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2019/41 - Unternehmen [!] 69

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RESSORT 1<br />

Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe <strong>69</strong> | Oktober <strong>2019</strong> | 3,00 €<br />

4 197821 303000 6 9<br />

Technik, die<br />

Menschen hilft<br />

Der Konkurrenzdruck ist groß, die EU-Vorgaben für<br />

Medizintechnik sind streng: Doch Christoph Ulrich<br />

und sein <strong>Unternehmen</strong> behaupten sich erfolgreich.<br />

DER PISTENBULLY WIRD 50<br />

Er ist eine Kultmarke auf den<br />

Skipisten. Als Prototypen gibt es<br />

ihn elektrisch. Seite 20<br />

VIRTUELLE GEBÄUDE<br />

Warum dem Planen und Arbeiten<br />

mit digitalen Klonen die Zukunft<br />

gehört. Seite 24<br />

UMFRAGE<br />

Führungskräfte verraten, wie sie<br />

ihre Zeit im Beruf und im Privaten<br />

verbringen. Seite 46


Fortschritt<br />

ist einfach.<br />

Weil unsere Experten<br />

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INHALT<br />

3<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

je weiter das Jahr voranschreitet, desto mehr häufen<br />

sich die negativen Nachrichten. Stellenabbau<br />

und Insolvenzen kamen in den vergangenen zehn<br />

Boomjahren nur gelegentlich vor. Jetzt verdichten<br />

sich solche Meldungen infolge der flauen Konjunktur.<br />

Fast täglich scheint sich die Wirtschaftslage<br />

zu verschärfen. Mega-Themen wie Digitalisierung<br />

und Elektromobilität kommen in der Realität<br />

der Betriebe an. Da ist der Wille und die<br />

Fähigkeit zum Wandel gefragt, so wie bei Ulrich<br />

Medical. In unserem Titelinterview (Seite 10)<br />

schildert Christoph Ulrich, wie er das Familienunternehmen<br />

in schwieriger werdendem Umfeld<br />

in die Zukunft führt und welche schmerzhaften<br />

Entscheidungen er treffen musste. In dieser Ausgabe<br />

stecken weitere Beispiele, die zum Mutmacher<br />

taugen. Das Porträt über den Pistenbully-Hersteller<br />

Kässbohrer Geländefahrzeug (Seite<br />

20) gehört ebenso dazu wie der der E-Mobilitätspionier<br />

E.B.M. (Seite 30). In <strong>Unternehmen</strong> wie<br />

in der Kunst setzt sich Qualität durch, sagt Kunstliebhaber<br />

und Unternehmer Siegfried Weishaupt<br />

in unserer Serie „Die private Seite“ (Seite 42). Ich<br />

wünsche Ihnen anregende Lektüre!<br />

Ihr Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter unternehmen [!]<br />

spezial<br />

6 Bildung darf extra kosten<br />

Ein kleiner Ratgeber für Eltern im Um<br />

gang mit Privatschulen<br />

24 Das virtuelle Haus<br />

Die Bauwirtschaft wird digital: Erst<br />

kommt die Computersimulation des<br />

Lebenszyklus, erst dann wird gebaut.<br />

titelthema<br />

10 Jedes dritte Produkt wird verschwinden<br />

Medizintechnik-Unternehmer Christoph<br />

Ulrich im Gespräch<br />

machen<br />

20 Kultmarke auf Ketten<br />

Der Pistenbully wird 50 – und die<br />

Kässbohrer Geländefahrzeug bereitet<br />

sich auf schneeärmere Winter vor.<br />

30 Geräuschloses Gleiten<br />

Die High-Tech-Schmiede E.B.M. sitzt in<br />

der oberschwäbischen Provinz und<br />

bringt weltweit die E-Mobilität voran.<br />

36 Spielerisch zum Erfolg<br />

Der Kartonagenspezialist Ludo Fact<br />

und der Boom der Brettspiele.<br />

finanzieren<br />

32 Entscheidung für die Ewigkeit<br />

Was potenzielle Stifter wissen sollten.<br />

leben<br />

42 Von der Freude, Neues zu entdecken<br />

Kunstsammler Siegfried<br />

Weishaupt im Porträt<br />

46 Zeit hat man, wenn man sie sich<br />

nimmt Umfrage unter<br />

Führungskräften<br />

namen & nachrichten<br />

4 Standort unter Druck<br />

5 Sedelhöfe sollen Ostern 2020 eröffnen<br />

50 Transport-Spezialist für Giganten<br />

50 Impressum<br />

32<br />

7<br />

38<br />

36<br />

42


4 NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />

Standort unter Druck<br />

Region Göppingen Vom Pressenbauer Schuler über den Haushaltswarensteller WMF bis hin<br />

zu Fysam in Böhmenkirch: Die IG Metall sieht 2000 Jobs bedroht.<br />

Konjunktur Die Wirtschaft in<br />

der Region Göppingen war erfolgsverwöhnt.<br />

In den vergangenen<br />

Jahren hat sie sich zu einem<br />

High-Tech-Standort entwickelt.<br />

Erst vor wenigen Tagen<br />

hat der Fernwartungsspezialist<br />

Teamviewer einen Börsengang<br />

in Milliardenhöhe hingelegt.<br />

Doch es mehren sich die Fälle,<br />

in denen <strong>Unternehmen</strong> drastische<br />

Rückgänge im Auftragseingang<br />

und im Umsatz verspüren.<br />

Der Werkzeugmaschinenspezialist<br />

Emag aus Salach spürt bereits<br />

seit dem vierten Quartal<br />

2018, dass sich die Kunden zurückhalten.<br />

Daher erwartete das<br />

<strong>Unternehmen</strong> ein Umsatzminus<br />

im bis zu zweistelligen Prozentbereich.<br />

2018 war der Umsatz<br />

noch um 17 Prozent auf 673 Millionen<br />

Euro gestiegen.<br />

Einen regelrechten Schock hatte<br />

der Pressenbauer-Schuler<br />

ausgelöst, als er ankündigte 500<br />

Stellen abzubauen, 300 davon<br />

am Stammsitz. Zudem stellt die<br />

Schuler AG, die zum österreichischen<br />

Andritz-Konzern gehört,<br />

die Produktion neuer Maschinen<br />

in Göppingen ein. Der<br />

Firmensitz bleibe aber „wichtiger<br />

Standort“ für Forschung<br />

und Entwicklung, Innovation,<br />

Engineering und Service.<br />

Schlechte Nachrichten gibt es<br />

auch von WMF in Geislingen,<br />

Accuride, Saurer Spring Solution<br />

(Ebersbach), der Schweizer<br />

Group (Hattenhofen), Saxonia<br />

Umformtechnik, vom Sondermaschinenbauer<br />

Hang (beide<br />

Göppingen) und Fysam in<br />

Böhmenkirch (ehemals Binder).<br />

Die IG Metall sieht im Bezirk<br />

Göppingen-Geislingen<br />

mehr als 2000 Arbeitsplätze bedroht.<br />

Nach Einschätzung von Gernot<br />

Imgart, Geschäftsführer<br />

der IHK-Bezirkskammer<br />

Göppingen, stagnieren die<br />

<strong>Unternehmen</strong> auf einem<br />

hohem Niveau. „Gesamtwirtschaftlich<br />

liegen wir<br />

noch im Positiven. Dem<br />

Aufschwung geht aber<br />

nach sieben Jahren –<br />

so scheint es – ein<br />

wenig die Puste<br />

aus.“ [!] ara<br />

Ein Schuler-Mitarbeiter<br />

wartet eine Pressenlinie:<br />

Die Lage für Maschinenbauer<br />

und Autozulieferer<br />

wird zunehmend<br />

schwieriger.<br />

FOTO: SCHULER<br />

Erfindungsreich in der Baukrise<br />

Baubranche Mit einer ungewöhnlichen<br />

Bandbreite ist das<br />

Ulmer Tiefbau- und Straßenbauunternehmen<br />

Heim erfolgreich.<br />

Die Firmengruppe, die<br />

1919 von Philipp Immanuel<br />

Heim als Pflasterfirma gegründet<br />

wurde, erwirtschaftet mittlerweile<br />

die Hälfte des Umsatzes<br />

von knapp 80 Millionen<br />

Euro mit der Stromproduktion<br />

aus erneuerbarer Energie. Firmenchef<br />

Philipp Heim (44) hat<br />

die Biogas-Sparte „Pure Power“<br />

während der Baukrise vor 15 Jahren<br />

ins Leben gerufen. Heute<br />

produziert Heim jährlich 100<br />

Millionen Kilowattstunden. Das<br />

Philipp Heim auf dem Gelände des Ulmer Baustoff-Recyclings<br />

– einer von mehreren Standorten in Ulm. Foto: Lars Schwerdtfeger<br />

entspricht dem Strombedarf von<br />

25 000 Haushalten.<br />

Neben dem Straßen- und<br />

Tiefbau ist Heim im Geschäft<br />

mit Baustoffen und Recycling tätig.<br />

An 30 Standorten beschäftigt<br />

er rund 400 Mitarbeiter,<br />

davon 150 in Ulm und 120 in Nobitz<br />

(Thüringen). In Ostdeutschland<br />

ist Heim stark vertreten.<br />

Dort hat die fünfte Sparte<br />

ihren Sitz: Im sächsischen<br />

Neusorge hat Heim eine Rinderfarm<br />

aufgekauft, mit mehreren<br />

hundert Stück Vieh für Milchwirtschaft<br />

und Bullenaufzucht.<br />

Das kam den Gästen der<br />

100-Jahr-Feier zugute. [!]kö


unternehmen [!]<br />

NAMEN & NACHRICHTEN<br />

5<br />

Sedelhöfe sollen Ostern 2020 eröffnen<br />

Einzelhandel Mit großem Tempo<br />

wird die enorme Dimension<br />

der Sedelhöfe in Ulm sichtbar.<br />

Projektleiter Christoph Röthemeyer<br />

vom Hamburger Investor<br />

DC plant das Richtfest noch vor<br />

Weihnachten. Das neue Stadtquartier<br />

gegenüber vom Hauptbahnhof<br />

wird Handel, Büros,<br />

Gastronomie und 112 Wohnungen<br />

umfassen und soll bis Ostern<br />

2020 eröffnen.<br />

Geschäftsführer Lothar Schubert<br />

von DC Values und Developments<br />

verhandelt derzeit<br />

mit weiteren Einzelhändlern.<br />

Bisher bekannt sind Edeka, DM,<br />

Zalando. Die Vermietung der<br />

Büros ist ebenfalls angelaufen<br />

und bringt nach Schuberts Worten<br />

namhafte neue <strong>Unternehmen</strong><br />

nach Ulm. Die Mietwohnungen<br />

kommen erst später auf<br />

den Markt. Ein Ankermieter in<br />

der Gastronomie steht mit Mc<br />

Donald’s bereits fest. Die insgesamt<br />

fünf Gebäude werden zwischen<br />

25 und 32 Meter hoch. In<br />

direkter Nachbarschaft baut DC<br />

für die Hotelgruppe Lindner.<br />

Die Sedelhöfe spielen sich<br />

aber nicht nur oberirdisch ab,<br />

vielmehr entsteht im ersten Untergeschoss<br />

die Passage zur neuen<br />

Bahnhofstiefgarage. Darunter<br />

liegen drei Ebenen der neuen<br />

Sedelhöfe-Tiefgarage mit<br />

rund 700 Stellplätzen. Auf der<br />

Baustelle sind derzeit fast 200<br />

Menschen tätig, im Innenausbau<br />

werden es noch mehr sein.<br />

Die Sedelhöfe umfassen<br />

18 000 Quadratmeter Handelsfläche.<br />

DC investiert 250 Millionen<br />

Euro. Die Sedelhöfe wurden<br />

beim institutionellen Investor<br />

Aachener Grundvermögen<br />

platziert. [!]<br />

kö<br />

Blick in den Rohbau der Sedelhöfe in Ulm. Dort entstehen 18 000<br />

Quadratmeter Handelsfläche.<br />

Foto: Volkmar Könnecke<br />

Krone übergibt<br />

an Greiner<br />

Einzelhandel Ein 26-jähriger<br />

Heidenheimer ist Ulms neuer<br />

City-Manager: Stefan Greiner<br />

soll die Frequenz in der Innenstadt<br />

wieder erhöhen und die digitale<br />

Präsenz verbessern. In<br />

den vergangenen Monaten hatten<br />

viele Baustellen und Staus<br />

die Zahl der Kunden sinken lassen.<br />

Greiner<br />

kennt Ulm von<br />

seinem Studium<br />

der <strong>Unternehmen</strong>s-<br />

und Marketingkommunikation.<br />

Berufserfahrung<br />

bringt er mit<br />

aus dem elterli-<br />

Stefan Greiner<br />

ist seit<br />

Monatsbeginn<br />

Ulms neuer<br />

Citymanager.<br />

chen Betrieb,<br />

der Edelobstbrennerei<br />

Greiner.<br />

Sein Vorgänger<br />

Henning Krone (42) hatte<br />

den Posten acht Jahre inne<br />

und ist nun Marketingleiter von<br />

Radio 7. Der Ulmer City Marketing<br />

e. V. zählt 370 Mitgliedsbetriebe<br />

und beschäftigt fünf Mitarbeiter.<br />

[!]kö<br />

Voith kooperiert<br />

mit TU München<br />

Maschinenbau Die Technische<br />

Universität München und der<br />

Heidenheimer Technologiekonzern<br />

Voith bilden künftig eine<br />

enge Forschungsallianz. Ein entsprechendes<br />

Rahmenabkommen<br />

unterzeichneten Prof. Dr.<br />

Thomas Hofmann, designierter<br />

Präsident der Technischen Universität<br />

München (TUM), sowie<br />

Dr. Toralf Haag, Vorsitzender<br />

der Konzerngeschäftsführung<br />

der Voith-Gruppe. Die TUM<br />

und Voith arbeiten nach Haags<br />

Worten bereits in zahlreichen<br />

Forschungsprojekten zusammen<br />

– etwa zu Wasserkraft, zur<br />

Produktionstechnik oder zu innovativen<br />

Fertigungsprozessen.<br />

Neben der RWTH Aachen<br />

und der Universität Stuttgart<br />

stellt die Kooperation mit der<br />

Technischen Universität München<br />

die dritte große Forschungspartnerschaft<br />

von Voith<br />

dar. Der Heidenheimer Maschinenbaukonzern<br />

erwirtschaftete<br />

zuletzt mit knapp 20 000 Mitarbeiter<br />

einen Jahresumsatz von<br />

4,3 Milliarden Euro. [!] amb<br />

Hoffen bei Überkinger<br />

Mineralbrunnen Für die Rettung<br />

des Mineralwasserherstellers<br />

Überkinger (Kreis Göppingen)<br />

sieht der Ulmer Insolvenzverwalter<br />

Tobias Sorg gute<br />

Chancen. Sein Ziel sei eine<br />

„nachhaltige Lösung“ bei voller<br />

Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes.<br />

Der Wirtschaftsjurist<br />

ist vorläufiger Insolvenzverwalter.<br />

Die Löhne der<br />

rund 90 Mitarbeiter sind nach<br />

Planspiele der ZF<br />

seinen Worten zunächst über<br />

das Insolvenzgeld abgesichert.<br />

Die Überkinger GmbH produziert<br />

neben Mineralwassern -<br />

darunter Filstaler und Adelheid<br />

Quelle – Bio-Limonaden der<br />

Marke Libella und Energy<br />

Drinks sowie Spirituosen. Der<br />

Markt für Mineralwasser ist hart<br />

umkämpft sei, insbesondere<br />

durch den Erfolg der Discounter.<br />

[!]<br />

pau<br />

Strafzölle Der Autozulieferer<br />

ZF Friedrichshafen schließt den<br />

Verlust von Arbeitsplätzen in<br />

Deutschland nicht aus. „Es kann<br />

sein, dass wir uns in den nächsten<br />

Jahren darauf einstellen<br />

müssen, dass das deutsche Exportmodell<br />

etwa aufgrund von<br />

Zöllen nicht mehr funktioniert“,<br />

sagte ZF-Chef Wolf-Henning<br />

Scheider. „Dann müssten wir<br />

die Produktion stärker in Länder<br />

verlagern, in denen die Fahrzeuge<br />

gebaut werden. Wenn das<br />

passiert, könnte es sein, dass wir<br />

nicht alle Arbeitsplätze hier halten<br />

können.“ Doch das sei nicht<br />

das Ziel: „Wir sind stolz auf die<br />

Leistung aller Mitarbeiter.“ Aus<br />

heutiger Sicht bleibe das Beschäftigungsniveau<br />

von rund 50<br />

000 Mitarbeitern in Deutschland<br />

bestehen. Der Autozulieferer<br />

erwirtschaftete 2018 einen<br />

Umsatz von 36,9 Milliarden<br />

Euro. [!]<br />

pau


6 RESSORT unternehmen [!]<br />

Bildung darf<br />

extra kosten<br />

Privatschule Die Entscheidung, aus dem<br />

staatlichen Schulangebot auszusteigen,<br />

treffen Eltern sicherlich nicht leichten<br />

Herzens. Aber es gibt gute Gründe dafür.<br />

FOTOS: ANIWHITE & BILLION PHOTOS (SHUTTERSTOCK.COM)


unternehmen [!]<br />

RESSORT<br />

SPEZIAL<br />

7<br />

FOTO: SHAROMKA/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Eltern machen<br />

sich viele Gedanken,<br />

die richtige<br />

Schule für Ihr Kind<br />

zu finden.<br />

Michaela K. ist unzufrieden<br />

– und<br />

überfordert. Sie ist<br />

mit dem Angebot<br />

staatlicher Schulen an ihrem<br />

Wohnort in Süddeutschland<br />

unzufrieden. Daher hat die<br />

37-Jährige beschlossen,<br />

ihren Sohn<br />

auf eine Privatschule<br />

zu<br />

schicken.<br />

Aber das ist<br />

gar nicht so<br />

Für<br />

Privatschulen<br />

gibt es eine<br />

staatliche<br />

Förderpflicht<br />

einfach: „Es<br />

fällt mir Klaus Vogt<br />

schwer, unter Präsident VDP<br />

den privaten<br />

Trägern in unserer Region für<br />

meinen Sohn eine passende<br />

Schule zu finden“, beschreibt<br />

die alleinerziehende Mutter ihr<br />

derzeitiges Dilemma.<br />

Außerdem befürchtet sie, als<br />

Alleinverdienerin bei der Platzvergabe<br />

benachteiligt zu werden.<br />

„Doch diese Sorge ist unberechtigt:<br />

Das Privatschulsystem<br />

in Deutschland ist einzigartig“,<br />

sagt Klaus Vogt, Präsident<br />

beim Verband Deutscher Privatschulverbände<br />

(VDP). Während<br />

in anderen<br />

Ländern Privatschulen<br />

auch wirtschaftliche<br />

Interessen<br />

verfolgen<br />

und wegen<br />

hoher<br />

Schulgelder<br />

vor allem Kindern<br />

wohlhabender<br />

Eltern<br />

vorbehalten sind, arbeiten private<br />

Schulen in Deutschland gemeinnützig.<br />

„Für Privatschulen gibt es<br />

eine staatliche Förderpflicht“,<br />

erklärt Vogt, Vorstandsvorsitzender<br />

des Kolping-Bildungs-<br />

Anzeige<br />

Lernen in globaler Gemeinschaft –<br />

und das bereits seit 15 Jahren<br />

Vom Kindergarten bis zur Hochschulreife<br />

bietet die International School of Ulm/Neu-<br />

Ulm (ISU) die gezielte Förderung der Stärken<br />

und Fähigkeiten jedes einzelnen Kindes.<br />

Möglich ist dies durch eine Lehrer-Schüler-Quote<br />

von 1:6, qualifizierte und erfahrene<br />

Lehrkräfte, einen umfassenden Lehrplan sowie<br />

ein breitgefächertes außerschulisches<br />

Angebot.<br />

Am 22. August <strong>2019</strong> wurde bereits zum 15. Mal<br />

ein neues Schuljahr eingeläutet. Die Schule<br />

wurde 2004 unter der Vision und Leitung von<br />

Herrn Dr. Kulitz, Herrn Dzionara und Herrn<br />

Sälzle von der IHK mit Unterstützung von zwölf<br />

verschiedenen Firmen und Interessenvertretern<br />

gegründet. Die International School of<br />

Ulm/Neu-Ulm ist sowohl für Expatriates in der<br />

Region gedacht, als auch für deutsche Familien<br />

mit globaler Denkweise. Die Unterrichtssprache<br />

an der ISU ist zwar Englisch, dennoch steht<br />

für alle Schüler/innen Deutsch auf dem Stundenplan.<br />

Hierbei wird zwischen Deutsch als<br />

Fremdsprache und Deutsch als Muttersprache<br />

unterschieden.<br />

Der Pausenhof der International School.<br />

Die Gemeinschaft der ISU besteht aus über<br />

280 Schüler/innen, die mehr als 40 Nationen<br />

repräsentieren. „Die Gemeinschaft der ISU ist<br />

ein Schmelztiegel von Kulturen aus der ganzen<br />

Welt. Unsere Vielfalt fördert ein von Wertschätzung,<br />

Anerkennung und gegenseitigem Austausch<br />

geprägtes Umfeld“, sagt der Direktor<br />

Dr. Liam Browne. „Wir sind eine kleine fürsorgliche<br />

Gemeinschaft, in der wir auf die Bedürfnisse<br />

jedes einzelnen Schülers eingehen. An<br />

unserer Schule vertreten wir die Einstellung,<br />

dass die Kinder und jungen Erwachsenen<br />

durch innovatives und kreatives Denken sowie<br />

durch eine kollaborative und anpassungsfähige<br />

Umgebung Fähigkeiten entwickeln, die<br />

im 21. Jahrhundert unabdingbar sind“, fügt<br />

Dr. Browne hinzu.<br />

Die ISU und deren Abschlüsse, sprich das IB<br />

(International Baccalaureate) und das IGCSE<br />

(International General Certificate od Secondary<br />

Education) sind von der bayrischen Landesregierung<br />

anerkannt.<br />

INTERNATIONAL SCHOOL ULM/NEU-ULM<br />

Schwabenstraße 25 | 89231 Neu-Ulm<br />

Tel: 0731 37 93 53-0<br />

E-Mail: info@is-ulm.de | www.is-ulm.de


8<br />

Ein breites Angebot<br />

sind. „Privatschulen haben den Auftrag,<br />

das Schulwesen zu ergänzen<br />

und zu bereichern“, so Vogt. Das<br />

heißt: Eine Privatschule bietet eine<br />

Besonderheit, die es in einer staatlichen<br />

Einrichtung am Ort nicht gibt.<br />

Träger von Privatschulen können<br />

kirchliche Organisationen, Sozialwerke,<br />

Vereine, Personengesellschaften<br />

oder Privatpersonen sein.<br />

Paul Jakob, der das Portal private-bildung.com<br />

betreibt, empfiehlt<br />

Eltern, sich bei der Schulsuche vor<br />

allem in die Lage ihres Kindes zu<br />

versetzen: „Privatschulen verfolgen<br />

zahlreiche unterschiedliche Konzepte.<br />

Jedes davon hat seine Berechtigung<br />

– doch nicht jedes Kind fühlt<br />

sich mit jedem Konzept wohl.“ Die<br />

Vorteile von Privatschulen liegen<br />

Der Vorteil von<br />

Privatschulen<br />

ist: Die Klassen<br />

sind kleiner, die<br />

Ausstattung besser .<br />

Für die Schulzeit brauchen Kinder einen langen Atem – umso besser wenn Lernen Spaß<br />

macht<br />

Foto: Rawpixel.com/Shutterstock.com<br />

Es gibt unterschiedliche Arten<br />

von Privatschulen:<br />

Ganztagesschulen ermöglichen<br />

Eltern eine bessere Vereinbarung<br />

von Schule und Beruf,<br />

weil Kinder einen Großteil<br />

des Tages in der Schule verbringen.<br />

werks Württemberg. Durchschnittlich<br />

trägt der Staat etwa zwei Drittel<br />

der Kosten. Der Rest wird über<br />

das Eltern-Schulgeld finanziert. Die<br />

Rahmenbedingungen sind je nach<br />

Bundesland unterschiedlich. In Baden-Württemberg<br />

zum Beispiel ist<br />

das monatliche Schulgeld an Privatschulen<br />

seit etwa zwei Jahren auf 160<br />

Euro monatlich gedeckelt.<br />

Generell nehmen Schulgeldmodelle<br />

Rücksicht auf die wirtschaftliche<br />

Situation der Eltern. Anders darf<br />

es, laut Grundgesetz, auch gar nicht<br />

sein. „Privatschüler sind in Deutschland<br />

keine selektive Gruppe. Wie<br />

staatliche Bildungseinrichtungen,<br />

sind auch Privatschulen in der Regel<br />

gesellschaftlich durchmischt“,<br />

Bilinguale Schulen unterrichten<br />

zweisprachig.<br />

Internationale Schulen haben<br />

einen weltweit einheitlichen<br />

Standard. Die Schulsprache<br />

ist Englisch.<br />

Kirchliche Schulen legen<br />

Wert auf christliche Werte in<br />

der Erziehung.<br />

Zur Person<br />

Klaus Vogt steht<br />

seit 2010 an der<br />

Spitze des Kolping-Bildungswerks<br />

Württemberg. Seit<br />

drei Jahren ist er<br />

Vorsitzender des<br />

Verbandes der deutschen<br />

Privatschulverbände.<br />

Bei Waldorfschulen steht<br />

die individuelle Förderung jedes<br />

einzelnen Kindes im Vordergrund.<br />

Es gibt typischerweise<br />

keine Schulnoten.<br />

In Montessorischulen soll<br />

jedes Kind in eigenem Tempo<br />

und Rhythmus lernen.<br />

erläutert Vogt. Eltern, die eine für<br />

ihr Kind passende Schule suchen,<br />

sollten laut des VDP-Präsidenten<br />

zunächst nicht nach staatlich oder<br />

privat differenzieren.<br />

Die Leitfragen sollten vielmehr<br />

lauten: Welche Schule ist gut für<br />

mein Kind und wo wird es am besten<br />

gefördert? Dabei spielen individuelle<br />

Bedürfnisse und Fähigkeiten<br />

eine Rolle: Für ein sprachbegabtes<br />

Kind eignet sich etwa eine Schule,<br />

an der zwei oder mehr Fremdsprachen<br />

erlernt werden können. Für<br />

sportbegeisterte Jungen und Mädchen<br />

können etwa Bildungseinrichtungen<br />

die richtige Wahl sein, die<br />

auf Bewegungsunterricht und bestimmte<br />

Sportarten ausgerichtet<br />

Paul Jakob<br />

Portal private-bildung.com<br />

laut Jakob mit darin, dass Lehrer<br />

durch die eher kleineren Klassen<br />

einzelnen Schülern mehr Aufmerksamkeit<br />

widmen können. Ausstattung<br />

und Arbeitsmaterialien sind<br />

nach seinen Worten bei privaten<br />

Trägern häufig moderner, das nebenschulische<br />

Angebot größer. An<br />

Privatschulen hätten Eltern außerdem<br />

oft mehr Möglichkeiten, den<br />

Unterricht mitzugestalten.<br />

Obwohl gesetzlich vorgeschrieben<br />

ist, dass niemand bei der Schulwahl<br />

finanziell benachteiligt werden<br />

darf, empfinden viele Eltern, die anfallenden<br />

Gebühren als nachteilig.<br />

„Ein weiteres Hemmnis kann der<br />

weitere Schulweg sein, denn die für<br />

ein Kind passende Privatschule ist<br />

nicht immer um die Ecke“, sagt Jakob.<br />

Eltern sollten außerdem prüfen,<br />

ob die ausgesuchte Schule den<br />

gewünschten Abschluss anbietet.<br />

Nur Privatschulen, die staatlich<br />

anerkannt sind, dürfen Abschlussprüfungen<br />

durchführen. Schulen mit<br />

dem Status „staatlich genehmigt“<br />

dagegen bereiten ihre Schüler lediglich<br />

auf einen Abschluss vor. Dieser<br />

Unterschied bedeutet: Die entsprechenden<br />

Prüfungen schreiben die<br />

Schüler in diesen Fällen als externe


unternehmen [!]<br />

SPEZIAL<br />

9<br />

Welche Kinder werden angenommen? Weiterführende Privatschulen haben bei den Kriterien freie Wahl.<br />

FOTO: MONKEY BUSINESS IMAGES/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Das<br />

Verfahren<br />

kann juristisch<br />

angegriffen<br />

werden.<br />

Christian Birnbaum<br />

Rechtsanwalt<br />

Prüflinge an einer staatlich anerkannten<br />

Einrichtung.<br />

Während bei privaten Grundschulen<br />

der Wohnort des Schülers<br />

eine Rolle spielt, besteht bei<br />

weiterführenden Privatschulen<br />

Wahlfreiheit. Zumindest in der<br />

Theorie. In der Praxis gibt es<br />

nicht immer einen Platz an der<br />

gewünschten Schule. Jeder private<br />

Träger hat eigene Auswahlverfahren.<br />

Schulleiter können<br />

das Losverfahren nutzen oder<br />

die Plätze nach verschiedenen<br />

Kriterien vergeben. Wie etwa<br />

der Länge des Schulwegs oder<br />

danach, ob ein Geschwisterkind<br />

dieselbe Schule besucht. Auch<br />

ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis<br />

kann als Entscheidungsgrundlage<br />

dienen.<br />

Immer wieder sind Eltern<br />

enttäuscht, wenn sie von der gewünschten<br />

Privatschule eine<br />

Absage erhalten. „Das Auswahlverfahren<br />

kann juristisch angegriffen<br />

werden, je nach Fall<br />

durchaus mit Erfolgschancen“,<br />

sagt Rechtsanwalt Christian<br />

Birnbaum. „Ein rechtliches<br />

Vorgehen kann sich schon deshalb<br />

lohnen, weil bis Schuljahresbeginn<br />

Plätze nachträglich<br />

wieder frei werden können“, so<br />

der Experte für Schulrecht. Bei<br />

der Neuvergabe würden dann<br />

Bewerber bevorzugt, die gegen<br />

die ursprüngliche Ablehnung<br />

Rechtsbehelf eingelegt haben.<br />

Außerdem sei nicht selten festzustellen,<br />

dass die angegebenen<br />

Auswahlkriterien nicht gleichmäßig<br />

angewendet wurden.<br />

„Auch hier besteht juristische<br />

Angriffsfläche.“<br />

Statistiken zeigen: Schüler<br />

von Privatschulen erbringen<br />

nicht unbedingt bessere Leistungen.<br />

Wie bei staatlichen<br />

Schulen, kann auch die Qualität<br />

von Privatschulen erheblich variieren.<br />

Die Entscheidung, welche<br />

Schule am besten passt, ist<br />

eine sehr individuelle, die Eltern<br />

auf alle Fälle auch mit ihrem<br />

Kind besprechen sollten. [!]<br />

<br />

Silke Blumenröder


TITELTHEMA 11<br />

Jedes dritte Produkt<br />

wird verschwinden<br />

Ulrich Medical Eine neue EU-Verordung mischt die Medizintechnikbranche mächtig auf:<br />

Aus 200 Seiten Dokumentation werden 2000, die Kosten wachsen. Familienunternehmer<br />

Christoph Ulrich erklärt im Interview die Folgen, spricht über mögliche Engpässe, Skandale<br />

in der Branche und emotionale Entscheidungen in der eigenen Firma.<br />

Ihr <strong>Unternehmen</strong> ist 100 Jahre alt. Was hat Ihren<br />

Ur-Großvater im Jahr 1919 zum Gründen bewegt?<br />

Damals wurde in Ulm das städtische Krankenhaus<br />

eröffnet. Das benötigte einen guten Chirurgie-Mechaniker,<br />

der die OP-Instrumente herstellen konnte.<br />

Aus diesem Grund ist mein Ur-Großvater von Tuttlingen<br />

nach Ulm gezogen.<br />

Hat die Kooperation die Jahre überdauert?<br />

Auch heute ist die Universität Ulm, die die Klinik<br />

übernommen hat, ein wichtiger Partner für uns. Beispielsweise<br />

testet das Biomechanische Institut unsere<br />

Produkte und mit dem RKU – der orthopädischen<br />

Klinik – arbeiten wir noch heute intensiv vor<br />

allem im Bereich Fortbildung zusammen.<br />

Medizinprodukte sind ein sicherer<br />

Markt. Die Bevölkerung wird älter,<br />

der Markt boomt seit Jahrzehnten.<br />

Läuft das Geschäft von allein?<br />

Ja, der Markt ist da. Es gibt immer<br />

mehr Volkswirtschaften, die einen<br />

Bedarf an Medizinprodukten haben.<br />

Aber gleichzeitig muss diese<br />

Verfügbarkeit auch bezahlt werden. Speziell von<br />

den Krankenkassen – für uns erhöhen deren Vorgaben<br />

den Kostendruck. Die Produkte sollen immer<br />

günstiger werden, allerdings steigen auf der anderen<br />

Seite die Markteintrittsbarrieren.<br />

Was meinen Sie damit?<br />

Mit der Einführung des CE-Zeichens in den 1990er<br />

Jahren, mit dem die Sicherheit von Medizinprodukten<br />

erhöht wurde, mussten <strong>Unternehmen</strong> deutlich<br />

mehr dokumentieren als zuvor. Ähnlich ist es heute<br />

mit der neuen EU-Medizintechnikprodukte-Verordnung<br />

MDR, auch diese bürokratische Hürde<br />

muss bezahlt werden.<br />

Jüngst berichtete die Süddeutsche unter dem Titel<br />

„Plastikschrott entfernt“ über minderwertige Prothesen<br />

eines britischen Herstellers. Was denken Sie,<br />

Man darf nicht<br />

die Branche<br />

wegen der Habgier<br />

eines Einzelnen<br />

verteufeln.<br />

wenn Sie so etwas lesen?<br />

Dass wir als Hersteller eine sehr hohe Verantwortung<br />

haben und die richtigen Materialien auswählen<br />

müssen. Trotzdem finde ich es falsch, die gesamte<br />

Branche wegen der Habgier oder Fehlentscheidung<br />

eines einzelnen Herstellers zu verteufeln. In den allermeisten<br />

Fällen sind die Produkte einwandfrei,<br />

verbessern den Gesundheitszustand und halten<br />

sehr lange.<br />

Durch solche Skandale werden auch die Chirurgen<br />

sensibilisiert. In welcher Form fällt so etwas auf Sie<br />

als Hersteller zurück?<br />

Es gibt immer wieder Irritationen wie diese. Dann<br />

verlangen die Kliniken von uns die<br />

Dokumentation beziehungsweise<br />

Belege, dass wir die fraglichen<br />

Materialien nicht verwenden. Mit<br />

unserer über 100-jährigen Erfahrung<br />

haben wir natürlich einen<br />

Vorteil, auch was das Image betrifft.<br />

Die von uns eingesetzten<br />

Materialien sind erprobt und körperverträglich<br />

– zum Beispiel das<br />

Titan, das wir für die Wirbelsäule<br />

einsetzen. Trotzdem forschen wir an neuen Materialien<br />

und verschiedenen Kunststoffen.<br />

Worauf kommt es dabei an?<br />

Wir wollen keinen Trend verschlafen, aber auch<br />

nicht jeden mitmachen. Daher legen wir Wert auf<br />

seriöse Daten und überstürzen nichts. Meiner Meinung<br />

nach ist die neue Gesetzgebung dahingehend<br />

gut: Anbieter müssen nachweisen, dass die Produkte<br />

funktionieren und verträglich sind. Das ist eigentlich<br />

selbstverständlich.<br />

Das besagte britische <strong>Unternehmen</strong> hat nur einen<br />

dreimonatigen Test an 29 Patienten durchgeführt<br />

und anschließend das CE-Zeichen von einer britischen<br />

Prüfstelle bekommen. Wie kann das sein?<br />

Ich sage mal so: Die genannten Prüfstellen sind privatwirtschaftlich<br />

organisiert. Die Prüfkriterien wer-<br />

Zur Person<br />

Christoph Ulrich<br />

führt seit zehn Jahren<br />

das Ulmer Medizintechnikunternehmen,<br />

dessen alleiniger Inhaber<br />

er ist. Der 46-Jährige<br />

ist verheiratet<br />

und hat mit seiner<br />

Frau zwei Kinder (vier<br />

und sieben Jahre alt).<br />

Nach dem Abitur absolvierte<br />

der gebürtige<br />

Ulmer ein BWL-Studium<br />

an der Dualen<br />

Hochschule in Heidenheim.<br />

Der Ausbildungsbetrieb<br />

war das<br />

väterliche <strong>Unternehmen</strong>.<br />

Es folgten Stationen<br />

in den USA, bei<br />

einem Handelsunternehmen<br />

im Ruhrgebiet<br />

und ein einjähriger<br />

Aufenthalt bei<br />

rund 20 Medizintechnikherstellern<br />

in Tuttlingen.<br />

Zurück in Ulm<br />

stieg er als Produktmanager<br />

ein, leitete<br />

das Marketing, später<br />

den Bereich Wirbelsäulensysteme.<br />

Ulrich<br />

radelt (Rennrad und<br />

Mountainbike). Er liebt<br />

die Berge (Skifahren,<br />

Wandern). Entspannen<br />

kann sich der Jäger<br />

auch auf dem<br />

Hochsitz, indem er einfach<br />

den Wald genießt.<br />

Christoph Ulrich führt das Ulmer Medizintechnik-<strong>Unternehmen</strong> in der vierten Generation.


12<br />

TITELTHEMA<br />

„Die Entwicklung von<br />

Medizintechnikprodukten<br />

kostet schnell eine Million<br />

Euro“, sagt Firmenchef<br />

Christoph Ulrich.<br />

den unterschiedlich ausgelegt. Die<br />

Gesetzgebung in Deutschland ist<br />

eindeutig, aber das ist nicht überall so.<br />

Wie greifen Entwicklung und Prüfung<br />

eines neuen Produktes ineinander?<br />

Die Entwicklung geschieht in Zyklen.<br />

Es gibt Phasen, in denen das Produkt ständig<br />

geprüft wird. Wir haben hier im Werk<br />

eigene Maschinen für die ersten Vortests.<br />

Im Anschluss liefern wir einige Implantate<br />

an ein biomechanisches Institut. Das<br />

ist für uns wichtig, weil die Biomechaniker<br />

dort die Produkte mit neutralem Blick<br />

testen. Mit der bisherigen Gesetzgebung<br />

waren viele dieser Maßnahmen freiwillig,<br />

für uns aber schon immer wichtig.<br />

Wie viel Zeit braucht die Entwicklung eines<br />

neuen Implantats?<br />

Das kommt darauf an, wie viel Erfahrung<br />

wir bereits gesammelt haben beziehungsweise<br />

wie innovativ die eingesetzte<br />

Technik ist. Wir versuchen mit jeder<br />

Neuentwicklung einen weiteren Nutzen<br />

für den Kunden zu generieren.<br />

Wie viel Geld steckt in einer solchen Neuentwicklung?<br />

Die Kosten schießen schnell in die Höhe.<br />

Eine Million Euro ist schnell weg. In Zukunft<br />

kommt zudem der Aufwand für die<br />

verpflichtenden klinischen Studien hinzu.<br />

Die haben wir zwar auch früher gemacht, allerdings<br />

konnten die Daten mehrere Jahre<br />

lang genutzt werden. Jetzt benötigen wir jährliche<br />

Studien. Dies gilt für unsere Implantate<br />

ebenso wie für die Kontrastmittelinjektoren.<br />

Noch etwas teurer wird es nun im Bereich Wirbelsäulen.<br />

Woran liegt das?<br />

Hierfür muss laut Gesetz nun ein Register erstellt<br />

werden, das alle Operationen und die<br />

verbauten Implantate sowie Reklamationsquoten<br />

und ähnliches erfasst. Daran arbeiten<br />

wir gerade mit dem Bundesverband Medizintechnologie<br />

und der Deutschen Gesellschaft<br />

für Wirbelsäulenchirurgie. Die Daten aus<br />

dem Register werden jährlich ausgewertet,<br />

um so für mehr Transparenz zu sorgen. Da<br />

zumindest ist Positives aus den Skandalen<br />

entstanden. Die Auswertungen sollen<br />

auch den Patienten zur Verfügung stehen.<br />

Wie wirkt sich die neue EU-Verordnung<br />

MDR auf Ihr <strong>Unternehmen</strong> aus?<br />

Wir haben 20 000 Artikel im Sortiment.<br />

Für jeden Einzelnen müssen<br />

wir nun klinische Studien vorlegen.<br />

Das setzt uns und unsere Wettbewerber<br />

unter Druck.


TITELTHEMA 13<br />

Es gibt schon warnende Stimmen, dass es im<br />

nächsten Jahr zu einem Versorgungsengpass bei<br />

vielen Medizinprodukten kommen könnte.<br />

Davon gehe ich nicht aus. Kein Krankenhaus hängt<br />

allein von einem Anbieter ab. Allerdings werden die<br />

Hersteller ihre Produktportfolios verkleinern. Ich<br />

schätze, dass etwa jedes dritte Produkt vom Markt<br />

verschwinden wird.<br />

Was ist der Grund dafür?<br />

Weil die technische und klinische Dokumentation<br />

zu teuer oder personell nicht leistbar sein wird. Das<br />

ist auch bei uns so. Wir haben bereits erfolgreiche<br />

Produkte eingestellt, weil deren Markt nicht groß<br />

genug ist und es sich nicht rentiert, in diese zu investieren.<br />

Was erwarten Sie noch als Folge der neuen EU-Verordnung?<br />

Es werden sich auch ausländische Firmen aus Europa<br />

zurückziehen, denen der Aufwand zu hoch ist<br />

oder weil sie die vorgeschriebene Qualität nicht erreichen.<br />

Einige sehr günstige Hersteller aus Asien<br />

haben Europa schon den Rücken gekehrt. Für die<br />

Patientensicherheit ist dies ein Vorteil.<br />

Wo lauern Fallstricke für die Umsetzung der MDR?<br />

Der größte Engpass sind die Prüfstellen. Bisher sind<br />

erst zwei Stellen – eine britische und der TÜV Süd<br />

– zertifiziert nach der neuen EU-Verordnung zu prüfen.<br />

Bisher gab es 84 Prüfstellen. Kommt es zum<br />

harten Brexit fällt eine der beiden bereits weg. Da<br />

Die neue EU-Verordnung<br />

MDR birgt Fallstricke, doch<br />

Christoph Ulrich ist<br />

zuversichtlich.<br />

Kraftort<br />

USM steht für zeitloses Design, zurückhaltend aber ausdrucksstark. Die Einfachheit<br />

lässt gestalterische Freiheit, die Reduktion schafft Raum für echte Klasse.<br />

www.fey-ulm.de


Die neuen EU-Vorgaben zur<br />

Dokumentation verteuern<br />

Medizinprodukte. „Als<br />

Komplettanbieter müssen<br />

wir unsere Händler auch<br />

mit Nischenprodukten<br />

versorgen“, erläutert Christoph<br />

Ulrich. „Das drückt<br />

auf die Marge.“<br />

stellt sich die Frage, wie der TÜV Süd alle 200 000<br />

Medizinprodukte in Deutschland innerhalb von<br />

zehn Monaten prüfen soll.<br />

Wie soll das funktionieren?<br />

Es müssen entweder schnell mehr Stellen kommen<br />

oder die Übergangsfrist muss verändert werden.<br />

Bislang ist noch kein einziges Produkt geprüft. Das<br />

ist eine tickende Zeitbombe. Leider<br />

war die Politik bei diesem<br />

Thema ein bisschen zu langsam.<br />

Und was passiert mit kleinen,<br />

wichtigen Produkten, die von der<br />

Rentabilität her nicht attraktiv<br />

sind?<br />

Natürlich gibt es Nischenprodukte,<br />

die wir weiterhin anbieten müssen,<br />

um unsere Händler als Komplettanbieter zu<br />

versorgen. Diese Investitionen zehren stark an der<br />

Marge. Egal wie oft das Produkt zum Einsatz kommt,<br />

Software, Maschinen, etc. müssen validiert werden.<br />

Deshalb haben wir den Druck zu wachsen.<br />

Die hohen<br />

Standards in<br />

Europa erleichtern<br />

die Zulassung in<br />

anderen Ländern.<br />

Aber Ulrich Medical scheint es gut zu gehen.<br />

Ja, uns geht es gut, weil wir wachsen. Die hohen<br />

Standards in Europa erleichtern die Produktzulassung<br />

in anderen Ländern. Das dauert zwar teilweise<br />

lang – in China vier bis fünf Jahre – aber mit den<br />

USA und Kanada etwa, gibt es nun Anerkennungsabkommen,<br />

die uns helfen in diesen internationalen<br />

Märkten zu wachsen.<br />

Wo kam das Wachstum bisher her?<br />

Im Bereich Wirbelsäule waren es<br />

vorwiegend Asien und Südamerika.<br />

Aber dort werden sich die<br />

Märkte durch die Billiganbieter<br />

verändern. Unser Fokus liegt nun<br />

auf Europa und den USA. Im Bereich<br />

der Kontrastmittelinjektoren<br />

setzen wir auf den weiteren<br />

Ausbau der Internationalisierung. Hier sind wir<br />

weltweit bereits in über 60 Ländern erfolgreich.<br />

Inwiefern verändern sich die Märkte?<br />

In Taiwan, China und Korea sitzen große Hersteller,<br />

die europäische Produkte zunächst kopiert und


TITELTHEMA 15<br />

dann deutlich günstiger angeboten haben. Die Produkte<br />

sind das eine, Schulungen für Ärzte und medizinisches<br />

Personal das andere. Ulrich Medical<br />

bietet jährlich mehr als 100 Veranstaltungen an. Das<br />

gibt es bei den günstigen Anbietern nicht. Dementsprechend<br />

erfüllen diese auch nicht die MDR-Qualitätskriterien.<br />

Das ist ein weiterer Grund, warum<br />

sich diese vom europäischen Markt zurückziehen.<br />

Werden die Produkte in Europa teurer?<br />

Pro Wirbelsäulen-OP bekommt ein Arzt nur einen<br />

bestimmten Satz von der Krankenkasse vergütet.<br />

Dann darf eine Prothese beispielsweise nicht mehr<br />

als 800 Euro kosten, denn sonst kann der Arzt sie<br />

nicht einsetzen. Die zusätzlichen Kosten, die durch<br />

die Gesetzesänderung entstehen, treffen zunächst<br />

die Marge der Hersteller. Eine technische Dokumentation,<br />

die früher 200 Seiten umfasst hat, wird<br />

künftig an die 2000 Seiten umfassen. Daher müssen<br />

wir weiter wachsen.<br />

Wie groß muss ein Medizinproduktehersteller sein,<br />

um das stemmen zu können?<br />

Es gibt nur noch 80 <strong>Unternehmen</strong> in der Branche,<br />

die mehr als 200 Mitarbeiter haben. Davon sind sicher<br />

nicht einmal fünf Familienunternehmen wie<br />

wir. Der Markt wird sich weiter konsolidieren. Es<br />

muss uns also jetzt gelingen, unsere Prozesse so<br />

auszurichten, dass wir trotz der Veränderungen<br />

rentabel wirtschaften können.<br />

Was heißt das konkret?<br />

Wir wollen weiterhin am Standort Ulm produzieren.<br />

Natürlich haben wir hier eine andere Kostenstruktur,<br />

als wenn wir ins Ausland gehen würden,<br />

schon allein im Hinblick auf Gehälter. Deshalb müssen<br />

wir unsere Prozesse optimieren, jede Sekunde<br />

aus den Maschinen rausholen und die Vorteile der<br />

Digitalisierung nutzen.<br />

Wie gehen Sie vor?<br />

Wir setzen dieses Jahr eine Million Euro ein, um<br />

interne Prozesse zu digitalisieren. Ich strebe das papierlose<br />

<strong>Unternehmen</strong> an. Zudem wollen wir auch<br />

die Anwender, also beispielsweise Ärzte im Bereich<br />

Wirbelsäule oder MTRA im Bereich der Kontrastmittelinjektoren<br />

unterstützen.<br />

Wo setzen Sie da an?<br />

Im Bereich Wirbelsäule beispielsweise, müssen<br />

Ärzte alles dokumentieren. Das Produkt muss vom<br />

Rohstoff bis zum Einsatz nachverfolgbar sein. Aktuell<br />

passiert das per LOT-Nummer, die von den meisten<br />

Medizinern immer noch per Hand in die Patientenakte<br />

eingetragen wird. In Zeiten von Ärztemangel<br />

möchten wir den Medizinern diese administrativen<br />

Tätigkeiten abnehmen. Deshalb arbeiten wir derzeit<br />

an einem Pilotprojekt, das auf der RFID-Technologie<br />

basiert.<br />

„Deshalb müssen wir<br />

unsere Prozesse optimieren,<br />

jede Sekunde aus den<br />

Maschinen rausholen und<br />

die Vorteile der Digitalisierung<br />

nutzen.“


16<br />

TITELTHEMA<br />

Implantate und Kontrastmittelinjektoren für Patienten in mehr als 50 Ländern<br />

Der Stammsitz von Ulrich Medical im Ulmer Norden. Dort entstehen auch Wirbelsäulenimplantate.<br />

Viele Menschen profitieren von den Produkten<br />

des Ulmer Medizintechnikunternehmens,<br />

ohne dass sie es wissen. Mehr als die<br />

Hälfte des Umsatzes erwirtschaftet Ulrich<br />

Medical mit Kontrastmittelinjektoren, die<br />

bei Untersuchungen mit Computertomographie<br />

(CT) und Magnetresonanz (MRT) zum<br />

Einsatz kommen. Die Ulrich GmbH & Co. KG<br />

ist zudem Spezialist für Blutsperregeräte<br />

und Wirbelsäulen-Implantate.<br />

Die Wurzeln des <strong>Unternehmen</strong>s liegen in<br />

der Herstellung chirurgischer Instrumente,<br />

die das <strong>Unternehmen</strong> aber mittlerweile aufgegeben<br />

hat. So stößt der geschäftsführende<br />

Gesellschafter Christoph Ulrich, der das<br />

Familienunternehmen gemeinsam mit Geschäftfsührer<br />

Klaus Kiesel führt, mitunter in<br />

Büros von Chefärzten im Bücherregal auf<br />

alte Produkte, wie einen Magen-Darm-Nähapparat<br />

aus dem Jahr 1934.<br />

Das <strong>Unternehmen</strong> wächst seit Jahren stetig,<br />

im ersten Halbjahr um 10 Prozent. Der<br />

Umsatz soll <strong>2019</strong> die Schwelle von 100 Millionen<br />

Euro erreichen. Der Auslandsanteil beträgt<br />

70 Prozent.<br />

Ulrich Medical beschäftigt weltweit rund<br />

500 Mitarbeiter, davon 340 am Firmensitz in<br />

Ulm. Niederlassungen gibt es unter anderem<br />

in Frankreich, den USA und China.<br />

Wir bringen<br />

auf unseren<br />

Implantaten<br />

RFID-Chips<br />

an.<br />

Also Datenübertragung im Ultrahochfrequenzbereich…<br />

Wir bringen einen Chip auf den Implantaten an,<br />

welcher im besten Fall automatisch gescannt wird<br />

und somit ein eindeutig identifizierbarer Barcode in<br />

die Patientenakte übertragen wird. Langfristig soll<br />

zudem ein automatischer Bestellprozess eingeleitet<br />

werden. Dafür ist es allerdings nötig, dass Patientenakte,<br />

Krankenhausverwaltungssystem und unser<br />

ERP-System miteinander verknüpft sind.<br />

Kollidieren solche Pläne nicht mit der Datenschutzgrundverordnung?<br />

Die verlangsamt die Entwicklung ein bisschen. Für<br />

uns als Familienunternehmen war es aber immer<br />

ein Vorteil, schneller als die Konzerne agieren zu<br />

können. Deshalb müssen wir auch hier einen Weg<br />

finden, schneller zu sein.<br />

Wie sehen die Digitalisierungsprojekte im <strong>Unternehmen</strong><br />

aus?<br />

Ein großes Thema ist die Datentransparenz, aber<br />

auch viele Abläufe werden digitalisiert. Zum Beispiel<br />

nutzen wir, wo es geht und erlaubt ist, digitale<br />

Schnittstellen zum Dokumentenmanagement anstatt<br />

wie früher Faxe zu verschicken. Natürlich muss<br />

auch dieses System den Behörden gegenüber validiert<br />

werden. Daran arbeiten wir, auch wenn es länger<br />

dauert als in anderen Branchen.<br />

Wie viele ihrer Mitarbeiter dokumentieren und validieren?<br />

Von 60 Mitarbeitern, die wir vergangenes Jahr neu<br />

eingestellt haben, sind 50 in der Regulation, im Qualitätsmanagement<br />

und der Qualitätssicherung tätig.<br />

Und das sind auch jetzt noch genau die Mitarbeiter,<br />

die wir suchen: IT-Spezialisten, die uns mit der Digitalisierung<br />

helfen und QM/QS-Manager, die uns<br />

bei der Dokumentation unterstützen. Das ist gar<br />

nicht so einfach, weil in der Region Ulm Vollbeschäftigung<br />

herrscht.<br />

Was hat sich im Vergleich zu vor zehn Jahren beim<br />

Thema Personal geändert?<br />

Damals hatten wir hauptsächlich Ingenieure bei uns<br />

im Haus. Heute sind die Teams interdisziplinär aufgestellt,<br />

mit Biologen, Chemikern und Klinikern. So<br />

können wir direkt mit den Experten bei den Behörden<br />

diskutieren, nachweisen, dass die Produkte sauber<br />

verpackt sind, gereinigt werden und so weiter.


TITELTHEMA 17<br />

Wo sind Ansatzpunkte für Produktinnovationen?<br />

Natürlich hofft man immer auf den ganz großen<br />

Wurf. Wir haben viele Patente und für beide Bereiche<br />

ein Team aus über 50 Ärzten und Anwendern,<br />

die uns beraten. Aber klar ist, dass neue Produkte in<br />

Zukunft nur sehr teuer auf den Markt zu bringen<br />

sind. Das heißt für uns: Wenn wir es wagen, müssen<br />

diese sehr innovativ sein und es muss auch eine<br />

breite Nachfrage vorhanden sein.<br />

Was heißt das für den Alltag?<br />

Wir konzentrieren uns viel mehr auf die kleinen Innovationen<br />

und Verbesserungen. Das hat auch mit<br />

der Machtverlagerung weg von den Ärzten hin zur<br />

Verwaltung zu tun. Die Patientensicherheit steht<br />

ganz oben, keine Frage. Aber auch der wirtschaftliche<br />

Nutzen spielt eine stärkere Rolle.<br />

Was war bislang Ihre schwierigste Entscheidung?<br />

Ulrich Medical ist mit chirurgischen Instrumenten<br />

für Medizin groß geworden. Mein Vater hing sehr<br />

daran. Ich habe dann vor zehn Jahren die Geschäftsführung<br />

übernommen und musste entscheiden, wie<br />

wir das <strong>Unternehmen</strong> möglichst solide für die Zukunft<br />

aufstellen. Schnell war klar, dass die Wirbelsäulenchirurgie<br />

und die Radiologie die vielversprechendsten<br />

Wachstumsmärkte sind. Also beschloss<br />

ich, dass wir uns darauf konzentrieren.<br />

Was bedeutete das fürs <strong>Unternehmen</strong>?<br />

Wir haben den Bereich chirurgische Instrumente<br />

verkauft. Das war sehr emotional, auch für viele<br />

langjährige Mitarbeiter, die uns teilweise seit 25<br />

oder gar 40 Jahren treu sind. Doch es war gleichzeitig<br />

auch der Schritt, der uns jetzt die notwendige<br />

Freiheit gibt.<br />

Christoph Ulrich: „Die<br />

Entscheidung, sich von<br />

den Wurzeln des <strong>Unternehmen</strong>s,<br />

der Herstellung<br />

chirurgischer Instrumente<br />

zu trennen, war sehr<br />

emotional.“<br />

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Positionsprofils bis zum erfolgreichen Abschluss<br />

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18<br />

TITELTHEMA<br />

Christoph Ulrich, geschäftsführender<br />

Gesellschafter des<br />

gleichnamigen Medizintechnikunternehmens,<br />

im<br />

Gespräch mit Alexander<br />

Bögelein, Redaktionsleiter<br />

des Magazins <strong>Unternehmen</strong><br />

[!].<br />

Das Interview führte<br />

Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter<br />

<strong>Unternehmen</strong> [!]<br />

Dokumentation:<br />

Ronja Gysin<br />

Fotos:<br />

Marc Hörger<br />

War es auch in der Familie ein Thema?<br />

Natürlich, mein Vater und mein Großvater haben<br />

selbst viele Instrumente entwickelt und den Bereich<br />

vorangetrieben. Sich einzugestehen, dass wir<br />

mit dieser Sparte nicht mehr wachsen können und<br />

keine Zukunft mit ihr haben, war hochemotional.<br />

Die Konkurrenz ist sehr groß und viele Firmen stellen<br />

kostengünstig im Ausland her. Zudem war der<br />

Rahmen für Innovationen ausgeschöpft.<br />

Wie schwer ist es, Innovationen in Ihrem zweiten<br />

Produktbereich umzusetzen, der Radiologie?<br />

Wir sind hier auf Kontrastmittelinjektoren<br />

für Computertomographie<br />

und Kernspintomographie<br />

spezialisiert. Dort streben wir die<br />

Markführerschaft in Deutschland<br />

und Europa an. Innovationsträchtig<br />

sind hier vor allem das Handling<br />

und die zugehörige Software.<br />

Was heißt das konkret?<br />

Auch hier ist es das Ziel effizient zu arbeiten, also<br />

möglichst viele Patienten pro Tag zu untersuchen.<br />

Hinzu kommt der Wunsch nach Vernetzung von<br />

Scanner und Injektor sowie dem automatischen<br />

Transfer aller Untersuchungsdaten in das Krankenhausinformationssystem<br />

beziehungsweise in die<br />

Patientenakte. Das Arzneimittel selbst stellen wir<br />

nicht her. Aber unsere Software koordiniert die Injektion.<br />

Diese Daten müssen aufwändig manuell<br />

geschrieben und von einem ins andere Datensystem<br />

übertragen werden. Das heißt, es gibt viele Schnittstellen<br />

und Brüche, die wir künftig clever vernetzen<br />

werden.<br />

Meine Mutter<br />

litt lange an<br />

Rückenschmerzen,<br />

bis sie ein<br />

Implantat bekam.<br />

Welche Produkte würden Sie gern auf den Markt<br />

bringen?<br />

Ich kann Ihnen kein konkretes Produkt nennen. Ich<br />

möchte ständig im Dialog mit den Medizinern und<br />

Anwendern bleiben. Nur so können wir herausfinden,<br />

welche Fragestellungen ungelöst sind und an<br />

welchen Stellen unsere Ingenieure noch mehr optimieren<br />

können.<br />

Das hört sich etwas nach Marketing-Sprech an?<br />

Ist es aber nicht. Ich erkläre es gern anhand meiner<br />

persönlichen Erfahrung aus dem Bereich Wirbelsäule:<br />

Mit 16 Jahren habe ich ein<br />

Praktikum im Krankenhaus gemacht.<br />

Mein Vater wollte, dass ich<br />

mir anschaue, wie unsere Implantate<br />

eingesetzt werden. Da stand<br />

ich sechs Stunden lang als Zuschauer<br />

bei der Skoliose-OP einer<br />

11-Jährigen. Mir tat selbst der Rücken<br />

weh und es hat mich beeindruckt,<br />

dass Ärzte so lange am<br />

Stück so konzentriert arbeiten müssen.<br />

Was haben Sie sich mitgenommen?<br />

Nach der OP nahm mich der Arzt mit auf Station,<br />

um mir zu zeigen, wofür er das macht. Dort saß ein<br />

anderes Mädchen, vielleicht ein paar Jahre jünger.<br />

Sie saß aufrecht und sagte: „Danke, Herr Doktor,<br />

jetzt bin ich endlich ein richtiges Mädchen.“ Das hat<br />

mich gerührt. Die Medizintechnik ist eine so sinnvolle<br />

Branche, in der die Produkte Menschen so viel<br />

Leid nehmen können. Auch meine Mutter litt lang<br />

unter Rückenschmerzen und hat schließlich ein Implantat<br />

von uns bekommen. Seither geht es ihr gut.<br />

Das macht mich stolz.


RESSORT 19<br />

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20<br />

MACHEN unternehmen [!]<br />

Kultmarke auf Ketten<br />

für die Skipisten der Welt<br />

Kässbohrer Geländefahrzeug Pistenbullys sind in den Alpen und der Antarktis unterwegs.<br />

Der Hersteller aus Laupheim plant aber auch für eine Zukunft mit weniger Schnee.<br />

Mystisch schöne Atmosphäre in<br />

den Allgäuer Alpen: Wie hier am<br />

Fellhorn richten die Raupenfahrer<br />

mit 510 PS die Pisten, oft von<br />

16 Uhr bis nach Mitternacht.<br />

Foto: Lars Schwerdtfeger<br />

„Wir wollen mit dem Powerbully weiter wachsen“<br />

Wie stellt sich die Kässbohrer Geländefahrzeug<br />

AG für eine Zukunft auf,<br />

in der Schnee Mangelware sein wird?<br />

Jens Rottmair, Vorstandschef: Der Klimawandel<br />

und seine Konsequenzen sind ein<br />

Thema. Ich bin im Umweltbeirat des Deutschen<br />

Skiverbandes (DSV) und kenne<br />

die entsprechenden Studien. Eine Wintersaison<br />

mit wenig Schnee wirkt<br />

sich bei uns unmittelbar auf die<br />

Ergebnisse im nächsten Geschäftsjahr<br />

aus.<br />

Auch im vergangenen<br />

Geschäftsjahr?<br />

2018/<strong>2019</strong> war es zum<br />

Glück anders. Wir haben<br />

weltweit um die 600 Fahrzeuge<br />

verkauft. Daneben gibt<br />

es bereits seit 1991 den Bereich<br />

Strandreinigungsgeräte; auch hier<br />

sind wir weltweiter Marktführer. Durch eine<br />

erfolgreiche Akquisition im Jahr 2017 werden<br />

wir diesen Bereich weiter ausbauen.<br />

Wie sieht es mit Müllvermeidung im<br />

<strong>Unternehmen</strong> aus?<br />

Wir haben uns das Ziel gesetzt, den Plastikmüll<br />

um 50 Prozent zu reduzieren.<br />

Wo sehen Sie Wachstumschancen?<br />

Im sogenannten Utility Markt. Wir wollen im<br />

Bereich Powerbully weiter wachsen. Vor allem<br />

in Russland und in den USA gibt es eine<br />

starke Nachfrage nach All-Terrain-Fahrzeugen.<br />

Sie werden unter anderem bei Reparaturen<br />

nach größeren Schäden eingesetzt<br />

oder bei der Verlegung von Pipelines.<br />

Ein Höhepunkt im Jubiläumsjahr<br />

„50 Jahre<br />

Pistenbully“ ist die Inbetriebnahme<br />

des<br />

neuen Logistikzentrums.<br />

Was war der<br />

Hintergrund? Der Hintergrund<br />

war der Platzmangel.<br />

Dass jetzt modernste Automatisierungssysteme<br />

zum<br />

Einsatz kommen ist selbstverständlich<br />

und steigert die Effizienz. Wir verkaufen<br />

deutlich mehr Ersatzteile da die Fahrzeuge<br />

meist länger im Einsatz sind als in der Vergangenheit<br />

und die Betriebsstunden steigen.<br />

Wie schwer macht es Ihnen die Vollbeschäftigung<br />

in der Region, die nötigen<br />

Fachkräfte zu gewinnen?<br />

Die Bindung an das <strong>Unternehmen</strong> ist hoch<br />

und die Fluktuation mit 0,5 Prozent äußerst<br />

gering. Vakante Stellen können wir meist<br />

zeitnah wieder besetzen. Dennoch werden<br />

wir unsere Ausbildungsrate von derzeit fünf<br />

Auszubildenden pro Jahr verdoppeln und<br />

sind gerade dabei ein zukunftsorientiertes<br />

Ausbildungszentrum zu bauen.<br />

Mit ihrem Projekt Snow-Sat haben Sie<br />

aus der Schneetiefenmessung ein<br />

Pisten- und Flottenmanagementsystem<br />

für die Betreiber entwickelt.<br />

Wann fahren die Pistenbullys autonom?<br />

Autonom fahrende Pistengeräte sind noch<br />

kein Thema. Dafür sind die Voraussetzungen<br />

zu komplex. Gemeinsam mit unserer<br />

französischen Tochtergesellschaft Snow-<br />

Sat werden wir auch am Standort in Laupheim<br />

selbst programmieren und den Kunden<br />

innovative Assistenz- und Optimierungssysteme<br />

anbieten. Dadurch wird die<br />

Nachfrage nach Schulungen weiter steigen.<br />

Bereits jetzt sind 5 Trainer unserer ProAcademy<br />

weltweit unterwegs um die Fahrer in<br />

puncto Wirtschaftlichkeit und Effizienz zu<br />

schulen. Für den Einstieg bieten wir das<br />

auch online an.<br />

Sigrid Balke


unternehmen [!]<br />

RESSORT<br />

MACHEN<br />

21<br />

Mit Blick auf die Berglandschaft<br />

der Südtiroler<br />

Dolomiten<br />

in Italien kam<br />

Karl Kässbohrer die Idee zum<br />

Pistenbully. Vor 50 Jahren ließ<br />

der Ulmer Unternehmer eine<br />

Pistenraupe fertigen. Seither<br />

sind 22 000 Fahrzeuge weltweit<br />

ausgeliefert worden. Mit ihren<br />

Pistenraupen ist die Kässbohrer<br />

Geländefahrzeug AG Weltmarktführer,<br />

der Name Pistenbully<br />

hat sich zu einer weltbekannten<br />

Marke und zum Gattungsbegriff<br />

entwickelt.<br />

Weltweit bereiten Pistenraupenfahrer<br />

nach der letzten Bergfahrt<br />

der Lifte auf ihren Einsatz<br />

vor und schaffen so die Basis für<br />

uneingeschränktes Skivergnügen<br />

am nächsten Tag. Bis nach<br />

Mitternacht sind die Pistenbullys<br />

im Gelände unterwegs, planieren<br />

und modellieren die Pisten<br />

und Loipen. Zu Beginn der<br />

Saison sind sie unentbehrlich<br />

beim Anlegen von Funparks und<br />

Halfpipes.<br />

„Dabei ist Schnee nicht gleich<br />

Schnee“ weiß „Mr. Pistenbully“,<br />

Erwin Wieland, ein Mann der<br />

ersten Stunde. „Für das beste Ergebnis<br />

ist es<br />

entscheidend,<br />

wie der Fahrer<br />

die technischen<br />

Möglichkeiten<br />

des Pistenbully<br />

nutzt“.<br />

Wieland war<br />

noch in der<br />

Lehre, als Karl<br />

Kässbohrer<br />

Entscheidend<br />

ist, wie Fahrer<br />

die technischen<br />

Möglichkeiten des<br />

Pistenbully nutzen.<br />

Erwin Wieland<br />

Mann der „ersten Stunde“<br />

nach einem<br />

Skiurlaub auf<br />

der Seiser Alm seine Idee in die<br />

Tat umsetzte. Die Produktion<br />

des „PB 145“, dem ersten serienreifen<br />

Modell, wurde in den Bereich<br />

Sonderfahrzeuge ausgelagert.<br />

Unter der Führung von Erwin<br />

Wieland – unterstützt von<br />

Konstrukteur Walter Haug –<br />

startete die Erfolgsgeschichte<br />

des Pistenbully bei den Kässbohrer<br />

Fahrzeugwerken. 1994<br />

folgte die Auslagerung mit Pistenbully<br />

und Beach-Tech, in das<br />

eigenständige<br />

<strong>Unternehmen</strong><br />

Kässbohrer<br />

Geländefahrzeug<br />

GmbH.<br />

Nach der<br />

Übernahme<br />

des Ulmer Traditionsunternehmens<br />

Kässbohrer<br />

durch<br />

Daimler Benz<br />

im Jahr darauf,<br />

stand dieser Bereich zum Verkauf.<br />

<strong>Unternehmen</strong> wie der kanadische<br />

Flugzeug- und Schienenfahrzeughersteller<br />

Bombardier<br />

kamen mit Kaufabsichten<br />

in die Donaustadt. Zu dieser Zeit<br />

fertigten rund 200 Mitarbeiter<br />

am Standort Magirusstraße in<br />

der Ulmer Weststadt 300 Fahrzeuge<br />

pro Jahr. Der Sepezialfahrzeughersteller<br />

war seit der<br />

Winterolympiade in Sapporo<br />

1972 auch international auf dem<br />

Weg zum Weltmarktführer.<br />

„Das wäre Verrat gewesen“<br />

In einen großen Konzern integriert<br />

zu werden war für Erwin<br />

Wieland undenkbar, „das wäre<br />

ein Verrat an meiner Mannschaft<br />

gewesen.“ Das Führungsteam<br />

hielt zusammen, investierte<br />

Privatkapital und fand mit<br />

Friedrich Graf von der Groeben<br />

von der Frankfurter Beteiligungsberatungs<br />

GmbH Schroders<br />

& Partner einen finanzstarken<br />

Investor. Mit einem fremdinanzierten<br />

Management Buyout<br />

übernahm Groeben das<br />

familiär geführte <strong>Unternehmen</strong>,<br />

das er anschließend an die Bör-<br />

www.fgi.de<br />

Braucht Ihr Gewerbe-Objekt<br />

auf absehbare Zeit eine neue Nutzung?<br />

Wir sind als erfahrene Immobilien-Spezialisten Ihr richtiger Partner.<br />

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22<br />

MACHEN unternehmen [!]<br />

se brachte. Heute gehört Kässbohrer<br />

Geländefahrzeug dem Unternehmer<br />

Ludwig Merckle. Er stockte die<br />

Anteile weiter auf und fand die<br />

Kleinaktionäre 2015 ab. Diese erhielten<br />

eine Barabfindung von 55,13 Euro<br />

pro Aktie, was einem <strong>Unternehmen</strong>swert<br />

von 276 Millionen Euro<br />

entsprach. Wenig später nahm er das<br />

<strong>Unternehmen</strong> von der Börse.<br />

Eine<br />

emissionsfreie<br />

E-Pistenraupe<br />

und eine neue<br />

Logistikhalle.<br />

FOTOS: KÄSSBOHRER, ANDRIANO.CZ/SHUTTERSTOCK.COM, LARS SCHWERDFEGER<br />

Evolution einer Pistenraupe, von oben nach unten: Der allerste Pistenbully, eines der Nachfolgermodelle<br />

und der elektrische PB 100 E, dessen Batterie in fünf Stunden zu 75 Prozent geladen ist.<br />

Wechselvolle Geschichte<br />

Die Kässbohrer Fahrzeugwerke<br />

wurden 1893 gegründet.<br />

Nach wirtschaftlichen<br />

Schwierigkeiten wurde das<br />

profitable Geschäft mit Pistenbullys<br />

in Form eines Management-Buy-Outs<br />

herausgelöst<br />

und verkauft. Es folgt<br />

der Gang an die Börse. Die<br />

Muttergesellschaft wurde<br />

1995 zerschlagen. Der Daimler-Konzern<br />

übernahm die<br />

Marke Setra und schmiedete<br />

daraus mit seinem Busgeschäft<br />

einen der führenden<br />

Hersteller: Evobus.<br />

Die Pistenbully-Produktion<br />

zog erst nach Senden (Kreis<br />

Neu-Ulm), aufgrund des starken<br />

Wachstums baute das<br />

<strong>Unternehmen</strong> 2002 neu in<br />

Laupheim. Zu diesem Zeitpunkt<br />

hatten sich der verstorbene<br />

Ulmer Unternehmer<br />

Adolf Merckle und Freunde die<br />

Mehrheit der Aktien gesichert.<br />

Mit einem weiteren Großaktionär,<br />

der Kreissparkasse Biberach,<br />

kam es zum Streit. Merckle<br />

gewann vor Gericht und<br />

übernahm das <strong>Unternehmen</strong><br />

komplett und wenig später<br />

von der Börse. Aufsichsratschef<br />

ist seit Jahren sein Sohn<br />

Ludwig. <br />

amb<br />

Als Aufsichtsratsvorsitzender<br />

hält er sich im Hintergrund. Fürs<br />

operative Geschäft sind Vorstandssprecher<br />

Jens Rottmair und Finanzchef<br />

Alexander Schöllhorn zuständig.<br />

Rottmair ist seit 14 Jahren dabei<br />

und hält das <strong>Unternehmen</strong> auf Erfolgskurs.<br />

Für beide ist das Jahr <strong>2019</strong><br />

nicht nur wegen des Jubiläums ein<br />

besonderes: Im Oktober wird das<br />

neue Logistikzentrum eröffnet. Auf<br />

der Branchenmesse in Innsbruck<br />

präsentierte das Laupheimer <strong>Unternehmen</strong><br />

mit der Praxisstudie Pistenbully<br />

100 E, die erste vollständig<br />

elektrisch angetriebene Pistenraupe.<br />

Die 126-Kilowattstunden-Batterie<br />

soll eine Einsatzzeit von bis zu<br />

drei Stunden ermöglichen. Damit<br />

baut Pistenbully seine Stellung als<br />

Weltmarktführer aus. Zuletzt erwirtschaftete<br />

das <strong>Unternehmen</strong> mit 610<br />

Mitarbeitern, davon <strong>41</strong>0 in Laupheim,<br />

einen Jahresumsatz von mehr<br />

als 250 Millionen Euro.<br />

Vorreiter in Sachen Innovation<br />

waren die Laupheimer schon immer.<br />

Ansonsten hätte sich das <strong>Unternehmen</strong><br />

auch nicht durchgesetzt. Der<br />

frühzeitige Wechsel vom Benzin<br />

zum Dieselmotor in Verbindung mit<br />

einem hydrostatischen Antriebssystem<br />

war ein technologisches Alleinstellungsmerkmal<br />

in einer Branche,<br />

in der zu jener Zeit noch mehr als<br />

20 Hersteller am Markt waren. Heute<br />

teilt sich Kässbohrer Geländefahrzeug<br />

das Geschäft mit der Südtiroler<br />

Prinroth AG. Hauptabsatzmärkte<br />

sind Deutschland, Schweiz, Österreich,<br />

Italien, Frankreich und<br />

Skandinavien sowie die USA, Japan<br />

und China. 140 Pistenbullys sind bei<br />

Forschungsstationen in der Antarktis<br />

im Einsatz.[!] Sigrid Balke


unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 23<br />

Auszeichnung<br />

fürs Spieleland<br />

Preis Zum fünften Mal in Folge<br />

wurde das Ravensburger Spieleland<br />

zum familienfreundlichsten<br />

Themenpark Deutschlands<br />

gewählt. Die Befragung wurde<br />

durchgeführt von der Service-Value<br />

GmbH in Kooperation<br />

mit der „Welt am Sonntag“.<br />

Das Ravensburger Spieleland in<br />

Liebenau ist Teil der Ravensburger<br />

AG, die 2018 einen Umsatz<br />

von 491,5 Millionen Euro aufweisen<br />

konnte. Der 1998 eröffnete<br />

Park verzeichnet jährlich<br />

rund 400 000 Besucher. [!]<br />

Angst vor<br />

Einsparungen<br />

Hochschule Die Duale Hochschule<br />

Baden-Württemberg<br />

(DHBW) befürchtet durch den<br />

neuen Hochschulfinanzierungsvertrag<br />

Einsparungen. Dabei<br />

seien ab 2021 zusätzliche Mittel<br />

notwendig, so DHBW-Präsident<br />

Professor Arnold van Zyl.<br />

Die DHBW ist die erste staatliche<br />

praxisintegrierende Hochschule<br />

in Deutschland. Sie wurde<br />

am 1. März 2009 gegründet.<br />

Mit zwölf Standorten und 35 000<br />

Studenten ist sie die größte<br />

Hochschule im Land. [!]<br />

Carthago<br />

investiert<br />

Rolls-Royce ändert seine Markenarchitektur. Das verändert auch<br />

den Auftritt des Bereichs Power Systems mit der Kernmarke MTU.<br />

Rolls-Royce Power Systems AG/©suphaporn - stock.adobe.com<br />

MTU heißt künftig Rolls-<br />

Royce Solutions<br />

Aus der MTU Friedrichshafen GmbH wird die Rolls-Royce Solutions<br />

GmbH. Derzeit entsteht eine neue Markenarchitektur, die ab Herbst mit<br />

dem Start des neuen Internetauftritts sichtbar umgesetzt wird. Zudem<br />

erhalten die Mitarbeiter E-Mail-Adressen mit der Domainendung @<br />

rolls-royce.com sowie neue Arbeitskleidung. Der Motoren-Hersteller<br />

MTU Friedrichshafen hat einen Umsatz von 3,9 Milliarden Euro und ist<br />

das Kernunternehmen von Rolls-Royce Power-Systems, welches weltweit<br />

über 10 000 Mitarbeiter beschäftigt.<br />

Neubau Sechs Millionen Euro<br />

investiert die Carthago Reisemobilbau<br />

GmbH am Firmen-Standort<br />

Aulendorf in ein<br />

neues Bürogebäude. Fertigstellung<br />

soll Ende 2020 sein. Gerade<br />

haben die Bauarbeiten begonnen.<br />

Der Neubau soll 3000<br />

Quadratmeter auf vier Stockwerken<br />

umfassen und optisch<br />

ähnlich zum bereits bestehenden<br />

Verwaltungsgebäude werden.<br />

In Aulendorf beschäftigt<br />

Carthago rund 600 seiner insgesamt<br />

1400 Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr<br />

2018/<strong>2019</strong> erzielte<br />

das <strong>Unternehmen</strong> einen Umsatz<br />

von rund 355 Millionen Euro. [!]<br />

Mast hat neuen<br />

Eigentümer<br />

Übernahme Die Mast Kunststoffe<br />

GmbH & Co. KG aus Bad<br />

Waldsee wird in Zukunft zur<br />

„Precision Motors Deutsche Minebea<br />

GmbH“ aus Villingen-Schwenningen<br />

gehören.<br />

Diese wiederum ist Teil der Tokioter<br />

Minebea-Mitsumi-Gruppe.<br />

Die derzeitigen Eigentümer<br />

Peter und Ulrich Mast bleiben<br />

Geschäftsführer. Alle bisherigen<br />

Kundenbeziehungen sollen gehalten<br />

werden. Mast Kunststoffe<br />

ist Spezialanbieter für werkzeuggebundene<br />

Verzahnungsund<br />

Antriebselemente und beschäftigt<br />

130 Mitarbeiter. [!]<br />

Neuer Name für<br />

Wohnwagen<br />

Reisen Die Hymer GmbH & Co.<br />

KG will alle Wohnwagen unter<br />

der Marke Eriba vertreiben. Alle<br />

weiteren motorisierten Fahrzeuge<br />

sollen unter der Marke Hymer<br />

laufen. Durch diese strategische<br />

Entscheidung sei es möglich,<br />

die jeweiligen Zielgruppen<br />

deutlicher zu definieren. Die<br />

Firmen-Gruppe erzielte im Geschäftsjahr<br />

2016/17 mit ihren<br />

weltweit mehr als 6000 Mitarbeitern<br />

einen Umsatz von 2,1<br />

Milliarden Euro. Ihre vier Geschäftsbereiche<br />

sind Hymer<br />

Reisemobile, Eriba Caravans,<br />

Hymercar Freizeitfahrzeuge sowie<br />

Hymer Original Teile & Zubehör.<br />

[!]<br />

Live-Acts<br />

im Hotel<br />

Hotel Ein offenes Haus, nicht<br />

nur für Übernachtungs-Gäste,<br />

soll das neue Aiden by Best<br />

Western in Biberach zukünftig<br />

sein. Ein Mitarbeiter wird sich<br />

nur um Events kümmern. Möglich<br />

seien laut dem geschäftsführenden<br />

Gesellschafter Oliver<br />

Schreiber zum Beispiel Live-<br />

Acts oder Comedy-Abende.<br />

Herzstück ist ein Lobbybereich<br />

mit Cocktail-Bar. Das Aiden-Hotel<br />

in Biberach hat 109 Zimmer.<br />

Es ist weltweit erst das vierte<br />

Haus der neuen Lifestyle-Marke<br />

und Teil des 18-Millionen-Euro-Projekts<br />

„Bismarck-Carré“<br />

der Fides-Gruppe aus Ulm. [!]<br />

Brouilon rückt<br />

an die Spitze<br />

Ruhestand Allan Hillgrove,<br />

Mitglied der <strong>Unternehmen</strong>sleitung<br />

der Boehringer Ingelheim<br />

Pharma GmbH & Co. KG und<br />

verantwortlich für die <strong>Unternehmen</strong>sbereiche<br />

Humanpharma<br />

und Biopharma, wird zum<br />

Jahresende, nach 37 Jahren im<br />

<strong>Unternehmen</strong>, in den Ruhestand<br />

treten. Zum 1. Januar 2020 wird<br />

Dr. Carine Brouillon seine<br />

Nachfolgerin. Bei dem Pharmaunternehmen<br />

sind rund 50 000<br />

Mitarbeiter tätig. Im Jahr 2018<br />

erwirtschaftete das <strong>Unternehmen</strong><br />

Umsatzerlöse von rund 17,5<br />

Milliarden Euro. [!]


24<br />

SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Das virtuelle Haus<br />

BIM Der digitale Zwilling hält Einzug in der Baubranche: Per Computeranimation wird der<br />

gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes erfasst, erst dann wird wirklich gebaut.<br />

Beim Umbau des Weserstadions half ein<br />

digitales, dreidimensionales Modell.<br />

Der Blick ist etwas verstellt.<br />

Auf seinem Platz<br />

hinter einer Dachstütze<br />

überblickt der Fußballfan<br />

nicht das ganze Stadion. Auf<br />

einem anderen Sitz sieht er die<br />

Anzeigetafel nicht optimal. Obwohl<br />

auf einzelnen Plätzen das<br />

Sichtfeld ohnehin schon eingeschränkt<br />

ist, wurden beim Umbau<br />

des Weserstadions sichtversperrende<br />

Dachstützen verwendet.<br />

Der Grund: Freitragende<br />

Stadiondächer sind teurer. Dass<br />

sich die Bremer Bauherren beim<br />

Umbau für die günstige, gestützte<br />

Dachvariante entschieden haben,<br />

liegt an einem digitalen<br />

Zwilling mit 3D-Modell.<br />

Simulation aus Sicht der Fans<br />

Geplant hat diesen Eberhard<br />

Beck. Der Stuttgarter ist<br />

BIM-Experte der Bundesarchitektenkammer.<br />

BIM steht für<br />

Building Information Modeling,<br />

und meint eine virtuelle Methodik,<br />

die den gesamten Lebenszyklus<br />

eines Gebäudes beschreibt:<br />

von der Planung bis<br />

zum Rückbau. „Wir erstellen einen<br />

digitalen Klon“, verdeutlicht<br />

Architekt Beck, dessen<br />

dreidimensionales Modell<br />

Grundlage für den Umbau des<br />

Fußballstadions an der Weser<br />

war. In dieser Simulation konnten<br />

die Bauherren von jedem der<br />

mehr als 42 000 Sitzplätze die<br />

Fan-Perspektive einnehmen. Ihr<br />

Urteil: Die Sichteinschränkungen<br />

sind vertretbar. Daher wurde<br />

das Dach günstiger gebaut.<br />

Auch auf der derzeit in Heilbronn<br />

stattfindenden Bundesgartenschau<br />

kam BIM zum Einsatz.<br />

Ein Holz- sowie ein Carbon-Pavillon<br />

wurden mit Hilfe<br />

eines Datenmodells zuerst komplett<br />

simuliert – und danach gebaut.<br />

„Dabei wird jedes Bauteil<br />

nicht nur gezeichnet, sondern<br />

mit Parametern hinterlegt“, erklärt<br />

Beck den Unterschied zu<br />

herkömmlichen Plänen und


unternehmen [!] SPEZIAL 25<br />

CAD-Zeichnungen. So können<br />

Planer etwa alle Türen im Gebäude<br />

exakt im Modell definieren.<br />

Holzart und Türgriff, Nassraum-geeignet<br />

oder Rauchdicht<br />

– egal welche Eigenschaften<br />

und Maße eine Tür hat, alle<br />

Daten sind im<br />

System gespeichert.<br />

Vom Architekten<br />

über<br />

den Bauschreiner<br />

bis hin zum<br />

Gebäudemanager<br />

können<br />

alle, die das<br />

Haus erstellen,<br />

nutzen, reparieren<br />

oder in<br />

Wir erstellen<br />

mit dem<br />

dreidimensionalen<br />

Bau einen digitalen<br />

Klon.<br />

Eberhard Beck<br />

Architekt<br />

der Zukunft zurückbauen, auf<br />

diese Daten zurückgreifen.<br />

Doch sind Weserstadion und<br />

Pavillons bisher noch Einzelprojekte.<br />

Bis es zur flächendeckenden<br />

Nutzung von BIM-Programmen<br />

kommt wird es nach Einschätzung<br />

von Professor Christof<br />

Gipperich vom Studiengang<br />

Bau-Projektmanagement an der<br />

Hochschule Biberach noch etwas<br />

dauern. Aktuell nutzen in<br />

Baden-Württemberg vor allem<br />

größere Architekturbüros die<br />

softwarebasierte<br />

Methodik.<br />

Laut einer<br />

Umfrage der<br />

Kammer aus<br />

dem vorigen<br />

Jahr sind es die<br />

Büros mit mehr<br />

als zehn Beschäftigten,<br />

die<br />

BIM einsetzen<br />

und bei denen<br />

im Alltag mit Datenmodellen<br />

gearbeitet wird. Die Nutzungsquote<br />

von Büros, die bereits mit<br />

BIM arbeiten, liegt bereits bei<br />

36 Prozent. Bei kleinen Büros,<br />

mit bis zu vier Mitarbeitern, verwenden<br />

gerade einmal acht Pro-<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK.COM<br />

Die Digitalisierung erreicht die Bauwirtschaft: Betonfertigteile<br />

kommen künftig vermehrt aus 3D-Druckern.


26 SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Schnellere und bessere Planung<br />

Zur Person<br />

BIM ermöglicht vieles, auch, dass sich mit VR-Brillen die geplanten Gebäude virtuell begehen lassen.<br />

Eberhard Beck ist<br />

BIM-Experte der<br />

Bundesarchitektenkammer.<br />

Er gilt als<br />

Pionier beim Einsatz<br />

von Datenmodellen<br />

und arbeitet in<br />

Stuttgart.<br />

Building Information Modeling<br />

(BIM) bezeichnet eine kooperative<br />

Arbeitsmethodik. Auf der Grundlage<br />

digitaler Modelle lassen sich die für<br />

den Lebenszyklus wichtigen Informationen<br />

und Daten eines Gebäudes<br />

erfassen, verwalten und in einer<br />

transparenten Kommunikation zwischen<br />

den Beteiligten austauschen<br />

oder für die weitere Bearbeitung<br />

übergeben. Auch mit Blick auf das<br />

spätere Gebäudemanagement birgt<br />

BIM hohes Sparpotenzial. Die Architektenkammer<br />

und das Bundesbauministerium<br />

haben die Publikation<br />

„BIM für Architekten“ herausgegeben.<br />

Diese beantwortet die 100<br />

wichtigsten Fragen und vermittelt<br />

so auch für Interessierte einen<br />

schnellen Einstieg in das Thema. Sie<br />

kostet 29 Euro.<br />

SIM<br />

ERSTER<br />

GEWINNER<br />

DES<br />

SALA<br />

BIM<br />

Die Zauberformel für perfektes Bauen heißt: Digital bauen. Als<br />

erster BIM-AWARD-Sieger Baden-Württembergs planen und<br />

realisieren wir wegweisende Bauprojekte von Anfang an digital –<br />

mit einem Höchstmaß an Know-how, Wirtschaftlichkeit und<br />

Effi zienz: perfekt bauen.de


unternehmen [!] SPEZIAL 27<br />

zent BIM. Doch ihre Größe ist<br />

marktrelevant. Nach Angaben<br />

der Kammer haben 80 Prozent<br />

der Architekturbüros weniger<br />

als fünf Angestellte.<br />

Im Handwerk sieht es ähnlich<br />

aus. Auch hier besteht das Gros<br />

der Betriebe aus dem Chef und<br />

seinen zwei Mitarbeitern. Die<br />

fragmentierte Bauwirtschaft<br />

sieht Gipperich als größte Herausforderung,<br />

wenn es um die<br />

Digitalisierung geht.<br />

Die aktuell boomende Bauwirtschaft<br />

liefere den Kleinstbetrieben<br />

und Büros zudem keinen<br />

Grund, ihre bisherige Arbeitsweise<br />

zu ändern und sich mehr<br />

in Richtung effizienten IT-Einsatz<br />

zu bewegen. Im Gegensatz<br />

etwa zu den USA. Dort beherrscht<br />

die Planungssoftware<br />

Autodesk den Markt. Sie hat in<br />

der Bauindustrie eine Verbreitung<br />

wie Google oder Whats-<br />

App hierzulande. Gipperich<br />

schätzt, dass 80<br />

Architekt,<br />

Handwerker<br />

und Bauherren<br />

können sich da<br />

reinzoomen.<br />

Prozent aller<br />

am Bau Beteiligten<br />

damit arbeiten.<br />

In Deutschland<br />

hingegen<br />

gibt es keinen<br />

Bauprogramm-Marktmonopolisten.<br />

Diese Vielfalt<br />

führt zu vielen Schnittstellen<br />

und erschwert den Datenaustausch.<br />

Hinzu kommt nach den<br />

Worten Gipperichs noch ein<br />

Phänomen, das es in dieser Ausprägung<br />

nur in Deutschland<br />

gibt: die baubegleitende Planung.<br />

Eine Art Hands-on-Mentalität<br />

verhindere, dass ein Gebäude<br />

vor dem ersten Spatenstich<br />

komplett geplant werde.<br />

Das mache keine andere Industrie<br />

so. In etwa sei das so, als<br />

ob während der Fließbandmontage<br />

eines Autos, noch an Bauteilen<br />

wie der Benzinzufuhr geplant<br />

würde. Dieses Verhalten<br />

führe in der Bauwirtschaft zum<br />

bekannten Termin-Kosten-Problem,<br />

das in seiner Dramatik nur<br />

der Bau kenne.<br />

Würde sich die Bauwirtschaft<br />

hingegen dazu durchringen alles<br />

digital zu planen, könnten<br />

Budget und Zeitpläne exakt kalkuliert<br />

und terminiert werden,<br />

Christof Gipperich<br />

Hochschule Biberach<br />

erläutert Gipperich. Beispiel<br />

Haustechnik: Anstatt eines unübersichtlichen,<br />

zweidimensionalen<br />

Planes, wie er noch immer<br />

auf vielen Baustellen an der<br />

Wand pinnt, bieten 3D-Animationen<br />

aus dem Rechner Handwerkern<br />

und Bauherren die<br />

Chance, Gebäude vor deren Erstellung<br />

virtuell zu begehen.<br />

Sie können per Virtueller Realität<br />

(VR) Klima- oder Wasser-Rohrverläufe<br />

und auch Kabelstränge<br />

verfolgen und so<br />

etwa Schnittpunkte erkennen.<br />

„Möglich ist das über einen digitalen<br />

Zwilling, in den sich Architekt,<br />

Handwerker und Bauherr<br />

hineinzoomen können“, erklärt<br />

der Biberacher Hochschul-Professor.<br />

Ein weiterer Vorteil der neuen<br />

Methode: Lästige Nacharbeiten<br />

und Kostenexplosionen gehören<br />

der Vergangenheit an.<br />

Denn an den digitalen Modellen<br />

kann letztlich<br />

jeder Wasserhahn,<br />

jede Fliese<br />

und jeder<br />

Nagel mit entsprechenden<br />

Preisen hinterlegt<br />

werden.<br />

Schon heute<br />

bieten etliche<br />

Hersteller passende<br />

Datenmodule<br />

an, die in BIM-Programmen<br />

eingelesen werden können.<br />

In der Folge entstehen hausinterne<br />

Standards. Christof Gipperich<br />

schätzt, dass der Mehraufwand<br />

bei einem ersten Projekt<br />

bei 30 Prozent liegt. Jedes<br />

weitere Hotel, Sportzentrum<br />

oder Einfamilienhaus ähnlicher<br />

Struktur könne effizienter geplant<br />

werden.<br />

In Biberach gehen die Wissenschaftler<br />

von bis zu 40 Prozent<br />

Ersparnis aus. Ähnlich<br />

könnte der Ressourceneinsatz<br />

auf den Baustellen schrumpfen.<br />

Die Folge: Bauen würde letztlich<br />

günstiger würde, vermutet der<br />

Ingenieur.<br />

Soziologen gehen bei diesen<br />

Aussichten davon aus, dass folgende<br />

Generationen obendrein<br />

nicht mehr gewillt sein werden,<br />

sich für eine Immobilie 30 Jahre<br />

oder länger zu verschulden.<br />

Damit würde auf Nachfragersei-<br />

BIM?<br />

KLAR!<br />

nething.com


28<br />

SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Dann wird<br />

der Flur<br />

eben fünf<br />

Zentimeter<br />

schmaler.<br />

Christof Gipperich<br />

Hochschule Biberach<br />

FRANCK BOSTON/SHUTTERSTOCK.COM<br />

te ein zusätzlicher Schub in Richtung<br />

Digitalisierung der Bauwirtschaft<br />

entstehen.<br />

Jeder Zweite hat noch Vorbehalte<br />

Eine Studie des Düsseldorfer Marktforschungsinstituts<br />

„BauInfoConsult“<br />

zeigt zweierlei: Neben der Entwicklung,<br />

dass in Deutschland das<br />

digitale Planen und Bauen in jüngster<br />

Zeit deutlich an Bedeutung gewonnen<br />

hat, ist die Nachfrage auf<br />

Kundenseite noch gering.<br />

Viele Profis sehen zudem noch einige<br />

Problemfelder, die durch den<br />

Einsatz von Building Information<br />

Modeling zutage treten werden. Die<br />

Düsseldorfer Studie zeigt ein zweigeteiltes<br />

Bild. Befragt wurden rund<br />

302 Planer und Verarbeiter. Der eine<br />

Teil ist der<br />

Auffassung,<br />

dass sich die Digitalisierung<br />

immer mehr am Bau durchsetzen<br />

wird. Der andere Teil der Befragten<br />

hat darin jedoch Vorbehalte gegen<br />

diese neue Technik.<br />

Selbst Bauen im Bestand ist mit<br />

Hilfe von Daten optimierbar. Schon<br />

heute können Laserscanner kilometerlange<br />

Lagerhallen oder mehrstöckige<br />

Wohnhäuser digital erfassen.<br />

Gleichen Planer und Ingenieure diese<br />

Daten mit Bestandsplänen ab, entstehen<br />

ebenfalls digitale Klone oder<br />

Zwillinge, die ihrerseits zu Datenmodellen<br />

aufgeladen werden können.<br />

Auch hier sind Effizienzsteigerungen<br />

möglich. Statt alte Leitungen aus den<br />

Wänden zu klopfen, können Versor-<br />

Zur Person<br />

Christof Gipperich<br />

studierte in Bochum<br />

Maschinenbau. Er arbeitete<br />

unter anderem<br />

für Hochtief und<br />

Herrenknecht. Seit<br />

2015 ist er Professor<br />

an der Hochschule<br />

Biberach und leitet<br />

dort das BIM-Lab.<br />

gungskanälen im Trockenbau verlaufen<br />

– „dann wird der Flur eben fünf<br />

Zentimeter schmaler“, sagt Gipperich,<br />

der überdies im 3D-Druck weitere<br />

Möglichkeiten sieht, den Baubetrieb<br />

industrieller zu machen.<br />

Ein Schweizer Hersteller für gedruckte<br />

Betonbauteile etwa beziffert<br />

das Marktpotenzial auf mehr als<br />

eine Milliarde Euro bis 2025. Vor allem<br />

dünnwandige Röhren oder filigrane<br />

Verstrebungen sind laut Forschern<br />

der Technischen Universität<br />

München möglich. Parallel entstehen<br />

neue Mischmaterialen wie<br />

Holzleichtbeton, der genauso belastbar<br />

und wärmedämmend ist wie<br />

handelsüblicher Gas-Beton, jedoch<br />

Vorteile beim Schall- und Brandschutz<br />

hat. [!] Michael Sudahl


auf den<br />

Kopf gestellt<br />

Die Produktion der Zukunft ist in aller Munde. Doch wie<br />

genau wird sie aussehen? Wir müssen uns von alten Denkkonventionen<br />

lösen und neue Visionen entwickeln, so die klare<br />

Forderung von Prof. Oliver Herkommer, CEO der Ingenics AG.<br />

Wie ist der aktuelle Stand zur<br />

Produktion der Zukunft?<br />

Herkommer: Alle sind sich einig, dass die<br />

Veränderungen noch gar nicht absehbar sind.<br />

Es ist an der Zeit, die analytische Ebene mal<br />

zu verlassen, bisherige Denkkonventionen<br />

über Bord zu werfen und sich auf den Kopf zu<br />

stellen, um eine völlig neue Perspektive einzunehmen.<br />

Ich bin der festen Überzeugung,<br />

dass uns hier eine gewisse Start-up-Mentalität<br />

guttun würde. Kreativ sein, Ideen entwickeln<br />

und wieder verwerfen und Neues schaffen –<br />

also visionär einen Blick in die Zukunft wagen.<br />

Und wie genau sieht ein visionärer<br />

Blick in die Zukunft aus?<br />

Herkommer: Wenn wir mit unseren Kunden<br />

die Zukunft ihrer Produktionssysteme entwickeln,<br />

beginnen wir zum Einstieg mit einer<br />

schwarzen Folie. Auf die Frage, was das soll,<br />

lautet unsere Antwort: „Das ist ein Einblick in<br />

die Produktion der Zukunft – ohne Licht, weil<br />

keine Menschen dort arbeiten.“ Zugegeben,<br />

diese Aussage provoziert, aber bringt einen<br />

Denkanstoß. Ob diese Vision so umgesetzt<br />

wird, werden wir erst in ein paar Jahrzehnten<br />

sehen. Im aktuellen Technologie-Set-up<br />

müssen wir Mensch und Maschine zusammen<br />

denken. Der Mensch wird in der Fabrik der<br />

nächsten Jahrzehnte die zentrale Rolle spielen.<br />

Aber wir brauchen den Mut, diese Rolle<br />

neu zu defi nieren.<br />

Wie stellen Sie sich das Produktionssystem<br />

der Zukunft vor?<br />

Herkommer: Überall rollen autonome<br />

Transportwagen, Roboter arbeiten in Höchstgeschwindigkeit,<br />

menschliche Arbeitende<br />

überwachen den Ablauf und programmieren<br />

neue Anforderungen in den Automationsprozessen.<br />

Eine physische Anwesenheit der<br />

Mitarbeitenden ist nicht mehr erforderlich, da<br />

die Überwachung und Programmierung über<br />

3D-Kameratechnik und den Digitalen Zwilling<br />

gesteuert werden kann. Dank vorausschauender<br />

Wartung gibt es kaum Ausfälle. Sämtliche<br />

Daten liegen in einer Cloud, alle Informationen,<br />

Prozesse und das Erfahrungswissen<br />

der Mitarbeitenden sind überall und jederzeit<br />

abrufbar. Über die gesamte Wertschöpfungskette<br />

werden Daten automatisch ausgewertet<br />

und ausgetauscht – vom Rohmaterial bis zum<br />

fertigen Produkt im Einsatz. Erkenntnisse der<br />

Forschung, Planung und Produktion werden<br />

über Push vermittelt. Zeitaufwändige Prozessabstimmung<br />

und Störungskommunikation<br />

werden somit überflüssig. Abfälle und Ausschuss<br />

sind nicht mehr vorhanden. Die Form<br />

des Gebäudes spielt keine Rolle mehr. Egal<br />

ob eckig oder rund – alle Formen sind denkbar.<br />

Transportlösungen werden mit Hyperloop-Systemen<br />

oder Drohnen unter die Decke<br />

verlagert, um Räume noch effizienter zu nutzen.<br />

Die Arbeitsfl ächen und Montagebereiche<br />

werden variabel gestaltet. Der Boden ist mit<br />

Sensoren ausgestattet, die die Anforderungen<br />

der jeweiligen Produktionsschritte direkt<br />

weitergeben. Und das sind nur erste Ideen,<br />

die wir unendlich weiterdenken können.<br />

Was brauchen wir konkret, um die<br />

Produktion auf den Kopf zu stellen?<br />

Herkommer: Wir brauchen vor<br />

allem Mut. Mut, in alle Richtungen<br />

zu denken. Aber sicherlich auch<br />

strategischen Weitblick, um alle<br />

Aktionsfelder zu berücksichtigen und die<br />

Themen Digitalisierung, Automatisierung,<br />

Standardisierung und Lean miteinander zu<br />

verbinden. Ohne Lean keine Digitalisierung.<br />

Und ohne Digitalisierung keine Fabrik der<br />

Zukunft.<br />

■<br />

www.ingenics.com


30 MACHEN unternehmen [!]<br />

Geräuschloses<br />

Gleiten<br />

E.M.B. Aus Mittelbiberach kommen E-Mobilitätslösungen für die<br />

ganze Welt und ein E-Moped von puristischer Schönheit.<br />

Alle Welt spricht von<br />

Klimaschutz und Elektromobilität.<br />

Da<br />

scheint das extravagante<br />

Elektro-Kleinkraftrad aus<br />

der oberschwäbischen Provinz<br />

wie geschaffen für den Zeitgeist.<br />

Die Manufaktur aus Mittelbiberach<br />

ist allerdings nicht in<br />

erster Linie ein Zweiradhersteller.<br />

Der geschäftsführende Gesellschafter<br />

Markus Schmitz<br />

und dessen 65 Mitarbeiter bewegen<br />

Großes: Experten-Teams<br />

forschen an neuen Antriebstechniken<br />

für den urbanen<br />

Raum, entwickeln Sondermotoren<br />

unter anderem für Medizintechnik<br />

und Raumfahrt und stellen<br />

mit ihren Motorentwicklungen<br />

Weichen für eine e-mobile<br />

Zukunft – weltweit.<br />

Schmitz fertigt in seiner<br />

Edelschmiede Elektromotoren<br />

und Generatoren in Kleinserien,<br />

Prototypen und „handgepuzzelte“<br />

Einzelanfertigungen<br />

für Medizintechnik, Raumfahrt<br />

und Wissenschaft. Die Kunden<br />

des Nischenunternehmens<br />

kommen aus nahezu allen Branchen<br />

und allen Größenklassen.<br />

Das Spektrum reicht von Audi<br />

bis ZF, von Hochschulen bis hin<br />

zu Auftraggebern aus dem Ausland.<br />

Markus Schmitz schätzt die<br />

Ästhetik des Handwerks und<br />

47 Kilo leicht ist das<br />

Elektromoped Feddz.<br />

Selbst die Satteltaschen<br />

kommen aus<br />

der Region.<br />

Eine<br />

Kombination<br />

aus der Ästhetik<br />

des Handwerks und<br />

moderner Technik.<br />

kombiniert sie mit moderner<br />

Technik, wie beispielsweise 3D<br />

Drucker. Sein <strong>Unternehmen</strong><br />

E.M.B Elektromaschinenbau<br />

GmbH feiert in diesem Jahr das<br />

40jährige Bestehen. Mit der<br />

Übernahme von Emo-Bike im<br />

Jahr 2016 hat sich Schmitz ein<br />

weiteres Standbein geschaffen.<br />

Das Tochterunternehmen ist<br />

nach der Start-up-Phase jetzt<br />

bereit für den großen Auftritt.<br />

Der ist garantiert – auch für den<br />

Fahrer. Denn das Elektromoped<br />

Feddz ist aufgrund seines<br />

schlichten Designs und seines<br />

geräuschlosen Auftritts ein Hingucker.<br />

Der Name ist die Abkürzung<br />

von „Fahre Elektrisch Durch Die<br />

Zukunft“ aber Assoziationen zu<br />

Fez, also Spaß, sind durchaus<br />

nachvollziehbar, denn das Elektro-Kleinkraftrad<br />

bietet genau<br />

das. Fahrspaß, Funktionalität,<br />

emissionsfreies Fahren, ein außergewöhnliches<br />

Design und<br />

„die Leichtigkeit des Seins“.<br />

Das E-Moped wiegt samt abnehmbarem<br />

Akku (12 Kilo) gerade<br />

mal 47 Kilo. Im Gegensatz<br />

zu einem Roller, der rund 150<br />

Kilo wiegt, allerdings nur maximal<br />

die Hälfte kostet. Mit knapp<br />

7400 Euro ist das Feddz kein<br />

Schnäppchen.<br />

150 E-Mopeds verkauft<br />

Ein rein funktionales Fortbewegungsmittel<br />

ist Feddz<br />

nicht. Schon gar nicht außerhalb<br />

der Stadt. Dort gehört es<br />

mit seiner Höchstgeschwindigkeit<br />

von 45 Stundenkilometern<br />

nicht hin. „Mit Feddz setzen Sie<br />

ein Statement. Sie fallen auf “,<br />

betont Schmitz, der das Designobjekt<br />

bei Slogdesign in Biberach<br />

entdeckte und zunächst<br />

als Projekt in Einzelfertigung<br />

übernahm. Inzwischen sind 150<br />

Feddz weltweit unterwegs.<br />

Abnehmer sind vor allem Hoteliers,<br />

die das E-Kraftrad an<br />

ihre Gäste verleihen; Kommunen,<br />

die auf innovative, urbane<br />

Mobilität setzen; Firmen, die es<br />

für ihre Imagebildung nutzen<br />

und <strong>Unternehmen</strong> aus der Kreativbranche<br />

mit hoher Affinität<br />

zu Design und ökologischem<br />

Anspruch. „Stellen Sie ein paar<br />

von den Rädern vor die Ap ple-<br />

Zentrale oder fahren sie damit


unternehmen [!]<br />

MACHEN<br />

31<br />

2016 war<br />

die Zeit für<br />

Feddz nicht reif –<br />

und E-Mobilität<br />

noch kein Thema.<br />

Markus Schmitz<br />

Firmenchef<br />

in modernen Städten wie<br />

Kopenhagen, London oder<br />

Helsinki – und Feddz wird<br />

der Renner“, sagt Schmitz.<br />

Seine Vision sind Städte, in<br />

denen Autos eine Randerscheinung<br />

sind und E-Mobilität<br />

an erster Stelle steht.<br />

Bei der Weiterentwicklung<br />

der Elektromobilität<br />

ist E.M.B. von der Idee bis<br />

zum fertigen Produkt in allen<br />

Phasen des Elektro-Engineering-Prozess<br />

weltweit<br />

eine der ersten Adressen.<br />

„Mit den Prototypen für<br />

die Automobilindustrie bin<br />

ich längst durch. Inzwischen<br />

geht es um Geräte<br />

für die Landwirtschaft<br />

oder Boote. E-Mobilität<br />

umfasst weit mehr Bereiche<br />

als Autos und wird die<br />

Einstellung der Menschen<br />

grundlegend verändern“,<br />

sagt Schmitz.<br />

„2016 war die Zeit für<br />

den Feddz nicht reif – und<br />

Elektromobilität noch kein<br />

Thema. Das hat sich gravierend<br />

geändert, und selbst<br />

Harley-Davidson, der Inbegriff<br />

blubbernder Motoren,<br />

steigt auf Elektromobilität<br />

um.“ Der Prototyp kam übrigens<br />

auch von E.M.B aus<br />

Mittelbiberach.<br />

Vor diesem Hintergrund<br />

schließt Schmitz eine „Tuningversion“<br />

des Feddz nicht aus,<br />

In Handarbeit wird das Elektromoped Feddz seit 2016 in Mittelbiberach<br />

zusammengebaut. „Damals war die Zeit dafür noch nicht<br />

reif“, sagt Firmenchef Markus Schmitz. Fotos: Matthias Kessler<br />

vorausgesetzt es passt zum<br />

puristischen Design. Dafür<br />

gab es, neben weiteren Auszeichnungen,<br />

den German<br />

Design-Award 2016. Eine eigene<br />

Feddz Smartphone<br />

App existiert bereits und<br />

auch eine Feddz Kollektion<br />

aus Helm, Anorak und mehr<br />

wäre für Schmitz eine Marketingidee,<br />

die das fesche<br />

Feddz ergänzt.<br />

Investor gesucht<br />

Die Komponenten für das<br />

Elektro-Kleinkraftrad<br />

stammen von regionalen<br />

oder deutschen Herstellern:<br />

aus Bad Saulgau,<br />

Urach und Biberach, wo die<br />

letzte existierende Altsämischgerberei<br />

die Ledertaschen<br />

und den Sattel produziert.<br />

Auch das passt in die<br />

Zeit.<br />

Schmitz will nun den<br />

nächsten Schritt gehen. Für<br />

größere Stückzahlen fehlen<br />

ihm aber Kapazität, Zeit und<br />

ein passender Partner für<br />

das Start-up: „Einige Investoren<br />

haben zwar schon angefragt,<br />

aber für ein großes<br />

<strong>Unternehmen</strong>, in denen das<br />

Start-up aufgeht, ist mir<br />

Feddz zu wertvoll. Wir ’EM-<br />

Bler’ sind bodenständige<br />

Macher mit Sinn für ein<br />

menschliches Miteinander<br />

– eine <strong>Unternehmen</strong>skultur,<br />

die auch durch Engagement<br />

in unserer Region mit geprägt<br />

wird.“ Feddz werde<br />

hier aufgebaut, geprüft und<br />

stehe zur Abholung bereit.<br />

Regionale Zulieferer machen<br />

die Produktion flexibel,<br />

vereinfachen die Qualitätssicherung<br />

und, so<br />

Schmitz, „halten die Wertschöpfung<br />

hier im Ländle.“ [!]<br />

<br />

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32 FINANZIEREN unternehmen [!]<br />

Viele Unternehmer<br />

bringen einen Teil<br />

ihres Vermögens in<br />

eine Stiftung ein, um<br />

dauerhaft Gutes zu tun. Die Idee<br />

hat sich bewährt, doch die Umsetzung<br />

will gut geplant sein.<br />

Fehler lassen sich nachträglich<br />

kaum korrigieren. 36,6 Milliarden<br />

US-Dollar – bei so viel Geld<br />

müssen Normalverdiener erst<br />

einmal schlucken. Doch in etwa<br />

diese Summe plant MacKenzie<br />

Bezos zu spenden, wenn ihre<br />

Scheidung von Amazon-Gründer<br />

Jeff Bezos vollzogen ist. Das<br />

teilte die langjährige Ehefrau<br />

des Amazon-Gründers Ende<br />

Mai vor der Presse mit.<br />

Manche wollen,<br />

dass ihr<br />

eigener Name<br />

für immer<br />

weiterwirkt.<br />

Joachim Spiering<br />

Vermögensverwalter<br />

Großzügige Spender, die Riesensummen<br />

für wohltätige Zwecke<br />

geben, sind in den USA,<br />

im Land der Superreichen,<br />

keine Seltenheit.<br />

Das überdeckt mitunter<br />

die Tatsache, dass es<br />

auch diesseits des Atlantiks,<br />

direkt vor der eigenen<br />

Haustüre, Wohltäter<br />

gibt, die Gutes mit ihrem<br />

Geld tun wollen.<br />

Nur wenige Wochen zuvor<br />

hatte zum Beispiel Jürgen<br />

Walther, Erbe der Carl<br />

Walther Waffenfabrik in<br />

Ulm, seine von ihm gegründete<br />

Stiftung der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

In die hat er zwar keinen<br />

Milliardenbetrag, aber auf<br />

testamentarischen Wunsch seiner<br />

Eltern hin einen nicht unerheblichen<br />

Teil des Familienvermögens<br />

eingebracht. Zweck der<br />

Stiftung, die seinen Namen<br />

trägt: Kinder, die das Down-Syndrom<br />

haben, direkt zu unterstützen<br />

und die Forschung und Wissenschaft<br />

auf diesem Gebiet finanziell<br />

zu fördern.<br />

Schon im vergangenen Jahr<br />

hat Ernst Prost weitere drei Millionen<br />

Euro aus seiner Privat-<br />

Entscheidung<br />

für die<br />

Ewigkeit<br />

Stiftungen Auch in Deutschland gibt es<br />

viele Unternehmer, die ihr Vermögen<br />

nicht vererben, sondern der<br />

Gemeinschaft zur Verfügung stellen.<br />

ILLUSTRATION: MAX MESCHKOWSKI<br />

schatulle in seine gleichnamige<br />

Stiftung in Günzburg eingebracht,<br />

nachdem er seine Anteile<br />

an der Schmierölfirma Liqui<br />

Moly verkauft hatte. Die Stiftung<br />

unterstützt laut bayerischem<br />

Stiftungsverzeichnis unter<br />

anderem sozial-karitative<br />

Zwecke und hilft unverschuldet<br />

in Not geratenen Menschen.<br />

Der im Oktober vergangenen<br />

Jahres verstorbene langjährige<br />

Chef der Maschinenfabrik<br />

Trumpf in Ditzingen, Berthold<br />

Leibinger, hatte 1992 die Berthold<br />

Leibinger Stiftung ins Leben<br />

gerufen, die sich nun über<br />

seinen Tod hinaus in Projekten<br />

und Einrichtungen auf den Gebieten<br />

Wissenschaft und Kultur,<br />

Religion und Soziales engagiert.<br />

Wissenschaft, Karitatives,<br />

Kultur und Soziales – nur vier<br />

Beispiele unter Tausenden, die<br />

belegen, wie aktiv und rege die<br />

Stifterszene in Baden-Württemberg<br />

ist. Zahlen des Bundesverbands<br />

deutscher Stiftungen zufolge<br />

sind insgesamt rund 3800<br />

Stiftungen hier ansässig. Allein<br />

im vergangenen Jahr wurden 86<br />

rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen<br />

Rechts neu errichtet.<br />

Nur in Bayern und<br />

Nordrhein-Westfalen lag<br />

dieser Wert mit jeweils 88<br />

Stiftungen höher.<br />

Im bundesweiten Vergleich<br />

der Großstädte landen gleich<br />

zwei baden-württembergische<br />

Metropolen in den Top 10: die<br />

Landeshauptstadt Stuttgart (75<br />

Stiftungen pro 100 000 Einwohner,<br />

Platz 6) und Heidelberg<br />

(67/100 000 Einwohner,<br />

Platz 8).<br />

Kein Nachfolger in Sicht<br />

Dass Firmeneigentümer eine<br />

Stiftung gründen und ihre Firma<br />

darin einbringen, ist nichts<br />

Ungewöhnliches. Sie treibt dabei<br />

häufig der Gedanke, dass damit<br />

ihr Betrieb als Ganzes weitergeführt<br />

wird, wenn sie selbst<br />

nicht mehr dazu in der Lage<br />

sind. Die Stiftung beziehungsweise<br />

dessen Vorstand übernehmen<br />

das Ruder, wenn sie sich<br />

aus Altersgründen zurückziehen<br />

und kein Nachfolger aus der<br />

Familie bereitsteht oder sie wollen<br />

einem Streit um das Erbe<br />

vorbeugen.


unternehmen [!]<br />

FINANZIEREN<br />

33<br />

Heute gibt<br />

es mehr<br />

Vermögen auf der<br />

Suche nach Sinn<br />

als je zuvor.<br />

Meist nutzen sie dafür die Familienstiftung.<br />

Deren Zweck ist<br />

es, entweder ganz oder teilweise<br />

eines oder mehrere Familienmitglieder<br />

des Stifters aus<br />

den Erträgen des Stiftungsvermögens<br />

zu versorgen.<br />

Immer häufiger jedoch<br />

geht es erfolgreichen<br />

Unternehmern<br />

auch darum, mit einem<br />

Teil ihres über Jahre hin- weg<br />

entstandenen (Privat-)Vermögens<br />

etwas Gutes zu bewirken. „Manche<br />

Stifter möchten, dass ihr eigener<br />

Name für die Nachwelt bewahrt<br />

wird und für immer weiterwirkt“,<br />

weiß Joachim Spiering vom Vermögensverwalter<br />

Huber, Reuss & Kollegen.<br />

„Schließlich spielt oft auch<br />

eine gewisse Dankbarkeit eine Rolle.<br />

Ihnen scheint es zunehmend<br />

wichtig zu sein, nach einem wirtschaftlich<br />

erfolgreichen Leben der<br />

Gesellschaft etwas zurückzugeben<br />

und somit Kapital und Wirkung miteinander<br />

zu verbinden.“<br />

Und Felix Oldenburg, Generalsekretär<br />

des Bundesverbands<br />

Deutscher<br />

Stiftungen,<br />

ergänzt: „Früher<br />

hat es viel Geld gekostet,<br />

eine Idee<br />

großzumachen.<br />

Heute kostet es oft<br />

sehr wenig oder<br />

gar nichts. Dabei<br />

gibt es mehr Vermögen<br />

auf der Suche<br />

nach Sinn als je zuvor in unserer<br />

Gesellschaft. Das sind die nächsten<br />

Stifter!“<br />

Potenzielle Stifter sollten allerdings<br />

ein paar Details wissen: Eine<br />

Felix Oldenburg<br />

Bundesverband Stiftungen<br />

Stiftung selbst hat keine Eigentümer.<br />

Sie gehört sich selbst und unterliegt<br />

lediglich der Stiftungsaufsicht. Der<br />

Stiftungsrat übernimmt die Steuerung,<br />

ein Vorstand führt die Geschäfte.<br />

Durch diese<br />

Konstruktion<br />

können die Erben<br />

nach dem Tod des<br />

Stifters eine Stiftung<br />

nicht einfach<br />

auflösen, um an das<br />

Vermögen zu kommen.<br />

Für den Stiftungszweck<br />

dürfen<br />

nur die erzielten<br />

Erträge des Stiftungsvermögens verwendet<br />

werden. Ein Verzehr des<br />

Stiftungskapitals beziehungsweise<br />

-vermögens ist nicht zulässig. Zu<br />

überlegen ist vor allem aber, welche<br />

Zur Person<br />

Felix Oldenburg ist<br />

Generalsekretär des<br />

Bundesverbands<br />

Deutscher Stiftungen<br />

mit Sitz in Berlin.<br />

Der Verband betreut<br />

22 000 Stiftungen in<br />

Deutschland und hat<br />

4400 Mitglieder.<br />

ILLUSTRATION: MAX MESCHKOWSKI<br />

konkrete Ausgestaltung die Stiftung<br />

haben und ob sie gegebenenfalls gemeinnützige<br />

Zwecke verfolgen soll.<br />

„Weder Familien- noch gemeinnützige<br />

Stiftungen sind Selbstläufer.<br />

Die Übertragung von Vermögen darauf<br />

sollte gut vorbereitet werden“,<br />

sagt Mark Uwe Pawlytta, Rechtsanwalt<br />

und Experte für Familienstiftungen<br />

bei KPMG Law. „Dazu müssen<br />

früh die Rahmenbedingungen<br />

abgesteckt und wichtige Fragen<br />

beantwortet werden.“<br />

Dazu gehört etwa festzulegen,<br />

welchen Einfluss der Stifter beziehungsweise<br />

dessen Erben auf die<br />

Stiftung haben soll und welche Aufgaben<br />

und Befugnisse die Stiftungsorgane<br />

haben. Gerade die Organbesetzung<br />

und Nachfolgeregelung gelten<br />

als Themen, bei denen der Stifter<br />

strategische Fehler machen kann.<br />

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34 FINANZIEREN unternehmen [!]<br />

Erst planen, dann stiften<br />

In diesem Fall stellt der Unternehmer<br />

sicher, dass das gestiftete<br />

Kapital quasi auf ewig erhalten<br />

bleibt“, sagt Vermögensexperte<br />

Spiering. „Das macht allerdings nur<br />

Sinn, wenn der Stiftungsgründer<br />

weiß, wofür er sich einsetzen möchte<br />

und welchen Zweck seine Stiftung<br />

verfolgen soll.“<br />

Ansonsten sind<br />

Streitigkeiten<br />

mit den<br />

Finanzbehörden nicht<br />

unwahrscheinlich.<br />

Uwe Eilers<br />

Frankfurter Vermögen GmbH<br />

ILLUSTRATION: MAX MESCHKOWSKI<br />

Schon im Vorfeld sollte vieles<br />

geplant werden. Steuerberater<br />

und auf das Stiftungsrecht<br />

spezialisierte Fachanwälte<br />

helfen, das Projekt<br />

rechtlich sauber aufzusetzen<br />

und Fehler zu vermeiden. In<br />

Baden-Württemberg können<br />

Unternehmer eine Beratungsförderung<br />

etwa über die RKW,<br />

eine Selbsthilfeeinrichtung der<br />

Wirtschaft (rkw-bw.de), in Anspruch<br />

nehmen. Die Landesförderung<br />

unterstützt bis zu<br />

Allein diese Aufzählung zeigt: Die<br />

Gründung einer Stiftung ist eine<br />

komplexe Angelegenheit. Uwe Eilers,<br />

Geschäftsführer der FV Frankfurter<br />

Vermögen GmbH in Königstein<br />

rät daher – wie durchweg alle<br />

anderen befragten Experten auch –<br />

dazu, vor und während der Gründungsphase<br />

unbedingt professionelle<br />

Beratung in Anspruch zu nehmen.<br />

„Eine klare Aufstellung der Stiftung<br />

hilft Probleme mit Stiftungsaufsicht,<br />

Finanzbehörden und anderen Stellen<br />

zu vermeiden“, so Eilers.<br />

Ob ein <strong>Unternehmen</strong> als Ganzes<br />

in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht<br />

werden sollte, sollte grundsätzlich<br />

gut überlegt werden. Die<br />

Stiftungsregelung kann der Unternehmer<br />

oder seine Erben nicht einfach<br />

rückgängig machen. Das (betriebliche)<br />

Vermögen ist dort, ebenso<br />

wie bei einer Familienstiftung,<br />

dauerhaft gebunden und kann später<br />

– wenn überhaupt – nur unter bestimmten<br />

Umständen ganz oder in<br />

Teilen verkauft werden.<br />

„Eine gemeinnützige Stiftung<br />

kann Sinn machen, wenn der Unternehmer<br />

zum Beispiel keine eigenen<br />

Kinder hat, die als Erbe infrage kommen.<br />

Oder wenn er seinen Angehörigen<br />

nur einen Teil seines Vermögens<br />

vererben möchte.<br />

50 Prozent der Beratungskosten<br />

durch einen verlorenen<br />

Zuschuss. Informationen rund<br />

um das Stiftungswesen finden<br />

Interessenten auch beim Bundesverband<br />

deutscher Stiftungen<br />

(www.stiftungen.org).<br />

Zur Person<br />

Uwe Eilers ist Geschäftsführer<br />

der FV<br />

Frankfurter Vermögen<br />

GmbH in Königstein.<br />

Als Vermögensverwalter<br />

beschäftigt<br />

er sich natürlich<br />

mit dem<br />

Thema Stiftungen.<br />

Die Experten raten allesamt dazu,<br />

beim Stiftungszweck eindeutig zu<br />

trennen: „Die Verbindung von privater<br />

und gemeinnütziger Zielsetzung<br />

unter einem rechtlichen Dach<br />

ist eine generell schwierigere Herausforderung“,<br />

weiß etwa Bernd Haferstock,<br />

Vermögensverwalter bei<br />

Habbel, Pohlig & Partner in Wiesbaden.<br />

„Eine Umsetzung über zwei<br />

getrennte rechtliche Einrichtungen<br />

ist in vielen Fällen der sinnvollere<br />

Weg.“<br />

Von vielen Steuern befreit<br />

Die Gefahr kann nämlich sein, dass<br />

die mit einer Gemeinnützigkeit verbundenen<br />

steuerlichen Vorteile aberkannt<br />

werden. So sind gemeinnützige<br />

Stiftungen von Körperschaft-,<br />

Umsatz- und vielen anderen Steuern<br />

befreit.<br />

Der Stifter selbst kann alle zehn<br />

Jahre eine Million Euro – bei zusammen<br />

veranlagten Ehepaaren sind es<br />

zwei Millionen Euro – als Gründungskosten<br />

von der Einkommensteuer<br />

absetzen. Spenden an eine gemeinnützige<br />

Stiftung sind ebenfalls<br />

abzugsfähig.<br />

Experte Uwe Eilers macht auf einen<br />

nicht unwesentlichen Aspekt<br />

aufmerksam: „Mit den steuerlichen<br />

Privilegien ist jedoch die grundsätzliche<br />

Ausrichtung der Stiftung auf<br />

die Förderung des Gemeinwohls gerichtet.<br />

Nur in einem sehr eng gesteckten<br />

Rahmen können auch die<br />

Familienangehörigen beziehungsweise<br />

der Stifter selbst versorgt werden.<br />

Ansonsten sind Streitigkeiten<br />

mit den Finanzbehörden nicht unwahrscheinlich.“<br />

[!] Thomas Luther


Werte stiften<br />

ist einfach.<br />

Wenn Sie einenFinanzpartner<br />

haben, der hilft, Ihreeigene<br />

Stiftung zu gründen.<br />

Die Gründung einer Stiftung – im Rahmen der<br />

Stiftergemeinschaft der Sparkasse Ulm –ist viel<br />

einfacher, als Sie vermuten. Als Stifter brauchen<br />

Siekein großes Vermögen und müssen sich auch<br />

nicht um alles selbst kümmern. Bereits ab einem<br />

Stiftungsbetragvon 25.000 € können wirfür Sie<br />

eine eigene, unverwechselbareStiftung unter<br />

Ihrem Namen gründen.<br />

Gerne informiert Sie unsereStiftungsberaterin<br />

Katja Schwertle ausführlich, wie IhreIdeenund<br />

Werteambesten in einer eigenen Stiftung umgesetzt<br />

werden können. Telefon: 0731 101-1661.<br />

spkulm.de<br />

s Sparkasse<br />

Ulm


36 MACHEN unternehmen [!]<br />

Spielerisch<br />

zum Erfolg<br />

Ludo Fact Gespielt wird nur noch digital?<br />

Stimmt nicht. Der Kartonagenspezialist und<br />

Auftragsfertiger für Verlage aus Scheppach<br />

proftiert vom Brettspielboom.<br />

Wer seine Firma Ludo<br />

Fact tauft, setzt sich<br />

fast zwangsläufig<br />

dem Verdacht aus,<br />

ein „alter Lateiner“ zu sein.<br />

Horst Walz muss lächeln und<br />

legt anschließend ein Bekenntnis<br />

ab: „Ich hatte am Gymnasium<br />

zwar Latein, aber mein Lehrer<br />

war wenig begeistert von<br />

meinen Fähigkeiten.“ Latein<br />

steckt natürlich dennoch drin<br />

im Firmennamen: „ludere“<br />

gleich „spielen“ und „facere“<br />

gleich „machen“.<br />

Hier in Jettingen „machen“<br />

sie nicht wenige davon, nämlich<br />

rund 70 000 am Tag, rund 17<br />

Millionen im Jahr. Bei der Namenswahl<br />

sei es dann hauptsächlich<br />

darum gegangen, dass<br />

viele auch im Ausland sofort das<br />

Wort „Spiel“ mit dem Hersteller<br />

verknüpfen.<br />

17 Millionen Spiele im Jahr verlassen die Produktion in Scheppach.<br />

Die Bandbreite der 3000 Produkte reicht von „Siedler von Catan“<br />

bis hin zu Spielkarten. <br />

Fotos: Dave Stonies<br />

Mein Lehrer<br />

war wenig<br />

begeistert<br />

von meinen<br />

Fähigkeiten.<br />

Horst Walz<br />

Eigentümer von Ludo Fact<br />

„Siedler von Catan“<br />

Spiele wie beispielsweise „Siedler<br />

von Catan“ oder „Halli-Galli“.<br />

17 Mal schon hatten sie das<br />

„Spiel des Jahres“ in den Auftragsbüchern<br />

gehabt. Die Firma<br />

Ludo Fact werden damit aber<br />

wohl die wenigsten Spieler in<br />

Verbindung bringen. Das aber<br />

kann Horst Walz, der geschäftsführende<br />

Alleingesellschafter,<br />

gut verschmerzen.<br />

Denn bei den Spieleverlagen,<br />

seinen Hauptauftraggebern, genießt<br />

Ludo Fact einen so guten<br />

Ruf, dass es die Firma aus der<br />

7000-Seelen-Gemeinde Jettingen-Scheppach<br />

im Landkreis<br />

Günzburg zum zweitgrößten<br />

Produzenten weltweit gebracht<br />

hat, seit Walz Regie führt.<br />

Der Ausgangspunkt der Geschichte<br />

liegt im Jahr 1992. Damals<br />

waren 35 Mitarbeiter an<br />

Bord, produziert wurden Kartonschachteln<br />

für Gesellschaftsspiele.<br />

Als Walz als Geschäftsführer<br />

in die Firma eintritt, gehört<br />

sie Österreichern. 1995 verkaufen<br />

sie – an Walz. Er hatte<br />

ein „zweites Studium“ hinter<br />

sich, bedingt durch die Leitung<br />

der gemeinsamen Firma seines<br />

Vaters und seines Onkels, die<br />

auf ähnlichem Gebiet tätig war.<br />

„Alles Betriebswirtschaftliche<br />

hatte ich mir selbst aneignen<br />

müssen, diese Phase hat<br />

mich sehr geprägt“, erzählt der<br />

59-Jährige von dieser „wunderbaren,<br />

aber auch sehr harten<br />

Schule“. Eigentlich sei er ja Ingenieur<br />

in der Papier- und<br />

Kunststoffverarbeitung.<br />

Mit Schachteln aber gab sich<br />

der Neu-Unternehmer nicht zufrieden.<br />

Walz wollte sich um das<br />

komplette Produkt kümmern,<br />

um die Bausteine ebenso wie die<br />

Würfel, die Anleitung, die Lederbecher,<br />

die Kunststoffteile.<br />

Und auch um die Konfektionierung,<br />

die Logistik bis hin zum<br />

Versand an die Endkunden. Natürlich<br />

international, mitsamt<br />

Erledigung der Zollformalitäten.<br />

„Die Verlage fanden die Idee<br />

wunderbar.“ Das zusätzlich nötige<br />

Know-how wuchs dann im


unternehmen [!] MACHEN 37<br />

Ich musste<br />

mir die ganze<br />

Betriebswirtschaft<br />

selber<br />

aneignen.<br />

Horst Walz ist<br />

geschäftsführender<br />

Gesellschafter.<br />

Gleichschritt mit der Belegschaft.<br />

Heute sind am Standort<br />

in Spitzenzeiten bis zu 400 Mitarbeiter<br />

beschäftigt. 48 000 unterschiedliche<br />

Komponenten<br />

liegen im Moment auf Lager, zugehörig<br />

zu 3000 verschiedenen<br />

Spielen. Kurze Lieferfristen gehörten<br />

mit zum Erfolgsrezept.<br />

Puzzles gehören darüber hinaus<br />

ins Portfolio, aber auch<br />

Spielkarten. Dann zückt Walz<br />

ein Karten-Set und sagt: „Von<br />

dem gibt’s nur Unikate.“ So etwas<br />

beherrschten sie auch.<br />

Die Frage, die sich förmlich<br />

aufdrängt: Ob er denn keine<br />

Angst habe wegen der Digitalisierung?<br />

Nein, habe er nicht, zumal<br />

es gerade eine Renaissance<br />

der klassischen Spiele gebe. Die<br />

„Siedler von Catan“ erreichten<br />

weltweit nach wie vor Produktionszahlen<br />

von vier bis fünf<br />

Millionen. Pro Jahr. „Azul“ liege<br />

auch schon bei über einer<br />

Million. Durchschnittliche Auflagen<br />

aber lägen weit darunter,<br />

zwischen 3000 und 5000.<br />

Trotzdem hat die Digitalisierung<br />

natürlich Auswirkungen,<br />

etwa mit dem Trend zum multimedialen<br />

Crossover – also<br />

zweifache Ausführungen in analog<br />

und digital. Oder dadurch,<br />

dass sich Spiele-Erfindern neue<br />

Möglichkeiten eröffneten. Waren<br />

sie früher darauf angewiesen,<br />

dass Verlage ihre Idee annahmen,<br />

stünden ihnen heute<br />

Plattformen wie „Kickstarter“<br />

zum Crowdfunding zur Verfügung.<br />

„Immer stärker“ machen<br />

sich diese Kleinstverleger bemerkbar<br />

in der Bilanz von Ludo<br />

Fact, wie Walz betont.<br />

Pläne? Mit dem Zukauf von<br />

Firmen in den USA, in Tschechien<br />

und der Mehrheitsbeteiligung<br />

bei einer Digitaldruckerei<br />

steckt Ludo Fact, genauer gesagt:<br />

die HW-Holding, zu der die<br />

GmbH gehört, mitten in einer<br />

Expansionsphase. In Rumänien<br />

wird bald eine Produktion für<br />

Holzteile eröffnet. Dass er in Zukunft<br />

auch die Kunststoffteile,<br />

derzeit noch aus China bezogen,<br />

selbst produzieren möchte, daraus<br />

macht Walz kein Geheimnis.<br />

Der höheren Flexibilität wegen,<br />

um den „unökologisch-langen“<br />

Transportweg einzusparen<br />

und um die Wertschöpfungskette<br />

noch mehr zu verlängern.<br />

Integration von Höhn läuft<br />

Unlängst kam auch noch Höhn<br />

dazu, der Ulmer Spezialist für<br />

Verpackungen und Displays, der<br />

vergangenen Herbst Insolvenz<br />

anmelden musste. Die Integration<br />

des Traditionsunternehmens<br />

ist in vollem Gange. Walz<br />

ist zuversichtlich, dass die Belegschaft<br />

von derzeit 109 bis<br />

Ende des Jahres schon wieder<br />

bei 130 bis 140 Köpfen sein werde.<br />

Man bemühe sich gerade,<br />

gute Mitarbeiter, die gegangen<br />

sind, zurückzuholen.<br />

Sein Optimismus speist sich<br />

nicht zuletzt aus dem guten Namen,<br />

den Höhn hatte. Der Standort<br />

Ulm bleibe erhalten. Synergien?<br />

„Wir bringen Höhn etwa<br />

ein Viertel des Umsatzes.“ [!] <br />

<br />

Thomas Vogel<br />

Papier und regenerative Energie<br />

Zur HW-Holding mit ihren<br />

790 Beschäftigten gehören die<br />

Töchter und Partner Ludo Fact,<br />

Ludo Fact (USA), Ludo Packt,<br />

Friedmann Print Data Solution,<br />

Oriens Karton (Tschechien),<br />

Höhn sowie Vento Ludens.<br />

Letztere beackert das Feld der<br />

regenerativen Energien.<br />

Mit der Verarbeitung von<br />

Papier erwartet die Holding im<br />

laufenden Geschäftsjahr 100<br />

Millionen Euro Umsatz, nächstes<br />

Jahr sollen es zusammen<br />

mit Höhn 120 Millionen sein.<br />

Vento Ludens, 1996 gegründet,<br />

investiert in Wasser- und<br />

Windkraft sowie Photovoltaik.<br />

<strong>2019</strong>/2020 steht ein Projektvolumen<br />

von 40 bis 50 Millionen<br />

Euro in den Büchern.<br />

Augenscheinlich kümmert<br />

sich der Alleingesellschafter<br />

rechtzeitig um seine Nachfolge.<br />

Zwei seiner drei Kinder sind<br />

in der Gruppe an Bord. Sein<br />

Sohn Fabian Walz ist einer von<br />

drei Geschäftsführern. Seine<br />

Tochter Stephanie Dengler verantwortet<br />

das Marketing. thv


38 SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Der Angriff erfolgte am<br />

helllichten Tag: Am 21.<br />

Mai legte ein Computer-Virus<br />

große Teile<br />

des IT-Systems der Tübinger<br />

Buchhandlung Osiander lahm.<br />

Das Warenwirtschaftssystem in<br />

der Derendinger Zentrale war<br />

ebenso infiziert wie die Buchhaltung.<br />

Der zentrale Server musste<br />

abgeschaltet werden. Das<br />

Wiederhochfahren des Systems<br />

gestaltete sich allerdings schwierig.<br />

Die Folgen: Vier Tage lang<br />

war der Web-Shop des <strong>Unternehmen</strong>s<br />

nicht erreichbar, zwei<br />

Wochen lang war es nicht möglich,<br />

Mails zu versenden und zu<br />

empfangen. „Glücklicherweise<br />

konnten wir in allen 62 Filialen<br />

stationär weiterarbeiten, die<br />

Kassen funktionierten“, erinnert<br />

sich Geschäftsführer Christian<br />

Riethmüller an die „schwarzen<br />

Tage“ im Mai und Juni.<br />

Keine Lust auf Investitionen<br />

Vier von zehn <strong>Unternehmen</strong> in<br />

Deutschland wurden in den<br />

vergangenen zwei Jahren Opfer<br />

eines Cyber-Angriffs. Entdeckt<br />

hat man die meisten dieser<br />

Attacken nur zufällig. Trotzdem<br />

ist die Bereitschaft, etwas<br />

dagegen zu tun relativ gering, so<br />

das Ergebnis einer aktuellen Studie<br />

der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

KPMG. „Das ist weder<br />

nachvollziehbar noch vernünftig“,<br />

sagt Elmar Eperiesi-Beck,<br />

Geschäftsführer der IT-Sicherheitsfirma<br />

Firma Eperi. “Jede Investition<br />

in Cybersecurity ist<br />

günstiger als nichts zu tun und<br />

nach einem Angriff die Schäden<br />

beheben zu müssen.”<br />

Wer hinter den Attacken<br />

auf <strong>Unternehmen</strong> steckt,<br />

bleibt meist im<br />

Unklaren.<br />

Aufrüsten im<br />

Cyber-Krieg<br />

IT-Sicherheit Vier von zehn <strong>Unternehmen</strong><br />

werden in zwei Jahren Opfer eines Cyber-<br />

Angriffs. Millionenschäden entstehen. Dabei<br />

gibt es praktikablen Schutz.<br />

MONTAGE: MAX MESCHKOWSKI<br />

FOTO: DEEPADESIGNS/SHUTTERSTOCK.COM,PIXABAY & JESSY J. PHOTOGRAPHY<br />

Das gilt auch für Cloud-Computing.<br />

Darunter versteht man<br />

das Arbeiten auf externen Servern.<br />

Die Cloud bietet Speicherplatz,<br />

Rechenleistung und<br />

Anwendungssoftware als<br />

Dienstleistung. Die Palette<br />

reicht von Büroprogrammen<br />

und Windows 365 über so genannte<br />

ERP-Systeme bis Telefonie.<br />

Die Verbindung zur virtuellen<br />

Wolke wird übers Internet<br />

hergestellt. Einer der größten<br />

Vorteile des Cloud<br />

Computings ist gleichzeitig ein<br />

Nachteil: Die Daten sollen einfach<br />

erreichbar sein und man<br />

soll leicht von überall darauf<br />

zugreifen können.<br />

Das aber macht es<br />

schwierig, sicherzustellen,<br />

dass niemand<br />

persönliche Informationen<br />

abgreifen kann.<br />

Die Provider versprechen<br />

weitgehende Sicherheit,<br />

werben mit Software<br />

made in Germany und<br />

Servern, die in Deutschland<br />

Das ist<br />

weder<br />

nachvollziehbar<br />

noch ist es<br />

vernünftig.“<br />

Elmar Eperiesi-Beck<br />

Geschäftsführer Eperi<br />

stehen. Aber klar ist auch, dass<br />

sich US-amerikanische oder<br />

chinesische Geheimdienste<br />

trotzdem Zugriff auf Daten in<br />

der Wolke verschaffen können.<br />

Cloud-Computing ist grundsätzlich<br />

weniger sicher als die<br />

IT im eigenen Haus“, warnt<br />

Dirk Johannwerner, IT-Security-Experte<br />

beim Beratungsunternehmen<br />

DXC Deutschland.<br />

Er rät zur Erstellung von Risikoprofilen.<br />

<strong>Unternehmen</strong>skritische<br />

Systeme wie etwa Maschinen-<br />

und Anlagensteuerungen<br />

würde er nicht<br />

auszulagern: „Die haben<br />

in der Cloud<br />

nichts zu suchen<br />

und sollten nur<br />

auf lokalen Plattformen<br />

betrieben<br />

werden.“


unternehmen [!] SPEZIAL 39<br />

Für andere Nutzungen, zum<br />

Beispiel wenn Dokumente an<br />

verschiedenen Standorten bearbeitet<br />

werden, wenn es um<br />

Skalierbarkeit und Flexibilität<br />

geht, hält er Cloud Computing<br />

für sinnvoll. Um die Sicherheit<br />

zu wahren, empfiehlt Johannwerner<br />

„flankierende<br />

Maßnahmen“.<br />

Dazu gehöre es<br />

vor allem, die<br />

Daten auf ihrer<br />

„Reise“ zur<br />

Wolke und zurück<br />

zu verschlüsseln.<br />

Auf<br />

welche Art und Weise <strong>Unternehmen</strong><br />

das machen sollten erläutert<br />

Datenverschlüsselungsexperte<br />

Elmar Eperiesi-Beck:<br />

„Sie sollten sich selbst darum<br />

kümmern, es nicht an einen<br />

Provider delegieren, damit sie<br />

allein die Kontrolle über Ihre<br />

Sie sollten<br />

sich selbst<br />

kümmern – nicht<br />

an Provider<br />

delegieren.<br />

Daten behalten.“ Dafür gebe es<br />

am Markt Lösungen. Eperiesi-Beck<br />

rät zu einem transparenten<br />

Gateway, der im Datenstrom<br />

zwischen Sender um<br />

Empfänger steht. Damit sind<br />

alle Informationen wie Texte,<br />

Emails, Aufgaben oder Kalendernotizen<br />

während der<br />

Übertragung<br />

zur Cloud und<br />

zurück sowie<br />

in der Cloud<br />

zu jedem Zeitpunkt<br />

verschlüsselt.<br />

Nur<br />

beim Sender<br />

und Empfänger sind sie im<br />

Klartext vorhanden. „Bei dieser<br />

Methode kann selbst ein Provider<br />

nicht auf die Daten zugreifen.“<br />

Die Kosten für so eine Lösung<br />

für eine Firma mit 100<br />

Mitarbeitern beziffert Eperiesi-Beck<br />

auf etwa 500 bis 600<br />

Die Verbindung zur virtuellen Wolke wird übers Internet hergestellt.<br />

Cloud-Computing hat aber auch Nachteile.<br />

Euro im Monat. Genutzt werden<br />

kann sie sowohl inhouse als<br />

auch über einen Hosting-Partner<br />

wie die Deutsche Telekom.<br />

Der Eperi-Chef betont, dass<br />

mit dieser Methode auch der<br />

EU-Datenschutzgrundverordnung<br />

(DSGVO) Rechnung getragen<br />

wird. Die Pseudonymisierung<br />

ist die Verarbeitung<br />

von Daten entlang eines Geschäftsprozesses,<br />

bei denen der<br />

„Regional und<br />

partnerschaftlich“<br />

Gemeinsam wachsen<br />

Marianne und Gerhard Priel, Geschäftsführer<br />

der Firma Schlagwerk GmbH in Gingen<br />

mit Rupert Ströbele, Firmenkundenbetreuer:<br />

„Auch wenn wir europaweiter Marktführer für<br />

innovative Percussioninstrumente sind, setzen wir<br />

zu 100 % auf unseren Standort Gingen an der Fils.<br />

Selbstverständlich ist auch unsere Hausbank regional.<br />

Und das bereits seit 1993.“<br />

Partner des Mittelstandes<br />

Jetzt informieren unter:<br />

www.volksbank-goeppingen.de


40 SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Daten nur gegen Lösegeld zurück<br />

Daten unverschlüsselt in die Cloud zu schicken, kann teuer werden.<br />

Das Bundesamt für Sicherheit<br />

in der Informationstechnik<br />

(BSI) warnt vor Ransomware-Angriffen.<br />

Das sind Attacken<br />

mit Schadprogrammen,<br />

die den Zugriff auf Daten und<br />

Systeme einschränken oder<br />

verhindern und diese Ressourcen<br />

nur gegen Zahlung eines<br />

Lösegeldes (englisch: „ransom“)<br />

wieder freigeben. Immer<br />

öfter berichten <strong>Unternehmen</strong><br />

von solchen digitalen Erpressungen.<br />

BSI-Präsident<br />

Arne Schönbohm erklärt, dass<br />

insbesondere „nachrichtendienstliche<br />

Akteure“ und die<br />

Organisierte Kriminalität hinter<br />

diesen Angriffen stecken.<br />

Das BSI rät dringend, auf Forderungen<br />

der Täter nicht einzugehen.<br />

Tipp: Regelmäßig<br />

Backups erstellen, die zur Wiederherstellung<br />

der Systeme<br />

verwendet werden können.<br />

Diese sollten zusätzlich offline<br />

in einem getrennten Netzwerk<br />

oder Netzwerksegment gespeichert<br />

werden. Ausführlichere<br />

Informationen gibt es<br />

vom BSI in den mehreren<br />

Schriften zur Allianz für Cybersicherheit.<br />

Die Meldestelle des<br />

Nationalen IT-Lagezentrums<br />

steht <strong>Unternehmen</strong> ebenfalls<br />

zur Verfügung.<br />

senger-Diensten und Apps aus:<br />

„Über sie holt man sich leicht mal<br />

einen Virus, Wurm oder Trojaner<br />

ins Haus.“ Seine Mitarbeiter bei<br />

DXC Deutschland sind deshalb angehalten,<br />

ihre Mobile Devices alle<br />

sechs Monate in den Werkszustand<br />

zurückzusetzen und mit Daten aus<br />

vertrauenswürdigen Quellen neu zu<br />

installieren. Zurück zu Buchhändler<br />

Osiander: Nachdem Riethmüller<br />

die Kriminalpolizei über den<br />

Cyber-Angriff informiert hatte, galt<br />

der erste Schritt seines Krisenmanagements<br />

der telefonischen Kunden-Hotline:<br />

„Nach drei Tagen<br />

funktionierten zwei Geräte wieder,<br />

Wir hatten bei<br />

uns viele nette<br />

Gespräche mit<br />

Kunden, die uns<br />

Mut machten.<br />

Christian Riethmüller<br />

Osiander-Geschäftsführer<br />

nach einer Woche endlich alle.“ Die<br />

telefonischen Bestellungen der<br />

Kunden gaben die Mitarbeiter der<br />

Buchhandelskette selbst wieder per<br />

Telefon an die Lieferanten weiter.<br />

Was durch den Crash auch geschah:<br />

Die Belegschaft rückte zusammen,<br />

das Umfeld reagierte positiv. „Wir<br />

hatten viele nette Gespräche mit<br />

Kunden, die uns Mut machten“, berichtet<br />

Riethmüller. Einige Lieferanten<br />

boten Osiander ihre Unterstützung<br />

an. Der Geschäftsführer:<br />

„Ein gutes Gefühl.“<br />

Bezug zu einer bestimmten Person<br />

unerheblich ist, in Einzelfällen aber<br />

benötigt wird. Ein Beispiel: die Abwicklung<br />

eines eingehenden Kundenauftrags.<br />

Eperiesi-Beck: „Während<br />

in der Auftragsverwaltung der<br />

Klarname des Kunden etwa für die<br />

Bonitätsprüfung benötigt wird, genügt<br />

es in den nachgelagerten Prozessschritten,<br />

mit einem Pseudonym<br />

weiterzuarbeiten.“<br />

Wie teuer es werden kann, wenn<br />

<strong>Unternehmen</strong> personenbezogene<br />

Daten unverschlüsselt in die Cloud<br />

geben, zeigt sich am Beispiel der<br />

US-Hotelkette Merriott. Der droht<br />

ein Bußgeld in Höhe von 110 Millionen<br />

Euro, weil ihr Informationen<br />

zu 383 Millionen Gästen gestohlen<br />

Zur Person<br />

Christian Riethmüller<br />

führt den<br />

1596 in Tübingen gegründeten<br />

Buchhandel<br />

Osiander mit<br />

mehr als 60 Läden.<br />

Der 1974 in Tübingen<br />

Geborene liest gern<br />

Krimis. Sein Lieblingsbuch:<br />

Karlsson<br />

vom Dach.<br />

wurden, darunter 5,2 Millionen unverschlüsselte<br />

Ausweisnummern<br />

und 385 000 Zahlungskartennummern.<br />

Unabhängig davon, ob ein Betrieb<br />

seine IT-Landschaft im eigenen<br />

Haus installiert hat oder in der<br />

Cloud arbeitet, sollte die Sicherheit<br />

oberste Priorität haben. Das gilt besonders<br />

für die Kommunikation.<br />

Schnittstellen wie USB, Bluetooth<br />

und Wlan sind von Hackern gern<br />

genutzte Einfallstore. Vorsicht bei<br />

kostenlosem, aber ungeschütztem<br />

Wlan, das an vielen öffentlichen<br />

Plätzen, in Hotels, Kongresscentern<br />

oder auf Messegeländen, angeboten<br />

wird. Dirk Johannwerner: „Man<br />

weiß aber nie, wer sich dahinter befindet“.<br />

Gefahr gehe auch von Mes-<br />

Parallele Rechnerwelt<br />

Die IT-Sicherheitsexperten der Tübinger<br />

Firma Syss, die Riethmüller<br />

ins Haus geholt hatte, bauten eine<br />

zweite, parallele Rechnerwelt auf.<br />

Nach und nach begann der Betrieb<br />

wieder zu laufen – zunächst stotternd,<br />

dann immer besser.<br />

Unter dem Strich aber bleiben Absatzeinbußen<br />

und Kosten für die<br />

Behebung der Schäden in „sechsstelliger<br />

Höhe“, sagt Christian Riethmüller.<br />

Gelernt habe er aus dem<br />

Fall, dass eine heterogene und zum<br />

Teil veraltete IT-Landschaft leicht<br />

ins Wanken geraten kann. Als Konsequenz<br />

wird im kommenden Frühjahr<br />

das komplette <strong>Unternehmen</strong><br />

auf SAP umgestellt. [!]<br />

<br />

Jürgen Hoffmann


unternehmen [!]<br />

Anzeige<br />

<strong>41</strong><br />

Sicherheit auf digitalen Wegen<br />

IT-Sicherheit bzw. Informationssicherheit ist schon lange kein Nischenthema mehr. Kein Tag<br />

vergeht ohne Meldungen von gravierenden IT-Sicherheitslücken, abhandengekommenen Daten,<br />

Cyberattacken und vielem mehr.<br />

Betroffen sind dabei nicht mehr nur die IT-Systeme<br />

eines <strong>Unternehmen</strong>s, vielmehr ist die ganze<br />

Betriebstechnologie gefährdet. Im Zuge der<br />

Digitalisierung, d. h. durch die immer weitere<br />

Vernetzung von Betriebs- und Informationstechnologien<br />

und die immer größere Zahl intelligenter<br />

Geräte, gibt es zahlreiche Zugangspunkte<br />

zu den Systemen eines <strong>Unternehmen</strong>s<br />

und immer neue Schwachpunkte.<br />

Keine Digitalisierung ohne<br />

IT-Sicherheit<br />

Die Digitalisierung und die Globalisierung verändern<br />

die Art wie wir leben, kommunizieren und<br />

arbeiten, und machen den Weg frei für neue Anwendungen<br />

und Geschäftsmodelle. Sie sind<br />

Ausdruck des voranschreitenden Fortschritts,<br />

machen uns aber gleichzeitig auch anfälliger für<br />

böswillige Cyberangriffe. Damit die Digitalisierung<br />

weiterhin funktioniert und vorangebracht<br />

werden kann, braucht es Vertrauen. Deshalb ist<br />

IT-Sicherheit ein wesentlicher und wichtiger Bestandteil<br />

der Digitalisierung und unserer Zukunft.<br />

Eine gute Vorbereitung ist die halbe<br />

Sicherheit<br />

IT-Sicherheit bedeutet für die steep GmbH nicht<br />

nur bestmöglicher Schutz vor Datendiebstahl<br />

und Angriffen, sondern auch Aus- und Weiterbildung<br />

für ein schärferes Bewusstsein der Mitarbeiter<br />

und ein Verantwortlichkeitsgefühl bei allen<br />

Akteuren entlang der gesamten digitalen<br />

Wertschöpfungskette, sowie Anpassung von<br />

Geschäftsprozessen.<br />

Eine gute Vorbereitung ist der halbe Erfolg, d. h.<br />

Erarbeiten eines Notfallplans, eines IT-Sicherheitskonzepts,<br />

regelmäßige Übungen von Ernstfällen,<br />

automatisierte Erstellung von Prüfsummen<br />

und Sollzuständen, eine aktuelle Dokumentation<br />

des organisationsinternen Netzes sowie<br />

das Auffinden und Analysieren von IT-Sicherheitsschwachstellen<br />

sind unbedingt nötig, um<br />

bestmöglich vorbereitet zu sein und im Bedarfsfall<br />

schnell und richtig reagieren zu können.<br />

Sollte es trotz aller Vorkehrungen zu einem Sicherheitsvorfall<br />

kommen, ist schnelles und<br />

überlegtes Handeln gefragt. Die IT-Forensik ist<br />

Teil der IT-Sicherheit und beschäftigt sich mit<br />

der Untersuchung verdächtiger Vorfälle. Digitale<br />

Spuren werden mit denselben strikten Regeln<br />

erfasst, analysiert, dokumentiert und ausgewertet,<br />

wie in der klassischen forensischen Beweismittelsicherung,<br />

um später Beweiskraft vor<br />

Gericht zu haben.<br />

Um eine einwandfreie forensische Analyse zu<br />

ermöglichen, müssen IT-Systeme vorbereitet<br />

werden. IT-Sicherheit sollte daher ein integraler<br />

Bestandteil von <strong>Unternehmen</strong>sprozessen sein.<br />

IT-Sicherheit bei der steep<br />

IT-Sicherheit und Digitalisierung gehen Hand in<br />

Hand und müssen sich auch gemeinsam weiterentwickeln.<br />

Die steep GmbH hat speziell für dieses<br />

Ziel ein Digitalisierungsteam und ein Computer<br />

Security Incident Response Team (CSIRT)<br />

aufgebaut, um eine ganzheitliche IT-Sicherheitsstrategie<br />

zu etablieren, von der nicht nur<br />

die steep GmbH sondern auch ihre Kunden profitieren.<br />

Die steep GmbH begleitet ihre Kunden auf dem<br />

Weg zu einer geschützten, digitalen Umgebung<br />

mit Beratung, Unterstützung und Erstellung von<br />

IT-Sicherheitskonzepten, Datenschutz, Penetration<br />

Tests, IT-Forensik, IT-Service-Management,<br />

Digitalisierung, Beschaffung und Betreuung<br />

der IT-Infrastruktur sowie Projektmanagement.<br />

Gemeinsam in eine sichere, digitale<br />

Zukunft<br />

Die IT-Sicherheit hat maßgeblichen Einfluss auf<br />

die Akzeptanz und die Zukunft digitaler Technologien<br />

und ist damit unerlässlich für jegliches<br />

Wachstum und jeglichen Fortschritt in der digitalen<br />

Wirtschaft. Die digitale Zukunft braucht eine<br />

Grundsicherheit, wie wir sie in der nicht-digitalen<br />

Welt bereits für selbstverständlich erachten.<br />

Fangen Sie also an, IT-Sicherheit zu leben,<br />

wir helfen Ihnen dabei!<br />

Kontakt<br />

steep GmbH<br />

Katrin Eisele<br />

IT-Service Management<br />

Söflinger Strasse 100<br />

D-89077 Ulm<br />

steep@steep.de | www.steep.de


42 LEBEN unternehmen [!]<br />

Siegfried Weishaupt<br />

inmitten der Ausstellung<br />

mit der Neuerwerbung des<br />

US-Künstlers Tony Oursler<br />

im Vordergrund.<br />

Von der Freude<br />

Neues zu entdecken<br />

Die private Seite Siegfried Weishaupt ist Unternehmer und Kunstliebhaber. Warum für ihn<br />

beides vergleichbare Fähigkeiten erfordert, erzählt er in unserer Serie (Teil 2).<br />

Siegfried Weishaupt muss<br />

nicht lange nachforschen,<br />

um bei seinen Vorfahren<br />

jene Gene zu finden, die<br />

aus seiner Sicht seinen Lebensweg<br />

als erfolgreicher Unternehmer und<br />

Kunstsammler prägten. Dass er nach<br />

dem Abitur 1959 als Sohn von Max<br />

Weishaupt in das damals schon aufstrebende<br />

<strong>Unternehmen</strong> wechselte,<br />

war nicht selbstverständlich, aber<br />

naheliegend.<br />

Ungewöhnlich für die damalige<br />

Zeit war die klare Marketingstrategie<br />

seines Vaters, der „die Heizung<br />

aus dem Keller holte“ – genauer: sein<br />

Produkt eines vollautomatischen<br />

Brenners vom Image des staubigen<br />

Kohlenkellers befreite. Mit Kohle zu<br />

heizen, war bis dahin üblich, eine<br />

Regelung über einen Thermostat innerhalb<br />

der Wohnung eine Sensation.<br />

Hans Gugelot, der damals in der<br />

Die Skulptur<br />

“Peristyle, Two<br />

Lines” von<br />

George Rickey<br />

wird neben<br />

Werken von<br />

Adolf Luther<br />

und Anthony<br />

Caro präsentiert.<br />

Ulmer Hochschule für Gestaltung<br />

lehrte, entwickelte das Design für<br />

die Brenner.<br />

Als Siegfried Weishaupt 1965 in<br />

das <strong>Unternehmen</strong> einstieg, hatten<br />

die Brenner bereits Designgeschichte<br />

geschrieben. Durch den Kontakt<br />

zwischen dem <strong>Unternehmen</strong> Weishaupt<br />

und der Hochschule für Gestaltung<br />

(HfG) lernte Siegfried<br />

Weishaupt die Philosophie des Bauhauses,<br />

den Architekten der HfG,<br />

Max Bill, und den Künstler Josef Albers<br />

kennen.<br />

Gebaut von Stararchitekten<br />

Der andere Einfluss liegt um mehrere<br />

verwandtschaftliche Ecken. In<br />

der Familie seiner Großmutter mütterlicherseits<br />

gab es drei Generationen<br />

Kunstmaler, einen Restaurator<br />

und nicht zuletzt ein angeheiratetes<br />

Mitglied der Familie Tugendhats.


unternehmen [!]<br />

LEBEN<br />

43<br />

FOTOS: MARC HÖRGER<br />

„Homage to the Square – Opal“, 1964, von Josef Albers ist eines der Schlüsselwerke der Sammlung,<br />

welches das Interesse von Siegfried Weishaupt geweckt hat, selbst Kunst zu sammeln.<br />

Das Wohnhaus dieser jüdischen<br />

Familie entwarf kein Geringerer<br />

als Stararchitekt Mies van der<br />

Rohe. Die Architektur-Ikone im<br />

tschechischen Brno (Brünn) ist<br />

heute ein Kulturdenkmal.<br />

Mittlerweile besitzt Siegfried<br />

Weishaupt selbst zwei Gebäude<br />

von Stararchitekten – das Weishaupt-Forum<br />

in Schwendi von<br />

Richard Meier und – in Ulms<br />

Neuer Mitte – seine Kunsthalle,<br />

entworfen von<br />

Wolfram<br />

Wöhr. Das Verwaltungsge-<br />

bäude in<br />

Schwendi ist<br />

mit Kunst ausgestattet,<br />

im<br />

Forum befindet<br />

sich Siegfried<br />

Weishaupts<br />

Wichtig war,<br />

dass mir die<br />

Arbeit gefällt. Der<br />

Wert hat mich nie<br />

interessiert.<br />

Siegfried Weishaupt<br />

Unternehmer und Sammler<br />

private Ausstellung.<br />

Die Kunsthalle im Herzen<br />

Ulms ist ausschließlich der<br />

Sammlungspräsentation gewidmet.<br />

Aus eigenem Bestand bespielte<br />

die Kunsthalle in den<br />

zwölf Jahren ihres Bestehens<br />

zwanzig bedeutende Ausstellungen.<br />

Weishaupts Sammlertätigkeit<br />

begann ohne konzeptionellen<br />

Ansatz, aber mit der klaren Vorliebe<br />

für geometrische Kunst.<br />

Arbeiten von Mondrian und Albers,<br />

dann erste Werke der<br />

Gruppe Zero. „Wichtig war immer,<br />

dass mir die Arbeit gefällt,<br />

dass sie interessant ist und etwas<br />

Neues zeigt. Das inspiriert<br />

mich.“ Immer wieder zieht sich<br />

Siegfried Weishaupt in seine<br />

ganz persönliche „Kunstausstellung“<br />

zurück, einen Raum im<br />

Weishaupt-Forum in dem er<br />

ausgewählte Lieblingsstücke auf<br />

sich wirken<br />

lässt. „Der<br />

Wert oder eine<br />

Entwicklungsperspektive<br />

haben<br />

mich nicht<br />

interessiert“,<br />

erzählt er.<br />

Weishaupt ist<br />

ein Sammler.<br />

Aus seiner<br />

Faszination<br />

entwickelte sich eine Eigendynamik,<br />

es entstand ein großes<br />

Netzwerk in der Kunstszene.<br />

Die Galeristen, Denise René und<br />

vor allem der Ulmer Hans Maier,<br />

unterstützten Weishaupt bei<br />

der Suche nach Arbeiten.<br />

In den USA entdeckte Weishaupt<br />

den amerikanischen Expressionismus<br />

und die Pop Art.<br />

Als Kunstsammler war er zusammen<br />

mit seiner Frau Jutta<br />

AKT I ONS-<br />

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44 LEBEN unternehmen [!]<br />

Ein Name, zwei Aspekte: Stiftung und Weltmarktführer<br />

FOTO: MARC HÖRGER<br />

Siegfried Weishaupt in der aktuellen Ausstellung „Ausgang offen“ mit Werken von David Nash, Richard Long und Gerold Miller.<br />

Die Stiftung Weishaupt vergibt im zweijährigen<br />

Turnus und in Kooperation mit der<br />

katholischen Fakultät der Universität Tübingen<br />

den mit 25 000 Euro dotierten Alfons-<br />

Auer-Ethik-Preis. Ausgezeichnet werden<br />

Persönlichkeiten, die sich durch ein besonderes<br />

ethisches Engagement im religiösen,<br />

wissenschaftlichen oder gesellschaftlichen<br />

Bereich hervorgetan haben.<br />

Das Familienunternehmen Weishaupt<br />

wurde 1932 gegründet. Es gehört zu den<br />

Weltmarktführern in der Energietechnik mit<br />

den Bereichen Heizsysteme Gas und Öl, Solarsysteme,<br />

Wärmepumpen, Brenner, Trinkwassersysteme<br />

und Energiespeicher. 2018<br />

erwirtschafteten weltweit 3580 Mitarbeiter<br />

der <strong>Unternehmen</strong>sgruppe einen Umsatz von<br />

635 Millionen Euro. Das waren sieben Prozent<br />

mehr als im Vorjahr. Das <strong>Unternehmen</strong><br />

verfügt über 29 Vertretungen und Niederlassungen.<br />

Im Ausland ist es mit 23 Tochtergesellschaften<br />

in 40 Ländern aktiv. Firmensitz<br />

ist Schwendi (Kreis Biberach). Dort sind<br />

nicht nur Verwaltung und Produktion angesiedelt,<br />

sondern auch ein 5000 Quadratmeter<br />

großes Forschungs- und Entwicklungszentrum.<br />

weltweit unterwegs, besuchte<br />

Künstler in ihren Ateliers. Es<br />

entstanden Freundschaften, unter<br />

anderem mit dem US-Maler<br />

Robert Longo. „Die Begegnungen<br />

mit den Künstlern waren<br />

und sind für mich eine Bereicherung.<br />

Sie verkörperten, mit ihrer<br />

Art zu leben, für mich etwas<br />

völlig Neues. Ihr lockerer Umgang<br />

mit Tabuthemen, wie Homosexualität,<br />

forderten eine Offenheit,<br />

die ich zu der damaligen<br />

Zeit erst lernen musste.“<br />

Die Ausstellungen im Karlsruher<br />

Zentrum für Kunst und<br />

Medien und in „The Garage“, einem<br />

Museum des russischen<br />

Milliardärs Abramowitch in<br />

Die Künstler<br />

verkörperten,<br />

mit ihrer Art zu<br />

leben, für mich<br />

etwas völlig Neues.<br />

Siegfried Weishaupt<br />

Unternehmer<br />

Moskau, bereiteten den Boden<br />

für den Wunsch nach einer öffentlichen<br />

Sammlungspräsentation.<br />

„Der damalige Ministerpräsident<br />

Lothar Späth plante<br />

damals zwar ein Sammlermuseum,<br />

aber ich dachte an ein Museum<br />

nach Art des Louisiana<br />

Museum of Modern Art in Dänemark“,<br />

erzählt Weishaupt von<br />

ersten Überlegungen etwas Vergleichbares<br />

am Bodensee zu<br />

bauen. Das Angebot des damaligen<br />

Ulmer Baubürgermeisters<br />

Alexander Wetzig kam da gerade<br />

zur rechten Zeit.<br />

Inzwischen ist die Kunsthalle<br />

Weishaupt Teil des kulturellen<br />

Ulms und gibt der Stadt etwas<br />

Internationalität. Darauf ist<br />

Siegfried Weishaupt stolz. „Natürlich<br />

spielt das Ego da eine<br />

Rolle“, gibt er unumwunden und<br />

augenzwinkernd zu. „Man<br />

wächst mit der Sammlung, eignet<br />

sich Hintergrundwissen an<br />

und der Blick für Kunst entwickelt<br />

sich.“<br />

In der Kunst, wie im <strong>Unternehmen</strong><br />

setze sich Qualität<br />

durch. Für Siegfried Weishaupt<br />

ist das nicht die einzige Gemeinsamkeit.<br />

„Im <strong>Unternehmen</strong> wie<br />

in der Kunst braucht es Menschen<br />

mit einer schöpferischen<br />

Kraft bis hin zur Genialität. Nur<br />

dann entsteht etwas wirklich<br />

Neues.“ [!] <br />

Sigrid Balke


unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 45<br />

Kaum Frauen an<br />

der Spitze<br />

Studie Die baden-württembergischen<br />

Chefetagen öffentlicher<br />

<strong>Unternehmen</strong> bleiben weiterhin<br />

eine Männergesellschaft. Laut<br />

einer Studie der Zeppelin Universität<br />

Friedrichshafen besetzen<br />

Frauen nur jede sechste<br />

Stelle im Top-Management von<br />

öffentlichen <strong>Unternehmen</strong> auf<br />

kommunaler Ebene. Damit liegt<br />

Baden-Württemberg im Ländervergleich<br />

auf Platz 11. [!]<br />

Neues digitales<br />

Zentrum<br />

Plattform Ein neugegründetes<br />

Zentrum für Digitale Innovationen<br />

(ZDI) an der Dualen Hochschule<br />

Ravensburg soll Studierende<br />

sowie deren Partner künftig<br />

in Sachen digitale Transformation<br />

unter die Arme greifen.<br />

Hierzu entwickelt das ZDI etwa<br />

ein Schulungsprogramm, bietet<br />

Lehrveranstaltungen zu Data Science<br />

an und unterstützt das ZDI<br />

bei der Anwendung von Software-Lösungen<br />

für Data Science<br />

und Künstliche Intelligenz. [!]<br />

Mit Sinnen<br />

sicher ans Ziel<br />

Die App Q-Wohl zeigt Landwirten, wie zufrieden ihre Kühe sind. <br />

Glückliche Kühe per App<br />

Foto: Studio Peace/Shutterstock.com<br />

Ob sich ihre Schützlinge wohlfühlen, können Landwirte<br />

im Südwesten neuerdings per App tracken.<br />

Q-Wohl heißt das neue Mini-Programm, welches die<br />

Zufriedenheit von Rindern anhand tierbasierter Indikatoren<br />

misst. Die digitale Managementhilfe entspringt<br />

einer Kooperation der HfWU Nürtingen-Geislingen,<br />

der Stabstelle für Tierschutz und dem Landwirtschaftlichen<br />

Zentrum für Rinderhaltung. Sie soll<br />

Landwirten helfen, Haltungsbedingungen besser einzuschätzen<br />

und zu verbessern. Die kostenlose App<br />

gibt es hier: www.qwohl-bw.de.<br />

Kontakt: udo.renner@hfwu.de, Tel.: 07022/201-391<br />

App Das Kooperationsprojekt<br />

„Sinn²“ der Uni Stuttgart, der<br />

Dualen Hochschule und des<br />

Verkehrswissenschaftlichen Instituts<br />

hat eine Smartphone-App<br />

entwickelt, die künftig die landesweite,<br />

barrierefreie Fahrgastinformation<br />

übernehmen soll.<br />

Mindestens zwei der drei Sinne<br />

Hören, Sehen und Tasten werden<br />

dabei angesprochen. Bisher<br />

ist die Applikation nur für Apple<br />

iOS Geräte erhältlich. [!]<br />

Bosch lässt<br />

testen<br />

Kooperation Studierende der<br />

Hochschule Kempten können<br />

neu entwickelte Algorithmen<br />

zur Fertigungsdaten-Analyse<br />

künftig an den Produktionsanlagen<br />

der Robert Bosch GmbH<br />

testen. „Die schnelle und präzise<br />

Erkennung von Schlechtteilen<br />

in unseren Fertigungslinien<br />

ist eine der Schlüsselaufgaben,<br />

um unsere starke Wettbewerbsposition<br />

zu sichern. Nur mit<br />

neuen Ideen und Algorithmen<br />

können diese Herausforderungen<br />

bewältigt werden“, sagt Sebastian<br />

Klüpfel, Leiter des Innovation<br />

Campus bei Bosch. [!]<br />

Start-ups<br />

fördern<br />

Potentiale Mithilfe von Fördergeldern<br />

des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft und Energie<br />

will das Institut für Digitalen<br />

Wandel (IDW) der Hochschule<br />

Ravensburg-Weingarten das<br />

Gründen eigener <strong>Unternehmen</strong><br />

schmackhaft machen. Im Rahmen<br />

des sogenannten Exist-Programms<br />

sollen innovative Startups<br />

unterstützt und Entwicklungspotentiale<br />

gesteigert werden.<br />

Das soll über alle<br />

Gründungsphasen hinweg vor<br />

allem im LAB4DTE (Lab for Digital<br />

Transfer and Entrepreneurship)<br />

passieren. [!]<br />

Belebung von<br />

Nürtingen<br />

Studienprojekt Studierende<br />

der Hochschule für Wirtschaft<br />

und Umwelt (HfWU) entwickelten<br />

Konzepte für die Belebung<br />

der Nürtinger Innenstadt. Die<br />

Themen reichten von der Einbindung<br />

des Neckars über Mobilität<br />

bis zur Integration des<br />

Bahnhofs. Letzteres möchten die<br />

Studierenden etwa mit dem Ansatz<br />

„Bench-Bombing“ angehen.<br />

Flächendeckend aufgestellte<br />

Sitzmöbel aus Industriepaletten<br />

sollen zum Verweilen am und<br />

um den Bahnhof einladen.[!]<br />

Neues Logo, App<br />

und Websites<br />

Konzepte Studierende der Dualen<br />

Hochschule in Heidenheim<br />

beschäftigten sich eineinhalb<br />

Monate mit Kommunikationskonzepten<br />

des Q-Hofs Raunecker<br />

in Frickingen, der Sonderpädagogischen<br />

Bildungs- und<br />

Beratungszentren (SBBZ) und<br />

der Pflegeausbildung in Heidenheim<br />

ab 2020. Das Ergebnis: Ein<br />

neues Logo, eine App, Webseiten,<br />

Social-Media-Kampagnen,<br />

Broschüren sowie einen Imagefilm.<br />

Die Ideen sollen mittelfristig<br />

umgesetzt werden. [!]


Die grauen Männer aus Michael Endes Jugendroman „Momo“, der 1973<br />

erschienen ist, sind das Symbol für Zeitdiebe schlechthin. In dem Buch<br />

bringt das Kind Momo den Menschen die gestohlene Zeit zurück.<br />

<br />

Foto: Fabian Cevallos/Sygma/Sygma/ Getty Images)<br />

RESSORT unternehmen [!]<br />

1) Internet und Handy diktieren unseren<br />

Alltag. Wie behalten Sie den Überblick?<br />

2) In welches berufliche Projekt haben<br />

Sie <strong>2019</strong> am meisten Zeit gesteckt?<br />

3) Wie verbringen Sie Ihre Freizeit am<br />

liebsten?<br />

4) Was würden Sie tun, wenn Sie<br />

plötzlich viel Zeit hätten?<br />

5) Welche berühmte Person würden<br />

Sie gerne treffen und warum?<br />

Zeit hat man, wenn<br />

man sie sich nimmt<br />

Umfrage Man hätte gerne mehr davon, manchmal wird sie einem gestohlen. Fünf<br />

Führungskräfte haben Stefan Loeffler verraten, wie sie ihre Zeit am liebsten nutzen.


unternehmen [!] LEBEN 47<br />

Wenn sie Zeit hätte, würde<br />

Catherine Adelmann,<br />

Geschäftsführerin der Fosera<br />

Solarsystems GmbH & Co. KG,<br />

gerne ihr Italienisch auffrischen.<br />

1Das Internet ermöglicht uns<br />

viele spannende, neue Möglichkeiten<br />

und bringt eine enorme<br />

Zeitersparnis. Aus diesem<br />

Grund sehe ich Smartphone, Internet<br />

& Co. nicht als „Diktatoren“<br />

meines Alltags, sondern<br />

eher als sehr nützliche Hilfsmittel.<br />

Um den Überblick zu behalten,<br />

schreibe ich mir ganz altmodisch<br />

To-Do-Listen, die dann<br />

abgearbeitet werden.<br />

2Fosera ist noch ein recht junges<br />

<strong>Unternehmen</strong>. <strong>2019</strong> ging<br />

es vor allem darum, die Strukturen<br />

zu schaffen, die wir benötigen,<br />

um unser Wachstum zu<br />

bewältigen und professioneller<br />

zu werden.<br />

FOTO; HONG VO/SHUTTERSTOCK.COM<br />

3Als Ausgleich zur Arbeit,<br />

treibe ich in meiner Freizeit<br />

Sport – am liebsten draußen an<br />

der frischen Luft.<br />

4Mein Italienisch verbessern,<br />

doch dazu fehlt mir leider<br />

gerade die Zeit.<br />

5Da gibt es einige. Zum Beispiel<br />

Alexandria Ocasio-Cortez,<br />

die mit ihrem forschen<br />

Ansatz die US-amerikanischen<br />

Demokraten aufmischt<br />

und neuen Wind in die Politik<br />

bringt.<br />

Dipl.-Ing. Philipp Seidel,<br />

geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Seidel Architekten<br />

und Generalplaner GmbH, hätte<br />

gerne einmal mit dem Kinderbuch-Autor<br />

Michael Ende<br />

zusammengesessen.<br />

1Ich versuche den Überblick<br />

zu behalten, indem ich Laptop<br />

und Smartphone einfach<br />

mal beiseitelege, das Büro verlasse<br />

und mich bei einem Spaziergang<br />

in Ruhe neu sortiere.<br />

2Im Jahr <strong>2019</strong> habe ich die<br />

meiste Zeit in die Weiterentwicklung<br />

und Leitung meines<br />

Büros gesteckt.<br />

3Meine Freizeit verbringe ich<br />

am liebsten mit meiner Familie<br />

und beim Sport, bzw. auch<br />

gerne beides in Kombination.<br />

4Wenn ich plötzlich ganz viel<br />

Zeit hätte, würde ich am<br />

liebsten mit einem Wohnmobil<br />

die Welt bereisen.<br />

5Ich würde gerne mit Michael<br />

Ende (†) ein paar Stunden<br />

verbringen, da ich die Themen<br />

seiner Kinderbücher für aktueller<br />

denn je halte; sei es der Umgang<br />

mit unserer Zeit oder auch<br />

mit unserer Umwelt.<br />

FOTO: JOCHEN SCHOENFELD/SHUTTERSTOCK.COM<br />

ZAR Zentrum für ambulante<br />

Rehabilitation<br />

Reha am<br />

Wohnort<br />

Orthopädie<br />

Kardiologie<br />

Ganztägig ambulante<br />

Rehabilitation<br />

Nachsorgeprogramme im<br />

Anschluss an die Reha<br />

EAP Erweiterte ambulante<br />

Physiotherapie<br />

Physiotherapie und<br />

Ergotherapie auf Rezept<br />

Präventionsprogramme<br />

FOTO: DENN61/SHUTTERSTOCK.COM<br />

ZAR Ulm<br />

Pfarrer-Weiß-Weg 10<br />

89077 Ulm-Söflingen<br />

zar-ulm.de


48<br />

LEBEN unternehmen [!]<br />

1) Internet und Handy diktieren unseren Alltag. Wie behalten Sie den Überblick?<br />

2) In welches berufliche Projekt haben Sie <strong>2019</strong> am meisten Zeit gesteckt?<br />

3) Wie verbringen Sie Ihre Freizeit am liebsten?<br />

4) Was würden Sie tun, wenn Sie plötzlich viel Zeit hätten?<br />

5) Welche berühmte Person würden Sie gerne treffen und warum?<br />

FOTO: JURE DIVICH/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Anja Stegmann, Geschäftsführerin<br />

der Soft-Consult Häge<br />

GmbH, schätzt die Begegnungen<br />

mit anderen Menschen.<br />

1Man sollte sich von der<br />

schnelllebigen Zeit nicht verrückt<br />

machen lassen. Um den<br />

Überblick zu behalten, ist es für<br />

mich wichtig, regelmäßig meine<br />

Mailnachrichten abzurufen,<br />

auch wenn ich unterwegs bin.<br />

2Seit ich nach dem Tod meines<br />

Mannes im Jahr 2016 die<br />

Geschäftsführung übernommen<br />

habe, ist Soft-Consult mein berufliches<br />

Großprojekt.<br />

3Am liebsten verbringe ich<br />

meine freie Zeit mit meiner<br />

Familie und mit Freunden. Auch<br />

sammle ich mit Büchern, mit<br />

Musik, in Ausstellungen, am<br />

Meer oder in den Bergen neue<br />

Eindrücke.<br />

4Ich möchte auf dieser Welt<br />

noch sehr viele Dinge kennenlernen,<br />

vor allem andere<br />

Länder bereisen.<br />

5Es gibt so viele interessante<br />

und inspirierende Menschen,<br />

mit denen ich anregende<br />

Gespräche führen kann und die<br />

mich auf neue Ideen bringen.<br />

Dazu benötige ich keine berühmte<br />

Persönlichkeit.<br />

FOTO: BRANDONHT/SHUTTERSTOCK.COM<br />

1Old School mit Tischkalender<br />

und ohne Facebook, Twitter,<br />

Xing & sonstigen Social Media.<br />

Das Wesentliche zuerst bearbeiten,<br />

Unwesentliches erledigt<br />

sich oft von allein.<br />

2Die Arbeit an sich ist mein<br />

Projekt <strong>2019</strong>. Die Komplexität<br />

in Form von neuen Verordnungen,<br />

Bürokratismus und<br />

schwerer werdenden Problemlösungen<br />

bestimmen meinen<br />

Tag, meine Zeit ist bis zu 80 Prozent<br />

fremdbestimmt.<br />

3Mit Menschen, die meine<br />

Lebensfreude teilen und<br />

gleichermaßen Spaß an den<br />

vielfältigen Dingen des Lebens<br />

haben. Man muss offen sein für<br />

Neues.<br />

Ulrich Weber, Geschäftsführer<br />

der A-R-S-tec GmbH, würde<br />

sich gerne einmal mit Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel<br />

austauschen.<br />

4Hoffentlich genießen. Mit<br />

dem Thema „Zeit haben“<br />

konnte ich mich noch nicht auseinandersetzen<br />

und das Studium<br />

ist schon zu lange her. Die<br />

Welt zu umsegeln war immer<br />

mein Traum.<br />

In der Vergangenheit hätte<br />

5 ich gerne Muhammad Ali<br />

kennengelernt, ein außergewöhnlicher<br />

Kämpfer, im Ring<br />

und ebenso außerhalb. Jetzt<br />

würde ich gerne mit Angela<br />

Merkel meine Ansichten austauschen.<br />

Ihr Wissen über Europa,<br />

die Welt, welche Zusammenhänge<br />

worin und wie bestehen,<br />

das wäre höchst spannend für<br />

mich.<br />

1Im Büro stellen wir das Telefon<br />

immer wieder auf die Telefonzentrale<br />

und arbeiten die<br />

Anrufe dann en bloc ab. Mit den<br />

Mails versuchen wir das auch,<br />

klappt aber nicht immer. Außerdem<br />

schalte ich das Mobiltelefon<br />

abends und am Wochenende<br />

einfach aus.<br />

2Da wir ein klimaneutrales<br />

<strong>Unternehmen</strong> sind, haben<br />

wir alle Bereiche und Prozesse<br />

danach ausgerichtet und weitere<br />

Klimaschutz-Maßnahmen<br />

durchgeführt; außerdem haben<br />

wir die Technologie-Produktion<br />

ins Haus geholt.<br />

FOTO: LUCA SANTILLI/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Am Wochenende ist das Handy<br />

von Gabriele Renner, Geschäftsführerin<br />

der Pervormance<br />

international GmbH aus.<br />

3Mit meiner Familie am Comer<br />

See oder mit einer<br />

Freundin bei Rockkonzerten.<br />

4Ich würde mich noch mehr<br />

um das Thema Klimaschutz<br />

kümmern, weil da aus meiner<br />

Sicht einiges in die falsche Richtung<br />

läuft. Ich denke, dass wir<br />

optimistischer und mit global<br />

sinnvollen Maßnahmen an das<br />

Thema herangehen sollten.<br />

5Mit Barack Obama, weil ich<br />

gerne wissen möchte, was er<br />

in Zukunft noch für die Menschen<br />

und für die Welt tun will.


Nilfisk - Einer der führenden<br />

Anbieter von Reinigungstechnologien<br />

Ob in der Fertigung, bei einem Reinigungsunternehmen oder in privaten und öffentlichen Einrichtungen – gründliche und effiziente Reinigung ist ein<br />

Muss. Dabei geht es um weit mehr als das bloße Sauberkeitsempfinden. Eine effektive Reinigung wirkt sich direkt auf die Hygiene, Sicherheit und das<br />

Wohlergehen der Mitarbeiter aus. Um diese Bedingungen möglichst unkompliziert und verlässlich garantieren zu können, brauchen <strong>Unternehmen</strong><br />

einen starken Partner.<br />

Innovativ, effizient, Nilfisk<br />

Seit 1906 strebt Nilfisk nach perfekten Reinigungslösungen und stützt sich dabei auf umfassendes Wissen über die Bedürfnisse und Herausforderungen<br />

verschiedenster Branchen. In einer von Innovation geprägten Tradition verankert, arbeiten wir an langlebigen, bedienerfreundlichen Geräten, die<br />

maximale Effizienz garantieren. Das Ziel ist dabei immer klar: rundum zufriedene Kunden.<br />

Zuverlässig und nachhaltig<br />

Nilfisk ist entschlossen, unsere Welt zu einem saubereren Ort zu machen. Deswegen helfen wir Reinigungsprofis und Privatkunden rund um den<br />

Globus mit unseren Lösungen. Unsere <strong>Unternehmen</strong>swerte Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit stehen hierbei immer im Fokus. Jede Neuentwicklung<br />

oder technische Innovation wird nach diesen Gesichtspunkten betrachtet. Zuverlässigkeit und Qualität sowie Nachhaltigkeit und Effizienz sind für uns<br />

untrennbar verbunden.<br />

Kompetenz in allen Branchen<br />

Es ist unser Anspruch, jedem Kunden die richtige Lösung für seine spezifischen Aufgaben und Anforderungen zu bieten. Damit das gelingt, verfügen<br />

unsere Mitarbeiter über großes Know-how in den Bereichen Landwirtschaft, Automotive, Baugewerbe, Lebensmittel und vielen mehr.<br />

Produkte und Dienstleistungen<br />

Das Portfolio von Nilfisk umfasst eine Vielzahl von Geräten und Zubehör. Ergänzt wird dieses Angebot durch diverse Serviceleistungen.<br />

• Hochdruckreiniger: Die leistungsstarken Reinigungsmaschinen lassen sich in mehrere Kategorien unterteilen. Heißwasser- und Kaltwasser-Modelle,<br />

elektrisch oder mit Kraftstoff, mobil oder stationär. Alle haben gemein, dass sie mit ihrem kraftvollen Wasserstrahl optimale Ergebnisse liefern.<br />

• Sauger: Von einfachen Gewerbesaugern bis zu starken Industriesaugern und speziellen Sicherheitssaugern – wo Späne, Stäube und Co. effektiv<br />

entfernt werden sollen, hat Nilfisk eine passende Lösung.<br />

• Scheuersaug- und Kehrmaschinen: Schulflur oder Parkplatz, Bodenreinigung ist essentiell. Besonders bei großen Flächen braucht es dabei effiziente<br />

Lösungen. Scheuersaug- und Kehrmaschinen liefern optimale Ergebnisse in minimaler Zeit – ob als Aufsitzmodell oder in der Nachgänger-Variante.<br />

• Servicelösungen: Unser Service glänzt mit Kundenorientierung, Kompetenz und Verbindlichkeit. Je nach Bedarf können Kunden aus drei verschiedenen<br />

Paketen wählen, die ihre jeweiligen Bedürfnisse abdecken. Zur Steigerung von Effizienz und Effektivität bieten wir die Flottenmanagementsysteme<br />

TrackClean und FleetLogger an. Und sollte ein Kunde keine zufriedenstellende Lösung im Nilfisk Portfolio finden, hilft<br />

unser Zentrum für Sonderanfertigungen.<br />

Bevorzugter Arbeitgeber<br />

Wenn Sie sich für eine spannende und abwechslungsreiche Tätigkeit in unserem Vertrieb, Service oder Verwaltung interessieren, besuchen Sie uns<br />

auf unserer Homepage unter www.nilfisk.de und informieren Sie sich über unsere offenen Stellen. Wir freuen uns auf Sie!<br />

www.nilfisk.de


50<br />

NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />

85 Kündigungen<br />

bei IT Informatik<br />

Verkauf Die Data Group aus<br />

Pliezhausen hat das insolvente<br />

Ulmer Systemhauses IT-Informatik<br />

übernommen. Die Zahl<br />

der Mitarbeiter des SAP-Spezialisten<br />

wurde im Zuge der Insolvenz<br />

in Eigenverwaltung von<br />

etwa 400 auf 300 abgebaut, 85<br />

davon durch Kündigungen. Der<br />

Standort Hamburg wurde geschlossen.<br />

IT Informatik erwirtschaftete<br />

mit knapp 30 Millionen<br />

Euro rund ein Zehntel des<br />

Umsatzes der Data Group. [!]<br />

Japaner<br />

kaufen Tricor<br />

Verpackung Der japanische<br />

Großkonzern Rengo hat über<br />

eine Tochtergesellschaft den<br />

Verpackungsspezialisten Tricor<br />

übernommen. Der bisherige Besitzer<br />

und Mehrheitsaktionär<br />

Martin Müller (58) sieht den<br />

Verkauf der Tricor Packaging &<br />

Logistics AG (Bad Wörishofen)<br />

als Nachfolgelösung. Tricor beschäftigt<br />

900 Mitarbeiter. Rengo<br />

erwirtschaftete zuletzt mit<br />

17 000 Mitarbeitern einen Umsatz<br />

von 5,5 Milliarden Euro. [!]<br />

Südwestbank<br />

mit neuem Chef<br />

Transport-Spezialist für Giganten<br />

Wenn es um den Transport großer Lasten geht, führt<br />

kaum ein Weg am UIlmer <strong>Unternehmen</strong> Kamag<br />

Transporttechnik vorbei, ob Space Shuttle, Werftteile<br />

oder gigantische Teile für Stahlwerke. Das <strong>Unternehmen</strong>,<br />

das vor 50 Jahren vom Ulmer Unternehmer<br />

Franz Xaver Kögel, und dem Ingenieur Karl Weinmann<br />

Bawag Vor rund zwei Jahren hat<br />

die österreichische Bankholding<br />

Bawag die Südwestbank übernommen.<br />

Im Zuge der Integration<br />

und eines Sparkurses fielen<br />

250 von knapp 590 Stellen weg.<br />

Nun ist Wolfgang Kuhn, der das<br />

Institut seit 2008 geleitet hat, in<br />

Ruhestand gegangen. Sein Nachfolger<br />

ist Constantin von Oesterreich.<br />

Er bildet gemeinsam mit<br />

Jochen Sautter und Sebastian Firlinger<br />

das Führungsgremium der<br />

Bank. Das 1922 gegründete Institut<br />

betreut in Baden-Württemberg<br />

rund 90 000 Privat- und <strong>Unternehmen</strong>skunden.[!]<br />

Ulm sucht<br />

gute Ideen<br />

Innovation Die Realisierung<br />

von Innovation ist komplex und<br />

von vielen gesellschaftlichen<br />

Kräften abhängig. Mit dem<br />

Berblinger Innovationswetteberb<br />

„Test Test Contest“<br />

schreibt die Kulturabteilung der<br />

Stadt Ulm einen Wettbewerb<br />

aus, der sich an alle Leute mit<br />

Tüftler-Gen oder visionären<br />

Das Space Shuttle der Nasa wurde<br />

auf Schwerlastmodulen von Kamag<br />

transportiert. <br />

Foto: Kamag<br />

gegründet worden ist, beschäftigt heute 300 Mitarbeiter.<br />

Mit der Scheuerle Fahrzeugfabrik (500 Mitarbeiter),<br />

Nicolas Industrie und TIIGER bilden die Ulmer<br />

die TII-Gruppe. Der zuletzt kommunizierte Jahresumsatz<br />

der Gruppe, die dem Unternehmer Otto Rettenmaier<br />

gehört, beträgt 250 Millionen Euro.<br />

Ideen richtet. Ernsthafte Erfindungen,<br />

aber auch „Hirngespinste“<br />

können eingereicht<br />

werden. Dabei kann es nicht nur<br />

um technische, sondern auch<br />

um gesellschaftliche oder soziale<br />

Neuerungen gehen – Hauptsache<br />

die Idee bringt die Gesellschaft<br />

vorwärts! Der Wettbewerb<br />

ist Teil der Feierlichkeiten<br />

zum 250. Geburtstag von August<br />

Berblinger im nächsten Jahr. Informationen<br />

unter www.berblinger.ulm.de.<br />

[!]<br />

Impressum<br />

Verlag & Herausgeber<br />

Neue Pressegesellschaft<br />

mbH & Co. KG<br />

Frauenstraße 77<br />

89073 Ulm<br />

Geschäftsführer:<br />

Thomas Brackvogel<br />

Redaktion<br />

Alexander Bögelein (verantwortlich)<br />

a.boegelein@swp.de<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Anzeigen<br />

Stefan Schaumburg (verantwortlich)<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Gestaltung<br />

Alen Pahic (Art Director)<br />

Max Meschkowski<br />

(Layout & Illustration)<br />

Antje Meyer (Bild)<br />

Fotos Marc Hörger (Titel + Titelinterview),<br />

Lars Schwerdtfeger,<br />

Matthias Kessler, Werkfotos, Getty<br />

Images, PR, Archiv<br />

Druck<br />

Druck- und Verlagsgesellschaft<br />

Bietigheim mbH<br />

Kronenbergstraße 10<br />

74321 Bietigheim-Bissingen<br />

Objektleitung<br />

Tobias Lehmann<br />

Telefon 0731 156-515<br />

t.lehmann@swp.de<br />

Mediaberatung<br />

Christine Blum<br />

Telefon 0731 156-500<br />

E-Mail c.blum@swp.de<br />

Vertriebsservice<br />

unternehmen.vertrieb@swp.de<br />

Den Datenschutzbeauftragten<br />

erreichen Sie unter:<br />

datenschutz@swp.de<br />

Nächste Ausgabe:<br />

6. Dezember <strong>2019</strong><br />

Die Themen<br />

E-Autos als Dienstwagen: Was ist<br />

der Nutzwert für <strong>Unternehmen</strong>?<br />

Erfolgreich mit Daten arbeiten<br />

Familienunternehmen:<br />

Was macht Sie so erfolgreich?<br />

Vom Schutz für den Menschen<br />

bis zur Corporate Identity<br />

Anzeigenschluss: 8. November<br />

Auflage: 18.000 Exemplare<br />

www.swp.de/unternehmen


Verbundenheit. Ausdruck innerer Stärke.<br />

Der neue GLE verbindet Design, Empathie und Intelligenz<br />

auf beeindruckende Weise. Seine aktivierenden Komfortsysteme<br />

lassen Sie stets erholt ankommen und er<br />

merkt sich Ihre Gewohnheiten – so wird jede Fahrt zu<br />

einem persönlichen Erlebnis.<br />

Jetzt Probe fahren. In Ihrer Mercedes-Benz<br />

Niederlassung Ulm/Neu-Ulm.<br />

Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart<br />

Partner vor Ort: Daimler AG, vertreten durch Mercedes-Benz Vertrieb PKW GmbH<br />

Niederlassung Ulm/Neu-Ulm: Von-Liebig-Straße 10 • 89231 Neu-Ulm<br />

Telefon 07 31 700-0 • www.mercedes-benz-ulm-schwaebischgmuend.de


52<br />

RESSORT unternehmen [!]<br />

Work, Life<br />

und Eco Balance<br />

Der neue Passat GTE Variant*<br />

Berechtigt für die<br />

0,5% Regelung<br />

für Dienstwagen<br />

* Kraftstoffverbrauch des neuen Passat GTE Variant in l/100 km: kombiniert 1,7–1,6; Stromverbrauch<br />

in kWh/100 km: kombiniert 15,7–15,1; CO 2<br />

-Emission kombiniert in g/km: 39–37, Effizienzklasse: A+.<br />

Passat GTE Variant 1.4 TSI mit E-Motor,<br />

115 kW (156 PS)/85 kW (115 PS), 6-Gang-DSG<br />

Kraftstoffverbrauch, l/100 km: kombiniert 1,7–1,6; Stromverbrauch in kWh/100 km: kombiniert<br />

15,7–15,1; CO2-Emissionen, g/km: kombiniert 39–37. Effizienzklasse: A+.<br />

Ausstattung: Pure White, „Business Premium“-Paket inkl. Navigation, Klimaanlage „Air Care Climatronic“,<br />

Rückfahrkamera „Rear View“, Massagefunktion auf Fahrerseite, Außenspiegel mit Umfeldbeleuchtung,<br />

Fahrerassistent „Travel Assist“ und Spurhalteassistent „Lane Assist“, Vordersitze beheizbar u. v. m.<br />

GeschäftsfahrzeugLeasingrate monatlich 273,00 € 1<br />

Sonderzahlung: 1.500,00 € 2<br />

Laufzeit:<br />

36 Monate<br />

Laufleistung pro Jahr:<br />

10.000 km<br />

Ein Angebot der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Str. 57,38112 Braunschweig,<br />

für gewerbliche Einzelabnehmer.<br />

Abbildung zeigt Sonderausstattungen gegen Mehrpreis. Stand 09/<strong>2019</strong>. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. 1 Bonität vorausgesetzt.<br />

Zzgl. Überführungskosten und gesetzlicher Mehrwertsteuer. 2 Entspricht dem derzeit gültigen BAFA Umweltbonus.<br />

Details unter www.bafa.de.<br />

Ihr Volkswagen Partner<br />

Autohaus Burger GmbH & Co. KG<br />

Ehinger Str. 21-25, 89143 Blaubeuren<br />

Tel. 07344 / 96000<br />

André Moreira<br />

Tel. 07344 / 9600-62<br />

Andre.Moreira@<br />

autohaus-burger.de<br />

Philipp Staudenmayer<br />

Tel. 07344 / 9600-63<br />

Philipp.Staudenmayer@<br />

autohaus-burger.de

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