AJOURE´ Magazin November 2019
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AJOURE / FOOD<br />
Nicht ganz so gut sieht es leider mit Pestiziden aus: Auch Biomilch<br />
kann Spuren davon aufweisen! Der Grund sind aber nicht betrügerische<br />
Aktivitäten, sondern die Vorfahren der Bio-Bauern. Weil sie<br />
noch Pestizide verwendeten, enthält der Boden deren Rückstände.<br />
Grasen die Kühe auf diesem Boden, lässt sich kaum verhindern,<br />
dass etwas davon in ihr Futter gerät. Doch keine Panik: Die Belastung<br />
bleibt stets weit unter den zulässigen Grenzwerten.<br />
Billig-Bio versus Premiumqualität?<br />
Mittlerweile tauchen Bioprodukte sogar schon im Discounter auf<br />
und sind damit für eine breite Masse erschwinglich geworden. Damit<br />
einher gehen aber auch Ängste, das sei lediglich Augenwischerei.<br />
Zum Glück darf sich nicht alles in der EU einfach Bio nennen.<br />
Vielmehr schreibt die EU-Öko-Verordnung vor, was geht und was<br />
nicht. Zwar unterwerfen sich die alteingesessenen Bioverbände wie<br />
Demeter oder auch Naturland weit strengeren Regeln. Bio ist aber<br />
trotzdem alles. Denn immer geht es hier den Tieren besser als in<br />
konventioneller Landwirtschaft.<br />
Was die Supermarktmilch angeht, ist einer der wenigen deutschen<br />
Premium-Bioanbieter mittlerweile ebenfalls bei Lidl vertreten: Bioland<br />
gehört seit wenigen Monaten zur Stammausstattung des Discounters.<br />
Bio kaufen - darauf musst du achten<br />
Weitere Bezugsquellen für Biomilch sind die Höfe direkt, Wochenmärkte,<br />
Reformhäuser oder Naturkostläden. Achte hier auch auf<br />
die Milchart, denn es gibt Unterschiede. Besonders Schwangere<br />
und Kleinkinder sollten keine Rohmilch trinken. Sie ist unbehandelt<br />
und enthält eventuell Keime, die Menschen schaden, deren Immunsystem<br />
geschwächt oder noch nicht voll ausgebildet ist. Auch<br />
Vorzugsmilch ist dann tabu.<br />
Besser bekömmlich ist erhitzte Milch. Hier gibt es Unterschiede,<br />
die du auch bei herkömmlicher Milch findest.<br />
+ Frischmilch = pasteurisiert: wurde kurz auf über 70 Grad erhitzt.<br />
Haltbar bis zu zehn Tage.<br />
+ Extended Shelf Life: ESL, kurz auf maximal 127 Grad erhitzt.<br />
Haltbar bis zu drei Wochen.<br />
+ H-Milch, auf mindestens 135 Grad erhitzt. Ungeöffnet haltbar bis<br />
zu sechs Monate.<br />
Welche Biosiegel gibt es?<br />
Die zahllosen Biosiegel wirken manchmal etwas unübersichtlich.<br />
Im Prinzip ist es aber einfach: Es gibt das EU-Siegel, das ist Pflicht<br />
für alle Bioprodukte in der EU. Dann gibt es ein Ländersiegel. Das<br />
deutsche Bio-Siegel findet sich daher meist zusätzlich zum EU-Siegel.<br />
Hinzu kommen oft noch deutsche Bioverbände mit ihrem Logo,<br />
etwa das von Demeter oder Naturland.<br />
Biomilch als Frage der Ethik<br />
Wem besonders das Tierwohl am Herzen liegt, der kommt an Bio<br />
nicht vorbei. Denn hier geht es den Tieren nachweislich besser als<br />
in Massentierhaltung. Kurz gefasst ergeben sich einige wesentliche<br />
Vorteile, von denen ein Biorind profitiert:<br />
+ mehr Platz<br />
+ viel Auslauf / Zeit draußen<br />
+ Hörner nicht gestutzt<br />
+ Ernährung besser<br />
+ Ausschluss von Zusatzstoffen<br />
Interessant für die Qualität der Milch sind vor allem die Punkte<br />
Ernährung und Auslauf. Eine Kuh, die auf die Weide kann, wird<br />
dort grasen. Was zugefüttert wird, besteht zu einem hohen Anteil<br />
aus Raufutter - und zu 100 % aus Bioanbau. Es enthält also keine<br />
Gentechnik, keine schädlichen Dünger und stammt zu 60 % aus der<br />
Region, belastet demnach nicht die Umwelt.<br />
Bio ist also nicht nur für dich gesünder. Es ist dies vor allem für die<br />
Tiere, die dir ihre Milch geben. Das liegt auch an den Vorschriften<br />
zur Stallhaltung.<br />
Bei konventioneller Kuhhaltung gibt es kaum Regeln, wie viel Platz<br />
die Kühe haben sollten. Bei Bio hingegen gibt es dazu Vorschriften.<br />
Im Stall ist es ein bisschen mehr - Minimum sechs Quadratmeter -<br />
als draußen, wo die Kuh mindestens viereinhalb Quadratmeter zur<br />
Verfügung hat. Außerdem sollten die Tiere Auslauf haben, sie dürfen<br />
also regelmäßig auf die Weide. Geht das nicht, sollten sie eine<br />
Freifläche für Auslauf haben.<br />
Antibiotika<br />
Antibiotika-Rückstände sind bei Bio und herkömmlicher Milch<br />
gleich, denn sie sollten überhaupt nicht vorhanden sein. Geht alles<br />
mit rechten Dingen zu, kaufen Molkereien die Milch nämlich nicht,<br />
wenn sie Reste von Antibiotika darin finden. Hier hat Bio darum<br />
keinen Vorteil gegenüber konventioneller Milch.<br />
Bio und die Umwelt - wie nachhaltig ist Bio?<br />
Hier finden sich die meisten Skeptiker, denn diese Frage ist für einen<br />
Laien nicht leicht zu durchschauen. Da passt es gut, dass Stiftung Warentest<br />
in der Ausgabe 10 des Jahres 2017 auch Biomilch getestet hat,<br />
und zwar auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit.<br />
Weniger nachhaltig waren bekannte konventionelle Marken, etwa<br />
Weihenstephan. Große Nachhaltigkeit bescheinigte die Stiftung<br />
hingegen vor allem Biomilch. Produkte wie die Gläserne Molkerei,<br />
Dennree oder auch Zulieferer für die Supermärkte Aldi, Rewe, Lidl<br />
und Penny bekamen eine gute Nachhaltigkeit bescheinigt.<br />
Fazit<br />
Biomilch ist in jeder Variante besser als solche aus konventioneller<br />
Produktion. Selbst die weniger strenge EU-Öko-Verordnung achtet<br />
auf gewisse Regeln, die sich auf den Inhalt der Biomilch auswirken.<br />
Weil Biorinder anders gefüttert werden, enthält deren Milch mehr<br />
wertvolle Omega-3-Fettsäuren. Darüber hinaus ist die Tierhaltung in<br />
Bio-Betrieben eindeutig besser als in normalen Landwirtschaftsställen.<br />
Preislich ist Biomilch mittlerweile erschwinglich auch für Menschen<br />
mit schmalem Geldbeutel. Deshalb ist Biomilch erste Wahl,<br />
wenn du auf deine Ernährung achten möchtest.<br />
Wenn du noch einen Schritt weiter gehen möchtest, kannst du auch<br />
auf pflanzliche Milch-Alternativen zurückgreifen. Egal ob Soja-, Hafer-,<br />
Reis- oder Mandelmilch – die Auswahl ist inzwischen so groß,<br />
dass für jeden Geschmack der passende Milchersatz dabei ist. Außerdem<br />
sind sie mittlerweile in fast jedem Supermarkt erhältlich – probiere<br />
es doch einfach mal aus!<br />
AJOURE MAGAZIN SEITE: 57 | NOVEMBER <strong>2019</strong>