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Mülheimia Quarterly<br />
Stadt. Kultur. Soziales<br />
<strong>#3</strong> September <strong>2019</strong> 8<br />
Lokale Politiker antworten<br />
Klimanotstand<br />
in Mülheim<br />
Radikales Umdenken erforderlich<br />
Gespräch mit Winfried Seldschopf, Max Christian Derichsweiler und Christoph Rückert und Mitglieder der Bezirksvertretung und<br />
des Ortsverbandes Mülheim von BÜNDNDIS 90/DIE GRÜNEN<br />
Die Stadt Köln hat den Klimanotstand ausgerufen. Was bedeutet dies<br />
runtergebrochen auf den Stadtbezirk bzw. Stadtteil Mülheim?<br />
aufgelegt: GRÜN hoch 3, Klima-Schritte, Smart City Cologne GO.<br />
Was haltet ihr von der Wirksamkeit solcher Fördermaßnahmen?<br />
Wir hoffen natürlich, dass dadurch ein allgemeines Umdenken stattfindet.<br />
Dass jetzt endlich Klimapolitik oberste Priorität hat. Dass Klimaschutz endlich<br />
die Nummer Eins ist in allen Angelegenheiten, die die Stadt betreffen, wie beispielsweise<br />
die Stadtentwicklung, und nicht so oft, wenn es zum Beispiel um<br />
irgendwelche Begrünungsfragen geht, nur dort abgetan wird, sondern dass die<br />
Stadt jetzt endlich zum Handeln gezwungen wird. Eine Bewusstseinsänderung<br />
in der Verwaltung ist Pflicht ebenso wie natürlich auch in der Bevölkerung.<br />
Die Grünen haben bei den letzten Europawahlen sehr gut abgeschnitten.<br />
Im Bezirk Mülheim mit über 33 %. Das macht selbstbewußt. Was versprecht<br />
Ihr euch für den Bezirk Mülheim um das „ureigenste“ Grünen-Thema<br />
Nachhaltigkeit weiter nach vorne zu bringen?<br />
Das Wahlergebnis bei der Europawahl in Mülheim war ganz großartig und<br />
zeigt, wieviele Menschen in Europa und hier für Klimaschutz kämpfen.<br />
Gleichzeitig sind an uns dadurch auch hohe Erwartungen gesetzt. Dem wollen<br />
wir natürlich Rechnung tragen. Wir wünschen uns bei den nächsten Kommunalwahlen<br />
gestärkt durch eine gutes Wahlergebnis, Nachhaltigkeit und<br />
Klimapolitik auch durchsetzen zu können. So gut das Europawahlergebnis<br />
auch ist, de facto hat sich dadurch in der Bezirksvertretung noch nichts<br />
verändert. Die Verkehrswende ist ein entscheidender Teil für den Klimaschutz.<br />
Nur wenn die Verkehrswende stattfindet und zwar nicht nur auf lokaler Ebene,<br />
sondern auf allen Ebenen von Bund und Land unterstützt wird, können<br />
überhaupt Alternativen zum motorisierten Verkehr geschaffen werden. Dann<br />
sind die Menschen auch bereit, zu sagen, „ich fahre halt nicht mit dem Auto<br />
zum Bäcker, sondern ich fahre mit dem Fahrrad, weil ich weiß, die Radwege<br />
sind prima, ich komme da gut hin. Ich fahre nicht mit dem Auto, weil ich weiß,<br />
ich habe eine gute Bahnanbindung und kann die KVB nutzen mit einem guten<br />
engen Takt.“ Wenn diese Möglichkeiten geschaffen werden, sind die Menschen<br />
bereit, umzusteigen. Diese Wende muss man deutlicher vorantreiben, hier<br />
fehlt noch einiges.<br />
Das Umwelt- und Verbraucherschutzamt der Stadt Köln sowie die<br />
Koordinationsstelle Klimaschutz der Stadt Köln haben einige Fördertöpfe<br />
Die Stadt hat eine Vorreiterrolle. Wir haben in der Bezirksvertretung einen<br />
Antrag eingebracht, Klimaschutz lokal zu begegnen. Wir sagen, die<br />
Fördertöpfe sind sinnvoll. Alle Maßnahmen sind sinnvoll, die zum Klimaschutz<br />
beitragen und sich ergänzen. Die Stadt ist aber in einer eigenen<br />
Pflichtposition, selber Vorreiter zu sein. Wenn es zum Beispiel um<br />
Baumpflanzungen bei Straßen geht. Gerade was die letzte Hitzewelle<br />
betrifft, hat sich gezeigt, dass eine stärkere Bepflanzung mit Bäumen an<br />
Straßen die Hitze reduziert und einen Beitrag zum Klimaschutz leistet.<br />
Dachbegrünungen von öffentlichen Gebäuden oder auch Fassaden sind<br />
sehr sinnvolle Maßnahmen, die die Stadt durchführen könnte um zu<br />
zeigen, wir sind mutig, wir setzen die Projekte um und prüfen nicht<br />
erst mal alles zehn Jahre lang kaputt, sondern machen etwas aktiv und<br />
jetzt, nicht erst übermorgen.<br />
Wenn ihr sofort den Hebel umlegen könntet: Welche Maßnahmen seht ihr<br />
für Mülheim absolut dringend notwendig an?<br />
Das erste wäre, den Clevischen Ring umzubauen. Wir fordern seit acht Jahren,<br />
dass es eine Busspur gibt. Zwischenzeitlich haben wir die anderen Parteien<br />
davon überzeugt, aber nur soweit es um die Erteilung eines Prüfauftrags<br />
geht. Wir wollen den Clevischen Ring umbauen, um die Schadstoffbelastung<br />
zu senken. Für eine Busspur muss man dem Autoverkehr eine Spur entziehen.<br />
Durch die jetzigen Umbaumaßnahmen der Brücke haben wir das sowieso.<br />
Man sieht also, dass das geht. Dann ganz wichtig, wir wollen nicht mehr, dass<br />
LKWs durch Mülheim durchfahren, weil das der günstigste Weg ist, weil z. B.<br />
die Autobahn gesperrt ist. Wir wollen auch keinen LKW-Verkehr im bisherigen<br />
Maße auf der Mülheimer Brücke haben. Der Niehler Hafen wird zum Teil über<br />
den Weg über die Brücke abgewickelt. Das kann nicht sein. Das muss geändert<br />
werden. Das geht auch anders. Ein LKW-Durchfahrtsverbot ist Konsens,<br />
funktioniert aber wahrscheinlich nicht und ist kaum zu kontrollieren. Es wäre<br />
aber wichtig, die LKWs dauerhaft aus Mülheim raus zu kriegen und nicht nur<br />
solange die Brücke umgebaut wird. »<br />
> www.muelheimia.koeln.de/klimagruene