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Berliner Zeitung 18.09.2019

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4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 217 · M ittwoch, 18. September 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Angriff auf Rollstuhlfahrer<br />

aus Libyen in Chemnitz<br />

Einals rechtsradikal bekannter junger<br />

Mann hat in Chemnitz einen 31-<br />

jährigen Rollstuhlfahrer aus Libyen<br />

geschlagen und rassistisch beleidigt.<br />

DerVerdächtige hat das Opfer nach<br />

ersten Ermittlungen aus dem Rollstuhl<br />

gestoßen und attackiert, wie ein<br />

Polizeisprecher am Dienstag mitteilte.Der<br />

Libyerwurde leicht verletzt.<br />

„Der Tatverdächtige ist in der Polizei<br />

bekannt im Zusammenhang mit Körperverletzungsdelikten<br />

und rechtsmotivierten<br />

Straftaten“, so der Sprecher.Gegen<br />

den 22-Jährigen werde<br />

wegen Beleidigung und gefährlicher<br />

Körperverletzung ermittelt. (dpa)<br />

Lübcke-Mord: Vorwürfe<br />

gegen Markus H.<br />

Derals mutmaßlicher Mörder des<br />

Kasseler RegierungspräsidentenWalter<br />

Lübcke in Untersuchungshaft sitzende<br />

Stephan E. hat laut Bundesgerichtshof<br />

stärkereUnterstützung gehabt<br />

als bisher bekannt. Markus H.,<br />

der wegen desVerdachts der Beihilfe<br />

in Untersuchungshaft sitzt, habe E.<br />

nicht nur den Kontakt zumWaffenhändler<br />

vermittelt, sondernaus Gesprächen<br />

vonden Plänen gewusst, etwas<br />

gegen Lübcke zu unternehmen.<br />

Dasgeht aus einem BGH-Beschluss<br />

zur Haftbeschwerde hervor. (dpa)<br />

Viele Tote bei Anschlägen<br />

in Afghanistan<br />

Beizweischweren Anschlägen der<br />

radikalislamischen Taliban in Afghanistan<br />

sind am Dienstag mindestens<br />

48 Menschen getötet worden. Beieinem<br />

Selbstmordattentat auf eine<br />

Wahlkampfveranstaltung des Präsidenten<br />

Aschraf Ghani in Tscharikar<br />

kamen mindestens 26 Menschen<br />

ums Leben, darunter vier Soldaten.<br />

Ghani selbst blieb unverletzt. Zwei<br />

Stunden später wurden in Kabul<br />

weitere22Menschen getötet. (dpa)<br />

Der Tonwird schärfer<br />

Halbzeit im Ringenumden SPD-Parteivorsitz: DiesiebenBewerberduos habensich der <strong>Berliner</strong> Basis gestellt<br />

VonAndreas Niesmann<br />

Eines ist sicher: Das Ringen<br />

um die Parteispitze der<br />

SPD ist kein Sprint, sondern<br />

ein Langstreckenlauf.<br />

WeramEnde die Nase vorn haben<br />

möchte, der braucht nicht nur Charisma<br />

und eine kluge Strategie, sonder<br />

auch jede Menge Ausdauer und<br />

Puste. Rund 4500 Kilometer kreuz<br />

und quer durch Deutschland haben<br />

die Bewerber zur Halbzeit der Vorstellungsrunden<br />

zurückgelegt. Zwölf<br />

von 23 Regionalkonferenzen sind<br />

vorbei, 7500 SPD-Mitglieder schauten<br />

persönlich vorbei, mehr als<br />

220 000 Menschen verfolgten die<br />

Veranstaltungen per Stream im Netz.<br />

Am Dienstagabend machte die<br />

Casting-Tour Station in Berlin, im<br />

Willy-Brandt-Haus in Kreuzberg. Der<br />

Andrang war riesengroß, die Sympathien<br />

klar verteilt. Bundesfinanzminister<br />

Olaf Scholz und die frühereGeneralsekretärin<br />

der Brandenburger<br />

SPD, Klara Geywitz, hatten eine<br />

schweren Stand. Ex-NRW-Finanzminister<br />

NorbertWalter-Borjans und die<br />

Bundestagsabgeordnete Saskia Esken<br />

lagen vorn –gemessen am Beifall.<br />

Vorallem aus den Reihen der <strong>Berliner</strong><br />

Jusos kam viel Applaus für jenes Duo,<br />

das auch Juso-Bundeschef Kevin<br />

Kühnertunterstützt.<br />

Auffällig war, dass die Debatten<br />

inzwischen an Schärfe gewonnen<br />

haben. Verdi-Mann Dierk Hirschel<br />

etwa griff Finanzminister Olaf Scholz<br />

für dessen Politik des ausgeglichenen<br />

Haushalts frontal an. Angesichts<br />

der negativen Zinsen könne der<br />

Bund durch das Aufnehmen von<br />

Schulden noch Geld verdienen,<br />

sagte Ökonom Hirschel. „Das Geld<br />

liegt auf der Straße, und der Olaf<br />

müsste es nur aufheben, aber er<br />

macht das einfach nicht.“ Manhätte<br />

gerne eine Erwiderung von Scholz<br />

auf diesen Vorwurf gehört, aber eine<br />

solche lässt das Format nicht zu.<br />

Gute Laune reicht nicht<br />

Andere Kandidaten äußerten ihre<br />

Kritik an den Kontrahenten indirekt<br />

–ohne Namen zu nenne. Die SPD-<br />

Linke Hilde Mattheis sagte:„Wenn es<br />

einfach wäreund man die Partei nur<br />

mit guter Laune wieder aufrichten<br />

könnte, hätten wir 24 Stunden gute<br />

Laune.“ Walter-Borjans betonte,<br />

Grüße an die Basis: Olaf Scholz am Dienstagabend im Willy-Brandt-Haus.<br />

„Das Geld liegt auf der Straße,<br />

und der Olaf müsste es<br />

nur aufheben,<br />

aber er macht das einfach nicht.“<br />

Dierk Hirschel über den Bundesfinanzminister Olaf Scholz,<br />

gegen den er im Rennen um den SPD-Parteivorsitz antritt<br />

DPA/KAY NIETFELD<br />

dass die SPD „in den Rückspiegel<br />

schauen“ müsse, umzuerkennen,<br />

warum sie vom richtigen Kurs abgekommen<br />

sei. Beide Aussagen sind<br />

versteckte Angriffe auf Christina<br />

Kampmann und Michael Roth, die<br />

sich bei zurückliegenden Konferenzen<br />

als Team der guten Laune präsentiert<br />

und angekündigt hatten,<br />

nach vorne und nicht immer in den<br />

Rückspiegel schauen zu wollen.<br />

Schöner bunter Pulli<br />

Überhaupt hatte es das Überraschungsteam<br />

Kampmann/Roth in<br />

<strong>Berliner</strong> schwerer als bei zurückliegenden<br />

Veranstaltungen. Die beiden<br />

werden inzwischen ernster genommen.<br />

DieFragen fallen kritischer aus.<br />

Ein Genosse etwa fragte den im Europa-Hoodie<br />

angetretenen Staatsminister<br />

Roth nach dessen europapolitischer<br />

Bilanz. „Duhast einen schönen<br />

bunten Pulli an, aber was hast du<br />

durchgesetzt für Europa?“ Roth versuchte<br />

gar nicht erst, die Europapolitik<br />

der Großen Koalition schönzureden.<br />

„Ich teile Deine Enttäuschung“,<br />

sagte er.Wenn sich CDU und CSU in<br />

Fragen der EU-Reformnicht bald bewegten,<br />

sei die Große Koalition die<br />

falsche Regierung.<br />

Einen besseren Auftritt als zuletzt<br />

hatte das Duo Boris Pistorius und<br />

Petra Köpping. Beide betonten<br />

mehrfach, dass sie die kommunalpolitische<br />

Verankerung in der SPD<br />

stärken wollten, und präsentierten<br />

sich als Brückenbauer – Köpping<br />

zwischen Ost und West, Pistorius<br />

zwischen dem linken und rechten<br />

Flügel der SPD.„Wir müssen aufhören,<br />

immer erst zu überlegen, wereinen<br />

Vorschlag gemacht hat und was<br />

er oder sie damit bezwecken will“,<br />

appellierte Pistorius.<br />

Nina Scheer und Karl Lauterbach<br />

nutzten ihren Auftritt, um klarzustellen,<br />

dass sie nicht nur so schnell wie<br />

möglich die große Koalition verlassen<br />

wollen, sondern dass sie auch<br />

den sich abzeichnenden Klimakompromiss<br />

zwischen CDU, CSU und<br />

SPD ablehnen. Es drohe ein bürokratisches<br />

Monster,dass am Ende nicht<br />

wirken werde, sagte Scheer.„Da dürfen<br />

wir nicht mitmachen.“<br />

An diesem Mittwoch gastiert der<br />

SPD-Zirkus in Hamburg. Dort darf<br />

Ex-Bürgermeister Scholz wohl auf<br />

ein Heimspiel hoffen.<br />

Aroundtown<br />

weiter<br />

intransparent<br />

Ein ARD-Film geht auf<br />

Spurensuche in Zypern<br />

VonGabriela Keller und Kai Schlieter<br />

Eine komplex verschachtelte Firmenstruktur<br />

mit Anwälten auf<br />

Zypern, die als Treuhänder agieren –<br />

die unübersichtliche Firmenstruktur<br />

des Immobilienkonzerns Aroundtown<br />

stößt weiter auf Kritik. Im Juni<br />

hatte die Firmengruppe auf eine Anfrage<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> hin künftig<br />

mehr Transparenz versprochen: Als<br />

Ergebnis seiner Unternehmenspolitik<br />

„des Zuhörens“ beabsichtige der<br />

Konzern, in Zukunft „die direkten<br />

Gesellschafter der jeweiligen Tochtergesellschaften<br />

der Aroundtown<br />

SA in Zypern“ einzutragen.<br />

Doch davon kann bisher keine<br />

Rede sein: Aroundtown – Hauptsponsor<br />

vonUnion Berlin –hält weiter<br />

an seiner Offshore-Struktur fest,<br />

aus der die Eigentumsverhältnisse<br />

für die Öffentlichkeit nicht ersichtlich<br />

sind. Nach außen treten die Anwaltskanzleien<br />

in Erscheinung.<br />

Ende Juni hatte die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

erstmals das verwirrende Firmengeflecht<br />

vonAroundtown analysiertund<br />

dabei die Treuhänderstruktur<br />

in Zypern enthüllt. Für eine Kooperation<br />

von <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> und<br />

dem Südwestdeutschen Rundfunk<br />

(SWR) ging jetzt ein Team vonReporterninZypernauf<br />

Spurensuche.<br />

Die Holdingstruktur der Firmengruppe<br />

ist aufschlussreich, weil<br />

Aroundtown an der Börse notiert ist<br />

und mit Vermögenswerten nach eigenen<br />

Angaben in Höhe vonüber 22<br />

Milliarden Euro zu den größten Besitzern<br />

von Gewerbeimmobilien in<br />

Europa zählt.<br />

Ein Wähler gibt seine Stimme in einem<br />

Wahllokal in Bnei Berak ab.<br />

DPA<br />

Knappes Rennen bei<br />

Wahl in Israel<br />

Beider Parlamentswahl in Israel<br />

zeichnete sich am Dienstagabend<br />

ein knappes Rennen ab.Wie schon<br />

vorfünf Monaten lagen die beiden<br />

führenden Parteien fast gleichauf:<br />

DieLikud-Partei des Ministerpräsidenten<br />

Benjamin Netanjahu erhielt<br />

nach den TV-Prognosen 31 bis 33<br />

Mandate,das Mitte-Bündnis vonEx-<br />

Militärchef Benny Gantz rund 32 bis<br />

34. Weder das linke noch das rechte<br />

Lager erreichten eine Mehrheit, da<br />

der ultrarechte Ex-Verteidigungsminister<br />

Avigdor Lieberman Netanjahu<br />

seine Unterstützung entzogen hatte.<br />

Offizielle Ergebnisse wurden für<br />

Mittwochmorgen erwartet. (dpa)<br />

Britisches Gericht berät<br />

über Zwangspause<br />

VonProtesten begleitet hat am Dienstag<br />

vordem obersten britischen Gericht<br />

die Anhörung zu der vonPremier<br />

BorisJohnson auferlegten<br />

Zwangspause des Parlaments begonnen.<br />

ElfRichter des Supreme Court<br />

müssen entscheiden, ob das Gericht<br />

zuständig ist und, falls sie diese Frage<br />

bejahen, ob Johnson mit der Schließung<br />

des Parlaments gegen dieVerfassung<br />

verstoßen hat. (dpa)<br />

Merkels Machtwort<br />

Auch nach Anschlägen auf eine Ölraffinerie: Der Rüstungsexportstopp für Saudi-Arabien wird vermutlich verlängert<br />

VonDaniela Vates<br />

Zwei Wochen sind es noch bis<br />

zum Stichtag, aber bevor es nun<br />

doch wieder ewig hin und her geht<br />

hat Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

hat ein Machtwort gesprochen: „Ich<br />

sehe keine Voraussetzungen für eine<br />

veränderte Haltung der Bundesregierung“,<br />

hat sie am Dienstag gesagt.<br />

Das heißt wohl: Der Rüstungsexportstopp<br />

für Saudi-Arabien, den die<br />

Koalition im vergangenen Jahr nach<br />

dem Mord an dem saudischen Journalisten<br />

Jamal Khashoggi verhängt<br />

hatte, wird nochmals verlängert,<br />

über den 30. September hinaus.<br />

Damit hat sie wohl verhindert,<br />

dass sich die Koalition erneut öffentlich<br />

über das Thema streitet –wie bei<br />

der ersten Verlängerung Anfang des<br />

Jahres. Und ihrer eigenen Partei hat<br />

sie einen klaren Hinweis gegeben.<br />

Denn dortist die Positionierung alles<br />

andere als klar: Nach den Angriffen<br />

auf eine saudische Ölraffinerie plädierte<br />

zunächst der außenpolitische<br />

Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen<br />

Hardt, Rüstungsexporte wieder zu<br />

genehmigen: „Eine Aufhebung der<br />

Exportsperre für defensive Waffensysteme<br />

ist in unserem strategischen<br />

Interesse“, sagte er der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

(Redaktionsnetzwerk Deutschland).<br />

Schließlich gehe es um den<br />

Selbstschutz Saudi-Arabiens und der<br />

Für Saudi-Arabien bestimmte Patrouillenboote auf der Peene-Werft in Wolgast.<br />

Vereinigten Arabischen Emirate.Der<br />

Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses,<br />

Norbert Röttgen (CDU),<br />

widersprach im Deutschlandfunk:<br />

„Ich bin für die Verlängerung dieses<br />

Exportstopps.“ Die Gründe für den<br />

Stopp bestünden weiterhin. Außerdem<br />

sei die Lage vor Ort enorm zugespitzt,<br />

auch nach den Angriffen<br />

auf Saudi-Arabien, deren Drahtzieher<br />

noch nicht zweifelsfrei feststünden.<br />

Es bestehe Kriegsgefahr.Und in<br />

einer solchen Lage seien deutsche<br />

Waffenlieferungen„nicht richtig und<br />

nicht zu rechtfertigen“. In Saudi-<br />

Arabien gebe es „keinen Mangel an<br />

Waffen“. Das Land sei hoch gerüstet<br />

DPA<br />

und bekomme Waffen unter anderemaus<br />

den USA. „Ein paar zusätzliche<br />

Waffen für Saudi-Arabien seien<br />

nicht „von irgendeiner Bedeutung<br />

für die Stabilität“.<br />

Dagegen positionierte sich wiederum<br />

der Vize-Vorsitzende der<br />

Unions-Fraktion, Johann Wadephul.<br />

„Die neue Lage hat gezeigt, dass<br />

Saudi-Arabien Probleme hat, sich<br />

selbst zu verteidigen“, sagte er. Dem<br />

Koalitionspartner empfahl er: „Die<br />

SPD sollte erkennen, dass es im<br />

deutschen und europäischen Interesse<br />

ist, dass der Konflikt nicht weitergeht.“<br />

Zumindest die Lieferung<br />

defensiver Waffen sollte erlaubt wer-<br />

den. Gestoppt worden ist unter anderem<br />

die Lieferung vonPatrouillenbooten<br />

an Saudi-Arabien. Die SPD<br />

hatte sich ähnlich wie Röttgen positioniert:<br />

„Wo Krieg geführt wird, gehören<br />

keine deutschen Waffen hin.<br />

Der Exportstopp an Saudi Arabien<br />

muss über den 30. September hinaus<br />

verlängertwerden“, sagte FraktionsvizeSören<br />

Bartol.<br />

Die Rolle des Koalitionsfriedens<br />

Über die Verlängerung des Exportstopps<br />

muss nun noch das Bundessicherheitskabinett<br />

entscheiden, in<br />

dem neben der Kanzlerin auch Außenminister<br />

Heiko Maas (SPD), Verteidigungsministerin<br />

Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer (CDU) und<br />

Wirtschaftsminister Peter Altmaier<br />

(CDU) vertreten sind.<br />

Inwieweit der Koalitionsfrieden<br />

bei der Entscheidung eine Rolle<br />

spielt, ist offen. Ein Gegengeschäft,<br />

bei dem die Union einem weiteren<br />

Exportstopp zustimmt und die SPD<br />

dafür der Verlängerung des Bundeswehr-Mandats<br />

für den Irak und Jordanien,<br />

gebe es nicht, wirdinder Koalition<br />

versichert. Der kommissarische<br />

SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich<br />

war von seinem ursprünglich<br />

klaren Nein zur Mandatsverlängerung<br />

abgerückt. An diesem Mittwoch<br />

soll die Verlängerung vom Kabinett<br />

beschlossen werden.<br />

Zum Portfolio von Aroundtown gehörtauch<br />

„Der Clou“ in Reinickendorf. IMAGO IMAGES<br />

Der Konzern verweist darauf,<br />

dass er als börsennotierte Gesellschaft<br />

strengen kapitalrechtlichen<br />

Regulierungen unterliegt und somit<br />

vollständig transparent sei. Durch<br />

die Holdinggesellschaften auf Zypernergäben<br />

sich „keine Steuervorteile,<br />

daalle deutschen Immobilien<br />

nach deutschem Steuerrecht besteuert“<br />

würden. Tatsächlich aber<br />

lassen sich mit derartigen Strukturen<br />

gut Steuern einsparen – und<br />

zwar ganz legal.<br />

Der Europaabgeordnete und Finanzexperte<br />

der Grünen, Sven Giegold,<br />

sieht daher vor allem die Gesetzgeber<br />

in der Pflicht: „Wir haben<br />

einen Binnenmarkt in Europa ohne<br />

eine gemeinsame Steuergesetzgebung.<br />

Wir brauchen europäische<br />

Mindeststeuersätze, wir brauchen<br />

Einstimmigkeit und wir brauchen<br />

eine Bundesregierung, die sich nicht<br />

länger ausbeuten lässt, steuerlich.“<br />

Kritisch sieht die Konzernstruktur<br />

von Aroundtown auch Christoph<br />

Trautvetter vom Netzwerk Steuergerechtigkeit.<br />

Obwohl der Konzern in<br />

Luxemburg sitze, sei er zwar in<br />

Deutschland steuerpflichtig. „Was<br />

sie aber machen können, ist, sie können<br />

ihre Gewinne in Deutschland<br />

künstlich klein rechnen, indem sie<br />

Zinsen und Gebühren sich selbst in<br />

Rechnung stellen aus Luxemburg<br />

oder aus Zypern, und damit dafür<br />

sorgen, dass die deutschen Gewinne<br />

möglichst klein sind.“<br />

DerBeitragläuft an diesemMittwoch um 21.45<br />

Uhr bei Plusminus in der ARD.

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