05.09.2019 Aufrufe

Bremer Sport Herbst 2019

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

BREMER SPORTLEGENDEN<br />

„Gewinnen und<br />

verlieren gehören<br />

im <strong>Sport</strong> einfach<br />

dazu“<br />

Europameister, Deutscher<br />

Meister, Europapokalsieger<br />

und DFB-Pokalgewinner:<br />

Werder-Legende Dieter Eilts<br />

äußert sich im Interview zum<br />

Deutschen <strong>Sport</strong>abzeichen.<br />

Foto: MÄR<br />

28<br />

In ihrer aktiven Zeit als Profifußballer waren<br />

sie körperlich über viele Jahre extrem<br />

gefordert. Welchen Stellenwert nimmt der<br />

<strong>Sport</strong> heute in ihrem Leben ein?<br />

Grundsätzlich sollte man körperlich aktiv<br />

sein und <strong>Sport</strong> treiben, solange es die<br />

Gesundheit zulässt. Denn irgendwann hat<br />

man vielleicht das Pech, dass der Körper<br />

nicht mehr mitmacht, weil es irgendwelche<br />

Probleme gibt. Dann trauert man diesen<br />

Bewegungsdefiziten hinterher. Ich selbst<br />

bin sportlich leider schon stark eingeschränkt.<br />

Joggen geht mittlerweile gar nicht<br />

mehr. Selbst wenn ich spazieren gehe, fängt<br />

mein Knie nach einer gewissen Zeit an<br />

Probleme zu machen. Das sind die Folgeschäden<br />

meiner Karriere als Profifußballer.<br />

Klar tut es weh, wenn man weiß, was früher<br />

in sportlicher Hinsicht alles möglich war.<br />

Aber man muss sich davon freimachen,<br />

weil man es nicht mehr ändern kann. Sich<br />

zu ärgern, bringt nichts. Ich versuche heute<br />

regelmäßig Fahrrad zu fahren, auch zur<br />

Arbeit. Zumindest da habe ich etwas Bewegung.<br />

Wenn man mal vom Schwimmen<br />

und Werfen absieht, könnte ich die anderen<br />

Disziplinen gar nicht mehr absolvieren.<br />

Viele ehemalige <strong>Sport</strong>ler leiden unter den<br />

Folgeerscheinungen ihrer aktiven Karriere.<br />

Wird heutzutage eigentlich anders trainiert<br />

als früher?<br />

Ja, es wird anders trainiert. Darüber muss<br />

man nicht diskutieren. Die Belastung und<br />

der Umfang sind um ein Vielfaches höher<br />

heutzutage. Gerade auch für jüngere <strong>Sport</strong>ler.<br />

Ich bin im Alter von 19 Jahren zum SV<br />

Werder Bremen gekommen. Damals haben<br />

wir drei Mal pro Woche trainiert. Heutzutage<br />

– wohlgemerkt im U11 oder U12-Bereich<br />

– wird schon vier Mal pro Woche trainiert.<br />

Hinzu kommen die Spiele am Wochenende.<br />

Im U15-Bereich wird teilweise sogar<br />

fünfmal pro Woche trainiert. Dann kommt<br />

noch der Schulsport dazu, beziehungsweise<br />

das Training an den Eliteschulen und Leistungszentren.<br />

Da kommen dann schnell<br />

sieben Trainingseinheiten pro Woche plus<br />

die Spieltage zusammen.<br />

Ist das gestiegene Trainingspensum ein<br />

Grund für die hohe Fluktuation im Jugendbereich?<br />

Ich war kürzlich bei einer Trainerfortbildung<br />

in Kassel. Da ist eine Studie vorgestellt<br />

worden, die besagt, dass von den<br />

Kindern, die anfangen Fußball zu spielen<br />

bis zum A-Jugendbereich 75 Prozent flöten<br />

gehen. Die hören auf mit dem Fußball. Bis<br />

zur E-Jugend bleiben die Zahlen noch recht<br />

stabil, aber dann bricht das sukzessive ab.<br />

Unter anderem natürlich, weil die Mannschaften<br />

größer werden und man dadurch<br />

Spielgemeinschaften bilden muss, die oftmals<br />

schnell auseinanderbrechen. Aber<br />

auch, weil Schule, Freizeit und andere Aktivitäten<br />

ihre Zeit haben wollen.<br />

Welche Erfahrungen und Erlebnisse verbinden<br />

sie mit dem Deutschen <strong>Sport</strong>abzeichen?<br />

Das <strong>Sport</strong>abzeichen verbinde ich zuallererst<br />

mit dem Schulsport. Damals während<br />

meiner Schulzeit gab es die Bundesjugendspiele<br />

und <strong>Sport</strong>feste. Die Bundesjugendspiele<br />

hatten viel mit Leichtathletik zu tun<br />

und das hat mir als Schüler viel Spaß gemacht.<br />

Das Deutsche <strong>Sport</strong>abzeichen habe<br />

ich während meiner Karriere als Profifußballer<br />

bei Werder Bremen einmal gemacht<br />

– das war zu Zeiten von Otto Rehhagel. Mit<br />

mehreren Spielern aus der Mannschaft haben<br />

wir das <strong>Sport</strong>abzeichen damals absolviert.<br />

Ich kann leider nicht mehr genau sagen,<br />

in welchem Jahr das war. Aber ich kann<br />

mich noch daran erinnern, dass es wahnsinnig<br />

viel Spaß gemacht hat und richtig<br />

anstrengend war. Besonders das Schwimmen<br />

war und ist nicht unbedingt meine<br />

Königsdisziplin (schmunzelt). Natürlich<br />

wollte damals jeder aus der Werder-Mannschaft<br />

beim <strong>Sport</strong>abzeichen der Beste sein.<br />

Das ist ganz normal, denn als <strong>Sport</strong>ler bist<br />

du ergebnisorientiert. Von daher haben wir<br />

uns gegenseitig ordentlich gepusht.<br />

Wie bewerten sie die Grundidee des <strong>Sport</strong>abzeichens<br />

mit den verschiedenen Leistungsstufen<br />

für alle Altersklassen? Ist das<br />

Stufensystem noch angemessen?<br />

Ich finde schon, denn das Gewinnen und<br />

Verlieren gehören im <strong>Sport</strong> einfach dazu.<br />

Auch zur Erziehung. Im normalen Leben<br />

ist es ja auch so, dass man Niederlagen einstecken<br />

muss, dass Dinge nicht funktionieren,<br />

und dann gibt es wieder Situationen,<br />

in denen alles nach Wunsch läuft. Deshalb<br />

habe ich mit diesem eher leistungsorientierten<br />

System des <strong>Sport</strong>abzeichens<br />

überhaupt keine Probleme. Die Frage ist<br />

natürlich, in welchem Alter man anfängt,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!