Stahlreport 2019.09
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
BDS<br />
Kommunikation<br />
Interviewgespräch mit Professor<br />
Gerhard W. Wittkämper zum BDS-Jubiläum<br />
Der Stahlhandel 4.0:<br />
Produkte in Prozessen<br />
Einen passenderen Ort für dieses Interviewgespräch hätte<br />
es kaum geben können: Weit schweift der Blick über die<br />
Höhen und Täler des Nordschwarzwaldes sowie über<br />
Baden-Baden – jenen Kurort, von dem aus immer wieder<br />
Politik gemacht oder zumindest beeinflusst worden ist<br />
und wird. Hier, in einem Haus am Hang, haben Professor<br />
Wittkämper und seine Frau ihren Alterssitz genommen<br />
und ist er zum Gespräch über 50 Jahre Bundesverband<br />
Deutscher Stahlhandel bereit sowie darüber, was aus<br />
dieser Geschichte über Produkte in Prozessen zu folgern<br />
ist – für den Stahlhandel 4.0.<br />
Fünf Jahrzehnte lang hat Prof.<br />
em. Dr. iur. Dr. h.c. Gerhard W. Wittkämper,<br />
Jahrgang 1933, den 1969<br />
gegründeten Bundesverband Deutscher<br />
Stahlhandel (BDS) als Autor<br />
und Referent sowie in der verbandseigenen<br />
Schiedskommission mitgestaltet,<br />
auch noch als Direktor des<br />
Instituts für Politikwissenschaft der<br />
Westfälischen Wilhelms-Universität<br />
zu Münster, konstruktiv-kritisch<br />
begleitet und immer wieder zum<br />
Stahlhandel – seiner ersten Ausbildungsbranche<br />
– Stellung genommen;<br />
in offizieller Funktion zuletzt<br />
als Festredner auf dem Stahlhandelstag<br />
zum 40-jährigen BDS-Jubiläum<br />
in Hamburg. Seit 2016 lebt der<br />
inzwischen 86-jährige und verwitwete<br />
Vater von sechs Kindern mit<br />
seiner zweiten Ehefrau, einer Ärztin,<br />
in Baden-Baden (zur ausführlichen<br />
Vita vgl. Kasten am Schluss des<br />
Interviewgesprächs).<br />
Verabredet war ein Rückblick<br />
zur Entwicklung des BDS in Sachen<br />
Brancheninformation und Berufsbildung,<br />
zur Rolle von Innovationen<br />
dabei sowie zu den drei Funktionen,<br />
die Gerhard W. Wittkämper in seinem<br />
Berufsleben wichtig waren und<br />
sind. Ergeben haben sich im Blick<br />
nach vorne zudem einige „Herausforderungspakete“,<br />
welche die<br />
Zukunft des Verbandes stark beeinflussen<br />
dürften.<br />
„Brancheninformation<br />
und Berufsbildung,<br />
eine Einheit in Vielfalt“<br />
Der gemeinsame Blick zurück fällt<br />
auch auf das Jahr 1984, als der<br />
damals erst eineinhalb Jahrzehnte<br />
existierende BDS e.V. für seine kommerzielle<br />
Tochter, die Bochumer<br />
Beratungs- und Vertriebsgesellschaft<br />
mbH (BVG), nach mehreren Ämterwechseln<br />
eine Nachfolge für die<br />
vakant gewordenen Funktionen der<br />
„Schriftleitung von Lernen und Leisten“<br />
sowie des Seminarwesens<br />
suchte – und sich dabei an die guten<br />
Erfahrungen der verbandlichen<br />
Anfangsjahre erinnerte, als Georg<br />
Richtsteig diese beiden Funktionen<br />
langfristig in einer Hand vereinte.<br />
In dieser Situation war es Wittkämper,<br />
damals schon Inhaber des<br />
Münsteraner Lehrstuhls für Politikwissenschaften,<br />
der seinem Verband<br />
die Adresse eines angehenden Absolventen<br />
weitergab, dem er die Bewältigung<br />
dieser Aufgabe zutraute. Dreieinhalb<br />
Jahrzehnte später sitzen sich<br />
Empfehlender und Empfohlener als<br />
Interviewpartner gegenüber und blicken<br />
gemeinsam auf die damals initiierte<br />
Entwicklung zurück sowie in<br />
die Zukunft.<br />
Seither ist aus der „Schriftleitung<br />
von Lernen und Leisten“ die „Chefredaktion<br />
des <strong>Stahlreport</strong>“ geworden<br />
und aus dem Seminarwesen ein<br />
komplexes System der Berufsbildung.<br />
Geblieben, ja sogar noch verstärkt<br />
worden, ist die Idee, Brancheninformation<br />
und Berufsbildung<br />
im Sinne einer verbandlichen Leistung<br />
als einheitliche Herausforderung<br />
zu betrachten, die von der Stahldistribution<br />
vielfältig bewältigt<br />
werden muss.<br />
Zwei Säulen<br />
Der Erfolg der Branche und der verbandlichen<br />
Arbeit im Stahlhandel in<br />
den vergangenen fünf Jahrzehnten<br />
ruht nach Ansicht Wittkämpers vor<br />
allem „auf zwei Säulen: der Weiterbildung<br />
und dem Innovationswillen.“<br />
36 <strong>Stahlreport</strong> 9|19