rik Oktober/November 2019
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KULTUR 19<br />
OKTOBER/NOVEMBER<br />
<strong>2019</strong><br />
AUSSTELLUNG<br />
Das Ende der<br />
Männlichkeit?<br />
FOTO: MAREIKE TOCHA<br />
Ein ziemliches Mammutprojekt<br />
haben Bonner Kunstverein,<br />
Kölnischer Kunstverein und der<br />
Kunstverein für die Rheinlande und<br />
Westfalen da gemeinsam auf die<br />
Beine gestellt. Noch bis zum 24.<br />
<strong>November</strong> kann und sollte vor allem<br />
„älterer schwuler Mann“ vorbeischauen.<br />
Warum die Anführungsstriche? Weil im Zuge<br />
der neurechten Framings über das Gute, das<br />
Historische, die Heimat die Vater-Mutter-<br />
Kind-Familie und ganz besonders auch die<br />
Stellung des Mannes als Leitwolf des Rudels<br />
Mensch bis in schwule Kreise gewirkt hat.<br />
Über all das Gendermainstreaming- und<br />
Zwischenwesen-Gefasel von CDU bis AfD<br />
hat sich – lange fast unbemerkt – Angst in<br />
die Köpfe selbst einiger honoriger homosexueller<br />
Feuilletonisten eingeschlichen.<br />
Angst, nicht mehr schwul sein zu dürfen,<br />
sondern queer oder fluid als neuen Stempel<br />
tragen zu müssen. War doch der alte Marker<br />
„schwul“ so hart erkämpft. War er auch. Und<br />
er bleibt. Zumindest für die die das wollen.<br />
Was bei den meisten dieser Opfer neurechter<br />
Kommunikationsstrategie nur schwer<br />
wieder aufzudröseln ist, ist die Tatsache,<br />
dass mit dem Ende der Schwulenverfolgung<br />
noch lange nicht das Ende einer patriarchal<br />
geprägten Gesellschaft gekommen ist. Es<br />
wird noch Generationen dauern, bis Denkschablonen<br />
von einer in Schwarz und Weiß,<br />
Hetero und Nicht-Hetero, Mann und Frau<br />
geteilten Welt aus den Köpfen verschwunden<br />
sein werden. Das ist übrigens überhaupt<br />
nicht die Schuld der Eingangs erwähnten<br />
schwulen Männer. Bei „Maskulinitäten“ geht<br />
es um diesen Kampf: „Die Veränderungen<br />
tradierter Ausformungen von Männer- und<br />
Körperbildern, damit verbundene Machtund<br />
Sichtbarkeitspolitiken sowie schließlich<br />
deren Verhandlung und Dekonstruktion in<br />
der Kunst der 1960er Jahre bis heute“. Die<br />
Penisgröße von Michelangelos David oder<br />
das Sixpack von Zeus werden also nur eine<br />
Nebenrolle spielen. Was ist Männlichkeit?<br />
*ck<br />
www.koelnischerkunstverein.de<br />
FREAKS –<br />
die neue Show im GOP<br />
Unheimlich schön, schräg,<br />
schrill, außer der Reihe<br />
tanzend – das alles ist die<br />
neue Show „Freaks“ im GOP<br />
Essen. In dieser wird das Außergewöhnliche<br />
gefeiert, denn „normal“<br />
ist definitiv zu langweilig. Bis<br />
zum 3.11. stehen exzentrische,<br />
bunte Vögel auf der Bühne und<br />
beeindrucken mit jeder Menge<br />
Überraschungseffekten.<br />
Die Welt des Spektakels, der<br />
Varieté-Bühnen und Zirkusmanegen<br />
war stets ein Ort an dem das<br />
Besondere zur Sensation werden<br />
durfte – beseelt von Menschen<br />
mit seltsamen, oftmals bizarren<br />
Eigenschaften. Mit „Freaks“ unter<br />
der Regie von Detlef Winterberg<br />
wird diese Tradition völlig neu<br />
interpretiert. „Freaks“ spielt auf<br />
allen Ebenen mit der Faszination<br />
des Besonderen – mit einem<br />
ungewöhnlichen Artisten-<br />
Ensemble, großartigen Effekten,<br />
einem spektakulären Bühnenbild<br />
und einer Inszenierung, die unter<br />
die Haut geht. Zum Ensemble<br />
gehören beispielsweise der<br />
ZeremonienmeisterSébastien<br />
Tardif, Gabriel Drouin und die<br />
Schwertschluckerin MisSa Blue<br />
sowie das Duo Vladimir mit ihrer<br />
maskulinen wie atemberaubenden<br />
Partnerakrobatik. *mp<br />
www.variete.de