unternehmen [!] MACHEN 37
Ich musste
mir die ganze
Betriebswirtschaft
selber
aneignen.
Horst Walz ist
geschäftsführender
Gesellschafter.
Gleichschritt mit der Belegschaft.
Heute sind am Standort
in Spitzenzeiten bis zu 400 Mitarbeiter
beschäftigt. 48 000 unterschiedliche
Komponenten
liegen im Moment auf Lager, zugehörig
zu 3000 verschiedenen
Spielen. Kurze Lieferfristen gehörten
mit zum Erfolgsrezept.
Puzzles gehören darüber hinaus
ins Portfolio, aber auch
Spielkarten. Dann zückt Walz
ein Karten-Set und sagt: „Von
dem gibt’s nur Unikate.“ So etwas
beherrschten sie auch.
Die Frage, die sich förmlich
aufdrängt: Ob er denn keine
Angst habe wegen der Digitalisierung?
Nein, habe er nicht, zumal
es gerade eine Renaissance
der klassischen Spiele gebe. Die
„Siedler von Catan“ erreichten
weltweit nach wie vor Produktionszahlen
von vier bis fünf
Millionen. Pro Jahr. „Azul“ liege
auch schon bei über einer
Million. Durchschnittliche Auflagen
aber lägen weit darunter,
zwischen 3000 und 5000.
Trotzdem hat die Digitalisierung
natürlich Auswirkungen,
etwa mit dem Trend zum multimedialen
Crossover – also
zweifache Ausführungen in analog
und digital. Oder dadurch,
dass sich Spiele-Erfindern neue
Möglichkeiten eröffneten. Waren
sie früher darauf angewiesen,
dass Verlage ihre Idee annahmen,
stünden ihnen heute
Plattformen wie „Kickstarter“
zum Crowdfunding zur Verfügung.
„Immer stärker“ machen
sich diese Kleinstverleger bemerkbar
in der Bilanz von Ludo
Fact, wie Walz betont.
Pläne? Mit dem Zukauf von
Firmen in den USA, in Tschechien
und der Mehrheitsbeteiligung
bei einer Digitaldruckerei
steckt Ludo Fact, genauer gesagt:
die HW-Holding, zu der die
GmbH gehört, mitten in einer
Expansionsphase. In Rumänien
wird bald eine Produktion für
Holzteile eröffnet. Dass er in Zukunft
auch die Kunststoffteile,
derzeit noch aus China bezogen,
selbst produzieren möchte, daraus
macht Walz kein Geheimnis.
Der höheren Flexibilität wegen,
um den „unökologisch-langen“
Transportweg einzusparen
und um die Wertschöpfungskette
noch mehr zu verlängern.
Integration von Höhn läuft
Unlängst kam auch noch Höhn
dazu, der Ulmer Spezialist für
Verpackungen und Displays, der
vergangenen Herbst Insolvenz
anmelden musste. Die Integration
des Traditionsunternehmens
ist in vollem Gange. Walz
ist zuversichtlich, dass die Belegschaft
von derzeit 109 bis
Ende des Jahres schon wieder
bei 130 bis 140 Köpfen sein werde.
Man bemühe sich gerade,
gute Mitarbeiter, die gegangen
sind, zurückzuholen.
Sein Optimismus speist sich
nicht zuletzt aus dem guten Namen,
den Höhn hatte. Der Standort
Ulm bleibe erhalten. Synergien?
„Wir bringen Höhn etwa
ein Viertel des Umsatzes.“ [!]
Thomas Vogel
Papier und regenerative Energie
Zur HW-Holding mit ihren
790 Beschäftigten gehören die
Töchter und Partner Ludo Fact,
Ludo Fact (USA), Ludo Packt,
Friedmann Print Data Solution,
Oriens Karton (Tschechien),
Höhn sowie Vento Ludens.
Letztere beackert das Feld der
regenerativen Energien.
Mit der Verarbeitung von
Papier erwartet die Holding im
laufenden Geschäftsjahr 100
Millionen Euro Umsatz, nächstes
Jahr sollen es zusammen
mit Höhn 120 Millionen sein.
Vento Ludens, 1996 gegründet,
investiert in Wasser- und
Windkraft sowie Photovoltaik.
2019/2020 steht ein Projektvolumen
von 40 bis 50 Millionen
Euro in den Büchern.
Augenscheinlich kümmert
sich der Alleingesellschafter
rechtzeitig um seine Nachfolge.
Zwei seiner drei Kinder sind
in der Gruppe an Bord. Sein
Sohn Fabian Walz ist einer von
drei Geschäftsführern. Seine
Tochter Stephanie Dengler verantwortet
das Marketing. thv