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Berliner Kurier 14.09.2019

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18 REPORT BERLINER KURIER, Sonnabend, 14. September 2019<br />

Studentenblume aus Cipaquirá, Kolumbien<br />

Passionsblume (mit kleiner Blüte links) aus Cumana, Venezuela<br />

Humboldts Schatz<br />

DasBotanische Museum verwahrtineinem<br />

Bunker 3200 Pflanzen, die der berühmte <strong>Berliner</strong><br />

Forscher und Universalgelehrte selbst gesammelt hat<br />

Alexander von<br />

Humboldt<br />

(1769–1859)<br />

Unersetzbar und so unermesslich wertvoll<br />

ist einer der größtenSchätze Berlins, dass<br />

man ihm in Dahlem einen Bunker gebaut<br />

hat: unterirdisch, mit extra dicken Mauern,<br />

Metalltüren und dann noch einmal ein extra<br />

Raum mitbesonders sicheren Archivschränken und<br />

Spezialklima: konstant bei 20 Grad Celsius und 50<br />

Prozent Luftfeuchtigkeit. Sollte ein Brand ausbrechen,<br />

wird Löschgas eingeleitet. Wasser würde die<br />

hier gehüteten Kostbarkeiten zerstören: gepresste<br />

und getrocknete Pflanzen. Aberwas für welche!<br />

NK2 steht in weißen Lettern auf der grauen Sicherheitstür,<br />

die ins Allerheiligste des Botanischen<br />

Museums führt, den „Neuen Keller“, in dem 3200<br />

von Alexander von Humboldt auf seiner legendären<br />

Südamerikareise von 1799 bis 1804 gemeinsam<br />

mit dem Botaniker Aimé Bonpland gesammelte,<br />

präparierte und beschriftete Pflanzenbelege lagern.<br />

Viele Pflanzen hat er als erster Europäer entdeckt<br />

und beschrieben wie zum Beispiel Dahlie,<br />

Weihnachtsstern oder Studentenblume.<br />

Jedes der zwischen blauen, dicken Pappdeckeln<br />

und weißem Spezialpapier lagernden Exemplare<br />

hielt Alexander von Humboldt einmal in seinen<br />

Händen. Viele der Papierblätter tragen Etiketten<br />

mit Humboldts überauszierlicher Handschrift.<br />

Dr. Robert Vogt, Botaniker und Kustos des insgesamt<br />

3,8 Millionen Exemplare umfassenden Herbariums<br />

des Botanischen Museums, geht „ohne<br />

Kniefall“ routiniert mit dem Ehrfurcht gebietenden<br />

Material um. Er weiß, in welchen Regalen die<br />

besonderen Stücke liegen. Er knüpft die drei<br />

Schnüre eines Bündels auf –und vor einem liegt eine<br />

plattgedrückte Tomatenpflanze, gefunden laut<br />

Humboldts handschriftlichem<br />

Vermerk<br />

in „America<br />

calidiore, in cultis“ –<br />

also in einer Kulturpflanzung,<br />

vielleicht<br />

einem Garten, im heißen<br />

Amerika. Neben<br />

dem Vermerk ein kleiner<br />

Kreis mit Punkt in der Mitte,<br />

der sagt: Dies ist eine einjährige<br />

Pflanze.<br />

Humboldts geliebter Lehrer in botanischen<br />

Dingen, Carl Ludwig Willdenow, ab1801<br />

Direktor des Botanischen Gartens, gab in seiner genaueren<br />

Beschreibung als Herkunft dieses Exemplars<br />

an: „ad flumen Rio negro“, am RioNegro in Ve-

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