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MQ Herbst 2019 red

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Das Artland-Magazin.<br />

Kennen Sie<br />

eigentlich noch<br />

Wilhelm Bendow,<br />

und wissen Sie, was diesen mit<br />

Quakenbrück und speziell mit dem<br />

Realgymnasium, dem heutigen<br />

Artland-Gymnasium, verbindet?<br />

Mit seinen langgezogenen<br />

„Haaachs!“, seiner zickigen<br />

Attitüde und der sich hysterisch<br />

überschlagenden Stimme hat der<br />

Schauspieler Bendow schon in den<br />

1930er und 1940er Jahren die Lachmuskeln<br />

des Publikums attackiert.<br />

Damit legte er den Grundstein für<br />

den tuntigen Komik-Typus, aus<br />

dem Comedians wie Bully Herbig<br />

und Co. auch heute noch ihre Inspiration ziehen.<br />

Eigentlich hieß er Wilhelm Emil Boden, und als solcher kam<br />

er 1884 in Einbeck zur Welt, wo er folgerichtig auch seine<br />

Schulzeit absolvierte. Doch dann beginnt ein ungewöhnliches<br />

Kapitel, das in der Historie des Vereins ehemaliger<br />

Quakenbrücker Schülerinnen und Schüler verewigt ist:<br />

Emil Boden wurde 1905/1906 als sogenannter „Externer“<br />

Schüler des damaligen Realgymnasiums in der Kleinen<br />

Mühlenstraße.<br />

Laufbahn, zumal er damals schon<br />

21 Jahre alt war. Vielmehr regte<br />

sich schon damals sein schauspielerisches<br />

Talent.<br />

Nach seiner Schulzeit arbeitete der<br />

junge Emil zunächst im kaufmännischen<br />

Bereich, doch der Drang<br />

zum Schauspiel war stärker. 1906<br />

nahm er sein erstes Engagement<br />

auf Rügen an. Dort änderte er<br />

seinen Namen, ein Wortspiel aus<br />

seinem Nachnamen: Boden =<br />

Bendo = Bendow. Zwischen 1907<br />

und 1929 spielte er als Entdeckung<br />

des legendären Max Reinhardt am Schiller-Theater, Residenz-<br />

Theater und am Deutschen Theater Berlin, am Deutschen<br />

Schauspielhaus und am Thalia-Theater in Hamburg, wo er<br />

Rollen übernahm, die eher „elastisch, heiter und humorvoll“<br />

waren.<br />

1924, in der Blütezeit der „Goldenen Zwanziger“, eröffnete<br />

er im Keller des Theaters im Westen „Wilhelm Bendows<br />

Nummernkabarett“ und 1932 sein eigenes Unternehmen,<br />

„Bendows bunte Bühne“. In diese Zeit fällt die Urversion des<br />

heute noch bekannten Sketchs „Auf der Rennbahn“.<br />

Obwohl der Humor wie kaum ein anderes Genre<br />

dem Wandel der Geschmäcker unterworfen ist, sind<br />

Bendows verbale Leistungen in seinen Sketchen<br />

auch heute noch köstlich überdreht, herrlich schräg<br />

und hörenswert. Legendär geworden ist Bendow<br />

in seinem Sketch „Auf der Rennbahn“. Das daraus<br />

stammende Zitat „Ja, wo laufen sie denn?“ hat sich<br />

zum geflügelten Wort entwickelt.<br />

Der Bühnen- und Rundfunksketch wurde 1970 nochmals<br />

populär, als ihn Loriot als TV-Cartoon verfilmte.<br />

Sogar als Wohlfahrts-Briefmarke und als Puzzle ist er<br />

erschienen.<br />

„Externe“, das waren diejenigen Schüler, die nicht aus<br />

Quakenbrück kamen, sondern „Auswärtige“ (lateinisch:<br />

externi) waren und zur Untermiete in Bürgerhäusern der<br />

Stadt wohnten. Er kam in die IIa, also in die Untersekunda,<br />

was etwa der heutigen zehnten Klasse entspricht, hatte<br />

aber ganz offensichtlich Probleme mit seiner schulischen<br />

16 | mq + Ausgabe <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>

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