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Reisen<br />
guide<br />
EINSCHALTEN<br />
KLANGREISE<br />
Hinter dem Festival stecken zwei lokale<br />
Plattenlabels: Nyege Nyege Tapes und<br />
Hakuna Kulala. Diesen drei Tunes solltest<br />
du unbedingt eine Chance geben.<br />
ANHÖREN<br />
Die Bühnenshow von Lokalmatador Faizal Mostrixx: Folklore trifft Electro-Beats.<br />
NIHILOXICA: „NIHILOXICA“<br />
Ein Paradebeispiel für die Kreation neuer Sounds aus<br />
traditionellen Instrumenten: eine Collabo des Nilotika<br />
Culture Ensemble mit den Briten Jacob Maskell-Key<br />
(an den Drums) und Pete Jones (am Synthesizer).<br />
SLIKBACK: „TOMO“<br />
Dieser kenianische Producer eroberte im Vorjahr das<br />
polnische Electronic-Festival Unsound im Sturm. Die<br />
Beats seiner neuen EP sind ebenso intensiv wie aggressiv<br />
– und peitschen das ganze Genre in neue Dimensionen.<br />
VERSCHIE<strong>DE</strong>NE: „SOUNDS OF SISSO“<br />
Ein kräftiges Lebenszeichen der Underground-Szene von<br />
Daressalaam in Tansania. Dahinter steckt der Produzent<br />
Sisso vom Sisso Studio, das Singeli erfunden hat –<br />
eine ultraschnelle Nische der Dance-Musik.<br />
kunftsweisendes Programm“, das<br />
Londoner Magazin „Fact“ nannte<br />
es sogar „das beste Electronic-<br />
Music-Festival der Welt“.<br />
Fakt ist, dass man nirgendwo<br />
sonst einen solchen Mix aus<br />
progressivem Electro und traditionellem<br />
Uptempo-Style aus Zentral-<br />
und Ostafrika erleben kann.<br />
Allein schon deshalb, weil 80 Prozent<br />
der über 200 auftretenden<br />
Künstler Afrikaner sind.<br />
Die Ähnlichkeit mit europäischen<br />
Festivals beschränkt sich<br />
auf das Vorhandensein von fünf<br />
Bühnen. Die Location (in einem<br />
atemberaubenden Wald am Nil),<br />
das Essen (unbedingt die Streetfood-Spezialität<br />
namens Rolex<br />
probieren!) und das Line-up (vier<br />
Tage lang Beschallung rund um<br />
die Uhr) eröffnen aber definitiv<br />
neue Horizonte.<br />
Im Mittelpunkt des Nyege<br />
Nyege Festivals, das im Vorjahr<br />
zum vierten Mal stattfand, steht<br />
die Musik – auch wenn „nyege“<br />
umgangssprachlich „geil“ bedeutet.<br />
Prompt befürchtete Ugandas<br />
Ethik-Minister Simon Lokodo,<br />
dort werde „die Homosexualität<br />
gefeiert und junge Menschen für<br />
die Homosexualität rekrutiert“.<br />
Von einer derartigen Massenbekehrung<br />
der 9000 Vorjahresbesucher<br />
ist nichts bekannt. Vielleicht<br />
auch deshalb, weil der<br />
Minister die wahre Bedeutung<br />
von „Nyege Nyege“ nicht kennt:<br />
Im lokalen Luganda-Dialekt steht<br />
„nyege“ für den „unkontrollierbaren<br />
Drang, sich zu bewegen<br />
und zu tanzen“.<br />
Diese Symptome verursacht<br />
vor allem die sogenannte traditionelle<br />
Musik, die mit mindestens<br />
160 Beats per minute um rund<br />
50 Prozent schneller pumpt als<br />
unser gewohnter Club-Track.<br />
Manchen ist das immer noch zu<br />
beschaulich: Die mehrstündigen<br />
Sets des tansanischen DJs und<br />
Producers Sisso bewegen sich<br />
konstant jenseits der 200 BPM.<br />
Und sie begeistern neben den<br />
Fans auch die lokale Prominenz:<br />
Wer den hünenhaften ehemaligen<br />
Kickbox-Star Otim Alpha aus Gulu<br />
in Norduganda einmal im gebatikten<br />
T-Shirt abtanzen sah, wird<br />
den Anblick nie mehr vergessen.<br />
Bist du ein erfahrener Festival-<br />
Besucher, der seine Ausdauer<br />
schon auf vielen mehrtägigen<br />
Events ausgelotet hat? Vielleicht<br />
könnte das Nyege Nyege Festival<br />
in Jinja am Nil und am Viktoriasee<br />
deine nächste Challenge sein.<br />
Nyege Nyege, jedes Jahr im September,<br />
Jinja, Uganda; nyegenyege.com<br />
ZAHARA ABDUL PHOTOGRAPHY GARETH MAIN<br />
80 THE RED BULLETIN