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WOLL Magazin Meschede Bestwig Olsberg Herbst 2019 Sauerland

Magazin für die Sauerländer Lebensart

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<strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong><br />

27<br />

Worte, Orte, Land und Leute.<br />

Ausgabe für<br />

Arnsberg<br />

Sundern<br />

Ense<br />

Wunderbarer <strong>Herbst</strong><br />

im <strong>Sauerland</strong><br />

Arnsberger Aussichtsroute<br />

Sundern: Samba aus dem <strong>Sauerland</strong><br />

Enser Treckerliebe<br />

Neu: <strong>WOLL</strong> mit<br />

digitalem WOW-Effekt<br />

<strong>WOLL</strong> - mit Herz und Hand von


Aktionspreise<br />

im Werksverkauf!<br />

Werktags: 10 -- 18 Uhr<br />

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Eiche mit natürlicher Baumkante, 2000 x x 1000 mm, 27 27 mm stark, gebürstet, ohne Stahlprofile, mit Entlastungsrillen auf auf der Unterseite, fertig geölt. Gesamthöhe Tisch<br />

rd. rd. 76 76 cm cm inkl. Gestell, U-Profil, Höhe 720 mm, Breite 780 mm, Material 100 x x 40 40 mm, Stahl, schwarz lackiert. Tisch bei bei Übergabe demontiert. Abholpreis ab ab Lager<br />

<strong>Meschede</strong>-Freienohl. Das Angebot ist ist freibleibend und gilt nur so so lange der Vorrat reicht. Abgebildete Deko && Stühle sind nicht Bestandteil des Angebots. Die Stühle finden<br />

Sie Sie auch in in unserem Showroom. Weitere Ausführungen und Maße sowie alternative Gestellvarianten sind lieferbar. Informationen erhalten Sie Sie bei bei einem Besuch in in unserer<br />

Ausstellung. Wir freuen uns auf auf Sie Sie und beraten Sie Sie gern persönlich!<br />

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Liebe Leserinnen und Leser,<br />

in dieser Ausgabe werfen wir u. a. einen Blick in die Gemeinde Ense. Sie ist<br />

in diesem Jahr 50 Jahr alt geworden. Unsere Nachbarn feiern Schützenfest<br />

übrigens genauso gern wie wir, haben wir in Lüttringen-Höingen erfahren.<br />

Anzupacken und zu helfen, ist auch für die Enser eine Selbstverständlichkeit,<br />

zum Beispiel bei den Mitarbeitern des Lindenhofs. Bei den Enser<br />

Oldtimerfreunden haben wir uns ebenfalls umgesehen und sind angesichts<br />

deren Sammlung ganz schön ins Staunen gekommen.<br />

Einer, der beruflich viel in Europa und den USA unterwegs ist, aber das<br />

<strong>Sauerland</strong> und speziell Arnsberg sein Zuhause nennt, ist der Bundestagsabgeordnete<br />

Friedrich Merz. Seine Antworten auf unsere Fragen, waren - wie<br />

man das von ihm kennt - klar und deutlich. So weiß der Finanz- und Wirtschaftsexperte<br />

auch, dass sich in den letzten 30 Jahren im <strong>Sauerland</strong> eine<br />

Menge getan hat. So kommt z. B. „Auf Bergheim“ im Konzept der Arnsberger<br />

Gewerbegebiete eine besondere Bedeutung zu. Wir waren wir dort<br />

unterwegs und fanden ein Paradebeispiel für das Wohnen und Arbeiten an<br />

einem Ort.<br />

Die kleinen Orte werden von uns nicht übersehen. Waren Sie schon mal<br />

in Bönkhausen? Nein? Schade, denn das lohnt. Ein kleiner, feiner Ort mit<br />

einer großen Bergbau-Tradition und vielen Geschichten.<br />

Viel Interessantes haben wir wieder für Sie zusammengestellt. Neben unserer<br />

Berichterstattung bieten wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, von<br />

nun an etwas ganz Besonderes, ein ganz neues <strong>WOLL</strong>-Erlebnis. Und zwar<br />

mit unserer App AXAR in Form von „Augmented Reality“. Das bedeutet<br />

für Sie: Bei ausgewählten Bildern können Sie mit Ihrem Smartphone oder<br />

Tablet Bilderstrecken, Grafiken und Videos digital zum Artikel anschauen<br />

und anhören. Print mit digitalem WOW-Effekt, mehr darüber lesen Sie im<br />

Innern.<br />

Viel Spaß bei der Lektüre<br />

Paul Senske<br />

Chefredakteur<br />

Kontakt:<br />

www.woll-magazin.de<br />

redaktion-ans@woll-magazin.de<br />

facebook.com/<strong>WOLL</strong>.Arnsberg.Sundern<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 3


WIR MACHEN<br />

HEAVY<br />

METAL<br />

4 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong><br />

BEWIRB DICH JETZT<br />

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78<br />

22<br />

54<br />

<strong>Magazin</strong> für die Sauerländer Lebensart<br />

<strong>WOLL</strong><br />

Worte, Orte, Land und Leute<br />

06 Die neue AXAR App für <strong>WOLL</strong><br />

08 Medientechniker aus dem <strong>Sauerland</strong><br />

11 Kleine Geschichten<br />

12 Imagefilm und Produkt-Präsentationen<br />

14 Ortsportrait Bönkhausen<br />

18 Das geheime Leben der Käfer<br />

21 Hasse chehört<br />

22 Samba aus dem <strong>Sauerland</strong><br />

24 Romantisch und „wild“ in Kallenhardt<br />

28 Flüchtlinge werden Nachbarn in Ense<br />

31 Pilgern auf dem Camino<br />

32 Interview mit Friedrich Merz<br />

36 Sauerländer Superfood<br />

39 Sauerländer Literaturtag<br />

40 Kaffeegenuss aus aller Welt<br />

42 Der Mensch dahinter: Die Tagesmutter<br />

45 Fern-<strong>WOLL</strong><br />

46 Drohneneinsatz bei der Feuerwehr<br />

48 Logistikunternehmen JUMA weltweit<br />

52 Was tun gegen den Einwohnerschwund<br />

54 Treckerliebe<br />

58 Mit und ohne Motor durchs <strong>Sauerland</strong><br />

60 Kuhschiss-Hagen und der Megasport<br />

64 Schuhe für Tansania<br />

67 Impressum<br />

68 Frauen-Ensemble Arnsberg<br />

70 Ortsportrait: Lüttringen-Hünningen<br />

74 Almhütte mit Herz und Tradition<br />

76 <strong>Sauerland</strong>museum spielt jetzt in anderer Liga<br />

78 Zu Fuß rund um Arnsberg<br />

82 Die Engel aus Hüsten<br />

84 Von Rumbeck in die große Fußballwelt<br />

86 Kleine Richtergeschichten<br />

88 Wenn der Esel grinst, ist es Pielsticker<br />

92 Kampf unter Wasser<br />

94 Bergheim zieht Unternehmen an<br />

98 Traditionsunternehmen seit 140 jahren<br />

99 Optimale Lösungen aus Neheim-Bergheim<br />

100 Mit Cloer-Waffeleisen zur perfekten Waffel<br />

102 Bunte Truppe, bunte Stücke<br />

104 Sport für Menschen in Pantoffelnähe<br />

106 Altersglühen in Arnsberg<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 5


Neuer WO(W)LL- Effekt dank moderner App<br />

<strong>WOLL</strong> erweitert ab jetzt ihre Realität<br />

Anne von Heydebrand<br />

I<br />

ch sehe Sie gerade vor mir: Sie sitzen auf dem Sofa, in Ihrem Sessel oder am Esstisch. Sie<br />

haben es sich gemütlich gemacht. Vor Ihnen steht vielleicht gerade ein Kaffee und Sie blättern<br />

nichtsahnend durch die aktuelle Ausgabe des <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong>s. Stellen Sie sich jetzt<br />

mal vor, die Fotos erwachen plötzlich wie durch Zauberhand zum Leben! Da kann einem vor<br />

Schreck schon mal der Kaffee-Pott aus der Hand fallen, woll?!<br />

AXAR-App kostenlos erhältlich im Google Play Store für Android<br />

ab Anfang September <strong>2019</strong> und im Apple App-Store für IOS vorr.<br />

ab Mitte September <strong>2019</strong>:<br />

https://android.axar.app<br />

https://ios.axar.app<br />

6 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Was klingt wie ein Ausschnitt aus<br />

einem Harry-Potter-Film, ist absolut<br />

real. Naja fast! Denn wir können ab<br />

sofort Ihre Realität erweitern und<br />

Ihnen noch mehr Spaß am Lesen<br />

geben. AUGMENTED REALITY<br />

nennt sich das im Fachjargon. Und<br />

alles, was Sie dafür brauchen, ist<br />

ein Smartphone oder Tablet, diese<br />

Gebrauchsanweisung und unsere neue<br />

App AXAR, die Sie sich ab sofort –<br />

und völlig kostenlos – in ihrem Appoder<br />

Googla PlayStore herunterladen<br />

können.<br />

Was ist Augmented Reality?<br />

Augmented Reality – oder auf<br />

Deutsch: erweiterte Realität – ist<br />

eine Technologie, die die Realität mit<br />

zusätzlichen Informationen anreichert<br />

und einen echten Mehrwert<br />

bietet. Augmented Reality hat bereits<br />

in vielen Bereichen Einzug erhalten.<br />

Nun nutzen wir diese Möglichkeit,<br />

um Ihnen noch mehr Infotainment<br />

zu bieten. Dank unserer neuen App<br />

und einer innovativen Bilderkennung,<br />

werden aus eindimensionalen Bildern<br />

spannende 3D-Simulationen, interaktive<br />

Fotogalerien oder mitreißende<br />

Videos. So sehen Sie noch mehr<br />

W(orte) O(rte) L(and) L(eute).<br />

Und wie funktioniert‘s?<br />

Sind Sie neugierig geworden? – Dann<br />

öffnen Sie am besten sofort den App-<br />

Store auf Ihrem Smartphone oder<br />

Tablet und laden Sie sich die kostenfreie<br />

App AXAR herunter. Es kann sofort<br />

losgehen! Öffnen Sie die App und<br />

halten Sie das Smartphone über die<br />

Fotos, die mit einem AXAR-Icon gekennzeichnet<br />

sind. Sobald das Smartphone<br />

das Motiv erkennt, erwachen<br />

die Bilder zum Leben. Sie erhalten<br />

von nun an spannende Neuigkeiten<br />

aus unserer Region und Hintergrundinformationen<br />

zu unseren Artikeln<br />

und Werbepartnern. Probieren Sie es<br />

einfach mal selbst aus und lassen Sie<br />

Ihr Smartphone über das neue <strong>Magazin</strong><br />

schweben. Es lohnt sich!<br />

Wir wünschen Ihnen viel Spaß! ■<br />

GEWINN<br />

SPIEL<br />

PREISE IM GESAMTWERT VON ÜBER € 600,- !!<br />

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Finden oder raten Sie das Lösungswort<br />

(ein typisches Sauerländer Wort)<br />

Gewinnspiel mit der AXAR App<br />

1. Preis: Ein 250,- Euro Verzehrgutschein von Hotel/Restaurant Luckai in Freienohl<br />

2. Preis: Ein 200,- Euro Warengutschein von Modehaus Heide in <strong>Meschede</strong><br />

3. Preis: Ein 100,- Euro Warengutschein von Modehaus Heide in <strong>Meschede</strong><br />

4. - 10 Preis Je ein Buch “Sauerländer - besser geht´s nicht” ODER<br />

“Sollteste kennen” ODER “Es gab einmal einen Ort der hieß...”<br />

So können Sie mitmachen:<br />

Raten Sie das Lösungswort oder besser: nutzen Sie die neue AXAR App. In den Bildergalerien, die Sie über die App auf Ihrem Smartphone ansehen können,<br />

sind teilweise die Buchstaben für das Lösungswort versteckt.<br />

Haben Sie das Lösungswort komplett, schicken Sie uns eine E-Mail mit Ihrer vollständigen Adresse an gewinnspiel@axo.media mit dem Betreff “AXAR.”<br />

Sie können uns auch eine Karte oder einen Brief schreiben: <strong>WOLL</strong> c/o axo.media west GmbH, AXAR, Stiftsplatz 6, 59872 <strong>Meschede</strong>.<br />

Einsendeschluss ist der 30. November <strong>2019</strong>. Bei mehreren richtigen Einsendungen entscheidet das Los.<br />

Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahme ab 18 Jahre.<br />

Weitere Teilnahmebedingungen unter www.axo.media/teilnahmebedingungen Datenschutzbedingungen unter www.axo.media/j/privacy<br />

Dieses ist ein Gewinnspiel der axo.media west GmbH. Viel Spaß beim Mitmachen und viel Glück wünscht Ihnen das <strong>WOLL</strong>-Team!<br />

axaR<br />

augmented reality<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 7


- Anzeige -<br />

„Was man erlebt, begleitet<br />

einen für immer“<br />

Medientechniker aus dem <strong>Sauerland</strong> entwickelt<br />

moderne App exklusiv für <strong>WOLL</strong><br />

Anne von Heydebrand<br />

Jürgen Eckert<br />

8 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Virtuelle Realität mit einer 3D-Brille erleben<br />

Der Freienohler Niklas Petau entwickelte die AXAR App<br />

Das Silicon Valley zählt<br />

zu den bedeutendsten<br />

Standorten der IT- und<br />

Hightech-Industrie weltweit. Aber<br />

erfahrene IT-Spezialisten kommen<br />

nicht immer aus dem sonnigen<br />

Kalifornien. Manchmal findet man<br />

sie auch bei uns im <strong>Sauerland</strong>.<br />

Oder genauer: in der Musikkapelle<br />

auf dem Schützenfest in Freienohl.<br />

So wie Niklas Petau, der exklusiv<br />

für <strong>WOLL</strong> eine moderne APP entwickelt<br />

hat.<br />

Augmented Reality-App<br />

bringt die <strong>WOLL</strong>-Leser<br />

interaktiv ins Spiel<br />

Niklas Petau arbeitet für die Wuppertaler<br />

Agentur REALTIME DEPART-<br />

MENT. Dort hat er exklusiv für<br />

<strong>WOLL</strong> die App AXAR entwickelt.<br />

Eine kostenlose Augmented Reality-App,<br />

die Printmedien in das digitale<br />

Zeitalter beamt. Genau das Richtige<br />

für <strong>WOLL</strong>, denn unsere Leser<br />

können sich ab sofort mit ihrem<br />

Smartphone oder dem Tablet interaktiv<br />

ins Spiel bringen. Dank der App<br />

und einer innovativen Bilderkennung<br />

werden plötzlich aus eindimensionalen<br />

Bildern spannende 3D-Simulationen,<br />

interaktive Fotogalerien oder<br />

mitreißende Videos. Überall dort, wo<br />

ein AXAR-Icon abgebildet ist, lohnt<br />

sich ein Blick mit der App.<br />

„Augmented Reality soll Spaß<br />

machen und ist eine spannende<br />

Möglichkeit Informationen zu<br />

vermitteln“, erklärt Niklas Petau und<br />

spricht aus Erfahrung. „Die Menschen<br />

möchten mitmachen, anstatt<br />

nur zuzusehen. Sie wollen begeistert<br />

werden und nicht nur informiert.“<br />

Innovative Ideen und<br />

internationale Erfolge<br />

Diesen Anspruch haben sich der<br />

29-Jährige und die Firma REAL-<br />

TIME DEPARTMENT auf die<br />

Fahne geschrieben und sie setzen ihn<br />

seit über acht Jahren erfolgreich um.<br />

Die digitale Medienproduktion aus<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 9


- Anzeige -<br />

Wuppertal, deren Logo ein Feuerwehrmann ziert, sieht sich selbst<br />

als Eingreiftruppe. „Wenn andere Agenturen an ihre digitalen Grenzen<br />

kommen, kommen wir zum Einsatz“, beschreibt Niklas Petau<br />

den Aufgabenbereich der Firma. Damit sorgen sie sogar international<br />

für Furore und zählen Firmen wie PORSCHE zu ihren Kunden.<br />

Auf der EXPO 2017 in Kasachstan statteten sie sogar den Pavillon<br />

der Gastgeber mit insgesamt sechs interaktiven Installationen aus.<br />

Die Hauptkunden sind allerdings Firmen aus Industrie und<br />

Technologie, die bei Präsentationen einen besonderen Eindruck<br />

hinterlassen wollen. „Wir entwickeln Installationen für Messen,<br />

Events, Showrooms und Geschäfte, die den Besucher zu einem<br />

Bestandteil des Markenerlebnisses machen. Natürlich ist es wichtig,<br />

die notwendigen Informationen zu vermitteln. Doch was man nur<br />

hört oder sieht, ist schnell vergessen. Was man hingegen erlebt,<br />

begleitet einen für immer“, meint Petau und sieht damit vor allem<br />

bei Messepräsentationen einen enormen Vorteil gegenüber statischen<br />

Präsentationen. „Wir berechnen das Bild in dem Moment,<br />

in dem wir es zeigen. Das heißt, dass wir auch spontan handeln<br />

und Präsentationen und Installationen im Notfall kurzfristig<br />

ändern können. Auch das ist bei Imagefilmen nicht möglich“,<br />

erklärt der studierte Medientechniker. „Unsere Kunden bekommen<br />

anschließend die Messepräsentation als Tablet-Version, die den<br />

nachfolgenden Vertrieb bei ihrer Arbeit unterstützt.“<br />

Von Konzept bis<br />

Hardwarerealisierung<br />

REALTIME<br />

DEPARTMENT GMBH<br />

Oberdörnen 17<br />

42283 Wuppertal<br />

Realtime Department<br />

realisierte sechs interaktive<br />

Installationen des Gastgeberpavillons<br />

Kasachstan<br />

auf der EXPO 2017<br />

Um die Wünsche und die Geschichten der Firmen optimal umzusetzen,<br />

arbeitet REALTIME DEPARTMENT eng mit dem Kunden<br />

zusammen. Von ersten Konzepten, bis hin zur Hardwarerealisierung<br />

steht ihnen ein zehnköpfiges Expertenteam zur Seite. „Wir sind in<br />

unserem Team sehr breit aufgestellt und arbeiten interdisziplinär.<br />

Hier arbeiten Medieninformatiker, Medientechniker und Kommunikationsdesigner.<br />

Außerdem arbeiten wir mit Freelancern zusammen,<br />

die in ihren Bereichen echte Profis sind. – Das macht uns<br />

einzigartig“, sagt Niklaus Petau.<br />

Interessierte Firmen sind gerne eingeladen, mit REALTIME<br />

DEPARTMENT Kontakt aufzunehmen.<br />

Weitere Informationen finden Sie unter:<br />

https://www.realtime-department.de ■<br />

Tel. 0202 317387-0<br />

info@realtime-department.de<br />

www.realtime-department.de<br />

10 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Nationalspieler Gerald Asamoah ehrt soziales Engagement<br />

von Enser Jugendlichen<br />

Fußballlegende Gerald Asamoah lud Anfang <strong>2019</strong> die Jugendlichen der<br />

Aufsuchenden Jugendarbeit der Gemeinde Ense in die Arena auf Schalke<br />

ein. Als Botschafter von „Alle Kids sind VIPs“ würdigte er das Engagement<br />

der jugendlichen Projektmacher mit ihrem interkulturellen Treff<br />

„Welcome to Kartoffelländ.“ (Quelle: YouTube)<br />

Hier das ganze Video mit der neuen AXAR App ansehen – einfach mit<br />

der App auf dieses Bild halten und schon geht´s los!<br />

Sollteste kennen:<br />

Unnütze Fakten “<strong>Sauerland</strong>”<br />

(Bastian Struwe)<br />

Der Fliegenpilz<br />

Der <strong>Herbst</strong> ist da und mit ihm die<br />

Pilze in Wald und Feld. Einer von<br />

ihnen fällt mit seinem leuchtend<br />

roten Hut und den weißen Punkten<br />

sofort auf: der Fliegenpilz. Obwohl<br />

er giftig ist, gilt er als eines der<br />

beliebtesten Glückssymbole.<br />

In alter Zeit fing man mit seiner<br />

Hilfe Fliegen und Mücken. Zusammen<br />

mit Zucker legte man die Pilze<br />

dazu in Milch ein. Wirklich als<br />

Fliegentöter taugte er dann aber<br />

doch nicht, denn die Fliegen waren<br />

von seinem Gift lediglich betäubt.<br />

Am liebsten wächst der Fliegenpilz<br />

auf sauren Böden; er bevorzugt die<br />

Nähe von Birken und Fichten. Und<br />

davon haben wir im <strong>Sauerland</strong> -<br />

zum Glück - wirklich genug.<br />

(cz)<br />

555 mal Staunen und Beömmeln:<br />

Bastian Struwes frisch aufgelegtes<br />

Buch „Sollteste kennen: 555 Fakten<br />

‘<strong>Sauerland</strong>’“ zeigt das <strong>Sauerland</strong>, wie<br />

es (noch) nicht jeder kennt.<br />

Erschienen im <strong>WOLL</strong>-Verlag. 192<br />

Seiten mit vielen Illustrationen<br />

14,90€ ISBN: 978-3-943681-85-7<br />

Musste machen:<br />

Kartoffelbraten<br />

Seit mehr als 400 Jahren werden im <strong>Sauerland</strong> zur Erntezeit Kartoffeln<br />

im Feuer gebraten. Dazu Kräuterbutter und ein lecker Pils – Herz, was<br />

willst du mehr. Und später dann wird sich um das Feuer gesetzt und<br />

über Gott und die Welt gequasselt. Hach, das Leben kann so schön sein!<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 11


- Anzeige -<br />

Volker Krayl (links) und Henning Brod bei einer Produktion im eigenen Filmstudio in Oeventrop.<br />

Imagefilme und Produkt-Präsentationen:<br />

Fullscreen Productions weiß, worauf es bei Bewegtbildern ankommt.<br />

Nicola Collas<br />

Jürgen Eckert<br />

<strong>Sauerland</strong> trifft Kohlenpott: Volker Krayl aus Arnsberg<br />

und Henning Brod aus Bochum haben sich in<br />

Südafrika kennengelernt und Anfang dieses Jahres<br />

in Oeventrop die Firma fullscreen.productions gegründet,<br />

die sich auf Bewegtbilder und Filme spezialisiert hat.<br />

2011 waren die beiden zufällig in Kapstadt von derselben<br />

Agentur für die Filmproduktion zur Produkteinführung<br />

eines neuen Sportwagens eines bekannten deutschen Automobilherstellers<br />

gebucht. Ein Jahr später saßen sie erstmals<br />

als gemeinsam gebuchtes Team für ein anderes Filmprojekt<br />

zusammen auf Gran Canaria. Von da an arbeiteten die beiden<br />

mehrmals im Jahr für weitere verschiedene Projekte zusammen.<br />

Henning Brod als Kameramann und Volker Krayl in<br />

der Post-Produktion, also im Bereich Schnitt und Animation.<br />

„Wir haben schnell gemerkt, dass wir uns gut ergänzen. Wir<br />

wissen beide genau, worauf es bei der Erstellung von Bewegtbild<br />

ankommt, sodass am Ende ein gutes Produkt dabei<br />

herauskommt“, erklärt Henning Brod, der vor 20 Jahren als<br />

Mediengestalter anfing und mittlerweile auf eine jahrelange<br />

Erfahrung als Kameramann zurückblicken kann.<br />

Und so beschlossen die beiden, sich mit einer GbR selbstständig<br />

zu machen. „Wir hatten Glück, dass wir hier in<br />

Oeventrop in der Halle der ehemaligen Stuhlfabrik Germania<br />

tolle Büroräume gefunden haben“, erzählt Volker Krayl,<br />

der nach seinem Nachrichtentechnik-Studium Anfang der<br />

90er Jahre erste Erfahrungen beim Lokalradio im Tonschnitt<br />

sammelte, danach nach Köln ging, um dort in<br />

den verschiedensten Bereichen der Medienproduktion zu<br />

arbeiten. Fullscreen.productions ist mit sehr professionellem<br />

Equipment ausgestattet. Henning Brod: „Mit unserem Kamerakran<br />

und programmierbaren Slider können wir ruhige<br />

Kamerafahrten für Produkt- und Imagevideos aufnehmen<br />

und auch interessante Zeitraffer Aufnahmen erstellen.“<br />

12 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Volker Krayl ergänzt: „Je nach Anforderung können wir auf<br />

verschiedene 4K-Kameras zurückgreifen und unseren High<br />

Performance Rechner dann mit dem gedrehten Videomaterial<br />

für die anschließende Postproduktion füttern.“<br />

VR mit Fury in the<br />

Slaughterhouse<br />

Volker und Henning sind auch in den Bereichen Virtual<br />

Reality und Augmented Reality unterwegs. „Wir hatten die<br />

einmalige Chance, mit unserer 360 Grad 3D-Kamera eine<br />

Bandprobe von „Fury in the Slaughterhouse“ aufnehmen zu<br />

dürfen. Betrachtet man sich die Aufnahme davon mit einer<br />

VR-Brille, steht man plötzlich direkt vor dem Sänger, so<br />

nah kommen wir wahrscheinlich nie wieder an die Stars aus<br />

Hannover“, schmunzelt Krayl. Mit dieser Top-Ausstattung<br />

und ihrem Know-how wollen die Partner vor allem mittelständische<br />

Unternehmen im HSK ansprechen, die Bewegtbilder<br />

für Produkte brauchen oder sich in Imagefilmen<br />

vorstellen möchten. Einige Aufträge von Weltmarktführern<br />

im <strong>Sauerland</strong> haben sie in der kurzen Zeit schon bekommen.<br />

Ihr Ziel ist es, noch bekannter zu werden und sich dauerhaft<br />

zu etablieren. Fullscreen und das <strong>Sauerland</strong>, das passt gut<br />

zusammen, finden die beiden: „Die Firmen hier sind ehrlich<br />

Fullscreen und das <strong>Sauerland</strong><br />

und bodenständig<br />

– und das sind wir<br />

auch. Henning Brod<br />

erinnert sich z. B. immer wieder gerne an das ARTE-Feature<br />

über die französischen Brüder Baschet, die die Glasharfe entwickelt<br />

haben und bei dem er als Kameramann mitgewirkt<br />

hat. Volker Krayl hat für Fernsehen, Werbung, Unternehmen<br />

und die Eventbranche gearbeitet. Diese Erfahrung der beiden<br />

spricht dafür, dass sich fullscreen.productions im <strong>Sauerland</strong><br />

einen Namen machen wird. ■<br />

fullscreen.productions<br />

Henning Brod und Volker Krayl<br />

Widayweg 6<br />

59823 Arnsberg<br />

Tel. 0179 / 20 83 13 8<br />

www.fullscreen.productions<br />

video@fullscreen.productions<br />

passen gut zusammen<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 13


Viel mehr als nur ein Durchfahrts-Ort<br />

Große Bergbau-Tradition, Spuren in die große Politik und anziehende<br />

Dorfkapelle: Ein Besuch im kleinen Bönkhausen lohnt sich<br />

Paul Senske<br />

Manfred Haupthoff & Alexander Lucas (Drohnenbild)<br />

14 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


A<br />

uf den ersten Blick ist es ein an der Landstraße<br />

842 zwischen Endorf und Stockum<br />

gelegener, unscheinbarer Ort. Doch<br />

Bönkhausen, eine lebendige Dorfgemeinschaft mit 22<br />

Einwohnern, sieben Familien und Häusern, ist viel<br />

mehr als ein wenig anziehender Durchfahrts-Ort.<br />

Bönkhausen hat vermutlich eine über 1200 Jahre<br />

alte Geschichte, war über Jahrhunderte Teil eines<br />

bedeutenden Silber-, Blei- und Eisenerzreviers und<br />

weist frühe Spuren ins Europaparlament und damit<br />

in die große Politik auf. „Wir führen hier ein beschauliches<br />

Leben und fühlen uns wohl“, sagt Georg<br />

Vollmer<br />

Vollmer ist einer der 22 Einwohner und hat unter<br />

dem Titel „Bönkhausen Eine Zeitreise“eine über 300<br />

Seiten starke Chronik geschrieben, die akribisch und<br />

mit viel Liebe zur Heimat verfasst, auch für Auswärtige<br />

lesenswert und „weitgehend in unabhängige<br />

Kapitel aufgeteilt ist, die je nach Lust und Laune<br />

gelesen werden können“, wie er im Vorwort schreibt.<br />

Wir treffen uns mit Vollmer, seiner Frau Annette und<br />

Josef Mertens auf den Bänken vor der anziehenden<br />

Gedächtniskapelle,<br />

direkt neben der<br />

Mertens-Gasse<br />

an der Landstraße<br />

zwischen Endorf<br />

und Stockum. Diese<br />

Kapelle gehört zum<br />

Hof Mertens und<br />

wurde 1923 zum<br />

Gedächtnis an die im<br />

Ersten Weltkrieg gefallenen<br />

Familienmitglieder gebaut.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 15


Die Dorfbewohner halfen beim Bau, sodass die Kapelle<br />

mit der kleinen Zwiebelhaube mit Glocke eine echte<br />

Dorfkapelle wurde. Nach den Gottesdiensten „wurde an<br />

lauen Sommerabenden ein ausgiebiges Klönchen gehalten,<br />

begleitet vom Quaken der Frösche und Flattern<br />

der Fledermäuse. So wurde die Kapelle ein bevorzugter<br />

Ort der dörflichen Kommunikation“, heißt es in der<br />

Chronik. Die Kapelle ist auch heute noch ein Dorfmittelpunkt.<br />

„Die Kapelle ist seit zwei Jahren wieder<br />

durchgehend geöffnet, das war der Wunsch vieler Menschen“,<br />

betont Josef Mertens. Dreimal am Tag wird<br />

auch heute noch der „Engel des Herrn“ geläutet. „Am<br />

ersten Weihnachtstag treffen sich die Dorfbewohner in<br />

der Kapelle, dann wird gesungen und musiziert“, sagt<br />

Annette Vollmer. „Jeder, der ein Instrument hat, spielt.<br />

Das ist einfach wunderbar.“ Tradition ist auch, dass der<br />

Vorstand und das Königspaar der Endorfer St. Sebastian-Schützen<br />

auf dem Weg zum Schützenfest in Stockum<br />

am Stangenabend in die Kapelle einkehren, eine Messe<br />

feiern und nach einem kleinen Umtrunk anschließend<br />

mit dem Bus weiter nach Stockum fahren. „Wir gehören<br />

zu Endorf, können es aber auch gut mit Stockum“,<br />

erklärt Mertens und fügt mit einem Schmunzeln hinzu:<br />

„Notfalls können wir zwischen beiden Orten auch<br />

vermitteln.“ Über Jahrhunderte hatte Bönkhausen zum<br />

Kirchspiel Stockum gehört, vor 60 Jahren wurde der Ort<br />

„bedingungslos“ in die „Filialkirchengemeinde Endorf<br />

umgepfarrt“. Das hatte auch einen Vorteil, wie es bei<br />

Josef Vollmer heißt: „Die Kirchgänger aus Bönkhausen<br />

tauschten jetzt den Marsch nach Stockum gegen den Spaziergang<br />

nach Endorf ein.“ Auch kommunalpolitisch und<br />

vereinstechnisch ist Bönkhausen mit Endorf liiert und hat<br />

das nie bereut.<br />

Meinolf Mertens ein „Pionier“<br />

im Europa-Parlament<br />

Überregional bekannt wurde Bönkhausen im Jahr 1979.<br />

Wir heißen den <strong>Herbst</strong> Willkommen.<br />

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16 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Damals zog Meinolf Mertens (1923 – 2009), der Vater<br />

von Josef Mertens, ins Europarlament nach Straßburg<br />

und Brüssel ein. Es war die erste Wahl zum Europaparlament.<br />

Zehn Jahre gehörte der CDU-Politiker, der zuvor<br />

auch im Kreis- und Landtag seine Heimat<br />

vertreten hatte, dem Europaparlament<br />

an. Er war damit auch ein<br />

„Pionier“, was die Rechte der<br />

um Emanzipation ringenden<br />

europäischen Volksvertretung<br />

betraf. Der staatlich geprüfte<br />

Landwirt war u. a. Mitglied des<br />

Ausschusses für Landwirtschaft<br />

und kümmerte sich auch um die<br />

Beziehungen zu Südamerika. „Wir<br />

waren in der Familie stolz auf unseren<br />

Vater“, erinnert sich Josef Mertens, eines<br />

von vier Kindern. „Aber unser Vater war selten zu Hause,<br />

unsere Mutter hatte die Last auf dem Hof zu tragen.“<br />

Bergbau von überragender<br />

Bedeutung<br />

Dass früher die Landwirtschaft in dem Ort eine wichtige<br />

Rolle spielte, ist nachzuvollziehen. „Wir fangen jetzt<br />

wieder mit der Landwirtschaft an, natürlich ökologisch“,<br />

erklärt Josef Mertens. „Unser Nachbar Werner Schelte<br />

betreibt eine große Hühnerzucht.“ Neben der Landwirtschaft<br />

war der Bergbau von überragender Bedeutung.<br />

Er lässt sich urkundlich bis 1450 nach weisen.<br />

Bis ins 19. Jahrhundert<br />

gehörte Bönkhausen zu<br />

einem wichtigen Silber-,<br />

Blei- und Eisenerzrevier<br />

im <strong>Sauerland</strong>. Der<br />

Churfürst-Ernst-Stollen ist<br />

der tiefste Stollen im Grubenfeld<br />

„Edler Stein“. Reste des<br />

ehemaligen Bergbaus sind heute<br />

noch zu erahnen. Der „Krähenberg-Stollen“, gewöhnlich<br />

als „Stemmecke-Stollen“ bekannt, wurde früher als<br />

Probestollen zur Erkundung von Erzvorkommen genutzt.<br />

In den letzten Jahren wurde er vom Heimatverein Endorf<br />

in Kooperation mit dem Bergamt der Bezirksregierung zu<br />

einem Besucherstollen hergerichtet und wieder geöffnet.<br />

Die ersten Führungen fanden am 1. Mai <strong>2019</strong> statt.<br />

Josef Müller und Heiner Hoff vom Heimatverein bieten<br />

die Führungen an, die künftig möglicherweise auf das<br />

gesamte Gebiet ausgeweitet werden - in Verbindung mit<br />

dem Bergbauwanderweg. Touristisch hat Bönkhausen<br />

also einiges zu bieten, dazu zählt auch der Wanderreiterhof<br />

„Hof-Waldwinkel“ von Peter Nuttebaum und Heike<br />

Rehbein. Der Waldwinkel war früher ein Gasthof mit<br />

Pension und unter dem Namen „Spinne“ ein Begriff.<br />

Bönkhausen, ein auf den ersten Blick unscheinbarer<br />

Ort, vermutlich im achten Jahrhundert durch engrische<br />

Sachsen gegründet und damit über 1200 Jahre alt, hat<br />

eine Menge zu bieten und zu erkunden. Der Besuch mit<br />

einem zweiten Blick lohnt sich. Die Kapelle kann dabei<br />

ein Wegweiser in alle Richtungen sein. ■<br />

Starten Sie an der Country Lodge,<br />

lassen Sie den Wandertag danach<br />

bei uns ausklingen!<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 17


Das geheime<br />

Leben der Käfer<br />

Sie sind unscheinbar, aber alles andere als uninteressant –<br />

Hans-Joachim Grunwald ist seit 1972 Sammler von Käfern<br />

Sonja Heller<br />

Tom Linke<br />

Der kleine Käfer arbeitet –<br />

er rollt eine Kugel, die um<br />

einiges größer als er und aus<br />

Dung ist. Er weiß nicht, dass er dadurch<br />

zu einer Berühmtheit im alten Ägypten<br />

wurde und dem Sonnengott Re zu seiner<br />

Geschichte verhalf. Denn seine Dungkugel<br />

symbolisiert die Sonne, die er über<br />

den Himmel rollt und am Ende wie<br />

einen Sonnenuntergang vergräbt. Auch<br />

3000 Jahre später dreht er fleißig seine<br />

Kugeln, der Käfer namens Skarabäus.<br />

18 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Leidenschaft für Schwarzkäfer<br />

Hans-Joachim Grunwald ist wissenschaftlicher<br />

Sammler von Käfern,<br />

in seiner Sammlung befinden sich<br />

auch etliche Skarabäusarten. Darauf<br />

kam er vor über 42 Jahren, als er<br />

einem Freund half, für dessen Biologie-Studium<br />

ein paar Käfer zu sammeln<br />

– und er war fasziniert von der<br />

Koleopterologie, der Lehre von den<br />

Käfern. Heute umfasst Hans-Joachim<br />

Grunwalds Sammlung 50.000 Tiere,<br />

der Schwerpunkt Mitteleuropa füllt<br />

allein 199 Kästen, die Hauptsammlung<br />

behandelt das Gebiet Arnsberg.<br />

Des Sammlers persönliche, absolute<br />

Leidenschaft gehört der Familie der<br />

Schwarzkäfer, speziell den Arten<br />

aus heißen, sandigen und kargen<br />

Regionen. Diese Schwarzkäfer sind<br />

Überlebenskünstler und zählen zur<br />

ältesten Käfer-Familie der Welt,<br />

erzählt Hans-Joachim Grunwald.<br />

Neue Käfer im<br />

Biotop Hellerberg<br />

Der Naturwald Hellerberg ist<br />

Hans-Joachim Grunwalds Jagdgebiet.<br />

In dieser größten Naturwaldzelle<br />

NRWs findet keine Forstwirtschaft<br />

mehr statt, die Natur ist sich selbst<br />

überlassen. Hier untersucht der<br />

Spezialist Grunwald<br />

die Parzelle<br />

von knapp einem<br />

Quadratkilometer auf<br />

Käfer-Population.<br />

Bisher sind in diesem<br />

Gebiet mehr als<br />

500 Arten nachgewiesen,<br />

wovon ca. 90<br />

% überall vorkommen.<br />

Interessant<br />

sind aber die<br />

Bergwaldarten,<br />

denn<br />

es gab am Heller- berg einige<br />

Neufunde innerhalb Westfalens.<br />

Arten-Vorkommen zu bestimmen,<br />

ist einer der wichtigen wissenschaftlichen<br />

Aspekte des Sammelns und oft<br />

Bestandteil von Gutachten für den<br />

Naturschutz. „Trotzdem“, so bedauert<br />

Hans- Joachim Grunwald, „haben<br />

Käfer keine Lobby“.<br />

Auf den Käfer kommen<br />

Aber wie kommt der Käfer in den<br />

Kasten? Kauft man ihn bei Ebay? Der<br />

Sammler lacht. “Ja, das ginge auch”,<br />

erläutert er, “zum Beispiel bei Käfern<br />

aus Krisengebieten, die man nicht<br />

unbedingt selber bereisen möchte.<br />

Aber das Schönste ist das Selber-<br />

Jagen.” Seine weiteste Reise führte<br />

nach Namibia, zu den von ihm<br />

so geschätzten<br />

Schwarzkäfern.<br />

Und wie funktioniert<br />

das ganz praktisch,<br />

mit dem Sammeln?<br />

Es gibt verschiedene<br />

Methoden, wie der<br />

Käfer in den Kasten<br />

kommt. „Die Handauflese<br />

ist am einfachsten,<br />

was unter Steinen<br />

und Blättern sitzt,<br />

wird vorsichtig eingesammelt.“<br />

Oder man verwendet<br />

einen großen Kescher, der in Bodenhöhe<br />

bewegt wird. Ein Klopf schirm<br />

ermöglicht es, Holz-Käfer von Bäumen<br />

abzuklopfen und für im Wasser<br />

lebende Käfer setzt man Wassernetze<br />

oder Fallen ein. Danach folgt das<br />

Präparieren, wofür es weltweite,<br />

wissenschaftliche Standards gibt, von<br />

denen nicht abgewichen wird. Hans-<br />

Joachim Grunwalds Kästen sehen<br />

genau so aus, wie die eines Sammlers<br />

in Toronto oder Kapstadt. Auch wenn<br />

er ein eigenes „Käfer-Zimmer“ hat –<br />

er kann und will nicht alles behalten.<br />

Er selbst hat bereits knapp 8000 Käfer<br />

dem Naturkundemuseum Münster<br />

überlassen. Museen sind auf Sammler<br />

angewiesen, ohne deren Exponate sie<br />

niemals zu ihren umfangreichen wissenschaftlichen<br />

Ausstellungen kämen.<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 19


Sinn für Natur wecken<br />

Dass Käfer weder langweilig noch<br />

eklig sind, beweist Hans-Joachim<br />

Grunwald regelmäßig, wie beim<br />

Tag der offenen Gärten oder bei<br />

einer großen Schau in der Mühlenberg-Schule.<br />

Dort präsentierte er<br />

Besuchern, Eltern und Kindern 100<br />

Kästen mit Käfern in allen Größen<br />

sowie Bücher und Bilder zum Thema.<br />

Hans-Joachim Grunwald versteht sich<br />

nicht nur als Sammler, er möchte bei<br />

Kindern mehr Akzeptanz wecken,<br />

„denn Käfer sind ein Bestandteil der<br />

Natur und erfüllen darin einen Zweck<br />

– wie zum Beispiel der Skarabäus mit<br />

seinen Dungkugeln, die den Boden<br />

lockern und düngen.“ Er beobachtet,<br />

dass Kinder häufig viel vorurteilsfreier<br />

sind. Wie wichtig das Verständnis<br />

für Käfer, aber auch für die Natur<br />

im Allgemeinen ist, zeigt der Klimawandel.<br />

„In den letzten 20 Jahren<br />

sind viele südeuropäische Käferarten<br />

zu uns eingewandert“, resümiert der<br />

Koleopte rologe Grunwald. Das Klima<br />

ist für diese Arten hier bei uns mittlerweile<br />

deutlich attraktiver. ■<br />

Käfer-Fans und Interessierte<br />

haben die Möglichkeit, sich<br />

im Naturkunde-Museum Münster<br />

auszutauschen. Jeden ersten Dienstag<br />

im Monat trifft man sich zum Fachsimpeln,<br />

Tauschen und Bestimmen.<br />

Weitere Informationen bietet die<br />

„Gemeinschaft für Coleopterologie<br />

e.V.“, deren erster Vorsitzender<br />

Hans-Joachim Grunwald ist.<br />

www.coleo.de<br />

20 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Hasse chehört<br />

Anke Kemper<br />

„H<br />

ömma, Lisbett. Wat is dat denn neuerdings<br />

imma fürn Lärm da bei euch im Keller? Da<br />

denkt man ja, de Welt chet unter.“<br />

„Ach wat du da widda hörst. Dat is doch der Friedel mit<br />

seiner Trommel. Der übt jetzt imma fleißig für de Sambanacht.“<br />

„Wat? Ne Trommel? Seid ihr denn unweis cheworden?“<br />

„Ne, lass den ruhig mal machen. Da kann er sich dran austoben<br />

und weiße, wenn die von de Piranhas alle zusammen<br />

spielen, dat hört sich richtig doll an.“<br />

„Piranhas? Dat hört sich für mich abba chefährlich an.“<br />

„Isset abba nich, Fine. Dat is ne Musikkapelle, die machen<br />

dolle Sambamusik. Und der Friedel is jetzt auch bei der<br />

Truppe.“<br />

„Achso. Und für wat für ne Sambanacht übt der Friedel?“<br />

„Weißichnich. Die ham imma mal nen Auftritt hier und da.<br />

Die üben imma in der Kappelle in Langscheid, weiße.<br />

Da kommen sogar Leute ausm Rheinland hin und machen<br />

mit, dat musste dir mal vorstellen! Da chibt es so nen Sambakönich<br />

und der zeicht denen, wie man dat richtig machen<br />

tut, woll? Dat wär doch sicha auch wat für deinen Otto.“<br />

„Ja, bisse bekloppt? Dat fehlte mir noch. Der Otto sollte lieber<br />

mal zusehen, dat er seine Trommel unterhalb vom Hals<br />

loswird. Der muss mal dringend inne Muckibude chehen<br />

und dat Dingen abtrainieren, woll?“<br />

„Ach, wer braucht in unserm Alter schon ne Muckibude!<br />

Da kann er doch besser zur Sambamusik tanzen, dat is auch<br />

Sport.“<br />

„Jau, haste auch widda recht.“<br />

„Wat meinste, sollen wa mal zum nächsten Auftritt gucken<br />

chehen?“<br />

„Warum nich, nen bisken brasilianische Trommelei hört sich<br />

doch fantastisch an!“<br />

„Nich fantastisch, sondern Sambastics!“ ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 21


Der Hellefelder Burkhard König schult die Sambagruppen aus dem <strong>Sauerland</strong> regelmäßig.<br />

Samba aus dem <strong>Sauerland</strong><br />

Trommler vom Bloco Grande sorgen für südamerikanisches Flair<br />

Philip Stallmeister<br />

Manfred Haupthoff<br />

Die Klänge, die an diesem<br />

Nachmittag aus der alten<br />

Kapelle in Langscheid<br />

nach draußen tönen, sind alles<br />

andere als sauerländisch. Trommelsound<br />

südamerikanischer Prägung<br />

gelangt ist zu hören. Bei dem Blick<br />

auf die Probe zeigt sich ein buntes<br />

Menschenbild: Neben waschechten<br />

Sauerländern sind sogar Rheinländer<br />

zugegen.<br />

Es ist der Bloco Grande, der aus<br />

verschiedenen Gruppen besteht und<br />

auf Einladung der Samba Piranhas in<br />

deren Proberaum der Antonius-Kapelle<br />

zusammengekommen ist. Unter<br />

Leitung von Burkhard König haben<br />

sich verschiedene Musiker zum<br />

Workshop getroffen. Die Piranhas<br />

treffen sich jeden Dienstag in der<br />

Kapelle oberhalb des Sorpesees. Der<br />

Proberaum mit seinem Charme<br />

zwischen Almhütte und Kellerkneipe<br />

ist Ausgangsstation für zahlreiche<br />

Auftritte der Sambatrommler.<br />

Seit 2002 sind die Samba Piranhas<br />

am Start. „Ich hatte auf meinem 50.<br />

Geburtstag, den ich groß gefeiert<br />

habe, eine Samba-Gruppe aus Köln.<br />

Die haben den Abend bestritten.<br />

Das hat uns gefallen und wir haben<br />

gesagt, dass wir das auch können<br />

möchten“, erinnert sich Gründungsmitglied<br />

Edeltraud Hünicke. Die<br />

Trommler aus dem Raum Arnsberg,<br />

Sundern und auch vom Möhnesee<br />

begannen selbst mit Auftritten bei<br />

privaten Feiern. Heute werden sie<br />

auch regelmäßig bei großen Veranstaltungen<br />

gebucht wie dem Sunderaner<br />

Karneval oder bei Sportevents<br />

wie dem <strong>Sauerland</strong>-Höhenflug-Trailrun<br />

oder dem Sparkassen-Silvesterlauf<br />

von Werl nach Soest.<br />

Für noch größere Veranstaltungen<br />

wird die Gruppe der Sauerländer<br />

Sambatrommler dann als Bloco<br />

Grande noch größer. Wenn beispielsweise<br />

an der Veltins-Eisarena in Winterberg<br />

Weltcups oder Weltmeisterschaften<br />

anstehen, sind die Piranhas<br />

als Unterstützer der Sambastics aus<br />

<strong>Olsberg</strong>-Bruchhausen mit dabei. Dabei<br />

ergeben sich Kooperationen mit<br />

Gruppen aus Köln, wie mit Alegria<br />

Axe oder Ara Macao, die auch zum<br />

Bloco Grande zählen.<br />

Als Klammer haben Sauerländer<br />

und Rheinländer Sambatrommler<br />

Burkhard König. Der aus Hellefeld<br />

stammende König wird in der<br />

Szene Sambakönig genannt. Als<br />

professioneller Lehrer vermittelt er<br />

den Gruppen die Breaks<br />

und Rhythmuswechsel<br />

immer<br />

wieder in<br />

Workshops,<br />

wie in der<br />

Langscheider<br />

Kapelle.<br />

Wenn alle<br />

Gruppen in voller<br />

Stärke zusammenkommen,<br />

reicht der Platz nicht aus.<br />

Dann werden geeignete Unterkünfte<br />

wie das im Musikbildungszentrum<br />

Bad Fredeburg gebucht. Dort kann<br />

die Zahl der Musiker schon Mal die<br />

60 überschreiten Bei einer Probe mit<br />

22 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


König sind alle Augen auf ihn gerichtet.<br />

Mit einer kleinen Trommel<br />

gibt er den Takt vor. Mit Handzeichen<br />

und Pfeife, der Apito, werden<br />

die musikalischen Wechsel vom<br />

Dirigenten gefordert.<br />

Nordbrasilianischer Einfluss ist<br />

maßgebend<br />

Samba ist nicht gleich Samba.<br />

König hat für seine Ausbildung<br />

Sambaschulen in Brasilien besucht.<br />

Er lehrt seinen Gruppen heute<br />

„nordbrasilianischen Samba geprägt<br />

von karibischen Einschlägen.“ In<br />

Brasilien wird die Musik, deren Vorfahren<br />

einst als Sklaven aus Afrika in<br />

die Region kamen, beeinflusst und<br />

gestaltet.<br />

„Ich habe mit afrikanischen<br />

Trommeln angefangen“, sagt beispielsweise<br />

Eva Niggemann aus<br />

Assinghausen von den Sambastics.<br />

Die afrikanischen Trommeln sind<br />

allerdings häufig sehr massiv. Bei<br />

Auftritten sind die Musiker deshalb<br />

nicht mit ihren Instrumenten unterwegs<br />

sondern verbleiben an einer<br />

Stelle. Mit den Sambainstrumenten<br />

wie Caixa, Repiniquie oder Timba<br />

sind die Musiker flexibler. Damit<br />

können sich die Sauerländer Sambatrommler<br />

problemlos in heimische<br />

Umzüge integrieren, beispielsweise<br />

beim Karneval. Wie Spielmannsoder<br />

Fanfarenzüge sorgen sie dann<br />

für Stimmung und sind somit doch<br />

schon sehr sauerländisch. Immer<br />

wieder bringen die einheimischen<br />

Trommler die Leute in der Region<br />

in Bewegung, unter anderem mit<br />

einem Flashmob bei Neheim Live,<br />

der nach dem Workshop in Langscheid<br />

stattfand, von dem es auch<br />

ein Video gibt.<br />

Neben den Auftritten in der Region<br />

freuen sich die Musiker auf überregionale<br />

Treffen mit Gleichgesinnten.<br />

„Eine besondere Veranstaltung<br />

für uns ist das internationale<br />

Samba-Festival in Coburg“, erklärt<br />

Hermann Weinhardt, der die<br />

wöchentlichen Probenabende der<br />

Samba Piranhas in der Langscheider<br />

Kapelle leitet. Dort lassen sich nicht<br />

nur Sambaklänge vernehmen. Überall<br />

wo südamerikanische Rhythmen<br />

erklingen, könnte ein Sauerländer<br />

mitwirken. Ein genauer Blick und<br />

ein genaues Hinhören lohnen sich. ■<br />

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Höhe. Der Weg führt Richtung<br />

Erholung. Kehren Sie ein in unsere<br />

gemütlichen Gaststuben, zu Kaffee<br />

und hausgebackenem Kuchen oder<br />

am Abschluss des Tages nach<br />

einer Wanderung zu einem<br />

köstlichen Abendessen.<br />

Wir freuen uns auf Sie!<br />

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Romantisch und „wild“ in Kallenhardt<br />

Das Landhotel Knippschild lockt mit Gaumenschmaus<br />

und romantischen Auszeiten<br />

Britta Melgert<br />

Landhotel Knippschild & Ydo Sol<br />

24 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Mal wieder richtig schön ausgehen,<br />

einen Abend in romantischer<br />

Umgebung erleben und<br />

dabei wahre Köstlichkeiten schlemmen …<br />

oder vielleicht sogar ein paar Tage in einem<br />

wunderschönen Hotel verbringen - so<br />

ab und zu darf man sich das gönnen. Wer<br />

dabei auch gern mal eine noch unbekannte<br />

Location ausprobieren möchte, der sollte<br />

das Romantik Landhotel Knippschild in<br />

Rüthen-Kallenhardt kennenlernen.<br />

Schon der alte Goethe riet: „Sieh, das Gute<br />

liegt so nah!“ Warum also in die Ferne<br />

schweifen, wenn ganz in der Nähe all das<br />

geboten wird, worauf es uns ankommt?<br />

Von <strong>Meschede</strong> oder <strong>Bestwig</strong> aus ist man in<br />

nicht einmal einer halben Stunde am Ziel<br />

seiner Reise durch den Arnsberger Wald.<br />

Schon von außen verspricht das Landhotel<br />

Knippschild mit seinem alten Fachwerkgemäuer<br />

und den davorstehenden üppigen<br />

Bäumen einen besonderen Aufenthalt. Drinnen<br />

begrüßt Chefin Annette Knippschild die<br />

Ankömmlinge aufs Herzlichste. „Jeder Gast<br />

soll sich bei uns wohl fühlen, grad so, als<br />

käme er auf Besuch zu seiner Familie. Unseren<br />

Gästen soll es hier so richtig gut gehen!“.<br />

Man merkt ihr an, dass dies kein leeres<br />

Versprechen ist, und das gediegen-rustikale<br />

Ambiente wird das Seine dazu beitragen.<br />

Wald und Jagd spielen<br />

eine große Rolle<br />

Zur Verfügung stehen 37 Betten; der Gast<br />

hat die Wahl zwischen verschiedenen<br />

Zimmern und Sui ten, die alle individuell<br />

und mit hochwertigen Materialien im Stil<br />

des Hauses einge richtet sind. Ein Stil, der<br />

verrät: Hier spielen der Wald und die Jagd<br />

eine große Rolle. Und richtig, der Hausherr<br />

Klaus Knippschild ist nicht nur ein leidenschaftlicher<br />

Chefkoch, sondern zugleich<br />

ein passionierter Jäger. Sobald er Zeit dazu<br />

findet, zieht es ihn hinaus in die Natur. „Das<br />

gute Fleisch für unsere Wildspezialitäten<br />

stammt immer von Tieren aus unserem<br />

Arnsberger Wald; entweder von mir selbst<br />

geschossen oder von einem meiner Jagdfreunde.<br />

Nur so kann ich die gewünsch te<br />

Qualität unserer Gerichte durchgängig garantieren“,<br />

verrät er. Und für diese Qua lität<br />

ist sein Restaurant weit über die Region<br />

hinaus bekannt.<br />

Jeder findet sein Lieblingsgericht<br />

Gekonnte, handwerkliche Kochkunst gehört<br />

selbstverständlich auch dazu. Knippschild<br />

hat das hohe Niveau des Kochens in<br />

München bei Spitzenkoch Eckart<br />

Witzigmann erlernt. Das<br />

schmeckt man beispielsweise<br />

gleich beim ersten Vorspeisen-Happen<br />

vom Vitello<br />

Tonnato aus dem Wildschweinrücken.<br />

Die Wahl<br />

des Hauptgerichtes wird nicht<br />

leichtfallen zwischen dem<br />

Ragout vom Sika-Hirsch, dem<br />

zarten Sauerbraten vom einheimischen<br />

Überläufer oder dem perfekt gebackenen<br />

Schnitzel aus der Rehkeule. Lecker<br />

ist es sowieso! „Aber natürlich bieten wir in<br />

unserem Restaurant auch hochwertige Gerichte<br />

für die Freunde anderer Fleischsorten<br />

oder des frischen Fisches an, und auch Vegetarier<br />

finden bei uns ein Lieblingsgericht“,<br />

verspricht Annette Knippschild. Ein Blick<br />

in die Speisekarte zeigt, dass alles zu einem<br />

wirklich vernünftigen, bezahlbaren Preis zu<br />

haben ist.<br />

Romantischer Blick in den Kamin –<br />

oder Knobeln mit<br />

den Dorfbewohnern<br />

Wer nach dem Essen noch Lust auf einen<br />

Absacker hat, dem kann ein Besuch des<br />

haus eigenen „Wirtshauses“ empfohlen<br />

werden. Im urgemütlichen Ambiente mit<br />

viel Holz und Stein trifft man neben anderen<br />

Hotelgästen auch Dorfbewohner, die<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 25


- Anzeige -<br />

sich hier auf ein Feierabendbierchen oder zum<br />

Stammtisch und Knobeln einfinden. Ob in geselliger<br />

Runde oder einfach zu zweit beim romantischen<br />

Blick ins Kaminfeuer, hier darf man den<br />

Abend zum Beispiel bei einem guten Bier, wie das<br />

Rabenbräu aus dem benachbarten Altenrüthen,<br />

einem guten Glas Wein oder vielleicht einer feinen<br />

Spirituose genussvoll ausklingen lassen. Wohl<br />

dem, der danach nur noch nach oben in sein<br />

gemütliches Zimmer zu gehen braucht.<br />

Wohlfühltag:<br />

Frühstücken – Sauna – Wellness<br />

Nach einer entspannten Nacht erwartet den<br />

Hotelgast ein ausgiebiges Frühstück, das auf einen<br />

erlebnisreichen Tag vorbereiten soll. Vielleicht<br />

möchten Sie eine Wanderung unternehmen oder<br />

einen kleinen Bummel durch Kallenhardt und<br />

Rüthen machen? Nicht entgehen lassen sollten<br />

Sie sich aber auf alle Fälle die verlockenden<br />

Wellness-Anwendungen, die direkt im Hotel<br />

angeboten werden. Buchbar sind sie zusammen<br />

mit dem Zimmer im Arrangement oder auch<br />

individuell hinzu. Ob Sauna, Massage oder eine<br />

angenehme Gesichts- und Körperbehandlung<br />

– im einzigartig gestalteten Wellness-Bereich ist<br />

alles möglich. Dank ausgewählter Produkte mit<br />

der Pflanzenkraft aus 100 % reinen Wirkstoffen<br />

sorgt man dafür, dass Sie nach Ihrem Aufenthalt<br />

im Romantik Landhotel Knippschild nicht nur<br />

gut erholt und entschleunigt nach Hause fahren<br />

werden, sondern auch mit einer gepflegten Haut,<br />

die an Samt und Seide erinnert. Und zudem mit<br />

dem Bewusstsein, sehr gern als „Familienmitglied“<br />

nach Kallenhardt zurückkehren zu wollen. Man<br />

ist ja schließlich schnell hier – denn das Gute liegt<br />

so nah! ■<br />

Romantik Landhotel Knippschild<br />

Theodor-Ernst-Str. 3<br />

59602 Rüthen-Kallenhardt<br />

02902/ 80330<br />

info@hotel-knippschild.de<br />

www.hotel-knippschild.de<br />

26 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Die Weltelite des Brass<br />

im <strong>Sauerland</strong> – mit dabei:<br />

Die Jungen Blechbläser NRW<br />

Ursula Wiethoff-Hüning<br />

<strong>Sauerland</strong>-<strong>Herbst</strong>/Privat<br />

Wenn am 3. Oktober<br />

<strong>2019</strong> das European<br />

Brass Ensemble<br />

in der Abtei Königsmünster in<br />

<strong>Meschede</strong> das Eröffnungskonzert<br />

zum Brass-Festival spielt, werden<br />

alle Fans der Blechblasmusik voll auf<br />

ihre Kosten kommen – und nicht<br />

nur in diesem Konzert. Zum 20.<br />

Mal bringt der <strong>Sauerland</strong>-<strong>Herbst</strong><br />

vier Wochen lang Blechblasmusik<br />

vom Feinsten ins Hochsauerland,<br />

in diesem Jahr unter der neuen<br />

künstlerischen Leitung von Prof.<br />

Thomas Clamor, der auch das<br />

prestigeträchtige Eröffnungskonzert<br />

dirigieren wird. Dem Festival liegt<br />

Es werden nicht nur fantastische<br />

Konzerte von national und international<br />

namhaften Künstlern und Ensembles<br />

zu hören sein, es gibt auch<br />

immer wieder Begegnungen zwischen<br />

Profis und jungen Künstlern<br />

zum Beispiel in Form von Workshops<br />

im Rahmen der Brass-Akademie.<br />

Doch auch in Konzerten treffen<br />

Profis auf Jugendliche, wie zum<br />

Beispiel an zwei Abenden, an denen<br />

german hornsound gemeinsam<br />

mit dem Nachwuchsensemble Die<br />

Jungen Blechbläser NRW auftreten<br />

werden. ■<br />

Weitere Informationen unter:<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 27


Lebensmittelpunkt<br />

in der Gemeinde gefunden<br />

Paul Senske<br />

Manfred Haupthoff<br />

Verein „Flüchtlinge werden Nachbarn in Ense“ setzt Maßstäbe<br />

„Iy ch bin froh, mit diesen tollen Menschen,<br />

y unseren Ehrenamtlern und unseren Flüchtlingen,<br />

gemeinsam an einem Problem zu<br />

arbeiten. Mit wenigen Mitteln haben wir viel auf<br />

die Beine gestellt“, sagt Daniel Keil. Der Lehrer aus<br />

Ense-Bremen ist Vorsitzender des Vereins „Flüchtlinge<br />

werden Nachbarn in Ense“ und damit eines aus einem<br />

Schulprojekt entstandenen, erfolgreichen und viel<br />

beachteten Hilfswerks. „Ich kenne viele Flüchtlinge, die<br />

hier in Ense ihren Lebensmittelpunkt gefunden haben<br />

und sich hier wohlfühlen. Sie beteiligen sich wie selbstverständlich<br />

am Gemeindeleben wie Schützenfesten<br />

oder Karneval.“<br />

Wenn Daniel Keil über die Arbeit mit den Neuankömmlingen<br />

spricht, dann spürt man seine Begeisterung.<br />

„Wenn man anpackt,<br />

“Wir haben keine<br />

Patenschaften,<br />

wir begleiten”<br />

dann kann man viel verändern.<br />

Man kann nicht nur zuschauen,<br />

wenn ein Problem sichtbar ist.<br />

Auch wenn wir teilweise an<br />

unsere Grenzen stoßen und schwere Zeiten erlebt haben,<br />

so lohnt sich diese Arbeit in jeder Hinsicht“, erklärt Keil,<br />

Lehrer für Sozialwissenschaften und Geschichte an der<br />

Conrad-von-Ense-Schule.<br />

An der Sekundarschule wurde mit einem Schulprojekt<br />

der Klassen acht und neun über das Migranten-Thema<br />

vor fünf Jahren der Grundstein für das Hilfswerk gelegt.<br />

Die Schüler planten Aktivitäten mit und für die Flüchtlinge.<br />

Sie spielten gemeinsam Fußball, es gab Spielnachmittage,<br />

Kleidersammlungen wurden organisiert. Zum<br />

Abschluss des Projekts stand eine Podiumsdiskussion auf<br />

der Agenda. „Wir müssen weitermachen, wir können<br />

nicht aufhören, da waren wir uns einig“, erklärt Keil.<br />

Über die Medien erfolgte die Einladung zu einem weiteren<br />

Treffen. 20 Personen kamen, es wurden Ideen gesammelt,<br />

eine Bürgerinitiative gegründet, daraus entstand<br />

am 7. März 2016 offiziell der Verein „Flüchtlinge werden<br />

Nachbarn in Ense“ mit derzeit 45 Mitgliedern bei rund<br />

150 Flüchtlingen im Gemeindegebiet.<br />

28 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Die Prämisse der Arbeit ist klar umrissen: Ankommen, Kennenlernen,<br />

Zusammenleben. „Wir haben keine Patenschaften,<br />

wir begleiten“, erläutert Keil den Kern der Aufgabe. Neben<br />

Sprachkursen wurde zunächst ein 31 Seiten starker Wegweiser,<br />

passgenau für Ense, entwickelt. Eine weiterführende App soll<br />

in diesem Sommer zur Verfügung stehen. Daneben wurden<br />

Spielabende organisiert, die Flüchtlinge wurden zu Karnevalsfeiern<br />

und Schützenfesten eingeladen. „Inzwischen nehmen<br />

sie wie selbstverständlich am Gemeindeleben teil.“ Der Verein<br />

leistete bei Bürgergesprächen auch „politische Arbeit“, veranstaltete<br />

Workshops, um die ehrenamtliche Arbeit in der Flüchtlingsarbeit<br />

zu erklären.<br />

Nach erfolgreichem Start und „großartiger Pionierar beit“<br />

wurde die Arbeit umstrukturiert. Gruppen entstanden:<br />

Eine Begleiter-Gruppe kümmert sich um neue Flüchtlinge<br />

und Problemfälle. Eine andere bietet an zwei Wochentagen<br />

Bürozeiten im Lindenhof in Niederense an, eine Aktivitäten-Gruppe<br />

kümmert sich um Spielabende oder andere kreative<br />

Tätigkeiten. Es gibt auch eine Flohmarkt- sowie eine spontane<br />

Helfer- und Fahrergruppe. Jugendliche haben gemeinsam<br />

mit jungen Flüchtlingen die Event-Agentur LINDevents<br />

gegründet. Die Agentur organisiert ehrenamtlich „kulturelle<br />

Action“ im Lindenhof wie Konzerte oder Lesungen. „Wir wollen<br />

über schöne Angebote die Menschen zusammenführen“,<br />

erläutert Keil. „Die Angebote werden sehr gut angenommen.“<br />

Apropos Lindenhof: Die ehemalige Gaststätte ist durch das<br />

LEADER-Programm zu einem „Offenen Treff Lindenhof“<br />

umgestaltet worden. Der Flüchtlings-Verein ist Kooperationspartner<br />

der Gemeinde Ense, die Träger ist. Der Verein hat viele<br />

Arbeitsstunden und auch Geld in die Renovierung investiert.<br />

Heute ist der Lindenhof praktisch die Heimat des Vereins. Untergebracht<br />

ist eine Fahrrad-Werkstatt, wo die Räder repariert<br />

Drostenfeld 6-8 . 59759 Arnsberg-Hüsten . Telefon 02932/96440 . E-Mail: kanzlei@rae-majewski.de . www.rae-majewski.de<br />

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Familienrecht<br />

Kai Lehmenkühler<br />

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Versicherungsrecht<br />

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Wohnungseigentumsrecht<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 29


“Es macht Spaß<br />

zu helfen und fremde<br />

Kulturen kennenzulernen”<br />

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Allendorf<br />

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Endorf<br />

Endorfer Str. 27, 59846 Sundern<br />

und den Flüchtlingen zur Verfügung gestellt werden.<br />

Gerd Schleimer, seit 2015 Rentner, ist gemeinsam<br />

mit Wilfried Pater Werkstatt-Leiter. Schleimer, in<br />

Fußballkreisen bestens bekannt, ist aus voller Überzeugung<br />

Ansprechpartner für alle Dinge: „Es macht<br />

Spaß zu helfen und fremde Kulturen kennenzulernen.“<br />

Nicht ohne Stolz berichtet er, dass einige Flüchtlinge<br />

in Arbeit vermittelt wurden und fest angestellt sind.<br />

Elisabeth Jost kümmert sich um Spiel- oder um<br />

„Styling-Abende“ mit Schminken. Sie ist Leiterin der<br />

Künstler-Werkstatt im Lindenhof. Es geht vor allem<br />

ums Malen. „Übers Malen vertiefen wir den Kontakt<br />

zu den Neuankömmlingen“, sagt sie. Unterstützt<br />

wird sie von ihrer Tochter Anna-Lena Bonnekoh. Die<br />

Malerei findet großen Anklang. So sind Samira und<br />

ihr Mann Purya, die beide aus Iran stammen, mit<br />

großem Eifer dabei, das gilt auch für Aysun aus der<br />

Türkei. Helga Brixner, eine pensionierte Lehrerin,<br />

gibt Deutschunterricht. Derzeit kümmert sie sich um<br />

die Brüder Aryian (17) und Mohammad (21), die<br />

vor einem Jahr aus Syrien gekommen sind und im<br />

Lindenhof wohnen. „Beide haben große Fortschritte<br />

gemacht“, so Helga Brixner. Aryian ist begeisterter<br />

Fußballer, spielt in der B-Jugend des FC Ense und ist<br />

glühender Bayern-Fan.<br />

Dass der Enser Verein für seine Arbeit unter anderem<br />

2016 den Ehrenamtspreis des Flüchtlingsrates NRW<br />

gewonnen und der Vorsitzende 2017 den Ehrenamtspreis<br />

des Kreises Soest erhalten hat, freut Daniel Keil<br />

und sein Team. „Auch wenn beispielsweise Abschiebungen<br />

nach rechtlicher Prüfung wehtun, unsere<br />

Arbeit trägt Früchte. Jeder im Verein trägt seinen Teil<br />

dazu bei, keiner soll überfordert werden. Wichtig ist,<br />

dass ein Problem angepackt und gemeinsam mit den<br />

Flüchtlingen viel erreicht wird. In Ense hat sich ein<br />

Klima der Aufgeschlossenheit entwickelt, ja die Enser<br />

sind richtig aufgeschlossen.“ ■<br />

30 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


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ausruhen.“ Das ist ein Satz aus dem<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 31


„Zusammenhalt in Europa hat oberste Priorität“<br />

<strong>WOLL</strong> im Gespräch mit Friedrich Merz<br />

Carla Wengeler<br />

Stephy Kesting<br />

Sabrinity.com<br />

Carla Wengeler, Volontärin beim <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong>, und Stephy Kesting, regelmäßige<br />

<strong>WOLL</strong>-Redakteurin, trafen sich mit dem bekannten Sauerländer Wirtschaftsfachmann und<br />

Politiker und haben mit ihm über seine Identität als Sauerländer, über die Umwelt und die<br />

Themen Karriere, Familie und Bildung auf dem Lande unterhalten. Nicht gefragt wurde, ob<br />

er demnächst ein hohes Amt in Berlin übernehmen will. Die Antwort darauf hat Friedrich<br />

Merz schon häufiger gegeben: „Diese Frage stellt sich derzeit nicht.“<br />

<strong>WOLL</strong>: Mal angenommen, Sie würden<br />

morgen Bundeskanzler und hätten drei<br />

Wünsche frei, was würden Sie direkt verändern?<br />

Friedrich Merz: Es gibt aus meiner Sicht,<br />

ganz unabhängig von jedem Regierungsamt,<br />

eine Reihe von Themen, die dringend angepackt<br />

werden müssten, und dazu gibt es<br />

dann auch eine gewisse Reihenfolge. Meiner<br />

Sicht nach hat der Zusammenhalt oberste<br />

Priorität in Europa, denn ohne Europa<br />

wird auch uns Deutschen in der Welt des<br />

21. Jahrhunderts nicht viel gelingen. Zweitens<br />

würde ich mir wünschen, dass wir in<br />

Deutschland endlich zu einem vernünftigen<br />

Konsens zwischen Wirtschaft und Umwelt<br />

kämen. Und drittens würde ich gern sehen,<br />

dass die ländlichen Räume – so wie das <strong>Sauerland</strong><br />

– auch in Zukunft gute Bildungsund<br />

Berufschancen für junge Menschen<br />

bekämen.<br />

<strong>WOLL</strong>: Fühlen Sie sich als Sauerländer,<br />

Deutscher oder Europäer?<br />

Friedrich Merz: Ich bin im <strong>Sauerland</strong> geboren<br />

und aufgewachsen und lebe immer noch<br />

hier. Ich war Abgeordneter im Europäischen<br />

Parlament und im Deutschen Bundestag<br />

und bin beruflich heute sehr viel in Europa<br />

und in den USA unterwegs. In meinem „Lebensgefühl“,<br />

wenn man so will, verbinden<br />

sich alle Ebenen zu einem harmonischen<br />

Ganzen miteinander. Aber „zu Hause“ bin<br />

ich ganz sicher in Arnsberg, dort, wo die Fa-<br />

32 62 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


milie und die meisten privaten Freunde<br />

leben.<br />

„Wir sollten aus deutscher<br />

Sicht allerdings nicht meinen,<br />

gleich die ganze Welt retten<br />

zu können.“<br />

Thema Umwelt<br />

<strong>WOLL</strong>: Bei uns im <strong>Sauerland</strong> ist das<br />

Waldsterben aktuell ein großes Thema.<br />

Macht sich das auch deutschlandweit<br />

in der Wirtschaft bemerkbar?<br />

Was könnte Ihrer Meinung nach<br />

dagegen unternommen werden?<br />

Friedrich Merz: Die Belastung unserer<br />

Natur mit den Folgen unserer Lebensweise<br />

und dem zu großen Ressourcenverbrauch<br />

ist natürlich ein Thema, das<br />

sich überall bemerkbar macht. Deshalb<br />

wird die umweltpolitische Debatte ja<br />

auch mit so großer Leidenschaft geführt.<br />

Wir sollten aus deutscher Sicht<br />

allerdings nicht meinen, gleich die ganze<br />

Welt retten zu können, wenn wir<br />

bei uns nur alles richtig machen, was<br />

immer denn „richtig“ sein mag. Wir<br />

sollten aus meiner Sicht vor allem den<br />

Anspruch haben, technologisch einen<br />

Beitrag zur Lösung der Probleme zu<br />

leisten, also zum Beispiel mit moderner<br />

Kraftwerkstechnologie, mit Anlagen<br />

der Wind- und Sonnenenergie und<br />

mit moderner Abgasreinigung weltweit<br />

Angebote zum besseren Umweltschutz<br />

unterbreiten.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wie bewerten Sie die „Friday<br />

for Future-Bewegung“? Was denken<br />

Sie über den Klimawandel und seine<br />

Folgen?<br />

Friedrich Merz: Ich finde es zunächst<br />

einmal gut, dass sich junge Menschen<br />

politisch wieder mehr engagieren. Das<br />

rüttelt die Gesellschaft auf und löst<br />

Diskussionen aus. Und solange die<br />

Teilnehmer an den Demonstrationen<br />

sich nicht einseitig parteipolitisch<br />

instrumentalisieren lassen und<br />

solange sie bereit sind, auch<br />

zuzuhören, also in einen<br />

echten Dialog einzutreten,<br />

bringt uns diese Bewegung<br />

gedanklich und<br />

politisch ja auch weiter.<br />

Der Klimawandel ist im<br />

Übrigen ein sehr ernsthaftes<br />

Thema, der auch die<br />

Lebensräume in unserer Region<br />

betrifft, und deshalb sind<br />

politische Entscheidungen dringend<br />

notwendig. Sie müssen aber<br />

tatsächlich etwas bewirken und dürfen<br />

nicht nur aus Symbolpolitik bestehen.<br />

<strong>WOLL</strong>: Sie sind Pilot und fliegen<br />

Ihr eigenes Flugzeug. Wie bewerten<br />

Sie als Pilot das Fehlen einer Kerosinsteuer,<br />

obwohl besonders der Flugverkehr<br />

sehr klimaschädlich ist?<br />

Friedrich Merz: Zunächst einmal gilt<br />

die Steuerbefreiung auf Flugbenzin nur<br />

für die gewerbliche Verkehrsluftfahrt,<br />

nicht für den sonstigen und privaten<br />

Luftverkehr. Ich zahle also auf das<br />

Flugbenzin die volle Kerosinsteuer. Die<br />

Steuerbefreiung für die Verkehrsluftfahrt<br />

ist in internationalen Abkommen<br />

geregelt. Mich überzeugt die Behauptung<br />

von der Lenkungswirkung neuer<br />

Steuern nicht. Seit ziemlich genau<br />

zwanzig Jahren zahlen wir in Deutschland<br />

die „Ökosteuer“, also eine umweltpolitisch<br />

begründete, steuerliche<br />

Mehrbelastung auf fast alle Formen<br />

des Energieverbrauchs. Die Einnahmen<br />

fließen aber in den allgemeinen<br />

Bundeshaushalt. Sie dienen vor allem<br />

dazu, die Rentenversicherung zu unterstützen<br />

und haben auf den Energieverbrauch<br />

praktisch keine Auswirkungen.<br />

<strong>WOLL</strong>: Thema Windkraftanlagen:<br />

Gerade hier bei uns im <strong>Sauerland</strong><br />

stehen sie sehr in der Kritik. Ich habe<br />

mir die Frage gestellt, ob Windkraftanlagen<br />

nicht einfach nur ein enormes<br />

Imageproblem haben. Was meinen<br />

Sie dazu?<br />

Friedrich Merz: Es kann kein Zweifel<br />

daran bestehen, dass die Windkraftanlagen<br />

unser Landschaftsbild erheblich<br />

beeinträchtigen, und es gibt Standorte,<br />

da passen sie einfach nicht hin. Trotzdem<br />

brauchen wir die Anlagen in einem<br />

gewissen Umfang, denn sie sind längst<br />

Teil unserer Energieversorgung. Also<br />

gilt auch hier: Es muss ein vernünftiger<br />

Interessenausgleich geschaffen werden,<br />

bei dem auch auf das äußere Erscheinungsbild<br />

unserer Kulturlandschaft<br />

Rücksicht genommen wird.<br />

Thema Karriere,<br />

Familie und Bildung<br />

auf dem Land<br />

<strong>WOLL</strong>: Nicht nur für junge Frauen<br />

ist die Vereinbarkeit von Familie und<br />

Beruf ein wichtiges Thema bei der<br />

Lebensplanung. Wie ist Ihre Meinung<br />

dazu? Sie haben ja selber Töchter,<br />

die erfolgreich im Beruf sind und<br />

eine Familie gegründet haben. Welche<br />

Ratschläge haben Sie Ihren Kindern<br />

gegeben?<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 33 63


Friedrich Merz: Meine Frau ist, als unsere<br />

jüngste Tochter in den Kindergarten<br />

kam, wieder voll berufstätig geworden,<br />

und in der Tat, wir haben unsere<br />

Kinder so erzogen, dass sie einerseits<br />

ein Gefühl dafür mitgenommen haben,<br />

dass Kinder Zeit und Zuwendung beider<br />

Elternteile brauchen, und dass auf<br />

der anderen Seite eine gute Ausbildung<br />

die Grundlage schafft, dass man später<br />

Beruf und Familie möglichst gut miteinander<br />

verbinden kann. Das ist uns<br />

auch ganz gut gelungen.<br />

<strong>WOLL</strong>: Frauenquote: ja oder nein?<br />

Friedrich Merz: Eher nein, und wenn,<br />

dann nur dort, wo es gar nicht anders<br />

geht.<br />

„Ich kann an die<br />

Schülerinnen und Schüler nur<br />

dringend appellieren:<br />

Schaut Euch die großen<br />

Chancen im Handwerk und<br />

in der beruflichen dualen<br />

Ausbildung an.“<br />

<strong>WOLL</strong>: Kommen wir zurück zum<br />

Thema Karriereplanung. Von Seiten<br />

der Unternehmen hört man, dass sie<br />

keine Fach- und Nachwuchskräfte<br />

bekommen. Auf der anderen Seite<br />

haben viele junge Menschen, gerade<br />

hier auf dem Land, es schwer, den<br />

richtigen Beruf zu finden, der ihnen<br />

Freude macht und mit dem sie genügend<br />

verdienen. Was muss sich Ihrer<br />

Meinung nach verändern?<br />

Friedrich Merz: Mein altes Thema<br />

wird ganz offensichtlich wieder sehr<br />

aktuell: Es fehlt in fast allen Betrieben<br />

der Nachwuchs im Handwerk und bei<br />

den Facharbeitern. Ich kann an die<br />

Schülerinnen und Schüler nur dringend<br />

appellieren: Schaut Euch die großen<br />

Chancen im Handwerk und in der<br />

beruflichen dualen Ausbildung an. Es<br />

gab schon seit langer Zeit nicht mehr so<br />

viele berufliche Möglichkeiten, bis hin<br />

zum eigenen Betrieb. Und den Eltern<br />

möchte ich gern den Rat geben: Der<br />

Mensch fängt nicht erst beim Abiturienten<br />

an, manche Kinder haben große<br />

handwerkliche Begabungen und dafür<br />

gibt es gerade im ländlichen Raum sehr<br />

gute Ausbildungsmöglichkeiten.<br />

<strong>WOLL</strong>: Bleibt dem Nachwuchs vom<br />

Lande nur die Flucht in die Stadt?<br />

Friedrich Merz: Nein, da bin ich völlig<br />

anderer Meinung. Natürlich gehen viele<br />

zum Studium oder zur Ausbildung<br />

in die großen Städte, aber die beruflichen<br />

Möglichkeiten in den ländlichen<br />

Regionen sind richtig gut. Wir haben<br />

sehr gute Betriebe mit großen Karrierechancen,<br />

wir haben überwiegend gute<br />

Schulen, Sport und Freizeit haben einen<br />

hohen Wert und wir bewegen uns<br />

fast staufrei zwischen Wohnort und<br />

Arbeitsplatz. Da wollte ich mit den<br />

Ballungsräumen nicht tauschen. Verbessern<br />

müssen wir sicher beständig das<br />

kulturelle Angebot, aber auch das kann<br />

sich vielerorts sehen lassen.<br />

<strong>WOLL</strong>: Ich habe das <strong>Sauerland</strong> verlassen,<br />

um in der Stadt zu arbeiten.<br />

Neben besseren Karrierechancen<br />

spielten noch weitere Faktoren eine<br />

wichtige Rolle zum Beispiel die<br />

schlechten Busverbindungen oder<br />

der zunehmende Ärztemangel. Wie<br />

kann man Ihrer Meinung nach das<br />

Leben auf dem Land wieder attraktiver<br />

machen?<br />

Friedrich Merz: Die Infrastruktur ist<br />

in der Tat ein Thema. Das beginnt mit<br />

dem Breitbandausbau und geht über<br />

den öffentlichen Personennahverkehr<br />

und die Verkehrsanbindung auf der<br />

Straße bis hin zur Ärzteversorgung.<br />

Aber wenn ich zurückschaue auf die<br />

Zeit, als ich als Abgeordneter begonnen<br />

habe, für die Region zu arbeiten, das ist<br />

jetzt ziemlich genau 30 Jahre her, dann<br />

hat sich in der Zeit bis heute vieles bereits<br />

verbessert. Ich würde sagen: Wir<br />

haben schon viel geschafft, es bleibt<br />

aber auch noch viel zu tun.<br />

<strong>WOLL</strong>: Herr Merz, wir bedanken<br />

uns ganz herzlich für das Interview<br />

und die eindeutigen Worte.<br />

Stephy Kesting aus Lennestadt-Oedingerberg arbeitet bei der kajdao GmbH in Dortmund und schreibt<br />

regelmäßig für das <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong>, Friedrich Merz und Carla Wengeler aus Sundern, Volontärin<br />

beim <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong>, beim Interview im Büro von Friedrich Merz.<br />

34 64 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 35


SAUERLÄNDER SUPERFOOD<br />

Essbare „Unkräuter“ am Neheimer Ruhrufer<br />

Ruth Freund<br />

Marc Niemeyer<br />

Die Superfood-Welle spült exotische Gewächse<br />

aus aller Welt an. Moringa, Açai-Beeren,<br />

Chia-Samen – die Liste ist lang. Dabei hat<br />

unsere Heimat ihren eigenen, wilden Superfood-Garten!<br />

Wir machen uns auf den Weg, um ein paar dieser<br />

gesunden Schätzchen zu finden.<br />

Die Ruhr bei Neheim ist unser Ziel. Wir sind dort mit der<br />

ausgebildeten Wild- und Heilpflanzen-Expertin Katrin<br />

Honisch verabredet, die uns allerlei Essbares und Gesundes<br />

zeigen will, das von Unwissenden auch gerne als „Gestrüpp“<br />

bezeichnet wird. In diesem Fall sind die Unwissenden wir<br />

von <strong>WOLL</strong>.<br />

Der gesunde Klassiker: Die Brennnessel<br />

Los geht’s, immer entlang der Ruhr. Die erste Pflanze, die<br />

Brennnessel, wird ein bisschen gefürchtet, weil es brizzelt,<br />

wenn man sie berührt. Nicht aber, wenn man weiß, wie’s<br />

geht. Frau Honisch nimmt mit festem Griff ein Blatt und<br />

streift die histamingefüllten Kügelchen auf den Brennhärchen<br />

vom Stiel zur Blattspitze hin ab. Der Selbstversuch<br />

bestätigt: nichts piekt mehr. Der Geschmack des rohen<br />

Blattes erinnert ein bisschen an Pfirsichschale, finden wir.<br />

Die Blätter sind wahre Mineral- und Vitaminbomben und<br />

können roh im Salat, getrocknet als Tee oder gekocht wie<br />

Spinat verarbeitet werden. Aus den Stängeln der Brennnessel<br />

lassen sich Fasern zur Herstellung von atmungsaktiven<br />

Geweben gewinnen und ihre Samen sind ein Powerfood<br />

der Extraklasse: hoher Eiweißgehalt, jede Menge Vitamin<br />

A, B, C und E, Kalium, Eisen<br />

und Kalzium. Getrocknet<br />

lassen sie sich über Salate,<br />

in Joghurts und<br />

Müslis verwenden.<br />

Chia ade!<br />

36 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Die Vitamin C-Bombe:<br />

Das Scharbockskraut<br />

Wir müssen nicht weit laufen, bis wir auf das gelb<br />

blühende Scharbockskraut stoßen. Seine herzförmigen,<br />

fleischigen Blätter warten mit einem derartig<br />

hohen Vitamin-C-Gehalt auf, der seinen Beiname<br />

„Skorbutkraut“ erklärt. Die Seefahrer des Mittelalters<br />

haben tatsächlich mit dem kleinen Pflänzchen<br />

der tödlichen Vitamin-C-Mangelkrankheit<br />

Skorbut vorgebeugt. Wichtig: Das Scharbockskraut<br />

sollte sehr früh im Jahr noch vor der Blüte gesammelt<br />

werden, da sich danach giftige Stoffe in den<br />

Blättern bilden.<br />

in den Aufzeichnungen der Hildegard von Bingen<br />

auf. Die gerbstoffhaltige Pflanze wurde auf großflächige<br />

Wunden aufgetragen. Neueste Forschungen<br />

bescheinigen ihm antibakterielle, antioxidative<br />

und entzündungshemmende Eigenschaften. Seine<br />

ätherischen Öle geben ihm ein Aroma, das als<br />

minzähnlich bis lakritzartig beschrieben wird, was<br />

durch eine Kostprobe vor Ort von uns bestätigt<br />

werden kann. Frau Honisch hat einen Tipp: Die<br />

kleinen Blätter entwickeln, in Schokolade getaucht,<br />

einen „After-Eight“-ähnlichen Geschmack. Würzigen<br />

Gerichten, z. B. Kräuterquark, gibt der kleine<br />

Tausendsassa eine besondere Note und seine Blüten<br />

können über Salat gestreut werden.<br />

Jungbrunnen für Gurmets:<br />

Die Vogelmiere<br />

Geniessen und genesen:<br />

Der Gundermann<br />

Ein paar Schritte weiter steht der bläulich blühende,<br />

kleine Gundermann. Er taucht erstmals als „Gunde<br />

Rebe“ (Gund: Althochdeutsch für Beule oder Eiter)<br />

Wir sind schon an ihr vorbeigewandert, denn sie<br />

wächst wirklich überall. Aber nun bleiben wir<br />

stehen und probieren sie: Köstlich! Ein angenehm<br />

milder Geschmack, der an junge Maiskolben oder<br />

zartes Erbsengrün erinnert. Für Katrin Honisch<br />

zählt die Vogelmiere zum heimischen Superfood,<br />

denn neben einem hohen Eiweißgehalt decken<br />

150 g den Tagesbedarf an Kalium und Magnesium<br />

und bereits 50 g enthalten den täglichen Bedarf an<br />

Vitamin C. Zusätzlich enthält das kleine „Garten-Unkraut“<br />

viele Spurenelemente wie Phosphor,<br />

Kupfer und Silizium. Roh (so ist die Vogelmiere am<br />

leckersten) im Salat oder als Pesto gegessen, soll das<br />

enthaltene Aucubin das Immunsystem stärken und<br />

dem vorzeitigen Alterungsprozess entgegenwirken.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 37


Das Pflaster für Wanderer: Der<br />

Spitzwegerich<br />

Man kennt ihn als Hustensaft, aber er<br />

kann mehr: Der Saft der Blätter kühlt<br />

Insektenstiche und versorgt kleinere<br />

Wunden durch seine antiseptischen<br />

Eigenschaften. Einfach mit den Fingern<br />

ausquetschen bis der Saft austritt<br />

und die betroffenen Stellen einreiben.<br />

Das haben wir notiert, und weiter<br />

geht’s zum nächsten Kraut.<br />

Gärtners Leid, Kenners Freud:<br />

Der Giersch<br />

Man wird ihn kaum los: Der Kampf<br />

gegen den Giersch hat schon so manche<br />

Gärtner zur Verzweiflung gebracht.<br />

Dagegen hilft ein einfaches Rezept:<br />

Frieden schließen und aufessen!<br />

Die jun gen Blätter erinnern roh an<br />

Petersilie und schmecken gekocht wie<br />

kräftiger Spinat. Giersch essen lohnt<br />

sich, er enthält<br />

Vitamin C und A,<br />

Magnesium, Kalium und Kupfer.<br />

Katrin Honisch macht daraus eine<br />

erfrischende Limonade: Ein Sträußchen<br />

Giersch in Apfelsaft hängen<br />

und anschließend mit Mineralwasser<br />

auffüllen. Sein Beiname „Zipperleinskraut“<br />

weist auf seine Verwendung bei<br />

Gicht und Rheuma hin, im Tee wirkt<br />

er harntreibend. Zur Sicherheit: Beim<br />

Sammeln sollte man, um Verwechslungen<br />

mit dem hochgiftigen „gefleckten<br />

Schierling“ zu vermeiden, die 3x3-Regel<br />

beachten: Der Stiel ist im Querschnitt<br />

3-eckig, und es stehen immer 3<br />

Blätter zusammen am Stiel, die selbst<br />

jeweils dreigeteilt sind.<br />

Pikante Überraschung:<br />

Das Wiesenschaumkraut<br />

Das kleine, zart-violett blühende<br />

Pflänzchen hat ein ungeahntes Aroma:<br />

scharf-lauchig und erstaunlich kräftig<br />

schmeckt das Wiesenschaumkraut.<br />

Es erinnert an Rucola. Dafür verantwortlich<br />

sind Senfölglykoside, zudem<br />

enthält die Pflanze eine gute Portion<br />

Vitamin C. Als Salatbeigabe ist diese<br />

kleine Aroma-Überraschung sehr empfehlenswert.<br />

Sauerländer Power-Beere:<br />

Die Schlehe<br />

Wir wandern weiter entlang der Ruhr -<br />

bis Katrin Honisch den nächsten Halt<br />

an einem Schlehenbusch vorschlägt.<br />

Einer alten Weisheit nach soll man die<br />

ersten drei Blüten einer Schlehe essen,<br />

um das ganze Jahr über von Fieber<br />

und Grippe verschont zu bleiben. Die<br />

Beeren gelten – erst nach dem Frost<br />

oder nach dem Einfrieren genießbar<br />

– als wertvoller Lieferant von Mineralien<br />

und Vitaminen, selbst der Steinzeit-Wanderer<br />

„Ötzi“ hatte getrocknete<br />

Schlehen als Power-Proviant im Gepäck.<br />

Die Kerne sollten roh wegen ihres<br />

hohen Blausäure-Gehaltes allerdings<br />

nicht verzehrt werden.<br />

Zu guter letzt:<br />

Die Handstraussregel<br />

Unsere Wanderung hat uns an vielen<br />

essbaren „Unkräutern“ vorbeigeführt,<br />

und es ist erstaunlich, wie reich das<br />

<strong>Sauerland</strong> den Tisch deckt. Für alle, die<br />

Lust aufs heimische Superfood bekommen<br />

haben, gilt: Zum Schutz der Natur<br />

nehmt von allem nur eine Handvoll<br />

mit, damit uns die Sauerländer Pflanzenwelt<br />

noch lange so vielfältig erhalten<br />

bleibt. ■<br />

38 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


- Anzeige -<br />

..<br />

3.SauerlAnder<br />

Literatur<br />

3. Sauerländer Literaturtag<br />

am 15. September im<br />

Kulturbahnhof<br />

Peter Prange, Kathrin Heinrichs und viele<br />

andere Sauerländer Autoren kommen<br />

Tag<br />

vielen Regionen und<br />

Städten finden regel-<br />

In mäßig Literaturtage<br />

und Literaturwochen statt. Vor<br />

allem Autoren, Buchhandlungen<br />

und Verlage aus der jeweiligen<br />

Region oder Stadt präsentieren<br />

dort ihre Werke. Für die Literaturregion<br />

<strong>Sauerland</strong> hat der<br />

<strong>WOLL</strong>-Verlag 2015 erstmals einen<br />

solchen Literaturtag, vor allem mit<br />

Autoren aus dem eigenen Verlag,<br />

veranstaltet. 2017 fand der<br />

2. Sauerländer Literaturtag im<br />

Rittersaal der Burg Altena statt.<br />

Beim nun 3. Sauerländer Literaturtag<br />

am 15. September im<br />

Kulturbahnhof Grevenbrück ist<br />

neben dem <strong>WOLL</strong>-Verlag die<br />

Literarische Gesellschaft <strong>Sauerland</strong><br />

– Christine-Koch-Gesellschaft<br />

e.V. Veranstalter. Die Stadt Lennestadt<br />

stellt die Räumlichkeiten<br />

des Kulturbahn hofes kostenlos zur<br />

Verfügung.<br />

Bestseller-Autor Peter Prange<br />

kommt<br />

Den Veranstaltern ist es gelungen,<br />

namhafte Sauerländer Autoren für<br />

den Literaturtag zu gewinnen. So<br />

freut sich der aus Altena stammende<br />

Bestseller-Autor Peter Prange nicht<br />

nur, seine zwei Fortsetzungsromane<br />

„Eine Familie in Deutschland“<br />

vorstellen zu können, sondern auch<br />

über die Verfilmung des Sauerländer<br />

Familiendramas „Unsere wunderbaren<br />

Jahre“ zu berichten. Kathrin<br />

Heinrichs wird ihren im September<br />

erscheinenden Krimi „Wildes Holz“<br />

vorstellen und Hellmut Lemmer liest<br />

aus dem im Süden des <strong>Sauerland</strong>es<br />

spielenden Roman „Herzkartoffel“.<br />

Mit ihrem Erstlingsroman „Beib<br />

doch, wo ich bin“ hat die Ense wohnende<br />

Autorin Lisa Keil im Nu ein<br />

großes Publikum erreicht. Und der<br />

in Warstein geborene Autor Jochen<br />

Enste hat mit seinem Schwank über<br />

das Schützenfest „Glaube, Sitte,<br />

Heimat“ nicht nur die Schützenfestszene<br />

zum Lachen gebracht.<br />

Dazu kommen weitere Autorinnen<br />

und Autoren aus dem <strong>Sauerland</strong>, wie<br />

Anke Kemper, Anke Vogt und Kurt<br />

Wasserfall, die ihre Werke vorstellen.<br />

Ein großer Büchertisch bietet<br />

beste Gelegenheiten die literarischen<br />

Werke aus dem <strong>Sauerland</strong> in schöner<br />

Atmosphäre kennenzulernen. Der<br />

Literaturtag beginnt um 10:00 Uhr<br />

und dauert bis 18:00 Uhr. ■<br />

mit<br />

PETER PRANGE,<br />

KATHRIN<br />

HEINRICHS,<br />

LISA KEIL,<br />

JOCHEN ENSTE,<br />

HELLMUT LEMMER<br />

u.v.a.<br />

Grevenbrück<br />

Sonntag<br />

15.September <strong>2019</strong><br />

von 10:00 bis18:00 Uhr<br />

Eine Veranstaltung vom <strong>WOLL</strong>Verlag<br />

und der Christine-Koch-Gesellschaft<br />

Literaturgesellschaft <strong>Sauerland</strong> e.V.<br />

gefördert durch<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 39


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Kaffeegenuss aus aller Welt in der<br />

Kaffeemanufaktur Arnsberg<br />

Röstmeisterin Katharina Dlhoš entführt<br />

in die Welt der Spitzenkaffees<br />

Sonja Heller<br />

Jürgen Eckert<br />

Wer durch die Fenster der „Kaffeemanufaktur<br />

Arnsberg“ schaut,<br />

sieht mehrere kleine Tische mit<br />

dunklen Stühlen im Thonet-Stil. Die Besucher<br />

dieser Lokalität unterhalten sich, lesen<br />

Zeitung oder genießen einfach nur ihren<br />

Kaffee. Im ersten Moment kann man<br />

auf die Idee kommen, dass es sich<br />

hier um ein gemütliches kleines<br />

Café handelt. Das ist es auch –<br />

aber nicht in erster Linie. Denn<br />

– wie schon die großen Lettern<br />

über dem Eingang verraten - hier<br />

handelt es sich in erster Linie um<br />

eine Kaffeerösterei und -manufaktur.<br />

Besonders deutlich wird das, sobald man<br />

die Eingangstür passiert hat: ein verführerischer<br />

Duft nach frischem Kaffee empfängt<br />

die Gäste. In dem historischen Fachwerkhaus<br />

am Alten Markt ist eine Oase für Kaffeeliebhaber<br />

entstanden: ganz traditionell wird<br />

hier Kaffee im Trommelröster veredelt. Jede<br />

Kaffeesorte hat einen eigenen Charakter,<br />

der betont werden soll. Daher wird jeweils<br />

ein passendes Röstprofil entwickelt, um das<br />

optimale Ergebnis zu erreichen - eine echte<br />

Herausforderung. Doch auch das Anbaugebiet<br />

und die Zubereitung sind entscheidend<br />

für das Aroma.<br />

Bei Röstvorführungen können die Teilnehmer<br />

der Röstmeisterin Katharina Dlhoš<br />

über die Schulter schauen: die Rösttrommel,<br />

in der der grüne Rohkaffee bei unter 200<br />

Grad geröstet wird, dreht sich gleichmäßig.<br />

Während wir auf den “First Crack” warten,<br />

den Moment, wenn die Bohne knackend<br />

aufplatzt und die Restfeuchte entweicht,<br />

erklärt uns Katharina Dlhoš, die ganz auf<br />

Handarbeit setzt, den Unterschied zur Industrieröstung.<br />

“In der Industrie wird Kaffee<br />

zwei Minuten lang bei bis zu 800 Grad<br />

40 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


geröstet. Bei uns entstehen durch die<br />

niedrigen Temperaturen keine Bitterstoffe.<br />

Außerdem wird durch die<br />

längere Röstung die Fruchtsäure des<br />

Rohkaffees abgebaut, so dass unser<br />

Kaffee sehr bekömmlich und magenschonend<br />

ist”, erläutert Katharina<br />

Dlhoš, die das Handwerk bei anderen<br />

Röstmeistern gelernt hat. Nach 20<br />

Minuten werden die fertig gerösteten,<br />

duftenden Bohnen in das Kühlsieb<br />

gelassen und nur mit Luft gekühlt.<br />

Nach dem Rösten dürfen die Teilnehmer<br />

der Röstvorführung ihren<br />

Geschmackssinn bei einer Blindverkostung<br />

testen, die ähnlich wie eine<br />

Weinprobe ist: beim “Cupping” wird<br />

der Kaffee mit viel Luft vom Löffel<br />

geschlürft und wir stellen überrascht<br />

fest, dass jede Sorte anders schmeckt.<br />

Das Ergebnis der schonenden<br />

Röstung überrascht angenehm: ein<br />

aromatischer Kaffee ganz ohne Bitterstoffe.<br />

Dass Kaffee ohne Zucker und<br />

Milch so lecker schmecken kann,<br />

ist für viele Gäste eine völlig neue<br />

Erfahrung. Auch der Cappuccino ist<br />

ein Erlebnis, cremig und fein: der<br />

pure Genuss! Bei der Auswahl der<br />

direkt gehandelten Kaffees achtet<br />

Katharina Dlhoš auf die Einhaltung<br />

von Bio-Standards. Nachhaltigkeit<br />

und fairer Handel steht auch bei der<br />

Hausmarke „Caffee Ceres“ im Fokus.<br />

Ob fruchtiger Kaffee aus Papua Neu<br />

Guinea, nussiger aus Indien oder<br />

schokoladiger aus El Salvador - um<br />

den jeweils passenden Kaffee zu<br />

finden, werden die Kunden bei der<br />

Auswahl durch die erfahrene Röstmeisterin<br />

beraten. Auch Firmen<br />

werden von der Kaffeemanufaktur<br />

Arnsberg beliefert. Neben den sortenreinen<br />

Kaffees gibt es auch Tee,<br />

regionalen Honig sowie Zubehör für<br />

die Zubereitung von Kaffee und Tee.<br />

Termine für die Röstvorführungen<br />

werden online bekannt gegeben. Für<br />

Gruppen ab 7 Personen können individuelle<br />

Termine vereinbart werden.<br />

Den Kaffee der Kaffeemanufaktur<br />

Arnsberg gibt es auch bei Partnern<br />

in der Region und im Online-Shop<br />

auf www.kaffeemanufaktur-arnsberg.<br />

com. ■<br />

Die nächsten Termine für die Röstvorführungen:<br />

14. September<br />

05. Oktober<br />

30. November <strong>2019</strong><br />

Dauer ca. 1,5 Stunden<br />

Gebucht werden kann direkt im Laden:<br />

Alter Markt 17, 59872 Arnsberg<br />

und auf www.kaffeemanufaktur-arnsberg.com<br />

Alter Markt 17<br />

59821 Arnsberg<br />

Tel. 02931 / 508 9951<br />

info@kaffeemanufaktur-arnsberg.de<br />

www.kaffeemanufaktur-arnsberg.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 41


Die Tagesmutter<br />

Jutta Lammert betreut schon seit 23 Jahren Tageskinder<br />

Christel Zidi<br />

Tom Linke<br />

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“<br />

Johann Wolfgang von Goethe<br />

Es ist ein schöner, warmer Sommertag. Tagesmutter<br />

Jutta Lammert erwartet mich zum Interview.<br />

Schon aus einiger Entfernung höre ich Kinderlachen.<br />

So folge ich den Kinderstimmen und gelange in<br />

einen etwas wilden, großen Garten. Drei kleine Jungs<br />

kommen zaghaft nach, als Jutta Lammert und ihr Mann<br />

mich freundlich begrüßen. Jutta Lammert hat den Jungs<br />

schon erzählt, dass ich komme. Meinen Namen konnten<br />

sie sich allerdings nicht merken, deshalb haben sie<br />

auf „Heidi“ gewartet. Und auch wenn ich nicht Heidi<br />

bin, ist die Scheu schnell überwunden. Als wir nach ein<br />

paar Minuten zum Kaffeetisch gehen, hat ein Junge sein<br />

Händchen in meine Hand gelegt. Obwohl ich plattdeutsch<br />

besser als Kleinkindersprache verstehe, kommt<br />

auch mit den knapp Dreijährigen schnell eine Unterhaltung<br />

in Gang.<br />

Die 49-Jährige Tagesmutter konzentriert sich auf unser<br />

Gespräch. Trotzdem schweifen ihre Augen immer wieder<br />

zu „ihren“ Kindern. Keine Minute lässt sie sie aus den<br />

Augen. Verantwortungsgefühl und Fürsorglichkeit – diese<br />

beiden soft skills konnte ich schon am Telefon raushören,<br />

als ich mit ihr einen Termin vereinbarte. Den Tagesablauf<br />

der Kinder wollte sie auf gar keinen Fall durcheinander<br />

bringen.<br />

„Wir Tagesmütter<br />

arbeiten den Kindergärten<br />

quasi zu“<br />

Neue Kinder<br />

„Vier meiner Tageskinder gehen nach den Ferien in den<br />

Kindergarten, zwei bleiben“, erklärt sie. Dann kommen<br />

vier neue Kinder hinzu. Auf meine Frage, ob es ihr denn<br />

nicht schwerfällt, die Kinder loszulassen, antwortet sie: „Ich<br />

habe gelernt, damit umzugehen.“ Schon einige Wochen<br />

vorher arbeitet sie auf diese ‘Ablösesituation’ hin, damit die<br />

Situation für die Kinder völlig normal, sogar mit großer<br />

Freude verbunden ist. „Genau das ist aber auch mein Job.<br />

Jedes Kind ist anders. Als Tagesmutter ist man unheimlich<br />

nah dran an den jeweiligen Bedürfnissen. Die Kinder müssen<br />

einen Schritt weiter gehen, eine neue Situation kennenlernen.“<br />

Solche Übergänge hat man als ein Erwachsener<br />

schon viele Male erlebt - wie man damit umgeht, erlernt<br />

man als Kleinkind. Auch ihren eigenen Kindern, 21 und<br />

25 Jahre alt, hat sie „Flügel“ gegeben. Nach Auslandsaufenthalten<br />

wohnen die beiden in Köln und Essen.<br />

Die vier Kinder, die im August neu zu ihr kommen, sind<br />

alle 12 Monate alt sind. Das bedeutet, dass die Kleinen<br />

noch nicht richtig laufen können. Aus diesem Grunde hat<br />

ihr Mann Reiner ihr jetzt einen Vierer-Kinderbus gekauft.<br />

Schließlich geht es jeden Tag mit den Kindern nach<br />

draußen, meistens in den Garten. Dort können die Kinder<br />

alle Spielgeräte nutzen. „Kinder gehören nach draußen“,<br />

erklärt sie, „Das Draußenspielen untereinander macht<br />

Kinder stark.“<br />

42 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Sauerländer LEUTE –<br />

Der MENSCH dahinter<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 43


Erziehungspartnerschaft<br />

Ganz wichtig ist es ihr, gut mit den Eltern zu kooperieren.<br />

„Damit wir alle an einen Strang ziehen.“ Überhaupt ist<br />

ihr der Austausch mit den Eltern sehr wichtig, bevor sie<br />

einen Platz in der Tagespflege neu besetzt. Daher lädt sie<br />

die Eltern erst mal zur Schnupperstunde in ihren Alltag<br />

ein. Die Kinder, die im August neu starten, durchlaufen<br />

mit einem Elternteil eine Eingewöhnungszeit. Schrittweise<br />

und nach Tempo des Kindes wird so die neue Umgebung<br />

mit der Tagesmutter vertraut gemacht. „Eine sehr wichtige<br />

Phase“, so Jutta Lammert, „denn hier lernt auch die Mama,<br />

sich von ihrem Kind für ein paar Stunden zu trennen.“<br />

Das Konzept<br />

Für die Tagespflege hat Jutta Lammert ein Konzept erarbeitet.<br />

Das bekommen die Eltern nach dem Vorgespräch<br />

mit nach Hause. Auch ich bekomme es zu lesen - und bin<br />

beeindruckt. Ganz klar wird aufgezeigt, wie die Zusammenarbeit<br />

zwischen den Eltern und ihr ablaufen kann.<br />

Hier zeigt sie ihre pädagogischen Ziele auf, die Werte, die<br />

sie vermitteln will. Denn, so Jutta Lammert „die ersten<br />

drei Jahre prägen einen Menschen ungemein.“ Ihr ist<br />

es wichtig, die Stärken und Schwächen eines Kindes zu<br />

erkennen, das Kind zu fördern und zu fordern. Ihre große<br />

Empathiefähigkeit ist hier von Nutzen.<br />

In Ihrem strukturierten Tagesablauf sind die Schlaf- und<br />

Ruhezeiten sehr wichtig, „denn nur so lernt das Kind sich<br />

zu entspannen.“ Um danach den Nachmittag voller Tatendrang<br />

wahrnehmen zu können. Manche Eltern denken,<br />

dass Kinder ununterbrochen unterhalten werden müssen.<br />

Das hält sie für falsch: „Das Kind hat dann keine Ruhe, zu<br />

sich selbst zu finden. Kinder dürfen auch mal Langeweile<br />

haben!“ Sie hat einen gut strukturierten Tagesplan, der so<br />

aussieht: Ankommen, Spielen/Basteln/Malen, Frühstücken,<br />

draußen spielen, Mittagessen, danach lesen oder singen,<br />

schlafen oder ausruhen, dann drinnen spielen. Diese<br />

Struktur ist sehr wichtig, denn „sie festigt die Kinder, gibt<br />

ihnen Halt.“<br />

Die Kinder, die zur ihr kommen, lernen nebenher auch<br />

den richtigen Umgang mit Tieren, begreifen, dass Tiere<br />

kein Spielzeug sind. Ihre Hunde, ein Havaneser und Labrador-Welpe<br />

Mathilde, bindet sie in die Tagespflege ein.<br />

Beide Hunderassen sind sehr kinderlieb und kamen schon<br />

als Welpe ins Haus.<br />

Die Anfänge<br />

Dann berichtet sie davon, wie sie Tagesmutter geworden<br />

ist. Sie war alleinerziehend mit ihrem damals zweijährigen<br />

Sohn. Um „Leben in die Bude zu bekommen“ passte<br />

sie auf andere Kinder auf. Das waren meist Kinder von<br />

alleinstehenden Frauen, die ihr Kind bei ihr ließen, um<br />

zu arbeiten oder sich fortzubilden. So wurde sie eine der<br />

ersten Tagesmütter in Neheim. Bis zum heutigen Tag kann<br />

sie sich nichts Schöneres und Wertschätzenderes vorstellen.<br />

Gut vernetzt<br />

Die gelernte Industriekauffrau ist mit vielen anderen<br />

Tagesmüttern in Neheim, Arnsberg und Sundern und auch<br />

Soest gut vernetzt; der Austausch mit ihnen ist ihr sehr<br />

wichtig. Noch einige Dinge sind ihr bei der Arbeit extrem<br />

wichtig: Ruhe und Gelassenheit, auf sich selbst zu achten,<br />

eine positive Haltung zum Leben, sich auf die Arbeit mit<br />

den Kindern zu freuen. Und zum Abschluss betont sie<br />

„Wir Tagesmütter arbeiten den Kindergärten quasi zu.<br />

Genau wie hier die drei Jungs, die mich jetzt verlassen.<br />

Drei glückliche und starke Kinder. Die Kindergärten<br />

werden ihre wahre Freude an ihnen haben.“<br />

Und genau so wirken die drei kleinen Jungs im Garten auf<br />

mich. Jutta Lammerts Konzept ist hier voll aufgegangen. ■<br />

44 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Fern-<strong>WOLL</strong><br />

Köln, Miami, Toulouse oder<br />

Perth. <strong>Sauerland</strong> ist überall.<br />

Sonja Heller<br />

Michael Martin<br />

Im<br />

Fern-Woll geht es um die Sicht auf uns<br />

von außen. Auswärts lebende Sauerländer<br />

und Besucher, die von ganz woanders weg<br />

kommen: Was verbinden sie mit Worte, Orte, Land &<br />

Leute?.<br />

SERVICE<br />

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Ich bin Michael, gebürtiger Sauerländer und Wollsager.<br />

Seit 20 Jahren lebe ich mit meiner Frau in der Nähe<br />

von Brighton in England.<br />

Worte<br />

„Willze machen? Isso.“ ist ein Spruch, der die Sauerländer<br />

Lebensphilosophie perfekt auf den Punkt bringt, woll.<br />

FÜR DIE WICHTIGEN<br />

DINGE IM LEBEN!<br />

Orte<br />

Der Hexentanzplatz in Neuenrade, weil ich mich da als<br />

Kind bei jeder Wanderung so schön gegruselt habe.<br />

Land<br />

Oben, von einem der tausend Berge den Blick über die<br />

Landschaft schweifen lassen und tief durchatmen.<br />

Dazu ein Pilsken.<br />

Leute<br />

Meine Freunde und Familie, von Kierspe bis Föckinghausen<br />

und von Neheim bis Hallenberg. Und meine Omma,<br />

mir als Jaust auf Platt die Sauerländer Flötentöne beigebracht<br />

hat.<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 45


Erfolgreicher Drohnen-Einsatz<br />

bei der Feuerwehr in Sundern<br />

Drohne als Hilfsmittel hat sich schon nach kurzer Zeit etabliert<br />

Philip Stallmeister<br />

Z<br />

wei unterschiedliche<br />

Einsätze im Jahre 2017<br />

führten dazu, dass der<br />

Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr<br />

Sundern eine Vorreiterrolle<br />

im <strong>Sauerland</strong> eingenommen hat.<br />

Nach einem Waldbrand und einem<br />

Autounfall, bei dem nicht klar war,<br />

ob noch eine zweite Person beteiligt<br />

war, reifte die Überlegung zur Anschaffung<br />

einer Drohne mit Wärmebildkamera.<br />

Erfolgreiche Sponsorensuche<br />

„Bei dem Waldbrand auf einer ehemaligen<br />

Kyrillfläche war der Brandherd<br />

nicht sofort lokalisierbar. Bei dem<br />

Unfall nahe eines hoch stehenden<br />

Maisfeldes hätten wir eine möglich<br />

verletzte zweite Person mithilfe einer<br />

Wärmebildkamera schnell gefunden“,<br />

sagt Löschzugsprecher Jürgen Voss.<br />

Die Gründe waren überzeugend. Der<br />

Leiter Feuerwehr, Andreas Siedhoff,<br />

war ebenfalls begeistert. Es musste<br />

aber in Zeiten leerer Haushaltskassen<br />

Unterstützung durch Sponsoren gesucht<br />

werden. So gingen Jürgen Voss<br />

und Elmar Müller, die zusammen<br />

die Idee zur Anschaffung hatten, auf<br />

Sponsorensuche. Mit überzeugenden<br />

Argumenten öffneten sich schnell<br />

Türen. „Dank einer guten Präsentation<br />

hatten wir innerhalb einer Woche<br />

die Gelder zusammen“, erinnert sich<br />

Müller. Neben der Vorstellung der<br />

Einsatzgebiete wussten die Feuerwehrleute<br />

auch in Sachen Technik<br />

genau, was es sein sollte. Mit dem<br />

studierten Elektroingenieur André<br />

Garbes haben sie einen absoluten<br />

Fachmann in den eigenen Reihen, der<br />

sich bereits selbst eine Drohne gebaut<br />

hatte.<br />

Erfolgreiche Schulung<br />

Eine Drohne Marke Eigenbau<br />

sicherte sich der Löschzug allerdings<br />

nicht, sondern eine ideale Foto- und<br />

Videoplattform für Luftaufnahmen,<br />

an die sich auch eine Wärmebildkamera<br />

anschließen lässt. „Unser Modell<br />

zählt noch gerade zum Privatbereich,<br />

bietet aber eine professionelle Ausstattung“,<br />

erklärt Garbes. Somit<br />

wurde für einen mittleren vierstelligen<br />

Eurobetrag ein geeignetes Gerät<br />

angeschafft. Jetzt musste nur noch<br />

die IuK-Einheit des Löschzugs für die<br />

Nutzung der Drohne im Leitstellenfahrzeug<br />

geschult werden. IuK steht<br />

46 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


für Information und Kommunikation.<br />

Für die Bedienung der Drohne sind<br />

mittlerweile 14 Feuerwehrleute als<br />

Piloten einsetzbar. „Als Feuerwehrmann<br />

musst du für den Einsatz einer<br />

Drohne nicht unbedingt einen Schein<br />

haben, wir haben aber einen gemacht<br />

und haben uns nach einem Ausbildungsplan<br />

mit Theorie und Praxis die<br />

Funktionen der Drohne angeeignet“,<br />

sagt Garbes.<br />

Erfolgreicher Einsatz<br />

Die Simulation des Modells am PC<br />

verhalf dazu, Verständnis und Gefühl<br />

für das Gerät zu entwickeln, das bereits<br />

kurz nach der Inbetriebnahme im<br />

Sommer 2018 verstärkt zum Einsatz<br />

kam, denn die Hitzewelle des Sommers<br />

brachte zahlreiche Waldbrände.<br />

Am heftigsten war der Waldbrand bei<br />

Sundern-Stemel im September, als<br />

sich ein Feuer auf einer<br />

Fläche von rund<br />

7.500 Quadratmetern<br />

ausbreitete.<br />

André Garbes sagt: „Da<br />

konnten wir dem Feuer gezielt<br />

entgegenwirken. Wir wussten<br />

sofort das Ausmaß.“ Jürgen<br />

Voss ergänzt: „Die Luftbilder<br />

sind eine wahnsinnige Hilfe.“<br />

Das gilt nicht nur für die Suche<br />

von Brandherden, die dank der<br />

Wärmebildkamera und GPS genau<br />

lokalisiert werden können. Auch bei<br />

Unfällen und Vermissten, möglicherweise<br />

Verletzten oder der Planung<br />

von Einsätzen helfen die Aufnahmen.<br />

Hier kann beispielsweise die<br />

Anordnung der Fahrzeuge bestens<br />

analysiert werden. Daher hoffen die<br />

Sunderaner Feuerwehrleute, dass ihr<br />

Projekt auch andere Wehren im HSK<br />

überzeugt. „Es gibt leider immer<br />

„Die Luftbilder sind<br />

eine wahnsinnige<br />

Hilfe.“<br />

noch Mei nungen, eine Drohne sei ein<br />

besseres Spielzeug“, bedauert Elmar<br />

Müller. Die Erkenntnisse der Arbeit<br />

der Feuerwehr in Sundern geben aber<br />

überzeugende Argumente für eine<br />

Anschaffung von Drohnen. ■


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„WIR ÜBERHOLEN UNS STÄNDIG SELBST“<br />

Das Logistikunternehmen JUMA ist in nur drei Jahren<br />

zu einem weltweit tätigen Unternehmen herangewachsen<br />

Inga Bremenkamp<br />

Jürgen Eckert<br />

Es<br />

gibt sie, diese Unternehmen,<br />

bei denen man erst<br />

auf den zweiten Blick<br />

versteht, was sie eigentlich machen.<br />

„Bei uns rufen immer wieder Leute<br />

an, die einen LKW oder sowas<br />

brauchen. Aber wir sind keine Spedition!<br />

Wir sind ein Logistikunternehmen,<br />

das Transport- und Lagersysteme<br />

entwickelt - das ist etwas<br />

völlig anderes“, stellt Julian Flashar,<br />

einer der beiden Geschäftsführer der<br />

JUMA GmbH, klar.<br />

Was macht JUMA eigentlich?<br />

Ein Sauerländer weiß, dass sich eine<br />

Bierflasche am besten in einer Bierkiste<br />

transportieren lässt und zu Hause<br />

idealer Weise im Kühlschrank gelagert<br />

wird. Die Flasche hat sowohl beim<br />

Transport als auch im ‚Lager‘ einen<br />

festen Platz, um heile und sicher<br />

von A nach B zu kommen und um<br />

möglichst optimal gelagert zu werden.<br />

JUMA befasst sich seit 2016 im<br />

Grunde genau mit solchen Transportund<br />

Lagersystemen, nur dass diese<br />

im Fall des Logistikunternehmens<br />

deutlich spezieller und meist größer<br />

sind als eine handelsübliche Bierkiste.<br />

„Unsere Kunden kommen in<br />

der Regel mit einem Produkt zu uns,<br />

für dessen Transport oder Lagerung<br />

ein besonderes System benötigt<br />

wird. Ein System, dass es in einem<br />

Katalog so nicht gibt. Wir verstehen<br />

uns grundsätzlich als Problemlöser<br />

und entwickeln Spezialsysteme, die<br />

einen beschädigungsfreien Transport<br />

beziehungsweise eine Lagerung mit<br />

optimaler Auslastung ermöglichen“,<br />

erklärt Marcel Malik, der das junge<br />

Unternehmen gemeinsam mit<br />

Julian Flashar leitet. „Bis ein Etikett<br />

beispielsweise auf einer Bierflasche<br />

klebt, hat es schon mindestens zwei<br />

Transportwege und eine kleine<br />

Typveränderung hinter sich. In Form<br />

einer sehr großen Papierrolle geht es<br />

zunächst zum Bedrucken und dann in<br />

die entsprechende Brauerei, in der es<br />

zurechtgeschnitten und an der jeweiligen<br />

Flasche angebracht wird. Damit<br />

die großen Papierrollen transportiert<br />

und gelagert werden können, sind<br />

besondere Systeme notwendig, die<br />

wir entwickeln und fertigen. Solche<br />

Papierrollen haben schnell einen<br />

Durchmesser von einem Meter und<br />

wiegen bei einer Breite von zwei Metern<br />

gerne mal zwei Tonnen. Je nach<br />

Produkt ist das natürlich sehr unterschiedlich“,<br />

ergänzt Julian Flashar aus<br />

<strong>Meschede</strong>.<br />

Partner aus aller Welt<br />

„Wir bedienen die komplette Industrie<br />

und arbeiten mit Partnern aus der<br />

ganzen Welt zusammen. Wir haben<br />

mit der Bau-, Textil- und Automobilbranche,<br />

aber auch mit der Luftund<br />

Raumfahrt zu tun. Das ist sehr<br />

abwechslungsreich und immer wieder<br />

48 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


spannend“, erklärt Marcel Malik.<br />

Die vielen unterschiedlichen Partner<br />

und Produkte bringen häufig neue<br />

Anforderungen mit sich, weshalb das<br />

Unternehmen Logistik immer wieder<br />

neu verstehen will und muss: „Die<br />

Reifen von Flugzeugen zum Beispiel<br />

müssen nach drei bis vier Starts und<br />

Landungen demontiert, kontrolliert<br />

und gegebenenfalls repariert werden.<br />

Dazu müssen sie transportiert und<br />

auch gelagert werden. Diese Rädergestelle<br />

kommen beispielsweise von<br />

uns“, erklären die JUMA-Geschäftsführer,<br />

die die Transportsysteme für<br />

die deutsche Airline in ihrem Betrieb<br />

selbst fertigen und in die ganze Welt<br />

ausliefern.<br />

Outsourcing als große Chance<br />

Der Kundenstamm des Logistikunternehmens<br />

ist schnell sehr groß<br />

geworden, was auch an der Arbeitsweise<br />

anderer Unternehmen liegt:<br />

„Viele Firmen setzen auf Outsourcing.<br />

Früher wurde zum Beispiel ein Auto<br />

in einem einzigen Werk gebaut. Heute<br />

werden die Türen, die Motoren und<br />

viele<br />

Kleinteile<br />

in verschiedenen<br />

Subunternehmen hergestellt<br />

und im Hauptwerk nur noch<br />

zusammengesetzt“, erklärt Marcel<br />

Malik. „Trotzdem sollen die Teile<br />

möglichst nicht lange gelagert werden,<br />

sondern nach Bestellung binnen<br />

weniger Stunden zur Verfügung stehen.<br />

Diese Arbeitsweise fordert viele<br />

Ladungsträger“, weiß der 40-Jährige<br />

Betriebswirt, dem der direkte Kontakt<br />

zu seinen Kunden wichtig ist.<br />

Der Glanz der Innovationen<br />

„Wir wollen durch Innovationen<br />

glänzen“, sagt Julian Flashar als er von<br />

dem Erfolgsrezept seines Unternehmens<br />

spricht. „Wir verstehen uns<br />

nicht als Zulieferer, sondern als Partner<br />

und arbeiten entsprechend eng<br />

mit unseren Kunden zusammen. Die<br />

eigene Fertigung haben wir gebaut,<br />

um so flexibel wie möglich sein zu<br />

können. Wenn Du Deinem Kunden<br />

gut und schnell<br />

helfen möchtest, dann musst<br />

Du unabhängig sein“, führt der<br />

Industriekaufmann fort. Auch wenn<br />

Stahl der Hauptwerkstoff des Betriebes<br />

ist, wissen Julian Flashar und Marcel<br />

Malik, dass ihre Mitarbeiter ihr<br />

größtes Kapital sind. „Wir haben ganz<br />

flache Hierarchien. Jeder kann kommen<br />

und sich einbringen. Nur ein<br />

Mitarbeiter, der gerne ins Büro fährt,<br />

bringt uns weiter. Alleine geht’s nicht,<br />

das ist uns völlig klar“, erklären die<br />

Unternehmensgründer, die auf Nachhaltigkeit<br />

setzen und dafür auf ihre<br />

private finanzielle Maxime verzichten.<br />

„Wir sind eindeutig auf Wachstum<br />

ausgerichtet und investitionsfreudig.<br />

Wir wollen etwas für die Zukunft<br />

aufbauen und nachhaltig denken:<br />

Auch wenn wir noch ein sehr junges<br />

Unternehmen sind, bringen wir Dank<br />

sorgfältig ausgewählter Mitarbeiter<br />

viel Erfahrung und Know-how mit“,<br />

erklärt Marcel Malik, der gemeinsam<br />

mit Julian Flashar aus schließlich<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 49


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Mitarbeiter aus der Branche eingestellt<br />

hat und sich auf das, was in der Zukunft<br />

kommt, freut.<br />

Der Sprung ins kalte Wasser<br />

An die Anfänge des Unternehmens<br />

erinnern sich die beiden Sauerländer<br />

gerne, auch wenn der Weg zunächst<br />

steinig war. „Wenn Du den Berg einer<br />

Unternehmensgründung hinaufgestiegen<br />

bist, fällt Dir oben auf, dass<br />

der Sprung hinunter ins kalte Wasser<br />

viel schwieriger ist als der Aufstieg<br />

selbst“, erzählt Marcel Malik. Der<br />

Geschäftsführer des Logistikunternehmens<br />

spricht von dem Moment, in<br />

dem er gemeinsam mit Julian Flashar<br />

kurz vor der Gründung des eigenen<br />

Unternehmens stand und die Kündigung<br />

für seinen alten Arbeitgeber in<br />

den Händen hielt. „Mein damaliger<br />

Job war in Stein gemeißelt. Ich habe<br />

18 Jahre lang für meinen vorherigen<br />

und bis dahin einzigen Arbeitgeber<br />

gearbeitet. Der Schritt ist Julian und<br />

mir zu dem Zeitpunkt nicht leicht<br />

gefallen. Im Nachhinein haben wir<br />

aber definitiv alles richtig gemacht“,<br />

sagt Marcel Malik, der schon seit 15<br />

Jahren mit Julian Flashar zusammenarbeitet.<br />

Der schnelle Erfolg Sorgte<br />

mehrfach für Platzmangel<br />

Der Erfolg von JUMA gibt den<br />

Unternehmern Recht und hat sich<br />

viel schneller als erwartet eingestellt.<br />

„Laut Businessplan wollten wir nach<br />

zwei Jahren einen weiteren Mitarbeiter<br />

einstellen und eine eigene Fertigung<br />

aufbauen. Geschafft hatten wir das<br />

bereits nach zwei Monaten – unsere<br />

eigene Fertigung stand und der erste<br />

Mitarbeiter war eingestellt. Das ging<br />

alles wahnsinnig schnell“, erinnert<br />

sich Marcel Malik. „Wir überholen<br />

uns bis heute ständig selbst“, ergänzt<br />

Julian Flashar. Die angemieteten Fertigungshallen<br />

von zunächst 200 und<br />

dann von 400 Quadratmetern waren<br />

genau wie das Büro schnell zu klein.<br />

„Im privaten Anbau saßen wir bis vor<br />

ein paar Wochen mit fünf Mitarbeitern<br />

zusammen in einem Büro von<br />

30 Quadratmetern und kamen uns<br />

dabei oft wie Hühner in Legebatterien<br />

vor. Wenn einer krank war, war zwei<br />

Wochen später das ganze Büro krank“,<br />

erzählt der 34-Jährige weiter.<br />

Der Traum von den eigenen vier<br />

Wänden<br />

Die rasante Entwicklung von JUMA<br />

und die damit verbundenen Umzüge<br />

innerhalb kürzester Zeit ließen die<br />

jungen Unternehmer von den eigenen<br />

vier Wänden träumen. „Eigentlich<br />

war das nur ein Scherzgedanke. Wir<br />

hätten nie gedacht, dass wir unsere<br />

eigene Fertigungshalle inklusive Büro<br />

nach so kurzer Zeit bauen könnten.<br />

Beim Stammtisch habe ich einem<br />

Kollegen, der bei der Bank arbeitet,<br />

relativ spontan gesagt, dass Julian und<br />

ich eine eigene Halle bauen wollen<br />

und wir mal sprechen müssten. Dieser<br />

Freund hat uns direkt seine Hilfe und<br />

Unterstützung zugesichert, womit der<br />

Samen des JUMA-Baus gesät war“,<br />

erzählt Marcel Malik, der dafür bis<br />

heute genau wie Julian Flashar sehr<br />

dankbar ist. Mit einem akribisch<br />

ausgearbeitetem Businessplan und<br />

etwas Mut in der Tasche hat’s dann<br />

funktioniert: „Wir haben seit Juni<br />

<strong>2019</strong> unsere eigene Fertigungshalle<br />

von 1200 Quadratmeter, ein 400<br />

Quadratmeter-Büro und können die<br />

Halle noch einmal um weitere 1000<br />

Quadratmeter erweitern“, erklärt Julian<br />

Flashar, der die Umzugsreihe von<br />

JUMA damit beenden möchte und<br />

sich gemeinsam mit seinem Partner<br />

Marcel Malik mittlerweile an das<br />

Tempo auf der Überholspur gewöhnt<br />

hat. ■<br />

50 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 51


Was tun gegen den Einwohnerschwund?<br />

Müschede entwickelt interessantes Konzept<br />

Gisela Wilms<br />

Philipp Nolte<br />

nun an ging´s bergab“<br />

verkündete einst die<br />

„Von<br />

Chansonsängerin Hildegard<br />

Knef, wie sich die älteren Leser<br />

erinnern werden. Diese Aussage trifft<br />

seit einigen Jahren ebenfalls auf die<br />

Einwohnerzahlen in Arnsberg zu. In<br />

der Regierungsstadt wohnten im Jahr<br />

2000 gut 81.000 Menschen, 2017<br />

waren es nur noch etwas mehr als<br />

78.000, wie dem Bericht der Immobilienbewertung<br />

und Geodatenservice<br />

der Stadt zu entnehmen ist. Tendenz:<br />

fallend.<br />

52 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Was können die Verantwortlichen in den Gemeinden, aber<br />

auch die Bewohner der einzelnen Ortschaften tun, um der<br />

unerwünschten Entwicklung entgegenzuwirken? Schlagwörter<br />

wie „verbesserte Infrastruktur, Ausbau leistungsfähiger<br />

Netze, attraktive Wohnmöglichkeiten“ hört man in diesem<br />

Zusammenhang ebenso wie die Begeisterung über unsere<br />

reizvolle Landschaft und die damit verbundenen Freizeitmöglichkeiten.Während<br />

der Ausbau von Straßen, starkes<br />

Internet oder die Schaffung von entsprechendem Wohnraum<br />

Ziele darstellen, die nicht von heute auf morgen zu erreichen<br />

sind, zumal Land und Bund ein entscheidendes Wörtchen<br />

mitzureden haben, schöpfen wir landschaftsmäßig aus dem<br />

Vollen. Wer kann sich schon der Schönheit des Möhne- und<br />

Sorpesees oder der Wälder entziehen? Die Nähe zu größeren<br />

Städten wie Dortmund und Münster bietet weitere Pluspunkte<br />

für unsere Gegend.<br />

Aber das reicht offenbar nicht aus, um den Abwärtstrend zu<br />

stoppen. Allein am Fachkräftemangel wird sichtbar, dass es<br />

ein mühseliger Weg ist, potentielle Bewerber von der hohen<br />

Lebensqualität in unserem <strong>Sauerland</strong> zu überzeugen. Also<br />

sind viele gefragt und jeder noch so kleine Beitrag kann<br />

seinen Teil dazu leisten, dass die Menschen gerne im Land<br />

der tausend Berge wohnen und anderen erzählen, wie gut es<br />

sich hier leben lässt.<br />

Müschede erfindet den Neubürgerstammtisch<br />

In Müschede hat man sich<br />

deshalb überlegt, die „Zugereisten“<br />

besonders zu<br />

begrüßen. Anfang des<br />

letzten Jahres gründeten<br />

die Politiker des<br />

Dorfes einen Stammtisch<br />

für Neubürger,<br />

der seitdem regelmäßig<br />

stattfindet. Zehn,<br />

meist junge Leute<br />

waren dem ersten Aufruf<br />

gefolgt und am Tresen<br />

entwickelten sich angeregte<br />

Gespräche zwischen den Alteingesessenen<br />

und den Neuen.<br />

Es folgte Tage später ein Dorfrundgang,<br />

bei dem die Historie des Ortsteils<br />

anschaulich erzählt wurde. In diesem Jahr wurde auf dem<br />

Schützenfest ein Tisch vorbereitet, der für diejenigen ein<br />

Anlaufpunkt war, die das Fest der Feste zum ersten Mal<br />

mitgemacht hatten.<br />

Eine gut gefüllte Willkommenstüte<br />

Alle anderen, die die Stille bevorzugen, werden ebenso<br />

willkommen geheißen. Eine Tüte, die es in sich<br />

hat, wird jedem überreicht, der neu nach Müschede<br />

gezogen ist: Taschentücher, Kugelschreiber, Schuhanzieher,<br />

Zollstock und viel Nützliches mehr haben<br />

ortsansässige Unternehmen zur Verfügung gestellt. Die<br />

Vereine freuen sich, wenn die beigelegten Gutscheine<br />

eingelöst werden, wie zum Beispiel der für die letzte<br />

Bratwurst, die die Feuerwehr seit einigen Jahren am 30.<br />

Dezember am Gerätehaus brät. Der Sportverein lädt<br />

zu kostenlosen Schnupperkursen ein und der Chor<br />

„Junge Harmonie“ verschenkt Wertmarken, die bei<br />

seinen Auftritten eingelöst werden können. Als Letztes<br />

enthält das Begrüßungspaket eine Broschüre, auch<br />

„ZDF“ genannt, nämlich Zahlen, Daten, Fakten über<br />

das Dorf, in der sich alle Gruppierungen des Ortsteiles<br />

vorstellen. Die positive Resonanz auf die verschiedenen<br />

Aktionen bestätigt die Initiatoren, den richtigen Weg<br />

eingeschlagen zu haben. Bleibt zu hoffen, dass es<br />

sich herumspricht, dass man in Müschede<br />

in einer hilfsbereiten und aktiven<br />

Gemeinschaft lebt, in der sich<br />

Alte und Junge, Frauen und<br />

Männer, Alteingesessene<br />

und neu Hinzugezogene<br />

wohlfühlen können. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 53


Treckerliebe<br />

Die Oldtimerfreunde Ense sind weit mehr als Sammler alter<br />

Landmaschinen und Fahrzeuge<br />

Sonja Heller Tom Linke Maren Neumann-Aukthun<br />

D<br />

ie Sonne brennt. Auf<br />

dem Feld steht das<br />

Dieselross in der flirrenden<br />

Hitze, neben ihm glänzt Junior<br />

und etwas weiter vorne läuft auch<br />

der Kramer warm. „Nimmst du<br />

mich noch mit?“ ruft ein kleiner<br />

Junge mit leuchtenden Augen. „Aber<br />

klar doch“, lacht Manfred Lübben<br />

und hält an für eine Rundfahrt<br />

übers Feld, vorbei am Dieselross<br />

und seinen Trecker-Konsorten. Es<br />

ist Oldtimer-Fest in Ense-Bremen!<br />

„Idee nahm schnell Fahrt auf”<br />

Erst seit Mitte 2017 gibt es die Oldtimerfreunde Ense. Sie sind eine Interessengemeinschaft<br />

von knapp zwei Handvoll Menschen, die keinen Verein<br />

gründen wollten, um gemeinsam das zu tun, was ihnen wichtig ist: das Sammeln<br />

und Restaurieren alter Fahrzeuge.„<br />

Wir wollen zeigen, wie schön so ein altes Schätzchen sein kann“, erklärt Manfred<br />

Lübben, der Mann auf dem Rundfahrten-Trecker für Kinder.<br />

Doch Trecker sind es nicht allein, die bei den Oldtimerfreunden in den Garagen<br />

und Gärten stehen, auch alte Autos, LKW und Motorräder sind darunter.<br />

2017 entschieden die Freunde dann, mit ihrer lockeren Verbindung ernst zu<br />

machen: Eine Internetseite wurde erstellt und das erste Oldtimertreffen der<br />

Oldtimerfreunde Ense vorbereitet.<br />

„Die Seele der Dinge“<br />

Das 3. Oldtimertreffen <strong>2019</strong> auf der Bienenwiese in Ense zeigt, welche Anziehungskraft<br />

die alten Maschinen haben. Nicht nur die Trecker brummen, das<br />

ganze Fest tut es und trotz glühender Hitze sind Menschen aller Generationen<br />

gekommen, um sich in die Arbeitswelt vergangener Zeiten zurückversetzen zu<br />

lassen.<br />

54 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Die unverwüstlichen Schlepper kommen ohne elektronische Komponenten<br />

heutiger Landmaschinen aus und sind dazu echte Hingucker. „Es<br />

geht uns nicht ums Sammeln“, so Maren Neumann-Aukthun, „sondern<br />

alte, schrott reife Trecker mit Liebe zum Detail neu aufzubauen.“Ihr Mann<br />

schenkte ihr den ersten Trecker, einen Porsche Junior, zu Weihnachten.<br />

„Das war ein einziger Schrotthaufen“, erinnert sich Thomas Aukthun<br />

schmunzelnd.<br />

Frühstücksbuffet<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 55


einen Schlepper restauriert. Dafür assistiert er<br />

reihum beim Instandsetzen und lernt die<br />

Unterschiede zwischen Eicher, Dieselross,<br />

Porsche, Deutz, Schlüter und vielen Marken<br />

mehr kennen. Dabei zieht sich die Begeisterung<br />

für Trecker durch alle Generationen, denn für<br />

viele waren früher Landmaschinen Teil ihres<br />

Lebens. Die Oldtimerfreunde Ense planen<br />

deswegen, dem Altenheim in Ense mit ihrem<br />

Wagenpark einen Besuch abzustatten, um bei<br />

den Senioren positive Erinnerungen an die<br />

Es dauerte zehn Jahre, daraus wieder ein Schmuckstück<br />

zu machen. Und das sei, was die Oldtimerfreunde ganz<br />

wesentlich verbinde, sagt Maren Neumann-Aukthun,<br />

„Wir wollen das Alte bewahren und weitergeben.“<br />

Ein Thema von 15 bis 80<br />

Beispielsweise an den jüngsten Trecker-Fan, den 15-jährigen<br />

Nick Bart, der grade als „Praktikant“ lernt, wie man<br />

Aus Traum wird Raum<br />

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56 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Vergangenheit zu wecken. Und auf<br />

dem diesjährigen Oldtimertreffen war<br />

der älteste Aussteller ein 80-jähriger<br />

Treckerfahrer, der im Zelt auf der<br />

Wiese übernachtete und die Oldtimerfreunde<br />

zu später Stunde zum<br />

Schlaftrunk einlud.Oldtimer-Trecker<br />

boomen. Möglicherweise weil es einen<br />

Trend zur Rückbesinnung auf Wertigkeit<br />

und Nachhaltigkeit gibt und eine<br />

Entwicklung zu mehr Gemeinschaft<br />

und Gemeinsames. Aus dem Grund<br />

sind die Preise für die Maschinen<br />

enorm angezogen. „Das ist der<br />

Nostalgie-Effekt“, meint Treckerfahrerin,<br />

Tierärztin und<br />

Künst lerin Neumann-<br />

Aukthun. Was immer es<br />

ist: Manfred Lübben freut<br />

es, wenn bei seinen Fahrten<br />

durch Ense die Leute aus<br />

dem Haus treten und<br />

sagen „Man hört schon von<br />

weitem, wer angetuckert<br />

kommt!“. Ein echter<br />

Oldtimerfreund. ■<br />

www.oldtimerfreunde-ense.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 57


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Mit oder ohne Motor<br />

durchs <strong>Sauerland</strong><br />

Gisela Wilms<br />

Jürgen Eckert<br />

F<br />

ahrräder in verschiedenen Ausführungen, vom Kinderrad bis zum<br />

hochwertigen E-Bike, Gebrauchtfahrzeuge und eine Werkstatt, in<br />

der Service- und Reparaturarbeiten durchgeführt werden. Zweirad<br />

Navel bietet Fahrradfahrern alles, was sie zu ihrem Glück brauchen.<br />

Der 32-jährige Michael Mersch ist<br />

Inhaber des Unternehmens. Nachdem<br />

er bei Zweirad Navel seine<br />

Ausbildung zum Zweiradmechaniker<br />

gemacht hatte, übernahm er<br />

2018 den Betrieb von Rolf Navel.<br />

Seit nunmehr anderthalb Jahren<br />

kümmert sich Mersch mit einem<br />

Mitarbeiter und einer Mitarbeiterin<br />

um die Kunden. Für ihn stand nie<br />

etwas anderes zur Debatte, wenn es<br />

um die Berufsfrage ging. Schon als<br />

Jugendlicher reparierte er Fahrräder,<br />

wenig später war es dann der erste<br />

Motorroller. Sein Hobby machte er<br />

nach der Schulausbildung zu seinem<br />

Beruf. War es anfänglich die<br />

Begeisterung für das Technische,<br />

kam sehr schnell die Freude an der<br />

Beratung hinzu.<br />

Zeit für Kunden<br />

Der junge Unternehmer und seine<br />

Angestellten nehmen sich viel<br />

Zeit für diejenigen, die den Laden<br />

betreten. Dabei ist es egal, ob ein<br />

Kinderfahrrad, ein E-Bike oder<br />

eine Vespa gesucht wird. Michael<br />

Mersch möchte, dass die Käufer das<br />

Geschäft zufrieden verlassen. Auf<br />

der Verkaufs fläche findet der Interessent<br />

eine große Bandbreite von<br />

Zweirädern, wobei die mit Motor<br />

den größten Teil ausmachen. „Das<br />

E-Bike wird immer stärker nachgefragt,<br />

deshalb wird das Angebot<br />

auch immer umfangreicher“, erklärt<br />

der Besitzer. Ergänzt wird es um die<br />

entsprechende Ausstattung. Alles,<br />

vom Helm bis zu den Handschuhen,<br />

ist auf der 500 m² großen Verkaufs-<br />

58 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Tappeweg 8<br />

59755 Arnsberg Neheim<br />

Telefon: 02932 899999<br />

info@zweirad-navel.de<br />

www.zweirad-navel.de<br />

fläche zu finden. Die angegliederte<br />

Werkstatt ist technisch auf neuestem<br />

Stand. Die für die Reparatur erforderlichen<br />

Kenntnisse eignen sich<br />

Inhaber und Mitarbeiter in regelmäßigen<br />

Schulungen an, sodass sie<br />

immer auf dem neuesten Stand sind.<br />

Ein Indiz dafür, dass bei Zweirad Navel<br />

Qualität und Sicherheit ein hoher<br />

Stellenwert eingeräumt wird.<br />

Kein Kauf ohne vorherigen<br />

Praxistest<br />

Hat sich jemand für ein Fahrrad<br />

entschieden, bekommt der Kaufinteressent<br />

das Angebot, einen Praxistest<br />

zu machen. Nach der ersten Tour<br />

wird dann ein individuelles Rad<br />

zusammengestellt: Ein einfaches oder<br />

hochwertiges Modell, ein besonderer<br />

Sattel, die Frage, ob Rücktritt oder<br />

nicht, Mersch zeigt so lange Alternativen<br />

auf, bis der Käufer zufrieden<br />

ist. Auch stehen die Mitarbeiter<br />

beratend zur Seite, wenn jemand sein<br />

Rad selbst reparieren und Ersatzteile<br />

bestellen möchte. Das alles erfordert<br />

Zeit, die sich Inhaber und Angestellte<br />

von Zweirad Navel gerne nehmen<br />

und so ist es nur folge richtig, dass<br />

Michael Mersch die Frage nach<br />

Expansion verneint. „Würden wir<br />

größer, ginge das zu Lasten der<br />

Kundenbetreuung. Wir handeln nach<br />

dem Motto ‚klein, aber fein‘ und<br />

fühlen uns sehr wohl damit“, betont<br />

der Fachmann. Die Auslastung des<br />

Betriebes belegt, dass Zweirad Navel<br />

mit dieser Strategie auf dem richtigen<br />

Weg ist. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 59


Kuhschisshagen und<br />

der Mega Sports<br />

„In Hagen werden<br />

immer drei Feste<br />

gefeiert: Weihnachten,<br />

Schützenfest und<br />

Mega Sports“<br />

Josy Born<br />

Philipp Nolte & Sportograf & Mega-Sports<br />

Jeder weiß, welcher Ort gemeint ist, wenn von „Kuhschisshagen“<br />

die Rede ist. Doch der Name hat nicht, wie vielleicht zunächst<br />

vermutet, etwas mit der Abgrenzung zur Stadt Hagen zutun. Er<br />

ist schon vor vielen Jahrzehnten entstanden, als die Hauptstraße in<br />

Hagen noch buchstäblich „beschissen“ war.<br />

60 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Jeder weiß, welcher Ort gemeint ist, wenn<br />

von „Kuhschisshagen“ die Rede ist. Doch der<br />

Name hat nicht, wie vielleicht zunächst vermutet,<br />

etwas mit der Abgrenzung zur Stadt Hagen<br />

zutun. Er ist schon vor vielen Jahrzehnten<br />

entstanden, als die Hauptstraße in Hagen noch<br />

buchstäblich „beschissen“ war.<br />

Der Rentner Josef Cramer hat sein Leben lang<br />

in Hagen gewohnt und erzählt von vergangenen<br />

Zeiten: „Damals, in den 60ern, hatte jeder<br />

im Dorf noch Vieh. Wenn man keine Kuh<br />

hatte, dann hatte man eine Ziege oder Hühner.“<br />

Und da es in dem länglichen Ort Hagen<br />

neben der Hauptstraße wenig Alternativen<br />

gab, das Vieh zur Weide zu bringen, wurden<br />

alle Tiere über die eine, damals noch mit Kopfstein<br />

gepflasterte Straße getrieben. „Und wenn<br />

die Kühe aus dem Stall kommen, scheißen sie<br />

nun mal gerne, so ist das eben“, scherzt Josef<br />

Cramer. So kam es, dass die Hauptstraße in<br />

Hagen meist bedeckt war mit Kuhfladen.<br />

Da auch viele Ziegen im Dorf waren, sei<br />

Hagen oft auch damit in Verbindung gebracht<br />

worden. „Dann hätte Hagen ja rein theoretisch<br />

auch Ziegenschisshagen heißen können“,<br />

wendet Hubertus Cramer, Josefs Neffe, augenzwinkernd<br />

ein. Aber es sind sich alle einig:<br />

Es ist gut, dass sich der Kuhschiss durchsetzen<br />

konnte.<br />

Heute gibt es in Kuhschisshagen nur noch<br />

zwei Landwirte mit Milchkühen und der<br />

„Tierverkehr“ auf der Hauptstraße ist ersetzt<br />

durch LKWs, Motorradfahrer und Co.<br />

Doch der Name ist geblieben. Selbst wenn er<br />

einige im Dorfe vielleicht stören mag – wer<br />

den Namen mit Humor nimmt, entdeckt<br />

den ländlich-idyllischen Charakter des Ortes<br />

in dem allseits bekannten „Kuhschiss von<br />

Hagen“.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 61


Mega Sports ist das Größte! Nicht<br />

nur für die Hagener<br />

Wenn man von Hagen berichtet, darf<br />

man das größte Mountainbike-Festival der<br />

Region nicht außer Acht lassen. Denn „in<br />

Hagen werden immer drei Feste gefeiert:<br />

Weihnachten, Schützenfest<br />

und Mega Sports“, so<br />

der Vorsitzende<br />

des Fördervereins<br />

und<br />

somit<br />

einer<br />

der<br />

Hauptveranstalter des Events.<br />

Auch in diesem Jahr kamen wieder rund<br />

400 Helfer, größtenteils Hagener zusammen,<br />

die gemeinsam den Bike-Event auf die<br />

Beine stellten.<br />

Man bedenke, dass Hagen insgesamt nur<br />

rund 800 Einwohner hat und das Festival<br />

ein zweitägiges Programm beinhaltet, mit<br />

großem Marathonrennen, Bike-Biathlon,<br />

Familienprogramm inklusive Laufradrennen<br />

für die Kleinsten wie auch ein Abendprogramm<br />

mit Liveband und anschließender<br />

„Silent-Disco“.<br />

„Beim Schützenfest merken wir, dass wir<br />

zusammen feiern können. Bei Mega Sports<br />

merken wir, dass wir zusammen Dinge<br />

bewegen können und gut zusammen<br />

funktio nieren“, erläutert Fördervereinsvorsitzender<br />

Klaus-Rainer Willeke. Besonders<br />

aner kennend erwähnte er, dass erneut viele<br />

unter 30-Jährige wichtige Teile der Organisation<br />

mit Bravour übernommen haben<br />

und große Summen sinnvoll einsetzen, um<br />

das Fest zu einem wahren Jahreshighlight


werden zu lassen. Jana Weilandt, die, wie die meisten im<br />

Dorf, bereits seit Kindertagen als Helfer bei Mega Sports<br />

dabei ist, antwortet auf meine Frage, warum sie damals<br />

in das Organi sationsteam eingetreten sei, überlegend:<br />

„Ich weiß auch nicht, das ist einfach so gekommen“ und<br />

erläutert, dass es eben selbstverständlich für die Hagener<br />

Kinder und Jugendlichen sei, mit anzupacken. Ihr<br />

persönliches Highlight hätte sie im letzten Jahr erlebt.<br />

Dort durfte sie als Maskottchen, als Kuh Lieselotte verkleidet,<br />

den Start des großen Rennens vom Startauto aus<br />

erleben. Es sei beeindruckend gewesen, als sie sah, wie<br />

die Menschenmasse von rund 1.400 Radsportlern auf sie<br />

zukam. Alles in allem habe es schon viele schöne Momente<br />

bei Mega Sports gegeben, doch am Ende des Tages<br />

zähle hauptsächlich, dass alle Teilnehmer möglichst<br />

unbeschadet die Ziellinie überqueren. ■<br />

„Es ist gut, dass<br />

sich der Kuhschiss<br />

durchsetzen<br />

konnte“<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 63


Schuhe für Tansania<br />

Jugendabteilung des SC Neheim unterstützt junge Fußballer in Ostafrika<br />

Philip Stallmeister<br />

Rainer Seidler & Jamii<br />

Der SC Neheim gehört zu den<br />

Vereinen mit der größten<br />

Jugendfußballabteilung im ganzen<br />

<strong>Sauerland</strong>. Neben der Westfalenligamannschaft<br />

der Senioren sind auf<br />

der Sportanlage im Binnerfeld<br />

zahlreiche Jugendmannschaften<br />

aktiv. Somit sind auch etliche<br />

Trikots und Schuhe im Einsatz.<br />

Gerade im Nachwuchsbereich<br />

wachsen die Kinder<br />

und Jugendlichen schnell aus<br />

ihrer Kleidung und ihren<br />

Schuhen hinaus. Diese werden<br />

oft nicht mehr genutzt, sind<br />

aber noch gut. Hier tritt der Verein<br />

Jamii aus Herdecke ins Spiel.<br />

Jamii sammelt die gebrauchte Kleidung<br />

und vermittelt sie nach Tansania. Beim<br />

SC Neheim koordiniert Robin Lienig die<br />

Sammlung. Der langjährige Neheimer<br />

Jugendtrainer sagt: „Ich bin über Facebook<br />

auf die Aktion aufmerksam geworden, als<br />

ein anderer Verein eine Sammlung postete.“<br />

Angefangen haben die Neheimer mit allem<br />

Möglichen aus dem Bereich der Ausrüstung.<br />

Lienig und seine Mitstreiter motivierten<br />

bei Meisterschaftsspielen und Turnieren im<br />

Binnerfeld auch Gastvereine überschüssige<br />

Sportausrüstung zu spenden.<br />

1998, mit gerade mal fünf Jahren, fing<br />

der heute 26-jährige Lienig an, in Neheim<br />

Fußball zu spielen. Schnell wurde er Trainer<br />

und übernahm Verantwortung in der<br />

Jugendabteilung des Vereins. „Ich finde, das<br />

ist eine coole Aktion“, sagt Lienig über die<br />

64 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


“Ich finde das eine<br />

coole Aktion”<br />

Spendenaktion für die Fußballer in Tansania.<br />

Gefördert wird von Jamii eine Fußballschule<br />

in Arusha, eine Stadt mit rund einer halben<br />

Million Einwohnern im Nordosten<br />

Tansanias. „Wir machten mit der Familie<br />

Urlaub in Tansania, Urlaub mit Safari. Und<br />

wir waren fasziniert von Land und Leuten.<br />

Um diese zu unterstützen, haben wir den<br />

Verein gegründet“, erklärt Alexandra Bürger,<br />

die 1. Vorsitzende von Jamii, und berichtet<br />

über das Land, das in Europa vor<br />

allem durch seine landschaftlichen<br />

Attraktionen wie das<br />

Kilimandscharo-Massiv,<br />

den Serengeti-Nationalpark<br />

oder den Viktoriasee<br />

bekannt ist. Vor<br />

Ort werden nicht nur<br />

Sachspenden geleistet. Der<br />

Verein unterstützt auch Sportler und Lehrer<br />

bei ihrer Ausrüstung. Nicht nur aus Neheim<br />

kommt Fußballausrüstung; bei dem Verein<br />

sammeln sich regelmäßig mehrere Umzugskartons.<br />

Alexandra Bürger sagt: „Wir haben<br />

nicht nur in der Region Kontakte, sondern<br />

in ganz Deutschland.“<br />

Fußball schafft Motivation<br />

Robin Lienig hat jüngst vor allem um<br />

Fußballschuhe gebet en: „In Tansania ist<br />

Trikotwerbung verboten, deshalb haben<br />

wir Schuhe gesammelt.“ „Die Neupreise<br />

für Schuhe sind dort nicht anders als in<br />

Deutschland“, betont Alexandra Bürger.<br />

Dabei liegt das Durchschnittseinkommen<br />

in Tansania nach Angaben von Durchschnittseinkommen.net<br />

bei 540 US-Dollar<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 65


Mit dem Tod leben<br />

“Fußball ist ein<br />

wunderbares Mittel,<br />

um die Kinder aus<br />

der Perspektivlosigkeit<br />

zu bekommen”<br />

Die Trauerbegleiterin<br />

Christina<br />

Schulte-Huermann<br />

hilft Menschen,<br />

mit dem Verlust<br />

eines Angehörigen<br />

umzugehen<br />

Trauerbegleiterin<br />

Christina Schulte-Huermann<br />

Tannenweg 13 · 59821 Arnsberg<br />

0151 - 58 75 48 17<br />

trauerbegleitung@lebewohl.eu<br />

www.lebewohl.eu<br />

pro Jahr beziehungsweise 45 US-Dollar monatlich pro Person.<br />

Zum Vergleich: Für Deutschland nennt das Portal 39.615 Euro<br />

pro Jahr. Die Voraussetzungen für ein finanziell sorgenfreies<br />

Leben sind in Tansania also eher gering. Die Vereinsvorsitzende<br />

von Jamii hat daher festgestellt: „Fußball ist ein wunderbares<br />

Mittel, um Motivation zu schaffen, um die Kinder aus der<br />

Perspektivlosigkeit zu bekommen.“ Als Beispiel nennt sie einen<br />

jungen Mann, der ein begabter Fußballer ist und versuchte in<br />

Deutschland als Profi durchzustarten. „Das hat er nicht geschafft.<br />

Doch er hat Selbstbewusstsein gesammelt und ist nun als Touristenführer<br />

tätig“, weiß Alexandra Bürger, deren Verein nicht nur<br />

Sachspenden entgegennimmt. Mit Geldern werden beispielsweise<br />

Matratzen für das Camp der Schule gesammelt. Ganzer Stolz des<br />

Projekts ist die Damenmannschaft: „Die spielen mittlerweile in<br />

der ersten Liga von Tansania.“ Und das auch dank der Hilfe aus<br />

Neheim.<br />

Eine Übersicht über die Arbeit von Jamii gibt es auf der Homepage:<br />

jamii-ev.de. ■<br />

66 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


WO L – mit Herz und Hand von<br />

Impressum<br />

Deine<br />

Gedanken werden Zukunft<br />

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redaktion-mbo@woll-magazin.de<br />

Paul Senske (ps)<br />

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Philipp Nolte<br />

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Sandra Peetz<br />

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Stefan Droste<br />

Susanne Droste<br />

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Ydo So<br />

Anke Kemper<br />

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Die nächste Ausgabe erscheint<br />

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Wie plant man eine Talbrücke?<br />

Was wird für Flora und Fauna getan?<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 67


Laientheater unter professioneller Leitung<br />

Seit 30 Jahren heißt es: „Bühne frei für das Arnsberger Frauenensemble“<br />

Gisela Wilms<br />

Manfred Haupthoff<br />

<br />

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<br />

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<br />

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••<br />

•<br />

Arnsbergs Kulturszene kann sich sehen lassen.<br />

Von Musik über bildende Kunst bis hin zum<br />

Theater zeigt die Stadt an der Ruhr Interessierten<br />

viele Facetten auf und ist dafür weit über ihre<br />

lokalen Grenzen hinaus bekannt. So zieht der Arnsberger<br />

Kunstsommer jährlich Hunderte von Besuchern<br />

aus der ganzen Welt an – völlig zu Recht trägt er<br />

deshalb auch das Attribut „International”. Ein wertvolles<br />

Mosaiksteinchen in dem Kulturangebot ist eine<br />

Gruppe, die es mittlerweile seit fast 30 Jahren gibt.<br />

1990 wollte die damalige Gleichstellungsbeauftragte der Stadt<br />

Arnsberg, Petra Kersting, das Schicksal der hiesigen Frauen<br />

zwischen 1851 und der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg<br />

präsent machen und suchte dafür ein geeignetes Medium.<br />

Sie nahm Kontakt mit Marlies Langhorst auf, die sich neben<br />

ihrem Studium intensiv mit dem Theater beschäftigt hatte.<br />

Zusammen erkundeten die beiden das Archiv der Regierungsstadt<br />

und fanden dort Geschichten aus der damaligen<br />

Zeit von Frauen unterschiedlichen Standes. Marlies Langhorst<br />

schrieb anhand der Dokumente über Hausmädchen und<br />

Hausherrinnen einzelne Episoden und suchte Laienschauspieler,<br />

die die Perso nen wieder zum Leben erwecken sollten. Auf<br />

eine Anzeige, die geschlechtsneutral formuliert war, meldeten<br />

68 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


sich jedoch ausschließlich Frauen, sodass<br />

der Name für die zusammengewürfelte<br />

Gruppe schnell feststand: „Arnsberger<br />

Frauenensemble“. Der Titel für die erste<br />

Inszenierung war von Langhorst ebenso<br />

schnell gefunden. „Auf dem Fest ist sie<br />

die Königin“ lautete er in Anspielung<br />

auf unsere Schützenfeste. 20 Damen im<br />

Alter von 17-81 Jahren schlüpften in<br />

weibliche und männliche Rollen und<br />

begeisterten das Arnsberger Publikum in<br />

fünf ausverkauften Vorstellungen.<br />

Anhaltender Applaus für die<br />

Künstler<br />

Nach dem grandiosen Erfolg stand<br />

für die Laienschauspieler und ihre<br />

Regisseurin fest: „Wir machen weiter“.<br />

Es folgten jährliche Aufführungen der<br />

unterschiedlichsten Stücke. Von Ari s-<br />

tophanes (Lysistrata) bis zu Tschechow<br />

(Kirschgarten) - die Darstel lerinnen erarbeiteten<br />

sich die Rollen der berühmten<br />

Vorlagen so brillant, dass jeder Auftritt<br />

von den Zuschauern mit anhaltendem<br />

Applaus belohnt wurde. „Jedermann“<br />

von Hugo von Hof mannsthal war einer<br />

der Höhepunkte.<br />

Wer Lust hat mitzuspielen oder das Arnsberger Frauenensemble<br />

für Veranstaltungen buchen möchte, wendet sich<br />

bitte an eine der folgenden E-Mail-Adressen:<br />

g-hummert@unitybox.de<br />

ma.langh@web.de<br />

Die nächsten Aufführungen:<br />

Im Atelier Schröter, Zu den Ohlwiesen:<br />

27. September<br />

„Du bleibst da und zwar sofort“ (K. Valentin)<br />

13. Dezember<br />

„A Christmas Carol“ (C. Dickens)<br />

Im Hotel Restaurant Menge, Ruhrstraße 60<br />

8. November:<br />

„Du bleibst da und zwar sofort“ (K. Valentin) in Verbindung<br />

mit einem 4-Gang-Menue (Anmeldung erforderlich)<br />

Das anspruchsvolle Drama begeisterte<br />

2011 nicht nur in Salzburg, sondern<br />

ebenso in Arnsberg unter der Leitung<br />

von Brigitte Rathert. Nach der Rück kehr<br />

von Marlies Langhorst brachte diese zunehmend<br />

eigene Stücke in großer Bandbreite<br />

auf die Bühne. So beeindruckte<br />

z. B. die Lesung zur Möhnekatastrophe<br />

sehr. Nicht nur, aber auch, weil ein englischer<br />

Diplomat unter den Zuschauern<br />

war. Es war ein starkes Zeichen der<br />

Versöhnung, das die Verantwortlichen<br />

der Stadt durch die Einladung gesetzt<br />

hatten. Lustig ging und geht es hingegen<br />

in dem Theater stück „Tun se doch Senf<br />

drauf“ zu, das aus der Feder von Langhorst<br />

stammt. Ob ernst, komisch oder<br />

mystisch, der Regisseurin gelingt es bis<br />

heute mit ihren Schauspielerinnen die<br />

jeweilige Intention umzusetzen.<br />

Frauen ergänzen sich perfekt<br />

Dass Lesungen zunehmend das Repertoire<br />

ergänzen, ist auch der geringer<br />

gewordenen Anzahl der Mitwirkenden<br />

geschuldet. Waren es zu Beginn,<br />

wie erwähnt, noch 20 Ehrenamtliche,<br />

sind es heute nur noch elf Aktive<br />

und Passive. Familienphase oder aber<br />

Krankheit und Alter hindern einige<br />

Amateurschauspielerinnen daran,<br />

sich aktiv einzubringen. Ebenso fehlt<br />

einigen nach so vielen Jahren die Lust<br />

zum Weitermachen. Umso erstaunlicher<br />

ist in diesem Zusammenhang,<br />

dass die 80-jährige Gertrud Raffenberg<br />

von Anfang an dabei ist. Deren<br />

Tochter wusste um die Leidenschaft<br />

der Mutter und hatte sie kurzerhand<br />

beim Ensemble angemeldet. Ein<br />

Glücksfall für die<br />

Gruppe. Aber nicht<br />

der einzige. Insgesamt<br />

gewinnt man das<br />

Gefühl, dass sich hier<br />

Menschen gefunden<br />

haben, die sich perfekt<br />

ergänzen. Laut<br />

Marlies Langhorst<br />

stimmt die Chemie<br />

zwi schen Regisseurin<br />

und Darstellerinnen,<br />

Die Chemie<br />

stimmt zwischen<br />

Regisseurin und<br />

Darstellerinnen<br />

wobei die<br />

Chefin ihren<br />

Frauen einiges<br />

abverlangt,<br />

denn schließlich soll die Aufführung<br />

überzeugen - was bisher immer<br />

der Fall war. Unisono betonen die<br />

Damen, dass trotz der anstrengenden<br />

Proben der Spaß bisher nie zu kurz<br />

gekommen ist.<br />

Neue Spielstätte<br />

Natürlich nimmt auch beim Arnsberger<br />

Frauenensemble das leidige<br />

Thema Geld eine Rolle ein. Wurde<br />

das erste Stück 1991 noch durch<br />

Stadt und Land subventioniert, sind<br />

die Aktiven seitdem auf sich selbst<br />

gestellt. Der ein Jahr später gegründete<br />

eigene Verein unterstützt sie<br />

durch seine Mitglieder zwar und die<br />

Eintrittsgelder tun ihr übriges, aber<br />

die Kosten für Saalmiete, Feuerwehr,<br />

Hausmeister und Tontechniker<br />

können kaum gedeckt werden. Verständlich<br />

deshalb der Wunsch, dass<br />

sich Sponsoren finden, oder die Stadt<br />

das Arnsberger Frauen ensemble als<br />

Kultur- und Werbeträger wahrnimmt<br />

und dementsprechend fördert, zumal<br />

auch Engagements außerhalb Arnsbergs<br />

auf dem Terminplan stehen.<br />

Zunächst sind die Damen sehr froh,<br />

eine neue, vielversprechende Spielstätte<br />

gefunden zu haben. Die Bildhauerin<br />

Stephanie Schröter stellt<br />

ihr Atelier zur Verfügung, in der<br />

zunächst zwei Vorstellungen geplant<br />

sind. Des Weiteren kann sich der<br />

Gast im Hotel Restaurant Menge in<br />

Arnsberg bei hervorragendem Essen<br />

von der Kunst des Frauenensembles<br />

überzeugen. Wie er wohl reagieren<br />

wird, wenn zwischen den Gängen des<br />

Menues plötzlich befohlen wird: „Du<br />

bleibst da und zwar sofort!“?? ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 69


Hünningen/Lüttringen:<br />

Eigene Vereine, gemeinsame Zeit<br />

Luftaufnahme Hünningen<br />

Christel Zidi<br />

S. Droste<br />

Man fühlt sich an zwei unzertrennliche Kumpels erinnert, wenn die Hünniger<br />

und Lüttringer vom Leben in ihren Dörfern berichten. Und so drückt es auch<br />

Sascha Robbert, Zugführer des Spielmannszuges, aus: „Jedes Dorf lebt für sich<br />

selber; zusammen machen wir alles.“ Beide Orte gehören seit 1969 zur Großgemeinde Ense.<br />

“Eigentlich<br />

machen<br />

wir alles<br />

gemeinsam”<br />

Im Gebiet rund um den Schützenplatz, in<br />

der Straße „Am Gelke“ trifft man sich. Etwas<br />

außerhalb der Wohngebiete, mit herrlichem<br />

Blick in die Natur. Alles, was die Vereine und<br />

Orte ausmacht, alle wichtigen Aktivitäten der<br />

Dorfbewohner finden hier statt. Diese Achse<br />

markiert die geographische Zugehörigkeit:<br />

Schützenhalle, Sportplatz, Kindergarten,<br />

Tennisplätze, Siedlerheim auf Lüttringer Seite,<br />

Grundschule, Sporthalle und Volleyballplatz<br />

auf Hünninger.<br />

Der historische Schützenverein eint beide<br />

Dörfer schon in seinem Namen: Schützenbruderschaft<br />

St. Hubertus Hünningen-Lüttringen<br />

e .V. Die anderen Vereine sind exakt<br />

den Dörfern zugeordnet. Selbstverständlich<br />

finden sich in den Lüttringer Vereinen<br />

viele Hünninger - und in den Hünninger<br />

Vereinen viele Lüttringer. Es kommt eben<br />

ausschließlich auf die Interessen an. Kleine<br />

Neckereien gehören dazu: „Es ist wichtig,<br />

dass die Vereinszugehörigkeit klar ist. Die<br />

Vereine gehören den einzelnen Dörfern an“,<br />

ist man sich mit leichtem Grinsen im Gesicht<br />

einig. Und im nächsten Atemzug heißt es:<br />

„Eigentlich machen wir alles gemeinsam. Die<br />

beiden Dörfer gehören sehr nah zusammen“,<br />

so Karl-Horst Wessollek, Vorsitzender der<br />

Siedlergemeinschaft.<br />

In Hünningen oder „Hoagi“, wie es noch<br />

793 hieß, stand auf dem Fürstenberg einst die<br />

Oldenburg, eine Wallburg, die während der<br />

Sachsenkriege als Fliehburg diente. Im 13.<br />

Jahrhundert wird die Burg Fürstenberg, eine<br />

Landesburg Kurkölns, erwähnt, die aber im<br />

darauffolgenden Jahrhundert schon wieder<br />

zerstört wurde. Nach dieser Burg hat sich das<br />

Adelsgeschlecht der von Fürstenbergs be-<br />

70 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Luftaufnahme Lüttringen<br />

Hünningen Lüttringen<br />

Hünningen L<br />

nannt. Am Osthang des Berges befinden sich<br />

vorgeschichtliche Hügelgräber. Der Bau der<br />

Fürstenbergkapelle, die heute auf dem Berg<br />

steht, stammt aus der Zeit der Renaissance.<br />

Lüttringen erschien als „Luderinchuson“<br />

erstmals 1036 in den Urkunden. Ebenso wie<br />

bei Hünningen geht der Ortsname auf einen<br />

Personennamen zurück.<br />

Reges Vereinsleben<br />

Hünningen, mit rund 500 Einwohnern,<br />

ist flächenmäßig um einiges größer als der<br />

Nachbarort, allerdings hat Lüttringen mit<br />

870 Personen deutlich mehr Einwohner.<br />

Oder einfacher ausgedrückt: In Hünningen/<br />

Lüttringen wohnen rund 1.400 Menschen.<br />

Ein Großteil von ihnen gehört zur (gemeinsamen)<br />

Schützenbruderschaft St. Hubertus<br />

Hünningen-Lüttringen e. V.; der Rest feiert<br />

- auch ohne Mitgliedschaft - an jedem zweiten<br />

Wochenende im Juli das Schützenfest mit.<br />

Normalerweise immer von Freitag bis Sonntag,<br />

im nächsten Jahr geht es auch am Montag<br />

weiter, denn dann feiert man das 100-jährige<br />

Bestehen der Bruderschaft.<br />

Auch die<br />

Avantgardisten haben Grund<br />

zu feiern: Die Avantgarde wird 50!<br />

So alt ist allerdings keiner der Avantgardisten,<br />

denn diese Untergruppierung<br />

des Schützenvereins ist den<br />

jungen, ledigen Männern vorbehalten.<br />

Das Mitgliedsalter muss zwischen 16<br />

und 30 liegen. In Zusammenarbeit mit<br />

den Waltringern tragen die Avantgardisten<br />

- der „verschworene Männerbund“, wie<br />

Niklas John, der Kommandeur, schmunzelnd<br />

anmerkt - zur Verschönerung des<br />

Festzuges bei.<br />

Keine Nachwuchssorgen<br />

Überhaupt gibt es keine Nachwuchsprobleme<br />

im Doppeldorf. Das hat sicherlich damit<br />

zu tun, dass die Kinder schon früh an das<br />

Gemeinschaftsleben herangeführt werden.<br />

Kaum den Windeln erwachsen, kümmern<br />

sich engagierte Frauen wie Mia Droste vom<br />

KJB (Katholische Jugendbewegung) um die<br />

musikalische Früherziehung. Natürlich geht<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 71


Die wichtigste Straße im Doppelort<br />

Es gibt keine<br />

Nachwuchsprobleme<br />

im<br />

Doppelort<br />

es nicht sofort mit Trommel und Querflöte<br />

los, sondern die Kleinen (ab zwei Jahre)<br />

fangen mit Basteln, Singen und Klatschen an.<br />

„Wir haben eine lange Warteliste“, sagt Mia<br />

Droste, „da wir nicht mit dreißig Kindern<br />

gleichzeitig arbeiten können.“<br />

Heißbegehrte Plätze.<br />

Die größeren Kinder und<br />

Jugendlichen zieht es in den<br />

Spielmannszug. Zugführer<br />

Sascha Robbert kann nur Positives<br />

aus seinem Verein berichten.<br />

Von den 52 Aktiven des<br />

Zuges ist die Hälfte unter 18 Jahre<br />

alt. Das Durchschnittsalter liegt bei<br />

22 Jahren. „Unsere Jugendarbeit kann sich<br />

sehen lassen. Und darauf können wir auch<br />

reichlich stolz sein.“<br />

So wie Sascha Robbert, der auch gleichzeitig<br />

Mitglied bei der Feuerwehr ist, sind viele<br />

gleichzeitig in mehreren Vereinen. „Wenn<br />

man in einem kleinen Dorf lebt, überschneidet<br />

sich manches.“ Der Standort der<br />

Freiwilligen Feuerwehr ist in Hünningen.<br />

Aber natürlich zählen sowohl Hünninger als<br />

auch Lüttringer zu den 28 Mitgliedern. Bei<br />

Einsätzen werden auch die Orte Waltringen<br />

und Höingen unterstützt. Das gilt natürlich<br />

auch im umgekehrten Fall. Gegenseitiges Aushelfen<br />

ist hier eine Selbstverständlichkeit.<br />

Gemeinsam arbeiten,<br />

gemeinsam feiern<br />

Bei den Treffen der verschiedenen Vereine<br />

entsteht stets positive Energie, die zu solchen<br />

Projekten führt, wie<br />

z.B. den Anbau des Feuerwehrgerätehauses.<br />

Letztes Jahr im Mai begonnen, konnte<br />

der Altbau komplett renoviert werden und<br />

es kamen eine Garage, eine Werkstatt und<br />

sanitäre Anlagen dazu. Feuerwehr und<br />

Spielmannszug, die beide die Räumlichkeiten<br />

nutzen, konnten im Mai die Einweihung<br />

feiern. 70 Prozent entstand in Eigenleistung,<br />

„Es war eines der krassesten Projekte der<br />

letzten Jahre“, sagt Sascha Robbert. Und<br />

Marvin Feldmann, Kassierer der Löschgruppe<br />

fügt hinzu: „Wir sind froh, dass es endlich<br />

geschafft ist.“<br />

Der Veranstaltungskalender der Hünninger<br />

und Lüttringer ist prall gefüllt. Trotzdem gibt<br />

es Feste, auf die zu warten es doch zu lange<br />

werden kann. Deshalb haben Schützenverein,<br />

Schiessgruppe und Avantgarde vor fünf, sechs<br />

Jahren beschlossen, am zweiten Wochenende<br />

im Januar das „Bergfest“ zu feiern. „So<br />

vertreiben wir uns die Zeit bis zum nächsten<br />

Schützenfest“, erläutert Brudermeister Ralf<br />

Droste. „Bis zum Sommer regiert der Winterkönig.“<br />

72 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Die Lage der Schützenhalle,<br />

außerhalb der Wohngebiete,<br />

hat den großen Vorteil, dass kein<br />

Einwohner durch Lärm belästigt wird.<br />

Nicht, wenn zum Fest die Blaskapelle aus<br />

Voßwinkel in der schönen Halle aufspielt und<br />

auch nicht durch die Jugenddisko am Abend.<br />

Erfolgreiche Sportlerinnen<br />

Auch der Sport kommt nicht zu kurz in Hünningen/Lüttringen.<br />

Auf die Volleyballerinnen,<br />

die in der Bezirksliga spielen, ist Wolfgang<br />

Schelp, Vorstandsvorsitzender des SV Lüttringen,<br />

besonders stolz: „Bei der Sportlerwahl<br />

des Gemeindeverbandes Ense wurden<br />

unsere Volleyball-Frauen zur Mannschaft des<br />

Jahres 2018 gewählt.“ Der SV Lüttringen<br />

zählt neben den 125 Mitgliedern der Volley-<br />

ball-Abtei-<br />

lung noch<br />

130 im Bereich<br />

Fußball und 80 im Tennisbereich.<br />

Glockenturm in Hünningen<br />

Industrie gibt es nicht Hünningen/Lüttringen.<br />

Zur Arbeit und zum Einkaufen fährt<br />

man in die nahgelegenen Orte Ense, Neheim<br />

oder Parsit. Die Menschen können sich an<br />

der beschaulichen Ruhe in ihrem Orten und<br />

an der wunderschönen Natur mit herrlichen<br />

Aussichten ins Ruhrtal erfreuen. Ruhig ist<br />

es in dem Doppelort - aber von Langeweile<br />

keine Spur. Dafür sorgt allein schon das rege<br />

Vereinsleben mit einem stets proppenvollen<br />

Veranstaltungskalender. ■<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 73


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EINE ALM MIT<br />

HERZ UND<br />

TRADITION<br />

In der Almhütte in Dreihausen<br />

wird Freundlichkeit gelebt<br />

Liebe geht durch den Magen.<br />

Gabi und Klaus Alteköster kochen<br />

oft gemeinsam in ihrer Almhütte<br />

Inga Bremenkamp<br />

Oma Anni (82) stupst Enkel Paul (10) in die<br />

Seite „Du übernimmst den Laden hier irgendwann<br />

einmal, oder?“ Paul presst die Lippen<br />

aufeinander: „Mmmh. Mal sehen. Das weiß ich noch<br />

nicht.“ Anni Alteköster hat die Almhütte in Arnsberg-Dreihausen<br />

am 14.11.1969 gemeinsam mit ihrem<br />

Mann eröffnet. Eigentlich sollte aus dem damaligen<br />

Hühnerstall ein Campingkiosk werden. Weil das Bauamt<br />

„Hier kannst du ganz alleine<br />

hinkommen. Hinter dem<br />

Tresen stehen Freunde“<br />

Stammgast Otto Reuber<br />

dank neuer Auflagen aber plötzlich einen Strich durch<br />

diese Pläne gemacht hatte, musste schnell neu gedacht<br />

und umgeplant werden. „Von außen ist die Alm relativ<br />

unscheinbar. Da ist die ursprüngliche Kioskidee noch<br />

sichtbar. 2005 haben wir angebaut. Jetzt gibt’s die Alm<br />

auch mit einer Terrasse hinter der Hütte, einem Kamin<br />

und allem Drum und Dran“, erklärt Klaus Alteköster,<br />

der die Alm seiner Eltern 2000 gemeinsam mit seiner<br />

Frau Gabi übernommen hat. Klaus und Gabi sind beide<br />

gelernte Köche und haben aus der einfachen Wirtschaft<br />

ein richtiges Restaurant gemacht: „Wir haben die Speisekarte<br />

erweitert. Bei uns gibt’s von der gebratenen Blutwurst<br />

über Lamm bis hin zur orientalischen Küche alles.<br />

Das Wild bekommen wir direkt vom Jäger aus Bachum<br />

nebenan, über die Qualität müssen wir da nicht sprechen“,<br />

erzählt der Chef des Hauses stolz.<br />

Das Geheimnis der Erfolgsalm ist ähnlich unscheinbar<br />

wie ihr Look von außen. Freundlichkeit ist das A und<br />

O, weiß Klaus Alteköster, dem die Warmherzigkeit von<br />

Oma Anni in die Wiege gelegt wurde. „Meine Mama hat<br />

in all den Jahren jeden, der zur Tür hereingekommen ist,<br />

mit dem gleichen Respekt und der gleichen Freundlichkeit<br />

empfangen. Ganz egal wie alt oder jung, wie arm<br />

oder reich derjenige war. Uns ist auch völlig egal, ob der<br />

Gast zuletzt gestern oder vor zehn Jahren am Almtresen<br />

gesessen hat. Wir freuen uns einfach über jeden, der uns<br />

besucht und das spüren die Menschen.“<br />

Gespürt hat das auch eine Runde von Stammkunden,<br />

die vor ein paar Jahren am Möhnesee gezeltet hat. „Die<br />

Kollegen hatten es an der Möhne etwas übertrieben. Da<br />

war der Durst wohl etwas zu groß, weshalb sie dort vom<br />

Zeltplatz heruntergeflogen sind.<br />

Denen habe ich hier bei uns<br />

dann Asyl gewährt, damit<br />

sie ihre Campingwoche<br />

nicht vorzeitig<br />

beenden mussten.<br />

Hier bei uns hat<br />

jeder einen Platz.<br />

Das ist doch klar“,<br />

versichert Klaus Alteköster<br />

und schwelgt<br />

schmunzelnd in Erinnerungen.<br />

74 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


„Hier kannst du ganz alleine hinkommen, ohne irgendjemanden<br />

an deiner Seite. Dann setzt du dich an den<br />

Tresen und bist nicht mehr alleine, denn hinter dem<br />

Tresen stehen Freunde, mit denen du über Gott und die<br />

Welt reden kannst“, schwärmt Otto Reuber, der seit 50<br />

Jahren Stammgast in der Almhütte ist. Früher ging man<br />

‚nach Anni‘, heute geht man ‚auf die Alm‘. Geändert<br />

hat sich an dem Grundsatz der Freundlichkeit dadurch<br />

nichts.<br />

Am 21.09.<strong>2019</strong> wird das 50-jährige Jubiläum der Alm<br />

gefeiert. Familie Alteköster lädt Gäste und Freunde<br />

des Hauses ein. Freibier für alle, eine Grillstation - den<br />

Gästen wird es an nichts fehlen. Große Feste sind die<br />

Alte kösters auf ihrer Alm gewohnt: „Es gibt Jahre, an<br />

denen waren am Vatertag 3.500 Leute bei uns. Väter,<br />

Mütter, Kinder, Radfahrer, Wanderer und Bollerwagenpiloten.<br />

Alle kommen gerne zu uns und schätzen die<br />

Idylle und die familiäre Atmosphäre“, verrät der zweifache<br />

Familienvater. Der Vatertag hat auf der Alm Tradition.<br />

„Beim ersten Mal haben wir mit ein paar Mann<br />

ein 30-Liter-Fass getrunken. Da waren wir Altekösters<br />

fast noch lustiger als unsere Gäste. Mit der Zeit ist das<br />

Event immer größer geworden. Dann sind wir von der<br />

Almterrasse in die Scheune nebenan gezogen - bis auch<br />

die zu klein war und wir die Party nach draußen ins Freie<br />

verlegt haben“, erklärt der 55-Jährige. Die Faszination der<br />

Almhütte am Vatertag steckt laut Klaus Alteköster meist<br />

im Rucksack: „Bei uns dürfen die Wanderer ihre Reste<br />

aus dem Rucksack weiter genießen. Sobald die Rucksäcke<br />

leer sind, geht’s an unser Fass. Diese Geste schätzen die<br />

Gäste. Wo sollen sie sonst auch hin mit ihrem schweren<br />

Gepäck?“<br />

Wanderer begrüßen die Mitarbeiter nicht nur am<br />

Vatertag. Die Gäste kommen oft als Pilgerer des Weges,<br />

weil die Alm von Neheim, Voßwinkel, Menden sowie<br />

Bergheim und Holzen gut zu Fuß erreichbar ist. Nach<br />

Hause kommen, ist heute wie damals kein großes Problem:<br />

„‘Taxi Theo‘ hieß es früher. Da hat mein Vater<br />

Theo die letzten Thekengäste oft nach Hause gefahren.<br />

Heute kommt das auch immer mal wieder vor. Traditionen<br />

muss man pflegen“, sagt Klaus Alteköster, für<br />

den schon in der Jugend klar war, dass er den elterlichen<br />

Betrieb einmal übernehmen werde. Ob die Almhütte in<br />

Dreihausen den Sprung auch in die nächste Generation<br />

schaffen wird, bleibt abzuwarten, auch wenn Oma Anni<br />

Enkelchen Paul mit einem Augenzwinkern verspricht:<br />

„Ich würde auch mal rüberkommen und dir helfen.“ ■<br />

„Das Wild bekommen wir<br />

direkt vom Jäger aus Bachum<br />

nebenan, über die Qualität<br />

müssen wir da nicht sprechen“<br />

Klaus Alteköster<br />

Klaus Alteköster wollte schon in der Jugend<br />

den elterlichen Betrieb übernehmen<br />

(Klaus und Anni Alteköster)<br />

Dreihausen 2<br />

59757 Arnsberg<br />

02932 / 21586<br />

almhuette-dreihausen.de<br />

Lanai und Paul Alteköster lieben wie<br />

viele andere Almgäste auch die<br />

Nähe zu den Pferden auf der Alm<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 75


v. l. n. r. Kunsthistorikerin Dr. Inga Ewers-Schultz, Museumsleiter Dr. Jürgen Schulte-Hobein, Museumsmarketing Karin Fischer<br />

„DAS SAUERLAND-MUSEUM<br />

SPIELT JETZT IN<br />

EINER ANDEREN LIGA!“<br />

Die Fertigstellung des Neubaus mit modernster Technik ermöglicht<br />

Ausstellungen, die im <strong>Sauerland</strong> bislang undenkbar waren<br />

Inga Bremenkamp<br />

„D<br />

ie Umsetzung des<br />

Neubaus war eine<br />

Herkulesaufgabe“,<br />

erklärt Dr. Jürgen Schulte-Hobein.<br />

„Wir mussten zwischen all den<br />

Fachwerkhäusern erst einmal einen<br />

Platz für den Anbau finden und<br />

am Ende 22 Höhenmeter überwinden.<br />

Das war schon eine Herausforderung“,<br />

fährt der Leiter des<br />

<strong>Sauerland</strong>-Museums in Arnsberg<br />

fort.<br />

Im neuen Westfalen-Saal des Museums<br />

stehen klimatisierte Kisten.<br />

Kisten einer Kunsttransportspedition,<br />

in denen hochwertige Ölgemälde<br />

verpackt und angeliefert worden sind.<br />

Ölgemälde, die sich zunächst an das<br />

Klima im Ausstellungssaal gewöhnen<br />

müssen und erst 24 Stunden nach<br />

Ankunft von professionellen Restaurateuren<br />

ausgepackt werden dürfen.<br />

„Eine August-Macke-Ausstellung<br />

wünscht sich das <strong>Sauerland</strong> schon seit<br />

mehreren Jahrzehnten. Möglich war<br />

das bislang nie, weil die Ansprüche an<br />

die Originalgemälde der Kunstszene<br />

sehr hoch sind. Die Luftfeuchtigkeit<br />

zum Beispiel muss zwischen 50 und<br />

55 Prozent und die Raumtemperatur<br />

zwischen 18 und 21 Grad liegen.<br />

Diesen Anforderungen können wir<br />

jetzt in dem Neubau unseres Museum<br />

gerecht werden. Das <strong>Sauerland</strong>-Museum<br />

spielt jetzt dank modernster<br />

Technik in den neuen Räumlichkeiten<br />

in einer ganz anderen Liga, in<br />

einer deutlich höheren Liga“, sagt der<br />

Museumsleiter, der stolz ist auf den<br />

Anbau des Kreismuseums und seit der<br />

76 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Neukonzeptionierung voluminösere<br />

und kostspieligere Ausstellung<br />

präsentieren kann.<br />

Von 2014 bis 2018 sind die alten<br />

Räumlichkeiten des Museums<br />

entkernt und aufwendig renoviert<br />

worden. Gemeinsam mit dem im<br />

September eröffneten Neubau sind<br />

somit in den letzten Jahren 13,5<br />

Millionen Euro in das historische<br />

Museum investiert worden, das 1925<br />

zunächst im alten Rathaus der Stadt<br />

Arnsberg eröffnet wurde und zwölf<br />

Jahre später auf den Landsberger<br />

Hof umgezogen ist. Karin Fischer ist<br />

verantwortlich für das Marketing des<br />

Museums und erklärt, dass die Dauerausstellung<br />

über die Historie des<br />

<strong>Sauerland</strong>es in den alten Gebäuden<br />

bestehen bleibt und im Neubau künftig<br />

temporäre Sonderausstellungen<br />

Platz finden werden.<br />

Die aktuelle August-Macke-Ausstellung<br />

hält für die Besucher bis<br />

Anfang Dezember 130 Exponate<br />

bereit, von denen viele aus privaten<br />

Händen stammen und in der<br />

Öffentlichkeit so noch nie präsentiert<br />

wurden. „Neben den hochwertigen<br />

Gemälden sind auch das Taufbuch<br />

und die Geburtsurkunde von August<br />

Macke zu sehen. Hier werden Dank<br />

dokumentierter Taufpaten die sauerländischen<br />

Wurzeln des Künstlers<br />

deutlich. Drei der sechs Paten tragen<br />

den Nachnamen ‚Adolph‘, der auf die<br />

mütterliche Seite von August Macke<br />

zurückzuführen ist“, erklärt Dr.<br />

Schulte-Hobein. „Dass die Mutter<br />

von August Macke aus Eversberg<br />

stammt und neben dem wohlhabenden<br />

Bauernhof die Bäckerei ‚Adolph‘<br />

in Velmede bewirtschaftet hat, ist<br />

im <strong>Sauerland</strong> gar nicht so bekannt.<br />

Dabei haben auch schon seine<br />

Großmutter und die Generationen<br />

davor in dem Bergdorf gelebt“ ,weiß<br />

der heutige Museumschef.<br />

Während die Restauratoren die<br />

bereits ausgepackten Gemälde Millimeter<br />

für Millimeter auf Schäden<br />

begutachten, halten wir vor einem<br />

Macke-Gemälde, das ein Kleinkind<br />

mit einer Spielzeugtrommel zeigt.<br />

„August Macke hat Kinder Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts ganz anders<br />

dargestellt als das bis dahin der Fall<br />

war. Endlich wurden Kinder nicht<br />

mehr wie Erwachsene gezeigt und<br />

entsprechend anders wahrgenommen.<br />

Der Expressionist hat sehr persönlich<br />

und warmherzig gezeichnet – etwas<br />

völlig Untypisches und Besonderes<br />

für die damalige Zeit“, erklärt Karin<br />

Fischer, die pro Jahr mit 50.000<br />

Museumsbesuchern rechnet, auch<br />

weil das <strong>Sauerland</strong>-Museum nach der<br />

Eröffnung des Neubaus in einer ganz<br />

anderen Liga spielt. ■<br />

AUGUST<br />

MACKE<br />

GANZ NAH<br />

1<br />

SEP<br />

BIS<br />

8<br />

DEZ<br />

<strong>2019</strong><br />

ARNSBERG<br />

SAUERLAND–MUSEUM<br />

MUSEUMS- UND KULTURFORUM SÜDWESTFALEN<br />

August Macke | Sonniger Weg, 1913 | LWL-Museum für Kunst und Kultur<br />

(Westfälisches Landesmuseum), Münster | Foto: Sabine Ahlbrand-Dornseif<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 77<br />

www.sauerland-museum.de


Zu Fuß rund um<br />

Arnsberg – eine Aussicht<br />

jagt die nächste<br />

Beate Brinkwirth<br />

Privat<br />

Beate (54) und Frank (51) aus dem Ruhrgebiet<br />

waren wieder in Arnsberg unterwegs. Dieses<br />

Mal zu Fuß auf der „Arnsberger Aussichtsroute“.<br />

Ihr Fazit: „Liebe Arnsberger, eure Aussichten<br />

sind grandios! Wenn ihr sie noch nicht kennt, solltet ihr<br />

euch auf den Weg machen!“<br />

Friedlich begrüßt uns früh am Morgen Arnsberg am<br />

Bahn hofsgebäude – Menschen scheinen an diesem<br />

Sonntagmorgen noch nicht auf den Beinen zu sein.<br />

Dabei lacht bereits die Sonne, als wenn sie wüsste, dass<br />

sie uns heute besonders willkommen ist. Unser Ziel: Wir<br />

wollen Arnsberg zu Fuß umrunden und zwar oben auf<br />

den Höhen. Die „Arnsberger Aussichtsroute“ verspricht<br />

sagenhafte Blicke auf die ehrwürdige Stadt. Wir erhoffen<br />

Großes.<br />

Uhr: Der Anfang ist gemacht: Wanderschuhe<br />

an den Füßen, Rucksäcke geschultert<br />

9:00<br />

und Wanderstöcke ausgefahren. Wir starten Richtung Osten<br />

und siehe da, fast verlaufen wir uns bereits zu Beginn.<br />

Doch eine freundliche Stimme aus dem ersten Stock<br />

eines Wohnhauses ermuntert uns: „Weiter geradeaus und<br />

dann gleich rechts, da beginnt der Wanderweg“. Arnsberg<br />

ist also doch schon erwacht und gibt uns gleich freudig<br />

Auskunft! Gut so, denn ohne den Hinweis und das große<br />

Schild am Weg hätten wir unseren Abzweig zum Lüsenberg<br />

glatt verpasst.<br />

Steil geht es bergan, die Sonne blitzt durch das<br />

noch lichte Astwerk und kitzelt die ersten<br />

Blattspitzen ans Licht. Frühling macht einfach<br />

Spaß. Wir nutzen die positive Energie<br />

und umrunden nach steilem Aufstieg den<br />

Lüsenberg. Er belohnt uns mit der ersten<br />

tollen Aussicht auf die „Ostsilhouette<br />

der Stadt“ – so sagt es der Wanderführer.<br />

Vorbei an der Kleingartenanlage<br />

78 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


laufen wir am Waldrand entlang. Im Hintergrund<br />

begleitet uns die nächsten Kilometer ein nicht zu<br />

überhörendes Rauschen. Das romantische Plätschern<br />

der Ruhr? Nein, es ist die Autobahn! Doch wir<br />

wollen nicht meckern – ohne sie wären wir nicht<br />

so schnell hier gewesen. Also weiter marschieren in<br />

Richtung „Wolfsschlucht“.<br />

Uhr: Leider keine Wölfe zu sehen,<br />

10:00 stattdessen geht es durch eine Wohnsiedlung,<br />

mal nach rechts und mal nach links. Wir<br />

geben uns Mühe, keines unserer Wanderzeichen<br />

zu verpassen. Normalerweise sind wir Meister im<br />

Verlaufen – doch die Arnsberger Aussichtsroute –<br />

ein Lob an die Verantwortlichen – ist hervorragend<br />

ausgeschildert. Kaum dass wir uns mal wieder orientierungslos<br />

umschauen, erblicken wir bereits den<br />

nächsten Hinweis!<br />

Uhr: Wir ziehen die Anoraks aus. Ob<br />

10:15 es am Sonnenschein liegt oder an den<br />

steilen Pfaden? Egal, wir genießen das gute Gefühl,<br />

uns an der frischen Luft zu bewegen. Seitdem wir<br />

in Richtung Rumbecker Höhe abgebogen sind,<br />

hat uns das Rauschen verlassen. Jetzt hören<br />

wir tatsächlich nur noch das Rascheln vom<br />

Vorjahreslaub unter den Schuhen und das<br />

Zwitschern der Vögel. Erholung pur! Es geht<br />

steil bergab und wir sind froh, dass wir uns<br />

mit unseren Stöcken abstützen können.<br />

Im Tal müssen wir über das Hofgelände vom<br />

„Wetterhof“ – es grasen Pferde auf der Weide<br />

und ein Schild warnt vor dem Hofhund. Zum<br />

Glück lässt sich der Aufpasser nicht blicken.<br />

Uhr: Wieder blicken wir auf das<br />

11:00 Panorama der Stadt, dieses Mal aus<br />

einer anderen Perspektive. Von Süden her sieht es<br />

aus, als hätte jemand die Stadt ins Tal gepresst. Wir<br />

sind auf dem Weg zur Country Lodge. Könnte das<br />

ein Platz für eine Pause sein? Doch wir sind zu früh<br />

dran. Kaffee und Kuchen gibt es sonntags erst ab 13<br />

Uhr. Schade! Ein bisschen Hunger hätte ich schon!<br />

Wir wandern weiter und unterhalb des Weges liegt<br />

der Waldfriedhof. Er strahlt in der Frühlingssonne<br />

Ruhe und Frieden aus. Ein wirklich schöner Ort für<br />

den letzten Liegeplatz auf Erden.<br />

Uhr: „<strong>Sauerland</strong> ist Schauerland“<br />

– haben wir früher immer<br />

11:30<br />

gesagt. Schließlich bin auch ich ein Sauerländer<br />

Mädchen und erinnere mich an viele verregnete<br />

Wochenenden. Kein Wunder also, dass wir auch<br />

in Arnsberg bisweilen dem Matsch auf dem Wanderweg<br />

ausweichen müssen, um keine nassen Füße<br />

zu bekommen. Es geht wieder steil bergan und wir<br />

warten sehnsüchtig auf eine Bank.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 79


“Wer die Aussichten<br />

noch nicht kennt, sollte<br />

sich auf den Weg machen”<br />

11:50 Uhr:<br />

Da steht sie endlich rechts vom Weg:<br />

unsere Pausenbank. Und auch noch<br />

mit schöner Aussicht! Wir packen Kaffee,<br />

Brötchen, Wurst und Käse aus. Es<br />

schmeckt viel besser als zuhause.<br />

Uhr: Weiter geht’s! Wir<br />

12:20 schleppen uns den Berg<br />

hinan. Ganz schön schwierig, satt und<br />

entspannt wieder in den Tritt zu kommen.<br />

Kurzes Verschnaufen an der Wegga belung<br />

– ist ja klar, wir müssen den steileren Weg<br />

weiter nach oben! Aber es hilft<br />

nichts, irgendwo da oben muss<br />

die Ehmsenhütte sein, unser<br />

nächstes Ziel.<br />

12 Uhr und ein paar<br />

Minuten: Es war gar<br />

nicht mehr so weit.<br />

Unser Tipp an alle,<br />

die sich inspiriert<br />

fühlen: Es lohnt sich,<br />

die Bank „links“<br />

liegen zu lassen. Zähne<br />

zusammenbeißen<br />

und die nächsten 1,5<br />

km weiterwandern.<br />

Hier an der Hütte ist die<br />

Aussicht ebenso schön und<br />

es lässt sich gemütlich unterm<br />

Holzdach im Windschatten eine<br />

Rast einlegen. Bei schlechtem Wetter<br />

sowieso die bessere Alternative!<br />

Irgendwo hier soll die Nonnenkuhle sein.<br />

Da haben sich angeblich im Dreißigjährigen<br />

Krieg Nonnen vor französischen<br />

Truppen versteckt. Ich hoffe, mit Erfolg!<br />

Als Kind war ich jedenfalls fest überzeugt:<br />

Tief im Wald findet mich niemand! Beweise<br />

gab es genug: Hänsel und Gretel,<br />

Schnee wittchen, Rotkäppchen usw. Heute<br />

glaube ich nicht mehr daran. In Zeiten von<br />

GPS und Wärmebildkameras finden sie<br />

wahrscheinlich auch einen abgeschnittenen<br />

Fußnagel, vorausgesetzt der Träger hatte<br />

80 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


warme Füße.<br />

Hinter der Ehmsenhütte laufen wir auf<br />

dem „hohen Nacken“, kleine Kunstwerke<br />

säumen den Weg. Jemand hat Pilze und ein<br />

wunderschönes Kreuz oben auf stehengebliebene<br />

Baumstämme geschnitzt. Es riecht<br />

nach Baumharz. Wir biegen um die Ecke<br />

und auf einer Baumlichtung sehen wir ihn<br />

– den ersten Zitronenfalter in diesem Jahr!<br />

Ein knallgelber Schmetterling mitten im<br />

Arnsberger Busch. Wunderbar!<br />

So zwischen 12 und 13 Uhr (Zeit wird uns<br />

langsam egal!): Die Stürme haben ganz<br />

schön gewütet auf dieser Seite Arnsbergs.<br />

Wir steigen mehrmals über umgekippte<br />

Bäume oder müssen kleine Umwege in<br />

Kauf nehmen. Fast hätten wir die Bluttannen<br />

verpasst, also Obacht: Rechts vom Weg<br />

findet sich das Kreuz, dort wo früher die<br />

Tannen standen, zwischen denen angeblich<br />

ein ermordetes Mädchen verscharrt wurde.<br />

Eine schaurige Geschichte wird auf der<br />

verwitterten Tafel erzählt. Vielleicht ein Grund,<br />

sich dorthin auf den Weg zu machen?<br />

Irgendwann nach 13 Uhr: Vor uns links<br />

liegt das Gelände der Rüdenburg, rechts<br />

auf der Anhöhe die Kreuzbergkapelle. Wir<br />

entschei den uns für die Kapelle und genießen<br />

abermals die wunderschöne Aussicht<br />

auf die Stadt. Grandios! Ein Tässchen<br />

Kaffee ist noch in der Thermoskanne. Der<br />

richtige Platz um den Schluck zu genießen.<br />

Etwas später: Jetzt geht es bergab in die<br />

Stadt, den Kreuzweg statt hinauf – hinunter,<br />

sehr angenehm für einen Kreuzweg!<br />

In Serpentinen wandern wir bis zu den<br />

ersten Häusern, überqueren die Straße und<br />

die Ruhr, lassen die klassizistischen Gartenhäuser<br />

rechts liegen, biegen am Neumarkt<br />

rechts ab und wandern die Straße entlang<br />

bis es am Friedhof nach links zum Ehmsen-Denkmal<br />

geht. Das wollen<br />

wir nicht verpassen!<br />

Nachmittag: Ein wirklich bemerkenswerter<br />

Ausblick auf Neu- und Altstadt. Und gut<br />

besucht an diesem sonnigen Tag, ganz anders<br />

als der Arnsberger Wald! Wir genießen<br />

den schönen Blick für einen Moment und<br />

machen uns auf den Weg durch die Stadt.<br />

Keine Ahnung, wie spät es jetzt ist: Café<br />

Krengel - wir ergattern einen Platz draußen<br />

auf der Terrasse und können nicht anders:<br />

Apfelkuchen mit Sahne und Stachelbeerbaiser.<br />

Das haben wir uns verdient. Unser<br />

Wanderführer will uns weiterschicken, die<br />

Altstadt und den Schlossberg hoch. Doch<br />

die Aussicht von dort kennen wir schon.<br />

Beim nächsten Mal vielleicht wieder. Fast<br />

20 Kilometer per Pedes haben uns ganz<br />

schön geschafft, aber wir sind stolz und uns<br />

ganz sicher:<br />

Wir kommen wieder! ■<br />

“Wir kommen wieder”<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 81


Die Engel aus Hüsten<br />

Die Mitarbeiter der Kleiderkammer<br />

in Hüsten kümmern sich<br />

mit großem Herzen um die,<br />

die nichts haben<br />

Anne von Heydebrand<br />

Tom Linke<br />

Maria Dreßel und ihre beiden Kollegen<br />

begrüßen uns an diesem heißen<br />

Sommertag freundlich in ihrer Kleiderkammer.<br />

Im Kellerraum ist es kühl<br />

und die gespendete Kleidung hängt<br />

ordentlich aufgereiht an den Kleiderständern<br />

oder liegt säuberlich gestapelt<br />

in den Regalen. Den insge samt<br />

fünf ehrenamtlichen Mitarbei tern<br />

ist es wichtig, dass die gespendeten<br />

Kleider Wertschätzung erhalten und<br />

man sorgsam mit ihnen umgeht „Die<br />

Leute sollen sehen, dass ihre Spenden<br />

bei uns gut aufgehoben sind“, betont<br />

Maria Dreßel, auch wenn sie zugeben<br />

muss, dass gerade das Sortieren der<br />

Kleidung viel Arbeit macht. „Wir<br />

In und auch mein Kleiderschrank ist überfüllt. Trotzdem kommt<br />

deutschen Kleiderschränken hängen über fünf Milliarden Kleidungsstücke.<br />

Das sind ungefähr 95 Kleidungsstücke pro Person<br />

es oft vor, dass ich denke: „Ich habe nichts zum Anziehen!“ Das ist natürlich<br />

völliger Quatsch und nach einem Besuch in der Kleiderkammer der<br />

Heilig-Geist-Gemeinde in Hüsten ist mir klar, dass sich an meiner Denkweise<br />

etwas ändern muss.<br />

haben zwei Annahmetage im Monat<br />

und dann schafft man es nicht, innerhalb<br />

des Tages alles zu sortieren und<br />

einzuräumen. Wir stehen dann am<br />

nächsten Tag wieder ganz früh hier,<br />

um für den Verkaufstag alles fertig<br />

zu machen“, erklärt Maria Dreßel.<br />

„Manchmal sind die Kleidungsstücke<br />

kaputt oder völlig verdreckt. Das ist<br />

dann natürlich nicht schön und solche<br />

Kleidung können wir nicht weitergeben“,<br />

ergänzt ihr Kollegin Anne<br />

Knippert. Dabei haben sie sowieso<br />

nie genug und gerade Männer- und<br />

Kinderbekleidung ist nie ausreichend<br />

vorhanden.<br />

Trotz Übergriffen bleibt die<br />

Kleiderkammer eine<br />

Herzensangelegenheit<br />

Die Kleiderkammer der Caritas wurde<br />

vor über 30 Jahren ins Leben gerufen.<br />

Sie ist an jedem zweiten und vierten<br />

Donnerstag im Monat geöffnet und<br />

betreut vor allem Flüchtlinge, junge<br />

Familien und auch ältere Menschen,<br />

die sich keine Kleidung leisten<br />

können. Seit sieben Jahren engagiert<br />

sich Maria Dreßel für dieses wichtige<br />

Projekt. Es ist ihr eine Herzensangelegenheit,<br />

die vor allem durch die<br />

Flüchtlingskrise im Jahr 2015 an<br />

Stellenwert gewonnen hat. „Es war<br />

eine harte Zeit, in der wir aber auch<br />

82 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Maria Dreßel Anne Knippert Werner Homann<br />

als Team näher zusammengerückt<br />

sind“, erinnert sie sich. Damals haben<br />

oft über 100 Leute den kleinen<br />

Kellerraum gleichzeitig aufgesucht<br />

und man musste sich einiges einfallen<br />

lassen, um diesem Ansturm gerecht<br />

zu werden. Dabei hat das Team nicht<br />

immer nur Dankbarkeit erfahren<br />

und manchmal kam es zu handfesten<br />

Auseinandersetzungen. Maria Dreßel<br />

wurde die Treppe hinuntergedrängt<br />

und sogar mit dem Messer bedroht<br />

– ein Ereignis, das sie nachhaltig schockiert<br />

hat. „Das war auch der Punkt,<br />

an dem ich gesagt habe: ‘Ich möchte<br />

das alles nicht mehr’“, beschreibt sie<br />

die beängstigende Situation. Doch<br />

Maria Dreßel hat nicht aufgeben,<br />

denn damals sah sie das Leid der Menschen<br />

fast täglich. „Hier kamen kleine<br />

Kinder rein, die hatten nur ein Hemdchen<br />

und ein kurzes Höschen an. Die<br />

hatten sonst nichts und waren barfuß.<br />

Das war wirklich hart“, beschreibt es<br />

ihr Bruder Werner Hohmann, der<br />

selbst schon seit fünf Jahren Teil des<br />

Teams ist.<br />

Für die hilfesuchenden Menschen<br />

in der Gemeinde Sankt Petri, sind<br />

die Mitarbeiter der Kleiderkammer<br />

echte Engel, die sich nicht nur<br />

um die Kleider spenden kümmern.<br />

Maria Dreßel ist rund um die Uhr<br />

ehrenamtlich im Einsatz, dabei ist<br />

sie selbst auch noch berufstätig und<br />

kümmert sich um ihre Familie. „Aber<br />

wenn ich einen Anruf bekomme, dass<br />

da jemand ist, der gar nichts mehr hat,<br />

dann gehe ich sofort in die Kleiderkammer.<br />

Es kam auch schon vor, dass<br />

eine ältere Person ins Krankenhaus<br />

gekommen ist und noch nicht mal<br />

einen Schlafanzug hatte. Da stehe ich<br />

dann sofort bereit“, erklärt sie.<br />

Auch auf Geldspenden<br />

angewiesen<br />

Doch ein „Dankeschön“ erwartet<br />

niemand aus dem Team. Stattdessen<br />

freuen sie sich, wenn weiterhin viele<br />

Spenden eingehen. Neben Kleiderspenden<br />

und Kinderspielzeug, ist die<br />

Kleiderkammer auch auf Geldspenden<br />

angewiesen. Denn gerade Kinderschuhe<br />

und Unterwäsche muss immer<br />

wieder neu hinzugekauft werden.<br />

Außerdem werden Kindergärten und<br />

hilfesuchende Mitglieder aus der<br />

Gemeinde hin und wieder finanziell<br />

unterstützt. „Ich habe mich nie<br />

getraut, das mal anzusprechen. Ich<br />

möchte nicht, dass die Leute glauben,<br />

wir wollen uns finanziell bereichern“,<br />

gesteht Maria Dreßel schüchtern.<br />

Das Team der Kleiderkammer bleibt<br />

demütig. Und auch das macht sie zu<br />

echten Engeln. ■<br />

Faszinierende<br />

Konzerterlebnisse<br />

an besonderen Orten<br />

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03. Oktober bis 03. November <strong>2019</strong><br />

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Fax: 0049 291 94 26190<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 83


Von Rumbeck in die große Fußballwelt<br />

Frank Schnürch kommentiert seit rund<br />

30 Jahren Spiele im deutschen Profifußball<br />

Philip Stallmeister<br />

Marc Niemeyer<br />

Der Sport und die Leidenschaft für Fußball begleiten ihn von<br />

Kindesbeinen an. Der Rumbecker Radioreporter Frank Schnürch<br />

hat über 500 Spiele in der Fußball-Bundesliga kommentiert.<br />

Schnürch ist auf den Sportplätzen des <strong>Sauerland</strong>es großgeworden. „Im<br />

Fußball habe ich es bis zur Kreisauswahl geschafft. Als Leichtathlet war ich<br />

noch besser“, sagt Schnürch. Den ganz großen Sport begleitet der 54-Jährige<br />

seit rund 30 Jahren als Kommentator: „Bereits während meiner Tätigkeit bei<br />

Radio <strong>Sauerland</strong> habe ich nebenher für andere Privatsender von Bundesligaspielen<br />

berichtet. Es sind über 500 Spiele.“ Auch in der Saison <strong>2019</strong>/2020<br />

ist der Sauerländer wieder für Radio Dortmund 91,2 im Einsatz.<br />

“Die Herausforderung<br />

ist, bewegliche<br />

Bilder spannend<br />

zu übermitteln”<br />

Über Tätigkeiten für Sender wie FFH<br />

oder FFN kam Schnürch auch in<br />

Kontakt zu Radio Dortmund 91,2.<br />

„Es geht darum, bewegliche Bilder<br />

spannend zu übermitteln. Das ist<br />

eine ganz andere Herausforderung als<br />

beim Fernsehen, wo die Zuschauer<br />

das Geschehene sehen, oder darüber<br />

zu schreiben“, erklärt Schnürch, der<br />

in den 1980er Jahren bei der Westfälischen<br />

Rundschau seine ersten<br />

Schritte im Journalismus machte<br />

und später bei Radio <strong>Sauerland</strong><br />

Pionierarbeit leistete. „Am ersten Tag<br />

des Senders interviewte ich BVB-Legende<br />

Wolfgang Paul aus <strong>Olsberg</strong>“,<br />

erinnert sich der Diplomsportlehrer<br />

Schnürch, der heute hauptberuflich<br />

an der Realschule Mark in Hamm<br />

tätig ist. Er sagt: „Die Arbeit mit den<br />

Kindern macht mir großen Spaß<br />

und hält einen jung. Und natürlich<br />

wird auch montags mit den Schülern<br />

darüber gefrotzelt, wenn wir uns über<br />

die Bundesliga – und die 2. Bundesliga<br />

unterhalten.“ In Hamm sind<br />

die Schüler hauptsächlich BVB-Anhänger.<br />

Sein Fachwissen hat er sich angelesen.<br />

Dazu kann Frank Schnürch, der an<br />

der Sporthochschule in Köln studiert<br />

hat, aus einem reichen Erfahrungsschatz<br />

als Leichtathlet, Fußballer<br />

und Diplomsportlehrer schöpfen.<br />

Manchmal gab es doppelte Einsätze:<br />

„Als Wolfgang Ginczek Trainer in<br />

Rumbeck war, hatte ich mit Mitte 30<br />

wieder als Aktiver angefangen und<br />

oft eine Halbzeit selbst gespielt, bevor<br />

ich für Hellweg Radio im Kreis Soest<br />

beispielsweise über den SV Lippstadt<br />

berichtete.“ In diese Zeit fiel auch<br />

84 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


das Ende seiner aktiven Karriere. „Ich<br />

hatte eine Halbzeit gespielt und kam<br />

aus der Dusche. Dann fragte ich in<br />

der laufenden zweiten Halbzeit den<br />

Außenverteidiger, wie es steht. Als<br />

der sagte ‘Weiß ich nicht’ habe ich<br />

entschieden, das war es für mich. Ich<br />

hetze mich ab und die Kollegen auf<br />

dem Platz wissen noch nicht mal den<br />

Spielstand“, erklärt Schnürch.<br />

Gerne erinnert sich an seine Zeit<br />

als Jugendlicher: „Bei einem 11:0 in<br />

Oeventrop habe ich für Rumbeck mal<br />

sieben Tore in einem Spiel erzielt.“<br />

Seine Erfahrungen fließen auch<br />

immer wieder in seine Beiträge ein.<br />

„Das Besondere an ihm: Er verbindet<br />

in erfrischender Weise auch eigenes<br />

Erleben vom Fußballplatz mit dem<br />

aktuellen Geschehen, das er kommentiert“,<br />

schrieb ein Hörer an den<br />

Dortmunder Sender, bei dem er sich<br />

mit zwei Kollegen bei den BVB-Spielen<br />

abwechselt. „Heute muss sich ein<br />

lokaler Sender für die Bundesliga lizenzieren.<br />

Früher ging das einfacher“,<br />

sagt Schnürch. Der Ausblick auf die<br />

junge Saison stimmt ihn für Borussia<br />

Dortmund optimistisch: „Der<br />

BVB hat sehr gute Neuzugänge. Mit<br />

Thorgan Hazard, Nico Schulz, Julian<br />

Brandt und Mats Hummels wurde<br />

viel Qualität geholt. Mein Tipp lautet,<br />

dass es im Kampf um die Meisterschaft<br />

erneut ein Kopf-an-Kopf-Rennen<br />

mit den Bayern gibt.“<br />

Lange Touren als<br />

St. Pauli-Fan<br />

Der St. Pauli-Fan kennt die langen<br />

Touren zu Heimspielen. Als 1993<br />

die Montagsspiele eingeführt worden<br />

waren, ging es mit seinem Vater auch<br />

mal wochentags in Richtung Norden,<br />

nur um Fußball zu schauen.<br />

Heute wird Schnürch oft gefragt, wie<br />

sich der Fußball<br />

geändert hat.<br />

Auf jeden Fall<br />

ist es heute<br />

nach dem Spiel<br />

schwieriger, für<br />

ein Interview an<br />

die Akteure heranzukommen.<br />

„Beim BVB<br />

gibt es wenige<br />

deutschsprachige<br />

Spieler<br />

und die stellen<br />

Drehtechnik<br />

<strong>Sauerland</strong><br />

sich nicht alle<br />

den Fragen.<br />

Für uns ist es<br />

dann nicht gut,<br />

wenn wir zum<br />

zehnten Mal<br />

den Schweizer<br />

Torwart Roman<br />

Bürki als O-Ton<br />

haben“, bedauert<br />

Schnürch. In St. Pauli hat er<br />

familiärere Zeiten erlebt. „Ich kenne<br />

viele verantwort liche ehemalige Spieler<br />

und Trainer persönlich“, sagt er. Viele<br />

emotionale Erlebnisse gab es bei dem<br />

„etwas anderen“ Verein.<br />

Die Fußballleidenschaft ist in der<br />

gesamten Familie Schnürch fest<br />

verwurzelt. Bruder Dirk gehört zu den<br />

bekannten Trainergrößen im Raum<br />

Arnsberg. Zwar sind Ehefrau Carmen<br />

und Sohn Leo (17) BVB-Fans, aber<br />

das Wichtigste: “St. Pauli mögen sie<br />

beide auch“, erklärt Schnürch, der sich<br />

noch auf viele spannende Spiele freut,<br />

die er über den Äther bringen darf.<br />

Im Zeitalter des Internets können die<br />

Spiele mit Sauerländer Moderation<br />

dort natürlich auch verfolgt werden. ■<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 85


Kleine Anekdoten aus dem Nähkästchen<br />

von Richter Erdmann<br />

Gisela Wilms<br />

Neulich im Landgericht in Arnsberg<br />

Sandra Peetz<br />

Warum sich auch Richter manchmal<br />

das Lachen verkneifen müssen.<br />

Wachtmeister an der Eingangspforte des Landgerichtes:<br />

„Guten Morgen, dürfte ich bitte Ihre Tasche kontrollieren?“<br />

Mann, der vorgeladen war: „Ja, bitte.“<br />

Wachtmeister staunt nicht schlecht:<br />

„Da sind ja eins, zwei, drei….12 Flaschen Bier drin!“<br />

Mann: „Stimmt.“<br />

Wachtmeister: „Mit den Flaschen dürfen Sie den Gerichtssaal<br />

nicht betreten. Das Bier müssen Sie abgeben.“<br />

Mann: „Nee, nee, nee das Bier kommt mit. Lassen Sie meine<br />

Tasche los!!“<br />

Wachtmeister: „Noch einmal, es ist nicht erlaubt, alkoholische<br />

Getränke mit in das Gebäude zu nehmen!“<br />

Mann: „Noch einmal, ich gebe die Flaschen nicht her!“<br />

Der Wachtmeister ruft in seiner Verzweiflung Richter Erdmann<br />

an. Nach kurzem Gespräch wendet er sich wieder an<br />

den Angeklagten: „Der Richter hat ebenfalls gesagt, dass Sie<br />

die Tasche abgeben müssen. Er verspricht Ihnen, dass Sie sie<br />

nach der Verhandlung wiederbekommen.“<br />

Offenbar ist der Mann nun überzeugt, gibt den Beutel mit<br />

den Bierflaschen ab, nicht ohne eine Quittung dafür zu fordern.<br />

Im Gerichtssaal angekommen, fragt Richter Erdmann:<br />

„Warum bringen Sie denn so viele Bierflaschen mit hierher?“<br />

Mann: „Ja also, ich dachte mir, dass das hier bestimmt<br />

länger dauert. Und wenn ich dann in der Zwischenzeit Durst<br />

habe……..“<br />

Richter Erdmann, bemüht, ernst zu bleiben: „Na, verdursten<br />

werden Sie hier nicht. Es steht genügend Wasser zur<br />

Verfügung.“<br />

Mann, zögerlich, nach kurzem Überlegen: „Ok, dann habe<br />

ich aber noch eine Frage: Könnten Sie bitte in der Zwischenzeit<br />

mein Bier kalt stellen lassen??<br />

Wir nehmen an, dass Richter Erdmann dem Wunsch nicht<br />

entsprochen hat und die Verhandlung dennoch beginnen<br />

konnte.<br />

86 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Unterschätze nie ältere Damen!<br />

Ein Drogenabhängiger brauchte mal wieder Geld, was<br />

bei diesem Personenkreis nicht unüblich ist. Er wollte<br />

einen Kiosk überfallen, der von einer älteren Dame betrieben<br />

wurde, weshalb er dachte, dass er wohl leichtes<br />

Spiel haben werde. Am Tag des Überfalls betrat er<br />

maskiert den kleinen Laden und hielt eine Plastikpistole<br />

in der erhobenen Hand. Zunächst bekam die alte Dame<br />

einen ziemlichen Schrecken und dachte, ihr letztes<br />

Stündlein habe geschlagen. Dann sah sie aber, dass der<br />

vermeintliche Dieb zitterte wie Espenlaub. Ob aus Angst<br />

oder weil er länger nichts mehr geschnupft hatte, war<br />

nicht zu ergründen. Auf jeden Fall aber rief die Kioskbesitzerin<br />

sehr resolut und laut: „Du willst doch wohl<br />

nicht mich alte Frau überfallen? Schäm dich und scher<br />

dich zum Teufel!“<br />

Diese Ansage gab dem armen Würstchen den Rest<br />

und er lief, so schnell er konnte, davon. Er wurde aber<br />

kurz darauf geschnappt und wenig später dann auch<br />

verurteilt, obwohl ja eigentlich nichts passiert war. Aber<br />

da er den Rückzug nicht freiwillig angetreten hatte,<br />

sondern von der Frau verjagt worden war, bekam er eine<br />

geringe Strafe. Ob die Frau mit einer Tapferkeitsmedaille<br />

ausgezeichnet wurde, entzieht sich unserer Kenntnis.<br />

<strong>WOLL</strong> bedankt sich bei Willi Erdmann, dem ehemaligen<br />

Vorsitzenden Richter des Landgerichtes Arnsberg<br />

für die wahren Geschichten, die er unserer Redakteurin<br />

Gisela Wilms erzählt hat. Zum Abschluss der Serie „Der<br />

Richter und…“, kommt nun Willi Erdmann selbst zu<br />

Wort: Ich bin sehr gerne Richter gewesen, wenn auch die<br />

meisten von mir verhandelten Fälle alles andere als lustig<br />

waren. Aber mir war immer bewusst, wie wertvoll unser<br />

Rechtsstaat ist, der sich über Jahrhunderte entwickelt<br />

hat. Mit vielen Fehlern und unter großen Schmerzen<br />

ist er geboren worden. Es war fürchterlich, was zum<br />

Beispiel im Mittelalter unter Recht und Ordnung verstanden<br />

wurde. Oder in den Dreißigerjahren, wo nur<br />

noch von einem Unrechtsstaat geredet werden konnte.<br />

Aber dieser Rechtsstaat, so wie er jetzt ist, für den lohnt<br />

es sich, sich einzusetzen. Ein größerer Schutz für Bürger<br />

war nie gegeben, nicht nur gegenüber Tätern, sondern<br />

gegenüber allen Bereichen des täglichen Lebens, wozu<br />

auch der Staat und seine Behörden zählen. Das muss<br />

jedem Bürger, vor allem denjenigen, die ihn angreifen,<br />

vor Augen geführt werden. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 87


Wenn der Esel grinst, ist es Pielsticker<br />

Sie ist eine Malerin jenseits des Alltäglichen. Doch genau das ist<br />

Michaela Pielstickers Genre.<br />

Sonja Heller<br />

Philipp Nolte<br />

D<br />

as Reh ist im Schneegestöber kaum zu erkennen.<br />

Grazil scharrt es im Gras. Doch plötzlich<br />

legt es den Kopf zurück und beobachtet<br />

seine Umgebung. Der Wald ist nur ein Schemen im<br />

Hinter grund. Eine Schneeflocke legt sich auf den Hals<br />

des Rehs und eine weitere erscheint am Hinterlauf.<br />

Während der Pinsel noch eine Sekunde über dem<br />

Himmel schwebt, entscheidet die Malerin, es sei nun<br />

verschneit genug. In ihrer Vorstellung und auf ihrem<br />

Ölbild einer Winterlandschaft mit Reh.<br />

Michaela Pielsticker malt. Und das auf eine fast klassische<br />

Weise, denn die Vorliebe der Sundern-Saalerin<br />

sind Natur- und Tiermotive. Doch Pielstickers Stil ist<br />

weit entfernt davon ein altbewährter zu sein. Den tiefen<br />

Sauerländer Tann, den urigen Bauern mit Kuh und das<br />

niedliche Reh am Waldrand sucht man vergebens – sie<br />

sind zwar Gegenstand Pielstickers Motive, aber nicht im<br />

klassischen Sinn. Sicher ist ihr das nicht bewusst, als sie<br />

als Fünfjährige ihrer Mutter erklärt, dass sie einmal Künstlerin<br />

werden will. Doch genau so wird es kommen.<br />

Old-school für die Zukunft<br />

Studiert hat die gebürtige Garbeckerin Grafikdesign an<br />

der Ruhrakademie in Schwerte. Gestalterische Ausbil-<br />

88 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


dungen sind noch in den 1990er Jahren geprägt vom Handwerklichen,<br />

die Studenten lernen diverse Mal- und Zeichentechniken. Michaela<br />

Pielsticker ist eine talentierte Zeichnerin, wodurch sie in der Düsseldorfer<br />

Werbebranche zur Spezialistin wird. Werbeanzeigen werden<br />

damals zuerst bis ins Detail genau gezeichnet, so weiß der Fotograf,<br />

wie er das Foto zu erstellen hat. Was heute im digitalen Arbeitsalltag<br />

old-school ist, war zu der Zeit die übliche Vorgehensweise. Auch wenn<br />

Pielsticker später beruflich eine lange Zeit keinen Stift und keinen<br />

Pinsel mehr nutzt, sind es genau diese Werkzeuge, die in einer anderen<br />

Lebensphase enorme Bedeutung gewinnen sollen.<br />

Die Rückkehr der Zeichen-Stifte<br />

Saal. Michaela Pielsticker verlässt Düsseldorf und kehrt ins <strong>Sauerland</strong><br />

zurück. Nicht nach Garbeck. Aber dafür nach Saal, in die Drei-Häuser-Ansammlung<br />

hoch auf dem Berg, gegenüber der Wilden Wiese.<br />

Dort beginnt sie sich mit der Natur auf intensive Art auseinanderzusetzen.<br />

Die alten Stifte und Pinsel bekommen nach langer Zeit eine<br />

neue Rolle, schaffen nicht werbliches, sondern Kunst. „Mein erstes<br />

Bild war ein Hase“, erzählt Michaela Pielsticker, „es war irgendwie<br />

naheliegend, auch noch einen Fuchs zu zeichnen“, lacht sie. Nur kurze<br />

Zeit und sie erhält den ersten Auftrag, ein Haustier zu zeichnen. Sie<br />

gibt dieser neuen Schaffensphase ein Markenzeichen, nennt es „Knallhartes<br />

Landleben“. „Das war eine Befreiung und auch eine unheimliche<br />

Befriedigung“, erinnert sich die Künstlerin, „ich machte Sachen,<br />

die anderen Freude bereiteten und gut ankamen.“ Ab 2008 wird die<br />

Werbebranche für die Malerin immer mehr zur Nebensache.<br />

Knallhartes Landleben<br />

Wieder umgeben von Natur, beginnt Michaela Pielsticker zu beobachten.<br />

Den Wald. Den Himmel. Die Wiesen. Den Bauer auf dem<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 89


häufig mono chrom, in einem Farbton gehalten, ziehen<br />

den Blick auf sich und stellen die leise Frage: Was siehst<br />

du wirklich? Doch Michaela Pielsticker zeigt dem Betrachter<br />

noch ein anderes <strong>Sauerland</strong>. In ihren Bildern findet<br />

sich auch das Faible der Malerin für den augenzwinkernden<br />

Moment im Motiv, für den feinen Witz einer<br />

Situation. Sie malt mit Humor und Konzept. Besucht<br />

man ihr Atelier auf dem Saal, trifft man auf grinsende<br />

Esel und verrückte Hunde, ein Galloway mit Föhnfrisur,<br />

täuschend echte Löcher im Boden inklusive Bergsteiger,<br />

auf unechte Fliegen an der Wand und künstlichen Käse<br />

auf den Stühlen.<br />

Appropriation Art und Wort-Witz<br />

Acker. Wildschweine. Sie will festhalten, was sie sieht, beginnt<br />

neben den Tierportraits mit der Landschaftsmalerei<br />

und bannt auf Leinwand, was sie berührt. „Malerei ist<br />

Mediation für mich – wenn es gelingt, kann es unglaubliche<br />

Zufriedenheit geben.“ Sie hält die Aussicht von Saal<br />

auf die Umgebung zu allen Jahres- und Tageszeiten fest.<br />

„Meine Muse“, sagt Michaela Pielsticker, „ist die Natur<br />

hier“. Ihre Bilder wirken oft leicht, fast ätherisch, sind<br />

In Pielstickers Atelier findet man Arbeiten des eher<br />

seltenen Genres „Appropriation Art“. Bei dieser Form<br />

konzeptioneller Kunst werden Werke anderer im eigenen<br />

künstlerischen Sinne weiterentwickelt. Pielsticker nimmt<br />

alte Ölbilder, malt einen Exhibitionisten an den Rand<br />

einer Schlucht, lässt einen Anstreicher ein Feld malen<br />

oder lehnt eine Leiter an ein altes Haus, auf deren oberster<br />

Stufe ein Hand werker steht. Dass ihr Sinn für Humor<br />

90 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


nicht an der Pinselspitze endet, zeigen auch die Titel ihrer<br />

Werke und nicht zuletzt ein satirisches <strong>Magazin</strong> über das<br />

<strong>Sauerland</strong>, das sie in Mini-Auflage zusammen mit ihrem<br />

Mann publiziert hat. Michaela Pielsticker ist vielseitig<br />

und hat Pläne. Eine Ausstellung in ihren Räumen mit<br />

Kaffee-Bildern, die bei ihrem Minikurs „Kaffee-Kritzel-Kränzchen“<br />

entstanden sind. Eine Ausstellung in<br />

einer Hütte auf der Wiese vor dem Haus. „Ähnlich den<br />

Pavillons der documenta“, sagt sie und schmunzelt. „Die<br />

Saal-Documenta“. Lacht und lässt den Blick zur Wilden<br />

Wiese schweifen. Da ist er wieder.<br />

Der Pielsticker-Humor. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 91


Kampf unter Wasser<br />

Die Wasserballer des SV Aegir Arnsberg<br />

kämpfen um Tore und um Nachwuchs<br />

Anne von Heydebrand<br />

Tom Linke<br />

Der Wasserballsport ist<br />

wohl der älteste Mannschaftssport<br />

in der<br />

olympischen Geschichte. Auch in<br />

Deutschland gibt es eine lange und<br />

erfolgreiche Wasserball-Tradition:<br />

Olympiasieger 1928, Europameister<br />

1981 und 1989, Weltcupsieger<br />

1985, Olympia-Fünfter 2004. Trotz<br />

des Erfolgs hat sich Wasserball nie<br />

als Breitensport durchsetzen können<br />

und so stellt der SV Aegir aus<br />

Arnsberg die einzige Wasserballmannschaft<br />

im Hochsauerlandkreis.<br />

Der SV Aegir ist der älteste<br />

Schwimmverein im <strong>Sauerland</strong> und<br />

wurde 1922 gegründet. Bereits in<br />

den 1950er Jahren gab es dort eine<br />

Wasserballmannschaft, die sich in<br />

den 1980er Jahren allerdings auflösen<br />

musste. Seit 1991 ist die Mannschaft<br />

rund um Gründungsmitglied<br />

Christoph Löher wieder im Wasser<br />

zu finden und spielt aktuell in der<br />

Kreisliga Südwestfalen.<br />

Kein Leistungsdruck - Der<br />

Spaß steht im Vordergrund<br />

Heute steht für die Spieler allerdings<br />

der Spaß im Vordergrund und nicht<br />

der Leistungsdruck.<br />

„So ist<br />

das bei allen<br />

Mannschaften in<br />

unserer Liga. Natürlich<br />

wollen wir jedes Spiel<br />

gewinnen, aber hier zählt der<br />

Zusammenhalt mehr als Punkte“,<br />

erzählt Löher. Der 47-Jährige ist<br />

nicht nur Vorsitzender des Vereins,<br />

sondern auch Abteilungsleiter und<br />

Kapitän der Mannschaft. Der Hüne<br />

ist die gute Seele des Teams und<br />

spielt bereits seit seiner Jugend Wasserball.<br />

Genauso wie Trainer Kamran<br />

Ghanavati Nejad, der in seiner<br />

Heimat, dem Iran, sogar in der ersten<br />

Bundesliga gespielt hat. – Ein echter<br />

Profi also, der die 12 Teammitglieder<br />

zwischen 21 und 66 Jahren durch das<br />

30 x 20 m große Becken scheucht.<br />

„Bei einem Spiel sind pro Team allerdings<br />

nur sechs Feldspieler und ein<br />

Torwart im Wasser und - anders als<br />

im Fußball - ist die Spielzeit in Viertel<br />

aufgeteilt. In jedem Viertel beträgt<br />

die Nettospielzeit acht Minuten und<br />

es können Auszeiten genommen<br />

werden. Außerdem gibt es Zeitstrafen<br />

von maximal 20 Sekunden. Erhält<br />

ein Spieler zwei Zeitstrafen, muss er<br />

das Becken verlassen“, erklärt Christoph<br />

Löher<br />

die Spielregeln.<br />

Kondition und<br />

Koordination<br />

Dass es beim Wasserball besonders<br />

hart zugeht, kann Löher nicht bestätigen.<br />

Trotzdem müssen die Spieler<br />

besondere Vorkehrungen treffen.<br />

Eine Badekappe mit Ohrenschutz<br />

gehört bei einem Spiel genauso zur<br />

Ausrüstung wie zwei Badehosen,<br />

Weichteil- und Gebissschutz. „Das ist<br />

aber alles nur reine Vorsitzmaßnahme<br />

und hinter den Attacken der Gegenspieler<br />

steht selten eine Absicht“, versichert<br />

er. Stattdessen könnte der Ball<br />

selbst zur Gefahr werden. „So ein<br />

Ball ist etwa 450 Gramm schwer und<br />

kann mit bis zu 80 km/h geworfen<br />

werden. Wenn man den ungeschützt<br />

abbekommt, kann es ganz schön<br />

wehtun“, ergänzt Löher lachend.<br />

Für den Teamkapitän ist Wasserball<br />

eine Allroundsportart die verschiedenste<br />

Muskelgruppen beansprucht.<br />

„Es ist auch super für die Kondition<br />

und Koordination. Man muss ja<br />

nicht nur schwimmen, sondern auch<br />

den Ball und den Trainer beobach-<br />

92 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


ten. Außerdem können bei einem<br />

Spiel bis zu 1.850 Kalorien verbrannt<br />

werden“, erklärt Christoph Löher.<br />

Zulauf erwünscht<br />

Einige gute Gründe für Interessierte,<br />

selbst mal bei einem Training vorbeizukommen.<br />

Denn das Team kämpft<br />

nicht nur um Tore, sondern auch<br />

um Mitglieder. Die Personaldecke<br />

ist sehr dünn und die aktuellen<br />

Spieler kommen überwiegend<br />

aus dem Schwimmverein.<br />

Eine Jugendarbeit<br />

ist aufgrund der späten<br />

Trainingszeiten kaum<br />

möglich. „Wir trainieren<br />

jeden Mittwoch ab<br />

21:00 Uhr im Freizeitbad<br />

„NASS“ in Hüsten<br />

und dort gibt es eine<br />

große Auslastung. Über<br />

acht Vereine absolvieren<br />

dort ihr Training.<br />

Hinzu kommen Schulklassen<br />

und die Badegäste.<br />

Wir können daher erst am<br />

späten Abend trainieren, was<br />

für Schüler natürlich nur schwer<br />

umzusetzen ist“, erkennt Christoph<br />

Löhr. Ein Probetraining ist trotzdem<br />

jederzeit möglich und eine Altersbegrenzung<br />

gibt es nicht. Jeder ist<br />

willkommen.<br />

Dass die Wasserballer vom SV Aegir<br />

Spaß haben und nicht immer alles<br />

bierernst nehmen, ist beim<br />

Training zu<br />

spüren.<br />

Dennoch wollen sie auch in diesem<br />

Jahr wieder vollen Einsatz zeigen<br />

und freuen sich auf jedes Spiel. Sie<br />

wollen weitermachen wie bisher und<br />

Christoph Löhr ist optimistisch, dass<br />

die Mannschaft noch lange bestehen<br />

bleiben wird. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 93


Bergheim zieht Unternehmen an<br />

Gewerbegebiet in Toplage, 100 Betriebe, wichtige Rolle im<br />

Arnsberger Gesamtkonzept<br />

Paul Senske<br />

S. Droste & Privat<br />

94 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Es<br />

ist ein begehrter Standort für Unter -<br />

neh men, in den 1970er Jahren in<br />

zwei Abschnitten entstanden, spielt er<br />

im Gesamtkonzept der Gewerbegebiete in Arnsberg<br />

eine bedeutende Rolle. Das Gewerbegebiet<br />

auf Bergheim - wie die Einwohner des Neheimer<br />

Stadtteils sagen - weist einen vielfältigen<br />

Branchenmix mit nahezu 100 Betrieben auf, hat<br />

eine Toplage und ist ein Musterbeispiel für das<br />

Miteinander von Wohnen und Arbeiten.<br />

Berg heim hat was, ja eine Menge.<br />

„Bergheim spielt im Netz der Arnsberger<br />

Gewerbege biete eine besondere Rolle“, sagt Bernd<br />

Lepski, der Chef der Arnsberger Wirtschaftsförderung<br />

(wfa). „Besonders für den gewerblich-industriellen<br />

Schwerpunkt Neheim ist Bergheim in<br />

Ergänzung zu den Standorten entlang der Möhnestraße<br />

ein Garant zur Sicherung zukunftsfähiger<br />

Standorte und damit von Arbeitsplätzen auch im<br />

gewerblichen Bereich.“<br />

Ein halber Kilometer bis zur Autobahn<br />

Das Gewerbegebiet weist eine Fläche von rund 50<br />

ha auf. Für die Unternehmen von elementarer Bedeutung<br />

ist die Lage direkt an der B7. Über kurze<br />

Wege - ein Kilometer - ist die Autobahnauffahrt<br />

A46 Neheim erreichbar.<br />

„Das ist ein entscheidender Standortvorteil, die<br />

Lage im regionalen und überregionalen Verkehrsnetz<br />

könnte kaum besser sein“, erklärt Lepski. Dieser<br />

Standortvorteil war für viele Betriebe ein entscheidendes<br />

Argument, auf Bergheim anzu siedeln.<br />

Rund 50 Gewerbestandorte mit nahezu 100<br />

angemeldeten Betrieben sind hier derzeit ansässig -<br />

eine ganze Reihe seit Jahrzehnten. Die Entwicklung<br />

des Gewerbegebietes begann in den 1970er Jahren<br />

in zwei Abschnitten: 1973 wurde der Bebauungsplan<br />

für den ersten Abschnitt entlang der Straße<br />

Donnerfeld und Teilstrecken des Felsenweges und<br />

der Raiffeisenstraße rechts kräftig. 1977 folgte<br />

Gegründet wurde die bara aluminiumtechnik GmbH 2003<br />

auf einer Fläche von 400 m² im Gewerbegebiet Bergheim.<br />

Durch einen Standortwechsel innerhalb des Gewerbegebiets<br />

wurde im Jahr 2009 die Unternehmensfläche auf insgesamt<br />

rund 1800 m² vergrößert. Zugleich konnte die Investition in<br />

eine erste CNC-Fräsmaschine realisiert werden. Durch die<br />

regelmäßige Erweiterung des Maschinenparks wird heute auf<br />

insgesamt vier CNC-Vertikal-Fräsmaschinen bis zu einem Fräsbereich<br />

von 2200 mm gefertigt.<br />

Die mechanische Bearbeitungen (Sägen | Stanzen | Drehen<br />

| Fräsen) und das Schweißen von Aluminiumprofilen sowie<br />

die weiterführenden Oberflächenbearbeitungen bilden den<br />

primären Leistungsumfang ab. Mit den Halbzeugen der bara<br />

aluminiumtechnik GmbH wird schwerpunktmäßig die Leuchten-<br />

und Möbelindustrie beliefert.<br />

Die großflächige Lagerhaltung und ein eigener Transport<br />

ermöglichen das umfangreiche Portfolio an Produkten und<br />

sichern eine hohe Flexibilität. Die vom Kunden gewünschte<br />

Qualität ist dabei selbstverständlich.<br />

Mit einem Team von rund 30 qualifizierten und motivierten<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verfolgen die Geschäftsführer<br />

Ralf und Stefan Babilon stetig das Ziel eine hohe<br />

Kundenzufriedenheit zu realisieren. Als anerkannter Ausbildungsbetrieb<br />

der IHK werden aktuell zwei CNC-Zerspanungsmechaniker<br />

ausgebildet.<br />

bara aluminiumtechnik gmbh<br />

Gewerbegebiet Bergheim<br />

Raiffeisenstraße 10<br />

59757 Arnsberg<br />

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Fax: 02932/899209<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 95


„Bergheim spielt<br />

eine wichtige Rolle“<br />

der Bereich um die Von-Siemens-Straße.<br />

Die Startsignale waren gegeben, Bergheim<br />

lockte die Betriebe an. Bis Ende der 1980er<br />

Jahre waren die erschlossenen Industrie- und<br />

Gewerbegebiete nahezu vollständig vergeben.<br />

„Wir haben eine große Palette an Firmen,<br />

es ist ein bunter, das Wirtschaftsleben<br />

widerspiegelnder Branchenmix“, betont<br />

Michael Jolmes, der seit 1994 Bergheim im<br />

Arnsberger Stadtrat vertritt und sich bestens<br />

auskennt. Die Bergheimer Bandbreite reicht<br />

von Handwerksbetrieben über führende<br />

Hersteller in Spezialsegmenten und kreative<br />

unterneh mensbezogene Dienstleister bis zu<br />

europaweit tätigen Speditionen. Auch zwei<br />

Weltmarktführer sind auf Bergheim ansässig.<br />

„Nahes Miteinander“ von Wohnen<br />

und Arbeiten<br />

Als einen „großen Vorteil“ des Gewerbegebietes<br />

bezeichnet Jolmes das nahe Miteinander<br />

von Wohnen und Arbeiten. „Viele Bergheimer<br />

haben hier ihren Arbeitsplatz.<br />

Dank der kurzen und schnellen Verkehrsanbindung<br />

haben auch auswärtige Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer kurze<br />

Wege.“ Jolmes lobt zudem die Identifikation<br />

der Betriebe mit dem Ort, insbesondere der<br />

alteingesessenen. Wirtschaftsförderer Lepski<br />

sieht aufgrund der guten Lage des Gewerbegebietes<br />

kaum noch freie Flächen zur Ansiedlung<br />

neuer Unternehmen. Trotzdem zeichne<br />

den Standort eine „hohe Dynamik“ aus.<br />

„Durch Ausbau oder Umnutzung bestehender<br />

Gewerbeimmobilien haben ansässige<br />

Unterneh men ihre Kapazitäten am Stand ort<br />

erhöht. Auch neue Betriebe konnten gewonnen<br />

werden.“ Beim Blick in die Zukunft<br />

kommen Wirtschaftsförderung und Politik zu<br />

dem Ergebnis, dass eine Erwei terung aufgrund<br />

der direkten Nähe zur B 7 und zu den<br />

Wohngebieten nur eingeschränkt möglich<br />

sei. „Eine Perspektive bieten die Flächen des<br />

Ruhrverbandes“, so Lepski. Hintergrund ist<br />

die Aufgabe der Klärschlammdeponie im<br />

Eingangsbereich des Gewerbe gebietes und<br />

die Aufstellung eines Bebauungs plans durch<br />

die Stadt Arnsberg. Dadurch stehen rund<br />

3,0 Hektar an Gewerbefläche zur Verfügung.<br />

„Diese Fläche könnte insbesondere für die<br />

Erwei terung der anliegenden Grundstücke<br />

und damit zur Standortsicherung der ansässigen<br />

Unterneh men genutzt werden.“ ■<br />

Wirtschaftsförderer und wfa-Chef Bernd Lepski.<br />

96 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Mobilität hat einen Namen!<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 97


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Traditionsunternehmen<br />

handelt mit der wohl ältesten<br />

Nutzpflanze der Welt<br />

Die Firma Scheiwe aus Arnsberg beliefert Heimwerker und<br />

Großkunden seit über 140 Jahren mit wertvollem Holz<br />

Inga Bremenkamp<br />

Scheiwe<br />

1873<br />

fing alles<br />

an: Die Firma<br />

Scheiwe<br />

hat ein kleines Holzgeschäft<br />

in Neheim eröffnet. Heute, fast<br />

anderthalb Jahrhunderte später,<br />

umfasst der Holzfachmarkt eine<br />

Lagerfläche von rund 20.000<br />

Quadratmeter und eine Ausstellung<br />

von 2000 Quadratmetern,<br />

auf denen das vielfältige Sortiment<br />

rund ums Bauen und Wohnen<br />

präsentiert wird. Bei Scheiwe<br />

stoßen sowohl Privat- als auch<br />

Großkunden auf kreative Ideen<br />

aus Holz. Türen, Holzfußböden,<br />

Wandverkleidungen, Paneelen,<br />

Sichtschutzzäune und auch<br />

Pflanz kästen sind nur einige<br />

Beispiele aus dem umfangreichen<br />

Sortiment des Fachunternehmens,<br />

das im <strong>Sauerland</strong> eine führende<br />

Rolle eingenommen hat. Seit<br />

1987 ist die Firma Scheiwe im<br />

Industriegebiet Bergheim ansässig<br />

und begrüßt seine Kunden direkt<br />

am Anfang des Gewerbegebiets<br />

auf der linken Seite (Anfahrt<br />

über die Hauptstraße). Die rund<br />

30 Mitarbeiter der Verwaltung<br />

und des Lagers stammen aus den<br />

eigenen Ausbildungsreihen und<br />

verfügen über eine langjährige<br />

und hohe Fachkompetenz, die ihnen<br />

bei der Beratung der Kunden<br />

zu Gute kommt. Das Traditionsunternehmen<br />

setzt nicht nur auf<br />

Katalogware, sondern macht auch<br />

Zuschnitte und Sonderlösu n -<br />

gen möglich. Das Sortiment der<br />

Sauerländer wird stetig weiter<br />

ausgebaut und reagiert damit auf<br />

den weiter wachsenden Markt. In<br />

den Jahren rund um den ersten<br />

Weltkrieg hat das Unternehmen<br />

eine eigene Möbelfabrik aufgebaut,<br />

die es heute allerdings nicht<br />

mehr gibt. Das, was bis heute aus<br />

dem vorletzten Jahrhundert geblieben<br />

ist, ist der Grundgedanke,<br />

sowohl Heimwerker, Bauherren<br />

als auch die Industrie rund um die<br />

wohl älteste Nutzpflanze der Welt<br />

beraten und beliefern zu wollen. ■<br />

98 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


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Aland Bedachungen aus Neheim-Bergheim:<br />

Optimale Lösungen vom<br />

Einfamilienhaus bis zum Großprojekt<br />

Nicola Collas<br />

Aland Bedachungen<br />

2020<br />

wird ein ganz besonderes<br />

Jahr für die Firma Hermann<br />

Aland GmbH und Co. KG<br />

in Neheim-Bergheim. Dann feiert das Unternehmen<br />

125jähriges Bestehen. Der Urgroßvater des heutigen<br />

Geschäftsführers Hermann Aland hatte die Firma 1895<br />

gegründet. Mittlerweile ist mit Dachdeckermeisterin<br />

Andrea Aland die 5. Generation im Betrieb, der 35<br />

Mitarbeiter und für jede Anforderung (Gewerbebauten,<br />

öffentliche Gebäude und Wohnhäuser) die passende<br />

Lösung hat. Die Mitarbeiter von Aland bilden sich ständig<br />

weiter und sind so immer auf dem neuesten Stand<br />

der Technik.<br />

Dächer sind wichtig, um u.a. vor Niederschlägen, Wind,<br />

Ablagerungen und Schadstoffen zu schützen. Heute<br />

wird es aber auch immer bedeutender, dass Dächer gut<br />

aussehen. Denn ein schönes Dach entscheidet über das<br />

Erscheinungsbild einer Immobilie. Ob Neubau, Umbau<br />

oder Sanierung: Aland Bedachungen führt professionell<br />

jede Arbeit am Dach oder an der Fassade durch.<br />

Das Unternehmen steht für individuelle Beratung und<br />

Projektplanung und analysiert gemeinsam mit den<br />

Kunden, wie die angestrebte Lösung zweckmäßig und<br />

kostengünstig umgesetzt werden kann. Auch im Bereich<br />

regenerativer Energien, Wärmedämmung oder Dachbegrünung<br />

ist das Team von Aland, das sich aus Fachkräften<br />

unterschiedlichster Bereiche zusammen setzt, Experte.<br />

Weitere Serviceleistungen sind die auf die Immobilie<br />

zugeschnittenen Wartungsverträge, die Abhilfe schaffen,<br />

falls Dachziegel locker oder Fassadenelemente defekt<br />

sind. Bei Problemen nach Unwetter oder Sturm können<br />

sich Kunden des Bergheimer Unternehmens an den<br />

24-Stunden-Notdienst von Aland wenden -und das an<br />

365 Tagen im Jahr. ■<br />

Hermann Aland GmbH & Co. KG<br />

Felsenweg 25-27<br />

59757 Arnsberg<br />

Tel. 02932 22578 und 29990<br />

info@aland-bedachungen.de<br />

www.aland-bedachungen.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 99


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Mit Cloer-Waffeleisen und -rezept in 90 Sekunden<br />

zur perfekten Waffel Nicola Collas Cloer & Philipp Nolte<br />

„Am GmbH Achim Cloer mit einem Lächeln<br />

liebsten esse ich Waffeln blind“, sagt der<br />

Geschäftsführer der Cloer Elektrogeräte<br />

im Gesicht. „Blind heißt: Ich weiß nicht, in welchem Gerät die<br />

Waffeln gebacken wurden, wenn ich sie esse.“ Bis zu drei Mal<br />

im Monat testet der Chef Waffeln und damit gleichzeitig die<br />

Qualität der Cloer-Waffeleisen. Wichtig ist es, dass wegen der<br />

Vergleichbarkeit immer dasselbe Rezept genommen wird -das<br />

hauseigene Rezept, das es schon gibt, seit Achim Cloer ein kleines<br />

Kind war.<br />

Mit Hilfe ihres Chefs finden die Cloer-Entwickler so heraus,<br />

wie die Geräte weiterentwickelt werden können. „Wir haben<br />

z.B. zusammen mit dem Beschichtungshersteller Whitford eine<br />

zuckerresistente Beschichtung entwickelt. Wenn kontinuierlich<br />

große Mengen Waffeln gebacken werden, verfärbt sich durch<br />

den Zucker irgendwann die Beschichtung. Mit der neuen zweischichtigen<br />

Beschichtung passiert das nicht mehr“, erzählt Achim<br />

Cloer.<br />

Am Beispiel der Waffeleisen 1621 und 1631 lässt sich auch gut<br />

verdeutlichen, wie sich das Nachfolgemodell vom Vorgänger<br />

unterscheidet. Beide Waffeleisen haben mit dem großen schwarzen<br />

Cloer-Bügel, der das Gerät umschließt, das typische wiedererkennbare<br />

Cloer-Design, aber an dem Gerät 1631 lässt sich z.B.<br />

das Kabel besser verstauen.<br />

Die Produktpalette des Bergheimer Unternehmens reicht von<br />

Toastern und Kaffeemaschinen über Wasserkocher bis hin zu<br />

100 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Barbecue-Grills. Das Urprodukt „Waffeleisen“ ist aber nach wie<br />

vor Teil der Identität der Marke Cloer.<br />

Das Familienunternehmen wurde 1898 in der Burgstraße in<br />

Neheim gegründet. Mit der Einführung der Elektrizität entstand<br />

die „Caspar Cloer Fabrik für elektrische Heiz- und Kochgeräte“,<br />

die zunächst Bügeleisen, dann Waffeleisen herstellte. Denn ein<br />

Waffeleisen ist aus fertigungstechnischer Sicht eigentlich nichts<br />

anderes als zwei aufeinander stehende Bügeleisen.<br />

1981 verlagerte Cloer seine Produktion im Rahmen einer Stadtsanierung<br />

in das Industriegebiet Bergheim. Dort befindet sich<br />

heute nach wie vor der Hauptstandort und auch ein Werksverkauf.<br />

„Das ist mehr ein Lagerverkauf als ein Showroom, den wir<br />

eingerichtet haben, weil uns immer mehr Kunden besuchen,<br />

obwohl wir ihn kaum bewerben“, erzählt Achim Cloer, der die<br />

Firma mittlerweile in vierter Generation leitet. Der 49jährige hat<br />

das Unternehmen vor allem digital gut aufgestellt. „Bei uns gibt<br />

es keine Aktenordner und kein Papier<br />

mehr. Meine letzte hausinterne eMail<br />

habe ich im März 2017 bekommen“,<br />

schmunzelt er. „Knicken, lochen, abheften<br />

gehören der Vergangenheit an.<br />

Bei uns läuft alles über eine hausinterne<br />

Plattform. Dadurch hat jeder auf alles Zugriff, was für ihn relevant<br />

ist und kann sich so schnell in alle Abläufe und Projekte einarbeiten.“<br />

35 Mitarbeiter beschäftigt Cloer zurzeit am Standort<br />

in Bergheim und legt dabei großen Wert auf Ausbildung: „Bei<br />

uns werden die Azubis nach der Lehre in der Regel übernommen.<br />

Wir sorgen so selbst für unsere Mitarbeiter von morgen“, erzählt<br />

der Geschäftsführer. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 101


Bunte Truppe – bunte Stücke<br />

Die bunt gemischte Gruppe des Theatervereins Müschede bringt in diesem<br />

Jahr erneut ein amüsantes wie auch turbulentes Lustspiel auf die Bühne.<br />

Josy Born<br />

Manfred Haupthoff<br />

Der Müscheder Theater -<br />

verein hat sich vor<br />

rund 30 Jahren aus dem<br />

Schützenverein St. Hubertus gegründet.<br />

Heute stellt er eine Unterordnung<br />

der Schützenbruderschaft dar.<br />

Nur noch wenige der Schauspieler<br />

und Schauspielerinnen sind tatsächlich<br />

Müscheder. Grund: Vor etwa<br />

sechs Jahren fehlte es dem Verein an<br />

Mitgliedern, um weiterhin alle zwei<br />

Jahre ein Theaterstück aufführen zu<br />

können. So öffneten sich mehr und<br />

mehr auch für Auswärtige die Türen.<br />

Unter anderem<br />

für Markus Fecke aus Hellefeld, dem<br />

heutigen Spielleiter, der schon immer<br />

eine Begeisterung für humorvolle<br />

Theaterstücke hegte und bereits einige<br />

Szenen selbst geschrieben und inszeniert<br />

hat. Auch Hubertus Cramer, Irene<br />

Wallechner und Birgit Finke wurden<br />

von außerhalb in die Theatergruppe<br />

geholt. Hubertus Cramer aus Sundern-Hagen<br />

gehört zu den Erfahrensten<br />

unter ihnen, denn er spielt bereits<br />

seit 13 Jahren Theater.<br />

Irene Wallechner aus Hellefeld wird,<br />

nach ihrer ersten Rolle als tratschende<br />

Postbotin Trine, auch gerne „die Requisitentrine“<br />

genannt. Sie organisiert<br />

alles, was benötigt wird – völlig egal<br />

was. Birgit Finke aus Sundern besetzte<br />

bei der letzten Aufführung die Hauptrolle<br />

als „die Kartenlegerin“ und überzeugt,<br />

mit Perücke und Lesebrille,<br />

besonders in der Rolle der schrulligen<br />

alten Dame.<br />

Dorfbewohner als Darsteller<br />

Aber auch innerhalb des Dorfes<br />

wurden in den letzten Jahren immer<br />

wieder Dorfbewohner von<br />

dem engagierten Hans Muschik<br />

102 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


angesprochen, der<br />

in erster Linie für den Bühnenaufbau<br />

zuständig ist, zugleich auch häufig<br />

kleinere Rollen übernimmt. Zuletzt<br />

holte er Martina Geilker mit ins<br />

Boot, die im kommenden Stück die<br />

Rolle der Rosemary Monkemöller<br />

besetzt. „Ich habe eigentlich nur auf<br />

einer Bank gesessen und die Sonne<br />

genossen, als Hans mich ansprach“,<br />

berichtet sie. So in der Art sei auch<br />

Karl-Heinz Blöink an das Theaterspielen<br />

gekommen. Er wird in diesem<br />

Jahr zum zweiten Mal mit dem<br />

Theaterverein auf der Bühne stehen.<br />

Der Müscheder Matthias Schlatzer hat<br />

dagegen bereits vor vielen Jahren seine<br />

ersten Aufführungen gehabt und wird<br />

in diesem<br />

Jahr als Polizeimeister Fritz Kellermeyer<br />

zu sehen sein.<br />

Begeisterung fürs Theaterspiel<br />

Auch Thomas Döring aus Westenfeld<br />

und Martina Riedel aus Hellefeld<br />

bringen einiges an Erfahrung mit.<br />

Denn sie spielen nicht nur für den<br />

Müscheder Verein, sondern auch im<br />

Theaterteam der Molkerei Allendorf.<br />

Aktuelle Neuerrungenschaft: Paul<br />

Schmidt aus <strong>Meschede</strong>. Gleichaltrig<br />

ist er wie geschaffen für den Part des<br />

18-jährigen Jungen, der im Stück auf<br />

der Suche nach seinem Vater ist. Ayse<br />

Yavuz gehört ebenfalls fest zum Team<br />

und ist verantwortlich für Frisuren<br />

und Maske. Vor vier Jahren konnte<br />

sie selbst Theatererfahrung sammeln,<br />

denn sie war im Stück „Die Erbtante<br />

aus Afrika“ kurzfristig für eine Hauptrolle<br />

eingesprungen.<br />

Auch wenn die Theatergruppe<br />

Müschede aus verschiedenen Charakteren,<br />

verschiedenen Altersgruppen<br />

und Darstellern aus verschiedenen<br />

Orten besteht, erkennt man doch eine<br />

Gemeinsamkeit: die Begeisterung für<br />

das Theaterspiel. „Es ist einfach toll zu<br />

sehen, wie am Ende alle Teile ineinandergreifen,<br />

wie in einer Maschine.<br />

Und es funktioniert plötzlich alles<br />

und die Leute haben richtig Spaß“, so<br />

Hans Muschik. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 103


„Wir bringen den Sport zu den<br />

Menschen in Pantoffelnähe“<br />

SV Neptun Neheim-Hüsten ist nicht nur im<br />

Wasser, sondern auch „an Land aktiv“<br />

Paul Senske<br />

Manfred Haupthoff<br />

F<br />

rühzeitig die Weichen für die Zukunft zu stellen und auf demografische Entwicklungen<br />

zu reagieren: Der SV Neptun Neheim-Hüsten, mit dem traditionellen Pfingstschwimmfest<br />

auch international hoch angesiedelt, hat entsprechende Maßnahmen<br />

ergriffen und eine Vorreiter-Rolle eingenommen. Die Angebots-Palette des 1960 gegründeten<br />

Vereins reicht vom Leistungssport über den Breiten- bis zum Seniorensport und zur Rehabilitation.<br />

„Wir sind vielseitig aufgestellt und kümmern uns auch um Senioren und zwar außerhalb<br />

des Wassers“, sagt Barbara Stobbe. „Wenn man so will, sind wir auch an Land aktiv.“<br />

Für diese Angebote ist der SV Neptun vom Landessportbund und Projektpartnern mehrfach<br />

ausgezeichnet worden.<br />

Im Alter weiter fit sein:<br />

Die Übungsstunde mit Renate<br />

Maiworm ist ein „bisschen<br />

anstrengend, aber machbar“.<br />

„Im Sitzen<br />

wird Körperzellen-Rock<br />

getanzt“<br />

Barbara Stobbe, derzeit zweite Vorsitzende<br />

des SV Neptun, weiß, wovon<br />

sie spricht. Seit dem 1. November<br />

1966 im Verein, hat die frühere<br />

Elite-Schwimmerin und Sportliche<br />

Leiterin gemeinsam mit den Vorstandmitgliedern<br />

die Entwicklung des<br />

Vereins geprägt. „Es waren für den<br />

Verein entscheidende Schritte, sich<br />

breiter aufzustellen und nicht nur auf<br />

den reinen Wettkampfsport zu setzen.<br />

Wenn man was verpasst, ist der Zug<br />

abgefahren. Es hat geklappt, wir sind<br />

gut aufgestellt.“ Renate Maiworm,<br />

Übungsleiterin Reha-Sport, sagt: „Wir<br />

bringen den Sport zu den Menschen<br />

und zwar in Pantoffel-Nähe.“<br />

Im Zeitraffer sieht das so aus: 1996<br />

bot der SV Neptun erstmals ein<br />

Breitensportprogramm mit Wassergymnastik,<br />

Rückenschule und<br />

Schwimmlern-Kursen an. Ein Jahr<br />

später wurden auch Baby- und<br />

Kleinkinderkurse ins Programm<br />

aufgenommen. Die Initiative ging<br />

von Karin Kemper, der Schwester<br />

von Barbara aus. 2003 absolvierte<br />

Barbara Stobbe die B-Lizenz „Prävention<br />

Bewegungsraum Wasser“. „Es<br />

war ein neues Standbein. Die Kurse<br />

wurden jetzt von den Krankenkassen<br />

anerkannt und ein Teil der Kosten<br />

erstattet. Das war ein entscheidender<br />

Durchbruch.“ 2010 machten Alice<br />

Thielebein und Renate Maiworm<br />

ebenfalls die B-Lizenz.<br />

104 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


„Im Alter weiter fit sein“<br />

(Renate Maiworm)<br />

2012 erfolgte ein weiterer wichtiger Schritt: Der 550<br />

Mitglieder zählende Verein erhielt mit der Rehabilitation<br />

ein neues Ressort unter der Leitung von Renate Maiworm.<br />

Kontakte zu Senioreneinrichtungen wurden aufgenommen,<br />

Kurse auch außerhalb des Wassers durchgeführt. Die<br />

Zusammenarbeit mit dem Ernst-Wilm-Haus in Hüsten<br />

und Provita in Neheim gilt als vorbildlich. Mit den Angeboten<br />

„Senioren in Bewegung“, „Aktiv und Fit bis 100“<br />

sowie „Bewegen-Lachen-Wohlfühlen“ sollen Lebensqualität<br />

und Alltagskompetenzen, auch für Demenzbetroffene,<br />

gestärkt werden. Der Besuch einer Stuhlgymnastik-Stunde<br />

unter streicht das und bewegt. „Wir gehen zu den Menschen<br />

in die Einrichtungen und wollen die Seniorinnen<br />

und Senioren für den Alltag fit halten“, erklärt Renate Maiworm,<br />

die mit viel Einfühlungsvermögen und anstecken der<br />

Freude die Übungsstunde leitet. „Es geht darum, weiter<br />

mobil zu sein, die Sturzprophylaxe ist ein wichtiger Bestandteil.<br />

Darüber hinaus werden soziale Kontakte aufgebaut<br />

und gepflegt.“ Die Übungen auf und am Stuhl sind<br />

anstrengend, aber wohl dosiert. Jeder macht so viel er kann.<br />

„Bisschen anstrengend soll es sein, aber auch machbar.“<br />

Kräftigung der Muskulatur und Koordination, mit und<br />

ohne Gummiband, mit und ohne Reifen, auch Übungen<br />

zur Fingerbeweglichkeit sind Bestandteile. Auch Gedächtnis-Übungen<br />

beim Reifenrollen gehören zum Repertoire:<br />

„Merkt euch, wer euch den Reifen zugerollt hat.“ Den<br />

alten Menschen macht es Spaß: „Wir freuen uns immer auf<br />

diese Stunde“, erklärt das Ehepaar Renate (86) und Heinz<br />

(91). „Frau Maiworm hält uns fit und bringt uns Freude.<br />

Ein bisschen Muskelkater gehört dazu.“ Zum Abschluss<br />

wird im Sitzen auf den Stühlen mit voller Inbrunst der<br />

herrliche „Körperzellen-Rock“ getanzt und gesungen: „Jede<br />

Zelle meines Körpers ist glücklich, jede Körperzelle fühlt<br />

sich wohl…<br />

„Der FC Bayern des<br />

<strong>Sauerland</strong>es“<br />

(Aegir-Vorsitzender<br />

Christoph Löher)<br />

Mit der Ausweitung seiner Angebote ist der Verein für die<br />

Zukunft gut aufgestellt. Das gilt auch für den Leistungssport.<br />

Moritz Kemper und Lea-Sophie Blum sind die<br />

derzeit bekanntesten Aktiven. „Es rücken vielversprechende<br />

Talente nach“, sagt Neptun-Vorsitzender Dieter Langer,<br />

seit 2010<br />

im Amt<br />

und<br />

Nachfolger<br />

von<br />

Werner<br />

Roland,<br />

dem<br />

langjährigen<br />

Vereins-<br />

Chef. „Ich will<br />

das auf dem Level<br />

fortführen, was Werner<br />

aufgebaut hat“, so Langer. Dazu<br />

gehört auch die Pflege der Beziehungen mit Arnsbergs<br />

Partnerstädten wie Alba Julia (Rumänien). Das internationale<br />

Pfingstschwimm fest ist ein Markenzeichen. Auch<br />

das Adventsschwimmfest genießt einen hervorragenden<br />

Ruf. Ein besonderes Lob erhielt Neptun beim Festakt zum<br />

50-jährigen Jubiläum 2010: „Neptun ist der FC Bayern des<br />

<strong>Sauerland</strong>es“, meinte Christoph Löher, der Vorsit zende von<br />

Aegir Arnsberg, in seiner Laudatio. ■<br />

Neuerscheinungen<br />

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Zwischen Mord und Krieg von Gerhard Behrens<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 105


Altersglühen in Arnsberg<br />

Speed-Dating ist 1998 in den USA<br />

erfunden worden und hat 2015<br />

Einzug in Arnsberg gehalten<br />

Gisela Wilms<br />

Philipp Nolte<br />

Als die Neheimerin Christina Albers 2014 den<br />

deutschen Spielfilm „Altersglühen“ gesehen<br />

hatte, dachte sie spontan: „So etwas müsste<br />

es bei uns auch geben“. Der Film hatte sie nicht<br />

nur aufgrund der hochkarätigen Schauspieler wie<br />

Senta Berger und Mario Adorf fasziniert, sondern<br />

vor allem wegen des Themas. Die 72-Jährige, die seit<br />

vielen Jahren verwitwet ist, konnte sich nur allzu<br />

gut in die Situation der Charaktere hineinversetzen.<br />

Der Gedanke ließ sie nicht los, sodass sie sich an die<br />

Geschäftsstelle der Engagementförderung der Stadt<br />

Arnsberg wandte und dort ihre Idee vorstellte. Die<br />

Leiterin, Petra Vorwerk-Rosendahl, war begeistert<br />

und so konnte Christina Albers ihr Vorhaben verwirklichen.<br />

Was verbirgt sich hinter dem englischen Begriff „Speed-Dating“?<br />

Eigentlich könnte man ihn mit „Kennenlernbörse“<br />

übersetzen. Diese Einrichtungen gibt es mittlerweile in der<br />

ganzen Welt. In Arnsberg läuft „das schnelle Treffen“ wie folgt<br />

ab: Bei der einen Zusammenkunft sind die 50- bis 60-Jährigen<br />

gefragt, bei der anderen diejenigen, die zwischen 60 und<br />

70 Jahre alt sind. Die Termine werden in der Presse bekanntgegeben<br />

und stehen auf der Homepage der Stadt Arnsberg.<br />

Hat man sich per Mail oder Telefon bei Christina Albers angemeldet,<br />

kann es losgehen. Die alleinstehenden<br />

Personen bekommen im Bürgerzentrum im<br />

Arnsberger Bahnhof durch die Projektleiterin<br />

eine kurze Einweisung, in der<br />

der Ablauf erklärt wird: Jeder Frau sitzt<br />

an einem Tisch ein Mann gegenüber<br />

und beide haben sieben Minuten<br />

Gelegenheit, einander Fragen zu stellen.<br />

Ist die Zeit um, ertönt ein Gong, die<br />

Herren rutschen einen Platz weiter und<br />

das Frage-und Antwortspiel beginnt von vorn. Nach jedem<br />

Gespräch machen die Teilnehmer ein Kreuz in einer Spalte,<br />

ob ihnen ihr Gegenüber gefallen hat oder nicht. Am Ende der<br />

Veranstaltung sammelt Christina Albers die Zettel ein, die sie<br />

zu Hause auswertet. Stellt sie Übereinstimmungen fest, also<br />

findet Karla Fritz ebenso sympathisch wie er sie, teilt sie das<br />

den beiden mit. Aber auch diejenigen werden angerufen, bei<br />

denen niemand ein Kreuz in der gleichen Spalte gemacht hat.<br />

Soweit das Prozedere.<br />

Menschen aus allen gesellschaftlichen<br />

Schichten melden sich an<br />

Welche Menschen melden sich an und wie ist die „Erfolgsquote“?<br />

Generell lässt sich sagen, dass Personen aus allen<br />

Gesellschafts- und Bildungsschichten teilnehmen, die meisten<br />

sind verwitwet, viele geschieden. Die Ideengeberin Albers<br />

weiß aus eigener Erfahrung, dass es schwer ist, ab einem<br />

gewissen Alter Partner kennenzulernen. Die Optionen, die<br />

man in jüngeren Jahren hatte, stehen heute nicht mehr zur<br />

Debatte. 70-Jährige trifft man in Discos weniger an, genauso<br />

wie auf angesagten Events in der Stadt und Umgebung. Das<br />

Internet bietet zwar auch einige Möglichkeiten, aber die<br />

Gefahr, dort getäuscht zu werden, ist groß. Dass das Angebot<br />

der Engagementförderung sehr gut angenommen wird, zeigt,<br />

dass Christina Albers die richtige Idee hatte. Ob ein Treffen<br />

erfolgreich war, also ob sie oder er den Traumpartner oder die<br />

Traumpartnerin gefunden hat, wird ihr nicht in jedem Fall<br />

mitgeteilt, sie vermutet aber, dass die „Dunkelziffer“ recht<br />

hoch ist. Ganz glückliche Paare melden sich allerdings bei ihr<br />

und oft findet der Dank mit einem Blumenstrauß oder mit<br />

Pralinen seinen Ausdruck. Was sind die Gründe dafür, dass<br />

das Experiment „Speed-Dating“ gelungen ist? Im Vergleich<br />

zum Internet hat man die Person in passendem Alter tatsächlich<br />

vor sich sitzen. Zumindest, was das Äußere betrifft, ist<br />

106 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


hier ein Flunkern nicht möglich. Eine 65-Jährige wird sich<br />

auch bei geschicktester Schminktechnik nicht als 50-Jährige<br />

ausgeben können. Ebenfalls wird man in Bezug auf die<br />

Gesamterscheinung gnadenlos mit der Realität konfrontiert.<br />

Während ein Bildbearbeitungsprogramm Möglichkeiten<br />

bereithält, sich schlanker und gestylter darzustellen, trifft man<br />

beim Speed-Dating auf den realen Menschen. (Lesern, die an<br />

weiteren Beispielen interessiert sind, wie entsprechende Portale<br />

im Netz Wirklichkeiten vorgaukeln, sei hier eine Literaturempfehlung<br />

gegeben. Das Buch von Ulrike Bornschein mit<br />

dem Titel „Bei Anruf nackt“ weist eine Fülle von amüsanten<br />

Beispielen auf.)<br />

Tipps zum Erfolg<br />

NICHTS FÜR<br />

AUS-DER-<br />

SPUR-FAHRER.<br />

“Die Dunkelziffer<br />

für erfolgreiche<br />

Treffen ist hoch”<br />

Da sieben Minuten nicht ausreichen, jemanden kennenzulernen,<br />

gibt Christina Albers den Kandidaten im<br />

Eingangsgespräch einige Empfehlungen. So sollten die<br />

Teilnehmer einerseits gut zuhören können, andererseits<br />

aber natürlich bereit sein, etwas von sich zu erzählen.<br />

Einmal hat es einen Mann gegeben, der fast die gesamten<br />

sieben Minuten geschwiegen hat. Es verwundert<br />

nicht, dass dieser Kandidat bei keiner Frau Interesse<br />

geweckt hat. Oft macht die Neheimerin die Erfahrung,<br />

dass sich sowohl die Damen als auch die Herren selbst<br />

überschätzen und gar nicht verstehen können, dass sie<br />

nicht gepunktet haben. Sie gibt deshalb zu Beginn des<br />

Datings allen den Tipp, authentisch und ehrlich zu sich<br />

und den anderen zu sein. Einen weiteren Ratschlag hat<br />

sie vor allem für Männer parat. Sie hat oft beobachtet,<br />

dass einige Herren z. B. in uralten Jeans und löchrigen<br />

Oberteilen zum Treffen kommen, was ihre Chancen<br />

beim anderen Geschlecht nicht gerade erhöht. Ernsthaft<br />

überlegt sich die Projektleiterin deshalb, ein Coaching<br />

für Herren anzubieten, das ihnen hilft, bei solchen Veranstaltungen<br />

besser abzuschneiden, denn, wie schon der<br />

Schriftsteller Gottfried Keller wusste, machen Kleider<br />

Leute.<br />

Wer Interesse an einem Speed-Dating in Arnsberg<br />

hat, kann sich bei Christina Albers per Handy (0176<br />

99084007) oder per E-Mail christina.albers@gmx.de<br />

anmelden. Termine stehen in der örtlichen Presse und<br />

auf der Homepage der Stadt Arnsberg. ■<br />

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