ADAC Motorwelt Oktober 2019
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SICHER & MOBIL<br />
fung, welches Abschleppfahrzeug benötigt<br />
wird. Dagegen kann man sich wehren.<br />
Heimgärtner: „Je höher der Betrag,<br />
desto besser die Chancen, sich vor Gericht<br />
einen Teil des Geldes beim Grundstückseigentümer<br />
wiederzuholen.“<br />
Wer die Abschleppkosten nicht an<br />
den Parkraumüberwacher zahlen will<br />
und sein Auto nicht dringend benötigt,<br />
kann das Geld auch beim Amtsgericht<br />
hinterlegen. Das kommt allerdings nicht<br />
oft vor. Denn die meisten Betroffenen<br />
brauchen ihr Fahrzeug schnell zurück,<br />
zahlen die überhöhten Abschleppkosten<br />
– so wie auch Sabine G.<br />
Falschparker abschleppen lassen dürfen<br />
auch Privatleute, wenn der eigene<br />
oder der gemietete Parkplatz belegt wird.<br />
Die Polizei ist hier nicht zuständig. Also<br />
muss man selbst abtransportieren lassen<br />
– und sich die Kosten vom Falschparker<br />
oder Fahrzeughalter wiederholen. Im Gegenzug<br />
gibt es die Info, wo das Auto steht.<br />
Außerdem kann man bei der Straßenverkehrsbehörde<br />
den Halter des Fahrzeugs<br />
ermitteln, ihn anschreiben und von ihm<br />
auch eine Unterlassungserklärung für die<br />
Zukunft verlangen.<br />
Eine Firma wirbt mit bis zu 40 €<br />
Fangprämie für Wildparker<br />
<strong>ADAC</strong> Jurist Heimgärtner hat Verständ -<br />
nis dafür, wenn sich Privatleute gegen<br />
Falschparker wehren. Überhaupt kein<br />
Verständnis hat er für ein Geschäftsmodell,<br />
von dem immer mehr Clubmitglieder<br />
berichten. „Ob Eigentum oder gemietet<br />
– werden Sie wieder Herr über Ihren<br />
Parkplatz! Erhalten Sie bis zu 40 € pro<br />
Wildparker auf Ihrem Parkplatz!“ Damit<br />
wirbt die Firma Park Collect auf ihrer<br />
Homepage um Kunden. Der Parkplatzbesitzer<br />
fotografiert den Falschparker, den<br />
Rest erledigt Park Collect.<br />
So bekam Mitglied Thomas R. ein<br />
Schreiben der Firma mit der Aufforderung,<br />
insgesamt 126,26 € zu überweisen:<br />
40 € zur gütlichen Einigung mit ihrem<br />
Mandanten und gut fünf Euro für die Halterermittlung<br />
– den Rest, rund 80 Euro,<br />
behält die Firma für sich als Rechtsverfolgungskosten.<br />
Zwei Tage später der<br />
nächste Brief, diesmal mit einer strafbewehrten<br />
Unterlassungserklärung. Die<br />
Versicherung, dass Thomas R. hier sein<br />
Klaus Heimgärtner, <strong>ADAC</strong> Jurist<br />
„Falschparker dürfen<br />
kein Freiwild für<br />
Geschäftemacher sein“<br />
Genau lesen:<br />
Die Klauseln, wer<br />
wann und wo auf<br />
Privatgrund parken<br />
darf, stehen auf<br />
Hinweistafeln der<br />
Parkplätze<br />
Auto künftig nicht mehr abstellt, ist an<br />
sich kein Problem. Aber er soll zusätzlich<br />
die Anwaltskosten für diese Erklärung<br />
tragen – die von Park Collect eingeschaltete<br />
Rechtsanwaltsgesellschaft Lectio will<br />
weitere 188,02 €. Macht zusammen mehr<br />
als 300 Euro für einmal Falschparken.<br />
Auf Bahnhofsvorplätzen drohen<br />
Vertragsstrafen statt Knöllchen<br />
Solche Forderungen würde <strong>ADAC</strong> Verbraucherschützer<br />
Heimgärtner zurückweisen:<br />
„Falschparker dürfen kein Freiwild<br />
für Geschäftemacher sein.“ Klar sei,<br />
dass Thomas R. das Vergleichsangebot<br />
von Park Collect nicht annehmen, also<br />
die 126,26 € nicht zahlen muss. Und um<br />
die Forderung von Lectio zu vermeiden,<br />
rät Heimgärtner, sofort nach dem Park-<br />
Collect-Schreiben aktiv zu werden: „Wer<br />
sicher ist, dass er diesen Platz nie mehr<br />
mit seinem Fahrzeug nutzt, kann vorbeugend<br />
eine Unterlassungserklärung an<br />
den Grundstückseigentümer abgeben.“<br />
Ärger gibt es ebenfalls wegen teurer<br />
Knöllchen auf Parkplätzen vor Bahnhöfen<br />
oder Supermärkten. Während im öffentlichen<br />
Raum eine halbe Stunde Überziehen<br />
der Parkzeit 10 bis 15 € Verwarnungsgeld<br />
kostet, werden hier meistens<br />
gleich 25 € Vertragsstrafe fällig. Wer sein<br />
Auto auf Privatgrund abstellt, schließt einen<br />
Vertrag und akzeptiert die allgemeinen<br />
Geschäftsbedingungen – vorausgesetzt,<br />
die Beschilderung ist eindeutig.<br />
Heimgärtner empfiehlt, die Vorschriften<br />
genau zu lesen und zu beachten, also<br />
zum Beispiel nicht durch schlampiges<br />
Parken zwei Plätze zu belegen. „Nur wenn<br />
kein Schild vorhanden oder die Strafe<br />
extrem hoch war, lohnt es sich, dagegen<br />
vorzugehen.“ Oder wenn der Fahrzeughalter<br />
nicht gefahren ist. Denn der haftet<br />
nur, wenn er selbst falsch geparkt hat.<br />
Text: Christof Henn<br />
Service für Mitglieder: Bei Fragen beraten die<br />
Clubjuristen kostenlos unter T 089 76 76-24 23<br />
oder unter adac.de/rechtsberatung<br />
Fotos: <strong>ADAC</strong>/Beate Blank, Eva Fleischmann<br />
46 <strong>ADAC</strong> motorwelt 10/<strong>2019</strong>