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Taxi Times Berlin - März / April 2019

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MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> 3,50 €<br />

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BERLIN<br />

MINISTER NOCH STUR<br />

SCHEUER ECKT<br />

WEITER AN<br />

KAMPF GEGEN UBER<br />

Was kann der einzelne<br />

Fahrer tun?<br />

BEDROHTE ART<br />

Menschen im <strong>Taxi</strong> mit<br />

sozialer Verantwortung<br />

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EIN GEWERBE STEHT AUF<br />

Es waren zwei Hauptthemen, die sich diesmal ein langes Rennen<br />

geliefert haben. Über den Kampf des <strong>Taxi</strong>gewerbes gegen<br />

die existenzbedrohenden Pläne eines Ministers kann ein Printmedium,<br />

das sechsmal im Jahr erscheint, nicht wochen- oder gar<br />

tagesaktuell berichten. Das tut <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> momentan auch, sogar<br />

fast stundenaktuell, aber auf anderen Kanälen.<br />

Doch während Meldungen über die letzte oder nächste Demo<br />

und über die Gespräche zwischen dem <strong>Taxi</strong>gewerbe und dem<br />

Verkehrsministerium nach einigen Tagen schon wieder überholt<br />

sein können, bringt das andere Thema eine ganz eigene Beständigkeit<br />

mit sich: die Menschen im <strong>Taxi</strong>gewerbe. Diejenigen, deren<br />

Existenz bedroht ist, diejenigen, die auf Veranstaltungen Präsenz<br />

zeigen, und diejenigen, die neben ihrer Arbeit am Steuer eines<br />

<strong>Taxi</strong>s noch mehr für das Gewerbe tun. Wir haben uns Zeit genommen,<br />

drei solcher Menschen zu porträtieren. Wir hoffen, dass<br />

der eine oder andere Leser sich durch die Ideen und die Tatkraft<br />

dieser Menschen anstecken und sich auch zur einen oder anderen<br />

Aktivität anspornen lässt.<br />

Im Kampf gegen Uber und andere Pseudo-<strong>Taxi</strong>-Anbieter besteht<br />

noch ein großes Wissensdefizit auf Seiten der Kundschaft. Das<br />

Gewerbe hat nur dann eine Chance, wenn es über einen großen<br />

Rückhalt in der Öffentlichkeit verfügt. Deshalb stellen wir nicht<br />

nur engagierte Menschen und ihre Mission vor, sondern liefern<br />

Ihnen außerdem Fakten und Argumente, mit denen Sie, liebe<br />

Leserin und lieber Leser, Ihren Fahrgästen Fragen beantworten<br />

können, wenn es wieder einmal heißt: „Was soll denn an Uber<br />

und Berlkönig so schlimm sein?“<br />

Die Gewerbevertretungen sind aktuell am Rotieren, um Aktivitäten<br />

wie die am 10. <strong>April</strong> und weitere Aktionstage zu planen und<br />

zu koordinieren, allen voran der (Achtung, neuer Name!) Bundesverband<br />

<strong>Taxi</strong> und Mietwagen e. V., der bisherige BZP. Auch unsere<br />

Redaktion hat alle Hände voll zu tun, um alles aufzugreifen und<br />

richtig einzuordnen. Manches ist dabei nur noch mit (Galgen-)<br />

Humor zu ertragen, dessen Ergebnis eine Satire am Ende dieser<br />

Ausgabe ist. Wir wünschen Ihnen ein großes Lesevergnügen mit<br />

viel Abwechslung.<br />

– die Redaktion –<br />

INHALT<br />

GEWERBE<br />

4 Minister Scheuer und die Eckpunkte<br />

5 Hoffnung für vier Tage<br />

6 <strong>Taxi</strong>-Demo mit Überraschungsgast<br />

7 Mutig, aber nichtssagend<br />

8 Wie man Fahrgäste über Uber aufklärt<br />

10 mytaxi, der Seitenwechsler<br />

MENSCHEN IM TAXI<br />

12 Rumen Milkow: Der Bangladesh-Job<br />

15 Anke Niggemann: Qualität!<br />

18 Simi und seine Familie<br />

ZENTRALE<br />

20 CDU bei <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong><br />

21 H. Waldner auf Münchener <strong>Taxi</strong>-Demo<br />

22 Unterwegs im Auftrag des Gewerbes<br />

MELDUNGEN<br />

23 News<br />

VERBÄNDE<br />

24 „Innung“: Der Feind im eigenen <strong>Taxi</strong><br />

25 TD: Das <strong>Taxi</strong> wird vergessen<br />

26 TVB: Am Anfang war die Mobilität<br />

WETTBEWERB<br />

27 Flixbus kooperiert mit Uber<br />

POLITIK<br />

28 Günther beim CDU-Kongress<br />

INKLUSION<br />

30 Inklusionsgespräche mit Politikern<br />

GASTBEITRAG<br />

32 Kontrollaktionen am Flughafen Tegel<br />

GASTRO-TIPP<br />

33 Restauranttipp: Corsini<br />

Hico_04-2016.qxp_Layout 1 06.04.16 10:04 Seite 1<br />

SATIRE<br />

34 Rückwärtsfahrpflicht<br />

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TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />

3


GEWERBE<br />

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer löst mit seinen Plänen Protest aus und ist bei öffentlichen Auftritten von Demonstranten umringt.<br />

DIE DREI PUNKTE<br />

DES GRAUENS<br />

„Scheuers Eckpunkte müssen weg“ fordert der Bundesverband <strong>Taxi</strong>.<br />

Besonders existenzbedrohend für die Branche sind im Entwurf des<br />

Verkehrsministeriums drei Punkte. Wir erklären, warum.<br />

Das Bundesministerium für Verkehr<br />

und digitale Infrastruktur<br />

(BMVI) hat sogenannte Eckpunkte<br />

zur Änderung des Personenbeförderungsgesetzes<br />

erarbeitet und vorgelegt. Bevor es<br />

am Montag, dem 18. Februar, publik wurde,<br />

hatte man es am Freitag an ausgewählte<br />

Medien geschickt. Das Handelsblatt hatte<br />

dadurch am Sonntagabend seine Exklusivstory,<br />

inklusive der Statements der Betroffenen.<br />

Am Montag wurden die Inhalte<br />

dann der Deutschen Presse-Agentur (dpa)<br />

bekanntgegeben. Deren Berichterstattung<br />

wiederum wird von vielen Medien in ganz<br />

Deutschland aufgegriffen.<br />

Das Eckpunktepapier hat insgesamt drei<br />

Seiten und konkretisiert die Vereinbarungen<br />

aus dem Koalitionsvertrag zwischen<br />

den Regierungsparteien CDU/CSU und SPD<br />

in fünf Punkten.<br />

Punkt Nummer eins schlägt insgesamt<br />

sechs Maßnahmen zur „Modernisierung<br />

des PBefG unter dem Stichwort Digitalisierung“<br />

vor. Drei davon lassen die bisherige<br />

Trennung zwischen <strong>Taxi</strong>- und<br />

Mietwagenverkehr derart verschwimmen,<br />

dass man sie aus <strong>Taxi</strong>sicht als existenzbedrohend<br />

einstufen muss. So zum Beispiel<br />

Punkt d, „Abschaffung der Rückkehrpflicht<br />

für Mietwagen“. Wörtlich schlägt<br />

das Ministerium hierzu vor:<br />

„Um unnötige Leerfahrten zu verhindern,<br />

wird die in § 49 Abs. 4 S. 3 PBefG<br />

normierte Rückkehrpflicht für Mietwagen<br />

aufgehoben. Gleichzeitig erscheint es<br />

sinnvoll, bestimmte Bereiche für den <strong>Taxi</strong>markt<br />

zu reservieren. Daher kann Mietwagenunternehmern<br />

von den zuständigen<br />

Genehmigungsbehörden für bestimmte<br />

fahrgastreiche Bereiche ein sog. „Aufstellverbot“<br />

auferlegt werden (alt.: positive Definition<br />

des ‚Lizenzgebietes’), um in diesen<br />

Bereichen die Kundensuche vor Ort zu<br />

verhindern.“<br />

Mit dieser Forderung will Andreas<br />

Scheuer die bisherige strikte Trennung<br />

zwischen <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenverkehr<br />

aufweichen. Das <strong>Taxi</strong>gewerbe versucht<br />

nun, mit seinen Argumenten gegenzusteuern.<br />

So werden durch eine Aufhebung<br />

der Rückkehrpflicht keine Leerkilometer<br />

verhindert, sondern verstärkt, denn Mietwagen<br />

werden auf der Suche nach Kunden<br />

– vornehmlich im Zentrumsbereich<br />

– umherkreisen.<br />

WER SOLL DAS ÜBERWACHEN?<br />

Die angesprochenen reservierten Bereiche<br />

für <strong>Taxi</strong>s in Verbindung mit einem<br />

Aufstellverbot für Mietwagen klingen<br />

zunächst einmal positiv aus <strong>Taxi</strong>sicht.<br />

Doch müssten solche Bereiche kommunal<br />

sowohl räumlich als auch zeitlich definiert<br />

und dann auch noch mit hohem personellem<br />

Aufwand kontrolliert werden, ob sich<br />

die Mietwagen tatsächlich daran halten.<br />

Die Definition der Rückkehrpflicht war<br />

bisher immer eng mit der Fahrtannahme<br />

am Betriebssitz verknüpft. Auch diese soll<br />

laut Vorschlag des BMVI gelockert werden.<br />

Unter Punkt „e: Digitale Erfassung der Eingänge<br />

von Beförderungsaufträgen beim<br />

Mietwagenverkehr“ heißt es:<br />

„Um Rechtsunsicherheiten in Bezug auf<br />

die Interpretation der Norm zu vermeiden,<br />

FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

4 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI


GEWERBE<br />

wird die in § 49 Abs. 4 S. 4 PBefG enthaltene<br />

buchmäßige Erfassung um die Möglichkeit<br />

einer elektronischen Erfassung von<br />

Auftragseingängen ergänzt. Auch App-basierte<br />

Auftragseingänge werden hierdurch<br />

expressis verbis ermöglicht.“<br />

Würde sich Scheuer mit dieser Forderung<br />

durchsetzen, so wäre eine wesentliche<br />

Argumentation des aktuellen BGH-Urteils<br />

zum Verbot der App von UberBlack<br />

hinfällig. Das vom <strong>Taxi</strong>gewerbe mühsam<br />

erstrittene Urteil wäre das Papier nicht<br />

mehr wert, auf dem es steht.<br />

Hinsichtlich künftiger Sammelfahrten<br />

und deren (digital gesteuerter) Durchführung<br />

wird in Punkt c „Aufhebung des<br />

Poolingverbots für Mietwagen“ folgendes<br />

vorgeschlagen:<br />

„Um auch außerhalb des ÖPNV eine<br />

reguläre Genehmigungsfähigkeit neuartiger<br />

Pooling-Konzepte sicherzustellen,<br />

wird die in § 49 Abs. 4 S. 1 PBefG normierte<br />

Pflicht zur Anmietung im Ganzen<br />

aufgehoben. Damit wird Mietwagenunternehmern<br />

grundsätzlich auch die Einzelsitzplatzvermietung<br />

ermöglicht. Ebenso wird<br />

die in § 49 Abs. 4 S. 1 PBefG enthaltene<br />

Vorgabe gestrichen, nach der der Ablauf<br />

der Fahrt vom Mieter bestimmt wird, um<br />

auch Algorithmus-gesteuerte Streckenführungen<br />

zu ermöglichen. Eine Genehmigung<br />

des Verkehrs mit Mietwagen kann<br />

zulässigerweise versagt werden, sofern<br />

die zuständige Verkehrsbehörde positiv<br />

feststellt und (bspw. im Rahmen der Nahverkehrsplanung)<br />

qualifiziert begründet,<br />

dass der beantragte Verkehr und die damit<br />

einhergehende Einzelsitzplatzvermietung<br />

einzelne ertragreiche Linien des Linienverkehrs<br />

oder ein Teilnetz aus einem vorhandenen<br />

Linienverkehrsnetz gefährdet<br />

und hierdurch die Funktionsfähigkeit des<br />

Linienverkehrs insgesamt bedroht wird.<br />

Auf diese Weise kann die Kommune den<br />

Mietwagenverkehr bei einer Beeinträchtigung<br />

der Funktionsfähigkeit des Linienverkehrs<br />

entsprechend steuern.“<br />

TESTET SCHEUER NUR,<br />

WIE WEIT ER GEHEN KANN?<br />

Auswirkung dieser Forderung: Auch hier<br />

würde die Trennung zwischen <strong>Taxi</strong> und<br />

Mietwagen aufgeweicht, denn die sogenannte<br />

Einzelplatzvermietung war bisher<br />

nur <strong>Taxi</strong>s gestattet. Soll heißen: Apps, die<br />

fremde Menschen mit ähnlichen Fahrzeiten<br />

und -zielen zu Sammelfahrten zusammenfassen,<br />

dürfen bisher nur von <strong>Taxi</strong>s angewendet<br />

werden. Deshalb wurden Moia und<br />

andere Shuttle-Dienste bisher auch nur<br />

nach der sogenannten Experimentierklausel<br />

zeitlich befristet genehmigt.<br />

Fazit: Noch ist nicht klar, welche Durchschlagskraft<br />

dieses Eckpunktepapier auf<br />

die aktuell laufenden Beratungen zur<br />

Änderung des PBefG hat. Dass man damit<br />

bewusst an die Presse gegangen ist, wird<br />

von Polit-Experten als Testballon interpretiert.<br />

Vielleicht wollte Andreas Scheuer als<br />

verantwortlicher Minister ganz bewusst<br />

die ersten Reaktionen testen. Wie laut und<br />

heftig die ausfallen, hat das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

mit seinen Demonstrationen in <strong>Berlin</strong> und<br />

München schon gezeigt (siehe Seite 6-7 und<br />

21). Von daher ist es gut, dass der Bundesverband<br />

<strong>Taxi</strong> unmittelbar nach Bekanntwerden<br />

des Papiers mit klaren Aussagen<br />

Stellung bezogen hat. Geschäftsführer<br />

Thomas Grätz spricht von einer Katastrophe<br />

für das <strong>Taxi</strong>gewerbe, das mit solchen<br />

Änderungen „plattgemacht“ werde. jh<br />

HOFFNUNG FÜR VIER TAGE<br />

Am 22. <strong>März</strong> saß die Spitze des Bundesverband <strong>Taxi</strong> und Mietwagen<br />

zum Arbeitsgespräch mit Minister Scheuer zusammen. Der Austausch<br />

war vielversprechend, doch vier Tage später war alles wie vorher.<br />

FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

Scheuers Eckpunkte müssen weg“<br />

lautet das Motto der vom Bundesverband<br />

<strong>Taxi</strong> (zu diesem Zeitpunkt<br />

noch BZP) organisierten Demos in <strong>Berlin</strong><br />

und München. Entsprechend klar war die<br />

Forderung der Verbandsspitze beim Zusammentreffen<br />

mit Andreas Scheuer in dessen<br />

Ministerium. Und überraschend positiv<br />

hatten Präsident Michael Müller, seine<br />

beiden Vizes Hermann Waldner und Peter<br />

Zander sowie Geschäftsführer Thomas<br />

Grätz hinterher das Gespräch empfunden.<br />

Man habe den Eindruck gewonnen, „dass<br />

viele unserer Argumente im Verkehrsministerium<br />

endlich angekommen sind“, hieß<br />

es noch am selben Tag aus der Geschäftsstelle<br />

des Bundesverbands. Im intensiven<br />

Gespräch wurden „die Tragweite und die<br />

Konsequenzen im Falle eines Wegfalls<br />

der Rückkehrpflicht für Mietwagen noch<br />

einmal nachdrücklich erläutert“, berichtet<br />

Verbandspräsident Michael Müller. „Unser<br />

Gewerbe ist moderner und digitaler, als<br />

manche denken. Wir haben auch weitere<br />

Argumente noch einmal in aller Deutlichkeit<br />

platziert – und auch keinen Zweifel<br />

daran gelassen, dass das Gewerbe eine<br />

Lösung erwartet.“<br />

Die Ernüchterung kam nur vier Tage<br />

später in Form einer E-Mail: „Lieber Herr<br />

Grätz“, schrieb ein hochrangiger Mitarbeiter<br />

des Ministeriums, „Wir haben die<br />

Gesamtthematik erneut hier im Hause<br />

besprochen und uns auch mit den Koalitionsfraktionen<br />

kurz ausgetauscht. Unser<br />

Eckpunktepapier wurde als Diskussionspapier<br />

erstellt, um zu einer Meinungsbildung<br />

innerhalb der Koalitionsfraktion<br />

zu kommen. Die Fraktionen haben uns<br />

zunächst gebeten, unseren Entwurf mit<br />

den Verbänden zu besprechen. Sie werden<br />

an diesen Gesprächen mit den Fraktionen<br />

teilnehmen und somit wird der intensive<br />

Austausch fortgesetzt. Wir werden danach<br />

unsere Gespräche fortsetzen. Beste Grüße.“<br />

Michael Müller zeigte sich von dieser<br />

Hermann Waldner (links), Thomas Grätz und<br />

Michael Müller vor dem Verkehrsministerium<br />

Zurückhaltung enttäuscht und bezeichnete<br />

das aktuelle Statement als Zick-Zack-Kurs,<br />

den man sich nicht bieten lasse wolle. „Ich<br />

finde es empörend, dass er nach einem<br />

Arbeitsgespräch an einem Freitag, bei dem<br />

er selbst noch signalisiert hat, dass er vielleicht<br />

mit seinem Papier verkehrt liegen<br />

könnte, uns dann am Dienstag per Mail<br />

mitteilen lässt, dass sein Papier erstmal<br />

so bleiben soll. Das ist ein Skandal“, sagte<br />

Müller während einer <strong>Taxi</strong>-Demo in Hannover<br />

am 28. <strong>März</strong>. <br />

jh<br />

TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />

5


GEWERBE<br />

Rund 1.000 Demonstranten kamen zu der vom Bundesverband <strong>Taxi</strong> und Mietwagen kurzfristig organisierten Demo am Verkehrsministerium.<br />

TAXI-DEMO MIT<br />

ÜBERRASCHUNGSGAST<br />

Rund 1.000 <strong>Taxi</strong>unternehmer und -fahrer waren zu der vom<br />

Bundesverband <strong>Taxi</strong> organisierten Demonstration am 21. Februar<br />

gekommen. Unangekündigt trat dort auch Minister Andreas Scheuer auf.<br />

Der kurzfristig organisierte Protest<br />

richtete sich gegen das am Montag,<br />

dem 18.2., bekannt gewordene<br />

Eckpunktepapier des Bundesministeriums<br />

für Verkehr und digitale Infrastruktur<br />

(BMVI). Unter dem Motto „Bleibt fair“<br />

forderte der Verband, dass Scheuers Eckpunkte<br />

weg müssen. „Wer die Axt an<br />

unsere Existenz, unsere Arbeitsplätze und<br />

unsere Rolle für die Mobilität der Zukunft<br />

legt, muss spüren, dass wir uns wehren.<br />

Wir rufen dem Verkehrsminister zu: Nicht<br />

mit uns!!!“<br />

Die Veranstaltung fand in <strong>Berlin</strong> am<br />

BMVI statt. So hatte der angesprochene<br />

Minister einen kurzen Weg und nutzte<br />

die Gelegenheit prompt, um als Überraschungsgast<br />

bei der Kundgebung zu<br />

erscheinen. Empfangen wurde Scheuer<br />

mit Buhrufen der wütenden <strong>Taxi</strong>fahrer,<br />

die auch während seiner Ansprache immer<br />

wieder aufkamen und immer mehr von<br />

„Uber raus“-Rufen ersetzt wurden.<br />

Gleich zu Beginn seiner Ansprache<br />

betonte der Minister, dass er im Dezember<br />

mit den Verbandsvertretern in sehr<br />

sachlicher Atmosphäre über die Herausforderungen<br />

der Zukunft gesprochen habe.<br />

Eine damalige Forderung im Bereich der<br />

Elektromobilität konnte er dabei bereits als<br />

umgesetzt vermelden: Die Förderquote für<br />

kleinere und mittlere Unternehmen werde<br />

angepasst, so dass die Förderungen nun<br />

voll ausgenutzt werden können.<br />

EINIGKEIT, DASS DAS PBEFG<br />

NOVELLIERT WERDEN MUSS?<br />

Anschließend kam Scheuer auf das Eckpunktepapier<br />

für eine Novellierung des<br />

Personenbeförderungsgesetzes (PBefG)<br />

zu sprechen, die eins von vielen Themen<br />

in der Zukunft der Mobilität sei. Man sei<br />

sich doch auch mit dem <strong>Taxi</strong>gewerbe einig,<br />

dass man das PBefG anpassen und novellieren<br />

müsse. Die Zuhörer sahen das wohl<br />

anders, denn auf diese Aussage folgte ein<br />

gellendes Pfeifkonzert. „Werden Sie auch<br />

pfeifen, wenn ich Ihnen sage, dass <strong>Taxi</strong>fahren<br />

unverzichtbar zur Daseinsvorsorge<br />

gehört?“, wollte Scheuer daraufhin wissen.<br />

„Werden Sie auch pfeifen, weil wir die<br />

Attraktivität [der Personenbeförderung]<br />

steigern wollen, damit mehr Menschen<br />

umsteigen, z. B. auf das <strong>Taxi</strong>gewerbe?“<br />

Man habe sich immer bemüht, die Anliegen<br />

der verschiedenen Ressorts und der<br />

verschiedenen Bereiche abzubilden. „Das<br />

haben wir bei der letzten Anpassung auch<br />

gemacht, als wir sechs Jahre lang diskutiert<br />

haben“. Scheuer spielte damit auf die<br />

letzte große Novelle des PBefG an, die 2013<br />

in Kraft trat und etliche Paragraphen zum<br />

Linienverkehr regelte, so dass ein Marktzugang<br />

der Fernbuslinien möglich wurde.<br />

Scheuer war damals als Staatssekretär mit<br />

diesem Thema befasst.<br />

„Wer hätte vor 15 Jahren gedacht, dass<br />

<strong>Taxi</strong>s jetzt digital bestellt werden? Wer<br />

hätte vor sechs Jahren gedacht, was die<br />

Entwicklung bietet?“, fragte Scheuer das<br />

Publikum. Deshalb stehe nun eine weitere<br />

Novelle des PBefG an, weil es mit der Digitalisierung<br />

neue Mobilitätschancen gibt.<br />

Die <strong>Taxi</strong>branche könne doch nicht abstreiten,<br />

dass es diese neuen Chancen auch für<br />

sie gäbe. Er versprach, dass keiner das<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe verdrängen wolle und dass<br />

alle einen fairen Wettbewerb wollen. Die<br />

FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

6 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI


GEWERBE<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer und Unternehmer skandierten<br />

daraufhin fast drei Minuten lang „Uber<br />

raus“.<br />

Als Scheuer dann wieder zu Wort kam,<br />

betonte er, dass man mit dem Eckpunktepapier<br />

eine Diskussionsgrundlage für das<br />

Parlament vorgelegt habe – und mit den<br />

Verbänden. Auf die klare Forderung des<br />

Verbands, dass dieses Eckpunktepapier<br />

wieder weg müsse, ging Scheuer ebenso<br />

wenig ein wie auf die Rückkehrpflicht.<br />

Stattdessen betonte er, dass man nichts<br />

beschränken und in dieser Gesetzesnovelle<br />

einen gerechten Ausgleich für die <strong>Taxi</strong>-Interessen<br />

bringen wolle, dass man aber auch<br />

neue Mobilitätsformen, welche die Branche<br />

mit ihren Unternehmen ja auch nutzen<br />

würden, offen diskutieren müsse.<br />

DENN ER TUT NICHT, WAS ER SAGT<br />

„Wir wollen doch mehr Menschen zum<br />

Umstieg auf <strong>Taxi</strong>s und Personenbeförderung<br />

bringen, damit nicht noch mehr<br />

Autos in die Innenstädte fahren, sondern<br />

ihr Gewerbe davon profitiert. Neben dem<br />

ÖPNV und dem Bustransport sind die <strong>Taxi</strong>s<br />

eine wichtige Säule in der Mobilität. Das<br />

ist unstrittig“, beschwichtigte Scheuer die<br />

Zuhörer. Im neuen PBefG wolle man die<br />

Grundlagen schaffen, dass Kommunen die<br />

Möglichkeit bekommen, „bestimmte fahrgastreiche<br />

Bereiche den <strong>Taxi</strong>s exklusiv<br />

vorzuhalten“. Scheuer nannte als Beispiele<br />

im Eckpunktepapier erwähnte „Wink- und<br />

Wartebereiche“. „Daher kann Mietwagenunternehmern<br />

von den zuständigen<br />

Genehmigungsbehörden für bestimmte<br />

fahrgastreiche Bereiche ein sogenanntes<br />

Aufstellverbot auferlegt werden (alt.: positive<br />

Definition des ‚Lizenzgebietes’), um<br />

in diesen Bereichen die Kundensuche vor<br />

Ort zu verhindern.“ Dieses Exklusiv-Zugeständnis<br />

wird in der <strong>Taxi</strong>branche allerdings<br />

sehr skeptisch gesehen. Scheuer<br />

hingegen ist überzeugt, dass der Raum<br />

zu einer modernen Personenbeförderung<br />

geschaffen werde, wenn Kommunen es<br />

selber organisieren, dass die Personenbeförderung<br />

passgenau auf jede Kommune<br />

angewendet werden kann.<br />

Nach einer weiteren Unterbrechung<br />

durch „Uber raus“-Rufe fasste der Minister<br />

Andreas Scheuer hatte den Mut, zu den<br />

Demonstranten zu treten und zu ihrem<br />

Anliegen Stellung zu nehmen.<br />

das oberste Ziel der künftigen Mobilität<br />

zusammen: Weniger Verkehr durch weniger<br />

Privatfahrten, gelockt durch neue<br />

Mobilitätsformen – „in fairen Wettbewerbsbedingungen,<br />

mit hohen Sozialstandards<br />

und mit ganz klaren Regeln“ wünscht sich<br />

Scheuer. „Eine vollständige Liberalisierung<br />

an dieser Stelle kann es und wird es nicht<br />

geben.“ <br />

jh<br />

MUTIG – ABER NICHTSSAGEND<br />

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat sich mit seinem Auftritt<br />

bei der <strong>Taxi</strong>demo Respekt verdient. Mehr aber auch nicht, denn seine<br />

Ansprache vor über 1.000 Demonstranten war eine verpasste Chance.<br />

FOTOS: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

Andreas Scheuer hat überrascht. Mit seinem unangekündigten<br />

Auftritt während der <strong>Taxi</strong>-Demo hat er zweifellos<br />

Mut bewiesen. Sich den über 1.000 wütenden <strong>Taxi</strong>fahrern<br />

und -unternehmern zu stellen, verdient Respekt. Der wurde<br />

ihm auch gewährt, obwohl zu Beginn die Buh-Rufe das nicht<br />

haben vermuten lassen.<br />

Trotzdem muss man in der Nachbetrachtung die Kritik anbringen,<br />

dass Herr Scheuer zwar mutig geredet, aber zu zaghaft argumentiert<br />

hat. Das, was er sagte, wird keineswegs dazu reichen,<br />

die <strong>Taxi</strong>branche zu beruhigen. Vor allem dann nicht, wenn man<br />

sich bewusst macht, was er alles NICHT gesagt hat. Scheuer hat<br />

beispielsweise nicht ein einziges Mal das Wort „Uber“ in den Mund<br />

genommen, obwohl er seine Ansprache diverse Male wegen „Uber<br />

raus“-Rufen unterbrechen musste.<br />

Damit hat er eine große Chance verpasst. Schließlich geht es<br />

hier um ein Unternehmen, das seit Jahren den Beförderungsmarkt<br />

wettbewerbswidrig angreift. Ein demokratisch gewählter Politiker<br />

hätte durchaus den Mut aufbringen dürfen, Unternehmensphilosophien<br />

kategorisch abzulehnen, die nicht mit rechtsstaatlichen<br />

Prinzipien in Einklang zu bringen sind. Stattdessen betonte<br />

Scheuer dreimal, dass neue Mobilitätsformen ihren Platz in der<br />

Mobilität der Zukunft finden sollen. Michael Müller, Präsident des<br />

Bundesverband <strong>Taxi</strong>, hatte darauf die passende Antwort: „Nur,<br />

weil jemand permanent an der Ampel das Rotlicht missachtet,<br />

darf man doch nicht rote Ampeln abschaffen.“<br />

Scheuer schob die Verantwortung für die fehlende Bestrafung<br />

der Rechtsbrecher (zurecht) auf die kommunale Ebene, speziell<br />

auf die <strong>Berlin</strong>er Landespolitik. Warum dann aber in seinen Eckpunkten<br />

ausgerechnet die Kommunen, die schon mit der Durchsetzung<br />

der aktuellen Gesetzeslage überfordert sind, künftig auch<br />

die neuen Mobilitätsanbieter regulieren sollen, ist unter diesem<br />

Aspekt völlig unverständlich.<br />

Machen wir uns nichts vor: Der Verkehrsminister will zwar<br />

keine komplette Liberalisierung des Personenbeförderungsmarktes,<br />

aber er will auf jeden Fall die neuen Anbieter berücksichtigen.<br />

Die Verantwortung dafür, dass trotzdem auch das <strong>Taxi</strong><br />

und der Linienverkehr ihre Daseinsvorsorge<br />

erfüllen, wird an die Kommunen<br />

abgeschoben. Anstatt die Kommunen zu<br />

stärken, bestehende Regelungen praxisgerecht<br />

kontrollieren zu können, stülpt<br />

man ihnen ein wahres Bürokratiemonster<br />

auf. Das kann nicht funktionieren.<br />

Ein Kommentar<br />

von Jürgen Hartmann<br />

TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />

7


GEWERBE<br />

Alltag nicht nur am Flughafen Tegel: Mietwagen halten sich illegal bereit und blockieren Flächen; Taxen müssen in zweiter Reihe ausladen.<br />

WAS KANN ICH FAHRGÄSTEN<br />

ZUM THEMA UBER SAGEN?<br />

Fast alle im <strong>Taxi</strong>gewerbe lehnen Pseudo-<strong>Taxi</strong>-Anbieter wie Uber ab. Aber<br />

aus Fahrgastmunde heißt es oft: „Was soll denn an Uber so schlimm<br />

sein?“ Wir haben Argumente zur Aufklärung von Unwissenden.<br />

WWas für das <strong>Taxi</strong>gewerbe und<br />

die Volkswirtschaft schlecht<br />

ist, ist aus Kundensicht nicht<br />

automatisch ebenso schlecht. Ein Mietwagenfahrer,<br />

der sich am Messegelände<br />

illegal bereithält, erscheint einem Fahrgast,<br />

der nicht über den Tellerrand blickt,<br />

möglicherweise als etwas Gutes.<br />

Wenn wir als <strong>Taxi</strong>gewerbe überleben<br />

wollen, müssen wir alle unsere Kundschaft<br />

aktiv über die Nachteile der neuen<br />

Personenbeförderungsindustrie und die<br />

Gefahren für die Verbraucher aufklären.<br />

Wenn der Kunde unsere Argumente versteht,<br />

haben wir ihn auf unserer Seite.<br />

UBER IST NUR ZU ANFANG<br />

MANCHMAL BILLIGER ALS TAXI.<br />

In Städten, wo Uber das <strong>Taxi</strong> verdrängt<br />

hat, bezahlen Kunden jetzt viel mehr als<br />

vorher im <strong>Taxi</strong>. Auch in Deutschland kostet<br />

eine Uber-Fahrt bei schlechtem Wetter<br />

schnell mal das Dreifache, bei Nachfragespitzen<br />

wie Silvester, Messeschluss oder<br />

Veranstaltungsende bis zum Zehnfachen<br />

des „normalen“ Preises und des <strong>Taxi</strong>tarifs.<br />

Uber macht bisher unter dem Strich nur<br />

Verluste und kann gar nicht anders, als<br />

die Preise irgendwann stark zu erhöhen,<br />

zunächst nur bei hoher Nachfrage, später<br />

dann durchgehend. Während das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

feste Tarife hat, die vom Staat<br />

festgelegt werden, kann man sich als<br />

Uber-Fahrgast überhaupt nicht auf einen<br />

Fahrpreis verlassen. Wer eine Monopolstellung<br />

erreicht hat, kann die Preise diktieren.<br />

Denken Sie, Uber ist so dumm, es<br />

nicht zu tun?<br />

UBER FUNKTIONIERT NUR<br />

MIT RECHTSVERSTÖSSEN.<br />

Mietwagenfahrer, die in Deutschland<br />

Fahrten von Uber vermittelt bekommen,<br />

würden bei Einhaltung der Rückkehrpflicht<br />

und anderer Vorschriften in kürzester<br />

Zeit pleite gehen. Ubers Existenz<br />

basiert also auf einer systematischen<br />

Missachtung der Rechtsstaatlichkeit. Um<br />

das <strong>Taxi</strong>gewerbe zu verdrängen, bricht der<br />

Konzern in jedem Land so lange gezielt die<br />

Gesetze, bis seine fragwürdigen Dienste<br />

wieder verboten werden (oder bis der<br />

Gesetzgeber diese, von einer gut geölten<br />

Lobby beeinflusst, nachträglich legalisiert,<br />

wie Bundesverkehrsminister Scheuer es<br />

offenbar plant). Im Moment des Gerichtsurteils<br />

sind oft schon mehrere weitere<br />

Dienste eingeführt, so dass die Justiz in ein<br />

endloses Katz-und-Maus-Spiel verwickelt<br />

wird. Seit seiner Gründung wurde Uber<br />

von Gerichten weltweit bereits zu Strafen<br />

und Entschädigungen von insgesamt über<br />

160 Millionen Euro verurteilt. Auch in <strong>Berlin</strong><br />

und Brandenburg funktioniert Uber nur<br />

aufgrund der Schwierigkeit der Kontrollen<br />

und durch Personalmangel und Untätigkeit<br />

der zuständigen Kontrollbehörden.<br />

Fänden Sie es sinnvoll, als Reaktion auf<br />

massenhaften Ladendiebstahl das Stehlen<br />

zu erlauben, statt die Diebe zu bestrafen?<br />

PSEUDO-TAXI-ANBIETER<br />

BEUTEN IHRE FAHRER AUS.<br />

Uber will viel Geld verdienen, und wenn<br />

der Kunde für eine Fahrt in etwa so viel<br />

bezahlt wie im <strong>Taxi</strong>, muss das Geld logischerweise<br />

dem Fahrer weggenommen<br />

werden. Das geschieht durch absurd hohe<br />

FOTO: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

8 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI


GEWERBE<br />

FOTO: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

Provisionen für die Vermittlung der Fahrten.<br />

Bei den <strong>Taxi</strong>funkzentralen ist meist<br />

eine monatliche „Flatrate“ oder die Abrechnung<br />

je Auftrag für eine Provision von drei<br />

bis fünf Prozent des Fahrpreises üblich. Bei<br />

mytaxi, einem weiteren konzerngelenkten<br />

Fahrtenvermittler, waren es von sieben bis<br />

zu angedachten 30 Prozent, bei Uber sind<br />

bis zu 25 Prozent normal. Somit ersetzen<br />

Uber und mytaxi auskömmliche Arbeitsplätze<br />

durch prekäre. Uber-Fahrer sind in<br />

der Regel „freie Unternehmer“, nahe an der<br />

Scheinselbständigkeit, die keinerlei Garantien<br />

für Aufträge und damit für Umsätze<br />

haben. Wenn einer krank wird, sagt Uber,<br />

„damit habe ich nichts zu tun“ und zahlt<br />

keinen Cent. Ein Milliardenkonzern kann<br />

sich im Streitfall immer die besseren<br />

Anwälte leisten. Aus dieser Unterbezahlung<br />

ergibt sich der nächste Punkt:<br />

BEI UBER SIND FAHRER OFT<br />

UNZUREICHEND VERSICHERT.<br />

Uber-Fahrern droht aufgrund mangelnder<br />

Sozialversicherung bei Unfall, Krankheit<br />

und im Alter der finanzielle Ruin. In<br />

den USA verdienten Uber-Fahrer im Jahr<br />

2016 laut <strong>Taxi</strong> Deutschland eG unter drei<br />

Dollar pro Stunde. Scheinselbstständige<br />

bekommen bei Arbeitsausfall auch in<br />

Deutschland kein Geld.<br />

UBER-FAHRER<br />

SIND SELTEN PROFIS.<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer haben im Unterschied zu<br />

Mietwagenfahrern eine schwere Prüfung<br />

abgelegt. Uber wirbt großmundig mit „professionellen<br />

Fahrern“, doch in Wahrheit<br />

brauchen Mietwagenfahrer, die für Uber<br />

und ähnliche Personenbeförderer fahren,<br />

praktisch keine Qualifikation, da von<br />

ihnen keine Ortskundeprüfung verlangt<br />

wird und sie keinen Einführungskurs wie<br />

etwa bei <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> oder beim Isar-Funk<br />

absolvieren. Kein Wunder, dass viele sich<br />

überhaupt nicht auskennen, die Fahrgäste<br />

nicht über die sinnvollste Fahrtroute beraten<br />

können und sich ausschließlich auf ihr<br />

Navigationsgerät verlassen, falls sie überhaupt<br />

fähig sind, es zu bedienen. Möchten<br />

Sie einem unqualifizierten Fahrer ausgeliefert<br />

sein, der bei Versagen oder Fehler<br />

des Navigationsgerätes hilflos im Dunkeln<br />

tappt?<br />

PSEUDO-TAXI-ANBIETER<br />

BIETEN WENIGER SICHERHEIT.<br />

Da Mietwagenfahrer ihre Erlaubnis ohne<br />

jede Schulung oder Prüfung „hinterhergeworfen“<br />

bekommen, ist der Job besonders<br />

interessant für Personen, die keinen seriösen<br />

Job finden. So ist unter Uber-Fahrern<br />

nicht nur der Anteil der Vorbestraften<br />

überdurchschnittlich hoch. In Schweden<br />

sind laut <strong>Taxi</strong> Deutschland eG vier von<br />

zehn Uber-Fahrern polizeibekannt, unter<br />

anderem wegen Trunkenheit am Steuer,<br />

Diebstahls, Körperverletzung, schweren<br />

Drogenhandels, Freiheitsberaubung oder<br />

Körperverletzung. In Deutschland könnten<br />

diese Personen kaum einen <strong>Taxi</strong>schein<br />

erwerben, wohl aber für Uber fahren. Von<br />

Dezember 2012 bis August 2015 gab es<br />

weltweit 6160 Meldungen über sexuelle<br />

Übergriffe durch Uber-Fahrer (alle vier<br />

Stunden einen), von denen Uber immerhin<br />

170 bestätigt hat (alle sechs Tage einen). Bei<br />

Uber-Auftragsvermittlung an Privatpersonen<br />

mit Privatautos (das wurde bis zum<br />

gerichtlichen Verbot auch in Deutschland<br />

praktiziert) kann man nur erahnen, wie<br />

hoch die Wahrscheinlichkeit ist, an einen<br />

persönlich unzuverlässigen, übermüdeten<br />

oder Drogen konsumierenden Fahrer bzw.<br />

in ein technisch mangelhaftes Fahrzeug zu<br />

geraten. Oder glauben Sie, Uber kontrolliert<br />

jeden Fahrer und jedes Fahrzeug? Auch in<br />

Amerika und Europa gilt es aufgrund der<br />

schlechten Bezahlung durch Uber als häufig,<br />

dass Mietwagenfahrer so viel Zeit am<br />

Steuer verbringen müssen, dass sie häufig<br />

im Auto übernachten und viel zu wenig<br />

schlafen. Möchten Sie bei so einem Fahrer<br />

einsteigen?<br />

IST DIE RÜCKKEHRPFLICHT FÜR<br />

MIETWAGEN SINNVOLL?<br />

Momentan wird gerne populistisch<br />

argumentiert, die Pflicht für Mietwagenfahrer,<br />

nach jedem Auftrag zum Betriebssitz<br />

zurückzukehren, führe zu sinnlosen<br />

Leerfahrten und somit zu Luftverschmutzung.<br />

Sie hat aber den Zweck, dass die<br />

Wagen nicht auf der Suche nach Fahrgästen<br />

umherfahren und so die Straßen verstopfen,<br />

Abgase produzieren und Parklücken<br />

blockieren.<br />

Die Rückkehrpflicht hat dennoch nicht<br />

primär mit Umweltschutz zu tun. Das Personenbeförderungsgesetz<br />

(PBefG) dient<br />

dem Verbraucherschutz. Der Staat will<br />

sicherstellen, dass Personen die Möglichkeit<br />

haben, von A nach B zu kommen. Das<br />

begünstigt er steuerlich. Deshalb hat der<br />

Gesetzgeber zu den Anbietern öffentlicher<br />

Verkehrsmittel (dazu zählen auch Taxen)<br />

gesagt: Du bist unverzichtbar, du musst<br />

immer überall verfügbar sein und musst<br />

jeden mitnehmen, der mitfahren will und<br />

dafür bezahlt. Den Fahrpreis bestimme ich.<br />

Dafür stelle ich dir Halteflächen zur Verfügung.<br />

Zu den Mietwagenunternehmern<br />

hat er gesagt: Du bist kein öffentliches<br />

Verkehrsmittel und bist nicht lebensnotwendig,<br />

du bist Luxus. Du kannst fahren,<br />

wann und wo du willst, kannst deine eigenen<br />

Preise machen und dir aussuchen, wen<br />

du mitnimmst und wen nicht. Das sind<br />

Auch <strong>Taxi</strong>halteplätze werden von Mietwagenfahrern<br />

inzwischen wie selbstverständlich<br />

mitbenutzt und die Behörden sehen zu.<br />

riesige Vorteile gegenüber dem <strong>Taxi</strong>. Damit<br />

es fair zugeht, darfst du nicht <strong>Taxi</strong> spielen,<br />

deshalb darfst du deine Autos nicht kennzeichnen,<br />

du darfst keine Einsteiger oder<br />

Winker mitnehmen und ich gebe dir keine<br />

eigenen Flächen, sondern du musst nach<br />

jedem Auftrag zurück zur Firma, damit du<br />

dem <strong>Taxi</strong>, das so viele Pflichten hat, nicht<br />

das Geschäft wegnimmst.<br />

Die Argumente, mit denen die Lobbyisten<br />

der Pseudo-<strong>Taxi</strong>-Anbieter nun versuchen,<br />

die Politiker zur Änderung dieser<br />

sinnvollen Verbraucherschutzberstimmungen<br />

zu bewegen, haben also in Wahrheit<br />

nur ein einfaches, durchschaubares<br />

und egoistisches Ziel: Uber, Moia, Clever<br />

Shuttle, BerlKönig usw. sollen dem <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

den lukrativen Teil des Geschäfts<br />

wegnehmen dürfen. Das nennt man auch<br />

Rosinenpickerei.<br />

DAS TAXI IST EIN TEIL<br />

DER DASEINSVORSORGE.<br />

Die Beförderungspflicht und die Tarifbindung<br />

stellen sicher, dass beispielsweise<br />

gebrechliche Menschen zum Arzt fahren<br />

können. Wenn kein <strong>Taxi</strong> da ist, ist eine<br />

alte, kranke oder alleinstehende Person<br />

unter Umständen aufgeschmissen, falls<br />

kein Verwandter zur Stelle ist, um sie zu<br />

fahren. Mit Uber bestimmt nicht Daseinsvorsorge<br />

die Beförderung von Menschen,<br />

sondern ausschließlich finanzielle Interessen.<br />

Uber-Fahrer würden die Oma, die<br />

nur einen Kilometer zum Arzt will, ebenso<br />

stehen lassen wie den Discobesucher auf<br />

dem Land, denn solche Fahrten lohnen<br />

sich nicht.<br />

UBER HAT MIT DATENSCHUTZ<br />

NICHT VIEL IM SINN.<br />

In den <strong>Taxi</strong>funkzentralen vermitteln<br />

Menschen zwischen Kunde und Fahrer<br />

und kümmern sich bei Problemen persönlich,<br />

zum Beispiel wenn <strong>Taxi</strong>fahrer<br />

und Fahrgast sich nicht finden. Uber und<br />

mytaxi sparen sich die Zentrale, um mehr<br />

Geld zu verdienen. Damit Fahrer und<br />

Fahrgast sich finden und miteinander<br />

<br />

TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />

9


GEWERBE<br />

kommunizieren können, bekommen sie<br />

gegenseitig ihre Handynummern. Das ist<br />

unter Datenschutz-Gesichtspunkten fragwürdig,<br />

denn im Konfliktfall kann der eine<br />

die Handynummer des anderen später zu<br />

jeder erdenklichen Rache-Aktion benutzen.<br />

Möchten Sie, dass ein unangenehmer<br />

Mensch, mit dem Sie nichts zu tun haben<br />

möchten, und der wütend auf Sie ist, Ihre<br />

Handynummer hat?<br />

PSEUDO-TAXI-ANBIETER<br />

VERSTOPFEN DIE STRASSEN.<br />

Uber, Clever Shuttle, Moia und Berlkönig<br />

(ebenso wie Car2go und Drive now) werben<br />

damit, Menschen aus ihren Privatautos heraus<br />

in Fahrzeuge zu locken, die Sammeltaxen<br />

ähneln und dadurch die Straßen leerer<br />

zu machen. Es hat sich aber herausgestellt,<br />

dass stattdessen überwiegend Bus- und<br />

Bahnfahrgäste die Dienste nutzen, so dass<br />

die Straßen nicht leerer, sondern voller werden.<br />

Die Anbieter machen – teils legal, teils<br />

mit fragwürdigen Sondergenehmigungen,<br />

teils dreist illegal – das gleiche, was Taxen<br />

auch können und schon lange professionell<br />

machen. Dadurch stehen die Taxen mehr<br />

herum und geraten in Existenzschwierigkeiten,<br />

die Straßen verstopfen zunehmend<br />

und die Busse werden leerer. Auf den Straßen<br />

Londons sind bereits viele tausend<br />

Mietwagen unterwegs, in New York City<br />

rund 80.000. In amerikanischen Großstädten<br />

ist der „Uber-Stau“ zum gängigen<br />

Bestandteil der Alltagssprache geworden.<br />

Es ist abzusehen, dass in deutschen Städten<br />

das gleiche droht, wenn Uber nicht das<br />

Handwerk gelegt wird. Möchten Sie, dass<br />

die Parkplätze von Supermärkten eines<br />

Tages mit Mietwagen zugeparkt sind, und<br />

dass man an keinem normalen Laden mehr<br />

eine Parklücke bekommt, weil sich überall<br />

Uber-Fahrzeuge bereithalten?<br />

UBER ERHÖHT DIE<br />

LUFTVERSCHMUTZUNG.<br />

Durch die hohe Zahl an Pseudo-<strong>Taxi</strong>-Anbietern,<br />

die zusätzlich auf den Straßen sind,<br />

und durch den Stau, den sie verursachen,<br />

entstehen viel mehr Autoabgase. Beispiel:<br />

Für San Francisco hat eine unabhängige<br />

Studie 2.000 Prozent mehr Luftverschmutzung<br />

durch Uber- und andere Mietwagen<br />

im Vergleich zur <strong>Taxi</strong>flotte errechnet.<br />

Dadurch atmen auch Fußgänger und Radfahrer<br />

erheblich mehr Atemgifte ein und<br />

Diesel-Fahrverbote kommen näher.<br />

UBER ZAHLT IN DEUTSCHLAND<br />

KEINE STEUERN.<br />

<strong>Taxi</strong>betriebe zahlen Steuern und halten<br />

die Volkswirtschaft am Laufen. Uber<br />

vernichtet ordentlich bezahlte Arbeitsplätze,<br />

sorgt für einen geringeren Durchschnittsverdienst<br />

gewerblicher Kraftfahrer<br />

und zieht Geld aus dem deutschen Markt,<br />

ohne hier auch nur einen Euro Steuern zu<br />

zahlen. Große Teile des Millionenumsatzes<br />

werden, wenn überhaupt, in den USA<br />

versteuert.<br />

DER KUNDE HAT DIE MACHT ...<br />

... etwas an den illegalen Machenschaften<br />

zu ändern: Wer statt Uber und anderer fragwürdiger<br />

Fahrdienste einfach <strong>Taxi</strong>, Bus und<br />

Bahn nutzt, trägt dazu bei, dass man sich<br />

als Fahrgast auch morgen noch auf sichere<br />

Preise und Beförderungspflicht verlassen<br />

kann. Das Personenbeförderungsgesetz<br />

(PBefG) darf nicht so liberalisiert werden,<br />

dass es nur noch freien Marktgesetzen<br />

unterliegt! Damit Fahrgäste sich auch künftig<br />

auf feste Preise verlassen können. Damit<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer auch morgen ihr Auskommen<br />

haben. Damit Ihre Tochter nachts nicht per<br />

Anhalter von der Disco nach Hause fahren<br />

muss. Damit die Erbtante auch morgen<br />

sicher sein kann, zum Arzt gefahren zu werden,<br />

und nicht ihrem vollzeit berufstätigen<br />

Neffen mit einer Änderung des Testaments<br />

drohen muss, weil sonst niemand bereit ist,<br />

sie zu fahren. <br />

ar<br />

MYTAXI, DER<br />

SEITENWECHSLER<br />

Die Daimler-Marke gab sich bis vor Kurzem<br />

gerne als Verbündeter des <strong>Taxi</strong>gewerbes im<br />

Kampf gegen Uber aus. Nun rief der künftige<br />

Global Player zum Boykott einer Protestaktion<br />

gegen Minister Scheuer auf.<br />

Es ist über 20 Jahre her, dass<br />

Daimler-Benz vom <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

als Freund betrachtet wurde und<br />

gefühlte 90 Prozent der Taxen auf deutschen<br />

Straßen aus Stuttgart-Untertürkheim<br />

kamen. Heute wird die Freundschaft<br />

allenfalls noch von einzelnen Vertretern<br />

wie der <strong>Berlin</strong>er Mercedes-Niederlassung<br />

gepflegt. Der große Daimler-Konzern weiß<br />

längst, dass die Zukunft nicht im Verkauf<br />

von Fahrzeugen liegt, sondern in einem<br />

möglichst großen Stück des Personenbeförderungskuchens.<br />

Wahrscheinlich trug<br />

auch das überschätzte und dann ausgebliebene<br />

Kaufinteresse am Smart dazu<br />

bei, dass die Daimler-Tochter „moovel“<br />

heute „Free-floating“-Carsharing anbietet.<br />

Man kann die Smarts in den Innenstädten<br />

leihen und an anderen Stellen innerhalb<br />

festgelegter Gebietsgrenzen abstellen.Lukrativ<br />

ist das bisher nicht, und so müssen<br />

möglichst viele neue Kunden akquiriert<br />

werden. Wer kommt dafür in Frage, wenn<br />

man mit car2go teurer als mit dem Linienverkehr,<br />

aber billiger als mit dem <strong>Taxi</strong><br />

ans Ziel kommt? <strong>Taxi</strong>fahrgäste. Und wie<br />

gewinnt man die am einfachsten? Indem<br />

man eine <strong>Taxi</strong>vermittlung betreibt, die<br />

ohne zu Telefonieren mit dem Smartphone<br />

funktioniert und sich einen besonders<br />

modernen Anstrich gibt, der darüber hinwegtäuscht,<br />

dass hier – mit wenig Datenschutz<br />

– viel weniger Service geboten wird<br />

FOTO: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

10 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI


GEWERBE<br />

Mit solchen Schreiben ermunterte mytaxi<br />

seine Fahrer, während der Demo Fahrgäste<br />

zu befördern.<br />

als durch klassische Funkzentralen, denen<br />

man die Rosinen wegpickt. So gewinnt man<br />

Daten von <strong>Taxi</strong>kunden, denen man dann<br />

die preisgünstigere Variante mit dem Leihwagen<br />

schmackhaft machen kann.<br />

Als das Uber-Imperium seine Allmachtsfantasien<br />

umzusetzen begann, sah man,<br />

dass der Konzern aus Kalifornien ein paar<br />

Nummern größer und mächtiger war, und<br />

mytaxi konnte als vermeintlicher Verbündeter<br />

gegen den übermächtigen Feind und<br />

mit anfangs günstig erhältlichen Funkaufträgen<br />

einen (gutgläubigen und kurzfristig<br />

denkenden) Teil des <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />

auf seine Seite bringen. Jeder Kritik aus<br />

Verbraucherschutzsicht begegnen diese<br />

Kollegen mit dem Argument, man könne<br />

die Entwicklung ohnehin nicht aufhalten.<br />

Heute herrscht in der neuen Personenbeförderungsindustrie<br />

Goldgräberstimmung.<br />

Firmen wie Uber haben im Katz-und-Maus-<br />

Spiel mit Gerichten starke Verbündete: erstens<br />

einen jungen Bundesverkehrsminister,<br />

der sich wenig um Verbraucherschutz<br />

schert und nach seiner Abwahl gutes Geld<br />

in der Wirtschaft verdienen wird, zweitens<br />

Landesbehörden in <strong>Berlin</strong>, die den Rechtsstaat<br />

teilweise aufgegeben haben und auch<br />

den permanenten Rechtsverstößen durch<br />

Mietwagenfahrer tatenlos zusehen.<br />

Die Milliardenkonzerne leisten sich<br />

teure Lobbyisten, die in Parlamenten wie<br />

dem Deutschen Bundestag die wichtigen<br />

Entscheidungsträger beeinflussen. Diese<br />

sollen ihren Eid, dem Wohl des Volkes zu<br />

dienen, großzügig ein Stück in Richtung<br />

Wohl der geldgierigen Anleger beugen.<br />

Kleinere Fahrdienst-Spekulanten holen<br />

sich ihr Stück vom Kuchen mit Tricks,<br />

etwa indem sie sich fragwürdige Ausnahmegenehmigungen<br />

für Dienste wie Clever<br />

Shuttle verschaffen.<br />

Daimler und BMW aber wollen in der ersten<br />

Liga mitspielen, haben sich dazu jetzt<br />

mit ihren Car-Sharing-Diensten car2go und<br />

Drive now zusammengetan. Die gemeinsame<br />

Mobilitätsplattform wird nach einer<br />

Übergangszeit „Share now“ heißen. Als<br />

Global player wollen sie Uber die Stirn<br />

bieten. Alte Freunde wie das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

sind dabei nicht mehr wichtig, denn wer<br />

ganz nach oben will, muss gegebenenfalls<br />

auch bereit sein, über Leichen zu gehen.<br />

So nutzte mytaxi den Demo-Aufruf des<br />

„Bundesverband <strong>Taxi</strong>“ (früher BZP) für<br />

München am 13. <strong>März</strong> denn auch für sich<br />

und lobte eine Belohnung von 50 Euro<br />

für Demoverweigerer aus, die während<br />

der Aktion fleißig Fahrgäste befördern.<br />

Während das <strong>Taxi</strong>gewerbe auf die Barrikaden<br />

geht, um das Verkehrsministerium<br />

zur Rücknahme der existenzbedrohenden<br />

Eckpunkte zu bewegen und hierfür auch<br />

einen kurzzeitigen Vermittlungsstopp<br />

ankündigt, appelliert mytaxi an die Fahrer,<br />

man müsse auch an die Fahrgäste denken.<br />

ALLE OFFEN DISKUTIEREN?<br />

Zwar räumt man ein, dass das Eckpunktepapier<br />

„in der Tat keine gute Nachricht<br />

für das <strong>Taxi</strong>gewerbe ist“ und die von der<br />

Großen Koalition geforderten fairen Wettbewerbsbedingungen<br />

nicht erreicht werden.<br />

„Wir sind der Meinung“, hieß es in<br />

einer Mittteilung an die angeschlossenen<br />

Fahrer, „dass ein echter Ausgleich nur<br />

gegeben ist, wenn wir offen über ein reformiertes<br />

Gemeinschaftsgewerbe diskutieren.<br />

Es geht um die Wettbewerbsfähigkeit<br />

des <strong>Taxi</strong>gewerbes in einem Marktumfeld,<br />

das sich grundlegend verändert.“<br />

In drei weiteren Joint Ventures mit den<br />

Namen Charge now, Park now und Reach<br />

now werden Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge,<br />

ticketloses Ein- und Ausfahren<br />

aus Parkhäusern inklusive bargeldlosem<br />

Bezahlen sowie die Vernetzung unterschiedlicher<br />

Verkehrsmittel für eine intermodale<br />

Routenplanung zusammengefasst.<br />

Zur künftigen Ride-Hailing-Plattform<br />

Free now für Europa und Südamerika<br />

zählen neben Firmen wie „beat“ (Griechenland,<br />

Peru, Chile, Kolumbien und Mexiko),<br />

„Kapten“ (Frankreich, Portugal und die<br />

Schweiz) und „Clever <strong>Taxi</strong>“ (Rumänien)<br />

auch Produkte wie Berlkönig, die derzeit<br />

nur mit Sondergenehmigungen laufen und<br />

die künftig nur mit genau jenen Änderungen<br />

legalisiert werden können, die von<br />

Verkehrsminister Scheuer vorgeschlagen<br />

wurden: Aufhebung der Rückkehrpflicht<br />

und des Verbots der Einzelplatzvermietung<br />

für Mietwagen. Somit agiert mytaxi mit<br />

dem Aufruf zum Demoboykott sicherlich<br />

ganz im Interesse des Daimler-Konzerns.<br />

Das Argument, ein Streik treibe die <strong>Taxi</strong>fahrgäste<br />

direkt in die Arme der Mitbewerber<br />

und der Kunde werde verärgert und<br />

mache eine positive Erfahrung mit einem<br />

anderen Service, ist aus Sicht des Bundesverband<br />

<strong>Taxi</strong> blanker Hohn: Der Aufruf<br />

zum Demo-Boykott sei nicht nur „grob<br />

unsportlich“, sondern auch „extrem kurzsichtig“,<br />

schrieb der Verband in seinem neu<br />

gegründeten Whatsapp-Nachrichtenkanal.<br />

„Wir tauschen unsere Zukunft nicht gegen<br />

50 Euro.“<br />

Gerade unter den <strong>Taxi</strong>fahrern, die Funkaufträge<br />

sowohl von einer Zentrale als auch<br />

von mytaxi annehmen, war die Empörung<br />

groß. In den sozialen Medien und diversen<br />

Whats-App-Gruppen hagelte es Beschimpfungen.<br />

„Für 50 Euro wollen Sie uns Taxler<br />

kaufen.“ – „So etwas ist üblich in Dritte-Welt-Ländern,<br />

wo Demonstranten meist<br />

gekauft werden, damit sie für die dortigen<br />

Herrscher demonstrieren“, so lauteten nur<br />

einige wütende Kommentare. „Das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

hat sie groß gemacht, und jetzt schießen<br />

Sie gegen uns“, schrieb ein Kollege, der<br />

ankündigte, die Zusammenarbeit mit mytaxi<br />

sofort zu beenden. Sicherlich haben viele Kollegen<br />

es ihm gleichgetan.<br />

jh/ar<br />

DISPONENT / INNEN<br />

GESUCHT<br />

DINO-<strong>Taxi</strong> sucht in Vollzeit einen<br />

neuen motivierten Mitarbeiter(m/w)<br />

für die Auftragsabwicklung.<br />

Voraussetzungen sind PC-Kenntnisse<br />

sowie die Bereitschaft auch am<br />

Wochenende zu arbeiten.<br />

Infos unter:<br />

Tel.: 030-60540412<br />

Bewerbungen an:<br />

olaf.hilbig@dinotaxi.de<br />

TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />

11


MENSCHEN IM TAXI<br />

DER „BANGLADESH-JOB“<br />

Rumen Milkow und Layne Mosler haben viele Länder, viele Menschen<br />

und viele Jobs erlebt. <strong>Taxi</strong>fahren droht laut Milkow zum „Bangladesh-<br />

Job“ zu werden: zunehmende Armut in einem angeblich reichen Land.<br />

In Süd-Kalifornien hielt man Amerika<br />

1974 für den Nabel der Welt. Dort ist<br />

Layne Mosler geboren, im selben Städtchen<br />

wie Richard Nixon – just im Jahr seines<br />

Rücktritts. Als es die 17-jährige Anthropologie-Studentin<br />

zu einer Exkursion<br />

ausgerechnet in das sich öffnende Land<br />

Michail Gorbatschows verschlug, war sie<br />

beeindrückt, wie belesen und kultiviert<br />

Menschen im Vergleich zu den Bewohnern<br />

der USA sein können. Sie zog daraus den<br />

Schluss: „Man muss vor Ort sein, um zu<br />

erfahren, wie die Menschen ticken.“ Mit<br />

Anfang dreißig war sie ein paar Jahre zum<br />

Weltentdecken, Schreiben und Tangotanzen<br />

in Buenos Aires und war fasziniert von<br />

den Geschichten, die die <strong>Taxi</strong>fahrer ihr dort<br />

erzählten, egal ob wahr oder unwahr, welch<br />

philosophischen Blick sie auf das Leben<br />

hatten, und was für eine innige Beziehung<br />

zu ihrer Stadt. Sie machte die Erfahrung,<br />

dass man bei der Begegnung mit einem<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer, dem seine Tätigkeit etwas<br />

bedeutet, viel lernen kann.<br />

Rumen ist lesesüchtig, seit er denken<br />

kann. Im <strong>Taxi</strong> hat man viel Zeit,<br />

Bücher zu verschlingen. Darüber redet er<br />

begeistert und fesselnd mit seiner leicht<br />

mitteldeutschen Sprachmelodie. Michel<br />

Houellebecq („Serotonin“), Thomas Bernhard,<br />

Hans-Joachim Maaz („Das falsche<br />

Leben“), Friedrich Nietzsche und Steven<br />

Hill („Die Start-up-Illusion“) stehen bei<br />

ihm hoch im Kurs. Nietzsche wäre nach<br />

Rumens Einschätzung heute vermutlich<br />

Pfandflaschensammler. Der Sprachkundler<br />

und Philosoph habe so einige bedenkliche<br />

Entwicklungen vorhergesehen, die<br />

Rumen heute Sorgen bereiten. „Die Verarmung<br />

der Massen, die im vollen Gange<br />

ist, wird durch Unternehmen wie Uber<br />

„Eine <strong>Taxi</strong>fahrt kann<br />

eine Offenbarung<br />

sein, wenn wir es<br />

zulassen.“<br />

Layne Mosler<br />

weiter beschleunigt. Uber wirkt wie ein<br />

Katalysator.“ Abgesehen davon kam Nietzsche<br />

aus der Gegend Halle/Leipzig – wie<br />

Rumen Milkow. Seinen außergewöhnlichen<br />

Namen verdankt der 52-jährige seinem<br />

bulgarischen Vater. Die Mutter kommt aus<br />

Neukölln. Als junger Mann kam Rumen,<br />

der sowohl Hochschulen als auch Produktionsbetriebe<br />

und Krankenhäuser (nicht<br />

als Patient, sondern als Pfleger) von innen<br />

kennt, in die wiedervereinigte Heimatstadt<br />

seiner Mutter.<br />

Als Layne 2010 nach New York City ging,<br />

war <strong>Taxi</strong>fahren dort noch ein hoch angesehener<br />

Beruf. In Souvenirläden standen<br />

neben Freiheitsstatuen gelbe <strong>Taxi</strong>s im<br />

Regal. Uber gab es noch nicht. Sie machte<br />

den <strong>Taxi</strong>schein – und war ernüchtert von<br />

der rauen Ellbogengesellschaft. „Ich fühlte<br />

mich wie eine Vegetarierin unter Kannibalen“.<br />

Verzaubert war sie seit Kindertagen<br />

vom „Deli“ ihres Großvaters und rief den<br />

Blog „<strong>Taxi</strong>gourmet“ ins Leben. Sie träumte<br />

von einem Restaurant, wo man nicht hingeht,<br />

um gesehen zu werden, sondern um<br />

billig, aber gut zu essen, wo unterschiedliche<br />

Menschen zusammentreffen, wo der<br />

Professor mit dem Toilettenputzer am Tisch<br />

sitzt. Laynes Zufluchtsort waren Bibliotheken,<br />

wo sie sich in fremde Welten begeben<br />

konnte. Eines Tages bekam sie einen<br />

<strong>Berlin</strong>-Reiseführer in die Finger und war<br />

augenblicklich gefesselt.<br />

FOTO: Holger Groß<br />

12 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI


MENSCHEN IM TAXI<br />

FOTO: Rumen Milkow<br />

Die Entwicklung im <strong>Taxi</strong>gewerbe bereitet<br />

Rumen nicht nur deshalb große Sorgen,<br />

weil er mitten drin ist. Er empfindet Uber<br />

und die anderen Firmen, die von „Globalisierung“<br />

reden und nur eine Umverteilung<br />

von unten nach oben meinen, als Bedrohung<br />

des Sozialstaats – und somit unserer<br />

Verfassung. Immer mehr Menschen verarmen,<br />

was jeder an der wachsenden Zahl<br />

der Obdachlosen und Flaschensammler<br />

sehen kann. Den Lohn, den Mitarbeiter von<br />

Firmen wie Uber oder Lieferando bekommen,<br />

sieht Rumen als „Schmerzensgeld,<br />

das nicht einmal für ein gepflegtes Sozialleben<br />

ausreicht“. Dazu fällt ihm ein Zitat<br />

ein: „Mancher weiß nicht, wie reich er ist,<br />

bis er erfährt, was für reiche Menschen an<br />

ihm noch zu Dieben werden.“ Klingt aktuell,<br />

ist aber von Nietzsche, der<br />

1900 starb.<br />

Seit Ubers Bemühungen<br />

um eine feindliche Übernahme<br />

des <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />

hat Rumen im <strong>Taxi</strong> immer<br />

mehr Zeit zum Nachdenken,<br />

eine Tätigkeit, die in seinen<br />

Augen stark unterbewertet ist – und seiner<br />

Einschätzung nach nicht im Interesse von<br />

Uber liegt: „Die wollen, dass man ständig<br />

fährt, und das für weniger<br />

Geld. Dabei ist <strong>Taxi</strong>fahren<br />

schon heute ein<br />

prekärer Job.“ Er selbst<br />

ist seit knapp 25 Jahren<br />

auf den <strong>Berlin</strong>er<br />

Straßen unterwegs<br />

und sagt, aus dem Job<br />

würde aktuell ein „Bangladesh-Job“.<br />

Er zitiert<br />

gleich noch Theodore<br />

Roosevelt: „In der Politik<br />

geschieht nichts<br />

zufällig. Wenn etwas<br />

geschieht, dann kann man sicher sein,<br />

dass es auch auf diese Weise geplant war.“<br />

Seit 2007 bloggt Rumen unter dem Pseudonym<br />

„<strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>“. Seine geistreiche und<br />

„Überzeugungen sind gefährlichere<br />

Feinde der Wahrheit als Lügen.“<br />

Rumen Milkow zitiert gerne Friedrich Nietzsche.<br />

selbstironische Seite heißt „Autofiktion“.<br />

Das Wortspiel beschreibt einen schrankenlosen<br />

Umgang mit selbst Erlebtem<br />

Layne Mosler ist Schriftstellerin mit Leidenschaft für gutes Essen.<br />

Seit ihrer Kindheit ist sie verzaubert vom „Deli“ ihres Großvaters.<br />

und Gedanken, eine fantastische Spielwiese<br />

zum Philosophieren. Aktuell sucht<br />

er musikalische <strong>Taxi</strong>kollegen, mit denen<br />

er einen „Anti-Uber-Song“ aufnehmen will.<br />

2011 zog Layne nach <strong>Berlin</strong>,<br />

und da sie inzwischen Schriftstellerin<br />

(„Dancing in Buenos<br />

Aires“) und Food-Bloggerin<br />

war, machte sie sich aus dem<br />

anfänglichen Spaß, sich von<br />

<strong>Taxi</strong>fahrern deren Lieblingsrestaurants<br />

zeigen zu lassen<br />

und persönlich zu testen, eine Leidenschaft<br />

(die man ihr beneidenswerterweise nicht<br />

ansieht) und schrieb darüber in ihrem<br />

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MENSCHEN IM TAXI<br />

Blog. So lernte sie Rumen kennen, den<br />

vielseitig Involvierten, der ungern halbe<br />

Sachen macht und für ihr Projekt eine<br />

„Gourmet-Tour“ mit besonderen <strong>Berlin</strong>er<br />

Restaurants zusammenstellte. Von seinen<br />

vielen Interessen, seinem Blog, seinen<br />

Fotos und seiner philosophischen Weltsicht<br />

war Layne berührt. Dieser facettenreiche<br />

Mensch musste ein Seelenverwandter sein.<br />

Layne kennt Uber aus mehreren Ländern.<br />

Als sie 2018 in Paris ein <strong>Taxi</strong> zum<br />

Flughafen haben wollte, schien es überall<br />

nur Uber zu geben. „Ich musste zwei<br />

Stunden kämpfen, weil Google mir nur<br />

Uber-Fahrten andrehen wollte. Ich wollte<br />

aber ein <strong>Taxi</strong>.“ Sie hatte in Frankreich mit<br />

Schrecken erfahren, dass Uber-Fahrer<br />

Layne Mosler hat trotz aller Widrigkeiten<br />

den Humor nicht verloren.<br />

dort nicht einmal ein Führungszeugnis<br />

vorlegen müssen. „Deshalb ist das einer<br />

der wenigen Jobs, den ehemalige Kriminelle<br />

finden können, hat mir ein <strong>Taxi</strong>fahrer<br />

erzählt. Viele Uber-Fahrer dort kämen<br />

direkt aus dem Gefängnis.“<br />

Den Titel von Laynes 2016 erschienenem<br />

Buch „Driving hungry“ könnte man auf den<br />

ersten Blick als bittere Ironie auf Rumens<br />

Zukunftsvision des fahrenden Gewerbes<br />

missverstehen, es trägt aber den autobiografischen<br />

Untertitel „A delicious Journey<br />

from Buenos Aires to New York to <strong>Berlin</strong>“.<br />

Hier ist sie also<br />

angekommen.<br />

Heute sind Layne<br />

und Rumen ein Paar,<br />

sind in tausend Projekte<br />

involviert und<br />

machen zusammen<br />

eine regelmäßige<br />

Radiosendung, sie<br />

an den Reglern und<br />

er als Moderator.<br />

„Ich mache das aus<br />

Spaß an der Sache<br />

und um dabei zu<br />

lernen“, sagt Rumen. „Die Themen müssen<br />

nicht unbedingt tagesaktuell sein, haben<br />

aber immer etwas mit dem <strong>Taxi</strong>job zu<br />

tun, seien es Trinkgeld,<br />

Toiletten oder<br />

zuletzt Uber. Das<br />

leidige Thema wird<br />

uns leider noch<br />

beschäftigen.“ Am<br />

10. Januar waren<br />

Stephan Berndt und<br />

Axel Rühle von <strong>Taxi</strong><br />

<strong>Times</strong> <strong>Berlin</strong> sowie<br />

der Gewerbekenner<br />

Erbay Ersoy<br />

zu Gast, als über<br />

eben dieses leidige<br />

Thema gesprochen wurde.<br />

Rumen Milkow streift Themen meist von<br />

mehreren Seiten, spricht mit leicht ironischem<br />

Unterton von seinem „öffentlichen<br />

Bildungsauftrag“, will mehr transportieren<br />

als Mainstream. Er erwähnt, dass sich<br />

in New York alleine im letzten Jahr acht<br />

professionelle Fahrer das Leben genommen<br />

haben, weil Uber sie ruiniert habe.<br />

Berndt, hauptberuflich <strong>Taxi</strong>unternehmer,<br />

erläutert, warum die neuen Konkurrenten<br />

des <strong>Taxi</strong>gewerbes nicht wirklich gebraucht<br />

werden, dass sie weder den Straßenverkehr<br />

noch den Sozialstaat entlasten. Ersoy nennt<br />

ernüchternde Zahlen zu manipulierten<br />

Rumen Milkow als Moderator und Layne Mosler an den Reglern im<br />

Radio-Studio mit Rumens Lieblings-Filmmotiv „<strong>Taxi</strong> Driver“<br />

„In einer<br />

globalisierten Welt<br />

leben immer mehr<br />

Menschen in ihrem<br />

kleinen Bangladesh<br />

mitten unter uns.“<br />

Rumen Milkow<br />

Arbeitszeiten, prekärer Bezahlung und<br />

fehlender Sozialversicherung scheinselbstständiger<br />

Uber-Fahrer. Rühle appelliert<br />

an die <strong>Taxi</strong>fahrer,<br />

ihren Kunden klarzumachen,<br />

dass<br />

sie Einfluss auf<br />

den Markt ausüben<br />

können. Man<br />

müsse ihnen sagen,<br />

was Uber ist und<br />

will, dass der Konzern<br />

in Städten, wo<br />

er den <strong>Taxi</strong>markt<br />

verdrängt hat, die<br />

Preise diktieren<br />

kann.<br />

Da kommt dann das böse Erwachen,<br />

dann ist es vorbei mit billig, dann kann<br />

die Oma sich die Fahrt zum Arzt nicht mehr<br />

leisten. Dann ist es zu spät. Layne Mosler<br />

und Rumen Milkow haben solche Städte<br />

erlebt. <br />

ar<br />

Wenn Herr Scheuer seine Eckpunkte<br />

durchsetzt und die FDP<br />

weiterhin die Freigabe der <strong>Taxi</strong>tarife<br />

fordert, müssten Layne und<br />

Rumen wahrscheinlich ihren Beruf<br />

an den Nagel hängen. Was für ein<br />

Verlust für alle geistig wachen <strong>Berlin</strong>er<br />

<strong>Taxi</strong>fahrgäste.<br />

RADIO „TAXI BERLIN“, DIE FREIE STIMME DER MOBILEN WELT<br />

Der Name <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> steht nicht nur<br />

für die größte deutsche <strong>Taxi</strong>funkgesellschaft,<br />

sondern ist auch Rumen Milkows<br />

Pseudonym als Moderator seines<br />

regelmäßigen, unabhängigen Radioprogramms,<br />

das schon vor dem Namen<br />

der Funkgesellschaft entstanden sein<br />

soll. Rumen Milkow und Layne Mosler<br />

erhalten vom Kellersender Pi-Radio<br />

alle vier Wochen eine Stunde Sendezeit<br />

für „Hier spricht <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>, eine<br />

Sendung für alle und keinen“, in der sie<br />

über aktuelle Themen des <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />

sprechen, meist mit Studiogästen wie<br />

etwa Gewerbevertretern. Auf der Frequenz<br />

88,4 MHz und auf dem Portal von<br />

Pi-Radio ist die Sendung, die stets live<br />

ist und auch Anrufe der Hörer annimmt,<br />

zu empfangen. Nächster Sendetermin<br />

ist der 2. Mai von 19 bis 20 Uhr.<br />

www.autofiktion.com<br />

www.taxigourmet.com<br />

www.piradio.de<br />

FOTOS: Rumen Milkow, Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> (2)<br />

14 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI


MENSCHEN IM TAXI<br />

QUALITÄT, QUALITÄT UND<br />

NOCHMALS QUALITÄT!<br />

Was kann der einzelne <strong>Taxi</strong>fahrer gegen Uber und die anderen<br />

fragwürdigen Wettbewerber tun? Wie kann er die Menschen<br />

aufklären? Anke Niggemann ist die lebende Antwort.<br />

FOTO: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

Die mytaxi-App mag in Ankes<br />

Augen ein technisch gutes Produkt<br />

sein, aber sie kann die<br />

Absichten dahinter mit ihrem Gewissen<br />

nicht vereinbaren: „Wenn dem Kunden,<br />

den ich heute noch über mytaxi bekommen<br />

könnte, in Zukunft Angebote über Mietwagen<br />

gemacht werden, dann ist der Kunde<br />

weg. Damit schaufeln wir uns ein Grab, und<br />

da möchte ich nicht mitschaufeln.“ Deshalb<br />

empfiehlt sie nur taxi.eu guten Gewissens.<br />

„Der Kunde kann die Hintergründe natürlich<br />

nicht wissen“, und deshalb erklärt sie<br />

sie im <strong>Taxi</strong> immer wieder geduldig. Viel<br />

häufiger als um mytaxi geht es dabei natürlich<br />

um Uber, manchmal auch um Berlkönig,<br />

Moia, Clever Shuttle und die anderen,<br />

die <strong>Taxi</strong> spielen.<br />

Ankes Stärke ist das persönliche<br />

Gespräch mit den Fahrgästen – bei denen<br />

oft ein altmodisches Bild über das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

vorherrscht: „Ihr habt den Anschluss<br />

verpasst, ihr seid aus der Steinzeit, da<br />

müsst ihr euch gar nicht wundern usw.<br />

Das ist das eine, was in der Öffentlichkeit<br />

steht. Komischerweise habe ich im Alltag<br />

aber ein anderes Bild, nämlich zufriedene<br />

Fahrgäste. Nur erscheint das nie in der<br />

Zeitung.“<br />

TAXI-FEIND SPRINGER<br />

Da der Axel-Springer-Konzern finanziell<br />

an Uber beteiligt ist, wundert es Anke<br />

nicht, dass das <strong>Taxi</strong>gewerbe in den Boulevardblättern<br />

bei jeder Gelegenheit „unnötig<br />

in den Dreck gezogen“ wird. Mit Fahrgästen<br />

im <strong>Taxi</strong> wird sie nicht müde, gebetsmühlenartig<br />

Fakten über Uber zu nennen<br />

(siehe auch unsere Zusammenstellung<br />

auf Seite 8). Eine einfache und für Kunden<br />

wichtige Erkenntnis: Uber ist oft gar<br />

nicht billiger als ein <strong>Taxi</strong>. „Und Oma Erna<br />

will nunmal in der Augenklinik im vierten<br />

Stock abgeholt und begleitet werden, und<br />

das machen Uber und autonom fahrende<br />

Autos nicht in zehn oder zwanzig Jahren<br />

und auch nicht in hundert Jahren.“<br />

Anke hatte schon als Mädchen den<br />

Wunsch, <strong>Taxi</strong> zu fahren. Sie kommt aus<br />

einem Dorf im Sauerland und wollte schon<br />

immer in die große Stadt. 1991 verschlug<br />

die Liebe sie von Bielefeld nach <strong>Berlin</strong>, wie<br />

sie mit strahlenden Augen erzählt. Zwei<br />

Jahre später kam ihre Tochter zur Welt, und<br />

1997 machte sie endlich den P-Schein und<br />

wurde bald darauf selbstständige Tagfahrerin.<br />

Ihr Mann fuhr zur optimalen Auslastung<br />

des Wagens nachts. Als den beiden<br />

nach sieben Jahren bewusst geworden war,<br />

dass ein <strong>Taxi</strong>, das man sich als Pärchen<br />

teilt, ein Beziehungskiller ist („da kommt<br />

man ja nie zum Streiten“), musste ein zweites<br />

Auto her, und seitem fahren beide am<br />

Tag und führen ein Familienleben.<br />

Anke Niggemanns zweite Kampfzone<br />

ist das Internet. So tauscht sie sich über<br />

alles, was im Gewerbe passiert, auf Facebook<br />

aus, wo sie in der „<strong>Taxi</strong>-Gruppe <strong>Berlin</strong>“<br />

mit rund 2.000 Kollegen vernetzt ist.<br />

<br />

TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />

15


MENSCHEN IM TAXI<br />

Als ein Springer-Blatt einen Unfall an der<br />

Landsberger Allee, verursacht von einem<br />

alkoholisierten Uber-Fahrer, wahrheitswidrig<br />

als <strong>Taxi</strong>-Unfall darstellte, intervenierte<br />

die Gruppe beim Verlag vehement<br />

und konnte schließlich eine Richtigstellung<br />

durchsetzen. Dass die Gruppe eine gewisse<br />

Bedeutung hat, haben nach Ankes Bericht<br />

auch Vorfälle gezeigt, bei denen Teilnehmer<br />

als Uber-Fahrer enttarnt und daraufhin<br />

ausgeschlossen wurden. Heute ist die<br />

Vorlage des <strong>Taxi</strong>scheins Beitrittskriterium<br />

der Facebook-Gruppe.<br />

Carsten Reichert, „Innungs“-Vorstand und<br />

SPD-Politiker<br />

Ein weiterer Vorteil, den Anke an<br />

Facebook schätzt: „Man erreicht auch<br />

Politiker, zum Beispiel Tino Schopf.“ Der<br />

Verkehrspolitiker der <strong>Berlin</strong>er SPD steht<br />

augenscheinlich nicht unter Lobbyisteneinfluss<br />

wie etwa Bundesverkehrsminister<br />

Scheuer und setzt sich für das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

ein. „Der postet alles, was das<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe angeht, und wenn man dann<br />

in der ‚<strong>Taxi</strong>-Gruppe <strong>Berlin</strong>’ schreibt, ‚geht<br />

doch mal eben alle auf die Seite von<br />

Tino Schopf’, gibt es ruckzuck 80,<br />

90 ‚Likes’.“ Auch Carsten Reichert<br />

vom „Innungs“-Vorstand sei als<br />

Schnittpunkt aus <strong>Taxi</strong>gewerbe und<br />

SPD natürlich Gold wert und habe<br />

eine große Reichweite auf Facebook.<br />

Auf einer Mitgliederversammlung<br />

kürzlich wurde eine Kampagne der<br />

<strong>Berlin</strong>er SPD für das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

beschlossen. „Wenn das wirklich<br />

durchkommt, ist es natürlich top“ –<br />

zumindest auf Landesebene.<br />

„Eigentlich muss natürlich beim Bund<br />

etwas passieren, und wir sind ja hier in<br />

<strong>Berlin</strong>“ – so wie der Bundesverband <strong>Taxi</strong>,<br />

nah bei Andreas Scheuer. „Das Gefährliche<br />

an dem ist, dass er das Gegenteil von<br />

dem tut, was er sagt. Er ist ja schon sehr<br />

lange im Verkehrsministerium, war schon<br />

Staatssekretär unter Ramsauer, dürfte also<br />

absolut in der Thematik drin sein. Brauchen<br />

wir wirklich neue Gesetze, um digital<br />

zu werden? Der sollte schon wissen, dass<br />

wir seit langem digital sind. Man sollte<br />

ihn auch mal in die Persiusstraße einladen,<br />

damit er sich so wie Gaebler, Müller,<br />

Pop, Gelbhaar, Breitenbach, Friederici oder<br />

Dregger mal ansieht, wie es in einer klassischen<br />

Funkzentrale vonstatten geht, dass<br />

da engagierte Menschen arbeiten.“<br />

REGIERUNGSVIERTEL<br />

DICHTMACHEN<br />

Als Steilvorlage, um Politiker aufzuklären,<br />

dient Anke jede Bundestagsfahrt.<br />

„Neulich hatte ich einen Abgeordneten<br />

der Linken, der sagte, er weiß, was hier<br />

los ist, und der Scheuer, der sei brandgefährlich,<br />

denn er weiß genau, was er tut, er<br />

ist genau in der Thematik drin, es würde<br />

ihn aber nicht interessieren. Da könnten<br />

wir demonstrieren, so lange wir wollen.<br />

Die einzige Möglichkeit, Aufmerksamkeit<br />

zu erreichen, wäre, an einem Donnerstagmorgen<br />

in einer Sitzungswoche das Regierungsviertel<br />

dichtzumachen. Wenn da um<br />

neun Uhr alles zu ist – die gehen nicht zu<br />

Fuß, die lassen sich wieder nach Hause fahren.<br />

Dann muss der Schäuble spätestens<br />

um zehn Uhr den Tag abblasen, und dann<br />

werden wir im Gespräch sein.“<br />

Anke hat in ihrem <strong>Taxi</strong> Kopfstützenbezüge<br />

mit Aufdruck gegen Uber und mit der<br />

Kampagne „Verlässlich ist modern“, und<br />

„selbst Leute, die sonst gar nichts damit<br />

zu tun haben, fragen oft: ‚Ist Uber nicht<br />

verboten?’ – ‚Jaa’, sag’ ich dann, ‚stellen sie<br />

sich vor, der Schiedsrichter pfeift, zeigt die<br />

Rote Karte, und der Spieler bleibt einfach<br />

auf dem Platz und spielt weiter. In der Situation<br />

befinden wir uns gerade.’“ Ganz zu<br />

schweigen davon, dass hinter dem Rücken<br />

des Schiedsrichters schon die nächsten<br />

«Abgeordnete müssen<br />

immer wieder höflich von<br />

<strong>Taxi</strong>fahrern aufgeklärt<br />

werden. Wer hat schon die<br />

Gelegenheit, so nah an die<br />

Politiker ranzukommen?»<br />

Anke Niggemann<br />

drei Spieler den Gegner foulen. „Es ist einfach<br />

wichtig, dass man immer und immer<br />

wieder die Leute aufklärt. Den Unterschied<br />

zwischen Uber, Uber Black und Uber Pop<br />

wissen meist nicht mal Politiker. Neulich<br />

hatte ich einen CDU-Abgeordneten nach<br />

Pankow raus, der auch meinte, ‚wieso, die<br />

sind doch verboten’. Das wurde im Laufe<br />

der Fahrt immer interessanter, weil ich ihm<br />

sagte und manchmal auch zeigen konnte,<br />

dass die überall in der Stadt bereitstehen.<br />

Er fragte, ‚wie viele sind denn das’, und ich<br />

zeigte ihm die btMv-App und sagte, ‚wir<br />

sind jetzt hier bei Verstoß Nummer Zwölftausend-irgendwas,<br />

und das seit Oktober,<br />

und das ist nur die Spitze des Eisbergs, man<br />

kann ja nicht jeden Verstoß dokumentieren.’<br />

Und dann verstehen die langsam, was<br />

los ist. Da hat der sich tatsächlich Notizen<br />

gemacht und mir mit Handschlag versprochen,<br />

dass er mit seinem Parteifreund<br />

Michael Donth spricht, der im Verkehrsausschuss<br />

sitzt.“<br />

Wie der Zufall es wollte, gabelte Ankes<br />

Mann denselben Abgeordneten eine Woche<br />

Verbands-Vizepräsident Hermann Waldner<br />

später auf und sprach mit ihm ebenfalls<br />

über Uber. Er hatte tatsächlich mit Herrn<br />

Donth gesprochen, und der hätte erwidert,<br />

da könne man nichts machen, das sei<br />

eine Landesangelegenheit, da müsse das<br />

Land <strong>Berlin</strong> handeln. „Trotzdem müssen<br />

die immer und immer wieder von <strong>Taxi</strong>fahrern<br />

aufgeklärt werden. Wer hat sonst<br />

schon die Gelegenheit, so nah an die Politiker<br />

ranzukommen und zu gucken: Sind<br />

die gesprächsbereit oder wollen die ihre<br />

Ruhe? So wie man es mit allen Fahrgästen<br />

macht.“<br />

Was Anke bis heute wundert, ist<br />

der geringe Frauenanteil im <strong>Taxi</strong>gewerbe.<br />

„Wenn meine Kleine im Kindergarten<br />

ist, und plötzlich kommt<br />

ein Anruf, dass sie Fieber hat oder<br />

irgendwas passiert ist, da muss<br />

man doch jeden normalen Arbeitgeber<br />

erst mal fragen, ob man mal<br />

schnell weg darf. Im <strong>Taxi</strong> fahr ich<br />

einfach nach der Tour direkt zum<br />

Kindergarten. Einen flexibleren Job<br />

gibt es doch für junge Mütter kaum.“ Ihre<br />

„Kleine“ ist heute 25 und Anke selbst 49,<br />

aber so gerne sie an die Zeit Anfang der<br />

Neunziger zurückdenkt, als sie neu in <strong>Berlin</strong><br />

war, so gerne übt sie noch heute ihren<br />

Beruf aus. Eigentlich hat sie keine Zeit,<br />

sich gewerbepolitisch zu engagieren, wie<br />

sie schmunzelnd bemerkt, aber wenn es<br />

während der Fahrt geht ...<br />

Auch in der „Innung“ ist Anke Mitglied<br />

und hat unzählige Anekdoten auf Lager.<br />

„Als Marion Jungbluth vom Bundesverband<br />

FOTOS: Innung des <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbes e. V; Simi; <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

16 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI


MENSCHEN IM TAXI<br />

FOTO: Privat<br />

der Verbraucherzentralen des öfteren<br />

äußerte, mehr Konkurrenz sei gut für des<br />

Personenbeförderungsgewerbe, denn das<br />

gäbe mehr Wettbewerb, da widersprach<br />

ich und betonte, dass das PBefG Verbraucherschutz<br />

ist und dass man das aus Verbrauchersicht<br />

so nicht stehen lassen kann.<br />

Keine Ahnung, welche Konzerne da bei ihr<br />

Lobbyarbeit betreiben.“ Anke bedauert die<br />

persönlichen Querelen innerhalb der Verbände,<br />

die verhindern, dass im Gewerbe<br />

„alle in ein Horn tuten“, wie Verbands-Vizepräsident<br />

Hermann Waldner es einmal<br />

formulierte. „Unter dem Strich müssen<br />

wir trotz unterschiedlicher Meinungen<br />

Geschlossenheit zeigen. Ich hoffe immer<br />

noch: Je dünner die Luft wird, desto eher<br />

wacht der eine oder andere mal auf.“<br />

Anke sieht es mit Verärgerung, wie ein<br />

Teil der Fahrer das Gewerbe ständig selbst<br />

in Verruf bringt. „Da muss viel radikaler<br />

ausgesiebt werden. Wenn wir eine Zukunft<br />

haben, dann ist es in erster Linie Qualität,<br />

Qualität und nochmals Qualität. In Köln<br />

schickt das Gewerbe selbst Kontrolleure<br />

rum, da funktioniert das Qualitätsmanagement<br />

ganz gut, auch wenn der einzelne, der<br />

kontrolliert, ein dickes Fell braucht.“<br />

KEINE RECHTSFREIEN<br />

RÄUME IN BERLIN?<br />

Am Flughafen Tegel wird man inzwischen<br />

häufig von Uber-Fahrern angepöbelt<br />

oder angegriffen, wenn man ihnen Rechtsverstöße<br />

vorwirft oder Fahrgäste, die sie<br />

illegal laden möchten, zur <strong>Taxi</strong>-Ladeleiste<br />

schickt. Auch Anke hat einschlägige Erfahrung<br />

gemacht: „Am Schlesischen Tor stand<br />

mal ein Uber-Fahrzeug alleine auf dem<br />

<strong>Taxi</strong>halteplatz. Leider waren keine anderen<br />

Kollegen da. Da bin ich ausgestiegen,<br />

hab ein Foto gemacht, er ist ausgestiegen,<br />

hat ein Foto von mir gemacht und gesagt,<br />

‚o.k., wenn sie unbedingt Ärger wollen,<br />

dann kriegen sie auch Ärger’. Ich fühlte<br />

mich schon bedroht, und er ist auch nicht<br />

Die eigene Überzeugung leben, gerne Gespräche beginnen, authentisch und sympathisch<br />

rüberkommen – die ideale Mischung, um Menschen aufzuklären, dass verlässlich modern ist.<br />

weggefahren. Ich hätte die Polizei holen<br />

können, aber ob die gekommen wäre, ist<br />

die Frage. Ich wohne in einer Gegend mit<br />

sehr hoher Uber-Dichte und vermute, die<br />

haben auch ihre Whatsapp-Gruppen, wo sie<br />

die Kennzeichen von <strong>Taxi</strong>fahrern, die sie<br />

fotografieren, austauschen. Am nächsten<br />

Morgen hatte ich Fußspuren auf meinem<br />

Auto und Beulen im Dach. Die werden<br />

schon immer aggressiver, wenn man die<br />

btMv-App benutzt. Die stehen dreist überall,<br />

und die Behörden machen nichts.<br />

Ich denke, man muss auch auf die <strong>Berlin</strong>er<br />

Behörden noch viel mehr Druck ausüben.<br />

Das LABO ist ja um ein paar Mann<br />

aufgestockt worden, und die kontrollieren<br />

am liebsten an der Messe – allerdings ausschließlich<br />

Taxen und keine Mietwagen.<br />

Ich kam einmal mit einer Kontrolleurin ins<br />

Gespräch und sagte, es sei ja schön und<br />

gut, dass sie an der Messe kontrollieren,<br />

aber sie mögen doch auch mal am Flughafen<br />

kontrollieren, am Terminal A weiß<br />

ich gar nicht mehr, wo ich meine Fahrgäste<br />

aussteigen lassen soll, weil sich da alles<br />

illegal bereithält. Da sind Kontrollen dringend<br />

geboten. Dazu sagte sie, ja, aber es<br />

gehe ja auch um ihre persönliche Sicherheit<br />

und Gesundheit, und da würde sie<br />

sich nicht hintrauen. Ich war fassungslos<br />

und dachte, wenn es schon so weit ist, dass<br />

das LABO sich nicht mehr traut, dort zu<br />

kontrollieren, dann muss man sich doch<br />

Hilfe von der Polizei holen.“ Offiziell gibt es<br />

keine No-go-Areas in <strong>Berlin</strong>. Der Senat ist<br />

trotz gegenteiligen Selbstverständnisses<br />

offensichtlich inzwischen Lichtjahre von<br />

der Realität entfernt. <br />

ar<br />

Wenn Herr Scheuer seine Eckpunkte<br />

durchsetzt und die FDP<br />

weiterhin die Freigabe der <strong>Taxi</strong>tarife<br />

fordert, müssten Anke und ihr<br />

Mann wahrscheinlich ihren Beruf an<br />

den Nagel hängen. Wer soll dann<br />

den vielen Bundestagsabgeordneten<br />

vom „Leben auf der Straße“<br />

erzählen?<br />

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TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />

17


MENSCHEN IM TAXI<br />

Mama Gül, Cansu, Gökay und Papa Simi. Die Uhr für „sein“ <strong>Taxi</strong>gewerbe zeigt fünf vor zwölf.<br />

TAXI FÜR DIE<br />

BILDUNG DER KINDER<br />

Kaum ein <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>unternehmer setzt sich so für das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

ein wie Kollege „Simi“. Profitieren sollen davon vor allem seine Kinder.<br />

Es mag romantischere Orte geben, um seine zukünftige Frau<br />

kennenzulernen, aber bei Hayrettin Şimşek, im Gewerbe<br />

nur als „Simi“ bekannt, passt sein erstes Treffen wie die<br />

buchstäbliche Faust aufs Auge. Simi hat seine Frau Gül im Jahr<br />

2002 auf der „Palette“ kennengelernt, jenem Wartebereich am<br />

Flughafen Tegel, an dem Tag für Tag viele <strong>Taxi</strong>fahrerinnen und<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer anstehen. So lange, bis Mann (oder Frau) von diesem<br />

Ort in den Ladebereich an den Terminals hochfährt, wo sie dann<br />

abgehetzte, fröhliche, neugierige, reiselustige oder einheimische<br />

Fahrgäste einladen und zu ihren Hotels, Geschäftsterminen,<br />

Freunden, oder Familien fahren.<br />

Allzu oft ist die Wartezeit lang genug, dass man sich auf der<br />

Palette mit Kollegen unterhalten kann, einen Tee gemeinsam<br />

trinkt, Schach oder Backgammon spielt, sich über die neuesten<br />

gewerbepolitischen Themen austauscht – oder sich ineinander<br />

verliebt.<br />

Gül und Simi haben nach und nach entdeckt, dass „<strong>Taxi</strong>fahren“<br />

nicht das einzige gemeinsame Interesse ist, und sie haben 2007<br />

geheiratet. „Aus der Kollegin wurde der Mensch für mein Leben“,<br />

erzählt Simi, der damals schon <strong>Taxi</strong>unternehmer mit einem Fahrzeug<br />

(seit 2000) war. Gül wechselte nach der Hochzeit den „Chef“,<br />

ist seitdem bei ihrem Mann angestellt.<br />

2009 kam dann ihr Sohn Gökay auf die Welt und zwei Jahre später<br />

freute sich Gökay mit seinen Eltern über eine kleine Schwester.<br />

Heute ist Cansu sieben Jahre alt und ihr „großer“ Bruder zehn.<br />

Beide gehen auf eine bilinguale Schule, in der Englisch nicht nur<br />

unterrichtet, sondern auch im Schulalltag gesprochen wird. Solch<br />

eine Schule kostet natürlich zusätzliche Gebühren, und Gül und<br />

Simi verzichten dafür auf manchen Schnickschnack im Alltag und<br />

begnügen sich mit bescheidenen Urlauben, die sie oft in der Heimat<br />

in Kuşadası in der Türkei verbringen. „Unser <strong>Taxi</strong>verdienst wird<br />

in die Bildung unserer Kinder investiert“, sagt Simi.<br />

Damit das klappt, ist der Alltag bei der Familie Şimşek streng<br />

getaktet. Um halb sechs klingelt Simis Wecker, dann heißt es<br />

aufstehen, das Frühstück und die Pausenbrotzeit für die Kinder<br />

vorbereiten – und sie dann wecken. Nach dem Frühstück werden<br />

beide in die Schule gefahren. All das ohne die Mama, denn die<br />

sitzt zu diesem Zeitpunkt längst in der gemeinsamen Taxe. Meist<br />

beginnt ihre Schicht um fünf Uhr, wenn Vorbestellungen vorliegen<br />

auch entsprechend früher. Zwischen zehn und elf Uhr ist dann<br />

„Feierabend“, dann übernimmt Simi den Toyota RAV4, ein bewusst<br />

ausgewähltes Hybrid-<strong>Taxi</strong>. Schließlich hat man die Verantwortung<br />

für die nächste Generation nicht nur bei der Bildung, sondern auch<br />

bei der Umwelt, die man hinterlässt.<br />

Beim Schichtwechsel nehmen sich die beiden meist noch Zeit<br />

für ein gemeinsames Frühstück. Im Mai 2018 hat das einmal<br />

nicht geklappt, denn da hat Gül noch eine Funk-Vorbestellung<br />

nach Magdeburg angenommen, die Simi dann ausgeführt hat. „Da<br />

war Simi gerade im Supermarkt und die Schlüsselübergabe fand<br />

an der Kasse statt“, erzählt Gül. „Ich habe dann die Lebensmittel<br />

bezahlt und mein Mann hat an diesem Tag gute Kasse gemacht.“<br />

Leider sind Tage mit guter Kasse immer seltener im <strong>Berlin</strong>er<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe. Die vielen unkontrollierten Uber-Fahrzeuge sorgen<br />

für heftige Umsatzeinbußen, auch bei Gül und Simi, die seit<br />

FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

18 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI


MENSCHEN IM TAXI<br />

Monaten rund 30 Prozent weniger einnehmen. Immer öfter muss<br />

Simi abends um 20 Uhr nochmal für 2-3 Stunden raus auf die<br />

Straße, weil der Tagesumsatz zu wenig war. Somit fehlt die Zeit,<br />

die er sonst mit seinen Kindern verbracht hat. Wenn es finanziell<br />

zu eng wird, hilft die Familie. Und das wiederum ermöglicht dem<br />

Simi, auch weiterhin nicht nur hinter dem Lenkrad zu sitzen,<br />

sondern sich zusätzlich mit ganzer Kraft und auf vielfältige Weise<br />

für das – für „sein“ – <strong>Taxi</strong>gewerbe einzusetzen.<br />

Als Mitglied des Redaktionsteams ist er beispielsweise bei <strong>Taxi</strong><br />

<strong>Times</strong> für die Übersetzungen der zahlreichen Meldungen ins<br />

Türkische zuständig, die dann in der <strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-App erscheinen.<br />

Das freut nicht nur die türkisch sprechenden <strong>Berlin</strong>er, sondern<br />

findet auch im Rest Deutschlands und der Welt Beachtung.<br />

Die zweithäufigsten Aufrufe der türkischen Seite stammen aus<br />

Istanbul. Dazu betreut Simi diverse Facebook-Seiten als Administrator<br />

und recherchiert etliche Themen zu Uber und sonstigen<br />

Wettbewerbsverzerrern.<br />

Meist kann er das mit seinen Schichten verbinden. Am Ende<br />

einer Wartezeit am Halteplatz ist oft eine Meldung ins Türkische<br />

übersetzt. Nur an der Palette in Tegel klappt das nicht so gut, denn<br />

dort steht er maximal drei Minuten, schon kommt ein Kollege<br />

und will irgendetwas Gewerbepolitisches von Simi wissen. Oder<br />

ihn auch einfach auf einen Tee einladen, als Dank für die türkischen<br />

Übersetzungen. Viel Lob bekam er letztens auch für seine<br />

„Live-Übertragung“ auf Facebook: Simi war dafür am 28. <strong>März</strong><br />

extra zur <strong>Taxi</strong>demo nach Hannover gefahren. Vier Stunden im ICE<br />

für neunzig Minuten live (und laut) vom hupenden <strong>Taxi</strong>korso und<br />

von der Kundgebung mit Michael Müller vom Bundesverband <strong>Taxi</strong><br />

und dem niedersächsischen Verkehrsminister. Der hat an diesem<br />

Tag versprochen, dass Scheuers Eckpunktepapier in dieser Version<br />

nochmal grundlegend diskutiert wird, weil vor allem der geplante<br />

Wegfall der Rückkehrpflicht eine massive Benachteiligung für<br />

das <strong>Taxi</strong>gewerbe wäre.<br />

Die Kollegen vor Ort haben das mit Beifall honoriert, und Simi<br />

hat dafür gesorgt, dass es live auch überall in Deutschland zu hören<br />

war. „Hoffentlich hat auch Minister Scheuer zugehört“, sagt Simi.<br />

Die Demo in Hannover hat Simi selbst auch ein wenig optimistischer<br />

in die Zukunft blicken lassen. Schließlich wollen er und Gül ihre<br />

Kinder bis zum Abitur auf der bilingualen Schule lassen. jh<br />

Wenn Herr Scheuer seine Eckpunkte durchsetzt und<br />

die FDP weiterhin die Freigabe der <strong>Taxi</strong>tarife fordert,<br />

müssten Gül und Simi wahrscheinlich ihren Beruf an<br />

den Nagel hängen. Wie soll man dann Gökay und Cansu<br />

erklären, dass sie die Schule wechseln müssen?<br />

Simi mit seiner Fußballmannschaft beim SC Westend Ü40, wo<br />

viele <strong>Taxi</strong>kollegen kicken<br />

GEMEINSAM TORE SCHIESSEN<br />

Die <strong>Taxi</strong>branche ist das, was man üblicherweise als kleinteiliges<br />

Gewerbe bezeichnet. Jeder ist für sich selbst verantwortlich.<br />

Jeder muss selber sehen, dass er am Ende des<br />

Tages auf genügend Fahrten kommt.<br />

Doch wenn es darauf ankommt, halten <strong>Taxi</strong>fahrer zusammen.<br />

Das zeigt sich auch beim Sport. Simi spielt Fußball, in<br />

der Ü40-Mannschaft des SC Westend. In der Mannschaft<br />

sind viele <strong>Taxi</strong>kollegen. Kein Zufall, denn der Club trainiert<br />

nahe dem Flughafen Tegel. Da sind die Kollegen nach dem<br />

Training und frisch geduscht schnell wieder mittendrin im<br />

Geschehen.<br />

Bei den Punktspielen geht es ernst zur Sache, aber nie<br />

unfair. Da zieht man lieber zurück, als sich oder andere<br />

zu verletzten. Schließlich sind Simi und die Kollegen<br />

selbstständig und können sich keinen Ausfall leisten. Ein<br />

Punktspiel gegen eine Mannschaft, die dafür bekannt ist,<br />

mehr auf die Knochen als auf den Ball zu gehen, hat man<br />

abgesagt und als verloren werten lassen. Die Gesundheit<br />

ist wichtiger.<br />

So einfach ist es im Kampf gegen Uber nicht. Simi wüscht<br />

sich schon lange, dass endlich jemand Uber die rote Karte<br />

zeigt. Dem US-Konzern das Feld kampflos zu überlassen,<br />

kommt allerdings nicht in Frage.<br />

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Oliver Friedrici und Burkard Dregger hörten aufmerksam zu, bevor<br />

sie mit dem <strong>Taxi</strong>gewerbe in einen themenreichen Austausch traten.<br />

Jens Schmiljun (2. v. l.) erläuterte Oliver Friederici, Burkard Dregger<br />

und Carsten Reichert die Auftragsvermittlung bei <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>.<br />

AN EINEM STRANG ZIEHEN GEHT!<br />

Im <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>-Museum tauschten die <strong>Taxi</strong>-Verbände und Landespolitiker<br />

der CDU Informationen und Meinungen aus und vereinbarten einen<br />

fortgesetzten Dialog – eine Sternstunde für das Gewerbe.<br />

Erneut prominenter Besuch in der<br />

Persiusstraße: Am 12. <strong>März</strong> trafen<br />

die Verbände des <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />

mit dem <strong>Berlin</strong>er CDU-Fraktionschef<br />

Burkard Dregger und dem verkehrspolitischen<br />

Sprecher Oliver Friederici zu<br />

einem Gespräch zusammen. Oppositionsführer<br />

Dregger, der erst letzten Sommer an<br />

die Fraktionsspitze gewählt wurde, ist im<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe noch wenig bekannt, zeigte<br />

sich aber sehr offen und interessiert.<br />

Zum Auftakt führte Gastgeber Jens<br />

Schmiljun von <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> die beiden Politiker<br />

durch das Callcenter, erläuterte Eckdaten<br />

zur <strong>Taxi</strong>vermittlung und konnte ihnen<br />

in kürzester Zeit darlegen, dass das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

alles andere als altmodisch ist,<br />

sondern modern und digital funktioniert.<br />

Eingeladen hatte die „Innung“ des <strong>Berlin</strong>er<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbes. Die Moderation führte<br />

Carsten Reichert, „Innungs“-Vorstand und<br />

nebenbei SPD-Bezirkspolitiker und <strong>Taxi</strong>fahrer.<br />

Nach der Begrüßung durch Jens<br />

Schmiljun, der einen Gruß von Geschäftsführer<br />

Hermann Waldner überbrachte (der<br />

befand sich auf dem Weg nach München,<br />

wo er am nächsten Tag als Verbands-Vizepräsident<br />

Hauptredner auf der <strong>Taxi</strong>-Demo<br />

war), gab Reichert eine prägnante Einführung<br />

in die Besonderheiten des Personenbeförderungsmarktes,<br />

wobei er viel<br />

Zuspruch für seinen strukturierten und<br />

zugleich ungezwungenen Redestil erhielt.<br />

Reichert erläuterte den Gästen die derzeitige<br />

Situation des <strong>Taxi</strong>gewerbes. Dabei<br />

betonte er, dass man durchaus offen für<br />

Neuerungen und für Konkurrenz ist, dass<br />

aber bestimmte Entwicklungen für das<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe nicht mehr hinnehmbar sind.<br />

Konkret nannte er, die Landesebene betreffend,<br />

die Verzögerung der Tarifanpassung<br />

und die Untätigkeit der Behörden für Verkehr<br />

und Inneres. Betreffs Bundesebene<br />

war das naheliegende Thema die geplante<br />

Marktliberalisierung durch Bundesverkehrsminister<br />

Andreas Scheuer. Da die<br />

Bundesgesetzgebung Sache des Bundestages<br />

und auch des Bundesrates ist, hat hier<br />

auch das Wort der Landespolitker Gewicht.<br />

Burkard Dregger, der aufmerksam zugehört<br />

und sich schriftliche Notizen gemacht<br />

hatte, bedankte sich für den Vortrag, ging<br />

anschließend detailliert auf die Fakten ein<br />

und stellte klar, dass er persönlich das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

sehr schätzt und die angesprochenen<br />

Probleme für lösbar hält. Man dürfe<br />

nicht „alles über Bord werfen, was sich<br />

über Jahrzehnte bewährt hat“. Man müsse<br />

sich dazu zusammensetzen, gemeinsam<br />

„Sie sollen uns<br />

gerne an unseren<br />

Taten messen."<br />

Burkard Dregger<br />

an Lösungen arbeiten und „Druck in den<br />

Kessel bringen“, um die Senatsverwaltungen<br />

zu veranlassen, mit dem <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

zu sprechen und seine Existenz zu sichern.<br />

Im Anschluss entwickelte sich ein<br />

vielseitiger Austausch über Belange des<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbes (Inklusion, Laderechte am<br />

BER) und verkehrspolitische Entwicklungen<br />

(A100, TXL, Adlergestell) zwischen<br />

Burkard Dregger, Oliver Friederici und je<br />

einem Vertreter der vier großen Verbände,<br />

ergänzt durch Redebeiträge von Dr. Lutz<br />

Kaden von der IHK und Mem Deisel von<br />

der Facebook-Gruppe „<strong>Taxi</strong>-Gruppe <strong>Berlin</strong>“.<br />

ALLE WAREN ZUFRIEDEN<br />

Ein Fraktionschef ist naturgemäß nicht<br />

Experte für alle politischen Teilgebiete,<br />

und Dreggers Aussage, er stecke nicht so<br />

tief in den Details wie „Olli“ Friederici und<br />

habe noch keine Antwort auf die derzeitige<br />

Wettbewerbsverzerrung, hinterließ<br />

bei den Anwesenden den Eindruck, dass<br />

hier nicht große Worte und Aktionismus<br />

das Herangehen bestimmen, sondern Diskursbereitschaft<br />

und die Suche nach einem<br />

Interessenausgleich.<br />

Jens Schmiljun zeigte sich am Ende hochzufrieden.<br />

Die freundliche Atmosphäre, der<br />

sachliche Austausch und das konstruktive<br />

Miteinander der Verbände seien ein<br />

außerordentlich positives Signal und gäben<br />

Grund zum Optimismus. Dreggers und Friedericis<br />

Besuch bei <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> wurde von<br />

allen Beteiligten als Geste des Interesses<br />

am <strong>Taxi</strong>gewerbe gewürdigt und als Auftakt<br />

für einen künftigen konstruktiven Dialog<br />

begrüßt. Mit der konkreten Zusage, die<br />

geäußerten Anliegen und Forderungen in<br />

die Plenarsitzungen und Ausschüsse zu tragen<br />

und dort von der Regierung Antworten<br />

zu verlangen, haben Burkard Dregger und<br />

Oliver Friederici einen guten Grundstein<br />

dafür gelegt. <br />

ar<br />

FOTOS: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

20 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI


Scheuers Eckpukte müssen weg. Der Bundesverband <strong>Taxi</strong> und Mietwagen e. V. zeigt sich in diesem Punkt kompromisslos.<br />

BERLINER UNTERSTÜTZUNG<br />

FÜR TAXIDEMO IN MÜNCHEN<br />

Wie schon in <strong>Berlin</strong> unterstützte <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> drei Wochen später auch<br />

die Münchener <strong>Taxi</strong>demo. Hermann Waldner als Verbands-<br />

Vizepräsident richtete klare Worte an Verkehrsminister Scheuer.<br />

FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

Weil Bundesverkehrsminister<br />

Scheuer mit seinen kürzlich<br />

veröffentlichten Eckpunkten<br />

zur Novellierung des Personenbeförderungsgesetzes<br />

(PBefG) die Existenz des<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbes gefährdet, geht das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

in Deutschland derzeit auf die Barrikaden,<br />

um das Verkehrsministerium zur<br />

Rücknahme der Eckpunkte zu bewegen.<br />

Teil 2 der Protestaktionen wurde am 13.3.<br />

unter Federführung des Bundesverbands<br />

<strong>Taxi</strong> und Mietwagen e. V. und dessen angeschlossenem<br />

Landesverband Bayerischer<br />

<strong>Taxi</strong>- und Mietwagenunternehmer durchgeführt.<br />

Zwischen 10 und 12 Uhr schränkten<br />

zahlreiche bayerische <strong>Taxi</strong>zentralen<br />

ihre Auftragsvermittlung ein. Parallel<br />

dazu fand eine Demonstration unmittelbar<br />

vor der Bayerischen Staatskanzlei statt.<br />

Dort hatten sich rund 500 <strong>Taxi</strong>kolleginnen<br />

und -kollegen versammelt und<br />

mit Bannern und Plakaten nicht nur eine<br />

Rücknahme der Eckpunkte gefordert, sondern<br />

auch ein Verbot der Uber-Apps. Dabei<br />

mischten sich zu den „Uber raus“-Rufen der<br />

Kollegen auch „Scheuer muss weg“-Sprechchöre.<br />

In der bayerischen Landeshauptstadt<br />

und am angeschlossenen Flughafen<br />

vermittelt der US-Fahrtenvermittler Uber<br />

etliche Aufträge an Partner-Unternehmen,<br />

die zwar über gültige Mietwagenkonzessionen<br />

verfügen, aber täglich gegen gesetzliche<br />

Bestimmungen verstoßen. Dazu zählt<br />

unter anderem die Rückkehrpflicht zum<br />

Betriebssitz nach jeder Fahrt.<br />

AUS ILLEGAL LEGAL MACHEN?<br />

Doch anstatt mit Kontrollen und empfindlichen<br />

Sanktionen durchzugreifen, hält<br />

man es für den einfacheren Weg, das Personenbeförderungsgesetz<br />

zu novellieren,<br />

um damit bisheriges illegales Handeln zu<br />

legitimieren. Verkehrsminister Andreas<br />

Scheuer schlägt in seinem Eckpunktepapier<br />

unter anderem die Aufhebung der<br />

Rückkehrpflicht oder auch der Einzelplatzvermietung<br />

vor. Verbands-Vizepräsident<br />

Hermann Waldner bezeichnete das auf der<br />

Münchener Demo als „Schlag ins Gesicht“<br />

und eine Missachtung der Existenz der<br />

<strong>Taxi</strong>branche mit ihren 250.000 Arbeitsplätzen.<br />

Nimmt man deren Angehörige<br />

dazu, Frauen und Kinder, dürfte es sogar<br />

die doppelte Anzahl sein.<br />

Man lasse sich nicht länger beschwichtigen,<br />

sagte Waldner, der für die Demo eigens<br />

aus <strong>Berlin</strong> angereist war. „Wir erwarten<br />

klare Aussagen von Herrn Scheuer, dass er<br />

einige Punkte aus seinem Eckpunktepapier<br />

zurücknimmt.“<br />

Waldner sendet deutliche Signale an die<br />

Politik: „Bisher waren wir ruhig und diplomatisch,<br />

aber wenn es um unsere Existenz<br />

geht, wird man uns kennenlernen“. jh<br />

TAXI BERLIN TZB GMBH<br />

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Telefon: +49 (0)30 / 690 27 20<br />

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Öffnungszeiten Kundencenter<br />

und Technikcenter<br />

Mo - Fr 10.00 bis 17.00 Uhr<br />

Geschäftsführer<br />

Hermann Waldner<br />

Presserechtlich verantwortlich für<br />

diese Seite: Hermann Waldner<br />

Redaktion: Axel Rühle (ar)<br />

Pressekontakt: presse@taxi-berlin.de<br />

TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />

21


<strong>Taxi</strong>gewerbe mit Regierendem Bürgermeister Müller: Lars Düsterhöft, Tino Schopf, Mem Deisel, Michael Müller,<br />

Carsten Reichert, Hermann Waldner, Leszek Nadolski<br />

UNTERWEGS IM AUFTRAG<br />

DES TAXIGEWERBES<br />

Blockierter <strong>Taxi</strong>tarif in <strong>Berlin</strong>, Scheuers Eckpunkte, Ortskundeprüfung.<br />

Hermann Waldner kämpft derzeit an vielen Fronten unentwegt für die<br />

Interessen des <strong>Berlin</strong>er und des bundesweiten <strong>Taxi</strong>gewerbes.<br />

Nicht nur in <strong>Berlin</strong> brennt es an vielen Ecken: geplante Aufhebung<br />

der Rückkehrpflicht für Mietwagen, überfällige<br />

Tariferhöhung, extreme Zunahme der Pseudo-<strong>Taxi</strong>-Anbieter,<br />

Umsatzeinbußen bei <strong>Taxi</strong>betrieben, Diesel-Fahrverbote,<br />

Behörden-Untätigkeit bei Rechtsverstößen, fehlende Laderechte<br />

in Schönefeld.<br />

Ein Teil der Aktivitäten zur Bekämpfung all dieser Missstände<br />

zeigt sich laut und öffentlich wahrnehmbar. Es sind Demonstrationen<br />

von <strong>Taxi</strong>kollegen, die aufstehen und Gesicht zeigen – in<br />

<strong>Berlin</strong>, München, Hannover, Nürnberg und an vielen weiteren<br />

Orten (siehe S. 6 und 21).<br />

VON BERLIN ÜBER HAMBURG, NÜRNBERG<br />

UND FRANKFURT AM MAIN NACH MÜNCHEN<br />

Der andere Teil geschieht weitgehend hinter den Kulissen: die<br />

Arbeit der Gewerbevertreter. Eine besondere Rolle kommt hierbei<br />

Hermann Waldner zu, denn er ist nicht nur Geschäftsführer bei<br />

<strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>, dem Münchener IsarFunk und taxi.eu sowie Vorstand<br />

der Servicegesellschaft der <strong>Taxi</strong>zentralen <strong>Taxi</strong> Deutschland eG.<br />

Er hat als Vizepräsident des Bundesverbandes <strong>Taxi</strong> und Mietwagen<br />

(des bisherigen BZP) auch maßgeblich den Umzug des<br />

Verbandes von Frankfurt am Main nach <strong>Berlin</strong> vorangetrieben,<br />

an den Ort des Geschehens, hin zu den Politikern, die wichtige<br />

Entscheidungen treffen.<br />

Diese Schnittmenge an landes- und bundespolitischer Verantwortung<br />

bewirkt seit längerem einen prall gefüllten Terminkalender,<br />

der Hermann Waldner wenig Freizeit lässt. Auch das Team<br />

in der Persiusstraße bekommt seinen Chef momentan selten zu<br />

Gesicht, da dieser sich mit großer Energie und Geduld in Gesprächen<br />

mit Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft für den<br />

Erhalt des angeschlagenen Gewerbes einsetzt.<br />

Ein Auszug der wichtigsten Ereignisse aus seinem Terminkalender<br />

der letzten Wochen könnte den Titel „Atemlos durch den<br />

<strong>März</strong>“ tragen:<br />

3. Februar: Gespräch der Gewerbevertretungen mit <strong>Berlin</strong>er SPD-Abgeordneten,<br />

darunter Innensenator Andreas Geisel, Fraktionschef Read Saleh und Tino Schopf.<br />

4. Februar: Gespräch mit Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese und den<br />

<strong>Berlin</strong>er Verbänden über die überfällige Tariferhöhung und Maßnahmen gegen die<br />

massenhaften Rechtsverstöße durch Pseudo-<strong>Taxi</strong>-Anbieter wie Uber.<br />

18. Februar: Jahresempfang des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft –<br />

Unternehmerverband Deutschlands e. V. mit Unternehmern, Spitzenpolitikern und<br />

Botschaftern.<br />

27. Februar: am Vormittag Mercedes-Neujahrstreffen in der <strong>Berlin</strong>er Mercedes-<br />

Vertretung Unter den Linden, am Nachmittag 5. <strong>Berlin</strong>er Mittelstandskongress<br />

mit Hermann Waldner als Gewerbevertreter auf dem Podium, Diskussion mit<br />

Verkehrssenatorin Regine Günther und Wirtschaftsvertretern (siehe S. 28).<br />

7. <strong>März</strong>: Vorstandssitzung der <strong>Taxi</strong> Deutschland eG in Frankfurt am Main.<br />

Themen: Strategien zur Verbesserung der Kundenbeziehungen, Entwicklung des<br />

deutschlandweiten App-Bestellnetzes bis in kleinere Städte, Kooperation taxi.eu,<br />

<strong>Taxi</strong> Deutschland und cab4me.<br />

13. <strong>März</strong>: große <strong>Taxi</strong>-Demo des Bundesverbands <strong>Taxi</strong> vor der Bayerischen<br />

Staatskanzlei in München mit Hermann Waldner als Hauptredner (siehe S. 21).<br />

21. <strong>März</strong>: Gespräch mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD),<br />

seinen Parteifreunden Raed Saleh, Tino Schopf und Lars Düsterhöft und „Innungs“-<br />

Chef Leszek Nadolski in der <strong>Berlin</strong>er Senatskanzlei über brennende Probleme wie<br />

<strong>Taxi</strong>tarif, Mietwagen-Rechtsverstöße und Konsequenzen aus dem BGH-Urteil.<br />

22. <strong>März</strong>: vormittags Gespräch des Bundesverbands <strong>Taxi</strong> (Müller, Waldner, Zander,<br />

Grätz; siehe S. 5) mit Bundesverkehrsminister Scheuer mit eindringlichem Appell<br />

zum Erhalt der Rückkehrpflicht für Mietwagen im Personenbeförderungsgesetz<br />

(PBefG).<br />

25. bis 27. <strong>März</strong>: Tagung mit Mitgliederversammlung des Bundesverbandes in<br />

Hamburg, Hauptthema: Erhalt der wichtigen Regelungen im PBefG.<br />

29. <strong>März</strong>: Workshop-Forum mit dem Grünen-Abgeordneten Stefan Gelbhaar und<br />

Mobilitätsanbietern im Paul-Löbe-Haus; Werben für Erhalt der Paragraphen im<br />

PBefG, die das <strong>Taxi</strong>gewerbe schützen.<br />

Das <strong>Taxi</strong>gewerbe (in <strong>Berlin</strong> und bundesweit) hat in Hermann<br />

Waldner einen engagierten Vertreter, der eher diplomatisch arbeitet<br />

und sich nur in extremen Situationen auf eine Bühne stellt und<br />

laut das Wort ergreift. Viel lieber dankt er leise aber herzlich den<br />

<strong>Berlin</strong>er Kolleginnen und Kollegen für deren gute Mitarbeit und<br />

Ausdauer beim letzten BVG-Streik.<br />

ar<br />

FOTO: „Innung“ des <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbes e. V.<br />

22 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI


MELDUNGEN<br />

FOTO: Wilfried Hochfeld / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

JETZT ERST RECHT<br />

Neuer Kampfgeist, neues Logo,<br />

neuer Nachrichtenkanal, neuer<br />

Name: Bundesverband <strong>Taxi</strong> und<br />

Mietwagen e. V. – so heißt seit Ende<br />

<strong>März</strong> der bisher als „BZP“ bekannte<br />

Verband in der Dorotheenstraße 37 mit dem Präsidenten Michael<br />

Müller, den Vizepräsidenten Hermann Waldner und Peter Zander<br />

und dem Geschäftsführer Thomas Grätz. Bisher hieß er offiziell<br />

„Deutscher <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenverband e. V.“, und die Abkürzung<br />

„BZP“ war ein Relikt aus der Zeit von 1965 bis 2000, als er<br />

„Bundeszentralverband Personenverkehr“ hieß. Sie wird nicht<br />

mehr verwendet. Eine neue gibt es aber (noch?) nicht. Als Kurzform<br />

dient vorerst „Bundesverband <strong>Taxi</strong>“.<br />

„Wir haben diesen neuen Namen vorgeschlagen, weil sich das<br />

Umfeld für Kommunikation rasant ändert. Botschaften müssen<br />

klarer werden“, sagte Verbandspräsident Michael Müller.<br />

Als weitere Neuerung bietet der Verband Smartphonenutzern<br />

seit Kurzem die Möglichkeit, sich per Whatsapp über Neuigkeiten<br />

wie z. B. Demo-Ankündigungen rund um die Reform des Personenbeförderungsgesetzes<br />

informieren zu lassen. Um die Meldungen<br />

zu abonnieren, muss in Whatsapp das Wort „Start“ an die Telefonnummer<br />

0176 - 42 04 69 83 geschickt werden. Die Bestätigung<br />

kommt automatisiert wenige Minuten später.<br />

Die Teilnehmerzahl wächst schnell. Täglich kommen neue<br />

Anmeldungen dazu, wie Michael Oppermann vom Verband<br />

gegenüber <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> berichtet. Für die Meldungen sorgen er<br />

und Mitarbeiter der PR-Agentur Elephantlogic, bekannt durch<br />

die Kampagne „Verlässlich ist modern“.<br />

ar<br />

JELBI KOMMT<br />

„Jelbi“, wie der jroße Jelbe, heißt die neue Mobilitätsplattform<br />

der BVG. Alle Verkehrsformen sollen sich in <strong>Berlin</strong> über diese App<br />

buchen und bezahlen lassen.<br />

So berlinisch wie der Name ist die ganze Plattform. Teilnehmen<br />

werden neben der BVG auch die S-Bahn, <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>, örtliche Carsharing-Unternehmen<br />

und <strong>Berlin</strong>er Startups (z. B. mit E-Mopeds<br />

und Fahrrädern), sowie auch der BerlKönig. Im Prinzip können<br />

alle Anbieter mitmachen, die moderne Mobilität jenseits des eigenen<br />

Autos bieten.<br />

Durch die Vernetzung der Angebote können Fahrgäste sich<br />

von der Routenplanung über die Reservierung bis zum Bezahlvorgang<br />

passgenau ihren Weg durch die Stadt zusammenstellen.<br />

Das eigene Auto wird für die allermeisten unnötig.<br />

Die technische Basis und das Knowhow der Smartphone-App<br />

liefert das Mobilitäts-Startup Trafi, das bereits für Vilnius erfolgreich<br />

eine Mobilitätsplattform aufgebaut hat.<br />

Die BVG hat sich hierbei nicht auf eine der bereits bestehenden<br />

Mobilitätsplattformen von Autoherstellern und anderen Global<br />

Playern eingelassen, die mehr auf ihren Börsenwert schielen als<br />

auf die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen, sondern eine Lösung<br />

speziell für <strong>Berlin</strong> geschaffen. Die größten Teilnehmer sind, neben<br />

der BVG selbst, die S-Bahn und <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>.<br />

Die Zukunft der Mobilität in <strong>Berlin</strong> kann beginnen – und das<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe ist dabei. Wann genau die App online geht, wurde<br />

noch nicht bekanntgegeben.<br />

wh<br />

NEWSTICKER<br />

MERCEDES-NEUJAHRSEMPFANG<br />

Immer im Frühjahr lädt die <strong>Berlin</strong>er<br />

Mercedes-Niederlassung das <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

zu einem feinen Diner in die Mercedes-Benz-Gallery<br />

Unter den Linden. Die<br />

Gallery heißt jetzt „The Dawg Daimlers“ mit<br />

einem neuen Catering unter der Leitung<br />

von Sternekoch Björn Swanson. Ein schöner<br />

Tipp auch für Fahrgäste: lecker Essen<br />

mit Mercedes-Ausstellung und Fan-Shop,<br />

bei schönem Wetter auch draußen.<br />

Niederlassungschef Hans-Bahne Hansen<br />

freute sich in einer kurzen Ansprache<br />

über die konstant gute Abnahme von Mercedes-<strong>Taxi</strong>s<br />

durch das <strong>Berlin</strong>er Gewerbe<br />

und versicherte, dass der Diesel noch viele<br />

Jahre eine große Rolle spielen wird.<br />

Wieder waren alle Mercedes-Leute dabei,<br />

die direkt oder entfernt mit <strong>Taxi</strong>s zu tun<br />

haben. Das <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbe, das sich<br />

täglich mit Uber und den anderen Unternehmen,<br />

an denen sich Mercedes beteiligt,<br />

herumärgert, nimmt solche freundlichen<br />

Gesten der <strong>Berlin</strong>er Mercedes-Niederlassung<br />

dankbar zur Kenntnis.<br />

wh<br />

SIXT SETZT AUF TAXI<br />

Die größte Autovermietung Deutschlands,<br />

die Sixt SE, immer für eine provokative<br />

Werbung gut, hat nach den <strong>Taxi</strong>zentralen<br />

München eG und IsarFunk nun auch<br />

den Hamburger Hansa-Funk in seine Mobilitäts-App<br />

„One“ integriert. Nachdem Sixt<br />

Ende Januar seinen 50-Prozent-Anteil am<br />

Car-Sharing-Riesen „Drive now“ an BMW<br />

verkauft hatte, was als Voraussetzung für<br />

„Share now“ galt, stellte der 1912 als Familienbetrieb<br />

gegründete Autovermieter seine<br />

neue Sixt-Ride-Plattform vor. Der Dienst<br />

ermöglicht die weltweite Buchung von<br />

Fahrdiensten. In Deutschland hat man sich<br />

bewusst für die <strong>Taxi</strong>zentralen als Kooperationspartner<br />

entschieden. Demnächst sollen<br />

weitere Städte folgen. Voraussetzung ist die<br />

Möglichkeit der bargeldlosen Abrechnung<br />

über die App.<br />

ar<br />

TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />

23


INNUNG DES BERLINER TAXIGEWERBES E. V.<br />

Car-Sharing-Autos<br />

des künftigen Global<br />

Players „free now“<br />

FREE NOW –<br />

DER FEIND IM EIGENEN TAXI<br />

Spätestens jetzt, nachdem Daimler und BMW Uber „offiziell den Kampf“<br />

angesagt haben, sollte klar sein, dass mytaxi (in zukunft „free now“) nicht<br />

der vielbeschworene Retter des <strong>Taxi</strong>s ist.<br />

Schon lange arbeiten die beiden<br />

Autobauer im Hintergrund in der<br />

MaaS-Alliance gemeinsam mit<br />

Uber und anderen daran, zumindest den<br />

europäischen Großstadtverkehr von morgen<br />

unter sich aufzuteilen.<br />

Die mytaxi-App wird im Laufe des Jahres<br />

in „free now“ umbenannt und wird <strong>Taxi</strong>bestellmöglichkeiten<br />

außer per mytaxi auch<br />

über die bisherige Clever<strong>Taxi</strong>-App (bislang<br />

Rumänien), Mietwagenangebote über die<br />

Kapten-App (ehem. Chauffeur Privé, bislang<br />

Paris, Lyon, Lissabon, Genf) und über<br />

Beat (bislang Athen und Großstädte in<br />

Chile, Peru, Kolumbien, Mexiko) anbieten.<br />

In den Änderungsvorschlägen zum<br />

PBefG finden wir die Handschrift aller<br />

Anwärter auf den „<strong>Taxi</strong>kuchen“. Unter<br />

anderem mytaxi forderte zum Beispiel ein<br />

Einheitsgewerbe aus <strong>Taxi</strong> und Mietwagen<br />

mit deregulierten Tarifen.<br />

Es sollte uns klar sein, dass es hier nicht<br />

ausschließlich um die Rückkehrpflicht<br />

INNUNG DES BERLINER<br />

TAXIGEWERBES E. V.<br />

Persiustraße 7, 10245 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. Sekr.: +49 (0)30 / 23 62 72 01<br />

E-Mail: info@taxiinnung.org<br />

www.taxiinnung.org<br />

www.facebook.com/taxiinnung<br />

Presserechtlich verantwortlich für<br />

diese Seite: Leszek Nadolski (lena)<br />

Redaktion: Rolf Feja (rf)<br />

Mitarbeit: Yvonne Schleicher (yps)<br />

geht. Der ganze § 49, Absatz 4 des PBefG<br />

und mehr steht auf dem Spiel.<br />

Aktuell darf mit Mietwagen kein taxiähnlicher<br />

Verkehr stattfinden, und die<br />

Abgrenzung von <strong>Taxi</strong> zu Mietwagen ist<br />

vom Bundesverfassungsgericht mehrfach<br />

bestätigt. Sie muss durch geeignete Regeln<br />

bekräftigt werden, und vor allem sind die<br />

dauerhaften Verstöße dagegen endlich mit<br />

5. BERLINER MITTELSTANDS-<br />

KONGRESS<br />

Unter dem Slogan „Mobilität in der<br />

Metropole <strong>Berlin</strong> – Chance oder Verhängnis<br />

für Unternehmen?“ fand am<br />

Mittwoch, dem 27.02.<strong>2019</strong>, in der Mercedes-Welt<br />

am Salzufer der 5. <strong>Berlin</strong>er<br />

Mittelstandskongress statt. Organisiert<br />

wurde das Event von der Mittelstands-<br />

und Wirtschaftsvereinigung der<br />

<strong>Berlin</strong>er CDU. Die Teilnahme an dem<br />

Kongress war für uns eine Selbstverständlichkeit,<br />

denn in unserem Selbstverständnis<br />

sind es die <strong>Taxi</strong>s, die die<br />

Mobilität für alle sichern.<br />

Wir sorgen dafür, dass in <strong>Berlin</strong> jeder<br />

überall und zu jeder Zeit sein Ziel<br />

erreicht. Der Kongress hat uns die<br />

Möglichkeit gegeben, nicht nur das<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe nach außen zu präsentieren,<br />

sondern weiter auch einen<br />

Austausch mit den <strong>Berlin</strong>er CDU-Politikern<br />

ermöglicht – was uns die<br />

seltene Möglichkeit geschaffen hat, zu<br />

erfragen, wie die <strong>Berlin</strong>er CDU bezüglich<br />

der <strong>Taxi</strong>politik in Anbetracht der<br />

empfindlichen Strafen bis hin zum Konzessionsentzug<br />

zu ahnden. Die zuständigen<br />

Behörden dürfen nicht länger in<br />

Vorwegnahme der Wünsche der Industrie<br />

stillhalten.<br />

Es ist eine große Aufgabe, sich dafür einzusetzen.<br />

Im Falle von Apps ist die Lösung<br />

einfach und mit einem „Fingertipp“ zu erledigen:<br />

Sie sind deinstallierbar. yps<br />

Klaus-Dieter Gröhler, CDU/MdB (Mitte)<br />

mit „Innungs“-Vertretern Carsten Reichert<br />

und Leszek Nadolski<br />

Änderung des PBefG sowohl auf <strong>Berlin</strong>er<br />

als auch Bundesebene steht. Bei<br />

der Abschlusspodiumsdiskussion hat<br />

Hermann Waldner in seiner Funktion<br />

als Verbands-Vizepräsident die Notwendigkeiten<br />

für den Erhalt des <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />

zum Ausdruck gebracht. Ein<br />

voller Erfolg, der uns aber zeigte, dass<br />

wir zukünftig auf ähnlichen Veranstaltungen<br />

teilnehmen müssen. Nur durch<br />

kontinuierliche PR-Arbeit kann das <strong>Berlin</strong>er<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe in der Öffentlichkeit<br />

sowie in der Politik auf unsere Unverzichtbarkeit<br />

im ÖPNV hinweisen. lena<br />

FOTOS: „Innung“ des <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbes e. V., Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> (2)<br />

24 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI


TAXI DEUTSCHLAND BERLIN E. V.<br />

Hauptstraße am Bahnhof Ostkreuz: Hier können Taxen sich höchstens<br />

noch illegal bereithalten.<br />

WIRD DAS TAXI<br />

ABSICHTLICH<br />

VERGESSEN?<br />

Tauentzienstraße: zu wenig Platz für Taxen<br />

am KaDeWe<br />

<strong>Taxi</strong>s gehören zur Grundversorgung im öffentlichen Nahverkehr und<br />

sollten dementsprechend respektiert werden. Das gilt auch beim Parken<br />

und bei Baumaßnahmen, die <strong>Taxi</strong>halteplätze unbenutzbar machen.<br />

FOTOS: Irene Jaxtheimer / <strong>Taxi</strong> Deutschland<br />

Die Einrichtung von <strong>Taxi</strong>standplätzen<br />

ist eine aus § 47 PBefG<br />

folgende öffentlich-rechtliche<br />

Pflicht. Deshalb sollte es auch Pflicht sein,<br />

bei Bauvorhaben, die den Wegfall der<br />

genehmigten <strong>Taxi</strong>halteplätze betreffen,<br />

eine ausreichende Alternative zu bieten.<br />

Vorbildlich zeigte sich die vorausschauende<br />

Geschäftsführerin des Zentralen<br />

Omnibusbahnhofs am Funkturm (ZOB),<br />

Frau Nadine Gottschalk. Sie lud die Gewerbevertreter<br />

der <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>verbände am<br />

15. <strong>März</strong> zu einem Ortstermin am ZOB ein.<br />

Mit den Planern des neuen ZOB wurden die<br />

Möglichkeiten des vorübergehenden <strong>Taxi</strong>halteplatzes<br />

während der Umbauphase der<br />

Wartehalle ab Frühjahr 2020 besprochen.<br />

Die provisorische Wartehalle wird für die<br />

Umbauphase an den Messedamm verlegt.<br />

Dementsprechend sollte der <strong>Taxi</strong>halteplatz<br />

mit Nachrückbereich ebenfalls dort eingerichtet<br />

werden. Nur hier wäre ein barrierefreier<br />

Zugang für die Fahrgäste möglich.<br />

Die Planer des ZOB werden hierzu beim<br />

zuständigen Bezirksamt einen Antrag für<br />

den temporären <strong>Taxi</strong>halteplatz stellen.<br />

Solch eine weise Voraussicht hätten<br />

wir uns auch für andere <strong>Taxi</strong>halteplätze<br />

gewünscht. Für die Baustelle in der Passauer<br />

Straße vor dem KaDeWe wurden<br />

ohne Ersatz einfach mal 20 <strong>Taxi</strong>standplätze<br />

im Nachrückbereich ersatzlos gestrichen.<br />

Der Bedarf an <strong>Taxi</strong>s ist vor dem KaDeWe<br />

sehr hoch, so dass die 4 Standplätze für<br />

<strong>Taxi</strong>s viel zu wenig sind.<br />

Mittlerweile ist die Rechtsabbiegerspur<br />

von der Tauentzienstraße gesperrt, da nun<br />

die Zufahrt in die Passauer Straße nicht<br />

mehr möglich ist. Diese könnte für die Bauzeit<br />

als <strong>Taxi</strong>nachrückbereich verwendet<br />

werden. Wir hatten bereits das zuständige<br />

Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg darauf<br />

hingewiesen, aber leider noch keine Antwort<br />

erhalten.<br />

Nach wie vor katastrophal ist die Situation<br />

am Europaplatz, und am Bahnhof Ostkreuz<br />

hat man uns bei der Planung gleich<br />

mal großzügig komplett übergangen.<br />

Aufgrund der sich maßlos ausbreitenden<br />

taxiähnlichen Mietwagendienste ist<br />

die Auftragslage im <strong>Taxi</strong>geschäft erheblich<br />

zurückgegangen. Der durchschnittliche<br />

Auftragsrhythmus liegt momentan bei 1,1<br />

Aufträgen pro Stunde. Dementsprechend<br />

brauchen wir bei 8.300 Taxen in <strong>Berlin</strong><br />

genügend <strong>Taxi</strong>halteplätze, damit die Fahrer<br />

sich legal für Fahraufträge bereithalten<br />

können.<br />

Eine weitere Problematik zeigt sich für<br />

Mehrwagenbetriebe, die in den Bereichen<br />

der – sich weiter ausbreitenden – Parkraumbewirtschaftung<br />

ihren Betriebssitz<br />

haben. Pro Person und Kraftfahrzeug<br />

erhält man auf Antrag nur einen<br />

Anwohnerparkausweis. Maximal kann<br />

man zwei bis drei flexible Parkausweise<br />

beantragen, die jedoch erheblich teurer<br />

sind und bei größeren <strong>Taxi</strong>flotten bei Weitem<br />

nicht ausreichen.<br />

Car-Sharing-Dienste haben das Privileg,<br />

dass die Nutzer die Kraftfahrzeuge<br />

in diesen Parkzonen kostenlos abstellen<br />

können. Das kostenlose Parken sollte daher<br />

auch für <strong>Taxi</strong>s gelten. Als Teil des ÖPNV<br />

und als unverzichtbarer Bestandteil der<br />

Mobilität sind Taxen in der Bewertung des<br />

Nutzens für das Allgemeingut den Car-Sharing-Diensten<br />

vorzuziehen. <br />

jx<br />

TAXI DEUTSCHLAND BERLIN E. V.<br />

Persiusstraße 7<br />

10245 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. Sekr.: +49 (0)30 / 202 02 13 10<br />

Fax: +49 (0)30 / 202 02 13 11<br />

E-Mail: berlin@taxideutschland.eu<br />

www.taxideutschland.eu<br />

www.facebook.com/taxi.deutschland.eu<br />

Presserechtlich verantwortlich für diese<br />

Seite: Ertan Ucar (eu)<br />

Redaktion: Irene Jaxtheimer (jx)<br />

TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />

25


TAXIVERBAND BERLIN, BRANDENBURG E. V.<br />

MOBILITÄT,<br />

LIBERALISIERUNG,<br />

DIGITALISIERUNG<br />

Wie man einen mit Worten für dumm verkaufen will ...<br />

Jeder Gemeindekämmerer in Deutschland weiß, dass<br />

der ÖPNV kein Geschäftsfeld ist.<br />

Am Anfang war das Wort Digitalisierung.<br />

Die Mobilität sollte neu<br />

erschaffen werden. Die alte Mobilität<br />

war wohl wüst und finster. Die Geister<br />

von Uber und Mobilitätsplattformen<br />

der Autoindustrie schwebten über unser<br />

Land ein. Und das Verkehrsministerium<br />

sprach: „Es werde Licht“ – und gebar ein<br />

neues Dezernat für Digitalisierung. Nach<br />

sieben Tagen war dennoch nichts erschaffen.<br />

Da tauchte im <strong>März</strong> <strong>2019</strong> Herr Scheuer<br />

als Deus ex Machina auf der Bühne auf und<br />

hatte die Rolle des Verkehrsministers.<br />

Der neue Tatendrang wurde mit Schlagworten<br />

verkündet: Liberalisierung, Mobilitätskonzepte,<br />

Kannibalisierung, Ridepooling-System,<br />

Sharing, on demand etc. Das<br />

politische Ziel sollte unter anderem bessere<br />

Luft, weniger Verkehr und bessere Mobilität<br />

auf dem Lande und überhaupt sein.<br />

TAXIVERBAND BERLIN<br />

BRANDENBURG E. V.<br />

Persiustraße 7<br />

10245 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. Sekr.: +49 (0)30 / 20 20 21 319<br />

E-Mail: taxiverband@t-online.de<br />

www.taxiverband-berlin.de<br />

Presserechtlich verantwortlich für<br />

diese Seite: Detlev Freutel<br />

Redaktion: Detlev Freutel (df)<br />

Insoweit kann ich dem Ziel zustimmen.<br />

Außerdem sei man sich einig, dass das<br />

jetzige PBefG dabei stört und geändert werden<br />

muss. Jedoch habe ich gelernt: Wenn<br />

du was verändern willst, also das Alte<br />

verbessern willst, solltest du das Alte gut<br />

verstanden haben. Sonst dreht man an den<br />

falschen Schrauben. Unter nachdenkenden<br />

Menschen ist diese Erkenntnis allgemeingültig,<br />

nichts Aufregendes.<br />

Nachfolgend einige meiner Gedanken, in<br />

loser Reihenfolge:<br />

1. Beim Kampf um das PBefG scheint<br />

jeder etwas anderes unter dem Begriff<br />

Mobilität zu verstehen. Kein Wunder, der<br />

Begriff ist zu allgemein. Der sachliche<br />

Kern des PBefG ist die Grundversorgung<br />

der Bevölkerung mit Mobilität, sprich der<br />

Teil des öffentlichen Personennahverkehrs,<br />

der dies mit Betriebspflicht, Beförderungspflicht<br />

und Tarifpflicht regelt.<br />

Die obersten Gerichte sprechen daher<br />

auch von Daseinsvorsorge und bezeichnen<br />

in diesem Zusammenhang das Funktionieren<br />

des Taxenverkehrs als überragend<br />

wichtiges Gemeinschaftsgut.<br />

2. Ganz anders eine FDP-Spitzenpolitikerin:<br />

Wo es der Markt wie in den Städten<br />

hergebe, sollten Angebot und Nachfrage<br />

den Preis regeln. Omi wird sich bedanken,<br />

wenn sie mal zum Arzt muss.<br />

3. Wie kann man glauben, dass sich<br />

internationale Mobilitätsplattformen<br />

und ihr riesiges Kapital um die Mobilität<br />

der Bevölkerung Sorgen machen? Ihr<br />

Geschäftsmodell lautet nach wie vor, so<br />

viel Geld wie möglich zu verdienen. Jeder<br />

Gemeindekämmerer in Deutschland weiß,<br />

dass der ÖPNV kein Geschäftsfeld ist.<br />

4. Scheuer arbeitet gerne mit dem<br />

Schlagwort „Liberalisierung“, um die<br />

Sache schmackhaft zu machen. Wie wäre<br />

es mit Liberalisierung der Mietpreisbindung,<br />

Liberalisierung des sozialen Wohnungsbaus,<br />

Liberalisierung der Wasserversorgung<br />

etc.? Ich denke, Scheuer schüttet<br />

das Kind mit dem Bade aus.<br />

5. Wie erfolgreich sind die neuen Konzepte<br />

der Mietwagenanbieter wie Clever<br />

Shuttle, Moia usw.? Wo sind die Zahlen<br />

über beförderte Personen pro Tour, gefahrene<br />

Leerkilometer, Finanzierung?<br />

6. Volkswirte reden vom ökologischen<br />

wie ökonomischen Unsinn der Rückkehrpflicht<br />

für Mietwagen. Und die Politiker<br />

reden es nach. Die Verkehrsform Mietwagen<br />

hatte im PBefG nie die leiseste Aufgabe<br />

der grundsätzlichen Mobilitätsversorgung.<br />

Man dachte eher an das Vermieten von<br />

Auto und Chauffeur für den Generaldirektor<br />

und seine Gattin.<br />

7. Die Aufhebung der Rückkehrpflicht<br />

für Mietwagen ist für die Betreiber von<br />

Mobilitätsplattformen Grundvoraussetzung,<br />

um ihre Geschäfte überall und in<br />

großer Anzahl anbieten zu können, ohne<br />

Betriebspflicht, ohne Beförderungspflicht,<br />

ohne Tarifpflicht.<br />

Herr Scheuer, bitte aufwachen!<br />

Ich wünsche den Fahrern an der Kundenfront<br />

weniger schlaflose Nächte als<br />

mir. <br />

df<br />

FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

26 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI


WETTBEWERB<br />

FLIXBUS FÄHRT MIT UBER IN DEN<br />

RECHTLICHEN GRAUBEREICH<br />

Flixbus wurde nach der PBefG-Reform 2012 schnell europäischer<br />

Marktführer und verdrängte Konkurrenten durch Billigpreise. Ist die<br />

kürzlich angekündigte Zusammenarbeit mit Uber ein kluger Schritt?<br />

FOTO: Flixbus, Alexey Dubovskiy / stock.adobe.com<br />

Das Reisebus-Unternehmen will seinen<br />

Fahrgästen für die Fahrt vom<br />

Abholort zum Busbahnhof bzw.<br />

von dort zur Zieladresse künftig Fahrten<br />

mit Uber-Autos vermitteln. Auf den ersten<br />

Blick erscheint die Idee kurios, da Fahrten<br />

in den grell-grünen Bussen dermaßen<br />

wenig kosten, dass die „letzte Meile“ trotz<br />

angekündigter Ermäßigung schnell teurer<br />

sein kann als die Fernbusreise.<br />

Das Geschäftsmodell aggressiver Startups<br />

wie Uber ist bekannt: Zuerst mit Hilfe<br />

von Sponsoren groß investieren, mit Dumpingpreisen<br />

die Kundschaft gewinnen und<br />

hohe Verluste in Kauf nehmen, dadurch die<br />

Konkurrenz ruinieren, dann das erreichte<br />

Monopol ausnutzen, um hohe Preise zu verlangen,<br />

Mitarbeitern bzw. Subunternehmen<br />

wenig bezahlen, reich werden und lächelnd<br />

darüber hinwegsehen, dass man tausende<br />

Menschen in die Armut getrieben hat.<br />

Auch Flixbus bietet seinen Kunden<br />

Preise an, bei denen nennenswerte<br />

Gewinne schwer vorstellbar sind, und die<br />

laut Kritikern nur durch eine aggressive<br />

Preispolitik auf dem Rücken der Subunternehmer<br />

und deren Beschäftigter möglich<br />

sind. Auch hier gibt es einen Preisalgorithmus.<br />

Während auf der Startseite eine Fahrt<br />

von <strong>Berlin</strong> nach Wolfsburg ab ca. 3 Euro<br />

beworben wurde, hätte ein Ticket am 1.4.<br />

zwei Stunden vor Abfahrt knapp 30 Euro<br />

gekostet. Laut Geschäftsführung schreibt<br />

Flixbus aber Schwarze Zahlen und arbeitet<br />

laut Stiftung Warentest und anderer Institute<br />

seriös.<br />

Flixbus hat heute in Deutschland einen<br />

Marktanteil von über 90 Prozent, besitzt<br />

aber keine eigenen Fahrzeuge, sondern<br />

lässt seine Fahrten von rund 250 mittelständischen<br />

Unternehmen durchführen,<br />

davon etwa 100 im Ausland. Auf der<br />

Schiene ist Flixtrain der einzige DB-Konkurrent<br />

im Fernverkehr. Europaweit hat<br />

Flixbus an die 20 Tochtergesellschaften<br />

und hat nach eigenen Angaben bereits über<br />

100 Millionen Fahrgäste befördert. Anteilseigener<br />

sind unter anderem General Atlantic<br />

(35,9 %), Holtzbrinck Ventures (16,3 %)<br />

und Daimler Mobility Services (5,6 %).<br />

ZEIGE MIR DEINE FREUNDE ...<br />

Die Entscheidung zur Kooperation mit<br />

Uber ist für ein Unternehmen mit jungem<br />

Renommee heikel: Flixbus lockt seine<br />

Kunden in Fahrzeuge, deren Fahrer regelmäßig<br />

gegen geltendes Recht verstoßen,<br />

und bekennt sich damit öffentlich zu einem<br />

Partner, der nicht nur in Österreich offen<br />

den Rechtsstaat verhöhnt, sondern dessen<br />

Geschäftsmodell sich auch in Deutschland<br />

– vorsichtig ausgedrückt – im rechtlichen<br />

Graubereich bewegt (siehe Seite 8-10). Noch<br />

unverständlicher ist der Schritt angesichts<br />

der Preissensibilität der Flixbus-Kunden,<br />

von denen nach Expertenschätzung<br />

weniger als zehn Prozent bereit sein werden,<br />

das Angebot des Haustürservices mit<br />

Uber zu bezahlen.<br />

DÉJÀ-VU MIT ANDREAS S.<br />

Für die drei Flixbus-Gründer, heute<br />

Hauptgesellschafter und Geschäftsführer,<br />

hat die Kooperation möglicherweise<br />

eine besondere symbolische Bedeutung:<br />

Man selbst konnte erst durch die letzte<br />

PBefG-Reform groß werden. Sie wurde<br />

maßgeblich mit ausgearbeitet von Andreas<br />

Scheuer, seinerzeit Staatssekretär unter<br />

dem damaligen Bundesverkehrsminister<br />

Peter Ramsauer. Auch wenn damals eine<br />

EU-Vorgabe der Auslöser war und diesmal<br />

fleißige Lobbyarbeit eines Wirtschaftszweiges,<br />

der möglicherweise in ein paar Jahren<br />

Scheuers Arbeitgeber sein wird – der<br />

Hauptbegünstigte der nächsten PBefG-Reform<br />

passt wohl augenscheinlich gut mit<br />

ins Boot.<br />

Andere Reiseunternehmen zeigen eine<br />

seriöse Alternative, ihren Fahrgästen einen<br />

verlässlichen Haustürservice zu bieten:<br />

Der renommierte Reiseanbieter „Wörlitz<br />

Tourist“ und Konkurrenten wie „Komm<br />

mit Reisen“ oder „ThoVer-Reisen“ arbeiten<br />

seit Langem erfolgreich – und seriös – mit<br />

dem <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbe zusammen. Hier<br />

sehen Unternehmer einen zukunftsträchtigen<br />

Geschäftszweig für das angeschlagene<br />

Gewerbe.<br />

ar<br />

TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />

27


POLITIK<br />

Abschlusspodium (v.l.n.r.): Hermann Waldner (Bundesverband <strong>Taxi</strong> und Mietwagen, <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>), Andreas Schrobback (AS Unternehmensgruppe),<br />

David Wortmann (Energy Network e. V.), Christian Gräff (Moderator, MdA), Regine Günther (Senatorin für Umwelt, Verkehr und<br />

Klimaschutz), Thomas Schäfer (Stromnetz <strong>Berlin</strong>) und Christian Herrman (Busunternehmer)<br />

REGINE GÜNTHER WIRBT<br />

BEI DER CDU FÜR GRÜNE POLITIK<br />

Beim 5. <strong>Berlin</strong>er Mittelstandskongress der CDU sorgt die Senatorin mit<br />

deutlichen Ansagen zu ihrer Verkehrspolitik für politischen Wirbel.<br />

Es gibt verschiedene Arten von Kongressen. In Fachkongressen<br />

treffen sich Fachleute und tauschen ihre Ergebnisse in<br />

ihrem Fachgebiet aus. Dort werden Entwicklungen vorangebracht<br />

und die Grundlagen für politische Entscheidungen gelegt.<br />

Die öffentliche Aufmerksamkeit tendiert gegen null.<br />

Andere Kongresse dienen der Selbstvergewisserung bereits<br />

laufender politischer Initiativen, wie etwa die demnächst wieder<br />

stattfindende <strong>Berlin</strong>er „Hauptstadtkonferenz“. Dort feiert die Elektromobilität<br />

sich selbst. Eine interessierte Öffentlichkeit nimmt<br />

Anteil.<br />

Mit der dritten Art von Kongressen will der Veranstalter eher<br />

weniger mit dem Thema vertraute Teilnehmer durch Fachleute<br />

informieren lassen und mit ihnen diskutieren. Hier sind bekannte<br />

22,90€<br />

LERNBUCH UND APP<br />

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Neu: mit Prüfungssimulation<br />

Namen und Institutionen als Referenten gefragt.<br />

Dieser dritten Art ist wohl der <strong>Berlin</strong>er Mittelstandskongress<br />

mit dem Thema „Mobilität in der Metropole <strong>Berlin</strong> – Chance oder<br />

Verhängnis für Unternehmer?“ zuzuordnen. Veranstalter war die<br />

Mittelstands- und Wirtschaftvereinigung der <strong>Berlin</strong>er CDU. Die<br />

öffentliche Resonanz reichte bis in die Schlagzeilen.<br />

Zur Einstimmung fasste ein Professor mit sanfter Stimme in<br />

Worte, was jeder jeden Tag im Stadtbild beobachten kann, aus<br />

professoralem Mund aber mehr Gewicht hat: Morgens und nachmittags<br />

steht alle Welt im Stau. Keiner kommt vorwärts. Die Stauhauptstadt<br />

Deutschlands macht ihrem Titel Ehre. In der restlichen<br />

Zeit sind ganze Stadtviertel zugeparkt. Die Suche nach dem Parkplatz<br />

verursacht noch mehr Verkehr. Kurzum, der Besitz und die<br />

Fortbewegung eines jeden mit dem eigenen Auto ist in vielerlei<br />

Hinsicht Unsinn.<br />

„SIE STEHEN NICHT IM STAU,<br />

SIE SIND DER STAU.“<br />

Die Fortbewegungsmittel stehen die meiste Zeit ungenutzt<br />

herum, und wenn sie sich fortbewegen sollen, stehen sie sich<br />

gegenseitig im Weg. Das sollte jedem kalkulierenden Mittelständler<br />

einleuchten, der zudem, je nach Branche, für sein Geschäft auf<br />

fließenden Verkehr angewiesen ist.<br />

Zur Lösung des Problems wurde auf den ÖPNV, das Car-Sharing<br />

und die Nutzung der neumodischen Fahrgelegenheiten verwiesen.<br />

Stichwort: intelligenter Einsatz aller möglichen Fahrzeuge durch<br />

digitale Vernetzung. <strong>Taxi</strong> kam wieder einmal nicht vor, obwohl<br />

es das geborene Sharing-Fahrzeug ist. Jeder kann es nutzen, einzeln<br />

oder zu mehreren (Kostenteilung!). Ein <strong>Taxi</strong> kann Dutzende<br />

privater PKW ersetzen, erspart so Platz und Parkplatzsuche, und<br />

FOTO: Wilfried Hochfeld / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

28 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI


POLITIK<br />

FOTO: Wilfried Hochfeld / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

das seit über hundert Jahren.<br />

Leider entspricht das <strong>Taxi</strong>, anders als die BVG, gerade nicht dem<br />

Lifestyle. Die BVG hat sich für teures Geld ein modernes Image<br />

verpasst, trotz gravierender Probleme und trotz ihres Alters. Die<br />

BVG wird in diesem Jahr 90.<br />

Die BVG, Uber und door2door durften als Verkehrsanbieter ein<br />

wenig Reklame für sich machen. Auch ein Seilbahnbauer durfte<br />

sich als Alternative empfehlen. Vom <strong>Taxi</strong>gewerbe war kein Referent<br />

vorgesehen. Immerhin konnte in letzter Minute das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

in Person von Hermann Waldner auf dem Abschlusspodium<br />

(siehe Foto) platziert werden.<br />

Vor der abschließenden Diskussionsrunde hatte Senatorin Günther<br />

eine programmatische Rede gehalten, die an Deutlichkeit<br />

keine Wünsche offen ließ:<br />

Wir brauchen klare Zielkoordinaten für die Mobilität der<br />

Zukunft im Spannungsfeld zwischen globalen Anforderungen<br />

und lokalen Bedürfnissen. Das alte Mobilitätskonzept – die autogerechte<br />

Stadt – hat ausgedient. Ein neues Konzept muss her. <strong>Berlin</strong><br />

ist die Stauhauptstadt. Das verursacht jährlich 1,7 Milliarden Euro<br />

Kosten. Hinzu kommen zu viel Parkplatzverbrauch, schlecht koordinierte<br />

Baustellen und Ampelschaltungen. Ziel muss sein, möglichst<br />

viele Autofahrer in ein zu schaffendes Verbundsystem des<br />

ÖPNV zu bringen, um die Straßen für diejenigen frei zu machen,<br />

die auf das Auto angewiesen sind. Dabei denkt sie vorwiegend an<br />

den Wirtschaftsverkehr, der ebenfalls effektiviert werden muss.<br />

In diesem Sinne<br />

hat dieser Umweltverbund<br />

im Mobilitätsgesetz<br />

und im<br />

Nahverkehrsplan<br />

Vorrang vor dem<br />

privaten Autoverkehr.<br />

In den kommenden<br />

15 Jahren<br />

werden 28 Milliarden<br />

Euro für den<br />

Ausbau des ÖPNV<br />

aufgewandt.<br />

Durch Elektrifizierung<br />

der Busse,<br />

Tempo 30, Parkraumbewirtschaftung,<br />

Fahrverbote<br />

Verkehrssenatorin Regine Günther<br />

und freiwillige<br />

Nachrüstung vorhandener Autos soll die Luft verbessert werden.<br />

Straßen und Brücken werden instandgesetzt. Das Beharren auf der<br />

„Schwarzen Null“ hat zu hohen „Schulden“ in der Infrastruktur<br />

geführt. Um all diese Maßnahmen zu verwirklichen, wird die<br />

Verwaltung umstrukturiert.<br />

Es fiel auch der Satz: „Wir wollen, dass die Menschen ihr Auto<br />

abschaffen.“ Einige Herren in den hinteren Reihen konnten ihre<br />

Wut kaum im Zaum halten über das gerade Gehörte. Sie wähnten<br />

sich auf einem Parteitag der Grünen statt auf dem Mittelstandskongress<br />

der CDU. Die CDU verkürzte die Ausführungen der Senatorin<br />

tags darauf dann auch auf den Slogan „Bürger, die Grünen wollen<br />

euch eure Autos wegnehmen“. Generationen, die mit „Freie Fahrt<br />

für freie Bürger“ aufgewachsen sind, werden sich schwer tun mit<br />

einer anderen Mobilität. Immerhin soll nach über 20 Jahren Stillstand<br />

in <strong>Berlin</strong> wieder Verkehrspolitik stattfinden.<br />

IST DASEINSVORSORGE ETWAS ALTMODISCHES,<br />

DAS WEG MUSS?<br />

Das <strong>Taxi</strong>gewerbe kann nur davon profitieren, wenn <strong>Taxi</strong>s als<br />

Bestandteil des ÖPNV dereinst auf weniger verstopften Straßen<br />

GÜNTHERS GIFTLISTE<br />

Die Deutsche Umwelthilfe e. V. forderte ursprünglich, ein<br />

Diesel-Fahrverbot in <strong>Berlin</strong> für Euro-4-Wagen und älter<br />

bis Ende 2018 durchzusetzen, eines für Fahrzeuge der<br />

Norm Euro 5 sollte später in <strong>2019</strong> folgen. Stattdessen ist<br />

ein Diesel-Fahrverbot auf folgenden Straßennabschnitten<br />

vorgesehen:<br />

• Mitte, Leipziger Str. (zwischen Bundesrat und<br />

Charlottenstr.)<br />

• Mitte, Reinhardtstr. (zwischen Kapelleufer und Charitéstr.)<br />

• Mitte, Friedrichstr. (zwischen Dorotheenstr. und Mittelstr.)<br />

• Mitte, Brückenstr. (zwischen Köpenicker Str. und S-Bahnhof<br />

Jannowitzbrücke)<br />

• Moabit, Alt-Moabit (zwischen Gotzkowskystr. und<br />

Beusselstr.)<br />

• Moabit, Stromstr. (zwischen Bugenhagenstr. und<br />

kurz vor der Turmstr.)<br />

• Wedding/Reinickendorf, Kapweg (komplett)<br />

• Lankwitz, Leonorenstr. (zwischen Saarburger Str.<br />

und Kaiser- Wilhelm-Str.)<br />

besser voran kommen – falls es dann noch <strong>Taxi</strong>s im heutigen<br />

Sinne gibt. Auch auf diesem Kongress wurden die Verfechter<br />

neumodischer Kommerzbeförderung wieder nicht müde, mit ihren<br />

positiv besetzten Schlagworten „fortschrittlich“, „digital“, „shared<br />

mobility“ und „weg mit der altmodischen Rückkehrpflicht“ Stimmung<br />

gegen das <strong>Taxi</strong>gewerbe zu machen.<br />

Hermann Waldner auf dem Podium und einige <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

im Auditorium konnten dem mit ihren klugen Wortbeiträgen etwas<br />

entgegenwirken. Das <strong>Taxi</strong>gewerbe hat sich gut präsentiert auf dem<br />

CDU-Mittelstandskongress, nicht zuletzt mit einem Informationsstand<br />

der „Innung“ direkt am Zugang. Das <strong>Taxi</strong>gewerbe darf die<br />

öffentliche Wahrnehmung nicht den berufsmäßigen Lobbyisten<br />

überlassen, die gerne so jung, dynamisch, erfolgreich daherkommen,<br />

in der Neugestaltung der Mobilität aber nur ein Vehikel zum<br />

Reichwerden sehen.<br />

Mobilität ist ein Grundbedürfnis, dessen bezahlbare, allgemein<br />

verfügbare Befriedigung weiterhin geschützt werden muss vor<br />

ausufernder Kommerzialisierung. <strong>Taxi</strong>s im Schutz des PBefG sind<br />

Daseinsvorsorge, zuverlässig, immer mit der fortschrittlichsten<br />

Technik, zum festen Preis und immer wieder modern – seit 120<br />

Jahren.<br />

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TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />

29


INKLUSION<br />

Stephan Berndt (<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>), Elisabeth Korsig (LAGeSo), Rolf Feja („Innung“),<br />

Elke Breitenbach (Senatorin), Richard Leipold (BTV), Franz Allert (LAGeSo)<br />

Jens Schmiljun (<strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>), Elisabeth Korsig und Franz<br />

Allert (LAGeSo), Hermann Waldner (<strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>)<br />

VOM ZUCKERBROT ZUR PEITSCHE?<br />

Sozialsenatorin Breitenbach ist auf der Suche nach Lösungen für den<br />

schnellen Aufbau einer <strong>Berlin</strong>er Inklusionstaxi-Flotte. Am 6. <strong>März</strong><br />

sprachen sie und der LAGeSo-Chef darüber mit dem <strong>Taxi</strong>gewerbe.<br />

Die Senatorin für Integration, Arbeit<br />

und Soziales, Elke Breitenbach<br />

(Die Linke) und der Präsident des<br />

Landesamt für Gesundheit und Soziales<br />

(LAGeSo), Franz Allert, hatten Vertreter<br />

des <strong>Taxi</strong>gewerbes in die Senatsverwaltung<br />

für Integration, Arbeit und Soziales<br />

bestellt, um zu „beraten, welche gemeinsamen<br />

Maßnahmen wir zur Erhöhung der<br />

Inanspruchnahme des Förderprogramms<br />

und damit zum Ausbau der Inklusionstaxi-Flotte<br />

<strong>Berlin</strong>s unternehmen können.“<br />

Wenige Tage später waren Allert und<br />

seine Mitarbeiterin Frau Korsig auch bei<br />

Hermann Waldner und Jens Schmiljun<br />

auf dem Gelände von <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> zu Gast.<br />

Anlass beider Gespräche war die bisher<br />

mangelnde Resonanz im <strong>Taxi</strong>gewerbe auf<br />

das Förderangebot des Landes <strong>Berlin</strong> für<br />

das Umrüsten bzw. die Anschaffung behinderten-<br />

und seniorengerechter Fahrzeuge.<br />

Bedauerlicherweise fehlten beim<br />

Gespräch in der Senatsverwaltung einige<br />

wichtige Akteure, die der Einladung nicht<br />

gefolgt waren, deren Mitwirken zur Lösung<br />

der bestehenden Aufgaben aber unbedingt<br />

benötigt wird. Dafür kamen Ewiggestrige<br />

zu Wort, die sich und das <strong>Taxi</strong>gewerbe im<br />

Grunde längst beerdigt haben: mutlos, kraftlos<br />

und ideenlos zeichneten sie ein vernichtendes<br />

Bild des <strong>Taxi</strong>gewerbes, das sie längst<br />

nicht mehr repräsentieren und für das sie<br />

auch nicht mehr sprechen dürften. So aber<br />

ließen die alten Herren, mit falschen Zahlen<br />

und persönlichen Meinungen, die Senatorin<br />

aufhorchen. Kann sie einem solchen<br />

Gewerbe vertrauen – bei einem Projekt, das<br />

auf Freiwilligkeit beruht?<br />

Glücklicherweise wurde dem dann aber<br />

noch Konstruktives entgegengesetzt. Es<br />

gibt bereits Unternehmen, die entschlossen<br />

sind, solche <strong>Taxi</strong>s anzuschaffen, und<br />

die auch die Förderung bereits beantragt<br />

haben. Doch es könnten deutlich mehr sein,<br />

wenn grundlegende Fragen endlich geklärt<br />

wären. Und auch diese Anregungen nahm<br />

die Senatorin mit. Das Treffen sollte ja dazu<br />

dienen, Lösungen zu finden und entsprechende<br />

Hebel anzusetzen.<br />

Frau Breitenbach fasste das Gespräch<br />

zum Schluss in vier Punkten zusammen:<br />

1. Die neue Fahrpreisverordnung, die<br />

jetzt bereits seit einem Jahr beantragt<br />

ist, muss unter Berücksichtigung neuer<br />

Erkenntnisse schnellstens beschlossen<br />

werden und Klarheit darüber bringen, wie<br />

und ob der Mehraufwand bei der Beförderung<br />

von Rollstuhlfahrer/innen vergütet<br />

wird (siehe Kasten unten rechts).<br />

2. Mögliche Ängste von <strong>Taxi</strong>unternehmern,<br />

zu Projektbeginn mit den ersten<br />

Inklusionstaxis sehr lange Leerfahrten in<br />

Kauf nehmen zu müssen und damit nicht<br />

wirtschaftlich arbeiten zu können, müssen<br />

ernstgenommen und durch geeignete Maßnahmen<br />

kompensiert werden (z. B. direkte<br />

Folgeaufträge über die <strong>Taxi</strong>vermittlung,<br />

Befreiung von Funkgebühren oder Regelungen<br />

über den neuen <strong>Taxi</strong>tarif). Dazu<br />

müssen ggebenenfalls die nötigen finanziellen<br />

Mittel aus den Fördergeldern für<br />

Inklusionstaxis bereitgestellt werden.<br />

3. Die Hürde, dass der Umbau nur von<br />

höchstens 12 Monate alten <strong>Taxi</strong>s förderfähig<br />

ist, ist möglicherweise zu hoch und<br />

verhindert den schnelleren Ausbau der<br />

Inklusionstaxi-Flotte <strong>Berlin</strong>s. Um mehr<br />

Interessenten zu gewinnen, muss darüber<br />

nachgedacht werden, den Umbau auch bei<br />

älteren <strong>Taxi</strong>s zu fördern (es wurden Vorschläge<br />

gemacht, die Grenze auf drei Jahre<br />

anzuheben und mit einer Laufleistung von<br />

höchstens 150.000 km zu deckeln).<br />

4. Das Gespräch hat gezeigt, dass sie<br />

„auch mit anderen Anbietern sprechen“<br />

oder aber „Zwangsmaßnahmen beschließen“<br />

müsse. Das „Zuckerbrot“ läge bereits<br />

auf dem Tisch, jetzt müsse womöglich die<br />

„Peitsche“ ausgepackt werden.<br />

Im Gespräch bei <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> wurde darüber<br />

hinaus in Erwägung gezogen, die Informationen<br />

auch in türkischer Sprache zur<br />

Verfügung zu stellen.<br />

Drei wichtige Anliegen hat die Senatorin<br />

am Ende dann doch mitnehmen können<br />

– konkrete Möglichkeiten, dem Projekt<br />

Tempo zu verleihen. Der vierte Punkt wirkt<br />

allerdings bedrohlich: Sollte das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

einmal mehr eine Chance liegen<br />

lassen, so wie es sich schon für andere Aufgaben<br />

„zu fein“ war? Aus dieser Bequemlichkeit<br />

heraus sind bereits komplett neue<br />

Gewerbezweige, wie beispielsweise Kurierdienste,<br />

entstanden. Kann sich das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

das etwa leisten, gerade in Zeiten,<br />

in denen neue Anbieter immer mehr vom<br />

Kuchen abhaben wollen?<br />

Jetzt muss das <strong>Taxi</strong>gewerbe schleunigst<br />

Farbe bekennen und beweisen, dass es<br />

ein verlässlicher Partner im Rahmen<br />

der Daseinsvorsorge im öffentlichen<br />

Personennahverkehr bleibt. Das sei ihm<br />

auch im ureigenen Interesse dringendst<br />

geraten.<br />

sb<br />

FOTOS: Danielo Baltrusch / „Innung“, <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

30 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI


INKLUSION<br />

MOBILITÄT<br />

ZUM GLEICHEN<br />

PREIS FÜR ALLE<br />

Gerlinde Bendzuk, Harald Moritz und Fatoş Topaç<br />

Ebenfalls am 6. <strong>März</strong> fand bei der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im<br />

Abgeordnetenhaus von <strong>Berlin</strong> das Fachgespräch Inklusionstaxi statt.<br />

Fragestellung war die gleiche wie in der Sozialverwaltung.<br />

Auch beim Fachgespräch Inklusionstaxi,<br />

zu dem die Grüne Fraktion<br />

ins Abgeordnetenhaus eingeladen<br />

hatte, und das von der Sprecherin<br />

für Sozial- und Pflegepolitik Fatoş Topaç<br />

und dem Verkehrspolitischen Sprecher<br />

Harald Moritz moderiert wurde, ging es um<br />

die Frage, was noch getan werden muss,<br />

um die benötigte Anzahl Inklusionstaxis<br />

schnell auf <strong>Berlin</strong>s Straßen zu bringen. Die<br />

Vertreter des <strong>Taxi</strong>gewerbes wiederholten<br />

die bereits beim Treffen mit Senatorin Breitenbach<br />

gemachten Vorschläge: Sicherheit<br />

bei den Fahrpreisen, Kompensationsmaßnahmen,<br />

um Wirtschaftlichkeit auch für<br />

die „Pioniere“ zu gewährleisten und gelockerte<br />

Zugangsvoraussetzungen, Alter der<br />

förderfähigen Fahrzeuge in der Startphase.<br />

Besonders wertvoll waren in dieser<br />

Runde die Anregungen von den Betroffenen-Verbänden<br />

und von anwesenden Rollstuhlfahrer/innen.<br />

Gerlinde Bendzuck von<br />

der Landesvereinigung Selbsthilfe e. V.<br />

kritisierte die mangelnde Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Das Förderprogramm sei doch kein<br />

„geheimes Projekt“ und müsse viel lauter<br />

publik gemacht werden, auch von der Verkehrsverwaltung.<br />

Zum Gelingen bedürfe<br />

es einer professionellen PR-Kampagne, für<br />

die Geld in die Hand genommen werden<br />

müsse. Auch die Homepage des LAGeSo<br />

müsse ansprechender gestaltet werden und<br />

das Angebot für <strong>Taxi</strong>unternehmen müsse<br />

mehrsprachig sein.<br />

FÖRDERUNG ZU WENIG BEKANNT<br />

LAGeSo-Chef Allert bot dem <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

Gespräche an, um gemeinsam eine bessere<br />

Bewerbung der Förderung zu erreichen.<br />

Mit anderen Worten: Tu’ Gutes und sprich<br />

darüber, sonst merkt es am Ende keiner.<br />

Auch bei den <strong>Taxi</strong>unternehmen muss viel<br />

mehr für die Idee geworben werden. Dabei<br />

können auch die Funkzentralen helfen<br />

und bei ihren Funkteilnehmern Anreize<br />

schaffen.<br />

Was erneut absolut deutlich wurde und<br />

worüber bei allen Einigkeit besteht: dass<br />

die Tarife für alle <strong>Taxi</strong>s gleich sein müssen<br />

und der Mehraufwand über die allgemeinen<br />

<strong>Taxi</strong>tarife abgefedert werden<br />

muss. Ein Inklusionstaxi-Zuschlag, wie er<br />

im Antrag der Verbände gefordert wurde,<br />

sei diskriminierend und keine akzeptable<br />

Möglichkeit. Das sollten die Verbände in<br />

den anstehenden Gesprächen über neue<br />

Fahrpreise mit dem Senat unbedingt beherzigen.<br />

Fluggesellschaften hätten anfangs<br />

auch Zuschläge erhoben, wenn Sie Rollstühle<br />

mitnahmen und Passagiere tragen<br />

mussten. Dafür ernteten sie massive Kritik,<br />

die Zusatzkosten wurden längst in die<br />

normalen Ticketkosten eingepreist. Will<br />

das <strong>Taxi</strong>gewerbe keine schlechte Presse<br />

für eine gute Sache, sollte das bei den Fahrpreisen<br />

berücksichtigt werden. sb<br />

UMLAGE STATT ZUSCHLÄGE – LÖSUNGSVORSCHLAG FÜR DAS DISKRIMINIERUNGS-DILEMMA<br />

FOTO: Stephan Berndt / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

Ein Zuschlag für Rolli-Transporte ist<br />

nicht die Lösung, um den Mehraufwand<br />

von Inklusionstaxis abzudecken. Ein<br />

positives Projekt wäre gefährdet, da in<br />

den Medien nur von Diskriminierung die<br />

Rede wäre. Ähnlich wie bei Fluggesellschaften<br />

müssen diese Kosten in den<br />

normalen Fahrpreis eingepreist werden.<br />

Allerdings kann, im Unterschied zu den<br />

Airlines, nicht jedes <strong>Taxi</strong> diese Transporte<br />

realisieren. Daher müssen die nicht<br />

inklusiven <strong>Taxi</strong>s diesen Anteil am Fahrpreis<br />

in Form einer Umlage abführen.<br />

Wenn das über die Einschaltgebühr<br />

erfasst wird, besteht auch ein klares und<br />

eindeutig überprüfbares Maß für die<br />

Höhe der Abgaben. Jeder Taxameter<br />

speichert die Anzahl der durchgeführten<br />

Fahrten und damit die Einschaltungen.<br />

Somit ist die Höhe der Abgabe<br />

einfach und eindeutig zu bestimmen.<br />

Vorstellbar ist, dass das LAGeSo diesen<br />

Topf verwaltet und daraus an jedes<br />

Inklusionstaxi für jede Rollstuhlbeförderung<br />

fünf Euro auszahlt. Damit ist das<br />

Thema Rolli-Zuschlag vom Tisch und<br />

eine faire Lösung gefunden, die zudem<br />

einfach zu verwalten ist. Überschüssige<br />

Mittel können für die dauerhafte Förderung<br />

weiterer Umrüstungen genutzt<br />

werden.<br />

Mit dieser Maßnahme besteht auch die<br />

Möglichkeit, die in der Anfangsphase<br />

zu erwartenden langen Leerfahrten<br />

der zu Beginn wenigen, das Stadtgebiet<br />

nicht ausreichend abdeckenden<br />

Inklusionstaxis zu kompensieren, indem<br />

zu Beginn ein höherer Betrag je Rollstuhlbeförderung<br />

ausgezahlt wird. Denn<br />

die Betreiber der ersten Inklusionstaxis<br />

werden ohne diese Zusatzeinnahme<br />

kaum wirtschaften können.<br />

TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />

31


GASTBEITRAG<br />

OPERATION TEGEL<br />

Die <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>fahrer formieren sich. Sie zeigen Einsatz an der Front<br />

gegen Ungerechtigkeit, denn es geht um ihre Existenz. Selbstjustiz<br />

oder notwendige Konsequenz?<br />

Der öffentliche Personenverkehr<br />

einschließlich „<strong>Taxi</strong>markt“ wurde<br />

vom Staat aufgebaut, einschließlich<br />

„Marktregeln“. Unter diesen Gesetzen<br />

finden heute immer mehr Mitbewerber<br />

Lücken und arbeiten um die Gesetze<br />

herum. Die Tatwaffe: digitale Alleskönner,<br />

die sogenannten Apps. Mit deren Hilfe<br />

können Verantwortung und notwendige<br />

Erfassungspflichten von Daten umgangen<br />

werden, man kann unberechtigten Umsatz<br />

auf dem Markt generieren und sogar Sozialbetrug<br />

begehen. Hinweise auf solche kollektiven<br />

Verstöße gibt es genug. Sie finden<br />

im Mietwagenbereich ihren Platz, und der<br />

vermeintliche Spitzenreiter solcher Verstöße<br />

heißt Uber.<br />

Laut Personenbeförderungsgesetz muss<br />

der Mietwagen nach jeder vollendeten Tour<br />

zurück zum Hauptsitz des Unternehmens<br />

fahren. Wird unterwegs ein neuer Auftrag<br />

erfasst, darf er zum neuen Besteller fahren.<br />

Hier umgeht Uber die geltenden Vorschriften.<br />

Eine Bestellung muss im Normalfall<br />

beim Chef am Betriebssitz eingehen, und<br />

die Fahrt wird kalkuliert. Nachdem Kunde<br />

und Mietwagenfirma sich über den Fahrpreis<br />

und andere Details geeinigt haben,<br />

muss der Auftrag schriftlich erfasst und<br />

darf dem Fahrer fernmündlich weitergegeben<br />

werden. Die Uber-App kürzt das unberechtigt<br />

ab, indem sie dem Kunden und<br />

dem Mietwagenunternehmen den Preis<br />

vorgibt. Der Auftrag geht de facto ungeprüft<br />

und ohne jegliche Kalkulation beim<br />

nächstbesten Fahrer ein. Pro vermittelter<br />

Fahrt gehen zwischen 25 und 30 Prozent<br />

des Fahrpreises als Provision an Uber. Der<br />

Mietwagenunternehmer muss die Fahrt zu<br />

dem Preis absolvieren, auch wenn sie eine<br />

Negativkalkulation aufweist.<br />

Ob der Fahrer die Rückkehrpflicht eingehalten<br />

hat, möchte Uber nicht kontrollieren<br />

– und unterstützt den kollektiven Verstoß<br />

geltender Gesetze. Welcher Wagen dem<br />

Kunden am nächsten ist, wissen sie penibel<br />

genau, aber wer zurück zum Betriebssitzsitz<br />

fahren muss, wollen sie einfach nicht<br />

wissen.<br />

WIRKUNGSLOSE<br />

GERICHTSURTEILE<br />

Stellen Sie sich zum Vergleich vor: Sie<br />

besitzen einen Laden und bezahlen Miete<br />

und hohe Kosten, halten Einkauf und Verkauf<br />

von Waren penibel fest und führen<br />

Steuern korrekt ab. Plötzlich stellt jemand<br />

vor Ihrem Laden einen repräsentativen<br />

Straßenstand auf und verkauft die gleichen<br />

Waren. Er bezahlt keine Miete und<br />

legt seine Verkäufe nicht genau dar. Alles<br />

für lau, und der Staat erklärt Ihnen, dass<br />

man das nicht so genau kontrollieren kann.<br />

Auch der Beschluss des höchsten Gerichts<br />

in Europa bringt Ihnen nichts, da der Stand<br />

einfach ein kleines Detail in seinem Namen<br />

verändert. Ihre Existenz wird quasi mit<br />

staatlichem Segen zerstört.<br />

So ähnlich sieht aktuell der Markt aus: Es<br />

gibt keinerlei Kontrolle von Mietwagen und<br />

keine klaren exekutiven Verbotsdurchsetzungen<br />

von Uber, obwohl der Europäische<br />

Gerichtshof und der Bundesgerichtshof<br />

Uber Black als gesetzeswidrig eingestuft<br />

haben. Uber hat kurzerhand das „Black“ im<br />

Namen durch ein „X“ ersetzt und behauptet<br />

aktuell, sich komplett neu erfunden zu<br />

haben.<br />

Viel schlimmer noch: Die sicheren und<br />

verbraucherfreundlichen Gesetze sollen<br />

aufgeweicht und abgeschafft werden. Ein<br />

US-Konzern möchte unseren Volksvertretern<br />

die Gesetze diktieren. Die <strong>Taxi</strong>branche<br />

empfindet das als zerstörerische Untreue<br />

am jahrelangen Pflichtdienst. Die aktuelle<br />

Gesetzeslage bietet jedem Mitbewerber<br />

eine faire Chance auf Koexistenz.<br />

Das Verhalten von Uber und der Regierung<br />

aber wollen <strong>Taxi</strong>fahrer nicht weiter<br />

hinnehmen, und so bilden sie nun sogenannte<br />

Operation Units, um gegen die<br />

illegalen Machenschaften von Konzernen<br />

anzugehen, die sich das Recht einfach<br />

erschleichen möchten. Seit Kurzem formieren<br />

sich <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>fahrer regelmäßig<br />

und treten am Flughafen Tegel in Aktion<br />

– im Rahmen der Gesetze, versteht sich. Sie<br />

halten Verstöße der Mietwagenfahrer fest<br />

und fordern sie zur Rückkehr auf.<br />

Das stößt bei denen natürlich sauer auf,<br />

und es entstehen brenzlige Situationen.<br />

Das Vorgehen ist aber keine Selbstjustiz,<br />

vielmehr ist das eine notwendige Kausalität,<br />

die durch die Untätigkeit der Regierung<br />

entstanden ist. <br />

md<br />

FOTO: Erkan Özmen<br />

32 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI


GASTROTIPP<br />

Angenehmes Ambiente mit viel Grün und barrierefrei (bis auf eine winzige Stufe): Corsini<br />

ZEIT<br />

FÜR<br />

EINE<br />

PAUSE<br />

GUT ESSEN IM SÜDWESTEN: CORSINI<br />

FOTOS: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

Manchmal ist es eine Verkettung<br />

von Zufällen, die einen an<br />

einen Ort führt, wo man dann<br />

eine bedeutende Entdeckung macht. Uns<br />

verschlug es zum Bahnhof Wannsee, an<br />

dessen Vorplatz es ein paar Imbisse und<br />

Eisdielen gibt in dem markanten, halbrunden<br />

Flachbau, der zusammen mit dem 90<br />

Jahre alten Bahnhofsgebäude mit den spitzen<br />

Fenstern dem Gustav-Hartmann-Platz<br />

seinen Charakter verleiht. Das Bahnhofsrestaurant<br />

ist heute eine Pizzeria, die<br />

von innen mehr hermacht als von außen<br />

(wäre ja auch traurig), aber nicht wirklich<br />

preisgünstig ist. Zwischen ihm und dem<br />

Döner-Imbiss ist das Corsini, ein kleines,<br />

paradiesisches Restaurant mit angenehmer<br />

Café-Atmosphäre, schlichtem aber<br />

schönem Mobiliar, vielen Pflanzen, warmem<br />

Licht, sauberen Toiletten und einem<br />

nicht riesigen, aber feinen Speisen- und<br />

Konditorei-Angebot.<br />

Auf der schön gestalteten und deutsch/<br />

englisch aufgemachten Internetseite heißt<br />

es „nichts als natürlich und lecker“. Das ist<br />

keine leere Phrase, sondern charakterisiert<br />

das Speisenangebot tatsächlich treffend.<br />

Auf Google steht beim Corsini „Burger-Restaurant“,<br />

dann „Imbiss“, und daran stimmt<br />

eigentlich nur, dass man das Essen, das<br />

man sich in Ruhe in der Speisekarte ausgesucht<br />

hat, am Tresen bestellt, wo sich auch<br />

die Eisvitrine und die Kuchen-Torten-Nachtischvitrine<br />

befinden. Andererseits wird<br />

auf der Internetseite erklärt, dass man dem<br />

herkömmlichen Begriff „Fast Food“, mit<br />

dem ja meist schnell zubereitetes, ungesundes<br />

und immer ähnlich schmeckendes<br />

Essen gemeint ist, eine neue Bedeutung<br />

entgegensetzen möchte, nämlich schnell<br />

zubereitetes, aber gesundes und anders<br />

schmeckendes Essen.<br />

Schon das Angebot an Vorspeisen und<br />

Suppen ist denn auch eine kleine Entdeckungsreise.<br />

Da tauchen einige nicht so<br />

gängige Appetitanreger auf. Die neun angebotenen<br />

Salate, teils vegan, teils mit Huhn,<br />

Lachs oder Garnelen, unterscheiden sich<br />

sehr von dem, was man in anderen Restaurants<br />

mal eben vor dem Essen bekommt.<br />

ORIGINELLE ZUTATEN<br />

Sie sind allesamt Hauptgerichte mit<br />

unterschiedlichen Geschmacksrichtungen<br />

und beinhalten nicht immer viele, aber<br />

gewitzt zusammengestellte, frische und<br />

vollwertige regionale Zutaten und originelle<br />

Geschmacksgeber wie Minze, Kresse,<br />

Basilikum, Quinoa oder Kichererbsen. Die<br />

Salate sättigen ebenso gut und lang anhaltend<br />

wie die warmen Hauptgerichte. Diese<br />

reichen von Hamburger mit oder ohne Spiegelei,<br />

Currywurst und Pommes Frites über<br />

Nudelgerichte und Lachs bis zu Pizza und<br />

Flammkuchen, alles immer mit der einen<br />

oder anderen besonderen Würzidee oder<br />

Beilage, die sich von Fast-Food abhebt und<br />

das Essen zu etwas Besonderem macht.<br />

Was uns von der ersten bis zur letzten<br />

Minute wohlfühlen ließ, war das Personal,<br />

bestehend aus zwei sympathischen, gut<br />

gelaunten, fleißigen Leuten. Sie waren<br />

herzlich nett, fröhlich, engagiert und auskunftsfreudig.<br />

Wir spürten deutlich, dass<br />

sie Ihren Job mit Herzblut und Freude ausübten<br />

und bemüht waren, jeden Gast zufriedenzustellen.<br />

Das Essen wurde an den<br />

Tisch gebracht, und ohne Aufdringlichkeit<br />

wurden wir fl ink<br />

und aufmerksam<br />

bedient und nach<br />

weiteren Wünschen<br />

gefragt.<br />

Das i-Tüpfelchen<br />

schließlich waren<br />

das Eis in etlichen<br />

Geschmacksrichtungen<br />

sowie die<br />

Sachertorte, die<br />

besser schmeckt<br />

als in so manchem<br />

schönen Café in<br />

Wien. Einziger Wermutstropfen<br />

sind die<br />

CORSINI<br />

Wannsee, Gustav-Hartmann-Platz<br />

(am <strong>Taxi</strong>-Halteplatz)<br />

Öffnungszeiten<br />

täglich 7:00 bis 20:00 Uhr<br />

barrierefrei<br />

Lecker und gesund geht: Quinoa-Salat.<br />

Öffnungszeiten, die der Randlage geschuldet<br />

sind. Am Bahnhof Wannsee ist spät abends<br />

nichts los. Dennoch: Wenn man einmal im<br />

Corsini war, kommt man gerne wieder. ar<br />

TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />

33


SATIRE<br />

IMPRESSUM<br />

Verlag<br />

taxi-times Verlags GmbH,<br />

Frankfurter Ring 193 a<br />

80807 München, Deutschland<br />

Telefon: +49 (0)89 / 14 83 87 91<br />

RÜCKWÄRTS-<br />

FAHRPFLICHT FÜR<br />

MIETWAGENBETRIEBE<br />

13. Dezember 2020: Exakt zwei Jahre nach<br />

seinem Uber-Urteil hat der BGH ein weiteres<br />

richtungsweisendes Machtwort zum PBefG<br />

gesprochen: Künftig wird die Rückkehrpflicht<br />

in eine Rückwärtsfahrpflicht umgewandelt.<br />

Telefax: +49 (0)89 / 14 83 87 89<br />

E-Mail: info@taxi-times.taxi<br />

Internet: www.taxi-times.taxi<br />

Geschäftsführer und V. i. S. d. P.<br />

Jürgen Hartmann (jh)<br />

Bankverbindung<br />

Stadtsparkasse München<br />

IBAN: DE89701500001003173828<br />

BIC: SSKMDEMM<br />

UST-ID: DE293535109<br />

Handelsregister: Amtsgericht München<br />

HRB 209524<br />

Redaktion (tt)<br />

Stephan Berndt (sb), Jürgen Hartmann (jh), Wilfried<br />

Hochfeld (wh), Axel Rühle (ar), Hayrettin Şimşek (hs)<br />

Mietwagenfahrer halten sich<br />

sowieso nicht an die Rückkehrpflicht<br />

und niemand will es kontrollieren.<br />

Deswegen hat es keinen Sinn,<br />

sich an diese Pflicht wie ein Klammeraffe<br />

zu klammern“, sagte der Richter in seiner<br />

Urteilsbegründung. Um die Häufigkeit der<br />

Unfälle durch chronisch übermüdete Mietwagenfahrer<br />

zu reduzieren, wurde allerdings<br />

eine sofortige Rückwärtsfahrpflicht<br />

eingeführt. Wie wichtig diese Maßnahme<br />

war, zeigt der <strong>Berlin</strong>er Vorfall, als zeitgleich<br />

mit der Urteilsverkündung ein schwarzes<br />

Auto mit den Buchstaben R und V im Kennzeichen<br />

in die Abteilung für Affen-Zubehör<br />

einer Zoohandlung raste.<br />

Der Fahrer, 23 Jahre alt, 1,325 m groß,<br />

325 kg schwer und 3,25 m graue Haare,<br />

konnte erst mit einem Spezial-Kran, XXX<br />

und nochmal X, aus dem Fahrersitz gezogen<br />

werden. Durch die Missachtung der<br />

Rückkehrpflicht und vor allem aufgrund<br />

von Bewegungsmangel hatte sich sein Körper<br />

im Laufe der Zeit dermaßen verformt,<br />

dass er eine schier unzertrennliche Einheit<br />

mit dem Fahrersitz bildete.<br />

Für den Soziologieprofessor Dr. h.c. Reiner<br />

Uberfeind gibt es dazu eine logische<br />

Erklärung: „Eine gesetzlich vorgeschriebene<br />

Rückkehrpflicht zum Betriebssitz<br />

war aufgrund der fehlenden Parkplätze<br />

nicht möglich. Durch die lange Sitzhaltung<br />

wurde die Magen-Darm-Tätigkeit<br />

und infolgedessen der Stoffwechsel verlangsamt<br />

– das Übergewicht ist dann die<br />

logische Folge. Bei einer Arbeitszeit von<br />

168 Stunden pro Woche musste der frühere<br />

Leistungssportler zwangsläufig zum<br />

Mutanten werden.“<br />

Wie die Datenauslese des Smartphones<br />

ergab, hatte der Fahrer auch nur Tankstellen<br />

mit Tankwart in seinen Favoriten<br />

gespeichert, um nie aussteigen zu müssen<br />

und damit der Gefahr entgegenzuwirken,<br />

einen Auftrag zu verpassen.<br />

Das Fahrzeug hatte zum Zeitpunkt<br />

des Unfalls Fahrgäste im Auto, die trotz<br />

des heftigen Aufpralls gottlob unverletzt<br />

blieben. Ihre Koffer, die sie während der<br />

Fahrt auf dem Schoß gehabt hatten, fungierten<br />

als ideale Airbags. „Wir wollten<br />

unser Gepäck eigentlich in den Kofferraum<br />

legen, aber dort lagen so viele zerquetsche<br />

Energy-Drink-Dosen, dass wir mit Gepäck<br />

auf den Knien im Auto saßen“, berichtete<br />

ein erleichterter Fahrgast gegenüber einem<br />

Reporter. „Das hat uns das Leben gerettet.“<br />

Zu einem kleinen Eklat kam es bei der<br />

Bergung des Fahrzeugs zwischen der Feuerwehr<br />

und dem Mietwagenfahrer. Als die fleißigen<br />

Feuerwehrleute die Energy-Drink-Dosen<br />

entsorgen wollten, protestierte der<br />

Fahrer heftig. Er gab an, diese entbeulen<br />

und anschließend bei einer Leergutannahmestelle<br />

abgeben zu wollen. Der Erlös sei<br />

schließlich seine Altersvorsorge. hs<br />

FOTO: AstroBoi / stock.adobe.com<br />

E-Mail: tt-berlin@taxi-times.taxi<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />

Mem Deisel (md)<br />

Grafik & Layout<br />

Stanislav Statsenko, info@inversi-design.de<br />

Anzeigenleitung und Vertrieb<br />

Elke Gersdorf, e.gersdorf@taxi-times.taxi<br />

Telefon: +49 (0)89 / 14 83 87 92<br />

Telefax: +49 (0)89 / 14 83 87 89<br />

Druckteam<br />

Maik Roller & Andreas Jordan GbR<br />

Gustav-Holzmann-Str. 6<br />

10317 <strong>Berlin</strong><br />

Erscheinungsweise: 6 x pro Jahr<br />

Heftpreis: 3,50 € (inkl. MwSt.)<br />

ISSN-Nr.: 2367-3842<br />

Weitere Verlagsmagazine:<br />

<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> DACH, <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> München<br />

Die <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> TZB GmbH, Innung des <strong>Berlin</strong>er<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbes e. V., <strong>Taxi</strong> Deutschland <strong>Berlin</strong><br />

e. V. und <strong>Taxi</strong>verband <strong>Berlin</strong>, Brandenburg e. V.<br />

bekommen in <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> <strong>Berlin</strong> eigens gekennzeichnete<br />

Mitteilungsseiten, für deren Inhalte<br />

die Genannten im Sinne des Presserechtes selbst<br />

verantwortlich sind.<br />

34 MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong> TAXI


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<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> ist Ihr Fachmagazin mit <strong>Taxi</strong>themen aus Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz und immer auch mit einem Blick auf<br />

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stammen größtenteils selbst aus der <strong>Taxi</strong>branche – informieren wir<br />

stets mit dem Blickwinkel aus dem Gewerbe für das Gewerbe. <strong>Taxi</strong><br />

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CO₂-Emissionen kombiniert (g/km): 102<br />

1Die angegebenen Werte wurden nach dem vorgeschriebenen Messverfahren ermittelt. Es handelt<br />

sich um die „gemessenen NEFZ-CO 2 -Werte“ i. S. v. Art. 2 Nr. 2 Durchführungsverordnung<br />

(EU) 2017/1152. Die Kraftstoffverbrauchswerte wurden auf Basis dieser Werte errechnet. Aufgrund<br />

gesetzlicher Änderungen der maßgeblichen Prüfverfahren können in der für die Fahrzeugzulassung<br />

und ggf. Kfz-Steuer maßgeblichen Übereinstimmungsbescheinigung des Fahrzeugs<br />

höhere Werte eingetragen sein. Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug<br />

und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen<br />

verschiedenen Fahrzeugtypen. Die realen Verbrauchswerte sind u. a. abhängig vom Fahrzeuggewicht<br />

und von den gewählten Ausstattungen. | 2Ein Finanzierungsbeispiel der Mercedes-Benz<br />

Bank AG, Siemensstraße 7, 70469 Stuttgart, für alle gewerbetreibenden <strong>Taxi</strong>fahrer. Stand<br />

03/19. Ist der Darlehens-/ Leasingnehmer Verbraucher, besteht nach Vertragsschluss ein<br />

gesetzliches Widerrufsrecht nach § 495 BGB. Das Angebot ist zeitlich begrenzt und gilt bei<br />

Bestellung und Übernahme des Fahrzeuges bis 30.06.<strong>2019</strong> und nur, solange der Vorrat reicht.<br />

3Unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers, zuzüglich lokaler Überführungskosten.<br />

Abbildung entspricht nicht dem Angebot. | Druckfehler und Irrtümer vorbehalten.<br />

Anbieter: Daimler AG, Mercedesstr. 137, 70327 Stuttgart<br />

Daimler AG, vertreten durch Mercedes-Benz Vertrieb PKW GmbH<br />

Mercedes-Benz <strong>Berlin</strong>, 13 x in und um <strong>Berlin</strong><br />

Telefon +49 30 3901 2000, www.mercedes-benz-berlin.de<br />

<strong>Taxi</strong>-Kompetenzcenter: Prinzessinnenstraße 21–24 – Kreuzberg, AirportCenter <strong>Berlin</strong>-Brandenburg: Hans-Grade-Allee 61 – Schönefeld

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