Taxi Times Berlin - März / April 2019
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BERLIN<br />
MINISTER NOCH STUR<br />
SCHEUER ECKT<br />
WEITER AN<br />
KAMPF GEGEN UBER<br />
Was kann der einzelne<br />
Fahrer tun?<br />
BEDROHTE ART<br />
Menschen im <strong>Taxi</strong> mit<br />
sozialer Verantwortung<br />
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EIN GEWERBE STEHT AUF<br />
Es waren zwei Hauptthemen, die sich diesmal ein langes Rennen<br />
geliefert haben. Über den Kampf des <strong>Taxi</strong>gewerbes gegen<br />
die existenzbedrohenden Pläne eines Ministers kann ein Printmedium,<br />
das sechsmal im Jahr erscheint, nicht wochen- oder gar<br />
tagesaktuell berichten. Das tut <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> momentan auch, sogar<br />
fast stundenaktuell, aber auf anderen Kanälen.<br />
Doch während Meldungen über die letzte oder nächste Demo<br />
und über die Gespräche zwischen dem <strong>Taxi</strong>gewerbe und dem<br />
Verkehrsministerium nach einigen Tagen schon wieder überholt<br />
sein können, bringt das andere Thema eine ganz eigene Beständigkeit<br />
mit sich: die Menschen im <strong>Taxi</strong>gewerbe. Diejenigen, deren<br />
Existenz bedroht ist, diejenigen, die auf Veranstaltungen Präsenz<br />
zeigen, und diejenigen, die neben ihrer Arbeit am Steuer eines<br />
<strong>Taxi</strong>s noch mehr für das Gewerbe tun. Wir haben uns Zeit genommen,<br />
drei solcher Menschen zu porträtieren. Wir hoffen, dass<br />
der eine oder andere Leser sich durch die Ideen und die Tatkraft<br />
dieser Menschen anstecken und sich auch zur einen oder anderen<br />
Aktivität anspornen lässt.<br />
Im Kampf gegen Uber und andere Pseudo-<strong>Taxi</strong>-Anbieter besteht<br />
noch ein großes Wissensdefizit auf Seiten der Kundschaft. Das<br />
Gewerbe hat nur dann eine Chance, wenn es über einen großen<br />
Rückhalt in der Öffentlichkeit verfügt. Deshalb stellen wir nicht<br />
nur engagierte Menschen und ihre Mission vor, sondern liefern<br />
Ihnen außerdem Fakten und Argumente, mit denen Sie, liebe<br />
Leserin und lieber Leser, Ihren Fahrgästen Fragen beantworten<br />
können, wenn es wieder einmal heißt: „Was soll denn an Uber<br />
und Berlkönig so schlimm sein?“<br />
Die Gewerbevertretungen sind aktuell am Rotieren, um Aktivitäten<br />
wie die am 10. <strong>April</strong> und weitere Aktionstage zu planen und<br />
zu koordinieren, allen voran der (Achtung, neuer Name!) Bundesverband<br />
<strong>Taxi</strong> und Mietwagen e. V., der bisherige BZP. Auch unsere<br />
Redaktion hat alle Hände voll zu tun, um alles aufzugreifen und<br />
richtig einzuordnen. Manches ist dabei nur noch mit (Galgen-)<br />
Humor zu ertragen, dessen Ergebnis eine Satire am Ende dieser<br />
Ausgabe ist. Wir wünschen Ihnen ein großes Lesevergnügen mit<br />
viel Abwechslung.<br />
– die Redaktion –<br />
INHALT<br />
GEWERBE<br />
4 Minister Scheuer und die Eckpunkte<br />
5 Hoffnung für vier Tage<br />
6 <strong>Taxi</strong>-Demo mit Überraschungsgast<br />
7 Mutig, aber nichtssagend<br />
8 Wie man Fahrgäste über Uber aufklärt<br />
10 mytaxi, der Seitenwechsler<br />
MENSCHEN IM TAXI<br />
12 Rumen Milkow: Der Bangladesh-Job<br />
15 Anke Niggemann: Qualität!<br />
18 Simi und seine Familie<br />
ZENTRALE<br />
20 CDU bei <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong><br />
21 H. Waldner auf Münchener <strong>Taxi</strong>-Demo<br />
22 Unterwegs im Auftrag des Gewerbes<br />
MELDUNGEN<br />
23 News<br />
VERBÄNDE<br />
24 „Innung“: Der Feind im eigenen <strong>Taxi</strong><br />
25 TD: Das <strong>Taxi</strong> wird vergessen<br />
26 TVB: Am Anfang war die Mobilität<br />
WETTBEWERB<br />
27 Flixbus kooperiert mit Uber<br />
POLITIK<br />
28 Günther beim CDU-Kongress<br />
INKLUSION<br />
30 Inklusionsgespräche mit Politikern<br />
GASTBEITRAG<br />
32 Kontrollaktionen am Flughafen Tegel<br />
GASTRO-TIPP<br />
33 Restauranttipp: Corsini<br />
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SATIRE<br />
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TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />
3
GEWERBE<br />
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer löst mit seinen Plänen Protest aus und ist bei öffentlichen Auftritten von Demonstranten umringt.<br />
DIE DREI PUNKTE<br />
DES GRAUENS<br />
„Scheuers Eckpunkte müssen weg“ fordert der Bundesverband <strong>Taxi</strong>.<br />
Besonders existenzbedrohend für die Branche sind im Entwurf des<br />
Verkehrsministeriums drei Punkte. Wir erklären, warum.<br />
Das Bundesministerium für Verkehr<br />
und digitale Infrastruktur<br />
(BMVI) hat sogenannte Eckpunkte<br />
zur Änderung des Personenbeförderungsgesetzes<br />
erarbeitet und vorgelegt. Bevor es<br />
am Montag, dem 18. Februar, publik wurde,<br />
hatte man es am Freitag an ausgewählte<br />
Medien geschickt. Das Handelsblatt hatte<br />
dadurch am Sonntagabend seine Exklusivstory,<br />
inklusive der Statements der Betroffenen.<br />
Am Montag wurden die Inhalte<br />
dann der Deutschen Presse-Agentur (dpa)<br />
bekanntgegeben. Deren Berichterstattung<br />
wiederum wird von vielen Medien in ganz<br />
Deutschland aufgegriffen.<br />
Das Eckpunktepapier hat insgesamt drei<br />
Seiten und konkretisiert die Vereinbarungen<br />
aus dem Koalitionsvertrag zwischen<br />
den Regierungsparteien CDU/CSU und SPD<br />
in fünf Punkten.<br />
Punkt Nummer eins schlägt insgesamt<br />
sechs Maßnahmen zur „Modernisierung<br />
des PBefG unter dem Stichwort Digitalisierung“<br />
vor. Drei davon lassen die bisherige<br />
Trennung zwischen <strong>Taxi</strong>- und<br />
Mietwagenverkehr derart verschwimmen,<br />
dass man sie aus <strong>Taxi</strong>sicht als existenzbedrohend<br />
einstufen muss. So zum Beispiel<br />
Punkt d, „Abschaffung der Rückkehrpflicht<br />
für Mietwagen“. Wörtlich schlägt<br />
das Ministerium hierzu vor:<br />
„Um unnötige Leerfahrten zu verhindern,<br />
wird die in § 49 Abs. 4 S. 3 PBefG<br />
normierte Rückkehrpflicht für Mietwagen<br />
aufgehoben. Gleichzeitig erscheint es<br />
sinnvoll, bestimmte Bereiche für den <strong>Taxi</strong>markt<br />
zu reservieren. Daher kann Mietwagenunternehmern<br />
von den zuständigen<br />
Genehmigungsbehörden für bestimmte<br />
fahrgastreiche Bereiche ein sog. „Aufstellverbot“<br />
auferlegt werden (alt.: positive Definition<br />
des ‚Lizenzgebietes’), um in diesen<br />
Bereichen die Kundensuche vor Ort zu<br />
verhindern.“<br />
Mit dieser Forderung will Andreas<br />
Scheuer die bisherige strikte Trennung<br />
zwischen <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenverkehr<br />
aufweichen. Das <strong>Taxi</strong>gewerbe versucht<br />
nun, mit seinen Argumenten gegenzusteuern.<br />
So werden durch eine Aufhebung<br />
der Rückkehrpflicht keine Leerkilometer<br />
verhindert, sondern verstärkt, denn Mietwagen<br />
werden auf der Suche nach Kunden<br />
– vornehmlich im Zentrumsbereich<br />
– umherkreisen.<br />
WER SOLL DAS ÜBERWACHEN?<br />
Die angesprochenen reservierten Bereiche<br />
für <strong>Taxi</strong>s in Verbindung mit einem<br />
Aufstellverbot für Mietwagen klingen<br />
zunächst einmal positiv aus <strong>Taxi</strong>sicht.<br />
Doch müssten solche Bereiche kommunal<br />
sowohl räumlich als auch zeitlich definiert<br />
und dann auch noch mit hohem personellem<br />
Aufwand kontrolliert werden, ob sich<br />
die Mietwagen tatsächlich daran halten.<br />
Die Definition der Rückkehrpflicht war<br />
bisher immer eng mit der Fahrtannahme<br />
am Betriebssitz verknüpft. Auch diese soll<br />
laut Vorschlag des BMVI gelockert werden.<br />
Unter Punkt „e: Digitale Erfassung der Eingänge<br />
von Beförderungsaufträgen beim<br />
Mietwagenverkehr“ heißt es:<br />
„Um Rechtsunsicherheiten in Bezug auf<br />
die Interpretation der Norm zu vermeiden,<br />
FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
4 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI
GEWERBE<br />
wird die in § 49 Abs. 4 S. 4 PBefG enthaltene<br />
buchmäßige Erfassung um die Möglichkeit<br />
einer elektronischen Erfassung von<br />
Auftragseingängen ergänzt. Auch App-basierte<br />
Auftragseingänge werden hierdurch<br />
expressis verbis ermöglicht.“<br />
Würde sich Scheuer mit dieser Forderung<br />
durchsetzen, so wäre eine wesentliche<br />
Argumentation des aktuellen BGH-Urteils<br />
zum Verbot der App von UberBlack<br />
hinfällig. Das vom <strong>Taxi</strong>gewerbe mühsam<br />
erstrittene Urteil wäre das Papier nicht<br />
mehr wert, auf dem es steht.<br />
Hinsichtlich künftiger Sammelfahrten<br />
und deren (digital gesteuerter) Durchführung<br />
wird in Punkt c „Aufhebung des<br />
Poolingverbots für Mietwagen“ folgendes<br />
vorgeschlagen:<br />
„Um auch außerhalb des ÖPNV eine<br />
reguläre Genehmigungsfähigkeit neuartiger<br />
Pooling-Konzepte sicherzustellen,<br />
wird die in § 49 Abs. 4 S. 1 PBefG normierte<br />
Pflicht zur Anmietung im Ganzen<br />
aufgehoben. Damit wird Mietwagenunternehmern<br />
grundsätzlich auch die Einzelsitzplatzvermietung<br />
ermöglicht. Ebenso wird<br />
die in § 49 Abs. 4 S. 1 PBefG enthaltene<br />
Vorgabe gestrichen, nach der der Ablauf<br />
der Fahrt vom Mieter bestimmt wird, um<br />
auch Algorithmus-gesteuerte Streckenführungen<br />
zu ermöglichen. Eine Genehmigung<br />
des Verkehrs mit Mietwagen kann<br />
zulässigerweise versagt werden, sofern<br />
die zuständige Verkehrsbehörde positiv<br />
feststellt und (bspw. im Rahmen der Nahverkehrsplanung)<br />
qualifiziert begründet,<br />
dass der beantragte Verkehr und die damit<br />
einhergehende Einzelsitzplatzvermietung<br />
einzelne ertragreiche Linien des Linienverkehrs<br />
oder ein Teilnetz aus einem vorhandenen<br />
Linienverkehrsnetz gefährdet<br />
und hierdurch die Funktionsfähigkeit des<br />
Linienverkehrs insgesamt bedroht wird.<br />
Auf diese Weise kann die Kommune den<br />
Mietwagenverkehr bei einer Beeinträchtigung<br />
der Funktionsfähigkeit des Linienverkehrs<br />
entsprechend steuern.“<br />
TESTET SCHEUER NUR,<br />
WIE WEIT ER GEHEN KANN?<br />
Auswirkung dieser Forderung: Auch hier<br />
würde die Trennung zwischen <strong>Taxi</strong> und<br />
Mietwagen aufgeweicht, denn die sogenannte<br />
Einzelplatzvermietung war bisher<br />
nur <strong>Taxi</strong>s gestattet. Soll heißen: Apps, die<br />
fremde Menschen mit ähnlichen Fahrzeiten<br />
und -zielen zu Sammelfahrten zusammenfassen,<br />
dürfen bisher nur von <strong>Taxi</strong>s angewendet<br />
werden. Deshalb wurden Moia und<br />
andere Shuttle-Dienste bisher auch nur<br />
nach der sogenannten Experimentierklausel<br />
zeitlich befristet genehmigt.<br />
Fazit: Noch ist nicht klar, welche Durchschlagskraft<br />
dieses Eckpunktepapier auf<br />
die aktuell laufenden Beratungen zur<br />
Änderung des PBefG hat. Dass man damit<br />
bewusst an die Presse gegangen ist, wird<br />
von Polit-Experten als Testballon interpretiert.<br />
Vielleicht wollte Andreas Scheuer als<br />
verantwortlicher Minister ganz bewusst<br />
die ersten Reaktionen testen. Wie laut und<br />
heftig die ausfallen, hat das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
mit seinen Demonstrationen in <strong>Berlin</strong> und<br />
München schon gezeigt (siehe Seite 6-7 und<br />
21). Von daher ist es gut, dass der Bundesverband<br />
<strong>Taxi</strong> unmittelbar nach Bekanntwerden<br />
des Papiers mit klaren Aussagen<br />
Stellung bezogen hat. Geschäftsführer<br />
Thomas Grätz spricht von einer Katastrophe<br />
für das <strong>Taxi</strong>gewerbe, das mit solchen<br />
Änderungen „plattgemacht“ werde. jh<br />
HOFFNUNG FÜR VIER TAGE<br />
Am 22. <strong>März</strong> saß die Spitze des Bundesverband <strong>Taxi</strong> und Mietwagen<br />
zum Arbeitsgespräch mit Minister Scheuer zusammen. Der Austausch<br />
war vielversprechend, doch vier Tage später war alles wie vorher.<br />
FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Scheuers Eckpunkte müssen weg“<br />
lautet das Motto der vom Bundesverband<br />
<strong>Taxi</strong> (zu diesem Zeitpunkt<br />
noch BZP) organisierten Demos in <strong>Berlin</strong><br />
und München. Entsprechend klar war die<br />
Forderung der Verbandsspitze beim Zusammentreffen<br />
mit Andreas Scheuer in dessen<br />
Ministerium. Und überraschend positiv<br />
hatten Präsident Michael Müller, seine<br />
beiden Vizes Hermann Waldner und Peter<br />
Zander sowie Geschäftsführer Thomas<br />
Grätz hinterher das Gespräch empfunden.<br />
Man habe den Eindruck gewonnen, „dass<br />
viele unserer Argumente im Verkehrsministerium<br />
endlich angekommen sind“, hieß<br />
es noch am selben Tag aus der Geschäftsstelle<br />
des Bundesverbands. Im intensiven<br />
Gespräch wurden „die Tragweite und die<br />
Konsequenzen im Falle eines Wegfalls<br />
der Rückkehrpflicht für Mietwagen noch<br />
einmal nachdrücklich erläutert“, berichtet<br />
Verbandspräsident Michael Müller. „Unser<br />
Gewerbe ist moderner und digitaler, als<br />
manche denken. Wir haben auch weitere<br />
Argumente noch einmal in aller Deutlichkeit<br />
platziert – und auch keinen Zweifel<br />
daran gelassen, dass das Gewerbe eine<br />
Lösung erwartet.“<br />
Die Ernüchterung kam nur vier Tage<br />
später in Form einer E-Mail: „Lieber Herr<br />
Grätz“, schrieb ein hochrangiger Mitarbeiter<br />
des Ministeriums, „Wir haben die<br />
Gesamtthematik erneut hier im Hause<br />
besprochen und uns auch mit den Koalitionsfraktionen<br />
kurz ausgetauscht. Unser<br />
Eckpunktepapier wurde als Diskussionspapier<br />
erstellt, um zu einer Meinungsbildung<br />
innerhalb der Koalitionsfraktion<br />
zu kommen. Die Fraktionen haben uns<br />
zunächst gebeten, unseren Entwurf mit<br />
den Verbänden zu besprechen. Sie werden<br />
an diesen Gesprächen mit den Fraktionen<br />
teilnehmen und somit wird der intensive<br />
Austausch fortgesetzt. Wir werden danach<br />
unsere Gespräche fortsetzen. Beste Grüße.“<br />
Michael Müller zeigte sich von dieser<br />
Hermann Waldner (links), Thomas Grätz und<br />
Michael Müller vor dem Verkehrsministerium<br />
Zurückhaltung enttäuscht und bezeichnete<br />
das aktuelle Statement als Zick-Zack-Kurs,<br />
den man sich nicht bieten lasse wolle. „Ich<br />
finde es empörend, dass er nach einem<br />
Arbeitsgespräch an einem Freitag, bei dem<br />
er selbst noch signalisiert hat, dass er vielleicht<br />
mit seinem Papier verkehrt liegen<br />
könnte, uns dann am Dienstag per Mail<br />
mitteilen lässt, dass sein Papier erstmal<br />
so bleiben soll. Das ist ein Skandal“, sagte<br />
Müller während einer <strong>Taxi</strong>-Demo in Hannover<br />
am 28. <strong>März</strong>. <br />
jh<br />
TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />
5
GEWERBE<br />
Rund 1.000 Demonstranten kamen zu der vom Bundesverband <strong>Taxi</strong> und Mietwagen kurzfristig organisierten Demo am Verkehrsministerium.<br />
TAXI-DEMO MIT<br />
ÜBERRASCHUNGSGAST<br />
Rund 1.000 <strong>Taxi</strong>unternehmer und -fahrer waren zu der vom<br />
Bundesverband <strong>Taxi</strong> organisierten Demonstration am 21. Februar<br />
gekommen. Unangekündigt trat dort auch Minister Andreas Scheuer auf.<br />
Der kurzfristig organisierte Protest<br />
richtete sich gegen das am Montag,<br />
dem 18.2., bekannt gewordene<br />
Eckpunktepapier des Bundesministeriums<br />
für Verkehr und digitale Infrastruktur<br />
(BMVI). Unter dem Motto „Bleibt fair“<br />
forderte der Verband, dass Scheuers Eckpunkte<br />
weg müssen. „Wer die Axt an<br />
unsere Existenz, unsere Arbeitsplätze und<br />
unsere Rolle für die Mobilität der Zukunft<br />
legt, muss spüren, dass wir uns wehren.<br />
Wir rufen dem Verkehrsminister zu: Nicht<br />
mit uns!!!“<br />
Die Veranstaltung fand in <strong>Berlin</strong> am<br />
BMVI statt. So hatte der angesprochene<br />
Minister einen kurzen Weg und nutzte<br />
die Gelegenheit prompt, um als Überraschungsgast<br />
bei der Kundgebung zu<br />
erscheinen. Empfangen wurde Scheuer<br />
mit Buhrufen der wütenden <strong>Taxi</strong>fahrer,<br />
die auch während seiner Ansprache immer<br />
wieder aufkamen und immer mehr von<br />
„Uber raus“-Rufen ersetzt wurden.<br />
Gleich zu Beginn seiner Ansprache<br />
betonte der Minister, dass er im Dezember<br />
mit den Verbandsvertretern in sehr<br />
sachlicher Atmosphäre über die Herausforderungen<br />
der Zukunft gesprochen habe.<br />
Eine damalige Forderung im Bereich der<br />
Elektromobilität konnte er dabei bereits als<br />
umgesetzt vermelden: Die Förderquote für<br />
kleinere und mittlere Unternehmen werde<br />
angepasst, so dass die Förderungen nun<br />
voll ausgenutzt werden können.<br />
EINIGKEIT, DASS DAS PBEFG<br />
NOVELLIERT WERDEN MUSS?<br />
Anschließend kam Scheuer auf das Eckpunktepapier<br />
für eine Novellierung des<br />
Personenbeförderungsgesetzes (PBefG)<br />
zu sprechen, die eins von vielen Themen<br />
in der Zukunft der Mobilität sei. Man sei<br />
sich doch auch mit dem <strong>Taxi</strong>gewerbe einig,<br />
dass man das PBefG anpassen und novellieren<br />
müsse. Die Zuhörer sahen das wohl<br />
anders, denn auf diese Aussage folgte ein<br />
gellendes Pfeifkonzert. „Werden Sie auch<br />
pfeifen, wenn ich Ihnen sage, dass <strong>Taxi</strong>fahren<br />
unverzichtbar zur Daseinsvorsorge<br />
gehört?“, wollte Scheuer daraufhin wissen.<br />
„Werden Sie auch pfeifen, weil wir die<br />
Attraktivität [der Personenbeförderung]<br />
steigern wollen, damit mehr Menschen<br />
umsteigen, z. B. auf das <strong>Taxi</strong>gewerbe?“<br />
Man habe sich immer bemüht, die Anliegen<br />
der verschiedenen Ressorts und der<br />
verschiedenen Bereiche abzubilden. „Das<br />
haben wir bei der letzten Anpassung auch<br />
gemacht, als wir sechs Jahre lang diskutiert<br />
haben“. Scheuer spielte damit auf die<br />
letzte große Novelle des PBefG an, die 2013<br />
in Kraft trat und etliche Paragraphen zum<br />
Linienverkehr regelte, so dass ein Marktzugang<br />
der Fernbuslinien möglich wurde.<br />
Scheuer war damals als Staatssekretär mit<br />
diesem Thema befasst.<br />
„Wer hätte vor 15 Jahren gedacht, dass<br />
<strong>Taxi</strong>s jetzt digital bestellt werden? Wer<br />
hätte vor sechs Jahren gedacht, was die<br />
Entwicklung bietet?“, fragte Scheuer das<br />
Publikum. Deshalb stehe nun eine weitere<br />
Novelle des PBefG an, weil es mit der Digitalisierung<br />
neue Mobilitätschancen gibt.<br />
Die <strong>Taxi</strong>branche könne doch nicht abstreiten,<br />
dass es diese neuen Chancen auch für<br />
sie gäbe. Er versprach, dass keiner das<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe verdrängen wolle und dass<br />
alle einen fairen Wettbewerb wollen. Die<br />
FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
6 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI
GEWERBE<br />
<strong>Taxi</strong>fahrer und Unternehmer skandierten<br />
daraufhin fast drei Minuten lang „Uber<br />
raus“.<br />
Als Scheuer dann wieder zu Wort kam,<br />
betonte er, dass man mit dem Eckpunktepapier<br />
eine Diskussionsgrundlage für das<br />
Parlament vorgelegt habe – und mit den<br />
Verbänden. Auf die klare Forderung des<br />
Verbands, dass dieses Eckpunktepapier<br />
wieder weg müsse, ging Scheuer ebenso<br />
wenig ein wie auf die Rückkehrpflicht.<br />
Stattdessen betonte er, dass man nichts<br />
beschränken und in dieser Gesetzesnovelle<br />
einen gerechten Ausgleich für die <strong>Taxi</strong>-Interessen<br />
bringen wolle, dass man aber auch<br />
neue Mobilitätsformen, welche die Branche<br />
mit ihren Unternehmen ja auch nutzen<br />
würden, offen diskutieren müsse.<br />
DENN ER TUT NICHT, WAS ER SAGT<br />
„Wir wollen doch mehr Menschen zum<br />
Umstieg auf <strong>Taxi</strong>s und Personenbeförderung<br />
bringen, damit nicht noch mehr<br />
Autos in die Innenstädte fahren, sondern<br />
ihr Gewerbe davon profitiert. Neben dem<br />
ÖPNV und dem Bustransport sind die <strong>Taxi</strong>s<br />
eine wichtige Säule in der Mobilität. Das<br />
ist unstrittig“, beschwichtigte Scheuer die<br />
Zuhörer. Im neuen PBefG wolle man die<br />
Grundlagen schaffen, dass Kommunen die<br />
Möglichkeit bekommen, „bestimmte fahrgastreiche<br />
Bereiche den <strong>Taxi</strong>s exklusiv<br />
vorzuhalten“. Scheuer nannte als Beispiele<br />
im Eckpunktepapier erwähnte „Wink- und<br />
Wartebereiche“. „Daher kann Mietwagenunternehmern<br />
von den zuständigen<br />
Genehmigungsbehörden für bestimmte<br />
fahrgastreiche Bereiche ein sogenanntes<br />
Aufstellverbot auferlegt werden (alt.: positive<br />
Definition des ‚Lizenzgebietes’), um<br />
in diesen Bereichen die Kundensuche vor<br />
Ort zu verhindern.“ Dieses Exklusiv-Zugeständnis<br />
wird in der <strong>Taxi</strong>branche allerdings<br />
sehr skeptisch gesehen. Scheuer<br />
hingegen ist überzeugt, dass der Raum<br />
zu einer modernen Personenbeförderung<br />
geschaffen werde, wenn Kommunen es<br />
selber organisieren, dass die Personenbeförderung<br />
passgenau auf jede Kommune<br />
angewendet werden kann.<br />
Nach einer weiteren Unterbrechung<br />
durch „Uber raus“-Rufe fasste der Minister<br />
Andreas Scheuer hatte den Mut, zu den<br />
Demonstranten zu treten und zu ihrem<br />
Anliegen Stellung zu nehmen.<br />
das oberste Ziel der künftigen Mobilität<br />
zusammen: Weniger Verkehr durch weniger<br />
Privatfahrten, gelockt durch neue<br />
Mobilitätsformen – „in fairen Wettbewerbsbedingungen,<br />
mit hohen Sozialstandards<br />
und mit ganz klaren Regeln“ wünscht sich<br />
Scheuer. „Eine vollständige Liberalisierung<br />
an dieser Stelle kann es und wird es nicht<br />
geben.“ <br />
jh<br />
MUTIG – ABER NICHTSSAGEND<br />
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat sich mit seinem Auftritt<br />
bei der <strong>Taxi</strong>demo Respekt verdient. Mehr aber auch nicht, denn seine<br />
Ansprache vor über 1.000 Demonstranten war eine verpasste Chance.<br />
FOTOS: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Andreas Scheuer hat überrascht. Mit seinem unangekündigten<br />
Auftritt während der <strong>Taxi</strong>-Demo hat er zweifellos<br />
Mut bewiesen. Sich den über 1.000 wütenden <strong>Taxi</strong>fahrern<br />
und -unternehmern zu stellen, verdient Respekt. Der wurde<br />
ihm auch gewährt, obwohl zu Beginn die Buh-Rufe das nicht<br />
haben vermuten lassen.<br />
Trotzdem muss man in der Nachbetrachtung die Kritik anbringen,<br />
dass Herr Scheuer zwar mutig geredet, aber zu zaghaft argumentiert<br />
hat. Das, was er sagte, wird keineswegs dazu reichen,<br />
die <strong>Taxi</strong>branche zu beruhigen. Vor allem dann nicht, wenn man<br />
sich bewusst macht, was er alles NICHT gesagt hat. Scheuer hat<br />
beispielsweise nicht ein einziges Mal das Wort „Uber“ in den Mund<br />
genommen, obwohl er seine Ansprache diverse Male wegen „Uber<br />
raus“-Rufen unterbrechen musste.<br />
Damit hat er eine große Chance verpasst. Schließlich geht es<br />
hier um ein Unternehmen, das seit Jahren den Beförderungsmarkt<br />
wettbewerbswidrig angreift. Ein demokratisch gewählter Politiker<br />
hätte durchaus den Mut aufbringen dürfen, Unternehmensphilosophien<br />
kategorisch abzulehnen, die nicht mit rechtsstaatlichen<br />
Prinzipien in Einklang zu bringen sind. Stattdessen betonte<br />
Scheuer dreimal, dass neue Mobilitätsformen ihren Platz in der<br />
Mobilität der Zukunft finden sollen. Michael Müller, Präsident des<br />
Bundesverband <strong>Taxi</strong>, hatte darauf die passende Antwort: „Nur,<br />
weil jemand permanent an der Ampel das Rotlicht missachtet,<br />
darf man doch nicht rote Ampeln abschaffen.“<br />
Scheuer schob die Verantwortung für die fehlende Bestrafung<br />
der Rechtsbrecher (zurecht) auf die kommunale Ebene, speziell<br />
auf die <strong>Berlin</strong>er Landespolitik. Warum dann aber in seinen Eckpunkten<br />
ausgerechnet die Kommunen, die schon mit der Durchsetzung<br />
der aktuellen Gesetzeslage überfordert sind, künftig auch<br />
die neuen Mobilitätsanbieter regulieren sollen, ist unter diesem<br />
Aspekt völlig unverständlich.<br />
Machen wir uns nichts vor: Der Verkehrsminister will zwar<br />
keine komplette Liberalisierung des Personenbeförderungsmarktes,<br />
aber er will auf jeden Fall die neuen Anbieter berücksichtigen.<br />
Die Verantwortung dafür, dass trotzdem auch das <strong>Taxi</strong><br />
und der Linienverkehr ihre Daseinsvorsorge<br />
erfüllen, wird an die Kommunen<br />
abgeschoben. Anstatt die Kommunen zu<br />
stärken, bestehende Regelungen praxisgerecht<br />
kontrollieren zu können, stülpt<br />
man ihnen ein wahres Bürokratiemonster<br />
auf. Das kann nicht funktionieren.<br />
Ein Kommentar<br />
von Jürgen Hartmann<br />
TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />
7
GEWERBE<br />
Alltag nicht nur am Flughafen Tegel: Mietwagen halten sich illegal bereit und blockieren Flächen; Taxen müssen in zweiter Reihe ausladen.<br />
WAS KANN ICH FAHRGÄSTEN<br />
ZUM THEMA UBER SAGEN?<br />
Fast alle im <strong>Taxi</strong>gewerbe lehnen Pseudo-<strong>Taxi</strong>-Anbieter wie Uber ab. Aber<br />
aus Fahrgastmunde heißt es oft: „Was soll denn an Uber so schlimm<br />
sein?“ Wir haben Argumente zur Aufklärung von Unwissenden.<br />
WWas für das <strong>Taxi</strong>gewerbe und<br />
die Volkswirtschaft schlecht<br />
ist, ist aus Kundensicht nicht<br />
automatisch ebenso schlecht. Ein Mietwagenfahrer,<br />
der sich am Messegelände<br />
illegal bereithält, erscheint einem Fahrgast,<br />
der nicht über den Tellerrand blickt,<br />
möglicherweise als etwas Gutes.<br />
Wenn wir als <strong>Taxi</strong>gewerbe überleben<br />
wollen, müssen wir alle unsere Kundschaft<br />
aktiv über die Nachteile der neuen<br />
Personenbeförderungsindustrie und die<br />
Gefahren für die Verbraucher aufklären.<br />
Wenn der Kunde unsere Argumente versteht,<br />
haben wir ihn auf unserer Seite.<br />
UBER IST NUR ZU ANFANG<br />
MANCHMAL BILLIGER ALS TAXI.<br />
In Städten, wo Uber das <strong>Taxi</strong> verdrängt<br />
hat, bezahlen Kunden jetzt viel mehr als<br />
vorher im <strong>Taxi</strong>. Auch in Deutschland kostet<br />
eine Uber-Fahrt bei schlechtem Wetter<br />
schnell mal das Dreifache, bei Nachfragespitzen<br />
wie Silvester, Messeschluss oder<br />
Veranstaltungsende bis zum Zehnfachen<br />
des „normalen“ Preises und des <strong>Taxi</strong>tarifs.<br />
Uber macht bisher unter dem Strich nur<br />
Verluste und kann gar nicht anders, als<br />
die Preise irgendwann stark zu erhöhen,<br />
zunächst nur bei hoher Nachfrage, später<br />
dann durchgehend. Während das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
feste Tarife hat, die vom Staat<br />
festgelegt werden, kann man sich als<br />
Uber-Fahrgast überhaupt nicht auf einen<br />
Fahrpreis verlassen. Wer eine Monopolstellung<br />
erreicht hat, kann die Preise diktieren.<br />
Denken Sie, Uber ist so dumm, es<br />
nicht zu tun?<br />
UBER FUNKTIONIERT NUR<br />
MIT RECHTSVERSTÖSSEN.<br />
Mietwagenfahrer, die in Deutschland<br />
Fahrten von Uber vermittelt bekommen,<br />
würden bei Einhaltung der Rückkehrpflicht<br />
und anderer Vorschriften in kürzester<br />
Zeit pleite gehen. Ubers Existenz<br />
basiert also auf einer systematischen<br />
Missachtung der Rechtsstaatlichkeit. Um<br />
das <strong>Taxi</strong>gewerbe zu verdrängen, bricht der<br />
Konzern in jedem Land so lange gezielt die<br />
Gesetze, bis seine fragwürdigen Dienste<br />
wieder verboten werden (oder bis der<br />
Gesetzgeber diese, von einer gut geölten<br />
Lobby beeinflusst, nachträglich legalisiert,<br />
wie Bundesverkehrsminister Scheuer es<br />
offenbar plant). Im Moment des Gerichtsurteils<br />
sind oft schon mehrere weitere<br />
Dienste eingeführt, so dass die Justiz in ein<br />
endloses Katz-und-Maus-Spiel verwickelt<br />
wird. Seit seiner Gründung wurde Uber<br />
von Gerichten weltweit bereits zu Strafen<br />
und Entschädigungen von insgesamt über<br />
160 Millionen Euro verurteilt. Auch in <strong>Berlin</strong><br />
und Brandenburg funktioniert Uber nur<br />
aufgrund der Schwierigkeit der Kontrollen<br />
und durch Personalmangel und Untätigkeit<br />
der zuständigen Kontrollbehörden.<br />
Fänden Sie es sinnvoll, als Reaktion auf<br />
massenhaften Ladendiebstahl das Stehlen<br />
zu erlauben, statt die Diebe zu bestrafen?<br />
PSEUDO-TAXI-ANBIETER<br />
BEUTEN IHRE FAHRER AUS.<br />
Uber will viel Geld verdienen, und wenn<br />
der Kunde für eine Fahrt in etwa so viel<br />
bezahlt wie im <strong>Taxi</strong>, muss das Geld logischerweise<br />
dem Fahrer weggenommen<br />
werden. Das geschieht durch absurd hohe<br />
FOTO: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
8 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI
GEWERBE<br />
FOTO: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Provisionen für die Vermittlung der Fahrten.<br />
Bei den <strong>Taxi</strong>funkzentralen ist meist<br />
eine monatliche „Flatrate“ oder die Abrechnung<br />
je Auftrag für eine Provision von drei<br />
bis fünf Prozent des Fahrpreises üblich. Bei<br />
mytaxi, einem weiteren konzerngelenkten<br />
Fahrtenvermittler, waren es von sieben bis<br />
zu angedachten 30 Prozent, bei Uber sind<br />
bis zu 25 Prozent normal. Somit ersetzen<br />
Uber und mytaxi auskömmliche Arbeitsplätze<br />
durch prekäre. Uber-Fahrer sind in<br />
der Regel „freie Unternehmer“, nahe an der<br />
Scheinselbständigkeit, die keinerlei Garantien<br />
für Aufträge und damit für Umsätze<br />
haben. Wenn einer krank wird, sagt Uber,<br />
„damit habe ich nichts zu tun“ und zahlt<br />
keinen Cent. Ein Milliardenkonzern kann<br />
sich im Streitfall immer die besseren<br />
Anwälte leisten. Aus dieser Unterbezahlung<br />
ergibt sich der nächste Punkt:<br />
BEI UBER SIND FAHRER OFT<br />
UNZUREICHEND VERSICHERT.<br />
Uber-Fahrern droht aufgrund mangelnder<br />
Sozialversicherung bei Unfall, Krankheit<br />
und im Alter der finanzielle Ruin. In<br />
den USA verdienten Uber-Fahrer im Jahr<br />
2016 laut <strong>Taxi</strong> Deutschland eG unter drei<br />
Dollar pro Stunde. Scheinselbstständige<br />
bekommen bei Arbeitsausfall auch in<br />
Deutschland kein Geld.<br />
UBER-FAHRER<br />
SIND SELTEN PROFIS.<br />
<strong>Taxi</strong>fahrer haben im Unterschied zu<br />
Mietwagenfahrern eine schwere Prüfung<br />
abgelegt. Uber wirbt großmundig mit „professionellen<br />
Fahrern“, doch in Wahrheit<br />
brauchen Mietwagenfahrer, die für Uber<br />
und ähnliche Personenbeförderer fahren,<br />
praktisch keine Qualifikation, da von<br />
ihnen keine Ortskundeprüfung verlangt<br />
wird und sie keinen Einführungskurs wie<br />
etwa bei <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> oder beim Isar-Funk<br />
absolvieren. Kein Wunder, dass viele sich<br />
überhaupt nicht auskennen, die Fahrgäste<br />
nicht über die sinnvollste Fahrtroute beraten<br />
können und sich ausschließlich auf ihr<br />
Navigationsgerät verlassen, falls sie überhaupt<br />
fähig sind, es zu bedienen. Möchten<br />
Sie einem unqualifizierten Fahrer ausgeliefert<br />
sein, der bei Versagen oder Fehler<br />
des Navigationsgerätes hilflos im Dunkeln<br />
tappt?<br />
PSEUDO-TAXI-ANBIETER<br />
BIETEN WENIGER SICHERHEIT.<br />
Da Mietwagenfahrer ihre Erlaubnis ohne<br />
jede Schulung oder Prüfung „hinterhergeworfen“<br />
bekommen, ist der Job besonders<br />
interessant für Personen, die keinen seriösen<br />
Job finden. So ist unter Uber-Fahrern<br />
nicht nur der Anteil der Vorbestraften<br />
überdurchschnittlich hoch. In Schweden<br />
sind laut <strong>Taxi</strong> Deutschland eG vier von<br />
zehn Uber-Fahrern polizeibekannt, unter<br />
anderem wegen Trunkenheit am Steuer,<br />
Diebstahls, Körperverletzung, schweren<br />
Drogenhandels, Freiheitsberaubung oder<br />
Körperverletzung. In Deutschland könnten<br />
diese Personen kaum einen <strong>Taxi</strong>schein<br />
erwerben, wohl aber für Uber fahren. Von<br />
Dezember 2012 bis August 2015 gab es<br />
weltweit 6160 Meldungen über sexuelle<br />
Übergriffe durch Uber-Fahrer (alle vier<br />
Stunden einen), von denen Uber immerhin<br />
170 bestätigt hat (alle sechs Tage einen). Bei<br />
Uber-Auftragsvermittlung an Privatpersonen<br />
mit Privatautos (das wurde bis zum<br />
gerichtlichen Verbot auch in Deutschland<br />
praktiziert) kann man nur erahnen, wie<br />
hoch die Wahrscheinlichkeit ist, an einen<br />
persönlich unzuverlässigen, übermüdeten<br />
oder Drogen konsumierenden Fahrer bzw.<br />
in ein technisch mangelhaftes Fahrzeug zu<br />
geraten. Oder glauben Sie, Uber kontrolliert<br />
jeden Fahrer und jedes Fahrzeug? Auch in<br />
Amerika und Europa gilt es aufgrund der<br />
schlechten Bezahlung durch Uber als häufig,<br />
dass Mietwagenfahrer so viel Zeit am<br />
Steuer verbringen müssen, dass sie häufig<br />
im Auto übernachten und viel zu wenig<br />
schlafen. Möchten Sie bei so einem Fahrer<br />
einsteigen?<br />
IST DIE RÜCKKEHRPFLICHT FÜR<br />
MIETWAGEN SINNVOLL?<br />
Momentan wird gerne populistisch<br />
argumentiert, die Pflicht für Mietwagenfahrer,<br />
nach jedem Auftrag zum Betriebssitz<br />
zurückzukehren, führe zu sinnlosen<br />
Leerfahrten und somit zu Luftverschmutzung.<br />
Sie hat aber den Zweck, dass die<br />
Wagen nicht auf der Suche nach Fahrgästen<br />
umherfahren und so die Straßen verstopfen,<br />
Abgase produzieren und Parklücken<br />
blockieren.<br />
Die Rückkehrpflicht hat dennoch nicht<br />
primär mit Umweltschutz zu tun. Das Personenbeförderungsgesetz<br />
(PBefG) dient<br />
dem Verbraucherschutz. Der Staat will<br />
sicherstellen, dass Personen die Möglichkeit<br />
haben, von A nach B zu kommen. Das<br />
begünstigt er steuerlich. Deshalb hat der<br />
Gesetzgeber zu den Anbietern öffentlicher<br />
Verkehrsmittel (dazu zählen auch Taxen)<br />
gesagt: Du bist unverzichtbar, du musst<br />
immer überall verfügbar sein und musst<br />
jeden mitnehmen, der mitfahren will und<br />
dafür bezahlt. Den Fahrpreis bestimme ich.<br />
Dafür stelle ich dir Halteflächen zur Verfügung.<br />
Zu den Mietwagenunternehmern<br />
hat er gesagt: Du bist kein öffentliches<br />
Verkehrsmittel und bist nicht lebensnotwendig,<br />
du bist Luxus. Du kannst fahren,<br />
wann und wo du willst, kannst deine eigenen<br />
Preise machen und dir aussuchen, wen<br />
du mitnimmst und wen nicht. Das sind<br />
Auch <strong>Taxi</strong>halteplätze werden von Mietwagenfahrern<br />
inzwischen wie selbstverständlich<br />
mitbenutzt und die Behörden sehen zu.<br />
riesige Vorteile gegenüber dem <strong>Taxi</strong>. Damit<br />
es fair zugeht, darfst du nicht <strong>Taxi</strong> spielen,<br />
deshalb darfst du deine Autos nicht kennzeichnen,<br />
du darfst keine Einsteiger oder<br />
Winker mitnehmen und ich gebe dir keine<br />
eigenen Flächen, sondern du musst nach<br />
jedem Auftrag zurück zur Firma, damit du<br />
dem <strong>Taxi</strong>, das so viele Pflichten hat, nicht<br />
das Geschäft wegnimmst.<br />
Die Argumente, mit denen die Lobbyisten<br />
der Pseudo-<strong>Taxi</strong>-Anbieter nun versuchen,<br />
die Politiker zur Änderung dieser<br />
sinnvollen Verbraucherschutzberstimmungen<br />
zu bewegen, haben also in Wahrheit<br />
nur ein einfaches, durchschaubares<br />
und egoistisches Ziel: Uber, Moia, Clever<br />
Shuttle, BerlKönig usw. sollen dem <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
den lukrativen Teil des Geschäfts<br />
wegnehmen dürfen. Das nennt man auch<br />
Rosinenpickerei.<br />
DAS TAXI IST EIN TEIL<br />
DER DASEINSVORSORGE.<br />
Die Beförderungspflicht und die Tarifbindung<br />
stellen sicher, dass beispielsweise<br />
gebrechliche Menschen zum Arzt fahren<br />
können. Wenn kein <strong>Taxi</strong> da ist, ist eine<br />
alte, kranke oder alleinstehende Person<br />
unter Umständen aufgeschmissen, falls<br />
kein Verwandter zur Stelle ist, um sie zu<br />
fahren. Mit Uber bestimmt nicht Daseinsvorsorge<br />
die Beförderung von Menschen,<br />
sondern ausschließlich finanzielle Interessen.<br />
Uber-Fahrer würden die Oma, die<br />
nur einen Kilometer zum Arzt will, ebenso<br />
stehen lassen wie den Discobesucher auf<br />
dem Land, denn solche Fahrten lohnen<br />
sich nicht.<br />
UBER HAT MIT DATENSCHUTZ<br />
NICHT VIEL IM SINN.<br />
In den <strong>Taxi</strong>funkzentralen vermitteln<br />
Menschen zwischen Kunde und Fahrer<br />
und kümmern sich bei Problemen persönlich,<br />
zum Beispiel wenn <strong>Taxi</strong>fahrer<br />
und Fahrgast sich nicht finden. Uber und<br />
mytaxi sparen sich die Zentrale, um mehr<br />
Geld zu verdienen. Damit Fahrer und<br />
Fahrgast sich finden und miteinander<br />
<br />
TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />
9
GEWERBE<br />
kommunizieren können, bekommen sie<br />
gegenseitig ihre Handynummern. Das ist<br />
unter Datenschutz-Gesichtspunkten fragwürdig,<br />
denn im Konfliktfall kann der eine<br />
die Handynummer des anderen später zu<br />
jeder erdenklichen Rache-Aktion benutzen.<br />
Möchten Sie, dass ein unangenehmer<br />
Mensch, mit dem Sie nichts zu tun haben<br />
möchten, und der wütend auf Sie ist, Ihre<br />
Handynummer hat?<br />
PSEUDO-TAXI-ANBIETER<br />
VERSTOPFEN DIE STRASSEN.<br />
Uber, Clever Shuttle, Moia und Berlkönig<br />
(ebenso wie Car2go und Drive now) werben<br />
damit, Menschen aus ihren Privatautos heraus<br />
in Fahrzeuge zu locken, die Sammeltaxen<br />
ähneln und dadurch die Straßen leerer<br />
zu machen. Es hat sich aber herausgestellt,<br />
dass stattdessen überwiegend Bus- und<br />
Bahnfahrgäste die Dienste nutzen, so dass<br />
die Straßen nicht leerer, sondern voller werden.<br />
Die Anbieter machen – teils legal, teils<br />
mit fragwürdigen Sondergenehmigungen,<br />
teils dreist illegal – das gleiche, was Taxen<br />
auch können und schon lange professionell<br />
machen. Dadurch stehen die Taxen mehr<br />
herum und geraten in Existenzschwierigkeiten,<br />
die Straßen verstopfen zunehmend<br />
und die Busse werden leerer. Auf den Straßen<br />
Londons sind bereits viele tausend<br />
Mietwagen unterwegs, in New York City<br />
rund 80.000. In amerikanischen Großstädten<br />
ist der „Uber-Stau“ zum gängigen<br />
Bestandteil der Alltagssprache geworden.<br />
Es ist abzusehen, dass in deutschen Städten<br />
das gleiche droht, wenn Uber nicht das<br />
Handwerk gelegt wird. Möchten Sie, dass<br />
die Parkplätze von Supermärkten eines<br />
Tages mit Mietwagen zugeparkt sind, und<br />
dass man an keinem normalen Laden mehr<br />
eine Parklücke bekommt, weil sich überall<br />
Uber-Fahrzeuge bereithalten?<br />
UBER ERHÖHT DIE<br />
LUFTVERSCHMUTZUNG.<br />
Durch die hohe Zahl an Pseudo-<strong>Taxi</strong>-Anbietern,<br />
die zusätzlich auf den Straßen sind,<br />
und durch den Stau, den sie verursachen,<br />
entstehen viel mehr Autoabgase. Beispiel:<br />
Für San Francisco hat eine unabhängige<br />
Studie 2.000 Prozent mehr Luftverschmutzung<br />
durch Uber- und andere Mietwagen<br />
im Vergleich zur <strong>Taxi</strong>flotte errechnet.<br />
Dadurch atmen auch Fußgänger und Radfahrer<br />
erheblich mehr Atemgifte ein und<br />
Diesel-Fahrverbote kommen näher.<br />
UBER ZAHLT IN DEUTSCHLAND<br />
KEINE STEUERN.<br />
<strong>Taxi</strong>betriebe zahlen Steuern und halten<br />
die Volkswirtschaft am Laufen. Uber<br />
vernichtet ordentlich bezahlte Arbeitsplätze,<br />
sorgt für einen geringeren Durchschnittsverdienst<br />
gewerblicher Kraftfahrer<br />
und zieht Geld aus dem deutschen Markt,<br />
ohne hier auch nur einen Euro Steuern zu<br />
zahlen. Große Teile des Millionenumsatzes<br />
werden, wenn überhaupt, in den USA<br />
versteuert.<br />
DER KUNDE HAT DIE MACHT ...<br />
... etwas an den illegalen Machenschaften<br />
zu ändern: Wer statt Uber und anderer fragwürdiger<br />
Fahrdienste einfach <strong>Taxi</strong>, Bus und<br />
Bahn nutzt, trägt dazu bei, dass man sich<br />
als Fahrgast auch morgen noch auf sichere<br />
Preise und Beförderungspflicht verlassen<br />
kann. Das Personenbeförderungsgesetz<br />
(PBefG) darf nicht so liberalisiert werden,<br />
dass es nur noch freien Marktgesetzen<br />
unterliegt! Damit Fahrgäste sich auch künftig<br />
auf feste Preise verlassen können. Damit<br />
<strong>Taxi</strong>fahrer auch morgen ihr Auskommen<br />
haben. Damit Ihre Tochter nachts nicht per<br />
Anhalter von der Disco nach Hause fahren<br />
muss. Damit die Erbtante auch morgen<br />
sicher sein kann, zum Arzt gefahren zu werden,<br />
und nicht ihrem vollzeit berufstätigen<br />
Neffen mit einer Änderung des Testaments<br />
drohen muss, weil sonst niemand bereit ist,<br />
sie zu fahren. <br />
ar<br />
MYTAXI, DER<br />
SEITENWECHSLER<br />
Die Daimler-Marke gab sich bis vor Kurzem<br />
gerne als Verbündeter des <strong>Taxi</strong>gewerbes im<br />
Kampf gegen Uber aus. Nun rief der künftige<br />
Global Player zum Boykott einer Protestaktion<br />
gegen Minister Scheuer auf.<br />
Es ist über 20 Jahre her, dass<br />
Daimler-Benz vom <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
als Freund betrachtet wurde und<br />
gefühlte 90 Prozent der Taxen auf deutschen<br />
Straßen aus Stuttgart-Untertürkheim<br />
kamen. Heute wird die Freundschaft<br />
allenfalls noch von einzelnen Vertretern<br />
wie der <strong>Berlin</strong>er Mercedes-Niederlassung<br />
gepflegt. Der große Daimler-Konzern weiß<br />
längst, dass die Zukunft nicht im Verkauf<br />
von Fahrzeugen liegt, sondern in einem<br />
möglichst großen Stück des Personenbeförderungskuchens.<br />
Wahrscheinlich trug<br />
auch das überschätzte und dann ausgebliebene<br />
Kaufinteresse am Smart dazu<br />
bei, dass die Daimler-Tochter „moovel“<br />
heute „Free-floating“-Carsharing anbietet.<br />
Man kann die Smarts in den Innenstädten<br />
leihen und an anderen Stellen innerhalb<br />
festgelegter Gebietsgrenzen abstellen.Lukrativ<br />
ist das bisher nicht, und so müssen<br />
möglichst viele neue Kunden akquiriert<br />
werden. Wer kommt dafür in Frage, wenn<br />
man mit car2go teurer als mit dem Linienverkehr,<br />
aber billiger als mit dem <strong>Taxi</strong><br />
ans Ziel kommt? <strong>Taxi</strong>fahrgäste. Und wie<br />
gewinnt man die am einfachsten? Indem<br />
man eine <strong>Taxi</strong>vermittlung betreibt, die<br />
ohne zu Telefonieren mit dem Smartphone<br />
funktioniert und sich einen besonders<br />
modernen Anstrich gibt, der darüber hinwegtäuscht,<br />
dass hier – mit wenig Datenschutz<br />
– viel weniger Service geboten wird<br />
FOTO: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
10 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI
GEWERBE<br />
Mit solchen Schreiben ermunterte mytaxi<br />
seine Fahrer, während der Demo Fahrgäste<br />
zu befördern.<br />
als durch klassische Funkzentralen, denen<br />
man die Rosinen wegpickt. So gewinnt man<br />
Daten von <strong>Taxi</strong>kunden, denen man dann<br />
die preisgünstigere Variante mit dem Leihwagen<br />
schmackhaft machen kann.<br />
Als das Uber-Imperium seine Allmachtsfantasien<br />
umzusetzen begann, sah man,<br />
dass der Konzern aus Kalifornien ein paar<br />
Nummern größer und mächtiger war, und<br />
mytaxi konnte als vermeintlicher Verbündeter<br />
gegen den übermächtigen Feind und<br />
mit anfangs günstig erhältlichen Funkaufträgen<br />
einen (gutgläubigen und kurzfristig<br />
denkenden) Teil des <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />
auf seine Seite bringen. Jeder Kritik aus<br />
Verbraucherschutzsicht begegnen diese<br />
Kollegen mit dem Argument, man könne<br />
die Entwicklung ohnehin nicht aufhalten.<br />
Heute herrscht in der neuen Personenbeförderungsindustrie<br />
Goldgräberstimmung.<br />
Firmen wie Uber haben im Katz-und-Maus-<br />
Spiel mit Gerichten starke Verbündete: erstens<br />
einen jungen Bundesverkehrsminister,<br />
der sich wenig um Verbraucherschutz<br />
schert und nach seiner Abwahl gutes Geld<br />
in der Wirtschaft verdienen wird, zweitens<br />
Landesbehörden in <strong>Berlin</strong>, die den Rechtsstaat<br />
teilweise aufgegeben haben und auch<br />
den permanenten Rechtsverstößen durch<br />
Mietwagenfahrer tatenlos zusehen.<br />
Die Milliardenkonzerne leisten sich<br />
teure Lobbyisten, die in Parlamenten wie<br />
dem Deutschen Bundestag die wichtigen<br />
Entscheidungsträger beeinflussen. Diese<br />
sollen ihren Eid, dem Wohl des Volkes zu<br />
dienen, großzügig ein Stück in Richtung<br />
Wohl der geldgierigen Anleger beugen.<br />
Kleinere Fahrdienst-Spekulanten holen<br />
sich ihr Stück vom Kuchen mit Tricks,<br />
etwa indem sie sich fragwürdige Ausnahmegenehmigungen<br />
für Dienste wie Clever<br />
Shuttle verschaffen.<br />
Daimler und BMW aber wollen in der ersten<br />
Liga mitspielen, haben sich dazu jetzt<br />
mit ihren Car-Sharing-Diensten car2go und<br />
Drive now zusammengetan. Die gemeinsame<br />
Mobilitätsplattform wird nach einer<br />
Übergangszeit „Share now“ heißen. Als<br />
Global player wollen sie Uber die Stirn<br />
bieten. Alte Freunde wie das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
sind dabei nicht mehr wichtig, denn wer<br />
ganz nach oben will, muss gegebenenfalls<br />
auch bereit sein, über Leichen zu gehen.<br />
So nutzte mytaxi den Demo-Aufruf des<br />
„Bundesverband <strong>Taxi</strong>“ (früher BZP) für<br />
München am 13. <strong>März</strong> denn auch für sich<br />
und lobte eine Belohnung von 50 Euro<br />
für Demoverweigerer aus, die während<br />
der Aktion fleißig Fahrgäste befördern.<br />
Während das <strong>Taxi</strong>gewerbe auf die Barrikaden<br />
geht, um das Verkehrsministerium<br />
zur Rücknahme der existenzbedrohenden<br />
Eckpunkte zu bewegen und hierfür auch<br />
einen kurzzeitigen Vermittlungsstopp<br />
ankündigt, appelliert mytaxi an die Fahrer,<br />
man müsse auch an die Fahrgäste denken.<br />
ALLE OFFEN DISKUTIEREN?<br />
Zwar räumt man ein, dass das Eckpunktepapier<br />
„in der Tat keine gute Nachricht<br />
für das <strong>Taxi</strong>gewerbe ist“ und die von der<br />
Großen Koalition geforderten fairen Wettbewerbsbedingungen<br />
nicht erreicht werden.<br />
„Wir sind der Meinung“, hieß es in<br />
einer Mittteilung an die angeschlossenen<br />
Fahrer, „dass ein echter Ausgleich nur<br />
gegeben ist, wenn wir offen über ein reformiertes<br />
Gemeinschaftsgewerbe diskutieren.<br />
Es geht um die Wettbewerbsfähigkeit<br />
des <strong>Taxi</strong>gewerbes in einem Marktumfeld,<br />
das sich grundlegend verändert.“<br />
In drei weiteren Joint Ventures mit den<br />
Namen Charge now, Park now und Reach<br />
now werden Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge,<br />
ticketloses Ein- und Ausfahren<br />
aus Parkhäusern inklusive bargeldlosem<br />
Bezahlen sowie die Vernetzung unterschiedlicher<br />
Verkehrsmittel für eine intermodale<br />
Routenplanung zusammengefasst.<br />
Zur künftigen Ride-Hailing-Plattform<br />
Free now für Europa und Südamerika<br />
zählen neben Firmen wie „beat“ (Griechenland,<br />
Peru, Chile, Kolumbien und Mexiko),<br />
„Kapten“ (Frankreich, Portugal und die<br />
Schweiz) und „Clever <strong>Taxi</strong>“ (Rumänien)<br />
auch Produkte wie Berlkönig, die derzeit<br />
nur mit Sondergenehmigungen laufen und<br />
die künftig nur mit genau jenen Änderungen<br />
legalisiert werden können, die von<br />
Verkehrsminister Scheuer vorgeschlagen<br />
wurden: Aufhebung der Rückkehrpflicht<br />
und des Verbots der Einzelplatzvermietung<br />
für Mietwagen. Somit agiert mytaxi mit<br />
dem Aufruf zum Demoboykott sicherlich<br />
ganz im Interesse des Daimler-Konzerns.<br />
Das Argument, ein Streik treibe die <strong>Taxi</strong>fahrgäste<br />
direkt in die Arme der Mitbewerber<br />
und der Kunde werde verärgert und<br />
mache eine positive Erfahrung mit einem<br />
anderen Service, ist aus Sicht des Bundesverband<br />
<strong>Taxi</strong> blanker Hohn: Der Aufruf<br />
zum Demo-Boykott sei nicht nur „grob<br />
unsportlich“, sondern auch „extrem kurzsichtig“,<br />
schrieb der Verband in seinem neu<br />
gegründeten Whatsapp-Nachrichtenkanal.<br />
„Wir tauschen unsere Zukunft nicht gegen<br />
50 Euro.“<br />
Gerade unter den <strong>Taxi</strong>fahrern, die Funkaufträge<br />
sowohl von einer Zentrale als auch<br />
von mytaxi annehmen, war die Empörung<br />
groß. In den sozialen Medien und diversen<br />
Whats-App-Gruppen hagelte es Beschimpfungen.<br />
„Für 50 Euro wollen Sie uns Taxler<br />
kaufen.“ – „So etwas ist üblich in Dritte-Welt-Ländern,<br />
wo Demonstranten meist<br />
gekauft werden, damit sie für die dortigen<br />
Herrscher demonstrieren“, so lauteten nur<br />
einige wütende Kommentare. „Das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
hat sie groß gemacht, und jetzt schießen<br />
Sie gegen uns“, schrieb ein Kollege, der<br />
ankündigte, die Zusammenarbeit mit mytaxi<br />
sofort zu beenden. Sicherlich haben viele Kollegen<br />
es ihm gleichgetan.<br />
jh/ar<br />
DISPONENT / INNEN<br />
GESUCHT<br />
DINO-<strong>Taxi</strong> sucht in Vollzeit einen<br />
neuen motivierten Mitarbeiter(m/w)<br />
für die Auftragsabwicklung.<br />
Voraussetzungen sind PC-Kenntnisse<br />
sowie die Bereitschaft auch am<br />
Wochenende zu arbeiten.<br />
Infos unter:<br />
Tel.: 030-60540412<br />
Bewerbungen an:<br />
olaf.hilbig@dinotaxi.de<br />
TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />
11
MENSCHEN IM TAXI<br />
DER „BANGLADESH-JOB“<br />
Rumen Milkow und Layne Mosler haben viele Länder, viele Menschen<br />
und viele Jobs erlebt. <strong>Taxi</strong>fahren droht laut Milkow zum „Bangladesh-<br />
Job“ zu werden: zunehmende Armut in einem angeblich reichen Land.<br />
In Süd-Kalifornien hielt man Amerika<br />
1974 für den Nabel der Welt. Dort ist<br />
Layne Mosler geboren, im selben Städtchen<br />
wie Richard Nixon – just im Jahr seines<br />
Rücktritts. Als es die 17-jährige Anthropologie-Studentin<br />
zu einer Exkursion<br />
ausgerechnet in das sich öffnende Land<br />
Michail Gorbatschows verschlug, war sie<br />
beeindrückt, wie belesen und kultiviert<br />
Menschen im Vergleich zu den Bewohnern<br />
der USA sein können. Sie zog daraus den<br />
Schluss: „Man muss vor Ort sein, um zu<br />
erfahren, wie die Menschen ticken.“ Mit<br />
Anfang dreißig war sie ein paar Jahre zum<br />
Weltentdecken, Schreiben und Tangotanzen<br />
in Buenos Aires und war fasziniert von<br />
den Geschichten, die die <strong>Taxi</strong>fahrer ihr dort<br />
erzählten, egal ob wahr oder unwahr, welch<br />
philosophischen Blick sie auf das Leben<br />
hatten, und was für eine innige Beziehung<br />
zu ihrer Stadt. Sie machte die Erfahrung,<br />
dass man bei der Begegnung mit einem<br />
<strong>Taxi</strong>fahrer, dem seine Tätigkeit etwas<br />
bedeutet, viel lernen kann.<br />
Rumen ist lesesüchtig, seit er denken<br />
kann. Im <strong>Taxi</strong> hat man viel Zeit,<br />
Bücher zu verschlingen. Darüber redet er<br />
begeistert und fesselnd mit seiner leicht<br />
mitteldeutschen Sprachmelodie. Michel<br />
Houellebecq („Serotonin“), Thomas Bernhard,<br />
Hans-Joachim Maaz („Das falsche<br />
Leben“), Friedrich Nietzsche und Steven<br />
Hill („Die Start-up-Illusion“) stehen bei<br />
ihm hoch im Kurs. Nietzsche wäre nach<br />
Rumens Einschätzung heute vermutlich<br />
Pfandflaschensammler. Der Sprachkundler<br />
und Philosoph habe so einige bedenkliche<br />
Entwicklungen vorhergesehen, die<br />
Rumen heute Sorgen bereiten. „Die Verarmung<br />
der Massen, die im vollen Gange<br />
ist, wird durch Unternehmen wie Uber<br />
„Eine <strong>Taxi</strong>fahrt kann<br />
eine Offenbarung<br />
sein, wenn wir es<br />
zulassen.“<br />
Layne Mosler<br />
weiter beschleunigt. Uber wirkt wie ein<br />
Katalysator.“ Abgesehen davon kam Nietzsche<br />
aus der Gegend Halle/Leipzig – wie<br />
Rumen Milkow. Seinen außergewöhnlichen<br />
Namen verdankt der 52-jährige seinem<br />
bulgarischen Vater. Die Mutter kommt aus<br />
Neukölln. Als junger Mann kam Rumen,<br />
der sowohl Hochschulen als auch Produktionsbetriebe<br />
und Krankenhäuser (nicht<br />
als Patient, sondern als Pfleger) von innen<br />
kennt, in die wiedervereinigte Heimatstadt<br />
seiner Mutter.<br />
Als Layne 2010 nach New York City ging,<br />
war <strong>Taxi</strong>fahren dort noch ein hoch angesehener<br />
Beruf. In Souvenirläden standen<br />
neben Freiheitsstatuen gelbe <strong>Taxi</strong>s im<br />
Regal. Uber gab es noch nicht. Sie machte<br />
den <strong>Taxi</strong>schein – und war ernüchtert von<br />
der rauen Ellbogengesellschaft. „Ich fühlte<br />
mich wie eine Vegetarierin unter Kannibalen“.<br />
Verzaubert war sie seit Kindertagen<br />
vom „Deli“ ihres Großvaters und rief den<br />
Blog „<strong>Taxi</strong>gourmet“ ins Leben. Sie träumte<br />
von einem Restaurant, wo man nicht hingeht,<br />
um gesehen zu werden, sondern um<br />
billig, aber gut zu essen, wo unterschiedliche<br />
Menschen zusammentreffen, wo der<br />
Professor mit dem Toilettenputzer am Tisch<br />
sitzt. Laynes Zufluchtsort waren Bibliotheken,<br />
wo sie sich in fremde Welten begeben<br />
konnte. Eines Tages bekam sie einen<br />
<strong>Berlin</strong>-Reiseführer in die Finger und war<br />
augenblicklich gefesselt.<br />
FOTO: Holger Groß<br />
12 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI
MENSCHEN IM TAXI<br />
FOTO: Rumen Milkow<br />
Die Entwicklung im <strong>Taxi</strong>gewerbe bereitet<br />
Rumen nicht nur deshalb große Sorgen,<br />
weil er mitten drin ist. Er empfindet Uber<br />
und die anderen Firmen, die von „Globalisierung“<br />
reden und nur eine Umverteilung<br />
von unten nach oben meinen, als Bedrohung<br />
des Sozialstaats – und somit unserer<br />
Verfassung. Immer mehr Menschen verarmen,<br />
was jeder an der wachsenden Zahl<br />
der Obdachlosen und Flaschensammler<br />
sehen kann. Den Lohn, den Mitarbeiter von<br />
Firmen wie Uber oder Lieferando bekommen,<br />
sieht Rumen als „Schmerzensgeld,<br />
das nicht einmal für ein gepflegtes Sozialleben<br />
ausreicht“. Dazu fällt ihm ein Zitat<br />
ein: „Mancher weiß nicht, wie reich er ist,<br />
bis er erfährt, was für reiche Menschen an<br />
ihm noch zu Dieben werden.“ Klingt aktuell,<br />
ist aber von Nietzsche, der<br />
1900 starb.<br />
Seit Ubers Bemühungen<br />
um eine feindliche Übernahme<br />
des <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />
hat Rumen im <strong>Taxi</strong> immer<br />
mehr Zeit zum Nachdenken,<br />
eine Tätigkeit, die in seinen<br />
Augen stark unterbewertet ist – und seiner<br />
Einschätzung nach nicht im Interesse von<br />
Uber liegt: „Die wollen, dass man ständig<br />
fährt, und das für weniger<br />
Geld. Dabei ist <strong>Taxi</strong>fahren<br />
schon heute ein<br />
prekärer Job.“ Er selbst<br />
ist seit knapp 25 Jahren<br />
auf den <strong>Berlin</strong>er<br />
Straßen unterwegs<br />
und sagt, aus dem Job<br />
würde aktuell ein „Bangladesh-Job“.<br />
Er zitiert<br />
gleich noch Theodore<br />
Roosevelt: „In der Politik<br />
geschieht nichts<br />
zufällig. Wenn etwas<br />
geschieht, dann kann man sicher sein,<br />
dass es auch auf diese Weise geplant war.“<br />
Seit 2007 bloggt Rumen unter dem Pseudonym<br />
„<strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>“. Seine geistreiche und<br />
„Überzeugungen sind gefährlichere<br />
Feinde der Wahrheit als Lügen.“<br />
Rumen Milkow zitiert gerne Friedrich Nietzsche.<br />
selbstironische Seite heißt „Autofiktion“.<br />
Das Wortspiel beschreibt einen schrankenlosen<br />
Umgang mit selbst Erlebtem<br />
Layne Mosler ist Schriftstellerin mit Leidenschaft für gutes Essen.<br />
Seit ihrer Kindheit ist sie verzaubert vom „Deli“ ihres Großvaters.<br />
und Gedanken, eine fantastische Spielwiese<br />
zum Philosophieren. Aktuell sucht<br />
er musikalische <strong>Taxi</strong>kollegen, mit denen<br />
er einen „Anti-Uber-Song“ aufnehmen will.<br />
2011 zog Layne nach <strong>Berlin</strong>,<br />
und da sie inzwischen Schriftstellerin<br />
(„Dancing in Buenos<br />
Aires“) und Food-Bloggerin<br />
war, machte sie sich aus dem<br />
anfänglichen Spaß, sich von<br />
<strong>Taxi</strong>fahrern deren Lieblingsrestaurants<br />
zeigen zu lassen<br />
und persönlich zu testen, eine Leidenschaft<br />
(die man ihr beneidenswerterweise nicht<br />
ansieht) und schrieb darüber in ihrem<br />
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MENSCHEN IM TAXI<br />
Blog. So lernte sie Rumen kennen, den<br />
vielseitig Involvierten, der ungern halbe<br />
Sachen macht und für ihr Projekt eine<br />
„Gourmet-Tour“ mit besonderen <strong>Berlin</strong>er<br />
Restaurants zusammenstellte. Von seinen<br />
vielen Interessen, seinem Blog, seinen<br />
Fotos und seiner philosophischen Weltsicht<br />
war Layne berührt. Dieser facettenreiche<br />
Mensch musste ein Seelenverwandter sein.<br />
Layne kennt Uber aus mehreren Ländern.<br />
Als sie 2018 in Paris ein <strong>Taxi</strong> zum<br />
Flughafen haben wollte, schien es überall<br />
nur Uber zu geben. „Ich musste zwei<br />
Stunden kämpfen, weil Google mir nur<br />
Uber-Fahrten andrehen wollte. Ich wollte<br />
aber ein <strong>Taxi</strong>.“ Sie hatte in Frankreich mit<br />
Schrecken erfahren, dass Uber-Fahrer<br />
Layne Mosler hat trotz aller Widrigkeiten<br />
den Humor nicht verloren.<br />
dort nicht einmal ein Führungszeugnis<br />
vorlegen müssen. „Deshalb ist das einer<br />
der wenigen Jobs, den ehemalige Kriminelle<br />
finden können, hat mir ein <strong>Taxi</strong>fahrer<br />
erzählt. Viele Uber-Fahrer dort kämen<br />
direkt aus dem Gefängnis.“<br />
Den Titel von Laynes 2016 erschienenem<br />
Buch „Driving hungry“ könnte man auf den<br />
ersten Blick als bittere Ironie auf Rumens<br />
Zukunftsvision des fahrenden Gewerbes<br />
missverstehen, es trägt aber den autobiografischen<br />
Untertitel „A delicious Journey<br />
from Buenos Aires to New York to <strong>Berlin</strong>“.<br />
Hier ist sie also<br />
angekommen.<br />
Heute sind Layne<br />
und Rumen ein Paar,<br />
sind in tausend Projekte<br />
involviert und<br />
machen zusammen<br />
eine regelmäßige<br />
Radiosendung, sie<br />
an den Reglern und<br />
er als Moderator.<br />
„Ich mache das aus<br />
Spaß an der Sache<br />
und um dabei zu<br />
lernen“, sagt Rumen. „Die Themen müssen<br />
nicht unbedingt tagesaktuell sein, haben<br />
aber immer etwas mit dem <strong>Taxi</strong>job zu<br />
tun, seien es Trinkgeld,<br />
Toiletten oder<br />
zuletzt Uber. Das<br />
leidige Thema wird<br />
uns leider noch<br />
beschäftigen.“ Am<br />
10. Januar waren<br />
Stephan Berndt und<br />
Axel Rühle von <strong>Taxi</strong><br />
<strong>Times</strong> <strong>Berlin</strong> sowie<br />
der Gewerbekenner<br />
Erbay Ersoy<br />
zu Gast, als über<br />
eben dieses leidige<br />
Thema gesprochen wurde.<br />
Rumen Milkow streift Themen meist von<br />
mehreren Seiten, spricht mit leicht ironischem<br />
Unterton von seinem „öffentlichen<br />
Bildungsauftrag“, will mehr transportieren<br />
als Mainstream. Er erwähnt, dass sich<br />
in New York alleine im letzten Jahr acht<br />
professionelle Fahrer das Leben genommen<br />
haben, weil Uber sie ruiniert habe.<br />
Berndt, hauptberuflich <strong>Taxi</strong>unternehmer,<br />
erläutert, warum die neuen Konkurrenten<br />
des <strong>Taxi</strong>gewerbes nicht wirklich gebraucht<br />
werden, dass sie weder den Straßenverkehr<br />
noch den Sozialstaat entlasten. Ersoy nennt<br />
ernüchternde Zahlen zu manipulierten<br />
Rumen Milkow als Moderator und Layne Mosler an den Reglern im<br />
Radio-Studio mit Rumens Lieblings-Filmmotiv „<strong>Taxi</strong> Driver“<br />
„In einer<br />
globalisierten Welt<br />
leben immer mehr<br />
Menschen in ihrem<br />
kleinen Bangladesh<br />
mitten unter uns.“<br />
Rumen Milkow<br />
Arbeitszeiten, prekärer Bezahlung und<br />
fehlender Sozialversicherung scheinselbstständiger<br />
Uber-Fahrer. Rühle appelliert<br />
an die <strong>Taxi</strong>fahrer,<br />
ihren Kunden klarzumachen,<br />
dass<br />
sie Einfluss auf<br />
den Markt ausüben<br />
können. Man<br />
müsse ihnen sagen,<br />
was Uber ist und<br />
will, dass der Konzern<br />
in Städten, wo<br />
er den <strong>Taxi</strong>markt<br />
verdrängt hat, die<br />
Preise diktieren<br />
kann.<br />
Da kommt dann das böse Erwachen,<br />
dann ist es vorbei mit billig, dann kann<br />
die Oma sich die Fahrt zum Arzt nicht mehr<br />
leisten. Dann ist es zu spät. Layne Mosler<br />
und Rumen Milkow haben solche Städte<br />
erlebt. <br />
ar<br />
Wenn Herr Scheuer seine Eckpunkte<br />
durchsetzt und die FDP<br />
weiterhin die Freigabe der <strong>Taxi</strong>tarife<br />
fordert, müssten Layne und<br />
Rumen wahrscheinlich ihren Beruf<br />
an den Nagel hängen. Was für ein<br />
Verlust für alle geistig wachen <strong>Berlin</strong>er<br />
<strong>Taxi</strong>fahrgäste.<br />
RADIO „TAXI BERLIN“, DIE FREIE STIMME DER MOBILEN WELT<br />
Der Name <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> steht nicht nur<br />
für die größte deutsche <strong>Taxi</strong>funkgesellschaft,<br />
sondern ist auch Rumen Milkows<br />
Pseudonym als Moderator seines<br />
regelmäßigen, unabhängigen Radioprogramms,<br />
das schon vor dem Namen<br />
der Funkgesellschaft entstanden sein<br />
soll. Rumen Milkow und Layne Mosler<br />
erhalten vom Kellersender Pi-Radio<br />
alle vier Wochen eine Stunde Sendezeit<br />
für „Hier spricht <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>, eine<br />
Sendung für alle und keinen“, in der sie<br />
über aktuelle Themen des <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />
sprechen, meist mit Studiogästen wie<br />
etwa Gewerbevertretern. Auf der Frequenz<br />
88,4 MHz und auf dem Portal von<br />
Pi-Radio ist die Sendung, die stets live<br />
ist und auch Anrufe der Hörer annimmt,<br />
zu empfangen. Nächster Sendetermin<br />
ist der 2. Mai von 19 bis 20 Uhr.<br />
www.autofiktion.com<br />
www.taxigourmet.com<br />
www.piradio.de<br />
FOTOS: Rumen Milkow, Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> (2)<br />
14 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI
MENSCHEN IM TAXI<br />
QUALITÄT, QUALITÄT UND<br />
NOCHMALS QUALITÄT!<br />
Was kann der einzelne <strong>Taxi</strong>fahrer gegen Uber und die anderen<br />
fragwürdigen Wettbewerber tun? Wie kann er die Menschen<br />
aufklären? Anke Niggemann ist die lebende Antwort.<br />
FOTO: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Die mytaxi-App mag in Ankes<br />
Augen ein technisch gutes Produkt<br />
sein, aber sie kann die<br />
Absichten dahinter mit ihrem Gewissen<br />
nicht vereinbaren: „Wenn dem Kunden,<br />
den ich heute noch über mytaxi bekommen<br />
könnte, in Zukunft Angebote über Mietwagen<br />
gemacht werden, dann ist der Kunde<br />
weg. Damit schaufeln wir uns ein Grab, und<br />
da möchte ich nicht mitschaufeln.“ Deshalb<br />
empfiehlt sie nur taxi.eu guten Gewissens.<br />
„Der Kunde kann die Hintergründe natürlich<br />
nicht wissen“, und deshalb erklärt sie<br />
sie im <strong>Taxi</strong> immer wieder geduldig. Viel<br />
häufiger als um mytaxi geht es dabei natürlich<br />
um Uber, manchmal auch um Berlkönig,<br />
Moia, Clever Shuttle und die anderen,<br />
die <strong>Taxi</strong> spielen.<br />
Ankes Stärke ist das persönliche<br />
Gespräch mit den Fahrgästen – bei denen<br />
oft ein altmodisches Bild über das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
vorherrscht: „Ihr habt den Anschluss<br />
verpasst, ihr seid aus der Steinzeit, da<br />
müsst ihr euch gar nicht wundern usw.<br />
Das ist das eine, was in der Öffentlichkeit<br />
steht. Komischerweise habe ich im Alltag<br />
aber ein anderes Bild, nämlich zufriedene<br />
Fahrgäste. Nur erscheint das nie in der<br />
Zeitung.“<br />
TAXI-FEIND SPRINGER<br />
Da der Axel-Springer-Konzern finanziell<br />
an Uber beteiligt ist, wundert es Anke<br />
nicht, dass das <strong>Taxi</strong>gewerbe in den Boulevardblättern<br />
bei jeder Gelegenheit „unnötig<br />
in den Dreck gezogen“ wird. Mit Fahrgästen<br />
im <strong>Taxi</strong> wird sie nicht müde, gebetsmühlenartig<br />
Fakten über Uber zu nennen<br />
(siehe auch unsere Zusammenstellung<br />
auf Seite 8). Eine einfache und für Kunden<br />
wichtige Erkenntnis: Uber ist oft gar<br />
nicht billiger als ein <strong>Taxi</strong>. „Und Oma Erna<br />
will nunmal in der Augenklinik im vierten<br />
Stock abgeholt und begleitet werden, und<br />
das machen Uber und autonom fahrende<br />
Autos nicht in zehn oder zwanzig Jahren<br />
und auch nicht in hundert Jahren.“<br />
Anke hatte schon als Mädchen den<br />
Wunsch, <strong>Taxi</strong> zu fahren. Sie kommt aus<br />
einem Dorf im Sauerland und wollte schon<br />
immer in die große Stadt. 1991 verschlug<br />
die Liebe sie von Bielefeld nach <strong>Berlin</strong>, wie<br />
sie mit strahlenden Augen erzählt. Zwei<br />
Jahre später kam ihre Tochter zur Welt, und<br />
1997 machte sie endlich den P-Schein und<br />
wurde bald darauf selbstständige Tagfahrerin.<br />
Ihr Mann fuhr zur optimalen Auslastung<br />
des Wagens nachts. Als den beiden<br />
nach sieben Jahren bewusst geworden war,<br />
dass ein <strong>Taxi</strong>, das man sich als Pärchen<br />
teilt, ein Beziehungskiller ist („da kommt<br />
man ja nie zum Streiten“), musste ein zweites<br />
Auto her, und seitem fahren beide am<br />
Tag und führen ein Familienleben.<br />
Anke Niggemanns zweite Kampfzone<br />
ist das Internet. So tauscht sie sich über<br />
alles, was im Gewerbe passiert, auf Facebook<br />
aus, wo sie in der „<strong>Taxi</strong>-Gruppe <strong>Berlin</strong>“<br />
mit rund 2.000 Kollegen vernetzt ist.<br />
<br />
TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />
15
MENSCHEN IM TAXI<br />
Als ein Springer-Blatt einen Unfall an der<br />
Landsberger Allee, verursacht von einem<br />
alkoholisierten Uber-Fahrer, wahrheitswidrig<br />
als <strong>Taxi</strong>-Unfall darstellte, intervenierte<br />
die Gruppe beim Verlag vehement<br />
und konnte schließlich eine Richtigstellung<br />
durchsetzen. Dass die Gruppe eine gewisse<br />
Bedeutung hat, haben nach Ankes Bericht<br />
auch Vorfälle gezeigt, bei denen Teilnehmer<br />
als Uber-Fahrer enttarnt und daraufhin<br />
ausgeschlossen wurden. Heute ist die<br />
Vorlage des <strong>Taxi</strong>scheins Beitrittskriterium<br />
der Facebook-Gruppe.<br />
Carsten Reichert, „Innungs“-Vorstand und<br />
SPD-Politiker<br />
Ein weiterer Vorteil, den Anke an<br />
Facebook schätzt: „Man erreicht auch<br />
Politiker, zum Beispiel Tino Schopf.“ Der<br />
Verkehrspolitiker der <strong>Berlin</strong>er SPD steht<br />
augenscheinlich nicht unter Lobbyisteneinfluss<br />
wie etwa Bundesverkehrsminister<br />
Scheuer und setzt sich für das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
ein. „Der postet alles, was das<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe angeht, und wenn man dann<br />
in der ‚<strong>Taxi</strong>-Gruppe <strong>Berlin</strong>’ schreibt, ‚geht<br />
doch mal eben alle auf die Seite von<br />
Tino Schopf’, gibt es ruckzuck 80,<br />
90 ‚Likes’.“ Auch Carsten Reichert<br />
vom „Innungs“-Vorstand sei als<br />
Schnittpunkt aus <strong>Taxi</strong>gewerbe und<br />
SPD natürlich Gold wert und habe<br />
eine große Reichweite auf Facebook.<br />
Auf einer Mitgliederversammlung<br />
kürzlich wurde eine Kampagne der<br />
<strong>Berlin</strong>er SPD für das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
beschlossen. „Wenn das wirklich<br />
durchkommt, ist es natürlich top“ –<br />
zumindest auf Landesebene.<br />
„Eigentlich muss natürlich beim Bund<br />
etwas passieren, und wir sind ja hier in<br />
<strong>Berlin</strong>“ – so wie der Bundesverband <strong>Taxi</strong>,<br />
nah bei Andreas Scheuer. „Das Gefährliche<br />
an dem ist, dass er das Gegenteil von<br />
dem tut, was er sagt. Er ist ja schon sehr<br />
lange im Verkehrsministerium, war schon<br />
Staatssekretär unter Ramsauer, dürfte also<br />
absolut in der Thematik drin sein. Brauchen<br />
wir wirklich neue Gesetze, um digital<br />
zu werden? Der sollte schon wissen, dass<br />
wir seit langem digital sind. Man sollte<br />
ihn auch mal in die Persiusstraße einladen,<br />
damit er sich so wie Gaebler, Müller,<br />
Pop, Gelbhaar, Breitenbach, Friederici oder<br />
Dregger mal ansieht, wie es in einer klassischen<br />
Funkzentrale vonstatten geht, dass<br />
da engagierte Menschen arbeiten.“<br />
REGIERUNGSVIERTEL<br />
DICHTMACHEN<br />
Als Steilvorlage, um Politiker aufzuklären,<br />
dient Anke jede Bundestagsfahrt.<br />
„Neulich hatte ich einen Abgeordneten<br />
der Linken, der sagte, er weiß, was hier<br />
los ist, und der Scheuer, der sei brandgefährlich,<br />
denn er weiß genau, was er tut, er<br />
ist genau in der Thematik drin, es würde<br />
ihn aber nicht interessieren. Da könnten<br />
wir demonstrieren, so lange wir wollen.<br />
Die einzige Möglichkeit, Aufmerksamkeit<br />
zu erreichen, wäre, an einem Donnerstagmorgen<br />
in einer Sitzungswoche das Regierungsviertel<br />
dichtzumachen. Wenn da um<br />
neun Uhr alles zu ist – die gehen nicht zu<br />
Fuß, die lassen sich wieder nach Hause fahren.<br />
Dann muss der Schäuble spätestens<br />
um zehn Uhr den Tag abblasen, und dann<br />
werden wir im Gespräch sein.“<br />
Anke hat in ihrem <strong>Taxi</strong> Kopfstützenbezüge<br />
mit Aufdruck gegen Uber und mit der<br />
Kampagne „Verlässlich ist modern“, und<br />
„selbst Leute, die sonst gar nichts damit<br />
zu tun haben, fragen oft: ‚Ist Uber nicht<br />
verboten?’ – ‚Jaa’, sag’ ich dann, ‚stellen sie<br />
sich vor, der Schiedsrichter pfeift, zeigt die<br />
Rote Karte, und der Spieler bleibt einfach<br />
auf dem Platz und spielt weiter. In der Situation<br />
befinden wir uns gerade.’“ Ganz zu<br />
schweigen davon, dass hinter dem Rücken<br />
des Schiedsrichters schon die nächsten<br />
«Abgeordnete müssen<br />
immer wieder höflich von<br />
<strong>Taxi</strong>fahrern aufgeklärt<br />
werden. Wer hat schon die<br />
Gelegenheit, so nah an die<br />
Politiker ranzukommen?»<br />
Anke Niggemann<br />
drei Spieler den Gegner foulen. „Es ist einfach<br />
wichtig, dass man immer und immer<br />
wieder die Leute aufklärt. Den Unterschied<br />
zwischen Uber, Uber Black und Uber Pop<br />
wissen meist nicht mal Politiker. Neulich<br />
hatte ich einen CDU-Abgeordneten nach<br />
Pankow raus, der auch meinte, ‚wieso, die<br />
sind doch verboten’. Das wurde im Laufe<br />
der Fahrt immer interessanter, weil ich ihm<br />
sagte und manchmal auch zeigen konnte,<br />
dass die überall in der Stadt bereitstehen.<br />
Er fragte, ‚wie viele sind denn das’, und ich<br />
zeigte ihm die btMv-App und sagte, ‚wir<br />
sind jetzt hier bei Verstoß Nummer Zwölftausend-irgendwas,<br />
und das seit Oktober,<br />
und das ist nur die Spitze des Eisbergs, man<br />
kann ja nicht jeden Verstoß dokumentieren.’<br />
Und dann verstehen die langsam, was<br />
los ist. Da hat der sich tatsächlich Notizen<br />
gemacht und mir mit Handschlag versprochen,<br />
dass er mit seinem Parteifreund<br />
Michael Donth spricht, der im Verkehrsausschuss<br />
sitzt.“<br />
Wie der Zufall es wollte, gabelte Ankes<br />
Mann denselben Abgeordneten eine Woche<br />
Verbands-Vizepräsident Hermann Waldner<br />
später auf und sprach mit ihm ebenfalls<br />
über Uber. Er hatte tatsächlich mit Herrn<br />
Donth gesprochen, und der hätte erwidert,<br />
da könne man nichts machen, das sei<br />
eine Landesangelegenheit, da müsse das<br />
Land <strong>Berlin</strong> handeln. „Trotzdem müssen<br />
die immer und immer wieder von <strong>Taxi</strong>fahrern<br />
aufgeklärt werden. Wer hat sonst<br />
schon die Gelegenheit, so nah an die Politiker<br />
ranzukommen und zu gucken: Sind<br />
die gesprächsbereit oder wollen die ihre<br />
Ruhe? So wie man es mit allen Fahrgästen<br />
macht.“<br />
Was Anke bis heute wundert, ist<br />
der geringe Frauenanteil im <strong>Taxi</strong>gewerbe.<br />
„Wenn meine Kleine im Kindergarten<br />
ist, und plötzlich kommt<br />
ein Anruf, dass sie Fieber hat oder<br />
irgendwas passiert ist, da muss<br />
man doch jeden normalen Arbeitgeber<br />
erst mal fragen, ob man mal<br />
schnell weg darf. Im <strong>Taxi</strong> fahr ich<br />
einfach nach der Tour direkt zum<br />
Kindergarten. Einen flexibleren Job<br />
gibt es doch für junge Mütter kaum.“ Ihre<br />
„Kleine“ ist heute 25 und Anke selbst 49,<br />
aber so gerne sie an die Zeit Anfang der<br />
Neunziger zurückdenkt, als sie neu in <strong>Berlin</strong><br />
war, so gerne übt sie noch heute ihren<br />
Beruf aus. Eigentlich hat sie keine Zeit,<br />
sich gewerbepolitisch zu engagieren, wie<br />
sie schmunzelnd bemerkt, aber wenn es<br />
während der Fahrt geht ...<br />
Auch in der „Innung“ ist Anke Mitglied<br />
und hat unzählige Anekdoten auf Lager.<br />
„Als Marion Jungbluth vom Bundesverband<br />
FOTOS: Innung des <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbes e. V; Simi; <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
16 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI
MENSCHEN IM TAXI<br />
FOTO: Privat<br />
der Verbraucherzentralen des öfteren<br />
äußerte, mehr Konkurrenz sei gut für des<br />
Personenbeförderungsgewerbe, denn das<br />
gäbe mehr Wettbewerb, da widersprach<br />
ich und betonte, dass das PBefG Verbraucherschutz<br />
ist und dass man das aus Verbrauchersicht<br />
so nicht stehen lassen kann.<br />
Keine Ahnung, welche Konzerne da bei ihr<br />
Lobbyarbeit betreiben.“ Anke bedauert die<br />
persönlichen Querelen innerhalb der Verbände,<br />
die verhindern, dass im Gewerbe<br />
„alle in ein Horn tuten“, wie Verbands-Vizepräsident<br />
Hermann Waldner es einmal<br />
formulierte. „Unter dem Strich müssen<br />
wir trotz unterschiedlicher Meinungen<br />
Geschlossenheit zeigen. Ich hoffe immer<br />
noch: Je dünner die Luft wird, desto eher<br />
wacht der eine oder andere mal auf.“<br />
Anke sieht es mit Verärgerung, wie ein<br />
Teil der Fahrer das Gewerbe ständig selbst<br />
in Verruf bringt. „Da muss viel radikaler<br />
ausgesiebt werden. Wenn wir eine Zukunft<br />
haben, dann ist es in erster Linie Qualität,<br />
Qualität und nochmals Qualität. In Köln<br />
schickt das Gewerbe selbst Kontrolleure<br />
rum, da funktioniert das Qualitätsmanagement<br />
ganz gut, auch wenn der einzelne, der<br />
kontrolliert, ein dickes Fell braucht.“<br />
KEINE RECHTSFREIEN<br />
RÄUME IN BERLIN?<br />
Am Flughafen Tegel wird man inzwischen<br />
häufig von Uber-Fahrern angepöbelt<br />
oder angegriffen, wenn man ihnen Rechtsverstöße<br />
vorwirft oder Fahrgäste, die sie<br />
illegal laden möchten, zur <strong>Taxi</strong>-Ladeleiste<br />
schickt. Auch Anke hat einschlägige Erfahrung<br />
gemacht: „Am Schlesischen Tor stand<br />
mal ein Uber-Fahrzeug alleine auf dem<br />
<strong>Taxi</strong>halteplatz. Leider waren keine anderen<br />
Kollegen da. Da bin ich ausgestiegen,<br />
hab ein Foto gemacht, er ist ausgestiegen,<br />
hat ein Foto von mir gemacht und gesagt,<br />
‚o.k., wenn sie unbedingt Ärger wollen,<br />
dann kriegen sie auch Ärger’. Ich fühlte<br />
mich schon bedroht, und er ist auch nicht<br />
Die eigene Überzeugung leben, gerne Gespräche beginnen, authentisch und sympathisch<br />
rüberkommen – die ideale Mischung, um Menschen aufzuklären, dass verlässlich modern ist.<br />
weggefahren. Ich hätte die Polizei holen<br />
können, aber ob die gekommen wäre, ist<br />
die Frage. Ich wohne in einer Gegend mit<br />
sehr hoher Uber-Dichte und vermute, die<br />
haben auch ihre Whatsapp-Gruppen, wo sie<br />
die Kennzeichen von <strong>Taxi</strong>fahrern, die sie<br />
fotografieren, austauschen. Am nächsten<br />
Morgen hatte ich Fußspuren auf meinem<br />
Auto und Beulen im Dach. Die werden<br />
schon immer aggressiver, wenn man die<br />
btMv-App benutzt. Die stehen dreist überall,<br />
und die Behörden machen nichts.<br />
Ich denke, man muss auch auf die <strong>Berlin</strong>er<br />
Behörden noch viel mehr Druck ausüben.<br />
Das LABO ist ja um ein paar Mann<br />
aufgestockt worden, und die kontrollieren<br />
am liebsten an der Messe – allerdings ausschließlich<br />
Taxen und keine Mietwagen.<br />
Ich kam einmal mit einer Kontrolleurin ins<br />
Gespräch und sagte, es sei ja schön und<br />
gut, dass sie an der Messe kontrollieren,<br />
aber sie mögen doch auch mal am Flughafen<br />
kontrollieren, am Terminal A weiß<br />
ich gar nicht mehr, wo ich meine Fahrgäste<br />
aussteigen lassen soll, weil sich da alles<br />
illegal bereithält. Da sind Kontrollen dringend<br />
geboten. Dazu sagte sie, ja, aber es<br />
gehe ja auch um ihre persönliche Sicherheit<br />
und Gesundheit, und da würde sie<br />
sich nicht hintrauen. Ich war fassungslos<br />
und dachte, wenn es schon so weit ist, dass<br />
das LABO sich nicht mehr traut, dort zu<br />
kontrollieren, dann muss man sich doch<br />
Hilfe von der Polizei holen.“ Offiziell gibt es<br />
keine No-go-Areas in <strong>Berlin</strong>. Der Senat ist<br />
trotz gegenteiligen Selbstverständnisses<br />
offensichtlich inzwischen Lichtjahre von<br />
der Realität entfernt. <br />
ar<br />
Wenn Herr Scheuer seine Eckpunkte<br />
durchsetzt und die FDP<br />
weiterhin die Freigabe der <strong>Taxi</strong>tarife<br />
fordert, müssten Anke und ihr<br />
Mann wahrscheinlich ihren Beruf an<br />
den Nagel hängen. Wer soll dann<br />
den vielen Bundestagsabgeordneten<br />
vom „Leben auf der Straße“<br />
erzählen?<br />
SHK-Rechtsanwälte<br />
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TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />
17
MENSCHEN IM TAXI<br />
Mama Gül, Cansu, Gökay und Papa Simi. Die Uhr für „sein“ <strong>Taxi</strong>gewerbe zeigt fünf vor zwölf.<br />
TAXI FÜR DIE<br />
BILDUNG DER KINDER<br />
Kaum ein <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>unternehmer setzt sich so für das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
ein wie Kollege „Simi“. Profitieren sollen davon vor allem seine Kinder.<br />
Es mag romantischere Orte geben, um seine zukünftige Frau<br />
kennenzulernen, aber bei Hayrettin Şimşek, im Gewerbe<br />
nur als „Simi“ bekannt, passt sein erstes Treffen wie die<br />
buchstäbliche Faust aufs Auge. Simi hat seine Frau Gül im Jahr<br />
2002 auf der „Palette“ kennengelernt, jenem Wartebereich am<br />
Flughafen Tegel, an dem Tag für Tag viele <strong>Taxi</strong>fahrerinnen und<br />
<strong>Taxi</strong>fahrer anstehen. So lange, bis Mann (oder Frau) von diesem<br />
Ort in den Ladebereich an den Terminals hochfährt, wo sie dann<br />
abgehetzte, fröhliche, neugierige, reiselustige oder einheimische<br />
Fahrgäste einladen und zu ihren Hotels, Geschäftsterminen,<br />
Freunden, oder Familien fahren.<br />
Allzu oft ist die Wartezeit lang genug, dass man sich auf der<br />
Palette mit Kollegen unterhalten kann, einen Tee gemeinsam<br />
trinkt, Schach oder Backgammon spielt, sich über die neuesten<br />
gewerbepolitischen Themen austauscht – oder sich ineinander<br />
verliebt.<br />
Gül und Simi haben nach und nach entdeckt, dass „<strong>Taxi</strong>fahren“<br />
nicht das einzige gemeinsame Interesse ist, und sie haben 2007<br />
geheiratet. „Aus der Kollegin wurde der Mensch für mein Leben“,<br />
erzählt Simi, der damals schon <strong>Taxi</strong>unternehmer mit einem Fahrzeug<br />
(seit 2000) war. Gül wechselte nach der Hochzeit den „Chef“,<br />
ist seitdem bei ihrem Mann angestellt.<br />
2009 kam dann ihr Sohn Gökay auf die Welt und zwei Jahre später<br />
freute sich Gökay mit seinen Eltern über eine kleine Schwester.<br />
Heute ist Cansu sieben Jahre alt und ihr „großer“ Bruder zehn.<br />
Beide gehen auf eine bilinguale Schule, in der Englisch nicht nur<br />
unterrichtet, sondern auch im Schulalltag gesprochen wird. Solch<br />
eine Schule kostet natürlich zusätzliche Gebühren, und Gül und<br />
Simi verzichten dafür auf manchen Schnickschnack im Alltag und<br />
begnügen sich mit bescheidenen Urlauben, die sie oft in der Heimat<br />
in Kuşadası in der Türkei verbringen. „Unser <strong>Taxi</strong>verdienst wird<br />
in die Bildung unserer Kinder investiert“, sagt Simi.<br />
Damit das klappt, ist der Alltag bei der Familie Şimşek streng<br />
getaktet. Um halb sechs klingelt Simis Wecker, dann heißt es<br />
aufstehen, das Frühstück und die Pausenbrotzeit für die Kinder<br />
vorbereiten – und sie dann wecken. Nach dem Frühstück werden<br />
beide in die Schule gefahren. All das ohne die Mama, denn die<br />
sitzt zu diesem Zeitpunkt längst in der gemeinsamen Taxe. Meist<br />
beginnt ihre Schicht um fünf Uhr, wenn Vorbestellungen vorliegen<br />
auch entsprechend früher. Zwischen zehn und elf Uhr ist dann<br />
„Feierabend“, dann übernimmt Simi den Toyota RAV4, ein bewusst<br />
ausgewähltes Hybrid-<strong>Taxi</strong>. Schließlich hat man die Verantwortung<br />
für die nächste Generation nicht nur bei der Bildung, sondern auch<br />
bei der Umwelt, die man hinterlässt.<br />
Beim Schichtwechsel nehmen sich die beiden meist noch Zeit<br />
für ein gemeinsames Frühstück. Im Mai 2018 hat das einmal<br />
nicht geklappt, denn da hat Gül noch eine Funk-Vorbestellung<br />
nach Magdeburg angenommen, die Simi dann ausgeführt hat. „Da<br />
war Simi gerade im Supermarkt und die Schlüsselübergabe fand<br />
an der Kasse statt“, erzählt Gül. „Ich habe dann die Lebensmittel<br />
bezahlt und mein Mann hat an diesem Tag gute Kasse gemacht.“<br />
Leider sind Tage mit guter Kasse immer seltener im <strong>Berlin</strong>er<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe. Die vielen unkontrollierten Uber-Fahrzeuge sorgen<br />
für heftige Umsatzeinbußen, auch bei Gül und Simi, die seit<br />
FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
18 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI
MENSCHEN IM TAXI<br />
Monaten rund 30 Prozent weniger einnehmen. Immer öfter muss<br />
Simi abends um 20 Uhr nochmal für 2-3 Stunden raus auf die<br />
Straße, weil der Tagesumsatz zu wenig war. Somit fehlt die Zeit,<br />
die er sonst mit seinen Kindern verbracht hat. Wenn es finanziell<br />
zu eng wird, hilft die Familie. Und das wiederum ermöglicht dem<br />
Simi, auch weiterhin nicht nur hinter dem Lenkrad zu sitzen,<br />
sondern sich zusätzlich mit ganzer Kraft und auf vielfältige Weise<br />
für das – für „sein“ – <strong>Taxi</strong>gewerbe einzusetzen.<br />
Als Mitglied des Redaktionsteams ist er beispielsweise bei <strong>Taxi</strong><br />
<strong>Times</strong> für die Übersetzungen der zahlreichen Meldungen ins<br />
Türkische zuständig, die dann in der <strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-App erscheinen.<br />
Das freut nicht nur die türkisch sprechenden <strong>Berlin</strong>er, sondern<br />
findet auch im Rest Deutschlands und der Welt Beachtung.<br />
Die zweithäufigsten Aufrufe der türkischen Seite stammen aus<br />
Istanbul. Dazu betreut Simi diverse Facebook-Seiten als Administrator<br />
und recherchiert etliche Themen zu Uber und sonstigen<br />
Wettbewerbsverzerrern.<br />
Meist kann er das mit seinen Schichten verbinden. Am Ende<br />
einer Wartezeit am Halteplatz ist oft eine Meldung ins Türkische<br />
übersetzt. Nur an der Palette in Tegel klappt das nicht so gut, denn<br />
dort steht er maximal drei Minuten, schon kommt ein Kollege<br />
und will irgendetwas Gewerbepolitisches von Simi wissen. Oder<br />
ihn auch einfach auf einen Tee einladen, als Dank für die türkischen<br />
Übersetzungen. Viel Lob bekam er letztens auch für seine<br />
„Live-Übertragung“ auf Facebook: Simi war dafür am 28. <strong>März</strong><br />
extra zur <strong>Taxi</strong>demo nach Hannover gefahren. Vier Stunden im ICE<br />
für neunzig Minuten live (und laut) vom hupenden <strong>Taxi</strong>korso und<br />
von der Kundgebung mit Michael Müller vom Bundesverband <strong>Taxi</strong><br />
und dem niedersächsischen Verkehrsminister. Der hat an diesem<br />
Tag versprochen, dass Scheuers Eckpunktepapier in dieser Version<br />
nochmal grundlegend diskutiert wird, weil vor allem der geplante<br />
Wegfall der Rückkehrpflicht eine massive Benachteiligung für<br />
das <strong>Taxi</strong>gewerbe wäre.<br />
Die Kollegen vor Ort haben das mit Beifall honoriert, und Simi<br />
hat dafür gesorgt, dass es live auch überall in Deutschland zu hören<br />
war. „Hoffentlich hat auch Minister Scheuer zugehört“, sagt Simi.<br />
Die Demo in Hannover hat Simi selbst auch ein wenig optimistischer<br />
in die Zukunft blicken lassen. Schließlich wollen er und Gül ihre<br />
Kinder bis zum Abitur auf der bilingualen Schule lassen. jh<br />
Wenn Herr Scheuer seine Eckpunkte durchsetzt und<br />
die FDP weiterhin die Freigabe der <strong>Taxi</strong>tarife fordert,<br />
müssten Gül und Simi wahrscheinlich ihren Beruf an<br />
den Nagel hängen. Wie soll man dann Gökay und Cansu<br />
erklären, dass sie die Schule wechseln müssen?<br />
Simi mit seiner Fußballmannschaft beim SC Westend Ü40, wo<br />
viele <strong>Taxi</strong>kollegen kicken<br />
GEMEINSAM TORE SCHIESSEN<br />
Die <strong>Taxi</strong>branche ist das, was man üblicherweise als kleinteiliges<br />
Gewerbe bezeichnet. Jeder ist für sich selbst verantwortlich.<br />
Jeder muss selber sehen, dass er am Ende des<br />
Tages auf genügend Fahrten kommt.<br />
Doch wenn es darauf ankommt, halten <strong>Taxi</strong>fahrer zusammen.<br />
Das zeigt sich auch beim Sport. Simi spielt Fußball, in<br />
der Ü40-Mannschaft des SC Westend. In der Mannschaft<br />
sind viele <strong>Taxi</strong>kollegen. Kein Zufall, denn der Club trainiert<br />
nahe dem Flughafen Tegel. Da sind die Kollegen nach dem<br />
Training und frisch geduscht schnell wieder mittendrin im<br />
Geschehen.<br />
Bei den Punktspielen geht es ernst zur Sache, aber nie<br />
unfair. Da zieht man lieber zurück, als sich oder andere<br />
zu verletzten. Schließlich sind Simi und die Kollegen<br />
selbstständig und können sich keinen Ausfall leisten. Ein<br />
Punktspiel gegen eine Mannschaft, die dafür bekannt ist,<br />
mehr auf die Knochen als auf den Ball zu gehen, hat man<br />
abgesagt und als verloren werten lassen. Die Gesundheit<br />
ist wichtiger.<br />
So einfach ist es im Kampf gegen Uber nicht. Simi wüscht<br />
sich schon lange, dass endlich jemand Uber die rote Karte<br />
zeigt. Dem US-Konzern das Feld kampflos zu überlassen,<br />
kommt allerdings nicht in Frage.<br />
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Oliver Friedrici und Burkard Dregger hörten aufmerksam zu, bevor<br />
sie mit dem <strong>Taxi</strong>gewerbe in einen themenreichen Austausch traten.<br />
Jens Schmiljun (2. v. l.) erläuterte Oliver Friederici, Burkard Dregger<br />
und Carsten Reichert die Auftragsvermittlung bei <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>.<br />
AN EINEM STRANG ZIEHEN GEHT!<br />
Im <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>-Museum tauschten die <strong>Taxi</strong>-Verbände und Landespolitiker<br />
der CDU Informationen und Meinungen aus und vereinbarten einen<br />
fortgesetzten Dialog – eine Sternstunde für das Gewerbe.<br />
Erneut prominenter Besuch in der<br />
Persiusstraße: Am 12. <strong>März</strong> trafen<br />
die Verbände des <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />
mit dem <strong>Berlin</strong>er CDU-Fraktionschef<br />
Burkard Dregger und dem verkehrspolitischen<br />
Sprecher Oliver Friederici zu<br />
einem Gespräch zusammen. Oppositionsführer<br />
Dregger, der erst letzten Sommer an<br />
die Fraktionsspitze gewählt wurde, ist im<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe noch wenig bekannt, zeigte<br />
sich aber sehr offen und interessiert.<br />
Zum Auftakt führte Gastgeber Jens<br />
Schmiljun von <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> die beiden Politiker<br />
durch das Callcenter, erläuterte Eckdaten<br />
zur <strong>Taxi</strong>vermittlung und konnte ihnen<br />
in kürzester Zeit darlegen, dass das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
alles andere als altmodisch ist,<br />
sondern modern und digital funktioniert.<br />
Eingeladen hatte die „Innung“ des <strong>Berlin</strong>er<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbes. Die Moderation führte<br />
Carsten Reichert, „Innungs“-Vorstand und<br />
nebenbei SPD-Bezirkspolitiker und <strong>Taxi</strong>fahrer.<br />
Nach der Begrüßung durch Jens<br />
Schmiljun, der einen Gruß von Geschäftsführer<br />
Hermann Waldner überbrachte (der<br />
befand sich auf dem Weg nach München,<br />
wo er am nächsten Tag als Verbands-Vizepräsident<br />
Hauptredner auf der <strong>Taxi</strong>-Demo<br />
war), gab Reichert eine prägnante Einführung<br />
in die Besonderheiten des Personenbeförderungsmarktes,<br />
wobei er viel<br />
Zuspruch für seinen strukturierten und<br />
zugleich ungezwungenen Redestil erhielt.<br />
Reichert erläuterte den Gästen die derzeitige<br />
Situation des <strong>Taxi</strong>gewerbes. Dabei<br />
betonte er, dass man durchaus offen für<br />
Neuerungen und für Konkurrenz ist, dass<br />
aber bestimmte Entwicklungen für das<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe nicht mehr hinnehmbar sind.<br />
Konkret nannte er, die Landesebene betreffend,<br />
die Verzögerung der Tarifanpassung<br />
und die Untätigkeit der Behörden für Verkehr<br />
und Inneres. Betreffs Bundesebene<br />
war das naheliegende Thema die geplante<br />
Marktliberalisierung durch Bundesverkehrsminister<br />
Andreas Scheuer. Da die<br />
Bundesgesetzgebung Sache des Bundestages<br />
und auch des Bundesrates ist, hat hier<br />
auch das Wort der Landespolitker Gewicht.<br />
Burkard Dregger, der aufmerksam zugehört<br />
und sich schriftliche Notizen gemacht<br />
hatte, bedankte sich für den Vortrag, ging<br />
anschließend detailliert auf die Fakten ein<br />
und stellte klar, dass er persönlich das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
sehr schätzt und die angesprochenen<br />
Probleme für lösbar hält. Man dürfe<br />
nicht „alles über Bord werfen, was sich<br />
über Jahrzehnte bewährt hat“. Man müsse<br />
sich dazu zusammensetzen, gemeinsam<br />
„Sie sollen uns<br />
gerne an unseren<br />
Taten messen."<br />
Burkard Dregger<br />
an Lösungen arbeiten und „Druck in den<br />
Kessel bringen“, um die Senatsverwaltungen<br />
zu veranlassen, mit dem <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
zu sprechen und seine Existenz zu sichern.<br />
Im Anschluss entwickelte sich ein<br />
vielseitiger Austausch über Belange des<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbes (Inklusion, Laderechte am<br />
BER) und verkehrspolitische Entwicklungen<br />
(A100, TXL, Adlergestell) zwischen<br />
Burkard Dregger, Oliver Friederici und je<br />
einem Vertreter der vier großen Verbände,<br />
ergänzt durch Redebeiträge von Dr. Lutz<br />
Kaden von der IHK und Mem Deisel von<br />
der Facebook-Gruppe „<strong>Taxi</strong>-Gruppe <strong>Berlin</strong>“.<br />
ALLE WAREN ZUFRIEDEN<br />
Ein Fraktionschef ist naturgemäß nicht<br />
Experte für alle politischen Teilgebiete,<br />
und Dreggers Aussage, er stecke nicht so<br />
tief in den Details wie „Olli“ Friederici und<br />
habe noch keine Antwort auf die derzeitige<br />
Wettbewerbsverzerrung, hinterließ<br />
bei den Anwesenden den Eindruck, dass<br />
hier nicht große Worte und Aktionismus<br />
das Herangehen bestimmen, sondern Diskursbereitschaft<br />
und die Suche nach einem<br />
Interessenausgleich.<br />
Jens Schmiljun zeigte sich am Ende hochzufrieden.<br />
Die freundliche Atmosphäre, der<br />
sachliche Austausch und das konstruktive<br />
Miteinander der Verbände seien ein<br />
außerordentlich positives Signal und gäben<br />
Grund zum Optimismus. Dreggers und Friedericis<br />
Besuch bei <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> wurde von<br />
allen Beteiligten als Geste des Interesses<br />
am <strong>Taxi</strong>gewerbe gewürdigt und als Auftakt<br />
für einen künftigen konstruktiven Dialog<br />
begrüßt. Mit der konkreten Zusage, die<br />
geäußerten Anliegen und Forderungen in<br />
die Plenarsitzungen und Ausschüsse zu tragen<br />
und dort von der Regierung Antworten<br />
zu verlangen, haben Burkard Dregger und<br />
Oliver Friederici einen guten Grundstein<br />
dafür gelegt. <br />
ar<br />
FOTOS: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
20 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI
Scheuers Eckpukte müssen weg. Der Bundesverband <strong>Taxi</strong> und Mietwagen e. V. zeigt sich in diesem Punkt kompromisslos.<br />
BERLINER UNTERSTÜTZUNG<br />
FÜR TAXIDEMO IN MÜNCHEN<br />
Wie schon in <strong>Berlin</strong> unterstützte <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> drei Wochen später auch<br />
die Münchener <strong>Taxi</strong>demo. Hermann Waldner als Verbands-<br />
Vizepräsident richtete klare Worte an Verkehrsminister Scheuer.<br />
FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Weil Bundesverkehrsminister<br />
Scheuer mit seinen kürzlich<br />
veröffentlichten Eckpunkten<br />
zur Novellierung des Personenbeförderungsgesetzes<br />
(PBefG) die Existenz des<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbes gefährdet, geht das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
in Deutschland derzeit auf die Barrikaden,<br />
um das Verkehrsministerium zur<br />
Rücknahme der Eckpunkte zu bewegen.<br />
Teil 2 der Protestaktionen wurde am 13.3.<br />
unter Federführung des Bundesverbands<br />
<strong>Taxi</strong> und Mietwagen e. V. und dessen angeschlossenem<br />
Landesverband Bayerischer<br />
<strong>Taxi</strong>- und Mietwagenunternehmer durchgeführt.<br />
Zwischen 10 und 12 Uhr schränkten<br />
zahlreiche bayerische <strong>Taxi</strong>zentralen<br />
ihre Auftragsvermittlung ein. Parallel<br />
dazu fand eine Demonstration unmittelbar<br />
vor der Bayerischen Staatskanzlei statt.<br />
Dort hatten sich rund 500 <strong>Taxi</strong>kolleginnen<br />
und -kollegen versammelt und<br />
mit Bannern und Plakaten nicht nur eine<br />
Rücknahme der Eckpunkte gefordert, sondern<br />
auch ein Verbot der Uber-Apps. Dabei<br />
mischten sich zu den „Uber raus“-Rufen der<br />
Kollegen auch „Scheuer muss weg“-Sprechchöre.<br />
In der bayerischen Landeshauptstadt<br />
und am angeschlossenen Flughafen<br />
vermittelt der US-Fahrtenvermittler Uber<br />
etliche Aufträge an Partner-Unternehmen,<br />
die zwar über gültige Mietwagenkonzessionen<br />
verfügen, aber täglich gegen gesetzliche<br />
Bestimmungen verstoßen. Dazu zählt<br />
unter anderem die Rückkehrpflicht zum<br />
Betriebssitz nach jeder Fahrt.<br />
AUS ILLEGAL LEGAL MACHEN?<br />
Doch anstatt mit Kontrollen und empfindlichen<br />
Sanktionen durchzugreifen, hält<br />
man es für den einfacheren Weg, das Personenbeförderungsgesetz<br />
zu novellieren,<br />
um damit bisheriges illegales Handeln zu<br />
legitimieren. Verkehrsminister Andreas<br />
Scheuer schlägt in seinem Eckpunktepapier<br />
unter anderem die Aufhebung der<br />
Rückkehrpflicht oder auch der Einzelplatzvermietung<br />
vor. Verbands-Vizepräsident<br />
Hermann Waldner bezeichnete das auf der<br />
Münchener Demo als „Schlag ins Gesicht“<br />
und eine Missachtung der Existenz der<br />
<strong>Taxi</strong>branche mit ihren 250.000 Arbeitsplätzen.<br />
Nimmt man deren Angehörige<br />
dazu, Frauen und Kinder, dürfte es sogar<br />
die doppelte Anzahl sein.<br />
Man lasse sich nicht länger beschwichtigen,<br />
sagte Waldner, der für die Demo eigens<br />
aus <strong>Berlin</strong> angereist war. „Wir erwarten<br />
klare Aussagen von Herrn Scheuer, dass er<br />
einige Punkte aus seinem Eckpunktepapier<br />
zurücknimmt.“<br />
Waldner sendet deutliche Signale an die<br />
Politik: „Bisher waren wir ruhig und diplomatisch,<br />
aber wenn es um unsere Existenz<br />
geht, wird man uns kennenlernen“. jh<br />
TAXI BERLIN TZB GMBH<br />
Persiusstraße 7, 10245 <strong>Berlin</strong><br />
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Öffnungszeiten Kundencenter<br />
und Technikcenter<br />
Mo - Fr 10.00 bis 17.00 Uhr<br />
Geschäftsführer<br />
Hermann Waldner<br />
Presserechtlich verantwortlich für<br />
diese Seite: Hermann Waldner<br />
Redaktion: Axel Rühle (ar)<br />
Pressekontakt: presse@taxi-berlin.de<br />
TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />
21
<strong>Taxi</strong>gewerbe mit Regierendem Bürgermeister Müller: Lars Düsterhöft, Tino Schopf, Mem Deisel, Michael Müller,<br />
Carsten Reichert, Hermann Waldner, Leszek Nadolski<br />
UNTERWEGS IM AUFTRAG<br />
DES TAXIGEWERBES<br />
Blockierter <strong>Taxi</strong>tarif in <strong>Berlin</strong>, Scheuers Eckpunkte, Ortskundeprüfung.<br />
Hermann Waldner kämpft derzeit an vielen Fronten unentwegt für die<br />
Interessen des <strong>Berlin</strong>er und des bundesweiten <strong>Taxi</strong>gewerbes.<br />
Nicht nur in <strong>Berlin</strong> brennt es an vielen Ecken: geplante Aufhebung<br />
der Rückkehrpflicht für Mietwagen, überfällige<br />
Tariferhöhung, extreme Zunahme der Pseudo-<strong>Taxi</strong>-Anbieter,<br />
Umsatzeinbußen bei <strong>Taxi</strong>betrieben, Diesel-Fahrverbote,<br />
Behörden-Untätigkeit bei Rechtsverstößen, fehlende Laderechte<br />
in Schönefeld.<br />
Ein Teil der Aktivitäten zur Bekämpfung all dieser Missstände<br />
zeigt sich laut und öffentlich wahrnehmbar. Es sind Demonstrationen<br />
von <strong>Taxi</strong>kollegen, die aufstehen und Gesicht zeigen – in<br />
<strong>Berlin</strong>, München, Hannover, Nürnberg und an vielen weiteren<br />
Orten (siehe S. 6 und 21).<br />
VON BERLIN ÜBER HAMBURG, NÜRNBERG<br />
UND FRANKFURT AM MAIN NACH MÜNCHEN<br />
Der andere Teil geschieht weitgehend hinter den Kulissen: die<br />
Arbeit der Gewerbevertreter. Eine besondere Rolle kommt hierbei<br />
Hermann Waldner zu, denn er ist nicht nur Geschäftsführer bei<br />
<strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>, dem Münchener IsarFunk und taxi.eu sowie Vorstand<br />
der Servicegesellschaft der <strong>Taxi</strong>zentralen <strong>Taxi</strong> Deutschland eG.<br />
Er hat als Vizepräsident des Bundesverbandes <strong>Taxi</strong> und Mietwagen<br />
(des bisherigen BZP) auch maßgeblich den Umzug des<br />
Verbandes von Frankfurt am Main nach <strong>Berlin</strong> vorangetrieben,<br />
an den Ort des Geschehens, hin zu den Politikern, die wichtige<br />
Entscheidungen treffen.<br />
Diese Schnittmenge an landes- und bundespolitischer Verantwortung<br />
bewirkt seit längerem einen prall gefüllten Terminkalender,<br />
der Hermann Waldner wenig Freizeit lässt. Auch das Team<br />
in der Persiusstraße bekommt seinen Chef momentan selten zu<br />
Gesicht, da dieser sich mit großer Energie und Geduld in Gesprächen<br />
mit Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft für den<br />
Erhalt des angeschlagenen Gewerbes einsetzt.<br />
Ein Auszug der wichtigsten Ereignisse aus seinem Terminkalender<br />
der letzten Wochen könnte den Titel „Atemlos durch den<br />
<strong>März</strong>“ tragen:<br />
3. Februar: Gespräch der Gewerbevertretungen mit <strong>Berlin</strong>er SPD-Abgeordneten,<br />
darunter Innensenator Andreas Geisel, Fraktionschef Read Saleh und Tino Schopf.<br />
4. Februar: Gespräch mit Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese und den<br />
<strong>Berlin</strong>er Verbänden über die überfällige Tariferhöhung und Maßnahmen gegen die<br />
massenhaften Rechtsverstöße durch Pseudo-<strong>Taxi</strong>-Anbieter wie Uber.<br />
18. Februar: Jahresempfang des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft –<br />
Unternehmerverband Deutschlands e. V. mit Unternehmern, Spitzenpolitikern und<br />
Botschaftern.<br />
27. Februar: am Vormittag Mercedes-Neujahrstreffen in der <strong>Berlin</strong>er Mercedes-<br />
Vertretung Unter den Linden, am Nachmittag 5. <strong>Berlin</strong>er Mittelstandskongress<br />
mit Hermann Waldner als Gewerbevertreter auf dem Podium, Diskussion mit<br />
Verkehrssenatorin Regine Günther und Wirtschaftsvertretern (siehe S. 28).<br />
7. <strong>März</strong>: Vorstandssitzung der <strong>Taxi</strong> Deutschland eG in Frankfurt am Main.<br />
Themen: Strategien zur Verbesserung der Kundenbeziehungen, Entwicklung des<br />
deutschlandweiten App-Bestellnetzes bis in kleinere Städte, Kooperation taxi.eu,<br />
<strong>Taxi</strong> Deutschland und cab4me.<br />
13. <strong>März</strong>: große <strong>Taxi</strong>-Demo des Bundesverbands <strong>Taxi</strong> vor der Bayerischen<br />
Staatskanzlei in München mit Hermann Waldner als Hauptredner (siehe S. 21).<br />
21. <strong>März</strong>: Gespräch mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD),<br />
seinen Parteifreunden Raed Saleh, Tino Schopf und Lars Düsterhöft und „Innungs“-<br />
Chef Leszek Nadolski in der <strong>Berlin</strong>er Senatskanzlei über brennende Probleme wie<br />
<strong>Taxi</strong>tarif, Mietwagen-Rechtsverstöße und Konsequenzen aus dem BGH-Urteil.<br />
22. <strong>März</strong>: vormittags Gespräch des Bundesverbands <strong>Taxi</strong> (Müller, Waldner, Zander,<br />
Grätz; siehe S. 5) mit Bundesverkehrsminister Scheuer mit eindringlichem Appell<br />
zum Erhalt der Rückkehrpflicht für Mietwagen im Personenbeförderungsgesetz<br />
(PBefG).<br />
25. bis 27. <strong>März</strong>: Tagung mit Mitgliederversammlung des Bundesverbandes in<br />
Hamburg, Hauptthema: Erhalt der wichtigen Regelungen im PBefG.<br />
29. <strong>März</strong>: Workshop-Forum mit dem Grünen-Abgeordneten Stefan Gelbhaar und<br />
Mobilitätsanbietern im Paul-Löbe-Haus; Werben für Erhalt der Paragraphen im<br />
PBefG, die das <strong>Taxi</strong>gewerbe schützen.<br />
Das <strong>Taxi</strong>gewerbe (in <strong>Berlin</strong> und bundesweit) hat in Hermann<br />
Waldner einen engagierten Vertreter, der eher diplomatisch arbeitet<br />
und sich nur in extremen Situationen auf eine Bühne stellt und<br />
laut das Wort ergreift. Viel lieber dankt er leise aber herzlich den<br />
<strong>Berlin</strong>er Kolleginnen und Kollegen für deren gute Mitarbeit und<br />
Ausdauer beim letzten BVG-Streik.<br />
ar<br />
FOTO: „Innung“ des <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbes e. V.<br />
22 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI
MELDUNGEN<br />
FOTO: Wilfried Hochfeld / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
JETZT ERST RECHT<br />
Neuer Kampfgeist, neues Logo,<br />
neuer Nachrichtenkanal, neuer<br />
Name: Bundesverband <strong>Taxi</strong> und<br />
Mietwagen e. V. – so heißt seit Ende<br />
<strong>März</strong> der bisher als „BZP“ bekannte<br />
Verband in der Dorotheenstraße 37 mit dem Präsidenten Michael<br />
Müller, den Vizepräsidenten Hermann Waldner und Peter Zander<br />
und dem Geschäftsführer Thomas Grätz. Bisher hieß er offiziell<br />
„Deutscher <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenverband e. V.“, und die Abkürzung<br />
„BZP“ war ein Relikt aus der Zeit von 1965 bis 2000, als er<br />
„Bundeszentralverband Personenverkehr“ hieß. Sie wird nicht<br />
mehr verwendet. Eine neue gibt es aber (noch?) nicht. Als Kurzform<br />
dient vorerst „Bundesverband <strong>Taxi</strong>“.<br />
„Wir haben diesen neuen Namen vorgeschlagen, weil sich das<br />
Umfeld für Kommunikation rasant ändert. Botschaften müssen<br />
klarer werden“, sagte Verbandspräsident Michael Müller.<br />
Als weitere Neuerung bietet der Verband Smartphonenutzern<br />
seit Kurzem die Möglichkeit, sich per Whatsapp über Neuigkeiten<br />
wie z. B. Demo-Ankündigungen rund um die Reform des Personenbeförderungsgesetzes<br />
informieren zu lassen. Um die Meldungen<br />
zu abonnieren, muss in Whatsapp das Wort „Start“ an die Telefonnummer<br />
0176 - 42 04 69 83 geschickt werden. Die Bestätigung<br />
kommt automatisiert wenige Minuten später.<br />
Die Teilnehmerzahl wächst schnell. Täglich kommen neue<br />
Anmeldungen dazu, wie Michael Oppermann vom Verband<br />
gegenüber <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> berichtet. Für die Meldungen sorgen er<br />
und Mitarbeiter der PR-Agentur Elephantlogic, bekannt durch<br />
die Kampagne „Verlässlich ist modern“.<br />
ar<br />
JELBI KOMMT<br />
„Jelbi“, wie der jroße Jelbe, heißt die neue Mobilitätsplattform<br />
der BVG. Alle Verkehrsformen sollen sich in <strong>Berlin</strong> über diese App<br />
buchen und bezahlen lassen.<br />
So berlinisch wie der Name ist die ganze Plattform. Teilnehmen<br />
werden neben der BVG auch die S-Bahn, <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>, örtliche Carsharing-Unternehmen<br />
und <strong>Berlin</strong>er Startups (z. B. mit E-Mopeds<br />
und Fahrrädern), sowie auch der BerlKönig. Im Prinzip können<br />
alle Anbieter mitmachen, die moderne Mobilität jenseits des eigenen<br />
Autos bieten.<br />
Durch die Vernetzung der Angebote können Fahrgäste sich<br />
von der Routenplanung über die Reservierung bis zum Bezahlvorgang<br />
passgenau ihren Weg durch die Stadt zusammenstellen.<br />
Das eigene Auto wird für die allermeisten unnötig.<br />
Die technische Basis und das Knowhow der Smartphone-App<br />
liefert das Mobilitäts-Startup Trafi, das bereits für Vilnius erfolgreich<br />
eine Mobilitätsplattform aufgebaut hat.<br />
Die BVG hat sich hierbei nicht auf eine der bereits bestehenden<br />
Mobilitätsplattformen von Autoherstellern und anderen Global<br />
Playern eingelassen, die mehr auf ihren Börsenwert schielen als<br />
auf die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen, sondern eine Lösung<br />
speziell für <strong>Berlin</strong> geschaffen. Die größten Teilnehmer sind, neben<br />
der BVG selbst, die S-Bahn und <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>.<br />
Die Zukunft der Mobilität in <strong>Berlin</strong> kann beginnen – und das<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe ist dabei. Wann genau die App online geht, wurde<br />
noch nicht bekanntgegeben.<br />
wh<br />
NEWSTICKER<br />
MERCEDES-NEUJAHRSEMPFANG<br />
Immer im Frühjahr lädt die <strong>Berlin</strong>er<br />
Mercedes-Niederlassung das <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
zu einem feinen Diner in die Mercedes-Benz-Gallery<br />
Unter den Linden. Die<br />
Gallery heißt jetzt „The Dawg Daimlers“ mit<br />
einem neuen Catering unter der Leitung<br />
von Sternekoch Björn Swanson. Ein schöner<br />
Tipp auch für Fahrgäste: lecker Essen<br />
mit Mercedes-Ausstellung und Fan-Shop,<br />
bei schönem Wetter auch draußen.<br />
Niederlassungschef Hans-Bahne Hansen<br />
freute sich in einer kurzen Ansprache<br />
über die konstant gute Abnahme von Mercedes-<strong>Taxi</strong>s<br />
durch das <strong>Berlin</strong>er Gewerbe<br />
und versicherte, dass der Diesel noch viele<br />
Jahre eine große Rolle spielen wird.<br />
Wieder waren alle Mercedes-Leute dabei,<br />
die direkt oder entfernt mit <strong>Taxi</strong>s zu tun<br />
haben. Das <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbe, das sich<br />
täglich mit Uber und den anderen Unternehmen,<br />
an denen sich Mercedes beteiligt,<br />
herumärgert, nimmt solche freundlichen<br />
Gesten der <strong>Berlin</strong>er Mercedes-Niederlassung<br />
dankbar zur Kenntnis.<br />
wh<br />
SIXT SETZT AUF TAXI<br />
Die größte Autovermietung Deutschlands,<br />
die Sixt SE, immer für eine provokative<br />
Werbung gut, hat nach den <strong>Taxi</strong>zentralen<br />
München eG und IsarFunk nun auch<br />
den Hamburger Hansa-Funk in seine Mobilitäts-App<br />
„One“ integriert. Nachdem Sixt<br />
Ende Januar seinen 50-Prozent-Anteil am<br />
Car-Sharing-Riesen „Drive now“ an BMW<br />
verkauft hatte, was als Voraussetzung für<br />
„Share now“ galt, stellte der 1912 als Familienbetrieb<br />
gegründete Autovermieter seine<br />
neue Sixt-Ride-Plattform vor. Der Dienst<br />
ermöglicht die weltweite Buchung von<br />
Fahrdiensten. In Deutschland hat man sich<br />
bewusst für die <strong>Taxi</strong>zentralen als Kooperationspartner<br />
entschieden. Demnächst sollen<br />
weitere Städte folgen. Voraussetzung ist die<br />
Möglichkeit der bargeldlosen Abrechnung<br />
über die App.<br />
ar<br />
TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />
23
INNUNG DES BERLINER TAXIGEWERBES E. V.<br />
Car-Sharing-Autos<br />
des künftigen Global<br />
Players „free now“<br />
FREE NOW –<br />
DER FEIND IM EIGENEN TAXI<br />
Spätestens jetzt, nachdem Daimler und BMW Uber „offiziell den Kampf“<br />
angesagt haben, sollte klar sein, dass mytaxi (in zukunft „free now“) nicht<br />
der vielbeschworene Retter des <strong>Taxi</strong>s ist.<br />
Schon lange arbeiten die beiden<br />
Autobauer im Hintergrund in der<br />
MaaS-Alliance gemeinsam mit<br />
Uber und anderen daran, zumindest den<br />
europäischen Großstadtverkehr von morgen<br />
unter sich aufzuteilen.<br />
Die mytaxi-App wird im Laufe des Jahres<br />
in „free now“ umbenannt und wird <strong>Taxi</strong>bestellmöglichkeiten<br />
außer per mytaxi auch<br />
über die bisherige Clever<strong>Taxi</strong>-App (bislang<br />
Rumänien), Mietwagenangebote über die<br />
Kapten-App (ehem. Chauffeur Privé, bislang<br />
Paris, Lyon, Lissabon, Genf) und über<br />
Beat (bislang Athen und Großstädte in<br />
Chile, Peru, Kolumbien, Mexiko) anbieten.<br />
In den Änderungsvorschlägen zum<br />
PBefG finden wir die Handschrift aller<br />
Anwärter auf den „<strong>Taxi</strong>kuchen“. Unter<br />
anderem mytaxi forderte zum Beispiel ein<br />
Einheitsgewerbe aus <strong>Taxi</strong> und Mietwagen<br />
mit deregulierten Tarifen.<br />
Es sollte uns klar sein, dass es hier nicht<br />
ausschließlich um die Rückkehrpflicht<br />
INNUNG DES BERLINER<br />
TAXIGEWERBES E. V.<br />
Persiustraße 7, 10245 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. Sekr.: +49 (0)30 / 23 62 72 01<br />
E-Mail: info@taxiinnung.org<br />
www.taxiinnung.org<br />
www.facebook.com/taxiinnung<br />
Presserechtlich verantwortlich für<br />
diese Seite: Leszek Nadolski (lena)<br />
Redaktion: Rolf Feja (rf)<br />
Mitarbeit: Yvonne Schleicher (yps)<br />
geht. Der ganze § 49, Absatz 4 des PBefG<br />
und mehr steht auf dem Spiel.<br />
Aktuell darf mit Mietwagen kein taxiähnlicher<br />
Verkehr stattfinden, und die<br />
Abgrenzung von <strong>Taxi</strong> zu Mietwagen ist<br />
vom Bundesverfassungsgericht mehrfach<br />
bestätigt. Sie muss durch geeignete Regeln<br />
bekräftigt werden, und vor allem sind die<br />
dauerhaften Verstöße dagegen endlich mit<br />
5. BERLINER MITTELSTANDS-<br />
KONGRESS<br />
Unter dem Slogan „Mobilität in der<br />
Metropole <strong>Berlin</strong> – Chance oder Verhängnis<br />
für Unternehmen?“ fand am<br />
Mittwoch, dem 27.02.<strong>2019</strong>, in der Mercedes-Welt<br />
am Salzufer der 5. <strong>Berlin</strong>er<br />
Mittelstandskongress statt. Organisiert<br />
wurde das Event von der Mittelstands-<br />
und Wirtschaftsvereinigung der<br />
<strong>Berlin</strong>er CDU. Die Teilnahme an dem<br />
Kongress war für uns eine Selbstverständlichkeit,<br />
denn in unserem Selbstverständnis<br />
sind es die <strong>Taxi</strong>s, die die<br />
Mobilität für alle sichern.<br />
Wir sorgen dafür, dass in <strong>Berlin</strong> jeder<br />
überall und zu jeder Zeit sein Ziel<br />
erreicht. Der Kongress hat uns die<br />
Möglichkeit gegeben, nicht nur das<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe nach außen zu präsentieren,<br />
sondern weiter auch einen<br />
Austausch mit den <strong>Berlin</strong>er CDU-Politikern<br />
ermöglicht – was uns die<br />
seltene Möglichkeit geschaffen hat, zu<br />
erfragen, wie die <strong>Berlin</strong>er CDU bezüglich<br />
der <strong>Taxi</strong>politik in Anbetracht der<br />
empfindlichen Strafen bis hin zum Konzessionsentzug<br />
zu ahnden. Die zuständigen<br />
Behörden dürfen nicht länger in<br />
Vorwegnahme der Wünsche der Industrie<br />
stillhalten.<br />
Es ist eine große Aufgabe, sich dafür einzusetzen.<br />
Im Falle von Apps ist die Lösung<br />
einfach und mit einem „Fingertipp“ zu erledigen:<br />
Sie sind deinstallierbar. yps<br />
Klaus-Dieter Gröhler, CDU/MdB (Mitte)<br />
mit „Innungs“-Vertretern Carsten Reichert<br />
und Leszek Nadolski<br />
Änderung des PBefG sowohl auf <strong>Berlin</strong>er<br />
als auch Bundesebene steht. Bei<br />
der Abschlusspodiumsdiskussion hat<br />
Hermann Waldner in seiner Funktion<br />
als Verbands-Vizepräsident die Notwendigkeiten<br />
für den Erhalt des <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />
zum Ausdruck gebracht. Ein<br />
voller Erfolg, der uns aber zeigte, dass<br />
wir zukünftig auf ähnlichen Veranstaltungen<br />
teilnehmen müssen. Nur durch<br />
kontinuierliche PR-Arbeit kann das <strong>Berlin</strong>er<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe in der Öffentlichkeit<br />
sowie in der Politik auf unsere Unverzichtbarkeit<br />
im ÖPNV hinweisen. lena<br />
FOTOS: „Innung“ des <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbes e. V., Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> (2)<br />
24 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI
TAXI DEUTSCHLAND BERLIN E. V.<br />
Hauptstraße am Bahnhof Ostkreuz: Hier können Taxen sich höchstens<br />
noch illegal bereithalten.<br />
WIRD DAS TAXI<br />
ABSICHTLICH<br />
VERGESSEN?<br />
Tauentzienstraße: zu wenig Platz für Taxen<br />
am KaDeWe<br />
<strong>Taxi</strong>s gehören zur Grundversorgung im öffentlichen Nahverkehr und<br />
sollten dementsprechend respektiert werden. Das gilt auch beim Parken<br />
und bei Baumaßnahmen, die <strong>Taxi</strong>halteplätze unbenutzbar machen.<br />
FOTOS: Irene Jaxtheimer / <strong>Taxi</strong> Deutschland<br />
Die Einrichtung von <strong>Taxi</strong>standplätzen<br />
ist eine aus § 47 PBefG<br />
folgende öffentlich-rechtliche<br />
Pflicht. Deshalb sollte es auch Pflicht sein,<br />
bei Bauvorhaben, die den Wegfall der<br />
genehmigten <strong>Taxi</strong>halteplätze betreffen,<br />
eine ausreichende Alternative zu bieten.<br />
Vorbildlich zeigte sich die vorausschauende<br />
Geschäftsführerin des Zentralen<br />
Omnibusbahnhofs am Funkturm (ZOB),<br />
Frau Nadine Gottschalk. Sie lud die Gewerbevertreter<br />
der <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>verbände am<br />
15. <strong>März</strong> zu einem Ortstermin am ZOB ein.<br />
Mit den Planern des neuen ZOB wurden die<br />
Möglichkeiten des vorübergehenden <strong>Taxi</strong>halteplatzes<br />
während der Umbauphase der<br />
Wartehalle ab Frühjahr 2020 besprochen.<br />
Die provisorische Wartehalle wird für die<br />
Umbauphase an den Messedamm verlegt.<br />
Dementsprechend sollte der <strong>Taxi</strong>halteplatz<br />
mit Nachrückbereich ebenfalls dort eingerichtet<br />
werden. Nur hier wäre ein barrierefreier<br />
Zugang für die Fahrgäste möglich.<br />
Die Planer des ZOB werden hierzu beim<br />
zuständigen Bezirksamt einen Antrag für<br />
den temporären <strong>Taxi</strong>halteplatz stellen.<br />
Solch eine weise Voraussicht hätten<br />
wir uns auch für andere <strong>Taxi</strong>halteplätze<br />
gewünscht. Für die Baustelle in der Passauer<br />
Straße vor dem KaDeWe wurden<br />
ohne Ersatz einfach mal 20 <strong>Taxi</strong>standplätze<br />
im Nachrückbereich ersatzlos gestrichen.<br />
Der Bedarf an <strong>Taxi</strong>s ist vor dem KaDeWe<br />
sehr hoch, so dass die 4 Standplätze für<br />
<strong>Taxi</strong>s viel zu wenig sind.<br />
Mittlerweile ist die Rechtsabbiegerspur<br />
von der Tauentzienstraße gesperrt, da nun<br />
die Zufahrt in die Passauer Straße nicht<br />
mehr möglich ist. Diese könnte für die Bauzeit<br />
als <strong>Taxi</strong>nachrückbereich verwendet<br />
werden. Wir hatten bereits das zuständige<br />
Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg darauf<br />
hingewiesen, aber leider noch keine Antwort<br />
erhalten.<br />
Nach wie vor katastrophal ist die Situation<br />
am Europaplatz, und am Bahnhof Ostkreuz<br />
hat man uns bei der Planung gleich<br />
mal großzügig komplett übergangen.<br />
Aufgrund der sich maßlos ausbreitenden<br />
taxiähnlichen Mietwagendienste ist<br />
die Auftragslage im <strong>Taxi</strong>geschäft erheblich<br />
zurückgegangen. Der durchschnittliche<br />
Auftragsrhythmus liegt momentan bei 1,1<br />
Aufträgen pro Stunde. Dementsprechend<br />
brauchen wir bei 8.300 Taxen in <strong>Berlin</strong><br />
genügend <strong>Taxi</strong>halteplätze, damit die Fahrer<br />
sich legal für Fahraufträge bereithalten<br />
können.<br />
Eine weitere Problematik zeigt sich für<br />
Mehrwagenbetriebe, die in den Bereichen<br />
der – sich weiter ausbreitenden – Parkraumbewirtschaftung<br />
ihren Betriebssitz<br />
haben. Pro Person und Kraftfahrzeug<br />
erhält man auf Antrag nur einen<br />
Anwohnerparkausweis. Maximal kann<br />
man zwei bis drei flexible Parkausweise<br />
beantragen, die jedoch erheblich teurer<br />
sind und bei größeren <strong>Taxi</strong>flotten bei Weitem<br />
nicht ausreichen.<br />
Car-Sharing-Dienste haben das Privileg,<br />
dass die Nutzer die Kraftfahrzeuge<br />
in diesen Parkzonen kostenlos abstellen<br />
können. Das kostenlose Parken sollte daher<br />
auch für <strong>Taxi</strong>s gelten. Als Teil des ÖPNV<br />
und als unverzichtbarer Bestandteil der<br />
Mobilität sind Taxen in der Bewertung des<br />
Nutzens für das Allgemeingut den Car-Sharing-Diensten<br />
vorzuziehen. <br />
jx<br />
TAXI DEUTSCHLAND BERLIN E. V.<br />
Persiusstraße 7<br />
10245 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. Sekr.: +49 (0)30 / 202 02 13 10<br />
Fax: +49 (0)30 / 202 02 13 11<br />
E-Mail: berlin@taxideutschland.eu<br />
www.taxideutschland.eu<br />
www.facebook.com/taxi.deutschland.eu<br />
Presserechtlich verantwortlich für diese<br />
Seite: Ertan Ucar (eu)<br />
Redaktion: Irene Jaxtheimer (jx)<br />
TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />
25
TAXIVERBAND BERLIN, BRANDENBURG E. V.<br />
MOBILITÄT,<br />
LIBERALISIERUNG,<br />
DIGITALISIERUNG<br />
Wie man einen mit Worten für dumm verkaufen will ...<br />
Jeder Gemeindekämmerer in Deutschland weiß, dass<br />
der ÖPNV kein Geschäftsfeld ist.<br />
Am Anfang war das Wort Digitalisierung.<br />
Die Mobilität sollte neu<br />
erschaffen werden. Die alte Mobilität<br />
war wohl wüst und finster. Die Geister<br />
von Uber und Mobilitätsplattformen<br />
der Autoindustrie schwebten über unser<br />
Land ein. Und das Verkehrsministerium<br />
sprach: „Es werde Licht“ – und gebar ein<br />
neues Dezernat für Digitalisierung. Nach<br />
sieben Tagen war dennoch nichts erschaffen.<br />
Da tauchte im <strong>März</strong> <strong>2019</strong> Herr Scheuer<br />
als Deus ex Machina auf der Bühne auf und<br />
hatte die Rolle des Verkehrsministers.<br />
Der neue Tatendrang wurde mit Schlagworten<br />
verkündet: Liberalisierung, Mobilitätskonzepte,<br />
Kannibalisierung, Ridepooling-System,<br />
Sharing, on demand etc. Das<br />
politische Ziel sollte unter anderem bessere<br />
Luft, weniger Verkehr und bessere Mobilität<br />
auf dem Lande und überhaupt sein.<br />
TAXIVERBAND BERLIN<br />
BRANDENBURG E. V.<br />
Persiustraße 7<br />
10245 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. Sekr.: +49 (0)30 / 20 20 21 319<br />
E-Mail: taxiverband@t-online.de<br />
www.taxiverband-berlin.de<br />
Presserechtlich verantwortlich für<br />
diese Seite: Detlev Freutel<br />
Redaktion: Detlev Freutel (df)<br />
Insoweit kann ich dem Ziel zustimmen.<br />
Außerdem sei man sich einig, dass das<br />
jetzige PBefG dabei stört und geändert werden<br />
muss. Jedoch habe ich gelernt: Wenn<br />
du was verändern willst, also das Alte<br />
verbessern willst, solltest du das Alte gut<br />
verstanden haben. Sonst dreht man an den<br />
falschen Schrauben. Unter nachdenkenden<br />
Menschen ist diese Erkenntnis allgemeingültig,<br />
nichts Aufregendes.<br />
Nachfolgend einige meiner Gedanken, in<br />
loser Reihenfolge:<br />
1. Beim Kampf um das PBefG scheint<br />
jeder etwas anderes unter dem Begriff<br />
Mobilität zu verstehen. Kein Wunder, der<br />
Begriff ist zu allgemein. Der sachliche<br />
Kern des PBefG ist die Grundversorgung<br />
der Bevölkerung mit Mobilität, sprich der<br />
Teil des öffentlichen Personennahverkehrs,<br />
der dies mit Betriebspflicht, Beförderungspflicht<br />
und Tarifpflicht regelt.<br />
Die obersten Gerichte sprechen daher<br />
auch von Daseinsvorsorge und bezeichnen<br />
in diesem Zusammenhang das Funktionieren<br />
des Taxenverkehrs als überragend<br />
wichtiges Gemeinschaftsgut.<br />
2. Ganz anders eine FDP-Spitzenpolitikerin:<br />
Wo es der Markt wie in den Städten<br />
hergebe, sollten Angebot und Nachfrage<br />
den Preis regeln. Omi wird sich bedanken,<br />
wenn sie mal zum Arzt muss.<br />
3. Wie kann man glauben, dass sich<br />
internationale Mobilitätsplattformen<br />
und ihr riesiges Kapital um die Mobilität<br />
der Bevölkerung Sorgen machen? Ihr<br />
Geschäftsmodell lautet nach wie vor, so<br />
viel Geld wie möglich zu verdienen. Jeder<br />
Gemeindekämmerer in Deutschland weiß,<br />
dass der ÖPNV kein Geschäftsfeld ist.<br />
4. Scheuer arbeitet gerne mit dem<br />
Schlagwort „Liberalisierung“, um die<br />
Sache schmackhaft zu machen. Wie wäre<br />
es mit Liberalisierung der Mietpreisbindung,<br />
Liberalisierung des sozialen Wohnungsbaus,<br />
Liberalisierung der Wasserversorgung<br />
etc.? Ich denke, Scheuer schüttet<br />
das Kind mit dem Bade aus.<br />
5. Wie erfolgreich sind die neuen Konzepte<br />
der Mietwagenanbieter wie Clever<br />
Shuttle, Moia usw.? Wo sind die Zahlen<br />
über beförderte Personen pro Tour, gefahrene<br />
Leerkilometer, Finanzierung?<br />
6. Volkswirte reden vom ökologischen<br />
wie ökonomischen Unsinn der Rückkehrpflicht<br />
für Mietwagen. Und die Politiker<br />
reden es nach. Die Verkehrsform Mietwagen<br />
hatte im PBefG nie die leiseste Aufgabe<br />
der grundsätzlichen Mobilitätsversorgung.<br />
Man dachte eher an das Vermieten von<br />
Auto und Chauffeur für den Generaldirektor<br />
und seine Gattin.<br />
7. Die Aufhebung der Rückkehrpflicht<br />
für Mietwagen ist für die Betreiber von<br />
Mobilitätsplattformen Grundvoraussetzung,<br />
um ihre Geschäfte überall und in<br />
großer Anzahl anbieten zu können, ohne<br />
Betriebspflicht, ohne Beförderungspflicht,<br />
ohne Tarifpflicht.<br />
Herr Scheuer, bitte aufwachen!<br />
Ich wünsche den Fahrern an der Kundenfront<br />
weniger schlaflose Nächte als<br />
mir. <br />
df<br />
FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
26 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI
WETTBEWERB<br />
FLIXBUS FÄHRT MIT UBER IN DEN<br />
RECHTLICHEN GRAUBEREICH<br />
Flixbus wurde nach der PBefG-Reform 2012 schnell europäischer<br />
Marktführer und verdrängte Konkurrenten durch Billigpreise. Ist die<br />
kürzlich angekündigte Zusammenarbeit mit Uber ein kluger Schritt?<br />
FOTO: Flixbus, Alexey Dubovskiy / stock.adobe.com<br />
Das Reisebus-Unternehmen will seinen<br />
Fahrgästen für die Fahrt vom<br />
Abholort zum Busbahnhof bzw.<br />
von dort zur Zieladresse künftig Fahrten<br />
mit Uber-Autos vermitteln. Auf den ersten<br />
Blick erscheint die Idee kurios, da Fahrten<br />
in den grell-grünen Bussen dermaßen<br />
wenig kosten, dass die „letzte Meile“ trotz<br />
angekündigter Ermäßigung schnell teurer<br />
sein kann als die Fernbusreise.<br />
Das Geschäftsmodell aggressiver Startups<br />
wie Uber ist bekannt: Zuerst mit Hilfe<br />
von Sponsoren groß investieren, mit Dumpingpreisen<br />
die Kundschaft gewinnen und<br />
hohe Verluste in Kauf nehmen, dadurch die<br />
Konkurrenz ruinieren, dann das erreichte<br />
Monopol ausnutzen, um hohe Preise zu verlangen,<br />
Mitarbeitern bzw. Subunternehmen<br />
wenig bezahlen, reich werden und lächelnd<br />
darüber hinwegsehen, dass man tausende<br />
Menschen in die Armut getrieben hat.<br />
Auch Flixbus bietet seinen Kunden<br />
Preise an, bei denen nennenswerte<br />
Gewinne schwer vorstellbar sind, und die<br />
laut Kritikern nur durch eine aggressive<br />
Preispolitik auf dem Rücken der Subunternehmer<br />
und deren Beschäftigter möglich<br />
sind. Auch hier gibt es einen Preisalgorithmus.<br />
Während auf der Startseite eine Fahrt<br />
von <strong>Berlin</strong> nach Wolfsburg ab ca. 3 Euro<br />
beworben wurde, hätte ein Ticket am 1.4.<br />
zwei Stunden vor Abfahrt knapp 30 Euro<br />
gekostet. Laut Geschäftsführung schreibt<br />
Flixbus aber Schwarze Zahlen und arbeitet<br />
laut Stiftung Warentest und anderer Institute<br />
seriös.<br />
Flixbus hat heute in Deutschland einen<br />
Marktanteil von über 90 Prozent, besitzt<br />
aber keine eigenen Fahrzeuge, sondern<br />
lässt seine Fahrten von rund 250 mittelständischen<br />
Unternehmen durchführen,<br />
davon etwa 100 im Ausland. Auf der<br />
Schiene ist Flixtrain der einzige DB-Konkurrent<br />
im Fernverkehr. Europaweit hat<br />
Flixbus an die 20 Tochtergesellschaften<br />
und hat nach eigenen Angaben bereits über<br />
100 Millionen Fahrgäste befördert. Anteilseigener<br />
sind unter anderem General Atlantic<br />
(35,9 %), Holtzbrinck Ventures (16,3 %)<br />
und Daimler Mobility Services (5,6 %).<br />
ZEIGE MIR DEINE FREUNDE ...<br />
Die Entscheidung zur Kooperation mit<br />
Uber ist für ein Unternehmen mit jungem<br />
Renommee heikel: Flixbus lockt seine<br />
Kunden in Fahrzeuge, deren Fahrer regelmäßig<br />
gegen geltendes Recht verstoßen,<br />
und bekennt sich damit öffentlich zu einem<br />
Partner, der nicht nur in Österreich offen<br />
den Rechtsstaat verhöhnt, sondern dessen<br />
Geschäftsmodell sich auch in Deutschland<br />
– vorsichtig ausgedrückt – im rechtlichen<br />
Graubereich bewegt (siehe Seite 8-10). Noch<br />
unverständlicher ist der Schritt angesichts<br />
der Preissensibilität der Flixbus-Kunden,<br />
von denen nach Expertenschätzung<br />
weniger als zehn Prozent bereit sein werden,<br />
das Angebot des Haustürservices mit<br />
Uber zu bezahlen.<br />
DÉJÀ-VU MIT ANDREAS S.<br />
Für die drei Flixbus-Gründer, heute<br />
Hauptgesellschafter und Geschäftsführer,<br />
hat die Kooperation möglicherweise<br />
eine besondere symbolische Bedeutung:<br />
Man selbst konnte erst durch die letzte<br />
PBefG-Reform groß werden. Sie wurde<br />
maßgeblich mit ausgearbeitet von Andreas<br />
Scheuer, seinerzeit Staatssekretär unter<br />
dem damaligen Bundesverkehrsminister<br />
Peter Ramsauer. Auch wenn damals eine<br />
EU-Vorgabe der Auslöser war und diesmal<br />
fleißige Lobbyarbeit eines Wirtschaftszweiges,<br />
der möglicherweise in ein paar Jahren<br />
Scheuers Arbeitgeber sein wird – der<br />
Hauptbegünstigte der nächsten PBefG-Reform<br />
passt wohl augenscheinlich gut mit<br />
ins Boot.<br />
Andere Reiseunternehmen zeigen eine<br />
seriöse Alternative, ihren Fahrgästen einen<br />
verlässlichen Haustürservice zu bieten:<br />
Der renommierte Reiseanbieter „Wörlitz<br />
Tourist“ und Konkurrenten wie „Komm<br />
mit Reisen“ oder „ThoVer-Reisen“ arbeiten<br />
seit Langem erfolgreich – und seriös – mit<br />
dem <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbe zusammen. Hier<br />
sehen Unternehmer einen zukunftsträchtigen<br />
Geschäftszweig für das angeschlagene<br />
Gewerbe.<br />
ar<br />
TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />
27
POLITIK<br />
Abschlusspodium (v.l.n.r.): Hermann Waldner (Bundesverband <strong>Taxi</strong> und Mietwagen, <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>), Andreas Schrobback (AS Unternehmensgruppe),<br />
David Wortmann (Energy Network e. V.), Christian Gräff (Moderator, MdA), Regine Günther (Senatorin für Umwelt, Verkehr und<br />
Klimaschutz), Thomas Schäfer (Stromnetz <strong>Berlin</strong>) und Christian Herrman (Busunternehmer)<br />
REGINE GÜNTHER WIRBT<br />
BEI DER CDU FÜR GRÜNE POLITIK<br />
Beim 5. <strong>Berlin</strong>er Mittelstandskongress der CDU sorgt die Senatorin mit<br />
deutlichen Ansagen zu ihrer Verkehrspolitik für politischen Wirbel.<br />
Es gibt verschiedene Arten von Kongressen. In Fachkongressen<br />
treffen sich Fachleute und tauschen ihre Ergebnisse in<br />
ihrem Fachgebiet aus. Dort werden Entwicklungen vorangebracht<br />
und die Grundlagen für politische Entscheidungen gelegt.<br />
Die öffentliche Aufmerksamkeit tendiert gegen null.<br />
Andere Kongresse dienen der Selbstvergewisserung bereits<br />
laufender politischer Initiativen, wie etwa die demnächst wieder<br />
stattfindende <strong>Berlin</strong>er „Hauptstadtkonferenz“. Dort feiert die Elektromobilität<br />
sich selbst. Eine interessierte Öffentlichkeit nimmt<br />
Anteil.<br />
Mit der dritten Art von Kongressen will der Veranstalter eher<br />
weniger mit dem Thema vertraute Teilnehmer durch Fachleute<br />
informieren lassen und mit ihnen diskutieren. Hier sind bekannte<br />
22,90€<br />
LERNBUCH UND APP<br />
Spezialatlas zum<br />
<strong>Taxi</strong>schein für <strong>Berlin</strong><br />
Das Standardwerk für P-Schein-Anwärter,<br />
Ausbilder und Prüfer zur Klärung von Fragen<br />
zur Ortskunde in <strong>Berlin</strong><br />
Mehr Infos: www.spezialatlas.de<br />
Die Trainings-App (Android; iOS) zur Vorbereitung auf<br />
die P-Schein-Prüfung für <strong>Taxi</strong>fahrer in <strong>Berlin</strong>.<br />
Neu: mit Prüfungssimulation<br />
Namen und Institutionen als Referenten gefragt.<br />
Dieser dritten Art ist wohl der <strong>Berlin</strong>er Mittelstandskongress<br />
mit dem Thema „Mobilität in der Metropole <strong>Berlin</strong> – Chance oder<br />
Verhängnis für Unternehmer?“ zuzuordnen. Veranstalter war die<br />
Mittelstands- und Wirtschaftvereinigung der <strong>Berlin</strong>er CDU. Die<br />
öffentliche Resonanz reichte bis in die Schlagzeilen.<br />
Zur Einstimmung fasste ein Professor mit sanfter Stimme in<br />
Worte, was jeder jeden Tag im Stadtbild beobachten kann, aus<br />
professoralem Mund aber mehr Gewicht hat: Morgens und nachmittags<br />
steht alle Welt im Stau. Keiner kommt vorwärts. Die Stauhauptstadt<br />
Deutschlands macht ihrem Titel Ehre. In der restlichen<br />
Zeit sind ganze Stadtviertel zugeparkt. Die Suche nach dem Parkplatz<br />
verursacht noch mehr Verkehr. Kurzum, der Besitz und die<br />
Fortbewegung eines jeden mit dem eigenen Auto ist in vielerlei<br />
Hinsicht Unsinn.<br />
„SIE STEHEN NICHT IM STAU,<br />
SIE SIND DER STAU.“<br />
Die Fortbewegungsmittel stehen die meiste Zeit ungenutzt<br />
herum, und wenn sie sich fortbewegen sollen, stehen sie sich<br />
gegenseitig im Weg. Das sollte jedem kalkulierenden Mittelständler<br />
einleuchten, der zudem, je nach Branche, für sein Geschäft auf<br />
fließenden Verkehr angewiesen ist.<br />
Zur Lösung des Problems wurde auf den ÖPNV, das Car-Sharing<br />
und die Nutzung der neumodischen Fahrgelegenheiten verwiesen.<br />
Stichwort: intelligenter Einsatz aller möglichen Fahrzeuge durch<br />
digitale Vernetzung. <strong>Taxi</strong> kam wieder einmal nicht vor, obwohl<br />
es das geborene Sharing-Fahrzeug ist. Jeder kann es nutzen, einzeln<br />
oder zu mehreren (Kostenteilung!). Ein <strong>Taxi</strong> kann Dutzende<br />
privater PKW ersetzen, erspart so Platz und Parkplatzsuche, und<br />
FOTO: Wilfried Hochfeld / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
28 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI
POLITIK<br />
FOTO: Wilfried Hochfeld / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
das seit über hundert Jahren.<br />
Leider entspricht das <strong>Taxi</strong>, anders als die BVG, gerade nicht dem<br />
Lifestyle. Die BVG hat sich für teures Geld ein modernes Image<br />
verpasst, trotz gravierender Probleme und trotz ihres Alters. Die<br />
BVG wird in diesem Jahr 90.<br />
Die BVG, Uber und door2door durften als Verkehrsanbieter ein<br />
wenig Reklame für sich machen. Auch ein Seilbahnbauer durfte<br />
sich als Alternative empfehlen. Vom <strong>Taxi</strong>gewerbe war kein Referent<br />
vorgesehen. Immerhin konnte in letzter Minute das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
in Person von Hermann Waldner auf dem Abschlusspodium<br />
(siehe Foto) platziert werden.<br />
Vor der abschließenden Diskussionsrunde hatte Senatorin Günther<br />
eine programmatische Rede gehalten, die an Deutlichkeit<br />
keine Wünsche offen ließ:<br />
Wir brauchen klare Zielkoordinaten für die Mobilität der<br />
Zukunft im Spannungsfeld zwischen globalen Anforderungen<br />
und lokalen Bedürfnissen. Das alte Mobilitätskonzept – die autogerechte<br />
Stadt – hat ausgedient. Ein neues Konzept muss her. <strong>Berlin</strong><br />
ist die Stauhauptstadt. Das verursacht jährlich 1,7 Milliarden Euro<br />
Kosten. Hinzu kommen zu viel Parkplatzverbrauch, schlecht koordinierte<br />
Baustellen und Ampelschaltungen. Ziel muss sein, möglichst<br />
viele Autofahrer in ein zu schaffendes Verbundsystem des<br />
ÖPNV zu bringen, um die Straßen für diejenigen frei zu machen,<br />
die auf das Auto angewiesen sind. Dabei denkt sie vorwiegend an<br />
den Wirtschaftsverkehr, der ebenfalls effektiviert werden muss.<br />
In diesem Sinne<br />
hat dieser Umweltverbund<br />
im Mobilitätsgesetz<br />
und im<br />
Nahverkehrsplan<br />
Vorrang vor dem<br />
privaten Autoverkehr.<br />
In den kommenden<br />
15 Jahren<br />
werden 28 Milliarden<br />
Euro für den<br />
Ausbau des ÖPNV<br />
aufgewandt.<br />
Durch Elektrifizierung<br />
der Busse,<br />
Tempo 30, Parkraumbewirtschaftung,<br />
Fahrverbote<br />
Verkehrssenatorin Regine Günther<br />
und freiwillige<br />
Nachrüstung vorhandener Autos soll die Luft verbessert werden.<br />
Straßen und Brücken werden instandgesetzt. Das Beharren auf der<br />
„Schwarzen Null“ hat zu hohen „Schulden“ in der Infrastruktur<br />
geführt. Um all diese Maßnahmen zu verwirklichen, wird die<br />
Verwaltung umstrukturiert.<br />
Es fiel auch der Satz: „Wir wollen, dass die Menschen ihr Auto<br />
abschaffen.“ Einige Herren in den hinteren Reihen konnten ihre<br />
Wut kaum im Zaum halten über das gerade Gehörte. Sie wähnten<br />
sich auf einem Parteitag der Grünen statt auf dem Mittelstandskongress<br />
der CDU. Die CDU verkürzte die Ausführungen der Senatorin<br />
tags darauf dann auch auf den Slogan „Bürger, die Grünen wollen<br />
euch eure Autos wegnehmen“. Generationen, die mit „Freie Fahrt<br />
für freie Bürger“ aufgewachsen sind, werden sich schwer tun mit<br />
einer anderen Mobilität. Immerhin soll nach über 20 Jahren Stillstand<br />
in <strong>Berlin</strong> wieder Verkehrspolitik stattfinden.<br />
IST DASEINSVORSORGE ETWAS ALTMODISCHES,<br />
DAS WEG MUSS?<br />
Das <strong>Taxi</strong>gewerbe kann nur davon profitieren, wenn <strong>Taxi</strong>s als<br />
Bestandteil des ÖPNV dereinst auf weniger verstopften Straßen<br />
GÜNTHERS GIFTLISTE<br />
Die Deutsche Umwelthilfe e. V. forderte ursprünglich, ein<br />
Diesel-Fahrverbot in <strong>Berlin</strong> für Euro-4-Wagen und älter<br />
bis Ende 2018 durchzusetzen, eines für Fahrzeuge der<br />
Norm Euro 5 sollte später in <strong>2019</strong> folgen. Stattdessen ist<br />
ein Diesel-Fahrverbot auf folgenden Straßennabschnitten<br />
vorgesehen:<br />
• Mitte, Leipziger Str. (zwischen Bundesrat und<br />
Charlottenstr.)<br />
• Mitte, Reinhardtstr. (zwischen Kapelleufer und Charitéstr.)<br />
• Mitte, Friedrichstr. (zwischen Dorotheenstr. und Mittelstr.)<br />
• Mitte, Brückenstr. (zwischen Köpenicker Str. und S-Bahnhof<br />
Jannowitzbrücke)<br />
• Moabit, Alt-Moabit (zwischen Gotzkowskystr. und<br />
Beusselstr.)<br />
• Moabit, Stromstr. (zwischen Bugenhagenstr. und<br />
kurz vor der Turmstr.)<br />
• Wedding/Reinickendorf, Kapweg (komplett)<br />
• Lankwitz, Leonorenstr. (zwischen Saarburger Str.<br />
und Kaiser- Wilhelm-Str.)<br />
besser voran kommen – falls es dann noch <strong>Taxi</strong>s im heutigen<br />
Sinne gibt. Auch auf diesem Kongress wurden die Verfechter<br />
neumodischer Kommerzbeförderung wieder nicht müde, mit ihren<br />
positiv besetzten Schlagworten „fortschrittlich“, „digital“, „shared<br />
mobility“ und „weg mit der altmodischen Rückkehrpflicht“ Stimmung<br />
gegen das <strong>Taxi</strong>gewerbe zu machen.<br />
Hermann Waldner auf dem Podium und einige <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />
im Auditorium konnten dem mit ihren klugen Wortbeiträgen etwas<br />
entgegenwirken. Das <strong>Taxi</strong>gewerbe hat sich gut präsentiert auf dem<br />
CDU-Mittelstandskongress, nicht zuletzt mit einem Informationsstand<br />
der „Innung“ direkt am Zugang. Das <strong>Taxi</strong>gewerbe darf die<br />
öffentliche Wahrnehmung nicht den berufsmäßigen Lobbyisten<br />
überlassen, die gerne so jung, dynamisch, erfolgreich daherkommen,<br />
in der Neugestaltung der Mobilität aber nur ein Vehikel zum<br />
Reichwerden sehen.<br />
Mobilität ist ein Grundbedürfnis, dessen bezahlbare, allgemein<br />
verfügbare Befriedigung weiterhin geschützt werden muss vor<br />
ausufernder Kommerzialisierung. <strong>Taxi</strong>s im Schutz des PBefG sind<br />
Daseinsvorsorge, zuverlässig, immer mit der fortschrittlichsten<br />
Technik, zum festen Preis und immer wieder modern – seit 120<br />
Jahren.<br />
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TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />
29
INKLUSION<br />
Stephan Berndt (<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>), Elisabeth Korsig (LAGeSo), Rolf Feja („Innung“),<br />
Elke Breitenbach (Senatorin), Richard Leipold (BTV), Franz Allert (LAGeSo)<br />
Jens Schmiljun (<strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>), Elisabeth Korsig und Franz<br />
Allert (LAGeSo), Hermann Waldner (<strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>)<br />
VOM ZUCKERBROT ZUR PEITSCHE?<br />
Sozialsenatorin Breitenbach ist auf der Suche nach Lösungen für den<br />
schnellen Aufbau einer <strong>Berlin</strong>er Inklusionstaxi-Flotte. Am 6. <strong>März</strong><br />
sprachen sie und der LAGeSo-Chef darüber mit dem <strong>Taxi</strong>gewerbe.<br />
Die Senatorin für Integration, Arbeit<br />
und Soziales, Elke Breitenbach<br />
(Die Linke) und der Präsident des<br />
Landesamt für Gesundheit und Soziales<br />
(LAGeSo), Franz Allert, hatten Vertreter<br />
des <strong>Taxi</strong>gewerbes in die Senatsverwaltung<br />
für Integration, Arbeit und Soziales<br />
bestellt, um zu „beraten, welche gemeinsamen<br />
Maßnahmen wir zur Erhöhung der<br />
Inanspruchnahme des Förderprogramms<br />
und damit zum Ausbau der Inklusionstaxi-Flotte<br />
<strong>Berlin</strong>s unternehmen können.“<br />
Wenige Tage später waren Allert und<br />
seine Mitarbeiterin Frau Korsig auch bei<br />
Hermann Waldner und Jens Schmiljun<br />
auf dem Gelände von <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> zu Gast.<br />
Anlass beider Gespräche war die bisher<br />
mangelnde Resonanz im <strong>Taxi</strong>gewerbe auf<br />
das Förderangebot des Landes <strong>Berlin</strong> für<br />
das Umrüsten bzw. die Anschaffung behinderten-<br />
und seniorengerechter Fahrzeuge.<br />
Bedauerlicherweise fehlten beim<br />
Gespräch in der Senatsverwaltung einige<br />
wichtige Akteure, die der Einladung nicht<br />
gefolgt waren, deren Mitwirken zur Lösung<br />
der bestehenden Aufgaben aber unbedingt<br />
benötigt wird. Dafür kamen Ewiggestrige<br />
zu Wort, die sich und das <strong>Taxi</strong>gewerbe im<br />
Grunde längst beerdigt haben: mutlos, kraftlos<br />
und ideenlos zeichneten sie ein vernichtendes<br />
Bild des <strong>Taxi</strong>gewerbes, das sie längst<br />
nicht mehr repräsentieren und für das sie<br />
auch nicht mehr sprechen dürften. So aber<br />
ließen die alten Herren, mit falschen Zahlen<br />
und persönlichen Meinungen, die Senatorin<br />
aufhorchen. Kann sie einem solchen<br />
Gewerbe vertrauen – bei einem Projekt, das<br />
auf Freiwilligkeit beruht?<br />
Glücklicherweise wurde dem dann aber<br />
noch Konstruktives entgegengesetzt. Es<br />
gibt bereits Unternehmen, die entschlossen<br />
sind, solche <strong>Taxi</strong>s anzuschaffen, und<br />
die auch die Förderung bereits beantragt<br />
haben. Doch es könnten deutlich mehr sein,<br />
wenn grundlegende Fragen endlich geklärt<br />
wären. Und auch diese Anregungen nahm<br />
die Senatorin mit. Das Treffen sollte ja dazu<br />
dienen, Lösungen zu finden und entsprechende<br />
Hebel anzusetzen.<br />
Frau Breitenbach fasste das Gespräch<br />
zum Schluss in vier Punkten zusammen:<br />
1. Die neue Fahrpreisverordnung, die<br />
jetzt bereits seit einem Jahr beantragt<br />
ist, muss unter Berücksichtigung neuer<br />
Erkenntnisse schnellstens beschlossen<br />
werden und Klarheit darüber bringen, wie<br />
und ob der Mehraufwand bei der Beförderung<br />
von Rollstuhlfahrer/innen vergütet<br />
wird (siehe Kasten unten rechts).<br />
2. Mögliche Ängste von <strong>Taxi</strong>unternehmern,<br />
zu Projektbeginn mit den ersten<br />
Inklusionstaxis sehr lange Leerfahrten in<br />
Kauf nehmen zu müssen und damit nicht<br />
wirtschaftlich arbeiten zu können, müssen<br />
ernstgenommen und durch geeignete Maßnahmen<br />
kompensiert werden (z. B. direkte<br />
Folgeaufträge über die <strong>Taxi</strong>vermittlung,<br />
Befreiung von Funkgebühren oder Regelungen<br />
über den neuen <strong>Taxi</strong>tarif). Dazu<br />
müssen ggebenenfalls die nötigen finanziellen<br />
Mittel aus den Fördergeldern für<br />
Inklusionstaxis bereitgestellt werden.<br />
3. Die Hürde, dass der Umbau nur von<br />
höchstens 12 Monate alten <strong>Taxi</strong>s förderfähig<br />
ist, ist möglicherweise zu hoch und<br />
verhindert den schnelleren Ausbau der<br />
Inklusionstaxi-Flotte <strong>Berlin</strong>s. Um mehr<br />
Interessenten zu gewinnen, muss darüber<br />
nachgedacht werden, den Umbau auch bei<br />
älteren <strong>Taxi</strong>s zu fördern (es wurden Vorschläge<br />
gemacht, die Grenze auf drei Jahre<br />
anzuheben und mit einer Laufleistung von<br />
höchstens 150.000 km zu deckeln).<br />
4. Das Gespräch hat gezeigt, dass sie<br />
„auch mit anderen Anbietern sprechen“<br />
oder aber „Zwangsmaßnahmen beschließen“<br />
müsse. Das „Zuckerbrot“ läge bereits<br />
auf dem Tisch, jetzt müsse womöglich die<br />
„Peitsche“ ausgepackt werden.<br />
Im Gespräch bei <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> wurde darüber<br />
hinaus in Erwägung gezogen, die Informationen<br />
auch in türkischer Sprache zur<br />
Verfügung zu stellen.<br />
Drei wichtige Anliegen hat die Senatorin<br />
am Ende dann doch mitnehmen können<br />
– konkrete Möglichkeiten, dem Projekt<br />
Tempo zu verleihen. Der vierte Punkt wirkt<br />
allerdings bedrohlich: Sollte das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
einmal mehr eine Chance liegen<br />
lassen, so wie es sich schon für andere Aufgaben<br />
„zu fein“ war? Aus dieser Bequemlichkeit<br />
heraus sind bereits komplett neue<br />
Gewerbezweige, wie beispielsweise Kurierdienste,<br />
entstanden. Kann sich das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
das etwa leisten, gerade in Zeiten,<br />
in denen neue Anbieter immer mehr vom<br />
Kuchen abhaben wollen?<br />
Jetzt muss das <strong>Taxi</strong>gewerbe schleunigst<br />
Farbe bekennen und beweisen, dass es<br />
ein verlässlicher Partner im Rahmen<br />
der Daseinsvorsorge im öffentlichen<br />
Personennahverkehr bleibt. Das sei ihm<br />
auch im ureigenen Interesse dringendst<br />
geraten.<br />
sb<br />
FOTOS: Danielo Baltrusch / „Innung“, <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
30 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI
INKLUSION<br />
MOBILITÄT<br />
ZUM GLEICHEN<br />
PREIS FÜR ALLE<br />
Gerlinde Bendzuk, Harald Moritz und Fatoş Topaç<br />
Ebenfalls am 6. <strong>März</strong> fand bei der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im<br />
Abgeordnetenhaus von <strong>Berlin</strong> das Fachgespräch Inklusionstaxi statt.<br />
Fragestellung war die gleiche wie in der Sozialverwaltung.<br />
Auch beim Fachgespräch Inklusionstaxi,<br />
zu dem die Grüne Fraktion<br />
ins Abgeordnetenhaus eingeladen<br />
hatte, und das von der Sprecherin<br />
für Sozial- und Pflegepolitik Fatoş Topaç<br />
und dem Verkehrspolitischen Sprecher<br />
Harald Moritz moderiert wurde, ging es um<br />
die Frage, was noch getan werden muss,<br />
um die benötigte Anzahl Inklusionstaxis<br />
schnell auf <strong>Berlin</strong>s Straßen zu bringen. Die<br />
Vertreter des <strong>Taxi</strong>gewerbes wiederholten<br />
die bereits beim Treffen mit Senatorin Breitenbach<br />
gemachten Vorschläge: Sicherheit<br />
bei den Fahrpreisen, Kompensationsmaßnahmen,<br />
um Wirtschaftlichkeit auch für<br />
die „Pioniere“ zu gewährleisten und gelockerte<br />
Zugangsvoraussetzungen, Alter der<br />
förderfähigen Fahrzeuge in der Startphase.<br />
Besonders wertvoll waren in dieser<br />
Runde die Anregungen von den Betroffenen-Verbänden<br />
und von anwesenden Rollstuhlfahrer/innen.<br />
Gerlinde Bendzuck von<br />
der Landesvereinigung Selbsthilfe e. V.<br />
kritisierte die mangelnde Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Das Förderprogramm sei doch kein<br />
„geheimes Projekt“ und müsse viel lauter<br />
publik gemacht werden, auch von der Verkehrsverwaltung.<br />
Zum Gelingen bedürfe<br />
es einer professionellen PR-Kampagne, für<br />
die Geld in die Hand genommen werden<br />
müsse. Auch die Homepage des LAGeSo<br />
müsse ansprechender gestaltet werden und<br />
das Angebot für <strong>Taxi</strong>unternehmen müsse<br />
mehrsprachig sein.<br />
FÖRDERUNG ZU WENIG BEKANNT<br />
LAGeSo-Chef Allert bot dem <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
Gespräche an, um gemeinsam eine bessere<br />
Bewerbung der Förderung zu erreichen.<br />
Mit anderen Worten: Tu’ Gutes und sprich<br />
darüber, sonst merkt es am Ende keiner.<br />
Auch bei den <strong>Taxi</strong>unternehmen muss viel<br />
mehr für die Idee geworben werden. Dabei<br />
können auch die Funkzentralen helfen<br />
und bei ihren Funkteilnehmern Anreize<br />
schaffen.<br />
Was erneut absolut deutlich wurde und<br />
worüber bei allen Einigkeit besteht: dass<br />
die Tarife für alle <strong>Taxi</strong>s gleich sein müssen<br />
und der Mehraufwand über die allgemeinen<br />
<strong>Taxi</strong>tarife abgefedert werden<br />
muss. Ein Inklusionstaxi-Zuschlag, wie er<br />
im Antrag der Verbände gefordert wurde,<br />
sei diskriminierend und keine akzeptable<br />
Möglichkeit. Das sollten die Verbände in<br />
den anstehenden Gesprächen über neue<br />
Fahrpreise mit dem Senat unbedingt beherzigen.<br />
Fluggesellschaften hätten anfangs<br />
auch Zuschläge erhoben, wenn Sie Rollstühle<br />
mitnahmen und Passagiere tragen<br />
mussten. Dafür ernteten sie massive Kritik,<br />
die Zusatzkosten wurden längst in die<br />
normalen Ticketkosten eingepreist. Will<br />
das <strong>Taxi</strong>gewerbe keine schlechte Presse<br />
für eine gute Sache, sollte das bei den Fahrpreisen<br />
berücksichtigt werden. sb<br />
UMLAGE STATT ZUSCHLÄGE – LÖSUNGSVORSCHLAG FÜR DAS DISKRIMINIERUNGS-DILEMMA<br />
FOTO: Stephan Berndt / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Ein Zuschlag für Rolli-Transporte ist<br />
nicht die Lösung, um den Mehraufwand<br />
von Inklusionstaxis abzudecken. Ein<br />
positives Projekt wäre gefährdet, da in<br />
den Medien nur von Diskriminierung die<br />
Rede wäre. Ähnlich wie bei Fluggesellschaften<br />
müssen diese Kosten in den<br />
normalen Fahrpreis eingepreist werden.<br />
Allerdings kann, im Unterschied zu den<br />
Airlines, nicht jedes <strong>Taxi</strong> diese Transporte<br />
realisieren. Daher müssen die nicht<br />
inklusiven <strong>Taxi</strong>s diesen Anteil am Fahrpreis<br />
in Form einer Umlage abführen.<br />
Wenn das über die Einschaltgebühr<br />
erfasst wird, besteht auch ein klares und<br />
eindeutig überprüfbares Maß für die<br />
Höhe der Abgaben. Jeder Taxameter<br />
speichert die Anzahl der durchgeführten<br />
Fahrten und damit die Einschaltungen.<br />
Somit ist die Höhe der Abgabe<br />
einfach und eindeutig zu bestimmen.<br />
Vorstellbar ist, dass das LAGeSo diesen<br />
Topf verwaltet und daraus an jedes<br />
Inklusionstaxi für jede Rollstuhlbeförderung<br />
fünf Euro auszahlt. Damit ist das<br />
Thema Rolli-Zuschlag vom Tisch und<br />
eine faire Lösung gefunden, die zudem<br />
einfach zu verwalten ist. Überschüssige<br />
Mittel können für die dauerhafte Förderung<br />
weiterer Umrüstungen genutzt<br />
werden.<br />
Mit dieser Maßnahme besteht auch die<br />
Möglichkeit, die in der Anfangsphase<br />
zu erwartenden langen Leerfahrten<br />
der zu Beginn wenigen, das Stadtgebiet<br />
nicht ausreichend abdeckenden<br />
Inklusionstaxis zu kompensieren, indem<br />
zu Beginn ein höherer Betrag je Rollstuhlbeförderung<br />
ausgezahlt wird. Denn<br />
die Betreiber der ersten Inklusionstaxis<br />
werden ohne diese Zusatzeinnahme<br />
kaum wirtschaften können.<br />
TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />
31
GASTBEITRAG<br />
OPERATION TEGEL<br />
Die <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>fahrer formieren sich. Sie zeigen Einsatz an der Front<br />
gegen Ungerechtigkeit, denn es geht um ihre Existenz. Selbstjustiz<br />
oder notwendige Konsequenz?<br />
Der öffentliche Personenverkehr<br />
einschließlich „<strong>Taxi</strong>markt“ wurde<br />
vom Staat aufgebaut, einschließlich<br />
„Marktregeln“. Unter diesen Gesetzen<br />
finden heute immer mehr Mitbewerber<br />
Lücken und arbeiten um die Gesetze<br />
herum. Die Tatwaffe: digitale Alleskönner,<br />
die sogenannten Apps. Mit deren Hilfe<br />
können Verantwortung und notwendige<br />
Erfassungspflichten von Daten umgangen<br />
werden, man kann unberechtigten Umsatz<br />
auf dem Markt generieren und sogar Sozialbetrug<br />
begehen. Hinweise auf solche kollektiven<br />
Verstöße gibt es genug. Sie finden<br />
im Mietwagenbereich ihren Platz, und der<br />
vermeintliche Spitzenreiter solcher Verstöße<br />
heißt Uber.<br />
Laut Personenbeförderungsgesetz muss<br />
der Mietwagen nach jeder vollendeten Tour<br />
zurück zum Hauptsitz des Unternehmens<br />
fahren. Wird unterwegs ein neuer Auftrag<br />
erfasst, darf er zum neuen Besteller fahren.<br />
Hier umgeht Uber die geltenden Vorschriften.<br />
Eine Bestellung muss im Normalfall<br />
beim Chef am Betriebssitz eingehen, und<br />
die Fahrt wird kalkuliert. Nachdem Kunde<br />
und Mietwagenfirma sich über den Fahrpreis<br />
und andere Details geeinigt haben,<br />
muss der Auftrag schriftlich erfasst und<br />
darf dem Fahrer fernmündlich weitergegeben<br />
werden. Die Uber-App kürzt das unberechtigt<br />
ab, indem sie dem Kunden und<br />
dem Mietwagenunternehmen den Preis<br />
vorgibt. Der Auftrag geht de facto ungeprüft<br />
und ohne jegliche Kalkulation beim<br />
nächstbesten Fahrer ein. Pro vermittelter<br />
Fahrt gehen zwischen 25 und 30 Prozent<br />
des Fahrpreises als Provision an Uber. Der<br />
Mietwagenunternehmer muss die Fahrt zu<br />
dem Preis absolvieren, auch wenn sie eine<br />
Negativkalkulation aufweist.<br />
Ob der Fahrer die Rückkehrpflicht eingehalten<br />
hat, möchte Uber nicht kontrollieren<br />
– und unterstützt den kollektiven Verstoß<br />
geltender Gesetze. Welcher Wagen dem<br />
Kunden am nächsten ist, wissen sie penibel<br />
genau, aber wer zurück zum Betriebssitzsitz<br />
fahren muss, wollen sie einfach nicht<br />
wissen.<br />
WIRKUNGSLOSE<br />
GERICHTSURTEILE<br />
Stellen Sie sich zum Vergleich vor: Sie<br />
besitzen einen Laden und bezahlen Miete<br />
und hohe Kosten, halten Einkauf und Verkauf<br />
von Waren penibel fest und führen<br />
Steuern korrekt ab. Plötzlich stellt jemand<br />
vor Ihrem Laden einen repräsentativen<br />
Straßenstand auf und verkauft die gleichen<br />
Waren. Er bezahlt keine Miete und<br />
legt seine Verkäufe nicht genau dar. Alles<br />
für lau, und der Staat erklärt Ihnen, dass<br />
man das nicht so genau kontrollieren kann.<br />
Auch der Beschluss des höchsten Gerichts<br />
in Europa bringt Ihnen nichts, da der Stand<br />
einfach ein kleines Detail in seinem Namen<br />
verändert. Ihre Existenz wird quasi mit<br />
staatlichem Segen zerstört.<br />
So ähnlich sieht aktuell der Markt aus: Es<br />
gibt keinerlei Kontrolle von Mietwagen und<br />
keine klaren exekutiven Verbotsdurchsetzungen<br />
von Uber, obwohl der Europäische<br />
Gerichtshof und der Bundesgerichtshof<br />
Uber Black als gesetzeswidrig eingestuft<br />
haben. Uber hat kurzerhand das „Black“ im<br />
Namen durch ein „X“ ersetzt und behauptet<br />
aktuell, sich komplett neu erfunden zu<br />
haben.<br />
Viel schlimmer noch: Die sicheren und<br />
verbraucherfreundlichen Gesetze sollen<br />
aufgeweicht und abgeschafft werden. Ein<br />
US-Konzern möchte unseren Volksvertretern<br />
die Gesetze diktieren. Die <strong>Taxi</strong>branche<br />
empfindet das als zerstörerische Untreue<br />
am jahrelangen Pflichtdienst. Die aktuelle<br />
Gesetzeslage bietet jedem Mitbewerber<br />
eine faire Chance auf Koexistenz.<br />
Das Verhalten von Uber und der Regierung<br />
aber wollen <strong>Taxi</strong>fahrer nicht weiter<br />
hinnehmen, und so bilden sie nun sogenannte<br />
Operation Units, um gegen die<br />
illegalen Machenschaften von Konzernen<br />
anzugehen, die sich das Recht einfach<br />
erschleichen möchten. Seit Kurzem formieren<br />
sich <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>fahrer regelmäßig<br />
und treten am Flughafen Tegel in Aktion<br />
– im Rahmen der Gesetze, versteht sich. Sie<br />
halten Verstöße der Mietwagenfahrer fest<br />
und fordern sie zur Rückkehr auf.<br />
Das stößt bei denen natürlich sauer auf,<br />
und es entstehen brenzlige Situationen.<br />
Das Vorgehen ist aber keine Selbstjustiz,<br />
vielmehr ist das eine notwendige Kausalität,<br />
die durch die Untätigkeit der Regierung<br />
entstanden ist. <br />
md<br />
FOTO: Erkan Özmen<br />
32 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI
GASTROTIPP<br />
Angenehmes Ambiente mit viel Grün und barrierefrei (bis auf eine winzige Stufe): Corsini<br />
ZEIT<br />
FÜR<br />
EINE<br />
PAUSE<br />
GUT ESSEN IM SÜDWESTEN: CORSINI<br />
FOTOS: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Manchmal ist es eine Verkettung<br />
von Zufällen, die einen an<br />
einen Ort führt, wo man dann<br />
eine bedeutende Entdeckung macht. Uns<br />
verschlug es zum Bahnhof Wannsee, an<br />
dessen Vorplatz es ein paar Imbisse und<br />
Eisdielen gibt in dem markanten, halbrunden<br />
Flachbau, der zusammen mit dem 90<br />
Jahre alten Bahnhofsgebäude mit den spitzen<br />
Fenstern dem Gustav-Hartmann-Platz<br />
seinen Charakter verleiht. Das Bahnhofsrestaurant<br />
ist heute eine Pizzeria, die<br />
von innen mehr hermacht als von außen<br />
(wäre ja auch traurig), aber nicht wirklich<br />
preisgünstig ist. Zwischen ihm und dem<br />
Döner-Imbiss ist das Corsini, ein kleines,<br />
paradiesisches Restaurant mit angenehmer<br />
Café-Atmosphäre, schlichtem aber<br />
schönem Mobiliar, vielen Pflanzen, warmem<br />
Licht, sauberen Toiletten und einem<br />
nicht riesigen, aber feinen Speisen- und<br />
Konditorei-Angebot.<br />
Auf der schön gestalteten und deutsch/<br />
englisch aufgemachten Internetseite heißt<br />
es „nichts als natürlich und lecker“. Das ist<br />
keine leere Phrase, sondern charakterisiert<br />
das Speisenangebot tatsächlich treffend.<br />
Auf Google steht beim Corsini „Burger-Restaurant“,<br />
dann „Imbiss“, und daran stimmt<br />
eigentlich nur, dass man das Essen, das<br />
man sich in Ruhe in der Speisekarte ausgesucht<br />
hat, am Tresen bestellt, wo sich auch<br />
die Eisvitrine und die Kuchen-Torten-Nachtischvitrine<br />
befinden. Andererseits wird<br />
auf der Internetseite erklärt, dass man dem<br />
herkömmlichen Begriff „Fast Food“, mit<br />
dem ja meist schnell zubereitetes, ungesundes<br />
und immer ähnlich schmeckendes<br />
Essen gemeint ist, eine neue Bedeutung<br />
entgegensetzen möchte, nämlich schnell<br />
zubereitetes, aber gesundes und anders<br />
schmeckendes Essen.<br />
Schon das Angebot an Vorspeisen und<br />
Suppen ist denn auch eine kleine Entdeckungsreise.<br />
Da tauchen einige nicht so<br />
gängige Appetitanreger auf. Die neun angebotenen<br />
Salate, teils vegan, teils mit Huhn,<br />
Lachs oder Garnelen, unterscheiden sich<br />
sehr von dem, was man in anderen Restaurants<br />
mal eben vor dem Essen bekommt.<br />
ORIGINELLE ZUTATEN<br />
Sie sind allesamt Hauptgerichte mit<br />
unterschiedlichen Geschmacksrichtungen<br />
und beinhalten nicht immer viele, aber<br />
gewitzt zusammengestellte, frische und<br />
vollwertige regionale Zutaten und originelle<br />
Geschmacksgeber wie Minze, Kresse,<br />
Basilikum, Quinoa oder Kichererbsen. Die<br />
Salate sättigen ebenso gut und lang anhaltend<br />
wie die warmen Hauptgerichte. Diese<br />
reichen von Hamburger mit oder ohne Spiegelei,<br />
Currywurst und Pommes Frites über<br />
Nudelgerichte und Lachs bis zu Pizza und<br />
Flammkuchen, alles immer mit der einen<br />
oder anderen besonderen Würzidee oder<br />
Beilage, die sich von Fast-Food abhebt und<br />
das Essen zu etwas Besonderem macht.<br />
Was uns von der ersten bis zur letzten<br />
Minute wohlfühlen ließ, war das Personal,<br />
bestehend aus zwei sympathischen, gut<br />
gelaunten, fleißigen Leuten. Sie waren<br />
herzlich nett, fröhlich, engagiert und auskunftsfreudig.<br />
Wir spürten deutlich, dass<br />
sie Ihren Job mit Herzblut und Freude ausübten<br />
und bemüht waren, jeden Gast zufriedenzustellen.<br />
Das Essen wurde an den<br />
Tisch gebracht, und ohne Aufdringlichkeit<br />
wurden wir fl ink<br />
und aufmerksam<br />
bedient und nach<br />
weiteren Wünschen<br />
gefragt.<br />
Das i-Tüpfelchen<br />
schließlich waren<br />
das Eis in etlichen<br />
Geschmacksrichtungen<br />
sowie die<br />
Sachertorte, die<br />
besser schmeckt<br />
als in so manchem<br />
schönen Café in<br />
Wien. Einziger Wermutstropfen<br />
sind die<br />
CORSINI<br />
Wannsee, Gustav-Hartmann-Platz<br />
(am <strong>Taxi</strong>-Halteplatz)<br />
Öffnungszeiten<br />
täglich 7:00 bis 20:00 Uhr<br />
barrierefrei<br />
Lecker und gesund geht: Quinoa-Salat.<br />
Öffnungszeiten, die der Randlage geschuldet<br />
sind. Am Bahnhof Wannsee ist spät abends<br />
nichts los. Dennoch: Wenn man einmal im<br />
Corsini war, kommt man gerne wieder. ar<br />
TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />
33
SATIRE<br />
IMPRESSUM<br />
Verlag<br />
taxi-times Verlags GmbH,<br />
Frankfurter Ring 193 a<br />
80807 München, Deutschland<br />
Telefon: +49 (0)89 / 14 83 87 91<br />
RÜCKWÄRTS-<br />
FAHRPFLICHT FÜR<br />
MIETWAGENBETRIEBE<br />
13. Dezember 2020: Exakt zwei Jahre nach<br />
seinem Uber-Urteil hat der BGH ein weiteres<br />
richtungsweisendes Machtwort zum PBefG<br />
gesprochen: Künftig wird die Rückkehrpflicht<br />
in eine Rückwärtsfahrpflicht umgewandelt.<br />
Telefax: +49 (0)89 / 14 83 87 89<br />
E-Mail: info@taxi-times.taxi<br />
Internet: www.taxi-times.taxi<br />
Geschäftsführer und V. i. S. d. P.<br />
Jürgen Hartmann (jh)<br />
Bankverbindung<br />
Stadtsparkasse München<br />
IBAN: DE89701500001003173828<br />
BIC: SSKMDEMM<br />
UST-ID: DE293535109<br />
Handelsregister: Amtsgericht München<br />
HRB 209524<br />
Redaktion (tt)<br />
Stephan Berndt (sb), Jürgen Hartmann (jh), Wilfried<br />
Hochfeld (wh), Axel Rühle (ar), Hayrettin Şimşek (hs)<br />
Mietwagenfahrer halten sich<br />
sowieso nicht an die Rückkehrpflicht<br />
und niemand will es kontrollieren.<br />
Deswegen hat es keinen Sinn,<br />
sich an diese Pflicht wie ein Klammeraffe<br />
zu klammern“, sagte der Richter in seiner<br />
Urteilsbegründung. Um die Häufigkeit der<br />
Unfälle durch chronisch übermüdete Mietwagenfahrer<br />
zu reduzieren, wurde allerdings<br />
eine sofortige Rückwärtsfahrpflicht<br />
eingeführt. Wie wichtig diese Maßnahme<br />
war, zeigt der <strong>Berlin</strong>er Vorfall, als zeitgleich<br />
mit der Urteilsverkündung ein schwarzes<br />
Auto mit den Buchstaben R und V im Kennzeichen<br />
in die Abteilung für Affen-Zubehör<br />
einer Zoohandlung raste.<br />
Der Fahrer, 23 Jahre alt, 1,325 m groß,<br />
325 kg schwer und 3,25 m graue Haare,<br />
konnte erst mit einem Spezial-Kran, XXX<br />
und nochmal X, aus dem Fahrersitz gezogen<br />
werden. Durch die Missachtung der<br />
Rückkehrpflicht und vor allem aufgrund<br />
von Bewegungsmangel hatte sich sein Körper<br />
im Laufe der Zeit dermaßen verformt,<br />
dass er eine schier unzertrennliche Einheit<br />
mit dem Fahrersitz bildete.<br />
Für den Soziologieprofessor Dr. h.c. Reiner<br />
Uberfeind gibt es dazu eine logische<br />
Erklärung: „Eine gesetzlich vorgeschriebene<br />
Rückkehrpflicht zum Betriebssitz<br />
war aufgrund der fehlenden Parkplätze<br />
nicht möglich. Durch die lange Sitzhaltung<br />
wurde die Magen-Darm-Tätigkeit<br />
und infolgedessen der Stoffwechsel verlangsamt<br />
– das Übergewicht ist dann die<br />
logische Folge. Bei einer Arbeitszeit von<br />
168 Stunden pro Woche musste der frühere<br />
Leistungssportler zwangsläufig zum<br />
Mutanten werden.“<br />
Wie die Datenauslese des Smartphones<br />
ergab, hatte der Fahrer auch nur Tankstellen<br />
mit Tankwart in seinen Favoriten<br />
gespeichert, um nie aussteigen zu müssen<br />
und damit der Gefahr entgegenzuwirken,<br />
einen Auftrag zu verpassen.<br />
Das Fahrzeug hatte zum Zeitpunkt<br />
des Unfalls Fahrgäste im Auto, die trotz<br />
des heftigen Aufpralls gottlob unverletzt<br />
blieben. Ihre Koffer, die sie während der<br />
Fahrt auf dem Schoß gehabt hatten, fungierten<br />
als ideale Airbags. „Wir wollten<br />
unser Gepäck eigentlich in den Kofferraum<br />
legen, aber dort lagen so viele zerquetsche<br />
Energy-Drink-Dosen, dass wir mit Gepäck<br />
auf den Knien im Auto saßen“, berichtete<br />
ein erleichterter Fahrgast gegenüber einem<br />
Reporter. „Das hat uns das Leben gerettet.“<br />
Zu einem kleinen Eklat kam es bei der<br />
Bergung des Fahrzeugs zwischen der Feuerwehr<br />
und dem Mietwagenfahrer. Als die fleißigen<br />
Feuerwehrleute die Energy-Drink-Dosen<br />
entsorgen wollten, protestierte der<br />
Fahrer heftig. Er gab an, diese entbeulen<br />
und anschließend bei einer Leergutannahmestelle<br />
abgeben zu wollen. Der Erlös sei<br />
schließlich seine Altersvorsorge. hs<br />
FOTO: AstroBoi / stock.adobe.com<br />
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Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />
Mem Deisel (md)<br />
Grafik & Layout<br />
Stanislav Statsenko, info@inversi-design.de<br />
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Elke Gersdorf, e.gersdorf@taxi-times.taxi<br />
Telefon: +49 (0)89 / 14 83 87 92<br />
Telefax: +49 (0)89 / 14 83 87 89<br />
Druckteam<br />
Maik Roller & Andreas Jordan GbR<br />
Gustav-Holzmann-Str. 6<br />
10317 <strong>Berlin</strong><br />
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ISSN-Nr.: 2367-3842<br />
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<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> DACH, <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> München<br />
Die <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> TZB GmbH, Innung des <strong>Berlin</strong>er<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbes e. V., <strong>Taxi</strong> Deutschland <strong>Berlin</strong><br />
e. V. und <strong>Taxi</strong>verband <strong>Berlin</strong>, Brandenburg e. V.<br />
bekommen in <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> <strong>Berlin</strong> eigens gekennzeichnete<br />
Mitteilungsseiten, für deren Inhalte<br />
die Genannten im Sinne des Presserechtes selbst<br />
verantwortlich sind.<br />
34 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI
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<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> ist Ihr Fachmagazin mit <strong>Taxi</strong>themen aus Deutschland,<br />
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stammen größtenteils selbst aus der <strong>Taxi</strong>branche – informieren wir<br />
stets mit dem Blickwinkel aus dem Gewerbe für das Gewerbe. <strong>Taxi</strong><br />
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1Die angegebenen Werte wurden nach dem vorgeschriebenen Messverfahren ermittelt. Es handelt<br />
sich um die „gemessenen NEFZ-CO 2 -Werte“ i. S. v. Art. 2 Nr. 2 Durchführungsverordnung<br />
(EU) 2017/1152. Die Kraftstoffverbrauchswerte wurden auf Basis dieser Werte errechnet. Aufgrund<br />
gesetzlicher Änderungen der maßgeblichen Prüfverfahren können in der für die Fahrzeugzulassung<br />
und ggf. Kfz-Steuer maßgeblichen Übereinstimmungsbescheinigung des Fahrzeugs<br />
höhere Werte eingetragen sein. Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug<br />
und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen<br />
verschiedenen Fahrzeugtypen. Die realen Verbrauchswerte sind u. a. abhängig vom Fahrzeuggewicht<br />
und von den gewählten Ausstattungen. | 2Ein Finanzierungsbeispiel der Mercedes-Benz<br />
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<strong>Taxi</strong>-Kompetenzcenter: Prinzessinnenstraße 21–24 – Kreuzberg, AirportCenter <strong>Berlin</strong>-Brandenburg: Hans-Grade-Allee 61 – Schönefeld