Poste Italiane SpA – Sped. in a.p.
-70% – NE BOLZANO – 71. Jahrgang
Nr. 4 | AUGUST | 2019
Zweimonatszeitschrift
KulturFenster
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol
70Jahre
Heimatpflegeverband
Heimatpflege wird 70
Musik – Teil unseres Lebens
„Politik soll der Kultur dienen“
• Geleitwort •
• Inhalt •
• Heimatpflege
70 Jahre und kein bisschen müde 3
Heimatpfl ege wird 70 4
Zwölf Gebote des Heimatschutzes 5
Rostbraune Mauerbiene
„Insekt des Jahres“ 6
Michael Steinwandter
hält hochaktuellen Vortrag 7
Orts- und Flurnamen
im Burggrafenamt 10
Studentinnen und Studenten
machen Heimat zum Thema 12
„Netzwerk Kulturerbe“ 14
Florian Trojer – der Neue im HPV 15
Geheimtipp Salurn 16
„Terra tra i monti – Land im Gebirge“ 17
Hoangort auf Schloss Tirol 19
Christl Patzleiner –
eine ganz patente Frau 20
Dialog mit Politikern und Behörden suchen
Eine gewisse Art von Unerschrockenheit
und Überzeugungskraft sind notwendige
Requisiten für Heimatpflegerinnen und
Heimatpfleger: Das erklärt wörtlich Claudia
Plaikner, Landesobfrau des Heimatpflegeverbandes
Südtirol, in ihrem Beitrag zum 70.
Gründungsjubiläum des HPS, das in diesem
Jahr begangen wird. Der Verband sei
70 Jahre alt ,,und kein bisschen müde“. Er
suche – wie die Gründerväter vor 70 Jahren
- den Dialog mit Politikern und Behörden,
,,weil diese Entscheidungen für unser
Land treffen“. Oberste Devise der Heimatpfl
egerinnen und Heimatpfleger sei ein energisches
Plädoyer für mehr Heimat und weniger
Habgier, für mehr Kultur und weniger
Kommerz – mit dem Ziel, ,,unsere Heimat
die weiteren 70 Jahre und darüber hinaus
beziehungsreich und verantwortungsbewusst
mitzugestalten,“ so Claudia Plaikner.
• Blasmusik
Musik – Teil unseres Lebens 21
Die Sitzordnung eines Blasorchesters 23
Musik in Bewegung –
Fortbildung für Stabführer in Kaltern 27
Die Blasmusikjugend begeistert 28
Drei Landesteile, drei Konzerte,
drei Dirigenten 29
25. Innsbrucker Promenadenkonzerte 30
Neue Leseecke für Kapellmeister 31
40. Österreichisches Blasmusikfest in Wien 32
Jasmin Penz bei OBV erfolgreich 33
6. Bundeswettbewerb
„Musik in Bewegung“ 34
SJK Bozen feiert 100. Bestandjubiläum 35
Andrea Götsch bei
Wiener Philharmonikern 36
Marsch von R. Schwärzer – Uraufführung 38
In memoriam Prof. Hans Eibl 40
Musikpanorama 41
Der VSM widmet in dieser Ausgabe das
Thema der ,,Sitzordnung eines Blasorchesters“.
Autor ist Walter Ratzek, bis zu seiner
Pensionierung neben einer Reihe anderer
Funktionen Leiter des Stabsmusikkorps
Berlin, Gastdirigent nationaler und internationaler
Orchester und seit 2016 Leiter des
Studienlehrgangs ,,Instrumentieren – Blasorchesterleitung“
am Bozner Konservatorium.
Er erklärt, dass es im Vergleich zum
Sinfonieorchester eigentlich keine standardisierte
Besetzung gebe, deswegen sei ein
Kompromiss gewissermaßen die Kunst des
Möglichen. Er listet dann die verschiedenen
Möglichkeiten und Herausforderungen auf,
die ein Kapellmeister bei der Sitzordnung zu
treffen habe.
Der Südtiroler Chorverband hat Ende Juli
in der Fürstenburg in Burgeis seine traditionelle
Chor- und Stimmbildungswoche abgehalten.
Einer der beiden Leiter, der aus
Katalonien (Spanien) stammende Dozent
für Chorleitung Jordi Casals, unterstreicht
in einem ausführlichen Interview die vielschichtige
Aufgabe und Bedeutung eines
Chorleiters. Er müsse Betreuer, Mentor, Leiter
und sogar Psychotherapeut sein.
Alfons Gruber
• Chorwesen
SCV Veranstaltungskalender 45
Gespräch mit Jordi Casals:
„Politik soll der Kultur dienen” 46
Gesang und Genuss –
Chöre-Treffen in Kurtatsch 48
Geschäftsführer stellt sich
neuen Herausforderungen 49
„Sing, Swing and Dance“ –
Kindersingwoche in Tisens 50
Musicalwoche für
Jugendliche in Lichtenstern 51
Hauptorgel im Bozner Dom
wird renoviert 52
Alpenländische Singund
Wanderwoche in Rodeneck 53
Stimmgabel 54
Chorleiterinnen und Chorleiter
gesucht 55
2
KulturFenster
Vorweg
Heimatpflege Chorwesen
70 Jahre und kein bisschen leise
Für Kultur und Natur, für Geschichte und Brauchtum
Wir feiern 70 Jahre Heimatpflegeverband Südtirol:
Die Gründer des „Landesverbandes für
Heimatpflege in Südtirol“ wurden vor 70 Jahren
in erster dazu Linie bewogen, eine Dachorganisation
zu schaffen, damit die einzelnen
nach dem Krieg wieder entstandenen Heimatschutzvereine
darin zusammengefasst werden
konnten, mit dem Zweck, „die Interessen
der Allgemeinheit den Behörden gegenüber
wirksamer vertreten zu können“ (Antrag des
Meraner Vereinsobmannes Josef Prünster am
30./31. Juli 1949 auf Schloss Runkelstein).
Deshalb geht mein Blick zuerst mit Dank
zurück auf die vielen Heimatpfleger/innen,
die sich
in diesen 70 Jahren dem
Schutz von Kultur- und Naturlandschaft
gewidmet haben.
Und die Ziele sind in
diesen Jahren auch dieselben
geblieben. Nur die Methoden unserer
Arbeit haben sich aufgrund der Entwicklungen
in der Gesellschaft und speziell in
der Kommunikationstechnologie geändert.
Heute können wir mit Genugtuung auf
unseren „Heimatpflegeverband Südtirol“
– so lautet die etwas schlankere Bezeichnung
seit 2003 - mit seinem gut ausgebildeten
kapillaren Netz an Vereinen und
Ortsbeauftragten in den Dörfern und Städten
und mit der koordinierenden Geschäftsstelle
im Waltherhaus in Bozen blicken. Mit
der jüngst erfolgten personellen Aufstockung
in der Geschäftsstelle – wir können weiterhin
auf die Arbeit des bestens bewährten
Geschäftsführers Josef Oberhofer, auf die
junge und engagierte Sekretärin Daniela Donolato
Wiedenhofer und seit kurzem auch
auf Florian Trojer als neuen Assistenten des
Geschäftsführers setzen – ist es uns noch
besser möglich, die vielen und vielschichtigen
Herausforderungen anzunehmen und
zu bewältigen.
Aufgrund meiner verantwortungsvollen
Aufgabe, die ich als Obfrau des HPV übernommen
habe, gilt auch in diesem Jubiläumsjahr
mein Blick vor allem den Herausforderungen
der Gegenwart und Zukunft.
Wenn die Gründer des Heimatpflegeverbandes
das Ziel hatten, auf diese Weise die
Interessen der Allgemeinheit den Behörden
gegenüber wirksamer vertreten zu können,
so gilt das auch für uns heute. Wir müssen
immer wieder im öffentlichen Diskurs
betonen, dass unser ehrenamtliches Engagement
auf die Wahrung der Interessen der
Allgemeinheit und nicht etwa der von Partikularinteressen
gerichtet ist; dass wir uns
für Kultur und Natur, für Geschichte und
Brauchtum deshalb einsetzen, weil wir wissen,
dass diese Bereiche eine nachhaltige
Wirkung haben, dass sie von unserer Herkunft
zeugen und für unsere Zukunft maßgeblich
sind; dass nicht alles – so wie heute
leider weit verbreitet – nur mehr unter dem
Aspekt von Geld, Rendite und Kapital gesehen
wird; dass es Werte wie Beschränkung,
Zurückhaltung, Respekt vor Natur und
Mensch gibt; dass wir solidarisch tolerant
die neuen gesellschaftlichen Herausforderungen
angehen; dass wir unsere Jugend
derart sensibilisieren, dass sie selbstbestimmt,
phantasie- und verantwortungsvoll
ihr Leben und ihre Heimat gestalten kann.
Zu diesem Zweck suchen wir auch den
Kontakt zu Personen und Vereinigungen,
mit denen wir uns vernetzen und gemeinsam
an unseren Projekten arbeiten können.
Dieses Bemühen hat neben den
schon langjährigen Kooperationen wie mit
dem Dachverband oder dem AVS zum Beispiel
in der Knüpfung des „netz.werk.kultur.erbe“
oder in der neuen Zusammenarbeit
mit Studentinnen und Studenten
der Uni Bozen oder mit einer neu gestarteten
Kooperation mit den Welschtiroler
Heimatpflegern einen konkreten Niederschlag
gefunden.
Daneben ist es mir ebenso wichtig, den
Kontakt zu den Heimatpflegerinnen und
Heimatpflegern vor Ort zu intensivieren;
denn gerade sie sind diejenigen, die oft
auf Fehlentwicklungen in ihrem eigenen
Lebensumfeld aufmerksam machen und
deshalb auch mal ins Kreuzfeuer der Kritik
geraten können. Eine gewisse Art von
Unerschrockenheit und Überzeugungskraft
sind notwendige Requisiten für Heimatpflegerinnen
und Heimatpfleger.
Wir werden auch weiterhin den Dialog
mit den Behörden und Politikern suchen
- so wie es die Gründer vor 70 Jahren als
Ziel formulierten - weil diese die Entscheidungen
für unser Land treffen. Wir Heimatpflegerinnen
und Heimatpfleger
werden weiterhin
unser Plädoyer für mehr
Heimat und weniger Habsucht,
für mehr Kultur und
weniger Kommerz halten.
Wir werden weiterhin unsere
Heimat beziehungsreich und verantwortungsbewusst
mitgestalten.
70 Jahre: Noch im 19. Jahrhundert entsprach
dies der Lebenserwartung von zwei
Generationen; heute liegt sie für eine Generation
sogar drüber – wir sind langlebiger
geworden. Ich wünsche dem Südtiroler
Heimatpflegeverband: er möge lange
leben und weiterhin gut gedeihen und die
nächsten 70 Jahre mit viel Motivation und
Begeisterung angehen!
Claudia Plaikner, Landesobfrau
Nr. 04 | August 2019 3
Das Thema
Alles Gute zum Geburtstag!
Heimatpflege wird 70
Am 21. August 2019 feiert der Heimatpflegeverband
seinen 70. Geburtstag. Allzu
viel wolle man nicht zurückschauen, sagt
Obfrau Claudia Plaikner, zu brennend sind
die Probleme der Gegenwart. Aber ein bisschen
feiernd der Gründungsväter gedenken
will man zu einem runden 70. dann doch…
Sonntag, 21. August 1949: Im Schloss
Matschatsch, hoch über Eppan an der
Mendelstraße gelegen, findet die Gründungsversammlung
des „Verbandes für
Heimatpflege“ statt. Vorausgegangen war
einen Monat zuvor auf Schloss Runkelstein
bei Bozen eine Versammlung von 20 Delegierten
der Südtiroler Heimatschutzvereine,
die sich nach dem Krieg so langsam
wieder konstituiert hatten. Die Beratungen
gipfelten im Antrag des Meraner Vereinsobmannes
Josef Prünster, einen Dachverband
aller Heimatschutzvereine zu gründen,
„um die Interessen der Allgemeinheit
den Behörden gegenüber wirksamer ver-
treten zu können“. Diesem Auftrag ist der
Heimatpflegeverband bis heute treu geblieben.
Auf Runkelstein wurde in der Folge
ein Komitee beauftragt, einen Satzungsentwurf
für den zu gründenden Verband
auszuarbeiten und die Gründung des Verbandes
in die Wege zu leiten.
Einen Monat später war es dann soweit.
Unter der Leitung des Obmannes
des Heimatschutzvereins Bozen Hermann
Mumelter beschloss die Versammlung ein-
Georg Innerebner war von 1949
bis 1953 der erste Obmann des
Heimatpflegeverbandes.
Das Schloss Matschatsch in der Gemeinde Eppan. Hier gründeten Hermann
Mumelter, Georg Innerebner und Ernst Dieffenbach vom Heimatschutzverein Bozen,
Josef Prünster, Karl Huber und Karl Theodor Hoeniger vom Heimatschutzverein
Meran, Aurel Schwabik vom Heimatschutzverein Brixen, Lothar v. Sternbach, Josef
Freiberger und Anton Tasch vom Heimatschutverein Bruneck sowie Matthias Kiem
Stickler und Friedrich Erlacher vom Heimatschutzverein Algund den „Verband für
Heimatpflege“.
stimmig die Gründung des „Verbandes
für Heimatpflege“ als Dachorganisation
der Südtiroler Heimatschutzvereine. Man
genehmigte die Satzung und wählte folgenden
Vorstand:
Obmann Georg Innerebner, Obmannstellvertreter
Josef Prünster, Schriftführer
Otto Brandstätter, Beirat für Baupflege Arch.
Luis Plattner, Beirat für Denkmalpflege Kanonikus
Anton Maurer, Beirat für Wohnkultur
Karl Theodor Hoeniger, Beirat für
Brauchtum Hans Nagele. Der Verein war
damit handlungsfähig und konnte seine
Arbeit aufnehmen. Es war der Startschuss
zu einer heute siebzigjährigen Erfolgsgeschichte
im Dienste von Kultur und Landschaft,
Denkmal- und Brauchtumspflege.
4
KulturFenster
Heimatpflege
Aus dem Fundus des Verbandes: Zwölf Gebote aus dem Jahr 1911 mit beeindruckender Aktualität
Nr. 04 | August 2019 5
Informiert & Reflektiert
Die rote Wilde
Rostrote Mauerbiene zum „Insekt des Jahres“ gekürt
Die an eine schlanke Hummel erinnernde
Bienenart ist nicht zum Stechen aufgelegt,
das „Zusammenleben“ mit dem Menschen
ist kein Problem. Im Gegenteil: Die Mauerbiene
bietet Gelegenheit, den Lebenszyklus
eines Insektes ganz aus der Nähe zu
beobachten.
Mit der Rostroten Mauerbiene (Osmia bicornis)
wurde zum zweiten Mal eine Wildbiene
zum „Insekt des Jahres“ in Deutschland,
Österreich und der Schweiz gekürt. Rund
700 Wildbienenarten leben in Mitteleuropa.
„Wir möchten mit dieser Wahl auch auf
das Artensterben der Wildbienen aufmerksam
machen – auch wenn unser Jahresinsekt
bisher nicht als gefährdet gilt“, begründet
Prof. Dr. Thomas Schmitt, Direktor
des Senckenberg Deutschen Entomologischen
Institut in Müncheberg und Vorsitzender
des Auswahl-Kuratoriums, die Entscheidung.
„Auch wollen wir generell auf
die hohe Bedeutung der Bestäubung als
Ökosystemdienstleistung hinweisen, die
für unsere Nahrungsmittelproduktion äußerst
wichtig ist.“
Fast jeder kleine Hohlraum
ist geeignet
Aufgrund ihres Nistverhaltens ist die
Rostrote Mauerbiene häufig in der Nähe
menschlicher Behausungen zu finden. Die
8 bis 14 Millimeter großen Insekten nutzen
vorhandene Hohlräume in Trockenmauern,
Löß- und Lehmwänden, aber auch in Totholz,
lockerem Gestein und zahlreichen
anderen Strukturen, um darin ihre einzelnen
gemörtelten Brutnester anzulegen.
Nester dieser Biene wurden schon in Türschlössern,
in der Plastikhülle eines Rolladenstoppers
und sogar in einer Holzflöte
gefunden. Gerne nimmt die Rostrote Mauerbiene
künstliche Nistgelegenheiten aus
Holz, Bambus oder Schilf an.
Schlupfen die Weibchen,
warten die Männchen bereits
Pro Jahr entwickelt sich eine Generation.
Die Weibchen legen im Frühjahr die mit
Pollen gefüllten Nisthöhlen an, in denen
sich die Larven bis August zu erwachsenen
Bienen entwickeln. In diesem Zustand verharren
sie bis zum nächsten Frühjahr, um
sich dann mit ihren kräftigen Kiefern aus
dem verschlossenen Nest zu nagen. Dabei
schlüpft der männliche Nachwuchs zuerst
– wenn die Weibchen schlüpfen, warten
die Männchen bereits zur Paarung und
der Zyk lus beginnt erneut.
Der wissenschaftliche Namenszusatz des
Jahresinsekts – bicornis, lateinisch für zweihörnig
– leitet sich von einem eindeutigen Erkennungsmerkmal
ab: Die weiblichen Tiere
tragen zwei spatelartige Hörnchen am Kopf,
die zur Ernte von Blütenpollen dienen. Hierbei
sind die Mauerbienen nicht auf eine bestimmte
Pflanze angewiesen, es gibt kaum
eine Blütenpflanze deren Pollen Osmia bicornis
nicht einträgt. Viel entscheidender
ist dagegen der Umfang des Pollenangebotes
und die Verfügbarkeit in Nestnähe –
auch damit die Bienen ihre wichtige Aufgabe
als Bestäuber wahrnehmen können.
Das Insekt des Jahres wird seit 1999
proklamiert. Die Idee hierzu stammte vom
Prof. Dr. Holger Dathe, damaliger Leiter des
Senckenberg Deutschen Entomologischen
Instituts in Müncheberg. Ein Kuratorium,
dem namhafte Insektenkundler und Vertreter
wissenschaftlicher Gesellschaften
und Einrichtungen angehören, wählt jedes
Jahr aus verschiedenen Vorschlägen
ein Insekt aus.
Rote Mauerbiene schlüpft aus Kokon
Alte Brombeerhecken enthalten oft
Nester der Rostroten Mauerbiene.
Sie nimmt auch künstliche Nistgelegenheiten
aus Holz, Bambus oder Schilf an.
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KulturFenster
Heimatpflege
Warum gerade jetzt?
Michael Steinwandter hält hochaktuelles Referat vor interessierten
Heimatpflegern und Heimatpflegerinnen
Warum nachhaltig und umweltbewusst leben gerade jetzt wichtig ist, hat der aus Toblach
stammende Wissenschaftler Michael Steinwandter bei einem Vortrag für den
Heimatpflegeverein und Bildungsausschuss Toblach eindrücklich dargelegt. Das KulturFenster
bringt Auszüge aus dem mit vielen Grafiken bestückten Referat, dazu Steinwandters
Erklärungen und seine Tipps für den ganz normalen Alltag.
Michael Steinwandter ist Bodenökologe
mit Schwerpunkt Hochgebirge,
Forscher bei EURAC Research-Alpine
Umwelt, Tiroler Bergwanderführer, AVS
Wegewart, Botschafter für ECOSIA*und
Vorstand der Umweltgruppe Terlan
Alarmsignal
„Welterschöpfungstag“
Der Welterschöpfungstag wird jährlich neu
berechnet. Ab diesem Tag ist die Erde erschöpft,
d.h., ab dem Welterschöpfungstag
betreibt die Menschheit Raubbau an den
natürlichen Ressourcen wie Wasser, Böden,
Bodenschätze, Energie… indem sie mehr
natürliche Ressourcen verbraucht, als die
Erde in einem Jahr regenerieren kann. Und
dieser Welterschöpfungstag kommt jedes
Jahr früher. Dieses Jahr war es schon am
9. April soweit! Es ist wirklich Zeit für ein
radikales Umdenken.
Treibhausgase: Wir treiben es
immer noch ZU bunt!
Die Kurve auf der Grafik zeigt die Konzentration
von Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre,
dem wichtigsten Treibhausgas
welches für die Erderwärmung verantwortlich
gemacht wird.
In den letzten 800.000 Jahren überstieg
diese nie 300 ppm (das entspricht 0,3 %),
und Veränderungen gingen sehr langsam
vonstatten.
Seit dem 20. Jahrhundert steigt der Wert
jedoch sehr stark an, bis zum aktuellen
Höchststand um die 415 ppm (!!).
Verträglich wären laut Klimaforscher maximal
350 ppm, jedoch wurden diese bereits
im Jahr 1987 erreicht; 400 ppm 2014.
Die Frage ist: Brauchen wir die Flut an
Konsum wirklich für ein gutes Leben? Die
Flugreise, das neueste Haushaltsgerät,
die fünfte Wanderhose, das zwanzigste T-
Shirt, exotische Früchte und Billigfleisch
aus dem Supermarkt - brauchen wir das
wirklich? Hier gilt: Qualität statt Quantität.
Bio-, Fair Trade-, lokal und regional produzierte
Waren bevorzugen. Kleidung und
Technik flicken und reparieren. Und eine
Reise mit einem modernen Intercityzug ist
komfortabler als jeder Flug!
Nr. 04 | August 2019 7
Informiert & Reflektiert
Fliegen ist (NICHT) schöner
Der Flugverkehr ist mit Abstand die größte
Belastung für die Umwelt, wobei die Abgase
in besonders sensible Schichten
der Atmosphäre eingetragen werden.
Fliegen sollte man als Luxus und nicht
als Selbstverständlichkeit ansehen: Nur
3 Prozent der Weltbevölkerung sind im
Jahr 2017 geflogen, und nur etwa 18
Prozent sind überhaupt schon mal geflogen.
Weil es für den Flugverkehr keine
Kostenwahrheit gibt und das Flugbenzin
immer noch kaum besteuert wird, sind
Flüge im Verhältnis zur Bahn viel zu billig.
Der zweigrößte „CO2-Sündner“ ist
das Auto. Besonders alleine Fahren erhöht
den ökologischen Fußabdruck. Auch
Kreuzfahrtschiffe, welche immer noch
mit Schweröl angetrieben werden, sind
regelrechte Klimasünder, sind aber (leider)
von steigender Beliebtheit.
Man könnte Ausflüge und Reisen ja
auch so angehen, dass man sich überlegt:
Kann ich mein Ziel 1) zu Fuß 2)
mit den Rad 3) mit Bus oder Zug erreichen?
4) eine Mitfahrgelegenheit nutzen?
Erst wenn alle diese Möglichkeiten ausgeschöpft
sind, sollte man sich für das
(eigene) Auto entscheiden. Wir müssen
auch unser Reiseverhalten ändern. Innerhalb
Europas kann man gut mit der
Bahn unterwegs sein, innerhalb Südtirols
mit Bus&Bahn. Wer noch keinen Südtirol
Pass hat, sollte sich schnellstens einen
zulegen. Die Öffis im Lande funktionieren
wirklich einwandfrei. Ein Sonntagsausflug
mit Bus und Bahn ist durchaus
machbar, man muss es nur endlich mal
tun… und die Kinder und Enkel von klein
auf daran gewöhnen.
Klimakiller Speisekarte
Auch die Art und Weise wie wir uns ernähren
ist entscheidend für unseren ökologischen
Fußabdruck. Umgerechnet
in Kohlenstoffdioxid verbraucht die Ernährungsweise
eines Europäers durchschnittlich
9 Tonnen CO2 im Jahr. Eine
rein pflanzenbasierte Ernährung (d.h. vegan)
produziert die geringsten CO2-Emissionen
(knapp 2 Tonnen), da Pflanzen relativ
schnell und einfach zu kultivieren sind.
Kommen tierische Produkte hinzu, steigen
die CO2-Emissionen, da sie zusätzlich
Land und weitere Pflanzen als Nahrung
benötigen. Besonders Produkte von
Kühen und Rindern stellen sich dabei als
CO2-Sünder heraus, da diese selbst viel
Fläche zum Weiden, viel zusätzliches Kraftfutter
(meist Soja aus Südamerika) und
Wasser benötigen. Erst anschließend können
Milch und Fleisch genutzt werden.
8
KulturFenster
Heimatpflege
Ecosia ist eine ökologisch inspirierte
Suchmaschine
Das Unternehmen spendet 80 Prozent
seines Einnahmeüberschusses
für gemeinnützige Naturschutzorganisationen.
Zwischen 2010 und
2014 fl ossen diese Überschüsse an
The Nature Conservancy, die sich
die Wiederaufforstung im Mata Atlântica,
dem atlantischen Regenwald
von Brasilien, zum Ziel gesetzt hat.
Seit Oktober 2014 spendet Ecosia
80 % seines Einnahmeüberschusses
für das „Greening the desert“-
Projekt von WeForest, durch das in
Burkina Faso Bäume gepfl anzt werden.
Am 13. Februar 2019 verkündete
Ecosia, 50 Millionen Bäume gepfl
anzt zu haben. (Quelle Wikipedia)
Tipps: Auch wenn Vegetarier und Veganer
ständig belächelt werden, die effektivste
und ökologischste Methode um CO2 in
der Ernährung einzusparen, ist der Verzicht
bzw. die Reduktion von tierischen
Produkten. Wer nicht ohne Fleisch und
Milch kann, sollte lokale und regionale Bio-
Produkte bevorzugen, und somit keine
Massentierhaltung mit miserablen Haltungsbedingungen
unterstützen. Fisch
sollte selten auf der Speisekarte stehen,
da die Meere überfi scht sind und viele
Tiere aus Aquakulturen kommen. Vielleicht
helfen auch ein oder zwei fl eischlose
Wochentage? Pfl anzenbasierte Alternativen
sollten ausprobiert werden,
diese schmecken und erweitern den kulinarischen
Horizont.
Die Startseite der Suchmaschine
Ecosia mit der Anzahl der bisher
gepfl anzten Bäume
Nr. 04 | August 2019 9
Informiert & Reflektiert
Prähistorisch, vorrömisch,
rätisch-eisenzeitlich…
Orts- und Flurnamen im Burggrafenamt als Spiegel der Siedlungsgeschichte
Schenna ist eine Gemeinde im Burgrafenamt
Seit dem Mittelalter wird der Gerichts- und
Verwaltungsbezirk des Tiroler Burggrafen
als „Burggrafenamt“ bezeichnet. Daher
kann man ihn getrost als Herzstück Tirols
bezeichnen – denn von der Dynastenburg
Schloss Tirol wurde unter Meinhard II. die
Einigung des Landes vorangetrieben. Doch
die Siedlungsgeschichte dieses Landstriches
beginnt viel früher…
Das Burggrafenamt ist uraltes Siedlungsland.
Bronzezeitliche Kultplätze
am Mutkopf, eisenzeitliche Wohngruben
auf dem Sinichkopf sowie rätische
Häuser am Riffianer Burgstall belegen
eine dichte prähistorische Besiedlung.
Der Namentyp Mut z. B. ist prähistorisch,
denn *mutta bezeichnet sowohl
im rätoromanischen Graubünden als
auch in Tirol eine abgestumpfte kuppenartige
Erhebung. Die bekannte Dorf
Tiroler Mut bezieht sich wahrscheinlich
auf den bewaldeten Rundrücken des
Mutkopfs, auf dem der Sage nach ein
Norggenschloss stand. Das mundartliche
muttlt „hornlos, stumpf“ oder der
Passeirer Begriff Mute (Saltauser Mute,
Stuller Mute usw.) für den Hangsporn,
auf dem die Heuhütten der Bergmähder
stehen, sind Lehnwörter zu eben dieser
*mutta. Übrigens bezeichnet das ladinische
möt „Bub“ treffend einen noch
stumpfen jungen Mann!
Viele Toponyme im Burggrafenamt sind
ebenfalls vorrömisch, z. B. Verdins (*fritinjo
„wallendes Wasser“, Bezug zum
uralten Waalsystem?), Plars (*plauri-
„Schwemmland“) oder Vellau (*wVlodo
„gewölbtes Gelände“; Sackungen und Anhöhen
als landschaftliches Charakteristikum).
Diese Ortsnamen werden einer alpenindogermanischen
Sprachschicht der
Bronzezeit zugerechnet. Ortsnamen wie
Schenna, Tirol, Kuens und Algund werden
nach neuesten Forschungsergebnissen
als rätisch-eisenzeitlich interpretiert.
Eine der namenhistorischen Besonderheiten
des Burggrafenamts sind die
spätrömischen Prädiennamen. Prädien
10
KulturFenster
Heimatpflege
Meinhard II
waren Landgüter, welche den Veteranen
– rätischen Soldaten – als Abfindung für
ihren langjährigen Militärdienst zugewiesen
wurden. Charakteristisch für diese
Prädiennamen sind ihre Endungen auf
-an bzw. -un. So besaß ein gewisser Basilios
ein praedium zwischen Lana und
Marling, welches „praedium Basiliānum“
genannt wurde, heute Baslan. Ein Launios
oder Lacunios bewirtschaftete das „praedium
Lacunjānum“, heute Lana. Ein Folius
wohnte beim „praedium Foliānum“
(Völlan), einem Rufius gehörte das „praedium
Rufi ānum“ (Riffi an), einem Marius
ein „praedium Mariānum“ unterm
Küchelberg. Daraus entwickelte sich der
Stadtname Meran. Zu erwähnen ist dabei,
dass die gesamte große Wiesenfl ä-
che zwischen Passer, Algund und dem
Küchelberg „af der Marun“ (Gemeinde
Algund) heißt, die Stadt selbst wurde
lange „an Meran“ genannt.
Neben den Prädiennamen hat die alpenromanische
Bauernbevölkerung der
Spätantike und des Frühmittelalters viele
Flurnamen gebildet. Es gibt regelrechte
romanische „Cluster“ in Schenna (Pårggun
< *barracā na „Hütten“, Or < *area
„Fläche, Gelände“, Gepleng < *camplong
„Langacker“ , Patlein < *betullina
„Pirchl“, Ratscheid < *rudžēdu „Ansammlung
von Waalen“ usw.) oder in Riffi an
(Pardell < *pradellu „Wiesl“). Dabei
handelte es sich um ausgesprochene
Gunstlagen, auf denen sich romanischsprechende
Bauern in den ersten nachchristlichen
Jahrhunderten niederließen.
Andererseits finden sich in allen Gemeinden
des Burggrafenamts viele Hofnamen
romanischer Herkunft, vor allem in den
Terrassenlagen.
Die höher gelegenen Berghöfe – Rodungsinseln,
die aus einem Meer von
Wäldern ragen – tragen dagegen zumeist
deutsche Namen: Pirch, Buech, Prünst,
Öberst, Walde, Larcher, Kinig, Weger, Luemer,
Riser („Risen“ sind Holzziehrinnen),
Bachler um nur einige Höfe in Vernuer
(Riffi an) und in Schenna-Berg zu nennen.
Sie entstanden demnach erst als der
Großteil der Bauernbevölkerung bereits
eine lokales mittelhochdeutsches Idiom
gesprochen hat, also um 1100 herum.
Im Flurbild des Burggrafenamts dominiert
heute die deutsch-bairische Sprach-
schicht. Unter ihnen fallen besonders
Namen mit der Endung „-ach“ auf. Das
Suffi x -ach (althochdeutsch -ahi) ist ein
Suffi x, das eine Menge ausdrückt: einer
dieser „-ach“-Namen ist Steinach. So
heißen die Ortskerne von Schenna am
Schnuggenbach sowie der älteste Teil Merans
im Zwickel zwischen Küchlberg und
Passer. Beide sind durch Überschwemmungen
der Wildbäche geprägt worden.
Ein weiterer „-ach“-Name” ist Hagnach –
heute Hagen in Untermais. Dies bedeutet
in etwa „Ansammlung von Viehpferchen“.
Zu nennen wären noch Dornach
in Obermais (Dornerhof; ursprüngliches
Dornengestrüpp aus Hagebutten, Schlehen
usw.) sowie die in Dorf Tirol, Obermais,
Schenna und Tscherms vorkommende
Flurgegend Haslach („Ort mit
vielen Haselhecken“).
Zu einem Symbolnamen für das Burggrafenamt
kann auch die Bezeichnung
Greit gezählt werden. Wie ein Kranz umgeben
den Meraner Talkessel Höfe dieses
Namens: auf Schenna-Berg, in Kuens,
oberhalb von Partschins, in Marling,
in Tscherms sowie in Lana. Zu diesem
Namentyp zählen noch die Greitenwiesen,
wo sich heute der Untermaiser Pferderennplatz
ausdehnt. Der Name Greit
kommt von althochdeutsch giriuti, also
Geräute, das heißt „Ansammlung von Rodungsstellen“,
zu tirolerisch rautn „roden“.
Solche Rodungsnamen entstanden
im Hoch- und Spätmittelalter durch die
Vergrößerung der Acker- und Weidefl ä-
chen, da eine zunehmende Bevölkerung
ernährt werden musste. Durch Ausräuten,
Abbrennen (Flurnamen „Brünst“,
„Brand“ und „Prantl“) und Ringeln der
Bäume („Gschwend“, „Runa“) wurden
Weiden und Wiesen gewonnen.
Johannes Ortner
Zur Person
Johannes Ortner
Herkunftsort: Schenna
Ausbildung: Studium der Ethnologie
Kultur- und Sozialanthropologie in Wien
Beruf: Freiberufler zu den Themen "Landeskunde",
"Namenkunde" u. Ä.
Arbeitsstelle: jeder PC mit Internetanschluss...
Nr. 04 | August 2019 11
Aus Verband und Bezirken
„Lass uns doch mal mit einer
fremden Heimat arbeiten!“
Studentinnen und Studenten machen Heimat zum Thema
Im Rahmen ihres Masterstudienganges „Ökosoziales Design“ haben vier StudentInnen der
Freien Universität Bozen bei einem von der Fakultät initiierten „Partnermeeting“ den Heimatpflegeverband
als Partner für ihre Semesterarbeit ausgesucht. In zwei Gruppen bearbeiteten
sie das Thema Heimat. Geschäftsführer Josef Oberhofer hatte die Initiative zur
Vorstellung des HPV vor einem jungen, studentischen Publikum ergriffen. Herausgekommen
ist eine wohltuende Fremdwahrnehmung in zwei interessanten Projekten.
Kulturfenster: Viktoria und Henning, warum
das Thema „Heimat“?
Henning Schoch: Wir haben viel diskutiert,
was „Heimat“ für uns bedeutet. Viele von
uns sind zu Nomaden geworden, wir wechseln
ständig unsere Lebensmittelpunkte.
So finden wir ständig neue Heimat(en) vor,
mit denen wir umgehen müssen.
Viktoria Pichler: Josef Oberhofer war beim
Partnermeeting besonders offen für Neues,
das hat mich neugierig gemacht und ich
hab mir gedacht: Lass uns doch mal mit
einer fremden Heimat arbeiten!
KF: Wie seid Ihr ins Thema
eingestiegen?
Viktoria Pichler: Josef hat uns für einen
Tag an einen „typischen“ Heimatpfleger
vermittelt, an Franz Hauser aus
Kurtatsch. Das war eine sehr interessante
Erfahrung für uns. Dann haben
wir an der Vollversammlung des HPV in
Haslach teilgenommen. Dort haben wir
versucht, durch Fragen auf Postkarten
mehr über die aktuellen Heimatpfleger
und ihre Wünsche an die Zukunft herauszufinden.
KF: Wie waren eure Eindrücke nach diesen
ersten Erfahrungen?
Henning Schoch: Für uns als junge Menschen
ist der Zugang zu einigen Themen
schwierig, weil vieles retrospektiv gesehen
wird. Ein theoretischer Zugang, den wir gefunden
haben, ist eher an einen Ort geknüpft
– der ORT als Heimat. Ich denke
aber, dass nicht jeder über den Ort einen
Zugang zu Heimat findet.
Viktoria Pichler: Im Laufe unserer Recherche
haben wir uns mit der Visualisierung
von Heimat beschäftigt. Sowohl durch die
Werbung als auch durch Social Media finden
wir immer wiederkehrende Heimatbilder
einer perfekten makellosen Heimat.
Aber stellt das wirklich unsere heutige
Heimat dar? Damit verbunden stellt sich
die Frage, ob diese idealisierte und häufig
von Medien, Parteien und Industrie instrumentalisierte
Darstellung hilfreich für
einen Diskurs darüber ist, wie wir in Südtirol
künftig leben wollen.
KF: Wie habt ihr euren persönlichen Zugang
zu „Heimat“ gefunden?
Viktoria Pichler: Für mich ist Heimat schon
noch Österreich, die Steiermark, aber da
kommt immer noch was dazu, wie bei
einem Stickerheft, ich klebe immer noch
neue Heimaten dazu...
Henning Schoch: Wir haben viel und lang
diskutiert – für mich hat Heimat mit Beziehungen
und Verantwortung zu tun. Nach
den vielen Umzügen kann ich sagen, dass
ich Heimat weniger mit dem Ort, als mit
prägnanten Lebensabschnitten verbinde.
Viktoria Pichler (27) kommt aus der
Steiermark, Österreich. Bachelor:
Modedesign Universität der Künste,
Berlin
Henning Schoch (27) kommt aus
Süddeutschland, Stuttgart, hat
Gesundheitswissenschaften im
Schwarzwald studiert.
KF: Wie ist der Zuschnitt in eurem Projekt?
Henning Schoch: Humorvoll. Wir wollen
den festgefahrenen Diskurs mit Humor
aufbrechen.
Viktoria Pichler: Wir hoffen auf ein Schmunzeln,
vielleicht auch, dass die Menschen
ihre aktuelle Sicht reflektieren und darüber
ein (neues) Gespräch über Heimat
entsteht…
12
KulturFenster
Heimatpflege
Kulturfenster: Pauline und Lisa, ihr habt
euch die Heimatpflege „von innen“ angeschaut,
indem ihr mit Bezirksobmann
Franz Fliri eine Ortsbegehung im Obervinschgau
gemacht habt..
Pauline Alt: Ja, Franz Fliri hat uns mit
Heimatpflegern aus Glurns und Mals
und mit deren Projekten, Plänen, Sorgen
und Problemen bekannt gemacht.
Das hat uns schon ziemlich beeindruckt
und dazu stand dann der Begriff Heimat-
Pflege im Raum.
Lisa Eggert: Ja, deshalb sind wir dann
auch schnell ins Diskutieren gekommen,
etwa über die Frage: Was bedeutet Schutz,
was sollte man bewahren, wo hört es auf?
KF: Warum habt Ihr euch beim Partnermeeting
eigentlich für die Heimatpflege
entscheiden?
Pauline Alt: Ich wollte an einem Thema
arbeiten, in dem die Verbindung Mensch,
Natur, sozialer Raum im Mittelpunkt
steht. Wir wollten auch die Region besser
kennenlernen, in der wir studieren
und die ja eine spannende, turbulente
Geschichte hat.
Lisa Eggert: Ja genau. Und Josef präsentierte
den HPV in einer offenen Art, die uns
für unsere Projektarbeit geeignet schien.
Außerdem interessiere ich mich für altes
Handwerk und dessen Materialien.
KF: Wie seid Ihr dann ins Thema „Heimat“
eingestiegen?
Pauline Alt: Zuerst haben wir sehr viel
untereinander diskutiert. Dann haben
wir mit einer Plakataktion die Meinung
der Studierenden eingeholt. Die Ergebnisse
waren interessant: Heimat verlinkt
jede/r anders: mit einem Ort, mit Menschen,
mit Nahrung, mit Erinnerungen,
mit Beziehungen…
Lisa Eggert: Heimat muss man sich emotional
erarbeiten, niemand kann dir sagen,
was für dich Heimat ist. Ich merke, dass
mich das Thema ziemlich beschäftigt…
KF: Wie setzt ihr das Erfahrene jetzt in
eurem Projekt um?
Pauline Alt: Wir haben uns für ein „wanderndes
Heimatmuseum“ entschieden.
Wir wollen den Diskurs und das Reflektieren
unter den Besuchenden anregen:
Am Ende soll jede/r den eigenen Heimatbegriff
gefunden haben und verstehen,
dass es keine Ausgrenzung geben kann.
Lisa Eggert: Wir geben nur die Struktur
vor, die Methode ist partizipativ, die BesucherInnen
gestalten ihren Heimatbegriff
selber und erleben, dass dies eine
sehr persönliche Auseinandersetzung ist.
KF: Wie muss man sich den Einsatz des
wandernden Heimatmuseums vorstellen?
Lisa Eggert: Durch die einfache Handhabung
kann unser „Heimatmuseum“ gut
auf Wanderschaft durchs ganze Land gehen
und hoffentlich viele Menschen zum
Denken anregen.
Pauline Alt (25) aus Bad Reichenhall, studierte
Industriedesign in München. Seit
Oktober 2018 Masterstudiengang für Öko-
Soziales Design an der Universität Bozen,
hofft mit ihrer Arbeit etwas Positives zum
Klima-und Naturschutz beizutragen.
Lisa Eggert (27) aus Bayern, studiert seit
Oktober 2018 an der Universität Bozen.
Mit ihrem Hintergrund in Social Design
versucht sie im Masterstudiengang Öko-
Soziales Design mehr Projekte in Bezug
auf Nachhaltigkeit, Natur und Gesellschaft
aufzubauen.
Nr. 04 | August 2019 13
Aus Verband und Bezirken
„Netzwerk Kulturerbe“
Synergien nutzen und Kräfte bündeln
Am 20. Mai 2019 wurde in Bozen das „Netzwerk Kulturerbe“ gegründet und der Öffentlichkeit
vorgestellt. Ziel der vier Organisationen (Südtiroler Burgeninstitut, Fondo Ambiente
Italiano - FAI, Verband der Restauratoren-Konservatoren Südtirols und Heimatpfl e-
geverband) ist es, das Gedankengut, welches dem Europäischen Kulturerbe-Jahr 2018
zugrunde gelegen hat, weiterzuspinnen und wach zu halten. Die Initiative stammte von
HPV-Geschäftsführer Josef Oberhofer.
Kulturfenster: Herr Oberhofer, warum will
man das Kulturerbe-Jahr fortsetzen?
Josef Oberhofer: Offi ziell war 2018 das europäische
Kulturerbe-Jahr. Ich habe damals
auf einer Tagung in Berlin erlebt,
mit welchem Elan die Verbände sich daran
gemacht haben, Initiativen und Themen
zu setzen.
Hierzulande hingegen hat man den Anlass
rundweg verschlafen. Und als wir als
Heimatpfl eger darauf hingewiesen haben
und Initiativen setzen wollten, war kein
Geld dafür da.
KF: Dann haben Sie kurzerhand beschlossen,
das Jahr zu verlängern…
Josef Oberhofer: Diese Idee ist auch vom
„Bund Heimat und Umwelt Deutschland“
ausgegangen. Die Deutschen haben gesehen,
dass ein Jahr für so ein breit angelegtes
Thema zu wenig ist und haben
kurzerhand eine Kulturerbe-Dekade draus
gemacht und sich verpfl ichtet, zumindest
einmal im Jahr eine Veranstaltung zum
Thema zu organisieren.
KF: Und für diese Aufgabe haben Sie dann
in Südtirol das „Netzwerk Kulturerbe“ gegründet?
Josef Oberhofer: Die vier Vereine, die sich
zum Netzwerk zusammengeschlossen haben,
verbindet u.a. die Verantwortung für
die Erhaltung des Kulturerbes. Deshalb
und um Synergien zu nutzen und Kräfte zu
bündeln, haben wir uns zu diesem Netzwerk
zusammengeschlossen.
KF: … und es gibt auch schon eine gemeinsame
Initiative…
Josef Oberhofer: Der Startschuss zum gemeinsamen
Fotowettbewerb „Heimat im
Fokus / Natur-Denkmal-Mensch / offen-kritisch-spielerisch“
ist bereits erfolgt (s. unten).
Angedacht ist aber auch eine Fachtagung,
die wir zusammen mit dem „Bund
Heimat und Umwelt Deutschland“ organisieren
wollen.
Geschäftsführer des HPV Josef Oberhofer
Fotowettbewerb
„Heimat im Fokus / Natur-Denkmal-Mensch / offen-kritisch-spielerisch“
Weg von den Klischees, hin zum kritischen Blick
Als Auftaktveranstaltung hat das „Netzwerk Kulturerbe“ (s.o.) einen Fotowettbewerb zum
Thema „Heimat im Fokus / Natur-Denkmal-Mensch / offen-kritisch-spielerisch“ ausgeschrieben,
der am 1. Juni 2019 gestartet ist und am 29. Februar 2020 endet.
Der Wettbewerb richtet sich an Jugendliche und Erwachsene. Er hat das Ziel, ein neues,
kritisches Bewusstsein für die Natur, die Umwelt und die Landschaft, die Bräuche und Traditionen,
die Baukultur und die Geschichte sowie das Zusammenwirken all dieser Bereiche
zu entwickeln. Dabei kommt es vor allem darauf an, die Trampelpfade der Klischeebilder
zu verlassen und sich auf die Suche nach der „gefühlten“ Heimat zu machen – mit ihren
schönen, aber auch mit ihren problematischen Seiten.
Das Reglement des Fotowettbewerbs fi nden Sie auf der Homepage des Heimatpflegeverbandes
unter www.hpv.bz.it/fotowettbewerb-p39.html
14
KulturFenster
Heimatpflege
Lauter runde Zahlen….
Am 3. Juni 2019 fand im Heimatpfl egeverband
die insgesamt 400. Vorstandssitzung
seit der Gründung statt und es war
gleichzeitig die 150. der neuen Obfrau
Claudia Plaikner, die ja vor Ihrer Obfrauschaft
schon im Vorstand war.
Und schließlich war es noch die erste
Vorstandssitzung für den neuen Mitarbeiter
Florian Trojer (s.u.) – alles runde
Zahlen also, auf die man nach getaner
Arbeit einfach anstoßen musste. Ausgeschert
ist nur Geschäftsführer Josef
Oberhofer, für ihn, der seit 1990 die Ge-
schäftsleitung innehat, war es die 168.
Sitzung, die er vorbereitet und begelei-
tet hat. Mit den runden Jubilaren anstoßen
durfte er trotzdem…
Der Neue…
Ich bin Florian Trojer, komme ursprünglich
aus dem Sarntal und wohne mit meiner
Familie in Tramin. Die letzten zehn
Jahre habe ich beim Alpenverein Südtirol
in den Bereichen Kultur und IT gearbeitet.
Im Referat Kultur war ich zum Beispiel für
Publikationen wie dem kürzlich erschienen
Jubiläumsbuch „150 Jahre Alpenverein
in Südtirol“ oder die aktuelle Ausstellung
„Hoch hinaus!“ hauptverantwortlich.
Vor meiner Arbeit beim Alpenverein habe
ich in mehreren Projekten für das Südtiroler
Landesarchiv gearbeitet, unter anderem
durch die Inventarisierung verschiedener
Pfarrarchive.
Das Studium der Geschichte in Innsbruck
hatte den Fokus auf regionaler und alpiner
Geschichte. Abgeschlossen habe ich
das Studium mit einer Diplomarbeit zum
Thema Mythos Michael Gaismair.
Einer der Gründe, wieso ich in den letzten
Jahren für den AVS gearbeitet habe, ist,
weil mir die Pflege der alpinen Kultur- und
Naturlandschaft sehr am Herzen liegt. Mit
meiner Arbeit für den Heimatpflegeverband,
für den ich seit Anfang Mai im Einsatz bin,
kann ich dafür noch viel mehr tun. Der Reiz
meiner neuen Arbeit besteht darin sich aktiv
für das materielle und immaterielle Kultur-
und Naturerbe Südtirols einzusetzen.
Egal ob durch Sensibilisierungs- und Vermittlungsprojekte
oder durch den Einsatz
für den Schutz bedrohter Gebiete und Ensembles,
ob in Zusammenarbeit mit den
überaus aktiven ehrenamtlichen Heimatpflegern
vor Ort oder den anderen Umweltverbänden
Südtirols: die Arbeit ist für mich
täglich eine spannende Herausforderung.
Die Obfrau des Heimatpflegeverbandes
Claudia Plaikner sagte bei der letzten Vollversammlung
„der Respekt vor Mensch,
Natur und Umwelt als Grundhaltung ist der
Kompass eines Heimatpflegers“. Ich denke,
wenn man die Möglichkeit bekommt, seine
Arbeit nach diesem Kompass auszurichten,
dann sollte man das machen.
Florian Trojer
KulturFenster
Redaktion KulturFenster
Ihre Beiträge für die Heimatpflege im Kulturfenster senden Sie bitte an: josef@hpv.bz.it
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter folgender Nummer: +39 0471 973 693 (Heimatpfl egeverband)
Nr. 04 | August 2019 15
Aus Verband und Bezirken
Geheimtipp Salurn
Heimatpflegeverein Naturns Plaus erkundet Salurn
und seine (unbekannten) Schätze
Vor dem Salurner Rathaus, im Hintergrund, gut getarnt, die Haderburg
Dass Josef Noldin aus Salurn stammte, ist
einigermaßen bekannt. Doch wie er hier
lebte und wie reich sein Heimatdorf an
herrschaftlichen Renaissancebauten ist,
die an eine ruhmreiche Vergangenheit erinnern,
erfährt erst, wer sich mit dem Dorf
an der Sprachgrenze beschäftigt. Der HPV
Naturns-Plaus hat dies im Juni getan.
Dr. Josef Noldin, dem berühmtesten
Sohn von Salurn, galt die erste Neugier der
Gäste aus dem Burggrafenamt. Um mehr
über ihn als Bollwerk gegen faschistische
Willkür, als Anwalt, als Konfinierter und als
Mensch zu erfahren, haben sie seinen Enkel,
den Bozner Anwalt Rudolf Benedikter,
zu einem vormittäglichen Austausch in den
Ansitz Noldin gebeten.
Der Ansitz war das Stammhaus der Noldins
und ist heute als „Noldinhaus“ bekannt,
Jugendherberge und Kulturhaus in einem.
Rudolf Benedikter hat im Jahr 2011 mit
dem Filmemacher Luis Walther aus Neumarkt
eine Dokumentation über Leben und
Werk Josef Noldins gedreht, z. T. auf Lipari,
wohin die Faschisten ihn 1926 verbannt
hatten.
Ausschnitte aus diesem Film lieferten
Stimmungsbilder zum Leben dieses Intellektuellen,
der nach fünfjähriger Gefangenschaft
in Sibirien als 32-Jähriger 1920
nach Salurn zurückkehrte: Rudolf Benedikter:
„Doch daheim waren ihm ganze
sieben Jahre vergönnt … Sieben Jahre, in
denen er seine Anwaltskanzlei in Salurn eröffnete,
seine Melanie Dallago aus Bozen
heiratete (1922), mit ihr zwischen 1923
und 1928 vier Kinder in die Welt setzte
und sich zugleich immer stärker der Gemeindeverwaltung,
der Schule, dem Kindergarten,
kurz der Politik zuwandte - zum
Kummer seiner Mutter Amalia (der Vater
war schon 1922 gestorben): Amalia sah es
nicht gerne, wenn der junge Anwalt Josef
in seinem Vaterhaus (zugleich seine Kanzlei)
mit den Salurnerinnen Berta von Gelmini,
Teresa von Simeoni und Ottilie Dalvai
den Katakombenunterricht organisierte .“
Nach Noldins Tod, so Benedikter, versuchte
Nazi-Deutschland, Noldin für die
deutschnationale Propaganda zu vereinnahmen.
„Doch wie schon die Wissenschaft
(zuletzt: Sparber – Von Hartungen, 2009)
die historische Figur Josef Noldin von einer
derartigen Manipulation bewahrt, verwehre
ich mich heute gegen jede Art von
Vereinnahmung des Noldin-Gedenkens
durch rechte Parteien oder deutschnationale
Demagogie aus Österreich (FPÖ)
oder auch aus Südtiroler Schützenkreisen.“
Und abschließend sagt Noldins Enkel:
„Im historischen Rückblick sehe ich meinen
Großvater als eine Art Pionier des zivilen
Widerstandes gegen die erste der modernen
Diktaturen im westlichen Europa,
sein Schicksal als Vorläuferschicksal für
weitere, spätere andere tragische Schicksalwege
in diesem blutigen Zwanzigsten
Jahrhundert. Josef Noldin war einer der
wenigen Intellektuellen, die es in den 20er
Jahren verstanden, Widerstand gegen die
faschistische Okkupation zu sammeln.“
Das Dorf, in dem Josef Noldin die wenigen
glücklichen Jahre seines Lebens verbrachte,
hat für geschichtlich und denkmalpflegerisch
Interessierte eine Menge
zu bieten. Erst recht, wenn der Salurner
Architekt Franz Costa durchs Dorf führt.
Mit Sachkenntnis und geistreichem Witz
machte er die Gäste mit den herrlichen Renaissancebauten
und Palais der Salurner
Adeligen bekannt, führte sie in tiefe, geräumige
Keller und zum beeindruckenden
Zehenthaus aus dem 16. Jahrhundert, das
heute noch per unterirdischem Gang mit
der Haderburg verbunden ist. Und schließlich
machten die Burggräfler mit einem typisch
Unterlandler Wirtschaftszweig Bekanntschaft,
der längst Geschichte ist,
dem aber im Salurner Rathaus ein kleines
Museum gewidmet ist: der Seidenraupenzucht.
Die seidenen Kokons haben Salurn
und dem Unterland eine kurze wirtschaftliche
Blüte beschert, bevor die Maulbeerbäume
einer Krankheit zum Opfer fielen,
erklärte Kuratorin Cilly Wegscheider.
Arch. Franz Costa und Obmann
Hermann Wenter
16
KulturFenster
Heimatpflege
„Terra tra i monti – Land
im Gebirge“
Wiedergründung nach tragischem Todesfall von Stefan Frenez
Am 3. Mai 2007 ist in Grumo (Trient) der
Verein „TERRA TRA I MONTI – LAND IM GE-
BIRGE – TIROLER HEIMAT“ gegründet worden.
Die Idee, die von einem Dutzend Welschtiroler
mitgetragen wurde, ist von Stefan Frenez
und seiner Gefährtin Gabriella Parisi
ausgegangen.
Nachdem man auch im Trentino immer
häufiger feststellen musste, dass sowohl
die private Wirtschaft als auch die Politik
Maßnahmen und Vorhaben unterstützte,
welche oft nicht gerade nachhaltiger Natur
waren, ist der leidenschaftliche Stefan
Frenez auf die Idee gekommen, dass man
etwas gegen diesen besorgniserregenden
Trend unternehmen musste. Und so ist
der Verein entstanden. Respekt und Bewahrung
der Landschaft, Schutz und Aufwertung
der historischen Bausubstanz und
der „materiellen Kultur“, nachhaltige Entwicklung
in den Bereichen Landwirtschaft,
Tourismus und Handwerkwesen, vernünftige
Nutzung der Ressourcen, Wiederherstellung
einer wahren Toponomastik sowie
die Erhaltung von Sitten und Gebräuchen
im historischen Tirol: Das waren die wichtigsten
Punkte, welche im Statut des Vereins
enthalten waren.
Danach entstanden einige Initiativen,
welche vor allem durch Begegnungen mit
der Bevölkerung in den Tälern durchgeführt
wurden, wie zum Beispiel in Sover (Cembratal),
wo man das Thema „ökologischer
Bergtourismus“ in einem vollen Saal behandelt
hat, oder in Ponte Arche, wo man
ein gut besuchtes Treffen über die Problematik
der Gülle (Großställe) organisiert hat.
Auch das Argument einer gesunden Berglandwirtschaft
wurde an einem Abend im
Fersental mit der Bevölkerung behandelt.
Gemeinsame Ziele
Da die Ziele des Vereins eindeutige Ähnlichkeiten
zum Vorhaben der Heimatpflegeverbände
in Süd-und Nordtirol aufwiesen,
nahm der unermüdliche Präsident Stefan
Stefan Frenez (†)
Frenez Kontakt mit den Obmännern des
HPV in Bozen und Innsbruck auf. Daraus
entstand eine gute Zusammenarbeit, welche
sich u.a. mit der Teilnahme an den
jährlichen Gesamttiroler Heimatpflegetreffen
konkretisierte.
ABER… Aber gerade zum Zeitpunkt,
an dem der Verein begann, in Welschtirol
Wurzeln zu schlagen, passierte eben das,
was nicht hätte passieren sollen, und zwar
der Tod von Stefan Frenez. Der begeisterte
Präsident und Leader vom Verein wollte etwas
unternehmen, was noch niemand gewagt
hatte, nämlich die Umrundung des
historischen Tirol, und das innerhalb von
zwei Jahren. Der Kunstlehrer Stefan Frenez
hatte vor, in seiner Freizeit im Sommer die
ganze Umrundung Tirols zu schaffen. Nach
zwei Jahren akkurater Vorbereitungen ging
es am 3. Juli 2015 los. In Mama d’Avio trafen
sich einige gute Freunde aus den drei
Teilen, um dem begeisterten Stefan Frenez
ihre Solidarität zu dieser patriotischen
Aktion zu demonstrieren. Am vierten Tag
kam aber die traurige Nachricht, dass Stefan
Frenez auf den Lessini Bergen oberhalb
von Ala in einer Schlucht verunglückt war.
Das war nicht nur für seine Familie und für
den ganzen Freundeskreis eine Tragödie,
sondern auch für den Verein „Terra tra i
monti – Land im Gebirge“.
Neugründung des Vereins
Ohne seinen Leader begann die Dekadenz
des Vereins, der immer weniger aktiv
wurde. Zu einem Zeitpunkt, an dem man
fast dabei war, die Gruppe zu löschen, kam
die Solidarität der Südtiroler und Nordtiroler
Heimatpfleger, welche sich bereit erklärt
haben, eine Neugründung des Vereins zu
unterstützen. In diesem Sinne wurde in
Zusammenarbeit mit der Gaismair Gesellschaft
(von der Stefan Frenez einige Jahre
Obmann war), ein Treffen in Vezzano (TN)
organisiert, mit dem Ziel, Interessenten
zu finden, welche bereit sind, dem Verein
„Terra tra i monti – Land im Gebirge“ neue
Impulse zu geben. Am Treffen, welches in
Vezzano im von der dortigen Schützenkompanie
restaurierten Schießstand am
18. Mai 2019 stattgefunden hat, haben
auch die Vertreter der HPV Südtirol und
Nordtirol teilgenommen. Nach den Grußworten
des Obmannes der Gaismair Gesellschaft
Alberto Sommadossi wurden
durch Gabriella Parisi die Ziele von „Terra
tra i monti – Land im Gebirge“ vorgestellt.
Danach folgten die interessanten Beiträge
der Obfrau des Südtiroler Heimatpflegeverbandes
Claudia Plaikner und des Nordtiroler
Obmanns Konrad A. Roider; beide
wurden vom zahlreich erschienenen Publikum
mit langem Applaus honoriert. Es
folgte eine Reihe von interessanten Fragen
und Stellungsnahmen des Publikums.
Und zum guten Schluss konnte man feststellen,
dass sich circa 20 Personen bereit
erklärt haben, demnächst an der „Wiedergründung“
von „Terra tra i monti – Land im
Gebirge“ aktiv mitzumachen.
Walter Eccli –
Mitglied der Gaismair Gesellschaft und
von „Terra tra i monti – Land im Gebirge“
Nr. 04 | August 2019 17
Arge Volkstanz
„Es würde ihn mit Stolz erfüllen“
Am Freitagabend, dem 7. Juni 2019, wurde
feierlich mit den berühmten Worten „Alles
Walzer“ gegen 20.30 Uhr der Tanz am Bozner
Walther-Platz eröffnet. Die Worte dazu
kamen von Schauspielerin Katja Lechthaler,
die in diesem Jahr die Patenschaft der Veranstaltung
übernommen hat.
Majestätisch elegant schmückten heuer
bereits zum 6. Mal historische Gewänder,
edle Kleider und die Variationen der Südtiroler
Trachten den Waltherplatz in Bozen.
Ein romantischer Abend mit Dinner
unter den Sternen, angenehmer Musik
und Showmomenten im Dreivierteltakt.
Zahlreiche Tanzbegeisterte, Kulturinteressierte
und Schaulustige ließen sich das
Spektakel nicht entgehen. Die Mitglieder
der ARGE-Volkstanzgruppen des Bezirks
Bozen präsentierten zu diesem Anlass die
Tiroler Volkstanzkultur und ihre wunderschönen
Trachten. Die Gäste und Einheimischen
hatten die Möglichkeit, gemeinsam
mit den Tänzern und Tänzerinnen zu
den Klängen des „Haxnschmeisser‘s“, des
„Eiswalzers“ oder des traditionellen „Bauernwalzers“
zu tanzen. Anschließend gab
der Volkstanz bei einem kurzen Auftritt
edle Figurenwalzer wie den „Steiregger“
und den „Bernhardwalzer“ zum Besten.
Ein sehr gelungener Abend für das
Stadthotel in Bozen, der dieses Jahr
mit sternenklarem Himmel und jeder
Menge tanzfreudiger Gäste auftrumpfen
durfte. „Walzer Platz“ wird von der Familie
D’Onofrio des Stadt Hotels organisiert,
Die gemischte Volkstanzgruppe vom Bezirk Bozen
in Zusammenarbeit mit der Kurverwaltung
Bozen und unter der Schirmherrschaft der
Stadtgemeinde Bozen.
Mit eiserner Pose, fest verankert und
stets das Geschehen im Blick: So zeigt sich
alljährlich die Denkmal-Statue des Walther
von der Vogelweide schützend allen beteiligten
Gästen und Tanzbegeisterten.
Matthias Weithaler
Worte eines begeisterten Gasts an diesem
Abend:
„Wenn der Walther dies mit eigenen Augen
miterleben könnte, es würde ihn mit
Stolz erfüllen!“
Almtanz der ARGE Volkstanz in Südtirol
am Rittner Horn bei der Feltuner Hütte
„Mensch lerne tanzen, sonst wissen die Engel
im Himmel mit dir nichts anzufangen“ -
mit diesen Worten von Augustinus Aurelius
stimmte man sich auf den Almtanz, der am
7.Juli auf der Feltuner Hütte unterhalb des
Rittner Horns stattgefunden hat, ein.
Den Auftakt zum Almtanz bildete um 11
Uhr eine feierliche Feldmesse beim Unterhorn
„Bildstöckl“ mit Familienseelsorger
Toni Fiung. Die Messe wurde von den Wangener
Musikanten musikalisch umrahmt.
Anschließend ging der Festbetrieb bei der
Feltuner Hütte weiter. Die Volkstanzgruppe
Oberbozen hatte anlässlich ihres 30 – jährigen
Bestehens den diesjährigen Almtanz
organisiert und sorgte für das leibliche Wohl
der zahlreichen Gäste, die von Nah und
Fern zum Almtanz kamen.
Um 13 Uhr wurde der Landesalmtanz
mit dem Auftanz eingeleitet. Anschließend
haben die „Wangener Musikanten“ zum
Tanz aufgespielt und es wurde fleißig getanzt.
Um 15 Uhr ging es mit dem Kindertanz
weiter. Die Kinder zeigten voller
Stolz fünf Tänze.
Auch das Einsetzen von kurzem leichten
Regen konnte der guten Stimmung nichts
anhaben und so wurde bis in den späten
Nachmittag hinein getanzt.
Anna Julia Spitaler
Die Volkstanzgruppe Ulten tanzt mit 8
Paaren das Mühlradl
Die Wangener Musikanten spielten zum
Tanz auf
Die Kinder hatten eine Menge Spaß
beim Tanzen
18
KulturFenster
Heimatpflege
Hoangort auf Schloss Tirol
Am 26. Mai lud Albert Seppi auch heuer
wieder zum „Sänger und Musikanten Hoangort
auf Schloss Tirol“ ein.
Die Gäste wurden durch die Alphornbläser
der Musikkapelle Proveis, welche
sich vor dem Bergfried aufgestellt hatten,
mit einigen Weisen begrüßt. Im Rittersaal
wurden die Gäste durch Leo Andergassen,
Direktor des Landesmuseums
Schloss Tirol, zur Veranstaltung „G‘sungen,
g‘spielt und derzeihlt“ willkommen geheißen.
Er richtete auch einen Gruß an die
anwesenden Ehrengäste, sowie an Albert
Seppi und dankte ihm, dass er auch
heuer wieder den Hoangart auf Schloss
Tirol organisiert hatte. Durch die musikalische
Stunde im Rittersaal führte Nikolaus
Köll aus Landeck. Er präsentierte auf
humorvolle Art die drei Musikgruppen (die
„Nauderer Schupfamusig aus Nordtirol,
den Seeleiten Dreigesang aus Reith im
Alpachtal und das Semestertrio aus dem
Pustertal) und die dargebotenen Stücke
und las passende Texte vor, die so manchen
Hörer zum Schmunzeln brachten.
Anschließend ging die Veranstaltung
im Schlosshof weiter. Die Volkstanzgruppen
Ulten und Welschnofen führten auf
der eigens aufgebauten Tanzfläche einige
Tänze vor. Anschließend spielten
die „Nauderer Schupfamusig“ und das
„Semestertrio“ zum Tanz auf. Bei Speis
und Trank fand der Nachmittag zu den
Klängen der Alphornbläser einen gemütlichen
Ausklang.
Anna Julia Spitaler,
Pressereferentin der ARGE
Volkstanz in Südtirol
Die Sänger und Musikanten bei der Veranstaltung g'sungen g'spielt und drzeihlt im
Rittersaal vom Schloss Tirol
Die Alphornbläser der Musikkapelle Proveis begrüßen die Gäste im Schlosshof mit
ihren Weisen.
Hereinspaziert
• Landeskathreintanz am 16.November 2019 im Kursaal von Meran
• Winterlehrgang vom 26.Dezember 2019 bis 1. Jänner 2020 im Haus der Familie Lichtenstern
Weitere Infos im Büro der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz, Tel.: 0471/970555 oder info@arge-volkstanz.org
Nr. 04 | August 2019 19
Arge Lebendige tracht
Eine ganz patente Frau
Christl Patzleiner und die Arbeitsgemeinschaft Lebendige Tracht
Gediegene Ausbildung
Christl Patzleiner Feichter in der
Hochpustertaler-Frauentracht
Es gibt Frauen, die bringen einfach alles
unter einen Hut und manchmal scheint
es, als hätte ihr Tag mehr als 24 Stunden.
Christl Patzleiner Feichter in Toblach
ist so eine Frau. Bauernhof, Familie
mit vier Kindern, Mitglied in mehreren
Vereinen und ….. fast 30 Jahre lang Mitglied
der Arbeitsgemeinschaft Lebendige
Tracht! Sie kam über den Volkstanz in unsere
Runde und war bis zuletzt ein äußerst
wertvolles Mitglied.
Christl Patzleiner brachte großes schneidertechnisches
Können mit in die Arbeitsgemeinschaft.
Sie hatte den renommierten
Speziallehrgang für Trachtenschneiderei in
Salzburg besucht, der die optimale Grundlage
für ihre spätere Arbeit als Trachtenschneiderin
bildete. Zurück in Südtirol, unterrichtete
sie zunächst im Bereich Textil in der Landesberufsschule
„Luis Zuegg“ in Meran. Bevor
sie sich als Trachtenschneiderin selbständig
machte, arbeitete sie für mehrere Jahre
beim Trachtenschneider Ernst Neunhäuserer
in Olang. Im Jahr 1984 schaffte sie die Meisterprüfung
im Fach Trachtenschneiderei.
Tragende Säule
Ab 1980 bis weit in die 1990er Jahre hinein
hatte die Arbeitsgemeinschaft Lebendige
Tracht ihre arbeitsintensivste Zeit. Es
gab unzählige Sitzungen mit langen Tagesordnungen.
Viele Tracht tragenden Vereine
kleideten sich neu ein. Christl Patzleiner
war immer mit Begeisterung dabei. Sie
war eine tragende Säule der Arbeitsgemeinschaft,
scheute nie den langen Weg von Toblach
nach Bozen und nur sie allein weiß,
wie anstrengend so manche lange Heimfahrt
zu später Nachtstunde war.
Die zwei Trachtenschneider-
Meisterinnen Christl Patzleiner und
Helga Trenkwalder
Verlässliche Mitstreiterin
Auf Christl Patzleiner war Verlass. Was immer
sie übernahm, klappte. Sie scheute
keine Mühen, wenn es um die Tracht ging.
Sie machte mit Begeisterung mit, wenn es
um Fortbildung oder den Austausch mit
Trachtenfreunden über die Grenze hinweg
ging. Besonders die Tracht des Pustertales
war ihr ein großes Anliegen. Nicht immer
wurden ihre Empfehlungen wohlwollend
aufgenommen, doch wo sie die Hand im
Spiel hatte, kamen richtig schöne Trachten
heraus. Ihre Handschrift kann sich auch
heute noch sehen lassen.
Von der Trachtenschneiderin
zur Bio-Bäuerin
Christl Patzleiner erklärt das Zuschneiden von Trachtenhemden in der
Landesberufsschule Meran.
Christl Patzleiner hat sich während ihrer
Zeit bei der Arbeitsgemeinschaft Lebendige
Tracht große Verdienste um die Tracht in
Südtirol erworben. Inzwischen hat sie die
Trachtenschneiderei aufgegeben und sich
ganz der Bio-Landwirtschaft verschrieben.
Doch wenn der Anlass passt, dann zieht
sie ihre blaue Hochpustertaler-Tracht an
und ist wieder ganz in ihrem Element. Die
Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Lebendige
Tracht danken ihr für die jahrzehntelange,
gute Zusammenarbeit und bleiben
ihr von Tracht zu Tracht in Freundschaft
verbunden!
Agnes Andergassen
20
KulturFenster
Vorweg
Blasmusik
Verbandsobmann
Pepi Fauster
Musik, Teil unseres Lebens
Die Musik spielt
im Leben von
uns Musikanteninnen
und Musikanten
eine unterschiedliche,
aber wesentliche
Rolle. Gerne lasse ich persönlich mich
immer wieder von Leuten inspirieren,
denen Musik sehr viel bedeutet und die
so viel darüber sagen können. In seinem
autobiographischen Buch „Musik
– Mein Leben“ beschreibt der international
gefeierte israelische Pianist und
Dirigent russischer Herkunft Daniel Barenboim
– Jahrgang 1942 - vier bewegte
Jahrzehnte seiner einzigartigen Karriere.
Einige seiner Aussagen können auch wir
mit in unseren musikalischen Alltag nehmen
und uns davon bereichern lassen:
„…Ich glaube, dass es sehr
wichtig ist, in frühen Jahren - als Kind –
hingeführt zu werden, gewisse Dinge zu
lernen. Später kann man seine eigene
Auswahl treffen. Ich werde meinem Vater
immer dankbar sein, dass er mich
als Kind und Jugendlichen ein so breites
Repertoire lernen ließ. Ich spielte alles,
was man sich vorstellen kann…“
Daniel Barenboim hat als Dirigent
und als Pianist Weltruhm erlangt
„…Musik wirklich gut zu spielen
ist eine Frage der Balance zwischen der
technischen und der musikalischen Seite.
Wenn die technischen Probleme der Fingerfertigkeit
einer Stelle gelöst worden sind, ist
es zu spät, Musikalität und musikalischen
Ausdruck dazuzugeben. Das ist der Grund,
warum ich nie mechanisch übe…“
„…Ich glaube, die Grundlage allen
Musizierens ist, dass man einander zuhört.
Sobald man zwei oder mehr Musiker
hat, wird das Zuhören die Grundlage des
musikalischen Ausdrucks. Es ist schwierig
genug, nicht nur die eigene Musik wei-
ter zu spielen, sondern gleichzeitig den
anderen zuzuhören. Überhaupt wenn
es viele sind…“
„…Was ist Musik? Und wie
stellt sie sich dar? Sie tut es sehr einfach:
durch Klang. Musik ist – wie es
Busoni sagte – eigentlich „nur Luft“.
Doch Musik drückt nicht nur zwischenmenschliche
Gefühle aus, sondern ist
selbst eine menschliche Schöpfung,
die darauf ausgerichtet ist, die Natur
in ihrem tiefsten Sinne nachzuahmen.
In dieser Hinsicht ähnelt sie dem Leben
eines Menschen…“
Die Qual der Wahl
Verbandskapellmeister
Meinhard Windisch
Wir stecken zwar
gerade mitten im
Kalenderjahr, doch
für viele Kapellmeister
beginnt jetzt
schon die Suche
nach dem Programm für die nächste
Saison. Natürlich hat man im digitalen
Zeitalter viele Möglichkeiten und Hilfen,
im Internet in den verschiedenen Plattformen
nach Literatur zu suchen. Regelmäßig
flattern Kataloge mit den druckfrischen
Neuigkeiten der Blasmusikliteratur
ins Haus. Dies hat natürlich auch zur
Folge, dass gerade neue Werke häufi g
und mehrfach in den Konzertprogrammen
zu finden sind. Muss es aber immer
das Neueste vom Notenmarkt sein? Unsere
Archive sind oft prallgefüllt mit Noten,
da lohnt es sich zu stöbern und gar
oft kommen echte Kostbarkeiten und Raritäten
zum Vorschein. Also ab ins Archiv
und viel Spaß beim Stöbern!
Nr. 04 | August 2019 21
Vorweg
SJBO - die Kraft der Musik bei der Jugend
Verbandsjugendleiter
Hans Finatzer
Die Kraft der Musik
und der Esprit
junger Leute faszinierten
bei den
jüngsten Konzerten
des Südtiroler
Jugendblasorchesters
in Schlanders, Bozen und
Innsbruck. Nicht alleine mit perfekter
technischer Ausführung, vielmehr durch
die ungebremste Leidenschaft gemeinsam
zu musizieren, vermochte das SJBO
helle Begeisterung zu entflammen. SJBO
ist ein Auswahlorchester, ein Prunkstück
Südtiroler Blasmusikgeschichte, Südtiroler
Blasmusikkultur „par excellence“. Der
Grundgedanke dieses Projektes war und
ist es, begabte Nachwuchsmusiker*innen
durch erlesene Literatur mithilfe einer
künstlerisch hochwertigen Leitung sowie
mit kompetenten Dozenten und Organisation
an das Ideal des Blasorchesterklangs
heranzuführen.
Ein weiterer Aspekt ist die Strahlkraft
dieses Projektes, welche sich im wei-
gewinnen kann. Von der Brauchtumspfl
ege einmal abgesehen, bringt die Zugehörigkeit
zu einer Musikkapelle einem
Jugendlichen viele Vorteile. Jugendliche
brauchen ein Freizeitvergnügen, um mit
dem Stress des Schul- bzw. Arbeitslebens
fertig zu werden. Eine Möglichkeit,
alle schlimmen Gedanken des Tages zu
vergessen und Platz für neue Gedanken
und Ideen zu schaffen.
Ein „am Stand“ gespielter Marsch, ein so
genanntes „Ständchen“, erregt im ersten
Augenblick zwar Aufsehen, aber nach
dem vierten, fünften Marsch wird’s meistens
fad. Genauso ist es, wenn ohne Musik
marschiert wird und man schon nach
einiger Zeit die Trommeln nicht mehr höteren
Sinne auf das unmittelbare Umfeld,
sprich die Musikkapellen der einzelnen
Musiker*innen auswirkt.
Gerade dieser Effekt ist ein Multiplikator
in Hinsicht auf verschiedenen Tugenden,
wie ausgeprägtes musikalisches Empfi n-
den, Disziplin und Verlässlichkeit. SJBO ist
nicht nur die Speerspitze im musikalischen
Sinn, sondern versteht sich als umfassendes
Projekt, junge Südtiroler Talente pädagogisch/didaktisch
zu formen und fördern.
Ich durfte dieses Orchester eine Woche
lang als Orchestermanager begleiten,
was mir tiefe Einblicke in die Welt unserer
musizierenden Jugend erlaubte.
Im Zeitalter von WhatsApp, SnapChat,
Instagram & Co. müssen Veranstalter
gute Argumente bereithalten, um die
Jugend bei Laune zu halten. Das ist mit
der vergangenen Orchesterwoche und
den erlesenen Konzerten in Süd-und
Nordtirol mehr als gelungen.
Das Südtiroler Jugendblasorchester unter der Leitung von Isabelle Ruf-Weber (2019)
Jugend und Musik in Bewegung
(aber auch für „alte Hasen“)
Verbandsstabführer
Klaus Fischnaller
Als Landesstabführer
frage ich
mich, was speziell
die Jugend der
Marschmusik ab-
ren möchte. Einer geordnet marschierenden
und spielenden Kapelle, kann
man sehr lange zuschauen – vor allem,
wenn ein Showprogramm mit verschiedenen
Showelementen wie Kreisen, Formationswechsel
oder ähnlichem geboten
Musik in Bewegung macht Spaß – im
Bild die Jugendkapelle Natz-Schabs
„JUKANATSCHA“ (Archiv)
wird. Eine „Marschierprobe“ sollte kein
Raunen und Maulen auslösen. Das Marschieren
sollte für die Musiker eigentlich
eine willkommene Abwechslung zur konzertanten
Blasmusik sein.
Ich beobachte immer wieder aufs Neue,
dass vor allem unsere Jugendlichen von
diesen Proben besonders begeistert sind.
Sie bringen selbst Ideen und Gedanken ein;
davon könnten sich viele „alte Hasen“ ein
Beispiel nehmen.
Werte Funktionäre, ihr seid es, die eine
„Marschierprobe“ im Jahresprogramm
fest einplanen müsst, nur so können auch
die Wünsche unserer Jugend berücksichtigt
werden.
Alles in allem kann man mit dem Marschieren
viel Abwechslung in den Probenalltag
bringen, und in diesem Sinne wünsche
ich euch allen einen erholsamen Sommer
und viele schöne Augenblicke mit Musik
in Bewegung.
22
KulturFenster
Das Thema
Blasmusik
Die Sitzordnung eines
Blasorchesters
von Walter Ratzek
Die Bürgerkapelle Brixen
Vergleichbar zum Sinfonieorchester gibt
es für das Blasorchester eigentlich keine
standardisierte Besetzung. Von der dörflichen
Musikkapelle mit einer 25 bis 30
Mann starken Besetzung bis hin zu großen
sinfonischen Blasorchestern mit Besetzungsstärken
von bis zu 100 und mehr Musikerinnen
und Musikern findet man ganz
unterschiedliche Besetzungen und daraus
resultierend auch ganz unterschiedliche
Sitzordnungen.
Aus meiner Sicht kann es daher auch
keine optimale oder allgemein gültige Sitzordnung
für ein Blasorchester geben.
Es bleibt somit immer ein Kompromiss.
Regelmäßig muss zwischen besetzungstechnischen,
physikalischen wie auch optischen
Gegebenheiten abgewogen werden.
Von Vorteil ist es in jedem Fall, das Orchester
sowohl in den Proben als auch in den
Konzerten möglichst in der gleichen Sitzordnung
spielen zu lassen.
Grundsätzliche Überlegungen:
A. Physikalische Gegebenheiten
1. Jeder natürliche Ton besteht aus Grundton
und seinen Obertönen. Anhand der
Gewichtung der Obertöne ergibt sich der
für ein Instrument charakteristischer
Klang. In übertragenem Sinne trägt jeder
Spieler, der einen Ton spielt, seine
Obertöne wie in einem Rucksack mit
sich herum. Besonders bei den tiefen
Instrumenten muss man die ersten vier
Obertöne (Oktave, Quinte, Oktave und
Dur-Terz) im Klangaufbau der Intonation
mit berücksichtigen.
2. Die grundsätzliche Richtung beim
Hören ist immer von unten nach
oben. Zunächst nehmen wir den
Grundton wahr und erkennen anhand
der Gewichtung der Obertöne,
um welches Instrument es
sich handelt.
3. Hohe Töne lassen sich leichter im Raum
orten als tiefe Töne.
4. Jedes Instrument hat eine Richtung, in
die es klanglich besonders intensiv abstrahlt.
Für die Trompete oder Posaune
liegt dies auf der Hand, die Stürze gibt
die Richtung vor.
5. Nicht jedes Instrument hat denselben
Dynamikumfang. Laute Instrumente
sollten die leisen Instrumente nicht allein
schon aufgrund der Sitzordnung
überspielen.
Nr. 04 | August 2019 23
Das Thema
3. Bei Verwendung von Podesten und einer
in der Höhe gestaffelten Sitzordnung
ergeben sich akustisch weitere
Probleme. Optisch wäre es wiederum
eine Aufwertung.
Südtiroler Jugendblasorchester SJBO
B. Besetzungsgröße und weitere besondere
Herausforderungen
1. Die Besetzungsgröße eines Orchesters,
aber auch die Größe der einzelnen Register
wirken sich direkt auf die Sitzordnung
aus.
2. Die Spielstärke der Musiker entscheidet
ebenso über die Sitzordnung mit.
3. Das verwendete Instrumentarium, wie
z.B. deutsche Tuben, oder die Verwendung
von Euphonien anstatt Tenorhorn
und Bariton ist ebenfalls ein wichtiges
Kriterium für eine optimale Sitzordnung.
4. Gerade bei kleiner besetzten Originalwerken
wird oft die Aufstellung und Sitzordnung
gerne vom Komponisten vorgeschlagen.
C. Das Auge hört auch mit?!
1. Je weiter ein Orchester auseinander
sitzt, umso deutlicher wirken sich Timing-Probleme
negativ auf das rhythmische
Zusammenspiel aus. Dagegen ist
die klangliche Transparenz in einer aufgelockerten
Sitzordnung hörbar besser.
2. Optimal wäre eine Sitzordnung, bei der
alle Musiker auf einer Ebene in Reihen
hintereinander sitzen würden. Optisch ist
das zwar wenig attraktiv, klanglich aber
schon interessant, da die stärkeren Instrumente
von weiter hinten in die Rücken
und Notenständer der vor ihnen
sitzenden spielen würden und sich die
vordersten Instrumente somit deutlicher
abheben könnten.
Das wichtigste Kriterium für eine gute Sitzordnung
ist die Positionierung der Bassinstrumente:
Ein Orchester wird nur dann gut intonieren,
wenn die Bassinstrumente möglichst
an jeder Position im Orchester zu hören
sind. Dies wären also folgende Instrumente:
- Pauken, große Trommel
- Tuben, Kontrabass
- Fagott, (Kontra-)Bassklarinette
- Baritonsaxophon
Anmerkung: Dies gilt im Übrigen auch gleichermaßen
für eine Aufstellung des Orchesters
zum Marschieren.
Hieraus ergeben sich für einzelne
Register folgende Sitzpositionen:
Schlagzeugregister:
Bei einer kleinen Besetzungsgröße mit nur
1-3 Schlagzeugern wie z.B. einer Egerländerbesetzung,
würde ich große Trommel,
Becken und kleine Trommel in die
Mitte setzen. Falls nur ein Drum-Set besetzt
wäre, ebenfalls in die Mitte. Je größer
die Besetzung (größer als 15 Musiker)
wandert das Schlagzeug in die Mitte hinter
das Orchester.
Walter Ratzek
Von 1980 bis 1985 studierte Walter Ratzek (Jahrgang 1960) „Kapellmeister - Dirigieren“
bei Professor Wolfgang Trommer und Klavier in der Klasse von Prof. José
Luis Prado - an der Robert-Schumann-Hochschule für Musik in Düsseldorf. Anschließend
durchlief er eine Karriere als Kapellmeister bei der Bundeswehr als
Leiter des Kammerorchesters, Leiter des Heeresmusikkorps 2 (Kassel), Leiter des
Ausbildungsmusikkorps, Leiter des repräsentativen Konzertorchesters und Leiter
des Stabsmusikkorps Berlin. Nach seinem Ausscheiden aus der Bundeswehr
2014 ist er freischaffend tätig und hat im Dezember 2016 den Lehrstuhl des Studiengangs
„Instrumentieren - Blasorchesterleitung“ am Konservatorium Claudio
Monteverdi in Bozen übernommen. 2018 ist ihm auf ausdrücklichem Wunsch
von Prof. Wolfgang Trommer die künstlerische Leitung der PlatinScala übertragen
worden. Als Gastdirigent nationaler wie internationaler renommierter Orchester,
Leiter von Workshops und diversen Fortbildungsmaßnahmen ist Walter Ratzek
sowohl als Dirigent als auch als Pianist bekannt.
www.walterratzek.jimdo.com
24
KulturFenster
Blasmusik
Bei Blasorchestern mit 5 bis 8 Mann im
Schlagzeugregister und Aufteilung in Stabspiele,
Perkussion, Pauken etc. ergeben
sich folgende Überlegungen:
Bei eher klassischer Ausrichtung des Repertoires
sind die Pauken in der Mitte, die
Stabspiele hinter den Klarinetten und Perkussion
auf der dementsprechend anderen
Seite. Die Pauken würde ich nur dann aus
der Mitte nehmen, wenn ein Programm gespielt
wird, bei dem (z.B. im 2. Konzertteil)
ein DrumSet zum Einsatz kommt. Dann wäre
das DrumSet in der Mitte aufgrund von Timing
besser platziert. In dem Fall wäre eine
Positionierung der Pauken in der Nähe der
Tuben/Kontrabass vorteilhaft.
Bassinstrumente der Blechbläser
Bei einfacher Besetzung des Tubaregisters
mit deutschen Instrumenten, oder auch
spielschwächerer Besetzung, sollten die
Tuben links oder zumindest in der Mitte
positioniert werden. Bei Verwendung von
Tuben mit gerader Stürze kann das Register
auch weiter nach rechts wandern. Dies
würde vor allem dann Sinn machen, wenn
die Pauken ebenfalls rechts hinten positioniert
sind. Die Bassposaune schließt sich
an die Tuben an.
Bassinstrumente des Holzregisters:
Hier empfehle ich eine mittige Anordnung
in der 2. Reihe. Von dort wird der „Holzbass“
(Bass- und Altklarinette, eventuell
Kontrabassklarinette, Fagotte) vom ganzen
Holzregister gut gehört, die Fagotte sollten
zudem Kontakt zu den Oboen haben. Das
Baritonsaxophon bleibt beim Saxophonsatz,
sollte aber die Nähe zu den Holzbässen, vor
allem den Fagotten, suchen.
Im Folgenden ein paar Beispiele, wie - je nach Besetzungsgröße - eine Sitzordnung im
Blasorchester aussehen könnte:
Egerländerbesetzung (18 - 25)
Tuben
Klarinetten
Glockensp./Xylophon
Tuben
Posaunen
Flöte
Kleines Blasorchester (25 - 30)
Flügelhörner
Klarinetten
Drum Set
Kleine Trommel
Tenorhorn / Bariton / Horn
Saxophone
Großes Blasorchester (50 - 60)
Tenorhorn / Bariton
Stabspiele
Hörner
Klarinetten
Pauken
Trompeten
Bariton
Flöten
Flügelhorn / Trompete / Posaune
Alt-, Bass-, Kontrabasskl.
Flügelhörner
Tenorhorn
Gr. Trommel / Becken
Posaunen
Flöten
Perkussion
Fagotte
Oboen
Tuben
Saxophone
Trompeten
Kontrabass
Hörner (F-Horn)
Die Stürze zeigt beim F-Horn nach rechts,
dies bedeutet, dass eine Positionierung in
der Mitte, oder links hinten im Block wie
beim Sinfonieorchester optimal wäre. Eine
Positionierung weit rechts verbietet sich eigentlich,
ebenso würden sie sich ganz links
außen klanglich nicht ins Orchester integrieren
lassen.
Zu den weiteren Blechbläsern:
Je nachdem, ob die Tuben nun links oder
rechts positioniert werden, schließen sich
Posaunen, Trompeten und Flügelhorn bei
einer größeren Besetzung an. Bei Tuben
links würden Posaunen, Trompeten und
Flügelhörner seitenverkehrt zum Sinfonie-
Sinfonisches Blasorchester (60 – 90)
Stabspiele
Hörner
Tenorhorn / Bariton
Klarinetten
Pauken
Flügelhorn / Trompete / Posaune
Alt-, Bass-, Kontrabasskl.
Oboen, Englischhorn
Fagotte
Perkussion
Celli
Saxophone
Flöten
Tuben
Harfe
Kontrabass
Nr. 04 | August 2019 25
Das Thema
Die Musikkapelle St. Johann in Ahrn
orchester sitzen. Bei einer Sitzordnung mit
den Tuben rechts wäre die Positionierung
wie im Sinfonieorchester.
Bei kleinen Besetzungen mit wenigen Holzbläsern
sollte auch überlegt werden, Trompeten/Flügelhörner
und Posaunen eventuell
seitlich ins Orchester spielen zu lassen und
die Hölzer in die Mitte zu setzen, um sie
so besser zur Geltung kommen zu lassen.
Drehventilinstrumente bei Flügelhorn und
Trompeten sind unabhängig der Besetzungsgröße
bei traditionellem und eher klassischem
Repertoire immer zu empfehlen.
Tenorhorn/Bariton und Euphonium
Die klassischen Instrumente Tenorhorn
und Bariton mit Drehventilen sollten eher
auf der linken Seite oder weiter in der Mitte
positioniert werden, da sie dann mit ihrer
Stürze ins Orchester spielen und sich
klanglich gut integrieren lassen. Das immer
mehr eingesetzte Euphonium entstammt
der Tubafamilie und wäre in der
Nähe der Tuben oder auch rechts gut
aufgehoben.
Flöten und Klarinetten
Die größte klangliche Abstrahlung der
Querflöte/Pikkolo ist nach vorne und leicht
rechts. Die Flöten und insbesondere das
Pikkolo sollten sich daher eher auf der
rechten Seite wiederfinden, um so ins Orchester
hinein zu spielen. Dies bedeutet
im Umkehrschluss, dass sich die chorisch
besetzten B-Klarinetten links wiederfinden.
Die Es-Klarinette sitzt im Anschluss
der 1. Klarinetten weiter innen im
Kreis, quasi gegenüber der Pikkoloflöte.
Oboe/Englischhorn
Der beste Platz wäre direkt vor dem Dirigenten
in der ersten Reihe. Falls dort kein
Platz mehr sein sollte, sind sie hinter den
Flöten auf der rechten Seite ganz außen
gut aufgehoben.
Saxophone:
Die Saxophone werden am besten auf
der rechten Seite positioniert mit Alt-,
Tenor- und Baritonsaxophon von außen
nach innen.
6. Südtiroler Dirigentenwerkstatt
am 8. und 9. November 2019 in Bruneck
Bereits zum 6. Mal lädt heuer der Verband Südtiroler Musikkapellen
(VSM) zur Dirigentenwerkstatt für Kapellmeisterinnen und Kapellmeister.
Oberstes Ziel dieser Werkstatt ist es, mit Hilfe eines externen Referenten Inputs
für die praktische, musikalische Arbeit mit der Musikkapelle zu erhalten.
Diese Fortbildung umfasst Blasorchesterliteratur in allen unterschiedlichen Stufen und ist
daher für alle Kapellmeisterinnen und Kapellmeister interessant. Gastreferent der heurigen
Werkstatt ist Walter Ratzek.
Anmeldungen sind innerhalb 13. Oktober 2019 über das VSM-Office möglich.
Im Notizfeld ist die aktive (Kursgebühr = 150 Euro) oder die passive Teilnahme (Kursgebühr = 50 Euro) zu vermerken.
Informationen im Internet unter www.vsm.bz.it/2019/06/22/6-suedt-dirigentenwerkstatt
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KulturFenster
Aus Verband und Bezirken
Blasmusik
Musik in Bewegung
muss in Bewegung bleiben
Fortbildung für Stabführer in Kaltern
Mit unkonventionellen Methoden ermutigte die Tanzpädagogin Norah Mackh die
Stabführer, bei der Musik in Bewegung kreativ zu sein.
Die Stabführer-Fachgruppe des Verbandes
Südtiroler Musikkapellen hat Anfang Mai
zu einer Fortbildung ins Musikprobelokal
von Kaltern geladen.
Rund 30 Stabführer aus allen Landesteilen
lauschten dabei nicht den Ausführungen
eines arrivierten Stabführers, sondern
der Tanzlehrerin Norah Mackh aus
Klagenfurt. Querdenken lautete also die
Devise, denn Stabführer sind es gewohnt,
nach fest vorgegebenen Regeln zu arbei-
ten und weniger, Grenzen zu überschreiten
und kreativ zu sein. Norah Mackh gab
den Teilnehmern nicht nur einfache Schrittfolgen
mit, sondern wertvolle Tipps zu Methodik,
Motivation und Didaktik. Die Kernbotschaft
der Veranstaltung lautete: Um
auch bei den Musikantinnen und Musikanten
spannend zu bleiben, muss Musik
in Bewegung sich ständig weiterentwickeln,
neu erfinden – sie muss praktisch
in Bewegung bleiben.
Die Qualität der Musik in Bewegung hat
sich in den vergangenen 20 Jahren erheblich
gesteigert. Musikkapellen beherrschen
gewisse Abläufe vom Antreten über
die richtige Instrumentenhaltung, dem
Halten im Klingenden Spiel, dem Abfallen
von 5er- in 3er-Reihen und so weiter. Damit
das Erlernte nicht allmählich vergessen
wird, muss es jährlich wiederholt und
geübt werden.
Diese Praxis ist wichtig und muss auch
weiter fortgeführt werden, allerdings ist
es ebenso wichtig, immer wieder – wenn
auch kleine – neue Elemente einzubauen
und vorzuführen. So bleibt Musik in Bewegung
spannend – bei den Musikanten
wie beim Publikum.
Oskar Zingerle, Bezirksstabführer
des VSM-Bezirkes Brixen
KulturFenster
Redaktion KulturFenster
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it
Nr. 04 | August 2019 27
Aus Verband und Bezirken
Die Blasmusikjugend begeistert
Zwei musikalische Projekte … ein Ziel
Der Monat Juli ist alljährlich die Hochsaison
der Südtiroler Blasmusikjugend.
Landauf landab finden Jungbläserwochen,
Jungbläsertage und Sommermusikwochen
statt. Höhepunkt dabei sind
die Orchesterwochen des Südtiroler Jugendblasorchesters
und des EUREGIO
Jugendblasorchesters – zwei unterschiedliche
musikalische Projekte, ein
Ziel: die Förderung der Blasmusikjugend.
In Schlanders, Bozen, Cavalese,
Sterzing und bei den Innsbrucker Promenadenkonzerten
zeigten die beiden
Orchester ihr Können und begeisterten
das Publikum.
SJBO - Das Südtiroler Jugendblasorchester
Sie haben die Fäden zur heurigen
15. Auflage des Südtiroler
Jugendblasorchesters SJBO gezogen –
v.l. VSM-Verbandsjugendleiter Johann
Finatzer, VSM-Verbandskapellmeister
Meinhard Windisch und die Dirigentin
Isabelle Ruf-Weber mit Bernhard
Schlögl, dem Nachfolger von Alois
Schöpf als künstlerischer Leiter der
Innsbrucker Promenadenkonzerte
2005 hat der Verband Südtiroler Musikkapellen
(VSM) auf Initiative seines damaligen
Verbandsjugendleiters und heutigen Verbandsobmannes
Pepi Fauster das Südtiroler
Jugendblasorchester (SJBO) ins Leben
gerufen. „Das Ziel war und ist es – damals
wie heute - gut ausgebildeten, talentierten
und musizierfreudigen jungen Musikerinnen
und Musikern die Möglichkeit zu geben,
unter der Leitung eines renommierten Dirigenten
und hoch qualifizierter Lehrkräfte
interessante sinfonische Blasorchesterliteratur
einzustudieren und aufzuführen“,
erklärt der heutige Verbandsjugendleiter
Hans Finatzer, der von seinen Vorgängern
Arnold Leimgruber und Meinhard Windisch
die Organisation dieses aufwändigen Orchesterprojektes
übernommen hat. Nach Karl
Geroldinger (2005-2008), Thomas Doss
(2009-2011), Peter Vierneisl (2012-2013)
und Josef Feichter (2014-2017) steht seit
2018 Isabelle Ruf-Weber aus der Schweiz
am Dirigentenpult des SJBO. Auch heuer
hat sich das Orchester eine Woche lang in
Schlanders auf die Konzerte in Schlanders
(19. Juli), in Bozen (20. Juli) und in Innsbruck
(21. Juli) vorbereitet.
Fotogalerie:
www.vsm.bz.it/2019/07/
21/sjbo-2019-fotoalbum/
Beim Konzert in Schlanders … … in Bozen … … und in Innsbruck
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KulturFenster
Blasmusik
3 Landesteile – 3 Konzerte – 3 Dirigenten
VSM-Verbandskapellmeister Meinhard
Windisch (im Bild bei den Innsbrucker
Promenadenkonzerten) dirigierte
gemeinsam mit Franco Puliafito
und Wolfram Rosenberger die
heurige 4. Ausgabe des EUREGIO-
Jugendblasorchesters.
Bereits zum 4. Mal organisierte das Gemeinsame
Büro der Europaregion in Zusammenarbeit
mit den Blasmusikverbänden
von Tirol, Südtirol und Trentino
eine Sommerwoche für talentierte Nachwuchsmusiker
im Euregio-Kulturzentrum
in Toblach.
Rund 60 Jugendliche bildeten das Euregio-Jugendblasorchester
2019, das
wiederum von Franco Puliafi to, Wolfram
Rosenberger und Meinhard Windisch dirigiert
wurde. Nach dem Vorbild der erfolgreichen
Aufführungen der Vorjahre
gab das Jugendorchester Konzerte in den
drei Ländern der Europaregion - in Cavalese
(26. Juli), Sterzing (27. Juli) und
Innsbruck (28. Juli). Am 21. September
ist ein zusätzliches Konzert im Rahmen
des Euregio-Festes in Neumarkt in Südtirol
geplant.
Stephan Niederegger
Fotogalerie:
www.vsm.bz.it/2019/07/29/
euregio-jugendblasorchesterfotoalbum
Beim Konzert in Cavalese … … in Sterzing … … und in Innsbruck
KulturFenster
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol
Redaktion KulturFenster
Redaktionsschluss für die nächste
Ausgabe des KulturFensters
ist Freitag, 13. September 2019.
Bitte Termin genau beachten!
Nr. 04 | August 2019 29
12.01. -28.12.2019
VSM-Motiviert und fit?
Funktionärsausbildung
2019 (NFA)
www.vsm.bz.it/2018/11/29/
motiviert-und-fit-2/
Blasmusik International
25. Innsbrucker
Promenadenkonzerte
Eine der europaweit wichtigsten Veranstaltungen für
Bläsermusik – 4 Orchester aus Südtirol dabei
Die zentrale Aufgabe der altösterreichischen
Blas- und Bläsermusik war es seit
jeher, mit ihren Konzerten die Werke der
Kunstmusik einem breiten Publikum näher
zu bringen. Diese Tradition setzen die
Inns brucker Promenadenkonzerte in zeitgemäßer
Form seit nunmehr 25 Jahren fort
– bei jedem Wetter und freier Platzwahl.
Die Konzertreihe, die von einer Gartenschau
im Innsbrucker Stadtteil Saggen ihren Ausgang
nahm, wurde inzwischen zu einer der
europaweit wichtigsten Veranstaltungen für
Bläsermusik.
Zur heurigen 25. Auflage trafen sich
wiederum die europaweit besten Blasorchester,
Brass Bands und Blechbläserensembles
im Innenhof der kaiserlichen Hofburg
am Fuße der Innsbrucker Nordkette.
Zum heurigen Jubiläum waren die Veranstalter
rund um den künstlerischen Leiter
und Initiator Alois Schöpf bemüht, ein besonders
hochkarätiges Programm zusammenzustellen,
um ihre beiden großen künstlerischen
Ziele besonders beispielhaft zu
verwirklichen: die Tradition fortzusetzen,
ein breites Publikum an die bedeutenden
Werke der Kunstmusik heranzuführen, die
heimischen Orchester mit Spitzenkräften
aus dem Ausland zu konfrontieren und sie
dadurch zu ermuntern, den Anschluss an
die internationale Entwicklung nicht aus
den Augen zu verlieren. 33 Konzerte an
28 Veranstaltungstagen und rund 70.000
Zuhörerinnen und Zuhörer bestätigten wiederum
den Erfolg.
Auch Musikkapellen und Blasorchester
aus Südtirol waren immer wieder zu Gast
in Inns bruck. Rund 100 Konzerte von Südtiroler
Kapellen zählt die Statistik, die damit
auch zum Erfolg dieser Konzertreihe beigetragen
haben. Heuer war Südtirol gleich
4 Mal vertreten:
4. Juli - Die Besten aus Südtirol
Bläserphilharmonie Claudio Monteverdi,
Bozen
Musikalische Leitung: Walter Ratzek
21. Juli - Südtirols musikalischer Nachwuchs
Südtiroler Jugendblasorchester SJBO
Musikalische Leitung: Isabelle Ruf-Weber
24. Juli - Gruß aus Südtirol
Musikkapelle Villnöß
Musikalische Leitung: Hans Pircher
28. Juli - Tirols Europäisches Musikprojekt
EUREGIO Jugendblasorcheste r
Tirol-Südtirol-Trentino
Musikalische Leitung: Franco Puliafito,
Wolfram Rosenberger, Meinhard Windisch
Der Verband Südtiroler Musikkapellen
(VSM) und die Verantwortlichen der einzelnen
Musikkapellen und Blasorchesterformationen
bedanken sich bei Alois Schöpf
und seinem Team für die Zusammenarbeit
und das Interesse an der Südtiroler Blasmusikszene.
Er wird nach 25 Jahren die
Leitung der Innsbrucker Promenadenkonzerte
abgeben. Bereits bei der Generalversammlung
vom vergangenen 22. Jänner
wählten die Mitglieder des Vereins „Innsbrucker
Promenadenkonzerte“ die beiden
profi lierten Musiker, ORF-Mitarbeiter und
Musikpädagogen Peter und Wolfgang Kostner
als Beiräte in den Vorstand. Ebenso
wurde Bernhard Schlögl, seines Zeichens
Musikpädagoge, Instrumentalist und Dirigent
des Sinfonischen Blasorchesters Tirol,
zum Stellvertreter des künstlerischen
Leiters Alois Schöpf ernannt. Geplant ist,
dass Schlögl nach Vorlage eines hochkarätigen
Spielplans für 2020 zum künstlerischen
Leiter gewählt wird. Alois Schöpf
wird sich dann aus allen Funktionen zurückziehen.
Stephan Niederegger
VSM-Medienreferent
Alois Schöpf (rechts) hat die
Innsbrucker Promenadenkonzerte
initiiert und übergibt nach 25 Jahren
die künstlerische Leitung an Bernhard
Schlögl.
30
KulturFenster
Blasmusik
Neue Leseecke für Kapellmeister
Stadtbibliothek „LibriKa“ in Bruneck hat Literatur für Kapellmeister im Angebot
Georg Kirchler, Daniel Niederegger und Michaela Grüner (v. l.) präsentieren das neue
Medienangebot für Kapellmeister in der Stadtbibliothek „LibriKa“ in Bruneck.
Seit Kurzem gibt es in der Stadtbibliothek
Bruneck „LibriKa“ ein eigenes Regal für
Kapellmeister. Bezirkskapellmeister Georg
Kirchler und sein Stellvertreter Daniel
Niederegger haben mit ihrer Idee bei Bibliothekarin
Michaela Grüner „offene Türen
eingerannt“.
Wie in vielen anderen Bereichen
gibt es auch für Dirigenten
unzählige Fachliteratur
zu Probendidaktik,
musikalischen Interpretationen,
Dirigiertechniken, Jugendausbildung,
Arbeit mit
Ensembles und Orchester,
Stückauswahl und vieles
mehr.
Und wie so oft seien gerade
Fachbücher nicht gerade
preisgünstig, sagt Kirchler.
Zudem interessierten
meist nur Auszüge daraus,
ein bestimmtes Kapitel oder
eine spezifische Abhandlung,
weiß er aus eigener
Erfahrung. Auch sind bestimmte Standardwerke
mittlerweile vergriffen oder –
trotz Globalisierung und Onlinehandel –
schwer erhältlich.
So sei der Wunsch gereift, ob es möglich
wäre, in der Brunecker Bibliothek
eine eigene Bücherecke für Kapellmei-
ster einzurichten, um dadurch diese Literatur
dem lokalen Publikum griffbereit
anbieten zu können. Dies war auch einer
der ersten Schritte, die der neue Bezirkskapellmeister
mit seinem ebenso neuen
Stellvertreter nach der Wahl im Februar
in die Wege geleitet hat. Kirchler und Niederegger
bedanken sich, dass sie bei der
Bibliotheksleitung dafür ein offenes Ohr
gefunden haben. Seit Kurzem ist nun das
„Kapellmeisterregal“, wie es die zuständige
Bibliothekarin Michaela Grüner liebevoll
nennt, eingerichtet.
Das Regal steht im 4. Stock im Bereich
Musik. Alles zum Thema Kapellmeister
steht unter „Mu 2.4.3“ - „bibliothekarisch
nicht ganz richtig, aber kundenorientiert“,
erklärt Grüner. Die Medien können für einen
Monat ausgeliehen und zwei Mal für
einen weiteren Monat verlängert werden.
Im Bereich Musik finden sich außerdem
Unterlagen zum Thema Musiktheorie,
Komponistenporträts und anderes mehr.
Der Bestand wird ständig aktualisiert.
Sollte ein Buch nicht vorhanden sein,
besteht die Möglichkeit, einen Medienwunsch
abzugeben. Die zuständige Mitarbeiterin
entscheidet über den Ankauf
oder besorgt das Medium von einer anderen
Bibliothek.
Der Dienst ist kostenlos: „Um sich anzumelden,
genügen die blaue Bürgerkarte
und der Personalausweis – in
2 Minuten erledigt“, lädt Grüner
ein. Wer zudem ein „ausgedientes“
und noch gut erhaltenes
Fachbuch für diesen
Bereich bei sich zu Hause übrig
hat, könne dies in der Bibliothek
für das Kapellmeisterregal
abgeben, ergänzt Niederegger
abschließend.
Stephan Niederegger
Die Stadtbiblothek Bruneck
Öffnungszeiten:
Mo-Fr 10.00 - 18.30 Uhr
Sa 09.00 - 12.00 Uhr
Nr. 04 | August 2019 31
Blasmusik International
40. Österreichisches Blasmusikfest in Wien
Musikkapelle der Stadt Glurns und Musikkapelle Tschengls als Vertretung des VSM
Die MK der Stadt Glurns hatte einen Auftritt in der Innenstadt.
Die Musikkapelle Tschengls grüßt vom Oberen Belvedere.
Am vergangenen 5. und 6. Juli hat der Wiener
Blasmusikverband in enger Zusammenarbeit
mit der Kulturabteilung der Stadt Wien
und die Kulturinstitution Basis.Kultur.Wien
zum 40. Österreichischen Blasmusikfest in
die Bundeshauptstadt geladen.
Die Musikkapelle der Stadt Glurns unter
der Leitung von Obfrau Ulrike Strimmer
und Kapellmeister Manfred Horrer
und die Musikkapelle Tschengls mit Obmann
Hans-Jürgen Riegl und Kapellmeister
Josef Tschenett haben Südtirol als Partnerverband
des Österreichischen Blasmusikverbandes
vertreten. Begleitet wurden sie
von VSM-Obmann-Stellvertreter Meinhard
Oberhauser.
Eröffnet wurde das Fest mit einem Festkonzert
im Wiener Rathaus am Freitagabend.
Am Samstagvormittag haben die
Musikkapellen aus allen Bundesländern
sowie aus Liechtenstein und Südtirol mit
Standkonzerten einen Blasmusikpfad durch
die Wiener Innenstadt und den Oberen
Belvedere gezogen. Höhepunkt war zweifelsohne
die große Musikparade aller teilnehmenden
Musikkapellen und der Gardemusik
Wien am Samstagnachmittag vom
Maria-Theresien-Platz über den Ring bis
zum Rathausplatz. Dort bildete das Gesamtkonzert
als großes Finale den krönenden
Abschluss dieses 2-tägigen Festes.
Stephan Niederegger,
VSM-Medienreferent
IBK 2020 – das Treffen der Blasorchesterszene in Europa
Fortbildung – Information - Austausch
Vom 16. bis zum 19. Januar 2020 findet in Neu-
Ulm der zweite Internationale Blasmusik Kongress
– kurz IBK – statt. Im Mittelpunkt der viertägigen
Veranstaltung stehen Workshops
für Dirigenten mit und ohne Blasorchester,
für Musikerinnen und Musiker, für Vereinsund
Verbandsfunktionäre. In verschiedenen
Instrumentalworkshops geben Profis ihr
Wissen weiter und laden zum aktiven Mitmachen
ein. Außerdem finden Reading Sessions
statt, in denen die neueste Literatur
mit einem Blasorchester und unter Anwesenheit
vieler Komponisten vorgestellt werden.
In Kurzvorträgen stellen Komponisten
sich und ihre Werke vor, Autoren ihre Bücher
und Notenausgaben, Instrumenten- und Zubehörhersteller
die neuesten Produkte. Musikwissenschaftler,
Dirigenten, Vereins- und
Verbandsverantwortliche halten Vorträge zu
Literatur, Vereinsmanagement, Marketing,
Jugendarbeit und vieles mehr. Interessante
Podiumsdiskussionen sorgen nicht zuletzt
für einen regen Austausch.
Ergänzend zu diesen Informations- und
Mitmachveranstaltungen fi ndet eine große
Ausstellung mit den wichtigsten und namhaftesten
Instrumentenfi rmen und Verlagen
statt. Gekrönt wird der Kongress durch die
Auftritte hervorragender Blasorchester. Das
Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr, das
Bundespolizeiorchester München, die Civica
Filarmonica di Lugano (Schweiz), das Freiburger
Blasorchester, die Koninklijke Muziekkapel
van de Gidsen (Belgien) und das Stadtorchester
Friedrichshafen werden Konzerte geben.
Beim Internationalen Blasmusik Kongress
IBK in Neu-Ulm kommen alle Richtungen
der Blasmusik zur Geltung: Sinfonische, unterhaltende
und traditionelle Blasmusik. Ein
deutlicher Schwerpunkt liegt jedoch auf der
Sinfonischen Blasmusik. Hauptziel dieses
Kongresses ist neben der Fortbildung und
der Vermittlung von Informationen der Austausch
zwischen Musikern, Dirigenten, Komponisten,
Vereins- und Verbandsverantwortlichen,
der Musikindustrie und der Verleger.
Der Internationale Blasmusik Kongress IBK
wird wiederum ein Get-Together der Blasmusikszene
aus Deutschland, Österreich,
der Schweiz und allen angrenzenden Ländern.
Weitere Informationen gibt es im Internet
unter www.ib-kongress.co .
Alexandra Link
32
KulturFenster
Blasmusik
26 neue Funktionäre
beim Österreichischen Blasmusikverband ÖBV
Jasmin Penz aus Mauls beim ÖBV-Lehrgang für
Jugendreferentinnen und Jugendreferenten erfolgreich dabei
Die Absolventen der ÖBV-Lehrgänge auf einen Blick
Am Samstag, dem 22. Juni 2019, schlossen
26 Musikerinnen und Musiker aus den
Bundesländern Österreichs und aus Südtirol
den ÖBV-Lehrgang zum Diplomierten
Vereinsfunktionär und den Lehrgang für
Jugendreferentinnen und Jugendreferenten
in Admont (Steiermark) im Rahmen des 61.
ÖBV-Kongresses ab.
Bei der feierlichen Diplomverleihung wurden
15 neue Vereinsfunktionäre sowie 11
Jugendreferentinnen und Jugendreferenten
diplomiert. Die beiden ÖBV-Lehrgänge sind
umfassende Bildungsangebote des Österreichischen
Blasmusikverbandes(ÖBV)und
der Österreichischen Blasmusikjugend
(ÖBJ) und speziell auf die Aufgaben und
Verantwortungsbereiche unserer Vereinsfunktionärinnen
und Vereinsfunktionäre
ausgerichtet. Erstmals wurden die gemeinsamen
Synergien der beiden Lehrgänge kollektiv
genutzt. Das bedeutet im Besonderen,
dass der „Lehrgang zum Diplomierten
Vereinsfunktionär“ und der „Lehrgang für
Jugendreferentinnen und Jugendreferenten“
zeitgleich und am selben Standort
angeboten wurden. Fachliche Inhalte,
die beide Lehrgänge betreffen, werden gemeinsam
absolviert. Neben dem funktionärsübergreifenden
Austausch zwischen
Jugendreferenten und Vereinsobleuten
bietet sich folglich auch die Möglichkeit,
als Vereinsobmann/-obfrau gemeinsam
und zeitgleich mit dem Jugendreferenten/
der Jugendreferentin den jeweiligen Lehrgang
zu besuchen und somit bestens für
alle Aufgabengebiete im Musikverein gewappnet
zu sein. Die Vereinsfunktionäre
sind essenziell im Musikvereinswesen. Um
für dieses Ehrenamt entsprechend gerüstet
zu sein, bieten der ÖBV und die ÖBJ
diese Fortbildungsangebote an. Als „diplomierter
Vereinsfunktionär/diplomierte Vereinsfunktionärin
bzw. diplomierter Jugendreferent/diplomierte
Jugendreferentin“ geht
man nach einem einjährigen Ausbildungszyklus
zu je fünf Ausbildungsblöcken hervor.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer,
die aus Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich,
Salzburg, Steiermark, Tirol,
Vorarlberg und Südtirol stammen, durften
in diesem Zeitraum spannende Inhalte
und neue Inputs rund um die Arbeit von
Vereinsfunktionären erfahren; sie konnten
Erfahrungswerte austauschen und haben
neue Freundschaften geschlossen.
Als Vertretung aus Südtirol hat Jasmin
Penz von der MK Mauls am Lehrgang für
Jugendreferentinnen und Jugendreferenten
teilgenommen und diesen auch erfolgreich
abgeschlossen.
Die Österreichische Blasmusikjugend ist
eine vom Bundesministerium für Frauen,
Familie und Jugend geförderte Jugendorganisation,
die für 94.000 junge Blasmusikerinnen
und Blasmusiker aus Österreich,
Südtirol und Liechtenstein eine wesentliche
Grundlage im Bereich der Entwicklung der
musikalischen sowie sozialen Fähigkeiten
darstellt. Die Jugendorganisation steht besonders
für interessante, spannende und
bildende Jugendmusikprojekte.
Dem Österreichischen Blasmusikverband
(ÖBV) als Dachorganisation der neun
österreichischen Landesverbände sowie
der Partnerverbände Südtirol und Liechtenstein
gehören 2.163 Mitgliedskapellen
an. Ziel des Österreichischen Blasmusikverbandes
ist es, das Blasmusikwesen in
jeder Hinsicht zu unterstützen, zu fördern
und weiterzuentwickeln.
Österreichischer Blasmusikverband
(ÖBV) – www.blasmusik.at
Jasmin Penz von der MK Mauls 2. von
links hat als Vertreterin Südtirols am
Lehrgang für Jugendreferentinnen und
Jugendreferenten teilgenommen und
diesen erfolgreich abgeschlossen.
Nr. 04 | August 2019 33
Blasmusik International
6. Bundeswettbewerb
„Musik in Bewegung“
5 Musikkapellen zeigen in Bischofshofen (A)
Marschkunst auf höchster Stufe
Der Musikverein Lacken aus Oberösterreich ging als Sieger des 6. ÖBV-
Bundeswettbewerbes „Musik in Bewegung“ hervor.
Am Freitag, 28. Juni, und Samstag, 29.
Juni 2019, präsentierten fünf Musikkapellen
aus Österreich im Rahmen des 6. Bundeswettbewerbes
„Musik in Bewegung“
Marschkunst auf hohem Niveau. Als Bundessieger
des Wettbewerbes geht der Musikverein
Lacken aus Oberösterreich unter
Stabführer Markus Schmaranzer hervor.
Der Bundeswettbewerb „Musik in Bewegung“
wurde 2007 vom Österreichischen
Blasmusikverband (ÖBV) ins Leben gerufen,
um den Musikkapellen neben ihrem
konzertanten Wirken die Möglichkeit zu
bieten, das Marschieren in repräsentativer
Form zu praktizieren und damit die Attraktivität
der Marschmusik in der Öffentlichkeit
generell zu erhöhen. Teilnehmer aus
Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich
und der Steiermark reisten Ende Juni nach
Bischofshofen, um sich im „Marschieren“
zu messen. Der Wettbewerb wurde vom
Österreichischen Blasmusikverband ÖBV
in Kooperation mit dem Tourismusverband
Bischofshofen und dem Pongauer Blasmusikverband
ausgerichtet.
Der Auftakt des Wettbewerbes fand
am Freitag, 28. Juni am Sportplatz in
Bischofshofen statt. Der Pfl ichtteil - die
Stufe D - besteht aus Antreten, Abmarschieren,
Halten und Abmarschieren im
klingenden Spiel, einer Schwenkung, Abfallen
und Aufmarschieren, einer Defilierung,
Übergang in eine breite Formation
mit einer großen Wende, enge Formation,
den Marsch abreißen, Halten und Abtreten.
Und dies perfekt in Reih und Glied.
Im Showteil konnten die Kapellen, in
Kombination von verschiedenen musikalischen
Genres und guter Choreographie,
Musik mit dazu passenden Bewegungen
anbieten. Von schönen Walzerklängen mit
Tanzeinlage bis hin zu rockigen oder sentimentalen
Klängen wurde am darauffolgenden
Samstag, 29. Juni, dem Publikum
und den Juroren in der atemberaubenden
Kulisse der Paul-Außerleitner-Schanze eine
große Show gezeigt.
Mit dem Musikverein Lacken kommt
der diesjährige Bundessieger aus Oberösterreich.
Über den zweiten Platz freuen
sich die Musikerinnen und Musiker der
Trachtenkapelle Irschen aus Kärnten. Die
Stadtkapelle Allentsteig aus Niederösterreich
geht als drittplatziertes Orchester des
Bundeswettbewerbes hervor. Den vierten
Platz teilen sich der Musikverein Pichler
Bau Gralla und der Musikverein voestalpine
Roseggerheimat Krieglach, beide
aus der Steiermark. Die Sieger durften
sich über tolle Sach- und Instrumentenpreise
freuen.
Österreichischer Blasmusikverband ÖBV
Gruppenbild der 5 teilnehmenden Musikkapellen
34
KulturFenster
Kritisch hingehört
Blasmusik
„Unerhörtes“ in der
Grieser Stiftspfarrkirche
Stadtkapelle Bozen feiert 100.Bestandsjubiläum mit einem
gelungenen Kirchenkonzert
Die Stadtkapelle Bozen
feiert heuer ihr 100. Bestandsjubiläum.
Mehrere
Höhepunkte waren
und sind im Jubeljahr
angesagt.
Musikalisch hat die
Kapelle, die seit 30
Jahren unter der Leitung
des souveränen
und innovativen Kapellmeisters
Alexander
Veit steht – auch er
feiert also ein Jubiläum
– traditionell mit ihrem
Festkonzert Ende Jänner
begonnen. Dabei
konnte sie die Klangvielfalt
der symphonischen
Blasmusik
sowie die erst 10-jährige
Solistin Chantal
Ramona Veit, Klavier
(Tochter des Kapellmeisters)
und das aus
Kärnten stammende „Blechreiz Brass-
Quintett“ präsentieren. Ende Mai lud die
Kapelle zu einem besonderen Konzert in
die Grieser Stiftspfarrkirche (Bozen). Auch
dabei konzertierte man wiederum mit Solisten.
Die aus Bozen stammende Sopranistin
Karin Selva überzeugte mit einer
reinen, schlanken und unaufdringlichen
Stimme im „Christe eleison“ des russischen
Komponisten Alexandr Gilev und im getragenen
„Ave Maria“ von Giulio Caccini.
Heidi Schwarz, die langjährige erste Flötistin
der Stadtkapelle, glänzte mit einem
satten, vollen Ton im Werk „Unter dem
Sternenhimmel“ von Hans-André Stamm,
bei dem sie vom Organisten Martin Rabensteiner
gefühlvoll begleitet wurde.
Bei diesem Konzert in der Grieser Stiftskirche,
die ein sehr gutes Beispiel spätbarocker
Kirchenarchitektur darstellt, wirkten
Zu ihrem 100-jährigen Bestehen gab die Stadtkapelle Bozen
unter der musikalischen Leitung von Kapellmeister Alexander
Veit ein erlesenes Kirchenkonzert in der Stiftspfarrkirche Gries.
auch zwei der renommiertesten Südtiroler
Kirchenchöre mit: der Domchor Bozen
unter der Leitung von Tobias Chizzali und
der Pfarrchor Kaltern unter der Leitung von
Robert Mur. Aufgeführt wurde die beeindruckende
Cäcilien-Messe des Südtiroler
Komponisten Hannes Kerschbaumer, die
der Verband der Kirchenchöre Südtirols
und der Verband der Südtiroler Musikkapellen
in Auftrag gegeben haben und die
im November mit den gleichen Interpreten
uraufgeführt wurde. Es handelt sich
dabei um eine Messe in elf Sätzen, die in
zeitgemäßer, gut singbarer Tonalität gefasst
ist, damit sich allen das Werk musikalisch
und spirituell-geistlich erschließt.
Zum Höhe- und gleichzeitig Schlusspunkt
des Konzertes geriet das dreisätzige
„Concertino für Orgel solo und Blasorchester“
des Schweizer Komponisten
Thomas Trachsel. Im ersten Satz dieses
fast 20 Minuten dauernden Werkes wird
das Geheimnisvolle und Mächtige, das ein
Kirchenraum ausstrahlt, beschrieben. Im
zweiten Satz, als Gegenüberstellung zum
ersten, steht die Schilderung der meditativen
Stimmung im Kreuzgang im Mittelpunkt.
Im fi nalen dritten Satz kommt
schließlich die überwältigende Erhabenheit
der Kirche mit ihrer weltbejahenden
Grandezza zum Ausdruck. Das raumgreifende
Hörerlebnis war beeindruckend.
Martin Rabensteiner an der Orgel agierte
technisch einwandfrei und mit viel Lust
an einer breit gefächerten Registrierung.
Der Vortrag bewies, dass Alexander Veit
als Dirigent der Stadtkapelle Bozen auch
noch nach 30 Jahren „Unerhörtes“ und besondere
Blasmusikklänge herausholen kann.
Stadtkapelle Bozen (ds)
Nr. 04 | August 2019 35
Zur Person
Traumziel Wiener
Philharmoniker erreicht
Andrea Götsch von der MK Algund bekommt feste Stelle im Weltklasseorchester
Das Daumendrücken von Familie und Freunden hat sich gelohnt: Die 24-jährige Meranerin
Andrea Götsch konnte sich am 26. Juni im Probespiel um die begehrte Stelle als Klarinettistin
im Wiener Staatsopernorchester / Wiener Philharmoniker durchsetzen. Damit setzt sie
einmal mehr einen Meilenstein in ihrer noch jungen Musikerkarriere. Als erste Südtirolerin
in der Geschichte wird sie im September ihre neue Stelle an der Wiener Staatsoper antreten.
Sie ist zudem die erste Frau in der Klarinettengruppe dieses weltberühmten Orchesters.
Andrea erhielt ihren ersten Klarinettenunterricht
im Alter von acht Jahren bei Christian
Laimer an der Musikschule Lana.
Seit 2008 ist Andrea Mitglied der Algunder
Musikkapelle – auch hier steht Christian
Laimer am Dirigentenpult. Verständlich,
dass er besonders stolz auf seine ehemalige
Schülerin ist: „Für das, was Andrea
jetzt erreicht hat, braucht es nicht nur Talent
und viel Fleiß, sondern auch ein gutes
Umfeld und sehr viel Zielstrebigkeit. All das
hat Andrea immer schon ausgezeichnet,
und ich freue mich riesig über ihr Engagement
bei einem der besten Orchester der
Welt.“ Mehrere Jahre lang spielte Andrea
Götsch auch beim Südtiroler Jugendblasorchester
mit.
Studienabschlüsse
mit Auszeichnung
2013 schloss Andrea Götsch ihr Bachelorstudium
am Konservatorium Claudio Monteverdi
in Bozen bei Roberto Gander mit
der Höchstpunktezahl cum laude ab. Einen
weiteren Bachelorabschluss mit Auszeichnung
erhielt sie 2018 an der Musik
und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien,
wo sie von Reinhard Wieser und Alexander
Neubauer unterrichtet wurde. 2019 schloss
sie zudem ihr Magisterstudium an der Universität
für Musik und darstellende Kunst
Wien bei Johann Hindler und Christoph
Zimper – wiederum mit Auszeichnung –
ab. Weitere Studienzeit verbrachte sie am
Mozarteum Salzburg bei Alois Brandhofer
und Dario Zingales sowie an der Hochschule
für Musik Nürnberg bei Thomas
Holzmann, außerdem ergänzen zahlreiche
Workshops bei herausragenden Klarinettisten
wie M. Schorn, W. Fuchs, K. Leister,
A. Carbonare, J. Widmann und vielen weiteren
ihre Studien.
Andrea Götsch ist Preisträgerin zahlreicher
nationaler und internationaler Wettbewerbe.
2018 erhielt sie ein festes Engagement als
Soloklarinettistin im Orchester der Bühne
Baden bei Wien, im kommenden September
wird sie aber bereits ihre neue Stelle
in der Wiener Staatsoper antreten. Andrea
Götsch sammelte zudem verschiedene Erfahrungen
in den Bereichen der Musikvermittlung
und Lehrtätigkeit, außerdem komponiert
sie seit 2012.
Bernhard Christanell
Zum großen Karrieresprung von Andrea Götsch hat VSM-Verbandsjugendleiter
Hans Finatzer folgendes Interview mit der jungen Musikerin geführt:
Andrea Götsch wird als erste
Südtirolerin im weltberühmten
Orchester der Wiener Philharmoniker
mitspielen.
Hans Finatzer: Gratulation für das bestandene
Hauptprobespiel an der Wiener Staatsoper/
Wiener Philharmoniker! Jeder Musikstudent
träumt vom großen Glück, kein
Südtiroler vor dir hat das jemals geschafft.
Erzähle - wie kam es dazu?
Andrea Götsch: Herzlichen Dank! In dieses
Orchester aufgenommen zu werden, war
immer schon mein größter Traum, dennoch
wagte ich nie daran zu glauben, dass er einmal
wahr werden könnte. Der Weg, den ich
gegangen bin, war lang und nicht immer
einfach, jedoch unglaublich schön und bereichernd.
Ich hatte das Glück von Anfang
an von wunderbaren Lehrern und Mentoren
gefördert worden zu sein, von denen ich sowohl
musikalisch als auch menschlich sehr
viel lernen durfte. Durch die Unterstützung
von Freunden und in erster Linie von meiner
Familie fühlte ich mich nie alleine und
36
KulturFenster
Blasmusik
ich wurde auch in schwierigen Zeiten immer
wieder ermutigt. Letztendlich ist es die
Musik, die mich in ihren Bann gezogen
und mir Kraft gegeben hat, bzw. in die ich
eintauchen konnte und dadurch anderen
- und mir selbst -unvergessliche Konzerte
bescheren konnte. Menschen mit Kunst
bewegen zu können, sie zu berühren und
ihnen etwas zu erzählen, sind für mich die
wichtigsten Komponenten, die mich auch
in weniger erfolgreichen Phasen immer wieder
angetrieben haben, weiter zu machen.
Als Akademistin der Nürnberger Symphoniker
und Sommerakademistin der Wiener
Philharmoniker sowie Substitutin verschiedenster
Orchester - in erster Linie im Wiener
Raum - lernte ich den Beruf als Orchestermusikerin
schon früh kennen und war
schließlich überglücklich, als ich meine erste
feste Stelle als Soloklarinettistin im Orchester
der Bühne Baden antreten durfte. Dass
ich aber bereits ein Jahr später das Probespiel
in diesem weltberühmten Orchester
der Wiener Staatsoper gewinnen konnte,
fühlt sich einfach traumhaft an.
H. Finatzer: Deine ersten musikalischen
Schritte hast Du in der Musikschule Lana
gemacht. Wie wichtig erscheint Dir guter
Basisunterricht?
A. Götsch: Mein erster Lehrer, Christian Laimer
(Direktor der Musikschule Lana), stellt
eine enorm wichtige Person in meinem Leben
dar. Durch ihn schaffte ich es nicht nur
eine gute instrumentale Basis aufzubauen,
sondern auch einen Zugang zur Musik zu
entwickeln, für den ich ihm heute noch äußerst
dankbar bin. Er hat es geschafft, mich
schon als Kind für Musik dermaßen zu motivieren,
dass das Spiel auf der Klarinette
immer eine Freude für mich war und ich
schon in jungen Jahren eine lockere und
positive Beziehung zur Konzertbühne entwickeln
konnte. Zusätzlich zu diesem umfassenden
Unterricht war er stets ein Vorbild
für mich sowohl als Künstler als auch als
Mensch, und er ist bis heute eine tolle Bezugsperson,
ja ein guter Freund geblieben.
H. Finatzer: Was war deine erste Begegnung
mit dem Verband Südtiroler Musikkapellen?
A. Götsch: Ich bin 2004 der Algunder Jugendkapelle
beigetreten, also vor 15 Jahren;
es war super, schon so früh „Orchestererfahrung“
zu sammeln.
H. Finatzer: Man kennt Dich als Klarinettistin
beim Südtiroler Jugendblasorchester
SJBO. Welche Eindrücke nimmst Du aus
dieser Zeit mit?
A. Götsch: Ich kann mich noch sehr gut an
die erste Probe im Südtiroler Jugendblasorchester
im Juli 2009 erinnern. Wir spielten
die „Romanian Dances“ von Thomas Doss,
welcher auch am Dirigentenpult stand. Als
wir zu spielen begannen, fühlte es sich an,
als würde in mir etwas explodieren. Mich
beeindruckte diese tolle Musik, gespielt von
super Musikern und ich saß inmitten dieses
Klangkörpers, war Teil dieses Geschehens…
es war eine überwältigende Erfahrung für
mich, ein ganz besonderer Moment. Zudem
machten die Projekte unglaublich viel
Spaß und ich war immer sehr traurig, als
die Phase dem Ende zuging und ich mich
auch von den geknüpften Freundschaften
verabschieden musste.
H. Finatzer: Welche Leistungsabzeichen
des VSM hast Du im Laufe der Zeit erlangt?
Ich habe das Leistungsabzeichen in Bronze
2007 und jenes in Silber 2009 erlangt, vom
goldenen habe ich nur mehr den theoretischen
Teil geschafft (lacht). Der praktische
Teil überschnitt sich terminlich immer mit
Wettbewerben, Konzerten und ähnlichem,
weshalb ich ihn ständig wieder verschob,
und irgendwann habe ich es aufgegeben.
H. Finatzer: Du spielst mittlerweile Deutsche
Klarinette. War es eine große Umstellung
vom in Südtirol verbreiteten französischen
Böhmsystem auf das deutsche
System umzusteigen?
A. Götsch: Ja, es war eine große Umstellung
und ich bin wirklich froh, dass ich
mich auch dieser Herausforderung voller
Elan gestellt habe.
H. Finatzer: Ist Lampenfieber für Dich ein
Thema?
A. Götsch: Ich habe mich in letzter Zeit sehr
intensiv mit dem Thema Lampenfieber auseinandergesetzt,
im Hinblick auf dieses Probespiel
war mir eine Vorbereitung auf mentaler
Ebene und zudem die Entwicklung eins
bewussteren körperlichen Empfindens sehr
wichtig. So habe ich verschiedene Methoden
und Übungen kennengelernt, um mit
meinem Lampenfieber gut umgehen zu können.
Meiner Meinung nach gehört diesem
Thema in höherem Maße Aufmerksamkeit
geschenkt, und es sollte im Idealfall nicht
erst am Ende des Studiums, sondern bereits
von den ersten Auftrittssituationen an
mitbehandelt werden.
H. Finatzer: Du komponierst auch, woran
arbeitest Du zur Zeit?
A. Götsch: Meine letzten Werke waren die
„Lichtmesse“ op. 21 für den Regenbogenchor
Kaltern (es folgen bald weitere Aufführungen
am 27. Oktober in Sterzing und am
23. November in der Pfarrkirche von Kaltern)
und „Unausgesprochen Erwähnenswertes“
op.22 für Bläserquintett, das ich zu meiner
Magisterprüfung mit meinem „Pentaklang
Ensemble“ uraufgeführt habe. In diesem
Sommer wollte ich „Atman“ für Klarinettenquintett
fertigstellen, allerdings werde ich
mit dem Komponieren vorerst eher pausieren,
um mich voll auf meine neue Aufgabe
im Orchester zu konzentrieren.
H. Finatzer: Was sind deine nächsten großen
Ziele?
A. Götsch: Die Probezeit im Orchester der
Wiener Staatsoper / Wiener Philharmoniker
bestehen, dieses Ziel hat oberste Priorität.
H. Finatzer: Was gefällt Dir an Südtirol in Bezug
auf unsere Blasmusikkultur?
A. Götsch: Ich finde es wunderbar, dass
unsere Blasmusikkultur so gefördert und
geschätzt wird, sie gehört zur kulturellen
Tradition und stellt einen ganz wichtigen
Aspekt unseres Landes dar.
H. Finatzer: Wie fühlst Du Dich jetzt und was
erwartet Dich in naher Zukunft?
A. Götsch: Es ist schwierig in Worten auszudrücken,
wie ich mich jetzt fühle. Ich bin
unbeschreiblich glücklich und dankbar. Ich
werde im Sommer noch im Orchester der
Bühne Baden musizieren und mich nebenbei
schon auf meine neue Herausforderung
vorbereiten. In zwei Monaten soll
es ja schon losgehen, und es kommt ein
riesengroßes Repertoire an Opern und Orchesterwerken
auf mich zu.
H. Finatzer: Hast Du eine Lebensweisheit?
Spontan fallen mir zwei Lebensweisheiten
an, die mich in meinem Tun leiten: „Suche
das Glück in dir selbst, dann kannst
du es auch anderen weitergeben.“ - „Vertraue
in den Verlauf der Dinge, es kommt
alles so wie es kommen soll.“
Im Namen des VSM wünsche ich Dir alles
Gute und weiterhin viel Erfolg auf deiner
steilen Karriereleiter. Es erfüllt uns
mit besonderer Freude, dass „eine Musikantin
von uns“ dieses hochkarätige Ziel
erreicht hat.
Nr. 04 | August 2019 37
Neues
„Hoch hinaus!“ – Marsch von
Robert Schwärzer
Uraufführung beim Jubiläumsfest 150 Jahre Alpenverein Südtirol
Die Uraufführung des Marsches erfolgte durch die Musikkapelle Toblach und die AVS- Singgemeinschaft Unterland beim
Jubiläumsfest des AVS in Toblach.
Der Alpenverein hat nun seinen eigenen
Marsch. Am 15. Juni wurde der Marsch
„Hoch hinaus! – Alpenvereinsmarsch“
durch die Musikkapelle Toblach unter der
Leitung von Kapellmeister Sigisbert Mutschlechner
und der AVS-Singgemeinschaft
Unterland unter der Leitung von Marlene
Zwerger uraufgeführt.
Anlass war das Jubiläumfest 150 Jahre
Alpenverein, das am dritten Juni-Wochenende
im Kulturzentrum Grand Hotel in Toblach
über die Bühne ging.
Der Komponist des Marsches „Hoch
hinaus“, Robert Schwärzer aus Gais –
im Bild mit Moderatorin Judith Edler
Der Marsch ist ein Auftragswerk von AVS-
Vizepräsidentin Ingrid Beikircher gleichsam
als Geburtstagsgeschenk zum Jubiläum.
Der Marsch kann sowohl mit als
auch ohne Gesang aufgeführt werden.
Komponiert hat das Stück Robert
Schwärzer aus Gais. Im Folgenden erläutert
er das Werk:
„Nachdem die Vorgaben von Ingrid
Beikircher sehr klar waren, war sozusagen
der Rahmen schon abgesteckt. Kein
Konzertmarsch sollte es werden, technisch
leicht, ein Bergsteigerlied sollte im Trio verarbeitet
werden, sowohl instrumental als
auch mit Gesang aufführbar, bodenständig
und schön. Das waren viele Herausforderungen
auf einmal! Doch es hat mich
sehr gereizt, diese anzunehmen. Neben
der Suche nach einem Lied für das Trio
ist mir eine beschwingte Melodie für den
1. Teil eingefallen. Im melodischen Motiv
in Takt 3 vom Basssolo-Teil habe ich den
Titel des Marsches ‘Hoch hinaus‘ musikalisch
verarbeitet. In der Trio-Einleitung
wird das Echo, das man in den Bergen oft
wunderbar hört, nachempfunden. Und so
habe ich um dieses ‘Gerippe‘ herum dann
den Körper gebaut. Die Instrumentation
für fast 40 verschiedene Instrumente war
dann nochmals eine letzte Herausforderung,
und ich war sehr erleichtert, als bei
der ersten Probe ein schöner stimmiger
Klang entstand. Der Marsch ist bewusst
ganz einfach gehalten, ein Unterstufenstück.
So ist er für jede Musikkapelle bewältigbar.“
Ingrid Beikircher
Ingrid Beikircher, Vizepräsidentin des
AVS
38
KulturFenster
Blasmusik
„Was man als Schlagzeuger wissen sollte“
Eine neue Publikation von Gottfried Veit
Gottfried Veit hat mit seinem kleinen Kompendium
„Was man als Schlagzeuger wissen
sollte“ eine Kurzübersicht der in den
Orchestern bzw. in der Unterhaltungsmusik
wichtigsten und am gebräuchlichsten verwendeten
Schlaginstrumente geschaffen.
Dieses Nachschlagwerk ist meines Erachtens
ein kleiner, aber feiner Führer in die
Welt der Schlaginstrumente.
In knapper, aber bündiger Form werden
die einzelnen Instrumente vorgestellt
und durch eine Abbildung bereichert. Sie
sind in verschiedene Gruppen wie Membranophone,
Selbstklinger mit bestimmter
und unbestimmter Tonhöhe, Effekt-
Instrumente und sogar in den Bereich
Orff-Schulwerk unterteilt. Jedem Instrumentennamen
ist seine englische, italienische
und französische Bezeichnung
beigefügt. Die Instrumentenbeschreibung
geht so weit, dass der genaue Tonumfang
(sofern vorhanden), die Spieltechnik, Geschichte
und Herkunft, Materialbeschaffenheit
und/oder auch Eigentümlichkeiten,
Besonderheiten vorgestellt werden. Zum
Schluss der jeweiligen Beschreibung gibt
es noch ein, zwei Hinweise zu charakteristischen
Einsätzen im Symphonieorchester
(vornehmlich) bzw. in „sonstigen“ Musikformationen
mit Nennung von Werken
und deren Komponisten.
Es versteht sich von selbst, dass nicht
jedes noch so kleine Effektinstrumentchen
angeführt werden kann. Am Ende des
Büchleins wird noch auf Spieltechniken
einzelner Schlaginstrumente eingegangen.
Die Welt ist voll von Rhythmus. Man
möge nur in die Umwelt hineinhorchen
und man wird erstaunt sein, was einen so
an Rhythmus umgibt bzw. wie man selbst
schon Rhythmus in sich hat. Gehen, atmen,
kauen, Zähne putzen, … - hmm …
und Bodypercussion? – Kommt auch vor!
Markus Silbernagl
„Was man als Schlagzeuger wissen sollte“
Musikverlag TATZER, A-2263 Waidendorf,
Florianistraße 13, www.tatzer.at
Southbrass und die Liebe zur Böhmischen Blasmusik
„Lucky Life“ – die erste CD der 7-köpfigen Südtiroler Formation
Das noch junge 7-köpfige Blechbläserensemble
„Southbrass“ hat vor kurzem seine
erste CD mit dem Titel „Lucky Life“ präsentiert.
Der Titel kommt dabei nicht von ungefähr,
denn in der erst 3-jährigen gemeinsamen
Geschichte der Musiker war „doch
in so kurzer Zeit so viel Glück dabei“ - wie
dies im Booklet zur CD zu lesen ist.
Aus reiner Liebe zur Musik schlossen
sich Jonas „Johnson“ Wilhalm (Flügelhorn/
Trompete), Matthias „Hias“ Wenter (Flügelhorn/Trompete),
Hannes „Hons“ Plieger
(Flügelhorn/Trompete), Philipp „Phil“
Cottini (Tenorhorn und Posaune), Alexander
„Ale“ Egger (Posaune und Bariton),
Markus „Morkisanzki“ Oberrauch (Tuba)
und Michael „Paul“ Prossliner (Schlagzeug)
im Sommer 2016 zusammen. Sie
kommen aus verschiedenen Orten Südtirols
und gehören mit einem Durchschnittsalter
von 20 Jahren zu den jüngsten Ensembles
des Landes. Ihr Repertoire reicht
von traditioneller böhmischer Blasmusik
bis hin zu moderner, meist selbst arrangierter
Show- und Partymusik.
2018 gewannen sie den Grand Prix der
Blasmusik im Allgäu. Was danach folgte, war
schlicht unglaublich: Auftritte beim Woodstock
der Blasmusik in Ried im Innkreis
(Oberösterreich), dem Egerländer Open-Air
in Altusried (Oberallgäu) und dem Münchner
Oktoberfest. Die nun vorliegende CD-
Produktion beim renommierten Tonstudio
Bogner Records ist ein musikalisches Spiegelbild
der begeisterten jungen Musiker.
Der Großteil der 16 eingespielten Titel sind
Eigenkompositionen. Aber auch Klassiker
aus der böhmischen Blasmusik sowie moderne
Arrangements werden auf dem Tonträger
präsentiert. „Lucky Life“ ist dabei die
erste moderne Eigenkomposition von Markus
Oberrauch und im Arrangement von
Philipp Cottini und gibt dem Tonträger den
passenden Titel: „Wir sind schlicht und einfach
7 glückliche junge Burschen und froh,
zusammen Musik machen zu dürfen.“ Sie
wollen vor allem auch junge Menschen für
die Blasmusik begeistern, denn diese Art
von Musik bringe ein gewaltiges Potential
mit sich und habe vor allem in Südtirol noch
Aufholbedarf, davon sind sie überzeugt.
Stephan Niederegger
Nr. 04 | August 2019 39
im Gedenken
In Memoriam
Prof. Mag. Hans Eibl
Nachruf für den Ehrenlandeskapellmeister des
Blasmusikverbandes Tirol
Prof. Mag. Hans Eibl (1936 – 2019)
In Salzburg 1936 geboren, führte ihn
sein musikalischer Weg in die Militärmusik.
Als Klarinettist an der Musikhochschule
Mozarteum in Salzburg und
als Kapellmeister bei Prof. Ertl ausgebildet,
war er ab 1964 in Tirol tätig und
wurde hier 1972 zum Militärkapellmeister
ernannt. 28 Jahre führte er in der
Folge die Militärmusik Tirol und wurde
seinen Musikern ein Vorbild in seinen
Führungsqualitäten, seinem Fleiß und
seinem Können. Darüber hinaus leitete
er auch Zivilkapellen des Tiroler Verbandes
mit großem Einsatz.
1998 wurde Hans Eibl zum Landeskapellmeister
des Blasmusikverbandes Tirol
gewählt. Dieses Amt bekleidete er -
nach vorangegangener Verbandsarbeit
in anderen Funktionen - bis 2007. Seine
Aufgabenstellung sah er vor allem in der
gründlichen Aus- und Fortbildung der
Kapellmeister in Kursen und Lehrgängen.
In Würdigung seiner Arbeit wurde
er 2007 zum Ehrenlandeskapellmeister
ernannt. Eine Reihe von Auszeichnungen,
u.a. die Ernennung zum Professor
durch den Bundespräsidenten und
das Verdienstkreuz des Landes Tirol, unterstrichen
seine Leistungen.
Hans Eibl war ein Gebender, aber auch
ein Suchender und Fragender. So hat er
nie aufgehört, sich zu interessieren
und selbst weiterzubilden, war auch
darin ein Vorbild.
In seiner großen Begeisterung für
Blasmusik suchte Hans Eibl immer
die Nähe der Musikkapellen, für die
er ein umfassendes Gesamtwerk mit
Arrangements und Eigenkompositionen
vorlegte. Sein Schaffen gab
Anreize und hatte als wichtiges Ziel
immer die Machbarkeit, auch für bescheidenere
Besetzungsverhältnisse.
Seine angegriffene Gesundheit hat
in den letzten Jahren seinen Bewegungsradius
zwar eingeschränkt, ihm
aber nicht sein tiefes Interesse am
Geschehen in der Blasmusik nehmen
können.
Am 10. Juli 2019 ist Prof. Mag. Hans
Eibl nun verstorben. Unser Mitgefühl
gilt der Trauerfamilie und allen Freunden,
die er zurücklässt.
Der Blasmusikverband Tirol sagt seinem
Ehrenlandeskapellmeister aufrichtigen
Dank für sein Wirken zum
Wohle der Blasmusik in unserem
Land und wird ihm ein ehrendes Andenken
bewahren.
Für den Blasmusikverband Tirol
Josef Wetzinger
40
KulturFenster
Blasmusik
Das neue Musikprobelokal wird gleich
„in Betrieb genommen“.
•Musikpanorama
Die Musikkapelle Welschnofen hat ein neues Probelokal
Einweihungsfeier nach gut 2-jähriger
Planungs- und Bauphase
Mit der Einweihungsfeier am Samstag, 4.
Mai 2019, steht den 60 aktiven Musikantinnen
und Musikanten der Musikkapelle
Welschnofen das lang ersehnte neue Probelokal
im Haus der Dorfgemeinschaft zur
Verfügung. Mehr als zwei Jahre befassten
sich die Arbeitsgruppe der Musikkapelle
und der Gemeindeausschuss mit der Erarbeitung
des Planungskonzeptes. Für die
Generalplanung war Arch. Kurt Wiedenhofer
verantwortlich. Das neue Probelokal
konnte durch die Verwendung von Räumen
der Mittelschule und des bisherigen Bewegungsraums
des Kindergartens nach nur
6 Monaten Bauzeit bestens in die Struktur
des Hauses der Dorfgemeinschaft integriert
werden. Die Kosten für die Bauarbeiten
und Planung des Projektes betragen
825.333,47 Euro, die Kosten für die Akustik
und die Einrichtung 330.000,00 Euro.
Obmann Jörg Seehauser bedankte sich
im Rahmen der Einweihungsfeier bei allen
Beteiligten für die gute und konstruktive
Zusammenarbeit sowie bei der Gemeindeverwaltung
Welschnofen, der Autonomen
Provinz Bozen, der Raiffeisenkasse
Schlern – Rosengarten und der Stiftung
Südtiroler Sparkasse für die großzügige
fi nanzielle Unterstützung des Bauvorhabens.
Die Musikkapelle Welschnofen dankt
zudem allen, die zur gelungenen Verwirklichung
des Projekts beigetragen haben.
David Knollseisen, Schriftführer
Bezirksobmann Stefan Sinn, Verbandsobmann-Stellvertreter Christian Schwarz,
Referentin Karin Plank, Bürgermeister Markus Dejori, Obmann Jörg Seehauser,
Bauleiter Kurt Wiedenhofer und Gebietsvertreter Martin Puff (v. l.) bei der
Banddurchschneidung (Foto: Christian Kaufmann)
Nr. 04 | August 2019 41
Musikpanorama
Muttertagskonzert der Musikkapelle Katharinaberg
3 neue Mitglieder in der Kapelle begrüßt
In zahlreichen Proben haben sich die Musikanten
und Musikantinnen der Musikkapelle
Katharinaberg mit ihrer Kapellmeisterin
Charlotte Rainer auf heurige
Muttertagskonzert, das am 11. Mai im
Haus der Gemeinschaft von Unser Frau
in Schnals stattfand, vorbereitet. Im ersten
Teil wurde das Publikum in die Zeit der
Donaumonarchie entführt. Der zweite Teil
des Konzertes hingegen beinhaltete zeitgenössische
Originalkompositionen für Blasmusik.
Corinna Müller führte wiederum
kompetent durch das Konzertprogramm.
Eröffnet wurde das Konzert mit dem
Marsch „Hoch Habsburg" von Johann
Nepomuk Kral; darauf folgten „Der Festtag“
von Sepp Tanzer, der erfrischende
Konzertmarsch „Kaiserin Sissi“ von Timo
Dellweg sowie die Suite in drei Sätzen „A
Medieval Suite“des belgischen Komponisten
Andrè Waignein.
Kapellmeisterin Charlotte Rainer bot mit Musikkapelle Katharinaberg dem
Publikum wiederum ein sehr gelungenes Muttertagskonzert.
Nach der Pause stellte Obmann Florian
Müller dem Publikum mit der Klarinettistin
Sara Gamper, dem Posaunisten Janik
Mair und der Marketenderin Lisa Graiss
drei neue Mitglieder der Kapelle vor. Musikalisch
ging es weiter mit „A Festival Prelude“
von Fritz Neuböck, „The Lowlands
of Scotland" des bedeutenden englischen
Komponisten Ralph Vaughan Williams,
„Fate of the Gods“ von Steven Reineke
und „Queen`s Park Melody“ von Jacob
de Haan. Für den lange anhaltenden Applaus
bedankten sich die Musikkapelle mit
dem „Vindobona-Marsch" von Karl Komzàk
und „Sternstunden" von Kurt Gäble.
MK Katharinaberg
Musiktradition zu Pfingsten
Neuzugänge und Ehrungen beim Pfingstkonzert der Pater Haspinger Musikkapelle St. Martin/Gsies
Zum traditionellen Pfingstkonzert der Pater
Haspinger Musikkapelle (Gsies) am
Vorabend zum Pfingstsonntag konnte
Obmann Benedikt Kahn am vergangenen
8. Juni im vollbesetzten Bürgersaal
wiederum zahlreiche Ehrengäste und
Freunde der Blasmusik aus nah und
fern begrüßen.
Einen besonderen Willkommensgruß richtete
er an die beiden Marketenderinnen
Johanna und Katharina Hofmann, den
Fähnrich Hannes Felderer und die Hornistin
Jasmin Felderer. Für sie war es der
erste Auftritt mit der Kapelle.
Einen Höhepunkt des gelungenen Abends
stellten die Ehrungen dar. Bezirksobmann
Hans Hilber und Bezirkskapellmeister Georg
Kirchler überreichten dem Flügelhornisten
Stefan Seiwald und dem Flötisten
Dietmar Taschler das VSM-Ehrenzeichen
in Bronze für 15-jährige Mitgliedschaft.
Das Ehrenzeichen in Silber erhielten der
Trompeter Thomas Hofmann, der Baritonist
Harald Taschler und die Fagottistin
1.Reihe v. l.): Georg Kirchler, Hans Hilber, Hans Felderer, Günther Bachmann,
Gert Steinwandter und Benedikt Kahn; 2. Reihe(v. l.): Daniel Niederegger, Harald
Taschler, Simone Renzler, Dietmar Taschler, Stefan Seiwald - im Bild fehlt: Thomas
Hofmann
Simone Renzler für ihr bereits 25-jähriges
Musikantenleben. Seit 40 Jahren spielen
der Klarinettist Günther Bachmann und
der Flügelhornist Hans Felderer in der
Kapelle. Dafür wurden sie mit dem Ehrenzeichen
in Gold ausgezeichnet. Für
25-jährige Tätigkeit im Vereinsvorstand
erhielt der Trompeter Gert Steinwandter
das silberne Verdienstzeichen.
(sn)
42
KulturFenster
Blasmusik
4 mal 40 Musikantenjahre
Ehrungen beim Frühjahrskonzert der MK Kolfuschg-Corvara
Mit Cristina Zingerle, Paul Mensa, Erich Piccolruaz und Luca Pizzinini – im Bild mit
VSM-Bezirksobmann Johann Hilber, Musikobmann Alex Rottonara und Heinz Canins,
Obmann der Uniun Müjighes Val Badia - wurden gleich vier Mitglieder der MK
Kolfuschg-Corvara für 40 Jahre Treue zum Verein geehrt.
Die Musikkapelle Kolfuschg-Corvara hat am
17. Mai im Vereinshaus in Corvara ihr traditionelles
Frühjahrskonzert abgehalten. Den
zahlreichen Zuhörern wurde ein abwechslungsreiches
Programm geboten. Das Konzert
begann mit dem Marsch „Tannhäuser“
von Richard Wagner, gefolgt von der „Festive
Overture“ von Satoshi Yagisawa. Der
erste Teil des Konzerts wurde mit dem Stück
„Dichter und Bauer“ von Franz von Suppé
abgeschlossen. Das Frühjahrskonzert ist
auch immer ein Anlass, um einige Musikanten
für ihre langjährige Mitgliedschaft zu
ehren. Dieses Jahr hat man vier Ehrenzeichen
in Gold für 40-jährige Tätigkeit verliehen.
Unter den vier geehrten Musikanten ist
mit Cristina Zingerle auch eine Frau. Erich
Piccolruaz, Luca Pizzinini und Paul Mersa
erhielten ebenfalls die Auszeichnung. So
viele Jahre in einem Verein tätig zu sein,
bedeutet viel Zeit aufzuopfern, und so gilt
den geehrten Musikanten ein großes Dankeschön.
Dazu wurden an diesem Abend
auch zwei neue Mitglieder der Musikkapelle
vorgestellt: Elias Mersa an der Tuba; Carlo
Planatscher, ehemaliger Musikant, ist wieder
als Fähnrich tätig. Der zweite Teil des Konzertes
hat mit dem Lied „My Way“, mit dem
Frank Sinatra große Erfolge feierte, angefangen,
gefolgt von der Komposition „The Greatest
Showman“ von Benj Pasek. Mit dem
Stück „Disney Fantasy“ wurden die Zuhörer
in die magische Welt der Walt Disney Trickfilme
entführt, bevor das Konzert mit dem
Marsch „Alpenwelt“ abgeschlossen wurde.
Stefanie Irsara
Romreise der Bürgerkapelle und des
Kirchenchores St. Michael-Eppan
Messfeier im Petersdom
Die Bürgerkapelle und der Kirchenchor St. Michael – Eppan gestalteten am 18. Mai
gemeinsam den Abendgottesdienst im ehrwürdigen Petersdom in Rom mit.
Am 18. Mai hatten der Kirchenchor und
die Bürgerkapelle St. Michael das besondere
Erlebnis, unter der Kuppel des
Petersdomes die abendliche Messfeier
musikalisch zu gestalten. Während der
Kirchenchor tags zuvor Rom mit dem
Schnellzug erreichte, war die Bürgerkapelle
mit dem Bus unterwegs und legte
dabei einen Zwischenstopp in der malerischen
umbrischen Kleinstadt Orvieto ein.
Der Samstagmorgen wurde zunächst zur
Besichtigung der Vatikanischen Museen,
der Sixtinischen Kapelle, des Petersdomes
und dessen Kuppel sowie des Teutonischen
Friedhofs im Vatikan genutzt.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen
ging es in Tracht zurück zum Petersdom
zur Vorbereitung der Messfeier, wo bereits
Pfarrer Christian Pallhuber mit den Pilgern
aus der Pfarrei St. Michael wartete.
Mit „Ecce Sacerdos magnus“ von Anton
Bruckner untermalte die Bürgerkapelle
klanggewaltig den Einzug der Geistlichkeit,
darunter auch Pfarrer Christian
Pallhuber, welcher die Hl. Messe am Altar
mitfeierte.
Der Kirchenchor eröffnete mit dem „Halleluja“
des Brixner Domkapellmeisters Heinrich
Walder, ehe Musikanten und Chor gemeinsam
mit abwechslungsreicher und
von Chorleiter Othmar Trenner sowie Kapellmeister
Patrick Gruber akribisch ausgewählter
Literatur die Liturgie begleiteten.
Der feierliche Abschluss mit Beethovens
„Die Himmel rühmen“ sorgte in der besonderen
Akustik des Petersdoms nochmals
für Gänsehaut nicht nur bei Musikanten
und Sängern. Mit unvergesslichen
Eindrücken machten sich am Sonntag alle
auf die Heimreise.
BK St. Michael – Eppan
Nr. 04 | August 2019 43
Musikpanorama
Musikkapelle und Musikschule im Einklang
Die Musikkapelle Gummer organisiert das Abschlusskonzert der Musikschule Karneid
Das Abschlusskonzert der Musikschule der
Gemeinde Karneid wurde in diesem Jahr
von der Musikkapelle Gummer organisiert.
Eltern, Großeltern, Geschwister der Kinder
und Jugendlichen aus allen Fraktionen der
Gemeinde waren voller Vorfreude der Einladung
in das örtliche Vereinshaus gefolgt.
Mit Flöten, Querflöten, Schlagzeug, Hohem
Blech und Klarinetten zeigten die jungen
Musiktalente vor vollbesetztem Haus ihre
neu erlernten musikalischen Fähigkeiten
des ganzen Schuljahres an einem einzigen
Abend. Es folgten auch einige Aufführungen
von gemischten Ensembles.
Auch der Kinderchor hatte seinen Auftritt
und präsentierte sich ebenfalls von
seiner besten Seite. Die Moderation zwischen
den Stücken wurden zum größten
Teil von den Kindern selbst vorgetragen.
Dies verlieh der Veranstaltung noch zusätzlich
eine ganz persönliche Note. Es war
eine großartige Leistung der ganz Jungen
Auf dem richtigen Weg befinden sich die Musikkapellen der Gemeinde Karneid mit
ihrer Jugendarbeit.
und natürlich jener, die bereits seit einigen
Jahren an den Kursen beteiligt sind und
immer noch mit großer Freude das Konzert
begleiten.
Ein großer Dank gebührt neben den Musiklehrern
und –lehrerinnen den beiden
Hauptorganisatoren Lorenz Vieider und
Michael Lantschner. Das rundum gelungene
Konzert bestätigte den Musikkapellen
der Gemeinde, dass sie sich auf dem richtigen
Weg befinden, indem sie auch weiterhin
talentierte Musikantinnen und Musikanten
in der Gemeinde intern ausbilden.
MK Gummer – Marion Künig
Naturns „bruncht“ unter freiem Himmel
Voller Erfolg für eine innovative Veranstaltung der MK Naturns
Unter dem Motto „blasmusik.brunch@
KOMM“ bot die Musikkapelle Naturns in
Zusammenarbeit mit dem Spitzenkoch Karl
Heinz Steiner am Samstag, 15. Juni, auf
dem Naturnser Burggräflerplatz eine Freilicht-Brunchzone
mitsamt musikalischer
Umrahmung, wobei die zahlreichen Gäste
sowohl das reichhaltige Brunchbuffet
als auch Blasmusik vom Feinsten genießen
konnten.
Die ersten hungrigen Besucher wurden von
den Blechbläsern der Musikkapelle Naturns
mit festlicher Tafelmusik zu ihren Plätzen
geleitet. Sechs verschiedene Stände boten
neben dem traditionellen Frühstück auch
verschiedene Eierspeisen, gegrillten Speck,
Rohschinken, Käse, Lachs, Tomaten, Mozzarella,
Fruchtsäfte und vieles mehr an. Die
Blechbläser überließen nun den Holzbläsern
und anschließend den Saxophonen
die Bühne, welche mit erlesener Harmoniemusik
und Ensemblestücken Lust auf
mehr machten. Warme Schmankerln wie
Polenta mit Steinpilzsauce und Beinschinken
mit Meerrettichsahne ließen dabei auch
kaum kulinarische Wünsche offen. Nach
den Ensembles konzertierte die gesamte
Musikkapelle Naturns mit gehobener Unterhaltungsmusik
zu den süßen Verführungen
wie Schokolademousse, Panna Cotta und
Eis. Das anschließende Kuchenbuffet wurde
von der Musikkapelle Mals stilvoll mit Musik
von der Renaissance bis zur Moderne
umrahmt. Kurzentschlossene konnten auf
einer kleinen Flanierzone in der abgesperrten
Bahnhofstraße bei einem Glas Wein oder
einem der verschiedenen Biere sowie einer
Weißwurst oder Speckbrettl die Musik und
den Sonnenschein genießen.
Nach einer kurzen Sommerpause lädt die
Musikkapelle Naturns wiederum zum beliebten
Sommernachtskonzert am 22. und
24. August ein.
MK Naturns – Julia Wellenzohn
Gut besucht war das erste musikalische Brunchbuffet der MK Naturns.
44
KulturFenster
Vorweg
Chorwesen
Veranstaltungen des Südtiroler Chorverbandes
Am 8. September Tag der Chöre in den Gärten von
Schloss Trauttmansdorff
Der Südtiroler Chorverband lädt am Sonntag, 8. September 2019 zum „Tag der Chöre“ in die
Gärten von Schloss Trauttmansdorff ein. Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff in Meran versammeln
auf einer Fläche von 12 Hektar über 80 Gartenlandschaften mit tausenden verschiedensten
Pfl anzen aus aller Welt. Seit 2004 bieten sie jährlich im September eine ideale Kulisse
für ein musikalisch-kulturelles Naturerlebnis, wenn Chöre aus Südtirol sich hier treffen und an
verschiedenen Orten und schließlich beim gemeinsamen Abschluss am See ihre Lieder vortragen.
Der Tag wird auch heuer wieder ein einmaliges Klang- und Kulturerlebnis, aber auch eine
besondere Plattform des Treffens und des Austauschs, die Gelegenheit den Gesang in der Natur
in lockerer Atmosphäre zu genießen. Es nehmen zehn Chöre aller Gattungen aus allen Bezirken
des Südtiroler Chorverbandes teil. Sie werden an verschiedenen Standorten innerhalb
der Gärten singen, um dann zum nächsten Standort weiter zu wandern. Der Tag der Chöre beginnt
um 10.30 Uhr und endet um ca. 16.00 Uhr.
Chöre-Festival 2019 des Bezirks Eisacktal/Wipptal
Am Samstag, 28. September fi ndet in Brixen das Chöre-Festival des Bezirks Eisacktal statt. Die
Chöre treffen sich um 9 Uhr im Dom zu Brixen, wo sie gemeinsam den Eröffnungsgottesdienst
feiern, der von einem Jugend-, Frauen-, Männer- und gemischten Chor musikalisch mitgestaltet
wird. Anschließend singen die Chöre in verschiedenen Kirchen und auf Plätzen der Brixner
Altstadt. Jedem Chor stehen ca. zehn Minuten Singzeit zur Verfügung. Dabei wird jeder Chor
Lieder singen, die er für sich gewählt hat, klassisch oder modern, alpenländisch, weltlich oder
geistlich. Der Männergesangverein Brixen 1862 wird am Domplatz für das leibliche Wohl bestens
sorgen.
Abschlusskonzert der Musicalwoche „Musical FEVER PLUS“
Das Abschlusskonzert der Musicalwoche Musical Fever Plus fi ndet am Samstag, 31. August mit
Beginn um18.00 Uhr im Parzivalsaal des Vinzentinums in Brixen statt. Musicalbegeisterte Jugendliche
werden ihr Können im Chor, in Solos und tollen Choreographien zeigen. Enrico di Pieri,
einer der führenden Musical-Stars im deutschsprachigen Raum konnte als Dozent für den Gesangsmeisterkurs
gewonnen werden. Kursleiter Stephen Lloyd und Karin Mairhofer übernehmen
die Einstudierung der Chorwerke und der Choreographien. Es gibt auch einen Schauspiel-
Workshop mit Steffen Jäger, Dozent am Reinhard Seminar, Wien. Als Referentin für Gesang
wird die Sängerin Sarah Yorke, Professorin für Musical Gesang an der Folkwang Universität der
Künste in Essen, die Teilnehmer und Teilnehmerinnen unterstützen.
Alle Informationen zu den Veranstaltungen und Schulungen des Südtiroler Chorverbands
auf www.scv.bz.it und auf Facebook!
Dominikanerplatz 7, I-39100 Bozen
Tel.: 0471 971833
E-Mail: info@scv.bz.it
www.scv.bz.it
facebook.com/SuedtirolerChorverband
Nr. 04 | August 2019 45
Das Thema
„Politik soll der Kultur dienen“
Gespräch mit Jordi Casals, Referent bei der Chor- und
Stimmbildungswoche Burgeis
Ein musikalisches Menü bereiteten die Referenten für die 71 Teilnehmer und Teilnehmerinnen
der diesjährigen Chor- und Stimmbildungswoche vor, die vom 22. Juli bis 28. Juli in
der Fachschule für Landwirtschaft „Fürstenburg“ Burgeis bei Mals stattfand. Auch heuer
gab es wieder ein reiches und vielseitiges Angebot für alle Singbegeisterten.
Zusätzlich zum Singen im Plenum kamen
die Sänger und Sängerinnen in den Genuss
von Einzelstimmbildung mit den Stimmbilderinnen
Belinda Loukota, Petra Sölva,
Julia Aichner, Generose Gruber-Sehr, Rudi
Chizzali und Karl Oblasser. Wie ein dreigängiges-Menü
wurde das musikalische
Programm konzipiert und „bereits vorgekocht“,
wie die Referenten Jordi Casals
und Christian Stefan Horvath es ausdrücken.
Neben viel Proben und geselligem
Beisammensein gestalteten alle Teilnehmer
und Teilnehmerinnen am Donnerstag
eine Kirchenmusikalische
Andacht
in
der
Pfarrkirche von Burgeis, der Fabian Tirler,
Vize-Rektor der Anima in Rom, vorstand.
Das Abschlusskonzert fand am Samstag im
Kulturhaus Burgeis statt. Darüber hinaus
übernahm der Chor am Sonntag die musikalische
Gestaltung des Gottesdienstes
in der Kirche Maria Himmelfahrt in Mals.
Referent der Chorwoche war neben dem
österreichischen Musikpädagogen Christian
Stefan Horvath der aus Katalonien
stammende Dozent für Chorleitung Jordi
Casals. Er war als Kind Sopransolist bei
den Sängerknaben im Benediktinerkloster
in Montserrat/Barcelona, studierte
Klavier und Gesang, sowie Publizistik-
und Kommunikationswissenschaft
in Barcelona und schloss
das Dirigierstudium am Konservatorium
der Stadt Wien mit
Auszeichnung ab. Seit 2006
lehrt er Chor- und Ensembleleitung
an der Universität
für Musik und darstellende
Kunst Wien. Neben
dieser Tätigkeit arbeitet
er seit 2003 eng mit Erwin
Ortner zusammen und
wirkt als Chordirektor des Arnold
Schoenberg Chores bei
den Opernproduktionen am
Theater Wien und bei renommierten
Festivals (Aix-en-Provence,
Edinburgh, Luxemburg,
Baden-Baden, Holland Festival,
Teatro Real de Madrid u.a.). Er ist
auch dritter Kapellmeister der Wiener
Hofmusikkapelle. Casals ist mehrfacher
Preisträger bei internationalen und
nationalen Chorwettbewerben und ein gefragter
Juror. Gastdirigate absolvierte
er bei verschiedenen Chören und
Orchestern auch in Frankreich,
Italien, Deutschland, Andorra,
Spanien und in der Schweiz. Das Kulturfenster
sprach mit dem beliebten Referenten.
KF: Nach welchen Kriterien sind Sie bei
der Programmauswahl für die Chor- und
Stimmbildungswoche vorgegangen? Wie
würden Sie die unterschiedlichen Herausforderungen
der drei „Menügänge“ - wie
es im Programm heißt – Austropop, Barock,
Romantik beschreiben?
J.Casals: Ich möchte ein musikalisch gesundes
Menü servieren, das reich an Abwechslung
ist und durch Vielfalt begeistert.
Es soll auch Einblicke in noch unbekannte
Oeuvres geben, von denen die Chorsängerinnen
und -sänger noch gar nicht wussten,
„wie sehr sie diese brauchen“ – also
ein Chorrepertoire im weiteren Sinne. Ausgehend
davon wird als Vorspeise und Einstimmung
eine Variation von lokalen Spezialitäten
aus Österreich serviert, auf die
ein ausgiebiger Hauptgang der großen Meistern
Scarlatti, Monteverdi und Schütz (inklusive
Basso Continuo) folgt. Ein romantischer
Ohrenschmaus zum Verkosten und
zum Nach-Hause-Mitnehmen rundet dieses
vielfältige Menü ab. Auf der Speisekarte
stehen Lieder von der Romantik (Franz
Schubert) bis zur Gegenwart (John Rutter)
für Feinschmecker.
KF: Welche Ziele verfolgen Sie persönlich,
wenn Sie einen solchen Kurs für Laien geben?
Wo sehen Sie Unterschiede zu Ihren
Erfahrungen mit Profi-Chören? Gibt es auch
Gemeinsamkeiten?
J. Casals: Im Zentrum einer solchen Singwoche
steht das Ziel, Musik gemeinsam zu
erleben, zu erarbeiten und in weiterer Folge
auch die Möglichkeit diese musikalischen
Schöpfungen und dieses künstlerische (Er-)
Schaffen am Ende in einem Konzert umzusetzen
und stolz einem Publikum präsentieren
zu dürfen. Weiters möchte ich bei diesem
Kurs im Programm die kompositorische
Vielfältigkeit der verschiedenen Epochen aufzeigen;
es sollen nicht Monographien eines
Künstlers das Programm bilden. Die Probenarbeit
im Laienchor unterscheidet sich
46
KulturFenster
Chorwesen
in ihren Grundprinzipien nicht so stark von
Profichören, abgesehen davon, dass die
Anforderungen auf das technische Können
und die Probendynamik des jeweiligen Laienchores
zugeschnitten sein müssen.
KF: Sie sind ja schon früh durch Ihre Erziehung
zur Musik bzw. zum Chorgesang
gekommen. Wie kann man Ihrer Meinung
nach begründen, dass der Chorgesang ein
Anliegen der Gesellschaft und Politik sein
sollte und gefördert werden muss?
J. Casals: Ich stamme aus einer musikalischen
Familie und das Erlebnis Sängerknabe
im Benediktinerkloster Montserrat
zu sein, hat mich sehr geprägt. Durch tägliches
Singen und intensive Proben war die
Chormusik immer präsent, auch später auf
internationaler Ebene im World Youth Choir.
Chorgesang als gemeinsames Singen ist
ohne großen Aufwand möglich, es braucht
einfach ein paar Menschen und kann fast
überall sofort umgesetzt werden.
Und wer es schon versucht hat, der wird
bestätigen, dass es ein wunderbares Gefühl
ist, in einer Gruppe zu singen. Man ist ein
Glied in einer Kette, in der alle Teile zusammenhängen
und so etwas schaffen, was
für einen Einzelnen klanglich nicht möglich
wäre. Gemeinsames Singen verbindet
Menschen ohne zu unterscheiden oder zu
hinterfragen. Egal woher du kommst, welche
Sprache du sprichst und welche Geschichte
du in dir trägst, die Musik vereint
auf einer unabhängigen, für jeden zugänglichen
Ebene. Während in der heutigen Zeit
in vielen Bereichen immer mehr Individualisierung
gefordert wird, schafft das Chorsingen
auf eine durch und durch positive
Art eine Vereinheitlichung, eine Gemeinschaft,
bei der es nur um die Gruppe geht.
Abgesehen davon hat mittlerweile auch die
Wissenschaft erkannt, welch positiven Einfluss
das Singen auf die Psyche, aber auch
den Körper, besonders das Gehirn hat. Das
sind schon einige Gründe, warum der Stellenwert
des Singens, der Chormusik in Politik
und Gesellschaft ein hoher sein sollte.
KF: Sie stammen aus Katalonien. Wie ist
Ihre Beziehung zu diesem Land und seiner
Kultur bzw. Musik? Können Sie uns kurz die
typische Eigenart der katalanischen Chorkultur
beschreiben? Können Sie einen Vergleich
der katalanischen Musik-Kultur mit
der Südtiroler Kultur ziehen?
J. Casals: Ich bin in Katalonien geboren
und meine Familie lebt dort, daher ist der
Bezug zum Land und seiner Kultur natürlich
groß. Auch bei meiner musikalischen
Arbeit in Österreich oder auf internationaler
Ebene gibt es immer in mir eine Verbindung
zu meinem katalanischen Hintergrund.
Die Katalanen sind ein stolzes Volk, das
mit Hilfe der eigenen Kultur und für diese
friedlich kämpft. Kultur und Musik verbindet
und man blickt zurück, um sich weiterzuentwickeln,
aber auch zu bestätigen.
Durch die eigene Kultur ergibt sich eine
Gemeinschaft, ich sehe daher große Parallelen
zwischen dem Katalanischen und
dem Südtiroler Chorverband.
KF: In Südtirol hat das Chorwesen immer
auch eine volkstumspolitische Dimension
gehabt, da die Südtiroler eine sprachliche
Minderheit sind. Wie sehen Sie – da Sie
von Ihrer Herkunft her doch mit diesem
Thema vertraut sind - diesen Aspekt? Soll
Chorgesang auch kulturelle Identität fördern
oder sehen sie darin eher eine politische
Instrumentalisierung und eine „Abgrenzung“
?
J. Casals: Beides. Politik soll der Kultur
dienen, diese fördern und schützen. Und
das Chorwesen ist ein Teil davon, der es
ermöglicht sich mit den eigenen Traditionen
abzugrenzen, darauf stolz zu sein und
diese zu erhalten, weiterzugeben und weiterzuentwickeln.
Dazu zählen auch Volkslieder,
Volkstänze, die Sprache und andere
Traditionen. Auf die eigene Tradition
stolz zu sein und diese zu fördern bedeutet
ja nicht, fremde Traditionen als weniger
wertvoll anzusehen.
KF: Welche Chorwerke bzw. Komponisten
gefallen Ihnen besonders gut? Um nochmals
auf das Programm zurückzukommen:
Was bevorzugen Sie: Austropop, Barock
oder Romantik?
J. Casals: Wenn Sie mich heute fragen, bevorzuge
ich Mendelssohn. Wenn Sie mich
morgen fragen, ist es vielleicht Wolfgang
Ambros. Wobei – morgen könnte auch
ein Haydn-Tag sein. Gestern war es Bach,
vorgestern Louis Armstrong… Ich möchte
musikalisch alles in meinem Leben haben
und kann auf nichts verzichten – da sind
wir wieder bei der musikalisch gesunden,
vielfältigen Ernährung. Es gibt Chormusik
aus allen Genres - und diese soll gesungen
werden. Da sollte man nicht nach persönlichem
Geschmack überschnell werten,
sondern grundsätzlich für alles offen sein.
Die Chor- und Stimmbildungswoche
fand in der Fachschule für Landwirtschaft
„Fürstenburg“ Burgeis statt
KF: Welche Rolle spielt für Sie der Text
bzw. Textverständnis beim Einlernen eines
Werkes? Wie vermitteln Sie das den Sängern?
J. Casals: Als Chorleiter präsentiere ich
Texte mit einer bestimmten Intention: begeistern,
provozieren, bestürzen, eine Reaktion
hervorrufen...
Zusätzlich versuche ich Hintergrundinformationen
zum Text bzw. zum Werk zu geben.
Was wollte der Komponist bezwecken
und in den Hörern auslösen? Darüber
sollte der Chorsänger Bescheid wissen, erst
dann kann man daran arbeiten und dieses
Werk bestmöglich umsetzen.
Man muss sich in die Welt des Komponisten
hineinversetzen, seine Intention der Textwahl
hinterfragen und selbigen Text als Anregung
zur weiteren Auseinandersetzung
annehmen. Als Chorsänger interpretierst
du das Werk mit der Message des Komponisten,
um das an das Publikum – ähnlich
wie ein Schauspieler – weiterzugeben.
KF: Sie sind gefragter Juror, Dozent, Chorleiter.
Was macht einen guten Chor aus?
Welche Aufgabe hat hier der Chorleiter?
J. Casals: Als Katalane sehe ich einen Chor
wie eine Fußballmannschaft.
Es sollen alle gut trainiert und eingespielt
sein, ein gutes Team bilden und im wichtigen
Moment zusammen funktionieren. Der
Trainer muss die Potenziale seiner Spieler
erkennen und ihnen die für sie passenden
Aufgaben zuteilen. Der Trainer ist in Personalunion
Leiter, Betreuer, Mentor und sogar
auch Psychotherapeut. Kurz gesagt:
Chorsingen ist Teamsport, der jedes Mitglied
braucht.
Int.: Paul Bertagnolli
Nr. 04 | August 2019 47
Aus Verband & Bezirken
Gesang und Genuss in Kurtatsch
Chöre-Treffen des Bezirks Bozen
Das Bezirkssingen wurde unter der Leitung von Sandra Giovanett eröffnet.
Unter dem Motto „Gesang und Genuss in
Kurtatsch“ trafen sich am Samstag, 25.
Mai 2019 zwanzig Chöre aus dem Bezirk
Bozen mit rund 500 aktiven Sängerinnen
und Sängern im beschaulichen Unterlandler
Dorf zum traditionellen Bezirkssingen,
das im gewohnten Zweijahresrhythmus abgehalten
wird.
Das Dorfzentrum war erfüllt vom Gesang
der teilnehmenden Chöre, die auf
den schönen historischen Plätzen und in
den urtypischen Höfen ihre Lieder zum
Besten gaben. Bunt gemischt waren deshalb
auch die Darbietungen der Chöre, waren
doch gemischte Chöre, Frauen- und
Männerchöre, Freizeitchöre und Kirchenchöre
mit dabei.
Auf einen regnerischen Vormittag trat
pünktlich zum offiziellen Beginn um 14.00
Uhr eine Besserung ein. Alle Chöre hatten
sich beim Pavillon eingefunden, wo unter
der Leitung von Sandra Giovanett gemeinsame
die Eröffnungslieder gesungen wurden.
Begrüßt wurden die Sängerinnen und
Sänger von Bezirksobmann Josef Vieider,
Bundesobmann Erich Deltedesco, Bürger-
Der Bäuerinnenchor Zwölfmalgreien
Der MGV Tramin
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KulturFenster
Chorwesen
Der Kirchenchor Lengmoos
Die Singgemeinschaft Pianoforte
meister Martin Fischer und Kulturreferentin
Maria Gamper Mayr. Sänger wie Besucher
waren begeistert vom Charakter des
Dorfes. Gesungen wurde im Ansitz Baron
Widmann, im Gruberhof, Plattenhof
und im Ansitz am Orth. Eine weitere Gesangsposition
war das Pflegeheim „Altes
Spital“, wo auch die Heimbewohner den
Chören zuhören konnten. Zudem waren
mehrere Verpflegungsstände eingerichtet,
betreut von den Kurtatscher Chören und
Musikkapellen. Der Bezirksausschuss im
Südtiroler Chorverband war über das aktive
Mitwirken aller musikalischen Vereine
des Dorfes sehr erfreut.
Zum offiziellen Abschluss wurde unter
der Leitung von Gottfried Veit wurde sein
Werk „Hymnus der Freundschaft“ ein
neuer Satz des bekannten und beliebten
Liedes „Fein sein, beinander bleiben“, uraufgeführt.
Die Musikkapelle Kurtatsch begleitete
die Komposition.
Ein herzliches Dankeschön gilt allen,
die zum Gelingen von diesem Chortreffen
beigetragen haben, den privaten Höfebesitzern,
der Gemeinde Kurtatsch, sowie allen
Sponsoren und Helfern.
Abschied vom Geschäftsführer
Arnold Keim stellt sich neuen Herausforderungen
Der Geschäftsführer des SCV Arnold Keim
wird sich mit September 2019 neuen beruflichen
Herausforderungen stellen und
die Geschäftsleitung im Jugendhaus Kassianeum
in Brixen übernehmen.
Seit Oktober 2016 war er als Geschäftsführer
für den Südtiroler Chorverband
tätig und erfüllte diese Aufgabe zur Zufriedenheit
aller. „Ich habe bei dieser interessanten
Arbeit einen umfassenden
Einblick in die Welt des Ehrenamtes erhalten“,
sagt Arnold Keim. Zu den Herausforderungen
habe unter anderem die
Aufbereitung und Umsetzung der neuen
gesetzlichen Bestimmungen des dritten
Sektors für die Mitgliedschöre und der
Ausbau der Beratungstätigkeit In Form
von Vorträgen rund um das Chorwesen
in den Bezirken gehört. Keim blickt auch
auf viele schöne Begegnungen und Erlebnisse
zurück: „Besonders in Erinnerung
wird mir das 19. Landessingen in
Sterzing bleiben. Gerne erinnere ich mich
auch an das gesellige Beisammensein bei
den Schulungen, die sehr gute Zusammenarbeit
mit dem Amt für Kultur und
der Stiftung Südtiroler Sparkasse und die
vielen musikalischen Erlebnisse bei den
verschiedensten Veranstaltungen des
Südtiroler Chorverbandes.“ Der Südtiroler
Chorverband dankt dem scheidenden
Geschäftsführer für seinen Einsatz und
wünscht ihm viel Erfolg für seine berufliche
Zukunft.
Nr. 04 | August 2019 49
Aus Verband und Bezirken
„Sing, Swing and Dance“
Kindersingwoche in Tisens
Ein Höhepunkt in der Kinder- und Jugendfortbildung ist jedes Jahr die beliebte Kindersingwoche in Tisens.
50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen
9 und 14 nahmen an der diesjährigen
Kindersingwoche in der Fachschule
für Hauswirtschaft und Ernährung Frankenberg
in Tisens teil.
Mit einem Abschlusskonzert am 6. Juli
zeigten sie ihren Familien und Freunden,
dass sie wieder eine Woche lang viel Spaß
am gemeinsamen Singen und Musizieren,
aber auch viel gelernt hatten. Die Kinder
sangen eine Woche lang in der Kleingruppe,
am Lagerfeuer, im Chor und manche
wagten auch den Auftritt als Solisten. Daneben
gab es ein tolles Freizeitprogramm
mit einem Betreuerteam. Ein erfahrenes
Team aus Stimmbildnern und einem Choreographen
unterstützte die Kinder auf dieser
wichtigen und beliebten Fortbildung.
Im neuen Workshop „Song - Recording“
konnten Interessierte ihre Ensembles/So-
lostücke professionell aufnehmen. Kursleiter
war auch heuer wieder der Musikpädagoge,
Sänger und Schlagzeuger Michael
Feichter. Er leitet die Kindersingwoche seit
2010. Sophie Eder und Andrea Oberparleiter
waren für die Vokalbetreuung, Mathias
Krispin Bucher für das Song-Recording,
Lukas Erb für Instrumentalbetreuung, Ensemble
und Band, Daniel Renner für Tanz
und Choreographie zuständig.
KulturFenster
Redaktion KulturFenster
Ihre Beiträge für das Chorwesen senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)
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KulturFenster
Chorwesen
Gemeinsam die Welt des
Musicals erleben
Musicalwoche für Jugendliche in Lichtenstern
Anspruch kombiniert mit viel Freude am Singen und Schauspielen: die Musicalwoche des Südtiroler Chorverbands
Unter dem Motto „The winner takes it all“
und ganz im Zeichen der Musikgruppe
ABBA stand der diesjährige „MUSICA-
Lische Workshop“ des Südtiroler Chorverbandes
im Haus der Familie in Lichtenstern
am Ritten.
49 Jugendliche zwischen 12 und 18
Jahren nahmen an dieser Fortbildungswoche
teil, die vor allem auch ein großes Gemeinschaftserlebnis
war. Beim Abschlusskonzert
am 6. Juli zeigten die Mädchen
und Buben, dass sie nicht nur viel Spaß
an Gesang und Schauspiel hatten, sondern
einiges gelernt hatten in den verschiedenen
Teilbereichen des Musicals.
Kursleiter war wie auch in den letzten
Jahren Christian Stefan Horvath.
Der österreichische Musikpädagoge
war Mitglied der Wiener Sängerknaben
und studierte an der Universität für Musik
und darstellende Kunst Wien. Er leitet
seit 2009 die jährliche Musicalwoche
des Südtiroler Chorverbandes am Ritten
und ist Chorleiter bei den "Orchestercamps
für Jugendliche" der Wiener
Philharmoniker. Unterstützt wurde er von
den beiden Theaterpädagogen Barbara
Rottensteiner-Comploi und Harald Volker
Sommer, die mit den Jugendlichen rund
um die ABBA-Songs eine aufregende Geschichte
entwickelten.
Die Jugendlichen entdeckten nicht
nur die Klassiker wie „Dancing Queen“,
„Take a chance on me“, „I have a dream“,
„The winner takes it all“ und viele andere
Hits. Gemeinsam erlebten sie einen aufregenden
Mix aus Tanz, Schauspiel und
Gesang, wobei ein spannendes Freizeitprogramm
auch dazu gehörte. Die Musicalwoche
ist eine der zahlreichen Fortbildungen,
die der Südtiroler Chorverband
auch für Kinder und Jugendliche anbietet.
Nr. 04 | August 2019 51
Aus Verband und Bezirken
Renovierung der Hauptorgel
im Bozner Dom
Mit Spenden kann man das Projekt unterstützen
Seit nunmehr vier Jahren
beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe,
bestehend aus
drei Orgelfachleuten unseres
Landes und Vertretern
der Pfarre Bozen, mit
dem Projekt für die Renovierung
und den Umbau der
Hauptorgel „St. Gregorius“
im Bozner Dom.
„Ab dem Zeitpunkt, da es
klar wurde, dass die Bozner
Hauptorgel einer umfassenden
Restaurierung
unterzogen werden musste,
haben wir uns mit mehreren
Optionen intensiv auseinandergesetzt“,
schreibt
Franz Oberkofler, Vorsitzender
der Dommusik. Diskutiert
wurden mehrere
Möglichkeiten: eine Minimalrestaurierung
mit Ersatz
der defekten und stark abgenützten
Teile, eine umfassende
Restaurierung
mit und ohne Erweiterung
der Orgelanlage oder ein
Neubau. Diese Optionen
wurden in vielen Diskussionen
erörtert, letztendlich
hat sich die Orgelkommission einstimmig
für das aktuelle Projekt entschieden, das
eine zentrierte Neuaufstellung der Orgel
auf der großen Chorempore vorsieht mit
3D-Modell von links
So soll die renovierte Orgel aussehen.
dem Neubau der Pedaltürme im Hauptwerk
und der Ergänzung um ein Schwellwerk
mit 15 Registern.
Die zentrierte Neuaufstellung der Orgel auf
der Chorempore entspricht genau dem
Projekt von Metzler aus dem Jahre 1961,
das damals vom Landesdenkmalamt nicht
genehmigt worden war. Die Erweiterung
um ein romantisches Schwellwerk verleiht
der Orgel die fehlende Klanglichkeit, um
sämtliches Repertoire aller Epochen authentisch
zum Klingen zu bringen. Weiters
wird die Größe bzw. das Klangvolumen
des erweiterten Instrumentes dem
Raumvolumen des Bozner Domes besser
entsprechen, „immerhin handelt es sich
um den größten Kirchenraum
zwischen München und Verona.
Allerdings wird die Disposition
der dreimanualigen
Orgel von 1964 nicht verändert,
das betone ich deshalb,
um all jenen kritischen
Stimmen entgegen zu treten,
die befürchten, dass die Orgel
mit dem Umbau ,ruiniert`
werden könnte, lediglich ergänzt
um ein viertes Manual
für die Register des Schwellwerkes“,
betont Oberkofler.
Umbauarbeiten werden auch
im Bereich der Chorempore
durchgeführt, wobei neue
verstellbare Podeste eine optimale
Raumausnutzung ermöglichen
für Chor und Orchester.
Die Orgelweihe durch Bischof
Ivo Muser erfolgt am 31. Oktober
2019 um 17 Uhr. Die
finanziellen Kosten der Renovierung
belaufen sich auf
ca. 1,8 Millionen Euro, davon
werden ca. 60% mit öffentlichen
Beiträgen finanziert,
die restlichen 500.000 Euro
müssen mit privaten Spendengeldern
aufgebracht werden.
Alles zum Projekt, auch die Nummern
der Spendenkonten, erfahren Sie unter
www.dommusik-bozen.it
3D-Modell von rechts
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KulturFenster
Chorwesen
Kultur- und Gesangserlebnis
Alpenländische Sing- und Wanderwoche in Rodeneck
Im Mittelpunkt der Alpenländischen Sing- und Wanderwoche stand das Singen, aber auch die Erkundung der Heimat.
Mit der Gestaltung des Gottesdienstes in
der Pfarrkirche Rodeneck beendeten die 78
Sänger und Sängerinnen am 7. Juli die traditionelle
Alpenländische Sing- und Wanderwoche
des Südtiroler Chorverbandes.
Bereits am Abend zuvor hatten sie im
Haus Konrad von Rodank bei einem Abschlusskonzert
gezeigt, dass sie in dieser
Woche zahlreiche geistliche und weltliche
Lieder und hier vor allem alpenländisches
Liedgut kennengelernt hatten. Vor allem
zeigten sie ihre Freude am Gesang und
wie sehr sie zu einem guten Chor zusammengewachsen
waren. Zu verdanken war
dies auch heuer wieder Kursleiter Ernst
Thoma aus Mals, der die Woche schon
seit 1998 Jahren leitet. Der Komponist
und Chorleiter verstand es wieder, die
Sänger und Sängerinnen aus den verschiedenen
Landesteilen für das alpenländische
Volkslied zu begeistern und
Singen und Gemeinschaft erlebbar zu
machen. „Denn das Singen steht zwar
im Mittelpunkt, aber ebenso wichtig ist
es, als Sänger und Sängerinnen die Gemeinschaft
zu pflegen, den Gesang zugleich
als Kultur- und Naturerlebnis zu
erfahren“, erklärt Erich Deltedesco, der
Verbandsobmann des Südtiroler Chorverbandes.
Weiterzubilden und
Freundschaften schließen
Die Alpenländische Sing- und Wanderwoche
sei nur eine von vielen Fortbildungswochen
des Südtiroler Chorverband,
die diese wichtige soziale und
kulturelle Funktion bei Kindern, Jugendlichen
und Erwachsenen erfülle, nämlich
sich in der Gemeinschaft sinnvoll weiterzubilden
und Freundschaften zu schlie-
ßen, aber auch die eigene Heimat kennenzulernen.
So stand die Alpenländische Sing- und
Wanderwoche ganz unter dem Motto, Rodeneck
und Umgebung zu erwandern und
zu erkunden. Unter anderem führten die
heimatkundlichen Wanderungen zu den
Staoanamandln in Vals, auf den Gitschberg,
zum Wochenmarkt in Mühlbach, zur
Mühlbacher Klause, ins Kavernen-Elektrizitätswerk
„Eisackwerke Mühlbach“,
ins Kloster Mühlbach und zum Santerhof.
Natürlich durfte eine Besichtigung
von Schloss Rodenegg und der Rodenecker
Alm nicht fehlen.
Die Schönheit von Rodeneck und Umgebung
vermittelte den Teilnehmern Martin
Stampfl, der Chorleiter des Kirchenchores
Rodeneck, der zusammen mit
dem Chorverband die Woche zur Zufriedenheit
aller organisiert hatte.
Nr. 04 | August 2019 53
Stimmgabel
250-Jahr-Jubiläum
Kirchenchor Afing bekommt Palestrina-Medaille
Dreifachen Grund zum Feiern hatte vor
kurzem der Afinger Kirchenchor St. Nikolaus:
Zum einen wurde das 250-Jahr-Jubiläum
begangen, zum anderen das 30-jährige
Bestehen des derzeitigen Chores und
als besondere Anerkennung für so lange
Chortätigkeit wurde der Afinger Kirchenchor
mit der Palestrina-Medaille ausgezeichnet.
Diese hohe Auszeichnung bekamen Obfrau
Helga Oberkofler und Chorleiter Franz
Seebacher bei der Jubiläumsfeier am 26.
Mai in der Afinger Pfarrkirche von P. Urban
Stillhard im Namen des Allgemeinen
Cäcilienverbandes für die Länder der deutschen
Sprache (ACV) überreicht. Er forderte
die Chormitglieder auf, auch weiterhin die
„klingende Botschaft Gottes“ weiterzutragen
und „Vermittler zwischen Gott und den
Gläubigen zu sein“. Glückwünsche überreichten
auch P. Benedikt Staubli, Erich
Deltedesco, Obmann des Südtiroler Chorverbandes,
und Paul Romen, Bürgermeister
der Gemeinde Jenesien.
Der Kirchenchor Afing bei der Jubiläumsfeier
Zu diesem festlichen Anlass wurde auch
eine Festbroschüre gedruckt, in welcher
die ältere und jüngere Geschichte des
Kirchenchores St. Nikolaus Afing nachzulesen
ist.
New York trifft auf Bozen
Singkreis Runkelstein
Der Singkreis Runkelstein, Andreas Settili
am E-Piano und Silvio Gabardi am Kontrapass
unter der künstlerischen Gesamtleitung
von Armin Mitterer präsentierten
bei ihrem Frühjahrskonzert am 17. Mai
auf Schloss Maretsch bekannte Filmmelodien
aus dem 20. und frühen 21.
Jahrhunderts über Liebe, Leidenschaft,
Lebenslust, Ausgrenzung und Tod. Die Interpretation
der Lieder war schwungvoll,
intensiv und auch zart wie manche
Farben im Frühling. Spürbar
in diesen Songs sind auch
der Einfluss unterschiedlicher
Kulturen und deren Musikstile.
Das Bühnengeschehen wurde
bereichert durch Projektionen
aus den dazugehörigen Filmen
wie zum Beispiel „Frühstück bei
Tiffany“ mit dem Lied „Moon River“.
Der Komponist Henry Mancini,
der dafür 1962 den Oskar
bekam, hat dieses Lied für die
Hauptdarstellerin Andrey Hepburn
geschrieben und meinte,
dass niemand es so gesungen
hat, wie sie.
Der Titel „New York, New York“, der dem
Konzert den Namen gab, ist ein Welterfolg.
Aus der Taufe gehoben hat den Song
Liza Minelli im gleichnamigen Film unter
der Regie von Martin Scorsese. Der jedoch
weltweit, bekannteste Interpret bis heute,
war und ist Frank Sinatra.
Die berührenden Worte von Kurt Hertha und
Rolf Arland im Epos EXODUS zum Thema
„Sehnsucht Heimat“ komponiert von Ernest
Gold, zeigen uns, dass Geschichte auch eine
Gegenwart hat. „Biene Maja“ die Fernsehserie
aus Kindertagen ist untrennbar verbunden
mit dem Sänger Karel Gott. Der Komponist
Karel Swoboda schrieb diese bekannte
Titelmelodie sowie für die Figuren Pinocchio,
Nils Holgerson und Wicky, Wicky hey… Leonhard
Bernstein beschließt hier die Reihe
der zitierten, großen Komponisten mit dem
Musical „West Side Story“ und dem Liebeslied
„Tonight, tonigt“.
Die kurzweilige und informative
Moderation des Abends gestalteten
Eveline Zelger und Maria Moser.
Die erste Zugabe das Lied „Time
to leave“ vom österreichischen
Komponisten Franz Herzog für
Chor und Sopransolo wurde gesungen
von Christine Gleitschner.
Mit der zweiten Zugabe „Mai
Maadele, mai Tschurrale“ - Melodie
von Ernst Thoma und Text von
Luis Stefan Stecher - beendete der
Singkreis Runkelstein seine musikalische
Weltreise in Südtirol. Ein
erfreulich, gelungener Konzertabend
fürs „Hearz und Gmiat.“
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KulturFenster
Chorwesen
Chorleiterinnen und Chorleiter gesucht!
Vox Laurenzi
Vox Laurenzi sucht einen Chorleiter oder eine Chorleiterin. Zu Vox Laurenzi gehören
18 Mädels bzw. Frauen, die seit über zehn Jahren dreistimmig querbeet und mit viel
Freude singen. Gesucht wird eine musikalische Leitung ab April 2020. Geprobt wird am
Dienstag in Rentsch (Bozen). Interesse? Dann bitte melden bei vox.laurenzi@hotmail.de
Pfarrchor Wiesen
Unser Chor ist auf der Suche nach einem Chorleiter bzw. einer Chorleiterin, wenn möglich
ab September 2019. Nähere Infos unter folgender E-Mail: renate75fi scher@gmail.com
Acanthis (Stegen)
Unser Chor Acanthis aus Stegen besteht aus ca. 20 Sänger/innen. Wir gestalten gerne
Messen und treten bei Hochzeiten auf. Auch für Projektarbeit sind wir offen.
Interessierte Chorleiter/innen melden sich bitte unter:
E-Mail: karin.pescoller@rolmail.net
Kirchenchor Luttach
Der Kirchenchor von Luttach im Ahrntal, bestehend aus 35 motivierten Sängerinnen
und Sängern, die die Freude an der Kirchenmusik verbindet, sucht ab sofort eine/n
engagierte/n Chorleiter/in.
Interessierte können sich bei der Obfrau Judith Feichter Huber melden
(Tel. 340 2652188; E-Mail: judith.feichter@gmail.com).
Singgruppe Madlain
Wir sind ein Frauenchor aus Lana, bestehend aus 29 Mitgliedern und sind auf der Suche
nach einer Chorleiterin. Unser Chor besteht seit 1980 und wir Sängerinnen sind
im Alter von 40+.
Wir singen kirchliche als auch weltliche Lieder (alpenländisch und modern) und sind keine
Profi s, sondern Frauen, die Freude am Singen haben! Unser Probentag ist der Montag.
Wir freuen uns über Rückmeldungen unter der Telefonnummer 339 8490271
Gemischter Chor im Raum Brixen
Kleiner gemischter Chor aus dem Eisacktal (Raum Brixen) sucht motivierte Chorleitung.
Für weitere Infos melden Sie sich bitte unter wolfgang.hofer@libero.it Es würde
uns sehr freuen!
Kirchenchor Vöran
Der Kirchenchor von Vöran ist auf der Suche nach einem neuen Chorleiter oder einer
Chorleiterin. Unser Pfarrchor besteht aus ca. 30 Mitgliedern. Wir umrahmen alle großen
kirchlichen Feste des Kirchenjahres, in den letzten Jahren haben wir auch öfters weltliche
Konzerte in Angriff genommen. Interessierte melden sich bitte bei Obmann Thomas
Mittelberger Tel.: 3337026378, Email: thomasmittelberger@alice.it
Der Kirchenchor Steinhaus
Wir sind ein kleiner gemischter Chor, der mit viel Freude einmal im Monat und an hohen
Feiertagen die heilige Messe mitgestaltet. Unser Probentag war bisher Donnerstag
oder Freitag. Bei Interesse bitte E-Mail an Obfrau Gabriele Hofer: gabiho253@gmail.com
Pfarrchor Terlan
Wir Sängerinnen und Sänger des Pfarrchores Terlan sind auf der Suche nach einem
Chorleiter bzw. einer Chorleiterin. Für unsere Auftritte bereiten wir uns immer bei der
Probe am Donnerstag vor. Wir freuen uns über Ihre Rückmeldung! Kontakt: Elfriede
Antholzer - Obfrau Telefon 349 7125585 – E-Mail: elfriede.antholzer@outlook.com
Nr. 04 | August 2019 55
Impressum
Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler
Musikkapellen, des Südtiroler Chorverbandes
und des Heimapflegeverbandes Südtirol
Eigentümer und Herausgeber:
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen
Ermächtigung Landesgericht Bozen
Nr. 27/1948
Schriftleiter und im Sinne des Pressegesetzes
verantwortlich:
Dr. Alfons Gruber
Als Pressereferenten für die Darstellung der
entsprechenden Verbandsarbeit zuständig:
VSM: Stephan Niederegger,
E-Mail: kulturfenster@vsm.bz.it
SCV: Paul Bertagnolli,
E-Mail: info@scv.bz.it
HPV: Josef Oberhofer (interimsmäßig),
E-Mail: josef@hpv.bz.it
Unverlangt eingesandte Bilder und Texte
werden nicht zurückerstattet.
Redaktion und Verwaltung:
Verband Südtiroler Musikkapellen,
I-39100 Bozen, Schlernstraße 1, Waltherhaus
Tel. 0471 976387 - Fax 0471 976347
E-Mail: info@vsm.bz.it
Einzahlungen sind zu richten an:
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen,
Waltherhaus
Raiffeisen-Landesbank, BZ
IBAN: IT 60S03493 11600 0003000 11771
SWIFT-BIC: RZSBIT2B
Jahresbezugspreis: Euro 20
Gefördert von der Kulturabteilung
der Südtiroler Landesregierung.
Druck: Ferrari-Auer, Bozen
Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,
und zwar jeweils am 15. Februar, April, Juni,
August, Oktober und Dezember.
Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen
Vormonats.
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