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recke:in - Das Magazin der Graf Recke Stiftung Ausgabe 4/2015

Es ist schon zur guten Tradition geworden: In der letzten recke:in-Ausgabe des Jahres berichten Menschen, die bei uns leben, arbeiten oder mit uns gemeinsam Ideen und Projekte auf den Weg bringen, von den Dingen, die sich und sie in diesem Jahr bewegt haben. „Mut zu Veränderungen“, so lautet die Überschrift des Heftes über den ganz verschiedenen Geschichten dieser sehr individuellen Menschen.

Es ist schon zur guten Tradition geworden: In der letzten recke:in-Ausgabe des Jahres berichten Menschen, die bei uns leben, arbeiten oder mit uns gemeinsam Ideen und Projekte auf den Weg bringen, von den Dingen, die sich und sie in diesem Jahr bewegt haben. „Mut zu Veränderungen“, so lautet die Überschrift des Heftes über den ganz verschiedenen Geschichten dieser sehr individuellen Menschen.

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Erziehung & Bildung<br />

7<br />

Von Roelf Bleeker-Dohmen<br />

Aus <strong>der</strong> Kreuzkirche wird e<strong>in</strong>e<br />

Kita und die Vere<strong>in</strong>te Evangelische<br />

Kirchengeme<strong>in</strong>de (VEK)<br />

<strong>in</strong> Mülheim an <strong>der</strong> Ruhr gibt<br />

die Trägerschaft an die <strong>Graf</strong><br />

<strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> ab. Es tut sich<br />

so e<strong>in</strong>iges <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mülheimer<br />

Geme<strong>in</strong>de. Pfarrer Justus<br />

Cohen sieht die Entwicklung<br />

positiv: Die Geme<strong>in</strong>de bündele<br />

ihre Ressourcen und<br />

gew<strong>in</strong>ne Handlungsspielraum<br />

und Gestaltungsmöglichkeiten<br />

zurück, sagt er.<br />

AAls das Ehepaar Cohen sich Mitte<br />

<strong>der</strong> 1980er Jahre um ihre erste<br />

geme<strong>in</strong>same Pfarrstelle bewarb,<br />

da traf es auf e<strong>in</strong>en Super<strong>in</strong>tendenten,<br />

<strong>der</strong> den Eheleuten die baldige<br />

Scheidung voraussagte. E<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />

Pfarrstelle – das gehe nicht gut, bekamen<br />

sie zu hören. »Diese Pfarrstelle war die erste<br />

E<strong>in</strong>zelpfarrstelle im Rhe<strong>in</strong>land, die geteilt<br />

werden sollte«, er<strong>in</strong>nert sich Justus Cohen.<br />

»Und was es im Rhe<strong>in</strong>land noch nicht gegeben<br />

hat, das ist immer schwierig.«<br />

Justus Cohen ist bekennen<strong>der</strong> Rhe<strong>in</strong>län<strong>der</strong>.<br />

Aber er hat ke<strong>in</strong>e Angst vor Neuerungen.<br />

Die aktuellen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Vere<strong>in</strong>ten Evangelischen Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />

(VEK) <strong>in</strong> Mülheim sieht er positiv: »Indem<br />

wir uns von Immobilien und zum Beispiel<br />

dem Betrieb <strong>der</strong> Kita trennen, schaffen wir<br />

uns neue Handlungsspielräume«, erklärt<br />

Justus Cohen. »Wir haben gerade e<strong>in</strong>e<br />

Stelle für die Flüchtl<strong>in</strong>gsarbeit geschaffen,<br />

das wäre vor fünf Jahren nicht möglich<br />

gewesen. Wir konnten nichts mehr gestalten<br />

und entscheiden.« Jetzt sei es an<strong>der</strong>s:<br />

Rund um die Petrikirche als Zentrum schafft<br />

die Geme<strong>in</strong>de geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> Diakonie<br />

differenzierte und passgenaue Angebote.<br />

Und für die weiteren Wege zum Gottesdienst<br />

könne die Geme<strong>in</strong>de heute durch frei<br />

gewordene Ressourcen sogar e<strong>in</strong>en Taxidienst<br />

anbieten. »Wir bieten heute mehr<br />

Service als vorher!«<br />

Seit August hat die <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

die Trägerschaft <strong>der</strong> Kita Sonnenblume<br />

im Geme<strong>in</strong>dezentrum an <strong>der</strong> Kreuzkirche<br />

übernommen. Nach dem ersten Ausbauschritt<br />

von e<strong>in</strong>er auf zwei Gruppen soll es<br />

nun bis 2016 e<strong>in</strong>e Aufstockung auf fünf<br />

Gruppen geben. Kirche und Geme<strong>in</strong>dezentrum<br />

werden dazu komplett umgebaut.<br />

Die Kreuzkirche war nach <strong>der</strong> Zusammenlegung<br />

<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den zur Vere<strong>in</strong>ten<br />

Evangelischen Kirchengeme<strong>in</strong>de etwas <strong>in</strong><br />

Randlage geraten. <strong>Das</strong>s die <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

die dortige Kita nun übernimmt und<br />

ausbaut, begrüßt Justus Cohen. »Wir s<strong>in</strong>d<br />

froh, dass wir das Haus erhalten und im<br />

kirchlichen S<strong>in</strong>ne nutzen können.«<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>krach und Baulärm<br />

An<strong>der</strong>en musste Justus Cohen erst mal die<br />

Sorgen nehmen. Als die Pläne zur Übernahme<br />

<strong>der</strong> Kita Sonnenblume durch die<br />

<strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> und <strong>der</strong>en Ausbau<br />

bekannt wurden, stand Justus Cohen vor <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de, den Eltern und den Anwohnern<br />

dafür e<strong>in</strong> und warb mit Überzeugung und<br />

Überzeugungskraft für das Projekt. War <strong>der</strong><br />

erste Elternabend noch von Skepsis geprägt,<br />

so habe sich diese nun wie<strong>der</strong> gelegt. Vor<br />

allem die neu dazu gekommenen Eltern<br />

seien »hochzufrieden«, endlich e<strong>in</strong>en Platz<br />

für ihr K<strong>in</strong>d sicher zu haben, aber auch die,<br />

die ihr K<strong>in</strong>d nun 45 Stunden betreuen lassen<br />

können, seien es. Ebenso die alten wie<br />

auch die neu h<strong>in</strong>zugekommenen Mitarbeitenden.<br />

»E<strong>in</strong> größerer Personalstamm tut<br />

gut«, sagt Justus Cohen. Selbst die Anwohner,<br />

die durch den Ausbau Parkplatzprobleme<br />

sahen, seien <strong>in</strong>zwischen beruhigt.<br />

»<strong>Das</strong> ist alles gut angelaufen«, sagt Justus<br />

Cohen. »Jetzt gucken wir, dass wir den<br />

Umbau über die Bühne br<strong>in</strong>gen. Dadurch,<br />

dass <strong>der</strong> Bauabschnitt vom Bestand durch<br />

e<strong>in</strong>e Brandschutztür getrennt ist, wird sich<br />

<strong>der</strong> Baulärm <strong>in</strong> Grenzen halten«, ist er überzeugt.<br />

Und er sagt das als e<strong>in</strong>er, <strong>der</strong> selbst<br />

Anwohner ist, wohnen die Eheleute Cohen<br />

doch gleich nebenan im Pfarrhaus. »Ja«, sagt<br />

Justus Cohen ironisch lächelnd, »das ist e<strong>in</strong><br />

bitteres Schicksal: Jetzt schon <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>krach<br />

und nun auch noch Baulärm!«<br />

Justus Cohen und se<strong>in</strong>e Frau s<strong>in</strong>d heute<br />

zwei von fünf Pfarrern auf vier Pfarrstellen<br />

<strong>der</strong> VEK. Durch die Zusammenlegung dreier<br />

Geme<strong>in</strong>den (siehe Infokasten) verfügte die<br />

neu formierte VEK plötzlich über sieben<br />

Geme<strong>in</strong>dezentren. E<strong>in</strong>es ist bereits verkauft,<br />

im zweiten kommen aktuell Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

unter, das dritte läuft aus, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

vierten gibt es e<strong>in</strong>e Kita, und im fünften<br />

bauen VEK und <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> jetzt die<br />

Kita Sonnenblume aus.<br />

Ins Jammern um die Zusammenlegungen<br />

und Schließungen von Kirchen und<br />

Geme<strong>in</strong>dezentren möchte <strong>der</strong> 1958 <strong>in</strong> Bendorf<br />

bei Koblenz geborene Pfarrerssohn<br />

nicht e<strong>in</strong>stimmen. »Nach dem Krieg s<strong>in</strong>d<br />

mehr Kirchen geschaffen worden als <strong>in</strong> den<br />

600 Jahren zuvor«, sagt er. »Wir sammeln<br />

das heute wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>. Natürlich s<strong>in</strong>d die<br />

Leute traurig. Aber ich f<strong>in</strong>de, gerade wir<br />

Älteren haben ke<strong>in</strong>en Grund zum Jammern,<br />

denn wir haben diese schöne Zeit noch<br />

miterlebt!«<br />

»Wie weit kann man <strong>in</strong> die Zukunft<br />

gucken?«, fragt Justus Cohen nachdenk-<br />

4/<strong>2015</strong> <strong>recke</strong>: <strong>in</strong>

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