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Berliner Zeitung 21.10.2019

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Die unendliche Geschichte: Boris Johnson und der Brexit – Tagesthema Seite 2<br />

Heute<br />

mit<br />

Finanztipp<br />

Seite 6<br />

12°/20°<br />

Wechselnd bewölkt<br />

Wetter Seite 2<br />

<strong>Berliner</strong> Menschenkette<br />

gegen Antisemitismus<br />

Berlin Seite 11<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

ErwardieandereSPD:Zum<br />

Todvon Erhard Eppler<br />

Politik Seite 4<br />

Montag,21. Oktober 2019 Nr.244 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Nach Ärger: Pechstein<br />

trainiert jetzt in Polen<br />

Sport Seite 18<br />

Marius Bülter<br />

Er will<br />

doch nur<br />

spielen<br />

VonPatrick Berger<br />

Ein geborener Redner ist Marius<br />

Bülter nicht. Wenn der 26 Jahre<br />

alte Fußballprofi des 1. FC Union<br />

nach Spielen vor die Kamera tritt,<br />

fühlt er sich nicht unbedingt wohl.<br />

Sein Blick wandert dann meist am<br />

Gesprächspartner vorbei in eine<br />

Ecke. Seine Sätze wirken zuweilen<br />

holprig, aber dafür erfrischend echt.<br />

Keine künstlich-geschliffenen Phrasen,<br />

was auch<br />

daran liegt, dass<br />

Bülter bis vor 16<br />

Monaten noch<br />

in der vierten<br />

Liga beim SV Rödinghausen<br />

kickte, wo das<br />

mediale Auf-<br />

Marius Bülter kommen dann<br />

traf nach 56 Sekunden<br />

für die Eisernen.<br />

doch überschaubarer<br />

ist als in<br />

der Hauptstadt.<br />

Marius Bülter spricht eben lieber<br />

auf dem Platz. Und das ist auch gut<br />

so.Der wuchtige Athlet brachte seine<br />

Mannschaft mit einem strammen<br />

Fernschuss in den rechten Winkel<br />

auf die Siegerstraße. Nicht einmal<br />

eine Minute war da gespielt. Das<br />

Match gegen den SC Freiburgendete<br />

schlussendlich 2:0. Es war der zweite<br />

Bundesliga-Sieg für die Köpenicker.<br />

Und wieder hatte jener Marius Bülter<br />

einen nicht unerheblichen Anteil.<br />

Schon beim 3:1-Sieg gegen Borussia<br />

Dortmund vor anderthalb Monaten<br />

traf der Blondschopf doppelt.<br />

Wie ersich denn jetzt so fühlt als<br />

Supertorschütze des FCU, wurde<br />

Bülter nach dem Spiel gefragt. Er<br />

grinste nur verlegen und sagte: „Ich<br />

bin kein Supertorschützenkönig.“<br />

Und überhaupt: Darüber mache er<br />

sich keine Gedanken, er wolle einfach<br />

nur Fußball spielen. Das merkt<br />

man dem gebürtigen Westfalen, der<br />

frei und unbeschwert aufdribbelt,<br />

wirklich an. Nicht wenige der 22 012<br />

Zuschauer an der Alten Försterei<br />

fragten sich, wieso die Qualitäten<br />

des offensivstarken Linksaußen so<br />

lange unentdeckt blieben. Als studierender<br />

(Maschinenbau) Amateurkicker<br />

wechselte Bülter im Sommer<br />

2018 in die 2. Liga nach Magdeburg,<br />

wo er sich mit vier Toren und<br />

vier Vorlagen in 32 Spielen auf den<br />

Notizzettel von Oliver Ruhnert<br />

spielte. Neben dem eisernen Sportdirektor<br />

fanden auch die Macher<br />

weiterer Bundesligisten Gefallen an<br />

Bülter. Ironie der Geschichte: Vorallem<br />

der SC Freiburg, den Bülter nun<br />

abgeschossen hat, warb um die<br />

Dienste des Regionalliga-Torschützenkönigs<br />

von 2017/2018. Die Eisernen<br />

überzeugten den Spieler aber<br />

mit der Aussicht auf viele Einsätzeim<br />

Oberhaus. „Ich fand immer, dass er<br />

etwas hat“, sagte Trainer UrsFischer.<br />

„Zum Glück war ich nicht der Einzige<br />

bei uns,der das so gesehen hat.“<br />

Undsolebt Marius Bülter,der von<br />

Magdeburg zunächst für ein Jahr<br />

ausgeliehen ist (Union sicherte sich<br />

eine Kaufoption) in Köpenick seinen<br />

Kindheitstraum von der Bundesliga.<br />

„Es wärewunderbar“, sagt er,„wenn<br />

es so weitergeht.“<br />

Feuer mit Folgen<br />

Der Brand eines Sonderzuges im <strong>Berliner</strong> Bahnhof Bellevue<br />

führte am Wochenende zu großen Behinderungen bei<br />

der S-Bahn und im Fernverkehr. Berlin Seite 9<br />

Die gespaltene Stadt<br />

Der Mietendeckel polarisiert: Opposition und Wirtschaft verurteilen den Gesetzesentwurf –die SPD keilt zurück<br />

VonMelanie Reinsch und Elmar Schütze<br />

Ein „Deckelkompro-Mist“<br />

oder doch ein „Konjunkturprogramm“?<br />

Nach der Einigung<br />

der rot-rot-grünen Koalition<br />

auf einen Mietendeckel geht<br />

der Streit um den so massiven wie ungewöhnlichen<br />

Eingriff in den Mietenmarkt<br />

ungebremst weiter.<br />

Am Freitagabend hatte Rot-Rot-<br />

Grün nach wochenlanger auch öffentlich<br />

geführter interner Auseinandersetzung<br />

einen Gesetzesentwurf<br />

beschlossen, in dem die Mieten in<br />

rund 1,5 Millionen Wohnungen für<br />

fünf Jahreeingefroren werden. Daneben<br />

sind Obergrenzen bei Neuvermietungen<br />

abhängig von Baujahr<br />

und Ausstattung derWohnung vorgesehen.<br />

Außerdem soll eine Absenkung<br />

von Wuchermieten möglich<br />

sein –wenn die Bestandsmiete um<br />

mehr als 20 Prozent über den Vergleichsmieten<br />

liegt. Als Orientierung<br />

soll der Mietspiegel von2013 dienen.<br />

Gerichte müssen entscheiden<br />

Die Opposition und Wirtschaftsverbände<br />

kritisieren das Vorhaben, das<br />

seit Monaten debattiert wird, scharf.<br />

Sowohl CDU als auch FDP im Abgeordnetenhaus<br />

haben bereits angekündigt,<br />

gegen das Gesetz, das noch<br />

im Parlament beraten werden muss,<br />

zu klagen. DasBundesverfassungsgericht<br />

muss dann entscheiden, ob es<br />

rechtlich Bestand hat.<br />

In den Stunden und Tagen nach<br />

Bekanntwerden des Kompromisses<br />

ließ die parlamentarische Opposition<br />

wie erwartet kein gutes Haar am<br />

Entwurf. DieCDU sprach voneinem<br />

„Deckelkompro-Mist“. Fraktionschef<br />

BurkardDregger warfder Koalition<br />

Populismus vor. „Sie weckt unerfüllbare<br />

Erwartungen und wird<br />

Enttäuschung und Politikverdrossenheit<br />

ernten. Das angebliche Mietendeckelgesetz<br />

wird vor dem Verfassungsgericht<br />

keinen Bestand haben“,<br />

sagte Dregger. FDP-Fraktionschef<br />

Sebastian Czaja spricht von<br />

einem Gesetz, „das unserer Stadt<br />

nichts bringt, aber umso mehr schadet“.<br />

Tausenden privatenVermietern<br />

drohten drastische Verluste.<br />

Auch die Wirtschaft läuft Sturm.<br />

Für Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer<br />

der Unternehmensverbände<br />

Berlin-Brandenburg(UVB), ist<br />

es „mehr als zweifelhaft, ob damit<br />

wohnungspolitisch irgendetwas erreicht<br />

wird“. Wieunter solchen „Umständen<br />

das vorrangige Ziel, jährlich<br />

mindestens 20 000 neue Wohnungen<br />

zu bauen, erreicht werden soll, istvöllig<br />

schleierhaft“.<br />

In den Augen vonJürgen Michael<br />

Schick, dem Präsidenten des Immobilienverbandes<br />

IVD,kehrt derSenat<br />

schlicht „zurück zur sozialistischen<br />

Wohnungspolitik“. Etwas differenzierter<br />

sieht Beatrice Kramm, Präsidentin<br />

der Industrie- und Handelskammer<br />

(IHK), den Kompromiss.<br />

Immerhin habe sich die Koalition<br />

von den schwerwiegendsten planwirtschaftlichen<br />

Eingriffen verabschiedet.<br />

„Das ist allerdings das einzig<br />

Positive, was sich dazu sagen<br />

lässt“, sagt Kramm. „Der Mietende-<br />

„Interessant ist vor allem, wie sich<br />

Wirtschaftssenatorin Pop zur Notarin eines<br />

perfiden Plans zur Einführung<br />

der Planwirtschaft macht.“<br />

Sebastian Czaja, FDP-Fraktionschef und Wahlkämpfer,<br />

über die Rolle der Grünen-Wirtschaftssenatorin<br />

ckel ist in der jetzigen Form vielleicht<br />

weniger schlimm, aber sicher nicht<br />

gut.“<br />

Völlig konträr fällt, wie erwartet,<br />

die Einschätzung von Reiner Wild<br />

aus.Der Geschäftsführer des <strong>Berliner</strong><br />

Mietervereins mit seinen knapp<br />

180 000 Mitgliedern sieht im Deckel<br />

„eine historisch einmalige Chance für<br />

ein besseres Mietensystem“.<br />

Auch SPD-Fraktionschef Raed Saleh<br />

verteidigte den Gesetzesentwurf<br />

am Sonntag erneut vehement. „Der<br />

Mietendeckel schadet der Konjunktur<br />

nicht, wie Wirtschaftsverbände<br />

oder die Opposition behaupten, er<br />

kurbelt sie an“, sagte Saleh der Deutschen<br />

Presse-Agentur. „Jeder Euro,<br />

mit dem wir die <strong>Berliner</strong> entlasten,<br />

kommt der Stadt zugute“, argumentierte<br />

er.„Werpro Monat 100 Euro bei<br />

der Miete spart, hat im Jahr 1200<br />

Euro netto mehr in der Tasche. Und<br />

wenn Menschen mehr Geld zur Verfügung<br />

haben, ist das gut für dieWirtschaft<br />

und die Konjunktur.“<br />

Ob die Einigung auf einen Kompromiss<br />

die zuletzt in Aufruhr befindliche<br />

rot-rot-grüne Koalition befriedet,<br />

werden dienächstenWochen zeigen.<br />

Erste Anzeichen dafür gibt es.<br />

Saleh greift an<br />

So hatte vor allem die CDU immer<br />

wieder versucht, einen Keil in die<br />

rot-rot-grüne Koalition zu treiben.<br />

Vorerst vergebens.Entsprechend vehement<br />

greift der <strong>Berliner</strong> CDU-<br />

Bundestagsabgeordnete Jan-Marco<br />

Luczak die SPD an.„Die Einigung hat<br />

die Koalition in letzter Sekunde vor<br />

dem Aus gerettet“, sagte Luczak.<br />

„Die SPD ist auf ganzer Linie eingeknickt<br />

und hat so den Koalitionsfrieden<br />

gewahrt–zum Schaden unserer<br />

Stadt.“<br />

Die SPD keilt zurück. Fraktionschef<br />

Saleh kritisierte namentlich<br />

CDU-Landeschef Kai Wegner.<br />

„Wenn Wegner von einem schwarzenTag<br />

für den <strong>Berliner</strong> Wohnungsmarkt<br />

spricht, dann ist das eine Verhöhnung<br />

der Mieter in dieser Stadt.“<br />

Auch die Ankündigung der CDU, mit<br />

rechtlichen Mitteln gegen den Mietendeckel<br />

vorzugehen, verurteilte<br />

Saleh. „Sollte das eintreten, disqualifiziert<br />

sich die CDU, langfristig eine<br />

politische Rolle in Berlin zu spielen,<br />

und macht sich zum Handlanger der<br />

Immobilienwirtschaft“, sagte Saleh.<br />

Kommentar Seite 8<br />

ERIC RICHARD<br />

Flugausfälle<br />

in Tegel<br />

wegen Streik<br />

Ausstand der Flugbegleiter<br />

trifft <strong>Berliner</strong> Airport<br />

Wegen des Warnstreiks der Kabinengewerkschaft<br />

Ufo sind<br />

am Sonntag auch am Flughafen<br />

Berlin-Tegel mehrere Flugzeuge am<br />

Boden geblieben. „22 Flüge der Airline<br />

Eurowings sind ausgefallen“,<br />

sagte eine Sprecherin der <strong>Berliner</strong><br />

Flughäfen am Sonntagmittag.<br />

Überwiegend von Berlin aus startende<br />

Maschinen seien betroffen<br />

gewesen, hieß es weiter. AmSonntagmorgen<br />

hatte der angekündigte<br />

Warnstreik der Kabinengewerkschaft<br />

Ufobegonnen.<br />

Gestrichen waren innerdeutsche<br />

Flüge zum Beispiel nach München<br />

oder Stuttgart. Auch Auslandsflüge<br />

mit den Zielen Kos oder Palma de<br />

Mallorca fielen aus.WeitereFlugausfälle<br />

seien im Tagesverlauf möglich,<br />

aber derzeit nicht absehbar, hieß es<br />

weiter.<br />

Ein Chaos am Flughafen Berlin-<br />

Tegel blieb nach Angaben der Sprecherin<br />

allerdings aus. Der Flughafen<br />

Berlin-Schönefeld sei vondenWarnstreiks<br />

nicht betroffen.<br />

DieKabinengewerkschaft Ufohat<br />

den Warnstreik der Flugbegleiter der<br />

Lufthansa-Töchter Eurowings, Germanwings,<br />

Lufthansa Cityline und<br />

Sunexpress an mehreren deutschen<br />

Flughäfen von ursprünglich 5bis 11<br />

Uhr bis um Mitternacht verlängert.<br />

Insgesamt kam es in Deutschland<br />

bei den verschiedenen Gesellschaften<br />

des Lufthansa-Konzerns zu rund<br />

100 Flugausfällen.<br />

Ufo kündigte an, am Montag die<br />

Warnstreiks in ihren jeweiligen Tarifkommissionen<br />

auszuwerten und<br />

über weitere Maßnahmen zu beraten.<br />

Die Gewerkschaft hat für jede<br />

der fünf Fluggesellschaften Forderungen<br />

aufgestellt, die vom Lufthansa-Konzernteilweise<br />

bereits freiwillig<br />

geleistet werden. So zahlt Lufthansa<br />

freiwillig 2,0 Prozent mehr Gehalt,<br />

obwohl Ufo im aktuellen<br />

Arbeitskampf nur 1,8 Prozent geforderthat.<br />

Zum Abschluss von förmlichen<br />

Tarifverträgen mit der Ufo ist Lufthansa<br />

aber weiterhin nicht bereit. Sie<br />

erkennt den Ufo-Vorstand nach erheblichen<br />

Führungsquerelen nicht<br />

mehr als vertretungsberechtigt an<br />

und will der Gewerkschaft vorGericht<br />

die Fähigkeit absprechen lassen, Tarifverträge<br />

rechtsgültig abzuschließen.<br />

(dpa) Wirtschaft Seite 7<br />

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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />

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Tagesthema<br />

Noch vorwenigenWochen<br />

bekräftigte der britische<br />

Premierminister in typisch<br />

exzentrischer<br />

Johnson-Manier, erwürde lieber tot<br />

im Graben liegen, als in Brüssel um<br />

eine Verlängerung der Scheidungsfrist<br />

zu bitten. Am gestrigen Sonntag,<br />

so darfandieser Stelle eingefügt werden,<br />

weilte Boris Johnson quicklebendig<br />

in der Downing Street Nummer<br />

zehn. Einen Aufschub des Brexit-Termins<br />

hat er dennoch – wie<br />

vom Gesetz verlangt – am Sonnabendabend<br />

beantragt. Ausgerechnet,<br />

hatte er den frustrierten Brexit-<br />

Wählern doch stets versichert, diesen<br />

Wegkeineswegs einschlagen zu<br />

wollen. In dem Versuch, sich vonder<br />

Anfrage zu distanzieren, schickte die<br />

Regierung gleich drei Briefe an EU-<br />

Ratspräsident Donald Tusk. Unter<br />

dem ersten, der komplett in Anführungszeichen<br />

gehalten ist, fehlen sowohl<br />

die Unterschrift sowie der<br />

Name des Premiers.Imzweiten Brief<br />

an „Dear Donald“ bezeichnete Johnson<br />

einen Aufschub als Fehler. Eine<br />

weitereVerlängerung würde „die Interessen<br />

des Königreichs und unserer<br />

EU-Partner und die Beziehung<br />

zwischen uns beschädigen“, so der<br />

Regierungschef, der dieses Malauch<br />

handschriftlich unterzeichnet hat.<br />

Um nicht in Schwierigkeiten mit<br />

dem Gesetz zu geraten und mögliche<br />

Missverständnisse auszuräumen,<br />

verfasste dann noch der britische<br />

EU-Botschafter Tim Barrow einen<br />

Begleitbrief, in dem klargestellt wird,<br />

dass das erste Schreiben nur abgeschickt<br />

worden sei, um sich an die<br />

Gesetzesvorgaben zu halten. „Johnson<br />

verhält sich ein bisschen wie ein<br />

verzogener Rotzbengel“, schimpfte<br />

der Finanzminister im Schattenkabinett<br />

der oppositionellen Labour-<br />

Partei, John McDonnell, über das auf<br />

„Lettergate“ getaufte Brief-Chaos.<br />

Die britische Regierung war zu<br />

dem Schritt gezwungen worden,<br />

nachdem Johnson am Sonnabend<br />

eine Niederlage im Unterhaus einstecken<br />

musste. Dabei sollte der sogenannte<br />

Supersamstag eigentlich<br />

BREXIT<br />

Der britische Premier bittet widerwillig um Aufschub<br />

des Brexit-Termins –die<br />

EU-Vizepräsidentin nennt ihn kindisch.<br />

Johnsons Brief-Feindschaft<br />

VonKatrin Pribyl, London<br />

In der Oktobersonne bauschen sich EU-Fahne und der britische Union Jack vor dem Parlament in London.<br />

Die Aufschubs-Bitte, mit demonstrativer Leerstelle dort, wo<br />

eigentlich die Unterschrift hingehörte.<br />

10 DOWNING STREET<br />

in die Geschichte des Königreichs<br />

eingehen –und Johnson gleich mit<br />

als jener Premier, der endlich den<br />

zwischen London und Brüssel ausgehandelten<br />

Deal durch das Parlament<br />

und damit den EU-Austritt<br />

über die Ziellinie bringt. Am Ende<br />

aber entwickelte sich der als historisch<br />

angekündigte Tagzueiner weiteren<br />

Schleife in der endlos scheinenden<br />

Brexit-Saga. Zur Abstimmung<br />

über das Abkommen kam es<br />

nie. Stattdessen vertagten die Parlamentarier<br />

die Entscheidung, indem<br />

sie für einen Änderungsantrag<br />

stimmten, der besagt, dass das Parlament<br />

JohnsonsVertragerst endgültig<br />

grünes Licht gibt, wenn das gesamte<br />

für den EU-Austritt nötige Gesetzespaket<br />

verabschiedet ist. Der konservative<br />

Abgeordnete Oliver Letwin<br />

hatte die Initiativeeingebracht –und<br />

wurde deshalb im Anschluss vonder<br />

europaskeptischen Presse an den<br />

Pranger gestellt. Es handele sich um<br />

einen „Akt von Sabotage“, wie Letwin<br />

die Kontrolle übernommen und<br />

Johnson „seinen Supersamstag verweigert“<br />

habe, kritisierte etwa die<br />

<strong>Zeitung</strong> Telegraph. Dabei unterstützt<br />

der Tory-Politiker das Abkommen,<br />

will bei der wahrscheinlichen Abstimmung<br />

am Dienstag dafür votieren.<br />

Antrieb für seine Intervention<br />

war die Sorge, dass das Gesetz noch<br />

scheitern und am 31. Oktober doch<br />

ein ungeordneter Brexit ohne Deal<br />

drohen könnte.Umdas Vertrauenin<br />

AFP<br />

die Regierung, selbst in den eigenen<br />

konservativen Reihen, steht es offenbar<br />

nicht allzu gut dieser Tage. Der<br />

Antrag ging 322 zu 306 durch.<br />

Werden die übrigen 27 EU-Mitgliedstaaten<br />

einer Verschiebung des<br />

Austrittstermins zustimmen? Und<br />

wenn ja, bis wann? Offenbar will man<br />

sich auf dem Kontinent mit einer Antworterst<br />

einmal Zeit lassen. EU-Ratspräsident<br />

Tusk werde die übrigen 27<br />

Mitgliedstaaten „in den nächsten Tagen“<br />

konsultieren, sagte der Brexit-<br />

Chefunterhändler Michel Barnier am<br />

Sonntag nach einem Treffen mit den<br />

EU-Botschaftern. Die Hoffnung<br />

dürfte bestehen, dass das Unterhaus<br />

dieser Tage doch noch den Deal billigen<br />

könnte.Damit wäreeine Fristverlängerung<br />

nicht notwendig. Falls das<br />

Europaparlament den Kompromiss<br />

ebenfalls rechtzeitig absegnet,<br />

könnte das Königreich tatsächlich an<br />

Halloween ausder EU scheiden.Sollten<br />

die britischen Abgeordneten das<br />

Abkommen jedoch ablehnen –und<br />

bislang wagen Beobachter keine Prognosen<br />

angesichts des zerstrittenen<br />

Parlaments und des vermuteten<br />

knappen Ergebnisses –müssten die<br />

Staats- und Regierungschefs einstimmig<br />

beschließen, ob und für wie lange<br />

der Brexit aufgeschoben wird. Einigen<br />

sich dieEU27 aufden 31. Januar?<br />

Während die Europaskeptiker, sowohl<br />

im britischen Parlament als<br />

auch in der tief gespaltenen Bevölkerung,<br />

das verhindern wollen, hoffen<br />

die Pro-Europäer,dass mit mehr Zeit<br />

ein zweites Referendum in Reichweite<br />

rückt.<br />

Während die Abgeordneten drinnen<br />

im ehrwürdigen Westminster-<br />

Palast debattierten, strömten deshalb<br />

am Sonnabend Hunderttausende<br />

Menschen auf die Straßen Londons.<br />

Sie trommelten und tanzten, forderten<br />

lautstark„Stop Brexit“ und pfiffen<br />

in Richtung der alten Gemäuer des<br />

Parlaments. „Wir haben das Gefühl,<br />

dies ist die letzte Chance, unsere<br />

Stimmen hörbar zu machen“, sagte<br />

eine 25-Jährige, die mit ihrem spanischen<br />

Freund gekommen war. „Es<br />

steht so viel auf dem Spiel.“<br />

Die Vizepräsidentin des Europäischen<br />

Parlaments, Katarina<br />

Barley (SPD) lehnt weitereVerhandlungen<br />

zum Brexit zwischen Brüssel<br />

und dem britischen Premier Boris<br />

Johnson ab. Dessen Festhalten am<br />

31. Oktober findet sie „kindisch“.<br />

Frau Barley,welches Wort kommt Ihnen<br />

in den Kopf, wenn Sie an die<br />

letzte Volte im Brexit-Drama denken?<br />

Tragödie. Das ist eine Tragödie.<br />

Viele Abgeordnete im Unterhaus<br />

sind zutiefst misstrauisch. Das geht<br />

quer durch alle Fraktionen. Sie<br />

trauen Boris Johnson zu, dass er nur<br />

so tut, als wolle er einen geregelten<br />

Austritt des Landes aus der EU, in<br />

Wirklichkeit aber weiterhin einen<br />

No-Deal-Brexit anstrebt.<br />

Istder letzte Woche geschlossene Deal<br />

gut für Großbritannien und die EU?<br />

Beide Seiten haben noch einmal<br />

schmerzhafte Konzessionen gemacht,<br />

gerade bei der Frage der<br />

Grenz- und Zollkontrollen zwischen<br />

Nordirland und der Republik Irland.<br />

Für die EU ist nun nicht mehr hundertprozentig<br />

gesichert, dass es dauerhaft<br />

bei der nun verhandelten Regelung<br />

zur Vermeidung einer harten<br />

Grenze auf der irischen Insel bleibt.<br />

Schließlich darf das nordirische Parlament<br />

alle vier Jahre darüber entscheiden.<br />

Wir wissen auch noch<br />

nicht im Detail, wie die Einhaltung<br />

der Zollregelungen überwacht werden<br />

soll. Ichhabe noch viele Fragen.<br />

Boris Johnson hat bei der EU einen<br />

Antrag auf Verlängerung des Austrittstermins<br />

gestellt. Was halten Sie<br />

davon, dass er das Schreiben nicht<br />

unterzeichnet und sogar vor einer<br />

Verlängerung gewarnt hat?<br />

„Das ist doch Kinderkram“<br />

Johnson verhält sich kindisch. Er<br />

will offenbar den Brexit am 31. Oktober<br />

erzwingen. Das ist doch Kinderkram<br />

angesichts dieses historischen<br />

Umbruchs, den sowohl Großbritannien<br />

als auch die EU gerade<br />

mit dem Brexit erleben.<br />

Rückblickend betrachtet<br />

wird esvöllig egal<br />

sein, ob der am 31. Oktober,<br />

am4.November oder<br />

Ende Januar nächsten Jahres<br />

stattfand. Es muss vor<br />

allem vernünftig gemacht<br />

werden. Doch Boris Johnson<br />

hat daran offenbar<br />

kein Interesse.Ihm geht es<br />

nur um seinen Platz in den<br />

Geschichtsbüchern. Er will der EU<br />

den SchwarzenPeter für einen möglichen<br />

No-Deal-Brexit zuschieben<br />

und sich selbst als Brexit-Held feiern<br />

lassen.<br />

EU-VIZEPRÄSIDENTIN<br />

Katarina Barley,<br />

Vizepräsidentin<br />

des EU-Parlaments<br />

Sollte die EU einer Verlängerung zustimmen?<br />

Darüber müssen die Staats- und<br />

Regierungschefs entscheiden. Wenn<br />

Johnson wirklich seinen Deal in dieserWoche<br />

mit allen nötigen<br />

Rechtsakten durchs Parlament<br />

bringt, könnte es<br />

theoretisch ohne Verlängerung<br />

klappen. Allerdings<br />

müssen auch noch wir im<br />

DPA<br />

Europäischen Parlament<br />

zustimmen und es kann<br />

sein, dass das britische Parlament<br />

seine Zustimmung<br />

an ein zweites Referendum<br />

bindet. Dann wäre eine<br />

Verlängerung denkbar.<br />

Sollte der Deal aber im britischen Parlament<br />

abgelehnt werden,dann habe<br />

ich meine Zweifel, ob eine Verlängerung<br />

einfach so sinnvoll wäre. Da<br />

muss die britische Regierung schon<br />

gute Gründe vorbringen, wie beispielsweise<br />

ein Referendum oder<br />

Neuwahlen. Denn klar ist: Es wird<br />

nicht eine neue Verhandlungsrunde<br />

zwischen EU und Johnson geben.<br />

Das hieß es über Monate auch über<br />

den Deal, den Theresa May mit der<br />

EU geschlossen hatte. Und amEnde<br />

wurde doch wieder verhandelt.<br />

Das ist richtig. Aber nun hat sich<br />

die Lage doch komplett verändert. In<br />

Großbritannien ist das politische<br />

Klima inzwischen derart vergiftet,<br />

dass im Falle des Scheiterns dieses<br />

Vorschlags eine Einigung zwischen<br />

Parlament und Regierung nicht<br />

mehr möglich erscheint. Johnson<br />

dürfte also, wenn der jetzt vorliegende<br />

Deal durchfällt, Neuwahlen<br />

ausrufen oder besser noch ein zweites<br />

Brexit-Referendum. Die Menschen<br />

inGroßbritannien sollten das<br />

Wort haben, wie mit dieser Situation<br />

umzugehen ist.<br />

Sollte das Unterhaus dem Deal in dieser<br />

Woche doch zustimmen, würde<br />

dann ein geregelter Brexit zum<br />

31. Oktober möglich sein?<br />

Theoretisch ist vieles denkbar.<br />

Aber ich finde diese Termindebatte<br />

absurd. Wenn alles klar sein sollte,<br />

dann kommt es doch nicht auf ein<br />

paar Tage oder Wochen an, um Formalien<br />

im Gesetzgebungsprozesszu<br />

erledigen.<br />

Undwennder Deal durchfällt?<br />

Dann haben wir ganz andereProbleme<br />

als irgendwelche Termine und<br />

dann muss die britische Regierung<br />

Vorschläge machen, wie es weitergehen<br />

kann.<br />

DasGespräch führte DamirFras.<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute ist esüberwiegend wechselnd bewölkt. Regenschauer gibt es nur<br />

sehr selten, und das Thermometer zeigt maximal 18 bis 21Grad. Der<br />

Wind weht nur schwach aus West. In der Nacht zieht sich der Sternenhimmel<br />

zeitweise hinter kompakte Wolken zurück. Dabei betragen die Tiefsttemperaturen<br />

11bis 8Grad.<br />

Biowetter: Das allgemeine Wohlbefinden<br />

wird auf die Probe gestellt.<br />

Schwindelgefühle und Kopfschmerzen<br />

sind keine Seltenheit. Auch Migräneattacken<br />

machen des Öfteren 13°/20°<br />

Wittenberge<br />

zu schaffen.<br />

<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />

um 13 Uhr: Ozon: 32 µg/m 3 ;<br />

Stickstoffdioxid: 22 µg/m 3 ;<br />

Schwebstaub: 18 µg/m 3 ;<br />

Luftfeuchtigkeit: 59%<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 20Grad.<br />

Wind: leichter Wind aus West.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

12°/20° 12°/20°<br />

Luckenwalde<br />

12°/21°<br />

Cottbus<br />

11°/21°<br />

Dienstag<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

sonnig heiter wolkig<br />

10°/16° 7°/15° 8°/17°<br />

Prenzlau<br />

11°/18°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

12°/21°<br />

Eine Zone tiefen Luftdrucks reicht von der Nordsee zur Iberischen Halbinsel. Sie<br />

markiert den Übergangsbereich von kühler Luft westlich und milder Luft östlich.<br />

Dies ist mit schauerartigem Regen von der Iberischen Halbinsel bis Dänemark<br />

verbunden. Auch zwischen England und Norditalien regnet es teilweise.<br />

Sylt<br />

11°/17°<br />

Hannover<br />

11°/18°<br />

Köln<br />

12°/16°<br />

Saarbrücken<br />

10°/14°<br />

Konstanz<br />

12°/16°<br />

Hamburg<br />

11°/17°<br />

Erfurt<br />

11°/20°<br />

Frankfurt/Main<br />

12°/16°<br />

Stuttgart<br />

12°/16°<br />

Rügen<br />

11°/16°<br />

Rostock<br />

11°/17°<br />

Magdeburg<br />

12°/22°<br />

Nürnberg<br />

12°/19°<br />

München<br />

12°/18°<br />

Dresden<br />

11°/20°<br />

Deutschland: Heute breiten sich vielerorts<br />

reichlich Wolken mit einzelnen<br />

Regenfällen aus. Tagsüber sind<br />

14 bis 22 Grad zuerwarten. Die<br />

Tiefsttemperaturen pendeln sich bei<br />

12 bis 6Grad ein. Der Wind weht nur<br />

schwach aus West. Morgen werden<br />

Höchstwertevon 14 bis 18 Grad erzielt.<br />

Dazu ist es gebietsweise wolkig.<br />

Sehr vereinzelt regnet es jedoch<br />

bei bedecktem Himmel. Der Wind<br />

weht nur schwach aus nordwestlichen<br />

Richtungen.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 12°-14°<br />

Nordsee: 13°-15°<br />

Mittelmeer: 19°-28°<br />

Ost-Atlantik: 13°-19°<br />

Mondphasen: 21.10. 28.10. 04.11. 12.11.<br />

Sonnenaufgang: 07:42 Uhr Sonnenuntergang: 17:59 Uhr Mondaufgang: 23:27 Uhr Monduntergang: 15:15 Uhr<br />

Lissabon<br />

20°<br />

Las Palmas<br />

22°<br />

Madrid<br />

17°<br />

Reykjavik<br />

9°<br />

Dublin<br />

11°<br />

London<br />

13°<br />

Paris<br />

14°<br />

Bordeaux<br />

16°<br />

Palma<br />

21°<br />

Algier<br />

25°<br />

Nizza<br />

23°<br />

Trondheim<br />

8°<br />

Oslo<br />

6°<br />

Stockholm<br />

10°<br />

Kopenhagen<br />

14°<br />

Berlin<br />

20°<br />

Mailand<br />

20°<br />

Tunis<br />

28°<br />

Rom<br />

25°<br />

Warschau<br />

21°<br />

Wien<br />

20° Budapest<br />

24°<br />

Palermo<br />

26°<br />

Kiruna<br />

-3°<br />

Oulu<br />

2°<br />

Dubrovnik<br />

23°<br />

Athen<br />

27°<br />

St. Petersburg<br />

12°<br />

Wilna<br />

19°<br />

Kiew<br />

21°<br />

Odessa<br />

18°<br />

Varna<br />

22°<br />

Istanbul<br />

22°<br />

Iraklio<br />

25°<br />

Archangelsk<br />

1°<br />

Moskau<br />

15°<br />

Ankara<br />

22°<br />

Antalya<br />

29°<br />

Acapulco 33° wolkig<br />

Bali 40° heiter<br />

Bangkok 33° wolkig<br />

Barbados 29° Gewitter<br />

Buenos Aires 19° Regen<br />

Casablanca 17° heiter<br />

Chicago 21° Schauer<br />

Dakar 32° heiter<br />

Dubai 34° sonnig<br />

Hongkong 29° heiter<br />

Jerusalem 22° sonnig<br />

Johannesburg 34° wolkig<br />

Kairo 32° wolkig<br />

Kapstadt 19° wolkig<br />

Los Angeles 27° sonnig<br />

Manila 32° Gewitter<br />

Miami 33° wolkig<br />

Nairobi 28° Schauer<br />

Neu Delhi 33° sonnig<br />

New York 18° heiter<br />

Peking 18° heiter<br />

Perth 23° wolkig<br />

Phuket 32° Gewitter<br />

Rio de Janeiro 23° bewölkt<br />

San Francisco 24° sonnig<br />

Santo Domingo 31° wolkig<br />

Seychellen 29° wolkig<br />

Singapur 33° Gewitter<br />

Sydney 27° sonnig<br />

Tokio 24° bedeckt<br />

Toronto 17° wolkig


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 3 *<br />

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Seite 3<br />

Die Nacht ist hereingebrochen<br />

über Thüringen. Unddie Lampe<br />

im Fond der Ministerpräsidenten-Limousine,<br />

auf der Fahrt<br />

zwischen Arnstadt und Erfurt, bescheint die<br />

zwei Flaschen Multivitaminsaft in der Konsole<br />

–sowie den Ministerpräsidenten selbst,<br />

der sein Jackett abgelegt hat und jetzt im weißen<br />

Hemd mit Krawatte dasitzt.<br />

Bodo Ramelows Mitarbeiter sind schon<br />

sehr gefordert indieser Zeit, weil die Arbeitstage<br />

in Wahlkampfzeiten keinen Anfang und<br />

kein Ende kennen –und man das, wie einer<br />

von ihnen sagt, nicht ewig durchhalten<br />

könne.Ramelowist entspannt. Er sei „auf Betriebstemperatur“,<br />

sagt er, während die Limousine<br />

über die Autobahn zu fliegen scheint<br />

–und dass ihm die Sache Spaß mache.<br />

Als wir um kurznach 21 Uhrvor seinem Erfurter<br />

Wohnhaus halten, fragt Ramelow nach<br />

vorn, wann es denn am nächsten Tagweiter<br />

gehe. Um8.10 Uhr, schallt es nach hinten.<br />

Dann kurzerAufenthalt in der Staatskanzlei –<br />

und später wieder auf Tour. Der Regierungschef<br />

öffnet die Autotür.Und wegist er.<br />

Am 5. Dezember 2014 wurde der heute<br />

63-Jährige zum thüringischen Ministerpräsidenten<br />

gewählt. Und das war in gleich<br />

dreifacher Hinsicht bemerkenswert. Ramelow<br />

ist der erste Linke auf so einem Posten.<br />

Er ist der westdeutsche Frontmann in einer<br />

immer noch sehr ostdeutsch geprägten Partei.<br />

Und schließlich ist Ramelow ein Legastheniker<br />

aus eher armen Verhältnissen,<br />

dem man die Herkunft als Underdog zuweilen<br />

noch anmerkt. „Ramelow ist stolz, dass<br />

er da oben angekommen ist“, sagte damals<br />

ein Beobachter.<br />

In diesenWochen ist Ramelowunterwegs,<br />

um sich mit seiner Koalition aus Linken, Sozialdemokraten<br />

und Grünen ein neues Mandat<br />

zu holen. Abends zwischen 19 und 21<br />

Uhrheißt es deshalb jetzt immer:„Bodo Ramelow<br />

vor Ort –Persönlich. Politisch. Direkt.“<br />

Diesmal im Theater im Schlossgarten<br />

von Arnstadt, in dem ein junges Moderatoren-Paar<br />

wartet und ein überwiegend älteres<br />

Publikum, das für die ostdeutsche Provinz<br />

durchaus so kennzeichnend ist wie für die<br />

Mitgliedschaft jener Partei, der auch Ramelowangehört.<br />

Die Gäste können ihre Fragen auf Postkarten<br />

schreiben, die eingesammelt und den<br />

Moderatoren ausgehändigt werden. Als ein<br />

Rentner unangekündigt dazwischenruft, bescheidet<br />

ihm der Moderator: „Das ist hier<br />

keine Diskussionsveranstaltung.“<br />

Ramelow, das sieht man seinem Gesicht<br />

an, hätte andereWorte gewählt. Es bleibt das<br />

einzige Malheur des Abends.<br />

Es gibt noch Bananen<br />

Am Anfang hatte Ramelow, der vor fünf Jahrenerst<br />

im zweitenWahlgang gewählt wurde,<br />

in erster Linie darauf geachtet, nichts falsch<br />

zu machen. Während von der CDU animierte<br />

Bürger und ehemalige Dissidenten<br />

gegen das Linksbündnis auf die Straße gingen,<br />

sorgte der Regierungschef nach innen<br />

für Augenhöhe. Sowurden bestehende Ministerien<br />

auseinandergenommen und neu<br />

zusammengesetzt. Eine <strong>Zeitung</strong> schrieb von<br />

„Beutegemeinschaft“. Auch ist die SPD mit<br />

einer eigenen Staatssekretärin in der Staatskanzlei<br />

vertreten –und die Grünen mit einer<br />

Stabsstelle.<br />

Nach außen kalauerte Ramelow, dass es<br />

in Thüringen trotz linker Machtübernahme<br />

immer noch Bananen gebe. Überhaupt<br />

werde „die sozialistische Mangelwirtschaft<br />

nicht wieder eingeführt“. Er diskutierte<br />

überdies öffentlich mit demVorstandsvorsitzenden<br />

der Bundesstiftung zur Aufarbeitung<br />

der SED-Diktatur,Rainer Eppelmann. Er besuchte<br />

die Stasi-Gedenkstätte in der Erfurter<br />

Andreasstraße und ließ den Fall des in Haft<br />

gestorbenen einstigen Regimekritikers Matthias<br />

Domaschk wieder aufrollen. Niemand<br />

sollte bei Ramelow anMauer und Stacheldraht<br />

denken. Nachdem manche Amtskollegen<br />

den Newcomer zu Beginn buchstäblich<br />

mit spitzen Fingern angefasst hatten,<br />

darunter Sachsen-Anhalts Ministerpräsident<br />

Reiner Haseloff (CDU), ist dieser heute<br />

mit selbigem per Du. Ohnehin war das ja<br />

der Sinn der Übung, nicht zuletzt aus Sicht<br />

der eigenen Partei: Akzeptanz herstellen.<br />

Undvor allem: Durchhalten!<br />

Natürlich ging manches schief. So nutzte<br />

der grüne Justizminister Dieter Lauinger sein<br />

Amt, um im Bildungsministerium zugunsten<br />

der schulischen Karriereseines Sohnes zu intervenieren.<br />

Der Versuch ging als „Sohnemannaffäre“<br />

in Thüringens Geschichte ein.<br />

Später verschoben Linke, Sozialdemokraten<br />

und Grüne die kommunale Gebietsreform.<br />

Zu viel Sprengstoff! Im Ganzen allerdings<br />

gingen die fünf Jahreerstaunlich reibungslos<br />

über die Bühne –wohl auch, weil die Partner<br />

im Falle des Scheiterns allesamt viel zu verlieren<br />

gehabt hätten. Jetzt heißt es, einen<br />

zweiten Anlauf zu nehmen. Im Amtbestätigt<br />

zu werden, wärefür Ramelowgewiss die ultimative<br />

Bestätigung. Dafür gibt er alles, auch<br />

Hören,<br />

was geht<br />

IMAGO IMAGES/THOMAS KOEHLER<br />

Bodo Ramelow will am kommenden Sonntag<br />

in seinem Amt bestätigt werden –als Ministerpräsident von Thüringen.<br />

Um das zu erreichen, setzt er mehr auf sich selbst<br />

und weniger auf seine Partei, die Linke<br />

in Arnstadt. Es beginnt mit einem kleinen<br />

Small Talk mit den Moderatoren, der zufällig<br />

wirken soll, es aber selbstredend nicht ist.<br />

So geht es um die Bratwurst, genauer:die<br />

Thüringer Rostbratwurst, auf die sie sich hier<br />

als identitätsstiftendes Nahrungsmittel viel<br />

zugutehalten. Immerhin existiertunweit von<br />

Arnstadt sogar ein Bratwurst-Museum. Auch<br />

lässt Rameloweinfließen, wie er als Gewerkschaftssekretär<br />

über das hessische Marburg<br />

in die thüringische Partnerstadt Eisenach<br />

kam –und zwar noch vorderVereinigung am<br />

3. Oktober 1990. Tatsächlich kennt er im Freistaat<br />

jeden Stein. In Sachen Landespatriotismus<br />

macht Ramelowniemand etwas vor.<br />

DemSmall Talk folgt eine kurze Rede.Dabei<br />

erinnert Ramelow an die „Gemeindeschwester<br />

Agnes“ und die Polikliniken, die es<br />

zu DDR-Zeiten gab, und sagt: „So hätten wir<br />

vor30Jahren gemeinsam dieWeichen stellen<br />

können.“ Ferner verweist der Linken-Politiker<br />

auf die 6000 unbesetzten AusbildungsplätzeimLand<br />

(als Ausweis des wirtschaftlichen<br />

Erfolgs) und darauf, dass seine Landes-<br />

VonMarkus Decker<br />

„Die Demokratie ist<br />

schön, und sie ist<br />

spannend.“<br />

Bodo Ramelow,<br />

thüringischer<br />

Ministerpräsident<br />

im Wahlkampf<br />

regierung jenen Sanierungsstau in den Schulen<br />

zumindest zur Hälfte aufgelöst habe,den<br />

die CDU-geführten Vorgängerregierungen<br />

hinterlassen hätten. Fraglos gehe der Unterrichtsausfall<br />

nicht auf das Konto von Rot-<br />

Rot-Grün, sondern auf das jener Christdemokraten,<br />

die nun wieder an die Macht wollten.<br />

Am Schluss des Vortrags betont der Ministerpräsident<br />

selbstgewiss, dass es 2014<br />

immer geheißen habe,dass eine Dreier-Koalition<br />

wie die in Erfurt nie funktionieren<br />

könne und die Regierung nach 100 Tagen<br />

wieder weg sein werde. „Und jetzt stehe ich<br />

immer noch nie hier“, sagt er. Die Botschaft<br />

ist unmissverständlich: Das scheinbar Unmögliche<br />

ist möglich.<br />

Dann beginnt der wesentliche Teil der<br />

Veranstaltung. Die Moderatoren konfrontieren<br />

Ramelow mit den Fragen, die das Publikum<br />

auf die Postkarten geschrieben hat. Dabei<br />

wird ein bunter Strauß an Themen hörbar:<br />

Internetausbau und Rechtsextremismus,<br />

Ost-West-Lohngefälle und<br />

Suchtkranke, der von Ramelow gewünschte<br />

europäische Friedensvertrag mit Russland<br />

und die Klimakrise, angesichts derer er anmerkt:„Die<br />

in Berlin können gut quatschen.“<br />

In der Hauptstadt komme man ja ohne Auto<br />

überall hin –anders als hier,inder Provinz.<br />

Als Klassenkämpfer tritt der Kandidat<br />

während des Frage- und Antwort-Spiels<br />

nicht in Erscheinung. Ramelowhat in all den<br />

Jahren Wert auf eine gewisse Distanz zur eigenen<br />

Partei gelegt, deren Landesvorsitzender<br />

auch nicht er ist, wie es normalweise üblich<br />

wäre, sondern eine außerhalb Thüringens<br />

relativ unbekannte Frau namens Susanne<br />

Hennig. Ramelow gibt sich als<br />

Ministerpräsident aller Thüringer –weshalb<br />

mittlerweile sogar der einstige Bundespräsident<br />

Joachim Gauck der Landes-CDU empfiehlt,<br />

nach derWahl wenn nötig doch auf die<br />

Linke zuzugehen.<br />

Ramelowpräsentiertsich als einer,der es<br />

eigenen Angaben zufolge hasst, zu hören,<br />

was nicht geht. „Ich will hören, was geht.“<br />

Dabei erklärt erfreimütig, dass das Lohngefälle<br />

nicht allein ein Problem der Politik sei,<br />

sondernaucheines der Beschäftigten. Wenn<br />

die zahlreicher in Gewerkschaften einträten,<br />

dann gäbe es mehr Tarifverträge –und eben<br />

höhereLöhne.<br />

In Sachen Rassismus gibt der Ministerpräsident<br />

ebenfalls keinen Rabatt. Wer<br />

„Deutschland, den Deutschen, Ausländer<br />

raus!“ rufenwolle,der solle das doch vorthüringischen<br />

Krankenhäusern tun, sagt er. Da<br />

habe jeder vierte Arzt ausländische Wurzeln.<br />

Ramelow, der selbst von Rechtsextremisten<br />

bedroht wird, packt seine Zuhörer nicht<br />

bei der Moral, sondernbei ihren eigenen Interessen.<br />

Während die Linke in Brandenburg<br />

und Sachsen zuletzt deutlich schrumpfte<br />

und die AfD starkblieb,scheint das Rezept in<br />

Thüringen zu wirken. Die Linke behauptet<br />

dortinden Umfragen relativunangefochten<br />

Platz eins.<br />

Der Applaus in Arnstadt ist höflich. Und<br />

fast wie auf Bestellung kommen abschließend<br />

ein älterer Herr mitGehstock und eine<br />

Frau mit Krücken und einem Blumenstrauß<br />

auf Ramelow zu. Er sagt: „Das war spitze!“<br />

Sie, die offenbar aus Ilmenau stammt, sagt:<br />

„Die Ilmenauer grüßen dich.“<br />

Nach rund 90 Minutenstrebt der Ministerpräsident<br />

mit Büroleiter und Sicherheitsbeamten<br />

über den hinteren Teil der Theater-<br />

Bühne dem Ausgang entgegen, legt das Jackett<br />

ab, steigt in eines der beiden gepanzerten<br />

Fahrzeuge und checkt erst mal, was<br />

während seines Auftritts so auf seinem Smartphone<br />

los war.Danach können wir reden.<br />

Zwar wirdamnächsten Tageine Umfrage<br />

bekannt, die eine Wiederwahl von Rot-Rot-<br />

Grün wieder unwahrscheinlich erscheinen<br />

lässt, nachdem sie in den letzten Wochen<br />

erstmals wieder möglich erschien. So oder so<br />

jedoch ist Ramelow jetzt in jenem Optimismus-Modus,<br />

der für Wahlkämpfer typisch<br />

und letztlich so zwingend ist wie für einen<br />

Sportler, der gewinnen will. Da wäre jeder –<br />

zumal öffentlich geäußerte –Selbstzweifel<br />

nur im Weg.<br />

Waswäre, wenn ...<br />

So erinnert Ramelow andie MDR-Umfrage,<br />

derzufolge 65 Prozent der Thüringerinnen<br />

und Thüringer mit seiner Arbeit zufrieden<br />

sind. Die Linke vor diesem Hintergrund als<br />

randständige Partei zu bezeichnen, wie sein<br />

weit abgeschlagener CDU-Herausforderer<br />

Mike Mohringdies tue,sei „schon steil“. Tatsächlich<br />

ist Ramelow der beliebteste Ministerpräsident<br />

Ostdeutschlands.<br />

Außerdem erinnert erandie Landesverfassung,<br />

die dem Regierungschef eine starke<br />

Stellung gibt –eine stärkere als andere Landesverfassungen.<br />

„Es gibt bei uns keine Vorschrift,<br />

in welcher Frist der Ministerpräsident<br />

gewählt werden muss“, sagt Ramelow<br />

im Schein der Autolampe auf dem Wegins<br />

heimische Erfurt. „Sondernder Ministerpräsident<br />

wird dann gewählt, wenn eine Fraktion<br />

den Antrag dazu stellt.“ Das kann dauern,<br />

weil womöglich eine Vier-Parteien-Koalition<br />

gegen die AfD gebraucht würde und<br />

Unregierbarkeit droht. Die nach der Wahl<br />

einstweilen weiter amtierende Landesregierung<br />

sei darum „auch keine Minderheitsregierung<br />

oder eine geschäftsführende Regierung“,<br />

sondern „einfach die Landesregierung“.<br />

DerHaushalt für 2020 sei ja bereits beschlossen.<br />

Soll heißen: Selbst für den Fall,<br />

dass seine Koalition bei der Wahl die Mehrheit<br />

verlöre, wären erst mal die Konkurrenten<br />

amZug, im Landtag eine andere Mehrheit<br />

zustande zu bringen.<br />

Ja, Bodo Ramelow hat nach eigener Auskunft<br />

„noch genug Perspektiven“. „Die Demokratie“,<br />

sagt er, „ist schön, und sie ist<br />

spannend.“ Und Thüringens Ministerpräsident<br />

gibtsich so gelassen, wieerkann.<br />

Markus Decker beobachtet Bodo<br />

Ramelownicht erst, seit dieser Ministerpräsident<br />

vonThüringen ist.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Deutsche Waffenexporte im<br />

Wertvon 25,3 Milliarden Euro<br />

Deutschland hat zwischen 2000 und<br />

2018 Waffen und Kriegsgerät im Gesamtwertvon<br />

25,3 Milliarden Euro<br />

ausgeführt. Dasgeht aus einer Antwortdes<br />

Bundeswirtschaftsministeriums<br />

auf eine Anfrage der Linken im<br />

Bundestag hervor, die der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland) vorliegt. Nach Angaben<br />

der Bundesregierung handelt es<br />

sich um den Wert tatsächlicher Ausfuhren<br />

vonRüstungsgüternseit Beginn<br />

der Einführung der Rüstungsexportberichte<br />

vor19Jahren. Für<br />

kriegstaugliches sonstiges Gerät liegen<br />

keine Zahlen vor, auch nicht für<br />

das laufende Jahr 2019. Dasbisherige<br />

Rekordjahr für deutsche Rüstungsexporte<br />

war laut Bundeswirtschaftsministerium<br />

2017 mit einem<br />

Gesamtwertvon 2,65 Milliarden<br />

Euro. (köp.)<br />

SPD kündigt Programm für<br />

kommunale Infrastruktur an<br />

DieSPD-Bundestagsabgeordnete<br />

Saskia Esken und Nordrhein-Westfalens<br />

Finanzminister NorbertWalter-<br />

Borjans (SPD) haben für den Fall ihrer<br />

Wahl zu SPD-Bundesvorsitzenden<br />

Milliarden-Investitionen in die kommunale<br />

Infrastruktur angekündigt.<br />

„Ineinem Jahrzehnt der öffentlichen<br />

Investitionen wollen wir bis 2030 insgesamt<br />

500 Milliarden Euro verfügbar<br />

machen für Städte und Gemeinden,<br />

die Sanierung vonSchulen, Kitas und<br />

Verwaltungsgebäude,für Brücken<br />

und Straßen und für den Ausbau der<br />

digitalen Infrastruktur“, sagte Esken<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (RedaktionsnetzwerkDeutschland).<br />

(ani.)<br />

Proteste gegen Pegida<br />

in Dresden<br />

Unter dem Motto „Herz statt Hetze“ wird<br />

in Dresden gegen Pegida demonstriert. DPA<br />

MehrereTausend Menschen haben<br />

am Sonntag in Dresden gegen die islam-<br />

und ausländerfeindliche Pegida-Bewegung<br />

demonstriert. Anlass<br />

war der Jahrestag der selbst ernannten<br />

Patriotischen Europäer gegen die<br />

Islamisierung des Abendlandes (Pegida),<br />

die am 20. Oktober 2014 ihre<br />

ersteVersammlung in Dresden abgehalten<br />

hatten. DieVeranstalter der<br />

Proteste gingen vonmehr als 5000<br />

Teilnehmernaus.Zuder Kundgebung<br />

hatte das Bündnis„Herzstatt<br />

Hetze“ aufgerufen. Beider Kundgebung<br />

vonPegida auf dem Neumarkt<br />

vorder Frauenkirche versammelten<br />

sich dagegen schätzungsweise 3000<br />

Teilnehmer. (dpa)<br />

Grüne legen bei Schweizer<br />

Wahl deutlich zu<br />

Beider Parlamentswahl in der<br />

Schweiz haben zwei grüne Parteien<br />

bedeutend hinzugewonnen. Nach<br />

ersten Hochrechnungen überholten<br />

sie mit rund 13 Prozent eine der vier<br />

Regierungsparteien in der Wählergunst.<br />

DieGrünen wären damit<br />

viertstärkste Kraft.Verlierer war nach<br />

der Hochrechnung des Umfrageinstituts<br />

gfs.berndie rechtskonservativeSVP<br />

mit minus 3,8 Prozentpunkten.<br />

Siebleibt aber stärkste Kraft,<br />

wahrscheinlich mit 25,6 Prozent.<br />

Zusammen kämen Grüne und Grünliberale<br />

nach der Hochrechnung sogar<br />

auf gut 20 Prozent und würden<br />

zweitstärkste Kraft. (dpa)<br />

Enthemmt<br />

Seit Beginn der Impeachment-Untersuchung zeigt sich US-Präsident Trump noch extremer als zuvor<br />

VonKarlDoemens, Washington<br />

Sieben Monate lang war der<br />

Pressesaal im West Wing des<br />

Weißen Hauses ungenutzt<br />

gewesen – als Donald<br />

Trumps geschäftsführender Stabschef<br />

Mick Mulvaney am Donnerstag<br />

kurzfristig zu einer der so selten gewordenen<br />

Pressekonferenzen lud,<br />

war die Spannung darum groß. Doch<br />

Mulvaney machte in dem spartanischen<br />

Raum zunächst nur eine Mitteilung,<br />

die wenig später schon wieder<br />

hinfällig sein sollte. Das G7-Gipfeltreffen<br />

der führenden Industriestaaten<br />

im Juni 2020 werde im<br />

Golfhotel des US-Präsidenten in<br />

Miami stattfinden, verkündete er.<br />

Die Kritik, die folgte, war so massiv<br />

–„das ist schlicht und einfach<br />

Korruption“, empörte sich etwa die<br />

demokratische Präsidentschaftsbewerberin<br />

Elizabeth Warren – dass<br />

Donald Trump am Samstagabend<br />

twitterte,dass man das Hotel Trump<br />

National Doral nun doch nicht mehr<br />

in Betracht ziehe und einen neuen<br />

Ort suche. Schuld sei die „verrückte<br />

und irrationale Feindseligkeit der<br />

Medien und Demokraten“. Die Entscheidung<br />

für Trumps eigenes Hotel<br />

als Gipfelort war allerdings auch bei<br />

Mitgliedern seiner eigenen Partei,<br />

den Republikanern, auf Unverständnis<br />

gestoßen.<br />

„Finden Siesich damit ab!“<br />

Donald Trump vergangene Woche bei einer Wahlkampfveranstaltung in Texas. GETTY IMAGES<br />

Der nächste G7-Gipfel wird nun doch nicht in Trumps Golfhotel in Miami stattfinden. DPA<br />

Bemerkenswert war die Pressekonferenz<br />

vom Donnerstag aber nicht<br />

nur wegen der Kurzlebigkeit ihres<br />

Anlasses. Auf Nachfragen räumte<br />

Rick Mulvaney ein, dass Trump Militärhilfen<br />

von400 Millionen Dollar an<br />

die Ukraine zurückgehalten habe,<br />

um die Regierung in Kiew zu Ermittlungen<br />

gegen die heimische Opposition<br />

zu drängen.„Es gibt immer politischen<br />

Einfluss in der Außenpolitik“,<br />

verkündete er patzig: „Finden<br />

Siesich damit ab!“<br />

Genau diesen Zusammenhang<br />

hatte Trump bislang bestritten. Dennoch<br />

soll ihm der zackige Auftritt seines<br />

höchsten Mitarbeiters gut gefallen<br />

haben. Er entsprach genau seinem<br />

Reaktionsmuster in der politischen<br />

Großkrise, die sich seit der<br />

Eröffnung der Untersuchungen für<br />

ein Amtsenthebungsverfahren vor<br />

einem Monat in Washington in dramatischer<br />

Geschwindigkeit entfaltet:<br />

bloß keine Schwäche zeigen.<br />

Niemals nachgeben. Stattdessen<br />

werden die Tabubrüche durch deren<br />

demonstrativeInflationierung bagatellisiert<br />

und die Wirklichkeit durch<br />

Lügen verbogen. „Sie wollen euch<br />

eure Stimme nehmen und eure Zukunft“,<br />

stachelt Trump seine Anhänger<br />

auf.<br />

Nach gut 1000 Tagen im Amt befindet<br />

sich der Mann im Weißen<br />

Haus im Zentrum gleich mehrerer<br />

Orkane: Da ist die Ukraine-Affäre, in<br />

der er offenkundig ausländische Regierungschefs<br />

zu Schmutzkampagnen<br />

gegen politische Kontrahenten<br />

nötigte. Daist der Verfassungskonflikt<br />

mit dem Kongress, dem er Auskunft<br />

verweigert und sich damit<br />

mutmaßlich der Amtsbehinderung<br />

schuldig macht. Da ist der abrupte<br />

Abzug der US-Armee aus Syrien, der<br />

den Mittleren Osten in ein gigantisches<br />

Chaos gestürzt und das amerikanische<br />

Militär dem Spott seines<br />

Erzfeindes Russland preisgegeben<br />

hat. Unddasind die zunehmend bizarren<br />

Auftritte und Äußerungen des<br />

„stabilen Genies“, die der Debatte<br />

über Trumps Geschäftsfähigkeit<br />

neue Nahrung geben.<br />

Seit die Demokraten das Impeachment<br />

eingeleitet haben, wirkt<br />

der Oberbefehlshaber der größten<br />

Streitmacht der Welt noch wilder,<br />

sprunghafter und extremer als zuvor.<br />

Seine Wut-Tiraden auf Twitter sind<br />

ebenso wie sein Selbstlob nun völlig<br />

enthemmt. Ohne Ironie preist er<br />

seine „großartige und unerreichte<br />

Weisheit“, während seine Kundgebungen<br />

zu Pöbelattacken verkommen.<br />

Anderthalb Stunden lang wütete<br />

er kürzlich vor 20000 Zuschauernineiner<br />

Arena in Minneapolis gegen<br />

die Demokraten, die Medien<br />

und den Sozialismus.Erzog Grimassen,<br />

erzählte nachweislich erfundene<br />

Geschichten und beleidigte<br />

den demokratischen Präsidentschaftskandidaten<br />

Joe Biden als<br />

Mann, der „Obamas Arsch geküsst“<br />

habe.<br />

Bizarr sind auch die Schriftsätze,<br />

die inzwischen das Weiße Haus verlassen<br />

und offenkundig von Trump<br />

diktiert werden. „Sie wollen nichts<br />

anders, als die Ergebnisse der Wahl<br />

von 2016 verdrehen“, ließ er seinen<br />

Justiziar dem Kongress auf offiziellem<br />

Papier antworten und verweigerte<br />

die Zusammenarbeit mit dem<br />

lapidaren Hinweis,erhabe „wichtige<br />

Arbeit“ zu leisten. „Lassen Sieuns einen<br />

guten Deal aushandeln!“,<br />

schrieb er dem türkischen Präsidenten<br />

Recep Tayyip Erdogan, nachdem<br />

dessen Truppen in Nordsyrien eingefallen<br />

waren. Der Brief endete mit<br />

der Aufforderung: „Seien Sie kein<br />

harter Kerl! Seien Siekein Narr!“<br />

Am vergangenen Mittwoch dann<br />

kam es zu einem regelrechten Eklat.<br />

Eigentlich waren die Spitzen der<br />

Kongressfraktionen ins Weiße Haus<br />

gekommen, um sich über die Lage in<br />

Syrien informieren zu lassen. Doch<br />

als Nancy Pelosi, die demokratische<br />

Sprecherin des Repräsentantenhauses,<br />

dem Präsidenten mitteilte, dass<br />

das Parlament mit den Stimmen von<br />

zwei Dritteln der republikanischen<br />

Abgeordneten soeben eine Rüge seiner<br />

abrupten Abwendung von den<br />

kurdischen Verbündeten beschlossen<br />

hatte, verlor Trump nach Teilnehmerangaben<br />

die Fassung. Er beleidigte<br />

Pelosi als „drittklassige Politikerin“<br />

und warf den Demokraten<br />

Sympathien für die Taliban vor, weil<br />

diese Kommunisten seien. Nach 20<br />

Minuten brachen die Gäste das Gespräch<br />

ab.„Er hatte einen Nervenzusammenbuch“,<br />

konstatierte Pelosi<br />

kühl. Das brachte Trump endgültig<br />

zur Explosion:„Nancy Pelosi braucht<br />

schnell Hilfe (…) Betet für sie, denn<br />

sie ist eine sehr kranke Person“, twitterte<br />

er.<br />

Offen wird in den USA inzwischen<br />

darüber diskutiert, ob dieser<br />

Befund nicht eher auf den Präsidenten<br />

zutrifft. Amerikanische Medien<br />

zitieren Stimmen aus dem Regierungsumfeld,<br />

die Trump als zunehmend<br />

unkontrolliertund nicht mehr<br />

beherrschbar beschreiben. Ein viel<br />

beachteter Artikel mit der Überschrift<br />

„Unfit for office“ („Amtsuntauglich“)<br />

in dem renommierten<br />

konservativen Politikmagazin The<br />

Atlantic attestierte dem Präsidenten<br />

kürzlich offen einen „pathologischen<br />

Narzissmus“, der immer weiter<br />

voranschreite: „Man muss kein<br />

Psychiater sein, um zu sehen, dass<br />

ernsthaft etwas mit Trump nicht<br />

stimmt.“ Noch bemerkenswerter als<br />

die These ist deren Autor George<br />

Conway. Der Anwalt ist mit Trumps<br />

engster Beraterin Kellyanne Conway<br />

verheiratet.<br />

Tatsächlich rückt Trumps Egoimmer<br />

mehr ins Zentrum seiner Urteilsfindung.<br />

Dass er selbst das<br />

Chaos in Nordsyrien ausgelöst hat,<br />

als er Erdogan in einem Telefonat am<br />

6. Oktober freie Hand für die Einrichtung<br />

einer „Schutzzone“ gab, blendet<br />

der Präsident komplett aus.Verantwortungsgefühl<br />

für die einstigen<br />

kurdischen Verbündeten ist ihm<br />

fremd. „Das hat nichts mit uns zu<br />

tun“, erklärte er am Mittwoch im<br />

Weißen Haus kühl. Die nun ausgehandelte<br />

fünftägige Feuerpause mit<br />

der Türkei verkauft er als persönlichen<br />

Triumph: „Das konnte nur jemand<br />

so Unkonventionelles wie ich<br />

erreichen.“<br />

Fiasko in Nordsyrien<br />

Die Fakten sprechen eine andere<br />

Sprache: Nicht nur hat die Blitz-Invasion<br />

der Türkei in Nordsyrien viele<br />

Tote gekostet. Mit dem Waffenstillstand<br />

wird die Vertreibung der Kurden<br />

aus einem 30 Kilometer breiten<br />

Grenzstreifen offiziell sanktioniert.<br />

Deren Kämpfer schlagen sich nun<br />

auf die Seite des von Russland und<br />

Iran unterstützten syrischen Machthabers<br />

Baschar al-Assad, während<br />

die mithilfe der USA gefassten Terroristen<br />

der IS-Miliz zu entfliehen drohen.<br />

Für die Weltmacht USA ist das<br />

ein Fiasko.<br />

Auch in der Ukraine-Affäre läuft<br />

es objektiv nicht gut für Trump.Täglich<br />

bestätigen aktiveund ehemalige<br />

Regierungsmitarbeiter zurzeit bei<br />

Anhörungen im Kongress, dass der<br />

Präsident unter Führung seines persönlichen<br />

Anwalts Rudy Giuliani<br />

eine regelrechte Parallelstruktur zur<br />

offiziellen Ukraine-Diplomatie aufgebaut<br />

hat, deren Ziel es war, den<br />

frisch gewählten Präsidenten Wolodomyr<br />

Selenskyj für innenpolitische<br />

und wahrscheinlich auch wirtschaftliche<br />

Zwecke gefügig zu machen.<br />

Zwei windige Geschäftspartner von<br />

Giuliani mit Ukraine-Verbindungen<br />

wurden bei der versuchten Ausreise<br />

aus den USA festgenommen. Offenbar<br />

geht es im Hintergrund auch um<br />

Interessen amerikanischer Geschäftsleute<br />

an den Gas-Vorkommen<br />

der Ukraine. Trumps Energieminister<br />

Rick Perry, eine der Schlüsselfiguren<br />

der Affäre, erklärte am<br />

Donnerstag kurz vor der Vorladung<br />

vor einen Kongress-Ausschuss seinen<br />

Rücktritt.<br />

Noch steht die Basis zu Trump.<br />

Die täglich neuen Schlagzeilen über<br />

Skandale in Washington haben sie<br />

abgestumpft. In der Gesamtbevölkerung<br />

ist die Zustimmung für das Impeachment-Verfahren<br />

inzwischen<br />

deutlich über 50 Prozent gestiegen.<br />

Die erforderliche Zweidrittelmehrheit<br />

im republikanisch dominierten<br />

Senat für die endgültige Amtsenthebung<br />

liegt zwar noch in weiter Ferne.<br />

Doch scheint Trumps abrupte Abkehr<br />

von den kurdischen Verbündeten<br />

im republikanischen Lager für<br />

deutlich mehr Unruhe zu sorgen, als<br />

es die Ukraine-Affäretat.<br />

Die überparteiliche Rüge des Repräsentantenhauses<br />

vom Mittwoch<br />

wirkt wie ein Alarmsignal. „Die Zurechtweisung<br />

sendet eine Botschaft<br />

des Vertrauensverlustes“, kommentiert<br />

das konservative Wall Street<br />

Journal: „Das könnte sich auf andere<br />

Felder übertragen.“ Mitt Romney,<br />

der ehemalige republikanische Präsidentschaftskandidat,<br />

hat bereits<br />

öffentlich mit Trump gebrochen.<br />

„Was wir den Kurden angetan haben“,<br />

formuliertder heutige Senator<br />

von Utah hart, „wird als Blutfleck in<br />

die amerikanischen Geschichtsbücher<br />

eingehen.“<br />

Helmut<br />

Schmidts<br />

Gegenspieler<br />

Zum Toddes SPD-Politikers<br />

Erhard Eppler<br />

VonHolger Schmale<br />

Eine der letzten Symbolfiguren einer<br />

großen westdeutschen Politikergeneration<br />

ist tot. ErhardEppler<br />

war anders als Helmut Schmidt, Helmut<br />

Kohl oder Hans-Dietrich Genscher<br />

kein Macher. Erwar ein Intellektueller,den<br />

es irgendwie in die Politik<br />

verschlagen hatte. Ein Analytiker,<br />

ein Zweifler, einer, der<br />

gesellschaftliche Trends früher als<br />

viele anderegespürthat.<br />

Herausragend für diese Eigenschaft<br />

war seine Rede am 17. Juni<br />

1989 im Bundestag, zur Feierstunde<br />

des damals in der Bundesrepublik<br />

begangenen Tags der Deutschen<br />

Einheit. Als in Bonn sonst noch niemand<br />

einen Gedanken an die Idee<br />

verschwendete, die DDR könnte<br />

kurz vor dem Zusammenbruch stehen,<br />

sagte er genau dies voraus.<br />

Dabei war er alles andere als ein<br />

Deutschnationaler, der da seinem<br />

Wunschdenken frönte. Eppler gehörte<br />

zum linken Flügel der SPD und<br />

zu den Autoren eines gemeinsamen<br />

Dialogpapiers vonSPD und SED.Gerade<br />

deshalb wusste er mehr über<br />

die Stimmung und die Lage in der<br />

DDR als viele andere, auch Dank seiner<br />

engen Kontakte in die evangelische<br />

Kirche Ostdeutschlands.<br />

Doch Erhard Eppler erkannte<br />

auch viel früher als die meisten in<br />

der SPD die Bedeutung der Ökologie<br />

für die Zukunft der Industriegesellschaft,<br />

er warnte vor den Gefahren<br />

der Atomkraft und er war einer der<br />

prominentesten Sozialdemokraten,<br />

die sich in der<br />

Friedensbewegung<br />

engagierten.<br />

All dies<br />

machte ihn zu<br />

einem Gegenspieler<br />

von Helmut<br />

Schmidt, einer,<br />

der zwar<br />

keine wichtigen Erhard Eppler<br />

Parteifunktionen<br />

hatte, aber<br />

(1926–2019)<br />

eine große moralische Autorität.<br />

DPA<br />

Dies rührte nicht zuletzt von seinem<br />

Rücktritt als Entwicklungshilfeminister<br />

1974 her, kurz nach dem<br />

Amtsantritt Schmidts als Bundeskanzler.Anders<br />

als dessen Vorgänger<br />

Willy Brandt hielt Schmidt Entwicklungshilfe<br />

für eine nachrangige Aufgabe<br />

und ließ die Mittel kürzen. Eppler<br />

legte daraufhin sein Amt nieder.<br />

Diebeiden Sozialdemokraten haben<br />

sich nie mehr wirklich ausgesöhnt.<br />

Eppler widmete sich danach vor<br />

allem der SPD in seinem Heimatland<br />

Baden-Württemberg, wo er als<br />

Landesvorsitzender und Spitzenkandidat<br />

nicht sehr erfolgreich gegen<br />

die CDU ankämpfte. Doch das<br />

tat seinem Ansehen in der SPD und<br />

in der evangelischen Kirche, inder<br />

er sich unter anderem als Kirchentagspräsident<br />

engagierte, keinen<br />

Abbruch. Ein Beleg für seine differenzierte<br />

Sicht als Linker war später<br />

seine Unterstützung des Kurses von<br />

Bundeskanzler Gerhard Schröder<br />

sowohl in der Sozial- als auch in der<br />

Außenpolitik. In den letzten Jahren<br />

wandte er sich gegen eine Verteufelung<br />

Wladimir Putins und plädierte<br />

für eine größere Annäherung an<br />

Russland.<br />

Gesine Schwan, seine Nachfolgerin<br />

als Vorsitzender der Gundwertekommission<br />

der SPD, beschrieb<br />

Eppler zu seinem 90. Geburtstag<br />

2016 als Kassandra, eine Figur der<br />

griechischen Mythologie, die Unheil<br />

vorhersagt, aber nicht gehört wird.<br />

„An ihm kann man sehen, dass man<br />

der Sache nach recht behalten kann,<br />

auch wenn man keine Mehrheiten<br />

bekommen hat.“<br />

Erhard Eppler ist am Sonnabend<br />

mit 92 Jahren in Schwäbisch Hall<br />

gestorben. Sein Toderinnert auch<br />

an die einst wichtige Rolle vonIntellektuellen<br />

in der SPD,die es heute in<br />

der Partei kaum noch gibt.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 5 *<br />

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Politik<br />

Hinter dem Krawall<br />

Nach einer knappen Woche mit nächtlichen Straßenschlachten versucht die Justiz herauszufinden, wer die Gewalt in Barcelona organisiert<br />

VonMartin Dahms<br />

Die Nacht zum Sonntag<br />

war etwas ruhiger als die<br />

Nächte davor. Erstmals<br />

stellten sich in Katalonien<br />

friedliche Demonstranten zwischen<br />

gewalttätige Krawallmacher<br />

und die Polizei, um Ausschreitungen<br />

zu verhindern. Siehatten einigen Erfolg<br />

damit.<br />

Katalonien hat eine Woche der<br />

Unruhen hinter sich, wie es sie in der<br />

Region seit Jahrzehnten nicht gab.<br />

Seit der Nacht zum Mittwoch brennen<br />

in Barcelona und den anderen<br />

katalanischen Provinzhauptstädten<br />

Barrikaden, und gewalttätige Separatisten<br />

legen sich mit der Polizei an.<br />

Bis zum Sonntag registrierten die<br />

medizinischen Dienste 565Verletzte,<br />

darunter laut Innenministerium 288<br />

Polizisten. 194 Demonstranten wurden<br />

festgenommen, 18 kamen in<br />

Untersuchungshaft.<br />

Die Gewalt ist organisiert: Spaniens<br />

Innenminister Fernando<br />

Grande-Marlaska beziffert den harten<br />

Kern auf 400 Separatisten, die<br />

sich im Zentrum Barcelonas Kämpfe<br />

mit den Beamten liefern. Unterstützt<br />

werden sie von rund 1500 Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen, die<br />

Spaß an der Randale haben. Bis zu<br />

10 000 weiterejunge Leute sind Krawalltouristen,<br />

die den Unruhen zuschauen,<br />

ohne daran teilzunehmen.<br />

Werdie Ausschreitungen organisiert,<br />

liegt im Dunklen. Ein Richter<br />

Brennende Barrikaden und Demonstranten in Barcelona in der Nacht zum Sonntag .<br />

des Nationalen Gerichtshofs in Madrid<br />

ermittelt wegen Terroverdachts<br />

gegen den „Tsunami Democràtic“,<br />

ein anonymes Netzwerk, das Aktionen<br />

wie die Besetzung des Flughafens<br />

vonBarcelona am vergangenen<br />

Montag organisiert – allerdings<br />

grundsätzlich gewaltfrei. Dieses<br />

Netzwerk mit „Terrorismus“ in Verbindung<br />

zu bringen, klingt zunächst<br />

abwegig. Die Ermittlungen werden<br />

zeigen, wie eng der friedliche Separatismus<br />

möglicherweise doch mit<br />

dem gewalttätigen verbunden ist.<br />

Quim Torra jedenfalls, dem katalanischen<br />

Regionalpräsidenten, fällt<br />

es sichtlich schwer,sich vonden Gewalttätern<br />

zu distanzieren. Wahrscheinlich<br />

ist ihm bewusst, dass er<br />

selbst die politische Verantwortung<br />

für die Krawalle trägt. Er und die<br />

große Mehrheit der separatistischen<br />

Politiker Kataloniens. Seit Jahren reden<br />

sie den Katalanen ein, dass ihr<br />

„demokratischer Wille“ über dem<br />

Gesetz stehe, weil das von der Uno<br />

verbriefte „Selbstbestimmungsrecht<br />

der Völker“ auch für Katalonien<br />

gelte. Absichtsvoll missachten sie<br />

dabei alle Erklärungen der UN-Vollversammlung,<br />

die davor warnen,<br />

das Selbstbestimmungsrecht als<br />

„Ermächtigung“ zu begreifen, um<br />

die „territoriale Unversehrtheit souveräner<br />

Staaten“ zu zerstören. Es<br />

gibt kein Recht auf Abspaltung von<br />

einem Land, in dem die Regierung<br />

„das gesamte Volk des Hoheitsgebiets<br />

ohne jeden Unterschied repräsentiert“.<br />

Mit anderen Worten: Das<br />

Selbstbestimmungsrecht gilt nur<br />

für unterdrückte Volksgruppen.<br />

PIERRE BERTHUEL/LE PICTORIUM AGENCY<br />

Und zudenen zählen die Katalanen<br />

nicht.<br />

Indem die katalanischen Separatisten<br />

immer wieder gegen internationales<br />

und spanisches Recht anrennen,<br />

dürfen sie sich am Ende<br />

doch ein wenig unterdrückt fühlen:<br />

weil die spanische Politik und die<br />

spanische Justiz versuchen, dieses<br />

Recht durchzusetzen. Über die Verhältnismäßigkeit<br />

der Antworten<br />

lässt sich streiten. Die Haftstrafen<br />

gegen die Verantwortlichen für das<br />

Unabhängigkeitsreferendum am 1.<br />

Oktober 2017, die nun für die Proteste<br />

sorgten, sind schmerzhaft<br />

lang, aber sie sind rechtsstaatlich<br />

vertretbar.Die katalanische und die<br />

spanische Polizei gehen des öfteren<br />

mit übertriebener Härte gegen die<br />

separatistischen Demonstranten<br />

vor, aber das ist europäischer Alltag<br />

im Umgang mit schwarzenBlöcken.<br />

Nichts davon taugt dafür, Spanien<br />

zum „faschistischen Staat“ zu erklären,<br />

wie es etwa auf Twitter geschieht.<br />

Angeheizt wird die Stimmung<br />

durch spanische Fernsehsender,die<br />

allabendlich vom Kriegsschauplatz<br />

Katalonien berichten. Die Übertragungen<br />

üben eine merkwürdige<br />

Faszination aus: Man kann stundenlang<br />

zusehen und sich ein wenig<br />

gruseln.<br />

Unddann gibt es Leute wie Albert<br />

Rivera, den Chef der Rechtspartei Ciudadanos,<br />

die die Bilder aus Barcelona<br />

mit jenen aus Aleppo und Bagdad<br />

vergleichen. Denn zu allem Unglück<br />

wählen die Spanier in drei Wochen<br />

ein neues Parlament, und die<br />

Rechte glaubt, dass sie vonden katalanischen<br />

Unruhen profitieren kann.<br />

Die rechtsradikale Vox legt in den<br />

Umfragen gerade zu. Es gibt auch ein<br />

paarVernünftige.Die friedlichen Demonstranten<br />

und Spaniens sozialistische<br />

Regierung. „Wir werden nicht<br />

überreagieren“, versprach Ministerpräsident<br />

Pedro Sánchez vor ein<br />

paar Tagen. „Maß zu halten ist eine<br />

Form der Stärke.“<br />

Maaßen-Kanzlei geht<br />

gegen AfD-Kritiker vor<br />

SPD-Staatsminister Michael Roth erhält Abmahnung<br />

VonSteven Geyer<br />

und JanSternberg<br />

Der Kandidat um den SPD-Vorsitz<br />

Michael Roth gehörtzuden<br />

Sozialdemokraten, die keinen Hehl<br />

aus ihrer Abneigung gegen die AfD<br />

machen. Roth, der auch Staatsminister<br />

im Auswärtigen Amt ist, hat der<br />

Rechtspartei eine Verantwortung für<br />

rechtsterroristische Taten zugeschoben.<br />

Er nannte die AfD den „politischen<br />

Arm des Rechtsterrorismus“<br />

in Deutschland. Dafür bekam Roth<br />

eine Abmahnung der Kölner Kanzlei<br />

Höcker im Auftrag der AfD-Bundestagsfraktion.<br />

Es ist jene Kanzlei, deren<br />

Chef für die Werte-Union der<br />

CDU spricht und bei der jüngst Ex-<br />

Verfassungsschutzpräsident Hans-<br />

GeorgMaaßen anheuerte.<br />

In einem Interview mit der Welt<br />

hatte Roth gesagt: „Im Deutschen<br />

Bundestag und in den Landtagen<br />

sitzt der politische Arm des Rechtsterrorismus.<br />

Und das ist die AfD.“<br />

Roth schränkte ein: „Das gilt sicher<br />

nicht für alle ihre Mitglieder.“ Doch<br />

er führte aus: „Aber die Partei muss<br />

ihr Verhältnis klären zu denjenigen,<br />

die durch Hass und Hetze solchen<br />

furchtbaren Taten den Boden bereiten.“<br />

Roth forderte eine verstärkte<br />

Beobachtung der AfD durch denVerfassungsschutz.<br />

Hans-Georg Maaßen, Ex-Verfassungsschützer,arbeitet<br />

für die Kanzlei Höcker. DPA<br />

Schnell sprangen ihm die Genossen<br />

zur Seite. Roths Mitbewerber um<br />

den SPD-Vorsitz, Ralf Stegner und<br />

Karl Lauterbach, schlossen sich der<br />

AfD-Kritik fast wortgleich an.<br />

Aber auch CDU-Kollegen unterstützen<br />

Roth, wie zum Beispiel der<br />

Essener Abgeordnete Matthias<br />

Hauer, der auf Twitter die inkriminierte<br />

Behauptung wiederholte: „Im<br />

Deutschen Bundestag sitzt der politische<br />

Arm des Rechtsterrorismus –<br />

die AfD.“ Die Frankfurter Anwältin<br />

Seda Basay-Yildiz, selbst vonRechtsterroristen<br />

bedroht, fragte, ob die<br />

Kanzlei Höcker jeden abmahnen<br />

würde, der einen Zusammenhang<br />

zwischen AfD und Rechtsextremen<br />

herstellt.<br />

Roth bedankte sich, wiederum<br />

auf Twitter, für die Solidaritätsbekundungen.<br />

Er kündigte an, auf<br />

keine Fall einknicken zu wollen.<br />

Die Kanzlei Höcker, die hier die<br />

Rechte der AfD-Bundestagsfraktion<br />

wahrnimmt, ist aus verschiedenen<br />

Gründen bekannt. Ihr Chef Ralf Höcker<br />

vertritt unter anderem den türkischen<br />

Präsidenten Recep Tayyip<br />

Erdogan und AfD-Fraktionschefin<br />

Alice Weidel. Er ist auch Sprecher der<br />

Werte-Union der CDU.<br />

Höcker betreibt einen sehr forschen<br />

Umgang mit missliebiger<br />

Presse. „Journalisten-Bedrohung ist<br />

okay“, hat er voreinigen Jahren in einem<br />

Gastbeitrag geschrieben. Nun<br />

scheint Höcker diesen Ansatz auf Regierungsmitglieder<br />

auszudehnen.<br />

Die AfD antwortet nicht nur mit<br />

Anwaltsschreiben auf Roths Angriff.<br />

Ihr Fraktionsvorsitzender Alexander<br />

Gauland verweigerte es im Bundestag,<br />

auf Distanz zu gehen zu den<br />

umstrittenen Reaktionen aus der<br />

AfD nach dem Terroranschlag in<br />

Halle mit zwei Toten.<br />

„Solange ein Mitglied der Bundesregierung<br />

sagen kann, die AfD<br />

sei der politische Arm des Rechtsterrorismus,<br />

entschuldige ich mich<br />

hier für nichts“, sagte Alexander<br />

Gauland und bezeichnete die Regierung<br />

als „politischen Arm des islamistischen<br />

Terrors“.<br />

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6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />

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Wirtschaft<br />

NACHRICHTEN<br />

Deutsche Banken<br />

wollen „digitalen Euro“<br />

Deutsche Banken wollen sich für<br />

eine Digitalwährung im Euroraum<br />

starkmachen. „Wir brauchen in<br />

Europa einen digitalen Euro“, sagte<br />

der Präsident des Bundesverbands<br />

der Banken, Hans-Walter Peters,auf<br />

der Herbsttagung vonInternationalem<br />

Währungsfonds und Weltbank<br />

in Washington. Miteiner Digitalwährung<br />

sollen unter anderem<br />

Überweisungen schneller funktionieren.<br />

Siekönnte Bitcoins und der<br />

vonFacebook geplanten Währung<br />

LibraKonkurrenz machen. (dpa)<br />

Autoexperte fordert mehr<br />

Zusammenarbeit mit China<br />

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer<br />

hat eine engereZusammenarbeit<br />

Deutschlands mit China gefordert.<br />

So seidie geplante Batterieforschungsfabrik<br />

in Nordrhein-Westfalen<br />

„kleinkariert“: Statt „in Münster<br />

oder Aachen das Radneu zu erfinden“,<br />

sollten Batteriewerke mit chinesischen<br />

Herstellernzusammen<br />

gebaut werden, sagte Dudenhöffer<br />

der Deutschen Presseagentur.<br />

China sei in Teilbereichen wie etwa<br />

beim Telekom-KonzernHuawei<br />

Technologieführer. (dpa)<br />

Nabu kritisiert Pläne für<br />

Offshore-Windkraft<br />

Gut fürdas Klima, vielleicht schlecht für<br />

dieUmwelt: Ein Windpark FOTO: WAGNER/ DPA<br />

Beim Ausbau der Windkraft auf<br />

Nord-und Ostsee drohen die Risiken<br />

für die Umwelt nach Ansicht des<br />

Naturschutzbunds (Nabu) in den<br />

Hintergrund zu geraten. „Ich habe<br />

das Gefühl, die Windindustrie und<br />

Teile der Politik möchten einen Freifahrtschein<br />

haben“, sagte der Nabu-<br />

Meeresschutzexperte KimDetloff.<br />

Angesichtsneuer Ausbauziele sei die<br />

Gefahr groß, dass Schnelligkeit vor<br />

Qualität gehe und Windparks an der<br />

falschen Stelle gebaut werden. (dpa)<br />

Energie wird immer<br />

effizienter genutzt<br />

Energie wirdinDeutschland immer<br />

effizienter genutzt. Um Warenund<br />

Dienstleistungen im Wert von1000<br />

Euro herzustellen, werden nur noch<br />

4,5 Gigajoule (GJ) Primärenergie<br />

eingesetzt, teilte die Arbeitsgemeinschaft<br />

Energiebilanzen mit. Dassei<br />

ein weltweit vorbildlicher Wert und<br />

entspreche einer Verbesserung von<br />

mehr als 40 Prozent seit 1990, als<br />

noch 7,7 GJ Primärenergie je 1000<br />

Euro Wirtschaftsleistung benötigt<br />

wurden, hießt es seitens der Arbeitsgemeinschaft.<br />

Allein im vergangenen<br />

Jahr verbesserte sich die Energieeffizienz<br />

um 3,1 Prozent. (dpa)<br />

Blablabus hat Fahrziele<br />

seit Start verdoppelt<br />

Rund vier Monate nach dem Einstieg<br />

in den deutschen Fernbusmarkt<br />

hat der bisherige Mitfahrdienst<br />

Blablacar die Zahl seiner<br />

Fahrziele verdoppelt. Inzwischen<br />

fahren die Blablabusse knapp<br />

40 Stationen hierzulande an, sagte<br />

der Deutschland-Chef der Blablabus<br />

genannten Marke, Christopher<br />

Rahn, der Deutschen Presse-Agentur.Das<br />

Unternehmen hatte Ende<br />

Juni mit 19 Zielen begonnen und die<br />

Fahrten damals ab einem Euro angeboten.<br />

(dpa)<br />

Vorsicht, Kredit!<br />

Ein Darlehen zu bekommen, ist heutzutage ziemlicheinfach. Doch einfach ist nicht immer gut<br />

Von Theresa Dräbing<br />

Ob für die Finanzierung<br />

eines neuen Autos oder<br />

eine kostenintensive Renovierung<br />

amHaus: Verbraucherkredite<br />

sind zurzeit günstig<br />

zu haben. Für ein Darlehen von<br />

10000 Euro bei 36-monatiger Laufzeit<br />

sind Zinsen mit einer Drei vor<br />

dem Komma laut Ratenkreditvergleich<br />

der FMH-Finanzberatung keine<br />

Seltenheit mehr. Zugleich ist es<br />

auch einfacher geworden, einen Kredit<br />

zu bekommen. Onlinekreditportale<br />

machen einen persönlichen Termin<br />

bei der Hausbank für viele überflüssig.<br />

Schließlich geht es auch einfach<br />

und bequem vom Laptop von<br />

Zuhause aus.Doch das hat nicht immer<br />

nur Vorteile. Worauf Verbraucher<br />

vorAbschluss eines Kredits achten<br />

sollten:<br />

1. Sich Bedenkzeit nehmen: Bevorein<br />

Kreditvertrag abgeschlossen wird,<br />

sollte in einem ersten Schritt überlegt<br />

werden, wofür der Kredit gebraucht<br />

wird und ob Zusammensparen womöglich<br />

die bessere Alternative ist.<br />

Die finanzielle Situation sollte es<br />

auch bei einer Kreditrückzahlung ermöglichen,<br />

auf unerwartete Ereignisse<br />

reagieren zu können. „Zahlt der<br />

Verbraucher gerade schon andere<br />

Raten ab oder hat sowieso schon ein<br />

sehr knapp kalkuliertes Budget, kann<br />

sich eine Verschuldung rasch in eine<br />

Überschuldung wandeln“, warnt<br />

Sally Peters,Leiterin des Instituts für<br />

Finanzdienstleistungen (Iff)inHamburg.<br />

2. Das günstigste Angebot ist nicht<br />

immer das beste: VieleAngebotesind<br />

nur auf den ersten Blick wirklich<br />

günstig. So beziehen sich die günstigsten<br />

Angebote auf eine sehr gute<br />

Bonität. Bei schlechterer Bonität<br />

steigt in der Regel auch der Kreditzins.<br />

Wird außerdem beispielsweise<br />

zusätzlich eine Restschuldversicherung<br />

abgeschlossen, ist diese Zusatzbelastung<br />

nicht im Effektivzins ausgewiesen.<br />

So hat die Bürgerbewegung<br />

Finanzwende Anfang dieses<br />

Jahres in einer Untersuchung festgestellt,<br />

dass beim zusätzlichen Abschluss<br />

einer Restschuldversicherung,<br />

die bei Zahlungsausfall einspringen<br />

soll, die tatsächliche Zinsbelastung<br />

teilweise um bis zu 25 Prozent<br />

anstieg.<br />

3. Nicht ohne Weiteres einer Restschuldversicherung<br />

zustimmen: Seit<br />

Längerem kritisieren Verbraucherschützer<br />

Restschuldversicherungen<br />

als überteuerte Produkte mit einem<br />

lückenhaften Versicherungsschutz.<br />

So bezieht sich die Todesfallleistung<br />

nur auf Erkrankungen, die nach Vertragsabschluss<br />

eintreten. Auch die<br />

Absicherung von Arbeitslosigkeit<br />

greift nicht immer. „Dennoch wird<br />

vonBanken häufig der Eindruck vermittelt,<br />

dass eine Restschuldversicherung<br />

verpflichtend ist“, kritisiert<br />

auch Julian Merzbacher vonder Bürgerbewegung<br />

Finanzwende. Zwar<br />

wolle er nicht pauschal von solchen<br />

WASHINTER GESCHENKTEN KREDITEN STECKT<br />

Ratenkredite mit negativen Zinssätzen:<br />

Vergangenes Jahr machten Vergleichsportale<br />

wie Smava und Check 24 mit Konditionen für<br />

Ratenkredite auf sich aufmerksam, die am<br />

Ende der Vertragslaufzeit noch nicht einmal<br />

komplett zurückgezahlt werden müssen. Der<br />

Zinssatz lag teilweise bei minus 1,5 Prozent.<br />

Werben um Kundenadressen: Die Aktion<br />

war vorallem dazu da, Kunden zu gewinnen<br />

und Adressen einzusammeln, so die Einschätzung<br />

vonMax Herbst der FMH-Finanzberatung.Für<br />

andere, rentablere Angebote<br />

könnten die Verbraucher dann gezielt angeworben<br />

werden.<br />

GRAFIK: SASCHA JAECK<br />

Policen abraten, Verbraucher sollten<br />

den Nutzen und die Konditionen<br />

aber sehr gründlich prüfen.<br />

4. Niedrige Laufzeit wählen: „Auchbei<br />

niedrigen Zinsen sollte zum Beispiel<br />

die Laufzeit der Raten kurz gehalten<br />

werden, denn diese verteuern den<br />

Kredit“, rät Peters vom Iff Hamburg.<br />

„Soll ein Auto zum Beispiel zehn Jahre<br />

gefahren werden, sollte die Kreditlaufzeit<br />

nicht darüber hinausgehen.“<br />

5. Anbieter vergleichen: Es gibt mehrere<br />

Wege an einen Kredit zu kommen.<br />

Neben der Hausbank vermitteln<br />

auch mehrere Onlineportale<br />

Kredite an Verbraucher. Welche Variante<br />

die bessere ist, lässt sich pauschal<br />

nicht sagen. Aber es gibt VorundNachteile.WährendderHausberater<br />

mit einem persönlichen Beratungsgespräch<br />

punkten kann, welchesmanindemMaßebeiOnlineanbietern<br />

nicht findet, ist der digitale<br />

Abschluss bequemer und via Internet<br />

leichter ein Vergleich möglich.<br />

Außerdem werben Onlinekreditportale<br />

wie Smava oder Auxmoney damit,<br />

Menschen einen Kredit zu ermöglichen,<br />

die bei einer Bank keinen<br />

bekommen würden –wie es zum BeispielbeiSelbstständigenoderArbeitnehmern<br />

mit befristeten Arbeitsverhältnissen<br />

der Fall sein kann, die<br />

nicht genügend Sicherheiten aufweisen.<br />

In diesen Fällen kann etwa auf<br />

einen Privatkredit zurückgegriffen<br />

werden. Doch das Risiko sich zu verschulden<br />

ist ohne ausreichend Sicherheiten<br />

dementsprechend höher.<br />

Am besten ist in jedem Fall: Beide<br />

Wege prüfen. Denn auch ein Gespräch<br />

mit dem Bankberater führt<br />

nicht immer zum optimalen Ergebnis.<br />

„Wo es möglich ist, empfehlen<br />

wir einen unabhängigen Rat beispielsweise<br />

von Verbraucherzentralen<br />

einzuholen“, sagt Merzbacher.<br />

„Je größer die Kreditsumme, umso<br />

wichtiger ist das natürlich.“<br />

6. Kündigungsrechte wahrnehmen:<br />

Die Bank ist gesetzlich verpflichtet,<br />

die Kreditwürdigkeit des Kunden zu<br />

prüfen. Das kann beispielsweise in<br />

Form von Gehaltsnachweisen oder<br />

einer Schufa-Auskunft geschehen.<br />

Kommt die Bank dieser Pflicht nicht<br />

nach und geht dies letzten Endes<br />

zum Nachteil des Kreditnehmers,<br />

weil dieser sich womöglich verschuldet,<br />

kann er gewisse Rechte wahrnehmen.<br />

Zwar führt eine versäumte<br />

Prüfung der Kreditwürdigkeit nicht<br />

zur Unwirksamkeit des Darlehensvertrags.<br />

Jedoch besteht theoretisch<br />

das Recht, dass sich der Sollzins auf<br />

einen marktüblichen Referenzzinssatz<br />

mindert. Außerdem hat der DarlehensnehmerdasRecht,denVertrag<br />

fristlos zu kündigen. DieBank hat in<br />

diesem Fall auch keinen Anspruch<br />

auf Zahlung einer Vorfälligkeitsentscheidung.<br />

Darauf macht die Bundesanstalt<br />

für Finanzdienstleistungen<br />

(Bafin) aufmerksam. „Allerdings<br />

ist es schwierig, einer Bank eine unzureichende<br />

Prüfung juristisch<br />

nachzuweisen“, merkt Merzbacher<br />

an.<br />

Roland Berger lässt NS-Vergangenheit aufarbeiten<br />

Von Roland Losch<br />

Der Unternehmensberater Roland<br />

Berger hat sich entschieden,<br />

die NS-Vergangenheit seines<br />

Vaters aufzuarbeiten. Nach einem<br />

Bericht des „Handelsblatts“ wolle er<br />

Klarheit,soBerger.SeinenVaterhatte<br />

er lange als Gegner und Opfer der Nazis<br />

dargestellt. „Heute bin ich klüger“,<br />

sagte Berger dem „Handelsblatt“.<br />

Die Verleihung des Roland-<br />

Berger-Preises für Menschenwürde<br />

hat er vorerst verschoben.<br />

Angesichts der Recherchen des<br />

„Handelsblatts“ habe er die Histori-<br />

Medienbericht stellt Rolle von Bergers Vater alsNazi-Gegnerinfrage<br />

ker Michael Wolffsohn und Sönke<br />

Neitzel beauftragt, „reinen Tisch zu<br />

machen und alles aufzuklären“, kündigte<br />

Berger an. Wolffsohn sagte dem<br />

„Handelsblatt“: „Soweitsich das bisher<br />

feststellen lässt, war GeorgBerger<br />

in der TatProfiteur des NS-Systems.“<br />

Laut der <strong>Zeitung</strong> war Georg Berger<br />

1931 in die NSDAP eingetreten und<br />

von 1936 bis 1939 Reichskassenverwalter<br />

der Hitler-Jugend gewesen.<br />

Anschließend sei er Generaldirektor<br />

einer „arisierten“ Backfabrik geworden<br />

und habe in einer beschlagnahmten<br />

Villa gewohnt.<br />

Berger hatte seinen Vater in Interviews<br />

in der Vergangenheit als moralisches<br />

Vorbild beschrieben, der 1938<br />

aus Protest gegen die Pogrome aus der<br />

Partei ausgetreten sei und unter Lebensgefahr<br />

gezeigt habe, „mit mir<br />

nicht“. Jetzt sagte er dem „Handelsblatt“,<br />

die Gestapo-Durchsuchungen<br />

habe er als kleiner Buberlebt. Sein Bild<br />

vomVaterstammeauchausErzählungen<br />

in der Verwandtschaft. Es sei wohl<br />

„Selbstbetrug, den ich mir da habe zuschulden<br />

kommen lassen“.<br />

Berger selbst hat mit 50 Millionen<br />

Euro Privatvermögen eine Jugendstiftung<br />

gegründet und lässt seit 2008<br />

einen hoch dotierten Preis für Menschenwürde<br />

verleihen. In diesem Jahr<br />

wirddie Preisverleihung nun verschoben.<br />

Die Berichterstattung über die<br />

Rolle seines Vaters in der Zeit des Nationalsozialismus<br />

gefährde Würde<br />

und Renommee des Preises,soBerger.<br />

Der polnische Bürgerrechtler Adam<br />

Bodnar,der den Preis am kommenden<br />

Montag erhalten sollte, hatte angekündigt,<br />

die Auszeichnung wegen<br />

Zweifeln an Bergers Rolle im Nationalsozialismus<br />

nicht entgegenzunehmen.AuchdasNetzwerk„Schuleohne<br />

Rassismus –Schule mit Courage“ verzichtete<br />

der Mitteilung der Stiftung<br />

zufolge auf den Preis. (dpa)<br />

Mehr Geld<br />

wird weniger<br />

wichtig<br />

Chemie-Beschäftigte<br />

fordern „Zukunftskonto“<br />

Von Christoph Höland<br />

Wenn an diesem Montag die<br />

bundesweite Chemie-Tarifrunde<br />

startet, stehen nicht nur Lohnprozente<br />

auf der Agenda. Die Gewerkschaft<br />

IG BCE fordertaußerdem<br />

ein sogenanntes Zukunftskonto, das<br />

den Beschäftigten flexiblere Arbeitszeiten<br />

und mehr Freizeit bringen soll.<br />

„Der eine möchte sich individuell<br />

freinehmen, andere würden es für<br />

die Rente ansparen oder irgendwann<br />

ein Sabbatical nehmen“, sagt Sinischa<br />

Horvat, Betriebsratschef bei<br />

BASF. „Das kommt bei uns sehr gut<br />

an.“<br />

Der Arbeitgeber-Verband BAVC<br />

warnt hingegen vor überzogenen<br />

Forderungen, bringt sogar eine Nullrunde<br />

ins Gespräch. Diese „würde<br />

niemanden ins Unglück stürzen“,<br />

sagte Verhandlungsführer Georg<br />

Müller der „Rheinischen Post“. Die<br />

exportabhängige Chemieindustrie<br />

verweist auf die Handelskonflikte<br />

und eine deutlich abgekühlte Konjunktur.Die<br />

IG BCE hält dagegen: Ihr<br />

gehe es um die Krisenfähigkeit der<br />

Industrie auf längereSicht, erklärtdie<br />

Gewerkschaft. Sie fordert unter anderem<br />

eine Qualifizierungsoffensive<br />

angesichts der Digitalisierung und<br />

eine tarifliche Zusatzversicherung<br />

für den Pflegefall. Auf eine konkrete<br />

Prozentforderung hat die Gewerkschaft<br />

in diesem Jahr verzichtet, will<br />

aber eine „reale Lohnerhöhung“.<br />

Vier bis sechsfreie Tage mehr<br />

Auch müsse für Entlastung der alternden<br />

Belegschaften gesorgt werden,<br />

wofür das sogenannte Zukunftskonto<br />

daszentraleInstrument<br />

ist. Jeder der rund 580000 Beschäftigten<br />

soll ein solches Konto bekommen.<br />

1000 Euro jährlich würden die<br />

Arbeitgeber losgelöst vom Gehalt<br />

einzahlen. Die Beschäftigten wiederumdürften<br />

dann wählen, ob sie die<br />

Summe ausbezahlt bekommen oder<br />

in vier bis sechs freie Tage jährlich<br />

umwandeln. Sie könnten auch auf<br />

dem Zukunftskonto sparen, um irgendwann<br />

auf einen Schlag in den<br />

Genuss der Vorzüge zu kommen.<br />

Dass diese Forderung bei der<br />

IG BCE zuletzt viel Zuspruch bekam,<br />

hat dem Vernehmen nach aber den<br />

einen oder anderen Gewerkschafter<br />

überrascht. Doch der Wunsch nach<br />

flexibleren und kürzeren Arbeitszeiten<br />

gewinne spätestens seit den<br />

jüngsten Abschlüssen in der Metallindustrie<br />

allerorten an Bedeutung,<br />

sagt die Göttinger Arbeitssoziologin<br />

Nicole Mayer-Ahuja. Sie erklärt das<br />

vorallem mit zunehmender Arbeitsverdichtung<br />

und wachsendem<br />

Stress. „Projektarbeit mit Zielvereinbarungen,<br />

bessere Software zur Dokumentation<br />

vonArbeitoderdas stetige<br />

Betonen von Standortkonkurrenz<br />

und Shareholder-Value haben<br />

ihre Spuren bei den Beschäftigten<br />

hinterlassen.“ Bei Erhebungen des<br />

DGB hätten zuletzt 41 Prozent der<br />

Beschäftigten angegeben, zu erschöpft<br />

zu sein, um ihreFreizeit noch<br />

auszukosten. „Das ist wirklich viel“,<br />

meint Mayer-Ahuja.<br />

Dass das geforderte Zukunftskonto<br />

bei Beschäftigten gut ankommt,<br />

überrascht sie nicht. Schließlich<br />

wählten etwa ältere Arbeitnehmer<br />

bislang nur individuelle Strategien<br />

für den Umgang mit zu hoher Belastung.<br />

„Also meist Teilzeit mit Lohnverzicht<br />

oder Frühverrentung mit<br />

Einkommensbußen“.<br />

Ob die Arbeitgeber den Zukunftskonten<br />

zustimmen, bleibt<br />

abzuwarten. Das Konzept kommt<br />

etwa einer Lohnerhöhung um<br />

1,8 Prozent gleich, hat der BAVC<br />

ausgerechnet. Dass die Beschäftigten<br />

weniger arbeiten wollen, stößt<br />

aberaus einem anderemGrund auf<br />

Skepsis: Es könnte schwer werden,<br />

Ersatz für zu Hause bleibende Beschäftigte<br />

zu finden – wegen des<br />

Fachkräftemangels.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 7 *<br />

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Wirtschaft<br />

Warnstreiks treffen Lufthansa-Töchter<br />

Eskalation zwischen Ufo-Gewerkschaft und Fluggesellschaft: Etwa 100 Flugzeuge blieben kurzfristig am Boden<br />

Von Christian Ebner<br />

Die Kabinengewerkschaft<br />

Ufo hat ihre für Sonntag<br />

angekündigten Warnstreiks<br />

bei vier Lufthansa-<br />

Töchtern kurzfristig ausgeweitet. In<br />

der Folge fielen einige Flüge aus.<br />

DerStreitgeht ums Prinzip.<br />

Die kurzfristig ausgeweiteten<br />

Warnstreiks der Flugbegleiter haben<br />

am Sonntag bei verschiedenen Gesellschaften<br />

des Lufthansa-Konzerns<br />

zurund100Flugausfällengeführt.Vor<br />

allem in Berlin, Köln, München und<br />

Stuttgart bekamen die Fluggäste den<br />

Arbeitskampf zwischen der Kabinengewerkschaft<br />

Ufo und dem größten<br />

LuftverkehrskonzernEuropas zu spüren.<br />

DieGewerkschaft hatte den Warnstreik<br />

am Morgen von ursprünglich<br />

sechs auf 19 Stunden bis Mitternacht<br />

bei den Konzerntöchtern Eurowings,<br />

Germanwings, Lufthansa Cityline<br />

und Sunexpress verlängert. DieKerngesellschaft<br />

Lufthansa wurde hingegen<br />

nicht bestreikt, sodass am<br />

größten deutschen Flughafen in<br />

Frankfurt nur wenige Flüge der Lufthansa<br />

Cityline abgesagt werden<br />

mussten.<br />

„Die vollmundigen Ankündigungen<br />

der Lufthansa, alle Flüge stattfinden<br />

zu lassen, sind einfach nicht eingetreten“,<br />

sagte der stellvertretende<br />

Ufo-Vorsitzende Daniel Flohr in<br />

Frankfurt. Er beschuldigte das Management,<br />

Streikbrecher mit bis zu<br />

Lange Schlangen wegen eines kurzfristig verlängerten Streiks: Die Flugbegleitergewerkschaft Ufohat am Sonntag dieLufthansa-Töchter bestreikt.<br />

200 Euro Extraprämien geködert zu<br />

haben. Ein Eurowings-Sprecher erklärte,<br />

dass nur tarifvertraglich fest<br />

vereinbarte Zuschläge gezahlt würden.Diesewürdenimmerfällig,wenn<br />

FlugbegleitersichanfreienTagenfreiwillig<br />

meldeten. Allgemein hielten<br />

sich die Auswirkungen der aus Sicht<br />

des Konzerns rechtswidrigen Warnstreiks<br />

in Grenzen. „Mehr als 90 Prozent<br />

der Crews sind pünktlich zum<br />

Dienst erschienen.“ Eine Gesamtzahl<br />

der ausgefallenen Flüge nannten<br />

Lufthansa und Eurowings zunächst<br />

nicht. Für eine Bilanz müsse das<br />

Streikende abgewartet werden.<br />

FOTO: FRISO GENTSCH/DPA<br />

Denöffentlich zugänglichen Flugplänen<br />

zufolge fiel jeweils eine deutlich<br />

zweistellige Zahl von Flügen in<br />

Berlin-Tegel, Köln, München, Stuttgart<br />

und Hamburg aus, zusammen<br />

mit kleineren Flughäfen wurden rund<br />

100 Starts abgesagt. Gestrichen wurden<br />

meist innerdeutsche Verbindungen,<br />

auf denen die Passagieremit der<br />

Bahn ans Ziel gebracht werden konnten.<br />

In Düsseldorffiel ein Überseeflug<br />

der Eurowings zum NewYorkerFlughafen<br />

Newark aus, allerdings wohl<br />

aus technischen Gründen.<br />

Von Ufo bestreikt wurden ausschließlich<br />

Flugbetriebe mit deutschem<br />

Tarifrecht mit Ausnahme der<br />

Lufthansa-Kerngesellschaft. Nach<br />

einer Flugplanauswertung des Onlineportals<br />

Austrianaviation.net sollten<br />

diese Gesellschaften am Sonntag<br />

rund 500 Verbindungen mit Flugnummern<br />

der Gesellschaften Eurowings,Lufthansa<br />

und Sunexpress anbieten.<br />

Dem Vernehmen nach hat<br />

Eurowings einzelne dieser Flüge mit<br />

nicht bestreikten Flugbetrieben<br />

durchgeführt. Hier kommen die<br />

LG Walter und die österreichische<br />

Eurowings Europe in Betracht.<br />

Ufo kündigte an, am Montag die<br />

Warnstreiks in ihren jeweiligen Tarifkommissionen<br />

auszuwerten und über<br />

weitere Maßnahmen zu beraten. Die<br />

Gewerkschaft hat für jede der fünf<br />

Fluggesellschaften Forderungen aufgestellt,<br />

die vom Lufthansa-Konzern<br />

teilweise bereits freiwillig geleistetwerden.<br />

So zahlt Lufthansa freiwillig<br />

2,0 Prozent mehr Gehalt, obwohl Ufo<br />

im aktuellen Arbeitskampf nur 1,8 Prozent<br />

geforderthat.<br />

ZumAbschluss vonförmlichen Tarifverträgen<br />

mit der Ufo ist Lufthansa<br />

aber weiterhin nicht bereit. Sieerkennt<br />

den Ufo-Vorstand nach erheblichen<br />

Führungsquerelen nicht mehr als vertretungsberechtigt<br />

an und will der Gewerkschaft<br />

vor Gericht die Fähigkeit<br />

absprechen lassen, Tarifverträge<br />

rechtsgültig abzuschließen. Im Hintergrund<br />

schickt sich die Konkurrenzgewerkschaft<br />

Verdian, neue Tarifverträge<br />

für das Kabinenpersonal abzuschließen.<br />

(dpa)<br />

AMS bleibt hartnäckig<br />

Die Österreicher unterbreiten neues Angebot für Osram<br />

Von Thomas Magenheim<br />

Nur zwei Wochen nach gescheitertem<br />

zweiten Übernahmeversuch<br />

wagt AMS ein drittes Mal, den<br />

dreifach größeren Traditionskonzern<br />

Osram zuschlucken. Eine erste Offerte<br />

hatte die Firma schon binnen<br />

24 Stunden wieder kassiert. Beim jetzigen<br />

Anlauf stehen die Chancen allerdings<br />

besser denn je.Preislich bietet<br />

AMS zwar unverändert41Euroje<br />

Osram-Aktie und damit insgesamt<br />

4,6 Milliarden Euro für die ehemalige<br />

Siemens-Tochter. Aber zum einen<br />

wurde die Annahmeschwelle vonzuvor62,5<br />

auf 55 Prozent gesenkt. Zum<br />

anderen hat ein rivalisierendes Bieterduo<br />

aufgegeben. Eindritter wichtiger<br />

Punkt: Die Finanzinvestoren<br />

Bain und Advent haben Osram mitgeteilt,<br />

kein Angebot mehr vorlegen<br />

zu wollen. Darauf können Osram-<br />

Aktionärenicht mehr spekulieren.<br />

Während das Osram-Management<br />

unter Konzernchef Olaf Berlien<br />

dem Werben seines AMS-Amtskollegen<br />

Alexander Everke zuvor noch erkennbar<br />

skeptisch gegenüber stand,<br />

scheint das Eis auf oberer Managementebene<br />

nun gebrochen. AMS<br />

und Osram hätten in den vergangenen<br />

Tagen konstruktive Gespräche<br />

geführt, sagt Berlien. „Der Vorstand<br />

begrüßt die bisher erzielten Fortschritte<br />

und ist zuversichtlich, dass<br />

sich beide Seiten auf ein zukunftsfähiges<br />

strategisches Konzept verständigen<br />

werden“, erklärte er. Bislang<br />

Vielleicht baldTeil vonAMS:Osram<br />

könnte übernommenwerden. FOTO: HASE/DPA<br />

hatten Berlien und seine Vorstandskollegen<br />

genau das bezweifelt.<br />

Kritischerdennjeistallerdingsdie<br />

IG Metall. Die Gewerkschaft spricht<br />

vom erneuten Versuch einer feindlichen<br />

Übernahme. „Es entsteht der<br />

Eindruck, dass sich AMS total verrannt<br />

hat und dadurch bereit ist, unkalkulierbare<br />

Risiken einzugehen“,<br />

kritisiert der für Osram bei der Gewerkschaft<br />

zuständige Klaus Abel.<br />

Mulmig ist ihm zum einen wegen der<br />

hohen Verschuldung, die mit einer<br />

überwiegend kreditfinanzierten<br />

Übernahme von Osram durch AMS<br />

einhergehen würde. Zum anderen<br />

bezweifeln Abel und Kollegen, dass<br />

die kleine AMS mit ihren 9000 Beschäftigten<br />

einen großen Konzern<br />

wie Osram mit 26000 Mitarbeitern<br />

erfolgreich integrieren könnte. Die<br />

Angst um Jobs ist groß, zumal AMS<br />

bislang betriebsbedingte Kündigungen<br />

nicht ausschließen will.<br />

Mitder skeptischen IG Metall und<br />

Osram-Betriebsräten hat AMS seinen<br />

neuerlichen Vorstoß auch nicht<br />

abgesprochen.DassätweiteresMisstrauen.<br />

Abel kritisiert auch die Art<br />

und Weise des Vorgehens. Denn<br />

eigentlich verordnet das Wertpapier-<br />

Übernahmegesetz Unternehmen<br />

eine einjährige Sperrfrist für eine<br />

neuerliche Offerte, wenn eine Übernahme<br />

gescheitert ist. AMS hat aber<br />

einfach eine neue Bietergesellschaft<br />

gegründet, die nun proforma Osram<br />

kaufen will, was die IG Metall als<br />

Trickserei und Verstoß gegen den<br />

Geist des Gesetzes wertet.<br />

Falls die deutsche Finanzaufsicht<br />

sich nicht der Sichtweise der IG Metall<br />

anschließt und die neue AMS-Offerte<br />

ablehnt, wollen die Österreicher<br />

ihrAngebotspätestensEndeOktober<br />

offiziell machen und Osram-Aktionären<br />

vier Wochen zum Verkauf ihrer<br />

Anteile geben. Kommt es dazu, stehen<br />

die Chancen für AMS mittlerweile<br />

nicht schlecht. Denn bei der zweiten<br />

gescheiterten Offerte wurden<br />

dem Unternehmen aus Premstätten<br />

bei Graz immerhin knapp 52 Prozent<br />

der Anteile angeboten. Fast 20 Prozent<br />

hat AMS bereits über Finanzmärkte<br />

zugekauft. Im dritten Anlauf<br />

könnte die Übernahme nun also gelingen.<br />

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8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />

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Meinung<br />

Mietendeckel<br />

ZITAT<br />

Die Arbeit<br />

beginnt erst<br />

Elmar Schütze<br />

erwartet vonRot-Rot-Grün einen<br />

gerichtsfesten Gesetzesentwurf.<br />

Der Gesetzesentwurf für den Mietendeckel<br />

ist durch. Kurz vor knapp –<br />

wenn der Fahrplan eingehalten werden<br />

soll, das Gesetz Anfang 2020 zu beschließen.<br />

Es brauchte drei krisenhafte Sitzungen<br />

des Koalitionsausschusses und förderte<br />

erstmals seriöse Zweifel an der<br />

Kompromissfähigkeit des Bündnisses zutage.<br />

Selten ist unter den Partnern sogestritten<br />

worden. Und das gerne auch öffentlich,<br />

als etwa der Regierende Bürgermeister<br />

im ZDF Positionen festklopfte,die<br />

internnoch nicht entschieden waren.<br />

Dass es am Ende doch zu einem Gesetzesentwurf<br />

gereicht hat, hatte zwei<br />

Gründe – einen vordergründig-politischen<br />

und einen strategischen: Natürlich<br />

wollten alle Koalitionäreeine„Atempause<br />

für die Mieter“, wie sie so häufig sagten.<br />

Ebenso wahr ist auch, dass ein Scheitern<br />

des Deckels auch als Scheitern von Rot-<br />

Rot-Grün gewertet worden wäre. Alle drei<br />

hätten verloren, das zwingt zusammen.<br />

Doch die eigentliche Arbeit im Detail<br />

beginnt ohnehin erst. Im parlamentarischen<br />

Verfahren wird die Koalition noch<br />

einmal das knappe Dutzend Rechtsgutachten<br />

durchackern, das in den vergangenen<br />

Monaten vorgelegt wurde. Ziel muss<br />

eine gerichtsfeste Formulierung sein.<br />

Die ganze Republik wird genau hinsehen,<br />

denn es handelt sich nicht nur um<br />

ein <strong>Berliner</strong> Thema. Andere Großstädte<br />

leiden auch unter explodierenden Angebotsmieten.<br />

In München ist gerade ein<br />

Volksbegehren für einen sogar sechsjährigen<br />

Mietenstopp gestartet worden.<br />

Interessant wirdauch sein, ob die CDU<br />

ihren Widerstand gegen den populären<br />

Eingriff in den Mietenmarkt durchhält.<br />

Zwar hat die Unions-Bundestagsfraktion<br />

Klage gegen das <strong>Berliner</strong> Gesetz angekündigt.<br />

Malabwarten …<br />

Brexit<br />

Verloren hat<br />

Johnson noch nicht<br />

Katrin Pribyl<br />

denkt, es ist nur eine Frageder Zeit,<br />

bis das Abkommen durchkommt.<br />

Essollte ein historischer „Supersamstag“<br />

werden. Doch die britischen Abgeordneten<br />

verschoben die Entscheidung<br />

über den Deal. Alles wie immer in der leidigen<br />

Brexit-Saga. Sobald das britische<br />

Unterhaus in den vergangenen Monaten<br />

aufgerufen war, eine endgültige Wahl zu<br />

treffen, drehte und krümmte und wand es<br />

sich. Folglich hat Premier Boris Johnson<br />

am Samstagabend um eine Verlängerung<br />

der Brexit-Frist gebeten, auch wenn das<br />

Gesuch in Form von drei Briefen mehr<br />

von trotziger Unreife denn von staatsmännischer<br />

Fähigkeit zeugt.<br />

Wie geht es weiter? Das Chaos auf der<br />

Insel wirkt größer als je zuvor. Als wahrscheinlich<br />

gilt, dass die Regierung diese<br />

Woche das Gesetz zur Ratifizierung des<br />

Abkommens einbringt. Denn der Premier<br />

mag am Sonnabend das Votum zurückgezogen<br />

haben, womit der große Boris-<br />

Johnson-Jubeltag fürs Erste ausblieb.Verloren<br />

hat der Regierungschef trotzdem<br />

nicht. Seine Rhetorik, dass das Parlament<br />

den Willen des Volkes untergrabe und er<br />

allein im Auftrag der enttäuschten Brexit-<br />

Wähler agiere, kann er weiter verschärfen.<br />

Für baldige Neuwahlen wirdihm die Taktik<br />

helfen. Gleichzeitig scheint es nur eine<br />

Frage der Zeit, bis er sein Abkommen<br />

durch das Parlament bringt. Johnson<br />

weiß nicht nur das Momentum auf seiner<br />

Seite nach dem EU-Gipfel letzte Woche,<br />

von dem er triumphierend mit Deal auf<br />

die Insel zurückkehrte. Helfen dürften<br />

ihm vorallem die Frustration etlicher Abgeordneter,<br />

die das Thema erledigt sehen<br />

wollen. Hauptsache Brexit, wie auch immer<br />

der aussehen mag. Dasist die eigentliche<br />

Tragik der Geschichte. Sollte nicht<br />

ein Wunder geschehen, haben die europaskeptischen<br />

Hardliner wohl gewonnen.<br />

Revier Nahost<br />

Das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung<br />

ist laut Bundesverfassungsgericht<br />

„in gewissem<br />

Sinn die Grundlage jeder Freiheit<br />

überhaupt“. Meinungen sind Werturteile<br />

und lassen sich somit weder als wahr noch<br />

als unwahr qualifizieren. Es spielt für den<br />

verfassungsrechtlichen Schutz keine Rolle,<br />

ob die Meinungsäußerung begründet oder<br />

grundlos erscheint, ob sie von anderen für<br />

nützlich oder für schädlich, für wertvoll oder<br />

für wertlos gehalten wird.<br />

Vonden Meinungsäußerungen sind die<br />

Tatsachenbehauptungen abzugrenzen. Hier<br />

geht es um Äußerungen über gegenwärtige<br />

oder vergangene Zustände oder Ereignisse,<br />

die dem Beweise zugänglich sind. Allerdings<br />

sind Meinungsäußerungen oftmals nahezu<br />

untrennbar mit Tatsachenbehauptungen<br />

vermischt. Deshalb fallen auch Tatsachenbehauptungen<br />

unter den Schutz der Meinungsfreiheit<br />

des Artikel 5Absatz 1GG, wenn und<br />

soweit sie Voraussetzung der Bildung von<br />

Meinungen sind.<br />

Dem Grundrecht der Meinungsfreiheit<br />

sind allerdings von Verfassung wegen Grenzengesetzt.<br />

Diese ergeben sich aus Art. 5Abs.<br />

2GG, wobei die Schranke der allgemeinen<br />

Gesetze imVordergrund steht. Unter einem<br />

allgemeinen Gesetz versteht man gemeinhin<br />

ein Gesetz, das dem Schutz eines schlechthin,<br />

also ohne Rücksicht auf eine bestimmte<br />

Meinung, zu schützenden Rechtsguts dient.<br />

Das Bundesverfassungsgericht geht darüber<br />

hinaus von einer Wechselwirkung zwischen<br />

den allgemeinen Gesetzen, die der Meinungsfreiheit<br />

Grenzen setzen, und den Rechten<br />

aus Art. 5Abs.1GG aus.Somit setzen die<br />

allgemeinen Gesetze zwar dem Wortlaut<br />

nach dem Grundrecht Schranken, müssen<br />

ihrerseits aber in ihrer das Grundrecht begrenzenden<br />

Wirkung selbst wieder eingeschränkt<br />

werden.<br />

Neben der klassisch-liberalen Funktion<br />

des Grundrechts der Meinungsfreiheit als<br />

Abwehrrecht gegen staatliche Eingriffe ist<br />

Die Koordinaten in der Gesellschaft verschieben<br />

sich. Auch diejenigen, die das<br />

Gefühl dafür bestimmen, was normal ist und<br />

was nicht. Nach dem Anschlag von Halle<br />

geht die Verschiebung weiter. Und bedauerlicherweise<br />

nicht zum Besseren.<br />

Es gibt diesen berühmten Satz von Golda<br />

Meir, der legendären israelischen Politikerin.<br />

Sie sagte: „Die Juden können sich Pessimismus<br />

nicht leisten.“Wassie damit sagt, ist, dass<br />

die Anlässe für Pessimismus wohl weit zahlreicher<br />

sind als für Optimismus.Und dass Optimismus<br />

immer eine Option bleiben muss,<br />

weil alles andereSchicksalsergebenheit wäre.<br />

Auch in schweren Zeiten bleibt die Möglichkeit,<br />

bleibt die Pflicht zu handeln. „So ist es<br />

eben“, das ist demnach kein akzeptabler Satz.<br />

Viele Menschen hat die Tatvon Halle erschüttert.<br />

Mir ging es so und vielen anderen<br />

auch. Die Tat rührte an ein Trauma. Für die<br />

jüdische Gemeinschaft, für alle,inderen Familiengeschichte<br />

jener kollektive Wahn des<br />

Antisemitismus zu unvorstellbaren Grausamkeiten<br />

geführt hatte. Deshalb ist es für<br />

die Juden in Deutschland so wichtig, dass<br />

das Motiv des Täters wirklich beim Namen<br />

genannt wird. Es war Antisemitismus. Jeder,<br />

absolut jeder Rechtsextremist ist ein Antisemit.<br />

Dieser Wahn vonder Weltverschwörung<br />

der Juden, diese Idee,dass Juden finster,böse<br />

und mächtig sind, dass sie kleine Kinder<br />

schlachten, die Welt vergiften, die „Völker“<br />

zersetzen und was weiß ich noch alles –all<br />

das gehört zum Betriebssystem des Rechtsextremismus.Zujedem<br />

Rechtsextremismus.<br />

Zehn Debatten in zehn Wochen.<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,der Tagesspiegel und die Bundeszentrale<br />

für politische Bildung feiern30Jahre Meinungsfreiheit.<br />

Diese Woche: Das wird man ja wohl noch sagen dürfen?<br />

Argumente und Ideen bitte an<br />

leser-blz@dumont.de; Stichwort: Meinungsfreiheit<br />

Alle Debatten online unter<br />

berliner-zeitung.de/meinungsfreiheit<br />

Die Basis<br />

der Freiheit<br />

Hans-Jürgen Papier<br />

warbis 2010 Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Er forderteine<br />

effiziente Durchsetzung des Rechts, auch im Internet.<br />

KOLUMNE<br />

Wasist noch<br />

normal nach der<br />

Tatvon Halle?<br />

Anetta Kahane<br />

Amadeu Antonio Stiftung<br />

Wenn Juden mit diesem Hass konfrontiert<br />

werden, der mehr als 2000 Jahre Zeit<br />

hatte, sich im Gedächtnis festzutackern,<br />

dann erschüttertdas,esrührtaneiner tiefen<br />

Angst.<br />

Es ist wie der Geruch von Feuer im Wald,<br />

der jedem Lebewesen signalisiert, sich sofort<br />

in Sicherheit zu bringen. Antisemitismus ist<br />

das Urfeuer. Wenn es eine Gesellschaft erfasst,<br />

verbrennt es alles.<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

dieses Grundrecht auch Ausdruck einer objektiv-rechtlichen<br />

Wertentscheidung. Es<br />

setzt mithin Maßstäbe bei der Auslegung<br />

und Anwendung allen Gesetzesrechts, vor<br />

allem auch des Privatrechts. Bei der Überprüfung<br />

von straf- oder zivilgerichtlichen<br />

Sanktionen wegen mehrdeutiger Meinungsäußerungen<br />

ist vondem Grundsatz auszugehen,<br />

dass die Gerichte beider Auslegungder<br />

Meinungsäußerung nicht für den zur Sanktion<br />

führenden Sinn entscheiden dürfen,<br />

ohne zuvor die Alternativen mit tragfähigen<br />

Gründen ausgeschlossen zu haben. Andernfalls<br />

müsste der Meinungsäußernde stets befürchten,<br />

wegen einer Deutung, die den gemeinten<br />

Sinn seiner Äußerung verfehlt, mit<br />

staatlichen Sanktionen belegt zu werden.<br />

In Zeiten der Digitalisierung und des Internets<br />

wirddie Frage diskutiert, ob die Meinungsfreiheit<br />

neu zu denken sei. Es ist unzweifelhaft,<br />

dass das Internet kein rechtsfreier<br />

Raum ist, die materiell-rechtlichenVorschriften<br />

zum Schutz öffentlicher oder<br />

privater Rechtsgüter gelten selbstverständlich<br />

uneingeschränkt auch bei der Nutzung<br />

des Internets. Was nötig ist, ist die vom<br />

Rechtsstaatsprinzip geforderte effiziente<br />

Durchsetzung geltenden Rechts. Hier muss<br />

die Gesetzgebung durcheineAnpassung von<br />

Organisation und Verfahren dafür Sorge tragen,<br />

dass unter den veränderten technologischen<br />

Bedingungen sowohl die Herrschaft<br />

des Rechts wie auch die staatliche Justizgewährung<br />

uneingeschränkte Geltung behalten<br />

oder wiedererlangen.<br />

Herausforderungen wie die durch den Populismus,Hassreden<br />

und die Verbreitung von<br />

Fake News gehören schon immer zu den Risiken,<br />

die die Demokratien um der Freiheit willen<br />

stets aufs Neue eingehen und bestehen<br />

müssen. Das Grundrecht der Meinungsfreiheit<br />

darfauf gesetzlicher Grundlage und zum<br />

Schutz höher-oder zumindest gleichrangiger<br />

Rechtsgüter der Allgemeinheit oder des Einzelnen<br />

eingeschränkt werden –nicht aber zur<br />

Durchsetzung einer„besseren Moral“.<br />

Eine junge Frau war voreinigen Tagen bei<br />

mir. Ihr gingen die Ereignisse von Halle sehr<br />

nah. Ich habe mit einigen Leuten gesprochen,<br />

die wie sie und ich selbst dieses Gefühl<br />

vonBodenlosigkeit hatten. Ob wir nicht eine<br />

Supervision bräuchten, fragte uns jemand.<br />

Ich fand die Frage erstaunlich, aber für die<br />

Stimmung im Land normal.<br />

Normal, weil als unnormal angesehen<br />

wird, wenn Antisemitismus als Urfeuer<br />

wahrgenommen wird. Normal, weil es als<br />

unangemessen oder übertrieben angesehen<br />

wird, darauf mit Tränen und Erschütterung<br />

zu reagieren. Das Gegenteil ist aber richtig,<br />

es ist angemessen und normal, auf den Angriff<br />

und seine Folgen emotional und tief besorgt<br />

zu reagieren.<br />

Undwas,folgt man Golda Meiers Gedanken,<br />

kann man nun tun? Wiekann man handeln?<br />

Was wäre im besten Sinne normal?<br />

Vielleicht doch nicht die Mittel gegen<br />

Rechtsextremismus und Antisemitismus<br />

streichen, wie es das Bundesfamilienministerin<br />

Franziska Giffey gerade tut?<br />

Ja, esist normal und angemessen, darüber<br />

wütend und enttäuscht zu sein. Ja, es<br />

wäre normal, das bürokratische „So ist es<br />

eben“-Zuständigkeitsgelaber zu lassen und<br />

die Menschen vor Ort zu unterstützen, die<br />

kompetent sind und handeln können. Was<br />

für ein Armutszeugnis für die Bundesregierung,<br />

dass das hier gesagt werden muss.<br />

Gerade jetzt daran erinnern zumüssen,<br />

was geschehen wird, wenn erst alles in Flammen<br />

steht, das ist nicht normal.<br />

„Die Mutter hat eine große<br />

Verantwortung. Und sie<br />

trägt dazu bei, dass die<br />

Jungen nicht selbstständig<br />

werden, weil sie ihnen alles<br />

abnimmt.“<br />

AhmetToprak, Professor für Erziehungswissenschaften<br />

an der Fachhochschule Dortmund,<br />

über die Erziehung muslimischer Jungs<br />

AUSLESE<br />

Wasbringt die<br />

Grundsteuer-Reform?<br />

Der Bundestag hat am Freitag nach<br />

langen Verhandlungen die Reform<br />

der Grundsteuer beschlossen. Die Kommentatoren<br />

sehen Vor- und Nachteile.<br />

Die Frankfurter Allgemeine <strong>Zeitung</strong> urteilt<br />

zufrieden:„Die letztendliche Höhe der<br />

Grundsteuer in einem Ort verbleibt in der<br />

Hand der jeweiligen Kommune. (...) Das<br />

stärkt die Bedeutung kommunaler Politik<br />

und den Wettbewerb der Kommunen untereinander.Wie<br />

teuer die Grundsteuer im<br />

nächsten Jahrzehnt wird, obliegt entscheidend<br />

den Gemeinden und deren Hebesätzen.<br />

Das liegt wiederum auch in der Verantwortung<br />

derBürgermeister.“<br />

In der Hannoverschen Allgemeinen<br />

<strong>Zeitung</strong> ist zu lesen:„Es wärebessergewesen,<br />

wenn sich der Gesetzgeber auf ein<br />

bundesweit einheitliches und einfaches<br />

System verständigt hätte –dennoch hat<br />

die nun beschlossene Lösung auch einen<br />

gewissen Charme. Bei der Grundsteuer<br />

entwickelt sich ein Wettbewerb, welches<br />

Bundesland sich für das vernünftigste<br />

Verfahrenentscheidet.“<br />

Die Fuldaer <strong>Zeitung</strong> kommentiert enttäuscht:<br />

„Eine Steuerreform, die überfällig<br />

war und beschlossene Sache ist, von der<br />

aber niemand weiß, ob es teurer oder billiger,<br />

einfacher oder komplizierter wird –<br />

das ist einWiderspruch in sich. Denn keine<br />

Reform sollte das Alte, das ersetzt werden<br />

soll, verkomplizieren. Doch der Beschluss<br />

liegt in der Natur einer großen Koalition,<br />

die zusammenbringen muss,was nicht zusammengehört.“<br />

Bettina Cosack<br />

PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />

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Newsdesk-Chefs (Nachrichten/Politik/Wirtschaft): Tobias Miller,<br />

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Seite 3/Report: Bettina Cosack.<br />

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Brandenburg täglich 274 000 Leser.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 – S eite 9 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Leser fragen –Experten<br />

antworten: Alles über<br />

das Sparen im Alter<br />

Seite 12<br />

Samariterkiez: Jetzt sprechen die Poller-Befürworter Seite 12<br />

Charité: Neue Dokumentation lässt Mitarbeiter zu Wort kommen Seite 13<br />

Stadtbild<br />

Aram Tram<br />

Tram<br />

BarbaraWeitzel<br />

erlebt eine Ohrwurmplage.<br />

Während die Blätter sich nun<br />

verfärben, herrscht in den Supermärkten<br />

schon Winter. Ich gehöre<br />

nicht zu den Leuten, die im<br />

September mit einem „Endlich!“ zu<br />

Dominosteinen und Spekulatius<br />

greifen, habe es mir aber auch abgewöhnt,<br />

mich über die Weihnachtsberge<br />

im Altweibersommer aufzuregen.<br />

IchmagVorfreude,und die lasse<br />

ich mir weder durch voreiligen Genuss<br />

noch durch den Ärger über die<br />

Verführung nehmen. Man kann sie<br />

ja ignorieren.<br />

Nicht ignorieren kann ich die Begleiterscheinungen.<br />

Das Kind fängt<br />

nämlich beim Anblick der Lebkuchen<br />

und Zimtsterne verlässlich an<br />

zu singen. Und wer einmal „In der<br />

Weihnachtsbäckerei“ im Ohr hatte<br />

weiß: Das geht so schnell nicht weg.<br />

Kaum ein Wurm hält sich fester. Gemessen<br />

an seiner Länge und Kraft<br />

müsste er Ohr-Anakonda heißen.<br />

Undsokommt es, dass ich mir zwar<br />

die Dominos und auch das Lamento<br />

über ihre Omnipräsenz verkneife,<br />

aber mit einem gequälten „zwischen<br />

Mehl und Milch /macht so mancher<br />

Knilch /eine riesengroße Kleckerei“<br />

durch den sonnigen Park stapfe.<br />

Stapfte. Denn ich wünsche mir<br />

den Knilch im Ohr zurück. Schreibe<br />

„kaum ein Wurm“ und nicht „kein<br />

Wurm“. Bin seit kurzem klüger. Da<br />

hörte ich Gesang aus einer Kita, vielstimmig,<br />

hell und so schief, wie man<br />

es nur Kinderkehlen verzeiht. Der<br />

Text ging so: „Aram Sam Sam Aram<br />

Sam Sam Gulli Gulli Gulli Gulli Gulli<br />

Ram Sam Sam.“ Die Melodie passte<br />

in ihrer Schlichtheit dazu wie ein<br />

Sternförmchen zum Mürbeteig und<br />

genau in mein Ohr. Demütig begriff<br />

ich, dass man sich noch viel bescheuerter<br />

vorkommen kann, als mit<br />

der „Weihnachtsbäckerei“ auf den<br />

Lippen.<br />

Nun hat man sich ja, im 3. Jahrtausend<br />

und in einer Großstadt lebend<br />

und folglich permanent Musiken<br />

ausgesetzt, Kompetenzen angeeignet,<br />

sich zur Wehr zu setzen.<br />

Denn viele der Lieder, die in Warteschleifen<br />

und Geschäften laufen, haben<br />

Wurmkräfte. Hält sich einer besonders<br />

hartnäckig oder ist besonders<br />

hässlich, hilft am besten ein anderer<br />

hartnäckiger, idealerweise<br />

nicht ganz so schlimmer.<br />

Kinderlieder, siehe „Weihnachtsbäckerei“,<br />

eignen sich hervorragend,<br />

etwa „Booooob the builder“. Man<br />

kann sich aber auch „Für Elise“, „It’s<br />

Raining Men“ oder„Ergehörtzumir“<br />

ins Gedächtnis rufen. Wenn man sich<br />

traut. Denn während man mit Kinderliedern<br />

nur Eltern ansteckt, trifft<br />

es bei letztgenannten alle.<br />

Apropos alle. Von dem Kita-Lied<br />

befreite mich kurzfristig die BVG.<br />

Seit Jahren mit der BSR um den besten<br />

Kalauer wetteifernd, hat sie einige<br />

Straßenbahnen mit folgendem<br />

Slogan bedruckt:„Weine nicht, wenn<br />

der Regen kommt. Tram Tram, Tram<br />

Tram“. Mit dem Wurm könnte ich<br />

ein paar Stunden leben, zumal ich<br />

für Kalauer nicht weniger empfänglich<br />

als für Dominosteine bin. Aber<br />

„Tram“ und „Aram“ reimt sich halt<br />

leider. Dem wilden Wechsel beider<br />

Lieder ausgesetzt, kommt mir die<br />

letzte Zeile der „Weihnachtsbäckerei“<br />

in den Sinn: „Schmeiß den Ofen<br />

an oh ja!“ Vonmir aus.<br />

Blick aus einem Hochhaus am S-Bahnhof Bellevue: Der Wagen des Sonderzuges stand lichterloh in Flammen.<br />

Sonderzug in Flammen<br />

Aus ungeklärter Ursache gerät ein Waggon mit Fans des SC Freiburg in Brand –drei Leichtverletzte<br />

VonPatrick Berger,Mathias Bunkus<br />

Andreas Kopietz und Eric Richard<br />

Eshätte in einer Katastrophe<br />

enden können. Doch die<br />

Fußballfans hatten Glück<br />

im Unglück. Als in der<br />

Nacht zum Sonntag ihr Sonderzug<br />

Feuer fing, waren Feuerwehr und Polizei<br />

schnell zur Stelle, und auch die<br />

Besonnenheit der Fans selbst verhinderte,dass<br />

Panik ausbrach.<br />

Rund 700 Anhänger des Fußball-<br />

Bundesligisten SC Freiburg waren<br />

am Sonnabend nach dem verlorenen<br />

Spiel gegen Union Berlin gegen<br />

20 Uhrmit einem Sonderzug vomS-<br />

Bahnhof Charlottenburg aus in<br />

Richtung Heimat gestartet. Kurz darauf<br />

fing ein Wagen im vorderen Teil<br />

des Zuges Feuer. Im S-Bahnhof<br />

Bellevue kam der Zug zum Stehen.<br />

DieFahrgäste im vorderen Teil retteten<br />

sich auf den Bahnsteig, die im<br />

hinteren Teil auf die Gleise.<br />

Die Feuerwehr rückte mit einem<br />

Großaufgebot von 200 Leuten an.<br />

Der Zug wurde evakuiert, ebenso<br />

zwei S-Bahnen und schließlich der<br />

gesamte Bahnhof. Eine Panik blieb<br />

aus, weshalb die „Supporters Crew<br />

Mit rund 200 Leuten wardie Feuerwehr im Einsatz.<br />

Freiburg“, die die Fahrt organisiert<br />

hatte, dem besonnenen Verhalten<br />

ihrer Fans dankte.„Drei Personen erlitten<br />

Rauchgasvergiftungen und<br />

wurden zur ambulanten Behandlung<br />

in Krankenhäuser gebracht“,<br />

sagte ein Feuerwehrsprecher. Der<br />

Waggon brannte völlig aus.<br />

DieBundespolizei leitete die Freiburger<br />

zum Hauptbahnhof, von wo<br />

die Weiterreise organisiert wurde.<br />

Viele nahmen den letzten ICE kurz<br />

IMAGO IMAGES<br />

vor Mitternacht. Für die Rückfahrt<br />

seiner Fans charterte der SC Freiburg<br />

auch Busse.Erbedankte sich für das<br />

Angebot des 1. FC Union, seine VIP-<br />

Räume als Übernachtungsmöglichkeit<br />

zur Verfügung zu stellen. Die<br />

Unioner hatten kurzfristig geprüft,<br />

inwieweit die Gäste noch verköstigt<br />

werden könnten und Decken bereitgelegt.<br />

„Wir haben uns sofort vorgestellt,<br />

wie es uns ergehen würde,<br />

wenn einer unserer Sonderzüge vom<br />

Abgas-Check am Straßenrand<br />

DPA<br />

Unglück betroffen wäre“, sagt<br />

Union-Sprecher Christian Arbeit. „In<br />

dieser Spielzeit fahren unsere Fans<br />

zu elf Spielen per Sonderzug.“<br />

Der Unglückszug wurde Stunden<br />

nach dem Brand zur Werkstatt Grunewald<br />

geschleppt. Die Bundespolizei<br />

übernahm die Ermittlungen zur<br />

Brandursache. Ein technischer Defekt<br />

kann momentan genauso wenig<br />

ausgeschlossen werden wie fahrlässige<br />

Brandstiftung, etwa durch einen<br />

Bengalo. Einige Freiburg-Fans hatten<br />

beim Spiel in der Alten Försterei<br />

Pyrotechnik gezündet.<br />

Der Zug gehört einem Schweizer<br />

Unternehmen, das laut SCF eine<br />

Übernahme der Rückreisekosten zugesagt<br />

hat. Das Unternehmen bietet<br />

Sonderzugfahrten an. Für Fußballfans<br />

nutzt es meist veraltete Modelle,<br />

da die Züge hinterher wegen Beschmierungen<br />

oder kaputten Scheiben<br />

oft repariert werden müssen. In<br />

einem Statement der Firma hieß es:<br />

„Man schließt einen technischen<br />

Defekt an dem betroffenen Wagen<br />

aus, dader Brand offensichtlich im<br />

Innern eines Abteils in der Wagenmitte<br />

ausgebrochen ist, wo es keine<br />

Technik gibt.“<br />

Der Senat lässt von diesem Montag an messen, welche Autos wie viele Schadstoffe während der Fahrt ausstoßen<br />

VonGerhard Lehrke<br />

Die Apparate, die an diesem<br />

Montag am Straßenrand der<br />

Neuköllner Sonnenallee und der<br />

Straße Am Seegraben in Treptow-<br />

Köpenick aufgestellt werden, könnten<br />

rein optisch Radarfallen sein.<br />

Aber die Messgeräte dienen einem<br />

anderen Zweck. Die Senatsverwaltung<br />

für Umwelt,Verkehr und Klimaschutz<br />

lässt damit bis zum 1. November<br />

die Auto-Schadstoffe messen.<br />

Das eine, kastenförmige, Gerät<br />

sendet unsichtbares Licht –infrarot<br />

schriebenen Kontrollen werden. Parallel<br />

zur Abgasmessung wirdüberVideo<br />

das Kennzeichen erfasst, sodass<br />

über die Zulassungsstelle bekannt<br />

wird, was für ein Auto vorbeigefahren<br />

ist, welche Schadstoff-Eingruppierung<br />

es hat und ob es mit Diesel<br />

oder Benzin fährt.<br />

DerSenat verspricht, dass die Daten<br />

nur für die Bestimmung des<br />

Fahrzeugs verwendet werden. Eine<br />

Abfrage der Halterdaten oder eine<br />

Strafe wegen möglicherweise zu<br />

schnellen Fahrens gebe es nicht. Die<br />

Datenschutzbehörde habe dem Ver-<br />

und ultraviolett – in Auspuffhöhe<br />

über die Straße.Das andereGerät gegenüber<br />

registriert, welche Veränderungen<br />

das Licht durch die Abgase<br />

erfahren hat, und wie schnell das<br />

Auto fuhr. Daraus kann ein Computer<br />

errechnen, wie viel Kohlendioxid<br />

und wie viel Stickoxide der jeweilige<br />

Wagen ausstieß.<br />

Das System, von der spanischen<br />

FirmaOpus entwickelt, soll der Erarbeitung<br />

eines Informationssystems<br />

dienen, das die aktuelle Belastung<br />

der Luft abbildet. Es soll Teil der von<br />

Berlins Luftreinhalteplan vorgefahren<br />

zugestimmt. Allerdings soll<br />

mit dem Versuch, der vomBund mit<br />

155 000 Euro gefördert wird, auch<br />

ausprobiertwerden, ob man defekte<br />

oder manipulierte Autos identifizieren<br />

kann, die zu viele Schadstoffe<br />

ausstoßen.<br />

Erkenntnisse erhofft sich der Senat<br />

künftig weiterhin bei der Wirksamkeit<br />

von Durchfahrverboten für<br />

Dieselautos auf bestimmten Straßen.<br />

Sie sollen ab November für Autos<br />

mit Abgasnorm5oder schlechter<br />

unter anderem auf Teilen der Friedrich-<br />

und der Leipziger Straße gelten.<br />

NACHRICHTEN<br />

Straßenblockade: Polizisten<br />

angegriffen<br />

Vier Polizisten sind angegriffen und<br />

verletzt worden, als sie eine Straßenblockade<br />

in Friedrichshain-Kreuzbergverhinderten.<br />

Eine Gruppe von<br />

rund 50 Menschen wollte gleichzeitig<br />

die Oberbaumbrücke betreten, wie<br />

die Polizei am Sonntag mitteilte.Die<br />

Beamten drängten die Gruppe durch<br />

Schieben und Drücken vonder Fahrbahn<br />

und sprachen mehrfach Platzverweise<br />

aus, hieß es weiter.Essoll<br />

Reizstoff in Richtung der Polizisten<br />

gesprüht worden sein. Drei Einsatzkräfte<br />

erlitten Augen- und Atemwegsreizungen,<br />

sie setzten ihren Dienst<br />

aber fort,wie eine Polizeisprecherin<br />

sagte.Einem weiteren Polizisten sei<br />

voneinem Unbekannten in den Rücken<br />

getreten worden. DiePolizei<br />

hatte vondem Blockadeversuch über<br />

soziale Medien erfahren. Einen Zusammenhang<br />

mit zwei Demonstrationen<br />

gegen die türkische MilitäroffensiveinNordsyrien<br />

am Sonnabendnachmittag<br />

bestätigte sie<br />

nicht.„Die Ankündigungen sind im<br />

Zuge der Demonstrationen aufgetaucht,<br />

die Teilnehmer ließen sich<br />

aber nicht eindeutig zuordnen“, sagte<br />

diePolizeisprecherin. (dpa)<br />

Bei 71 Häftlingen wurde<br />

Tuberkulose diagnostiziert<br />

In <strong>Berliner</strong> Gefängnissen sind in den<br />

vergangenen vier Jahren 71 Tuberkulose-Erkrankungen<br />

bereits bei den<br />

Aufnahme-Untersuchungen diagnostiziertworden.<br />

Dasgeht aus einer<br />

Antwortder Gesundheitsverwaltung<br />

auf eine Anfrage der AfD an das<br />

Abgeordnetenhaus hervor. DieZahlen<br />

für 2015 bis 2019 wurden vom<br />

Landesamt für Gesundheit und Soziales<br />

ermittelt. Zuletzt war im September<br />

eine Tuberkulose-Erkrankung<br />

bei einem Häftling im <strong>Berliner</strong><br />

Gefängnis Heidering (Teltow-Fläming)<br />

bekannt geworden. (dpa)<br />

Trabi-Hupkonzertmit<br />

David Hasselhoff<br />

DerUS-Sänger David Hasselhoff ist<br />

Trabi-Fan.„Es ist ein lustiges Auto,ich<br />

wünschte ich hätte einen in meiner<br />

Auffahrt“, sagte der 67-Jährige am<br />

Sonnabend nach einemVideodreh in<br />

Berlin. Dabei fuhren etwa zehn bunte<br />

Trabis auf die Rathausbrücke,der<br />

Sänger trat zu Fußauf. DieAutofahrer<br />

gaben Hasselhoffs Hit„Looking For<br />

Freedom“hupendzum besten.WenigeWochen<br />

nach der Maueröffnung<br />

1989 hatte Hasselhoff das Lied auf der<br />

Silvesterparty am BrandenburgerTor<br />

gesungen. Im Maiäußerte Hasselhoff<br />

denWunsch, erneut zu Silvester in<br />

Berlin aufzutreten. Aufdpa-Nachfrage<br />

hieß es,das hängevon seinem<br />

Terminplan ab.Derzeit sehe es so aus,<br />

als würde er in Großbritannien auf<br />

der Bühne stehen. (dpa)<br />

Der US-Sänger David Hasselhoff am Sonnabend<br />

beim Dreh mit Trabis. SABINE GUDATH


10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />

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Alles<br />

zulasten<br />

der<br />

Republik<br />

1926 schlossen der Staat Preußen<br />

und das ehemalige Königshaus<br />

der Hohenzollern einen Vertrag,<br />

der sittenwidrig genannt werden darf.<br />

Die Bayern machten es besser<br />

Stadtgeschichte<br />

VonNikolaus Bernau<br />

Im März 1926 demonstrierten in Berlin erwerbslose Frauen und Männer für die im Volksbegehren vorgeschlagene Fürstenenteignung.<br />

BPK<br />

Wer den Streit um die gescheiterte<br />

Enteignung<br />

der vormals regierenden<br />

Fürstenfamilien<br />

im Deutschen Reich in den 1920er-<br />

Jahren betrachtet, der darf den großen<br />

Rahmen nicht übersehen. Revolutionen<br />

und politische Umstürze<br />

produzieren nämlich immer die<br />

Frage: Wie gehen die neuen Herrscher<br />

mit den Anhängern des alten<br />

Regimes um? Will man sie ausgrenzenoder<br />

einbinden?<br />

Teil eines solchen Entscheidungsprozesses<br />

war, dass in Berlin das<br />

Schloss 1926 dem Staat, das umfangreiche<br />

Kulturgut in den Schlössern<br />

und das staatlich finanzierte Hohenzollernmuseum<br />

aber überwiegend<br />

dem „vormals regierenden preußischen<br />

Königshaus“ zugesprochen<br />

wurden. Bis heute führt das zu Eigentumskonflikten.<br />

Es geht immer um die Macht<br />

Neue Regime müssen, um ihreMacht<br />

zu etablieren, die Sicherheit der Bürger<br />

zu garantieren und die eigenen<br />

Anhänger zu belohnen, möglichst<br />

schnell Steuern und Abgaben einziehen.<br />

Beides kann, wie Lenin, Trotzki,<br />

Stalin oder Mao Tse-tung zeigten,<br />

durchaus auch mit Terror und Ausplünderung<br />

der Bevölkerung erreicht<br />

werden. Langfristig sind die Nachteile<br />

der Methode aber groß: Sie ist teuer,<br />

zerstörtimmense Kenntnisse,schafft<br />

andauernde Unsicherheit und behindertden<br />

Aufbau neuer Loyalitäten.<br />

DerNormalfall ist deswegen, dem<br />

alten Regime eine Brücke zu bauen in<br />

die neue Zeit, bis die eigenen Anhänger<br />

in der Lage sind, das Land zu regieren.<br />

Daswar auch die Strategie der<br />

deutschen Republikaner nach der Revolution<br />

1918.<br />

Spätestens die Wahl zur Nationalversammlung<br />

1919 hatte klargemacht,<br />

dass die Deutschen nicht den<br />

radikal-revolutionären Weg Russlands<br />

gehen wollten. Die Weimarer<br />

Reichsverfassung garantierte entsprechend<br />

einerseits das Eigentum,<br />

machte andererseits die Enteignung<br />

im gesamtgesellschaftlichen Interesse<br />

möglich.<br />

DieklareAblehnung der entschädigungslosen<br />

Fürstenenteignung<br />

1926 im Volksentscheid zeigte zudem,<br />

wie starküber alle Partei-, Konfessions-<br />

und regionalen Grenzen<br />

hinaus die Loyalitäten an die alten<br />

Herrscherfamilien waren: Nur in<br />

Berlin, Hamburg und Leipzig wurde<br />

die 50-Prozent-Marke knapp überschritten,<br />

reichsweit stimmten lediglich<br />

36,4 Prozent der Abstimmenden<br />

dem Vorschlag der KPD zu.<br />

Aber Privat- und Staatsvermögen<br />

der einstigen Herrscherfamilien und<br />

das für die Unterhaltung der Höfe<br />

eingesetzte Kronvermögen waren<br />

faktisch und rechnerisch oft kaum<br />

trennbar: Imkleinen Mecklenburg-<br />

Strelitz etwa wurde mehr als die<br />

Hälfte des Staatsgebiets als Privatbesitz<br />

der einstigen Herzogsfamilie bewertet.<br />

In Bayern galten die heutigen<br />

Staatlichen Kunstsammlungen insgesamt<br />

als Privatbesitz der Wittelsbacher.<br />

Wilhelm II. von Preußen hatte,<br />

durchaus untypisch für seine sonst<br />

militärisch geprägte Familie, erfolgreich<br />

als Unternehmer agiert, etwa<br />

mit der Gründung der Majolikafabrik<br />

inCadinen. Wasvon diesen Vermögen<br />

war privat, was staatlich erworben?<br />

Wie stand es mit Bibliotheken,<br />

Schlossausstattungen, Hoftheaternund<br />

-orchestern, die oft vonden<br />

Hofverwaltungen betreut worden<br />

waren, zweifellos aber der Repräsentation<br />

des Staats und oft dem Vergnügen<br />

seiner Bürger dienten?<br />

Bayern fand als eines der ersten<br />

deutschen Länder eine Lösung. 1923<br />

wurde vom Landtag und von der<br />

Volksentscheid Fürstenenteignung 1926<br />

Ja zur Enteignung der Fürstenvermögen in Prozent aller berechtigten Stimmen<br />

Hamburg: 52,5<br />

28,1<br />

33,7<br />

33,0<br />

41,7 44,2<br />

34,1<br />

40,0<br />

32,6<br />

Koblenz-<br />

Trier: 34,0<br />

17,8<br />

38,0<br />

34,8<br />

27,5<br />

37,9<br />

34,1<br />

42,5<br />

48,5<br />

47,3<br />

Wittelsbacher-Familie der Wittelsbacher<br />

Ausgleichsfonds eingerichtet.<br />

Als Fundament dieser ewigen<br />

Stiftung wurden die staatlichen Domänen<br />

zwischen Staat und Wittelsbachern<br />

aufgeteilt und alle nach<br />

1804 von den Wittelsbachern erworbenen<br />

Kulturgüter etwa in die Alte<br />

und die Neue Pinakothek, die Glyptothek,<br />

das Bayrische Nationalmuseum<br />

oder die Staatsbibliothek eingebracht.<br />

Zugleich begründete der einstige<br />

Kronprinz Ruprecht die Wittelsbacher<br />

Landesstiftung für das vor1804<br />

erworbene Kulturgut. Ziel der Doppelstiftung<br />

ist, den Kunstbesitz der<br />

Wittelsbacher in der Gesamtheit der<br />

Gesellschaft zu erhalten. Veräußerungen<br />

aus den Sammlungen, um<br />

Pommern: 23,5<br />

39,4<br />

39,8 34,2<br />

44,1<br />

40,9<br />

31,9<br />

45,3<br />

24,4<br />

Leipzig: 51,7<br />

26,6<br />

Niederbayern: 12,5<br />

20,6<br />

20,2<br />

Berlin: 62,4<br />

Frankfurt/Oder: 28,7<br />

>60–70 %<br />

>50–60 %<br />

>40–50 %<br />

>30–40 %<br />

>20–30 %<br />

>10–20 %<br />

BLZ/HECHER; QUELLE: WIKIPEDIA<br />

die Familie zu unterhalten, sind<br />

nicht möglich. Andererseits muss<br />

der Staat Bayern dauerhaft diese Familie<br />

finanzieren.<br />

Angesichts der juristischen und<br />

politischen Ausgangsbedingungen<br />

war der Kompromiss geradezu brillant.<br />

Auch deswegen ist er bis heute<br />

unumstritten. Der Großherzog von<br />

Sachsen-Coburg-Gotha 1928 orientierte<br />

sich an diesem Modell. Ganz<br />

anders die Welfen in Braunschweig.<br />

Sieerhielten acht Millionen Mark aus<br />

einstigem Welfenvermögen, zudem<br />

Land und Schlösser als Ausgleich sowie<br />

endgültigen Zugriff auf den einzigartigen<br />

Stiftsschatz von St. Blasien<br />

in Braunschweig. Dieser „Welfenschatz“<br />

wurde 1930 an ein Händlerkonsortium<br />

verkauft,der ihn nach einer<br />

Tournee durch die USA in den<br />

1930ernanden Staat Preußen veräußerte.<br />

Obdieser Weiterverkauf unter<br />

nationalsozialistischem Zwang stattfand,<br />

ist umstritten. 1945 konnten sie<br />

mithilfe der britischen Armee zudem<br />

die in Ostdeutschland gelegenen<br />

Schlösser leerräumen, deren Inventar<br />

zusammen mit dem vonSchloss Marienburg<br />

2005 bei Sotheby’s für 25<br />

Millionen Euro versteigert wurde.<br />

Kurz: Die Welfen leben seit mehr als<br />

einem Jahrhundert von dem Vermögen,<br />

das ihnen der Staat Braunschweig<br />

überließ.<br />

Ähnlich sahen die Verträge mit<br />

den Obotriten in Mecklenburg-<br />

Schwerin, den WettinerninSachsen,<br />

dem Haus Baden, dem Haus Hessen,<br />

oder thüringischen Fürstenfamilien<br />

aus: Land und Häuser sowie Kulturgut<br />

werden privatisiert, um auf<br />

Dauer die Entschädigungsansprüche<br />

abzugelten.<br />

Auch die Hohenzollern verhandelten<br />

unter dieser Maxime seit 1920<br />

mit dem StaatPreußen.Eine Stiftung<br />

für Kulturgut nach bayrischem Vorbild<br />

stand nie ernsthaft zur Debatte.<br />

Stattdessen wurde 1926 ein Vertrag<br />

abgeschlossen, der nach heutigem<br />

Verständnis sittenwidrig genannt<br />

werden darf. Es wurden praktisch alle<br />

finanziellen Lasten der Republik zugeschrieben,<br />

also der Unterhalt von<br />

73 Schlössern und Parkanlagen, die<br />

Zahlung der Gehälter und der in Jahrzehnten<br />

aufgebauten Pensionsverpflichtungen.<br />

Die Familie Hohenzollern<br />

bekam hingegen den Zugriff auf<br />

etliche gut bewohnbareHäuser sowie<br />

auf Zehntausende erstklassig kommerziell<br />

zu verwertende Kunstwerke<br />

aus dem Inventar der Schlösser.<br />

Da es im Vertrag kein genaues<br />

Verzeichnis der Bestände gab, auch<br />

das Stichdatum nachträglich verändertwurde,ist<br />

heute der Eigentumsstatus<br />

vieler Objekte unklar.Dass die<br />

Kronjuwelen, genuiner Bestand jeder<br />

Staatsrepräsentation, zum Privatbesitz<br />

erklärt wurden, grenzt ans<br />

staatsrechtlich Absurde, ebenso die<br />

Verfügung über ganze Aktenbestände<br />

und Bibliotheken.<br />

Noch erstaunlicher ist, dass Preußen<br />

den Hohenzollern Zugriff auf<br />

Bestände erlaubte, die eindeutig vor<br />

1820 erworben worden sind, als mit<br />

der Civilliste die Trennung von<br />

Staats- und Monarchenvermögen<br />

wenigstens formal etabliert worden<br />

war. So kam etwa die grandiose<br />

Sammlung von Rokoko-Gemälden,<br />

die Friedrich II. einst eindeutig für<br />

den Staat erworben hatte, inihren<br />

Privatbesitz. Die Hohenzollern begannen<br />

entsprechend, wie jüngere<br />

Forschungen zeigen, spätestens<br />

Ende der 1920er-Jahre und in kontinuierlicher<br />

Reihe bis in die jüngste<br />

Vergangenheit, das ihnen zugebilligte<br />

Kulturgut auf Auktionen oder<br />

durch Direktverkäufe zu verwerten.<br />

Große Ansprüche, keine Leistung<br />

Das Fatale an dieser Lösung war:<br />

Viele Mitglieder der einst herrschenden<br />

Familien Deutschlands wurden<br />

mit dieser Vermögenslösung zu<br />

Dauer-Rentiers mit großen Ansprüchen,<br />

aber keinerlei eigener Leistung<br />

mehr für die Gesellschaft. Keiner der<br />

Söhne Wilhelms II. trat eine eigenständige<br />

Karriere inWirtschaft, Verwaltung,<br />

Politik, Wissenschaft oder<br />

Kultur an –imUnterschied zu den<br />

weit bescheidener finanzierten Wittelsbachern,<br />

die aber als Landwirte<br />

schon im 19. Jahrhundert reüssiert<br />

hatten, oder den vollkommen enteigneten<br />

österreichischen Habsburgern.<br />

Aber auch das gehört zur Geschichte<br />

der Fürstenentschädigungen:<br />

die sukzessivepolitischeDemobilisierung<br />

eines einst politisch aktivenStandes<br />

durch Verrentung.<br />

DAS IST<br />

DAS WAR<br />

DAS KOMMT<br />

Fernsehturm<br />

Knüppelbahn<br />

Wärmewende<br />

Um den Bau des Fernsehturms tobten während der<br />

Hochzeit des Kalten Krieges in den 60er-Jahren harte<br />

Konflikte,indie sogar die Supermächte Sowjetunion und<br />

USA involviert waren. Zugleich bildete der Fernsehturm<br />

den Auftakt für eine Neugestaltung der Ost-<strong>Berliner</strong> Innenstadt.<br />

Diese Aspekte werden in der Ausstellung „50<br />

Jahre<strong>Berliner</strong> Fernsehturm–zwischen Alltagsleben und<br />

Weltpolitik“ dargestellt. Gezeigt werden eindrucksvolle<br />

Bilder vomBau des Turmes,aber auch vomAlltagsleben<br />

in der Zeit zwischen 1969 und 1990.<br />

„50 Jahre <strong>Berliner</strong> Fernsehturm–zwischen Alltagsleben und Weltpolitik“,<br />

Ausstellung im Freiraum am Fernsehturmsüdlich der Marienkirche<br />

Deutschlands erster Unterwassertunnel führte vonStralau<br />

nach Treptowunter der Spreehindurch. Am 16. September<br />

1899, vor 120 Jahren, rollte zum ersten Mal eine<br />

Straßenbahn –die sogenannte Knüppelbahn –inProbefahrt<br />

durch die 454 Meter lange (mit Rampen 582), eingleisig<br />

ausgelegte Röhre. Startauf der Stralauer Halbinsel<br />

war an der Tunnelstraße, auf der anderen Seite im Treptower<br />

Park (Platz am Spreetunnel). Drei Minuten lang<br />

rumpelte die Elektrische durch den Stollen. Im Schildvortriebverfahren<br />

hatte man ihn in vier Jahren gebaut:<br />

3,76 Meter breit mit Scheitelpunkt in zwölf MeternTiefe<br />

unter der dort 195 Meter breiten Spree. 1,7 Millionen<br />

Goldmark kostete das Experiment. Im Dezember ging<br />

die erste öffentliche Untergrundbahn Deutschlands zwischen<br />

dem Schlesischen Bahnhof (heute Ostbahnhof)<br />

und TreptowinDienst. Um Zusammenstöße zu vermeiden,<br />

standen Posten an den Tunnelenden, die dem einrollenden<br />

Fahrer einen Stab übergaben, der bei Ausfahrt<br />

wieder abzugeben war –daher der Name Knüppelbahn.<br />

Als 1932 Risse in der Wand der Röhrefestgestellt wurden,<br />

sperrte man sie für den Bahnverkehr. 30Jahre lang war<br />

die Tunnelfahrteine Sensation. Für die Zeit der Olympischen<br />

Spiele 1936 sicherte man die Röhreund gestattete<br />

Fußgängerverkehr. ImZweiten Weltkrieg richtete man<br />

einen Luftschutzbunker ein. Der Tunnel existiert noch,<br />

ist aber geflutet, die Rampen sind zugeschüttet. (mtk.)<br />

1956 war das KraftwerkReuter in Spandau mit 326 Megawatt<br />

das größte Kraftwerk inWest-Berlin. Mit der Inbetriebnahme<br />

vonReuter CimJahr 1969 lieferte das Steinkohlekraftwerk458<br />

Megawatt fürWest-Berlin. Jetzt endet<br />

mit dem Abriss von Block Cdiese Geschichte. Als Ersatz<br />

nahm Vattenfall Europas größte Power-to-Heat-Anlage<br />

in Betrieb,die Fernwärme aus Stromerzeugt –wichtiger<br />

Baustein der <strong>Berliner</strong> Wärmewende. Zudem versucht<br />

man am Standort Reuter, überschüssigen Grünstrom<br />

(Wind, Sonne) in Form vonWärme in Salz zu speichern.<br />

Blog zur Geschichte: https://group.vattenfall.com/de/newsroom/blognews-presse/blog/2019/mai/geschichte-berliner-energieversorgung


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 11<br />

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Berlin<br />

Hand in Hand<br />

Mit einer Menschenkette zeigt man seine Verbundenheit. Am Sonntag demonstrierten 300 <strong>Berliner</strong> vor derNeuen SynagogeinMittegegen Antisemitismus. Reicht das?<br />

VonJulia Haak<br />

Es ist fast 12.30 Uhr, als am<br />

Sonntag vor der Neuen<br />

Synagoge in Mitte ein<br />

Mann am Mikrofon die zusammenstehenden<br />

Menschen bittet,<br />

sich mit dem Rücken zur Synagoge<br />

nebeneinander aufzustellen<br />

und sich unterzuhaken. Ziemlich<br />

schnell kommen etwa 300 Menschen<br />

seiner Bitte nach. Sie sind einem<br />

Aufruf des Bündnisses für ein<br />

weltoffenes und tolerantes Berlin gefolgt.<br />

Nunstehen sie zusammen und<br />

verteidigen eine Stunde lang an dieser<br />

Stelle symbolisch eine Synagoge,<br />

während drinnen zum Ende des jüdischen<br />

Laubhüttenfestes der Sukkot-Gottesdienst<br />

gefeiertwird.<br />

Es hat bereits einige symbolische<br />

Akte in Berlin nach dem Anschlag<br />

auf die Synagoge in Halle gegeben.<br />

An einer Solidaritätskundgebung vor<br />

der Neuen Synagoge nahm voreiner<br />

Woche die Bundeskanzlerin teil. Am<br />

Tag danach demonstrierten 10 000<br />

Menschen in der Hauptstadt gegen<br />

Antisemitismus.Auch jene Demonstration<br />

führte zur Neuen Synagoge.<br />

Zusammenstehen<br />

An diesem Sonntag sind Familien<br />

mit Kindern gekommen, ältere<br />

Leute,der künftige Bischof der evangelischen<br />

Landeskirche ist da, der<br />

Diözesanratsvorsitzende des katholischen<br />

Erzbistums, Imam Kadir<br />

Sanci vomHouse of One, die stellvertretende<br />

Vorsitzende des DGB-Bezirks<br />

Berlin-Brandenburg. „Schön,<br />

Zusammen gegen Antisemitismus und Hass: Etwa300 Menschen kamen am Sonntag zur Neuen Synagoge in Mitte.<br />

dass Siedasind“, sagt die Rabbinerin<br />

Gesa Ederberg, als sie nach dem Gottesdienst<br />

aus der Synagoge zu den<br />

Versammelten kommt. „Wir als jüdische<br />

Gemeinschaft in Deutschland<br />

bauen darauf, dass Siehier sind und<br />

dass wir zusammenstehen“, sagt sie.<br />

Öffentliche Zeichen seien wichtig.<br />

Genauso wichtig sei es, kleine Zeichen<br />

zu setzen. Und damit spricht<br />

Gesa Ederberg dann alle an, auch<br />

jene, die an diesem Sonntag nicht<br />

gekommen sind. Aufstehen und etwas<br />

sagen in der U-Bahn, im Supermarkt,<br />

in der Familie, bei der Arbeit.<br />

„Einfach Leuten nichts durchgehen<br />

lassen –sei es Antisemitismus,sei es<br />

Homophobie, Islamfeindschaft,<br />

Frauenfeindlichkeit. Das kommt alles<br />

aus dem gleichen dunklen<br />

Sumpf“, sagt Gesa Ederberg. Womit<br />

sie klarmacht, dass eine Menschenkette<br />

allein noch niemandem hilft.<br />

Es muss mehr sein. Zusammenstehen,<br />

sich nicht auseinanderdividierenlassen.<br />

Sich einsetzen.<br />

Ein großes Ziel also. Wer an diesem<br />

Sonntag vor die Neue Synagoge<br />

gekommen ist, sieht das vermutlich<br />

ebenso.Christian Stäblein, der kommende<br />

evangelische Bischof zum<br />

Beispiel. Er findet es wichtig, symbolisch<br />

Zeichen zu setzen. Aber die<br />

Frage ist ja, ob das reicht? Christian<br />

Stäblein, danach gefragt, sagt Nein.<br />

Er sieht mehr offenen Antisemitismus<br />

in Deutschland, ein zunehmendes<br />

Phänomen also. „Deshalb müssen<br />

wir erst mal sehr offen Zeichen<br />

dagegen setzen und nicht nur reden,<br />

wie wir es in den letzten Jahren immer<br />

wieder getan haben“, sagt er.„Es<br />

BERND FRIEDEL<br />

muss jetzt mehr werden.Wirmüssen<br />

sichtbar machen, dass die Mitte der<br />

Gesellschaft, dass wir alle angegriffen<br />

werden, wenn Synagogen angegriffen<br />

werden.“ Genau aus diesem<br />

Grund steht er an diesem Tagvor der<br />

Synagoge. Erverteidigt die freie offene<br />

Gesellschaft.<br />

Klingt einfach.Werzudiesem Termin<br />

mit S- oder U-Bahn angereist ist,<br />

hatte allerdings direkt vor Augen,<br />

dass die meisten Menschen mit ganz<br />

anderen Dingen beschäftigt sind.<br />

Die Bahnen sind voll mit Sonntagsausflüglern,<br />

die einen angenehmen<br />

Taginder Stadt verbringen wollen.<br />

DieGespräche drehen sich um Kinofilme<br />

und die Ausflugsziele. Stäblein<br />

verlangt allerdings einen Kulturwandel.<br />

Beijedem Einzelnen.<br />

Die Wochenzeitung Die Zeit veröffentlichte<br />

in dieser Woche anlässlich<br />

des Anschlags in Halle einen Artikel,<br />

in dem der Autor und Dokumentarfilmer<br />

Richard Schneider erklärt,<br />

dass er die Hoffnung auf die<br />

deutsche Gesellschaft aufgegeben<br />

habe. Er bezeichnet Mahnwachen<br />

vor Synagogen als lächerlich. Alle<br />

könnten sich nach Menschenketten<br />

wohlfühlen und versprechen, es<br />

werde nun etwas getan, aber dann<br />

geschehe nie etwas. InDeutschland<br />

braue sich etwas zusammen.<br />

Nicht warten, selbst anfangen<br />

Eine derart pessimistische Sicht auf<br />

dieses Land hat Christian Stäblein<br />

nicht. „Aber wenn wir nicht anfangen,<br />

sichtbare Zeichen zu setzen,<br />

bleibt immer das einzig sichtbare<br />

Zeichen der Antisemitismus“, sagt<br />

er. Andieser Stelle mischt sich eine<br />

ältere Frau indie Diskussion ein. Sie<br />

steht an Stäbleins Seite untergehakt.<br />

„Es ist wichtig, dass über solche Veranstaltungen<br />

mehr informiert wird,<br />

damit mehr Leute kommen. Ich<br />

glaube, dann würden auch mehr<br />

Menschen aufstehen und nicht weggucken,<br />

wenn ihren Nächsten in der<br />

U-Bahn oder anderswo schlimmes<br />

geschieht. Man kann nicht warten,<br />

man muss selber anfangen“, sagt sie.<br />

Siewill das jedenfalls tun.<br />

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12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />

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Mandelas Enkel<br />

eröffnet<br />

Ausstellung<br />

Objekte Nelson Mandelas<br />

im Bikini Berlin zu sehen<br />

VonManuel Giehler<br />

Allein die Eröffnungsrede von<br />

Nkosi Zwelivelile Mandela war<br />

eine emotionale Reise in die Vergangenheit.<br />

Der Enkel von Nelson Mandela<br />

–heute Oberhaupt der Familie<br />

und selbst politisch tätig –hat am<br />

Freitagabend im Bikini Berlin an der<br />

Budapester Straße eine Ausstellung<br />

über seinen berühmten Großvater eröffnet.<br />

Sieheißt „Mandela –The Official<br />

Exhibition“ und ist bis zum<br />

15. März2020 zu sehen.<br />

Die Ausstellung zeigt den Menschen,<br />

Aktivisten, politischen Gefangenen<br />

und Staatsmann Nelson Mandela<br />

(1918–2013). Zu sehen sind viele<br />

Objekte,die für Mandelas Lebensabschnitte<br />

stehen. Dazu gehören ein<br />

originales Geschirr aus seiner Zeit als<br />

Gefangener auf Robben Island und<br />

Briefe an seine Töchter, indenen er<br />

schreibt, das er nicht wisse, wann er<br />

aus dem Gefängnis entlassen werde<br />

und dass er sich in einsamen Nächten<br />

die Fotos seiner Kinder anschaue.<br />

Insgesamt war Mandela 27 Jahre inhaftiert.<br />

Eine käfigartige Konstruktion<br />

zeigt den engen Raum der Zelle<br />

mit der Nummer 46664.<br />

DieGesichter der Ausstellungsbesucher<br />

spiegeln die Erkenntnis wider,<br />

dass dies alles gar nicht so lange her<br />

ist. Auch viele Jugendliche gehen<br />

durch die Räume und setzen sich mit<br />

den Infowänden und Videoergänzungen<br />

auseinander.Die Ausstellung<br />

passt gut in die Zeiten des Populismus.<br />

„Wir brauchen wieder mehr<br />

Mandelas“ war ein Satz, der während<br />

der Eröffnung fiel. Mandelas Enkel<br />

setzt auf die Energie der Jugend.<br />

Diese solle sich –wie er sagte –von<br />

seinem Großvater, dem unermüdlichen<br />

südafrikanischen Freiheitskämpfer,inspirieren<br />

lassen. (mit dpa)<br />

Nkosi Zwelivelile Mandela bei der Ausstellungseröffnung<br />

in Berlin BLZ/WÄCHTER<br />

Poller? Ja bitte!<br />

Friedrichshainer reagieren auf die Kritik an den Durchfahrtssperren in ihrem Wohngebiet<br />

VonPeter Neumann<br />

Die heftige Kritik an den<br />

Durchfahrtssperren im<br />

Friedrichshainer Samariterkiez<br />

hat Bewohner<br />

des Viertels auf den Plan gerufen. Sie<br />

loben die Poller –und wenden sich<br />

gegen die Forderungen einer Bürgerinitiative,<br />

die rot-weißen Stahlpfeiler<br />

wieder abzubauen. „Sowohl unsere<br />

Familie wie auch viele Nachbarnund<br />

Gewerbetreibende befürworten die<br />

Poller“, so Stefan Hainke, Norbert<br />

Stein und Doreen Kniebel aus der<br />

Bänschstraße. „Der Verkehr hat sich<br />

deutlich verringert. Dies ist zu allen<br />

Verkehrszeiten spürbar.“<br />

„Poller,nein danke!“ –das war der<br />

Tenor eines Berichts der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> in der vergangenen Woche.<br />

Die Arbeitsgemeinschaft Verkehr<br />

und Vernunft lehnt die Barrieren ab,<br />

die der BezirkFriedrichshain-KreuzbergMitte<br />

August in der Pettenkoferund<br />

der Bänschstraße sowie auf der<br />

Kreuzung Schreiner-/Voigtstraße<br />

aufgebaut hat. „Der Verkehr, auch<br />

der Durchgangsverkehr sucht sich<br />

weiter seine Wege –die nun länger<br />

sind“, sagt Oliver Mummer, ein Mitglied<br />

der Gruppe.Die Umwege führten<br />

an Kitas und Spielplätzen vorbei.<br />

Unterm Strich, so der Eindruck der<br />

Kritiker,sei die Belastung gestiegen.<br />

Die Initiative kritisiert Bezirksstadtrat<br />

Florian Schmidt (Grüne),<br />

der für die Poller verantwortlich sei.<br />

„Es werden Dinge gegen den Willen<br />

der Mehrheit der Anwohner durchgedrückt,<br />

Anfragen und Beschwerden<br />

werden komplett ignoriert.“<br />

Barrieren halten Notarzt nicht auf<br />

Der CDU-Politiker Kurt Wansner sekundierte:<br />

„Grünen-Stadtrat<br />

Schmidts Findlings- und Pollerwahn<br />

wird zur Gefahr für Anwohner und<br />

Klimaschutz.“ Mit den Findlingen<br />

sind die Steine gemeint, die frühere<br />

Parkplätze in der Bergmannstraße<br />

okkupieren. „Seine neuen Barrieren<br />

im Samariterkiez führen zu erheblichen<br />

Umwegen“, stellte Wansner<br />

fest. Schmidt habe im Alleingang gehandelt.<br />

DieSperren müssten weg.<br />

Solche Kritik wollen Bewohner<br />

des Viertels nördlich der Frankfurter<br />

Allee jedoch nicht stehen lassen. Ihre<br />

Devise lautet: Poller? Ja bitte! In Briefen<br />

an die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> und bei<br />

Twitter betonen sie,dass sie die Sperren<br />

für sinn- und wirkungsvoll halten.<br />

Sie hätten eine „positive Wirkung“,<br />

schreibt Chris Lopatta aus<br />

dem Samariterkiez. Weitere Maßnahmen<br />

zur Verkehrsberuhigung<br />

Umstrittene Wegmarken: die Poller im Samariterkiez.<br />

Negativrekord: Der Bezirk Friedrichshain-<br />

Kreuzberg dürfte zu den Gebietskörperschaften<br />

mit dem niedrigsten Motorisierungsgrad<br />

in Deutschland gehören. Wieberichtet waren<br />

Ende 2017 pro tausend Einwohner<br />

284,6 Kraftfahrzeugezugelassen –Tendenz<br />

sinkend.Angesichts dessen nähmenAutos zu<br />

viel Raum ein, sagen Bewohner des Bezirks.<br />

BITTE UMFAHREN!<br />

BERND FRIEDEL<br />

Große Belastung: Bürger und Parteien setzen<br />

sich seit längerem dafür ein, den Verkehr<br />

im Samariterkiez nördlich der Frankfurter Allee<br />

zu beruhigen. Zählungen im Auftrag des<br />

Bezirks Friedrichshain-Kreuzbergergaben<br />

hohe Belastungen vonbis zu 450 Kraftfahrzeugen<br />

pro Stunde. Vorallem auf den Nord-<br />

Süd-Straßen waren Schulkinder gefährdet.<br />

sollten folgen: „Als Vater eines zweieinhalbjährigen<br />

Sohnes finde ich,<br />

dass die Poller,die den Durchgangsverkehr<br />

vonder Frankfurter Allee zur<br />

Eldenaer Straße unterbinden, nur<br />

ein erster Schritt sein können.“<br />

„Es stimmt nicht, dass der Verkehr<br />

im Kiez zugenommen hat“, betont<br />

Christoph Kehl von der Initiative<br />

verkehrsberuhigter Samariterkiez.<br />

„Um das festzustellen, reicht<br />

eine einfache Besichtigung vor Ort<br />

zur Hauptverkehrszeit, die zeigt,<br />

dass es kaum noch Durchgangsverkehr<br />

gibt und die Verkehrsmenge<br />

insgesamt signifikant abgenommen<br />

hat. Der vorher stark präsente<br />

Schwerlastverkehr ins Gewerbegebiet<br />

ist fast völlig verschwunden.“<br />

Dagegen kämen Rettungswagen<br />

wie bisher ohne Umwege ans Ziel.<br />

Einsatzkräfte können die Barrieren<br />

mit einem Spezialschlüssel entfernen,<br />

so der Sprecher der Initiative,<br />

die sich seit Jahren für eineVerkehrsberuhigung<br />

einsetzt. „Besonders ärgerlich<br />

ist die Behauptung der Gegner,<br />

dass gefährliche Falschfahrten<br />

in Einbahnstraßen ein Ergebnis der<br />

umgesetzten Maßnahmen seien –<br />

ein Argument, das wir oft hören.<br />

Doch niemand wird gezwungen,<br />

sich verkehrswidrig zu verhalten.“<br />

Kein Alleingang des Stadtrats<br />

Andere Anwohner weisen darauf<br />

hin, dass sich Bezirksgremien mit<br />

dem Thema befasst haben. Voneinem<br />

Alleingang des Stadtrats könne<br />

keine Rede sein, sagen sie. Stellvertretend<br />

schreibt Sebastian Kraus:<br />

„Initiativen für und gegen eine Verkehrsberuhigung<br />

wurden im Ausschuss<br />

gehört, und anschließend<br />

wurde sie durch die Bezirksverordnetenversammlung<br />

beschlossen.“<br />

Anders als die versuchsweise Umgestaltung<br />

der Bergmannstraße<br />

stößt die Verkehrsberuhigung im Samariterkiez<br />

bei den Sozialdemokraten<br />

im Bezirknicht auf Kritik. Im Gegenteil:<br />

Die SPD habe sich aktiv dafür<br />

eingesetzt, so die verkehrspolitische<br />

Sprecherin Peggy Hochstädter.<br />

„Seitdem das angrenzende Schlachthofgelände<br />

mit Townhouses und einem<br />

riesigen Einkaufsbereich zugebaut<br />

wurde, diente der Kiez als Abkürzung<br />

für Privat- und Lieferverkehr.<br />

Für die vielen Kinder im Kiez<br />

wurde das zunehmend gefährlich.“<br />

Nach einem Jahr will der Bezirk<br />

entscheiden, ob die Poller bleiben.<br />

Sie seien „reversibel“ –könnten also<br />

wieder abgebaut werden. Doch offenbar<br />

gibt es im Kiez nicht nur Kritiker,sondernauch<br />

Befürworter.<br />

Telefonforum<br />

Richtig<br />

sparen<br />

im Alter<br />

Finanzexperten antworten<br />

am Lesertelefon<br />

Wer in Rente geht, hat für den<br />

neuen Lebensabschnitt<br />

meist etwas auf die hohe Kante gelegt:<br />

in Form einer Versicherung,<br />

eines Fonds,einer privaten Zusatzrente,<br />

eines Sparplans. In jedem<br />

<strong>Berliner</strong> Haushalt befinden sich im<br />

Durchschnitt 11 700 Euro in einer<br />

Lebens- oder Rentenversicherung,<br />

wie der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe<br />

2018 des Amtes<br />

für Statistik zu entnehmen ist. Darüber<br />

hinaus verfügt der <strong>Berliner</strong><br />

Durchschnittshaushalt über ein<br />

Sparguthaben von 3 900 Euro sowie<br />

Wertpapiere im Wert von<br />

14 500 Euro.<br />

Aber wie es Durchschnittswerte<br />

so an sich haben: Die konkrete Situation<br />

sieht oft anders aus. Daher<br />

ist gut beraten, werander Schwelle<br />

zum Ruhestand seine Finanzen einem<br />

Gesamtcheck unterzieht.<br />

Schließlich fallen Lohn oder Gehalt<br />

als monatliche Einkommensquelle<br />

künftig weg. An deren Stelle treten<br />

Rente oder Pension, die im Allgemeinen<br />

um einiges unter dem bisher<br />

Gewohnten liegen. Dafür reduzieren<br />

sich aber auch einige Ausgaben.<br />

Es zahlt sich aus, für die neue<br />

Lebensphase einen Plan in Finanzdingen<br />

zu haben.<br />

Dafür sind einige Fragen zu klären:<br />

Entsprechen die Geldanlagen<br />

noch den geänderten Bedingungen?<br />

Welches Geld wird wann gebraucht?<br />

Ist es dann flüssig? Wie<br />

lange sollte man Geld fest anlegen?<br />

Sind Fonds im Alter noch empfehlenswert?<br />

Lässt man sich die Versicherung<br />

als Sofortrente oder Einmalbetrag<br />

auszahlen? Wofür soll<br />

man überhaupt sparen? Sollte man<br />

eine altersgerechte Wohnung kaufen?<br />

Wie viel ist für den Notgroschen<br />

einzuplanen?<br />

Doch Geld anlegen ist in diesen<br />

Zeiten nicht so einfach. In unserer<br />

Lesertelefon-Reihe haben Sie am<br />

Donnerstag Gelegenheit, sich genau<br />

dazu bei Finanzexperten persönlich<br />

zu erkundigen. Petra Hauschulz von<br />

der Stiftung Warentest/Finanztest<br />

und Frank Schöndorf vom deutschen<br />

Fondsverband BVI stehen am<br />

24. Oktober Rede und Antwort. Sie<br />

sind zwischen 16 und 18 Uhr über<br />

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bekanntmachungen<br />

erbenaufrufe<br />

Amtsgericht Charlottenburg<br />

Beschluss<br />

Geschäftsnummer: 61 VI 489/76<br />

Datum: 28.09.2019<br />

In dem Nachlassverfahren der am 16.04.1908<br />

geborenen und am 05.05.1976 verstorbenen,<br />

zuletzt Schlüterstraße 13, 1000 Berlin 12<br />

wohnhaft gewesenen Margarete Elisabeth<br />

Charlotte Rehfeldt wird der Erbschein<br />

des Amtsgerichtes Charlottenburg vom<br />

12.08.1976, Aktenzeichen 61 VI 489/76, für<br />

kraftlos erklärt.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 13 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

POLIZEIREPORT<br />

Prügelei vor Disko.<br />

Beieiner Prügelei voreiner Diskothek<br />

in Rudowsind am Sonntag sieben<br />

Personen verletzt worden. Nach<br />

bisherigen Ermittlungen der Polizei<br />

kam es zunächst vorder Disko in der<br />

Neuköllner Straße gegen 4Uhr aus<br />

unbekannten Gründen zwischen einem<br />

22-Jährigen und einem unbekannten<br />

Mann zum Streit, der dann<br />

in eine Handgreiflichkeit mündete.<br />

Bekannte des einen und des anderen<br />

Mannes mischten sich dann ein, sodass<br />

eine größereRangelei entstand.<br />

Plötzlich trafen zwei Autos ein, deren<br />

Insassen sich an der Auseinandersetzung<br />

beteiligten. EinBeteiligter<br />

sprühte mit Reizgas wahllos in die<br />

Menge.Dann flüchteten mehrere<br />

Täter.ZweiFrauen und fünf Männer<br />

im Alter von19bis 22 Jahren erlitten<br />

durch den Reizstoff Reizungen der<br />

Augen und Atemwege.<br />

Fahrgast homophob beleidigt.<br />

In Lichtenbergist offenbar ein Mann<br />

homophob beleidigt und bedroht<br />

worden. Der24-Jährige gab an, dass<br />

er am Sonntag, gegen 19.30 Uhr, am<br />

U-Bahnhof Frankfurter Allee beim<br />

Einsteigen in einen Zugvon einem<br />

unbekannten Fahrgast mit homophoben<br />

Worten zum Aussteigen aufgefordertwurde.Erdrohte<br />

außerdem<br />

mit dem Ziehen eines Messers.<br />

Der24-Jährige verließ daraufhin den<br />

Zug. DerStaatsschutz beim Landeskriminalamt<br />

übernahm die Ermittlungen.<br />

Schwer verletzt.<br />

MehrereRippenbrüche und einen<br />

Beckenbruch hat ein MotorradfahreramSonntagabend<br />

in Treptowerlitten.<br />

Laut Polizei bog ein 61-Jähriger<br />

gegen 19 Uhrmit seinem VW von<br />

der Puschkinallee nach links in die<br />

Bouchéstraße ab.Erselbst gab an,<br />

niemanden bemerkt zu haben und<br />

durch einen Knall aufmerksam geworden<br />

zu sein. In diesem Moment<br />

habe er im Rückspiegel den stürzenden<br />

Motorradfahrer bemerkt. Der<br />

57 Jahrealte Motorradfahrer konnte<br />

wegen der Verletzungen noch nicht<br />

zu dem Unfall befragt werden. Aufgrund<br />

der Unfallsituation geht die<br />

Polizei jedoch davon aus,dass er auf<br />

der Puschkinallee in entgegenkommender<br />

Richtung unterwegs war<br />

und vondem Autofahrer übersehen<br />

wurde.<br />

Zusammenstoß auf Kreuzung.<br />

Zwei Autofahrer sind in der Nacht zu<br />

Sonntag in Wedding schwer verletzt<br />

worden. Nach bisherigen Erkenntnissen<br />

der Polizei fuhr ein 22-Jähriger<br />

mit seinem Mercedes gegen<br />

1.20 Uhrbei Rotüber die Kreuzung<br />

Müller-, Fennstraße und stieß mit<br />

dem Toyota eines 51-jährigen Fahrers<br />

zusammen. (kop.)<br />

Hinter den Mauern der Charité<br />

Die dritte Staffel der RBB-Dokumentationsreihe über die Universitätsklinik läuft an<br />

VonKristin Hermann<br />

So eine Kieferoperation ist<br />

nichts für schwache Nerven.<br />

In diesem Fall sollen der<br />

Ober- und Unterkiefer des<br />

Patienten aufgeschnitten und ein<br />

Stück weit nach vorne gesetzt werden,<br />

damit er besser atmen kann. Auf<br />

dem Gesicht vonChristian Rexspielt<br />

sich bei den Erklärungen von Max<br />

Heiland, ärztlicher Leiter der Klinik<br />

für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />

der Charité, ungefähr das ab,<br />

was der Betrachter dieser Szene<br />

ebenfalls empfindet: eine Mischung<br />

aus Unbehagen und Faszination. Rex<br />

ist für den ungewöhnlichen Eingriff<br />

extra aus Bremen ins Virchow-Klinikum<br />

in Berlin gekommen. Der 48-<br />

Jährige leidet seit vielen Jahren unter<br />

schwerem Schnarchen – bis zu 30<br />

Atemaussetzer pro Stunde sind es<br />

mittlerweile, weshalb er eine Schlafmaske<br />

benötigt.<br />

Wie viele andere Betroffene auch,<br />

hat der 48-Jährige dadurch stark zugenommen.<br />

Tagsüber ist Christian<br />

Rex sehr müde, beim Autofahren<br />

überfällt ihn häufig ein Sekundenschlaf.<br />

Derletzte Ausweg: eine Kieferoperation<br />

bei Max Heiland. Doch<br />

durch die Operation werden sich<br />

auch seine Gesichtszüge verändern,<br />

was ihm der Arzt mithilfe einer Computersimulation<br />

erklärt.<br />

Notstrom bis zu 33 Stunden<br />

Rexist einer der Patienten, die für die<br />

dritte RBB-Staffel „Die Charité –auf<br />

Leben und Tod“ begleitet wurden.<br />

Das Konzept scheint bei den Zuschauern<br />

anzukommen. Die Dokumentationsreihe,<br />

die ab 21. Oktober<br />

montags um 21 Uhr ausgestrahlt<br />

wird, zeigt Mitarbeiter und Patienten<br />

der Charité im Krankenhausalltag<br />

und gibt Einblicke in die historische<br />

Entwicklung des Klinikkomplexes<br />

und der medizinischen Ausstattung.<br />

„Das Krankenhaus bietet einen unerschöpflichen<br />

Fundus an Geschichten“,<br />

sagt Ulrich Frei, ärztlicher Direktor<br />

der Charité, bei der Vorstellung<br />

der sechsteiligen Reihe.<br />

Das haben in der Vergangenheit<br />

auch andereSender so bewertet. Immer<br />

wieder ist die Universitätsklinik<br />

Vorbild und Drehortvon Fernsehproduktionen.<br />

Zu den bekanntesten<br />

zählt neben der Dokumentation derzeit<br />

die ARD-Serie „Charité“ nach einem<br />

Drehbuch der Grimme-Preisträgerin<br />

Dorothee Schön, die 2017 erstmals<br />

ausgestrahlt wurde. Während<br />

die zweite Staffel das Ende des Zweiten<br />

Weltkrieges thematisiert, wirddie<br />

dritte Staffel um die Zeit des Mauerbaus<br />

spielen. Die Produktion läuft<br />

seit einigen Monaten.<br />

Charité-Auszubildende Angie Richter in der Kinderüberwachungsstation. RBB/MANFRED PELZ<br />

„Mich macht es sehr stolz, dass wir Menschen<br />

helfen und sie aufbauen können, wenn sie<br />

dazu selbst nicht in der Lage sind.“<br />

Maik Häcker, Pflegedienstleiter der Kardio-Intensivstation im Virchow-Krankenhaus<br />

Wieauch schon in den ersten beiden<br />

Staffeln der RBB-Doku konzentriert<br />

sich das Team um Regisseurin<br />

Jana von Rautenberg hingegen auf<br />

die Gegenwart und zeigt eine Mischung<br />

aus emotionalen Patientengeschichten<br />

und der Vorstellung der<br />

fachlichen Arbeit des medizinischen<br />

Personals.„Neuist, dass wir nun auch<br />

Mitarbeiter einbezogen haben, die<br />

die Charité im Hintergrund am Laufen<br />

halten“, sagt Rautenberg.<br />

Dafür ist in den vergangenen Monaten<br />

unter anderem der technische<br />

Leiter Thomas Flügel zu seiner Arbeit<br />

befragt worden. Der flächendeckende<br />

Stromausfall in Köpenick ist<br />

vielen noch gut im Gedächtnis. Für<br />

einen solchen Fall ist die Charité nach<br />

eigenen Angaben gerüstet. Bis zu33<br />

Stunden können sich alle Standorte<br />

autarkmit Notstrom selbst versorgen,<br />

erklärt Flügel in der ersten Folge. Ein<br />

Aufwand, den sich sonst kaum ein<br />

Krankenhaus in Deutschland leistet.<br />

Mittlerweile sind das Fernsehteam<br />

und die Mitarbeiter vonBerlins<br />

ältester Klinik zusammengewachsen.<br />

Viele sind seit der ersten Staffel dabei.<br />

So auch Maik Häcker,Pflegedienstleiter<br />

der kardiologischen Intensivstation<br />

im Rudolf-Virchow-Krankenhaus.<br />

Der 36-Jährige, seit fünf Jahren<br />

in der Charité, versorgt mit sechs Kollegen<br />

täglich bis zu 16 Patienten. In<br />

der ersten Folge sind Häcker und das<br />

Team für einen Mann zuständig, der<br />

eine Erkältung verschleppt hat. Die<br />

Folge: eine lebensbedrohende Herzschwäche.<br />

Eine Maschine hat die<br />

Herztätigkeit für ihn übernommen.<br />

Bangen mit der kleinen Liselotte<br />

Schwere Schicksale und Stress gehören<br />

zum Alltag auf der Intensivstation.<br />

Für Maik Häcker aber ist und<br />

bleibt es ein Traumberuf, für den er<br />

mithilfe der Dokumentation werben<br />

will. „Es gibt so viele Menschen, die<br />

aus dem Beruf rauswollen oder ihn<br />

gar nicht mehr erlernen möchten,<br />

obwohl es eine so wichtige Arbeit ist“,<br />

sagt er.Der examinierte Krankenpfleger<br />

zeigt, dass Humor dazugehört.<br />

„Wir haben nicht nur mit Ausscheidungen<br />

zu tun, sondern mit Menschenleben“,<br />

sagt er.„Mich macht es<br />

sehr stolz, dass wir ihnen helfen und<br />

sie aufbauen können, wenn sie dazu<br />

selbst nicht in der Lage sind, und dadurch<br />

für einen kurzen Zeitraum Teil<br />

ihrer Lebensgeschichte werden.“<br />

Besonders emotional wird esfür<br />

die Zuschauer beim Schicksal der<br />

kleinen Liselotte, die von Christof<br />

Dame auf der Intensivstation der<br />

Neonatologie im Virchow-Klinikum<br />

betreut wird. Es war ein Schock für<br />

das Ehepaar Verena und Holger Stein<br />

aus Caputh, als sich einige Wochen<br />

vor der Geburt ihrer Tochter herausstellte,dass<br />

das Kind eine Zwerchfellhernie<br />

hat. Der trennende Muskel<br />

zwischen den Verdauungsorganen<br />

und dem Lungen- und Herzraum<br />

hatte sich nicht vollständig entwickelt<br />

und geschlossen. Als gefährliche<br />

Folge ist das kleine Herz auf die rechte<br />

Seite gedrückt, der linke Lungenflügel<br />

hat sich nur zur Hälfte entwickelt.<br />

Geschichte wie die von Liselotte<br />

lassen Christof Dame anders auf<br />

seine Arbeit blicken. „Durch die Dokumentation<br />

erhalten wir noch einmal<br />

eine ganz anderePerspektiveauf<br />

unsere Tätigkeit und können besser<br />

reflektieren“, sagt er.Und noch einen<br />

positiven Effekt habe die Kooperation<br />

mit dem Fernsehteam. Das eigene<br />

Umfeld verstehe die Arbeit des Mediziners<br />

nun viel besser als vorher und<br />

bringe ihm eine vorher nicht gekannte<br />

Wertschätzung entgegen, sagt<br />

der stellvertretende Klinikdirektor.<br />

„Am meisten interessiert mich allerdings<br />

immer,was meine Kinder dazu<br />

sagen, aber auch die waren bisher begeistert,<br />

obwohl es ihnen manchmal<br />

nicht ganz geheuer ist, was ihr Vater<br />

da im Fernsehen tut.“<br />

Momper:<br />

Mauerabriss<br />

war okay<br />

Ehemaliger Regierender<br />

Bürgermeister im Gespräch<br />

Walter Momper (SPD) bedauert<br />

nicht, dass nach dem Fall der<br />

Mauer nur wenige Teile des Betonwalls<br />

stehenblieben. „Ob richtig oder<br />

falsch –der Maßstab war das Wollen<br />

der <strong>Berliner</strong> –und die wollten das<br />

Ding weghaben“, sagte der ehemalige<br />

Regierende Bürgermeister der<br />

Deutschen Presse-Agentur. Die<br />

Frage,obauthentische Zeugnisse der<br />

Teilungsgeschichte bewahrt werden<br />

sollen, habe sich damals für ihn nicht<br />

gestellt. Diese Diskussion sei erst viel<br />

später aufgekommen, sagte Momper,<br />

der im November 1989 Regierender<br />

Bürgermeister imWestteil war.<br />

Die DDR habe entschieden, die<br />

Mauer abzutragen.„Das haben die ja<br />

gemacht und hatten damit auch Arbeit<br />

und Beschäftigung“, erinnerte<br />

sich der 74-Jährige. DDR-Pioniertruppen<br />

hätten relativ schnell die<br />

Mauer abgerissen. Die wenigen erhaltenen<br />

Mauerstücke wie das nahe<br />

dem Abgeordnetenhaus seien hinreichend.<br />

„Sowie es jetzt ist, find ich<br />

das okay“, so Momper. Auch zur<br />

Mauer-Gedenkstätte an der Bernauer<br />

Straße gehören originale Beton-Elemente.<br />

Ein Pflasterstreifen<br />

zeichnet den einstigen Mauerverlauf<br />

nach. Aber gerade Berlin-Touristen<br />

suchen nach mehr Mauer zum Anfassen.<br />

Im Streit um die Neugestaltung<br />

am Checkpoint Charlie, dem einstigen<br />

Grenzkontrollpunkt in der<br />

Friedrichstraße, sieht Momper kein<br />

Ende.„Das unsägliche Provisorium“<br />

werde wohl noch lange bleiben,<br />

sagte er mit Blick auf die rot-rotgrüne<br />

Koalition. „Ich glaube, die<br />

kriegen das nicht mehr hin.“<br />

„Ein Museum des Kalten Krieges<br />

ist das mindeste, was da hin muss“,<br />

sagte Momper. Er schätzte, dass<br />

sich neue Verhandlungen mit dem<br />

Investor über Jahrehinziehen könnten.<br />

(dpa)<br />

Mauerrest am Museum Topographie des<br />

Terrors<br />

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LESERREISEN


14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Brandenburg<br />

Kita-Nutzung<br />

wird<br />

beitragsfrei<br />

Künftige Koalition beschließt<br />

Investitionsprogramm<br />

Die Brandenburger Koalitionsrunde<br />

aus SPD, CDU und Grünen<br />

Koalitionärezurrte bei ihren Beratungen<br />

am Sonntag die Finanzierung<br />

einiger wichtigerVorhaben fest.<br />

Grünen-Verhandlungsführerin Ursula<br />

Nonnemacher sprach von<br />

„schweren Brocken“, bei denen eine<br />

Menge Geld in die Hand genommen<br />

werde. Ministerpräsident Dietmar<br />

Woidke (SPD) sieht eine Zwischenetappe<br />

erreicht. „Heute sind wichtige<br />

Entscheidungen gefallen“, sagte<br />

Woidke.<br />

Insgesamt will die neue Landesregierung<br />

für ihre geplanten Vorhaben<br />

etwa 600 Millionen Euro mehr<br />

an Investitionen ausgeben, als es die<br />

mittelfristige Finanzplanung vorgesehen<br />

hatte. Nach Aussage vonWoidke<br />

wird es dazu für 2020 einen<br />

Nachtragshaushalt geben.<br />

Zu den Investitionen sollen in<br />

den kommenden fünf Jahren eine<br />

vollständige Beitragsfreiheit im Kitabereich<br />

für Kinder vondreibis sechs<br />

Jahren und eine bessere Betreuung<br />

in Kindertagesstätten gehören. Kinder<br />

von null bis drei Jahren sollen<br />

künftig nach einem Beitragsschlüssel<br />

von eins zu vier betreut werden.<br />

Bislang haben fünf Kinder eine Betreuerin.<br />

Kinder von drei bis sechs<br />

Jahren sollen nach einem Schlüssel<br />

von 1zu10betreut werden. Bislang<br />

werden 11 Kinder von einer Kindergärtnerin<br />

betreut. Die Finanzierung<br />

war in den Verhandlungen bislang<br />

unter Vorbehalt gestellt worden.<br />

Die Zahl der Polizisten soll von<br />

8250 auf 8500 erhöht werden. Die<br />

künftige Landesregierung will den<br />

Ausbau zusätzlich mit sieben Millionen<br />

Euro unterstützen. Für Richter<br />

und Staatsanwälte sollen 30 neue<br />

Stellen und 40 Folgestellen geschaffen<br />

werden.<br />

Für den Straßeninfrastrukturausbau<br />

nimmt die künftige Landesregierung<br />

insgesamt 120 Millionen<br />

Euro in die Hand, davon 20 Millionen<br />

Euro für den Ausbau der Radwege.<br />

Das sei in etwa eine Verdopplung<br />

des bisherigen Ansatzes und<br />

unter Klimaaspekten eine „richtig<br />

relevante Hausnummer“, zeigte sich<br />

Nonnemacher zufrieden. Für den<br />

Klimaschutzplan sind ihren Angaben<br />

zufolge 16 Millionen Euro pro<br />

Jahr vorgesehen, darunter für die<br />

Förderprogramme Ökolandbau und<br />

Moorschutz. Auch der Brand- und<br />

Katastrophenschutz wird mit zusätzlich<br />

sieben Millionen Euro unterstützt.<br />

(dpa)<br />

Die in der UdSSR gebaute vierstrahlige Iljuschin 62 dient jetzt im FliegerparkStölln unter anderem als begehrtes Standesamt des Orts Rhinow.<br />

Die Landung seines Lebens<br />

Vor30Jahren brachte Hans-Dieter Kallbach ein Passagierflugzeug sicher auf einer Graspiste zur Erde<br />

VonJeanette Bederke, Stölln<br />

Wer die 30 Jahre alten<br />

Filmaufnahmen betrachtet,<br />

hält den<br />

Atem an: Da landet<br />

eine mächtige IL-62 der DDR-Fluggesellschaft<br />

Interflug auf einer viel zu<br />

kurzwirkenden, holperigen Graslandebahn<br />

auf dem Segelflugplatz am<br />

Gollenberg in Stölln (Havelland).<br />

Kann sie rechtzeitig zum Stehen gebracht<br />

werden? Als die riesige Staubwolke<br />

verflogen ist, wird sichtbar:<br />

Die Maschine ist heil, den Insassen<br />

ist nichts passiert.<br />

„Hätten wir gebremst, hätten sich<br />

Räder und Flugzeug in den Boden<br />

gegraben, wir uns vielleicht überschlagen.<br />

Wir mussten mit minimaler<br />

Geschwindigkeit aufsetzen und<br />

deshalb schon in der Luft den Umkehrschub<br />

aktivieren“, erzählt<br />

Heinz-Dieter Kallbach, der damals<br />

am Steuer saß und mit drei weiteren<br />

Besatzungsmitgliederndas Flugzeug<br />

punktgenau landete.<br />

„Wir brauchten freie Sicht und etwas<br />

Gegenwind. Das passte am 23.<br />

Oktober“, sagt der Pilot von damals,<br />

der heute immer noch fliegt, mit<br />

mittlerweile 79 Jahren. „Meine Fluglizenz<br />

gilt noch bis 2020. Dann höre<br />

ich auf“, sagt der wohl dienstälteste<br />

Flugkapitän Deutschlands, der<br />

heute in einer Seniorenresidenz in<br />

Bad Saarow (Oder-Spree) lebt. Ausbilder<br />

an Flugsimulatoren in Strausberg<br />

(Märkisch-Oderland) und Berlin-Schönefeld<br />

will er aber bleiben.<br />

Zu DDR-Zeiten konnten sich<br />

Kommunen um ausrangierte Interflug-Maschinen<br />

bewerben, erinnert<br />

sich Kallbach. So tat es auch Stölln,<br />

jener OrtimHavelland, vondem aus<br />

Flugpionier Otto Lilienthal Ende des<br />

19. Jahrhunderts etliche Flugversuche<br />

gestartet hatte. Bei seinem letzten<br />

war er dort 1896 abgestürzt und<br />

gestorben. Um ihn zu ehren, sollte<br />

ein Flugzeug als Museum her.<br />

„Vorsitzender des damaligen<br />

Otto-Lilienthal-Komitees war der<br />

Generaldirektor der Interflug“, erinnertsich<br />

Kallbach, der damals Chefpilot<br />

der IL-62-Staffel bei der DDR-<br />

Fluggesellschaft war. Erwurde mit<br />

der Aufgabe betraut. Die Maschine<br />

für einen Transport von Schönefeld<br />

auseinander- und in Stölln wieder<br />

zusammenzubauen, wurde als zu<br />

teuer abgelehnt.<br />

Also blieb nur der Luftweg.<br />

Knackpunkt: Die IL-62 braucht normalerweise<br />

eine 2500 Meter lange<br />

Betonpiste zum Landen, in Stölln<br />

gab es aber nur die 850 Meter Waldund-Wiesen-Landebahn.<br />

Kallbach, früher Testpilot für diesen<br />

Flugzeugtyp, stellte physikalische<br />

Berechnungen an. „Das passte<br />

zunächst hinten und vorne nicht.<br />

Die Maschine war mit 83 Tonnen<br />

einfach zu schwer“, sagt er. „Acht<br />

Tonnen mussten ausgebaut werden<br />

–unter anderem die Ballastbehälter<br />

unter dem Cockpit.“ Er habe mit der<br />

Aktion gegen sämtliche Luftfahrtvorschriften<br />

verstoßen. Es gab viele<br />

einmalige Sondergenehmigungen.<br />

Hans-Dieter Kallbach zeigt ein Foto von<br />

1989. Darauf wird er beglückwünscht. DPA<br />

Während andere ihn für verrückt<br />

erklärten, nahm der in Essen geborene<br />

und in der Lausitz aufgewachsene<br />

Sohn einer Arbeiterfamilie die<br />

Herausforderung an. Nicht ohne<br />

Vorsichtsmaßnahmen: Die Punktlandung<br />

am 23. Oktober 1989 war<br />

der dritte Versuch. Zuvorhatte zweimal<br />

das Wetter nicht mitgespielt.<br />

„Das hat Kallbach damals schon<br />

genial gemacht. Er ist ein mutiger,<br />

kluger Typ, aber kein Draufgänger.Er<br />

weiß genau, was er tut“, lobt Elmar<br />

Giemulla, Experte für Luftverkehrsrecht<br />

an der Technischen Universität<br />

Berlin. Die Aktion war so spektakulär,<br />

dass Kallbach damit im Guinness-Buch<br />

der Rekorde landete.<br />

DPA<br />

„Nach mir hat das ja keiner mehr<br />

versucht“, sagt der 79-Jährige.<br />

Kallbachs Erlebnisse als Pilot füllen<br />

mittlerweile ein Buch. Denn die<br />

spektakuläreLandung bei Stölln war<br />

längst nicht seine einzige tollkühne<br />

Aktion. „Mayday über Saragossa“<br />

heißen die Erinnerungen an seine<br />

Zeit als Pilot für die Fluggesellschaft<br />

Germania. Als er im Jahr 2000 einen<br />

Ferienflieger vonTeneriffa nach Berlin<br />

steuerte, war ein potenzieller<br />

Selbstmörder im Cockpit aufgetaucht.<br />

Der würgte den Piloten, um<br />

die Boeing 737 zum Absturzzubringen.<br />

Trotz minutenlangen Kampfes<br />

und mit schweren Verletzungen landete<br />

Kallbach die Maschine sicher.<br />

Von sich reden machte er auch<br />

ein Jahr später,als er einen DC-3-Rosinenbomber<br />

von Coventry nach<br />

Berlin überführte.Echte Notlandungen<br />

hatte Kallbach nie, abgesehen<br />

von zweimal brennenden Triebwerken.<br />

Oder einem Motorausfall ganz<br />

am Anfang seiner Piloten-Laufbahn,<br />

als er mit 18 Jahren bei der NVA das<br />

Fliegen lernte.<br />

Das 30-jährige Jubiläum seiner<br />

Punktlandung wird am26. Oktober<br />

gefeiert, an und in der „Lady Agnes“,<br />

wie die Stöllner das Flugzeug nach Lilienthals<br />

Frau später getauft haben.<br />

„Wir freuen uns, die vier damaligen<br />

Besatzungsmitglieder als Ehrengäste<br />

begrüßen zu können“, sagt Horst<br />

Schwenzer,Vorsitzender des Otto-Lilienthal-Vereins.<br />

Es werde Cockpit-<br />

Führungen geben, eine Kunstauktion<br />

und einen Festakt. (dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Jugendliche besetzen<br />

Haus in Potsdam<br />

Unbekannte haben am Sonnabend in<br />

Potsdam ein Mehrfamilienhaus besetzt.<br />

MehrereJugendliche seien<br />

durch ein Kellerfenster in das Haus<br />

eingedrungen, teilte die Polizei mit.<br />

Maskierte hätten sich im Haus aufgehalten<br />

und Transparente seien an der<br />

Fassade befestigt gewesen. Beider<br />

Räumung nahm die Polizei 16 Leute<br />

in Gewahrsam. (dpa)<br />

Brückenabschnitt auf<br />

östlicher A10wieder frei<br />

Nachdem auf der A10 eine Brücke<br />

zwischen den Anschlussstellen Rüdersdorf(Märkisch-Oderland)<br />

und<br />

Erkner (Oder-Spree) wegen Bauarbeiten<br />

voll gesperrtwar,rollt derVerkehr<br />

wieder.Die Sperrung sei aufgehoben<br />

worden, sagte ein Sprecher der<br />

Polizei am Sonntagabend auf Anfrage.Inden<br />

vergangenen Tagen hatten<br />

viele Autofahrer nach Angaben<br />

derVerkehrsinformationszentrale<br />

versucht, über Erkner,Berlin Friedrichshagen<br />

und Köpenick die Stadtautobahn<br />

zu erreichen. Dadurch kam<br />

es zu Staus undVerzögerungen.(dpa)<br />

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21102019


16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Lokalsport<br />

Schattenriss vor Traglufthalle: Der malaysische Hockeyspieler Hawinder Makbul Singh auf dem Wegzum Training in Berlin. Er zählt zu denjenigen, die sich schon bei den Zehlendorfer Wespen weitergebildet haben.<br />

OSTKREUZ/SEBASTIAN WELLS<br />

Vonden Besten lernen<br />

Warum<strong>Berliner</strong> Hockey-Klubs mit dem malaysischen Verbandeinen Vertragschließen wollen und wie beide Seiten davon profitieren könnten<br />

VonAnnika Schultz<br />

Dato´Sri Megat D. Shariman<br />

bin Dato´ Zaharudin<br />

ist ein Mann der Taten.<br />

Dererfolgreiche Geschäftsmann,<br />

seit kurzem Präsident<br />

des Hockey-Verbandes von Kuala<br />

Lumpur, hat sich eines neuen Projekts<br />

angenommen: Der 36-Jährige<br />

will das malaysische Hockey auf ein<br />

neues Level heben. „Wir könnten so<br />

gut wie die Deutschen sein –vielleicht<br />

irgendwann besser“, sagt er<br />

mit einem verschmitzten Lächeln,<br />

„wir wollen von den Besten lernen.<br />

Wir müssen in der Lage sein zu verstehen,<br />

wie unsereGegner spielen.“<br />

Zaharudin ist bewusst, dass der<br />

Abstand zu den deutschen Hockey-<br />

Nationalteams, die 2016 bei den<br />

Olympischen Spielen jeweils Bronze<br />

gewannen, groß ist. Um ihn zu verkleinern,<br />

reist er durch Europa, vor<br />

seinem Stopp in Berlin war er in den<br />

Niederlanden und in Belgien, danach<br />

flog er nach Italien. Er trifft sich<br />

mit Funktionären und Spielern. Er<br />

verhandelt mit ihnen über eine Kooperation,<br />

in der auch drei deutsche<br />

Hockey-Vereine eine ganz entscheidende<br />

Rolle spielen.<br />

„Wir kommen nicht voran, wenn wir<br />

uns nicht öffnen und über den Tellerrand<br />

hinausschauen.“<br />

Dato´Sri MegatD.Shariman bin Dato´ Zaharudin will die SportartHockey als Präsident<br />

des malaysischen Vebandes mit europäischer Hilfe wettbewerbsfähig machen.<br />

DasTreffen zwischen dem Malaysier<br />

und Verantwortlichen des <strong>Berliner</strong><br />

HC, der Zehlendorfer Wespen<br />

und des Bremer Hockey Clubs hat im<br />

noblen Hotel Waldorf Astoria in der<br />

City West stattgefunden. Zaharudin<br />

hat sich leicht verspätet. Sofortdreht<br />

sich das Gespräch um Hockey, um<br />

frühere Erfahrungen, darum, wie<br />

eine Zusammenarbeit in Zukunft<br />

aussehen könnte. „Wir kommen<br />

nicht voran, wenn wir uns nicht öffnen<br />

und über den Tellerrand hinausschauen“,<br />

sagt Zaharudin.<br />

Obwohl die Sportartindem Land<br />

in Südostasien zu den populärsten<br />

gehört, hat sich die Männer-Nationalmannschaft<br />

seit 2010 nicht mehr<br />

für Olympische Spiele qualifiziert,<br />

die Frauen waren noch nie bei einer<br />

WM. Dabei genießt die Auswahl einen<br />

hohen Stellenwert. DieTerminplanung<br />

der nationalen Liga wirdan<br />

den Kalender der Nationalteams angepasst,<br />

oft ist erst kurzfristig bekannt,<br />

wann die Saison beginnt und<br />

endet. Derzeit stehen alle männlichen<br />

Nationalspieler in Malaysia unter<br />

Vertrag. „Wenn sie Länderspiele<br />

im Ausland bestreiten, verlieren sie<br />

wegen des Wetters, weil sie nicht an<br />

die klimatischen Bedingungen gewöhnt<br />

sind“, klagt Zaharudin, „auch<br />

nicht daran, gegen große Gegenspieler<br />

zu spielen.“<br />

Um das zu ändern, schwebt Zaharudin<br />

ein Austausch von Spielern<br />

und Spielerinnen vor, beginnend in<br />

der Altersklasse U16 bis hin zu den<br />

Erwachsenen. Der Umfang und die<br />

Art dieser Transfers sollen sich am<br />

Alter und Leistungsvermögen der<br />

Akteure orientieren. „Die Leistungssportler<br />

sollten mindestens sechs<br />

Monate bei einem deutschen Verein<br />

spielen, um sich an das Spiel anpassen<br />

zu können und es wirklich zu<br />

verstehen, um eine Gewinnermentalität<br />

zu entwickeln“, sagt Zaharudin.<br />

In Belgien und den Niederlanden<br />

hat er sich mit Topspielern wie<br />

Weltmeister TomBoon getroffen, dabei<br />

ging es um die Leitung von Hockeycamps<br />

in Malaysia.<br />

Projekte dieser Art gibt es immer<br />

wieder, nun sollen erstmals Verträge<br />

zum organisatorischen und finanziellen<br />

Rahmen geschlossen werden.<br />

Ob Zaharudins Vorstellungen umgesetzt<br />

werden können, hängt nicht<br />

nur von den europäischen Klubs ab.<br />

Zaharudin bewirbt sich um den Posten<br />

als Präsident des malaysischen<br />

Hockey-Verbandes, den er mithilfe<br />

der Kooperation reformieren will.<br />

Wird er im November nicht gewählt,<br />

könnten sich viele seiner Ideen zerschlagen,<br />

der Umfang der Zusammenarbeit<br />

könnte sich reduzieren.<br />

Schon in derVergangenheit scheiterten<br />

Transfers malaysischer Nationalspieler<br />

am Veto des Verbandes.<br />

Dabei wären es genau diese Spieler,die<br />

für das deutsche Spitzen-Hockey<br />

interessant wären. Schließlich<br />

sollen nicht nur die Malaysier voneiner<br />

Zusammenarbeit profitieren.<br />

„Die Spieler aus Malaysia haben einen<br />

anderen Stil. Sie bestechen<br />

durch ihreSchnelligkeit und Beweglichkeit,<br />

ihr Eins-gegen-Eins ist sehr<br />

ausgeprägt“, sagt Kevin Lim vom<br />

<strong>Berliner</strong> HC, der selbst sechsmal in<br />

der malaysischen Liga spielte. Das<br />

Niveau in der Bundesliga sei so,dass<br />

für den BHC nur Spieler und Spielerinnen<br />

infrage kämen, die im A-Kader<br />

stehen. „Es gilt das Prinzip, dass<br />

ausländische Spieler so qualitativ<br />

gut sein müssen, dass sie unseren<br />

Talenten nicht im Wegstehen.“<br />

Ohnehin verfolgen die deutschen<br />

Klubs unterschiedliche Interessen.<br />

Bei den Zehlendorfer Wespen besteht<br />

schon seit 2008 ein reger Austausch<br />

von Spielern und Spielerinnen<br />

aus Malaysia, der nun formalisiertwerden<br />

könnte,beim BHC sieht<br />

man vor allem bei den Frauen Bedarf,<br />

der Bremer Hockey-Clubstrebt<br />

eine Jugend-Kooperation an.<br />

Bis Ende des Jahres wird wohl<br />

kein Vertrag unterzeichnet. Bei Zaharudin<br />

funkeln trotzdem die Augen,<br />

wenn er von seinen Ideen<br />

spricht. „Wir wollen mit etwas Kleinem<br />

anfangen, das zu etwas Großem<br />

wachsen könnte. Esgibt kein anderes<br />

Land, das das macht. Lasst uns<br />

die ersten sein.“<br />

Annika Schultz<br />

hat ihr journalistisches Debüt<br />

im Hockey gegeben.<br />

Eine Höhle für die Logik<br />

Serie –Tierisch fit: WarumSchach bei Kindern in Berlin seit einigen Jahren immer beliebter wird und wie die Schachpinguine davon profitieren<br />

VonChristian Kattner<br />

Mit der richtigen Adresse im Gepäck<br />

lässt sich das Ziel gar<br />

nicht verfehlen. Nicht etwa im vierten<br />

Hinterhof und irgendwo in der<br />

obersten Etage gelegen, sondern so<br />

etwas wie ein Ladenbürohaben sich<br />

die Schachpinguine ausgesucht, um<br />

regelmäßig zu trainieren. Große<br />

Schachfiguren und Pokale im Schaufenster,<br />

ein großes Schild mit der<br />

Aufschrift „Schach Schule“ über der<br />

Tür gibt auch dem letzten Suchenden<br />

den entscheidenden Hinweis,<br />

dass er sein Ziel erreicht hat. Tische<br />

mit noch mehr Schachbrettern bestimmen<br />

die schlichte, aber imponierende<br />

Inneneinrichtung der Heimat<br />

des im Jahr 2005 gegründeten<br />

Vereins am Ende des Ku´damms.<br />

Weiterer Platz wurde in der „Pinguinhöhle“<br />

vom Vermieter geschaffen.<br />

EinBüround einen kleiner Trainingsraum,<br />

in welchem ein Sandsack<br />

vonder Decke baumelt und ein<br />

Laufband steht, sind entstanden.<br />

Manchmal kommt der Sandsack<br />

auch zum Einsatz. Kinder, die Frust<br />

abbauen müssen,„können hintergehen,<br />

ihn bearbeiten und dann geht<br />

das auch wieder“, erzählt Michael<br />

Richter, „die Kinder haben nach einem<br />

Negativerlebnis Energie und<br />

Spannung in sich, die raus muss.Die<br />

Figuren können sie nicht werfen,<br />

also muss der Boxsack herhalten.“<br />

Richter weiß, wovon er spricht.<br />

Der Trainer und Vorsitzende der<br />

Schachpinguine hat selbst leistungsmäßig<br />

Schach gespielt, kann sich in<br />

die Gefühlslage eines Schachspielers<br />

in Ausbildung sehr gut hineinversetzen.<br />

Er lässt daher Freiräume, geht<br />

auf Wünsche und Bedürfnisse ein.<br />

Nur über den tierischen Namen ließ<br />

er nicht mit sich reden.<br />

Trainer werden rar<br />

Auch nicht, als die Kinder erzählten,<br />

dass sie auf Turnieren wegen des Namens<br />

gehänselt werden. Nach ein<br />

paar Diskussionen war das Problem<br />

aus derWelt geschafft, der Name und<br />

damit die Assoziation zu den Wesen<br />

in den Schachfarben Schwarz und<br />

Weiß blieb bestehen. Dafür verzichteten<br />

Richter und sein Team auf die<br />

Schachschule am Ku’damm: Vereinsvorsitzender Michael Richter.<br />

Unterteilung der Klassen in Kaiseroder<br />

Königspinguine, wie sie es eigentlich<br />

noch vorgesehen hatten. In<br />

kleinen Gruppen, aber eben ohne<br />

namentliche Unterteilung, wirdseitdem<br />

so ziemlich jeden Tagtrainiert.<br />

Viele Jahremit einer konstanten Mitgliederzahl<br />

von 30bis 40 Kindern.<br />

Aber:„In den letzten vier,fünf Jahren<br />

hat es einen Boom gegeben.“<br />

BLZ/KATTNER<br />

Schach hat an vielen Ganztagsschulen<br />

einen Platz gefunden. „Eltern<br />

suchen für Kinder nach Möglichkeiten,<br />

um ihnen das logische<br />

Denken, Konzentration und Entscheidungsfindung<br />

spielerisch zu<br />

zeigen. Und daist Schach eine Anlaufstelle“,<br />

sagt Richter. Mittlerweile<br />

gehen 130 Kinder bei den Pinguinen<br />

dem Sport nach, 80 Prozent davon<br />

zwischen fünf und neun Jahren.„Wir<br />

haben aber auch Kinder, die einfach<br />

nicht gehen wollen, die sind Anfang<br />

20, das ist dann gleich unser Erwachsenenkurs“,<br />

so Richter mit einem Lächeln,<br />

„es ist auffällig, dass viele Eltern<br />

mit Migrationshintergrund auf<br />

die Ausbildung ihrer Kinder achten,<br />

und da hat Schach einen sehr hohen<br />

Stellenwert, insbesondere, wenn sie<br />

aus Osteuropa, vor allem Russland,<br />

aber auch aus China kommen.“<br />

Dieser Boom ist nicht nur bei den<br />

Schachpinguinen, sondern in der<br />

gesamten Stadt zu spüren. Teilweise<br />

gibt es nicht genug Trainer,mancher<br />

Verein weiß sich nur noch mit Aufnahmestopps<br />

zu helfen. Auch die<br />

Schachpinguine stoßen in ihren<br />

Räumlichkeiten an Kapazitätsgrenzen.<br />

Ein Luxusproblem in Zeiten, da<br />

mancher Verein Überalterung beklagt<br />

und keinen Nachwuchs findet.<br />

Nachwuchsprobleme haben die<br />

Schachpinguine nicht. Neben einem<br />

Erwachsenenkurs bieten sie fast ausschließlich<br />

Kindertraining an. Die<br />

große Kunst besteht darin, die Kinder<br />

bei Laune zu halten. Natürlich<br />

„kann man die Begeisterung nicht<br />

immer voll aufrecht halten“, sagt<br />

Richter, „der Idealfall ist, dass die<br />

Kinder kommen, absolut heiß sind<br />

und unbedingt Schach spielen wollen.<br />

Diesen Moment muss man nutzen.<br />

Wir geben ihnen Aufgaben und<br />

sorgen dafür, dass sie Schachbretter<br />

zu Hausehabenund lassen sie,wenn<br />

möglich, bei Turnieren mitspielen.“<br />

Vieles laufe über eine Eigenmotivation.<br />

Es sei aber auch typisch, dass<br />

Kindern ineiner Phase hochbegeistertsind<br />

und zu einem anderen Zeitpunkt<br />

mal wieder ein Tief haben.„Da<br />

muss man dann eigentlich entgegenwirken“,<br />

so Richter, „das ist das,<br />

was der Trainer immer machen<br />

muss.“ Bei zu großer Euphorie<br />

bremsen, bei Enttäuschung aufbauen<br />

–dawird Schach auch mal<br />

hinten angestellt, im vorderen Raum<br />

mal Fußball gespielt oder eben im<br />

hinteren Raum der Boxsackbearbeitet.<br />

Undfür dieganz harten Fälle hat<br />

Michael Richter auch noch das<br />

Schachbrett mit den Star-Wars-Figuren.<br />

Davon hat sich bislang jedes<br />

Kind begeisternlassen.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 17<br />

· ·<br />

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Sport<br />

Abschied von der Bay Area<br />

Die NBA startet in eine Saison, die so offen ist lange wie nicht, doch könnte Los Angeles zu einem Epizentrum der weltweit stärksten Basketball-Liga werden<br />

VonSebastian Moll, New York<br />

Es war eine hübsche Idee,<br />

mit der die Planer der NBA<br />

in die neue Saison starten<br />

wollten, ein veritabler dramaturgischer<br />

Knaller. Doch manchmal<br />

macht das Leben gerade bei den<br />

schönsten Plänen nicht mit. Das Eröffnungsspiel<br />

der Spielzeit 2019/20,<br />

die von Experten und Fans so erregt<br />

erwartet wird, wie schon lange keine<br />

Saison mehr,findet wie üblich in der<br />

Arena des Titelverteidigers statt. Zu<br />

Gast in Toronto sind die NewOrleans<br />

Pelicans und das hat seinen Grund:<br />

Die Pelicans haben sich beim Draft,<br />

der Verlosung der Neuprofis, den<br />

aufregendsten Nachwuchsspieler<br />

gesichert, seit Superstar LeBron<br />

James 2003 in die Liga kam.<br />

Doch das Debüt von Zion Williams,<br />

dem ein ähnliches Potenzial<br />

nachgesagt wird wie James, fällt<br />

flach. Williamson hat sich in der Vorsaison<br />

am Knie verletzt, sein erster<br />

Auftritt auf der ganz großen Bühne<br />

muss auf unbestimmte Zeit warten.<br />

Moritz Wagner muss weichen<br />

Allerdings können sich die Fans in<br />

der Eröffnungsnacht noch auf eine<br />

andere Partie freuen. Zwei Stunden<br />

später am Dienstagabend laufen<br />

jene Teams gegeneinander auf, die in<br />

dieser Spielzeit den Titel unter sich<br />

ausmachen könnten. In Downtown<br />

Los Angeles,dem neuen Epizentrum<br />

der NBA, treffen um 19 Uhr Ortszeit<br />

die Los Angeles Lakers und die Los<br />

Angeles Clippers aufeinander. Die<br />

Clippers waren in der vergangenen<br />

Saison in der ersten Playoff-Runde<br />

gescheitert, die Lakers hatten es gar<br />

nicht erst in die Playoffs geschafft.<br />

Doch den Sommer über haben beide<br />

Teams dramatisch aufgerüstet.<br />

Nach einer Wechselrochade, wie<br />

die Liga sie noch nie erlebt hat,<br />

konnten sich beide Mannschaften<br />

aus der Entertainment-Hauptstadt<br />

der USA so drastisch verstärken, dass<br />

Ein Dreamteam, das Maßstäbe setzen könnte: LeBron James und AnthonyDavis wollen mit den Lakersden Titel in der NBA gewinnen.<br />

kaum jemand mehr über die dominante<br />

Mannschaft der vergangenen<br />

Jahre, die Golden State Warriors,<br />

spricht. Die Ära des Teams aus der<br />

San Francisco Bay Area scheint vorbei<br />

zu sein, die Zukunft gehörtL.A.<br />

Die Aufrüstungsbemührungen<br />

der Lakers begannen schon während<br />

der Playoffs. LeBron James, der sich<br />

entschlossen hat, seinen letzten Karriereabschnitt<br />

in Hollywood-Nähe<br />

zu verbringen, saß frustriert zu<br />

Hause und musste sich zum ersten<br />

Mal seit 15 Jahren die Playoffs vor<br />

dem Fernseher anschauen. Der<br />

Druck auf die Organisation, Verstärkung<br />

für James zu holen, war enorm.<br />

So wurde nur zwei Tage nach den<br />

Finals zwischen Toronto und Golden<br />

State bekannt, dass der All Star Forward<br />

Anthony Davis aus New Orleans<br />

nach Los Angeles kommt. Nun<br />

steht bei den Lakers mit Davis und<br />

James ein Traumduo auf dem Platz,<br />

wie es L.A. seit Kobe Bryant und Shaquille<br />

O’Neal nicht gesehen hat. Für<br />

den Wechsel vonDavis war eine sehr<br />

komplizierte Rochade nötig, an der<br />

drei Mannschaften und nicht weniger<br />

als 18 Spieler beteiligt waren.<br />

Dazu gehörten die deutschen<br />

Rookies Moritz Wagner und Isaac<br />

Bonga, die an die Washington Wizards<br />

abgegeben wurden, um Raum<br />

unterhalb der Gehaltsobergrenze<br />

der Lakers zu schaffen. Für den <strong>Berliner</strong><br />

Wagner und seinen Braunschweiger<br />

Kollegen Bonga war der<br />

Trade ein Lehrstück über die Härten<br />

des Profigeschäfts. Wagner versucht<br />

jedoch die Erfahrung, reine Verschiebemasse<br />

zu sein als Motivation<br />

zu nehmen: „Manchmal muss man<br />

einfach hinfallen, um aufzustehen<br />

und besser zu werden“, sagt Wagner.<br />

GETTY IMAGES/HAFFEY<br />

DerPoker spülte den Lakers zwar<br />

Anthony Davis in den Kader. Der<br />

Coup, den sich James gewünscht<br />

hätte, blieb ihnen jedoch verwehrt.<br />

DieFrage zum Ende der vorigen Saison<br />

war ja, wohin Kahwi Leonard<br />

geht, der als Leihgabe praktisch im<br />

Alleingang Toronto zur Meisterschaft<br />

geführt hatte. Leonard, der<br />

aus L.A. stammt, hatte offen darüber<br />

gesprochen, dass er gern wieder<br />

nach Kalifornien ziehen würde. Die<br />

Lakers hatten sich die Finger geleckt.<br />

Ein Trio James, Davis und Leonard<br />

hätte zu einer ähnlich unbesiegbaren<br />

Formation werden können, wie<br />

einst die Miami Heat rund um James,<br />

Chris Bosch und Dwayne Wade.<br />

Doch Leonardhatte eigene Pläne.<br />

Anstatt James in einer Nebenrolle zu<br />

einem weiteren Titel zu verhelfen,<br />

will Leonard, den viele derzeit als<br />

den überragenden Mann der Liga<br />

handeln, lieber der unangefochtene<br />

Anführer seiner eigenen Truppe<br />

sein. Somit hat Los Angeles nun eine<br />

der spannendsten Lokalrivalitäten,<br />

die es in der NBA je gegeben hat.<br />

Doch die Musik der Saison spielt<br />

nicht alleine in Los Angeles. Auch<br />

andereTeams waren in diesem Sommer.Sogelang<br />

es den HoustonRockets,<br />

sich die Dienste von Russell<br />

Westbrook zu sichern, der nun zusammen<br />

mit James Harden ein Team<br />

bildet, dass sich vorJames und Davis<br />

nicht verstecken muss.<br />

GrößereRolle für Deutsche<br />

Das alles verspricht eine packende<br />

Saison. Die Jahre sind vorbei, in denen<br />

die einzige Frage war,wer gegen<br />

Golden State im Finale steht. Die<br />

Sportstatistik-Website 538 sieht die<br />

Warrirors,die in Stephen Currynoch<br />

immer einen Superstar haben, nur<br />

auf dem fünften Platz der Titelkandidaten.<br />

Davor liegen noch die Milwaukee<br />

Bucks mit Giannis Antetokounmpo,MVP<br />

der vorigen Saison.<br />

Vonden deutschen Spielernsteht<br />

keiner in den Top-Teams. Immerhin<br />

aber dürfen sich Spieler wie Dennis<br />

Schröder und Maxi Kleber jedoch<br />

darüber freuen, in ihren Mannschaften<br />

nach den Umwälzungen in ihren<br />

Teams Oklahoma und Dallas, größereRollenzuspielen.<br />

Undsoturbulent,<br />

wie es heutzutage in der NBA<br />

zugeht, weiß man nie, wosie vielleicht<br />

am Ende der Saison stehen.<br />

Sebastian Moll<br />

freut sich auf einen spannenden<br />

Saisonstart.<br />

ZAHLEN<br />

Fußball<br />

Zweite Bundesliga, 10. Spieltag<br />

SpVgg Fürth -Dynamo Dresden 2:0 (2:0)<br />

ErzgebirgeAue -1.FCNürnberg 4:3 (0:0)<br />

Jahn Regensburg -SVSandhausen 1:0 (0:0)<br />

FC St. Pauli -Darmstadt 98 0:1 (0:0)<br />

SV Wehen Wiesbaden -1.FCHeidenheim 0:0<br />

VfB Stuttgart-Holstein Kiel 0:1 (0:0)<br />

Hannover96-VfL Osnabrück 0:0<br />

VfL Bochum -Karlsruher SC 3:3 (3:2)<br />

Arminia Bielefeld -Hamburger SV Mo., 20.30<br />

1. Hamburger SV 9 21: 7 20<br />

2. VfB Stuttgart 10 15:10 20<br />

3. Arminia Bielefeld 9 20:11 18<br />

4. ErzgebirgeAue 10 18:16 18<br />

5. Jahn Regensburg 10 18:14 14<br />

6. SpVgg Greuther Fürth 10 11:14 14<br />

7. 1. FC Heidenheim 10 15:13 13<br />

8. FC St. Pauli 10 14:13 13<br />

9. 1. FC Nürnberg 10 18:18 13<br />

10. Karlsruher SC 10 16:18 13<br />

11. SV Sandhausen 10 10:11 12<br />

12. Hannover96 10 10:14 12<br />

13. VfL Osnabrück 10 10: 9 11<br />

14. Holstein Kiel 10 11:14 11<br />

15. Darmstadt 98 10 10:13 11<br />

16. VfL Bochum 10 19:22 9<br />

17. Dynamo Dresden 10 12:20 9<br />

18. SV Wehen Wiesbaden 10 13:24 8<br />

Dritte Liga, 12. Spieltag<br />

MSV Duisburg -1.FCKaiserslautern 3:1 (2:0)<br />

1860 München -KFC Uerdingen 0:1 (0:0)<br />

1. FC Magdeburg -Hansa Rostock 0:1 (0:1)<br />

Waldhof Mannheim -Hallescher FC 0:4 (0:2)<br />

Eintracht Braunschweig -SpVgg Unterhaching 0:0<br />

Preußen Münster -SGGroßaspach 1:1 (1:0)<br />

FC Ingolstadt -Chemnitzer FC 1:1 (1:0)<br />

FSV Zwickau -BayernMünchen II 3:0 (1:0)<br />

CarlZeiss Jena -Würzburger Kickers 1:1 (0:0)<br />

SV Meppen -Viktoria Köln Mo., 19.00<br />

1. Hallescher FC 12 25:10 24<br />

2. SpVgg Unterhaching 12 19:14 23<br />

3. MSV Duisburg 12 27:19 22<br />

4. Eintracht Braunschweig 12 20:14 21<br />

5. FC Ingolstadt 12 22:15 19<br />

6. Hansa Rostock 12 15:13 19<br />

7. FSV Zwickau 12 20:15 18<br />

8. Waldhof Mannheim 12 20:16 18<br />

9. Viktoria Köln 11 22:19 18<br />

10. Bayern München II 12 21:23 17<br />

11. 1. FC Magdeburg 12 17:11 16<br />

12. KFC Uerdingen 12 13:17 16<br />

13. Würzburger Kickers 12 20:29 16<br />

14. SV Meppen 11 21:16 14<br />

15. 1860 München 12 15:19 14<br />

16. 1. FC Kaiserslautern 12 19:26 13<br />

17. SG Großaspach 12 14:26 12<br />

18. Preußen Münster 12 17:22 11<br />

19. Chemnitzer FC 12 16:22 10<br />

20. CarlZeiss Jena 12 9:26 2<br />

Regionalliga, Nordost, 12. Spieltag<br />

Rot-Weiß Erfurt-Bischofswerdaer FV 3:0 (2:0)<br />

Optik Rathenow-BFC Dynamo 2:1 (2:1)<br />

SV Lichtenberg -Viktoria 89 Berlin 1:1 (0:1)<br />

ZFC Meuselwitz -<strong>Berliner</strong> AK 07 1:4 (0:2)<br />

VfB Auerbach -W.Nordhausen 5:2 (3:1)<br />

VSG Altglienicke-Germania Halberstadt 4:1 (2:1)<br />

Energie Cottbus -Ch. Leipzig 2:1 (0:0)<br />

Hertha BSC II -Union Fürstenwalde 4:1 (2:1)<br />

Lok Leipzig -SVBabelsberg 03 Mo., 19.00<br />

1. Hertha BSC II 12 42:16 28<br />

2. VSG Altglienicke 12 34:14 28<br />

3. Energie Cottbus 12 32:23 23<br />

4. Lok Leipzig 11 19:13 22<br />

5. W. Nordhausen 12 27:21 20<br />

6. Union Fürstenwalde 12 18:15 17<br />

7. Viktoria 89 Berlin 11 11: 7 16<br />

8. <strong>Berliner</strong> AK 07 12 22:19 16<br />

9. BFC Dynamo 12 13:20 15<br />

10. Rot-Weiß Erfurt 12 15:16 14<br />

11. VfB Auerbach 12 23:28 14<br />

12. SV Lichtenberg 12 10:12 13<br />

13. ZFC Meuselwitz 11 17:20 12<br />

14. Ch. Leipzig 12 13:16 12<br />

15. Germania Halberstadt 12 17:23 11<br />

16. Optik Rathenow 12 10:24 11<br />

17. SV Babelsberg 03 11 12:19 8<br />

18. Bischofswerdaer FV 12 11:40 5<br />

Oberliga, Nordost/Gruppe Nord,<br />

9. Spieltag<br />

Blau Weiss 90 -MSV Pampow 2:0 (1:0)<br />

Ludwigsfelder FC -Hertha 03 Zehlendorf 0:3 (0:2)<br />

TorgelowerFCGreif -Hansa Rostock II 2:4 (1:2)<br />

TSG Neustrelitz -Tennis Borussia Berlin 1:0 (1:0)<br />

CFC Hertha 06 -Victoria Seelow 2:1 (1:0)<br />

1. FC Lok Stendal -Greifswalder FC abgesagt<br />

SC Staaken -FCStrausberg 4:0 (0:0)<br />

Brandenburger SC Süd -SVTasmania 0:4 (0:3)<br />

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18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />

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Sport<br />

NACHRICHTEN<br />

Nationalspieler Niklas Süle<br />

erleidet Kreuzbandriss<br />

FUSSBALL. Nationalspieler Niklas<br />

Süle hat im Spiel des FC Bayern<br />

München beim FC Augsburgam<br />

Sonnabend (2:2) einen Kreuzbandriss<br />

im linken Knie erlitten. Der24<br />

Jahrealte Abwehrchef wirdseinem<br />

Klub mehrereMonate fehlen und<br />

steht damit auch der Nationalmannschaft<br />

vonBundestrainer Joachim<br />

Löw bis weit ins EM-Jahr 2020 nicht<br />

zur Verfügung. Gegen Augsburg<br />

hatte sich Süle dem Anschein nach<br />

ohne Gegnereinwirkung verletzt<br />

und musste bereits in der 12. Minute<br />

ausgewechselt werden. In der Nationalmannschaft<br />

ist der ehemalige<br />

Hoffenheimer,der bereits in der Saison<br />

2014/15 einen Kreuzbandriss im<br />

linken Knie erlitten hatte,nach Leroy<br />

Sané vonManchester City der zweite<br />

Stammspieler,der mit einer schwerenKnieverletzung<br />

lange ausfällt.<br />

DieBundesliga-Saison 2019/20 endet<br />

am 16. Mai. DieNationalmannschaft<br />

wirdvor der EM-Endrunde<br />

(12. Juni bis 12. Juli) ihreVorbereitung<br />

in Österreich absolvieren.<br />

Volleys gewinnen erstmals<br />

den Supercup<br />

VOLLEYBALL. DieBerlin Volleys haben<br />

zum ersten Malden Supercup<br />

gewonnen. Im Duell zwischen dem<br />

Deutschem Meister und dem Pokalsieger<br />

feierte die Mannschaft von<br />

Trainer Cédric Enardgegen den VfB<br />

Friedrichshafen am Sonntag in Hannovereinen<br />

ungefährdeten 3:0<br />

(25:20, 25:18, 25:15)-Erfolg. In den<br />

bisherigen drei Spielen in dem seit<br />

2016 stattfindenden Wettbewerb<br />

hatte das Team vomBodensee gegen<br />

den Hauptstadtclub gewonnen.„Wir<br />

haben drei Sätzekonstant auf gutem<br />

Niveaus durchgespielt“, sagte Volleys-Kapitän<br />

Moritz Reichert.<br />

Südafrika beendet<br />

Japans Rugby-Märchen<br />

Tränen nach dem Viertelfinal-Aus: Japans<br />

Rugby-Männer.<br />

AFP/ANDERSEN<br />

RUGBY.Südafrika hat bei der WM<br />

die Träume vonGastgeber Japan<br />

platzen lassen und das Halbfinale erreicht.<br />

DieSpringboks bezwangen<br />

den Außenseiter mit 26:3 (5:3). Als<br />

nächstes treffen sie nun auf Wales,<br />

das Frankreich 20:19 (10:19) niedergerungen<br />

hatte.AmSonnabend hatten<br />

bereits Titelverteidiger Neuseeland<br />

und England mit eindrucksvollen<br />

Siegen die Vorschlussrunde erreicht.<br />

DieAll Blacks gewannen<br />

gegen Mitfavorit Irland 46:14. England<br />

hatte zuvor beim 40:16 über<br />

Australien ebenfalls kaum Mühe gehabt.<br />

Beide Halbfinal-Partien steigen<br />

am kommenden Wochenende.<br />

Alba siegt in Würzburg<br />

ohne Mühe<br />

BASKETBALL. Alba Berlin bleibt in<br />

der Bundesliga erfolgreich. Am<br />

Sonntag siegten die <strong>Berliner</strong> in<br />

Würzburg110:82 (60:38) auch im<br />

vierten Spiel. Bester <strong>Berliner</strong> Werfer<br />

war Niels Giffey mit 21 Punkten.<br />

Dass Alba nur drei Tage zuvor in der<br />

Euroleague in Barcelona deutlich<br />

verloren hatte,war den <strong>Berliner</strong>n<br />

nicht anzumerken. Sielagen nach<br />

dreieinhalb Minuten (13:3) vorn und<br />

ließen durch ihreDefensivarbeit<br />

Würzburgkaum zum Zugkommen.<br />

Nach dem 75:44 in der zweiten<br />

Hälfte steckten die Gäste zurück.<br />

Das Gift des Zweifels<br />

Mit dem 1:0 gegen Mönchengladbach kehrt bei Borussia Dortmund Ruhe ein, doch die ist sehr labil<br />

VonDaniel Theweleit, Dortmund<br />

Womöglich war es ein<br />

später Anflug schlechten<br />

Gewissens, vielleicht<br />

aber auch einfach<br />

nur tiefe Erschöpfung, die die<br />

Spieler zu lähmen schien, als sie nach<br />

einem wunderbaren Fußballspiel vor<br />

die Südtribüne traten, um einen sehr,<br />

sehr bedeutsamen 1:0-Erfolg gegen<br />

Borussia Mönchengladbach zu feiern.<br />

Matt sprangen Profis vonBorussia<br />

Dortmund auf und ab,Trainer Lucien<br />

Favre sprach später von einem<br />

„Arbeitssieg“, wobei dieser Begriff<br />

viel zu sehr nach Alltag klingt angesichts<br />

der Extremsituation, in welcher<br />

der BVBsich befand. Nach drei sieglosen<br />

Bundesligapartien werden rund<br />

um den Verein Grundsatzdebatten<br />

geführt, über die Spieler,den Charakter,die<br />

Einstellung, den Kapitän, den<br />

Jungstar Jadon Sancho und den Trainer,soetwas<br />

geht selten gut aus.<br />

Nun sagte Torhüter Roman Bürki<br />

zufrieden: „Wir haben den Tabellenführer<br />

geschlagen, und die anderen<br />

Mannschaften haben nicht unbedingt<br />

gegen uns gespielt.“ Das Tableau<br />

sieht wieder ganz okay aus, der<br />

selbst ernannte Titelkandidat ist<br />

punktgleich mit den Bayern,der erste<br />

Platz ist in Reichweite.Und sie haben<br />

sich mit einer beeindruckenden Willensstärke<br />

durch ein hoch kompliziertes<br />

Spiel geackert –auch das ist<br />

ein wichtiges Detail, das in den vergangenen<br />

Partien mitunter fehlte.<br />

DasTor des Tages war dem zuletzt<br />

nicht mehr ganz so überzeugend wie<br />

im Vorjahr spielenden Marco Reus<br />

gelungen (58.), trotz Grippe. „Er hat<br />

sich durchgebissen, gut gespielt und<br />

gezeigt, wie wichtig er für uns ist“, erklärte<br />

Sportdirektor Michael Zorc<br />

nach dem Erfolg, den der BVB ohne<br />

Sancho herausgespielt hatte. Der<br />

junge Engländer war suspendiert<br />

worden, weil er nach den Länderspielen<br />

zum wiederholten Malzuspät gekommen<br />

war, der Klub habe Sancho<br />

„Grenzen setzen“ müssen, so der<br />

Sportdirektor. In der Champions<br />

League in Mailand am Mittwoch ist<br />

der Angreifer aber wieder dabei.<br />

UndTrainer Favre hatte nach den<br />

Ausfällen von Sancho, Mario Götze<br />

(Grippe) und Paco Alcácer (Achillessehne)<br />

eine Formation gefunden, die<br />

bestens funktionierte.Überdies habe<br />

der Schweizer „sehr lebendig“ gecoacht,<br />

wie Zorc erklärte,auch das ist<br />

derzeit eine Erwähnung wert, weil<br />

Favrejaimmer wieder ein zu passives<br />

Verhalten am Spielfeldrand vorgeworfen<br />

wird.<br />

Hörterdie Signale? Marco Reus dreht eine Ehrenrunde.<br />

BÜRKIS EINSATZ GEGEN INTER GEFÄHRDET<br />

ImZweifel: Der Einsatz vonBorussia Dortmunds<br />

Torhüter Roman Bürki im Champions-<br />

League-Spiel beim italienischen Topklub Inter<br />

Mailand am Mittwoch (21.00 Uhr/Sky) ist<br />

gefährdet. Der Schweizer habe eine Kapselzerrung<br />

im linken Knie erlitten, dennoch sei<br />

der Einsatz „nicht ausgeschlossen“, teilte der<br />

BVB am Sonntag mit.<br />

GETTY IMAGES/MOUHTAROPOULOS<br />

Im Zweikampf: Bürki war am Sonnabend gegenBorussia<br />

Mönchengladbach (1:0) in der<br />

71. Minute durch Marwin Hitz ersetzt worden.<br />

„Ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist. Das<br />

war im Zweikampf in der ersten Halbzeit mit<br />

Breel (Embolo/d. R.), wir sind Knie an Knie<br />

zusammengestoßen. Danach hatte ich richtig<br />

Schmerzen“, sagte Bürki.<br />

Flucht nach Polen<br />

Es war also ein Abend der Rehabilitation<br />

für den BVB, am dessen Ende<br />

dennoch der diffuse Eindruck blieb,<br />

dass Favre irgendwie Schaden genommen<br />

hat in den vergangenen<br />

Wochen. Dass das Gift des Zweifels an<br />

diesem Trainer Teile des Vereins<br />

durchsetzt. Mehr als ein standardisiertes<br />

„wir führen keine Trainerdiskussion“,<br />

ist derzeit nicht zu hören<br />

von den Verantwortlichen, wenn es<br />

um die Kontroversen zu dem Coach<br />

geht. Als in der vorigen Saison Kritik<br />

an der konsequent analytischen Herangehensweise<br />

dieses Fußballlehrers<br />

aufkam, hieß es aus dem Klub stets,<br />

man habe genau gewusst, was für ein<br />

Mensch Favre sei und erwarte daher<br />

keine Blut-und-Schweiß-Rhetorik.<br />

Solche Aussagen sind in diesem<br />

Herbst nicht zu hören. Unddass Jürgen<br />

Klopp im Rahmen der Veröffentlichung<br />

rund um eine Biografie des<br />

Geschäftsführers Hans-Joachim<br />

Watzke zuletzt auf unterschiedlichen<br />

Bühnen zum großen Dortmunder<br />

Sehnsuchtstrainer erklärt wurde, ist<br />

sicher auch nicht schön für den sensiblen<br />

Schweizer. Wobei Zorc auf solche<br />

Einwände verärgert reagierte.<br />

Das sei „Kinderkram“, fauchte der<br />

Sportdirektor im Fernsehen, „jeder<br />

weiß, dass Jürgen Klopp hier eine<br />

wunderbare Zeit hatte mit uns, Titel<br />

geholt hat, der wirdhier verehrt, aber<br />

das hat doch nichts mit der Autorität<br />

und der Souveränität des Trainers<br />

(Favre, d. Red) zu tun.“<br />

Jede Menge Krisenpotenzial<br />

Das ist einerseits korrekt, wer allerdings<br />

weiß, dass Favre inMönchengladbach<br />

mit viel Aufmerksamkeit<br />

und Hingabe der Klubführung bei<br />

Laune gehalten werden musste, um<br />

seine immer wieder an die Oberfläche<br />

drängenden Rücktrittsgedanken<br />

unter Kontrolle zu halten, kann ermessen,<br />

dass die Lage rund um diesen<br />

Trainer kompliziert bleibt. Favre<br />

behauptete allerdings,der ganzeWirbel<br />

sei einzig ein Produkt des Dortmunder<br />

Umfeldes, „Wermacht Unruhe?“,<br />

fragte er und antwortete sich<br />

selbst:„Nicht Dortmund!“ Aber wenn<br />

die Verantwortlichen ernsthaft versuchen,<br />

Harmonie und Ruhe entstehen<br />

zu lassen, sind ihreVersuche keinesfalls<br />

besser als die Leistungen der<br />

Mannschaft während der nun überwundenen<br />

Unentschiedenserie.<br />

Undlabil ist der Frieden ohnehin,<br />

denn die bevorstehenden Spiele bei<br />

Inter Mailand, bei Schalke 04 am<br />

kommenden Sonnabend und im Pokal<br />

gegen Gladbach bergen jede<br />

Menge neues Krisenpotenzial.<br />

Weil sie sich mit dem Bundestrainer überworfen hat, schließt sich Claudia Pechstein einer neuen Trainingsgruppe an<br />

Noch vor dem Start indie neue<br />

Eisschnelllauf-Saison knallt es<br />

im deutschen Verband hinter den<br />

Kulissen: Claudia Pechstein trainiert<br />

nicht mehr mit dem deutschen<br />

Team. Diefünfmalige Olympiasiegerin<br />

bereitet sich stattdessen mit der<br />

polnischen Mannschaft auf den<br />

kommenden Winter vor.<br />

Hintergrund ist ein Streit zwischen<br />

der <strong>Berliner</strong>in und Bundestrainer<br />

Erik Bouwman. Der Niederländer<br />

gehört seit zwei Jahren der<br />

Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft<br />

(DESG) an, war erst verantwortlich<br />

für den Nachwuchs, ehe er<br />

im vergangenen Winter mehr und<br />

mehr die Aufgaben des Chef-Bundestrainers<br />

übernahm.<br />

Bouwman bestätigt Probleme<br />

„Bundestrainer Erik Bouwman hat<br />

mir in Heerenveen persönlich mitgeteilt,<br />

dass er keinen Bock darauf hat,<br />

dass ich mittrainiere. Wer als Bundestrainer<br />

so kommuniziert, hat seinen<br />

Job verfehlt. Da war mir klar:<br />

Hier wirst du nicht mehr glücklich“,<br />

sagte Claudia Pechstein laut der<br />

Bildzeitung.<br />

Geht jetzt eigene Wege: Claudia Pechstein trainiertjetzt in Polen.<br />

Bouwman bestätigte, dass es zu<br />

Problemen mit Pechstein gekommen<br />

war. „Ich habe großen Respekt<br />

für die Sportlerin Claudia Pechstein.<br />

Leider sorgten einige Vorfälle in den<br />

letzten Jahren dafür, dass die Integration<br />

in unseren langfristigen Prozess<br />

eher negativ als zielführend<br />

empfunden wird“, sagte der Bundestrainer.<br />

AP/BAKER<br />

Pechstein hat in Polen gute Bedingungen<br />

angetroffen. „Die Stimmung<br />

imTeam ist super.Alles ist bestens<br />

organisiert“, sagte die <strong>Berliner</strong>in,<br />

die aber weiterhin für Deutschland<br />

läuft. Ihr großes Ziel: Die<br />

Olympischen Winterspiele 2022 in<br />

Peking. Dann wirdsie 50 Jahrealt.<br />

Mit anBord impolnischen Team<br />

soll auch Pechsteins Lebensgefährte<br />

Matthias Große sein. Der Unternehmer<br />

unterstützt offenbar als Sponsor<br />

die Mannschaft aus dem Nachbarland.<br />

Pechstein fühlt sich in Polen jedenfalls<br />

gut aufgehoben. „Was ich<br />

hier erfahre, ist eine riesige Anerkennung,<br />

die ich in Deutschland nur<br />

sehr selten bekomme“, sagte sie.<br />

Sportlich scheint es bei der <strong>Berliner</strong>in<br />

gut zu laufen. In einem ersten<br />

Test über 3000 mlief sie 4:07 Minuten<br />

und war drei Sekunden schneller<br />

als zum gleichen Zeitpunkt 2018.<br />

Streit mit Kolleginnen<br />

In der Vergangenheit hatte Pechstein<br />

imVerband immer wieder Probleme.<br />

Mal gab es Zerwürfnisse mit dem<br />

Bundestrainer,mal überwarfsie sich<br />

mit andern Läuferinnen. Fast schon<br />

legendär waren ihre Streits mit Konkurrentin<br />

Anni Friesinger-Postma,<br />

die unter dem StichwortZicken-Zoff<br />

in die Annalen des deutschen Eisschnelllaufs<br />

eingegangen sind.<br />

Auch mit 2010-Olympiasiegerin<br />

Stephanie Beckert hatte sich Pechstein<br />

überworfen. DieLangstrecken-<br />

Konkurrentin aus Erfurtbeendete in<br />

diesem Sommer ihreKarriere. (BLZ)<br />

Ein<br />

deutliches<br />

Plus<br />

Eisbären erlegen Nürnberg<br />

mit Offensiv-Feuerwerk<br />

VonChristianKattner<br />

Sie hatten sich doch verbessert.<br />

Gerade einmal vier Strafminuten<br />

mussten die Eisbären Berlin bis kurz<br />

vor dem Ende des Spiels gegen<br />

Nürnberg absitzen, hatten zudem<br />

ein deutliches Plus bei den Torschüssen<br />

vorzuweisen und doch<br />

wurde es plötzlich noch einmal<br />

spannend. Der 2:3-Anschlusstreffer<br />

der Gäste ließ die Eisbären-Fans<br />

noch einmal fünfeinhalb Spielminuten<br />

um den schon sicher geglaubten<br />

Sieg bangen. Innerhalb von 59Sekunden<br />

beruhigten Louis-Marc Aubry,<br />

Mark Olver und Landon Ferraro<br />

mit ihren späten Trefferndie Nerven<br />

und sorgten für den 6:2-Endstand.<br />

Fehler in der Defensive<br />

Knapp 45 Stunden nach der 0:4-Niederlage<br />

in Düsseldorf präsentierten<br />

sich die Eisbären am Sonntagabend<br />

deutlich formverbessert. Nach zahlreichen<br />

Schüssen vonBeginn an war<br />

die 1:0-Führung eigentlich nur eine<br />

Frage der Zeit. Nach knapp zehn Minuten<br />

scheiterte Louis-Marc Aubry<br />

zunächst am Gästetorwart, setzte<br />

aber erfolgreich nach und eroberte<br />

die Scheibe zurück. Nachdem auch<br />

Landon Ferraronicht treffen konnte,<br />

war es erneut Aubry, der eine gute<br />

Schussmöglichkeit bekam und diesmal<br />

erfolgreich war.Sogut die Offensive<br />

der Eisbären funktionierte, so<br />

fehlerbehaftet präsentierte sich die<br />

Defensivabteilung. Hätte ein völlig<br />

verkorkster Wechsel in der Anfangsphase<br />

beinahe einen Rückstand zur<br />

Folge gehabt, so brachten sich die<br />

Gastgeber zudem immer wieder<br />

durch Fehlpässe im Aufbauspiel unnötig<br />

in Bedrängnis. 45 Sekunden<br />

vorder Drittelpause war das <strong>Berliner</strong><br />

Glück allerdings aufgebraucht: Unter<br />

dem Nürnberger Forechecking<br />

Eisbären-Neuzugang Landon Ferraro traf<br />

doppelt.<br />

CITYPRESS<br />

unterlief den Eisbären im eigenen<br />

Drittel ein Fehlpass. Konnte Sebastian<br />

Dahm den ersten Schuss noch<br />

parieren, war der Eisbären-Keeper<br />

beim Nachschuss vonKevin Schulze<br />

machtlos.Marcel Noebels zeigte sich<br />

im Gespräch vor der Kabine dennoch<br />

ganz zufrieden: „Wir sind sehr<br />

gut ins Spiel gekommen, haben sehr<br />

gut gespielt. Wenn wir so weiterspielen,<br />

sieht es gut aus.“<br />

Auch im zweiten Drittel ließ die<br />

weiterhin nicht sattelfeste Defensivabteilung<br />

punktuell Chancen zu,<br />

aber die Eisbären kaschierten diese<br />

Schwäche mit zahlreichen Schüssen<br />

auf das Nürnberger Tor, 56 nach zwei<br />

Durchgängen. Doch für die Anerkennung<br />

des Treffers von Landon<br />

Ferraro brauchte es in der 23. Minuten<br />

den Videobeweis. Erst nachdem<br />

sich die Schiedsrichter die Szene<br />

noch einmal angeschaut hatten,<br />

konnten die 10 720 Zuschauer über<br />

eine gelungene Heimpremiere des<br />

neuen Angreifers jubeln. Und als in<br />

der 42. Minute John Ramage in doppelter<br />

Überzahl auf 3:1 erhöhte, verbesserte<br />

das auch gleichzeitig die<br />

Trefferquote. Aubry, Olver und Ferraro<br />

sorgten mit ihren späten Trefferndafür,dass<br />

nicht alle der 60 Torschüsse<br />

verpufften. Der zwischenzeitliche<br />

Anschluss störte niemanden<br />

mehr.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 19 *<br />

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Sport<br />

RB Leipzig<br />

BUNDESLIGA<br />

Fortuna Düsseldorf<br />

Schon in der 18. Minute<br />

des Spiels gegen den VfL<br />

Wolfsburg tat Peter Gulacsi<br />

seinem Vordermann Dayot<br />

Upamecano sehr leid. Gulacsi<br />

ist einer der am wenigsten<br />

beschäftigten Torhüter<br />

der Bundesliga,<br />

weil die Abwehr<br />

seines Klubs RB<br />

Leipzig meist hervorragend<br />

funktioniert.<br />

Geben wir<br />

ihm doch mal was<br />

zu tun, dachte sich<br />

der Verteidiger und<br />

bolzte eine wohlgeformte<br />

Bogenlampe<br />

in den eigenen<br />

Strafraum, die auf dem<br />

besten Wegins Torwar. Was<br />

tun, grübelte Gulacsi, als der<br />

Ball unterwegs war. Einen<br />

gewagten Flugkopfball ansetzen?<br />

DieKugel elegant mit<br />

der Brust stoppen und die<br />

gegnerischen Stürmer lässig<br />

ausspielen? Oder doch einen<br />

spektakulären Fallrückzieher<br />

probieren?<br />

Der Ungar wäre aber<br />

nicht einer der nüchternsten<br />

und solidesten Keeper der<br />

Liga, wenn er sich zu solcherlei<br />

Firlefanz hinreißen ließ.<br />

Bock auf<br />

Bogenlampe<br />

Er spielte den Ball ganz prosaisch<br />

mit der Hand, unerlaubter<br />

Rückpass, indirekter<br />

Freistoß aus zehn Metern.<br />

Die Wolfsburger debattierten<br />

so lange, dass man<br />

dachte, sie hätten sich etwas<br />

ganz Raffiniertes<br />

einfallen lassen,<br />

aber dann bolzte<br />

Maximilian Arnold<br />

den Ball einfach<br />

geradeaus aufs Tor,<br />

genau auf Peter<br />

Gulacsi.<br />

In der 54. Minute<br />

VomMitspieler gefordert:<br />

probierte der<br />

Gulacsi. AFP Keeper dann seinerseits<br />

eine Bogenlampe,genau<br />

in den Lauf<br />

von Timo Werner, der die<br />

Leipziger Führung erzielte.<br />

Danach war es nicht mehr so<br />

langweilig für Gulacsi, weil<br />

seine Mannschaft das praktizierte,was<br />

Cheftrainer Julian<br />

Nagelsmann später „Stehen<br />

im luftleeren Raum“ nannte.<br />

Mehrfach parierte der Ungar<br />

glänzend, dann traf Wout<br />

Weghorst zum 1:1. Auch da<br />

hatte Upamecano die Fußspitze<br />

amBall, zu einer Bogenlampe<br />

reichte es jedoch<br />

nicht mehr. (mali.)<br />

Verein Sp S U N Tore Punkte<br />

1 M'gladbach 8 5 1 2 15: 7 16<br />

2 VfL Wolfsburg 8 4 4 0 11: 5 16<br />

3 München 8 4 3 1 22: 10 15<br />

4 Bor.Dortmund 8 4 3 1 20: 11 15<br />

5 RB Leipzig 8 4 3 1 16: 8 15<br />

6 SC Freiburg 8 4 2 2 15: 9 14<br />

7 FC Schalke04 8 4 2 2 14: 9 14<br />

8 Eintr.Frankfurt 8 4 2 2 14: 10 14<br />

9 Leverkusen 8 4 2 2 12: 11 14<br />

10 Hertha BSC 8 3 2 3 13: 13 11<br />

11 Hoffenheim 8 3 2 3 8: 11 11<br />

12 SV Werder Bremen 8 2 3 3 13: 17 9<br />

13 Düsseldorf 8 2 1 5 10: 14 7<br />

14 Union Berlin 8 2 1 5 8: 13 7<br />

15 1. FC Köln 8 2 1 5 8: 16 7<br />

16 FC Augsburg 8 1 3 4 10: 21 6<br />

17 Mainz 05 8 2 0 6 7: 18 6<br />

18 SC Paderborn 8 0 1 7 9: 22 1<br />

9. Spieltag,25. bis 27.10.:<br />

FSV Mainz 05 -1.FCKöln Fr., 20.30<br />

FC Bayern -1.FCUnion Sa., 15.30<br />

Hertha BSC -Hoffenheim Sa., 15.30<br />

SC Freiburg -Leipzig Sa., 15.30<br />

FC Schalke-Dortmund Sa., 15.30<br />

SC Paderborn-Düsseldorf Sa., 15.30<br />

Leverkusen -Werder Bremen Sa., 18.30<br />

VfL Wolfsburg -FCAugsburg So., 15.30<br />

M’gladbach -Frankfurt So., 18.00<br />

Torjäger<br />

12 Tore: Lewandowski (FC Bayern)<br />

6Tore: Werner (RB Leipzig)<br />

5Tore: Alcácer (Borussia Dortmund),<br />

Hennings (Fortuna Düsseldorf),<br />

Paciencia (Eintracht Frankfurt),<br />

Reus (Borussia Dortmund),<br />

Weghorst (VfL Wolfsburg)<br />

Normalerweise wird es<br />

besonders geschätzt,<br />

wenn ein Stürmer das 1:0 für<br />

sein Team schießt und nicht<br />

andauernd das 4:0 oder 5:0 in<br />

längst entschiedenen Partien.<br />

Bei Fortuna Düsseldorf<br />

ist das anders,abgesehen davon,<br />

dass in der Mannschaft<br />

von Friedhelm Funkel eher<br />

selten jemand das 4:0 oder<br />

5:0 schießt. Da ist das 1:0 in<br />

dieser Saison mehr Fluch als<br />

Segen gewesen, und niemand<br />

hatte daran größeren<br />

Anteil als Rouwen Hennings.<br />

Sechsmal waren die Düsseldorfer<br />

an den ersten sieben<br />

Spieltagen in dieser Saison<br />

forsch in Führung gegangen,<br />

viermal hatte dabei<br />

Hennings zugeschlagen.<br />

Doch nur am ersten Spieltag<br />

in Bremen ging die Sache gut<br />

aus, vier der anderen so vielversprechend<br />

begonnenen<br />

Partien wurden gar verloren.<br />

Wenig verwunderlich<br />

also, dass sich manch ein<br />

Fortuna-Fan entsetzt an den<br />

Kopf fasste, als es Rouwen<br />

Hennings am Sonnabend gegen<br />

Mainz 05 schon wieder<br />

tat und zum 1:0 traf.Wundersamerweise<br />

blieb es bei diesem<br />

Ergebnis, wobei sicher<br />

hilfreich war, dass Mainz in<br />

Erst warten,<br />

dann wundern<br />

Hand auflegen: Kaan Ayhan bändigt<br />

Rouwen Hennings.<br />

DPA<br />

Unterzahl spielte und der<br />

Treffer erst in der 81. Minute<br />

fiel. Hatte Trainer Friedhelm<br />

Funkel natürlich genauso geplant:<br />

„Ich habe in der Halbzeit<br />

gesagt, dass wir bis zur<br />

80. Minute mit dem Torwarten<br />

können.“<br />

Hennings jedenfalls ist<br />

erstmal rehabilitiert, und zur<br />

Belohnung soll nun sogar der<br />

Vertrag des 32-Jährigen verlängertwerden.<br />

Sicher in der<br />

Hoffnung, dass er irgendwann<br />

vielleicht auch mal das<br />

4:0 oder 5:0 schießt. (mali.)<br />

Gonçalo<br />

Paciência liest.<br />

Das ist nicht so banal,<br />

wie es klingt. DerFrankfurter<br />

Stürmer liest Bücher über<br />

Psyche, Geist und positives<br />

Denken. Auch scheint er einen<br />

Bestseller aus den Fünzigern<br />

zukennen, den ein gewisser<br />

Helmut Rahn verfasst<br />

haben soll, Titel: „Mein<br />

Hobby –Tore schießen“. Wie<br />

eben jener Weltmeister von<br />

1954 aus Essen hat der Portugiese<br />

Paciência aus Porto<br />

eine für seinen Berufinteressante<br />

Leidenschaft.<br />

Zum 3:0 seiner Eintracht<br />

gegen Leverkusen steuerte er<br />

Eintracht Frankfurt<br />

Aus dem<br />

Bilderbuch<br />

jetzt zwei Treffer bei, insgesamt<br />

acht hat der 25-Jährige<br />

in Europa League und Bundesliga<br />

erzielt, fünf davon in<br />

dem nationalen Wettbewerb.<br />

Er, Bas Dost und André Silva<br />

kommen auf zwölf von 14<br />

Frankfurter Ligatoren. „Wer<br />

den Dingen gegenüber positiv<br />

eingestellt ist, dem fallen<br />

viele Sachen leichter.“ So etwas<br />

hat Paciência aus Büchern.<br />

Da aber die Saison<br />

jung ist, hier ein Lesetipp,<br />

ausnahmsweise Belletristik,<br />

für Junggebliebene: Die drei<br />

Fragezeichen –und die Fußball-Falle.<br />

(cs.)<br />

Aufschwung Dost: Gonçalo Paciência (r.) jubelt mit dem Kollegen. DPA<br />

Wehe, wenn sie losgelassen<br />

GETTY IMAGES<br />

DerKölner Rafael Czichos fängt den Teamkollegen<br />

Sebastiaan Bornauw ein, nachdem der gegen<br />

den SC Paderborn das finale Torzum 3:0-<br />

Sieg erzielt hat. Der1.FCKöln hat sich den Frust<br />

der vergangenenWochen vonder Seele geschossen<br />

und mit dem höchsten Bundesliga-Heimsieg<br />

seit fast drei Jahren die Abstiegsränge verlassen.<br />

VorBornauw waren Simon Terodde (9. Minute)<br />

und Louis Schaub mit seinem ersten Treffer<br />

in der Bundesliga (59. Minute) erfolgreich<br />

gewesen. Von Beginn an waren die Gastgeber<br />

das aktivere Team, bereits nach 73 Sekunden<br />

hätten sie durch Kapitän Jonas Hector nach einem<br />

Eckball per Kopf Führung gehen können.<br />

Das Wort „geil“ –die Jüngeren<br />

unter uns werden<br />

sich wundern –war mal ein<br />

Tabuwort. Denn früher war<br />

„geil“ nicht einfach nur geil,<br />

sondernvor allen Dingen der<br />

Ausdruck für eine wollüstige<br />

Erregung. Was freilich auch<br />

an der ursprünglichen Bedeutung<br />

des Wortes vorbeizielte.<br />

Denn „geil“ geht eigentlich<br />

auf das indoeuropäische<br />

„ghoilos“ zurück,<br />

was sich am Besten mit aufschäumend,<br />

heftig, übermütig,<br />

ausgelassen und lustig<br />

übersetzen lässt.<br />

Ganz ausgelassen und<br />

lustig, man könnte auch sagen:<br />

geil, war die Stimmung<br />

beim FC Augsburgnach dem<br />

2:2 gegen den FC Bayern.<br />

Auch wenn die Zahlen mit<br />

9:24 Torschüssen, 204:768<br />

Pässen und einem Ballbesitzverhältnis<br />

von 21:79 eindeutig<br />

gegen die bayerischen<br />

Schwaben sprachen, war der<br />

in der Nachspielzeit erzwungene<br />

Punktgewinn aufgrund<br />

des Einsatzwillens durchaus<br />

verdient.<br />

FC Augsburg<br />

Geil<br />

hoch 3<br />

U21-Nationalspieler<br />

MarcoRichter hatte die Gastgeber<br />

nach gerade mal 27 Sekunden<br />

in Führung gebracht,<br />

Robert Lewandowski<br />

(14.) und Serge Gnabry (49.)<br />

aber flugs zurückgeschlagen,<br />

bevor Augsburgs Coach Martin<br />

Schmidt in der Schlussphase<br />

mit der Einwechslung<br />

von Sergio Cordova und Alfred<br />

Finnbogason aber auch<br />

Sicht der Bayern eine leider<br />

geile Idee hatte.Cordova umspielte<br />

in der Schlussminute<br />

nämlich locker und leicht<br />

Weltmeister<br />

Lucas<br />

Hernández, passte quer vors<br />

Bayern-Tor,woFinnbogason<br />

zur Stelle war. Nicht unerwähnt<br />

sollte an dieser Stelle<br />

auch bleiben, dass Augsburgs<br />

Keeper Tomas Koubek<br />

endlich mal einen guten Tag<br />

erwischt hatte.<br />

Dies alles fasste Rani Khedira<br />

in einem Satz zusammen.<br />

Der Defensivmann<br />

sagte: „Wir hatten einen geilen<br />

Start, ein geiles Ende und<br />

zwischendrin einen geilen<br />

Torwart.“ (lot.)<br />

ACHTER SPIELTAG<br />

1:0 (0:0)<br />

DORTMUND–M’GLADBACH<br />

1:1 (0:0)<br />

LEIPZIG–WOLFSBURG<br />

3:0 (2:0)<br />

FRANKFURT–LEVERKUSEN<br />

2:0 (0:0)<br />

HOFFENHEIM–SCHALKE<br />

1:1 (1:0)<br />

BREMEN–HERTHA BSC<br />

1:0 (0:0)<br />

DÜSSELDORF–MAINZ<br />

2:2 (1:1)<br />

AUGSBURG–BAYERN<br />

2:0 (1:0)<br />

1. FC UNION –FREIBURG<br />

3:0 (1:0)<br />

KÖLN–PADERBORN<br />

Borussia Dortmund: Bürki (70.<br />

Hitz) -Akanji, Weigl, Hummels,<br />

N. Schulz -Delaney, Witsel -Hakimi,<br />

T. Hazard (90.+6 Piszczek)<br />

-Reus -Brandt (90.+2 Zagadou)<br />

Bor.Mönchengladbach: Sommer<br />

-Lainer,Jantschke, Elvedi,<br />

Wendt (78. Stindl) -C.Kramer,<br />

Zakaria -Bénes (63. Neuhaus) -<br />

Pléa, Embolo (63. P. Herrmann),<br />

Thuram<br />

Schiedsrichter:Stegemann<br />

Zuschauer:81365<br />

Tore: 1:0 Reus (58.)<br />

Gelbe Karten: Delaney(2) /<br />

Jantschke(1), Neuhaus (2)<br />

RB Leipzig: Gulacsi -Klostermann,<br />

Upamecano, Orban, Saracchi<br />

-Demme, Laimer (76.<br />

Kampl) -Sabitzer,Nkunku (70.<br />

Forsberg) -Poulsen,Werner (86.<br />

Matheus Cunha)<br />

VfL Wolfsburg: Pervan -Mbabu,<br />

Bruma, Tisserand -William, Guilavogui,<br />

Arnold, Roussillon (68.<br />

Steffen) -Brekalo (74. Nmecha),<br />

Victor (87. Klaus) -Weghorst<br />

Schiedsrichter:Aytekin<br />

Zuschauer:39182<br />

Tore: 1:0 Werner (54.), 1:1 Weghorst<br />

(82.)<br />

Gelbe Karten: Saracchi (1) /<br />

Guilavogui (2), Mbabu (1), Tisserand<br />

(2)<br />

Eintracht Frankfurt: Rönnow-<br />

Touré (30. Abraham), Hasebe,<br />

Hinteregger -G.Fernandes -da<br />

Costa, Sow(84. Kohr), Rode,<br />

Kostic -Paciencia, Dost (85.<br />

Gacinovic)<br />

BayerLeverkusen: Hradecky -<br />

Dragovic, S. Bender,Wendell<br />

(64. L. Bender) -Baumgartlinger,<br />

Demirbay-Weiser (30. Bellarabi),<br />

Havertz,Amiri, K.Volland<br />

-Alario (82. Diaby)<br />

Schiedsrichter:Dingert<br />

Zuschauer:50800<br />

Tore: 1:0 Paciencia (4.), 2:0 Paciencia<br />

(17./Handelfmeter),<br />

3:0 Dost (80.)<br />

Gelbe Karten: G. Fernandes (2)<br />

/Dragovic (2)<br />

Hoffenheim: Baumann -Posch<br />

(76. Bicakcic), Akpoguma, Benjamin<br />

Hübner,Skov-Vogt -<br />

Rudy, Geiger (46. Bebou) -Kaderabek,<br />

Kramaric, Adamyan<br />

(62. Rupp)<br />

Schalke: Nübel -Kenny(86. Kabak),<br />

Stambouli, Salif Sane, Oczipka<br />

-Mascarell -Caligiuri (78.<br />

Kutucu), Schöpf -Harit -Burgstaller,Matondo<br />

(57. Uth)<br />

Schiedsrichter:Hartmann<br />

Zuschauer:29.477<br />

Tore: 1:0 Kramaric (71.), 2:0<br />

Bebou (85.)<br />

Gelbe Karten: Geiger (2), Posch<br />

(3) -Harit, Salif Sane (2)<br />

Werder Bremen: Pavlenka -Gebre<br />

Selassie, Veljkovic, Groß,<br />

Friedl -N.Sahin (81. Bargfrede)<br />

-M.Eggestein, Klaassen -Bittencourt-Sargent<br />

(74. J. Eggestein),<br />

Rashica (87. Pizarro)<br />

Hertha BSC: Jarstein -Klünter,<br />

Rekik, Boyata, Mittelstädt -<br />

Skjelbred (90. Torunarigha) -<br />

Grujic -M.Wolf, Dilrosun (56.<br />

Lukebakio) -Darida -Ibisevic<br />

(77. Selke)<br />

Schiedsrichter:Brych<br />

Zuschauer:41447<br />

Tore: 1:0 Sargent (7.), 1:1 Lukebakio<br />

(70.)<br />

Gelbe Karten: Bittencourt(3) /<br />

Klünter (2)<br />

Fortuna Düsseldorf: Z. Steffen -<br />

Ayhan, A. Hoffmann, Adams<br />

Nuhu -J.Zimmer,Mat. Zimmermann,<br />

Bodzek (86. Sobottka),<br />

Gießelmann -Tekpetey(66.<br />

Kownacki), Hennings, Karaman<br />

(82. Thommy)<br />

FSV Mainz: Zentner -Brosinski,<br />

St. Juste, Niakhaté, Martín -Öztunali,<br />

Fernandes, Kunde Malong<br />

(84. Szalai), Boetius -Onisiwo(71.<br />

Quaison), Awoniyi<br />

(46. Latza)<br />

SR: Zwayer-ZS: 40 660<br />

Tore: 1:0 Hennings (82.)<br />

GK: Ayhan (3), Tekpetey(2) /<br />

Zentner (1), Boetius (1)<br />

GRK: -/Fernandes<br />

(45.+1/wiederholtes Foulspiel)<br />

FC Augsburg: Koubek -Lichtsteiner,Jedvaj,<br />

Uduokhai, Max -Oxford<br />

(62. Jensen) -Moravek, R.<br />

Khedira -M.Richter (82. Cordova),<br />

Vargas -Niederlechner<br />

(68. Finnbogason)<br />

Bayern München: Neuer -Pavard,<br />

Süle (12. Alaba), Javi Martinez,<br />

Lucas Hernández -Kimmich,<br />

Thiago-Gnabry(86. Goretzka),<br />

Philippe Coutinho (80.<br />

Müller), Coman -Lewandowski<br />

SR: Siebert-ZS: 30 660<br />

Tore: 1:0 M. Richter (1.), 1:1 Lewandowski<br />

(14.), 1:2 Gnabry<br />

(49.), 2:2 Finnbogason (90.+1)<br />

GK: M. Richter (1), R. Khedira<br />

(3), Koubek (2) /Kimmich (2),<br />

Thiago(3), Javi Martinez (2)<br />

1. FC Union Berlin: Gikiewicz -<br />

M. Friedrich, Parensen, K.<br />

Schlotterbeck -Trimmel, Gentner<br />

(77. Kroos), Andrich, C. Lenz<br />

-Ingvartsen, Bülter (89. Mees) -<br />

Andersson (83. Ujah)<br />

SC Freiburg: Schwolow(22.<br />

Thiede) -Lienhart, R. Koch,<br />

Heintz -Schmid, Abrashi (46.<br />

Petersen), Höfler,Günter -Haberer,Höler<br />

(58. Grifo) -L.<br />

Waldschmidt<br />

Schiedsrichter:Cortus<br />

Zuschauer:22012<br />

Tore: 1:0 Bülter (1.), 2:0 Ingvartsen<br />

(84.)<br />

Gelbe Karten: Gentner (1), Andrich<br />

(3), Ingvartsen (1) /-<br />

1. FC Köln: Horn-Ehizibue, Bornauw,Czichos,<br />

Katterbach -<br />

Skhiri, Hector -Schindler,<br />

Schaub (83. Höger), Kainz (63.<br />

Risse) -Terodde (75. Cordoba).<br />

SC Paderborn: Zingerle -Dräger,<br />

Kilian, Schonlau, Holtmann -<br />

Gjasula, Vasiliadis -Pröger,Oliveira<br />

Souza (77. Sabiri), Antwi-<br />

Adjej (62. Zolinski) -Gueye (62.<br />

Michel)<br />

Schiedsrichter:Gräfe<br />

Zuschauer:50000<br />

Tore: 1:0 Terodde (8.), Schaub<br />

(59.), Bornauw (85.)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 – S eite 20<br />

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Sport<br />

Da, wenn er<br />

gebraucht wird<br />

Michael Parensen, Unions dienstältester Profi,<br />

feiert beim 2:0 gegen den SC Freiburg sein<br />

emotionales Debüt in der Bundesliga<br />

VonPatrick Berger<br />

Michael Parensen ringt um Fassung,dakann ein bisschen Zuspruch von Keeper Rafal Gikiewicz nicht schaden.<br />

MATTHIAS KOCH<br />

Nach dem Schlusspfiff lagen<br />

sich die Fans im Stadion<br />

An der Alten Försterei<br />

freudetrunken in den<br />

Armen. Undauf dem Feld, etwa zehn<br />

Meter vor dem eigenen Strafraum,<br />

sank Michael Parensen in sich zusammen.<br />

Die Freudentränen<br />

wischte sich der Fußballprofi des<br />

1. FC Union nach dem 2:0-Erfolg gegen<br />

den SC Freiburg immer wieder<br />

mit dem roten Trikot aus dem Gesicht.<br />

Die Mitspieler kamen und<br />

herzten ihn. Später dann ging er mit<br />

Sohnemann Milian Luca, 4, an seiner<br />

Seite auf die Ehrenrunde.„So ein<br />

bisschen haben mich die Gefühle<br />

übermannt“, sagte Parensen hinterher.<br />

„Mir sind irgendwie die Tränchen<br />

gekommen.“<br />

Für jeden Kicker geht mit dem<br />

Debüt in der Bundesliga ein Kindheitstraum<br />

in Erfüllung. Bei Marius<br />

Bülter, dem Torschützen zum 1:0,<br />

war das bereits zu Saisonbeginn am<br />

18. August beim 0:4 gegen RB Leipzig<br />

der Fall. BeiRobertAndrich, Grischa<br />

Prömel oder Christopher Lenz ebenfalls.<br />

Sie feierten allesamt ihr erstes<br />

Spiel im deutschen Oberhaus im Alter<br />

von 26(Bülter), 25 (Andrich und<br />

Lenz) oder 24 (Prömel). Es kann allerdings,<br />

wie bei Parensen, auch im<br />

verhältnismäßig hohen Alter dazu<br />

kommen. Mit 33 Jahren stand der<br />

Routinier an diesem für ihn historischen<br />

19. Oktober erstmals in einem<br />

Erstligaspiel auf dem Rasen.<br />

Lob vonCoach Fischer<br />

„Ich habe mich wirklich wahnsinnig<br />

darüber gefreut“, erzählte der Premierenmann,<br />

„Jeder, der meinen Weg<br />

bislang verfolgt hat, weiß, dass ich<br />

lange auf diesen Moment hingearbeitet<br />

habe.“ Und weiter: „Dass ich<br />

jetzt in allen drei Profiligen ein Spiel<br />

für diesen tollen Verein gemacht<br />

habe, ist schon etwas Besonderes.“<br />

Seit 2009 machte Parensen 207<br />

Zweitligaspiele in der Zweiten Liga<br />

für den 1. FC Union sowie 18 in der<br />

Dritten Liga.<br />

Am Freitag hatte der gebürtige<br />

Westfale erfahren, „dass ich wirklich<br />

spiele“. Deretatmäßige Innenverteidiger<br />

Neven Subotic war aufgrund<br />

von muskulären Problemen ausgefallen.<br />

Und so gab Trainer Urs Fischer<br />

dem „ewigen Micha“, wie er<br />

von den Union-Fans ehrfürchtig genannt<br />

wird, den Vorzug vor dem<br />

kürzlich von einer Verletzung zurückgekehrten<br />

Florian Hübner sowie<br />

vor Nicolai Rapp. „Ich würde schon<br />

sagen, dass er seinen Teil zu einem<br />

erfolgreichen Spiel beigetragen hat“,<br />

lobte Fischer.<br />

In der Tatwirkte es so, als würde<br />

Parensen, der bereits im Jahr 2004 für<br />

die Reserve von Borussia Dortmund<br />

spielte, aber dort und auch später<br />

beim 1. FC Köln nicht den Durchbruch<br />

im Profifußball schaffte, seit<br />

eh und je in der Bundesliga auflaufen.<br />

Unions Zweitliga-Rekordspieler<br />

gewann gegen Freiburg elf Zweikämpfe,<br />

lief 11,1 Kilometer und<br />

brachte 32 Pässe punktgenau an den<br />

Mann (Bestwertbei Union in diesem<br />

„Ich bin ja noch jung.<br />

Meine Bundesligakarriere ist gerade<br />

erst losgegangen.“<br />

Michael Parensen ist nicht nur zur fehlerlosen Defensivarbeit,<br />

sondern auch zur Selbstironie fähig.<br />

Spiel). Der Debütant brachte seinen<br />

zehn Jahrejüngeren und um 87 Bundesligaspielen<br />

erfahreneren Gegenspieler<br />

Luca Waldschmidt, immerhin<br />

deutscher Nationalspieler,schier<br />

zur Verzweiflung. „Er hat das richtig<br />

gut gemacht“, betonte auch Kapitän<br />

Christopher Trimmel. „Wir wissen<br />

natürlich alle, was wir an Micha haben.“<br />

Und Keven Schlotterbeck, der<br />

an der Seite des elf Jahre älteren Parensen<br />

verteidigte, meinte: „Micha<br />

hat das für sein erstes Bundesligaspiel<br />

sehr, sehr gut gemacht. Der<br />

Union-Legende kann man an dieser<br />

Stelle schon mal ein Lob aussprechen.“<br />

Parensen selbst gab durchaus zu,<br />

vor dem Anpfiff eine gewisse Nervosität<br />

verspürt zuhaben. „Ich hatte<br />

mir aber vorgenommen, das Spiel zu<br />

genießen. Dashabe ich und auch die<br />

anderen Jungs getan. Wir haben<br />

Fußball gespielt, haben Zweikämpfe<br />

gewonnen, sind gelaufen und haben<br />

vorne auch aufs Torgeschossen. Jeder<br />

hat über 90 Minuten einen<br />

Wahnsinnsjob gemacht.“ Als Mannschaft<br />

habe man an diesem erfolgreichen<br />

Tag, an dem neben Bülter<br />

auch der Däne Marcus Ingvartsen<br />

traf, „unheimlich gut funktioniert“.<br />

Dass Michael Parensen, der ohne<br />

seine schweren Knieverletzungen<br />

wohl auf weitaus mehr als die bereits<br />

genannten 207 Einsätze im Unterhaus<br />

gekommen wäre, nicht zwingend<br />

34 Spiele bestreiten würde,war<br />

ihm selber klar.Aber mit seiner Rolle<br />

als Backup-Profi weiß der Abwehrspielers<br />

sensationell gut umzugehen.<br />

„Ich wusste um die Situation“,<br />

meinte Parensen, dessen Vertrag<br />

nach dem Aufstieg um ein weiteres<br />

Jahr verlängert wurde. „Vorder Saison<br />

habe ich mir persönliche Ziele<br />

gesetzt. Mirwar klar,dass es schwierig<br />

wird, von Anfang an viele Spiele<br />

zu machen. Aber das zeigt mir, dass<br />

sich harte Arbeit und dranbleiben<br />

auszahlt. Ich bin gerne da, wenn ich<br />

gebraucht werde.“ Sportliche Ziele<br />

seien es indes nicht gewesen, die<br />

sich Parensen gesetzt hat. Vielmehr<br />

habe er sich Gedanken darüber gemacht,<br />

wie er sich persönlich weiterentwickeln<br />

und sich als erfahrener<br />

Spieler einbringen kann.<br />

Die Chancen auf seinen zweiten<br />

Bundesligaeinsatz in Folge stehen<br />

gar nicht so schlecht. Am Sonnabend<br />

könnte Parensen auf der ganz großen<br />

Bühne, inder Münchner Arena<br />

im Gastspiel gegen den FC Bayern<br />

eingesetzt werden. Selbstironisch<br />

sagt er:„Ich bin ja noch jung. Meine<br />

Bundesligakarriere ist gerade erst<br />

losgegangen.“<br />

Der wahre Unterschiedsspieler<br />

20-Millionen-Euro-Einkauf Dodi Lukebakio rettet Hertha BSC in Bremen einen Punkt, und gibt Beispiel, wie man professionell mit seiner Jokerrolle umgeht<br />

VonWolfgang Heise<br />

Geld schießt eben doch Tore. So<br />

könnte man ganz oberflächlich<br />

nach Herthas 1:1 in Bremen urteilen.<br />

20 Millionen Euro Ablöse hatte Hertha<br />

BSC für Stürmer Dodi Lukebakio<br />

im Sommer bezahlt, am Sonnabend<br />

machte der Belgier nach einem starken<br />

Solo den Ausgleich, rettete dem<br />

Hauptstadtklub einen Punkt an der<br />

Weser. Lukebakio machte den Unterschied<br />

–das war für jeden im Stadion<br />

sichtbar. Doch auch sonst ist<br />

der 22-Jährige ein wahrer Unterschiedsspieler.<br />

Der Tag nach der 34-minütigen<br />

Gala des Stürmers: Während die Profis<br />

der Startelf in der Kabine lockeres<br />

Regenerationstraining machen, geht<br />

Lukebakio brav mit den anderen Ersatzspielern<br />

zur Übungseinheit auf<br />

den Schenckendorffplatz. Einzufriedenes<br />

Lächeln blitzt über sein Gesicht,<br />

als auch gerade die ersten Sonnenstrahlen<br />

an diesem Sonntagvormittag<br />

ihre Lücken in den Wolken<br />

finden. Lichtgestalt? Vielleicht! Rekordeinkauf<br />

des Vereins? Sowieso!<br />

Abgehoben? Ganz im Gegenteil! Bevorzugter<br />

Sonderstatus? Auf gar keinen<br />

Fall! Nur Joker? Bald bestimmt<br />

nicht mehr! Hertha hat sich mit Lukebakio<br />

echte Qualität gegönnt –als<br />

Spieler und Charaktertyp.<br />

Technisch brillant und effizient<br />

Der junge Mann, der vergangene<br />

Saison noch als Leihgabe für Düsseldorf<br />

spielte und Anfang August vom<br />

FC Watford zu den Blau-Weißen<br />

wechselte, hat keine Starallüren. Er<br />

hat sein Team im Kopf. Bei Hertha<br />

sind die Zeiten endgültig vorbei, als<br />

Ausnahmekönner wie früher ein<br />

Marcelinho bedingungslos gehätschelt<br />

und bei Skandalen und Skandälchen<br />

im <strong>Berliner</strong> Nachtleben geschützt<br />

werden mussten, damit sie<br />

wenigstens am Wochenende auf<br />

Dodi Lukebakio im Kreis der Gratulanten.<br />

In der 56. Minute für Javairo Dilrosun<br />

eingewechselt, in der 70. Minute<br />

ein Traumsolo, bei dem er mit drei<br />

Haken die Bremer Abwehr alleine<br />

ausspielte und dann wunderschön<br />

zum 1:1 traf.<br />

Viele fragen sich jetzt: Warum<br />

spielt Lukebakio dann nicht vonAndem<br />

Platz funktionieren. Lukebakio<br />

unterscheidet sich da wesentlich.<br />

Seine Spielweise ist ein Genuss:<br />

leichtfüßig, Turboantritt auf den ersten<br />

drei Metern, technisch brillant<br />

und einfach nur enormeffizient und<br />

zielsicher. Sein Ausgleichstreffer bei<br />

Werder war schlichtweg weltklasse.<br />

DPA/JASPERSEN<br />

fang an? DieAntwortist ganz einfach<br />

–und der Belgier gibt sie selbst seit<br />

Wochen: „Ich habe im Sommer bei<br />

der U21-EM gespielt, ich bin spät zu<br />

Hertha gekommen und habe nicht<br />

wie meine Kollegen die komplette<br />

Saisonvorbereitung gemacht. Ich<br />

musste in den vergangenen Wochen<br />

körperlich einiges nachholen, um<br />

besser zu werden.“<br />

Zu Saisonbeginn stand der<br />

schlaksige 1,87-Meter-Mann in der<br />

blau-weißen Startelf. Er traf auch<br />

gleich beim 2:2 beim FC Bayern und<br />

wurde seinem Rufals Bayernschreck<br />

gerecht. Denn für Düsseldorf traf er<br />

in der vorherigen Saison viermal gegen<br />

den Rekordmeister. Doch nach<br />

dem ersten Spiel wirkte er müde.Gegen<br />

Paderborn saß er fünf Wochen<br />

später schließlich 90 Minuten auf<br />

der Bank, weil er harte Konditionsarbeit<br />

gemacht hatte. Danach war er<br />

Joker, bereitete beim 4:0 gegen Köln<br />

ein Tor vor, auch beim 3:1 gegen<br />

Düsseldorf, aber jetzt diese Leistungsexplosion<br />

in Bremen. Lukebakio<br />

bleibt bescheiden: „Das Torwar<br />

wichtig für das Team, darüber bin ich<br />

glücklich. DerTrainer hat mir vorder<br />

Einwechslung gesagt, dass ich alles<br />

geben soll, was ich drauf habe. Das<br />

hat gut geklappt.“<br />

Lukebakio rannte nach dem<br />

Traumtreffer sofort zu Ante Covic,<br />

beide umarmten sich. Und der<br />

Coach ist happy: „Die Bank bringt<br />

uns die Punkte, nicht zum ersten<br />

Mal. Entscheidend ist, dass wir in der<br />

Lage sind, die Spieler, die von der<br />

Bank kommen, so zu motivieren,<br />

dass die Jungs sofort loslegen und<br />

abdrücken und nicht beleidigte Leberwurst<br />

spielen.“ Doch bleibt Dodi<br />

weiter nur auf der Bank? Covic vielsagend:<br />

„Er liefert relativ gute Argumente<br />

für mehr Spielzeiten.“ Gegen<br />

Hoffenheim am Sonnabend steht<br />

dann wohl in der Startelf –für den<br />

Unterschied.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 – S eite 21 *<br />

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Feuilleton<br />

Mr.Postmoderne: Zum<br />

Toddes Architekten<br />

Charles Jencks<br />

Seite 23<br />

„Man kann es auch einfach Nummernprogramm nennen.“<br />

Birgit Walter über „Skandal im Spreebezirk“ im Kabarett Die Distel Seite 22<br />

Buchmesse<br />

Aus Liebe zur<br />

Vielfalt<br />

Cornelia Geißler<br />

hielt sich ein paar Tage froh<br />

unter Büchermenschen auf.<br />

Worte esse ich. Sie sind Leben.<br />

Mein Leben.“ Das hat jemand<br />

mit einer Schreibmaschine auf ein<br />

weißes Blatt getippt. Es hängt mit<br />

vielen anderen in einer großzügig<br />

gestalteten Ecke von Halle 3auf der<br />

Frankfurter Buchmesse. Hier können<br />

sich jene treffen, die noch nicht<br />

von einem der mehr als 7400 ausstellenden<br />

Verlage betreut werden.<br />

„Frankfurt Authors“ bietet ihnen<br />

zwei Lesebühnen und Beratung.<br />

Gegenüber schreiben zwei Autorinnen<br />

live amStand. Die Betreiberin<br />

einer „Romanschule“ wählte sie<br />

aus den Teilnehmern ihres Online-<br />

Kurses. Nun sitzen sie die fünf Messetage<br />

lang über Eck vor ihren Laptops,<br />

füllen das vorher besprochene<br />

Handlungsgerüst aus – auf einem<br />

Bildschirm Wort für Wort mitlesbar<br />

für vorbeispazierendes Publikum.<br />

Die Zeit drängt, denn am Sonntag<br />

geht die Buchmesse zu Ende.<br />

Die Bedeutung des Buches und<br />

des Buchmarkts verändern sich<br />

durch die digitale Revolution. Die<br />

weltgrößte Buchmesse ist deshalb<br />

offener geworden für die Formen der<br />

Literatur-Leidenschaft, die über das<br />

traditionelle Handel-Verlag-Autor-<br />

Verhältnis hinausgehen. Deshalb<br />

wurden am Freitag zum dritten Mal<br />

Blogs ausgezeichnet: Literaturkritik<br />

und Buchwerbung finden längst<br />

nicht mehr nur in den <strong>Zeitung</strong>en<br />

statt, sondernonline,auf Instagram,<br />

Facebook, YouTube und in Podcasts.<br />

Deren Betreiber eint das Bedürfnis,<br />

auf das ihrer Meinung nach Lesenswerte<br />

hinzuweisen, auf vieles auch,<br />

was anderswo übersehen oder aussortiert<br />

wird. Die Preisträgerin Nicole<br />

Seifert zum Beispiel konzentriertsich<br />

mit ihrem Blog„Nacht und<br />

Tag“ auf Literatur vonFrauen.<br />

Gestärkt durch die Ministerin<br />

Geehrt wurde auch ein Verlagsblog,<br />

geführtvon RedBug Books aus Potsdam.<br />

Das stellt die eigenen Bücher<br />

neben vielen anderen vor, gibt<br />

Schreibtipps und kommentiert Debatten,<br />

wie gerade die um Peter<br />

Handke und die mögliche oder notwendige<br />

Trennung vonWerkund Autor.<br />

Andere Verlage, insgesamt 312,<br />

hatten sich um den zum ersten Mal<br />

vergebenen Deutschen Verlagspreis<br />

beworben, initiiertvon der Staatsministerin<br />

für Kultur. Zur Preisverleihung<br />

am Freitagnachmittag entstanden<br />

Gruppenfotos in Serie, denn der<br />

Preis soll „in der Fläche wirken“. Er<br />

unterstützt 60 kleine und mittlere<br />

Verlage quer durch Deutschland mit<br />

je 15 000 Euro.Schon die Aufzählung<br />

<strong>Berliner</strong> Beispiele wie Alexander,Berenbergund<br />

CulturBooks hier ist ungerecht,<br />

weil so viele fehlen. Diedrei<br />

Hauptsieger, der Hädecke-Verlag,<br />

der Kookbooks-Verlag und Spector<br />

Books,erhalten jeder 60 000 Euro.<br />

Monika Grütters beschrieb am<br />

Freitagabend den Preis als eine Liebeserklärung<br />

an die Buchkultur in<br />

Deutschland, als Rückendeckung für<br />

kleine Verlage in Zeiten der Konzentration<br />

auf dem Markt. Die Freiheit<br />

des Wortes brauche verlegerischen<br />

Mut„für die Kraft des besseren Arguments,<br />

für publizistische und literarische<br />

Vielfalt und für eine Lesekultur,<br />

die diesen Namen auch verdient“.<br />

Da fährt man glatt optimistisch<br />

nach Hause.<br />

Goldschürfer in der Serra Pelada in Brasilien<br />

Ein neues Testament<br />

Der Fotograf Sebastião Salgadowurde mitdem Friedenspreisdes Deutschen Buchhandels geehrt<br />

VonChristian Thomas<br />

Frankfurts Paulskirche zur<br />

Sonntagmittagszeit, wenn<br />

der Friedenspreis des Deutschen<br />

Buchhandels verliehen<br />

wird, war selten ein Ort für<br />

Sonntagsreden, auch diesmal nicht,<br />

in einem nieseligen Licht. Wurde<br />

doch in Gegenwart eines der berühmtesten<br />

Fotografen der Welt, des<br />

Preisträgers Sebastião Salgado, die<br />

Frage gestellt, ob„Photographieren“,<br />

altmodisch mit Ph geschrieben, „ein<br />

Akt des Friedens sein“ könne.<br />

Der Filmkünstler Wim Wenders<br />

wollte als Laudator seine Frage<br />

nicht als rhetorische verstanden<br />

wissen. Handele es sich doch bei<br />

der „Photographie“ um eine Tätigkeit,<br />

„die mit ,Schießen’verbunden“<br />

sei. Auch gebe es da das unangenehme<br />

Wort „Schnappschuss“. Und<br />

hätten die amerikanischen Ureinwohner<br />

nicht instinktsicher geahnt,<br />

dass der weiße Mann ihnen damit<br />

„die Seele stehlen“ wollte?<br />

Die Fragilität der Welt<br />

Diese„feindseligen Aspekte des Photographierens“,<br />

so versicherte Wenders,<br />

„lassen wir heute weit hinter<br />

uns“ –umsich sodann einem Fotografen<br />

zuzuwenden, der sein Leben<br />

mitten unter Menschen verbracht<br />

hat, unter Flüchtlingen und Goldsuchern,<br />

unter Vertriebenen und Verhungernden.<br />

Zuvor hatte bereits<br />

Heinrich Riethmüller als Vorsteher<br />

des Börsenvereins des Deutschen<br />

Buchhandels die Bildersammlungen<br />

Salgados über die „Fragilität der<br />

Welt“ gewürdigt –auch das war keine<br />

Sonntagsrede. So wenig wie auch<br />

diejenige des Frankfurter Oberbürgermeisters,<br />

Peter Feldmann, der<br />

eine kompromisslose Linie im<br />

Kampf gegen den Rechtspopulismus<br />

einklagte.<br />

In dem Filmemacher Wenders<br />

fand der Fotograf einen wortmächtigen<br />

Exegeten. Keinen<br />

Schriftgelehrten, wohl aber einen<br />

Bildgelehrten, der die „bild-erzählerischen<br />

Epen“ Salgados als<br />

einen Appell an einen „großen<br />

Weltfrieden“ auslegte. InWenders<br />

hatte Salgado gestern zudem so<br />

etwas wie einen Geistes(-<br />

blitz)verwandten, als dieser aus<br />

dem Objekt der Fotografie, indiesem<br />

Fall der Erde, ein Subjekt<br />

machte: Nichts anderes seien<br />

diese Bilder nämlich „als eine<br />

großzügige Geste unserer Erde,<br />

Sebastião Salgado und Wim Wendersinder Paulskirche.<br />

ihren Schleier zu heben und sich<br />

zu erkennen zu geben“.<br />

Bei aller Emphase, die Wenders<br />

bereits in seiner Salgado-Dokumentation,<br />

in dem Film „Das Salz der<br />

Erde“, sprechen ließ: In Frankfurttraf<br />

der Geehrte auf einen hymnischen<br />

Bewunderer, der den Fotografen einen<br />

„Seher“ nannte,„dessen Kamera<br />

uns prophetisch den Verlust weiterer<br />

Friedensgrundlagen vor Augen<br />

führt“. Erinnernd an Werke Salgados<br />

wie „Exodus“ und „Genesis“, zwei Titel,<br />

die nicht von ungefähr biblische<br />

Assoziationen aufrufen, lud Wenders<br />

seine Lesart der Bilder Salgados hier<br />

und da durchaus religiös auf.<br />

Fotografie als Prophetie? Bei aller<br />

entschiedenen Parteinahme angesichts<br />

himmelschreiender Ungerechtigkeit,<br />

in denen der Mensch<br />

dem Mitmenschen ebenso ein Ausbeuter<br />

ist wie der Natur – prosaischer<br />

sah es dann Sebastião Salgado<br />

selbst in seiner Dankesrede. In<br />

gleichsam kurzen Momentaufnahmen<br />

trug der 75-Jährige ein Panorama<br />

seines weltweiten Engagements<br />

zusammen.<br />

THOMAS LOHNES/GETTY IMAGES<br />

Der historische Raum der Paulskirche<br />

wurde genutzt als Podium,<br />

um ein Leben als Augenzeuge Revue<br />

passieren zu lassen, begleitet allein<br />

von einer Kamera, auf den Spuren<br />

von Völkerwanderungen oder der<br />

Tiereder Arktis –diese Expeditionen<br />

in die „Genesis“ verstanden als Appell<br />

an die Bewahrung der Schöpfung.<br />

Damit äußerte sich neben dem<br />

Sozialfotografen auch der Naturfotograf,<br />

der in seiner Dankesrede auf die<br />

monströse Ausbeutung sowohl der<br />

Ureinwohner als auch der Urwälder<br />

in seiner brasilianischen Heimat zu<br />

sprechen kam, unter dem aktuellen<br />

Regime einem noch aggressiveren<br />

Raubbau an Mensch und Natur als in<br />

den Jahrzehnten zuvor.<br />

AUS: SEBASTIÃO SALGADO. „GOLD“ (VERLAG TASCHEN)<br />

Salgado gab Einblick in die Lebensbedingungen<br />

der vom Hunger<br />

Heimgesuchten in Afrika, der Verheerten<br />

und Vertriebenen der Bürgerkriege,<br />

der Ausgeplünderten an<br />

Fließbändern oder Werkbänken.<br />

Am stärksten bewegt berichtete<br />

Salgado vom Entsetzlichen<br />

schlechthin, dem Genozid in Ruanda.<br />

Und als wäre esein Schlaglicht<br />

auf die dröhnende Ignoranz<br />

des sich weiterhin gegen die Realität<br />

der Massaker im Jugoslawienkrieg<br />

sperrenden Peter Handke,<br />

kam Salgado auf seine dortigen<br />

Missionen zu sprechen, Fotoexpeditionen,<br />

wie immer angelegt auf<br />

Monate. Fotografieren heiße, so<br />

bereits Wenders, nicht von ungefähr<br />

„aufnehmen“, Aufnahme von<br />

Realitäten, der Schönheit der<br />

Schöpfung oder aber ihrer Zerstörung,<br />

gezwungenermaßen.<br />

DesMenschenWolf<br />

Im Licht dieser Umstände unterblieb<br />

so etwas wie ein versöhnlicher Sonntagmittag,<br />

zumal Salgado nicht verleugnen<br />

wolle,dass „der Mensch immer<br />

des Menschen Wolf ist“. Immer<br />

–keine Illusion in dieser Sache.<br />

Salgado führte dem Paulskirchenpublikum<br />

seine Zweifel ebenso<br />

vor Augen wie die Hoffnung, die<br />

Menschheit wolle noch, in ihrem<br />

ureigenen Interesse, Vernunft annehmen.<br />

Angesichts seiner Auszeichnung<br />

in Frankfurt ging sein<br />

Blick zurück, um seine Ehrung mit<br />

all den Entehrten zu teilen, nicht zu<br />

vergessen mit seiner nachdrücklich<br />

erwähnten Ehefrau Lélia.<br />

Dank „Lélias Energie und Entschlossenheit“<br />

gründeten sie gemeinsam<br />

im brasilianischen<br />

Aimorés das „Instituto Terra“ zur<br />

Wiederaufforstung eines Urwalds.<br />

Auch dieses Vorhaben, wie seine Fotografieserien<br />

in aller Welt, sind ein<br />

Langzeitprojekt. Sind ein Anliegen<br />

und eine Anpflanzung aus einem<br />

„tieferen Gefühl von Verantwortung“.<br />

Nicht umsich die Welt untertan<br />

zu machen, handelt es sich um<br />

so etwas wie ein neues Testament.<br />

NACHRICHTEN<br />

Film über IS-Radikalisierung<br />

gewinnt bei DokumentArt<br />

DerFilm „Tracing Addai“ (Auf den<br />

Spuren vonAddai) hat den Hauptpreis<br />

des Europäischen Filmfestivals<br />

DokumentArt2019 in Neubrandenburggewonnen.<br />

Er thematisieredie<br />

Gefühle einer Mutter,die ihren Sohn<br />

an die Terrororganisation IS verliere,<br />

erklärte Margit Schild als Sprecherin<br />

der internationalen Jury.Insgesamt<br />

bewarben sich 49 Filme um die fünf<br />

Preise des Festivals. (dpa)<br />

Regisseur HerbertFritsch<br />

verlässt Schaubühne<br />

DerRegisseur HerbertFritsch (68)<br />

verlässt die <strong>Berliner</strong> Schaubühne.<br />

„Amphitryon“ sei seine letzte Inszenierung<br />

am Haus gewesen, sagte<br />

eine Sprecherin des Theaters.Fritsch<br />

verlasse das Haus auf eigenen<br />

Wunsch. DieSchauspieler Axel<br />

Wandtke,Bastian Reiber und Joachim<br />

Meyerhoff, die mit Fritsch arbeiten,<br />

bleiben aber auch nach Sommer<br />

2020 noch an der Schaubühne.<br />

Mitanderen Mitgliedernvon<br />

Fritschs Ensemble befinde man sich<br />

noch in Gesprächen. Fritsch hatte<br />

zuvor lange an der <strong>Berliner</strong> Volksbühne<br />

gearbeitet. Damals stand das<br />

Haus noch unter Leitung vonIntendant<br />

Frank Castorf. Mitdessen Abschied<br />

verließ auch Fritsch dasTheater<br />

und wechselte an die Schaubühne.Erst<br />

am Sonntag hatte<br />

Fritschs Inszenierung von„Amphitryon“<br />

dortPremieregefeiert. (dpa)<br />

Konrad-Adenauer-Preis<br />

für Daniel Barenboim<br />

Daniel Barenboim hat am Sonnabend<br />

den Konrad-Adenauer-Preis<br />

der Stadt Köln erhalten. Damit werde<br />

der 76-Jährige für sein beispielloses<br />

Engagement für Frieden undVölkerverständigung<br />

geehrt, teilte die Stadt<br />

mit. DasKuratorium würdige mit der<br />

Auszeichnung seinen Beitrag zur kulturellen<br />

Bildung und sein Engagement<br />

zur internationalen Integration<br />

sowie für das respektvolle Miteinander<br />

vonMenschenunterschiedlicher<br />

Herkunft. Oberbürgermeisterin Henriette<br />

Reker (parteilos) überreichte<br />

den Preis.Barenboim hat unter anderemdasWest-EasternDivan<br />

Orchestramit<br />

ins Leben gerufen, in dem<br />

Musiker aus Israel und der arabischenWelt<br />

zusammen spielen. Der<br />

Dirigent und Pianist gilt als einer der<br />

berühmtesten Klassikkünstler weltweit.<br />

Seit 1992 steht der argentinischisraelische<br />

Musiker als Generalmusikdirektor<br />

an der Spitze der<strong>Berliner</strong><br />

Staatsoper. (dpa)<br />

Sachsen-Anhalt zeichnet<br />

Friede Springer aus<br />

DieVerlegerin Friede Springer und<br />

der Unternehmer August Oetker sind<br />

am Sonnabend mit demVerdienstorden<br />

des Landes Sachsen-Anhalt ausgezeichnet<br />

worden. Ministerpräsident<br />

Reiner Haseloff (CDU) überreichte<br />

die Orden in der Schlosskirche<br />

Wittenberg. Damit wurden Springers<br />

und Oetkers herausragendes gesellschaftliches<br />

Engagement und ihre<br />

Verdienste um das kulturelle Erbe<br />

Sachsen-Anhalts gewürdigt, so die<br />

Staatskanzlei. Friede Springer habe<br />

als Managerin desVerlages und Alleingeschäftsführerin<br />

der Springer-<br />

Holding dieVerlagsgruppe zum<br />

zweitgrößten Medienkonzern<br />

Deutschlands aufgebaut. (dpa)


22 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />

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Feuilleton<br />

Die acht jugendlichen Mitspieler in der Inszenierung „Futureland“ im Container des Gorki-Theaters<br />

MAIFOTO/UTE LANGKAFEL<br />

Das schwierige achtzehnte Jahr<br />

Ausbildung oder Abschiebung? Lola Arias entwirft mit acht jugendlichen Geflüchteten ein „Futureland“ im Container des Gorki-Theaters<br />

VonDoris Meierhenrich<br />

Da springen sie! Acht Helden<br />

mit Fallschirmrucksack.<br />

Blitzeblank tut sich<br />

der blaue Himmel um<br />

sie herum auf und langsam steuern<br />

sie auf eine Insel zu mit einer fantastischen<br />

Skyline –ach, da ist ja der<br />

Fernsehturm! Also Berlin. Vielleicht<br />

im Jahr 2050? Dann landen sie, aber<br />

die animierten Bilder fliegen weiter<br />

durch aufgeräumte, sonnig-helle<br />

Hochhausschluchten: Dort schlängelt<br />

sich eine Schwebebahn, einige<br />

gepflegte Parks sind auch noch da,<br />

nur wo sind die Menschen?<br />

Die scheinen irgendwo hinter<br />

den Hochhausmauerninihren Zimmern<br />

anComputern zuhocken und<br />

PuBG zu spielen. Jenes Computerspiel,<br />

in dem eine Schar Kämpfer auf<br />

einer Insel landet, wo sich dann jeder<br />

einzeln durchschießen muss<br />

und dessen futuristische Grafik nun<br />

auch die Lebenswelt dieses sonst<br />

recht realen Theaterabends vonund<br />

mit jugendlichen Geflüchteten im<br />

Gorki-Container liefert.<br />

DerBühnenbildner Dominic Huber,der<br />

mit seinen verdichteten, immersiven<br />

Räumen, wie etwa den<br />

hochgelobten „Situation Rooms“<br />

vonRimini Protokoll 2013, schon oft<br />

für besondere Tiefenschärfe des<br />

Theaters sorgte, hat auch hier ganze<br />

Arbeit geleistet. Vorallem computertechnische.<br />

Eine über die volle Bühnenbreite<br />

reichende Wand dient zunächst<br />

als Projektionsoberfläche für<br />

das animierte Zukunftsberlin, im<br />

Verlauf aber zoomen die fliegenden<br />

PC-Stadtbilder immer wieder durch<br />

Fenster in verschiedene Häuser hinein,<br />

wo die Protagonisten des<br />

Abends sitzen und von ihren Ankünften<br />

hier erzählen.<br />

EinRiesenavatar im Bamf<br />

Dafür hebt sich die Wand dann geschmeidig<br />

nach oben und unsere<br />

Blicke gleiten in ein Klassenzimmer,<br />

in den Raum eines Jugendamtes<br />

oder des Bamf selbst, des Bundesamts<br />

für Migration und Flüchtlinge,<br />

wo ein Riesenavatar dann von einer<br />

anderen Wand aus leuchtet, der die<br />

Neuankömmlinge instruiertund befragt.<br />

Oder wir landen im besten Fall<br />

einfach in einer Wohnung, wo sich<br />

dann zum Beispiel zwei Mädchen<br />

leise darüber austauschen, was denn<br />

nun „Haram“ sei, das nach dem Koranstrengstens<br />

Verbotene.<br />

Diebeiden, diedas hier tun, heißen<br />

Sarah und Sagal, sind heute 17<br />

und 18 Jahre alt und gehören zu<br />

den acht Jugendlichen aus Afghanistan,<br />

Somalia, Syrien, Guinea<br />

und Bangladesch, die die Dokumentartheatermacherin<br />

Lola Arias<br />

für diesen außergewöhnlichen,<br />

auch ungewöhnlich widersprüchlichen<br />

Abend über den Mut und die<br />

Zumutungen für jugendliche Migranten<br />

ausfindig gemacht hat.<br />

„Unbegleitete Minderjährige“ heißen<br />

sie im Bürokratendeutsch.<br />

Sara war 14, als sie Afghanistan<br />

verließ, weil die Taliban ihnen nach<br />

dem Leben trachteten. BisGriechenland<br />

kam die Familie zusammen,<br />

dann musste das Mädchen allein<br />

weiter Richtung Deutschland, in der<br />

Hoffnung, die anderen später –legal<br />

–nachholen zu können.<br />

Drei Jahre ist sie nun hier,<br />

spricht fließend Deutsch, geht zur<br />

Schule und möchte Modedesignerinwerden,<br />

was angesichts ihrer eigenen<br />

Mode – sie trägt auf der<br />

Bühne Hijab und ein schlichtes<br />

Kleid –zumindest unkonventionell<br />

klingt. Ob ihre Familie es mittlerweile<br />

nach Deutschland geschafft<br />

hat, erfahren wir nicht.<br />

Viel Zeit dafür bliebe auch nicht<br />

mehr, denn die Zahl 18 ist für diese<br />

Jugendlichen die magische Zahl. Für<br />

jeden anderen, der sich danach<br />

sehnt, endlich die Freiheiten des Erwachsenenlebens<br />

zu genießen, ein<br />

Freudenfest. Nicht für diese acht, deren<br />

besondere Schutzbedürftigkeit<br />

mit dem 18. Lebensjahr abrupt erlischt.<br />

Plötzlich steht ihr bis dahin<br />

gesicherter Aufenthaltsstatus wieder<br />

infrage, sofern ihr Asylantrag noch<br />

nicht durch ist und die Möglichkeit<br />

eines Familiennachzugs wird fast<br />

aussichtslos. Beieinem Land wie Afghanistan,<br />

dessen labile Gefahrenlage<br />

man mittlerweile immer bedenkenloser<br />

leugnet, rückt eine Abschiebung<br />

plötzlich bedrohlich nahe.Was<br />

das für eine junge Frau wie Sarahbedeutete,die<br />

gerade anfängt, sich eine<br />

Zukunft aufzubauen, mag man sich<br />

kaum vorstellen.<br />

Über jedem dieser acht jungen<br />

Menschen schwebt also die 18 wie<br />

ein Damoklesschwert.Wieetwas,gegen<br />

das man sich wappnen muss,<br />

ähnlich den Kämpfern imPC-Spiel.<br />

Und nacheinander zählen sie ihre<br />

Strategien auf: nicht auffallen, in der<br />

Schule besonders gut sein, um Ausbildungsstellen<br />

zu bekommen –<br />

auch die schützen vor Abschiebung<br />

–und vorallem: in den gefürchteten<br />

Interviews zum Asylverfahren richtig<br />

antworten. Wasist richtig? Es reicht<br />

nicht zu sagen: „in meinem Land<br />

herrscht Krieg“, weiß Sara jetzt, du<br />

musst sagen: „Ich war in Gefahr“.<br />

Programmiertes Misstrauen<br />

Wie viel Angst, auch Ungenauigkeit<br />

durch schlichtes Unwissen bei diesen<br />

verfänglichen Interviews<br />

herrscht, erfährt man nur sehr indirekt<br />

aus den lakonischen Antworten,<br />

die einige von ihnen nun wiederholen,<br />

während sie diese Befragungen<br />

noch einmal nachspielen. Der Riesenavatar<br />

„Entscheider“ kommt dabei<br />

in seinem programmierten Misstrauen<br />

dem Original sicher am<br />

nächsten.Wiealt bis du?Warumhast<br />

du deine Familie, dein Land verlassen?<br />

Wiegenau kommst du hierher?<br />

Dass jede dieser simpel scheinenden<br />

Fragen für die verunsicherten<br />

Kinder eine berghohe Hürde bedeutet,<br />

erkennt man in der Sprachlosigkeit,<br />

die sie auch jetzt, in der<br />

Distanz noch haben.<br />

Ist es ein Wunder, dass sie alle<br />

sich, wann immer möglich, in die<br />

fantastische Spielewelt flüchten, wo<br />

sie jedes Hindernis fliegend überwinden?<br />

So gesehen hat Lola Arias<br />

die genau richtige Idee gehabt, dieses<br />

Doku-Spiel in das PC-Setting eines<br />

„Futureland“ zu übertragen.<br />

Und doch liegt in diesem aseptischen<br />

PC-Gefängnis auch die große<br />

Schwäche des Abends. Denn es gibt<br />

einfach kein Außen, keine atmende<br />

Reflexion, kein spürbares Leben jenseits<br />

der abgedichteten Projektionen<br />

–sei es der Idealwelt der Kinder, sei<br />

es der idealen Aktienwelt des Staatsapparats<br />

–die aufeinander reiben.<br />

Dass es kaum eigenes Fragen, ungehemmtes<br />

Agieren der Jugendlichen<br />

untereinander gibt, ist deprimierend.<br />

Zwar darf fast jeder einmal<br />

nach seinem Lieblingssong tanzen,<br />

aber auch daran wirkt alles abgezirkelt,<br />

als wären sie schon selbst halb<br />

Avatare. DerText, den Arias aus monatelangen<br />

Gesprächen destilliert<br />

hat, bleibt am Ende dünn. Die Zumutungen<br />

der Bürokratie bleiben<br />

vage und die Geschichten der Kinder<br />

selbst aus Schrecken und Glück nur<br />

Stichwörter. Ihr „Futureland“ –ein<br />

Kampfplatz auf dem Bildschirm.<br />

Gorki-Container wieder 4.,5.11., 20 Uhr.<br />

Tel.: 20 221-115<br />

Ihr habt doch den Diesel erfunden! Und seine Abgaswerte<br />

Die Distel zieht über die German Angst her,über Bahnfahren, Politiker und das Grundrecht auf Beleidigtsein: „Skandal im Spreebezirk“<br />

VonBirgit Walter<br />

Kommt ein Ami auf die Bühne<br />

und will das Publikum aufmuntern.<br />

Er erschreckt es mit Einzelheiten<br />

über die berühmte German<br />

Angst. Fragt nach deutschen Tugenden,<br />

die er nur bei der AfD findet<br />

oder im Theater.Als der Name Hitler<br />

fällt, schüttelt er den Kopf über das<br />

Raunen im Saal und sagt tröstend:<br />

Dieser Hitler,nein, also der war nicht<br />

gut für euch! Ihr seid so ein gutes<br />

Volk, so fleißig, so strebsam –und so<br />

geduldig. Baut seit hundert Jahren<br />

an einem Flughafen! Habt als Nation<br />

so große Dichter und Denker hervorgebracht<br />

wie die Brüder Grimm, die<br />

Brüder Humboldt, Siegfried und<br />

Roy! Ihr habt den Diesel-Motor erfunden<br />

–und seine Abgaswerte! Ihr<br />

macht alles gegen den sauren Regen,<br />

und der Wald stirbt trotzdem. Denn<br />

nicht der Regen ist sauer,sondernihr<br />

seid es. Schließlich ruft er den Leuten<br />

zu: Take it easy, schaut rüber zu<br />

uns –wir hatten einen kompletten<br />

Idioten als Präsidenten! Er wurde abgelöst<br />

–von Trump. Ich bin gekommen,<br />

euch Mut zumachen. Sprecht<br />

mir nach, ja, auch die Bayern im<br />

Saal: Wirsind deutsch und trotzdem<br />

gut! Spürt ihr die Energie? Die gute<br />

Laune? Dann kauft dieses Buch! Er<br />

hält es hoch wie eine Trophäe. Ist<br />

doch ganz einfach.<br />

Das war ein Ausschnitt aus der<br />

Sternstunde des Abends. In der<br />

schwadronierte Stefan Martin Müller<br />

mit herrlich donnerndem Akzent<br />

herum, ein Schauspieler mit<br />

drei deutschen Namen, also kein<br />

Ami, nicht mal ein in Amerika Studierter,<br />

sondern ein im Osten Beschulter<br />

und seit 30 Jahren bei der<br />

Distel heimischer Schauspieler.<br />

Über so viel beiläufige Selbstgewissheit<br />

bricht das Publikum unentwegt<br />

in Lachen aus.<br />

Das aktuelle Distelprogramm<br />

„Skandal im Spreebezirk“ –Premiere<br />

war am Freitag –kommt ansonsten<br />

mit weniger Witz aus,auch ohne den<br />

Skandal im Titel. Es hat kein Thema,<br />

keinen roten Faden und keine Geschichte,<br />

es driftet einfach vom<br />

Bei Anruf Distel: Stefan Martin Müller,Jana Kozewa und Frank Voigtmann.<br />

CHRIS GONZ<br />

spektierliches. Die Nummern fallen<br />

mal so und mal so aus. Manchmal<br />

fehlt ihnen alles Komische. Wenn<br />

sich Frank Voigtmann als Parodist<br />

vonProminenten versucht zum Beispiel,<br />

und sich bei jedemVersuch bewusst<br />

gleich öd’ anstellt. Mathias<br />

Richling, den Voigtmann an anderer<br />

Stelle vielleicht eher unbewusst imi-<br />

Hölzchen aufs Stöckchen und immer<br />

so weiter.Esnennt das vornehm<br />

„Hommage an seine Wurzeln“ aus<br />

den 20er-Jahren. Damals kamen die<br />

Dinge als Collage auf die Bühne,<br />

Dinge, die nicht unbedingt zusammen<br />

passten. Mankann es auch einfach<br />

Nummernprogramm nennen,<br />

das gibt einem Kabarett nichts Detiert,<br />

hätte daraus ein Kabinettstück<br />

gemacht, aber der ist nicht zur Stelle.<br />

Macht nichts, kann man weglassen<br />

den Part. Allerdings offenbart der<br />

Punkt ein Problem dieses insgesamt<br />

doch unterhaltsamen Abends:Voigtmann<br />

steht nicht nur zusammen mit<br />

Stefan Martin Müller und der erstklassigen<br />

Jana Kozewa mit ihren tollen<br />

Schnellsprecheinlagen auf der<br />

Bühne, er schrieb mit Robert<br />

Schmiedel auch das ganze Programm.<br />

Da kommt ihm vielleicht gelegentlich<br />

die Übersicht abhanden,<br />

der Blick auf sich selbst sowieso.<br />

Mit welcher Sorgfalt und Akribie<br />

der Abend vorbereitet wurde, zeigt<br />

das Programmheft, das alle besprochenen<br />

Themen – von Eisenbahn,<br />

Verschuldung, SPD-Untergang, Armut,<br />

Klima, Windräder, Rassismus<br />

bis zu Flüchtlingen fehlt nichts –detailschön<br />

und in „Guttenberg’scher<br />

Zitierweise“ aufbereitet. Daspasst in<br />

100 Minuten Programm gar nicht alles<br />

rein. Denn es gibt auch noch neu<br />

gedichtete Lieder vom„Am Brunnen<br />

vor dem Tore“ bis „Wenn wir schreiten<br />

Seit’anSeit’“ –mit Matthias Felix<br />

Lauschus und Fred Symann an den<br />

Instrumenten –sehr erbaulich.<br />

Man sieht, was ein fünfköpfiges<br />

Ensemble-Kabarett kann, auch<br />

wenn es sich grundsätzlich jenseits<br />

der satirisch-intellektuellen Schärfe<br />

von Kabarett-Sendungen wie „Die<br />

Anstalt“ bewegt. Aber hier ist eben<br />

alles live. Manchmal spitz und genau,<br />

wenn es um die Klimafreundlichkeit<br />

vonFernbus und Bahn geht –<br />

Bahnfahren ist schädlicher – oder<br />

das Grundrecht auf Beleidigtsein.<br />

Feministinnen fühlen sich ja sogar<br />

durch ein Gedicht von Eugen Gomringer<br />

sexistisch beleidigt, in dem<br />

nur die Worte Alleen, Blumen,<br />

Frauen und ein Bewunderer vorkommen.<br />

Die Debatte lief zu großer<br />

Form auf, als das Gedicht übermalt<br />

wurde. Der Kabarettist konstatiert<br />

nüchtern: Und für Männer ist das<br />

nicht mal ein richtiges Gedicht. Endlich<br />

sagt auch das mal einer.<br />

Distel: SkandalimSpreebezirk Tägl. 20 Uhr, Sa<br />

auch 17 Uhr.Karten:030 –204 47 04


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 23 *<br />

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Feuilleton<br />

Im<br />

geigerischen<br />

Zartgespräch<br />

Eine Hommage an Gidon<br />

Kremer im Konzerthaus<br />

Ein falscher<br />

Gerhard<br />

Richter<br />

Mutmaßlicher Kunstbetrug<br />

in Berlin aufgedeckt<br />

VonClemens Haustein<br />

Seit längerem schon spielt sich Gidon<br />

Kremers Wirken eher abseits<br />

der gewöhnlichen Bahnen des Konzertbetriebes<br />

ab.Meist tritt er mit eigenem<br />

Ensemble auf, der „Kremerata<br />

Balitca“. Gastiert erbei einem<br />

der großen Traditionsorchester,<br />

dann nutzt er die Gelegenheit für<br />

Kompositionen, die selten gespielt<br />

werden, für die er aber eine besondereLeidenschaft<br />

hegt. Sofia Gubaidulina<br />

gehört dazu und Mieczysław<br />

Weinberg, der in diesem Dezember<br />

hundertJahrealt geworden wäre.<br />

Gubaidulinas erstes Violinkonzert<br />

stand auch am Beginn der<br />

„Hommage an Gidon Kremer“, die<br />

das Konzerthaus in dieser Woche für<br />

den großen Geiger ausrichtet, dabei<br />

Kremers eigenen Programmideen<br />

und Wünschen für mitwirkende Musiker<br />

folgend. VonWeinberg werden<br />

in den kommenden Tagen unter anderm<br />

zwei Violinsonaten, zwei Sinfonien<br />

und das Violinkonzert zuhören<br />

sein. Mit dem Wissen um KremersVorlieben<br />

kommt solch ein Programm<br />

nahezu erwartungsgemäß,<br />

Gubaidulinas Konzert, so ist am Freitagabend<br />

bei der Eröffnung der<br />

Hommage zu erleben, braucht aber<br />

ein solch stetes Engagement, wie es<br />

Kremer für das Stück zeigt. Der Beginn<br />

mit dem wörtlich zitierten, allerdings<br />

in ständig wechselnde<br />

Klangfarben getauchten Thema aus<br />

Bachs „Musikalischem Opfer“, verspricht<br />

Zugänglichkeit, es folgt eine<br />

strenge, streng konstruierte, dabei<br />

gewissenhaft gearbeitete Musik, die<br />

dem Hörer nicht selten eine harte<br />

Dechiffrierungsaufgabe stellt. Was<br />

genau bedeutet Gubaidulinas sentenzenhaftes,<br />

lakonisches Vokabular?<br />

Gelten die Grenzen, gegen die sie<br />

hier aufbegehrt, um andereGrenzen<br />

in der Nachfolge ihres Vorbildes Anton<br />

Webern wiederum zu akzeptieren,<br />

auch heute noch? Oder erzählen<br />

sie von damals, als Europa geteilt<br />

und Ost und West noch scharf getrennt<br />

waren? Als Bindeglied ins<br />

Heute und Jetzt dient an diesem<br />

Abend vor allem Gidon Kremer, der<br />

Der lettisch-deutsche Violonist<br />

Gidon Kremer<br />

ANGIE KREMER<br />

das im Solopart soauffallend leise<br />

und unspektakuläreKonzertwie mit<br />

brechender Stimme spielt. Kein Ton,<br />

hinter dem sich nicht eine weite Welt<br />

auftun würde; Tragik und Glück sind<br />

dort meist friedlich aufgehoben.<br />

Auch in der Zugabe,Valentin Silvestrovs<br />

„Serenade“, setzt Kremer das<br />

geigerische Zartgespräch fort, das<br />

nicht einfach nur leise ist, wie es von<br />

vielen Musikern als sportive Übung<br />

vorgeführt wird, sondern gehaltvoll<br />

und zugewandt.<br />

Das Flüstern ist David Zinmans<br />

Sache nicht so sehr –erdirigierte das<br />

Konzerthausorchester – aber seine<br />

empfindsame Klangfreude kommt<br />

doch aus ähnlicher Quelle. Sicherheit<br />

und Freude vermittelt er den<br />

Musikern, Franz Schuberts „große“<br />

C-Dur-Sinfonie spielen sie im doppelten<br />

Sinn aufgeräumt und ohne je<br />

einer Dramatik zu verfallen, die den<br />

Eindruck eines frohen, höchstens<br />

melancholischen Melodienbogens<br />

beschädigen würde. Eine Aufführung<br />

vonbeinahe purer Schönheit.<br />

Am Ufer finden Kommissare Zeiler (Nora Waldstätten, l.) und Oberländer (Matthias Koeberlin, r.)die Leiche einer jungen Frau (Anna Rot).<br />

Frauen wie Fabelwesen<br />

Montagskrimi mit Sonntagsquoten: Die ZDF-Krimireihe „Die Toten vom Bodensee“ ist immens erfolgreich<br />

VonTorsten Wahl<br />

Eine Wassernixe mit breiter<br />

Schwanzflosse und güldenem<br />

Haar dreht und rollt<br />

sich spielerisch im Wasser<br />

in den Tiefen des Bodensees. Dann<br />

liegt sie tot am Ufer und Kommissar<br />

Micha Oberländer (Matthias Koeberlin)<br />

fragt seine Kollegin Hannah<br />

Zeiler (Nora Waldstätten), wie alt<br />

Meerjungfrauen eigentlich werden.<br />

Die entgegnet ebenso knapp, die<br />

Tote sei Mitte 30 und „Mermaiding“<br />

ein Trendsport.<br />

Schon die ersten Minuten locken<br />

mit den typischen Elementen dieser<br />

deutsch-österreichischen Krimireihe.<br />

Immer wieder fordert der sagenumwobene<br />

Bodensee seine Opfer<br />

–die Mordfälle werden oft mit<br />

mystischen Motiven verwoben. Im<br />

ersten Fall 2014 spielten keltische<br />

Masken eine Rolle, imvorigen Fall<br />

wurden Tote auf mittelalterliche<br />

VonNikolaus Bernau<br />

Esist wohl nur wenigen, die sich<br />

mit Architekturgeschichte oder<br />

gar mit der Theorie des Bauens und<br />

Entwerfens beschäftigen, zu Lebzeiten<br />

die Gewissheit vergönnt: Ich<br />

habe etwas erreicht. Ichhabe die Art<br />

und Weise verändert, wie entworfen,<br />

wie geplant und dann gebaut wird.<br />

Zu dieser kleinen Gruppe wirkungsvollerTheoretiker<br />

gehörte der amerikanische<br />

Brite Charles Jencks, der,<br />

wie jetzt erst bekannt wurde, am<br />

13. Oktober im Alter von80Jahren in<br />

London gestorben ist.<br />

Kaum jemand hat den Begriff<br />

der architektonischen Postmoderne<br />

so sehr geprägt wie er, und<br />

aus der Architektur bezogder Epochenbegriff<br />

schließlich auch die<br />

Anschauung für andere Disziplinen<br />

wie Philosophie und Literatur.<br />

Und die Feststellung, dass seine<br />

Bücher zu diesem Thema so gefeiert<br />

wie umstritten gewesen sind,<br />

wäre–gelinde gesagt –eine Untertreibung.<br />

An der Behauptung, dass<br />

es eine Postmoderne überhaupt<br />

gibt, entzündete sich ein unabgeschlossener<br />

Glaubensstreit in den<br />

Geisteswissenschaften ebenso wie<br />

in der Kunst.<br />

Weise drapiert. Ebenso prägend ist<br />

das ungleiche Kommissarsduo.<br />

Während Matthias Koeberlin als Lindauer<br />

Polizist eher etwas kumpelhaft<br />

wirkt, wirkt Nora Waldstätten als<br />

seine Bregenzer Kollegin so entrückt<br />

und kühl, als sei sie selbst einer Fabel<br />

entsprungen.<br />

VonBeginn an kamen „Die Toten<br />

vomBodensee“ sehr gut beim Publikum<br />

an. Das ZDF erreichte immer<br />

mehr als 20 Prozent Marktanteil, oft<br />

um die acht Millionen Zuschauer –<br />

das sind Quoten am Montag, die ansonsten<br />

nur„Tatort“ und„Polizeiruf“<br />

am Sonntag erreichen. Zunächst lief<br />

die Reihe jährlich, seit 2017 zweimal<br />

im Jahr. Angesichts dieser starken<br />

ZDF-Position ist es seltsam, dass<br />

Sat.1 seine Thriller statt dienstags<br />

neuerdings ebenfalls montags laufen<br />

lässt –der Auftaktfilm der neuen<br />

Mystik-Thriller-Reihe mit Susan Hoecke<br />

als Ermittlerin Cora Stein dürfte<br />

chancenlos sein.<br />

DerFall um die Meerjungfrau, der<br />

neunte Film der ZDF-Reihe, verbindet<br />

zwei Milieus miteinander. Das<br />

Opfer mit der Schwanzflosse war die<br />

Gattin eines renommierten Winzers<br />

(Sebastian Bezzel), dessen Familie<br />

viel Wert auf Tradition legt. Doch die<br />

Frau hatte den Mann und die Enge<br />

verlassen und sich einer hippiesken<br />

Surfergruppe angeschlossen. Ihr<br />

junger Geliebter (Aaron Friesz)<br />

schleppt sich von der ersten Minute<br />

an mit einem Messer im Bauch<br />

durchs Schilf des Bodensees, flüchtet<br />

dann ausgerechnet mit dem<br />

Kleinbus von Kommissar Oberländer.<br />

Verdächtig werden sie nacheinander<br />

fast alle –sowohl die Surfer,die<br />

ihr cooles Leben offenbar als Piraten<br />

finanziert haben, als auch die Winzer-Familie,<br />

die in kriminelle Machenschaften<br />

verwickelt scheint.<br />

Die Story von Timo Berndt, der<br />

seit dem dritten Bodensee-Fall alle<br />

Bücher schreibt, ist nicht sonderlich<br />

Mr.Postmoderne<br />

Zum Toddes Architekten, Landschaftsgestalters und Historikers Charles Jencks<br />

Geboren wurde Charles Jencks<br />

1939 in Baltimore/Maryland als<br />

Sohn des Komponisten Gardner<br />

Platt Jencks und Ruth DeWitt Pearls.<br />

Im Jahre 1961 machte er seinen Bachelor<br />

in Englischer Literatur in Harvard,und<br />

den Abschluss in Architektur<br />

absolvierte er, ebenfalls in Harvard,vier<br />

Jahrespäter.Bis an sein Lebensende<br />

blieb diese Verbindung<br />

aus historischer Vergewisserung und<br />

künstlerischer Verarbeitung prägend.<br />

1965 ging Jencks nach Großbritannien,<br />

machte am Londoner<br />

University College 1970 seinen Doktor<br />

in Architekturgeschichte. Drei<br />

Jahrespäter erschien dann sein Buch<br />

„Modern Movements in Architecture“,<br />

in dem er mit großem sprachlichem<br />

Furor die vielen Modernen<br />

des 20. Jahrhunderts dem Vergessen<br />

entriss. Gerade im Bauhaus-Jahr, in<br />

dem oft eine scheinbare Ausweglosigkeit<br />

des Wegs zum Funktionalismus<br />

àlaGropius konstruiert wurde,<br />

ist es gut, sich dies Buch wieder zur<br />

Hand zu nehmen. 1977 folgte „Die<br />

Sprache der postmodernen Archi-<br />

ZDF/PETRO DOMENIGG<br />

originell, steigert seine Dramatik<br />

aber wie gewohnt zum feurigen Finale<br />

hin. Weiter ausgebaut werden<br />

dafür die privaten Hintergründe der<br />

beiden Kommissare. Nachdem die<br />

Biografie von Hannah Zeiler im<br />

sechsten Fall kulminierte,als ihr verschollener<br />

Vater als Krimineller enttarnt<br />

und vonKollege Oberländer erschossen<br />

wurde, wird deren Geschichte<br />

verhalten weitergeführt: Ist<br />

ein junger Typ aus der Nachbarschaft<br />

ein Stalker oder ein Verehrer?<br />

Nora Waldstätten spielt die Irritation<br />

der Hannah fast nur mit Blicken.<br />

Dramatischer wird es dafür bei<br />

Oberländer: Seine Ex-Frau (Inez<br />

Björg David) verunglückt und liegt<br />

im Koma. Hier brauchen die beiden<br />

Kollegen, deren Dialoge mitunter so<br />

knapp sind, dass man sie kaum versteht,<br />

gar keine Wortemehr.<br />

DieToten vomBodensee:Die Meerjungfrau<br />

20.15 Uhr,ZDF<br />

tektur“ (auf Deutsch 1978), das<br />

schon in den 60er-Jahren entwickelten<br />

Theorien der Literaturgeschichte<br />

auf die Architektur übertrug. Bis<br />

heute kann man sich über dieses<br />

Buch und seine methodisch mit der<br />

Konzentration auf Fassaden eher fatalen,<br />

ästhetisch die Architektur aber<br />

auch aus dem Raster der Glaskisten<br />

und Betonraster befreienden Thesen<br />

leidenschaftlich streiten.<br />

Nach dem Tod seiner zweiten<br />

Frau, der Gartenhistorikerin Maggie<br />

Keswig („The Chinese Garden“) im<br />

Jahre 1995 wurde Jencks einer der<br />

einflussreichen Kämpfer für eine bessereVersorgung<br />

von Krebspatienten.<br />

Darüber geriet fast ein wenig in den<br />

Hintergrund, dass Jencks auch zu den<br />

bedeutenden britischen Landschaftsarchitekten<br />

des 20. Jahrhunderts<br />

zählte. Die Schottische Nationalgalerie<br />

ließ sich ihren Garten von<br />

Jencks gestalten, zu den Olympischen<br />

Spielen 2008 legte er in Peking den<br />

Olympia-Park an. Steinplatten wie<br />

Menhire, lange Wellen wie das Meer –<br />

alle diese Anlagen zeugen vomtiefen<br />

kulturellen Wissen Jencks’, das in der<br />

Architektur gerade in Bezug auf die<br />

Verbindung vonGeistes- und Ingenieurwissenschaften<br />

viel zu selten<br />

wahrgenommen worden ist.<br />

VonIrmgard Berner<br />

Skandal im Kunsthandel! So hieß<br />

es am Wochenende im Deutschlandfunk.<br />

Kunstbetrug in Millionenhöhe!<br />

Ein bekannter Galerist aus<br />

Berlin sei verhaftet worden. Seinen<br />

Namen und den seiner Galerie –mit<br />

Dependancen im Ausland –wurden<br />

nicht genannt.<br />

Mit Kunstwerken wird bekanntlich<br />

betrogen, seit es die Kunst gibt.<br />

Seit Jahren boomt der Kunstmarkt<br />

mit Preisen, die in astronomische Höhen<br />

gehen, 450 Millionen Dollar für<br />

einen nicht einmal sicheren Leonardo<br />

da Vinci ist die bisherige Spitze<br />

des Irrsinns. Ein Bild von Gerhard<br />

Richter sei „eine Aktie an der Wand“,<br />

hatte ein <strong>Berliner</strong> Galerist einmal gesagt.<br />

Folglich boomt auch das dunkle<br />

Geschäft mit der Kunst, der Fall Beltracchi<br />

ist noch gut in Erinnerung.<br />

Nun gibt es also einen neuen Fall<br />

vonKunstbetrug, dieVorwürfe gegen<br />

den Mann wiegen schwer. Das Landeskriminalamt<br />

Berlin habe bei der<br />

Durchsuchung mehrerer Wohnungen<br />

und Geschäftsräume den 67-<br />

Jährigen wegen Verdachts des<br />

schweren Betrugs festgenommen,<br />

meldete auch RBB 24. Die Staatsanwaltschaft<br />

wirft ihm vor, in mehreren<br />

Fällen von Kunstbetrug dringend<br />

tatverdächtig zu sein. Es soll um Bilder<br />

gehen, die womöglich gar nicht<br />

im Besitz eines Käufers waren und<br />

deren Eigentumsrechte ungeklärt<br />

sind. So habe der Galerist unter anderem<br />

Gemälde verkauft, dafür Zahlungen<br />

erhalten, die Käufer jedoch<br />

nie die versprochenen Spitzenwerke<br />

erhalten. Dabei sei ein Schaden in<br />

Millionenhöhe entstanden.<br />

HochkomplexeMalkunst<br />

Darüber hinaus wirdihm der Handel<br />

mit einer Fälschung vorgeworfen:<br />

EinGemälde vonGerhardRichter sei<br />

von dem Galeristen als Pfand genommen<br />

und an einen Sammler verkauft<br />

worden. Dieser wollte das Gemälde<br />

später über ein Auktionshaus<br />

weiterverkaufen. Beider Prüfung des<br />

Bildes habe das Archiv von Gerhard<br />

Richter jedoch festgestellt, dass es<br />

eine Fälschung sei.<br />

Es ist nicht eben leicht, eine von<br />

Richters Abstraktionen zu fälschen,<br />

um eine solche soll es sich handeln.<br />

Die nicht mit dem Pinsel gemalten,<br />

sondernmit Rakel und Latten schlierigund<br />

fleckig über die Leinwand gezogenen<br />

Farbaufträge sind hochkomplexe<br />

Malkunst. Weil sich die<br />

Bilder dieser Serien oft sehr ähneln,<br />

fallen sie nicht sofort als Fälschung<br />

auf.„Es ist sicherlich keine Kunst, die<br />

sie und ich zu Hause hängen haben“,<br />

wird eine Polizeisprecherin zitiert.<br />

Fünf Privat- und Geschäftsadressen<br />

in Berlin und zwei in Brandenburg<br />

wurden durchsucht und Vermögenswerte<br />

des Verdächtigen gepfändet.<br />

Seit August laufen Ermittlungen<br />

gegen ihn, Haftbefehl hatte bereits<br />

vorgelegen. Nun wurde er in seiner<br />

Wohnung in Berlin-Charlottenburg<br />

festgenommen. Jedoch sprach der<br />

Haftrichter aus gesundheitlichen<br />

Gründen Verschonung aus.<br />

Charles Jencks (1939–2019) IMAGO IMAGES<br />

TOP 10<br />

Sonnabend, 19. Oktober<br />

1 Tagesschau ARD 6,35 23 %<br />

2 Ein starkes Team ARD 6,34 21 %<br />

3 Klein gegenGroß ARD 5,43 19 %<br />

4 Sportschau ARD 4,70 21 %<br />

5 Der Staatsanwalt ZDF 4,31 15 %<br />

6 Das Supertalent RTL 3,45 11 %<br />

7 Tagesthemen ARD 3,02 16 %<br />

8 heute ZDF 2,93 13 %<br />

9 heute-journal ZDF 2,86 11 %<br />

10 Bares für Rares ZDF 2,82 10 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


24 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

BallhausNaunynstraße (✆ 75 45 37 25)<br />

20.00: Everybodycan be everybodycan not be (Jao<br />

Moon)<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />

19.30: Die Blechtrommel<br />

20.00 Kleines Haus:Amir<br />

20.00:Endspiel<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />

20.00:Der Seelenbrecher<br />

DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />

11.00, 19.00 Box: 30.nach.89 (Junges DT International)<br />

HfS Ernst Busch (✆ 75 54 17 -0)<br />

20.30 UNTEN:777: Juicy –Metamorphosis /Wie<br />

Wasser War/Wild, wicked, &verynice<br />

KomischeOper Berlin (✆ 47 99 74 00)<br />

19.30: Die Perlen der Cleopatra<br />

Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />

19.30: Die Nachtvon Lissabon<br />

20.00 Container:Herzstück<br />

Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />

20.00: status quo<br />

Theater untermDach (✆ 902 95 38 17)<br />

20.00: Jason undMedea oder was ist Heimat (<strong>Berliner</strong><br />

Schulefür Schauspiel)<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

BKA (✆ 202 20 07)<br />

20.00: TheatersportBerlin: Das Match<br />

Distel (✆ 204 47 04)<br />

20.00: Skandal im Spreebezirk<br />

Filmbühne am Steinplatz (Hardenbergstr.12)<br />

19.30: Welche Drogepasst zu mir? (Kerstin Slawek)<br />

Heimathafen Neukölln (✆ 56 82 13 33)<br />

20.00: Schundund Asche (Moritz Neumeier und Till<br />

Reiners)<br />

Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Servus Peter und Dankeschön(Gastspiel<br />

ChristophSchobesberger,Katja Brauneis &Live-<br />

Band)<br />

Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />

20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />

TIPI am Kanzleramt (✆ 39 06 65 50)<br />

19.45: Die FlorianSchroeder Satireshow<br />

KLASSIK<br />

DeutscheOperBerlin (✆ 34 38 43 43)<br />

20.00 Foyer: FlurinaStucki, Annika Schlicht,Thomas<br />

Lehmann(Solisten), John Paar (Klavier), Nadja<br />

Küchenmeister(Rezitation), Lieder und Dichter.<br />

Schumann I, Klassisches Liedgut, Lyrik, Klavier<br />

Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />

20.00Werner-Otto-Saal: Gidon Kremer(Violine),<br />

Yulianna Avdeeva(Klavier), Christian Jost (Moderation),<br />

2xhören zeitgenössisch, MieczyslawWeinberg:<br />

Sonate für Violine und Klavier Nr.6op. 136bis<br />

Piano Salon Christophori (Uferstr. 8)<br />

20.00: Helena Madoka Berg,Dorian Xhoxhi (Violine),<br />

Kyoungmin Park (Viola), ArthurHornig(Cello), Das<br />

Philharmonische Quartett,Josef Suk:Meditation<br />

über den St.-Wenzel-Choral op.35a; Josef Suk:<br />

Streichquartett Nr.2op. 31; Beethoven: Quartett Nr.<br />

10 Es-Dur op. 74 „Harfenquartett“<br />

Staatsoper Unterden Linden (✆ 20 35 45 55)<br />

20.00 Apollosaal: Internationales Opernstudio Unter<br />

den Linden, Orchesterakademie der Staatskapelle,<br />

Welcome-Konzert, Purcell:„Welcome, welcome,<br />

glorious morn“, Ode für Soli, Vokalensemble und<br />

Instrumente; Britten:„Les Illuminations“ op.18für<br />

Stimme und Streicher,„Simple Symphony“ op. 4<br />

KINDER<br />

Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />

9.30, 10.45: Wind im Gummistiefel, TheaterFusion<br />

(ab 2J.)<br />

Cabuwazi –Zelt Kreuzberg (✆ 29 04 78 40)<br />

16.00: „Im Kiez zu Hause“, Mitmachzirkusfür die<br />

ganze Familie (ab 8J.)<br />

Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unse<br />

Leben traten, Videogames<br />

Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />

11.00: Bubble Jam, Rimini Protokoll, Cloud-Performance<br />

mit Smartphones (ab 12 J.)<br />

Jugendmuseum Schöneberg (✆ 902 77 61 63)<br />

14.00: Villa Global. The Next Generation<br />

14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />

Phoenix in der KULTSchule (✆ 72 01 19 19)<br />

16.00 MediaLab: Phoenix-Küken, Kindertheater-Wo<br />

shop, Leitung: Oksana Loidova (ab 4bis 12 J.)<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

10.30: Rapunzel, Vera Pachale (ab3J.)<br />

SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />

17.00: Roller Kidz,Rollschuhdiskofür Kinder<br />

Theater an derParkaue (✆ 55 77 52 52)<br />

10.00: Wirvom Reuterkiez (ab 9bis 13 J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Buchhandlung Braun &Hassenpflug<br />

(✆ 802 93 04) 20.00: Die LiebeinGedanken –Die<br />

Geschichtevon Boris Pasternak, Marina Zwetajewa<br />

und Rainer Maria Rilke, Peter Michalzik, Lesung und<br />

Gespräch<br />

Haus für Poesie (✆ 48 52 45 -0)<br />

20.00: Lieder und Dichter:„Als flögesie nach Haus<br />

Nadja Küchenmeister,ThomasLehmann, Annika<br />

Schlicht, Flurina Stucki, John Parr<br />

ItalienischesKulturinstitut (✆ 26 99 41 -0)<br />

19.00: Die Kinder des BorgoVecchio, Giosuè Calaci<br />

ra, Moderation: Dr.Constanze Neumann<br />

Kulturbrauerei/Maschinenhaus (✆ 44 31 51 00)<br />

19.30: Doppelte Buchpremiere: „Beate Uhse. Ein<br />

Leben gegenTabus“ &„Lvstprinzip“, Katrin Röhnicke<br />

Theresa Lachner,Moderation: Jan Feddersen<br />

Literaturhaus Berlin (✆ 887 28 60)<br />

19.30: Buchpremiere: „Das Glück der kalten Jahre“<br />

Martyna Bunda, Mod.: Matthias Nawrat<br />

21.00: Wortservierungen: Meine Seeleruhe –Gelassenheit,<br />

vonWilhelm Schmid, mit Richard Burger<br />

Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />

20.00: LiteraturLive: Realitätsschock. Zehn Lehren<br />

aus der Gegenwart, Sascha Lobo, Buchpremiere<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

20.00 Kl. Salon: Autorenforum: Lesen –Zuhören –<br />

Diskutieren, Vorlesen unveröffentlichter Texte<br />

Z-Bar (✆ 28 38 91 21)<br />

20.00: Freihafen –offene Lesebühne<br />

FÜHRUNG<br />

Berlinische Galerie (✆ 78 90 26 00)<br />

14.00: Kuratorenführung in den aktuellen Ausstellungen<br />

Bärentouren (✆ 015 20 -5 22 67)<br />

14.00: Bunker und Botanik im Humboldthain –<br />

Geschichts- und Biologieführung im Stadtbiotop vom<br />

2. Weltkrieg bisheute, Treff: Eing.S-Bhf. Humboldthain,<br />

Hochstr.. Anm. erf.<br />

16.00: Berlin zur Zeit der Romantik –Literaturführun<br />

vonE.T.A. Hoffmann über die Brüder Grimm bis<br />

AdalbertChamisso, Treff: Schillerdenkmal, Gendarmenmarkt.<br />

Anm. erf.<br />

20.00: Fledermaustour –Alt-<strong>Berliner</strong> Sagen und<br />

Anekdoten:Romantiktour zwischen Hackeschem<br />

Markt und Klosterviertel, Treff: Klosterruine –Klosterstr./Grunerstr.(Nähe<br />

U-Bhf.Klosterstraße). Anm.erf<br />

22.00: Nachtwächtertour –Auf denSpuren vonSagenund<br />

GespensternimNikolaiviertel und Alt-Berlin<br />

Treff: Eing.Nikolaikirche,Propststr.. Anm. erf.<br />

Dalí Berlin (✆ 07 00 32 54 23)<br />

12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí –Die Ausstellung<br />

am Potsdamer Platz,Treff: Im Museum<br />

Mendelssohn-Remise am Gendarmenmarkt<br />

(✆ 81 70 47 26) 14.00:Führung zu Gräbernder<br />

Mendelssohns und ihrer Verwandten auf dem Jüdischen<br />

Friedhof Schönhauser Allee, Sabine Krusen,<br />

Treff: Eingang FriedhofSchönhauser Allee<br />

Gespräch<br />

Er<br />

spricht<br />

Deutsch<br />

Mit einem Stipendium<br />

kam Karamba Diaby in<br />

den Achtzigernvom Senegal in<br />

die DDR zum Studium, das er<br />

mit der Promotion im Fach<br />

Umweltanalytik abschloss.<br />

Der heute 58-Jährige lebt in<br />

Halle an der Saale und ist seit<br />

einiger Zeit für die SPD Mitglied<br />

des Deutschen Bundestages.Anseinem<br />

ersten Tagals<br />

Abgeordneter rief ihm die Kassiererin<br />

in der Bundestagskantine<br />

von weitem zu: „Nein, Sie<br />

nicht!“ Aus Karamba Diabys<br />

Hautfarbe schloss sie wohl, er<br />

gehöre zum Putzpersonal.<br />

Und noch immer sprechen<br />

Leute auf der Straße lieber<br />

gleich mit seiner blonden Assistentin,<br />

weil sie glauben, er<br />

verstehe sie nicht. Hier erzählt<br />

Karamba Diabyvom Land seiner<br />

Geburt, vom Leben in der<br />

DDR und im Deutschland<br />

nach der Wende. Nicht nur en<br />

passant formuliert er dabei<br />

seine Vision einer offenen Gesellschaft.<br />

Frank Junghänel<br />

MitKaramba in den Bundestag 19 Uhr,<br />

Afrika-Haus Berlin, Bochumer Straße 25<br />

In dem Roman „Die Leben der Elena Silber“ geht Alexander Osang der Geschichte seiner eigenen Familie auf den Grund.<br />

Cornelia Geißler<br />

ist dankbar,indieser Woche auf<br />

so viele große Erzählungen zu treffen,<br />

die in die Geschichte führen,<br />

aber auch viel mit unserer Gegenwart<br />

zu tun haben.<br />

Man könnte dies eine<br />

russische Woche nennen,<br />

wenn wir nicht<br />

Oktober hätten und<br />

damit literarische Hochsaison. Und<br />

so ist der hier gesetzte Schwerpunkt<br />

nur einer vonvielen in den kommenden<br />

Tagen. Beginnen wir mit dem<br />

Montag, wie sich das gehört, und mit<br />

Peter Michalzik, der aus Briefen<br />

dreier bedeutender Dichter des 20.<br />

Jahrhunderts eine Liebesgeschichte<br />

zusammengesetzt hat, die im Frühjahr<br />

und Sommer 1926 spielt. Die<br />

Russin Marina Zwetajewa lebte damals<br />

im Exil in Paris, verheiratet, aber<br />

dadurch im Herzen nicht gebunden.<br />

Dasgibt ihrer vonSchwermut durchgezogenen<br />

Lyrik manch frohen Ausbruch.<br />

Verheiratet war auch Boris<br />

Pasternak in Moskau, der später als<br />

Romancier berühmt werden sollte,<br />

dessen Dichtung aber früh von großer<br />

Reife und Weitsicht ist, durch eigene<br />

Übersetzungen geschult an der<br />

Weltliteratur. Rainer Marika Rilke, 15<br />

Jahreälter als die beiden, kämpfte zu<br />

jener Zeit mit Krankheiten in der<br />

Schweiz, sein Lebenswerk hatte er<br />

bereits geschrieben. Peter Michalzik<br />

hat die Lebensumstände der drei inmitten<br />

der politischen Spannungen<br />

erkundet und interpretiert ihre leidenschaftlichen<br />

Botschaften füreinander<br />

als poetische Ménage àtrois.<br />

„Die Geschichte hatte sich Russland<br />

als Spielfeld ausgesucht“,<br />

schreibt Michalzik über die Wirren<br />

derRevolutionsjahre. DenSatz könnten<br />

die anderen Autoren der Woche<br />

genauso formuliert haben. Am<br />

Dienstag tritt Eugen Ruge mit seinem<br />

Roman „Metropol“ in Potsdam auf.<br />

Der ist mindestens so nah an der<br />

Wahrheit wie die aus Briefen rekonstruierte<br />

Liebesgeschichte. Die deutschen<br />

Emigranten Charlotte undWilhelm<br />

bekommen in Moskau in einem<br />

für die Unterbringung ausländischer<br />

Kommunisten umgewidmeten Hotel<br />

mit, wie die Verleumdungs- und Verurteilungsmaschinerie<br />

Stalins voranschreitet.<br />

Sie sind von ihrer Geheimdiensttätigkeit<br />

suspendiert und wissen<br />

nicht, welches Schicksal sie erwartet.<br />

Der Vorsitzende Richter der<br />

Schauprozesse und das berüchtigte<br />

Lubjanka-Gefängnis befinden sich in<br />

ihrer unmittelbaren Nähe. Ruges<br />

Großmutter Charlotte hat dies so<br />

oder ähnlich erlebt, er konstruierte<br />

den spannenden wie verstörenden<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Ich war noch<br />

niemals in NewYork 14.30, 17.20, 20.15<br />

Cinema Paris (✆ 881 3119) Der Glanz der Unsichtbaren<br />

–Les invisibles 15.30, 20.30; Der Glanz<br />

der Unsichtbaren –Les invisibles (OmU) 18.00<br />

Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Parasite 14.00,<br />

17.00,20.00<br />

Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Joker (OF) 15.15,<br />

18.00, 20.00, 20.45, 21.20; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 15.00, 18.00, 18.10, 21.00; Parasite<br />

–Gisaengchung (OmenglU) 14.30, 21.40; Der<br />

Glanz der Unsichtbaren 17.30; Systemsprenger<br />

13.40, 16.20, 19.00; Das Kapital im 21. Jahrhundert<br />

14.00; Und der Zukunft zugewandt 16.15;<br />

Nurejew –The White Crow (OmU) 18.40; Deutschstunde<br />

14.30, 17.15, 20.00; M. C. Escher: Reise<br />

in die Unendlichkeit 14.00; Skin 16.00; Downton<br />

Abbey (OmU) 18.40; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 21.20<br />

Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Ich war noch niemals<br />

in NewYork 17.30,20.00; Deutschstunde 20.15<br />

Kant Kino (✆ 319 9866) Joker 14.50, 17.40,<br />

20.30; Ich war noch niemals in New York 15.00,<br />

17.45, 20.20; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit<br />

Flamingo! 15.15; Downton Abbey 17.20; Leid und<br />

Herrlichkeit 20.00; Shaun das Schaf: Der Film:<br />

UFO-Alarm 15.30; After the Wedding 17.30,20.00;<br />

Nurejew –TheWhite Crow 14.40, 17.20, 20.00<br />

Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) Joker 13.45,<br />

16.45, 19.45; Joker (OF) 22.55; 3D: Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 14.30; Joker (OF) 17.15,<br />

23.00; Joker 20.00;AToy Story: Alles hört auf kein<br />

Kommando 14.30; 3D: Gemini Man 17.00,20.10,<br />

22.50; Angry Birds 2: Der Film 13.15; Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 15.30; 3D: Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 17.40, 20.20, 23.00;<br />

3D: Gemini Man 15.00; AdAstra –Zuden Sternen<br />

17.50; Joker (OF) 20.40; Deutschstunde 14.40;<br />

Dem Horizont so nah 17.20, 20.10; Es: Kapitel II<br />

22.50; Downton Abbey 14.30,17.20; Once Upon a<br />

Time in...Hollywood 20.10<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Celebration<br />

(OmU) 11.00; Unsere große kleine Farm –The Biggest<br />

Little Farm (OmU) 12.30; Synonymes (OmU)<br />

14.15; Dora und die goldene Stadt 16.30; Der<br />

Glanz der Unsichtbaren – Les invisibles (OmU)<br />

18.15; Deutschstunde 20.00; Once Upon aTime<br />

in... Hollywood (OmU) 22.10; Paranza: Der Clan<br />

der Kinder –Laparanza dei bambini (OmU) 11.00;<br />

Memory Games (OmU) 12.45; Cleo (OmenglU)<br />

14.15; Die Geldwäscherei (OmU) 15.50; Gelobt<br />

sei Gott 17.20;The King (OmU) 19.40; Midsommar<br />

(OmU) 22.00; Ama-San (OmU) 11.00; Skin (OmU)<br />

13.00; Wer 4sind 15.00; Shaun das Schaf: UFO-<br />

Alarm 16.45; Ad Astra (OmU) 18.15; Systemsprenger<br />

(OmenglU) 20.20; The Dead Don‘t Die (OmU)<br />

22.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29)Und derZukunft<br />

zugewandt 14.00; Systemsprenger 16.00; Das Kapital<br />

im 21. Jahrhundert–Capital in the Twenty-First<br />

Century (OmU) 18.15; Gelobt sei Gott –Grace a<br />

Dieu (OmU) 20.15;Midsommar (OmU) 22.45;Über<br />

Grenzen 14.00; Memory Games (OmU) 16.15;<br />

CongoCalling (OmU) 18.00;Die Inselder hungrigen<br />

Geister –Island of the Hungry Ghosts(OmU) 19.45;<br />

Playland USA (OmU) 21.45<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Ich war noch niemals<br />

in NewYork 13.45,16.45,19.45;Angry Birds<br />

2: Der Film 13.45, 16.50; Shaun das Schaf: Der<br />

Film: UFO-Alarm14.00, 17.50; Joker14.00,17.00,<br />

19.30, 20.45, 21.00; Dora und die goldene Stadt<br />

14.10, 16.50; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

14.15, 17.15, 20.15; Lino: Ein voll verkatertes<br />

Abenteuer 14.20; Gemini Man 14.30, 17.20,<br />

19.30; Good Boys 14.45; Fast &Furious: Hobbs<br />

&Shaw 14.45; Dem Horizont so nah 14.45,17.45,<br />

20.45;Spider-Man:Far From Home 15.00;Everest:<br />

Ein Yeti will hoch hinaus 15.15, 18.00; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 16.10; Gut gegen Nordwind<br />

17.00; Es: Kapitel II 17.10, 20.20; Ready or Not?<br />

–Auf die Plätze,fertig,tot 18.00; Kiss the Cook: So<br />

schmeckt das Leben! 18.00; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood 19.10; 3D:Terminator 2:Tag der Abrechnung<br />

20.00; Joker (OF) 20.00; Ad Astra –Zuden<br />

Sternen 20.10; Sneak Preview 20.30; 3D: Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis –Maleficent: Mistress<br />

of Evil (OF) 21.00<br />

Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Systemsprenger<br />

(OmenglU)18.00;Deckname Jenny(DFmenglU; mit<br />

anschl. Gespräch) 20.20; Nevrland (OmU) 23.00;<br />

Dunkel, fast Nacht –Ciemno, prawie noc (OmU)<br />

18.00; Berlin Bouncer (OmenglU) 20.15; Lord of<br />

the Toys (OmenglU) 22.00<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (✆ 04 51/703 02 00) Joker 16.30,<br />

20.00; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />

16.40; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

16.40, 19.30; Ich war noch niemals in New York<br />

16.50, 19.50; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

17.00; Dora und die goldene Stadt 17.10; Angry<br />

Birds2:Der Film 17.15;Es: KapitelII19.20; Gemini<br />

Man19.30; DowntonAbbey 20.10;Dem Horizont<br />

so nah 20.10<br />

Kino Kiste (✆ 998 74 81) Gelobt sei Gott 13.30;<br />

3D: AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

16.00; Downton Abbey 17.50; Bohemian Rhapsody<br />

20.05<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (✆ 038 71/211 4109) Joker 14.20,<br />

17.30, 20.20; Ich war noch niemals inNew York<br />

14.20, 16.50, 19.50; 3D: Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis 14.30, 17.15, 20.00; Lino: Ein voll verkatertes<br />

Abenteuer 14.30; Shaun das Schaf: Der<br />

Film: UFO-Alarm 14.40, 17.40; Dora und die goldene<br />

Stadt 14.45,17.10; Everest: Ein Yeti will hoch<br />

hinaus 14.50, 17.20; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

15.00, 17.20; Angry Birds 2: Der Film 15.10,<br />

17.00; Der König der Löwen 17.15; Es: Kapitel II<br />

19.30; 47 Meters Down: Uncaged 19.40; Fast &<br />

Furious: Hobbs &Shaw 19.45; Gemini Man 19.50;<br />

3D: Gemini Man 20.10; Matrix 20.15<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (✆ 61 60 96 93) A Joker (OmU) 17.00,<br />

19.45, 22.30; B Ad Astra –Zu den Sternen (OmU)<br />

18.00; Once Upon aTime in... Hollywood (OmU)<br />

20.40<br />

fsk amOranienplatz (✆ 614 24 64) Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 18.00, 20.30; Der Glanz der<br />

Unsichtbaren –Les invisibles (OmU) 20.15, 22.15<br />

Moviemento (✆ 692 47 85) Das Kapital im 21.<br />

Jahrhundert –Capital inthe Twenty-First Century<br />

(OmenglU) 10.45; Systemsprenger 13.00, 15.45,<br />

18.30, 21.15; Frau Stern 10.15; Midsommar<br />

(OmU) 12.15, 22.30; Skin (OmU) 15.15; Das<br />

Kapital im 21. Jahrhundert –Capital in the Twenty-<br />

First Century (OmenglU) 17.45; Diamantino (OmU)<br />

20.00; Systemsprenger 11.30; Ein Licht zwischen<br />

denWolken 14.30; Prelude 16.30; Bruder Schwester<br />

Herz 18.45; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 21.00<br />

RegenbogenKino (✆ 69 57 95 17) CarmineStreet<br />

Guitars (OmU) 20.30<br />

Sputnik (✆ 694 11 47) Born inEvin –Alles über<br />

Evin (OmU) 17.00; Systemsprenger 18.45; Skin<br />

(OmU) 21.00; Ready or Not?–Aufdie Plätze, fertig,<br />

tot (OmU) 23.00; Mein Leben mit Amanda (OmU)<br />

17.00; Portret pod mukhoi –„Beschwipstes“ Porträt<br />

(OmenglU) 19.00; Nevrland (OmU) 20.30; Ad<br />

Astra –Zuden Sternen (OmU) 22.00; Kinobar im<br />

Sputnik Berlin Bouncer 21.15<br />

Yorck (✆ 78 91 32 40) Parasite 14.20, 17.10,<br />

20.00; New Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />

14.00; Der Glanz der Unsichtbaren 16.00, 20.50;<br />

Systemsprenger 18.15<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Joker 14.30,<br />

17.45, 20.00; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

15.00, 17.15, 20.15; Ich war noch niemals<br />

in New York 15.00, 17.30, 20.15; Everest: Ein Yeti<br />

willhoch hinaus15.15; Shaun das Schaf: DerFilm:<br />

UFO-Alarm 15.30; Systemsprenger 17.30; Dora<br />

und die goldene Stadt 17.45; Gemini Man 20.30;<br />

After the Wedding 20.30<br />

Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Joker 13.00,<br />

17.50,20.30; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />

13.15; Ich war noch niemals inNew York 14.30,<br />

17.15, 20.00; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

15.15; 3D: AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

15.40; Deutschstunde 17.20; Der Glanz der<br />

Unsichtbaren 20.00<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) 3D:<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 14.00, 17.00,<br />

20.00; Joker 14.00, 17.00, 20.00; Ich war noch<br />

niemals in New York 14.00, 16.30, 19.45; Dora<br />

und die goldene Stadt 14.00, 17.15; Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 14.15; Everest 14.15;<br />

Der König der Löwen 14.20;Angry Birds 2: Der Film<br />

14.30, 17.15; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

16.30; Gemini Man 17.00, 20.00; Dem Horizont so<br />

nah 17.15, 20.15; 3D: Terminator 2:Tag der Abrechnung<br />

19.45; 47 Meters Down: Uncaged 19.50<br />

MITTE<br />

Acud (✆ 44 35 94 98) Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />

17.00; Systemsprenger (OmenglU)<br />

18.45; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU)<br />

21.00; Und der Zukunft zugewandt 17.45; Dunkel,<br />

fast Nacht –Ciemno, prawie noc (OmU) 19.45;<br />

Born inEvin –Alles über Evin (OmU) 22.00<br />

Babylon (✆ 242 59 69) Goodbye, GDR!: Der<br />

Dritte (OmenglU) 17.15; Goodbye, GDR!: Fräulein<br />

Schmetterling (OmenglU; m. Einführung) 17.30;<br />

Die Müllers und das Hohe Haus –Demokratie in<br />

bewegten Zeiten 18.00; Goodbye, GDR!: Sonnenallee<br />

19.30; 36 Husbands (OmU) 20.00; Goodbye,<br />

GDR!: Karbid und Sauerampfer 20.15; Goodbye,<br />

GDR!: Berlin um die Ecke (OmenglU) 21.30;<br />

Goodbye,GDR!: Jadup und Boel (OmenglU) 21.45;<br />

Goodbye,GDR!: Die Flucht (OmenglU) 22.00<br />

Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73)<br />

Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 10.15; Joker<br />

(OmU) 12.00, 14.30, 17.15, 20.00, 22.45; Yesterday<br />

(OmU) 13.30; Midsommar (OmU) 15.45; Das<br />

Kapital im 21. Jahrhundert –Capital in the Twenty-<br />

First Century (OmenglU) 18.45; Joker (OmU) 21.00<br />

CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 11.00, 14.00, 17.20,<br />

19.40, 22.40; Ich war noch niemals inNew York<br />

11.00, 14.10, 17.15, 19.45, 23.00; Everest: Ein<br />

Yeti will hoch hinaus 11.10, 14.20; Joker 11.15,<br />

14.15, 17.00, 20.00, 23.00; Der König der Löwen<br />

11.20; UglyDolls 11.30; Shaun das Schaf:<br />

Der Film: UFO-Alarm 11.30, 14.10, 16.10; Angry<br />

Birds 2: Der Film 11.40,13.40; Playmobil: DerFilm<br />

12.10; Dem Horizont so nah 13.50, 19.30; Gut gegen<br />

Nordwind 14.10; Dora und die goldene Stadt<br />

14.40, 16.45; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

16.30; 3D: Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 16.50;<br />

Good Boys 17.10; 3D: Gemini Man 17.15, 20.20,<br />

23.10; Downton Abbey 18.30; Es: Kapitel II19.15,<br />

22.30; Sneak Preview 20.00; Ad Astra –Zuden<br />

Sternen 20.15; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

21.30; Rambo 5: Last Blood 23.00; Ready orNot?<br />

–Auf die Plätze, fertig,tot 23.15; 47 Meters Down:<br />

Uncaged 23.15<br />

Hackesche Höfe (✆ 283 4603) Berlin Babylon<br />

(DFmenglU) 14.30; Nurejew – The White Crow<br />

(OmU) 16.30; Systemsprenger (DFmenglU) 19.15;<br />

Joker (OmU) 21.45; Parasite (OmenglU) 14.15,<br />

19.00; M.C.Escher: Reise in die Unendlichkeit<br />

(EnglmdtU) 17.00; Parasite (OmU) 21.45; Der<br />

Distelfink –The Goldfinch (OmU) 14.00; Deutschstunde<br />

17.00; Parasite (OmU) 19.30; Parasite<br />

(OmenglU) 22.15; Skin (OmU) 14.45; Joker (OmU)<br />

17.15, 20.00, 22.30; Gelobt sei Gott –Grace a<br />

Dieu (OmU) 14.15; Der Glanz der Unsichtbaren –<br />

Les invisibles (OmU) 17.00, 19.15; Once Upon a<br />

Time in... Hollywood (OmU) 21.30<br />

International (✆ 24 75 60 11) Parasite 13.15,<br />

19.00; Joker (OmU) 16.00; Siegessäule und Teddy<br />

präs.MonGay: Preview: Last Ferry (OmU) 22.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />

Ich war noch niemals inNew York 14.10, 17.00,<br />

20.00; Dem Horizont so nah 14.10, 17.10; Joker<br />

14.15, 17.05, 19.30, 20.00; Der König der Löwen<br />

14.15; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

14.20, 16.55, 19.55; Everest: Ein Yeti will hoch<br />

hinaus 14.30; Dora und die goldene Stadt 14.30,<br />

17.10;Angry Birds 2: Der Film 14.30; Lino: Ein voll<br />

verkatertes Abenteuer 14.50; After the Wedding<br />

17.00, 19.45; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-<br />

Alarm 17.05; Gemini Man 17.10; 3D: Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis –Maleficent: Mistress of Evil<br />

(OF) 17.15; Sneak Preview 20.00; Karakomik Filmler<br />

(OmU) 20.00; 7. KogustakiMucize –Das Wunder<br />

in Zelle Sieben 20.00<br />

IL KINO (✆ 91 70 29 19)Nurejew–The White Crow<br />

(OmU) 10.00, 19.45; Diego Maradona (OmenglU)<br />

12.15; Normal (OmenglU) 14.35; Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 15.50; Systemsprenger<br />

(DFmenglU) 17.30; Midsommar (OmU) 22.00<br />

Neues Off (✆ 62 70 95 50) Joker (OF) 16.45,<br />

19.30,22.15<br />

Passage (✆ 68 23 70 18) Joker (OmU) 15.00,<br />

17.45, 20.30, 21.40; Deutschstunde 14.40,<br />

17.20,20.00; Systemsprenger 16.20,19.00<br />

Rollberg (✆ 62 70 46 45) Joker (OF) 15.15,<br />

18.00, 20.45; Parasite – Gisaengchung (OmU)<br />

17.30, 20.20, 21.50; Parasite – Gisaengchung<br />

(OmenglU) 16.10,19.00, 21.10;Leid und Herrlichkeit<br />

–Dolor ygloria (OmenglU) 16.00; Synonymes<br />

(OmenglU) 18.30; After the Wedding 16.30,19.00;<br />

Midsommar (OmU) 21.30<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34) 3D:<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 14.00, 17.20,<br />

20.10; Dora und die goldene Stadt 14.10; Joker<br />

14.20, 17.00, 20.00; Ich war noch niemals in New<br />

York 14.25, 16.40, 19.50; Shaun das Schaf: Der<br />

Film: UFO-Alarm 14.35; Angry Birds 2: Der Film<br />

14.45,17.10; Gemini Man 16.50; Everest: Ein Yeti<br />

will hoch hinaus 17.30; 3D: Terminator 2: Tag der<br />

Abrechnung 19.45; Sneak Preview 20.15; Dem Horizont<br />

so nah 20.15<br />

Wolf (✆ 921 03 93 33) Heimat ist ein Raum aus<br />

Zeit (OmenglU) 12.00; Die Insel der hungrigen<br />

Geister –Island of the Hungry Ghosts(OmU) 12.00,<br />

21.00; Ama-San (OmenglU) 14.00; Synonymes<br />

(OmenglU) 16.00; Momo 16.20; Systemsprenger<br />

(OmenglU) 18.50; Born inEvin –Alles über Evin<br />

(OmU) 19.00; Ad Astra –Zuden Sternen (OmU)<br />

21.10<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 15.15; Ich war noch<br />

niemals in New York 17.15, 20.00; Deutschstunde<br />

15.00; Parasite 17.40,20.30<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Joker<br />

15.15, 19.00, 21.45; Joker (OmU) 18.00, 20.45;<br />

Sneak Preview 22.00; Parasite 14.50, 20.30; Parasite<br />

–Gisaengchung (OmU) 17.40; Deutschstunde<br />

16.20; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />

14.45;Systemsprenger 16.45, 19.20; Ich war noch<br />

niemals inNew York 14.30, 17.15, 20.00


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 25 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

Tatsachenroman aus ihrer Kaderakte,<br />

die in Moskau unter Verschluss lag.<br />

Als Kind war sie für ihn die„mexikanische“<br />

Großmutter:Das Exil in Mexiko<br />

war Gegenstand ihrer Erzählungen,<br />

wie in seinem ausgezeichneten Roman<br />

„In Zeiten des abnehmenden<br />

Lichts“ zu lesen. Die demütigenden<br />

JahreinMoskauverschwieg sie komplett.<br />

Die Linke, der Gedanke drängt<br />

sich auf, hat auch deshalb nur halbherzig<br />

mit dem Stalinismus abgerechnet,<br />

weil er ihr peinlich war.<br />

Der Mittwoch gehört den „Leben<br />

der Elena Silber“, die Alexander<br />

Osang in seinem großen Roman erkundet.<br />

Tatsächlich ist es nicht einfach<br />

nur ein dickes,sondernwirklich<br />

fesselndes Buch, das versucht den<br />

Legenden einer Familie auf den<br />

Grundzugehen.Während demVater<br />

des Erzählers die Erinnerungen und<br />

das Gefühl für die Gegenwart<br />

schwinden, drängt die Mutter ihm,<br />

dem eher glücklosen Filmemacher,<br />

das Thema auf, in dem mehr Rätsel<br />

und Widersprüche stecken, als er<br />

sich ausmalen konnte.Wie Ruge,nur<br />

weniger deutlich ausgestellt, folgt<br />

Osang hier der Geschichte seiner eigenen<br />

Familie. Er findet sogar ein<br />

Russische<br />

Mythen,<br />

sowjetische<br />

Politik<br />

Eugen Ruges Großmutter,<br />

Alexander Osangs Urgroßvater und weitere<br />

Verwandte in dieser Lesungswoche<br />

LESUNGEN<br />

Peter Michalzik: Die Liebe in Gedanken.<br />

21.10., 20 Uhr,Buchladen Braun +<br />

Hassenpflug,Fischerhüttenstr.79<br />

Eugen Ruge: Metropol. 22.10., 20 Uhr,<br />

Waschhaus Potsdam, Schiffbauergasse 6<br />

Alexander Osang: Die Leben der Elena<br />

Silber. 23.10., 20 Uhr,Literaturforum im<br />

Brecht-Haus, Chausseestr.125<br />

Katerina Poladjan: Hier sind Löwen.<br />

Der Literarische Salon mit Britta Gansebohm<br />

in der Z-Bar,Bergstraße 2<br />

Gusel Jachina: Wolgakinder. 25.10.,<br />

20Uhr,Buchhandlung Chaiselongue,<br />

Dietzgenstr.68<br />

BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />

Denkmal und ein kleines Museum<br />

im tiefsten Russland.<br />

Auf Reisen stößt auch die Ich-Erzählerin<br />

in Katerina Poladjans Roman<br />

„Hier sind Löwen“ auf familiäre<br />

Spuren. Sie hatte nicht danach gesucht.<br />

Sie hatte nur das Handwerk<br />

der Buchrestaurierung erlernen wollen<br />

–oder sich nicht eingestanden,<br />

dass sie sehr wohl an ihren armenischen<br />

Verwandten interessiert war.<br />

In Jerewan spielt dieser hervorragende<br />

Roman, der wie „Die Leben<br />

der Elena Silber“ auf der Longlist<br />

zum Deutschen Buchpreis stand.<br />

DieLesungpasst in unsererussische<br />

Woche, weil die Erzählerin das Russische<br />

als Brücke braucht.<br />

Für den Freitag erwartet die Pankower<br />

Buchhandlung Chaiselonge<br />

Besuch aus Moskau, Gusel Jachina<br />

nämlich, die mit ihrem zweiten Roman<br />

„Wolgakinder“ von Deutschen<br />

erzählt, die über Generationen unbehelligt<br />

in Russland lebten und für<br />

die sich mit Stalins Herrschaft auch<br />

das Schicksal wendet. Mit der Geschichte<br />

eines ehrbaren Schulmeisters<br />

aus dem kleinen DorfGnadental<br />

führt sie zu Bedrohung durch Hunger,Kälte<br />

undMachtmissbrauch.<br />

Schlager<br />

Anruf<br />

unter dieser<br />

Nummer<br />

Graham Bonney war ein<br />

Mann der ersten Stunde.<br />

In der allerersten „ZDF-Hitparade“<br />

reüssierte er mit „Wähle<br />

3-3-3“, als gehe es darum, eine<br />

Weltneuheit auf der <strong>Berliner</strong><br />

Funkausstellung zu besingen.<br />

„Dein Liebling hat einen Fernsprechapparat“.<br />

Das kurze<br />

Lied war ein Lob auf die technische<br />

Erfüllung einer zuvor<br />

geäußerten Wunschfantasie.<br />

In seinem Song „Siebenmeilenstiefel“<br />

hatte Bonney noch<br />

über die Möglichkeiten fantasiert,<br />

auf schnellstem Wege zu<br />

seinem Supergirl zu kommen.<br />

Aber warum laufen, wenn<br />

man auch anrufen kann. In der<br />

Welt des Schlagers war alles so<br />

schön einfach, und wenn<br />

heute Lena Valaitis, Ireen<br />

Sheer, Michael Holm und Graham<br />

Bonney gemeinsam mit<br />

dem Orchester Otti Bauer auf<br />

die Bühne des Admiralspalastes<br />

kommen, geht es genau<br />

darum, diese Einfachheit zu<br />

beschwören. HarryNutt<br />

Schlagerlegenden 20 Uhr,Admiralspalast,<br />

Friedrichstraße 101<br />

Meyers Stadtgänge (✆ 442 32 31)<br />

11.00:Von Charlottenburgs Stadttorzur Kgl. Prozellanmanufaktur,zum<br />

Hansaviertel: Gründerzeit-Ikonen,<br />

Weltdorfsiedlung der Architekturmoderne Bauhaus<br />

100, Bernd S. Meyer, Treff: Straße des 17. Juni/ Ecke<br />

Salzufer.Anm. erf.<br />

14.00: Die Friedrich-Wilhelm-Stadt –Dastehste wie<br />

die Kuh vorm Neuen Tor: Biedermeier,Charité und<br />

große Bühnen,Bernd S. Meyer, Kulturwissenschaftler,<br />

Treff: Friedrichstadtpalast, Friedrichstraße 107, Claire-<br />

Waldoff-Stele vordem Comedy-Quatsch-Klub.<br />

Olympiastadion (✆ 30 68 86 18)<br />

11.00, 13.00, 15.00: Tour durchs Olympiastadion<br />

11.30, 13.30, 15.30: Tour durchs Olympiastadion<br />

(in English)<br />

Stadt im Ohr (✆ 20 07 88 41)<br />

9.00: Hörspaziergang Friedenau –Eine Reise durch<br />

15 Dekaden deutscher Geschichte, stadt im ohr,Treff:<br />

Süßkramdealer,Varziner Str.4<br />

11.00: Zwischen Schlangeund Schwan. Audiospaziergang<br />

über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />

im ohr,Treff: Concierge, Platz der Vereinten Nationen 1<br />

11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir<br />

leben wollen, Treff: Café Blume an der Hasenheide,<br />

Fontanestr.32<br />

12.00: Audiotour Mitte-Schritte–Hörspaziergang<br />

durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr,Treff:<br />

ausberlin – Kaufhaus für Berlinprodukte, Karl-Liebknecht-Str.<br />

9<br />

16.00: Hörspaziergang Friedrichshain, Der Hörspaziergang<br />

Friedrichshain ist ausleihbar im Cafe Sibylle,<br />

Karl-Marx-Allee 72<br />

Konzert<br />

A-Trane (✆ 313 25 50)<br />

21.00: Andreas Schmidt (p) &Friends<br />

Admiralspalast (✆ 22 50 70 00)<br />

20.00: PeggyMarch, Ireen Sheer,Lena Valaitis,<br />

Michael Holm, Graham Bonneyund demOrchester<br />

Otti Bauer,Schlagerlegenden 2019<br />

Arcanoa (✆ 67 96 26 51)<br />

21.00: Open-Stage–Singer-Songwriter +Poets<br />

AstraKulturhaus (✆ 69 56 68 40)<br />

20.00: Finch Asozial, Dorfdisko2<br />

Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />

20.00: Harry Hudson<br />

Bi Nuu (✆ 69 56 68 40)<br />

20.00: Cuco<br />

Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />

20.00: The SlowShow<br />

Gretchen (✆ 25 92 27 02)<br />

21.00: NubyaGarcia<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.00: Jackie Mendoza<br />

Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />

20.00: Orania.Piano Series: Marc Schmolling<br />

Pierre Boulez Saal (✆ 47 99 74 11)<br />

19.30:FredHerschTrio &Benoît Delbecq (p)<br />

PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />

20.00: Doug Seegers<br />

Schlot (✆ 448 21 60)<br />

21.00:Christian vonder Goltz (p), Osian Roberts (ts),<br />

Simon Woolf (b), AnthonyPinciotti (dr)<br />

Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />

19.00: MoE +Hypnodrone Ensemble, thirsty &<br />

miserable<br />

Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />

21.00: Moon Duo<br />

Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />

19.30: Das 4. <strong>Berliner</strong> Rudelsingen mit Christine Wolff<br />

und Alexander Capistran<br />

Zimmer 16 (✆ 48 09 68 00)<br />

19.30: Die offene Liederbühne Pankow<br />

CLUB<br />

Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Nice One, Imad b2b Triqi, 1-800-Disco<br />

Kulturbrauerei/Alte Kantine (✆ 44 31 50)<br />

22.00: Hungry Monday<br />

Matrix (✆ 293 69 9- 90)<br />

22.00: Scandal, Krs.Age<br />

SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />

19.00: Roller Skate Disko, Rollers HiFi<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />

23.59 +4Bar:House of Waxx, Voices, Hadj Sameer,<br />

C-3DE<br />

BALLROOM<br />

Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />

21.00: Salsa, Flori, Wilbert, Naudy<br />

MUSEEN<br />

Berlinische Galerie (✆ 78 90 26 00)<br />

10.00: Kunst in Berlin 1880–1980<br />

10.00: Gartenparade, Atelier le balto<br />

10.00: 12x12<br />

10.00: original bauhaus –Die Jubiläumsausstellungh<br />

10.00: Bettina Pousttchi, Mi-Mo 10-18Uhr<br />

Deutsches HistorischesMuseum (✆ 20 30 40)<br />

10.00: Deutsche Geschichte in Bildernund Zeugnissen<br />

10.00: Die Armbrust –Schrecken und Schönheit, tgl.<br />

10-18 Uhr<br />

Georg Kolbe Museum (✆ 304 21 44)<br />

10.00: Asana Fujikawa /David Hockney: Figuren der<br />

fließenden Welt<br />

10.00: Emy Roeder –Das Kosmische allen Seins, tgl.<br />

10-18 Uhr<br />

Haus der Wannsee-Konferenz (✆ 80 50 01 -0)<br />

10.00: Villencolonie Alsen am Großen Wannsee<br />

10.00: Die Wannsee-Konferenz und der Völkermord<br />

an den europäischen Juden, tgl. 10-18 Uhr<br />

James-Simon-Galerie (Bodestr.)<br />

10.00: Nah am Leben –200 Jahre Gipsformerei, tgl./<br />

Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

Jüdisches Museum (✆ 25 99 33 00)<br />

10.00: Awie Jüdisch. In 22 Buchstaben durch die<br />

Gegenwart<br />

10.00: This Place, WendyEwald, Martin Kollar, Josef<br />

Koudelka, Jungjin Lee, Gilles Peress u. a., tgl. 10-20 Uh<br />

eramik im XX. Jahrhundert, Fr-Mo 13-17 Uhr<br />

Käthe-Kollwitz-Museum (✆ 882 52 10)<br />

11.00: Mehr als ein Leben. Dauerausstellung des<br />

Käthe-Kollwitz-Museums Berlin, Käthe Kollwitz<br />

11.00: GeorgeGrosz –Das Huhn im Kopf,<br />

tgl. 11-18 Uhr<br />

Neues Museum (✆ 266 42 42 42)<br />

10.00:ÄgyptischesMuseum und Papyrussammlung<br />

10.00: Museum für Vor- und Frühgeschichte mit<br />

Objekten der Antikensammlung<br />

10.00: Zurück! Steinzeit. Bronzezeit. Eisenzeit<br />

10.00: Schätze aus dem Rhein –Der Barbarenschatz<br />

vonNeupotz<br />

10.00: Die Krone vonKertsch. Schätze aus Europas<br />

Frühzeit<br />

10.00: Berlins größte Grabung<br />

10.00: 10-jähriges Jubiläum: Perspektivenwechsel<br />

10.00: 10 Jahre Neues Museum, tgl./Feiert.10-18,<br />

Do 10-20 Uhr<br />

Pergamonmuseum (✆ 266 42 42 42)<br />

10.00: Transkulturelle Beziehungen, globale Biografien<br />

–islamische Kunst?<br />

10.00: Antikensammlung<br />

10.00: Museumfür Islamische Kunst (Steinfassade<br />

vonMschatta), tgl./Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

10.00: Vorderasiatisches Museum (Ischtar-Tor)<br />

10.00 Museum für Islamische Kunst: Traum und<br />

Trauma. Wiedereröffnung der Teppichsäle<br />

10.00: Qazwini –Weltbilder –Bilder der Welt vor750<br />

Jahren, tgl./Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

Pergamonmuseum. Das Panorama<br />

(Am Kupfergraben 2) 10.00: Pergamon. Meisterwerke<br />

der antiken Metropole und 360°-Panorama von<br />

Yadegar Asisi, tgl./Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

KINO<br />

Kino inder Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Maleficent:Mächteder Finsternis –Maleficent:Mistress<br />

of Evil (OmU) 13.45, 17.10, 20.00, 23.00;<br />

Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 13.45; Systemsprenger<br />

13.50; Joker (OmU) 14.00, 17.00,<br />

20.00, 23.00; Das Kapital im 21. Jahrhundert –<br />

Capital in the Twenty-First Century (OmU) 14.00;<br />

Ich war noch niemals in New York 14.10, 16.30,<br />

19.30, 22.30; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-<br />

Alarm 14.15, 15.50; Angry Birds2:Der Film 14.20;<br />

Deutschstunde 16.30, 19.20; Der Glanz der Unsichtbaren<br />

–Les invisibles (OmU) 16.30, 19.00;<br />

Parasite – Gisaengchung (OmU) 16.45, 19.45,<br />

22.50; Downton Abbey 16.45; Nurejew –TheWhite<br />

Crow (OmU) 18.00, 22.40; Sneak Preview 20.00;<br />

After the Wedding 20.50; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OmU) 21.40; Skin (OmU) 22.15<br />

Krokodil (✆ 44 04 92 98) Nurejew –The White<br />

Crow(OmU) 17.45; Vulkan –Volcano (OmU) 20.00;<br />

Dunkel, fast Nacht –Ciemno, prawie noc (OmU)<br />

22.00<br />

Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) On the Beach at<br />

Night Alone –Bamuihaebyun-eoseo honja (OmenglU)<br />

18.15; Born inEvin –Alles über Evin (OmU)<br />

20.00; Systemsprenger 22.15<br />

UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) 3D:<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 14.15, 17.05,<br />

20.00, 22.50; Joker 14.15, 17.10, 20.10, 23.00;<br />

Der König der Löwen 14.15, 16.55; Lino: Ein voll<br />

verkatertesAbenteuer 14.20; Ich war noch niemals<br />

in NewYork 14.20,16.50, 19.50,22.55; Dora und<br />

die goldene Stadt 14.20, 16.50; AToy Story:Alles<br />

hört auf kein Kommando 14.25; Everest: Ein Yeti<br />

will hoch hinaus 14.30; Angry Birds 2: Der Film<br />

14.45; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />

14.50, 17.05; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

16.50; Downton Abbey 17.00, 19.50; 3D: Gemini<br />

Man 17.10, 19.55, 22.50; Dem Horizont so nah<br />

17.20, 20.10; Systemsprenger 19.20; Gut gegen<br />

Nordwind 19.40; 3D: Terminator 2: Tagder Abrechnung<br />

19.45; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

–Maleficent: Mistress of Evil (OF) 20.00; Es: Kapitel<br />

II 22.15; Once Upon aTime in... Hollywood 22.30;<br />

Midsommar 22.45; Rambo5:Last Blood22.55; 47<br />

Meters Down: Uncaged 23.00<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 13.15, 17.05, 20.10;<br />

Joker 13.30, 17.05,20.15; Ich war noch niemalsin<br />

NewYork 13.30,16.40, 19.55; Doraund diegoldene<br />

Stadt 14.05,17.30; Shaun das Schaf: Der Film:<br />

UFO-Alarm 14.10;<br />

Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 14.30, 17.00;Angry<br />

Birds 2: Der Film 14.55; Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis 16.15; 3D: Gemini Man 16.30, 19.30;<br />

Der König der Löwen 16.35; DowntonAbbey 16.45;<br />

Es: Kapitel II 19.20; Ad Astra – Zu den Sternen<br />

19.35; Dem Horizont so nah 19.45; Sneak Preview<br />

20.00; 47 Meters Down: Uncaged 20.20<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />

Systemsprenger 14.30; Deutschstunde 17.25,<br />

20.20<br />

Cosima (✆ 85 07 58 02) Und wer nimmt den<br />

Hund? 18.00; Nurejew –The White Crow 20.15<br />

Odeon (✆ 78 70 40 19) Joker (OmU) 15.00,<br />

17.45,20.30<br />

Xenon (✆ 78 00 15 30)Leid und Herrlichkeit –Dolor<br />

ygloria (OmU) 18.00; Berlin Drifters (OmenglU)<br />

20.30<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Ugly-<br />

Dolls 10.00;Shaun das Schaf:Der Film:UFO-Alarm<br />

10.00, 12.00; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

10.00, 12.00, 14.55; Angry Birds 2: Der Film<br />

10.00, 12.15, 14.20;AToy Story: Alles hörtauf kein<br />

Kommando 10.00, 12.10; 3D: Maleficent: Mächte<br />

der Finsternis 12.10, 14.10, 17.00, 20.00; Ich war<br />

noch niemals inNew York 14.00, 16.55, 19.50;<br />

Joker 14.20, 17.20, 20.10; Dem Horizont sonah<br />

16.40; Gemini Man 17.10; Es: Kapitel II19.20;<br />

Sneak Preview 20.15<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81) Gloria:<br />

Das Leben wartet nicht 13.30; Und wer nimmt<br />

den Hund? 15.45; Systemsprenger 17.45,20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (✆ 01 80/505 07 11) Ich war noch niemals<br />

in NewYork 14.30, 17.30, 20.30<br />

Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 0520)<br />

UglyDolls 10.00, 12.00; Shaun das Schaf: Der<br />

Film: UFO-Alarm 10.00, 12.45, 15.00, 17.30; 3D:<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 10.00, 12.15,<br />

14.30, 17.15, 20.00, 22.45; Everest: Ein Yeti will<br />

hoch hinaus 10.00, 12.10, 14.35; Dora und die<br />

goldene Stadt 10.00, 12.15, 14.10, 17.35; Angry<br />

Birds 2:Der Film 10.00, 12.10, 15.00; AToy Story:<br />

Alles hört auf kein Kommando 10.00; Der König<br />

der Löwen 12.15; Downton Abbey 14.45, 17.00,<br />

20.10, 23.00; Joker 15.00, 17.15, 20.05, 22.50,<br />

23.10; Dem Horizont so nah 16.40, 19.45; 3D:<br />

Gemini Man 17.45, 20.30; Es: Kapitel II 19.30; After<br />

the Wedding 19.55, 23.00; Sneak Preview (OF)<br />

23.00; Sneak Preview 23.00<br />

Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 15.30,18.00, 20.30; Shaun<br />

das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 16.00; Everest: Ein<br />

Yeti will hoch hinaus 16.00; Dora und die goldene<br />

Stadt 16.00; Und der Zukunft zugewandt 18.00;<br />

3D: Maleficent: Mächte der Finsternis 18.00; Joker<br />

18.00,20.30; Gemini Man 20.30; DemHorizont so<br />

nah 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (✆ 26 95 51 00) Koreanisches Kino: Jayoubuin<br />

–Madame Freedom (OmenglU) 20.00; MagicalHistoryTour:Die<br />

Klageder Kaiserin (OF)19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 12.30,<br />

14.10; Pets II12.30, 13.15; Joker 12.45, 15.00,<br />

16.00,17.00, 19.00,19.45, 20.30,22.20, 22.50;<br />

Playmobil: Der Film 12.50; Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis 13.00, 16.00; AToy Story: Alles hört auf<br />

kein Kommando 13.00; Good Boys 13.20, 19.40;<br />

Gemini Man 13.30, 20.45, 22.50; Dora und die<br />

goldene Stadt 13.30, 16.30; Dem Horizont so nah<br />

13.30,16.40, 19.50; Ich war noch niemals in New<br />

York 13.40,16.10,19.30, 22.50;Der Königder Löwen<br />

13.40, 16.30; Angry Birds 2: Der Film 13.45;<br />

Lino: Ein voll verkatertes Abenteuer 13.50; 3D:<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 14.00, 17.10,<br />

20.20, 22.50; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

14.00, 17.10; Systemsprenger 15.45; Es: Kapitel<br />

II 16.20, 20.15, 22.30; Yesterday 16.25; Parasite<br />

16.30, 19.40; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

16.30, 20.15, 22.00; After the Wedding 16.30,<br />

19.30; Downton Abbey 16.40, 19.40; 3D: Gemini<br />

Man 17.00; 3D: Angry Birds 2: Der Film 17.00; Gut<br />

gegen Nordwind 18.50; AdAstra –Zuden Sternen<br />

19.20, 22.40; Der Glanz der Unsichtbaren 19.40;<br />

47 Meters Down: Uncaged 19.50, 22.30; Sneak<br />

Preview20.00;Rambo 5: Last Blood20.15, 23.00;<br />

Fast &Furious: Hobbs &Shaw 22.20; Midsommar<br />

22.30<br />

CineStar imSony Center (✆ 04 51/703 0200)<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm –Shaun<br />

the Sheep Movie: Farmageddon (OF) 13.30; Joker<br />

(OF) 13.30, 17.15, 19.10, 20.15; Angry Birds 2:<br />

Der Film –The Angry Birds Movie II(OF) 13.30; Der<br />

König der Löwen –The Lion King (OF) 13.40; Dora<br />

und die goldene Stadt –Dora the Explorer (OF)<br />

13.45, 16.30; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

–Maleficent: Mistress of Evil (OF) 14.00, 17.00,<br />

20.00; Downton Abbey (OF) 14.00, 16.40, 19.40;<br />

UglyDolls (OF)14.50; Es: Kapitel II –It: Chapter Two<br />

(OF) 16.10;<br />

Ad Astra –Zuden Sternen (OF) 16.20, 20.00;Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis – Maleficent: Mistress<br />

of Evil (OF) 16.30; 3D: Gemini Man (OF) 17.00,<br />

20.00; Parasite –Gisaengchung (OmenglU) 19.30;<br />

Once Upon aTime in...Hollywood (OF) 19.30<br />

CineStar IMAX (✆ 04 51/703 0200) 3D: Pandas<br />

11.30; Joker (OF) 13.00, 19.30; Joker 16.15<br />

Filmrauschpalast (✆ 394 4344) Normal (OmU)<br />

18.30;Akira (OmU) 20.00; Nevrland (OF) 22.30<br />

TREPTOW<br />

Astra (✆ 636 16 50) Shaun das Schaf: Der Film:<br />

UFO-Alarm 14.00; Lino: Ein voll verkatertes Abenteuer<br />

14.00; Ich war noch niemals inNew York<br />

14.30,17.15,20.00,22.00; Dora und die goldene<br />

Stadt 14.30; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

15.00, 17.30, 20.00, 22.30; Joker 16.00, 17.00,<br />

20.00, 22.30; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

16.00; Dem Horizont so nah 18.00, 20.30; Gemini<br />

Man 19.00, 22.30<br />

Casablanca (✆ 677 5752) Es: Kapitel II17.30;<br />

Systemsprenger 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 0200)<br />

3D: Maleficent: Mächte der Finsternis 14.00,<br />

16.55, 19.50; Joker 14.00, 17.00, 20.00; Der König<br />

der Löwen 14.00; Shaun das Schaf: Der Film:<br />

UFO-Alarm 14.10, 17.10; Ich war noch niemals in<br />

NewYork 14.15, 17.10,20.10; Everest: Ein Yeti will<br />

hoch hinaus 14.15, 16.45; 3D: Gemini Man 14.20,<br />

20.10; Dora und die goldene Stadt 14.30, 17.10;<br />

Angry Birds 2: Der Film 14.40; Es: Kapitel II16.30,<br />

19.30; Gemini Man 16.50; Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis 17.15; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

19.20;Gut gegenNordwind19.35; DemHorizontso<br />

nah 19.45; Sneak Preview 20.00<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Ich war<br />

noch niemals inNew York 14.00, 17.00, 20.00; A<br />

ToyStory:Alleshörtauf kein Kommando 14.15; 3D:<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 14.20, 17.10,<br />

20.00; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 14.20;<br />

Dora und die goldene Stadt 14.30, 17.00; Dem<br />

Horizont so nah 14.30,16.30; Joker 14.40,17.15,<br />

20.10; Gemini Man17.00, 20.15; 7. KogustakiMucize–Das<br />

Wunder in ZelleSieben 17.30;Karakomik<br />

Filmler 19.30; SneakPreview 20.00; Sneak Preview<br />

(OF) 20.10<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (✆ 471 4001) Born in Evin –Alles<br />

über Evin (teilw.OmU) 19.00; Don‘t Blink –Robert<br />

Frank 21.00<br />

Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Systemsprenger<br />

13.00; Ich war noch niemals in New York 16.30,<br />

19.15; Ich war noch niemals in New York 11.30,<br />

14.15; Und der Zukunft zugewandt 17.00; Systemsprenger<br />

19.30<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Frau Stern<br />

16.00; Deutschstunde 18.00; Systemsprenger<br />

20.30<br />

Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Nurejew –<br />

The White Crow 15.00; Systemsprenger 17.45;<br />

Deutschstunde 20.15<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (✆ 811 46 78) Systemsprenger 18.00; Cleo<br />

20.30<br />

Capitol (✆ 831 64 17) Parasite 14.50, 20.30;<br />

Deutschstunde 17.45<br />

POTSDAM<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Systemsprenger<br />

9.30, 13.30, 18.30, 20.45; Und der Zukunft<br />

zugewandt 13.45; Lino: Ein voll verkatertes<br />

Abenteuer 14.00; Deutschstunde 14.00; After the<br />

Wedding (OmU) 16.00, 21.00; Bruder Schwester<br />

Herz 16.00; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />

16.15; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 16.30;<br />

Joker (OmU) 18.15, 20.45; Nurejew –The White<br />

Crow (OmU) 18.15; Der Glanz der Unsichtbaren –<br />

Les invisibles (OmU) 18.30; Skin (OmU) 20.45<br />

UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 70) Ich<br />

war noch niemalsinNew York 13.40, 16.30, 19.40;<br />

Gemini Man 13.40, 19.50; Joker 13.50, 17.00,<br />

20.00; Angry Birds 2:Der Film 13.50; 3D: Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 14.00, 16.30, 20.00;<br />

Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 14.00, 17.00;<br />

Downton Abbey 14.00, 16.45; Shaun das Schaf:<br />

Der Film: UFO-Alarm 14.10; Der König der Löwen<br />

16.40; Dem Horizont so nah 16.50, 19.50; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 16.55; 3D: Terminator<br />

2: Tagder Abrechnung 19.30; Es: Kapitel II 19.30;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 19.35<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (✆ 03322/2798877) Everest: Ein<br />

Yeti will hoch hinaus 14.45; Ichwar nochniemals in<br />

NewYork 17.15,20.15<br />

CapitolKönigs Wusterhausen (✆ 03375/46 97 77)<br />

Apocalypse Now –Final Cut 19.00<br />

CineStar Wildau (✆ 04 51/7030200) Shaundas<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 16.25; Downton Abbey<br />

17.05; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

17.15, 20.00; Ich war noch niemals in New York<br />

17.15, 20.10; Dora und die goldene Stadt 17.15;<br />

Der König der Löwen 17.15;Angry Birds 2: Der Film<br />

17.15; Dem Horizont so nah 17.20, 19.50; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 17.30; Joker 17.30,<br />

20.15; 3D: Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 18.30;<br />

Once Upon aTime in...Hollywood 19.40; Angel Has<br />

Fallen19.50; Es: Kapitel II 20.00;AdAstra –Zuden<br />

Sternen 20.00; HFR 3D: Gemini Man 20.15; Gut<br />

gegen Nordwind 20.50<br />

Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) 3D:<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 15.00, 17.45,<br />

20.30; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 15.30;<br />

Shaun das Schaf: DerFilm: UFO-Alarm 15.30; Joker<br />

17.45, 20.30; Und der Zukunft zugewandt 18.00;<br />

Gemini Man 20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 4828)<br />

Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 14.00; Dora und<br />

die goldene Stadt 14.00; Ich war noch niemals in<br />

New York 14.30, 17.15, 20.15; 3D: Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 15.00, 17.30, 20.00; Angry<br />

Birds 2: Der Film 16.05; Joker 16.30, 20.50; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 18.00; Fisherman‘s<br />

Friends –Vom Kutter indie Charts 18.45; Matrix<br />

20.20<br />

Kino-Cafe Dahme (✆ 03 54 51/343) Shaun das<br />

Schaf: DerFilm: UFO-Alarm 17.00; Gutgegen Nordwind<br />

20.00<br />

Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Downton<br />

Abbey 14.00, 18.15; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

15.00; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />

16.15; Ich war noch niemals in New York 17.15,<br />

20.00; Rambo 5: Last Blood 21.00<br />

UnionNeuruppin (✆ 03391/509696) 3D: Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 15.00,17.30,20.00;<br />

Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 15.00; Angry<br />

Birds 2: Der Film 15.30; Joker 17.30, 20.00<br />

UnionFürstenwalde (✆ 033 61/736440) Petting<br />

statt Pershing 14.00; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

16.00;Idiotender Familie 18.00; Nurejew –The<br />

White Crow 20.15<br />

Union Kino-Center Luckenwalde (✆ 03371/401641)<br />

Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 15.30; Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 15.40; Angry Birds 2:<br />

Der Film 15.40; Joker 17.30, 20.15; Systemsprenger<br />

17.40, 20.00; Blinded by the Light 17.45; Gemini<br />

Man 20.00<br />

Weltspiegel Kino Finsterwalde (✆ 035 31/22 11)<br />

Ich war noch niemals in New York 17.15, 20.00;<br />

Yesterday 17.30, 20.00; Joker 20.15


26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />

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Spreewild<br />

Klartext<br />

Neues Semester,<br />

alte Probleme<br />

VonMoritz Tripp, 24 Jahre<br />

Zweiter Unitag. Ich komme<br />

pünktlich im Seminarraum an.<br />

Mirbietet sich ein nur allzu bekanntes<br />

Bild: Der viel zu kleine Raum<br />

quillt bereits über vor missmutig<br />

dreinblickenden Kommilitonen. Ich<br />

finde noch einen Platz auf dem letzten<br />

verbliebenen Tisch in der Ecke.<br />

Alle,die nach mir ankommen, lassen<br />

sich notgedrungen auf dem Boden<br />

nieder. Der Rest<br />

muss stehen.<br />

Eine Diskussion<br />

zu führen, was<br />

Sinn und Zweck<br />

eines Seminars<br />

ist, ist praktisch<br />

unmöglich.<br />

Auch der Dozent<br />

ist sichtlich<br />

Moritz ist esleid, angespannt. „Erstaunlich,<br />

wie<br />

dass jedes Semester<br />

chaotisch beginnt. viele Studenten<br />

die Fakultät doch<br />

hat“, sagt ermit einem gezwungenen<br />

Lachen. Mir ist nicht nach Lachen<br />

zumute. Wieder ein komplett<br />

sinnloses Seminar, aus dem ich am<br />

Ende des Semesters zwar meinen<br />

unterschriebenen Leistungsschein<br />

mitnehmen werde, jedoch inhaltlich<br />

wenig bis gar nichts. Das ist das Ergebnis,<br />

wenn zu einem Modul, das<br />

jeder absolvieren muss, nur ein Seminar<br />

proSemester angeboten wird.<br />

Jedes Semester aufs Neue scheint<br />

die Fachschaft vomgroßen Andrang<br />

überrumpelt zu sein. Dabei melden<br />

wir uns genau aus diesem Grund im<br />

Voraus online zu unseren Seminaren<br />

an. Und trotzdem sind die Räume<br />

immerzuklein, das Seminarangebot<br />

zu gering, die Dozenten überfordert.<br />

Das hängt freilich mit schlechter<br />

Organisation zusammen –doch<br />

dem mickrigen Seminarangebot<br />

liegt ein drastischeres Problem<br />

zugrunde. An vielen Fakultäten<br />

herrscht ein Mangel an Dozenten.<br />

Das kann zwei Gründe haben: Entweder<br />

es finden sich einfach keine<br />

qualifizierten Lehrkräfte oder die<br />

finanziellen Mittel reichen nicht<br />

aus, umgenügend zu beschäftigen.<br />

Damit, mit 39 anderen in einem<br />

Seminar zu sitzt, könnte ich mich<br />

vielleicht noch arrangieren –wenn<br />

die Räumlichkeiten wenigstens genügend<br />

Platz böten. Auch hier fehlt<br />

jedoch wiederdas Geld fürein angemessenes<br />

Raumangebot.<br />

Letztendlich ist eine Lösung<br />

schon lange offensichtlich: Mehr<br />

Geld für dieBildung istnötig, sowohl<br />

für Schulen als auch für Universitäten.<br />

Da tut es umso mehr weh, zu<br />

beobachten, wie Staatsgelder an anderer<br />

Stelle für rechtswidrige Mautkonzepte<br />

oder fehlerhafteFlughäfen<br />

verfeuert werden …<br />

VERENA KALUZA<br />

IN EIGENER SACHE<br />

„Ich bin nicht wie der Rest der Szene“<br />

Zwei Jahre war Funkstille. Jetzt ist Rapper Silla mit „Silla Instinkt 2“ zurück –und hat noch viele Pläne<br />

Die mittlerweile 16 Jahre<br />

dauernde Karriere von<br />

Matthias Schulzeaka Silla<br />

war turbulent. Nun hat<br />

der Südberliner sein neues Album<br />

„Silla Instinkt 2“ veröffentlicht und in<br />

einem anderthalbstündigen Interview<br />

offen und ehrlich über sein Leben<br />

gesprochen. Langversion auf<br />

spreewild.de.<br />

Glückwunsch zu Platz 30 in den<br />

Chartsfür„SillaInstinkt2“.Zufrieden?<br />

Das achte Soloalbum in Folge in<br />

den Charts, das sehe ich als gutes<br />

Zeichen. Der Kühlschrank ist voll.<br />

Wie war die Resonanz zum Album?<br />

Sehr gut. Die letzten zwei Alben<br />

waren ein Krampf, weil ich privat<br />

viel am Kämpfen war. Ich war mit<br />

den Alben nie richtig zufrieden.<br />

Dieses Mal habe ich mir nicht reinreden<br />

lassen. Ich wusste, dass ich<br />

am stärksten bin, wenn ich mache,<br />

was ich fühle. „VomAlk zum Hulk“<br />

war bis dato mein erfolgreichstes<br />

Album, weil es mein Leben zu dem<br />

Zeitpunkt widerspiegelte.<br />

Seit 2015 ist Silla bei Major Movez unter Vertrag –und hat dort seine Heimat gefunden.<br />

Was unterscheidet „Silla Instinkt 2“<br />

vom ersten Teil?<br />

Die Herangehensweise ist die<br />

gleiche. Esgeht um den Underdog,<br />

an den keiner glaubt. Damals war<br />

es der Alkohol, der mich drei Jahre<br />

zu einer Pause gezwungen hat. Jetzt<br />

war es so,dass ich mich vonder Szene<br />

abgeschrieben gefühlt habe. Die<br />

Message der Musik ist, dass man<br />

sich auf seine Stärken besinnen soll.<br />

In „Tempelhof Samurai“ rappst du:<br />

„Ich habe ein breites Kreuz wie meine<br />

Religion“ –bist du stark religiös?<br />

Nee, nicht stark, aber ich bin katholisch<br />

und getauft. Meine Mama<br />

kommt aus Bayern und wir waren<br />

früher oft in der Kirche. Ich war<br />

auch Messdiener und bekreuzige<br />

mich oft, wenn mir etwas Gutes gelingt<br />

und ich dankbar bin. Glaube<br />

ist für mich gedachte Hoffnung.<br />

Es gibt Lines auf der neuen Platte, die<br />

Fler Respekt zollen –gibt es da kein<br />

böses Blut mehr?<br />

Als Künstler zoll ich ihm Respekt.<br />

Das ist ja auch mit mein Ursprung,<br />

ich vergesse so was nicht. Aber ich<br />

muss mit ihm nicht privat abhängen.<br />

Ich bin nicht so wie ein Großteil<br />

der Szene, die sich eigentlich<br />

nicht mögen und sich dann für<br />

einen schmalen Taler vornerum zusammentun.<br />

Von welchem Rapper konntest du<br />

am meisten lernen?<br />

Fler und Bushido, das war Tempelhof,<br />

meiner Nachbarschaft. Mit<br />

ihnen konnte ich mich am meisten<br />

identifizieren. Bei Savas fand ich<br />

die Energie und seine Flows krass.<br />

Kühlschrank leer? Dann ist hoffentlich Dienstag oder Freitag. Dann findet nämlich der Markt auf dem Maybachufer statt.<br />

Nützliche Überlebenstipps für Erstis<br />

SELLY HÄUSSLER<br />

Dadurch, dass ich schon so früh bei<br />

Orgi (Anm. d. Red.: King Orgasmus<br />

One) gesigned war, habe ich bei<br />

ihm das Geschäftliche gelernt. Beim<br />

Musikalischen sind es ILuv Money,<br />

Bassboxxx und Sekte.<br />

Sind Matthias Schulzeund der Rapper<br />

Silla ein und dieselbe Person?<br />

Wir sind zusammengewachsen.<br />

Früher wollte ich jemand anderes<br />

sein,mir Gehör verschaffen und eine<br />

Stimme haben in dieser Welt. Dieser<br />

Godsilla (Anm. d. Red: Sillas erster<br />

Künstlername), der vor 15 Jahren<br />

bei ILuv Money Records (Anm. d.<br />

Red.: erstes Label, wo Silla gesigned<br />

war) auf den Tapes angefangen hat<br />

mit wüstem Battlerap, ist mit mir<br />

verschmolzen. Ich bin jetzt sehr viel<br />

ausgeglichener. Früher habe ich mir<br />

da auch was vorgegaukelt, so „fake it<br />

until youmake it“-mäßig.<br />

Trilogie oder war das der Abschluss<br />

der „Silla Instinkt“-Reihe?<br />

Gute Frage. Ich sage mal so: Bevor<br />

ich nicht 20 Solo-Eps gemacht<br />

habe, werde ich nicht abtreten. Das<br />

heißt, ich habe jetzt noch neun Alben<br />

vor mir, die ich unbedingt machen<br />

will. Vielleicht wird das letzte<br />

Album „Silla Instinkt 3“. Daskönnte<br />

eigentlich ein geiler Karriereabschluss<br />

sein.<br />

Das Interview führte Lukas Breit,<br />

18 Jahre<br />

Lass die Scout-Klapp-Federtasche zu Hause<br />

PROMO<br />

Leben<br />

am Limit<br />

Studenten kennen das: Das<br />

Geld ist alle, der Monat aber<br />

noch lang. In dieser Fotoserie<br />

stellen wir nützliche Überlebensstrategien<br />

vor. Nummer 2:<br />

Verkaufsschluss auf dem Maybachufer-Markt.<br />

Für diese Taktik<br />

sollten noch ein paar Münzen<br />

im Portemonnaie sein.<br />

Denn auf dem Marktbekommt<br />

man selten etwas ganz umsonst,<br />

aber oft mehr, als man<br />

tragen kann. Kleiner Tipp: Die<br />

echten Schnäppchen gibt es<br />

kurzvor dem Abbau. Ab 17 Uhr<br />

schrauben die Marktschreier<br />

ihreLautstärke noch mal hoch:<br />

„Kiste, zwei Euro!“ „Fünf Packungen,<br />

ein Euro!“ „Angebot,<br />

Angebot: ein Kilo jetzt nur<br />

noch ein Euro!“ –Also greift zu,<br />

ihr armen Studenten!<br />

Selly Häußler,28Jahre<br />

Die besten<br />

Wortpoeten<br />

slammen<br />

Berlin trägt 23. Poetry-<br />

Slam-Meisterschaft aus<br />

Von Tamina Grasme, 24 Jahre<br />

Noah Klaus tritt für Berlin bei den diesjährigen<br />

Meisterschaften im Poetry Slam an. MATTHIAS NAU<br />

Die besten deutschsprachigen<br />

Wortpoeten sind dieser Tage<br />

nach Berlin gereist, um sich bei den<br />

23. deutschsprachigen Meisterschaften<br />

im Poetry Slam zu messen. Am<br />

Mittwoch starten die ersten Vorrunden,<br />

Donnerstag die Einzelhalbfinale.<br />

AmSamstag wird schließlich das<br />

große Einzelfinale im Tempodrom<br />

ausgetragen.<br />

Für Berlin tritt Noah Klaus an.<br />

Am Mittwoch geht es für ihn im<br />

Kreuzberger Ritter Butzke los. Über<br />

den Heimvorteil, den er gegenüber<br />

seinen Konkurrenten hat, sei er sich<br />

bewusst: „Klar, ich weiß natürlich,<br />

wo ich auftrete,und ich habe schon<br />

eine längere Bindung zum <strong>Berliner</strong><br />

Publikum aufgebaut. Ich kenne<br />

dieses junge, hippe Kreuzberger<br />

Publikum“, lacht er. Allerdings<br />

erwartet er, dass die Meisterschaften<br />

auch ein ihm noch fremdes<br />

Klientel anlocken werden. Insgesamt<br />

rechnet der Veranstalter mit<br />

bis zu 13 000 Besuchern.<br />

Besonders vorbereiten werde er<br />

sich nicht. „Ich kann meine Texte<br />

und übe diese natürlich, damit die<br />

Performance sicher ist. Aber den<br />

Raum lesen kann ich erst, wenn ich<br />

da bin.“ Auch in der Textauswahl sei<br />

er relativ begrenzt: „Ich habe schon<br />

bei vielen deutschsprachigen Meisterschaften<br />

mitgemacht und man<br />

darf nicht einen Text zweimal vortragen.<br />

Das soll verhindern, dass<br />

jemand einmal in seinem Leben einen<br />

Brechertext schreibt und damit<br />

mehrereMeisterschaften gewinnt.“<br />

Erstmals stand Noah 2012 auf<br />

einer Bühne, dawar er 19 Jahre alt.<br />

Geschrieben habe er zwar schon<br />

vorher, „aber das waren eher so<br />

Teenie-Gedichte“, lacht er.„Slam ist<br />

so intensiv, eine ganz eigene Form,<br />

weil man im Prinzip jeden Text in<br />

einen Resonanzraum stellen kann.<br />

Manbekommt sofortFeedbackvom<br />

Publikum.“<br />

Ob Noah Klaus esins Finale schafft?<br />

Die Meisterschaften vielleicht sogar<br />

gewinnt? Wir halten euch auf dem<br />

Laufenden auf spreewild.de<br />

MELDUNG<br />

Jugendredaktion Spreewild<br />

sucht Praktikanten<br />

Du bist jung, neugierig und willst<br />

Journalist werden? Dann schreib<br />

doch für diese Seite! Spreewild,<br />

die Jugendredaktion der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>, sucht Praktikanten. Als<br />

solcher wirst du in die Arbeit der<br />

Jugendredaktion eingebunden,<br />

pflegst die Website spreewild.de,<br />

verfasst Artikel, entwickelst Fotokonzepte<br />

und Social-Media-Strategien.<br />

Für mehr Infos schreiben<br />

Interessierte an illhardt@raufeld.de.<br />

VonAniko Schusterius, 23 Jahre,<br />

und Jessica Schattenberg, 20 Jahre<br />

Egal, wie sehr man sich bemüht:<br />

Als Ersti fällt man auf. Damit<br />

der Unistartkeine Katastrophe wird,<br />

hier nützliche Tipps vonInsidern.<br />

Wasmitnehmen? Vermutlich müssen<br />

wir nicht erklären, dass man<br />

auf gar keinen Fall wie ein Ersti<br />

daherkommen sollte, um Ruf und<br />

sozialen Status nicht zu gefährden.<br />

Wenn du dich also fragst: Was mitnehmen?<br />

DieScout-4-Seiten-Klapp-<br />

Federtasche schon mal nicht! Mit<br />

Kuli und Textmarker bist du bestens<br />

ausge-stattet, ein zweites Set kann<br />

dir insgeheim Sicherheit geben oder<br />

im Zweifelsfall den Weg zur ersten<br />

Freundschaft mit einem Kommilitonen<br />

ebnen, der diesen Ratgeber<br />

hier nicht befolgt und leider alles zu<br />

Hause vergessen hat.<br />

Vertraue niemals den Snackautomaten!<br />

Siemögen hochmodernaussehen<br />

und aneinem langen Unitag<br />

verlockend dazu, doch Snackautomaten<br />

sind leider so launisch wie das<br />

Herbstwetter im Wintersemester. Es<br />

kann passieren, dass nach Einwerfen<br />

desKleingeldesder Automat nur ein<br />

beruhigtes Knacken von sich gibt.<br />

Wildes Hämmern gegen die Scheibe<br />

ist genauso wenig hilfreich wie<br />

das mehrfache Drücken des „Geld<br />

zurück“-Schalters.<br />

Flirte! Sprich schon auf demWegzur<br />

Vorlesung die ersten Personen an, ob<br />

sie denselben Raum suchen. Wenn<br />

ja, klammere dich an sie, nötige sie,<br />

mit dir imAnschluss in die Mensa<br />

zu gehen und werdet beste Freunde.<br />

Lass dich nicht brechen vonder Bürokratie!<br />

Die Bewerbung war schon<br />

anstrengend, ja. Das wird nicht besser.<br />

Sei es ein Antrag für eine Prüfung,<br />

die Quittierung einer Leistung<br />

oder das lapidare Einreichen einer<br />

Hausarbeit –Drucker und Scanner<br />

werden glühen und nach ein paar<br />

Wochen kennst du sämtliche Ansprechpartner<br />

verschiedener Büros<br />

und alle Sekretäre deiner Profs. Bis<br />

heute frage ich mich, warum das<br />

bloße Abstempeln vonDokumenten<br />

Wochen in Anspruch nimmt. Lass<br />

dich nicht stressen!<br />

Schülerkarrieremesse<br />

Stuzubi in Berlin<br />

Universitäten, Hochschulen und<br />

Unternehmen informieren am<br />

Sonnabend auf der Stuzubi über<br />

ihreStudien- und Ausbildungsangebote<br />

sowie Berufsperspektiven.<br />

DieSchülermesse findet von<br />

10 bis 16 UhrimHotel MOAstatt.<br />

DerEintritt ist frei. (jill)<br />

Alle Infos unter: www.stuzubi.de<br />

Mit freundlicher Unterstützung von:<br />

Das Projekt „Spreewild“<br />

im Internet unter:<br />

Die Beiträge dieser Seite werden von<br />

Jugendlichen geschrieben.<br />

KONTAKT<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Jugendredaktion<br />

Telefon: 030/695 66 50<br />

blz-jugendredaktion@berliner-zeitung.de<br />

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twitter.com/Spreewild


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 27<br />

· ·<br />

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TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55<br />

(für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />

des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn<br />

sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für<br />

HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG)<br />

Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10<br />

(für HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG)<br />

Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Fluss<br />

17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />

Brisant 18.00 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />

18.50 (für HG) Morden im Norden 19.45 (für<br />

HG) Wissen voracht –Zukunft 19.50 (für HG)<br />

Wetter /Börse 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Die Ungewollten –<br />

Die Irrfahrt der St. Louis<br />

Doku-Drama, D2019. Mit Ulrich<br />

Noethen. Der Nachlass vonKapitän<br />

GustavSchröder erinnertandie<br />

Ereignisse an Bord der „St. Louis“.<br />

21.45 (für HG) Exclusiv im Ersten: Unsere<br />

Kleidung –Grün gewaschen oder<br />

wirklich nachhaltig?<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) Rabiat: Auf der Jagd<br />

23.30 (für HG) Geheimnisvolle Orte<br />

0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />

RTL<br />

5.10 Explosiv –Weekend 6.00 Guten Morgen<br />

Deutschland 8.30 (für HG) Gute Zeiten, schlechte<br />

Zeiten. Daily Soap 9.00 Unter uns. Daily Soap<br />

9.30 (für HG) Alles was zählt. Daily Soap 10.00<br />

Der Blaulicht Report. Reality-Soap 11.00 Der<br />

Blaulicht Report 12.00 Punkt 12 –Das<br />

RTL-Mittagsjournal 14.00 Die Superhändler –4<br />

Räume, 1Deal 15.00 Schätze aus Schrott 16.00<br />

Mensch Papa! Väter allein zu Haus 17.00 Herz<br />

über Kopf. Telenovela 17.30 Unter uns. Daily<br />

Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin 18.30<br />

Exclusiv –Das Starmagazin 18.45 RTL Aktuell<br />

19.03 RTL Aktuell –Das Wetter 19.05 (für HG)<br />

Alles was zählt. Daily Soap 19.40 (für HG) Gute<br />

Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Bauer sucht Frau<br />

Pferdehofbesitzer Burkhard überrascht<br />

seine Auserwählte zur Ankunft mit einem<br />

riesigen Pferdeanhänger. Die Fahrtist<br />

allerdings etwas holprig.Sostartet auch<br />

die Hofwoche bei Bio-Bauer Jürgen.<br />

22.15 Extra –Das RTL Magazin<br />

23.25 SpiegelTV<br />

0.00 RTL Nachtjournal<br />

0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />

0.30 Die Alltagskämpfer –<br />

Überleben in Deutschland<br />

Krieg auf der Straße<br />

MDR<br />

11.45 (für HG) In aller Freundschaft 12.30 (für<br />

HG) Die Wüstenärztin. Drama, D/A 2012 14.00<br />

(für HG) MDR um 2 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

16.00 (für HG) MDR um 4 17.45 (für HG)<br />

Aktuell 18.05 (für HG) Wetter 18.10 (für HG)<br />

Brisant 18.54 (für HG) Unser Sandmännchen<br />

19.00 Regionales 19.30 (für HG) Aktuell 19.50<br />

(für HG) Mach dich ran 20.15 (für HG) Fakt ist!<br />

Wahlarena 21.45 (für HG) Aktuell 22.05 (für HG)<br />

Mord auf Shetland –Bedrohung.Krimireihe, GB<br />

2016 0.00 (für HG) Mord auf Shetland –Erlösung.Krimireihe,<br />

GB 2016<br />

Bayern<br />

13.30 (für HG) Traumhäuser wiederbesucht<br />

14.15 Hofgeschichten 14.45 (für HG) Gefragt –<br />

Gejagt 15.30 (für HG) Schnittgut 16.00 (für HG)<br />

Rundschau 16.15 (für HG) WirinBayern 17.30<br />

Regionales 18.00 (für HG) Abendschau 18.30<br />

(für HG) Rundschau 19.00 (für HG) Unkraut<br />

19.30 (für HG) Dahoam is Dahoam 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Landfrauenküche<br />

21.00 (für HG) Bayern erleben 21.45 (für HG)<br />

Rundschau Magazin 22.00 (für HG) Lebenslinien<br />

22.45 (für HG) Der Kaiser vonSchexing 23.35<br />

(für HG) Mama Bavaria 0.20 Rundschau Nacht<br />

Vox<br />

5.15 (für HG)CSI: NY 6.00 (für HG)CSI: NY 6.55<br />

CSI: Vegas 7.50 CSI: Vegas 8.45 Verklag mich<br />

doch! 9.45 Verklag mich doch! 10.50 Vox<br />

Nachrichten 10.55 Mein Kind, dein Kind 11.55<br />

Shopping Queen 13.00 Zwischen Tüll und Tränen<br />

14.00 Mein Kind, dein Kind 15.00 Shopping<br />

Queen 16.00 4Hochzeiten und eine Traumreise<br />

17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First<br />

Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte<br />

Dinner 20.00 Prominent! 20.15 Goodbye<br />

Deutschland! Viva Mallorca! 23.15 (für HG)<br />

Survivor 0.35 VoxNachrichten<br />

Super RTL<br />

11.05 Voll zu spät! 11.30 Alvinnn!!! und die<br />

Chipmunks 12.00 Go Wild! 12.30 Spirit: wild<br />

und frei 12.50 Trolls 13.10 Polly Pocket 13.35<br />

Mighty Mops 14.00 Bugs Bunny&LooneyTunes<br />

14.20 Zak Storm 14.45 Dragons 15.15 Ninjago<br />

15.40 Alvinnn!!! und die Chipmunks 16.10<br />

Sally Bollywood 16.40 Die Nektons 17.10 Mr.<br />

Magoo 17.40 Zak Storm 18.10 Bugs Bunny&<br />

LooneyTunes 18.35 Woozle Goozle und die<br />

Weltentdecker 19.05 Alvinnn!!! und die<br />

Chipmunks 19.45 Mighty Mops 20.15 On the<br />

Case 0.25 Infomercials<br />

Sport1<br />

6.00 Die Arche-Fernsehkanzel 6.30 Teleshopping<br />

15.30 StorageWars –Die Geschäftemacher<br />

16.00 StorageWars –Die Geschäftemacher<br />

16.30 Flip Wars 17.30 StorageHunters 18.00<br />

StorageHunters 18.30 StorageHunters 19.00<br />

Sport1 News Live 19.25 Goooal! 19.55 Fußball.<br />

Vorberichte 20.15 Fußball. RL Bayern.1.FC<br />

Schweinfurt05–Türkgücü München, live 22.15<br />

Sport1 News Live 22.30 Goooal! 23.00 Fußball<br />

–Die MLS-Highlights 23.30 3. LigaPur 0.15<br />

SportClips 0.40 SportClips 0.45 Teleshopping<br />

ZDF<br />

5.00 (für HG) ZDF.reportage 5.30 (für HG)<br />

ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG) heute Xpress<br />

9.05 (für HG) Volle Kanne 10.30 (für HG) Notruf<br />

Hafenkante 11.15 (für HG) SokoWismar.<br />

Krimiserie. Bibelstunde 12.00 heute 12.10<br />

drehscheibe 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />

14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />

Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />

15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />

heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />

Krimiserie. Mord unter Freunden<br />

17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG) hallo<br />

deutschland 17.45 (für HG) Leute heute 18.00<br />

(für HG) SokoPotsdam. Krimiserie. Selbstmordbaum<br />

19.00 (für HG) heute 19.25 (für HG) WISO<br />

20.15 (für HG) Die Toten vom Bodensee:<br />

Die Meerjungfrau<br />

Krimireihe,D/A 2019. Mit Matthias<br />

Koeberlin. Micha Oberländer und Hannah<br />

Zeiler müssen die Ereignisse um eine<br />

erschlagene Meerjungfrau aufklären.<br />

21.45 (für HG) heute journal<br />

22.15 (für HG) Jack Reacher:<br />

Kein Weg zurück<br />

Thriller,USA 2016. Mit TomCruise<br />

0.05 heute+<br />

0.20 (für HG) 100 Millionen Views<br />

1.25 (für HG) Trapped II<br />

Sat.1<br />

5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />

Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!<br />

11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />

kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz<br />

13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife<br />

15.00 AufStreife –Die Spezialisten 16.00 Klinik<br />

am Südring.Doku-Soap 17.00 Klinik am Südring<br />

–Die Familienhelfer.Doku-Soap 17.30 Klinik am<br />

Südring –Die Familienhelfer /oder Sat.1<br />

Regional-Magazine 18.00 Die Ruhrpottwache.<br />

Randale in einer Bäckerei: Die Täterin scheint<br />

schnell gefunden, doch sie beschwörtihre<br />

Unschuld und ist sich sicher,dass ihr jemand<br />

etwas anhängen will. 19.00 Genial daneben –<br />

das Quiz 19.55 Sat.1 Nachrichten<br />

20.15 (für HG) Das vergessene Dorf –<br />

Cora Steins erster Fall<br />

Thriller,D2019. Mit Susan Hoecke, Luise<br />

vonFinckh. Die rätselhaften Zustände<br />

rund um Cora Steins ersten Fall beginnen<br />

mit einer vertauschten Festplatte.<br />

22.15 akte.<br />

23.15 Dem Todauf der Spur –<br />

Die Fälle des Prof. Tsokos<br />

0.10 (für HG) Das vergessene Dorf –<br />

Cora Steins erster Fall<br />

Thriller,D2019. Mit Susan Hoecke<br />

1.50 (für HG) Criminal Minds<br />

WDR<br />

13.05 (für HG) Elefant, Tiger&Co. 13.55<br />

Erlebnisreisen 14.00 (für HG) Vonund zu lecker<br />

14.30 (für HG) In aller Freundschaft 16.00 (für<br />

HG) Aktuell 16.15 Hier und heute 18.00 (für HG)<br />

Aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit<br />

18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30<br />

Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Land und lecker 21.00 (für HG)<br />

Ausgerechnet 21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für<br />

HG) Unterwegs im Westen 22.40 (für HG)<br />

Sträters Männerhaushalt 23.25 (für HG) Lach<br />

doch! 0.10 (für HG) Comedymit Timo Wopp<br />

NDR<br />

14.15 (für HG) die nordstory 15.15 (für HG)<br />

Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) Aktuell 16.20<br />

(für HG) Mein Nachmittag 17.10 (für HG)<br />

Leopard, Seebär &Co. 18.00 Regionales 18.15<br />

(für HG) Die Nordreportage 18.45 (für HG) DAS!<br />

19.30 Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Markt 21.00 (für HG) Die<br />

Bewegungs-Docs 21.45 (für HG) Aktuell 22.00<br />

(für HG) Das soll Recht sein? 22.45 (für HG)<br />

Kulturjournal 23.15 (für HG) KommissarBeck –<br />

Die neuen Fälle: Heißer Schnee. Krimireihe, D/S<br />

1997 0.35 (für HG) Die Bewegungs-Docs<br />

Kabel eins<br />

5.15 Achtung Kontrolle! 5.55 Eureka 6.45<br />

Eureka 7.40 Blue Bloods 8.30 Blue Bloods 9.30<br />

(für HG) Navy CIS: L.A. 10.20 Navy CIS 11.15<br />

Without aTrace 12.10 Numb3rs 13.05 (für HG)<br />

Castle 14.00 (für HG) The Mentalist 14.55 (für<br />

HG) Navy CIS: L.A. 15.50 kabel eins news 16.00<br />

Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich 17.55<br />

Mein Lokal, Dein Lokal 18.55 Achtung Kontrolle<br />

aktuell 20.15 (für HG) Die Ligader außergewöhnlichen<br />

Gentlemen. Comicadaption, USA/D/<br />

CZ/GB 2003 22.30 (für HG) Superman Returns.<br />

Comicadaption, USA 2006 1.25 Late News<br />

RTL 2<br />

5.15 PrivatdetektiveimEinsatz 6.00 Die<br />

Straßencops West 7.00 Die Straßencops West<br />

8.00 Frauentausch 10.00 Frauentausch 12.00<br />

Frauentausch 14.00 Frauentausch –Kulthäppchen<br />

15.00 Die Wache Hamburg 16.00 Die<br />

Wache Hamburg 17.00 RTLZWEI News 17.05<br />

Krass Schule –Die jungen Lehrer 18.05 Köln<br />

50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15 Die<br />

Geissens –Eine schrecklichglamouröse Familie!<br />

21.15 Die Reimanns–Ein außergewöhnliches<br />

Leben 22.15 Hartes Deutschland –Leben im<br />

Brennpunkt 0.15 Exklusiv –Die Reportage<br />

Eurosport 1<br />

6.00 Golf. The ChallengeinTokio –Japan Skins,<br />

live 8.30 Snooker 9.00 Radsport. 100.<br />

EintagesfahrtMilano –Torino in Italien 10.00<br />

Radsport 11.00 Radsport. 113. Lombardei-<br />

Rundfahrt 12.00 Snooker 13.30 Tischtennis.<br />

Frauen-Weltcup. Finale 15.00 Motorsport.WTCR<br />

16.30 Motorrad. FIM SuperbikeWM18.00 Watts<br />

Sportzapping 19.00 Spirit of Yachting 19.30<br />

Nachrichten 19.40 Tischtennis. Frauen-Weltcup<br />

21.00 Snooker.English Open 22.00 Nachrichten<br />

22.05 Motorsport. WTCR 0.00 Motorrad<br />

TV-Tipps<br />

ARD, 20.15 UHR DOKU-DRAMA<br />

Die Ungewollten<br />

Voller Zuversicht verließen 937 jüdische Flüchtlinge 1939 den Hamburger<br />

Hafen: Nazi-Deutschland hinter sich, die Freiheit vor sich. EinVisum für<br />

Kuba versprach ein Leben ohne Angst. Doch Havanna verweigertedie Einreise.Der<br />

mutige Kapitän Schröder (Ulrich Noethen) nahm daraufhin Kurs auf<br />

die USA. Auch Washington verwehrte der„St. Louis“, einen sicheren Hafen<br />

anzulaufen. Als auch Kanada die Aufnahme verweigerte,geriet die Fahrt<br />

in die Freiheit zur Odyssee auf dem Atlantik. An Bord machten die Worte<br />

Selbstmord und Meuterei die Runde.Knapp einen Monat nach Verlassen des<br />

Hamburger Hafens lief die „St. Louis“ schließlich in Antwerpen ein. Fast ein<br />

Drittel der Passagiereermordeten die Nazis in den folgenden Jahren. Einige<br />

Überlebende berichten in dem Beitrag von der Irrfahrt.<br />

(D/2019)<br />

Foto: NDR<br />

Anzeige<br />

Immer und überall.<br />

www.berliner-kurier.de/mobil<br />

SUDOKU<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />

3 5 1<br />

6 8 4<br />

2 6<br />

8 2<br />

9 5<br />

7 4<br />

7 9 6<br />

5 4 7<br />

6 1<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT –SCHWER<br />

3 5<br />

2 3 7 8<br />

1 6 2<br />

7<br />

4<br />

9 7 5<br />

4<br />

1<br />

Nur fürs<br />

Smartphone:<br />

Rätsel, Videos,<br />

Sonderausgaben<br />

u.v.m.<br />

AUFLÖSUNG Auflösung<br />

VOM vom19./20. 19.10.2019 10. MITTEL mittel<br />

6 3 7 2 1 9 5 4 8<br />

4 5 2 6 8 7 9 1 3<br />

9 1 8 5 4 3 6 7 2<br />

3 8 6 9 2 4 7 5 1<br />

5 2 4 7 6 1 3 8 9<br />

1 7 9 8 3 5 2 6 4<br />

2 9 1 4 5 6 8 3 7<br />

8 6 3 1 7 2 4 9 5<br />

7 4 5 3 9 8 1 2 6<br />

AUFLÖSUNG<br />

VOM 19./20.<br />

Auflösung<br />

10. 2019<br />

vom 19.10.2019<br />

SCHWER<br />

schwer<br />

5 7 4 3 1 6 2 8 9<br />

2 3 6 8 9 5 7 1 4<br />

1 8 9 7 2 4 6 5 3<br />

8 1 7 6 5 3 9 4 2<br />

6 2 5 1 4 9 8 3 7<br />

9 4 3 2 8 7 5 6 1<br />

3 9 8 4 6 2 1 7 5<br />

4 5 1 9 7 8 3 2 6<br />

7 6 2 5 3 1 4 9 8<br />

RBB<br />

6.00 (für HG) rbb Praxis 6.45 rbb Gartenzeit<br />

7.15 (für HG) Die Wahrheit über ... 8.00 (für HG)<br />

Brandenburg aktuell 8.30 (für HG) Abendschau<br />

9.00 (für HG) In aller Freundschaft 9.45 (für HG)<br />

In aller Freundschaft –die jungen Ärzte 10.30<br />

(für HG) Rote Rosen 11.20 (für HG) Sturmder<br />

Liebe 12.10 (für HG) Julia 13.00 rbb24 13.10<br />

(für HG) Verrückt nach Meer 14.00 (für HG) Mein<br />

WegzuDir.Heimatfilm, D2003 15.30 (für HG)<br />

Tiere bis unters Dach 16.00 (für HG) rbb24<br />

16.15 (für HG) Gefragt–Gejagt 17.00 (für HG)<br />

rbb24 17.05 (für HG) Panda, Gorilla &Co.<br />

17.55 (für HG) Unser Sandmännchen 18.02 rbb<br />

UM6 18.27 zibb 19.30 (für HG) Abendschau /<br />

Brandenburg aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Super.Markt. Janna<br />

Falkenstein informiertdiesmal über die<br />

Themen: Merinowolle, Geschmackstest<br />

Gewürzgurken, Abzockeauf dem Friedhof,<br />

Wildunfall –was tun, gefälschte<br />

Arzneimittel und die Abschaltung von3G.<br />

21.00 (für HG) Die Charité<br />

21.45 (für HG) rbb24<br />

22.00 (für HG) Tatort: Der Inder<br />

Krimireihe, D2015. Mit RichyMüller<br />

23.30 (für HG) Polizeiruf 110: Still wie die<br />

Nacht Krimireihe,DDR 1988<br />

0.55 (für HG) Heiter bis tödlich: Akte Ex<br />

ProSieben<br />

5.10 BabyDaddy. Sitcom 5.30 NewGirl. Sitcom<br />

6.10 Eine schrecklich nette Familie. Sitcom 7.10<br />

Last Man Standing.Comedyserie 8.00 Mr.<br />

Griffin –Kein Bock auf Schule.Comedyserie 8.55<br />

(für HG) HowIMet Your Mother.Sitcom 10.40<br />

Fresh Off the Boat. Sitcom 11.05 Mike&Molly.<br />

Sitcom 11.35 2BrokeGirls. Sitcom 12.25 Mom.<br />

Sitcom 13.20 (für HG) Twoand aHalf Men.<br />

Sitcom 14.40 The Middle. Das Konzert/Der<br />

Rollentausch 15.35 (für HG) The Big Bang Theory.<br />

Sitcom. Die Bushose /Die neutrale Zone /Ein<br />

Traum von Bollywood 17.00 taff 18.00 Newstime<br />

18.10 (für HG) Die Simpsons. Zeichentrickserie.<br />

Moeback Mountain/Wenn der Homer mit dem<br />

Sohne 19.05 Galileo. Magazin<br />

20.15 (für HG) The Big Bang Theory<br />

Sitcom. Die Nobelpreisträger-Beleidigung.<br />

Sheldon und Amy sind außer sich vor<br />

Wut, als sie erfahren, dass Dr.Pemberton<br />

und Dr.Campbell durch Talkshows tingeln<br />

und sich für ihre Theorie feiern lassen.<br />

20.45 (für HG) Young Sheldon<br />

Comedyserie. Das Traumergebnis, der<br />

Probelauf und die Feuerwehr<br />

21.15 (für HG) Die Simpsons<br />

22.15 (für HG) The Big Bang Theory<br />

23.10 Late Night Berlin<br />

0.10 (für HG) The Big Bang Theory<br />

Arte<br />

9.40 (für HG) 360° 11.30 (für HG) Abenteuer<br />

Armenien 12.15 Re: 12.50 Arte Journal 13.00<br />

Stadt Land Kunst 13.55 Sonnenallee. Komödie,<br />

D1999 15.20 Wiedas Land, so der Mensch<br />

15.50 (für HG) Flüsse des Lichts 16.45 Xenius<br />

17.10 Wiedas Land, so der Mensch 17.40<br />

Japan –Wanderjahre einer Teemeisterin 18.35<br />

(für HG) Naturwunder des Nordens 19.20 Arte<br />

Journal 19.40 Re: 20.15 (für HG) Der Mann aus<br />

Laramie. Western, USA 1955 21.55 (für HG)<br />

Draußen wartet der Tod. Western, USA 1955<br />

23.30 Die Rückkehr 0.10 Arte Journal<br />

3Sat<br />

5.15 Europas schönste Parks 6.05 Kenia: Kein<br />

Platz für wilde Tiere 6.20 Kulturzeit 7.00 nano<br />

7.30 Alpenpanorama 9.00 (für HG) ZIB 9.05<br />

Kulturzeit 9.45 nano 10.15 (für HG) NDR Talk<br />

Show 12.30 (für HG) sonntags 13.00 (für HG)<br />

ZIB 13.25 (für HG) AbenteuerSibirien 14.50<br />

Wilde Inseln 18.30 nano 19.00 (für HG) heute<br />

19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Tierische Genies 21.50 (für HG)<br />

Schneebabys –Der erste Winter 22.35 Südtirol<br />

auf der Suche nach Identität 23.50 (für HG) Nur<br />

die eine Welt! 0.20 10 vor10<br />

Phoenix<br />

9.30 Anne Will 10.30 Das Thüringen TV-Duell<br />

12.00 phoenix vorort 12.45 Countdown Brexit<br />

13.00 Antisemitismus in Deutschland 14.00<br />

phoenix vorort 15.30 Terror vonRechts 16.00<br />

Die Kirche und die Rechten 16.45 Die<br />

Plastik-Invasion 17.30 phoenix der tag 18.00<br />

Organbote im Einsatz 18.30 Das vergessene<br />

Amerika 19.15 Amerikas neue Nazis 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Straße der<br />

Achttausender 21.45 (für HG) heute journal<br />

22.15 unter den linden. Talkshow 23.00 phoenix<br />

der tag 0.00 unter den linden<br />

Kika<br />

12.50 Marcus Level 13.15 (für HG) Die Wilden<br />

Kerle 13.40 Die Pfefferkörner 14.10 Schloss<br />

Einstein –Erfurt 15.00 (für HG) Eine lausigeHexe<br />

15.50 Miss Moon 16.15 Die Piraten von<br />

nebenan 16.50 Geronimo Stilton 17.35 Der<br />

kleine Ritter Trenk 18.00 Eine Möhre für Zwei<br />

18.10 (für HG) Der kleine Drache Kokosnuss<br />

18.35 Ernest &Celestine 18.47 Baumhaus<br />

18.50 Unser Sandmännchen 19.00 (für HG)<br />

Yakari 19.25 (für HG) Wissen macht Ah! 19.50<br />

(für HG) logo! 20.00 (für HG) Kika Live 20.10<br />

(für HG) Durch die Wildnis<br />

Dmax<br />

6.00 Die Aquarium-Profis 6.50 Infomercial 8.50<br />

Hardcore Pawn 9.20 BaggageBattles 9.50<br />

Infomercial 10.15 Shark Tank 12.15 Repair<br />

Shop 13.15 Dubai Airport 14.15 Ausgesetzt in<br />

der Wildnis 15.15 Ed Stafford 16.15 Lone Star<br />

Law 17.15 Combat Dealers 18.15 Steel Buddies<br />

19.15 A8 20.15 Der Geiger 21.15 Chris &Mäx<br />

22.15 Die Gebrauchtwagen-Profis–Neuer Glanz<br />

für alte Kisten 23.10 DMAX News 23.15 Die<br />

Gebrauchtwagen-Profis –Neuer Glanz für alte<br />

Kisten 0.10 DMAX News 0.15 Chris &Mäx<br />

Tagesschau 24<br />

5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />

ZDF-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

9.15 Das Geschäft mit dem Plastik 10.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 10.15 Patient Autobahn<br />

11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00<br />

ARD-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

19.20 Weltspiegel 20.00 Tagesschau<br />

20.15 Anne Will 21.15 Tagesschau 21.17 Extra<br />

21.30 Westpol –Politik in Nordrhein-Westfalen<br />

22.00 Markt 22.45 Tagesschau 23.00<br />

Tagesthemen 23.30 Fakt ist! Wahlarena 1.00<br />

Nachtmagazin 1.20 Kowalski &Schmidt 1.50<br />

Brandenburg aktuell 2.20 MDR Sachsenspiegel<br />

2.50 Extra 3.00 Tagesschau<br />

ONE<br />

8.30 PartyofFive 9.15 kinokino 9.30<br />

Lindenstraße 10.00 Hot in Cleveland 10.20 Hot<br />

in Cleveland 10.40 Lindenstraße 11.10 Morden<br />

im Norden 12.00 Sturmder Liebe 12.45 Sturm<br />

der Liebe 13.35 Um Himmels Willen 14.25 Die<br />

Landärztin –Diagnose Tollwut. Arztreihe,D/A<br />

2006 15.55 Morden im Norden 16.40 Hot in<br />

Cleveland 17.00 Hot in Cleveland 17.20<br />

Lindenstraße 17.50 Hartaber herzlich 18.40<br />

Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe 20.15<br />

Grand Hotel 21.00 Grand Hotel 21.45 extra 3<br />

22.30 Private Eyes 23.10 Hot in Cleveland<br />

23.30 Hot in Cleveland 23.55 Dimitrios Schulze<br />

Kriminalfilm, D2016 1.25 Grand Hotel<br />

ZDF NEO<br />

7.20 (für HG) Kerners Köche 8.05 Topfgeldjäger<br />

9.00 Lafer!Lichter!Lecker! 9.45 (für HG) Bares<br />

für Rares 10.35 (für HG) Bares für Rares 11.30<br />

Dinner Date 12.15 (für HG) Monk 12.55 (für HG<br />

Monk 13.35 Psych 14.15 Psych 15.00 (für HG)<br />

Monk 15.40 (für HG) Monk 16.20 Psych 17.00<br />

Psych 17.45 (für HG) Bares für Rares 18.35<br />

Dinner Date 19.20 (für HG) Bares für Rares<br />

20.15 (für HG) Inspector Barnaby: Schreie in de<br />

Nacht. Krimireihe,GB2009 21.45 (für HG)<br />

Inspector Barnaby: Du musst dran glauben!<br />

Krimireihe,GB2010 23.20 Scott &Bailey 0.05<br />

Scott &Bailey 0.50 Scott &Bailey 1.35 (für HG<br />

heute-show 2.05 Shapira Shapira<br />

ZDF INFO<br />

7.15 Reise durch die Erdgeschichte 7.58 heute<br />

Xpress 8.00 Reise durch die Erdgeschichte 8.45<br />

Leschs Kosmos 9.15 TerraXpress XXL 10.00 Da<br />

errechnete Verbrechen 10.45 Ermittler! 11.15<br />

Ermittler! 11.45 Ermittler! 12.15 Ermittler!<br />

12.45 Hate Crime 13.30 Das Erbe der Nazis<br />

14.15 Das Erbe der Nazis 15.00 Das Erbe der<br />

Nazis 15.45 Das Erbe der Nazis 16.30 Feind ist<br />

weranders denkt 17.15 Das Erbe der Nazis<br />

18.00 Die Wahrheit über den Holocaust 18.45<br />

ZDF-History 19.30 ZDF-History 20.15<br />

ZDF-History 21.00 ZDF-History 21.45<br />

ZDF-History 22.30 ZDF-History 23.15<br />

ZDF-History 0.00 ZDF-History<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Alte Musik Ein Meistergeiger –Johann Georg<br />

Pisendel, mit Bernhard Schrammek, ca. 56 Min.<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

In Conzert Andreas Arnold Trio &Streichquartett<br />

Moderation: Holger Beythien, ca. 87 Min.<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Musik-Panorama Rendez-vouz chez Offenbach:<br />

Kammermusik zum 200. Geburtstag des Kölner<br />

Komponisten. U. a.: Trio für Violine, Violoncello<br />

und Klavier Nr.5E-Dur,op. 74 /„La ballade du<br />

Pâtre“, Chants du soir,Nr. 5für Violoncello und<br />

Klavier,ca. 105 Min.<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Der Ursprung der Welt (1/16). VonUlrich<br />

Tukur,gelesenvom Autor, ca. 30 Min.<br />

22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Kriminalhörspiel Elf Wochen und ein Tag. Von<br />

Thomas Fritz. Regie: Beatrix Ackers. Komponist:<br />

Michael Rodach,ca. 57 Min.<br />

22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

ARD Radio Tatort Mörder und Gespenster. Von<br />

Franz Dobler.Komposition: Das Hobos. Regie:<br />

Ulrich Lampen, ca. 56 Min.<br />

MAGAZIN<br />

9.05 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

RBB Kultur amVormittag Moderation:<br />

Carolin Pirich, ca. 175 Min.<br />

11.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Tonart Das Musikmagazin am Vormittag.<br />

ca. 11.30-11.35 Musiktipps /ca. 11.45-11.50<br />

Rubrik: Jazz. Moderation: Mathias Mauersberger,<br />

ca. 55 Min.<br />

11.35 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Umwelt und Verbraucher Keime in der Waschmaschine<br />

reduzieren, ca. 25 Min.<br />

17.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Studio 9 Kultur und Politik am Abend.<br />

Moderation: Axel Rahmlow, ca. 85 Min.<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Andruck –Das Magazin für Politische<br />

Literatur,ca. 45 Min.<br />

19.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Zeitfragen. Feature Gebildet, engagiertund<br />

heimatlos: Die New-Wave-Türken in Deutschland<br />

VonLuise Sammann, ca. 55 Min.<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice mit Lothar Jänichen.<br />

Im Fokus steht diesmal der Jazz-Musiker Johnny<br />

Hartman, ca. 30 Min.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 – S eite 28 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

Rafael Nadal (33) –Achtung, der<br />

kommt flach –hat sein Perfect Match<br />

gefunden. Mitder zwei JahrejüngerenXisca<br />

Perello ist der spanische<br />

Tennis-Star schon seit 14 Jahren zusammen.<br />

Am Sonnabend läuteten<br />

auf Nadals Heimatinsel Mallorca die<br />

Hochzeitsglocken. Felicidades!<br />

Jennifer Lawrence (29) hat ebenfalls<br />

Ja gesagt. Nicht zu einem neuen„Tribute<br />

vonPanem“-Film, aber zu ihremVerlobten<br />

Cooke Maroney.Mit<br />

dem 34-jährigen Kunsthändler ist<br />

die Oscar-Preisträgerin seit einem<br />

guten Jahr liiert. In einem Interview<br />

bezeichnete Lawrence ihren frisch<br />

Angetrauten als „den tollsten Menschen,<br />

den ich jemals getroffen habe.<br />

Er ist es wirklich, und er wirdbesser“.<br />

150 Gäste kamen zur Hochzeitsfeier<br />

in Newportnördlich vonNew York,<br />

darunter Sängerin Adele und Schauspielerin<br />

Emma Stone.Auf der Speisekarte<br />

standen laut US-Medien<br />

Süßkartoffelfladen und Rosenkohl<br />

mit Eigelb.Ganz großes Tennis!<br />

Meghan Markle (38) hat im britischen<br />

Fernsehen offen über die Belastung<br />

gesprochen, die sie als Mutter<br />

unter öffentlicher Dauerbeobachtung<br />

empfindet. Siedankte zunächst<br />

einmal dem Reporter,als er<br />

sie nach ihrem Befinden fragte:<br />

Nicht viele Menschen hätten sich danach<br />

erkundigt, wie es ihr nach ihrer<br />

Schwangerschaft und der GeburtihresSohnes<br />

Archie im Maiwirklich<br />

gehe,sodie Herzogin. „Alle<br />

Frauen sind verletzlich –<br />

vorallem in der Schwangerschaft“,<br />

sagte<br />

Markle.Sie und ihr<br />

Mann Prinz Harry<br />

hatten britischen<br />

Boulevardmedien<br />

Anfang Oktober<br />

eine„unbarmherzige<br />

Kampagne“ gegen sie<br />

vorgeworfen. Meghan<br />

werdevon der<br />

Boulevardpresse verfolgt<br />

wie einst seine<br />

Mutter Diana, erklärte<br />

Harry. (avo.)<br />

Der britische Boulevard feierte<br />

sie anfangs, dann wandelte<br />

sich die Berichterstattung. DPA<br />

TIERE<br />

So jung und schon ein Flirtprofi:<br />

Giraffe im Zoo von Los Angeles. AFP<br />

Es ist Montag, das ist ziemlich<br />

schlimm, denn die Arbeitswoche<br />

liegt noch in voller Länge voruns.<br />

Apropos lang: Wussten Sie, dass ein<br />

Giraffenhals es bis auf stolzezwei<br />

Meter bringen kann, aber trotzdem<br />

nur sieben Wirbel hat –soviele wie<br />

beim Menschen? Tja, das ist auch bei<br />

diesem zwei Wochen alten Süßerchen<br />

nicht anders,ein noch namenloses<br />

Massai-Giraffenmädchen, das<br />

im Zoovon Los Angeles das Licht der<br />

Welt erblickte.Schon bei seiner Geburtwar<br />

das Kalb beachtliche 1,90<br />

Meter groß. Da geht noch was! Kleiner<br />

Videotipp: AufYouTube kann<br />

man sehen, wie die junge Vertreterin<br />

der Art Giraffa tippelskirchi durchs<br />

Gehege stakst, mit den Ohrenwackelt<br />

und treuherzig in die Kamera<br />

blickt. Erbaulicher kann man nicht<br />

in die Woche starten. (avo.)<br />

Gedemütigt<br />

und gequält<br />

Mobbing an Schulen ist das große<br />

Sorgenthema unter japanischen Eltern.<br />

Nun kam ein Fall heraus, in dem die<br />

Schikane von Lehrern ausging<br />

VonFelix Lill, Tokio<br />

Spätfolgen: Viele Mobbing-Opfer leiden noch Jahre später.<br />

Es ist die Horrorvorstellung<br />

für Erwachsene mit Nachwuchs:<br />

Das eigene Kind<br />

wird gehänselt, die Lehrer<br />

sehen es nicht, die Elternerfahren es<br />

nicht. Während einige Schüler im<br />

Unterricht und den Pausen ihre<br />

Grausamkeit ausprobieren, werden<br />

gleichaltrige Kameraden traumatisiert<br />

fürs Leben. „Ijime“, wie Mobbing<br />

auf Japanisch heißt, ist ein<br />

bekanntes Wort in dem ostasiatischen<br />

Land. Und der Gebrauch<br />

des Begriffs ist weitgehend klar:<br />

Wer„Ijime“ betreibt, ist ein junger<br />

Missetäter,der vonLehrernzurechtgewiesen<br />

werden muss.Und wemes<br />

widerfährt, ist ein Opfer,das die Hilfe<br />

der Lehrer braucht.<br />

Diese Tage aber wurde an diesem<br />

Verständnis mächtig gerüttelt. Dabei<br />

wackelt nicht die Vorstellung davon,<br />

dass Opfer Unterstützung benötigen,<br />

sondern dass pädagogisch ausgebildete<br />

Lehrer auch notgedrungen<br />

zur Hilfe taugen. Es geht um eine<br />

neue Form der Schikane: Voreinigen<br />

Tagen erklärte eine Grundschule in<br />

der 1,5-Millionen-Einwohner-Stadt<br />

Kobe, dass vier Lehrer ihrer Positionen<br />

enthoben worden waren, nachdem<br />

diese mit verblüffend infantilen<br />

Methoden einen anderen Lehrerkollegen<br />

gedemütigt hatten. Die vier<br />

Lehrkräfte, drei Männer und eine<br />

Frau in ihren 30ernund 40ern, sollen<br />

einem jüngeren Kollegen unter anderem<br />

Suppe ins Gesicht gerieben<br />

und diesen zum Alkoholtrinken gezwungen<br />

haben.<br />

Auf die Plätze, fertig, Smog!<br />

In der indischen Hauptstadt Neu-Delhi raten Ärzte von Sport im Freien ab. Trotzdem findet ein Halbmarathon statt<br />

Beim Startdröhnt laute Musik aus<br />

den Boxen, der Himmel ist grau,<br />

es riecht nach Rauch. Mehr als 40 000<br />

Menschen machen sich bereit.Voreinem<br />

halben Jahr hat Nathalie Gminder<br />

diese Idee selbst noch verrückt<br />

gefunden. Aber am Sonntagmorgen<br />

tut sie es trotzdem: Sie rennt einen<br />

Halbmarathon in Neu-Delhi –einer<br />

der Städte mit der höchsten Luftverschmutzung<br />

der Welt.<br />

Gminder sagt: „Ich möchte einfach<br />

sehen, ob ich es schaffen kann.<br />

Aber klar, meine Familie und<br />

Freunde halten mich für verrückt,<br />

Es ist eine besonders unglückliche<br />

Zeit für so einen Vorfall. Das<br />

Thema Mobbing hat in Japan sozusagen<br />

Konjunktur, die Zahl bekannterVorfälle<br />

stieg zuletzt auf einen Rekordwert.<br />

Für das Jahr 2017 dokumentierte<br />

das Bildungsministerium<br />

410 000 Fälle an den Grund-, Mittelund<br />

Oberschulen des Landes, also<br />

90 000 mehr im Vergleich zum Vorjahr.<br />

Unklar ist, ob sich dieser Anstieg<br />

durch gemeinereKinder erklärt<br />

oder nur die höhere Bereitschaft<br />

zeigt, bestehende Probleme an den<br />

Schulen zu melden sowie seitens der<br />

Schulen diese Probleme zu registrieren.<br />

Allgemein anerkannt ist, dass<br />

das Thema heute offener diskutiert<br />

wirdals in der Vergangenheit.<br />

Laut einer Untersuchung von<br />

KenzoDenda, Professor für Gesundheitswissenschaften<br />

an der Universität<br />

Hokkaido, leidet an weiterführenden<br />

Schulen jedes vierte Kind unter<br />

Depressionen. Häufig sei Mobbing<br />

ein wichtiger Grund dafür, und<br />

bei dieser Luft zu laufen.“ Die 35-<br />

Jährige arbeitet in der deutschen<br />

Botschaft, das Training in Indien fiel<br />

ihr anfangs schwer.„Ichmusste wieder<br />

bei null anfangen“, sagte die<br />

Hobbyläuferin. „Aber man gewöhnt<br />

sich dran. Man kommt einfach<br />

schneller außer Atem.“ Für die 21 Kilometer<br />

benötigt Gminder am Sonntag<br />

dann zwei Stunden und 32 Minuten<br />

–etwa 20 Minuten mehr als bei<br />

ihrem ersten Halbmarathon vergangenes<br />

Jahr in Köln.<br />

DieLuft in Neu-Delhi ist in dieser<br />

Jahreszeit stets besonders schlecht.<br />

unter depressiven Kindern sei wiederum<br />

Suizid relativ häufig. Im September<br />

erst sorgte ein mutmaßlicher<br />

Suizidfall eines 15-Jährigen für Aufsehen,<br />

der von einem Gebäude gestürzt<br />

war und einen Tagebucheintrag<br />

hinterlassen hatte,indem er seiner<br />

Schule vorwarf, ihn gut drei Jahre<br />

lang trotz seiner Hilferufe nicht ernst<br />

genommen zu haben.<br />

Während Mobbingopfer zu sein<br />

überall auf der Welt unangenehm ist,<br />

könnte so eine Erfahrung in Japan,<br />

wo sich die Gesellschaft auffällig gern<br />

Lehrer haben in Japan eine wichtigereStellung<br />

als in Deutschland. Kinder verbringen fast den<br />

ganzen Taginder Schule, sie machen dort<br />

Sport, Musik und andereDinge,die in Deutschland<br />

eher in Vereinen betrieben werden.<br />

an Normwerten orientiert, besonders<br />

schmerzen. Ob es um Leistung,<br />

äußerliche Merkmale oder Interessen<br />

geht, wird schnell der Vergleich zum<br />

vermeintlich Üblichen hergestellt. In<br />

Japan beschreibt man sein Land<br />

gern als homogene Gesellschaft, in<br />

der sich alle recht ähnlich sind. Ein<br />

Sprichwortsagt: „Der Nagel, der hervorsteht,<br />

wird wieder niedergehämmert.“<br />

Sich vomDurchschnitt zu unterscheiden,<br />

gilt als Makel.<br />

Viele Bauern verbrennen Erntereste<br />

auf ihren Feldern, hinzu kommen<br />

Abgase der unzähligen Autos,der Industrie<br />

und Staub von Baustellen.<br />

Ärzte raten deshalb vor Sport im<br />

Freien ab. Denn die mikroskopisch<br />

kleinen Partikel dringen tief in die<br />

Lunge ein und können das Risiko<br />

von Atemwegskrankheiten, Krebs<br />

oder Herzproblemen erhöhen. Beim<br />

Laufen nimmt man generell mehr<br />

Partikel auf.<br />

Um dieses Problem wissen auch<br />

die Veranstalter.Sie sprühten ein Gemisch<br />

aus Wasser und Chemikalien<br />

GETTY IMAGES<br />

So kommt Lehrern eine besondere<br />

Verantwortung zu, wenn es<br />

darum geht, einerseits alle möglichen<br />

Mobbingopfer in ihrer Persönlichkeit<br />

zu stärken, andererseits aber<br />

auch allen Schülern Tugenden vorzuleben,<br />

damit erst gar kein Mobbing<br />

betrieben wird. Zumal Lehrer<br />

als Figur im Leben Heranwachsender<br />

vermutlich eine wichtigere Stellung<br />

einnehmen als etwa in<br />

Deutschland. In japanischen Schulen<br />

verbringen Kinder fast ihren ganzenTag,<br />

sie machen dort Sport, Musik<br />

und andere Dinge, die in<br />

Deutschland eher inVereinen betrieben<br />

werden.<br />

Entsprechend deutlich ist die<br />

Empörung über den Vorfall von der<br />

Grundschule in Kobe. Die vier Täter<br />

sollen ihren jüngeren Kollegen zudem<br />

ein „Dreckstück“ genannt und<br />

ihn auch dazu gedrängt haben, einer<br />

anderen Lehrerin obszöne Nachrichten<br />

zu schicken. Seitens der<br />

Schule hieß es, die Eltern seien über<br />

alles informiert worden. Daraufhin<br />

wurde nicht nur die Sorge geäußert,<br />

dass die Kinder vonihren wenig vorbildhaften<br />

Lehrern erführen, sondern<br />

auch, dass es nun noch deutlicher<br />

an Lehrkräften mangele.<br />

Schließlich hätten die vier Lehrer ihr<br />

Verhalten gestanden und stünden<br />

nun voreinem Disziplinarverfahren.<br />

Nachdem sich das Mobbingopfer<br />

schon letzten Monat krankmeldete,<br />

sind damit nun auch die Täter als<br />

Lehrkräfte ausgeschieden. Die fehlen<br />

jetzt im Unterricht.<br />

auf die Rennstrecke, das Staubpartikel<br />

am Hochfliegen hindern sollte.<br />

Außerdem entfernten sie nach eigenen<br />

Angaben mit Wi-Fi-Wellen<br />

kleine Partikel aus der Luft –die Wellen<br />

sollten die Partikel dazu bringen,<br />

häufiger zusammenzustoßen,<br />

schwerer zu werden und dann herunterzufallen.<br />

Ob dies wirklich effektiv<br />

ist? Experten wie der Klimaforscher<br />

Jayaraman Srinivasan vom Indian<br />

Institute of Science und Christian<br />

Plass-Dülmer vom Deutschen<br />

Wetterdienst bezweifeln das. Fundierte<br />

Studien gebe es nicht. (dpa)<br />

Vater meldete isolierte<br />

Familie als ausgewandertab<br />

Im Fall der isolierten Familie in den<br />

Niederlanden konzentrieren sich die<br />

Ermittlungen auf die Motivedes 67-<br />

jährigen Vaters.Erhatte voretwa<br />

zehn Jahren bei den Behörden seine<br />

Auswanderung gemeldet. Kurz darauf<br />

aber war er mit sechs Kindernauf<br />

einem Bauernhof in Ruinerwold in<br />

der östlichen Provinz Drenthe untergetaucht.<br />

DerMann wirdder Freiheitsberaubung<br />

der heute erwachsenen<br />

Kinder verdächtigt und sollte<br />

am Montag dem Haftrichter vorgeführtwerden.<br />

Gerrit Janvan D. habe<br />

sich 2009 aus der niederländischen<br />

Einwohnermeldeliste streichen lassen,<br />

teilte die Staatsanwaltschaft in<br />

Groningen amWochenende mit. Dabei<br />

habe er angegeben, er sei ausgewandert.<br />

(dpa)<br />

Längster Nonstop-Flug<br />

erfolgreich absolviert<br />

Dieaustralische Fluggesellschaft<br />

Qantas hat den weltweit längsten<br />

Nonstop-Passagierflug auf der Strecke<br />

NewYork–Sydney erfolgreich<br />

getestet. In 19 Stunden und 16 Minuten<br />

legte die Maschine,ein fabrikneuer<br />

Boeing 787-9 Dreamliner,die<br />

16 200 Kilometer lange Strecke zurück.<br />

Am Sonntagmorgen (Ortszeit)<br />

landete derTestflieger nach Angaben<br />

der Airline in Australien. Gestartet<br />

war das Flugzeug am Freitag von<br />

NewYorks Flughafen John F. Kennedy.49Passagiereund<br />

Crewmitglieder<br />

waren an Bord. (dpa)<br />

Todesstrafe für „Hollywood<br />

Ripper“ gefordert<br />

Keine Regung: Michael Gargiulo vor Gericht<br />

in Los Angeles.<br />

AFP/LUCY NICHOLSON<br />

Im Fall des als „Hollywood Ripper“<br />

bekannt gewordenen und zuvor<br />

schuldig gesprochenen Mörders Michael<br />

Gargiulo hat sich eine US-Geschworenenjuryfür<br />

die Todesstrafe<br />

ausgesprochen. Dasendgültige Urteil<br />

soll am 28. Februar voneinem<br />

Richter gesprochen werden. Der43-<br />

jährige Gargiulo war im August wegen<br />

zweifachen Mordes sowie wegen<br />

versuchten Mordes an einer dritten<br />

Frau schuldig gesprochen worden.<br />

Unter den beiden getöteten Frauen<br />

war auch eine Bekannte des Schauspielers<br />

Ashton Kutcher,der im Prozess<br />

alsZeuge aussagte. (AFP)<br />

Mindestens 30 Tote bei<br />

Busunglück im Kongo<br />

Im zentralafrikanischen Kongo sind<br />

bei einem Busunglück mindestens<br />

30 Menschen getötet und zahlreiche<br />

weitereschwer verletzt worden.<br />

Nach Polizeiangaben ereignete sich<br />

der Unfall am frühen Sonntagmorgen<br />

etwa 150 Kilometer entfernt von<br />

der Hauptstadt Kinshasa. Vermutlich<br />

gab es ein Problem mit den<br />

Bremsen des Fahrzeugs.Der Bus<br />

stürzte in einen Graben und fing<br />

Feuer.Invielen afrikanischen Ländernkommt<br />

es immer wieder zu<br />

derartigen Verkehrsunfällen. Im<br />

Kongo sind nur wenige Straßen asphaltiertund<br />

die Fahrzeugeoft<br />

schlecht gewartet. (dpa)

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