gefängnis Tegel. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 13 *<br />
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Berlin<br />
Länger<br />
draußen<br />
schwimmen<br />
BBB verlängern die Saison<br />
in einigen Sommerbädern<br />
Die <strong>Berliner</strong> Bäderbetriebe (BBB)<br />
passen die Öffnungszeiten einiger<br />
Freibäder an den vergleichsweise<br />
stabilen und besucherträchtigen<br />
Sommer an: Fünf Freibäder werden<br />
nun bis Ende September geöffnet<br />
haben, teilten die BBB mit. Gleich<br />
um vier Wochen verlängert sich damit<br />
die Saison in den Sommerbädern<br />
Humboldthain, Am Insulaner<br />
und Wuhlheide.ZweiWochen länger<br />
kann im Prinzenbad in Kreuzberg<br />
und im SommerbadWilmersdorfgeschwommen<br />
werden. Zumindest bis<br />
Mitte September kann man jetzt im<br />
Kombibad Gropiusstadt unter freiem<br />
Himmel seine Bahnen ziehen. Bisher<br />
hatten die Bäderbetriebe vorgesehen,<br />
die Freibadsaison dort Ende August<br />
zu beenden. Wenigstens eine Woche<br />
Verlängerung gibt es den Angaben<br />
zufolge für das Sommerbad Mariendorf<br />
inder Rixdorfer Straße, das jetzt<br />
bis 8. September geöffnet hat.<br />
Dagegen schließen die Sommerbäder<br />
Olympiastadion und Neukölln,<br />
das Kinderbad Marzahn sowie<br />
die Außenbereiche der Kombibäder<br />
Seestraße, Spandau und Mariendorf<br />
(Ankogelweg) wie geplant zum 1.<br />
September.<br />
BBB-Sprecher Matthias Oloew<br />
zeigte sich sehr zufrieden mit der<br />
Entwicklung der Besucherzahlen in<br />
diesem Jahr:„Wir kommen auf sehr,<br />
sehr guteWerte.“Ende Juli habe man<br />
wie schon im Maisogar über den Rekordwerten<br />
des Vorjahres gelegen,<br />
der August sei allerdings nicht ganz<br />
so besucherträchtig gewesen wie<br />
2018. Hoffnungen auf eine nochmalige<br />
Saisonverlängerung bei entsprechendem<br />
Wetter wollte der BBB-<br />
Sprecher nicht ernsthaft machen:<br />
„Nach dem 29. September wird es<br />
doch morgens spät hell und abends<br />
sehr früh dunkel, sodass eine Öffnung<br />
von Freibädern dann kaum<br />
noch Sinn macht.“ (ost.)<br />
Zählt zu den besucherreichsten Sommerbädern:<br />
das Prinzenbad. DPA/PAUL ZINKEN<br />
JIMI BLUE OCHSENKNECHT<br />
ist bis Ende Dezember noch zarte 27<br />
Jahre jung. Ein Alter, in dem man<br />
sich nach der Meinung wohlmeinender<br />
Tanten eher nicht in Bars herumdrücken<br />
sollte.Der Schauspieler<br />
und Unternehmer wird sein Wohnzimmer<br />
nun allerdings trotzdem in<br />
so ein Etablissement verlegen. Zumindest<br />
in den erstenWochen seiner<br />
eigenen „Bar bOx“, in der seit einer<br />
Woche der Probebetrieb läuft.<br />
Nach der großen Eröffnungsfete<br />
am Donnerstagabend – Mutti und<br />
Geschwister stießen ebenso mit dem<br />
neuen Barbesitzer an wie Handball-<br />
Torwart Silvio Heinevetter, DJNoah<br />
Becker, Model Elena Carriere und<br />
Bloggerin Caro Daur –soll die Baram<br />
Freitag für das normale Publikum<br />
öffnen. Wie erzum eigenen Lokal,<br />
das sich im Generator-Hostel in der<br />
Oranienburger Straße 65 befindet,<br />
kam? „Von meiner Bar habe ich<br />
schon lange geträumt. Aber Gastronomie<br />
ist schwierig.“ So mancher<br />
hat sich mit so einem naiv eingegangenen<br />
Abenteuer schon polizeiliches<br />
Führungszeugnis, Leber und Kontostand<br />
ruiniert. Der Zufall rückte die<br />
Erfüllung seines Traums näher:„Ein<br />
sehr guter Freund arbeitet für die<br />
Hostelkette Generator.“ Der stellte<br />
seinen Kumpel Jimi den Chefs vor.<br />
Dieerzählten ihm voneiner Bar, mit<br />
der sie nichts anzufangen wussten.<br />
Und rannten damit eine offene Tür<br />
ein.<br />
Jimi Blue Ochsenknecht erklärte,<br />
wie er sich eine Bar vorstellt,<br />
in der er sich wohlfühlt. Das<br />
Konzept für den eigenen Laden<br />
hatte er nämlich längst im Kopf!<br />
Die Herren wurden hellhörig. Inzwischen<br />
sind Generator-Boss<br />
Alastair Thomann und der junge<br />
Schauspieler und Unternehmer<br />
Geschäftspartner. Thomann: „Jimi<br />
Blue passt hier einfach perfekt.“<br />
Für Ochsenknecht gehören einfaches<br />
Essen und gute Drinks zum<br />
runden Bar-Erlebnis.Und eine ungezwungene<br />
Atmosphäre: „Alles<br />
kann, aber nichts muss. Wer also<br />
Lust hat, nach dem Dinner auf<br />
dem Tisch zu tanzen, bitteschön.“<br />
Wenn er selbst mal in einer anderen<br />
Stadt in einer fremden Bar ist,<br />
schaut Jimi Blue diskret auf die Zutaten,<br />
die der Barkeeper benutzt:<br />
„Greift er statt zu Himbeeren zu<br />
Himbeermus aus dem Tetrapak,<br />
dann ist das nicht meine Bar.“ Das<br />
Probetrinken für die Barkarte hat er<br />
besonders genossen. „Der Whisky<br />
Sour mit Eiweiß, der mir dabei serviertwurde,war<br />
einfach perfekt.“<br />
Beim Präsenz zeigen in der eigenen<br />
Bar hilft dem Herrn Inhaber,<br />
Tanz auf dem Tisch inklusive<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
Jimi Blue Ochsenknecht eröffnet<br />
seine eigene Bar und Ralf Moeller<br />
besucht die Eröffnung eines<br />
neuen Service-Terminals<br />
Ist jetzt Barbesitzer und Bartbesitzer:Jimi Blue Ochsenknecht in seiner Lokalität in der<br />
Oranienburger Straße in Mitte. CHRISTIAN SCHULZ (3)<br />
Daumen hoch im Autohaus: Ralf Moeller<br />
Kam auch zu Mercedes: Sophia Thomalla<br />
dass er in der Nachbarschaft lebt.<br />
Auch wenn das den Fans bestimmt<br />
gefallen würde: Servieren will er<br />
selbst nicht. Dafür ist sein Respekt<br />
vor den Berufen in der Gastronomie<br />
zu groß: „Das überlasse ich denen,<br />
die es können.“ Trotzdem gibt es natürlich<br />
auch passende Arbeit für ihn<br />
in seiner Bar: „Ich werde mich ganz<br />
nach Lust und Laune ans DJ-Pult<br />
stellen.“ Für den Fall, dass das alles<br />
gut ankommt, hat Jimi Blue Ochsenknecht<br />
auch schon einen Plan:<br />
„Dann machen wir einen zweiten<br />
Laden auf!“<br />
RALF MOELLER<br />
steht während eines Gewitters, so<br />
darf man sich das wohl vorstellen,<br />
am Fenster und lächelt mit optimistisch<br />
erhobenen Daumen hinaus.<br />
In diese Fotoposition fällt er<br />
jedenfalls ganz automatisch, wenn<br />
es blitzt. So war es auch am Donnerstagabend<br />
in der Mercedes-<br />
Welt am Salzufer, womit 400 Gästen<br />
die Eröffnung des neuen Service-Terminals<br />
gefeiert wurde. Der<br />
Regierende Bürgermeister Michael<br />
Müller kam ebenso gratulieren wie<br />
Nachbar Jörg Woltmann (Inhaber<br />
der KPM), Model Sophia Thomalla,<br />
Ex-Diskuswerfer Robert Harting<br />
und die Spieler Sergei Grankin und<br />
Samuel Tuia von den BR Volleys.<br />
Für die Musik war The BossHoss<br />
zuständig, für die Verköstigung seiner<br />
Gäste hatte Hans-Bahne Hansen,<br />
Direktor der Mercedes-Benz<br />
Niederlassung Berlin, Sternekoch<br />
TimRaue engagiert.<br />
Ralf Moeller,dem die Steaks früher<br />
nicht dick genug sein konnten,<br />
gab dem Starkoch dann auch<br />
gleich den Hinweis, dass er inzwischen<br />
vegan lebt. Der 60-Jährige<br />
schwört auf die Ernährung ohne<br />
tierische Produkte: „Beim letzten<br />
Test kam heraus,dass ich ein biologisches<br />
Alter von39Jahren habe.“<br />
Moeller,der aus Recklinghausen<br />
im Ruhrgebiet stammt und in Los<br />
Angeles lebt, hat im Alter von 30<br />
Jahren seine Karriere als Bodybuilder<br />
beendet und konzentriert sich<br />
seitdem auf die Schauspielerei. In<br />
die war er im Jahr 1988 mit einer<br />
gemeinsamen Szene mit „Schimanski“<br />
Götz George im „Tatort“<br />
geraten, wobei seine Rolle noch<br />
keinen richtigen Namen hatte und<br />
bloß als „Blonder Hüne“ im Drehbuch<br />
stand. In den drei Kinofilmen<br />
von Regisseur Tim Miller, die ursprünglich<br />
eine Netflix-Serie werden<br />
sollten und vom nächsten Jahr<br />
an gedreht werden, wird das ganz<br />
anders: „Da spiele ich eine der<br />
Hauptrollen.“<br />
Polizei fahndet<br />
mit Foto nach<br />
Brandstifter<br />
Frau zündet aus Eifersucht<br />
Auto ihres Ex-Freundes an<br />
VonLutz Schnedelbach<br />
Der Staatsschutz hat am Donnerstag<br />
Fotos eines mutmaßlichen<br />
Brandstifters veröffentlicht.<br />
Der abgebildete Mann soll am<br />
30. Juli dieses Jahres am Chamissoplatz<br />
in Kreuzberg vier Autos angezündet<br />
haben. Insgesamt wurden<br />
zehn Fahrzeuge beschädigt. Die Polizei<br />
bittet Zeugen, die den Mann<br />
kennen oder wissen, wo er sich aufhält,<br />
sich zu melden. Hinweise<br />
nimmt jede Polizeidienststelle<br />
entgegen.<br />
Am selben<br />
Tagnahmen Polizisten<br />
eine 56<br />
Jahre alte Frau<br />
wegen Brandstiftung<br />
fest. Gegen<br />
1.30 Uhr war sie Die Polizei fahndet<br />
aus Eifersucht nach dem Mann.<br />
am Friedrich-<br />
Krause-Ufer in Tiergarten in einen<br />
Mercedes-Kombi eingebrochen. Das<br />
Auto gehört ihrem ehemaligen<br />
Freund. Sie legte Feuer auf dem Beifahrersitz.<br />
Es kam jedoch lediglich zu<br />
einem Schwelbrand, der von selbst<br />
erlosch. Zeugen sprachen sie an. Als<br />
sie Hilfe anboten flüchtete die Frau.<br />
Polizisten nahmen sie fest. Nach ihrer<br />
Vernehmung am Donnerstag<br />
wurde sie wieder freigelassen.<br />
DieFreude darüber,eine Zündlerin<br />
erwischt zu haben, währte bei<br />
den Mitarbeitern der Ermittlungsgruppe<br />
Nachtwache nur kurze Zeit.<br />
Sie sind die Fahnder, die die Brandstiftungen<br />
aufzuklären haben. Es sei<br />
eine Beziehungstat und habe mit<br />
den Brandstiftungen in den vergangenenWochen<br />
nichts zu tun, hieß es.<br />
Die fünf Mitarbeiter der Gruppe<br />
versuchen seit dem Frühjahr Brandstifter<br />
speziell in Charlottenburg,<br />
Wilmersdorf, Moabit und Friedrichshain<br />
zu überführen. Ob es sich<br />
dabei um Einzeltäter oder um eine<br />
spezielle Clique handelt, wissen die<br />
Ermittler noch nicht. Das Frauen<br />
Feuer legen, ist sehr selten. Mehr als<br />
95 Prozent vonBrandstiftungen geht<br />
auf das Konto vonMännern. Siesind<br />
meist zwischen 20 und 30 Jahrealt.<br />
Fast jede Nachtbrennen in Berlin<br />
Autos: 368 waren es bislang in diesem<br />
Jahr.64allein im Juli. Im vergangenen<br />
Jahr waren es insgesamt mehr<br />
als 450 Fahrzeuge.<br />
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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />
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Berlin<br />
Spurensucher hören niemals<br />
auf. Die Neugier treibt sie<br />
an. Das Wissen-Wollen und<br />
das Lesen solcher Spuren.<br />
„Und das Begreifen-Wollen, was da<br />
mal war und warum. Spuren von einem<br />
verschwundenen Land“, sagt<br />
Tina Schwichtenberg. Siemeint Spuren,<br />
aus denen sich Kunst machen<br />
lässt, konstatierende, analysierende<br />
–und solche mit Witz und Humor.<br />
Als die Konzeptkünstlerin Monate<br />
vor dem Mauerfall von Kiel<br />
nach Berlin, zunächst in den Westen<br />
der Stadt, zog, rumorte es mächtig<br />
im Staate DDR; die Jugend lief weg<br />
über Ungarn inden Westen. Die Gebliebenen<br />
demonstrierten, immer<br />
hörbarer;die Staatsmacht fiel in sich<br />
zusammen wie ein Kartenhaus. Die<br />
Nacht, in der die Mauer fiel, hat Tina<br />
Schwichtenberg so in Erinnerung:<br />
„Laut knatternde, stinkende Zweitakter-Trabis<br />
auf dem Kudamm. Und<br />
Leute, die sich in den Armen lagen.<br />
Alle waren wir auf einmal frei. “<br />
Dann war nichts mehr,wie es vorher<br />
war.„Man entdeckt keine Wahrheit,<br />
nach der man nicht erst gesucht<br />
hat“, dieser Satz aus Klaus Manns<br />
Roman „Der Wendepunkt“ begleitet<br />
die schleswig-holsteinische Wahlberlinerin<br />
seither. Denn sie misstraue,<br />
wie sie sagt, Pauschal-Berichten.<br />
Auch der Euphorie. Sie begann,<br />
was mit der DDR zusammenhing,<br />
auf eigenen Exkursen zu betrachten,<br />
zu befragen, zu erkennen.<br />
Nach einer Weile fand sie ein einfaches<br />
Atelier am Märkischen Ufer,<br />
bald durchstreifte sie die östlichen<br />
Stadtbezirke. „Ich erlebte mit, wie<br />
aufgebrachte DDR-Bürger die Zentrale<br />
der Staatssicherheit in der Normannenstraße<br />
stürmten. Damals ergatterte<br />
ich einen ganzen Sack voller<br />
Schredderschnipsel von Akten, die<br />
die Tschekisten überstürzt hatten<br />
liegen lassen.“ Tina Schwichtenberg<br />
nähte die papierene Hinterlassenschaft<br />
in durchsichtige Folie ein, es<br />
entstand eine Edition von Readymades<br />
–zuKunst verwandelten Alltagsdingen<br />
–, denen sie den sarkastischen<br />
Titel „Ruhekissen“ verpasste.<br />
„Als dieVolkseigenen Betriebe abgewickelt<br />
wurden, fand ich in den<br />
Müllbergen auf den Werkhöfen die<br />
Aluminiumlöffel der Betriebskantinen.<br />
Ichnähte die Fundstücke ebenfalls<br />
ein in Plastikfolien, reihte sie auf<br />
zu Wandteppichen. Sarkastisch der<br />
Titel: „Löffel abgegeben“. Und ein<br />
weiterer dieser merkwürdigen „Teppiche“<br />
erweist sich als dekorative<br />
Ansammlung von Orden, verliehen<br />
vom FDGB an die Erbauer der<br />
Hauptstadt der DDR.<br />
Zu bösen Lachern reizen ihre<br />
Spielzeug-Kugeln zum Schütteln.<br />
Darinhat sie in der Stasibehörde gefundene<br />
Abhörwanzen mit Teigbuchstaben<br />
aus dem Küchenschrank<br />
zusammengesperrt – als<br />
„Großer Lauschangriff zum Selbermachen“.<br />
Oder: Aus grünen und roten<br />
Telefonhörern formte Tina<br />
Schwichtenberg Kreuze, lapidarer<br />
Kommentar zum Ende der analogen<br />
Kommunikation im Zeitalter der Digitalisierung.<br />
„Mit der Zeit aber“, so<br />
Tina Schwichtenberg, die seit Ende<br />
der 90er-JahreinMitte lebt und mittlerweile<br />
in ihrer Wohnung arbeitet,<br />
„drangen andereProbleme ein in die<br />
Welt der wiedervereinigten Deutschen.<br />
Der Krieg im Kosovo, die ermordeten<br />
Frauen und Kinder in Bosnien,<br />
die vielen nach Deutschland<br />
geflüchteten Familien.“<br />
Ausweißen, mit Tapetenleim verfestigten<br />
Tüchern formte sie Skulpturen:<br />
„Bosnisches Leinen“, Requiems<br />
für die Ermordeten. Damit hat<br />
die Künstlerin, fern ihrer sonst eher<br />
lakonischen Darstellungsweise,<br />
schon vorJahren das eigentlich nicht<br />
„Alle waren wir auf<br />
einmal frei“<br />
Als die Mauer fiel, war die Kielerin Tina Schwichtenberg mit ihrer<br />
konzeptuellenKunst schon nach Berlin gezogen. Seither arbeitet<br />
sie sich an den Spuren der einstigen DDR ab<br />
VonIngeborg Ruthe<br />
Tina Schwichtenberg mit aufständischen LPG-Karren auf der Wiese eines -BauerninSchleswig-Holstein. ROLF JOHANNING<br />
Job, Familie, Alltag: 30 Jahre nach dem Fall<br />
der Mauer prägt die einstigeTeilung noch das<br />
Leben vieler Leute. Wirstellen Menschen und<br />
ihre Geschichte vor. Heute: Tina Schwichtenberg,Künstlerin,<br />
geboren 1944 in Kiel.<br />
DIE SERIE<br />
Im Internet: Die Teile unserer Serie zum<br />
Mauerfall finden Sie im Internet unter:<br />
www.berliner-zeitung.de/mauerfall oder auf<br />
der neuen App der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (kostenlos<br />
im Apple Store oder Google Play).<br />
Darstellbare<br />
–<br />
Tod und<br />
Trauer –inForm gebracht. „Das war<br />
abstrakt, aber ich wollte es einprägsam,<br />
berührend.“ Irgendwie erinnerte<br />
sie so auch fast sakral an die<br />
Verhüllungskunst des Mittelalters.<br />
Hinzu kamen schon damals die immer<br />
stärker ins Bewusstsein drängenden<br />
Umweltschäden,„die deutlicher<br />
werdende Vorzeichen der Kli-<br />
makatastrophen“, wie sie sagt. Die<br />
Künstlerin begann, in Berlin und anderen<br />
deutschen Städten Baumstämme<br />
mit weißem Leinen zu umwickeln.<br />
Ihre Aktionen wurden aufgegriffen<br />
bis ins ferne Japan.„Spuren<br />
der Berührung“ sind für Tina<br />
Schwichtenberg solche Arbeiten.<br />
Mit ihnen mischt sie sich ein ins gesellschaftliche<br />
und politische Geschehen,<br />
gegen Krieg und Rassismus,<br />
für Menschenrechte, Frauenrechte,Kinderrechte<br />
–und die Natur,<br />
wenn sie die vom Menschen bedenkenlos<br />
ausgebeutete, zerstörte Natur,<br />
die Bäume, als Patienten zeigt:<br />
geschient, verwickelt, bandagiert.<br />
Sie fühle sich bestätigt, sagt sie,<br />
wenn ihre Kunst als Kommentar zur<br />
Zeit, zum guten wie fatalen Tunund<br />
Trachten der Menschen erlebt wird.<br />
Undsonimmt sie die Ideen vorheriger<br />
Arbeiten immer wieder auf, treibt<br />
sie weiter. Nichts ist für sie abgeschlossen.<br />
Auch nicht das, was vor<br />
einem Jahr bei Kunstfestivals in der<br />
Prignitz begann, zu dem sie eingeladen<br />
war und wo sie eine große Installation<br />
mit lauter weißen Papierschiffchen<br />
– umherirrende Flüchtlingsboote<br />
–aufgebaut hat.<br />
Zu dem Zeitpunkt nämlich entdeckte<br />
die Großstädterin das Land.<br />
„Und die Leute, anders aufgeschlossen<br />
für Kunst als die zumeist Eventübersättigten<br />
Metropolenbewohner.“<br />
Dort, wo die Mark Brandenburg<br />
anMecklenburg-Vorpommern<br />
grenzt, traf sie auf einen ehemaligen<br />
LPG-Bauern und dessen in einer<br />
Scheune gestapelten Stall-Karren.<br />
Wieder begann eine Spurensuche.In<br />
Gesprächen erfuhr sie, wie es vielen<br />
Leuten in den Agrar-Regionen nach<br />
dem Ende der DDR, nach dem Auflösen<br />
der Produktionsgenossenschaften<br />
ergangen war. Weil sie damals<br />
nicht wussten, wie es weitergeht.<br />
Da kam ihr die Idee zu einer skurrilen,<br />
trotzig-ironischen Installation:<br />
Sie sammelte noch mehr alte LPG-<br />
Schubkarren und rammte sie auf einerWiese<br />
des besagten Bauernindie<br />
Erde, nannte die Installation „Aufstand<br />
der Karren“. DasSchönste war<br />
für sie,„dass die Leute so offen mitgingen,<br />
mit soviel Humor.Sie mochten<br />
es, dass mir platter Realismus,<br />
Pathetisches zuwider sind.“<br />
Tina Schwichtenbergs Bildsprache<br />
ist so simpel wiedererkennbar<br />
wie intelligent und ironisch eingefädelt.<br />
Sie meint immer den Gesamtzusammenhang,<br />
untersucht aber alles<br />
vorher im Einzelnen. „Mir liegt<br />
nicht bloß an der ästhetischen Aussage<br />
meiner Kunst“, sagt sie. „Weil<br />
ich kritisch in meiner Zeit lebe,fallen<br />
mir Dinge auf, die mich packen oder<br />
wütend machen. Und dann will ich<br />
zeigen, wie paradox und dumm<br />
doch vieles in unserer Gesellschaft<br />
läuft.“ Die Mittel der Kunst könnten<br />
freilich immer nur symbolisch sein,<br />
mahnend, aufklärend, im besten<br />
Falle ermutigend. Und man müsse<br />
vorallem auch mal lachen können.<br />
Diesen Sommer hat eine Öko-<br />
Bauernfamilie aus Stolpe Tina<br />
Schwichtenbergsamt ihrem Prignitzer<br />
LPG-Karren-Aufstand nach<br />
Schleswig-Holstein auf ihr Feld eingeladen.<br />
Spuren aus der verschwundenen<br />
DDR. Eine Aktion zum Mauerfall<br />
vor30Jahren.<br />
Diesen und weitereWälzer des„Wissenschaftlichen<br />
Kommunismus“, aufwendig<br />
in braunes Leder gebunden und<br />
mit Goldschrift auf den Buchdeckeln, fand<br />
ich im Keller meines allerersten Ateliers im<br />
Osten Berlins,amMärkischen Ufer.<br />
Das Haus direkt an der Spree war einst<br />
Sitz des 1919 gegründeten, 1933 von den<br />
Nazis verbotenen Allgemeinen Deutschen<br />
Gewerkschaftsbundes. ZuDDR-Zeiten arbeiteten<br />
darin viele Abteilungen des FDGB.<br />
Das nach 1990 sukzessive leerer werdende<br />
Gebäude wurde zunächst für einige Jahre<br />
vermietet. In den Kellerregalen standen,<br />
akkurat sortiert, ein wenig verstaubt, aber<br />
ansonsten scheinbar völlig unberührt von<br />
dem gewaltigen politischen Umbruch nach<br />
1989/90, auch Lenins ausgewählte Werke.<br />
Zu Strandgut aus 40 Jahren DDR waren die<br />
Ideologie,dieVision voneiner besseren, gerechteren<br />
Welt ohne Ausbeutung geworden.<br />
Ich wollte nicht, dass die Bände irgendwann<br />
auf einem wüsten Haufen landen<br />
würden, so wie in den Höfen oder vor<br />
den Türen vieler einstiger DDR-Behörden,<br />
Verlage oder Massenorganisationen nach<br />
1990. Ganze Bibliotheken wurden damals<br />
der Müllabfuhr überlassen.<br />
Die kommissarischen Hausverwalter<br />
waren, wie mir schien, ganz froh, dass ich<br />
diese Bücher adoptieren wollte, sie damit<br />
keinen Entsorgungsaufwand haben würden.<br />
DerMarktwertsolchen Lesestoffs tendierte<br />
zu dem Zeitpunkt eh gegen null. Späteren<br />
antiquarischen Wert wollte damals<br />
niemand erkennen. Also schleppte ich die-<br />
Das besondere Ding<br />
Geschredderte Utopie<br />
Tina Schwichtenberg machte das sozialistische<br />
Standardwerk zum Kunstobjekt. BLZ/PAULIS PONIZAK<br />
sen Großteil vonWladimir Iljitschs Lebenswerk<br />
in meinen kleinen Arbeitsraum. Aber<br />
dann: Wastun?<br />
Einbisschen kreuz und quer lesen? Zum<br />
Vertiefen fehlte mir die Zeit. Berlin ohne<br />
Mauer war die aufregendste Stadt der Welt<br />
geworden. Da, woich mich nunmehr befand,<br />
im <strong>Berliner</strong> Osten, war schließlich<br />
eine Revolution passiert; das war chaotisch,<br />
kreativ, verrückt, spannend, hoffnungsvoll.<br />
Da blieb keine Zeit, die dicken<br />
Wälzer des Protagonisten der Sowjetmacht<br />
zu studieren, gar ausführlich zu interpretieren.<br />
Aber ich bewunderte die Arbeit der<br />
Buchmacher. Die Leimung der Lenin-<br />
Bände aus dem Dietz-Verlag, Jahrgang<br />
1955, war von einer solch soliden Qualität,<br />
dass sich auch nach all den Jahren bis heute<br />
keine Seite einzeln herausgelöst hat. Dieses<br />
zerzaust wirkende Objekt hier darfsoernsthaft<br />
wie ironisch verstanden werden: Band<br />
„Lenin I“ aus einer DDR-Gesamtausgabe,<br />
aufgeklappt. Waszwischen die Buchdeckel<br />
gebunden war, klafft heraus als geschredderte<br />
Utopie. Wohl auch als Metapher für<br />
ein ganzepolitische Ära. Ichhabe die Seiten<br />
der gesamten Ausgabe mit aller Vorsicht<br />
mit einem scharfen Messer „zerfächert“,<br />
den Inhalt in einen anderen, unleserlichen<br />
Zustand versetzt. Transformiert von der<br />
Lesbarkeit zum Unlesbaren. Aber die Bücher<br />
existieren noch, als Kunstobjekte. Papierne<br />
Zeugen. Mahnmale des Scheiterns.<br />
Diese Erinnerung der Künstlerin wurde<br />
aufgezeichnet vonIngeborg Ruthe.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 15 *<br />
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Berlin<br />
Kein Keatz im Kiez<br />
Das 2015 gegründete Kreuzberger Koch-Start-up verabschiedet sich nach dem Deliveroo-Rückzug von seiner Kundschaft. Es soll nicht für immer sein<br />
VonJochen Knoblach<br />
Nachdem der britische Essenslieferdienst<br />
Deliveroo<br />
vor zehn Tagen<br />
recht überraschend seinen<br />
Rückzug vom deutschen Markt<br />
verkündet hatte, werden nun erste<br />
Folgeschäden deutlich. Am Mittwoch<br />
teilte das <strong>Berliner</strong> Start-up<br />
Keatz seiner Kundschaft mit, dass<br />
deren Küchen in Deutschland vorerst<br />
geschlossen blieben. „Wir hoffen,<br />
bald wieder zurück zu sein und<br />
dir wieder leckeres Essen aus unseren<br />
Restaurants liefern zukönnen“,<br />
hieß es per Mail.<br />
Keatz wurde 2015 in Berlin von<br />
den Studienfreunden Dimitrios Ploutarchos<br />
und Paul Gebhardt als Salatdienst<br />
namens GreenGuru gegründet.<br />
Daraus wuchs dann Keatz als sogenannter<br />
Ghost-Küchen-Betreiber<br />
ohne eigene Restaurants.Die Speisen<br />
werden in Produktionsküchen zubereitet<br />
und ausschließlich über Lieferdienste<br />
vertrieben. Zunächst hatte<br />
Keatz dafür noch eigene Kuriere eingesetzt,<br />
doch da mit dem Wachstum<br />
der Firma der Spagat zwischen Küchen-<br />
und Botendienst immer<br />
schwieriger wurde, hatte man vor<br />
etwa eineinhalb Jahren auf externe<br />
Lieferanten wie Deliveroo gesetzt.<br />
Für das <strong>Berliner</strong> Start-up wurde<br />
nun genau das zum Problem, wenngleich<br />
es wohl nicht seine Existenz<br />
bedrohen dürfte. Denn seit langem<br />
befindet sich Keatz auf Erfolgskurs<br />
und agiert weit über den Kreuzber-<br />
Weressen will, kann sich etwas kochen –oder lässt es sich liefern.<br />
IMAGO IMAGES<br />
ger Firmensitz hinaus.Früheren Angaben<br />
zufolge arbeitete das Unternehmen<br />
bereits gut ein Jahr nach<br />
Gründung profitabel. Etwa zehn bis<br />
20 Prozent verdiene man an einer<br />
Bestellung.<br />
Mittlerweile betreibt die Foodfirma<br />
Küchen nicht nur in Berlin,<br />
sondern auch in München, Madrid<br />
und Barcelona. Auch Investoren haben<br />
das Jungunternehmen längst<br />
auf dem Zettel. Hatten die Gründer<br />
Gebhardt und Ploutarchos bereits<br />
im vergangenen Jahr sechs Millionen<br />
Euro eingesammelt, so kamen<br />
erst im letzten März weitere zwölf<br />
Millionen Euro hinzu. Mit dem frischen<br />
Kapital sollte die europaweite<br />
Expansion vorangetrieben werden,<br />
hieß es im Frühjahr. Inallen großen<br />
europäischen Städten seien Küchen<br />
geplant. Vonrund 100 war die Rede.<br />
So in Spanien, den Niederlanden,<br />
England, aber auch in Deutschland<br />
wollte man expandieren.<br />
Dafür muss Keatz nun zunächst<br />
einen neuen Lieferdienst finden und<br />
könnte sogar bei vertrauten Kurieren<br />
landen. Denn drei der nach dem Deliveroo-Rückzug<br />
arbeitslos gewordenen<br />
500 Fahrer allein in Berlin haben<br />
laut Gründerszene hier inzwischen<br />
einen eigenen Lieferdienst namens<br />
Kolyma 2gegründet, der via Whats-<br />
App geordert werden kann. In der<br />
Kundenmail von Keatz verabschiedet<br />
sich das Unternehmen jedenfalls<br />
mit einem „Bis bald!“. Für eine Stellungnahme<br />
war das Unternehmen<br />
am Donnerstag nicht zu erreichen.<br />
Arm dran<br />
ohne Auto<br />
Schlechte Verkehrsanbindung bei der Landpartie<br />
Die Urlaubsgäste in Brandenburg<br />
wollen zunehmend aufs<br />
Auto verzichten und wünschen<br />
sich deshalb Verbesserungen bei<br />
den öffentlichen Verkehrsmitteln.<br />
Das ist ein zentrales Ergebnis<br />
einer Studie für das alljährliche<br />
Tourismusbarometer, wie der Ostdeutsche<br />
Sparkassenverband<br />
(OSV) als Auftraggeber am Donnerstag<br />
mitteilte. Brandenburg sei<br />
schon jetzt das Bundesland, in<br />
dem öffentliche Verkehrsmittel am<br />
häufigsten im Ausflugsverkehr genutzt<br />
würden. Jeder achte Tagesausflug<br />
wird nach Angaben des<br />
Verbandes mit dem öffentlichen<br />
Personennahverkehr (ÖPNV) unternommen.<br />
Doch gerade in den landschaftlich<br />
schönen ländlichen Regionen<br />
müsse es bessere Angebote des<br />
ÖPNV geben, erklärte der Verband.<br />
„Zu unflexibel, zu unübersichtliche<br />
Tarife,zuunbequem das<br />
Reisen mit Gepäck, sind oftmals<br />
geäußerte Gründe, warum die<br />
meisten Urlauber lieber das eigene<br />
Auto nutzen.“ Daher müssten<br />
die öffentlichen Angebote in<br />
den Urlaubsgebieten flexibler gestaltet<br />
werden. Die zusätzlichen<br />
Einnahmen durch touristische<br />
Nutzung könnten dazu eingesetzt<br />
werden.<br />
Als gutes Beispiel nennt das<br />
Tourismusbarometer den beliebten<br />
Ausflugsort Bad Saarow (Oder-<br />
Spree). Dortsoll ein gemeinschaftlicher<br />
E-Shuttlebus für die Gäste<br />
des Kurortes den Verkehr bündeln.<br />
Denn bisher nutzen alle Hoteliers<br />
in Bad Saarow ihre eigenen Fahrzeuge<br />
oder Taxis um Gäste und Besucher<br />
abzuholen, die mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln angereist<br />
sind.<br />
Wirtschaftsminister Jörg Steinbach<br />
(SPD) befürchtet indes ,dass<br />
die Sperrung der Schleuse Zaaren<br />
in der Oberen Havel-Wasserstraße<br />
eine „Konjunkturbremse“ ist. Er<br />
forderte den Bund auf, schnell zu<br />
Erholung pur –sowie hier in Bad Saarow am Scharmützelsee.<br />
handeln. „Brandenburg hat ein<br />
positives touristisches Image und<br />
hat sich auch im internationalen<br />
Wassertourismus gut etabliert“,<br />
erklärte Steinbach am Donnerstag<br />
laut Mitteilung.<br />
„Der Eindruck, unsereProdukte<br />
nicht zuverlässig anbieten zu können,<br />
kann langanhaltende massive<br />
Auswirkungen haben.“ Wegen<br />
verzögerter Bauarbeiten ist der direkte<br />
Weg zwischen der Mecklenburgischen<br />
Seenplatte und Berlin<br />
auf Wasserstraßen blockiert, die<br />
Schleuse soll im November wieder<br />
öffnen.<br />
Zehn Jahre Zuwachs<br />
Brandenburg wird nach der jüngst<br />
veröffentlichten Halbjahresbilanz<br />
des Statistischen Landesamtes bei<br />
Touristen und Reisenden immer<br />
beliebter: Imersten Halbjahr 2019<br />
kamen etwa 2,4 Millionen Gäste<br />
für fast 6,3 Millionen Übernachtungen<br />
in das Bundesland. Damit<br />
gab es 4,2 Prozent mehr Gäste und<br />
3,7 Prozent mehr Übernachtungen<br />
als im Vorjahreszeitraum.<br />
Am beliebtesten sind nach der<br />
Anzahl der Übernachtungen das<br />
Seenland Oder-Spree (eine Million<br />
Übernachtungen), der Spreewald<br />
(gut 926 000) und das Ruppiner<br />
Seenland (gut 674 000).<br />
„Zehn Jahre Übernachtungszuwachs<br />
hintereinander. Das hat seit<br />
2008 kein anderes ostdeutsches<br />
Land geschafft“, sagte OSV-Präsident<br />
Michael Emrich am Donnerstag<br />
auf der Tourismus-Tagung in<br />
Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin).<br />
„Die Investitionen in kreative Angebote<br />
und hohe Qualität tragen<br />
Früchte.“ Allerdings würden Arbeitskräfte<br />
in der Tourismusbranche<br />
zunehmend zur Mangelware,<br />
mahnte der OSV. Jeder vierte Ausbildungsplatz<br />
bleibe ungenutzt.<br />
Unternehmen, Politik und Gewerkschaften<br />
seien aufgefordert,<br />
für das Gastgewerbe einen Arbeitspakt<br />
zu schließen. (dpa)<br />
THOMAS UHLEMANN<br />
Bekanntmachungen<br />
Wir geben bekannt!<br />
Auslegung von Planunterlagen zum Zwecke der Planfeststellung für das Bauvorhaben „Ausbaustrecke Berlin –Frankfurt<br />
(Oder) –Grenze D/PL, PA 16, Bahnhof Köpenick und Parallelmaßnahmen S3 Ost“ im Bezirk Treptow-Köpenick von Berlin<br />
Bekanntmachung vom 12. August 2019 –SenUVK IV E14–<br />
Telefon: 9025-1558 oder 9025-0, intern 925-1558<br />
Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA), Außenstelle Berlin, hat auf Antrag der DB Netz<br />
AG (Vorhabenträgerin)<br />
das durchVeröffentlichungimAmtsblatt fürBerlin (ABl. Nr. 2S.36f)und in drei<br />
<strong>Berliner</strong>Tageszeitungen am 15. Januar 2010 fürdas Bauvorhaben „AusbaustreckeBerlin<br />
–Frankfurt (Oder), AbschnittBahnhof Köpenick“ für die Strecken<br />
- Fernbahnstrecke 6153,Berlin-Ostbahnhof –Guben,km10,360 –13,580<br />
- Fernbahnstrecke 6148, Berlin-Eichgestell –Berlin Stadtforst, km 26,495 –<br />
27,324<br />
- Fernbahnstrecke 6149, Berlin-Wuhlheide –Berlin Stadtforst, km 0,362 –1,388<br />
und<br />
- S-Bahnstrecke 6004, Berlin-Ostbahnhof –Erkner,km10,780–11,665<br />
bekanntgemachtePlanfeststellungsverfahreneingestellt.AlleStellungnahmen,<br />
Einwendungenund Anträge,die im Rahmendes eingestelltenVerfahrens eingebracht<br />
worden sind, haben damit ihre Erledigunggefunden.<br />
nunmehr ein neues Planfeststellungsverfahren für das Bauvorhaben „Ausbaustrecke<br />
Berlin –Frankfurt (Oder) –Grenze D/PL, PA 16, Bahnhof Köpenick<br />
undParallelmaßnahmen S3 Ost“ fürdie Strecken<br />
- Fernbahnstrecke 6153, Berlin-Ostbahnhof –Guben,km10,360–13,580<br />
- Fernbahnstrecke 6148, Berlin-Eichgestell –Berlin Stadtforst, km 26,400 –<br />
27,512<br />
- Fernbahnstrecke 6149, Berlin-Wuhlheide –Berlin Stadtforst, km 1,300 –1,481<br />
und<br />
- S-Bahnstrecke 6004,Berlin-Ostbahnhof –Erkner, km 10,360 –13,580<br />
nach§18 AllgemeinesEisenbahngesetz (AEG) eingeleitet.<br />
Das Vorhaben beginnt an der Verbindungskurve der Strecke 6148 von Eichgestell<br />
circa 800 Meter westlich der Eisenbahnüberführung (EÜ) Hämmerlingstraße und<br />
endet circa 280Meter östlich des S-Bahnsteiges Hirschgarten.<br />
Wesentlicher Inhaltdes Vorhabenssind unter anderem derBau einesneuen Regionalbahnsteiges<br />
zwischen den Fernbahngleisen im Bahnhof Köpenick, Bau eines<br />
dritten Fernbahngleises, Bau eines Kehrgleises, Anpassungder Gleislagen, Neubau<br />
der EÜ Hämmerlingstraße, Neubau der EÜ Wuhle einschließlichWuhletalweg, Neubau<br />
der EÜ Bahnhofstraße, Verbreiterung der vorhandenen EÜ ForuminRichtung<br />
Norden, Erweiterung des EmpfangsgebäudesEÜ/EGBahnhofKöpenick nach Süden,<br />
Neubau einer Personenunterführung Ostzugang am östlichen Bahnsteigende des<br />
Bahnhofes Köpenick mit Zugängen zum S-Bahnsteig und zum neuen Regionalbahnsteig,<br />
Neubaueiner Fußgängerüberführung Westzugang vomS-Bahnsteigmit<br />
entsprechendem Treppenaufgang im Bereich des westlichen Widerlagers der EÜ<br />
Bahnhofstraße, Neubau/Anpassung von Stützbauwerken aufgrund der Lageverschiebung<br />
derFernbahngleise nachSüden sowie der S-Bahngleise nachNordenund<br />
Neubauvon Lärmschutzwänden.<br />
Für das Vorhaben bestehteinePflicht zur Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
gemäß §§ 5, 6und Nr. 14.7 der Anlage 1des Gesetzes über die<br />
Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG).<br />
Der Plan für das eingangs bezeichnete Bauvorhaben (Erläuterungsbericht und<br />
Plänesowie dieentscheidungserheblichen Unterlagen über die Umweltauswirkungen,bestehendaus:Verfügungdes<br />
EBA zur Feststellung der Pflichteiner Umweltverträglichkeitsprüfung,<br />
Umweltverträglichkeitsprüfung zu den Schutzgütern<br />
Mensch, Tiere, Pflanzen, biologische Vielfalt, Fläche, Boden, Wasser, Klima, Luft,<br />
Stadt-/Landschaftsbild, Kultur- und Sachgüter (Planunterlage (U) 13), Landschaftspflegerischer<br />
Begleitplan (U 14), Artenschutzrechtliche Prüfung (U 14.5), Schallund<br />
Erschütterungstechnische Untersuchungen (U 15), Regelung wasserrechtlicher<br />
Sachverhalte (U 16), Geologischer Bericht(U17),Unterlagezum Brand- und Katastrophenschutz(U18),Bodenverwertungs-<br />
und Entsorgungskonzept (U 19) sowie<br />
Gutachtenzuelektromagnetischen Feldern (U 20)) liegt<br />
vom 26. August2019bis 25.September 2019<br />
beim<br />
BezirksamtTreptow-Köpenick von Berlin,<br />
Abteilung Bauen, Stadtentwicklung undöffentliche Ordnung,<br />
Stadtentwicklungsamt, FachbereichStadtplanung,<br />
Rathaus Köpenick, Alt Köpenick 21,12555 Berlin,Raum164,<br />
Telefon:90297-2609 oder 90297-2312,<br />
Postanschrift: Postfach 910 240, 12414Berlin<br />
montags bis mittwochs von9.00 Uhr bis15.00Uhr, donnerstagsvon 10.00 Uhrbis<br />
18.00 Uhrund freitagsvon 9.00 Uhrbis 12.00 Uhr sowienach telefonischerVereinbarung<br />
(Telefon wie vor) auch außerhalb dieser Zeiten zur allgemeinen Einsichtnahmeaus.<br />
Donnerstagsvon 15.00bis 18.00 Uhrwird einMitarbeiter derVorhabenträgerin zu<br />
weiteren Erläuterungen undAuskünften am Auslegungsortzur Verfügung stehen.<br />
Die Bekanntmachung und die zur Einsicht ausliegenden Unterlagen sind von Beginn<br />
der Auslegung bis Ende der Einwendungsfrist ebenfalls im Internet unter: http://<br />
www.berlin.de/planfeststellungen/ veröffentlicht.<br />
Für die Vollständigkeit und die Übereinstimmung der im Internet veröffentlichten<br />
Unterlagen mit denamtlichen Auslegungsunterlagen wirdkeine Gewähr übernommen.<br />
Der Inhalt der zur Einsicht ausgelegten Unterlagen ist maßgebend (§ 27a<br />
Verwaltungsverfahrensgesetz(VwVfG) in Verbindungmit §20Absatz2UVPG).<br />
Hinweise<br />
1. Jeder, dessen Belange durch das Bauvorhabenberührt werden, kannbis spätestens<br />
einen Monat nachBeendigungder Auslegung, das ist biszum 25. Oktober<br />
2019 (maßgebend ist der Eingang in der Verwaltung), Einwendungen bei der<br />
Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, IV E1,Anhörungsbehörde<br />
Berlin, Postanschrift: Am KöllnischenPark3,10179 Berlin,Zimmer Ru 422<br />
(während der Auslegungszeiten auch am Auslegungsort im Bezirksamt Treptow-<br />
Köpenick)schriftlich oderzur Niederschrift oder in elektronischerForm mit einer<br />
qualifiziertenSignatur im Sinne des Vertrauensdienstegesetzes (VDG)inVerbindung<br />
mit der Verordnung (EU) Nr. 910/2014 versehen an die E-Mail-Adresse<br />
post@senuvk.berlin.de erheben.<br />
Die Einwendungen müssen den geltend gemachten Belang und dessen Beeinträchtigung<br />
erkennenlassen sowie das Bauvorhaben bezeichnen.<br />
Mit Ablaufder Einwendungsfrist sind alleEinwendungenindiesem Planfeststellungsverfahren<br />
ausgeschlossen, die nicht auf besonderen privatrechtlichen<br />
Titelnberuhen (§ 18 AEG in Verbinddung mit §73Absatz4Satz 3VwVfG).<br />
Ebenfalls bis zumvorstehend genannten Terminkönnen Vereinigungen,soweit<br />
diese sich für den Umweltschutz einsetzen und nach in anderen gesetzlichen<br />
Vorschriften zur Einlegung von Rechtsbehelfen in Umweltschutzangelegenheiten<br />
vorgesehenenVerfahren vonBundoder Landanerkanntsind, zu demPlan<br />
Stellung nehmen.<br />
Einwendungenund Stellungnahmen der Vereinigungen,die nach Ablauf dieser<br />
Fristerhoben werden,sindebenfalls gemäß §73Absatz4Satz 5ffVwVfG ausgeschlossen.<br />
Für das Rechtsbehelfsverfahren findet der Einwendungsausschluss keine<br />
Anwendung (§ 7Absatz 4Umweltrechtsbehelfsgesetz), das heißt der Einwendungsausschluss<br />
beschränkt sich bei Einwendungen und Stellungnahmen nur<br />
auf dieses Verwaltungsverfahren.<br />
Bei Einwendungen, dievon mehr als 50 Personen auf Unterschriftslisten unterzeichnet<br />
oderinForm vervielfältigter gleichlautenderTexte eingereicht werden<br />
(gleichförmige Eingaben), ist auf jeder mit einer Unterschrift versehenen Seite<br />
ein Unterzeichner mit Namen, Beruf und Anschrift als Vertreter der übrigen<br />
Unterzeichner zubezeichnen. Andernfalls können diese Einwendungen unberücksichtigt<br />
bleiben. Diese ortsübliche Bekanntmachungdientauchder Benachrichtigung<br />
derVereinigungen nach§73Absatz 4Satz5VwVfG.<br />
Die Erhebung dieser Daten erfolgt entsprechend der seit dem 25. Mai 2018<br />
anwendbaren neuen EU-Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO).ImRahmen<br />
der Beteiligung derÖffentlichkeitimobengenannten Planfeststellungsverfahren<br />
werden die von Ihnen erhobenen Einwendungen und darin mitgeteilten<br />
personenbezogenen Daten ausschließlich für das Planfeststellungsverfahren<br />
von unserhoben,gespeichert und verarbeitet. Ihre persönlichenDaten werden<br />
benötigt,umden Umfang Ihrer Betroffenheit beurteilen zu können. Wirkönnen<br />
dieDatenandie Planfeststellungsbehörde,die Vorhabenträgerinund ihre mitarbeitendenBüros<br />
zurAuswertungder Stellungnahmen weiterreichen. Insoweit<br />
handeltessich um eineerforderliche und somitrechtmäßige Verarbeitung aufgrundeiner<br />
rechtlichen Verpflichtung gemäß Art.6Absatz 1Satz1lit.c)DS-GVO<br />
in Verbindung mit§3Satz1<strong>Berliner</strong> Datenschutzgesetz.<br />
Die Hinweise zumDatenschutz sindmit ausgelegt undauchimInternetunter:<br />
https://www.berlin.de/senuvk/service/formulare/de/datenschutz.shtml einsehbar.<br />
2. Die Anhörungsbehörde kann auf eine förmliche Erörterung verzichten (§ 18 a<br />
Nr. 1Satz 1AEG). Falls ein Erörterungstermin stattfindet, wird dieser zu gegebener<br />
Zeit gesondert ortsüblich bekannt gemacht. Der Erörterungstermin ist<br />
nichtöffentlich.<br />
Diejenigen, die fristgerechtEinwendungen erhoben haben,beziehungsweise bei<br />
gleichförmigenEinwendungender Vertreter,werden von dem Termingesondert<br />
benachrichtigt.<br />
Sind mehr als50Benachrichtigungen vorzunehmen, so könnensie durch öffentliche<br />
Bekanntmachung ersetzt werden. Die Teilnahme an dem Erörterungstermin<br />
ist denBeteiligten freigestellt. BeiAusbleibeneinesBeteiligtenindem Erörterungstermin<br />
kann auch ohne ihn verhandelt werden. Die Vertretung durch<br />
einen Bevollmächtigten ist möglich. DieBevollmächtigungist durch eineschriftliche<br />
Vollmacht nachzuweisen, die der Anhörungsbehörde zuden Akten zu<br />
geben ist.<br />
3. DurchEinsichtnahmeindie Planunterlagen,Erhebungvon Einwendungen, Teilnahme<br />
amErörterungstermin oder Vertreterbestellung entstehende Kosten<br />
werdennichterstattet.<br />
4. Entschädigungsansprüche, soweit über sie nicht in der Planfeststellung dem<br />
Grunde nach zu entscheiden ist, werden nicht in dem Erörterungstermin, sondern<br />
in einem gesonderten Entschädigungsverfahrenbehandelt.<br />
5. Über die Einwendungen wird nach Abschluss des Anhörungsverfahrens durch<br />
die Planfeststellungsbehörde entschieden. Die Zustellung der Entscheidung<br />
(Planfeststellungsbeschluss) an die Einwenderkanndurch öffentliche Bekanntmachungersetzt<br />
werden, wenn mehr als 50 Zustellungen vorzunehmen sind.<br />
6. Die Nummern 1, 2, 3und 5gelten für die Anhörung der Öffentlichkeit zuden<br />
Umweltauswirkungen des Bauvorhabens nach §18Absatz 1des UVPG entsprechend.<br />
7. Vom Beginn der Auslegung des Planes tritt die Veränderungssperre nach §19<br />
Absatz 1AEG in Kraft.Darüber hinaussteht ab diesemZeitpunktder Vorhabenträgerin<br />
einVorkaufsrecht an den vom Plan betroffenen Flächenzu(§19Absatz<br />
3AEG).<br />
Leiterder Anhörungsbehörde<br />
Oktay Yurdakul<br />
Rechtsgrundlagen:<br />
AllgemeinesEisenbahngesetz (AEG) in derFassungvom 27.Dezember1993(BGBl.<br />
IS.2378, ber. 1994 IS.2439),zuletztgeändert durch Art. 2Gesetzzur Umsetzung<br />
derRL(EU) 2016/2370 vom8.Juli2019 (BGBl. IS.1040)<br />
Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) in der Fassung der Bekanntmachung<br />
vom 24. Februar2010 (BGBl. IS.94), zuletzt geändertdurch Art. 22 des<br />
Gesetzes zurBeschleunigungdes Energieleitungsausbaus vom 13. Mai2019 (BGBl.<br />
IS.706)<br />
Gesetz über ergänzende VorschriftenzuRechtsbehelfen in Umweltangelegenheiten<br />
nach der EG-Richtlinie 2003/35/E (Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz –UmwRG) in der<br />
Fassung derBekanntmachungvom 8. April 2013 (BGBl.IS. 753),zuletztgeändert<br />
durch Art. 4des Gesetzes zur Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, des<br />
Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes, des Energiewirtschaftsgesetzes und weiterer<br />
energierechtlicher Vorschriften vom 17. Dezember2018(BGBl. IS.2549)<br />
Verwaltungsverfahrensgesetz (VwVfG) in der Fassung der Bekanntmachung vom<br />
23. Januar 2003 (BGBl. IS.102),zuletzt geändertdurch Art. 7Gzur Umsetzung des<br />
Gesetzes zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen<br />
Geschlechts vom18. Dezember 2018 (BGBl. IS.2639)
16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />
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Brandenburg<br />
Es ist Wochenmarkt in Bergholz-Rehbrücke:<br />
Bauern<br />
verkaufen Rehsalami, Pfifferlinge<br />
und Honig. Frauen<br />
tragen Kirschkuchen in Bastkörben<br />
nach Hause, Männer in Socken und<br />
Sandalen holen Kontoauszüge bei<br />
der Bank. Nahe eines Stehtisches,<br />
dekoriert mit Sonnenblumen und<br />
kleinen Windrädern, steht Ursula<br />
Nonnemacher, Spitzenkandidatin<br />
der Grünen für die Landtagswahl in<br />
Brandenburgam1.September.<br />
Sie trägt einen schwarzen Blazer,<br />
eine Bluse in den unterschiedlichsten<br />
Rottönen und bequeme Ledersandalen.<br />
Derzeit jagt bei ihr ein Termin<br />
den anderen. Heute noch mal<br />
Straßenwahlkampf im Potsdamer<br />
Umland, noch einmal Flyer verteilen,<br />
Hände schütteln, sich vielleicht<br />
als Spinnerin beschimpfen lassen.<br />
„Ran an die Bürger“, hat Nonnemacher<br />
ihren drei Parteikollegen gut<br />
gelaunt um 10 Uhr zugerufen, nun<br />
steht sie auf dem Bürgersteig und<br />
streckt jedem Passanten Flyerentgegen.<br />
Doch bei weitem nicht jeder will<br />
einen. „Ich bin rot, schon immer“,<br />
winkt ein älterer Herr ab. Eine Frau,<br />
die zu ihrem Fahrrad will, mault:<br />
„Hier kommt man ja gar nicht durch<br />
vorlauter Grünen!“ Einige aber bleiben<br />
bereitwillig stehen. „Ich war<br />
Linkswählerin, ein Leben lang“, sagt<br />
eine Mittfünfzigerin mit kurzem,<br />
grauen Haar. „Jetzt sind die Grünen<br />
für mich zum ersten Mal eine Alternative.<br />
Hauptsache,nicht die AfD.“<br />
Nonnemacher nickt, sie sieht es<br />
ähnlich. „Die Grünen würden sich<br />
über Ihre Stimme freuen“, sagt sie.<br />
„Aber wir arbeiten auch gernmit den<br />
Linken zusammen.“<br />
Nonnemacher bleibt bescheiden.<br />
Dabei könnte das, was mit den Grünen<br />
gerade in Brandenburgpassiert,<br />
ein kleines Wunder werden: Jahrzehntelang<br />
dümpelten die Zustimmungswerte<br />
im einstelligen Bereich,<br />
bei der Landtagswahl 2014 schafften<br />
sie 6,2 Prozent, 2009 nur 5,7, davor<br />
waren sie 15 Jahre lang gar nicht im<br />
Landtag vertreten. Bei der aktuellen<br />
Wahl sind die Grünen laut jüngsten<br />
Prognosen locker zweistellig, als einzige<br />
Partei kletterten ihreWerte bisher<br />
über Monate außerdem etwas<br />
nach oben –laut der jüngsten Civey-<br />
Umfrage sogar bis rauf zu 17,2 Prozent.<br />
Davon weicht nur eine Umfrage<br />
ab: Infratest dimap prognostizierte<br />
den Grünen am Donnerstag<br />
eine Zustimmung von12Prozent.<br />
DasGegenmodell zu Kalbitz<br />
Weil keine Partei mit der AfD zusammenarbeiten<br />
will, reichen die Mehrheiten<br />
nicht für ein Zweierbündis.<br />
Und den Grünen kommt damit vermutlich<br />
eine besondere Aufgabe zu:<br />
Sie können die Königsmacher sein,<br />
können mit ihrer Richtungsentscheidung<br />
bestimmen, welche Farben<br />
die Koalition tragen sollen. Läuft<br />
es auch noch etwas besser als die<br />
besten Prognosen vorhersagen,<br />
könnte ihnen sogar die Rolle zufallen,<br />
die Regierung zu führen.<br />
Die Partei, die derzeit mit nur<br />
sechs Abgeordneten im Landtag<br />
sitzt, stellt das kurz vor der Wahl vor<br />
Herausforderungen in der Kommunikation.<br />
Plötzlich wollen viele wissen:<br />
Wer könnte Ministerpräsident<br />
werden? „Wir leiden etwas unter der<br />
Diskussion“, sagt Nonnemacher.<br />
„Da sind wir als Partei, die bis vor<br />
kurzemnoch im einstelligen Bereich<br />
war,gar nicht dran gewöhnt.“<br />
Vage Voraussagen und Postengeschacher<br />
sind nicht Nonnemachers<br />
Sache. Deswegen beschränkt sich<br />
die 62-Jährige in der Ministerpräsidenten-Frage<br />
auf das,was sie Anfang<br />
August auch unter lautem Applaus<br />
auf einem Parteitag der Grünen verkündet<br />
hat: „Ich stehe bereit.“ Auch<br />
Benjamin Raschke, zweiter Spitzenkandidat<br />
der Grünen, verweist in<br />
dieser Frage auf Nonnemacher.<br />
Mit welchen Parteien sie am<br />
liebsten regieren würde?„Wir warten<br />
auf den Auftrag der Wähler“, sagt<br />
Nonnemacher. Ein frühes Festlegen<br />
sei kontraproduktiv, die Regierungsbildung<br />
mit voraussichtlich mindestens<br />
drei Fraktionen schon so<br />
schwierig genug. „Wir reden mit allen<br />
Parteien, auch mit der FDP und<br />
den Freien Wählern, sollten die es in<br />
den Landtag schaffen“, sagt sie.<br />
Einzige Ausnahme: die AfD.Nonnemacher<br />
stuft den Brandenburger<br />
Serie zur Landtagswahl in Brandenburg<br />
am 1. September:Teil 3<br />
Die<br />
Nüchterne<br />
Ursula Nonnemacher von den<br />
Grünen verweigert sich dem<br />
Ost-Populismus. Trotzdem wird<br />
ihre Partei wohl doppelt,<br />
vielleicht sogar dreimal so viele<br />
Stimmen holen wie 2014. Das<br />
sorgt für wilde Spekulationen.<br />
VonAnnika Leister,Bergholz-Rehbrücke<br />
Ursula Nonnemacher ist Teil einer Doppelspitze, wie bei den Grünen üblich. Aber sie ist die Nummer 1. Das sagt auch Benjamin Raschke, ihre Nummer 2. BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />
Landesverband, der als weit Rechtsaußen<br />
im Bundesvergleich gilt, als<br />
Gefahr für die Demokratie ein: „Unter<br />
dem Mäntelchen der Bürgerlichkeit<br />
blüht der Rechtsextremismus.“<br />
DieGrünen können in ihren Aussagen<br />
so vage bleiben, wie sie wollen,<br />
wild spekuliert wird trotzdem.<br />
Einige Journalisten schreiben, dass<br />
nun, da das höchste Amt näher rücke,<br />
auch bei der Bundesvorsitzenden<br />
und gebürtigen Brandenburgerin<br />
Annalena Baerbock Begehrlichkeiten<br />
geweckt werden könnten. Baerbock<br />
ist wesentlich prominenter.<br />
Doch Baerbock hat auch beste<br />
Chancen, in der Bundespolitik<br />
durchzustarten –Ministerämter und<br />
sogar die Kanzlerkandidatur trauen<br />
ihr Kommentatoren angesichts der<br />
Erfolgswelle der Grünen im Bund zu.<br />
Ausdrücklich dementiert hat Baerbock<br />
die Spekulationen mit Blick auf<br />
Brandenburgaber bisher nicht.<br />
Ob die Bundesvorsitzende als Ministerpräsidentin<br />
infrage kommt?<br />
Da müsse man Baerbock fragen, sagt<br />
Nonnemacher. „Ich habe wahrgenommen,<br />
dass sie angekündigt hat,<br />
sich wieder für den Parteivorsitz im<br />
Bund zu bewerben.“<br />
Nonnemacher wurde 2009 erstmals<br />
in den Landtag gewählt. Zuvor<br />
war sie Ärztin. 26 Jahre lang hat sie<br />
Schichten auf der Intensivstation einer<br />
Spandauer Klinik geschoben<br />
und ist Einsätze imRettungswagen<br />
ZUR PERSON<br />
Herkunft: Ursula Nonnemacher,62Jahre alt, wurde in Wiesbaden geboren. Nach dem Abitur<br />
studierte sie Medizin in Mainz. 1980 zog sie nach West-Berlin, ab 1983 arbeitete sie als Ärztin<br />
am Krankenhaus Berlin-Spandau. Immer wieder zog es sie für Praktika und Reisen nach Mittel-<br />
und Südamerika. Seit 1996 lebt sie in Falkensee. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder.<br />
Politische Laufbahn: Seit 1997 ist Nonnemacher Mitglied bei den Grünen, im selben<br />
Jahr gründete sie den Ortsverband Falkensee mit. Noch heute sitzt sie in der Falkenseer<br />
Stadtverordnetenversammlung.2009 wurde sie in den Landtag gewählt, auch schon<br />
bei der Landtagswahl 2014 trat sie als Spitzenkandidatin an.<br />
Die Grünen: In der Civey-Umfragevom 14. August liegen die Grünen bei 17,2<br />
Prozent. In der Infratest-dimap-Umfragevom 22. August liegen sie bei 12 Prozent.<br />
Bei der Landtagswahl 2014 holten sie gerade einmal 6,2 Prozent.<br />
Alle Porträts dieser Serie und mehr Infos zur Wahl unter:<br />
www.berliner-zeitung.de/berlin/brandenburg/landtagswahl<br />
gefahren. Dashabe sie geerdet, sagte<br />
sie einmal der Märkischen Allgemeinen.<br />
Ihr ehemaliger Klinikchef lobt<br />
noch heute ihre Zuverlässigkeit und<br />
ihren Einsatz für Gerechtigkeit, ob es<br />
nun um den Umgang mit Patienten<br />
oder die Arbeitsbedingungen für<br />
Ärzte und Pfleger ging.<br />
Einen exzellenten Rufhat sie sich<br />
auch unter ihren Kollegen im Landtag<br />
erarbeitet. Undsie trägt auch einen<br />
inoffiziellen Titel: „Redenkönigin“<br />
ist sie bereits<br />
mehrere Jahre inFolge.<br />
In der nun endenden Legislaturperiode<br />
hat Ursula Nonnemacher<br />
392 Reden am Pult des Landtages<br />
gehalten. Dassind 136 mehr als<br />
Péter Vida von den Freien Wählern<br />
auf Platz zwei. Die Frau deckt in der<br />
grünen Mini-Fraktion auch die<br />
wichtigsten Themen ab: Sie ist zuständig<br />
für die Bereiche Innen-,<br />
Kommunal-, Sozial-, Pflege-, Gesundheits-,<br />
Arbeitsmarkt-, Frauen-,<br />
Gleichstellungs-, LGBTI- und<br />
Flüchtlingspolitik.<br />
„Ursula ist ein absolutes Arbeitstier“,<br />
sagt die grüne Direktkandidatin<br />
AlexandraPichl, die in Rehbrücke<br />
an Nonnemachers Seite Flyer verteilt.<br />
„Es ist unglaublich, was sie alles<br />
leistet und abdeckt.“ Und auch die<br />
Grünen in Berlin halten allergrößte<br />
Stücke aufNonnemacher:Sie sei Politikerin<br />
mit Herz,Verstand und Leidenschaft,<br />
heißt es; sie stemme ein<br />
Pensum, für das normalerweise vier<br />
Abgeordnete nötig seien.<br />
Mit diesem Arbeitsethos hat<br />
die Grünen-Fraktion trotz<br />
Oppositionsstatus einiges<br />
erreicht. Dass Brandenburgals<br />
erstes Bundesland<br />
ein Paritätsgesetz<br />
LANDTAGSWAHL<br />
BRANDENBURG<br />
verabschiedet hat,<br />
geht maßgeblich auf<br />
das Konto der Grünen<br />
und besonders das von<br />
Ursula Nonnemacher,<br />
die dabei eng mit KlaraGeywitz<br />
zusammengearbeitet<br />
hat, der möglichen Chefin der Bundes-SPD.<br />
Ab der nächsten Wahl soll das Gesetz<br />
dafür sorgen, dass ebenso viele<br />
Frauen wie Männer im Landtag sitzen.<br />
Hateine Partei zu wenig Frauen<br />
auf der Liste, muss sie Männer streichen.<br />
DasGesetz fußt auf einem Entwurfder<br />
Grünen, dendie derzeitigen<br />
Regierungsparteien SPD und Linke<br />
nur ein wenig abgeänderthaben. Ein<br />
rechtlich heftig umstrittener Ansatz,<br />
gegen den NPD und Piratenpartei<br />
vor das Landesverfassungsgericht<br />
zogen. EinAnsatz aber auch, der gerade<br />
wegen seiner Radikalität grüne<br />
und linke Bündnisse in anderen Ländern<br />
vor Neid erblassen lässt. Die<br />
Grünen in Berlin, die anders als die<br />
Brandenburger in Regierungsverantwortung<br />
sind, wären gerndie ersten<br />
mit einem Paritätsgesetz gewesen.<br />
Stattdessen beginnen in der<br />
Hauptstadt nun erst die ernsthaften<br />
Diskussionen – und die rot-rotgrüne<br />
Koalition lässt sich dabei von<br />
Brandenburginspirieren.<br />
Mit ihrer sachlichen, von Grund<br />
auf unpopulistischen Art ist Nonnemacher<br />
auch eine Art Anti-Kalbitz<br />
für Brandenburg. Der AfD-Spitzenkandidat,<br />
der aus dem Westen<br />
stammt, adressiert klar das Gefühl<br />
vonAbgehängtheit im Osten, wettert<br />
gegen Flüchtlinge und lässt Slogans<br />
wie „Hol dir dein Land zurück –vollende<br />
die Wende!“ plakatieren.<br />
Ähnliche Saiten schlägt die Linkspartei<br />
an, die in ihremWahlkampf einen<br />
Fokus darauf setzt, Benachteiligungen<br />
für Menschen im Osten zu<br />
beseitigen. „Ost – Respekt, Würde,<br />
Anerkennung“ steht auf Plakaten.<br />
Nonnemacher, die ebenfalls im<br />
Westen –genauer in Hessen –geboren<br />
wurde, verweigert sich dieser<br />
Strategie komplett. Keinesfalls will<br />
sie das Früher-war-alles-besser-Narrativ<br />
bedienen, ob von links oder<br />
rechts. „Dem Osten geht es nicht<br />
schlechter als früher. Das weiß ich<br />
selbst aus der Kommunalpolitik, das<br />
sagen mir alle Kollegen“, sagt sie<br />
beim Mittagessen. Natürlich gebe es<br />
lokale Probleme, insgesamt aber<br />
gehe es den Leuten besser. „Die<br />
Stimmung ist nur wesentlich<br />
schlechter als die Lage.“ Manchmal<br />
habe sie den Eindruck, als würden<br />
die Menschen nun erst, nach 30 Jahren,<br />
wirklich über die Wende reflektieren,<br />
sagt sie.„Als bräche das alles<br />
jetzt erst heraus.“<br />
Mit solchen Sätzen läuft Nonnemacher<br />
Gefahr, von einigen Brandenburgern<br />
als arrogante, grüne<br />
Wessi-Frau abgehakt zu werden. Sie<br />
kennt die Gefahr.Sie weiß auch, dass<br />
sie im aufgeheizten Brandenburger<br />
Wahlkampf, in dem nicht nur die<br />
AfD mit emotionalen Slogans und<br />
steilen Forderungen auftritt, einen<br />
entscheidenden Nachteil hat: Mit<br />
Seriosität und Zurückhaltung fängt<br />
man nur schwer Wählerstimmen.<br />
Doch Nonnemacher kann nicht anders.<br />
Polterei und Unterkomplexität<br />
sind ihr nicht zuwider, das wäre zu<br />
stark ausgedrückt – sie liegen nur<br />
einfach nicht in ihrer Natur.<br />
Gründe für den Erfolg<br />
Die Suche nach Kompromissen und<br />
Konsens in der Politik werde zunehmend<br />
komplizierter, sagt sie. Bei<br />
Wählernherrsche dafür zum Teil ein<br />
großes Unverständnis. Viele<br />
wünschten sich stattdessen den starken<br />
Mann, der mal auf den Tisch<br />
haut.„Ein autoritärer Wunsch“, sagt<br />
Nonnemacher.„In dieser Gemengelage<br />
dringen oftmals nur noch die<br />
ganz einfachen Parolen durch.“<br />
In dieser Lage ist Nonnemacher<br />
ganz Realistin. Den Erfolg der Grünen<br />
in Brandenburg führt sie nicht<br />
primär auf die Schufterei ihrer Fraktion<br />
zurück. Ein ganzes Bündel an<br />
Gründen gebe den Ausschlag dafür,<br />
sagt sie: der Hitzesommer 2018 zum<br />
Beispiel, die „Fridays forFuture“-Bewegung,<br />
der Erfolg der Grünen im<br />
Bund mit dem Spitzenduo Baerbock-Habeck.<br />
Erst als letzten Punkt<br />
nennt sie: „Und natürlich unsere<br />
gute Arbeit im Landtag.“<br />
All diese Faktoren werden diese<br />
nüchterne Frau wahrscheinlich in<br />
die Regierung bringen. Erst mal aber<br />
verteilt sieweiter FlyerinRehbrücke<br />
und posiert für ein Gruppenfoto am<br />
Wahlkampfstand. Ein Parteikollege<br />
fragt, ob er das Foto auf Facebook<br />
hochladen dürfe? „Das brauchst du<br />
mich nicht mehr zu fragen“, sagt sie<br />
und lacht. „Ich bin jetzt eine Person<br />
des öffentlichen Lebens.“<br />
Annika Leister fragt sich,<br />
ob die Grünen auch mit<br />
der CDU koalieren würden.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 17<br />
· ·<br />
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Gesundheit<br />
Stress durch Achterbahn-Wetter<br />
Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit: Manche Menschen reagieren empfindlich auf Temperaturwechsel. Wirgeben Tipps, was die Beschwerden lindern kann<br />
VonMichael Timm<br />
An dem einen Tag mittags<br />
30 Grad im Schatten, eine<br />
halbe Woche später Regen<br />
und nachts nur noch<br />
15 Grad. Dann wieder Sonne und<br />
heiß. In diesem Sommer fährt das<br />
Thermometer Achterbahn. Das belastet<br />
den Organismus. Das launische<br />
Jo-Jo-Wetter kann Menschen,<br />
die dafür empfindlich sind, schwer<br />
zu schaffen machen. Sieleiden unter<br />
Müdigkeit, Schwindel, Gelenk- und<br />
Kopfschmerzen. Es sind die typischen<br />
Symptome der Wetterfühligkeit.<br />
Besonders ältere und kranke<br />
Menschen reagieren schon auf geringe<br />
Temperaturschwankungen<br />
empfindlich. Warum das so ist und<br />
was Sie dagegen tun können, erklärt<br />
Klimamediziner Jürgen Kleinschmidt<br />
im Gespräch mit der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>. DerfrühereDirektor des<br />
Instituts für medizinische Balneologie<br />
und Klimatologie der Universität<br />
München erforschte die Auswirkungen<br />
des Wetters auf Körper und Gesundheit.<br />
Wie beeinflusst das Zickzack-Wetter<br />
den Körper?<br />
Unser Körper will immer gleichbleibende<br />
Verhältnisse.Deshalb reagiert<br />
erbei vielen Menschen empfindlich<br />
auf rasch wechselnde Temperaturen,<br />
Luftdruck, Veränderungen<br />
der Luftfeuchtigkeit und Wind.<br />
Wenn sich diese Faktoren rasch ändern,<br />
bedeutet das Stress für seine<br />
eingebaute Klimaanlage, die unsere<br />
Körpertemperatur reguliert und<br />
konstant auf 37 Grad hält, damit alle<br />
Organe gut funktionieren.<br />
Was verstehen Sie unter der „eingebauten<br />
Klimaanlage“?<br />
Sie besteht aus Schweißdrüsen<br />
und vielen kleinen Blutäderchen in<br />
der Haut. Wenn die Drüsen bei Hitze<br />
Schweiß produzieren und die Blutadern<br />
sich weiten, gibt der OrganismusWärme<br />
ab,umsich abzukühlen.<br />
Bei Kälte dagegen verengen sich die<br />
Blutgefäße und die Muskeln zittern,<br />
um Wärme zu erzeugen. Gesteuert<br />
wirddieses System voneinem Regulationszentrum<br />
im Gehirn, das wir<br />
Hypothalamus nennen. Es schüttet<br />
verschiedene Hormone aus. Dieses<br />
biologische Kühlaggregat hält uns<br />
über das vegetative Nervensystem<br />
normalerweise gesund. Wenn sich<br />
die Wetterbedingungen aber schnell<br />
verändern, klagen viele über gesundheitliche<br />
Probleme.<br />
Wie viele Menschen sind davon betroffen?<br />
Über das Wetter jammern bestimmt<br />
sehr viele,weil es bequem ist,<br />
Befindlichkeitsstörungen oder psychische<br />
Verstimmungen einfach auf<br />
das Wetter zu schieben. Aber wirklich<br />
wetterfühlig oder wetterempfindlich<br />
ist nur etwa jeder dritte<br />
Deutsche.Die anderen kommen mit<br />
der Umstellung auf wechselndeWettersituationen<br />
gut zurecht. Menschen,<br />
die unter freiem Himmel arbeiten,<br />
wie etwa Bauarbeiter, Straßenpolizisten<br />
oder Müllwerker, haben<br />
meist keine Probleme mit<br />
Wetterumschwüngen. Ihr Körper<br />
hat gelernt, sich gut anzupassen.<br />
Besteht ein Unterschied zwischen<br />
Wetterfühligkeit und Wetterempfindlichkeit?<br />
Ja. Eher gesunde Menschen, die<br />
unter demWetterumschwung leiden<br />
und Symptome entwickeln, bezeichnen<br />
wir als wetterfühlig. Patienten<br />
mit Krankheiten wie Rheuma,<br />
Asthma oder Migräne,die sich durch<br />
den Wetterwechsel verschlechtern,<br />
sind wetterempfindlich.<br />
Welche Wetterlage ist besonders<br />
schwierig?<br />
Wenn der Luftdruck fällt und das<br />
Wetter schlechter wird und ein Tiefdruckgebiet<br />
mit ausgeprägter<br />
Warmfront naht, klagen mehr Menschen<br />
über Beschwerden. Auch Migränepatienten<br />
können mehr Kopfschmerzen<br />
bekommen, wenn eine<br />
Warmfront naht. Bei steigendem<br />
Luftdruck, also wenn das Wetter besser<br />
wird, lassen die Beschwerden dagegen<br />
nach, solange es nicht zu heiß<br />
oder schwül wird.<br />
Für wen sind rasche Wetterwechsel<br />
besondersgefährlich?<br />
Ältere Menschen und chronisch<br />
Kranke haben am meisten zu leiden.<br />
Sie haben wenig Kraftreserven, reagieren<br />
schon auf geringe Temperaturschwankungen.<br />
Ab etwa 45 Jahren<br />
nimmt die Wetterfühligkeit zu.<br />
Frauen sind häufiger betroffen als<br />
Männer.<br />
Welche Symptome kann das Achterbahnwetter<br />
auslösen?<br />
Blutdruck und Kreislauf spielen<br />
verrückt. Dasist gefährlich für Herzpatienten.<br />
Außerdem kommt es oft<br />
zu Kopfschmerzen, Schwindel,<br />
Schlappheit, Erkältungen und Muskelkrämpfen.<br />
Was hat das Wetter mit dem Blutdruck<br />
zu tun?<br />
Bei warmem Wetter erweitern<br />
sich die Blutgefäße und der Blutdruck<br />
nimmt ab. Das ist gefährlich<br />
für Menschen mit zu niedrigem Blutdruck,<br />
weil ihreWerte jetzt noch weiter<br />
absinken. Menschen mit hohem<br />
Blutdruck tut Hitzedagegen gut, weil<br />
sich ihr Druck eher normalisiert.<br />
Können die Betroffenen dann auf ihre<br />
blutdrucksenkenden Medikamente<br />
verzichten?<br />
Würden die hohen Temperaturen<br />
länger anhalten, wie zum Beispiel<br />
bei einem Aufenthalt in wärmeren<br />
Gegenden wie Mallorca oder Gran<br />
Canaria, könnten manchen Patienten<br />
ihreDosis zumindest reduzieren.<br />
Bei Achterbahnwetter müssen die<br />
Medikamente jedoch nach wie vor<br />
eingenommen haben, da sich die<br />
CORBIS RM STILLS<br />
Wetterlage ja gleich wieder ändert.<br />
Denn bei kühleren Temperaturen<br />
steigt der Druck wieder an, weil sich<br />
die Blutgefäße zusammenziehen.<br />
Warum ist Jo-Jo-Wetter gefährlich für<br />
Herzpatienten?<br />
Wenn der Blutdruck bei warmem<br />
Wetter sinkt, muss das Herz stärker<br />
und schneller pumpen, damit immer<br />
genügend Blut durch die Adernfließt.<br />
Das ist eine große Belastung für alle,<br />
die unter Herzschwäche leiden, also<br />
besonders für ältereMenschen.<br />
Wodurch entstehen Müdigkeit und<br />
Schwindel bei raschem Wetterwechsel?<br />
Bei erweiterten Gefäßen und sinkendem<br />
Blutdruck gelangt weniger<br />
Sauerstoff in das Gehirn. Die geringereHirndurchblutung<br />
macht müde<br />
und erzeugt Schwindel.<br />
Wie kommt es zu Kopfschmerzen und<br />
Muskelkrämpfen?<br />
Unter rasch wechselnde Luftdruck-Veränderungen<br />
leiden besonders<br />
die kleinen Blutgefäße im<br />
Kopf. Das führt zuKopfschmerzen.<br />
Ebenso eine Minderdurchblutung<br />
des Gehirns. Wenn wir bei Hitze<br />
und hoher Luftfeuchtigkeit schwitzen,<br />
verliert der Körper Flüssigkeit,<br />
was ebenfalls Kopfschmerzen auslöst.<br />
Durch das Schwitzen gehen<br />
wertvolle Mineralien wie Magnesium<br />
verloren, was wiederum zu<br />
Muskelkrämpfenführt.<br />
Waskann man dagegen tun?<br />
DasWichtigste: Viel trinken, mindestens<br />
zwei bis drei Liter Mineralwasser,<br />
Tee oder Saftschorle pro<br />
Tag. Das füllt die Gefäße, der Blutdruck<br />
normalisiert sich wieder, das<br />
Herz muss nicht mehr so schnell<br />
schlagen. Verzichten sollte man<br />
aber auf Alkohol, denn der würde<br />
dem Körper noch zusätzlich Wasser<br />
entziehen. Und man sollte<br />
pralle Sonne und schwerekörperliche<br />
Arbeiten in der Hitze meiden.<br />
Werschwitzt, verliertauch Salz und<br />
Mineralien. Deshalb muss auch<br />
das Salz in verstärktem Maße wieder<br />
zugeführt werden. Entweder<br />
durch salzige Speisen oder durch<br />
einen selbst gemachten Elektrolyt-<br />
Drink: Ein Teelöffel Kochsalz in einem<br />
halben Liter Wasser verrühren.<br />
Eine kalte Dusche zwischendurch<br />
kühlt schön ab. Im Büro<br />
kann man sich ersatzweise kaltes<br />
Wasser über die Unterarme laufen<br />
lassen. Manchen hilft auch ein kühles<br />
Fußbad.<br />
Kann man dieser Wetterfühligkeit vorbeugen?<br />
Ja, sehr gut sogar. Das beste Rezept<br />
ist Sauna. Allerdings sollte man<br />
vorher seinen Arzt fragen, ob er gegen<br />
einen Saunebesuch Bedenken<br />
hat. Gesunde Menschen, die regelmäßig<br />
in die Sauna gehen, trainieren<br />
ihren Organismus, besser mit<br />
wechselnden Temperaturen und<br />
Hitze fertig zu werden. Ein Besuch<br />
pro Woche reicht dazu schon aus.<br />
Bei zwei oder drei Besuchen lässt<br />
sich der Effekt noch schneller erzielen.<br />
Wer jetzt mit der Sauna beginnt,<br />
profitiert zwar nicht mehr in<br />
diesem Sommer davon. Aber ganz<br />
bestimmt im Herbst, wo man sich<br />
ebenfalls auf wechselnde Temperaturen<br />
einstellen muss. Da lauern<br />
die Gefahren, wenn man aus warmen<br />
Räumen nach draußen in die<br />
Kälte kommt und umgekehrt.<br />
Gibt es noch andere Möglichkeiten<br />
außer Sauna?<br />
Ja. Tägliche Wechselduschen haben<br />
sich ebenfalls gut bewährt. Eine<br />
Minute warm, dann 30 Sekunden<br />
kalt duschen und das Ganze noch<br />
mal wiederholen. Zwei Wechsel reichen<br />
bereits. Ebenfalls empfehlenswert:<br />
Mindestens eine halbe Stunde<br />
proTag flott spazieren gehen, bei hohen<br />
Temperaturen möglichst am<br />
Morgen.<br />
Fast jedes dritte Kind per Kaiserschnitt geboren<br />
In Berlin kamen nach KKH-Angaben vergangenes Jahr mehr Babys auf nichtnatürlichem Wegauf die Welt als 2017<br />
InBerlin sind im vergangenen Jahr<br />
etwas mehr Babys per Kaiserschnitt<br />
zur Welt gekommen als im<br />
Jahr zuvor.Das teilte die Kaufmännische<br />
Krankenkasse (KKH) am Donnerstag<br />
nach Auswertung vonVersichertendaten<br />
mit. Demnach erblickten<br />
29,5 Prozent der Neugeborenen<br />
per Sectio das Licht der Welt. Damit<br />
stiegen die Kaiserschnittgeburten<br />
gegenüber 2018 (28,1 Prozent) um<br />
5Prozent leicht an. Im bundesweiten<br />
Vergleich liegt Berlin aber immer<br />
noch unter dem Durchschnitt.<br />
Deutschlandweit betrug die Kaiserschnittquote<br />
im vergangenen<br />
Jahr laut KKH-Daten 31,6 Prozent.<br />
Kaiserschnitte werden in erster<br />
Linie zur Risikominderung in Erwägung<br />
gezogen, um das ungeborene<br />
Leben zu schützen, heißt es in der<br />
Mitteilung. Denn diese Art der Entbindung<br />
habe den Vorteil, dass das<br />
Ungeborene nicht dem Stress einer<br />
natürlichen Geburtausgesetzt ist.<br />
Erhöhtes Risiko für Allergien?<br />
Allerdings könne genau dieser Geburtsprozess<br />
wichtig für die spätere<br />
Entwicklung des Kindes sein. Es<br />
gebe Untersuchungen, die einen Zusammenhang<br />
zwischen einem erhöhten<br />
Risiko für Allergien und Immunschwächen<br />
bei Kaiserschnittkindernvermuten.<br />
DerKaiserschnitt<br />
könne zudem auch Nachteile für die<br />
Mutter nach sich ziehen, so die KKH-<br />
Darstellung. Es können im Nach-<br />
gang Komplikationen wie Blutungen<br />
oder Wundheilungsstörungen auftreten.<br />
Gynäkologen, Hebammen<br />
und Schwangere seien inzwischen<br />
für das strittige Thema sensibilisiert.<br />
„Nur bei medizinischer Notwendigkeit<br />
ist die Durchführung eines Kaiserschnittes<br />
sinnvoll. Schwangere<br />
sollten sich gut mit ihrem behandelnden<br />
Arzt oder ihrer Hebamme<br />
beraten und alle Vor- und Nachteile<br />
abwägen“, rät Michael Gärtner von<br />
der KKH in Berlin-Charlottenburg.<br />
Auch die bessere Planbarkeit der<br />
Geburten aufgrund von Personalengpässen<br />
in den Geburtskliniken<br />
gilt nach Angaben der Krankenkasse<br />
als Grund für die hohen Kaiserschnittraten<br />
der vergangenen Jahre.<br />
Laut Bundesgesundheitsministerium<br />
wurde Anfang des Jahres ein<br />
Gutachten zur stationären Hebammenversorgung<br />
in Auftrag gegeben,<br />
das die Versorgungssituation in<br />
Deutschland umfassend darstellen<br />
soll.<br />
Um den Hebammenberuf attraktiver<br />
zu machen und die Personalsituation<br />
in den Kreißsälen zu verbessern,<br />
hat Bundesgesundheitsminister<br />
Jens Spahn (CDU) ein Gesetz auf<br />
den Weg gebracht, das die Einführung<br />
eines dualen Studiums für Geburtshelfer<br />
vorsieht. Ob sich die akademisierte<br />
Hebammenausbildung<br />
in Zukunft auch auf die Entwicklung<br />
der Kaiserschnittquote auswirken<br />
wird, bleibt abzuwarten. (BLZ)<br />
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18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />
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Lokalsport<br />
NACHRICHTEN<br />
Lokalderby<br />
der Woche<br />
AKTIVES ABSEITS<br />
Möhrchen<br />
nach dem<br />
Chukker<br />
Ja, beim Polo gehört Körpereinsatz<br />
dazu. Beim Push zum Beispiel,<br />
wenn ein Spieler den anderen mit<br />
dem Einsatz seines oder des Pferdekörpers<br />
abdrängen will. Clarissa<br />
Marggraf sagt, das mache für sie den<br />
Reiz am Polospiel aus.„Es ist eine der<br />
wenigen Sportarten, in der man sich<br />
körperlich mit Männern messen<br />
kann.“ Weil es nicht rein auf die Kraft<br />
ankommt, sondernauf die Symbiose<br />
zwischen Pferdund Reiter.<br />
Marggraf, 30, ist neben Vanessa<br />
Schockemöhle und Thanee Schröder<br />
eine von drei Frauen, die am<br />
Maifeld Cup teilnehmen, bei dem<br />
die Vorrundenspiele an diesem Freitag<br />
auf der Polo- und Reitanlage<br />
Phöben in Werder an der Havel enden<br />
und am Sonnabend und Sonntag<br />
(jeweils ab 12.30 Uhr) auf dem<br />
Maifeld im <strong>Berliner</strong> Olympiaparkdie<br />
Finalspiele ausgetragen werden. Vier<br />
Chukker ásieben Minuten.<br />
Das High-Goal-Turnier hat sich<br />
zu einem der beliebtesten Polo-<br />
Events entwickelt. „Es ist eines der<br />
schönsten und wichtigsten Turniere“,<br />
sagt Clarissa Marggraf, „die<br />
Atmosphäre ist der Wahnsinn“: viel<br />
Öffentlichkeit, ein Moderator, der<br />
die Partien kommentiert, die historische<br />
Kulisse.„Man stellt sich Polo ja<br />
immer so elitemäßig vor“, meint<br />
Marggraf, „aber wir stehen die<br />
meiste Zeit hinter dem Auto und ziehen<br />
uns um.“ Klar, Polo ist noch immer<br />
ein Männersport. In den acht<br />
Viererteams spielen nur drei Frauen<br />
mit. Clarissa Marggraf nahm voriges<br />
Jahr zum ersten MalamMaifeld Cup<br />
teil. Aber in Deutschland gebe es immerhin<br />
schon eine kleine Nachwuchsszene:<br />
ein großes Mädchenturnier<br />
in Düsseldorf, etliche Mädchen<br />
in Berlin, die schon in jungen<br />
Jahren zu spielen begannen.<br />
Marggraf, die zum Jurastudium<br />
von Bremen nach Berlin zog und<br />
jetzt in der Immobilienbranche arbeitet,<br />
fing als Kind zu reiten an. Sie<br />
favorisierte die Dressur, kam mit einem<br />
Polospieler zusammen, der<br />
nahm sie nach Pilar in Argentinien<br />
mit, in das Land, aus dem die weltbesten<br />
Polospieler stammen.<br />
Dort bekam sie ein Pferd, als im<br />
Camp morgens Hütchen aufgestellt<br />
wurden, das Balltraining begann, die<br />
ersten Chukker gespielt wurden, war<br />
Clarissa Marggraf nicht nur dabei,<br />
sondern mittendrin. Zurück in Berlin<br />
wurde sie vonPolo-Pionierin Marion<br />
Grunow gefördert. Von ihr<br />
kaufte sie ihr erste Polopferd. „Wir<br />
sind keine Pferdequäler“, sagt Marggraf.„Wir<br />
wechseln die TiereimSpiel<br />
mehrmals. Wir wollen, dass sie gesund<br />
bleiben. Und wenn ich zu den<br />
Paddocks gehe,bringe ich ihnen immer<br />
Möhrchen mit.“ Auch am Maifeld<br />
wirddas so sein. (kah.)<br />
Im Angriffsmodus: Clarissa Marggraf auf<br />
einem ihrer Polopferde. INES VON FRANTZIUS<br />
Wahrheiten und Wahrscheinlichkeiten<br />
Kein Schmutz, kein Geld<br />
Gründerväter: ConcordiaWilhelmsruh begann auf Viehwiesen undhat einen Nationalspieler hervorgebracht<br />
VonChristian Schlodder<br />
Denkt man an das lebendige<br />
Gedächtnis eines<br />
Amateurfußballklubs,<br />
stellt man sich gern einen<br />
älteren Herrnvor,der in bierseliger<br />
Runde im Klubhaus von früher<br />
schwadroniert. Bei Concordia Wilhelmsruh<br />
ist das anders.Dortgibt es<br />
ein kickendes Gedächtnis des Klubs.<br />
Es ist die eigene Ü70, die sich jeden<br />
Dienstag zum Trainingsspiel trifft.<br />
Etwa 20 ältereHerrschaften gehören<br />
zum Kern, sagt Fred Krüger, und<br />
stellt fest, dass es ja teilweise schon<br />
eine Ü80 sei. Er selbst hängte vor<br />
fünf Jahren die Schuhe an den Nagel.<br />
Da war er 77. Den Dienstag mit den<br />
alten Mitstreitern lässt er sich dennoch<br />
nicht entgehen. Einer von ihnen<br />
ist Günter Kurz, 84, seit 1847 im<br />
Verein. Mehr als 20 Jahre war er Jugendtrainer.<br />
Altersbedingt aufgehört,<br />
sagt er. Das Kicken lässt er sich<br />
trotzdem nicht nehmen. „Ich habe ja<br />
alle Höhen und Tiefen mitgemacht.“<br />
Generell waren dem Gründungsverein<br />
des DFB die wirklich großen Erfolge<br />
immer verwehrt. Nicht mal nah<br />
dran, wie andereVereine,war man.<br />
Schon in der Anfangszeit rund<br />
um die vorletzte Jahrhundertwende<br />
pendelte Concordia 95 die meiste<br />
Zeit zwischen Zweit- und Drittklassigkeit.<br />
Abhängig war man vonGönnern.<br />
Die ersten Plätze waren gepachtete<br />
Viehwiesen. 1922 fusionierte<br />
der Klub mit Wilhelmsruh 06<br />
und bekam seinen finalen Namen.<br />
Weitere Fusionen mit bürgerlichen<br />
Klubs wurden unterbunden. „Ich<br />
Rahmen: Berlin und Fußball,<br />
das könnte in der Bundesliga,<br />
mit Union und Hertha<br />
wieder eine Erfolgsgeschichte<br />
werden. Berlin und<br />
Fußball, das war schon mal<br />
ein Erfolgsmodell. 26 Klubs<br />
der Stadt zählten dereinst zu<br />
den Gründungsmitgliedern<br />
des Deutschen Fußball-Bundes<br />
(DFB).<br />
mache so eine schmutzige Handlung<br />
nicht mit.Wirbleiben ein Arbeiterfußballverein“,<br />
legt eine Chronik<br />
der Achtzigerjahredem langjährigen<br />
Vorsitzenden Paul Brandenburg in<br />
Mund. Es ist sehr wahrscheinlich,<br />
dass diese Anekdote im Nachgang<br />
ideologisch korrekt gerahmt wurde;<br />
ebenso wie die Geschichte,dass Hertha<br />
BSC einst nicht gegen das zu<br />
„proletige“ CW im Pokal antreten<br />
wollte. „Proletig“ sei CW eigentlich<br />
nie gewesen, sagen die Spieler der<br />
Ü70. Gut gelitten ist Hertha bei vielen<br />
CWerndennoch bis heute nicht.<br />
Einer der größten Erfolge datiert<br />
aus dem Jahr 1950. In der Premierensaison<br />
der zweitklassigen DDR-Liga<br />
trat Concordia in der Südstaffel an –<br />
gegen die Vorläuferklubs von Erzgebirge<br />
Aue, Carl Zeiss Jena, Lok Leipzig<br />
und dem Chemnitzer FC. Viel zu<br />
SERIENHELDEN<br />
Namen: Etliche Klubs haben<br />
sich im Laufe der Jahrzehnte<br />
aufgelöst. Klubs mit wohlklingenden<br />
Namen wie der<br />
BFC Phönix oder der SC Komet,<br />
der BFC Burgund oder<br />
der BTuFC Toscana. Andere<br />
fusionierten. Blau-Weiß 90<br />
etwa entstand aus dem<br />
BTuFC Union 1892 und dem<br />
BFC Vorwärts 1898.<br />
Ahnen: Der BFC Hertha<br />
1892 wurde nach der Fusion<br />
mit dem <strong>Berliner</strong> SC zu Hertha<br />
BSC und kickt unter diesem<br />
Namen bis heute. Zwei<br />
deutschen Meisterschaften<br />
machen den Fußballklub<br />
zum erfolgreichsten seiner<br />
ArtinBerlin: 1930 und<br />
1931, dazu fünfmal Meisterschaftszweiter,zuletzt<br />
1975.<br />
jubeln gab es nicht. Nach nur einer<br />
Spielzeit verabschiedete man sich in<br />
immer niedrigere Ligen. In der ewigen<br />
Tabelle der DDR-Liga steht Concordia<br />
heute auf Platz 196. Dahinter<br />
folgen nur noch Traktor Groß-Lindowund<br />
LokomotiveMeiningen.<br />
CW war nie an einen Trägerbetrieb<br />
angeschlossen und damit einer<br />
von wenigen Privatvereinen in Ost-<br />
Berlin. Dies bedeutete, dass man<br />
fortan oft nicht mehr konkurrenzfähig<br />
war.„Hier gab’s halt keine Traumtänzer.Das<br />
waren schon alles Gute“,<br />
sagt Horst Lüdicke, ein weiterer<br />
Ü80er,aus dem Hintergrund. ImVerein<br />
ist er seit dem 1. September 1954.<br />
Auch er kickt noch regelmäßig dienstags.<br />
„Die Knochen sind aber nicht<br />
mehr so elegant. Mein Sohn sagt mir<br />
deshalb oft, ich sei bekloppt.“ Auch<br />
Lüdicke ist CWer durch und durch.<br />
IMAGO IMAGES/MATTHIAS KOCH<br />
Ist das der besondere Kick? Der Footballer auf dem Foto trägt zumindest<br />
das Trikot der Berlin Adler.Die sind Tabellenführer in der Regionalliga<br />
Ostund gastieren nun am Sonntag beim Tabellenzweiten Spandau<br />
Bulldogs im Helmut-Schleusener-Stadion an der Falkenseer Chaussee<br />
280 (15 Uhr). Es geht um den Aufstieg in die Zweite Liga, um den ganz<br />
besonderen Kick. Undesgeht um Wahrscheinlichkeiten. Zu 53 Prozent<br />
–das fanden Fans des American Football und der Statistik heraus –haben<br />
die Spandauer den Sieg in der Tasche. Inden zurückliegenden 41<br />
Partien kamen sie auf 35 Siege, zwei Unentschieden, vier Niederlagen<br />
und 1146:391 Punkte. Insgesamt natürlich. Die Gastgeber sind heimstark,<br />
haben seit 14 Spielen in Folge im eigenen Stadion nicht mehr verloren:<br />
Am 10. Juni 2017 unterlagen sie 7:14 den Berlin Bears. Für die<br />
Berlin Adler wirddie Luftveränderung nicht allzu groß sein angesichts<br />
der elf Kilometer langen Anreise. Die auf einem Fahrrad zurückgelegt,<br />
wären ein prima Aufwärmprogramm. Doch die Adler wissen auch so,<br />
wie man rasch in Fahrt kommt. Die jüngsten vier Auswärtspartien haben<br />
sie gewonnen, insgesamt kamen sie dabei auf 183:47 Punkte.Mindestens<br />
28 Punkte erzielten sie bei diesen vier Siegen. Undmal ehrlich:<br />
47 Prozent Siegwahrscheinlichkeit sind ja auch nicht übel. Wie sagte<br />
schon der große Quarterback JoeMontana: DerBall ist ein Ei,und das<br />
Spiel dauertmanchmal etwas länger.Oder war das Sepp Herberger selig?<br />
Egal: DieWahrheit liegt auf dem Platz. Am Sonntag ab 15 Uhr.<br />
„CWer halten zusammen, die rennen<br />
nicht einfach so auseinander.<br />
Undwir können ja auch ein bisschen<br />
was aufbieten“, sagt der 81-Jährige.<br />
Trotz der spärlich gesäten Kluberfolge<br />
in der knapp 125-jährigen Vereinsgeschichte<br />
gab es Concordia-<br />
Spieler,die es weit gebracht haben.<br />
„CW hatte ja auch mal einen Nationalspieler,<br />
einen Torsteher“, sagt<br />
Günter Kurz stolz. DenTraditionalisten<br />
im Klub ist der Name geläufig:<br />
Christian Schmidt. Der kickte von<br />
1909 bis 1912 im Verein. Im April<br />
1910 stand er bei der 2:4-Niederlage<br />
gegen die Niederlande am Platz. Damals<br />
wurde der 21-Jährige zum<br />
Mannschaftskapitän ernannt –und<br />
schrieb sich für lange Zeit in die Geschichtsbücher.<br />
Es dauerte 104<br />
Jahre, bis in Julian Draxler ein Jüngererdie<br />
DFB-Elf als Kapitän anführte.<br />
Auch einen Bundesligaspieler mit<br />
CW-Vergangenheit gibt es: Alfredo<br />
Morales von Fortuna Düsseldorf.<br />
Derverbrachte ein Jahr in Wilhelmsruh.<br />
Die erste Mannschaft der<br />
Schwarz-Weißen allerdings spielt<br />
derzeit in der Kreisliga. Eine Klasse<br />
höher sollte es gehen, sagt Günter<br />
Kurz. Das reiche schon. „CW hat<br />
noch nie Geld gezahlt. Das soll auch<br />
so bleiben“, sagt er.<br />
In der Reihe„Gründerväter“ erschienen:<br />
<strong>Berliner</strong>SV92(9. Aug.), SG Nordring (16. Aug.)<br />
Christian Schlodder<br />
porträtiert<strong>Berliner</strong> Klubs,<br />
die den DFB mit gründeten.<br />
FUSSBALL. DieRegeln sind einfach:<br />
DieSpieler dürfen keinen Privatbesitz<br />
durchqueren. DerBall darfnicht auf<br />
Friedhöfen, Gräbernoder Gedenkstätten<br />
gespielt, nicht in Taschen oder<br />
Rucksäcken versteckt werden.Wenn<br />
ein Torvor 17 Uhrfällt, kommt ein<br />
neuer Ball ins Spiel. So ungefähr funktioniertein<br />
Derby, das DerbyinDerbyshirejedenfalls<br />
mit dem Ursprung<br />
im 12. Jahrhundert, auf das alle anderenDerbyszurückgehen.<br />
Auch die in<br />
der Berlin-Liga, der Derby-Liga<br />
schlechthin. Dortgeltenaberweitestgehend<br />
die Regeln desWeltverbandes<br />
Fifa. Zudem sind Friedhöfe eher selten<br />
ein Problem. Beim Spitzenspiel<br />
vonSparta Lichtenberggegen Stern<br />
1900 im Stadionander Fischerstraße<br />
etwa befindet sich nur ein Recyclinghof<br />
in der Nähe,und das ist ja irgendwie<br />
etwas anderes als ein Friedhof.<br />
Anders als beim historischen Derby<br />
beginnt Sparta gegenStern 1900 nicht<br />
um 14 Uhr, sondernum14.30 Uhr<br />
und endet nicht um 22 Uhr, sondern<br />
nach rund 90 Minuten. Diesollten für<br />
ein paar schöne Derbytorereichen.<br />
Beide Teams haben in den bisher<br />
zwei Spieltagen schließlich je sechs<br />
Treffer erzielt. Dasverspricht gute<br />
Unterhaltung. Es sei denn, jemand<br />
versteckt die Bälle in seiner Tasche.<br />
Lokalrunde<br />
der Woche<br />
FUSSBALL. Großer Beliebtheit erfreuen<br />
sich Derbys auch in der Regionalliga<br />
Nordost, in der ein Drittel<br />
der 18 Teams aus Berlin kommt. So<br />
hat bereits am vorgezogenen sechsten<br />
Spieltag die zweite Mannschaft<br />
vonHertha BSC die Gelegenheit,<br />
sich mit der ersten Mannschaft des<br />
<strong>Berliner</strong> AK zu messen. Mitjeweils<br />
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Lesen Sie am Wochenende<br />
Reise<br />
Kinderfreundliches Tirol: Wenn<br />
Strandfans in die Berge fahren<br />
Geheimnisvolle Inselwelt: Bei den<br />
Seenomaden im Andamanen-Meer<br />
neun Punkten nach vier Saisonspielen<br />
sind sie die Verfolger vonLok<br />
Leipzig und des BFC Dynamo an der<br />
Tabellenspitzemit jeweils zehn Zählern.<br />
Diese beiden profitieren von<br />
der Erfindung des Fernduells: Die<br />
Leipziger empfangen Optik Rathenowzueiner<br />
Partie,die man selbst<br />
mit größtem Wohlwollen nicht als<br />
Derbybezeichnen könnte,wohingegen<br />
sich der BFC Dynamo bei der<br />
VSG Altglienicke noch eindeutig auf<br />
<strong>Berliner</strong> Stadtgebiet befindet. Was<br />
dem einen das Lokalderbyist dem<br />
anderen die Lokalrunde: Prost Primus<br />
Lok. Gegen den Drittletzten Rathenowist<br />
das Team klarer Favorit.<br />
ZAHL DER WOCHE<br />
666<br />
ist die Zahl des Tieres, laut Offenbarung<br />
des Johannes in der Bibel und<br />
in der NOFV-Oberliga (Nord). Tierisch<br />
eng geht es an der Tabellenspitze<br />
zu mit Tennis Borussia (6<br />
Punkte), Hansa Rostock II (6) und<br />
Neustrelitz (6). Im Duell der Rostocker<br />
mit TeBe am Freitag (18 Uhr)<br />
treffen Julian Hahnel (Hansa/4 Tore),<br />
Talha Sennur (TeBe/3), Thomas<br />
Franke (TeBe/2) und Henry Haufe<br />
(Hansa/2) aufeinander. Könnte also<br />
eine Offenbarung werden. (cs.)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 19 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Irgendwas<br />
mit<br />
Wasser<br />
Pita Taufatofua aus Tonga<br />
paddelt bei der Kanu-WM<br />
Pita Taufatofua fiel beim Start fast<br />
insWasser,nach wenigen Metern<br />
war die Konkurrenz enteilt, doch im<br />
Ziel war der „Coconut Fighter“ trotzdem<br />
glücklich. „Ich saß noch immer<br />
im Kanu, und das war eines meiner<br />
Ziele“, sagte der 35-Jährige nach<br />
dem Vorlauf über 200 Meter bei der<br />
WM in Szeged. Dass er Letzter<br />
wurde, war dem Mann aus Tonga<br />
egal. Schließlich hat er längst Tokio<br />
2020 im Visier. Eswäre seine dritte<br />
Olympia-Teilnahme in der dritten<br />
Sportart–nachTaekwondo 2016 und<br />
Skilanglauf 2018. In Rio, vor allem<br />
aber im kalten Pyeongchang war er<br />
als Fahnenträger mit nackter, eingeölter<br />
Brust weltberühmt geworden.<br />
„DreiTeilnahmen in drei Sportarten<br />
– das hat noch niemand geschafft,<br />
glaube ich“, hatte Taufatofua<br />
vor der Reise nach Ungarn gesagt.<br />
Die Wahl seiner neuen Sportart lag<br />
nahe, zumindest in der Gedankenwelt<br />
des Kraftpakets aus dem Pazifikstaat<br />
nahe der Fidschi-Inseln: „Es<br />
sollte irgendwas mit Wasser zu tun<br />
haben. Schließlich gibt es davon in<br />
Tonga genug.“<br />
Dann kam der erste WM-Start<br />
über die kürzest mögliche Distanz.<br />
Taufatofua hatte Mühe, sein Boot in<br />
die Startvorrichtung zu manövrieren,<br />
musste eine Extrarunde drehen.<br />
Das Ziel erreichte er nach 58,19 Sekunden,<br />
fast 25 Sekunden nach dem<br />
Sieger: „Persönliche Bestzeit. Das<br />
war immerhin besser als bei meinem<br />
ersten Taekwondo-Versuch.“<br />
Viele halten Taufatofua für verrückt,<br />
seine Starts für Show.Doch der<br />
in Australien geborene Sportler widerspricht.<br />
Er werde„nicht aufhören<br />
zu versuchen, Menschen zu inspirieren,<br />
die Probleme haben, Schmerzenoder<br />
Depressionen. Siesollen sehen:<br />
Kämpfe,kämpfe,kämpfe,dann<br />
kommst du irgendwann ans Ziel.“<br />
Um sich bei der WM für Olympia<br />
zu qualifizieren, hätte er Platz fünf<br />
belegen müssen. Die Chance war<br />
gleich null. Nunmuss er auf die Kontinentalwettbewerbe<br />
hoffen oder auf<br />
eine Einladung des IOC. (sid)<br />
Olympia-Einmarsch in Rio: Pita Taufatofua<br />
fällt der Welt erstmals auf. IMAGO IMAGES<br />
Alle<br />
wollen<br />
nach Ankara<br />
Volleyballerinen treffen zum<br />
EM-Auftakt auf die Schweiz<br />
V<br />
or der Fahrt anden Vorrundenspielort<br />
Bratislava schnauften<br />
Diagonalangreiferin Louisa Lippmann<br />
&Co. vor der Volleyball-Endrunde<br />
beim Teamabend durch. „Für<br />
uns war es wichtig, dass wir uns als<br />
Team mental auf die EM einschwören“,<br />
sagte Bundestrainer Felix Koslowski.<br />
Seit Mittwoch sind die Deutschen<br />
in der slowakischen Hauptstadt.<br />
Das junge Team ist heiß auf<br />
den Gruppenauftakt am Freitag<br />
(14.30 Uhr/Sport1) gegen die<br />
Schweiz. Erstmals wird die EM von<br />
vier Nationen ausgetragen. In Polen,<br />
der Türkei, der Slowakei und Ungarn<br />
kämpfen 24 Teams um Siege,soviele<br />
wie nie.Ziel ist die Finalrunde in Ankara.<br />
Nach fünften Plätzen 2015 und<br />
2017 wollen die Deutschen mindestens<br />
ins Viertelfinale. (dpa)<br />
Der das Gespräch sucht<br />
Eisbären-Trainer Serge Aubin will seine Spieler verstehen, um gemeinsam voranzukommen<br />
VonBenedikt Paetzholdt, Berchtesgaden<br />
Der Stolz und die Freude<br />
waren unübersehbar.<br />
Die20bis 30 Kinder vom<br />
Eislaufverein Berchtesgaden<br />
hätten glücklicher kaum sein<br />
können, als Serge Aubin sie von der<br />
Umkleidekabine zu den <strong>Berliner</strong><br />
Profis aufs Eis führte. Eine halbe<br />
Stunde lang ließen sich die Eisbären<br />
liebend gerne ausspielen. Und ihr<br />
Cheftrainer stand milde lächelnd daneben<br />
und genoss den Kontakt zu<br />
den Einheimischen, der bei einem<br />
Trainingslager sonst eher zu kurz<br />
kommt.<br />
Dieses öffentliche Training in der<br />
bitterkalten Eishalle mit Temperaturen<br />
nur knapp über dem Gefrierpunkt<br />
offenbarte zugleich einen wesentlichen<br />
Charakterzug des neuen<br />
EHC-Bandenchefs. Aubin, 44 Jahre<br />
alt, genießt den Austausch mit Menschen.<br />
Häufig in den letzten Tagen<br />
sah man den Kanadier in intensive<br />
Gespräche mit seinen Spielern vertieft.<br />
Während der ehemalige Cheftrainer<br />
Uwe Krupp bei Ausflügen<br />
dieser Artstets den Eindruck vermittelte,<br />
erster Mann im Eisbären-<br />
Staate zu sein, die Interaktion mit<br />
Spielern aufs Nötigste reduzierte,<br />
gibt sich Aubin als Teamspieler. „Es<br />
ist auch für mich sehr wichtig, dass<br />
ich die Gelegenheit habe, mit allen<br />
zu sprechen. Ich möchte erfahren,<br />
wie sie als Person ticken“, sagt er.<br />
Aubin versteht das Projekt bei<br />
den Eisbären als einen Neustart.<br />
Zum einen persönlich. „Ich musste<br />
zu Beginn des Jahres zum ersten Mal<br />
erfahren, wie es sich anfühlt, gefeuertzuwerden“,<br />
sagt er.Nachdem ihn<br />
der Schweizer Klub ZSC Lions im Januar<br />
vor die Tür gesetzt hatte. Vor<br />
drei Jahren, als die Hamburg Freezers<br />
ihren Betrieb einstellen mussten,<br />
fand er bald eine neue Beschäftigung<br />
bei den Vienna Capitals in Österreich.<br />
Aber das Gefühl der Machtlosigkeit,<br />
dass ein Verein die<br />
Zusammenarbeit stoppt, machte<br />
ihm zu schaffen. „Ich musste erst<br />
mal Kräfte sammeln und mich hinterfragen“,<br />
erzählt Aubin. Aber dann<br />
hätten sowohl die Eisbären als auch<br />
er gemerkt, dass man voneinander<br />
profitieren kann.<br />
Aubin ist aber auch angetreten,<br />
um dem Team einen Neustartzuverpassen.<br />
„Ich weiß natürlich, welche<br />
Rolle die Spieler vorher gespielt haben,<br />
aber ich will mir eine eigene<br />
Meinung bilden, wie ich sie einsetze“,<br />
sagt er. Dass die Erfolgsära<br />
mit sieben Titeln in neun Jahren<br />
Kommunikativ an der Bande: Serge Aubin<br />
Freitag: Für das Wochenende haben sich die<br />
Eisbären mit zwei namhaften Gegnernauf<br />
Testspiele verabredet. Am Freitag ist das<br />
Team vonTrainer SergeAubin zu Gast bei den<br />
Vienna Capitals. Spielbeginn ist um 19.30 in<br />
der Erste Bank Arena in Wien. Für den Gastgeber<br />
ist die Partie die Generalprobe für den<br />
Auftakt in der Champions Hockey League.<br />
NAMHAFTE TESTSPIELGEGNER<br />
DPA/CARSTENSEN<br />
Sonntag: Am Sonntag stellt der Gegner eine<br />
wohl noch größere Herausforderung dar,<br />
handelt es sich dabei doch um Mountfield<br />
HK Hradec Králové. Erst vorwenigen Tagen<br />
schlug der Klub aus der tschechischen Extraligadie<br />
Vienna Capitals 5:1. Für 16 Uhr ist<br />
der Spielbeginn terminiert, Spielortist die<br />
CPP-Arena.<br />
Das Ende der Ausreden<br />
längst vorbei ist, haben mittlerweile<br />
alle im Umfeld kapiert. DasTeamgefüge<br />
entsprechend auszurichten, haben<br />
seine Vorgänger nur halbherzig<br />
versucht. Waszum einen heißt, dass<br />
sich kein Führungsanspruch mehr<br />
aus längst vergangenen Titeln ableiten<br />
lässt.Vorallem lässt Aubin erkennen,<br />
dass die Jugend unter ihm eine<br />
echte Chance bekommt, sich zu beweisen.<br />
Lukas Reichel, 17, dem NHL-<br />
Qualitäten bescheinigt werden, lobt:<br />
„Der Trainer vermittelt, dass er wirklich<br />
an uns glaubt.“<br />
Dass der einstige NHL-Profi Aubin<br />
den Ruf genießt, das Potenzial<br />
bei jungen Eishockeyprofis zu wecken,<br />
zeigte sich an seiner Berufung<br />
in den Betreuerstab der kanadischen<br />
U18-Mannschaft bei der WM im<br />
Frühjahr. „Das war eine großartige<br />
Erfahrung für mich“, erzählt Aubin<br />
beim Gespräch nach dem Abendessen<br />
im Teamhotel Kempinski. „Natürlich<br />
macht es einen Unterschied,<br />
wie du mit Frank Hördler oder einem<br />
18-Jährigen sprichst. Mein Jobist es,<br />
beide Seiten zu verstehen, um gemeinsam<br />
in die gleiche Richtung zu<br />
gehen.“ Bislang kommt seine Artan.<br />
Marcel Noebels lobt, „dass der Konkurrenzkampf<br />
erhöht wurde“.<br />
In der vergangenen Saison spielten<br />
viele Eisbären unter ihren Möglichkeiten,<br />
erfüllten nicht den Führungsanspruch,<br />
den sie für sich beanspruchen.<br />
Neben den Zugängen<br />
birgt eine veränderte Teamchemie<br />
die größten Möglichkeiten, um die<br />
Play-offs ohne Umweg zuerreichen<br />
und sich dann kontinuierlich weiterzuentwickeln<br />
–soformuliert Aubin<br />
das Saisonziel. „Jeder will das letzte<br />
Spiel einer Saison gewinnen, aber<br />
dafür gibt es natürlich keine Garantie.Als<br />
wir in Wien 2017 den Titel gewannen,<br />
haben wir nicht an das Ziel<br />
gedacht, sondern uns jeden Tagneu<br />
den Herausforderungen gestellt.“<br />
Eine der größten Herausforderungen<br />
wird für ihn auch darin bestehen,<br />
die Fans von sich zu überzeugen.<br />
Eine Vergangenheit bei den<br />
Hamburg Freezers ist bei einigen<br />
Hartgesottenen in der Fankurve ein<br />
Makel. Aubin möchte den Zweiflern<br />
mit „schnellem, attraktivem“ Eishockey<br />
begegnen, „und die Fans stolz<br />
machen.“ Und erversichert: „Hamburg<br />
spielt für mich keine Rolle<br />
mehr,ich bin mit meinem Herzen zu<br />
100 Prozent hier in Berlin. Es geht für<br />
mich alleine darum, dass die Eisbärenerfolgreich<br />
sind.“ Im Trainingslager<br />
hat er jedenfalls viel für ein gegenseitiges<br />
Verständnis getan, ohne<br />
das ohnehin kein Erfolg möglich ist.<br />
Um den Anschluss an die englischen Topklubs wiederherzustellen, ist der FC Arsenal voll ins Risiko gegangen<br />
VonHendrik Buchheister,London<br />
Ende Maisah es so aus,als würden<br />
sich die Ambitionen des FC Arsenal<br />
innerhalb von 45Minuten verflüchtigen.<br />
Der Klub aus Nordlondon<br />
war in der Premier League nur<br />
Fünfter geworden, das Endspiel der<br />
Europa League gegen den Lokalrivalen<br />
FC Chelsea in Baku war die letzte<br />
Chance, noch die Qualifikation zur<br />
Champions League zu schaffen. Zur<br />
Pause stand es 0:0, doch in der zweiten<br />
Halbzeit fiel Arsenal in alte Muster<br />
zurück und brach zusammen.<br />
Die1:4-Niederlage war eine Demütigung,<br />
sie belegte, dass der Klub, der<br />
einst unter Arsène Wenger den internationalen<br />
Fußball revolutioniert<br />
hat, nur noch zu Europas B-Klasse<br />
gehört, höchstens. Schwerer noch<br />
als der verletzte Stolz wog allerdings,<br />
dass Arsenal zum dritten Mal nacheinander<br />
die Champions League<br />
verpasste,was eigentlich eine erhebliche<br />
Schwächung auf dem Transfermarkt<br />
im Sommer bedeuten sollte –<br />
und damit die Aussichten weiter verringerte,<br />
irgendwann wieder in die<br />
A-Klasse vorzudringen.<br />
Vordiesem Hintergrund ist es erstaunlich,<br />
was sich zur neuen Saison<br />
bei den Gunners getan hat. Arsenal<br />
hat nach Angaben der BBC insgesamt<br />
155 Millionen Pfund (umgerechnet<br />
knapp 170 Millionen Euro) inneues<br />
Personal investiert, mehr als jeder andereVerein<br />
der Premier League, und<br />
mit dem Geld an offensichtlichen<br />
Schwachstellen im Kader<br />
nachgebessert. Als neuer<br />
Chef der notorisch anfälligen<br />
Innenverteidigung<br />
kam der Brasilianer David<br />
Luiz vom Nachbarn Chelsea.<br />
Für die linke Abwehrseite<br />
warb Arsenal den<br />
hoch talentierten Kieran<br />
Tierney vom FCCeltic ab.<br />
Für die Mittelfeldzentrale<br />
wurde Dani Ceballos von<br />
Real Madrid ausgeliehen, für die Flügel<br />
kam Nicolas Pépé aus Lille,mit 80<br />
Millionen Euro der teuerste Transfer<br />
derVereinsgeschichte.<br />
Josh Kroenke, der Sohn von Klub-<br />
Besitzer Stan Kroenke, hat gerade in<br />
einem Interview mit der BBC erklärt,<br />
warum die Gunners trotz verpasster<br />
Champions-League-Qualifikation<br />
Arsenal-Coach<br />
Unai Emery<br />
AFP/MONIER<br />
umfassend einkaufen konnten. Die<br />
sportliche Leitung, konkretVinaiVenkatesham<br />
(Managing Director), Raúl<br />
Sanllehí (Head of Football) und Trainer<br />
Unai Emery hätten einfach „ihre<br />
Magie angewandt“. Doch mit übernatürlichen<br />
Begabungen alleine ist<br />
der Kaufrausch nicht zu erklären.<br />
„Wir haben gesagt: Lasst uns aggressiv<br />
sein und sehen, was<br />
möglich ist“, sagt Josh<br />
Kroenke und deutet an,<br />
dass die US-amerikanischen<br />
Besitzer auch eigenes<br />
Geld investiert haben.<br />
Nach Jahren der Lethargie<br />
wollen sie eine Aufbruchstimmung<br />
erzeugen.<br />
Kroenke spricht davon,<br />
dass ein Klub wie Arsenal<br />
immer den Anspruch habe,<br />
um die Meisterschaft mitzuspielen.<br />
15 Jahre sind vergangen seit dem<br />
bisher letzten Titelgewinn der Gunners<br />
mit den legendären Invincibles,<br />
und der Wegandie Spitzeist weit. 28<br />
Punkte betrug zuletzt das Defizit gegenüber<br />
Meister Manchester City. In<br />
der neuen Saison soll erst mal die<br />
Rückkehr in die Champions League<br />
gelingen. Davon dürfte die Zukunft<br />
von Trainer Emery abhängen. Er trat<br />
im vergangenen Jahr die Wenger-<br />
Nachfolge an und wurde in seiner ersten<br />
Spielzeit noch mit Nachsicht bewertet.<br />
Nach den Investitionen im<br />
Sommer hat er keine Ausreden mehr.<br />
Der Auftakt zur neuen Spielzeit<br />
macht Mut. Die Mannschaft hat die<br />
ersten beiden Partien gegen Newcastle<br />
United und den FC Burnley<br />
glanzlos gewonnen und ist damit<br />
zum ersten Malseit zehn Jahren wieder<br />
mit zwei Siegen gestartet. Unddas<br />
ohne Mesut Özil. Nach dem Angriff<br />
auf ihn und seinen Mitspieler Sead<br />
Kolasinac gehörten die beiden einstigen<br />
Bundesliga-Profis gegen Newcastle<br />
nicht zum Aufgebot. DiePartie<br />
gegen Burnley verpasste Özil wegen<br />
einer Erkältung. Mittlerweile befindet<br />
er sich wieder im Training, rechtzeitig<br />
zur ersten echten Prüfung der Saison.<br />
An diesem Sonnabend wird<br />
Emerys Mannschaft an der Anfield<br />
Road zum Duell mit Champions-<br />
League-Sieger und Vizemeister FC<br />
Liverpool erwartet. Die Partie wird<br />
zeigen, wie ernst die Ambitionen des<br />
neuen Arsenal zu nehmen sind.<br />
NACHRICHTEN<br />
Werthgewinnt bei der EM<br />
auch den Grand Prix Special<br />
DRESSURREITEN. Isabell Werth, 50,<br />
hat mit ihrer Stute Bella Rose den<br />
Grand Prix Special in Rotterdam gewonnen.<br />
Es war Werths 19. EM-Titel,<br />
bereits am Dienstag hatte sie mit der<br />
deutschen Equipe in der Mannschaftswertung<br />
gesiegt.<br />
US-Sprinter Coleman<br />
droht lange Sperre<br />
LEICHTATHLETIK. Demaktuell<br />
schnellsten Mann derWelt droht Ungemach:<br />
Christian Coleman, 23, hat<br />
offenbar drei Dopingkontrollen verpasst<br />
und muss demnach eine<br />
Sperrebefürchten. DerUS-Amerikaner<br />
soll innerhalb vonzwölf Monaten<br />
drei „Missed Tests“ gehabt haben.<br />
Daskann eine Sperrevon bis zu<br />
zwei Jahren nach sich ziehen.<br />
SC Magdeburg startet mit<br />
Sieg in die neue Saison<br />
HANDBALL. DerSCMagdeburgist<br />
mit einem Heimsieg in die neue Saison<br />
der Bundesliga gestartet. Der<br />
Dritte der Vorsaison setzte sich am<br />
Donnerstagabend mit 38:26 (17:12)<br />
gegen Aufsteiger HBWBalingen-<br />
Weilstetten durch. Bester Werfer bei<br />
EHF-Cup-Teilnehmer Magdeburg<br />
war TimHornke mit sieben Toren.<br />
Russische Sprinterin bricht<br />
zusammen und stirbt<br />
LEICHTATHLETIK. Dierussische<br />
Hürden- und Flachsprinterin Margarita<br />
Plawunowa, 25, ist im Urlaub<br />
bei einem Trainingslauf gestorben.<br />
Siewurde an der Straße in einem<br />
Dorfimwestrussischen Oblast<br />
Tamblowgefunden. Laut Augenzeugen<br />
sei sie zusammengebrochen.<br />
ZAHLEN<br />
Fußball<br />
Bundesliga, 2. Spieltag<br />
1. FC Köln -Borussia Dortmund Fr., 20.30<br />
1899 Hoffenheim -Werder Bremen Sa., 15.30<br />
Fortuna Düsseldorf -Bayer Leverkusen Sa., 15.30<br />
FSV Mainz 05 -Mönchengladbach Sa., 15.30<br />
FC Augsburg -1.FCUnion Berlin Sa., 15.30<br />
SC Paderborn07-SCFreiburg Sa., 15.30<br />
FC Schalke04-BayernMünchen Sa., 18.30<br />
RB Leipzig -Eintracht Frankfurt So., 15.30<br />
Hertha BSC -VfL Wolfsburg So., 18.00<br />
1. Borussia Dortmund 1 5:1 3<br />
2. RB Leipzig 1 4:0 3<br />
3. SC Freiburg 1 3:0 3<br />
4. Fortuna Düsseldorf 1 3:1 3<br />
5. BayerLeverkusen 1 3:2 3<br />
6. VfL Wolfsburg 1 2:1 3<br />
7. Eintracht Frankfurt 1 1:0 3<br />
8. Bayern München 1 2:2 1<br />
8. Hertha BSC 1 2:2 1<br />
10. Bor.Mönchengladbach 1 0:0 1<br />
10. FC Schalke04 1 0:0 1<br />
12. SC Paderborn07 1 2:3 0<br />
13. 1. FC Köln 1 1:2 0<br />
14. 1899 Hoffenheim 1 0:1 0<br />
15. Werder Bremen 1 1:3 0<br />
16. FSV Mainz 05 1 0:3 0<br />
17. FC Augsburg 1 1:5 0<br />
18. 1. FC Union Berlin 1 0:4 0<br />
Zweite Liga, 4. Spieltag<br />
ErzgebirgeAue -VfB Stuttgart Fr.,18.30<br />
Darmstadt 98 -Dynamo Dresden Fr., 18.30<br />
Hannover96-SpVgg Fürth Sa., 13.00<br />
Jahn Regensburg -Arminia Bielefeld Sa., 13.00<br />
VfL Bochum -SVWehen Wiesbaden Sa., 13.00<br />
1. FC Nürnberg -VfL Osnabrück So., 13.30<br />
1. FC Heidenheim -SVSandhausen So., 13.30<br />
Karlsruher SC -Hamburger SV So., 13.30<br />
FC St. Pauli -Holstein Kiel Mo., 20.30<br />
Dritte Liga, 6. Spieltag<br />
FC Ingolstadt -Hansa Rostock Fr., 19.00<br />
Braunschweig -Würzburger Kickers Sa., 14.00<br />
Preußen Münster -KFC Uerdingen Sa., 14.00<br />
SG Großaspach -Viktoria Köln Sa., 14.00<br />
Bayern München II -Chemnitzer FC Sa., 14.00<br />
1. FC Magdeburg -1860 München Sa., 14.00<br />
SV Meppen -CarlZeiss Jena Sa., 14.00<br />
Waldhof Mannheim -MSV Duisburg So., 13.00<br />
SpVgg Unterhaching -Hallescher FC So., 14.00<br />
FSV Zwickau -1.FCKaiserslautern Mo.,19.00
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 – S eite 20 *<br />
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Sport<br />
Will nicht mit seinem Vorgänger verglichen werden: Hertha-Coach Ante Covic<br />
OTTMAR WINTER<br />
„Ich werde Gänsepelle haben, keine Frage“<br />
Ante Covic über langfristige Entwicklungen im kurzlebigen Fußballgeschäft und sein erstes Heimspiel als Cheftrainer von Hertha BSC<br />
Ante Covic, 43, ist seit diesem<br />
Sommer Cheftrainer<br />
von Hertha BSC, auch weil<br />
er –wie Manager Michael<br />
Preetz immer wieder betont – die<br />
DNA des Klubs in sich trägt. Vordem<br />
ersten Saisonheimspiel am Sonntag<br />
gegen den VfL Wolfsburg sprachen<br />
wir mit ihm unter anderem über<br />
seine ersten Erfahrungen in der<br />
neuen Verantwortung und den mitunter<br />
schon nervigen Vergleich mit<br />
seinem Vorgänger PalDardai.<br />
Herr Covic, in Ihrer Karriere gibt es<br />
auch allerlei Brüche. Bevor Sie zu<br />
Hertha BSC zurückkehrten, waren<br />
Siesogar ein Jahr vereinslos.<br />
Ich stand 2002 beim 1. FC Saarbrücken<br />
kurzvor der Vertragsverlängerung<br />
und riss mir dann beim Joggen,<br />
als ich über einen Ast gestolpert<br />
bin, das Kreuzband. Als vereinsloser<br />
verletzter Spieler hast du kaum eine<br />
Chance weiter Fußzufassen. Als ich<br />
wieder gesund war, war ich bereits<br />
mit dem SC Paderborneinig. Trainer<br />
Pavel Dotchev wollte mich unbedingt<br />
haben. Ichwar auch schon auf<br />
dem Weg zur Vertragsunterzeichnung,<br />
als mich Dieter Hoeneß (damals<br />
Hertha-Manager, d.R.) anrief<br />
und sagte: „Junge, dukommst jetzt<br />
nach Hause!“<br />
Demkonnten Sienicht widerstehen?<br />
Gott sei Dank habe ich mich da<br />
wieder für Hertha entschieden. Dort<br />
habe ich dann noch sieben Jahregespielt,<br />
mit fließendem Übergang<br />
zum Co-Trainer. Das war mein Einstieg<br />
in die Trainerkarriere. Dafür bin<br />
ich sehr dankbar. Und trotz vieler<br />
Angebote in den vergangenen Jahren<br />
bin ich bei Hertha geblieben, denn<br />
ich war immer der Meinung, dass<br />
man sich am besten entwickeln und<br />
verwirklichen kann, wenn man auch<br />
langfristig plant.<br />
Wiesehr hat sich Ihr Leben verändert,<br />
seitdem bekannt wurde, dass SieHerthas<br />
neuer Cheftrainer werden?<br />
Ichwerde jetzt häufiger angesprochen,<br />
wenn ich einkaufen gehe.Aber<br />
ich bewege mich ja seit zig Jahren in<br />
meinem gleichen Umfeld, außerhalb<br />
wie auch im Verein, und habe auch<br />
seit vielen Jahren den selben Freundeskreis.<br />
Darunter sind viele, die<br />
nichts mit dem Fußball zu tun haben,<br />
die ich über meine Kinder vor20Jahren<br />
kennengelernt habe. Dass dieser<br />
Kreis anonym ist, darauf lege ich großen<br />
Wert. Man darf imFußball und<br />
im Leben nicht den Blick für die Realität<br />
verlieren. Für mich ist entscheidend,<br />
dass ich mich bei meiner Arbeit<br />
als Person nicht verändernmuss.Ich<br />
werdeimmer so bleiben, wie ich bin.<br />
Ob als Trainer der U23 oder jetzt bei<br />
den Profis. Ich bleibe derselbe<br />
Mensch, auch wenn sich die Wahrnehmung<br />
in Details ändert. Ichmuss<br />
mich für diesen Jobnicht verändern.<br />
Dasist das Schönste für mich. Sobald<br />
ich das Grün des Rasens sehe,bin ich<br />
scharfgestellt. So ticke ich schon immer.<br />
Aber außerhalb des Platzes bin<br />
ich anders.<br />
Ist esfür Sie besonders schwer, das<br />
Erbe vonPal Dardai anzutreten?<br />
Pal hat über viereinhalb Jahre einen<br />
tollen Jobgemacht. Ichbeschäftige<br />
mich aber nicht mit der Vergangenheit.<br />
Man profitiert nicht davon,<br />
wenn man in der Vergangenheit lebt.<br />
Man versucht, sich selbst treu zu<br />
bleiben und seine eigenen Impulse<br />
zu setzen. Jeder Mensch, der voreilig<br />
über mich geurteilt hat, der gesagt<br />
hat, das ist dieselbe Soße wie bei Pal<br />
Dardai, ist nach relativ kurzerZeit eines<br />
Besseren belehrtworden.<br />
Wasmeinen Siemit selber Soße?<br />
Viele haben gesagt, dass bei Pal<br />
und mir dasselbe rauskommt, weil<br />
ich wie auch er vorher Mannschaften<br />
unserer Akademie trainiert habe.<br />
Warum setzt der Verein nicht einen<br />
anderen Impuls. Dahabe ich mich<br />
gefragt: Ihr wisst doch gar nicht, wie<br />
ich arbeite. Ihr wisst doch gar nicht,<br />
ZUR PERSON<br />
Der Spieler: Covic wurde in der Jugend vonHajduk Split ausgebildet. 1991, nachdem seine<br />
Familie vordem Balkankrieg nach Deutschland geflüchtet war,spielte er zunächst für den<br />
Nachwuchs vonHertha BSC, um bereits 1992 zum VfB Stuttgartzuwechseln. Nach seiner<br />
Rückkehr kam er bei Hertha zwischen 1996 und 2000 auf 74 Bundesligaeinsätze.<br />
Der Trainer: 2010 beendete Covic seine Profikarriere, wurde im Anschluss bei Hertha Trainer<br />
der U15. Im November 2013 übernahm er die Zweite Mannschaft vonHertha BSC.C<br />
was ich für ein Mensch bin. Es gibt für<br />
mich auf der ganzen Welt keine zwei<br />
gleichenTrainer.Der eine hat hier seinen<br />
Schwerpunkt, der andere dort.<br />
Vondaher sollte man Menschen Zeit<br />
geben. Dasmeinte ich damit.<br />
Nerven Siedie Vergleiche?<br />
Nein, weil das ja gar nicht geht.<br />
Dann vergleicht man Birnen mit Äpfeln.<br />
Wir sind zwar beide Trainer. Pal<br />
hat sich in seiner Zeit und mit seiner<br />
Art ein gewisses Standing erarbeitet.<br />
Das war eine enorme Leistung über<br />
viereinhalb Jahrebei einem Bundesligisten.<br />
Ichbin erst am Anfang.<br />
Es geht ja dabei nicht in erster Linie<br />
um den Menschen, sondern vielmehr<br />
darum, die Unterschiede in der Trainerarbeit<br />
zu analysieren.<br />
Wir haben beide eine etwas unterschiedliche<br />
Auffassung vom Fußball.<br />
Jeder legt auf etwas anderes<br />
mehr Wert, ohne jetzt zu sagen: Das<br />
ist besser, das ist schlechter. Letzten<br />
Endes befinden wir uns im Profi-<br />
Fußball. Da wird nach Ergebnissen<br />
abgerechnet. Die Tabelle lügt nicht.<br />
Und wir Trainer werden alle daran<br />
gemessen. Nichtsdestotrotz werde<br />
ich alles daran setzen, dass die<br />
Mannschaft jederzeit bestmöglich<br />
vorbereitet ist, damit wir einen ordentlichen<br />
Platz belegen.<br />
Haben Sie ein Ritual vor oder nach<br />
den Spielen? Vielleicht etwas, was Sie<br />
bereits als Spieler schon gemacht haben?<br />
Nein. Das Einzige, was ich als<br />
Trainer anders mache ist, dass ich<br />
wesentlich durchdachter an die Sache<br />
rangehe.Ich gestalte die Abläufe<br />
der ganzen Wochen so, dass ich mit<br />
dem Gefühl ins Spiel gehe,die Hausaufgaben<br />
bestmöglich erledigt zu<br />
haben. Am Spieltag hinterfrage ich<br />
mich noch mal kurz, ob wir rückblickend<br />
in der Vorbereitung auf die<br />
Partie alles gemacht haben. Dann<br />
geh ich mit einem positiven Gefühl<br />
in das Spiel. Ichwerfe den Jungs über<br />
die Woche ein Paar Anker auf den<br />
Platz, an denen sie sich dann im<br />
Spiel festhalten können.<br />
In der ersten Runde des DFB-Pokals<br />
souverän mit 5:1 gegen Eichstätt weiter,<br />
jetzt die große Überraschung mit<br />
dem 2:2-Auswärtserfolg beim FC<br />
Bayern. Es ging gut los. Jetzt kommt<br />
das erste Heimspiel gegen den VfL<br />
Wolfsburg ...<br />
Das erste Heimspiel löst bei mir<br />
noch mal ein zusätzliches Kribbeln<br />
aus. Ich würde lügen, wenn ich das<br />
verneinen würde. Ich bin über 20<br />
Jahre im Verein und werde am<br />
Sonntag erstmals in anderer Funktion<br />
in unser Wohnzimmer gehen.<br />
Man schaut sich um, rechts, links.<br />
Da werden mit Sicherheit Erinnerungen<br />
an die vielen schönen Momente,<br />
die man dort mit anderen<br />
Menschen in der Vergangenheit<br />
hatte, hochkommen. Dass ich<br />
dann auch Gänsepelle haben werde,<br />
keine Frage.<br />
Welche ist Ihre schönste Erinnerung<br />
an das Olympiastadion?<br />
Der 2:1-Sieg im Jahr 1998 gegen<br />
Bayern, der Aufstieg in die Bundesliga,<br />
der Sieg gegen Kaiserslauternin<br />
der Zweiten Liga. Das sind so viele<br />
schöne Momente,die man nicht vergleichen<br />
kann und die unvergesslich<br />
bleiben. Ich war ein Teil davon, ein<br />
Teil der Mannschaft, die diese Stadt<br />
damals für Hertha wieder begeistert<br />
hat. Da ist ein Funke übergesprungen.<br />
Diejenigen, die schon länger<br />
hier sind, wissen, dass Hertha früher<br />
vor gerade mal 4500 Zuschauern<br />
spielte. Doch dann haben wir 1996<br />
ein Feuer entfacht. Jetzt müssen wir<br />
schauen, wie wir die Flamme regulieren<br />
und ob wir sie noch weiter<br />
nach oben peitschen können. Das<br />
wäreschön.<br />
DasGespräch führtenWolfgang Heise<br />
und Sebastian Schmitt.<br />
Vonweißen Fahnen und Roten Laternen<br />
Unions Trainer Urs Fischer sucht unverdrossen den richtigen Wegzuden ersten Bundesligapunkten der Köpenicker<br />
VonMathias Bunkus<br />
Wie Augsburg die herbe 1:5-<br />
Schlappe in Dortmund zum<br />
Liga-Start verarbeitet hat, ist bekannt.<br />
Die bayerischen Schwaben<br />
reagierten auf dem Transfermarkt<br />
und machten auch keinen Hehl daraus,<br />
dass der frühere Leverkusener<br />
Tin Jedvaj sowie der zuvor vertragslose<br />
Stephan Lichtsteiner am Sonnabend<br />
(15.30 Uhr) gegen den 1.FC<br />
Union vor ihrem Debüt stehen,<br />
wenn der Liga-Vorletzte auf den Träger<br />
der Roten Laterne trifft.<br />
Trainer Urs Fischer hingegen<br />
wollte keine Rückschlüsse darauf zulassen,<br />
wie er denn diese Frustbewältigung<br />
angehen wird. Ob es in<br />
Augsburg ein Spiel der zweiten<br />
Chance für die Leipzig-Verlierer geben<br />
wird oder ob er am Personalkarussell<br />
dreht. „Natürlich mache ich<br />
mir Gedanken, den einen oder anderen<br />
Wechsel vorzunehmen“, sagte<br />
Fischer und betonte nahezu im gleichen<br />
Atemzug, dass es aber Situationen<br />
gebe, indenen ein Spieler nach<br />
einer schlechten Leistung eine neuerliche<br />
Bewährungsprobe verdient.<br />
„Der Start war nicht gut, das ist<br />
uns allen bewusst. Du hast Fehler gemacht,<br />
die du auf dem Niveau nicht<br />
machen darfst. Aber irgendwie die<br />
weiße Fahne schwenken, nach nur<br />
einem Spiel, daran verschwende ich<br />
keinen Gedanken“, so Fischer. Die<br />
Last des Favoriten verordnete der<br />
Fußballlehrer aufseiten der Gastgeber.<br />
Weil sie seit zehn Jahren in der<br />
Ersten Liga sind und einige Stürme<br />
dortgewetterthaben.„Ein Sieg ist für<br />
sie Pflicht. Es liegt allein an uns, ob<br />
wir ihnen das Leben schwermachen<br />
können.“<br />
Unabhängig davon, dass er von<br />
seinen Jungs mehr Gedankenschnelle<br />
fordert, was zum Leidwesen<br />
des 53-Jährigen im Training schwer<br />
zu simulieren ist, dürfte er schlussendlich<br />
doch ein wenig am Feintuning<br />
der Startelf arbeiten. So sollte<br />
der Einsatz von Sheraldo Becker<br />
nicht verwundern. DerNiederländer<br />
hatte gegen Leipzig durchaus für<br />
Schwung gesorgt nach seiner Hereinnahme<br />
für Suleiman Abdullahi.<br />
Zudem deutet einiges auf den Einsatz<br />
von Marcus Ingvartsen hin, der<br />
ja in der Vorbereitung zu gefallen<br />
wusste. Dadurch könnte Christian<br />
Gentner eine Position nach hinten<br />
rücken, als Partner von Grischa Prömel<br />
auf der Doppelsechs auflaufen.<br />
Leidtragender wäreindem Fall dann<br />
RobertAndrich.<br />
Dass Union als Lernender in der<br />
Liga, in der es sich schnellstmöglich<br />
zu „adaptieren“ gelte, Erfahrung benötige,<br />
wies er zwar nicht zurück,<br />
doch sei das nicht der allein seligmachende<br />
Weg. Wasdaher nicht für das<br />
Debüt von Neven Subotic spricht.<br />
„Ich glaube, niemand kann besser<br />
beurteilen wie wir im Team, wo er<br />
sich befindet auf dem Weg zurück.<br />
Jetzt war er erst einmal auf der Bank<br />
und dann schauen wir mal, wie es<br />
weitergeht“, so Fischer.<br />
Vielleicht kommen die Eisernen<br />
einfach schon dadurch besser ins<br />
Spiel, dass dieser Auftritt im Bayernland<br />
nicht so total überfrachtet wird<br />
wie das Bundesliga-Debüt als solches<br />
zuvor. Die angespannten Nerven<br />
dürften also etwas weniger strapaziert<br />
sein als noch am Wochenende.<br />
„Wir haben“, so Fischer, „die<br />
Möglichkeit zu zeigen, dass wir es<br />
anders können.“
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 – S eite 21 *<br />
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Feuilleton<br />
In Paris eröffnet ein<br />
Museum der Résistance<br />
und der Befreiung<br />
Seite 22<br />
„Jeff Tweedy ist eine Schlüsselfigur,die keiner kennt.“<br />
Frank Junghänel über die Biografie des amerikanischen Independant-Musikers Seite 23<br />
Sprache sprechen<br />
Ick verstah<br />
dat nich<br />
Ulrich Seidler<br />
sieht Übertitel im Theater<br />
nicht nur positiv.<br />
Theater,die etwas auf sich halten,<br />
betreiben eine Übertitelungsanlage.<br />
Inzwischen werden standardmäßig<br />
die auf der Bühne gesprochenen<br />
deutschen Dialoge für das englischsprachige<br />
Publikum übersetzt.<br />
Und wenn, was immer häufiger der<br />
Fall ist, die Figuren auf der Bühne<br />
eine andere Sprache sprechen (oder<br />
singen), lässt sich die deutsche<br />
Übersetzung einblenden. So kennt<br />
man es aus den Opern, die das schon<br />
längst eingeführthaben. DieVorteile<br />
liegen auf der Hand –bis dahin, dass<br />
man Nuscheltext gegebenenfalls in<br />
einer Fremdsprache nachlesen<br />
kann. Dennoch hat Michael Lang,<br />
der Intendant des Hamburger Ohnesorg-Theaters<br />
solcheWünsche abgeschmettert.<br />
Übertitel, sagte er der<br />
Deutschen Presse-Agentur, kämen<br />
für sein Haus, indem Plattdeutsch<br />
gespielt wird, nicht infrage.Warum?<br />
Das eher auf Unterhaltung zielende<br />
Ohnesorg-Theater führteinen<br />
literarischen Grund an. Die Stücke<br />
lebten vom Wortwitz, es wäre<br />
schade, wenn der halbe Saal schon<br />
lacht und die andere Hälfte erst,<br />
wenn sie die Pointe gelesen hat –<br />
wenn sie überhaupt mit dem Lesen<br />
hinterherkommt, weil die Dialoge<br />
oft in hohem Tempo geführtwürden.<br />
Das ganze Timing – letztlich der<br />
Herzrhythmus vonBoulevardhumor<br />
und Komödie –würde ins Stottern<br />
kommen und abgewürgt werden.<br />
Nichts sagt Lang dazu, dass Übertitel<br />
sowieso in die dramatische<br />
Grundabmachung pfuschen und die<br />
Illusion verletzten, dass die Figuren<br />
auf der Bühne das sagen, was ihnen<br />
im Moment und in der konkreten<br />
Spielsituation einfällt. Gut, das guckt<br />
sich vielleicht weg. So wie man ausblendet,<br />
dass es meist auswendig gelernter<br />
Text ist, der gesprochen wird.<br />
Aber übt die Titelei nicht auch Druck<br />
auf den Spieler aus, der sich nicht<br />
dem Flow hingeben, das Tempo und<br />
vielleicht sogar den Text der Situation<br />
anpassen darf, sondernmit dem<br />
Wissen spielt, dass, was er spricht,<br />
per Übertitel kontrolliert werden<br />
kann? Ickweeß nich (I don’t know).<br />
Ungestörte Vielfalt<br />
Viel Programm, Inklusion und kein BDS: So war der Eröffnungstag des Pop-Kultur-Festivals<br />
VonJohannes von Weizsäcker<br />
Noch mehr als in den Vorjahren<br />
wird beim Pop-<br />
Kultur-Festival auf Inklusion<br />
geachtet. Das Kopfsteinpflaster<br />
der Kulturbrauerei<br />
wurde mit barrierefreien Boden belegt,<br />
und für viele Darbietungen gibt<br />
es Gebärdensprachendolmetscher,<br />
was übrigens oft eine visuelle Bereicherung<br />
darstellt, da viele der Übersetzerinnen<br />
auch emotionale Instrumentalpassagen<br />
in Gestik und Mimik<br />
wiedergeben.<br />
So erhielt die eher etwas inhaltsleere<br />
Darbietung von Fabian<br />
Altstötter aus der ehemaligen Band<br />
Sizzar, der nun unter dem Namen<br />
Jungstötter auftritt, doch ein wenig<br />
von der emotionalen Dringlichkeit,<br />
die sie benötigte.Jungstötters Orientierung<br />
an Nick-Cave-Balladen und<br />
dem Spätwerk des kürzlich verstorbenen<br />
Mark Hollis von Talk Talk<br />
wurde von den Musikern fachgerecht<br />
umgesetzt, allein mangelte es<br />
Altstötter an der für die Erbauung<br />
der Zuhörer essentiellen Zerrissenheit<br />
jener Finster-Pop-Vertreter.<br />
Aber man kann der Jugend ja<br />
schlecht sagen, sie solle gefälligst wieder<br />
mehr Heroin nehmen, um bessereMusik<br />
zu machen! Undauch klaren<br />
Kopfes lässt sich aufwühlendes<br />
Geräusch erzeugen; z. B. beim Projekt<br />
Rosacea der Hamburger Klangkünstlerin<br />
Leyla Yenirce, die sich in Noise-<br />
Collagen mit dem Genozid an der jesidischen<br />
Bevölkerung durch den IS<br />
auseinandersetzte. Zuvor, bei der Eröffnungsfeier,hatte<br />
Yenirce,die beim<br />
Festival einen Workshop leitet und<br />
heute mit ihrer Band OneMother auftritt,<br />
in einer kurzenAnsprache bestätigt,<br />
wie wichtig Kontakt zu anderen<br />
Kulturschaffenden sowie „Menschen<br />
mit Macht“ seien.<br />
Kritiker hatten mehrfach bemängelt,<br />
Pop-Kultur nutzedie reichhaltigen<br />
Senats- und Bundesmittel vorallem,<br />
um <strong>Berliner</strong> Kulturmanagern<br />
ein Stelldichein mit Freigetränken zu<br />
finanzieren, bei dem dann Acts zu<br />
sehen seien, die in schöner Regelmäßigkeit<br />
in der Stadt auftreten. Sinnvoller<br />
sei stattdessen eine langfristige<br />
Förderung lokaler Künstler.<br />
Aufdie Konsumenten vonFreigetränken<br />
wirkte die Mitteilung von<br />
Kultursenator Klaus Lederer, dass<br />
die Förderanteile des Bundes für<br />
Heißblütig und divenhaft kalt: Anna Calvi im Kesselhaus.<br />
Das Festival Die Nachfolgeveranstaltung<br />
der Berlin Music<br />
Week wird 2019 zum<br />
fünften Mal vomMusicboard<br />
Berlin organisiert, es kuratierten<br />
Katja Lucker,Martin<br />
Hossbach, Christian Morin.<br />
POP-KULTUR 2019<br />
Programm Bis einschließlich<br />
Sonnabend wird die gesamte<br />
Kulturbrauerei bespielt,<br />
mit Kesselhaus, Maschinenhaus,<br />
Frannz etc.,<br />
alle Informationen unter<br />
www.pop-kultur.berlin<br />
ROLAND OWSNITZKI<br />
Talk Extra hingewiesen sei<br />
auf das Gespräch über „Die<br />
Notwendigkeit eines unabhängigen<br />
Musikjournalismus“<br />
in Zeiten der sozialen<br />
Medien, heute, 19 Uhr,im<br />
Haus für Poesie.<br />
2020 noch nicht gesichert seien, ein<br />
wenig besorgniserregend. Aber eben<br />
vor allem deshalb, weil die diesjährige<br />
Zahl an Vorträgen, Workshops,<br />
Auftragsarbeiten (wie der von Rosacea)<br />
und Residenzen darauf hinwies,<br />
dass die Festivalleitung unter Katja<br />
Lucker,Martin Hossbach und Christian<br />
Morinbei der Planung doch primär<br />
die Musik im Sinn hatten.<br />
Hochtemperiert war die Stimmung<br />
im Kesselhaus beim Konzert<br />
von Anna Calvi, die sich heißblütig<br />
und zugleich divenhaft kalt inszenierte<br />
und dazu die Post-Blues-Gitarre<br />
emotional dengeln ließ. Zuvor<br />
hatte Mykki Blanco lilabekleideten<br />
Post-Gender-Rap geboten und dabei<br />
das Kesselhaus gut aufgemischt. Auf<br />
abgründigeWeise verhaltener hingegen<br />
der Wiener Lo-Fi-Rap der Klit-<br />
Clique im Rambazamba-Theater.<br />
Wie die beiden Protagonistinnen zu<br />
verhallten Trap-Beats Feminismus,<br />
Trap-Klischees und Selbstzweifel zu<br />
einem komischen und doch bewegenden<br />
Ganzen zusammenklebten,<br />
gehörte zu den Highlights dieses ersten<br />
Abends.<br />
Weniger subversiv ging es bei der<br />
Darbietung der weißrussischen<br />
Band Molchat Doma zu, ebenso bei<br />
der TelAviver Musikerin Chen Steinberg<br />
alias Xen. Durch die Unterstützung<br />
israelischer Künstler wurde die<br />
israelische Botschaft zur Kleinsponsorin<br />
des Festivals, was erneut die<br />
anti-israelische BDS-Kampagne auf<br />
den Plan rief. Zwar gab es diesmal<br />
keine durch den BDS erwirkten Absagen<br />
vonBands oder gar Störungen<br />
vonVeranstaltungen. Doch hatte die<br />
Festivalleitung alle angefragten<br />
Künstler vorab informiert, dass eine<br />
Mitfinanzierung durch die israelische<br />
Botschaft und somit ein BDS-<br />
Aufruf zum Boykott wahrscheinlich<br />
werde, sodass einige angefragte<br />
Künstler frühzeitig über ihre Teilnahme<br />
befinden konnten.<br />
Wie dem auch sei, die Inklusion<br />
ließ sich ohne BDS-Protest ungestörter<br />
betonen, nicht zuletzt durch die<br />
Komprimierung vonWagners „Ring“<br />
in eine einstündige Sci-Fi-Trash-<br />
Pop-Oper durch Jens Friebe und 21<br />
Downbeat, die Band des inklusiven<br />
Ramabazamba-Theaters: keine<br />
ewige Melodie, keine aufreibende<br />
Harmoniekomplexität, dafür den<br />
Walkürenritt als Country-Thema àla<br />
„Raw Hide“. Toll!<br />
NACHRICHTEN<br />
Schlagertexterin Irma<br />
Holder gestorben<br />
Sieschrieb Hits wie „Hello Again“<br />
und textete Schlager für Michelle<br />
und Heino,Freddy Quinn und Udo<br />
Jürgens: Nunist die Schlagertexterin<br />
Irma Holder im Alter von93Jahren<br />
im baden-württembergischen Gärtringen<br />
gestorben. Dies teilte das<br />
Standesamt des Ortes am Donnerstag<br />
mit. Holder,die rund 1000 Titel<br />
in Wortegefasst hat, starb bereits am<br />
16. August. Hunderte ihrer Songs<br />
konnten sich in den Charts platzieren.<br />
2017 wurde sie mit dem Deutschen<br />
Musikautorenpreis geehrt.<br />
Diegelernte Bankkauffrau schrieb<br />
für RoyBlack, Tommy Steiner oder<br />
KarelGott. „Und morgen früh küss’<br />
ich Dich wach“ vonHelene Fischer<br />
stammt auch aus ihrer Feder. (dpa)<br />
Filmpreis für Dokumentation<br />
„Kulenkampffs Schuhe“<br />
DieFernsehdokumentation „Kulenkampffs<br />
Schuhe“ wirdindiesem Jahr<br />
mit dem Preis CLIO für den besten<br />
Film zu einem historischen Thema<br />
ausgezeichnet. DieEhrung erfolgt<br />
im Rahmen des Festivals Moving<br />
History, das in Kooperation mit der<br />
Filmuniversität „Konrad Wolf“ in Babelsbergstattfindet.<br />
In ihrem Film<br />
behandelt die Autorin und RegisseurinRegina<br />
Schilling das Beschweigen<br />
vonNationalsozialismus und<br />
Kriegserfahrung in der Bundesrepublik<br />
der 50er-bis 80er-Jahre. Sieverknüpft<br />
dabei ihreFamiliengeschichte<br />
mit den Unterhaltungsshows im<br />
Fernsehen dieser Zeit. (BLZ)<br />
Deutscher Filmpreis künftig<br />
auch für visuelle Effekte<br />
Von2020 an wirdKulturstaatsministerin<br />
Monika Grütters den Deutschen<br />
Filmpreis auch in der Kategorie„Beste<br />
visuelle Effekte und Animation“<br />
vergeben. Dies hat Grütters<br />
gemeinsam mit der Deutschen Filmakademie<br />
beschlossen. Visuelle Effekte<br />
(VFX) gehörten zum Standardrepertoireder<br />
Filmproduktion und<br />
würden immer wichtiger,soGrütters.Das<br />
mit der Auszeichnung verbundene<br />
Preisgeld von10000 Euro<br />
solle zudem einen finanziellen Anschub<br />
für VFX-Innovationen made<br />
in Germany ermöglichen. (BLZ)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Unsere Lehrer<br />
Frau Freya:<br />
Kunst<br />
VonKaroline Klemke<br />
ImNachhinein denke ich, Frau Freya hatte<br />
nicht den leisesten Schimmer davon, wie<br />
wichtig sie für mich war.Inihrem Unterricht<br />
quälte ich mich, Woche für Woche, Jahr für<br />
Jahr.Sie trug schwarze Künstlerkleidung und<br />
Schlafzimmerblick. Und ich trug den Nachnamen<br />
eines Mannes, der alles illustrierte<br />
und bemalte,was nicht bei drei auf den Bäumen<br />
war. Bücher, Grußkarten, Theaterkulissen,<br />
Briefmarken, Zeitschriften, Tücher, Servietten.<br />
Alle in der Familie waren so beschäftigt<br />
damit, irgendetwas grafisch zu gestalten,<br />
dass niemand auch nur im Entferntesten<br />
daran dachte, den Kindern Zeichnen beizubringen.<br />
Wirsahen zwar fast jeden Tagdabei<br />
zu, aber das war einschüchternd.<br />
Genau fünf Pinselstriche brauchte mein<br />
Großvater, umeine Frau mit Katze auf einer<br />
Blumenwiese zu zeichnen. In Briefmarkengröße.Wenn<br />
ich etwas zeichnete, warf ereinen<br />
Blick darauf und sagte: „Sehr schön. Das<br />
machst du jetzt noch dreihundertmal.“ Das<br />
war mir entschieden zu viel, und ich stellte<br />
meine Versuche bis auf weiteres ein.<br />
Nur imKunstunterricht malte ich noch.<br />
Die Themen wechselten. Porträt, Plakat,<br />
Stillleben. Und vielleicht war es Konzept,<br />
vielleicht Mutlosigkeit. Aber nie gab es auch<br />
nur eine einzige handwerkliche Anleitung.<br />
So etwas wie: Die Augen liegen etwa in der<br />
Mitte des Kopfes,und die Iris ist nie als voller<br />
Kreis zu sehen, sondern immer angeschnitten.<br />
Wir sollten uns ausdrücken. Ganz frei,<br />
ohne Regeln. Es war die Hölle.<br />
Ich erinnere mich an ein einziges Mal,<br />
dass sie etwas erklärte. Sie wies uns auf ein<br />
Wandbild hin.„Seht mal, die Lichtpunkte auf<br />
den Kirschen. So wirken sie runder.“ Aha. Ein<br />
NADIA BUDDE<br />
heller Farbtupfer an der richtigen Stelle.Und<br />
einen Moment hatte ich Hoffnung.<br />
Doch die hielt nur kurze Zeit. Später lautete<br />
das Thema „sozialistische Produktion“.<br />
Ich zeichnete eine verbeulte Schüssel. Sie<br />
beugte sich von hinten über mich und sagte<br />
es. Den Satz, den ich hundertmal selbst gedacht<br />
hatte.Ich höreihreStimme noch heute:<br />
„So begabt, wie dein Großvater, bist du wirklich<br />
nicht.“ Halblaut mit einem leichten Seufzen.<br />
Ichlegte den Bleistiftbeiseite und für eine<br />
halbe Sekunde hoffte ich, es würde noch ein<br />
Nachsatz kommen. EinAusweg. Eine Rettung<br />
Aber sieschwieg. Du brauchst es gar nicht erst<br />
versuchen. Es ist sinnlos.<br />
Zehn Jahrelangnahm ich nach der Schule<br />
keinen Stift mehr in die Hand. Mein Kunstlehrer<br />
im Abitur war ein alter kahlköpfiger<br />
Mann, der einen weißen Kittel trug. Er<br />
scherte sich nicht um Talent.„Man muss sich<br />
erlauben, es richtig zu versauen.“ Wir durften<br />
unsere Projekte selbst wählen. Nur einmal<br />
im Monat mussten wir in den Unterricht<br />
kommen, und unsereArbeiten vorlegen. Wir<br />
lachten und glaubten, er habe keine Lust zu<br />
unterrichten. Und dann liefen wir stundenlang<br />
durch die Stadt und fotografierten das<br />
Berlin zurWendezeit. Dieverschrotteten Trabis<br />
auf der Straße, die wütend Diskutierenden<br />
beim Abriss des Lenin-Denkmals. Bis<br />
tief in die Nacht saßen wir in der Dunkelkammer.Von<br />
fünfzig Fotos wurde eines gut.<br />
Das zeigten wir ihm. Er sah sich das Bild<br />
lange an und nickte.Ohne dass wir es merkten,<br />
gab er uns eine Stimme.Ich war befreit.<br />
Jahrespäter erfuhr ich, wie Frau Freya gestorben<br />
war. Und es gab ein spätes Verstehen.<br />
Ich war damals unglücklich und hätte<br />
nur etwas Ermutigung und Anleitung gebraucht.<br />
DaswäremeinAusweggewesen.Sie<br />
hat ihn mir nicht vorenthalten, sondern nur<br />
selbst nicht gefunden.
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />
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Feuilleton<br />
Kleider der Hoffnung<br />
Vor75Jahren kapitulierten die deutschen Besatzer in Paris. Dort eröffnet jetzt ein neues Museum, das vor allem der Résistance und zweier Männer gedenkt<br />
VonBirgit Holzer<br />
26. August 1944: Einen Tagnach der Kapitulation der deutschen Besatzer begrüßen Pariser Frauen Angehörige der US-Armee auf der Champs-Éysées. AFP<br />
Paris wurde beleidigt. Paris<br />
wurde gebrochen. Paris<br />
wurde gequält. Aber Paris<br />
ist befreit! Befreit durch<br />
sich selbst, befreit durch sein Volk<br />
mithilfe der französischen Armee<br />
und mit der Unterstützung vonganz<br />
Frankreich.“ Die triumphierenden<br />
Worte von Charles de Gaulle bei seiner<br />
berühmten Rede am 26. August<br />
1944, einen Tagnach der Kapitulation<br />
der deutschen Besatzer, die er<br />
vordem Pariser Rathaus hielt, gehören<br />
zum französischen Kulturgut.<br />
Zuvor war der Chef des „Freien<br />
Frankreich“, der während des Zweiten<br />
Weltkriegs vom Londoner Exil<br />
aus den Widerstand organisiert<br />
hatte, unter dem Jubel begeisterter<br />
Menschen die Champs-Élysées hinuntergezogen.<br />
Indem de Gaulle in seiner Rede<br />
die Bedeutung der Alliierten bei der<br />
Befreiung von Paris überging und<br />
diese ganz als französischen Erfolg<br />
darstellte,legte der späterePräsident<br />
den Grundstein für den stolzen Mythos<br />
eines stets souverän gebliebenen<br />
Frankreich sowie für seinen eigenen<br />
Ruhm. Dieser lebt bis heute<br />
fort, auch wenn Historiker die Hintergründe<br />
längst aufgearbeitet haben.<br />
Demnach planten Briten und<br />
Amerikaner die Einnahme der französischen<br />
Hauptstadt zu einem späteren<br />
Zeitpunkt, während de Gaulle<br />
stark dazu drängte, der einen Bürgerkrieg<br />
fürchtete.<br />
Als die Résistance ab 19. August<br />
1944 einen bewaffneten Aufstand organisierte,<br />
wurden schließlich alliierte<br />
Truppen zu deren Unterstützung<br />
geschickt. So bestand die erste<br />
Einheit, die in Pariseintraf, nicht aus<br />
Franzosen, sondern aus Spaniern.<br />
Als Militäroperation vongroßer strategischer<br />
Bedeutung gilt die Befreiung<br />
der Stadt, die Hitler zerstört sehen<br />
wollte, nicht. Ein weltweites<br />
Echo erzeugte sie vielmehr aufgrund<br />
ihrer symbolischen Kraft.<br />
Zum 75. Jahrestag an diesem<br />
Sonntag eröffnet in Paris das Musée<br />
de la Libération (Museum der Befreiung),<br />
das der Besatzungszeit, der Résistance<br />
und vor allem zwei ihrer<br />
herausragenden Persönlichkeiten<br />
gewidmet ist: Zum einen Jean Moulin,<br />
dem Koordinator des inneren<br />
Widerstands gegen das mit den Nazis<br />
kollaborierende Vichy-Régime,<br />
der 1943 bei Lyon festgenommen<br />
wurde und nach grausamer Folter<br />
starb. Zum anderen Philippe de<br />
Hauteclocque, der unter seinem<br />
Tarnnamen General Leclerc mit<br />
Truppen afrikanischer Kolonien die<br />
Sahara bis zum Mittelmeer durchquerte,sich<br />
an der Landung der Alliierten<br />
in der Normandie beteiligte<br />
und am 25. August in Paris eintraf.<br />
Das Ziel des Museums bestehe<br />
darin,„dem Publikum eine entscheidende<br />
Seite der Geschichte Frankreichs<br />
über den Weg dieser beiden<br />
sehr verschiedenen Männer nahe zu<br />
bringen“, sagt Museumsdirektorin<br />
Sylvie Zaidman.<br />
Während die Kollaboration, die<br />
aktiveTeilnahme an der Judenverfolgung<br />
und die Massenfestnahmen<br />
bei der Razzia am Wintervelodrom<br />
durchaus zu Wort kommen, liegt der<br />
größere Fokus auf der Résistance.<br />
Erstmals kann der Bunker 20 Meter<br />
unter Straßenniveau besichtigt werden,<br />
in dem HenriRol-Tanguy,einer<br />
der Résistance-Chefs, ab20. August<br />
1944 seinen Kommandoposten eingerichtet<br />
hatte – samt Fahrrädern,<br />
um notfalls Strom erzeugen zu können.<br />
Neben Videos von Zeitzeugen,<br />
<strong>Zeitung</strong>stitelseiten oder Plakaten<br />
nimmt der Alltag der Pariser Bevölkerung<br />
im Zweiten Weltkrieg viel<br />
Raum bei der Dauerausstellung ein.<br />
Die deutschen Besatzer, die sich<br />
in den schicksten Hotels der Stadt<br />
eingerichtet hatten und das Kulturangebot<br />
genossen, wurden von den<br />
meisten Menschen demnach mehr<br />
schlecht als recht erduldet. Sie warteten,<br />
so wie Marguerite Sabaut, die<br />
sich in dieser Zeit ein Kleid in den<br />
Farben der französischen Trikolore,<br />
bedruckt mit Symbolen wie dem Eiffelturm,<br />
schneiderte, in der Hoffnung,<br />
es einmal tragen zu können.<br />
Was sie auch tat – am 26. August<br />
1944, als sie in der Masse stehend<br />
Charles de Gaulle zujubelte.<br />
Alle Informationen:<br />
www.museeliberation-leclerc-moulin.paris.fr<br />
Eine Spur der Zerstörung<br />
Ausländische Museumsdirektoren sollten Italiens Museen moderner machen. Nun verlassen sie allerdings das Land<br />
VonAnnette Reuther<br />
Cecilie Hollberg hat Michelangelos<br />
David-Skulptur umsorgt und<br />
umhegt. Siehat das Museum, in dem<br />
eines der bekanntesten Kunstwerke<br />
der Welt steht, ins 21. Jahrhundert<br />
befördert und gegen lähmende Bürokratie<br />
gekämpft. In die Galleria<br />
Dell’Accademia in Florenz kamen in<br />
den vergangenen vier Jahren mehr<br />
Besucher als jemals zuvor. Doch der<br />
scheidenden Regierung in Rom gefiel<br />
ihr Vorgehen offenbar nicht. Nun<br />
wurde Hollbergentlassen. Undsie ist<br />
nicht die einzige ausländische Museumsdirektorin,<br />
die Italien verlässt.<br />
„Es ist alles so absurd, im Juni wurde<br />
mir noch eine Verlängerung angeboten.<br />
Man hat mir keinerlei Begründung<br />
für die jetzige Entscheidung<br />
genannt“, sagt die Historikerin aus<br />
Niedersachsen der Deutschen<br />
Presse-Agentur.<br />
Die Galleria soll nun mit der Gemäldegalerie<br />
der Uffizien in Florenz<br />
zusammengelegt werden. DieRegierung<br />
aus Fünf-Sterne-Bewegung<br />
und rechter Lega habe„eine Spur der<br />
Zerstörung“ hinterlassen, indem ihrem<br />
und anderen Museen Autonomie<br />
genommen wurde, sagt Hollberg.<br />
IhrVertrag lief noch bis November,<br />
Ärger gab es allerdings schon<br />
länger. Kulturminister Alberto Bonisoli<br />
von der Fünf-Sterne-Bewegung<br />
soll über die Besetzung eines Postens<br />
entscheiden. Offenbar gilt das<br />
aber nicht in Italien, wo seit Sommer<br />
vergangenen Jahres eine Regierung<br />
am Werk war, unter der Nationalismus<br />
salonfähig wurde.Vor allem der<br />
Innenminister Matteo Salvini verbreitet<br />
unter großem Beifall des Volkes<br />
den Slogan „Italiener zuerst“.<br />
„Die Töne gegen uns Ausländer<br />
sind immer rauer geworden. Wir ijsind<br />
nicht mehr erwünscht“, sagte<br />
der Österreicher Peter Assmann, der<br />
das Museum im Palazzo Ducale in<br />
Mantua leitete.„Auf einmal heißt es<br />
überall ,Italia nostra’,,Unser Italien’,<br />
führte er im Magazin Spiegel aus.<br />
„Ich sehe Parallelen zur Machterhielt<br />
nichts von der Reform seines<br />
sozialdemokratischen Vorgängers.<br />
Mit dieser wurden vor vier Jahren<br />
erstmals ausländische Direktoren in<br />
Italiens größten staatlichen Museen<br />
zugelassen. Eine Revolution in einem<br />
Land, in dem Ministerialbürokratie<br />
den Sprung in die Moderne oft<br />
verhinderthatte.<br />
Die Kritik war damals groß. Aber<br />
in welchem modernen Land gibt es<br />
das eigentlich noch, dass darüber<br />
diskutiertwird, ob ein Deutscher,ein<br />
Engländer, ein Amerikaner oder ein<br />
Italiener ein Museum besser führen<br />
kann? Der Kunstbetrieb ist seit langem<br />
vor allem eines: international.<br />
Die Qualität, nicht die Nationalität,<br />
greifung der Faschisten vor dem<br />
Zweiten Weltkrieg. Salvini posiert<br />
und redet wie Mussolini.“ Auch Assmann<br />
verlässt Italien, er geht im November<br />
nach Innsbruck.<br />
Einanderer Deutscher,der Italien<br />
den Rücken kehrt, ist der Kunsthistoriker<br />
Eike Schmidt. Er verlässt die<br />
Uffizien in Florenz und wechselt ans<br />
Kunsthistorische Museum in Wien.<br />
Die Entscheidung hat er allerdings<br />
schon vor rund zwei Jahren gefällt –<br />
also vor dem Antritt der Populisten-<br />
Regierung. Hingegen wurde der Vertrag<br />
des deutschen Archäologen<br />
Gabriel Zuchtriegel bei der Ausgrabungsstätte<br />
Paestum verlängert. Unklar<br />
ist nun, was mit der „Gegenreform“<br />
von Kulturminister Bonisoli<br />
passiert: Italien steckt in einer Regierungskrise.<br />
Die Allianz aus Sternen<br />
und Lega ist diese Woche geplatzt.<br />
Eine neue Regierung ist noch nicht<br />
in Sicht. Es könnte also durchaus die<br />
Gegenreform der Gegenreform geben.<br />
Hollberg vermutet, dass die<br />
scheidende Regierung noch schnell<br />
dasWerk derVorgängerregierung zunichte<br />
machen wollte. „Politik und<br />
Kultur haben nichts miteinander zu<br />
tun“, sagt Hollberg. „Kultur braucht<br />
Kontinuität und kann nicht an Politik<br />
gebunden sein.“ Vorallem nicht<br />
in Italien, wo Regierungen so häufig<br />
wechseln. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 23<br />
· ·<br />
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Feuilleton<br />
Von<br />
Müttern<br />
und Töchtern<br />
Cover-Abend: Lisa Bassenge<br />
in der Bar jeder Vernunft<br />
VonTorsten Wahl<br />
Über den Titel sollte sie noch mal<br />
nachdenken. „Mothers“ hat<br />
Lisa Bassenge ihr neues Programm<br />
genannt, das nächstes Jahr als Album<br />
erscheint und das sie in der Bar<br />
jeder Vernunft erstmals präsentierte<br />
–imPublikum auch ihre Mutter, die<br />
aus dem Iran stammt. Doch nicht<br />
um die gebärenden Frauen soll es<br />
gehen, sondern um Songwriterinnen,<br />
die sie geprägt haben, erklärtsie<br />
zu Beginn. Das erste Stück „Joanna“<br />
stammt von Popdiva Lady Gaga, die<br />
deutlich jünger ist als Lisa Bassenge.<br />
Später singt Bassenge,die selbst drei<br />
Kinder hat, noch das Stück „All The<br />
Good Girls Go To Hell“ vomUS-Teenie-Star<br />
Billie Eilish –die könnte ihre<br />
Tochter sein. Mehr als hundertJahre<br />
älter dagegen ist der Folkklassiker<br />
„Freight Train“ vonElisabeth Cotten.<br />
DieOriginale der Mütter,Schwestern<br />
und Töchter schlagen auch stilistisch<br />
einen weiten Bogen, vom<br />
Country der Loretta Lynn bis zum<br />
Dance-Pop von Robyn. In der Interpretation<br />
von Lisa Bassenge aber<br />
werden sie alle zu ihren eigenen,<br />
meist melancholisch eingefärbten<br />
Stücken. Im Verlaufe ihrer fast 20-<br />
jährigen Karriere, in der sie auch mit<br />
eigenen Songs bekannt wurde, war<br />
sie meist zwischen Elektro-Pop,<br />
Chanson und Blues zu Hause –aktuell<br />
hat sie ihren Balanceregler wieder<br />
weit in Richtung Jazz geschoben.<br />
Mitdem dänischen Kontrabassisten<br />
Andreas Lang, mit dem sie auch<br />
verheiratet ist, und dem schwedischen<br />
Pianisten Jacob Karlzon hat<br />
sie zwei Begleiter gefunden, die die<br />
Essenz der Songs herausarbeiten.<br />
Das gelang ihnen schon beim stilistisch<br />
ähnlichen Vorgängeralbum<br />
„Borrowed And Blue“ –diese Stimmungslage<br />
passt auch zu „Mothers“.<br />
Live darf vor allem Karlzon seinem<br />
Virtuosentum freien Lauf und mit<br />
hämmernden Soli die Songstrukturenweit<br />
hinter sich lassen.<br />
Kann sich an Joni Mitchell messen:<br />
Lisa Bassenge.<br />
DOVILE SERMOKAS<br />
Lisa Bassenge klebt mit den Augen<br />
anfangs am Textbuch und ihre<br />
Moderation wirkt unfertig. Das wird<br />
sicher noch gelassener,und schon in<br />
der zweiten Hälfte des Abends kann<br />
sie sich auch in eigene Lieblingsnummern<br />
hineinlegen, etwa in<br />
„Why“ vonAnnie Lennox, dem wohl<br />
bekanntesten Stück ihrer„Mothers“-<br />
Auswahl. Hier hat man auch mal die<br />
Chance, die bekannte Version im<br />
Kopf mit der Interpretation von<br />
Bassenge zu vergleichen –das macht<br />
ja den Reiz eines Cover-Abends aus.<br />
Dass Lisa Bassenge den Abend<br />
mit zwei Stücken von Joni Mitchell<br />
beschließt, auf „Song To Seagull“<br />
folgt„Woodstock“, deutet an, dass ihr<br />
diese musikalische Mutter vielleicht<br />
am nächsten –und sie ist eine der<br />
wenigen Sängerinnen in Deutschland,<br />
die sich an ihr auch messen<br />
kann. Zugleich lädt „Mothers“ zu einer<br />
Entdeckungsreise ein: Am nächsten<br />
Morgen werden wohl viele bei<br />
Spotify nachhören, wie die Originale<br />
von Irene Kitchings oder Janis Ian<br />
überhaupt geklungen haben.<br />
Lisa Bassenge: Mothers 23.8., 20 Uhr,<br />
Bar jeder Vernunft, Schaperstr.24<br />
Da sein<br />
Jeff Tweedy,Kopf der Alternativrockband Wilco, blickt auf die ersten fünfzig Jahre seines Lebens zurück<br />
VonFrank Junghänel<br />
Was Jeff Tweedy von<br />
anderen Rockstars<br />
unterscheidet, ist die<br />
Tatsache, dass er<br />
kein Rockstar ist. Er ist Songwriter,<br />
Musiker,Sänger und Frontmann der<br />
Rockband Wilco,mit der er ein gutes<br />
Dutzend Platten aufgenommen hat.<br />
Er ist zudem als Solist aktiv, betreibt<br />
etliche Nebenprojekte und musiziert<br />
mit seinen Söhnen Spencer und<br />
Sam. Als Produzent hat er drei Alben<br />
der Soulikone Mavis Staples betreut,<br />
er war mit dem Folkheroen Richard<br />
Thompson im Studio und hat einen<br />
Stapel Liedtexte vonWoody Guthrie<br />
vertont. Jeff Tweedy ist seit mehr als<br />
einem halben Jahrhundert eine<br />
Schlüsselfigur der amerikanischen<br />
Independent-Szene,aber im Grunde<br />
genommen kennt ihn kein Mensch.<br />
Bisauf all jene natürlich, die seine<br />
Musik lieben. Sie werden auch seine<br />
Memoiren lieben, die er im jungen<br />
Alter von gerade einmal 52 Jahren<br />
veröffentlicht. „Als ich klein war,<br />
sagte mein Vater immer dann, wenn<br />
seine Präsenz irgendwo außerhalb<br />
seiner Komfortzone verlangt war:<br />
,Let’s go, sowecan get back’.“Soerklärt<br />
sich der Titel des Buches. Auf<br />
geht’s,dann können wir bald wieder<br />
umkehren. Dieses Zögerliche,dieses<br />
familiär ererbte Bestreben die Dinge<br />
nett und schlecht zu belassen, zieht<br />
sich durch das ganze Buch. Tweedys<br />
Leben ist geprägt von Ängsten und<br />
Depressionen, Abhängigkeiten und<br />
„fehlangepasstem Verhalten“, wie er<br />
es nennt. Die Zone persönlichen<br />
Wohlbefindens muss er gar nicht<br />
verlassen, sie ist ihm völlig fremd.<br />
Ein Unbehagen bleibt immer, selbst<br />
in den Momenten des Glücks. Das<br />
Schreiben habe ihm geholfen, einige<br />
jener Erinnerungen etwas genauer<br />
zu betrachten, die er unter normalen<br />
Umständen besser nicht aus dem<br />
Gedächtnis hervorgekramt hätte. So<br />
erfüllt sein Buch für ihn auch einen<br />
therapeutischen Zweck, was man in<br />
einigen Passagen deutlich bemerkt.<br />
Gegen eine Annahme verwahrt<br />
sich der einiges an Leid tragende<br />
Künstler jedoch sehr: „Ich glaube<br />
nicht, dass es Leid braucht, um bedeutende<br />
Kunst zu erschaffen. Im<br />
Gegenteil, ich hasse diese Idee. Ich<br />
finde sie schwachsinnig. Ich glaube,<br />
dass alle Menschen tiefes Leid erfahren.<br />
Ich glaube, dass Künstler trotz<br />
ihres Leides kreieren, nicht wegen.“<br />
Der Musiker und Songwriter Jeff Tweedy.<br />
LESEN & HÖREN<br />
Jeff Tweedy:<br />
Let’sGo(So We Can Get Back), Aufnehmen und Abstürzen mit Wilco etc.<br />
Ausdem Englischen vonTino Hanekamp. Kiepenheuer&Witsch, Köln 2019.<br />
304 Seiten, 22 Euro<br />
Live: Am 12. September spielen Wilco im <strong>Berliner</strong> Tempodrom.<br />
Album: Die neue LP vonWilco heißt „Ode to Joy“ und erscheint am 4. Oktober.<br />
Kalter Stahl<br />
WARNER/WHITTEN SABBATINI<br />
Das klingt alles ziemlich traurig<br />
und so liest es sich streckenweise<br />
auch, aber Tweedy ist ein viel zu kluger<br />
Entertainer, umnicht zu wissen,<br />
was er seinem Publikum schuldig ist.<br />
„Niemand verfügt über genügend<br />
entbehrliches Einkommen, um es<br />
für das Memoireeines mäßig erfolgreichen<br />
Indie-Rock-Verfechters zu<br />
verschwenden, wenn dieses nicht<br />
mindestens ein bisschen gute Unterhaltung<br />
liefert.“ Mäßig erfolgreich?<br />
Zwei Grammys,immerhin.<br />
Seine Lebensgeschichte beginnt<br />
in Belleville,einer Stadt im südlichen<br />
Illinois,mitten in einer Krise,die die<br />
sterbenden Produktionszentren des<br />
Mittleren Westens bis heute im Griff<br />
hat. Seine Vater arbeitete bei der<br />
Bahn und interessierte sich nicht für<br />
den Sohn, seine Mutter saß vor dem<br />
Fernseher und rauchte.„Mein Eltern<br />
taten mir leid. Aber damals noch<br />
nicht.“ Es sind Sätzewie diese,kleine<br />
Dissonanzen, die die literarische<br />
Qualität des Buches ausmachen.<br />
Wenn Tweedy vonseiner Kindheit in<br />
einem minderbegüterten Haushalt<br />
erzählt, vonseinem Alkoholikervater<br />
und seiner unglücklichen Mutter,<br />
dann klingt kaum Bitterkeit an, sondernviel<br />
Liebe.Nachträgliche Liebe,<br />
was alles so schwer erträglich macht.<br />
Denn nun sind die Elterntot.<br />
Als Teenager gründete er seine<br />
erste Band, aus der später die<br />
Gruppe Uncle Tupelo wurde,mit der<br />
er und sein Jugendfreund Jay Farrar<br />
das Genredes Countrypunkrock definierten.<br />
1994 löste sich die Band,<br />
deren künstlerischer Einfluss auf die<br />
Indie-Rockszene diametral zu ihrem<br />
kommerziellen Erfolg bemessen<br />
war,unter Schmerzenwieder auf. Es<br />
ist das Ende einer Beziehung.<br />
„,Warum hasst du mich?’, fragte ich<br />
Jay.“Tweedy bekommt eine Antwort,<br />
die den Kern seines Wesens trifft.<br />
Dann beginnt die Zeit vonWilco,<br />
eine Metamorphose, die von dem<br />
großen Rockmanifest „Being There“<br />
(Da sein) bis hin zu gebrochenen<br />
Werken wie „Yankee Hotel Foxtrott“<br />
und „A Ghost Is Born“ führt. All das<br />
wirdhier ausführlich besprochen.<br />
Es beginnt aber auch die Zeit der<br />
Opiate, die der seit seiner Kindheit<br />
an Migräne leidende Tweedy<br />
schluckt, bis er nicht mehr er selbst<br />
ist. Er weist sich in die Nervenklinik<br />
ein. „Und dann bekam ich Hilfe.Das<br />
ist vielleicht das Einzige an mir, das<br />
mir wahrhaft einzigartig erscheint.“<br />
Am Ende bleibt Dankbarkeit.<br />
Der australische Regisseur Grant Sputore behandelt in seinem Regiedebüt „I am Mother“ das Leben nach der Apokalypse<br />
VonThomas Klein<br />
Sie ist intelligent und hübsch, interessiert,<br />
aber folgsam, sie bastelt<br />
mit Geschick Origami-Figuren<br />
und tanzt gern: Eine bessereTochter<br />
(Clara Rugaard) können sich keine<br />
Eltern wünschen. Und ihre Mutter<br />
ist auch sehr stolz auf sie.Von einem<br />
Vater sieht man nichts, die Mutter<br />
selbst ist ein nur vage menschenähnlicher<br />
Roboter. Und ihreTochter<br />
(Namen hat niemand in diesem<br />
Film) war nur eine von den 63 000<br />
Embryonen, die für den Katastrophenfall<br />
in einem technisch hochgerüsteten<br />
Bunker eingelagertwurden.<br />
Die Maschinen-Mutter hat sie<br />
Mensch werden lassen, jetzt ist die<br />
Tochter ein Teenager. Die Alleinerzieherin<br />
und das Menschenkind haben<br />
ein vertrauliches,fast liebevolles<br />
Verhältnis zueinander, die eine unterzieht<br />
sich ohne Murren den regelmäßigen<br />
Tests,die anderebeantwortet<br />
alle Fragen. Auch die nach dem<br />
draußen: Da draußen warte der Tod,<br />
berichtet die Mutter, eine vergiftete<br />
Erde,kein Lebensraum für die junge<br />
Frau. Irgendwann sollen andereEmbryonen<br />
heranwachsen, dann hat<br />
die Tochter nicht nur eine Mutter,<br />
sondernauch eine Familie.<br />
Mutter-Tochter-Beziehung der besonderen Art: Clara Rugaard als Teenager.<br />
Düster und bedrückend ist der<br />
Bunker mit seinen endlosen Gängen,<br />
wenig menschlich ist das aus<br />
Servomotoren, Lampen und Kameraszusammengesetzte<br />
„Gesicht“ der<br />
Mutter. Doch die Tochter fühlt sich<br />
sicher und geborgen.<br />
Aber dann dringt die Außenwelt<br />
in den Bunker ein. Erst eine Maus,<br />
die die Tochter entdeckt, während<br />
sich die Mutter wie in jeder Nacht an<br />
eine Maschine angestöpselt regeneriert.<br />
Istein Leben draußen vielleicht<br />
doch möglich? Pragmatisch nimmt<br />
die Mutter ihr den Nager ab,die Toxi-<br />
NETFLIX<br />
kologie-Werte der Umwelt seien immer<br />
noch tödlich, sagt sie.Die Maus<br />
vernichtet sie als potenziellen Seuchenherd<br />
in einem Industrieofen.<br />
Doch dann steht irgendwann eine<br />
Frau (HilarySwank) an der Schleuse,<br />
angeschossen, halbtot, verzweifelt.<br />
Die Tochter lässt sie in den Bunker<br />
ein, versucht ihr zu helfen. Doch das<br />
geht nicht gut. Undsosteht dieTochter<br />
bald zwischen der Fremden, die<br />
voller Hass vonden wenigen überlebenden<br />
Menschen draußen ist, und<br />
ihrer Mutter, die den Gast gutmütig,<br />
aber auch energisch behandelt.<br />
Klar,dass hier niemand die ganze<br />
Wahrheit erzählt. Lügen verwirren<br />
die Tochter –die junge ClaraRugaard<br />
beweist in diesem Film ihr großes<br />
Talent in einer schwierigen Rolle.<br />
Der australische Regisseur Grant<br />
Sputore, der zuvor in der Werbung<br />
gearbeitet hat, beweist in seinem Regiedebüt<br />
„I am Mother“ viel gestalterisches<br />
Geschick –kalt ist der Edelstahl<br />
des Bunkers,schwarzder Sand<br />
einer post-apokalyptischen Einöde.<br />
Nur die Emotionalität und die<br />
echten Sinnfragen gehen dem Filmemacher<br />
und seinem Werk etwas<br />
verloren: Die Konflikte wirken oft zu<br />
geradlinig, es fehlt an Spannung in<br />
dieser Dreier-Konstellation. Seltsam<br />
nüchtern wirkt der Film. Und auch<br />
das finstere Ende, ein angeblicher<br />
Neuanfang für die Menschheit unter<br />
eigentlich inhumanen Bedingungen,<br />
hallt eigentlich nur im Kopf des<br />
Zuschauers nach. Etwas nachdenklich<br />
ist man nach „I am Mother“,<br />
aber nicht wirklich berührt.<br />
IamMother Australien 2019.Regie:Grant<br />
Sputore, Drehbuch: Michael Lloyd Green, Kamera:<br />
Steve Annis,Schnitt: SeanLahiff, Musik:<br />
Dan Luscombe &AntonyPartos, Darsteller:Clara<br />
Rugaard,Hilary Swank, LukeHawkeru.a.; Farbe,<br />
113 Minuten.FSK: ab 12 Jahren<br />
NACHRICHTEN<br />
15 Jahre Medienboard:<br />
5000 Filme gefördert<br />
Anlässlich des 15-jährigen Bestehens<br />
des Medienboards Berlin-<br />
Brandenburg, würdigten Berlins Regierender<br />
Bürgermeister Michael<br />
Müller und Brandenburgs Ministerpräsident<br />
Dietmar Woidke (beide<br />
SPD) die gemeinsame Wirtschaftsförderung<br />
der beiden Länder in diesem<br />
Fall bei einer Presseveranstaltung<br />
am Donnerstag als Erfolgsmodell.<br />
Früher wäreBerlin etwas für das<br />
„schmutzige Off-Off-Kino“gewesen,<br />
resümierte Medienboard-Geschäftsführerin<br />
Kirsten Niehuus.Heute entstünden<br />
in der Region auch viele Kinohits.Für<br />
das Jahr 2018 verzeichnete<br />
das Medienboardinsgesamt<br />
5300 Drehtage in der Region. Aktuell<br />
liefen Arbeiten für Produktionen wie<br />
„Hausen“ vonThomas Stuber,<br />
„Sløborn“ vonChristian Alvartund<br />
für die dritte Staffel der Netflix-Serie<br />
„Dark“. Seit seiner Gründung 2004<br />
habe das Medienboard440 Millionen<br />
Euro an rund 5000 Film- und<br />
Neue-Medien-Projekte vergeben.<br />
(dpa)<br />
Anzeige<br />
75 MUSEEN<br />
750EVENTS<br />
1TICKET<br />
WWW.LANGE-NACHT-DER-MUSEEN.DE<br />
#LNDMberlin<br />
Schäuble eröffnet<br />
Medienkonferenz M100<br />
Bundestagspräsident Wolfgang<br />
Schäuble hält in diesem Jahr die<br />
Hauptrede bei der Medienkonferenz<br />
und Medienpreisverleihung M100.<br />
Dasteilten die Organisatoren am<br />
Donnerstag mit. Siewidmet sich am<br />
17. September im Orangerieschloss<br />
im Potsdamer Park Sanssouci dem<br />
Thema„FromPipedream to Reality –<br />
Democracy an the European Public<br />
Sphere“ (Vom Wunschtraum zur<br />
Realität –Demokratie und die europäische<br />
Öffentlichkeit). Zu der Konferenz<br />
werden mehr als 60 Chefredakteure,<br />
Historiker und Politiker<br />
aus Europa und den USA erwartet.<br />
Derundotierte Preis wirdseit 2005<br />
jährlich an international wirkende<br />
Persönlichkeiten verliehen. (dpa)<br />
TOP 10<br />
Eine Gemeinschaftsveranstaltung<br />
der<br />
<strong>Berliner</strong> Museen mit<br />
Mittwoch, 21. August<br />
MUSEEN<br />
NEUDABEI!<br />
1 heute-journal ZDF 4,11 16 %<br />
2 Tagesschau ARD 4,08 17 %<br />
3 Meine fremde ... ARD 3,90 14 %<br />
4 heute ZDF 3,34 18 %<br />
5 Dakommst du ... ZDF 3,20 11 %<br />
6 SokoWismar ZDF 2,70 18 %<br />
7 RTL aktuell RTL 2,53 14 %<br />
8 GZSZ RTL 2,47 10 %<br />
9 Plusminus ARD 2,43 9%<br />
10 Die Spezialisten ZDF 2,31 10 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
Acud (✆ 44 35 94 97)<br />
20.00: Tell me your night dreams (Interaxia)<br />
ART Stalker (✆ 22 05 29)<br />
20.00: Portrait of an American Patriot (Beege<br />
Barkette)<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />
19.30: Felix Krull –Stunde derHochstapler<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />
20.00: Ein Mord wird angekündigt<br />
Brotfabrik (✆ 471 40 01)<br />
20.00: Das Programm<br />
Dock 11 (✆ 448 12 22)<br />
19.00: No Borders Festival: Re-flection /29/ Vortex<br />
(Yannis Adoniou /Sara SheltonMann)<br />
Fliegendes Theater (✆ 692 21 00)<br />
19.30: Berührungen<br />
Flughafengebäude Tempelhof (Columbiadamm 10)<br />
19.30: Die Schauspieler (aufBruch –Kunst Gefängnis<br />
Stadt)<br />
Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />
20.00: Die Männerfalle<br />
GarnTheater (✆ 78 95 13 46)<br />
20.30: Aufzeichnungen aus derUnruhe<br />
Globe Berlin Prolog-Bühne (Open Air)<br />
(✆ 54 90 51 92) 19.30: Romeo &Julia (Globe<br />
Ensemble Berlin)<br />
HAU1(✆25 90 04 27)<br />
19.00: Tanz im August: BodyConcert(Ambiguous<br />
Dance Company)<br />
HAU3(✆25 90 04 27)<br />
21.00: Tanz im August: OneTwoThreeOneTwo (Albert<br />
Quesada &Katie Vickers)<br />
Komische Oper Berlin (✆ 47 99 74 00)<br />
19.30: Roxy und ihr Wunderteam (Geschwister Pfister<br />
u. a.)<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(✆ 88 59 11 88) 20.00: Zuhause bin ich Darling<br />
Neuköllner Oper (✆ 68 89 07 77)<br />
20.00: Casting Clara<br />
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />
19.30, 21.15: Parieté 2019 –Mehr als eine Gala<br />
Pierre Boulez Saal (✆ 47 99 74 11)<br />
20.16: TheGoldProjections I-IX<br />
Prime Time Theater (✆ 49 90 79 58)<br />
20.15: Gutes Wedding,schlechtes Wedding<br />
Radialsystem (✆ 288 78 85 88)<br />
21.00: Tanz im August –RE-PerspectiveDeborah Hay:<br />
The Match (Cullberg Ballet)<br />
22.30: Tanz im August –RE-PerspectiveDeborah<br />
Hay: ten<br />
Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />
20.00: Im Weißen Rössl<br />
Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />
20.00: Trust<br />
Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />
20.00: AntjeRietz&Band (Sommersprossen<br />
Serenade)<br />
Shakespeare CompanyBerlin (✆ 21 75 30 35)<br />
20.00: Der Kaufmann vonVenedig!<br />
Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />
19.00 Festsaal: Tanz im August: #PUNK 100% POP<br />
*N!GGA (Nora Chipaumire)<br />
Theater an der Museumsinsel (✆ 47 01 89 49)<br />
18.00: Die Vögel<br />
20.00: Faust –Schönheit, Liebe, Arbeit<br />
ufaFabrik (✆ 75 50 30)<br />
20.00 überdachte Freilichtbühne: Die Bergwerkezu<br />
Falun (Ton &Kirschen Wandertheater)<br />
Uferstudios (✆ 46 06 08 87)<br />
19.00 Studio 1: Offshore (Monica Duncan &Martin<br />
Hiendl)<br />
Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />
19.00: Tanz im August: Merce Cunningham Centennial<br />
–Berlin (CCN –Ballet de Lorraine &DANCEON<br />
ENSEMBLE)<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
1820 Bar (Rosa-Luxemburg-Str.41)<br />
20.00: CosmicComedy(Dharmander Singh, Neil<br />
Numb u. a.)<br />
Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />
19.30: All ShookUp! –Shakespeare meets Elvis<br />
(Gastspiel <strong>Berliner</strong> StageCompanye.V.)<br />
<strong>Berliner</strong> Schnauze –MundArt&Comedy Theater<br />
(✆ 017 95 34 66 96) 20.00: Mit Schnucki nach<br />
Kentucki (MargaBach &NorbertSchultz)<br />
BKA (✆ 202 20 07)<br />
20.00: Besetzungscouch –die Suche nach der<br />
wahren Liege(Kaiser &Plain)<br />
BühnenRausch (✆ 44 67 32 64)<br />
20.00: Schnitzeljagd –ein Impro-Krimi (Tante EDMAs<br />
ImproLounge)<br />
23.00: Late Night Impro #6 –Abgründe und<br />
Höhepunkte<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
20.00: Zirkus Angela<br />
Estrel Festival Center (✆ 68 31 68 31)<br />
20.30: Elvis –Das Musical (Grahame Patrick &The<br />
Stamps Quartet)<br />
Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />
19.30: Vivid<br />
Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />
20.00: Der Tod&YeoMen (Der Tod&YeoMen)<br />
Quatsch Comedy Club (✆ 47 99 74 13)<br />
20.00: Die LiveShow(Cüneyt Akan, RobertAlan,<br />
Lukas Wandke, Mark Britton, Mod.: Stephan Bauer)<br />
Ratibortheater (✆ 618 61 99)<br />
20.30: Gute Wahl (Die Gorillas)<br />
Scheinbar Varieté (✆ 784 55 39)<br />
20.00: Open StageVarieté (Horst Blue (Mod.)<br />
Spree- &Havelschifffahrt (Schiffbauerdamm 12)<br />
19.30: Mörderische Spreefahrt–Der erste Dinner-Krimi<br />
auf der Spree (Ensemble artdeshauses).Anm. erf.<br />
StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />
19.30: The Band –Das Musical<br />
Tempelhofer Feld (Platz der Luftbrücke5)<br />
18.30: 5. Berlin Circus Festival: Flaque (Compagnie<br />
Defracto (FR)<br />
18.30: 5. Berlin Circus Festival: The greatest and 2nd<br />
smallest circus in the world(Brunette Bros. (CAT)<br />
20.00: 5. Berlin Circus Festival: ADHD (Cirk la Putyka<br />
(CZ)<br />
Varia Vineta (✆ 43 72 32 44)<br />
20.00: Pankow Ahoi! (Club der Impronäre)<br />
Washingtonplatz<br />
15.00: Berlin lacht! Kulturbahnhof am Hauptbahnhof<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
20.00: Früher war ich älter (Horst Evers)<br />
KLASSIK<br />
<strong>Berliner</strong> Dom (✆ 20 26 91 36)<br />
20.00: Sarah Kim, Ausfernen Galaxien! –14.<br />
Internationaler Orgelsommer 2019, Werkevon Saint-<br />
Saëns, Mussorgsky,Holst<br />
BLO-Ateliers (✆ 55 66 93 93)<br />
18.00: BERLIN is not BAYREUTH,Vol 1: Tannhäuser<br />
Freilichtbühne an der Zitadelle (✆ 333 40 22)<br />
20.00: Michael Jackson Tribute Show–This is Michael<br />
Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />
18.15: Einführung (<strong>Berliner</strong> Philharmoniker)<br />
19.00: <strong>Berliner</strong> Philharmoniker,Rundfunkchor Berlin,<br />
Solist*innen: Marlis Petersen, Elisabeth Kulman,<br />
Benjamin Bruns, Kwangchul Youn, Ltg.Kirill Petrenko,<br />
AntrittskonzertKirill Petrenko, Alban Berg: Symphonische<br />
Stückeaus derOper „Lulu“; Ludwig van<br />
Beethoven: Symphonie Nr.9d-Moll op.125 mit dem<br />
Schlusschor über Schillers Ode „Andie Freude“<br />
St. Marien-Kirche Mitte (✆ 242 44 67)<br />
13.30: Orgel zur Mittagszeit<br />
Sühne-Christi-Kirche (Toeplerstr.3)<br />
20.00: Martin L. Carl(Orgel), Werkeder Romantik von<br />
Lefébure-Wély,Franck, Mulet<br />
Lesebühne<br />
Großes<br />
hat jetzt<br />
seinen Auftritt<br />
Der Ursprung des gerade<br />
erschienenen Buches<br />
„Ansichten in stillem Blau“<br />
(Treibgut) war eine Kolumne<br />
über eine Computerwerkstatt.<br />
Sie erschien 2017 in der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>, und ein Maler ließ<br />
sich davon zu einem Bild von<br />
einem Mozzarella-Firefox inspirieren.<br />
Die Autorin ist BarbaraWeitzel,<br />
der Maler Kornelius<br />
Wilkens,und aus dem ersten<br />
Funken sind viele geworden.<br />
Immer begegnen sich<br />
dabei Worte und Bilder, Lyrik<br />
und Wasserfarben. „Endlich<br />
Nacht. Wer klein ist schläft.<br />
Großes – Kummer, Fragen,<br />
Reue – hat jetzt seinen Auftritt“,<br />
schreibt BarbaraWeitzel,<br />
Kornelius Wilkens malt das<br />
Fluchtauto. Andiesem Freitag<br />
ist BarbaraWeitzel zu Gast bei<br />
DEO,der an jedem 23. stattfindenden<br />
Lesebühne „Des Esels<br />
Ohr“. Es lesen auch Franziska<br />
Hauser und Susanne Schirdewahn.<br />
Susanne Lenz<br />
DEO 20 Uhr,WerketageSaarbrücker<br />
Str.24, Haus C, ganz oben, Eintritt frei,<br />
Spenden erwünscht<br />
Kasper König, Patron der<br />
derzeit wohl bekanntesten<br />
Kunstdynastie der Republik,<br />
ist ein furchtloser,humoriger,<br />
bisweilen aneckend skurriler<br />
Mann. Gewaschen mit allen Museums-<br />
und Kuratorenwassern, gibt<br />
der Museumsbarde und Weltweit-<br />
Kurator sich umtriebig mit seinen 75<br />
Lenzen wie ein junger Spund, selbstironisch-exzentrisch<br />
von den Jeans-<br />
Stresemann-Streifen des Anzugs bis<br />
zu den bunten Schuhen.<br />
So sah ich ihn vor ein paar Tagen<br />
vor einem monumentalen Bild in<br />
der einstigen Kreuzberger Kirche St.<br />
Agnes, seit Jahren die Galerie von<br />
Kasper Königs jüngerem Sohn Johann:<br />
Leo, der ältere, betreibt eine<br />
Galerie in New York. Die Künstler<br />
hinter dem geheimnisvollen Label<br />
Susi Pop machten Géricaults „Floß<br />
der Medusa“ von1819 zu einem magentafarbenen<br />
Siebdruck auf riesiger<br />
Leinwand. Kasper König wählte<br />
es für seine Schau in der Galerie des<br />
Sohnes, die er vom Albrecht-Dürer-<br />
Lebensfazit:„Was aber die Schönheit<br />
sei, das weiß ich nit“, auf Englisch<br />
„What beauty is, Iknow not“ übernimmt,<br />
gleichsam als Altarbild an<br />
Blick aufs„Floß der Medusa“ der geheimnisvollen Susi Pop, 2019<br />
(nach Gericaults Gemälde von 1819) ,sowie weitere Werke GAL. J. KÖNIG<br />
Frag nach bei Dürer<br />
Wenn der Vaterbei dem Sohne eine Ausstellung macht:<br />
Kasper König und sein Kunst-Kosmos in St. Agnes<br />
Ingeborg Ruthe<br />
hat großes Vergnügen, gepaartmit Erkenntnisgewinn,<br />
in dieser Ausstellung<br />
des renommierten Museumsmannes<br />
und Kunstprofessors Kasper König,75,<br />
in einer kommerziellen <strong>Berliner</strong> Galerie.<br />
Die gehörtseinem Sohn und war zudem<br />
einst eine katholische Kirche.<br />
der Hauptwand in der oberen Halle<br />
vonSt. Agnes.<br />
Wasfür ein politisches Bild! Das<br />
hier zitierte Original im Pariser<br />
Louvreist genau200 Jahrealt und erzählt<br />
von einem ungeheuerlichen<br />
Vorfall, einem Zivilisationsbruch vor<br />
der Kulisse der französischen Aufklärung:<br />
Ein unfähiger Kapitän setzt<br />
sein Verkehrsschiff, die „Medusa“,<br />
auf Grund, die Rettungsboote reichen<br />
nicht, ein Floß wirdgebaut, für<br />
150 Leute. Aber die Landung scheitert,<br />
alle hungern, werden zu Kannibalen.<br />
Kasper Königsiehtinder Susi-<br />
Pop-Paraphrase womöglich eine Art<br />
Menetekel, nämlich das oft Vergebliche<br />
der Aufklärung. Und der Utopie<br />
von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.<br />
Und der Vernunft –angesichts<br />
der an vielen Orten so heillosen aktuellen<br />
Weltsituation.<br />
Am anderen Ende des oberen<br />
noch immer sakralen Raumes steht<br />
noch eine weitere Paraphrase. Und<br />
zwar auf Albrecht Dürer und dessen<br />
Holzschnitt-Bauernsäule von 1525,<br />
das grafische Denkmal eines vonden<br />
Bütteln der Großgrundbesitzer erdolchten<br />
Bauern im Großen Deutschen<br />
Bauernkrieg. Dürer stellte sich<br />
„Joh<br />
Blum<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Und wer nimmt<br />
den Hund? 14.45; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
16.45, 20.30<br />
Cinema Paris (✆ 881 31 19) Leid und Herrlichkeit<br />
15.30,20.30; Das zweite Lebendes MonsieurAlain<br />
18.10<br />
Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Once Upon a<br />
Time in...Hollywood 16.30,20.00<br />
Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Once Upon aTime<br />
in... Hollywood (OF) 14.00, 15.30, 17.30, 20.15,<br />
21.00, 21.50; Paranza: Der Clan der Kinder –La<br />
paranza dei bambini (OmU) 17.45, 22.00; Gloria:<br />
Das Leben wartet nicht –Gloria Bell (OmU) 14.50,<br />
17.10,19.30; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria<br />
(OmU) 14.15, 19.00, 21.30; Und wer nimmt den<br />
Hund? 15.45, 17.50, 20.00; Paranza: Der Clan<br />
der Kinder 14.00, 16.30, 19.00, 21.30; Ich war<br />
zuhause, aber...13.30, 16.45; Blinded by the Light<br />
(OmU) 15.15, 21.30; Es gilt das gesprochene Wort<br />
19.00<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Und wer nimmt<br />
den Hund? 18.00; Blinded by the Light 20.00;<br />
Fisherman‘s Friends –Vom Kutter in die Charts<br />
17.45; Und wer nimmt den Hund? 20.15<br />
Kant Kino (✆ 319 9866) Gloria: DasLeben wartet<br />
nicht 15.30, 18.00, 20.30; AToy Story: Alles hört<br />
auf kein Kommando 15.45; Das zweite Leben des<br />
MonsieurAlain 15.30,20.30; Leid und Herrlichkeit<br />
18.00; Yesterday 16.00; AToy Story: Alles hört auf<br />
kein Kommando 18.30, 20.45; So wie dumich<br />
willst 15.15, 20.00; Photograph –Ein Foto verändert<br />
ihr Leben für immer 17.30; Leberkäsjunkie<br />
17.45; Der unverhoffte Charme des Geldes 20.00<br />
Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) Once Upon a<br />
Time in... Hollywood 13.30, 17.00, 20.30; Pets<br />
II 14.00; Once Upon aTime in... Hollywood (OF)<br />
16.00, 19.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
23.00; Die drei !!! 14.20; Once Upon aTime in...<br />
Hollywood 16.45, 20.15; AToy Story: Alles hört<br />
auf kein Kommando 14.45; 3D: Der König der Löwen<br />
17.10; Fast &Furious: Hobbs &Shaw 20.00,<br />
23.00; 3D: Der König der Löwen 14.30, 19.45; A<br />
Toy Story: Alles hört auf kein Kommando 17.15;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood (OF) 22.40; Der<br />
König der Löwen 15.00; IAmMother 17.45, 23.00;<br />
Blinded by the Light 20.20; Yesterday 13.50; Fast<br />
&Furious: Hobbs &Shaw 16.30; AToy Story:Alles<br />
hörtauf kein Kommando19.30; IAmMother21.45<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Das schönste<br />
Paar 11.00; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />
–AtEternity‘s Gate (OmU) 12.30; Fuck Fame<br />
–Die Geschichte von Elektropop-Ikone Uffie (OmU)<br />
14.30; Benjamin Blümchen 16.00; Unsere große<br />
kleine Farm 17.30; Free Solo (OmU) 19.00; The<br />
Dead Don‘t Die (OmU) 20.45; Burning –Beoning<br />
(OmU) 22.30; Cleo (OmenglU) 11.00; RamenShop<br />
–Ramen Teh (OmU) 12.45; Tolkien (OmU) 14.15;<br />
Made in China 16.15; Fisherman‘s Friends –Vom<br />
Kutter indie Charts (OmU) 17.45; Berlin, ILove You<br />
(OmU) 19.45; Endzeit (DFmenglU) 21.45; Macht<br />
das alles einen Sinn? –Und wenn ja –warum dauert<br />
essolange? 11.00; Sunset –Napszallta (OmU)<br />
12.45;Yoga: Die Kraft des Lebens –Debout (OmU)<br />
15.15; Pets II16.45; Yesterday 18.15; Leid und<br />
Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU) 20.15; Crawl<br />
(OF) 22.15<br />
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 8129) Kroos 16.00;<br />
Ich war zuhause, aber... 18.15; Leid und Herrlichkeit<br />
–Dolor ygloria (OmU) 20.15; The Dead Don‘t<br />
Die (OmU) 22.30; Yoga: Die Kraft des Lebens –Debout<br />
(OmU) 16.00; Push –Für das Grundrecht auf<br />
Wohnen (OmU) 17.45; Congo Calling (OmU; m.Gespräch)<br />
19.30; Free Solo (OmU) 21.45<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz IMAX 3D: Wildes<br />
Madagaskar: Die Insel der Lemuren 13.45; Pets<br />
II 13.45; Berlin, ILove You 13.50; Fast &Furious:<br />
Hobbs &Shaw 14.00, 17.00, 20.10, 22.00; Abikalypse<br />
14.00; 3D: AToy Story:Alles hört auf kein<br />
Kommando 14.00, 16.50; Benjamin Blümchen<br />
14.10; Der König der Löwen 14.15, 16.15, 19.10;<br />
Stuber –5Sterne Undercover14.20,17.15,19.40,<br />
22.10; Spider-Man: Far From Home 14.30, 17.30;<br />
Aladdin 14.30; Yesterday 14.40, 17.30; Good Boys<br />
14.45,17.10,19.45,22.15; AToy Story:Alles hört<br />
auf kein Kommando 14.45, 17.20, 20.00, 22.30;<br />
IMAX: Once Upon aTime in... Hollywood 15.15,<br />
19.00, 22.45; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
16.30, 19.40, 20.10; IAmMother 16.30, 19.15,<br />
22.00; 3D: Der König der Löwen 16.40; Blinded by<br />
theLight 16.50,19.30;Crawl 17.30, 20.30,22.30;<br />
Gloria: DasLeben wartetnicht19.30,23.15; Leberkäsjunkie<br />
20.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
(OF) 20.30, 22.20;Anna 22.15; John Wick: Kapitel<br />
III 23.00;Annabelle III 23.20<br />
Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Rocketman<br />
(OmU) 18.00; Yesterday (OmU) 20.15; OBeautiful<br />
Night (OmenglU) 22.30; Das melancholische Mädchen<br />
18.00; Endzeit (OmenglU) 19.45; Messer im<br />
Herz –Uncouteau dans le coeur (OmU) 21.30<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (✆ 04 51/703 02 00) Spider-Man: Far<br />
From Home13.30;Pets II 13.30; GoodBoys13.45,<br />
16.45, 20.10; Benjamin Blümchen 14.00; AToy<br />
Story: Alles hört auf kein Kommando 14.10, 16.50,<br />
19.40; 3D: Der König der Löwen 14.20, 17.10; Die<br />
drei !!! 14.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
16.15, 19.30, 20.00; Der König der Löwen 16.30;<br />
Fast &Furious: Hobbs &Shaw 16.40, 19.50; Stuber<br />
–5Sterne Undercover 17.20, 20.15; Leberkäsjunkie<br />
20.00<br />
Kino Kiste (✆ 998 74 81) Sowie du mich willst<br />
14.00;TKKG16.00;Fisherman‘sFriends–VomKutter<br />
in die Charts 17.55; Yesterday 20.00<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 038 71/211 4109) Once Upon<br />
aTime in... Hollywood 14.15, 17.00, 19.50; Fast<br />
&Furious: Hobbs &Shaw 14.20, 17.15, 20.00;<br />
3D: Der König der Löwen 14.20, 17.10; 3D: AToy<br />
Story: Alles hört auf kein Kommando 14.30; Benjamin<br />
Blümchen 14.40; Yesterday 14.45; Der König<br />
der Löwen 14.50, 16.50, 20.00; AToy Story:Alles<br />
hört auf kein Kommando 15.00, 17.30, 19.30;<br />
Good Boys 15.10,17.20,19.40; Stuber –5Sterne<br />
Undercover 17.30, 20.20; Spider-Man: Far From<br />
Home 17.40, 20.10; Crawl 17.40, 20.30; IAm<br />
Mother 19.45<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A Once Upon aTimein...<br />
Hollywood (OmU) 15.30, 19.00, 22.30; B Blinded<br />
by the Light (OmU) 17.00, 19.30, 22.00<br />
fsk am Oranienplatz (✆ 614 24 64) Die Einzelteile<br />
der Liebe –Die Einzelteile der Liebe (OmenglU)<br />
17.45, 19.45; Congo Calling (OmU) 18.00; Ich war<br />
zuhause, aber... (OmenglU) 20.00; Acid –Kislota<br />
(OmU) 21.45; Das melancholische Mädchen 22.15<br />
Moviemento (✆ 692 47 85) Pets II 15.00; Checker<br />
Tobi und das Geheimnis unseres Planeten 17.00;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood (OmU) 19.00;<br />
Open Screening 22.00; Die Winzlinge:Abenteuer in<br />
der Karibik 11.00; Alfons Zitterbacke –Das Chaos<br />
ist zurück 13.15; Benjamin Blümchen 15.30; Cleo<br />
(OmenglU) 17.45; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
(OmU) 20.00; Tel Aviv OnFire (OmU) 23.15;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood (OmU) 11.30,<br />
14.45,18.00,21.15<br />
Sputnik (✆ 694 11 47) Fisherman‘s Friends –<br />
Vom Kutter indie Charts (OmU) 17.30; Leid und<br />
Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU) 19.30; Aardvark<br />
(OF) 21.30; Cleo (OmenglU) 17.45; TelAviv On Fire<br />
19.30; Burning –Beoning (OmU) 21.15<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) OnceUponaTime in... Hollywood<br />
16.30, 20.00; New Paranza: Der Clan der<br />
Kinder 16.10,21.00; Leid und Herrlichkeit 18.30<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 9590) Pets II 14.00; Die<br />
drei !!! 14.45; Der König der Löwen 14.45, 17.30,<br />
20.15; Benjamin Blümchen 15.00; AToy Story: Alles<br />
hört auf kein Kommando 15.15, 17.30, 20.30;<br />
GoodBoys16.00, 18.00, 20.30; OnceUpon aTime<br />
in... Hollywood 17.00,19.45; Fast &Furious: Hobbs<br />
&Shaw 17.15, 20.15<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Der Junge<br />
muss an die frische Luft 13.00; Das zweite Leben<br />
des Monsieur Alain 13.00, 17.45; Der unverhoffte<br />
Charme des Geldes 14.00; Gloria: Das Leben wartet<br />
nicht 15.30, 20.00; Die drei !!! 15.30; Once<br />
Upon aTime in... Hollywood 17.00, 20.15; Berlin, I<br />
Love You 17.45, 20.30<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) Once<br />
Upon aTime in... Hollywood 14.00, 16.30, 19.45;<br />
Fast & Furious: Hobbs & Shaw 14.00, 16.30,<br />
19.45; Der König der Löwen 14.00, 16.55; 3D: A<br />
Toy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.00;<br />
Pets II 14.15; Benjamin Blümchen 14.30; AToy<br />
Story:Alles hört auf kein Kommando 14.30, 17.00,<br />
20.15; Good Boys 15.00, 17.30, 20.15; Crawl<br />
17.00, 20.00; Spider-Man: Far From Home 17.10;<br />
Stuber 17.35, 20.00; 3D: Der König der Löwen<br />
19.45; Leberkäsjunkie 20.00<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98) Kleiner Aladin 17.00;<br />
Fisherman‘s Friends (OmU) 18.30; Liebesfilm<br />
(OmenglU) 20.45; Face_It! (OmU) 18.00; Ausgeflogen<br />
(OmU) 19.30;Axel, der Held 21.15<br />
Babylon (✆ 242 59 69) Woodstock 50!: Love &<br />
Mercy (OmU) 17.00; Woodstock 50!: Almost Famous<br />
– Fast berühmt (OmU) 17.30; Woodstock<br />
50!: Jimi Hendrix (OF) 18.00; Woodstock 50!: The<br />
Doors (OmU) 19.30; Woodstock 50!: The Beatles:<br />
EightDaysaWeek –The Touring Years (OmU) 20.00;<br />
Woodstock 50!: Blutige Erdbeeren –The Strawberry<br />
Statement (OF) 20.00; Woodstock 50!: The Doors:<br />
WhenYou‘re Strange (OmU) 22.00; Woodstock 50!:<br />
The Rolling Stones: Gimme Shelter (OmU) 22.15;<br />
Woodstock 50!: Blow Up (OF) 22.15<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) IAm<br />
Mother (OF) 13.00, 15.15, 17.30, 20.00; Die Melodie<br />
des Meeres –Song ofthe Sea (OmU) 10.00;<br />
Pets II 12.00;Alfons Zitterbacke –Das Chaos istzurück<br />
13.45;Yesterday (OmU) 15.45, 18.15, 20.45<br />
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) Fast &<br />
Furious: Hobbs & Shaw 11.00, 17.10, 20.00,<br />
23.00; Der König der Löwen 11.00, 13.50, 16.45;<br />
Benjamin Blümchen 11.00; 3D: Avengers: Endgame<br />
11.10; Pets II 11.15, 13.30, 15.50; AToy Story:<br />
Alles hört auf kein Kommando 11.20, 14.00,<br />
17.20,19.50; Drei Schritte zuDir 11.30; 3D: AToy<br />
Story:Alles hört auf kein Kommando 12.10, 14.45,<br />
16.40; Good Boys 12.15, 14.40, 16.50, 19.45,<br />
22.30; Once Upon aTime in... Hollywood 13.15,<br />
16.40,19.20, 20.20, 22.10; Spider-Man: Far From<br />
Home 14.10, 23.10; Die drei !!! 14.15; 3D: Der<br />
König der Löwen 15.00,17.50, 20.20, 23.15; Stuber<br />
–5Sterne Undercover 17.00, 20.30, 23.00;<br />
Crawl 18.10, 20.40, 22.40; Leberkäsjunkie 20.00;<br />
Annabelle III 23.15<br />
Hackesche Höfe (✆ 283 4603) Berlin Babylon<br />
(OmenglU) 15.00; Gloria: Das Leben wartet nicht<br />
–Gloria Bell (OmU) 17.00, 19.15; Der unverhoffte<br />
Charme des Geldes –La chute de l‘empire americain<br />
(OmU) 21.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
(OmU) 14.45, 18.00, 21.15; Der unverhoffte<br />
Charme des Geldes –La chute de l‘empire americain<br />
(OmU) 15.00; Sowie du mich willst –Celle<br />
que vous croyez (OmU) 17.45; Once Upon aTime<br />
in... Hollywood (OmU) 20.00; Leid und Herrlichkeit<br />
–Dolor ygloria (OmU) 14.00, 21.30; Blinded by<br />
the Light (OmU) 16.30, 19.00; Paranza: Der Clan<br />
der Kinder (OmU) 14.15, 19.00; Ich war zuhause,<br />
aber... (OmenglU) 16.45,21.30<br />
International (✆ 24 75 60 11) Once Upon aTime<br />
in...Hollywood (OmU) 16.30,20.00<br />
Zeughauskino (✆ 20 30 47 70)Mädchen im Rampenlicht<br />
–Ziegfeld Girl (OF) 20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />
AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.00,<br />
16.45, 20.00; Die drei !!! 14.05; Spider-Man: Far<br />
From Home 14.10, 16.50; Fast &Furious: Hobbs<br />
&Shaw 14.10, 16.30, 19.45, 22.30; Benjamin<br />
Blümchen 14.20; Pets II 14.30, 17.30; Good Boys<br />
14.30, 17.00, 19.30, 22.00; 3D: AToy Story: Alles<br />
hört auf kein Kommando 14.30; Der König der<br />
Löwen 14.40, 17.15, 19.40, 23.00; Once Upon a<br />
Time in... Hollywood 16.30, 19.30, 22.30; Good<br />
Boys (OF) 17.00; Aladdin 17.00; Der König der Löwen<br />
–The Lion King (OF) 19.30; Once Upon aTime<br />
in... Hollywood (OF) 20.00, 22.30; Crawl 20.00;<br />
Stuber –5Sterne Undercover 20.10; Annabelle III<br />
22.30; Stuber –5Sterne Undercover (OF) 22.40;<br />
Crawl (OF) 23.05<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19) Gloria (OmU) 10.00,<br />
19.40; Unsere große kleine Farm (OmU) 12.00;<br />
Paranza: Der Clan der Kinder (OmU) 13.50,21.30;<br />
Apollo 11 (OmU) 15.50; Leid und Herrlichkeit<br />
(OmU) 17.30<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50)Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OF) 17.00, 20.30<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OmU) 16.30, 20.00; Paranza: Der Clan<br />
der Kinder (OmU) 16.30, 19.00,21.30; Once Upon<br />
aTime in... Hollywood (OmU) 17.30, 21.00<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45) Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OF) 17.45, 21.15, 22.00; Gloria (OmU)<br />
17.20, 19.40; Blinded by the Light (OF) 17.30,<br />
20.00, 22.30; Der König der Löwen (OF) 16.30;<br />
Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmenglU)<br />
18.15,21.30; AToy Story:Alles hört auf kein Kommando<br />
(OF) 16.00; Leid und Herrlichkeit –Dolor y<br />
gloria (OmU) 19.00; Apocalypse Now –Final Cut<br />
(OmU) 20.45<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34) Fast<br />
&Furious: Hobbs &Shaw 14.00, 16.30, 20.30;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood 14.10, 16.45,<br />
19.50; Good Boys 14.15, 17.40, 20.20; Pets II<br />
14.30, 17.10; Der König der Löwen 14.50, 17.30;<br />
AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.50,<br />
17.20; 3D: Der König der Löwen 19.30; Crawl<br />
19.40; Leberkäsjunkie 20.00<br />
Wolf (✆ 921 03 93 33) The Dead Don‘t Die (OF)<br />
12.00, 19.00; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria<br />
(OmU) 12.00, 21.10; Ich war zuhause, aber...<br />
(OmenglU) 14.10, 21.00; Die Einzelteile der Liebe<br />
14.20,19.00; Mirai: Das Mädchen aus der Zukunft<br />
16.20; Das melancholische Mädchen (OmenglU)<br />
16.30<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Once<br />
Upon aTime in... Hollywood 16.30, 20.00; Und wer<br />
nimmt den Hund? 16.00; Gloria: Das Leben wartet<br />
nicht 18.00, 20.20<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12)<br />
Mid90s 17.00; Die Mörder sind unter uns 19.30;<br />
Streik –En guerre (OmU) 21.15<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) So wie<br />
du mich willst 14.15, 20.45; Und wer nimmt den<br />
Hund? 14.15, 18.45, 20.45; Yesterday (OmU)<br />
14.30; Die drei !!! 16.00; Fisherman‘s Friends –<br />
Vom Kutter indie Charts 16.15; Benjamin Blümchen<br />
16.30; Once Upon a Time in... Hollywood<br />
(OmU) 17.00, 20.15; Leid und Herrlichkeit 18.15;<br />
Gloria: Das Leben wartet nicht 18.30, 20.45
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
ann“, 2018, der Galerist Johann König macht schon mal Pfeile zu<br />
en fürsFoto von Annette Kelm.<br />
GALERIE JOHANN KÖNIG,ST. AGNES/KELM<br />
„Kasper Facebook“, 2018, Kurator Kasper König performt, fotografiertvon<br />
Annete Kelm,Archival Pigment Print. GAL.JOHANN KÖNIG,ST. AGNES/ KELM<br />
MEIN BILD DER WOCHE<br />
Kasper König, Westfale, Jahrgang 1943,<br />
gründete das Museum Portikus, Frankfurt<br />
a.M. und war 2000–2012 Direktor des<br />
Museums Ludwig Köln. Seine Ausstellungenerregten<br />
oft Aufsehen. So kuratierte<br />
er 1969 die erste Museumsschau Andy<br />
Warhols in Stockholm, 2014 die Biennale<br />
Manifesta St. Petersburg und seit<br />
1976 das Skulpturenprojekt Münster.<br />
Die Schau „What beauty is, Iknownot“ in<br />
der Galerie seines Sohnes Johann König<br />
gibt den Blick frei auf seine Passion.<br />
St. Agnes, Alexandrinenstr.118–121<br />
(Kreuzberg). Bis 13. Oktober,Di–Sa<br />
10–18/So 12-18 Uhr.Tel.: 261 03080<br />
www koeniggalerie. com<br />
so auf die Seite der Verlierer. Kasper<br />
König wählte wohl gerade um dieses<br />
Staments willen eine neu gebaute<br />
Skulptur des Bildhauers Marko Lehanka,<br />
die eine ältere Version von<br />
1999 zitiert und, wie schon Dürers<br />
Motiv, an die Passion Christi denken<br />
lässt. An Opfer, die in der biblischen<br />
Geschichte –und in der realen Weltgeschichte<br />
–gebracht wurden. Aber<br />
dieWelt hat seither nichts gelernt.<br />
Die Ausstellung ist wahrlich ein<br />
Coup. Für Wochen wird sie die Bestimmung<br />
der Galerie als kommerzieller<br />
Ort mit charismatischer<br />
Wucht überlagern, indem sie Kunst<br />
nur Kunst sein lässt –ein künstlerisches<br />
und politisches Statement, wie<br />
man es von König Senior gewohnt<br />
ist. Es ist eine bezwingende Museums-Ausstellung<br />
geworden, mit kapitalen<br />
Werken. Die Auswahl zeigt<br />
mit Aplomb Kasper Königs Kunstkosmos:<br />
20 starke Werke, etwa von<br />
Thomas Bayrle,Thomas Hirschhorn,<br />
Manfred Pernice, Heidi Specker,<br />
Fischli &Weiss bis Emeka Oghbo,<br />
Rosemarie Trockel und Allisa Yoffe,<br />
um nur einige zu nennen. Der rastlose<br />
Kuratorbeweist wieder mal, wie<br />
sehr er es mit seinem gereiften internationalen,<br />
von ihm bereits in den<br />
70er-Jahren entdeckten Künstler-<br />
Spektrum vermag, durch Bezüge,<br />
Dialoge, Kontroversen Spannung<br />
aufzubauen. UndPositionierungen.<br />
Und nichts von all den ungefälligen<br />
Werken ist unaktuell geworden.<br />
VorPolly Apfelbaums grünen Teppichen<br />
(Abbildung oben links) liegt ein<br />
Paar Schlappen. Für Frauenfüße,für<br />
eine Muslima. Betreten erlaubt? Eine<br />
lapidare Geste und Frage nach<br />
Emanzipation. Daneben hat Nicole<br />
Eisenman „Slouching Guy“ gelegt,<br />
eine seltsam dramatische, zugleich<br />
ironische Plastik, ein lümmelnder<br />
Kerl wie ineinem Raumanzug, auf<br />
dessen Körper Kerzen brennen.<br />
Schönheit kann man eben nicht<br />
in Definitionen festmachen, lässt<br />
uns Kasper König wissen. Schönheit<br />
will erkannt, begriffen, geschätzt<br />
werden. Annette Kelm ist es gelungen,<br />
mit ihren eigenwilligen Farbfotografien<br />
(Abbildung rechts), in denen<br />
sie wieder meisterlich Dokumentarisches,<br />
Surreales und Witziges<br />
zusammenbringt, um Vater &<br />
Sohn König zu porträtieren. Zwei<br />
Kunstvesessene. Zwei Dadaisten der<br />
Gegenwart.<br />
Kunst imSony Center<br />
Der Stadtplatz<br />
wird zur<br />
Galerie<br />
Für drei Tage verwandelt<br />
sich das Sony Center am<br />
Potsdamer Platz ab heute in<br />
eine große Kunstgalerie. Auf<br />
dem beliebten Stadtplatz unter<br />
dem imposanten Dach<br />
treffen Kunstliebhaber und<br />
Flaneure auf eine aufregende<br />
Vielfalt an Kunst auf der <strong>Berliner</strong><br />
Open-Air-Messe<br />
„ART …ESSENZ“. Über 3000<br />
Kunstwerke aller Preisklassen,<br />
gerade auch fürs kleine Budget,<br />
testen die Liebe der Besucher<br />
zur zeitgenössischen<br />
Kunst. Zu erwerben sind Unikate,<br />
limitierte Auflagen, Serien<br />
und Multiples. Zudem<br />
sind die ausstellenden hiesigen<br />
wie internationalen<br />
Künstlerinnen und Künstler<br />
persönlich vor Ort, umFragen<br />
zu beantworten. Nicht zuletzt<br />
haben Besucher die Möglichkeit,<br />
eigene Kunstwerke unter<br />
professioneller Anleitung zu<br />
kreieren. Ingeborg Ruthe<br />
Sony Center PotsdamerPlatz, Foyer.<br />
Bis25. 8., Fr+Sa 14–22/So 12–20 Uhr.<br />
Täglich um 18 Uhrfindeteine Führung<br />
über die Messestatt.<br />
KINDER<br />
Berlin mit Kindern (✆ 33 02 98 70)<br />
11.00: Familienführung: Am Brandenburger Torist viel<br />
passiert–Berlingeschichte von1700 bis heute (ab 8<br />
bis 16 J.). Anm. erf.<br />
Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />
10.30: AufWeltreise mitden Millibillies (ab5J.)<br />
Juxirkus Schöneberg (✆ 2155821)<br />
17.30: DieWunder der Natur (ab4J.)<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
10.30: Ein kleinerFisch machteineReise, Cattu,<br />
Lieder zum Mitsingen, Mitmachen und Träumen (ab<br />
3J.)<br />
Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />
10.00: Unterscheidet euch!, Turbo Pascal, Ein<br />
Gesellschaftsspiel –interaktiveInszenierung (ab 10<br />
bis 14 J.)<br />
10.00: Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem<br />
Walde (ab 8bis 12 J.)<br />
Varia Vineta (✆ 43 72 32 44)<br />
16.00: Schneewittchen,(ab 2J.). Anm. erf.<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Figurentheater Grashüpfer (✆ 536 95 15 0/ 52)<br />
18.00: Märchenabend am Feuer,mit Sigrid Schubert<br />
Kohlenkeller am Mexikoplatz (✆ 55 57 32 83)<br />
20.00: Gottfried Bennund die Frauen, Dr.Uwe<br />
Lehmann-Brauns<br />
Periplaneta Kreativzentrum (✆ 44 67 34 33)<br />
20.00: Die Nachtder Drachenfliege, RobertRescue,<br />
Swantje Niemann, André Ziegenmeyerund Jesko<br />
Habert, Lesung und Musik<br />
Schloss Glienicke (✆ 80 58 67 50)<br />
18.00: Vaters Tochter.Theodor Fontane und seine<br />
Tochter Mete, Dagmar vonGersdorff. Anm. erf.<br />
Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />
19.30: DieZuneigung ist etwas Rätselvolles. Eine<br />
Ehe in Briefen –aus dem Briefwechsel vonEmilie und<br />
TheodorFontane, Jutta Wachowsiak und Christian<br />
Grashof, Autor/in: Emilie und Theodor Fontane<br />
Z-Bar (✆ 28 38 91 21)<br />
20.30: AotearoaNZ –National PoetryDay,Sandra<br />
Bell, Sandra Sarala, Hans Kellett<br />
KUNST/AKTION<br />
SonyCenter (Potsdamer Pl. 4)<br />
18.30: ART…ESSENZ2019 „LiveTubepainting“ –<br />
Jakob Reh mit Schaschlikspieß &Acrylpresspistole<br />
19.00: ART…ESSENZ2019: ArtClass „just enjoy“ –<br />
Genussmalen mit Tonia R. Alvarez<br />
KONZERT<br />
Arcanoa (✆ 67 96 26 51)<br />
21.30: Le Roi<br />
ArtlinersBerlin (✆ 74 77 59 10)<br />
20.00: The Hillie Billies<br />
AstraKulturhaus (✆ 69 56 68 40)<br />
20.00: Duff McKagan (Guns N’ Roses) feat. Shooter<br />
Jennings<br />
b-flat (✆ 283 31 23)<br />
21.30: SavoySatellites<br />
Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />
21.00: The Pool, Oknum, Jae Tyler,Camara And The<br />
Melting Moments<br />
Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />
21.00: JankoLauenberger &Daniel Weltlinger –<br />
Radio Django<br />
Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />
20.00: Lisa Bassenge, 5. Frauensommer –Mothers<br />
Café Lyrik (✆ 44 31 71 91)<br />
19.30: Sigrid Grajek (Gesang) &Regina Knobel<br />
(Piano)<br />
Deriva (Mainzer Str.23)<br />
20.00: FortVine, support: Josias Ender<br />
Donau115 (Donaustr.115)<br />
20.30: GreyParis<br />
Galerie Spandow (✆ 333 14 14)<br />
20.00 Brose-Hof: Jens Pokora (Bariton, Moderation),<br />
Gabi Müller-Erben (Klavier), Bel Ami –szenisches Konzert<br />
Gretchen (✆ 25 92 27 02)<br />
20.30: RoyAyers<br />
Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />
21.00: Núria Graham +JennyWilson +Prada Meinhoff<br />
+Oum Shatt, Pop-Kultur<br />
Kulturbrauerei/Kesselhaus (✆ 44 31 51 00)<br />
20.00: International Music &The Dorf +Deerhof +<br />
CocoRosie, Pop-Kultur<br />
Kulturbrauerei/Maschinenhaus (✆ 44 31 51 00)<br />
19.40: One Mother +Mauvais Œi +SomeoneWho<br />
Isn’t Me +Mona Mur,Pop-Kultur<br />
Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />
21.30: Orania.Jazz: Larry Porter Trio<br />
Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />
19.00: Casino Gitano&Gurgulitza, Balkan Night<br />
SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />
21.00: International D.I.Y.Electro Punk: V, Brainbeau,<br />
Circular Ruins, Tamaryn<br />
Waldbühne (✆ 018 06 57 00 70)<br />
20.00: Roland Kaiser &Band<br />
Wild At Heart (✆ 611 70 10)<br />
22.00: Death Star Discotheque +Mitropa<br />
Yaam (✆ 615 13 54)<br />
21.00: Stonebwoy<br />
Yorckschlösschen (✆ 215 80 70)<br />
21.00: Matthias Harig Quartett<br />
Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />
21.15: The Zig Goes Big! Uri Gincel’s Tiny Bigband<br />
Zimmer 16 (✆ 48 09 68 00)<br />
21.00: Manuel Schmid<br />
Zitadelle Spandau (✆ 35 49 44 29 7/)<br />
19.00: Citadel Music Festival: Feine Sahne Fischfilet<br />
CLUB<br />
August Fengler (Lychener Str.11)<br />
22.30: DJ S.T.P.<br />
Berghain (Am Wriezener Bahnhof)<br />
23.59: Leisure System xFinestFriday, Gábor Lázár<br />
(live), JakoJako(live), Marie Davidson (live), Barker,<br />
Ben UFO,Golden Medusa<br />
Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />
23.00: ForeverYoung,EdRaider,Naked Zombi, Boba<br />
Fettt<br />
Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />
21.00: Schwoof, Clärchen &Freunde<br />
Duncker (✆ 445 95 09)<br />
22.00: Independent Tanzmusik, Alusie<br />
Gretchen (✆ 25 92 27 02)<br />
23.30: ANight with Ekali, Grzly Adams, Soulmind<br />
Junction Bar (✆ 694 66 02)<br />
23.59: DJane B.B.<br />
Kulturbrauerei/Alte Kantine (✆ 44 31 50)<br />
23.00: Kantine Deluxe<br />
Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />
22.00: Lieblingslieder,Pasi, Schulle, diefeder<br />
Mensch Meier (Storkower Str.121)<br />
23.00: Feine Sahne Fischfilet Aftershowparty<br />
Mokum (Danziger Str.56)<br />
22.30: Get mokumized!, Radio Tanzbär DJ Linde<br />
PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />
23.00: Psychedelic Cumbia Party, Papo Yoplack u. a.<br />
Solar Berlin (✆ 016 37 65 27 00)<br />
18.00: Berlin Bass CollectiveShowcase, Marcel Da<br />
Kinky Koala<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
Suicide Club (Revaler Str.99)<br />
23.59: Magnetism, Ascion, Lucindo, Beat Movement,<br />
Offtrack, Dj Philippa, Edoardo, Marco Bruno, Bertrand,<br />
Abem<br />
Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />
23.59: Tresor.Klubnacht, Surgeon, Randomer,Koehler,<br />
Briain<br />
BALLROOM<br />
Tanzpavillon im Monbijoupark (Monbijoustr.3)<br />
20.00: Swing,Evan&friends<br />
KINO<br />
Wolf (✆ 921 039333) The Dead Don‘t Die (OF)<br />
12.00, 21.10; Leid und Herrlichkeit (OmU) 12.00,<br />
18.50; Ich war zuhause, aber... (OmenglU) 14.10,<br />
19.00;Die Einzelteile der Liebe 14.20, 21.10; Pippi<br />
Langstrumpf 16.20; Messer imHerz (OmU) 16.30,<br />
23.10; Das melancholische Mädchen (OmenglU)<br />
20.00,23.20<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Once<br />
Upon aTime in... Hollywood 16.30,20.00; Und wer<br />
nimmt den Hund? 16.00; Gloria: Das Leben wartet<br />
nicht 18.00, 20.20<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Once Upon<br />
aTime in... Hollywood 16.30, 20.00; Once Upon<br />
aTime in... Hollywood 18.00, 21.30; Das zweite<br />
Leben des Monsieur Alain 15.40, 18.30; Paranza<br />
16.00, 20.45; Gloria 15.40, 18.00, 20.30; Leid<br />
und Herrlichkeit 16.00, 20.30; Und wer nimmt den<br />
Hund? 18.30<br />
Kino inder Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Once Upon aTime in... Hollywood 14.00, 19.30;<br />
Benjamin Blümchen 14.00; Der König der Löwen<br />
14.15, 17.00; Gloria 14.20, 20.00; Blinded by<br />
the Light 14.20, 20.00; AToy Story 14.30, 16.45;<br />
Es gilt das gesprochene Wort 14.45; Die drei !!!<br />
14.50; Once Upon aTime in... Hollywood (OmU)<br />
16.15, 20.30, 21.45; Berlin, ILoveYou 17.15; Leid<br />
und Herrlichkeit 17.30; Yesterday 17.40; <strong>Berliner</strong><br />
Philharmoniker: Antrittskonzert: Kirill Petrenko dirigiert<br />
Beethovens Neunte Symphonie 18.30; Der<br />
König der Löwen (OmU) 19.45, 22.30; Paranza<br />
20.15; Yesterday (OmU) 22.30; AToy Story (OmU)<br />
22.45; Paranza: Der Clan der Kinder (OmU) 22.50;<br />
The Dead Don‘t Die (OmU) 23.00<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98)Die Grube (OmU) 18.30;<br />
Acid –Kislota (OmU) 19.45; Kaviar (OmU) 21.30<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00)Spider-<br />
Man: Far From Home 14.15, 16.50; Pets II 14.15;<br />
Fast & Furious: Hobbs & Shaw 14.15, 16.50,<br />
20.05,22.40; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
14.20, 17.05, 20.00; Die drei !!! 14.30;<br />
Der König der Löwen 14.30, 17.20, 19.35; BenjaminBlümchen<br />
14.35; Stuber –5SterneUndercover<br />
14.40, 17.10, 19.40, 22.30; Good Boys 14.45,<br />
17.10, 19.45, 22.35; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
14.50, 16.25, 19.45, 22.15; IAm Mother<br />
17.05, 19.50, 22.40; Yesterday 17.15, 20.00;<br />
Crawl 19.40, 22.40; 25 km/h 19.55; Sneak Preview<br />
22.45<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) Benjamin<br />
Blümchen 13.35; Der König der Löwen 13.40,<br />
16.35, 19.30; 3D: AToy Story: Alles hört auf kein<br />
Kommando 14.00, 17.05; 3D: Der König der Löwen<br />
14.05, 17.00;AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
14.45, 17.30, 19.45, 22.40; Pets II 14.50;<br />
Good Boys 14.50, 17.20, 20.20, 22.50; Die drei<br />
!!! 15.00; Once Upon aTimein...Hollywood 15.10,<br />
16.10, 19.20, 20.15, 22.30; Crawl 17.40, 20.30,<br />
23.00; <strong>Berliner</strong> Philharmoniker: Antrittskonzert: Kirill<br />
Petrenko dirigiert Beethovens Neunte Symphonie<br />
18.30; Fast &Furious: Hobbs &Shaw 19.50,<br />
22.50; Stuber –5Sterne Undercover20.10, 22.45;<br />
Child‘s Play 23.15;Annabelle III 23.15<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />
Fisherman‘s Friends –Vom Kutter in die Charts<br />
15.00, 17.45; Und wer nimmt den Hund? 20.30<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02) Der unverhoffte Charme<br />
des Geldes 18.00; Yesterday 20.15<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OmU) 16.30,20.00<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30) Sowie du mich willst –<br />
Celle que vous croyez (OmU) 18.00; Leid und Herrlichkeit<br />
–Dolor ygloria (OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 0211) Pets II<br />
10.00, 12.05, 14.30; Die drei !!! 10.00; Der König<br />
der Löwen 10.00, 14.00, 17.00, 22.00; Benjamin<br />
Blümchen 10.00, 12.10; AToy Story: Alles hört<br />
auf kein Kommando 10.00, 12.20, 14.55, 17.30,<br />
20.15; Fast & Furious: Hobbs & Shaw 13.00,<br />
16.40, 20.00, 22.45; Good Boys 14.00, 16.10,<br />
19.45, 23.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
16.30, 20.00, 22.35; <strong>Berliner</strong> Philharmoniker:<br />
Antrittskonzert: Kirill Petrenko dirigiert Beethovens<br />
Neunte Symphonie 18.30<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81) Der<br />
Klavierspieler vom Gare duNord 13.30; Yesterday<br />
15.45, 20.15; Geheimnis eines Lebens 18.00<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 07 11) Gloria: Das Leben<br />
wartet nicht 14.30, 17.15, 20.00,22.40<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />
Pets II 10.00, 12.10, 14.30; Kleiner Aladin und<br />
der Zauberteppich 10.00; Fast &Furious: Hobbs<br />
&Shaw 10.00, 14.10, 16.45, 19.50, 23.00; Die<br />
drei !!! 10.00, 13.00; Der König der Löwen 10.00,<br />
14.00, 17.15, 20.00, 22.00; Benjamin Blümchen<br />
10.00, 11.55;<br />
AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 10.00,<br />
12.00, 14.30, 17.00; AToy Story: Alles hört auf<br />
kein Kommando –Toy Story IV(OF) 12.00; 3D: A<br />
Toy Story: Alles hört auf kein Kommando 12.30,<br />
15.00; Good Boys 12.50, 15.10, 17.35, 20.00,<br />
22.30; Spider-Man: Far From Home 15.30, 20.30;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood 16.50, 19.30,<br />
23.00; 3D: Der König der Löwen 17.30; <strong>Berliner</strong><br />
Philharmoniker: Antrittskonzert: Kirill Petrenko dirigiert<br />
Beethovens Neunte Symphonie 18.30; Once<br />
Upon aTime in... Hollywood (OF) 20.20; Annabelle<br />
III 22.50<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) AToy Story: Alles<br />
hört auf kein Kommando 15.00, 18.00, 20.30;<br />
Der König der Löwen 15.30, 18.00; Good Boys<br />
15.45, 18.15, 20.30; Benjamin Blümchen 16.00;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood 17.15, 20.30;<br />
3D: Der König der Löwen 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00) Abschlussveranstaltung<br />
des Filmvermittlugsprojekts Jugend filmt: Überraschungsprogramm<br />
17.30;AndrejTarkowskij: Solaris<br />
(OmenglU) 20.00; Magical History Tour: Rumble<br />
Fish (OF) 19.30<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 806969)<br />
Der König der Löwen 12.30, 13.30, 17.00, 19.30;<br />
Benjamin Blümchen 12.30; AToy Story: Alles hört<br />
auf kein Kommando 12.30, 14.00, 15.15, 17.00;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood 13.00, 14.00,<br />
15.10, 17.00, 18.00, 19.00, 20.00, 21.00, 22.10;<br />
Leid und Herrlichkeit 13.00, 16.30; Spider-Man:<br />
Far From Home 13.10, 16.30, 19.45, 23.00; 3D:<br />
Der König der Löwen 13.10, 16.20, 20.15, 22.30;<br />
Stuber –5Sterne Undercover 13.15, 17.15, 19.50,<br />
22.30; Fast & Furious: Hobbs & Shaw 13.20,<br />
16.30, 20.15, 22.50; Berlin, ILove You 13.30; 3D:<br />
AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 13.30,<br />
16.30, 19.45, 23.00; Drei Schritte zuDir 13.40,<br />
16.40; Die drei !!! 13.40; Pets II 14.00; Gloria:<br />
Das Leben wartet nicht 14.20, 17.10, 20.00; Good<br />
Boys 14.30, 17.15, 20.00, 23.00; Aladdin 15.50,<br />
19.45; Blinded by the Light 16.10, 19.15; Paranza:<br />
Der Clander Kinder16.30, 19.30; Yesterday16.40;<br />
Crawl 18.00,20.30, 23.00; Rocketman19.10; IAm<br />
Mother 19.40, 22.40; Der Fall Collini 19.50; Avengers:<br />
Endgame 22.10; X-Men: Dark Phoenix 22.20;<br />
Child‘s Play 22.30; John Wick: Kapitel III 22.45;<br />
Annabelle III 23.00; Anna 23.00<br />
CineStar imSony Center (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Rocketman (OF) 13.30; Pets II –The Secret Life of<br />
Pets 2(OF) 13.30; 3D: Der König der Löwen –The<br />
Lion King (OF) 13.30, 22.00;<br />
3D: AToy Story: Alles hört auf kein Kommando –Toy<br />
Story IV (OF) 13.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
(OF) 13.40, 15.50, 16.50, 19.00, 19.30,<br />
23.00; Yesterday (OF) 14.00; AToy Story: Alles<br />
hört auf kein Kommando –Toy Story IV (OF) 14.15,<br />
16.25, 20.15; Good Boys (OF) 15.00, 17.30,<br />
20.00, 22.30; Stuber –5Sterne Undercover (OF)<br />
16.00, 20.10, 22.45; Fast & Furious: Hobbs &<br />
Shaw(OF)17.00,22.40;Der König derLöwen –The<br />
Lion King (OF) 17.15,20.00; <strong>Berliner</strong> Philharmoniker:<br />
Antrittskonzert: Kirill Petrenko dirigiert Beethovens<br />
Neunte Symphonie 18.30; 35mm: Once Upon<br />
aTimein...Hollywood (OF) 20.30; IAmMother (OF)<br />
22.55; Annabelle III (OF) 23.15<br />
CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) Once Upon<br />
aTime in... Hollywood (OF) 11.30, 15.15, 19.00,<br />
22.50<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Once Upon a<br />
Time in...Hollywood (OmU) 19.00<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 16 50) Pets II 14.00; Fast &Furious:<br />
Hobbs &Shaw 14.00, 17.00, 20.00, 22.15; AToy<br />
Story:Alles hört auf kein Kommando 14.00, 17.00,<br />
20.00; Benjamin Blümchen 14.30; Der König der<br />
Löwen 15.00, 17.30, 20.00, 22.30; Die drei !!!<br />
16.00; Once Upon aTime in... Hollywood 16.30,<br />
20.15, 22.00;Stuber –5Sterne Undercover 18.00,<br />
20.00, 22.45<br />
Casablanca (✆ 677 57 52) Traumfabrik 16.00;<br />
Made in China 18.30; Leberkäsjunkie 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />
3D: Spider-Man: Far From Home 14.00; 3D: Der<br />
König der Löwen 14.00; Pets II 14.10; 3D: Aladdin<br />
14.10; AToy Story 14.15, 16.45, 20.00; Der<br />
König der Löwen 14.30, 17.20, 19.30; Good Boys<br />
14.40, 17.15, 19.45, 23.00; 3D: AToy Story 14.45,<br />
17.15; Once Upon aTime in... Hollywood 15.30,<br />
16.30, 19.15, 20.00,22.20; Fast &Furious: Hobbs<br />
&Shaw 17.00, 19.30, 22.40; Crawl 17.20, 20.00,<br />
22.45; Stuber 17.30, 20.15, 23.00; IAmMother<br />
20.15, 22.45; John Wick III 22.30; Annabelle III<br />
23.00<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Good<br />
Boys 14.00, 16.15, 19.45, 22.30; Der König der<br />
Löwen 14.00, 17.00, 22.50; 3D: AToy Story:Alles<br />
hört auf kein Kommando 14.10; Pets II 14.20; Fast<br />
&Furious: Hobbs &Shaw 14.30, 17.00, 19.45,<br />
22.40; Benjamin Blümchen 14.30; AToy Story: Alles<br />
hört auf kein Kommando 14.30,17.00,20.00;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood 16.40, 19.30,<br />
22.00; Spider-Man: Far From Home 16.45;<br />
Good Boys (OF) 17.30; <strong>Berliner</strong> Philharmoniker:<br />
Antrittskonzert: Kirill Petrenko dirigiert Beethovens<br />
Neunte Symphonie 18.30; Crawl 20.10; Once<br />
Upon aTime in... Hollywood (OF) 20.15; Crawl (OF)<br />
22.40;Annabelle III 23.00<br />
City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76) Leid und<br />
Herrlichkeit 19.00; Die Einzelteile der Liebe 21.15<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 471 4001) Die Einzelteile der<br />
Liebe 19.00; Jimi‘s German Woodstock (OmU)<br />
21.00<br />
Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) AToy Story: Alles<br />
hört auf kein Kommando 10.30, 12.45, 15.00,<br />
17.15, 19.30; Benjamin Blümchen 13.15; Und<br />
wer nimmt den Hund? 15.30, 20.15; Fisherman‘s<br />
Friends –Vom Kutter in die Charts 17.45<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Sowie du<br />
mich willst (OmU) 16.00; Call Me By Your Name<br />
(OmU) 18.00; Leid und Herrlichkeit (OmU) 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05)Yesterday 15.30;<br />
Leid und Herrlichkeit 18.00; Gloria: Das Leben wartet<br />
nicht 20.30<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78) Mirai: Das Mädchen aus der<br />
Zukunft 16.00; Tolkien (OmU) 18.00; Sunset –<br />
Napszallta (OmU) 20.30<br />
Capitol (✆ 831 6417) Und wer nimmt den Hund?<br />
16.00,18.15,20.30<br />
FREILUFTKINOS<br />
B-ware! Open Air FMP1 (✆ 63 41 31 15) Border<br />
20.30<br />
FreilichtbühneWeißensee (✆ 24 72 78 01) Womit<br />
haben wir das verdient? 21.00<br />
Freiluftkino Friedrichshagen (✆ 65 01 31 41)<br />
Avengers: Endgame 20.15<br />
Freiluftkino Hasenheide (✆ 283 4603) The Tony<br />
Alva Story (OmU) 20.30<br />
Freiluftkino Kreuzberg Nur eine Frau (OmenglU)<br />
21.15<br />
Freiluftkino Rehberge Bohemian Rhapsody (OmU)<br />
20.30<br />
Open-Air-Kino SchlossparkBiesdorf (✆ 9987481)<br />
Yesterday 20.30<br />
OpenairKinoSpandau (✆ 333 60 81)Green Book<br />
–Eine besondere Freundschaft 20.45<br />
Pompeji –FLK am Ostkreuz (✆ 01 76/56 70 92 98)<br />
Burning –Beoning (OmU) 20.30<br />
Radio EINS-Freiluftkino Friedrichshain DerVorname<br />
20.30<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12)<br />
Streik (OmU) 17.00; A Man of Integrity (OmU)<br />
19.15; Under the Tree 21.30<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Benjamin<br />
Blümchen 14.30; Yesterday (OmU) 14.30; Und wer<br />
nimmt den Hund? 14.45, 16.45, 21.30; Die drei!!!<br />
16.00; Unsere großekleineFarm16.30;Once Upon<br />
aTime in... Hollywood (OmU) 17.00, 20.15; Leid<br />
und Herrlichkeit 18.15; <strong>Berliner</strong> Philharmoniker:<br />
Antrittskonzert: Kirill Petrenko dirigiert Beethovens<br />
Neunte Symphonie 18.30; Gloria 18.30, 20.45; So<br />
wie dumich willst 20.45<br />
UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 72 33)<br />
Once Upon a Time in... Hollywood 13.40, 16.10,<br />
19.45, 20.10, 22.45; Fast & Furious 13.40, 16.30,<br />
19.30, 23.00; Pets II 13.50,17.10; Der König der Löwen14.00,17.05,<br />
20.10; Benjamin Blümchen 14.00;<br />
A Toy Story 14.10, 17.00, 20.00; Stuber 14.15, 17.15,<br />
19.45; Good Boys 14.20, 17.20, 20.00, 23.00; Spider-Man<br />
16.50; Crawl 20.15, 23.00; 3D: Der König<br />
der Löwen 23.00; Annabelle III 23.00<br />
Waschhaus Kino Potsdam (✆ 03 31/271 56 26)<br />
Bohemian Rhapsody 21.30<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (✆ 033 22/279 88 77)AToyStory<br />
14.00, 16.05; <strong>Berliner</strong> Philharmoniker: Antrittskonzert:<br />
Kirill Petrenko dirigiert Beethovens Neunte<br />
Symphonie 18.30<br />
Capitol Königs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97 77)<br />
Der unverhoffte Charme des Geldes 17.15; Long<br />
Shot 20.00<br />
CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) Pets II<br />
14.20, 17.30; Fast & Furious: Hobbs & Shaw<br />
14.20, 17.00, 19.45, 23.00; Die drei !!! 14.20;<br />
AToy Story 14.20, 17.00, 20.00; Der König der<br />
Löwen 14.30, 17.15, 20.10; Benjamin Blümchen<br />
14.30; 3D: Der König der Löwen 15.00, 17.45,<br />
20.15; 3D: AToy Story:Alleshörtauf kein Kommando<br />
15.00, 17.30; Good Boys 15.15, 17.40,20.15,<br />
22.45; Once Upon aTime in... Hollywood 15.30,<br />
16.30, 19.15, 20.00, 22.30; <strong>Berliner</strong> Philharmoniker:<br />
Antrittskonzert: Kirill Petrenko dirigiert Beethovens<br />
Neunte Symphonie 18.30; Crawl 20.10,<br />
23.40;Stuber–5SterneUndercover20.30, 23.20;<br />
3D: Spider-Man: Far From Home 22.50; John Wick:<br />
Kapitel III 23.00; 3D: Godzilla 223.00; Child‘s Play<br />
23.00; Annabelle III 23.10<br />
Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) AToy Story:<br />
Alles hört auf kein Kommando 15.00, 17.30,<br />
20.30; Pets II 16.00; Leid und Herrlichkeit 18.00;<br />
Fast &Furious: Hobbs &Shaw 20.00
26 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
NACHRICHTEN<br />
Zusätzliches Objektiv für<br />
neues iPhone erwartet<br />
STREAMING<br />
Berlins<br />
gruselige<br />
Geheimwelt<br />
VonMarcus Posimski<br />
Gentrifizierung, eine mehr als<br />
fragwürdige Bildungspolitik,<br />
Drogen im Görlitzer Park und E-Roller<br />
–als <strong>Berliner</strong> gibt es wahrlich genug<br />
Gründe,sich über die Stadt aufzuregen.<br />
Trotzdem übt Berlin nach<br />
wie vor eine immense Anziehungskraft<br />
aus und zieht neben Touristen<br />
auch Kreative an, die ihre Geschichten<br />
erzählen. Hier sind ein paar Beispiele:<br />
Counterpart: Eine der besten Berlin-Serien<br />
überhaupt! Oscar-Gewinner<br />
J.K. Simmons spielt in dieser<br />
Science-Fiction-Thriller-Serie<br />
den UN-Beamten HowardSilk, der<br />
seit 30 Jahren in einer grauen Behörde<br />
schlips-tragend extrem<br />
langweilige Arbeit verrichtet. Er<br />
weiß weder, was er genau zu tun<br />
hat, noch weiß er, was seine Behörde<br />
wirklich tut. Eines Tages<br />
sitzt er einem Mann gegenüber,<br />
der sein Zwilling sein könnte.<br />
Plötzlich hört ervon geheimen Experimenten,<br />
einer Parallelwelt<br />
und einer Gefahr, die schon bald<br />
die gesamte Menschheit ausrotten<br />
könnte. Die Prämisse der Serie ist<br />
derart komplex, dass man ganze<br />
Bücher damit füllen könnte, aber<br />
die Geschichte über zwei Welten in<br />
einer Stadt, mit ihren Agenten, Geheimnissen<br />
und Machenschaften<br />
wurde noch nie so kreativ abgedreht<br />
und einzigartig erzählt.<br />
Zu sehen bei Amazon und iTunes.<br />
Berlin Station: In dieser Seriegeht es<br />
um das in Berlin ansässige CIA-<br />
Büro. Gleich zu Beginn treffen wir<br />
auf den jungen CIA-Agenten Daniel,<br />
der aus der Zentrale in Langley<br />
nach Berlin geschickt wird, um hier<br />
herauszufinden, wer brisante Informationen<br />
an einen Whistleblower<br />
geliefert hat. Das alltäglich Handwerk<br />
fällt ihm anfangs schwer, ihm<br />
wird aber der erfahrene Agent Hector<br />
zur Seite gestellt. Natürlich entwickeln<br />
sich in den folgenden 29<br />
Episoden, die sich auf drei Staffeln<br />
aufteilen, allerlei nationale und internationale<br />
Konflikte, Intrigen und<br />
Aufträge –auch die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
spielt in der Serie eine wichtige<br />
Rolle. Gelungene Agenten-Kost, die<br />
mit einer großartigen Besetzung<br />
aufwarten kann, spannend erzählt<br />
ist und hin und wieder einen interessanten<br />
Blick darauf zulässt, wie<br />
Berlin und auch Deutschland von<br />
außen gesehen werden.<br />
Zu sehen bei Amazon, iTunes und Netflix.<br />
Und sonst noch: Natürlich darf in<br />
dieser Liste die 5. Staffel der Serie<br />
Homeland nicht fehlen, in der die<br />
Hauptfigur Carrie Mathison (Claire<br />
Danes) die CIA verlassen hat und in<br />
Berlin als Sicherheitschefin im Privatsektor<br />
arbeitet. Nach einer kurzen<br />
Selbstfindungsphase hat sich<br />
„Homeland“ ab der 5. Staffel wieder<br />
gefangen und liefert seitdem spannendste<br />
Unterhaltung ab. Nicht<br />
wirklich eine Serie, aber eine Filmreihe:<br />
Die „Bourne“-Filme, besonders<br />
Teil 2, verstehen es sehr gut, die<br />
Hauptstadt in ein actiongeladenes<br />
Licht zu rücken.<br />
Marcus Posimski hat<br />
amerikanische Kultur mit<br />
Schwerpunkt Film studiert.<br />
Wütendes Gesicht, rote Augen: ein gruseliger Charakter aus „Darksiders: Genesis".<br />
Die Kunst des Verführens<br />
Die kleinen Studios –auchaus Berlin –sorgen bei der Gamescom für überraschende Unterhaltung<br />
VonThomas Lindemann<br />
Wichtigstes Hilfsmittel<br />
für Spielefans in dieser<br />
Woche: der Campingstuhl.<br />
Auf der Gamescom,<br />
die in Köln bis Sonnabend geöffnet<br />
ist, sieht man überall in den<br />
Hallen die leichten Klappstühle.<br />
Denn wer hier sein Lieblingsspiel<br />
ausprobieren will, braucht Geduld.<br />
Viele sitzen also,während sie warten<br />
müssen. Bei„Borderlands 3“, einem<br />
besonders beliebten Action-Spiel,<br />
waren schon am MittwochWartezeiten<br />
von zwei Stunden ganz normal.<br />
Und das besonders stark besuchte<br />
Wochenende kommt ja erst noch.<br />
An den langen Schlangen sieht<br />
man derzeit auf der größten Videospielemesse<br />
der Welt zweierlei: Einerseits,<br />
wie enthusiastisch die Fans<br />
sind. Dieses Publikum brennt für Games.<br />
Das Spiel „Borderlands 3“, auf<br />
das manche hier zwei Stunden warten,<br />
kommt Mitte September ohnehin<br />
in den Handel. Es geht also nur<br />
darum, ein wenig früher dran zu sein<br />
als andere –und vielleicht noch eines<br />
der beliebten T-Shirts im Design<br />
des Lieblingsspiels zu ergattern. Anderseits<br />
sieht man auch sofort das<br />
große Problem dieser Publikumsmesse.Sie<br />
ist viel zu voll.<br />
Aktives Zuschauen<br />
Umso erstaunlicher, dass die Spielefreunde<br />
gern kommen, in diesem<br />
Jahr wohl bis zu 400 000 von ihnen.<br />
Ihnen werden vonallen großen Herstellern<br />
der Welt neue Games gezeigt,<br />
die teilweise erst in Monaten<br />
oder sogar nächstes Jahr erscheinen.<br />
Einige <strong>Berliner</strong> Firmen bestimmen<br />
das Geschehen durchaus mit. Etwa<br />
Jo-Mei, die gerade mit „Sea of Solitude“<br />
einen Überraschungserfolg<br />
hatten, oder die Firma Bildundtonfabrik,<br />
die in Kreuzberg das Spiel<br />
„Trüberbrook“ erstellte und damit<br />
den Deutschen Computerspielepreis<br />
gewann. Zurzeit siedeln sich<br />
immer neue Firmen in der Hauptstadt<br />
an, sie stellen nun auch auf der<br />
Messe aus. Die weißrussische Firma<br />
Wargaming, die mit Spielen wie<br />
„World of Warships“ Millionen Spieler<br />
begeistert, beschäftigt in Mitte<br />
etwa 80 Angestellte. Auch Voodoo<br />
Games („Helix Jump“) hat einen Niederlassung<br />
in Berlin eröffnet. Ausder<br />
Community der Stadt selbst kommt<br />
durchaus überraschendes: Das Studio<br />
Morphcat arbeitet in WilmersdorfanSpielen<br />
und Hardwarefür die<br />
Konsole NES, belebt also ein Gerät<br />
von1986 wieder neu.<br />
Welche die beliebtesten Spiele der<br />
Messe sind, sieht man auch an den<br />
Das Leben ist schön: Cosplayer erhalten in diesem Jahr viel Aufmerksamkeit. AP/M. MEISSNER<br />
Warteschlangen. Es sind Titel wie<br />
„Fifa“, „Cyberpunk“, „Tom Clancy’s<br />
Ghost Recon“ oder auch„Just Dance“<br />
und „Luigi’s Mansion“. Sie kommen<br />
von den Giganten der Spielebranche<br />
–internationalen Firmen, vondenen<br />
übrigens keine einzige aus Deutschland<br />
stammt. Oft sind es neueTeile alter,erprobter<br />
Reihen.<br />
Das neue „Fifa“ etwa hat<br />
jetzt auch Straßenfußball<br />
integriert, stattt Stadien<br />
gibt es auch Bolzplätze.<br />
Großen Spaß<br />
macht vorallem„Cy-<br />
berpunk 2077“ “, viel-<br />
Spiel der Messe.<br />
leicht das wichtigste<br />
Man kämpft in<br />
der Zukunft<br />
gegen einen<br />
Überwachungsstaat.<br />
wenn es teils<br />
recht<br />
brutal wirkt, ist es immer<br />
noch ein ganz eigenes<br />
Produkt. Also<br />
nicht einfach nur ein<br />
neuer Teil einer alten<br />
VIELE SPIELERINNEN<br />
Die Messe: Die Gamescom gilt als die größte Messe für Computerspiele weltweit, in diesem<br />
Jahr werden bis zu 400 000 Menschen erwartet. Am Sonntag endet die Veranstaltung.Wer<br />
sich kurzfristig überlegt, noch nach Köln zu fahren, ist chancenlos. Die Tickets für das Wochenende<br />
sind bereits ausverkauft.<br />
Die Besucher: In Deutschland spielen Kinder,Frauen und Männer.Bei den Erwachsenen ist<br />
der Anteil vonMännernund Frauen fast gleich. Bei den Besucherzahlen in Köln ist allerdings<br />
noch ein größerer Unterschied erkennbar:Imvergangenen Jahr lag der Anteil der Besucherinnen<br />
bei rund 26 Prozent.<br />
Auch<br />
Das Spiel „Trivia Crack“ stammt<br />
von Etermax. Das Studio wurde in<br />
Buenos Aires gegründet, ist jetzt in<br />
Berlin beheimatet.<br />
ETERMAX<br />
Idee.Eskommt aus Polen –die Videospielszene<br />
unseres Nachbarlands<br />
ist ohnehin beeindruckend, ein Spiel<br />
über denWarschauer Aufstand sowie<br />
eines über Tschernobyl waren auch<br />
zu sehen, beide eindrucksvoll. Die<br />
großen Hoffnungen stammen von<br />
kleinen Firmen –und es fühlt sich<br />
an, als sei die Gameswelt wieder<br />
einmal wirklich lebendig.<br />
Überhaupt,<br />
es<br />
wird nicht nur<br />
online gespielt,<br />
sondern viele<br />
sehen heute<br />
dabei auch<br />
gern zu. Auf<br />
dem Messe er-<br />
sich der stark<br />
freute<br />
erweiterte E-Sports-<br />
Bereich<br />
mit ver-<br />
schiedenen Arenen<br />
großer<br />
Beliebtheit.<br />
Hierkann man zusehen,<br />
wie Teams in<br />
verschiedenen Spielen<br />
gegeneinander<br />
antreten. Fußball,<br />
oft Egoshooter, teils<br />
auch Strategiespiele. Diese Schaukämpfe<br />
werden oft von Kommentatoren<br />
begleitet, wobei diese Moderatoren<br />
das Spiel sehr gut kennen müssen,<br />
um dem Publikum klarzumachen,<br />
was gerade passiert. Im<br />
Idealfall sind sie auch noch lustig.<br />
Spiele als Schaukampf –das bewegt<br />
die Szene derzeit sehr, gilt auch als<br />
Wachstumsmarkt. (In Berlin entsteht<br />
direkt am Checkpoint Charlie<br />
gerade ein E-Sports-Zentrum.) Solche<br />
Trends widerspiegeln sich auf<br />
der Messe, und sie ist deswegen ein<br />
hervorragender Indikator für das,<br />
was in der Welt der Spielerinnen und<br />
Spieler gerade wichtig ist.<br />
Ordner macht Ärger<br />
AFP/INA FASSBENDER<br />
Das ist großartig, aber nicht alles ist<br />
großartig. DieKoelnmesse muss sich<br />
damit auseinandersetzen, dass hin<br />
und wieder Ordner aggressiv werden<br />
–vermutlich ein Symptom der Überfüllung.<br />
Auch wenn das nur Einzelfälle<br />
sind, prägt es sich leider ein. Das<br />
Publikum wird manchmal wie Vieh<br />
durch bestimmte Engpässe getrieben,<br />
teils angeschrien oder mit Pfiffen<br />
gelenkt, das wirkt recht unwürdig.<br />
Beim Heavy-Metal-Konzert der<br />
Band Sabaton am Mittwochabend<br />
konnte man beobachten, wie einer<br />
der gelb gekleideten Ordner einen<br />
Fanangreifen wollte, der gedrängelt<br />
hatte.<br />
Seine Kollegen mussten den<br />
kampflustigen Mann festhalten. Wer<br />
Fragen stellte,wurde ignoriert, wenn<br />
nicht bedroht. Dabei können die<br />
Fans am wenigsten dafür,dass kopflos<br />
und ohne ersichtliches Konzept<br />
spontan viel zu enge Wege am Rand<br />
der Halle abgesperrt werden. Wenn<br />
eine Band spielt, die in diesem Jahr<br />
das Wacken-Festival eröffnet hat,<br />
kommen viele Menschen. So etwas<br />
kann man vorher wissen.<br />
Eigentlich hatte sich die Messe<br />
dieses Jahr vorgenommen, das Gedränge<br />
zu entzerren, großzügigere<br />
Gänge zu schaffen und neue Bereiche<br />
freizugeben. Es ist nur zum Teil<br />
gelungen. Unddann ist es trotz allem<br />
einfach schön, die Begeisterung und<br />
das Interesse der Besucher zu erleben.<br />
Das Publikum ist nach wie vor<br />
jung, weibliche und männliche Spieler<br />
sind stark vertreten. Cosplayer,<br />
Metal-Fans, Japan-Enthusiasten,<br />
hier kommen alle miteinander aus,<br />
vereint durch ein sehr reges Interesse<br />
an der Sache.<br />
Thomas Lindemann hat<br />
das Spiel „Cyberpunk 2077“<br />
großen Spaß gemacht.<br />
Neue Spitzenmodelle des iPhones<br />
vonApple sollen im Herbst laut einem<br />
Medienbericht ein zusätzliches<br />
Ultra-Weitwinkel-Objektiv sowie<br />
den Namenszusatz „Pro“bekommen.<br />
Derfür die Trefferquote seiner<br />
iPhone-Vorabinformationen bekannte<br />
Bloomberg-Reporter Mark<br />
Gurman bekräftigte damit Gerüchte,<br />
die seit einigen Wochen im Umlauf<br />
sind. DieVorstellung der neuen Modelle<br />
wirdfür den 10. September erwartet.<br />
Diebeiden neuen „Pro“-Modelle<br />
würden äußerlich weitgehend<br />
das Design deraktuellen iPhones XS<br />
und XS Maxbehalten, hieß es. (dpa)<br />
Nach Datenleck komplette<br />
KartennummernimUmlauf<br />
Beidem Datenleck im Mastercard-<br />
Bonusprogramm „Priceless Specials“<br />
sind auch Listen mit vollständigen<br />
KartennummerninUmlauf gelangt.<br />
Mastercardteilte Kunden am<br />
Donnerstag mit, dass möglicherweise<br />
auch ihreZahlungskartennummer<br />
betroffen sei, mit der sie<br />
sich bei dem Programm angemeldet<br />
hatten. Immerhin waren das dazugehörige<br />
Ablaufdatum und die Prüfnummer<br />
auf der Rückseite der Karte<br />
nicht Teil des Datenlecks.Damit<br />
können die geleakten Kartennummernnicht<br />
direkt für Einkäufe im Internet<br />
verwendet werden. Mastercard<br />
verwies darauf, dass ein Dienstleister,der<br />
das Bonusprogramm betrieb,„einen<br />
Sicherheitsvorfall<br />
erlitten“ habe.Esbesteht weiter die<br />
Gefahr,dass Online-Kriminelle mit<br />
den in Umlauf gelangten Informationen<br />
wie E-Mail, Geburtsdatum,<br />
Handy-Nummer oder Anschrift fingierte<br />
E-Mails verschicken können,<br />
um zum Beispiel an Passwörter zu<br />
kommen. (dpa)<br />
Indonesien blockiert<br />
Internet in Unruheprovinzen<br />
Nach drei Tagen der Proteste für Autonomie<br />
und gegen Polizeigewalt<br />
hat Indonesiens Regierung das Internet<br />
in seinen Provinzen Papua und<br />
Westpapua blockiert. DieSperre<br />
bleibe so lange bestehen, bis sich die<br />
Lage auf der betroffenen Insel Neuguinea<br />
wieder normalisierthabe,<br />
sagte ein Sprecher des Ministeriums<br />
für Telekommunikation am Donnerstag.<br />
Mitder Blockade will die Regierung<br />
verhindern, dass sich die<br />
Proteste ausweiten. In beiden Provinzen<br />
hatte es Demonstrationen<br />
gegen Vorfälle auf Indonesiens<br />
Hauptinsel Java gegeben. Dabei soll<br />
die Polizei mit Gewalt gegen Studenten<br />
vorgegangen sein. (dpa)<br />
AUSDER REDAKTION<br />
Berlin Mitte,<br />
der Podcast<br />
von<br />
Jochen Arntz<br />
Freitags<br />
ab sechs<br />
Jetzt gibt’s unter www.berliner-zeitung.de<br />
auch was zum Hören –direkt<br />
aus der Chefredaktion. „Berlin<br />
Mitte“ heißt der Podcast, in dem ich<br />
Ihnen jeden Freitag ab sechs Uhr<br />
morgens Neues aus der Redaktion<br />
und aus Berlin präsentiere. Diesmal<br />
spreche ich über das große gemeinsame<br />
Debattenforum der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> und des Tagesspiegels zum<br />
30. Jahrestag des Mauerfalls, das wir<br />
am kommenden Montag starten.<br />
Wirhören uns,<br />
Ihr Jochen Arntz, Chefredakteur<br />
bei Twitter @JochenArntz
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 27<br />
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ARD<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für<br />
HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live nach Neun<br />
9.55 (für HG) Sturm der Liebe 10.45 (für HG)<br />
Meister des Alltags 11.15 (für HG) Gefragt –<br />
Gejagt 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für<br />
HG)ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für<br />
HG) Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau<br />
15.10 (für HG) Sturm der Liebe 16.00 (für<br />
HG) Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach<br />
Meer. Ahoi, Perlen der Ostsee 17.00 (für HG)<br />
Tagesschau 17.15 Brisant 18.00 (für HG) Gefragt<br />
–Gejagt 18.50 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />
19.45 (für HG) Sportschau vor acht 19.55 (für<br />
HG) Börse vor acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Die Eifelpraxis<br />
HerzenssachenTV-Drama, D2019<br />
Mit Rebecca Immanuel, Simon<br />
Schwarz,Karolina Lodyga u.a.<br />
Regie: Kerstin Ahlrichs<br />
21.45 (für HG) Tagesthemen<br />
22.00 (für HG) Tatort Freigang<br />
TV-Kriminalfilm, D2014. Mit Richy<br />
Müller,Felix Klare, CarolinaVera u. a.<br />
23.30 (für HG) Alles Verbrecher –Leiche im<br />
Keller TV-Kriminalfilm, D2014. Mit<br />
Ulrike Krumbiegel, Daniel Rodi u.a.<br />
1.00 (für HG) Tagesschau<br />
RTL<br />
5.25 Exclusiv –Das Star-Magazin. Moderation:<br />
Frauke Ludowig 5.35 Explosiv –Das Magazin.<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />
Unter uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was<br />
zählt. Soap 10.00 Der Blaulicht-Report 11.00<br />
Der Blaulicht-Report 12.00 Punkt 12 14.00<br />
Die Superhändler –4Räume,1Deal 15.00<br />
Die Superhändler –4Räume,1Dea 16.00<br />
Meine Geschichte –Mein Leben 17.00 Meine<br />
Geschichte –Mein Leben 17.30 Unter uns.<br />
Daily Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin<br />
18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin 18.45 aktuell<br />
19.05 (für HG) Alles was zählt. Soap<br />
19.40 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />
20.15 Die 100 ...<br />
scheinbar schönstenWege zum Glück /<br />
Raffi sucht in den Straßenritzen New<br />
Yorks nach Gold /Chloe und ihre<br />
Schwester wollen mit sechs Jahren<br />
schon Model werden ... Show<br />
23.00 Martin Rütter live! NachSITZen<br />
Mit Martin Rütter<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.30 Die 100 ...<br />
scheinbar schönstenWege zum Glück /<br />
Raffi sucht in den Straßenritzen New<br />
Yorks nach Gold ... Show<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
MDR WDR Arte<br />
12.35 Madeline. Familienfilm, F/USA 1998<br />
14.00 (für HG) MDR um zwei 15.15 (für HG)<br />
Wer weiß denn sowas? 16.00 (für HG) MDR um<br />
vier 17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für HG) Brisant<br />
18.54 (für HG) Sandmann 19.00 (für HG)<br />
MDR Regional 19.30 (für HG) Aktuell 19.50<br />
(für HG) Elefant, Tiger &Co. 20.15 (für HG)<br />
Hansi Hinterseer 21.45 (für HG) Aktuell 22.00<br />
(für HG) Kim &Kachelmanns Highlights 0.05<br />
MDR Kultur –Filmmagazin 0.20 (für HG) Irene<br />
Huss. Der im Dunkeln wacht. TV-Kriminalfilm, S<br />
2011 1.50 Das letzte Rad. Drama, D2009<br />
Bayern<br />
15.30 (für HG) Schnittgut.Alles aus dem Garten<br />
16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG)<br />
Wir inBayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />
Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />
(für HG) Unser Land 19.30 (für HG) Aufgegabelt<br />
vonAlexander Herrmann 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 (für HG) Hubert und Staller<br />
21.00 (für HG) Die Bergpolizei –Ganz nah am<br />
Himmel 21.55 (für HG) Rundschau Magazin<br />
22.10 Grünwald –Sommer-Spezial 22.55 Ein<br />
Mordsteam. Actionkomödie, F2012 0.30 (für<br />
HG) Verfluchtes Amsterdam. Thriller, NL 1988<br />
Vox<br />
6.50 (für HG) CSI: DenTätern auf der Spur<br />
8.40 Verklag mich doch! 10.55 Mein Kind,dein<br />
Kind –Wie erziehst du denn? 12.00 Shopping<br />
Queen 13.00 Zwischen Tüll und Tränen 14.00<br />
Mein Kind,dein Kind –Wie erziehst du denn?<br />
15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten<br />
und eine Traumreise 17.00 Zwischen Tüll und<br />
Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei<br />
19.00 Das perfekte Dinner 20.15 (für HG) Bones<br />
–Die Knochenjägerin 22.10 (für HG) Bones<br />
–Die Knochenjägerin 0.00 nachrichten<br />
0.20 (für HG) Medical Detectives<br />
Super RTL<br />
12.10 ALVINNN!!! 13.15 5Freunde 13.40<br />
Angelo! 14.10 Die Nektons 14.40 Grizzy &die<br />
Lemminge 14.55 Dragons 15.20 Voll zu spät!<br />
15.50 Spirit: wild und frei 16.20 Zig &Sharko<br />
–Meerjungfrauen frisst man nicht! 16.45<br />
Coop gegen Kat 17.15 Sally Bollywood 17.40<br />
Die Nektons 18.10 Die Tomund Jerry Show<br />
18.40 Woozle Goozle 19.10 Voll zu spät!<br />
19.40 Angelo! 20.15 (für HG) Operation:<br />
Nussknacker. Animationsfilm, USA/CDN/COR<br />
2014 21.50 Columbo. Tödliche Liebe. TV-Kriminalfilm,<br />
USA 1991 0.00 Infomercials<br />
Sport1<br />
9.00 Teleshopping 14.30 Volleyball: Europameisterschaft<br />
der Damen. Gruppe D:Deutschland<br />
–Schweiz 16.30 Sport1 News 16.55 Volleyball:<br />
Europameisterschaft der Damen. Gruppe<br />
D: Weißrussland –Russland 19.00 Sport1<br />
News 19.25 FC Bayern Inside 19.55 Volleyball:<br />
Europameisterschaft der Damen. Gruppe<br />
D: Slowakei –Spanien 22.00 Die PS-Profis<br />
Schule 22.30 Sky Sport News –Die 2. Bundesliga.<br />
4. Spieltag 23.30 Der Quotentalk<br />
23.45 Sport-Clips 0.00 Sport-Clips<br />
5.30 (für HG)ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />
10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für<br />
HG) SOKO Wismar 12.00 heute 12.10 drehscheibe<br />
13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die Küchenschlacht<br />
15.00 (für HG) heute Xpress<br />
15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />
heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />
Die letzte Beichte 17.00 (für HG)<br />
heute 17.10 (für HG) hallo deutschland 17.45<br />
(für HG) Leute heute 18.00 (für HG) SOKO<br />
Wien. 3,2,1...Mord. Krimiserie 19.00 (für HG)<br />
heute 19.25 (für HG) Bettys Diagnose. Liebe<br />
und Leidenschaft.Krankenhausserie<br />
20.15 (für HG) Die Chefin<br />
Justitias Zuhälter.Krimiserie<br />
Mit Katharina Böhm,Jürgen Tonkel,<br />
Christoph Schechinger u.a.<br />
21.15 (für HG) Letzte Spur Berlin<br />
Verfolgt. Krimiserie<br />
22.00 (für HG) heute-journal<br />
22.30 Sketch History Neues von gestern<br />
22.55 aspekte Gott undTeufel –der Dokumentarfilm<br />
„Diego Maradona”/Afro<br />
Futures –Fashion xHair xDesign<br />
23.40 heute+<br />
23.55 Starsky und Hutch Krimiserie<br />
5.30 Frühstücksfernsehen. Moderation: Matthias<br />
Killing,Christian Wackert, Marlene Lufen,<br />
Alina Merkau,Jochen Schropp, Karen Heinrichs<br />
10.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />
kämpfen für Sie! Mit Alexander Hold, Stephan<br />
Lucas, Alexander Stephens, Isabella Schulien<br />
11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />
kämpfen für Sie! Doku-Soap 12.00 Anwälte<br />
im Einsatz. Doku-Soap 13.00 Anwälte im Einsatz<br />
14.00 Auf Streife.Reportagereihe 15.00<br />
Auf Streife –Die Spezialisten.Reportagereihe<br />
16.00 Klinik am Südring 17.30 Klinik am<br />
Südring –Die Familienhelfer.Doku-Soap<br />
18.00 Promis Privat.Doku-Soap 19.00 Genial<br />
daneben –Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />
20.15 Promi Big Brother<br />
Mod.: Jochen Schropp, Marlene Lufen<br />
Zwölf Promis tauschen für zwei Wochen<br />
ihr Leben im Blitzlichtgewitter gegen<br />
ein Leben im „Promi Big Brother“-<br />
Haus.<br />
23.45 Knallerkerle<br />
Comedyshow<br />
0.10 Knallerkerle<br />
0.40 Promi Big Brother<br />
Moderation: Jochen Schropp, Marlene<br />
Lufen<br />
3.40 Sechserpack Comedyshow<br />
13.05 (für HG) Nashorn,Zebra &Co. 13.55<br />
(für HG) Zoo-Babies 14.20 (für HG) In aller<br />
Freundschaft 15.05 (für HG) In aller Freundschaft<br />
15.50 Erlebnisreisen 16.00 (für HG)<br />
Aktuell 16.15 Hier und heute 18.00 (für HG)<br />
aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Wunderschön!<br />
18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30<br />
Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) Unser Land in den 90ern 21.00 (für<br />
HG) Für immer Kult 21.45 (für HG) Aktuell<br />
22.00 (für HG) Kölner Treff 23.30 (für HG) Kölner<br />
Treff 1.00 (für HG) nuhr gefragt<br />
NDR<br />
13.10 (für HG) Inaller Freundschaft –Die jungenÄrzte.<br />
Am Limit 14.00 (für HG) aktuell<br />
14.15 (für HG) die nordstory 15.15 (für HG)<br />
Wer weiß denn sowas? 16.00 (für HG) aktuell<br />
16.20 (für HG) Mein Nachmittag 17.10 (für<br />
HG) Leopard, Seebär &Co. 18.00 Ländermagazine<br />
18.15 (für HG) Hofgeschichten 18.45 (für<br />
HG) DAS! 19.30 Ländermagazine 20.00 (für<br />
HG) Tagesschau 20.15 (für HG) die nordstory<br />
21.15 (für HG) StaatsfeindWildschwein 21.45<br />
(für HG) aktuell 22.00 (für HG) 3nach 9 0.00<br />
NDR Comedy Contest 1.00 (für HG) 3nach 9<br />
Kabel eins<br />
7.40 Blue Bloods –Crime Scene NewYork 9.30<br />
Navy CIS: L.A. 10.25 Navy CIS 11.15 Without a<br />
Trace 12.10 Numb3rs 13.05 Castle 14.05 The<br />
Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A. 15.50 News<br />
16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich<br />
17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi kommt<br />
18.55 Achtung Kontrolle! Wir kümmern uns<br />
drum 20.15 Elementary. Rote Ampel, grüne<br />
Ampel 21.15 Deception –Magie des Verbrechens.<br />
Der Diamantenraub 22.10 Deception –<br />
Magie des Verbrechens 23.05 Navy CIS: L.A.<br />
Zurück zur Natur 0.05 Navy CIS: L.A<br />
RTL 2<br />
6.00 Die Straßencops –Jugend im Visier 8.00<br />
Frauentausch 10.00 Frauentausch 12.00 Extrem<br />
sauber –Putzteufel imMessie-Chaos<br />
13.00 Raus mit der Sprache –Nie wieder stottern<br />
14.00 Die Reimanns –Ein außergewöhnliches<br />
Leben 15.00 Hilf mir! Jung,pleite, verzweifelt<br />
... 17.00 News 17.10 Krass Schule –<br />
Die jungen Lehrer –Wie alles begann 18.05<br />
Köln 50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15<br />
American Pie. Komödie, USA 1999 22.05 Fight<br />
Club. Drama, USA/D 1999 0.55 End of Days –<br />
Nacht ohne Morgen. Actionfilm, USA 1999<br />
Eurosport 1<br />
8.30 Tennis: USOpen 10.20 Radsport: Tour de<br />
France 11.20 Skispringen: Sommer Grand<br />
Prix. Einzelspringen 13.00 WATTS 13.20 Olympische<br />
Spiele 14.50 Pferdesport: EM.Springreiten:<br />
Nationenpreis 18.35 WATTS 19.00 Fußball:<br />
Bundesliga der Frauen. Vorberichte 19.15<br />
Fußball: Bundesliga der Frauen. 2. Spieltag:<br />
FC Bayern München –1.FFC Frankfurt 21.00<br />
Fußball: Bundesliga der Frauen 21.15 Tennis:<br />
US Open. 5. Qualifikationstag 23.00 Tennis:<br />
US Open. 5. Qualifikationstag 1.00 Tennis<br />
PROSIEBEN, 20.15 UHR SCI-FI-FILM<br />
Die Tribute von Panem: Mockingjay<br />
Katniss(Jennifer Lawrence) beschließtdem Diktator Snow endgültigden<br />
Todesstoßzuversetzen undmachtsichdaran, mit einer Gruppetapferer<br />
Mitstreiterindas Herz desKapitolsvorzudringen. Eine überausriskante und<br />
gewagte Aktion fürdie jugendliche Rebellin und ihreWegbegleiter. Teil zwei<br />
der Reihe abschließenden Science-Fictin-Dystopie in der Oscar-Preisträgerin<br />
JenniferLawrence weiterhin gegendas tyrannische Systemihrer Welt kämpft.<br />
Wieschonseine Vorgängerbasiertauch dieser Film aufder Romanvorlageder<br />
Jugendbuchautorin Suzanne Collins.Für nächstesJahr plantdie Schriftstellerin<br />
ein weiteresBuchüber das fiktive Land Panemzuveröffentlichen. DieHandlungsoll<br />
vordem erstenTeil spielen. Auch eineVerfilmungdes Prequels soll<br />
bereits in Planungsein.<br />
(USA/D/2015)<br />
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7 5 9 6 2 1 3 4 8<br />
4 6 5 8 3 2 9 7 1<br />
9 7 1 4 6 5 8 2 3<br />
3 2 8 1 7 9 4 5 6<br />
5 1 3 9 4 6 2 8 7<br />
6 9 7 2 5 8 1 3 4<br />
2 8 4 3 1 7 6 9 5<br />
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9 6 1 5 3 8 4 2 7<br />
7 2 3 6 4 1 5 8 9<br />
4 5 8 7 2 9 6 1 3<br />
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aktuell /Abendschau 9.00 In aller Freundschaft<br />
9.45 In aller Freundschaft 10.30 Rote<br />
Rosen 11.20 Sturm der Liebe 12.10 Der Winzerkönig<br />
12.55 Landschleicher 13.00 rbb24<br />
13.05 Verrückt nach Meer 13.55 Gartengeschichten<br />
14.40 Typisch! 15.10 Stadt, Land,<br />
Haus 16.00 rbb24 16.15 Wer weiß denn sowas?<br />
17.00 rbb24 17.05 Panda, Gorilla &Co.<br />
17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />
18.30 zibb. zuhause in berlin &<br />
brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 50 Gründe, Kopenhagen zulieben<br />
Dokumentation<br />
Tivoli und das alte Hafenviertel,Smörrebröd<br />
und kleine Meerjungfrau –es<br />
gibt viele Gründe, die Stadt zu lieben.<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Kim &Kachelmanns Highlights<br />
Das Beste aus 2019<br />
0.05 Die Show-Highlights<br />
Mit Stefanie Hertel<br />
3.05 zibb<br />
zuhause in berlin &brandenburg<br />
4.05 Gartenzeit<br />
ProSieben<br />
5.40 Twoand aHalf Men 6.45 The Big Bang<br />
Theory 8.25 The Middle 9.20 Fresh off the<br />
Boat 10.20 Mike &Molly 10.45 How IMet<br />
Your Mother 11.35 2Broke Girls 12.30 Mom<br />
12.55 Twoand aHalf Men 14.20 The Middle.<br />
Die magischen Hände/Der geplatzte Knoten.<br />
Comedyserie 15.15 The Big Bang Theory. Die<br />
tödliche Mortadella/Freunde sind wie Toilettenpapier/Das<br />
Warteschlangen-Problem/Die<br />
Annäherungs-Versuchung. Comedyserie 17.00<br />
taff. Inselgeflüster (3). Moderation: Rebecca<br />
Mir,Daniel Aminati 18.00 Newstime 18.10 Die<br />
Simpsons. Rat mal, wer zum Essen kommt/<br />
Marge imSuff. Zeichentrickserie 19.05 Galileo.<br />
Gun Gardening.Moderation: Stefan Gödde<br />
20.15 Die Tribute von Panem: Mockingjay<br />
(2) Sci-Fi-Film, USA/D 2015<br />
Mit Jennifer Lawrence,Josh Hutcherson,Liam<br />
Hemsworth, Elizabeth Banks,<br />
Julianne Moore u. a.<br />
Regie: Francis Lawrence<br />
22.50 Contagion Thriller,USA/VAE 2011.<br />
Mit Matt Damon, Kate Winslet, Marion<br />
Cotillard u. a. Regie: Steven Soderbergh<br />
0.50 Immortal –Die Rückkehr der Götter<br />
Mysterythriller,F/I/GB 2004. Mit Linda<br />
Hardy, Thomas Kretschmann, Charlotte<br />
Rampling u.a.Regie: Enki Bilal<br />
10.25 Geheimnisvolle Schwarze Löcher 11.20<br />
Nova 12.15 Südtirol 12.50 Arte Journal 13.00<br />
Dänemark –Glück und Meer 14.00 (für HG)<br />
Jeremiah Johnson. Western, USA 1972 15.50<br />
Stadt Land Kunst 16.30 (für HG) X:enius 16.55<br />
Paradiesvögel –Wo ein Wille ist ... 17.50 (für<br />
HG) Ein Traum von Baum 18.35 (für HG) Wüste<br />
Wurzeln, starke Stämme 19.20 Arte Journal<br />
19.40 Südtirol 20.15 (für HG) Die Toten von<br />
Turin 21.15 (für HG) Die Toten vonTurin 22.15<br />
Oasis: Supersonic. Dokumentarfilm, GB 2016<br />
0.15 Trans Is Beautiful! 1.10 Arte Journal<br />
3Sat<br />
11.30 (für HG) Stöckl. 12.30 (für HG) Stolperstein<br />
13.00 (für HG) ZIB 13.15 Die Meeresgärtner<br />
von Sansibar 13.35 unterwegs 14.20<br />
unterwegs 15.00 unterwegs 15.40 unterwegs<br />
16.20 unterwegs 17.05 unterwegs 17.45 unterwegs<br />
18.30 nano 19.00 (für HG) heute<br />
19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Heimatland 21.00 makro<br />
21.30 auslandsjournal extra 22.00 (für HG)<br />
ZIB 2 22.25 (für HG) Die andere Heimat –<br />
Chronik einer Sehnsucht. Historienfilm, D/F<br />
2013 2.05 (für HG) Zapp 2.35 10vor10<br />
Phoenix<br />
12.45 Abenteuer in Südasien 13.30 Teheran<br />
extrem –Subkultur im Gottesstaat 14.15 Frauen<br />
und Ozeane 16.15 maybrit illner 17.15<br />
#phoenix-freistil 17.30 phoenixder tag 18.00<br />
Die Nordreportage 18.30 Abenteuer in Südasien<br />
19.15 Reiseabenteuer in Myanmar: Robert Hetkämperunterwegs<br />
20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Feind ist, weranders denkt–Geheimnisse<br />
derStasi 22.30 NaturNah 23.00 GeheimnisvolleOrte<br />
23.45 Marathonhinter Mauern–Der<br />
Gefängnislauf vonSan Quentin 0.00 Gaming the<br />
Real World. Dokumentarfilm,S2016<br />
Kika<br />
11.30 Wickie und die starken Männer 12.40<br />
(für HG) Das Dschungelbuch 13.45 (für HG)<br />
krass nass! DieTigerenten Club Sommerspiele<br />
14.10 Schloss Einstein 15.00 (für HG) Mako –<br />
Einfach Meerjungfrau 15.45 Stoked 16.10 (für<br />
HG) Lenas Ranch 16.55 Horseland, die Pferderanch<br />
17.35 Eine lausige Hexe 18.00 Bobby<br />
&Bill 18.15 Ben &Hollys kleines Königreich<br />
18.40 (für HG) Löwenzähnchen 18.50<br />
Sandmann 19.00 (für HG) Mia and me –<br />
Abenteuer in Centopia 19.30 (für HG) Anne<br />
auf Green Gables. TV-Familienfilm, CDN 2017<br />
Dmax<br />
11.15 Asphalt-Cowboys: Polen 12.15 A8 –<br />
AbenteuerAutobahn 13.15 Inkasso Air –Die<br />
Flugzeug-Eintreiber 14.15 Das Survival-Duo<br />
15.15 DieWildlife-Cops 16.15 Texas Jail –Unter<br />
Arrest 16.45 Border Control–Spaniens<br />
Grenzschützer 17.15 Die Gebrauchtwagen-Profis<br />
19.15 Border Control –SpaniensGrenzschützer<br />
20.15 Monsterfische am Haken 21.15<br />
Fish or Die –Angeltrip ins Ungewisse 22.15<br />
Fluss-Monster 23.10 News 23.15 Fluss-Monster<br />
0.10 News 0.15 Monsterfische am Haken<br />
5.30 Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
9.15 Zapp 9.45 Shift 10.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
10.15 Wie wollenwir leben? –Andersunterwegs<br />
sein 11.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
13.00 ZDF-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-<br />
Nachrichten 19.15 Mex–DasMarktmagazin<br />
20.00 Tagesschau 20.15 Panorama 20.45 Exclusiv<br />
im Ersten 21.17 Geheimnisvolle Orte 22.00<br />
Tagesthemen 22.15 mehr/wert 22.47 Extra<br />
23.00 Tagesthemen 23.15 MachtkampfinVenezuela<br />
–Welcher Wegführt aus derKrise? 23.45<br />
Schätze der Welt 0.00 Tagesthemen 0.15 Rabiat<br />
1.00 DieTagesschau vor20Jahren 1.15 Tagesschau<br />
1.25 mehr/wert 1.55 Extra<br />
ONE<br />
12.35 Sturm derLiebe 13.25 Um HimmelsWillen.<br />
Hannavon Orleans 14.15 PartyofFive. Partnerwechsel<br />
15.00 Pferdesport: Europameisterschaften.<br />
Springreiten: Mannschaftsentscheidung.Aus<br />
Rotterdam(NL) 18.40 Sturm derLiebe 19.25<br />
Sturm derLiebe 20.15 extra 3 21.00 My Oneand<br />
Only –Auf derSuche nach Mr.Right. Abenteuerfilm,<br />
USA 2009. MitRenée Zellweger 22.40 Männerdie<br />
aufZiegenstarren. Militärfilm, USA/GB<br />
2009. MitGeorge Clooney 0.05 Kommissar Beck.<br />
Die Todesfalle.TV-Kriminalfilm,S1998 1.30 My<br />
One and Only –Auf der SuchenachMr. Right.<br />
Abenteuerfilm, USA2009 3.10 Operation Zucker.<br />
Jagdgesellschaft. TV-Drama,D2015<br />
ZDF NEO<br />
12.30 DieRettungsflieger 13.15 Psych.Krimiserie<br />
14.35 Kommissar Stolberg.TödlichesNetz. Krimiserie<br />
15.35 Die Rettungsflieger. Lügenund Geheimnisse.<br />
Actionserie 17.05 Psych.Bigfoot und<br />
dieSpencersons.Krimiserie 18.30 Baresfür Rares<br />
19.20 Bares fürRares 20.15 Death in Paradise.<br />
Überden Klippen. Krimiserie 21.05 Death in<br />
Paradise. Dieeinsame Insel. Krimiserie 21.55<br />
Death in Paradise. Cricket im Blut. Krimiserie<br />
22.50 Silent Witness.GefalleneEngel. Krimiserie<br />
23.45 Silent Witness.GefalleneEngel. Krimiserie<br />
0.35 Shakespeare&Hathaway–PrivateInvestigators<br />
.Stirb, Sally, stirb. Dramaserie 4.20 Neu<br />
im Kino 4.25 Death in Paradise<br />
ZDF INFO<br />
10.55 StörfallAfD –Das Netz der Rechten 11.40<br />
Völkische Siedler–Schattenweltenauf demLand<br />
12.25 (für HG) Die Welt derReichsbürger 13.10<br />
HochbetriebimLeihhaus–Letzter Ausweg fürVerzweifelte<br />
13.55 Start-upins Risiko –Von derIdee<br />
biszur Pleite 14.40 Macht undMachenschaften<br />
15.30 (fürHG) Geheimakte Finanzkrise 16.15 In<br />
derSchuldenfalle 17.00 (für HG) ZDF.reportage<br />
18.00 Plattgemacht –Wennein Stadtteil verschwindet<br />
18.45 Das Universum–Eine Reise<br />
durch Raum undZeit 20.15 Exoplaneten –Fahndung<br />
nach derzweiten Erde 21.00 (für HG) FaszinationUniversum<br />
23.50 WetterextremeimUniversum<br />
0.35 (für HG) heute-journal<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik Venezianischer Opernstar –Die<br />
Bühnenwerke von Antonio Vivaldi, ca. 46 Min.<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Saisoneröffnung der <strong>Berliner</strong> Philharmoniker<br />
Alban Berg: Sinfonische Stücke aus der Oper<br />
„Lulu”; Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr.9<br />
d-Moll op. 125 (Marlis Petersen, Sopran; Elisabeth<br />
Kulman, Sopran; Benjamin Bruns,Tenor;<br />
Kwangchul Yun, Bass; Rundfunkchor<br />
Berlin; <strong>Berliner</strong> Philharmoniker,Leitung: Kirill<br />
Petrenko),ca. 146 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Hanya Yanagihara: „Das Volk der<br />
Bäume” (30/38).Mit Gunter Schoß,Matthias<br />
Bundschuh, ca. 30 Minuten<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Rafik Schami: „Die geheime Mission<br />
des Kardinals” (25/40),ca. 26 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
„Gestatten, mein Name ist Cox” Mit Wolfgang<br />
Borchert, Carl-Heinz Schroth, Gustl Busch,<br />
Manfred Steffen u. a., ca.55Minuten<br />
MAGAZIN<br />
10.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Lebenszeit Die sitzende Gesellschaft.Wohin<br />
führt uns der Bewegungsmangel?,ca. 80 Min.<br />
19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Mikrokosmos –die Kulturreportage Sängerfest<br />
in Tallinn.„Mein Vaterland ist meine<br />
Liebe”. Von Benedikt Schulz, ca.45Minuten<br />
19.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Zeitfragen Literatur.Letzter Koitus, letzter Tanz.<br />
Lyriker bedichten ausgestorbeneTierarten.Von<br />
Astrid Mayerle,ca. 30 Minuten<br />
22.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Gespräch Mit Hermann Parzinger (Präsident<br />
der Stiftung Preußischer Kulturbesitz). Moderation:<br />
Barbara Wiegand, ca.30Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Bettye LaVette. Mit Lothar Jänichen,<br />
ca. 30 Minuten<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Pop-Kultur Festival Konzertmitschnitte und<br />
Gespräche, u. a. mit International Music &The<br />
Dorf, 21 Downbeat &Jens Friebe, ca. 147 Min.<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
On stage Gut abgeschmeckt,aber nicht essbar.<br />
Das dänische Trio Fried Okra, ca. 55 Min<br />
22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Spielraum Bluestime. Neues aus Americana,<br />
Blues und Roots. Mit Tim Schauen, ca. 45 Min.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 195 · F reitag, 23. August 2019 – S eite 28 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
UweOchsenknecht (63) lässt sich von<br />
den schönen neuen Digital-Welten<br />
des Internets und ihren aufdringlichen<br />
Konsumverheißungen nicht<br />
kirremachen. DerSchauspieler bewahrtdie<br />
Ruhe,etwa wenn er bei<br />
Streamingdiensten nach einem Film<br />
sucht:„Ich verbringe mit meiner Frau<br />
oft ein, zwei Stunden, um rauszusuchen<br />
was wir anschauen. Da gucken<br />
wir mal kurzrein, aber dann ist es so<br />
spät, dass wir sagen: ,Jagut –gucken<br />
wir morgen‘.“ Recht so,das Stöbern<br />
im virtuellen Filmregal ist ja auch<br />
schon der ganzeSpaß.<br />
Quentin Tarantino (56) und seine Frau<br />
Daniella Pick (35) arbeiten sich jetzt<br />
Schritt für Schritt durch den Familienplan.<br />
Deramerikanische Filmemacher<br />
und die israelische Sängerin<br />
kennen sich zwar schon seit 2009,<br />
doch erst 2016, als sie offiziell zu einem<br />
Paar wurden, legten sie im<br />
Tempo zu: 2017 folgte dieVerlobung,<br />
im November letzten Jahres dann die<br />
Heirat und nun wohl auch das Babyglück.<br />
Beide ließen übers Promiportal<br />
People.com ausrichten, sie seien<br />
„sehr erfreut“ mitzuteilen, dass sie<br />
Nachwuchs erwarten.<br />
HerbertGrönemeyer (63) wirdbei der<br />
Verleihung des Deutschen Radiopreises<br />
am 25. September in der<br />
Hamburger Elbphilharmonie auftreten,<br />
wie uns der NDR freundlicherweise<br />
mitteilt und bei dieser Gelegenheit<br />
das schöne Grönemeyer-<br />
Wort überliefert, das Radio sei „einer<br />
der Turbolader fürs Leben: Es trägt<br />
einen durch den Tag“. EinHoch auf<br />
alte Kulturtechniken!<br />
Dwayne „The Rock“<br />
Johnson (47) ist wieder<br />
der bestbezahlte<br />
Schauspieler der<br />
Welt, wie das Magazin<br />
Forbes vermeldet.<br />
2016 stand<br />
der Muskelberg<br />
schon einmal an der<br />
Spitze, jetzt wurde<br />
sein Jahresverdienst<br />
mit 89,4 Millionen Dollar<br />
(81 Millionen Euro)<br />
angegeben. (schl./mit<br />
dpa)<br />
Das passt: viele Muskeln, viele<br />
Dollar,viel Prügeln und viel<br />
Spaß.<br />
AFP/CHRIS DELMAS<br />
TIERE<br />
Oh Schreck: die Vermessung der<br />
Mopsfledermaus. DPA/SEBASTIAN WILLNOW<br />
Möpse erhalten in Deutschland sehr<br />
viel Aufmerksamkeit: Es gibt Mopstreffen,<br />
Mopsrennen, Mopsclubs …<br />
Dass aber kaum jemand über Mopsfledermäuse<br />
spricht, das muss die<br />
kleine Tierkastenredaktion hier mal<br />
in aller Schärfe anprangern. Barbastella<br />
barbastellus ist hierzulande inzwischen<br />
so selten geworden, dass<br />
Sorgeangebracht ist. Umso schöner,<br />
dass man sich in Sachsen der Bestandserfassung<br />
annimmt und keine<br />
Mühen scheut, die nachtaktiven Säugetiereaufzuspüren<br />
–Ultraschall-Detektoren,<br />
Fangnetzeund Funksender<br />
sind im Einsatz. Undsiehe da: Es wurden<br />
bereits mehrereMopsfledermaus-Kolonien<br />
imWermsdorfer<br />
Wald entdeckt. Hurra! (avo.)<br />
Inferno: Im NaturparkChapada dos Guimaraes wüten die Flammen baumhoch.<br />
Essind Szenen wie aus einer<br />
biblischen Prophezeiung.<br />
Der Himmel über São<br />
Paulo verdunkelt sich, es<br />
fallen sogar einige graphitgraue Regentropfen<br />
zu Boden. Die dunklen<br />
Schwaden sollen aus den im ganzen<br />
Land tobenden Waldbränden stammen.<br />
Dort zeigen Fotos, wie eine<br />
Feuerwalze durch die grüne Lunge<br />
des Planeten walzt. Es sind besorgniserregende<br />
Bilder, die aus Brasilien<br />
um die Welt gehen. Waldbrände sind<br />
zwar nicht neu in Brasilien, aber dieses<br />
Ausmaß ist dann doch außergewöhnlich.<br />
Der dunkle Himmel in der 22-<br />
Millionen-Metropole São Paulo<br />
verfehlt seine Wirkung nicht. Die<br />
Menschen bekommen Angst.<br />
Und inmitten dieser gespenstischen<br />
Szenerie erhebt Brasiliens<br />
rechtspopulistischer Präsident Jair<br />
Bolsonaro schwere Vorwürfe gegen<br />
Nichtregierungsorganisationen, die<br />
er bislang nicht beweisen kann. Sie<br />
sollen hinter den Bränden stecken.<br />
„Wir nehmen den Nichtregierungsorganisationen<br />
ihre Zuschüsse,<br />
wir haben die Überweisungen<br />
der Regierungsstellen eingestellt.<br />
Jetzt fehlt ihnen das<br />
Geld.“<br />
Umweltschützer sind schuld<br />
Aus diesem Grund kommt Bolsonaro<br />
zu dem Schluss, dass ausgerechnet<br />
Umweltschützer im ganzen<br />
Land die Brände gelegt haben könnten.„Es<br />
kann also sein, dass diese Organisationen<br />
gegen mich persönlich<br />
und die brasilianische Regierung<br />
vorgehen. Das ist der Krieg, in dem<br />
wir uns befinden.“<br />
Die Fakten sprechen gegen diese<br />
Annahme. Insgesamt seien 72 843<br />
Brände registriert worden, berichtet<br />
die seriöse Tageszeitung Folha aus<br />
São Paulo. In den meisten Fällen<br />
seien Flächen in Privatbesitz betroffen,<br />
aber auch in Naturschutzgebieten<br />
und indigenen Ländereien<br />
brenne es immer wieder.Flächen im<br />
Privatbesitz gehören in vom überwiegend<br />
vom Feuer betroffenen<br />
Westen des Landes meistens Großgrundbesitzern<br />
und der Agrarindustrie.<br />
Der Bundesstaat Mato<br />
Grosso imSüden des Amazonasgebiets<br />
gilt als Kornkammer Brasiliens.<br />
Hier haben die großen Agrarbarone<br />
das Sagen. Sie könnten von den<br />
Bränden profitieren, kommen sie<br />
doch auf diese Art und Weise zu zusätzlichem<br />
Land.<br />
Brasiliens Regierung wirkt unvorbereitet<br />
und auch nicht wirklich entschlossen,<br />
die Feuer anzugehen.<br />
Zwar verspricht Umweltminister Ricardo<br />
Salles: „Wir geben unser Bestes“,<br />
doch bislang konnten die seit<br />
Brasiliens grüne<br />
Lunge brennt<br />
Weite Teile des Regenwaldes<br />
stehen in Flammen. Präsident Bolsonaro hat dafür<br />
eine ganz eigene Erklärung<br />
Waldbrände in Südamerika<br />
Aktive Brände Stand 22. August<br />
KOLUMBIEN<br />
ECUADOR<br />
PERU<br />
VonTobias Käufer<br />
PARAGUAY<br />
URUGUAY<br />
ARGENTINIEN<br />
BLZ/GALANTY;<br />
QUELLE: AFP<br />
BRASILIEN<br />
Brasilia<br />
Die Feuerfront in der Gemeinde Guaranta do Norte im Bundesstaat Mato Grosso.<br />
DPA<br />
DPA/CHRISTIAN NIEL BERLINCK<br />
Tagen wütenden Brände nicht wirksam<br />
bekämpft werden. Zudem widerspricht<br />
Salles indirekt den Vorwürfen<br />
Bolsonaros: „Es kommt im<br />
Moment häufiger zu Bränden, weil<br />
es zuletzt sehr trocken war.“<br />
Die Interessen der Agrarindustrie<br />
Brasilien will Teile des Amazonas-<br />
Regenwaldes trotz internationalen<br />
Protesten zum Rohstoffabbau und<br />
für die Agrarindustrie freigeben. Opfer<br />
wären Naturschutzgebiete und<br />
Reservate der Ureinwohner. ImJuli<br />
war die illegale Abholzung des Amazonas-Regenwaldes<br />
fast dreimal so<br />
hoch wie im Vorjahresmonat. Es<br />
steht zu befürchten, dass es unter<br />
Bolsonaro wieder so schlimm werden<br />
könnte wie unter Ex-Präsident<br />
Lula da Silva, der mit 27 000 Quadratkilometern<br />
abgeholzter Regenwaldfläche<br />
2004 den Negativrekord<br />
in diesem Jahrhunderthält. Als Konsequenz<br />
haben Deutschland und<br />
Norwegen Mittel für den Schutz des<br />
Regenwaldes eingefroren.<br />
Neben der Umweltkatastrophe<br />
haben die Brände aber auch katastrophale<br />
Folgen für die dort lebende<br />
indigene Bevölkerung. Nach<br />
Angaben des Brasilianischen Instituts<br />
für Satellitenforschung INPE<br />
sind 36 indigene Schutzgebiete von<br />
den Bränden betroffen. „Hunderte<br />
indigene Gemeinschaften müssen<br />
gerade mit ansehen, wie ihr Lebensraum<br />
verbrennt“, erklärt Regina<br />
Sonk, Referentin für indigene<br />
Völker bei der Gesellschaft für bedrohte<br />
Völker (GfbV). „Wie es für<br />
sie weitergeht, ist völlig unklar. Neben<br />
der Umweltkatastrophe ist das<br />
humanitäre Desaster programmiert.“<br />
Inzwischen ist die Brandkatastrophe<br />
auch in den Köpfen der Menschen<br />
angekommen. In sozialen<br />
Netzwerken drücken Prominente<br />
ihre Sorge über die Feuersbrunst<br />
aus. Unter dem Hashtag #Prayfor-<br />
Amazonas finden sich zahlreiche Solidaritätsbekundungen<br />
– aber auch<br />
scharfe Kritik an Bolsonaro. Es wird<br />
die Frage diskutiert, warum die<br />
Menschheit offenbar bereit ist, Millionen<br />
für die abgebrannte Kathedrale<br />
von Notre-Dame in Paris zu<br />
spenden, nicht aber für den Regenwald.<br />
Auch im Nachbarland Bolivien<br />
brennt es lichterloh. Präsident Evo<br />
Morales hatte erst vor wenigen Wochen<br />
per Dekret grünes Licht für Abholzungen<br />
in zwei Provinzen gegeben.<br />
Profitieren sollen davon Viehzüchter,<br />
die Fleisch nach China exportieren<br />
wollen. DieTagezeitung El<br />
Deber berichtet: Bolivien hat in fünf<br />
Tagen so viel Wald verloren wie im<br />
ganzen Jahr zuvor.<br />
Stralsunder Mordprozess:<br />
Mutter des Opferssagt aus<br />
Mitder Befragung der Mutter ist vor<br />
dem Landgericht Stralsund der Prozess<br />
um die Ermordung der 18-jährigen<br />
schwangeren Mariaaus Zinnowitz<br />
auf Usedom fortgesetzt worden.<br />
Mitbewegenden Worten schilderte<br />
die 47-Jährige am Donnerstag, wie<br />
Mariaund sie vordem Verbrechen<br />
den Tagverbracht hatten. Heftig weinend<br />
sagte sie,wie sehr ihr ihre<br />
Tochter fehle.Auf Wunsch der Mutter<br />
wurde der Prozess kurzunterbrochen.<br />
Die19und 21 Jahrealte Angeklagten<br />
haben laut Staatsanwaltschaft<br />
einen Menschen sterben sehen<br />
wollen und hatten sich dafür die<br />
schwangereFrauausgesucht. (dpa)<br />
Brände in Sibirien: Behörden<br />
sehen Entspannung<br />
DieLage in den sibirischen Waldbrandgebieten<br />
hat sich nach Einschätzung<br />
der russischen Behörden<br />
stabilisiert. Er hoffe,dass nach dem<br />
schwierigen Sommer die Brandgefahr<br />
nun ein Ende habe,sagte der<br />
Leiter der obersten Forstbehörde,<br />
Michail Klinow, einer am Donnerstag<br />
veröffentlichten Mitteilung zufolge.Die<br />
Waldbrandsaison könne<br />
aber noch nicht für beendet erklärt<br />
werden. Derzeit loderndemnach<br />
noch 140 Brandherde auf einer Fläche<br />
vonetwa 102 000 Hektar,die von<br />
Einsatzkräften gelöscht würden.<br />
Weitaus größer ist aber die Fläche,<br />
auf der die Feuer nicht bekämpft<br />
werden, weil sie etwa in abgelegenen<br />
Gebieten wüten. (dpa)<br />
Elternwegen streng veganer<br />
Ernährung verurteilt<br />
Es ist möglich, Kinder vegan zu ernähren<br />
–aber man muss sehr viel beachten. DPA<br />
Wegen der streng veganen Ernährung<br />
seiner kleinen Tochter ist ein Elternpaar<br />
aus Australien zu jeweils<br />
300 Stunden gemeinnütziger Arbeit<br />
verurteilt worden. Um eine Gefängnisstrafe<br />
kamen die 33-jährige Mutter<br />
und der 35-jährige Vater am Donnerstag<br />
in Sydney herum. Diebeiden<br />
hatten ihr Baby in den ersten anderthalb<br />
Lebensjahren strikt ohne<br />
Fleisch oder anderetierische Produkte<br />
ernährt. DasMädchen bekam<br />
Obst, Haferflocken, Kartoffeln, Reis,<br />
Tofu, Brot, Erdnussbutter und Reismilch.<br />
Mit19Monaten hatte das<br />
Kind noch keine Zähne und wog<br />
nicht einmal fünf Kilogramm. (dpa)<br />
Mehr als 500 Frauen unter<br />
den Rock gefilmt<br />
In Spanien soll ein Mann mehr als<br />
500 Frauen heimlich unter den Rock<br />
oder das Kleid gefilmt haben. Der53-<br />
Jährige wurde wegen des Vorwurfs<br />
des sogenannten Upskirting festgenommen,<br />
wie die Polizei der Hauptstadt<br />
Madrid mitteilte.Demnach<br />
versteckte er in seinem Rucksack ein<br />
Handy und filmte damit in öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln und Supermärkten<br />
heimlich die Unterwäsche<br />
vonFrauen. Etliche dieserVideos lud<br />
er laut Polizei auf eine Porno-Website.Dortwurden<br />
die Filme millionenfach<br />
angeschaut. DiePolizei<br />
machte 555 Opfer aus,einige vonihnen<br />
Minderjährige. (AFP)