sep–okt 2019
GENIESSEN WEIN ESSEN REISEN
SPANIEN-WEINE
ZURÜCK ZU
DEN WURZELN
COGNAC & CO
WEINBRÄNDE
DE LUXE
DRESDEN
IM OSTEN
VIEL NEUES
SPANIEN/ITALIEN € 12,80; BELGIEN/LUXEMBURG/FRANKREICH € 10,90
06
Asien für Gourmets
DER GESCHMACK EINES RASTLOSEN KONTINENTS
DEUTSCHLAND-AUSGABE 06/2019
€ 9,50 WWW.FALSTAFF.COM
ZKZ 19784
4 191943 009505
06
Elektrisiert Erlebnisse.
Erleben Sie den Audi Q5 TFSI e* bei Ihrem Audi Partner.
audi.de/Q5-TFSI-e
Audi Vorsprung durch Technik
* Kraftstoffverbrauch in l/100 km: kombiniert 2,4; Stromverbrauch in kWh/100 km:
kombiniert 19,1; CO 2
-Emissionen in g/km: kombiniert 53.
AUS DER
CHEFREDAKTION
Designed by Angela Schramm
BOOM-KONTINENT ASIEN
LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER!
Wenn heute von China die Rede ist, dann ist
der Spott früherer Tage längst ehrlichem
Respekt, ja sogar einer gewissen Ehrfurcht
gewichen. Was die Chinesen anpacken, das packen sie
richtig an. Klotzen statt kleckern: Selten passt dieser
Ausspruch besser als zum Gigantismus im riesigen Reich
der Mitte. Für die aktuelle Ausgabe, die im Zeichen der
kulinarisch fünf einflussreichsten Länder Asiens steht,
haben wir uns angeschaut, wie die Chinesen den heimischen
Weinmarkt aufrollen und dabei ganze Châteaux
von Frankreich nach China versetzen. Ja, das ist wörtlich
zu verstehen. Schauen Sie sich unseren Bericht dazu an,
dann werden Sie wissen, was wir meinen.
Nicht nur die vielseitige chinesische Küche (allein acht
große Richtungen!), auch die anderen Küchenstile des
asiatischen Kontinents haben in den vergangenen Jahren
weltweit einen enormen Boom erlebt. Wir schildern
Ihnen aus erster Hand, was derzeit die spannendsten
Hotspots sind. In Vietnam haben wir in die Töpfe der
Ph’o´-Suppe geschaut, die nicht nur ein köstliches Essen
ist, sondern die Geschichte des Landes erzählt. In Korea
waren wir auf dem Noryangjin-Fischmarkt. Wir bereisen
Thailand und China und widerlegen schließlich das
Vorurteil, dass die japanische Küche nur fettarm und
leicht sei. Wie Sie es von uns gewohnt sind, liefern wir
Ihnen auch Rezepte für den heimischen Herd – für jedes
Land eines, entwickelt von den besten Köchen.
So viel Asien bringen wir Ihnen mit diesem Heft nach
Hause, dass Sie sich einen Flug fast sparen könnten. Falls
Sie es sich anders überlegen (was wir Ihnen selbstverständlich
ans Herz legen), dann verlassen Sie sich auf
unsere Gourmet-Expertise: Für die Mega-City Tokio
haben wir genauso wie für Taiwan etliche empfehlenswerte
Adressen zusammengestellt.
WOLFGANG M. ROSAM
Chefredakteur und Herausgeber
wolfgang.rosam@falstaff.com
@RosamWolfgang
DR. ULRICH SAUTTER
Chefredakteur Wein
ulrich.sautter@falstaff.com
Fotos: Ian Ehm, Manfred Klimek
Viel Spaß und Genuss mit dem neuen Falstaff wünschen
PHILIPP ELSBROCK
Chefredakteur Gourmet
philipp.elsbrock@falstaff.com
sep–okt 2019
falstaff
5
4 191943 009505
fals_DE_1906_Cover.indd 1 19.08.19 17:07
ZKZ 19784
4 191943 009505
06
06
SEPTEMBER
12
Asien ist nicht nur der größte, sondern
auch der facettenreichste Kontinent
der Erde. Und so beeindrucken auch
die Küchen seiner Länder mit einer
Vielfalt, die ihresgleichen sucht – eine
Reise durch Japan, Vietnam, China,
Südkorea und Thailand.
/ sep–okt 2019
SPANIEN-WEINE
ZURÜCK ZU
DEN WURZELN
GENIESSEN WEIN ESSEN REISEN
COGNAC & CO
WEINBRÄNDE
DE LUXE
DRESDEN
IM OSTEN
VIEL NEUES
COVER
FOTO: SHUTTERSTOCK
SPANIEN/ITALIEN € 12,80; BELGIEN/LUXEMBURG/FRANKREICH € 10,90
Asien für Gourmets
DER GESCHMACK EINES RASTLOSEN KONTINENTS
DEUTSCHLAND-AUSGABE 06/2019 € 9,50 WWW.FALSTAFF.COM
48
Spaniens Weine waren
nie aufregender – ein
Land im Umbruch.
COVER: ASIEN
12 CHINA, DER DURSTIGE
DRACHE
Rasant hält die Weinkultur
Einzug in China
92 FERNKÖSTLICH
Fünf Top-Rezepte aus der
asiatischen Küche
104 SO SCHMECKT ASIEN
Eine Reise durch den Kontinent
108 JAPAN –
DEN OSTEN KOSTEN
An kaum einem anderen Ort
auf der Welt kann man so gut
essen wie in Japan
114 VIETNAM – DIE KUNST
DER SUPPE
Ph’o´ erzählt die Geschichte des
Landes wie kein anderes Gericht
116 CHINA – DIE VERKOSTUNG
DER WELT
Acht große Küchen zählt
China offiziell – und das ist
nur der Anfang
122 KOREA – WEIT MEHR
ALS KIMCHI
Bulgogi, Bibimbap & Co.
124 THAILAND – THAI-SOCIETY!
Geprägt von zahlreichen Einflüssen,
verfügt die Thai-Küche
über eine imposante Vielfalt
126 GENUSS-GUIDE
Die besten Adressen Asiens
136 SARAHS STERN
Sterneköchin Sarah Henke
im Porträt
142 MACH MICH MISO!
Wie die japanische Würzpaste die
Spitzengastronomie erobert
146 TOP-ASIATEN DEUTSCHLANDS
Die besten asiatischen Restaurants
WEIN & MEHR
10 WEIN-NOTIZEN
Wein-Chefredakteur Ulrich Sautter
präsentiert seine Neuigkeiten aus
der Welt des Weins
26 SERIE: AM STROME
Weinkultur an der Mosel
38 DIE ZWEITE CHANCE
DES ORLEANS
Die spätreifende Sorte
48 BACK TO THE ROOTS
Die besten Weine Spaniens
60 WUNDERFITZIGES
MARKGRÄFLERLAND
Weine aus dem Dreiländereck
74 SERIE:
WORLD CHAMPIONS
Harlan Estate im Porträt
Fotos: Martin Ruetschi/Switzerland, Shutterstock, beigestellt
60
Das Weingut Ziereisen aus dem
Markgräflerland setzt auf Landwein.
5 AUS DER CHEFREDAKTION
197 IMPRESSUM
274 TISCHGESPRÄCH
74
Der Harlan Estate Proprietary Red
zählt zu den besten Rotweinen der Welt.
6 falstaff sep–okt 2019
Weit über seltene Jahrgänge hinaus
Rekonstruktion
des perfekten Jahrgangs
95-96/100 95/100
Entdecken Sie die Iteration Nº22 unter
www.grandsiecle.com
OKTOBER
82 SEELENBALSAM DE LUXE
Best of Cognac & Co.
GOURMET
90 GOURMET-NOTIZEN
Gourmet-Chefredakteur Philipp
Elsbrock stellt kulinarische News vor
132 BÖSES GLUTAMAT?
Was ist dran am schlechten Ruf?
152 SERIE: CORTIS KÜCHENZETTEL
Hitze hoch drei
154 ASIATISCH GENUG?
Essay von Karl-Markus Gauß
156 IM OSTEN VIEL NEUES
Dresden und das Elbland im Porträt
165 SIXPACK
Sechs Restaurants im Test
170 INTERNATIONAL HOTSPOT
Geranium, Kopenhagen
EXTRA: LIVING
177 INTRO
178 EDITOR’S NOTEBOOK
Angelika Rosam präsentiert die
Highlights aus dem Design-Kosmos
180 PFLEGERITUAL MIT AUSSICHT
Die attraktivsten Panoramabäder
184 THE RISE OF THE ROOFTOP
Dachterrassen de luxe
92
Sukiyaki-Donburi mit
Rindfleisch, Tofu, Pilzen
und Chinakohl.
DIE NÄCHSTE FALSTAFF-AUSGABE ERSCHEINT AM 16. 10. 2019
156
Deutschlands östlichste
Großstadt verzeichnet regen
Besucherzuwachs.
190 PERFEKTE SCHNITTSTELLE
Wittmann-Geschäftsführer
Hartmut Roehrig über den Einfluss
der Digitalisierung auf das Interieur
194 COFFEE TO STAY
Coole Kaffeemaschinen
196 GENIAL FLORAL
Drew Barrymores erste Home-
Kollektion
REISE
198 TRAVEL-NOTIZEN
Online-Chefredakteur
Bernhard Degen präsentiert
seine Reise-Highlights
200 DAS BESTE AUS DREI WELTEN
Taiwan, ein fast unentdeckter Schatz
210 LONG WEEKEND TOKIO
Tipps für ein perfektes Wochenende
JOURNAL
169 DELI-GENUSSPARTNER
220 MIT BESTER EMPFEHLUNG
224 VINOTHEKEN
264 EVENTS
TASTINGS
226 SHORTLIST
228 MOSEL-WEINE
238 VALPOLICELLA TROPHY
248 SAN LEONARDO
250 MARKGRÄFLERLAND
256 KÜSTE TOSKANA
72
Solor apicias persperfe
rum que voluptatis dol
uptam harum rehendus
200
Das »Raw« gehört zu den
angesagtesten Fine-
Dining-Lokalen in Taipeh.
210
Eine Stadt wie keine andere: In Tokio gibt
es an jeder Ecke fantastisches Essen.
Fotos: Konrad Limbeck, Getty Images, beigestellt
8 falstaff sep–okt 2019
EIN SEKT IST
IMMER SO GUT WIE
SEIN WEIN.
Guter Sekt wird im Weinberg geboren.
Für unsere Kellermeister ist deutscher Riesling der ideale Wein,
aus dem sie mit aller Sorgfalt und langjähriger Erfahrung
grandiose, rebsortenreine Cuvées kreieren.
Fürst VON METTERNICH.
FürstLICH GENIESSEN.
Wein-Chefredakteur
ULRICH SAUTTER
WEIN
RETTET DIE
BIENEN!
Die Volksinitiative »Rettet die
Bienen!« sorgt für Besorgnis
unter Baden-Württembergs
Winzern. Dabei ist es nicht der im
Namen der Initiative genannte Zweck,
der Opposition hervorruft: Vielmehr
gehen die Forderungen der Initiatoren
so weit, dass jetzt selbst einige Bio-
Verbände auf Distanz gehen. Denn
betroffen von einem Verbot wären
offenbar selbst Hilfsmittel des Bio-
Anbaus: Schwefel und Kupfer, Fenchelöl
und Backpulver. Während
Demeter und Naturland die Initative
unterstützen, setzen Ecovin und Bioland
darauf, die Initiatoren zu Anpassungen
der Vorlage zu bewegen. In
Bayern wurde ein ähnliches Volksbegehren
gerade umgesetzt. Die dortige
Regelung lässt jedoch Ausnahmen
vom Pestizidverbot zu.
MAS LA PLANA MIT
RESTAURANT
Miguel Torres hat in der Bodega seines
Kultweins Mas La Plana im Ort Pacs del
Penedès ein Restaurant eröffnet: »El Celleret«
bietet Platz für 66 Gäste und verfügt
über eine große Terrasse mit Blick auf die
Reben. Im Zentrum des Konzepts stehen
Food-&-Wine-Pairings. torres.es
RIEDEL PERFORMT BEI
ANGELO GAJA
Über 100 Gastronomen hatte Riedel-
CEO Maximilian Riedel zu Angelo Gaja
ins Piemont eingeladen, um sie die neue
»Performance«-Glasserie testen zu lassen.
Bei dieser Serie ist die Oberfläche des Glases
durch einen speziellen Schliff vergrößert,
was den Duft steigert. riedel.com
LESEBEGINN AUF
SIZILIEN: 7. AUGUST
Für Italiens Winzer fällt der Ferragosto, die
kollektive Urlaubszeit, immer häufiger ins
Wasser. Auf Sizilien begann die Lese dieses
Jahr bereits am 7. August. Allerdings war
es keine einheimische Sorte, die schon so
früh reif war, sondern ein Import aus dem
Norden, nämlich Pinot Grigio.
10 falstaff sep–okt 2019
NOTIZEN
»Kork und Glas sind zwei
Schlüsselkomponenten in der
Geschichte des Weins – eine
historische Partnerschaft!«
ANTONIO AMORIM CEO Corticeira Amorim
AMORIM + VINOLOK
Der weltgrößte Korkproduzent Amorim hat 50
Prozent der Anteile am Glasverschluss Vinolok
übernommen. Die andere Hälfte verbleibt im
Besitz des böhmischen Glasherstellers Preciosa.
Der Glasverschluss war 2001 von Dr. Karl
Matheis erfunden worden, einem Mediziner aus
Alzey – als Alternative zum fehleranfälligen
Naturkorken. vinolok.cz/de
KLAUS PETER KELLER JETZT
AUCH IN NORWEGEN
Rheinhessen, Mosel – und jetzt auch
Norwegen: Wie die »Süddeutsche Zeitung«
berichtet, hat der Starwinzer aus
Flörsheim-Dalsheim einen 2018er Kabinett
aus norwegischen Riesling-Trauben
im Keller. Das Projekt läuft zwar unter
Hobby, doch immerhin hatten die Trauben
76 Oechsle. kellerwein.de
WEINSKANDAL
IN RHEINHESSEN
Fotos: MIQUEL MILLAN, Getty Images, Shutterstock, beigestellt
EXODUS BEI VON BUHL
Die Fälschungsmeldung
des Monats kommt aus
Rheinhessen: Dort laufen
Ermittlungen gegen eine
Kellerei, die zur Destillation
vorgesehene Übermengen
vermarktet hat –
und es auch sonst bei der
Auszeichnung der Weine
nicht so genau genommen
haben soll. Die
Staatsanwaltschaft hat
7 Millionen Liter Wein
beschlagnahmt.
Kurz vor dem Herbst 2019 dreht sich im Weingut Reichsrat von Buhl
das Personenkarussell: Anfang August wurde bekannt, dass Richard
Grosche als Geschäftsführer beim ikonischen Deidesheimer Weingut
ausscheidet, zwei Wochen später wurde auch der Rückzug des Önologen
Mathieu Kauffmann öffentlich, der gerade erst im Frühjahr
zum Falstaff Winzer des Jahres 2019 gewählt wurde. Die Geschäftsführung
übernimmt nun Peter Hüftlein-Seeger, Ehemann von Jana
Seeger, der Besitzerin aller drei historischen Jordan-Weingüter.
BENEDIKT BALTES VERLÄSST
KLINGENBERG
Das frühere Weingut der Stadt Klingenberg
– zuletzt Weingut Benedikt Baltes –
hat neue Eigentümer und heißt nun
Weingut Steintal. Baltes bleibt beratend
für das Weingut tätig, wechselt aber
zurück an die Ahr, wo er gemeinsam mit
seiner Lebensgefährtin Julia Bertram
Wein machen wird.
BETRÜGER ERGAUNERN 200.000 €
MIT WINDIGER WEIN-ANLAGE
Ein Unternehmen namens Stock Wine
aus Paris hat ein Ehepaar aus Vichy in
Zentralfrankreich mit angeblichen Wein-
Investments um nahezu 200.000 Euro
geprellt. Die windige Firma scheint europaweit
aktiv zu sein und tritt auch als
Cavedor in Erscheinung, Sitz in London.
sep–okt 2019
falstaff
11
cover / CHINA
CHINA
DER DURSTIGE
Fotos: beigestellt Andrea Di Martino
12 falstaff sep–okt 2019
Mit rasender Geschwindigkeit hält die Weinkultur Einzug in China.
Am Anfang standen Importe teurer Prestigeweine, heute verfügt
China bereits über die zweitgrößte Rebfläche der Welt. Und es
werden erste Weine von internationalem Format gekeltert.
TEXT PETER MOSER
DRACHE
sep–okt 2019
falstaff
13
cover / CHINA
1
WEINGUT LONG DAI
SHANDONG
WEINGUT SILVER HEIGHTS
5 9
NINGXIA
WEINGUT HELAN MOUNTAIN
NINGXIA
2
GRACE VINEYARD
SHANXI
WEINGUT KANAAN
6 10
NINGXIA
WEINGUT AO YUN
YUNNAN
3
CHÂTEAU RONGZI
SHANXI
WEINGUT HELAN QING XUE
7 11
NINGXIA
WEINGUT LOULAN
JINXIANG
4
CHÂTEAU CHANGYU MOSER XV
NINGXIA
MOËT CHANDON CHINA
8
NINGXIA
12
WEINGUT SKYLINE OF GOBI
JINXIANG
14 falstaff sep–okt 2019
Fotos: Richard Haughton Karte: Stefanie Hilgarth
Wein getrunken wird im
Reich der Mitte seit
der Antike, wie Funde
und Schrifttum bezeugen.
Bei religiösen
Ritualen, Festivitäten und Feierlichkeiten
wurde Wein ausgeschenkt, dem sogar eine
heilende Wirkung zugesprochen wurde. Die
Sache hat nur einen Haken: Der Begriff »Jiu«
für »Wein« bedeutet für Chinesen nicht Wein
aus Traubensaft, sondern steht für alkoholische
Getränke aller Arten, von Reiswein bis
Spirituosen aus Getreiden wie den Moutai.
Doch in den vergangenen Dekaden erlebte
auch der Wein nach westlichem Vorbild
einen enormen Boom.
Rund 1,4 Milliarden Menschen leben heute
in China, das ist rund ein Fünftel der Weltbevölkerung.
Und speziell die gut ausgebildete
junge Generation begann nach dem Millennium
davon zu träumen, was man »The
Chinese Dream« nennt: vom Aufstieg in die
größte gesellschaftliche Mittelklasse der Welt.
Diese nach 1980 geborenen Menschen bilden
ein enormes Reservoir, rund 300 Millionen
von ihnen streben nach Lebensglück. Ein
Marktinsider formuliert das so: »Sie träumen
von einem Kühlschrank, dann vom eigenen
Auto und schließlich von einer Flasche Rotwein
am Tisch. Denn dann haben sie es
geschafft.« Erstaunlich schnell hat der Wein
seinen Status als »Gesicht gebendes« Symbol
umfassend umsetzen können, sage und
schreibe 96 Prozent der jungen erwachsenen
Chinesen geben in einer jüngsten Konsumstudie
Wein als ihr bevorzugtes alkoholisches
Getränk an. Natürlich genießt Rotwein aus
Frankreich das höchste Prestige, doch auch
wenn die Importe wachsen – mengenmäßig
spielen sie eine untergeordnete Rolle.
Tatsächlich wird Rebensaft aus einheimischen
Kellereien genossen, deren Zahl Jahr
für Jahr wächst. Der Durst des roten Drachen
wird immer größer: Noch 2016 tranken
die Chinesen Wein im Wert von etwas mehr
als 15 Milliarden US-Dollar, für 2021 ist ein
Umsatz von 23 Milliarden oder eine Steigerung
von einem Drittel binnen fünf Jahren
prognostiziert. Im Jahr 2020 wird China für
72 Prozent der Steigerung des weltweiten
Weinimports stehen und Großbritannien als
zweitwichtigsten Exportmarkt der Welt
abgelöst haben. Und da die chinesischen Produzenten
trotz regelmäßiger Steigerungen
aktuell nicht in der Lage sind, ihren Binnenmarkt
abzudecken, findet auch so gut wie
kein Export statt – von minimalen Mengen
einmal abgesehen. Dazu kommt, dass auch
die anerkannt guten Weine der kleinen Boutique
Winerys wie Grace, Silver Heights und
Co. in sehr limitierten Mengen von oft nur
wenigen tausend Flaschen erzeugt werden
und trotz ihrer sehr hohen Preise von
den chinesischen Connaisseurs extrem
begehrt sind.
Aktuell sind in China etwa 875.000 Hektar
mit Reben bepflanzt, das ist die zweitgrößte
Anbaufläche der Welt. Der Großteil
davon wird allerdings zur Erzeugung von
Tafeltrauben verwendet. Man schätzt, dass
aus nur rund 15 Prozent tatsächlich Wein
gemacht wird. Verlässliche Zahlen gibt es
nicht, Experten schätzen die tatsächliche
Weinproduktionsfläche auf etwa 140.000
Hektar – Tendenz steigend, auch wenn sich
nach zehn starken Jahren das Zuwachstempo
verlangsamt hat. 11,5 Millionen Hektoliter
will China zuletzt produziert haben, das
entspräche mehr als 8000 Liter per Hektar,
eine etwas optimistische Zahl – als Produzent
nähme China die weltweit achte Stelle
ein, konsumiert wurden im letzten Jahr
geschätzte 17 Millionen Hektoliter Wein.
Auf insgesamt 360 Terrassen in Penglai auf
der Halbinsel Shandong wachsen die Reben
des Lafite-Rothschild-Projekts in China.
<
Die Weingeschichte
Chinas ist noch jung, die
Entwicklung dafür rasant.
Das Land wird zweifellos
auch qualitativ schneller zu
den Toperzeugern zählen, als
man heute annehmen würde.
sep–okt 2019
falstaff
15
cover / CHINA
Der Genuss von Wein
ist ein Sinnbild der
westlichen Lebenskultur,
die für viele junge urbane
Chinesen der entstehenden
Mittelklasse ein Leitbild ist.
<
Vor mehr als
20 Jahren wurde das
Familienweingut Grace
Vineyard gegründet,
das Judy Chan leitet.
Auch das ist eine etwas schwierige Zahl,
sollen doch mehr als 80 Prozent des Konsums
aus chinesischer Produktion bedient
worden sein. Erklären lässt sich diese aber
durchaus, wenn man den Begriff »chinesischer
Wein« relativiert. Es werden beträchtliche
Mengen an Tankweinen aus vielen Ländern
der Welt importiert und dem eigenen
Gewächs beigemengt, das Endprodukt ist
selbstverständlich »made in China«. Man
nimmt es nicht so genau mit der Herkunft.
Das Chinese Policy Institute untersuchte
2017 das Weinangebot in China und kam zu
dem Schluss, dass es sich bei rund 70 Prozent
aller Produkte um irgendeine Form von Fälschung
gehandelt hat, egal ob aus dem Inoder
aus dem Ausland. Ein Umstand, der den
erfolgreichen Export von chinesischen Weinen
in andere Länder nicht gerade erleichtert.
Dabei hatte alles ganz anders begonnen:
Erst zwanzig Jahre vor dem Ende der letzten
kaiserlichen Dynastie, der Qing-Periode
(1644 bis 1911), wurde in der Provinz Shandong
in Chefoo (dt. Tchifu), heute Yantai,
die erste Weinkellerei nach europäischem
Vorbild gegründet. Der Vater des modernen
chinesischen Weinbaus war der Regierungsbeamte
und Kaufmann Chang Bishi, der
Name des ersten kommerziellen Weinguts im
größeren Format lautet Changyu (»Zhang
Yu« bedeutet Wohlstand). Chang Bishi kaufte
rund 67 Hektar Land, um Weinstöcke zu
pflanzen. Er hatte es geschafft, die Produktion
von Wein aus Trauben als Privatmonopol
zu bekommen. Chang Bishi verfügte jedoch
nicht über das nötige Fachwissen, also engagierte
er 1896 einen ausgewiesenen Experten
seiner Zeit als Kellermeister. Über Anregung
des k.u.k. Konsuls Daniel Brandt in Singapur
wurde durch das Handelsmuseum ein fachmännisch
gebildeter Österreicher gesucht
und gefunden: Maximilian Freiherr von
Babo, 1862 in Klosterneuburg bei Wien
geboren und Sohn des Leiters der Klosterneuburger
Weinbauschule, sorgte dafür, dass
Changyu ein Erfolg wurde. Er ließ Pressen
und Fässer aus Österreich und Frankreich
nach China kommen und die Weingärten
nach den neuesten Erkenntnissen der Zeit
anlegen. Produziert wurden Weine aus Riesling,
Gewürztraminer oder Merlot, aber auch
Cognac und Brandy.
Nicht weniger als 120 verschiedene Rebsorten
reisten unter der Ägide des Freiherrn
von Babo aus Europa nach Yantai, darunter
auch eine, die unter dem Namen Cabernet
Gernischt eine chinesische Besonderheit darstellt.
Heute weiß man, dass der Cabernet
Gernischt nichts anderes ist als die alte Bordeaux-Rebsorte
Carménère, die heute vor
allem in Chile kultiviert wird. Nach China
kam sie unter der deutschen Bezeichnung
Cabernet Gemischt, ein späterer Schreibfehler
bescherte ihr den merkwürdigen Namen.
Max Freiherr von Babo war der erste in einer
langen Reihe von ausgezeichneten Önologen,
die für Yantai Changyu tätig wurden, ihm zu
Ehren wurde eines der acht Châteaux
benannt, die in jüngerer Zeit als Fantasie-
Kopien französischer Schlösser errichtet wurden.
Das Château Changyu Baron Balboa
liegt im Nanshan New District bei Shihezi
City und wurde 2013 fertiggestellt. Dass
<
Fotos: Getty Images
16 falstaff sep–okt 2019
cover / CHINA
Das modern gestaltete Grace Vineyard liegt
in der Region Taigu in der Provinz Shanxi.
Das Weingut Château Changyu Balboa liegt im
Nashan New District in der Provinz Xinjiang.
Fotos: Mauritius Images, beigestellt
18 falstaff sep–okt 2019
Genuss mit
„Wein ist wie
Wasser, mal
Nahrung,
mal Inspiration.”
Vincenzo Berényi & Sebastian Schmidt,
Sommelier & Küchenmeister
„Kurpfalz-Weinstuben” Berlin.
Mitglied bei Gerolsteiner WeinPlaces -
eine Initiative für unkomplizierten und
hervorragenden Wein-Genuss.
© Ast Fotografie
Entdecken Sie jetzt alle
WeinPlaces auf:
www.weinplaces.de
FREUNDSCHAFT WEINBAR – BERLIN HAMMERS – BERLIN KURPFALZ-WEINSTUBEN – BERLIN LIVINGROOM – BOCHUM LEOPOLD – DEIDESHEIM
WEINKULTURBAR – DRESDEN CONCEPT RIESLING – DÜSSELDORF EISKELLER – DÜSSELDORF EMMA 2 – ESSEN HEIMAT – FRANKFURT
OMONIA – FRANKFURT HERDER ZEHN – FREIBERG DREXLERS – FREIBURG KLEINES JACOB – HAMBURG VINEYARD – HAMBURG
WITWENBALL – HAMBURG ESSERS – KÖLN WEINHAUS GUT SÜLZ – KÖNIGSWINTER FISCHERKLAUSE – LÜTJENSEE LADENDORFS WEINHAUS – MAINZ
LAURENZ – MAINZ WINELIVE – MEERBUSCH GEISEL’S VINOTHEK – MÜNCHEN ESELSBURG – NEUSTADT WEINSTOCKWERK – NÜRNBERG
INTERIEUR NO. 253 – REMAGEN WEINHANDLUNG KREIS – STUTTGART SCHACHNER – SYLT WEINSINNIG – TRIER ALTE KANZLEI – WANGEN
WEINBAR WEIMAR – WEIMAR WEINGUT BALTHASAR RESS – WIESBADEN REISER’S WEINBAR – WÜRZBURG
cover / CHINA
Silver Heights:
Chefönologin Emma
Gao ist eine der
bekanntesten
Weinpersönlichkeiten
des Landes.
Nach wie vor ist China
auf Importe angewiesen,
der Durst im Land wächst
schneller, als neue Flächen
mit Reben bepflanzt werden
können.
Der Familienbetrieb Silver Heights in
der Boom-Region Ningxia setzt auf
Rotwein aus Cabernet und Carménère.
der Baron von Babo und nicht Balboa
hieß, ist nur ein weiterer Schreibfehler in dieser
kuriosen Geschichte. Noch ein weiteres
der mittlerweile acht repräsentativen Schlösser
ist nach einem Paten aus Österreich
benannt, es liegt in der autonomen Region
Ningxia Hui und heißt Château Changyu
Moser XV, hier ist bereits seit einigen Jahren
Laurenz V. Moser als önologischer Berater
und Mastermind tätig.
Europäische Expertise und Investitionen
spielten bei der Entwicklung des chinesischen
Weinwunders von Anfang an eine bedeutende
Rolle, und viele der mehrheitlich französischen
Big Players wie Rémy Martin, Pernod
Ricard, LVMH oder die Rothschilds haben
seit Längerem in China Fuß gefasst. Aber die
Chinesen haben aus den Zeiten gelernt, in
denen sie von europäischen Schlaumeiern
nach allen Regeln der Kunst über den Tisch
gezogen wurden. Heute besitzen sie in so gut
wie allen Joint Ventures die Mehrheit, die
Strategie lautet, sich das Know-how abzuschauen,
um am Ende des möglichst nahen
Tages ohne ausländische Beteiligung in der
Produktion auszukommen. Nicht wenige
fremde Investoren stellten bald fest, dass ein
sicher geglaubtes Geschäft schnell als Fass
ohne Boden enden könnte und zogen sich
flugs wieder zurück.
1995 zählte man erst knapp 250 Weingüter
im gesamten Reich der Mitte, doch
<
bereits 1997 waren es um 200 mehr. Denn
im Jahr 1996 geschah eine Art kleines Wunder,
das dem Weinbau in China enormen
Anschub gab. Es war zu Beginn der Fünf-
Jahresplan-Periode 1996 bis 2000, als kein
Geringerer als der damalige Premier Li Peng
in einer Rede an seine Landsleute die gesundheitlichen
Vorteile des roten Weins aus Trauben
anpries und sie aufforderte, diesem landwirtschaftlichen
Aspekt endlich mehr Aufmerksamkeit
zu schenken. Das ließen sich
die chinesischen Bürger nicht zweimal sagen:
Flugs griffen sie zum Weinglas. In der Folge
überstieg Ende der Neunzigerjahre die Nachfrage
nach Wein bereits deutlich die Inlandsproduktion.
Allein zwischen 1995 und 1998
verzehnfachten sich die Zahlen beim Weinimport.
Ein regelrechter Wein-Boom begann
sich abzuzeichnen. Heute liegt die Anzahl der
Weingüter bei knapp unter eintausend Kellereien,
allerdings bedarf diese Zahl einiger
Erklärung: Der gesamte Grund und Boden
gehört der Volksrepublik China und kann
nicht erworben werden, sämtliche Weingüter
stehen auf Pachtgrund. Die drei größten
Weinerzeuger namens Dynasty, Great Wall
und Pionier Changyu stehen zur Gänze oder
teilweise direkt oder indirekt in staatlichem
Besitz. Allein diese drei Unternehmen, zu
denen unzählige weitere größere und kleine
Weingüter gehören, stehen für sechzig Prozent
des chinesischen Weinmarkts,
<
Fotos: beigestellt
20 falstaff sep–okt 2019
cover / CHINA
Die Önologin »Crazy« Wang Fang von
der Kanaan Winery ist berühmt für ihren
Innovationsgeist und liebt Riesling.
Gefälscht wird im Land
der Mitte alles, was sich
verkaufen lässt. Beim Wein
soll die Quote 70 Prozent
betragen – der Rest ist aber
garantiert echt.
<
gemeinsam mit nur drei weiteren kontrollieren
sie 90 Prozent. Weingüter ohne chinesischen
Partner mit Mehrheitsanteil kann man
lange suchen. Sogar Baron Eric Rothschild,
dessen Château Lafite-Rothschild aus Bordeaux
in China der begehrenswerteste Wein
überhaupt ist, konnte sein Projekt in Penglai
auf der Halbinsel Shandong nicht ohne chinesischen
Teilhaber starten. Gemeinsam mit
CITIC hatte Baron Rothschild bereits einige
Millionen investiert, ohne einen der erzeugten
Weine auf den Markt zu bringen, weil die
ersten Jahrgänge die hohen Erwartungen
nicht erfüllen konnten – bis es dem chinesischen
Partner im Vorjahr schließlich reichte,
sprich nicht gewinnversprechend genug
erschien. CITIC verkaufte seine Anteile den
Franzosen, die nun das Projekt alleine weiterführen.
»Bei einem Weinprojekt dieser Art
braucht man tiefe Taschen«, meint ein Kenner
der Szene, »die Rothschilds haben solche,
und dazu kommen noch 150 Jahre Vorsprung
beim Produzieren eines großen
Weins.« Im September 2019 wurde der lang
erwartete Wein »Long Dai« aus dem Jahrgang
2017 endlich ausgewählten Vertretern
der internationalen Presse präsentiert. Der
Nine Peaks von Karl-Heinz Hauptmann, der
bereits mit Bessa Valley in Bulgarien und Alira
in Rumänien erfolgreich investiert hat,
stammt ebenfalls aus Shandong und hat
bereits gezeigt, was hier möglich ist. Der erste
Ultra-Premium-Wein Chinas aus französischer
Hand ist jener aus dem Hochgebirgsprojekt
von LVMH, das aus Trauben,
die in über 2000 Meter Seehöhe in Yunnan
an der tibetischen Grenze wachsen, den Ao
Yun erzeugt. Dieser stoffig-würzige Wein ist
auch am deutschsprachigen Markt in sehr
limitierter Menge verfügbar und hat einen
entsprechend hohen Preis von rund 300 Euro
pro Flasche.
Im Laufe der vergangenen Jahre wurden
chinesische Weine immer wieder auch im
Ausland bei großen Proben hoch ausgezeichnet,
ein positives Signal, das auch in den chinesischen
Markt hineinwirkt. Waren echte
Weintrinker früher stets nur an importierten
Flaschen, im Optimalfall aus Frankreichs
Topregionen interessiert, so wächst mittler-
weile der Stolz auf die besten eigenen Weine,
die meist nur sehr limitiert verfügbar sind.
Man muss also immer noch nach China reisen,
will man die besten Boutique-Weine kennenlernen
– und die haben längst ihren Preis.
Da wären die Weine von Judy Chan von
Grace Vineyard, dem wohl bekanntesten
Familien-Weingut, die auch den Weg über
die Grenzen des Landes hinaus finden.
Ansprechend sind auch die Weine der Winzerin
»Crazy« Wang Fang aus deren Kanaan
Winery in Ningxia. Auch Emma Gao zählt
zu den bekannten chinesischen Winzerpersönlichkeiten,
sie hat das Weingut Silver
Heights in Ningxia gemeinsam mit ihrem
französischen Gatten Thierry Courtade aufgebaut,
den sie bei einem Praktikum auf
Château Calon-Ségur in Bordeaux kennengelernt
hat.
Aus der Region Shanxi ist das Château
Rongzi zu empfehlen, hier hat der emeritierte
Pétrus-Önologe Jean-Claude Berrouet
sein Wissen eingebracht. Bereits mehrfach
international prämiert sind die Toprotweine
von Jiabeilan aus den Helan Mountains
in Ningxia, wo gerade der langjährige Distributeur
von Penfolds in China, Zhang
Yanzhi, die ultramoderne Pigeon Hills
Winery errichtet hat, die in der Region
bereits für positiven Gesprächsstoff sorgt.
Einer der erfolgreichen Pionier-Betriebe
war und ist auch Moët Chandon, der in
Ningxia hervorragenden Schaumwein
erzeugt. Pernod Ricard steht mit Helan
Mountain ebenfalls für sehr herzeigbare
Weine, auch hier steht dem Winemaking
mit Yanling »Linda« Ren eine Önologin
vor, ihre Topkollektion heißt Xiaofeng
und besteht aktuell aus einem Chardonnay
und einem Cabernet Sauvignon.
<
Fotos: beigestellt
22 falstaff sep–okt 2019
Deutschlands führender
digitaler Vermögensverwalter
Jetzt bis zu
600 € sichern.
Aktion bis 31. Oktober.
Global diversifizierte ETF-Portfolios
Über 1,5 Mrd. Euro verwaltetes Vermögen
Ab 10.000 € Anlagebetrag
Die Teilnahmebedingungen finden
Sie unter www.scalable.capital
Geldanlagen bergen Risiken
cover / WEIN AUS CHINA
TASTE OF CHINA
Chinesischer Wein ist in Europa noch echte Mangelware. Selbst in bestsortierten
Fachgeschäften wie auch im Online-Handel sind Flaschen aus dem Reich der Mitte kaum zu
bekommen. Nun finden die ersten Weine von Projekten, in denen Europäer federführend sind,
auch den Weg zu uns. Die folgenden Tropfen stellen eine Bereicherung jeder Weinkarte dar.
95
2017 LONGH DAI
(CS/CF/MARSELAN)
Domaine de Long Dai
Qiu Shan Valley, Shandong
13,5 Vol.-%, NK Dunkles Rubingranat, violette
Reflexe, dezente Randaufhellung. In der Nase
zarte Edelholznoten, feiner Nougattouch, reife
Nuancen von Kirschen, ein feiner Hauch von
Dörrzwetschgen und Brombeerkonfit, zarter
Veilchenanklang, attraktives Bukett. Saftig,
gute Komplexität, feine Würze, zarter Valrhonatouch,
feine Säurestruktur, reife Herzkirschen
im Abgang, mineralischer Touch, salziger
Nachhall, verfügt über anhaltende Länge
und Reifepotenzial und ist dennoch bereits gut
antrinkbar. In China ab September 2019, in
Europa ab Anfang 2020 verfügbar.
Fachhandel, ca. € 180,–
»Mit unserem Projekt
wollen wir zeigen, dass es in
China möglich ist, Weine zu
erzeugen, die den höchsten
Ansprüchen genügen.«
BARONESS SASKIA DE ROTHSCHILD
CEO, Domaines Barons de Rothschild (Lafite)
DOMAINE DE LONG DAI,
QIU SHAN VALLEY, SHANDONG
2009 entschied man sich auf Château Lafite-Rothschild
(DBR), in der Provinz Shandong
im Nordosten Chinas ein kleines, aber
feines Weingut zu gründen, und erwarb
rund 30 Hektar, von denen heute 25 im
Ertrag stehen. Auf insgesamt 360 Terrassen
werden Cabernet Sauvignon, Cabernet
Franc, Marselan, dazu etwas Merlot, Syrah
und Alicante angebaut. Zehn Jahre später
kommt am 19. September 2019 der erste
Wein auf den Markt. »Mit unserem Projekt
wollen wir zeigen, dass es in China möglich
ist, Weine zu erzeugen, die den höchsten
Ansprüchen genügen«, so Baroness Saskia
de Rothschild im Gespräch mit Falstaff.
»Andererseits möchten wir damit eine junge
Generation toller chinesischer Önologen
und Winzer anspornen, auch diesen Weg
zu gehen.« Der Premierenwein wurde zu
50 Prozent in neuem Holz ausgebaut und
für 18 Monate im Holz gereift, erzeugt
wurden 2500 Kisten. Entstanden ist mit
Long Dai kein »Bordeaux aus China«,
sondern ein Wein mit eigenständigem aromatischem
Profil, der einerseits das Terroir
und Klima der Region widerspiegelt und
andererseits durch die Verwendung der
Rebsorte Marselan – eine südfranzösische
Neuzüchtung aus Cabernet Sauvignon x
Grenache Noir – eine unverwechselbare
individuelle Note erhält. »Wir haben bei
der Vinifikation darauf hingearbeitet, dass
der Wein von Anfang an gut trinkbar sein
soll, da wir wissen, dass es in China, wie
überall, Weinfreunde gibt, die den Wein
sofort trinken möchten, wenn er verfügbar
ist«, so Saskia de Rothschild.
Fotos: Peter Moser, Richard Haughton, beigestellt
24 falstaff sep–okt 2019
CHÂTEAU CHANGYU MOSER XV
Bereits 1892 gründete der Geschäftsmann
Zhang Bishi das Weingut Changyu, unterstützt
wurde er dabei vom österreichischen
Önologen Freiherr Max von Babo. Heute
ist Changyu das älteste und renommierteste
Weingut Chinas – und das einzige, das
unter den World’s Top 50 Brands of Spirits
and Wine zu finden ist. Changyu besitzt
Weingüter in allen wichtigen Regionen
Chinas. Seit einigen Jahren ist der internationale
Weinprofi Lenz M. Moser (o.) als
Berater tätig, ihm wurde 2013 das Château
Changyu Moser XV in Ningxia
gewidmet, wo er mit seinem Team exzellente
Weine macht, die mittlerweile auch
in Europa verfügbar sind.
95
2015 AO YUN
15,5 Vol.-%, NK. Dezente Holzwürze,
Schattenmorelle, Blut, Thymian, eine
mineralisch getönte Würze neben dunkelbeerigen
und holzigen Aromen. Am
Gaumen Druck und Verfeinerung, ein
intensiv mineralischer Spannungsbogen,
reife Beerenfrucht, leicht feurig,
aber vom mächtigen Extrakt in Balance
gehalten, ein gewaltiger Extrakt, mit
ätherischen Cabernet-Aromen im
Nachhall. millesima.de, € 345,–
93
2013 AO YUN
15 Vol.-%, NK. Zigarrenkiste, frisch
gemuste Blaubeere, Holunder, Zimt,
Kräuter. Sandiges Tannin, druckvoll
und reif, geschmeidig grundiert, langsam
im Gaumenverlauf an Lebendigkeit
gewinnende Säure, berstend vor
Frucht und Stoffigkeit, aber ohne die
geringste Schwere, der Alkohol ist
kaum spürbar, mineralisch, in den Aromen
noch kompakt, mit viel Cassis.
94
2016 CHATEAU CHANGYU MOSER
XV GRAND VIN NINGXIA
15 Vol.-%, NK. Kräftiges Rubingranat,
violette Reflexe, dezente Randaufhellung.
Mit feiner Edelholzwürze unterlegte
Nuancen von reifen Kirschen,
etwas Vanille, florale Noten, kandierte
Orangenzesten, tabakige Anklänge.
Kraftvoll, saftig und mit schokoladiger
Textur ausgestattet, extraktsüß, gut
integrierte Holzwürze, Nougat, pfeffrige
Würze, mineralisch im Abgang, sehr
gute Länge, sicheres Reifepotenzial.
hawesko.de, ca. € 70,–
92
2016 CHATEAU CHANGYU MOSER
XV MOSER FAMILY NINGXIA
14,5 Vol.-%, NK. Kräftiges Rubingranat,
violette Reflexe, dezente Randaufhellung.
Kräuterwürze, tabakig unterlegte
schwarze Beerenfrucht, Kirschen,
Cassis, frische Orangenzesten,
feine Edelholzwürze. Saftig, komplex,
elegante, reife Textur, schokoladige
Nuancen, würzig-mineralisch, Herzkirschen,
guter Fluss, facettenreich.
hawesko.de, ca. € 32,–
93
2014 AO YUN WINE
15 Vol.-%, NK. Kakaopulver, rotbeerig,
ein klein wenig Schwarze Johannisbeere,
noch vergleichsweise verschlossen.
Sehniger Gaumen, vitaler, Länge
gebender Säurenerv, festes, ganz
leichte Grüntöne einbindendes Tannin,
kräftiger, aber eingebundener Alkohol,
auf Zukunft hin konstruierter, dichter
Extrakt, sehr gute Länge.
clos19.de, € 299,–
91
2017 CABERNET SAUVIGNON
HELAN MOUNTAIN RANGE
14,5 Vol.-%, NK. Kräftiges Rubingranat,
violette Reflexe, dezente Randaufhellung.
Feine dunkle Beerenfrucht,
Anklänge von Herzkirschen, Brombeeren
und etwas Nougat, zarte Würze
unterlegt. Mittlere Komplexität,
schwarze Waldbeeren, extraktsüße
Textur, zart nach schwarzem Pfeffer,
schokoladig, kraftvoll im Abgang, etwas
Kardamom im Nachhall, bleibt haften,
Brombeeren im Nachhall.
hawesko.de, ca. € 9,–
90
2018 CABERNET SAUVIGNON
BLANC DE NOIR HELAN MOUNTAIN
RANGE
13,5 Vol.-%, NK. Helles Lachsrosa, zarter
Ockerrand. Dezente Nuancen von
Erdbeerkonfit, etwas Pfirsich und frische
Zitruszesten. Straff, engmaschig
und extraktsüß, ein Hauch von Rosinen
und reifen Pflaumen im Abgang,
gute Frische, mineralisch und anhaltend
im Abgang.
hawesko.de, € 9,90
AO YUN – DER WEIN AUS SHANGRI-LA
Der Luxusgüterkonzern LVMH steht vor
allem für Marken mit langer Tradition.
Doch seit 2010 besitzt das Unternehmen
ein Weingut in einem abgelegenen chinesischen
Bergdorf: Höhenlagen zwischen
2200 und 2600 Metern über dem Meer,
314 kleine Parzellen auf 27,7 Hektar.
Und eine Lese, die bis Mitte November
dauert. Importiert sind einzig die Rebsorten
– Cabernet Sauvignon (im Blend
80 bis 90 Prozent) und Cabernet Franc
(10 bis 20 Prozent). Das Ergebnis ist ein
Roter, der China mit großem Nachdruck
auf die Landkarte des Spitzenweins setzt.
Einiges haben die LVMH-Weinmacher
vor Ort bereits gelernt: etwa, dass auf
2500 Metern Höhe die Wirkung des Sauerstoffs
beim Fass ausbau viel geringer ist
als etwa in Bordeaux auf Meereshöhe.
Und auch der Geschmack des Weins variiert
enorm mit der Höhe. Das Abenteuer
Ao Yun, es ist in vollem Gang.
sep–okt 2019
falstaff
25
wein / MOSEL DIE MOSEL UND DER WEIN
SÜSSE
SCHLANGEN
Fotos: beigestellt
Foto: Shutterstock
26 falstaff sep–okt 2019
SERIE
EUROPAS WEIN-FLÜSSE
IM PORTRÄT
TEIL 1: DONAU
TEIL 2: RHEIN
TEIL 3: RHÔNE
TEIL 4: MOSEL
LINIEN
Weinselig mäandert die Mosel von ihrem
Ursprung in den Vogesen bis zur Rheinmündung
bei Koblenz. Der fruchtsüße
Moselriesling hat Weltruhm – doch nicht
überall am Fluss gibt er den Ton an.
TEXT ULRICH SAUTTER
sep–okt 2019
falstaff
27
wein / DIE MOSEL UND DER WEIN
Wormeldange
Koeppchen:
Luxemburgs
Riesling-
Spitzenlage
(Weingut
Alice
Hartmann).
Blickt man auf den Flussverlauf
der Mosel, wird schnell eines
klar: Die Mosel ist ein Wesen
mit eigenem Kopf. Fast scheint
es, als ziere sie sich. Denn ihre
Quelle liegt Luftlinie nur etwa 30 Kilometer
vom Rhein entfernt. Doch nein, statt direkt
nach Osten zu fließen und sich auf dem kürzesten
Weg Vater Rhein anzuschließen,
macht sie einen Umweg von 540 Kilometern,
ehe sie dann doch in den großen Nachbarn
mündet. Zunächst aber wendet sie sich nach
Westen, dann als immer noch schmales Rinnsal
nach Norden, im westlichen Hinterland
der Vogesen verbreitert sie sich und fließt bis
nach Nancy und Metz in Lothringen. Die
beiden ersten Weinbaugebiete liegen dann
auch noch in Frankreich und heißen Côtes
de Toul (bei Nancy) und Côtes de Moselle
(zwischen Nancy und Metz). Im 19. Jahrhundert
soll die Gegend um Metz ein bedeutender
Traubenlieferant für die Champagne
gewesen sein. Doch heute haben diese Gebiete
mit ihren insgesamt rund 200 Hektar
Reben fast nur noch lokale Bedeutung. Überregional
bekannt ist lediglich das historische
Schloss Vaux – und auch dieses in der Regel
über einen Umweg: Denn die Eigentümer des
Weinguts verließen Lothringen nach dem
Ersten Weltkrieg und nahmen die Markenrechte
mit nach Deutschland, wo Schloss
Vaux heute als Rheingauer Sekthaus einen
guten Namen hat. Im originalen Château de
Vaux indes keltert die Familie Molozay
Moselweine aus biodynamischem Anbau,
vor allem aus Sorten wie Auxerrois, Pinot
gris und Müller-Thurgau, teils auch – willkommen
an der Mosel – in halbtrockener
oder süßer Version.
KLEINER GRENZVERKEHR
Im Dreiländereck zwischen Frankreich,
Luxemburg und Deutschland haben sich
zehn Winzer zu einer eigenen Qualitätscharta
zusammengeschlossen. Zum Taufpaten ihrer
Vereinigung haben sie den Grenzort Schengen
gewählt, der auf politischer Ebene für die
Freizügigkeit im vereinten Europa steht. Die
Winzer der Charta Schengen Prestige, vier
aus Deutschland, vier aus Luxemburg und
zwei aus Frankreich, verpflichten sich zu
höheren Qualitätsstandards, als sie von den
jeweiligen nationalen Gesetzgebungen vorgeschrieben
sind, und verleihen daher diesem
Karte: Stefanie Hilgarth, Fotos: Domaine Alice Hartmann, Hans Georg Merkel
28 falstaff sep–okt 2019
Friedliche Nachbarschaft: Blick aus den Weinbergen des Weinguts
Befort in Nittel auf das gegenüberliegende luxemburgische Moselufer.
Ruth, Marcel und Hans-Jörg Befort (v. l. n. r.).
Moselabschnitt einen klar grenzüberschreitenden
Ausdruck.
Zwischen Schengen und Oberbillig bildet
die Mosel die deutsch-luxemburgische Landesgrenze.
Auf der Flussseite des Großherzogtums
liegen schmucke Winzerdörfer wie
zu einer Perlenkette aufgereiht: Remerschen,
Wormeldange, Ahn und Grevenmacher;
vis-à-vis am deutschen Ufer haben Orte
wie Perl, Wehr, Nittel und Wasserliesch einen
guten Klang. Links und rechts des Flusses
sind die Bedingungen gleich: König Riesling,
der den Ruf des Moselweins begründet hat,
ist hier ein Außenseiter. Denn das Rheini-
<
Zwischen Schengen und
Oberbillig bildet die
Mosel die deutschluxemburgische
Grenze.
Links und rechts des Flusses
sind die Bedingungen gleich:
König Riesling ist hier ein
Außenseiter. Fast überall
bevorzugen die Winzer
Burgundersorten.
sep–okt 2019
falstaff
29
wein / DIE MOSEL UND DER WEIN
Dramatischer Steilhang:
Erdener Treppchen.
Am Fuß des Weinbergs
wurde mit Unterstützung
des Bremer Ratskellers
eine römische Kelteranlage
restauriert.
sche Schiefergebirge zeigt sich an den
Hängen des Moselufers erst weiter flussabwärts
ab Trier. An der Obermosel, wie der
Flussabschnitt oberhalb Triers mit sehr deutscher
Perspektive und letztlich unzutreffend
genannt wird, dominieren die Gesteine der
Trias, stellenweise mit Keuper und Buntsandstein,
vor allem aber verbreitet mit Muschelkalk.
Für Riesling sind in diesem Flussabschnitt
nur die allerwärmsten, steilsten Südlagen
reserviert – vor allem die Lage Wormeldange
Koeppchen hat einen ausgezeichneten
Ruf. Fast überall sonst bevorzugen die Winzer
Burgundersorten, die natürlich bestens
zum Kalkstein passen. Zwei weitere Spezialitäten
sind diesem Flussabschnitt zu eigen:
Hier wächst auch noch die historische Sorte
Elbling und bringt einen rustikalen, aber
durchaus terroiraffinen Zechwein. Und das
kühle Grundklima der Region fördert auch
die Erzeugung von Schaumwein, also von
Sekt am deutschen Ufer und von Crémant
am luxemburgischen.
<
DIE MITTELMOSEL
Bei Trier beginnt die Mosel jener Fluss zu
werden, den man in der Regel vor Augen
hat, wenn man an Moselwein denkt. Ab
hier zeigt sich der Schiefer im Boden, und
der sich vielfach windende Flusslauf ist
gesäumt von halsbrecherischen Steillagen,
die mit Rieslingreben bestockt sind. Trier
ist auch aus einem zweiten Grund ein
weingeografi scher Knotenpunkt, denn kurz
vor der alten Römerstadt mündet bei Konz
die Saar in die Mosel, kurz hinter Trier die
Ruwer. Die Weine beider Nebenflüsse werden
seit dem Jahr 2007 kurz und bündig als
»Mosel« etikettiert. Begründet wurde dieser
Schritt von der Weinbaupolitik damit,
dass die ältere Redeweise »Mosel-Saar-
Ruwer« zu sperrig für den Export gewesen
sei. Sachlich gesehen ist die Verkürzung auf
»Mosel« aber irreführend, denn bei den
Weinen von Saar und Ruwer handelt es
sich um sehr eigenständige Wein-Charaktere:
Die Saar ist berühmt für ihren finessenreich-mineralischen
Stil, während die
Ruwer strammen Riesling mit charakteristisch
floralen Noten hervorbringt.
An der Mosel selbst gewinnen die Weine
auf den folgenden Flusskilometern bis zur
Mündung bei Koblenz kontinuierlich an
Kraft und Wärme. Dabei sagt es über den
Flussverlauf viel aus, dass die Mosel von
Trier bis Koblenz 195 Kilometer zurücklegt,
Luftlinie sind beide Orte gerade einmal die
halbe Distanz voneinander entfernt. Dass die
Mosel mäandert, ist für den Weinbau ein
Segen: Denn durch ihre weit ausgreifenden
Schleifen entstehen reichlich Südhänge in
direkter Flusslage. Zwar ist das Klima der
Mosel im Zuge von Global Warming heute
nicht mehr so kühl wie früher, als immer wieder
Jahre mit mangelnder Traubenreife auftraten.
Doch die Wärme eines nach Süden
gerichteten Steilhangs ist auch heute noch die
Bedingung für balancierte, trockene Weine
und für jene frucht- und edelsüßen Spitzenweine,
die den Weltruhm der Mosel begründet
haben. Wer einmal eine 20 Jahre alte
Mosel-Auslese getrunken hat, weiß, wie
wenig »süß« diese Weine schmecken, wenn
sie voll ausgereift sind: Die Süße wirkt gerade
nur als Volumenverstärker für die Frucht
– letztlich sind es aber stets die Säure und
der mineralische Extrakt, die die Faszination
dieser Weine begründen.
Von Trier flussabwärts sind die ersten
berühmten Weinbauorte Leiwen und Trittenheim,
dann folgt Piesport mit seiner Spitzenlage
Goldtröpfchen, ab Brauneberg mit seiner
Juffer Sonnenuhr geht dann für die folgenden
Flusskilometer stets die eine Spitzenlage
direkt in die nächste über: Bernkastel
(mit seinem Doctor), Graach (Himmelreich),
Wehlen (Sonnenuhr), Ürzig (Würzgarten)
und Erden (Treppchen/Prälat) – das ist eine
Kette von Einzellagen, die allesamt Weinlegenden
hervorbringen. Nirgendwo sonst als
hier an der Mittelmosel verbindet der
<
Karte: Stefanie Hilgarth, Fotos: Gaby Comes, Erden, beigestellt
30 falstaff sep–okt 2019
In bester
Gesellschaft.
Original SELTERS – empfohlen
als idealer Weinbegleiter.
Christian Dautel
Weingut Dautel
Winzer
Profitieren auch Sie von Original SELTERS
als Gastronomiepartner.
- Der „ideale Weinbegleiter“ mit dem Zertifikat der Hochschule Geisenheim University
- Exklusive Flaschen und Gläser im hochwertigen und markenuniquen Design für die Gastronomie
- Umfangreiche Unterstützung durch das Leistungsportfolio und die Marken- und
Vertriebskompetenz der Radeberger Gruppe
Machen Sie SELTERS zum Umsatzverstärker in Ihrer Gastronomie.
Und zum reinen Genuss für Ihre Gäste. Wir unterstützen Sie dabei persönlich.
Kommen Sie gerne auf uns zu! Tel. 0800 - 77 83 553 | gastronomie-partner@selters.de
wein / DIE MOSEL UND DER WEIN
Weingut
Heymann-
Löwenstein:
Steillage
Winninger
Uhlen an der
Terrassenmosel.
Riesling so viel Fülle, Schmelz und Würze
mit dem Eindruck größter Leichtigkeit und
Eleganz – und das in jeder Geschmacksrichtung.
Aufseiten der Winzer zeigen sich hier
Namen mit großer Geschichte und von Weltruhm:
Familien wie Prüm und Thanisch,
Wegeler und Loosen, Schaefer, Haag und
Haart haben den Weinbau der Region seit
Jahrhunderten geprägt und tun es bis zum
heutigen Tag.
<
TERRASSENMOSEL
Angelina und
Kilian Franzen (r.)
haben ihre
Reben in Europas
steilstem
Weinberg, dem
Bremmer
Calmont (u.).
Das Weingut
Immich-
Batterieberg in
Enkirch nutzt
neben den
traditionellen
Fuderfässern
auch moderne
Tonneaux.
Noch weiter flussabwärts findet die Mittelmosel
bei Enkirch und Pünderich ihren
Abschluss, ehe sich das Tal verengt. Im hier
beginnenden untersten Flussabschnitt sind
viele Weinberge in den steilen Felswänden als
Terrassen angelegt, daher spricht man hier
von der Terrassenmosel. Bremm mit seinem
Calmont kann für sich in Anspruch nehmen,
den steilsten Weinberg Europas zu besitzen, in
manchen Parzellen hat man den Eindruck,
der Hang falle fast senkrecht zum Flussufer
hin ab. Die Rieslinge der Terrassenmosel werden
häufiger als jene der anderen Flussabschnitte
trocken oder feinherb ausgebaut, sie
zeichnen sich durch Kraft und eine innere
Wärme aus, die mit der geografischen Lage
zu tun hat: Winningen beispielsweise ist zwar
der nördlichste Weinbauort des Moseltals,
doch die nördliche Lage wird von der Tiefe
des Tals mehr als kompensiert: Hier wach sen
die Reben in Höhen zwischen 80 und
190 Metern über Meer, während beispielsweise
die Weinberge des rund 180 Kilometer
flussaufwärts nahe Trier gelegenen Orts Longuich
im Schnitt gut 100 Meter höher stehen,
auf Höhen zwischen 130 und 310 Metern.
Winningen ist der letzte Weinbauort an der
Mosel, nur kurz danach mündet der Fluss
dann bei Koblenz in den Rhein – nach insgesamt
540 Kilometern, von denen mehr als die
Hälfte ganz und gar im Zeichen des Weinbaus
stehen, und nach unzähligen Wein-Originalen
an allen Flussabschnitten, die nur darauf
warten, entdeckt zu werden.
<
Fotos: Reinhard Löwenstein, beigestellt
32 falstaff sep–okt 2019
RIEDEL – AUCH FÜR COCKTAILS DIE PERFEKTE WAHL
COCKTAILS STILVOLL SERVIERT
NEAT GLAS
ROCKS GLAS
NICK & NORA GLAS
SOUR GLAS
MIXING GLAS
HIGHBALL GLAS
FIZZ GLAS
ROCKS GLAS
wein / MOSEL
TASTING
INFO
WEITERE BEWERTUNGEN
UND BESCHREIBUNGEN
FINDEN SIE SIE AB
AB SEITE 228. 148.
BEST OF MOSEL
97
96
95
2017 PÜNDERICH MARIENBURG
RIESLING FELSTERRASSE GG
CLEMENS BUSCH, PÜNDERICH
In der Fruchtkomponente noch sehr
verschlossen, fast völlig auf den
Stein fokussiert. Betont ölig und
cremig ansetzend, dann mit einer
ultrafeinen Säure, die den Wein
untermalt und lang macht, intensiv
mineralisch, ein Extraktbrocken in
extrem hoher Differenzierung, subtil
und wuchtig in einem.
clemens-busch.de, € 69,–
2017 WEHLEN SONNENUHR
RIESLING AUSLESE***, MARKUS
MOLITOR, ZELTINGEN
Ein Strauß von Zitrusfrüchten, Zitrone,
rosa Grapefruit, Mandarine und
Ananas. Zarte Botrytis. Am Gaumen
süß und cremig, mit hoher Dichte
und sehr viel Schmelz, druckvoll,
fast schon wuchtig, der große
Reichtum an Fruchtsüße und weichen
Anteilen ist von fester Säure
und taktiler Mineralität balanciert.
markusmolitor.com, € 76,–
2018 BOTRYTIS RIESLING
CHÂTEAU PAUQUÉ
GREVENMACHER (LUXEMBURG)
Nektarine, kandierter Pfirsich,
Grapefruit, schöne, sehr gesunde
Botrytis, am Gaumen karamellisiert
und reich in der Süße, viskos, feste
Säure, würzige Rückaromen, tolle
Balance bei sehr hoher Konzentration.
Getrockneter Steinpilz im
Abgang. Im Stil einer Beerenauslese,
nur 5,5 % Alkohol.
duhrabi@pt.lu, € 31,50
97
96
95
2003 GRAACH HIMMELREICH
RIESLING AUSLESE
GOLDKAPSEL
Grapefruit, Schiefer, Hefe, Walderdbeere,
Orangeat. Am Gaumen cremig,
präsente Süße, schmeichelhaft
und rund, voll, von frischer Frucht
begleitet, leicht pflanzliche Untertöne,
würzig, mit großem weiterem
Potenzial, fein und nuanciert, bis in
den langen Abgang hineinspielend.
weinart.de, kierdorfwein.de
ca. € 75,–
2014 ERDEN PRÄLAT RIESLING
GG RÉSERVE, DR. LOOSEN
BERNKASTEL
Beginnende Entfaltung im Duft:
Purple Curry, Mispel, Schiefergestein.
Am Gaumen: knackige Säure,
eine Spur Botrytis, eine ungemein
reiche, cremige, seidige Textur,
großzügig, viskos geschichtet, schon
wunderbar trinkbar, dabei zart und
linear, noch immer kompakt, aber
dennoch lang. Zuletzt mineralisch.
weinart.de, € 100,–
2017 BRAUNEBERG JUFFER
RIESLING AUSLESE ***, WEINGUT
PAULINSHOF, BRAUNEBERG
Im Duft Blütenhonig, Rosine, frisch
gekochtes Apfelkompott, sehr feine
Botrytis. Am Gaumen ganz transparent,
verdichtete und dennoch feine
Säure, zarte Süße, mineralisch
getragen, delikater Wein, trotz aller
Konzentration auch fein ziseliert,
saftig, präzise.
paulinshof.de
auf Anfrage
97
96
95
2018 WEHLEN SONNENUHR
RIESLING AUSLESE LANGE
GOLDKAPSEL, WEINGUT
SCHLOSS LIESER
Konzentrierte Zitrusfrucht und kandierte
Noten, Dattel, aber dabei
frisch. Am Gaumen druckvoll und
reich, viskos, von einer immens feinen
Säure durchzogen, Schmelz,
Fülle und Süße mit höchster Eleganz
verknüpft, Rückaromen von
Bratenjus, höchst subtil.
weingut-schloss-lieser.de
Versteigerungswein
2018 LONGUICH MAXIMIN
HERRENBERG RIESLING
AUSLESE GOLDKAPSEL,
WEINGUT LOEWEN, LEIWEN
Geriebene Zitronenschale, Mandarine,
ein Hauch Botrytis. Am Gaumen
unmittelbar würzig, dazu seidig und
rund mit feingliedriger, aber fester
und lange anhaltender Säure, mit
fruchtgetragener Süße und subtilem
mineralischem Spiel. Voll und
filigran in einem!
weingut-loewen.de
Versteigerungswein
2016 SORENTBERG RIESLING
»VON 1000 ALTEN REBEN«,
SORENTBERG GBR, REIL
Eine nach Jahrzehnten der Brache
wiederbelebte uralte Anlage in
einem Seitental bei Reil. Akazienhonig,
Harz, Mango, Hopfen, Dotterblume
und Barbecuesauce in der Nase.
Am Gaumen zunächst weicher Fond
und harmonisch erscheinend, dann
baut sich Spannung auf, dicht, stoffig
und doch von ungemeiner Finesse.
Wahre Rieslingerotik.
julius-treis.de, auf Anfrage
Fotos: beigestellt
34 falstaff sep–okt 2019
Flussgenuss für Weinliebhaber.
Auf Main, Rhein & Mosel.
Flusslandschaft an der Mosel
Wein- und Genussreisen mit Falstaff
11 Tage Frankfurt-Trier-Koblenz-Frankfurt
mit dem NEUBAU nickoSPIRIT
Ultra-Frühbucher-
Preis schon ab
1.249 €p. P.
bei Buchung
bis 30.09.2019
In Kooperation mit Falstaff, dem größten Gourmet-Magazin für Wein
und Genuss im deutschsprachigen Raum, haben wir genussreiche
Flusskreuzfahrten entlang Deutschlands beliebter Weinbauregionen
ausgearbeitet:
Von Frankfurt am Main fährt das Schiff auf dem romantischen Mittelrhein,
vorbei an der Loreley, und anschließend auf die Mosel. Die Reise
führt Sie in das weinträchtige Bernkastel, wo Sie zu Gast bei einem
Falstaff-prämierten Winzer sind. Die Römerstadt Trier ist berühmt
für seine Porta Nigra und neuerdings auch für eine aufstrebende
Weinmanufaktur in der Region. Auch ein Besuch in Luxemburg steht
auf dem Programm. Am Abend stellt Ihnen ein preisgekrönter Winzer
seinen Lieblings-Crémant vor. Naturliebhaber kommen in der Eifel
und beim Besuch des Geysirs in Andernach auf ihre Kosten. Ausgewählte
Rheingau-Weine lernen Sie beim Besuch eines von Falstaff
ausgezeichneten Weinguts mitten in Rüdesheim kennen. Das ehemalige
Zisterzienser Kloster in Eberbach ist nicht nur berühmt als
Drehort für den Film „Der Name der Rose“, sondern auch für seinen
Weinkeller, der Sie begeistern wird.
nickoSPIRIT
• Neubau 2020 • Bordsprachen Deutsch/Englisch • Alles komfortable
Außenkabinen mit Dusche/WC, SAT-TV, auf Mittel- und Oberdeck mit
absenkbaren Panoramafronten • Drei Restaurants • Pano rama-Salon
• Bar mit Veranda • Sonnendeck • Fitnessraum • Wellnessbereich mit
Sauna
DEUTSCHLAND
Rhein
Andernach
Koblenz
Alken
Wiesbaden
Treis-Karden
Eltville Frankfurt
Bernkastel
Main
Bingen
LUXEM- Mosel
BURG
Trier
Rüdesheim
Remich
Infos, Katalog und Buchung unter 0711 - 24 89 80 0, www.nicko-cruises.info/falstaff oder in Ihrem Reisebüro.
nicko cruises Schiffsreisen GmbH • Mittlerer Pfad 2 • 70499 Stuttgart • info@nicko-cruises.de
promotion / DOM PÉRIGNON
17 JAHRE
WOHL GEREIFT
Der Dom Pérignon Vintage
2002 Plénitude 2: ein
Meisterwerk von einem
Champagner.
36
falstaff sep–okt 2019
Lebendig, präzise
und intensiv zugleich:
Der Dom Pérignon Vintage
2002 Plénitude 2 entfaltet
durch seine 17-jährige
Reifezeit neue Qualitäten
in allen Dimensionen.
Durch seine 17-jährige
Reifezeit ist der
Champagner intensiv
und mineralisch, aber
zugleich auch leicht
und frisch.
Der besondere Vintage Champagner
aus dem Hause Dom Pérignon
birgt mit seinen 17 Jahren
Reifezeit ein besonderes
Geschmackserlebnis. »Die zweite Reifestufe
lässt den Dom Pérignon Vintage 2002 in
neuem Licht erstrahlen und verleiht dem
Wein eine außergewöhnlich goldene Lebendigkeit«,
bestätigt auch Vincent Chaperon,
seit diesem Jahr Kellermeister von Dom
Pérignon. Denn die unterschiedlichen, sich
ergänzenden Elemente der Assemblage
bringen den Wein dabei auf ein neues Level.
Der Dom Pérignon Vintage 2002 Plénitude
2 ist deutlich geprägt von mehr Intensität
und Mineralität und definiert sich
zugleich durch eine Leichtigkeit und Frische
in vollendeter Ausgewogenheit.
DER DOM PÉRIGNON VINTAGE 2002
PLÉNITUDE 2 IM PORTRÄT
Das Jahr 2002 war gekennzeichnet von
überaus kontrastreichem Wetter, mit einem
ungewöhnlichen Wassermangel im Hochsommer.
Während der August im Allgemeinen
regnerisch war, erwies sich der September
als außergewöhnlich sonnig, wenn auch
von einer Reihe starker Regenfälle unterbrochen.
Die Kombination von Wind und
Wärme trug zu einer Konzentration der
Frucht bei – einem einzigartigen Phänomen,
das bis zum Ende der Ernte dauerte, die am
14. September begann. Die fast überdimensionale
aromatische Reife des Chardonnays
erweist sich als markantes Merkmal für
diesen Jahrgang.
In der Nase besticht der Champagner
durch sein warmes, geröstetes und helles
Bukett, mit einem Hauch orientalischer
Exotik. Die warmen Aromen von kandierten
Früchten und Frangipane vermischen
sich mit Nuancen milder Gewürze und frischer
Korianderblätter. Über allem Akzente
von Safran, die Intensität und einen
geheimnisvollen Ausdruck verleihen.
Am Gaumen wiederum tritt der Dom
Pérignon Vintage 2002 Plénitude 2 opulent,
dynamisch und sinnlich auf, dominiert von
fruchtigen Noten. In einem Zusammenspiel
von Nase und Gaumen geht die zunächst
vorherrschende Opulenz über in einen
Hauch von Salz und Süßholz.
ZEIT ALS ESSENZIELLER FAKTOR
Dom Pérignon hat eine Vision: die Harmonie
als Quelle für Kreativität. Neben den
Vincent Chaperon ist
seit 2019 der neue
Kellermeister von
Dom Pérignon.
Überraschungen, die die Jahreszeiten mit
sich bringen, der Kraft der Frucht, der eigenen
Dynamik eines jeden Champagners ist
es das Know-how des Kellermeisters, das
dazu führt, einen Jahrgang zu deklarieren.
Vincent Chaperon nimmt diese Rolle mit
ausgeprägter Sensibilität, Vernunft und Entschlossenheit
ein. Selbstverständlich spielt
auch der Faktor Zeit eine essenzielle Rolle
bei Dom Pérignon. Die Metamorphose, die
die Zeit mit sich bringt, macht den berühmten
Champagner zu einem der komplexesten
Weine. Denn die langsame Realisierung
des Reifepotenzials setzt den Jahrgang auf
ein höheres Level und bereitet den Weg in
die Zukunft. Jeder Vintage ist dabei einzigartig
und unverwechselbar – so auch der
Dom Pérignon Vintage 2002 Plénitude 2.
DOM PÉRIGNON VINTAGE 2002
PLÉNITUDE 2 ist für € 350,– (UVP)
über clos19.com erhältlich.
INFO
Mehr Informationen unter
domperignon.com
Fotos: Harold de Puymorin, Alexandre James, beigestellt
sep–okt 2019 falstaff 37
wein / GELBER ORLEANS
DIE ZWEITE CHANCE
Bevor der Riesling seinen Siegeszug antrat, wuchs in einigen der besten
Weinbergslagen Deutschlands eine eigenwillige, spät reifende Sorte namens
Gelber Orleans. Jetzt beginnen Spitzenwinzer, sie wiederzuentdecken.
TEXT ULRICH SAUTTER
Fotos: Shutterstock
38 falstaff sep–okt 2019
DES ORLEANS
Der Rheingau (im Bild: Rüdesheim mit
Blick auf Bingen am anderen Rheinufer)
war im ausgehenden Mittelalter das
natürliche Habitat des Orleans.
sep–okt 2019
falstaff
39
wein / GELBER ORLEANS
Trägt ein
großes Erbe mit
Nonchalance und
Lebensfreude –
und das nicht
nur beim Gelben
Orleans: Theresa
Breuer aus
Rüdesheim.
Dies muss der stillste Flecken in
ganz Rüdesheim sein. Dutzende
Meter entfernt in der Tiefe
strömt geräuschlos der Rhein,
dazwischen und links und
rechts und oberhalb sieht man nichts als
Reben ihr Laub der Sonne entgegenrecken –
einem endlos blauen Himmel entgegen. Weit,
sehr weit entfernt sind hier das Gewusel der
Touristen und ihr Stimmengewirr in den
Gassen des Ortskerns. Auf verschlungenen
Wegen ist Theresa Breuer an diesen Punkt
ganz im Westen des Rüdes heimer Bergs
gefahren. Steigt man aus dem Wagen, fühlt
es sich an, als gelange man mitten hinein in
eine Wildnis, die nur notdürftig gezähmt ist
mit Mauern, Feldwegen und den Drahtanlagen
der Reben. Theresa Breuer breitet die
Arme aus: »Hier steht er – unser Orleans.
Das Flurstück trägt den alten Namen
Or leansberg. Das war für meinen Vater der
Anstoß, zusammen mit Professor Becker aus
Geisenheim nach dieser praktisch ausgestorbenen
Sorte zu fahnden.« Und tatsächlich
fanden sich in auf gelassenen, verbuschten
Terrassen in der Nähe noch Orleans-Stöcke.
Deren Reiser wurden geduldig vermehrt, bis
Bernhard Breuer schließlich im Jahr 1994
eine kleine Parzelle anlegen konnte, fünf Ar
in einem optimal gelegenen Stück in Hangmitte
auf kargem Boden. Ganz so, wie es
noch die Weinbauliteratur des 19. Jahrhunderts
empfiehlt.
GEPFLANZT ZUR ABSCHRECKUNG
So schreibt etwa der Rüdesheimer Apotheker
und Weingutsbesitzer Benedict Kölges in seinem
»Önologischen Real-Lexikon« von
1848 über den Gelben Orleans: »Dieser Rebstock
verlangt einen sehr tief gerotteten, hitzigen,
steinigen Boden und eine ausgezeichnet
warme Lage an steilen Bergabhängen, die
mit Mauern vielfältig unterbrochen sind, wie
im Rüdesheimer Berg. (…) Der Wein hat
Geist, Gehalt und Dauer, aber es mangelt
ihm, besonders in der Jugend, die feine Gähr
(Bouquet und Gewürz), aus welchem Grunde
der Anbau des Rieslings in neuerer Zeit im
Rheingau vorgezogen wird.«
Kölges’ Bericht bezeugt, dass der Stern
des Orleans zur Mitte des 19. Jahrhunderts
im Sinken begriffen war. Es ist nicht ganz
eindeutig zu klären, wie verbreitet die wärmebedürftige,
möglicherweise aus Südeuropa
Fotos: beigestellt
40 falstaff sep–okt 2019
Johann Philipp Bronner empfahl
1836 eine bodennahe Erziehung,
da die Orleans-Trauben »nahe am
Boden durch die Hitze erst reif
gebraten werden müssen«.
Zum Vergleich: Orleans-
Traube (l.), Riesling-Traube (r.).
Wein, gelangte jedoch selbst in den besten
Lagen nicht jedes Jahr zu befriedigender
Reife, weshalb Johann Philipp Bronner, ein
weiterer Weinbauchronist des 19. Jahrhunderts,
für den Orleans eine bodennahe
Erziehung empfahl, da seine Trauben »nahe
am Boden durch die Hitze erst reif gebraten
werden müssen«.
Es ist demnach leicht zu verstehen, warum
der Orleans mit dem Aufkommen des
Rieslings selbst in seinen Hochburgen
immer mehr an Boden verlor. In der Pfalz,
so berichtet abermals der Freiherr von
Babo, habe man den Orleans vor allem
angebaut, um naschende Spaziergänger und
Traubendiebe abzuschrecken: »Am Haartgebirge
wird er ebenfalls
zur Begrenzung der
Weingärten gegen Wege
etc. angewandt, weil seine
spät reifenden Trauben
nicht so leicht dem Angriff
der Verübergehenden unterworfen
sind.« Kennzeichnend
ist auch, dass eine besonders
spät reifende Spielart des Weißen
Orleans auch mit dem Synonym »Verjus«
bezeichnet wurde, mutmaßlich nach
dem einzigen Produkt, das von solchen
Rebstöcken zu gewinnen war: Verjus, ein
essigähnlicher Saft aus grünen, unreifen
Trauben.
BEEREN GROSS WIE EINE MIRABELLE
stammende Traube zuvor gewesen war.
Sicher ist, dass sie nur in den besten Weinbergslagen
stand, vor allem im Rüdesheimer
Berg, am Binger Scharlachberg und am
Roten Hang. Zumindest im Rüdesheimer
Berg könnte sie im ausgehenden Mittelalter
und in der beginnenden Neuzeit jene Stellung
gehabt haben, die heute der Riesling
einnimmt, zumindest schreibt der Freiherr
von Babo in seinem Buch über den »Weinstock
und seine Varietäten« von 1844:
»Früher machte die Orleanstraube den
Hauptsatz in Rüdesheim und in den verzüglichen
Lagen der Umgegend aus.« Doch
die eigenwillige Sorte mit ihren großen
Trauben und Beeren brachte zwar viel
Sogar noch etwas vor Bernhard Breuer wurde
auch Werner Knipser aus Laumersheim auf
den Orleans aufmerksam. Angeregt durch
die Schilderung in Friedrich von Bassermann-Jordans
Weinbaugeschichte, dass im
Forster Kirchenstück noch bis zum Jahr
1912 etwas Orleans in einer 100-jährigen
Anlage gestanden habe, machte er sich auf
die Suche. Und wurde ebenfalls im Rheingau
fündig: »In Kloster Eberbach gab es
einen Sortengarten, in dem verschiedene
Erziehungsmethoden dargestellt waren. Und
da drin waren sieben Stöcke, bei denen es
sich um Gelben Orleans handeln musste.
Die waren damals, Mitte/Ende der Achtzigerjahre
schon sehr alt, denn sie waren so
dick wie ein Holzkopf, im sogenannten
Bockschnitt erzogen (einer Art Buschrebe
mit sehr kurzem Stamm). Von den Stöcken,
die junge Triebe mit Gescheinen hatten, hab
ich Holz zum Rebveredler gegeben, und ein
Jahr später gab es 20 Reben. 1995 hatte ich
den ersten kleinen Ertrag.« Knipser korrigiert
sich allerdings sofort: »Wobei auch der
erste Ertrag eigentlich schon groß war, denn
der Orleans hat richtige Wäscher von Trauben.
Und Beeren, die eher einer Mirabelle
ähneln als einer Weintraube.«
Nahezu 25 Jahre später hat Knipser ein
halbes Hektar Orleans im Ertrag – und hält
große Stücke auf die Sorte: »Die Beerenhaut
ist dick, das Fruchtfleisch ist sehr fest, es
scheint was drin zu sein, was dem Wein
trotz der Größe der Beere Körper und
Extrakt gibt. Es ist völlig richtig, was auch
Bassermann-Jordan sagt: Der Orleans >
sep–okt 2019
falstaff
41
wein / GELBER ORLEANS
Werner Knipser (m.) ist einer der beiden
Wiederentdecker des Gelben Orlans. Hier bei der
Probe mit Sohn Stephan (l.) und Bruder Volker.
>
gibt den haltbarsten Weißwein überhaupt
und wird darin höchstens vom Riesling
erreicht.«
GEWINNER DER ERDERWÄRMUNG
Richtig ist allerdings auch, wie es die alte
Literatur beschreibt, dass die Orleans-Weine
in ihrer Jugend eher neutral wirken. Wobei
man auch diesen Umstand etwas relativieren
muss: Denn die Sorte scheint in höchstem
Maß terroiraffin zu sein: In großer Klarheit
zeigt sie in Rüdesheim den Schiefer, am
Roten Hang das Rotliegende, in Franken den
Muschelkalk und im Rheinhesssichen Hügelland
und in der Nordpfalz den Kalkmergel.
Der Orleans ist also kein Schmeichler und
kein Wein mit populärem Appeal, doch für
Fortgeschrittene umso spannender: »Ganz
bestimmt nichts, woraus man einen ›easy
drinkable‹ Wein machen kann«, sagt auch
Diana Gehring aus Nierstein. 2010 entschied
die Familie, in der Niersteiner Lage Ölberg
Orleans anzupflanzen. »Wir haben ihm einen
super Standort gegeben. Dabei dachten wir
anfangs, wir könnten ihn vielleicht als
Verschnittpartner und Säure spender für den
Riesling nützen, falls er doch etwas grün
bleibt. Aber inzwischen stellen wir fest: Der
Orleans ist solo so schön, dass wir diesen
Plan aufgegeben haben.«
Keine Frage, der Orleans beginnt sich
unter den veränderten Witterungsbedingungen
der letzten 20 Jahre wieder richtig
wohlzufühlen in Deutschland. Das stellt
auch noch einmal die Frage nach seiner
Geschichte und Herkunft. Eine der Legenden
besagt, dass Karl der Große den Or leans
nach Rüdesheim gebracht haben soll. Doch
warum hätte dieser eine so extrem spät
reifende Traube nach Norden verpflanzen
sollen? Die mittelalterliche Warmzeit, die in
ihrer Dynamik von der gegenwärtigen
Erwärmung vermutlich noch überschritten
wird, kündigte sich erst zwei oder drei
Generationen nach Karl dem Großen an.
Auch ist eine Herkunft der Rebsorte aus
der Stadt Orleans und damit aus mehr oder
weniger derselben geografischen Breite
wenig plausibel – zumindest scheint es in
historischen Dokumenten des Weinbaus in
Orleans keine Beschreibung einer Traube
zu geben, die auf diese Sorte passt.
Eine andere Hypothese vertritt Martin
Koch vom Weingut Abthof in Hahnheim in
Rheinhessen, der den Gelben Orleans ebenfalls
seit 2010 im Anbau hat. »Unser Weingut
heißt Abthof, weil hier die Zisterzienser
von Kloster Eberbach Besitz hatten. Und
die Zisterzienser waren doch in ganz Europa
vernetzt, haben Dinge erprobt und sich
ausgetauscht. Ich denke mal, dass der
Or leans mit den Zisterziensern in unsere
Gegend kam.« Kochs Vermutung passt
auch ausgezeichnet zum Klimaverlauf:
Eberbach wurde 1136 gegründet. So ziemlich
alle Rekonstruktionen der mittelalterlichen
Warmzeit sind sich darin einig, dass
die Temperaturen in Europa zwischen 950
und 1150 am höchsten waren. So warm
wie damals ist es erst seit dem Ende des 20.
Jahrhunderts wieder. Vielleicht war es das
Schicksal des Orleans, dass er just in einer
Phase nach Deutschland kam, als es gerade
wieder kühler zu werden begann.
Doch was ist schon ein 800-jähriges
Mauerblümchendasein vor den Dimensionen
der Weinbaugeschichte? Es sieht ganz
so aus, als bekäme der Orleans jetzt seine
zweite Chance.
>
Herbert Koch (Bild) vom Abthof
in Hahnheim, einem ehemaligen
Zisterzienser-Gut, pflegt gemeinsam mit
seinem Sohn Martin Orleans-Reben.
Fotos: HARDYmueller, Jasmin Metten Fotografie www.jasminmetten.de
42 falstaff sep–okt 2019
SO SERVIERT BRIAN’S STEAK
& LOBSTER DAS ORIGINAL.
Coca-Cola, Coke, die Konturflasche und das rote Rundlogo sind eingetragene Schutzmarken der The Coca-Cola Company.
Brian Bojsen serviert original Porterhouse
Steak und dazu eine Coke aus der
klassischen Glasflasche.
Entdecke seine Geschichte auf:
WWW.YOUTUBE.COM/ORIGINALWAY
wein / GELBER ORLEANS
BEST OF
GELBER ORLEANS
95
93
91
2002 RÜDESHEIM BERG
SCHLOSSBERG ORLEANS
TROCKEN
Weingut Georg Breuer
Rüdesheim (Rheingau)
Hellgolden mit grünlichem Reflex.
Gelbfruchtig, noch frisch. Orange,
Blutorange, Baldrian. Am Gaumen
pfeilgerade, saftig, sehr mineralisch,
feste Säure, dabei auch weich abgerundet,
sehr dicht und elegant, mit
einer unglaublich nuancierten, frischen
Reife und weiteren Reserven.
georg-breuer.com, unverkäuflicher
Schatzkammerwein
2015 GELBER ORLEANS
SPÄTLESE TROCKEN
Weingut Schloss Sommerhausen
Sommerhausen (Franken)
Könnte man im Duft mit einem Silvaner
vom Muschelkalk verwechseln,
eine speckige Terroirnote und
florale Würze: Frühlingswiese. Am
Gaumen weit und weich grundiert,
reife, die richtungdweisende Säure,
saftig und drahtig, aber auch mit
einigem Volumen und von zarter
Süße flankiert, hat noch stoffige
Reserven im Abklang. Tolle Balance.
sommerhausen.com, € 23,–
2018 GELBER ORLEANS
TROCKEN
Weingut Schloss Sommerhausen
Sommerhausen (Franken)
Frisch geriebener Apfel, rauchige
Muschelkalk-Noten im Hintergrund.
Am Gaumen mit einem kurzen
Weichteil, dann frisch und feinnervig,
noch ein Hauch Gärungskohlensäure,
dann mit zunehmender Dauer
immer stoffiger, schließlich salzig
abklingend. Das Ganze schlank im
Alkohol, aber mit der Intensität und
Länge eines gehaltvollen Weins.
sommerhausen.com, € 17,50
94
2017 RÜDESHEIM BERG
SCHLOSSBERG ORLEANS
TROCKEN
Weingut Georg Breuer
Rüdesheim (Rheingau)
Spontangärungsaromen, Apfel, balsamisch,
»wilde« Noten. Blütenhonig.
Weich, fast schon cremig im Ansatz,
erstaunlich reife, fast schon milde
Säure, erst im Abgang pikanter werdend.
Sehr kultiviert in allen Komponenten
– und deutlich mehr Volumen,
als die 11,5 Prozent Alkohol erwarten
lassen, klingt rund und füllig ab.
georg-breuer.com, € 49,–
92+
2017 NIERSTEIN OELBERG
GELBER ORLEANS TROCKEN
Weingut Gehring
Nierstein (Rheinhessen)
Duftet stärker nach Rotem Hang als
nach Frucht oder Sorte – wie ein Niersteiner
Riesling ohne die Komponenten
Apfel und Pfirsich. Dafür ganz auf
die Würze fokussiert: Kreuzkümmel,
balsamische Noten. Geschmeidiger
Gaumen, sehr gut eingebundene, reife
Säure, salzig, guter Extrakt, weiche
und stoffige Motive dicht ineinandergewoben,
wirkt noch sehr jung.
weingut-gehring.de, € 12,50
91
2018 GELBER ORLEANS RHEIN-
GAUER LANDWEIN TROCKEN
Weingut Ludwig Velten
Hochheim am Main (Rheingau)
Im Duft Orangeat, kandierte Mandarine,
Ananas, Hefe. Am Gaumen von
saftigem Säurezug bestimmt,
schlank und frisch, ein sehr geradeaus
gebauter Weißer mit stahliger
Rheingauerart und ein dezent
würziger Sortentyp, ideal als Fettverbrenner
bei Tisch oder als saftiger,
appetitanregender Aperitif.
woigiggel.de
€ 10,50
93
92
90+
2017 GELBER ORLEANS
TROCKEN
Weingut Knipser
Laumersheim (Pfalz)
Noch extrem verschlossen, ein
ganz zarter Anflug von Sortenwürze,
Bitterorange. Geschmeidig
ansetzend, dann eine langsam,
aber intensiv anrollende Säure,
Körper und Stoff sind sehr dicht
ineinandergewoben, ein kerniger
und dabei sehr kraftvoller, noch
wenig zugänglicher Wein mit
großem Lagerpotenzial.
weingut-knipser.de, € 17,–
2017 HAHNHEIM MOOSBERG
GELBER ORLEANS TROCKEN
Weingut Abthof
Hahnheim (Rheinhessen
Duftet zunächst nach Sesamschnitte,
Erdnuss, dann nach Meeresbrise,
Gischt, Austernschale.
Am Gaumen mit breitem Ansatz,
recht markanter Säure, salzigen
Noten, einer unmittelbar präsenten
Sorten- oder Terroirwürze, fast wie
Alge, Kalk, zuletzt kehren leicht
nussige Aromen wieder, ein kompakter,
langer Abklang.
weingut-abthof.de, € 9,50
2018 MITTELHEIM EDELMANN
GELBER ORLEANS KABINETT
TROCKEN
Weingut Josef Schönleber
Oestrich-Winkel (Rheingau)
Ein in seiner Intensität zurückhaltender,
aber nunanciert würziger
Duft: Kochbirne, Salzlakritz, Gesteinsmehl.
Schlank und saftig
am Gaumen, herzhaft mit vitalem
Säurenerv, kabinetttypisch leichtgewichtig,
dennoch mit Substanz
und sehr guter Länge. Zart taktilmineralisch
am Gaumen.
weingut-schoenleber.de, € 6,25
Fotos: beigestellt
44 falstaff sep–okt 2019
• PROTECTED DESIGNATION OF ORIGIN
•
A81
NECKAR
A6
A5
A8
A81
Die Cuvée Praittenbrunn
wird zweimal 16 Monate in
neuen französischen
Barriques ausgebaut.
THE GREAT BUSTARD
VS. PRAITTENBRUNN
Wenn vom linken und rechten Ufer die Rede ist, denkt jeder Weinprofi sofort an Bordeaux.
Schön, der Neusiedler See ist kein Fluss und schon gar nicht die Gironde, aber auch
hier gibt es zumindest zwei Uferseiten, die sich stark voneinander unterscheiden.
Erich Scheiblhofer nutzt diese Unterschiede für seine beiden Topweine, die doch einige
Gemeinsamkeiten mit dem Bordelais haben.
Fotos: beigestellt
46
falstaff sep–okt 2019
WEINGUT SCHEIBLHOFER / promotion
Am Nordwestufer des Neusiedler
Sees, um genau zu sein rund um
Breitenbrunn, entdeckte Erich
Scheiblhofer in den Weingärten
seines Freunds Florian Gayer vor einigen
Jahren ältere Rebstöcke der Sorten Cabernet
Sauvignon und Merlot. Schnell stand
der Entschluss fest, daraus eine Cuvée nach
dem Vorbild eines mächtigen Weins aus
Bordeaux zu vinifizieren. 2009 war ihr Erstlingswerk,
und inzwischen hat sich der
»Praittenbrunn« – der Name stammt übrigens
von der alten Ortsbezeichnung – als
Speerspitze des Scheiblhofer-Sortiments vom
Leithaberg etabliert. Nur die allerbesten
Trauben aus der Ried Rosenberg werden für
den Bordeaux-Blend verwendet, und auch
beim Ausbau werden keine Kosten und Mühen
gescheut. Zweimal 16 Monate wird die
Cuvée in neuen französischen Barriques
aus gebaut, danach folgt noch etwas Flaschenreife,
deshalb ist jetzt aktuell nach
2009, 2011 und 2012 erst der Jahrgang
2013 erhältlich. Dass der Wein mit 15 Volumenprozent
auch Power hat, versteht sich
von selbst oder besser gesagt, wenn man die
Vorlieben der beiden Freunde kennt.
Auch »The Great Bustard« 2017 ist mit
14,5 PS kein Leichtgewicht, und dennoch
ist dieser Wein gänzlich anders. Er stammt
vom Ostufer des Neusiedler Sees und wur-
94
THE GREAT BUSTARD 2017
14,5 Vol.-%, DIAM. Tiefdunkles Rubingranat, opaker
Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung.
Einladende Noten von reifen schwarzen Kirschen,
Zwetschgen, im Hintergrund etwas Cassis, Vanille
und feines Edelholz. Saftig und dicht, kühle
Fruchtaromatik, präsente, feinwürzige Tannine,
schokoladige Röstaromen im Abgang, zeigt sehr
gute Länge, extraktsüßer Herzkirschen-Nachhall,
Valrhona-Touch im Abgang, verfügt über sicheres
Reifepotenzial.
94
PRAITTENBRUNN 2013
15 Vol.-%, DIAM. Tiefdunkles Rubingranat, opaker
Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung.
Schwarze Beerenfrucht, feine Edelholzwürze,
Nuancen von Cassis und Lakritze, frische Orangenzesten,
etwas Feigen, attraktives Bukett. Straff
und komplex, schokoladige Textur, reife Tannine,
mineralisch und anhaftend, feine Würze im Finale,
ein stoffiger Speisenbegleiter.
de anlässlich des 70. Geburtstags von
Erichs Vater, Johann Scheiblhofer, zum ersten
Mal Anfang des Jahres präsentiert. Dieser
Hommage-Wein sollte den Topseller des
Hauses, die Rotweincuvée »Big John«, im
wahrsten Sinne des Wortes überflügeln. Das
Markenzeichen ist die im Seewinkel unter
Naturschutz stehende Großtrappe, und
»Great Bustard« ist einfach die englischsprachige
Übersetzung, allerdings hat man
diesem Namen bewusst den Artikel »the«
vorangestellt, beim Scheiblhofer-Portfolio
immer ein Zeichen dafür, dass es sich um
einen Wein besonderer Qualität handelt.
Auch der im Abflug befindliche Großvogel
am Etikett wurde passend gewählt. Das
Ansinnen, dem Sortiment vom Ostufer des
Sees einen ganz besonderen Wein an die
Spitze zu setzen, wurde vom sympathischen
Kellermeister voll und ganz umgesetzt. Die
Trauben für »The Great Bustard« gedeihen
auf anderen Böden, auch das Klima ist östlich
des Neusiedler Sees etwas wärmer, und
zu Merlot und Cabernet Sauvignon gesellt
sich noch der autochthone Zweigelt. Zwölf
Monate neues amerikanisches Holz verleiht
dem Wein eine für Scheiblhofer-Weine typische
Note, die nicht von ungefähr kommt.
Erich sammelte als junger Mann seine
Erfahrungen bei Auslandspraktika in Kalifornien
und Australien.
Mit »Praittenbrunn«, der zwar noch
etwas mehr Stoff hat, aber geprägt von den
Böden am Leithaberg mit mineralischer
Finesse besticht, und »The Great Bustard«,
dem Prototypen eines Bordeaux-Blends mit
heimischen Akzenten vom Zweigelt und
einem Touch aus der neuen Welt von den
verwendeten Barriques aus dem heißen Klima
rund um Andau, gibt es nun eine Doppelspitze,
die das nördliche Burgenland in
seiner geologischen Vielfalt sehr gut darstellt.
Wenn also das nächste Mal die Sprache
auf linkes und rechtes Ufer kommt,
sollte man durchaus daran denken, dass es
nicht nur Bordeaux gibt und auch ein See
mehrere Uferseiten hat.
INFO
Weingut Scheiblhofer
Halbturner Straße 1a
7163 Andau
T: +43 2176 2610
office@scheiblhofer.at
scheiblhofer.at
sep–okt 2019 falstaff 47
wein / NEUES SPANIEN
Spanien erlebt im Weinbau
eine Rückbesinnung, bei
der auch die biodynamische
Bewirtschaftung eine
bedeutende Rolle spielt.
Fotos: beigestellt
48 falstaff sep–okt 2019
BACK TO
THE
ROOTS
Spaniens Weinwelt befindet sich im Umbruch und war vermutlich
niemals aufregender. Nachdem über Jahrzehnte hinweg vor
allem der Holzausbau das Geschmacksbild der spanischen
Gewächse prägte, stehen heute ganz andere Dinge im
Vordergrund. Die neue Winzergeneration setzt auf fast
vergessene Rebsorten, Terroirausdruck und Zurückhaltung in
Keller und Weinberg.
TEXT DOMINIK VOMBACH UND BENJAMIN HERZOG
sep–okt 2019
falstaff
49
wein / NEUES SPANIEN
Die Rebberge des Kultweinguts
Vega Sicilia in der Region
Ribera del Duero.
Ein weiteres Projekt
von Vega Sicilia: die
Bodegas Alión. Der
Alion selbst ist ein
reiner Tinto Fino.
Vega Sicilia kann
getrost als einer
der Vorreiter
terroirgeprägter
Weine in Spanien
bezeichnet werden.
Seit dem Vorreiter der Molekularküche,
Ferran Adrià, zählt Spanien
zu den heißesten und innovativsten
Pflastern, was die Nouvelle
Cuisine angeht. Während Spaniens
Küche zu den spannendsten der Welt
gehört, sieht es beim Wein etwas anders aus.
Lange Zeit war Spanien einfach zu
durchschauen. Einige große Weinbauregionen
mit klarem Profil, darunter Rioja,
Ribera del Duero, der über allem stehende
Tempranillo und ein Meer an günstigen,
holzgeprägten Weinen. Einfach zu verkaufen,
wie letztendlich auch die Exportstatistiken
aus Spanien beweisen. Seit 1988
explodierte der spanische Weinexport von
damals knapp fünf Millionen Hektolitern
auf etwa 23 Millionen Hektoliter im Jahr
2018. Spanien ist Weinexportweltmeister
hinsichtlich der Menge, geht es allerdings
um den Wert, sieht die Sache ganz anders
aus. Der Durchschnittspreis eines Liters
Wein aus Spanien lag im Jahr 2018 bei
1,25 Euro. Im Vergleich hierzu sei der Wert
für einen Liter Wein aus Frankreich, der bei
6 Euro lag, erwähnt. All diese Zahlen lassen
beinahe vergessen, dass es natürlich auch
weltbekannte Ausnahmen gibt, die wenig
mit dem modernen, molligen, spanischen
Stil zu tun haben. Dazu gehören sicherlich
López de Heredia aus der Rioja oder Vega
Sicilia aus Ribera del Duero. Beides ikonenhafte
Weingüter, die sich an einem alten,
fast vergessenen, eleganten Bordeaux-Stil
orientieren. Bei Vega Sicilia fußt der Ruhm
auf der enormen Lagerfähigkeit und Qualität
des Unico. Maßgeblich mitgeformt hat
diesen Wein der langjährige Kellermeister
und Betriebsleiter Mariano García, einer
der Väter der D. O. Ribera del Duero und
Vorreiter der terroirgetriebenen, auf einen
eleganten Weinstil bedachten, Winzer
Spaniens.
NEUE IKONEN
Eine ähnliche Stellung nimmt für die junge
Winzergeneration der bärtige Raúl Pérez
ein. Der ist nicht nur Winzer, sondern
gehört mittlerweile zu den önologischen
Ikonen des Landes. Pérez’ Familie bewirtschaftet
seit drei Generationen die Rebterrassen
in der Nähe von Bierzo, nur einen
Katzensprung nach Osten von Ribeira
<
Fotos: josemarmol.es, beigestellt
50 falstaff sep–okt 2019
Bei Palacio Quemado in der Extremadura
wagte man eine völlige Neuorientierung.
Palacio Quemado: Die
Berater von Envínate
verbannten zuerst die Fässer
aus amerikanischer Eiche.
sep–okt 2019
falstaff
51
wein / NEUES SPANIEN
Raúl Pérez zählt zu den
führenden Köpfen der neuen
Winzergeneration in Spanien.
BURGUND ALS VORBILD
Raúl Pérez’ Heimat
liegt in der Region
Bierzo. Hier wird
vor allem die
Rebsorte Mencia
angebaut.
Spaniens neue Weine
wollen nicht nur bestaunt,
sondern vor allem getrunken
werden. Deshalb sind sie
elegant und frisch.
Sacra, der bergigen Weinregion im
Nordwesten Spaniens, die unter anderem
für ihre Weine aus der unterschätzten Mencia-Traube
und ihren alten Rebbestand
bekannt ist. Pérez brachte seinen ersten
Jahrgang mit 22 Jahren auf die Flasche.
Heute ist er Berater für unterschiedlichste
Projekte, nicht nur in seiner Heimat Bierzo,
sondern in ganz Spanien, Portugal und
sogar Südafrika. Der Stil seiner Weine ist
von Eleganz, Frische und Filigranität
geprägt, mehr vom Terroir als vom Holzfass.
Bei der Weinbereitung tut er nur so
viel wie nötig, eine Philosophiefrage und
eine Rückbesinnung auf die Wurzeln.
<
Auch andere Beispiele zeigen auf, dass Spaniens
Weinwelt an einem Punkt der Veränderung
ist und die spezifische Herkunft der
Trauben mehr und mehr ins Zentrum
gerückt wird. In der Rioja entschied man
sich, eine Einzellagenklassifikation einzuführen,
und dann wäre da noch die Vereinigung
Grandes Pagos, die ebenfalls auf
einem vom Burgund inspirierten Einzellagenkonzept
basiert. Das Weingut Palacio
Quemado gehört zu den Grandes Pagos
und liegt in der Extremadura, der drittgrößten
Weinregion Spaniens. Die Region liegt
direkt an der Grenze zu Portugal, und die
Weine, die hier wachsen, sind meist für den
Fassweinmarkt und für die Produktion von
Brandy bestimmt – bis heute. Palacio Quemado
hat als erstes Weingut überhaupt
zwei Weine mit Lagenbezeichnung in der
Extremadura eingeführt. Eine kleine Revolution
für den Landstrich und die Art, wie
man dort gemeinhin Weine macht. Die
Familie Alvear hat das Projekt Palacio Quemado
1999 gestartet und kurz darauf
beschlossen, neben dem allgegenwärtigen
Tempranillo auch portugiesische Sorten wie
Trincadeira und Touriga Nacional anzupflanzen.
Eigentlich logisch – die portugiesische
Rotweinhochburg Alentejo ist gerade
einmal 40 Kilometer entfernt, die kalk-
<
Fotos: beigestellt
52 falstaff sep–okt 2019
Natürlich köstlich genießen
Das macht COMTÉ so einzigartig: Die herrliche Natur des französischen Jura-Massivs, einer urgesunden
Landschaft im Osten Frankreichs, in der die rot-weißen Montbéliard-Kühe zu Hause sind, die natürliche
Zubereitung aus frischer Rohmilch und zum Reifen die Ruhe, die nur die Natur schenken kann. Mindestens
vier Monate, aber auch zwölf und mehr Monate, ruht jeder Laib im Reifekeller, wo er regelmäßig gewendet
und mit Salzwasser eingerieben wird. Was auf den kräuter-verwöhnten Wiesen im Jura-Massiv beginnt,
kommt so als naturreines, würzig-mildes Geschmackserlebnis auf den Tisch.
www.comte.de
www.comte.de/facebook
wein / NEUES SPANIEN
<
Um die Herkunft eines
Weins ins Zentrum zu
rücken, ist kompromisslose
Zurückhaltung der einzige
Weg.
Ein weiterer Vorreiter: Dominio do Bibei. Das Gut liegt mitten in Galicien, im
Nordwesten Spaniens. Weinmacherin Laura Lorenzo produziert hier in
kühlem Klima Weine, die zu den begehrtesten der gesamten Region gehören.
Das Envínate-Kollektiv
produziert unter anderem
auf Teneriffa Weine und
gehört derzeit zu den
gefragtesten Beratern in der
spanischen Weinwelt.
und sandhaltige Bodenstruktur macht vor
der Landesgrenze nicht halt. Den richtigen
Dreh gefunden haben die Alvears allerdings
erst, als sie 2010 die vier jungen Önologen
von Envínate verpflichteten. Die gehören zu
den derzeit gefeiertsten Weinmachern des
Landes. Sucht man nach einem Hinweis darauf,
ob eine spanische Weinregion gerade im
Trend liegt, muss man eigentlich nur überprüfen,
ob Envínate dort aktuell engagiert ist.
Die Pioniere des neuen spanischen Weinstils
produzieren derzeit einige der gesuchtesten,
vom Atlantik beeinflussten Weine im ganzen
Land. In Taganana, dem Nordosten von
Teneriffa betreut eines der Mitglieder des
Kollektivs, Roberto Santana, eine Reihe von
Kleinstparzellen mit bis zu 100 Jahre alten
Rebstöcken, die als Gemischter Satz mit einheimischen
Rebsorten bestockt sind. Die
Weine des Táganan-Labels genießen einen
hervorragenden Ruf unter Kritikern und
Weinliebhabern. Bei Palacio Quemado stellte
Envínate zuerst die Produktion auf biologischen
Anbau um, verbannte alles amerikanische
Holz aus dem Keller und stellte auf
schwach getoastete, französische Tonneaux
um. Die Weine werden heute spontan vergoren
und nur vor der Füllung leicht geschwefelt.
Mittlerweile ist jedem klar, dass kompromisslose
Zurückhaltung der einzige Weg ist,
wenn man die Herkunft eines Weins ins Zentrum
rücken will. Nicht nur Familie Alvear
tut Jahr für Jahr weniger in ihrem Keller und
reduziert den Neuholzanteil – die Haltung
hat sich bei vielen spanischen Weingütern
gewandelt: Wenn es nach Kokos riecht, ist es
nicht gut, ist es von gestern. Maria de Alvear
ist für Verkauf und das Marketing der
Alvear-Güter verantwortlich. Vor 2010, sagt
sie, seien ihre Weine von einem Wein aus der
Rioja nur schwer zu unterscheiden gewesen.
Der Einfluss der langen Lagerung in stark
getoasteten Holzfässern war einfach zu groß.
»Ich will trinkbare Weine machen, die nach
jedem Schluck nach dem nächsten verlangen«,
sagt sie lachend und gießt von ihrem
Lagenwein La Zarcita ein. Blind würde man
bei diesem Wein vielleicht auf Frankreich tippen.
Oder auch auf Portugal. Maria de
Alvear meint, dass das wohl der ungeschminkte
Ausdruck von Extremadura sei.
Alvears Vorstellung von Wein kann, betrachtet
man die weltweite Entwicklung, durchaus
als eine progressive, moderne Vorstellung
bezeichnet werden. Weine, die nicht nur
durch Kraft und Opulenz glänzen, sondern
sich vor allem so präsentieren, dass man gerne
ein zweites Glas genießt. Diese Philosophie
galt schon einmal als modern, beispielsweise
während der Anfänge von Vega Sicilia,
als man sich an dem eleganten, trinkigen
Bordeaux orientierte.
<
Fotos: Estanis Nunez, beigestellt
54 falstaff sep–okt 2019
Die PRIVATE norddeutsche BANKING Art.
»Ich sehe die Welt mit den Augen meiner Kunden,
um für sie Perspektiven zu entwickeln.«
Ralf Hellmich, Leiter Private Banking
www.q-gmbh.com
Persönliche Werte brauchen persönliche Beratung.
Zum 15. Mal ausgezeichnet durch den ELITE REPORT.
www.nordlb.de/ihr-privatebanking
wein / NEUES SPANIEN
BEST OF
MODERN SPAIN
96
94
93
ALIÓN 2014
Bodegas Alión
Ribera del Duero
In der Nase feinwürzige Aromatik.
Weihnachtliche Gewürze, Edelholz,
dazu dunkle Beerenfrucht und reife
Zwetschgen, etwas Orangenschale.
Am Gaumen saftig, komplex, mit
reifer Kirsche und fein gewobenem
Tannin ausgestattet.
vinos.de
€ 64,90
PINTIA 2014
Vega Sicilia
Toro
Intensive, reife Frucht in der Nase.
Waldbeeren, Brombeere und dazu
eine feine Prise gut eingebundener
Röstnoten. Am Gaumen geschmeidig,
extraktreich. Wirkt kraftvoll
und besitzt dennoch eine enorme
Frische und Mineralität.
cielo-de-vino.de
€ 49,–
ULTREIA GODELLO 2016
Raúl Pérez, Bierzo
In der Nase intensive Aromen
von reifen Zitrusfrüchten, helle
Steinfrüchte, dazu etwas Honig.
Wirkt äußerst präzise, schon in der
Nase. Am Gaumen klare Fruchtaromatik,
frischer Eindruck, elegant,
salzig und mineralisch im langen
Abgang.
hispavinus.de
€ 13,50
95
94
92
LA DAMA 2016
Domaines Loupier
Navarra
In der Nase kompakte Aromatik.
Dunkle Beeren, Kirsche und würzige
Anklänge. Am Gaumen elegante,
saftige Säure, fein gewobenes Tannin
und klare Frucht. Wirkt kräftig,
aber niemals überladen. Ein vibrierender,
purer Garnacha.
vinos.de, € 29,90
ESTRECHO MONASTRELL 2016
Enrique Mendoza
Alicante
Komplexes Bukett mit feinen Noten
von Waldbeeren, etwas Unterholz
und mineralischen Anklängen. Am
Gaumen äußerst elegant, mit einer
belebenden Frische ausgestattet,
reifes Tannin und langer, mineralischer
Abgang.
vinos.de, € 24,90
LOS ACILATES 2015
Palacio Quemado, Extremadura
Betörendes Bukett mit Noten
von Brombeere, Kirsche, floralen
Anklängen und einem Hauch Tabak.
Am Gaumen elegante, saftige
Struktur, feiner Schmelz und run de
Tannine. Touriga Nacional und
Trincadeira in 500-Liter-Fässern
ausgebaut.
bodeboca.de, € 14,90
95
93
92
POZO ALTO 2016
Olivier Rivière, Rioja
Verführerisches, tiefgründiges
Bukett mit Noten von roter und
dunkler Frucht, dazu Lakritze,
Unterholz sowie etwas Rauch. Am
Gaumen leicht, dunkle Aromatik,
feines Tannin und eleganter, von
einer gewissen Herbe getriebener
Eindruck.
hispavinus.de
€ 117,–
TINTO MIGAN TAGANAN 2017
Envinate, Teneriffa
Komplexes, einnehmendes Bukett
mit Noten von Kirschblüte, frischem
Apfel und mineralischen Anklängen.
Am Gaumen eine subtile
Würze, wirkt intensiv, dicht und
konzen triert. Dazu eine belebende
Säure und salzige Noten. Elegant
und lang anhaltend.
vinos.de
€ 16,95
MESTIZAJE 2017
Bodega Mustiguillo, Terrerazo
In der Nase würzig-fruchtig. Zedernholz,
Tabak, Brombeere und reife
Kirsche. Dazu florale Anklänge.
Am Gaumen eingekochte Kirschen,
würzig, etwas Kakao. Kraftvoll
und lebendig, bleibt äußerst lange
am Gaumen. Cuvée mit der fast
vergessenen Sorte Bobal.
vinos.de
€ 11,95
Fotos: beigestellt
56 falstaff sep–okt 2019
CUNARD / promotion
Kulinarik und Wein auf
hoher See erleben: das
»Festival of Food & Wine«.
FESTIVAL OF FOOD & WINE
Bei einer Leserreise die originale Transatlantik-Passage von Southampton nach New York
an Bord der Queen Mary 2 erleben – und der Falstaff-Chefredaktion begegnen.
Fotos: beigestellt
Seit fast 180 Jahren verbindet
die britische Traditionsreederei
Cunard Line mit ihren Schiffen
im Liniendienst die Alte und die
Neue Welt. War es anfangs noch die einzige
Mög lichkeit, um von Europa nach Amerika
– oder umgekehrt – zu gelangen, so
ist es heute für viele ein unvergessliches
»Once in a lifetime«-Erlebnis.
Im Sommer 2020 bieten Cunard und
Falstaff die Möglichkeit, das besondere
Erlebnis einer Transatlantik-Passage mit
einer außergewöhnlichen Themenreise zu
verbinden: mit dem ersten »Festival of
Food & Wine« auf hoher See, begleitet von
einem Falstaff-Gourmet-Chefredakteur.
An Bord der Queen Mary 2, Flaggschiff
der Reederei und einzig wahrer Ocean-
Liner unserer Zeit, lässt sich eine einmalige
Woche unter gleich gesinnten Gourmet-
Freunden verbringen. Am 7. Juni 2020
heißt es »Leinen los!«, und die Atlantiküberquerung
auf der traditionellen Auswanderer-Route
von Southampton nach
New York kann beginnen. Während der
folgenden sechs Seetage können internationale
Größen der Kulinarik-Branche bei
Live-Kochvorführungen, Vorträgen, in
Gesprächsrunden und bei Tastings erlebt
werden, darunter Weinberater Steven Spurrier,
Weinexperte Will Lyons und Sternekoch
Michel Roux Jr. Das Falstaff-Leserreise-Programm
bietet zudem ein Wein-
Tasting und ein Champagner-Seminar an
sowie den anregenden Austausch mit
einem Falstaff-Gourmet-Chefredakteur,
der exklusiv für die Gäste mitreist.
Darüber hinaus kann die Gelegenheit
genutzt werden, in der Cunard Wine Academy
die weltweit anerkannte WSET-Qualifikation
Level 1 zu erwerben. Diese Qualifikation
des weltgrößten Anbieters in diesem
Bereich, »Wine and Spirit Education
Trust«, bietet eine fundierte Einführung in
die Welt der Weine.
Während dieser besonderen Reise können
jedoch nicht nur exzellente kulinarische
Köstlichkeiten und inspirierende Unterhaltung
genossen, sondern auch der britische
Stil sowie die zeitlose Eleganz an
Bord der »Königin der Meere« erlebt werden.
Dabei können die Gäste erfahren, was
die »Faszination Transatlantik« ausmacht:
sich in der Weite des Ozeans zu verlieren,
während man an Deck steht, das Gesicht
im Wind, und um sich herum nichts als das
Blau des Meeres, das mit dem Blau des Horizonts
verschmilzt. So werden die Gäste
Zeuge der Magie des Augenblicks, wenn
sich die Ankunft in New York mit dem
Auftauchen der spektakulären Skyline
Manhattans in der Morgendämmerung
ankündigt. Auf ins Besondere!
WEITERE INFOS:
7.–14. Juni 2020 (7 Nächte), von Southampton
nach New York: Ab € 1341,– p. P.* (* Premium
Frühbucherpreis pro Person in Euro in einer
Zweibettkabine innen bei Doppel belegung ab/
bis Hafen. An- und Abreise in Eigenregie)
Informationen zum Leistungspaket der Reise,
Beratung und Buchung unter der Hotline
+49 40 41533555, Mo–Fr 9–18 Uhr. Bitte bei
der Buchung das Kennwort »FALSTAFF«
nennen.
INFO
Weitere Informationen unter:
cunard.com
sep–okt 2019 falstaff
57
promotion / ALDI SÜD
EINMAL UM DIE WELT
Weine aus Übersee bringen uns den Geschmack ferner Länder auf den heimischen Tisch.
ALDI SÜD hat einige Kostbarkeiten im Sortiment.
Einmal rund um die Welt an einem
Mittag oder Abend – mit Tropfen
aus verschiedenen Kontinenten
ist das kein Problem. Traditionell
gilt Europa als Zentrum des qualitativ
hochwertigen Weinbaus. Allerdings haben
in den vergangenen Jahrzehnten viele
Anbaugebiete in Übersee enorme Fortschritte
gemacht. Weine aus Kalifornien,
Australien, Neuseeland oder Südafrika
erzielen bei Verkostungen regelmäßig
ex zellente Platzierungen.
Kein Wunder, schließlich sind in diesen
Ländern die klimatischen Bedingungen oft
ideal und der Boden, das Terroir, bestens
geeignet. Das gilt sowohl für die bewährten
europäischen Rebsorten als auch für regionale
Besonderheiten wie den in Südafrika
weit verbreiteten Pinotage. Dieser ist vor
knapp 100 Jahren aus einer Kreuzung von
Cinsault – das ist eine Sorte aus Südfrankreich
– und klassischem Pinot Noir entstanden.
Bekannt ist der Pinotage vor allem für
seine prägnante Frucht. Oft wird er zusammen
mit einer oder mehreren anderen Rebsorten
als Cuveé gekeltert – so wie es im
Bordeaux-Gebiet seit jeher üblich ist. Der
2018er Cabernet Sauvignon Pinotage
»African Rock Selection« zeigt eine klare
rote Frucht, dazu ist er leicht pfeffrig, am
Gaumen dann viel Saft und Kraft sowie reife,
weiche Gerbstoffe – der ideale Begleiter
zu einem kräftigen Stück Fleisch.
Ebenfalls aus Südafrika kommt der
2018er Sauvignon Blanc »African Rock
Selection«, der nach frischen Blüten, Stachelbeere
und Grapefruit duftet. Am Gaumen
ist er schlank und belebt mit frischer
Säure, was ihn zu einem guten Begleiter von
Vorspeisen macht.
Der ursprünglich in Frankreich beheimatete
Sauvignon Blanc gedeiht generell in
Ländern auf der Südhalbkugel sehr gut: In
Neuseeland hat die Rebsorte sogar quasi
eine zweite Heimat gefunden. Ein Beispiel
für die exzellente Qualität dieser Weine
dort liefert der 2018er Sauvignon Blanc
Marlborough »Kiwi Trail« mit einem Duft
nach Stachelbeere und Limette, dazu leicht
rauchige Noten, am Gaumen frisch mit reifer
Säure – genau so stellt man sich einen
Weißwein zu gebratenem Fisch vor.
Fast in der Nachbarschaft – zumindest
wenn man nach großzügigem Weltmaßstab
kalkuliert – hat sich Australien in den vergangenen
Jahren zu einem der führenden
Produzenten von erstklassigem Shiraz ent-
Fotos: beigestellt
58
falstaff sep–okt 2019
wickelt, einer Rebsorte, die an der nördlichen
Rhône weltberühmte Weine hervorbringt.
Der Shiraz Heritage Release »Wolf
Blass« aus dem Jahr 2017 duftet intensiv
nach schwarzer Kirsche, dazu gesellt sich
etwas Menthol. Am Gaumen zeigt der Wein
eine gelungene Kombination aus kräftigem
Körper, Frische und reifem Tannin. Insgesamt
ein in sich ruhender Rotwein, der
nach einem gegrillten Steak verlangt. Das
Gleiche gilt für den 2018er Shiraz Cabernet
»Forest Hill«, der ebenfalls aus Australien
kommt. In der Nase intensive reife Frucht
und etwas Rauch, am Gaumen dann viel
Kraft – ein Rotwein für Genießer.
Zu den qualitativ herausragenden Regionen
aus Übersee gehört seit jeher Kalifornien,
wo vor allem die traditionellen französischen
Rebsorten Chardonnay, Merlot und
Cabernet Sauvignon auf exzellente Art und
Weise neu interpretiert werden. Allein
schon deshalb darf bei dieser Wein-Weltreise
ein Roter von der US-amerikanischen
Westküste nicht fehlen. Der Cabernet Sauvignon
»Burlwood« aus dem Jahr 2017
duftet nach roten Früchten und etwas
Holunder, am Gaumen ist er eher leicht, die
Säure ist dezent, die Gerbstoffe sind fein
verwoben – genau das Richtige zum Ende
einer genussreichen Verkostung.
EXKLUSIV IN IHRER ALDI-SÜD-FILIALE
Shiraz Cabernet Australien »Forest Hill«, 2018
87 von 100 Falstaff-Punkten*
Kräftige Nase mit viel reifer Frucht und rauchigen Noten,
fleischig und kräftig im Mund, dominanter Fruchteintrag,
ein Wein für Genießer und Grillenthusiasten.
Sauvignon Blanc Südafrika »African Rock
Selection«, 2018
87 von 100 Falstaff-Punkten*
Frische und duftige Nase, Blüten, Stachelbeere und
Grapefruit, am Gaumen mit schlanker Statur, lebendige
Säure, saftige Frucht, auch florale Noten im Ausklang,
guter Begleiter zu Vorspeisen.
Cabernet Sauvignon Pinotage Südafrika »African
Rock Selection«, 2018
88 von 100 Falstaff-Punkten*
Klare Frucht, pfeffrig, Schwarzkirsche, seidenweich am
Gaumen, leicht süße Frucht, reifes Tannin, satte Gaumenfrucht,
wirkt fruchtgetragen und harmonisch.
Cabernet Sauvignon Kalifornien »Burlwood«, 2017
85 von 100 Falstaff-Punkten*
Vanillin, Rote Grütze, Holunder, Leder, am Gaumen sehr
leicht im Extrakt, ein Hauch Süße, milde Säure, recht
einfach und kommerziell.
Shiraz Heritage Release Australien »Wolf Blass«, 2017
90 von 100 Falstaff-Punkten*
Schwarzkirschkonfitüre, Pfefferminz, Menthol, würziges
Holz, am Gaumen werden Körper und Frische zusammengebracht,
reifes, mürbes Tannin, cremiger Fond,
präsente Gaumenfrucht, sehr balanciert, seriöser
Mainstream, gute Länge. Homogen und in sich ruhend.
**
INFO
Weitere Infos zum exklusiven Weinsortiment
von ALDI SÜD gibt es online auf
aldi-sued.de
Sauvignon Blanc Marlborough Neuseeland
»Kiwi Trail«, 2018
86 von 100 Falstaff-Punkten*
Rauchige Noten, grüne Stachelbeere, Grasschnitt, etwas
Hefe, im Ansatz sehr leicht, dann in der Gaumenmitte
aromatisch, reife Säure, die dennoch lange anhält und erfrischend
wirkt. Bringt Körper und Säure gut zusammen.
*Alles zu den Weinen finden Sie auf aldi-sued.de.
** Wir führen verschiedene Ausstattungen. In unseren
Filialen wird jeweils nur eine Ausstattung angeboten.
sep–okt 2019 falstaff
59
wein / MARKGRÄFLERLAND
WUNDERFITZIGES
MARKGRAF
Fotos: beigestellt
60 falstaff sep–okt 2019
LERLAND
Der Landstrich im Dreiländereck zwischen der Schweiz, dem Elsass und
Deutschland entwickelt sich zu Badens Avantgarde. Die Winzer nützen den
Klimawandel für bessere Weine – und folgen ihrem eigenen Kopf.
TEXT ULRICH SAUTTER
Sanfte Hügel, schmucke Dörfer:
Das Markgräflerland zwischen
Freiburg und Basel ist eine
Hochburg des Genusses.
sep–okt 2019
falstaff
61
wein / MARKGRÄFLERLAND
Von Egringen, wo Dirk
Brenneisen seine Reben hat,
schweift der Blick in die
Rheinebene und in die Schweiz.
»Die Kunden sind viel
aufgeschlossener, als man denkt.
Sie fragen: Die Qualität ist doch
gut? Dann her mit dem Züügs!«
DIRK BRENNEISEN Landwein-Winzer in Egringen
»Make Gutedel great again!« Bei Edeltraud und Hanspeter Ziereisen laufen die Fäden der Landwein-
Bewegung zusammen. Die beiden setzen schon seit 15 Jahren auf die Bezeichnung »Landwein«.
U
rsprünglich wollte ich mit
dem Wiii nix zu tun haben«,
sagt Dirk Brenneisen. »Ich
musste als Kind immer mit in
die Reben. Da hab ich
geschworen, ich mach’ nix mit Landwirtschaft.«
Also absolvierte Brenneisen eine
Lehre als Werkzeugmacher. Danach kam der
Zivildienst. Und siehe da, in der Zivildienststelle
Marienheim, einer betreuten Einrichtung
für geistig Behinderte, gab es einen
Weinberg: »Da hatte mich der Wein wieder.
Da hab ich gemerkt, so schlimm sind die
Reben gar nicht – und hab eine Winzerlehre
angefangen. Danach habe ich beim Weingut
Lämmlin-Schindler in Mauchen gearbeitet,
und irgendwann sagte der Wirt im ›Rebstock‹
in meinem Heimatort Egringen, der
damals seinen Wein noch selber gemacht hat:
›Dirk, du pachtest meinen Keller und machst
meinen Wein gleich mit.‹«
Die Karriere von Dirk Brenneisen, Jahrgang
1972, mag ungewöhnlich anmuten,
aber sie ist auch irgendwie typisch für eine
ganze Generation von Markgräfler Winzern.
Typisch, weil es die starren Strukturen
im genossenschaftlich dominierten
Südwesteck schon manch einem Begabten
schwer gemacht haben, den Weinbau als
attraktiven Beruf zu begreifen. Und ebenfalls
typisch, weil viele dieser Winzer von ihrem
Stilempfinden in eine Opposition zur staatlichen
Qualitätsweinprüfung getrieben werden:
Denn diesem Gremium galt lange Zeit
ein kalt vergorener, nach Eisbonbon duftender
Wein mit möglichst glatter Gaumenstruktur,
mit zugesetzter Kohlensäure und
uniformem Süßschwänzchen als das Idealbild
eines Markgräfler Weißweins. Wer einen
Wein mit Aromen aus der Spontangärung
anstellte, mit Hefenoten oder einer charaktervollen
Prise Phenole, der bekam einen
Ablehnungsbescheid. Daraus zog eine ganze
Reihe von Winzern ihre Konsequenzen – und
änderte nicht ihren Weinstil, sondern verzichtete
freiwillig auf die ohnehin inhaltsleer
gewordene Bezeichnung »Qualitätswein«.
Die Landwein-Bewegung war geboren.
Allerdings ist der Verzicht auf das staatliche
Prüfsiegel – und das beim ganzen Sortiment
– ein Freiraum, der erst mühsam
erkämpft werden muss. Vor allem im Kopf:
»Ich hab schon schlaflose Nächte gehabt«,
sagt Brenneisen, »weil ich nicht wusste, wie
meine Kunden reagieren. Aber die Sorgen
Fotos: Michael Wissing BFF, beigestellt
62 falstaff sep–okt 2019
waren übertrieben. Die Kunden sind viel aufgeschlossener,
als man denkt, die entscheiden
nach Geschmack. Und fragen: Die Qualität
ist doch noch ebenso gut wie vorher? Dann
her mit dem Züügs.«
INDIVIDUALISTEN
Am Ortsrand von Staufen liegt mit dem
Weingut Wasenhaus ein weiterer Landwein-
Betrieb. Am hölzernen Zaun hängt ein Ortsausgangsschild.
Durchgestrichen: »Reale
Welt«. Nächster Ort: »Ponyhof«. Das
stimmt zum einen wirklich, denn die Eltern
des jungen Christoph Wolber betreiben eine
Reitschule. Zum anderen entstehen an diesem
Ort aber auch Burgunder, die tatsächlich
nicht ganz von dieser Welt sind. Wolber
und sein Kompagnon Alexander Götze
haben sich beim Arbeiten in Burgund kennengelernt,
Wolber arbeitete bei der Domaine
de la Vougeraie, bei Comte Armand und
bei Anne-Claude Leflaive. Götze bei Pierre
Morey und bei Hubert de Montille. Jetzt
entstehen aus nur zwei Hektar Reben Markgräfler
Weine, die veranschaulichen, wie
nahe in jeder Hinsicht die Kalklandschaft
Südbadens dem Burgund ist. Im Weinberg ist
alles Handarbeit, die Bodenbearbeitung
macht Wolber mithilfe einer Seilwinde und
mit dem Sitzpflug: »In der Kirchhofener
Lage Bellen rattert der Pflug nur noch, da ist
man direkt auf dem Fels.« Dass in diesen
Flaschen wahre Sensationen stecken, hat
sich mittlerweile herumgesprochen, die Weine
sind fast ständig ausverkauft.
Der Mastermind und Wegbereiter der ganzen
Landwein-Bewegung sitzt im Innenhof
seines Weinguts in Efringen-Kirchen und
schwenkt einen Wein im Glas, dessen Sorte
und Herkunft es zu erraten gilt. Hanspeter
Ziereisens T-Shirt mit der launigen Parole
»Make Gutedel great again!« weist den Weg
zur Lösung des Rätsels. Schließlich stellt sich
heraus, dass dieses Exemplar der häufig als
Tafelobst gescholtenen Traube aus Oregon
stammt. Anderswo scheint die Sorte also so
langsam in Mode zu kommen, auch an der
Rhône beginnt man uralte Gutedelbestände
wiederzuentdecken, die früher einmal dazu
dienten, die wuchtigen Syrah-Weine auf
Trinkstärke herabzusetzen. Nur in ihrer
zweiten Heimat Markgräflerland waren in
den vergangenen zwei Jahrzehnten Betriebe,
die die Sorte mit dem Anspruch auf Lagerfähigkeit
bereiteten, absolute Ausnahmeerscheinungen.
Hermann Dörflinger etwa in
Müllheim kann noch Gutedel aus den 90er-
Jahren servieren, die taufrisch sind. Aber viele
andere Weingüter müssen da passen. Ziereisens
eigener Gutedel »10 hoch 4« ist der
Kronzeuge dafür, dass alte Reben auf Kalk
etwas wahrlich Großes hervorbringen können.
Ziereisen nennt diesen Wein auch
»Kommaverschiebung«, weil er ihn für 125
Euro verkauft und nicht für 12,50 Euro wie
seinen nächstbesten Gutedel »Steingrüble«.
Dass auch Letzterer schon zwei Jahre im Fass
bleibt und damit länger als die meisten nach
VDP-Richtlinien erzeugten Großen Gewächse,
sagt einiges aus über den provokativen
Stachel, der von den Landwein-Winzern ausgeht,
und über ihr qualitatives Ethos.
<
Oben: Hermann
Dörflinger gehört
zu den wenigen, die
die Größe des
Gutedels schon
immer in die
Flasche brachten.
Ziereisens Gutedel
»Steingrüble« bleibt
zwei Jahre im Fass – und
damit länger als die meisten
nach VDP-Richtlinien
erzeugten Großen Gewächse.
sep–okt 2019
falstaff
63
wein / MARKGRÄFLERLAND
Der Castellberg (l.) war
einst der Musterweinberg
des Markgrafen Karl
Friedrich. Heute pflegt
Martin Waßmer die Reben.
DAS VERMÄCHTNIS DER MARKGRAFEN
»Letztlich war es ja der Gutedel, der das
Markgräflerland erst als politische Einheit
geschaffen hat«, gibt Martin Waßmer zu
bedenken. Waßmer spielt darauf an, dass
die Gegend zwischen Freiburg und Basel im
18. Jahrhundert teils im Besitz des Markgrafen
von Baden war, teils als »Vorderösterreich«
in der Hand der Habsburger.
Manche Ortschaften unterstanden dem
(weltlichen) Fürstbistum Basel, und die
Herrschaft Heitersheim war autonom.
Markgraf Karl Friedrich von Baden
(1728–1811) ermunterte in den 1780er-Jahren
die Untertanen in seinem Einflussgebiet,
den vom Genfersee importierten Chasselas,
also Gutedel, anzupflanzen, dessen Wein bei
Weitem nicht so sauer ausfiel wie etwa der
Elbling. Schnell überschritt der Gutedel die
Grenzen des Markgräflichen Herrschaftsgebiets
– und schuf so, was nach Säkularisierung
auch politisch Wirklichkeit wurde: das
Markgräflerland als Einheit.
Im Jahr 1784 ließ Karl Friedrich auch
einen terrassierten Musterweinberg am steilen
Castellberg bei Dottingen anlegen. Heute
pflegt Martin Waßmer diesen Steilhang, und
etwas Stolz schwingt mit, wenn der Winzer
die Weinbergssteige emporklettert, um oben,
an einem kleinen Rastplatz, auf das freiliegende
Kalkgestein zu deuten.
Waßmer holt heute aus diesem Weinberg
exzellente Burgunderweine, für den Gutedel
ist es an einem solchen Standort mittlerweile
schon zu warm. Dabei wird das Markgräflerland
wahrscheinlich dauerhaft zu den
Gewinnern des Klimawandels gehören, denn
um die Frische der Weine muss man sich hier,
so nahe am Schwarzwald, kaum große Sorgen
machen. Schon haben die ersten Winzer
neben Burgundersorten auch bemerkenswerte
Bordeaux-Cuvées im Angebot. Im Weingut
Blankenhorn, das nach dem Inhaberwechsel
vor ein paar Jahren gerade neben dem Gutshof
eine neue Vinothek mit angeschlossener
Weinbar errichtet, stellen Martin Männer
und seine Ehefrau und Önologin Yvonne
Keßler eine 2018er-Fassprobe vor, die den
Markgräfler Stil bei Cabernet und Merlot
auf die Spitze treibt: mit wohltuend begrenztem
Alkohol, hoher Dichte und einer rasierklingenscharf
präzisen Frucht. Auch der Biowinzer
Gerd Schindler und das Weingut
Schlumberger aus Laufen experimentieren
erfolgreich mit Bordeaux-Blends, während
Hanspeter Ziereisen sich sogar an Syrah
he rangewagt hat.
Gleichzeitig ist das Markgräflerland aber
auch eine Sekt-Hochburg. Da die Weine hier
immer einen Extraschuss Säure haben, hat
die Sekt-Produktion schon seit Langem Tradition.
Dabei ist das Sekthaus Reinecker in
Auggen so etwas wie die inoffizielle Zentrale,
denn der Betrieb erzeugt nicht nur eine eigene
Reihe von elaborierten Sekten aus Markgräfler
Grundweinen, sondern übernimmt
auch die Flaschengärung für zahlreiche Weingüter
der Region. Und nun hat Reinecker
sogar gemeinsam mit Fritz Keller aus Oberbergen
ein Weingut am Isteiner Klotz erworben.
Dass der namhafte Kaiserstühler Betrieb
sich an diesem Kalkfelsen einkauft, darf man
getrost als einen Vorgang mit Signalwirkung
verstehen. »Die Reben stehen am Klotz
obendrauf, das gibt es so auf der Welt nicht
ein zweites Mal«, berichtet Fritz Keller
begeistert. »Wir haben dort 2018 schon die
Lese gemacht, Friedrich hat die Hauptaufgabe
im operativen Geschäft, und wir haben
das probiert – wow!« Bis die ersten Weine
kommen, wird es allerdings noch etwas dauern,
denn das Weingut hat noch einen Ablieferungsvertrag
an die Winzergenossenschaft.
Und auch bei dieser tut sich was. Hagen
Rüdlin, der neue Geschäftsführer der
»Markgräfler Winzer«, ist zwar der Nachfolger
seines Vaters auf dem Chefsessel, doch
der frühere Moët-Manager, der einige Zeit
in den USA gelebt hat, ist mit neuen Ideen
und einer komplett veränderten Qualitätspolitik
angetreten. Nachdem er 2015 in
Efringen-Kirchen angeheuert hatte, machte
er sich bei einem Teil der Mitglieder Feinde,
weil er im Herbst manchen Traubenbottich
einfach an den Einlieferer zurückgehen ließ.
Keine Qualität – keine Traubenannahme.
Ein vermutlich notwendiger Affront, der
<
Fotos: Carl Brugger, beigestellt
64 falstaff sep–okt 2019
wein / MARKGRÄFLERLAND
Yvonne Keßler und Martin Männer,
Weingut Blankenhorn: neue Vinothek
– und Dichtpflanzungen im
Schliengener Sonnenstück.
einen Prozess des Umdenkens zur
Folge haben muss, wenn die Genossenschaft
eine Zukunft haben soll.
Die ersten Prestigeweine der als
»Markgräfler Winzer« umfirmierten
Genossenschaft deuten an, dass der
richtige Weg eingeschlagen ist.
<
EINE BIO-HOCHBURG
In Heitersheim mit seinen sanft geschwungenen
Hügeln schreiten Katharina und Mathias
Pfefferle in eine ihrer Rebzeilen hinein –
und ernten ein paar in der Gasse wachsende
Saubohnen. »Die Bohnen haben wir dieses
Jahr zum ersten Mal ausgesät, vermutlich
etwas zu spät, denn die Ernte ist klein.« Das
ist aber auch nebensächlich, denn dem Bio-
Betrieb geht es natürlich nicht um die Bohnen,
sondern um eine Zwischenbegrünung,
die den Wasserhaushalt reguliert und Artenvielfalt
schafft. Der Bio-Gedanke sei im ganzen
Dorf sehr verankert, berichtet das Ehepaar
– vor allem dank des Weinguts Zähringer.
Dieses, heute 50 Hektar groß und inzwischen
sogar Demeter-zertifiziert, verkaufte
in den späten 80er- und frühen 90er-Jahren
seine Weine in den aufkommenden Bioläden,
zwischen Birkenstock-Sandalen und »Jute
statt Plastik«-Schildern. Wie es bei vielen
Bio-Pionieren der Fall war, war die Qualität
der Weine bald so gut, dass die Vermarktung
schnell herauskam aus der Öko-Nische. Der
Lebenslauf von Katharina und Mathias Pfefferle
indes erinnert ein wenig an jenen von
Dirk Brenneisen: Auch Katharina Pfefferle
zog es in ihrer Jugend weg von der Landwirtschaft,
sie ließ sich zur medizinisch-technischen
Assistentin ausbilden und arbeitete in
einem Labor in Berlin; ihr Ehemann (und
heutiger Außenbetriebsleiter) ist im Erstberuf
Architekt. Als Katharina Pfefferles Eltern ihr
vor 20 Jahren anboten, die familieneigene
Landwirtschaft zu übernehmen, sagte sie:
»Gut, ich komme zurück und mach’ was,
aber dann muss es der Wein sein.«
Manchmal
Saubohnen
im Weinberg,
aber immer
Bio-Trauben
am Stock:
Schneider-
Pfefferle,
Heitersheim.
So kam es zum Weingut nebst zugehöriger
Straußwirtschaft, zur Umstellung auf
Bio und zu den Saubohnen im Weinberg.
Heute können junge Talente auf den
Erfahrungen der Vorbilder wie Zähringer,
Lämmlin-Schindler, Rieger oder Schneider-
Pfefferle aufbauen, wenn sie sich für Bio
interessieren. »Ich find’s auch gut, dass man
bei Bio immer etwas zum Nachdenken hat«,
sagt etwa Max Geitlinger, der in neunter
Generation das »Gasthaus zum Hirschen«
in Egerten leitet, einem Ort mit 90 Einwohnern.
Zum Wirtshaus gehören zwei Hektar
Reben, und Geitlinger produziert – natürlich
– Landwein. In Bio-Qualität: »Wenn ich
nur dem Spritzplan von Bayer folge, wo
denke ich dann noch über den Wein nach?«
Zurück nach Efringen-Kirchen und zu
Edeltraud und Hanspeter Ziereisen. Im Frühjahr
waren beim badischen Landweinmarkt
in Müllheim bereits 22 Landwein-Winzer an
Bord, keine Geringere als Jancis Robinson
übernahm die Schirmherrschaft. »Und das
Landwein-Büro bin ich«, schmunzelt Edeltraud
Ziereisen. Aber da gibt ihr Mann das
Zeichen zum Aufbruch, um den Kellerneubau
am Ortsrand zu besichtigen. In dem
Stollen haben 700 Fässer Platz gefunden, viele
davon waren vorher bei Verwandten und
Bekannten im ganzen Ort untergebracht.
»Aber jetzt«, sagt Ziereisen, »ist der neue
Keller auch schon wieder zu klein.« Schon
stehen wieder zusätzliche Fässer bei der Verwandtschaft
im Keller. Die Landwein-Revolution,
so scheint es, ist nicht zu bremsen.
<
Fotos: MELHUBACH PHOTOGRAPHIE, BLENDWERK FREIBURG, beigestellt
66 falstaff sep–okt 2019
wein / MARKGRÄFLERLAND
BEST OF
MARKGRÄFLERLAND
TASTING
INFO
WEITERE BEWERTUNGEN
UND BESCHREIBUNGEN
FINDEN SIE SIE AB
AB SEITE 250. 148.
96
95
94
2016 JASPIS PINOT NOIR
BADISCHER LANDWEIN
Hanspeter Ziereisen
Efringen-Kirchen
Dezentes Holz, Kräuter und
Sauerkirsche, Holunder, am
Gaumen wie Samt und Seide,
dabei mit Fülle und Druck, passend
holzgeprägt, Saftigkeit und Nerv
sind nahtlos in den fruchtigen
Körper eingebunden, ein Burgunder
auf Grand-Cru-Niveau mit
großer Lebenserwartung.
ziereisen.de
€ 45,–
2017 KIRCHHOFEN KIRCHBERG
SPÄTBURGUNDER BELLEN
TROCKEN
Weingut Wasenhaus, Staufen
Himbeere, floral, sehr duftig, ganz
nuanciert, Veilchen, extrem feines,
fast unmerkliches Holz, am Gaumen
unmittelbar kalkmineralisch, die
Struktur ist stärker vom Kalk als
vom Gerbstoff geprägt, dicht, stark
angreifend und dann sich nahezu zu
einer Adstringenz steigernd. Druckvoll,
aber ohne alkoholische Wucht.
viniculture.de
€ 63,–
2015 MOLASSEFELS GRAUER
BURGUNDER BADISCHER
LANDWEIN TROCKEN
Dirk Brenneisen, Egringen
Hellgolden. Reife Gelbfrucht,
ein Hauch von Ruländer und
dezentes Holz. Molliger Gaumen,
geschmeidig und cremig. Großes
Volumen – und ein beeindruckend
dichter Bau, der Würze, Holzeinfluss,
kräftige taktile Mineralität
und reife Säure ineinanderwebt.
Groß!
weingut-brenneisen.de
€ 70,–
95
94
94
2016 JASPIS GRAUER BURGUN-
DER BADISCHER LANDWEIN
Ziereisen, Efringen-Kirchen
Cremefarben bis hell kupferfarben.
Im Duft noch verschlossen, mit
balsamischen Andeutungen,
etwas Holz, etwas Pinot-Beerigkeit.
Am Gaumen straff stoffig, dicht,
sehr pointiert und lang, mit allen
Anlagen zur Opulenz, aber auch
mit superber Bündelung und mineralisch-verspielten
Motiven. Beeindruckender
Inhaltsreichtum,
genial umgesetzt.
ziereisen.de, € 50,–
2016 SPÄTBURGUNDER
TROCKEN
Weingut Scherer & Zimmer
Bad Krozingen
Komplex kräuterwürzig im
Duft, Himbeerkonfitüre, ätherischkühl.
Am Gaumen mit einer
ganz und gar seidigen Textur,
sehr präsent und sehr lange
homogen bleibend. Saftige
Gaumenfrucht und taktilmineralische
Noten in
großer Eindringlichkeit.
scherer-zimmer.de
ca. € 50,–
2015 WEIL SCHLIPF PINOT
BLANC CS TROCKEN
Weingut Claus Schneider
Weil am Rhein
Erste Reife im Duft, dabei im Glas
immer mehr Bukett ent fal tend,
kräuterwürzig. Getreide ar ti ge
Aromen, Pfeffer, am Gaumen
mit Spannung, hoher Dichte und
deutlich mineralischem Fundament,
ein superber Weißburgun -
der ganz am Beginn seiner
Entwicklung.
schneiderweingut.de
€ 19,80
95
94
94
2016 DOTTINGEN CASTELLBERG
SPÄTBURGUNDER GC TROCKEN
Weingut Martin Waßmer
Bad Krozingen
Reife Schwarzkirsche, Wildkirsche,
präsentes Neuholz. Körniges,
griffiges, sehr hochwertiges
Tannin, deutlich kalkmineralisches
Fundament, feste Säure, kompakt
und spannungsvoll, energiegeladen,
packend in seiner Intensität und
sehr, sehr mineralisch.
shop.weingut-wassmer.de
€ 68,–
2015 MOLASSEFELS
CHARDONNAY BADISCHER
LANDWEIN TROCKEN
Dirk Brenneisen, Egringen
Komplex: Flachs, frischer Mais,
jodig, ein Hauch Holz, konzentriert
im Gaumen, feste Säure, taktilmineralische
Gaumenmitte, beginnende
Würze, straff und elegant,
und dennoch auch eine gewisse
Großzügigkeit. Hoch verdichtet und
in allen Komponenten edel.
weingut-brenneisen.de
€ 70,–
2016 JASPIS GUTEDEL 10 4
ALTE REBEN
BADISCHER LANDWEIN
Ziereisen, Efringen-Kirchen
Dezentes Holz, burgunderhaft
zurückhaltende Frucht, hefig-brenzlig.
Auch am Gaumen weit und
weich, mollig mit eher milder Säure,
aber guter mineralischer Definition.
Keine Mineralität mit Biss, eher eine
mit Wärme und Anmut. Sehr große
Länge, zuletzt eine Spur von Kalk
und Feuerstein.
ziereisen.de, € 125,–
Fotos: beigestellt
68 falstaff sep–okt 2019
ROBERT WEIL JUNIOR / promotion
Einmal über den
Rhein: Die neuen
Weine stammen aus
Rheinhessen.
Starwinzer Wilhelm
Weil und seine neue
Marke »Robert Weil
Junior«.
WILHELM WEILS
NEUES PROJEKT
Wilhelm Weil ist weltberühmt für seine Rheingauer Rieslinge.
Jetzt wagt der Starwinzer einen Schritt über den Rhein, um
vis-à-vis in Rheinhessen Burgunder zu keltern – unter der
Marke »Robert Weil Junior«.
90 von 100 Falstaff-Punkten
2018 Rheinhessen Weißburgunder
Unique trocken, Robert Weil Junior
Kleeblüte, Frühlingswiese, Haselnuss. Ein ausdrucksstarker,
sortentypischer Duft. Am Gaumen
gut balanciert, ein Wein mit Druck, aber auch mit
Kern, schnörkellos umgesetzt.
Fotos: beigestellt
Hüben Riesling – drüben Burgunder:
So klar ist Wilhelm
Weils Wein-Geografie gegliedert.
»Wenn man sich als Weingut
den Luxus leistet, ausschließlich Riesling
zu erzeugen«, so der Kiedricher Winzer-Star,
»und dann irgendwann noch etwas
anderes machen möchte, dann benötigt
man eine ganz klare Trennung. In unserem
Fall ist der Rhein die Grenze, und zwar eine
große und deutliche.«
Dass die Weine aus Rheinhessen den
Zusatz »Junior« tragen, bedeutet dabei
alles andere, als dass sie nachrangig seien.
Weil vergleicht das Verhältnis seiner beiden
Weinlinien mit demjenigen von BMW und
Mini: »Im Mini steckt BMW-Technologie,
so erfüllt der Mini heute ein Markenversprechen
auf dem Niveau von BMW.«
Die Weiß- und Grauburgunder, Chardon-
nays und Spätburgunder, die Weil gemeinsam
mit Vertragswinzern in den Kalklagen
Rheinhessens vinifiziert, profitieren auf
sehr direkte Weise von Weils Know-how.
Und ebenso von seinem Stilempfinden:
»Die Rieslingbrille«, so nennt Weil das,
»bewirkt auch bei den Burgundern eine
eigene Optik: Kühle, begrenzten Alkohol,
den Weinen ihre feine Säure belassen. Und
wo Holz im Spiel ist – beim Grauburgunder
und beim Chardonnay –, setze ich es
nur sehr subtil ein.«
In Deutschland stehen die Weine der
»Robert Weil Junior«-Reihe exklusiv in den
Regalen von Edeka.
INFO
Weitere Informationen unter
robert-weil-junior.com
90 von 100 Falstaff-Punkten
2018 Rheinhessen Rosé Unique trocken,
Robert Weil Junior
Hell zinnoberfarben. Dezenter Duft, Apfelschalentee,
Hagebutte. Geschmeidiger Ansatz, stoffige
Gaumenmitte. Ein Wein mit Extrakt und Anspruch.
89+ von 100 Falstaff-Punkten
2018 Rheinhessen Chardonnay Unique
trocken, Robert Weil Junior
Verschlossener, getreideartiger Duft, Flachs, auch
ein Hauch Zitrus. Schlanker Gaumen, feiner Säurenerv,
guter Extrakt, fast sogar eine Spur von
Adstringenz, noch sehr jung, braucht Zeit, um Würze
zu entwickeln.
89 von 100 Falstaff-Punkten
2018 Rheinhessen Grauburgunder Unique
trocken, Robert Weil Junior
Heidelbeere, geröstete Esskastanie, Melone, ein
duftiger Sortentyp. Am Gaumen mit gebremster
Wucht, nicht überbordend, aber durchaus mit
Volumen, reife Säure, ebenso viel Breite wie Länge,
sehr schöne, klar ausgeprägte Gaumenfrucht,
typischer Grauburgunder.
sep–okt 2019 falstaff
69
promotion / LANGUEDOC
Die Weine im Languedoc
könnten charaktervoller
nicht sein. Auch im Château
d‘Anglès ist man stets um
beste Qualität bemüht.
Fotos: beigestellt
70
falstaff sep–okt 2019
HERBSTLICHE
GENÜSSE IM
LANGUEDOC
In der bunten Jahreszeit findet sich bei der Vielzahl an
charaktervollen Weinen aus dem Languedoc zu jeder
Speise die perfekte Begleitung.
Die Blätter der Laubbäume in
den Cevennen färben sich langsam
bunt, die Wärme des Sommers
mit seiner gleißenden
Mittagssonne und den langen lauen Abenden
unter dem Sternenhimmel gehören der
Vergangenheit an, sind aber noch in guter
Erinnerung. Aber nun ist es herbstlich, das
tut ebenfalls gut.
Morgens weht ein kühler Wind von den
Bergen, die Weinernte ist eingebracht, die
Felder sind abgeerntet. Nach Regenfällen
lohnt sich ein Spaziergang durch den Wald,
vielleicht finden wir ein paar Pilze, die später
unser Essen bereichern. Und im Mittelmeer
kann man immer noch baden – viele
sagen, der Herbst sei die schönste Zeit im
Languedoc, weil sich die Natur dann von
ihrer schönen, ruhigen Seite zeigt. Und weil
die kräftigen lokalen Spezialitäten jetzt
wieder besonders gut schmecken.
>
sep–okt 2019 falstaff 71
promotion / LANGUEDOC
Das Château Pech-Latt im
französischen Lagrasse zählt
zu den bestangesehenen
Weingütern der Corbières.
>
Ein Enten-Cassoulet mit Bohnen bei
35 Grad Celsius im Schatten? Eher nicht.
Auch eine Lammkeule mit Kartoffelgratin
schmeckt besser an einem frischen Tag, an
dessen Ende das Kaminfeuer im Gastraum
prasselt. Während die Weißweine und die
Rosés aus dem Languedoc perfekt zur
Leichtigkeit des Sommers passen, sind jetzt
wieder die kräftigen, charakterstarken
Rotweine aus der Region an der Reihe –
zumindest bei den Hauptspeisen.
Klar, eröffnet wird das Mahl von einem
AOP Crémant de Limoux, denn natürlich
schmeckt der mit seiner feinen Perlung
auch bei bedecktem Himmel exzellent,
danach mundet ein frischer Roséwein zum
warmen Ziegenkäse mit Oliventapenade.
Wenn jedoch das Fleisch auf dem Tisch
steht und das gegrillte Gemüse verheißungsvoll
duftet, freuen wir uns über
einen satten Rotwein. Die Auswahl ist
groß, die exakte Wahl reine Geschmackssache.
Das kann beispielsweise ein vom
tiefgründigen Grenache dominierter AOP
Corbières, ein AOP Faugères oder ein AOP
Terrasses du Larzac sein, der nach
Schwarzkirschkonfitüre duftet und am
Gaumen mit Saftigkeit und feinkörnigen,
dichten Gerbstoffen begeistert. Ist da nicht
sogar im Abgang etwas dunkle Schokolade
zu schmecken? Weine, die eher von Syrah
oder dem tiefgründigen Mourvèdre
geprägt sind, duften nach Brombeeren und
Schwarzkirsche. Am Gaumen dicht und
mit feinkörnigen Gerbstoffen ausgestattet,
enden sie auf hochreifen Aromen, die Wärme
ausstrahlen. Kommen diese Roten eher
aus den kargeren Höhenlagen, zeichnen sie
sich zusätzlich durch eine mineralische
Grundierung aus. Und klar, über genügend
Säure und Frische verfügen sie alle.
Wenn die Teller abgedeckt sind und ein
AOP Muscat de Frontignan einen süßen
Abschluss gebildet hat, lockt noch einmal
die frische Herbstluft – einfach tief durchatmen
und genießen.
<
DAS LANGUEDOC IST EIN MUSS
FÜR WEINTOURISTEN
Neun Regionen im Languedoc wurden
mit dem Siegel »Vignoble & Découvertes«
ausgezeichnet. Das Siegel wurde vom
französischen Fremdenverkehrsamt
Atout France ins Leben gerufen. Es
zeichnet Regionen aus, die eine reiche
und vielfältige Palette an touristischen
und weintouristi schen Angeboten bieten
(Unterkünfte, Restaurants, Besuche
bei Weingütern, Verkostungen, Museen,
Veranstaltungen u. v. m.). Mehr Infos über
das Languedoc als Reiseziel für Vinophile
gibt es hier:
languedoc-wines.com/languedocdestination
Fotos: beigestellt
72
falstaff sep–okt 2019
LESEGENUSS ABONNIEREN
UND PRÄMIE SICHERN!
Die exklusiven Jahresabo-Vorteile:
PREISERSPARNIS! Von € 10,– gegenüber dem Einzelkauf!
BEQUEM! Kostenfreie Zustellung direkt nach Hause!
SICHER! Sie verpassen keine Ausgabe!
EXKLUSIV! Einladungen zu exklusiven Events!
KOSTENLOS! Weinguide Deutschland, Bar- & Spiritsguide und
Gasthausguide im Wert von € 29,80
Jetzt bestellen: falstaff.de/abo
Infos: T: +49 40 386666-307, F: +49 40 386666-299
Falstaff Newsletter: Die besten Gourmet- & Wein-News einmal wöchentlich direkt in Ihre Mailbox!
Direkt anmelden unter: falstaff.de/newsletter
Folgen Sie uns auch auf
www.facebook.com/falstaff.magazin
wein / WORLD CHAMPIONS
SERIE: WORLD CHAMPIONS
HARLAN
ESTATE
In den frühen 1980er-Jahren reifte Bill Harlans
Entschluss, im Napa Valley einen Rotwein zu erzeugen, der
es mit den besten Grands Crus aus Frankreich aufnehmen
kann. Längst hat er seine Vision in die Tat umgesetzt.
TEXT PETER MOSER
In den 1970er-Jahren gehörte Bill
Harlan zu den Gründern von Pacific
Union, einem Immobilienunternehmen
mit Sitz in San Francisco,
das Milliardenumsätze machte.
Nach dem Verkauf eines Großteils seines
Anteils an GMAC verfügte er daher über
ein kleines Vermögen.
Seinen ersten Besuch im Napa Valley
unternahm Bill Harlan als Jugendlicher im
Jahr 1958. »Ich hatte gehört, dass man dort
gratis Wein probieren darf, ohne dass
jemand den Ausweis kontrolliert. Damals
habe ich mir schon gedacht, hier ein Stück
Land für ein Weingut zu kaufen, eine Familie
zu gründen, Wein zu machen, das wäre
ein tolle Sache.« Später freundete sich Harlan
mit Robert Mondavi an, der so manchen
guten Tipp für ihn parat hatte. Harlan:
»Als ich 1979 mein erstes Grundstück
im Napa Valley gekauft hatte, riet er mir
davon ab, es dort mit Weinbau zu versuchen.
Er schlug eine Art gemeinsames
Forum für die Napa Vintners Association
und eine alljährliche Charity-Auktion wie
im Hospice de Beaune im Burgund vor.«
1981 ging die Auktion in Meadowood
dann tatsächlich über die Bühne.
Aus Meadowood wurde später ein
»Relais & Châteaux«-Resort mit Kaliforniens
zweitem 3-Sterne-Restaurant im Guide
Michelin. Noch heute ist es ein Fixpunkt für
jeden Besucher im Napa Valley. Hier wohnt
und speist die Elite in luxuriösem Ambiente
oder man spielt eine Runde auf dem vielleicht
schönsten Croquet-Platz der Welt.
VISION PREMIER GRAND CRU
Man schrieb das Jahr 1984, als der heute
79 Jahre alte H. William »Bill« Harlan mit
dem Kauf eines unberührten Stücks Land
auf den westlichen Hügeln der Mayacamas-Berge
bei Oakville im zentralen Napa
Valley den Grundstein für Harlan Estate
legte. Insgesamt erwarb er 97 Hektar. >
Fotos: Harlan Estate
74 falstaff sep–okt 2019
Die Harlan-Family:
Sohn Will, Ehefrau Deborah,
Gründer H. William »Bill« Harlan
und Tochter Amanda.
sep–okt 2019
falstaff
75
wein / WORLD CHAMPIONS
Das legendäre Meadowood Resort fungiert als
kulinarisches Hauptquartier für alle Fans der
großen Napa-Valley-Weine.
Der Harlan Estate Proprietary Red zählt längst zu
den Premiers Grands Crus aus dem Napa Valley
und damit zu den besten Rotweinen der Welt.
> 17 davon sollten das ideale Terroir für Zeit. Robert Parker Jr. schrieb bereits
einen echten kalifornischen Premier Grand
Cru sein. Die Terrassen mit den Reben
wurden dem Wald abgerungen und folgen
dem natürlichen Verlauf des Geländes in
eleganten Kurven. Immer wieder eröffnen
sich neue Ausblicke hinunter ins Tal oder
nordwärts bis zum Mount St. Helena.
Die Böden sind karg und meist vulkanischen
Ursprungs, im Weingarten dominiert
die Rebsorte Cabernet Sauvignon mit
70 Prozent, dazu gesellen sich 20 Prozent
Merlot, 8 Prozent Cabernet Franc und
2 Prozent Petit Verdot.
In den Jahren ab 1987 gab es die ersten
Versuchsvinifikationen, die lediglich dazu
dienten, herauszufinden, welche Sorten wo
auf diesem absolut jungfräulichen Terroir
die besten Ergebnisse bieten. Der erste
kommerzielle Jahrgang war 1990, der
schließlich im Jahr 1996 auf den Markt
kam. Und allen, die damals die Gelegenheit
hatten, die ersten Weine zu verkosten, war
schnell klar: Hier entsteht Großes.
Ein Raunen ging durch die Expertenrunde,
in der sich kein Geringerer befand als
der weltweit wichtigste Weinkritiker seiner
1998 über den Harlan Estate Proprietary
Red: »Eigentümer Bill Harlan, sein Kellermeister
Bob Levy und der französische
Berater Michel Rolland erzeugen den einzigen
wirklich sehr profunden Wein in ganz
Kalifornien. Er besitzt alle Element für
Größe – Individualität, Kraft, verbunden
mit Eleganz, außerordentliche Komplexität,
bemerkenswertes Reifepotenzial und
eine ansprechende Dichte ohne jede
Schwerfälligkeit.«
Das war der offizielle Ritterschlag, und
von nun an stieg die Nachfrage explosionsartig
an. Die Warteliste wurde immer länger.
Denn die erzeugte Menge bei Harlan
liegt im Durchschnitt bei international
vergleichsweise bescheidenen 1800 Kisten.
Erst seit dem Jahrgang 1995 gibt es auch
einen richtigen Zweitwein nach Bordelaiser
Vorbild, der meist den Cabernet Franc und
die Erzeugnisse aus jungen Reben auffängt.
Im Jahr 1999 war das Weingut wie viele
andere im Napa Valley von einer Reblaus-
Epidemie betroffen, die Bill Harlan dazu
zwang, die Reben aus einer zweiten Welle
Anfang der 90er-Jahre nochmals auf
Fotos: Harlan Estate
76 falstaff sep–okt 2019
Der »Tank Room« auf
Harlan Estate, wo auch
österreichische Fässer von
Stockinger im Einsatz sind.
wirklich reblausresistente Unterlagen
umzupflanzen.
Der Qualität des Grand Vin tat dies zu
keinem Zeitpunkt einen Abbruch, zu rigoros
war die Herangehensweise. Das Einzige,
was in diesen Jahren litt, war die Menge,
die man anbieten konnte. Umso umkämpfter
war jede einzelne Flasche dieses großen
Rotweins.
Harlan Estate kommt heute als ein fast
reinsortiger Cabernet Sauvignon, gewürzt
mit einer Nuance von Merlot und Petit Verdot,
in Ausnahmejahren auch etwas Cabernet
Franc, auf die Flasche. Zu den größten
Jahrgängen des Proprietary Red zählen
1991, 1994, 1995, 1997, 2001, 2002, 2005,
2007, 2010, 2012 und natürlich 2013.
Bereits sieben Mal hat »The Wine Advocate«
die Traumnote von 100 Punkten
verliehen, sechsmal davon der große Bob
Parker höchstpersönlich; auch seine Nachfolgerin
Lisa Perrotti-Brown scheint den
Wein zu mögen, sie hat den von Parker
noch mit 96 Punkten beurteilten 2014er
bereits auf 98 Punkte aufgewertet, 2015
mit 100 und den Jahrgang 2016 mit potenziellen
100 Punkten bedacht.
Dass solche Einschätzungen auch mit
einer anhaltenden Preissteigerung verbunden
sind, versteht sich von selbst. Die jüngsten
Jahrgänge liegen bereits im vierstelligen
Bereich. Millesima berechnet aktuell für den
100-Punkte-Wein aus 2015 einen Preis von
1400 Euro pro Bouteille, Unger für den tollen
1997er (100 PP) einen Preis von 1249
Euro. Der Zweitwein The Maiden 2015
kostet vergleichsweise günstige 480 Euro,
auch reifere Jahrgänge ohne Höchstbewertungen
wie 2011 (91 PP, ungerweine.de;
€ 714,–) oder 2006 (96 PP, Millesima;
€ 840,–) sind preiswerter zu haben.
UND ES FOLGT DER ZWEITE STREICH
Bereits im Jahr 1997 wurde die BOND
Winery in Oakville gegründet, die nun von
Scott Gould geleitet wird. Für Weingärten
und Keller sind die gleichen Personen wie
bei Harlan Estate am Werk. Hier entstehen
fünf exzellente Cabernets Sauvignons aus
ausgesuchten Hanglagen im Napa Valley,
die einen perfekten Ausdruck des jeweiligen
Terroirs vermitteln. Die Namen der
Grands Crus sind Melbury, Quella, Vecina,
St. Eden und Pluribus, der Zweitwein >
Eng bepflanzte Berglagen mit Terrassen, die dem Geländeverlauf exakt folgen, sind typisch
für Harlan Estate. Von den 17 Hektar sind 70 Prozent mit Cabernet Sauvignon bestockt, der
Rest mit 20 Prozent Merlot, 8 Prozent Cabernet Franc und 2 Prozent Petit Verdot.
sep–okt 2019
falstaff
77
Das jüngste Weinprojekt, das aktuell dritte
im Bunde, hört auf den Namen Promontory
und liegt etwas südlich von Harlan am
Berg hinter den bekannten Weingütern
Dominus und Blankiet. Wieder wurde hier
ein unberührtes Waldstück erworben, auf
dem nun auf den westlich exponierten
Hängen direkt zwischen die Baumgruppen
kleine Rebparzellen eingewoben wurden,
die heute weniger als fünf Prozent der
Gesamtfläche bedecken.
Die Premiere des Promontory Estate war
der Jahrgang 2009, der Jahrgang 2013
wurde bereits zur Gänze in Stückfässern
ausgebaut, erzeugt von der österreichischen
Edelküferei Stockinger. Die Produktion dieses
Weins liegt aktuell bei 2000 Kisten, soll
aber in Zukunft auf 4000 angehoben werwein
/ WORLD CHAMPIONS
>
trägt den Namen Matriarch. Dem breiteren
Angebot von Bond ist auch der
Umstand zu verdanken, dass dieses
Harlan-Projekt noch mehr 100-Punkte-Weine
erzeugt hat als Harlan
selbst. Im aktuellen Zwischenstand
hat Bond mit acht glatten 100-Punktern
und drei potenziellen 100-Punkte-Weinen
die Nase vorn, die interne
Rangliste führt Vecina vor St. Eden
und Pluribus an.
OPERATION NEXT GENERATION
»Es war vom ersten Tag
an mein erklärtes Ziel, ein
Erstes Gewächs auf den
Hügeln bei Oakville
zu kreieren.«
BILL HARLAN Gründer von Harlan Estate
Nachlesen
Alle Teile aus der Serie
»World Champions« unter
falstaff.com/champ
Promontory, das jüngste
Weingutprojekt der Familie, wird
von Bills Sohn Will Harlan geführt.
den. Die Leitung des Projekts unterliegt
der zweiten Generation der Familie,
der junge Will Harlan wird dabei
von Harlan-Weinbau-Direktor Cory
Empting unterstützt.
Der Wein von Promontory wird
übrigens im Gegensatz zu Harlan
und Bond über den Platz Bordeaux
verkauft. Und so ist dieser Wein bei
mehreren Anbietern im deutschsprachigen
Raum verfügbar, der mit
99 Parker-Punkten ausgezeichnete Wein
kostet etwa 650 Euro.
Allerdings wird auch hier ein Preisanstieg
unvermeidbar sein, nachdem Lisa Perrotti-
Brown zuletzt den 2016er mit 97–100 Punkten
würdigte.
Unter dem Namen The Mascot vertreibt
Will Harlan seit dem Jahrgang 2008 einen
saftigen Cabernet Sauvignon, der aus den
jüngeren Reben von Harlan Estate, Bond
und Promontory, gewonnen wird. »Dieser
Wein begann als Projekt mit dem Ziel,
einen Wein zu schaffen, den ich mit meinen
Freunden gemeinsam genießen kann«, sagt
Will Harlan. Und in den letzten zehn Jahren
sind die Freunde immer mehr geworden,
der Preis des Weins liegt mittlerweile
im Handel bei etwa 130 US-Dollar.
Genau genommen gibt es noch ein
weiteres Weinprojekt. Doch dieses ist nur
dem exklusiven privaten Club von etwa
600 Members vorbehalten, der seit dem
Jahr 2000 am Gelände des Meadowood
Resort seinen Sitz hat. Die Mitglieder von
»The Napa Valley Reserve« haben
ursprünglich kolportierte 165.000 US-
Dollar hingelegt, um neben einer Vielzahl
von anderen Privilegien den vom Harlan-
Team erzeugten Rotwein The Napa Valley
Reserve genießen zu dürfen.
Dieser Wein reifte nicht in großen Kelleranlagen,
sondern direkt in der eigenen
kleinen Club-Weinkellerei. Dort wurde er
auch abgefüllt. <
INFO
Weitere Informationen unter
harlanestate.com
bond.wine
promontory.wine
mascotwine.com
thenapavalleyreserve.com
meadowood.com
Fotos: Harlan Estate
78 falstaff sep–okt 2019
Weingenuss
zum
Vini d’Italia 2018
Vini d’Italia 2018
(Ausg. 2018, S. 785)
falstaff.de
falstaff.de
2018
falstaff.de
falstaff.de
falstaff.de
prämiert wurde Losnummer
nd
L18030
(Jg. 2016)
EDITION FRITZ KELLER
2018 Weisser Burgunder
Baden QbA
Trockener Weißwein,
0,75-l-Flasche, l-Preis 7,99
5, 99
R. PRÜM
2018 Riesling Mosel QbA
Trockener Weißwein,
0,75-l-Flasche, l-Preis 5,32
3, 99
WEINGUT JOHANNES LEITZ
2018 Riesling Rheingau
QbA mit VDP-Siegel
Trockener Weißwein,
0,75-l-Flasche, l-Preis 9,32
6, 99
BARON PHILIPPE DE ROTHSCHILD
2018 Cabernet Sauvignon
Pays d‘Oc IGP
Trockener Rotwein,
0,75-l-Flasche, l-Preis 6,65
4, 99
FALESCO
2016 Appunto
Rosso Lazio IGP
Trockener Rotwein,
0,75-l-Flasche, l-Preis 6,12
4, 59
4597-2019
ALDI SÜD Dienstleistungs-GmbH & Co. oHG, Burgstraße 37, 45476 Mülheim.
Firma und Anschrift unserer regional tätigen Unternehmen finden Sie auf aldi-sued.de unter „Infos“
„Filialfinder“ oder mittels unserer kostenlosen automatisierten Service-Nummer 0 800/8 00 25 34.
Unsere ALDI SÜD App –
jetzt downloaden.
aldi-sued.de
wein / WORLD CHAMPIONS
BEST OF
HARLAN ESTATE
100
100
98
2015 HARLAN ESTATE
PROPRIETARY RED
Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern,
violette Reflexe, kaum Randaufhellung.
Mit feinem Edelholztouch unterlegte
schwarze Fruchtnuancen von
Cassis und Brombeerkonfit, tabakige
Nuancen, süße Gewürze des Südens,
mineralisch, zart ätherisch unterlegter
Nougat. Komplex, sehr saftig,
extraktsüß, getragen von ausgereiften,
präsenten Tanninen, finessenreich
strukturiert, dadurch relativ leichtfüßig,
süßer, lang anhaltender Abgang,
Reifepotenzial für einige Dekaden.
bacchus-vinothek.de, € 1495,–
(Magnum € 3255,–)
2013 BOND VECINA
NORTH COAST, NAPA VALLEY
Sehr dunkles Rubingranat, opaker
Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung.
Nuancen von schwarzen
Johannisbeeren, dunklen Waldbeeren
und einem Hauch von Karamell-Kirschen,
würzige Nuancen, etwas
Velours. Stoffig, engmaschig, cremige
extraktsüße Textur, sehr gut eingebundenen
Tannine, angenehme Frische,
sehr ausgewogen und trotz seiner
Jugend bereits gut antrinkbar, überzeugende
Länge und sicheres
Zukunftspotenzial. Gut dekantiert ein
toller Speisenbegleiter.
sansibar.de, € 950,–
1995 HARLAN ESTATE
PROPRIETARY RED
Kräftiges Rubingranat, violette Reflexe,
dezenter Ockerrand. Reifes
schwarzes Beerenkonfit, Lakritze,
dunkle Mineralität, angenehme Edelholzwürze,
kandierte Orangenzesten.
Stoffig, samtig und elegant, dunkle
Beerenfrucht, dezente Extraktsüße,
mineralisch und gut facettiert, verfügt
über eine große Frische und Eleganz
sowie über enorme Länge, straff und
jugendlich, weitere 20 Jahre vor dem
Bug. Ein nahezu perfekter Wein, der
nun eine überzeugende Trinkreife
erreicht hat.
wijnenweber.be, € 725,–
100
98
95
2002 HARLAN ESTATE
PROPRIETARY RED
Dunkles Rubingranat, fester Kern, zarter
Ockerrand. In der Nase attraktive
Cassisfrucht, schwarzes Beerenkonfit,
dazu ein Hauch von eingelegten Oliven,
Eukalyptusanklänge, attraktives Bukett
mit Anklängen von Minze und Edelholz.
Am Gaumen eine superelegante Textur,
extraktsüßer Körper, seidige, tragende
Tannine, perfekte Balance, hat eine erste
Trink reife erreicht, bleibt minutenlang
haften, wahres Gaumenkino.
vinpark.eu, € 1304,–
2003 HARLAN ESTATE
PROPRIETARY RED
Dunkles Rubingranat, tiefer Kern, violette
Reflexe, dezente Randaufhellung.
Zunächst etwas verhalten, reife schwarze
Herzkirschen, Nuancen von Cassis,
Röstaromen und Tabak, facettenreiches
Bukett. Komplex, süß und saftig, reife
Zwetschgen, präsentes Holz, mineralisch,
kraftvoll, süße Gewürznunacen, ausgereifte
Tannine, Anklänge von weißem
Pfeffer, noch sehr, sehr jung, ein Wein mit
gewaltiger Länge und Potenzial.
arvi.ch, ca. € 1649,70 (Magnum)
2013 HARLAN ESTATE
THE MAIDEN
Dunkles Rubingranat, tiefer Kern, violette
Reflexe, dezente Randaufhellung.
Gewürziges Bukett mit feinen Noten
von Edelholz, reife schwarze Kirschen,
tabakige Nuancen, zart nach Nougat
und kandierten Orangen, ein dezenter
blumiger Anklang. Nicht ganz so komplex
wie der Grand Vin, aber sehr lebendig,
engmaschig und zugänglich, der
Merlotanteil in der Cuvée verleiht dem
Wein eine ansprechende Geschmeidigkeit.
ungerweine.de, € 345,–
Fotos: suzanne@photodance.com
80 falstaff sep–okt 2019
VITE COLTE / promotion
EIN
GROSSARTIGER
BARBERA
Mit 2017 kommt der 30. Jahrgang eines ganz besonderen
Barbera auf den Markt: »La Luna e i Falò«
Barolo-Weine: einer aus Weingärten der
Gemeinde Barolo, einer aus Serralunga und
ein einer aus Lagen in Monforte. Der »Gavi
di Gavi Masseria dei Carmelitani« ist ein
rassiger Weißwein aus der lokalen Cortese-
Traube. »La Bella Estate« ist ein aromatischer
Gaumenschmeichler, für den Moscato-Trauben
angetrocknet werden. Mit gut
60 Hektar Produktionsfläche wichtigster
Wein aber ist der »La Luna e i Falò Barbera
Superiore DOCG«. Die Trauben stammen
aus Lagen in den Gemeinden Nizza Monferrato,
Mombaruzzo, Calamandrana, Agliano
Terme und Rocchetta Tanaro. Nach der
Vergärung im Stahltank kommt der Wein
ein Jahr ins Holzfass und reift dann noch
sechs Monate auf der Flasche. Ein großartiger
Ausdruck des Piemont!
Fotos: beigestellt
Der Name bedeutet übersetzt so
viel wie »Der Mond und die
Feuer« und ist ein Schlüsselroman
von Cesare Pavese, in
dem dieser in eindringlicher Art das dörfliche
Leben in den Hügeln des Piemont
beschreibt. »La Luna e i Falò« ist auch der
Name des Barbera d’Asti Superiore von
Vite Colte. 1988 wurde davon der erste
Jahrgang erzeugt. »Wir wollten einen
besonderen Barbera schaffen, in dem die
Weinberge um die Stadt Asti ihren höchsten
Ausdruck finden. Dazu selektionierten wir
die besten Lagen und arbeiteten intensiv
mit unseren besten Weinbauern zusammen,«
so Piero Quadrumolo, Präsident von
Terre da Vino. Jahrgang für Jahrgang
wuchs die Erfahrung, wurde das Lesegut
noch genauer selektioniert und die Holzfässer
akkurater ausgewählt. Das erlaubt es,
jedes Jahr das Beste herauszuholen. Der
»2017 La Luna e i Falò Barbera d’Asti
Superiore DOCG«, der Ende dieses Jahres
auf den Markt kommt, ist dafür eine wunderbare
Bestätigung. In der Nase duftet er
nach reifen, dunklen Kirschen und dezenten
Kakao-Noten, am Gaumen zeigt er geschliffenes
Tannin und viel saftige Frucht.
VITE COLTE, EIN BETRIEB IM BETRIEB
Terre da Vino ist einer der traditionsreichsten
Betriebe im Piemont. 2010 startete das
Projekt Vite Colte. Dafür wurden 300 Hektar
in bester Lage ausgesucht, die 180 besten
Weinbauern zu einer eigenen Qualitätsgruppe
zusammengeführt und eine eigene
Verarbeitungslinie geschaffen: gewissermaßen
ein Betrieb im Betrieb. Verarbeitet werden
die Trauben am Fuße des Cannubi-
Hügels in Barolo.
AUTHENTISCHE WEINE
Vite Colte ist ein ehrgeiziges Projekt. Die
Produktion folgt vier Grundsätzen: Respekt
vor der Umwelt; möglichst naturnahes
Arbeiten in Weinberg und Keller; Besinnung
auf die Tradition; größtmögliche Harmonie.
Die Spitze bilden drei, »Essenze« genannte
INFO
Vite Colte
Via Bergesia 6
12060 Barolo
vitecolte.it
sep–okt 2019 falstaff
81
spirits / PREMIUM-WEINBRAND
Der berühmteste Prestige-
Cognac Frankreichs: Mit
dem »Louis XIII« hat Rémy
Martin ein weltberühmtes
Luxusprodukt auf den
Markt gebracht.
Fotos: beigestellt
82 falstaff sep–okt 2019
Fotos: beigestellt
BEST OF COGNAC & CO.
SEELEN-
BALSAM
DE LUXE
Sie sind teuer, edel und nichts für alle Tage: die
Premium-Produkte der berühmtesten Cognac-Hersteller
Frankreichs. Aber auch andere Weinbrand-Produzenten
haben Luxus-Abfüllungen im Programm. Eine Auswahl.
TEXT HERBERT HACKER
Fotos: beigestellt
sep–okt 2019
falstaff
83
spirits / PREMIUM-WEINBRAND
Schauraum von Rémy Martin: Mit dem Spitzenprodukt »Louis XIII« hat Rémy Martin eine Hommage
an den französischen Monarchen Louis XIII. geschaffen.
»Hennessy Paradis«: Prestige-Cognac von
Hennessy – ein Stück vom Paradies.
E
s ist dunkel in der Halle.
Thierry Arnold knipst das
Licht an. Doch es ist noch
immer ziemlich finster. Die
wenigen Lampen erzeugen
bestenfalls schummriges Licht. Zu sehen
sind alte Holzfässer in mehreren Reihen.
»Wir lassen hier nur selten Leute herein«,
sagt Arnold. Der Franzose ist International
Ambassador von Rémy Martin, zusammen
mit Hennessy die wohl berühmteste Cognac-Marke
Frankreichs.
Die Lagerhalle befindet sich rund fünf
Kilometer außerhalb der kleinen Stadt
Cognac im Département Charente, nördlich
von Bordeaux. Es ist einer von 29 Kellern,
in denen insgesamt 150.000 Fässer lagern.
»Das hier ist die Schatzkammer von Rémy
Martin«, sagt Arnold, »denn hier befinden
sich die Fässer und der Cognac für unser
Prestige-Produkt, den ›Rémy Martin
Louis XIII‹.«
Rémy Martin erzeugt Cognac in den verschiedensten
Qualitäten. Der »Louis XIII«
aber ist das Spitzenprodukt, ein Cognac der
Superlative, dafür zahlen die Kunden zwischen
2000 und 3000 Euro pro Flasche.
Solche Premium-Produkte haben fast alle
großen und bekannten Cognac-Marken im
Programm. Aber auch andere Weinbrand-
Hersteller wie etwa Metaxa in Griechenland
oder Asbach in Deutschland krönen
ihr Portfolio mit teuren High-End-Produkten
(siehe Seite 78).
Unter den französischen Spitzen-Cognacs
ist der »Louis XIII« von Rémy Martin
wohl der bekannteste. Es gibt zwar bei
Rémy Martin noch limitierte und noch
teurere Sondereditionen wie den »Louis
XIII Black Pearl« und den »Rare Cask«,
doch die sind nur schwer erhältlich, wohl
auch wegen ihrer astronomischen Preise.
PARADEPRODUKT LOUIS XIII
Doch auch die »normale« Version flößt
allein schon durch ihre Geschichte Ehrfurcht
ein. Der Cognac ist eine Hommage
an den als Ludwig den Gerechten in die
Geschichte eingegangenen Monarchen
Louis XIII., Vater des Sonnenkönigs Ludwig
XIV. Der Ursprung dieses Ausnahmecognacs
geht auf das Jahr 1874 zurück,
damals soll Paul-Emile Rémy Martin, der
Sohn des Firmengründers, begonnen haben,
sehr alte Destillate – genannt Eaux de vie –
in einem einzigen Dekanter zu vermählen.
Der Dekanter war eine exakte Replik einer
lilienverzierten Metallflasche, die im 16.
Jahrhundert auf dem Schlachtfeld von Jarnac
verloren ging und erst 300 Jahre später
wiederauftauchte. Die Eaux de vie, die für
den »Louis XIII« verwendet werden, sind
zwischen 40 und 100 Jahre gereift, alle produziert
aus den Böden der Grande Champagne,
dem wertvollsten Anbaugebiet der
Cognac-Region.
Der größte Cognac-Produzent, mit
250 Jahre alter Geschichte, ist Hennessy.
Mehr als 1600 Weinbauern liefern ihre
Fotos: Remy Martin/Aline Aubert, beigestellt
84 falstaff sep–okt 2019
Eaux de vie an den Cognac-Giganten, und
natürlich hat auch Hennessy mit dem
»Paradis Imperial« und dem »Hennessy
Paradis« zwei absolute Spitzenprodukte im
Sortiment. Bis zu 100 außergewöhnliche
Eaux de vie werden dafür verwendet, teilweise
bis zu 200 Jahre gereifte Destillate.
Der Produzent Martell wiederum hat sich
bei seinem Premium-Produkt auf einen
Cognac spezialisiert, der besonders für
Zigarrenraucher geeignet ist. Mit dem
»Martell Cohiba Grande Champagne« hat
das Unternehmen einen bernsteingoldenen
Weinbrand geschaffen, in den immerhin
300 Jahre Erfahrung einfließen. Die Eaux
de vie dafür, allesamt aus der Grande
Champagne, reifen in den Eichenfässern
40 bis 50 Jahre lang.
Der Hersteller Courvoisier nennt seinen
Super-Premium-Cognac mit feinsten Weinbränden
der letzten 200 Jahre »L’Essence
de Courvoisier«. Auch dieser Cognac wird
aus den besten gereiften Eaux de vie hergestellt,
von denen einige aus dem frühen
19. Jahrhundert stammen.
Der luxuriöse Inhalt spiegelt sich auch in
der Optik der Flasche wider – der handgeschliffene
Kristallverschluss ist in der
Anmutung den Siegelringen der Napoleon-
Zeit nachempfunden, mit denen damals
verdiente Heerführer ausgezeichnet wurden.
Auch die Flasche selbst wurde in
Handarbeit hergestellt.
Super-Premium-Cognac »L’Essence de Courvoisier«:
Einige der Eaux de vie stammen aus dem
frühen 19. Jahrhundert.
EXTRA DARK & INTENSE
Gegründet 1863, ist Camus das größte noch
in Familienbesitz befindliche Cognac-Haus.
15 Jahre nach der Veröffentlichung des
Prestige-Cognac »Extra Elegance« kam der
»Camus Extra Dark & Intense« auf den
Markt. Nach einer Idee des Inhabers Cyril
Camus begann Kellermeister Patrick Léger,
die besten Fässer für einen besonderen Reifeprozess
auszuwählen. Die ausgewählten
Fässer wurden entleert und erneut ausgebrannt,
Fass für Fass. Nach einem speziellen
Finishing wurde das Ergebnis »Dark &
Intense« genannt.
Der elegante Monsieur präsentiert sich
wie alle anderen Prestige- und Premium-
Cognacs in einer eleganten und luxuriösen
Extra-Präsentbox. Nicht ohne Grund: Denn
bei diesen Preisen ist auch die Verpackung
nicht ganz unwichtig.
>
Camus »Extra Dark
& Intense«: Ein
spezielles Finishing
ergibt einen ganz
außergewöhnlichen
Cognac.
sep–okt 2019
falstaff
85
spirits / PREMIUM-WEINBRAND
PRESTIGE-WEINBRAND
Auch Edelbrand-Erzeuger wie Metaxa oder Asbach haben Luxus-Editionen in ihrem Sortiment.
Und diese sind von einer Qualität, die selbst verwöhnte Cognac-Genießer in Staunen versetzen.
Die »Metaxa Private Reserve« zählt zu den Premium-Produkten des
griechischen Spirituosenherstellers. Es ist die erste Eigenkreation von
Metaxa-Master Costas Raptis.
M
an muss nicht unbedingt in
Griechenland gewesen sein,
um ihn zu kennen: den Metaxa,
die griechische Antwort auf Frankreichs
Cognac. Das Haus Metaxa wurde 1888
von Spyros Metaxa gegründet, seither
wird diese weltberühmte Spirituose in
Griechenland erzeugt – eine perfekte
Mischung aus fassgereiften Destillaten
und edlen Muskatellerweinen von den
ägäischen Inseln.
Seit 1992 wird neben den gängigen
Qualitäten auch eine »Metaxa Private
Reserve« erzeugt. Es war die erste Eigenkreation
von Metaxa-Master Costas Raptis,
als er zum fünften Kellermeister des
Hauses ernannt wurde. Die »Metaxa Private
Reserve« wird jedes Jahr aus nur
einem einzigen Fass in einer streng limitierten
Anzahl in ganz besondere Dekanter
abgefüllt. Jeder Dekanter ist nummeriert
und von Costas Raptis signiert.
Die zweitbeste Qualität des Hauses ist
»Angels’ Treasure«, eine über Dekaden
gereifte Spirituose und eine Mischung
aus Destillaten, die vom Kellermeister
mit größter Sorgfalt ausgesucht werden.
GOETHE VON ASBACH
Zu Ehren des Dichters Johann Wolfgang von Goethe wurde bei Asbach eine eigene Edition
kreiert. Ein Spezialbrand aus dem Jahrgangsweißwein von 1951.
Auch im Ultrapremium-Segment des
deutschen Weinbrand-Herstellers Asbach
in Rüdesheim findet sich ein außergewöhnliches
Top-Produkt: die »Johann
Wolfgang von Goethe Vintage Reserve
1952«. Danach folgen der Freiheitsbrand
von 1989 und der Jahrgangsbrand 1972
sowie die 21 Jahre gereifte Asbach Selection
und der 15 Jahre gereifte Asbach
Spezialbrand. Für die hochwertige und
ausgesprochen rare Goethe-Abfüllung
wurde ein sorgfältig ausgewählter Jahrgangsweißwein
aus dem Jahr 1951 verarbeitet.
Am 31. Juli 1952 wurde der Edelbrand
von Brennmeister Oswald Rösel
destilliert.
Fotos: Metaxa, beigestellt
86 falstaff sep–okt 2019
spirits / PREMIUM-WEINBRAND
BEST OF
COGNAC & WEINBRAND
100
98
96
LOUIS XIII
Ein unendlich vielschichtiger
Duft, der filigrane
Fruchtnuancen, feinste
Anklänge an Vanilleschoten
und blumigen Honig enthält.
Die Struktur am Gaumen
ist eng verwoben und
samtig mit ebenso tiefgründigen
Abstufungen. Eleganter
Pfeifentabak gibt einen
leicht trockenen Abgang.
tesdorpf.de
€ 2550,–
HENNESSY
PARADIS
Betörende florale und
fruchtig-würzige Noten.
Weich und wohlgerundet,
dabei eine dichte Textur
mit filigranen Jasminnoten,
Trüffel, Honig, roten
Beeren, delikaten Tanninen
und einem Hauch Eiche.
Langer und blumiger
Nachklang.
feinkost-kaefer.de
€ 1190,–
ASBACH GOETHE,
VINTAGE RESERVE 1952
Würzige Noten verbinden
sich mit reifen, weinigen
Noten, feine Eichenholz-
Note. Reife Weinigkeit
mit Noten von Walnüssen
und fruchtigen
Noten von Pflaumen,
perfekt eingebundene
Eichenholz-
Note.
asbach.de
€ 1990,–
99
96
92
L’ESSENCE
DE COURVOISIER
In der blütigen Grundstilistik
finden sich Anklänge an
edlen, gereiften Wein, gepaart
mit nussigen Schokoladen-
und Honignoten.
Das Mundgefühl ist sehr
charaktervoll mit leichten
Eindrücken von Minze,
Sandelholz und Tabak.
Bleibt sehr lange und
angenehm im Nachklang.
weisshaus.de, € 1599,90
MARTELL COHIBA
Dufterlebnis von Mandeln,
Haselnüssen und edlen
Noten von Eichenholz, mit
einem süßen Hauch von
Honig und Vanille. Gute
Balance zwischen samtiger,
anschmiegsamer Milde
und kraftvoller, körperreicher
Frische. Sehr voluminös
und lang anhaltend
im Abgang.
uvinum.de
€ 462,90
METAXA ANGELS’
TREASURE
Ein Bukett von großer aromatischer
Intensität und
ein Duft von süßem Parfum.
Es finden sich Schalen
von Bitterorange, Trockenfrüchten
wie
Zwetschge und Aprikose,
süße Gewürze wie Zimt,
Muskat, Nelke, Schokolade.
Im Mund samtig weich,
warm und komplex.
bolou.de, € 148,99
99
96
91
HENNESSY
PARADIS IMPÉRIAL
Vielseitige Eleganz im
Duftbild mit Erinnerungen
an frische Sevilla-Orangen,
Noisette und feine, blütigpfeffrige
Gewürze. Im
Mund überrascht die feste,
zart rauchige Struktur, die
floral umspielt in einem
unglaublich langen Finish
zur Vollendung kommt.
bottleworld.de
€ 2500,99
CAMUS EXTRA
DARK & INTENSE
Tiefe Vielfalt dunkler
Beeren, süßlicher Pfeifentabak,
Buttercreme
und Sandelholz im dichten
Duftbild. Am Gaumen
zugleich mild und engmaschig
mit Waldbeerenkonfit
und feinherber
Schokolade. Feingliedriges,
langes Finish.
vranken-pommery-shop.de
€ 354,99
METAXA PRIVAT
RESERVE
Dunkles Bernsteingelb mit
honigfarbenen Reflexionen.
Getrocknete Blumen mit
Eichennoten. Komplex und
großzügig. Am Gaumen
sanfte Eiche, getrocknete
Feigen, Rosinen, Tabak und
Orangenschalen. Langer
Nachgeschmack nach
getrockneten Früchten.
weisshaus.de
€ 59,90
Fotos: beigestellt
88 falstaff sep–okt 2019
BERTANI / promotion
Die Trauben für den neuen
Catullo stammen aus den
gleichen Weingärten wie jene
für den Amarone Classico.
CATULLO
RIPASSO
Die Klassik des Bertani-Stils: Catullo Ripasso
Fotos: beigestellt
Mit Gründungsjahr 1857 zählt
Bertani zu den traditionsreichsten
Weinbaubetrieben
Italiens. Der Amarone Classico
ist unverwechselbarer und authentischer
Ausdruck des Valpolicella und dieser
Tradition. Nun kommt Bertani mit einem
neuen Wein auf den Markt, dem Catullo
Valpolicella Ripasso Classico Superiore
DOC. Die Trauben für den Catullo stammen
aus den gleichen Weingärten wie jene
für den Amarone Classico, den höchsten
Lagen von Tenuta Novare im Valpolicella
Classico. Catullo entsteht ausschließlich
aus autochthonen Traubensorten des Valpolicella,
Corvina, Corvinone und Rondinella.
Vom Catullo gibt es nur so viele Flaschen
wie vom Amarone Classico Bertani.
Nach der ersten Vergärung wird er im
Frühjahr ein zweites Mal auf den noch
leicht süßen Schalen des Amarone Classico
Bertani vergoren – wie die Tradition
es will. Diese Methode stellt sicher, dass
der Alkoholgrad nicht zu hoch wird und
kombiniert die frische Frucht des Valpolicella
mit der aromatischen Fülle des Amarone.
So entsteht ein ausdrucksvoller Wein,
der Gebietstypizität, Eleganz und feinen
Trinkfluss in sich vereint. Ein Wein, der
sich hervorragend als Begleiter zu vielen
Gerichten eignet. Der Catullo Valpolicella
Ripasso Classico Superiore DOC ist ein
neuer Klassiker aus dem Haus Bertani.
Die Casa Vinicola Bertani wurde 1857
in Quinto di Valpantena bei Verona von
Giovan Battista und Gaetano Bertani
gegründet und ist heute Teil von Bertani
Domains, unter deren Dach mehrere Spitzenweingüter
aus ganz Italien vereint sind.
INFO
Bertani
Via Asiago 1
37023 Grezzana, Venetien
bertani.net
sep–okt 2019 falstaff
89
Chefredakteur
PHILIPP
ELSBROCK
GOURMET
SCHOKOLADE SCHWERELOS
KEKSE AUS
DEM WELTALL
Ein kleiner (Verarbeitungs-)Schritt für
einen Keks, aber ein großer Schritt
für die Kulinarik – so lässt sich zusammenfassen,
was die amerikanische Hotelkette
»Hilton« zusammen mit zwei Partnerunternehmen
plant. Zum ersten Mal
überhaupt soll in der Schwerelosigkeit des
Weltalls etwas gebacken werden, genauer
gesagt der berühmte Schokoladen-Cookie.
Dafür wurde ein speziell entwickelter Ofen
gebaut, der zusammen mit dem Keksteig
noch in diesem Jahr zur Internationalen
Weltraumstation (ISS) geflogen werden soll.
Das Plätzchen-Programm ist Teil einer umfassenden
Initiative zur Erforschung von
Langzeitaufenthalten im All, denn die Pläne
für groß angelegten Weltraumtourimus werden
immer konkreter.
hilton.com
»ASTREIN«: ERIC WERNER ERÖFFNET IN KÖLN
Ob er das Kochen vermisst habe? »Total!«,
sagt Eric Werner und lacht. Der einst jüngste
Zwei-Sterne-Koch Deutschlands musste
für ein gutes Jahr eine Zwangspause am
Herd einlegen, sein früherer Arbeitsplatz,
das von Kritik und Gästen gelobte »Himmel
un Äd« in Köln, schloss im Mai 2018
überraschend, weil die Hotelleitung andere
Pläne für die Räume hatte. An seiner neuen
Station kann Werner, 33, das nicht mehr
passieren – er ist nun sein eigener Chef.
Das Restaurant »Astrein« eröffnete im
August in der Kölner Innenstadt und bietet
zwei verschiedene Menüs, eines mit Fleisch
und eines vegetarisch. Eine verkleinerte
Version ist, preislich angepasst, für
Mittagsgäste gedacht. Die einzelnen Gänge
werden nicht allzu lange auf der Karte
stehen, denn er wolle keine »Unterschriftsgerichte«,
wie Werner Signature Dishes
spöttisch nennt. Die ersten Teller klingen
schon wieder wie typische Werner-Ideen,
ambitioniert, aber unprätentiös. So erwartet
die Gäste etwa ein gebeizter Heilbutt
mit grünen Früchten und Gemüse,
Ingwerschaum und Auster (Foto).
Dazu kann man aus diversen Weinen
wählen – es darf aber auch einfach
ein Kölsch sein.
astrein-restaurant.de
90 falstaff sep–okt 2019
NOTIZEN
PISTAZIENTRÄUME, SÜSS UND SALZIG
September ist Pistazienzeit,
in diesen Wochen
werden die grünen Nüsse
geerntet. Die besten Qualitäten
stammen aus
Bronte, Sizilien, und von
dort kommen auch zwei
Gourmetprodukte von
Sciara: Das Pistazienpesto
gibt man über die Pasta,
dazu Parmesan – buonissimo!
Für Eis oder als
Kuchenfüllung eignet
sich die Crema (Foto).
sciarashop.com
WETTKOCHEN UM DEN JOB
Kochduelle gibt es viele, in diesem ging
es um mehr als nur Ehre: Das Hamburger
Lifestyle-Hotel »Empire Riverside«
(Foto) suchte einen Koch und lud Bewerber
zum Wettkochen ein. 30 Minuten
hatten die Bewerber Zeit, Preis: ein
Arbeitsvertrag. Der Sieger stand zu
Redaktionsschluss noch nicht fest.
empire-riverside.de
Fotos: Sonja Ahme, fabrice coffrini/AFP/picturedesk.com, AugenblickTV GbR, Shutterstock, beigestellt
Schon lange beschäftigt sich die
Forschung damit, wie Lebensmittel
auf Beschallung mit Mu -
sik reagieren. Manche Winzer
schwören auf Klassik für besse -
re Ergebnisse, für Emmentaler
Käse steht nun fest: Hiphop
macht den Käse süßer. Ein
Schweizer (was sonst) Forschungsteam
beschallte acht
Käselaibe mit Titeln aus diversen
Genres, nach sechseinhalb Monaten
stand das Ergebnis fest.
cheeseinsound.ch
KAFFEE-TREND
HORCHATA
HIPHOP MACHT DEN KÄSE SÜSSER
Ein neuer Kaffeetrend infiziert gerade Koffeinjunkies:
Horchata, ein cremiger Drink
aus Lateinamerika auf Basis von Reis und
Zimt. Mit einem Schuss Cold-Brew-Kaffee
aufgeladen, wird Horchata zum idealen
Start in den Morgen. Noch nicht probiert?
Der 1. Oktober wäre eine gute Gelegenheit:
Da ist nämlich Tag des Kaffees.
TRINKGELD-REGELUNG AUF
KREUZFAHRTSCHIFFEN HINFÄLLIG
Kreuzfahrt-Fans kennen das leidige Thema
Trinkgeld: Häufig buchen Veranstalter
einen Pauschalbetrag vom Bordkonto
ab, die sogenannte Trinkgeld-Klausel.
Diese Praxis ist verboten, entschied nun
das Oberlandesgericht Koblenz – Passagiere
müssen vorher gefragt werden und
ausdrücklich zustimmen.
vzbw.de
TOPF SECRET UNTER BESCHUSS
Das Online-Portal Topf Secret regt deutsche
Gastronomen auf – viele Klagen
laufen gegen das Onlineportal, über das
jeder Hygiene-Berichte aus Restaurants,
Bäckereien und anderen Lebensmittelbetrieben
anfragen und einsehen darf.
Ernährungsministerin Julia Klöckner
begrüßt das Portal allerdings.
topf-secret.foodwatch.de
sep–okt 2019
falstaff
91
cover / REZEPTE
FERN
KÖSTLICH
Exotische Gewürze, aufregende Kompositionen: Auch
wenn sich die Küche Asiens schon länger großer
Beliebtheit erfreut, gibt es doch noch wahnsinnig viel
Neues aus den fernöstlichen Ländern zu entdecken –
Highlights der asiatischen Spitzenküche, gekocht
von den Besten der Besten.
FOTOS KONRAD LIMBECK
KONZEPT & PRODUKTION THOMAS HOPFERWIESER
FOODSTYLIST BENJAMIN WILKE
PORZELLAN LEDERLEITNER
92 falstaff sep–okt 2019
Falstaff Rezept-Newsletter
Rezeptideen kostenlos
via E-Mail erhalten
falstaff.com/rezept-newsletter
sep–okt 2019
falstaff
93
cover / REZEPTE
94 falstaff sep–okt 2019
THAILAND
SOUS-VIDE-SPANFERKEL
(FÜR 8 PERSONEN)
ZUTATEN FÜR DIE SPANFERKELSOLE
50 g grüner Kardamom
50 g Koriandersamen
4 l Wasser
350 g Meersalz
ZUBEREITUNG
– Die Gewürze leicht anrösten und anschließend
mit Wasser und Salz mischen.
– Im Kühlschrank kalt stellen.
ZUTATEN FÜR DAS SPANFERKEL
1 Spanferkel
Spanferkelsole
70 g Chilipulver
20 g Kardamompulver
40 g schwarzes Salz
50 g Knoblauchpaste
ZUBEREITUNG
– Das Spanferkel mindestens 24 Stunden lang in
die vorbereitete Salzlösung tauchen. Danach
mit eiskaltem Wasser abspülen und mit einem
Handtuch trocknen.
– Anschließend alle Gewürze mischen und
gleichmäßig über das Schwein reiben.
– Im Vakuumbeutel verschließen und unter
Vakuum 24 Stunden bei 65 °C (Sous-vide)
garen lassen.
– Danach bei Raumtemperatur abkühlen lassen.
– Das Schwein dann auf den Bauch legen und
gleichmäßig mit Gewichten beschweren, um es
flachzudrücken. Über Nacht im Kühlschrank
stehen lassen.
ZUTATEN FÜR DIE VINDALOO-SAUCE
100 g Chilipaste
50 g Knoblauchpaste
50 g Ingwerpaste
50 g Essig
etwas Schlagsahne, nach Bedarf
etwas Zucker, Salz
ZUBEREITUNG
– Chili-, Knoblauch-, und Ingwerpaste mit dem
Essig in einen Topf geben und um die Hälfte
reduzieren lassen.
– Bei Bedarf mit etwas Schlagsahne verfeinern,
um eine cremigere Sauce zu erhalten. Mit Zucker
und Salz abschmecken.
ANRICHTEN
– Den Backofen auf 180 °C vorheizen und das
Schwein in etwa 7 x 7 cm große Stücke
portionieren.
– Die Fleischstücke in einer Pfanne auf die Hautseite
legen und bei niedriger Hitze braun anbraten.
– Die Fleischstücke anschließend 5 Minuten in den
Ofen geben.
– Die Vindaloo-Sauce erhitzen und mit dem Schwein
servieren.
FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG
2012 Vinha Barrosa Vinha Velha Bairrada
Tinto, Luis Pato
Der elegante Portugiese aus der Baga-Traube
und das zarte, würzige Spanferkel bilden eine
klassische Kombination.
weineausportugal.berlin, € 29,50
Fotos: MAL FAIRCLUOGH/AFP/picturedesk.com
Rezept von Gaggan Anand
»Gaggan«, Bangkok, Thailand
Aufgewachsen in Kalkutta, lernte Gaggan Anand an
einer Hotelfachschule in Indien, arbeitete danach in
Hotels und im Cateringbusiness, um sich mit
27 Jahren in Bangkok ein neues Leben aufzubauen
– mit sensationellem Erfolg: Im Dezember 2010
eröffnete Anand das »Gaggan« und wurde damit
wiederholt auf die Liste der 50 besten Restaurants
der Welt gesetzt. 2014 belegte es den 17. Platz in
der globalen Rangliste. In den Jahren 2015 bis 2018
wurde das »Gaggan« jeweils als bestes Restaurant
Asiens ausgezeichnet. Wegen Differenzen mit seinen
Geschäftspartnern zog sich Anand im Sommer 2019 als
Koch vorübergehend zurück, bleibt aber Teilhaber.
sep–okt 2019
falstaff
95
cover / REZEPTE
JAPAN
SUKIYAKI-DONBURI | RINDFLEISCH |
TOFU | PILZE | CHINAKOHL
(FÜR 4 PERSONEN)
ZUTATEN FÜR DEN REIS
300 g japanischer Reis
ZUBEREITUNG
– Am besten gelingt der japanische Reis in einem
elektrischen Reiskocher. Das Verhältnis von
Reis zu Wasser sollte in etwa 1:1,3 betragen.
Je frischer der Reis, desto weniger Wasser wird
benötigt.
ZUTATEN FÜR DAS ONSEN-TAMAGO-EI
4 Eier
ZUBEREITUNG
– Die Eier pochieren. Das Eigelb sollte dabei
durchwegs flüssig bleiben.
– Tipp: Bei der japanischen Zubereitung »Onsen-
Tamago« werden die Eier 90 Minuten lang bei
60 °C im Dampfgarer gegart.
ZUTATEN FÜR DEN SUKIYAKI-FOND
250 ml Mirin
70 ml Sake
100 ml Sojasauce
100 ml Wasser
1 Kombu-Blatt
ZUBEREITUNG
– Mirin, Sake, Sojasauce und Wasser vermischen
und das Kombu-Blatt 10 Minuten lang darin
köcheln lassen.
– Das Blatt anschließend wieder aus dem
Fond nehmen.
ZUTATEN FÜR DAS RINDFLEISCH MIT GEMÜSE
480 g Rib-Eye-Steak (alternativ Rostbraten)
1 Stange Lauch
4 Jungzwiebeln
2 Pak Choi
1 kleiner Chinakohl
4 große Shiitake-Pilze
Tofu, nach Belieben
Kräuter zum Garnieren, nach Belieben (z. B. Kresse)
ZUBEREITUNG
– Das Rindfleisch kurz anfrieren und in sehr feine
Scheiben schneiden.
– Gemüse, Pilze und Tofu in ca. 2 cm dicke Würfel
schneiden. Das Gemüse und den Tofu circa
5 Minuten lang köcheln.
ANRICHTEN
– Den heißen Reis in eine Schüssel geben und das
Gemüse, den Tofu und die Pilze darauflegen.
– Das Fleisch rund 30 Sekunden lang im Fond
ziehen lassen und anschließend über dem
Gemüse drapieren.
– Das Ei daraufsetzen, alles mit etwas Fond
übergießen. Die Schüssel mit Kräutern garnieren.
FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG
2016 Cornas, Domaine Guillaume Gilles,
Das Rindfleisch verlangt Rotwein – die Betonung
des Umami-Faktors im Rezept legt nahe, einen
molligen und aromatischen Roten zu wählen, der
dieser Würze standhält.
wein-kreis.de, € 47,10
Rezept von Alois Traint
»Shiki«, Wien, Österreich
Alois Traint bricht mit dem weit verbreiteten Vorurteil,
dass sich Japans Küche nur auf Sushi, Tempura und
Nudelsuppen beschränke. Tatsächlich werden im
japanischen Fine-Dining-Restaurant »Shiki« Speisen
serviert, die das Beste aus der japanischen und
europäischen Kultur vereinen. Im März 2018 wurde
dem Chef de Cuisine und seinem Team der erste
Michelin-Stern verliehen.
96 falstaff sep–okt 2019
Fotos: Andreas Riedmann
sep–okt 2019
falstaff
97
cover / REZEPTE
98 falstaff sep–okt 2019
KOREA
ZUCCHINI »SEON« |
KAROTTEN-BRIOCHE | GETROCKNETER
ANCHOVIS-SUD
(FÜR 4 PERSONEN)
ZUTATEN FÜR ZUCCHINI »SEON«
3 grüne Zucchini (Enden gerade abgeschnitten)
2 gelbe Zucchini
50 g französische Salzbutter
25 g Fond aus getrockneten Anchovis
25 g Venusmuschelfond
3 g Salz
3 g Zucker
3 g getrocknete, gesalzene Shrimps
1 g koreanische Yeondu-Sojasauce
ZUBEREITUNG
– Die grünen Zucchini gerade abschneiden und
ungeschält längs in 1,5 mm dünne Streifen
schneiden.
– Die gelben Zucchinistreifen längs halbieren und je
einen kleinen Streifen der Kerne herausschneiden.
– Jeweils 6 grüne Zucchinistreifen und 10 gelbe
Zucchinistreifen abwechselnd zu einem Stapel
schichten. Dabei mit einem grünen Zucchinistreifen
beginnen, darauf je 2 Streifen gelbe Zucchinistreifen
legen, sodass die langen Seitenränder
genau aufeinanderliegen. Insgesamt 2 Stapel mit
abwechselnd grünen und gelben Zucchinistreifen
anrichten und die kurzen Seitenränder gerade
abschneiden.
– Für den Butterfond Salzbutter, Anchovis- und
Venusmuschelfond, Salz, Zucker, Shrimps und
Yeondu-Sojasauce vermengen und erhitzen. Sobald
die Butter geschmolzen ist, alles mit dem
Stabmixer zu einer Emulsion aufmixen.
– Die vorbereiteten Zucchinistapel nebeneinander
in einen Vakuumierbeutel legen, 60 g Butterfond
zugeben und vakuumieren.
– Diese Zucchiniterrinen im heißen Wasserbad bei
konstant 80 °C 30 Minuten garen. Vor dem Anrichten
längs halbieren, akkurat zuschneiden und
jeweils mit der Schalenseite nach oben zu einem
eng anliegenden Bogen formen.
– Die Zucchini »Seon« im Dampfgarofen bei 90 °C
1 Minute erhitzen und anrichten.
ZUTATEN FÜR KAROTTEN-BRIOCHE
5 g Trockenhefe
25 g lauwarmes Wasser
105 g Vollmilch
285 g feines Hartweizenmehl
4 g Lecithin
6 g Pektin
115 g Vollei
150 g Butter
45 g Zucker
6 g Salz
Karotten-Kürbis-Mus, zum Füllen
Karotten-Kürbis-Pulver, zum Bestäuben
ZUBEREITUNG
– Die Trockenhefe im lauwarmen Wasser auflösen
und bei Raumtemperatur 20 Minuten
ruhen lassen.
– Milch zugeben und verrühren. Hartweizenmehl, Lecithin
und Pektin trocken vermischen und zugeben.
– Das Ei zugeben und alles zusammen zu einem
glatten Teig verkneten. Zum Schluss Butter,
Zucker und Salz unterkneten und den Teig
3 Stunden im Kühlschrank gehen lassen.
– Aus dem Briocheteig kleine Kugeln formen
und diese mit Karotten-Kürbis-Mus füllen.
Die Teigkugeln in die Mulden einer Silikonbackmatte
setzen und zugedeckt 90 Minuten
gehen lassen.
– Anschließend mit Wasser besprühen, mit Karotten-
Kürbis-Pulver bestäuben und dann im Backofen bei
170 °C ca. 12 Minuten backen.
ZUTATEN FÜR ANCHOVIS-KÜRBIS-SUD
300 g Butternuss-Kürbis
300 g koreanische Dashibrühe aus getrockneten
Anchovis
10 g Weißwein-Reduktion
20 g klarer Kirschtomatenfond
1 g koreanische Yeondu-Sojasauce
1 g Salz
0,3 g Xanthan
etwas Basilikum
1 Thymianzweig
ZUBEREITUNG
– Den klein geschnittenen Butternuss-Kürbis und
die Dashibrühe vakuumieren und im heißen
Wasserbad bei konstant 100 °C sehr weich garen.
Alles in ein Tuch füllen, in eine Schale abtropfen
lassen und anschließend etwas einkochen lassen.
– 140 g des Anchovis-Kürbis-Fonds zusammen mit
der Weißwein-Reduktion, dem klaren Kirschtomatenfond,
der Yeondu-Sojasauce, Salz und
Xanthan mixen.
– Den Sud aufkochen und vom Herd nehmen. Das
Basilikum und den Thmyianzweig zugeben und
zugedeckt kurz ziehen lassen. Den Sud passieren
und warm anrichten.
ZUTATEN FÜR DAS ANRICHTEN
Olivenöl
frisch gepresster Zitronensaft
Salzflocken
4 Viola-Blüten
4 Streifen getrocknete Kürbisblüten
ANRICHTEN
– Je 1 Zucchini »Seon« mittig auf 4 tiefe Teller
setzen. Etwas Olivenöl mit etwas frisch gepresstem
Zitronensaft emulgieren und die Zucchini
»Seon« damit betupfen und mit Salzflocken
bestreuen.
– Je 1 Karotten-Brioche mit je 1 Viola-Blüte und je
1 Streifen getrocknete Kürbisblüte garnieren und
daneben setzen.
– Bei Tisch etwas lauwarmen Anchovis-Kürbis-Sud
angießen.
FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG
2016 Ihringen Hinter Winklen Gras im Ofen
Weißburgunder GG, Weingut Dr. Heger
Dieses Gericht ist von der Frische des Gemüses,
von der Salzigkeit der Anchovis und von der Süße
von Karotte und Kürbis geprägt – es benötigt
einen Weißen, der die Brücke von mineralischer
Eleganz zur Kraft schlägt, wie dieser Weißburgunder
vom Vulkangestein.
weinhandlung-drexler.de, € 34,–
Fotos: Red Bull Content Pool
Rezept von Mingoo Kang
»Mingles«, Seoul, Südkorea
Er ist gerade Anfang 30, aber in Korea und auch darüber hinaus bereits ein Koch mit
herausragendem Ruf. Nachdem er der jüngste Küchenchef im »Nobu« auf den Bahamas
wurde, kehrte er in seine Heimat zurück, um hier etwas ganz Neues zu schaffen. Seine
Menüs sind eine Hommage an die koreanische Küche seiner Kindheit und an das Neue, das
er seinen Gästen näherbringen möchte.
sep–okt jun 2018 2019
falstaff
99
cover / REZEPTE
VIETNAM
BOUILLABAISE INDOCHINE
(FÜR 4 PERSONEN)
ZUTATEN FÜR DIE SUPPE
500 g Fischgräten
100 g Markbeinknochen
50 g Fischsauce
50 g Tomatenmark
100 g Tomaten Ramati, gewaschen und geviertelt
100 g Zwiebeln, geschält und geviertelt
100 g Tamarinden-Paste, feucht
50 g Knoblauchzehen, geschält und halbiert
50 g Ingwer, geschält und in Scheiben geschnitten
20 g Salz
18 g Palmzucker
2,2 l kaltes Wasser
Gewürze (Zimtstangen, Lorbeerblätter,
Kaffirlimettenblätter, grüner Kardamom, Fenchelsamen,
Koriandersamen, Sternanis, Gewürznelken)
ZUBEREITUNG
– Fischgräten und Markbeinknochen gut mit Wasser
spülen, bis das Wasser klar ist. Anschließend
mit den restlichen Zutaten in einen großen Topf
geben und mit kaltem Wasser auffüllen.
– Die Suppe bei schwacher Hitze langsam zum Sieden
bringen. Dabei zwischendurch den Schaum,
der sich an der Oberfläche bildet, mit einer Kelle
oder einem Sieb abschöpfen. Es empfiehlt sich
eine Siedezeit von circa 3 bis 4 Stunden – je länger
die Garzeit, umso intensiver das Aroma der
Suppe.
– Anschließend durch zwei übereinandergelegte
Passiertücher abtropfen lassen. Das Resultat
sollten 2 Liter relativ klare Brühe sein. Falls die
Suppe während der Kochzeit zu stark reduziert
ist, wieder mit Wasser auf insgesamt 2 Liter
auffüllen.
ZUTATEN FÜR DIE SUPPENEINLAGE
200 g Karotten, gewürfelt (ca. 5 mm)
100 g Peperoni, gewürfelt (ca. 5 mm)
100 g Fenchel, in dünne Streifen gehobelt
100 g Lauch, in schmale Streifen geschnitten
50 ml Sesamöl
100 g Lachsfilet, gewürfelt (ca. 1 bis 2 cm)
100 g Thunfisch, gewürfelt (ca. 1 bis 2 cm)
100 g Kabeljau, gewürfelt (ca. 1 bis 2 cm)
100 g Muscheln, ganz oder Muskel ausgelöst
(Miesmuscheln und Venusmuscheln)
100 g Garnelen, geschält und längs halbiert (alternativ
können Flusskrebse oder andere Krustentiere
verwendet werden)
Pfeffer, Salz
ZUBEREITUNG
– Das Gemüse in einem heißen Wok mit Sesamöl
kurz andünsten, mit Salz und Pfeffer abschmecken
und auf einem Blech auskühlen lassen.
– Fisch, Muscheln und Garnelen in einem kochfesten
Gefäß mit einem Teil der kochend heißen
Brühe begießen und 2 bis 3 Minuten ziehen lassen.
– Nun das gedünstete Gemüse auf fünf Suppentellern
oder -bowls in der Mitte des Tellers verteilen,
den gegarten Fisch, die Muscheln und die
Garnelen auf dem Gemüse anrichten und das
Ganze mit der Suppe angießen.
ZUTATEN FÜR DAS BAGUETTE MIT
CHILI-MAYONNAISE
180 ml Sonnenblumenöl
1 EL Schalotten, fein geschnitten
1 Knoblauchzehe, gehackt
Gewürze (Chilipulver, geräucherter Paprika,
2 Lorbeerblätter)
15 ml Weißwein
15 ml Speiseessig
1 TL Senf
Saft von 2 Limetten
30 ml Sojamilch
1 Stück Baguette, in ca. 2 cm dicke Scheiben
geschnitten
etwas Öl
Pfeffer, Salz
ZUBEREITUNG
– Für die Chili-Mayonnaise das Sonnenblumenöl in
einer Pfanne erhitzen, die Schalotten, den Knoblauch
und die Gewürze kurz darin andünsten.
– Mit Wein und Essig ablöschen und 5 bis 10 Minuten
köcheln lassen. Die Reduktion durch ein mittelfeines
Sieb abpassieren und die aufgefangene
Flüssigkeit abkühlen lassen.
– Die kalte Reduktion mit Senf, Limettensaft und
Sojamilch bei mittlerer Stufe in einem Mixbecher
mixen und dabei das restliche Öl langsam
hinzufügen, bis eine homogene dickflüssige
Mayonnaise entsteht.
– Für das geröstete Baguette die Baguette-
Scheiben mit etwas Öl in einer Pfanne
beidseitig anrösten.
– Die Mayonnaise zum Anrichten in eine
kleine Schüssel geben.
ZUTATEN FÜR DEN KRÄUTERTELLER
100 g Sojasprossen
5 Limetten-Spalten
2 bis 3 kleine rote Chilis, in feine Scheiben
geschnitten
1 Bund Koriander, vom Stängel gezupft
1 Bund Pfefferminze, gezupft
1 Bund Thai Basilikum, gezupft
ZUBEREITUNG
– Sojasprossen, Limetten-Spalten und rote Chilis
auf einem kleinen Teller nebeneinander drapieren.
– Die Kräuter mischen und daneben anrichten.
FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG
2018 Scharzhofberger Riesling Kabinett,
Weingut von Hövel
Pikanz und eine Spur Süße – der Idealfall für
einen verspielt-fruchtigen Riesling. Der Scharzhofberger
Kabinett von der Saar unterstreicht die
ätherische-würzige Feinheit der Bouillabaisse.
vicampo.de, € 19,90
Rezept von Pascal Jörg
»Coming Soon«, Zürich, Schweiz
»Sooner or later« finden alle Schweizer Liebhaber
der vietnamesischen Küche ihren Weg ins »Coming
Soon«, das so gar nicht zürichtypisch ist,
sondern eher an einen Hot(s)pot in Downtown
New York erinnert. In diesem Melting Pot, in dem
die Küche Vietnams neu interpretiert wird, kocht
Pascal Jörg und entführt seine Gäste in ein
neues kulinarisches Universum.
Fotos: Christoph Rada
100 falstaff sep–okt 2019
sep–okt jun 2018 2019
falstaff
101
cover / REZEPTE
102 falstaff sep–okt 2019
CHINA
WASABI-KAISERGRANAT
(FÜR 4 PERSONEN)
ZUTATEN FÜR DEN KAISERGRANAT
10 Kaisergranatschwänze
100 ml Gogi-Tempurapulver, mit Wasser angerührt
Fett zum Frittieren
ZUBEREITUNG
– Kaisergranatschwänze entdarmen, waschen
und trocken tupfen.
– Durch das Gogi ziehen und 4 Minuten im 185 °C
heißen Fett frittieren.
ZUTATEN FÜR DIE GRÜNEN REISFLAKES
30 g grüne Reisflakes
Fett zum Frittieren
Cornish Sea Salt
ZUBEREITUNG
– Die Reisflakes einige Sekunden im 185 °C heißen
Fett frittieren.
– Anschließend auf ein Küchentuch geben, trocken
tupfen und sofort mit Cornish Sea Salt würzen.
ZUTATEN FÜR DAS MANGO-GEL
150 ml Nam-Dok-Mai-Mangopüree
150 ml Passionsfruchtpüree
3 g Agar-Agar-Pulver
ZUBEREITUNG
– Die Pürees zusammen aufkochen, das Agar-Agar-
Pulver einrühren und 3 Minuten köcheln lassen.
– Die Masse in eine Schüssel füllen, auskühlen
lassen und im Thermomix zu einem glatten Gel
mixen. Das Gel in eine Spritzflasche füllen.
ZUTATEN FÜR DIE MUSHI-SAUCE
3 L Läuterzucker
1,6 l Thailändische Fischsauce
200 g Knoblauch, geschält und fein gehackt
500 g rote Peperoni, fein gehackt
100 ml Essigessenz
50 g Cornish Sea Salt
900 ml Wasser
ZUBEREITUNG
– Alle Zutaten zu einer Sauce aufkochen, vom Herd
ziehen und auskühlen lassen.
– Mit dem Stabmixer 3 Minuten durchmixen.
ZUTATEN FÜR DIE VINAIGRETTE
200 ml Mushi-Sauce
150 ml Lemon Squash von Rose’s
150 ml Reisessig
50 ml Limettensaft
etwas Xanthan
150 g Karotten, geschält und fein gewürfelt
150 g unreife Thai-Mango, geschält und
fein gewürfelt
70 g Ingwer, geschält und fein gewürfelt
15 g Korianderstängel, fein geschnitten
ZUBEREITUNG
– Alle Flüssigkeiten verrühren und mit Xanthan
leicht binden.
– Im Anschluss die übrigen Zutaten unter die
Vinaigrette rühren.
ZUTATEN FÜR DIE WASABI-MAYONNAISE
100 g japanische Mayonnaise
40 g frisches Wasabi
1 EL grüne Chilisauce
1 EL grüner Tabasco
ZUBEREITUNG
– Alle Zutaten miteinander verrühren.
ZUTATEN FÜR DAS ANRICHTEN
pro Person je
4 Stängel Ghoa Cress
2 EL Wasabi-Mayonnaise
ANRICHTEN
– Etwas Vinaigrette mittig auf den Teller
geben.
– Den Kaisergranat darauflegen und darauf
wiederum etwas Wasabi-Mayonnaise geben.
– Die grünen Reisflakes darüberstreuen und
mit der Ghoa Cress garnieren.
FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG
2015 Clos du Paradis Auxerrois Barrique,
Château Pauqué, Abi Duhr, Luxemburg
Ein würziger Auxerrois, der mit milder Säure und
zarter Süße aufwartet – und damit dem ebenso
scharfen wie süß-sauren Gang standhält.
weine-spirituosen-spies.de, € 37,50
Rezept von Tim Raue
»Restaurant Tim Raue«, Berlin, Deutschland
Mit asiatisch inspirierter Küche hat sich Tim Raue an
die Spitze des deutschen Gourmet-Olymps gekocht.
Seit der Eröffnung im Juli 2010 wurde das »Restaurant
Tim Raue« mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet
und zählt damit zu den besten des Landes. Auf der
Liste der »The World’s 50 Best Restaurants« belegt es
Platz 37 und ist damit das einzige deutsche Restaurant
in den Top 50.
Fotos: beigestellt
sep–okt 2019
falstaff
103
cover / ABENTEUER ASIEN
Landschaftliche Schönheit und
uralte Traditionen prägen große
Teile Südostasiens.
SO SCHMECKT
<
Fotos: Shutterstock
104 falstaff sep–okt 2019
ASIEN TEXT
Wer Asiens Küche nur mit
All-you-can-eat-Buffets,
Running Sushi und
knuspriger Ente abtut,
entzieht sich einer Welt
voller kulinarischer Schätze
und ausgeklügelter
Zubereitungsmethoden,
die an Perfektionstrieb und
Liebe zum Detail kaum
zu übertreffen ist.
TOBIAS MÜLLER
sep–okt 2019
falstaff
105
cover / ABENTEUER ASIEN
Chan Yan-tak war eigentlich
schon in Pension, als das
»Four Seasons Hongkong« ihn
für das Hotel-Restaurant
»Lung King Heen« wollte.
Dank ihm hält das Haus
seit Jahren drei
Michelin-Sterne.
Die asiatische Küche gibt es
nicht. Asien ist der mit
Abstand größte Kontinent mit
den mit Abstand meisten
Bewohnern (60 Prozent aller
Menschen leben hier) und kulinarisch ein
unendlich reiches, vielfältiges Universum.
Wir mussten und wollten uns daher
beschränken. Wenn wir von Asien sprechen,
dann meinen wir nur jenen Teil dieser riesigen
Welt, in der das Essen oft nach Ingwer,
Frühlingszwiebel und Koriander schmeckt,
nach Soja- und Fischsauce und Shrimp-Paste.
Wo es statt täglich Brot Nudelsuppen
und im Wok gebratene Gerichte gibt.
Wir haben uns auf fünf Länder konzentriert:
China, Japan, Korea, Thailand und
Vietnam. Das hat einen einfachen Grund:
Wir glauben, dass die Küchen dieser Länder
unser Essen in den vergangenen Jahren
mehr geprägt und verändert haben als
andere. Soja- und Fischsauce stehen in vielen
privaten Küchen wie selbstverständlich
neben Essig und Olivenöl, Koriander und
Ingwer werden so selbstverständlich verwendet
wie vor 30 Jahren Petersilie und
Bohnenkraut. Während vor 50 Jahren so
gut wie jedes Spitzenrestaurant zwischen
Los Angeles und Moskau französisch
Im »Lung King Heen«
wird kantonesisch gekocht.
Chan Yan-tak besorgt
die Zutaten gern selbst auf
Hongkongs Märkten.
kochte, sind mittlerweile zahlreiche Japaner,
Chinesen, Koreaner oder bunte
Mischungen in die Königsklasse vorgestoßen.
Und selbst dort, wo nicht explizit asiatisch
gekocht wird, haben einst obskure
Zutaten wie Miso oder Techniken wie Ike
Jime, die japanische Kunst des Fischschlachtens,
Einzug gehalten.
JAPAN ALS VORREITER
Die einflussreichste Küche für die europäische
Haute Cuisine war wahrscheinlich
jene Japans: Ab den 1960er-Jahren, vielleicht
schon etwas früher, reiste zuerst die
französische, dann die amerikanische
Kochelite gen Osten auf die Insel und
brachte von dort viele jener Ideen zurück,
die als Nouvelle Cuisine in die Kulinarik-
Geschichte eingehen sollten: Leicht und
bekömmlich soll Essen sein, nicht die Portionen
sollten groß sein, sondern die Auswahl,
und statt den immer gleichen Zutaten
sollten die Rezepte mit den Jahreszeiten
wechseln.
Ein paar Jahrzehnte später waren es dann
vor allem skandinavische Köche, die sich in
Japan Inspiration holten, etwa in der Kunst
der fermentierten Würzsaucen und Pasten
oder die Idee, dass potenziell alles köstlich
ist, nicht nur Delikatessen aus Frankreich,
bis hin zu Moos, Seegras und Ameisen. Sie
waren damit so erfolgreich, dass das alles
als »New Nordic Cuisine« gefeiert wurde.
Zu vielem hätte man auch »Old Japanese
Wisdom« sagen können.
Japan selbst wiederum verdankt viel von
dem, was sein Essen so toll macht,
ursprünglich den Chinesen – auf der Insel
wurde es dann weiterentwickelt und verfeinert.
Die Chinesen waren die Ersten, die
Sojabohnen anbauten und daraus Tofu,
Sojasauce und Würzpasten machten. Die
Ersten, die das Schwein domestizierten, die
Tee tranken und aus Mehl Nudeln walkten,
sie in Suppe statt nur in Sauce servierten
oder die ihr Essen blitzschnell im Wok brieten.
Wer Asiens Esskulturen verstehen will,
kommt nicht umhin, sich mit China zu
beschäftigen – bis heute ist das Essen zwischen
Bangkok und Manila mindestens so
stark von China geprägt wie jenes Europas
von Frankreich.
In Europa und den USA wurde lange nur
eine sehr entschärfte, angepasste Version
Fotos: beigestellt Karte: Stefanie Hilgarth
106 falstaff sep–okt 2019
dieser großen Küche(n) serviert. In den vergangenen
Jahren hat sich das aber langsam
geändert. Einwandererkinder der zweiten
und dritten Generation sperren höchst
erfolgreich einen neuen, bisher unbekannten
Typ des China-Restaurants auf: Hier
gibt es keine billigen Mittagsbuffets mit
Sushi und knuspriger Ente, stattdessen wird
das kulinarische Erbe der Vorfahren stolz
präsentiert, modernisiert, weitergedacht
und mit westlichen Traditionen kombiniert
– mit fantastischen Ergebnissen.
DIE LUST NACH MEHR
Die Küchen Thailands, Vietnams und Koreas
sind in Kontinentaleuropa bisher noch
wenig über den Imbissstand hinausgekommen
– im angelsächsischen Raum hingegen
werden sie schon länger erforscht und gefeiert,
etwa von David Thompson, dem
Australier, der gelegentlich für das thailändische
Königshaus kocht, oder David
Chang, dem US-Koreaner, der derzeit einer
der einflussreichsten Köche der USA ist.
Wir hoffen, dass das bei uns auch bald passiert,
weil hier noch so viele kulinarische
Schätze da rauf warten, entdeckt zu werden.
Mit genau dieser Mission haben wir uns
auf den Weg durch Japan, China, Korea,
Thailand und Vietnam gemacht. Auf den
folgenden Seiten erzählen wir Ihnen von
vielen der tollen Dinge, die wir gefunden
haben. Und weil das nur ein winzig kleiner
Ausschnitt ist, hoffen wir sehr, dass er
Ihnen Lust darauf macht, sich selbst bald
auf den Weg zu machen.
<
sep–okt 2019
falstaff
107
cover / JAPAN
Das »Kitcho
Arashiyama« am
Stadtrand von
Kyoto bekam für
seine traditionelle
Kaiseki-Küche
drei Michelin-
Sterne verliehen.
DEN OS
108 108 falstaff sep–okt 2019
CHINA
JAPAN
Fotos: beigestellt
KOREA
TAIWAN
Tâi-oân
THAILAND
Es gibt wenige Orte auf der Welt, wo man so großartig
essen kann wie in Japan – von günstiger, aber fantastischer
Straßenküche bis hin zu Restaurants, wo man nur auf
Einladung des Chefkochs vorgelassen wird. TEXT TOBIAS MÜLLER
JAPAN
VIETNAM
Việt Nam
Japans Köche treiben ihre Kunst
auf die Spitze. Sie üben einfache
Techniken viele Jahrzehnte lang,
geben mitunter mehrere 100 Euro
für perfekte Früchte aus und
zählen statt vier stolze 72 Jahreszeiten.
Kein Wunder, dass das Essen hier einfach
besser schmeckt.
»Unterm Strich ist japanische Küche verführerisch
einfach. Sie hat nur zwei wesentliche
Zutaten: Dashi, ein sehr delikater
Fond aus Kombu und Katsuobushi, und
Shoyu, die japanische Sojasauce«, hat Shizuo
Tsuji, einer der wichtigsten japanischen
Kochbuchautoren, einmal geschrieben.
Zwei mindestens genauso wichtige Zutaten
hat er aber nicht erwähnt: Perfektion
und Stolz.
Spazieren Sie durch die kleinen Gassen
Kyotos mit ihren niedrigen Holzhäusern
und ducken Sie sich durch die niedrige
Holztür von »Yakitori Hitomi«, einem
Grilllokal. Der Grillmeister hier serviert
nicht einfache Hühnerspieße, sondern solche
mit Innenfilet oder Oberschenkel,
Leber, Magen, Flügelspitze oder Kniegelenk.
Er grillt sie über Binchotan-Kohlen,
die aus japanischer Eiche gemacht wurden,
die besonders heiß brennt. Und er macht
das seit geschätzten 30 Jahren jeden Tag.
Das Ergebnis schmeckt – man kann es
nicht anders sagen – grandios.
Oder fahren Sie nach Ginza, das Geschäftsviertel
im Herzen Tokios, und spazieren
Sie an der alten U-Bahn-Strecke
<
TEN KOSTEN109
sep–okt 2019 falstaff
cover / JAPAN
Yakitori ist
Grillkunst auf
höchstem Niveau –
zu probieren etwa
im »Hitomi« in der
alten Kaiserstadt
Kyoto.
Japaner unterscheiden
nicht nur vier, sondern bis
zu 72 Jahreszeiten – zu
jeder sind andere Zutaten
gerade auf dem Höhepunkt
ihrer Köstlichkeit.
Beim Kaiseki hört der
Perfektionismus nicht
beim Essen auf – auch
die Architektur, das
Geschirr und die
Aussicht müssen
passen, wie hier im
legendären »Kikunoi«
in Kyoto.
<
entlang, vorbei an Kneipen mit bunten
Neonschildern und Manga-Shops. Hinter
einer unscheinbaren Tür versteckt sich
»Daisin Harumi«, ein alteingesessener
Su shiladen. Jeden Tag steht der Chef um
vier Uhr auf, um den bestmöglichen Fisch
und Meeresfrüchte der Saison zu kaufen.
Der Reis, auf den er gebettet wird, wird in
einem Holzbottich mit einem Handfächer
auf die perfekte Temperatur gewedelt, das
Menü, das die Spezialitäten listet, vom Chef
persönlich zu Mittag handgeschrieben –
und ist mindestens so sehr Kalligrafie wie
Speisekarte.
EXTREME KULINARISCHE
SPEZIALISIERUNG
Die zwei Lokale mögen besonders gut
sein, sind aber keine Ausnahme. Anders
als im Westen ist in Japan eine extreme
kulinarische Spezialisierung entstanden:
Die meisten Restaurants servieren nur
eine Art von Essen. Es gibt Ramenläden
und Yakitori-Restaurants, Lokale, die nur
Tempura machen und Bars, in denen
nichts außer vergorene Tintenfischinnereien
in 50 verschiedenen Varianten auf der
Karte stehen. Entsprechend gut sind deren
Köche in ihrer jeweiligen Nische. Die einzigen
Universa listen sind Izakayas, die
Bier- und Sake- Kneipen, und Kaiseki-Restaurants
mit dem berühmten japanischen
Fine Dining.
Im Kaiseki wird die Perfektion auf die
Spitze getrieben. Es steht für vieles, was
die japanische Küche ausmacht: Es ist
radikal saisonal – das Wort ist hier nicht
wie bei uns zu einer leeren Hülle und
einem Synonym für Spargelzeit verkommen,
sondern heißt tagtäglich jene Zutat
servieren, die genau dann am besten ist.
Japaner unterscheiden daher auch nicht
vier, sondern 72 verschiedene kulinarische
Jahreszeiten. Was für die Zutaten gilt, gilt
auch für das Geschirr: Teller, Tassen und
Schüsseln wechseln mit der Jahreszeit.
Die Zutaten sind die Stars des Essens.
Ihre Schönheit und ihr Geschmack sollen
unterstrichen, nicht verändert werden.
Das Essen soll satt machen, aber keinesfalls
füllen, und auf dem Teller soll nicht
mehr liegen, als das Gericht unbedingt
braucht. Und die Perfektion hört nicht
beim Essen auf: Ein Menü in Japan ist ein
Gesamtkunstwerk, bei dem der Raum, der
Blick aus dem Fenster, das Blumenarrangement
und das Geschirr genauso wichtig
sind wie das Essen selbst.
Fotos: Irina Thalhammer, Shutterstock, beigestellt
110 falstaff sep–okt 2019
Die roten Lampignons vor den Läden
zeigen oft ein Ikzakaya, eine Sake- und
Bierkneipe an.
KEINE TIERE MIT VIER BEINEN
Seit im sechsten Jahrhundert der Buddhismus
mit chinesischen Mönchen nach
Japan kam, prägen dessen Speiseregeln die
Insel. Vegetarische Gerichte aus Gemüse
und Tofu sind weit verbreitet, wobei Letzterer
nicht nur aus Sojamilch, sondern
auch aus Sesam und Erdnüssen hergestellt
wird. Landtiere mit vier Beinen wurden
sehr lange kaum gegessen, Hühner sind bis
heute in der Küche wichtiger als Schweine
oder gar Rinder.
Die traditionelle japanische Küche gilt
daher als fettarm und leicht. Ein klassisches
Essen besteht aus Misosuppe, vergorenem
Gemüse und Reis. Toro – der fette
Bauch des Thunfischs – hingegen, der für
Westler heute als Inbegriff von luxuriösem
Sushi gilt, wurde in Japan bis vor 150 Jahren
gar nicht gegessen. Er wurde verächtlich
»Nekomatagi« genannt, übersetzt in
etwa »sogar die Katzen steigen darüber
hinweg«. Stattdessen waren die mageren
Teile heiß begehrt. Das berühmte Kobe-
Rind – dank seiner Genetik halb Fett, halb
Fleisch – wurde ursprünglich nicht gebraten,
sondern vor den Pflug gespannt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und teils
unter dem Einfluss amerikanischer
<
Misosuppe und
Tofu gehören seit
Jahrhunderten
zu Japans
kulinarischer
Kultur. Ramen
hingegen kamen
erst vor etwa
100 Jahren mit
chinesischen
Einwanderern.
sep–okt 2019
falstaff
111
cover / JAPAN
In typischen Lokalen tragen die
Gastgeberinnen nach wie vor
Kimono und begrüßen die Gäste
auf den Knien.
Die traditionelle Küche
Japans gilt als fettarm
und leicht. Ein klassisches
Essen besteht aus
Misosuppe, vergorenem
Gemüse und Reis.
<
Besatzungssoldaten hat sich das geändert.
Heute hat Japan mit den höchsten
Mayonnaise-Verbrauch der Welt, und in
vielen Tonkotsu-Ramenbars – der populären
Suppenvariante mit Schwein – enthalten
die Suppen gefühlt mehr Schmalz
als Wasser.
Das Land hat zwar nicht viel Fläche,
erstreckt sich aber über eine erstaunliche
Länge. Zwischen dem tropischen Süden
und dem arktischen Norden liegen mehr
Kilometer als zwischen Stockholm und
Neapel. Wenig überraschend sind die
Küchen der beiden Enden höchst unterschiedlich.
Ganz im Süden gibt es tropische
Früchte und Wildgemüse, während
der hohe Norden – erst sehr spät kolonisiert
– vor allem für seine fantastischen
Meeresfrüchte berühmt ist. So kommen
etwa die besten Uni (Seeigel) von hier.
Das Herz der japanischen Küche schlägt
nach wie vor in der alten Hauptstadt Kyoto,
in der bis heute die besten Kaiseki-
Tempel und Teehäuser zu finden sind: Ein
Besuch im »Kitcho Arashiyama« etwa ist
ein unvergessliches Erlebnis. Wie viele der
alteingesessenen Restaurants liegt es am
Rand der Stadt, wo der Wald beginnt und
sich die Jahreszeiten besonders schön
beobachten lassen. Wem es dort zu teuer
ist, der sollte unbedingt das »Ifuki« im
alten Vergnügungsviertel Gion probieren –
was der Chefkoch hier aus seinem traditionellen
Grill holt, ist unfassbar gut.
Tokio, die moderne Metropole, gilt als
das Zentrum der Sushi-Welt. Die richtig
guten Läden haben weder Website noch
Türschild, hier kann man nicht einfach
reservieren, sondern nur speisen, wenn
man von einem Stammgast eingeladen
oder empfohlen wird. Wem das nicht
gelingt, der spart sich zumindest viel Geld:
Ein solches Sushi-Mahl kann leicht weit
über 1000 Euro kosten. Andere High-End-
Fischtempel sind zugänglicher: Das »Sushiya
Ono« etwa und das legendäre »Sushi
Saito« haben beide englische Websites.
Daneben gibt es hier so ziemlich alles,
was sich andere Kulturen an Köstlichkeiten
ausgedacht haben: französische Haute Cuisine,
italienische Großmutterküche, amerikanische
Burger oder feinste Patisserie – in
Tokio ist alles meist noch einmal besser als
dort, wo es ursprünglich herkommt. Und
das liegt sicher nicht an Sojasauce und
Dashi, sondern an Perfektion und Stolz.
<
Fotos: Getty Images
112 falstaff sep–okt 2019
S.PELLEGRINO / promotion
ASIENS AROMEN
AUF DER ZUNGE
Einmal Asien und zurück. Alles eine Frage der Aromen –
und des richtigen Mineralwassers. Tim Raue über die
asiatische Küche und das Spiel mit den Geschmäckern.
Fotos: Jörg Lehmann, Nils Hasenau, Tilman Schenk
J
apan, Vietnam, China, Thailand –
wenn diese Namen fallen, hat man
sofort typische Geschmäcker auf
Zunge. Einer, der sich der panasiatischen
Küche verschrieben hat, ist Tim
Raue. »Die Verwendung von Süße, Säure
und Schärfe hat mich auf Anhieb fasziniert«,
so der Sternekoch. Und ja, es gebe
sie, diese charakteristischen Lebensmittel:
»Wichtige Zutaten sind Koriander, Thai-Basilikum,
Zitronengras, Ingwer, Schalen und
Blätter von Limetten, Galgant und kräuterartiges
Stielgemüse, zum Beispiel Choi Sum,
Kai-lan und Pak Choi.« Ist das der Schlüssel
zu den Geheimnissen der asiatischen Aromen?
Ganz so einfach ist es nicht.
Schon wenn es um das Thema Schärfe
geht, herrschen Unterschiede. »In der japanischen
Küche gibt es beispielsweise nahezu
keine Schärfe, dafür steht die Harmonie der
einzelnen Aromen im Vordergrund.« Auch
in der vietnamesischen Küche wird relativ
wenig Chili verwendet. Hier setzt man auf
Fischsauce. »Anders als im Süden spielt die
thailändische Küche im Norden am plakativsten
mit der Süße reifer Früchte, der Säure
von Zitrusfrüchten und verwendet sehr
viel frische Chilis.«
Komplexität, Raffinesse, Sinn fürs Detail –
das beschreibt den kulinarischen Stil der asiatischen
Küche. Um diese Feinheiten perfekt
zur Geltung zu bringen, braucht es noch etwas:
die passende Getränkebegleitung. »Ich
trinke generell am liebsten Wasser – egal ob
in Asien oder im europäischen Restaurant.
Aber auch erfrischende Rieslinge aus
Deutschland passen ganz gut. Kalifornische
Chardonnays und Rotweine sind aufgrund
ihrer Dichte eine schöne Ergänzung zur chinesischen
Küche, und Sake eignet sich hervorragend
im Rahmen der Fusionsküche.
Aber bitte immer auf die Qualität achten.«
Genauso ist auch beim Mineralwasser die
Wahl entscheidend. Denn ein neutral mineralisiertes
Mineralwasser bringt einzelne
Nuancen der Speisen ideal zur Geltung.
Und gerade die sind ja entscheidend für das
Geschmackserlebnis. Tim Raue hat beim
Wasser klare Favoriten: »Ich bevorzuge
sprudelndes S.Pellegrino bei kräftigen Speisen
aus der thailändischen und chinesischen
Küche, um mir mit dem Trinken immer
wieder den Gaumen erfrischen zu können.
Das stille Acqua Panna finde ich super für
japanische Gerichte und die vietnamesische
Küche, da es mit seiner Eleganz den Mundraum
umspielt und ein fließendes Geschmacksempfinden
zulässt.«
INFO
Weitere Infos zu S.Pellegrino unter:
sanpellegrino.com
sep–okt 2019 falstaff 113
cover / VIETNAM
VIETNAM
PHO´
DIE KUNST DER SUPPE
Mit chinesischem Ingwer und
französischem Baguette ist
Vietnams Küche ein globales
Potpourri. Die frische Ph ’o´
hingegen erzählt die
Geschichte des eigenen
Landes wie keine andere und
breitete sich als trendige
Nudelsuppe auf der Welt aus.
TEXT JÜRGEN SCHMÜCKING
Zwei Seelen wohnen in der kulinarischen
Brust Vietnams. Die
tausendjährige Besatzung durch
China hat in der Küche Nordvietnams
deutliche Spuren hinterlassen.
Die großzügige Verwendung von
Ingwer, schwarzem Kardamom und fermentierten
Sojabohnen ist ebenso chinesischen
Ursprungs wie das Dämpfen und das Braten
im Wok. Andere Besatzer haben andere
Elemente und Sitten beigesteuert. Kaffee
und Baguette (Vietnam ist tatsächlich das
einzige Land Südostasiens, in dem es respektables
Baguette gibt) gehen zurück auf
die Franzosen und ihre hundertjährige
Kolo nial episode. Und mit dem Fall von
Saigon und dem Rückzug der Amerikaner
stand dem Siegeszug der Ursuppe Vietnams
um die Welt nichts mehr im Wege. Die
Kunst des Krieges? Sunzi? Mitnichten.
Der Weg der Suppe ist ein friedlicher.
Die Küche Vietnams ist geprägt von
Leichtigkeit und Harmonie. Und von einer
Frische, die die Grundlage von beidem ist.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Ph’o´. Mit ihr
beginnt und endet der Tag. Sie ist das Alpha
und das Omega der vietnamesischen Küche.
Sie erzählt die Geschichte des Landes, und
in keinem anderen Gericht bilden sich die
Unterschiede zwischen dem Norden und
dem Süden Vietnams klarer und deutlicher
ab als in dieser Nudelsuppe.
Sicher ist, dass die Ph’o´ um die Jahrhundertwende
in den Straßen Saigons auftauchte,
also zur Zeit der französischen
Besatzung. Straßenhändler zogen damals
vor Sonnenaufgang durch die noch dunklen
Gassen der Stadt und versorgten sowohl die
Fotos: Stock Food, Getty Images, Christian Berg for Mott Visuals
114 falstaff sep–okt 2019
Die Ph’o´ Bo ist
der Klassiker mit
Rindsuppe, Reisnudeln
und Rindfleisch.
In Hanoi hat die
Bún Cha’ ihren
Ursprung –
mit gegrilltem
Schweinefleisch,
Reisnudeln und
natürlich der
aromatischen
Suppe.
Der bereits angesprochene Unterschied
zwischen Nord- und Südvietnam spiegelt sich
auch in verschiedenen Rezepturen wider. Diese
Unterschiede haben zwar natürliche, vor
allem klimatische Gründe, spielen aber weit
in die Gesellschaft hinein. Im gebirgigen
Yunnan-Hochland im Norden des Landes
herrscht subtropisches Klima mit differenzierten
Jahreszeiten, die Ph’o´ ist deutlich karger
als im Süden mit seiner tropischen Fülle.
Die Standardversion, die man morgens in
einem Ph’o´ bekommt (die Lokale, in denen
sie geschöpft wird, heißen wie die Suppe
selbst) ist Ph’o´ Bo, also mit Rindfleisch. Die
unverrückbaren Konstanten der Zubereitung
sind: Rindsuppe, Reisnudeln und das
Rindfleisch. Der Rest ist Freistil und bildet
in der Regel die kulinarische Sozialisation
des Kochs, die Geschichte der Familie oder
einfach das ab, was auf dem Markt gerade
verfügbar ist: Sternanis, Knoblauch, Ingwer,
schwarzer Kardamom, Fischsauce, frische
Koriander-, Basilikum- oder Minzeblätter.
Es funktioniert (fast) immer. Christoph
Neidhart schreibt in seiner Kulturgeschichte
der Nudel über die Ph’o´: »Eine gelungene
Ph’o´ ist Frühstück gewordene Heiterkeit.
Eine Harmonie von salzig, süß, sauer
und pikant.«
Womit wir bei einem weiteren – wesentlichen
– Element der vietnamesischen Küche
sind: den frischen Kräutern. Kaum eine andere
Küche dieser Welt geht derart verschwenderisch
mit frischem Koriander, Ingwer oder
Zitronengras um wie die vietnamesische. Sie
erreicht damit nicht nur eine beeindruckende
geschmackliche Vielfalt, die Kräuter bilden
auch die Basis für jene Frische, für die die
Küche so bekannt ist. Wir finden sie wieder
in Bánh Cu´ôn, den herrlich delikat gefüllten
Rollen aus Reispapier, in Bún Ch’a, den legendären
Streetfood-Laberln aus Schweinsfaschiertem,
karamellisiertem Bauch und (in
der Regel) einem derart köstlichen Dip, dass
einem das Herz aufgeht: Fischsauce, Papaya,
Zucker, Knoblauch und frisch gepresster
Limettensaft. Und Chili – für jeden so viel,
wie er zu vertragen glaubt.
Es gibt übrigens noch eine Sache, die man
keinesfalls auslassen sollte, wenn man schon
einmal in Hanoi und Umgebung unterwegs
ist: Cà Phê Trú´ng – Kaffee mit Eigelb und
Kondensmilch. Klingt extravagant, schmeckt
aber äußerst gut. Und hilft dabei, die ersten
Schritte aus der eigenen kulinarischen Komfortzone
zu machen. Das wiederum kann in
Vietnam sehr hilfreich sein. Denn auch die
Vietnamesen leben nicht von Ph’o´ allein.
<
Arbeiter, die sich bereits auf den Weg in
ihre Werkstätten machten, als auch Nachteulen
mit heißer Ph’o´. Für die einen war sie
nährendes und stärkendes Frühstück, das
ihnen Kraft für ihr Tagwerk gab, die anderen
versuchten, im wohligen Dampf der
Ph’o´ die Ereignisse der Nacht zu vergessen.
Ph’o´, das sind eigentlich die Nudeln,
Reisnudeln, um genau zu sein. In manchen
Dörfern oder – wenn man Glück (und
etwas Mut) hat – auch in Garagen oder
Hinter höfen abseits urbaner Zentren kann
man Frauen beim Reisnudelmachen beobachten.
Sie zerstampfen aufgeweichten Reis,
der im Dampf zu einer zähflüssigen Masse
verkocht wird. Danach wird mit einem
Tuch das Wasser abgepresst, die gewalzten
Nudeln werden noch einmal gekocht und
danach getrocknet.
Das
»InterContinental
Danang Sun
Peninsula«
beherbergt mit
dem »La Maison
1888« ein
Restaurant der
Spitzenklasse
in Đà Nang. Auf
der Speisekarte
stehen vor allem
französische und
vietnamesische
Gerichte.
sep–okt 2019
falstaff
115
cover / CHINA
Das »Ultraviolet« in Shanghai ist der Inbegriff
der Luxusküchen. Wer hier einen Tisch
reservieren will, muss mit Wartezeiten
von bis zu einem halben Jahr rechnen.
CHINA
DIE VERKOSTUNG
DER WELT
Von Yakbuttertee bis Meeresschnecken, von Quallensalat bis gedämpftem Fischkopf: Es gibt
wenige Orte, wo die Welt so umfassend verkocht und köstlich gemacht wird wie in China.
Acht große Küchen zählt das Land offiziell – und das ist nur der Anfang.
TEXT TOBIAS MÜLLER
Fotos: Jonathan Leijonhufvud, Getty Images, Shutterstock, beigestellt
116 falstaff sep–okt 2019
Es wäre ganz leicht, eine Chinareise
nur rund ums Essen zu
planen. In Hongkong können
Sie ganze Vormittage in dunklen
Dim-Sum-Schuppen verbringen
und sich durch gedämpfte Teigtaschen,
Kutteln und Hühnerfüße kosten,
während Sie Wasserdampf und der Duft
nasser Bambuskörbe umwehen; nachmittags
schlemmen Sie Char Siu, das berühmte
Barbecue, bei dem die Haut der Tiere so
knusprig wird wie Pergament; und abends
warten Weltklasse-Restaurants wie das
»The Chairman«, aktuell Nummer 41 auf
der »World’s 50 Best«-Liste.
In Chengdu, der Hauptstadt Sichuans,
können Sie die ganze Nacht lang Feuertopf
essen, eine Art Fondue, auf dem eine
fingerdicke rote Schicht Chiliöl schwimmt
und das die Lippen und die Zungen leicht
betäubt und prickeln lässt vom Sichuanpfeffer,
oder Sie probieren einen berühmten
lokalen Snack: scharfe gebratene
Hasenköpfe.
Entlang der Küste, etwa in den Hafenstädten
Xiamen und Whenzhou, wird
jedes nur erdenkliche Meerestier serviert:
Wie in China üblich, stehen vor den
Restaurants Dutzende Aquarien, Kübel
und Eimer, in denen Fische schwimmen,
Muscheln Wasser spritzen und Schildkröten
ihre Hälse recken. Bei Bestellung werden
sie herausgefischt und ganz frisch
zubereitet.
Im tiefen Südwesten, in den tropischen
Bergen Yunnans, schmeckt das Essen
schon sehr nach Thailand oder Vietnam,
und ein paar Stunden weiter nordöstlich,
in den alten tibetischen Gebieten, trinken
Nomaden vor ihren Zelten Yakbuttertee.
In der Hauptstadt Peking können Sie
neben der berühmten Ente (unbedingt im
»Duck de Chine«!) Köstlichkeiten aus
allen Provinzen probieren – fast jede lokale
Regierung betreibt hier neben einer
politischen Vertretung auch ein Restaurant.
Und in der Weltstadt Shanghai gibt
es sowieso alles, was auf diesem Planeten
gut und teuer ist: Hier hat mittlerweile
eine Unzahl westlicher Starköche Michelin-besternte
Restaurants aufgesperrt. Am
spektakulärsten und gefragtesten ist derzeit
wohl das »Ultraviolet« von Paul
Pairet, eine Mischung aus Fine-Dining-
Restaurant und Virtual-Reality-Show.
<
Chengdu, die
Hauptstadt der
Provinz Sichuan, ist
für ihr scharfes Essen
berühmt. Viele
Gerichte werden hier
mit Sichuanpfeffer
verfeinert, der
angenehm prickelt
und die Lippen
betäubt.
Peking ist berühmt für die nach der
Stadt benannte Ente. Besonders edel
speist man sie im »Duck de Chine«.
Sie kommt hier in zahlreichen
Varianten auf den Tisch.
Der Feuertopf, die chinesische Form des Fondues, ist das
wahrscheinlich beliebteste Essen im Land.
Der Fischmarkt
in Xiamen stellt
Fischliebhaber
vor die Qual
der Wahl: Hier
wird jedes
erdenkliche
Meerestier
angeboten.
sep–okt 2019
falstaff
117
cover / CHINA
<
Wer chinesische Küche auf höchstem
Niveau erleben will, probiert die genialen
Kantonspezialitäten im »Imperial Treasure«.
Und wem das alles zu schick ist, der
geht einfach in eine x-beliebige Seitengasse.
Hier servieren Garküchen immer noch
handgezogene Nudeln mit getrockneten
Shrimps und Frühlingszwiebeln oder Xiaolongbao,
hauchdünne Teigtaschen voll
üppiger Krabbeneier.
Wer das alles probiert hat, weiß: Das war
nur der Anfang. Man hat immer noch bloß
an der Oberfläche der chinesischen Küche
gekratzt. Das Land ist ähnlich groß wie
Europa, es erstreckt sich von den schneebedeckten
Gipfeln des Himalaya bis in die
Dschungel Südostasiens, von den Wüsten
Zentralasiens bis an die Küste des nördlichen
Pazifik. Dazwischen leben mehr als
1,3 Milliarden Menschen: Neben der
Mehrheit, den Han-Chinesen, gibt es mindestens
50 verschiedene Minderheiten,
manche Muslime, andere Buddhisten oder
Christen. So groß und weit und vielfältig ist
dieses Land, dass die Chinesen es einst
schlicht »Tianxia« nannten: »Alles unter
dem Himmel«.
Seit das Reich besteht, beschäftigen sich
seine Gelehrten damit, wie die vielen verschiedenen
Küchen einzuteilen sind. Derzeit
gibt es offiziell 35 verschiedene Küchen,
von denen wiederum acht als die »großen
»The Chairman« in
Hongkong ist für seine
Krabbengerichte
berühmt und aktuell
die Nummer 41 auf der
»World’s 50 Best«-Liste.
Küchen Chinas« gelten: Sichuan, Hunan,
Kanton, Fujian, Zhejiang, Anhui, Jiangsu
und Shandong (das hat auch damit zu tun,
dass acht eine Glückszahl ist, weil es auf
Mandarin ähnlich klingt wie das Wort
Reichtum). Die Küchen und Einflüsse der
unzähligen Minderheiten, von den Uiguren
bis zu den Lao, sind da noch gar nicht
mitgezählt.
Bei aller Verschiedenheit gibt es ein paar
Dinge, die die allermeisten chinesischen
Küchen gemeinsam haben: So wie früher
auch in Europa wird Essen hier stets geteilt
– eine eigene Portion gibt es nur, wenn
jemand alleine schnell eine Nudel- oder
Reissuppe isst. Fleisch wird stets am Knochen
serviert, Fische oft mit Gräten – Chinesen
macht es nichts aus, sich für ein delikates
Stück Fleisch ein wenig zu plagen. Sie
zuzeln und nagen, saugen und schlürfen
gern – und spucken nicht essbare Reste
einfach aus.
Nose to tail ist vollkommen selbstverständlich,
Innereien gelten als Delikatessen
und der Kopf ist der teuerste, weil begehrteste
Teil vom Fisch. Essenstabus gibt es
dafür kaum: Von Eidechsen über Heuschrecken
bis hin zu Quallen wird alles verkocht
und mit erstaunlichem Geschick köstlich
gemacht. Das heißt allerdings nicht, dass
Chinesen vor nichts zurückschrecken: Vergammelte
Milch zum Beispiel (zu Deutsch:
Käse) finden die meisten ziemlich widerlich.
Das bedeutendste Tier für die chinesische
Küche ist das Schwein – das geht so weit,
dass auf Mandarin das Wort für »Schwein«
und »Fleisch« das gleiche ist und Vegetarier,
die in China im Restaurant »etwas ohne
Fleisch« bestellen, oft Lamm aufgetischt
bekommen. Das Tier ist so wichtig für die
chinesische Wirtschaft, dass die chinesische
Regierung eingefrorene Schweinehälften
bunkert – eine nationale Schweinereserve,
ähnlich wie in anderen Staaten Gold.
Als Schmelztiegel der Kulturen ist die pulsierende Metropole Hongkong zwischen Wolkenkratzern,
Glitzer und und Glamour auch kulinarisch eine Stadt der Superlative.
<
Fotos: Shutterstock, beigestellt
118 falstaff sep–okt 2019
cover / CHINA
Das gefeierte
»Imperial
Treasure«
bietet
kantonesische
Küche vom
Allerfeinsten,
unter anderem
in Singapur,
Hongkong und
Shanghai.
Mit fast 20 Millionen
Einwohnern ist
Shanghai eine der
größten Städten der
Welt – hier findet
man alles, von
Streetfood bis zu
höchstpreisiger
Spitzengastronomie.
Das »Fu He Hui«
in Shanghai hat
es mit seiner
vegetarischen
Zen-Küche auf
die Liste der
»50 Best
Restaurants«
geschafft.
Soja ist überall eine wichtige Proteinquelle,
sei es frisch, als Tofu oder Sojamilch.
Ingwer, Frühlingszwiebel und Sojasauce
sind allgegenwärtig, oft kommen noch chinesischer
Reiswein, Knoblauch und diverse
vergorene Gemüse hinzu. Nördlich des
Jangtse ist Getreide die wichtigste Kalorienquellle,
während südlich des großen Flusses
eher Reis gegessen wird. Apropos Reis: Viele
Besucher sind überrascht, dass sie in China
kaum Reis serviert bekommen. Bei
einem gehobenen chinesischen Essen oder
Bankett kommt er, wenn überhaupt, erst
ganz am Schluss des Mahls auf den Tisch,
für jene, die trotz des vielen Essens immer
noch Hunger haben.
Essen wird hier sehr ernst genommen
und war immer schon ein wesentlicher
Bestandteil der chinesischen Kultur. Chinesische
Dichter schwärmten bereits vor Jahrtausenden
von der Eleganz von Nudeln
oder dem Genuss einer Reissuppe an kühlen
Herbstabenden. Bis heute zeigt sich die
Bedeutung der Kulinarik in Redewendungen:
Chinesen begrüßen sich gern mit »Chī
le ma?«, was so viel wie »Hast du schon
gegessen?« heißt. »Iss meinen Tofu nicht!«
bedeutet »Schau mich nicht so lüstern an!«,
und »Du bist mein Fleisch nahe am Knochen«
ist eine andere Art dafür, »Ich hab
dich furchtbar gern« zu sagen.
In den vergangenen 60 Jahren hat es die
chinesische Kochkunst in China trotzdem
schwer gehabt. Die kommunistischen
Machthaber hielten nicht viel von Esskultur,
die sie als bourgeois verurteilten. Spitzenköche
(und ihre Arbeitgeber) wurden
vertrieben, Restaurants geschlossen, Farmen
verstaatlicht. Das allerbeste chinesische
Essen – aus qualitativ hochwertigen
Zutaten – bekommt man daher bis heute
oft außerhalb Chinas: in Taipeh, Hongkong
oder Singapur – überall dort, wo es schon
lange starke, chinesische Communitys gibt,
die von der Kulturrevolution verschont
geblieben sind.
Ganz langsam ändert sich das wieder.
Restaurants wie das »Dragon Well Manor«
nahe der alten Kaiserstadt Hanzhou oder
Köche wie der legendäre Chef Yu Bo in
Chengdu versuchen, wieder an die alte Größe
der chinesischen Küche anzuschließen –
oder sie gar weiterzuentwickeln. Wir hoffen
sehr, dass es ihnen gelingt.
<
<
Fotos: Yellow Studio Photodesign, Shutterstock, beigestellt
120 falstaff sep–okt 2019
Selection
Das Beste aus jedem Land.
Erlebe Reis!
ORYZA, der Hamburger Reisexperte,
unterstützt den Pianisten Florian Heinisch.
www.oryza.de
cover / KOREA
KOREA
WEIT MEHR ALS
Denkt man an die Kulinarik und die Küche Koreas, fällt
einem erst einmal Kimchi ein. Eventuell Bulgogi. Vielleicht
noch Reis. Aber so gesehen ist Korea vielleicht jenes Land,
in dem es am meisten zu entdecken gibt.
TEXT JÜRGEN SCHMÜCKING
Koreanischer Eintopf
mit Ente und Lauch.
Ein Tag am Noryangjin-Fischmarkt
ist ein Crashkurs in nonverbaler
Kommunikation. Die
Sprachen, mit denen wir (Westeuropäer)
uns gerne weltgewandt
geben, versteht hier niemand. Gesprochen,
gerufen und geschrien wird trotzdem.
Noryangjin ist kein hübscher kleiner Bauernmarkt,
sondern groß und chaotisch. Fischhändlerinnen
an kleinen Ständen bieten alles,
was das Meer hergibt, von Plankton und
Muscheln über Hummer und Königskrabben
bis zu den richtig großen Dingern. Wal und
Hai gibt es zwar nicht an jedem Stand, finden
wird man sie auf jeden Fall. Es dauert nur
länger. Weiter hinten dann wird der Geruch
deutlich strenger. In meterlangen Reihen steht
Kübel an Kübel, Dose an Dose mit verrottetem
Fisch in jeder erdenklichen Stufe des Zerfalls.
Hier spürt man zum ersten Mal den
Kontakt mit der kulinarischen Seele Koreas.
Der Clou auf diesem Markt: Man kauft
am Stand die frische Ware und bringt sie die
Stiegen hinauf in eine der Garküchen. Kaum
eine Viertelstunde später ist das Essen fertig.
Wer den gekauften Fisch roh will, sagt
»hoe« und bekommt alles, was er dem Koch
hinhält – filetiert, feinst geschnitten und mit
Kimchi, frisch geriebenem Wasabi, einer
(umwerfend köstlichen) fermentierten Bohnenpaste
(Doenjang) und einem stattlichen
Salatblatt, um alles einzuwickeln. Wer sich
am Markt vom eindrucksvollen Angebot an
Königskrabben beeindrucken ließ, bestellt
Bokkeumbap, ein großartiges Reisgericht
aus frittiertem Reis, Kimchi, Gemüse und
Krabbenfleisch. Angerichtet wird es im
Krabbenpanzer, auf Wunsch verfeinert mit
Aekjeot, einer intensiven Fischsauce.
Szenenwechsel. In den Süden des Landes,
in die Region Jangheung, unweit der koreanischen
Südküste am ostchinesischen Meer.
Im Norden Jangheungs liegen ein paar dicht
bewaldete Berge, wie der Jeamsan, der Sambisan
oder der Sajasan. Auf einem Hang des
Sajasan wachsen die Teesträucher von Heewon
Lee, einem der letzten Produzenten von
Cheongtaejeon. Die Lichtung am Berghang
hat etwa die Größe eines Fußballfelds, üppig
Fotos: Stockfood, Shutterstock
122 falstaff sep–okt 2019
KIMCHI
bewachsen mit wildem Tee. Die Ernte (Ende
April bis Ende Mai) ist langwierig, mühsam
und gefährlich. Die geernteten Blätter werden
kurz aufgekocht und dann – sobald sie
ihre Farbe verändert haben – in einem Mörser
zerstampft. Der Geruch in den Räumen,
in denen das passiert, brennt sich unauslöschlich
ins Gedächtnis ein. Es ist ein voller,
intensiver, ausdrucksstarker, frisch-vegetabiler
Duft, geprägt von fruchtigen Tönen. Die
durch das Mörsern entstandene Paste wird
in kleinen Formen zu Rädern gepresst, später
in Terrakotta-Amphoren getrocknet.
Cheongtaejeon ist ein Tee von unglaublicher
Finesse und gehört zum Elegantesten, das
Korea für den Gaumen zu bieten hat. Und er
zeigt, dass die Koreaner in Sachen Fermentation
eine wahre Meisterschaft entwickelt
haben. Nicht nur bei Fisch oder Soja. Auch
bei Tee. Und Kohl.
Kimchi, der milchsauer vergorene Chinakohl,
ist Koreas Nationalgericht. Es ist
sowohl Zutat als auch Basis vieler Gerichte.
Je nach Region kommen Salz, Chili, Knoblauch
und Fischsauce dazu. Es gibt über
200 verschiedene Rezepte zur Herstellung
von Kimchi. Vermutlich liegt die Dunkelziffer
noch viel höher. Gerade in ländlichen
Gegenden werden die Rezepte von Generation
zu Generation weitergegeben, was dazu
geführt hat, dass Kimchi mittlerweile zur
kulinarischen DNA des Landes gehört.
Die Klassiker der koreanischen Küche sind
hierzulande bekannt. Bulgogi (am Tisch
gegrillte Scheiben von mariniertem Rindfleisch)
oder Bibimbap (Resteessen aus Reis,
Gemüse, Ei, Sprossen und Pilzen). Sie schmecken
hier nicht viel anders als in Korea. Wer
sich der Küche des Landes nähern will,
kommt wahrscheinlich nicht daran vorbei,
das Land zu besuchen. Und dort Ausschau
zu halten nach Maeun-tang (eine hyperscharfe
Fischsuppe mit Weizennudeln), Jeonbok-juk
(ein sensationelles Hirse-Porridge
mit Abalone von der Insel Jejudo) oder
Bosintang (das bitte selbst googeln). Nur so
viel: Die Koreaner nennen sie auch Meongmeongtang,
was wörtlich mit »Wuffwuffsuppe«
zu übersetzen wäre.
Am Fischmarkt
Noryangjin findet
man jedes
erdenkliche
Meerestier –
vom Plankton
bis zum Wal.
Das alte Dorf
blickt auf sechs
Jahrhunderte
Geschichte
zurück. Dahinter:
das moderne
Seoul.
Bulgogi (l.) und
Bibimbap (u.)
gehören zu den
Klassikern der
koreanischen
Küche.
sep–okt 2019
falstaff
123
cover / THAILAND
THAI-SOCIETY!
Die Vielfalt seiner Küche ist
umwerfend – die Menschen
scheinen ständig zu essen
und darüber zu reden. Wenn
sie von der Küche ihrer Nachbar
länder sprechen, gähnen
sie demonstrativ. Dabei wäre
das kulinarische Thailand
ohne die Einflüsse anderer
Länder nicht annähernd dort,
wo es jetzt steht.
THAILAND
TEXT JÜRGEN SCHMÜCKING
Thailands Foodstyle steht für
leichte und gesunde Ernährung,
für Delikatesse, Schärfe und
Exotik. Und natürlich für Mut
zum (und Spaß am) Experiment.
Es sind im Übrigen nicht nur geografische,
sondern auch historische Einflüsse, die sich
in der Küche des Landes widerspiegeln. So
kommen zum Beispiel einige Zutaten von
Som Tam, einem Papaya-Salat-Gericht aus
der Region Isan, eigentlich aus der Neuen
Welt: die Papaya selbst, Chilischoten, Erdnüsse
und Tomaten. Andere Ingredienzien
haben ihren Ursprung in China (Fischsauce)
oder Indien (Palmzucker), und doch ist es
eines der bekanntesten Gerichte Thailands.
Vor allem Chili hat die Küche des Landes
verändert und geprägt. Frühe Chronisten, die
über die Essgewohnheiten in Ayutthaya (der
Hauptstadt Thailands bis ins 18. Jahrhundert)
schrieben, erwähnten Chili und seine
Schärfe mit keinem Wort. Und heute? Ohne
Chili ist die Thai-Küche gar nicht denkbar.
Gebracht haben sie die Farang, die europäischen
Seefahrer. So gesehen lieferte die Entdeckung
Amerikas eine der tragenden Säulen
der thailändischen Esskultur.
Fotos: beigestellt
124 falstaff sep–okt 2019
Fotos: Xinhua/Eyevine/picturedesk.com, Jason Michael Lang, info@martinmorrell.com, Getty Images
Auch Phat Thai, ein weiteres Nationalgericht
der Thai, erzählt eine ähnliche
Geschichte. Das mit den Nudeln hat man
sich von den Chinesen abgeschaut. Auch
hier wieder Chili, Erdnüsse und eine Reihe
anderer Zutaten, die ihren Ursprung nicht
in Thailand haben. Trotzdem wird niemand
jemals die komplexe, leicht süßliche und
deutlich scharfe Komposition von Aromen
und Texturen mit einem chinesischen
Gericht verwechseln.
DAS MEKKA DER GARKÜCHEN
Wer nach Thailand kommt, wird im Handumdrehen
von der kulinarischen Vielfalt des
Landes erfasst, und wer diesem Angebot
gegenüber so offen ist wie die thailändische
Küche selbst, wird Unvergessliches erleben.
Wobei man in den Touristenhochburgen
Phuket und Pattaya vermutlich länger suchen
wird als in Hua Hin, Udon Thani oder Bangkok.
Die Stadt ist das Mekka der Garküchen,
und nirgendwo im Land werden die Vielfalt
und die unterschiedlichen Einflüsse besser
abgebildet als zwischen Bangkoks Chinatown,
der Mahachai Road und Sukhumvit
Soi. Herausragend (und aus mehreren Gründen
ein Segen für Bangkok) ist die Wok-Virtuosin
Jay Fai beziehungsweise ihr Laden
»Raan Jay Fai«. Dass es dort grandiose
Die europäischen
Seefahrer haben den Chili
gebracht. So gesehen lieferte
die Entdeckung Amerikas eine
der tragenden Säulen der
thailändischen Esskultur.
Das vielleicht berühmteste Thai-Restaurant der Welt: Im »Nahm«
werden hervorragende, authentische Gerichte serviert.
Markenzeichen:
Wok-Virtuosin
Jay Fai trägt in der
Küche Wollhaube
und Skibrille, um
sich vor den
Fettspritzern
zu schützen.
Wok-Gerichte gibt, wussten Einheimische
schon lange. Die Schlange vor ihrem Lokal
war immer schon länger als bei der Konkurrenz.
Jay Fai (die eigentlich Supinya Junsuta
heißt – ihren Spitznamen verdankt sie einem
markanten Muttermal im Gesicht) steht täglich
in ihrem Reich – mit dunkler Wollhaube
und Skibrille, um sich vor Fettspritzern zu
schützen. Mittlerweile ist es ihr unverwechselbarer
Style. Sie befeuert den Herd, jongliert
mit drei bis vier Woks gleichzeitig, und
in den Töpfen brodelt es. Wer Zeit und Muße
hat zu warten, wird belohnt. Mit einem sensationell
guten (wenn auch für Bangkoker
Verhältnisse nicht ganz günstigen) Kai-Jeaw
Poo, dem außen knusprigen und innen krabbensaftigen
Omelette. Oder mit einer herrlich
scharfen Tom Yam Gung.
Jedenfalls hat der renommierte »Guide
Michelin« befunden, dass sich Jay Fai einen
Stern verdient hat – und mit ihr etwa ein
Dutzend anderer Garküchen den »Bib Gourmand«.
Seither ist vieles anders. Die Stadtverwaltung
von Bangkok, der die Garküchen
seit Jahren ein Dorn im Auge sind, musste
klein beigeben und die Schließung sämtlicher
Garküchen von ihrer Liste streichen. Jay Fais
Bild ging um die Welt, und in der Schlange
vor ihrem Lokal stehen jetzt deutlich mehr
Farang als früher. Die europäischen Entdecker
sind wieder da. Nur kommen sie jetzt
nicht mehr mit Segelschiffen.
<
sep–okt 2019
falstaff
125
cover / ADRESSEN ASIEN
TIPPS &
ADRESSEN
JAPAN
HOTELS
SUIRAN HOTEL KYOTO*****
Das malerische Luxus-Hotel direkt am Ufer des
Hozugawa-Flusses ist ein idealer Rückzugsort vom
Trubel der Stadt. DZ ab 550 Euro.
12 Susukinobaba-cho, Saga-Tenryuji, Ukyo-ku,
Kyoto, 616-8385
T: +81 75 8720101
marriott.com/hotels/travel/ukylc-suiran-a-luxurycollection-hotel-kyoto
CONRAD OSAKA*****
Das luxuriöse Hotel im Zentrum Osakas beeindruckt
nicht nur mit einem atemberaubenden Ausblick.
Die Lage ist ideal, um die Stadt zu erkunden.
DZ ab 294 Euro.
3-2-4 Nakanoshima, Kita-ku, Osaka,
530-0005
T: +81 6 62220111
conradhotels3.hilton.com/en/hotels/japan/conradosaka-OSACICI/index.html
RESTAURANTS
KITCHO ARASHIYAMA
Ein Besuch im »Kitcho Arashiyama« in Kyoto ist ein
Erlebnis der Extraklasse. Das Restaurant am
Stadtrand wurde für seine traditionelle Kaiseki-
Küche bereits mit drei Michelin-Sterne ausgezeichnet.
58 Susukinobaba Saga-Tenryuji, Ukyo-ku,
Kyoto, 616-8385
T: +81 75 8811101, kyoto-kitcho.com
IFUKI
Bei seinen Menüs beeindruckt Chefkoch Norio
Yamamoto mit einer Kombination von Kaiseki-
Küche und »Sumibiyaki«, der Holzkohle-Grillkunst.
570-8 Gionmachi Minamigawa, Higashiyama-ku,
Kyoto, 605-0074
T: +81 75 5256665, kyoto-ifuki.com
YAKITORI HITOMI
Eine der besten Adressen, wenn es um japanisches
Yakitori (gegrilltes Geflügel) geht.
96 Okikucho, Sakyo-ku, Kyoto, 606-8376
T: +81 75 7717818
SUSHIYA ONO
Für High-End-Fischgenuss in intimem Ambiente
bietet sich das »Sushiya Ono« an.
4-11-8 Ebisu, Shibuya-ku, Tokyo 150-0013
T: +81 3 34415524
SUSHI SAITOU
Nur acht Sitzplätze fasst das legendäre »Sushi Saitou«,
die allesamt an der Bar liegen und damit den
Blick auf die Handarbeit des Kochs freigeben. Seit
2009 trägt das Restaurant drei Sterne.
ARK Hills South Tower 1F, 1-4-5 Roppongi, Minato
City, Tokyo, 106-0032
T: +81 3 35894412
arkhills.com/shops_restaurants/restaurants/00010
NIHONRYORI RYUGIN
Die Nummer sieben in der Rangliste der besten
Restaurants Asiens. Elf Jahre lang lernte Chefkoch
Seiji Yamamoto unter Hirohisa Koyama, einem der
am meisten verehrten Köche Japans.
7F Tokyo Midtown Hibiya, 1-1-2 Yurakucho,
Chiyoda-ku, Tokyo, 100-0006
T: +81 3 66300007, nihonryori-ryugin.com
»VO ROOF GARDEN«,
HO-CHI-MINH-STADT, VIETNAM
GINZA KOJYU
Chef Toro Okuda steht für moderne japanische Haute-Cuisine,
die von äußerst frischen saisonalen Zutaten
geprägt ist. Es ist nicht einfach, in dem kleinen
Drei-Sterne-Restaurant einen Tisch zu ergattern.
5-4-8 Ginza, Chuo-ku, Tokyo, 104-0061
T: +81 3 62159544
Weitere Adressen aus Japan finden Sie im
Long Weekend Tokyo ab Seite 210.
VIETNAM
HOTELS
THE REVERIE SAIGON*****
Luxus pur, erhaben gestaltete Räume, großzügig
ausgestattete Zimmer und Suiten. Für alle, die
Gefallen am Überfluss finden. DZ ab 208 Euro.
22–36 Nguyen Hue Boulevard & 57–69F
Dong Khoi Street, District 1, Ho Chi Minh City
T: +84 28 38236688
thereveriesaigon.com
MELIA BA VI MOUNTAIN RETREAT
Ein unglaublich schöner Rückzugsort etwas außerhalb
von Hanoi. Natur pur, ein perferkter Ort für ein
paar Tage entspannter Auszeit. DZ ab 112 Euro.
Cote 600m, Ba Vi National Park, Ba Vi District, Hanoi
T: +84 24 32009999, melia.com
RESTAURANTS
LA MAISON 1888
Pierre Gagnaires Ableger in Danang bietet zwar
eher französische Küche mit vietnamesischem
Finish, entgehen sollte man sich das Fine-Dining-
Erlebnis aber nicht.
Intercontinental Hotel, Danang Sun Peninsula
Resort Bai Bac, Son Tra Peninsula, Danang
T: +84 23 63938888
pierregagnaire.com/restaurants/maison_1888
VO ROOF GARDEN
Eine Perle, die sich versteckt und nicht so leicht
finden lässt. Sympathische Terrasse mit nettem
Ausblick und großartigen Snacks.
Trung Thuy Building, 44 Nguyen Hue, Ben Nghe
Ward, District 1, Ho Chi Minh City
T: +84 93 4118280, facebook.com/voroofgarden
THE HUNG SNAKE
An den Nachbartischen werden sich Touristen
lebende Schlangen um den Hals hängen lassen.
Nimmt man das in Kauf, bekommt man hier die
besten Schlangengerichte der Stadt. Nose to tail.
No 33 Le Mat, Viet Hung, Long Bien, Hanoi
T: +84 98 9331012, snake.vn
CHINA
HOTELS
THE PENINSULA SHANGHAI*****
Das Fünf-Sterne-Luxushotel liegt nur fünf Minuten
vom Einkaufsviertel East Nanjing Road entfernt.
Fotos: beigestellt
126 falstaff sep–okt 2019
Die stilvoll eingerichteten Zimmer bieten Komfort
auf höchstem Niveau. Zur Entspannung stehen ein
großer Außenpool sowie ein Wellnessbereich zur
Verfügung. DZ ab 292 Euro.
32 Zhongshan Dong Yi Road, Shanghai
T: +86 21 23272888, peninsula.com/en/shanghai
SHANGRI-LA CHINA WORLD SUMMIT WING
BEIJING*****
In den oberen Etagen des China-World-Trade-Centre-Komplexes
residiert dieses Luxushotel, das
einem die Stadt quasi zu Füßen legt. Die aufwendig
ausgestatteten Zimmer, ein Wellnessbereich sowie
vier Restaurants lassen keine Wünsche offen.
DZ ab 205 Euro.
No. 1 Jianguomenwai Avenue, Peking
T: +86 10 65052299, shangri-la.com/beijing
THE PULI HOTEL AND SPA*****
Stilvolles Cityhotel im Zentrum der Stadt. Dank der
raumhohen Fenster genießen die Gäste einen
traumhaften Ausblick. Mit Sternerestaurant, Fitnessbereich
und 24-Stunden-Conciergeservice.
DZ ab 144 Euro.
1 ChangDe Road, JingAn District, Shanghai
T: +86 21 32039999, thepuli.com
»OPERA BOMANA«, PEKING, CHINA
RESTAURANTS
CHAIRMAN
Quasi das Aushängeschild der kantonesischen
Küche: Das »Chairman« in Hongkong legt großen
Wert auf Produkte aus der Region. Geschmacksverstärker
und Zusatzstoffe sucht man hier vergeblich
– unbedingt einen Besuch einplanen!
No. 18 Kau U Fong, Central, Hongkong
T: +85 22 5552202
thechairmangroup.com
DUCK DE CHINE
Peking zu verlassen, ohne die weltberühmte Spezialität
gegessen zu haben, ist fast schon kriminell. Im
»Duck de Chine« nahe der verbotenen Stadt wird die
Peking-Ente in modernem Ambiente serviert.
1949 Club, No. 98 Jinbao Street, Dongcheng
District, Peking
T: +86 10 65212221
ULTRAVIOLET
Wer es schafft, hier einen der begehrten Dinner-
Plätze zu ergattern, den erwartet Großes. Im
»Ultraviolet« werden exzellente Gerichte serviert,
eingebettet in eine spektakuläre Multimediashow.
Spitzenkoch Paul Pairet bietet großes Kino für
alle Sinne.
Zhongshan Dong Yi Lu 18, 20002 Shanghai
T: +86 21 63239898
uvbypp.cc
IMPERIAL TREASURE FINE SHANGHAI CUISINE
Bekannt für seine Dim Sum, verwöhnt das »Imperial
Treasure« seine Gäste mit authentischen Gerichten
wie geräuchertem japanischem Ei oder
geschmortem Schweinefleisch in brauner Sauce
mit gedünsteten Brötchen.
Takashimaya S. C., Ngee Ann City No. 04–22,
391 Orchard Road, Singapur
T: +65 6836 6909, imperialtreasure.com
OPERA BOMBANA
Eröffnet im Jahr 2013, ist das »Opera Bombana«
die ganz persönliche Interpretation von Drei-Sterne-
Koch Umberto Bombana eines modernen, aber
feinen italienischen Restaurants. Steinböden und
ein zweistöckiges Weinlager sorgen für ein gediegenes
Ambiente.
LG2–21 + LG1–28, Parkview Green FangCaoDi
No. 9, Dongdaqiao Road, Chaoyang District, Peking
T: +86 10 56907177, operabombana.com
TRB HUTONG
Das minimalistisch eingerichtete Restaurant zählt
zu den Top-Adressen des Landes. Inmitten eines
historischen Tempelhofes gelegen, wird hier erstklassige,
innovative, internationale Küche serviert.
Und auch der Service ist grandios.
No. 23, Shatan Beijie, Dongcheng District,
Peking
T: +86 10 84002232, trb-hutong.com
YI LONG COURT
Das Zwei-Sterne-Restaurant »Yi Long Court« ist
das Flaggschiff des »Peninsula Hotels« in Shanghai.
Küchenchef Tsui Wai Fai serviert kantonesische
Speisen auf höchstem Niveau.
32 Zhongshan Dong Yi Road, Shanghai
T: +86 21 23276742
peninsula.com/en/shanghai/hotel-fine-dining/yilong-court-chinese-restaurant
YONGFOO ÉLITE
Das »Yongfoo Élite» bietet moderne Shanghaier
Küche auf Zwei-Sterne-Niveau. Gelegen im Diplomaten-Viertel
der Stadt, befindet sich das Restaurant
in einem anmutigen Herrenhaus.
200 Yongfu Road, Xuhui Qu, Shanghai Shi
T: +86 21 54662727
100 CENTURY AVENUE
Von der 91. Etage des »Park Hyatt Shanghai« hat
man einen atemberaubenden Blick auf die Stadt. In
mehreren Showküchen werden westliche, chinesische
und japanische Gerichte zubereitet. Die Weinkarte
zählt über 500 Positionen.
100 Century Avenue, Pudong, Shanghai
T: +86 21 68881234
HUANG TING
Versteckt im Untergeschoß des »Peninsula Hotel
Peking« befindet sich das »Huang Ting«, in dem
moderne chinesische Küche serviert wird. Graue
Backsteinwände und zahlreiche Holzelemente sorgen
für ein warmes Ambiente. Das Interieur erinnert
an die Zeit der Qing-Dynastie.
8 Goldfish Lane, Wangfujing, Peking
T: +86 10 85162888
DRAGON WELL MANOR
Als eines der ersten Farm-to-Table-Restaurants
Chinas zeichnet sich das »Dragon Well Manor« vor
allem durch die Verwendung natürlicher und lokaler
Zutaten aus. Besonderen Wert legt man hier
auch auf die Aufrechterhaltung der klassischen
kulinarischen Tradition.
399 Longjing Road, Hangzhou
T: +86 571 87888777
FU HE HUI
Besitzer Fang Yuan und Chefkoch Tony Lu haben
mit dem »Fu He Hui« einen wahren Hotspot der
vegetarischen Küche in China geschaffen. Kein
Wunder also, dass das Restaurant den Sprung in
die Liste der »50 World’s Best Restaurants«
geschafft hat.
1037 Yuyuan Road, Changning District, Shanghai
T: +86 2139809188
sep–okt 2019
falstaff
127
cover / ADRESSEN ASIEN
KOREA
HOTELS
IMPERIAL PALACE BOUTIQUEHOTEL SEOUL****
Pop-Art im Zimmer, gediegener Style und Luxus in
den Empfangsräumen. Dazu ein wunderbarer Ausblick
auf die Hügel rund um Seoul und mitten im
angesagten Itaewon gelegen. DZ ab 63 Euro.
221, Itaewon-ro, Yongsan-gu, Seoul
T: +82 2 37028000, ipboutiquehotel.com
MAKERS HOTEL***
Auch hier spielen Design und Ambiente eine bedeutende
Rolle, nur etwas anders und auf Vintage getrimmt.
Es gibt alte Bücher und Waffenräder zum
Ausleihen. Gute Verkehrsanbindung. DZ ab 47 Euro.
33 Donhwamun-ro 11-gil Jongno-gu, Seoul
T: +82 2 7475000, makers-hotel.com
RESTAURANTS
JIN JIN
Das China-Restaurant »Jin Jin« zählt zu den wenigen
Restaurants des Landes, das mit einem Michelin-
Stern ausgezeichnet wurde. Zu Recht. Mittlerweile
gibt es drei Standorte. Das Original-»Jin Jin« befindet
sich in Seogyo-Dong und hat nur abends offen.
123 Jandari-ro, Mapo-gu, Seoul
T: +82 70 50358878
LEE JONG KUK 104
Das koreanische Pendant zum »Jin Jin«. Lee ist
kunstsinnig, das Lokal gleicht einer modernen Galerie,
ebenso seine Gerichte. Tief verwurzelt in den
kulinarischen Traditionen seines Landes und fast
schon avantgardistisch in der Präsentation.
95-1 Seongbuk-ro, Seongbuk-gu, Seoul
T: +82 2 7470104
YEONSAN OGYE FARM
Lee Seung-Sook ist eigentlich Landwirtin und züchtet
Ogye-Hühner: pechschwarzes Federvieh,
schwarz bis in die Knochen. Gefüttert werden Süßkartoffel,
Muschelkalk und Ginseng. Dementsprechend
ist auch die Hühnersuppe im dazugehörigen
Restaurant umwerfend.
Yeosan-Myeon, Seoul
T: +82 62 320873
THAILAND
HOTELS
137 PILLARS*****
Eines der besten Fünf-Sterne-Hotels in Bangkok.
Spannende Architektur, großartige Ausblicke,
großzügige Suiten und Zimmer inmitten eines kulinarischen
Hotspots. DZ ab 130 Euro.
59/1 Sukhumvit Soi 39, Klongton-Nua, Wattana,
Bangkok 10110
T: +66 2 0797000, 137pillarsbangkok.com
CHILLAX HERITAGE HOTEL****
Das »Chillax Heritage Hotel« liegt in einem geschichtsträchtigen,
alten Viertel Bangkoks. Etwas
außerhalb, daher auch etwas ruhiger und günstiger.
DZ ab 68 Euro.
Chillax Heritage Hotel near Khaosan Road,
10 Pra Arthit Road, Phra Nakhon, Bangkok 10200
T: +66 2 2818899, chillaxheritage.com
RESTAURANTS
NAHM
Das »Nahm« ist wahrscheinlich eines der berühmtesten
Thai-Restaurants der Welt. Unter der Leitung
des renommierten Küchenchefs Pim Techamuanvivit
werden hervorragende, authentische
Gerichte serviert. Ab 22. September 2019 wieder
geöffnet.
27 South Sathorn Road, Tungmahamek, Sathorn,
Bangkok 10120
T: +66 2 6253333
comohotels.com/en/metropolitanbangkok/dining/
nahm
RAAN JAY FAI
Unscheinbares, aber sehr gutes Straßenlokal, hoher
(und nicht unberechtigter) Hype-Faktor. Reservieren
hilft, die Wartezeit zu verkürzen – oder kann helfen.
327 Maha Chai Road, Khwaeng Samran Rat,
Khet Phra Nakhon, Krung Thep Maha Nakhon,
Bangkok 10200
T: +66 92 7249633
LE DU
Moderne thailändische Küche von Chef Ton, der
seine Lehrjahre unter anderem im »Eleven Madison
Park« in New York verbracht hat.
399/3 Silom Soi 7, Bangrak, Bangkok 10500
T: +66 92 9199969, ledubkk.com
BO.LAN
Gehobene Thai-Küche, stark fokussiert auf Produktqualität
und Herkunft. Hoher Bio-Anteil, starke
Beziehungen zu heimischen Bauern.
24 Sukhumvit 53 (Soi Pai dee ma dee), Klong Toey
Nua, Wattana, Bangkok 10110
T: +66 2 2602962, bolan.co.th
SAI THONG
Raus aus der Stadt! In Hua Hin stehen im »Anantara
Resort« ein paar Tische am Strand. Ambiente
unerreicht, Hummer Weltklasse.
Phetkasem Beach Road 43/1, Hua Hin 77100
T: +66 32 520250, anantara.com/en
»BO.LAN«, BANGKOK, THAILAND
Fotos: beigestellt
128 falstaff sep–okt 2019
VINO NOBILE DI MONTEPULCIANO / promotion
NACHHALTIGKEIT
AN ERSTER STELLE
Ein ökologisch nachhaltiges Weinbaugebiet schaffen: Das ist
das große Ziel des Consorzio del Vino Nobile di Montepulciano.
Um dieses ambitionierte Ziel zu
erreichen, unterstützt das Consorzio
in Zusammenarbeit mit
institutionellen und wissenschaftlichen
Partnern zahlreiche Betriebe, um
deren Produktionspraktiken nach ökologischen
Gesichtspunkten zu optimieren. Am
Ende des Projektprozesses soll die Produktionsfläche
des Vino Nobile di Montepulciano
DOCG das erste Weinbaugebiet in Italien
sein, das die territoriale Nachhaltigkeit
nach dem Equalitas-Standard zertifizieren
kann. Dies ist kein Zufall, denn in Montepulciano
haben die Investitionen für ökologische
Nachhaltigkeit seitens der Vino-
Nobile-Erzeuger in den letzten zehn Jahren
die 8-Millionen-Euro-Marke überschritten.
Über 70 Prozent der Unternehmen (also cir-
ca 60) haben bereits in nachhaltige Projekte
investiert, während 90 Prozent gerade am
Bauen von Anlagen sind. Von den 76 assoziierten
Betrieben verfügen über 70 Prozent
über eine Fotovoltaikanlage und 35 Prozent
über Solarthermie zur Wärmeerzeugung.
20 Prozent nutzen Abwasserrückgewinnungssysteme,
10 Prozent der Unternehmen
haben in Geothermie investiert. In den
letzten Jahren entwickelte etwa die Hälfte
der Unternehmen ökologische Praktiken
wie Gründüngung, Einsaaten und den Einsatz
umweltschonender Anbaumethoden.
Dies verbindet sich mit dem Konzept der
biologischen Vielfalt, in dessen Rahmen
ein großer Teil der Vino-Nobile-Betriebe
biologischen Landbau praktiziert, einige
auch biodynamischen.
Der gesamte Produktionssektor des Vino
Nobile di Montepulciano erreicht einen Wert
von über 500 Millionen Euro. Dabei ist noch
nicht berücksichtigt, dass etwa 70 Prozent der
lokalen Wertschöpfung direkt durch Wein erwirtschaftet
werden. Eine gewichtige Zahl für
ein Gebiet, in dem 2000 der 16.500 Hek tar
Gemeindefläche aus Weinbergen bestehen, die
von über 250 Winzern bewirtschaftet werden.
2018 wurden etwa 6 Millionen Flaschen Vino
Nobile und etwa 2,3 Millionen Rosso di Montepulciano
auf den Markt gebracht. So ist
Montepulciano, seine Landschaft, seine Bevölkerung,
tief mit dem Vino Nobile verbunden.
Fotos: beigestellt
INFO
Weitere Informationen zu Vino Nobile unter:
consorziovinonobile.it
sep–okt 2019 falstaff
129
DAS GEHEIMNIS DER
„FETTEN ALTEN KUH“
Geschmäcker sind verschieden – und Geschmacksgewohnheiten
oftmals traditionell und regional begründet. Aber in Zeiten von
Fusion-Kitchen, die unterschiedlichste internationale Esskulturen
mischt, liefert der Blick über den heimischen Tellerrand Liebhabern
und Entdeckern neuer Aromen ungeahnte Genusserlebnisse. Zu denen
definitiv das Fleisch der „fetten alten Kuh“ gehört. Noch vor wenigen
Jahren eine kulinarische Eigenart der kleinen nordspanischen
Region rund um San Sebastian begeistert das mit einer saftigen
Fettschicht bedeckte und lebhaft marmorierte Fleisch die Gaumen
anspruchsvoller Gourmets.
Im Laufe eines langen Kuh-Daseins entwickelt sich in aller Ruhe und
auf ganz natürliche Weise der charakteristische Geschmack – sozusagen
als lebendiger Gegenentwurf zur Turbomast aus der Massentierhaltung.
Denn wo den Tieren in möglichst kurzer Zeit maximale
Muskelmasse quasi angefüttert wird, bleibt keine Zeit für Reife und
Ausprägung. „Txogitxu“ zelebriert das Gegenteil und liefert dazu den
überzeugenden Beweis: Der Geruch von Heu und Sahne in Verbindung
mit einer unvergleichlich saftigen Textur bietet geschmacklich
und sensorisch eine völlig neue Dimension für alle Steak-Fans.
Für die Zubereitung sollte das Fleisch rechtzeitig aus Kühl- oder
Gefrierschrank genommen und langsam auf Zimmertemperatur
gebracht werden. Um Verformung zu verhindern, den Fettdeckel
einschneiden und das Steak in einer stark vorgeheizten Pfanne oder
auf dem Grill wenige Minuten scharf anbraten. Anschließend im Ofen
oder der indirekten Grillzone bis zum gewünschten Garpunkt ziehen
lassen.
Ihr Qualitätsversprechen
Txogitxu ist keine
eigene Rasse, sondern
artgerecht unter freiem
Himmel mit natürlichem
Auslauf gehaltene,
gesund gealterte
Milchkühe.
Don Carne bietet ausgewähltes Fleisch von den besten
Farmen aus aller Welt. Ausgewählt wird das Premiumfleisch
vom hauseigenen Fleischsommelier mit persönlicher
Verbindung zu den Lieferanten. Alle Bestellungen werden
von Metzgern sorgfältig zugeschnitten, sicher verpackt und
unter Einhaltung der Kühlkette innerhalb von 1-2 Tagen
per Paket zu Ihnen nach Hause geliefert. Premiumfleisch
sicher und transparent online bestellen - dafür steht Don
Carne.
Impressum: Don Carne GmbH, Bilker Allee 192, 40215 Düsseldorf
Geschäftsführer: Sebastian Labud
* Der Gutschein ist einmalig pro Kunde und ohne Mindestbestellwert auf das gesamte Fleischsortiment einlösbar. Nicht anwendbar auf Geschenkgutscheine und Zubehör,
sowie nicht kombinierbar mit weiteren Rabatten. Gültig bis zum 31.10.2019.
TXOGITXU-SPEZIALITÄTEN
VON DER „ALTEN KUH“
2
1
GUTSCHEIN
EXKLUSIV FÜR FALSTAFF-LESER
15% *
AUF IHRE BESTELLUNG
CODE: DCSTERN15
„EINES DER BESTEN
STEAKS DER WELT“
3
4
ONLINE BESTELLEN UNTER:
WWW. DONCARNE.DE
4
PROBIERPAKET „ALTE KUH“
UNSER TIPP
1x Rib Eye Japones Steak Txogitxu - ca. 500 g
1x Rumpsteak Txogitxu - ca. 350 g
1x Filet Mignon Txogitxu - ca. 400 g
ca. 1,25 kg für 63,82 € (51,06 €/kg)
1
TXULETÓN
TXOGITXU
Laut Galileo (Pro 7) und BEEF! gehört das
Txuletón zu den besten Steaks der Welt.
ca. 1,3 kg für 84,36 € (64,89 €/kg)
2
RIB EYE JAPONES
STEAK TXOGITXU
Das Steak besticht duch seine herrliche
Marmorierung und volles Steakaroma.
ca. 350 g für 17,95 € (51,30 €/kg)
3
FILET MEDAILLON
TXOGITXU
Das edelste Teilstück des Rindes, fein mamoriert,
sehr zart im Biss und voll im Geschmack.
ca. 250 g für 15,73 € (62,92 €/kg)
gourmet / WISSENSCHAFT
BÖSES
GLUTA
132 falstaff sep–okt 2019
MAT?
Glutamat
ist als Geschmacksverstärker
und bekannter Vertreter der Zusatzstoffe
verschrien. Viele meinen, dass es dick
macht, die Nerven beleidigt und generell
die Gesundheit gefährdet. Manche
fordern ein komplettes Verbot. Was ist
dran am Glutamat und wie sicher ist es?
TEXT MARLIES GRUBER ILLUSTRATION GINA MÜLLER
sep–okt 2019
falstaff
133
gourmet / WISSENSCHAFT
Glutamat hat keinen rasend
guten Ruf. Trotzdem nehmen
wir jeden Tag gehörige Portionen
davon auf. Auch dann,
wenn man die Zutatenliste auf
den Lebensmittelverpackungen penibel
studiert und nicht nur alle Produkte mit
den Nummern E 620 bis E 625 auslässt,
sondern auch auf jene mit glutamathaltigen
Zutaten wie Hefeextrakten, hydroliertem
Protein oder Sojaextrakt verzichtet.
Warum ist das so? Und ist das okay?
AUCH DER KÖRPER BILDET
GLUTAMAT
Glutamat, das Salz der Glutaminsäure, ist
ein Eiweißbaustein, eine Aminosäure. Die
am häufigsten vorkommende noch dazu.
»Etwas mehr als ein Drittel der täglichen
Eiweißaufnahme macht Glutamat aus«,
weiß Eva Derndorfer, selbstständige
Ernährungswissenschaftlerin und Expertin
für Sensorik. Und es kommt nicht nur
natürlich in Nahrungsmitteln vor, sondern
auch im menschlichen Organismus. »Etwa
1,6 kg Glutamat trägt eine 70 kg schwere
Person in sich«, so Derndorfer. Davon ist
einiges der Eigenproduktion zuzuschreiben.
Denn Glutaminsäure ist keine essenzielle
Aminosäure, wir müssen sie nicht
zwingend zuführen, der Körper bildet sie
auch selbst. Schließlich übernimmt der
Eiweißbaustein wichtige Funktionen, etwa
bei der Übermittlung, Speicherung und
Verarbeitung von Informationen im
Gehirn. Es handelt sich um einen wesentlichen
Nervenbotenstoff. Neben dem
Gehirn enthalten zudem die Nieren und
die Leber hohe Mengen. Auch die Muttermilch
enthält Glutamat. In ihr findet man
ungefähr zehn Mal so viel wie in Kuhmilch.
Das ist auch gut so. Denn Glutamat
schmeckt nicht nur, es scheint auch das
Belohnungszentrum im Gehirn zu stimulieren.
Ebenso wie das bei Süßem der Fall ist.
»Doppelt hält besser«, ist wohl die Strategie
der Evolution.
DER FÜNFTE GESCHMACK: UMAMI
Am Gaumen sorgt Glutamat für die fünfte
Grundgeschmacksrichtung: umami. Das
kommt aus dem Japanischen und kann mit
»köstlich«, »fleischartig«, »bouillonartig«
beschrieben werden. Am besten aber
134 falstaff sep–okt 2019
DASS DIE ITALIENISCHE KÜCHE SO GUT SCHMECKT,
LIEGT EBEN WAHRSCHEINLICH AUCH AM MASSENHAFTEN
VORKOMMEN VON GLUTAMAT. DENN UNTER DEN GEMÜSEN
ZÄHLEN REIFE TOMATEN, ERBSEN, SPARGEL, LINSEN,
SPINAT, KOHL UND KARTOFFELN ZU DEN SPITZENREITERN.
erkennt man umami dann, wenn es nicht
vorhanden ist. Dann schmeckt das Essen
nach nichts, fad und uninteressant.
Ganz oben auf der Liste der Lebensmittel
mit dem meisten freien Glutamat steht roher
Seetang. Traditionell frei von Algen, aber
dennoch als köstlich etabliert ist die italienische
Küche. »Machen Sie eine Pizza mit
Tomaten, Pilzen und Schinken und reiben
Sie ordentlich Parmesan darüber – dann
haben Sie einen wahren Glutamat-Cocktail,
und das Wasser läuft Ihnen im Mund zusammen«,
sagt Andreas Kadi von SRA Consult.
Dass die italienische Küche so gut schmeckt,
liegt eben wahrscheinlich auch am massenhaften
Vorkommen von Glutamat. Denn
unter den Gemüsen zählen reife Tomaten,
Erbsen, Spargel, Linsen, Spinat, Kohl und
Kartoffeln zu den Spitzenreitern. Auch Pilze
liegen in der Top-Liga. Wesentlich für den
Geschmack ist, dass Glutamat ungebunden
vorliegt. Das ist bei den genannten Lebensmitteln
der Fall, ebenso wie bei Fisch oder
Mais. Andere wiederum enthalten peptidgebundenes
Glutamat. Das bedeutet, es
braucht Abbauprozesse, die sich dann auch
sensorisch bemerkbar machen. Das gilt insbesondere
für Käse. Denn Kuhmilch enthält
kaum freies, aber relevante Mengen gebundenes
Glutamat. Zwar kann der Gehalt
durch die Aktivität von Mikroorganismen
wieder sinken, aber grundsätzlich gilt: je
älter, desto mehr Glutamat – und desto mehr
umami. »Einen Monat alter Cheddar hat
etwa 22 mg freies Glutamat pro 100 g Käse,
ein acht Monate gereifter 182 mg«, zählt
Derndorfer auf. Schinken kommt übrigens
auf gut 340 mg, Parmesan auf 1200 mg freies
Glutamat pro 100 g.
IMMER WIEDER IN DER DISKUSSION
Viele Stoffe kommen in der Natur vor und
sind gleichzeitig – wie Glutamat – als
Zusatzstoff zugelassen. Ein berühmtes Beispiel
dafür ist etwa auch das Antioxidans
Ascorbinsäure, besser bekannt als Vitamin
C. Als Zusatzstoff kann der jeweilige
Stoff in höheren Dosen und in einer anderen
Lebensmittelmatrix als von der Natur
vorgesehen zum Einsatz kommen. Daher
kann es potenziell auch zu anderen Effekten
kommen. Wie alle vor 2009 in der EU
bereits zugelassenen Zusatzstoffe wurde
auch Glutamat von der Europäischen
Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)
erneut genau unter die Lupe genommen.
Bei dieser neuerlichen Risikobewertung
wurde die Sicherheit der Lebensmittelzusatzstoffe
bestätigt, und es wurden keine
großen gesundheitlichen Bedenken, wie
etwa Gentoxizität oder Krebsentstehung,
erfasst. Allerdings hat die EFSA festgestellt,
dass manche Konsumenten mitunter
Dosen erreichen, die mit ungünstigen
Effekten wie Kopfschmerzen oder Blutdruckanstieg
verbunden sein können. Welchen
Lebensmitteln wird also am häufigsten
Glutamat zugesetzt? Das sind Instantnudeln,
Trockensuppen und -brühen,
Mais- und Kartoffelsnacks. Die Europäische
Kommission will nun die Verwendungsmengen
von Glutamat und die technologische
Notwendigkeit generell erneut
erfassen und überlegt, anhand der aktualisierten
Daten die maximal erlaubten Konzentrationen
für einzelne Lebensmittelgruppen
zu adaptieren.
Weitere Food-Facts
aus der Welt der
Wissenschaft:
falstaff.com/science
<
sep–okt 2019 2019falstaff
135
cover / PORTRÄT
SARAHS
STERN
Lebensspuren zweier Welten erschufen ihre Kochkreationen und leiteten sie wie von selbst an
den Rhein: Im deutschen Andernach zaubert Sterneköchin Sarah Henke im Restaurant »Yoso«.
Die Spurensuche führt zu Omas Nudelauflauf und zu ihren südkoreanischen Wurzeln.
TEXT MATTHIAS LAUERER FOTOS RD GASTRO
Fotos: beigestellt
136 falstaff sep–okt 2019
Sarah Henke:
vom südkoreanischen
Findelkind zur gefeierten
Sterneköchin.
sep–okt 2019
falstaff
137
cover / PORTRÄT
Wer das »Yoso« besucht, findet
sich in der Geschmackswelt
Asiens wieder, der Sarah Henke
ganz eigene Facetten verleiht.
Jeden Morgen entschwebt Sarah
Henke dem Blick der rheinischen
Bürgerschaft im Ort. Dann loggt
sie sich in den Räumen des Restaurants
»Yoso« in die Welt der
Kulinarik ein. Die 37-Jährige zieht sich
dazu die schneeweiße Joppe mit ihrem feinen
roten Schriftzug über und macht, was
eine kreative Köchin in einer sehr guten
Küche so zu tun hat: Speisen zaubern, die
die Gäste hinreißen und so den guten
Namen des Hauses mehren. Es gibt Gourmets,
die schon in fernere Gefilde reisten,
als am Rheinkilometer 613 in der Schafbachstraße
14 aufzuschlagen.
Zum Gespräch bittet Henke bei 32 Grad
Außentemperatur und einem kühlen Glas
Mineralwasser ins heimelige Restaurant,
das 38 Menschen Platz bietet. Aus der
Küche knarzt Technoeinerlei und vermischt
sich mit Brutzelgeräuschen aus Pfannen,
den Anweisungen der Köche und dem Piepen
der Smartphones zu einer lautstarken
Kakofonie. Trotz dieser Alltagshektik hält
sich die Weisheit, dass gemächlich genossene
Mahlzeiten Geschmacksnerven sensibilisieren
und den Körper stählen. Unsere
Küchen erlebten zuletzt etliche Veränderungen
und Geschmackswellen. Einmal
durch die immer größer werdende Produktvielfalt,
zum anderen durch die simple
Erkenntnis, dass ein wunderbar reiches
Aroma mit Maggi und Ketchup niemals
gelingt. Hier im »Yoso« wird unter der
Prämisse »Aromenküche« gekocht. Die
gibt Henke bei ihren Gerichten vor.
»Schärfe ist ein großes Thema bei mir,
selbst beim Dessert.« Sie sucht und findet
Aromenkonzentrationen, die überraschend
sind. Da gibt es die »Reise durch die Elemente«,
also zum Beispiel Kaisergranat mit
Wassermelone und Thaibasilikum oder
Tafelspitz, Shiitake und Kohlrabi. Zur Mittagszeit
steht dann ein Zwei-Gänge-Menü
auf der Karte. Wobei hierfür gilt: »Mittags
ist die Küche nicht vergleichbar mit der am
Abend«, sagt Henke, die 2017 ihren Kollegen
Christian Eckhardt heiratete. Lässt
man sich in der Dämmerung nieder, reicht
sie ein Vier-Gänge-Menü, zur Auswahl
steht auch eine intensivere Version mit
sechs Etappen. »Im Moment ist es wegen
der Temperaturen sehr anstrengend, und
wir ärgern uns über Gäste, die nicht kommen.«
Über eine »No-Show Gebühr« für
138 falstaff sep–okt 2019
diejenigen, die trotz Reservierung nicht
auftauchen, wird beraten.
MENSCHLICHER UMGANG
Doch ist es Henkes Lebensgeschichte, die
neugierig macht und aufhorchen lässt.
Rückblick: Die Spitzenköchin in spe wird in
Südkorea als Säugling auf der Straße entdeckt
und landet als Findelkind in einem
Heim. Später kommt sie zu einer deutschen
Familie und wächst in einem Dörfchen nahe
Uslar in Südniedersachsen auf. Ihr Weg
führt sie mit den Jahren in die Küchen der
Republik. »Ich war schon immer sehr ehrgeizig
und nahm an Kochwettbewerben teil.
Nie jedoch mit dem Tenor ›Ich werde Sterneköchin‹.«
Die Wanderjahre verbringt die
junge Frau unter deutschen und portugiesischen
Dächern. Sarah arbeitet im »Schlosshotel
Lerbach«, dem »Spices« auf Sylt und
entdeckt gelungene menschliche Führung
bei Sven Elverfeld im »Aqua«. Von ihm
nimmt sie viel für das »Yoso« mit. Später
geht es für die einjährige Auslandserfahrung
zu Jens Rittmeyer ins »São Gabriel«.
STERN IM »GUIDE MICHELIN«
Im »Yoso«-Team werkeln heute drei Köche,
ein Koch ist in Ausbildung. Die 37-Jährige
Sarah Henke lässt ihre Gerichte rund um
die Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft
gedeihen. Mit Erfolg, denn sie erhält einen
Stern im »Guide Michelin Deutschland«.
Dazu notieren die Tester: »Eine Küche voller
Finesse – einen Stopp wert.« Sie loben
auch »das konstant hohe Niveau bei der
Zubereitung«. Weitere 16 Punkte gibt es
von Gault Millau, und vor sechs Jahren
kürt eine Jury der »Kulinarischen Auslese«
Henke zur »Besten Köchin des Jahres«.
Weshalb ihr dieser Triumph gelingt? »Bin
ich ein guter Koch, kann ich mich in viele
Aromen hineindenken und stelle mir vor,
wie sie miteinander harmonieren. Wir treffen
den Geschmack der Gäste, und für sie
ist der Besuch hier bei uns auch ein Stück
weit Urlaub.«
Beginnt man nun mit der Suche nach
Sarahs ersten Erinnerungen an feine Mahlzeiten
in ferner Vergangenheit, sagt sie: »In
der Kindheit war das der Nudelauflauf
meiner Oma. Das Gericht wurde nicht nur
von ihr zubereitet, sondern schmeckte auch
sehr lecker und kam mit Fleischwurst und
Tomate daher.« Mit im Gedächtnis abgespeichert
sind auch mächtige Vesperteller.
Denn immer dann, wenn die Familie im
Bayerischen Wald auf Wanderungen
<
sep–okt 2019
falstaff
139
cover / PORTRÄT
Alle Kreationen der
Sterneköchin entsprechen einem
der vier Grundelemente Feuer,
Wasser, Erde oder Luft.
»Ich war schon immer ehrgeizig und nahm an Kochwettbewerben
teil. Jedoch nie mit dem Tenor ›Ich werde Sterneköchin‹.«
SARAH HENKE Sterneköchin, Restaurant »Yoso«
Das Restaurant »Yoso« bringt den fernen Osten nach
Andernach in Rheinland-Pfalz.
<
unterwegs ist, folgt der Lohn auf dem
Teller: »Man wandert mit und bekommt
etwas zu vespern.«
Was noch offen bleibt, ist der Blick auf
die Gegenwart. Also, wie steht es um die
heimische Kulinarik und deren Rezeption?
»Die deutsche Esskultur ist ausbaufähig. Es
gibt jene, die es zu schätzen wissen, was wir
tagtäglich schaffen, und solche, die sich
einen Besuch zwar leisten könnten, aber
nicht nachvollziehen können, weshalb man
200 Euro für ein Essen ausgibt.« Wenn wir
schon beim Geld sind: »Wir sind bereits im
vierten Jahr, und der Personalaufwand ist
bei uns sehr hoch.«
TRIP NACH KOREA
Bei all den Etappen vergisst Sarah Henke
ihre Heimat nie. 2013 reist die Gastronomin
zum ersten Mal nach Asien, im April 2018
dann nach Südkorea: Möglich macht jene
Stippvisite der Kontakt zu Sonya Mayer,
Produktmanagerin beim Christian Verlag.
»Sie wollte immer ein Buch mit mir produzieren,
und ich war direkt Feuer und Flamme.
Das Buch war ein großes Lebensereignis
für mich, und dafür in das Land zu reisen, in
dem ich geboren wurde, war eine tolle
Sache. In Korea gab es viel zu sehen und zu
schmecken«, erinnert sich Henke an ihre
Reise. Eine der Fragen beim Schweif in die
Vergangenheit lautete: »Was stellt das persönlich
mit mir an, wenn ich in dorthin fahre?
Mein Besuch war sehr bewegend, und
ich habe mich dabei oft gefragt, weshalb ich
nicht schon früher dort war. Die Hemmung
war wohl, dass ich dort Ausländerin bin und
mich mit der Kultur nicht auskenne.« Doch
alles verläuft wunderbar. Bereits am Flughafen
wird die Küchenchefin als Koreanerin
angesprochen. »Es war ein sehr positives
Gefühl, auch weil mir die Dolmetscherin vor
Ort viel half und wir uns gut verstanden. Zu
sagen, ich wäre nach Hause gekommen,
wäre aber übertrieben.«
BUCHTIPP
Korea. Meine kulinarische Reise ins Land der
vielen Wunder von Sarah Henke und Jan C.
Brettschneider, Christian Verlag, 2018,
320 Seiten, ISBN: 9783959612135, € 39,99
<
140 falstaff sep–okt 2019
WILTMANN.
SIEHT MAN.
SCHMECKT
MAN.
www.wiltmann.de
cover / MISO
MACH
MICH
MI
In Japan wird Miso gern und oft als
Marinade für Fisch verwendet: Es macht
ihn köstlicher und länger haltbar.
Foto: Irina Thalhammer
142 falstaff sep–okt 2019
SO!
Bis vor wenigen Jahren war Miso nur aus
dubiosen Fertigsuppen beim Pan-Asiaten bekannt.
Nun aber erobert die japanische Würzpaste die
Spitzengastronomie – und wird mitunter auch aus
lokalen Zutaten wie Erbsen oder Eicheln gemacht.
TEXT TOBIAS MÜLLER
W
er Peter Koch
dieser Tage anruft,
landet meist nur
beim Anrufbeantworter:
»Aufgrund
der aktuell hohen Nachfrage nach unseren
Produkten bin ich telefonisch nur schwer
erreichbar«, ist da zu hören. Koch ist
Misoproduzent im Schwarzwald und
Betreiber der entsprechend benamsten Firma
Schwarzwald-Miso. Seit sechs Jahren
fertigt er die japanische Würzpaste in
Deutschland aus heimischen Zutaten. Was
als leicht esoterisches Geschäftsmodell
begann, boomt seit ein paar Jahren – so
sehr, dass Koch kaum noch dazu kommt,
sein Telefon abzuheben.
Miso hat in den vergangenen Jahren im
Westen eine erstaunliche Küchen-Karriere
hingelegt. Lange war es nur aus jenen
traurig-trüben Instant-Suppen bekannt,
die beim Pan-Asiaten gern vor der großen
Sushi-Platte serviert werden. Nun aber
erkennen auch in Europa immer mehr
Köche: Miso kann viel, viel mehr.
Miso ist so etwas wie der Parmesan
Japans, das feste Äquivalent zur Sojasauce
und ganz erstaunlich vielseitig. Es kann
als Basis für Saucen verwendet werden,
als Würze für Eintöpfe und Suppen oder
als Marinade für Fisch, Fleisch und Gemüse.
Manchmal wird es auch als eigenes
Gericht gereicht, etwa gegrillt zu Soba,
den traditionellen japanischen
Buchweizen nudeln.
Zarte, frische Misos lassen einfach alles,
womit sie in Berührung kommen, noch
besser schmecken: Sie geben jedem Gericht
Tiefe, Komplexität und Umami, ohne sich
selbst in den Vordergrund zu drängen.
Starke Misos hingegen bringen kräftige
Noten von Blauschimmelkäse oder reifen
Früchten, Alkohol und Pilzen. Manche
Misos sind so salzig, dass ein ganz klein
wenig in der Suppe als Würze reicht, andere
sind so süß, dass sie wunderbar für
Desserts verwendet werden können. Je
nach Alter und Ausgangsmaterial variiert
die Farbe zwischen weißlich-gelb und
dunkelbraun.
Um Miso herzustellen, werden Hülsenfrüchte
oder gedämpftes Getreide – oft
Sojabohnen, Gerste oder Reis – mit dem
Schimmelpilz Aspergillus oryzae geimpft,
demselben Pilz, der auch für die
<
sep–okt 2019
falstaff
143
cover / MISO
Miso im »Sosein«: Einschlag aus
Kopfsalat und Kartoffeln mit einer
Brühe aus fermentierten und
gerösteten Erdäpfelschalen.
»Während bei der Bratensauce die Hitze
dafür sorgt, dass sich die Bestandteile
in köstlichen Jus verwandeln, sind es
bei Miso der Pilz und andere
Mikroorganismen sowie viel Zeit.«
FELIX SCHNEIDER Chefkoch des »Sosein« in Nürnberg
Produktion von Sojasauce oder Sake
verwendet wird. Wenn er wächst, bildet
er Enzyme, die Stärke und Proteine in den
Hülsenfrüchten in köstliche Bestandteile
zerlegen. Mit der Zeit reift die Masse und
wird immer komplexer – ganz wie guter
Wein.
»Das Konzept ist ähnlich wie bei einer
Bratensauce«, sagt Felix Schneider, Chefkoch
des »Sosein« bei Nürnberg und großer
Miso-Enthusiast. »Während bei der
Sauce die Hitze dafür sorgt, dass sich die
Bestandteile in köstlichen Jus verwandeln,
sind es bei Miso der Pilz, andere Mikroorganismen
und viel Zeit. Das Ergebnis hat
Umami wie ein lang gekochter Jus oder
eine Glace plus den Kick von der Fermentation
und all den komplexen Aromen, die
Hefen oder Milchsäurebakterien produzieren«,
schwärmt er.
Doch nicht nur der Geschmack von Miso
ist fantastisch – es bietet auch die Möglichkeit,
Dinge köstlich zu machen, die sonst
weggeworfen werden, weil sie schwer oder
gar nicht essbar sind. Reis, Gerste oder
Sojabohnen sind zwar die traditionell häufigsten
Miso-Medien, Aspergillus oryzae
wächst aber unter den richtigen Bedingungen
auf fast allen Zutaten, solange sie nur
etwas Stärke und/oder Protein enthalten.
<
In traditionellen
Betrieben wie dem
Maruya Hatcho,
einer der ältesten
Manufakturen
Japans, wird
Miso während der
Gärung mit Steinen
beschwert.
Fotos: Irina Thalhammer, , Cristopher Civitillo PHOTOGRAPHY, beigestellt
144 falstaff sep–okt 2019
Miso eignet sich
nicht nur für salzige
Gerichte. Süße
Misos werden gern
auch für Desserts
verwendet, etwa
zur Verfeinerung
von Beeren.
»Meine Kunden kochen immer noch
großteils schwäbisch oder pfälzisch, aber
jetzt gibt es halt Sauerbraten mit Miso.«
PETER KOCH Misoproduzent Schwarzwald-Miso
Seit einigen
Jahren
produziert
Peter Koch im
Schwarzwald
Miso aus
lokalen Zutaten
– mit immer
größerem
Erfolg.
Weil es in Europa keine Miso-Tradi tion
gibt, trauen sich Köche hier, viel zu experimentieren.
Schneider hat etwa schon
Eicheln zu Miso verarbeitet, die sonst
wegen ihres hohen Tanningehalts ungenießbar
sind – oder Chilis, die sonst zu scharf
zum Essen wären. »Dank der Fermentation
verlieren sie an Schärfe und man schmeckt
ihr tolles Aroma«, sagt er. Außerdem experimentiert
er fleißig damit, den Pilz auf
Fisch und Fleisch wachsen zu lassen – eine
Technik, die gerade in den USA sehr populär
ist und zwar kein Miso, dafür aber
Würzsaucen oder gereiftes Fleisch hervorbringen
kann.
Markus Shimizu, Berliner Miso-Macher
und Chef der Firma Mimi Ferment, hat
schon Miso aus altem Brot von einer
benachbarten Bäckerei gemacht oder aus
Hanfprotein eines Nahrungsergänzungsmittel-Erzeugers,
das sich seinem Ablaufdatum
genähert hat. »Man kann den Rohstoffen
so ganz neue Facetten abgewinnen«, sagt er.
»Gerste, die mit dem Pilz beimpft wird,
riecht etwa deutlich nach Apfelsaft, und
Hanf schmeckt dank dem Pilz nach
Eigelb.« Er beliefert mit seinen Produkten
mittlerweile eine beachtliche Anzahl an
Sternerestaurants in der deutschen Hauptstadt,
etwa das »Nobelhart & Schmutzig«
oder das »Rutz«.
Miso ist nicht nur in der Sterneküche
populär, sondern auf dem besten Weg, sein
exotisches Eck zu verlassen und bei uns heimisch
zu werden: »Als wir begonnen
haben, Miso zu machen, habe ich beim
lokalen Edeka-Markt angerufen und
gefragt, ob sie es verkaufen wollen«, erzählt
Koch, der viel beschäftigte Miso produzent
aus dem Schwarzwald. »Der Manager hat
mir gesagt: ›Kenn ich nicht, können Sie selber
essen.‹« Mittlerweile verkauft er jede
Menge an private Kunden, die zwar immer
noch großteils schwäbisch oder pfälzisch
kochen, »aber jetzt gibt es halt mal Sauerbraten
mit Miso«. <
sep–okt 2019
falstaff
145
cover / TOP-ASIATEN
TOP-ASIATEN
IN DEUTSCHLAND
Asiatische Küche hat hierzulande eine lange Tradition. 1923 eröffnete
das erste chinesische Restaurant in Berlin. Wer heute gut essen will,
kann aus vielen Alternativen wählen: von sternedekorierter
Thai-Küche in bis zu Highend-Japanern in Düsseldorf. Eine Übersicht.
TEXT PHILIPP ELSBROCK
Wie auf der ganzen Welt
boomen die Küchen
Asiens auch in
Deutschland seit vielen
Jahren. Fast alle
Food-Trends der vergangenen Jahre kamen
aus Ländern Asiens, von angesagten Bao
Buns (mit Schweinebauch gefüllten, dampfgegarten
Brötchen) über das koreanische
Reisgericht Bibimbap bis zur japanischen
Ramen-Suppe. Vieles hängt zusammen mit
dem Siegeszug des Streetfoods, also von
ehemals einfachen Gerichten der Straßenküche,
die inszeniert und aufgewertet wurden.
Sie beeinflussen auch die Haute Cuisine,
wie oft zu beobachten ist. Aber auch in der
Haute Cuisine selbst ist asiatisch inspirierte
Küche gut wie nie, wie deutschlandweit
zahlreiche Restaurants zeigen.
Für japanisches Essen richtet sich der
Blick zweifellos ins Rheinland – nirgendwo
gibt es so viele japanische Restaurants wie
in Düsseldorf. Wer schon einmal, vom
Bahnhof kommend, die Immermannstraße
hinunterspaziert ist, wird das bestätigen.
Zahlreiche kleine Geschäfte und Restaurants
sind japanisch geführt, die Schriftzeichen
sind allgegenwärtig. In Düsseldorf lebt
die größte japanische Community in
Deutschland, europaweit ist es die drittgrößte
nach London und Paris. Wenig verwunderlich,
dass auch das wahrscheinlich
beste japanische Restaurant Deutschlands
hier steht: Chefkoch Yoshizumi Nagaya
holte für sein gleichnamiges Restaurant
(»Nagaya«) schon 2004 zum ersten Mal
einen Michelin-Stern. Wenngleich Nagaya
bei einem Puristen wie Toshiro Kandagawa
lernte, wurde sein Stil durch Stationen in
europäischen Sternerestaurants beeinflusst,
sodass er heute eher eine
Europa-Japan-Fusion kocht.
Nur eine Stunde weiter südlich
findet sich ein weiteres
Top-Restaurant. Das »Yunico«
in Bonn gilt Gourmets
als gesetzte Adresse, es vereint
europäische Aromen
mit jenen aus Fernost.
Allerdings steht hier kein
Japaner an den Töpfen, sondern
Küchenchef Christian
Sturm-Willms, der in Siegburg
nahe Bonn aufwuchs. Seine
Begeisterung für Japan entdeckte er
im »Hotel Kameha«, wo er unter
<
Fotos: beigestellt Guido Leifhelm, beigestellt
146 falstaff sep–okt 2019
Das »Nikkei Nine« in Hamburg
ist eines der besten Beispiele
für die Nikkei-Küche, die seit ein
paar Jahren ohne Ende boomt.
sep–okt 2019
falstaff
147
cover / TOP-ASIATEN
Asiatisch inspirierte Küche, erdacht von einem Berliner: Tim Raue (auf dem
Foto zusammen mit Geschäftspartnerin Marie-Anne Raue) liebt die
Straßenküche Singapurs – Spuren davon finden sich in seinem Restaurant.
Das »Kin Dee« unter
der Leitung von Dalad
Kambhu (l.) wurde in
diesem Jahr
überraschend mit
einem Stern
ausgezeichnet.
<
zwei japanischen Sushi-Meistern lernte.
Wie so oft auf diesem Niveau, sollte man
sich ganz auf die Küche einlassen. Mit dem
»Omakase-Menü«, das wörtlich übersetzt
»Ich überlasse es Ihnen« bedeutet, liegt
man sicherlich nicht falsch.
Authentische japanische Küche bekommt
man auch in Berlin. Im »Zenkichi« bietet
Inhaberin Motoko Watanabe nicht nur ausgefallene
Gänge wie Hokkaido-Jakobsmuscheln
mit Karotte und Rucola in Sesam-
Tofu-Dressing an, dazu steht auch eine
große Auswahl an hochklassigen Sakes
bereit – überwiegend selbst importiert von
Watanabe. Mit ihrem US-amerikanischen
Ehemann führte sie schon ein »Zenkichi«
in Williamsburg, New York, bevor sie sich
entschied, in Berlin eine weitere Filiale zu
eröffnen.
Überhaupt, Berlin. Für südostasiatische
Küche ist die Hauptstadt sicherlich das
Zentrum. Das »Monsieur Vuong« unter der
Leitung von Dat Vuong war Pionierbetrieb
und zugleich Vorbild für andere vietnamesische
Streetfood-Restaurants. Für Szenerestaurants
kommt man auch an The Duc
Ngo nicht vorbei: Egal ob »Cocolo Ramen«,
»Madame Ngo« oder »893 Ryotei«, er hat
sich ein panasiatisches Imperium aufgebaut,
Fotos: Robert Rieger, Nils Hasenau, BOAZ ARAD, beigestellt
148 falstaff sep–okt 2019
Für die südostasiatischen
Küchenrichtungen ist
Berlin sicher das Zentrum in
Deutschland. Hier befindet
sich auch das einzige
Thai-Restaurant mit Stern.
in dem auch Brad Pitt und Angelina Jolie
schon essen waren. Etwas elaboriertere
Gerichte bekommen Gourmets im »Kin
Dee«: Mit ihrem frischen, ideenreichen
Thai-Restaurant holte Dalad Kambhu in
diesem Jahr überraschend einen Stern. Feinschmecker
besuchen für authentische chinesische
Küche auch gern das »Hot Spot«
von Jianhua Wu, der zu seinen Speisen eine
überragende Weinauswahl anbietet (was
auch Sterneköche schätzen, die man hier in
ihrer Freizeit manchmal trifft).
ZAUBERWORT »FUSION«
Eines der spannendsten Felder ist die Fusionsküche,
in der sich verschiedenste Einflüsse
und Elemente durchmischen. Sarah
Henke hat auf diesem Feld enorme Meriten,
mit feinem Gespür für spannende Aromenkombinationen
prägt sie ihr sternedekoriertes,
koreanisch beeinflusstes »Yoso«
in Andernach. Und natürlich darf auch
Starkoch Tim Raue in dieser Liste nicht
fehlen, wenngleich man in seiner Küche
eher einen wilden Stilmix aus Asiens Garküchen
findet. Raue ist ein großer Fan von
Singapur und reist regelmäßig dorthin, um
sich neue Inspirationen zu holen.
Nicht unerwähnt bleiben darf die Nikkei-
Küche, also die Mischung aus japanischen
und peruanischen Einflüssen, die in den vergangenen
Jahren die Trendküche schlechthin
war. Ein grandioser Vertreter ist das
»Nikkei Nine«, das zum Hamburger Hotel
»Vier Jahreszeiten« gehört. Auch in Göttingen
bekommt man eine gute Variante: Das
Restaurant »Intuu« unter der Regie von
Alexander Zinke punktet etwa mit knusprigem
Schweinebauch mit Piquillo-Süßkartoffelpüree
und einer Sauce aus Miso und
Anticucho (Koriander, Knoblauch, Bier und
Zitronensaft).
<
Das »Zenkichi« in
Berlin besticht durch
Authentizität – die
große Sake-Auswahl
wird überwiegend
direkt importiert.
Sarah Henkes
ausgefallene Küche
im »Yoso« zählt zu
den spannendsten
in Deutschland.
Im »Yunico«
serviert Christian
Sturm-Willms eine
elegante Fusion
aus europäischen
und japanischen
Gerichten.
sep–okt 2019
falstaff
149
cover / ADRESSEN
DIE
TOP-ASIATEN
DEUTSCHLANDS
JAPANER
IZAKAYA
Izakayas sind eigentlich japanische Kneipen – die
europäische Kette mit dem gleichen Namen ist viel
mehr als das, sie kombiniert hohe Produktqualität
mit einer guten Weinkarte.
Katharinenstraße 29, 20457 Hamburg,
T: +49 40 29996669, izakaya-hamburg.com
NAGAYA
Yoshizumi Nagaya ist mit seinem besternten Restaurant
die erste Adresse für Gourmets in Düsseldorf,
hat aber auch deutschlandweit viele Fans.
Klosterstraße 42, 40211 Düsseldorf
T: +49 211 8639636, nagaya.de
SUSHIMOTO
Schlichtes Ambiente, herausragende Küche: Im
»Westin Grand Hotel« kocht ein wahrer Meister.
Kenner verlassen sich auf das Omakase-Menü.
Konrad-Adenauer-Straße 7, 60313 Frankfurt a. M.
T: +49 69 1310057, sushimoto.eu
THE IZAKAYA
Das Zweitrestaurant von Benjamin Peifer will kein
reines asiatisches Restaurant sein, kombiniert
daher Pfälzer Zutaten mit japanischen Techniken.
Weinstraße 36, 67157 Wachenheim
T: +49 6322 9593729,
restaurant-inten.se/the-iz akaya
YOSHI BY NAGAYA
Im Zweitrestaurant von Yoshizumi Nagaya geht es
traditioneller zu, es ist ebenfalls mit einem Stern
ausgezeichnet. Sehr gute Sake-Auswahl.
Kreuzstr. 17, 40210 Düsseldorf
T: +49 211 86043060, nagaya.de
YUNICO
Christian Sturm-Willms lernte das japanische
Küchenhandwerk in Deutschland und baut für
seine Gerichte mediterrane Elemente ein.
Am Bonner Bogen 1, 53227 Bonn
T: +49 228 43345000, kamehabonn.de/yunico
ZENKICHI
Authentisches Japan-Restaurant mit außergewöhnlichen
Gerichten. Die Sakeauswahl ist
bemerkenswert.
Johannisstraße 20, 10117 Berlin
T: +49 30 24630810, zenkichi.de
Sherry-Rahm? Das Nebeneinander von bodenständiger
und Asia-Fusion macht den Reiz hier aus.
Beides ist handwerklich auf gutem Niveau.
Erikastraße 43, 20251 Hamburg
T: +49 40 41305888, brechtmann-bistro.de
INTUU
Unter der kundigen Aufsicht von Alexander Zinke
bekommt man das Beste aus Peru und Japan.
Berliner Straße 30, 37073 Göttingen
T: +49 551 999530, freigeist-goettingen.de
NIKKEI NINE
Spektakuläre Inneneinrichtung, feine Nikkei-Küche:
Egal ob Ceviche oder Sashimi-Variationen, das Restaurant
im »Vier Jahreszeiten« ist auf der Höhe.
Neuer Jungfernstieg 9–14, 20354 Hamburg
T: +49 40 34943399, nikkei-nine.de
TIM RAUE
Tim Raue hat mit seinem durchschlagenden Mix
diverser asiatischer Küchenstile längst seine eigene
Marke geschaffen.
Rudi-Dutschke-Straße 26, 10969 Berlin
T: +49 30 25937930, tim-raue.com
YOSO
Die gebürtige Koreanerin Sarah Henke kocht hier
ihre spannende Aromenküche.
Schafbachstraße 14, 56626 Andernach
T: +49 2632 4998643, yoso-restaurant.de
CHINESEN
HOT SPOT
Authentische Küche diverser Regionen trifft auf
eine liebevoll kuratierte Weinkarte.
Eisenzahnstraße 66, 10709 Berlin
T: +49 30 89006878, restaurant-hotspot.de
GREAT WALL
Eine der ersten Adressen für Freunde der chinesischen
Küche in Köln. Wer sich traut, probiert den
Quallensalat oder marinierte Schweineohren.
Komödienstraße 37, 50667 Köln
T: +49 221 2774712, greatwallcologne.de
VIETNAMESEN
MONSIEUR VUONG
Der Pionier unter den anspruchsvollen Streetfood-
Vietnamesen Berlins ist immer noch auf der Höhe
und gut besucht.
Alte Schönhauser Str. 46, 10119 Berlin
T: +49 30 99296924, monsieurvuong.de
O-REN ISHII RESTAURANT
Einer der beliebtesten Spots für ein leichtes,
variantenreiches Mittagessen in Hamburg – wer
zu spät kommt, muss warten.
Kleine Reichenstraße 18, 20457 Hamburg
T: +49 151 40030003, o-ren-ishii.com
THAILÄNDER
KIN DEE
Wörtlich übersetzt bedeutet der Name dieses
Sternerestaurants »Gut essen« – und das ist wahr.
Lützowstraße 81, 10785 Berlin
T: +49 30 2155294, kindeeberlin.com
SAROCHA
Anspruchsvolle Thai-Küche aus verschiedenen
Landesregionen trifft auf ausgesuchte Weine.
Herzogstraße. 22, 90478 Nürnberg
T: +49 911 9991292, sarocha.de
KOREANER
HAN-MI
Die Einrichtung könnte hübscher sein. Trotzdem
sind die Plätze fast immer besetzt, was zum Beispiel
an den köstlichen Kimchi-Pfannkuchen liegt.
Kleine Seilerstr. 1, 20359 Hamburg
T: +49 40 78010777, hanmi.de
KIM’S’CORE
Das Restaurant im In-Viertel Unterbilk ist nicht nur
für das Barbecue Bulgogi direkt am Tisch beliebt.
Neusser Straße 84, 40219 Düsseldorf
T: +49 211 98077585, kimscore.de
FUSION
BRECHTMANNS BISTRO
Spicy Thai Beef Salat oder Rinderfiletspitzen in
GOOD FRIENDS
Bodenständiges, schlichtes Restaurant, das auch
unter Berlins Spitzenköchen viele Freunde hat.
Kantstraße 30, 10623 Berlin
T: +49 30 3132659, goodfriends-berlin.de
SONAMU
Beliebter Nachbarschaftstreff mit Klassikern
wie Bulgogi und Bibimbap.
Berger Str. 184, 60385 Frankfurt a. M.
T: +49 69 90437250, keine Website
Foto: beigestellt
150 falstaff sep–okt 2019
Tauchen Sie ein in die sinnliche Wohlfühlwelt von Carrossa Hotel Spa Villas, nahe der
romantischen Stadt Artà, mit Traumblick in die Bucht von Alcúdia. Das Resort umfasst
75 Zimmer & Suiten, 2 Restaurants, 1.500 m 2 Wellness & Spa mit Außenpool,
Hallenbad, Sauna-Landschaft u.v.m. Das attraktive Wochen-Arrangement
inkl. Gourmet-Halbpension ist bereits ab 861 € buchbar.
Informationen & Buchung: www.carrossa.com
Carrossa Country Club SA Camí de Carrossa KM 3,4 07570 Artà
Telefon +34 971–835647
KÜCHENZETTEL
Gourmet-Autor
SEVERIN CORTI
HITZE
HOCH DREI
Zarte Calamari, knusprig gebacken und von dreierlei Pfeffer befeuert:
So mögen die Kantonesen ihre Tintenfische. Wir aber auch!
Salt and Pepper Squid. So unspektakulär
steht das Gericht auf
den Speisekarten chinesischer
Restaurants von Penang bis
Bombay, von London bis San
Francisco – und in Australien, wo es
inzwischen fast schon als Nationalspeise
gelten darf, sowieso. Nur bei unseren
lokalen China-Restaurants finden sich die
»Calamari mit Salz und Pfeffer« nicht
oft. Vielleicht, weil sie im Vergleich zu
Peking-Ente oder süßsaurem Schweinefleisch
mit Bambus nicht so eindeutige
Exotik versprechen, wie wir das beim
Chinesen unseres Vertrauens zu schätzen
gelernt haben. Salz und Pfeffer?
Kennen wir. Aber nicht auf diese Art.
Das Gericht geht auf die Küche
Hongkongs zurück und entwickelt
eine knusprig-animierende Köstlichkeit,
gegen die selbst die Italiener mit ihren zu
Recht geliebten Calamari fritti ein bisschen
alt ausschauen. Es ist nämlich so:
Das Maismehl, in dem die Tintenfische
vor dem Frittieren gewendet werden, ist
mit zweierlei geröstetem Pfeffer gewürzt.
Schwarzen Pfeffer mit seiner erdigen, aber
auch irgendwie zitronigen Schärfe kennen
wir hierzulande bestens, und die besondere
Kraft des Szechuanpfeffers, der mit seiner
vergleichsweise milden, aber umso
würzigeren Schärfe die Zunge mit einer
Art prickelnder Taubheit zu elektrisieren
vermag, ist eine der großen Errungenschaften
der chinesischen Küche. Es gibt
ihn in jedem besseren Asiashop, und
man will ihn, einmal probiert, nicht
mehr missen.
Wenn die Kalmare in ihrer Knusperhülle
bereit sind, kommt als dritte
Scharf-Nuance noch mit Jungzwiebel
und Knoblauch (für die süße Note)
gerösteter Pfefferoni dazu – fertig.
Und nicht bloß knusprig, sondern
aufregend heiß. Gurkensalat nach
südchinesischer Art passt perfekt dazu,
der liefert nämlich die nötige Kühlung.
Geht auch ganz einfach: Hauchfein
geschnittene kleine Gurken, in feine Stifte
geschnittene rote Paprika und Jungzwiebeln
sowie eine halbe, in kleine Stücke
geschnittene Ananas werden mit einer
Handvoll Minzblättern, etwas Sojasauce,
dem Saft von zwei Limetten, etwas Sesamöl
und Salz vermengt und kurz ziehen
gelassen, bevor man nach Geschmack
noch einen kleinen Bund grob gehackten
Koriander dazugibt.
Wer jetzt meint, lieber gleich den
Stammchinesen dazu zu bringen, den
pfeffersalzigen Tintenfisch gefälligst
auf die Karte zu nehmen, hat natürlich
nicht unrecht. Aber: Chinesisches Essen
ist nur dann wirklich gut, wenn man in
der Gruppe hingeht und gemeinsam
verschiedene Gerichte teilt. Und dann
wird man schnell draufkommen: Eine
Portion dieser Calamari ist irgendwie
immer zu wenig. Dagegen hilft nur:
gleich selber machen.
SALT & PEPPER SQUID
GEBACKENE CALAMARI,
HONGKONG-STYLE
(für 4 Personen)
ZUTATEN
500 g gesäuberte Calamari
100 g Maismehl (Maizena)
1 Teelöffel Salz
1 Teelöffel schwarze Pfefferkörner
1 Teelöffel Szechuanpfeffer
1 l Sonnenblumenöl
2 Frühlingszwiebeln, in feine Ringe geschnitten
1 Knoblauchzehe, in dünne Scheiben geschnitten
1–2 rote Thai-Chili-Schoten, in feine Ringe geschnitten
6 Limettenspalten
ZUBEREITUNG
– Die Tentakel der Kalmare beiseitelegen, die vom
Fischhändler küchenfertig geputzten Körper-Tuben
der Länge nach aufschneiden, auf der Innenseite mit
einem scharfen Messer oder Stanleymesser mit
einem 5-mm-Rhombenmuster versehen – ohne
durchzuschneiden. Flach auflegen und jeden Körper
in drei Dreiecke teilen.
– Die beiden Pfeffer in einer Pfanne bei flotter Hitze
ohne Fett etwa eine Minute anrösten, dann mittels
Mörser grob mahlen.
– Zwei Drittel dieser Mischung mit Salz und Maismehl
vermengen. Tintenfische darin wenden.
– Währenddessen in einem Wok 5 cm hoch Öl mit einer
Kartoffelscheibe so lang erhitzen, bis die Scheibe
braun ist. Herausholen und den Tintenfisch in
zwei bis drei Durchgängen jeweils zwei Minuten
goldbraun backen.
– Parallel dazu in einer Pfanne 3 EL Öl heiß werden
lassen, das Weiße der Zwiebeln und den Knoblauch
mit den Chilis bei hoher Hitze anbraten. Tintenfisch
abtropfen lassen, mit der Zwiebel-Chili-Mischung
vermengen, mit dem restlichen Pfeffer und den
grünen Zwiebelstücken bestreuen und mit Limette
servieren.
Fotos: Betina Hastoft, Ian Ehm
152 falstaff sep–okt 2019
FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG
2016 Les Genêts Blancs, Château
de Roquefort
Côtes de Provence Blanc (Clairette,
Vermentino), bio.
weinhalle.de, € 14,80
Gesammelte Rezepttipps
von Severin Corti unter:
falstaff.com/corti
sep–okt 2019
falstaff
153
gourmet / ESSAY
ASIATISCH GENUG?
Viele Speisen waren immer schon Migranten. Da wollen unsere Gaumen
und Mägen keine Nationalisten sein. Über das versunkene Kleinchina
des Pinzgaus. Und über Erfahrungen beim Essen in Japan und Österreich.
Die erste chinesische Gaststätte
Österreichs wurde im
19. Jahrhundert in einem
kleinen Ort im Pinzgau
(Salzburg) eröffnet. Es war
das Werk eines verachteten Sonderlings
und grandiosen Träumers, der in Piesendorf
der Enge und den Zwängen der Heimat
sein eigenes kleines China entgegensetzte.
Sebastian Perfeller scheiterte in seinem
Leben mit allem, was er anfing, sein
Schmiedeunternehmen führte er in den
Konkurs, mit seiner Familie überwarf er
sich, von den Nachbarn wurde er verspottet.
Aber mit über fünfzig Jahren begann er
1867 auf einem steilen Grundstück Häuser,
Pagoden, Türmchen, Treppen, Galerien,
Pavillons zu bauen, alles aus Holz, alles
mit eigener Hand gefertigt: eine anmutige
Welt für sich, die er, der nie in China war,
alten Büchern und Bildern nachgebildet
hatte. Und mitten hinein in sein privates
Kleinchina setzte Perfeller ein Rast- und
Gasthaus in chinesischem Stil, das Speisen
anbot, die er für chinesisch hielt.
Über kurz wurde der verachtete Außenseiter
zur lokalen Berühmtheit, wer zwischen
Salzburg und Innsbruck zu den freien
Geistern zählen wollte, aus der Boheme
oder der guten Gesellschaft, der begab sich
auf Ausflug ins China des Pinzgaus und
machte Perfeller, dem Baumeister, Holzschnitzer,
Gartengestalter und Gastwirt, die
Aufwartung. Was Perfeller an Speisen
angeboten hat, ist unbekannt, aber es galt
ihm und seinen Gästen jedenfalls für »chinesisch«,
auch wenn der gescheiterte
Schmiedemeister wohl nicht die Gewürze,
Zutaten und auch die Kenntnis gehabt
154 falstaff sep–okt 2019
KARL
MARKUS
GAUSS,
österreichischer
Schriftsteller,
Literaturkritiker,
Herausgeber, Essayist.
Als Reiseschriftsteller und
Autor schreibt er für
namhafte Zeitungen Essays,
Kommentare und Notizen
zum Zeitgeschehen.
Illustration: Gina Mueller, Foto: Shutterstock, Marco Riebler
haben wird, in Piesendorf gleichsam originalchinesisch
aufzukochen. Wie sein Kleinchina
ausgesehen hat, kann man nur auf
einem einzigen alten Foto bestaunen und
an einem Modell, das zwei Landsleute von
ihm hundert Jahre nach seinem Tod aus
Holz und Papier erbaut haben und das im
Fremdenverkehrsamt der Gemeinde ausgestellt
ist. Bald nach seinem Tod war Perfellers
Lebenswerk verfallen, und was noch
übrig war, wurde durch einen Brand vernichtet.
Bis es in Österreich, in Salzburg,
im Pinzgau wieder ein chinesisches Restaurant
geben sollte, würden an die hundert
Jahre vergehen müssen.
Kürzlich war ich auf ein paar Tage in
Wien und wurde von Freunden, die es
freut, mich bei meinen Besuchen in neue
oder von ihnen neu entdeckte Lokale zu
führen, in ein Restaurant eingeladen, das
im Rufe steht, vietnamesische Speisen ohne
Zugeständnisse an mitteleuropäische
Geschmackstraditionen anzubieten. Was
soll ich sagen? Wir waren zu sechst, und
jeder bestellte etwas anderes. Drei waren
begeistert, drei fanden die Sache gerade
noch so zum Runterbringen, ohne würgen
zu müssen. Ich zählte zu Letzteren, und
mein vegetatives Gedächtnis fühlte sich
stark an jene Erlebnisse erinnert, die ich
während einer Lesereise, die mich zu verschiedenen
Universitäten Japans führte, mit
japanischen Gerichten und meinem Magen
machen konnte.
Überwiegend nämlich fand ich die japanische
Küche nicht nur interessant, was
man gerne sagt, wenn es einem eigentlich
nicht geschmeckt hat, sondern auf mir
unbekannte Weise sogar sensationell gut.
MITTEN HINEIN IN SEIN
PRIVATES KLEINCHINA
SETZTE SEBASTIAN
PERFELLER EIN RAST-
UND GASTHAUS IN
CHINESISCHEM STIL, DAS
SPEISEN ANBOT, DIE ER
FÜR CHINESISCH HIELT.
Bei ein paar Abendessen, die peinlicherweise
zu meinen Ehren gegeben wurden,
bekam ich die Brühe, in der sich unidentifizierbares,
jedenfalls ungemein schlabbriges,
nicht zu sagen schleimiges Zeug befand,
hingegen nur aus der Sorge hinunter, sonst
einen schweren Verstoß gegen die japanisch-österreichische
Freundschaft zu verüben.
Es ist schon so: Wir achten auch
kulinarisch immer stärker das Originale,
Authentische, nur mit Zutaten der Region
Fabrizierte, aber tun das doch mehr aus
ideologischen Gründen. Und wir bekommen
es immer öfter mit Speisen zu tun, die
auf ihrem Weg in unsere Teller vieles aufnahmen,
was sich unterwegs finden ließ,
und manches abgestreift haben, was den
Menschen, denen es jetzt schmecken soll,
gar zu ungewöhnlich, unvertraut anmutet.
Und auch das stört uns, eben weil wir keine
engstirnigen Nationalisten sein wollen,
was die Vorlieben unseres Magens und seine
Abneigungen gegen manches Fremde
betrifft.
Dabei waren die Speisen immer Migranten,
und auf ihrer Wanderung von der
einen Region in die andere, von einem
Land ins nächste und endlich über die
Kontinente hinaus haben sie sich von überall
gegriffen, was ihnen bekömmlich
erschien, und auf anderes verzichtet, einfach
weil die Bereitschaft, sie im puristischen
Originalzustand zu verzehren, nicht
überall vorhanden war. Gerade weil wir
globale Existenzen geworden sind, tut uns
die Illusion gut, dem regionalistisch Echten
zu frönen. Selbst beim Essen können wir
nicht anders, als an den Widersprüchen
unserer Epoche zu kauen. <
sep–okt 2019
falstaff
155
gourmet / REGIONALPORTRÄT
IM OSTEN VIEL
Deutschlands Regionen
genussvoll entdecken
falstaff.com/regional-genuss
Fotos: Shutterstock
156 falstaff sep–okt 2019
NEUES
Deutschlands östlichste Großstadt
haben viele im Westen nicht auf dem
Radar. Warum eigentlich? In Dresden
und dem nahen Elbland pulsiert
eine lebendige Gastroszene, und
jedes Jahr sind mehr Besucher
aus der ganzen Welt zu Gast.
TEXT PHILIPP ELSBROCK
Dresdens imposante Kulisse:
Im Vordergrund ein Teil der
Altstadt mit der Hochschule für
Bildende Künste, auf dem
anderen Elbufer die Neustadt.
sep–okt 2019
falstaff
157
gourmet / REGIONALPORTRÄT
Es hat nicht viel gefehlt, und die »neue deutsche
Küche« aus dem Restaurant »Lila Soße« würde es
demnächst auch auf einer chinesischen Insel geben.
Vor ungefähr einem Jahr
bekam Boris Kögel, 40, in
seinem Restaurant Besuch,
der für ihn weitreichende
Folgen haben sollte. Ganz
genau lässt sich der Zeitpunkt nicht rekonstruieren,
denn der oder die Unbekannte gab
sich nicht zu erkennen, sondern schaute
sich Kögels Restaurant nur genau an. Fest
steht allerdings, dass die Person von dem,
was sie sah, sehr angetan war. Kögel führt
die »Lila Soße« in der Dresdner Neustadt;
es ist ein lässiges, bei Touristen und Einheimischen
gleichermaßen beliebtes Restaurant,
dessen Spezialität die »neue deutsche
Küche ist«, wie Kögel es beschreibt. Auf der
Speisekarte stehen zum Beispiel Fenchel-
Gurkensalat mit gebeiztem Lachs oder
gebratene Jakobsmuschel auf Süßkartoffel
und Gremolata, Kögel hat grobe Bratwurst
vom Duroc im Angebot und hausgemachte
Spätzle mit Petersilienpesto und Bergkäse.
Nicht die Neuerfindung des Rads, aber
alles gut gemacht, selbst die »New York
Times« hat das Restaurant auf dem Radar.
Im Januar bekam Boris Kögel eine Mail
mit der Frage, ob er nicht eine Dependance
seines Restaurants eröffnen wolle. Eins zu
eins nachgebaut, mit dem gleichen Interieur,
der gleichen Karte, dem gleichen Namen.
Bezahlen müsse er dafür nichts, erst nach
drei Jahren würde die erste kleine Pachtzahlung
fällig. Ort dieses neuen Restaurants
wäre allerdings in China. Denn dort, so ließen
die Mailschreiber ihn wissen, werde
eine künstliche Insel mit Platz für 250.000
Menschen aufgeschüttet. Gern würde man
ihn einladen, einmal dorthin zu kommen.
Absender: einer der weltgrößten Immobilienentwickler
Chinas, die Evergrande Group.
Kögel ließ sich einfliegen, verbrachte eine
Woche dort und war schwer beeindruckt.
Am Ende sagte er doch ab. Nach vielen Jahren
auf der Reise, nach Stationen bei Sternerestaurants
im In- und Ausland ist er in Dresden
heimisch geworden. »Ich hätte das wuppen
können, und natürlich wäre das lukrativ«,
meint Kögel. »Aber Geld ist nicht alles.«
Die Episode ist dennoch bemerkenswert.
Denn in der östlichsten Großstadt Deutschlands
hat sich, zu großen Teilen unbemerkt
von vielen Westdeutschen, eine vitale Szene
entwickelt, die jedes Jahr mehr und mehr
Besucher aus dem Ausland anlockt – im
vergangenen Jahr knackte die Stadt mit 4,6
Millionen Übernachtungen einen Rekord.
WILLKOMMEN IM ELBLAND
Längst schauen die Touristen sich nicht mehr
bloß Dresden an, das mit seiner Mischung
aus prunkvoller Altstadt und quirligen Szenebezirken
eine große Bandbreite abdeckt. Das
gesamte Elbland, wie findige Marketing-Leute
die Region entlang der Elbe zwischen Pirna
und Torgau genannt haben, weckt das
Interesse. Zu den schönsten Ausflugszielen
außerhalb der Stadt zählt zweifellos das
Weingut Schloss Wackerbarth in Radebeul,
Dresdens noblem Vorort. 190.000 Besucher
kommen hier jährlich vorbei.
Sie bewundern zum Beispiel das Belvedere,
den wohl schönsten Arbeitsplatz eines
Weinguts in Deutschland. Bekannt ist
Schloss Wackerbarth zum einen für seine
Sekte, die aus Burgundersorten cuvetiert
werden. Kenner schätzen insbesondere die
edelsüßen Weine aus der Rieslingtraube, die
in Falstaff-Weinverkostungen regelmäßig
mit hohen Punktzahlen hervorstechen.
Wie ein Sprung in der Zeit fühlt es sich
an, wenn man aus den historischen Gemäuern
wieder ins Stadtzentrum fährt, zur Gläsernen
Manufaktur von Volkswagen, wo
der E-Golf produziert wird. Im dazugehörigen
Edelbistro »e-Vitrum« führt Dresdens
Gastronomie-Urgestein Mario Pattis das
Kommando. Einen anderen Veteranen findet
man zwischen Frauenkirche und Zwinger,
im »Taschenbergpalais«, einem der besten
Hotels am Platz. Hier kommt man nicht
vorbei an Gastronom Gerd Kastenmeier,
einem gebürtigen Niederbayern, der vor
>
Fotos: BLEND3 Frank graetz, Schloss Wackerbarth, Shutterstock, beigestellt
158 falstaff sep–okt 2019
Eingefasst von Weinbergen thront
eines von Deutschlands schönsten
Weingütern: Schloss Wackerbarth
in Radebeul.
Das Edelbistro
»e-Vitrum« in
der Gläsernen
Manufaktur von
Volkswagen hat
das Dresdner
Urgestein
Mario Pattis
übernommen.
Eine prachtvolle Altstadt mit Gebäuden wie der Semperoper trifft auf eine vitale
Gastronomieszene: Dresden zieht jedes Jahr mehr Besucher an.
sep–okt 2019
falstaff
159
gourmet / REGIONALPORTRÄT
Sterneküche (r.) findet man in
Stefan Hermanns »bean&beluga«.
Doch auch sein Zweitrestaurant
»Hirsch32« (o.) überzeugt.
Früher Residenz für
Adelige, heute ein
Luxushotel (o.).: das
Taschenbergpalais.
Auf der anderen
Seite der Elbe, in
der Neustadt, findet
man die beliebte
»Weinzentrale« von
Jens Pietzonka (l.).
>
knapp 25 Jahren nach Dresden kam und
wie so viele andere Wessis nicht mehr wegging.
Kastenmeier, ein Kerl wie ein Baum,
hat sich mit seinem hemdsärmeligen
Charme viele Freunde gemacht – kürzlich
war er sogar im »Tatort« zu sehen. Auf 70
Prozent schätzt er seinen Stammkundenanteil
in seinem Fischrestaurant, das seit ein
paar Monaten im »Taschenbergpalais« residiert.
»Denen musste ich versprechen, dass
ich auch im neuen Restaurant weiterhin
Wiener Schnitzel und Kaiserschmarrn
anbiete«, sagt Kastenmeier.
Vor Kurzem eröffnete er im Hotel eine
Bar, in der er Sushi, Champagner und Austern
kombiniert. Allein vier verschiedene
Austernarten stehen mindestens auf der
Karte (Probiertipp: die Tsarskaya), je nach
Saison sogar noch mehr, dazu kommt eine
gute Auswahl an Sushi aus Meisterhand
sowie Taittinger-Champagner.
Jenseits des perlenden Luxus, nach einem
Sprung über die Elbe, finden sich in der
Stadt aber auch Restaurants und Bars, die
sich mit hochwertigen Zutaten und ohne
viel Chichi an eine junge, genussaffine Zielgruppe
richten. Etwa im »Sprout«, wo
Quereinsteigerin Luise Koenitz vegetarische
und vegane Küche anbietet. Nicht wegzudenken
sind in der Neustadt auch die Weinbars,
die von Gastronomie-Veteranen
geführt werden. Die »Weinzentrale« unter
der kundigen Leitung von Jens Pietzonka
hat seit ihrer Eröffnung im Jahr 2015 einen
festen Kundenstamm erobert. In lässiger
Atmosphäre bekommt man hier Weine von
lokalen Größen genauso wie die große
Weinwelt aus Frankreich oder Spanien kundig,
aber ohne Erziehungsmission erklärt.
Craft-Bier-Fans haben in Dresden zwar
nicht ganz so viel Auswahl. Aber die im
vergangenen Jahr eröffnete »BraufactuM«-
Filiale inmitten der Altstadt hat 32 Zapfhähne,
aus denen 16 verschiedene Biere
fließen. Wem der Kopf schwirrt angesichts
dieser Vielfalt, sollte sich in die Straßenbahn
mit der Nummer 41 setzen und nach
Osten fahren, ins Villenviertel Weißer
Hirsch. Wer bei Stefan Hermann einkehrt,
egal ob im Bistro »Hirsch32« oder im
Sternerestaurant »bean&beluga«, kann
sich bei exquisiter Küche ausruhen vom
Trubel. Und dann überlegen, wie er die
weiteren Stunden in einer von Deutschlands
schönsten Regionen verbringt.
<
Fotos: beigestellt
160 falstaff sep–okt 2019
SUPERFIT
CHINO
alberto-pants.com
eise / DRESDEN UND ELBLAND
TIPPS &
ADRESSEN
HOTELS
BÜLOW PALAIS*****S (1)
Ein Stuttgarter Unternehmerehepaar steht hinter
dem imposanten Hotel der Luxusklasse im Stadtzentrum.
DZ ab ca. 115 Euro.
Königstraße 14, 01097 Dresden
T: +49 351 80030, buelow-palais.de
GEWANDHAUS DRESDEN***** (2)
Erbaut wurde dieses Luxushotel zwischen 1768
und 1770, es befindet sich in direkter Nähe der
Sehenswürdigkeiten. DZ ab ca. 270 Euro.
Ringstraße 1, 01067 Dresden
T: +49 351 49490, gewandhaus-hotel.de
TASCHENBERGPALAIS***** (3)
Grand Hotel im Zentrum der Altstadt, das im Zweiten
Weltkrieg zerstört und in den 1990er-Jahren
aufwendig restauriert wurde. DZ ab ca. 145 Euro.
Taschenberg 3, 01067 Dresden
T: +49 351 49120, kempinski.com
VILLA SORGENFREI (4)
Traumhaft gelegenes, wunderschönes Haus mit 14
Zimmern und zwei Suiten. Dazu gehört das Sternerestaurant
»Atelier Sanssouci«. DZ ab ca. 80 Euro.
Augustusweg 48, 01445 Radebeul
T: +49 351 7956660, hotel-villa-sorgenfrei.de
RESTAURANTS
BEAN&BELUGA (1)
Das Vorzeigeprojekt von Multi-Gastronom Stefan
Hermann hält seit vielen Jahren einen Stern. Zwei
Menüs stehen zur Auswahl, eines mit Fleisch und
Fisch und ein vegetarisches.
Bautzner Landstraße 32, 01324 Dresden
T: +49 351 44008800, bean-and-beluga.de
KASTENMEIERS (2)
Gerd Kastenmeier macht mit seinem Fischrestaurant
im Taschenbergpalais viele Stammgäste glücklich.
Neu ist die Sushi-Bar, wo eine Sushi-Auswahl,
Austern und Champagner auf der Karte stehen.
Taschenberg 3, 01067 Dresden
T: +49 351 48484801, kastenmeiers.de
GENUSS-ATELIER (3)
Auch wenn das Haus seit diesem Jahr einen Stern
hat – ein Menü bekommt man hier schon ab 39 Euro.
Jeder zusätzliche Gang kostet weitere 10 Euro.
Bautzner Straße 149, 01099 Dresden
T: +49 351 25028337, genuss-atelier.net
E-VITRUM (4)
Mario Pattis leitet die Gastronomie in der Gläsernen
Manufaktur von Volkswagen und setzt auf
modernisierte Klassiker im Edelbistro-Stil.
Lennéstraße 1, 01069 Dresden
T: +49 351 4204250, vitrum-dresden.de
LILA SOSSE (5)
Boris Kögel bietet in seinem Restaurant »neue
deutsche Küche an« und setzt dafür überwiegend
auf regionale Zutaten. Hübsch gelegen im Hof der
Fabelwesen, der zum Kunsthof Dresden gehört.
Alaunstraße 70, 01099 Dresden
T: +49 351 8036723, lilasosse.de
HIRSCH32 (6)
Früher die Weinbar des »Bean&Beluga«, ist das
»Hirsch32« zu einem echten Zweitrestaurant aufgewertet
worden. Viele Weine aus Sachsen.
Bautzner Landstraße 32, 01324 Dresden
T: +49 351 44008800, hirsch-32.de
SPROUT FOOD (7)
Vegetarische und vegane Küche in schlichtem, zeitgemäßem
Ambiente – das bietet Quereinsteigerin
Luise Koenitz in der Neustadt an.
Rothenburger Straße 12, 01099 Dresden
T: +49 351 21093510, sproutfood.de
RASKOLNIKOFF (8)
Man kann hier übernachten, doch die meisten
Besucher kommen wegen des traumhaften Innenhofs
und der guten, bodenständigen Küche. Reservierung
empfohlen.
Böhmische Straße 34, 01099 Dresden
T: +49 351 8045706, raskolnikoff.de
BARS, CAFÉS
WEINKULTURBAR (1)
Mehrfach preisgekrönte Mini-Bar, mit der sich Silvio
Nitzsche selbst (und einem aufgeschlossenen
Publikum) einen Traum erfüllt. Die Weinkarte ist
legendär.
Wittenberger Straße 86, 01277 Dresden
T: +49 351 3157917, weinkulturbar.de
KAFFANERO (2)
Wer den Duft von frisch geröstetem Kaffee mag, ist
hier richtig, denn die Rösttrommel steht direkt im
Laden. Spezialitäten lassen sich sofort probieren
und mit einem Stück Kuchen kombinieren.
Jagdweg 1–3, 01159 Dresden
T: +49 351 48618818, kaffanero.de
WEINZENTRALE (3)
Gute-Laune-Gastronom Jens Pietzonka versorgt
seine Gäste nicht nur mit spannenden Weinen, sondern
kennt auch die passenden Storys dazu.
Hoyerswerdaer Straße 26, 01099 Dresden
T: +49 351 89966747, weinzentrale.com
BRAUFACTUM (4)
Dresdens erste Anlaufstelle für Craft-Biere – mitten
in der Altstadt gibt’s hier 16 verschiedene Biere
frisch vom Fass, dazu Soulfood-Küche.
Altmarkt 6, 01067 Dresden
T: +49 351 48121988, braufactum-dresden.de
GENUSS
SCHLOSS WACKERBARTH (1)
Das Weingut, das auf eine bewegte Geschichte
zurückblickt, ist einer der Besuchermagneten der
Region. In herrschaftlichem Ambiente kann man
hier Sekte und Rieslingweine probieren, die über die
Region hinaus bekannt sind.
Wackerbarthstraße 1, 01445 Radebeul
T: +49 351 89550, schloss-wackerbarth.de
DRESDNER CHRISTSTOLLEN
Zentrale Anlaufstelle für eine der bekanntesten
sächsischen Spezialitäten. Die Website liefert
Informationen zur Geschichte und nennt gute
Bäcker.
dresdnerstollen.com
Illustration: Ana Popescu
162 falstaff sep–okt 2019
Weinfühlige Gastgeber
in den besten Lagen
29 erlesene Hotels für Weinliebhaber
Vinum Hotels Südtirol sind eine Cuvèe aus Weinerlebnis und Genuss,
Wohlbefinden, Kultur, Architektur – so frisch wie die Alpen, so fruchtig
wie der Süden, so harmonisch wie die Menschen, so spannend wie die
2500-jährige Weinbaugeschichte, so kontrastreich wie die Landschaft.
www.vinumhotels.com · info@vinumhotels.com
promotion / IAC-NETZWERK
Mit 24 Jahren hat er Marvin Dittmer
zu seinem Küchenchef gemacht.
Eine herausragende Stellung
mit sehr viel Verantwortung,
bei der man ein hohes Maß an Autorität und Erfahrung
benötigt. »Viele haben es ihm nicht zugetraut.
Aber ich!«, erklärt der geschäftsführende
Gesellschafter der »Havanna Lounge«, Olaf
Janotta. »Die Qualität unserer Küche war ja immer
schon sehr gut, aber jetzt ist sie herausragend
und sucht ihresgleichen.«
Heute ist Marvin Dittmer gerade einmal
27 Jahre jung und zählt sicher zu den größten
Talenten in der Nordwestregion. Bodenständig,
aber dabei offen für die Welt und alle Arten von
Geschmack. Das zeichnet ihn aus! Wie schön,
dass er leidenschaftlicher Bremer ist und die
»Havanna Lounge« ihm die Freiheit gibt, seine
Kreativität auszuleben.
»Ohne ein Team geht es aber natürlich nie,
und das passt zurzeit super«, so Dittmer. Dabei
ergänzt er: »Wirklich gute Qualität betrifft nicht
DER PURE
GENUSS
Die »Havanna Lounge Bremen« bietet neben einer
hervorragenden Küche auch innovativen Tischservice.
nur die Küche, sondern auch den Service und
dabei insbesondere die Kommunikation and der
Schnittstelle von Küche und Service.« Zusammen
mit der Betriebsleiterin und Sommelière der
»Havanna Lounge«, Anne-Catherine Hogrefe,
ist genau dieses Zusammenspiel gegeben.
Kein Wunder, dass die »Havanna Lounge«
jetzt das Besondere ins Visier nimmt. Olaf Janotta
betont: »Wir wollen etwas machen, was in
Bremen keiner mehr macht oder vielleicht auch
keiner mehr kann: Tischservice in verschiedenen
Formen, mit Tranchieren, Filetieren, Anrichten
und Flambieren. Zum Beispiel Fisch in der Salzkruste,
der am Tisch aufgeschlagen wird, die
Klassiker Chateaubriand, Hummercocktail Vandebilt,
Crêpe flambée oder Tatar, alles vor den
Augen der Gäste zubereitet und angerichtet.«
Kooperationen mit Weinhäusern und Hotels
sollen diese Oase des Genusses in Bremen einzigartig
werden lassen und noch weiter fördern. So
auch die Kooperation mit dem größten Clubnetzwerk
der Welt, dem IAC.
DIE »HAVANNA LOUNGE BREMEN«
GEHÖRT DEM INTERNATIONALEN
IAC-NETZWERK AN. DIE
330.000 IAC-MITGLIEDER IN
ÜBER 40 LÄNDERN HABEN
ZUGANG ZU FAST 250 BUSINESS-,
GOLF- UND COUNTRY-CLUBS
WELTWEIT.
INFO
Havanna Lounge Bremen
Am Dom 5/Börsenhof A
28195 Bremen
T: +49 421 3230030
havannalounge.de
Fotos: Havanna Lounge Bremen Clubbetriebsgesellschaft mbH
164 falstaff sep–okt 2019
SIXPACK
RESTAURANTS IM TEST
1
2
3
4
5
6
ESPLANADE
Nauwieserstraße 5
66111 Saarbrücken
LE CANARD NOUVEAU
Elbchaussee 139
22763 Hamburg
RESTAURANT VALENTIN
In der Grub 28a
88131 Lindau
HANDWERK
Altenbeker Damm 17
30173 Hannover
RESTAURANT STÜFFEL
Isekai 1
20249 Hamburg
WEINBAR WEIMAR
Humboldtstraße 2
99423 Weimar
Jetzt im Herbst beginnt
wieder die Trüffelzeit, auch
im »Valentin«, Lindau.
UNSERE TESTER
DETLEF BERG (DB) berichtet
seit mehr als 20 Jahren über
Essen und Trinken in aller Welt.
JAN BRINKMANN (JB)
ist seit mehr als drei Jahrzehnten
als Food-Journalist und Kochbuchautor
tätig.
PHILIPP ELSBROCK (ELS)
ist Falstaff-Chefredakteur Gourmet
in Deutschland.
HANS THEO STAMP (HTS)
Ist als Gastro- und Weinautor in Mitteleuropa
unterwegs. Seine Schwerpunkte
sind dabei Restaurants aller Sparten,
wenig bekannte Weinregionen sowie
Historisches und Kulturelles zu Essen
und Wein.
ULRICH VAN STIPRIAAN (UVS)
begleitet als Journalist und Blogger
seit Jahren die Dresdner und
sächsische Genusslandschaft.
NEU EINGEDECKT
Foto: Lorenz Sternbach
JETZT
GRATIS
RESTAURANT-
GUIDE APP
Geschmacksexplosionen im Saarland, Zielgruppen-Küche in
Hamburg, ein Kunsthandwerker in Hannover, eine Weinbar mit
früherem Sternekoch in Weimar und eine innovative Adresse am
Bodensee: unsere Restaurantbewertungen in Deutschland.
sep–okt 2019
falstaff
165
gourmet / SIXPACK
ESPLANADE
Saarbrücken
1Kaum sonst wo gibt es eine so hohe
Dichte an Sterne-Restaurants wie
im kleinen Saarland. Silio del Fabro,
zuletzt Souschef bei Drei-Sterne-Koch
Klaus Erfort, bereichert seit einiger Zeit
das kulinarische Angebot in der Landeshauptstadt
Saarbrücken. Seine modern inspirierte,
klassisch-französische Küche
kommt gut an. Das Restaurant liegt in
einem denkmalgeschützten Haus aus der
Gründerzeit, das gerade aufwendig herausgeputzt
und um einige Hotelzimmer erweitert
wird. Verlockend war das »Signature«-
Menü mit wahlweise fünf bis acht Gängen,
aber es gibt auch eine kleinere Menüfolge
und À-la-carte-Gerichte. Schon die Grüße
aus der Küche sind vielversprechend. Da ist
vor allem die feine Kartoffel-Mousseline,
perfekt mit Trüffelschaum und geräucher-
tem Aal kombiniert und in einer Eierschale
serviert. Weiter geht es mit erfrischender
confierter Melone und Garnelen, aufgefüllt
mit einer aromatischen Krustentieressenz
und etwas prickelnd scharfem rosa Ingwer.
Gelungen sind auch die Tranchen von der
Forelle – wunderbar saftig und mit einer
feinen Champagner-Beurre-blanc. Perfekt
gegart ist das Medaillon vom Maibockrücken
mit einer schönen Kräuterkruste und
Sellerie und Spitzkohl als stimmige Beilagen.
Nach der exzellenten Käseauswahl
überrascht das Dessert mit einer wahren
Geschmacksexplosion: Buttermilchcreme,
dazu Rhabarber- und Erdbeermousse sowie
kleine Sphären mit Rhabarber- und Erdbeersorbet.
Mit Jérôme Pourchère agiert
ein umsichtiger Restaurantleiter, der auch
in Sachen Wein kompetent berät. DB
»Esplanade«: Silio
del Fabro kocht in
einem Haus der
Gründerzeit.
BEWERTUNG
Essen
Service
Weinkarte
Ambiente
GESAMT
47 von 50
18 von 20
18 von 20
8 von 10
91 von 100
ESPLANADE
Nauwieserstraße 5
66111 Saarbrücken
T: +49 681 8596566
esplanade-sb.de
LE CANARD
NOUVEAU
Hamburg
2
Viel zu lange war es ruhig um das
»Le Canard Nouveau« an der
Hamburger Elbchaussee, ein Haus
mit Gourmetgeschichte. Ein Schwelbrand,
ausgelöst durch einen Kurzschluss, zwang
die Betreiber im Juni vergangenen Jahres
dazu, das Restaurant zu schließen. Zwar
hielten sich die Brandschäden in Grenzen,
doch stellte sich nach der Begehung heraus,
dass die Bausubstanz über die Jahre stark
gelitten hatte – ein Teilabriss folgte. Nun
ist das Restaurant wieder geöffnet, im
Interieur deutlich heller und freundlicher
als zuvor, mit Norman Etzold gibt zudem
ein neuer Mann in der Küche den Ton an.
Etzold, 35, kommt aus Wien, wo er zuletzt
als Küchendirektor im »Palais Hansen
Kempinski« kochte. Zwei-Sterne-Erfahrung
bringt er aus seiner Zeit in der »Villa
Rothschild« mit. An diesem Mittag steht
er nicht bloß an den Töpfen, sondern hilft
im Service mit aus. Seine Vorspeisen kommen
dennoch auf den Punkt: Die vegetarische
Variante um eine geröstete Zwiebelcreme
mit gepoppter Kräutertapioka sowie
marinierter Gurke und Ricotta überzeugt
dabei noch mehr als das Carpaccio mit
Krustentiermayonnaise und Flusskrebsen.
Für den Hauptgang macht Etzold keine
Experimente. Er serviert einen klassischen
Risotto, der ebenso viel Biss hat wie die
beiliegenden Erbsen. Die weiteren Komponenten,
ein perfekt gegarter Rotbarsch
sowie brauner Butterschaum, sind Beispiele
für gutes Küchenhandwerk. Allein die
homöopathisch aufgebrachte Salzzitrone
könnte intensiver sein. Der Service bedient
kenntnisreich und unaufgeregt, die Weinkarte
wirkt relativ ausgedünnt. ELS
BEWERTUNG
Essen
Service
Weinkarte
Ambiente
GESAMT
44 von 50
18 von 20
17 von 20
8 von 10
87 von 100
LE CANARD NOUVEAU
Elbchaussee 139
22763 Hamburg
T: +49 40 88129531
lecanard-hamburg.de
Nach langer Auszeit endlich
wieder eröffnet: das »Canard
Nouveau« in Hamburg.
Fotos: www.imagevi.de, ST.ONE_pictures_Ian_Prigge, beigestellt
166 falstaff sep–okt 2019
VALENTIN
Lindau
3
Klammheimlich hat sich das
»Valentin« zu einer der innovativsten,
inte ressantesten und auch
schlichtweg besten Adressen am oberen
Bodensee gemausert. Im Herzen der Altstadt
Lindaus, aber doch ein wenig abseits
der größten Touristenströme liegt dieser mit
viel Weiß aufgehellte Gewölbekeller. Besondere
Attraktion – aber meist früh gebucht –
sind im Sommer die vier Tische auf der
Gasse, zudem ist eine kleine Sonnenterrasse
im Angebot. Die Crew ist jung und international,
»Innovation, Fantasy und auch
etwas Dekadenz« hat sie sich auf die Fahnen
geschrieben. Den Beweis dafür bleibt
sie nicht schuldig. Innovativ ist gewiss die
Hommage an den guten alten Zwiebelrostbraten,
hier bestehend aus Entrecôte saignant
und slowcooked Zwischenrippe. Fan-
tasy sehen wir am ehesten bei der »Crème
brûlée mal anders«, wo das Karamell als
Kugel die Crème umschließt, begleitet von
einer Granita aus Rhabarber. Und die
Dekadenz? Ein klein wenig wohl bei »Taube
und Traube«, wo luftgetrocknete Taubenbrust
mit Traubenkernöl-Emulsion in
süße Krokanthörnchen gelegt wird. Extravagant
ist hier die Präsentation auf einem
stattlichen Stein, der zuvor wohl am Seeufer
gelegen hat. In diese Kategorie gehört auch
das vor Aromen schillernde Duo aus Oktopus
und Taschenkrebs, herausgefordert von
Chorizo, Yuzu und Maracuja. Das Lokal
verzichtet zwar neuerdings auf eine Bio-
Zertifizierung, doch verrät die mit individuellem
Gestaltungswillen komponierte Weinkarte
nach wie vor große Sensibilität für
dieses Thema.
HTS
Eine der besten Adressen
am Bodensee: das
»Valentin« in Lindau.
BEWERTUNG
Essen
Service
Weinkarte
Ambiente
GESAMT
43 von 50
18 von 20
17 von 20
8 von 10
86 von 100
RESTAURANT VALENTIN
In der Grub 28a
88131 Lindau
T: +49 8382 5043740
valentin-lindau.de
HANDWERK
Hannover
4
Das Restaurant von Thomas
Wohlfeld, 31, mit dem programmatischen
Namen inszeniert sich
mit schlichten Holzmöbeln sachlich, fast
nüchtern. Hinter dem Tresen der offenen
Küche greifen drei Handwerker mit der
gelassenen Konzentration japanischer Teemeister
in kleine Schalen, um aus der Mise
en Place kleine, geometrisch geformte Petitessen
aufzubauen. Vor den Gästen liegen
sehr kleine Essstäbchen, mit denen sie
zumeist asiatisch Gewürztes zum Munde
führen sollen. Die Bezeichnungen der sieben
Gänge des einzig angebotenen Menüs
verraten indes, dass dieses Küchen-Kunst-
Handwerk fest auf deutschem Boden steht.
Das Leichtgewicht »Gurke, Sauerrahm,
Joghurt«, die deftig geschmorte »Schweinebacke,
Sauerkraut, Estragon« wie auch das
Hauptgericht, das fabelhaft Ochsenherzto-
mate und getrockneten, mit Kräutern
gewürzten Schafskäse kombiniert, beweisen,
wie feinfühlig Handwerker arbeiten
können. Die modische Speisekarten-Kryptik
gibt der stets freundlich strahlenden
Ann-Kristin Wohlfeld reichlich Raum für
kenntnisreiche Erklärungen. So erläutert sie
zum Beispiel, dass der gebeizte Hamachi
vom Küchengruß zuvor durch ein Bassin im
Saarland geschwommen war, oder was es
mit dem Yuzu auf sich hat. Die bunten
Teller und Schälchen dieses Amuse-Bouche-
Menüs sehen nicht nur possierlich aus,
sie schaffen immer wieder auch ständig
neue Geschmackserlebnisse. Der Keller
(rund 120 Posten meist deutscher und
europäischer Herkunft) erfreut mit – für
deutsche Handwerker – überraschend
freundlichen Preisen.
JB
BEWERTUNG
Essen
Service
Weinkarte
Ambiente
GESAMT
45 von 50
18 von 20
17 von 20
7 von 10
87 von 100
HANDWERK
Altenbeker Damm 17
30173 Hannover
T: +49 511 26267588
handwerk-hannover.com
»Handwerk«:
Nüchternheit in
Hannover.
95–100 Punkte 90–94 Punkte 85–89 Punkte 80–84 Punkte
sep–okt 2019
falstaff
167
gourmet / SIXPACK
STÜFFEL
Hamburg
5Ondrej Kovar hat etwas geschafft,
worauf nicht viele gewettet hätten:
Aus einer lange verwaisten Lokation,
an der sich zuletzt einige Gastronomen
erfolglos versuchten, hat er wieder ein florierendes
Restaurant gemacht. Warum das
»Stüffel«, gelegen am Isekai im noblen
Eppendorf, funktioniert, wird schnell
deutlich: Das in diesem Stadtteil so wichtige
Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Die
Nachbarschaft ist zwar betucht, gibt ihr
Geld aber ungern im Restaurant aus. So
kombiniert Kovar gutbürgerliche, recht
rustikale Küche zu erstaunlich niedrigen
Preisen mit einer sorgsam kuratierten
Weinkarte; die Idee, häufig Winzer für
Weindegustationen ins Lokal einzuladen,
ist ebenfalls keine schlechte. Die Abende
im »Stüffel« sind jedenfalls gut besucht, es
ist wieder Leben am Isekai. Im dreigängigen
Menü für 37 (!) Euro kam als Vorspeise
eine etwas euphemistisch als Ziegenkäseterrine
angekündigte Scheibe Käse auf
einem Rucola-Bett, dazu Scheiben von sauer
eingelegten Mairübchen sowie Stachelbeeren.
Der vegetarische Hauptgang fiel
nicht unter die Kategorie subtil, sondern
eher mit robuster Würze auf. Gleichwohl
kein schlechter Einfall, durch Petersilie
grün gefärbte Perlgraupen als Risotto mit
ganzen Zwiebeln zu kombinieren und mit
Röstzwiebelschaum auf Umamilastigkeit
zu trimmen – gratinierter Scamorza verstärkte
das noch. Höhepunkt der unprätentiösen
Menüfolge war zweifellos das
Dessert, ein Klassiker: marinierte Erdbeeren
unter Vanilleeis und einem Schaum
von weißer Schokolade.
ELS
Beliebtes Nachbarschaftslokal
mit guter Weinkarte: das
»Stüffel« in Hamburg.
BEWERTUNG
Essen
Service
Weinkarte
Ambiente
GESAMT
42 von 50
17 von 20
19 von 20
8 von 10
86 von 100
RESTAURANT STÜFFEL
Isekai 1
20249 Hamburg
T: +49 40 609 020 50
restaurantstueffel.de
WEINBAR
WEIMAR
Weimar
6
Als im Sommer vergangenen Jahres
Marcello Fabbri nach 25 Jahren das
Sterne-Restaurant »Anna Amalia«
verließ und dann im Herbst als neuer
Küchenchef in der »Weinbar Weimar«
anfing, war das schon eine kleine Sensation.
Die »Weinbar« von Philipp Heine und Anna
Koller war da noch nicht einmal zwei Jahre
alt: Die beiden hatten im Januar 2017 in den
traditionsreichen Räumen von »Sommers
Weinstuben« ihre neue »Weinbar« eröffnet.
Seitdem gibt es dort nicht nur rund hundert
offene Weine (zu sehr fairen Preisen) und ein
paar Kleinigkeiten gegen den Hunger, sondern
zusätzlich ein veritables Fünf-Gänge-
Menü von Marcello Fabbri. Es wechselt
etwa jeden Monat, manche Gerichte auch
schon mal schneller – wie es der Markt gerade
vorgibt. Fabbri kocht wie eh und je italienisch-mediterran
inspiriert. Wenn man von
italienischer Heiterkeit auch beim Essen
reden kann: Hier wäre es angebracht. Immer
perfekt (und immer wieder anders) ist
Fabbris Risotto, mit Schmelz und Biss und
(bei unserem Besuch) fast giftgrün, weil mit
Kopfsalat und Erbse gekocht. Dazu, einfacher
geht’s nicht: Büffel-Mozzarella. Fabelhaft
aromatisch-leicht die Bärlauch-Ravioli
mit auf den Punkt gegarter Jakobsmuschel
und Morchelschaum. Das ist Küche auf Sterneniveau,
völlig ohne Schnörkel, herrlich!
Zu jedem Gang findet Philipp Heine mit
Leichtigkeit die richtigen Weine – und bringt
gerne auch mal zwei Flaschen zur Auswahl
mit. Richtige Weinweltenbummler können
sich da nicht immer entscheiden – aber es
passen beide! Übrigens: Man muss nichts
essen, es ist ja eine Weinbar. Aber mit macht
es deutlich mehr Spaß als ohne … UVS
BEWERTUNG
Essen
Service
Weinkarte
Ambiente
GESAMT
45 von 50
18 von 20
18 von 20
9 von 10
90 von 100
WEINBAR WEIMAR
Humboldtstraße 2
99423 Weimar
T: +49 364 34699533
weinbar-weimar.de
Patina eines traditionsreichen
Hauses: In der »Weinbar
Weimar« kocht Marcello Fabbri.
Fotos: Ullrich van Stipriaan, beigestellt
168 falstaff sep–okt 2019
95–100 Punkte 90–94 Punkte 85–89 Punkte 80–84 Punkte
deli-genusspartner
Sie sind auf der Suche
nach besonderen
Köstlichkeiten?
Dann sind Sie hier
genau richtig!
PLZ 7
AROMAKOST
Eberhardstraße 10, 71634 Ludwigsburg
aromakost.de
SPEZIALITÄTEN-COMPAGNIE MÖSSINGEN
Stegstraße 8, 72116 Mössingen
spezicom.de
PLZ 9
Fotos: beigestellt
PLZ 0
JENAER SENFMANUFAKTUR
UND DAS KLEINE SENFMUSEUM
Drackendorf-Center 3, 07751 Jena-Drackendorf
jenaersenf.de
PLZ 4
LEOPOLD MATZNER GMBH
Büttger Straße 8–10, 41460 Neuss
matzner-neuss.de
METZGEREI ZANDER & KLUBE
Alte Benninghofer Straße 29, 44263 Dortmund
zander-klube.de
WÜRZBAR
Oberkasseler Straße 79, 40545 Düsseldorf
wuerzbar.de
GENUSTO.
Hülsdonker Straße 30, 47441 Moers
genusto.de
NUR GUTES
Bosinks Kamp 10, 48531 Nordhorn
nurgutes.de
PLZ 5
GHORBAN DELIKATESSEN MANUFAKTUR
Krämerstraße 5, 52062 Aachen
ghorban.de
SONNENSCHEIN GMBH
Alter Fährweg 8, 58456 Witten
sonnenscheiner.de
PLZ 6
METZGEREI ILLING
Grüneburgweg 47, 60323 Frankfurt
metzgerei-illing.de
NASCHMARKT AM DOM
Domstraße 4, 60311 Frankfurt am Main
naschmarktamdom.de
PETERSEN GUTES ESSEN
Eppsteiner Straße 26, 60323 Frankfurt am Main
petersen-gutes-essen.de
WEIN & SECCO KÖTH GMBH
Untergasse 22–24, 67592 Flörsheim-Dalsheim
wein-koeth.de
BARROSSI CAFFÈ ESPRESSO
Wilhelmstraße 1, 97070 Würzburg
barrossi.de
BARROSSI DELI
Otto-Wels-Straße 1, 97070 Würzburg
barrossi.de
DER DORFMETZGER JÜRGEN RECK
Frankenstraße 33, 91096 Möhrendorf
derdorfmetzger.de
MICHAEL SCHMID GMBH
FEINKOST-METZGEREI
Theodor-Storm-Straße 7, 93051 Regensburg
feinkost-schmid.de
SCHLEGELS GENUSS-MANUFAKTUR UG
(HAFTUNGSBESCHRÄNKT) & CO. KG
»DIE WURSCHTLER«
Am Haller 39, 91462 Dachsbach
die-wurschtler.de
ONLINE
CORVISCOM – FEINE GESCHENKE
corviscom-geschenke.de
FINE LIQUIDS | PREMIUM WATERS
fine-liquids.com
GENUSSLAND
genussland.de
KUBRU GMBH & CO. KG
kubru-gmbh.com
METZGER & SOHN
metzgerundsohn.de
MURRE GIN
murre-gin.de
SCIARA – DIE SIZILIANISCHEN PISTAZIEN
IN DEUTSCHLAND
sciarashop.com
STILVOL. GMBH
stilvol.de
Bei diesen ausgewählten
Partnern finden Sie Falstaff!
Informationen zur deli-genusspartnerschaft
erhalten Sie telefonisch unter
T: +49 211 966629-94 oder per
E-Mail an info@ falstaff.de.
PERLEN MIT EDLEM
WEIN VON DER
SONNENKÜSTE
MALLORCAS
15. 09. 2019 BAD KISSINGEN
PREMIUM-
FACHHANDELSMESSE
Melden Sie sich jetzt als Fachbesucher
zum deli Festival an! Entdecken
und probieren Sie auf dem deli Festival,
was Ihnen ausgesuchte Produzenten,
kleine Manufakturen und die
wichtigsten Importeure der Feinkostbranche
für die stärkste Saison des
Jahres zu bieten haben. Freier Eintritt
nach Anmeldung. delifestival.de
Königliche Genussmomente mit
Weinperlen, gefüllt mit erlesenen
Weinen vom mallorquinischen Weingut
Bodegas Vi Rei. Einheimische
Reben in mineralischer Küstenerde
und umweht von salziger Meeresluft
bringen Weine hervor, die jede
Perle zu einem kulinarischen Erlebnis
machen. Entdecken Sie die exquisiten
kulinarischen Perlen von
Kubru. Klein und zart und trotzdem
stark im Geschmack. Immer wieder
ein sinnliches Erlebnis, denn sie
geben ihre intensiven Aromen erst
am Gaumen frei. Egal ob zu Fisch,
Fleisch oder Käse, ob heiß oder kalt.
Perlen von Kubru zaubern neue Akzente
und Raffinesse auf den Teller.
Online mehr entdecken:
kubru.eu
PRICKELNDE
LEBENSFREUDE PUR!
Palio Pfirsich-Bellini
samtig – saftig - schmackig
Die feinperligen Seccos der Reihe
»Palio« von RALF KÖTH bestechen
durch ihr ausgesprochen volles
Geschmacksbild. Mit »schwebendem«
Fruchtmark vom Pfirsich
und einer besonders fruchtigen
Genussnote erleben Sie mit »Palio
Pfirsich-Bellini« ein völlig neues
»smoothiehaftes« Trinkvergnügen.
wein-koeth.de
sep–okt 2019 falstaff 169
INTERNATIONAL HOTSPOT
VOLLTREFFER
Kulinarische Höchstleistungen und nah am Spielfeld:
Das Stadion des FC Kopenhagen beherbergt das »Geranium«,
Dänemarks einziges Drei-Sterne Restaurant.
TEXT FRANZISKA HEINEMANN-SCHULTE
Vielfach ausgezeichnet, hat sich Rasmus
Kofoed bis an der Spitze der Gourmetwelt
gekocht. Seit 2010 betreibt der dänische
Meisterkoch das Restaurant »Geranium«
in Kopenhagens Parken-Stadion.
BEWERTUNG
Essen
Service
Weinkarte
Ambiente
GESAMT
GERANIUM
Per Henrik Lings Allé 4, 8
2100 Kopenhagen
T: +45 6996 0020
geranium.dk
50 von 50
20 von 20
19 von 20
9 von 10
98 von 100
Im achten Stock des Stadions findet
man vereinzelte Logen, in der Ferne
tanzen die Schatten der Kochmützen
an der Wand, puristisch verteilen sich runde
Holztische vor bodentiefen Fenstern
mit Blick auf den Fælledparken. Und am
Ende des langen Raums die offene Küche
als Mittelpunkt. Wer im Inneren eines
Fußballstadions keine Spitzenküche erwartet,
wird im Restaurant »Geranium« eines
Besseren belehrt. Mehr noch: Er wird mit
filigraner Kochkunst auf allerhöchstem
Niveau überrascht. Chef Rasmus Kofoed
begrüßt die Gäste, bevor er ihnen die
16 Gänge einschließlich Appetizer serviert
– dazu stehen vier Weinbegleitungen zur
Wahl. Wie ein roter Faden zieht sich die
minimalistische Menge der Zutaten durch
die Gerichte, stets komplex in ihrer
Zusammenführung. Kofoeds Signature
Dish ist eine künstlerische Hommage an
das gemeinsame Muscheltauchen mit seinem
Vater. Hier wurde die Schwertmuschel spielerisch in einem
langen Prozess aus Mineralien nachgestaltet, handbemalt und mit
Schwertmuschel-Tatar, Estragon und Crème fraîche gefüllt – überraschend
großartig, zart und mit der Hand zu essen.
Ebenso bezeichnend für Kofoeds Küche ist der in Petersilienasche
gerollte Seehecht – ein Abbild der Marmorrückwand in der
Küche. Mit Kaviar, Buttermilch und knusprigen Hechtschuppen
erscheint dieser Gang als ein harmonisches Gesamtkonstrukt. Den
wunderbar fordernden Abschluss bildet das samtige Eis aus Bienenwachs
und Blütenpollen sowie das Schokoladen-Karamell-Ei,
bestäubt mit herbem, grünem Pinienpulver.
FAZIT: Ein Abend im »Geranium« ist ein vor Kreativität sprühendes
Erlebnis, das die Klarheit und Natur Dänemarks widerspiegelt
und den Gast mit in den Wald und an die Küsten des Landes nimmt.
Fotos: Claes Bech-Poulsen
170 falstaff sep-okt 2019
95–100 Punkte 90–94 Punkte 85–89 Punkte 80–84 Punkte
Hoch hinaus: Starkoch Rasmus
Kofoed kocht im achten Stock des
Kopenhagener Stadiongebäudes.
sep-okt 2019
falstaff
171
gourmet / GASTHAUSGUIDE
JEDE
MENGE
GENUSS
Zusammen mit diesem Heft erhalten Sie die
neueste Ausgabe des Falstaff Gasthausguides,
in dem deutschlandweit 500 Gasthäuser
beschrieben sind – von Gästen empfohlen.
E
s gibt in Deutschland wohl keinen
anderen Genussführer, in
dem die Stimme des Gasts so
viel zählt wie im Falstaff-Gasthausguide.
Für die neue Ausgabe,
die diesem Magazin beiliegt, gingen
wieder etliche Votingstimmen und Empfehlungen
von Gästen ein. Über eine Online-
Abstimmung auf voting.falstaff.de konnten
sie ihre Punkte in den Kategorien Essen,
Service, Getränke und Ambiente vergeben,
Lob und Kritik äußern sowie Betriebe vorschlagen.
Bis zu drei Falstaff-Gabeln konnten
vergeben werden.
VON SYLT BIS BERCHTESGADEN
500 Gasthäuser schafften den Sprung vom
Online-Voting in den Guide, von Sylt bis
Berchtesgaden reicht die geografische
Spannbreite. Mit 111 Betrieben ist Bayern
unter den Bundesländern am stärksten vertreten,
auf Rang zwei folgt mit 70 Einträgen
Baden-Württemberg. Eines verbindet
alle Gasthäuser, die es geschafft haben:
Besucher dürfen sich auf feine Regionalküche
freuen, mal innovativ, mal im besten
Sinne traditionell. Die höchste Bewertung
mit 93 Punkten sicherte sich erstmals ein
Betrieb allein: das Restaurant »JM« von
Jörg Müller in Westerland (Sylt).
NORDEN
TOP-
BEWERTUNGEN
IM ÜBERBLICK
DIE BESTEN GASTHÄUSER IN BREMEN, HAMBURG,
NIEDERSACHSEN, MECKLENBURG-VORPOMMERN
UND SCHLESWIG-HOLSTEIN.
HERVORRAGENDE
GASTHÄUSER
18 falstaff Gasthausguide 2020
#
# #
93
2 Fährhaus 90
3 Die Insel 90
4 Fischerklause 90
25980 Westerland (Sylt), Schleswig-Holstein Seite 47 Punkte
26553 Neßmersiel, Niedersachsen Seite 39 Punkte
30519 Hannover, Niedersachsen Seite 37 Punkte
22952 Lütjensee, Schleswig-Holstein Seite 44 Punkte
SEHR GUTE
GASTHÄUSER
Freustil 89
6 Gutsküche Wulksfelde 89
7 Käpt’n Selmer Stube 89
8 Sansibar 89
9 Genießer Stube 88
18609 Binz, Mecklenburg-Vorpommern Seite 28 Punkte
22889 Tangstedt, Schleswig-Holstein Seite 46 Punkte
25980 Munkmarsch (Sylt), Schleswig-Holstein Seite 45 Punkte
25980 Rantum (Sylt), Schleswig-Holstein Seite 46 Punkte
37133 Friedland, Niedersachsen Seite 36 Punkte
02_GHG_2020_Intro_Norden.indd 18 14.08.19 14:24
08_GHG_2020_Intro_Sueden.indd 138 13.08.19 11:18
AUF EINEN BLICK: Die Gliederung nach
Foto: Julia Stix, Illustration: Marcus Wiesner
SÜDEN
142 falstaff Gasthausguide 2020
BADEN-WÜRTTEMBERG
Alte Linde 73432 Aalen
Das Restaurant im idyllisch am Rande der Schwäbischen Alb gelegenen
Landhotel setzt auf gutbürgerliche und internationale Gerichte, die bevorzugt
mit Produkten aus der Region zubereitet werden. Auch für Veranstaltungen
und Familienfeiern geeignet. Schöner Biergarten.
Albstraße 121
+49 (7367) 2001, www.hotel-altelinde.de
Mo bis Do und Sa 17.30–21 Uhr, So 11.30–14 Uhr
und 17.30–21 Uhr
Essen: 40 | 50
Service: 17 | 20
Getränke: 15 | 20
Ambiente: 7 | 10
79
Gesamt: | 100
heimat im Malerhaus 77855 Achern
Der Betreiberwechsel letztes Jahr hat dem Malerhaus offenbar nicht geschadet.
Der Gastgarten mitsamt dem historisch angehauchten Gebäude
ist bezaubernd. Freundliches Personal, Preis-Leistung-Verhältnis passt
auch. Die Speisekarte hat für jeden Geschmack etwas auf Lager.
Hauptstraße 104
+49 (7841) 6668870
www.heimat-malerhaus.de
Mi bis Fr 12–14 Uhr und 18–23 Uhr, Sa und So 12–23 Uhr
Himmelsrichtungen und Bundesländern
macht die Suche nach Gasthäusern einfach.
BADEN-WÜRTTEMBERG
Essen: 43 | 50
Service: 18 | 20
Getränke: 17 | 20
Ambiente: 9 | 10
87
Gesamt: | 100
09_GHG_2020_SUEDEN_corr.indd 142 13.08.19 14:07
Der Gasthausguide 2020 kann zusammen mit der
Falstaff-Ausgabe 6/2019 für € 9,50 unter shop.falstaff.de bestellt werden.
Fotos: beigestellt
172 falstaff
sep–okt 2019
Timeless by
Tradition
Die elegante Linienführung, erlesene Materialien
und präzise Verarbeitung veredeln die minimalistische
Formensprache der SieMatic Stilwelt PURE.
SIEMATIC STILWELT PURE | siematic.com/pure
SIEMATIC BERATER FINDEN:
www.siematic.com/showrooms
01187 DRESDEN, Das Küchenhaus Triemer GmbH, Nürnberger Str. 31, 0351/4721294 04109 LEIPZIG, SieMatic im Barfußgäßchen, Barfußgäßchen 15, 0341/9617730
09119 CHEMNITZ, Tuffner Möbelgalerie, Am Walkgraben 13, 0371/3560160 09241 MÜHLAU, moebelplus GmbH, Lindenstr. 14, 03722/59890 10117 BERLIN, SieMatic am
Leipziger Platz, Leipziger Platz 3, 030/20216636 10437 BERLIN, SieMatic in Prenzlauer Berg, Schönhauser Allee 136-137, 030/44013355 10623 BERLIN, SieMatic im stilwerk
Berlin, Kantstr. 17, 030/31802117 10709 BERLIN, SieMatic am Kurfürstendamm, Kurfürstendamm 76, 030/3232008 10713 BERLIN, City-Küchen GmbH & Co. KG, Hohenzollerndamm
187, 030/8647680 14467 POTSDAM, Daniel Küchen & Wohndesign GmbH, Berliner Str. 113, 0331/88715511 18146 ROSTOCK, SieMatic Küchenstudio Rostock,
Brückenweg 25, 0381/673240 20457 HAMBURG, SieMatic am Rathaus, Große Johannisstr. 9 (beim Rathaus), 040/46881245 20457 HAMBURG, SieMatic in der Hafencity,
Shanghaiallee 18-20, 040/76489340 21029 HAMBURG, Marks Einrichtungen GmbH & Co. KG, Am Brink 2-4, 040/7241410 21682 STADE, Gatzke Küchen & Hausgeräte GmbH,
Haddorfer Grenzweg 1, 04141/41180 22087 HAMBURG, Hansa-Complet Küchen, Lübecker Str. 126, 040/2544900 22397 HAMBURG, ellerbrock Bad & Küche GmbH, Puckaffer
Weg 4, 040/607620 22767 HAMBURG, ellerbrock die Küche im Stilwerk, Große Elbstr. 68, 040/38086770 24103 KIEL, SieMatic am Ziegelteich, Ziegelteich 23-25, 0431/3292991
25421 PINNEBERG, Küchen Kate Fenske, Dingstätte 47, 04101/22086 25980 WESTERLAND / SYLT, Dircks Interior, Bahnweg 35, 04651/889240 26123 OLDENBURG,
SieMatic in Donnerschwee, Donnerschweer Str. 90, 0441/9808030 27404 ZEVEN, Ihr Küchen-Spezialist GmbH, Auf dem Quabben 21, 04281/93220 28195 BREMEN, SieMatic
am Wall, Am Wall 175-177, 0421/24476317 30161 HANNOVER, Küchen Rosenowski GmbH, Friesenstr. 18, 0511/1625725 33154 SALZKOTTEN, Küchenstudio Jansen GmbH,
Paderborner Str. 26, 05258/1896 33334 GÜTERSLOH, König GmbH, Haverkamp 37, 05241/6494 33602 BIELEFELD, SieMatic am Adenauerplatz, Adenauerplatz 1, 0521/56031880
33647 BIELEFELD, Küchenidyll Gerling, Treppenstr. 22-24, 0521/446121 33739 BIELEFELD, Küchenhaus Erich Pohl e. K., Eickumer Str. 84, 05206/910912 35390 GIESSEN,
Küchen+Ideen Re-ell GmbH, Plockstr. 14, 0641/974400 37081 GÖTTINGEN, SieMatic auf der Siekhöhe, Herbert-Quandt-Str. 10, 0551/92040 40210 DÜSSELDORF, Miele
Center Granderath, Steinstr. 26, 0211/131132 40212 DÜSSELDORF, SieMatic im stilwerk Düsseldorf, Grünstr. 15, 0211/29369270 41061 MÖNCHENGLADBACH, SieMatic auf der
Bismarckstraße, Bismarckstr. 87, 02161/9484460 42117 WUPPERTAL, Küchen Sisting-Concept Store, Friedrich-Ebert-Str. 141, 0202/248010 44135 DORTMUND, SieMatic am
Märkischen Tor, Märkische Str. 8-10, 0231/53462996 44534 LÜNEN, Küchen Schmidt GmbH & Co. KG, Gartenstr. 7-9, 02306/6036 45128 ESSEN, SieMatic an der Philharmonie,
Huyssenallee 78-80, 0201/50728050 46446 EMMERICH, Hans Te Wildt Küchen+Wohnen KG, Klosterstr. 1-7, 02828/902280 46569 HÜNXE, Küchen | Stil, In den Elsen 87,
02858/838023 47058 DUISBURG, Küchenforum Bülles GmbH & Co. KG, Falkstr. 97, 0203/300270 47803 KREFELD, Hoster Küchen & Einrichtungen GmbH, Hülser Str. 500,
02151/22504 48163 MÜNSTER-ALBACHTEN, kitchen art by Nosthoff-Horstmann OHG, Albachtener Str. 5, 02536/6898 48431 RHEINE, Küchen-Wenzky GmbH, Am Bauhof 27,
05971/2682 48529 NORDHORN, Küchenland Ekelhoff, Bentheimer Str. 259, 05921/80210 48529 NORDHORN, Küchenhaus Ekelhoff, Hauptstr. 14 - 16, 05921/80480 48599 GRONAU,
Gerwens Küchen GmbH, Otto-Hahn-Str. 10, 02562/81630 49078 OSNABRÜCK, Seemann Interieur GmbH & Co. KG, An der Blankenburg 53, 0541/944230 49377 VECHTA,
Diekmann Tischlerei Innenausbau GmbH, Oldenburger Str. 220, 04441/937040 50667 KÖLN, SieMatic am Neumarkt, Hahnenstr. 15, 0221/27140770 50672 KÖLN, SieMatic
am Ring | Vianden Küchen-Konzept GmbH, Kaiser-Wilhelm-Ring 40, 0221/54818790 51429 BERGISCH GLADBACH, Patt Einrichtungen GmbH, Falltorstr. 2-6, 02204/95470
51503 RÖSRATH, SieMatic by Krebs, Hauptstr. 135, 02205/913131 52062 AACHEN, SieMatic an der Theaterstraße, Wilhelmstr. 96 / Ecke Theaterstr., 0241/9976750
52134 HERZOGENRATH, Küche exclusiv, Albert-Steiner Str. 2, 02406/12895 52385 NIDEGGEN, Jansen Wohnkonzept, Markt 3, 02427/904200 53119 BONN, Küchen Galerie
Bonn, Heinrich-Böll-Ring 5, 0228/6899499 53604 BAD HONNEF, Einrichtungshaus Walkembach GmbH, Am Saynschen Hof 27, 02224/2471 55116 MAINZ, SieMatic by
Magenheimer, Rheinstr. 9, 06131/228808 57462 OLPE, das küchenhaus – benedikt halbe, Westfälische Str. 35, 02761/4676 57648 UNNAU-KORB, Gäfgen – Das Küchenstudio, Grenzweg
3, 02661/627160 58332 SCHWELM, Neues Wohnen Richard Hüls GmbH & Co. KG, Bahnhofstr. 63-69, 02336/49090 60313 FRANKFURT, Lauterbach Schaap Einrichtungen
GmbH, Große Friedberger Str. 40-42, 069/92885860 60322 FRANKFURT, SieMatic an der alten Oper, An der Welle 2, 069/77033917 60598 FRANKFURT, Küchenhaus Süd
GmbH, Mörfelder Landstr. 77, 069/6109230 63110 RODGAU, Manus Einrichtungs-haus, Ober-Rodener-Str. 56-58, 06106/88070 63456 HANAU-STEINHEIM, Meiser-Küchen
GmbH, Pfaffenbrunnenstr. 97, 06181/673450 63654 BÜDINGEN, Preusser-Küchen GmbH, Am Kraftenborn 2, 06041/96370 64283 DARMSTADT, SieMatic by Schmiedl, Elisabethenstr.
46, 06151/6270060 64401 GROSS-BIEBERAU, Küchen Böhm GmbH, Bahnhofstr. 39, 06162/2073 65185 WIESBADEN, SieMatic auf der Wilhelmstraße, Wilhelmstr. 10,
0611/15750177 65779 KELKHEIM, Küchenstudio Krampe, Frankfurter Str. 87, 06195/709966 66740 SAARLOUIS, KüchenTrend Peter GmbH, Provinzialstr. 78, 06831/8906440
68526 LADENBURG, Philipps Küchen & Bad Design, Daimlerstr. 23, 06203/2710 69168 WIESLOCH, Weckesser Wohnen GmbH, In den Weinäckern 11, 06222/92300
70173 STUTTGART, SieMatic im Zeppelin Carré, Kronenstr. 20, 0711/12040891 70736 FELLBACH, Schmidener Küchenstudio Holder GmbH, Butterstr. 11, 0711/514020
71638 LUDWIGSBURG, Uhl-Schöner Leben City of Innovative Living, Schwieberdinger Str.74/Am Urbanharbor, 07141/4887680 73240 WENDLINGEN AM NECKAR, Behr
Einrichtung GmbH, Bahnhofstr. 100, 07024/469590 74080 HEILBRONN-BÖCKINGEN, D&S Studio für Küche und Wohnen, Hünderstr. 4, 07131/41046 u. 41047 76131 KARLSRUHE,
SieMatic im Parktower, Ludwig-Erhard-Allee 28-30, 0721/85143538 78467 KONSTANZ, Einrichtungshaus Fretz, Fürstenbergstr. 38-40, 07531/924090 78532 TUTTLINGEN,
Heppeler Einrichtungen, Untere Hauptstr. 1, 07461/75413 79761 WALDSHUT-TIENGEN, Seipp Wohnen GmbH, Schaffhauser Str. 36, 07741/60900 80333 MÜNCHEN, SieMatic by
Dross&Schaffer, Brienner Str. 14, 089/954575150 80539 MÜNCHEN, Ludwig Sechs GmbH, Ludwigstr. 6, 089/2866800 80687 MÜNCHEN, SieMatic by Gienger, Landsberger Str. 287,
089/58987200 83703 GMUND AM TEGERNSEE, Küchen im Tegernseer Tal, Schaftlacher Str. 6, 08021/9374 88416 OCHSENHAUSEN, Küchenideen Schraivogel, Untere Wiesen 9/I,
07352/93114 89250 SENDEN, Inhofer Möbel GmbH & Co. KG, Ulmer Str. 50, 07307/851200 93055 REGENSBURG, Zankl GmbH Haus der Küchen, Sedanstr. 18, 0941/55001
LUXEMBURG: 3372 LEUDELANGE, Möbel Alvisse S.á.r.l., Z. I. Am Bann, 00352/2637371 9911 TROISVIERGES, Heinen Home Design, Industriezone 11, 00352/979310
ÖSTERREICH: 1010 WIEN, SieMatic am Schubertring, Schubertring 6, 01/9611919 1030 WIEN, L.H.D. Küchendesign GmbH, Erdbergstr. 57, 01/7127870 1190 WIEN, Faulmann
& Faulmann GmbH, Muthgasse 64, 01/3708195 4030 LINZ, Hoflehner & Partner Interiors, Franzosenhausweg 35a, 0732/376171 4910 RIED IM INNKREIS, Tischlerei Maier
GmbH, Frankenburgerstr. 31, 07752/70879 5020 SALZBURG, Schwab GmbH & Co. KG, Bayerhamerstr. 25, 0662/876141 5600 SANKT JOHANN IM PONGAU, R & A Möbel
Markus Reist & Co. KG, Hauptstr. 61, 06412/6168 6020 INNSBRUCK, Joe’s Möbelboutique GmbH & Co. KG, Grabenweg 12, 0512/341483 6300 WÖRGL, MM Möbel GmbH & Co.
KG, Rupert-Hagleitner-Str. 7, 05332/76285 6371 AURACH B. KITZBÜHEL, Gasteiger, Hans GmbH, Pass Thurn Str. 47, 05356/6919 0 6493 MILS BEI IMST, Gitterle Tischlerei /
Wohnen, Gewerbegebiet 8, 0541/820880 6500 LANDECK, Christoph Gitterle GmbH, Fliesserau 390a, 05442/66688 6714 NÜZIDERS, Josef Feuerstein GmbH & Co. KG, Bundesstr.
31c, 05552/622210 6840 GÖTZIS-KOBLACH, Schwab GmbH & Co. KG, Bundesstr. 2, 05523/623740 6850 DORNBIRN, Josef Feuerstein GmbH & Co. KG, Lustenauerstr. 58,
05572/210128 7121 WEIDEN AM SEE, Erwin Schaier Einrichtungen, Raiffeisenplatz 11, 02167/7100 8010 GRAZ, Hartleb GmbH, Glacisstr. 67, 0316/819282 8020 GRAZ, Stefan
Fasching GmbH, Keplerstr. 105, 0316/7742400 8091 JAGERBERG, Schaden Lebensräume, Jagerberg 91, 03184/8209 8223 STUBENBERG, Schuh Einrichtungs GmbH, Vockenberg
105, 03176/8534 8740 ZELTWEG, Hartleb GmbH, Hauptstr. 29, 03577/223970 9020 KLAGENFURT, SieMatic am Stauderplatz, Stauderplatz 1, 0650/3307575 9900 LIENZ
(OSTTIROL), Küchenstudio Ortner GmbH, Tiroler Str. 36, 04852/73010
SCHWEIZ: 1180 ROLLE, Interior Concepts by Sander Vorrink, Av. De Jura 54, 078/9237692 1227 CAROUGE, HP Cuisines, 5 Rue de la Gabelle, 022/3437697 1400 YVERDON-
LES-BAINS, Harrold, Rue de la Plaine 45, 024/4268032 1762 GIVISIEZ, Barilli SA, Route André-Piller 21, 026/3222094 1820 MONTREUX, Cuisines et Compagnie, Avenue des
alpes 68, 021/9631718 1920 MARTIGNY, Arts & Cuisines Sárl, Rue du Levant 102, 027/7225530 3253 SCHNOTTWIL, Thomas Hugi Küchendesign, Oberwilstr. 3, 032/3516110
4052 BASEL, Kuhn Design AG Küchenstudio, Gellertstr. 212, 061/3274045 6331 HÜNENBERG, R-Küchen AG, Rothusstr. 23, 041/7904075 6593 CADENAZZO, RB & Design SA,
Via Stazione, 091/8503177 6850 MENDRISIO, Expo Arredo SA, Via Vignalunga 2c, 091/6461047 7000 CHUR, Raumwelt GmbH, Kasernenstr. 95, 081/6303000 8005 ZÜRICH,
SieMatic am Schiffbau, Giessereistr. 3c, 044/2781040 8340 HINWIL, Toggweiler + Partner, Kemptnerstr. 11, 044/9771905
FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN: 9490 VA DUZ, Die Küche AG, Austr. 49, 00423/2301515
180
190
184
194
PFLEGERITUAL MIT AUSSICHT
Neue Perspektive für Badezimmer:
Die Nassräume werden um eine
Dimension erweitert. (S. 180)
ROOFTOP-BARS
Über die schönsten Rooftop-Terrassen und
wo auf der Welt sie zu finden sind (S. 184)
PERFEKTE SCHNITTSTELLE
Die digitale Revolution verändert
Funktionsweise und Form des
heutigen Möbeldesigns (S. 190)
COFFEE TO STAY
Die besten Kaffeemaschinen
und was sie können (S. 194)
GENIAL FLORAL
Drew Barrymore designt erstmals
eine eigene Homedecor-Linie (S. 196)
Fotos: beigestellt
196
sep–okt 2019
falstaff
177
LIVING / EDITOR’S NOTEBOOK
Wachsames Auge
Um schlechtes Karma von sich abzuhalten,
dekoriert man sein Vorzimmer am besten
mit dieser Vinyl-Bodenmatte der
französischen Manufaktur Pôdevache.
podevache.com
Damenwahl
Wer sich jeden Tag gut in Szene setzen will, muss auch die
richtigen Interior-Begleiter an seiner Seite haben – natürlich
inklusive perfekter Ausleuchtung.
delightfull.eu
Sonnengöttin
Inspiriert von der
Körperkunst des
Cirque du Soleil
entwarf Boca Do Lobo
einen Stuhl, der sich
auch als Dekor für
begehbare Garderoben
und Vorzimmer eignet.
bocadolobo.com
Meisterwerk
Ivan Paradisis Schreibtisch
»Synchronicity« ist aus einem
Stück Ahornholz geschnitzt.
artemest.com
Moderne Lounge
Der gewebte Rattan-Rahmen dieses Daybeds von Atelier Vime
zollt dem Beaucaire-Stil des 18. Jahrhunderts Tribut.
ateliervime.com
Fotos: Rafaela Pröll, beigestellt
178 falstaff sep–okt 2019
Die originellsten News und Highlights
aus dem Design-Kosmos – was uns
gefällt, was uns bewegt und welche
Objekte Kultcharakter garantieren.
Schlanke Eleganz
Der schmale Beistelltisch
von Regina Andrew bietet
mit drei Etagen überraschend
viel Ablagefläche.
scenariohome.com
Humorvolle Erleuchtung
Die Arme stolz in die
Hüfte gestemmt und
ein bescheidenes
Lächeln auf den Lippen:
Die niederländische
Design stätte HK Living
erweckt eine Tischlampe
motivisch zum Leben.
hkliving.nl
ANGELIKA ROSAM ist Herausgeberin
und Miteigentümerin des Falstaff-Verlags
sowie Chefredakteurin von Falstaff
LIVING. Mit einem großen Faible für die
schönen Dinge des Lebens präsentiert sie
ihre Lieblings-Items aus der Designwelt.
Retro-Chic
Die 80er-Clubkultur
feiert mit einer Retro-
Serie von Kapka ein
kleines Comeback
auf dem Esstisch.
kapka.com.tr
Dreifaltigkeit
Doppelseitiger Paravent
aus drei Paneelen mit
Motiv »Paris«.
roche-bobois.com
Bildband »Abandoned Palaces«
Der Historiker Michael Kerrigan zeigt
in »Abandoned Palaces« spektakuläre
Bauwerke, die heute mystische Ruinen sind.
amberbooks.co.uk
Hitverdächtig
Der »Archie Table«
wurde in Melbourne
mit dem Out of the
Echo Chamber Award
ausgezeichnet und ist
aus nur zwei Platten
zusammengesetzt.
minamina.com.au
sep–okt 2019
falstaff
179
LIVING / PANORAMABÄDER
PFLEGERITUAL
Neue Offenheit
Grohe setzt seine puristische Linie
»PLUS« in edler Loft-Atmosphäre
um. Stufenlose Übergänge und ein
grandioser Ausblick inklusive.
grohe.de
Fotos: beigestellt
180
falstaff
sep–okt 2019
MIT AUSSICHT
Perspektivenwechsel: Die strikte Trennung von Nass- und Wohnraum ist
längst passé – nun werden die Wellness-Oasen um eine neue Dimension
erweitert. LIVING zeigt die attraktivsten Bäder mit Aussicht. TEXT CHRISTOPH STEINER
Vom sterilen Nassraum zum femininen
»Glam-Room« – das Bad hat in
den letzten Jahrzehnten so einiges
an radikalen Typ- und Imageveränderung
hinter sich gebracht. Aktuell dominieren
großzügige Wohn-Badezimmer mit kontemplativem
Charakter, die nicht nur sprichwörtlich
viel Raum für Wohlbefinden bieten.
Innenarchitekten müssen dabei aber nicht in
Bezug auf die Quadratmeterzahl umdenken,
denn das Bad der Zukunft geht noch darüber
hinaus: Nicht nur der Blick in den Spiegel,
sondern auch aus dem Fenster muss überzeugen!
Sei es ein opulent begrünter Lichthof,
eine strategisch bepflanzte Terrasse oder im
Idealfall ein sprießender Garten – Anbieter
wie die italienische Keramik-Manufaktur Ceramica
Catalano oder der deutsche Hersteller
Grohe inszenieren ihre Designs nur noch in
Verbindung mit frischem Grün und atemberaubendem
Panorama. Bemerkenswert dabei:
Auch im innerstädtischen Raum lassen großflächige
Fensterfronten dabei die Übergänge
zwischen Innenraum und Außenbereich verschwimmen.
EINE FRAGE DER PERSPEKTIVE
Aber wie kommt es zu dem aktuellen Trend,
der das Bad zu einem der zentralsten und
wichtigsten Räume auserkoren hat? Eine
neue Selbstwahrnehmung ist Ursprung der
Entwicklung: Pflegerituale statt Katzenwäsche,
ganzheitliches Wohlbefinden anstelle
von temporären Höhen und Tiefen – das wissen
Big Player wie etwa Geberit und zeigen,
wie die neuen Tempel für Körper und
>
Grüne Stilnote
Die spektakuläre Aussicht
auf frisches Grün bildet bei
Ceramica Catalano einen
Kontrapunkt zum modernen
Design. catalano.it
sep–okt 2019
falstaff
181
LIVING / PANORAMABÄDER
Wellness-Tempel
Von der Sauna bis zum
Dampfbad – auch in puncto
Ausstattung sind die Aussichten
vielversprechend.
klafs.de
Blickfang
Frei stehende Badewannen,
wie hier von Jacuzzi, bleiben
im Trend! Von dort kann man
beim entspannten Bad die
Aussicht auf das Treiben der
Stadt genießen. jacuzzi.com
>
Geist aussehen können. Auch Hersteller
Klafs sieht, dass einem Bad heute etliche neue
Funktionen überantwortet werden: Von der
eigenen Sauna über das private Dampfbad
bis hin zur persönlichen Fitnesszone sind den
Möglichkeiten in der Oberliga keinerlei
Grenzen gesetzt.
NATURSCHÖNHEITEN
Es ist auch der Blick ins Grüne, der diese
neue Generation an Bädern krönt – in Städten
ein besonders rares Gut und umso geschätzter.
So verfügt das Bad im optimalen
Fall über einen eigenen Zugang zu Garten
oder Terrasse. Das macht eine stufenlose Verbindung
von In- und Outdoor-Living möglich
und bringt den Menschen wieder näher
zur Natur. Schließlich schrieb bereits der
Dichter Ludwig Tieck: »Erst unter dem Blätterhimmel
wird der Mensch zum Menschen«
– ein Umstand, der sich wohl auch auf das
morgendliche Pflegeritual umlegen lässt. <
Weit und breit
Egal, ob opulent eingerichtet oder eher
minimalistisch wie hier bei Geberit:
Mehr Platz macht sich bezahlt! So wird
das Bad zur persönlichen Wohlfühlzone.
geberit.de
Fotos: beigestellt
182 falstaff sep–okt 2019
Händler unter www.koinor.com
SCHWOF – wird Ihnen völlig den Kopf verdrehen! Und das ist sogar wörtlich gemeint: Die Einzelsitze
sind auf Wunsch um 360° drehbar und lassen sich nach vorne, hinten sowie rechts und links verschieben.
Dieses Dining-Möbel verschafft Ihnen ein gemütliches Ambiente. Geben Sie SCHWOF ein passendes
Outfit: Wählen Sie das Massivholzplateau in Wildeiche natur, Wildeiche bianco oder das Holzplateau
in moderner handgespachtelter Beton-Optik. Die metallischen Füße sind in Fächer- oder
Schwertkufendesign erhältlich und die Polster können mit Stoff, Leder oder im Materialmix bezogen
werden. Die besonders legere Polsterung der Einzelsitze lädt zum entspannten Beisammensitzen ein.
Nicht nur zu zweit – ENJOY WITH FRIENDS. MADE IN BAVARIA, GERMANY.
360°
LIVING / ROOFTOP-BARS
THE RISE OF
THE ROOFTOP
AVIARY, LONDON
In der Inselmetropole eröffnen laufend neue Rooftop-Bars
(aktuell z. B. »The Standard«, King’s Cross), das »Aviary –
Rooftop Restaurant & Terrace Bar« am Finsbury Square bleibt
aber eine Konstante. Draußen sitzen kann man leider nur
bis 22 Uhr, im Winter werden futuristische Iglus aus Glas
aufgestellt. Die häufig gestellte Frage »Aber was ist, wenn es
regnet?« wird auf der Website mit dem für Großbritannien
typisch trockenen Humor beantwortet: »Dann werden Sie
nass.« Bezahlt werden kann nur mit Karte! aviarylondon.com
Foto: beigestellt
184 falstaff sep–okt 2019
Gehobene Ansprüche: Die Saisonen
ändern sich, auch im Herbst lässt es sich
teils noch gut draußen sitzen. Und jetzt
herrscht Hochsaison: Rooftops sind
Magneten, die die Menschen nach oben
ziehen – weltweit. TEXT NICOLA AFCHAR-NEGAD
sep–okt 2019
falstaff
185
LIVING / ROOFTOP-BARS
Die Welt sieht von oben einfach anders
aus. Auf der einen Seite greifbarer,
man hat ja alles im Blick und
ist erhaben. Auf der anderen Seite
realisiert man erst aus der Vogelperspektive
das große Ganze. Rooftops, die Dächer
der Welt, haben eine unwiderstehliche Anziehungskraft.
Sie sind per se exklusiv, denn
man muss sie erst einmal finden – und raufkommen.
Selbst das unscheinbarste Dach-
Grilllokal in den Souks von Marrakesch
fühlt sich besonders an. Man steht über
den Dingen, kann unbemerkt beobachten
und wähnt sich dem grenzenlosen Himmel
ein Stück näher. Gerade in den Metropolen
Südostasiens sind Rooftop-Bars und -Restaurants
allgegenwärtig. Der einzige Spielverderber
hier ist der Monsun in den
Sommermonaten.
THREESIXTY, MILLENNIUM HILTON, BANGKOK
Der Name spricht für sich: Von der Terrasse des »Millennium Hilton
Bangkok« hat man eine Rundum-Sicht, und das ist selbst in Bangkok,
der Stadt der unzähligen Rooftop-Bars, nicht selbstverständlich.
Das Konzept an sich ist klassisch: Jazz, Cocktails, gehobene Preise –
32 Stockwerke über dem Chao Phraya. hilton.com
VON IGLUS UND TIPIS
In Europa sah das Ganze bisher anders aus.
Der Aufwand schien einfach zu groß, das
Wetter zu unsicher, die Saison zu kurz. Und:
Der Drang der Menschen, ihr Leben nach
draußen zu verlegen, war noch nicht so ausgeprägt
wie heute, einer Zeit, in der vermehrt
Outdoorküchen und Möbel nachgefragt werden,
die drinnen wie draußen funktionieren.
Die Sommer in den Städten werden heißer
und länger, eine neue Generation an Rooftop-Spots
rückt nach. Geöffnet: nur im Frühling
und Sommer. Wobei: So ganz stimmt das
nicht. Das »Aviary« in London begeistert
zum Beispiel mit Iglus aus Glas, in denen
man im Winter dinieren kann. Die Menschen
lieben es! In der Rooftop-Bar »Mr. Stork«
in Singapur sind es Tipi-Zelte, in denen man
es sich gemütlich machen kann. Diese zwei
Beispiele sollen zeigen: Die Kreativität der
Macher steigt in ungeahnte Höhen. Die
Zeiten, in denen es ge