2019/41 - Unternehmen [!] 69
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RESSORT 1<br />
Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe <strong>69</strong> | Oktober <strong>2019</strong> | 3,00 €<br />
4 197821 303000 6 9<br />
Technik, die<br />
Menschen hilft<br />
Der Konkurrenzdruck ist groß, die EU-Vorgaben für<br />
Medizintechnik sind streng: Doch Christoph Ulrich<br />
und sein <strong>Unternehmen</strong> behaupten sich erfolgreich.<br />
DER PISTENBULLY WIRD 50<br />
Er ist eine Kultmarke auf den<br />
Skipisten. Als Prototypen gibt es<br />
ihn elektrisch. Seite 20<br />
VIRTUELLE GEBÄUDE<br />
Warum dem Planen und Arbeiten<br />
mit digitalen Klonen die Zukunft<br />
gehört. Seite 24<br />
UMFRAGE<br />
Führungskräfte verraten, wie sie<br />
ihre Zeit im Beruf und im Privaten<br />
verbringen. Seite 46
Fortschritt<br />
ist einfach.<br />
Weil unsere Experten<br />
Ihr <strong>Unternehmen</strong> mit der<br />
richtigen Finanzierung<br />
voranbringen.<br />
sparkasse.de
unternehmen [!]<br />
INHALT<br />
3<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
je weiter das Jahr voranschreitet, desto mehr häufen<br />
sich die negativen Nachrichten. Stellenabbau<br />
und Insolvenzen kamen in den vergangenen zehn<br />
Boomjahren nur gelegentlich vor. Jetzt verdichten<br />
sich solche Meldungen infolge der flauen Konjunktur.<br />
Fast täglich scheint sich die Wirtschaftslage<br />
zu verschärfen. Mega-Themen wie Digitalisierung<br />
und Elektromobilität kommen in der Realität<br />
der Betriebe an. Da ist der Wille und die<br />
Fähigkeit zum Wandel gefragt, so wie bei Ulrich<br />
Medical. In unserem Titelinterview (Seite 10)<br />
schildert Christoph Ulrich, wie er das Familienunternehmen<br />
in schwieriger werdendem Umfeld<br />
in die Zukunft führt und welche schmerzhaften<br />
Entscheidungen er treffen musste. In dieser Ausgabe<br />
stecken weitere Beispiele, die zum Mutmacher<br />
taugen. Das Porträt über den Pistenbully-Hersteller<br />
Kässbohrer Geländefahrzeug (Seite<br />
20) gehört ebenso dazu wie der der E-Mobilitätspionier<br />
E.B.M. (Seite 30). In <strong>Unternehmen</strong> wie<br />
in der Kunst setzt sich Qualität durch, sagt Kunstliebhaber<br />
und Unternehmer Siegfried Weishaupt<br />
in unserer Serie „Die private Seite“ (Seite 42). Ich<br />
wünsche Ihnen anregende Lektüre!<br />
Ihr Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter unternehmen [!]<br />
spezial<br />
6 Bildung darf extra kosten<br />
Ein kleiner Ratgeber für Eltern im Um<br />
gang mit Privatschulen<br />
24 Das virtuelle Haus<br />
Die Bauwirtschaft wird digital: Erst<br />
kommt die Computersimulation des<br />
Lebenszyklus, erst dann wird gebaut.<br />
titelthema<br />
10 Jedes dritte Produkt wird verschwinden<br />
Medizintechnik-Unternehmer Christoph<br />
Ulrich im Gespräch<br />
machen<br />
20 Kultmarke auf Ketten<br />
Der Pistenbully wird 50 – und die<br />
Kässbohrer Geländefahrzeug bereitet<br />
sich auf schneeärmere Winter vor.<br />
30 Geräuschloses Gleiten<br />
Die High-Tech-Schmiede E.B.M. sitzt in<br />
der oberschwäbischen Provinz und<br />
bringt weltweit die E-Mobilität voran.<br />
36 Spielerisch zum Erfolg<br />
Der Kartonagenspezialist Ludo Fact<br />
und der Boom der Brettspiele.<br />
finanzieren<br />
32 Entscheidung für die Ewigkeit<br />
Was potenzielle Stifter wissen sollten.<br />
leben<br />
42 Von der Freude, Neues zu entdecken<br />
Kunstsammler Siegfried<br />
Weishaupt im Porträt<br />
46 Zeit hat man, wenn man sie sich<br />
nimmt Umfrage unter<br />
Führungskräften<br />
namen & nachrichten<br />
4 Standort unter Druck<br />
5 Sedelhöfe sollen Ostern 2020 eröffnen<br />
50 Transport-Spezialist für Giganten<br />
50 Impressum<br />
32<br />
7<br />
38<br />
36<br />
42
4 NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />
Standort unter Druck<br />
Region Göppingen Vom Pressenbauer Schuler über den Haushaltswarensteller WMF bis hin<br />
zu Fysam in Böhmenkirch: Die IG Metall sieht 2000 Jobs bedroht.<br />
Konjunktur Die Wirtschaft in<br />
der Region Göppingen war erfolgsverwöhnt.<br />
In den vergangenen<br />
Jahren hat sie sich zu einem<br />
High-Tech-Standort entwickelt.<br />
Erst vor wenigen Tagen<br />
hat der Fernwartungsspezialist<br />
Teamviewer einen Börsengang<br />
in Milliardenhöhe hingelegt.<br />
Doch es mehren sich die Fälle,<br />
in denen <strong>Unternehmen</strong> drastische<br />
Rückgänge im Auftragseingang<br />
und im Umsatz verspüren.<br />
Der Werkzeugmaschinenspezialist<br />
Emag aus Salach spürt bereits<br />
seit dem vierten Quartal<br />
2018, dass sich die Kunden zurückhalten.<br />
Daher erwartete das<br />
<strong>Unternehmen</strong> ein Umsatzminus<br />
im bis zu zweistelligen Prozentbereich.<br />
2018 war der Umsatz<br />
noch um 17 Prozent auf 673 Millionen<br />
Euro gestiegen.<br />
Einen regelrechten Schock hatte<br />
der Pressenbauer-Schuler<br />
ausgelöst, als er ankündigte 500<br />
Stellen abzubauen, 300 davon<br />
am Stammsitz. Zudem stellt die<br />
Schuler AG, die zum österreichischen<br />
Andritz-Konzern gehört,<br />
die Produktion neuer Maschinen<br />
in Göppingen ein. Der<br />
Firmensitz bleibe aber „wichtiger<br />
Standort“ für Forschung<br />
und Entwicklung, Innovation,<br />
Engineering und Service.<br />
Schlechte Nachrichten gibt es<br />
auch von WMF in Geislingen,<br />
Accuride, Saurer Spring Solution<br />
(Ebersbach), der Schweizer<br />
Group (Hattenhofen), Saxonia<br />
Umformtechnik, vom Sondermaschinenbauer<br />
Hang (beide<br />
Göppingen) und Fysam in<br />
Böhmenkirch (ehemals Binder).<br />
Die IG Metall sieht im Bezirk<br />
Göppingen-Geislingen<br />
mehr als 2000 Arbeitsplätze bedroht.<br />
Nach Einschätzung von Gernot<br />
Imgart, Geschäftsführer<br />
der IHK-Bezirkskammer<br />
Göppingen, stagnieren die<br />
<strong>Unternehmen</strong> auf einem<br />
hohem Niveau. „Gesamtwirtschaftlich<br />
liegen wir<br />
noch im Positiven. Dem<br />
Aufschwung geht aber<br />
nach sieben Jahren –<br />
so scheint es – ein<br />
wenig die Puste<br />
aus.“ [!] ara<br />
Ein Schuler-Mitarbeiter<br />
wartet eine Pressenlinie:<br />
Die Lage für Maschinenbauer<br />
und Autozulieferer<br />
wird zunehmend<br />
schwieriger.<br />
FOTO: SCHULER<br />
Erfindungsreich in der Baukrise<br />
Baubranche Mit einer ungewöhnlichen<br />
Bandbreite ist das<br />
Ulmer Tiefbau- und Straßenbauunternehmen<br />
Heim erfolgreich.<br />
Die Firmengruppe, die<br />
1919 von Philipp Immanuel<br />
Heim als Pflasterfirma gegründet<br />
wurde, erwirtschaftet mittlerweile<br />
die Hälfte des Umsatzes<br />
von knapp 80 Millionen<br />
Euro mit der Stromproduktion<br />
aus erneuerbarer Energie. Firmenchef<br />
Philipp Heim (44) hat<br />
die Biogas-Sparte „Pure Power“<br />
während der Baukrise vor 15 Jahren<br />
ins Leben gerufen. Heute<br />
produziert Heim jährlich 100<br />
Millionen Kilowattstunden. Das<br />
Philipp Heim auf dem Gelände des Ulmer Baustoff-Recyclings<br />
– einer von mehreren Standorten in Ulm. Foto: Lars Schwerdtfeger<br />
entspricht dem Strombedarf von<br />
25 000 Haushalten.<br />
Neben dem Straßen- und<br />
Tiefbau ist Heim im Geschäft<br />
mit Baustoffen und Recycling tätig.<br />
An 30 Standorten beschäftigt<br />
er rund 400 Mitarbeiter,<br />
davon 150 in Ulm und 120 in Nobitz<br />
(Thüringen). In Ostdeutschland<br />
ist Heim stark vertreten.<br />
Dort hat die fünfte Sparte<br />
ihren Sitz: Im sächsischen<br />
Neusorge hat Heim eine Rinderfarm<br />
aufgekauft, mit mehreren<br />
hundert Stück Vieh für Milchwirtschaft<br />
und Bullenaufzucht.<br />
Das kam den Gästen der<br />
100-Jahr-Feier zugute. [!]kö
unternehmen [!]<br />
NAMEN & NACHRICHTEN<br />
5<br />
Sedelhöfe sollen Ostern 2020 eröffnen<br />
Einzelhandel Mit großem Tempo<br />
wird die enorme Dimension<br />
der Sedelhöfe in Ulm sichtbar.<br />
Projektleiter Christoph Röthemeyer<br />
vom Hamburger Investor<br />
DC plant das Richtfest noch vor<br />
Weihnachten. Das neue Stadtquartier<br />
gegenüber vom Hauptbahnhof<br />
wird Handel, Büros,<br />
Gastronomie und 112 Wohnungen<br />
umfassen und soll bis Ostern<br />
2020 eröffnen.<br />
Geschäftsführer Lothar Schubert<br />
von DC Values und Developments<br />
verhandelt derzeit<br />
mit weiteren Einzelhändlern.<br />
Bisher bekannt sind Edeka, DM,<br />
Zalando. Die Vermietung der<br />
Büros ist ebenfalls angelaufen<br />
und bringt nach Schuberts Worten<br />
namhafte neue <strong>Unternehmen</strong><br />
nach Ulm. Die Mietwohnungen<br />
kommen erst später auf<br />
den Markt. Ein Ankermieter in<br />
der Gastronomie steht mit Mc<br />
Donald’s bereits fest. Die insgesamt<br />
fünf Gebäude werden zwischen<br />
25 und 32 Meter hoch. In<br />
direkter Nachbarschaft baut DC<br />
für die Hotelgruppe Lindner.<br />
Die Sedelhöfe spielen sich<br />
aber nicht nur oberirdisch ab,<br />
vielmehr entsteht im ersten Untergeschoss<br />
die Passage zur neuen<br />
Bahnhofstiefgarage. Darunter<br />
liegen drei Ebenen der neuen<br />
Sedelhöfe-Tiefgarage mit<br />
rund 700 Stellplätzen. Auf der<br />
Baustelle sind derzeit fast 200<br />
Menschen tätig, im Innenausbau<br />
werden es noch mehr sein.<br />
Die Sedelhöfe umfassen<br />
18 000 Quadratmeter Handelsfläche.<br />
DC investiert 250 Millionen<br />
Euro. Die Sedelhöfe wurden<br />
beim institutionellen Investor<br />
Aachener Grundvermögen<br />
platziert. [!]<br />
kö<br />
Blick in den Rohbau der Sedelhöfe in Ulm. Dort entstehen 18 000<br />
Quadratmeter Handelsfläche.<br />
Foto: Volkmar Könnecke<br />
Krone übergibt<br />
an Greiner<br />
Einzelhandel Ein 26-jähriger<br />
Heidenheimer ist Ulms neuer<br />
City-Manager: Stefan Greiner<br />
soll die Frequenz in der Innenstadt<br />
wieder erhöhen und die digitale<br />
Präsenz verbessern. In<br />
den vergangenen Monaten hatten<br />
viele Baustellen und Staus<br />
die Zahl der Kunden sinken lassen.<br />
Greiner<br />
kennt Ulm von<br />
seinem Studium<br />
der <strong>Unternehmen</strong>s-<br />
und Marketingkommunikation.<br />
Berufserfahrung<br />
bringt er mit<br />
aus dem elterli-<br />
Stefan Greiner<br />
ist seit<br />
Monatsbeginn<br />
Ulms neuer<br />
Citymanager.<br />
chen Betrieb,<br />
der Edelobstbrennerei<br />
Greiner.<br />
Sein Vorgänger<br />
Henning Krone (42) hatte<br />
den Posten acht Jahre inne<br />
und ist nun Marketingleiter von<br />
Radio 7. Der Ulmer City Marketing<br />
e. V. zählt 370 Mitgliedsbetriebe<br />
und beschäftigt fünf Mitarbeiter.<br />
[!]kö<br />
Voith kooperiert<br />
mit TU München<br />
Maschinenbau Die Technische<br />
Universität München und der<br />
Heidenheimer Technologiekonzern<br />
Voith bilden künftig eine<br />
enge Forschungsallianz. Ein entsprechendes<br />
Rahmenabkommen<br />
unterzeichneten Prof. Dr.<br />
Thomas Hofmann, designierter<br />
Präsident der Technischen Universität<br />
München (TUM), sowie<br />
Dr. Toralf Haag, Vorsitzender<br />
der Konzerngeschäftsführung<br />
der Voith-Gruppe. Die TUM<br />
und Voith arbeiten nach Haags<br />
Worten bereits in zahlreichen<br />
Forschungsprojekten zusammen<br />
– etwa zu Wasserkraft, zur<br />
Produktionstechnik oder zu innovativen<br />
Fertigungsprozessen.<br />
Neben der RWTH Aachen<br />
und der Universität Stuttgart<br />
stellt die Kooperation mit der<br />
Technischen Universität München<br />
die dritte große Forschungspartnerschaft<br />
von Voith<br />
dar. Der Heidenheimer Maschinenbaukonzern<br />
erwirtschaftete<br />
zuletzt mit knapp 20 000 Mitarbeiter<br />
einen Jahresumsatz von<br />
4,3 Milliarden Euro. [!] amb<br />
Hoffen bei Überkinger<br />
Mineralbrunnen Für die Rettung<br />
des Mineralwasserherstellers<br />
Überkinger (Kreis Göppingen)<br />
sieht der Ulmer Insolvenzverwalter<br />
Tobias Sorg gute<br />
Chancen. Sein Ziel sei eine<br />
„nachhaltige Lösung“ bei voller<br />
Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes.<br />
Der Wirtschaftsjurist<br />
ist vorläufiger Insolvenzverwalter.<br />
Die Löhne der<br />
rund 90 Mitarbeiter sind nach<br />
Planspiele der ZF<br />
seinen Worten zunächst über<br />
das Insolvenzgeld abgesichert.<br />
Die Überkinger GmbH produziert<br />
neben Mineralwassern -<br />
darunter Filstaler und Adelheid<br />
Quelle – Bio-Limonaden der<br />
Marke Libella und Energy<br />
Drinks sowie Spirituosen. Der<br />
Markt für Mineralwasser ist hart<br />
umkämpft sei, insbesondere<br />
durch den Erfolg der Discounter.<br />
[!]<br />
pau<br />
Strafzölle Der Autozulieferer<br />
ZF Friedrichshafen schließt den<br />
Verlust von Arbeitsplätzen in<br />
Deutschland nicht aus. „Es kann<br />
sein, dass wir uns in den nächsten<br />
Jahren darauf einstellen<br />
müssen, dass das deutsche Exportmodell<br />
etwa aufgrund von<br />
Zöllen nicht mehr funktioniert“,<br />
sagte ZF-Chef Wolf-Henning<br />
Scheider. „Dann müssten wir<br />
die Produktion stärker in Länder<br />
verlagern, in denen die Fahrzeuge<br />
gebaut werden. Wenn das<br />
passiert, könnte es sein, dass wir<br />
nicht alle Arbeitsplätze hier halten<br />
können.“ Doch das sei nicht<br />
das Ziel: „Wir sind stolz auf die<br />
Leistung aller Mitarbeiter.“ Aus<br />
heutiger Sicht bleibe das Beschäftigungsniveau<br />
von rund 50<br />
000 Mitarbeitern in Deutschland<br />
bestehen. Der Autozulieferer<br />
erwirtschaftete 2018 einen<br />
Umsatz von 36,9 Milliarden<br />
Euro. [!]<br />
pau
6 RESSORT unternehmen [!]<br />
Bildung darf<br />
extra kosten<br />
Privatschule Die Entscheidung, aus dem<br />
staatlichen Schulangebot auszusteigen,<br />
treffen Eltern sicherlich nicht leichten<br />
Herzens. Aber es gibt gute Gründe dafür.<br />
FOTOS: ANIWHITE & BILLION PHOTOS (SHUTTERSTOCK.COM)
unternehmen [!]<br />
RESSORT<br />
SPEZIAL<br />
7<br />
FOTO: SHAROMKA/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Eltern machen<br />
sich viele Gedanken,<br />
die richtige<br />
Schule für Ihr Kind<br />
zu finden.<br />
Michaela K. ist unzufrieden<br />
– und<br />
überfordert. Sie ist<br />
mit dem Angebot<br />
staatlicher Schulen an ihrem<br />
Wohnort in Süddeutschland<br />
unzufrieden. Daher hat die<br />
37-Jährige beschlossen,<br />
ihren Sohn<br />
auf eine Privatschule<br />
zu<br />
schicken.<br />
Aber das ist<br />
gar nicht so<br />
Für<br />
Privatschulen<br />
gibt es eine<br />
staatliche<br />
Förderpflicht<br />
einfach: „Es<br />
fällt mir Klaus Vogt<br />
schwer, unter Präsident VDP<br />
den privaten<br />
Trägern in unserer Region für<br />
meinen Sohn eine passende<br />
Schule zu finden“, beschreibt<br />
die alleinerziehende Mutter ihr<br />
derzeitiges Dilemma.<br />
Außerdem befürchtet sie, als<br />
Alleinverdienerin bei der Platzvergabe<br />
benachteiligt zu werden.<br />
„Doch diese Sorge ist unberechtigt:<br />
Das Privatschulsystem<br />
in Deutschland ist einzigartig“,<br />
sagt Klaus Vogt, Präsident<br />
beim Verband Deutscher Privatschulverbände<br />
(VDP). Während<br />
in anderen<br />
Ländern Privatschulen<br />
auch wirtschaftliche<br />
Interessen<br />
verfolgen<br />
und wegen<br />
hoher<br />
Schulgelder<br />
vor allem Kindern<br />
wohlhabender<br />
Eltern<br />
vorbehalten sind, arbeiten private<br />
Schulen in Deutschland gemeinnützig.<br />
„Für Privatschulen gibt es<br />
eine staatliche Förderpflicht“,<br />
erklärt Vogt, Vorstandsvorsitzender<br />
des Kolping-Bildungs-<br />
Anzeige<br />
Lernen in globaler Gemeinschaft –<br />
und das bereits seit 15 Jahren<br />
Vom Kindergarten bis zur Hochschulreife<br />
bietet die International School of Ulm/Neu-<br />
Ulm (ISU) die gezielte Förderung der Stärken<br />
und Fähigkeiten jedes einzelnen Kindes.<br />
Möglich ist dies durch eine Lehrer-Schüler-Quote<br />
von 1:6, qualifizierte und erfahrene<br />
Lehrkräfte, einen umfassenden Lehrplan sowie<br />
ein breitgefächertes außerschulisches<br />
Angebot.<br />
Am 22. August <strong>2019</strong> wurde bereits zum 15. Mal<br />
ein neues Schuljahr eingeläutet. Die Schule<br />
wurde 2004 unter der Vision und Leitung von<br />
Herrn Dr. Kulitz, Herrn Dzionara und Herrn<br />
Sälzle von der IHK mit Unterstützung von zwölf<br />
verschiedenen Firmen und Interessenvertretern<br />
gegründet. Die International School of<br />
Ulm/Neu-Ulm ist sowohl für Expatriates in der<br />
Region gedacht, als auch für deutsche Familien<br />
mit globaler Denkweise. Die Unterrichtssprache<br />
an der ISU ist zwar Englisch, dennoch steht<br />
für alle Schüler/innen Deutsch auf dem Stundenplan.<br />
Hierbei wird zwischen Deutsch als<br />
Fremdsprache und Deutsch als Muttersprache<br />
unterschieden.<br />
Der Pausenhof der International School.<br />
Die Gemeinschaft der ISU besteht aus über<br />
280 Schüler/innen, die mehr als 40 Nationen<br />
repräsentieren. „Die Gemeinschaft der ISU ist<br />
ein Schmelztiegel von Kulturen aus der ganzen<br />
Welt. Unsere Vielfalt fördert ein von Wertschätzung,<br />
Anerkennung und gegenseitigem Austausch<br />
geprägtes Umfeld“, sagt der Direktor<br />
Dr. Liam Browne. „Wir sind eine kleine fürsorgliche<br />
Gemeinschaft, in der wir auf die Bedürfnisse<br />
jedes einzelnen Schülers eingehen. An<br />
unserer Schule vertreten wir die Einstellung,<br />
dass die Kinder und jungen Erwachsenen<br />
durch innovatives und kreatives Denken sowie<br />
durch eine kollaborative und anpassungsfähige<br />
Umgebung Fähigkeiten entwickeln, die<br />
im 21. Jahrhundert unabdingbar sind“, fügt<br />
Dr. Browne hinzu.<br />
Die ISU und deren Abschlüsse, sprich das IB<br />
(International Baccalaureate) und das IGCSE<br />
(International General Certificate od Secondary<br />
Education) sind von der bayrischen Landesregierung<br />
anerkannt.<br />
INTERNATIONAL SCHOOL ULM/NEU-ULM<br />
Schwabenstraße 25 | 89231 Neu-Ulm<br />
Tel: 0731 37 93 53-0<br />
E-Mail: info@is-ulm.de | www.is-ulm.de
8<br />
Ein breites Angebot<br />
sind. „Privatschulen haben den Auftrag,<br />
das Schulwesen zu ergänzen<br />
und zu bereichern“, so Vogt. Das<br />
heißt: Eine Privatschule bietet eine<br />
Besonderheit, die es in einer staatlichen<br />
Einrichtung am Ort nicht gibt.<br />
Träger von Privatschulen können<br />
kirchliche Organisationen, Sozialwerke,<br />
Vereine, Personengesellschaften<br />
oder Privatpersonen sein.<br />
Paul Jakob, der das Portal private-bildung.com<br />
betreibt, empfiehlt<br />
Eltern, sich bei der Schulsuche vor<br />
allem in die Lage ihres Kindes zu<br />
versetzen: „Privatschulen verfolgen<br />
zahlreiche unterschiedliche Konzepte.<br />
Jedes davon hat seine Berechtigung<br />
– doch nicht jedes Kind fühlt<br />
sich mit jedem Konzept wohl.“ Die<br />
Vorteile von Privatschulen liegen<br />
Der Vorteil von<br />
Privatschulen<br />
ist: Die Klassen<br />
sind kleiner, die<br />
Ausstattung besser .<br />
Für die Schulzeit brauchen Kinder einen langen Atem – umso besser wenn Lernen Spaß<br />
macht<br />
Foto: Rawpixel.com/Shutterstock.com<br />
Es gibt unterschiedliche Arten<br />
von Privatschulen:<br />
Ganztagesschulen ermöglichen<br />
Eltern eine bessere Vereinbarung<br />
von Schule und Beruf,<br />
weil Kinder einen Großteil<br />
des Tages in der Schule verbringen.<br />
werks Württemberg. Durchschnittlich<br />
trägt der Staat etwa zwei Drittel<br />
der Kosten. Der Rest wird über<br />
das Eltern-Schulgeld finanziert. Die<br />
Rahmenbedingungen sind je nach<br />
Bundesland unterschiedlich. In Baden-Württemberg<br />
zum Beispiel ist<br />
das monatliche Schulgeld an Privatschulen<br />
seit etwa zwei Jahren auf 160<br />
Euro monatlich gedeckelt.<br />
Generell nehmen Schulgeldmodelle<br />
Rücksicht auf die wirtschaftliche<br />
Situation der Eltern. Anders darf<br />
es, laut Grundgesetz, auch gar nicht<br />
sein. „Privatschüler sind in Deutschland<br />
keine selektive Gruppe. Wie<br />
staatliche Bildungseinrichtungen,<br />
sind auch Privatschulen in der Regel<br />
gesellschaftlich durchmischt“,<br />
Bilinguale Schulen unterrichten<br />
zweisprachig.<br />
Internationale Schulen haben<br />
einen weltweit einheitlichen<br />
Standard. Die Schulsprache<br />
ist Englisch.<br />
Kirchliche Schulen legen<br />
Wert auf christliche Werte in<br />
der Erziehung.<br />
Zur Person<br />
Klaus Vogt steht<br />
seit 2010 an der<br />
Spitze des Kolping-Bildungswerks<br />
Württemberg. Seit<br />
drei Jahren ist er<br />
Vorsitzender des<br />
Verbandes der deutschen<br />
Privatschulverbände.<br />
Bei Waldorfschulen steht<br />
die individuelle Förderung jedes<br />
einzelnen Kindes im Vordergrund.<br />
Es gibt typischerweise<br />
keine Schulnoten.<br />
In Montessorischulen soll<br />
jedes Kind in eigenem Tempo<br />
und Rhythmus lernen.<br />
erläutert Vogt. Eltern, die eine für<br />
ihr Kind passende Schule suchen,<br />
sollten laut des VDP-Präsidenten<br />
zunächst nicht nach staatlich oder<br />
privat differenzieren.<br />
Die Leitfragen sollten vielmehr<br />
lauten: Welche Schule ist gut für<br />
mein Kind und wo wird es am besten<br />
gefördert? Dabei spielen individuelle<br />
Bedürfnisse und Fähigkeiten<br />
eine Rolle: Für ein sprachbegabtes<br />
Kind eignet sich etwa eine Schule,<br />
an der zwei oder mehr Fremdsprachen<br />
erlernt werden können. Für<br />
sportbegeisterte Jungen und Mädchen<br />
können etwa Bildungseinrichtungen<br />
die richtige Wahl sein, die<br />
auf Bewegungsunterricht und bestimmte<br />
Sportarten ausgerichtet<br />
Paul Jakob<br />
Portal private-bildung.com<br />
laut Jakob mit darin, dass Lehrer<br />
durch die eher kleineren Klassen<br />
einzelnen Schülern mehr Aufmerksamkeit<br />
widmen können. Ausstattung<br />
und Arbeitsmaterialien sind<br />
nach seinen Worten bei privaten<br />
Trägern häufig moderner, das nebenschulische<br />
Angebot größer. An<br />
Privatschulen hätten Eltern außerdem<br />
oft mehr Möglichkeiten, den<br />
Unterricht mitzugestalten.<br />
Obwohl gesetzlich vorgeschrieben<br />
ist, dass niemand bei der Schulwahl<br />
finanziell benachteiligt werden<br />
darf, empfinden viele Eltern, die anfallenden<br />
Gebühren als nachteilig.<br />
„Ein weiteres Hemmnis kann der<br />
weitere Schulweg sein, denn die für<br />
ein Kind passende Privatschule ist<br />
nicht immer um die Ecke“, sagt Jakob.<br />
Eltern sollten außerdem prüfen,<br />
ob die ausgesuchte Schule den<br />
gewünschten Abschluss anbietet.<br />
Nur Privatschulen, die staatlich<br />
anerkannt sind, dürfen Abschlussprüfungen<br />
durchführen. Schulen mit<br />
dem Status „staatlich genehmigt“<br />
dagegen bereiten ihre Schüler lediglich<br />
auf einen Abschluss vor. Dieser<br />
Unterschied bedeutet: Die entsprechenden<br />
Prüfungen schreiben die<br />
Schüler in diesen Fällen als externe
unternehmen [!]<br />
SPEZIAL<br />
9<br />
Welche Kinder werden angenommen? Weiterführende Privatschulen haben bei den Kriterien freie Wahl.<br />
FOTO: MONKEY BUSINESS IMAGES/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Das<br />
Verfahren<br />
kann juristisch<br />
angegriffen<br />
werden.<br />
Christian Birnbaum<br />
Rechtsanwalt<br />
Prüflinge an einer staatlich anerkannten<br />
Einrichtung.<br />
Während bei privaten Grundschulen<br />
der Wohnort des Schülers<br />
eine Rolle spielt, besteht bei<br />
weiterführenden Privatschulen<br />
Wahlfreiheit. Zumindest in der<br />
Theorie. In der Praxis gibt es<br />
nicht immer einen Platz an der<br />
gewünschten Schule. Jeder private<br />
Träger hat eigene Auswahlverfahren.<br />
Schulleiter können<br />
das Losverfahren nutzen oder<br />
die Plätze nach verschiedenen<br />
Kriterien vergeben. Wie etwa<br />
der Länge des Schulwegs oder<br />
danach, ob ein Geschwisterkind<br />
dieselbe Schule besucht. Auch<br />
ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis<br />
kann als Entscheidungsgrundlage<br />
dienen.<br />
Immer wieder sind Eltern<br />
enttäuscht, wenn sie von der gewünschten<br />
Privatschule eine<br />
Absage erhalten. „Das Auswahlverfahren<br />
kann juristisch angegriffen<br />
werden, je nach Fall<br />
durchaus mit Erfolgschancen“,<br />
sagt Rechtsanwalt Christian<br />
Birnbaum. „Ein rechtliches<br />
Vorgehen kann sich schon deshalb<br />
lohnen, weil bis Schuljahresbeginn<br />
Plätze nachträglich<br />
wieder frei werden können“, so<br />
der Experte für Schulrecht. Bei<br />
der Neuvergabe würden dann<br />
Bewerber bevorzugt, die gegen<br />
die ursprüngliche Ablehnung<br />
Rechtsbehelf eingelegt haben.<br />
Außerdem sei nicht selten festzustellen,<br />
dass die angegebenen<br />
Auswahlkriterien nicht gleichmäßig<br />
angewendet wurden.<br />
„Auch hier besteht juristische<br />
Angriffsfläche.“<br />
Statistiken zeigen: Schüler<br />
von Privatschulen erbringen<br />
nicht unbedingt bessere Leistungen.<br />
Wie bei staatlichen<br />
Schulen, kann auch die Qualität<br />
von Privatschulen erheblich variieren.<br />
Die Entscheidung, welche<br />
Schule am besten passt, ist<br />
eine sehr individuelle, die Eltern<br />
auf alle Fälle auch mit ihrem<br />
Kind besprechen sollten. [!]<br />
<br />
Silke Blumenröder
TITELTHEMA 11<br />
Jedes dritte Produkt<br />
wird verschwinden<br />
Ulrich Medical Eine neue EU-Verordung mischt die Medizintechnikbranche mächtig auf:<br />
Aus 200 Seiten Dokumentation werden 2000, die Kosten wachsen. Familienunternehmer<br />
Christoph Ulrich erklärt im Interview die Folgen, spricht über mögliche Engpässe, Skandale<br />
in der Branche und emotionale Entscheidungen in der eigenen Firma.<br />
Ihr <strong>Unternehmen</strong> ist 100 Jahre alt. Was hat Ihren<br />
Ur-Großvater im Jahr 1919 zum Gründen bewegt?<br />
Damals wurde in Ulm das städtische Krankenhaus<br />
eröffnet. Das benötigte einen guten Chirurgie-Mechaniker,<br />
der die OP-Instrumente herstellen konnte.<br />
Aus diesem Grund ist mein Ur-Großvater von Tuttlingen<br />
nach Ulm gezogen.<br />
Hat die Kooperation die Jahre überdauert?<br />
Auch heute ist die Universität Ulm, die die Klinik<br />
übernommen hat, ein wichtiger Partner für uns. Beispielsweise<br />
testet das Biomechanische Institut unsere<br />
Produkte und mit dem RKU – der orthopädischen<br />
Klinik – arbeiten wir noch heute intensiv vor<br />
allem im Bereich Fortbildung zusammen.<br />
Medizinprodukte sind ein sicherer<br />
Markt. Die Bevölkerung wird älter,<br />
der Markt boomt seit Jahrzehnten.<br />
Läuft das Geschäft von allein?<br />
Ja, der Markt ist da. Es gibt immer<br />
mehr Volkswirtschaften, die einen<br />
Bedarf an Medizinprodukten haben.<br />
Aber gleichzeitig muss diese<br />
Verfügbarkeit auch bezahlt werden. Speziell von<br />
den Krankenkassen – für uns erhöhen deren Vorgaben<br />
den Kostendruck. Die Produkte sollen immer<br />
günstiger werden, allerdings steigen auf der anderen<br />
Seite die Markteintrittsbarrieren.<br />
Was meinen Sie damit?<br />
Mit der Einführung des CE-Zeichens in den 1990er<br />
Jahren, mit dem die Sicherheit von Medizinprodukten<br />
erhöht wurde, mussten <strong>Unternehmen</strong> deutlich<br />
mehr dokumentieren als zuvor. Ähnlich ist es heute<br />
mit der neuen EU-Medizintechnikprodukte-Verordnung<br />
MDR, auch diese bürokratische Hürde<br />
muss bezahlt werden.<br />
Jüngst berichtete die Süddeutsche unter dem Titel<br />
„Plastikschrott entfernt“ über minderwertige Prothesen<br />
eines britischen Herstellers. Was denken Sie,<br />
Man darf nicht<br />
die Branche<br />
wegen der Habgier<br />
eines Einzelnen<br />
verteufeln.<br />
wenn Sie so etwas lesen?<br />
Dass wir als Hersteller eine sehr hohe Verantwortung<br />
haben und die richtigen Materialien auswählen<br />
müssen. Trotzdem finde ich es falsch, die gesamte<br />
Branche wegen der Habgier oder Fehlentscheidung<br />
eines einzelnen Herstellers zu verteufeln. In den allermeisten<br />
Fällen sind die Produkte einwandfrei,<br />
verbessern den Gesundheitszustand und halten<br />
sehr lange.<br />
Durch solche Skandale werden auch die Chirurgen<br />
sensibilisiert. In welcher Form fällt so etwas auf Sie<br />
als Hersteller zurück?<br />
Es gibt immer wieder Irritationen wie diese. Dann<br />
verlangen die Kliniken von uns die<br />
Dokumentation beziehungsweise<br />
Belege, dass wir die fraglichen<br />
Materialien nicht verwenden. Mit<br />
unserer über 100-jährigen Erfahrung<br />
haben wir natürlich einen<br />
Vorteil, auch was das Image betrifft.<br />
Die von uns eingesetzten<br />
Materialien sind erprobt und körperverträglich<br />
– zum Beispiel das<br />
Titan, das wir für die Wirbelsäule<br />
einsetzen. Trotzdem forschen wir an neuen Materialien<br />
und verschiedenen Kunststoffen.<br />
Worauf kommt es dabei an?<br />
Wir wollen keinen Trend verschlafen, aber auch<br />
nicht jeden mitmachen. Daher legen wir Wert auf<br />
seriöse Daten und überstürzen nichts. Meiner Meinung<br />
nach ist die neue Gesetzgebung dahingehend<br />
gut: Anbieter müssen nachweisen, dass die Produkte<br />
funktionieren und verträglich sind. Das ist eigentlich<br />
selbstverständlich.<br />
Das besagte britische <strong>Unternehmen</strong> hat nur einen<br />
dreimonatigen Test an 29 Patienten durchgeführt<br />
und anschließend das CE-Zeichen von einer britischen<br />
Prüfstelle bekommen. Wie kann das sein?<br />
Ich sage mal so: Die genannten Prüfstellen sind privatwirtschaftlich<br />
organisiert. Die Prüfkriterien wer-<br />
Zur Person<br />
Christoph Ulrich<br />
führt seit zehn Jahren<br />
das Ulmer Medizintechnikunternehmen,<br />
dessen alleiniger Inhaber<br />
er ist. Der 46-Jährige<br />
ist verheiratet<br />
und hat mit seiner<br />
Frau zwei Kinder (vier<br />
und sieben Jahre alt).<br />
Nach dem Abitur absolvierte<br />
der gebürtige<br />
Ulmer ein BWL-Studium<br />
an der Dualen<br />
Hochschule in Heidenheim.<br />
Der Ausbildungsbetrieb<br />
war das<br />
väterliche <strong>Unternehmen</strong>.<br />
Es folgten Stationen<br />
in den USA, bei<br />
einem Handelsunternehmen<br />
im Ruhrgebiet<br />
und ein einjähriger<br />
Aufenthalt bei<br />
rund 20 Medizintechnikherstellern<br />
in Tuttlingen.<br />
Zurück in Ulm<br />
stieg er als Produktmanager<br />
ein, leitete<br />
das Marketing, später<br />
den Bereich Wirbelsäulensysteme.<br />
Ulrich<br />
radelt (Rennrad und<br />
Mountainbike). Er liebt<br />
die Berge (Skifahren,<br />
Wandern). Entspannen<br />
kann sich der Jäger<br />
auch auf dem<br />
Hochsitz, indem er einfach<br />
den Wald genießt.<br />
Christoph Ulrich führt das Ulmer Medizintechnik-<strong>Unternehmen</strong> in der vierten Generation.
12<br />
TITELTHEMA<br />
„Die Entwicklung von<br />
Medizintechnikprodukten<br />
kostet schnell eine Million<br />
Euro“, sagt Firmenchef<br />
Christoph Ulrich.<br />
den unterschiedlich ausgelegt. Die<br />
Gesetzgebung in Deutschland ist<br />
eindeutig, aber das ist nicht überall so.<br />
Wie greifen Entwicklung und Prüfung<br />
eines neuen Produktes ineinander?<br />
Die Entwicklung geschieht in Zyklen.<br />
Es gibt Phasen, in denen das Produkt ständig<br />
geprüft wird. Wir haben hier im Werk<br />
eigene Maschinen für die ersten Vortests.<br />
Im Anschluss liefern wir einige Implantate<br />
an ein biomechanisches Institut. Das<br />
ist für uns wichtig, weil die Biomechaniker<br />
dort die Produkte mit neutralem Blick<br />
testen. Mit der bisherigen Gesetzgebung<br />
waren viele dieser Maßnahmen freiwillig,<br />
für uns aber schon immer wichtig.<br />
Wie viel Zeit braucht die Entwicklung eines<br />
neuen Implantats?<br />
Das kommt darauf an, wie viel Erfahrung<br />
wir bereits gesammelt haben beziehungsweise<br />
wie innovativ die eingesetzte<br />
Technik ist. Wir versuchen mit jeder<br />
Neuentwicklung einen weiteren Nutzen<br />
für den Kunden zu generieren.<br />
Wie viel Geld steckt in einer solchen Neuentwicklung?<br />
Die Kosten schießen schnell in die Höhe.<br />
Eine Million Euro ist schnell weg. In Zukunft<br />
kommt zudem der Aufwand für die<br />
verpflichtenden klinischen Studien hinzu.<br />
Die haben wir zwar auch früher gemacht, allerdings<br />
konnten die Daten mehrere Jahre<br />
lang genutzt werden. Jetzt benötigen wir jährliche<br />
Studien. Dies gilt für unsere Implantate<br />
ebenso wie für die Kontrastmittelinjektoren.<br />
Noch etwas teurer wird es nun im Bereich Wirbelsäulen.<br />
Woran liegt das?<br />
Hierfür muss laut Gesetz nun ein Register erstellt<br />
werden, das alle Operationen und die<br />
verbauten Implantate sowie Reklamationsquoten<br />
und ähnliches erfasst. Daran arbeiten<br />
wir gerade mit dem Bundesverband Medizintechnologie<br />
und der Deutschen Gesellschaft<br />
für Wirbelsäulenchirurgie. Die Daten aus<br />
dem Register werden jährlich ausgewertet,<br />
um so für mehr Transparenz zu sorgen. Da<br />
zumindest ist Positives aus den Skandalen<br />
entstanden. Die Auswertungen sollen<br />
auch den Patienten zur Verfügung stehen.<br />
Wie wirkt sich die neue EU-Verordnung<br />
MDR auf Ihr <strong>Unternehmen</strong> aus?<br />
Wir haben 20 000 Artikel im Sortiment.<br />
Für jeden Einzelnen müssen<br />
wir nun klinische Studien vorlegen.<br />
Das setzt uns und unsere Wettbewerber<br />
unter Druck.
TITELTHEMA 13<br />
Es gibt schon warnende Stimmen, dass es im<br />
nächsten Jahr zu einem Versorgungsengpass bei<br />
vielen Medizinprodukten kommen könnte.<br />
Davon gehe ich nicht aus. Kein Krankenhaus hängt<br />
allein von einem Anbieter ab. Allerdings werden die<br />
Hersteller ihre Produktportfolios verkleinern. Ich<br />
schätze, dass etwa jedes dritte Produkt vom Markt<br />
verschwinden wird.<br />
Was ist der Grund dafür?<br />
Weil die technische und klinische Dokumentation<br />
zu teuer oder personell nicht leistbar sein wird. Das<br />
ist auch bei uns so. Wir haben bereits erfolgreiche<br />
Produkte eingestellt, weil deren Markt nicht groß<br />
genug ist und es sich nicht rentiert, in diese zu investieren.<br />
Was erwarten Sie noch als Folge der neuen EU-Verordnung?<br />
Es werden sich auch ausländische Firmen aus Europa<br />
zurückziehen, denen der Aufwand zu hoch ist<br />
oder weil sie die vorgeschriebene Qualität nicht erreichen.<br />
Einige sehr günstige Hersteller aus Asien<br />
haben Europa schon den Rücken gekehrt. Für die<br />
Patientensicherheit ist dies ein Vorteil.<br />
Wo lauern Fallstricke für die Umsetzung der MDR?<br />
Der größte Engpass sind die Prüfstellen. Bisher sind<br />
erst zwei Stellen – eine britische und der TÜV Süd<br />
– zertifiziert nach der neuen EU-Verordnung zu prüfen.<br />
Bisher gab es 84 Prüfstellen. Kommt es zum<br />
harten Brexit fällt eine der beiden bereits weg. Da<br />
Die neue EU-Verordnung<br />
MDR birgt Fallstricke, doch<br />
Christoph Ulrich ist<br />
zuversichtlich.<br />
Kraftort<br />
USM steht für zeitloses Design, zurückhaltend aber ausdrucksstark. Die Einfachheit<br />
lässt gestalterische Freiheit, die Reduktion schafft Raum für echte Klasse.<br />
www.fey-ulm.de
Die neuen EU-Vorgaben zur<br />
Dokumentation verteuern<br />
Medizinprodukte. „Als<br />
Komplettanbieter müssen<br />
wir unsere Händler auch<br />
mit Nischenprodukten<br />
versorgen“, erläutert Christoph<br />
Ulrich. „Das drückt<br />
auf die Marge.“<br />
stellt sich die Frage, wie der TÜV Süd alle 200 000<br />
Medizinprodukte in Deutschland innerhalb von<br />
zehn Monaten prüfen soll.<br />
Wie soll das funktionieren?<br />
Es müssen entweder schnell mehr Stellen kommen<br />
oder die Übergangsfrist muss verändert werden.<br />
Bislang ist noch kein einziges Produkt geprüft. Das<br />
ist eine tickende Zeitbombe. Leider<br />
war die Politik bei diesem<br />
Thema ein bisschen zu langsam.<br />
Und was passiert mit kleinen,<br />
wichtigen Produkten, die von der<br />
Rentabilität her nicht attraktiv<br />
sind?<br />
Natürlich gibt es Nischenprodukte,<br />
die wir weiterhin anbieten müssen,<br />
um unsere Händler als Komplettanbieter zu<br />
versorgen. Diese Investitionen zehren stark an der<br />
Marge. Egal wie oft das Produkt zum Einsatz kommt,<br />
Software, Maschinen, etc. müssen validiert werden.<br />
Deshalb haben wir den Druck zu wachsen.<br />
Die hohen<br />
Standards in<br />
Europa erleichtern<br />
die Zulassung in<br />
anderen Ländern.<br />
Aber Ulrich Medical scheint es gut zu gehen.<br />
Ja, uns geht es gut, weil wir wachsen. Die hohen<br />
Standards in Europa erleichtern die Produktzulassung<br />
in anderen Ländern. Das dauert zwar teilweise<br />
lang – in China vier bis fünf Jahre – aber mit den<br />
USA und Kanada etwa, gibt es nun Anerkennungsabkommen,<br />
die uns helfen in diesen internationalen<br />
Märkten zu wachsen.<br />
Wo kam das Wachstum bisher her?<br />
Im Bereich Wirbelsäule waren es<br />
vorwiegend Asien und Südamerika.<br />
Aber dort werden sich die<br />
Märkte durch die Billiganbieter<br />
verändern. Unser Fokus liegt nun<br />
auf Europa und den USA. Im Bereich<br />
der Kontrastmittelinjektoren<br />
setzen wir auf den weiteren<br />
Ausbau der Internationalisierung. Hier sind wir<br />
weltweit bereits in über 60 Ländern erfolgreich.<br />
Inwiefern verändern sich die Märkte?<br />
In Taiwan, China und Korea sitzen große Hersteller,<br />
die europäische Produkte zunächst kopiert und
TITELTHEMA 15<br />
dann deutlich günstiger angeboten haben. Die Produkte<br />
sind das eine, Schulungen für Ärzte und medizinisches<br />
Personal das andere. Ulrich Medical<br />
bietet jährlich mehr als 100 Veranstaltungen an. Das<br />
gibt es bei den günstigen Anbietern nicht. Dementsprechend<br />
erfüllen diese auch nicht die MDR-Qualitätskriterien.<br />
Das ist ein weiterer Grund, warum<br />
sich diese vom europäischen Markt zurückziehen.<br />
Werden die Produkte in Europa teurer?<br />
Pro Wirbelsäulen-OP bekommt ein Arzt nur einen<br />
bestimmten Satz von der Krankenkasse vergütet.<br />
Dann darf eine Prothese beispielsweise nicht mehr<br />
als 800 Euro kosten, denn sonst kann der Arzt sie<br />
nicht einsetzen. Die zusätzlichen Kosten, die durch<br />
die Gesetzesänderung entstehen, treffen zunächst<br />
die Marge der Hersteller. Eine technische Dokumentation,<br />
die früher 200 Seiten umfasst hat, wird<br />
künftig an die 2000 Seiten umfassen. Daher müssen<br />
wir weiter wachsen.<br />
Wie groß muss ein Medizinproduktehersteller sein,<br />
um das stemmen zu können?<br />
Es gibt nur noch 80 <strong>Unternehmen</strong> in der Branche,<br />
die mehr als 200 Mitarbeiter haben. Davon sind sicher<br />
nicht einmal fünf Familienunternehmen wie<br />
wir. Der Markt wird sich weiter konsolidieren. Es<br />
muss uns also jetzt gelingen, unsere Prozesse so<br />
auszurichten, dass wir trotz der Veränderungen<br />
rentabel wirtschaften können.<br />
Was heißt das konkret?<br />
Wir wollen weiterhin am Standort Ulm produzieren.<br />
Natürlich haben wir hier eine andere Kostenstruktur,<br />
als wenn wir ins Ausland gehen würden,<br />
schon allein im Hinblick auf Gehälter. Deshalb müssen<br />
wir unsere Prozesse optimieren, jede Sekunde<br />
aus den Maschinen rausholen und die Vorteile der<br />
Digitalisierung nutzen.<br />
Wie gehen Sie vor?<br />
Wir setzen dieses Jahr eine Million Euro ein, um<br />
interne Prozesse zu digitalisieren. Ich strebe das papierlose<br />
<strong>Unternehmen</strong> an. Zudem wollen wir auch<br />
die Anwender, also beispielsweise Ärzte im Bereich<br />
Wirbelsäule oder MTRA im Bereich der Kontrastmittelinjektoren<br />
unterstützen.<br />
Wo setzen Sie da an?<br />
Im Bereich Wirbelsäule beispielsweise, müssen<br />
Ärzte alles dokumentieren. Das Produkt muss vom<br />
Rohstoff bis zum Einsatz nachverfolgbar sein. Aktuell<br />
passiert das per LOT-Nummer, die von den meisten<br />
Medizinern immer noch per Hand in die Patientenakte<br />
eingetragen wird. In Zeiten von Ärztemangel<br />
möchten wir den Medizinern diese administrativen<br />
Tätigkeiten abnehmen. Deshalb arbeiten wir derzeit<br />
an einem Pilotprojekt, das auf der RFID-Technologie<br />
basiert.<br />
„Deshalb müssen wir<br />
unsere Prozesse optimieren,<br />
jede Sekunde aus den<br />
Maschinen rausholen und<br />
die Vorteile der Digitalisierung<br />
nutzen.“
16<br />
TITELTHEMA<br />
Implantate und Kontrastmittelinjektoren für Patienten in mehr als 50 Ländern<br />
Der Stammsitz von Ulrich Medical im Ulmer Norden. Dort entstehen auch Wirbelsäulenimplantate.<br />
Viele Menschen profitieren von den Produkten<br />
des Ulmer Medizintechnikunternehmens,<br />
ohne dass sie es wissen. Mehr als die<br />
Hälfte des Umsatzes erwirtschaftet Ulrich<br />
Medical mit Kontrastmittelinjektoren, die<br />
bei Untersuchungen mit Computertomographie<br />
(CT) und Magnetresonanz (MRT) zum<br />
Einsatz kommen. Die Ulrich GmbH & Co. KG<br />
ist zudem Spezialist für Blutsperregeräte<br />
und Wirbelsäulen-Implantate.<br />
Die Wurzeln des <strong>Unternehmen</strong>s liegen in<br />
der Herstellung chirurgischer Instrumente,<br />
die das <strong>Unternehmen</strong> aber mittlerweile aufgegeben<br />
hat. So stößt der geschäftsführende<br />
Gesellschafter Christoph Ulrich, der das<br />
Familienunternehmen gemeinsam mit Geschäftfsührer<br />
Klaus Kiesel führt, mitunter in<br />
Büros von Chefärzten im Bücherregal auf<br />
alte Produkte, wie einen Magen-Darm-Nähapparat<br />
aus dem Jahr 1934.<br />
Das <strong>Unternehmen</strong> wächst seit Jahren stetig,<br />
im ersten Halbjahr um 10 Prozent. Der<br />
Umsatz soll <strong>2019</strong> die Schwelle von 100 Millionen<br />
Euro erreichen. Der Auslandsanteil beträgt<br />
70 Prozent.<br />
Ulrich Medical beschäftigt weltweit rund<br />
500 Mitarbeiter, davon 340 am Firmensitz in<br />
Ulm. Niederlassungen gibt es unter anderem<br />
in Frankreich, den USA und China.<br />
Wir bringen<br />
auf unseren<br />
Implantaten<br />
RFID-Chips<br />
an.<br />
Also Datenübertragung im Ultrahochfrequenzbereich…<br />
Wir bringen einen Chip auf den Implantaten an,<br />
welcher im besten Fall automatisch gescannt wird<br />
und somit ein eindeutig identifizierbarer Barcode in<br />
die Patientenakte übertragen wird. Langfristig soll<br />
zudem ein automatischer Bestellprozess eingeleitet<br />
werden. Dafür ist es allerdings nötig, dass Patientenakte,<br />
Krankenhausverwaltungssystem und unser<br />
ERP-System miteinander verknüpft sind.<br />
Kollidieren solche Pläne nicht mit der Datenschutzgrundverordnung?<br />
Die verlangsamt die Entwicklung ein bisschen. Für<br />
uns als Familienunternehmen war es aber immer<br />
ein Vorteil, schneller als die Konzerne agieren zu<br />
können. Deshalb müssen wir auch hier einen Weg<br />
finden, schneller zu sein.<br />
Wie sehen die Digitalisierungsprojekte im <strong>Unternehmen</strong><br />
aus?<br />
Ein großes Thema ist die Datentransparenz, aber<br />
auch viele Abläufe werden digitalisiert. Zum Beispiel<br />
nutzen wir, wo es geht und erlaubt ist, digitale<br />
Schnittstellen zum Dokumentenmanagement anstatt<br />
wie früher Faxe zu verschicken. Natürlich muss<br />
auch dieses System den Behörden gegenüber validiert<br />
werden. Daran arbeiten wir, auch wenn es länger<br />
dauert als in anderen Branchen.<br />
Wie viele ihrer Mitarbeiter dokumentieren und validieren?<br />
Von 60 Mitarbeitern, die wir vergangenes Jahr neu<br />
eingestellt haben, sind 50 in der Regulation, im Qualitätsmanagement<br />
und der Qualitätssicherung tätig.<br />
Und das sind auch jetzt noch genau die Mitarbeiter,<br />
die wir suchen: IT-Spezialisten, die uns mit der Digitalisierung<br />
helfen und QM/QS-Manager, die uns<br />
bei der Dokumentation unterstützen. Das ist gar<br />
nicht so einfach, weil in der Region Ulm Vollbeschäftigung<br />
herrscht.<br />
Was hat sich im Vergleich zu vor zehn Jahren beim<br />
Thema Personal geändert?<br />
Damals hatten wir hauptsächlich Ingenieure bei uns<br />
im Haus. Heute sind die Teams interdisziplinär aufgestellt,<br />
mit Biologen, Chemikern und Klinikern. So<br />
können wir direkt mit den Experten bei den Behörden<br />
diskutieren, nachweisen, dass die Produkte sauber<br />
verpackt sind, gereinigt werden und so weiter.
TITELTHEMA 17<br />
Wo sind Ansatzpunkte für Produktinnovationen?<br />
Natürlich hofft man immer auf den ganz großen<br />
Wurf. Wir haben viele Patente und für beide Bereiche<br />
ein Team aus über 50 Ärzten und Anwendern,<br />
die uns beraten. Aber klar ist, dass neue Produkte in<br />
Zukunft nur sehr teuer auf den Markt zu bringen<br />
sind. Das heißt für uns: Wenn wir es wagen, müssen<br />
diese sehr innovativ sein und es muss auch eine<br />
breite Nachfrage vorhanden sein.<br />
Was heißt das für den Alltag?<br />
Wir konzentrieren uns viel mehr auf die kleinen Innovationen<br />
und Verbesserungen. Das hat auch mit<br />
der Machtverlagerung weg von den Ärzten hin zur<br />
Verwaltung zu tun. Die Patientensicherheit steht<br />
ganz oben, keine Frage. Aber auch der wirtschaftliche<br />
Nutzen spielt eine stärkere Rolle.<br />
Was war bislang Ihre schwierigste Entscheidung?<br />
Ulrich Medical ist mit chirurgischen Instrumenten<br />
für Medizin groß geworden. Mein Vater hing sehr<br />
daran. Ich habe dann vor zehn Jahren die Geschäftsführung<br />
übernommen und musste entscheiden, wie<br />
wir das <strong>Unternehmen</strong> möglichst solide für die Zukunft<br />
aufstellen. Schnell war klar, dass die Wirbelsäulenchirurgie<br />
und die Radiologie die vielversprechendsten<br />
Wachstumsmärkte sind. Also beschloss<br />
ich, dass wir uns darauf konzentrieren.<br />
Was bedeutete das fürs <strong>Unternehmen</strong>?<br />
Wir haben den Bereich chirurgische Instrumente<br />
verkauft. Das war sehr emotional, auch für viele<br />
langjährige Mitarbeiter, die uns teilweise seit 25<br />
oder gar 40 Jahren treu sind. Doch es war gleichzeitig<br />
auch der Schritt, der uns jetzt die notwendige<br />
Freiheit gibt.<br />
Christoph Ulrich: „Die<br />
Entscheidung, sich von<br />
den Wurzeln des <strong>Unternehmen</strong>s,<br />
der Herstellung<br />
chirurgischer Instrumente<br />
zu trennen, war sehr<br />
emotional.“<br />
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Wir unterstützen Sie<br />
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18<br />
TITELTHEMA<br />
Christoph Ulrich, geschäftsführender<br />
Gesellschafter des<br />
gleichnamigen Medizintechnikunternehmens,<br />
im<br />
Gespräch mit Alexander<br />
Bögelein, Redaktionsleiter<br />
des Magazins <strong>Unternehmen</strong><br />
[!].<br />
Das Interview führte<br />
Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter<br />
<strong>Unternehmen</strong> [!]<br />
Dokumentation:<br />
Ronja Gysin<br />
Fotos:<br />
Marc Hörger<br />
War es auch in der Familie ein Thema?<br />
Natürlich, mein Vater und mein Großvater haben<br />
selbst viele Instrumente entwickelt und den Bereich<br />
vorangetrieben. Sich einzugestehen, dass wir<br />
mit dieser Sparte nicht mehr wachsen können und<br />
keine Zukunft mit ihr haben, war hochemotional.<br />
Die Konkurrenz ist sehr groß und viele Firmen stellen<br />
kostengünstig im Ausland her. Zudem war der<br />
Rahmen für Innovationen ausgeschöpft.<br />
Wie schwer ist es, Innovationen in Ihrem zweiten<br />
Produktbereich umzusetzen, der Radiologie?<br />
Wir sind hier auf Kontrastmittelinjektoren<br />
für Computertomographie<br />
und Kernspintomographie<br />
spezialisiert. Dort streben wir die<br />
Markführerschaft in Deutschland<br />
und Europa an. Innovationsträchtig<br />
sind hier vor allem das Handling<br />
und die zugehörige Software.<br />
Was heißt das konkret?<br />
Auch hier ist es das Ziel effizient zu arbeiten, also<br />
möglichst viele Patienten pro Tag zu untersuchen.<br />
Hinzu kommt der Wunsch nach Vernetzung von<br />
Scanner und Injektor sowie dem automatischen<br />
Transfer aller Untersuchungsdaten in das Krankenhausinformationssystem<br />
beziehungsweise in die<br />
Patientenakte. Das Arzneimittel selbst stellen wir<br />
nicht her. Aber unsere Software koordiniert die Injektion.<br />
Diese Daten müssen aufwändig manuell<br />
geschrieben und von einem ins andere Datensystem<br />
übertragen werden. Das heißt, es gibt viele Schnittstellen<br />
und Brüche, die wir künftig clever vernetzen<br />
werden.<br />
Meine Mutter<br />
litt lange an<br />
Rückenschmerzen,<br />
bis sie ein<br />
Implantat bekam.<br />
Welche Produkte würden Sie gern auf den Markt<br />
bringen?<br />
Ich kann Ihnen kein konkretes Produkt nennen. Ich<br />
möchte ständig im Dialog mit den Medizinern und<br />
Anwendern bleiben. Nur so können wir herausfinden,<br />
welche Fragestellungen ungelöst sind und an<br />
welchen Stellen unsere Ingenieure noch mehr optimieren<br />
können.<br />
Das hört sich etwas nach Marketing-Sprech an?<br />
Ist es aber nicht. Ich erkläre es gern anhand meiner<br />
persönlichen Erfahrung aus dem Bereich Wirbelsäule:<br />
Mit 16 Jahren habe ich ein<br />
Praktikum im Krankenhaus gemacht.<br />
Mein Vater wollte, dass ich<br />
mir anschaue, wie unsere Implantate<br />
eingesetzt werden. Da stand<br />
ich sechs Stunden lang als Zuschauer<br />
bei der Skoliose-OP einer<br />
11-Jährigen. Mir tat selbst der Rücken<br />
weh und es hat mich beeindruckt,<br />
dass Ärzte so lange am<br />
Stück so konzentriert arbeiten müssen.<br />
Was haben Sie sich mitgenommen?<br />
Nach der OP nahm mich der Arzt mit auf Station,<br />
um mir zu zeigen, wofür er das macht. Dort saß ein<br />
anderes Mädchen, vielleicht ein paar Jahre jünger.<br />
Sie saß aufrecht und sagte: „Danke, Herr Doktor,<br />
jetzt bin ich endlich ein richtiges Mädchen.“ Das hat<br />
mich gerührt. Die Medizintechnik ist eine so sinnvolle<br />
Branche, in der die Produkte Menschen so viel<br />
Leid nehmen können. Auch meine Mutter litt lang<br />
unter Rückenschmerzen und hat schließlich ein Implantat<br />
von uns bekommen. Seither geht es ihr gut.<br />
Das macht mich stolz.
RESSORT 19<br />
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20<br />
MACHEN unternehmen [!]<br />
Kultmarke auf Ketten<br />
für die Skipisten der Welt<br />
Kässbohrer Geländefahrzeug Pistenbullys sind in den Alpen und der Antarktis unterwegs.<br />
Der Hersteller aus Laupheim plant aber auch für eine Zukunft mit weniger Schnee.<br />
Mystisch schöne Atmosphäre in<br />
den Allgäuer Alpen: Wie hier am<br />
Fellhorn richten die Raupenfahrer<br />
mit 510 PS die Pisten, oft von<br />
16 Uhr bis nach Mitternacht.<br />
Foto: Lars Schwerdtfeger<br />
„Wir wollen mit dem Powerbully weiter wachsen“<br />
Wie stellt sich die Kässbohrer Geländefahrzeug<br />
AG für eine Zukunft auf,<br />
in der Schnee Mangelware sein wird?<br />
Jens Rottmair, Vorstandschef: Der Klimawandel<br />
und seine Konsequenzen sind ein<br />
Thema. Ich bin im Umweltbeirat des Deutschen<br />
Skiverbandes (DSV) und kenne<br />
die entsprechenden Studien. Eine Wintersaison<br />
mit wenig Schnee wirkt<br />
sich bei uns unmittelbar auf die<br />
Ergebnisse im nächsten Geschäftsjahr<br />
aus.<br />
Auch im vergangenen<br />
Geschäftsjahr?<br />
2018/<strong>2019</strong> war es zum<br />
Glück anders. Wir haben<br />
weltweit um die 600 Fahrzeuge<br />
verkauft. Daneben gibt<br />
es bereits seit 1991 den Bereich<br />
Strandreinigungsgeräte; auch hier<br />
sind wir weltweiter Marktführer. Durch eine<br />
erfolgreiche Akquisition im Jahr 2017 werden<br />
wir diesen Bereich weiter ausbauen.<br />
Wie sieht es mit Müllvermeidung im<br />
<strong>Unternehmen</strong> aus?<br />
Wir haben uns das Ziel gesetzt, den Plastikmüll<br />
um 50 Prozent zu reduzieren.<br />
Wo sehen Sie Wachstumschancen?<br />
Im sogenannten Utility Markt. Wir wollen im<br />
Bereich Powerbully weiter wachsen. Vor allem<br />
in Russland und in den USA gibt es eine<br />
starke Nachfrage nach All-Terrain-Fahrzeugen.<br />
Sie werden unter anderem bei Reparaturen<br />
nach größeren Schäden eingesetzt<br />
oder bei der Verlegung von Pipelines.<br />
Ein Höhepunkt im Jubiläumsjahr<br />
„50 Jahre<br />
Pistenbully“ ist die Inbetriebnahme<br />
des<br />
neuen Logistikzentrums.<br />
Was war der<br />
Hintergrund? Der Hintergrund<br />
war der Platzmangel.<br />
Dass jetzt modernste Automatisierungssysteme<br />
zum<br />
Einsatz kommen ist selbstverständlich<br />
und steigert die Effizienz. Wir verkaufen<br />
deutlich mehr Ersatzteile da die Fahrzeuge<br />
meist länger im Einsatz sind als in der Vergangenheit<br />
und die Betriebsstunden steigen.<br />
Wie schwer macht es Ihnen die Vollbeschäftigung<br />
in der Region, die nötigen<br />
Fachkräfte zu gewinnen?<br />
Die Bindung an das <strong>Unternehmen</strong> ist hoch<br />
und die Fluktuation mit 0,5 Prozent äußerst<br />
gering. Vakante Stellen können wir meist<br />
zeitnah wieder besetzen. Dennoch werden<br />
wir unsere Ausbildungsrate von derzeit fünf<br />
Auszubildenden pro Jahr verdoppeln und<br />
sind gerade dabei ein zukunftsorientiertes<br />
Ausbildungszentrum zu bauen.<br />
Mit ihrem Projekt Snow-Sat haben Sie<br />
aus der Schneetiefenmessung ein<br />
Pisten- und Flottenmanagementsystem<br />
für die Betreiber entwickelt.<br />
Wann fahren die Pistenbullys autonom?<br />
Autonom fahrende Pistengeräte sind noch<br />
kein Thema. Dafür sind die Voraussetzungen<br />
zu komplex. Gemeinsam mit unserer<br />
französischen Tochtergesellschaft Snow-<br />
Sat werden wir auch am Standort in Laupheim<br />
selbst programmieren und den Kunden<br />
innovative Assistenz- und Optimierungssysteme<br />
anbieten. Dadurch wird die<br />
Nachfrage nach Schulungen weiter steigen.<br />
Bereits jetzt sind 5 Trainer unserer ProAcademy<br />
weltweit unterwegs um die Fahrer in<br />
puncto Wirtschaftlichkeit und Effizienz zu<br />
schulen. Für den Einstieg bieten wir das<br />
auch online an.<br />
Sigrid Balke
unternehmen [!]<br />
RESSORT<br />
MACHEN<br />
21<br />
Mit Blick auf die Berglandschaft<br />
der Südtiroler<br />
Dolomiten<br />
in Italien kam<br />
Karl Kässbohrer die Idee zum<br />
Pistenbully. Vor 50 Jahren ließ<br />
der Ulmer Unternehmer eine<br />
Pistenraupe fertigen. Seither<br />
sind 22 000 Fahrzeuge weltweit<br />
ausgeliefert worden. Mit ihren<br />
Pistenraupen ist die Kässbohrer<br />
Geländefahrzeug AG Weltmarktführer,<br />
der Name Pistenbully<br />
hat sich zu einer weltbekannten<br />
Marke und zum Gattungsbegriff<br />
entwickelt.<br />
Weltweit bereiten Pistenraupenfahrer<br />
nach der letzten Bergfahrt<br />
der Lifte auf ihren Einsatz<br />
vor und schaffen so die Basis für<br />
uneingeschränktes Skivergnügen<br />
am nächsten Tag. Bis nach<br />
Mitternacht sind die Pistenbullys<br />
im Gelände unterwegs, planieren<br />
und modellieren die Pisten<br />
und Loipen. Zu Beginn der<br />
Saison sind sie unentbehrlich<br />
beim Anlegen von Funparks und<br />
Halfpipes.<br />
„Dabei ist Schnee nicht gleich<br />
Schnee“ weiß „Mr. Pistenbully“,<br />
Erwin Wieland, ein Mann der<br />
ersten Stunde. „Für das beste Ergebnis<br />
ist es<br />
entscheidend,<br />
wie der Fahrer<br />
die technischen<br />
Möglichkeiten<br />
des Pistenbully<br />
nutzt“.<br />
Wieland war<br />
noch in der<br />
Lehre, als Karl<br />
Kässbohrer<br />
Entscheidend<br />
ist, wie Fahrer<br />
die technischen<br />
Möglichkeiten des<br />
Pistenbully nutzen.<br />
Erwin Wieland<br />
Mann der „ersten Stunde“<br />
nach einem<br />
Skiurlaub auf<br />
der Seiser Alm seine Idee in die<br />
Tat umsetzte. Die Produktion<br />
des „PB 145“, dem ersten serienreifen<br />
Modell, wurde in den Bereich<br />
Sonderfahrzeuge ausgelagert.<br />
Unter der Führung von Erwin<br />
Wieland – unterstützt von<br />
Konstrukteur Walter Haug –<br />
startete die Erfolgsgeschichte<br />
des Pistenbully bei den Kässbohrer<br />
Fahrzeugwerken. 1994<br />
folgte die Auslagerung mit Pistenbully<br />
und Beach-Tech, in das<br />
eigenständige<br />
<strong>Unternehmen</strong><br />
Kässbohrer<br />
Geländefahrzeug<br />
GmbH.<br />
Nach der<br />
Übernahme<br />
des Ulmer Traditionsunternehmens<br />
Kässbohrer<br />
durch<br />
Daimler Benz<br />
im Jahr darauf,<br />
stand dieser Bereich zum Verkauf.<br />
<strong>Unternehmen</strong> wie der kanadische<br />
Flugzeug- und Schienenfahrzeughersteller<br />
Bombardier<br />
kamen mit Kaufabsichten<br />
in die Donaustadt. Zu dieser Zeit<br />
fertigten rund 200 Mitarbeiter<br />
am Standort Magirusstraße in<br />
der Ulmer Weststadt 300 Fahrzeuge<br />
pro Jahr. Der Sepezialfahrzeughersteller<br />
war seit der<br />
Winterolympiade in Sapporo<br />
1972 auch international auf dem<br />
Weg zum Weltmarktführer.<br />
„Das wäre Verrat gewesen“<br />
In einen großen Konzern integriert<br />
zu werden war für Erwin<br />
Wieland undenkbar, „das wäre<br />
ein Verrat an meiner Mannschaft<br />
gewesen.“ Das Führungsteam<br />
hielt zusammen, investierte<br />
Privatkapital und fand mit<br />
Friedrich Graf von der Groeben<br />
von der Frankfurter Beteiligungsberatungs<br />
GmbH Schroders<br />
& Partner einen finanzstarken<br />
Investor. Mit einem fremdinanzierten<br />
Management Buyout<br />
übernahm Groeben das<br />
familiär geführte <strong>Unternehmen</strong>,<br />
das er anschließend an die Bör-<br />
www.fgi.de<br />
Braucht Ihr Gewerbe-Objekt<br />
auf absehbare Zeit eine neue Nutzung?<br />
Wir sind als erfahrene Immobilien-Spezialisten Ihr richtiger Partner.<br />
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22<br />
MACHEN unternehmen [!]<br />
se brachte. Heute gehört Kässbohrer<br />
Geländefahrzeug dem Unternehmer<br />
Ludwig Merckle. Er stockte die<br />
Anteile weiter auf und fand die<br />
Kleinaktionäre 2015 ab. Diese erhielten<br />
eine Barabfindung von 55,13 Euro<br />
pro Aktie, was einem <strong>Unternehmen</strong>swert<br />
von 276 Millionen Euro<br />
entsprach. Wenig später nahm er das<br />
<strong>Unternehmen</strong> von der Börse.<br />
Eine<br />
emissionsfreie<br />
E-Pistenraupe<br />
und eine neue<br />
Logistikhalle.<br />
FOTOS: KÄSSBOHRER, ANDRIANO.CZ/SHUTTERSTOCK.COM, LARS SCHWERDFEGER<br />
Evolution einer Pistenraupe, von oben nach unten: Der allerste Pistenbully, eines der Nachfolgermodelle<br />
und der elektrische PB 100 E, dessen Batterie in fünf Stunden zu 75 Prozent geladen ist.<br />
Wechselvolle Geschichte<br />
Die Kässbohrer Fahrzeugwerke<br />
wurden 1893 gegründet.<br />
Nach wirtschaftlichen<br />
Schwierigkeiten wurde das<br />
profitable Geschäft mit Pistenbullys<br />
in Form eines Management-Buy-Outs<br />
herausgelöst<br />
und verkauft. Es folgt<br />
der Gang an die Börse. Die<br />
Muttergesellschaft wurde<br />
1995 zerschlagen. Der Daimler-Konzern<br />
übernahm die<br />
Marke Setra und schmiedete<br />
daraus mit seinem Busgeschäft<br />
einen der führenden<br />
Hersteller: Evobus.<br />
Die Pistenbully-Produktion<br />
zog erst nach Senden (Kreis<br />
Neu-Ulm), aufgrund des starken<br />
Wachstums baute das<br />
<strong>Unternehmen</strong> 2002 neu in<br />
Laupheim. Zu diesem Zeitpunkt<br />
hatten sich der verstorbene<br />
Ulmer Unternehmer<br />
Adolf Merckle und Freunde die<br />
Mehrheit der Aktien gesichert.<br />
Mit einem weiteren Großaktionär,<br />
der Kreissparkasse Biberach,<br />
kam es zum Streit. Merckle<br />
gewann vor Gericht und<br />
übernahm das <strong>Unternehmen</strong><br />
komplett und wenig später<br />
von der Börse. Aufsichsratschef<br />
ist seit Jahren sein Sohn<br />
Ludwig. <br />
amb<br />
Als Aufsichtsratsvorsitzender<br />
hält er sich im Hintergrund. Fürs<br />
operative Geschäft sind Vorstandssprecher<br />
Jens Rottmair und Finanzchef<br />
Alexander Schöllhorn zuständig.<br />
Rottmair ist seit 14 Jahren dabei<br />
und hält das <strong>Unternehmen</strong> auf Erfolgskurs.<br />
Für beide ist das Jahr <strong>2019</strong><br />
nicht nur wegen des Jubiläums ein<br />
besonderes: Im Oktober wird das<br />
neue Logistikzentrum eröffnet. Auf<br />
der Branchenmesse in Innsbruck<br />
präsentierte das Laupheimer <strong>Unternehmen</strong><br />
mit der Praxisstudie Pistenbully<br />
100 E, die erste vollständig<br />
elektrisch angetriebene Pistenraupe.<br />
Die 126-Kilowattstunden-Batterie<br />
soll eine Einsatzzeit von bis zu<br />
drei Stunden ermöglichen. Damit<br />
baut Pistenbully seine Stellung als<br />
Weltmarktführer aus. Zuletzt erwirtschaftete<br />
das <strong>Unternehmen</strong> mit 610<br />
Mitarbeitern, davon <strong>41</strong>0 in Laupheim,<br />
einen Jahresumsatz von mehr<br />
als 250 Millionen Euro.<br />
Vorreiter in Sachen Innovation<br />
waren die Laupheimer schon immer.<br />
Ansonsten hätte sich das <strong>Unternehmen</strong><br />
auch nicht durchgesetzt. Der<br />
frühzeitige Wechsel vom Benzin<br />
zum Dieselmotor in Verbindung mit<br />
einem hydrostatischen Antriebssystem<br />
war ein technologisches Alleinstellungsmerkmal<br />
in einer Branche,<br />
in der zu jener Zeit noch mehr als<br />
20 Hersteller am Markt waren. Heute<br />
teilt sich Kässbohrer Geländefahrzeug<br />
das Geschäft mit der Südtiroler<br />
Prinroth AG. Hauptabsatzmärkte<br />
sind Deutschland, Schweiz, Österreich,<br />
Italien, Frankreich und<br />
Skandinavien sowie die USA, Japan<br />
und China. 140 Pistenbullys sind bei<br />
Forschungsstationen in der Antarktis<br />
im Einsatz.[!] Sigrid Balke
unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 23<br />
Auszeichnung<br />
fürs Spieleland<br />
Preis Zum fünften Mal in Folge<br />
wurde das Ravensburger Spieleland<br />
zum familienfreundlichsten<br />
Themenpark Deutschlands<br />
gewählt. Die Befragung wurde<br />
durchgeführt von der Service-Value<br />
GmbH in Kooperation<br />
mit der „Welt am Sonntag“.<br />
Das Ravensburger Spieleland in<br />
Liebenau ist Teil der Ravensburger<br />
AG, die 2018 einen Umsatz<br />
von 491,5 Millionen Euro aufweisen<br />
konnte. Der 1998 eröffnete<br />
Park verzeichnet jährlich<br />
rund 400 000 Besucher. [!]<br />
Angst vor<br />
Einsparungen<br />
Hochschule Die Duale Hochschule<br />
Baden-Württemberg<br />
(DHBW) befürchtet durch den<br />
neuen Hochschulfinanzierungsvertrag<br />
Einsparungen. Dabei<br />
seien ab 2021 zusätzliche Mittel<br />
notwendig, so DHBW-Präsident<br />
Professor Arnold van Zyl.<br />
Die DHBW ist die erste staatliche<br />
praxisintegrierende Hochschule<br />
in Deutschland. Sie wurde<br />
am 1. März 2009 gegründet.<br />
Mit zwölf Standorten und 35 000<br />
Studenten ist sie die größte<br />
Hochschule im Land. [!]<br />
Carthago<br />
investiert<br />
Rolls-Royce ändert seine Markenarchitektur. Das verändert auch<br />
den Auftritt des Bereichs Power Systems mit der Kernmarke MTU.<br />
Rolls-Royce Power Systems AG/©suphaporn - stock.adobe.com<br />
MTU heißt künftig Rolls-<br />
Royce Solutions<br />
Aus der MTU Friedrichshafen GmbH wird die Rolls-Royce Solutions<br />
GmbH. Derzeit entsteht eine neue Markenarchitektur, die ab Herbst mit<br />
dem Start des neuen Internetauftritts sichtbar umgesetzt wird. Zudem<br />
erhalten die Mitarbeiter E-Mail-Adressen mit der Domainendung @<br />
rolls-royce.com sowie neue Arbeitskleidung. Der Motoren-Hersteller<br />
MTU Friedrichshafen hat einen Umsatz von 3,9 Milliarden Euro und ist<br />
das Kernunternehmen von Rolls-Royce Power-Systems, welches weltweit<br />
über 10 000 Mitarbeiter beschäftigt.<br />
Neubau Sechs Millionen Euro<br />
investiert die Carthago Reisemobilbau<br />
GmbH am Firmen-Standort<br />
Aulendorf in ein<br />
neues Bürogebäude. Fertigstellung<br />
soll Ende 2020 sein. Gerade<br />
haben die Bauarbeiten begonnen.<br />
Der Neubau soll 3000<br />
Quadratmeter auf vier Stockwerken<br />
umfassen und optisch<br />
ähnlich zum bereits bestehenden<br />
Verwaltungsgebäude werden.<br />
In Aulendorf beschäftigt<br />
Carthago rund 600 seiner insgesamt<br />
1400 Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr<br />
2018/<strong>2019</strong> erzielte<br />
das <strong>Unternehmen</strong> einen Umsatz<br />
von rund 355 Millionen Euro. [!]<br />
Mast hat neuen<br />
Eigentümer<br />
Übernahme Die Mast Kunststoffe<br />
GmbH & Co. KG aus Bad<br />
Waldsee wird in Zukunft zur<br />
„Precision Motors Deutsche Minebea<br />
GmbH“ aus Villingen-Schwenningen<br />
gehören.<br />
Diese wiederum ist Teil der Tokioter<br />
Minebea-Mitsumi-Gruppe.<br />
Die derzeitigen Eigentümer<br />
Peter und Ulrich Mast bleiben<br />
Geschäftsführer. Alle bisherigen<br />
Kundenbeziehungen sollen gehalten<br />
werden. Mast Kunststoffe<br />
ist Spezialanbieter für werkzeuggebundene<br />
Verzahnungsund<br />
Antriebselemente und beschäftigt<br />
130 Mitarbeiter. [!]<br />
Neuer Name für<br />
Wohnwagen<br />
Reisen Die Hymer GmbH & Co.<br />
KG will alle Wohnwagen unter<br />
der Marke Eriba vertreiben. Alle<br />
weiteren motorisierten Fahrzeuge<br />
sollen unter der Marke Hymer<br />
laufen. Durch diese strategische<br />
Entscheidung sei es möglich,<br />
die jeweiligen Zielgruppen<br />
deutlicher zu definieren. Die<br />
Firmen-Gruppe erzielte im Geschäftsjahr<br />
2016/17 mit ihren<br />
weltweit mehr als 6000 Mitarbeitern<br />
einen Umsatz von 2,1<br />
Milliarden Euro. Ihre vier Geschäftsbereiche<br />
sind Hymer<br />
Reisemobile, Eriba Caravans,<br />
Hymercar Freizeitfahrzeuge sowie<br />
Hymer Original Teile & Zubehör.<br />
[!]<br />
Live-Acts<br />
im Hotel<br />
Hotel Ein offenes Haus, nicht<br />
nur für Übernachtungs-Gäste,<br />
soll das neue Aiden by Best<br />
Western in Biberach zukünftig<br />
sein. Ein Mitarbeiter wird sich<br />
nur um Events kümmern. Möglich<br />
seien laut dem geschäftsführenden<br />
Gesellschafter Oliver<br />
Schreiber zum Beispiel Live-<br />
Acts oder Comedy-Abende.<br />
Herzstück ist ein Lobbybereich<br />
mit Cocktail-Bar. Das Aiden-Hotel<br />
in Biberach hat 109 Zimmer.<br />
Es ist weltweit erst das vierte<br />
Haus der neuen Lifestyle-Marke<br />
und Teil des 18-Millionen-Euro-Projekts<br />
„Bismarck-Carré“<br />
der Fides-Gruppe aus Ulm. [!]<br />
Brouilon rückt<br />
an die Spitze<br />
Ruhestand Allan Hillgrove,<br />
Mitglied der <strong>Unternehmen</strong>sleitung<br />
der Boehringer Ingelheim<br />
Pharma GmbH & Co. KG und<br />
verantwortlich für die <strong>Unternehmen</strong>sbereiche<br />
Humanpharma<br />
und Biopharma, wird zum<br />
Jahresende, nach 37 Jahren im<br />
<strong>Unternehmen</strong>, in den Ruhestand<br />
treten. Zum 1. Januar 2020 wird<br />
Dr. Carine Brouillon seine<br />
Nachfolgerin. Bei dem Pharmaunternehmen<br />
sind rund 50 000<br />
Mitarbeiter tätig. Im Jahr 2018<br />
erwirtschaftete das <strong>Unternehmen</strong><br />
Umsatzerlöse von rund 17,5<br />
Milliarden Euro. [!]
24<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Das virtuelle Haus<br />
BIM Der digitale Zwilling hält Einzug in der Baubranche: Per Computeranimation wird der<br />
gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes erfasst, erst dann wird wirklich gebaut.<br />
Beim Umbau des Weserstadions half ein<br />
digitales, dreidimensionales Modell.<br />
Der Blick ist etwas verstellt.<br />
Auf seinem Platz<br />
hinter einer Dachstütze<br />
überblickt der Fußballfan<br />
nicht das ganze Stadion. Auf<br />
einem anderen Sitz sieht er die<br />
Anzeigetafel nicht optimal. Obwohl<br />
auf einzelnen Plätzen das<br />
Sichtfeld ohnehin schon eingeschränkt<br />
ist, wurden beim Umbau<br />
des Weserstadions sichtversperrende<br />
Dachstützen verwendet.<br />
Der Grund: Freitragende<br />
Stadiondächer sind teurer. Dass<br />
sich die Bremer Bauherren beim<br />
Umbau für die günstige, gestützte<br />
Dachvariante entschieden haben,<br />
liegt an einem digitalen<br />
Zwilling mit 3D-Modell.<br />
Simulation aus Sicht der Fans<br />
Geplant hat diesen Eberhard<br />
Beck. Der Stuttgarter ist<br />
BIM-Experte der Bundesarchitektenkammer.<br />
BIM steht für<br />
Building Information Modeling,<br />
und meint eine virtuelle Methodik,<br />
die den gesamten Lebenszyklus<br />
eines Gebäudes beschreibt:<br />
von der Planung bis<br />
zum Rückbau. „Wir erstellen einen<br />
digitalen Klon“, verdeutlicht<br />
Architekt Beck, dessen<br />
dreidimensionales Modell<br />
Grundlage für den Umbau des<br />
Fußballstadions an der Weser<br />
war. In dieser Simulation konnten<br />
die Bauherren von jedem der<br />
mehr als 42 000 Sitzplätze die<br />
Fan-Perspektive einnehmen. Ihr<br />
Urteil: Die Sichteinschränkungen<br />
sind vertretbar. Daher wurde<br />
das Dach günstiger gebaut.<br />
Auch auf der derzeit in Heilbronn<br />
stattfindenden Bundesgartenschau<br />
kam BIM zum Einsatz.<br />
Ein Holz- sowie ein Carbon-Pavillon<br />
wurden mit Hilfe<br />
eines Datenmodells zuerst komplett<br />
simuliert – und danach gebaut.<br />
„Dabei wird jedes Bauteil<br />
nicht nur gezeichnet, sondern<br />
mit Parametern hinterlegt“, erklärt<br />
Beck den Unterschied zu<br />
herkömmlichen Plänen und
unternehmen [!] SPEZIAL 25<br />
CAD-Zeichnungen. So können<br />
Planer etwa alle Türen im Gebäude<br />
exakt im Modell definieren.<br />
Holzart und Türgriff, Nassraum-geeignet<br />
oder Rauchdicht<br />
– egal welche Eigenschaften<br />
und Maße eine Tür hat, alle<br />
Daten sind im<br />
System gespeichert.<br />
Vom Architekten<br />
über<br />
den Bauschreiner<br />
bis hin zum<br />
Gebäudemanager<br />
können<br />
alle, die das<br />
Haus erstellen,<br />
nutzen, reparieren<br />
oder in<br />
Wir erstellen<br />
mit dem<br />
dreidimensionalen<br />
Bau einen digitalen<br />
Klon.<br />
Eberhard Beck<br />
Architekt<br />
der Zukunft zurückbauen, auf<br />
diese Daten zurückgreifen.<br />
Doch sind Weserstadion und<br />
Pavillons bisher noch Einzelprojekte.<br />
Bis es zur flächendeckenden<br />
Nutzung von BIM-Programmen<br />
kommt wird es nach Einschätzung<br />
von Professor Christof<br />
Gipperich vom Studiengang<br />
Bau-Projektmanagement an der<br />
Hochschule Biberach noch etwas<br />
dauern. Aktuell nutzen in<br />
Baden-Württemberg vor allem<br />
größere Architekturbüros die<br />
softwarebasierte<br />
Methodik.<br />
Laut einer<br />
Umfrage der<br />
Kammer aus<br />
dem vorigen<br />
Jahr sind es die<br />
Büros mit mehr<br />
als zehn Beschäftigten,<br />
die<br />
BIM einsetzen<br />
und bei denen<br />
im Alltag mit Datenmodellen<br />
gearbeitet wird. Die Nutzungsquote<br />
von Büros, die bereits mit<br />
BIM arbeiten, liegt bereits bei<br />
36 Prozent. Bei kleinen Büros,<br />
mit bis zu vier Mitarbeitern, verwenden<br />
gerade einmal acht Pro-<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK.COM<br />
Die Digitalisierung erreicht die Bauwirtschaft: Betonfertigteile<br />
kommen künftig vermehrt aus 3D-Druckern.
26 SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Schnellere und bessere Planung<br />
Zur Person<br />
BIM ermöglicht vieles, auch, dass sich mit VR-Brillen die geplanten Gebäude virtuell begehen lassen.<br />
Eberhard Beck ist<br />
BIM-Experte der<br />
Bundesarchitektenkammer.<br />
Er gilt als<br />
Pionier beim Einsatz<br />
von Datenmodellen<br />
und arbeitet in<br />
Stuttgart.<br />
Building Information Modeling<br />
(BIM) bezeichnet eine kooperative<br />
Arbeitsmethodik. Auf der Grundlage<br />
digitaler Modelle lassen sich die für<br />
den Lebenszyklus wichtigen Informationen<br />
und Daten eines Gebäudes<br />
erfassen, verwalten und in einer<br />
transparenten Kommunikation zwischen<br />
den Beteiligten austauschen<br />
oder für die weitere Bearbeitung<br />
übergeben. Auch mit Blick auf das<br />
spätere Gebäudemanagement birgt<br />
BIM hohes Sparpotenzial. Die Architektenkammer<br />
und das Bundesbauministerium<br />
haben die Publikation<br />
„BIM für Architekten“ herausgegeben.<br />
Diese beantwortet die 100<br />
wichtigsten Fragen und vermittelt<br />
so auch für Interessierte einen<br />
schnellen Einstieg in das Thema. Sie<br />
kostet 29 Euro.<br />
SIM<br />
ERSTER<br />
GEWINNER<br />
DES<br />
SALA<br />
BIM<br />
Die Zauberformel für perfektes Bauen heißt: Digital bauen. Als<br />
erster BIM-AWARD-Sieger Baden-Württembergs planen und<br />
realisieren wir wegweisende Bauprojekte von Anfang an digital –<br />
mit einem Höchstmaß an Know-how, Wirtschaftlichkeit und<br />
Effi zienz: perfekt bauen.de
unternehmen [!] SPEZIAL 27<br />
zent BIM. Doch ihre Größe ist<br />
marktrelevant. Nach Angaben<br />
der Kammer haben 80 Prozent<br />
der Architekturbüros weniger<br />
als fünf Angestellte.<br />
Im Handwerk sieht es ähnlich<br />
aus. Auch hier besteht das Gros<br />
der Betriebe aus dem Chef und<br />
seinen zwei Mitarbeitern. Die<br />
fragmentierte Bauwirtschaft<br />
sieht Gipperich als größte Herausforderung,<br />
wenn es um die<br />
Digitalisierung geht.<br />
Die aktuell boomende Bauwirtschaft<br />
liefere den Kleinstbetrieben<br />
und Büros zudem keinen<br />
Grund, ihre bisherige Arbeitsweise<br />
zu ändern und sich mehr<br />
in Richtung effizienten IT-Einsatz<br />
zu bewegen. Im Gegensatz<br />
etwa zu den USA. Dort beherrscht<br />
die Planungssoftware<br />
Autodesk den Markt. Sie hat in<br />
der Bauindustrie eine Verbreitung<br />
wie Google oder Whats-<br />
App hierzulande. Gipperich<br />
schätzt, dass 80<br />
Architekt,<br />
Handwerker<br />
und Bauherren<br />
können sich da<br />
reinzoomen.<br />
Prozent aller<br />
am Bau Beteiligten<br />
damit arbeiten.<br />
In Deutschland<br />
hingegen<br />
gibt es keinen<br />
Bauprogramm-Marktmonopolisten.<br />
Diese Vielfalt<br />
führt zu vielen Schnittstellen<br />
und erschwert den Datenaustausch.<br />
Hinzu kommt nach den<br />
Worten Gipperichs noch ein<br />
Phänomen, das es in dieser Ausprägung<br />
nur in Deutschland<br />
gibt: die baubegleitende Planung.<br />
Eine Art Hands-on-Mentalität<br />
verhindere, dass ein Gebäude<br />
vor dem ersten Spatenstich<br />
komplett geplant werde.<br />
Das mache keine andere Industrie<br />
so. In etwa sei das so, als<br />
ob während der Fließbandmontage<br />
eines Autos, noch an Bauteilen<br />
wie der Benzinzufuhr geplant<br />
würde. Dieses Verhalten<br />
führe in der Bauwirtschaft zum<br />
bekannten Termin-Kosten-Problem,<br />
das in seiner Dramatik nur<br />
der Bau kenne.<br />
Würde sich die Bauwirtschaft<br />
hingegen dazu durchringen alles<br />
digital zu planen, könnten<br />
Budget und Zeitpläne exakt kalkuliert<br />
und terminiert werden,<br />
Christof Gipperich<br />
Hochschule Biberach<br />
erläutert Gipperich. Beispiel<br />
Haustechnik: Anstatt eines unübersichtlichen,<br />
zweidimensionalen<br />
Planes, wie er noch immer<br />
auf vielen Baustellen an der<br />
Wand pinnt, bieten 3D-Animationen<br />
aus dem Rechner Handwerkern<br />
und Bauherren die<br />
Chance, Gebäude vor deren Erstellung<br />
virtuell zu begehen.<br />
Sie können per Virtueller Realität<br />
(VR) Klima- oder Wasser-Rohrverläufe<br />
und auch Kabelstränge<br />
verfolgen und so<br />
etwa Schnittpunkte erkennen.<br />
„Möglich ist das über einen digitalen<br />
Zwilling, in den sich Architekt,<br />
Handwerker und Bauherr<br />
hineinzoomen können“, erklärt<br />
der Biberacher Hochschul-Professor.<br />
Ein weiterer Vorteil der neuen<br />
Methode: Lästige Nacharbeiten<br />
und Kostenexplosionen gehören<br />
der Vergangenheit an.<br />
Denn an den digitalen Modellen<br />
kann letztlich<br />
jeder Wasserhahn,<br />
jede Fliese<br />
und jeder<br />
Nagel mit entsprechenden<br />
Preisen hinterlegt<br />
werden.<br />
Schon heute<br />
bieten etliche<br />
Hersteller passende<br />
Datenmodule<br />
an, die in BIM-Programmen<br />
eingelesen werden können.<br />
In der Folge entstehen hausinterne<br />
Standards. Christof Gipperich<br />
schätzt, dass der Mehraufwand<br />
bei einem ersten Projekt<br />
bei 30 Prozent liegt. Jedes<br />
weitere Hotel, Sportzentrum<br />
oder Einfamilienhaus ähnlicher<br />
Struktur könne effizienter geplant<br />
werden.<br />
In Biberach gehen die Wissenschaftler<br />
von bis zu 40 Prozent<br />
Ersparnis aus. Ähnlich<br />
könnte der Ressourceneinsatz<br />
auf den Baustellen schrumpfen.<br />
Die Folge: Bauen würde letztlich<br />
günstiger würde, vermutet der<br />
Ingenieur.<br />
Soziologen gehen bei diesen<br />
Aussichten davon aus, dass folgende<br />
Generationen obendrein<br />
nicht mehr gewillt sein werden,<br />
sich für eine Immobilie 30 Jahre<br />
oder länger zu verschulden.<br />
Damit würde auf Nachfragersei-<br />
BIM?<br />
KLAR!<br />
nething.com
28<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Dann wird<br />
der Flur<br />
eben fünf<br />
Zentimeter<br />
schmaler.<br />
Christof Gipperich<br />
Hochschule Biberach<br />
FRANCK BOSTON/SHUTTERSTOCK.COM<br />
te ein zusätzlicher Schub in Richtung<br />
Digitalisierung der Bauwirtschaft<br />
entstehen.<br />
Jeder Zweite hat noch Vorbehalte<br />
Eine Studie des Düsseldorfer Marktforschungsinstituts<br />
„BauInfoConsult“<br />
zeigt zweierlei: Neben der Entwicklung,<br />
dass in Deutschland das<br />
digitale Planen und Bauen in jüngster<br />
Zeit deutlich an Bedeutung gewonnen<br />
hat, ist die Nachfrage auf<br />
Kundenseite noch gering.<br />
Viele Profis sehen zudem noch einige<br />
Problemfelder, die durch den<br />
Einsatz von Building Information<br />
Modeling zutage treten werden. Die<br />
Düsseldorfer Studie zeigt ein zweigeteiltes<br />
Bild. Befragt wurden rund<br />
302 Planer und Verarbeiter. Der eine<br />
Teil ist der<br />
Auffassung,<br />
dass sich die Digitalisierung<br />
immer mehr am Bau durchsetzen<br />
wird. Der andere Teil der Befragten<br />
hat darin jedoch Vorbehalte gegen<br />
diese neue Technik.<br />
Selbst Bauen im Bestand ist mit<br />
Hilfe von Daten optimierbar. Schon<br />
heute können Laserscanner kilometerlange<br />
Lagerhallen oder mehrstöckige<br />
Wohnhäuser digital erfassen.<br />
Gleichen Planer und Ingenieure diese<br />
Daten mit Bestandsplänen ab, entstehen<br />
ebenfalls digitale Klone oder<br />
Zwillinge, die ihrerseits zu Datenmodellen<br />
aufgeladen werden können.<br />
Auch hier sind Effizienzsteigerungen<br />
möglich. Statt alte Leitungen aus den<br />
Wänden zu klopfen, können Versor-<br />
Zur Person<br />
Christof Gipperich<br />
studierte in Bochum<br />
Maschinenbau. Er arbeitete<br />
unter anderem<br />
für Hochtief und<br />
Herrenknecht. Seit<br />
2015 ist er Professor<br />
an der Hochschule<br />
Biberach und leitet<br />
dort das BIM-Lab.<br />
gungskanälen im Trockenbau verlaufen<br />
– „dann wird der Flur eben fünf<br />
Zentimeter schmaler“, sagt Gipperich,<br />
der überdies im 3D-Druck weitere<br />
Möglichkeiten sieht, den Baubetrieb<br />
industrieller zu machen.<br />
Ein Schweizer Hersteller für gedruckte<br />
Betonbauteile etwa beziffert<br />
das Marktpotenzial auf mehr als<br />
eine Milliarde Euro bis 2025. Vor allem<br />
dünnwandige Röhren oder filigrane<br />
Verstrebungen sind laut Forschern<br />
der Technischen Universität<br />
München möglich. Parallel entstehen<br />
neue Mischmaterialen wie<br />
Holzleichtbeton, der genauso belastbar<br />
und wärmedämmend ist wie<br />
handelsüblicher Gas-Beton, jedoch<br />
Vorteile beim Schall- und Brandschutz<br />
hat. [!] Michael Sudahl
auf den<br />
Kopf gestellt<br />
Die Produktion der Zukunft ist in aller Munde. Doch wie<br />
genau wird sie aussehen? Wir müssen uns von alten Denkkonventionen<br />
lösen und neue Visionen entwickeln, so die klare<br />
Forderung von Prof. Oliver Herkommer, CEO der Ingenics AG.<br />
Wie ist der aktuelle Stand zur<br />
Produktion der Zukunft?<br />
Herkommer: Alle sind sich einig, dass die<br />
Veränderungen noch gar nicht absehbar sind.<br />
Es ist an der Zeit, die analytische Ebene mal<br />
zu verlassen, bisherige Denkkonventionen<br />
über Bord zu werfen und sich auf den Kopf zu<br />
stellen, um eine völlig neue Perspektive einzunehmen.<br />
Ich bin der festen Überzeugung,<br />
dass uns hier eine gewisse Start-up-Mentalität<br />
guttun würde. Kreativ sein, Ideen entwickeln<br />
und wieder verwerfen und Neues schaffen –<br />
also visionär einen Blick in die Zukunft wagen.<br />
Und wie genau sieht ein visionärer<br />
Blick in die Zukunft aus?<br />
Herkommer: Wenn wir mit unseren Kunden<br />
die Zukunft ihrer Produktionssysteme entwickeln,<br />
beginnen wir zum Einstieg mit einer<br />
schwarzen Folie. Auf die Frage, was das soll,<br />
lautet unsere Antwort: „Das ist ein Einblick in<br />
die Produktion der Zukunft – ohne Licht, weil<br />
keine Menschen dort arbeiten.“ Zugegeben,<br />
diese Aussage provoziert, aber bringt einen<br />
Denkanstoß. Ob diese Vision so umgesetzt<br />
wird, werden wir erst in ein paar Jahrzehnten<br />
sehen. Im aktuellen Technologie-Set-up<br />
müssen wir Mensch und Maschine zusammen<br />
denken. Der Mensch wird in der Fabrik der<br />
nächsten Jahrzehnte die zentrale Rolle spielen.<br />
Aber wir brauchen den Mut, diese Rolle<br />
neu zu defi nieren.<br />
Wie stellen Sie sich das Produktionssystem<br />
der Zukunft vor?<br />
Herkommer: Überall rollen autonome<br />
Transportwagen, Roboter arbeiten in Höchstgeschwindigkeit,<br />
menschliche Arbeitende<br />
überwachen den Ablauf und programmieren<br />
neue Anforderungen in den Automationsprozessen.<br />
Eine physische Anwesenheit der<br />
Mitarbeitenden ist nicht mehr erforderlich, da<br />
die Überwachung und Programmierung über<br />
3D-Kameratechnik und den Digitalen Zwilling<br />
gesteuert werden kann. Dank vorausschauender<br />
Wartung gibt es kaum Ausfälle. Sämtliche<br />
Daten liegen in einer Cloud, alle Informationen,<br />
Prozesse und das Erfahrungswissen<br />
der Mitarbeitenden sind überall und jederzeit<br />
abrufbar. Über die gesamte Wertschöpfungskette<br />
werden Daten automatisch ausgewertet<br />
und ausgetauscht – vom Rohmaterial bis zum<br />
fertigen Produkt im Einsatz. Erkenntnisse der<br />
Forschung, Planung und Produktion werden<br />
über Push vermittelt. Zeitaufwändige Prozessabstimmung<br />
und Störungskommunikation<br />
werden somit überflüssig. Abfälle und Ausschuss<br />
sind nicht mehr vorhanden. Die Form<br />
des Gebäudes spielt keine Rolle mehr. Egal<br />
ob eckig oder rund – alle Formen sind denkbar.<br />
Transportlösungen werden mit Hyperloop-Systemen<br />
oder Drohnen unter die Decke<br />
verlagert, um Räume noch effizienter zu nutzen.<br />
Die Arbeitsfl ächen und Montagebereiche<br />
werden variabel gestaltet. Der Boden ist mit<br />
Sensoren ausgestattet, die die Anforderungen<br />
der jeweiligen Produktionsschritte direkt<br />
weitergeben. Und das sind nur erste Ideen,<br />
die wir unendlich weiterdenken können.<br />
Was brauchen wir konkret, um die<br />
Produktion auf den Kopf zu stellen?<br />
Herkommer: Wir brauchen vor<br />
allem Mut. Mut, in alle Richtungen<br />
zu denken. Aber sicherlich auch<br />
strategischen Weitblick, um alle<br />
Aktionsfelder zu berücksichtigen und die<br />
Themen Digitalisierung, Automatisierung,<br />
Standardisierung und Lean miteinander zu<br />
verbinden. Ohne Lean keine Digitalisierung.<br />
Und ohne Digitalisierung keine Fabrik der<br />
Zukunft.<br />
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30 MACHEN unternehmen [!]<br />
Geräuschloses<br />
Gleiten<br />
E.M.B. Aus Mittelbiberach kommen E-Mobilitätslösungen für die<br />
ganze Welt und ein E-Moped von puristischer Schönheit.<br />
Alle Welt spricht von<br />
Klimaschutz und Elektromobilität.<br />
Da<br />
scheint das extravagante<br />
Elektro-Kleinkraftrad aus<br />
der oberschwäbischen Provinz<br />
wie geschaffen für den Zeitgeist.<br />
Die Manufaktur aus Mittelbiberach<br />
ist allerdings nicht in<br />
erster Linie ein Zweiradhersteller.<br />
Der geschäftsführende Gesellschafter<br />
Markus Schmitz<br />
und dessen 65 Mitarbeiter bewegen<br />
Großes: Experten-Teams<br />
forschen an neuen Antriebstechniken<br />
für den urbanen<br />
Raum, entwickeln Sondermotoren<br />
unter anderem für Medizintechnik<br />
und Raumfahrt und stellen<br />
mit ihren Motorentwicklungen<br />
Weichen für eine e-mobile<br />
Zukunft – weltweit.<br />
Schmitz fertigt in seiner<br />
Edelschmiede Elektromotoren<br />
und Generatoren in Kleinserien,<br />
Prototypen und „handgepuzzelte“<br />
Einzelanfertigungen<br />
für Medizintechnik, Raumfahrt<br />
und Wissenschaft. Die Kunden<br />
des Nischenunternehmens<br />
kommen aus nahezu allen Branchen<br />
und allen Größenklassen.<br />
Das Spektrum reicht von Audi<br />
bis ZF, von Hochschulen bis hin<br />
zu Auftraggebern aus dem Ausland.<br />
Markus Schmitz schätzt die<br />
Ästhetik des Handwerks und<br />
47 Kilo leicht ist das<br />
Elektromoped Feddz.<br />
Selbst die Satteltaschen<br />
kommen aus<br />
der Region.<br />
Eine<br />
Kombination<br />
aus der Ästhetik<br />
des Handwerks und<br />
moderner Technik.<br />
kombiniert sie mit moderner<br />
Technik, wie beispielsweise 3D<br />
Drucker. Sein <strong>Unternehmen</strong><br />
E.M.B Elektromaschinenbau<br />
GmbH feiert in diesem Jahr das<br />
40jährige Bestehen. Mit der<br />
Übernahme von Emo-Bike im<br />
Jahr 2016 hat sich Schmitz ein<br />
weiteres Standbein geschaffen.<br />
Das Tochterunternehmen ist<br />
nach der Start-up-Phase jetzt<br />
bereit für den großen Auftritt.<br />
Der ist garantiert – auch für den<br />
Fahrer. Denn das Elektromoped<br />
Feddz ist aufgrund seines<br />
schlichten Designs und seines<br />
geräuschlosen Auftritts ein Hingucker.<br />
Der Name ist die Abkürzung<br />
von „Fahre Elektrisch Durch Die<br />
Zukunft“ aber Assoziationen zu<br />
Fez, also Spaß, sind durchaus<br />
nachvollziehbar, denn das Elektro-Kleinkraftrad<br />
bietet genau<br />
das. Fahrspaß, Funktionalität,<br />
emissionsfreies Fahren, ein außergewöhnliches<br />
Design und<br />
„die Leichtigkeit des Seins“.<br />
Das E-Moped wiegt samt abnehmbarem<br />
Akku (12 Kilo) gerade<br />
mal 47 Kilo. Im Gegensatz<br />
zu einem Roller, der rund 150<br />
Kilo wiegt, allerdings nur maximal<br />
die Hälfte kostet. Mit knapp<br />
7400 Euro ist das Feddz kein<br />
Schnäppchen.<br />
150 E-Mopeds verkauft<br />
Ein rein funktionales Fortbewegungsmittel<br />
ist Feddz<br />
nicht. Schon gar nicht außerhalb<br />
der Stadt. Dort gehört es<br />
mit seiner Höchstgeschwindigkeit<br />
von 45 Stundenkilometern<br />
nicht hin. „Mit Feddz setzen Sie<br />
ein Statement. Sie fallen auf “,<br />
betont Schmitz, der das Designobjekt<br />
bei Slogdesign in Biberach<br />
entdeckte und zunächst<br />
als Projekt in Einzelfertigung<br />
übernahm. Inzwischen sind 150<br />
Feddz weltweit unterwegs.<br />
Abnehmer sind vor allem Hoteliers,<br />
die das E-Kraftrad an<br />
ihre Gäste verleihen; Kommunen,<br />
die auf innovative, urbane<br />
Mobilität setzen; Firmen, die es<br />
für ihre Imagebildung nutzen<br />
und <strong>Unternehmen</strong> aus der Kreativbranche<br />
mit hoher Affinität<br />
zu Design und ökologischem<br />
Anspruch. „Stellen Sie ein paar<br />
von den Rädern vor die Ap ple-<br />
Zentrale oder fahren sie damit
unternehmen [!]<br />
MACHEN<br />
31<br />
2016 war<br />
die Zeit für<br />
Feddz nicht reif –<br />
und E-Mobilität<br />
noch kein Thema.<br />
Markus Schmitz<br />
Firmenchef<br />
in modernen Städten wie<br />
Kopenhagen, London oder<br />
Helsinki – und Feddz wird<br />
der Renner“, sagt Schmitz.<br />
Seine Vision sind Städte, in<br />
denen Autos eine Randerscheinung<br />
sind und E-Mobilität<br />
an erster Stelle steht.<br />
Bei der Weiterentwicklung<br />
der Elektromobilität<br />
ist E.M.B. von der Idee bis<br />
zum fertigen Produkt in allen<br />
Phasen des Elektro-Engineering-Prozess<br />
weltweit<br />
eine der ersten Adressen.<br />
„Mit den Prototypen für<br />
die Automobilindustrie bin<br />
ich längst durch. Inzwischen<br />
geht es um Geräte<br />
für die Landwirtschaft<br />
oder Boote. E-Mobilität<br />
umfasst weit mehr Bereiche<br />
als Autos und wird die<br />
Einstellung der Menschen<br />
grundlegend verändern“,<br />
sagt Schmitz.<br />
„2016 war die Zeit für<br />
den Feddz nicht reif – und<br />
Elektromobilität noch kein<br />
Thema. Das hat sich gravierend<br />
geändert, und selbst<br />
Harley-Davidson, der Inbegriff<br />
blubbernder Motoren,<br />
steigt auf Elektromobilität<br />
um.“ Der Prototyp kam übrigens<br />
auch von E.M.B aus<br />
Mittelbiberach.<br />
Vor diesem Hintergrund<br />
schließt Schmitz eine „Tuningversion“<br />
des Feddz nicht aus,<br />
In Handarbeit wird das Elektromoped Feddz seit 2016 in Mittelbiberach<br />
zusammengebaut. „Damals war die Zeit dafür noch nicht<br />
reif“, sagt Firmenchef Markus Schmitz. Fotos: Matthias Kessler<br />
vorausgesetzt es passt zum<br />
puristischen Design. Dafür<br />
gab es, neben weiteren Auszeichnungen,<br />
den German<br />
Design-Award 2016. Eine eigene<br />
Feddz Smartphone<br />
App existiert bereits und<br />
auch eine Feddz Kollektion<br />
aus Helm, Anorak und mehr<br />
wäre für Schmitz eine Marketingidee,<br />
die das fesche<br />
Feddz ergänzt.<br />
Investor gesucht<br />
Die Komponenten für das<br />
Elektro-Kleinkraftrad<br />
stammen von regionalen<br />
oder deutschen Herstellern:<br />
aus Bad Saulgau,<br />
Urach und Biberach, wo die<br />
letzte existierende Altsämischgerberei<br />
die Ledertaschen<br />
und den Sattel produziert.<br />
Auch das passt in die<br />
Zeit.<br />
Schmitz will nun den<br />
nächsten Schritt gehen. Für<br />
größere Stückzahlen fehlen<br />
ihm aber Kapazität, Zeit und<br />
ein passender Partner für<br />
das Start-up: „Einige Investoren<br />
haben zwar schon angefragt,<br />
aber für ein großes<br />
<strong>Unternehmen</strong>, in denen das<br />
Start-up aufgeht, ist mir<br />
Feddz zu wertvoll. Wir ’EM-<br />
Bler’ sind bodenständige<br />
Macher mit Sinn für ein<br />
menschliches Miteinander<br />
– eine <strong>Unternehmen</strong>skultur,<br />
die auch durch Engagement<br />
in unserer Region mit geprägt<br />
wird.“ Feddz werde<br />
hier aufgebaut, geprüft und<br />
stehe zur Abholung bereit.<br />
Regionale Zulieferer machen<br />
die Produktion flexibel,<br />
vereinfachen die Qualitätssicherung<br />
und, so<br />
Schmitz, „halten die Wertschöpfung<br />
hier im Ländle.“ [!]<br />
<br />
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32 FINANZIEREN unternehmen [!]<br />
Viele Unternehmer<br />
bringen einen Teil<br />
ihres Vermögens in<br />
eine Stiftung ein, um<br />
dauerhaft Gutes zu tun. Die Idee<br />
hat sich bewährt, doch die Umsetzung<br />
will gut geplant sein.<br />
Fehler lassen sich nachträglich<br />
kaum korrigieren. 36,6 Milliarden<br />
US-Dollar – bei so viel Geld<br />
müssen Normalverdiener erst<br />
einmal schlucken. Doch in etwa<br />
diese Summe plant MacKenzie<br />
Bezos zu spenden, wenn ihre<br />
Scheidung von Amazon-Gründer<br />
Jeff Bezos vollzogen ist. Das<br />
teilte die langjährige Ehefrau<br />
des Amazon-Gründers Ende<br />
Mai vor der Presse mit.<br />
Manche wollen,<br />
dass ihr<br />
eigener Name<br />
für immer<br />
weiterwirkt.<br />
Joachim Spiering<br />
Vermögensverwalter<br />
Großzügige Spender, die Riesensummen<br />
für wohltätige Zwecke<br />
geben, sind in den USA,<br />
im Land der Superreichen,<br />
keine Seltenheit.<br />
Das überdeckt mitunter<br />
die Tatsache, dass es<br />
auch diesseits des Atlantiks,<br />
direkt vor der eigenen<br />
Haustüre, Wohltäter<br />
gibt, die Gutes mit ihrem<br />
Geld tun wollen.<br />
Nur wenige Wochen zuvor<br />
hatte zum Beispiel Jürgen<br />
Walther, Erbe der Carl<br />
Walther Waffenfabrik in<br />
Ulm, seine von ihm gegründete<br />
Stiftung der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
In die hat er zwar keinen<br />
Milliardenbetrag, aber auf<br />
testamentarischen Wunsch seiner<br />
Eltern hin einen nicht unerheblichen<br />
Teil des Familienvermögens<br />
eingebracht. Zweck der<br />
Stiftung, die seinen Namen<br />
trägt: Kinder, die das Down-Syndrom<br />
haben, direkt zu unterstützen<br />
und die Forschung und Wissenschaft<br />
auf diesem Gebiet finanziell<br />
zu fördern.<br />
Schon im vergangenen Jahr<br />
hat Ernst Prost weitere drei Millionen<br />
Euro aus seiner Privat-<br />
Entscheidung<br />
für die<br />
Ewigkeit<br />
Stiftungen Auch in Deutschland gibt es<br />
viele Unternehmer, die ihr Vermögen<br />
nicht vererben, sondern der<br />
Gemeinschaft zur Verfügung stellen.<br />
ILLUSTRATION: MAX MESCHKOWSKI<br />
schatulle in seine gleichnamige<br />
Stiftung in Günzburg eingebracht,<br />
nachdem er seine Anteile<br />
an der Schmierölfirma Liqui<br />
Moly verkauft hatte. Die Stiftung<br />
unterstützt laut bayerischem<br />
Stiftungsverzeichnis unter<br />
anderem sozial-karitative<br />
Zwecke und hilft unverschuldet<br />
in Not geratenen Menschen.<br />
Der im Oktober vergangenen<br />
Jahres verstorbene langjährige<br />
Chef der Maschinenfabrik<br />
Trumpf in Ditzingen, Berthold<br />
Leibinger, hatte 1992 die Berthold<br />
Leibinger Stiftung ins Leben<br />
gerufen, die sich nun über<br />
seinen Tod hinaus in Projekten<br />
und Einrichtungen auf den Gebieten<br />
Wissenschaft und Kultur,<br />
Religion und Soziales engagiert.<br />
Wissenschaft, Karitatives,<br />
Kultur und Soziales – nur vier<br />
Beispiele unter Tausenden, die<br />
belegen, wie aktiv und rege die<br />
Stifterszene in Baden-Württemberg<br />
ist. Zahlen des Bundesverbands<br />
deutscher Stiftungen zufolge<br />
sind insgesamt rund 3800<br />
Stiftungen hier ansässig. Allein<br />
im vergangenen Jahr wurden 86<br />
rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen<br />
Rechts neu errichtet.<br />
Nur in Bayern und<br />
Nordrhein-Westfalen lag<br />
dieser Wert mit jeweils 88<br />
Stiftungen höher.<br />
Im bundesweiten Vergleich<br />
der Großstädte landen gleich<br />
zwei baden-württembergische<br />
Metropolen in den Top 10: die<br />
Landeshauptstadt Stuttgart (75<br />
Stiftungen pro 100 000 Einwohner,<br />
Platz 6) und Heidelberg<br />
(67/100 000 Einwohner,<br />
Platz 8).<br />
Kein Nachfolger in Sicht<br />
Dass Firmeneigentümer eine<br />
Stiftung gründen und ihre Firma<br />
darin einbringen, ist nichts<br />
Ungewöhnliches. Sie treibt dabei<br />
häufig der Gedanke, dass damit<br />
ihr Betrieb als Ganzes weitergeführt<br />
wird, wenn sie selbst<br />
nicht mehr dazu in der Lage<br />
sind. Die Stiftung beziehungsweise<br />
dessen Vorstand übernehmen<br />
das Ruder, wenn sie sich<br />
aus Altersgründen zurückziehen<br />
und kein Nachfolger aus der<br />
Familie bereitsteht oder sie wollen<br />
einem Streit um das Erbe<br />
vorbeugen.
unternehmen [!]<br />
FINANZIEREN<br />
33<br />
Heute gibt<br />
es mehr<br />
Vermögen auf der<br />
Suche nach Sinn<br />
als je zuvor.<br />
Meist nutzen sie dafür die Familienstiftung.<br />
Deren Zweck ist<br />
es, entweder ganz oder teilweise<br />
eines oder mehrere Familienmitglieder<br />
des Stifters aus<br />
den Erträgen des Stiftungsvermögens<br />
zu versorgen.<br />
Immer häufiger jedoch<br />
geht es erfolgreichen<br />
Unternehmern<br />
auch darum, mit einem<br />
Teil ihres über Jahre hin- weg<br />
entstandenen (Privat-)Vermögens<br />
etwas Gutes zu bewirken. „Manche<br />
Stifter möchten, dass ihr eigener<br />
Name für die Nachwelt bewahrt<br />
wird und für immer weiterwirkt“,<br />
weiß Joachim Spiering vom Vermögensverwalter<br />
Huber, Reuss & Kollegen.<br />
„Schließlich spielt oft auch<br />
eine gewisse Dankbarkeit eine Rolle.<br />
Ihnen scheint es zunehmend<br />
wichtig zu sein, nach einem wirtschaftlich<br />
erfolgreichen Leben der<br />
Gesellschaft etwas zurückzugeben<br />
und somit Kapital und Wirkung miteinander<br />
zu verbinden.“<br />
Und Felix Oldenburg, Generalsekretär<br />
des Bundesverbands<br />
Deutscher<br />
Stiftungen,<br />
ergänzt: „Früher<br />
hat es viel Geld gekostet,<br />
eine Idee<br />
großzumachen.<br />
Heute kostet es oft<br />
sehr wenig oder<br />
gar nichts. Dabei<br />
gibt es mehr Vermögen<br />
auf der Suche<br />
nach Sinn als je zuvor in unserer<br />
Gesellschaft. Das sind die nächsten<br />
Stifter!“<br />
Potenzielle Stifter sollten allerdings<br />
ein paar Details wissen: Eine<br />
Felix Oldenburg<br />
Bundesverband Stiftungen<br />
Stiftung selbst hat keine Eigentümer.<br />
Sie gehört sich selbst und unterliegt<br />
lediglich der Stiftungsaufsicht. Der<br />
Stiftungsrat übernimmt die Steuerung,<br />
ein Vorstand führt die Geschäfte.<br />
Durch diese<br />
Konstruktion<br />
können die Erben<br />
nach dem Tod des<br />
Stifters eine Stiftung<br />
nicht einfach<br />
auflösen, um an das<br />
Vermögen zu kommen.<br />
Für den Stiftungszweck<br />
dürfen<br />
nur die erzielten<br />
Erträge des Stiftungsvermögens verwendet<br />
werden. Ein Verzehr des<br />
Stiftungskapitals beziehungsweise<br />
-vermögens ist nicht zulässig. Zu<br />
überlegen ist vor allem aber, welche<br />
Zur Person<br />
Felix Oldenburg ist<br />
Generalsekretär des<br />
Bundesverbands<br />
Deutscher Stiftungen<br />
mit Sitz in Berlin.<br />
Der Verband betreut<br />
22 000 Stiftungen in<br />
Deutschland und hat<br />
4400 Mitglieder.<br />
ILLUSTRATION: MAX MESCHKOWSKI<br />
konkrete Ausgestaltung die Stiftung<br />
haben und ob sie gegebenenfalls gemeinnützige<br />
Zwecke verfolgen soll.<br />
„Weder Familien- noch gemeinnützige<br />
Stiftungen sind Selbstläufer.<br />
Die Übertragung von Vermögen darauf<br />
sollte gut vorbereitet werden“,<br />
sagt Mark Uwe Pawlytta, Rechtsanwalt<br />
und Experte für Familienstiftungen<br />
bei KPMG Law. „Dazu müssen<br />
früh die Rahmenbedingungen<br />
abgesteckt und wichtige Fragen<br />
beantwortet werden.“<br />
Dazu gehört etwa festzulegen,<br />
welchen Einfluss der Stifter beziehungsweise<br />
dessen Erben auf die<br />
Stiftung haben soll und welche Aufgaben<br />
und Befugnisse die Stiftungsorgane<br />
haben. Gerade die Organbesetzung<br />
und Nachfolgeregelung gelten<br />
als Themen, bei denen der Stifter<br />
strategische Fehler machen kann.<br />
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34 FINANZIEREN unternehmen [!]<br />
Erst planen, dann stiften<br />
In diesem Fall stellt der Unternehmer<br />
sicher, dass das gestiftete<br />
Kapital quasi auf ewig erhalten<br />
bleibt“, sagt Vermögensexperte<br />
Spiering. „Das macht allerdings nur<br />
Sinn, wenn der Stiftungsgründer<br />
weiß, wofür er sich einsetzen möchte<br />
und welchen Zweck seine Stiftung<br />
verfolgen soll.“<br />
Ansonsten sind<br />
Streitigkeiten<br />
mit den<br />
Finanzbehörden nicht<br />
unwahrscheinlich.<br />
Uwe Eilers<br />
Frankfurter Vermögen GmbH<br />
ILLUSTRATION: MAX MESCHKOWSKI<br />
Schon im Vorfeld sollte vieles<br />
geplant werden. Steuerberater<br />
und auf das Stiftungsrecht<br />
spezialisierte Fachanwälte<br />
helfen, das Projekt<br />
rechtlich sauber aufzusetzen<br />
und Fehler zu vermeiden. In<br />
Baden-Württemberg können<br />
Unternehmer eine Beratungsförderung<br />
etwa über die RKW,<br />
eine Selbsthilfeeinrichtung der<br />
Wirtschaft (rkw-bw.de), in Anspruch<br />
nehmen. Die Landesförderung<br />
unterstützt bis zu<br />
Allein diese Aufzählung zeigt: Die<br />
Gründung einer Stiftung ist eine<br />
komplexe Angelegenheit. Uwe Eilers,<br />
Geschäftsführer der FV Frankfurter<br />
Vermögen GmbH in Königstein<br />
rät daher – wie durchweg alle<br />
anderen befragten Experten auch –<br />
dazu, vor und während der Gründungsphase<br />
unbedingt professionelle<br />
Beratung in Anspruch zu nehmen.<br />
„Eine klare Aufstellung der Stiftung<br />
hilft Probleme mit Stiftungsaufsicht,<br />
Finanzbehörden und anderen Stellen<br />
zu vermeiden“, so Eilers.<br />
Ob ein <strong>Unternehmen</strong> als Ganzes<br />
in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht<br />
werden sollte, sollte grundsätzlich<br />
gut überlegt werden. Die<br />
Stiftungsregelung kann der Unternehmer<br />
oder seine Erben nicht einfach<br />
rückgängig machen. Das (betriebliche)<br />
Vermögen ist dort, ebenso<br />
wie bei einer Familienstiftung,<br />
dauerhaft gebunden und kann später<br />
– wenn überhaupt – nur unter bestimmten<br />
Umständen ganz oder in<br />
Teilen verkauft werden.<br />
„Eine gemeinnützige Stiftung<br />
kann Sinn machen, wenn der Unternehmer<br />
zum Beispiel keine eigenen<br />
Kinder hat, die als Erbe infrage kommen.<br />
Oder wenn er seinen Angehörigen<br />
nur einen Teil seines Vermögens<br />
vererben möchte.<br />
50 Prozent der Beratungskosten<br />
durch einen verlorenen<br />
Zuschuss. Informationen rund<br />
um das Stiftungswesen finden<br />
Interessenten auch beim Bundesverband<br />
deutscher Stiftungen<br />
(www.stiftungen.org).<br />
Zur Person<br />
Uwe Eilers ist Geschäftsführer<br />
der FV<br />
Frankfurter Vermögen<br />
GmbH in Königstein.<br />
Als Vermögensverwalter<br />
beschäftigt<br />
er sich natürlich<br />
mit dem<br />
Thema Stiftungen.<br />
Die Experten raten allesamt dazu,<br />
beim Stiftungszweck eindeutig zu<br />
trennen: „Die Verbindung von privater<br />
und gemeinnütziger Zielsetzung<br />
unter einem rechtlichen Dach<br />
ist eine generell schwierigere Herausforderung“,<br />
weiß etwa Bernd Haferstock,<br />
Vermögensverwalter bei<br />
Habbel, Pohlig & Partner in Wiesbaden.<br />
„Eine Umsetzung über zwei<br />
getrennte rechtliche Einrichtungen<br />
ist in vielen Fällen der sinnvollere<br />
Weg.“<br />
Von vielen Steuern befreit<br />
Die Gefahr kann nämlich sein, dass<br />
die mit einer Gemeinnützigkeit verbundenen<br />
steuerlichen Vorteile aberkannt<br />
werden. So sind gemeinnützige<br />
Stiftungen von Körperschaft-,<br />
Umsatz- und vielen anderen Steuern<br />
befreit.<br />
Der Stifter selbst kann alle zehn<br />
Jahre eine Million Euro – bei zusammen<br />
veranlagten Ehepaaren sind es<br />
zwei Millionen Euro – als Gründungskosten<br />
von der Einkommensteuer<br />
absetzen. Spenden an eine gemeinnützige<br />
Stiftung sind ebenfalls<br />
abzugsfähig.<br />
Experte Uwe Eilers macht auf einen<br />
nicht unwesentlichen Aspekt<br />
aufmerksam: „Mit den steuerlichen<br />
Privilegien ist jedoch die grundsätzliche<br />
Ausrichtung der Stiftung auf<br />
die Förderung des Gemeinwohls gerichtet.<br />
Nur in einem sehr eng gesteckten<br />
Rahmen können auch die<br />
Familienangehörigen beziehungsweise<br />
der Stifter selbst versorgt werden.<br />
Ansonsten sind Streitigkeiten<br />
mit den Finanzbehörden nicht unwahrscheinlich.“<br />
[!] Thomas Luther
Werte stiften<br />
ist einfach.<br />
Wenn Sie einenFinanzpartner<br />
haben, der hilft, Ihreeigene<br />
Stiftung zu gründen.<br />
Die Gründung einer Stiftung – im Rahmen der<br />
Stiftergemeinschaft der Sparkasse Ulm –ist viel<br />
einfacher, als Sie vermuten. Als Stifter brauchen<br />
Siekein großes Vermögen und müssen sich auch<br />
nicht um alles selbst kümmern. Bereits ab einem<br />
Stiftungsbetragvon 25.000 € können wirfür Sie<br />
eine eigene, unverwechselbareStiftung unter<br />
Ihrem Namen gründen.<br />
Gerne informiert Sie unsereStiftungsberaterin<br />
Katja Schwertle ausführlich, wie IhreIdeenund<br />
Werteambesten in einer eigenen Stiftung umgesetzt<br />
werden können. Telefon: 0731 101-1661.<br />
spkulm.de<br />
s Sparkasse<br />
Ulm
36 MACHEN unternehmen [!]<br />
Spielerisch<br />
zum Erfolg<br />
Ludo Fact Gespielt wird nur noch digital?<br />
Stimmt nicht. Der Kartonagenspezialist und<br />
Auftragsfertiger für Verlage aus Scheppach<br />
proftiert vom Brettspielboom.<br />
Wer seine Firma Ludo<br />
Fact tauft, setzt sich<br />
fast zwangsläufig<br />
dem Verdacht aus,<br />
ein „alter Lateiner“ zu sein.<br />
Horst Walz muss lächeln und<br />
legt anschließend ein Bekenntnis<br />
ab: „Ich hatte am Gymnasium<br />
zwar Latein, aber mein Lehrer<br />
war wenig begeistert von<br />
meinen Fähigkeiten.“ Latein<br />
steckt natürlich dennoch drin<br />
im Firmennamen: „ludere“<br />
gleich „spielen“ und „facere“<br />
gleich „machen“.<br />
Hier in Jettingen „machen“<br />
sie nicht wenige davon, nämlich<br />
rund 70 000 am Tag, rund 17<br />
Millionen im Jahr. Bei der Namenswahl<br />
sei es dann hauptsächlich<br />
darum gegangen, dass<br />
viele auch im Ausland sofort das<br />
Wort „Spiel“ mit dem Hersteller<br />
verknüpfen.<br />
17 Millionen Spiele im Jahr verlassen die Produktion in Scheppach.<br />
Die Bandbreite der 3000 Produkte reicht von „Siedler von Catan“<br />
bis hin zu Spielkarten. <br />
Fotos: Dave Stonies<br />
Mein Lehrer<br />
war wenig<br />
begeistert<br />
von meinen<br />
Fähigkeiten.<br />
Horst Walz<br />
Eigentümer von Ludo Fact<br />
„Siedler von Catan“<br />
Spiele wie beispielsweise „Siedler<br />
von Catan“ oder „Halli-Galli“.<br />
17 Mal schon hatten sie das<br />
„Spiel des Jahres“ in den Auftragsbüchern<br />
gehabt. Die Firma<br />
Ludo Fact werden damit aber<br />
wohl die wenigsten Spieler in<br />
Verbindung bringen. Das aber<br />
kann Horst Walz, der geschäftsführende<br />
Alleingesellschafter,<br />
gut verschmerzen.<br />
Denn bei den Spieleverlagen,<br />
seinen Hauptauftraggebern, genießt<br />
Ludo Fact einen so guten<br />
Ruf, dass es die Firma aus der<br />
7000-Seelen-Gemeinde Jettingen-Scheppach<br />
im Landkreis<br />
Günzburg zum zweitgrößten<br />
Produzenten weltweit gebracht<br />
hat, seit Walz Regie führt.<br />
Der Ausgangspunkt der Geschichte<br />
liegt im Jahr 1992. Damals<br />
waren 35 Mitarbeiter an<br />
Bord, produziert wurden Kartonschachteln<br />
für Gesellschaftsspiele.<br />
Als Walz als Geschäftsführer<br />
in die Firma eintritt, gehört<br />
sie Österreichern. 1995 verkaufen<br />
sie – an Walz. Er hatte<br />
ein „zweites Studium“ hinter<br />
sich, bedingt durch die Leitung<br />
der gemeinsamen Firma seines<br />
Vaters und seines Onkels, die<br />
auf ähnlichem Gebiet tätig war.<br />
„Alles Betriebswirtschaftliche<br />
hatte ich mir selbst aneignen<br />
müssen, diese Phase hat<br />
mich sehr geprägt“, erzählt der<br />
59-Jährige von dieser „wunderbaren,<br />
aber auch sehr harten<br />
Schule“. Eigentlich sei er ja Ingenieur<br />
in der Papier- und<br />
Kunststoffverarbeitung.<br />
Mit Schachteln aber gab sich<br />
der Neu-Unternehmer nicht zufrieden.<br />
Walz wollte sich um das<br />
komplette Produkt kümmern,<br />
um die Bausteine ebenso wie die<br />
Würfel, die Anleitung, die Lederbecher,<br />
die Kunststoffteile.<br />
Und auch um die Konfektionierung,<br />
die Logistik bis hin zum<br />
Versand an die Endkunden. Natürlich<br />
international, mitsamt<br />
Erledigung der Zollformalitäten.<br />
„Die Verlage fanden die Idee<br />
wunderbar.“ Das zusätzlich nötige<br />
Know-how wuchs dann im
unternehmen [!] MACHEN 37<br />
Ich musste<br />
mir die ganze<br />
Betriebswirtschaft<br />
selber<br />
aneignen.<br />
Horst Walz ist<br />
geschäftsführender<br />
Gesellschafter.<br />
Gleichschritt mit der Belegschaft.<br />
Heute sind am Standort<br />
in Spitzenzeiten bis zu 400 Mitarbeiter<br />
beschäftigt. 48 000 unterschiedliche<br />
Komponenten<br />
liegen im Moment auf Lager, zugehörig<br />
zu 3000 verschiedenen<br />
Spielen. Kurze Lieferfristen gehörten<br />
mit zum Erfolgsrezept.<br />
Puzzles gehören darüber hinaus<br />
ins Portfolio, aber auch<br />
Spielkarten. Dann zückt Walz<br />
ein Karten-Set und sagt: „Von<br />
dem gibt’s nur Unikate.“ So etwas<br />
beherrschten sie auch.<br />
Die Frage, die sich förmlich<br />
aufdrängt: Ob er denn keine<br />
Angst habe wegen der Digitalisierung?<br />
Nein, habe er nicht, zumal<br />
es gerade eine Renaissance<br />
der klassischen Spiele gebe. Die<br />
„Siedler von Catan“ erreichten<br />
weltweit nach wie vor Produktionszahlen<br />
von vier bis fünf<br />
Millionen. Pro Jahr. „Azul“ liege<br />
auch schon bei über einer<br />
Million. Durchschnittliche Auflagen<br />
aber lägen weit darunter,<br />
zwischen 3000 und 5000.<br />
Trotzdem hat die Digitalisierung<br />
natürlich Auswirkungen,<br />
etwa mit dem Trend zum multimedialen<br />
Crossover – also<br />
zweifache Ausführungen in analog<br />
und digital. Oder dadurch,<br />
dass sich Spiele-Erfindern neue<br />
Möglichkeiten eröffneten. Waren<br />
sie früher darauf angewiesen,<br />
dass Verlage ihre Idee annahmen,<br />
stünden ihnen heute<br />
Plattformen wie „Kickstarter“<br />
zum Crowdfunding zur Verfügung.<br />
„Immer stärker“ machen<br />
sich diese Kleinstverleger bemerkbar<br />
in der Bilanz von Ludo<br />
Fact, wie Walz betont.<br />
Pläne? Mit dem Zukauf von<br />
Firmen in den USA, in Tschechien<br />
und der Mehrheitsbeteiligung<br />
bei einer Digitaldruckerei<br />
steckt Ludo Fact, genauer gesagt:<br />
die HW-Holding, zu der die<br />
GmbH gehört, mitten in einer<br />
Expansionsphase. In Rumänien<br />
wird bald eine Produktion für<br />
Holzteile eröffnet. Dass er in Zukunft<br />
auch die Kunststoffteile,<br />
derzeit noch aus China bezogen,<br />
selbst produzieren möchte, daraus<br />
macht Walz kein Geheimnis.<br />
Der höheren Flexibilität wegen,<br />
um den „unökologisch-langen“<br />
Transportweg einzusparen<br />
und um die Wertschöpfungskette<br />
noch mehr zu verlängern.<br />
Integration von Höhn läuft<br />
Unlängst kam auch noch Höhn<br />
dazu, der Ulmer Spezialist für<br />
Verpackungen und Displays, der<br />
vergangenen Herbst Insolvenz<br />
anmelden musste. Die Integration<br />
des Traditionsunternehmens<br />
ist in vollem Gange. Walz<br />
ist zuversichtlich, dass die Belegschaft<br />
von derzeit 109 bis<br />
Ende des Jahres schon wieder<br />
bei 130 bis 140 Köpfen sein werde.<br />
Man bemühe sich gerade,<br />
gute Mitarbeiter, die gegangen<br />
sind, zurückzuholen.<br />
Sein Optimismus speist sich<br />
nicht zuletzt aus dem guten Namen,<br />
den Höhn hatte. Der Standort<br />
Ulm bleibe erhalten. Synergien?<br />
„Wir bringen Höhn etwa<br />
ein Viertel des Umsatzes.“ [!] <br />
<br />
Thomas Vogel<br />
Papier und regenerative Energie<br />
Zur HW-Holding mit ihren<br />
790 Beschäftigten gehören die<br />
Töchter und Partner Ludo Fact,<br />
Ludo Fact (USA), Ludo Packt,<br />
Friedmann Print Data Solution,<br />
Oriens Karton (Tschechien),<br />
Höhn sowie Vento Ludens.<br />
Letztere beackert das Feld der<br />
regenerativen Energien.<br />
Mit der Verarbeitung von<br />
Papier erwartet die Holding im<br />
laufenden Geschäftsjahr 100<br />
Millionen Euro Umsatz, nächstes<br />
Jahr sollen es zusammen<br />
mit Höhn 120 Millionen sein.<br />
Vento Ludens, 1996 gegründet,<br />
investiert in Wasser- und<br />
Windkraft sowie Photovoltaik.<br />
<strong>2019</strong>/2020 steht ein Projektvolumen<br />
von 40 bis 50 Millionen<br />
Euro in den Büchern.<br />
Augenscheinlich kümmert<br />
sich der Alleingesellschafter<br />
rechtzeitig um seine Nachfolge.<br />
Zwei seiner drei Kinder sind<br />
in der Gruppe an Bord. Sein<br />
Sohn Fabian Walz ist einer von<br />
drei Geschäftsführern. Seine<br />
Tochter Stephanie Dengler verantwortet<br />
das Marketing. thv
38 SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Der Angriff erfolgte am<br />
helllichten Tag: Am 21.<br />
Mai legte ein Computer-Virus<br />
große Teile<br />
des IT-Systems der Tübinger<br />
Buchhandlung Osiander lahm.<br />
Das Warenwirtschaftssystem in<br />
der Derendinger Zentrale war<br />
ebenso infiziert wie die Buchhaltung.<br />
Der zentrale Server musste<br />
abgeschaltet werden. Das<br />
Wiederhochfahren des Systems<br />
gestaltete sich allerdings schwierig.<br />
Die Folgen: Vier Tage lang<br />
war der Web-Shop des <strong>Unternehmen</strong>s<br />
nicht erreichbar, zwei<br />
Wochen lang war es nicht möglich,<br />
Mails zu versenden und zu<br />
empfangen. „Glücklicherweise<br />
konnten wir in allen 62 Filialen<br />
stationär weiterarbeiten, die<br />
Kassen funktionierten“, erinnert<br />
sich Geschäftsführer Christian<br />
Riethmüller an die „schwarzen<br />
Tage“ im Mai und Juni.<br />
Keine Lust auf Investitionen<br />
Vier von zehn <strong>Unternehmen</strong> in<br />
Deutschland wurden in den<br />
vergangenen zwei Jahren Opfer<br />
eines Cyber-Angriffs. Entdeckt<br />
hat man die meisten dieser<br />
Attacken nur zufällig. Trotzdem<br />
ist die Bereitschaft, etwas<br />
dagegen zu tun relativ gering, so<br />
das Ergebnis einer aktuellen Studie<br />
der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
KPMG. „Das ist weder<br />
nachvollziehbar noch vernünftig“,<br />
sagt Elmar Eperiesi-Beck,<br />
Geschäftsführer der IT-Sicherheitsfirma<br />
Firma Eperi. “Jede Investition<br />
in Cybersecurity ist<br />
günstiger als nichts zu tun und<br />
nach einem Angriff die Schäden<br />
beheben zu müssen.”<br />
Wer hinter den Attacken<br />
auf <strong>Unternehmen</strong> steckt,<br />
bleibt meist im<br />
Unklaren.<br />
Aufrüsten im<br />
Cyber-Krieg<br />
IT-Sicherheit Vier von zehn <strong>Unternehmen</strong><br />
werden in zwei Jahren Opfer eines Cyber-<br />
Angriffs. Millionenschäden entstehen. Dabei<br />
gibt es praktikablen Schutz.<br />
MONTAGE: MAX MESCHKOWSKI<br />
FOTO: DEEPADESIGNS/SHUTTERSTOCK.COM,PIXABAY & JESSY J. PHOTOGRAPHY<br />
Das gilt auch für Cloud-Computing.<br />
Darunter versteht man<br />
das Arbeiten auf externen Servern.<br />
Die Cloud bietet Speicherplatz,<br />
Rechenleistung und<br />
Anwendungssoftware als<br />
Dienstleistung. Die Palette<br />
reicht von Büroprogrammen<br />
und Windows 365 über so genannte<br />
ERP-Systeme bis Telefonie.<br />
Die Verbindung zur virtuellen<br />
Wolke wird übers Internet<br />
hergestellt. Einer der größten<br />
Vorteile des Cloud<br />
Computings ist gleichzeitig ein<br />
Nachteil: Die Daten sollen einfach<br />
erreichbar sein und man<br />
soll leicht von überall darauf<br />
zugreifen können.<br />
Das aber macht es<br />
schwierig, sicherzustellen,<br />
dass niemand<br />
persönliche Informationen<br />
abgreifen kann.<br />
Die Provider versprechen<br />
weitgehende Sicherheit,<br />
werben mit Software<br />
made in Germany und<br />
Servern, die in Deutschland<br />
Das ist<br />
weder<br />
nachvollziehbar<br />
noch ist es<br />
vernünftig.“<br />
Elmar Eperiesi-Beck<br />
Geschäftsführer Eperi<br />
stehen. Aber klar ist auch, dass<br />
sich US-amerikanische oder<br />
chinesische Geheimdienste<br />
trotzdem Zugriff auf Daten in<br />
der Wolke verschaffen können.<br />
Cloud-Computing ist grundsätzlich<br />
weniger sicher als die<br />
IT im eigenen Haus“, warnt<br />
Dirk Johannwerner, IT-Security-Experte<br />
beim Beratungsunternehmen<br />
DXC Deutschland.<br />
Er rät zur Erstellung von Risikoprofilen.<br />
<strong>Unternehmen</strong>skritische<br />
Systeme wie etwa Maschinen-<br />
und Anlagensteuerungen<br />
würde er nicht<br />
auszulagern: „Die haben<br />
in der Cloud<br />
nichts zu suchen<br />
und sollten nur<br />
auf lokalen Plattformen<br />
betrieben<br />
werden.“
unternehmen [!] SPEZIAL 39<br />
Für andere Nutzungen, zum<br />
Beispiel wenn Dokumente an<br />
verschiedenen Standorten bearbeitet<br />
werden, wenn es um<br />
Skalierbarkeit und Flexibilität<br />
geht, hält er Cloud Computing<br />
für sinnvoll. Um die Sicherheit<br />
zu wahren, empfiehlt Johannwerner<br />
„flankierende<br />
Maßnahmen“.<br />
Dazu gehöre es<br />
vor allem, die<br />
Daten auf ihrer<br />
„Reise“ zur<br />
Wolke und zurück<br />
zu verschlüsseln.<br />
Auf<br />
welche Art und Weise <strong>Unternehmen</strong><br />
das machen sollten erläutert<br />
Datenverschlüsselungsexperte<br />
Elmar Eperiesi-Beck:<br />
„Sie sollten sich selbst darum<br />
kümmern, es nicht an einen<br />
Provider delegieren, damit sie<br />
allein die Kontrolle über Ihre<br />
Sie sollten<br />
sich selbst<br />
kümmern – nicht<br />
an Provider<br />
delegieren.<br />
Daten behalten.“ Dafür gebe es<br />
am Markt Lösungen. Eperiesi-Beck<br />
rät zu einem transparenten<br />
Gateway, der im Datenstrom<br />
zwischen Sender um<br />
Empfänger steht. Damit sind<br />
alle Informationen wie Texte,<br />
Emails, Aufgaben oder Kalendernotizen<br />
während der<br />
Übertragung<br />
zur Cloud und<br />
zurück sowie<br />
in der Cloud<br />
zu jedem Zeitpunkt<br />
verschlüsselt.<br />
Nur<br />
beim Sender<br />
und Empfänger sind sie im<br />
Klartext vorhanden. „Bei dieser<br />
Methode kann selbst ein Provider<br />
nicht auf die Daten zugreifen.“<br />
Die Kosten für so eine Lösung<br />
für eine Firma mit 100<br />
Mitarbeitern beziffert Eperiesi-Beck<br />
auf etwa 500 bis 600<br />
Die Verbindung zur virtuellen Wolke wird übers Internet hergestellt.<br />
Cloud-Computing hat aber auch Nachteile.<br />
Euro im Monat. Genutzt werden<br />
kann sie sowohl inhouse als<br />
auch über einen Hosting-Partner<br />
wie die Deutsche Telekom.<br />
Der Eperi-Chef betont, dass<br />
mit dieser Methode auch der<br />
EU-Datenschutzgrundverordnung<br />
(DSGVO) Rechnung getragen<br />
wird. Die Pseudonymisierung<br />
ist die Verarbeitung<br />
von Daten entlang eines Geschäftsprozesses,<br />
bei denen der<br />
„Regional und<br />
partnerschaftlich“<br />
Gemeinsam wachsen<br />
Marianne und Gerhard Priel, Geschäftsführer<br />
der Firma Schlagwerk GmbH in Gingen<br />
mit Rupert Ströbele, Firmenkundenbetreuer:<br />
„Auch wenn wir europaweiter Marktführer für<br />
innovative Percussioninstrumente sind, setzen wir<br />
zu 100 % auf unseren Standort Gingen an der Fils.<br />
Selbstverständlich ist auch unsere Hausbank regional.<br />
Und das bereits seit 1993.“<br />
Partner des Mittelstandes<br />
Jetzt informieren unter:<br />
www.volksbank-goeppingen.de
40 SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Daten nur gegen Lösegeld zurück<br />
Daten unverschlüsselt in die Cloud zu schicken, kann teuer werden.<br />
Das Bundesamt für Sicherheit<br />
in der Informationstechnik<br />
(BSI) warnt vor Ransomware-Angriffen.<br />
Das sind Attacken<br />
mit Schadprogrammen,<br />
die den Zugriff auf Daten und<br />
Systeme einschränken oder<br />
verhindern und diese Ressourcen<br />
nur gegen Zahlung eines<br />
Lösegeldes (englisch: „ransom“)<br />
wieder freigeben. Immer<br />
öfter berichten <strong>Unternehmen</strong><br />
von solchen digitalen Erpressungen.<br />
BSI-Präsident<br />
Arne Schönbohm erklärt, dass<br />
insbesondere „nachrichtendienstliche<br />
Akteure“ und die<br />
Organisierte Kriminalität hinter<br />
diesen Angriffen stecken.<br />
Das BSI rät dringend, auf Forderungen<br />
der Täter nicht einzugehen.<br />
Tipp: Regelmäßig<br />
Backups erstellen, die zur Wiederherstellung<br />
der Systeme<br />
verwendet werden können.<br />
Diese sollten zusätzlich offline<br />
in einem getrennten Netzwerk<br />
oder Netzwerksegment gespeichert<br />
werden. Ausführlichere<br />
Informationen gibt es<br />
vom BSI in den mehreren<br />
Schriften zur Allianz für Cybersicherheit.<br />
Die Meldestelle des<br />
Nationalen IT-Lagezentrums<br />
steht <strong>Unternehmen</strong> ebenfalls<br />
zur Verfügung.<br />
senger-Diensten und Apps aus:<br />
„Über sie holt man sich leicht mal<br />
einen Virus, Wurm oder Trojaner<br />
ins Haus.“ Seine Mitarbeiter bei<br />
DXC Deutschland sind deshalb angehalten,<br />
ihre Mobile Devices alle<br />
sechs Monate in den Werkszustand<br />
zurückzusetzen und mit Daten aus<br />
vertrauenswürdigen Quellen neu zu<br />
installieren. Zurück zu Buchhändler<br />
Osiander: Nachdem Riethmüller<br />
die Kriminalpolizei über den<br />
Cyber-Angriff informiert hatte, galt<br />
der erste Schritt seines Krisenmanagements<br />
der telefonischen Kunden-Hotline:<br />
„Nach drei Tagen<br />
funktionierten zwei Geräte wieder,<br />
Wir hatten bei<br />
uns viele nette<br />
Gespräche mit<br />
Kunden, die uns<br />
Mut machten.<br />
Christian Riethmüller<br />
Osiander-Geschäftsführer<br />
nach einer Woche endlich alle.“ Die<br />
telefonischen Bestellungen der<br />
Kunden gaben die Mitarbeiter der<br />
Buchhandelskette selbst wieder per<br />
Telefon an die Lieferanten weiter.<br />
Was durch den Crash auch geschah:<br />
Die Belegschaft rückte zusammen,<br />
das Umfeld reagierte positiv. „Wir<br />
hatten viele nette Gespräche mit<br />
Kunden, die uns Mut machten“, berichtet<br />
Riethmüller. Einige Lieferanten<br />
boten Osiander ihre Unterstützung<br />
an. Der Geschäftsführer:<br />
„Ein gutes Gefühl.“<br />
Bezug zu einer bestimmten Person<br />
unerheblich ist, in Einzelfällen aber<br />
benötigt wird. Ein Beispiel: die Abwicklung<br />
eines eingehenden Kundenauftrags.<br />
Eperiesi-Beck: „Während<br />
in der Auftragsverwaltung der<br />
Klarname des Kunden etwa für die<br />
Bonitätsprüfung benötigt wird, genügt<br />
es in den nachgelagerten Prozessschritten,<br />
mit einem Pseudonym<br />
weiterzuarbeiten.“<br />
Wie teuer es werden kann, wenn<br />
<strong>Unternehmen</strong> personenbezogene<br />
Daten unverschlüsselt in die Cloud<br />
geben, zeigt sich am Beispiel der<br />
US-Hotelkette Merriott. Der droht<br />
ein Bußgeld in Höhe von 110 Millionen<br />
Euro, weil ihr Informationen<br />
zu 383 Millionen Gästen gestohlen<br />
Zur Person<br />
Christian Riethmüller<br />
führt den<br />
1596 in Tübingen gegründeten<br />
Buchhandel<br />
Osiander mit<br />
mehr als 60 Läden.<br />
Der 1974 in Tübingen<br />
Geborene liest gern<br />
Krimis. Sein Lieblingsbuch:<br />
Karlsson<br />
vom Dach.<br />
wurden, darunter 5,2 Millionen unverschlüsselte<br />
Ausweisnummern<br />
und 385 000 Zahlungskartennummern.<br />
Unabhängig davon, ob ein Betrieb<br />
seine IT-Landschaft im eigenen<br />
Haus installiert hat oder in der<br />
Cloud arbeitet, sollte die Sicherheit<br />
oberste Priorität haben. Das gilt besonders<br />
für die Kommunikation.<br />
Schnittstellen wie USB, Bluetooth<br />
und Wlan sind von Hackern gern<br />
genutzte Einfallstore. Vorsicht bei<br />
kostenlosem, aber ungeschütztem<br />
Wlan, das an vielen öffentlichen<br />
Plätzen, in Hotels, Kongresscentern<br />
oder auf Messegeländen, angeboten<br />
wird. Dirk Johannwerner: „Man<br />
weiß aber nie, wer sich dahinter befindet“.<br />
Gefahr gehe auch von Mes-<br />
Parallele Rechnerwelt<br />
Die IT-Sicherheitsexperten der Tübinger<br />
Firma Syss, die Riethmüller<br />
ins Haus geholt hatte, bauten eine<br />
zweite, parallele Rechnerwelt auf.<br />
Nach und nach begann der Betrieb<br />
wieder zu laufen – zunächst stotternd,<br />
dann immer besser.<br />
Unter dem Strich aber bleiben Absatzeinbußen<br />
und Kosten für die<br />
Behebung der Schäden in „sechsstelliger<br />
Höhe“, sagt Christian Riethmüller.<br />
Gelernt habe er aus dem<br />
Fall, dass eine heterogene und zum<br />
Teil veraltete IT-Landschaft leicht<br />
ins Wanken geraten kann. Als Konsequenz<br />
wird im kommenden Frühjahr<br />
das komplette <strong>Unternehmen</strong><br />
auf SAP umgestellt. [!]<br />
<br />
Jürgen Hoffmann
unternehmen [!]<br />
Anzeige<br />
<strong>41</strong><br />
Sicherheit auf digitalen Wegen<br />
IT-Sicherheit bzw. Informationssicherheit ist schon lange kein Nischenthema mehr. Kein Tag<br />
vergeht ohne Meldungen von gravierenden IT-Sicherheitslücken, abhandengekommenen Daten,<br />
Cyberattacken und vielem mehr.<br />
Betroffen sind dabei nicht mehr nur die IT-Systeme<br />
eines <strong>Unternehmen</strong>s, vielmehr ist die ganze<br />
Betriebstechnologie gefährdet. Im Zuge der<br />
Digitalisierung, d. h. durch die immer weitere<br />
Vernetzung von Betriebs- und Informationstechnologien<br />
und die immer größere Zahl intelligenter<br />
Geräte, gibt es zahlreiche Zugangspunkte<br />
zu den Systemen eines <strong>Unternehmen</strong>s<br />
und immer neue Schwachpunkte.<br />
Keine Digitalisierung ohne<br />
IT-Sicherheit<br />
Die Digitalisierung und die Globalisierung verändern<br />
die Art wie wir leben, kommunizieren und<br />
arbeiten, und machen den Weg frei für neue Anwendungen<br />
und Geschäftsmodelle. Sie sind<br />
Ausdruck des voranschreitenden Fortschritts,<br />
machen uns aber gleichzeitig auch anfälliger für<br />
böswillige Cyberangriffe. Damit die Digitalisierung<br />
weiterhin funktioniert und vorangebracht<br />
werden kann, braucht es Vertrauen. Deshalb ist<br />
IT-Sicherheit ein wesentlicher und wichtiger Bestandteil<br />
der Digitalisierung und unserer Zukunft.<br />
Eine gute Vorbereitung ist die halbe<br />
Sicherheit<br />
IT-Sicherheit bedeutet für die steep GmbH nicht<br />
nur bestmöglicher Schutz vor Datendiebstahl<br />
und Angriffen, sondern auch Aus- und Weiterbildung<br />
für ein schärferes Bewusstsein der Mitarbeiter<br />
und ein Verantwortlichkeitsgefühl bei allen<br />
Akteuren entlang der gesamten digitalen<br />
Wertschöpfungskette, sowie Anpassung von<br />
Geschäftsprozessen.<br />
Eine gute Vorbereitung ist der halbe Erfolg, d. h.<br />
Erarbeiten eines Notfallplans, eines IT-Sicherheitskonzepts,<br />
regelmäßige Übungen von Ernstfällen,<br />
automatisierte Erstellung von Prüfsummen<br />
und Sollzuständen, eine aktuelle Dokumentation<br />
des organisationsinternen Netzes sowie<br />
das Auffinden und Analysieren von IT-Sicherheitsschwachstellen<br />
sind unbedingt nötig, um<br />
bestmöglich vorbereitet zu sein und im Bedarfsfall<br />
schnell und richtig reagieren zu können.<br />
Sollte es trotz aller Vorkehrungen zu einem Sicherheitsvorfall<br />
kommen, ist schnelles und<br />
überlegtes Handeln gefragt. Die IT-Forensik ist<br />
Teil der IT-Sicherheit und beschäftigt sich mit<br />
der Untersuchung verdächtiger Vorfälle. Digitale<br />
Spuren werden mit denselben strikten Regeln<br />
erfasst, analysiert, dokumentiert und ausgewertet,<br />
wie in der klassischen forensischen Beweismittelsicherung,<br />
um später Beweiskraft vor<br />
Gericht zu haben.<br />
Um eine einwandfreie forensische Analyse zu<br />
ermöglichen, müssen IT-Systeme vorbereitet<br />
werden. IT-Sicherheit sollte daher ein integraler<br />
Bestandteil von <strong>Unternehmen</strong>sprozessen sein.<br />
IT-Sicherheit bei der steep<br />
IT-Sicherheit und Digitalisierung gehen Hand in<br />
Hand und müssen sich auch gemeinsam weiterentwickeln.<br />
Die steep GmbH hat speziell für dieses<br />
Ziel ein Digitalisierungsteam und ein Computer<br />
Security Incident Response Team (CSIRT)<br />
aufgebaut, um eine ganzheitliche IT-Sicherheitsstrategie<br />
zu etablieren, von der nicht nur<br />
die steep GmbH sondern auch ihre Kunden profitieren.<br />
Die steep GmbH begleitet ihre Kunden auf dem<br />
Weg zu einer geschützten, digitalen Umgebung<br />
mit Beratung, Unterstützung und Erstellung von<br />
IT-Sicherheitskonzepten, Datenschutz, Penetration<br />
Tests, IT-Forensik, IT-Service-Management,<br />
Digitalisierung, Beschaffung und Betreuung<br />
der IT-Infrastruktur sowie Projektmanagement.<br />
Gemeinsam in eine sichere, digitale<br />
Zukunft<br />
Die IT-Sicherheit hat maßgeblichen Einfluss auf<br />
die Akzeptanz und die Zukunft digitaler Technologien<br />
und ist damit unerlässlich für jegliches<br />
Wachstum und jeglichen Fortschritt in der digitalen<br />
Wirtschaft. Die digitale Zukunft braucht eine<br />
Grundsicherheit, wie wir sie in der nicht-digitalen<br />
Welt bereits für selbstverständlich erachten.<br />
Fangen Sie also an, IT-Sicherheit zu leben,<br />
wir helfen Ihnen dabei!<br />
Kontakt<br />
steep GmbH<br />
Katrin Eisele<br />
IT-Service Management<br />
Söflinger Strasse 100<br />
D-89077 Ulm<br />
steep@steep.de | www.steep.de
42 LEBEN unternehmen [!]<br />
Siegfried Weishaupt<br />
inmitten der Ausstellung<br />
mit der Neuerwerbung des<br />
US-Künstlers Tony Oursler<br />
im Vordergrund.<br />
Von der Freude<br />
Neues zu entdecken<br />
Die private Seite Siegfried Weishaupt ist Unternehmer und Kunstliebhaber. Warum für ihn<br />
beides vergleichbare Fähigkeiten erfordert, erzählt er in unserer Serie (Teil 2).<br />
Siegfried Weishaupt muss<br />
nicht lange nachforschen,<br />
um bei seinen Vorfahren<br />
jene Gene zu finden, die<br />
aus seiner Sicht seinen Lebensweg<br />
als erfolgreicher Unternehmer und<br />
Kunstsammler prägten. Dass er nach<br />
dem Abitur 1959 als Sohn von Max<br />
Weishaupt in das damals schon aufstrebende<br />
<strong>Unternehmen</strong> wechselte,<br />
war nicht selbstverständlich, aber<br />
naheliegend.<br />
Ungewöhnlich für die damalige<br />
Zeit war die klare Marketingstrategie<br />
seines Vaters, der „die Heizung<br />
aus dem Keller holte“ – genauer: sein<br />
Produkt eines vollautomatischen<br />
Brenners vom Image des staubigen<br />
Kohlenkellers befreite. Mit Kohle zu<br />
heizen, war bis dahin üblich, eine<br />
Regelung über einen Thermostat innerhalb<br />
der Wohnung eine Sensation.<br />
Hans Gugelot, der damals in der<br />
Die Skulptur<br />
“Peristyle, Two<br />
Lines” von<br />
George Rickey<br />
wird neben<br />
Werken von<br />
Adolf Luther<br />
und Anthony<br />
Caro präsentiert.<br />
Ulmer Hochschule für Gestaltung<br />
lehrte, entwickelte das Design für<br />
die Brenner.<br />
Als Siegfried Weishaupt 1965 in<br />
das <strong>Unternehmen</strong> einstieg, hatten<br />
die Brenner bereits Designgeschichte<br />
geschrieben. Durch den Kontakt<br />
zwischen dem <strong>Unternehmen</strong> Weishaupt<br />
und der Hochschule für Gestaltung<br />
(HfG) lernte Siegfried<br />
Weishaupt die Philosophie des Bauhauses,<br />
den Architekten der HfG,<br />
Max Bill, und den Künstler Josef Albers<br />
kennen.<br />
Gebaut von Stararchitekten<br />
Der andere Einfluss liegt um mehrere<br />
verwandtschaftliche Ecken. In<br />
der Familie seiner Großmutter mütterlicherseits<br />
gab es drei Generationen<br />
Kunstmaler, einen Restaurator<br />
und nicht zuletzt ein angeheiratetes<br />
Mitglied der Familie Tugendhats.
unternehmen [!]<br />
LEBEN<br />
43<br />
FOTOS: MARC HÖRGER<br />
„Homage to the Square – Opal“, 1964, von Josef Albers ist eines der Schlüsselwerke der Sammlung,<br />
welches das Interesse von Siegfried Weishaupt geweckt hat, selbst Kunst zu sammeln.<br />
Das Wohnhaus dieser jüdischen<br />
Familie entwarf kein Geringerer<br />
als Stararchitekt Mies van der<br />
Rohe. Die Architektur-Ikone im<br />
tschechischen Brno (Brünn) ist<br />
heute ein Kulturdenkmal.<br />
Mittlerweile besitzt Siegfried<br />
Weishaupt selbst zwei Gebäude<br />
von Stararchitekten – das Weishaupt-Forum<br />
in Schwendi von<br />
Richard Meier und – in Ulms<br />
Neuer Mitte – seine Kunsthalle,<br />
entworfen von<br />
Wolfram<br />
Wöhr. Das Verwaltungsge-<br />
bäude in<br />
Schwendi ist<br />
mit Kunst ausgestattet,<br />
im<br />
Forum befindet<br />
sich Siegfried<br />
Weishaupts<br />
Wichtig war,<br />
dass mir die<br />
Arbeit gefällt. Der<br />
Wert hat mich nie<br />
interessiert.<br />
Siegfried Weishaupt<br />
Unternehmer und Sammler<br />
private Ausstellung.<br />
Die Kunsthalle im Herzen<br />
Ulms ist ausschließlich der<br />
Sammlungspräsentation gewidmet.<br />
Aus eigenem Bestand bespielte<br />
die Kunsthalle in den<br />
zwölf Jahren ihres Bestehens<br />
zwanzig bedeutende Ausstellungen.<br />
Weishaupts Sammlertätigkeit<br />
begann ohne konzeptionellen<br />
Ansatz, aber mit der klaren Vorliebe<br />
für geometrische Kunst.<br />
Arbeiten von Mondrian und Albers,<br />
dann erste Werke der<br />
Gruppe Zero. „Wichtig war immer,<br />
dass mir die Arbeit gefällt,<br />
dass sie interessant ist und etwas<br />
Neues zeigt. Das inspiriert<br />
mich.“ Immer wieder zieht sich<br />
Siegfried Weishaupt in seine<br />
ganz persönliche „Kunstausstellung“<br />
zurück, einen Raum im<br />
Weishaupt-Forum in dem er<br />
ausgewählte Lieblingsstücke auf<br />
sich wirken<br />
lässt. „Der<br />
Wert oder eine<br />
Entwicklungsperspektive<br />
haben<br />
mich nicht<br />
interessiert“,<br />
erzählt er.<br />
Weishaupt ist<br />
ein Sammler.<br />
Aus seiner<br />
Faszination<br />
entwickelte sich eine Eigendynamik,<br />
es entstand ein großes<br />
Netzwerk in der Kunstszene.<br />
Die Galeristen, Denise René und<br />
vor allem der Ulmer Hans Maier,<br />
unterstützten Weishaupt bei<br />
der Suche nach Arbeiten.<br />
In den USA entdeckte Weishaupt<br />
den amerikanischen Expressionismus<br />
und die Pop Art.<br />
Als Kunstsammler war er zusammen<br />
mit seiner Frau Jutta<br />
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44 LEBEN unternehmen [!]<br />
Ein Name, zwei Aspekte: Stiftung und Weltmarktführer<br />
FOTO: MARC HÖRGER<br />
Siegfried Weishaupt in der aktuellen Ausstellung „Ausgang offen“ mit Werken von David Nash, Richard Long und Gerold Miller.<br />
Die Stiftung Weishaupt vergibt im zweijährigen<br />
Turnus und in Kooperation mit der<br />
katholischen Fakultät der Universität Tübingen<br />
den mit 25 000 Euro dotierten Alfons-<br />
Auer-Ethik-Preis. Ausgezeichnet werden<br />
Persönlichkeiten, die sich durch ein besonderes<br />
ethisches Engagement im religiösen,<br />
wissenschaftlichen oder gesellschaftlichen<br />
Bereich hervorgetan haben.<br />
Das Familienunternehmen Weishaupt<br />
wurde 1932 gegründet. Es gehört zu den<br />
Weltmarktführern in der Energietechnik mit<br />
den Bereichen Heizsysteme Gas und Öl, Solarsysteme,<br />
Wärmepumpen, Brenner, Trinkwassersysteme<br />
und Energiespeicher. 2018<br />
erwirtschafteten weltweit 3580 Mitarbeiter<br />
der <strong>Unternehmen</strong>sgruppe einen Umsatz von<br />
635 Millionen Euro. Das waren sieben Prozent<br />
mehr als im Vorjahr. Das <strong>Unternehmen</strong><br />
verfügt über 29 Vertretungen und Niederlassungen.<br />
Im Ausland ist es mit 23 Tochtergesellschaften<br />
in 40 Ländern aktiv. Firmensitz<br />
ist Schwendi (Kreis Biberach). Dort sind<br />
nicht nur Verwaltung und Produktion angesiedelt,<br />
sondern auch ein 5000 Quadratmeter<br />
großes Forschungs- und Entwicklungszentrum.<br />
weltweit unterwegs, besuchte<br />
Künstler in ihren Ateliers. Es<br />
entstanden Freundschaften, unter<br />
anderem mit dem US-Maler<br />
Robert Longo. „Die Begegnungen<br />
mit den Künstlern waren<br />
und sind für mich eine Bereicherung.<br />
Sie verkörperten, mit ihrer<br />
Art zu leben, für mich etwas<br />
völlig Neues. Ihr lockerer Umgang<br />
mit Tabuthemen, wie Homosexualität,<br />
forderten eine Offenheit,<br />
die ich zu der damaligen<br />
Zeit erst lernen musste.“<br />
Die Ausstellungen im Karlsruher<br />
Zentrum für Kunst und<br />
Medien und in „The Garage“, einem<br />
Museum des russischen<br />
Milliardärs Abramowitch in<br />
Die Künstler<br />
verkörperten,<br />
mit ihrer Art zu<br />
leben, für mich<br />
etwas völlig Neues.<br />
Siegfried Weishaupt<br />
Unternehmer<br />
Moskau, bereiteten den Boden<br />
für den Wunsch nach einer öffentlichen<br />
Sammlungspräsentation.<br />
„Der damalige Ministerpräsident<br />
Lothar Späth plante<br />
damals zwar ein Sammlermuseum,<br />
aber ich dachte an ein Museum<br />
nach Art des Louisiana<br />
Museum of Modern Art in Dänemark“,<br />
erzählt Weishaupt von<br />
ersten Überlegungen etwas Vergleichbares<br />
am Bodensee zu<br />
bauen. Das Angebot des damaligen<br />
Ulmer Baubürgermeisters<br />
Alexander Wetzig kam da gerade<br />
zur rechten Zeit.<br />
Inzwischen ist die Kunsthalle<br />
Weishaupt Teil des kulturellen<br />
Ulms und gibt der Stadt etwas<br />
Internationalität. Darauf ist<br />
Siegfried Weishaupt stolz. „Natürlich<br />
spielt das Ego da eine<br />
Rolle“, gibt er unumwunden und<br />
augenzwinkernd zu. „Man<br />
wächst mit der Sammlung, eignet<br />
sich Hintergrundwissen an<br />
und der Blick für Kunst entwickelt<br />
sich.“<br />
In der Kunst, wie im <strong>Unternehmen</strong><br />
setze sich Qualität<br />
durch. Für Siegfried Weishaupt<br />
ist das nicht die einzige Gemeinsamkeit.<br />
„Im <strong>Unternehmen</strong> wie<br />
in der Kunst braucht es Menschen<br />
mit einer schöpferischen<br />
Kraft bis hin zur Genialität. Nur<br />
dann entsteht etwas wirklich<br />
Neues.“ [!] <br />
Sigrid Balke
unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 45<br />
Kaum Frauen an<br />
der Spitze<br />
Studie Die baden-württembergischen<br />
Chefetagen öffentlicher<br />
<strong>Unternehmen</strong> bleiben weiterhin<br />
eine Männergesellschaft. Laut<br />
einer Studie der Zeppelin Universität<br />
Friedrichshafen besetzen<br />
Frauen nur jede sechste<br />
Stelle im Top-Management von<br />
öffentlichen <strong>Unternehmen</strong> auf<br />
kommunaler Ebene. Damit liegt<br />
Baden-Württemberg im Ländervergleich<br />
auf Platz 11. [!]<br />
Neues digitales<br />
Zentrum<br />
Plattform Ein neugegründetes<br />
Zentrum für Digitale Innovationen<br />
(ZDI) an der Dualen Hochschule<br />
Ravensburg soll Studierende<br />
sowie deren Partner künftig<br />
in Sachen digitale Transformation<br />
unter die Arme greifen.<br />
Hierzu entwickelt das ZDI etwa<br />
ein Schulungsprogramm, bietet<br />
Lehrveranstaltungen zu Data Science<br />
an und unterstützt das ZDI<br />
bei der Anwendung von Software-Lösungen<br />
für Data Science<br />
und Künstliche Intelligenz. [!]<br />
Mit Sinnen<br />
sicher ans Ziel<br />
Die App Q-Wohl zeigt Landwirten, wie zufrieden ihre Kühe sind. <br />
Glückliche Kühe per App<br />
Foto: Studio Peace/Shutterstock.com<br />
Ob sich ihre Schützlinge wohlfühlen, können Landwirte<br />
im Südwesten neuerdings per App tracken.<br />
Q-Wohl heißt das neue Mini-Programm, welches die<br />
Zufriedenheit von Rindern anhand tierbasierter Indikatoren<br />
misst. Die digitale Managementhilfe entspringt<br />
einer Kooperation der HfWU Nürtingen-Geislingen,<br />
der Stabstelle für Tierschutz und dem Landwirtschaftlichen<br />
Zentrum für Rinderhaltung. Sie soll<br />
Landwirten helfen, Haltungsbedingungen besser einzuschätzen<br />
und zu verbessern. Die kostenlose App<br />
gibt es hier: www.qwohl-bw.de.<br />
Kontakt: udo.renner@hfwu.de, Tel.: 07022/201-391<br />
App Das Kooperationsprojekt<br />
„Sinn²“ der Uni Stuttgart, der<br />
Dualen Hochschule und des<br />
Verkehrswissenschaftlichen Instituts<br />
hat eine Smartphone-App<br />
entwickelt, die künftig die landesweite,<br />
barrierefreie Fahrgastinformation<br />
übernehmen soll.<br />
Mindestens zwei der drei Sinne<br />
Hören, Sehen und Tasten werden<br />
dabei angesprochen. Bisher<br />
ist die Applikation nur für Apple<br />
iOS Geräte erhältlich. [!]<br />
Bosch lässt<br />
testen<br />
Kooperation Studierende der<br />
Hochschule Kempten können<br />
neu entwickelte Algorithmen<br />
zur Fertigungsdaten-Analyse<br />
künftig an den Produktionsanlagen<br />
der Robert Bosch GmbH<br />
testen. „Die schnelle und präzise<br />
Erkennung von Schlechtteilen<br />
in unseren Fertigungslinien<br />
ist eine der Schlüsselaufgaben,<br />
um unsere starke Wettbewerbsposition<br />
zu sichern. Nur mit<br />
neuen Ideen und Algorithmen<br />
können diese Herausforderungen<br />
bewältigt werden“, sagt Sebastian<br />
Klüpfel, Leiter des Innovation<br />
Campus bei Bosch. [!]<br />
Start-ups<br />
fördern<br />
Potentiale Mithilfe von Fördergeldern<br />
des Bundesministeriums<br />
für Wirtschaft und Energie<br />
will das Institut für Digitalen<br />
Wandel (IDW) der Hochschule<br />
Ravensburg-Weingarten das<br />
Gründen eigener <strong>Unternehmen</strong><br />
schmackhaft machen. Im Rahmen<br />
des sogenannten Exist-Programms<br />
sollen innovative Startups<br />
unterstützt und Entwicklungspotentiale<br />
gesteigert werden.<br />
Das soll über alle<br />
Gründungsphasen hinweg vor<br />
allem im LAB4DTE (Lab for Digital<br />
Transfer and Entrepreneurship)<br />
passieren. [!]<br />
Belebung von<br />
Nürtingen<br />
Studienprojekt Studierende<br />
der Hochschule für Wirtschaft<br />
und Umwelt (HfWU) entwickelten<br />
Konzepte für die Belebung<br />
der Nürtinger Innenstadt. Die<br />
Themen reichten von der Einbindung<br />
des Neckars über Mobilität<br />
bis zur Integration des<br />
Bahnhofs. Letzteres möchten die<br />
Studierenden etwa mit dem Ansatz<br />
„Bench-Bombing“ angehen.<br />
Flächendeckend aufgestellte<br />
Sitzmöbel aus Industriepaletten<br />
sollen zum Verweilen am und<br />
um den Bahnhof einladen.[!]<br />
Neues Logo, App<br />
und Websites<br />
Konzepte Studierende der Dualen<br />
Hochschule in Heidenheim<br />
beschäftigten sich eineinhalb<br />
Monate mit Kommunikationskonzepten<br />
des Q-Hofs Raunecker<br />
in Frickingen, der Sonderpädagogischen<br />
Bildungs- und<br />
Beratungszentren (SBBZ) und<br />
der Pflegeausbildung in Heidenheim<br />
ab 2020. Das Ergebnis: Ein<br />
neues Logo, eine App, Webseiten,<br />
Social-Media-Kampagnen,<br />
Broschüren sowie einen Imagefilm.<br />
Die Ideen sollen mittelfristig<br />
umgesetzt werden. [!]
Die grauen Männer aus Michael Endes Jugendroman „Momo“, der 1973<br />
erschienen ist, sind das Symbol für Zeitdiebe schlechthin. In dem Buch<br />
bringt das Kind Momo den Menschen die gestohlene Zeit zurück.<br />
<br />
Foto: Fabian Cevallos/Sygma/Sygma/ Getty Images)<br />
RESSORT unternehmen [!]<br />
1) Internet und Handy diktieren unseren<br />
Alltag. Wie behalten Sie den Überblick?<br />
2) In welches berufliche Projekt haben<br />
Sie <strong>2019</strong> am meisten Zeit gesteckt?<br />
3) Wie verbringen Sie Ihre Freizeit am<br />
liebsten?<br />
4) Was würden Sie tun, wenn Sie<br />
plötzlich viel Zeit hätten?<br />
5) Welche berühmte Person würden<br />
Sie gerne treffen und warum?<br />
Zeit hat man, wenn<br />
man sie sich nimmt<br />
Umfrage Man hätte gerne mehr davon, manchmal wird sie einem gestohlen. Fünf<br />
Führungskräfte haben Stefan Loeffler verraten, wie sie ihre Zeit am liebsten nutzen.
unternehmen [!] LEBEN 47<br />
Wenn sie Zeit hätte, würde<br />
Catherine Adelmann,<br />
Geschäftsführerin der Fosera<br />
Solarsystems GmbH & Co. KG,<br />
gerne ihr Italienisch auffrischen.<br />
1Das Internet ermöglicht uns<br />
viele spannende, neue Möglichkeiten<br />
und bringt eine enorme<br />
Zeitersparnis. Aus diesem<br />
Grund sehe ich Smartphone, Internet<br />
& Co. nicht als „Diktatoren“<br />
meines Alltags, sondern<br />
eher als sehr nützliche Hilfsmittel.<br />
Um den Überblick zu behalten,<br />
schreibe ich mir ganz altmodisch<br />
To-Do-Listen, die dann<br />
abgearbeitet werden.<br />
2Fosera ist noch ein recht junges<br />
<strong>Unternehmen</strong>. <strong>2019</strong> ging<br />
es vor allem darum, die Strukturen<br />
zu schaffen, die wir benötigen,<br />
um unser Wachstum zu<br />
bewältigen und professioneller<br />
zu werden.<br />
FOTO; HONG VO/SHUTTERSTOCK.COM<br />
3Als Ausgleich zur Arbeit,<br />
treibe ich in meiner Freizeit<br />
Sport – am liebsten draußen an<br />
der frischen Luft.<br />
4Mein Italienisch verbessern,<br />
doch dazu fehlt mir leider<br />
gerade die Zeit.<br />
5Da gibt es einige. Zum Beispiel<br />
Alexandria Ocasio-Cortez,<br />
die mit ihrem forschen<br />
Ansatz die US-amerikanischen<br />
Demokraten aufmischt<br />
und neuen Wind in die Politik<br />
bringt.<br />
Dipl.-Ing. Philipp Seidel,<br />
geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Seidel Architekten<br />
und Generalplaner GmbH, hätte<br />
gerne einmal mit dem Kinderbuch-Autor<br />
Michael Ende<br />
zusammengesessen.<br />
1Ich versuche den Überblick<br />
zu behalten, indem ich Laptop<br />
und Smartphone einfach<br />
mal beiseitelege, das Büro verlasse<br />
und mich bei einem Spaziergang<br />
in Ruhe neu sortiere.<br />
2Im Jahr <strong>2019</strong> habe ich die<br />
meiste Zeit in die Weiterentwicklung<br />
und Leitung meines<br />
Büros gesteckt.<br />
3Meine Freizeit verbringe ich<br />
am liebsten mit meiner Familie<br />
und beim Sport, bzw. auch<br />
gerne beides in Kombination.<br />
4Wenn ich plötzlich ganz viel<br />
Zeit hätte, würde ich am<br />
liebsten mit einem Wohnmobil<br />
die Welt bereisen.<br />
5Ich würde gerne mit Michael<br />
Ende (†) ein paar Stunden<br />
verbringen, da ich die Themen<br />
seiner Kinderbücher für aktueller<br />
denn je halte; sei es der Umgang<br />
mit unserer Zeit oder auch<br />
mit unserer Umwelt.<br />
FOTO: JOCHEN SCHOENFELD/SHUTTERSTOCK.COM<br />
ZAR Zentrum für ambulante<br />
Rehabilitation<br />
Reha am<br />
Wohnort<br />
Orthopädie<br />
Kardiologie<br />
Ganztägig ambulante<br />
Rehabilitation<br />
Nachsorgeprogramme im<br />
Anschluss an die Reha<br />
EAP Erweiterte ambulante<br />
Physiotherapie<br />
Physiotherapie und<br />
Ergotherapie auf Rezept<br />
Präventionsprogramme<br />
FOTO: DENN61/SHUTTERSTOCK.COM<br />
ZAR Ulm<br />
Pfarrer-Weiß-Weg 10<br />
89077 Ulm-Söflingen<br />
zar-ulm.de
48<br />
LEBEN unternehmen [!]<br />
1) Internet und Handy diktieren unseren Alltag. Wie behalten Sie den Überblick?<br />
2) In welches berufliche Projekt haben Sie <strong>2019</strong> am meisten Zeit gesteckt?<br />
3) Wie verbringen Sie Ihre Freizeit am liebsten?<br />
4) Was würden Sie tun, wenn Sie plötzlich viel Zeit hätten?<br />
5) Welche berühmte Person würden Sie gerne treffen und warum?<br />
FOTO: JURE DIVICH/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Anja Stegmann, Geschäftsführerin<br />
der Soft-Consult Häge<br />
GmbH, schätzt die Begegnungen<br />
mit anderen Menschen.<br />
1Man sollte sich von der<br />
schnelllebigen Zeit nicht verrückt<br />
machen lassen. Um den<br />
Überblick zu behalten, ist es für<br />
mich wichtig, regelmäßig meine<br />
Mailnachrichten abzurufen,<br />
auch wenn ich unterwegs bin.<br />
2Seit ich nach dem Tod meines<br />
Mannes im Jahr 2016 die<br />
Geschäftsführung übernommen<br />
habe, ist Soft-Consult mein berufliches<br />
Großprojekt.<br />
3Am liebsten verbringe ich<br />
meine freie Zeit mit meiner<br />
Familie und mit Freunden. Auch<br />
sammle ich mit Büchern, mit<br />
Musik, in Ausstellungen, am<br />
Meer oder in den Bergen neue<br />
Eindrücke.<br />
4Ich möchte auf dieser Welt<br />
noch sehr viele Dinge kennenlernen,<br />
vor allem andere<br />
Länder bereisen.<br />
5Es gibt so viele interessante<br />
und inspirierende Menschen,<br />
mit denen ich anregende<br />
Gespräche führen kann und die<br />
mich auf neue Ideen bringen.<br />
Dazu benötige ich keine berühmte<br />
Persönlichkeit.<br />
FOTO: BRANDONHT/SHUTTERSTOCK.COM<br />
1Old School mit Tischkalender<br />
und ohne Facebook, Twitter,<br />
Xing & sonstigen Social Media.<br />
Das Wesentliche zuerst bearbeiten,<br />
Unwesentliches erledigt<br />
sich oft von allein.<br />
2Die Arbeit an sich ist mein<br />
Projekt <strong>2019</strong>. Die Komplexität<br />
in Form von neuen Verordnungen,<br />
Bürokratismus und<br />
schwerer werdenden Problemlösungen<br />
bestimmen meinen<br />
Tag, meine Zeit ist bis zu 80 Prozent<br />
fremdbestimmt.<br />
3Mit Menschen, die meine<br />
Lebensfreude teilen und<br />
gleichermaßen Spaß an den<br />
vielfältigen Dingen des Lebens<br />
haben. Man muss offen sein für<br />
Neues.<br />
Ulrich Weber, Geschäftsführer<br />
der A-R-S-tec GmbH, würde<br />
sich gerne einmal mit Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel<br />
austauschen.<br />
4Hoffentlich genießen. Mit<br />
dem Thema „Zeit haben“<br />
konnte ich mich noch nicht auseinandersetzen<br />
und das Studium<br />
ist schon zu lange her. Die<br />
Welt zu umsegeln war immer<br />
mein Traum.<br />
In der Vergangenheit hätte<br />
5 ich gerne Muhammad Ali<br />
kennengelernt, ein außergewöhnlicher<br />
Kämpfer, im Ring<br />
und ebenso außerhalb. Jetzt<br />
würde ich gerne mit Angela<br />
Merkel meine Ansichten austauschen.<br />
Ihr Wissen über Europa,<br />
die Welt, welche Zusammenhänge<br />
worin und wie bestehen,<br />
das wäre höchst spannend für<br />
mich.<br />
1Im Büro stellen wir das Telefon<br />
immer wieder auf die Telefonzentrale<br />
und arbeiten die<br />
Anrufe dann en bloc ab. Mit den<br />
Mails versuchen wir das auch,<br />
klappt aber nicht immer. Außerdem<br />
schalte ich das Mobiltelefon<br />
abends und am Wochenende<br />
einfach aus.<br />
2Da wir ein klimaneutrales<br />
<strong>Unternehmen</strong> sind, haben<br />
wir alle Bereiche und Prozesse<br />
danach ausgerichtet und weitere<br />
Klimaschutz-Maßnahmen<br />
durchgeführt; außerdem haben<br />
wir die Technologie-Produktion<br />
ins Haus geholt.<br />
FOTO: LUCA SANTILLI/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Am Wochenende ist das Handy<br />
von Gabriele Renner, Geschäftsführerin<br />
der Pervormance<br />
international GmbH aus.<br />
3Mit meiner Familie am Comer<br />
See oder mit einer<br />
Freundin bei Rockkonzerten.<br />
4Ich würde mich noch mehr<br />
um das Thema Klimaschutz<br />
kümmern, weil da aus meiner<br />
Sicht einiges in die falsche Richtung<br />
läuft. Ich denke, dass wir<br />
optimistischer und mit global<br />
sinnvollen Maßnahmen an das<br />
Thema herangehen sollten.<br />
5Mit Barack Obama, weil ich<br />
gerne wissen möchte, was er<br />
in Zukunft noch für die Menschen<br />
und für die Welt tun will.
Nilfisk - Einer der führenden<br />
Anbieter von Reinigungstechnologien<br />
Ob in der Fertigung, bei einem Reinigungsunternehmen oder in privaten und öffentlichen Einrichtungen – gründliche und effiziente Reinigung ist ein<br />
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oder technische Innovation wird nach diesen Gesichtspunkten betrachtet. Zuverlässigkeit und Qualität sowie Nachhaltigkeit und Effizienz sind für uns<br />
untrennbar verbunden.<br />
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elektrisch oder mit Kraftstoff, mobil oder stationär. Alle haben gemein, dass sie mit ihrem kraftvollen Wasserstrahl optimale Ergebnisse liefern.<br />
• Sauger: Von einfachen Gewerbesaugern bis zu starken Industriesaugern und speziellen Sicherheitssaugern – wo Späne, Stäube und Co. effektiv<br />
entfernt werden sollen, hat Nilfisk eine passende Lösung.<br />
• Scheuersaug- und Kehrmaschinen: Schulflur oder Parkplatz, Bodenreinigung ist essentiell. Besonders bei großen Flächen braucht es dabei effiziente<br />
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Paketen wählen, die ihre jeweiligen Bedürfnisse abdecken. Zur Steigerung von Effizienz und Effektivität bieten wir die Flottenmanagementsysteme<br />
TrackClean und FleetLogger an. Und sollte ein Kunde keine zufriedenstellende Lösung im Nilfisk Portfolio finden, hilft<br />
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50<br />
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />
85 Kündigungen<br />
bei IT Informatik<br />
Verkauf Die Data Group aus<br />
Pliezhausen hat das insolvente<br />
Ulmer Systemhauses IT-Informatik<br />
übernommen. Die Zahl<br />
der Mitarbeiter des SAP-Spezialisten<br />
wurde im Zuge der Insolvenz<br />
in Eigenverwaltung von<br />
etwa 400 auf 300 abgebaut, 85<br />
davon durch Kündigungen. Der<br />
Standort Hamburg wurde geschlossen.<br />
IT Informatik erwirtschaftete<br />
mit knapp 30 Millionen<br />
Euro rund ein Zehntel des<br />
Umsatzes der Data Group. [!]<br />
Japaner<br />
kaufen Tricor<br />
Verpackung Der japanische<br />
Großkonzern Rengo hat über<br />
eine Tochtergesellschaft den<br />
Verpackungsspezialisten Tricor<br />
übernommen. Der bisherige Besitzer<br />
und Mehrheitsaktionär<br />
Martin Müller (58) sieht den<br />
Verkauf der Tricor Packaging &<br />
Logistics AG (Bad Wörishofen)<br />
als Nachfolgelösung. Tricor beschäftigt<br />
900 Mitarbeiter. Rengo<br />
erwirtschaftete zuletzt mit<br />
17 000 Mitarbeitern einen Umsatz<br />
von 5,5 Milliarden Euro. [!]<br />
Südwestbank<br />
mit neuem Chef<br />
Transport-Spezialist für Giganten<br />
Wenn es um den Transport großer Lasten geht, führt<br />
kaum ein Weg am UIlmer <strong>Unternehmen</strong> Kamag<br />
Transporttechnik vorbei, ob Space Shuttle, Werftteile<br />
oder gigantische Teile für Stahlwerke. Das <strong>Unternehmen</strong>,<br />
das vor 50 Jahren vom Ulmer Unternehmer<br />
Franz Xaver Kögel, und dem Ingenieur Karl Weinmann<br />
Bawag Vor rund zwei Jahren hat<br />
die österreichische Bankholding<br />
Bawag die Südwestbank übernommen.<br />
Im Zuge der Integration<br />
und eines Sparkurses fielen<br />
250 von knapp 590 Stellen weg.<br />
Nun ist Wolfgang Kuhn, der das<br />
Institut seit 2008 geleitet hat, in<br />
Ruhestand gegangen. Sein Nachfolger<br />
ist Constantin von Oesterreich.<br />
Er bildet gemeinsam mit<br />
Jochen Sautter und Sebastian Firlinger<br />
das Führungsgremium der<br />
Bank. Das 1922 gegründete Institut<br />
betreut in Baden-Württemberg<br />
rund 90 000 Privat- und <strong>Unternehmen</strong>skunden.[!]<br />
Ulm sucht<br />
gute Ideen<br />
Innovation Die Realisierung<br />
von Innovation ist komplex und<br />
von vielen gesellschaftlichen<br />
Kräften abhängig. Mit dem<br />
Berblinger Innovationswetteberb<br />
„Test Test Contest“<br />
schreibt die Kulturabteilung der<br />
Stadt Ulm einen Wettbewerb<br />
aus, der sich an alle Leute mit<br />
Tüftler-Gen oder visionären<br />
Das Space Shuttle der Nasa wurde<br />
auf Schwerlastmodulen von Kamag<br />
transportiert. <br />
Foto: Kamag<br />
gegründet worden ist, beschäftigt heute 300 Mitarbeiter.<br />
Mit der Scheuerle Fahrzeugfabrik (500 Mitarbeiter),<br />
Nicolas Industrie und TIIGER bilden die Ulmer<br />
die TII-Gruppe. Der zuletzt kommunizierte Jahresumsatz<br />
der Gruppe, die dem Unternehmer Otto Rettenmaier<br />
gehört, beträgt 250 Millionen Euro.<br />
Ideen richtet. Ernsthafte Erfindungen,<br />
aber auch „Hirngespinste“<br />
können eingereicht<br />
werden. Dabei kann es nicht nur<br />
um technische, sondern auch<br />
um gesellschaftliche oder soziale<br />
Neuerungen gehen – Hauptsache<br />
die Idee bringt die Gesellschaft<br />
vorwärts! Der Wettbewerb<br />
ist Teil der Feierlichkeiten<br />
zum 250. Geburtstag von August<br />
Berblinger im nächsten Jahr. Informationen<br />
unter www.berblinger.ulm.de.<br />
[!]<br />
Impressum<br />
Verlag & Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Frauenstraße 77<br />
89073 Ulm<br />
Geschäftsführer:<br />
Thomas Brackvogel<br />
Redaktion<br />
Alexander Bögelein (verantwortlich)<br />
a.boegelein@swp.de<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Anzeigen<br />
Stefan Schaumburg (verantwortlich)<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Gestaltung<br />
Alen Pahic (Art Director)<br />
Max Meschkowski<br />
(Layout & Illustration)<br />
Antje Meyer (Bild)<br />
Fotos Marc Hörger (Titel + Titelinterview),<br />
Lars Schwerdtfeger,<br />
Matthias Kessler, Werkfotos, Getty<br />
Images, PR, Archiv<br />
Druck<br />
Druck- und Verlagsgesellschaft<br />
Bietigheim mbH<br />
Kronenbergstraße 10<br />
74321 Bietigheim-Bissingen<br />
Objektleitung<br />
Tobias Lehmann<br />
Telefon 0731 156-515<br />
t.lehmann@swp.de<br />
Mediaberatung<br />
Christine Blum<br />
Telefon 0731 156-500<br />
E-Mail c.blum@swp.de<br />
Vertriebsservice<br />
unternehmen.vertrieb@swp.de<br />
Den Datenschutzbeauftragten<br />
erreichen Sie unter:<br />
datenschutz@swp.de<br />
Nächste Ausgabe:<br />
6. Dezember <strong>2019</strong><br />
Die Themen<br />
E-Autos als Dienstwagen: Was ist<br />
der Nutzwert für <strong>Unternehmen</strong>?<br />
Erfolgreich mit Daten arbeiten<br />
Familienunternehmen:<br />
Was macht Sie so erfolgreich?<br />
Vom Schutz für den Menschen<br />
bis zur Corporate Identity<br />
Anzeigenschluss: 8. November<br />
Auflage: 18.000 Exemplare<br />
www.swp.de/unternehmen
Verbundenheit. Ausdruck innerer Stärke.<br />
Der neue GLE verbindet Design, Empathie und Intelligenz<br />
auf beeindruckende Weise. Seine aktivierenden Komfortsysteme<br />
lassen Sie stets erholt ankommen und er<br />
merkt sich Ihre Gewohnheiten – so wird jede Fahrt zu<br />
einem persönlichen Erlebnis.<br />
Jetzt Probe fahren. In Ihrer Mercedes-Benz<br />
Niederlassung Ulm/Neu-Ulm.<br />
Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart<br />
Partner vor Ort: Daimler AG, vertreten durch Mercedes-Benz Vertrieb PKW GmbH<br />
Niederlassung Ulm/Neu-Ulm: Von-Liebig-Straße 10 • 89231 Neu-Ulm<br />
Telefon 07 31 700-0 • www.mercedes-benz-ulm-schwaebischgmuend.de
52<br />
RESSORT unternehmen [!]<br />
Work, Life<br />
und Eco Balance<br />
Der neue Passat GTE Variant*<br />
Berechtigt für die<br />
0,5% Regelung<br />
für Dienstwagen<br />
* Kraftstoffverbrauch des neuen Passat GTE Variant in l/100 km: kombiniert 1,7–1,6; Stromverbrauch<br />
in kWh/100 km: kombiniert 15,7–15,1; CO 2<br />
-Emission kombiniert in g/km: 39–37, Effizienzklasse: A+.<br />
Passat GTE Variant 1.4 TSI mit E-Motor,<br />
115 kW (156 PS)/85 kW (115 PS), 6-Gang-DSG<br />
Kraftstoffverbrauch, l/100 km: kombiniert 1,7–1,6; Stromverbrauch in kWh/100 km: kombiniert<br />
15,7–15,1; CO2-Emissionen, g/km: kombiniert 39–37. Effizienzklasse: A+.<br />
Ausstattung: Pure White, „Business Premium“-Paket inkl. Navigation, Klimaanlage „Air Care Climatronic“,<br />
Rückfahrkamera „Rear View“, Massagefunktion auf Fahrerseite, Außenspiegel mit Umfeldbeleuchtung,<br />
Fahrerassistent „Travel Assist“ und Spurhalteassistent „Lane Assist“, Vordersitze beheizbar u. v. m.<br />
GeschäftsfahrzeugLeasingrate monatlich 273,00 € 1<br />
Sonderzahlung: 1.500,00 € 2<br />
Laufzeit:<br />
36 Monate<br />
Laufleistung pro Jahr:<br />
10.000 km<br />
Ein Angebot der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Str. 57,38112 Braunschweig,<br />
für gewerbliche Einzelabnehmer.<br />
Abbildung zeigt Sonderausstattungen gegen Mehrpreis. Stand 09/<strong>2019</strong>. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. 1 Bonität vorausgesetzt.<br />
Zzgl. Überführungskosten und gesetzlicher Mehrwertsteuer. 2 Entspricht dem derzeit gültigen BAFA Umweltbonus.<br />
Details unter www.bafa.de.<br />
Ihr Volkswagen Partner<br />
Autohaus Burger GmbH & Co. KG<br />
Ehinger Str. 21-25, 89143 Blaubeuren<br />
Tel. 07344 / 96000<br />
André Moreira<br />
Tel. 07344 / 9600-62<br />
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Philipp Staudenmayer<br />
Tel. 07344 / 9600-63<br />
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