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<strong>2019</strong> <strong>#2</strong> Mülheimia Quarterly<br />
Mülheimia<br />
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3 <strong>#2</strong> Mai <strong>2019</strong><br />
Mülheimia Quarterly<br />
Stadt. Kultur. Soziales<br />
Editorial<br />
Inhalt<br />
Der Brunnen auf dem Wiener Platz wird hochdruckgereinigt.<br />
Das geschieht leider allzu selten.<br />
Ein Heim für Bücher<br />
Buchladen Buchheimer Seite 4<br />
Liebe Mülheimer*innen,<br />
liebe Kölner*innen,<br />
diese Ausgabe widmet sich dem<br />
Wiener Platz. So wie die Mülheimer<br />
Brücke, bedarf auch er der erneuten<br />
Gestaltung. Wir meinen, dass Brücke<br />
und Platz gemeinsam betrachtet werden<br />
sollten. Der Platz ist unvollendet<br />
und unwirtlich. Wir möchten Sie dazu<br />
aufrufen, Ihre Wünsche und Ideen<br />
zur Belebung des Platzes einzubringen.<br />
Hierfür finden Sie einen Plan in<br />
der Mitte der Zeitung. Er kann als<br />
Grundlage für weitere Aktionen und<br />
Aktivitäten unter dem Motto „Leben<br />
auf dem Wiener Platz“ dienen.<br />
Ganz besonders freuen wir uns auf die<br />
1. Kölner Literaturnacht. Am 4. Mai<br />
um 19 Uhr sind wir im Kulturbunker<br />
mit einer Podiumsdiskussion als Teil<br />
der Rechtsrheinischen Literaturbühne<br />
vertreten. Es diskutieren Brigitta von<br />
Bülow, Christiane Jäger, Benjamin<br />
Thele, Frank Überall mit Eva Rusch<br />
und Kenan Zöngör. Wir hoffen, Sie<br />
dort zu sehen und mit Ihnen persönlich<br />
ins Gespräch zu kommen!<br />
Ich schließe mit einem weiteren Tipp:<br />
Das LAB1869 ZUKUNFTSWERK STADT<br />
geht in die zweite Runde. Am 4. Mai<br />
um 18 Uhr eröffnet die dreiwöchige<br />
transdisziplinäre Zukunftswerkstatt<br />
im Deutzer Zentralwerk der Schönen<br />
Künste mit Expert*innen aus<br />
Kunst, Wissenschaft, Wirtschaft und<br />
Stadtentwicklung – und Ihnen! Es<br />
erwarten Sie partizipative Konferenzen,<br />
akustische Rauminstallationen,<br />
theatrale Werkstätten, inszenierte<br />
Führungen und performative Stadt-<br />
Parcours. Schauen Sie nach bei<br />
raum13.com oder: bit.ly/2VyNKLy »<br />
Ihre<br />
Herausgeberin<br />
MülHeiMin Ein Heimatministerium<br />
für Mülheim Seite 6<br />
Zurück ans Licht<br />
#lebenaufdemwienerplatz<br />
Wiener Platz Seite 7<br />
Kulturort<br />
Kulturkirche Buchforst Seite 12<br />
Ana Bolena Kolumna<br />
In Mülheim zuhause <strong>#2</strong> Seite 13<br />
Stalakmiten<br />
Mülheim Miniatur # 4 Seite 14<br />
Jelängerjelieber bin ich hier<br />
Fleißige Damenhände<br />
von Eva Rusch<br />
Ihr Buffet bietet Oliven, Käse, Marmelade,<br />
selbstgebackene Teigwaren,<br />
Foto: Eva Rusch<br />
Olivensalat, Kartoffelsalat, Krautsalat,<br />
Bauernsalat, kleine Nudeln,<br />
Keupstraße Eine Frau, die ich bewundere:<br />
Elif Tatli, 47, geboren in warme Speisen wie Blumenkohl<br />
der Nähe des kurdischen Halfeti, am mit Ei gebacken, Kartoffel/Möhren,<br />
Euphrat gelegen. Ihr Dorf wurde im Tomaten gebraten, Bohnen, Kichererbsen,<br />
dicke Bohnen, Aubergine,<br />
„Südostanatolien-Projekt“ – dem<br />
Stauseeprogramm GAP – in den Paprik, Salina (gefüllte Weinblätter)<br />
1980er Jahren überflutet. Seit 1989 und vieles mehr: Ein internationales<br />
lebt die Geschäftsfrau in Deutschland.<br />
Sie kam per Heirat nach Köln Touch, auch für Veganer oder Vegeta-<br />
Frühstücksbuffet mit mediterranem<br />
und ließ sich 2005 scheiden. Schon rier geeignet. Alles sehr köstlich! „Mir<br />
während ihrer Ehe begann ihr Weg in ist es wichtig, dass meine Gäste sich<br />
die Selbstständigkeit. Ihr Vater, der hier wohl fühlen – so, wie in ihrer<br />
ein Restaurant und einen türkischen eigenen Küche.“ Es geht locker zu. Die<br />
Markt in Halfeti führte, war ihr ein Gäste aller Coleur nehmen sich vom<br />
Vorbild: „Ich will mich auch selbständig<br />
machen. Wenn ich wachse, werde<br />
Buffet so oft sie mögen.<br />
ich selbständiger.“<br />
Ab 1. August macht sie vier Wochen<br />
zu. Dann sei Ramadan und nicht<br />
Schon 2003 führte sie einen Imbiss viel los auf der Keuptraße. In dieser<br />
auf der Frankfurter Straße, 2007 folgte<br />
eine Bäckerei, die 2009 durch einen Terrasse renovieren und – was ihr<br />
Zeit möchte sie ihren Laden und die<br />
Unfall abbrannte. Die Schulden und ganz wichtig ist – einen Sprachkurs<br />
belegen. Mit der nahegelegen<br />
die Sorgen machten sie krank, wie sie<br />
selber sagt. Sie überwand die Krise TAS Tages- und Abendschule an<br />
und übernahm ein Ladenlokal auf der der Genovevastraße hat sie schon<br />
Keupstraße von einer guten Freundin. gesprochen. Sie kann sogar in ihrem<br />
„Hanimeli“ (türkisch: Damenhand Laden geschult werden. Ihre „Sehnsuchts-Heimat“<br />
ist Halfeti, die Stadt<br />
oder Geißblatt/Jelängerjelieber) steht<br />
seitdem für frisches mediterranes am Meer, die heute eine Touristenstadt<br />
ist. „Deutschland ist mein Land,<br />
Frühstückbuffet auf der Keupstraße.<br />
Elif Tatli war die erste auf der ich lebe seit 30 Jahren hier und ich<br />
Keupstraße, die einen Frühstücksbrunch<br />
anbot. „Bei mir ist jeden Tag schaft annehmen.“<br />
möchte die deutsche Staatsbürger-<br />
alles frisch zubereitet. Ich stehe um Ich wünsche ihr viel Glück und Erfolg:<br />
2 Uhr früh auf. Um 8 Uhr öffne ich Hanimeli, Keupstraße 33, geöffnet<br />
mein Lokal. Ich kaufe meine Ware auf täglich von 8 bis 15 Uhr, Sonntag<br />
der Schanzenstraße bei einem Großhandel,<br />
auf dem Wochenmarkt oder<br />
9 bis 15 Uhr »<br />
auch im Supermarkt.“<br />
>www.muelheimia.koeln/hanimeli<br />
Impressum<br />
Redaktion: Francesco Aneto,<br />
Coverfoto: Yamato Hasumi<br />
Schreiben Sie uns!<br />
Eva Rusch, Judith Tausendfreund,<br />
Nachdruckrechte/Lizenzen für Texte, Fotos,<br />
Redaktion: redaktion@muelheimia.koeln<br />
Herausgeberin: icon Kommunikation für<br />
Ricarda Wassner-Dillmann, Kenan Zöngör<br />
Grafiken und Illustrationen nur mit schrift-<br />
Anzeigen: anzeigen@muelheimia.koeln<br />
Kultur und Wirtschaft GmbH<br />
Weitere Autoren dieser Ausgabe:<br />
licher Genehmigung der Herausgeberin.<br />
Inhaberin: Eva Rusch<br />
Marco Hasenkopf, Ana Bolena Müller<br />
Auflage: 10.000, Verteilung im Stadtteil<br />
Besuchen Sie unsere Internetseite<br />
Deutz-Mülheimer Straße 165<br />
Fotos: GAG, Yamato Hasumi, Eva Rusch,<br />
Köln-Mülheim in Geschäften, Gastronomie,<br />
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51063 Köln<br />
Raven Rusch<br />
Vereinen und Einrichtungen.<br />
alle Ausgaben und weitere Artikel online.<br />
V. i. S. d. P.: Eva Rusch<br />
Illustrationen: Eva Rusch, Raven Rusch
Mülheimia Quarterly<br />
Stadt. Kultur. Soziales<br />
<strong>#2</strong> Mai <strong>2019</strong> 4<br />
Auf dem Weg zum Rhein<br />
Heim für Bücher und mehr<br />
von Francesco Aneto<br />
Fotos: Raven Rusch<br />
„Der Terror des Gleichen erfasst heute alle Lebensbereiche.<br />
Man fährt überallhin, ohne eine Erfahrung<br />
zu machen. Man nimmt Kenntnis von allem,<br />
ohne Erkenntnis zu gelangen. Man häuft Informationen<br />
und Daten an, ohne Wissen zu erlangen.<br />
Man giert nach Erlebnissen und Erregungen, in<br />
denen man sich aber immer gleich bleibt. Man<br />
akkumuliert Friends and Follower, ohne je einem<br />
anderen zu begegnen. Soziale Medien stellen<br />
eine absolute Schwundstufe des Sozialen dar.“ 1<br />
Ein typischer Apriltag Ende März. Tagsüber hatte<br />
sich alle zehn Minuten Sonnenschein mit Regen<br />
und teils Hagelschauer abgewechselt. Als wollte<br />
das Wetter uns sagen: Beständig ist nur der Wandel<br />
und macht euch stets auf alles gefasst! Die Abendsonne<br />
taucht die Buchheimer Straße in ein sanftes<br />
Rotlicht. Ich bin auf dem Weg zum donnerstäglichen<br />
offenen Spieleabend im Trödelcafé. Passiere<br />
die Kneipe „Kölsche Jung“, die Hauswand drapiert<br />
– obwohl heute kein Länderspiel stattfindet – mit<br />
einer kinderzimmergroßen Deutschlandfahne. Auf<br />
der Straße vor dem Lokal lümmeln sich lautstark<br />
ein paar Alkis, die auch dem „Goldenen Handschuh“<br />
2 entsprungen sein könnten. Von Drinnen<br />
schalt wenig einladend eine Art „Kölsch-Techno“.<br />
Daneben im Discounterstyle die Zahnarztpraxis<br />
„Fair Doctors“ 3 , die mit kostenlosem Zahnersatz<br />
wirbt - sehr praktisch, so hat man es nach einem<br />
aus dem Ruder gelaufenen Besuch des „Kölschen<br />
Jung“ nicht weit. Rechts davon ein verwaistes<br />
Gebäude, bis 1970 war dort ein Mülheimer Kino,<br />
klaffend wie eine zu große Zahnlücke. Etwas weiter<br />
die Straße hoch das SPD-Abgeordnetenbüro, die<br />
lokale Heimatstätte unter anderem des medial<br />
präsenten Professors mit der natürlich roten Fliege<br />
und des gescheiterten 4 Parteikarrieristen Börschel.<br />
Doch ich bin schon am Ziel: Das Trödelcafé liegt<br />
vor mir. Gelegen zwischen der altehrwürdigen<br />
Hirschapotheke, einer Bastion des Bürgerlichen,<br />
einem Thai-Imbiss sowie einem „global agierenden“<br />
Computer- und Internetladen mit dem<br />
lustigen Namen „Com Komm Treff“. Ich betrete<br />
den ersten Raum, der mit seinem warmen Licht<br />
wie ein Lagerfeuer in der Wildnis wirkt. Bei mir, als<br />
seit frühester Kindheit Bibliophilen, löst er direkt<br />
Begeisterung aus. Nur etwa achtzehn Quadratmeter<br />
groß ist jede freie Wandfläche mit selbstgebauten<br />
Regalen bestückt, die voll sind mit Büchern,<br />
aber auch CDs, DVDs und einigen Schallplatten.<br />
Die Bücher sind liebevoll sortiert nach verschiedenen<br />
Themen und Genres. 5 Unfassbar, dass dieser<br />
kleine Raum mit Nebenraum über 10.000 Bücher<br />
beherbergt. Herbergsvater und seit Sommer 2018<br />
Betreiber dieses Antiquariats mit dem besonderen<br />
Charme ist Tom Laroche. Meine erste Frage<br />
liegt auf der Hand. Weshalb nennt sich das kleine<br />
Antiquariat „Trödelcafé“, wo doch weit und breit<br />
kein Trödel zu sehen ist? Tom klärt mich auf. Bis<br />
vor einem Jahr war das Trödelcafé der Ableger einer<br />
kleinen christlichen Gemeinde, der Metropolitan<br />
Community Church e. V. (MCC), davor fungierte es<br />
als Gemeindetreff. Bis vor kurzem prangte über<br />
dem Fenster das entsprechende Logo mit Regenbogenfahne<br />
und der Slogan mit dem Kernverständnis:<br />
„Menschen begegnen, Christus erleben, Community<br />
gestalten“. Tom hatte ehrenamtlich den Laden<br />
zuvor zehn Jahre betreut und den ehemaligen<br />
Trödelladen nach und nach zu einem Bücherantiquariat<br />
weiterentwickelt. Seine Chance kam, sein<br />
Konzept vollständig nach eigenem Gusto umzusetzen,<br />
als die Gemeinde beschloss, sich von ihrem<br />
Objekt zu trennen. Die Fortführung auf eigenen<br />
Füßen lag nahe, denn Tom hatte schon früher viele<br />
Jahre in einem großen Antiquariat gearbeitet, im<br />
Mauritiussteinweg im Antiquariat von Peter Weber.<br />
Wir haben noch etwa eine halbe Stunde Zeit und<br />
kommen ins Plaudern. Zu Beginn sah es gar nicht<br />
so aus, als würde sich der heute 41 Jahre alte Tom<br />
vollends den Büchern verschreiben. Geboren ist<br />
er in Luxemburg. Sein Vater war Architekt. 6 Die<br />
Familie übersiedelte nach Köln als Tom noch klein<br />
war. Nach dem Abitur war er hauptsächlich DJ und<br />
Partyveranstalter, obgleich eher Bücherwurm<br />
als Partyschlange. 7 Legte auf Veranstaltungen im<br />
Gloria auf oder kreierte eine 70er/80er-Party im<br />
Zeughaus24. Über die Grenzen seiner Heimatstadt<br />
hinaus war er zu Beginn der 2000er oft in Berlin im<br />
Einsatz, später mehr in NRW und Ende der 2000er<br />
hat Tom große Produktionen, etwa im damaligen<br />
Tarmcenter hier in Köln, in der Zeche Carl in Essen<br />
oder in der Königsburg in Krefeld mitverantwortet.<br />
Seit nunmehr 18 Jahren veranstaltet er eine<br />
Partyreihe in Münster. Zwischendurch gründete<br />
er ein Szene-Magazin mit dem Namen „Flash“.<br />
Zudem lebte er daneben seine künstlerische<br />
Ader aus. Malte und präsentierte seine Werke<br />
etwa im Spanischen Bau im Rathaus. Doch nun<br />
baut er mit seiner immerwährenden weiteren<br />
Passion, den Büchern, ein neues berufliches
5 <strong>#2</strong> Mai <strong>2019</strong> Mülheimia Quarterly Stadt. Kultur. Soziales<br />
Haus. Damit dieses sicher steht, bildet er das<br />
Fundament mit einer weiteren Leidenschaft:<br />
dem Erfinden von Gesellschaftsspielen. Seit<br />
einiger Zeit arbeitet er mit dem renommierten<br />
Spieleerfinder Jens-Peter Schliemann zusammen<br />
und entwickelt Spielkonzepte, Brettspiele<br />
und kommunikative Spiele. Wir sind beim<br />
richtigen Thema, da so langsam der um 19.30 Uhr<br />
beginnende Spielabend dräut. Er zeigt mir noch<br />
schnell seine beeindruckende Sammlung von circa<br />
200 Spielen im hinteren Raum. Neben beliebten<br />
Klassikern wie „Carcassonne“ 8 und „Siedler“ auch<br />
Neuheiten wie „Azul“ oder weniger bekannte<br />
Geheimtipps wie „Speicherstadt“ oder „Vineta“.<br />
Die Teilnehmer des heutigen offenen Abends<br />
trudeln so langsam ein: Johann, Justus, Gerda<br />
und Christian. 9 Man ist natürlich sofort beim<br />
„Du“. Versorgt mit Getränken und Knabberei<br />
geht es auch schon los. Als erstes wird ein noch<br />
im Entwurfsstadium befindliches Quizspiel von<br />
Tom getestet, das er möglicherweise zusätzlich<br />
in anderen Formaten bald auf den Markt bringen<br />
will. Die Regeln sind recht zügig begriffen,<br />
da gut erklärt. Im Kern treten zwei Gruppen<br />
gegeneinander an, die aus jeweils vier möglichen<br />
Antworten auf eine Quizfrage die richtige erraten<br />
müssen (in Wirklichkeit ist es etwas komplizierter).<br />
Die Fragen sind nicht einfach, aber sehr spaßig.<br />
Alle rätseln munter. Ich fehle mehrmals. Ein<br />
„dampfgetriebenes Amphibienfahrzeug“ war<br />
jedenfalls nicht der Hit bei der Eröffnung des<br />
Frascati-Gartens 1846 in Paris. Was nannte man die<br />
„Rattenlinie“? Welche Stadt ist das „Jerusalem des<br />
Westens und Nordens“? Ganz spannend wurde die<br />
Auswahl vier möglicher Antworten bei der Frage,<br />
ob „Anus“ und „Anal“ vom Aussterben bedrohte<br />
Steckrüben, Muscheln, Sprachen oder Rechenarten<br />
sind? Einmal im Fieber schiebt die Runde noch<br />
„Outburst“ nach, ein altes Quiz aus den 90er Jahren.<br />
Hier müssen die beiden gegnerischen Gruppen<br />
innerhalb einer Minute assoziativ Antworten<br />
auf eine Frage finden. Je mehr sie nennen, umso<br />
größer ist die Chance, aus den von zehn gesetzten<br />
Antworten möglichst viele zu treffen. Für jede<br />
richtige Antwort gibt es einen Punkt und die<br />
Mannschaft darf mit ihrer Figur auf dem Spielfeld<br />
weiterrücken (mit einem Würfel kann man die<br />
Punkte noch um zwei erhöhen). Die Runde sucht<br />
teils ein wenig verzweifelt zehn Wassersportarten,<br />
zehn russische Schriftsteller oder Komponisten,<br />
zehn Filme von Humphrey Bogard oder zehn<br />
Romane von Heinrich Böll (bei letzter Frage<br />
versagen wir, Schande für die Kölner, ziemlich<br />
kläglich). 10 Angeregt von den Quizspielen liegen<br />
die Gesprächsthemen wie verstreutes Salz auf<br />
dem Tisch. Man unterhält sich über Lieblingsfilme<br />
wie „Panzerkreuzer Potemkin“, Musik, natürlich<br />
Literatur, streift aber auch lokale Themen, wie<br />
die horrend steigenden Mietpreise in der Stadt<br />
oder das verlebte Kölschrock-Original Jürgen<br />
Zeltinger, über den kürzlich eine Doku erschienen<br />
ist. Die Zeit vergeht schnell, es herrscht ein recht<br />
vertrauter Ton. Doch später am Abend stehen die<br />
Sieger fest und die Runde löst sich langsam auf.<br />
Tom und ich bleiben noch ein wenig bei den<br />
Büchern. Die meisten Bücher um uns herum haben<br />
Besucherinnen und Besucher vorbeigebracht. Tom<br />
verkauft sie zu moderaten Preisen. Die Stärke des<br />
Trödelcafés, in dem einem selbstverständlich<br />
zum Schmökern auch Kaffee angeboten wird,<br />
liege in der großen Menge an unterschiedlichen<br />
Büchern, so Tom. Es gäbe Krimis, Kinderbücher,<br />
Ratgeber, Kunstbände, Bücher zu Philosophie<br />
und Geschichte, politische Biographien, tolle<br />
Bildbände, Kölnbücher, klassische Romane und<br />
vieles mehr. Ein besonderes Auge hat Tom auf<br />
fremdsprachige Bücher geworfen. Neben den<br />
englischen Titeln, habe er aktuell viele Werke in<br />
romanischen Sprachen, wie Französisch, Spanisch<br />
oder Portugiesisch. Er biete aber auch japanische,<br />
türkische oder russische Bücher an, obligatorisch<br />
im multikulturellen Mülheim. Bücher seien für<br />
ihn jedoch nicht nur Träger von geistigen Inhalten<br />
und Aussagen, sondern oft auch Kunstobjekte, die<br />
Buchbinderei, Illustration und Typologie kongenial<br />
verbänden. Wirklich Angst vor der Digitalisierung<br />
als Konkurrenz hat er nicht. Die Chance des Buches<br />
für die Zukunft sieht er im Buch als Objekt, das<br />
mit wertigen Materialien und liebe- und kunstvoll<br />
gestaltet ist. So seien auch alte ledergebundene<br />
Bücher oder Erstausgaben nicht ersetzbar. Nicht<br />
verwunderlich, dass er ein besonderes Faible<br />
für sogenannte Pop-Up-Bücher hat, ein paar<br />
besonders schöne Ausgaben zeige er auch hier.<br />
Zum Schluss meines Besuches kommen wir noch<br />
auf den Stadtteil zu sprechen, den er mit seinen<br />
Projekten beleben will. Ihm gefalle Mülheim<br />
mehr und mehr, vor allem der Teil Mülheims zum<br />
Rhein hin. Das Ausgehangebot habe sich schön<br />
entwickelt. Liebevoll geführte Gastronomien wie<br />
das Café jakubowski und die Vreiheit machen<br />
Tom Larouche in seinem Buchladen auf der Buchheimer.<br />
den Stadtteil lebenswert. Das Beymeister-<br />
Projekt sei ein kleines Refugium. Er begrüßt<br />
das Engagement rund um die La Ranzeria und<br />
freut sich über die langsam wachsende Anzahl<br />
spezialisierter inhabergeführter Geschäfte.<br />
Er glaubt, dass in Zeiten sozialer Unsicherheit<br />
und medial geschürter Ängste ein solidarisches<br />
Miteinander mit anderen Menschen und ein<br />
offener Austausch sehr wichtig seien. Hierfür<br />
wolle er gerne einen Raum bieten. Viele tolle<br />
Menschen besuchten regelmäßig das Trödelcafé<br />
und gäben positives Feedback. Ihn ärgere, dass<br />
in schändlichem Ausmaß, besonders in den<br />
reichen Länder, unnütz Ressourcen vergeudet<br />
würden. Mit seinem Geschäftsmodell wolle er<br />
dem ein wenig entgegenwirken: Bücher seien<br />
ein wichtiges Kulturgut. Man bemühe sich daher,<br />
dass der größtmögliche Anteil der überlassenen<br />
Bücher wieder in gute Hände komme (dem Autor<br />
ist es mal gelungen, sein eigenes Buch nach circa<br />
einem Jahr unbewusst wieder zu erwerben). Nicht<br />
jedes Buch lasse sich nachhaltig „retten“, manche<br />
seien zerschlissen oder inhaltlich veraltet, und<br />
wenn auch eine kostenlose Abgabe an Dritte<br />
scheitere, bliebe letztlich nur das Recycling.<br />
Ich muss nun auch nach Hause. Es ist spät<br />
geworden. Ein sehr unterhaltsamer Abend,<br />
mit lehrreichen Erkenntnissen und netten<br />
Begegnungen geht zu Ende einmal ohne Netflix,<br />
You-Tube, Facebook und Co. So bereichert<br />
verlasse ich die hoffentlich noch lange bestehende<br />
Heimat der Bücher und Spiele und gehe froh die<br />
spärlich beleuchtete Buchheimer Straße hinab. »<br />
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Preisrätsel aus Fußnoten<br />
Jetzt wird es kniffelig. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir fünf Buch-Gutscheine im<br />
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vom Buchladen und von der Mülheimia Quarterly. Bitte schicken Sie die 10 Antworten an<br />
raetsel@muelheimia.koeln. Einsendeschluß ist der 1.7.<strong>2019</strong>. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
1 Was hat der Autor dieser messerscharfen Analyse<br />
unserer digitalen Zeit, der koreanische Philosoph<br />
Byung-Chul Han, ursprünglich studiert?<br />
2 Von wem ist der gleichnamige Roman?<br />
3 Welches bekannte Buch des russischen Schriftstellers<br />
Boris Pasternak hatte ebenfalls einen<br />
„Doktor“ im Titel?<br />
4 Der irische Nobelpreisträger Samuel Beckett<br />
hat das Scheitern zum Gegenstand einer seiner<br />
vielen Weisheiten gemacht. „Immer versucht.<br />
Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen.<br />
Wieder scheitern …“ (bitte Satz vollenden).<br />
5 Von welchem Schriftsteller stammt der Satz:<br />
„Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene<br />
Meer in uns“?<br />
6 Welcher berühmte Schweizer Schriftsteller war<br />
ebenfalls Architekt?<br />
7 Welcher deutsche Schriftsteller, der mit dem<br />
Roman „Irre“ bekannt wurde, war noch im fortgeschrittenen<br />
Alter ein tanzwütiger Clubbesucher,<br />
etwa im berüchtigten Berghain in Berlin?<br />
8 Von wem ist der Roman die „Frauen von Carcassonne“?<br />
9 Aus welchem deutschen Romanklassiker von<br />
Thomas Mann entstammen diese vier hier aus<br />
Quizgründen erfundenen Namen?<br />
10 Nenne zehn Romane Bölls.
Mülheimia Quarterly<br />
Stadt. Kultur. Soziales<br />
<strong>#2</strong> Mai <strong>2019</strong> 6<br />
Ein Heimatministerium für Mülheim<br />
MülHeiMin<br />
von Kenan Zöngör<br />
Fotos: Eva Rusch<br />
Horst Seehofer ist der inoffizielle Pate des<br />
Mülheimer Heimatministeriums. Sein Innenministerium<br />
soll Heimat im Titel tragen.<br />
Teils, um seinen gefühlten Niedergang zu<br />
verbrämen, teils, um die immer erfolgreicheren<br />
Rechtsradikalen aus dem Heimatdiskurs<br />
zu verdrängen. Tatsächlich ist<br />
Heimat in Deutschland zum Kampfbegriff<br />
der Rechten geworden. Die NPD nennt sich<br />
entsprechend „Heimatpartei“, die AFD hat<br />
hinsichtlich ihrer Abgrenzung nur Probleme,<br />
wenn es um Neonazis geht.<br />
„In dieser schwierigen Situation wollten wir<br />
den Innenminister nicht allein mit dem vorbelasteten<br />
Heimatbegriff lassen,“ meint Sevgi<br />
Demirkaya vom Kulturbunker Mülheim ironisch.<br />
Als Programmleiterin des Kulturzentrums<br />
hat sie das Konzept „Mülheimer Heimatministerium“<br />
beim Land NRW eingereicht.<br />
Demnach trägt der Kulturbunker mit einem<br />
speziell entwickelten Programm zu einem<br />
diversen, lebenswerten Viertel bei. Das Land<br />
fördert das auf drei Jahre angelegte Programm,<br />
im Herbst 2018 begann die Umsetzung.<br />
Im ersten Jahr liegt der Schwerpunkt auf<br />
„Heimatgeschichte(n)“. Die jüngere deutsche<br />
Geschichte mit den sogenannten Gastarbeitern,<br />
Arbeitsmigranten aus Afrika und<br />
Asien und den Geflüchteten aus den Balkankriegen<br />
der 1990er wird erfahrbar. Mit<br />
Paneldiskussionen, Zeitzeugeninterviews<br />
und Ausstellungen können Mülheimer*innen<br />
wichtige historische Einflüsse auf Ihr<br />
Viertel nachvollziehen. Auch wird eine App<br />
entwickelt, die per „history walk“ zu Orten<br />
der Migrationsgeschichte im Viertel führt.<br />
Einiges hat bereits in den letzten Monaten<br />
stattgefunden:<br />
Das DOMID (Dokumentationszentrum für<br />
Migration in Deutschland) hat eigens eine<br />
Ausstellung kuratiert, die Alltagsgegenstände,<br />
Kultur und Kunst der sogenannten<br />
Gastarbeiter in Mülheim zeigte.<br />
Mit „Songs of Gastarbeiter“ haben die<br />
beiden Künstler Kullukcu und Ayata ihren<br />
europaweit gefeierten Multimediavortrag<br />
gezeigt, der die Musik der Einwanderer<br />
sicht- und hörbar gemacht hat. Da ein<br />
großer Teil dieser Musik in Köln, genauer<br />
Mülheim, ihren Ursprung hatte, waren<br />
bei der Aufführung Kölner Zeitzeugen und<br />
Stars dieser Musik zugegen. Begonnen hat<br />
auch die Reihe „Werkstattgespräche“, in der<br />
eingewanderte Mülheimer*innen ihre persönliche<br />
Migrationsgeschichte erzählen und<br />
mit dem Publikum ins Gespräch kommen.<br />
Im zweiten Jahr wird es um gegenwärtige<br />
Heimat gehen: „Heimat jetzt!“. Wie erklären<br />
Mülheimer*innen den Begriff? Was macht<br />
Heimat für sie aus, was fehlt? Gemeinsam<br />
mit dem Export-Import-Theater, Schulen<br />
und Experten fragt der Kulturbunker, wie<br />
es um Heimat in Mülheim bestellt ist. Ein<br />
besonderes Augenmerk soll auf die Überlagerung<br />
von Einwanderungsphasen in den<br />
1960er und 70er Jahren und aktueller Migration<br />
und Flucht gelegt werden.<br />
Im dritten Jahr „Heimat, los!“ lobt der<br />
Kulturbunker „MSDSH“ aus: „Mülheim<br />
sucht die Superheimat“. Mülheimer*innen<br />
entwerfen mit Künstler*innen Visionen von<br />
Heimat und wie diese zu finden ist.<br />
In allen drei Jahren werden die Schwerpunkte<br />
durch flankierende Konzerte,<br />
Theaterstücke und Ausstellungen vertieft<br />
und ergänzt. „Orientiert haben wir uns mit<br />
dem Programm ‚Mülheimer Heimatministerium‘<br />
am Herderschen Heimatbegriff:<br />
‚Heimat ist, wo man sich nicht erklären<br />
muss.‘ Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass<br />
das Verlustgefühl, die tatsächliche und die<br />
gefühlte Ausgrenzung viel Energie binden.<br />
Daher möchten wir mit<br />
unserem Programm die<br />
Gemeinsamkeiten pflegen<br />
und die Unterschiede<br />
zum Glänzen bringen.<br />
Wenn sich alle Mülheimer*innen<br />
repräsentiert<br />
sehen und kulturell<br />
mitgestalten, kann unser<br />
Stadtteil Heimat bleiben,<br />
sein und werden. Für alle, die da sind, für<br />
alle, die noch kommen.“<br />
Weitere Informationen zum Programm,<br />
die nächsten Termine und Möglichkeiten,<br />
mitzumachen, finden sich auf<br />
www.kulturbunker-heimat.de.»<br />
>www.muelheimia.koeln/muelheimin<br />
Sevgi Demirkaya ist<br />
Programmleiterin und<br />
Autorin des Konzepts<br />
MülHeiMin
7 <strong>#2</strong> Mai <strong>2019</strong> Mülheimia Quarterly Stadt. Kultur. Soziales<br />
Wiener Platz<br />
Zurück ans Licht …<br />
von Eva Rusch<br />
Illustrationen: Eva Rusch<br />
Fotos: Yamato Hasumi<br />
Architekturentwürfe und Pläne: stefan schmitz bda<br />
architekten und stadtplaner<br />
Der zentrale Ort Mülheims, Verkehrsknotenpunkt im Rechtsrheinischen,<br />
Sitz des Bezirksrathauses, Ausgangs- und Endpunkt der Mülheimer<br />
Brücke, Ausgangspunkt zur Buchheimer Straße und Frankfurter Straße.<br />
Erst seit 1938 – nach der „Annektierung“ Österreichs durch das nationalsozialistische<br />
Regime – heißt er Wiener Platz. Vorher hieß der einst ovale<br />
Platz „Oskarplatz“ und beherbergte als Teil der Promenade des Bergischen<br />
Rings Denkmäler, Grünflächen und ein Kiosk. Das Denkmal für den<br />
Kurfürsten Jan Wellem steht heute im Stadtgarten und der in die Ecke<br />
gedrängte Schifffahrtsbrunnen hatte damals einen prächtigen Unterbau<br />
mit Wasser. In den 1990er Jahren wurde der Wiener Platz neu beplant und<br />
bebaut. „Ein unfertiger Platz“, wie der Sieger des städtebaulichen Wettbewerbs,<br />
Stefan Schmitz, berichtet. Denn er hatte zwei Türme am Ende des<br />
Platzes konzipiert. Nach diversen Anläufen wäre er heute auch mit einer<br />
viergeschossigen sogenannten „kleinen Lösung“ einverstanden.<br />
Da Baugrund ein knappes Gut ist, stehen die Chancen im wachsenden<br />
Mülheim gut, dass sich ein Interessent findet. Eine Konzeptvergabe für<br />
das im städtischen Besitz befindliche Grunstück wäre wünschenswert.<br />
Wir meinen: Eine Mischung von gewinnbringenden Mietern und sozialen<br />
und kulturellen Nutzungen wäre ideal. Wir fragen Sie: Was soll in die<br />
Türme rein? Auf der folgenden Doppelseite möchten wir Sie dazu animieren,<br />
Ihre Ideen zur Platzgestaltung zu entwickeln. Was würden Sie dort<br />
gerne veranstalten? Wie könnte man den Platz beleben und ihn so für alle<br />
Mülheimer*innen attraktiv machen.<br />
Gesprächsskizzen mit Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs und dem<br />
Architekten des Wiener Platzes, Stefan Schmitz, runden diesen Beitrag ab.
Mülheimia Quarterly<br />
Stadt. Kultur. Soziales<br />
<strong>#2</strong> Mai <strong>2019</strong> 8<br />
Was kann auf dem Platz geschehen?<br />
Ein Schachbrett zum Schachspielen<br />
Boule spielen<br />
Spielmöglichkeiten für Kinder<br />
Mehr Grün, zum Beispiel in mobilen<br />
Pflanzkübeln<br />
#lebenaufdemwienerplatz<br />
Kunst im öffentlichen Raum<br />
Kunst- und Musikfestivals<br />
Ihre Ideen:<br />
Was soll mit der roten 2020 geschehen?<br />
Im Rahmen des<br />
Strukturförderprogramms<br />
MÜLHEIM 2020 wurde<br />
die rote „2020“ im<br />
Jahr 2009 aufgestellt.<br />
Seitdem ist sie ein beliebter<br />
Hintergrund<br />
für Selfies und Posts<br />
aus Mülheim.<br />
Im Rahmen von<br />
MÜLHEIM 2020<br />
wurden zudem einige<br />
Verbesserungen<br />
zum barrierefreien<br />
Zugang und zur<br />
Aufenthaltsqualität<br />
für den Wiern Platz<br />
vorgenommen.<br />
Frisch rot lackieren.<br />
Einen Kreativ-Wettbewerb unter<br />
Sprayern ausrufen, damit jedes Jahr ein<br />
neuer Look entsteht.<br />
Aus der „2020“ sollte eine „2030“ werden.<br />
Abreißen, meistbietend versteigern<br />
oder den Stahl verkaufen für einen<br />
guten Zweck.<br />
Ihre Ideen:<br />
Wer sollte in die Türme ziehen?<br />
Der Wiener Platz<br />
ist unvollendet.<br />
Auf der Stirnseite<br />
sah der Architekt<br />
Stefan Schmitz, der<br />
den Wettbewerb in<br />
den 1990er Jahren<br />
gewonnen hatte, zwei<br />
Türme vor. Siehe<br />
Skizze Seite 7. Wie<br />
sollten diese Bauten<br />
genutzt werden? Was<br />
schlagen Sie vor?<br />
Eine Sozialstation wie „Gulliver“ am<br />
Kölner Bahnhof.<br />
Ein Quartiersbüro für Mülheim zur<br />
Information für Einheimische und<br />
Touristen.<br />
Coworking Spaces für Start-ups aus<br />
Mülheim.<br />
Das Mülheim Museum für Einheimische<br />
und Touristen.<br />
Ihre Ideen:<br />
www.muelheimia.koeln/lebenaufdemwienerplatz
9 <strong>#2</strong> Mai <strong>2019</strong> Mülheimia Quarterly Stadt. Kultur. Soziales<br />
Ihre Ideen sind gefragt!<br />
Liebe Leser*innen,<br />
wir möchten Sie dazu anregen,<br />
Ihre Ideen zu einer Belebung des<br />
Wiener Platzes niederzuschreiben,<br />
aufzumalen, zu fotografieren oder<br />
zu skizzieren. Was auch immer,<br />
wie auch immer: Nehmen Sie sich<br />
diese Doppelseite als Grundlage für<br />
Ihre Ideen und Wünsche! Teilen Sie<br />
uns Ihre Gedanken und Vorschläge<br />
mit. Wir nehmen Ihre Anregungen<br />
gerne entgegen und veröffentlichen<br />
diese mit Ihrem Einverständnis im<br />
Internet unter muelheimia.koeln/<br />
lebenaufdemwienerplatz. Dort<br />
können Sie auch Ihre Kommentare<br />
abgeben.<br />
Wir sehen diese Aktion als Anfang<br />
weiterer Bemühungen, den Wiener<br />
Platz zurück in die Mitte der<br />
Stadtgesellschaft zu holen, indem<br />
wir versuchen, öffentliches Interesse<br />
für eine Belebung des heute noch<br />
unwirtlichen Wiener Platzes zu<br />
schaffen.<br />
Wir planen einen Werkstattabend,<br />
um Ihre eingereichten Ideen und<br />
Vorschläge zu diskutieren und zu<br />
vertiefen. Dazu laden wir Sie jetzt<br />
schon herzlich ein.<br />
Ihre Mülheimia Quarterly Redaktion<br />
Was soll in den Pavillon?<br />
Der Architekt<br />
Stefan Schmitz<br />
wurde von der<br />
Stadt Köln im<br />
Rahmen von<br />
„MÜLHEIM 2020“<br />
mit einem Entwurf<br />
für einen Gastronomiepavillon<br />
beauftragt.<br />
Welche Nutzung<br />
schlagen Sie für<br />
diesen Pavillon vor?<br />
Welche Art von Gastronomie und<br />
Außengastronomie schlagen Sie vor?<br />
Der Pavillon bietet zusätzlich Platz für ein<br />
Kiosk. Was könnte das Kiosk anbieten?<br />
Welche anderen Nutzungen könnten Sie<br />
sich für den Pavillon vorstellen?
Mülheimia Quarterly<br />
Stadt. Kultur. Soziales<br />
<strong>#2</strong> Mai <strong>2019</strong> 10<br />
„Der Wiener Platz ist<br />
ein großstädtischer Platz mit den<br />
typischen Problemen.“<br />
Norbert Fuchs<br />
Mit Norbert Fuchs, Bezirksbürgermeister, unterhielten wir uns über<br />
Sicherheitsaspekte, Planungsgeschichte und Zukunft des Wiener Platzes.<br />
Wenige Tage zuvor kam auf dem Wiener Platz bei einer wahnhaften Messerstecherei<br />
ein junger Mann ums Leben.<br />
Herr Fuchs, der tödliche Vorfall stimmt besorgniserregend. Wie schätzen Sie<br />
vor diesem Hintergrund die Sicherheitssituation auf dem Wiener Platz ein?<br />
Ich bin zutiefst betrübt über den Vorfall und habe eine berührende Gedenkveranstaltung<br />
der Afrikanischen Community spontan miterleben können. Jedoch<br />
muss ich feststellen: Die Messerstecherei war in erster Linie ein privater Streit<br />
zwischen bestimmten Personen. Er hätte auch auf jedem anderen Kölner Platz<br />
stattfinden können.<br />
Der Wiener Platz ist nicht vollendet. Der ursprüngliche Entwurf, der den<br />
Wettbewerb gewonnen hatte, sah zwei Türme bzw. ein Torhaus vor. Wie<br />
sehen Sie die Chancen dafür?<br />
Es gab verschiedenste Anläufe, diese Bauten zu realisieren. Das Brückenamt<br />
der Stadt Köln ist Eigentümer des betroffenen Grundstückes. Die beiden Fundamente<br />
von je 10 x 10 Metern sind erschlossen und könnten kurzfristig mit<br />
einer Stahlkonstruktion bebaut werden. Wenn sich ein Investor fände, wäre<br />
das sicherlich ein Gewinn für den Platz.<br />
Das Bierzelt auf dem Wiener Platz ist ein Provisorium, das sich schon allzu<br />
lange hält. Mit MÜLHEIM 2020 wurde von der Stadt Köln ein Entwurf für<br />
einen festen Bau in Auftrag gegeben. Wie steht es damit?<br />
Der vorgelegte Entwurf von stefan schmitz bda architekten und stadtplaner<br />
benötigt einen Investor, der für den Bau 500.000 bis 750.000 Euro in die Hand<br />
nehmen müsste. Daneben bleibt die Frage nach der Nutzung. Wer geht da rein<br />
als Pächter?<br />
Was geben Sie uns für ein Resümée?<br />
Der Wiener Platz ist ein großstädtischer Platz mit all seinen Problemen. Er ist<br />
Verkehrsknotenpunkt im Bezirk bzw. im Rechtsrheinischen. Die Anforderungen<br />
an den Platz werden durch die neu entstehenden Stadtviertel wachsen.<br />
Welche Dienste sind für den Wiener Platz zuständig und was leistet der Ein Schlüssel für mich ist die Belebung des Platzes durch verschiedenste Aktivitäten.<br />
Einige Beispiele sind „der Markt der Möglichkeiten“, das Fest<br />
„Runde Tisch Wiener Platz“ für die Sicherheit?<br />
Wir haben verschiedenste Kräfte und Ordnungsdienste auf dem Wiener Platz. „Mülheim Live!“, Weiberfastnacht oder der „Mülheimer Tag“. Dreimal in der<br />
Die Polizei streift Wiener Platz und Stadtgarten von 7 Uhr früh bis nachts. Woche findet ein Markt statt, der sehr gut von den Mülheimern aber auch<br />
astronomie-Pavillon<br />
Auch Zivilpolizei ist unterwegs. Das Ordnungsamt der Stadt Köln ist auf dem von „Auswärtigen“ angenommen wird.<br />
auf<br />
All diese Aktivitäten<br />
dem<br />
bringen „soziale<br />
Wiener Platz zugegen. Ebenso haben wir den Ordnungsdienst der KVB im Kontrolle“. Und das sollte noch mehr werden.<br />
U-Bahn Bereich. Die „Galerie Wiener Platz“ hat ebenfalls einen Ordnungsdienst.<br />
Seit Mitte 2018 haben wir Streetworker unterwegs, die sich um Jugendliche<br />
kümmern, insbesondere jugendliche<br />
Herzlichen Dank für das Gespräch!<br />
Bulgaren.<br />
R BRÜCKE<br />
Der „Runde Tisch Wiener Platz“ trifft sich regelmäßig. Zu diesem eher<br />
„verwaltungsinternen“ Expertenkreis gehören auch das Bürgeramt und das<br />
Brückenamt. Es kommen Vertreter der IG Buchheimer, IG Frankfurter Straße;<br />
Bürgervertreter und der Kirche hinzu. Meine Rolle ist es, anzustoßen und zu<br />
moderieren. Es geht hier auch um Fragen der Zuständigkeit der Dienste.<br />
+ 48.50<br />
+ 48.27<br />
+ 48.27<br />
CLEVISCHER RING<br />
+ 48.25<br />
Welche weiteren Maßnahmen werden zur Sicherheit auf dem Wiener Platz<br />
ergriffen?<br />
Die Polizei wird noch dieses Jahr, spätestens Anfang nächsten Jahres eine<br />
Videoüberwachung einführen. Wir haben zudem bauliche Maßnahmen ergriffen,<br />
um an bestimmten Stellen Aufenthalte unmöglich zu machen. Zudem<br />
+ 49.11<br />
wird der Zugang von der Buchheimer Straße leichter zu reinigen sein. Die Rolltreppe<br />
wird nun definitv instandgesetzt. Dafür habe ich mich nachdrücklich<br />
eingesetzt. Die Kosten belaufen sich auf circa 300.000 Euro. Ein Teil der Kosten<br />
wird durch Fördermittel des Landes finanziert. Für die Lücke von 140.000 Euro<br />
+ 48.40<br />
muss die Stadt Köln aufkommen. Da die Rampe an der Rolltreppe nach heutigen<br />
Standards nicht barrierefrei ist, wäre die Einrichtung der Barrierefreiheit<br />
um ein vielfaches teurer gekommen als die Instandsetzung der Rolltreppe.<br />
+ 46.00<br />
+ 48.25<br />
Galerie Wiener Platz<br />
+ 45.75<br />
+ 45.73<br />
Kreissparkasse<br />
+ 48.60<br />
Entwürfe von<br />
stefan schmitz bda<br />
architekten und<br />
stadtplaner.<br />
Abbildungen oben:<br />
Ob eine Torhaus<br />
oder eine „kleine<br />
Lösung“, Bauten auf<br />
den vorgesehenen<br />
Plateaus rahmen<br />
den Blick auf die<br />
Mülheimer Brücke<br />
und beleben den Platz<br />
durch seine Nutzer.<br />
GENOVEVASTRAßE<br />
+ 48.70<br />
+ 48.10<br />
Was halten Sie von einem Alkoholverbot auf dem Wiener Platz?<br />
Ich stelle seit Jahren die Forderung nach einem Alkoholverbot, auch die Polizei<br />
befürwortet das seit Jahren. Das Durchsetzen eines solchen Verbotes ist eine<br />
rechtliche Frage. Die Stadt Duisburg unterlag jüngst in einer Klage gegen<br />
das Verbot und musste es wieder aufheben. Durch ein Alkoholverbot haben<br />
die Ordnungsdienste eine Handhabe, Platzverweise auszusprechen. Es gibt<br />
sicherlich ein Drogenproblem auf dem Wiener Platz: Der Alkohol wird schon<br />
morgens „beikonsumiert“. Die meisten Übergriffe oder Vorfälle stehen im Zusammenhang<br />
mit Alkoholkonsum. Ein Drogenmobil ist meiner Ansicht nach<br />
nicht nötig. Es gibt eine, dem Gesundheitsamt und dem SKM Köln bekannte<br />
„Mülheimer Szene“ am Wiener Platz.<br />
Es gibt häufiger Kritik an der Gestaltung des Wiener Platzes.<br />
Wie stehen Sie dazu?<br />
+ 49.10<br />
Die Platzgestaltung ist rückblickend nicht gelungen. Dies liegt meiner Ansicht<br />
nach an der Grundkonzeption der damaligen Ausschreibung. Diese folgte in<br />
den 1990er Jahren förderrechtlichen Vorgaben. Eine Finanzierung durch den<br />
Bund als Knotenpunkt für Stadtbahn, S-Bahn und Regionalzüge am Bahnhof<br />
BERGISCHER RING<br />
Mülheim unter Einschluss des Wiener Platzes war nur so möglich – nämlich<br />
+ 48.25<br />
+ 49.15<br />
+ 48.20<br />
+ 44.68<br />
mit Tunnelgeschoss und einer halben Ebene darüber. Die Bahn und den Verkehr<br />
komplett unter die Erde zu verlegen, wäre besser gewesen. Wenn wir jetzt<br />
hören, dass in Rheinnähe ein Braunkohlenflöz gefunden wurde, dann stellt<br />
sich die Frage allein deshalb heute nicht mehr.<br />
+ 48.40<br />
+ 45.62<br />
+ 46.00<br />
+ 45.65<br />
Bezirkshaus<br />
+ 46.00<br />
+ 46.26<br />
Flächenangaben<br />
zum Pavillon:<br />
Gastraum 75 m²<br />
Theke/Küche 12 m²<br />
Windfang 11 m²<br />
Lager 4 m²<br />
WC-Anlage 16 m²<br />
Imbiss 12 m²<br />
Abfall 3 m²<br />
gesamt 133 m²<br />
Terrasse 71 m²<br />
+ 46.51<br />
+ 48.05<br />
+ 46.77<br />
+ 46.51<br />
+ 48.40<br />
+ 48.20<br />
+ 48.11<br />
+ 48.35<br />
+ 48.43<br />
FRANKFURTER STRAß
11 <strong>#2</strong> Mai <strong>2019</strong> Mülheimia Quarterly Stadt. Kultur. Soziales<br />
„Es ist wichtig, dass die Türme gebaut<br />
werden. Das belebt den Platz und gibt ihm<br />
die entscheidende abschließende Form.“<br />
Stefan Schmitz<br />
Stefan Schmitz, Architekt und Stadtplaner, hat in den 1990er Jahren mit<br />
seinem Büro den städtebaulichen Wettbewerb zur Bebauung des Wiener<br />
Platzes gewonnen. Wir unterhielten uns über seine Planungen und<br />
Möglichkeiten, den Wiener Platz weiterhin zu gestalten.<br />
rahmen das Bild zur Mülheimer Brücke hin. Es entstehen wichtige Blickachsen<br />
und Bezüge. Die Fundamente sind fertig! Auch ist der Sockelbau des Südturms<br />
mit Gas-, Wasser-, und Stromleitungen komplett erschlossen. Der zweite<br />
Turm würde darüber laufen können. Es könnte also losgehen! Eine Beinträchtigung<br />
während der Bauarbeiten wäre zwar da, aber durch die schnelle und<br />
„saubere“ Bauweise gering.<br />
Wie sieht die rechtliche Situation für eine Gestaltung des Platzes aus?<br />
Mein Büro hat das Urheberrecht. Das bedeutet, dass weitere Planungen und<br />
Veränderungen mit mir abgesprochen werden müssen. Es bedeutet nicht, dass<br />
die Planungen durch mein Büro erfolgen müssen.<br />
Herr Schmitz, Sie haben im Rahmen des Strukturförderprogramms<br />
MÜLHEIM 2020 einen Entwurf für einen festen Pavillon auf dem Wiener<br />
Platz vorgelegt. Bitte erläutern Sie uns den Entwurf.<br />
Der Pavillon ist Teil der Platzgestaltung und antwortet mit seiner runden Form<br />
auf die bisherige Gestaltung. Als Gastropavillon haben wir eine Zubereitungsküche<br />
eingeplant. Zusätzlich ist ein Kiosk möglich. Es ist immer eine Frage<br />
des Betreibers, was mit einem Bau geschieht. Eine kulturelle Nutzung ist eine<br />
gute Idee von Ihnen, die ich gerne befürworte. Als reiner Ausstellungspavillon<br />
ist er eher nicht geeignet, aber als Kulturcafé sicherlich. Das jetzige Zelt ist ein<br />
Provisorium. Als „Fliegender Bau“ ist er eigentlich nur maximal zwei bis drei<br />
Jahre zulässig.<br />
Ihr Resümée?<br />
Durch Büros und kulturelle Nutzungen würde der Platz belebt werden und<br />
es erfolgte allein dadurch eine soziale Kontrolle, die der Platz braucht. Es ist<br />
wichtig, dass dort überhaupt etwas entsteht und die Sockelbauten, die keiner<br />
versteht, endlich einen Aufsatz bekommen. Der Platz ist in dem unvollendenten<br />
Zustand jetzt eigentlich zu weitläufig.<br />
Vielen Dank für das Gespräch! »<br />
www.muelheimia.koeln/lebenaufdemwienerplatz<br />
Wir brauchen mehr Grün, gerade auch auf öffentlichen Plätzen. Wie könnte<br />
das für den Pavillon aussehen?<br />
Eine Grünfläche vor dem Pavillon, wie Sie sie skizziert haben, ist eine gute<br />
Idee. Als Böschung angelegt, um das Gefälle des Platzes auszugleichen, wäre<br />
sie eine schöne Möglichkeit, eine Bepflanzung<br />
auf dem Platz hinzubekommen. In Remscheid<br />
entwickeln wir zu Zeit ein ähnliches Projekt.<br />
Eine extensive Dachbegrünung des Pavillons<br />
ist selbstverständlich auch möglich, darf nur<br />
nicht zu schwer werden.<br />
In Ihrer ursprünglichen Planung zum<br />
Wiener Platz sind zwei Türme vorgesehen,<br />
die bislang nicht realisiert worden sind.<br />
Woran lag es und wie sehen Sie die<br />
Chancen heute?<br />
Direkt zu Beginn gab es einen Investor,<br />
der gebaut hätte. Dies wurde politisch<br />
abgeblockt. Weitere Interessenten<br />
waren vor etwa zwei<br />
Jahren im Gespräch. Trotz bereits<br />
erfolgtem Wettbewerb bestand man<br />
auf einen erneuten Gestaltungswettbewerb.<br />
Der Interessent sprang<br />
leider ab.<br />
Die Türme sind als Stahlbau konzipiert.<br />
Sie fassen den Platz gegenüber<br />
dem Clevischen Ring und<br />
Der Wiener Platz ist<br />
Verkehrsknotenpunkt<br />
und Entrée in den<br />
Bezirk Mülheim.<br />
Der Künstler und<br />
Musiker Yamato<br />
Hasumi fotografiert<br />
den Wiener Platz bei<br />
jeder Gelegenheit. Er<br />
selbst wohnt in der<br />
Nähe und zückt auf<br />
seinen Reisen als<br />
Berufsmusiker oft<br />
seine Kamera.
Mülheimia Quarterly<br />
Stadt. Kultur. Soziales<br />
<strong>#2</strong> Mai <strong>2019</strong> 12<br />
Kulturkirche Buchforst<br />
Kleinod, Denkmal,<br />
Kulturort und Gotteshaus<br />
Der zentrale Raum der<br />
Kulturkirche-Ost in<br />
Köln-Buchforst.<br />
Foto: GAG Immobilien AG<br />
Von Judith Tausendfreund<br />
Sie ist ein wenig versteckt, man kennt sie oder man<br />
kennt sie eben auch nicht. Die Kulturkirche Ost befindet<br />
sich in der Kopernikusstraße – das ist keine Durchgangsstraße.<br />
Alle Besucher dieser Straße kommen<br />
gezielt vorbei, zum Beispiel um in die nahe gelegene<br />
Grundschule zu gehen. Oder aber diese Kirche zu<br />
besuchen.<br />
Erbaut wurde sie Mitte der 60ziger Jahre. Eingeweiht dann<br />
1968, zu Zeiten von Woodstock, freier Liebe und radikaler<br />
politischer Umbrüche. Die Architekten Georg Rasch und<br />
Winfried Wolsky gestalteten den evangelischen Kirchenbau<br />
mit Gemeindezentrum nach damals modernen<br />
Ideen. Es war die Nachkriegszeit, die wirtschaftlichen<br />
Aufschwung mit sich brachte und es war auch die Zeit,<br />
in der die evangelische Kirche viel Zuspruch erfuhr und<br />
zumindest in Köln viele neue Kirchen und Gemeindezentren<br />
entstehen ließ. Heute sieht das anders aus, immer<br />
wieder werden Kirchen entwidmet, meist aus finanziellen<br />
Beweggründen. Dabei entstehen auch neue Nutzungen,<br />
neue Ideen.<br />
So erging es auch der Auferstehungskirche in Buchforst,<br />
die zur Kulturkirche wurde. Architektonisch hat sich<br />
wenig geändert, zum Glück – gerade diese Architektur<br />
wurde vielfach und auch international oft gelobt. Das Gebäude<br />
hat die Form eines unregelmäßigen Tetraeders. Die<br />
beiden senkrecht stehenden Elemente bestehen aus Beton.<br />
Innen ist alles vor allem karg – passend zu den damaligen<br />
Gestaltungsideen und auch passend zum damaligen<br />
ästhetischen Empfinden. Schräg platzierte Holzbänke,<br />
ein kleiner Altar. Durch die im Dach montierten Lichtbänder<br />
entsteht ein beeindruckendes Licht, andere Effekte<br />
schaffen eine durchaus bemerkenswerte Atmosphäre<br />
– und dies trotz aller Schlichtheit. Dieser Raum lädt ein.<br />
Zum Bleiben, zum Schauen, zum Durchatmen.<br />
1992 wurde die Kirche und der anliegende Platz unter<br />
Denkmalschutz gestellt. 2005 entschloss sich die evangelische<br />
Gemeinde, das Ensemble zu verkaufen. Ende<br />
2007 erhielt die GAG Immobilien AG den Zuschlag für das<br />
Buchforster Gotteshaus, der Verkauf wurde im Rahmen des<br />
Modellprojektes „Kirchenumnutzungen Nordrhein-Westfalen“<br />
der Landesregierung zur Umnutzung ehemaliger<br />
Sakralbauten organisiert. Übrigens war die Auferstehungskirche<br />
die einzige Kirche im Bereich des Evangelischen<br />
Kirchenverbandes Köln und der Region, die durch dieses<br />
Modellvorhaben gefördert wurde und auch für die GAG war<br />
dieser Schritt ein wenig Neuland. Wohnungen, das Business<br />
kannte man. Doch eine Kirche, das war neu.<br />
650.000 Euro nahm die GAG damals für die Instandsetzung<br />
in die Hand. Es wurde renoviert, außen und innen<br />
wurde die Kirche in den Originalzustand der sechziger<br />
Jahre versetzt. Der zu beachtende Denkmalschutz stellte<br />
einige Herausforderungen an alle Beteiligte. 2012 fand<br />
die Wiedereröffnung statt. Und seitdem ist es nicht still<br />
geworden an diesem Ort. Kunst und Kultur sind eingezogen,<br />
zumindest immer mal und immer mal wieder. „Dass<br />
sich hier so ein toller Ort versteckt, hätte ich nie gedacht.“<br />
– Diesen Satz formulieren viele. Immer wieder, weil es<br />
vielen immer wieder so geht. Der ein oder andere<br />
Künstler ließ sich schon zu Statements hinreißen:<br />
„Es ist ja eher eine Buchforster Philharmonie“, meinte
13 <strong>#2</strong> Mai <strong>2019</strong> Mülheimia Quarterly Stadt. Kultur. Soziales<br />
etwa Konrad Beikircher. „Dolle<br />
Kirche hier“, fasste es Klaus Staeck<br />
zusammen.<br />
Wer sich das jetzt alles noch immer<br />
nicht vorstellen kann, dem sei zum<br />
Beispiel die Benefiz-Kunst-Ausstellung<br />
von Irmel und Felix Droese<br />
empfohlen. Am Donnerstag, 30. Mai,<br />
um 20 Uhr laden die beiden Künstler<br />
alle interessierten Gäste ein, vorbeizukommen.<br />
Kunstexpertin Irene<br />
Daum hält eine Eröffnungsrede, die<br />
beiden Künstler sind anwesend. Irmel<br />
Droese war Meisterschülerin von<br />
Joseph Beuys, von dessen performativer<br />
Fluxus-Kunst und erweitertem<br />
Kunstbegriff sie geprägt wurde. Irmel<br />
Droeses Markenzeichen sind: Improvisation<br />
von Stimmen, Improvisationstheater,<br />
selbstgeschaffene Handpuppen,<br />
Zeichnungen, Grafiken, Malerei,<br />
Textilkunst und Fotografie. Felix<br />
Droese verließ die Schule ohne Abitur<br />
und arbeitete zunächst als Landvermessungsgehilfe.<br />
Er studierte von<br />
1970 bis 1976 ebenfalls an der Düsseldorfer<br />
Kunstakademie, hauptsächlich<br />
in der Joseph-Beuys-Klasse. Es geht<br />
ihm oft um Fragen des Geldes und der<br />
Ökonomisierung: 2003 bot er Aldi Süd<br />
20.000 signierte Druck „Silberfinger<br />
und Wind, Wasser, Wolken“ für ein<br />
Künstlerhonorar von 1,- Euro pro Stück<br />
an. Aldi bescherte dies 200.000 Euro<br />
Einnahmen und Felix Droese nannte<br />
diese Aktion Grundversorgung<br />
– sicherlich wird es ein sehr spannender<br />
Abend werden.<br />
Auch vorher gibt es Ausstellungen<br />
und mehr, alle Termine stehen hier<br />
www.kulturkirche-ost.de »<br />
> www.muelheimia.koeln/<br />
kulturkirche-ost<br />
Arbeiten von<br />
Felix und Irmel<br />
Droese. Rechte bei<br />
den Künstler*innen.<br />
Ana Bolena Kolumna<br />
In Mülheim zuhause <strong>#2</strong><br />
Schon zu Beginn meiner Zeit in Mülheim hat „Xenia, wie lange bist du in Deutschland?“<br />
sie mich beeindruckt – ihr Stil, immer originell.<br />
Man spürt ihre Gestaltungskraft in ihrer meines Lebens. Ich kam aus Russland,<br />
„Eine Ewigkeit, 27 Jahre, fast die Hälfte<br />
alltäglichen Erscheinung.<br />
Moskau, mit meinem Mann und vier Kindern.<br />
Meine Großmutter hatte deutsche Wurzeln<br />
Anfang März ging ich gegen 16 Uhr eilig und so lernte ich früh die Sprache. Wir haben<br />
den dunklen Zugang zur U-Bahnstation am immer einen Garten gehabt.“<br />
Wiener Platz hinunter – von der Bucheimer<br />
Straße aus, wo wieder viele junge Menschen „War Gärtnerin immer dein Beruf hier in<br />
auf den Bänken saßen. Eine einsame traurige Deutschland?“<br />
Frau, andere Personen in einer Gruppe plaudernd.<br />
Ich versuchte, sie nicht zu beobachten, fikdesignerin. Als alleinerziehende Mutter,<br />
„Ich habe eine Hochschulausbildung als Gra-<br />
oder besser gesagt, mich nicht wieder zu war ich mit der Realität konfrontiert. Ich<br />
fragen: Warum sitzen sie jeden Tag hier? bekam keine Stelle als Designerin, ich sollte<br />
Dann, plötzlich kommt sie mir mit harmonischen<br />
und sicheren Schritten entgegen. ich selbständig geworden.“<br />
andere Aufgaben übernehmen. Deswegen bin<br />
Sie tritt aus dem düsteren Untergrund und (In meinem Kopf drehen sich auch meine<br />
erstrahlt, wie eine Erscheinung aus einer eigenen Erfahrungen.)<br />
anderen Welt. Ich bin so glücklich, dass ich<br />
fast vergesse, wie eilig ich es habe, die Bahn „Xenia, Gärtnerin ist jetzt deine Arbeit?“<br />
zu nehmen.<br />
„Es ist keine Arbeit, es ist mein Hobby. Ich<br />
möchte unabhängig bleiben und lebe in der<br />
Auf der Mülheimer Brücke erinnere ich mich Natur!“<br />
an eine Begebenheit im letzten Sommer Gärtnern ist ihre Hingabe! Sie hat oft versucht,<br />
Gärten in ihrer Nachbarschaft unent-<br />
als ich im Hof des Café Vreiheit saß. Nicht<br />
irgendwo, sondern auf dem besten Platz, den geltlich zu gestalten.<br />
es dort gibt: in der grünen Laube, umrankt „Ana, gefällt dir der Garten hier im Hof?“<br />
von Kiwi. Sie erschien mit Händen und Armen „Ja, Xenia, er ist wunderschön.“<br />
voller Blumen und Pflanzen. Und trotzdem „Was habe ich erreicht? Es ist eine Gestaltung<br />
schaffte sie es, eine Tür zu öffnen, die ich – Kunst, und ich will Zuschauer haben. Ich<br />
nicht einsehen konnte. In meiner Phantasie bin 69 Jahre alt und eine leidenschaftliche<br />
eine Tür zu einer magischen Welt, die Tür Gärtnerin.“<br />
zum Häuschen einer Fee voller Pflanzen,<br />
Blumen und Sternen in den Fenstern, die sich Zum Schluss lädt sie mich in den Garten im<br />
nach dem Himmel ausrichten. Ende März Hof ein, zeigt mir ihre Arbeit und Techniken.<br />
lässt es mir keine Ruhe, ich frage den Inhaber Die Hagebutten hängen an hohen Ästen, sie<br />
des Cafés, ob er meine „Fee“ kennt. „Sie heißt öffnet die kleine magische Tür, nimmt eine<br />
Xenia.“ Er gibt mir ihre Telefonnummer. Wir Leiter, steigt schnell ihre Stufen bis zur Letzten<br />
empor – hebt die Arme wie eine Tänzerin<br />
verabreden uns zu einem Treffen.<br />
– und sammelt flink die heilsamen Früchte<br />
Ohne eine Frage beginnt Xenia über Farben und erklärt mir gleichzeitig ihre Zubereitung<br />
zu sprechen – als ob sie meine Faszination<br />
für Farben und Licht spüren und unsere Moment, wo ich ihre Geschichte für meine<br />
als Tee. Ich habe sie aufbewahrt bis zu dem<br />
Gemeinsamkeiten erraten kann. Es wird Kolumne schreibe. Herzlichen Dank Xenia,<br />
philosophisch, wie sie die Farben des deutschen<br />
Alltags mit denen eines Buchenwaldes hast mir damit auch das Geheimnis eines<br />
der Tee schmeckt wunderbar! Ich hoffe, du<br />
vergleicht, in dem sich Farben wie unter Lebenselixiers geschenkt.»<br />
dem Dach einer Kathedrale verdunkeln und<br />
verschmelzen.<br />
> www.muelheimia.koeln/xenia
Mülheimia Quarterly<br />
Stadt. Kultur. Soziales<br />
#1 Januar <strong>2019</strong> 14<br />
Tipp: Neue<br />
Termine der theatralen<br />
Stadtteilerkundung<br />
„Caput VIII – Heine in Müllem“<br />
ab April <strong>2019</strong>:<br />
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Exkursion zur Mülheimer Tropfsteinhöhle<br />
Abgesang an einen Stalakmiten<br />
Miniatur #5<br />
Eine Reihe von Marco Hasenkopf<br />
Mobile Fotos: Marco Hasenkopf<br />
Dies ist die lebensfrohe und abenteuerliche Geschichte des kleinen<br />
Stalakmiten „Drecki“ zu finden in der landauf, landab bekannten Mülheimer<br />
Tropfsteinhöhle an der Unterführung Mülheimer Brücke Ecke Biegerstraße.<br />
Die Tropfsteinhöhle ist der Publikumsmagnet im Rechtsrheinischen. Vergleichbar<br />
nur mit dem legendären Schnapsbrunnen nach Schwarzwälder<br />
Vorbild am Wiener Platz sowie der Rheinischen Erbsensuppe „Herzog-Jan-<br />
Wellem“-Art. Regelmäßig durfte ich während unserer theatralen Exkursionen<br />
im Stadtteil das prächtige Heranwachsen des Stalakmiten – 0,3 Mikrometer in<br />
zehn Jahren – beobachten. Diese kleine Sedimentablagerung ist die Geburtsstunde<br />
von etwas ganz Großem. All dieser Dreck – Taubenkot, Hundescheiße,<br />
Pisse, Plastiktüten, Zigarettenkippen und was da noch so liegt – diese Ausscheidungsgemengelage<br />
wird, von Regen, Feuchtigkeit, Überschwemmungen,<br />
kurz Wasser, gespeist, langsam zersetzt und lagert sich ab. Dieser Vorgang<br />
wiederholt sich sehr, sehr oft und dauert naturgemäß sehr, sehr lange... Das<br />
wird so lange passieren, bis wir Menschen die neuen Dinosaurier sind. Die<br />
Hoffnung stirbt zuletzt. Der Mensch hat Erstaunliches geleistet – auch sein<br />
Aussterben kriegt er hin. Erst nachdem das Zeitalter der Menschen beendet<br />
sein wird, wird dieser kleine ekelige Dreckhaufen zu einem imposanten Stalakmiten<br />
herangewachsen sein und das Fundament einer gigantischen Tropfsteinhöhle<br />
bilden. Zuvor muss aber noch etwas ganz anderes passieren. Die<br />
Brücke muss einstürzen. Böse Zungen behaupten, sie wäre nicht weit davon<br />
entfernt. Die vielen tausend Tonnen Stahl und Beton der Mülheimer Brücke<br />
zerfallen in ungefähr 10.000 Jahren. Um sie errichten zu können, mussten die<br />
Mülheimer ihren historischen Stadtkern opfern. Umwelteinflüsse, Korrosion,<br />
Erosion und Tektonik zersetzen mit schneckenhafter Langsamkeit das<br />
Material. Als erstes setzt der Stahl Rost an und korrodiert. Und weil das alles<br />
arbeitet, wird auch der Beton brüchig, der eigentlich viel länger halten würde.<br />
Er wird porös und zerbricht schließlich, was zum Einsturz der Brücke führen<br />
wird. Spektakulär. Das dauert nur 300 Jahre. Den Überbleibseln bleiben nun<br />
9.700 Jahre. Kein Grund zur Trauer, denn diese geophysikalischen Veränderungen<br />
begünstigen unseren kleinen Dreckhaufen. In dieser dunklen Gebärmutter<br />
der Zukunft kann „Drecki“ prächtig wachsen und gedeihen, um zum<br />
imposantesten Stalakmiten nördlich der Alpen zu werden. Das dauert einige<br />
10.000 Jahre und ob es dann überhaupt noch die Alpen gibt, vermag ich nicht<br />
zu prognostizieren. Ob jemand das neu erstandene Naturwunder betrachten<br />
kann und wie diese Wesen aussehen, ist fraglich. Bronzeskulpturen sind selbst<br />
nach zehn Millionen Jahren noch zu erkennen. Und damit weiß man auch,<br />
warum sich Menschen gerne in Bronze ‚verewigen’ lassen. Das Wort passt an<br />
dieser Stelle erstaunlich gut. Auch wenn es nicht der naturwissenschaftlichen<br />
Tatsachen entspricht, so halte ich zehn Millionen Jahre für ziemlich nah an<br />
ewig. Aus dem kleinen Drecki wird die Mülheimer Kathedralen-Höhle entstanden<br />
sein. Und sie wird bleiben. Höhlen sind gut darin zu bleiben. Erst nach<br />
6,5 Milliarden Jahren wird auch das ein Ende haben. Die Sonne wird sterben.<br />
Sie wird sich aufblähen, Merkur, Venus und schließlich die Erde verschlucken.<br />
Menschen gibt es dann ja längst nicht mehr. Nur Bakterien ist es bisher gelungen<br />
Äonen zu überleben. Aber was dann noch von uns, dem Anthropozän, dem<br />
paleofood-fressenden Homo Hipster, bleibt, sind die durchs Weltall schwingenden<br />
Radio- und Fernsehwellen. Es ist also theoretisch möglich, dass in sieben<br />
Milliarden Jahren oder später irgendein Alienwesen eine Antenne ausfährt<br />
und zufällig auf Bruchstücke von Trumps Twitterperlen stößt. Alles was bleibt,<br />
sind die größten Nichtigkeiten unserer Zeit.<br />
Jahrzehntelang verwehrte sich die Mülheimer Brücke gegen jegliche Instandsetzung<br />
und wurde zum naturwissenschaftlichen Hotspot für allerlei renommierte<br />
Speläologen – Höhlenforscher. Durch pures Nichtstun konnte Drecki<br />
gedeihen und darin ähnelt er wohl eher dem Kölner an sich als dem Mülheimer.<br />
Wie dem auch sei, da Tropfsteine wie gesagt naturgemäß sehr langsam<br />
wachsen, entziehen sie sich in ihrer Bedeutung einer Beurteilung durch den<br />
Menschen. Trotz Sanierung wissen kundige Höhlenforscher: Die Zeit arbeitet<br />
für sie. Und schon bald – es wird keine Zeitalter sondern höchstens eine<br />
Generation dauern – sieht die Brücke wieder aus wie vorher. Ob das Bauwerk<br />
zuvor noch zur neuen Gorch Fock oder dem Kalker Hubschrauberlandeplatz<br />
geworden ist, interessiert dann schon niemanden mehr.<br />
Grenzenloses Wachstum - in der Wirtschaft so was wie eine unerreichbare,<br />
sprich fixe Idee, ist für Tropfsteine Fakt. Wenn man sie lässt, wachsen sie bis<br />
ultimo.<br />
Leider hat man Drecki nicht wachsen lassen.<br />
Im Frühjahr <strong>2019</strong> wurde Drecki, dieses einmalige naturgeschichtliche Denkmal,<br />
von Sanierungsaktivisten mit Ingenieursdiplom plattgemacht. RIP. »<br />
> www.muelheimia.koeln/stalakmiten
15 <strong>#2</strong> Mai <strong>2019</strong> Mülheimia Quarterly Stadt. Kultur. Soziales<br />
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