Macher & Märkte „Zu HPL gibt es derzeit keine Alternative“ Die Schichtstoff-Branche ist nach der „guten interzum“ zuversichtlich. material+technik möbel sprach mit Ralf Olsen, Generalsekretär des internatio nalen Verbandes der HPL-Industrie (ICDLI aisbl) im Vorfeld der Jahrestagung in Wrocław Mitte Oktober über die aktuellen Entwicklungen bei den Schichtstoffen. 36 material+technik möbel <strong>06</strong>|19
Macher & Märkte m+t: Herr Olsen, wie hat sich der Markt für Schichtstoffe im vergangenen Jahr entwickelt? Setzt sich das Wachstum fort? Olsen: Die HPL-Branche ist weiterhin sehr innovativ und ständig werden spannende neue Lösungen auf den Markt gebracht. Unsere Mitgliedsunternehmen entwickeln HPL-Platten für immer neue Anwendungsbereiche. So ist der Markt relativ stabil. Die größten Abnehmer sind nach wie vor die Möbelindustrie und die Türproduktion. Zwar kom<strong>mt</strong> beständig neue Konkurrenz mit neuen Materialien auf den Markt, aber die Messlatte der Qualität, die HPL nachweisen kann, bleibt unerreicht und somit stellen diese kaum eine Alternative dar. m+t: Wie haben sich die Exporte entwickelt? Olsen: Exporte spielen für die europäischen HPL-Hersteller eine untergeordnete Rolle. Vielmehr ist es die Marktnähe, mit der die europäischen Hersteller punkten. So sind unsere europäischen Hersteller in der Lage, auf individuelle Kundenwünsche einzugehen. m+t: Spüren Sie Auswirkungen des drohenden (No-Deal) Brexits oder die Drohungen mit Strafzöllen für alle möglichen Güter? Olsen: Die fortwährende Diskussion um den Brexit, aber auch die komplizierten Handelsverflechtungen zwischen USA und China, sind durch eine Verunsicherung in der allgemeinen Wirtschaft spürbar. Konkrete Auswirkungen auf die europäische HPL-Industrie lassen sich aber derzeit darüber nicht quantifizieren. m+t: Die Karten bei den Schichtstoffherstellern werden neu gemischt. Wirkt sich der Konzentrationsprozess auf die Branche aus? Olsen: Welche Auswirkungen dieser Konzentrationsprozess hat, Ralf Olsen, Hauptgeschäftsführer des pro-K Industrieverbands Halbzeuge und Konsumprodukte aus Kunststoff e. V. und Generalsekretär des ICDLI. Ralf Olsen, Managing Director of the pro-K Industrial Association for Semi-Finished Products and Consumer Products made of Plastic and Secretary General of the ICDLI. Photo: pro-K können wir heute in Gänze noch nicht absehen. Neben den klassischen, sich aus den Fusionen ergebenen Effizienzmaßnahmen, ist allerdings abzusehen, dass die neuen größeren Einheiten eine Vielzahl von Anwendungen mit HPL aus einer Hand abdecken können. m+t: Wie viele Mitglieder hat der Verband aktuell und wie hat sich der Bestand entwickelt. Olsen: Der ICDLI hat derzeit 25 Mitglieder. Mit der kommenden Mitgliederversammlung in Wrocław werden wir vier neue Mitglieder aufnehmen. m+t: Wie ist die Stimmung in der Branche im Vorfeld der Jahrestagung im Oktober in Polen? Olsen: Im Nachgang zu einer sehr guten interzum im Mai, ist die Stimmungslage in der Branche von Zuversicht geprägt. „Die Stimmung in der Branche ist von Zuversicht geprägt“ m+t: Welche Themen werden auf der Tagesordnung stehen? Olsen: Wir bieten den Mitgliedern wieder einen interessanten Bogen aus den Bereichen Design und Trends, Technik und Marktinformationen an. Besondere Aufmerksamkeit wird den Themen HPL- Kompendium und Wissenstransfer durch die neue HPL-Academy gegeben. Zudem gewinnen die neuen Europäischen Umweltanforderungen immer größere Bedeutung. m+t: Merken Sie, dass die Diskussion über den Einsatz von Kunststoffen sich auswirkt? Oder anders gefragt: Verschiebt sich die Nachfrage dadurch zugunsten von natürlichen Materialien? Olsen: Die Diskussion um Kunststoffe spielt sich augenblicklich fast ausschließlich im Verpackungsbereich ab. Es wäre allerdings viel zu kurz gesprungen, zu sagen, dass nicht irgendwann die HPL-Branche betroffen ist. Allerdings gibt es zu HPL als Oberflächenmaterial so gut wie keine Alternative. m+t: Sie hatten im vergangenen Jahr eine neue „Academy“ zur Fachkräftegewinnung sowie dem Wissenstransfer angekündigt. Was ist daraus geworden? Gibt es bereits erste Ergebnisse? Olsen: Die Idee des Aufbaus einer Academy ist auf sehr großes Interesse der Mitglieder gestoßen. Die Entwicklung im vergangenen Jahr ist weiter vorangeschritten und wir haben weitere Fortschritte erzielt. Zu Beginn des kommenden Jahres wird unsere Academy mit unseren ersten Veranstaltungen starten. Unter unserer federführenden technischen Kommission ist es unser Ziel, ein breites Angebot an wichtigen Basis-, aber auch weiterführenden Themen der HPL-Industrie und ihren Zulieferern bereit zu stellen. m+t: Ein „Think Tank“ sollte die Möglichkeiten der Automatisierung und Digitalisierung prüfen. Welche Ergebnisse gibt es hier bisher? Olsen: Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und der Veränderung der Märkte, ist die Branche gefordert, neue Lösungen in Richtung Automatisierung und der Digitalisierung zu erzielen. Der „Think Tank“ ist eine wichtige Schnittstelle, wenn es darum geht, zukunftsträchtige Konzepte zu identifizieren. Digitalisierung birgt aber auch Gefahren, wie beispielsweise das Ausspähen von Betriebsgeheimnissen über Hackerangriffe, über deren Abwehr wir uns intensiv Gedanken machen müssen. m+t: Die Fachgruppe proHPL hat ein HPL-Kompendium herausgegeben. Welchen Zweck wollen Sie damit verfolgen? Olsen: Der Zweck ist klar und eindeutig: Wir wollen Wissen über HPL kompakt weitergeben. Und zwar in gedruckter und digitaler Form. Das Kompendium richtet sich an die Hersteller selbst, aber auch vor allen Dingen an Architekten, Planer, Zulieferer und insbesondere Verarbeiter und soll auch in der Ausbildung eingesetzt werden. m+t: Soll das Werk auch in weiteren Sprachen erscheinen – und wie ist hier der Zeitrahmen? Olsen: Unsere Zielsetzung ist es, das HPL-Kompendium in möglichst viele europäische Sprachen, speziell in den wichtigen Hersteller- und Abnehmerländern von HPL zu übersetzen und zur Verfügung, zu stellen. Der Anfang war die deutsche Version. Im kommenden Frühjahr wird die englische Version folgen. m+t: Was planen Sie mit der Klebetabelle? Olsen: Die Klebetabelle ist eine sehr spannende Information, weil sie die enorme Bandbreite von HPL aufzeigt. Verschiedenen Klebstofftypen werden die Einsatzbereiche, bzw. die Flächen, auf die man HPL verkleben kann, gegenübergestellt. Der Haupteinsatzort für die Klebetabellen ist vorrangig in der Aus- und Weiterbildung. m+t: Gibt es Innovationen bei den Schichtstoffen? Welche Trends gibt es? Olsen: Die HPL-Branche ist innovativ. Neben einer Fülle neuer spannender Dekore, werden noch leistungsfähigere Oberflächen entwickelt, sodass HPL in immer weitere Anwendungsbereiche vordringen kann. m+t: Herr Olsen, vielen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Klaus Leonhard. “There is currently no alternative to HPL” material+technik möbel spoke to Ralf Olsen, Secretary General of ICDLI, about the developments in laminates in the run-up to the annual conference. The companies develop HPL plates for ever new areas of application. The market is therefore relatively stable. The largest customers are still the furniture industry and door production. The effects of the current concentration process cannot be foreseen yet. The idea of setting up an “Academy” has met with great interest from its members. Starting next year, it will launch events and provide a range of topics on the HPL industry and its suppliers. The proHPL section has published an HPL compendium. It is to pass knowledge about HPL on compactly in a printed and digital form. It is aimed at manufacturers, architects, planners, suppliers and processors. material+technik möbel <strong>06</strong>|19 37