03 /19
SEPTEMBER ∙ OKTOBER 2019 | 77766 | DEUTSCHLAND 4,90 € | ÖSTERREICH 5,50 €
Das Magazin für lebenslanges Lernen
HAUT AUF DEN TISCH!
Wie Jugendliche lernen, Demokratie zu leben
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EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Demokratie steht unter
Druck: Die Bereitschaft, verschiedene
Meinungen zuzulassen
und Kompromisse zu finden,
nimmt ab. Fakten werden immer
häufiger in Frage gestellt oder
schlimmstenfalls manipuliert.
Polarisierung und Repressionen
nehmen zu. Dieses aufgeheizte
politisch-gesellschaftliche Klima
macht einen zentralen Bildungsauftrag
von Fach- und Lehrkräften
noch wichtiger: junge Menschen
dazu befähigen, sich an politischen, gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Diskursen zu beteiligen, und sie zu motivieren,
die Gesellschaft mitzugestalten.
Kinder und Jugendliche müssen sich an der öffentlichen
Meinungsbildung beteiligen können, ihre Stimmen müssen
ernst genommen werden. Für die Arbeit in den Bildungseinrichtungen
bedeutet das: Fach- und Lehrkräfte
benötigen pädagogische Freiheiten, um junge Menschen
in Entscheidungsprozesse einzubinden und ihnen zivilgesellschaftliches
Engagement zu ermöglichen. Denn wie
sagt Christian Welniak von der Deutschen Gesellschaft für
Demokratiepädagogik im aktuellen didacta-Interview so
treffend: „Demokratie lernt man, indem man mitmacht.“
Herzlichst,
Foto: © Sascha Kreklau
Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis
Chefredakteur
3/2019 didacta-magazin.de 1
Bildung
Wie lernen
Schüler Demokratie?
Antworten ab Seite
4
Burn-out: Warum
Lehrkräfte besonders
auf sich achtgeben
müssen, ab Seite 70
Inhalt
TITELTHEMA | DEMOKRATIEBILDUNG
4 „Demokratie lernt man, indem man mitmacht“
Gute Demokratiebildung an Schulen
8 Sie wollen die Welt retten
Fridays for Future Demonstrationen: Pro und Contra
12 Top in Demokratie!
Projekte zur Demokratieförderung
BILDUNG
16 Bildung in Kürze
+ GROSSES REISEGEWINNSPIEL
18 Wie schlau bist du?
Schüler angemessen fördern
22 „Wir wollen die MINT-Bildung stärken“
didacta Serie Bildungsvisionen
24 „Wir dürfen uns nicht von
Amazon und Co einschläfern lassen“
Der neue Didacta-Präsident im Interview
MEDIEN
34 Medien in Kürze
36 #Lernsieger
Lernen mit Social Media
40 Kurz mal nach Ägypten
Außerschulische Lernorte mit AR entdecken
KITA
44 Kita in Kürze
46 Heldenhaft
Das Gewinner-Bündnis des Deutschen Kita-Preis
SCHULE
48 Schule in Kürze
50 Mehr als ein Computerraum
Die neue didacta Serie Schule innovativ
54 Du Doof?
Wie handeln bei Cybermobbing?
INTERNATIONAL
26 International in Kürze
28 Neuseeland hat Vorsprung
Digitale Bildung in Neuseeland
32 Inklusion live
Von Deutschen Auslandsschulen lernen
AUSBILDUNG
58 Ausbildung in Kürze
60 Langsam, aber stetig
Wie Geflüchtete in der Ausbildung ankommen
Zwei Ausgaben gratis lesen, S. 27
2 didacta-magazin.de 3/2019
HOCHSCHULE
64 Hochschule in Kürze
66 Von der Vision zum Exportschlager
50 Jahre Fachhochschule
WEITERBILDUNG
68 Weiterbildung in Kürze
70 Den Kontakt zu sich behalten
Burn-out vorbeugen
74 Weg mit den Stolpersteinen
Deutsch als Zweitsprache fördern
78 Veranstaltungstipps
Fort- und Weiterbildungen für Pädagogen
Deutsch als Zweitsprache
in allen Fächern
fördern, ab Seite
74
80 Impressum
Die nächste Ausgabe erscheint am 6. November 2019.
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Titelthema
„Demokratie lernt man,
indem man mitmacht“
Kindern Erfahrungs- und Beteiligungsräume zu eröffnen, macht laut
Experte Christian Welniak gute Demokratiebildung an Schulen aus.
Mit einem Unterrichtsfach Politik ist es also nicht getan.
Interview Silvia Schumacher
Foto: © hxdbzxy / Shutterstock.com; privat
4 didacta-magazin.de 3/2019
Ist fehlende Demokratiebildung ein Grund
für den Rechtsruck in der Gesellschaft?
Die Verantwortung für gesellschaftliche Krisen
der Pädagogik zu überantworten erfolgt häufig.
Ich sehe die Gründe jedoch
im politisch-gesellschaftlichen
Klima. Statt von einem Rechtsruck
würde ich aber eher von
einer wachsenden Polarisierung der
Gesellschaft sprechen, die nicht in
einem Links-Rechts-Schema zu fassen
ist, sondern in Stadt/Land, ost/west, national/global,
alt/jung. Mit 2015 hat sich die
politische Kultur in Deutschland verändert.
Die Zuwanderung von hilfebedürftigen Menschen
hat dazu geführt, dass sich plötzlich eine
sehr große Zahl von Bürgerinnen und Bürgern
nicht mehr politisch vertreten sieht und in der
liberalen Demokratie nicht zu Hause fühlt. Die
demokratiepädagogische Zeitdiagnose: Es fehlt
ein kontroverser, transparenter gesellschaftlicher
Diskurs.
didacta: Herr Welniak, setzen Schulen im
Moment Demo kratiebildung ausreichend
um?
Christian Welniak: Die Universität Bielefeld
zeigt in einer Studie, wieviel politische Bildung
an Schulen stattfindet: wenige Minuten pro
Woche. Demokratiebildung wird häufig dem
Politik- oder Sozialkundeunterricht überlassen.
Sie ist aber eine Aufgabe aller Fächer – so steht
es in den Bildungsplänen der Bundesländer,
so empfiehlt es die Kultusministerkonferenz.
Christian Welniak
ist Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für
Demokratiepädagogik e.V., Dozent für Demokratiepädagogik
an der Universität Hamburg sowie an der
Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik Alten
Eichen. Er ist überzeugt: „Kinder und Jugendliche lernen
freitags unglaublich viel, wenn sie etwa vor dem
Hamburger Rathaus demonstrieren.“
Inwiefern?
Es geht im alltäglichen Miteinander und auf
gesellschaftlicher Ebene darum, das „Gespräch
der Verschiedenen“, wie Hannah Arendt einmal
formulierte, zu stärken. Ich sehe eine zentrale
Aufgabe der Demokratiepädagogik darin, Diskursräume
zu öffnen: Wie wollen wir in dieser
Gesellschaft leben? Ich möchte aber betonen,
dass diese Diskursräume klare Grenzen haben:
Sie werden in Artikel 1 des Grundgesetzes
formuliert. Rechtsextremistische Gewalt und
ideologisch genährte Menschenfeindlichkeit
sind nicht diskutierbar.
Wie sieht gute Demokratie bildung in der
Schule aus?
Sie eröffnet Kindern und Jugendlichen Erfahrungs-,
Beteiligungs- und Reflexions räume. Sie
fördert die Mit bestimmungs- und Gestaltungsfor
men in der Schule, bei spiels weise im Klassenrat,
der Aushandlungsprozesse ermöglicht:
Wofür möchten wir uns innerhalb der Klasse,
der Schule und außerhalb engagieren? Gute
Demokratiebildung ermöglicht, dass Kinder und
Jugendliche Möglichkeiten zivilgesellschaftlichen
Engagements kennenlernen, erproben
und reflektieren können. Und sie ist eingewoben
in eine demokratische Schulkultur.
Es geht also nicht darum, im Unterricht Wissen
über Demokratie zu vermitteln?
Demokratiebildung wird häufig dem Politikoder
Gemeinschaftskundeunterricht überlassen
und damit auch nur den Lehrkräften, die
diese Fächer unterrichten. Aber das ist Aufgabe
eines jeden Lehrers. Sie müssen Demokratie
erfahrbar und mitgestaltbar machen.
3/2019 didacta-magazin.de 5
Titelthema
Es gibt ein permanentes System der Beurteilung
und der Kontrolle. Bei allem, was Kinder
und Jugendliche tun, erleben sie Schule als
‚ich muss mich diesem Beurteilungssystem
anpassen‘. Das gilt auch für die Lehrer, es gibt
die Schulaufsicht und die Schulinspektion.
Zum
Weiterlesen:
Kompetenzen
für eine
demokratische
Kultur. Council
of Europe, 2016
https://rm.coe.
int/16806ccc0b
Sollten Schulen den Schülern erlauben, an
den Fridays for Future-Demonstrationen
teilzunehmen?
Wäre es ein Streik, wenn ein Arbeitgeber
seine Angestellten ohne Lohnausfall freitags
beurlauben würde, damit sie für ihre Rechte
demonstrieren können? Die besondere
Bedeutung die ser Demonstrationen besteht
doch darin, dass die beteiligten Kinder und
Jugendlichen ein Risiko eingehen und der
Erwachsenengeneration deutlich machen,
was ihnen wirklich wichtig ist. Ich bin davon
überzeugt, dass Kinder und Jugendliche freitags
bei den Demonstrationen viel lernen und
ihre Zeit vernünftig verbringen. Das ist ein
wichtiger Moment der politischen Sozialisation.
Man muss nicht erst Theorie lernen,
um, wenn man erwachsen ist, politisch zu
partizipieren. Demokratie lernt man, indem
man mitmacht.
Welche Kompetenzen und Werte brauchen
Kinder und Jugendliche im Sinne einer
demokratischen Gesellschaft?
Die Suche nach notwendigen Kompetenzen
beschäftigt die Erziehungswissenschaft in der
öffentlichen Wahrnehmung seit PISA. Meines
Erachtens hat der Europarat eine überzeugende
Zusammenfassung der langjährigen
Debatten verfasst. Sie hebt das kritische Denken
hervor. Außerdem wichtig sind meines
Erachtens die Fähigkeit zu Perspektivenübernahme
und Empathie.
Sie sagten, dass es eine demokratische
Schulstruktur brauche. Das Schulsystem
sei in seinen Strukturen, Funktionen und
Prozessen aber undemokratisch und
demokratiewidrig, so Wolfgang Edelstein,
ehemaliger Direktor des Max-Planck-Instituts
für Bildungsforschung.
Das ist richtig. Wolfgang Edelstein meint
damit, dass die Institution Schule unglaublich
hierarchisch angelegt ist. Weil sie eine
klare Aufgabe hat, nämlich Lebenschancen zu
verteilen. Das macht sie über Selektionsmechanismen
wie Noten und Schulabschlüsse.
Und wie lässt sich das System demokratischer
gestalten?
Wichtig ist zunächst die schulrechtlich verankerte
Gremienarbeit zu stärken, also ein
funktionierendes System der Mitbestimmung
zu schaffen, indem man die im System
gelegenen Herausforderungen gemeinsam
besprechen kann.
Wie sollten Schulen von der Politik unterstützt
werden, um ihre Aufgabe, demokratische
und mündige Staatsbürgerinnen
und -bürger zu erziehen, erfüllen zu können?
Es passiert gerade schon viel. In dem Bundesprogramm
„Demokratie leben“ werden
Ressourcen zur Förderung der Demokratiebildung
bereitgestellt und alle Minister der Kultusministerkonferenz
haben beschlossen, die
Demokratiebildung noch stärker zu fördern.
Nun müssen aber die Politiker und Verantwortungsträger
vor Ort zusehen, dass die zur
Verfügung gestellten Mittel auch tatsächlich
für gute Demokratiebildung in den Schulen
eingesetzt werden.
STUDIE ZEIGT: JUNGE MENSCHEN
FÜHLEN SICH NICHT AUSREICHEND BETEILIGT
Ein großer Teil der jungen Menschen fühlt sich nicht
ernst genommen und unzureichend beteiligt. Je älter
sie werden, desto weniger haben Jugendliche den
Eindruck, in der Schule mitgestalten zu können. Nur
34 Prozent der 14-Jährigen können dort aus ihrer Sicht
mitbestimmen, bei den Achtjährigen ist es immerhin
noch jeder zweite. Zu diesen Ergebnissen kommt die
repräsentative Studie „Children‘s Worlds+“, die im Juli
von der Bertelsmann Stiftung veröffentlicht wurde.
www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/
publikation/did/childrens-worlds-2
6 didacta-magazin.de 3/2019
Der Moment, wenn du merkst,
das ist DEIN Ding.
© dpa
#dankegrundgesetz
„Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung
seiner Persönlichkeit …“ — Artikel 2
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Titelthema
Geschichte der Fridays for Future-Demos:
20. August 2018:
Erstmals verweigert die damals 15-jährige
Greta Thunberg den Unterrichtsbesuch in
Schweden. Sie hält das Schild in der Hand:
„Schulstreik für das Klima“ und setzt sich vor
den Schwedischen Reichstag in Stockholm.
27. August 2018:
Nach ersten Medienberichten
in schwedischen Zeitungen
berichtet zum ersten
Mal die Berliner taz über
Greta Thunberg.
Ab November 2018:
Erste Schüler/innen schließen sich den Protesten in
Schweden an. Es folgen gleichartige Aktionen in Australien,
Frankreich, Belgien und Dänemark. Sie beginnen,
sich unter dem Hashtag #FridaysforFuture in
sozialen Netzwerken zu organisieren.
Sie wollen die Welt retten
Wöchentlich gehen Tausende Schülerinnen und Schüler weltweit auf die
Straße, um für den Klimaschutz zu kämpfen. Und dabei geht es ihnen
nicht darum, zu schwänzen – sondern ihre Zukunft zu sichern.
Text Tina Sprung
Foto: © T. Sprung
8 didacta-magazin.de 3/2019
30. November 2018:
10 000 Schüler/-innen
gehen in Australien
gegen den Klimawandel
auf die Straße.
7. Dezember 2018:
Zum ersten
Mal wird in
Bad Segeberg in
Schleswig-Holstein
gestreikt.
21. Februar 2019:
Thunberg spricht vor
dem Europäischen
Wirtschafts- und
Sozialausschuss in
Brüssel.
März 2019:
Freddy André Östvegard und zwei
andere Mitglieder der Sozialistischen
Linken des Norwegischen
Parlaments schlagen Thunberg
für den Friedensnobelpreis vor.
the system – not the climate“
– das Transparent mit der Aufschrift
prangt am Max-Joseph-Platz in München
auf dem alten Feuerwehrauto der
Klimaaktivisten, neben dem Denkmal
„Change
des ersten bayerischen Königs. Es ist
Freitag und Hunderte Schülerinnen und Schüler
haben sich dort versammelt, um wie jede Woche
für den Klimaschutz zu demonstrieren. Auf dem
Dach des Feuerwehrautos, das mit Holzlatten
umzäunt ist, stehen drei Jugendliche. Ramona
Wüst, politische Sprecherin, greift zum Megaphon:
„Wir haben keine Zeit mehr, und wenn die
Politik möchte, dass Schülerinnen und Schüler
wieder in die Schule gehen, muss sie endlich
Maßnahmen ergreifen, um das Klima zu retten.“
Beifall unter den Hunderten Demonstranten.
Seit November letzten Jahres, als die Medien
über Umweltaktivistin Greta Thunberg berichteten,
gehen Schülerinnen und Schüler auf der
ganzen Welt auf die Straße. Sie fordern den Kohleausstieg,
CO2-Reduktion und mehr Gesetze
zu erneuerbaren Energien, beispielsweise verpflichtende
Solaranlagen für Häuserbauer. Früher
wurde über die Politikverdrossenheit der Jugend
geschimpft, über die mangelnde Eigeninitiative
– und nun? Nach den ersten Protesten gab es
seitens der Eltern und Politiker Bedenken,
die Jugend wolle nur die Schule schwänzen.
Befragungen der Universität Konstanz zeigen
jedoch: Es geht den jungen Menschen um den
Klimaschutz, selbst in den Ferien kommen sie in
Städten zusammen, um ihre Belange kundzutun.
95 Prozent der 154 befragten Demonstrierenden
sind der Meinung, ihr Engagement könne
etwas verändern. Nur jeder Zehnte fand, es sei
eine gute Gelegenheit zum Schule schwänzen.
„Es sollen noch mehr Schüler schwänzen“
Dem weltweiten Protest haben sich nicht
nur Schülerinnen und Schüler angeschlossen.
Derzeit beginnen Erwachsene, sich in
Parents for Future zu organisieren und an den
Demonstrationen teilzunehmen. Auch Studierende
organisieren sich: Im Hauptgebäude der
Ludwig-Maximilian-Universität fand die Sonderausstellung
„Physik des Klimawandels“ statt.
Studierende stürmten die Ausstellung, warfen
sich zu Boden und stellten sich tot als Opfer
des Klimawandels. In den Händen hielten sie
Durchgeführt von
Im Auftrag des
Schulwettbewerb zur
Entwicklungspolitik 2019/2020
Einsendeschluss: 2. März 2020
#eineweltfueralle www.eineweltfueralle.de
Globale Themen gehen uns alle an!
Mit dem Thema der 9. Runde des Schulwettbewerbs
zur Entwicklungspolitik sind Ihre
Schülerinnen und Schüler aufgerufen, nach -
haltige und innovative Projekte für die EINE
WELT zu entwickeln und gemeinsam umzu setzen.
Kinder und Jugendliche aller Jahrgangs stufen
und Schulformen haben die Möglichkeit, Beiträge
zum Thema „Meine, deine unsere Zukunft?!“
Lokales Handeln – globales Mitbestimmen
einzureichen und attraktive Preise im Gesamtwert
von über 50.000 Euro zu gewinnen. Egal ob
Fotos, Texte, Videos, Kunst oder Musik: Der
Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!
Titelthema
Geschichte der Fridays for Future-Demos:
Mitte März 2019:
Fridays for Future
erreicht globale Ausmaße,
ausgenommen
Schwellen- und Entwicklungsländer,
Russland,
Japan sowie große
Teile Südostasiens.
8. April 2019:
Fridays for Future Deutschland veröffentlicht
einen Forderungskatalog
mit kurz- und langfristigen Zielen,
darunter Senkung der Treibhausgasemissionen
in Deutschland bis 2035
auf null, sofortiger Stopp für Subventionen
auf fossile Brennstoffe
und Kohleausstieg bis 2030.
7. Juni 2019:
Amnesty International
zeichnet Greta Thunberg
mit dem Ambassador
of Conscience
Award aus, der höchsten
Auszeichnung
der Menschenrechtsorganisation.
August 2019:
Thunberg segelt mit
einer emissionsfreien
Hochseeyacht
nach Amerika, um an
dem Klimagipfel der
Vereinten Nationen
am 23. September
teilzunehmen.
eine kaputte Erde aus Pappe, Schilder, die zu
neuen Klimaprotestesten aufrufen. Professoren
und Besucher applaudieren. Darunter Professor
Harald Lesch, Astro-Physiker, Naturphilosoph
und bekannt aus Terra X, einer Dokumentationssendung
des ZDF. Er steht hinter den Klimaaktivisten
und machte in der Polit-Talksendung
Anne Will deutlich. „Wir aus der Wissenschaft
sagen seit 40 Jahren immer und immer wieder,
welches Risiko durch den Wandel besteht
und es wird schlimmer und schlimmer. Aber es
passiert nichts – die jungen Menschen sind die
einzigen, die die Wissenschaft ernst nehmen.“
Er meint: „Es sollen noch mehr Schüler freitags
die Schule schwänzen. Ich halte die Schulpflicht
hier für unerheblich, wenn man sich ansieht,
welche Bedrohung der Klimawandel darstellt.“
Bildung überhaupt ist es, junge Menschen zu
befähigen, sich in der modernen Gesellschaft
zu orientieren und politische, gesellschaftliche
und wirtschaftliche Fragen und Probleme kompetent
zu beurteilen. Dabei sollen sie ermuntert
werden, für Freiheit, Demokratie, Menschenrechte,
Gerechtigkeit, wirtschaftliche Sicherheit
und Frieden einzutreten.“ Und das machen
die Schülerinnen und Schüler weltweit auch,
indem sie jeden Freitag auf die Straße gehen
und demonstrieren. So lange, bis sich die Politik
an das Pariser Klimaabkommen hält, das die
Begrenzung der menschengemachten globalen
Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad
gegenüber vorindustriellen Werten einhalten
zum Ziel hat. „Wir werden nicht aufhören, zu
kämpfen“, sagt Greta Thunberg.
Kultusminister-Präsident ruft zum Stopp auf
Rechtlich gesehen gilt das Demonstrieren als
unentschuldigtes Fehlen und muss ins Klassenbuch
eingetragen werden. In München war im
April etwa das staatliche Wilhelm-Hausenstein-
Gymnasium in den Medien, weil der Direktor
Bußgelder forderte, um gegen die Streikenden
vorzugehen. Der Präsident der Kultusministerkonferenz,
Hessens Kultusminister Alexander
Lorz (CDU), hat zu einem Ende der regelmäßigen
Schülerdemonstrationen für den Klimaschutz
aufgerufen. Es bringe nichts, „jetzt noch
weiter der Schule fern zu bleiben“, sagte er der
Wochenzeitung Die Zeit. „Wer zu einer Demo
geht, die nicht Teil einer Lehrveranstaltung ist,
fehlt unentschuldigt, mit allen Folgen.“
Ist es aus pädagogischer Sicht wirklich sinnvoll,
die Schülerstreiks mit Sanktionen zu belegen?
Oder sind die Fridays for Future-Demonstrationen
als Demokratiebildung zu verstehen – statt
als Theorie in der Schule eben im echten Leben.
Die Kultusministerkonferenz selbst sieht die
Demokratiebildung zumindest als sehr bedeutend
an: „Eines der obersten Ziele schulischer
Versammlungsfreiheit
versus Schulpflicht
Jens Koehn
ist Fachanwalt für
Verwaltungsrecht.
Seine Fachgebiete
sind Beamtenrecht,
Hochschul- und
Schulrecht.
Interview Silvia Schumacher
didacta: Ist Demonstrieren während der
Schulzeit gleich Schwänzen?
Jens Koehn: Aus schulrechtlicher Sicht ist
Demonstrieren während der Unterrichtszeit
Schulschwänzen, wenn seitens der Schulleitung
keine Erlaubnis für das Demonstrieren
erteilt wurde und es keine Beurlaubung
gibt. Auf der anderen Seite sind Schülerinnen
und Schüler Grundrechtsträger und
berufen sich auf ihre Meinungs- und vor
Foto: Koehn
10 didacta-magazin.de 3/2019
allem Versammlungsfreiheit. Sie bringen
neben einer Erlaubnis eine Rechtfertigung
ins Spiel. Es herrscht derzeit die Meinung,
dass das Demonstrationsrecht vor dem
Schulpflichtrecht den Kürzeren zieht, weil
es zu anderen Zeiten wahrgenommen
werden kann und sich Schule anders und
verlässlich gar nicht organisieren ließe.
Welche Konsequenzen drohen den
Schülerinnen und Schülern?
Die Schulpflicht kann die Schulleitung mit
Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen,
die das jeweilige Schulgesetz bietet, durchsetzen.
Vom erzieherischen Gespräch über
die Verwarnung oder Eintragungen und Vermerke
bis zum Verweis von der Schule ist
je nach Dauer und Wiederholung des Verstoßes
gegen die Schulbesuchspflicht alles
denkbar. Schülerinnen und Schüler können
Konsequenzen nur umgehen, wenn sie ihr
Fernbleiben glaubhaft entschuldigen und
dafür sorgen, dass die Schule die Demonstrationsziele
in den Unterricht einbezieht,
beispielsweise in Form eines Projektes
rund um Ökologie. Ohne Kooperation
und Offenheit zwischen Schulleitung und
Lehrerschaft einerseits und Schülerschaft
andererseits wird es erfahrungsgemäß mit
dem Umgehen der Konsequenzen allerdings
nichts.
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didaktischem
Begleitmaterial
für die Sekundarstufen
I und II
Mit anschaulichen
Projekten in
jedem Heft.
Kann es auch für den Schulleiter oder
die Lehrkraft Konsequenzen haben,
wenn sie die Schüler bestärken, an
den Fridays for Future Demos teilzunehmen?
Wenn durch die Teilnahme an einer
Demonstration der Initiative „Fridays for
Future“ Schülerinnen und Schüler schwänzen,
dann sollten Schulleitung und Lehrkräfte
sie besser nicht bei ihrem Verstoß
gegen die Schulbesuchspflicht bestärken.
Dieses Bestärken müsste eine schul- und
dienst- wie arbeitsrechtlich vertretbare
Form annehmen, die aus meiner Sicht nur
in einer Verstärkung der Unterrichtsziele, in
einer Verknüpfung mit dem Lehrstoff oder
in einer auch für die Schule förderlichen
Projektarbeit bestehen kann. Im Übrigen
dürfte sich in der Praxis die Frage stellen,
wie Lehrerinnen und Lehrer ihren Prüfungs-
und Leistungsbewertungspflichten
bei regelmäßig oder oft abwesenden Schülerinnen
und Schülern nachkommen sollen.
Rollenspiele für Schulklassen
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Multimedia-Ausstellung über die EU
360° - Kino
Eintritt frei
3/2019 didacta-magazin.de 11
www.erlebnis-europa.eu
Titelthema
„Wir brauchen Fridays for Future, denn die Klimakrise
ist eine Existenzfrage für unsere Generation und für
alle Menschen im globalen Süden. Einige Lehrer sind
überhaupt nicht begeistert, wenn wir freitags immer
fehlen. Das kann ich nicht verstehen. Sich über Fehlstunden
aufzuregen, während wir gerade auf dem
besten Weg sind, dass 1,5 Grad-Ziel zu verfehlen, ist
einfach krass unverhältnismäßig. Das empfinde ich als
sehr frustrierend. Wir müssen dieses Mittel ergreifen,
weil die Regierung nicht in die Pötte kommt.“
Pauline Brünger, 17 Jahre, Schülerin am Schillergymnasium in
Köln, engagiert sich seit Dezember 2018 bei
Fridays for Future in Köln
„Einfach rumsitzen und nichts tun, bringt nichts. Wenn
der CO 2
-Ausstoß nicht verringert wird, lässt sich der Klimawandel
ja nicht mehr umkehren. Unsere Schulleitung
hat gesagt, sie kann es leider nicht ändern, sie muss uns
einen Verweis geben, wenn wir am Freitag nicht zur Schule
gehen. Das nehmen wir in Kauf. Wir sind die einzigen vier
aus unserer Klasse, deren Eltern es erlaubt haben.“
Ben, 13 Jahre, Gymnasialschüler, nahm mit seinen Klassenkameraden
Severin, Quirin und Yohan an einer Demo in München teil
„Klimaschutz ist ein Thema, das in meinem Leben
schon immer präsent ist – wir waren noch nie mit dem
Flugzeug in Urlaub, fahren mit dem Zug in die Alpen,
machen dort einen Fahrradurlaub. Als ich vor 30 Jahren
in der Klasse und dem Kollegium über Klimaschutz
sprach, war ich eine Alleinkämpferin, denn niemand
interessierte sich für das Thema. Deswegen macht es
mich unglaublich stolz, zu sehen, wie die Jugend heute
die Wichtigkeit des Themas erkannt hat und auf die
Straße geht. Hier gibt es nichts zu kritisieren,
sondern nur anzuerkennen.“
Ursula Saabel, ehemalige
Mathelehrerin an einer Münchner Schule,
nimmt regelmäßig an den Streiks teil
„Ich wollte mir das mal ansehen, was die Jugendlichen
hier so machen, weil ich gehört hatte, dass nach den
Demonstrationen so viel Müll liegen bleiben würde.
Das Gefühl hatte ich nicht. Ich finde es richtig, was sie
hier tun, es geht schließlich um so ein wichtiges Thema.
Wenigstens ist es bei den Schülern angekommen,
dass es nach 12 ist.“
Barbara Reichenberger, Rentnerin aus München
„Fridays for Future ist in meinen Augen die bedeutendste
Bewegung seit den Anti AKW- und Friedensdemos
der 70er- und 80er-Jahre. Zugleich ist sie in ihrer
globalen Bedeutung als wesentlich wichtiger im Hinblick
auf die Zukunft zu erachten. Wenn wir das Bestreben
des Landes, Kinder zu mündigen und aktiven Demokraten
werden zu lassen, ernstnehmen, müssen wir ihnen
ermöglichen, dies nicht nur im Schutzraum Schule zu tun.
Als Schulleiterin einer Grundschule habe ich nach §23
GSO glücklicherweise die Möglichkeit, sie aus wichtigen
Gründen zu beurlauben“.
Monika Gierenstein, Rektorin Grundschule
Karlshausen (Rheinland-Pfalz)
„Die Idee, Schüler und andere Personen auf die Straße zu
schicken, um auf etwas aufmerksam zu machen, ist gut.
Aber viel wichtiger ist es, Klimaschutz und Klimawandel
überhaupt im Unterricht zu behandeln. Es gehört viel dazu,
die Thematik überhaupt zu verstehen. Leider habe ich von
vielen Schülern in höheren Klassen gehört, dass sie diese
Demos eher als Freizeit ansehen. Von daher mein Fazit
dazu: Erst detailliert bearbeiten, dann auch dazu stehen
und Meinung vertreten.“
Alexandra Stecher, Lehrerin beim Ausbildungsverbund
Starthilfe Schwalm-Eder in Homberg (Hessen)
Fotos: © Sprung (2), Schumacher; privat, Adrian Bodemer
12 didacta-magazin.de 3/2019
Unser Schulstreik ist eine gute Möglichkeit, Druck auf
die Politik auszuüben. Deshalb macht es keinen Sinn, nur
an schulfreien Tagen zu demonstrieren. Dann würde sich
niemand dafür interessieren. Manchmal muss man eben
Regeln brechen. Am Anfang war ich an meiner Schule
die einzige, die mitgemacht hat, mittlerweile werden
es mehr. Viele finden die Proteste gut, aber wollen ihre
Noten nicht gefährden oder trauen sich nicht so recht.
Einige machen sich darüber lustig. Ich denke, die begreifen
einfach nicht, dass die Klimakrise auch sie betrifft.
Um meine eigenen Noten mache ich mir keine Sorgen:
Sie werden sicher schlechter, vor allem in Chemie, das
wir freitags haben. Aber ich versuche so gut es geht, die
Sachen nachzuarbeiten.“
Johanna Bodemer, 16 Jahre, besucht das Rheingymnasium in
Köln, seit Januar ist sie bei Fridays for Future in Köln aktiv
„Wir befinden uns in
einer Klimaschutz-
Lethargie. Politiker
sind müde, sie
beschäftigen sich
nicht damit. Das ist
aber falsch, denn der
Klimawandel ist eine
gesamtgesellschaftliche
Aufgabe, die es gilt zu
lösen. Aus diesem Grund
nehme ich an den Protesten teil
und finde gut, dass wir junge Menschen auf die Straße
gehen und auf das Problem aufmerksam machen.“
Peter Strauch, Student an der Ludwig-Maximilians-
Universität München, nimmt zum dritten Mal an
der Demo in München teil
„Prinzipiell bin ich für alles, was die Menschen gewaltfrei
zum Thema Umweltprobleme wachrüttelt. So wie es bisher
in der Welt läuft, kann es nicht weiter gehen! Wenn
die Schülerinnen und Schüler fehlen, sind sie allerdings
eigenständig für das Nachholen verantwortlich.“
Bernd Blüher, 61 Jahre, Lehrer an der Astrid- Lindgren-
Grundschule Falkenberg/Elster (Brandenburg)
Baden-Württemberg setzt Zeichen gegen Hass und Hetze
Anzeige
#RespektBW ist eine Kampagne der Landesregierung für respektvolle Diskussionskultur in sozialen Netzwerken.
Hass, Hetze, Beleidigungen und Falschmeldungen
gibt es häufi g in sozialen Netzwerken.
Auch Kinder und Jugendliche kommen
vielfach damit in Kontakt. Darf ich im Internet
ungestraft beleidigt werden? Wie kann
ich mich gegen Hass wehren? Aufklärung
und Unterstützung sind wichtiger denn je.
Sensibilisierung und Information
Mit #RespektBW setzt die Landesregierung
Baden-Württemberg ein klares Zeichen
gegen Hass, Fake und Hetze in den
sozialen Netzwerken. Die Kampagne soll
Kinder und Jugendliche aktivieren, für ein
gutes gesellschaftliches Miteinander durch
respektvollen Umgang im Netz einzutreten.
Mitmachen lohnt sich – Wettbewerb
mit attraktiven Preisen
Unterstützen Sie als Lehrerinnen und Lehrer
diese Kampagne, indem Sie mit Ihrer
Klasse am Wettbewerb teilnehmen und
die Themen in Ihrem Unterricht behandeln.
Kreative Beiträge, beispielsweise zu
den Themen Netzkultur, Cybermobbing
und Hate Speech werden mit tollen Preisen belohnt!
Unter anderem warten Erlebnisausfl üge sowie Meetand-Greets
mit prominenten Infl uencern.
Materialien für den Unterricht
Unterrichtsmaterialien stehen spätestens ab Oktober
auf der Kampagnen-Website und nach Abschluss
des Projekts bei SESAM, dem Medienportal des
Landesmedienzentrums, zur Verfügung.
Los geht’s!
Kampagnenstart ist am 23. September 2019. Weitere
Informationen – bereits jetzt auf www.respekt-bw.de.
#RespektBW ist Teil des Impulsprogramms der Landesregierung
zum gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg führt
die Kampagne im Auftrag des Staatsministeriums, in
enger Abstimmung mit dem Ministerium für Kultus,
Jugend und Sport, durch.
Kontakt: Landesmedienzentrum
Baden-Württemberg | Sarah Heinisch
Tel.: +49 711 2850-704 | sheinisch@lmz-bw.de
www.respekt-bw.de
Titelthema
Top in Demokratie!
Demokratie kann man lernen. didacta zeigt eine Auswahl von Projekten und Wettbewerben,
die Schülerinnen und Schülern Demokratie praxis- und lebensnah vermitteln.
Text Benigna Daubenmerkl
Demokratie-
Wettbewerbe
Aktiv für
Demokratie und Toleranz
Der Wettbewerb „Aktiv für
Demokratie und Toleranz“
zeichnet beispielhafte Projekte
von Einzelpersonen oder Gruppen
aus den Bereichen Demokratie,
Toleranz, Integration,
Gewaltprävention, Extremismus
und Antisemitismus aus.
Projekte können dieses Jahr
noch bis zum 22. September
eingereicht werden.
Europäischer Wettbewerb
Der Wettbewerb will den
Europagedanken bei Schüler/-
innen stärken und eine
vertiefte Auseinandersetzung
mit europäischen Themen im
Unterricht fördern. Er ist der
älteste Schülerwettbewerb
Deutschlands, bundesweit
gibt es jährlich bis zu 85 000
Teilnehmer/-innen.
www.europaeischerwettbewerb.de/
teilnahme
Demokratisch Handeln
Der Wettbewerb des
Fördervereins Demokratisch
Handeln zeichnet
Projekte von allgemeinbildenden
Schulen aus, in
denen sich Schüler/-innen
kreativ und alltagsnah für
Demokratie engagieren.
www.buendnis-toleranz.de/
arbeitsfelder/wuerdigung/
aktiv-wettbewerb
fair@school
Der Wettbewerb „fair@school“ würdigt Schulprojekte, die
einen Beitrag zu Antidiskriminierung, Interkulturalität, Inklusion,
Religionsvielfalt oder Diversität in der Schule leisten.
www.demokratischhandeln.de
www.fair-at-school.de
Demokratie erleben
Demokratie Erleben – der Preis für demokratische
Schulentwicklung zeichnet Schulen
aus, die Kinder und Jugendliche darin
fördern, aktiv Demokratie mitzugestalten.
Im November zeichnet die Deutsche
Gesellschaft für Demokratiepädagogik die
diesjährigen Preisträger aus.
www.demokratieerleben.de/derpreis
Fotos: © Monkey Business Images, Rido / Shutterstock.com
14 didacta-magazin.de 3/2019
Initiativen und Projekte
Openion
Kinder und Jugendliche zwischen
10 und 16 Jahren erfahren in über 200
Projekten, wie sie vielfältiges,
gewaltfreies und demokratisches
Miteinander aktiv leben können.
www.openion.de
Gesicht zeigen
Der Verein „Gesicht
zeigen! Für ein weltoffenes
Deutschland“
bietet Workshops für
Schulklassen sowie
Filme und Materialien
beispielsweise zum
Thema Rassismus oder
Zivilcourage.
www.gesichtzeigen.de
Gelebte Vielfalt
Im Rahmen der deutsch-französisch-polnischen
Zusammenarbeit findet jedes Jahr
ein Internationaler Jugendgipfel mit Workshops,
Exkursionen und Diskussionsrunden
statt. Dort entwickeln und diskutieren ausgewählte
Jugendliche neue Ideen zu Themen
wie Hate Speech, Fridays for Future
oder digitale Entwicklungen.
www.mbei.nrw/de/regionalesweimarer-dreieck
JUFO
Das Jugendforum JUFO ist
eine gemeinnützige, von
Schülerinnen und Schülern
getragene Organisation,
die in Rheinland-Pfalz und
Hessen überparteiliche
Debatten-Events im USamerikanischen
Stil durchführt.
Die Debatten, die
zwei- bis viermal monatlich
als Abendveranstaltungen
stattfinden, sind kostenlos.
Materialien und Service-Angebote
www.jufo-politik.de
So geht Medien
Die Initiative von
ARD, ZDF und dem
Deutschlandradio bietet
Unterrichtseinheiten zu
verschiedenen Medienkompetenz-Themen
an wie Fake News,
Geschlechter-Stereotypen
in Musikvideos oder zum
Urheberrecht.
www.so-geht-medien.de
Demokratie vor Ort
Auf seinem Service-Portal bietet das Bündnis
für Demokratie und Toleranz gegen Extremismus
und Gewalt die Möglichkeit, Projekte
zur Demokratiebildung einzutragen oder auf
einer interaktiven Landkarte zu suchen.
www.bündnis-toleranz.de
Quiz-App für EU-Wissen
Mit der Quiz-App Clarify können Schüler/-innen
der Klassen 9 bis 11 ihr Allgemeinwissen über
die Europäische Union erweitern und testen.
www.clarify-projekt.eu/de/informationen-undmaterialien-fuer-lehrkraefte
Mitmischen.de
Die Website mitmischen.de
des Deutschen
Bundestages
will Jugendlichen
Lust auf Politik
machen. Sie erklärt
leicht verständlich,
wie Abgeordnete
arbeiten, wie das
Parlament funktioniert
und welche
politischen Themen
die Politiker gerade
beschäftigen.
www.mitmischen.de
Mehr Infos zu
Demo kratie-
Projekten
und -Wettbewerben
auf:
www.didactadigital.de/
lernen-lehren/
top-indemokratie
3/2019 didacta-magazin.de 15
BILDUNG IN KÜRZE
WISSEN ÜBER NACHHALTIGEN
MODE-KONSUM
KINDERRECHTE-BUS AUF TOUR
Anlässlich des 30-jährigen Kinderrechte-Jubiläums
schickt das Bildungsministerium
einen Bus auf
Tour, um Kindern zu zeigen, was ihre
Rechte sind. Bis Oktober macht der
Kinderrechte-Bus in mehr als 20 deutschen
Städten halt. An jeder Station
gibt es Spiele und Mitmachaktionen:
Der Bus soll Kindern auf spielerische
Weise ihre Rechte vermitteln.
Weitere Informationen auf:
■■
www.kinder-ministerium.de
Das Unterrichtsmaterial „Modebewusst?!“
bietet Schülerinnen und
Schülern der 8. bis 10. Jahrgangsstufe
Anregungen, ihr Konsumverhalten zu
reflektieren und bewusst mit Mode
umzugehen. Das Material des Vereines
Bund für Bildung umfasst vier
Lerneinheiten mit Arbeitsblättern. Es
beinhaltet Tipps und aktuelle Studien
sowie Online-Berichte über die Marketing-Strategien
der Modebranche
und die Problematik der schnellen
Wegwerf-Mode. Zu finden auf:
■■
modebewusst.bundfuerbildung.de
KURZE PAUSEN WICHTIG FÜR MOTORISCHES LERNEN
Bereits in kurzen Pausen kann während des Übens Wissen
über neue motorische Abläufe im Gehirn abgelegt werden. Das
zeigen Forschungsergebnisse des Max-Planck-Instituts für Kognitions-
und Neurowissenschaften. Bisher ging man davon aus,
dass sich das Gehirn neu gelernte Bewegungsabläufe erst dann
merkt, wenn das Üben beendet ist und dazu mehrere
Stunden braucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Pausen
sinnvoll sind, da sich das Gelernte verfestigt.
■■
www.cbs.mpg.de
16 didacta-magazin.de 3/2019
GÖNNEN SIE SICH EINE AUSZEIT
Gewinnen Sie einen fünftägigen Kurzurlaub!
didacta lädt Sie zu einem fünftägigen Kurzurlaub in
die Südtiroler Berge ein – für zwei Erwachsene sowie
zwei Kinder, inklusive Dreiviertelpension mit Frühstück,
nachmittags Kaffee und Kuchen sowie Abendessen.
Untergebracht sind Sie im Alphotel Tyrol. Seine
Lage im wunderschönen Ratschings in Südtirol macht
das Hotel zum idealen Ausgangspunkt für eine Wander-
und Pistengaudi inmitten der Südtiroler Berge.
didacta
Gewinnspiel
Zum Entspannen verfügt das Hotel über einen
Wellnessbereich mit alpiner Saunawelt und verschiedenen
Pools. Für Aktive gibt es ein Wander- und Fitnessprogramm,
geführte Mountainbike-Touren und
eine Wanderung zur hauseigenen Almhütte. Weitere
Infos zur Unterkunft auf: www.alphotel-tyrol.com
und www.familienhotels.com
Um am Gewinnspiel teilzunehmen, besuchen Sie
einfach www.didacta-magazin.de und füllen Sie das
Gewinnspielformular aus. Einsendeschluss ist der
20. Oktober 2019.
Fotos: © Familienhotel Südtirol Alphotel Tyrol, MuehlbacherRupert GAS, Alex Filz; Rawpixel.com, GaudiLab / Shutterstock.com
Die Gewinner werden von uns benachrichtigt. Der Gewinn wird
nicht bar ausgezahlt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter
der AVR und Gewinnservices sind von der Teilnahme ausgeschlossen.
Der Gutschein ist nur auf Anfrage außerhalb der
Hochsaison gültig. Weitere Teilnahmebedingungen und Datenschutzhinweise
finden Sie auf: www.didacta-magazin.de.
3/2019 didacta-magazin.de 17
Bildung
Wie schlau bist
du wirklich?
Gute Noten sind kein sicheres Indiz für hohe Intelligenz.
Wie lässt sich das tatsächliche intellektuelle Po tenzial
von Schülerinnen und Schülern also erkennen?
Mit diagnostischer Kompetenz – und die kann man lernen.
Text Tanja Gabriele Baudson und Sara Köser
AUF EINEN BLICK
››
Intelligenz lässt sich unterscheiden in fluide und
kristalline Intelligenz. Ersteres meint die Fähigkeit
zum Lernen, letzteres das erlernte Wissen.
››
Faktoren wie Motivation, Unter- oder Überforderung
beeinflussen, inwieweit ein Kind
sein intellektuelles Potenzial in der Schule zeigt.
››
Um bei Kindern auch verborgene Potenziale
zu erkennen und den Unterricht an die Lernvoraussetzungen
anzupassen, brauchen
Lehrkräfte gute diagnostische Kompetenz.
Lehrkraft macht die Erfahrung, dass
manche Schülerinnen und Schüler die Anforderungen
des Unterrichts problemlos erfüllen,
während andere sich deutlich schwerer
tun. Bei diesen Leistungsunterschieden
spielen zwei Faktoren eine besondere Rolle:
18 didacta-magazin.de 3/2019Jede
Gewissenhaftigkeit – ein Persönlichkeitsmerkmal,
das sich beispielsweise in zuverlässigem
und gründlichem Arbeiten zeigt – und Intelligenz.
Fluide und kristalline Intelligenz
„Intelligenz ist das am gerechtesten verteilte
Merkmal der Welt – alle meinen, genug davon
zu haben“, so hat es der französische Philosoph
René Descartes formuliert. Intelligenz drückt
die allgemeine Fähigkeit zum Lernen oder zur
Informationsverarbeitung aus. Sie zeigt sich
beispielsweise in Situationen, in denen neuartige
Probleme nicht durch auswendig gelernte
Routinen gelöst werden können, sondern durch
schlussfolgerndes Denken – man spricht von
fluider Intelligenz. Diverse Faktoren beeinflussen,
ob dieses intellektuelle Potenzial im Alltag
gezeigt wird, zum Beispiel Persönlichkeitseigenschaften
wie Motivation und Ängstlichkeit
oder Umweltmerkmale wie Lernangebote und
Bildungsnähe der Eltern.
Je weiter man auf dem Bildungsweg fortschreitet,
desto wichtiger wird die kristalline
Foto: © Mark Nazh / Shutterstock.com
Intelligenz. Sie beschreibt das Wissen, das man
auf Grundlage der fluiden Intelligenz erwirbt,
beispielsweise Allgemein- und Schulwissen.
Das Zusammenspiel von fluider und kristalliner
Intelligenz funktioniert wie bei einem Sparkonto:
Mit einem hohen Startkapital an fluider Intelligenz
vermehrt sich das Wissen – die kristalline
Intelligenz – dank Zins und Zinseszins schneller
als mit einem niedrigen Anfangswert.
Diagnostische Kompetenz
Da Intelligenz ein Potenzial ist, das sich nicht
immer in Leistung zeigt, benötigt es ausgeprägte
diagnostische Kompetenz, die kognitiven
Fähigkeiten von Schülerinnen und Schülern festzustellen.
Diese Kompetenz sollen Lehrkräfte
laut Kultusministerkonferenz schon in ihrer
Ausbildung erwerben, denn sie ist außerdem
Voraussetzung, um möglichst passgenaue Lernangebote
für die Schülerinnen und Schüler zu
schaffen und damit Lernerfolge zu maximieren.
Denn Aufgaben, die mit etwas Anstrengung zu
meistern sind, motivieren, wohingegen dauerhafte
Über- oder Unterforderung frustrieren.
Verborgene Potenziale erkennen
Für Lehrkräfte ist es schon schwer genug, Schulleistungen
akkurat zu bewerten – bei verborgenen
Potenzialen wird es noch schwieriger.
Hierbei sollte man sich auf Denkfähigkeiten des/
der Schüler/-in konzentrieren und diese möglichst
genau beobachten: Kann sich ein Kind
neue Inhalte sehr schnell merken? Erkennt es
Parallelen zu anderen Sachverhalten? Zieht es
korrekte Schlussfolgerungen? Das kann Hinweise
auf das intellektuelle Potenzial geben.
Wir alle machen beim Beobachten und Bewerten
von Leistung allerdings Fehler, die zu Verzerrungen
und Verfälschungen führen. Oftmals wird
von guten Noten auf Intelligenz geschlossen,
was nicht immer stimmt, da Gewissenhaftigkeit
ebenfalls eine wichtige Rolle spielt, um in
Tests gut abzuschließen. Zudem bleiben markante
Situationen – etwa, wenn eine Schülerin
etwas Außergewöhnliches wusste – besser im
Gedächtnis, auch wenn sie für das Gesamtbild
des intellektuellen Potenzials der Person nicht
repräsentativ sind. Studien zeigen, dass Kinder
weniger gebildeter Eltern von ihren Lehrkräften
unbewusst als weniger intelligent eingeschätzt
werden, als sie tatsächlich sind. Dies befördert
Bildungsungerechtigkeiten. Und die Spannbreite
der diagnostischen Kompetenzen verschiedener
Lehrkräfte ist groß. Es ist wichtig, die eigenen
diagnostischen Kompetenzen zu schulen.
Durch Übung und gezielte Reflexion kann man
sie deutlich verbessern – was der Förderung
von Schülerinnen und Schülern zugutekommt.
Diagnostische Kompetenzen schulen
Üblicherweise wird diagnostische Kompetenz
anhand der Übereinstimmung zwischen dem subjektiven
Urteil der Lehrkraft und einem objektiven,
standardisierten Test ermittelt. Die Psychologen
Andreas Helmke und Friedrich-Wilhelm Schrader
unterscheiden drei verschiedene Aspekte:
DIE AUTORINNEN
Dr. Tanja Gabriele Baudson, Hochschullehrerin des
Jahres 2018, forscht an der Universität Luxemburg
zu Hochbegabung. Sie ist Beisitzerin für Begabungsforschung
und -förderung bei Mensa in Deutschland.
Dr. Sara Köser ist Psychologin, Diagnostikerin,
aktives Mitglied bei Mensa in Deutschland und
im Mind-Hochschul-Netzwerk.
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spendenlauf
Checkliste zum
Runterladen
Bildung
››
Niveau: Wie hoch schätzt die Lehrkraft
die Leistungsfähigkeit ihrer Schülerinnen
und Schüler ein? Wie sehr weicht diese
Einschätzung von den Testergebnissen ab?
Dies kann sowohl für einzelne Personen als
auch für den Klassendurchschnitt bestimmt
werden.
››
Streuung: Wie unterschiedlich sind die
Schülerinnen und Schüler hinsichtlich ihrer
Leistungsfähigkeit? Schätzt die Lehrkraft
dies als homogener oder heterogener ein?
››
Rang: Wenn die Lehrkraft ihre Schülerinnen
und Schüler nach Leistungsfähigkeit sortiert,
ist die Rangfolge dann dieselbe wie
die eines Testverfahrens?
Um ein realistisches Bild der eigenen diagnostischen
Kompetenz zu erhalten, schlagen die
Erziehungswissenschaftlerinnen Ingrid Hesse
und Brigitte Latzko vor, zunächst eine subjektive
Einschätzung vorzunehmen. Beispielsweise
kann die Lehrkraft den Intelligenzquotienten der
Schülerinnen und Schüler schätzen und dies
dann mit den Ergebnissen eines standardisierten
Tests abgleichen. Einen Intelligenztest kann
beispielsweise eine Schulpsychologin mit der
Klasse durchführen. Gemeinsam mit ihr werden
dann Einschätzung und Test abgeglichen,
Diskrepanzen interpretiert und pädagogische
Schlüsse daraus gezogen, etwa: Unterschätze
ich die Fähigkeiten meiner Schülerinnen und
Schüler? Mache ich systematische Fehler, etwa,
indem ich Mädchen fälschlicherweise schlechter
oder besser einschätze als Jungen? Bei wem
liege ich am stärksten daneben, und woran kann
das liegen? So kann es Lehrkräften gelingen,
die eigenen Bewertungsfehler zu reflektieren
und durch den Abgleich ihre diagnostischen
Fähigkeiten zu schulen.
Intelligenztests erfassen Denkfähigkeiten. Es ist
belegt, dass intelligente Menschen im Durchschnitt
größere schulische und berufliche Erfolge
erzielen als weniger intelligente. Intelligentere
Menschen sind gut sozial anpassungsfähig,
aber ihr gesamtes Leistungspotenzial entfalten
sie nur mit der passenden, herausfordernden
Lernumgebung. Sobald eine Lehrkraft um das
tatsächliche intellektuelle Potenzial der Schülerinnen
und Schüler weiß, kann sie eine entwicklungsförderliche
Lernumgebung angemessen
gestalten – die sowohl den Schülerinnen und
Schülern zugutekommt als auch den Lehrkräften
die Arbeit erleichtert.
BEISPIEL: HOCHBEGABUNG
Wann ist ein Kind hochbegabt?
Wissenschaftlicher Konsens ist, dass eine intellektuelle
Hochbegabung besteht, wenn in einem IQ-Test
ein besseres Ergebnis erzielt wird, als 98 Prozent der
Bevölkerung es erreichen würden. Dies entspricht in
den meisten Tests einem IQ ab 130.
Der IQ wird allgemein als Maß der kognitiven Fähigkeiten
verstanden. Er erfasst Fähigkeiten wie zum Beispiel
logisches Denken oder räumliches Vorstellungsvermögen.
Andere Begabungen, etwa soziale oder sportliche
Fähigkeiten, erfasst er nicht; das ist aber auch nicht
sein Anspruch. Insgesamt bleiben IQ-Tests derzeit das
beste Untersuchungsinstrument für die Intelligenz.
Wie erkenne ich ein hochbegabtes Kind?
Generell sollte man auf Merkmale achten, die unmittelbar
mit den Denkfähigkeiten zusammenhängen.
Hochbegabte sind nicht weniger sozial kompetent
oder weniger emotional stabil als durchschnittlich
Begabte; ebenso wenig sind Verhaltensauffälligkeiten
typisch für Hochbegabte. Fragen, die weiterhelfen
können, aber nicht müssen, um hochbegabte Kinder
zu erkennen:
››
Hat das Kind ein gutes Gedächtnis?
››
Stellt das Kind Zusammenhänge zwischen
Themen her, erkennt es Parallelen?
››
Wirkt das Kind bei schwierigeren
Aufgaben motivierter?
››
Löst das Kind freiwillig oder „heimlich“ Zusatzaufgaben
– möglicherweise auch in seiner Freizeit?
››
Stellt es sich selbst geistig anspruchsvolle Aufgaben?
Wie lässt sich Unterricht mit begabten
Kindern individualisiert gestalten?
››
Bonus-Aufgaben, die die Kinder abgeben oder
vorstellen dürfen – Stichwort: Enrichment
››
Projektunterricht für alle, aber mit höheren
Anforderungen und größeren Freiheiten für
die hochbegabten Kinder
››
Fächerübergreifende Projekte in Absprache
mit anderen Fachlehrkräften, an denen
gearbeitet werden darf, wenn Aufgaben erledigt
sind. Anreiz: Ausstellung, Vorstellung in der
Klasse/Schule, besondere Note
››
Klassenstufen zu überspringen, schafft entgegen
zahlreicher Vorurteile für viele Kinder ein Umfeld,
das intellektuell besser zu ihnen passt.
Weitere Infos auf:
www.mensa.de/ueber-den-iq/bildung
https://www.bmbf.de/upload_filestore/pub/
Begabte_Kinder_finden_und_foerdern.pdf
20 didacta-magazin.de 3/2019
Wir ermöglichen den
Zugang zur digitalen Bildung.
Mobiles Lernen mit dem iPad gewinnt in Schulen stetig wachsende Verbreitung. Gleichzeitig stehen
Schulträger und Schulen vor der Herausforderung, große, skalierbare iPad-Projekte maßgeschneidert für ihre
Bedürfnisse zu konzipieren und zu implementieren. Starten Sie an Ihrer Schule jetzt in den digitalen Unterricht.
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Rechtliche Hinweise: Apps sind im App Store erhältlich. Änderungen an der Titelverfügbarkeit vorbehalten. Der Apple Pencil ist separat erhältlich. Der Apple Pencil (1. Generation) ist
kompatibel mit dem 9,7“ iPad Pro, dem 10,5“ iPad Pro, dem 12,9“ iPad Pro (1. und 2. Generation) und dem iPad (6. Generation). Die Displaygröße wird diagonal gemessen. Datentarif erforderlich.
Mehr Details dazu gibt es beim jeweiligen Mobilfunkanbieter. Die Geschwindigkeit kann je nach Standort variieren.Die Batterielaufzeit variiert abhängig von Verwendung und
Konfiguration. Weitere Infos unter www.apple.com/de/batteries.
Bildung
„Wir wollen die
MINT-Bildung stärken“
Wissen nicht nur lernen, sondern auch anwenden. Das muss der Anspruch der Schulen
von heute sein, meint Esben Stærk Jørgensen, Präsident von Lego Education.
Interview Tina Sprung
Welches Land sehen Sie heute als Vorreiter
Das Bildungssystem in Finnland gehört zu den zukunftsweisenden
weltweit. Der Unterricht dort ist bereits viel fokussierter auf die persönliche
Entwicklung der Schülerinnen und Schüler: Sie in ihren Stärken
zu unterstützen und in Kompetenzen wie Kreativität zu fördern, ist
dort fest im Unterrichtsalltag verankert.
Was ist beim Lernen der
Zukunft wichtiger, Lehrer
oder Computer?
Es stimmt, dass Computer den
Lernprozess verstärkt unterstützen
können. Doch Lehrkräfte
bleiben nach wie vor wichtig, da
sie diejenigen sind, die die
Schüler verstehen und in ihrer
Bildung unterstützen können
und müssen.
Esben Stærk Jørgensen
aus Dänemark ist Geschäftsführer
von Lego
Education. Ihm ist wichtig,
vor allem im MINT-Bereich
die Kompetenzen der Schülerinnen
und Schüler auszubauen.
Illustration: © Who is Danny / Shutterstock.com; LEGO Education
22 didacta-magazin.de 3/2019
Wir befinden uns im Jahr 2047.
Wie werden wir lernen?
Schülerinnen und Schüler werden beispielsweise
nicht mehr darauf fokussiert sein, in Mathe Formeln
zu lernen, um Rechenaufgaben zu lösen.
Viel wichtiger wird, dass sie das gelernte Wissen
anwenden, um Probleme zu lösen, beispielsweise
beim Codieren. Deswegen wollen wir vor allem
die MINT-Bildung stärken und den Kindern zeigen,
wie sie das erworbene Wissen anwenden können.
Sie sollen nicht nur lernen, weil ihnen gesagt wird,
dass sie lernen müssen, sondern weil es
für sie Sinn ergibt.
Lehrkräfte sind in
30 Jahren …
… Lernbegleiter der
Schülerinnen und Schüler.
BILDUNG BRAUCHT
DIGITALE KOMPETENZ
BILDUNG BRAUCHT
DIGITALE KOMPETENZ
1Der Einsatz neuer
Technologien in der
frühen Bildung
Herausforderungen und Perspektiven
BILDUNG BRAUCHT
DIGITALE KOMPETENZ
3Digitale Technik und
interaktive Medien
als Ressourcen
in frühkindlichen
Bildungseinrichtungen
BILDUNG BRAUCHT
DIGITALE KOMPETENZ
2Die digitale Transformation
der Gesellschaft
Zur Diskussion der digitalen Bildung aus
nationaler und internationaler Sicht
BILDUNG BRAUCHT
DIGITALE KOMPETENZ
4Orientierungshilfen
für Kinder zum sicheren
Umgang mit dem Internet
Frei verfügbar auf:
www.didacta-digital.de
Ihre eigene Schulzeit:
An wen oder was denken Sie
besonders gerne zurück?
An einen Lehrer, der mir das Gefühl
gab, clever zu sein. Als ich acht Jahre
alt war, zogen meine Familie und
ich von Dänemark nach Amerika.
Damals konnte ich kein Wort Englisch
und hatte Angst, in der Schule zu
versagen. Aber mein Lehrer glaubte
an mich und ich schaffte es, meine
Ängste abzubauen. Kinder brauchen
Selbstvertrauen, damit sie offen für
neue Herausforderungen sind. Ich
bin fest davon überzeugt, dass hierzu
auch die MINT-Bildung beitragen
kann: Insbesondere in den Fächern
Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften
und Technik stärkt praxisorientiertes
Lernen das Selbstvertrauen
der Schülerinnen und Schüler.
Endlich ist er da!
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Bildung
„Wir dürfen nicht von Amazon
und Co eingeschläfert werden“
Theodor Niehaus ist zum neuen Präsidenten des Didacta Verbandes gewählt worden.
Im didacta-Interview spricht er über die Herausforderungen der digitalen Transformation.
Interview Thorsten Timmerarens und Vincent Hochhausen
Dr. Theodor Niehaus
ist promovierter Ingenieur und seit mehr als
25 Jahren in der Bildungspranche tätig, vor
allem im Bereich Lehr- und Lernmittel für die
berufliche Bildung.
didacta: Wo sehen Sie die großen Herausforderungen
für die Bildungswirtschaft in
den kommenden Jahren?
Theodor Niehaus: Die gesamte Bildungslandschaft
befindet sich in einem gewaltigen
Transformationsprozess. Einerseits hat sich
das gesellschaftliche Umfeld maßgeblich ver-
Der neue Präsident Dr. Theodor Niehaus (l.) im Gespräch mit
seinem Vorgänger Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis.
ändert. Andererseits durchdringt die digitale
Transformation viele unserer Lebensbereiche
und ganz besonders auch die Bildungslandschaft.
Es kommt heute nicht mehr darauf
an, Wissen zu transferieren, sondern wie
man das Wissen vernetzt, richtig nutzt, gut
verwertet. Kompetenzen wie Kreativität
werden an Wichtigkeit massiv zunehmen.
Weitere Chancen entstehen durch die
Anwendung von Methoden der künstlichen
Intelligenz. Diese Transformation eröffnet
neue Chancen für die Bildungswirtschaft.
Wird die Digitalisierung das alles beherrschende
Thema?
Digitalisierung eröffnet uns neue Chancen, aber
schafft auch disruptive Elemente, die unsere
Branche vor Herausforderungen stellen wird.
Wir müssen diese Veränderung gestalten,
damit wir nicht von Amazon und Co allmählich
eingeschläfert werden, was in anderen
Branchenbereichen bereits passiert ist. Um
Bildungsprozesse zu stärken, werden kreative
Kombinationen von analogen und digitalen Instrumenten
nötig sein. Ziel der Bildungswirtschaft
muss es sein, Bildungsqualität zu steigern – mit
guten Produkten, Dienstleistungen und Fortbildungsangeboten.
Diese werden zunehmend
digitaler, aber nicht ausschließlich. Nehmen Sie
beispielsweise die Start-ups: Viele der neuen
Ideen sind digital, doch auch bewährte Methoden
und Instrumente spielen hier eine wichtige
Rolle. Oder die außerschulischen Lernorte,
deren Kern das Lernen mit allen Sinnen ist.
Fotos: © Otmar Eisenberg; © Didacta
24 didacta-magazin.de 3/2019
Sie waren viele Jahre für Lehr- und
Lern mittel in der beruflichen Bildung
verantwortlich. Werden Sie auf diesen
Bildungsbereich einen besonderen Fokus
legen?
Ich konnte in meinem Berufsleben in vielen
Bildungsbereichen Erfahrungen sammeln,
deshalb interessieren mich hier vor allem die
Querschnittsthemen wie die digitale Transformation
und die Heterogenität von Lernenden,
die alle Bildungssektoren durchdringen. Auch
wenn eine Segmentierung der Bildungslandschaft
in manchen Bereichen hilfreich ist,
sollten wir zugleich die übergreifenden Megathemen
angehen, die alle Bildungsbereiche
gleichermaßen treffen. Dort sehe ich eher
meinen Fokus.
Das Positionspapier
des Didacta
Verbandes
„Wirtschaft
4.0“ gibt es
zum kostenlosen
Download
auf:
www.didactadigital.de
Derzeit werden viele Ausbildungsberufe
angepasst, um digitale Kompetenzen
in der Ausbildung zu verankern. Gleichzeitig
ändern sich die techno logischen
Rahmen bedingungen aber weiterhin
schnell. Was muss passieren, damit die
berufliche Bildung den Entwicklungen
standhalten kann?
Die aktuellen Berufsbilder lassen schon heute
viel Gestaltungsspielraum. Allerdings benötigt
es auch den Mut und die Initiative aller Beteiligten,
neue Anforderungen konsequent in den
Abschlussprüfungen in allen Prüfungsbereichen
abzufordern. Es hat sich über die Jahre
gezeigt, dass dies der beste Weg ist, durchgängig
das Niveau dem geänderten Bedarf
anzupassen. Diese Aspekte werden auch in
unserem Didacta Positionspapier „Wirtschaft
4.0“ sehr gut beleuchtet
Sie sprachen die zunehmende Heterogenität
an. Wo sehen Sie bei diesem Thema
die Herausforderungen speziell für die
berufliche Bildung?
Aus- und Weiterbildung sollte stärker an die
technische Entwicklung gekoppelt werden,
ohne den eigentlichen Bildungsauftrag aus
den Augen zu verlieren. Solche Modelle
lassen auch einen größeren Spielraum,
unterschiedliche Talente zu fördern und der
wachsenden Heterogenität gerecht zu werden.
Dies sind Grundlagen für eine Aus-und
Weiterbildung entlang der Wertschöpfung,
was nichts Neues darstellt, aber gemessen an
den aktuellen Herausforderungen, sich umso
erforderlicher für uns darstellt. Hier lohnt sich
auch durchaus der Blick über die Grenzen zu
unseren europäischen Nachbarn.
lesen, lernen, leipzig.
Willkommen im Fokus Bildung
der leipziger Buchmesse.
Kapitel:
2020
STARTERPAKET
FÜR ERSTAuSSTEllER
bei Anmeldung bis 10. November
www.leipziger-buchmesse.de
www.leipziger-buchmesse.de/fokusbildung
Leipziger
Buchmesse
12. – 15. März 2020
INTERNATIONAL IN KÜRZE
LEHRERBERUF MUSS ATTRAKTIVER WERDEN
Der Lehrerberuf sollte finanziell und intellektuell attraktiver
werden, lautet eine Empfehlung der Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).
Für die Untersuchung „Teaching and Learning International
Survey” wurden 260 000 Lehrkräfte und Schulleitungen
an 15 000 Schulen in 48 Ländern zu ihren Arbeitsbedingungen,
ihrem Hintergrund und ihrer Motivation für
den Beruf befragt. Weitere Ergebnisse: 56 Prozent der
befragten Lehrkräfte haben Schulungen im Umgang mit
digitalen Technologien erhalten. 90 Prozent gaben an, im
letzten Jahr generell an einer Weiterbildungsmaßnahme
teilgenommen zu haben.
■■
www.oecd.org/education/talis
ENGAGIERTE BILDUNGSAKTIVISTEN AUSGEZEICHNET
Beim Weltkongress der Bildungsinternationale Ende Juli in Bangkok sind die ehemalige
Lehrerin Jalila al Salman aus Bahrain und der kanadische Bildungsforscher Curtis Riep für
ihr Engagement ausgezeichnet worden. Al Salman wurde mit dem Mary Hatwood Futrell
Human and Trade Union Rights Award geehrt. Sie habe sich in Bahrain trotz Repression, Haft
und Folter für Demokratie, Gleichheit und das Recht der Lehrkräfte auf gewerkschaftliche
Organisation eingesetzt. Curtis Riep wurde für seine Forschung zur zunehmenden Privatisierung
der Bildung in Afrika und Asien mit dem Albert Shanker Education Award ausgezeichnet.
In der Bildungsinternationale, einem Dachverband von Bildungsgewerkschaften, sind unter
anderem die deutsche Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und der Verband Bildung
und Erziehung Mitglied. Informationen zu den Preisträgern auf:
■■
www.ei-ie.org/en/detail/16355/ei-celebrates-education-champions
BILDUNGSINVESTITIONEN:
DEUTSCHLAND UNTER EU-DURCHSCHNITT
Deutschland investiert mit 4,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes
weniger in Bildung und Forschung als der EU-Durchschnitt mit 4,6
Prozent. Das geht aus den länderspezifischen Empfehlungen der
EU-Kommission hervor. Die Kommission empfiehlt Deutschland, die
Investitionen in Bildung, Forschung und digitale Infrastruktur zu erhöhen.
Zudem bemängelte sie den hohen Einfluss des sozio-ökonomischen
Hintergrundes auf den Bildungserfolg.
■■
ec.europa.eu/germany
Fotos: © Chinnapong, Syda Productions / Shutterstock.com
26 didacta-magazin.de 3/2019
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International
Neuseeland
hat Vorsprung
Während in Deutschland noch nicht einmal die Idee für den
Digitalpakt öffentlich diskutiert wurde, stellte Neuseeland bereits
2014 ambitionierte Bildungsziele auf, die auch für digitale Bildung.
didacta stellt die Maßnahmen vor.
Text Vincent Hochhausen
Foto: © ChameleonsEye / Shutterstock.com
28 didacta-magazin.de 3/2019
AUF EINEN BLICK
››
Schon 2014 hat Neuseeland Bildungsziele
beschlossen, bei denen die Digitalisierung
eine zentrale Rolle spielt.
Weltweit versuchen Bildungspolitiker,
Pädagogen und Verwaltungen Wege
zu finden, Schülerinnen und Schülern
die Kompetenzen zu vermitteln, die
sie für das Leben und Arbeiten in
der digitalen Welt brauchen. Eines
der Länder, das sich dazu bereits 2014 konkrete
Ziele gesteckt hat, ist Neuseeland. Die
Regierung identifizierte sechs Prioritäten für
das Bildungswesen, bei denen gutes Lernen
mit digitalen Technologien eine zentrale Rolle
spielt:
››
Der Breitbandausbau ist bereits seit
2016 weitgehend abgeschlossen.
››
Ein aktuelle Priorität des Landes ist, bessere
Informationen und Daten über das Bildungssystem
zu sammeln, um sie zur Grundlage von
politischen Entscheidungen machen zu können.
1. Qualitätssteigerung
Da die internationale Bildungsforschung eindeutig
dokumentiere, dass gute Unterrichtsqualität
einen enorm hohen Einfluss auf die Lernergebnisse
hat, legte die neuseeländische Regierung
fest, dass die Qualität des Unterrichts eines der
zentralen Ziele ihrer Bildungspolitik sein solle.
Dies sei laut den Bildungszielen „wesentlich
für die Beseitigung von Leistungsunterschieden
und die Abschwächung von Faktoren wie
Wohnort, Ethnizität, sozioökonomischer Status
und elterliches Engagement“.
Welche Maßnahmen wurden beschlossen?
››
Höhere Standards bei der Lehrerausbildung
sowie besseres Mentoring und
Coaching, um die Qualität der Lehrkräfte
zu erhöhen
Eine Klassenfahrt durch 15 Länder Europas
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Der Europa-Park ist ein einzigartiger außerschulischer Lernort – eine Erlebnisoase mit besonderem Charme, wo Wissen greifbar wird.
Wo kann man Neues entdecken, Wissen erwerben,
experimentieren und dabei viel Spaß haben? Wo
gibt es eine große Vielfalt an Themen für unterschiedliche
Altersgruppen? Und wo erzeugt das
konkrete Mitmachen und Erfahren so viel Begeisterung?
Die Antwort: im Europa-Park in Rust in Baden-
Württemberg, Deutschlands größtem Freizeitpark,
ein einzigartiger außerschulischer Lernort. Auf 95
Hektar erleben die Schülerinnen
und Schüler in den 15 europäischen
Themenbereichen
vielfältige europäische Kulturzonen
mit ihrer landestypischen
Architektur, Vegetation,
Gastronomie und Botanik.
Ob in den Bereichen Technik,
Biologie, Physik, Geschichte,
Geografi e oder Kunst und Architektur,
ob in Shakespeares
„Globe Theater“, im „Zaubergarten“
vor dem historischen
„Schloss Balthasar“ oder in
der „Raumstation MIR“ − der
Europa-Park bietet zahlreiche
Lernchancen jenseits der rasanten Fahrattraktionen.
Er ist ein Ort, der nicht nur Freizeitvergnügen
bietet, sondern auch Wissen vermittelt. Für
die fundierte Vorbereitung einer Klassenfahrt
stellt der Europa-Park didaktisch aufbereitetes
Informationsmaterial in Form von kostenfreien
Wissensrallyes zur Verfügung, die sich mit unterschiedlichen
Themen auseinandersetzen und
den Schülern spannende Informationen liefern.
Dabei sind die Fragen nicht nur den unterschiedlichen
Alters- und Wissensstufen, sondern auch dem
Lehrplan angepasst. Die Wissensrallyes sind auf
Deutsch, Französisch und Englisch erhältlich und stehen
auf der Website des Europa-Park kostenlos zum
Download zur Verfügung. Das Europa-Park Camp
Resort bietet darüber hinaus Übernachtungsmöglichkeiten
in authentischen Tipi-Zelten, in Planwagen
sowie in rustikalen Blockhütten − hier kann man
Kraft für neue Expeditionen tanken.
Der Europa-Park ist in der Sommersaison 2019 bis
zum 3. November täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
Ab dem 28. November 2019 lädt außerdem „Rulantica
– die neue Wasserwelt des Europa-Park“
zu aufregenden Erkundungen ein. Für den Spaß
der besonderen Art erwarten die Schüler hier 25
spritzige Wasserattraktionen.
Kontakt: Europa-Park GmbH & Co Mack KG
Europa-Park-Straße 2 | 77977 Rust
Tel.: + 49 7822 776688 | info@europapark.de
www.europapark.de/schule | www.rulantica.de
einerseits und zur Bereitstellung des
Ausbildungs- und Studienangebots
andererseits. Dazu soll das Bildungsministerium
mit anderen Ministerien sowie
Institutionen aus der Tertiärbildung, also
dem Hochschul- und Berufsbildungsbereich,
zusammenarbeiten.
››
Bereitstellung von Informationen zu Einkommen
und Jobchancen von Studien- und
Ausbildungsgängen, um Jugendliche bei
der Berufswahl zu unterstützen.
Die neuseeländischen Bildungsziele umfassen unter anderem
die Weiterbildung von Lehrkräften, um digitale Kompetenzen
zu schaffen.
››
Effektivere und zielgerichtete Lernund
Förderprogramme
››
Untersuchung, wie sich Fortbildungen
auf die Unterrichtsqualität auswirken
››
Ein Investitionsprogramm in Höhe von
umgerechnet rund 200 Millionen Euro
››
Kompetenzen für die Integration von
digitalen Technologien durch Lehrkräfte
und Schulleiter stärken.
2. Effektivere Nutzung von Informationen
Für die Planung und Entscheidungsfindung bei
bildungspolitischen Maßnahmen seien Daten
und Informationen über das Bildungssystem
entscheidend. Daher soll laut den Bildungszielen
eine „robuste Datengrundlage“ geschaffen
werden, die einen effektiveren Einsatz von Ressourcen
ermögliche.
Welche Maßnahmen wurden beschlossen?
››
Bildungspolitische Entscheidungen sollen
nur noch auf der Grundlage von qualitativ
hochwertigen nationalen und internationalen
Studien getroffen werden, insbesondere
in der frühen Bildung.
››
Mehr und bessere, öffentlich zugängliche
Informationen über Lernergebnisse auf
allen Ebenen des Bildungssystems
››
Bessere Informationen zur Unterstützung
der Ausbildungs- und Studienwahl
3. Ungleichheiten im Leistungsvermögen
beseitigen
Kinder aus bestimmten Minderheiten, etwa den
Maori, Kinder aus bildungsfernen und armen
Elternhäusern sowie Kinder mit speziellem Förderbedarf
müssten laut den neuseeländischen
Bildungszielen stärker unterstützt werden. Es sei
wissenschaftlich untermauert, dass es massive
soziale und wirtschaftliche Kosten verursache,
diese Gruppen zu vernachlässigen.
Welche Maßnahmen wurden beschlossen?
››
Bessere Zusammenarbeit mit
ethnischen Minderheiten, um deren
Teilnahme an hochwertigen frühen
Bildungsangeboten zu steigern.
››
Schulen mit leistungsschwachen
Schülern besser unterstützen.
››
Stärkere Zusammenarbeit mit
Gemeinden und NGOs, um benachteiligte
Schüler besser zu erreichen.
››
Inklusive Maßnahmen an Schulen etablieren.
4. Bessere Partizipation für Schüler und Eltern
Eltern seien ein besonders wichtiger Faktor
dafür, Kindern die Möglichkeit zu geben, vom
Bildungssystem zu profitieren. Daher soll die
Zusammenarbeit zwischen Eltern beziehungsweise
Familien und den Fachkräften in Schule
und Kita gestärkt werden.
Welche Maßnahmen wurden beschlossen?
››
Berufsorientierung für Schüler
ausbauen und verbessern.
››
Fortsetzung eines Programmes, das einen
Community-based approach, also eine
Foto: © Monkey Business Images / Shutterstock.com
30 didacta-magazin.de 3/2019
LEHRER
SELBST
VERLAG
gemeinschaftsbasierte Herangehensweise
bei der Bereitstellung von sozialen
Aufgaben vorsieht. Solche Programme
sind dadurch gekennzeichnet, dass sie die
betroffenen Personen und die Gemeinschaften,
in denen sie eingebettet sind, als
gleichberechtigt betrachtet und ihre Fähigkeiten
und Potenziale bei der Arbeit aktiv
einbezieht.
››
Fortsetzung mehrerer Programme, die
das Verhalten und die Resilienz von
Schülerinnen und Schülern stärken
sowie ihnen mehr Wahlmöglichkeiten im
sekundären Bildungsbereich bieten.
5. Schaffung von modernen Lernumgebungen
Moderne Lernumgebungen – also Lernumgebungen
mit digitalen Technologien – bieten laut
der neuseeländischen Regierung nicht nur die
Möglichkeit, Bildung effizienter und kostensparender
zu gestalten, sie seien auch flexibel, individuell
und statteten Schülerinnen und Schüler
mit notwendigen Kompetenzen für die künftige
Arbeitswelt aus. Daher sei eine moderne
Lerninfrastruktur unerlässlich.
Welche Maßnahmen wurden beschlossen?
››
Online-Lernumgebungen und digitale
Technologien sollen zu einem integralen Teil
des Bildungssystems gemacht werden.
››
Schulen bauen und ausbauen, um steigenden
Schülerzahlen gerecht zu werden.
››
Breitband-Internet an allen Schulen
bis 2016 einrichten, ebenso sollen alle
Schulen Zugang zu einem einheitlichen
Lernnetzwerk haben.
WEITERE INFORMATIONEN
Einen ausführlichen Überblick über die Konzepte
und Maßnahmen, mit denen andere Länder der
Digitalisierung im Bildungsbereich begegnen, bietet
der zweite Band der vierteiligen
Didacta-Publikation „Bildung braucht
digitale Kompetenz“. Alle vier Bände
sind kostenlos downloadbar auf:
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Guter Kunstunterricht
oder Kunstlehrer sind glückliche Menschen
Von Lehrer für Lehrer – dieses Buch ist mal wieder ein aus der
Praxis entwickeltes Buch. Es zeigt, wie spannend und kreativ
Kunst unterricht sein kann und welches Potential und welche
kreativen Fähigkeiten im Schüler stecken.
Der Autor versteht seine 50 Unterrichtseinheiten als einen
Steinbruch, einen Fundus an Ideen, aber alle Unterrichtseinheiten
sind erprobt und können auch direkt umgesetzt werden.
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International
Inklusion live
Was an vielen deutschen Schulen noch
diskutiert wird, ist an internationalen
Schulen im Ausland Realität:
Inklusion. Was es dazu braucht,
können Studierende in Schul praktika
kennenlernen.
Text Benigna Daubenmerkl
AUF EINEN BLICK
››
Inklusion bedeutet Schüler/-innen mit und
ohne Beeinträchtigungen sowie Kinder
mit unterschiedlichen sprachlichen Voraussetzungen
gemeinsam zu unterrichten und
bestmöglich zu fördern.
››
Wie das gelingen kann, zeigt der Unterricht
an deutschen Auslandsschulen.
››
Lehramtsstudierende aus Deutschland
können dort Schulpraktika absolvieren.
Auslandsschulpraktikum in
Mexiko hat mir gezeigt, dass es
den Unterricht sehr bereichert,
wenn wir uns auf andere Sprachen
im Klassenzimmer ein-
„Mein
lassen“, erzählt Nuran Ceylan,
Lehramtsstudentin an der Frankfurter Goethe-
Universität. Sie absolvierte 2018 ein zehnwöchiges
Schulpraktikum an der deutschen Schule
Alexander von Humboldt in Mexiko-Stadt. „Der
Ethikunterricht findet dort auf Deutsch statt,
aber zwischendurch sprechen die Schüler miteinander
Spanisch und erklären sich schwierige
Themenpunkte untereinander in ihrer Muttersprache“.
„Das begrüßen die Lehrkräfte, auch
die deutschsprachigen“, erzählt die dortige
Schulleiterin Ira Marsch. Denn es hilft den
Schülerinnen und Schülern die Bedeutung
schwieriger Begriffe besser zu erfassen und
schafft gleichzeitig ein Bewusstsein für kulturelle
Vielfalt und Unterschiede.
Bei einem Praktikum an einer deutschen Auslandsschule
erleben Lehramtsstudierende, wie
der Unterricht in einer heterogenen Klasse
gelingt: Die Klassen dort setzen sich aus Kindern
mit unterschiedlichen Muttersprachen
und Nationalitäten zusammen. Die Schule in
Mexiko beispielsweise ist eine sogenannte
Begegnungsschule, Einheimische und Kinder
deutscher Zuwanderer lernen dort zusammen.
„Die Studierenden entwickeln durch die Praktika
interkulturelle Kompetenzen, werden offener
für Mehrsprachigkeit und andere Kulturen“, sagt
Andreas Hänssig, der die Abteilung „Praxisphasen
im Ausland“ an der Frankfurter Universität
leitet. Das würde ihnen später ermöglichen, die
Stärken und Schwächen von Schülerinnen und
Schülern mit und ohne Migrationshintergrund
besser im Unterricht zu berücksichtigen. „Das
Wissen können sie später in den Schulen einbringen
und einen Beitrag zur Gestaltung des
gesellschaftlichen Wandels hin zu mehr Internationalisierung
leisten“, ist Hänssig überzeugt.
Foto: © Monkey Business Images / Shutterstock.com
32 didacta-magazin.de 3/2019
Offen für neue Lösungen
Daniela Elsner, Professorin für Didaktik und
Sprachlehrforschung am Institut für Englandund
Amerikastudien der Goethe-Universität
Frankfurt, sieht das ähnlich. In einer Podiumsdiskussion
auf der didacta Messe 2019 schilderte
sie, wie sie bei einem Forschungsaufenthalt an
einer kanadischen Schule auf der karibischen
Insel St. Martin einige Wochen lang eine Klasse
im Fach Englisch unterrichtete. Die Klasse
setzte sich aus Schülerinnen und Schülern mit
verschiedenen Muttersprachen zusammen, darunter
englische aber auch holländische Muttersprachler.
Elsner selbst spricht kein Holländisch.
Um trotz dieser Voraussetzungen allen Schülern
der Klasse gerecht zu werden, fragte Elsner
ihre Lehrerkollegen nach Rat. „In solchen Situationen
ist es besonders wichtig, offen für die
Hilfe von Kollegen zu sein“, sagt sie.
Ein Kollege empfahl ihr, digitale Lesestifte einzusetzen.
Mit den Lesestiften tippen die Kinder
in dem dazugehörigen Buch auf ein bestimmtes
Bild, daneben steht das Wort auf Holländisch
und Englisch. Der Stift liest dieses in beiden
Sprachen vor. Das half Elsner, auch die holländisch
sprechenden Kinder ihrer Klasse im Lesen
individuell zu fördern.
Heterogenität braucht intensive Betreuung
Aufgrund mangelnder schulischer Alternativen
im Ausland nehmen häufig auch Kinder
mit sonderpädagogischem Förderbedarf am
Unterricht in den deutschen Auslandschulen
teil. Lehramtsstudentin Zoe Fuchs absolvierte
BVA_ZfA_didactaMagazin2013_200x95_5_6.pdf 1 06.03.13 16:43
2017/18 ein Praktikumssemester an der Ruamrudee
International School Swiss Section in
Bangkok. Auch Schülerinnen und Schüler mit
Autismus und anderen geistigen Beeinträchtigungen
besuchen die Schule. „Eine Lehrkraft
wird in den Inklusionsklassen von zwei bis
drei pädagogischen Fachkräften unterstützt, die
Schüler mit besonderem Förderbedarf werden
individuell betreut.“ Multiprofessionelle Teams
sind selbstverständlich, darunter Sonderpädagogen
und Logopäden.
„Es ist wichtig, dass ein allgemeines Bewusstsein
entsteht, dass Inklusion bereichert und
dass sie nicht von einzelnen, sondern nur
gemeinsam zu schaffen ist“, fasst Hänssig
zusammen. Der Unterricht an Auslandsschulen
zeige, wie Inklusion gelingen kann. Das
sei aber nur möglich, wenn auch das Geld und
die Zeit zur Verfügung stehe, die multiprofessionelle
Teams benötigen, um den Unterricht
miteinander abzustimmen.
WEITERE INFOS ZU SCHULPRAKTIKA IM AUSLAND
››
Zentralstelle für das Auslandsschulwesen:
www.auslandsschulwesen.de
››
International Office an der jeweiligen Universität
››
Zentren für Lehrerbildung
››
Finanzierung über deutschen Akademischen
Austauschdienst: www.daad.de
MEDIEN IN KÜRZE
ÄLTERE GENERATION
TUT SICH IM INTERNET SCHWER
41 Prozent der 60- bis 69-Jährigen fühlen sich sicher
oder sehr sicher im Umgang mit dem Internet, bei
den 70-Jährigen sogar nur jeder Dritte. Das zeigt
die repräsentative Bevölkerungsbefragung „Digital
souverän? Kompetenzen für ein selbstbestimmtes
Leben im Alter“ vom Meinungsforschungsinstitut
Kantar im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Um die
ältere Generation digital fit zu machen, brauche es
laut der Bertelsmann Stiftung niedrigschwellige
Lernangebote in den Kommunen.
■■
www.bertelsmann-stiftung.de
NEUES ONLINE-PORTAL
FÜR KULTURELLE BILDUNG
Das neue Online-Portal „Youpedia“ will
Schüler/-innen dazu ermutigen, sich mit
Kultur und Geschichte zu beschäftigen.
Auf dem Portal finden sie Projektideen für
verschiedene Städte – aktuell in Bayern und
Thüringen. In Weimar entdecken Schülerinnen
und Schüler ab der 8. Klasse beispielsweise
Goethe, Schiller und die Weimarer
Klassik. Sie erkunden die Stadt, halten ihre
Entdeckungen in Videos, Fotostorys oder
Hörspielen fest, die anschließend auf der
Website veröffentlicht werden. Hinter dem
Projekt steht die Klassik Stiftung Weimar
und das Deutsche Jugendherbergswerk.
Weitere Infos zu Teilnahme und Kosten
sowie bereits veröffentliche Beiträge der
Teilnehmer auf:
■■
www.youpedia.de
ERFOLGREICHER AUFTAKT DER DIDACTA DIGITAL
Digitale Lösungen für Schulen präsentierten 107 Aussteller
auf dem Bildungsfestival „didacta Digital Austria“ vom
14. bis 16. Mai in Linz, zum ersten Mal stattfand. Rund 600
Schülerinnen und Schüler befanden sich unter den 5000
Besuchern des dreitägigen Festivals. Sie konnten sich beispielsweise
an 3D-Druckern ausprobieren und Programmieren
üben. Die nächste didacta Digital Austria findet vom
14. bis 16. Mai 2020 im Design Center Linz statt. Initiatoren
sind der Didacta Verband der Bildungswirtschaft und die
Education Group.
■■
www.didacta-digital.at
ARD-JUGENDMEDIENTAGE
Vom 11. bis 12. November bietet der öffentlich-rechtliche Sender ARD die
Themenwoche „Zukunft Bildung“ an. Schüler/-innen ab der 8. Jahrgangsstufe
können die Landesrundfunkanstalten vor Ort besuchen und in Workshops
erfahren, wie Fernsehsendungen produziert werden oder Nachrichten im Radio
entstehen. Anmeldeschluss ist der 1. Oktober, weitere Informationen auf:
■■
www.ard.de/jugendmedientag
Fotos: © Willyam Bradberry, LightField Studios, Branislav Nenin / Shutterstock.com
34 didacta-magazin.de 3/2019
VIDEOS ZU TECHNO -
LOGISCHEM FORTSCHRITT
Antworten auf Fragen, wohin der technologische
Fortschritt führen wird, gibt
das Bundesinstitut für Berufsbildung
(BIBB) in zwölf neuen Videos. Renommierte
Forscherinnen und Forscher
unterschiedlicher Disziplinen erklären
darin ihre Sichtweisen zur Zukunft
von Gesellschaft, Kommunikation
und Arbeit. Das Projekt wurde vom
Bundesministerium für Bildung und
Forschung gefördert.
■■
www.bibb.de/de/94825.php
LEITFADEN FÜR EIN MEDIENKONZEPT
Einen Leitfaden zur Digitalisierung für Schulen
hat der Ausschuss didacta Digital des Didacta
Verbandes der Bildungswirtschaft erstellt. Dieser
verschafft Schulleiter/-innen und Medienverantwortlichen
an Schulen einen ersten Überblick
zu den Maßnahmen für ein umfassendes schulisches
Medienkonzept. Der Leitfaden enthält
Hinweise zum Medienentwicklungsplan,
zu technischen Voraussetzungen, zur Weiterbildung
des Kollegiums, Netzsicherheit und zu
Datenschutzbestimmungen.
■■
www.didacta-digital.de/technik-infrastruktur/
leitfaden-erste-schritte-auf-dem-weg-zurdigitalen-schule
“
SMART Board®
DAS ORIGINAL
“
IHR WEG ZUR DIGITALEN SCHULE
Über den DigitalPakt können Schulen Fördermittel
beantragen. Voraussetzung hierfür ist die Erstellung
eines Medienentwicklungsplans. Unser Leitfaden
und Vorlagen für die unterschiedlichen Schulformen
unterstützen Sie beim Erstellen Ihres individuellen
Konzeptes. Jetzt loslegen!
Leitfaden und Vorlagen zum
Medienentwicklungsplan sowie
Unterstützung und Infos zum
DigitalPakt finden Sie hier:
SMART
Notebook®
Software
inklusive
Profitieren auch Sie:
https://www.smarttech.com/digital-pakt
3/2019 didacta-magazin.de 35
Medien
#Lernsieger
Benjamin Hadrigan bezeichnet sich selbst als
„S chulversager“. Bis er merkte, dass er ein
visueller Lerntyp ist und das Lernen mit
Whatsapp, Instagram und Snapchat verband.
Interview Tina Sprung
Zum
Weiterlesen:
Benjamin
Hadrigan
#Lernsieg:
Erfolgreich
lernen mit
Snapchat,
Instagram
und WhatsApp
edition a, 2019
didacta: Sie waren ein Einser-Schüler,
bezeichnen sich aber selbst als früheren
Schulversager. Warum?
Benjamin Hadrigan: Schulversager klingt
zwar sehr hart, aber in den ersten Jahren der
Volksschule (österreichische allgemeinbildende
Pflichtschule, Anm. d. Red.) war ich einer und
wäre fast durchgefallen. Meine Lehrerin sagte
mir, ich werde nie das Abitur schaffen. Das
Gegenteil zu beweisen, war für mich die Herausforderung.
Ich begann, meine Lernprozesse
neu zu strukturieren und wurde zum Lernsieger.
Es gibt keine schlechten Schüler, sie wissen
bisher nur nicht, wie man richtig lernt.
Wie lernt man denn richtig?
Jeder lernt anders. Ein auditiver Lerntyp lernt
am besten, indem er Texte hört – und sich
selbst laut erklärt. Ein kommunikativer Lerntyp
muss mit anderen über den Lernstoff sprechen.
Der motorische Lerntyp wiederum muss
Gelerntes mit Bewegung verknüpfen – er hüpft
beispielsweise bei bestimmten Stichwörtern
und verknüpft somit Gelerntes mit Bewegung.
Wer sich als visueller Lerntyp sieht, muss sich
über Bilder Wissen aneignen. Schüler müssen
zunächst selbst herausfinden, welche Lerntypen
sie sind.
Und das ist der Schlüssel zum Erfolg?
Wenn Schüler wissen, wie sie lernen sollen,
werden sie erfolgreich sein. Ich beispielsweise
lerne am liebsten mit Karteikarten – so kann ich
mir den Stoff immer wieder vor die Augen halten.
Ich bin also kein auditiver und motorischer
Lerntyp. Schülerinnen und Schüler müssen mit
Freude lernen. Und der Lehrer muss sie dabei
unterstützen.
Welche Erwartungen haben Sie da an die
Lehrkräfte?
Lehrkräfte dürfen nicht nur Experten für ihr Fach
sein, sondern motivieren auch die Schülerinnen
und Schüler. Dafür müssen die Lehrpläne geändert
werden: weg vom reinen Wissensvermittler,
hin zum Lerncoach und Motivator. Meine
Wunschschule ist virtuell, die Schüler bringen
sich den Stoff durch coole Videos, die von den
besten Youtubern gemacht wurden, selbst bei.
Der Lehrer wiederholt dann nur den Stoff. Das
hat den Vorteil, dass jeder in seinem Tempo
lernen kann.
Fotos: © Lukas Beck
36 didacta-magazin.de 3/2019
Sie nutzen zum Lernen Soziale Medien?
Wie genau?
Mit Instagram teile ich mir den Stoff auf und strukturiere
ihn – wie bei Karteikarten. Beispielsweise
Biologieunterricht: Hier können sich Schüler den
Instagram-Namen „BiologieKatja123“ anlegen und
alles Wissenswerte zu diesem Thema sammeln.
In Snapchat – einer Plattform, die zur Kommunikation
mit Freunden dient – kann man schnelle
Videos aufnehmen und sich gegenseitig abfragen.
In Whatsapp können Lerngruppen gegründet werden
und man kann sich austauschen.
Und wie werden hier die Lerntypen
berücksichtigt?
Ganz einfach: Der visuelle Lerner speichert sich
beispielsweise die Bilder ab, der auditive Lerner
spricht sich den Stoff vor, nimmt ihn auf und
postet ihn dann auf Instagram. In Whatsapp-
Gruppen schreibt man über den Stoff oder
nimmt eine Sprachnachricht auf. Beim Lernen
geht es um Kommunikation – mit anderen oder
mit sich selbst. Effizient lernen bedeutet, diese
Kommunikation zu vereinfachen. Dafür ist Social
Media super geeignet.
LERNEN MIT
SOZIALEN MEDIEN
››
Für jedes Fach einen eigenen
Kanal anlegen und die
Fächer nicht vermischen: Auf
Instagram beispielsweise
„BiologieSJ5_1870“ oder
„GeschichteV1_Römergeschichte“
anlegen.
››
Die richtige Aufbereitung des
Stoffes ist einer der Schlüsselfaktoren
für den Lernerfolg:
Je nach Lerntyp sollten in den
Social Media-Kanälen Bilder
oder Texte den Schwerpunkt
bilden.
››
Möglichst GIFs, also animierte
Bilder, verwenden: Mit
Bewegtbildern in den Kanälen,
die eigenständig produziert
werden, können Lerninhalte
noch einmal vertieft werden.
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In letzter Zeit fühlen Sie sich von den Anforderungen
im Alltag zunehmend überlastet
und oft selbst Kleinigkeiten nicht
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Medien
So können Schülerinnen und Schüler
ihren Lerntyp bestimmen:
Der Lerner bewertet die
Aussagen mit folgenden Punkten:
Das stimmt immer: 2 Punkte
Das stimmt manchmal: 1 Punkt
Das stimmt nie: 0 Punkte
K Ich lerne gerne zusammen mit anderen.
M Von Gegenständen, die ich schon einmal
in den Händen gehalten habe, habe ich
ein genaues Bild vor Augen.
V In Sachtexten unterstreiche ich wichtige
Informationen oder schreibe mir Notizen
an den Rand.
K Ich stelle anderen gerne Fragen über
das, was ich lernen soll.
M Handlungen lerne ich am besten
dadurch, dass ich sie nachmache.
V Zeichnungen und Diagramme helfen mir,
den Lernstoff zu behalten.
A An Nachrichten im Radio kann ich mich
besser erinnern, als wenn ich sie im
Fernsehen sehe.
V Sachen, die der Lehrer an die Tafel
schreibt, kann ich mir gut merken.
K Ich finde es hilfreich, von Mitlernern
Informationen zu erhalten und diese mit
meinen zu vergleichen.
A Den mündlichen Erklärungen des Lehrers
kann ich gut folgen.
V Lernposter helfen mir, Inhalte zu lernen
und mich an diese zu erinnern.
K Mir fällt es leichter, Dinge zu verstehen,
wenn ich mit anderen über sie diskutieren
kann.
M Ich kann leichter lernen, wenn ich mich
dabei bewegen kann.
A Ich kann nur lernen, wenn es um
mich herum ganz ruhig ist.
V Wenn ich mir die Lerninhalte bildlich vorstelle,
kann ich mich später besser an sie
erinnern.
A An Melodien kann ich mich gut erinnern.
M Wenn ich mir Sachen selber aufschreibe,
kann ich sie mir besser merken.
A Mündlichen Anweisungen kann ich
besser folgen als schriftlichen.
M Ich kaue gerne Kaugummi, trinke,
oder esse, während ich lerne.
V An Nachrichten im Fernsehen kann ich
mich besser erinnern, als wenn ich sie
im Radio höre.
A Wenn ich mir Lerninhalte laut vorsage,
kann ich sie besser behalten.
K Ich lerne gerne etwas, indem ich mit
Mitlernern Frage-Antwort-Spiele spiele.
M Wenn ich Sachen anfassen und mit
ihnen etwas machen kann, kann ich
mich besser an sie erinnern.
M Ich baue mir gerne Modelle oder erstelle
mir Plakate von den Inhalten, die ich lernen
soll.
A Vokabeln kann ich mir besser merken,
wenn ich sie laut lerne.
K Ich nehme im Unterricht gerne an Rollenspielen
teil, weil ich mir so Lerninhalte
besser merken kann.
K Wenn ich mit anderen über den Lernstoff
spreche, kann ich mich danach besser
an ihn erinnern.
V Es fällt mir leicht, geschriebene
Anweisungen zu verstehen.
AUSWERTUNG
Der Buchstabe, bei dem die meisten Punkte
erzielt werden, ist der Grundlerntyp. Dort hat der
Lerner die meisten Stärken. Der mit den zweitmeisten
Punkten ist auch wichtig, aber eben
nicht so sehr. So gut wie jeder Mensch ist ein
Mischlerntyp, und manche haben sogar in ihren
beiden stärksten Kategorien gleich oder beinahe
gleich viele Punkte. A steht für auditiv, K für kommunikativ,
M für motorisch und V für visuell.
38 didacta-magazin.de 3/2019
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Umgebung, die mit speziellen Brillen
wahrgenommen werden kann.
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Sie ermöglicht außerschulisches Lernen,
ohne das Klassenzimmer zu verlassen.
››
Virtuelle Realitäten können vor allem den
Geschichts-, den Fremdsprachen- und den
Naturwissenschaftsunterricht bereichern.
dere die Immersion, also das Empfinden der virtuellen
Realität als real, macht die Nutzung von
VR zu einem besonderen Erlebnis. Der Grad an
Immersion wird besonders dann verstärkt, wenn
die Nutzerinnen und Nutzer mit der virtuellen Welt
– zum Beispiel mit Objekten oder Charakteren –
interagieren.
Gerade die Immersion bietet großes Potenzial
im schulischen Kontext. Kein anderes Medium
schafft es, einen Unterrichtsgegenstand derart
unmittelbar darzustellen. Im Gegensatz zu klassischen
Medien wie dem Video oder dem Hörspiel
hören oder sehen die Nutzerinnen und Nutzer in
VR nicht nur zu, sondern befinden sich mitten im
Geschehen.
Außerschulisches Lernen ist anschaulich,
authentisch und motivierend. Bedeutet
„außerschulisch“, dass man dafür das Schulgebäude
verlassen muss? Nicht, wenn virtuelle
Realität im Klassenzimmer zum Einsatz
kommt.
Mitten im Geschehen
Unter einer virtuellen Realität oder „virtual reality“
(VR) versteht man eine digital programmierte
Umgebung, die mit einer VR-Brille betreten und
wahrgenommen wird. In der virtuellen Realität
bewegen sich die Nutzerinnen und Nutzer frei.
Drehungen um die eigene Achse oder Bewegungen
des Kopfes wirken sich unmittelbar auf die
Perspektive im virtuellen Szenario aus. Insbeson-
Auch virtuelle Objekte haben eine Aura
Außerschulische Lernorte ermöglichen das Lernen
mit allen Sinnen. Anders als im Klassensaal haben
die Kinder und Jugendlichen an diesen Orten die
Möglichkeit, Unterrichtsgegenstände genau zu
beobachten, sie zu berühren oder sogar zu riechen.
Das Lernen wird durch diese sogenannten Realerfahrungen
motivational und emotional verstärkt.
Auch Objekte, die im virtuellen Raum betrachtet
werden, haben diese Aura und sprechen die Sinne
an – obwohl virtuelle Lernorte nur über visuelle
und auditive Kanäle erfahrbar sind. Das haptische
Begreifen von Realien sowie das Wahrnehmen von
Gerüchen oder der Temperatur sind mit klassischen
VR-Brillen noch nicht möglich. Entsprechende Entwicklungen
sind jedoch bereits in Aussicht: Mit dem
Illustrationen: © VLADGRIN / Shutterstock.com, Fotos: Universität des Saarlandes
40 didacta-magazin.de 3/2019
Halterungen für Smartphones Klassische VR-Brillen All-in-One-VR
Beispiele
Google Cardboard,
Samsung Gear VR
Oculus Rift, HTC Vive,
Playstation VR
Oculus Go, Oculus Quest,
HTC Vive Cosmos
Benötigte
Geräte
Smartphone und Halterung
VR-Brille, leistungsstarker
PC oder Spielekonsole,
Controller
VR-Brille, Controller
Nutzungserlebnis
Stationäres Umsehen,
teilweise Interaktion
Umsehen und Bewegen,
Interaktion möglich
Umsehen und Bewegen,
Interaktion möglich
Preis
Ohne Smartphone rund
10 bis 100 Euro
Ohne PC oder Spielekonsole ca.
400 bis 800 Euro
200 bis 600 Euro
System „feelreal“ werden beispielsweise durch
den Einsatz von Aromakapseln unterschiedliche
Gerüche erzeugt.
Im virtuellen Raum entwickeln die Schülerinnen
und Schüler, ähnlich wie an realen außerschulischen
Stätten, eine Vorstellung von anderen
Lebensumständen – von anderen Kulturen, oder
anderen Zeiten. Die Schülerinnen und Schüler
werden selbst zu Forschern und stellen eigene
Deutungen an. Die Vorteile virtueller Exkursionen
zeigen sich besonders in der unterrichtspraktischen
Handhabe: Virtuelle außerschulische
Lernorte ermöglichen Flexibilität und können wiederholt
besucht werden – unabhängig von Wetter,
Zeit für An- und Abreise sowie Kosten für eine
Exkursion. Aber: Um ein immersives Erlebnis zu
verspüren, das tatsächlich den Eindruck vermittelt,
„vor Ort“ zu sein, bedarf es oft hochpreisiger Technik
und Ausstattung. Es gilt abzuwägen, inwiefern
im jeweiligen Unterrichtssetting auf kostspielige
VR-Brillen zurückgegriffen werden muss, oder zum
Veranschaulichen des Unterrichtsgegenstands kostengünstigere
Alternativen wie Google Cardboards
reichen. Aus didaktischer Perspektive besteht die
Herausforderung insbesondere in der Entwick-
lung konkreter Unterrichtskonzepte für den Einsatz
von VR-Brillen: Der Einbezug virtueller Orte
in das Unterrichtsgeschehen ist nicht automatisch
Gelingensfaktor für Lernen. Auch hier bedarf es
gezielter Impulse, Anschlusskommunikation und
-aufgaben, die den virtuellen Ort tatsächlich zum
Lernort machen.
DIE AUTOREN
Julia Knopf leitet den Lehrstuhl Fachdidaktik Deutsch
Primarstufe und das Forschungsinstitut
Bildung Digital an der Universität des Saarlandes.
Sie ist Gründungspartnerin der Beratungsunternehmen
für digitale Medien KLEE – kreativ lernen und Erfolg
erleben sowie der Didactic Innovations GmbH.
Michael Nagel ist Lehrbeauftragter an der
Universität des Saarlandes und Junior Consultant
bei der Didactic Innovations GmbH.
Rebecca Jakobs ist wissenschaftliche
Mitarbeiterin am Forschungsinstitut Bildung
Digital an der Universität des Saarlandes.
3/2019 didacta-magazin.de 41
Medien
Virtuelle Lernorte im Fachunterricht
Von Königinnen und Königen
Schon der griechische Ursprung des Wortes „Historie“,
der so viel wie „Erkundung“ heißt, legt nahe:
Gerade der Geschichtsunterricht eignet sich dafür,
außerhalb der Schule nach Spuren vergangener Zeiten
zu suchen. Die digitalen Angebote sind vielfältig
und reichen von Simulationen historischer Ereignisse
wie vergangener Schlachten bis hin zum virtuellen
Betreten rekonstruierter Stätten oder ganzer Museen.
VR ermöglicht es beispielsweise, in die Grabkammer
der ägyptischen Königin Nefertari, die vor über
3000 Jahren lebte, zu reisen. Um die Anwendung
„Nefertari – Journey to Eternity“ zu nutzen, benötigt
man das VR-Headset „HTC-Vive“ und einen leistungsstarken
PC. Die bedeutende Grabkammer im Tal der
Königinnen wurde im Detail vermessen und in einer
hervorragend hochaufgelösten Grafikqualität digitalisiert.
Diese Technik nennt sich Photogrammetrie.
In der virtuellen Welt werden die Nutzerinnen und
Nutzer zu Forschern und erkunden die historische
Stätte selbstständig. Sie bewegen sich frei in der
Kammer, das Headset ermöglicht einen Rundumblick.
Die Controller werden zum Ändern der Position
genutzt, beispielsweise lässt sich eine Treppe
überwinden oder der Raum wechseln. Einer der
Controller wird als Taschenlampe verwendet, mit
der sich die Gottheiten und Hieroglyphen an den
Wänden im Detail betrachten lassen. Manche der
Symbole an den Wänden bieten Möglichkeiten zur
Interaktion: Werden sie mit dem Controller aktiviert,
ertönt ein Audio-Guide mit Hintergrundinformationen
in englischer Sprache.
Die Applikation „Vivez Versailles“ ermöglicht eine Zeitreise
in die prunkvolle französische Königsresidenz
Versailles. Auch für diese Anwendung werden ein VR-
Headset und ein leistungsstarker PC benötigt. „Vivez
Versailles“ simuliert zwei Ereignisse unterschiedlicher
Zeitpunkte: Im Jahr 1686 werden die Nutzerinnen und
Nutzer Zeuge davon, wie der Sonnenkönig Ludwig
XIV. eine Delegation des Königreichs Siam empfängt.
Etwa 60 Jahre später werden die Nutzerinnen und
Nutzer Teil eines Maskenballs. Ein Erzähler begleitet
die Aufenthalte, wahlweise auf Englisch oder Französisch.
Von fremden Ländern und Kulturen
Fremdsprachen lernen heißt: sprechen, sprechen
und sprechen. Leider ist es im Schulalltag jedoch
nur äußerst selten möglich, Spanisch, Englisch oder
Französisch auch tatsächlich in den jeweiligen Ländern
zu sprechen. Anders bei virtuellen Anwendungen:
In Paris oder London, bei einem Rundgang durch
den Buckingham Palace oder einem Spaziergang um
den Eiffelturm, werden Sprache und Kultur lebendig,
ohne dass man an einen anderen Ort reisen muss.
Ein virtueller Gang über das spanische Volksfest
Feria de Abril ist intensiver als jede Schulbuchillustration.
Dazu kann man auch „Google Expeditions“
verwenden. Die Anwendung bietet eine kostenlose
Sammlung digitaler Umgebungen – beispielsweise
eine Reise zum Himalaya – an. Auch die VR-Ansicht
der Karten-Erweiterung „Google Street View“ lädt zu
virtuellen Erkundungsgängen durch fremde Länder
und Sehenswürdigkeiten ein.
Weitere Anwendungen für das Fremdsprachenlernen
sind „ImmerseMe“ oder „mondlyVR“. Während
man sich bei „ImmerseMe“ tatsächlich mit realen
Muttersprachlerinnen und -sprachlern in einer virtuellen
Umgebung unterhält, sprechen die Nutzerinnen
und Nutzer bei „mondlyVR“ mit virtuellen
Charakteren – sogenannten Avataren. Beide Apps
erfordern das Anwenden der Sprache in konkreten
Gesprächssituationen. Auf diese Weise bauen die
Schülerinnen und Schüler Selbstbewusstsein beim
Sprechen der Fremdsprache auf. Die Anwendungen
sind mit Google Cardboards sowie klassischen VR-
Brillen kompatibel.
Von den kleinsten Zellen bis zu den
größten Planeten – Naturwissenschaften
Das nicht Sichtbare sichtbar machen – vor diesem
Problem stehen viele Naturwissenschaften. Dabei
greifen sie meist auf zweidimensionale Modelle
zurück, um komplexe Zusammenhänge zu erklären.
An dieser Stelle wird das Potenzial virtueller Welten
deutlich: Mithilfe von Anwendungen wie „Cellscape“
reisen die Schülerinnen und Schüler in den menschlichen
Körper. Dazu werden ein kompatibles Smartphone
und eine VR-Brille benötigt. Die komplexen
Zusammenhänge im Biologieunterricht werden auf
diese Weise anschaulich. Zellen sind nicht mehr nur
Formen auf dem Papier, sondern können genau angesehen
werden. Die Vorgänge, die die Schülerinnen
und Schüler üblicherweise mithilfe eines Sachtextes
und statischen Abbildungen erarbeiten, laufen unmittelbar
vor ihren Augen ab.
Apps wie „Overview: Scale of our Universe“ führen
die Nutzer in den Weltraum. Über VR-Brillen entdecken
sie das Sonnensystem. Aufgeteilt in sechs
Erkläreinheiten erkunden sie andere Planeten und
verlassen die Grenzen der Milchstraße. Insbesondere
Größenverhältnisse und Entfernungen werden
dadurch erfahrbar. Die Unendlichkeit des Universums
ist auf diese Weise viel eher zu begreifen als auf einer
Schulbuchseite. Vervollständigt wird die Anwendung
durch einen Entdeckermodus, in dem sich die Nutzerinnen
und Nutzer frei bewegen.
42 didacta-magazin.de 3/2019
TIPPS ZUR DURCHFÜHRUNG
EINER VIRTUELLEN EXKURSION
››
Testen Sie sowohl die Technik als auch
die Anwendung vorab! So sind Sie in der
Lage, auf Funktionen und Schwierigkeiten
hinzuweisen.
››
Bereiten Sie den Einsatz einer VR-Anwendung
im Unterricht ausgiebig vor.
››
Skizzieren Sie Fragen und Ziele. Durch Aufgaben
und Forschungsaufträge vermeiden Sie,
dass die Schülerinnen und Schüler die virtuelle
Welt lediglich passiv rezipieren.
››
Klären Sie über mögliche Gefahren auf. Auch
im virtuellen Raum gibt es die „Reisekrankheit“:
Bei der sogenannten Motion Sickness
können typische Symptome wie Übelkeit
oder Kopfschmerzen auftreten. Brechen Sie
die Anwendung ab, wenn sich die genannten
Symptome zeigen.
››
Sensibilisieren Sie die Schülerinnen und Schüler
für virtuelle Welten! Weisen Sie darauf
hin, dass durch Aufsetzen einer VR-Brille und
Betreten des virtuellen Raums auch ein Verlust
der Orientierung im realen Raum einhergeht.
››
Definieren Sie klare Regeln. Wird eine VR-Brille
getragen, müssen sich die Nutzerinnen und
Nutzer im Klassenraum sicher bewegen und
den Zuschauerinnen und Zuschauern vertrauen
können. Bestimmen Sie eine weitere Person,
die auf die Sicherheit achtet, zum Beispiel das
Kabel führt, über das das Headset mit dem
Computer verbunden ist.
››
Setzen Sie einen festen Zeitrahmen.
››
Reflektieren Sie die Eindrücke der
Schülerinnen und Schüler im Nachgang.
Neue Antolin-
Zusatzmaterialien!
Wer Lesemuffel in Bücherwürmer
ver wandeln will, braucht motivierende
Ideen. Hier unterstützen die Antolin-
Zusatzmaterialien – praxiserprobt
und individuell einsetzbar.
Mit Lesen punkten!
Illustration: Iris Blanck
Illustrationen: © VLADGRIN / Shutterstock.com
››
Wie hoch war der Grad an Immersion? Haben
die Schülerinnen und Schüler eine andere
Perspektive übernommen?
Stempel-Set (3 tlg.)
Weitere Infos und
Bestellmöglichkeiten
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www.westermann.de/
antolin-zusatz
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Plüschtier
NEU
KITA IN KÜRZE
IMMER MEHR PÄDAGOGISCHE
FACHKRÄFTE IN KITAS
EMPFEHLUNGEN ZUR
FACHKRÄFTEGEWINNUNG
Wie Fachkräfte für die frühe BiIdung
gewonnen und in dem Beruf
gehalten werden können, darum
dreht sich die neue Studie „Gute
Strategien für gute Berufe in der
frühen Bildung“ der Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (OECD). Der Bericht
zeigt die Personalsituation in den
verschiedenen OECD-Ländern sowie
bewährte Maßnahmen zur Personalgewinnung.
Dazu zählen beispielsweise
eine bessere Bezahlung,
ausreichend Weiterentwicklungsmöglichkeiten
sowie Praxiserfahrungen
während der Ausbildung.
■■
www.oecd.org
Mit fast 770 000 Beschäftigten arbeiteten 2018
mehr Menschen in Kindertageseinrichtungen und
in der öffentlich geförderten Kindertagespflege
als jemals zuvor. Das ist ein Ergebnis des Fachkräftebarometers
Frühe Bildung 2019 der Weiterbildungsinitiative
Frühpädagogische Fachkräfte.
57 000 Menschen werden im Schuljahr 2018/19
voraussichtlich eine Ausbildung abschließen, die
zu einer Tätigkeit in der Frühen Bildung befähigt
– so viele wie noch nie. Gleichzeitig wachsen die
fachlichen Anforderungen an das pädagogische
Personal und die Kita-Leitungen.
■■
www.weiterbildungsinitiative.de
GRATIS-PRAXISMATERIALIEN
ZUM DOWNLOAD
Tipps und Ideen zu verschiedenen Kita-Themen bietet
das Portal erzieherin-ausbildung.de. Pädagogische
Fachkräfte finden dort beispielsweise Ideen zu
Verabschiedungen, zur Erstellung von Dienstplänen
und Motivationsschreiben sowie Materialien für das
Freispiel. Die Materialien gibt es frei zugänglich auf
der Website, will man Vorlagen downloaden, ist eine
Anmeldung für den gratis Kita-Newsletter erforderlich.
■■
www.erzieherin-ausbildung.de
POETRY SLAM ZUM THEMA VIELFALT
Erstmals findet im kommenden Jahr auf der didacta Messe in Stuttgart
ein Poetry Slam für Erzieherinnen und Erzieher zu dem Thema
„Vielfalt meint alle“ statt. Ein Poetry Slam ist ein Wettbewerb, bei dem
selbstgeschriebene Texte und Gedichte auf der Bühne vorgetragen
werden. Felix Römer, Autor, Songwriter und Poetry Slammer, moderiert
die Veranstaltung. Möchten Sie auch ein/e Slammer/-in werden?
Dann schreiben Sie an: pack@fruehe-bildung.online. Mehr Infos auf:
■■
www.fruehe-bildung.online
Fotos: © Rawpixel.com, smolaw, Nestor Rizhniak / Shutterstock.com
44 didacta-magazin.de 3/2019
MEDIENTIPPS
FÜR KITA-FACHKRÄFTE
Kostenfreie Lese- und Medienempfehlungen
sowie Webinare für
Kita-Fachkräfte bietet das Projekt
„#medienvielfalt“ der Stiftung Lesen.
Über das Jahr 2019 verteilt stellt die
Stiftung vier Medientipplisten mit leicht
umsetzbaren Aktionsideen auf der
Website bereit. Die ersten zwei veröffentlichten
Materialien drehen sich um
„Philosophieren mit Kindern“ sowie
„Vorlesen interaktiv! Spielen und
Vorlesen verbinden“.
■■
www.stiftunglesen.de/medienvielfalt
Sind Eltern Partner von Kitas und Schulen?
Philosophierstunde: Was ist Gerechtigkeit?
Kindern mit herausforderndem Verhalten
begegnen
Auf die Stimme achten – Selbstfürsorge
für Erzieher/-innen und Grundschullehrkräfte
NEUE BEWEGUNGSAPP
Die neue „Kita-Check-App“ unterstützt
Kitas dabei, den Kita-Alltag bewegungsfreundlicher
zu gestalten. Sie identifiziert
Bereiche, die Bewegung fördern oder
hemmen. Das digitale Angebot wurde von
der Universität Bayreuth in Zusammenarbeit
mit dem Deutschen Forschungszentrum
für Künstliche Intelligenz entwickelt.
Die App orientiert sich an aktuellen wissenschaftlichen
Erkenntnissen über die
Gestaltung von Kindertagesstätten als
Orte für bewegtes Aufwachsen, Arbeiten
und Zusammenleben.
■■
www.pebonline.de/projekte/queb
Nichts ist umsonst:
Rechtliches zur Musiknutzung
Kinderschutz und Kinderrechte
in der digitalen Welt
… und viele weitere Themen
Für Erzieher/-innen, Grundschullehrkräfte
und Eltern:
Frühe Bildung Online führt
die verschiedenen Aspekte
der frühen Bildung zusammen
– von der Früh- bis zur
Grundschulpädagogik.
Das Portal
zum Magazin
„Meine Kita“
www.fruehe-bildung.online
Kita
Heldenhaft
Das Dortmunder Netzwerk „INFamilie Hannibal- und
Brunnenstraßenviertel“ hat den Deutschen Kita-Preis
in der Kategorie „Bündnis“ gewonnen. Weil es in einem
schwierigen Sozialraum hochengagiert arbeitet.
Text Tina Sprung
mich sind alle Bündnispartner Helden des Alltags,
weil sie mit ganz viel Herz allen Eltern und
Kindern das bieten, was sie bieten können“, fasst
Heike Klumbies, Leiterin der „städtischen Tageseinrichtung
für Kinder Bornstraße“, zusammen,
„Für
was das Bündnis „INFamilie Hannibal- und Brunnenstraßenviertels“
in Dortmund ausmacht. Verantwortung
für alle Kinder und Familien im Bezirk Hannibal- und
Brunnenstraßenviertel wird dort sehr ernst genommen.
Armut, dichte Bebauung, 35 Nationen
Es ist vier Monate her, dass das Netzwerk „INFamilie
Hannibal- und Brunnenstraßenviertels“ als bestes lokales
Bündnis den Deutschen Kita-Preis gewann. Das Bündnis
wurde ausgezeichnet für sein Engagement vor Ort. Im
Dortmunder Norden, wo es angesiedelt ist, herrschen
Armut durch Arbeitslosigkeit. Verarmte Menschen aus
Rumänien und Bulgarien zogen hier her. 35 Nationen sind
dort vertreten. Kinder bekommen oft keinen Kita-Platz,
denn die Bebauung ist so dicht, dass Flächen für neue
Kitas fehlen. „Aus der Not heraus wurden deswegen
unsere Kinderstuben ins Leben gerufen“, erzählt Klumbies.
Für die Kinderstuben werden extra Räume oder
Wohnungen angemietet. Dort betreuen pädagogische
Fachkräfte die Kinder, die keinen Platz bekommen haben
und bereiten sie auf den Kindergarten vor. „Hier werden
Sprachbarrieren abgebaut“, sagt Klumbies. Zudem gibt es
Sprachschulen im Quartier: Hier erhalten Kinder täglich
zwei Stunden Deutschunterricht durch eine Fachkraft, die
in Kooperation mit der Kita Bornstraße in alltagsintegrierter
Sprachbildung und Wortschatzerweiterung geschult wurde.
Finanziert werden die Sprachschulen und die Kinderstuben
durch die Stadt Dortmund, die Räume werden durch die
städtischen Träger sowie die AWO angemietet.
„Eltern merken, dass sie etwas bewirken können“
Das Bündnis existiert seit 2012. Die damalige Schulleitung
der „Grundschule kleine Kielstraße“, Gisela Schultebraucks-
Burgkart, die 2006 bereits den Deutschen Schulpreis
gewann, stellte fest, dass Kinder mit großen Lücken in
die Schule kamen. Sie konnten kaum Deutsch. Ein Grund
war, dass viele Familien mit Migrationshintergrund keinen
Kita-Platz bekamen. Daraufhin wollte Schultebraucks-
Burgkart eine Bildungskette entwickeln und wendete sich
an das Familienbüro der Stadt Dortmund. Zusammen
holten sie Akteure der Frühförderung ins Boot: die AWO für
Bildungseinrichtungen, das Katholische Familienzentrum
St. Antonius, die St.-Elisabeth-Gesellschaft für Jugendhilfe,
die städtischen Kitas wie die Tageseinrichtung für Kinder
Bornstraße sowie ortsansässige Familienzentren, Beratungsstellen
und Institutionen der Stadt Dortmund. Durch
die zahlreichen Akteure hat das Bündnis die Möglichkeit,
in vielen Bereichen tätig zu werden: So stehen in nächster
Zeit die Umgestaltung eines Spielplatzes, die Organisation
eines Quartierfestes sowie die Einrichtung eines Bürgergartens
an, wo Kinder zusammen mit den Eltern im Garten
arbeiten. Die Angebote werden angenommen, Elterncafés
sind gut besucht. „Die Eltern merken, dass sie etwas
bewirken können bei uns im Quartier. Sie gaben mir zum
Beispiel weiter, dass die Kreuzung an der Bornstraße zu
gefährlich sei – daraufhin kamen bei einer Unterschriftenaktion
in allen Elterncafés des Quartiers mehrere Tausend
Unterschriften zusammen, die Stadt reagierte und behob
die Fehlschaltung der Ampelanlage“, erzählt Klumbies.
Fotos: © DKJS/Jakob Erlenmeyer und Nikolaus Götz
46 didacta-magazin.de 3/2019
THERAPEUTISCHE
ERZIEHUNG
DAS WERK ZU INKLUSION,
RESILIENZ UND INTEGRATION
In dem Dortmunder Bündnis werden auch Kinder betreut, die keinen Kita-Platz bekommen
haben, um sie auf die Schule vorzubereiten. Die Kinder werden in kleinen Gruppen
in extra angemieteten Räumen von eigens dafür geschulten Fachkräften betreut.
Die Jury des Deutschen Kita-Preises würdigt dieses
Engagement. Es werde über die Grenzen der eigenen
Institution hinausgedacht und gemeinsam gehandelt.
„Im Bündnis engagieren sich eng verzahnt zahlreiche
Institutionen und weitere Akteure. Die Arbeit geschieht
achtsam und ressourcenorientiert auf der Grundlage
einer gemeinsamen wertschätzenden Haltung“, heißt es
im Statement. Kita-Leitung Klumbies ist stolz: „Unsere
Bündnispartner sind sehr stark. Viele Menschen arbeiten
hochengagiert, über das Alltägliche hinaus, und wir
sind sehr stolz, den Deutschen Kita-Preis gewonnen zu
haben.“
WO SIND DEUTSCHLANDS BESTE KITAS?
Das Auswahlverfahren für den Deutschen Kita-Preis 2020 ist
gestartet: Die 16-köpfige Jury, darunter didacta-Chefredakteur
Prof. Wassilios E. Fthenakis, wählt die besten Einrichtungen für die
frühe Bildung aus, die konsequent die Qualität ihrer Leistungen
verbessern und dabei die Sichtweise der Kinder berücksichtigen.
Im Mai 2020 werden die Preisträger Erziehung in den Kategorien
„Kita des Jahres“ und „Lokales Bündnis des Jahres“ ausgezeichnet.
Der Preis ist mit insgesamt 130 000 Euro dotiert. Die
Auszeichnung wird zum dritten Mal vom Bundesministerium
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Deutschen
Kinder- und Jugendstiftung vergeben. Partner ist unter anderem
der Didacta Verband. Videos der Finalisten sind zu finden auf:
www.deutscher-kita-preis.de
JETZT
NEU
Therapeutische Erziehung bedeutet
„Ganzheitlichkeit“. Dabei steht der ganze
Mensch mit seiner Psyche und Physis im
Mittelpunkt. Der Pädagoge versucht, ihn in
seiner Lebenswelt individuell zu erkennen und
zu verstehen; ihn zu begleiten, zu unterstützen
und zu erziehen und mit gezielten Maßnahmen
zu fördern, zu bilden und zu beraten. Dabei
sucht er die Kooperation mit Personen, die
dem Kind nahestehen.
Prof. Gerhard Neuhäuser und Prof. Ferdinand
Klein haben ein neues Standartwerk zur
Therapeutischen Erziehung geschaffen.
Sie führen allgemeinverständlich in das
faszinierende Thema ein, erläutern dieses
anhand zahlreicher Beispiele und regen die
praktische Umsetzung an.
Das Buch wendet sich an Pädagogen,
Heilpädagogen, Lehrer und Eltern.
Gerhard Neuhäuser, Ferdinand Klein
Therapeutische Erziehung
Resiliente Erziehung in Familie, Krippe, Kita und
Grundschule
180 Seiten, Taschenbuch
ISBN 978-3-96304-605-6
25 €
JETZT IM BUCHHANDEL ODER
UNTER WWW.BHL-VERLAG.DE
SCHULE IN KÜRZE
BEWERBEN FÜR DEN
DEUTSCHEN SCHULPREIS
Bis zum 15. Oktober 2019 können
sich Schulen für den Deutschen
Schulpreis 2020 bewerben. Teilnahme
berechtigt sind allgemeinbildende
und berufliche Schulen
in öffentlicher oder privater Trägerschaft
in Deutschland sowie Deutsche
Auslandsschulen. Der Preis
wird zum 14. Mal von der Robert
Bosch Stiftung und weiteren Partnern
vergeben. Die beste Schule
erhält einen Preisgeld in Höhe
von 25.000 Euro. Die Schulen
können sich bewerben auf:
■■
www.deutscher-schulpreis.de/
bewerbung
UNTERSTÜTZUNG FÜR GRUNDSCHULKINDER
Das bundesweite Mentorenprogramm „Balu und Du“
fördert Grundschulkinder im außerschulischen Bereich.
Menschen zwischen 17 und 30 übernehmen bei dem Programm
ehrenamtlich eine Patenschaft für ein Kind. Für ein
Jahr treffen sie sich einmal pro Woche, um gemeinsam
zum Spielplatz gehen, in die Bibliothek zu fahren oder zu
anderen Unternehmungen. Lehrkräfte an Grundschulen
können Kinder, die besonderer Fürsorge bedürfen, für das
Programm empfehlen. Weitere Infos auf:
■■
www.balu-und-du.de
100 JAHRE GRUNDSCHULE
Am 31. Juli feierte die Grundschule
ihren 100. Geburtstag. Mit der neuen
Weimarer Reichsverfassung nach Ende
des Ersten Weltkriegs entwickelte sich
1919 die erste demokratische Schule
in Deutschland – für Kinder aus allen
Schichten. Anlässlich des Jubiläums
bietet das Deutsche Schulportal ein
Quiz zur Grundschule, zu finden auf:
■■
www.deutsches-schulportal.de/
bildungswesen/100-jahre-grundschulekennen-sie-die-geschichte
SCHULWETTBEWERB ZUM
GLOBALEN LERNEN STARTET
Die neue Runde des Schulwettbewerbes
zur Entwicklungspolitik
„Alle für EINE WELT für alle“ startet
im September. „Meine, deine,
unsere Zukunft?! Lokales Handeln –
globales Mitbestimmen.“ lautet das
Thema. Schülerinnen und Schüler
sind dazu aufgerufen sich in Texten,
Fotos, Filmen oder Kunstwerke mit
Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen.
Zu gewinnen gibt es Preise im
Gesamtwert von über 50.000 Euro.
Durchgeführt wird der Schulwettbewerb
zur Entwicklungspolitik von
Engagement Global im Auftrag des
Bundesministeriums für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung.
Einsendeschluss ist der
2. März 2020.
■■
www.eineweltfueralle.de
Fotos: © Zoriana Zaitseva, LightField Studios, Monkey Business Images / Shutterstock.com
48 didacta-magazin.de 3/2019
HAMBURGS SCHULEN
BEI DIGITALISIERUNG
AUF PLATZ 1
Hamburgs Schulen liegen bei
der Digitalisierung deutschlandweit
auf dem ersten Platz. 444
von 480 Hamburger Schulen
verfügen über einen Breitbandanschluss
– das entspricht 91,2
Prozent. Das zeigt eine aktuelle
Auswertung des Bundesministeriums
für Verkehr und Infrastruktur
(BMVI). Schlusslichter sind
laut der Auswertung Sachsen-
Anhalt mit 50,9 Prozent und
Sachsen mit 40,4 Prozent.
THEMENWOCHE ZU RECHTEN
Vom 20. bis 27. September veranstaltet der Sender KiKA
die Themenwoche „Respekt für meine Rechte! Schule
leben!“ sind. Mit der Themenwoche beleuchten die öffentlich-rechtlichen
Kinderprogrammredaktionen in Magazinen,
Shows, Serien und Spielfilmen den Schulalltag von Kindern
und lassen sie zu Wort kommen. Das Programm und
medienpädagogische Begleitmaterialien gibt es auf:
■■
www.kika.de/respekt-fuer-meine-rechte
DIE CLASSWIZ-SERIE VON CASIO
FX-991DE X
UND FX-87DE X
CASIO präsentiert die technisch-wissenschaftlichen
Rechner der ClassWiz-Serie.
• Ein hochauflösendes Display ermöglicht eine
gute Übersicht über Anwendungen, Eingaben
und Ergebnisse.
• Verteilungsfunktion, Tabellenkalkulation und
QR Code* Funktion zur Ergebnisvisualisierung
auf dem Smartphone oder Tablet.
• Direkte Darstellung von Naturkonstanten und
Maßeinheiten sowie Rechnen mit technischen
Einheiten.
• Tasten für x und Option zur einfacheren
Bedienung.
Design-, Farbabweichungen, Irrtümer und technische Änderungen vorbehalten.
*QR Code is registered trademarks of DENSO WAVE INCORPORATED in Japan and in other countries.
CASIO Europe GmbH, Educational Team • Casio-Platz 1 • 22848 Norderstedt • Telefon: 040/528 65-0 • Fax: 040/528 65-100
Schule
Mehr als ein Computerraum
In der Ernst-Reuter-Gemeinschaftsschule in Karlsruhe lernen die Schülerinnen und Schüler
in einem digitalen Lernlabor. Ein Schulporträt in der neuen didacta-Serie „Schule innovativ“.
Text Tina Sprung
Die einen steuern mit ihren Tablets die kleinen, blauen Roboter auf dem Tisch, die anderen schneiden Filme:
Im Makerspace der Ernst-Reuter-Gemeinschaftsschule können die Schülerinnen und Schüler selbstständig an
ihren Unterrichtsprojekten arbeiten.
50 didacta-magazin.de 3/2019
AUF EINEN BLICK
Online-Diagnose
Grundschule
Fotos: © Hohenloher
››
Die Ernst-Reuter-Gemeinschaftsschule in
Karlsruhe setzt auf innovative Lernkonzepte.
››
In einem digitalen Lernlabor können Schülerinnen
und Schüler mit Medien kreativ arbeiten.
››
Um die Ausstattung zu finanzieren, nimmt
die Schule unter anderem an Schulwettbewerben
teil.
Der Rote Salon in der Ernst-Reuter-Gemeinschaftsschule
erinnert an eine Lounge-Ecke. Gemütliche
Sitzecken, daneben kleine Sofatische. Rote Glühbirnen
erzeugen ein warmes Licht. Hier, im roten
Salon, fällt Rektor Micha Pallesche Entscheidungen
über die Schulentwicklung, zusammen mit Eltern,
Schülerinnen und Schüler und Lehrkräften. Das heutige
Thema: Wie kann sich die Schule nach außen für das
Quartier öffnen. „Wir orientieren uns an dem skandinavischen
Vorbild. Hier ist Schule nicht nur Lernort für Schülerinnen
und Schüler, sondern für alle“, erklärt Pallesche.
Eine Idee ist, die Außenstelle der Stadtbibliothek in der
Gemeinschaftsschule einzurichten. „Wir wollen uns zusammen
mit der Stadt weiterentwickeln und die Schule als
lebenslangen Lernort anbieten.“ Der rote Salon ist auch
die Geburtsstunde des Makerspaces.
Individualisiertes Lernen
Die Ernst-Reuter-Gemeinschaftsschule ist vor allem für
ihren „Makerspace“ – dem digitalen Lernlabor – bekannt.
Vor fünf Jahren entwickelte die Schule ein medienbildnerisches
Profil, um digitale Medien fächerübergreifend
einzusetzen. Dann wurde auch begonnen, nach und nach
den Makerspace einzurichten.
„Wir führten das Medienprofil, das Medienbildung auf
breiter Basis und ganzheitlich vorsieht, ein, um mit digitalen
Medien individualisierter arbeiten zu können. Das
ist wichtig, weil wir eine Gemeinschaftsschule mit 320
Schülerinnen und Schüler sind und es eine große Heterogenität
gibt“, sagt Pallesche.
Er soll die Schüler/-innen anregen, kreativ zu sein, zu werken,
sich auszuprobieren und zu tüfteln. Der Raum erinnert
an ein Forschungslabor: In der Mitte steht ein Schreibtisch,
hier können Schülerinnen und Schüler Skizzen entwerfen,
sie in den Computern zu 3D-Animationen weiterentwickeln
und dann ausdrucken – mit einem 3D-Drucker. Neben dem
Tisch steht eine Greenbox – eine große grüne Leinwand,
Foto: © DJH Rheinland L. Dahmen
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Kontakt: Service-Team DJH-Rheinland | Düsseldorfer Straße 1a
40545 Düsseldorf | Tel.: +49 211 30263026 | service@djh-rheinland.de
www.jh-klassenfahrt.de
Illustrationen: Iris Blanck (Hamburg)
Schule
die ermöglicht, den Hintergrund durch Bilder zu ersetzen,
wenn man Videos aufnimmt. Nebenan können die
Schüler/-innen an den Computern mit Audio- und Filmprogrammen
schneiden. Es gibt Virtual und Augmented
Reality und Schüler können Roboter programmieren. Die
Tische stehen auf Rollen und können überall im Raum
verschoben werden. „In unserem Makerspace ist alles
möglich. Die digitalen Lernmedien sind jederzeit griffbereit“,
sagt Pallesche. Der Rektor treibt die Entwicklung
hin zur digitalen Schule stark an. Er selbst war während
seines Lehramtsstudiums am Landesmedienzentrum
Baden-Württemberg tätig und studierte zusätzlich Medienpädagogik.
„Ich habe schon früh meine Affinität für
digitale Medien entdeckt und fragte mich, was ich tun
kann, damit die Schülerinnen und Schüler besser lernen“,
sagt er. Er ist überzeugt: Durch den modernen
Lernraum können Schülerinnen und Schüler vielfältig
und interessengeleitet arbeiten. „Nehmen wir Fake
News: Der Lerneffekt ist viel größer, wenn die Schülerinnen
und Schüler mithilfe von Videos selbst Fake
News erstellen, als wenn sie auf einem Blatt Papier
Stichpunkte aufschreiben.“ Dadurch lernen sie besser.
Neue Forschungen bestätigen ihn. Hendrik Drachsler,
Experte für Bildungstechnologien und Lernanalytik
beim Deutschen Institut für Internationale Pädagogische
Forschung (DIPF), ist überzeugt, dass die neuen
Technologien Bildung verbessern, wenn Bewährtes
nicht einfach nur ausgetauscht wird. Es bringe nichts,
wenn das Arbeitsblatt auf einem Tablet gelesen werde,
statt ausgedruckt vor dem Schüler zu liegen, schreibt
er in seinem Bericht „Neue Technologien können die
Bildung bereichern“. Schülerinnen und Schüler müssten
mit dem Arbeitsblatt auf dem Tablet interaktiv arbeiten
können, beispielsweise indem sie Videos abrufen. Oder
ein Beispiel aus dem Sportunterricht: Schülerinnen
und Schüler filmen sich gegenseitig und nutzen die
Aufnahmen, um zu sehen, was sie an ihrer Technik
verbessern können.
arbeit und individueller Lernzeit, in der sie auch in den
Makerspace gehen können. Alle zwei Wochen gibt es
detaillierte Coachinggespräche statt Noten. Die Schülerinnen
und Schüler bekommen keine Hausaufgaben auf.
Mit diesem Lernkonzept ist die Schule sehr erfolgreich:
Bei Vergleichstests schneidet sie überdurchschnittlich
gut ab, sie gewinnt Schulpreise wie den „Förderpreis
Medienpädagogik der Länder – Medien machen Wettbewerb“
und den „Schülermedienpreis“. „Dadurch
finanzieren wir auch zu Beginn größtenteils die digitale
Ausstattung wie Tablets, Kameras und Computer“, sagt
Pallesche. Nachdem der Schul- und Medienausstatter
Hohenloher auf die Schule aufmerksam wurde, investierte
dieser zudem in die Ausstattung.
Um die Medien effektiv im Unterricht einsetzen und die
Schülerinnen und Schüler anleiten zu können, benötigt
es seitens der Lehrkräfte an Know-how. Daher organisierte
Schulleiter Pallesche schulinterne Weiterbildungen.
„Wir haben ganztägige Weiterbildungen angeboten.
Viele Lehrkräfte hatten im Studium digitale Medien
nicht integriert“, sagt er. Die Anwendung und deren
Integration in den Unterricht sei ein Prozess gewesen,
der seine Zeit brauchte. Zudem bildete Pallesche Schülerinnen
und Schüler als Medienmentoren für Video-,
Bild- und Audioschnitt aus. Sie helfen Lehrkräften bei
Fragen. „Wenn ein Klassenausflug in den Zoo ansteht
und die Biolehrkraft Tierarten filmen möchte, kann sie
einen Mentor buchen, der mitfährt“, erzählt Pallesche.
Die Medienmentoren begleiten die Lehrkräfte in ihren
Selbstlernphasen und verpassen dadurch keinen Input.
Im Roten Salon treffen sich die Lehrkräfte regelmäßig,
um sich auszutauschen. Sie erzählen, welche Medien
sie wie eingesetzt haben und geben sich gegenseitig
kleine Schulungen. Bei der Weiterentwicklung der
Schule sind eben alle beteiligt: Lehrkräfte zusammen
mit Schülern.
Medienmentoren im Zoo
Die Lehrkräfte berichten, dass die Schülerinnen und
Schüler motivierter lernen. Sie arbeiten selbstständig
und können aus dem Klassenzimmer rausgehen. In
den Gängen befinden sich Sitzecken, wo sie mit ihren
Tablets arbeiten können. „Da hören wir schon ‚Bitte
leise, wir arbeiten‘, wenn sich Politiker die Schule ansehen“,
sagt Pallesche und schmunzelt. Neulich zu Besuch
war Winfried Kretschmann, Ministerpräsident Baden-
Württembergs: Er zeichnete die Schule als erste „Smart
School“ in Baden-Württemberg aus.
Der Unterricht setzt sich zusammen zu je einem Drittel
klassischen Unterricht, in dem die Lehrkräfte oder
Schülerinnen und Schüler neuen Stoff erklären, Team-
INNOVATIVE SCHULKONZEPTE
Auf der didacta Messe in Florenz, der didacta Italia
vom 9. bis 11. Oktober, gibt es den neuen Bereich
„Schule der Zukunft“, in dem innovative Lern- und
Lehrkonzepte von Schulen vorgestellt werden. Die
didacta Italia ist eine Kooperation des Didacta Verbandes
der Bildungswirtschaft mit italienischen Partnern
wie beispielsweise dem Ministerium für Bildung,
Forschung und Universitäten.
www.fieradidacta.indire.it
52 didacta-magazin.de 3/2019
Das Portal für Bildungsinformation
bildungsklick informiert Sie aktuell und umfassend
mit News, Hintergrundberichten, Dossiers, Interviews und
Videos aus der Welt der Bildung.
Wir machen Bildung zum Thema.
www.bildungsklick.de
www.bildungsklick.de
Schule
Schauspieler Tom Lehel (M.) sowie Youtuber Heiko (l.) und Roman Lochmann mit Kindern bei einem Du
Doof?!-Aktionstag. Die Stiftung „Mobbing stoppen! Kinder stärken“ setzt sich unter dem Dach des Stifterverbandes
für die Deutsche Wissenschaft gegen Mobbing und Cybermobbing ein. Die Programme für
Schulen sind kostenlos und werden durch Spenden finanziert. Infos, Videos und Details zum Programm
auf: www.du-doof.org
Du Doof?
Mobbing hinterlässt bei den Opfern tiefe Spuren. Moderator und Schauspieler
Tom Lehel engagiert sich für ein achtsames Miteinander in der Schule.
Interview Benigna Daubenmerkl
54 didacta-magazin.de 3/2019
pädagogischen Tag vertiefen wir das Thema
im Lehrerkollegium. Bei Bedarf gibt es einen
zusätzlichen Vertiefungstag und weiterführende
Seminare.
Zum
Weiterlesen:
Tom Lehel
ist Schauspieler, Entertainer und Buchautor. Der
Gründer der Stiftung „Mobbing stoppen! Kinder
stärken!“ setzt mit dem Projekt „Du Doof?!“ auf
Aufklärung und Prävention gegen Mobbing und
Cybermobbing.
Welches Ziel verfolgen Sie damit?
Wir wollen mit unserem Projekt Schul-Gemeinschaften
schaffen, in der Lehrer und Schüler
sich gegenseitig vertrauen und gemeinsam
an diesem Problem arbeiten. Es ist wichtig,
Mobbing den Nährboden von vornherein zu
entziehen. Denn wenn Mobbing einmal stattgefunden
hat, ist bereits Schaden angerichtet.
Das lässt sich nicht mehr ungeschehen
machen. Es geht darum, jeden Tag achtsam
miteinander umzugehen.
Tom Lehel
Thorsten Berger
Du Doof?!
Auch ich
wurde gemobbt,
360 Grad Verlag
GmbH, 2018
Fotos: © Martin Glahn; Frank Hempel / www.du-doof.org
didacta: Letztes Jahr haben Sie die Stiftung
„Mobbing stoppen! Kinder stärken!“
gegründet und das Projekt „Du Doof?!“ für
Aufklärung und Prävention gegen Mobbing
und Cybermobbing gestartet. Was war der
Anlass für dieses Engagement?
Tom Lehel: Auslöser waren meine persönlichen
Erfahrungen mit Mobbing während
meiner Schulzeit. Als 10-Jähriger war mir bei
einem Achterbahnunfall die rechte Hand fast
abgetrennt worden. Durch die Verletzung
war ich stark eingeschränkt und litt deshalb
unter vielen Hänseleien. Vor einigen Jahren
terrorisierte außerdem ein Mitschüler meinen
11-jährigen Sohn und dessen ganze Klasse. Ich
suchte das Gespräch mit den Lehrern. Dabei
stellte ich fest, dass sie die Mechanismen von
Mobbing nicht kennen und völlig überfordert
waren. Sie wussten nicht, wie sie mit dieser
Situation umgehen sollten. Damals entstand
die Idee, präventiv dagegen vorzugehen.
Wie genau?
Wir wollen das Projekt und das Thema bekannt
machen. Dafür gebe ich Lesungen aus meinem
Buch „Du Doof?!“ und erzähle meine
eigene Mobbing-Geschichte. Ich gebe Tipps,
wie man Mobbing verhindert und dagegen
vorgeht. Mit dem „Du Doof?!“-Programm
gehen wir auch direkt in die Schulen. Wir
gestalten einen Aktionstag für Schüler und
Lehrer – mit mir oder einem anderen Prominenten,
wie beispielsweise Sebastian
Krumbiegel (Anm. der Redaktion: Sänger der
Prinzen). Da stellen wir das Programm vor,
unterhalten uns mit den Kindern über das
Thema, machen Spiele und erzählen Geschichten
über unsere eigenen Erlebnisse. Mit dem
Das gilt auch im Internet. Wie sind Ihre
Erfahrungen mit Cybermobbing?
Cybermobbing ist weit verbreitet und noch
einen Stufe härter als das „normale“ Mobbing.
Denn im Netz kann ich anonym bleiben. Die
gemobbte Person weiß nicht, wer hinter den
Anschuldigungen steckt und kann sich nicht
wehren. Ich sage den Kindern immer wieder:
Alles, was gepostet wurde, bleibt im Netz und
ist nicht mehr löschbar. Wenn ihr später im
Berufsleben seid, kann der Chef eure Posts
sehen, also seid vorsichtig. So verstehen die
Kinder schnell, was ich meine.
Wie sollten Kinder handeln, wenn sie Opfer
werden?
Wichtig ist vor allem, dass sich die Kinder nicht
verunsichern lassen und denken, etwas an
ihnen wäre falsch. Sie sollten sich Verbündete
in der Klasse suchen und mit ihren Eltern und
Lehrern über die Mobbing-Attacken sprechen.
Wenn Mitschüler mobben, hilft es oft schon,
nicht mehr „bitte“ zu sagen, sondern eine klare
Ansage zu machen und „stopp“ zu sagen.
Für welche Jahrgangsstufen eignet sich Ihr
Programm?
Mobbing beginnt bereits ab dem letzten Kita-
Jahr und manifestiert sich dann in der Grundschule.
Gemobbt wird in großem Maßstab vor
allem ab der fünften Klasse in den weiterführenden
Schulen. Um das von vornherein zu
unterbinden, arbeiten wir vor allem mit Schülern
der dritten und vierten Klassen. Meine
Hoffnung ist es, Kinder für das Thema Mobbing
so zu sensibilisieren, dass sie Mobbern aktiv
entgegentreten und Verantwortung übernehmen.
Denn als Prominenter, zu dem die Kinder
hochsehen, habe ich Verantwortung.
Tipps zum
Verhalten
bei Mobbing:
www.didactadigital.de
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AUSBILDUNG IN KÜRZE
AUSBILDUNGSSTATISTIK ZU
BERUFSWAHL UND GEHALT
Das Statistische Bundesamt hat Daten zu Schulabschluss,
Geschlecht und Gehalt von Auszubildenden
veröffentlicht. Die wichtigsten Ergebnisse:
Die Berufswahl hängt vom Schulabschluss und
Geschlecht ab, zudem ist das spätere Gehalt
in den Berufen, die von Jugendlichen mit Abitur
ergriffen werden, wesentlich höher, als in
den Ausbildungsberufen bei Jugendlichen mit
Real- oder Hauptschulabschluss. So verdienten
Verkäuferinnen und Verkäufer – der häufigste Ausbildungsberuf
bei Hauptschulabsolventen – 2014
im Durchschnitt 2.358 Euro, während Industriekaufleute
– der häufigste Ausbildungsberuf von
Abiturienten – 3.420 Euro verdienten.
■■
www.destatis.de
AUSBILDUNGSPORTAL UNTER DEN BESTEN JOBPORTALEN
Das Ausbildungsportal Azubiyo ist eines der drei besten Jobportale Deutschlands. Bei einer
repräsentativen Befragung für die Auszeichung „Deutschlands beste Online- Portale“ hatte das
Deutsche Institut für Service-Qualität (DISQ) 33 000 Kunden meinungen zu Online- Portalen aus
verschiedenen Branchen über ein Online-Panel abgefragt. Unter den Jobportalen war Azubiyo
dabei das einzige Ausbildungsportal unter den Top 3. Die Kunden waren unter anderem zu ihren
Erfahrungen mit Angebot und Leistung, Kundenservice und Online-Auftritt befragt worden.
■■
www.azubiyo.de
STUDIE ZU DIGITALISIERUNG
Die Studie „Berufsbildung für eine digitale Arbeitswelt“ der Bertelsmann
Stiftung formuliert Leitfragen und Gestaltungsmöglichkeiten für die Umsetzung
der Digitalisierung in der Berufsbildung. Dabei geht es vor allem um die
Ebene der Ausbildungsorganisation, die didaktische Ebene, die ordnungspolitische
Ebene sowie die Schnittstellen zwischen Arbeit und Berufsbildung. So
wird bezüglich der Ausbildungsorganisation etwa die technologische Ausstattung
thematisiert und auf die unterschiedlichen Typen von Mitarbeitern eingegangen.
Auf der didaktischen Ebene geht es unter anderem darum, welche
Möglichkeiten digitale Technologien für die Erstellung neuer didaktischer
Konzepte bieten. Die Studie kann man kostenlos herunterladen auf:
■■
www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/
berufsbildung-fuer-eine-digitale-arbeitswelt
Fotos: © Stock-Asso, SpeedKingz, RossHelen / Shutterstock.com
58 didacta-magazin.de 3/2019
ROADSHOW ZU DIGITALISIERUNG
IM AUSBILDUNGSALLTAG
In den nächsten Monaten wird die Roadshow
„Digitale Medien im Ausbildungsalltag“ des
Bildungsministeriums am 17. September in
Düsseldorf, am 24. Oktober in Schwerin und
am 26. November in Mainz haltmachen. Bei
der Roadshow werden erfolgreiche Beispiele
für digitale Anwendungen in der Ausbildungspraxis
vorgestellt, darunter Erklärvideos für
Azubis in Kfz-Berufen, digitale Lerneinheiten für
das Anlernen in der Produktion sowie Lernen
mit virtueller Realität. Die Roadshow richtet
sich an Verantwortliche aus Betrieben, überbetrieblichen
Bildungsstätten, Berufsschulen,
Kammern und Bildungseinrichtungen. Die
Veranstaltungen sind kostenlos, man sollte
sich vorher anmelden. Alle Termine
und Informationen auf:
■■
www.qualifizierungdigital.de
NEUE AUSBILDUNGSORDNUNGEN FÜR DREI BERUFE
Zum 1. August sind neue Ausbildungsordnungen in den Berufen
Gebäudereiniger/in, Orgelbauer/in und Papiertechnologe/in
in Kraft getreten. Unter anderem wurden in den drei Berufen
Neuerungen durch die Digitalisierung berücksichtigt. So wurde
bei den Gebäudereinigern etwa der Tatsache Rechnung getragen,
dass Aufmaße zur Berechnung von Flächen und Kosten
mittlerweile mit digitalisierten Arbeitsmitteln erstellt werden,
während bei den Orgelbauern der Einsatz computergestützter
Werkzeugmaschinen Teil der Ausbildungsinhalte wird. Informationen
zu allen Änderungen gibt es auf der Website des
Kuratoriums der deutschen Wirtschaft für Berufsbildung.
■■
www.kwb-berufsbildung.de/neuordnungen/ausbildung
Aus gutem Grund heißt es „Made in Germany“ und nicht „Made by
Germans“. Denn täglich geben Mitarbeiter/Innen aus aller Welt bei
uns ihr Bestes. Damit das so bleibt, stehen wir auch weiterhin für ein
weltoffenes Deutschland.
Eine Initiative deutscher Familienunternehmen.
Ausbildung
Langsam, aber stetig
Nachdem 2015 / 2016 über eine Million Menschen nach Deutschland geflüchtet
waren, lief deren Integration in Arbeit und Ausbildung zunächst schleppend an.
Wie ist die Lage heute? Eine Bestandsaufnahme.
Text und Interview Vincent Hochhausen
Fotos: © Monkey Business Images / Shutterstock.com
60 didacta-magazin.de 3/2019
In den Jahren 2015 und 2016 kamen insgesamt
über eine Million Geflüchtete
nach Deutschland. Knapp zwei Drittel
davon waren bei der Ankunft unter 30
Jahre alt. Ein großer Teil dieser Menschen
muss demnach eine Berufsausbildung
absolvieren, um sich langfristig
ihren Lebensunterhalt in Deutschland zu
sichern. Dass Interesse hieran bei den
Unternehmen durchaus vorhanden war,
konnte man daran erkennen, wie allgegenwärtig
das Thema auf Ausbildungsund
Berufsschulkongressen war. Schnell
zeigte sich, dass die Aufgabe, den nach
Deutschland gekommenen Menschen
Berufsbildung und Arbeit zu ermöglichen,
großes Engagement erfordert. Das hat
mehrere Gründe:
››
Sprachkenntnisse: Den meisten
Geflüchteten müssen zunächst
Deutschkenntnisse vermittelt werden.
››
Bildungsstand: Zwar ergab eine
repräsentative Befragung des Bundesamtes
für Migration und Flüchtlinge,
dass 35 Prozent der Geflüchteten
einen Schulabschluss und 11 Prozent
sogar ein abgeschlossenes Studium
haben. Gleichzeitig gaben jedoch auch
ein Viertel der Befragten an, keine
Schulbildung oder nur die Grundschule
besucht zu haben.
››
Motivation: Die oben erwähnte
Studie, hebt die hohe Bildungsmotivation
der Geflüchteten positiv
hevor. Gespräche mit Deutschlehrkräften
und Ausbildern bestätigen
diesen Eindruck. Gleichzeitig bevorzugen
viele Geflüchtete es, statt einer
langwierigen Ausbildung so schnell
wie möglich in geringer qualifizierten
Jobs Geld zu verdienen – auch,
wenn das langfristig schlechtere
Perspektiven bietet.
Diese Herausforderungen führten dazu,
dass die Zahlen der Geflüchteten, die eine
Ausbildung begannen, in den ersten Jahren
nach der „Flüchtlingswelle“ zunächst
ernüchternd waren: 2016 meldeten der
Deutsche Industrie- und Handelskammertag
(DIHK) 3900 sowie der Zentralverband
des Deutschen Handwerks (ZDH) 4600
neue Ausbildungsverträge mit Personen
aus den acht wichtigsten Herkunftsländern
von Geflüchteten (siehe Infokasten)
– angesichts der hohen Zahlen von Neuankömmlingen
in dieser Zeit eine sehr
geringe Zahl.
2017 stiegen diese Zahlen laut DIHK auf
9300 Ausbildungsverträge, der ZDH meldetet
11 000. Zahlen der Bundesagentur
für Arbeit für das Jahr 2018 legen nahe,
dass dieser Trend vorerst anhalten wird,
denn immer mehr Neuankömmlinge aus
den Jahren 2015 und 2016 haben mittlerweile
ihre Sprachkenntnisse verbessert
und berufsvorbereitende Maßnahmen
durchlaufen.
ERHÄLTLICH IM
AUSGEWÄHLTEN
SANITÄTSFACH-
HANDEL!
Das Magazin für
Gesundheit & Wohlbefi nden
Ausbildung
„Ausbildung ist Integration“
2016 berichtet didacta über die
berufsvorbereitenden Klassen für
minderjährige unbegleitete Flüchtlinge
an einer Bad Aiblinger Berufsschule.
Was hat sich seitdem verändert?
Jürgen Ersing
ist Schulleiter der Staatlichen
Berufsschule
Bad Aibling, an der
seit 2015 Flüchtlinge
Deutsch Lernen und
auf eine Ausbildung
vorbereitet werden.
didacta: Als wir vor drei Jahren bei Ihnen
waren, gab es an Ihrer Schule drei Flüchtlingsklassen.
Was hat sich seitdem verändert?
Jürgen Ersing: Derzeit haben wir sechs
dieser Klassen, zwischenzeitlich waren es
sogar zwölf. Die Flüchtlingsklassen haben sich
bewährt: Rund 18 000 Menschen in Bayern,
die seit weniger als fünf Jahren in Deutschland
sind, machen derzeit eine Ausbildung und das
ist auch den Flüchtlingsklassen zu verdanken.
Hat sich in der Zusammensetzung der Klassen
etwas geändert?
Der Anteil junger Frauen ist gestiegen, auch
wenn er immer noch gering ist. Mittlerweile
haben wir vor allem Menschen aus afrikanischen
Ländern in unseren Klassen, zum
Beispiel aus Eritrea, weniger kommen aus
Syrien oder Afghanistan. Das ist aber nicht
repräsentativ für andere Schulen.
Mittlerweile haben einige Schülerinnen
und Schüler die zweieinhalbjährige
Flüchtlingsklasse abgeschlossen. Wie viele
davon schaffen es denn direkt in eine Ausbildung?
Das kann man nicht verallgemeinern, das
hängt stark von der Vorbildung der Schüler
ab. Im Februar haben wir eine Klasse
entlassen, von denen nur etwa 20 bis 25
Prozent eine Arbeits- oder Ausbildungsstelle
gefunden haben. In dieser Klasse waren
viele Schülerinnen und Schüler, die wir erst
alphabetisieren mussten. Bei einer anderen
Klasse, die diesen Sommer fertig wird, wissen
wir jetzt bereits, dass 16 der 18 Schüler
einen Ausbildungsplatz bekommen werden.
GEFLÜCHTETE IN DER AUSBILDUNG
Wie viele der Geflüchteten, die seit 2015 nach
Deutschland gekommen sind, arbeiten oder eine
Ausbildung absolvieren, lässt sich nicht genau
bestimmen, da die meisten Arbeitsmarkt- und
Berufsbildungsstatistiken den Flüchtlingsstatus
nicht erfassen. Es lässt sich näherungsweise
bestimmen – und die Ergebnisse deuten auf
eine langsame, aber stetige Verbesserung
der Zahlen hin:
Rund 70 Prozent der Geflüchteten zwischen 15
und 64 Jahren in den letzten Jahren kamen aus
den acht Staaten Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran,
Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien. Da die
Anzahl der Menschen aus diesen Ländern seit
2014 von 360 000 auf 1,1 Millionen gestiegen ist
und davon auszugehen ist, dass der allergrößte
Teil dieses Zuwachses Geflüchtete sind, zeigt die
Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit
einen Trend: Seit Anfang 2016 ist der Anteil der
zugezogenen Menschen aus diesen Ländern, die
eine Arbeit haben, von 7 Prozent auf 28 Prozent
gestiegen. Bei sozialversicherungspflichtiger
Beschäftigung stieg die Quote von 6 auf knapp
23 Prozent.
Auch was die Ausbildung betrifft, gibt es zwar
keine genauen Daten, doch die vorliegenden Zahlen
der Bundesagentur für Arbeit und des Statistischen
Bundesamtes gehen in dieselbe Richtung:
Zum einen stieg die Gesamtzahl der neuen Ausbildungsverhältnisse
von Menschen aus den acht
wichtigsten Herkunftsländern zwischen 2015 und
2017 von rund 3000 auf über 15 000. Zum anderen
stieg die Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit
gemeldeten Bewerber mit Fluchthintergrund, die
erfolgreich nach einem Ausbildungsplatz suchten,
von rund 3500 im Jahr 2016 auf rund 9500 im Jahr
2017 und rund 14 000 im Jahr 2018.
Informationen für Ausbilder und Betriebe
Zur Integration von Flüchtlingen in Ausbildung und
Beruf bietet das Bundes institut für Berufsbildung
zahlreiche praxisrelevante Informationen auf:
www.bibb.de/de/35066.php
Foto: staatliche Berufsschule Bad Aibling
62 didacta-magazin.de 3/2019
In welchen Berufen landen die Schülerinnen
und Schüler, die eine Ausbildung
antreten?
Vor allem in einfachen Handwerks- und
Industrieberufen wie beispielsweise
Koch, Bäcker, Konditor, Straßenbauer und
Estrichleger.
Vor drei Jahren berichteten Sie uns,
dass Sie die Flüchtlingsklassen und
die regulären Berufsschüler mehr
zusammenzubringen möchten. Ist Ihnen
das gelungen?
Leider nein. Die Flüchtlingsklassen haben
kaum Kontakt zu den anderen Schülern,
eigentlich sogar weniger als vor drei Jahren.
Allerdings klappt die Integration hervorragend,
sobald Geflüchtete eine Ausbildung machen
und dann selbst in den regulären Berufsschulklassen
sind. Dann werden sie selbstverständlich
akzeptiert. Das zeigt, dass nicht nur
Sprache ein wichtiger Faktor für die Integration
ist, sondern vor allem die Ausbildung.
HAFIZI ABDULLAH,
25, AUS AFGHANISTAN:
„Ich bin seit Oktober 2015 in
Deutschland. Ich habe von 2016 bis
2018 die Berufsintegrationsklasse an
der Berufsschule Bad Aibling besucht.
Es war sehr gut mit den Schülern aus
verschiedenen Ländern zusammen zu
lernen, die alle das gleiche Ziel hatten,
Deutsch zu lernen. Seit September
2018 mache ich auch eine Ausbildung
zum Metallbauer, Fachrichtung Konstruktionstechnik.
Bei der Suche haben
mir die Sozialpädagoginnen geholfen.
Die Arbeitskollegen sind hilfsbereit
und freundlich. Ich wünsche mir, dass
ich meine Ausbildung erfolgreich
schaffe und die Meisterschule
besuchen kann.“
HOCHSCHULE IN KÜRZE
WENIGE STUDIENKREDITE
IN DEUTSCHLAND
EXZELLENZUNIVERSITÄTEN AUSGEWÄHLT
Die Exzellenzkommission aus nationalen und
internationalen Hochschulexperten und den Wissenschaftsministern
der Länder hat im Juli Exzellenzuniversitäten
ausgewählt. Sie erhalten bis
mindestens 2026 jährlich 148 Millionen Euro aus
Bundesmitteln. Aus den 19 deutschen Hochschulen
oder Hochschulverbunden, die sich beworben hatten,
wurden ausgewählt:
92.795 Studierende nehmen
derzeit ein Bildungsfonds- oder
Studienkredit-Angebot zur Finanzierung
ihres Studiums wahr. Das
sind 3,24 Prozent aller Studierenden
in Deutschland. Das geht aus
dem aktuellen Studienkredit-Test
des Centrums für Hochschulentwicklung
(CHE) hervor.
■■
www.che.de/studienkredittest
››
Rheinisch-Westfälische Technische
Hochschule Aachen
››
Verbund Berlin
››
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
››
Technische Universität Dresden
››
Universität Hamburg
››
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
››
Karlsruher Institut für Technologie
››
Universität Konstanz
››
Ludwig-Maximilians-Universität München
››
Technische Universität München
››
Eberhard Karls Universität Tübingen
Weitere Informationen zur Exzellenzstrategie
der Bundesregierung auf:
■■
www.wissenschaftsrat.de
HÖHERE BAFÖG-LEISTUNGEN
Im August ist die im Mai vom Bundestag beschlossene
BAföG-Reform in Kraft getreten. Sie sieht unter anderem
höhere Förderungsleistungen für Wohnkosten und höhere Freibeträge
vor. Einen Überblick über die Änderungen gibt es auf:
■■
www.bmbf.de
Fotos: © wutzkohphoto, Jacob Lund / Shutterstock.com
64 didacta-magazin.de 3/2019
www.
-
.de
Hochschule
Von der
Vision zum
AUF EINEN BLICK
››
Die Fachhochschule feiert dieses Jahr
ihr 50-jähriges Bestehen.
››
Sie entstand aus den ehemaligen
Ingenieurschulen, die um Hochschulstatus
gekämpft hatten.
› › Heute bezeichnen sich die Fachhochschule als
Hochschulen für angewandte Wissenschaften
und sind national wie international anerkannt.
Exportschlager
Es war 1966, als die Ingenieurschüler auf
die Straßen gingen. Ihr Protest führte
zu einer der erfolgreichsten Hochschulreformen
der vergangenen Jahrzehnte:
die Gründung der Fachhochschule.
Text Isabel Roessler
66 didacta-magazin.de 3/2019
Fotos: © CHE Centrum für Hochschulentwicklung; LStockStudio / Shutterstock.com
Am 27. April 1966 blieben die Klassenräume
in vielen deutschen Ingenieurschulen
leer. Schüler, Direktoren und
Dozenten gingen auf die Straße. Ein
Grund für den Protest war die drei
Monate zuvor veröffentlichte Richtlinie
der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft zum
„Niederlassungsrecht und Dienstleistungsverkehr“.
Wer als Ingenieur arbeiten wollte, musste
laut dieser eine mindestens vierjährige Ausbildung
an einer Hochschule absolviert haben.
Ein Abschluss an einer Ingenieurschule zählte
nicht dazu.
Zeitgleich veränderten sich die Anforderungen
an die Ingenieurschulausbildung: Der Lehrinhalt
wurde immer weiter ausgeweitet. In der
Folge kam es zu einer permanenten Überlastung
der Schüler und der Lehrenden. Johannes
Schlaghecke, damals Generalsekretär des Studentenverbandes
Deutscher Ingenieurschulen,
betont, wie wichtig eine Veränderung war „Wir
haben alles daran gesetzt, dass der Protest
erfolgreich wird. Wir hatten eine Vision.“ Ihr
Ziel war die Überführung der Ingenieurschulen
in den Hochschulstatus. Auch, weil nur
Hochschulstudierende staatliche Zuschüsse
– ähnlich dem heutigen Bafög – erhielten.
Die Geburt der Fachhochschulen
Diese Vision wurde Realität. Am 22. September
1969 informierte Schleswig-Holsteins Kultusminister
Walter Braun im Nachrichtenblatt des
Ministeriums über die neue Bezeichnung der
Ingenieurschulen: Fachhochschulen. Die anderen
Bundesländer zogen nach.
In den nachfolgenden Jahren boomte dieser
neue Hochschultyp, der sich gegenüber
den Universitäten vor allem durch stärkere
Praxisnähe auszeichnete. 1972 waren über
100 000 Studierende an Fachhochschulen
eingeschrieben. In den 1980er-Jahren etablierten
sie sich, auch aufgrund ihrer Erfolge
in der anwendungsbezogenen Forschung, im
Hochschulsystem. Die Bologna-Reform beendete
1999 schließlich die Diskussion um die
Gleichwertigkeit der Studienabschlüsse an
Universitäten und Fachhochschulen. Ab sofort
erhielten alle Absolventen den Abschlussgrad
„Bachelor“ beziehungsweise „Master“. Der
zuvor hinter dem Diplom übliche Zusatz „(FH)“
entfiel. Hans Rainer Friedrich, damals Leiter
der Abteilung Hochschulen im Bundesbildungsministeriums,
erinnert sich, dass es
den Universitäten damals lieber gewesen
wäre, wenn es „Bachelor (FH) und Master
(FH)“ geheißen hätte: „Aber das konnten wir
vermeiden“, sagt er.
„Wir sind anders“
Nicht nur die Abschlüsse, sondern auch die
Namen der Fachhochschulen veränderten sich
im Laufe der Zeit. Fast alle Fachhochschulen
bezeichnen sich heute als Hochschulen für
angewandte Wissenschaften, kurz HAW. Die
Umbenennung ist durchaus auch Ausdruck
eines gestiegenen Selbstbewusstseins. Micha
Teuscher, Präsident der HAW Hamburg, geht es
dabei um eine Gleichwertigkeit, nicht um eine
Gleichartigkeit von HAW und Universitäten.
Er betont: „Wir sind anders“. Beispielsweise
müssen Professoren der HAW nicht nur wissenschaftlich
qualifiziert sein, sondern vor ihrer
Lehrtätigkeit auch außerhalb der Hochschulen
gearbeitet haben. Die Lehre ist am Bedarf der
einzelnen Branchen ausgerichtet. Der Transfer
von Wissen aus den Hochschulen in die
Gesellschaft und zurück ist eine Kernmission
der HAW.
600 HAW in China geplant
Die enge Verflechtung von Theorie und Praxis
wird auch im Ausland wahrgenommen. Auf
unterschiedlichen Kontinenten gibt es inzwischen
den Hochschultypus Fachhochschule,
nicht nur in europäischen Nachbarländern wie
Österreich oder den Niederlanden. Bereits seit
2005 ist es in Jordanien möglich, an der German-
Jordanian University zu studieren und China
plant, bis zu 600 Hochschulen zu HAW nach
deutschem Vorbild umzugestalten. International
hat sich die Fachhochschule zum 50. Geburtstag
zu einem Exportschlager entwickelt.
DIE AUTORIN
Zum
Weiterlesen:
CHE Centrum
für Hochschulentwicklung
(Hrsg.)
50 Jahre HAW:
Festschrift
Gütersloh, 2019
www.che.de/
50-jahre-haw
Isabel Roessler ist Senior Projektmanagerin beim
CHE Centrum für Hochschulentwicklung. Ihr Fokus
liegt auf den Themen Third Mission und Transfer
von und in Hochschulen.
3/2019 didacta-magazin.de 67
WEITERBILDUNG IN KÜRZE
KOMPETENZERFASSUNG FÜR WEITERBILDNER
Lehrende in der Erwachsenenbildung können ihre
Kompetenzen kostenfrei analysieren und validieren lassen.
Im Programm „Portfolio Plus“ des Deutschen Instituts für
Erwachsenenbildung beantworten Interessierte 70 Fragen
zu ihren Fähigkeiten und Kompetenzen, die von Experten
begutachtet werden. Sie stellen die Grundlage für eine individuelle
Kompetenzbilanz dar, die Teilnehmer erhalten. Ziel von
Portfolio Plus ist es, Lehrenden in der Erwachsenen bildung
informell erworbene Fähigkeiten zu bescheinigen und ihnen
Hinweise für die berufliche Weiterbildung zu geben.
■■
www.die-bonn.de/greta/portfolioplus.aspx
WENIGER WACHSTUM WEGEN FACHKRÄFTEMANGEL
Der Arbeitskräfte mangel durch den demo grafischen Wandel wird ab 2025 zu einem
geringeren Wirtschaftswachstum und langsamer wachsenden Lebensstandard
führen. Das prognostiziert die Studie „Wachstum und Produk tivität 2035“ des ifo
Instituts im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. So werde sich das jährliche Wirtschaftswachstum
bis 2035 auf 0,6 Prozent halbieren. Besonders stark seien diese
Auswirkungen in strukturschwachen Regionen wie dem Saarland, Sachsen- Anhalt
und Mecklenburg- Vorpommern.
■■
www.bertelsmann-stiftung.de
NATIONALE WEITERBILDUNGSSTRATEGIE
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat im
Juni die Nationale Weiterbildungsstrategie veröffentlicht.
Sie soll Menschen auf den digitalen Wandel einstellen und
Chancengleichheit fördern. Schwerpunkte der Strategie
sind unter anderem bessere Weiterbildungsberatung, bessere
Qualifizierung des Weiterbildungspersonals und eine
Weiterentwicklung von Fortbildungsabschlüssen und Weiterbildungsangeboten.
Die Strategie wurde zusammen mit
dem Arbeitsministerium in Abstimmung mit Arbeit gebern,
Gewerkschaften, der Bundesagentur für Arbeit und der
Kultusministerkonferenz erarbeitet. Zum Download auf:
■■
www.bmbf.de
Fotos: © Rawpixel.com / Shutterstock.com
68 didacta-magazin.de 3/2019
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Weiterbildung
Den Kontakt
zu sich behalten
Zu den Patienten von Dr. Volker Reinken zählen viele Lehrkräfte. Ihre Diagnose: Burn-out.
In didacta gibt er Tipps, wie sich Lehrkräfte davor schützen können.
Interview Silvia Schumacher
70 didacta-magazin.de 3/2019
Fotos: © Zivica Kerkez / Shutterstock.com; Vincera Klinik Bad Waldsee
Dr. Volker Reinken,
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, ist
ärztlicher Direktor sowie Chefarzt der Vincera
Klinik Bad Waldsee. Er behandelt unter anderem
Lehrkräfte, die an Burn-out erkrankt sind.
didacta: Was genau passiert im Körper
und mit der Psyche bei einer Burn-out-
Erkrankung?
Dr. Volker Reinken: Es handelt sich
um ein Selbstentfremdungssyndrom.
Man verliert das Gefühl zu sich selbst,
fühlt sich zunehmend erschöpft. Diese
Erschöpfung betrifft den Menschen auf
allen Ebenen. Sie äußert sich in Schlafstörungen,
Spannungskopfschmerz,
Freudlosigkeit, Antriebsmangel bis hin
zu Entwicklungen von Folgeerkrankungen
wie Ängsten oder Depressionen.
Sie behandeln in Ihrer Klinik viele
Lehrkräfte, die sich ausgebrannt fühlen.
Über welche Probleme aus dem
Schulalltag berichten diese?
Sie berichten vor allem über Probleme
mit den Vorgesetzten, zum Beispiel,
dass sich die Lehrkraft sehr angestrengt
hat, flexibel beim Stundenplan war, aber
dafür nicht die Wertschätzung erhält, die
sie sich erhofft hat. An zweiter Stelle
stehen Lehrer-Schüler-Konflikte, an
dritter Stelle Beschwerden von Eltern.
Oftmals kommen die Lehrer mit der
Belastung an sich zurecht. Wenn sie
sich aber bei Konflikten von der Schulleitung
im Stich gelassen fühlen, dann
kippt es.
Konflikte mit den Vorgesetzten gibt
es auch in anderen Berufen, dennoch
leiden Lehrkräfte – wie etwa das Gutachten
des Aktionsrats Bildung 2014
zeigte – häufiger als andere Berufsgruppen
unter Burn-out. Woran liegt das?
Zu den größten Risikofaktoren von Burnout
zählt mangelnde Distanzierungsfähigkeit,
also nicht abschalten zu können.
Lehrersein ist ein Beziehungsberuf, man
muss oft mit Konflikten umgehen und
trägt Verantwortung für Menschen. Wenn
da etwas schief läuft, führt das eher
dazu, dass man nicht mehr abschalten
kann. Ein weiteres Risikokriterium ist
die mangelnde Fähigkeit, soziale Unter-
stützung einzuholen. Lehrer sind sehr oft
Einzelkämpfer.
Man sollte also auch mal Kollegen um
Hilfe bitten?
Zum Beispiel. Lehrkräfte besprechen nur
selten Situationen aus dem Klassenzimmer
mit Kollegen. Je weniger es einem
gelingt, sich zu öffnen und auf der eigenen
Hierarchieebene zu vernetzen, desto
höher ist das Risiko für Burn-out. Wenn
die Person dann noch dazu neigt, schnell
aufzugeben, zu sagen, das nützt doch
nichts, sinkt die Lebenszufriedenheit.
Und zusammen mit den oben genannten
Faktoren führt das zu einem erhöhten
Burn-out-Risiko.
Spielt auch eine Rolle, dass Lehrkräfte
quasi nie Feierabend haben und auch
von zu Hause arbeiten?
Ja. Denn auch das kann mangelnde Distanzierungsfähigkeit
begünstigen. Home
Office an sich schützt eher vor Burn-out,
da man bessere Selbststeuerungsmöglichkeiten
hat. Wenn es aber dazu führt,
dass man das Gefühl hat, nie Feierabend
zu haben, dann eben nicht mehr.
Haben Sie einen Tipp, um genau das
zu vermeiden?
Die Arbeitsmaterialien nur an einem Platz
sammeln, sich zu Hause einen Arbeitsbereich
einrichten und nicht auch im Wohnzimmer
oder abends im Bett noch schnell
etwas für den Unterricht vorbereiten. Das
ist Gift für die Distanzierungsfähigkeit.
Was sind erste Alarmsignale für Burnout?
Kreativitätsmangel kann ein Alarmsignal
sein – wenn man froh ist, die Sachen
irgendwie gewuppt zu bekommen und
keinen Antrieb mehr hat, Neues zu erarbeiten.
Ein weiteres Warnzeichen ist sozialer
Rückzug: wenn mir alles Mögliche
von der Schule durch den Kopf geht
und eine Freudlosigkeit entsteht, auch
bei Dingen, die früher Spaß gemacht
haben. Man fühlt sich einfach zu platt, um
Freunde zu treffen oder Sport zu treiben.
Anzeichen, die man auch von „normalen“
Stressphasen kennt …
Ja, aber der Unterschied ist, dass Stress
kommt und geht. Wenn er bleibt, ist es
3/2019 didacta-magazin.de 71
Weiterbildung
nicht normal. Unser Körper und unsere
Psyche sind darauf ausgelegt, stressige
Situationen zu bewältigen. Hormone,
erhöhter Blutdruck und Puls führen zu
einer erhöhten Wachsamkeit. Man kann
auch mal eine Nacht durcharbeiten, aber
danach braucht es eine Erholungsphase.
Im Schulalltag helfen kleine Achtsamkeitsübungen,
die keine Zeit kosten und
zwischendurch eingebunden werden
können.
Zum Beispiel?
Wenn man den Klassenraum wechselt
oder eine kurze Pause hat, kann man
dies nutzen, um bewusst durchzuatmen
und mit der Atmung den Körper
wahrzunehmen. Wir sprechen dabei von
Bodyscan. Das Achtsamkeitskonzept
basiert nicht darauf, schnell Änderung
herbeizuführen, sondern sich selbst
wahrzunehmen.
Und das hilft tatsächlich, Burn-out
vorzubeugen?
Ja. Es geht darum, den Modus zu wechseln:
weg von „alles im Blick haben“, hin
zu „sich selbst im Blick haben“. So halte
ich den Kontakt zu mir selbst.
Gibt es Schularten oder Fächer, bei
denen die Lehrkräfte besonders gefährdet
sind, an Burn-out zu erkranken?
Viele meiner Patienten unterrichten an
Haupt- beziehungsweise Mittelschulen.
Dort gibt es mehr Konfliktpotenzial.
Aber letzten Endes kann man das nicht
pauschalisieren, auch an diesen Schulen
kommen Lehrkräfte gut zurecht. Burn-out
ist ein persönliches Thema, das Umfeld
schafft lediglich den Boden dafür, dass
es wachsen kann.
Was sollte man tun, wenn man beobachtet,
dass eine Kollegin oder ein Kollege
mit dem Schulalltag überfordert
ist?
Hier gilt das Motto: Ratschläge sind
Schläge. Empathische Begleitung ist
wichtig, dasein und zur Verfügung stehen,
um auch inhaltliche Themen zu
besprechen. Man sollte seine Besorgnis
zum Ausdruck bringen und das Thema
wachhalten, sodass derjenige selbst zur
Einsicht kommt und sagt: Du hast recht,
ich sollte etwas ändern.
Was ist dann der erste Schritt?
Erste Anlaufstelle können die Schulberatungsstellen
oder Lehrergewerkschaften
sein. Sie bieten kollegiale Beratung,
Supervision, Coachings und Fortbildungen.
Hat der Betroffene aber den Eindruck,
dass es schon Richtung Krankheit
geht, sollte der Hausarzt aufgesucht
werden. Er prüft, ob organische Ursachen
dahinterstecken – findet er nichts, führt
der Weg zum niedergelassenen Psychotherapeuten.
Wenn dieser eine Auszeit für
notwendig hält, folgt für gewöhnlich eine
stationäre Aufnahme für sechs Wochen
in einer Klinik.
Wie hoch stehen die Chancen, dass
die Lehrkraft danach wieder arbeiten
kann?
Die stehen gut. Die Therapie dreht sich
viel um Konfliktmanagement. In Rollenspielen
trainieren wir das eigene Verhalten,
aber auch, sich in andere einzufühlen.
Das führt etwa dazu, dass man den Vorgesetzten
besser versteht und seine Anliegen
klarer formulieren kann. Im letzten
Schritt wird die Wiedereingliederung in die
Schule vorbereitet, sodass die Lehrkraft
mit ihren „Knackpunkten“ gut umgehen
kann.
Was können Schulleiterinnen und Schulleiter
tun, um ihr Team zu schützen?
Zum einen können sie etwas für sich
selbst tun: Auch sie müssen darauf
achten, dass sie den Kontakt zu sich
behalten. Dann können sie auch verständnisvoller
mit ihrem Team umgehen und es
entsteht weniger Beziehungsstress. Sie
sollten außerdem die Prozesse an ihrer
Schule so gestalten, dass sie salutogenetisch
kompatibel, also gesundheitsfördernd
sind.
Das heißt konkret?
Es gibt drei Säulen, die Menschen helfen,
auch in schwierigen Situationen gesund
zu bleiben: Vorhersehbarkeit, Handhabbarkeit
und Sinnhaftigkeit von Ereignissen.
Als Schulleiter muss ich also Zeit investieren,
um den Lehrkräften bestimmte
Veränderungen zu erklären und plausibel
machen zu können. So hole ich die
Lehrer mit ins Boot und pflege eine gute
Beziehung zu ihnen. Und das hilft dabei,
Burn-out vorzubeugen.
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2/2019 didacta-magazin.de 73
Weiterbildung
Weg mit den Stolpersteinen
Viele Schulkinder mit einer anderen Muttersprache machen im Deutschen typische Fehler,
die Kindern mit Deutsch als Erstsprache nicht passieren. Mit einfachen Tricks können
alle Lehrkräfte dazu beitragen, dass sich diese Fehler nicht verfestigen.
Text Vincent Hochhausen
AUF EINEN BLICK
››
Schüler/-innen, die in Deutschland
aufwachsen, aber deren Muttersprache
nicht Deutsch ist, lernen die Sprache
meist in informellen Kontexten und ohne
explizite Regeln.
››
Dieses informelle Lernen funktioniert bei
bestimmten „Sprachstolpersteinen“ nicht
und kann zu Problemen beim Lesen und
Verfassen von Texten führen.
››
Mit einfachen Maßnahmen können Lehrkräfte
solche Stolpersteine im Unterricht
berücksichtigen.
Für viele Kinder, die deutsche Schulen
besuchen, ist Deutsch nicht die Muttersprache.
Wie hoch der Anteil der
„Zweitsprachler“ an den Schulen ist,
darüber gibt es keine genauen Zahlen.
Eine Erhebung des Statistischen
Bundesamtes ergab, dass 2017 in 2,5
Millionen Mehrpersonenhaushalten vorwiegend
eine andere Sprache als Deutsch
gesprochen wurde – also in mehr als zehn
Prozent aller Mehrpersonenhaushalte.
Erwerben statt lernen
Kinder mit einer anderen Muttersprache,
die in Deutschland aufwachsen,
erlernen Deutsch meist nicht in for-
74 didacta-magazin.de 3/2019
Foto: © Africa Studio / Shutterstock.com
Zum
Weiterlesen:
Dr. Yurdakul
Cakir-Dikkaya
(Hrsg.)
DaZ für den
Fachunterricht
der Sekundarstufe
I. Gesellschaftswissenschaften,
Cornelsen,
2017
Dr. Yurdakul
Cakir-Dikkaya
(Hrsg.)
DaZ für den
Fachunterricht
der Sekundarstufe
I.
Mathematik,
Cornelsen,
2017
malen Settings wie in Deutschkursen.
„Der Spracherwerb findet
unsystematisch, informell und im
alltäglichen Kontakt zum Beispiel mit
Gleichaltrigen statt“, erklärt Dr. Yurdakul
Cakir-Dikkaya, Linguistin an der
Universität Duisburg-Essen, die auf
die Didaktik von Deutsch als Fremdund
als Zweitsprache spezialisiert ist.
„Zweitsprachler werden nicht wie in
Deutschkursen erst nach und nach mit
der ganzen Komplexität der zu erlernenden
Sprache konfrontiert, sondern
von Anfang an. Zudem lernen sie nicht
anhand von expliziten Regeln, sondern
bilden im Umgang mit der Sprache
selbst implizite Hypothesen darüber,
wie die Sprache funktioniert“, sagt
sie. Diese Art des Spracherwerbs
kann zum einen dazu führen, dass
die betreffenden Schülerinnen und
Schüler wenig Erfahrung mit deutscher
Schriftsprache haben und ihnen
Textverständnis und Rechtschreibung
besonders schwer fällt. Zum anderen
bilden sich durch den unsystematischen
Erwerb bei vielen Kindern
falsche Sprachregeln heraus, meist
in Bereichen der deutschen Sprache,
die keine oder sehr komplexe Regeln
haben, die die Kinder nicht intuitiv
erfassen können. „Solche sprachlichen
Stolpersteine kann man überwinden,
wenn sie erkannt und systematisiert
eingeübt werden“, sagt Cakir-Dikkaya.
Dabei sollten die Lehrkräfte Hilfestellung
bieten – möglichst nicht nur im
Deutschunterricht.
Probleme erkennen
Es ist wichtig, dass Lehrkräfte solche
spezifischen Sprachstolpersteine kennen
und ihren Unterricht so gestalten,
dass man ihnen möglichst gut begegnen
kann. „Vielen Lehrern sind solche
Schwierigkeiten gar nicht so bewusst“,
sagt Cakir-Dikkaya. Sie plädiert dafür,
dass bei allen Lehrkräften Bewusstsein
dafür geschaffen wird, vor welchen
speziellen Schwierigkeiten Kinder stehen,
für die Deutsch die Zweitsprache
ist. So werde eine integrierte Sprachförderung
möglich, also eine Unterstützung
der Zweitsprachler, die in den
regulären Unterricht eingebettet ist.
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Weiterbildung
Beispiele
Situation 1: Adjektive richtig deklinieren
Die Kinder lernen in der Grundschule, wie
man Personen beschreibt. Die Lehrerin
sammelt dazu zusammen mit den Schülern
Adjektive – groß, klein, blau, braun und so
weiter – und schreibt sie an die Tafel. Als
die Kinder ihre Personenbeschreibungen
vorlesen, zeigt sich, dass vor allem die nichtmuttersprachlichen
Kinder die Adjektive nicht
richtig angleichen, sie schreiben zum Beispiel
„ein rotes Pullover“ oder „einen blauen
Hose“. Die Lehrerin korrigiert die Schüler,
aber geht sonst nicht weiter darauf ein.
Anregung: Das Problem liegt darin, dass die
Zweitsprachler in der Klasse Schwierigkeiten
mit der komplizierten Adjektivdeklination
im Deutschen haben, die ihnen nie explizit
beigebracht wurde. Gleichzeitig setzt der
Unterricht der Lehrkraft aber dieses Wissen
bei den Schülern bereits voraus. „Anstatt
die Fehler einfach nur zu korrigieren wäre
es sinnvoll, einen Beispielsatz mit allen drei
Genera an die Tafel zu schreiben, sodass
die Schüler sehen können, wie die Endung
der Adjektive mit dem Genus der Substantive
zusammenhängt“, sagt Yurdakul Cakir-
Dikkaya.
Situation 2: Welche Präposition ist richtig?
Ein Klassenausflug wird geplant. Der Lehrer
sammelt mit den Schülern Vorschläge und
schreibt sie an die Tafel: Zoo, Eisstadion,
Schokoladenmuseum, Hafen und Kino. Als
er mit den Kindern über die Vorschläge diskutiert,
fällt ihm auf, dass die Zweitsprachler in
der Klasse oft falsche Präpositionen nutzen
oder sie ganz weglassen.
Anregung: Dadurch, dass je nach Wort
oder Kontext im Deutschen verschiedene
Präpositionen richtig sind – „ich gehe zur Pestalozzischule“
und „ich gehe auf die Pestalozzischule“
bedeuten dasselbe – fällt es ihnen
schwer, sich die Regeln zur richtigen Verwendung
von Präpositionen im informellen
Lernen selbst anzueignen. In dieser Situation
hilft es, beim Ideensammeln nicht nur die
Orte, sondern auch die dazugehörigen Präpositionen
an die Tafel zu schreiben, also:
Wir wollen
... in den Zoo
... zum Hafen
So haben die Schüler die richtige Präposition
vor Augen und können sich diese einprägen.
Situation 3: Pronomen in Texten
richtig zuordnen
In einer Realschulklasse wird ein Text über
das Römische Reich gelesen. Als der Text
besprochen wird, fällt der Geschichtslehrerin
auf, dass eine Schülerin Schwierigkeiten
hat, den Sinn des Textes wiederzugeben.
Durch Nachfragen wird deutlich, dass es dem
Mädchen schwer fällt zu erkennen, auf welche
Substantive sich die Pronomen im Text
beziehen.
Anregung: Eine klassische Schwierigkeit
für alle Deutschlerner ist das grammatikalische
Geschlecht von Substantiven. Im
gesprochenen Deutsch sind solche Fehler
meist gut zu verschmerzen. Jeder versteht
im Alltag, was mit „Mach mal bitte den
Tür zu“ gemeint ist. In Texten wirkt sich
dies jedoch stärker aus: Dort werden häufiger
Substantive durch Pronomen ersetzt,
die sich wiederum nach dem Genus des
ersetzten Wortes richten (also „Der Senat
entsandte es [das Heer] nach Sizilien“ aber
„Der Senat entsandte ihn [den Konsul] nach
Sizilien“). Dadurch haben viele Kinder, die
Deutsch als Zweitsprache lernen, Schwierigkeiten,
Texten zu folgen, in denen viele
Pronomen vorkommen. Frau Cakir-Dikkaya
empfiehlt: „In einem ersten Schritt können
76 didacta-magazin.de 3/2019
die Lehrer, bevor der Text gelesen wird,
selbst die Bezüge der Pronomen mit den
Substantiven herstellen. Im zweiten Schritt
machen dies die Schüler selbst. Wenn das
zu zeitaufwendig ist, kann man dies den
betreffenden Kindern auch im Vorfeld als
Hausaufgabe aufgeben. Und im dritten
Schritt stellen die Kinder automatisch beim
Lesen mit dem Bleistift die Bezüge her.“
Mit solchen und anderen Beispielen können
Lehrkräfte auf die Bedürfnisse der Kinder mit
Deutsch als Zweitsprache in ihren Klassen
eingehen. Das fordert zwar ein Problembewusstsein
bei den Lehrkräften und ist
teilweise zeitaufwändig, doch letztlich ist es
auch im Interesse der Lehrkräfte, alle Kinder
zu fördern, findet Sprachwissenschaftlerin
Cakir-Dikkaya: „Es ist für die meisten Lehrer
frustrierend, wenn die Hälfte der Schüler
einen Text nicht versteht. Die meisten Lehrkräfte,
die ich fortbilde, bestätigen mir, dass
es sich lohnt, solche sprachlichen Aspekte im
Unterricht zu berücksichtigen – denn dadurch
können sie alle Kinder mitnehmen.“
TIPPS FÜR LEHRKRÄFTE
Sprachsensibler Umgang
mit Texten im Unterricht:
››
Nicht auf Texte verzichten, weil
Schüler/-innen Verständnisprobleme
haben.
››
Statt den Text gemeinsam Satz
für Satz durchzugehen, lieber vor
dem Lesen inhaltliches Vorwissen
aktivieren.
››
Statt die Schüler nach dem
Lesen zu fragen, ob Wörter nicht
verstanden wurden, lieber vor
dem Lesen gemeinsam die
wichtigsten Begriffe klären.
››
Statt Überschriften zu den Abschnitten
schreiben zu lassen, lieber selbst
Überschriften formulieren und den
Schülern die Aufgabe stellen, diese
den richtigen Abschnitten zuzuordnen.
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Weiterbildung
Veranstaltungstipps 2019
Kongresse, Seminare und Messen rund um Bildung, Lehren und Lernen
Frankfurt Edu Konferenz 2019
Bildungspolitisches Forum
16. Oktober 2019 in Frankfurt am Main
Diversität – Aufwachsen und Lernen in der heterogenen
Gesellschaft: Welche Konzepte wirken und werden sowohl Kindern
als auch den Fachkräften gerecht? Welche Projekte sind
sinnvoll? Diesen Fragen gehen Expertinnen und Experten auf
der Frankfurter Buchmesse in Vorträgen und Gesprächsrunden
auf den Grund. Erstmals wird die akkreditierte Fortbildungsveranstaltung
ergänzt durch einen englischsprachigen Teil.
■■
www.buchmesse.de/edukonferenz
23. Oktober 2019 in Berlin
„Bildung braucht mehr als einen klugen Kopf“ – zu diesem
Thema findet bei der Robert Bosch Stiftung in Berlin das
Bildungspolitische Forum des Leibniz-Forschungsverbundes
Bildungspotenziale statt. Gemeinsam diskutieren die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer aus Bildungspolitik, -praxis
und -forschung die Rolle sozio-emotionaler Fähigkeiten im
Bildungskontext.
■■
www.leibniz-bildungspotenziale.de
Onlinekongress: Schulleiterforum
#excitingedu Kongress 2019
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5. bis 7. November 2019
Unter dem Motto „Mit Kopf, Herz und Verstand – Schule
zukunftsfähig gestalten” erhalten Schulleitungen beim Onlinekongress
der Schilfakademie Tipps rund um das Thema Digitalisierung.
Expertinnen und Experten teilen ihr Wissen in
virtuellen Webinar-Räumen zu Cybermobbing, Medienkonzepten
oder Big Data im Unterricht. Die Webinare finden
außerhalb der regulären Unterrichtszeit ab 15 Uhr statt. Tagestickets
kosten 98 Euro, das Gesamtkongress-Ticket 234 Euro.
■■
www.schulleiterforum.de
13. bis 15. November 2019
in Berlin
Auf dem Kongress für die digitale
Schule „#excitingedu“ treffen sich Lehrkräfte, Schulträger-
Teams und weitere schulische Entscheider/-innen, um sich
über aktuelle Themen der digitalen Bildung zu informieren.
Teilnehmer/-innen erwarten praktische Workshops, Vorträge
und eine Bildungsmesse. Frühbucherrabatt, 59 Euro für Lehrkräfte
bis zum 1.10.2019.
■■
www.excitingedu.de
Berufsbildungskongress
Lehrertag NRW
14. und 15. November 2019 in Berlin
Unter dem Motto „Digitalisierung – Jenseits des Kabels“
findet der Berufsbildungskongress des Bundesverbandes
der Lehrkräfte für Berufsbildung statt. Der Kongress setzt
sich mit der Digitalisierung und den sich daraus ergebenden
pädagogischen Aufgabenstellungen auseinander, die weit
über die Anforderungen an gute technische Infrastruktur
hinausgehen. Die Teilnahmegebühr beträgt 250 Euro.
■■
www.bildungsmedien-kongresse.de
16. November 2019 in Dortmund
Der Kongress „Netzwerk Schule – Lehrertag NRW 2019“
eröffnet mit einem Hauptvortrag zum Thema „Generation
Online – eine medienpsychologische Perspektive auf die
Herausforderungen der Digitalisierung“. Im Anschluss können
Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 48 Einzelveranstaltungen
auswählen. Der Weiterbildungstag mit Ausstellung
wird vom Verband Bildungsmedien gemeinsam mit dem
Verband Bildung und Erziehung und dem Landesverband
NRW veranstaltet. Anmeldung auf:
■■
www.netzwerk-schule.nrw
78 didacta-magazin.de 3/2019
der Newsletter rund um
das Thema Nachhaltigkeit!
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SOUS-MAGAZIN.DE 79
Die nächste didacta erscheint am
6. November 2019
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