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Mülheimia Quarterly<br />
Stadt. Kultur. Soziales<br />
<strong>#3</strong> September <strong>2019</strong> 10<br />
Initiativen, Bürgerschaftliches Engagement<br />
Initiative Frische Luft<br />
… wird von verschiedenen Organisationen<br />
im Stadtteil sowie Parteien (DIE<br />
LINKE, DKP, PIRATEN) unterstützt<br />
und setzt sich z. B. mit fantasievollen<br />
Protestaktionen für frische Luft für<br />
die Menschen in Köln-Mülheim ein<br />
– statt unerträglicher Verkehrsbelastung,<br />
Lärm und Feinstaub. www.<br />
frischeluftmuelheim.wordpress.com<br />
Initiative für ein<br />
lebenswertes Mülheim<br />
… sammelt Ideen und Forderungen<br />
der Bürger*innen für ein lebenswertes<br />
Mülheim und übergibt<br />
diese gebündelt als „Masterplan für<br />
Mülheim“ der Verwaltung, Politik<br />
und Öffentlichkeit. Mit dabei sind<br />
die unterschiedlichsten Initiativen,<br />
Aktivist*innen und Interessenvertreter*innen.<br />
Initiative „Hallo Nachbar,<br />
Danke schön“<br />
… ist eine städtische Initiative des<br />
Umwelt- und Verbraucherschutzamtes<br />
und baut auf das Engagement des<br />
Einzelnen in und für die Nachbarschaft.<br />
Die integrierte Umweltpädagogik<br />
aktiviert Kinder und<br />
Jugendliche – und so werden auch<br />
die Eltern mitgenommen.<br />
www.hallonachbar.koeln<br />
K:R:A:K:E<br />
Die „Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit“<br />
veranstaltet Müllsammelaktionen<br />
am Rhein, an Seen,<br />
in Parks und Wäldern, immer mit<br />
dem Ziel den von Menschen verursachten<br />
Schaden zu begrenzen, Tiere<br />
und Pflanzen zu schützen und das<br />
Stadtbild zu verschönern.<br />
Baumpatenschaften –<br />
Dein Freund, der Baum<br />
Schon 111 Kölner*innen haben <strong>2019</strong><br />
eine neue Baum- bzw. Grünflächenpatenschaft<br />
in der Stadt übernommen.<br />
Besonders gelungen sind die<br />
Schmuckbeete der drei neuen Pat*innen<br />
auf der Düsseldorfer Straße 77-85<br />
oder in der Deutz-Mülheimer Straße<br />
183a. Insgesamt sind im Stadtgebiet<br />
über 1 400 Pat*innen für Baumscheiben<br />
und Grünflächen ehrenamtlich<br />
aktiv. Wer auch ein Stück Natur sucht<br />
und mit dessen Pflege dem Stadtklima<br />
helfen will, findet Infos unter<br />
https://www.stadt-koeln.de/artikel/05239/index.html<br />
Urban Gardening<br />
Prominentes leuchtendes Beispiel ist<br />
der „Carlsgarten“ am Schauspielhaus.<br />
Urban Gardening auch bei der<br />
Jugendhilfe gGbmH in der Berliner<br />
Straße und der Evangelische<br />
Kirchengemeinde im Peter-Baier-Haus.<br />
Das Amt für Landschaftspflege<br />
und Grünflächen ist bemüht,<br />
geeignete Flächen für Aktivitäten<br />
zu finden (gruenflaechenamt@<br />
stadt-koeln.de)<br />
Gartenglück Buchheim<br />
Der Gemeinschaftsgarten „Kölngartenglück“<br />
in Buchheim ist ein großer,<br />
bunter Bio-Gemüsegarten, der unterteilt<br />
ist in viele jeweils gleichgroße<br />
Parzellen. Hier hat jede/r die Möglichkeit,<br />
einmal selbst einen Sommer<br />
lang Gärtner*in zu sein. Mitte<br />
Mai kann eine solche (bereits fertig<br />
bepflanzte!) Parzelle gegen einen<br />
einmalig zu zahlenden Saisonbeitrag<br />
übernommen werden, um eine bunte<br />
Gemüsevielfalt zu ernten.<br />
www.gartenglueck.de<br />
Gespräch mit Dr. Rolf Albach, FDP<br />
Die Menschen müssen mitgenommen werden<br />
Sie sind von Hause aus Chemiker bei einem<br />
großen Chemiekonzern und zugleich Umweltpolitiker.<br />
Passt das zusammen?<br />
Ich bin seit über 20 Jahren Klimaschutzbeauftragter<br />
der FDP Köln und in der Umweltpolitik z. B. bei<br />
KölnAgenda e. V. aktiv. Als Chemiker befasse ich<br />
mich in meinem Labor in Flittard mit Recycling<br />
von Stoffen aber auch mit Rohstoffen aus der Natur<br />
wie zum Beispiel landwirtschaftlichen Abfällen.<br />
Hauptthema und-problem ist die Sauberkeit, die<br />
Sortenreinheit. Seit es superschnelle Computer in<br />
der Sortiertechnologie gibt, kann Chemie Recycling<br />
wirklich in Schwung bringen, europäischen<br />
Müll im Ozean zu verhindern. Wir alle können<br />
helfen, wenn wir bei der gelben Tonne an „Qualität<br />
vor Masse“ denken. Mein Bestreben als Naturwissenschaftler<br />
ist es, durch Kreativität und Innovation<br />
Umweltschutz voranzutreiben.<br />
Wie kann Umweltpolitik auf kommunaler Ebene<br />
wirken?<br />
Die heutigen Themen sind nicht neu. Heute wird<br />
Nachhaltigkeit an 17 UNO-Zielen gemessen aber die<br />
„alte“ Definition von Nachhaltigkeit scheint mir<br />
einfacher. Es geht um die Abwägung von sozialer<br />
Verträglichkeit, die Wirtschaftlichkeit und die Umweltverträglichkeit.<br />
Dabei habe ich zwei Regeln:<br />
was man nicht misst und kommuniziert, kann man<br />
nicht verbessern und Führung ist das Gegenteil<br />
von Alleingängen.<br />
Kommunalpolitisch ist „Bauen und Wohnen“ im<br />
Zusammenhang mit Umweltschutz ein wichtiges<br />
Thema. Schaue ich auf die Stegerwald-Siedlung oder<br />
auch auf die GAG so muss ich feststellen, dass die<br />
energetischen Ertüchtigungen mit Mietpreiserhöhungen<br />
einhergingen. Das ist ein soziales Problem.<br />
Ich bin für eine Weiterentwicklung des Wohngeldes,<br />
dass die energetische Sanierungen und damit verbundene<br />
steigende Belastungen für Mieten auffängt<br />
und die Mieter nicht mit Papierkram belastet.<br />
Alle Parteien sind sich einig, dass die neue Mobiität<br />
ein wichtiger Schlüssel zur CO2 Ersparnis ist.<br />
Welche Ideen haben Sie in diesem Themenfeld?<br />
Die Menschen müssen mitgenommen werden.<br />
Fahrverbote finde ich sozial diskriminierend. Auch<br />
„kleine“ Alternativen zum Auto wie Elektro-“Vespas“<br />
(Roller) und die E-Scooter (mit Helm) für kurze<br />
Strecken finde ich prima. Ich werde mir einen<br />
anschaffen, um im Anzug unverschwitzt ins Büro<br />
zu kommen. Mein Vorschlag einer „Fahrradstraße“<br />
aus recyceltem Kunststoff ging durch die Presse.<br />
Wir sollten mehr Experimente in Köln wie dieses<br />
machen. Ebenso eine weitere charmante Idee aus<br />
den Niederlanden ist, die Dächer der Buswartehäuschen<br />
zu bepflanzen. Die Kölner FPD hat die<br />
Eingabe gemacht, KVB-Häuschen zu begrünen. Das<br />
bringt nicht nur Kühlung für das Stadtklima, es ist<br />
auch nahrhaft für die Wildbienen.<br />
Sie mischen als Naturwissenschaftler Ideen<br />
aus Ihrem beruflichen Alltag mit Ihrem politischen<br />
Engagement, gehen kreativ an die Sachen<br />
ran auf der Suche nach machbarem Umweltschutz.<br />
Was halten Sie von den Förderprogrammen<br />
der Stadt Köln wie zum Beispiel „GRÜN hoch<br />
3“ u. ä.?<br />
Dies sind Maßnahmen zur Aktivierung der Bürger*innen.<br />
Ich finde das begrüßenswert. Aber auch<br />
die Stadt selber sollte das sofort umsetzen. Warum<br />
nicht das Parkhaus der Galerie am Wiener Platz als<br />
Pilotprojekt begrünen? Ich frage mich und Sie: Sind<br />
die Anteile, die übernommen werden für Begrünungsmaßnahmen<br />
genug? Sollte man höher rangehen?<br />
Ich brauche Feedback zu dem Programm,<br />
um zu wissen, ob es ausreicht für die Hausbesitzer.<br />
Dann kann ich mich einsetzen.<br />
Wenn die Fördermaßnahme erfolgreich sein<br />
soll, wäre es wichtig die Umsetzung so einfach<br />
wie möglich zu gestalten. Allein eine Internetseite<br />
mit Handwerker*innen, die die Arbeiten<br />
im Veedel realisieren können, würde helfen.<br />
Es fehlt eben oft nicht am Geld, sondern an<br />
den Leuten, die es tun. Das betrifft beispielsweise<br />
Ingenieure, Poliere, aber auch in anderen Wirtschaftszweigen<br />
fehlen Führungskräfte, auch nicht<br />
akademische Vorarbeiter*innen, oder Meister.<br />
Welche Maßnahmen auf Bundes- oder Landesebene<br />
halten Sie für sinnvoll?<br />
Es wäre möglich, sehr viel mehr Hausdächer mit<br />
Solar auszustatten. Dann tuen wir auch etwas für<br />
den Mittelstand vor Ort, für Architekten, Planer<br />
und Handwerker. Das muss vor allem einfacher<br />
werden. Ich bin zudem für das „Emissionshandel“-Prinzip<br />
„Deckel drauf“: eine Betriebsgenehmigung<br />
gibt es nur dann, wenn man im CO2-Rahmen<br />
bleibt - aber man kann kooperieren. Auch CO2<br />
ist Abfall, den Mensch und Natur recyceln kann.<br />
Auch daran arbeite ich im Labor.<br />
Ich arbeite mit dem Umwelt- und Verbraucherschutzamt<br />
in einem Projekt, das auch auf Umweltpädagogik<br />
setzt. Was halten Sie davon?<br />
Umweltbildung ist mir ganz wichtig. Der „Wildpark<br />
Dünnwald“ sollte als Ziel für Schüler*innen<br />
in Mülheim auf dem Schulplan stehen. „Gut<br />
Leidenhausen“, und die „Villa ÖKi“ sind sehr gute<br />
Beispiele wie sich Umweltbildung entwickeln kann,<br />
das hat die FDP auch mit Zusatzstellen im Haushalt<br />
gefördert. Dünnwald als Bildungsstätte entwickeln,<br />
halte ich also für eine gute Idee. Ich werde mich<br />
dafür einsetzen. Der Wald ist wichtig für das Klima.<br />
Das verstehen die Kinder ganz natürlich. »<br />
> www.muelheimia.koeln.de/klimafdp