Auf der Suche nach der Stille
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2 PILGERWEGE IN DEUTSCHLAND
PILGERWEGE IN DEUTSCHLAND<br />
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4 PILGERWEGE IN DEUTSCHLAND
PILGERWEGE IN DEUTSCHLAND<br />
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PILGERWEGE IN DEUTSCHLAND<br />
7
8 PILGERWEGE IN DEUTSCHLAND
PILGERWEGE IN DEUTSCHLAND<br />
9
10 PILGERWEGE IN DEUTSCHLAND
PILGERWEGE IN DEUTSCHLAND<br />
11
Ganz oben: Wegkreuze sind häufige Wegmarken <strong>der</strong> Pilgerrouten.<br />
Oben: Der begehrte Pilgerstempel ist das wohlverdiente Ziel am<br />
Ende eines langen Wan<strong>der</strong>tages. Rechts: Meist spielt die Natur die<br />
Hauptrolle auf den Etappen, wie hier die herrliche Ammer im Herbst.<br />
12 PILGERWEGE IN DEUTSCHLAND
»Es kommt niemals ein Pilger <strong>nach</strong> Hause,<br />
ohne ein Vorurteil weniger<br />
und eine neue Idee mehr zu haben.«<br />
Thomas Morus<br />
Der englische Lordkanzler und Schriftsteller Thomas Morus<br />
(um 1478–1535) bringt mit diesen Worten die Kraft des Pilgerns auf<br />
den Punkt. Es ist eine beson<strong>der</strong>e Art des Reisens, die auf gar keinen<br />
Fall mit einfachem Wan<strong>der</strong>n gleichgesetzt werden kann. Pilgern ist<br />
Beten mit den Füßen, so heißt es, und tatsächlich formen Pilgerreisen<br />
ganz beson<strong>der</strong>e Erlebnisse. Dabei ist gar nicht so entscheidend,<br />
was in <strong>der</strong> Außenwelt passiert. Wer pilgert, möchte ins Innere<br />
reisen, in seine Gefühls- und Erinnerungswelt. Man nimmt eine<br />
bewusste Auszeit aus dem Alltag – und das auf Wegen, die möglichst<br />
kaum ablenken, die sich zur Not auch schlen<strong>der</strong>nd passieren<br />
lassen, wenn die Gedanken sich so sehr mit einem Thema verstricken.<br />
Pilgern ist Therapie, Vergangenheitsbewältigung und Krafttanken<br />
in einem. Es ist, als träte man für eine Zeit heraus aus <strong>der</strong><br />
Welt des Müssens und Sollens.<br />
Der Pilger braucht kein Kräftemessen mit sich selbst, keine Verausgabung,<br />
keine <strong>Auf</strong>regung o<strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung, denn beim<br />
Pilgern geht es um die Ruhe. Es geht darum, Wege <strong>der</strong> <strong>Stille</strong> zu finden,<br />
die dem Pilger viel Raum lassen, in sein Inneres zu blicken und<br />
letztendlich zu sich selbst zu finden. Oftmals trägt <strong>der</strong> Pilger in seinem<br />
Rucksack nicht nur Verpflegung und Kleidung mit sich, son<strong>der</strong>n<br />
zudem noch ein Thema, mit dem er sich auf den Weg macht,<br />
manchmal eine Lebenskrise o<strong>der</strong> manchmal möchte er auch einfach<br />
nur Ruhe finden, Besinnung in einer Welt, in <strong>der</strong> er ständig<br />
erreichbar und umgeben von technischem Gerät ist. Wie gut tut es<br />
da, Waldluft zu atmen, sich Zeit zu lassen und Panoramen ganz tief<br />
in sich aufzusaugen – sei es über die sanften Wellen <strong>der</strong> norddeutschen<br />
Seen, die leichten Hügel des Harzes o<strong>der</strong> die schroffen Berge<br />
des Voralpenlandes.<br />
Es scheint, als ob die technisierte Zeit eine Sehnsucht <strong>nach</strong> dem<br />
Pilgern hervorruft, denn es ist populär wie nie zuvor. Die Menschen<br />
machen sich dabei nicht nur auf den Weg zum wohl bekanntesten<br />
Pilgerziel Europas, Santiago de Compostela. Es gibt auch viele Wege,<br />
die den Lebenslinien an<strong>der</strong>er Heiligen und spiritueller Lehrer<br />
<strong>nach</strong>empfunden sind, wie etwa <strong>der</strong> heiligen Elisabeth von Thüringen<br />
o<strong>der</strong> Martin Luther. Doch die meisten Pfade verdichten das<br />
Netz <strong>der</strong> Jakobswege, das Europa überspannt und im bekannten<br />
Santiago de Compostela endet.<br />
Wachsende Pilgerzahlen lassen dieses Wegenetz enger werden,<br />
viele Strecken wurden erst in den letzten 15 Jahren ausgebaut<br />
– und das nicht nur in Deutschland. Die europäischen Jakobswege<br />
neu zu beleben ging auf eine Initiative des Europaischen Rates zurück.<br />
Mithilfe von EU-För<strong>der</strong>mitteln wurde das teils schon vergessene<br />
Wegenetz neu errichtet. Überall in Europa werden die Strecken<br />
seitdem ausgebaut.<br />
Ob Jakobsweg o<strong>der</strong> nicht – wichtig ist zu betonen, dass Pilgern<br />
nicht mit Wallfahren zu verwechseln ist. Beim Pilgern geht es um<br />
die Versenkung in die eigene <strong>Stille</strong>, beim Wallfahren wird gebetet,<br />
gesungen, gehuldigt. Und dennoch haben beide eines gemeinsam:<br />
die Offenheit für spirituelle Geschichten und Themen. Sei es auf<br />
dem Weg selbst o<strong>der</strong> in den Kirchen – die Pilgerwege geben reichlich<br />
Gelegenheit, in die Welt <strong>der</strong> Gleichnisse und Mythen einzutauchen.<br />
Vielfältige Möglichkeiten bieten sich dem dem Pilger in<br />
Deutschladn, <strong>der</strong> sich auf eine solche Reise macht: Manche Strecken<br />
sind eng verwoben mit dem Genuss, etwa von Wein an Rhein<br />
und Mosel. An<strong>der</strong>e Wan<strong>der</strong>er suchen die Nähe zum Wasser und<br />
finden an <strong>der</strong> Ostsee den perfekten Weg. Wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e verlangt<br />
es <strong>nach</strong> kulturellen Höhepunkten wie etwa dem Kölner Dom o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Römerstadt Trier, die allesamt gut angebunden sind an dieses<br />
Netz <strong>der</strong> Pilgerwege. Fest steht auf jeden Fall eines: Pilger kehren<br />
verän<strong>der</strong>t <strong>nach</strong> Hause zurück. Möglicherweise gelassener o<strong>der</strong> mil<strong>der</strong><br />
und vielleicht, wie Morus sagt, mit einem Vorurteil weniger<br />
und einer Idee mehr.<br />
Bil<strong>der</strong> vorhergehende Seiten:<br />
S. 2/3: Durch den Pfälzerwald führt ein Abschnitt des Jakobsweges,<br />
<strong>der</strong> unter an<strong>der</strong>em herrliche Fernblicke bereithält.<br />
S. 4/5: Der Münchner Jakobsweg führt am Schwaigsee vorbei, einem<br />
Badesee vor Rottenbuch.<br />
S. 6/7: Der Dom zu Speyer ist die größte erhaltene romanische Kriche<br />
<strong>der</strong> Welt. Seine Krypta wurde 1014 geweiht. An dem Gotteshaus<br />
beginnt <strong>der</strong> Pfälzer Jakobsweg.<br />
S. 8/9: <strong>Auf</strong> verschlungenen Pfaden durch die Weinberge zieht sich <strong>der</strong><br />
Mosel-Camino.<br />
S. 10/11: <strong>Auf</strong> vielen Strecken treuer Begleiter: die stilisierte Jakobs -<br />
muschel als Zeichen für einen Jakobsweg, <strong>der</strong> in seinem weiteren<br />
Verlauf bis <strong>nach</strong> Santiago de Compostela führt.<br />
PILGERWEGE IN DEUTSCHLAND<br />
13
Kiel<br />
Rostock<br />
Hamburg<br />
Oldenburg<br />
Bremen<br />
Hannover<br />
Berlin<br />
Magdeburg<br />
Essen<br />
Düsseldorf<br />
Dortmund<br />
Kassel<br />
Halle<br />
Leipzig<br />
Köln<br />
Siegen<br />
Dresden<br />
Bonn<br />
Koblenz<br />
Mainz<br />
Frankfurt<br />
am Main<br />
Saarbrücken<br />
Mannheim<br />
Nürnberg<br />
Stuttgart<br />
Augsburg<br />
Freiburg<br />
München<br />
14 PILGERWEGE IN DEUTSCHLAND
Inhalt<br />
Via Jutlandica 16<br />
Via Baltica 24<br />
Pilgerweg <strong>der</strong><br />
heiligen Birgitta von Schweden 34<br />
Wun<strong>der</strong>blutweg<br />
Berlin – Bad Wilsnack 44<br />
Jacobusweg<br />
Lüneburger Heide 50<br />
Sigwardsweg 60<br />
Hermannsweg 68<br />
Pilgerweg<br />
Loccum – Volkenroda 76<br />
Harzer Klosterwan<strong>der</strong>weg 86<br />
Via Regia 94<br />
Lutherweg 104<br />
Rheinischer Jakobsweg 112<br />
<strong>Auf</strong> dem Jakobsweg durch<br />
die Eifel 120<br />
Elisabethpfad 130<br />
Pfälzer Jakobsweg 170<br />
Jakobsweg MainTaubertal 180<br />
Martinuswege:<br />
Regionalweg Nord 190<br />
<strong>Auf</strong> dem Jakobsweg<br />
durchs Altmühltal 198<br />
Kinzigtaler Jakobsweg 208<br />
NeckarBaarJakobusweg 218<br />
Beuroner Jakobsweg 226<br />
Martinuswege:<br />
Regionalweg Südwest 234<br />
Martinuswege:<br />
Regionalweg Süd 242<br />
CrescentiaPilgerweg 252<br />
Münchner Jakobsweg 260<br />
Heilige Landschaft Pfaffenwinkel<br />
(Westschleife) 270<br />
Jakobsweg Isar – Loisach –<br />
Leutascher Ache – Inn 278<br />
BonifatiusRoute 138<br />
Rheingauer Klostersteig 148<br />
MoselCamino 154<br />
WendelinusPilgerweg 164<br />
Register 286<br />
Bild<strong>nach</strong>weis, Impressum 288<br />
PILGERWEGE IN DEUTSCHLAND<br />
15
D Ä N E M A R K<br />
Søn<strong>der</strong>borg<br />
Etappe 1<br />
Handewitt<br />
Etappe 2<br />
Flensburg<br />
Sü<strong>der</strong>schmedeby<br />
Etappe 3<br />
Naturpark<br />
Schlei<br />
Husum<br />
Etappe 4<br />
Kropp<br />
Etappe 5<br />
Schleswig<br />
Eckernförde<br />
Naturpark<br />
Hüttener Berge<br />
Nationalpark<br />
Schleswig-<br />
Holsteinisches<br />
Wattenmeer<br />
Heide<br />
Nord-Ostsee-Kanal<br />
Jahrsdorf<br />
Büdelsdorf<br />
Rendsburg<br />
Etappe 7<br />
Etappe 8<br />
Etappe 6<br />
Stafstedt<br />
Naturpark<br />
Aukrug<br />
Naturpark<br />
Westensee<br />
Neumünster<br />
Brunsbüttel<br />
Elbe<br />
Itzehoe<br />
Etappe 9<br />
Kaltenkirchen<br />
Glückstadt<br />
Elmshorn<br />
20 km<br />
Das Wasserschloss Glücksburg erreicht man am letzten Tag <strong>der</strong><br />
Strecke, <strong>der</strong> Schleswiger Dom ist bereits das Ziel <strong>der</strong> dritten Etappe.<br />
16 VIA JUTLANDICA
Via Jutlandica<br />
<strong>Auf</strong> dem Jütländischen Jakobsweg zu den<br />
Schönheiten Schleswig-Holsteins<br />
Routenlänge: 213 km<br />
Pilgerwege sind nicht nur Wege für Gläubige, son<strong>der</strong>n beschreiten, wie die Via Jutlandica, oft auch Trassen des Krieges. Große Teile folgen<br />
dem alten Heerweg vom heutigen Dänemark bis zur Elbe. Händler mit ihren Ochsenwagen o<strong>der</strong> Viehherden nutzten diese Pfade ebenso<br />
wie das Militär, das seine Truppen über diese Strecken in die Feldzüge schickte. Um Moore und unwegsames Gelände machten die<br />
Strecken einen weiten Bogen, dafür überzog ein dichtes Netz an Siedlungen den Rand, denn Gasthäuser und Unterkünfte wurden<br />
gebraucht. Noch heute bieten sie den Pilgern Herbergen in einer doch eher dünn besiedelten Gegend. Je weiter südlicher die Strecke<br />
führt, desto windiger wird es. Und flach: Schon bald zeigt die Landschaft ihr nordseetypisches Gesicht.<br />
1. Etappe:<br />
Kruså – Handewitt (16 km)<br />
Von Dänemark aus startet <strong>der</strong> Weg entlang einer Strecke von<br />
Findlingssteinen durch ein Naturschutzgebiet, das sogar ein<br />
wenig an Afrika erinnert.<br />
2. Etappe:<br />
Handewitt – Sü<strong>der</strong>schmedeby (25 km)<br />
Ein See als stummer Zeuge <strong>der</strong> Eiszeit markiert den Höhepunkt<br />
dieser Etappe.<br />
3. Etappe:<br />
Süd<strong>der</strong>schmedeby – Schleswig (26 km)<br />
Von <strong>der</strong> Endmoränenlandschaft wandelt sich die Gegend in<br />
flach-sandigen Geestcharakter; ein Ganggrab gehört zu den<br />
Höhepunkten dieser Tour.<br />
4. Etappe:<br />
Schleswig – Kropp (22 km)<br />
Die Mitte des Weges verführt zu vielen Stopps, ob im Wikingerdorf<br />
Haithabu o<strong>der</strong> im bekannten Schloss Gottorf.<br />
5. Etappe:<br />
Kropp – Rendsburg (22 km)<br />
Der alte Ochsenweg führt schnurstracks <strong>nach</strong> Rendsburg.<br />
6. Etappe:<br />
Rendsburg – Stafstedt (23 km)<br />
Eine Rolltreppe begleitet den Wan<strong>der</strong>er unter dem Nord-<br />
Ostsee-Kanal hindurch, <strong>der</strong> ein beeindruckendes Technikdenkmal<br />
auf dem Weg bildet.<br />
7. Etappe:<br />
Stafstedt – Jahrsdorf (20 km)<br />
Hünengräber, kleine Katen und eine Gegend, <strong>der</strong>en Sagen<br />
Angst machen, vom Wege abzukommen, durchquert <strong>der</strong><br />
Pilger auf dieser Strecke.<br />
8. Etappe:<br />
Jahrsdorf – Itzehoe (29 km)<br />
Die Itzequelle empfängt den Wan<strong>der</strong>er und begleitet ihn ein<br />
Stück in die Stadt.<br />
9. Etappe:<br />
Itzehoe – Glückstadt (30 km)<br />
Weite, gerade Strecken und in <strong>der</strong> Ferne ein Fluss, <strong>der</strong> so breit<br />
ist, dass er wie ein Meer wirkt: Die letzte Etappe zeigt Norddeutschlands<br />
schönste Seiten.<br />
VIA JUTLANDICA<br />
17
1. Etappe<br />
Kruså – Handewitt<br />
Die dänische Stadt ist Ausgangspunkt <strong>der</strong> Tour. Kruså war vor<br />
<strong>der</strong> Eröffnung <strong>der</strong> Autobahn die wichtigste dänische Grenzstadt.<br />
Gleich hinter <strong>der</strong> Grenze findet sich die erste Markierung des Jakobsweges<br />
– die gelbe Muschel auf blauem Grund. Der Weg<br />
schlängelt sich über den »Krummen Weg«, einen mit Findlingssteinen<br />
gepflasterten Pfad, durch die bewaldete Landschaft. Kurz<br />
vor dem Ende <strong>der</strong> Etappe erreicht <strong>der</strong> Pilger Niehuus und stößt auf<br />
Reste einer alten Burg. Entlang eines Sees geht es weiter durch das<br />
Naturschutzgebiet Schäferhaus. Die Gegend mutet mit ihrer Weite<br />
und dem niedrigen Bewuchs wie eine afrikanische Steppe an. Hier<br />
wurden sogar Knochen von urzeitlichen Elefanten gefunden. Heute<br />
grasen Galloways und Wildpferde friedlich auf den Weiden.<br />
2. Etappe<br />
Handewitt –<br />
Sü<strong>der</strong>schmedeby<br />
Die zweite Etappe des Weges schlängelt sich durch eiszeitlich<br />
geformte Landschaften. Die neugotische Kirche in Handewitt lädt<br />
noch einmal zur Andacht ein, bevor es weiter gen Süden geht. Zunächst<br />
führt die Strecke in Hörweite <strong>der</strong> Autobahn, doch dann wird<br />
es wie<strong>der</strong> stiller. Höhepunkt <strong>der</strong> heutigen Etappe ist <strong>der</strong> Sankelmarker<br />
See, eine einstige Gletscherzunge aus <strong>der</strong> Eiszeit. Vier Kilometer<br />
lang ist seine Umrundung, <strong>der</strong> Pilgerweg folgt dieser Strecke<br />
ein Stück. An seinem Ufer führt die Route durch Buchenwäldchen<br />
und immer wie<strong>der</strong> Stationen mit Blicken auf das Wasser. Schon<br />
bald erreicht <strong>der</strong> Pilger das Örtchen Oeversee, dessen Geschichte<br />
mindestens bis ins 12. Jahrhun<strong>der</strong>t zurückreicht. Unbedingt sehenswert<br />
ist die Wehrkirche St. Georg mit ihrem Rundturm aus<br />
Feldsteinen, den filigranen Deckengemälden und ihrem barocken<br />
Altar. Über das Flüsschen Treene geleitet <strong>der</strong> Weg den Pilger <strong>nach</strong><br />
Sü<strong>der</strong>schmedeby. Schon <strong>der</strong> Name des Ortes erinnert an die Vergangenheit<br />
als Schmiedestadt, <strong>der</strong> Schmiedeplatz am Auberg zählt<br />
zu den ältesten Waldschmieden Norddeutschlands.<br />
3. Etappe<br />
Sü<strong>der</strong>schmedeby – Schleswig<br />
<strong>Auf</strong> dieser Etappe durchquert <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>er die Endmoränenlandschaft<br />
des Nordens und tritt ein in die sandig-flache Geestlandschaft.<br />
Die Gemeinde Sieverstedt markiert diesen Übergang<br />
und ist nicht nur deswegen interessant, son<strong>der</strong>n auch weil sie über<br />
ein einzigartiges Gotteshaus verfügt. Wer die St.-Petri-Kirche betritt,<br />
wird nicht nur florale Fresken an den Bögen <strong>der</strong> Decke finden,<br />
son<strong>der</strong>n auch eine Beson<strong>der</strong>heit: Neben dem Altar befindet sich<br />
ein Kamin. Die Kirche stammt dem 12. Jahrhun<strong>der</strong>t, ihr Taufstein ist<br />
sogar noch älter.<br />
Nach dieser kurzen Einkehr setzt sich <strong>der</strong> Weg über Idstedt fort<br />
gen Süden. Dort lohnt sich unbedingt ein Stopp, denn die Idstedter<br />
Räuberhöhle gehört zu den wenigen fast gänzlich erhaltenen<br />
steinzeitlichen Ganggräbern Norddeutschlands, sie liegt etwas<br />
versteckt im Wald. Von dort aus sind es nur noch etwa sechs Kilometer,<br />
ehe Schloss Gottorf erreicht ist, eine <strong>der</strong> Hauptattraktionen<br />
<strong>der</strong> Stadt Schleswig.<br />
4. Etappe<br />
Schleswig – Kropp<br />
Schloss Gottorf sollte auf keinen Fall ausgelassen werden bei<br />
dieser Pilgertour, schließlich zählt es zu den bedeutendsten weltlichen<br />
Bauwerken Schleswig-Holsteins. Allein seine Baugeschich-<br />
Eine <strong>der</strong> Hauptattraktionen in Schleswig ist das Fischerviertel von<br />
Holm (alle Abbildungen). Die vielen bunten Fischerboote zu Wasser<br />
und die reizvollen kleinen Häuschen zu Lande verleihen <strong>der</strong> Siedlung<br />
einen beson<strong>der</strong>en Charme.<br />
18 VIA JUTLANDICA
VIA JUTLANDICA<br />
19
te ist bemerkenswert, denn es wandelte sich von einer mittelalterlichen<br />
Festung zu einem Renaissanceschloss und hat heute ein<br />
barockes Antlitz bekommen. Die einstige Residenz dänischer und<br />
schwedischer Könige ist jetzt ein bedeutsames Museum für Archäologie<br />
und Kunstgeschichte. Der Neuwerkgarten gehört zu<br />
den ersten barocken Terrassengärten Nordeuropas. Bemerkenswert<br />
für Jakobspilger ist die Stehle auf <strong>der</strong> Schlossinsel. Sie weist<br />
den Weg ins 3199 Kilometer entfernte Santiago de Compostela –<br />
etwa 4,25 Millionen Schritte weit weg.<br />
Für Schloss Gottorf sollten sich Pilger schon einige Stunden<br />
im Terminplan reservieren, ebenso wie für die an<strong>der</strong>en Sehenswürdigkeiten<br />
von Schleswig: den St. Petri-Dom, das Graukloster<br />
o<strong>der</strong> das St. Johannis-Kloster. Da die Stadt an <strong>der</strong> Schlei fast die<br />
Mitte des Pilgerweges markiert, lohnt es sich, vielleicht sogar einen<br />
mehrtägigen Stopp einzuplanen, denn auch das nahe gelegene<br />
Wikingerdorf Haithabu mit seinen Schiffen und <strong>der</strong> Bernsteinsammlung<br />
ist einzigartig.<br />
Nach so viel Kultur führt <strong>der</strong> Jakobsweg seine Pilger schließlich<br />
in die Natur zurück, auf den Spuren <strong>der</strong> Wikinger bis <strong>nach</strong><br />
Kropp.<br />
5. Etappe<br />
Kropp – Rendsburg<br />
<strong>Auf</strong> einer kleinen Anhöhe liegt Kropp, das für seinen Ochsenweg<br />
bekannt ist. Schnurgrade verläuft <strong>der</strong> Weg durch den Wald, auf Tafeln<br />
erfährt <strong>der</strong> Pilger mehr über die Geschichte des Ochsenweges,<br />
<strong>der</strong> als Heer- und Handelsweg wohl schon in <strong>der</strong> Bronzezeit bis <strong>nach</strong><br />
Dänemark führte. Dass es dabei auch immer wie<strong>der</strong> zu Schlachten<br />
kam, darauf deuten die Wallenstein-Schanzen hin. Sie stammen<br />
aus dem Dreißigjährigen Krieg und waren vom Feldherrn wohl zur<br />
Verteidigung des Ochsenweges errichtet worden. Über wenig befahrene<br />
Straßen geht es nun weiter zum Nord-Ostsee-Kanal <strong>nach</strong><br />
Rendsburg, <strong>der</strong> geografischen Mitte Schleswig-Holsteins. Wer keine<br />
Sehenswürdigkeit verpassen möchte, folgt <strong>der</strong> blauen Linie durch<br />
die Stadt. Hier lohnt es sich, nicht nur die Altstadt anzuschauen,<br />
son<strong>der</strong>n auch einen Blick in die Marienkirche mit ihrem geschnitzten<br />
Altar zu werfen. Das Jüdische Museum gehört zu den wenigen<br />
seiner Art in Norddeutschland. Bei einem Bummel durch die Stadt<br />
mit ihren bunten Häusern am Wasser klingt <strong>der</strong> Tag schön aus.<br />
20 VIA JUTLANDICA
6. Etappe<br />
Rendsburg – Stafstedt<br />
Technik beeindruckt den Pilger am Anfang dieser Etappe, denn<br />
eine Rolltreppe bringt ihn nun 20 Meter unter die Erde und führt zu<br />
einer Passage unter dem Nord-Ostsee-Kanal. Die am stärksten befahrene<br />
künstliche Wasserstraße <strong>der</strong> Welt ist auch vom Ufer aus<br />
sehenswert, vor allem wenn Containerschiffe o<strong>der</strong> Kreuzfahrtgiganten<br />
dort wie Hochhäuser gen Elbe schippern. Von dort aus geht<br />
es gemütlich durch Fel<strong>der</strong> und Wäl<strong>der</strong> bis zum Zielort <strong>der</strong> Etappe.<br />
7. Etappe<br />
Stafstedt – Jahrsdorf<br />
In Stafstedt sollten Pilger besser nicht vom Weg abkommen.<br />
Eine Sage geht um, dass sie sonst von einer wilden Sau angefallen<br />
werden, die ihre Ferkel bewacht. Also Augen auf beim Verlassen<br />
von Stafstedt und bloß nicht auf die besagte Wiese abdriften! Das<br />
Wasser und die Blicke über Seen o<strong>der</strong> gar auf das Meer am Horizont<br />
sind nun verschwunden, <strong>der</strong> Pilgerweg führt durch die Mitte<br />
Schleswig-Holsteins über Nindorf, Tappendorf, Vaasbüttel <strong>nach</strong><br />
Hohenwestedt. Wer genau hinschaut, erkennt auf dem Weg Hünengräber<br />
und hübsche Katen. Aus <strong>der</strong> Einsamkeit heraus tritt <strong>der</strong><br />
Wan<strong>der</strong>er in Hohenwestedt. Die dortige Peter-Pauls-Kirche gehört<br />
zum Pflichtstopp, <strong>der</strong> Backsteinbau stammt aus dem 17. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />
Nun steuert <strong>der</strong> Pilger schon bald das Ziel <strong>der</strong> Etappe an. In<br />
Jahrsdorf, einem typischen Bauernort, ist vor allem die Kopfsteinpflasterstraße<br />
Quellengrund sehenswert; die angrenzenden Häuser,<br />
teilweise mit Reet gedeckt, entführen in eine an<strong>der</strong>e Zeit.<br />
Im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t gab Herzog Friedrich III. den <strong>nach</strong> römischem<br />
Vorbild gestalteten Neuwerkgarten in <strong>Auf</strong>trag (großes Bild). Der<br />
knapp 100 Kilometer lange, quer durch Schleswig-Holstein fließende<br />
Kiel-Kanal verbindet die Nordsee mit <strong>der</strong> Ostsee (ganz oben). An <strong>der</strong><br />
Siegfriedwerft lässt eine Klappholzbrücke einerseits Fußgänger und<br />
an<strong>der</strong>erseits Boote passieren (oben).<br />
VIA JUTLANDICA<br />
21
8. Etappe<br />
Jahrsdorf – Itzehoe<br />
Die Etappe ist geprägt von militärischen Übungsplätzen, die<br />
die Natur langsam wie<strong>der</strong> zurückerobert. An manche Zeiten erinnern<br />
nur Denkmäler o<strong>der</strong> die Namen von Brücken wie Bismarck<br />
o<strong>der</strong> Moltke. Obwohl Hohenlockstedt nicht direkt am Jakobsweg<br />
liegt, lohnt sich für Kulturinteressierte ein Abstecher, das Rathaus<br />
und die Lageruhr sind sehenswert. Wer es lieber ruhig hat, genießt<br />
währenddessen den Weg durch den Itzehoer Forst, <strong>der</strong> sich nördlich<br />
<strong>der</strong> Stadt erstreckt und schon bald zum Ziel <strong>der</strong> heutigen Etappe<br />
führt. Itzehoe kündigt sich mit dem vorgelagerten Naturerlebnisraum<br />
Itzequelle wun<strong>der</strong>bar wasserreich und grün an. Die Stadt<br />
selbst ist vor allem mit ihrer Sankt-Laurentii-Kirche und dem<br />
be<strong>nach</strong>barten Kloster interessant. Sie bilden ein hübsches Bauensemble,<br />
an dem sich ganz in Ruhe Kraft sammeln lässt, bevor die<br />
nächste Etappe beginnt. Jenseits dieser kirchlichen Sehenswürdigkeiten<br />
lohnt aber auch das Germanengrab auf dem Galgenberg<br />
einen Abstecher; es stammt aus <strong>der</strong> Bronzezeit.<br />
9. Etappe<br />
Itzehoe – Glückstadt<br />
Nun macht sich das Land zwischen Elbe und Nordsee bemerkbar,<br />
denn über die flachen Wiesen bläst dem Pilger ein kräftiger<br />
Wind entgegen. Entlang des hübsch mäan<strong>der</strong>nden Flusses Stör<br />
schlängelt sich <strong>der</strong> Pilgerweg aus <strong>der</strong> Stadt hinaus. Bevor es aber<br />
aufs Land geht, erreicht die Strecke eine <strong>der</strong> ältesten Kirchen<br />
Schleswig-Holsteins: Die kleine St.-Marien-Kirche zu Heiligenstedten<br />
geht zurück auf das 9. Jahrhun<strong>der</strong>t. Ein kurzer Stopp, und weiter<br />
geht es am Deich entlang. Hier hat man das Gefühl, schon etwas<br />
unterhalb des Meeresspiegels zu wan<strong>der</strong>n. Tatsächlich liegt<br />
<strong>der</strong> tiefste Punkt Deutschlands nur zehn Kilometer entfernt und ist<br />
garantiert in Sichtweite, denn <strong>der</strong> Blick reicht weit.<br />
Der Fluss Stör wird breiter und schon bald kündigt sich<br />
Glückstadt an – ein passen<strong>der</strong> Ausklang für diese Tour. Der Name<br />
verspricht nicht zu viel, denn die Innenstadt ist geprägt von holländisch<br />
anmutenden Häusern und Fleten. Beson<strong>der</strong>s hübsch ist es<br />
am Hafen mit seinen Backsteinhäusern und historischen Schiffen.<br />
Von dort lohnt sich <strong>der</strong> Gang zur Elbe, die hier nun schon breit ist<br />
wie eine Meeresbucht. Es tut gut, den Blick in die Ferne schweifen<br />
zu lassen und die inneren Prozesse, die man auf dem Weg durchlaufen<br />
hat, noch einmal zu reflektieren.<br />
Nach dem Besuch <strong>der</strong> Sankt-Laurentii-Kirche und dem dazugehörigen<br />
Kloster (ganz rechts) führt <strong>der</strong> Pilgerweg über scheinbar endlose<br />
Wiesen, die sich zwischen Elbe und Nordsee bis <strong>nach</strong> Glücksstadt<br />
ausdehnen (großes Bild). Ihr Binnenhafen mit seiner prächtigen, historischen<br />
Häuserfront lässt das Städtchen an <strong>der</strong> Elbe in maritimem<br />
Glanz erstrahlen (rechts).<br />
22 VIA JUTLANDICA
VIA JUTLANDICA<br />
23
1. Etappe:<br />
Heringsdorf – Usedom (Stadt) (23 km)<br />
Vom mondänen Badeort mit Sandstrand und <strong>der</strong> Bä<strong>der</strong>architektur<br />
bringt <strong>der</strong> Weg den Pilger ins Innere <strong>der</strong> Insel.<br />
2. Etappe:<br />
Usedom – Pinnow (15 km)<br />
Diese Etappe führt über den Peenestrom aufs Festland.<br />
3. Etappe:<br />
Pinnow – Wrangelsburg (25 km)<br />
Durch das Kranichland geht es wie<strong>der</strong> an die an die Ostseeküste,<br />
durch ursprüngliche Moore.<br />
4. Etappe:<br />
Wrangelsburg – Greifswald (23 km)<br />
Über Fel<strong>der</strong> und Wiesen, vorbei an einer romantischen<br />
Klosterruine führt diese Etappe.<br />
5. Etappe:<br />
Greifswald – Grimmen (31 km)<br />
Ein Stopp in <strong>der</strong> Stadt von Caspar David Friedrich lohnt<br />
auch für Kunstfreunde.<br />
6. Etappe:<br />
Grimmen – Zarrentin (14 km)<br />
Backsteingotik bleibt <strong>der</strong> Begleiter <strong>der</strong> nächsten Tage –<br />
ebenso wie imposante Stadttore und hübsche Marktplätze.<br />
7. Etappe:<br />
Zarrentin – Bad Sülze (21 km)<br />
Entlang am Moor und an Flüssen laufend, spürt <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>er<br />
die Weite Vorpommerns.<br />
8. Etappe:<br />
Bad Sülze – Sanitz (23 km)<br />
Gutshäuser liegen wie Perlen verteilt auf <strong>der</strong> ländlich<br />
geprägten Strecke.<br />
9. Etappe:<br />
Sanitz – Rostock (23 km)<br />
Durch duftenden Wald geht es auf in die Hansestadt, die vor<br />
allem mit <strong>der</strong> Altstadt ein Kleinod darstellt.<br />
10. Etappe:<br />
Rostock – Bad Doberan (23 km)<br />
Von <strong>der</strong> Stadt an Meer führt diese Etappe ins mondäne<br />
Bad Doberan.<br />
11. Etappe:<br />
Bad Doberan – Alt Karin (20 km)<br />
An sprudelnden Quellen und Hünengräbern vorbei geht es<br />
übers Land.<br />
12. Etappe:<br />
Alt Karin – Alt Bukow (22 km)<br />
Alte Dorfkirchen und eine Wassermühle sind die Attraktionen<br />
dieses Abschnittes.<br />
13. Etappe:<br />
Alt Bukow – Wismar (21 km)<br />
<strong>Auf</strong> in die Hansestadt mit ihrer wun<strong>der</strong>schönen Backsteinarchitektur!<br />
14. Etappe:<br />
Wismar – Grevesmühlen (25 km)<br />
Einsamkeit breitet sich zwischen den beiden Städten aus.<br />
15. Etappe:<br />
Grevesmühlen – Schönberg (28 km)<br />
Dorfidylle mit außergewöhnlichen Kirchen und viel Weite<br />
prägen diese Strecke.<br />
16. Etappe:<br />
Schönberg – Lübeck (26 km)<br />
<strong>Auf</strong> <strong>der</strong> Zielgraden überrascht <strong>der</strong> Weg noch einmal mit<br />
einem Stück Heide.<br />
24 VIA BALTICA
Via Baltica<br />
<strong>Auf</strong> dem<br />
Baltisch-Westfälischen Jakobsweg<br />
von Usedom <strong>nach</strong> Lübeck<br />
Routenlänge: 363 km<br />
Die zweitgrößte deutsche Insel ist zu je<strong>der</strong> Jahreszeit ein herrliches Ziel zum Start eines Pilgerweges, vor allem aber im Sommer. Mit ihren<br />
feinen Stränden, den mondänen Bauten in Orten wie Heringsdorf und den Seebrücken wie in Ahlbeck hat Usedom ein ganz eigenes<br />
Gesicht. Es lohnt sich, etwas früher anzureisen und einfach mal ein paar Tage am Strand auszuspannen, bevor die Pilgertour startet. Denn<br />
obwohl die Zielorte oftmals an <strong>der</strong> Ostsee liegen, schlängelt sich dieser Weg eher selten an <strong>der</strong> Küste entlang und bevorzugt das<br />
Landesinnere, das mit viel Kultur überrascht. Dennoch macht <strong>der</strong> Weg Schlenker und versorgt den Pilger immer wie<strong>der</strong> mit schönen<br />
Momenten am Wasser – ob am Ostseestrand, den Binnenseen o<strong>der</strong> an den ursprünglichen Bächen und Flüssen.<br />
20 km<br />
Malente<br />
Naturpark<br />
Eutin<br />
Neustadt<br />
Holsteinische<br />
Schweiz Scharbeutz<br />
Bad<br />
Schwartau<br />
Etappe 15<br />
Lübeck<br />
Etappe 16<br />
Schön<br />
berg<br />
Grevesmühlen<br />
Naturpark Ratzeburg<br />
Lauenburgische Biosphären-<br />
Schwerin<br />
Mölln reservat<br />
Seen Schaalsee<br />
Fehmarn<br />
O S T S E E<br />
Wismar<br />
Güstrow<br />
Darß<br />
Ribnitz-<br />
Damgarten<br />
Etappe 10<br />
Etappe 9<br />
Bad Doberan<br />
Rostock<br />
Etappe 12<br />
Sanitz<br />
Alt Bukow<br />
Etappe 11<br />
Alt Karin<br />
Etappe 14<br />
Etappe 13<br />
Naturpark<br />
Sternberger<br />
Seenland<br />
Nationalpark<br />
Vorpommersche<br />
Boddenlandschaft<br />
Stralsund<br />
Bad Sülze Etappe 7 Grimmen<br />
Etappe 8<br />
Zarrentin Etappe 6<br />
Demmin<br />
Naturpark<br />
Teterow<br />
Mecklenburgische<br />
Schweiz<br />
und<br />
Kummerower See<br />
Neubrandenburg<br />
Etappe 5<br />
Bergen<br />
Greifswald<br />
Wrangelsburg<br />
Nationalpark<br />
Jasmund<br />
Sassnitz<br />
Rügen<br />
Biosphärenreservat<br />
Südost-Rügen<br />
Etappe 4<br />
Etappe 3<br />
Pinnow<br />
Etappe 2<br />
Insel<br />
Usedom<br />
Ueckermünde<br />
Naturpark<br />
Usedom<br />
Heringsdorf<br />
Etappe 1<br />
Usedom<br />
Am Stettiner Haff<br />
POLEN<br />
Links: Der Start des Pilgerweges in Heringsdorf lässt sich mit einem Strandbesuch an <strong>der</strong> Ostsee recht angenehm gestalten.<br />
VIA BALTICA<br />
25
1. Etappe<br />
Heringsdorf – Usedom (Stadt)<br />
Die Kirche im Walde ist ein schöner Startpunkt für die Pilgerroute<br />
von Usedom <strong>nach</strong> Lübeck, bei <strong>der</strong> insgesamt etwa 360 Kilometer<br />
zurückgelegt werden. Deswegen heißt es hier: Nochmals<br />
Kraft sammeln, bevor die große Pilgerreise startet! Die Kirche im<br />
Walde ist im Stil des Historismus errichtet, sie stammt aus dem<br />
Jahr 1848 und ist mit ihrer Vorhalle schon von außen sehenswert.<br />
Von dort führt <strong>der</strong> Weg ins Inselinnere, weg von Strand und Meeresrauschen.<br />
Durch Fel<strong>der</strong> schlängelt er sich am Wolgastsee entlang<br />
bis zur Stadt Usedom. Die Landschaft ist von Gräben durchzogen,<br />
Seevögel brüten o<strong>der</strong> suchen Futter und erfreuen mit ihrem<br />
Gesang. Die typisch nordische Landschaft präsentiert sich mit Rosen,<br />
Holun<strong>der</strong>büschen und sich am Himmel auftürmenden Wolken.<br />
Im kleinen Dorf Dargen passiert <strong>der</strong> Pilger das DDR-Museum.<br />
Hier lohnt sich ein Stopp ebenso wie am Schloss Stolpe, dessen<br />
Fassade sich malerisch im Wasser spiegelt. Über Wiesen führt <strong>der</strong><br />
Weg entlang des Usedomer Sees in die kleine Inselstadt.<br />
2. Etappe<br />
Usedom (Stadt) – Pinnow<br />
In Usedom-Stadt gibt es einiges zu sehen, bevor es weiter über<br />
den Peenestrom in Richtung Land geht. Das Anklamer Tor zum Beispiel,<br />
das heute so unvermittelt in <strong>der</strong> Stadt auftaucht, war einst<br />
Bestandteil einer mittelalterlichen Wehranlage. Der viergeschossige<br />
Backsteinbau mit Durchfahrt ist ein beliebtes Fotomotiv und<br />
das Wahrzeichen <strong>der</strong> Stadt. Für Pilger interessanter ist die Marienkirche.<br />
Der dreischiffige Bau stammt aus dem ausgehenden<br />
15. Jahrhun<strong>der</strong>t und strahlt die beson<strong>der</strong>e Stimmung <strong>der</strong> norddeutschen<br />
Backstein-Hallenkirchen aus. Es gilt innezuhalten, den Blick<br />
auf den Altar zu richten und vielleicht noch einmal um Segen zu<br />
bitten, bevor es über die Peene auf das Festland geht. Der Weg <strong>nach</strong><br />
Pinnow ist erstaunlich grün und waldreich, er führt durch das Peenetal,<br />
entlang <strong>der</strong> Torfabstichgebiete, durch Wäl<strong>der</strong> bis zum Zielort.<br />
In Pinnow erwartet den Pilger eine Überraschung: Weiß verputzt<br />
leuchtet ihm die kleine Dorfkirche entgegen. Ein Ort, um den<br />
Tag noch einmal Revue passieren zu lassen.<br />
26 VIA BALTICA
seltene Pflanzen und Tiere. Libellen, Frösche o<strong>der</strong> Fichtenkreuzschnabel<br />
zeigen sich mit etwas Glück, wenn <strong>der</strong> Pilger eine kleine<br />
Rast macht.<br />
4. Etappe<br />
Wrangelsburg – Greifswald<br />
3. Etappe<br />
Pinnow – Wrangelsburg<br />
Heute steht eine lange Etappe auf dem Plan, deswegen gilt es<br />
auch, sich besser recht früh mit ausreichend Proviant auf den Weg<br />
zu machen. <strong>Auf</strong> geht es nun wie<strong>der</strong> gen Wasser, denn <strong>der</strong> Jakobsweg<br />
macht nun einen Schlenker zur Küste, <strong>nach</strong> Lassan. Wer im<br />
Frühling pilgert, so zwischen März und April, kann mit Glück hier<br />
Kraniche auf den Weiden beobachten, wie sie Futter suchen. Lassan,<br />
die Kleinstadt am Wasser, lädt zu einer Rast ein. Über Hohensee<br />
führt <strong>der</strong> Weg in die feuchten Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Buddenhagener Moore.<br />
Wer dort genauer hinschaut, kann Sonnentau und Wollgras<br />
entdecken, denn die Moore sind ein wertvoller Rückzugsraum für<br />
Inmitten unberührter Naturlandschaften wie am Wolgastsee<br />
(linke Seite) o<strong>der</strong> im Peenetal (ganz oben) können Pilger ihre Seele<br />
baumeln lassen. Aber auch die friedlich gelegene Ruine Eldena ist<br />
ein idealer Ort, um zur Ruhe zu kommen (oben).<br />
Das Schloss Wrangelsburg sieht mit seinem Park und den<br />
umgebenden Alleen schon von Ferne hübsch aus. Diese Idylle <strong>der</strong><br />
vorpommerschen Dörfer zeigt sich den ganzen Tag, etwa in <strong>der</strong><br />
Wassermühle Hanshagen aus dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> kleinen<br />
Dorfkirchen. Vor Greifswald sollten Pilger unbedingt einen längeren<br />
Stopp einplanen, denn die Klosterruine Eldena hat schon<br />
Caspar David Friedrich in seinen romantisierenden Bil<strong>der</strong>n verewigt.<br />
Sie strahlt eine wun<strong>der</strong>bare Stimmung aus. Geradezu perfekt,<br />
um noch einmal zur Ruhe zu kommen, bevor es in die quirlige<br />
Stadt geht.<br />
5. Etappe<br />
Greifswald – Grimmen<br />
Greifswald ist nicht nur geprägt von mittelalterlicher Backsteingotik,<br />
es ist vor allem auch <strong>der</strong> Geburtsort des Malers Caspar<br />
David Friedrich. Somit ist es klar, dass viele Sehenswürdigkeiten <strong>der</strong><br />
Stadt auch mit dem Maler verbunden sind. Sein ehemaliges Wohnhaus<br />
ist ein Museum, im Pommerschen Landesmuseum sind seine<br />
Werke zu sehen und ein Caspar-David-Friedrich-Bildweg führt auf<br />
den Spuren des Malers durch die Stadt, zu <strong>der</strong>en touristischen Höhepunkten<br />
<strong>der</strong> Marktplatz gehört. Nicht fehlen dürfen bei einem<br />
Rundgang Besuche im Dom St. Nikolai sowie <strong>der</strong> Marienkirche, beide<br />
im typisch nordischen Backsteinstil. Entspannen mit Blick auf<br />
alte Schiffe lässt es sich am Museumshafen. Der Pilgerweg führt<br />
vom quirlig jungen Greifswald nun in das Hinterland, weiter <strong>nach</strong><br />
Grimmen.<br />
VIA BALTICA<br />
27
6. Etappe<br />
Grimmen – Zarrentin<br />
Grimmen ist ein architektonisches Kleinod mit seiner von Backsteingotik<br />
geprägten Innenstadt. Das Rathaus aus dem Jahr 1400<br />
etwa wirkt wie fein gezeichnet, ebenso die drei Stadttore, <strong>der</strong>en<br />
rote Erscheinung immer wie<strong>der</strong> von weißen Flächen unterbrochen<br />
wird. Die St.-Marienkirche ragt majestätisch aus alldem heraus<br />
und beeindruckt durch ihre barocke Kanzel. Ein idealer Ort, um sich<br />
wie<strong>der</strong> auf das Pilgern zu besinnen und sich auf den Weg über Fel<strong>der</strong><br />
und weite Landschaft zum nächsten Ziel zu machen.<br />
7. Etappe<br />
Zarrentin – Bad Sülze<br />
Die mäan<strong>der</strong>nde Trebel ist auf dieser Etappe plätschern<strong>der</strong> Begleiter.<br />
Die Strecke führt durch einsames Gebiet <strong>nach</strong> Tribsees, einen<br />
Ort, dessen Kirche die Landschaft zu dominieren scheint. Leicht<br />
auf dem Hügel gelegen, erhebt sie sich über die Kleinstadt, die mit<br />
ihren Backsteingotiktoren und dem Kartoffelmuseum ein beliebtes<br />
Ausflugsziel ist. Doch <strong>der</strong> Weg führt weiter durch die feuchten<br />
Nie<strong>der</strong>ungen des Grenztalmoors <strong>nach</strong> Bad Sülze. Vor allem die<br />
Stadtkirche aus dem 13. Jahrhun<strong>der</strong>t ist ein guter Stopp, um noch<br />
einmal Kraft zu tanken. Wer sich für Stadtgeschichte interessiert,<br />
besucht das örtliche Salzmuseum.<br />
8. Etappe<br />
Bad Sülze – Sanitz<br />
Das ländliche Vorpommern zeigt sich auf dieser Etappe von seiner<br />
besten Seite: Die Dorfkirche bei Kölzow aus dem 13. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
ist ebenso bemerkenswert wie Gutshäuser und Herrenhäuser, die<br />
am Wegesrand liegen. Das Gotteshauf am Zielort Sanitz bietet<br />
<strong>nach</strong> dieser Etappe einen schönen Abschluss.<br />
9. Etappe<br />
Sanitz – Rostock<br />
Durch die dichten Wäl<strong>der</strong> des Billenhäger Forstes zieht sich diese<br />
Etappe bis <strong>nach</strong> Rostock. Die Stadt kündigt sich an, denn die Gegend<br />
wird merklich dichter besiedelt. Von Rostocks Geschichte als<br />
bedeutende Hansestadt zeugen noch immer die Backsteinbauten,<br />
die auf früheren Reichtum hinweisen. Erster Anlaufpunkt ist für<br />
Pilger die Marienkirche, die auf das 13. Jahrhun<strong>der</strong>t zurückgeht. Sie<br />
gehört zu den am reichsten ausgestatteten Kirchen des Ostseeraums,<br />
sehenswert sind vor allem <strong>der</strong> Rochusaltar sowie die<br />
astronomische Uhr. <strong>Auf</strong>fällig in Rostocks Stadtbild sind die Tore, die<br />
Rostock birgt einige Schätze vergangener Zeiten (großes Bild). Dazu<br />
gehört die Marienkirche mit ihrer markanten Spitze und <strong>der</strong> astronomischen<br />
Uhr von 1472 (ganz rechts). Das schmucke Warnemünde<br />
ist ebenfalls einen Besuch wert (rechts).<br />
28 VIA BALTICA
VIA BALTICA<br />
29
30 VIA BALTICA
sich wie Türme aus <strong>der</strong> Stadt erheben, tatsächlich sind sie Überreste<br />
<strong>der</strong> mittelalterlichen Stadtbefestigung. Rund um das Rathaus<br />
und den Marktplatz gleicht die Stadt mit ihren hübsch zurechtgemachten<br />
Fassaden einer Puppenstube. Eine Oase <strong>der</strong> <strong>Stille</strong> bietet<br />
<strong>der</strong> Klosterhof <strong>der</strong> Stadt, das ehemalige Zisterzienserinnenkloster<br />
fungiert heute als Museum. Wer in Rostock weilt, sollte auf jeden<br />
Fall einen Abstecher <strong>nach</strong> Warnemünde unternehmen. Der größte<br />
deutsche Kreuzfahrthafen bietet nicht nur riesige Schiffe, son<strong>der</strong>n<br />
auch eine stimmungsvolle Altstadt. Und <strong>nach</strong> so viel Binnenland<br />
gibt es in Warnemünde die Möglichkeit, am herrlichen Sandstrand<br />
in <strong>der</strong> Ostsee zu baden.<br />
10. Etappe<br />
Rostock – Bad Doberan<br />
Über die Vorstadt Kröpeliner Tor verlässt <strong>der</strong> Pilger Rostock und<br />
wan<strong>der</strong>t über Fel<strong>der</strong> und durch Wäl<strong>der</strong> <strong>nach</strong> Bad Doberan, das im<br />
13. Jahrhun<strong>der</strong>t ein Wallfahrtsort war. Das Hostienwun<strong>der</strong> im Kloster<br />
hat sich seitdem nicht mehr wie<strong>der</strong>holt, dennoch bleibt das<br />
Kloster die bedeutendste Sehenswürdigkeit <strong>der</strong> Stadt. Die ehemalige<br />
Zisterzienserabtei ist heute nur noch in Teilen erhalten, ist aber<br />
dennoch mit dem Münster und den verwunschenen Gärten ein<br />
Besuchermagnet.<br />
11. Etappe<br />
Bad Doberan – Alt Karin<br />
Von Bad Doberan aus führt <strong>der</strong> Weg ins Quellental. Dort ist <strong>der</strong><br />
Name Programm, denn tatsächlich entspringt hier eine klare Mineralquelle.<br />
Sogar ein eigenes Quellhäuschen wurde errichtet, und<br />
bis heute kommen die Menschen und füllen ihr Wasser direkt in<br />
Gefäße ab. Hügelgräber umgeben die Quelle. Von diesem schönen<br />
Platz aus biegt <strong>der</strong> Weg <strong>nach</strong> Süden, am wun<strong>der</strong>schön gelegenen<br />
Gutshaus Groß Siemen mit dem duftenden Rosenpark, ab <strong>nach</strong> Alt<br />
Karin. Die gotische Backsteinkirche aus dem 13. Jahrhun<strong>der</strong>t ist ein<br />
perfekter Ort für Andacht und <strong>Stille</strong>.<br />
12. Etappe<br />
Alt Karin – Alt Bukow<br />
Von Alt Karin macht die Via Baltica einen Nordschlenker <strong>nach</strong><br />
Neubukow, und wie schon so oft auf dem Weg sind Windmühlen<br />
in Form <strong>der</strong> alten Galeriehollän<strong>der</strong> ein schöner Blickfang. Die Stadtkirche<br />
in Neubukow ist nicht nur von außen schön anzuschauen;<br />
innen überrascht ein kunstvoll geschnitzter Eichenaltar. Nur wenige<br />
Minuten Fußweg entfernt rattert eine Wassermühle, die sehr<br />
idyllisch am Mühlteich gelegen ist, im Museumsbetrieb.<br />
Die Farbe Rot wirkt <strong>nach</strong>weislich belebend und erhöht den<br />
Energiespiegel. Das sattrote Mohnfeld am Wegrand (großes Bild)<br />
kommt also gerade rechtzeitig, um die Pilger für den Besuch von<br />
Bad Doberan und seinem Münster (links) mit dem dazugehörigen<br />
Johann-Sebastian-Bach-Garten (ganz links) zu stärken.<br />
VIA BALTICA<br />
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