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AJOURE´ Men Magazin November 2019

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AJOURE MEN / PEOPLE<br />

Nach einer grandiosen Weltmeisterschaft<br />

der dt. Nationalelf 2014 in Brasilien<br />

und einem vernichtenden Auftritt<br />

bei der letzten WM, wie zuversichtlich<br />

bist du, dass Jogi das Ruder bei der EM<br />

nochmal rumgerissen bekommt und mit<br />

der künftigen 11 Erfolge erspielen kann?<br />

Es ist ja etwas holprig losgegangen, aber<br />

in so einer Phase des Umbruchs ist das<br />

auch nicht anders zu erwarten. Die Mannschaft<br />

ist wahnsinnig jung und hat noch<br />

nicht die Erfahrung, gleich alles richtig<br />

auf dem Platz umzusetzen. So etwas<br />

braucht Zeit. Die Qualität ist aber wahnsinnig<br />

hoch. Ob es bis 2020 reicht, steht<br />

in den Sternen. Es geht ja nicht darum zu<br />

sagen „wir tragen alle neue Schuhe“, sondern<br />

darum, ein echtes Team zu werden.<br />

Es gibt viele neue Spieler, die integriert<br />

werden müssen. Die Abläufe müssen<br />

blind funktionieren. Das ist ein Prozess.<br />

Es wurden Spieler wie Müller, Boateng<br />

oder Hummels nicht mehr eingeladen<br />

oder in Nationalmannschaft-Rente geschickt.<br />

Dafür neue, junge Spieler geholt.<br />

Jetzt kann man natürlich nicht erwarten,<br />

dass alles in 12 Monaten wieder auf dem<br />

Stand ist, was sich die alte Mannschaft in<br />

10 Jahren erspielt hat.<br />

Wann hast du das Angeln für dich entdeckt<br />

und warum?<br />

2014 war ich als Experte während der<br />

WM in Brasilien zu Gast auf einem<br />

Kreuzfahrtschiff, der Mein Schiff 1, in<br />

Norwegen unterwegs. Da gab es etliche<br />

Tagesausflüge. Nachdem ich die ersten<br />

Tage relativ aktiv unterwegs war, hatte<br />

ich dicke Beine und wollte etwas Ruhigeres<br />

machen. Und ich dachte mir, warum<br />

nicht mal im norwegischen Fjord angeln?<br />

Das hat dann wahnsinnig viel Spaß gemacht<br />

und der Funke hat Feuer gefangen.<br />

Heute bin ich leidenschaftlicher Angler<br />

und habe zwischenzeitlich wirklich alles<br />

dafür getan: Einen Angelschein, einen<br />

Bootsführerschein und natürlich die<br />

entsprechende Ausrüstung. Auch meine<br />

Urlaube richte ich heute weitestgehend<br />

danach aus.<br />

Du hast so viel erlebt, bist wie du selbst<br />

sagst durch die Scheiße gegangen, warst<br />

aber auch Voll-Profi und hast sicherlich<br />

mehr erlebt als andere in zwei Leben.<br />

Wie hast du das alles geschafft und noch<br />

viel wichtiger, hast du dir aus all deinen<br />

Erlebnissen was mitnehmen können, das<br />

dir oder sogar anderen in schweren Situationen<br />

hilft?<br />

Ja, gute Frage! Ich glaube, dass das viel<br />

mit dem Naturell eines jeden selbst zu<br />

tun hat, wie man mit dem Leben umgeht.<br />

Keine Ahnung, was meine Eltern richtig<br />

gemacht haben, aber ich bin eigentlich<br />

immer positiv und nie schlecht gelaunt.<br />

Natürlich habe ich im Laufe meiner Karriere<br />

auch die nötige Skepsis gelernt, die<br />

einen davor bewahrt, wirklich ernsthafte<br />

Fehler oder eben Fehler zum zweiten Mal<br />

zu machen. Es gibt aber viele <strong>Men</strong>schen,<br />

denen es deutlich schlechter geht. Ich<br />

habe ein Dach über dem Kopf, zwei gesunde<br />

Kinder, habe beruflich vieles richtig<br />

gemacht und durfte vieles erleben, was<br />

den meisten <strong>Men</strong>schen nicht widerfährt.<br />

Ich war und bin immer im positiven Sinne<br />

kämpferisch. Ich stelle keine Probleme<br />

fest, sondern suche nach Lösungen. Auch<br />

nach Verletzungen war ich immer ein lösungsorientierter<br />

<strong>Men</strong>sch, der die Chance<br />

gesehen hat, daran zu wachsen.<br />

Was ist dir im Moment am wichtigsten<br />

und warum?<br />

Natürlich meine Kinder. Warum brauche<br />

ich, glaube ich, nicht weiter zu erklären.<br />

Die Arbeit, die unser Leben ermöglicht,<br />

bringt mit sich, dass ich viel unterwegs<br />

und von ihnen getrennt bin. Es sind aber<br />

die Momente, auf der Couch zu kuscheln,<br />

sich zu kabbeln und Quatsch zu machen,<br />

die wirklich zählen.<br />

Mit 39 Jahren bist du in einer Generation<br />

zwischen Radio/Fernsehen und<br />

Social-Media/YouTube etc. Welche Zeitepoche<br />

findest du persönlich besser und<br />

warum?<br />

Das kann ich so klar gar nicht sagen. Ich<br />

bin sehr froh, als junger Fußballprofi und<br />

Mann in einer Zeit gelebt zu haben, in der<br />

Social-Media noch in den Kinderschuhen<br />

stand. Heute ist man einfach absolut<br />

gläsern. Du kannst nichts mehr tun, ohne<br />

dass es gesehen und entsprechend beurteilt<br />

wird.<br />

Andererseits bietet Social-Media eine<br />

unfassbare Möglichkeit der Vermarktung.<br />

Und die Nähe und Interaktion zu<br />

und mit den Fans würde ich auch auf der<br />

Haben-Seite sehen. Ich war immer schon<br />

sehr kommunikativ und interagierend.<br />

Klar hätte ich gerne auch den einen oder<br />

anderen Euro durch eine bessere Vermarktung<br />

verdient. Aber ich bin auch<br />

sehr froh, ein paar Nächte im Rausch erlebt<br />

zu haben, die keiner mitbekommen<br />

hat. (lacht)<br />

FIFA auf der Playstation hast du sicherlich<br />

auch schon gespielt. Schaust du dir<br />

auch E-Sport-Meisterschaften in FIFA<br />

an? Wie stehst du allgemein zum Trend,<br />

dass ein FIFA E-Sportler genauso viel<br />

Anerkennung bekommt, wie ein echter<br />

Fußball-Profi?<br />

Nein. Ich spiel das zwar auch, und sogar<br />

mein Sohn spielt es schon dann und<br />

wann. Eine Meisterschaft habe ich jedoch<br />

noch nie gesehen. Es ist einfach<br />

eine Welt, die mir fremd ist und in der<br />

ich nie angekommen bin. Man muss aber<br />

anerkennen, dass das eine unfassbar große<br />

Community ist. Bemerkenswert, dass<br />

sich ein Spieler von Hunderttausenden<br />

am Ende durchsetzt. Das ist aber wohl<br />

der Zeitgeist, in einer für mich abstrusen<br />

und abstrakten Welt zu interagieren.<br />

Dennoch glaube ich, dass es hundertmal<br />

schwieriger ist, im echten Leben auf dem<br />

Platz erfolgreich zu sein.<br />

Wo siehst du dich selbst in 5 Jahren?<br />

Ich hoffe, ein wenig stationärer. Ich würde<br />

sehr gern als Trainer im Nachwuchsbereich<br />

arbeiten. Fußball mitzuentwickeln<br />

wäre ein Traum für mich. Junge Spieler<br />

an die Hand zu nehmen. Ich mache das,<br />

was ich jetzt tue, wirklich gern, reise aber<br />

ständig. Ich möchte das langfristig angehen<br />

und habe bereits alle Nachwuchsund<br />

Amateurlizenzen in der Tasche. Damit<br />

könnte ich sogar als Co-Trainer in<br />

der Bundesliga arbeiten. Ich müsste mit<br />

meinem Verein (dem BVB) sprechen und<br />

die Zeit haben, mich wirklich darum zu<br />

kümmern. Es wird aber sicher alles so,<br />

wie ich es mir vorstelle, wenn ich mich<br />

einmal wirklich dahinterklemme.<br />

AJOURE MEN MAGAZIN SEITE: 54 | NOVEMBER <strong>2019</strong>

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