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Die unendliche Geschichte: Boris Johnson und der Brexit – Tagesthema Seite 2<br />
Heute<br />
mit<br />
Finanztipp<br />
Seite 6<br />
12°/20°<br />
Wechselnd bewölkt<br />
Wetter Seite 2<br />
<strong>Berliner</strong> Menschenkette<br />
gegen Antisemitismus<br />
Berlin Seite 11<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
ErwardieandereSPD:Zum<br />
Todvon Erhard Eppler<br />
Politik Seite 4<br />
Montag,21. Oktober 2019 Nr.244 HA -75. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Nach Ärger: Pechstein<br />
trainiert jetzt in Polen<br />
Sport Seite 18<br />
Marius Bülter<br />
Er will<br />
doch nur<br />
spielen<br />
VonPatrick Berger<br />
Ein geborener Redner ist Marius<br />
Bülter nicht. Wenn der 26 Jahre<br />
alte Fußballprofi des 1. FC Union<br />
nach Spielen vor die Kamera tritt,<br />
fühlt er sich nicht unbedingt wohl.<br />
Sein Blick wandert dann meist am<br />
Gesprächspartner vorbei in eine<br />
Ecke. Seine Sätze wirken zuweilen<br />
holprig, aber dafür erfrischend echt.<br />
Keine künstlich-geschliffenen Phrasen,<br />
was auch<br />
daran liegt, dass<br />
Bülter bis vor 16<br />
Monaten noch<br />
in der vierten<br />
Liga beim SV Rödinghausen<br />
kickte, wo das<br />
mediale Auf-<br />
Marius Bülter kommen dann<br />
traf nach 56 Sekunden<br />
für die Eisernen.<br />
doch überschaubarer<br />
ist als in<br />
der Hauptstadt.<br />
Marius Bülter spricht eben lieber<br />
auf dem Platz. Und das ist auch gut<br />
so.Der wuchtige Athlet brachte seine<br />
Mannschaft mit einem strammen<br />
Fernschuss in den rechten Winkel<br />
auf die Siegerstraße. Nicht einmal<br />
eine Minute war da gespielt. Das<br />
Match gegen den SC Freiburgendete<br />
schlussendlich 2:0. Es war der zweite<br />
Bundesliga-Sieg für die Köpenicker.<br />
Und wieder hatte jener Marius Bülter<br />
einen nicht unerheblichen Anteil.<br />
Schon beim 3:1-Sieg gegen Borussia<br />
Dortmund vor anderthalb Monaten<br />
traf der Blondschopf doppelt.<br />
Wie ersich denn jetzt so fühlt als<br />
Supertorschütze des FCU, wurde<br />
Bülter nach dem Spiel gefragt. Er<br />
grinste nur verlegen und sagte: „Ich<br />
bin kein Supertorschützenkönig.“<br />
Und überhaupt: Darüber mache er<br />
sich keine Gedanken, er wolle einfach<br />
nur Fußball spielen. Das merkt<br />
man dem gebürtigen Westfalen, der<br />
frei und unbeschwert aufdribbelt,<br />
wirklich an. Nicht wenige der 22 012<br />
Zuschauer an der Alten Försterei<br />
fragten sich, wieso die Qualitäten<br />
des offensivstarken Linksaußen so<br />
lange unentdeckt blieben. Als studierender<br />
(Maschinenbau) Amateurkicker<br />
wechselte Bülter im Sommer<br />
2018 in die 2. Liga nach Magdeburg,<br />
wo er sich mit vier Toren und<br />
vier Vorlagen in 32 Spielen auf den<br />
Notizzettel von Oliver Ruhnert<br />
spielte. Neben dem eisernen Sportdirektor<br />
fanden auch die Macher<br />
weiterer Bundesligisten Gefallen an<br />
Bülter. Ironie der Geschichte: Vorallem<br />
der SC Freiburg, den Bülter nun<br />
abgeschossen hat, warb um die<br />
Dienste des Regionalliga-Torschützenkönigs<br />
von 2017/2018. Die Eisernen<br />
überzeugten den Spieler aber<br />
mit der Aussicht auf viele Einsätzeim<br />
Oberhaus. „Ich fand immer, dass er<br />
etwas hat“, sagte Trainer UrsFischer.<br />
„Zum Glück war ich nicht der Einzige<br />
bei uns,der das so gesehen hat.“<br />
Undsolebt Marius Bülter,der von<br />
Magdeburg zunächst für ein Jahr<br />
ausgeliehen ist (Union sicherte sich<br />
eine Kaufoption) in Köpenick seinen<br />
Kindheitstraum von der Bundesliga.<br />
„Es wärewunderbar“, sagt er,„wenn<br />
es so weitergeht.“<br />
Feuer mit Folgen<br />
Der Brand eines Sonderzuges im <strong>Berliner</strong> Bahnhof Bellevue<br />
führte am Wochenende zu großen Behinderungen bei<br />
der S-Bahn und im Fernverkehr. Berlin Seite 9<br />
Die gespaltene Stadt<br />
Der Mietendeckel polarisiert: Opposition und Wirtschaft verurteilen den Gesetzesentwurf –die SPD keilt zurück<br />
VonMelanie Reinsch und Elmar Schütze<br />
Ein „Deckelkompro-Mist“<br />
oder doch ein „Konjunkturprogramm“?<br />
Nach der Einigung<br />
der rot-rot-grünen Koalition<br />
auf einen Mietendeckel geht<br />
der Streit um den so massiven wie ungewöhnlichen<br />
Eingriff in den Mietenmarkt<br />
ungebremst weiter.<br />
Am Freitagabend hatte Rot-Rot-<br />
Grün nach wochenlanger auch öffentlich<br />
geführter interner Auseinandersetzung<br />
einen Gesetzesentwurf<br />
beschlossen, in dem die Mieten in<br />
rund 1,5 Millionen Wohnungen für<br />
fünf Jahreeingefroren werden. Daneben<br />
sind Obergrenzen bei Neuvermietungen<br />
abhängig von Baujahr<br />
und Ausstattung derWohnung vorgesehen.<br />
Außerdem soll eine Absenkung<br />
von Wuchermieten möglich<br />
sein –wenn die Bestandsmiete um<br />
mehr als 20 Prozent über den Vergleichsmieten<br />
liegt. Als Orientierung<br />
soll der Mietspiegel von2013 dienen.<br />
Gerichte müssen entscheiden<br />
Die Opposition und Wirtschaftsverbände<br />
kritisieren das Vorhaben, das<br />
seit Monaten debattiert wird, scharf.<br />
Sowohl CDU als auch FDP im Abgeordnetenhaus<br />
haben bereits angekündigt,<br />
gegen das Gesetz, das noch<br />
im Parlament beraten werden muss,<br />
zu klagen. DasBundesverfassungsgericht<br />
muss dann entscheiden, ob es<br />
rechtlich Bestand hat.<br />
In den Stunden und Tagen nach<br />
Bekanntwerden des Kompromisses<br />
ließ die parlamentarische Opposition<br />
wie erwartet kein gutes Haar am<br />
Entwurf. DieCDU sprach voneinem<br />
„Deckelkompro-Mist“. Fraktionschef<br />
BurkardDregger warfder Koalition<br />
Populismus vor. „Sie weckt unerfüllbare<br />
Erwartungen und wird<br />
Enttäuschung und Politikverdrossenheit<br />
ernten. Das angebliche Mietendeckelgesetz<br />
wird vor dem Verfassungsgericht<br />
keinen Bestand haben“,<br />
sagte Dregger. FDP-Fraktionschef<br />
Sebastian Czaja spricht von<br />
einem Gesetz, „das unserer Stadt<br />
nichts bringt, aber umso mehr schadet“.<br />
Tausenden privatenVermietern<br />
drohten drastische Verluste.<br />
Auch die Wirtschaft läuft Sturm.<br />
Für Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer<br />
der Unternehmensverbände<br />
Berlin-Brandenburg(UVB), ist<br />
es „mehr als zweifelhaft, ob damit<br />
wohnungspolitisch irgendetwas erreicht<br />
wird“. Wieunter solchen „Umständen<br />
das vorrangige Ziel, jährlich<br />
mindestens 20 000 neue Wohnungen<br />
zu bauen, erreicht werden soll, istvöllig<br />
schleierhaft“.<br />
In den Augen vonJürgen Michael<br />
Schick, dem Präsidenten des Immobilienverbandes<br />
IVD,kehrt derSenat<br />
schlicht „zurück zur sozialistischen<br />
Wohnungspolitik“. Etwas differenzierter<br />
sieht Beatrice Kramm, Präsidentin<br />
der Industrie- und Handelskammer<br />
(IHK), den Kompromiss.<br />
Immerhin habe sich die Koalition<br />
von den schwerwiegendsten planwirtschaftlichen<br />
Eingriffen verabschiedet.<br />
„Das ist allerdings das einzig<br />
Positive, was sich dazu sagen<br />
lässt“, sagt Kramm. „Der Mietende-<br />
„Interessant ist vor allem, wie sich<br />
Wirtschaftssenatorin Pop zur Notarin eines<br />
perfiden Plans zur Einführung<br />
der Planwirtschaft macht.“<br />
Sebastian Czaja, FDP-Fraktionschef und Wahlkämpfer,<br />
über die Rolle der Grünen-Wirtschaftssenatorin<br />
ckel ist in der jetzigen Form vielleicht<br />
weniger schlimm, aber sicher nicht<br />
gut.“<br />
Völlig konträr fällt, wie erwartet,<br />
die Einschätzung von Reiner Wild<br />
aus.Der Geschäftsführer des <strong>Berliner</strong><br />
Mietervereins mit seinen knapp<br />
180 000 Mitgliedern sieht im Deckel<br />
„eine historisch einmalige Chance für<br />
ein besseres Mietensystem“.<br />
Auch SPD-Fraktionschef Raed Saleh<br />
verteidigte den Gesetzesentwurf<br />
am Sonntag erneut vehement. „Der<br />
Mietendeckel schadet der Konjunktur<br />
nicht, wie Wirtschaftsverbände<br />
oder die Opposition behaupten, er<br />
kurbelt sie an“, sagte Saleh der Deutschen<br />
Presse-Agentur. „Jeder Euro,<br />
mit dem wir die <strong>Berliner</strong> entlasten,<br />
kommt der Stadt zugute“, argumentierte<br />
er.„Werpro Monat 100 Euro bei<br />
der Miete spart, hat im Jahr 1200<br />
Euro netto mehr in der Tasche. Und<br />
wenn Menschen mehr Geld zur Verfügung<br />
haben, ist das gut für dieWirtschaft<br />
und die Konjunktur.“<br />
Ob die Einigung auf einen Kompromiss<br />
die zuletzt in Aufruhr befindliche<br />
rot-rot-grüne Koalition befriedet,<br />
werden dienächstenWochen zeigen.<br />
Erste Anzeichen dafür gibt es.<br />
Saleh greift an<br />
So hatte vor allem die CDU immer<br />
wieder versucht, einen Keil in die<br />
rot-rot-grüne Koalition zu treiben.<br />
Vorerst vergebens.Entsprechend vehement<br />
greift der <strong>Berliner</strong> CDU-<br />
Bundestagsabgeordnete Jan-Marco<br />
Luczak die SPD an.„Die Einigung hat<br />
die Koalition in letzter Sekunde vor<br />
dem Aus gerettet“, sagte Luczak.<br />
„Die SPD ist auf ganzer Linie eingeknickt<br />
und hat so den Koalitionsfrieden<br />
gewahrt–zum Schaden unserer<br />
Stadt.“<br />
Die SPD keilt zurück. Fraktionschef<br />
Saleh kritisierte namentlich<br />
CDU-Landeschef Kai Wegner.<br />
„Wenn Wegner von einem schwarzenTag<br />
für den <strong>Berliner</strong> Wohnungsmarkt<br />
spricht, dann ist das eine Verhöhnung<br />
der Mieter in dieser Stadt.“<br />
Auch die Ankündigung der CDU, mit<br />
rechtlichen Mitteln gegen den Mietendeckel<br />
vorzugehen, verurteilte<br />
Saleh. „Sollte das eintreten, disqualifiziert<br />
sich die CDU, langfristig eine<br />
politische Rolle in Berlin zu spielen,<br />
und macht sich zum Handlanger der<br />
Immobilienwirtschaft“, sagte Saleh.<br />
Kommentar Seite 8<br />
ERIC RICHARD<br />
Flugausfälle<br />
in Tegel<br />
wegen Streik<br />
Ausstand der Flugbegleiter<br />
trifft <strong>Berliner</strong> Airport<br />
Wegen des Warnstreiks der Kabinengewerkschaft<br />
Ufo sind<br />
am Sonntag auch am Flughafen<br />
Berlin-Tegel mehrere Flugzeuge am<br />
Boden geblieben. „22 Flüge der Airline<br />
Eurowings sind ausgefallen“,<br />
sagte eine Sprecherin der <strong>Berliner</strong><br />
Flughäfen am Sonntagmittag.<br />
Überwiegend von Berlin aus startende<br />
Maschinen seien betroffen<br />
gewesen, hieß es weiter. AmSonntagmorgen<br />
hatte der angekündigte<br />
Warnstreik der Kabinengewerkschaft<br />
Ufobegonnen.<br />
Gestrichen waren innerdeutsche<br />
Flüge zum Beispiel nach München<br />
oder Stuttgart. Auch Auslandsflüge<br />
mit den Zielen Kos oder Palma de<br />
Mallorca fielen aus.WeitereFlugausfälle<br />
seien im Tagesverlauf möglich,<br />
aber derzeit nicht absehbar, hieß es<br />
weiter.<br />
Ein Chaos am Flughafen Berlin-<br />
Tegel blieb nach Angaben der Sprecherin<br />
allerdings aus. Der Flughafen<br />
Berlin-Schönefeld sei vondenWarnstreiks<br />
nicht betroffen.<br />
DieKabinengewerkschaft Ufohat<br />
den Warnstreik der Flugbegleiter der<br />
Lufthansa-Töchter Eurowings, Germanwings,<br />
Lufthansa Cityline und<br />
Sunexpress an mehreren deutschen<br />
Flughäfen von ursprünglich 5bis 11<br />
Uhr bis um Mitternacht verlängert.<br />
Insgesamt kam es in Deutschland<br />
bei den verschiedenen Gesellschaften<br />
des Lufthansa-Konzerns zu rund<br />
100 Flugausfällen.<br />
Ufo kündigte an, am Montag die<br />
Warnstreiks in ihren jeweiligen Tarifkommissionen<br />
auszuwerten und<br />
über weitere Maßnahmen zu beraten.<br />
Die Gewerkschaft hat für jede<br />
der fünf Fluggesellschaften Forderungen<br />
aufgestellt, die vom Lufthansa-Konzernteilweise<br />
bereits freiwillig<br />
geleistet werden. So zahlt Lufthansa<br />
freiwillig 2,0 Prozent mehr Gehalt,<br />
obwohl Ufo im aktuellen<br />
Arbeitskampf nur 1,8 Prozent geforderthat.<br />
Zum Abschluss von förmlichen<br />
Tarifverträgen mit der Ufo ist Lufthansa<br />
aber weiterhin nicht bereit. Sie<br />
erkennt den Ufo-Vorstand nach erheblichen<br />
Führungsquerelen nicht<br />
mehr als vertretungsberechtigt an<br />
und will der Gewerkschaft vorGericht<br />
die Fähigkeit absprechen lassen, Tarifverträge<br />
rechtsgültig abzuschließen.<br />
(dpa) Wirtschaft Seite 7<br />
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4<br />
194050<br />
501603<br />
11043
2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Noch vorwenigenWochen<br />
bekräftigte der britische<br />
Premierminister in typisch<br />
exzentrischer<br />
Johnson-Manier, erwürde lieber tot<br />
im Graben liegen, als in Brüssel um<br />
eine Verlängerung der Scheidungsfrist<br />
zu bitten. Am gestrigen Sonntag,<br />
so darfandieser Stelle eingefügt werden,<br />
weilte Boris Johnson quicklebendig<br />
in der Downing Street Nummer<br />
zehn. Einen Aufschub des Brexit-Termins<br />
hat er dennoch – wie<br />
vom Gesetz verlangt – am Sonnabendabend<br />
beantragt. Ausgerechnet,<br />
hatte er den frustrierten Brexit-<br />
Wählern doch stets versichert, diesen<br />
Wegkeineswegs einschlagen zu<br />
wollen. In dem Versuch, sich vonder<br />
Anfrage zu distanzieren, schickte die<br />
Regierung gleich drei Briefe an EU-<br />
Ratspräsident Donald Tusk. Unter<br />
dem ersten, der komplett in Anführungszeichen<br />
gehalten ist, fehlen sowohl<br />
die Unterschrift sowie der<br />
Name des Premiers.Imzweiten Brief<br />
an „Dear Donald“ bezeichnete Johnson<br />
einen Aufschub als Fehler. Eine<br />
weitereVerlängerung würde „die Interessen<br />
des Königreichs und unserer<br />
EU-Partner und die Beziehung<br />
zwischen uns beschädigen“, so der<br />
Regierungschef, der dieses Malauch<br />
handschriftlich unterzeichnet hat.<br />
Um nicht in Schwierigkeiten mit<br />
dem Gesetz zu geraten und mögliche<br />
Missverständnisse auszuräumen,<br />
verfasste dann noch der britische<br />
EU-Botschafter Tim Barrow einen<br />
Begleitbrief, in dem klargestellt wird,<br />
dass das erste Schreiben nur abgeschickt<br />
worden sei, um sich an die<br />
Gesetzesvorgaben zu halten. „Johnson<br />
verhält sich ein bisschen wie ein<br />
verzogener Rotzbengel“, schimpfte<br />
der Finanzminister im Schattenkabinett<br />
der oppositionellen Labour-<br />
Partei, John McDonnell, über das auf<br />
„Lettergate“ getaufte Brief-Chaos.<br />
Die britische Regierung war zu<br />
dem Schritt gezwungen worden,<br />
nachdem Johnson am Sonnabend<br />
eine Niederlage im Unterhaus einstecken<br />
musste. Dabei sollte der sogenannte<br />
Supersamstag eigentlich<br />
BREXIT<br />
Der britische Premier bittet widerwillig um Aufschub<br />
des Brexit-Termins –die<br />
EU-Vizepräsidentin nennt ihn kindisch.<br />
Johnsons Brief-Feindschaft<br />
VonKatrin Pribyl, London<br />
In der Oktobersonne bauschen sich EU-Fahne und der britische Union Jack vor dem Parlament in London.<br />
Die Aufschubs-Bitte, mit demonstrativer Leerstelle dort, wo<br />
eigentlich die Unterschrift hingehörte.<br />
10 DOWNING STREET<br />
in die Geschichte des Königreichs<br />
eingehen –und Johnson gleich mit<br />
als jener Premier, der endlich den<br />
zwischen London und Brüssel ausgehandelten<br />
Deal durch das Parlament<br />
und damit den EU-Austritt<br />
über die Ziellinie bringt. Am Ende<br />
aber entwickelte sich der als historisch<br />
angekündigte Tagzueiner weiteren<br />
Schleife in der endlos scheinenden<br />
Brexit-Saga. Zur Abstimmung<br />
über das Abkommen kam es<br />
nie. Stattdessen vertagten die Parlamentarier<br />
die Entscheidung, indem<br />
sie für einen Änderungsantrag<br />
stimmten, der besagt, dass das Parlament<br />
JohnsonsVertragerst endgültig<br />
grünes Licht gibt, wenn das gesamte<br />
für den EU-Austritt nötige Gesetzespaket<br />
verabschiedet ist. Der konservative<br />
Abgeordnete Oliver Letwin<br />
hatte die Initiativeeingebracht –und<br />
wurde deshalb im Anschluss vonder<br />
europaskeptischen Presse an den<br />
Pranger gestellt. Es handele sich um<br />
einen „Akt von Sabotage“, wie Letwin<br />
die Kontrolle übernommen und<br />
Johnson „seinen Supersamstag verweigert“<br />
habe, kritisierte etwa die<br />
<strong>Zeitung</strong> Telegraph. Dabei unterstützt<br />
der Tory-Politiker das Abkommen,<br />
will bei der wahrscheinlichen Abstimmung<br />
am Dienstag dafür votieren.<br />
Antrieb für seine Intervention<br />
war die Sorge, dass das Gesetz noch<br />
scheitern und am 31. Oktober doch<br />
ein ungeordneter Brexit ohne Deal<br />
drohen könnte.Umdas Vertrauenin<br />
AFP<br />
die Regierung, selbst in den eigenen<br />
konservativen Reihen, steht es offenbar<br />
nicht allzu gut dieser Tage. Der<br />
Antrag ging 322 zu 306 durch.<br />
Werden die übrigen 27 EU-Mitgliedstaaten<br />
einer Verschiebung des<br />
Austrittstermins zustimmen? Und<br />
wenn ja, bis wann? Offenbar will man<br />
sich auf dem Kontinent mit einer Antworterst<br />
einmal Zeit lassen. EU-Ratspräsident<br />
Tusk werde die übrigen 27<br />
Mitgliedstaaten „in den nächsten Tagen“<br />
konsultieren, sagte der Brexit-<br />
Chefunterhändler Michel Barnier am<br />
Sonntag nach einem Treffen mit den<br />
EU-Botschaftern. Die Hoffnung<br />
dürfte bestehen, dass das Unterhaus<br />
dieser Tage doch noch den Deal billigen<br />
könnte.Damit wäreeine Fristverlängerung<br />
nicht notwendig. Falls das<br />
Europaparlament den Kompromiss<br />
ebenfalls rechtzeitig absegnet,<br />
könnte das Königreich tatsächlich an<br />
Halloween ausder EU scheiden.Sollten<br />
die britischen Abgeordneten das<br />
Abkommen jedoch ablehnen –und<br />
bislang wagen Beobachter keine Prognosen<br />
angesichts des zerstrittenen<br />
Parlaments und des vermuteten<br />
knappen Ergebnisses –müssten die<br />
Staats- und Regierungschefs einstimmig<br />
beschließen, ob und für wie lange<br />
der Brexit aufgeschoben wird. Einigen<br />
sich dieEU27 aufden 31. Januar?<br />
Während die Europaskeptiker, sowohl<br />
im britischen Parlament als<br />
auch in der tief gespaltenen Bevölkerung,<br />
das verhindern wollen, hoffen<br />
die Pro-Europäer,dass mit mehr Zeit<br />
ein zweites Referendum in Reichweite<br />
rückt.<br />
Während die Abgeordneten drinnen<br />
im ehrwürdigen Westminster-<br />
Palast debattierten, strömten deshalb<br />
am Sonnabend Hunderttausende<br />
Menschen auf die Straßen Londons.<br />
Sie trommelten und tanzten, forderten<br />
lautstark„Stop Brexit“ und pfiffen<br />
in Richtung der alten Gemäuer des<br />
Parlaments. „Wir haben das Gefühl,<br />
dies ist die letzte Chance, unsere<br />
Stimmen hörbar zu machen“, sagte<br />
eine 25-Jährige, die mit ihrem spanischen<br />
Freund gekommen war. „Es<br />
steht so viel auf dem Spiel.“<br />
Die Vizepräsidentin des Europäischen<br />
Parlaments, Katarina<br />
Barley (SPD) lehnt weitereVerhandlungen<br />
zum Brexit zwischen Brüssel<br />
und dem britischen Premier Boris<br />
Johnson ab. Dessen Festhalten am<br />
31. Oktober findet sie „kindisch“.<br />
Frau Barley,welches Wort kommt Ihnen<br />
in den Kopf, wenn Sie an die<br />
letzte Volte im Brexit-Drama denken?<br />
Tragödie. Das ist eine Tragödie.<br />
Viele Abgeordnete im Unterhaus<br />
sind zutiefst misstrauisch. Das geht<br />
quer durch alle Fraktionen. Sie<br />
trauen Boris Johnson zu, dass er nur<br />
so tut, als wolle er einen geregelten<br />
Austritt des Landes aus der EU, in<br />
Wirklichkeit aber weiterhin einen<br />
No-Deal-Brexit anstrebt.<br />
Istder letzte Woche geschlossene Deal<br />
gut für Großbritannien und die EU?<br />
Beide Seiten haben noch einmal<br />
schmerzhafte Konzessionen gemacht,<br />
gerade bei der Frage der<br />
Grenz- und Zollkontrollen zwischen<br />
Nordirland und der Republik Irland.<br />
Für die EU ist nun nicht mehr hundertprozentig<br />
gesichert, dass es dauerhaft<br />
bei der nun verhandelten Regelung<br />
zur Vermeidung einer harten<br />
Grenze auf der irischen Insel bleibt.<br />
Schließlich darf das nordirische Parlament<br />
alle vier Jahre darüber entscheiden.<br />
Wir wissen auch noch<br />
nicht im Detail, wie die Einhaltung<br />
der Zollregelungen überwacht werden<br />
soll. Ichhabe noch viele Fragen.<br />
Boris Johnson hat bei der EU einen<br />
Antrag auf Verlängerung des Austrittstermins<br />
gestellt. Was halten Sie<br />
davon, dass er das Schreiben nicht<br />
unterzeichnet und sogar vor einer<br />
Verlängerung gewarnt hat?<br />
„Das ist doch Kinderkram“<br />
Johnson verhält sich kindisch. Er<br />
will offenbar den Brexit am 31. Oktober<br />
erzwingen. Das ist doch Kinderkram<br />
angesichts dieses historischen<br />
Umbruchs, den sowohl Großbritannien<br />
als auch die EU gerade<br />
mit dem Brexit erleben.<br />
Rückblickend betrachtet<br />
wird esvöllig egal<br />
sein, ob der am 31. Oktober,<br />
am4.November oder<br />
Ende Januar nächsten Jahres<br />
stattfand. Es muss vor<br />
allem vernünftig gemacht<br />
werden. Doch Boris Johnson<br />
hat daran offenbar<br />
kein Interesse.Ihm geht es<br />
nur um seinen Platz in den<br />
Geschichtsbüchern. Er will der EU<br />
den SchwarzenPeter für einen möglichen<br />
No-Deal-Brexit zuschieben<br />
und sich selbst als Brexit-Held feiern<br />
lassen.<br />
EU-VIZEPRÄSIDENTIN<br />
Katarina Barley,<br />
Vizepräsidentin<br />
des EU-Parlaments<br />
Sollte die EU einer Verlängerung zustimmen?<br />
Darüber müssen die Staats- und<br />
Regierungschefs entscheiden. Wenn<br />
Johnson wirklich seinen Deal in dieserWoche<br />
mit allen nötigen<br />
Rechtsakten durchs Parlament<br />
bringt, könnte es<br />
theoretisch ohne Verlängerung<br />
klappen. Allerdings<br />
müssen auch noch wir im<br />
DPA<br />
Europäischen Parlament<br />
zustimmen und es kann<br />
sein, dass das britische Parlament<br />
seine Zustimmung<br />
an ein zweites Referendum<br />
bindet. Dann wäre eine<br />
Verlängerung denkbar.<br />
Sollte der Deal aber im britischen Parlament<br />
abgelehnt werden,dann habe<br />
ich meine Zweifel, ob eine Verlängerung<br />
einfach so sinnvoll wäre. Da<br />
muss die britische Regierung schon<br />
gute Gründe vorbringen, wie beispielsweise<br />
ein Referendum oder<br />
Neuwahlen. Denn klar ist: Es wird<br />
nicht eine neue Verhandlungsrunde<br />
zwischen EU und Johnson geben.<br />
Das hieß es über Monate auch über<br />
den Deal, den Theresa May mit der<br />
EU geschlossen hatte. Und amEnde<br />
wurde doch wieder verhandelt.<br />
Das ist richtig. Aber nun hat sich<br />
die Lage doch komplett verändert. In<br />
Großbritannien ist das politische<br />
Klima inzwischen derart vergiftet,<br />
dass im Falle des Scheiterns dieses<br />
Vorschlags eine Einigung zwischen<br />
Parlament und Regierung nicht<br />
mehr möglich erscheint. Johnson<br />
dürfte also, wenn der jetzt vorliegende<br />
Deal durchfällt, Neuwahlen<br />
ausrufen oder besser noch ein zweites<br />
Brexit-Referendum. Die Menschen<br />
inGroßbritannien sollten das<br />
Wort haben, wie mit dieser Situation<br />
umzugehen ist.<br />
Sollte das Unterhaus dem Deal in dieser<br />
Woche doch zustimmen, würde<br />
dann ein geregelter Brexit zum<br />
31. Oktober möglich sein?<br />
Theoretisch ist vieles denkbar.<br />
Aber ich finde diese Termindebatte<br />
absurd. Wenn alles klar sein sollte,<br />
dann kommt es doch nicht auf ein<br />
paar Tage oder Wochen an, um Formalien<br />
im Gesetzgebungsprozesszu<br />
erledigen.<br />
Undwennder Deal durchfällt?<br />
Dann haben wir ganz andereProbleme<br />
als irgendwelche Termine und<br />
dann muss die britische Regierung<br />
Vorschläge machen, wie es weitergehen<br />
kann.<br />
DasGespräch führte DamirFras.<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute ist esüberwiegend wechselnd bewölkt. Regenschauer gibt es nur<br />
sehr selten, und das Thermometer zeigt maximal 18 bis 21Grad. Der<br />
Wind weht nur schwach aus West. In der Nacht zieht sich der Sternenhimmel<br />
zeitweise hinter kompakte Wolken zurück. Dabei betragen die Tiefsttemperaturen<br />
11bis 8Grad.<br />
Biowetter: Das allgemeine Wohlbefinden<br />
wird auf die Probe gestellt.<br />
Schwindelgefühle und Kopfschmerzen<br />
sind keine Seltenheit. Auch Migräneattacken<br />
machen des Öfteren 13°/20°<br />
Wittenberge<br />
zu schaffen.<br />
<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />
um 13 Uhr: Ozon: 32 µg/m 3 ;<br />
Stickstoffdioxid: 22 µg/m 3 ;<br />
Schwebstaub: 18 µg/m 3 ;<br />
Luftfeuchtigkeit: 59%<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 20Grad.<br />
Wind: leichter Wind aus West.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
12°/20° 12°/20°<br />
Luckenwalde<br />
12°/21°<br />
Cottbus<br />
11°/21°<br />
Dienstag<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
sonnig heiter wolkig<br />
10°/16° 7°/15° 8°/17°<br />
Prenzlau<br />
11°/18°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
12°/21°<br />
Eine Zone tiefen Luftdrucks reicht von der Nordsee zur Iberischen Halbinsel. Sie<br />
markiert den Übergangsbereich von kühler Luft westlich und milder Luft östlich.<br />
Dies ist mit schauerartigem Regen von der Iberischen Halbinsel bis Dänemark<br />
verbunden. Auch zwischen England und Norditalien regnet es teilweise.<br />
Sylt<br />
11°/17°<br />
Hannover<br />
11°/18°<br />
Köln<br />
12°/16°<br />
Saarbrücken<br />
10°/14°<br />
Konstanz<br />
12°/16°<br />
Hamburg<br />
11°/17°<br />
Erfurt<br />
11°/20°<br />
Frankfurt/Main<br />
12°/16°<br />
Stuttgart<br />
12°/16°<br />
Rügen<br />
11°/16°<br />
Rostock<br />
11°/17°<br />
Magdeburg<br />
12°/22°<br />
Nürnberg<br />
12°/19°<br />
München<br />
12°/18°<br />
Dresden<br />
11°/20°<br />
Deutschland: Heute breiten sich vielerorts<br />
reichlich Wolken mit einzelnen<br />
Regenfällen aus. Tagsüber sind<br />
14 bis 22 Grad zuerwarten. Die<br />
Tiefsttemperaturen pendeln sich bei<br />
12 bis 6Grad ein. Der Wind weht nur<br />
schwach aus West. Morgen werden<br />
Höchstwertevon 14 bis 18 Grad erzielt.<br />
Dazu ist es gebietsweise wolkig.<br />
Sehr vereinzelt regnet es jedoch<br />
bei bedecktem Himmel. Der Wind<br />
weht nur schwach aus nordwestlichen<br />
Richtungen.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 12°-14°<br />
Nordsee: 13°-15°<br />
Mittelmeer: 19°-28°<br />
Ost-Atlantik: 13°-19°<br />
Mondphasen: 21.10. 28.10. 04.11. 12.11.<br />
Sonnenaufgang: 07:42 Uhr Sonnenuntergang: 17:59 Uhr Mondaufgang: 23:27 Uhr Monduntergang: 15:15 Uhr<br />
Lissabon<br />
20°<br />
Las Palmas<br />
22°<br />
Madrid<br />
17°<br />
Reykjavik<br />
9°<br />
Dublin<br />
11°<br />
London<br />
13°<br />
Paris<br />
14°<br />
Bordeaux<br />
16°<br />
Palma<br />
21°<br />
Algier<br />
25°<br />
Nizza<br />
23°<br />
Trondheim<br />
8°<br />
Oslo<br />
6°<br />
Stockholm<br />
10°<br />
Kopenhagen<br />
14°<br />
Berlin<br />
20°<br />
Mailand<br />
20°<br />
Tunis<br />
28°<br />
Rom<br />
25°<br />
Warschau<br />
21°<br />
Wien<br />
20° Budapest<br />
24°<br />
Palermo<br />
26°<br />
Kiruna<br />
-3°<br />
Oulu<br />
2°<br />
Dubrovnik<br />
23°<br />
Athen<br />
27°<br />
St. Petersburg<br />
12°<br />
Wilna<br />
19°<br />
Kiew<br />
21°<br />
Odessa<br />
18°<br />
Varna<br />
22°<br />
Istanbul<br />
22°<br />
Iraklio<br />
25°<br />
Archangelsk<br />
1°<br />
Moskau<br />
15°<br />
Ankara<br />
22°<br />
Antalya<br />
29°<br />
Acapulco 33° wolkig<br />
Bali 40° heiter<br />
Bangkok 33° wolkig<br />
Barbados 29° Gewitter<br />
Buenos Aires 19° Regen<br />
Casablanca 17° heiter<br />
Chicago 21° Schauer<br />
Dakar 32° heiter<br />
Dubai 34° sonnig<br />
Hongkong 29° heiter<br />
Jerusalem 22° sonnig<br />
Johannesburg 34° wolkig<br />
Kairo 32° wolkig<br />
Kapstadt 19° wolkig<br />
Los Angeles 27° sonnig<br />
Manila 32° Gewitter<br />
Miami 33° wolkig<br />
Nairobi 28° Schauer<br />
Neu Delhi 33° sonnig<br />
New York 18° heiter<br />
Peking 18° heiter<br />
Perth 23° wolkig<br />
Phuket 32° Gewitter<br />
Rio de Janeiro 23° bewölkt<br />
San Francisco 24° sonnig<br />
Santo Domingo 31° wolkig<br />
Seychellen 29° wolkig<br />
Singapur 33° Gewitter<br />
Sydney 27° sonnig<br />
Tokio 24° bedeckt<br />
Toronto 17° wolkig
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 3 *<br />
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Seite 3<br />
Die Nacht ist hereingebrochen<br />
über Thüringen. Unddie Lampe<br />
im Fond der Ministerpräsidenten-Limousine,<br />
auf der Fahrt<br />
zwischen Arnstadt und Erfurt, bescheint die<br />
zwei Flaschen Multivitaminsaft in der Konsole<br />
–sowie den Ministerpräsidenten selbst,<br />
der sein Jackett abgelegt hat und jetzt im weißen<br />
Hemd mit Krawatte dasitzt.<br />
Bodo Ramelows Mitarbeiter sind schon<br />
sehr gefordert indieser Zeit, weil die Arbeitstage<br />
in Wahlkampfzeiten keinen Anfang und<br />
kein Ende kennen –und man das, wie einer<br />
von ihnen sagt, nicht ewig durchhalten<br />
könne.Ramelowist entspannt. Er sei „auf Betriebstemperatur“,<br />
sagt er, während die Limousine<br />
über die Autobahn zu fliegen scheint<br />
–und dass ihm die Sache Spaß mache.<br />
Als wir um kurznach 21 Uhrvor seinem Erfurter<br />
Wohnhaus halten, fragt Ramelow nach<br />
vorn, wann es denn am nächsten Tagweiter<br />
gehe. Um8.10 Uhr, schallt es nach hinten.<br />
Dann kurzerAufenthalt in der Staatskanzlei –<br />
und später wieder auf Tour. Der Regierungschef<br />
öffnet die Autotür.Und wegist er.<br />
Am 5. Dezember 2014 wurde der heute<br />
63-Jährige zum thüringischen Ministerpräsidenten<br />
gewählt. Und das war in gleich<br />
dreifacher Hinsicht bemerkenswert. Ramelow<br />
ist der erste Linke auf so einem Posten.<br />
Er ist der westdeutsche Frontmann in einer<br />
immer noch sehr ostdeutsch geprägten Partei.<br />
Und schließlich ist Ramelow ein Legastheniker<br />
aus eher armen Verhältnissen,<br />
dem man die Herkunft als Underdog zuweilen<br />
noch anmerkt. „Ramelow ist stolz, dass<br />
er da oben angekommen ist“, sagte damals<br />
ein Beobachter.<br />
In diesenWochen ist Ramelowunterwegs,<br />
um sich mit seiner Koalition aus Linken, Sozialdemokraten<br />
und Grünen ein neues Mandat<br />
zu holen. Abends zwischen 19 und 21<br />
Uhrheißt es deshalb jetzt immer:„Bodo Ramelow<br />
vor Ort –Persönlich. Politisch. Direkt.“<br />
Diesmal im Theater im Schlossgarten<br />
von Arnstadt, in dem ein junges Moderatoren-Paar<br />
wartet und ein überwiegend älteres<br />
Publikum, das für die ostdeutsche Provinz<br />
durchaus so kennzeichnend ist wie für die<br />
Mitgliedschaft jener Partei, der auch Ramelowangehört.<br />
Die Gäste können ihre Fragen auf Postkarten<br />
schreiben, die eingesammelt und den<br />
Moderatoren ausgehändigt werden. Als ein<br />
Rentner unangekündigt dazwischenruft, bescheidet<br />
ihm der Moderator: „Das ist hier<br />
keine Diskussionsveranstaltung.“<br />
Ramelow, das sieht man seinem Gesicht<br />
an, hätte andereWorte gewählt. Es bleibt das<br />
einzige Malheur des Abends.<br />
Es gibt noch Bananen<br />
Am Anfang hatte Ramelow, der vor fünf Jahrenerst<br />
im zweitenWahlgang gewählt wurde,<br />
in erster Linie darauf geachtet, nichts falsch<br />
zu machen. Während von der CDU animierte<br />
Bürger und ehemalige Dissidenten<br />
gegen das Linksbündnis auf die Straße gingen,<br />
sorgte der Regierungschef nach innen<br />
für Augenhöhe. Sowurden bestehende Ministerien<br />
auseinandergenommen und neu<br />
zusammengesetzt. Eine <strong>Zeitung</strong> schrieb von<br />
„Beutegemeinschaft“. Auch ist die SPD mit<br />
einer eigenen Staatssekretärin in der Staatskanzlei<br />
vertreten –und die Grünen mit einer<br />
Stabsstelle.<br />
Nach außen kalauerte Ramelow, dass es<br />
in Thüringen trotz linker Machtübernahme<br />
immer noch Bananen gebe. Überhaupt<br />
werde „die sozialistische Mangelwirtschaft<br />
nicht wieder eingeführt“. Er diskutierte<br />
überdies öffentlich mit demVorstandsvorsitzenden<br />
der Bundesstiftung zur Aufarbeitung<br />
der SED-Diktatur,Rainer Eppelmann. Er besuchte<br />
die Stasi-Gedenkstätte in der Erfurter<br />
Andreasstraße und ließ den Fall des in Haft<br />
gestorbenen einstigen Regimekritikers Matthias<br />
Domaschk wieder aufrollen. Niemand<br />
sollte bei Ramelow anMauer und Stacheldraht<br />
denken. Nachdem manche Amtskollegen<br />
den Newcomer zu Beginn buchstäblich<br />
mit spitzen Fingern angefasst hatten,<br />
darunter Sachsen-Anhalts Ministerpräsident<br />
Reiner Haseloff (CDU), ist dieser heute<br />
mit selbigem per Du. Ohnehin war das ja<br />
der Sinn der Übung, nicht zuletzt aus Sicht<br />
der eigenen Partei: Akzeptanz herstellen.<br />
Undvor allem: Durchhalten!<br />
Natürlich ging manches schief. So nutzte<br />
der grüne Justizminister Dieter Lauinger sein<br />
Amt, um im Bildungsministerium zugunsten<br />
der schulischen Karriereseines Sohnes zu intervenieren.<br />
Der Versuch ging als „Sohnemannaffäre“<br />
in Thüringens Geschichte ein.<br />
Später verschoben Linke, Sozialdemokraten<br />
und Grüne die kommunale Gebietsreform.<br />
Zu viel Sprengstoff! Im Ganzen allerdings<br />
gingen die fünf Jahreerstaunlich reibungslos<br />
über die Bühne –wohl auch, weil die Partner<br />
im Falle des Scheiterns allesamt viel zu verlieren<br />
gehabt hätten. Jetzt heißt es, einen<br />
zweiten Anlauf zu nehmen. Im Amtbestätigt<br />
zu werden, wärefür Ramelowgewiss die ultimative<br />
Bestätigung. Dafür gibt er alles, auch<br />
Hören,<br />
was geht<br />
IMAGO IMAGES/THOMAS KOEHLER<br />
Bodo Ramelow will am kommenden Sonntag<br />
in seinem Amt bestätigt werden –als Ministerpräsident von Thüringen.<br />
Um das zu erreichen, setzt er mehr auf sich selbst<br />
und weniger auf seine Partei, die Linke<br />
in Arnstadt. Es beginnt mit einem kleinen<br />
Small Talk mit den Moderatoren, der zufällig<br />
wirken soll, es aber selbstredend nicht ist.<br />
So geht es um die Bratwurst, genauer:die<br />
Thüringer Rostbratwurst, auf die sie sich hier<br />
als identitätsstiftendes Nahrungsmittel viel<br />
zugutehalten. Immerhin existiertunweit von<br />
Arnstadt sogar ein Bratwurst-Museum. Auch<br />
lässt Rameloweinfließen, wie er als Gewerkschaftssekretär<br />
über das hessische Marburg<br />
in die thüringische Partnerstadt Eisenach<br />
kam –und zwar noch vorderVereinigung am<br />
3. Oktober 1990. Tatsächlich kennt er im Freistaat<br />
jeden Stein. In Sachen Landespatriotismus<br />
macht Ramelowniemand etwas vor.<br />
DemSmall Talk folgt eine kurze Rede.Dabei<br />
erinnert Ramelow an die „Gemeindeschwester<br />
Agnes“ und die Polikliniken, die es<br />
zu DDR-Zeiten gab, und sagt: „So hätten wir<br />
vor30Jahren gemeinsam dieWeichen stellen<br />
können.“ Ferner verweist der Linken-Politiker<br />
auf die 6000 unbesetzten AusbildungsplätzeimLand<br />
(als Ausweis des wirtschaftlichen<br />
Erfolgs) und darauf, dass seine Landes-<br />
VonMarkus Decker<br />
„Die Demokratie ist<br />
schön, und sie ist<br />
spannend.“<br />
Bodo Ramelow,<br />
thüringischer<br />
Ministerpräsident<br />
im Wahlkampf<br />
regierung jenen Sanierungsstau in den Schulen<br />
zumindest zur Hälfte aufgelöst habe,den<br />
die CDU-geführten Vorgängerregierungen<br />
hinterlassen hätten. Fraglos gehe der Unterrichtsausfall<br />
nicht auf das Konto von Rot-<br />
Rot-Grün, sondern auf das jener Christdemokraten,<br />
die nun wieder an die Macht wollten.<br />
Am Schluss des Vortrags betont der Ministerpräsident<br />
selbstgewiss, dass es 2014<br />
immer geheißen habe,dass eine Dreier-Koalition<br />
wie die in Erfurt nie funktionieren<br />
könne und die Regierung nach 100 Tagen<br />
wieder weg sein werde. „Und jetzt stehe ich<br />
immer noch nie hier“, sagt er. Die Botschaft<br />
ist unmissverständlich: Das scheinbar Unmögliche<br />
ist möglich.<br />
Dann beginnt der wesentliche Teil der<br />
Veranstaltung. Die Moderatoren konfrontieren<br />
Ramelow mit den Fragen, die das Publikum<br />
auf die Postkarten geschrieben hat. Dabei<br />
wird ein bunter Strauß an Themen hörbar:<br />
Internetausbau und Rechtsextremismus,<br />
Ost-West-Lohngefälle und<br />
Suchtkranke, der von Ramelow gewünschte<br />
europäische Friedensvertrag mit Russland<br />
und die Klimakrise, angesichts derer er anmerkt:„Die<br />
in Berlin können gut quatschen.“<br />
In der Hauptstadt komme man ja ohne Auto<br />
überall hin –anders als hier,inder Provinz.<br />
Als Klassenkämpfer tritt der Kandidat<br />
während des Frage- und Antwort-Spiels<br />
nicht in Erscheinung. Ramelowhat in all den<br />
Jahren Wert auf eine gewisse Distanz zur eigenen<br />
Partei gelegt, deren Landesvorsitzender<br />
auch nicht er ist, wie es normalweise üblich<br />
wäre, sondern eine außerhalb Thüringens<br />
relativ unbekannte Frau namens Susanne<br />
Hennig. Ramelow gibt sich als<br />
Ministerpräsident aller Thüringer –weshalb<br />
mittlerweile sogar der einstige Bundespräsident<br />
Joachim Gauck der Landes-CDU empfiehlt,<br />
nach derWahl wenn nötig doch auf die<br />
Linke zuzugehen.<br />
Ramelowpräsentiertsich als einer,der es<br />
eigenen Angaben zufolge hasst, zu hören,<br />
was nicht geht. „Ich will hören, was geht.“<br />
Dabei erklärt erfreimütig, dass das Lohngefälle<br />
nicht allein ein Problem der Politik sei,<br />
sondernaucheines der Beschäftigten. Wenn<br />
die zahlreicher in Gewerkschaften einträten,<br />
dann gäbe es mehr Tarifverträge –und eben<br />
höhereLöhne.<br />
In Sachen Rassismus gibt der Ministerpräsident<br />
ebenfalls keinen Rabatt. Wer<br />
„Deutschland, den Deutschen, Ausländer<br />
raus!“ rufenwolle,der solle das doch vorthüringischen<br />
Krankenhäusern tun, sagt er. Da<br />
habe jeder vierte Arzt ausländische Wurzeln.<br />
Ramelow, der selbst von Rechtsextremisten<br />
bedroht wird, packt seine Zuhörer nicht<br />
bei der Moral, sondernbei ihren eigenen Interessen.<br />
Während die Linke in Brandenburg<br />
und Sachsen zuletzt deutlich schrumpfte<br />
und die AfD starkblieb,scheint das Rezept in<br />
Thüringen zu wirken. Die Linke behauptet<br />
dortinden Umfragen relativunangefochten<br />
Platz eins.<br />
Der Applaus in Arnstadt ist höflich. Und<br />
fast wie auf Bestellung kommen abschließend<br />
ein älterer Herr mitGehstock und eine<br />
Frau mit Krücken und einem Blumenstrauß<br />
auf Ramelow zu. Er sagt: „Das war spitze!“<br />
Sie, die offenbar aus Ilmenau stammt, sagt:<br />
„Die Ilmenauer grüßen dich.“<br />
Nach rund 90 Minutenstrebt der Ministerpräsident<br />
mit Büroleiter und Sicherheitsbeamten<br />
über den hinteren Teil der Theater-<br />
Bühne dem Ausgang entgegen, legt das Jackett<br />
ab, steigt in eines der beiden gepanzerten<br />
Fahrzeuge und checkt erst mal, was<br />
während seines Auftritts so auf seinem Smartphone<br />
los war.Danach können wir reden.<br />
Zwar wirdamnächsten Tageine Umfrage<br />
bekannt, die eine Wiederwahl von Rot-Rot-<br />
Grün wieder unwahrscheinlich erscheinen<br />
lässt, nachdem sie in den letzten Wochen<br />
erstmals wieder möglich erschien. So oder so<br />
jedoch ist Ramelow jetzt in jenem Optimismus-Modus,<br />
der für Wahlkämpfer typisch<br />
und letztlich so zwingend ist wie für einen<br />
Sportler, der gewinnen will. Da wäre jeder –<br />
zumal öffentlich geäußerte –Selbstzweifel<br />
nur im Weg.<br />
Waswäre, wenn ...<br />
So erinnert Ramelow andie MDR-Umfrage,<br />
derzufolge 65 Prozent der Thüringerinnen<br />
und Thüringer mit seiner Arbeit zufrieden<br />
sind. Die Linke vor diesem Hintergrund als<br />
randständige Partei zu bezeichnen, wie sein<br />
weit abgeschlagener CDU-Herausforderer<br />
Mike Mohringdies tue,sei „schon steil“. Tatsächlich<br />
ist Ramelow der beliebteste Ministerpräsident<br />
Ostdeutschlands.<br />
Außerdem erinnert erandie Landesverfassung,<br />
die dem Regierungschef eine starke<br />
Stellung gibt –eine stärkere als andere Landesverfassungen.<br />
„Es gibt bei uns keine Vorschrift,<br />
in welcher Frist der Ministerpräsident<br />
gewählt werden muss“, sagt Ramelow<br />
im Schein der Autolampe auf dem Wegins<br />
heimische Erfurt. „Sondernder Ministerpräsident<br />
wird dann gewählt, wenn eine Fraktion<br />
den Antrag dazu stellt.“ Das kann dauern,<br />
weil womöglich eine Vier-Parteien-Koalition<br />
gegen die AfD gebraucht würde und<br />
Unregierbarkeit droht. Die nach der Wahl<br />
einstweilen weiter amtierende Landesregierung<br />
sei darum „auch keine Minderheitsregierung<br />
oder eine geschäftsführende Regierung“,<br />
sondern „einfach die Landesregierung“.<br />
DerHaushalt für 2020 sei ja bereits beschlossen.<br />
Soll heißen: Selbst für den Fall,<br />
dass seine Koalition bei der Wahl die Mehrheit<br />
verlöre, wären erst mal die Konkurrenten<br />
amZug, im Landtag eine andere Mehrheit<br />
zustande zu bringen.<br />
Ja, Bodo Ramelow hat nach eigener Auskunft<br />
„noch genug Perspektiven“. „Die Demokratie“,<br />
sagt er, „ist schön, und sie ist<br />
spannend.“ Und Thüringens Ministerpräsident<br />
gibtsich so gelassen, wieerkann.<br />
Markus Decker beobachtet Bodo<br />
Ramelownicht erst, seit dieser Ministerpräsident<br />
vonThüringen ist.
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Deutsche Waffenexporte im<br />
Wertvon 25,3 Milliarden Euro<br />
Deutschland hat zwischen 2000 und<br />
2018 Waffen und Kriegsgerät im Gesamtwertvon<br />
25,3 Milliarden Euro<br />
ausgeführt. Dasgeht aus einer Antwortdes<br />
Bundeswirtschaftsministeriums<br />
auf eine Anfrage der Linken im<br />
Bundestag hervor, die der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland) vorliegt. Nach Angaben<br />
der Bundesregierung handelt es<br />
sich um den Wert tatsächlicher Ausfuhren<br />
vonRüstungsgüternseit Beginn<br />
der Einführung der Rüstungsexportberichte<br />
vor19Jahren. Für<br />
kriegstaugliches sonstiges Gerät liegen<br />
keine Zahlen vor, auch nicht für<br />
das laufende Jahr 2019. Dasbisherige<br />
Rekordjahr für deutsche Rüstungsexporte<br />
war laut Bundeswirtschaftsministerium<br />
2017 mit einem<br />
Gesamtwertvon 2,65 Milliarden<br />
Euro. (köp.)<br />
SPD kündigt Programm für<br />
kommunale Infrastruktur an<br />
DieSPD-Bundestagsabgeordnete<br />
Saskia Esken und Nordrhein-Westfalens<br />
Finanzminister NorbertWalter-<br />
Borjans (SPD) haben für den Fall ihrer<br />
Wahl zu SPD-Bundesvorsitzenden<br />
Milliarden-Investitionen in die kommunale<br />
Infrastruktur angekündigt.<br />
„Ineinem Jahrzehnt der öffentlichen<br />
Investitionen wollen wir bis 2030 insgesamt<br />
500 Milliarden Euro verfügbar<br />
machen für Städte und Gemeinden,<br />
die Sanierung vonSchulen, Kitas und<br />
Verwaltungsgebäude,für Brücken<br />
und Straßen und für den Ausbau der<br />
digitalen Infrastruktur“, sagte Esken<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (RedaktionsnetzwerkDeutschland).<br />
(ani.)<br />
Proteste gegen Pegida<br />
in Dresden<br />
Unter dem Motto „Herz statt Hetze“ wird<br />
in Dresden gegen Pegida demonstriert. DPA<br />
MehrereTausend Menschen haben<br />
am Sonntag in Dresden gegen die islam-<br />
und ausländerfeindliche Pegida-Bewegung<br />
demonstriert. Anlass<br />
war der Jahrestag der selbst ernannten<br />
Patriotischen Europäer gegen die<br />
Islamisierung des Abendlandes (Pegida),<br />
die am 20. Oktober 2014 ihre<br />
ersteVersammlung in Dresden abgehalten<br />
hatten. DieVeranstalter der<br />
Proteste gingen vonmehr als 5000<br />
Teilnehmernaus.Zuder Kundgebung<br />
hatte das Bündnis„Herzstatt<br />
Hetze“ aufgerufen. Beider Kundgebung<br />
vonPegida auf dem Neumarkt<br />
vorder Frauenkirche versammelten<br />
sich dagegen schätzungsweise 3000<br />
Teilnehmer. (dpa)<br />
Grüne legen bei Schweizer<br />
Wahl deutlich zu<br />
Beider Parlamentswahl in der<br />
Schweiz haben zwei grüne Parteien<br />
bedeutend hinzugewonnen. Nach<br />
ersten Hochrechnungen überholten<br />
sie mit rund 13 Prozent eine der vier<br />
Regierungsparteien in der Wählergunst.<br />
DieGrünen wären damit<br />
viertstärkste Kraft.Verlierer war nach<br />
der Hochrechnung des Umfrageinstituts<br />
gfs.berndie rechtskonservativeSVP<br />
mit minus 3,8 Prozentpunkten.<br />
Siebleibt aber stärkste Kraft,<br />
wahrscheinlich mit 25,6 Prozent.<br />
Zusammen kämen Grüne und Grünliberale<br />
nach der Hochrechnung sogar<br />
auf gut 20 Prozent und würden<br />
zweitstärkste Kraft. (dpa)<br />
Enthemmt<br />
Seit Beginn der Impeachment-Untersuchung zeigt sich US-Präsident Trump noch extremer als zuvor<br />
VonKarlDoemens, Washington<br />
Sieben Monate lang war der<br />
Pressesaal im West Wing des<br />
Weißen Hauses ungenutzt<br />
gewesen – als Donald<br />
Trumps geschäftsführender Stabschef<br />
Mick Mulvaney am Donnerstag<br />
kurzfristig zu einer der so selten gewordenen<br />
Pressekonferenzen lud,<br />
war die Spannung darum groß. Doch<br />
Mulvaney machte in dem spartanischen<br />
Raum zunächst nur eine Mitteilung,<br />
die wenig später schon wieder<br />
hinfällig sein sollte. Das G7-Gipfeltreffen<br />
der führenden Industriestaaten<br />
im Juni 2020 werde im<br />
Golfhotel des US-Präsidenten in<br />
Miami stattfinden, verkündete er.<br />
Die Kritik, die folgte, war so massiv<br />
–„das ist schlicht und einfach<br />
Korruption“, empörte sich etwa die<br />
demokratische Präsidentschaftsbewerberin<br />
Elizabeth Warren – dass<br />
Donald Trump am Samstagabend<br />
twitterte,dass man das Hotel Trump<br />
National Doral nun doch nicht mehr<br />
in Betracht ziehe und einen neuen<br />
Ort suche. Schuld sei die „verrückte<br />
und irrationale Feindseligkeit der<br />
Medien und Demokraten“. Die Entscheidung<br />
für Trumps eigenes Hotel<br />
als Gipfelort war allerdings auch bei<br />
Mitgliedern seiner eigenen Partei,<br />
den Republikanern, auf Unverständnis<br />
gestoßen.<br />
„Finden Siesich damit ab!“<br />
Donald Trump vergangene Woche bei einer Wahlkampfveranstaltung in Texas. GETTY IMAGES<br />
Der nächste G7-Gipfel wird nun doch nicht in Trumps Golfhotel in Miami stattfinden. DPA<br />
Bemerkenswert war die Pressekonferenz<br />
vom Donnerstag aber nicht<br />
nur wegen der Kurzlebigkeit ihres<br />
Anlasses. Auf Nachfragen räumte<br />
Rick Mulvaney ein, dass Trump Militärhilfen<br />
von400 Millionen Dollar an<br />
die Ukraine zurückgehalten habe,<br />
um die Regierung in Kiew zu Ermittlungen<br />
gegen die heimische Opposition<br />
zu drängen.„Es gibt immer politischen<br />
Einfluss in der Außenpolitik“,<br />
verkündete er patzig: „Finden<br />
Siesich damit ab!“<br />
Genau diesen Zusammenhang<br />
hatte Trump bislang bestritten. Dennoch<br />
soll ihm der zackige Auftritt seines<br />
höchsten Mitarbeiters gut gefallen<br />
haben. Er entsprach genau seinem<br />
Reaktionsmuster in der politischen<br />
Großkrise, die sich seit der<br />
Eröffnung der Untersuchungen für<br />
ein Amtsenthebungsverfahren vor<br />
einem Monat in Washington in dramatischer<br />
Geschwindigkeit entfaltet:<br />
bloß keine Schwäche zeigen.<br />
Niemals nachgeben. Stattdessen<br />
werden die Tabubrüche durch deren<br />
demonstrativeInflationierung bagatellisiert<br />
und die Wirklichkeit durch<br />
Lügen verbogen. „Sie wollen euch<br />
eure Stimme nehmen und eure Zukunft“,<br />
stachelt Trump seine Anhänger<br />
auf.<br />
Nach gut 1000 Tagen im Amt befindet<br />
sich der Mann im Weißen<br />
Haus im Zentrum gleich mehrerer<br />
Orkane: Da ist die Ukraine-Affäre, in<br />
der er offenkundig ausländische Regierungschefs<br />
zu Schmutzkampagnen<br />
gegen politische Kontrahenten<br />
nötigte. Daist der Verfassungskonflikt<br />
mit dem Kongress, dem er Auskunft<br />
verweigert und sich damit<br />
mutmaßlich der Amtsbehinderung<br />
schuldig macht. Da ist der abrupte<br />
Abzug der US-Armee aus Syrien, der<br />
den Mittleren Osten in ein gigantisches<br />
Chaos gestürzt und das amerikanische<br />
Militär dem Spott seines<br />
Erzfeindes Russland preisgegeben<br />
hat. Unddasind die zunehmend bizarren<br />
Auftritte und Äußerungen des<br />
„stabilen Genies“, die der Debatte<br />
über Trumps Geschäftsfähigkeit<br />
neue Nahrung geben.<br />
Seit die Demokraten das Impeachment<br />
eingeleitet haben, wirkt<br />
der Oberbefehlshaber der größten<br />
Streitmacht der Welt noch wilder,<br />
sprunghafter und extremer als zuvor.<br />
Seine Wut-Tiraden auf Twitter sind<br />
ebenso wie sein Selbstlob nun völlig<br />
enthemmt. Ohne Ironie preist er<br />
seine „großartige und unerreichte<br />
Weisheit“, während seine Kundgebungen<br />
zu Pöbelattacken verkommen.<br />
Anderthalb Stunden lang wütete<br />
er kürzlich vor 20000 Zuschauernineiner<br />
Arena in Minneapolis gegen<br />
die Demokraten, die Medien<br />
und den Sozialismus.Erzog Grimassen,<br />
erzählte nachweislich erfundene<br />
Geschichten und beleidigte<br />
den demokratischen Präsidentschaftskandidaten<br />
Joe Biden als<br />
Mann, der „Obamas Arsch geküsst“<br />
habe.<br />
Bizarr sind auch die Schriftsätze,<br />
die inzwischen das Weiße Haus verlassen<br />
und offenkundig von Trump<br />
diktiert werden. „Sie wollen nichts<br />
anders, als die Ergebnisse der Wahl<br />
von 2016 verdrehen“, ließ er seinen<br />
Justiziar dem Kongress auf offiziellem<br />
Papier antworten und verweigerte<br />
die Zusammenarbeit mit dem<br />
lapidaren Hinweis,erhabe „wichtige<br />
Arbeit“ zu leisten. „Lassen Sieuns einen<br />
guten Deal aushandeln!“,<br />
schrieb er dem türkischen Präsidenten<br />
Recep Tayyip Erdogan, nachdem<br />
dessen Truppen in Nordsyrien eingefallen<br />
waren. Der Brief endete mit<br />
der Aufforderung: „Seien Sie kein<br />
harter Kerl! Seien Siekein Narr!“<br />
Am vergangenen Mittwoch dann<br />
kam es zu einem regelrechten Eklat.<br />
Eigentlich waren die Spitzen der<br />
Kongressfraktionen ins Weiße Haus<br />
gekommen, um sich über die Lage in<br />
Syrien informieren zu lassen. Doch<br />
als Nancy Pelosi, die demokratische<br />
Sprecherin des Repräsentantenhauses,<br />
dem Präsidenten mitteilte, dass<br />
das Parlament mit den Stimmen von<br />
zwei Dritteln der republikanischen<br />
Abgeordneten soeben eine Rüge seiner<br />
abrupten Abwendung von den<br />
kurdischen Verbündeten beschlossen<br />
hatte, verlor Trump nach Teilnehmerangaben<br />
die Fassung. Er beleidigte<br />
Pelosi als „drittklassige Politikerin“<br />
und warf den Demokraten<br />
Sympathien für die Taliban vor, weil<br />
diese Kommunisten seien. Nach 20<br />
Minuten brachen die Gäste das Gespräch<br />
ab.„Er hatte einen Nervenzusammenbuch“,<br />
konstatierte Pelosi<br />
kühl. Das brachte Trump endgültig<br />
zur Explosion:„Nancy Pelosi braucht<br />
schnell Hilfe (…) Betet für sie, denn<br />
sie ist eine sehr kranke Person“, twitterte<br />
er.<br />
Offen wird in den USA inzwischen<br />
darüber diskutiert, ob dieser<br />
Befund nicht eher auf den Präsidenten<br />
zutrifft. Amerikanische Medien<br />
zitieren Stimmen aus dem Regierungsumfeld,<br />
die Trump als zunehmend<br />
unkontrolliertund nicht mehr<br />
beherrschbar beschreiben. Ein viel<br />
beachteter Artikel mit der Überschrift<br />
„Unfit for office“ („Amtsuntauglich“)<br />
in dem renommierten<br />
konservativen Politikmagazin The<br />
Atlantic attestierte dem Präsidenten<br />
kürzlich offen einen „pathologischen<br />
Narzissmus“, der immer weiter<br />
voranschreite: „Man muss kein<br />
Psychiater sein, um zu sehen, dass<br />
ernsthaft etwas mit Trump nicht<br />
stimmt.“ Noch bemerkenswerter als<br />
die These ist deren Autor George<br />
Conway. Der Anwalt ist mit Trumps<br />
engster Beraterin Kellyanne Conway<br />
verheiratet.<br />
Tatsächlich rückt Trumps Egoimmer<br />
mehr ins Zentrum seiner Urteilsfindung.<br />
Dass er selbst das<br />
Chaos in Nordsyrien ausgelöst hat,<br />
als er Erdogan in einem Telefonat am<br />
6. Oktober freie Hand für die Einrichtung<br />
einer „Schutzzone“ gab, blendet<br />
der Präsident komplett aus.Verantwortungsgefühl<br />
für die einstigen<br />
kurdischen Verbündeten ist ihm<br />
fremd. „Das hat nichts mit uns zu<br />
tun“, erklärte er am Mittwoch im<br />
Weißen Haus kühl. Die nun ausgehandelte<br />
fünftägige Feuerpause mit<br />
der Türkei verkauft er als persönlichen<br />
Triumph: „Das konnte nur jemand<br />
so Unkonventionelles wie ich<br />
erreichen.“<br />
Fiasko in Nordsyrien<br />
Die Fakten sprechen eine andere<br />
Sprache: Nicht nur hat die Blitz-Invasion<br />
der Türkei in Nordsyrien viele<br />
Tote gekostet. Mit dem Waffenstillstand<br />
wird die Vertreibung der Kurden<br />
aus einem 30 Kilometer breiten<br />
Grenzstreifen offiziell sanktioniert.<br />
Deren Kämpfer schlagen sich nun<br />
auf die Seite des von Russland und<br />
Iran unterstützten syrischen Machthabers<br />
Baschar al-Assad, während<br />
die mithilfe der USA gefassten Terroristen<br />
der IS-Miliz zu entfliehen drohen.<br />
Für die Weltmacht USA ist das<br />
ein Fiasko.<br />
Auch in der Ukraine-Affäre läuft<br />
es objektiv nicht gut für Trump.Täglich<br />
bestätigen aktiveund ehemalige<br />
Regierungsmitarbeiter zurzeit bei<br />
Anhörungen im Kongress, dass der<br />
Präsident unter Führung seines persönlichen<br />
Anwalts Rudy Giuliani<br />
eine regelrechte Parallelstruktur zur<br />
offiziellen Ukraine-Diplomatie aufgebaut<br />
hat, deren Ziel es war, den<br />
frisch gewählten Präsidenten Wolodomyr<br />
Selenskyj für innenpolitische<br />
und wahrscheinlich auch wirtschaftliche<br />
Zwecke gefügig zu machen.<br />
Zwei windige Geschäftspartner von<br />
Giuliani mit Ukraine-Verbindungen<br />
wurden bei der versuchten Ausreise<br />
aus den USA festgenommen. Offenbar<br />
geht es im Hintergrund auch um<br />
Interessen amerikanischer Geschäftsleute<br />
an den Gas-Vorkommen<br />
der Ukraine. Trumps Energieminister<br />
Rick Perry, eine der Schlüsselfiguren<br />
der Affäre, erklärte am<br />
Donnerstag kurz vor der Vorladung<br />
vor einen Kongress-Ausschuss seinen<br />
Rücktritt.<br />
Noch steht die Basis zu Trump.<br />
Die täglich neuen Schlagzeilen über<br />
Skandale in Washington haben sie<br />
abgestumpft. In der Gesamtbevölkerung<br />
ist die Zustimmung für das Impeachment-Verfahren<br />
inzwischen<br />
deutlich über 50 Prozent gestiegen.<br />
Die erforderliche Zweidrittelmehrheit<br />
im republikanisch dominierten<br />
Senat für die endgültige Amtsenthebung<br />
liegt zwar noch in weiter Ferne.<br />
Doch scheint Trumps abrupte Abkehr<br />
von den kurdischen Verbündeten<br />
im republikanischen Lager für<br />
deutlich mehr Unruhe zu sorgen, als<br />
es die Ukraine-Affäretat.<br />
Die überparteiliche Rüge des Repräsentantenhauses<br />
vom Mittwoch<br />
wirkt wie ein Alarmsignal. „Die Zurechtweisung<br />
sendet eine Botschaft<br />
des Vertrauensverlustes“, kommentiert<br />
das konservative Wall Street<br />
Journal: „Das könnte sich auf andere<br />
Felder übertragen.“ Mitt Romney,<br />
der ehemalige republikanische Präsidentschaftskandidat,<br />
hat bereits<br />
öffentlich mit Trump gebrochen.<br />
„Was wir den Kurden angetan haben“,<br />
formuliertder heutige Senator<br />
von Utah hart, „wird als Blutfleck in<br />
die amerikanischen Geschichtsbücher<br />
eingehen.“<br />
Helmut<br />
Schmidts<br />
Gegenspieler<br />
Zum Toddes SPD-Politikers<br />
Erhard Eppler<br />
VonHolger Schmale<br />
Eine der letzten Symbolfiguren einer<br />
großen westdeutschen Politikergeneration<br />
ist tot. ErhardEppler<br />
war anders als Helmut Schmidt, Helmut<br />
Kohl oder Hans-Dietrich Genscher<br />
kein Macher. Erwar ein Intellektueller,den<br />
es irgendwie in die Politik<br />
verschlagen hatte. Ein Analytiker,<br />
ein Zweifler, einer, der<br />
gesellschaftliche Trends früher als<br />
viele anderegespürthat.<br />
Herausragend für diese Eigenschaft<br />
war seine Rede am 17. Juni<br />
1989 im Bundestag, zur Feierstunde<br />
des damals in der Bundesrepublik<br />
begangenen Tags der Deutschen<br />
Einheit. Als in Bonn sonst noch niemand<br />
einen Gedanken an die Idee<br />
verschwendete, die DDR könnte<br />
kurz vor dem Zusammenbruch stehen,<br />
sagte er genau dies voraus.<br />
Dabei war er alles andere als ein<br />
Deutschnationaler, der da seinem<br />
Wunschdenken frönte. Eppler gehörte<br />
zum linken Flügel der SPD und<br />
zu den Autoren eines gemeinsamen<br />
Dialogpapiers vonSPD und SED.Gerade<br />
deshalb wusste er mehr über<br />
die Stimmung und die Lage in der<br />
DDR als viele andere, auch Dank seiner<br />
engen Kontakte in die evangelische<br />
Kirche Ostdeutschlands.<br />
Doch Erhard Eppler erkannte<br />
auch viel früher als die meisten in<br />
der SPD die Bedeutung der Ökologie<br />
für die Zukunft der Industriegesellschaft,<br />
er warnte vor den Gefahren<br />
der Atomkraft und er war einer der<br />
prominentesten Sozialdemokraten,<br />
die sich in der<br />
Friedensbewegung<br />
engagierten.<br />
All dies<br />
machte ihn zu<br />
einem Gegenspieler<br />
von Helmut<br />
Schmidt, einer,<br />
der zwar<br />
keine wichtigen Erhard Eppler<br />
Parteifunktionen<br />
hatte, aber<br />
(1926–2019)<br />
eine große moralische Autorität.<br />
DPA<br />
Dies rührte nicht zuletzt von seinem<br />
Rücktritt als Entwicklungshilfeminister<br />
1974 her, kurz nach dem<br />
Amtsantritt Schmidts als Bundeskanzler.Anders<br />
als dessen Vorgänger<br />
Willy Brandt hielt Schmidt Entwicklungshilfe<br />
für eine nachrangige Aufgabe<br />
und ließ die Mittel kürzen. Eppler<br />
legte daraufhin sein Amt nieder.<br />
Diebeiden Sozialdemokraten haben<br />
sich nie mehr wirklich ausgesöhnt.<br />
Eppler widmete sich danach vor<br />
allem der SPD in seinem Heimatland<br />
Baden-Württemberg, wo er als<br />
Landesvorsitzender und Spitzenkandidat<br />
nicht sehr erfolgreich gegen<br />
die CDU ankämpfte. Doch das<br />
tat seinem Ansehen in der SPD und<br />
in der evangelischen Kirche, inder<br />
er sich unter anderem als Kirchentagspräsident<br />
engagierte, keinen<br />
Abbruch. Ein Beleg für seine differenzierte<br />
Sicht als Linker war später<br />
seine Unterstützung des Kurses von<br />
Bundeskanzler Gerhard Schröder<br />
sowohl in der Sozial- als auch in der<br />
Außenpolitik. In den letzten Jahren<br />
wandte er sich gegen eine Verteufelung<br />
Wladimir Putins und plädierte<br />
für eine größere Annäherung an<br />
Russland.<br />
Gesine Schwan, seine Nachfolgerin<br />
als Vorsitzender der Gundwertekommission<br />
der SPD, beschrieb<br />
Eppler zu seinem 90. Geburtstag<br />
2016 als Kassandra, eine Figur der<br />
griechischen Mythologie, die Unheil<br />
vorhersagt, aber nicht gehört wird.<br />
„An ihm kann man sehen, dass man<br />
der Sache nach recht behalten kann,<br />
auch wenn man keine Mehrheiten<br />
bekommen hat.“<br />
Erhard Eppler ist am Sonnabend<br />
mit 92 Jahren in Schwäbisch Hall<br />
gestorben. Sein Toderinnert auch<br />
an die einst wichtige Rolle vonIntellektuellen<br />
in der SPD,die es heute in<br />
der Partei kaum noch gibt.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 5 *<br />
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Politik<br />
Hinter dem Krawall<br />
Nach einer knappen Woche mit nächtlichen Straßenschlachten versucht die Justiz herauszufinden, wer die Gewalt in Barcelona organisiert<br />
VonMartin Dahms<br />
Die Nacht zum Sonntag<br />
war etwas ruhiger als die<br />
Nächte davor. Erstmals<br />
stellten sich in Katalonien<br />
friedliche Demonstranten zwischen<br />
gewalttätige Krawallmacher<br />
und die Polizei, um Ausschreitungen<br />
zu verhindern. Siehatten einigen Erfolg<br />
damit.<br />
Katalonien hat eine Woche der<br />
Unruhen hinter sich, wie es sie in der<br />
Region seit Jahrzehnten nicht gab.<br />
Seit der Nacht zum Mittwoch brennen<br />
in Barcelona und den anderen<br />
katalanischen Provinzhauptstädten<br />
Barrikaden, und gewalttätige Separatisten<br />
legen sich mit der Polizei an.<br />
Bis zum Sonntag registrierten die<br />
medizinischen Dienste 565Verletzte,<br />
darunter laut Innenministerium 288<br />
Polizisten. 194 Demonstranten wurden<br />
festgenommen, 18 kamen in<br />
Untersuchungshaft.<br />
Die Gewalt ist organisiert: Spaniens<br />
Innenminister Fernando<br />
Grande-Marlaska beziffert den harten<br />
Kern auf 400 Separatisten, die<br />
sich im Zentrum Barcelonas Kämpfe<br />
mit den Beamten liefern. Unterstützt<br />
werden sie von rund 1500 Jugendlichen<br />
und jungen Erwachsenen, die<br />
Spaß an der Randale haben. Bis zu<br />
10 000 weiterejunge Leute sind Krawalltouristen,<br />
die den Unruhen zuschauen,<br />
ohne daran teilzunehmen.<br />
Werdie Ausschreitungen organisiert,<br />
liegt im Dunklen. Ein Richter<br />
Brennende Barrikaden und Demonstranten in Barcelona in der Nacht zum Sonntag .<br />
des Nationalen Gerichtshofs in Madrid<br />
ermittelt wegen Terroverdachts<br />
gegen den „Tsunami Democràtic“,<br />
ein anonymes Netzwerk, das Aktionen<br />
wie die Besetzung des Flughafens<br />
vonBarcelona am vergangenen<br />
Montag organisiert – allerdings<br />
grundsätzlich gewaltfrei. Dieses<br />
Netzwerk mit „Terrorismus“ in Verbindung<br />
zu bringen, klingt zunächst<br />
abwegig. Die Ermittlungen werden<br />
zeigen, wie eng der friedliche Separatismus<br />
möglicherweise doch mit<br />
dem gewalttätigen verbunden ist.<br />
Quim Torra jedenfalls, dem katalanischen<br />
Regionalpräsidenten, fällt<br />
es sichtlich schwer,sich vonden Gewalttätern<br />
zu distanzieren. Wahrscheinlich<br />
ist ihm bewusst, dass er<br />
selbst die politische Verantwortung<br />
für die Krawalle trägt. Er und die<br />
große Mehrheit der separatistischen<br />
Politiker Kataloniens. Seit Jahren reden<br />
sie den Katalanen ein, dass ihr<br />
„demokratischer Wille“ über dem<br />
Gesetz stehe, weil das von der Uno<br />
verbriefte „Selbstbestimmungsrecht<br />
der Völker“ auch für Katalonien<br />
gelte. Absichtsvoll missachten sie<br />
dabei alle Erklärungen der UN-Vollversammlung,<br />
die davor warnen,<br />
das Selbstbestimmungsrecht als<br />
„Ermächtigung“ zu begreifen, um<br />
die „territoriale Unversehrtheit souveräner<br />
Staaten“ zu zerstören. Es<br />
gibt kein Recht auf Abspaltung von<br />
einem Land, in dem die Regierung<br />
„das gesamte Volk des Hoheitsgebiets<br />
ohne jeden Unterschied repräsentiert“.<br />
Mit anderen Worten: Das<br />
Selbstbestimmungsrecht gilt nur<br />
für unterdrückte Volksgruppen.<br />
PIERRE BERTHUEL/LE PICTORIUM AGENCY<br />
Und zudenen zählen die Katalanen<br />
nicht.<br />
Indem die katalanischen Separatisten<br />
immer wieder gegen internationales<br />
und spanisches Recht anrennen,<br />
dürfen sie sich am Ende<br />
doch ein wenig unterdrückt fühlen:<br />
weil die spanische Politik und die<br />
spanische Justiz versuchen, dieses<br />
Recht durchzusetzen. Über die Verhältnismäßigkeit<br />
der Antworten<br />
lässt sich streiten. Die Haftstrafen<br />
gegen die Verantwortlichen für das<br />
Unabhängigkeitsreferendum am 1.<br />
Oktober 2017, die nun für die Proteste<br />
sorgten, sind schmerzhaft<br />
lang, aber sie sind rechtsstaatlich<br />
vertretbar.Die katalanische und die<br />
spanische Polizei gehen des öfteren<br />
mit übertriebener Härte gegen die<br />
separatistischen Demonstranten<br />
vor, aber das ist europäischer Alltag<br />
im Umgang mit schwarzenBlöcken.<br />
Nichts davon taugt dafür, Spanien<br />
zum „faschistischen Staat“ zu erklären,<br />
wie es etwa auf Twitter geschieht.<br />
Angeheizt wird die Stimmung<br />
durch spanische Fernsehsender,die<br />
allabendlich vom Kriegsschauplatz<br />
Katalonien berichten. Die Übertragungen<br />
üben eine merkwürdige<br />
Faszination aus: Man kann stundenlang<br />
zusehen und sich ein wenig<br />
gruseln.<br />
Unddann gibt es Leute wie Albert<br />
Rivera, den Chef der Rechtspartei Ciudadanos,<br />
die die Bilder aus Barcelona<br />
mit jenen aus Aleppo und Bagdad<br />
vergleichen. Denn zu allem Unglück<br />
wählen die Spanier in drei Wochen<br />
ein neues Parlament, und die<br />
Rechte glaubt, dass sie vonden katalanischen<br />
Unruhen profitieren kann.<br />
Die rechtsradikale Vox legt in den<br />
Umfragen gerade zu. Es gibt auch ein<br />
paarVernünftige.Die friedlichen Demonstranten<br />
und Spaniens sozialistische<br />
Regierung. „Wir werden nicht<br />
überreagieren“, versprach Ministerpräsident<br />
Pedro Sánchez vor ein<br />
paar Tagen. „Maß zu halten ist eine<br />
Form der Stärke.“<br />
Maaßen-Kanzlei geht<br />
gegen AfD-Kritiker vor<br />
SPD-Staatsminister Michael Roth erhält Abmahnung<br />
VonSteven Geyer<br />
und JanSternberg<br />
Der Kandidat um den SPD-Vorsitz<br />
Michael Roth gehörtzuden<br />
Sozialdemokraten, die keinen Hehl<br />
aus ihrer Abneigung gegen die AfD<br />
machen. Roth, der auch Staatsminister<br />
im Auswärtigen Amt ist, hat der<br />
Rechtspartei eine Verantwortung für<br />
rechtsterroristische Taten zugeschoben.<br />
Er nannte die AfD den „politischen<br />
Arm des Rechtsterrorismus“<br />
in Deutschland. Dafür bekam Roth<br />
eine Abmahnung der Kölner Kanzlei<br />
Höcker im Auftrag der AfD-Bundestagsfraktion.<br />
Es ist jene Kanzlei, deren<br />
Chef für die Werte-Union der<br />
CDU spricht und bei der jüngst Ex-<br />
Verfassungsschutzpräsident Hans-<br />
GeorgMaaßen anheuerte.<br />
In einem Interview mit der Welt<br />
hatte Roth gesagt: „Im Deutschen<br />
Bundestag und in den Landtagen<br />
sitzt der politische Arm des Rechtsterrorismus.<br />
Und das ist die AfD.“<br />
Roth schränkte ein: „Das gilt sicher<br />
nicht für alle ihre Mitglieder.“ Doch<br />
er führte aus: „Aber die Partei muss<br />
ihr Verhältnis klären zu denjenigen,<br />
die durch Hass und Hetze solchen<br />
furchtbaren Taten den Boden bereiten.“<br />
Roth forderte eine verstärkte<br />
Beobachtung der AfD durch denVerfassungsschutz.<br />
Hans-Georg Maaßen, Ex-Verfassungsschützer,arbeitet<br />
für die Kanzlei Höcker. DPA<br />
Schnell sprangen ihm die Genossen<br />
zur Seite. Roths Mitbewerber um<br />
den SPD-Vorsitz, Ralf Stegner und<br />
Karl Lauterbach, schlossen sich der<br />
AfD-Kritik fast wortgleich an.<br />
Aber auch CDU-Kollegen unterstützen<br />
Roth, wie zum Beispiel der<br />
Essener Abgeordnete Matthias<br />
Hauer, der auf Twitter die inkriminierte<br />
Behauptung wiederholte: „Im<br />
Deutschen Bundestag sitzt der politische<br />
Arm des Rechtsterrorismus –<br />
die AfD.“ Die Frankfurter Anwältin<br />
Seda Basay-Yildiz, selbst vonRechtsterroristen<br />
bedroht, fragte, ob die<br />
Kanzlei Höcker jeden abmahnen<br />
würde, der einen Zusammenhang<br />
zwischen AfD und Rechtsextremen<br />
herstellt.<br />
Roth bedankte sich, wiederum<br />
auf Twitter, für die Solidaritätsbekundungen.<br />
Er kündigte an, auf<br />
keine Fall einknicken zu wollen.<br />
Die Kanzlei Höcker, die hier die<br />
Rechte der AfD-Bundestagsfraktion<br />
wahrnimmt, ist aus verschiedenen<br />
Gründen bekannt. Ihr Chef Ralf Höcker<br />
vertritt unter anderem den türkischen<br />
Präsidenten Recep Tayyip<br />
Erdogan und AfD-Fraktionschefin<br />
Alice Weidel. Er ist auch Sprecher der<br />
Werte-Union der CDU.<br />
Höcker betreibt einen sehr forschen<br />
Umgang mit missliebiger<br />
Presse. „Journalisten-Bedrohung ist<br />
okay“, hat er voreinigen Jahren in einem<br />
Gastbeitrag geschrieben. Nun<br />
scheint Höcker diesen Ansatz auf Regierungsmitglieder<br />
auszudehnen.<br />
Die AfD antwortet nicht nur mit<br />
Anwaltsschreiben auf Roths Angriff.<br />
Ihr Fraktionsvorsitzender Alexander<br />
Gauland verweigerte es im Bundestag,<br />
auf Distanz zu gehen zu den<br />
umstrittenen Reaktionen aus der<br />
AfD nach dem Terroranschlag in<br />
Halle mit zwei Toten.<br />
„Solange ein Mitglied der Bundesregierung<br />
sagen kann, die AfD<br />
sei der politische Arm des Rechtsterrorismus,<br />
entschuldige ich mich<br />
hier für nichts“, sagte Alexander<br />
Gauland und bezeichnete die Regierung<br />
als „politischen Arm des islamistischen<br />
Terrors“.<br />
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6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />
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Wirtschaft<br />
NACHRICHTEN<br />
Deutsche Banken<br />
wollen „digitalen Euro“<br />
Deutsche Banken wollen sich für<br />
eine Digitalwährung im Euroraum<br />
starkmachen. „Wir brauchen in<br />
Europa einen digitalen Euro“, sagte<br />
der Präsident des Bundesverbands<br />
der Banken, Hans-Walter Peters,auf<br />
der Herbsttagung vonInternationalem<br />
Währungsfonds und Weltbank<br />
in Washington. Miteiner Digitalwährung<br />
sollen unter anderem<br />
Überweisungen schneller funktionieren.<br />
Siekönnte Bitcoins und der<br />
vonFacebook geplanten Währung<br />
LibraKonkurrenz machen. (dpa)<br />
Autoexperte fordert mehr<br />
Zusammenarbeit mit China<br />
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer<br />
hat eine engereZusammenarbeit<br />
Deutschlands mit China gefordert.<br />
So seidie geplante Batterieforschungsfabrik<br />
in Nordrhein-Westfalen<br />
„kleinkariert“: Statt „in Münster<br />
oder Aachen das Radneu zu erfinden“,<br />
sollten Batteriewerke mit chinesischen<br />
Herstellernzusammen<br />
gebaut werden, sagte Dudenhöffer<br />
der Deutschen Presseagentur.<br />
China sei in Teilbereichen wie etwa<br />
beim Telekom-KonzernHuawei<br />
Technologieführer. (dpa)<br />
Nabu kritisiert Pläne für<br />
Offshore-Windkraft<br />
Gut fürdas Klima, vielleicht schlecht für<br />
dieUmwelt: Ein Windpark FOTO: WAGNER/ DPA<br />
Beim Ausbau der Windkraft auf<br />
Nord-und Ostsee drohen die Risiken<br />
für die Umwelt nach Ansicht des<br />
Naturschutzbunds (Nabu) in den<br />
Hintergrund zu geraten. „Ich habe<br />
das Gefühl, die Windindustrie und<br />
Teile der Politik möchten einen Freifahrtschein<br />
haben“, sagte der Nabu-<br />
Meeresschutzexperte KimDetloff.<br />
Angesichtsneuer Ausbauziele sei die<br />
Gefahr groß, dass Schnelligkeit vor<br />
Qualität gehe und Windparks an der<br />
falschen Stelle gebaut werden. (dpa)<br />
Energie wird immer<br />
effizienter genutzt<br />
Energie wirdinDeutschland immer<br />
effizienter genutzt. Um Warenund<br />
Dienstleistungen im Wert von1000<br />
Euro herzustellen, werden nur noch<br />
4,5 Gigajoule (GJ) Primärenergie<br />
eingesetzt, teilte die Arbeitsgemeinschaft<br />
Energiebilanzen mit. Dassei<br />
ein weltweit vorbildlicher Wert und<br />
entspreche einer Verbesserung von<br />
mehr als 40 Prozent seit 1990, als<br />
noch 7,7 GJ Primärenergie je 1000<br />
Euro Wirtschaftsleistung benötigt<br />
wurden, hießt es seitens der Arbeitsgemeinschaft.<br />
Allein im vergangenen<br />
Jahr verbesserte sich die Energieeffizienz<br />
um 3,1 Prozent. (dpa)<br />
Blablabus hat Fahrziele<br />
seit Start verdoppelt<br />
Rund vier Monate nach dem Einstieg<br />
in den deutschen Fernbusmarkt<br />
hat der bisherige Mitfahrdienst<br />
Blablacar die Zahl seiner<br />
Fahrziele verdoppelt. Inzwischen<br />
fahren die Blablabusse knapp<br />
40 Stationen hierzulande an, sagte<br />
der Deutschland-Chef der Blablabus<br />
genannten Marke, Christopher<br />
Rahn, der Deutschen Presse-Agentur.Das<br />
Unternehmen hatte Ende<br />
Juni mit 19 Zielen begonnen und die<br />
Fahrten damals ab einem Euro angeboten.<br />
(dpa)<br />
Vorsicht, Kredit!<br />
Ein Darlehen zu bekommen, ist heutzutage ziemlicheinfach. Doch einfach ist nicht immer gut<br />
Von Theresa Dräbing<br />
Ob für die Finanzierung<br />
eines neuen Autos oder<br />
eine kostenintensive Renovierung<br />
amHaus: Verbraucherkredite<br />
sind zurzeit günstig<br />
zu haben. Für ein Darlehen von<br />
10000 Euro bei 36-monatiger Laufzeit<br />
sind Zinsen mit einer Drei vor<br />
dem Komma laut Ratenkreditvergleich<br />
der FMH-Finanzberatung keine<br />
Seltenheit mehr. Zugleich ist es<br />
auch einfacher geworden, einen Kredit<br />
zu bekommen. Onlinekreditportale<br />
machen einen persönlichen Termin<br />
bei der Hausbank für viele überflüssig.<br />
Schließlich geht es auch einfach<br />
und bequem vom Laptop von<br />
Zuhause aus.Doch das hat nicht immer<br />
nur Vorteile. Worauf Verbraucher<br />
vorAbschluss eines Kredits achten<br />
sollten:<br />
1. Sich Bedenkzeit nehmen: Bevorein<br />
Kreditvertrag abgeschlossen wird,<br />
sollte in einem ersten Schritt überlegt<br />
werden, wofür der Kredit gebraucht<br />
wird und ob Zusammensparen womöglich<br />
die bessere Alternative ist.<br />
Die finanzielle Situation sollte es<br />
auch bei einer Kreditrückzahlung ermöglichen,<br />
auf unerwartete Ereignisse<br />
reagieren zu können. „Zahlt der<br />
Verbraucher gerade schon andere<br />
Raten ab oder hat sowieso schon ein<br />
sehr knapp kalkuliertes Budget, kann<br />
sich eine Verschuldung rasch in eine<br />
Überschuldung wandeln“, warnt<br />
Sally Peters,Leiterin des Instituts für<br />
Finanzdienstleistungen (Iff)inHamburg.<br />
2. Das günstigste Angebot ist nicht<br />
immer das beste: VieleAngebotesind<br />
nur auf den ersten Blick wirklich<br />
günstig. So beziehen sich die günstigsten<br />
Angebote auf eine sehr gute<br />
Bonität. Bei schlechterer Bonität<br />
steigt in der Regel auch der Kreditzins.<br />
Wird außerdem beispielsweise<br />
zusätzlich eine Restschuldversicherung<br />
abgeschlossen, ist diese Zusatzbelastung<br />
nicht im Effektivzins ausgewiesen.<br />
So hat die Bürgerbewegung<br />
Finanzwende Anfang dieses<br />
Jahres in einer Untersuchung festgestellt,<br />
dass beim zusätzlichen Abschluss<br />
einer Restschuldversicherung,<br />
die bei Zahlungsausfall einspringen<br />
soll, die tatsächliche Zinsbelastung<br />
teilweise um bis zu 25 Prozent<br />
anstieg.<br />
3. Nicht ohne Weiteres einer Restschuldversicherung<br />
zustimmen: Seit<br />
Längerem kritisieren Verbraucherschützer<br />
Restschuldversicherungen<br />
als überteuerte Produkte mit einem<br />
lückenhaften Versicherungsschutz.<br />
So bezieht sich die Todesfallleistung<br />
nur auf Erkrankungen, die nach Vertragsabschluss<br />
eintreten. Auch die<br />
Absicherung von Arbeitslosigkeit<br />
greift nicht immer. „Dennoch wird<br />
vonBanken häufig der Eindruck vermittelt,<br />
dass eine Restschuldversicherung<br />
verpflichtend ist“, kritisiert<br />
auch Julian Merzbacher vonder Bürgerbewegung<br />
Finanzwende. Zwar<br />
wolle er nicht pauschal von solchen<br />
WASHINTER GESCHENKTEN KREDITEN STECKT<br />
Ratenkredite mit negativen Zinssätzen:<br />
Vergangenes Jahr machten Vergleichsportale<br />
wie Smava und Check 24 mit Konditionen für<br />
Ratenkredite auf sich aufmerksam, die am<br />
Ende der Vertragslaufzeit noch nicht einmal<br />
komplett zurückgezahlt werden müssen. Der<br />
Zinssatz lag teilweise bei minus 1,5 Prozent.<br />
Werben um Kundenadressen: Die Aktion<br />
war vorallem dazu da, Kunden zu gewinnen<br />
und Adressen einzusammeln, so die Einschätzung<br />
vonMax Herbst der FMH-Finanzberatung.Für<br />
andere, rentablere Angebote<br />
könnten die Verbraucher dann gezielt angeworben<br />
werden.<br />
GRAFIK: SASCHA JAECK<br />
Policen abraten, Verbraucher sollten<br />
den Nutzen und die Konditionen<br />
aber sehr gründlich prüfen.<br />
4. Niedrige Laufzeit wählen: „Auchbei<br />
niedrigen Zinsen sollte zum Beispiel<br />
die Laufzeit der Raten kurz gehalten<br />
werden, denn diese verteuern den<br />
Kredit“, rät Peters vom Iff Hamburg.<br />
„Soll ein Auto zum Beispiel zehn Jahre<br />
gefahren werden, sollte die Kreditlaufzeit<br />
nicht darüber hinausgehen.“<br />
5. Anbieter vergleichen: Es gibt mehrere<br />
Wege an einen Kredit zu kommen.<br />
Neben der Hausbank vermitteln<br />
auch mehrere Onlineportale<br />
Kredite an Verbraucher. Welche Variante<br />
die bessere ist, lässt sich pauschal<br />
nicht sagen. Aber es gibt VorundNachteile.WährendderHausberater<br />
mit einem persönlichen Beratungsgespräch<br />
punkten kann, welchesmanindemMaßebeiOnlineanbietern<br />
nicht findet, ist der digitale<br />
Abschluss bequemer und via Internet<br />
leichter ein Vergleich möglich.<br />
Außerdem werben Onlinekreditportale<br />
wie Smava oder Auxmoney damit,<br />
Menschen einen Kredit zu ermöglichen,<br />
die bei einer Bank keinen<br />
bekommen würden –wie es zum BeispielbeiSelbstständigenoderArbeitnehmern<br />
mit befristeten Arbeitsverhältnissen<br />
der Fall sein kann, die<br />
nicht genügend Sicherheiten aufweisen.<br />
In diesen Fällen kann etwa auf<br />
einen Privatkredit zurückgegriffen<br />
werden. Doch das Risiko sich zu verschulden<br />
ist ohne ausreichend Sicherheiten<br />
dementsprechend höher.<br />
Am besten ist in jedem Fall: Beide<br />
Wege prüfen. Denn auch ein Gespräch<br />
mit dem Bankberater führt<br />
nicht immer zum optimalen Ergebnis.<br />
„Wo es möglich ist, empfehlen<br />
wir einen unabhängigen Rat beispielsweise<br />
von Verbraucherzentralen<br />
einzuholen“, sagt Merzbacher.<br />
„Je größer die Kreditsumme, umso<br />
wichtiger ist das natürlich.“<br />
6. Kündigungsrechte wahrnehmen:<br />
Die Bank ist gesetzlich verpflichtet,<br />
die Kreditwürdigkeit des Kunden zu<br />
prüfen. Das kann beispielsweise in<br />
Form von Gehaltsnachweisen oder<br />
einer Schufa-Auskunft geschehen.<br />
Kommt die Bank dieser Pflicht nicht<br />
nach und geht dies letzten Endes<br />
zum Nachteil des Kreditnehmers,<br />
weil dieser sich womöglich verschuldet,<br />
kann er gewisse Rechte wahrnehmen.<br />
Zwar führt eine versäumte<br />
Prüfung der Kreditwürdigkeit nicht<br />
zur Unwirksamkeit des Darlehensvertrags.<br />
Jedoch besteht theoretisch<br />
das Recht, dass sich der Sollzins auf<br />
einen marktüblichen Referenzzinssatz<br />
mindert. Außerdem hat der DarlehensnehmerdasRecht,denVertrag<br />
fristlos zu kündigen. DieBank hat in<br />
diesem Fall auch keinen Anspruch<br />
auf Zahlung einer Vorfälligkeitsentscheidung.<br />
Darauf macht die Bundesanstalt<br />
für Finanzdienstleistungen<br />
(Bafin) aufmerksam. „Allerdings<br />
ist es schwierig, einer Bank eine unzureichende<br />
Prüfung juristisch<br />
nachzuweisen“, merkt Merzbacher<br />
an.<br />
Roland Berger lässt NS-Vergangenheit aufarbeiten<br />
Von Roland Losch<br />
Der Unternehmensberater Roland<br />
Berger hat sich entschieden,<br />
die NS-Vergangenheit seines<br />
Vaters aufzuarbeiten. Nach einem<br />
Bericht des „Handelsblatts“ wolle er<br />
Klarheit,soBerger.SeinenVaterhatte<br />
er lange als Gegner und Opfer der Nazis<br />
dargestellt. „Heute bin ich klüger“,<br />
sagte Berger dem „Handelsblatt“.<br />
Die Verleihung des Roland-<br />
Berger-Preises für Menschenwürde<br />
hat er vorerst verschoben.<br />
Angesichts der Recherchen des<br />
„Handelsblatts“ habe er die Histori-<br />
Medienbericht stellt Rolle von Bergers Vater alsNazi-Gegnerinfrage<br />
ker Michael Wolffsohn und Sönke<br />
Neitzel beauftragt, „reinen Tisch zu<br />
machen und alles aufzuklären“, kündigte<br />
Berger an. Wolffsohn sagte dem<br />
„Handelsblatt“: „Soweitsich das bisher<br />
feststellen lässt, war GeorgBerger<br />
in der TatProfiteur des NS-Systems.“<br />
Laut der <strong>Zeitung</strong> war Georg Berger<br />
1931 in die NSDAP eingetreten und<br />
von 1936 bis 1939 Reichskassenverwalter<br />
der Hitler-Jugend gewesen.<br />
Anschließend sei er Generaldirektor<br />
einer „arisierten“ Backfabrik geworden<br />
und habe in einer beschlagnahmten<br />
Villa gewohnt.<br />
Berger hatte seinen Vater in Interviews<br />
in der Vergangenheit als moralisches<br />
Vorbild beschrieben, der 1938<br />
aus Protest gegen die Pogrome aus der<br />
Partei ausgetreten sei und unter Lebensgefahr<br />
gezeigt habe, „mit mir<br />
nicht“. Jetzt sagte er dem „Handelsblatt“,<br />
die Gestapo-Durchsuchungen<br />
habe er als kleiner Buberlebt. Sein Bild<br />
vomVaterstammeauchausErzählungen<br />
in der Verwandtschaft. Es sei wohl<br />
„Selbstbetrug, den ich mir da habe zuschulden<br />
kommen lassen“.<br />
Berger selbst hat mit 50 Millionen<br />
Euro Privatvermögen eine Jugendstiftung<br />
gegründet und lässt seit 2008<br />
einen hoch dotierten Preis für Menschenwürde<br />
verleihen. In diesem Jahr<br />
wirddie Preisverleihung nun verschoben.<br />
Die Berichterstattung über die<br />
Rolle seines Vaters in der Zeit des Nationalsozialismus<br />
gefährde Würde<br />
und Renommee des Preises,soBerger.<br />
Der polnische Bürgerrechtler Adam<br />
Bodnar,der den Preis am kommenden<br />
Montag erhalten sollte, hatte angekündigt,<br />
die Auszeichnung wegen<br />
Zweifeln an Bergers Rolle im Nationalsozialismus<br />
nicht entgegenzunehmen.AuchdasNetzwerk„Schuleohne<br />
Rassismus –Schule mit Courage“ verzichtete<br />
der Mitteilung der Stiftung<br />
zufolge auf den Preis. (dpa)<br />
Mehr Geld<br />
wird weniger<br />
wichtig<br />
Chemie-Beschäftigte<br />
fordern „Zukunftskonto“<br />
Von Christoph Höland<br />
Wenn an diesem Montag die<br />
bundesweite Chemie-Tarifrunde<br />
startet, stehen nicht nur Lohnprozente<br />
auf der Agenda. Die Gewerkschaft<br />
IG BCE fordertaußerdem<br />
ein sogenanntes Zukunftskonto, das<br />
den Beschäftigten flexiblere Arbeitszeiten<br />
und mehr Freizeit bringen soll.<br />
„Der eine möchte sich individuell<br />
freinehmen, andere würden es für<br />
die Rente ansparen oder irgendwann<br />
ein Sabbatical nehmen“, sagt Sinischa<br />
Horvat, Betriebsratschef bei<br />
BASF. „Das kommt bei uns sehr gut<br />
an.“<br />
Der Arbeitgeber-Verband BAVC<br />
warnt hingegen vor überzogenen<br />
Forderungen, bringt sogar eine Nullrunde<br />
ins Gespräch. Diese „würde<br />
niemanden ins Unglück stürzen“,<br />
sagte Verhandlungsführer Georg<br />
Müller der „Rheinischen Post“. Die<br />
exportabhängige Chemieindustrie<br />
verweist auf die Handelskonflikte<br />
und eine deutlich abgekühlte Konjunktur.Die<br />
IG BCE hält dagegen: Ihr<br />
gehe es um die Krisenfähigkeit der<br />
Industrie auf längereSicht, erklärtdie<br />
Gewerkschaft. Sie fordert unter anderem<br />
eine Qualifizierungsoffensive<br />
angesichts der Digitalisierung und<br />
eine tarifliche Zusatzversicherung<br />
für den Pflegefall. Auf eine konkrete<br />
Prozentforderung hat die Gewerkschaft<br />
in diesem Jahr verzichtet, will<br />
aber eine „reale Lohnerhöhung“.<br />
Vier bis sechsfreie Tage mehr<br />
Auch müsse für Entlastung der alternden<br />
Belegschaften gesorgt werden,<br />
wofür das sogenannte Zukunftskonto<br />
daszentraleInstrument<br />
ist. Jeder der rund 580000 Beschäftigten<br />
soll ein solches Konto bekommen.<br />
1000 Euro jährlich würden die<br />
Arbeitgeber losgelöst vom Gehalt<br />
einzahlen. Die Beschäftigten wiederumdürften<br />
dann wählen, ob sie die<br />
Summe ausbezahlt bekommen oder<br />
in vier bis sechs freie Tage jährlich<br />
umwandeln. Sie könnten auch auf<br />
dem Zukunftskonto sparen, um irgendwann<br />
auf einen Schlag in den<br />
Genuss der Vorzüge zu kommen.<br />
Dass diese Forderung bei der<br />
IG BCE zuletzt viel Zuspruch bekam,<br />
hat dem Vernehmen nach aber den<br />
einen oder anderen Gewerkschafter<br />
überrascht. Doch der Wunsch nach<br />
flexibleren und kürzeren Arbeitszeiten<br />
gewinne spätestens seit den<br />
jüngsten Abschlüssen in der Metallindustrie<br />
allerorten an Bedeutung,<br />
sagt die Göttinger Arbeitssoziologin<br />
Nicole Mayer-Ahuja. Sie erklärt das<br />
vorallem mit zunehmender Arbeitsverdichtung<br />
und wachsendem<br />
Stress. „Projektarbeit mit Zielvereinbarungen,<br />
bessere Software zur Dokumentation<br />
vonArbeitoderdas stetige<br />
Betonen von Standortkonkurrenz<br />
und Shareholder-Value haben<br />
ihre Spuren bei den Beschäftigten<br />
hinterlassen.“ Bei Erhebungen des<br />
DGB hätten zuletzt 41 Prozent der<br />
Beschäftigten angegeben, zu erschöpft<br />
zu sein, um ihreFreizeit noch<br />
auszukosten. „Das ist wirklich viel“,<br />
meint Mayer-Ahuja.<br />
Dass das geforderte Zukunftskonto<br />
bei Beschäftigten gut ankommt,<br />
überrascht sie nicht. Schließlich<br />
wählten etwa ältere Arbeitnehmer<br />
bislang nur individuelle Strategien<br />
für den Umgang mit zu hoher Belastung.<br />
„Also meist Teilzeit mit Lohnverzicht<br />
oder Frühverrentung mit<br />
Einkommensbußen“.<br />
Ob die Arbeitgeber den Zukunftskonten<br />
zustimmen, bleibt<br />
abzuwarten. Das Konzept kommt<br />
etwa einer Lohnerhöhung um<br />
1,8 Prozent gleich, hat der BAVC<br />
ausgerechnet. Dass die Beschäftigten<br />
weniger arbeiten wollen, stößt<br />
aberaus einem anderemGrund auf<br />
Skepsis: Es könnte schwer werden,<br />
Ersatz für zu Hause bleibende Beschäftigte<br />
zu finden – wegen des<br />
Fachkräftemangels.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 7 *<br />
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Wirtschaft<br />
Warnstreiks treffen Lufthansa-Töchter<br />
Eskalation zwischen Ufo-Gewerkschaft und Fluggesellschaft: Etwa 100 Flugzeuge blieben kurzfristig am Boden<br />
Von Christian Ebner<br />
Die Kabinengewerkschaft<br />
Ufo hat ihre für Sonntag<br />
angekündigten Warnstreiks<br />
bei vier Lufthansa-<br />
Töchtern kurzfristig ausgeweitet. In<br />
der Folge fielen einige Flüge aus.<br />
DerStreitgeht ums Prinzip.<br />
Die kurzfristig ausgeweiteten<br />
Warnstreiks der Flugbegleiter haben<br />
am Sonntag bei verschiedenen Gesellschaften<br />
des Lufthansa-Konzerns<br />
zurund100Flugausfällengeführt.Vor<br />
allem in Berlin, Köln, München und<br />
Stuttgart bekamen die Fluggäste den<br />
Arbeitskampf zwischen der Kabinengewerkschaft<br />
Ufo und dem größten<br />
LuftverkehrskonzernEuropas zu spüren.<br />
DieGewerkschaft hatte den Warnstreik<br />
am Morgen von ursprünglich<br />
sechs auf 19 Stunden bis Mitternacht<br />
bei den Konzerntöchtern Eurowings,<br />
Germanwings, Lufthansa Cityline<br />
und Sunexpress verlängert. DieKerngesellschaft<br />
Lufthansa wurde hingegen<br />
nicht bestreikt, sodass am<br />
größten deutschen Flughafen in<br />
Frankfurt nur wenige Flüge der Lufthansa<br />
Cityline abgesagt werden<br />
mussten.<br />
„Die vollmundigen Ankündigungen<br />
der Lufthansa, alle Flüge stattfinden<br />
zu lassen, sind einfach nicht eingetreten“,<br />
sagte der stellvertretende<br />
Ufo-Vorsitzende Daniel Flohr in<br />
Frankfurt. Er beschuldigte das Management,<br />
Streikbrecher mit bis zu<br />
Lange Schlangen wegen eines kurzfristig verlängerten Streiks: Die Flugbegleitergewerkschaft Ufohat am Sonntag dieLufthansa-Töchter bestreikt.<br />
200 Euro Extraprämien geködert zu<br />
haben. Ein Eurowings-Sprecher erklärte,<br />
dass nur tarifvertraglich fest<br />
vereinbarte Zuschläge gezahlt würden.Diesewürdenimmerfällig,wenn<br />
FlugbegleitersichanfreienTagenfreiwillig<br />
meldeten. Allgemein hielten<br />
sich die Auswirkungen der aus Sicht<br />
des Konzerns rechtswidrigen Warnstreiks<br />
in Grenzen. „Mehr als 90 Prozent<br />
der Crews sind pünktlich zum<br />
Dienst erschienen.“ Eine Gesamtzahl<br />
der ausgefallenen Flüge nannten<br />
Lufthansa und Eurowings zunächst<br />
nicht. Für eine Bilanz müsse das<br />
Streikende abgewartet werden.<br />
FOTO: FRISO GENTSCH/DPA<br />
Denöffentlich zugänglichen Flugplänen<br />
zufolge fiel jeweils eine deutlich<br />
zweistellige Zahl von Flügen in<br />
Berlin-Tegel, Köln, München, Stuttgart<br />
und Hamburg aus, zusammen<br />
mit kleineren Flughäfen wurden rund<br />
100 Starts abgesagt. Gestrichen wurden<br />
meist innerdeutsche Verbindungen,<br />
auf denen die Passagieremit der<br />
Bahn ans Ziel gebracht werden konnten.<br />
In Düsseldorffiel ein Überseeflug<br />
der Eurowings zum NewYorkerFlughafen<br />
Newark aus, allerdings wohl<br />
aus technischen Gründen.<br />
Von Ufo bestreikt wurden ausschließlich<br />
Flugbetriebe mit deutschem<br />
Tarifrecht mit Ausnahme der<br />
Lufthansa-Kerngesellschaft. Nach<br />
einer Flugplanauswertung des Onlineportals<br />
Austrianaviation.net sollten<br />
diese Gesellschaften am Sonntag<br />
rund 500 Verbindungen mit Flugnummern<br />
der Gesellschaften Eurowings,Lufthansa<br />
und Sunexpress anbieten.<br />
Dem Vernehmen nach hat<br />
Eurowings einzelne dieser Flüge mit<br />
nicht bestreikten Flugbetrieben<br />
durchgeführt. Hier kommen die<br />
LG Walter und die österreichische<br />
Eurowings Europe in Betracht.<br />
Ufo kündigte an, am Montag die<br />
Warnstreiks in ihren jeweiligen Tarifkommissionen<br />
auszuwerten und über<br />
weitere Maßnahmen zu beraten. Die<br />
Gewerkschaft hat für jede der fünf<br />
Fluggesellschaften Forderungen aufgestellt,<br />
die vom Lufthansa-Konzern<br />
teilweise bereits freiwillig geleistetwerden.<br />
So zahlt Lufthansa freiwillig<br />
2,0 Prozent mehr Gehalt, obwohl Ufo<br />
im aktuellen Arbeitskampf nur 1,8 Prozent<br />
geforderthat.<br />
ZumAbschluss vonförmlichen Tarifverträgen<br />
mit der Ufo ist Lufthansa<br />
aber weiterhin nicht bereit. Sieerkennt<br />
den Ufo-Vorstand nach erheblichen<br />
Führungsquerelen nicht mehr als vertretungsberechtigt<br />
an und will der Gewerkschaft<br />
vor Gericht die Fähigkeit<br />
absprechen lassen, Tarifverträge<br />
rechtsgültig abzuschließen. Im Hintergrund<br />
schickt sich die Konkurrenzgewerkschaft<br />
Verdian, neue Tarifverträge<br />
für das Kabinenpersonal abzuschließen.<br />
(dpa)<br />
AMS bleibt hartnäckig<br />
Die Österreicher unterbreiten neues Angebot für Osram<br />
Von Thomas Magenheim<br />
Nur zwei Wochen nach gescheitertem<br />
zweiten Übernahmeversuch<br />
wagt AMS ein drittes Mal, den<br />
dreifach größeren Traditionskonzern<br />
Osram zuschlucken. Eine erste Offerte<br />
hatte die Firma schon binnen<br />
24 Stunden wieder kassiert. Beim jetzigen<br />
Anlauf stehen die Chancen allerdings<br />
besser denn je.Preislich bietet<br />
AMS zwar unverändert41Euroje<br />
Osram-Aktie und damit insgesamt<br />
4,6 Milliarden Euro für die ehemalige<br />
Siemens-Tochter. Aber zum einen<br />
wurde die Annahmeschwelle vonzuvor62,5<br />
auf 55 Prozent gesenkt. Zum<br />
anderen hat ein rivalisierendes Bieterduo<br />
aufgegeben. Eindritter wichtiger<br />
Punkt: Die Finanzinvestoren<br />
Bain und Advent haben Osram mitgeteilt,<br />
kein Angebot mehr vorlegen<br />
zu wollen. Darauf können Osram-<br />
Aktionärenicht mehr spekulieren.<br />
Während das Osram-Management<br />
unter Konzernchef Olaf Berlien<br />
dem Werben seines AMS-Amtskollegen<br />
Alexander Everke zuvor noch erkennbar<br />
skeptisch gegenüber stand,<br />
scheint das Eis auf oberer Managementebene<br />
nun gebrochen. AMS<br />
und Osram hätten in den vergangenen<br />
Tagen konstruktive Gespräche<br />
geführt, sagt Berlien. „Der Vorstand<br />
begrüßt die bisher erzielten Fortschritte<br />
und ist zuversichtlich, dass<br />
sich beide Seiten auf ein zukunftsfähiges<br />
strategisches Konzept verständigen<br />
werden“, erklärte er. Bislang<br />
Vielleicht baldTeil vonAMS:Osram<br />
könnte übernommenwerden. FOTO: HASE/DPA<br />
hatten Berlien und seine Vorstandskollegen<br />
genau das bezweifelt.<br />
Kritischerdennjeistallerdingsdie<br />
IG Metall. Die Gewerkschaft spricht<br />
vom erneuten Versuch einer feindlichen<br />
Übernahme. „Es entsteht der<br />
Eindruck, dass sich AMS total verrannt<br />
hat und dadurch bereit ist, unkalkulierbare<br />
Risiken einzugehen“,<br />
kritisiert der für Osram bei der Gewerkschaft<br />
zuständige Klaus Abel.<br />
Mulmig ist ihm zum einen wegen der<br />
hohen Verschuldung, die mit einer<br />
überwiegend kreditfinanzierten<br />
Übernahme von Osram durch AMS<br />
einhergehen würde. Zum anderen<br />
bezweifeln Abel und Kollegen, dass<br />
die kleine AMS mit ihren 9000 Beschäftigten<br />
einen großen Konzern<br />
wie Osram mit 26000 Mitarbeitern<br />
erfolgreich integrieren könnte. Die<br />
Angst um Jobs ist groß, zumal AMS<br />
bislang betriebsbedingte Kündigungen<br />
nicht ausschließen will.<br />
Mitder skeptischen IG Metall und<br />
Osram-Betriebsräten hat AMS seinen<br />
neuerlichen Vorstoß auch nicht<br />
abgesprochen.DassätweiteresMisstrauen.<br />
Abel kritisiert auch die Art<br />
und Weise des Vorgehens. Denn<br />
eigentlich verordnet das Wertpapier-<br />
Übernahmegesetz Unternehmen<br />
eine einjährige Sperrfrist für eine<br />
neuerliche Offerte, wenn eine Übernahme<br />
gescheitert ist. AMS hat aber<br />
einfach eine neue Bietergesellschaft<br />
gegründet, die nun proforma Osram<br />
kaufen will, was die IG Metall als<br />
Trickserei und Verstoß gegen den<br />
Geist des Gesetzes wertet.<br />
Falls die deutsche Finanzaufsicht<br />
sich nicht der Sichtweise der IG Metall<br />
anschließt und die neue AMS-Offerte<br />
ablehnt, wollen die Österreicher<br />
ihrAngebotspätestensEndeOktober<br />
offiziell machen und Osram-Aktionären<br />
vier Wochen zum Verkauf ihrer<br />
Anteile geben. Kommt es dazu, stehen<br />
die Chancen für AMS mittlerweile<br />
nicht schlecht. Denn bei der zweiten<br />
gescheiterten Offerte wurden<br />
dem Unternehmen aus Premstätten<br />
bei Graz immerhin knapp 52 Prozent<br />
der Anteile angeboten. Fast 20 Prozent<br />
hat AMS bereits über Finanzmärkte<br />
zugekauft. Im dritten Anlauf<br />
könnte die Übernahme nun also gelingen.<br />
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8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />
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Meinung<br />
Mietendeckel<br />
ZITAT<br />
Die Arbeit<br />
beginnt erst<br />
Elmar Schütze<br />
erwartet vonRot-Rot-Grün einen<br />
gerichtsfesten Gesetzesentwurf.<br />
Der Gesetzesentwurf für den Mietendeckel<br />
ist durch. Kurz vor knapp –<br />
wenn der Fahrplan eingehalten werden<br />
soll, das Gesetz Anfang 2020 zu beschließen.<br />
Es brauchte drei krisenhafte Sitzungen<br />
des Koalitionsausschusses und förderte<br />
erstmals seriöse Zweifel an der<br />
Kompromissfähigkeit des Bündnisses zutage.<br />
Selten ist unter den Partnern sogestritten<br />
worden. Und das gerne auch öffentlich,<br />
als etwa der Regierende Bürgermeister<br />
im ZDF Positionen festklopfte,die<br />
internnoch nicht entschieden waren.<br />
Dass es am Ende doch zu einem Gesetzesentwurf<br />
gereicht hat, hatte zwei<br />
Gründe – einen vordergründig-politischen<br />
und einen strategischen: Natürlich<br />
wollten alle Koalitionäreeine„Atempause<br />
für die Mieter“, wie sie so häufig sagten.<br />
Ebenso wahr ist auch, dass ein Scheitern<br />
des Deckels auch als Scheitern von Rot-<br />
Rot-Grün gewertet worden wäre. Alle drei<br />
hätten verloren, das zwingt zusammen.<br />
Doch die eigentliche Arbeit im Detail<br />
beginnt ohnehin erst. Im parlamentarischen<br />
Verfahren wird die Koalition noch<br />
einmal das knappe Dutzend Rechtsgutachten<br />
durchackern, das in den vergangenen<br />
Monaten vorgelegt wurde. Ziel muss<br />
eine gerichtsfeste Formulierung sein.<br />
Die ganze Republik wird genau hinsehen,<br />
denn es handelt sich nicht nur um<br />
ein <strong>Berliner</strong> Thema. Andere Großstädte<br />
leiden auch unter explodierenden Angebotsmieten.<br />
In München ist gerade ein<br />
Volksbegehren für einen sogar sechsjährigen<br />
Mietenstopp gestartet worden.<br />
Interessant wirdauch sein, ob die CDU<br />
ihren Widerstand gegen den populären<br />
Eingriff in den Mietenmarkt durchhält.<br />
Zwar hat die Unions-Bundestagsfraktion<br />
Klage gegen das <strong>Berliner</strong> Gesetz angekündigt.<br />
Malabwarten …<br />
Brexit<br />
Verloren hat<br />
Johnson noch nicht<br />
Katrin Pribyl<br />
denkt, es ist nur eine Frageder Zeit,<br />
bis das Abkommen durchkommt.<br />
Essollte ein historischer „Supersamstag“<br />
werden. Doch die britischen Abgeordneten<br />
verschoben die Entscheidung<br />
über den Deal. Alles wie immer in der leidigen<br />
Brexit-Saga. Sobald das britische<br />
Unterhaus in den vergangenen Monaten<br />
aufgerufen war, eine endgültige Wahl zu<br />
treffen, drehte und krümmte und wand es<br />
sich. Folglich hat Premier Boris Johnson<br />
am Samstagabend um eine Verlängerung<br />
der Brexit-Frist gebeten, auch wenn das<br />
Gesuch in Form von drei Briefen mehr<br />
von trotziger Unreife denn von staatsmännischer<br />
Fähigkeit zeugt.<br />
Wie geht es weiter? Das Chaos auf der<br />
Insel wirkt größer als je zuvor. Als wahrscheinlich<br />
gilt, dass die Regierung diese<br />
Woche das Gesetz zur Ratifizierung des<br />
Abkommens einbringt. Denn der Premier<br />
mag am Sonnabend das Votum zurückgezogen<br />
haben, womit der große Boris-<br />
Johnson-Jubeltag fürs Erste ausblieb.Verloren<br />
hat der Regierungschef trotzdem<br />
nicht. Seine Rhetorik, dass das Parlament<br />
den Willen des Volkes untergrabe und er<br />
allein im Auftrag der enttäuschten Brexit-<br />
Wähler agiere, kann er weiter verschärfen.<br />
Für baldige Neuwahlen wirdihm die Taktik<br />
helfen. Gleichzeitig scheint es nur eine<br />
Frage der Zeit, bis er sein Abkommen<br />
durch das Parlament bringt. Johnson<br />
weiß nicht nur das Momentum auf seiner<br />
Seite nach dem EU-Gipfel letzte Woche,<br />
von dem er triumphierend mit Deal auf<br />
die Insel zurückkehrte. Helfen dürften<br />
ihm vorallem die Frustration etlicher Abgeordneter,<br />
die das Thema erledigt sehen<br />
wollen. Hauptsache Brexit, wie auch immer<br />
der aussehen mag. Dasist die eigentliche<br />
Tragik der Geschichte. Sollte nicht<br />
ein Wunder geschehen, haben die europaskeptischen<br />
Hardliner wohl gewonnen.<br />
Revier Nahost<br />
Das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung<br />
ist laut Bundesverfassungsgericht<br />
„in gewissem<br />
Sinn die Grundlage jeder Freiheit<br />
überhaupt“. Meinungen sind Werturteile<br />
und lassen sich somit weder als wahr noch<br />
als unwahr qualifizieren. Es spielt für den<br />
verfassungsrechtlichen Schutz keine Rolle,<br />
ob die Meinungsäußerung begründet oder<br />
grundlos erscheint, ob sie von anderen für<br />
nützlich oder für schädlich, für wertvoll oder<br />
für wertlos gehalten wird.<br />
Vonden Meinungsäußerungen sind die<br />
Tatsachenbehauptungen abzugrenzen. Hier<br />
geht es um Äußerungen über gegenwärtige<br />
oder vergangene Zustände oder Ereignisse,<br />
die dem Beweise zugänglich sind. Allerdings<br />
sind Meinungsäußerungen oftmals nahezu<br />
untrennbar mit Tatsachenbehauptungen<br />
vermischt. Deshalb fallen auch Tatsachenbehauptungen<br />
unter den Schutz der Meinungsfreiheit<br />
des Artikel 5Absatz 1GG, wenn und<br />
soweit sie Voraussetzung der Bildung von<br />
Meinungen sind.<br />
Dem Grundrecht der Meinungsfreiheit<br />
sind allerdings von Verfassung wegen Grenzengesetzt.<br />
Diese ergeben sich aus Art. 5Abs.<br />
2GG, wobei die Schranke der allgemeinen<br />
Gesetze imVordergrund steht. Unter einem<br />
allgemeinen Gesetz versteht man gemeinhin<br />
ein Gesetz, das dem Schutz eines schlechthin,<br />
also ohne Rücksicht auf eine bestimmte<br />
Meinung, zu schützenden Rechtsguts dient.<br />
Das Bundesverfassungsgericht geht darüber<br />
hinaus von einer Wechselwirkung zwischen<br />
den allgemeinen Gesetzen, die der Meinungsfreiheit<br />
Grenzen setzen, und den Rechten<br />
aus Art. 5Abs.1GG aus.Somit setzen die<br />
allgemeinen Gesetze zwar dem Wortlaut<br />
nach dem Grundrecht Schranken, müssen<br />
ihrerseits aber in ihrer das Grundrecht begrenzenden<br />
Wirkung selbst wieder eingeschränkt<br />
werden.<br />
Neben der klassisch-liberalen Funktion<br />
des Grundrechts der Meinungsfreiheit als<br />
Abwehrrecht gegen staatliche Eingriffe ist<br />
Die Koordinaten in der Gesellschaft verschieben<br />
sich. Auch diejenigen, die das<br />
Gefühl dafür bestimmen, was normal ist und<br />
was nicht. Nach dem Anschlag von Halle<br />
geht die Verschiebung weiter. Und bedauerlicherweise<br />
nicht zum Besseren.<br />
Es gibt diesen berühmten Satz von Golda<br />
Meir, der legendären israelischen Politikerin.<br />
Sie sagte: „Die Juden können sich Pessimismus<br />
nicht leisten.“Wassie damit sagt, ist, dass<br />
die Anlässe für Pessimismus wohl weit zahlreicher<br />
sind als für Optimismus.Und dass Optimismus<br />
immer eine Option bleiben muss,<br />
weil alles andereSchicksalsergebenheit wäre.<br />
Auch in schweren Zeiten bleibt die Möglichkeit,<br />
bleibt die Pflicht zu handeln. „So ist es<br />
eben“, das ist demnach kein akzeptabler Satz.<br />
Viele Menschen hat die Tatvon Halle erschüttert.<br />
Mir ging es so und vielen anderen<br />
auch. Die Tat rührte an ein Trauma. Für die<br />
jüdische Gemeinschaft, für alle,inderen Familiengeschichte<br />
jener kollektive Wahn des<br />
Antisemitismus zu unvorstellbaren Grausamkeiten<br />
geführt hatte. Deshalb ist es für<br />
die Juden in Deutschland so wichtig, dass<br />
das Motiv des Täters wirklich beim Namen<br />
genannt wird. Es war Antisemitismus. Jeder,<br />
absolut jeder Rechtsextremist ist ein Antisemit.<br />
Dieser Wahn vonder Weltverschwörung<br />
der Juden, diese Idee,dass Juden finster,böse<br />
und mächtig sind, dass sie kleine Kinder<br />
schlachten, die Welt vergiften, die „Völker“<br />
zersetzen und was weiß ich noch alles –all<br />
das gehört zum Betriebssystem des Rechtsextremismus.Zujedem<br />
Rechtsextremismus.<br />
Zehn Debatten in zehn Wochen.<br />
Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,der Tagesspiegel und die Bundeszentrale<br />
für politische Bildung feiern30Jahre Meinungsfreiheit.<br />
Diese Woche: Das wird man ja wohl noch sagen dürfen?<br />
Argumente und Ideen bitte an<br />
leser-blz@dumont.de; Stichwort: Meinungsfreiheit<br />
Alle Debatten online unter<br />
berliner-zeitung.de/meinungsfreiheit<br />
Die Basis<br />
der Freiheit<br />
Hans-Jürgen Papier<br />
warbis 2010 Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Er forderteine<br />
effiziente Durchsetzung des Rechts, auch im Internet.<br />
KOLUMNE<br />
Wasist noch<br />
normal nach der<br />
Tatvon Halle?<br />
Anetta Kahane<br />
Amadeu Antonio Stiftung<br />
Wenn Juden mit diesem Hass konfrontiert<br />
werden, der mehr als 2000 Jahre Zeit<br />
hatte, sich im Gedächtnis festzutackern,<br />
dann erschüttertdas,esrührtaneiner tiefen<br />
Angst.<br />
Es ist wie der Geruch von Feuer im Wald,<br />
der jedem Lebewesen signalisiert, sich sofort<br />
in Sicherheit zu bringen. Antisemitismus ist<br />
das Urfeuer. Wenn es eine Gesellschaft erfasst,<br />
verbrennt es alles.<br />
BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />
dieses Grundrecht auch Ausdruck einer objektiv-rechtlichen<br />
Wertentscheidung. Es<br />
setzt mithin Maßstäbe bei der Auslegung<br />
und Anwendung allen Gesetzesrechts, vor<br />
allem auch des Privatrechts. Bei der Überprüfung<br />
von straf- oder zivilgerichtlichen<br />
Sanktionen wegen mehrdeutiger Meinungsäußerungen<br />
ist vondem Grundsatz auszugehen,<br />
dass die Gerichte beider Auslegungder<br />
Meinungsäußerung nicht für den zur Sanktion<br />
führenden Sinn entscheiden dürfen,<br />
ohne zuvor die Alternativen mit tragfähigen<br />
Gründen ausgeschlossen zu haben. Andernfalls<br />
müsste der Meinungsäußernde stets befürchten,<br />
wegen einer Deutung, die den gemeinten<br />
Sinn seiner Äußerung verfehlt, mit<br />
staatlichen Sanktionen belegt zu werden.<br />
In Zeiten der Digitalisierung und des Internets<br />
wirddie Frage diskutiert, ob die Meinungsfreiheit<br />
neu zu denken sei. Es ist unzweifelhaft,<br />
dass das Internet kein rechtsfreier<br />
Raum ist, die materiell-rechtlichenVorschriften<br />
zum Schutz öffentlicher oder<br />
privater Rechtsgüter gelten selbstverständlich<br />
uneingeschränkt auch bei der Nutzung<br />
des Internets. Was nötig ist, ist die vom<br />
Rechtsstaatsprinzip geforderte effiziente<br />
Durchsetzung geltenden Rechts. Hier muss<br />
die Gesetzgebung durcheineAnpassung von<br />
Organisation und Verfahren dafür Sorge tragen,<br />
dass unter den veränderten technologischen<br />
Bedingungen sowohl die Herrschaft<br />
des Rechts wie auch die staatliche Justizgewährung<br />
uneingeschränkte Geltung behalten<br />
oder wiedererlangen.<br />
Herausforderungen wie die durch den Populismus,Hassreden<br />
und die Verbreitung von<br />
Fake News gehören schon immer zu den Risiken,<br />
die die Demokratien um der Freiheit willen<br />
stets aufs Neue eingehen und bestehen<br />
müssen. Das Grundrecht der Meinungsfreiheit<br />
darfauf gesetzlicher Grundlage und zum<br />
Schutz höher-oder zumindest gleichrangiger<br />
Rechtsgüter der Allgemeinheit oder des Einzelnen<br />
eingeschränkt werden –nicht aber zur<br />
Durchsetzung einer„besseren Moral“.<br />
Eine junge Frau war voreinigen Tagen bei<br />
mir. Ihr gingen die Ereignisse von Halle sehr<br />
nah. Ich habe mit einigen Leuten gesprochen,<br />
die wie sie und ich selbst dieses Gefühl<br />
vonBodenlosigkeit hatten. Ob wir nicht eine<br />
Supervision bräuchten, fragte uns jemand.<br />
Ich fand die Frage erstaunlich, aber für die<br />
Stimmung im Land normal.<br />
Normal, weil als unnormal angesehen<br />
wird, wenn Antisemitismus als Urfeuer<br />
wahrgenommen wird. Normal, weil es als<br />
unangemessen oder übertrieben angesehen<br />
wird, darauf mit Tränen und Erschütterung<br />
zu reagieren. Das Gegenteil ist aber richtig,<br />
es ist angemessen und normal, auf den Angriff<br />
und seine Folgen emotional und tief besorgt<br />
zu reagieren.<br />
Undwas,folgt man Golda Meiers Gedanken,<br />
kann man nun tun? Wiekann man handeln?<br />
Was wäre im besten Sinne normal?<br />
Vielleicht doch nicht die Mittel gegen<br />
Rechtsextremismus und Antisemitismus<br />
streichen, wie es das Bundesfamilienministerin<br />
Franziska Giffey gerade tut?<br />
Ja, esist normal und angemessen, darüber<br />
wütend und enttäuscht zu sein. Ja, es<br />
wäre normal, das bürokratische „So ist es<br />
eben“-Zuständigkeitsgelaber zu lassen und<br />
die Menschen vor Ort zu unterstützen, die<br />
kompetent sind und handeln können. Was<br />
für ein Armutszeugnis für die Bundesregierung,<br />
dass das hier gesagt werden muss.<br />
Gerade jetzt daran erinnern zumüssen,<br />
was geschehen wird, wenn erst alles in Flammen<br />
steht, das ist nicht normal.<br />
„Die Mutter hat eine große<br />
Verantwortung. Und sie<br />
trägt dazu bei, dass die<br />
Jungen nicht selbstständig<br />
werden, weil sie ihnen alles<br />
abnimmt.“<br />
AhmetToprak, Professor für Erziehungswissenschaften<br />
an der Fachhochschule Dortmund,<br />
über die Erziehung muslimischer Jungs<br />
AUSLESE<br />
Wasbringt die<br />
Grundsteuer-Reform?<br />
Der Bundestag hat am Freitag nach<br />
langen Verhandlungen die Reform<br />
der Grundsteuer beschlossen. Die Kommentatoren<br />
sehen Vor- und Nachteile.<br />
Die Frankfurter Allgemeine <strong>Zeitung</strong> urteilt<br />
zufrieden:„Die letztendliche Höhe der<br />
Grundsteuer in einem Ort verbleibt in der<br />
Hand der jeweiligen Kommune. (...) Das<br />
stärkt die Bedeutung kommunaler Politik<br />
und den Wettbewerb der Kommunen untereinander.Wie<br />
teuer die Grundsteuer im<br />
nächsten Jahrzehnt wird, obliegt entscheidend<br />
den Gemeinden und deren Hebesätzen.<br />
Das liegt wiederum auch in der Verantwortung<br />
derBürgermeister.“<br />
In der Hannoverschen Allgemeinen<br />
<strong>Zeitung</strong> ist zu lesen:„Es wärebessergewesen,<br />
wenn sich der Gesetzgeber auf ein<br />
bundesweit einheitliches und einfaches<br />
System verständigt hätte –dennoch hat<br />
die nun beschlossene Lösung auch einen<br />
gewissen Charme. Bei der Grundsteuer<br />
entwickelt sich ein Wettbewerb, welches<br />
Bundesland sich für das vernünftigste<br />
Verfahrenentscheidet.“<br />
Die Fuldaer <strong>Zeitung</strong> kommentiert enttäuscht:<br />
„Eine Steuerreform, die überfällig<br />
war und beschlossene Sache ist, von der<br />
aber niemand weiß, ob es teurer oder billiger,<br />
einfacher oder komplizierter wird –<br />
das ist einWiderspruch in sich. Denn keine<br />
Reform sollte das Alte, das ersetzt werden<br />
soll, verkomplizieren. Doch der Beschluss<br />
liegt in der Natur einer großen Koalition,<br />
die zusammenbringen muss,was nicht zusammengehört.“<br />
Bettina Cosack<br />
PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 – S eite 9 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Leser fragen –Experten<br />
antworten: Alles über<br />
das Sparen im Alter<br />
Seite 12<br />
Samariterkiez: Jetzt sprechen die Poller-Befürworter Seite 12<br />
Charité: Neue Dokumentation lässt Mitarbeiter zu Wort kommen Seite 13<br />
Stadtbild<br />
Aram Tram<br />
Tram<br />
BarbaraWeitzel<br />
erlebt eine Ohrwurmplage.<br />
Während die Blätter sich nun<br />
verfärben, herrscht in den Supermärkten<br />
schon Winter. Ich gehöre<br />
nicht zu den Leuten, die im<br />
September mit einem „Endlich!“ zu<br />
Dominosteinen und Spekulatius<br />
greifen, habe es mir aber auch abgewöhnt,<br />
mich über die Weihnachtsberge<br />
im Altweibersommer aufzuregen.<br />
IchmagVorfreude,und die lasse<br />
ich mir weder durch voreiligen Genuss<br />
noch durch den Ärger über die<br />
Verführung nehmen. Man kann sie<br />
ja ignorieren.<br />
Nicht ignorieren kann ich die Begleiterscheinungen.<br />
Das Kind fängt<br />
nämlich beim Anblick der Lebkuchen<br />
und Zimtsterne verlässlich an<br />
zu singen. Und wer einmal „In der<br />
Weihnachtsbäckerei“ im Ohr hatte<br />
weiß: Das geht so schnell nicht weg.<br />
Kaum ein Wurm hält sich fester. Gemessen<br />
an seiner Länge und Kraft<br />
müsste er Ohr-Anakonda heißen.<br />
Undsokommt es, dass ich mir zwar<br />
die Dominos und auch das Lamento<br />
über ihre Omnipräsenz verkneife,<br />
aber mit einem gequälten „zwischen<br />
Mehl und Milch /macht so mancher<br />
Knilch /eine riesengroße Kleckerei“<br />
durch den sonnigen Park stapfe.<br />
Stapfte. Denn ich wünsche mir<br />
den Knilch im Ohr zurück. Schreibe<br />
„kaum ein Wurm“ und nicht „kein<br />
Wurm“. Bin seit kurzem klüger. Da<br />
hörte ich Gesang aus einer Kita, vielstimmig,<br />
hell und so schief, wie man<br />
es nur Kinderkehlen verzeiht. Der<br />
Text ging so: „Aram Sam Sam Aram<br />
Sam Sam Gulli Gulli Gulli Gulli Gulli<br />
Ram Sam Sam.“ Die Melodie passte<br />
in ihrer Schlichtheit dazu wie ein<br />
Sternförmchen zum Mürbeteig und<br />
genau in mein Ohr. Demütig begriff<br />
ich, dass man sich noch viel bescheuerter<br />
vorkommen kann, als mit<br />
der „Weihnachtsbäckerei“ auf den<br />
Lippen.<br />
Nun hat man sich ja, im 3. Jahrtausend<br />
und in einer Großstadt lebend<br />
und folglich permanent Musiken<br />
ausgesetzt, Kompetenzen angeeignet,<br />
sich zur Wehr zu setzen.<br />
Denn viele der Lieder, die in Warteschleifen<br />
und Geschäften laufen, haben<br />
Wurmkräfte. Hält sich einer besonders<br />
hartnäckig oder ist besonders<br />
hässlich, hilft am besten ein anderer<br />
hartnäckiger, idealerweise<br />
nicht ganz so schlimmer.<br />
Kinderlieder, siehe „Weihnachtsbäckerei“,<br />
eignen sich hervorragend,<br />
etwa „Booooob the builder“. Man<br />
kann sich aber auch „Für Elise“, „It’s<br />
Raining Men“ oder„Ergehörtzumir“<br />
ins Gedächtnis rufen. Wenn man sich<br />
traut. Denn während man mit Kinderliedern<br />
nur Eltern ansteckt, trifft<br />
es bei letztgenannten alle.<br />
Apropos alle. Von dem Kita-Lied<br />
befreite mich kurzfristig die BVG.<br />
Seit Jahren mit der BSR um den besten<br />
Kalauer wetteifernd, hat sie einige<br />
Straßenbahnen mit folgendem<br />
Slogan bedruckt:„Weine nicht, wenn<br />
der Regen kommt. Tram Tram, Tram<br />
Tram“. Mit dem Wurm könnte ich<br />
ein paar Stunden leben, zumal ich<br />
für Kalauer nicht weniger empfänglich<br />
als für Dominosteine bin. Aber<br />
„Tram“ und „Aram“ reimt sich halt<br />
leider. Dem wilden Wechsel beider<br />
Lieder ausgesetzt, kommt mir die<br />
letzte Zeile der „Weihnachtsbäckerei“<br />
in den Sinn: „Schmeiß den Ofen<br />
an oh ja!“ Vonmir aus.<br />
Blick aus einem Hochhaus am S-Bahnhof Bellevue: Der Wagen des Sonderzuges stand lichterloh in Flammen.<br />
Sonderzug in Flammen<br />
Aus ungeklärter Ursache gerät ein Waggon mit Fans des SC Freiburg in Brand –drei Leichtverletzte<br />
VonPatrick Berger,Mathias Bunkus<br />
Andreas Kopietz und Eric Richard<br />
Eshätte in einer Katastrophe<br />
enden können. Doch die<br />
Fußballfans hatten Glück<br />
im Unglück. Als in der<br />
Nacht zum Sonntag ihr Sonderzug<br />
Feuer fing, waren Feuerwehr und Polizei<br />
schnell zur Stelle, und auch die<br />
Besonnenheit der Fans selbst verhinderte,dass<br />
Panik ausbrach.<br />
Rund 700 Anhänger des Fußball-<br />
Bundesligisten SC Freiburg waren<br />
am Sonnabend nach dem verlorenen<br />
Spiel gegen Union Berlin gegen<br />
20 Uhrmit einem Sonderzug vomS-<br />
Bahnhof Charlottenburg aus in<br />
Richtung Heimat gestartet. Kurz darauf<br />
fing ein Wagen im vorderen Teil<br />
des Zuges Feuer. Im S-Bahnhof<br />
Bellevue kam der Zug zum Stehen.<br />
DieFahrgäste im vorderen Teil retteten<br />
sich auf den Bahnsteig, die im<br />
hinteren Teil auf die Gleise.<br />
Die Feuerwehr rückte mit einem<br />
Großaufgebot von 200 Leuten an.<br />
Der Zug wurde evakuiert, ebenso<br />
zwei S-Bahnen und schließlich der<br />
gesamte Bahnhof. Eine Panik blieb<br />
aus, weshalb die „Supporters Crew<br />
Mit rund 200 Leuten wardie Feuerwehr im Einsatz.<br />
Freiburg“, die die Fahrt organisiert<br />
hatte, dem besonnenen Verhalten<br />
ihrer Fans dankte.„Drei Personen erlitten<br />
Rauchgasvergiftungen und<br />
wurden zur ambulanten Behandlung<br />
in Krankenhäuser gebracht“,<br />
sagte ein Feuerwehrsprecher. Der<br />
Waggon brannte völlig aus.<br />
DieBundespolizei leitete die Freiburger<br />
zum Hauptbahnhof, von wo<br />
die Weiterreise organisiert wurde.<br />
Viele nahmen den letzten ICE kurz<br />
IMAGO IMAGES<br />
vor Mitternacht. Für die Rückfahrt<br />
seiner Fans charterte der SC Freiburg<br />
auch Busse.Erbedankte sich für das<br />
Angebot des 1. FC Union, seine VIP-<br />
Räume als Übernachtungsmöglichkeit<br />
zur Verfügung zu stellen. Die<br />
Unioner hatten kurzfristig geprüft,<br />
inwieweit die Gäste noch verköstigt<br />
werden könnten und Decken bereitgelegt.<br />
„Wir haben uns sofort vorgestellt,<br />
wie es uns ergehen würde,<br />
wenn einer unserer Sonderzüge vom<br />
Abgas-Check am Straßenrand<br />
DPA<br />
Unglück betroffen wäre“, sagt<br />
Union-Sprecher Christian Arbeit. „In<br />
dieser Spielzeit fahren unsere Fans<br />
zu elf Spielen per Sonderzug.“<br />
Der Unglückszug wurde Stunden<br />
nach dem Brand zur Werkstatt Grunewald<br />
geschleppt. Die Bundespolizei<br />
übernahm die Ermittlungen zur<br />
Brandursache. Ein technischer Defekt<br />
kann momentan genauso wenig<br />
ausgeschlossen werden wie fahrlässige<br />
Brandstiftung, etwa durch einen<br />
Bengalo. Einige Freiburg-Fans hatten<br />
beim Spiel in der Alten Försterei<br />
Pyrotechnik gezündet.<br />
Der Zug gehört einem Schweizer<br />
Unternehmen, das laut SCF eine<br />
Übernahme der Rückreisekosten zugesagt<br />
hat. Das Unternehmen bietet<br />
Sonderzugfahrten an. Für Fußballfans<br />
nutzt es meist veraltete Modelle,<br />
da die Züge hinterher wegen Beschmierungen<br />
oder kaputten Scheiben<br />
oft repariert werden müssen. In<br />
einem Statement der Firma hieß es:<br />
„Man schließt einen technischen<br />
Defekt an dem betroffenen Wagen<br />
aus, dader Brand offensichtlich im<br />
Innern eines Abteils in der Wagenmitte<br />
ausgebrochen ist, wo es keine<br />
Technik gibt.“<br />
Der Senat lässt von diesem Montag an messen, welche Autos wie viele Schadstoffe während der Fahrt ausstoßen<br />
VonGerhard Lehrke<br />
Die Apparate, die an diesem<br />
Montag am Straßenrand der<br />
Neuköllner Sonnenallee und der<br />
Straße Am Seegraben in Treptow-<br />
Köpenick aufgestellt werden, könnten<br />
rein optisch Radarfallen sein.<br />
Aber die Messgeräte dienen einem<br />
anderen Zweck. Die Senatsverwaltung<br />
für Umwelt,Verkehr und Klimaschutz<br />
lässt damit bis zum 1. November<br />
die Auto-Schadstoffe messen.<br />
Das eine, kastenförmige, Gerät<br />
sendet unsichtbares Licht –infrarot<br />
schriebenen Kontrollen werden. Parallel<br />
zur Abgasmessung wirdüberVideo<br />
das Kennzeichen erfasst, sodass<br />
über die Zulassungsstelle bekannt<br />
wird, was für ein Auto vorbeigefahren<br />
ist, welche Schadstoff-Eingruppierung<br />
es hat und ob es mit Diesel<br />
oder Benzin fährt.<br />
DerSenat verspricht, dass die Daten<br />
nur für die Bestimmung des<br />
Fahrzeugs verwendet werden. Eine<br />
Abfrage der Halterdaten oder eine<br />
Strafe wegen möglicherweise zu<br />
schnellen Fahrens gebe es nicht. Die<br />
Datenschutzbehörde habe dem Ver-<br />
und ultraviolett – in Auspuffhöhe<br />
über die Straße.Das andereGerät gegenüber<br />
registriert, welche Veränderungen<br />
das Licht durch die Abgase<br />
erfahren hat, und wie schnell das<br />
Auto fuhr. Daraus kann ein Computer<br />
errechnen, wie viel Kohlendioxid<br />
und wie viel Stickoxide der jeweilige<br />
Wagen ausstieß.<br />
Das System, von der spanischen<br />
FirmaOpus entwickelt, soll der Erarbeitung<br />
eines Informationssystems<br />
dienen, das die aktuelle Belastung<br />
der Luft abbildet. Es soll Teil der von<br />
Berlins Luftreinhalteplan vorgefahren<br />
zugestimmt. Allerdings soll<br />
mit dem Versuch, der vomBund mit<br />
155 000 Euro gefördert wird, auch<br />
ausprobiertwerden, ob man defekte<br />
oder manipulierte Autos identifizieren<br />
kann, die zu viele Schadstoffe<br />
ausstoßen.<br />
Erkenntnisse erhofft sich der Senat<br />
künftig weiterhin bei der Wirksamkeit<br />
von Durchfahrverboten für<br />
Dieselautos auf bestimmten Straßen.<br />
Sie sollen ab November für Autos<br />
mit Abgasnorm5oder schlechter<br />
unter anderem auf Teilen der Friedrich-<br />
und der Leipziger Straße gelten.<br />
NACHRICHTEN<br />
Straßenblockade: Polizisten<br />
angegriffen<br />
Vier Polizisten sind angegriffen und<br />
verletzt worden, als sie eine Straßenblockade<br />
in Friedrichshain-Kreuzbergverhinderten.<br />
Eine Gruppe von<br />
rund 50 Menschen wollte gleichzeitig<br />
die Oberbaumbrücke betreten, wie<br />
die Polizei am Sonntag mitteilte.Die<br />
Beamten drängten die Gruppe durch<br />
Schieben und Drücken vonder Fahrbahn<br />
und sprachen mehrfach Platzverweise<br />
aus, hieß es weiter.Essoll<br />
Reizstoff in Richtung der Polizisten<br />
gesprüht worden sein. Drei Einsatzkräfte<br />
erlitten Augen- und Atemwegsreizungen,<br />
sie setzten ihren Dienst<br />
aber fort,wie eine Polizeisprecherin<br />
sagte.Einem weiteren Polizisten sei<br />
voneinem Unbekannten in den Rücken<br />
getreten worden. DiePolizei<br />
hatte vondem Blockadeversuch über<br />
soziale Medien erfahren. Einen Zusammenhang<br />
mit zwei Demonstrationen<br />
gegen die türkische MilitäroffensiveinNordsyrien<br />
am Sonnabendnachmittag<br />
bestätigte sie<br />
nicht.„Die Ankündigungen sind im<br />
Zuge der Demonstrationen aufgetaucht,<br />
die Teilnehmer ließen sich<br />
aber nicht eindeutig zuordnen“, sagte<br />
diePolizeisprecherin. (dpa)<br />
Bei 71 Häftlingen wurde<br />
Tuberkulose diagnostiziert<br />
In <strong>Berliner</strong> Gefängnissen sind in den<br />
vergangenen vier Jahren 71 Tuberkulose-Erkrankungen<br />
bereits bei den<br />
Aufnahme-Untersuchungen diagnostiziertworden.<br />
Dasgeht aus einer<br />
Antwortder Gesundheitsverwaltung<br />
auf eine Anfrage der AfD an das<br />
Abgeordnetenhaus hervor. DieZahlen<br />
für 2015 bis 2019 wurden vom<br />
Landesamt für Gesundheit und Soziales<br />
ermittelt. Zuletzt war im September<br />
eine Tuberkulose-Erkrankung<br />
bei einem Häftling im <strong>Berliner</strong><br />
Gefängnis Heidering (Teltow-Fläming)<br />
bekannt geworden. (dpa)<br />
Trabi-Hupkonzertmit<br />
David Hasselhoff<br />
DerUS-Sänger David Hasselhoff ist<br />
Trabi-Fan.„Es ist ein lustiges Auto,ich<br />
wünschte ich hätte einen in meiner<br />
Auffahrt“, sagte der 67-Jährige am<br />
Sonnabend nach einemVideodreh in<br />
Berlin. Dabei fuhren etwa zehn bunte<br />
Trabis auf die Rathausbrücke,der<br />
Sänger trat zu Fußauf. DieAutofahrer<br />
gaben Hasselhoffs Hit„Looking For<br />
Freedom“hupendzum besten.WenigeWochen<br />
nach der Maueröffnung<br />
1989 hatte Hasselhoff das Lied auf der<br />
Silvesterparty am BrandenburgerTor<br />
gesungen. Im Maiäußerte Hasselhoff<br />
denWunsch, erneut zu Silvester in<br />
Berlin aufzutreten. Aufdpa-Nachfrage<br />
hieß es,das hängevon seinem<br />
Terminplan ab.Derzeit sehe es so aus,<br />
als würde er in Großbritannien auf<br />
der Bühne stehen. (dpa)<br />
Der US-Sänger David Hasselhoff am Sonnabend<br />
beim Dreh mit Trabis. SABINE GUDATH
10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Alles<br />
zulasten<br />
der<br />
Republik<br />
1926 schlossen der Staat Preußen<br />
und das ehemalige Königshaus<br />
der Hohenzollern einen Vertrag,<br />
der sittenwidrig genannt werden darf.<br />
Die Bayern machten es besser<br />
Stadtgeschichte<br />
VonNikolaus Bernau<br />
Im März 1926 demonstrierten in Berlin erwerbslose Frauen und Männer für die im Volksbegehren vorgeschlagene Fürstenenteignung.<br />
BPK<br />
Wer den Streit um die gescheiterte<br />
Enteignung<br />
der vormals regierenden<br />
Fürstenfamilien<br />
im Deutschen Reich in den 1920er-<br />
Jahren betrachtet, der darf den großen<br />
Rahmen nicht übersehen. Revolutionen<br />
und politische Umstürze<br />
produzieren nämlich immer die<br />
Frage: Wie gehen die neuen Herrscher<br />
mit den Anhängern des alten<br />
Regimes um? Will man sie ausgrenzenoder<br />
einbinden?<br />
Teil eines solchen Entscheidungsprozesses<br />
war, dass in Berlin das<br />
Schloss 1926 dem Staat, das umfangreiche<br />
Kulturgut in den Schlössern<br />
und das staatlich finanzierte Hohenzollernmuseum<br />
aber überwiegend<br />
dem „vormals regierenden preußischen<br />
Königshaus“ zugesprochen<br />
wurden. Bis heute führt das zu Eigentumskonflikten.<br />
Es geht immer um die Macht<br />
Neue Regime müssen, um ihreMacht<br />
zu etablieren, die Sicherheit der Bürger<br />
zu garantieren und die eigenen<br />
Anhänger zu belohnen, möglichst<br />
schnell Steuern und Abgaben einziehen.<br />
Beides kann, wie Lenin, Trotzki,<br />
Stalin oder Mao Tse-tung zeigten,<br />
durchaus auch mit Terror und Ausplünderung<br />
der Bevölkerung erreicht<br />
werden. Langfristig sind die Nachteile<br />
der Methode aber groß: Sie ist teuer,<br />
zerstörtimmense Kenntnisse,schafft<br />
andauernde Unsicherheit und behindertden<br />
Aufbau neuer Loyalitäten.<br />
DerNormalfall ist deswegen, dem<br />
alten Regime eine Brücke zu bauen in<br />
die neue Zeit, bis die eigenen Anhänger<br />
in der Lage sind, das Land zu regieren.<br />
Daswar auch die Strategie der<br />
deutschen Republikaner nach der Revolution<br />
1918.<br />
Spätestens die Wahl zur Nationalversammlung<br />
1919 hatte klargemacht,<br />
dass die Deutschen nicht den<br />
radikal-revolutionären Weg Russlands<br />
gehen wollten. Die Weimarer<br />
Reichsverfassung garantierte entsprechend<br />
einerseits das Eigentum,<br />
machte andererseits die Enteignung<br />
im gesamtgesellschaftlichen Interesse<br />
möglich.<br />
DieklareAblehnung der entschädigungslosen<br />
Fürstenenteignung<br />
1926 im Volksentscheid zeigte zudem,<br />
wie starküber alle Partei-, Konfessions-<br />
und regionalen Grenzen<br />
hinaus die Loyalitäten an die alten<br />
Herrscherfamilien waren: Nur in<br />
Berlin, Hamburg und Leipzig wurde<br />
die 50-Prozent-Marke knapp überschritten,<br />
reichsweit stimmten lediglich<br />
36,4 Prozent der Abstimmenden<br />
dem Vorschlag der KPD zu.<br />
Aber Privat- und Staatsvermögen<br />
der einstigen Herrscherfamilien und<br />
das für die Unterhaltung der Höfe<br />
eingesetzte Kronvermögen waren<br />
faktisch und rechnerisch oft kaum<br />
trennbar: Imkleinen Mecklenburg-<br />
Strelitz etwa wurde mehr als die<br />
Hälfte des Staatsgebiets als Privatbesitz<br />
der einstigen Herzogsfamilie bewertet.<br />
In Bayern galten die heutigen<br />
Staatlichen Kunstsammlungen insgesamt<br />
als Privatbesitz der Wittelsbacher.<br />
Wilhelm II. von Preußen hatte,<br />
durchaus untypisch für seine sonst<br />
militärisch geprägte Familie, erfolgreich<br />
als Unternehmer agiert, etwa<br />
mit der Gründung der Majolikafabrik<br />
inCadinen. Wasvon diesen Vermögen<br />
war privat, was staatlich erworben?<br />
Wie stand es mit Bibliotheken,<br />
Schlossausstattungen, Hoftheaternund<br />
-orchestern, die oft vonden<br />
Hofverwaltungen betreut worden<br />
waren, zweifellos aber der Repräsentation<br />
des Staats und oft dem Vergnügen<br />
seiner Bürger dienten?<br />
Bayern fand als eines der ersten<br />
deutschen Länder eine Lösung. 1923<br />
wurde vom Landtag und von der<br />
Volksentscheid Fürstenenteignung 1926<br />
Ja zur Enteignung der Fürstenvermögen in Prozent aller berechtigten Stimmen<br />
Hamburg: 52,5<br />
28,1<br />
33,7<br />
33,0<br />
41,7 44,2<br />
34,1<br />
40,0<br />
32,6<br />
Koblenz-<br />
Trier: 34,0<br />
17,8<br />
38,0<br />
34,8<br />
27,5<br />
37,9<br />
34,1<br />
42,5<br />
48,5<br />
47,3<br />
Wittelsbacher-Familie der Wittelsbacher<br />
Ausgleichsfonds eingerichtet.<br />
Als Fundament dieser ewigen<br />
Stiftung wurden die staatlichen Domänen<br />
zwischen Staat und Wittelsbachern<br />
aufgeteilt und alle nach<br />
1804 von den Wittelsbachern erworbenen<br />
Kulturgüter etwa in die Alte<br />
und die Neue Pinakothek, die Glyptothek,<br />
das Bayrische Nationalmuseum<br />
oder die Staatsbibliothek eingebracht.<br />
Zugleich begründete der einstige<br />
Kronprinz Ruprecht die Wittelsbacher<br />
Landesstiftung für das vor1804<br />
erworbene Kulturgut. Ziel der Doppelstiftung<br />
ist, den Kunstbesitz der<br />
Wittelsbacher in der Gesamtheit der<br />
Gesellschaft zu erhalten. Veräußerungen<br />
aus den Sammlungen, um<br />
Pommern: 23,5<br />
39,4<br />
39,8 34,2<br />
44,1<br />
40,9<br />
31,9<br />
45,3<br />
24,4<br />
Leipzig: 51,7<br />
26,6<br />
Niederbayern: 12,5<br />
20,6<br />
20,2<br />
Berlin: 62,4<br />
Frankfurt/Oder: 28,7<br />
>60–70 %<br />
>50–60 %<br />
>40–50 %<br />
>30–40 %<br />
>20–30 %<br />
>10–20 %<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: WIKIPEDIA<br />
die Familie zu unterhalten, sind<br />
nicht möglich. Andererseits muss<br />
der Staat Bayern dauerhaft diese Familie<br />
finanzieren.<br />
Angesichts der juristischen und<br />
politischen Ausgangsbedingungen<br />
war der Kompromiss geradezu brillant.<br />
Auch deswegen ist er bis heute<br />
unumstritten. Der Großherzog von<br />
Sachsen-Coburg-Gotha 1928 orientierte<br />
sich an diesem Modell. Ganz<br />
anders die Welfen in Braunschweig.<br />
Sieerhielten acht Millionen Mark aus<br />
einstigem Welfenvermögen, zudem<br />
Land und Schlösser als Ausgleich sowie<br />
endgültigen Zugriff auf den einzigartigen<br />
Stiftsschatz von St. Blasien<br />
in Braunschweig. Dieser „Welfenschatz“<br />
wurde 1930 an ein Händlerkonsortium<br />
verkauft,der ihn nach einer<br />
Tournee durch die USA in den<br />
1930ernanden Staat Preußen veräußerte.<br />
Obdieser Weiterverkauf unter<br />
nationalsozialistischem Zwang stattfand,<br />
ist umstritten. 1945 konnten sie<br />
mithilfe der britischen Armee zudem<br />
die in Ostdeutschland gelegenen<br />
Schlösser leerräumen, deren Inventar<br />
zusammen mit dem vonSchloss Marienburg<br />
2005 bei Sotheby’s für 25<br />
Millionen Euro versteigert wurde.<br />
Kurz: Die Welfen leben seit mehr als<br />
einem Jahrhundert von dem Vermögen,<br />
das ihnen der Staat Braunschweig<br />
überließ.<br />
Ähnlich sahen die Verträge mit<br />
den Obotriten in Mecklenburg-<br />
Schwerin, den WettinerninSachsen,<br />
dem Haus Baden, dem Haus Hessen,<br />
oder thüringischen Fürstenfamilien<br />
aus: Land und Häuser sowie Kulturgut<br />
werden privatisiert, um auf<br />
Dauer die Entschädigungsansprüche<br />
abzugelten.<br />
Auch die Hohenzollern verhandelten<br />
unter dieser Maxime seit 1920<br />
mit dem StaatPreußen.Eine Stiftung<br />
für Kulturgut nach bayrischem Vorbild<br />
stand nie ernsthaft zur Debatte.<br />
Stattdessen wurde 1926 ein Vertrag<br />
abgeschlossen, der nach heutigem<br />
Verständnis sittenwidrig genannt<br />
werden darf. Es wurden praktisch alle<br />
finanziellen Lasten der Republik zugeschrieben,<br />
also der Unterhalt von<br />
73 Schlössern und Parkanlagen, die<br />
Zahlung der Gehälter und der in Jahrzehnten<br />
aufgebauten Pensionsverpflichtungen.<br />
Die Familie Hohenzollern<br />
bekam hingegen den Zugriff auf<br />
etliche gut bewohnbareHäuser sowie<br />
auf Zehntausende erstklassig kommerziell<br />
zu verwertende Kunstwerke<br />
aus dem Inventar der Schlösser.<br />
Da es im Vertrag kein genaues<br />
Verzeichnis der Bestände gab, auch<br />
das Stichdatum nachträglich verändertwurde,ist<br />
heute der Eigentumsstatus<br />
vieler Objekte unklar.Dass die<br />
Kronjuwelen, genuiner Bestand jeder<br />
Staatsrepräsentation, zum Privatbesitz<br />
erklärt wurden, grenzt ans<br />
staatsrechtlich Absurde, ebenso die<br />
Verfügung über ganze Aktenbestände<br />
und Bibliotheken.<br />
Noch erstaunlicher ist, dass Preußen<br />
den Hohenzollern Zugriff auf<br />
Bestände erlaubte, die eindeutig vor<br />
1820 erworben worden sind, als mit<br />
der Civilliste die Trennung von<br />
Staats- und Monarchenvermögen<br />
wenigstens formal etabliert worden<br />
war. So kam etwa die grandiose<br />
Sammlung von Rokoko-Gemälden,<br />
die Friedrich II. einst eindeutig für<br />
den Staat erworben hatte, inihren<br />
Privatbesitz. Die Hohenzollern begannen<br />
entsprechend, wie jüngere<br />
Forschungen zeigen, spätestens<br />
Ende der 1920er-Jahre und in kontinuierlicher<br />
Reihe bis in die jüngste<br />
Vergangenheit, das ihnen zugebilligte<br />
Kulturgut auf Auktionen oder<br />
durch Direktverkäufe zu verwerten.<br />
Große Ansprüche, keine Leistung<br />
Das Fatale an dieser Lösung war:<br />
Viele Mitglieder der einst herrschenden<br />
Familien Deutschlands wurden<br />
mit dieser Vermögenslösung zu<br />
Dauer-Rentiers mit großen Ansprüchen,<br />
aber keinerlei eigener Leistung<br />
mehr für die Gesellschaft. Keiner der<br />
Söhne Wilhelms II. trat eine eigenständige<br />
Karriere inWirtschaft, Verwaltung,<br />
Politik, Wissenschaft oder<br />
Kultur an –imUnterschied zu den<br />
weit bescheidener finanzierten Wittelsbachern,<br />
die aber als Landwirte<br />
schon im 19. Jahrhundert reüssiert<br />
hatten, oder den vollkommen enteigneten<br />
österreichischen Habsburgern.<br />
Aber auch das gehört zur Geschichte<br />
der Fürstenentschädigungen:<br />
die sukzessivepolitischeDemobilisierung<br />
eines einst politisch aktivenStandes<br />
durch Verrentung.<br />
DAS IST<br />
DAS WAR<br />
DAS KOMMT<br />
Fernsehturm<br />
Knüppelbahn<br />
Wärmewende<br />
Um den Bau des Fernsehturms tobten während der<br />
Hochzeit des Kalten Krieges in den 60er-Jahren harte<br />
Konflikte,indie sogar die Supermächte Sowjetunion und<br />
USA involviert waren. Zugleich bildete der Fernsehturm<br />
den Auftakt für eine Neugestaltung der Ost-<strong>Berliner</strong> Innenstadt.<br />
Diese Aspekte werden in der Ausstellung „50<br />
Jahre<strong>Berliner</strong> Fernsehturm–zwischen Alltagsleben und<br />
Weltpolitik“ dargestellt. Gezeigt werden eindrucksvolle<br />
Bilder vomBau des Turmes,aber auch vomAlltagsleben<br />
in der Zeit zwischen 1969 und 1990.<br />
„50 Jahre <strong>Berliner</strong> Fernsehturm–zwischen Alltagsleben und Weltpolitik“,<br />
Ausstellung im Freiraum am Fernsehturmsüdlich der Marienkirche<br />
Deutschlands erster Unterwassertunnel führte vonStralau<br />
nach Treptowunter der Spreehindurch. Am 16. September<br />
1899, vor 120 Jahren, rollte zum ersten Mal eine<br />
Straßenbahn –die sogenannte Knüppelbahn –inProbefahrt<br />
durch die 454 Meter lange (mit Rampen 582), eingleisig<br />
ausgelegte Röhre. Startauf der Stralauer Halbinsel<br />
war an der Tunnelstraße, auf der anderen Seite im Treptower<br />
Park (Platz am Spreetunnel). Drei Minuten lang<br />
rumpelte die Elektrische durch den Stollen. Im Schildvortriebverfahren<br />
hatte man ihn in vier Jahren gebaut:<br />
3,76 Meter breit mit Scheitelpunkt in zwölf MeternTiefe<br />
unter der dort 195 Meter breiten Spree. 1,7 Millionen<br />
Goldmark kostete das Experiment. Im Dezember ging<br />
die erste öffentliche Untergrundbahn Deutschlands zwischen<br />
dem Schlesischen Bahnhof (heute Ostbahnhof)<br />
und TreptowinDienst. Um Zusammenstöße zu vermeiden,<br />
standen Posten an den Tunnelenden, die dem einrollenden<br />
Fahrer einen Stab übergaben, der bei Ausfahrt<br />
wieder abzugeben war –daher der Name Knüppelbahn.<br />
Als 1932 Risse in der Wand der Röhrefestgestellt wurden,<br />
sperrte man sie für den Bahnverkehr. 30Jahre lang war<br />
die Tunnelfahrteine Sensation. Für die Zeit der Olympischen<br />
Spiele 1936 sicherte man die Röhreund gestattete<br />
Fußgängerverkehr. ImZweiten Weltkrieg richtete man<br />
einen Luftschutzbunker ein. Der Tunnel existiert noch,<br />
ist aber geflutet, die Rampen sind zugeschüttet. (mtk.)<br />
1956 war das KraftwerkReuter in Spandau mit 326 Megawatt<br />
das größte Kraftwerk inWest-Berlin. Mit der Inbetriebnahme<br />
vonReuter CimJahr 1969 lieferte das Steinkohlekraftwerk458<br />
Megawatt fürWest-Berlin. Jetzt endet<br />
mit dem Abriss von Block Cdiese Geschichte. Als Ersatz<br />
nahm Vattenfall Europas größte Power-to-Heat-Anlage<br />
in Betrieb,die Fernwärme aus Stromerzeugt –wichtiger<br />
Baustein der <strong>Berliner</strong> Wärmewende. Zudem versucht<br />
man am Standort Reuter, überschüssigen Grünstrom<br />
(Wind, Sonne) in Form vonWärme in Salz zu speichern.<br />
Blog zur Geschichte: https://group.vattenfall.com/de/newsroom/blognews-presse/blog/2019/mai/geschichte-berliner-energieversorgung
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 11<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Hand in Hand<br />
Mit einer Menschenkette zeigt man seine Verbundenheit. Am Sonntag demonstrierten 300 <strong>Berliner</strong> vor derNeuen SynagogeinMittegegen Antisemitismus. Reicht das?<br />
VonJulia Haak<br />
Es ist fast 12.30 Uhr, als am<br />
Sonntag vor der Neuen<br />
Synagoge in Mitte ein<br />
Mann am Mikrofon die zusammenstehenden<br />
Menschen bittet,<br />
sich mit dem Rücken zur Synagoge<br />
nebeneinander aufzustellen<br />
und sich unterzuhaken. Ziemlich<br />
schnell kommen etwa 300 Menschen<br />
seiner Bitte nach. Sie sind einem<br />
Aufruf des Bündnisses für ein<br />
weltoffenes und tolerantes Berlin gefolgt.<br />
Nunstehen sie zusammen und<br />
verteidigen eine Stunde lang an dieser<br />
Stelle symbolisch eine Synagoge,<br />
während drinnen zum Ende des jüdischen<br />
Laubhüttenfestes der Sukkot-Gottesdienst<br />
gefeiertwird.<br />
Es hat bereits einige symbolische<br />
Akte in Berlin nach dem Anschlag<br />
auf die Synagoge in Halle gegeben.<br />
An einer Solidaritätskundgebung vor<br />
der Neuen Synagoge nahm voreiner<br />
Woche die Bundeskanzlerin teil. Am<br />
Tag danach demonstrierten 10 000<br />
Menschen in der Hauptstadt gegen<br />
Antisemitismus.Auch jene Demonstration<br />
führte zur Neuen Synagoge.<br />
Zusammenstehen<br />
An diesem Sonntag sind Familien<br />
mit Kindern gekommen, ältere<br />
Leute,der künftige Bischof der evangelischen<br />
Landeskirche ist da, der<br />
Diözesanratsvorsitzende des katholischen<br />
Erzbistums, Imam Kadir<br />
Sanci vomHouse of One, die stellvertretende<br />
Vorsitzende des DGB-Bezirks<br />
Berlin-Brandenburg. „Schön,<br />
Zusammen gegen Antisemitismus und Hass: Etwa300 Menschen kamen am Sonntag zur Neuen Synagoge in Mitte.<br />
dass Siedasind“, sagt die Rabbinerin<br />
Gesa Ederberg, als sie nach dem Gottesdienst<br />
aus der Synagoge zu den<br />
Versammelten kommt. „Wir als jüdische<br />
Gemeinschaft in Deutschland<br />
bauen darauf, dass Siehier sind und<br />
dass wir zusammenstehen“, sagt sie.<br />
Öffentliche Zeichen seien wichtig.<br />
Genauso wichtig sei es, kleine Zeichen<br />
zu setzen. Und damit spricht<br />
Gesa Ederberg dann alle an, auch<br />
jene, die an diesem Sonntag nicht<br />
gekommen sind. Aufstehen und etwas<br />
sagen in der U-Bahn, im Supermarkt,<br />
in der Familie, bei der Arbeit.<br />
„Einfach Leuten nichts durchgehen<br />
lassen –sei es Antisemitismus,sei es<br />
Homophobie, Islamfeindschaft,<br />
Frauenfeindlichkeit. Das kommt alles<br />
aus dem gleichen dunklen<br />
Sumpf“, sagt Gesa Ederberg. Womit<br />
sie klarmacht, dass eine Menschenkette<br />
allein noch niemandem hilft.<br />
Es muss mehr sein. Zusammenstehen,<br />
sich nicht auseinanderdividierenlassen.<br />
Sich einsetzen.<br />
Ein großes Ziel also. Wer an diesem<br />
Sonntag vor die Neue Synagoge<br />
gekommen ist, sieht das vermutlich<br />
ebenso.Christian Stäblein, der kommende<br />
evangelische Bischof zum<br />
Beispiel. Er findet es wichtig, symbolisch<br />
Zeichen zu setzen. Aber die<br />
Frage ist ja, ob das reicht? Christian<br />
Stäblein, danach gefragt, sagt Nein.<br />
Er sieht mehr offenen Antisemitismus<br />
in Deutschland, ein zunehmendes<br />
Phänomen also. „Deshalb müssen<br />
wir erst mal sehr offen Zeichen<br />
dagegen setzen und nicht nur reden,<br />
wie wir es in den letzten Jahren immer<br />
wieder getan haben“, sagt er.„Es<br />
BERND FRIEDEL<br />
muss jetzt mehr werden.Wirmüssen<br />
sichtbar machen, dass die Mitte der<br />
Gesellschaft, dass wir alle angegriffen<br />
werden, wenn Synagogen angegriffen<br />
werden.“ Genau aus diesem<br />
Grund steht er an diesem Tagvor der<br />
Synagoge. Erverteidigt die freie offene<br />
Gesellschaft.<br />
Klingt einfach.Werzudiesem Termin<br />
mit S- oder U-Bahn angereist ist,<br />
hatte allerdings direkt vor Augen,<br />
dass die meisten Menschen mit ganz<br />
anderen Dingen beschäftigt sind.<br />
Die Bahnen sind voll mit Sonntagsausflüglern,<br />
die einen angenehmen<br />
Taginder Stadt verbringen wollen.<br />
DieGespräche drehen sich um Kinofilme<br />
und die Ausflugsziele. Stäblein<br />
verlangt allerdings einen Kulturwandel.<br />
Beijedem Einzelnen.<br />
Die Wochenzeitung Die Zeit veröffentlichte<br />
in dieser Woche anlässlich<br />
des Anschlags in Halle einen Artikel,<br />
in dem der Autor und Dokumentarfilmer<br />
Richard Schneider erklärt,<br />
dass er die Hoffnung auf die<br />
deutsche Gesellschaft aufgegeben<br />
habe. Er bezeichnet Mahnwachen<br />
vor Synagogen als lächerlich. Alle<br />
könnten sich nach Menschenketten<br />
wohlfühlen und versprechen, es<br />
werde nun etwas getan, aber dann<br />
geschehe nie etwas. InDeutschland<br />
braue sich etwas zusammen.<br />
Nicht warten, selbst anfangen<br />
Eine derart pessimistische Sicht auf<br />
dieses Land hat Christian Stäblein<br />
nicht. „Aber wenn wir nicht anfangen,<br />
sichtbare Zeichen zu setzen,<br />
bleibt immer das einzig sichtbare<br />
Zeichen der Antisemitismus“, sagt<br />
er. Andieser Stelle mischt sich eine<br />
ältere Frau indie Diskussion ein. Sie<br />
steht an Stäbleins Seite untergehakt.<br />
„Es ist wichtig, dass über solche Veranstaltungen<br />
mehr informiert wird,<br />
damit mehr Leute kommen. Ich<br />
glaube, dann würden auch mehr<br />
Menschen aufstehen und nicht weggucken,<br />
wenn ihren Nächsten in der<br />
U-Bahn oder anderswo schlimmes<br />
geschieht. Man kann nicht warten,<br />
man muss selber anfangen“, sagt sie.<br />
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Mandelas Enkel<br />
eröffnet<br />
Ausstellung<br />
Objekte Nelson Mandelas<br />
im Bikini Berlin zu sehen<br />
VonManuel Giehler<br />
Allein die Eröffnungsrede von<br />
Nkosi Zwelivelile Mandela war<br />
eine emotionale Reise in die Vergangenheit.<br />
Der Enkel von Nelson Mandela<br />
–heute Oberhaupt der Familie<br />
und selbst politisch tätig –hat am<br />
Freitagabend im Bikini Berlin an der<br />
Budapester Straße eine Ausstellung<br />
über seinen berühmten Großvater eröffnet.<br />
Sieheißt „Mandela –The Official<br />
Exhibition“ und ist bis zum<br />
15. März2020 zu sehen.<br />
Die Ausstellung zeigt den Menschen,<br />
Aktivisten, politischen Gefangenen<br />
und Staatsmann Nelson Mandela<br />
(1918–2013). Zu sehen sind viele<br />
Objekte,die für Mandelas Lebensabschnitte<br />
stehen. Dazu gehören ein<br />
originales Geschirr aus seiner Zeit als<br />
Gefangener auf Robben Island und<br />
Briefe an seine Töchter, indenen er<br />
schreibt, das er nicht wisse, wann er<br />
aus dem Gefängnis entlassen werde<br />
und dass er sich in einsamen Nächten<br />
die Fotos seiner Kinder anschaue.<br />
Insgesamt war Mandela 27 Jahre inhaftiert.<br />
Eine käfigartige Konstruktion<br />
zeigt den engen Raum der Zelle<br />
mit der Nummer 46664.<br />
DieGesichter der Ausstellungsbesucher<br />
spiegeln die Erkenntnis wider,<br />
dass dies alles gar nicht so lange her<br />
ist. Auch viele Jugendliche gehen<br />
durch die Räume und setzen sich mit<br />
den Infowänden und Videoergänzungen<br />
auseinander.Die Ausstellung<br />
passt gut in die Zeiten des Populismus.<br />
„Wir brauchen wieder mehr<br />
Mandelas“ war ein Satz, der während<br />
der Eröffnung fiel. Mandelas Enkel<br />
setzt auf die Energie der Jugend.<br />
Diese solle sich –wie er sagte –von<br />
seinem Großvater, dem unermüdlichen<br />
südafrikanischen Freiheitskämpfer,inspirieren<br />
lassen. (mit dpa)<br />
Nkosi Zwelivelile Mandela bei der Ausstellungseröffnung<br />
in Berlin BLZ/WÄCHTER<br />
Poller? Ja bitte!<br />
Friedrichshainer reagieren auf die Kritik an den Durchfahrtssperren in ihrem Wohngebiet<br />
VonPeter Neumann<br />
Die heftige Kritik an den<br />
Durchfahrtssperren im<br />
Friedrichshainer Samariterkiez<br />
hat Bewohner<br />
des Viertels auf den Plan gerufen. Sie<br />
loben die Poller –und wenden sich<br />
gegen die Forderungen einer Bürgerinitiative,<br />
die rot-weißen Stahlpfeiler<br />
wieder abzubauen. „Sowohl unsere<br />
Familie wie auch viele Nachbarnund<br />
Gewerbetreibende befürworten die<br />
Poller“, so Stefan Hainke, Norbert<br />
Stein und Doreen Kniebel aus der<br />
Bänschstraße. „Der Verkehr hat sich<br />
deutlich verringert. Dies ist zu allen<br />
Verkehrszeiten spürbar.“<br />
„Poller,nein danke!“ –das war der<br />
Tenor eines Berichts der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> in der vergangenen Woche.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft Verkehr<br />
und Vernunft lehnt die Barrieren ab,<br />
die der BezirkFriedrichshain-KreuzbergMitte<br />
August in der Pettenkoferund<br />
der Bänschstraße sowie auf der<br />
Kreuzung Schreiner-/Voigtstraße<br />
aufgebaut hat. „Der Verkehr, auch<br />
der Durchgangsverkehr sucht sich<br />
weiter seine Wege –die nun länger<br />
sind“, sagt Oliver Mummer, ein Mitglied<br />
der Gruppe.Die Umwege führten<br />
an Kitas und Spielplätzen vorbei.<br />
Unterm Strich, so der Eindruck der<br />
Kritiker,sei die Belastung gestiegen.<br />
Die Initiative kritisiert Bezirksstadtrat<br />
Florian Schmidt (Grüne),<br />
der für die Poller verantwortlich sei.<br />
„Es werden Dinge gegen den Willen<br />
der Mehrheit der Anwohner durchgedrückt,<br />
Anfragen und Beschwerden<br />
werden komplett ignoriert.“<br />
Barrieren halten Notarzt nicht auf<br />
Der CDU-Politiker Kurt Wansner sekundierte:<br />
„Grünen-Stadtrat<br />
Schmidts Findlings- und Pollerwahn<br />
wird zur Gefahr für Anwohner und<br />
Klimaschutz.“ Mit den Findlingen<br />
sind die Steine gemeint, die frühere<br />
Parkplätze in der Bergmannstraße<br />
okkupieren. „Seine neuen Barrieren<br />
im Samariterkiez führen zu erheblichen<br />
Umwegen“, stellte Wansner<br />
fest. Schmidt habe im Alleingang gehandelt.<br />
DieSperren müssten weg.<br />
Solche Kritik wollen Bewohner<br />
des Viertels nördlich der Frankfurter<br />
Allee jedoch nicht stehen lassen. Ihre<br />
Devise lautet: Poller? Ja bitte! In Briefen<br />
an die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> und bei<br />
Twitter betonen sie,dass sie die Sperren<br />
für sinn- und wirkungsvoll halten.<br />
Sie hätten eine „positive Wirkung“,<br />
schreibt Chris Lopatta aus<br />
dem Samariterkiez. Weitere Maßnahmen<br />
zur Verkehrsberuhigung<br />
Umstrittene Wegmarken: die Poller im Samariterkiez.<br />
Negativrekord: Der Bezirk Friedrichshain-<br />
Kreuzberg dürfte zu den Gebietskörperschaften<br />
mit dem niedrigsten Motorisierungsgrad<br />
in Deutschland gehören. Wieberichtet waren<br />
Ende 2017 pro tausend Einwohner<br />
284,6 Kraftfahrzeugezugelassen –Tendenz<br />
sinkend.Angesichts dessen nähmenAutos zu<br />
viel Raum ein, sagen Bewohner des Bezirks.<br />
BITTE UMFAHREN!<br />
BERND FRIEDEL<br />
Große Belastung: Bürger und Parteien setzen<br />
sich seit längerem dafür ein, den Verkehr<br />
im Samariterkiez nördlich der Frankfurter Allee<br />
zu beruhigen. Zählungen im Auftrag des<br />
Bezirks Friedrichshain-Kreuzbergergaben<br />
hohe Belastungen vonbis zu 450 Kraftfahrzeugen<br />
pro Stunde. Vorallem auf den Nord-<br />
Süd-Straßen waren Schulkinder gefährdet.<br />
sollten folgen: „Als Vater eines zweieinhalbjährigen<br />
Sohnes finde ich,<br />
dass die Poller,die den Durchgangsverkehr<br />
vonder Frankfurter Allee zur<br />
Eldenaer Straße unterbinden, nur<br />
ein erster Schritt sein können.“<br />
„Es stimmt nicht, dass der Verkehr<br />
im Kiez zugenommen hat“, betont<br />
Christoph Kehl von der Initiative<br />
verkehrsberuhigter Samariterkiez.<br />
„Um das festzustellen, reicht<br />
eine einfache Besichtigung vor Ort<br />
zur Hauptverkehrszeit, die zeigt,<br />
dass es kaum noch Durchgangsverkehr<br />
gibt und die Verkehrsmenge<br />
insgesamt signifikant abgenommen<br />
hat. Der vorher stark präsente<br />
Schwerlastverkehr ins Gewerbegebiet<br />
ist fast völlig verschwunden.“<br />
Dagegen kämen Rettungswagen<br />
wie bisher ohne Umwege ans Ziel.<br />
Einsatzkräfte können die Barrieren<br />
mit einem Spezialschlüssel entfernen,<br />
so der Sprecher der Initiative,<br />
die sich seit Jahren für eineVerkehrsberuhigung<br />
einsetzt. „Besonders ärgerlich<br />
ist die Behauptung der Gegner,<br />
dass gefährliche Falschfahrten<br />
in Einbahnstraßen ein Ergebnis der<br />
umgesetzten Maßnahmen seien –<br />
ein Argument, das wir oft hören.<br />
Doch niemand wird gezwungen,<br />
sich verkehrswidrig zu verhalten.“<br />
Kein Alleingang des Stadtrats<br />
Andere Anwohner weisen darauf<br />
hin, dass sich Bezirksgremien mit<br />
dem Thema befasst haben. Voneinem<br />
Alleingang des Stadtrats könne<br />
keine Rede sein, sagen sie. Stellvertretend<br />
schreibt Sebastian Kraus:<br />
„Initiativen für und gegen eine Verkehrsberuhigung<br />
wurden im Ausschuss<br />
gehört, und anschließend<br />
wurde sie durch die Bezirksverordnetenversammlung<br />
beschlossen.“<br />
Anders als die versuchsweise Umgestaltung<br />
der Bergmannstraße<br />
stößt die Verkehrsberuhigung im Samariterkiez<br />
bei den Sozialdemokraten<br />
im Bezirknicht auf Kritik. Im Gegenteil:<br />
Die SPD habe sich aktiv dafür<br />
eingesetzt, so die verkehrspolitische<br />
Sprecherin Peggy Hochstädter.<br />
„Seitdem das angrenzende Schlachthofgelände<br />
mit Townhouses und einem<br />
riesigen Einkaufsbereich zugebaut<br />
wurde, diente der Kiez als Abkürzung<br />
für Privat- und Lieferverkehr.<br />
Für die vielen Kinder im Kiez<br />
wurde das zunehmend gefährlich.“<br />
Nach einem Jahr will der Bezirk<br />
entscheiden, ob die Poller bleiben.<br />
Sie seien „reversibel“ –könnten also<br />
wieder abgebaut werden. Doch offenbar<br />
gibt es im Kiez nicht nur Kritiker,sondernauch<br />
Befürworter.<br />
Telefonforum<br />
Richtig<br />
sparen<br />
im Alter<br />
Finanzexperten antworten<br />
am Lesertelefon<br />
Wer in Rente geht, hat für den<br />
neuen Lebensabschnitt<br />
meist etwas auf die hohe Kante gelegt:<br />
in Form einer Versicherung,<br />
eines Fonds,einer privaten Zusatzrente,<br />
eines Sparplans. In jedem<br />
<strong>Berliner</strong> Haushalt befinden sich im<br />
Durchschnitt 11 700 Euro in einer<br />
Lebens- oder Rentenversicherung,<br />
wie der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe<br />
2018 des Amtes<br />
für Statistik zu entnehmen ist. Darüber<br />
hinaus verfügt der <strong>Berliner</strong><br />
Durchschnittshaushalt über ein<br />
Sparguthaben von 3 900 Euro sowie<br />
Wertpapiere im Wert von<br />
14 500 Euro.<br />
Aber wie es Durchschnittswerte<br />
so an sich haben: Die konkrete Situation<br />
sieht oft anders aus. Daher<br />
ist gut beraten, werander Schwelle<br />
zum Ruhestand seine Finanzen einem<br />
Gesamtcheck unterzieht.<br />
Schließlich fallen Lohn oder Gehalt<br />
als monatliche Einkommensquelle<br />
künftig weg. An deren Stelle treten<br />
Rente oder Pension, die im Allgemeinen<br />
um einiges unter dem bisher<br />
Gewohnten liegen. Dafür reduzieren<br />
sich aber auch einige Ausgaben.<br />
Es zahlt sich aus, für die neue<br />
Lebensphase einen Plan in Finanzdingen<br />
zu haben.<br />
Dafür sind einige Fragen zu klären:<br />
Entsprechen die Geldanlagen<br />
noch den geänderten Bedingungen?<br />
Welches Geld wird wann gebraucht?<br />
Ist es dann flüssig? Wie<br />
lange sollte man Geld fest anlegen?<br />
Sind Fonds im Alter noch empfehlenswert?<br />
Lässt man sich die Versicherung<br />
als Sofortrente oder Einmalbetrag<br />
auszahlen? Wofür soll<br />
man überhaupt sparen? Sollte man<br />
eine altersgerechte Wohnung kaufen?<br />
Wie viel ist für den Notgroschen<br />
einzuplanen?<br />
Doch Geld anlegen ist in diesen<br />
Zeiten nicht so einfach. In unserer<br />
Lesertelefon-Reihe haben Sie am<br />
Donnerstag Gelegenheit, sich genau<br />
dazu bei Finanzexperten persönlich<br />
zu erkundigen. Petra Hauschulz von<br />
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Amtsgericht Charlottenburg<br />
Beschluss<br />
Geschäftsnummer: 61 VI 489/76<br />
Datum: 28.09.2019<br />
In dem Nachlassverfahren der am 16.04.1908<br />
geborenen und am 05.05.1976 verstorbenen,<br />
zuletzt Schlüterstraße 13, 1000 Berlin 12<br />
wohnhaft gewesenen Margarete Elisabeth<br />
Charlotte Rehfeldt wird der Erbschein<br />
des Amtsgerichtes Charlottenburg vom<br />
12.08.1976, Aktenzeichen 61 VI 489/76, für<br />
kraftlos erklärt.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 13 *<br />
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Berlin<br />
POLIZEIREPORT<br />
Prügelei vor Disko.<br />
Beieiner Prügelei voreiner Diskothek<br />
in Rudowsind am Sonntag sieben<br />
Personen verletzt worden. Nach<br />
bisherigen Ermittlungen der Polizei<br />
kam es zunächst vorder Disko in der<br />
Neuköllner Straße gegen 4Uhr aus<br />
unbekannten Gründen zwischen einem<br />
22-Jährigen und einem unbekannten<br />
Mann zum Streit, der dann<br />
in eine Handgreiflichkeit mündete.<br />
Bekannte des einen und des anderen<br />
Mannes mischten sich dann ein, sodass<br />
eine größereRangelei entstand.<br />
Plötzlich trafen zwei Autos ein, deren<br />
Insassen sich an der Auseinandersetzung<br />
beteiligten. EinBeteiligter<br />
sprühte mit Reizgas wahllos in die<br />
Menge.Dann flüchteten mehrere<br />
Täter.ZweiFrauen und fünf Männer<br />
im Alter von19bis 22 Jahren erlitten<br />
durch den Reizstoff Reizungen der<br />
Augen und Atemwege.<br />
Fahrgast homophob beleidigt.<br />
In Lichtenbergist offenbar ein Mann<br />
homophob beleidigt und bedroht<br />
worden. Der24-Jährige gab an, dass<br />
er am Sonntag, gegen 19.30 Uhr, am<br />
U-Bahnhof Frankfurter Allee beim<br />
Einsteigen in einen Zugvon einem<br />
unbekannten Fahrgast mit homophoben<br />
Worten zum Aussteigen aufgefordertwurde.Erdrohte<br />
außerdem<br />
mit dem Ziehen eines Messers.<br />
Der24-Jährige verließ daraufhin den<br />
Zug. DerStaatsschutz beim Landeskriminalamt<br />
übernahm die Ermittlungen.<br />
Schwer verletzt.<br />
MehrereRippenbrüche und einen<br />
Beckenbruch hat ein MotorradfahreramSonntagabend<br />
in Treptowerlitten.<br />
Laut Polizei bog ein 61-Jähriger<br />
gegen 19 Uhrmit seinem VW von<br />
der Puschkinallee nach links in die<br />
Bouchéstraße ab.Erselbst gab an,<br />
niemanden bemerkt zu haben und<br />
durch einen Knall aufmerksam geworden<br />
zu sein. In diesem Moment<br />
habe er im Rückspiegel den stürzenden<br />
Motorradfahrer bemerkt. Der<br />
57 Jahrealte Motorradfahrer konnte<br />
wegen der Verletzungen noch nicht<br />
zu dem Unfall befragt werden. Aufgrund<br />
der Unfallsituation geht die<br />
Polizei jedoch davon aus,dass er auf<br />
der Puschkinallee in entgegenkommender<br />
Richtung unterwegs war<br />
und vondem Autofahrer übersehen<br />
wurde.<br />
Zusammenstoß auf Kreuzung.<br />
Zwei Autofahrer sind in der Nacht zu<br />
Sonntag in Wedding schwer verletzt<br />
worden. Nach bisherigen Erkenntnissen<br />
der Polizei fuhr ein 22-Jähriger<br />
mit seinem Mercedes gegen<br />
1.20 Uhrbei Rotüber die Kreuzung<br />
Müller-, Fennstraße und stieß mit<br />
dem Toyota eines 51-jährigen Fahrers<br />
zusammen. (kop.)<br />
Hinter den Mauern der Charité<br />
Die dritte Staffel der RBB-Dokumentationsreihe über die Universitätsklinik läuft an<br />
VonKristin Hermann<br />
So eine Kieferoperation ist<br />
nichts für schwache Nerven.<br />
In diesem Fall sollen der<br />
Ober- und Unterkiefer des<br />
Patienten aufgeschnitten und ein<br />
Stück weit nach vorne gesetzt werden,<br />
damit er besser atmen kann. Auf<br />
dem Gesicht vonChristian Rexspielt<br />
sich bei den Erklärungen von Max<br />
Heiland, ärztlicher Leiter der Klinik<br />
für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />
der Charité, ungefähr das ab,<br />
was der Betrachter dieser Szene<br />
ebenfalls empfindet: eine Mischung<br />
aus Unbehagen und Faszination. Rex<br />
ist für den ungewöhnlichen Eingriff<br />
extra aus Bremen ins Virchow-Klinikum<br />
in Berlin gekommen. Der 48-<br />
Jährige leidet seit vielen Jahren unter<br />
schwerem Schnarchen – bis zu 30<br />
Atemaussetzer pro Stunde sind es<br />
mittlerweile, weshalb er eine Schlafmaske<br />
benötigt.<br />
Wie viele andere Betroffene auch,<br />
hat der 48-Jährige dadurch stark zugenommen.<br />
Tagsüber ist Christian<br />
Rex sehr müde, beim Autofahren<br />
überfällt ihn häufig ein Sekundenschlaf.<br />
Derletzte Ausweg: eine Kieferoperation<br />
bei Max Heiland. Doch<br />
durch die Operation werden sich<br />
auch seine Gesichtszüge verändern,<br />
was ihm der Arzt mithilfe einer Computersimulation<br />
erklärt.<br />
Notstrom bis zu 33 Stunden<br />
Rexist einer der Patienten, die für die<br />
dritte RBB-Staffel „Die Charité –auf<br />
Leben und Tod“ begleitet wurden.<br />
Das Konzept scheint bei den Zuschauern<br />
anzukommen. Die Dokumentationsreihe,<br />
die ab 21. Oktober<br />
montags um 21 Uhr ausgestrahlt<br />
wird, zeigt Mitarbeiter und Patienten<br />
der Charité im Krankenhausalltag<br />
und gibt Einblicke in die historische<br />
Entwicklung des Klinikkomplexes<br />
und der medizinischen Ausstattung.<br />
„Das Krankenhaus bietet einen unerschöpflichen<br />
Fundus an Geschichten“,<br />
sagt Ulrich Frei, ärztlicher Direktor<br />
der Charité, bei der Vorstellung<br />
der sechsteiligen Reihe.<br />
Das haben in der Vergangenheit<br />
auch andereSender so bewertet. Immer<br />
wieder ist die Universitätsklinik<br />
Vorbild und Drehortvon Fernsehproduktionen.<br />
Zu den bekanntesten<br />
zählt neben der Dokumentation derzeit<br />
die ARD-Serie „Charité“ nach einem<br />
Drehbuch der Grimme-Preisträgerin<br />
Dorothee Schön, die 2017 erstmals<br />
ausgestrahlt wurde. Während<br />
die zweite Staffel das Ende des Zweiten<br />
Weltkrieges thematisiert, wirddie<br />
dritte Staffel um die Zeit des Mauerbaus<br />
spielen. Die Produktion läuft<br />
seit einigen Monaten.<br />
Charité-Auszubildende Angie Richter in der Kinderüberwachungsstation. RBB/MANFRED PELZ<br />
„Mich macht es sehr stolz, dass wir Menschen<br />
helfen und sie aufbauen können, wenn sie<br />
dazu selbst nicht in der Lage sind.“<br />
Maik Häcker, Pflegedienstleiter der Kardio-Intensivstation im Virchow-Krankenhaus<br />
Wieauch schon in den ersten beiden<br />
Staffeln der RBB-Doku konzentriert<br />
sich das Team um Regisseurin<br />
Jana von Rautenberg hingegen auf<br />
die Gegenwart und zeigt eine Mischung<br />
aus emotionalen Patientengeschichten<br />
und der Vorstellung der<br />
fachlichen Arbeit des medizinischen<br />
Personals.„Neuist, dass wir nun auch<br />
Mitarbeiter einbezogen haben, die<br />
die Charité im Hintergrund am Laufen<br />
halten“, sagt Rautenberg.<br />
Dafür ist in den vergangenen Monaten<br />
unter anderem der technische<br />
Leiter Thomas Flügel zu seiner Arbeit<br />
befragt worden. Der flächendeckende<br />
Stromausfall in Köpenick ist<br />
vielen noch gut im Gedächtnis. Für<br />
einen solchen Fall ist die Charité nach<br />
eigenen Angaben gerüstet. Bis zu33<br />
Stunden können sich alle Standorte<br />
autarkmit Notstrom selbst versorgen,<br />
erklärt Flügel in der ersten Folge. Ein<br />
Aufwand, den sich sonst kaum ein<br />
Krankenhaus in Deutschland leistet.<br />
Mittlerweile sind das Fernsehteam<br />
und die Mitarbeiter vonBerlins<br />
ältester Klinik zusammengewachsen.<br />
Viele sind seit der ersten Staffel dabei.<br />
So auch Maik Häcker,Pflegedienstleiter<br />
der kardiologischen Intensivstation<br />
im Rudolf-Virchow-Krankenhaus.<br />
Der 36-Jährige, seit fünf Jahren<br />
in der Charité, versorgt mit sechs Kollegen<br />
täglich bis zu 16 Patienten. In<br />
der ersten Folge sind Häcker und das<br />
Team für einen Mann zuständig, der<br />
eine Erkältung verschleppt hat. Die<br />
Folge: eine lebensbedrohende Herzschwäche.<br />
Eine Maschine hat die<br />
Herztätigkeit für ihn übernommen.<br />
Bangen mit der kleinen Liselotte<br />
Schwere Schicksale und Stress gehören<br />
zum Alltag auf der Intensivstation.<br />
Für Maik Häcker aber ist und<br />
bleibt es ein Traumberuf, für den er<br />
mithilfe der Dokumentation werben<br />
will. „Es gibt so viele Menschen, die<br />
aus dem Beruf rauswollen oder ihn<br />
gar nicht mehr erlernen möchten,<br />
obwohl es eine so wichtige Arbeit ist“,<br />
sagt er.Der examinierte Krankenpfleger<br />
zeigt, dass Humor dazugehört.<br />
„Wir haben nicht nur mit Ausscheidungen<br />
zu tun, sondern mit Menschenleben“,<br />
sagt er.„Mich macht es<br />
sehr stolz, dass wir ihnen helfen und<br />
sie aufbauen können, wenn sie dazu<br />
selbst nicht in der Lage sind, und dadurch<br />
für einen kurzen Zeitraum Teil<br />
ihrer Lebensgeschichte werden.“<br />
Besonders emotional wird esfür<br />
die Zuschauer beim Schicksal der<br />
kleinen Liselotte, die von Christof<br />
Dame auf der Intensivstation der<br />
Neonatologie im Virchow-Klinikum<br />
betreut wird. Es war ein Schock für<br />
das Ehepaar Verena und Holger Stein<br />
aus Caputh, als sich einige Wochen<br />
vor der Geburt ihrer Tochter herausstellte,dass<br />
das Kind eine Zwerchfellhernie<br />
hat. Der trennende Muskel<br />
zwischen den Verdauungsorganen<br />
und dem Lungen- und Herzraum<br />
hatte sich nicht vollständig entwickelt<br />
und geschlossen. Als gefährliche<br />
Folge ist das kleine Herz auf die rechte<br />
Seite gedrückt, der linke Lungenflügel<br />
hat sich nur zur Hälfte entwickelt.<br />
Geschichte wie die von Liselotte<br />
lassen Christof Dame anders auf<br />
seine Arbeit blicken. „Durch die Dokumentation<br />
erhalten wir noch einmal<br />
eine ganz anderePerspektiveauf<br />
unsere Tätigkeit und können besser<br />
reflektieren“, sagt er.Und noch einen<br />
positiven Effekt habe die Kooperation<br />
mit dem Fernsehteam. Das eigene<br />
Umfeld verstehe die Arbeit des Mediziners<br />
nun viel besser als vorher und<br />
bringe ihm eine vorher nicht gekannte<br />
Wertschätzung entgegen, sagt<br />
der stellvertretende Klinikdirektor.<br />
„Am meisten interessiert mich allerdings<br />
immer,was meine Kinder dazu<br />
sagen, aber auch die waren bisher begeistert,<br />
obwohl es ihnen manchmal<br />
nicht ganz geheuer ist, was ihr Vater<br />
da im Fernsehen tut.“<br />
Momper:<br />
Mauerabriss<br />
war okay<br />
Ehemaliger Regierender<br />
Bürgermeister im Gespräch<br />
Walter Momper (SPD) bedauert<br />
nicht, dass nach dem Fall der<br />
Mauer nur wenige Teile des Betonwalls<br />
stehenblieben. „Ob richtig oder<br />
falsch –der Maßstab war das Wollen<br />
der <strong>Berliner</strong> –und die wollten das<br />
Ding weghaben“, sagte der ehemalige<br />
Regierende Bürgermeister der<br />
Deutschen Presse-Agentur. Die<br />
Frage,obauthentische Zeugnisse der<br />
Teilungsgeschichte bewahrt werden<br />
sollen, habe sich damals für ihn nicht<br />
gestellt. Diese Diskussion sei erst viel<br />
später aufgekommen, sagte Momper,<br />
der im November 1989 Regierender<br />
Bürgermeister imWestteil war.<br />
Die DDR habe entschieden, die<br />
Mauer abzutragen.„Das haben die ja<br />
gemacht und hatten damit auch Arbeit<br />
und Beschäftigung“, erinnerte<br />
sich der 74-Jährige. DDR-Pioniertruppen<br />
hätten relativ schnell die<br />
Mauer abgerissen. Die wenigen erhaltenen<br />
Mauerstücke wie das nahe<br />
dem Abgeordnetenhaus seien hinreichend.<br />
„Sowie es jetzt ist, find ich<br />
das okay“, so Momper. Auch zur<br />
Mauer-Gedenkstätte an der Bernauer<br />
Straße gehören originale Beton-Elemente.<br />
Ein Pflasterstreifen<br />
zeichnet den einstigen Mauerverlauf<br />
nach. Aber gerade Berlin-Touristen<br />
suchen nach mehr Mauer zum Anfassen.<br />
Im Streit um die Neugestaltung<br />
am Checkpoint Charlie, dem einstigen<br />
Grenzkontrollpunkt in der<br />
Friedrichstraße, sieht Momper kein<br />
Ende.„Das unsägliche Provisorium“<br />
werde wohl noch lange bleiben,<br />
sagte er mit Blick auf die rot-rotgrüne<br />
Koalition. „Ich glaube, die<br />
kriegen das nicht mehr hin.“<br />
„Ein Museum des Kalten Krieges<br />
ist das mindeste, was da hin muss“,<br />
sagte Momper. Er schätzte, dass<br />
sich neue Verhandlungen mit dem<br />
Investor über Jahrehinziehen könnten.<br />
(dpa)<br />
Mauerrest am Museum Topographie des<br />
Terrors<br />
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Entdeckungen am Baikalsee<br />
Sibiriens faszinierende Landschaften und Kulturen<br />
12-tägige Erlebnisreise in kleiner Gruppe<br />
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KENNWORT:<br />
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die den Schamanismus in den modernen Alltag integriert<br />
haben, besuchen Altgläubige, die in einfachen Verhältnissen<br />
lebend ihre Traditionen bewahren und spüren die<br />
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LESERREISEN
14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Brandenburg<br />
Kita-Nutzung<br />
wird<br />
beitragsfrei<br />
Künftige Koalition beschließt<br />
Investitionsprogramm<br />
Die Brandenburger Koalitionsrunde<br />
aus SPD, CDU und Grünen<br />
Koalitionärezurrte bei ihren Beratungen<br />
am Sonntag die Finanzierung<br />
einiger wichtigerVorhaben fest.<br />
Grünen-Verhandlungsführerin Ursula<br />
Nonnemacher sprach von<br />
„schweren Brocken“, bei denen eine<br />
Menge Geld in die Hand genommen<br />
werde. Ministerpräsident Dietmar<br />
Woidke (SPD) sieht eine Zwischenetappe<br />
erreicht. „Heute sind wichtige<br />
Entscheidungen gefallen“, sagte<br />
Woidke.<br />
Insgesamt will die neue Landesregierung<br />
für ihre geplanten Vorhaben<br />
etwa 600 Millionen Euro mehr<br />
an Investitionen ausgeben, als es die<br />
mittelfristige Finanzplanung vorgesehen<br />
hatte. Nach Aussage vonWoidke<br />
wird es dazu für 2020 einen<br />
Nachtragshaushalt geben.<br />
Zu den Investitionen sollen in<br />
den kommenden fünf Jahren eine<br />
vollständige Beitragsfreiheit im Kitabereich<br />
für Kinder vondreibis sechs<br />
Jahren und eine bessere Betreuung<br />
in Kindertagesstätten gehören. Kinder<br />
von null bis drei Jahren sollen<br />
künftig nach einem Beitragsschlüssel<br />
von eins zu vier betreut werden.<br />
Bislang haben fünf Kinder eine Betreuerin.<br />
Kinder von drei bis sechs<br />
Jahren sollen nach einem Schlüssel<br />
von 1zu10betreut werden. Bislang<br />
werden 11 Kinder von einer Kindergärtnerin<br />
betreut. Die Finanzierung<br />
war in den Verhandlungen bislang<br />
unter Vorbehalt gestellt worden.<br />
Die Zahl der Polizisten soll von<br />
8250 auf 8500 erhöht werden. Die<br />
künftige Landesregierung will den<br />
Ausbau zusätzlich mit sieben Millionen<br />
Euro unterstützen. Für Richter<br />
und Staatsanwälte sollen 30 neue<br />
Stellen und 40 Folgestellen geschaffen<br />
werden.<br />
Für den Straßeninfrastrukturausbau<br />
nimmt die künftige Landesregierung<br />
insgesamt 120 Millionen<br />
Euro in die Hand, davon 20 Millionen<br />
Euro für den Ausbau der Radwege.<br />
Das sei in etwa eine Verdopplung<br />
des bisherigen Ansatzes und<br />
unter Klimaaspekten eine „richtig<br />
relevante Hausnummer“, zeigte sich<br />
Nonnemacher zufrieden. Für den<br />
Klimaschutzplan sind ihren Angaben<br />
zufolge 16 Millionen Euro pro<br />
Jahr vorgesehen, darunter für die<br />
Förderprogramme Ökolandbau und<br />
Moorschutz. Auch der Brand- und<br />
Katastrophenschutz wird mit zusätzlich<br />
sieben Millionen Euro unterstützt.<br />
(dpa)<br />
Die in der UdSSR gebaute vierstrahlige Iljuschin 62 dient jetzt im FliegerparkStölln unter anderem als begehrtes Standesamt des Orts Rhinow.<br />
Die Landung seines Lebens<br />
Vor30Jahren brachte Hans-Dieter Kallbach ein Passagierflugzeug sicher auf einer Graspiste zur Erde<br />
VonJeanette Bederke, Stölln<br />
Wer die 30 Jahre alten<br />
Filmaufnahmen betrachtet,<br />
hält den<br />
Atem an: Da landet<br />
eine mächtige IL-62 der DDR-Fluggesellschaft<br />
Interflug auf einer viel zu<br />
kurzwirkenden, holperigen Graslandebahn<br />
auf dem Segelflugplatz am<br />
Gollenberg in Stölln (Havelland).<br />
Kann sie rechtzeitig zum Stehen gebracht<br />
werden? Als die riesige Staubwolke<br />
verflogen ist, wird sichtbar:<br />
Die Maschine ist heil, den Insassen<br />
ist nichts passiert.<br />
„Hätten wir gebremst, hätten sich<br />
Räder und Flugzeug in den Boden<br />
gegraben, wir uns vielleicht überschlagen.<br />
Wir mussten mit minimaler<br />
Geschwindigkeit aufsetzen und<br />
deshalb schon in der Luft den Umkehrschub<br />
aktivieren“, erzählt<br />
Heinz-Dieter Kallbach, der damals<br />
am Steuer saß und mit drei weiteren<br />
Besatzungsmitgliederndas Flugzeug<br />
punktgenau landete.<br />
„Wir brauchten freie Sicht und etwas<br />
Gegenwind. Das passte am 23.<br />
Oktober“, sagt der Pilot von damals,<br />
der heute immer noch fliegt, mit<br />
mittlerweile 79 Jahren. „Meine Fluglizenz<br />
gilt noch bis 2020. Dann höre<br />
ich auf“, sagt der wohl dienstälteste<br />
Flugkapitän Deutschlands, der<br />
heute in einer Seniorenresidenz in<br />
Bad Saarow (Oder-Spree) lebt. Ausbilder<br />
an Flugsimulatoren in Strausberg<br />
(Märkisch-Oderland) und Berlin-Schönefeld<br />
will er aber bleiben.<br />
Zu DDR-Zeiten konnten sich<br />
Kommunen um ausrangierte Interflug-Maschinen<br />
bewerben, erinnert<br />
sich Kallbach. So tat es auch Stölln,<br />
jener OrtimHavelland, vondem aus<br />
Flugpionier Otto Lilienthal Ende des<br />
19. Jahrhunderts etliche Flugversuche<br />
gestartet hatte. Bei seinem letzten<br />
war er dort 1896 abgestürzt und<br />
gestorben. Um ihn zu ehren, sollte<br />
ein Flugzeug als Museum her.<br />
„Vorsitzender des damaligen<br />
Otto-Lilienthal-Komitees war der<br />
Generaldirektor der Interflug“, erinnertsich<br />
Kallbach, der damals Chefpilot<br />
der IL-62-Staffel bei der DDR-<br />
Fluggesellschaft war. Erwurde mit<br />
der Aufgabe betraut. Die Maschine<br />
für einen Transport von Schönefeld<br />
auseinander- und in Stölln wieder<br />
zusammenzubauen, wurde als zu<br />
teuer abgelehnt.<br />
Also blieb nur der Luftweg.<br />
Knackpunkt: Die IL-62 braucht normalerweise<br />
eine 2500 Meter lange<br />
Betonpiste zum Landen, in Stölln<br />
gab es aber nur die 850 Meter Waldund-Wiesen-Landebahn.<br />
Kallbach, früher Testpilot für diesen<br />
Flugzeugtyp, stellte physikalische<br />
Berechnungen an. „Das passte<br />
zunächst hinten und vorne nicht.<br />
Die Maschine war mit 83 Tonnen<br />
einfach zu schwer“, sagt er. „Acht<br />
Tonnen mussten ausgebaut werden<br />
–unter anderem die Ballastbehälter<br />
unter dem Cockpit.“ Er habe mit der<br />
Aktion gegen sämtliche Luftfahrtvorschriften<br />
verstoßen. Es gab viele<br />
einmalige Sondergenehmigungen.<br />
Hans-Dieter Kallbach zeigt ein Foto von<br />
1989. Darauf wird er beglückwünscht. DPA<br />
Während andere ihn für verrückt<br />
erklärten, nahm der in Essen geborene<br />
und in der Lausitz aufgewachsene<br />
Sohn einer Arbeiterfamilie die<br />
Herausforderung an. Nicht ohne<br />
Vorsichtsmaßnahmen: Die Punktlandung<br />
am 23. Oktober 1989 war<br />
der dritte Versuch. Zuvorhatte zweimal<br />
das Wetter nicht mitgespielt.<br />
„Das hat Kallbach damals schon<br />
genial gemacht. Er ist ein mutiger,<br />
kluger Typ, aber kein Draufgänger.Er<br />
weiß genau, was er tut“, lobt Elmar<br />
Giemulla, Experte für Luftverkehrsrecht<br />
an der Technischen Universität<br />
Berlin. Die Aktion war so spektakulär,<br />
dass Kallbach damit im Guinness-Buch<br />
der Rekorde landete.<br />
DPA<br />
„Nach mir hat das ja keiner mehr<br />
versucht“, sagt der 79-Jährige.<br />
Kallbachs Erlebnisse als Pilot füllen<br />
mittlerweile ein Buch. Denn die<br />
spektakuläreLandung bei Stölln war<br />
längst nicht seine einzige tollkühne<br />
Aktion. „Mayday über Saragossa“<br />
heißen die Erinnerungen an seine<br />
Zeit als Pilot für die Fluggesellschaft<br />
Germania. Als er im Jahr 2000 einen<br />
Ferienflieger vonTeneriffa nach Berlin<br />
steuerte, war ein potenzieller<br />
Selbstmörder im Cockpit aufgetaucht.<br />
Der würgte den Piloten, um<br />
die Boeing 737 zum Absturzzubringen.<br />
Trotz minutenlangen Kampfes<br />
und mit schweren Verletzungen landete<br />
Kallbach die Maschine sicher.<br />
Von sich reden machte er auch<br />
ein Jahr später,als er einen DC-3-Rosinenbomber<br />
von Coventry nach<br />
Berlin überführte.Echte Notlandungen<br />
hatte Kallbach nie, abgesehen<br />
von zweimal brennenden Triebwerken.<br />
Oder einem Motorausfall ganz<br />
am Anfang seiner Piloten-Laufbahn,<br />
als er mit 18 Jahren bei der NVA das<br />
Fliegen lernte.<br />
Das 30-jährige Jubiläum seiner<br />
Punktlandung wird am26. Oktober<br />
gefeiert, an und in der „Lady Agnes“,<br />
wie die Stöllner das Flugzeug nach Lilienthals<br />
Frau später getauft haben.<br />
„Wir freuen uns, die vier damaligen<br />
Besatzungsmitglieder als Ehrengäste<br />
begrüßen zu können“, sagt Horst<br />
Schwenzer,Vorsitzender des Otto-Lilienthal-Vereins.<br />
Es werde Cockpit-<br />
Führungen geben, eine Kunstauktion<br />
und einen Festakt. (dpa)<br />
NACHRICHTEN<br />
Jugendliche besetzen<br />
Haus in Potsdam<br />
Unbekannte haben am Sonnabend in<br />
Potsdam ein Mehrfamilienhaus besetzt.<br />
MehrereJugendliche seien<br />
durch ein Kellerfenster in das Haus<br />
eingedrungen, teilte die Polizei mit.<br />
Maskierte hätten sich im Haus aufgehalten<br />
und Transparente seien an der<br />
Fassade befestigt gewesen. Beider<br />
Räumung nahm die Polizei 16 Leute<br />
in Gewahrsam. (dpa)<br />
Brückenabschnitt auf<br />
östlicher A10wieder frei<br />
Nachdem auf der A10 eine Brücke<br />
zwischen den Anschlussstellen Rüdersdorf(Märkisch-Oderland)<br />
und<br />
Erkner (Oder-Spree) wegen Bauarbeiten<br />
voll gesperrtwar,rollt derVerkehr<br />
wieder.Die Sperrung sei aufgehoben<br />
worden, sagte ein Sprecher der<br />
Polizei am Sonntagabend auf Anfrage.Inden<br />
vergangenen Tagen hatten<br />
viele Autofahrer nach Angaben<br />
derVerkehrsinformationszentrale<br />
versucht, über Erkner,Berlin Friedrichshagen<br />
und Köpenick die Stadtautobahn<br />
zu erreichen. Dadurch kam<br />
es zu Staus undVerzögerungen.(dpa)<br />
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16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />
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Lokalsport<br />
Schattenriss vor Traglufthalle: Der malaysische Hockeyspieler Hawinder Makbul Singh auf dem Wegzum Training in Berlin. Er zählt zu denjenigen, die sich schon bei den Zehlendorfer Wespen weitergebildet haben.<br />
OSTKREUZ/SEBASTIAN WELLS<br />
Vonden Besten lernen<br />
Warum<strong>Berliner</strong> Hockey-Klubs mit dem malaysischen Verbandeinen Vertragschließen wollen und wie beide Seiten davon profitieren könnten<br />
VonAnnika Schultz<br />
Dato´Sri Megat D. Shariman<br />
bin Dato´ Zaharudin<br />
ist ein Mann der Taten.<br />
Dererfolgreiche Geschäftsmann,<br />
seit kurzem Präsident<br />
des Hockey-Verbandes von Kuala<br />
Lumpur, hat sich eines neuen Projekts<br />
angenommen: Der 36-Jährige<br />
will das malaysische Hockey auf ein<br />
neues Level heben. „Wir könnten so<br />
gut wie die Deutschen sein –vielleicht<br />
irgendwann besser“, sagt er<br />
mit einem verschmitzten Lächeln,<br />
„wir wollen von den Besten lernen.<br />
Wir müssen in der Lage sein zu verstehen,<br />
wie unsereGegner spielen.“<br />
Zaharudin ist bewusst, dass der<br />
Abstand zu den deutschen Hockey-<br />
Nationalteams, die 2016 bei den<br />
Olympischen Spielen jeweils Bronze<br />
gewannen, groß ist. Um ihn zu verkleinern,<br />
reist er durch Europa, vor<br />
seinem Stopp in Berlin war er in den<br />
Niederlanden und in Belgien, danach<br />
flog er nach Italien. Er trifft sich<br />
mit Funktionären und Spielern. Er<br />
verhandelt mit ihnen über eine Kooperation,<br />
in der auch drei deutsche<br />
Hockey-Vereine eine ganz entscheidende<br />
Rolle spielen.<br />
„Wir kommen nicht voran, wenn wir<br />
uns nicht öffnen und über den Tellerrand<br />
hinausschauen.“<br />
Dato´Sri MegatD.Shariman bin Dato´ Zaharudin will die SportartHockey als Präsident<br />
des malaysischen Vebandes mit europäischer Hilfe wettbewerbsfähig machen.<br />
DasTreffen zwischen dem Malaysier<br />
und Verantwortlichen des <strong>Berliner</strong><br />
HC, der Zehlendorfer Wespen<br />
und des Bremer Hockey Clubs hat im<br />
noblen Hotel Waldorf Astoria in der<br />
City West stattgefunden. Zaharudin<br />
hat sich leicht verspätet. Sofortdreht<br />
sich das Gespräch um Hockey, um<br />
frühere Erfahrungen, darum, wie<br />
eine Zusammenarbeit in Zukunft<br />
aussehen könnte. „Wir kommen<br />
nicht voran, wenn wir uns nicht öffnen<br />
und über den Tellerrand hinausschauen“,<br />
sagt Zaharudin.<br />
Obwohl die Sportartindem Land<br />
in Südostasien zu den populärsten<br />
gehört, hat sich die Männer-Nationalmannschaft<br />
seit 2010 nicht mehr<br />
für Olympische Spiele qualifiziert,<br />
die Frauen waren noch nie bei einer<br />
WM. Dabei genießt die Auswahl einen<br />
hohen Stellenwert. DieTerminplanung<br />
der nationalen Liga wirdan<br />
den Kalender der Nationalteams angepasst,<br />
oft ist erst kurzfristig bekannt,<br />
wann die Saison beginnt und<br />
endet. Derzeit stehen alle männlichen<br />
Nationalspieler in Malaysia unter<br />
Vertrag. „Wenn sie Länderspiele<br />
im Ausland bestreiten, verlieren sie<br />
wegen des Wetters, weil sie nicht an<br />
die klimatischen Bedingungen gewöhnt<br />
sind“, klagt Zaharudin, „auch<br />
nicht daran, gegen große Gegenspieler<br />
zu spielen.“<br />
Um das zu ändern, schwebt Zaharudin<br />
ein Austausch von Spielern<br />
und Spielerinnen vor, beginnend in<br />
der Altersklasse U16 bis hin zu den<br />
Erwachsenen. Der Umfang und die<br />
Art dieser Transfers sollen sich am<br />
Alter und Leistungsvermögen der<br />
Akteure orientieren. „Die Leistungssportler<br />
sollten mindestens sechs<br />
Monate bei einem deutschen Verein<br />
spielen, um sich an das Spiel anpassen<br />
zu können und es wirklich zu<br />
verstehen, um eine Gewinnermentalität<br />
zu entwickeln“, sagt Zaharudin.<br />
In Belgien und den Niederlanden<br />
hat er sich mit Topspielern wie<br />
Weltmeister TomBoon getroffen, dabei<br />
ging es um die Leitung von Hockeycamps<br />
in Malaysia.<br />
Projekte dieser Art gibt es immer<br />
wieder, nun sollen erstmals Verträge<br />
zum organisatorischen und finanziellen<br />
Rahmen geschlossen werden.<br />
Ob Zaharudins Vorstellungen umgesetzt<br />
werden können, hängt nicht<br />
nur von den europäischen Klubs ab.<br />
Zaharudin bewirbt sich um den Posten<br />
als Präsident des malaysischen<br />
Hockey-Verbandes, den er mithilfe<br />
der Kooperation reformieren will.<br />
Wird er im November nicht gewählt,<br />
könnten sich viele seiner Ideen zerschlagen,<br />
der Umfang der Zusammenarbeit<br />
könnte sich reduzieren.<br />
Schon in derVergangenheit scheiterten<br />
Transfers malaysischer Nationalspieler<br />
am Veto des Verbandes.<br />
Dabei wären es genau diese Spieler,die<br />
für das deutsche Spitzen-Hockey<br />
interessant wären. Schließlich<br />
sollen nicht nur die Malaysier voneiner<br />
Zusammenarbeit profitieren.<br />
„Die Spieler aus Malaysia haben einen<br />
anderen Stil. Sie bestechen<br />
durch ihreSchnelligkeit und Beweglichkeit,<br />
ihr Eins-gegen-Eins ist sehr<br />
ausgeprägt“, sagt Kevin Lim vom<br />
<strong>Berliner</strong> HC, der selbst sechsmal in<br />
der malaysischen Liga spielte. Das<br />
Niveau in der Bundesliga sei so,dass<br />
für den BHC nur Spieler und Spielerinnen<br />
infrage kämen, die im A-Kader<br />
stehen. „Es gilt das Prinzip, dass<br />
ausländische Spieler so qualitativ<br />
gut sein müssen, dass sie unseren<br />
Talenten nicht im Wegstehen.“<br />
Ohnehin verfolgen die deutschen<br />
Klubs unterschiedliche Interessen.<br />
Bei den Zehlendorfer Wespen besteht<br />
schon seit 2008 ein reger Austausch<br />
von Spielern und Spielerinnen<br />
aus Malaysia, der nun formalisiertwerden<br />
könnte,beim BHC sieht<br />
man vor allem bei den Frauen Bedarf,<br />
der Bremer Hockey-Clubstrebt<br />
eine Jugend-Kooperation an.<br />
Bis Ende des Jahres wird wohl<br />
kein Vertrag unterzeichnet. Bei Zaharudin<br />
funkeln trotzdem die Augen,<br />
wenn er von seinen Ideen<br />
spricht. „Wir wollen mit etwas Kleinem<br />
anfangen, das zu etwas Großem<br />
wachsen könnte. Esgibt kein anderes<br />
Land, das das macht. Lasst uns<br />
die ersten sein.“<br />
Annika Schultz<br />
hat ihr journalistisches Debüt<br />
im Hockey gegeben.<br />
Eine Höhle für die Logik<br />
Serie –Tierisch fit: WarumSchach bei Kindern in Berlin seit einigen Jahren immer beliebter wird und wie die Schachpinguine davon profitieren<br />
VonChristian Kattner<br />
Mit der richtigen Adresse im Gepäck<br />
lässt sich das Ziel gar<br />
nicht verfehlen. Nicht etwa im vierten<br />
Hinterhof und irgendwo in der<br />
obersten Etage gelegen, sondern so<br />
etwas wie ein Ladenbürohaben sich<br />
die Schachpinguine ausgesucht, um<br />
regelmäßig zu trainieren. Große<br />
Schachfiguren und Pokale im Schaufenster,<br />
ein großes Schild mit der<br />
Aufschrift „Schach Schule“ über der<br />
Tür gibt auch dem letzten Suchenden<br />
den entscheidenden Hinweis,<br />
dass er sein Ziel erreicht hat. Tische<br />
mit noch mehr Schachbrettern bestimmen<br />
die schlichte, aber imponierende<br />
Inneneinrichtung der Heimat<br />
des im Jahr 2005 gegründeten<br />
Vereins am Ende des Ku´damms.<br />
Weiterer Platz wurde in der „Pinguinhöhle“<br />
vom Vermieter geschaffen.<br />
EinBüround einen kleiner Trainingsraum,<br />
in welchem ein Sandsack<br />
vonder Decke baumelt und ein<br />
Laufband steht, sind entstanden.<br />
Manchmal kommt der Sandsack<br />
auch zum Einsatz. Kinder, die Frust<br />
abbauen müssen,„können hintergehen,<br />
ihn bearbeiten und dann geht<br />
das auch wieder“, erzählt Michael<br />
Richter, „die Kinder haben nach einem<br />
Negativerlebnis Energie und<br />
Spannung in sich, die raus muss.Die<br />
Figuren können sie nicht werfen,<br />
also muss der Boxsack herhalten.“<br />
Richter weiß, wovon er spricht.<br />
Der Trainer und Vorsitzende der<br />
Schachpinguine hat selbst leistungsmäßig<br />
Schach gespielt, kann sich in<br />
die Gefühlslage eines Schachspielers<br />
in Ausbildung sehr gut hineinversetzen.<br />
Er lässt daher Freiräume, geht<br />
auf Wünsche und Bedürfnisse ein.<br />
Nur über den tierischen Namen ließ<br />
er nicht mit sich reden.<br />
Trainer werden rar<br />
Auch nicht, als die Kinder erzählten,<br />
dass sie auf Turnieren wegen des Namens<br />
gehänselt werden. Nach ein<br />
paar Diskussionen war das Problem<br />
aus derWelt geschafft, der Name und<br />
damit die Assoziation zu den Wesen<br />
in den Schachfarben Schwarz und<br />
Weiß blieb bestehen. Dafür verzichteten<br />
Richter und sein Team auf die<br />
Schachschule am Ku’damm: Vereinsvorsitzender Michael Richter.<br />
Unterteilung der Klassen in Kaiseroder<br />
Königspinguine, wie sie es eigentlich<br />
noch vorgesehen hatten. In<br />
kleinen Gruppen, aber eben ohne<br />
namentliche Unterteilung, wirdseitdem<br />
so ziemlich jeden Tagtrainiert.<br />
Viele Jahremit einer konstanten Mitgliederzahl<br />
von 30bis 40 Kindern.<br />
Aber:„In den letzten vier,fünf Jahren<br />
hat es einen Boom gegeben.“<br />
BLZ/KATTNER<br />
Schach hat an vielen Ganztagsschulen<br />
einen Platz gefunden. „Eltern<br />
suchen für Kinder nach Möglichkeiten,<br />
um ihnen das logische<br />
Denken, Konzentration und Entscheidungsfindung<br />
spielerisch zu<br />
zeigen. Und daist Schach eine Anlaufstelle“,<br />
sagt Richter. Mittlerweile<br />
gehen 130 Kinder bei den Pinguinen<br />
dem Sport nach, 80 Prozent davon<br />
zwischen fünf und neun Jahren.„Wir<br />
haben aber auch Kinder, die einfach<br />
nicht gehen wollen, die sind Anfang<br />
20, das ist dann gleich unser Erwachsenenkurs“,<br />
so Richter mit einem Lächeln,<br />
„es ist auffällig, dass viele Eltern<br />
mit Migrationshintergrund auf<br />
die Ausbildung ihrer Kinder achten,<br />
und da hat Schach einen sehr hohen<br />
Stellenwert, insbesondere, wenn sie<br />
aus Osteuropa, vor allem Russland,<br />
aber auch aus China kommen.“<br />
Dieser Boom ist nicht nur bei den<br />
Schachpinguinen, sondern in der<br />
gesamten Stadt zu spüren. Teilweise<br />
gibt es nicht genug Trainer,mancher<br />
Verein weiß sich nur noch mit Aufnahmestopps<br />
zu helfen. Auch die<br />
Schachpinguine stoßen in ihren<br />
Räumlichkeiten an Kapazitätsgrenzen.<br />
Ein Luxusproblem in Zeiten, da<br />
mancher Verein Überalterung beklagt<br />
und keinen Nachwuchs findet.<br />
Nachwuchsprobleme haben die<br />
Schachpinguine nicht. Neben einem<br />
Erwachsenenkurs bieten sie fast ausschließlich<br />
Kindertraining an. Die<br />
große Kunst besteht darin, die Kinder<br />
bei Laune zu halten. Natürlich<br />
„kann man die Begeisterung nicht<br />
immer voll aufrecht halten“, sagt<br />
Richter, „der Idealfall ist, dass die<br />
Kinder kommen, absolut heiß sind<br />
und unbedingt Schach spielen wollen.<br />
Diesen Moment muss man nutzen.<br />
Wir geben ihnen Aufgaben und<br />
sorgen dafür, dass sie Schachbretter<br />
zu Hausehabenund lassen sie,wenn<br />
möglich, bei Turnieren mitspielen.“<br />
Vieles laufe über eine Eigenmotivation.<br />
Es sei aber auch typisch, dass<br />
Kindern ineiner Phase hochbegeistertsind<br />
und zu einem anderen Zeitpunkt<br />
mal wieder ein Tief haben.„Da<br />
muss man dann eigentlich entgegenwirken“,<br />
so Richter, „das ist das,<br />
was der Trainer immer machen<br />
muss.“ Bei zu großer Euphorie<br />
bremsen, bei Enttäuschung aufbauen<br />
–dawird Schach auch mal<br />
hinten angestellt, im vorderen Raum<br />
mal Fußball gespielt oder eben im<br />
hinteren Raum der Boxsackbearbeitet.<br />
Undfür dieganz harten Fälle hat<br />
Michael Richter auch noch das<br />
Schachbrett mit den Star-Wars-Figuren.<br />
Davon hat sich bislang jedes<br />
Kind begeisternlassen.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 17<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Abschied von der Bay Area<br />
Die NBA startet in eine Saison, die so offen ist lange wie nicht, doch könnte Los Angeles zu einem Epizentrum der weltweit stärksten Basketball-Liga werden<br />
VonSebastian Moll, New York<br />
Es war eine hübsche Idee,<br />
mit der die Planer der NBA<br />
in die neue Saison starten<br />
wollten, ein veritabler dramaturgischer<br />
Knaller. Doch manchmal<br />
macht das Leben gerade bei den<br />
schönsten Plänen nicht mit. Das Eröffnungsspiel<br />
der Spielzeit 2019/20,<br />
die von Experten und Fans so erregt<br />
erwartet wird, wie schon lange keine<br />
Saison mehr,findet wie üblich in der<br />
Arena des Titelverteidigers statt. Zu<br />
Gast in Toronto sind die NewOrleans<br />
Pelicans und das hat seinen Grund:<br />
Die Pelicans haben sich beim Draft,<br />
der Verlosung der Neuprofis, den<br />
aufregendsten Nachwuchsspieler<br />
gesichert, seit Superstar LeBron<br />
James 2003 in die Liga kam.<br />
Doch das Debüt von Zion Williams,<br />
dem ein ähnliches Potenzial<br />
nachgesagt wird wie James, fällt<br />
flach. Williamson hat sich in der Vorsaison<br />
am Knie verletzt, sein erster<br />
Auftritt auf der ganz großen Bühne<br />
muss auf unbestimmte Zeit warten.<br />
Moritz Wagner muss weichen<br />
Allerdings können sich die Fans in<br />
der Eröffnungsnacht noch auf eine<br />
andere Partie freuen. Zwei Stunden<br />
später am Dienstagabend laufen<br />
jene Teams gegeneinander auf, die in<br />
dieser Spielzeit den Titel unter sich<br />
ausmachen könnten. In Downtown<br />
Los Angeles,dem neuen Epizentrum<br />
der NBA, treffen um 19 Uhr Ortszeit<br />
die Los Angeles Lakers und die Los<br />
Angeles Clippers aufeinander. Die<br />
Clippers waren in der vergangenen<br />
Saison in der ersten Playoff-Runde<br />
gescheitert, die Lakers hatten es gar<br />
nicht erst in die Playoffs geschafft.<br />
Doch den Sommer über haben beide<br />
Teams dramatisch aufgerüstet.<br />
Nach einer Wechselrochade, wie<br />
die Liga sie noch nie erlebt hat,<br />
konnten sich beide Mannschaften<br />
aus der Entertainment-Hauptstadt<br />
der USA so drastisch verstärken, dass<br />
Ein Dreamteam, das Maßstäbe setzen könnte: LeBron James und AnthonyDavis wollen mit den Lakersden Titel in der NBA gewinnen.<br />
kaum jemand mehr über die dominante<br />
Mannschaft der vergangenen<br />
Jahre, die Golden State Warriors,<br />
spricht. Die Ära des Teams aus der<br />
San Francisco Bay Area scheint vorbei<br />
zu sein, die Zukunft gehörtL.A.<br />
Die Aufrüstungsbemührungen<br />
der Lakers begannen schon während<br />
der Playoffs. LeBron James, der sich<br />
entschlossen hat, seinen letzten Karriereabschnitt<br />
in Hollywood-Nähe<br />
zu verbringen, saß frustriert zu<br />
Hause und musste sich zum ersten<br />
Mal seit 15 Jahren die Playoffs vor<br />
dem Fernseher anschauen. Der<br />
Druck auf die Organisation, Verstärkung<br />
für James zu holen, war enorm.<br />
So wurde nur zwei Tage nach den<br />
Finals zwischen Toronto und Golden<br />
State bekannt, dass der All Star Forward<br />
Anthony Davis aus New Orleans<br />
nach Los Angeles kommt. Nun<br />
steht bei den Lakers mit Davis und<br />
James ein Traumduo auf dem Platz,<br />
wie es L.A. seit Kobe Bryant und Shaquille<br />
O’Neal nicht gesehen hat. Für<br />
den Wechsel vonDavis war eine sehr<br />
komplizierte Rochade nötig, an der<br />
drei Mannschaften und nicht weniger<br />
als 18 Spieler beteiligt waren.<br />
Dazu gehörten die deutschen<br />
Rookies Moritz Wagner und Isaac<br />
Bonga, die an die Washington Wizards<br />
abgegeben wurden, um Raum<br />
unterhalb der Gehaltsobergrenze<br />
der Lakers zu schaffen. Für den <strong>Berliner</strong><br />
Wagner und seinen Braunschweiger<br />
Kollegen Bonga war der<br />
Trade ein Lehrstück über die Härten<br />
des Profigeschäfts. Wagner versucht<br />
jedoch die Erfahrung, reine Verschiebemasse<br />
zu sein als Motivation<br />
zu nehmen: „Manchmal muss man<br />
einfach hinfallen, um aufzustehen<br />
und besser zu werden“, sagt Wagner.<br />
GETTY IMAGES/HAFFEY<br />
DerPoker spülte den Lakers zwar<br />
Anthony Davis in den Kader. Der<br />
Coup, den sich James gewünscht<br />
hätte, blieb ihnen jedoch verwehrt.<br />
DieFrage zum Ende der vorigen Saison<br />
war ja, wohin Kahwi Leonard<br />
geht, der als Leihgabe praktisch im<br />
Alleingang Toronto zur Meisterschaft<br />
geführt hatte. Leonard, der<br />
aus L.A. stammt, hatte offen darüber<br />
gesprochen, dass er gern wieder<br />
nach Kalifornien ziehen würde. Die<br />
Lakers hatten sich die Finger geleckt.<br />
Ein Trio James, Davis und Leonard<br />
hätte zu einer ähnlich unbesiegbaren<br />
Formation werden können, wie<br />
einst die Miami Heat rund um James,<br />
Chris Bosch und Dwayne Wade.<br />
Doch Leonardhatte eigene Pläne.<br />
Anstatt James in einer Nebenrolle zu<br />
einem weiteren Titel zu verhelfen,<br />
will Leonard, den viele derzeit als<br />
den überragenden Mann der Liga<br />
handeln, lieber der unangefochtene<br />
Anführer seiner eigenen Truppe<br />
sein. Somit hat Los Angeles nun eine<br />
der spannendsten Lokalrivalitäten,<br />
die es in der NBA je gegeben hat.<br />
Doch die Musik der Saison spielt<br />
nicht alleine in Los Angeles. Auch<br />
andereTeams waren in diesem Sommer.Sogelang<br />
es den HoustonRockets,<br />
sich die Dienste von Russell<br />
Westbrook zu sichern, der nun zusammen<br />
mit James Harden ein Team<br />
bildet, dass sich vorJames und Davis<br />
nicht verstecken muss.<br />
GrößereRolle für Deutsche<br />
Das alles verspricht eine packende<br />
Saison. Die Jahre sind vorbei, in denen<br />
die einzige Frage war,wer gegen<br />
Golden State im Finale steht. Die<br />
Sportstatistik-Website 538 sieht die<br />
Warrirors,die in Stephen Currynoch<br />
immer einen Superstar haben, nur<br />
auf dem fünften Platz der Titelkandidaten.<br />
Davor liegen noch die Milwaukee<br />
Bucks mit Giannis Antetokounmpo,MVP<br />
der vorigen Saison.<br />
Vonden deutschen Spielernsteht<br />
keiner in den Top-Teams. Immerhin<br />
aber dürfen sich Spieler wie Dennis<br />
Schröder und Maxi Kleber jedoch<br />
darüber freuen, in ihren Mannschaften<br />
nach den Umwälzungen in ihren<br />
Teams Oklahoma und Dallas, größereRollenzuspielen.<br />
Undsoturbulent,<br />
wie es heutzutage in der NBA<br />
zugeht, weiß man nie, wosie vielleicht<br />
am Ende der Saison stehen.<br />
Sebastian Moll<br />
freut sich auf einen spannenden<br />
Saisonstart.<br />
ZAHLEN<br />
Fußball<br />
Zweite Bundesliga, 10. Spieltag<br />
SpVgg Fürth -Dynamo Dresden 2:0 (2:0)<br />
ErzgebirgeAue -1.FCNürnberg 4:3 (0:0)<br />
Jahn Regensburg -SVSandhausen 1:0 (0:0)<br />
FC St. Pauli -Darmstadt 98 0:1 (0:0)<br />
SV Wehen Wiesbaden -1.FCHeidenheim 0:0<br />
VfB Stuttgart-Holstein Kiel 0:1 (0:0)<br />
Hannover96-VfL Osnabrück 0:0<br />
VfL Bochum -Karlsruher SC 3:3 (3:2)<br />
Arminia Bielefeld -Hamburger SV Mo., 20.30<br />
1. Hamburger SV 9 21: 7 20<br />
2. VfB Stuttgart 10 15:10 20<br />
3. Arminia Bielefeld 9 20:11 18<br />
4. ErzgebirgeAue 10 18:16 18<br />
5. Jahn Regensburg 10 18:14 14<br />
6. SpVgg Greuther Fürth 10 11:14 14<br />
7. 1. FC Heidenheim 10 15:13 13<br />
8. FC St. Pauli 10 14:13 13<br />
9. 1. FC Nürnberg 10 18:18 13<br />
10. Karlsruher SC 10 16:18 13<br />
11. SV Sandhausen 10 10:11 12<br />
12. Hannover96 10 10:14 12<br />
13. VfL Osnabrück 10 10: 9 11<br />
14. Holstein Kiel 10 11:14 11<br />
15. Darmstadt 98 10 10:13 11<br />
16. VfL Bochum 10 19:22 9<br />
17. Dynamo Dresden 10 12:20 9<br />
18. SV Wehen Wiesbaden 10 13:24 8<br />
Dritte Liga, 12. Spieltag<br />
MSV Duisburg -1.FCKaiserslautern 3:1 (2:0)<br />
1860 München -KFC Uerdingen 0:1 (0:0)<br />
1. FC Magdeburg -Hansa Rostock 0:1 (0:1)<br />
Waldhof Mannheim -Hallescher FC 0:4 (0:2)<br />
Eintracht Braunschweig -SpVgg Unterhaching 0:0<br />
Preußen Münster -SGGroßaspach 1:1 (1:0)<br />
FC Ingolstadt -Chemnitzer FC 1:1 (1:0)<br />
FSV Zwickau -BayernMünchen II 3:0 (1:0)<br />
CarlZeiss Jena -Würzburger Kickers 1:1 (0:0)<br />
SV Meppen -Viktoria Köln Mo., 19.00<br />
1. Hallescher FC 12 25:10 24<br />
2. SpVgg Unterhaching 12 19:14 23<br />
3. MSV Duisburg 12 27:19 22<br />
4. Eintracht Braunschweig 12 20:14 21<br />
5. FC Ingolstadt 12 22:15 19<br />
6. Hansa Rostock 12 15:13 19<br />
7. FSV Zwickau 12 20:15 18<br />
8. Waldhof Mannheim 12 20:16 18<br />
9. Viktoria Köln 11 22:19 18<br />
10. Bayern München II 12 21:23 17<br />
11. 1. FC Magdeburg 12 17:11 16<br />
12. KFC Uerdingen 12 13:17 16<br />
13. Würzburger Kickers 12 20:29 16<br />
14. SV Meppen 11 21:16 14<br />
15. 1860 München 12 15:19 14<br />
16. 1. FC Kaiserslautern 12 19:26 13<br />
17. SG Großaspach 12 14:26 12<br />
18. Preußen Münster 12 17:22 11<br />
19. Chemnitzer FC 12 16:22 10<br />
20. CarlZeiss Jena 12 9:26 2<br />
Regionalliga, Nordost, 12. Spieltag<br />
Rot-Weiß Erfurt-Bischofswerdaer FV 3:0 (2:0)<br />
Optik Rathenow-BFC Dynamo 2:1 (2:1)<br />
SV Lichtenberg -Viktoria 89 Berlin 1:1 (0:1)<br />
ZFC Meuselwitz -<strong>Berliner</strong> AK 07 1:4 (0:2)<br />
VfB Auerbach -W.Nordhausen 5:2 (3:1)<br />
VSG Altglienicke-Germania Halberstadt 4:1 (2:1)<br />
Energie Cottbus -Ch. Leipzig 2:1 (0:0)<br />
Hertha BSC II -Union Fürstenwalde 4:1 (2:1)<br />
Lok Leipzig -SVBabelsberg 03 Mo., 19.00<br />
1. Hertha BSC II 12 42:16 28<br />
2. VSG Altglienicke 12 34:14 28<br />
3. Energie Cottbus 12 32:23 23<br />
4. Lok Leipzig 11 19:13 22<br />
5. W. Nordhausen 12 27:21 20<br />
6. Union Fürstenwalde 12 18:15 17<br />
7. Viktoria 89 Berlin 11 11: 7 16<br />
8. <strong>Berliner</strong> AK 07 12 22:19 16<br />
9. BFC Dynamo 12 13:20 15<br />
10. Rot-Weiß Erfurt 12 15:16 14<br />
11. VfB Auerbach 12 23:28 14<br />
12. SV Lichtenberg 12 10:12 13<br />
13. ZFC Meuselwitz 11 17:20 12<br />
14. Ch. Leipzig 12 13:16 12<br />
15. Germania Halberstadt 12 17:23 11<br />
16. Optik Rathenow 12 10:24 11<br />
17. SV Babelsberg 03 11 12:19 8<br />
18. Bischofswerdaer FV 12 11:40 5<br />
Oberliga, Nordost/Gruppe Nord,<br />
9. Spieltag<br />
Blau Weiss 90 -MSV Pampow 2:0 (1:0)<br />
Ludwigsfelder FC -Hertha 03 Zehlendorf 0:3 (0:2)<br />
TorgelowerFCGreif -Hansa Rostock II 2:4 (1:2)<br />
TSG Neustrelitz -Tennis Borussia Berlin 1:0 (1:0)<br />
CFC Hertha 06 -Victoria Seelow 2:1 (1:0)<br />
1. FC Lok Stendal -Greifswalder FC abgesagt<br />
SC Staaken -FCStrausberg 4:0 (0:0)<br />
Brandenburger SC Süd -SVTasmania 0:4 (0:3)<br />
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18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />
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Sport<br />
NACHRICHTEN<br />
Nationalspieler Niklas Süle<br />
erleidet Kreuzbandriss<br />
FUSSBALL. Nationalspieler Niklas<br />
Süle hat im Spiel des FC Bayern<br />
München beim FC Augsburgam<br />
Sonnabend (2:2) einen Kreuzbandriss<br />
im linken Knie erlitten. Der24<br />
Jahrealte Abwehrchef wirdseinem<br />
Klub mehrereMonate fehlen und<br />
steht damit auch der Nationalmannschaft<br />
vonBundestrainer Joachim<br />
Löw bis weit ins EM-Jahr 2020 nicht<br />
zur Verfügung. Gegen Augsburg<br />
hatte sich Süle dem Anschein nach<br />
ohne Gegnereinwirkung verletzt<br />
und musste bereits in der 12. Minute<br />
ausgewechselt werden. In der Nationalmannschaft<br />
ist der ehemalige<br />
Hoffenheimer,der bereits in der Saison<br />
2014/15 einen Kreuzbandriss im<br />
linken Knie erlitten hatte,nach Leroy<br />
Sané vonManchester City der zweite<br />
Stammspieler,der mit einer schwerenKnieverletzung<br />
lange ausfällt.<br />
DieBundesliga-Saison 2019/20 endet<br />
am 16. Mai. DieNationalmannschaft<br />
wirdvor der EM-Endrunde<br />
(12. Juni bis 12. Juli) ihreVorbereitung<br />
in Österreich absolvieren.<br />
Volleys gewinnen erstmals<br />
den Supercup<br />
VOLLEYBALL. DieBerlin Volleys haben<br />
zum ersten Malden Supercup<br />
gewonnen. Im Duell zwischen dem<br />
Deutschem Meister und dem Pokalsieger<br />
feierte die Mannschaft von<br />
Trainer Cédric Enardgegen den VfB<br />
Friedrichshafen am Sonntag in Hannovereinen<br />
ungefährdeten 3:0<br />
(25:20, 25:18, 25:15)-Erfolg. In den<br />
bisherigen drei Spielen in dem seit<br />
2016 stattfindenden Wettbewerb<br />
hatte das Team vomBodensee gegen<br />
den Hauptstadtclub gewonnen.„Wir<br />
haben drei Sätzekonstant auf gutem<br />
Niveaus durchgespielt“, sagte Volleys-Kapitän<br />
Moritz Reichert.<br />
Südafrika beendet<br />
Japans Rugby-Märchen<br />
Tränen nach dem Viertelfinal-Aus: Japans<br />
Rugby-Männer.<br />
AFP/ANDERSEN<br />
RUGBY.Südafrika hat bei der WM<br />
die Träume vonGastgeber Japan<br />
platzen lassen und das Halbfinale erreicht.<br />
DieSpringboks bezwangen<br />
den Außenseiter mit 26:3 (5:3). Als<br />
nächstes treffen sie nun auf Wales,<br />
das Frankreich 20:19 (10:19) niedergerungen<br />
hatte.AmSonnabend hatten<br />
bereits Titelverteidiger Neuseeland<br />
und England mit eindrucksvollen<br />
Siegen die Vorschlussrunde erreicht.<br />
DieAll Blacks gewannen<br />
gegen Mitfavorit Irland 46:14. England<br />
hatte zuvor beim 40:16 über<br />
Australien ebenfalls kaum Mühe gehabt.<br />
Beide Halbfinal-Partien steigen<br />
am kommenden Wochenende.<br />
Alba siegt in Würzburg<br />
ohne Mühe<br />
BASKETBALL. Alba Berlin bleibt in<br />
der Bundesliga erfolgreich. Am<br />
Sonntag siegten die <strong>Berliner</strong> in<br />
Würzburg110:82 (60:38) auch im<br />
vierten Spiel. Bester <strong>Berliner</strong> Werfer<br />
war Niels Giffey mit 21 Punkten.<br />
Dass Alba nur drei Tage zuvor in der<br />
Euroleague in Barcelona deutlich<br />
verloren hatte,war den <strong>Berliner</strong>n<br />
nicht anzumerken. Sielagen nach<br />
dreieinhalb Minuten (13:3) vorn und<br />
ließen durch ihreDefensivarbeit<br />
Würzburgkaum zum Zugkommen.<br />
Nach dem 75:44 in der zweiten<br />
Hälfte steckten die Gäste zurück.<br />
Das Gift des Zweifels<br />
Mit dem 1:0 gegen Mönchengladbach kehrt bei Borussia Dortmund Ruhe ein, doch die ist sehr labil<br />
VonDaniel Theweleit, Dortmund<br />
Womöglich war es ein<br />
später Anflug schlechten<br />
Gewissens, vielleicht<br />
aber auch einfach<br />
nur tiefe Erschöpfung, die die<br />
Spieler zu lähmen schien, als sie nach<br />
einem wunderbaren Fußballspiel vor<br />
die Südtribüne traten, um einen sehr,<br />
sehr bedeutsamen 1:0-Erfolg gegen<br />
Borussia Mönchengladbach zu feiern.<br />
Matt sprangen Profis vonBorussia<br />
Dortmund auf und ab,Trainer Lucien<br />
Favre sprach später von einem<br />
„Arbeitssieg“, wobei dieser Begriff<br />
viel zu sehr nach Alltag klingt angesichts<br />
der Extremsituation, in welcher<br />
der BVBsich befand. Nach drei sieglosen<br />
Bundesligapartien werden rund<br />
um den Verein Grundsatzdebatten<br />
geführt, über die Spieler,den Charakter,die<br />
Einstellung, den Kapitän, den<br />
Jungstar Jadon Sancho und den Trainer,soetwas<br />
geht selten gut aus.<br />
Nun sagte Torhüter Roman Bürki<br />
zufrieden: „Wir haben den Tabellenführer<br />
geschlagen, und die anderen<br />
Mannschaften haben nicht unbedingt<br />
gegen uns gespielt.“ Das Tableau<br />
sieht wieder ganz okay aus, der<br />
selbst ernannte Titelkandidat ist<br />
punktgleich mit den Bayern,der erste<br />
Platz ist in Reichweite.Und sie haben<br />
sich mit einer beeindruckenden Willensstärke<br />
durch ein hoch kompliziertes<br />
Spiel geackert –auch das ist<br />
ein wichtiges Detail, das in den vergangenen<br />
Partien mitunter fehlte.<br />
DasTor des Tages war dem zuletzt<br />
nicht mehr ganz so überzeugend wie<br />
im Vorjahr spielenden Marco Reus<br />
gelungen (58.), trotz Grippe. „Er hat<br />
sich durchgebissen, gut gespielt und<br />
gezeigt, wie wichtig er für uns ist“, erklärte<br />
Sportdirektor Michael Zorc<br />
nach dem Erfolg, den der BVB ohne<br />
Sancho herausgespielt hatte. Der<br />
junge Engländer war suspendiert<br />
worden, weil er nach den Länderspielen<br />
zum wiederholten Malzuspät gekommen<br />
war, der Klub habe Sancho<br />
„Grenzen setzen“ müssen, so der<br />
Sportdirektor. In der Champions<br />
League in Mailand am Mittwoch ist<br />
der Angreifer aber wieder dabei.<br />
UndTrainer Favre hatte nach den<br />
Ausfällen von Sancho, Mario Götze<br />
(Grippe) und Paco Alcácer (Achillessehne)<br />
eine Formation gefunden, die<br />
bestens funktionierte.Überdies habe<br />
der Schweizer „sehr lebendig“ gecoacht,<br />
wie Zorc erklärte,auch das ist<br />
derzeit eine Erwähnung wert, weil<br />
Favrejaimmer wieder ein zu passives<br />
Verhalten am Spielfeldrand vorgeworfen<br />
wird.<br />
Hörterdie Signale? Marco Reus dreht eine Ehrenrunde.<br />
BÜRKIS EINSATZ GEGEN INTER GEFÄHRDET<br />
ImZweifel: Der Einsatz vonBorussia Dortmunds<br />
Torhüter Roman Bürki im Champions-<br />
League-Spiel beim italienischen Topklub Inter<br />
Mailand am Mittwoch (21.00 Uhr/Sky) ist<br />
gefährdet. Der Schweizer habe eine Kapselzerrung<br />
im linken Knie erlitten, dennoch sei<br />
der Einsatz „nicht ausgeschlossen“, teilte der<br />
BVB am Sonntag mit.<br />
GETTY IMAGES/MOUHTAROPOULOS<br />
Im Zweikampf: Bürki war am Sonnabend gegenBorussia<br />
Mönchengladbach (1:0) in der<br />
71. Minute durch Marwin Hitz ersetzt worden.<br />
„Ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist. Das<br />
war im Zweikampf in der ersten Halbzeit mit<br />
Breel (Embolo/d. R.), wir sind Knie an Knie<br />
zusammengestoßen. Danach hatte ich richtig<br />
Schmerzen“, sagte Bürki.<br />
Flucht nach Polen<br />
Es war also ein Abend der Rehabilitation<br />
für den BVB, am dessen Ende<br />
dennoch der diffuse Eindruck blieb,<br />
dass Favre irgendwie Schaden genommen<br />
hat in den vergangenen<br />
Wochen. Dass das Gift des Zweifels an<br />
diesem Trainer Teile des Vereins<br />
durchsetzt. Mehr als ein standardisiertes<br />
„wir führen keine Trainerdiskussion“,<br />
ist derzeit nicht zu hören<br />
von den Verantwortlichen, wenn es<br />
um die Kontroversen zu dem Coach<br />
geht. Als in der vorigen Saison Kritik<br />
an der konsequent analytischen Herangehensweise<br />
dieses Fußballlehrers<br />
aufkam, hieß es aus dem Klub stets,<br />
man habe genau gewusst, was für ein<br />
Mensch Favre sei und erwarte daher<br />
keine Blut-und-Schweiß-Rhetorik.<br />
Solche Aussagen sind in diesem<br />
Herbst nicht zu hören. Unddass Jürgen<br />
Klopp im Rahmen der Veröffentlichung<br />
rund um eine Biografie des<br />
Geschäftsführers Hans-Joachim<br />
Watzke zuletzt auf unterschiedlichen<br />
Bühnen zum großen Dortmunder<br />
Sehnsuchtstrainer erklärt wurde, ist<br />
sicher auch nicht schön für den sensiblen<br />
Schweizer. Wobei Zorc auf solche<br />
Einwände verärgert reagierte.<br />
Das sei „Kinderkram“, fauchte der<br />
Sportdirektor im Fernsehen, „jeder<br />
weiß, dass Jürgen Klopp hier eine<br />
wunderbare Zeit hatte mit uns, Titel<br />
geholt hat, der wirdhier verehrt, aber<br />
das hat doch nichts mit der Autorität<br />
und der Souveränität des Trainers<br />
(Favre, d. Red) zu tun.“<br />
Jede Menge Krisenpotenzial<br />
Das ist einerseits korrekt, wer allerdings<br />
weiß, dass Favre inMönchengladbach<br />
mit viel Aufmerksamkeit<br />
und Hingabe der Klubführung bei<br />
Laune gehalten werden musste, um<br />
seine immer wieder an die Oberfläche<br />
drängenden Rücktrittsgedanken<br />
unter Kontrolle zu halten, kann ermessen,<br />
dass die Lage rund um diesen<br />
Trainer kompliziert bleibt. Favre<br />
behauptete allerdings,der ganzeWirbel<br />
sei einzig ein Produkt des Dortmunder<br />
Umfeldes, „Wermacht Unruhe?“,<br />
fragte er und antwortete sich<br />
selbst:„Nicht Dortmund!“ Aber wenn<br />
die Verantwortlichen ernsthaft versuchen,<br />
Harmonie und Ruhe entstehen<br />
zu lassen, sind ihreVersuche keinesfalls<br />
besser als die Leistungen der<br />
Mannschaft während der nun überwundenen<br />
Unentschiedenserie.<br />
Undlabil ist der Frieden ohnehin,<br />
denn die bevorstehenden Spiele bei<br />
Inter Mailand, bei Schalke 04 am<br />
kommenden Sonnabend und im Pokal<br />
gegen Gladbach bergen jede<br />
Menge neues Krisenpotenzial.<br />
Weil sie sich mit dem Bundestrainer überworfen hat, schließt sich Claudia Pechstein einer neuen Trainingsgruppe an<br />
Noch vor dem Start indie neue<br />
Eisschnelllauf-Saison knallt es<br />
im deutschen Verband hinter den<br />
Kulissen: Claudia Pechstein trainiert<br />
nicht mehr mit dem deutschen<br />
Team. Diefünfmalige Olympiasiegerin<br />
bereitet sich stattdessen mit der<br />
polnischen Mannschaft auf den<br />
kommenden Winter vor.<br />
Hintergrund ist ein Streit zwischen<br />
der <strong>Berliner</strong>in und Bundestrainer<br />
Erik Bouwman. Der Niederländer<br />
gehört seit zwei Jahren der<br />
Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft<br />
(DESG) an, war erst verantwortlich<br />
für den Nachwuchs, ehe er<br />
im vergangenen Winter mehr und<br />
mehr die Aufgaben des Chef-Bundestrainers<br />
übernahm.<br />
Bouwman bestätigt Probleme<br />
„Bundestrainer Erik Bouwman hat<br />
mir in Heerenveen persönlich mitgeteilt,<br />
dass er keinen Bock darauf hat,<br />
dass ich mittrainiere. Wer als Bundestrainer<br />
so kommuniziert, hat seinen<br />
Job verfehlt. Da war mir klar:<br />
Hier wirst du nicht mehr glücklich“,<br />
sagte Claudia Pechstein laut der<br />
Bildzeitung.<br />
Geht jetzt eigene Wege: Claudia Pechstein trainiertjetzt in Polen.<br />
Bouwman bestätigte, dass es zu<br />
Problemen mit Pechstein gekommen<br />
war. „Ich habe großen Respekt<br />
für die Sportlerin Claudia Pechstein.<br />
Leider sorgten einige Vorfälle in den<br />
letzten Jahren dafür, dass die Integration<br />
in unseren langfristigen Prozess<br />
eher negativ als zielführend<br />
empfunden wird“, sagte der Bundestrainer.<br />
AP/BAKER<br />
Pechstein hat in Polen gute Bedingungen<br />
angetroffen. „Die Stimmung<br />
imTeam ist super.Alles ist bestens<br />
organisiert“, sagte die <strong>Berliner</strong>in,<br />
die aber weiterhin für Deutschland<br />
läuft. Ihr großes Ziel: Die<br />
Olympischen Winterspiele 2022 in<br />
Peking. Dann wirdsie 50 Jahrealt.<br />
Mit anBord impolnischen Team<br />
soll auch Pechsteins Lebensgefährte<br />
Matthias Große sein. Der Unternehmer<br />
unterstützt offenbar als Sponsor<br />
die Mannschaft aus dem Nachbarland.<br />
Pechstein fühlt sich in Polen jedenfalls<br />
gut aufgehoben. „Was ich<br />
hier erfahre, ist eine riesige Anerkennung,<br />
die ich in Deutschland nur<br />
sehr selten bekomme“, sagte sie.<br />
Sportlich scheint es bei der <strong>Berliner</strong>in<br />
gut zu laufen. In einem ersten<br />
Test über 3000 mlief sie 4:07 Minuten<br />
und war drei Sekunden schneller<br />
als zum gleichen Zeitpunkt 2018.<br />
Streit mit Kolleginnen<br />
In der Vergangenheit hatte Pechstein<br />
imVerband immer wieder Probleme.<br />
Mal gab es Zerwürfnisse mit dem<br />
Bundestrainer,mal überwarfsie sich<br />
mit andern Läuferinnen. Fast schon<br />
legendär waren ihre Streits mit Konkurrentin<br />
Anni Friesinger-Postma,<br />
die unter dem StichwortZicken-Zoff<br />
in die Annalen des deutschen Eisschnelllaufs<br />
eingegangen sind.<br />
Auch mit 2010-Olympiasiegerin<br />
Stephanie Beckert hatte sich Pechstein<br />
überworfen. DieLangstrecken-<br />
Konkurrentin aus Erfurtbeendete in<br />
diesem Sommer ihreKarriere. (BLZ)<br />
Ein<br />
deutliches<br />
Plus<br />
Eisbären erlegen Nürnberg<br />
mit Offensiv-Feuerwerk<br />
VonChristianKattner<br />
Sie hatten sich doch verbessert.<br />
Gerade einmal vier Strafminuten<br />
mussten die Eisbären Berlin bis kurz<br />
vor dem Ende des Spiels gegen<br />
Nürnberg absitzen, hatten zudem<br />
ein deutliches Plus bei den Torschüssen<br />
vorzuweisen und doch<br />
wurde es plötzlich noch einmal<br />
spannend. Der 2:3-Anschlusstreffer<br />
der Gäste ließ die Eisbären-Fans<br />
noch einmal fünfeinhalb Spielminuten<br />
um den schon sicher geglaubten<br />
Sieg bangen. Innerhalb von 59Sekunden<br />
beruhigten Louis-Marc Aubry,<br />
Mark Olver und Landon Ferraro<br />
mit ihren späten Trefferndie Nerven<br />
und sorgten für den 6:2-Endstand.<br />
Fehler in der Defensive<br />
Knapp 45 Stunden nach der 0:4-Niederlage<br />
in Düsseldorf präsentierten<br />
sich die Eisbären am Sonntagabend<br />
deutlich formverbessert. Nach zahlreichen<br />
Schüssen vonBeginn an war<br />
die 1:0-Führung eigentlich nur eine<br />
Frage der Zeit. Nach knapp zehn Minuten<br />
scheiterte Louis-Marc Aubry<br />
zunächst am Gästetorwart, setzte<br />
aber erfolgreich nach und eroberte<br />
die Scheibe zurück. Nachdem auch<br />
Landon Ferraronicht treffen konnte,<br />
war es erneut Aubry, der eine gute<br />
Schussmöglichkeit bekam und diesmal<br />
erfolgreich war.Sogut die Offensive<br />
der Eisbären funktionierte, so<br />
fehlerbehaftet präsentierte sich die<br />
Defensivabteilung. Hätte ein völlig<br />
verkorkster Wechsel in der Anfangsphase<br />
beinahe einen Rückstand zur<br />
Folge gehabt, so brachten sich die<br />
Gastgeber zudem immer wieder<br />
durch Fehlpässe im Aufbauspiel unnötig<br />
in Bedrängnis. 45 Sekunden<br />
vorder Drittelpause war das <strong>Berliner</strong><br />
Glück allerdings aufgebraucht: Unter<br />
dem Nürnberger Forechecking<br />
Eisbären-Neuzugang Landon Ferraro traf<br />
doppelt.<br />
CITYPRESS<br />
unterlief den Eisbären im eigenen<br />
Drittel ein Fehlpass. Konnte Sebastian<br />
Dahm den ersten Schuss noch<br />
parieren, war der Eisbären-Keeper<br />
beim Nachschuss vonKevin Schulze<br />
machtlos.Marcel Noebels zeigte sich<br />
im Gespräch vor der Kabine dennoch<br />
ganz zufrieden: „Wir sind sehr<br />
gut ins Spiel gekommen, haben sehr<br />
gut gespielt. Wenn wir so weiterspielen,<br />
sieht es gut aus.“<br />
Auch im zweiten Drittel ließ die<br />
weiterhin nicht sattelfeste Defensivabteilung<br />
punktuell Chancen zu,<br />
aber die Eisbären kaschierten diese<br />
Schwäche mit zahlreichen Schüssen<br />
auf das Nürnberger Tor, 56 nach zwei<br />
Durchgängen. Doch für die Anerkennung<br />
des Treffers von Landon<br />
Ferraro brauchte es in der 23. Minuten<br />
den Videobeweis. Erst nachdem<br />
sich die Schiedsrichter die Szene<br />
noch einmal angeschaut hatten,<br />
konnten die 10 720 Zuschauer über<br />
eine gelungene Heimpremiere des<br />
neuen Angreifers jubeln. Und als in<br />
der 42. Minute John Ramage in doppelter<br />
Überzahl auf 3:1 erhöhte, verbesserte<br />
das auch gleichzeitig die<br />
Trefferquote. Aubry, Olver und Ferraro<br />
sorgten mit ihren späten Trefferndafür,dass<br />
nicht alle der 60 Torschüsse<br />
verpufften. Der zwischenzeitliche<br />
Anschluss störte niemanden<br />
mehr.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 19 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
RB Leipzig<br />
BUNDESLIGA<br />
Fortuna Düsseldorf<br />
Schon in der 18. Minute<br />
des Spiels gegen den VfL<br />
Wolfsburg tat Peter Gulacsi<br />
seinem Vordermann Dayot<br />
Upamecano sehr leid. Gulacsi<br />
ist einer der am wenigsten<br />
beschäftigten Torhüter<br />
der Bundesliga,<br />
weil die Abwehr<br />
seines Klubs RB<br />
Leipzig meist hervorragend<br />
funktioniert.<br />
Geben wir<br />
ihm doch mal was<br />
zu tun, dachte sich<br />
der Verteidiger und<br />
bolzte eine wohlgeformte<br />
Bogenlampe<br />
in den eigenen<br />
Strafraum, die auf dem<br />
besten Wegins Torwar. Was<br />
tun, grübelte Gulacsi, als der<br />
Ball unterwegs war. Einen<br />
gewagten Flugkopfball ansetzen?<br />
DieKugel elegant mit<br />
der Brust stoppen und die<br />
gegnerischen Stürmer lässig<br />
ausspielen? Oder doch einen<br />
spektakulären Fallrückzieher<br />
probieren?<br />
Der Ungar wäre aber<br />
nicht einer der nüchternsten<br />
und solidesten Keeper der<br />
Liga, wenn er sich zu solcherlei<br />
Firlefanz hinreißen ließ.<br />
Bock auf<br />
Bogenlampe<br />
Er spielte den Ball ganz prosaisch<br />
mit der Hand, unerlaubter<br />
Rückpass, indirekter<br />
Freistoß aus zehn Metern.<br />
Die Wolfsburger debattierten<br />
so lange, dass man<br />
dachte, sie hätten sich etwas<br />
ganz Raffiniertes<br />
einfallen lassen,<br />
aber dann bolzte<br />
Maximilian Arnold<br />
den Ball einfach<br />
geradeaus aufs Tor,<br />
genau auf Peter<br />
Gulacsi.<br />
In der 54. Minute<br />
VomMitspieler gefordert:<br />
probierte der<br />
Gulacsi. AFP Keeper dann seinerseits<br />
eine Bogenlampe,genau<br />
in den Lauf<br />
von Timo Werner, der die<br />
Leipziger Führung erzielte.<br />
Danach war es nicht mehr so<br />
langweilig für Gulacsi, weil<br />
seine Mannschaft das praktizierte,was<br />
Cheftrainer Julian<br />
Nagelsmann später „Stehen<br />
im luftleeren Raum“ nannte.<br />
Mehrfach parierte der Ungar<br />
glänzend, dann traf Wout<br />
Weghorst zum 1:1. Auch da<br />
hatte Upamecano die Fußspitze<br />
amBall, zu einer Bogenlampe<br />
reichte es jedoch<br />
nicht mehr. (mali.)<br />
Verein Sp S U N Tore Punkte<br />
1 M'gladbach 8 5 1 2 15: 7 16<br />
2 VfL Wolfsburg 8 4 4 0 11: 5 16<br />
3 München 8 4 3 1 22: 10 15<br />
4 Bor.Dortmund 8 4 3 1 20: 11 15<br />
5 RB Leipzig 8 4 3 1 16: 8 15<br />
6 SC Freiburg 8 4 2 2 15: 9 14<br />
7 FC Schalke04 8 4 2 2 14: 9 14<br />
8 Eintr.Frankfurt 8 4 2 2 14: 10 14<br />
9 Leverkusen 8 4 2 2 12: 11 14<br />
10 Hertha BSC 8 3 2 3 13: 13 11<br />
11 Hoffenheim 8 3 2 3 8: 11 11<br />
12 SV Werder Bremen 8 2 3 3 13: 17 9<br />
13 Düsseldorf 8 2 1 5 10: 14 7<br />
14 Union Berlin 8 2 1 5 8: 13 7<br />
15 1. FC Köln 8 2 1 5 8: 16 7<br />
16 FC Augsburg 8 1 3 4 10: 21 6<br />
17 Mainz 05 8 2 0 6 7: 18 6<br />
18 SC Paderborn 8 0 1 7 9: 22 1<br />
9. Spieltag,25. bis 27.10.:<br />
FSV Mainz 05 -1.FCKöln Fr., 20.30<br />
FC Bayern -1.FCUnion Sa., 15.30<br />
Hertha BSC -Hoffenheim Sa., 15.30<br />
SC Freiburg -Leipzig Sa., 15.30<br />
FC Schalke-Dortmund Sa., 15.30<br />
SC Paderborn-Düsseldorf Sa., 15.30<br />
Leverkusen -Werder Bremen Sa., 18.30<br />
VfL Wolfsburg -FCAugsburg So., 15.30<br />
M’gladbach -Frankfurt So., 18.00<br />
Torjäger<br />
12 Tore: Lewandowski (FC Bayern)<br />
6Tore: Werner (RB Leipzig)<br />
5Tore: Alcácer (Borussia Dortmund),<br />
Hennings (Fortuna Düsseldorf),<br />
Paciencia (Eintracht Frankfurt),<br />
Reus (Borussia Dortmund),<br />
Weghorst (VfL Wolfsburg)<br />
Normalerweise wird es<br />
besonders geschätzt,<br />
wenn ein Stürmer das 1:0 für<br />
sein Team schießt und nicht<br />
andauernd das 4:0 oder 5:0 in<br />
längst entschiedenen Partien.<br />
Bei Fortuna Düsseldorf<br />
ist das anders,abgesehen davon,<br />
dass in der Mannschaft<br />
von Friedhelm Funkel eher<br />
selten jemand das 4:0 oder<br />
5:0 schießt. Da ist das 1:0 in<br />
dieser Saison mehr Fluch als<br />
Segen gewesen, und niemand<br />
hatte daran größeren<br />
Anteil als Rouwen Hennings.<br />
Sechsmal waren die Düsseldorfer<br />
an den ersten sieben<br />
Spieltagen in dieser Saison<br />
forsch in Führung gegangen,<br />
viermal hatte dabei<br />
Hennings zugeschlagen.<br />
Doch nur am ersten Spieltag<br />
in Bremen ging die Sache gut<br />
aus, vier der anderen so vielversprechend<br />
begonnenen<br />
Partien wurden gar verloren.<br />
Wenig verwunderlich<br />
also, dass sich manch ein<br />
Fortuna-Fan entsetzt an den<br />
Kopf fasste, als es Rouwen<br />
Hennings am Sonnabend gegen<br />
Mainz 05 schon wieder<br />
tat und zum 1:0 traf.Wundersamerweise<br />
blieb es bei diesem<br />
Ergebnis, wobei sicher<br />
hilfreich war, dass Mainz in<br />
Erst warten,<br />
dann wundern<br />
Hand auflegen: Kaan Ayhan bändigt<br />
Rouwen Hennings.<br />
DPA<br />
Unterzahl spielte und der<br />
Treffer erst in der 81. Minute<br />
fiel. Hatte Trainer Friedhelm<br />
Funkel natürlich genauso geplant:<br />
„Ich habe in der Halbzeit<br />
gesagt, dass wir bis zur<br />
80. Minute mit dem Torwarten<br />
können.“<br />
Hennings jedenfalls ist<br />
erstmal rehabilitiert, und zur<br />
Belohnung soll nun sogar der<br />
Vertrag des 32-Jährigen verlängertwerden.<br />
Sicher in der<br />
Hoffnung, dass er irgendwann<br />
vielleicht auch mal das<br />
4:0 oder 5:0 schießt. (mali.)<br />
Gonçalo<br />
Paciência liest.<br />
Das ist nicht so banal,<br />
wie es klingt. DerFrankfurter<br />
Stürmer liest Bücher über<br />
Psyche, Geist und positives<br />
Denken. Auch scheint er einen<br />
Bestseller aus den Fünzigern<br />
zukennen, den ein gewisser<br />
Helmut Rahn verfasst<br />
haben soll, Titel: „Mein<br />
Hobby –Tore schießen“. Wie<br />
eben jener Weltmeister von<br />
1954 aus Essen hat der Portugiese<br />
Paciência aus Porto<br />
eine für seinen Berufinteressante<br />
Leidenschaft.<br />
Zum 3:0 seiner Eintracht<br />
gegen Leverkusen steuerte er<br />
Eintracht Frankfurt<br />
Aus dem<br />
Bilderbuch<br />
jetzt zwei Treffer bei, insgesamt<br />
acht hat der 25-Jährige<br />
in Europa League und Bundesliga<br />
erzielt, fünf davon in<br />
dem nationalen Wettbewerb.<br />
Er, Bas Dost und André Silva<br />
kommen auf zwölf von 14<br />
Frankfurter Ligatoren. „Wer<br />
den Dingen gegenüber positiv<br />
eingestellt ist, dem fallen<br />
viele Sachen leichter.“ So etwas<br />
hat Paciência aus Büchern.<br />
Da aber die Saison<br />
jung ist, hier ein Lesetipp,<br />
ausnahmsweise Belletristik,<br />
für Junggebliebene: Die drei<br />
Fragezeichen –und die Fußball-Falle.<br />
(cs.)<br />
Aufschwung Dost: Gonçalo Paciência (r.) jubelt mit dem Kollegen. DPA<br />
Wehe, wenn sie losgelassen<br />
GETTY IMAGES<br />
DerKölner Rafael Czichos fängt den Teamkollegen<br />
Sebastiaan Bornauw ein, nachdem der gegen<br />
den SC Paderborn das finale Torzum 3:0-<br />
Sieg erzielt hat. Der1.FCKöln hat sich den Frust<br />
der vergangenenWochen vonder Seele geschossen<br />
und mit dem höchsten Bundesliga-Heimsieg<br />
seit fast drei Jahren die Abstiegsränge verlassen.<br />
VorBornauw waren Simon Terodde (9. Minute)<br />
und Louis Schaub mit seinem ersten Treffer<br />
in der Bundesliga (59. Minute) erfolgreich<br />
gewesen. Von Beginn an waren die Gastgeber<br />
das aktivere Team, bereits nach 73 Sekunden<br />
hätten sie durch Kapitän Jonas Hector nach einem<br />
Eckball per Kopf Führung gehen können.<br />
Das Wort „geil“ –die Jüngeren<br />
unter uns werden<br />
sich wundern –war mal ein<br />
Tabuwort. Denn früher war<br />
„geil“ nicht einfach nur geil,<br />
sondernvor allen Dingen der<br />
Ausdruck für eine wollüstige<br />
Erregung. Was freilich auch<br />
an der ursprünglichen Bedeutung<br />
des Wortes vorbeizielte.<br />
Denn „geil“ geht eigentlich<br />
auf das indoeuropäische<br />
„ghoilos“ zurück,<br />
was sich am Besten mit aufschäumend,<br />
heftig, übermütig,<br />
ausgelassen und lustig<br />
übersetzen lässt.<br />
Ganz ausgelassen und<br />
lustig, man könnte auch sagen:<br />
geil, war die Stimmung<br />
beim FC Augsburgnach dem<br />
2:2 gegen den FC Bayern.<br />
Auch wenn die Zahlen mit<br />
9:24 Torschüssen, 204:768<br />
Pässen und einem Ballbesitzverhältnis<br />
von 21:79 eindeutig<br />
gegen die bayerischen<br />
Schwaben sprachen, war der<br />
in der Nachspielzeit erzwungene<br />
Punktgewinn aufgrund<br />
des Einsatzwillens durchaus<br />
verdient.<br />
FC Augsburg<br />
Geil<br />
hoch 3<br />
U21-Nationalspieler<br />
MarcoRichter hatte die Gastgeber<br />
nach gerade mal 27 Sekunden<br />
in Führung gebracht,<br />
Robert Lewandowski<br />
(14.) und Serge Gnabry (49.)<br />
aber flugs zurückgeschlagen,<br />
bevor Augsburgs Coach Martin<br />
Schmidt in der Schlussphase<br />
mit der Einwechslung<br />
von Sergio Cordova und Alfred<br />
Finnbogason aber auch<br />
Sicht der Bayern eine leider<br />
geile Idee hatte.Cordova umspielte<br />
in der Schlussminute<br />
nämlich locker und leicht<br />
Weltmeister<br />
Lucas<br />
Hernández, passte quer vors<br />
Bayern-Tor,woFinnbogason<br />
zur Stelle war. Nicht unerwähnt<br />
sollte an dieser Stelle<br />
auch bleiben, dass Augsburgs<br />
Keeper Tomas Koubek<br />
endlich mal einen guten Tag<br />
erwischt hatte.<br />
Dies alles fasste Rani Khedira<br />
in einem Satz zusammen.<br />
Der Defensivmann<br />
sagte: „Wir hatten einen geilen<br />
Start, ein geiles Ende und<br />
zwischendrin einen geilen<br />
Torwart.“ (lot.)<br />
ACHTER SPIELTAG<br />
1:0 (0:0)<br />
DORTMUND–M’GLADBACH<br />
1:1 (0:0)<br />
LEIPZIG–WOLFSBURG<br />
3:0 (2:0)<br />
FRANKFURT–LEVERKUSEN<br />
2:0 (0:0)<br />
HOFFENHEIM–SCHALKE<br />
1:1 (1:0)<br />
BREMEN–HERTHA BSC<br />
1:0 (0:0)<br />
DÜSSELDORF–MAINZ<br />
2:2 (1:1)<br />
AUGSBURG–BAYERN<br />
2:0 (1:0)<br />
1. FC UNION –FREIBURG<br />
3:0 (1:0)<br />
KÖLN–PADERBORN<br />
Borussia Dortmund: Bürki (70.<br />
Hitz) -Akanji, Weigl, Hummels,<br />
N. Schulz -Delaney, Witsel -Hakimi,<br />
T. Hazard (90.+6 Piszczek)<br />
-Reus -Brandt (90.+2 Zagadou)<br />
Bor.Mönchengladbach: Sommer<br />
-Lainer,Jantschke, Elvedi,<br />
Wendt (78. Stindl) -C.Kramer,<br />
Zakaria -Bénes (63. Neuhaus) -<br />
Pléa, Embolo (63. P. Herrmann),<br />
Thuram<br />
Schiedsrichter:Stegemann<br />
Zuschauer:81365<br />
Tore: 1:0 Reus (58.)<br />
Gelbe Karten: Delaney(2) /<br />
Jantschke(1), Neuhaus (2)<br />
RB Leipzig: Gulacsi -Klostermann,<br />
Upamecano, Orban, Saracchi<br />
-Demme, Laimer (76.<br />
Kampl) -Sabitzer,Nkunku (70.<br />
Forsberg) -Poulsen,Werner (86.<br />
Matheus Cunha)<br />
VfL Wolfsburg: Pervan -Mbabu,<br />
Bruma, Tisserand -William, Guilavogui,<br />
Arnold, Roussillon (68.<br />
Steffen) -Brekalo (74. Nmecha),<br />
Victor (87. Klaus) -Weghorst<br />
Schiedsrichter:Aytekin<br />
Zuschauer:39182<br />
Tore: 1:0 Werner (54.), 1:1 Weghorst<br />
(82.)<br />
Gelbe Karten: Saracchi (1) /<br />
Guilavogui (2), Mbabu (1), Tisserand<br />
(2)<br />
Eintracht Frankfurt: Rönnow-<br />
Touré (30. Abraham), Hasebe,<br />
Hinteregger -G.Fernandes -da<br />
Costa, Sow(84. Kohr), Rode,<br />
Kostic -Paciencia, Dost (85.<br />
Gacinovic)<br />
BayerLeverkusen: Hradecky -<br />
Dragovic, S. Bender,Wendell<br />
(64. L. Bender) -Baumgartlinger,<br />
Demirbay-Weiser (30. Bellarabi),<br />
Havertz,Amiri, K.Volland<br />
-Alario (82. Diaby)<br />
Schiedsrichter:Dingert<br />
Zuschauer:50800<br />
Tore: 1:0 Paciencia (4.), 2:0 Paciencia<br />
(17./Handelfmeter),<br />
3:0 Dost (80.)<br />
Gelbe Karten: G. Fernandes (2)<br />
/Dragovic (2)<br />
Hoffenheim: Baumann -Posch<br />
(76. Bicakcic), Akpoguma, Benjamin<br />
Hübner,Skov-Vogt -<br />
Rudy, Geiger (46. Bebou) -Kaderabek,<br />
Kramaric, Adamyan<br />
(62. Rupp)<br />
Schalke: Nübel -Kenny(86. Kabak),<br />
Stambouli, Salif Sane, Oczipka<br />
-Mascarell -Caligiuri (78.<br />
Kutucu), Schöpf -Harit -Burgstaller,Matondo<br />
(57. Uth)<br />
Schiedsrichter:Hartmann<br />
Zuschauer:29.477<br />
Tore: 1:0 Kramaric (71.), 2:0<br />
Bebou (85.)<br />
Gelbe Karten: Geiger (2), Posch<br />
(3) -Harit, Salif Sane (2)<br />
Werder Bremen: Pavlenka -Gebre<br />
Selassie, Veljkovic, Groß,<br />
Friedl -N.Sahin (81. Bargfrede)<br />
-M.Eggestein, Klaassen -Bittencourt-Sargent<br />
(74. J. Eggestein),<br />
Rashica (87. Pizarro)<br />
Hertha BSC: Jarstein -Klünter,<br />
Rekik, Boyata, Mittelstädt -<br />
Skjelbred (90. Torunarigha) -<br />
Grujic -M.Wolf, Dilrosun (56.<br />
Lukebakio) -Darida -Ibisevic<br />
(77. Selke)<br />
Schiedsrichter:Brych<br />
Zuschauer:41447<br />
Tore: 1:0 Sargent (7.), 1:1 Lukebakio<br />
(70.)<br />
Gelbe Karten: Bittencourt(3) /<br />
Klünter (2)<br />
Fortuna Düsseldorf: Z. Steffen -<br />
Ayhan, A. Hoffmann, Adams<br />
Nuhu -J.Zimmer,Mat. Zimmermann,<br />
Bodzek (86. Sobottka),<br />
Gießelmann -Tekpetey(66.<br />
Kownacki), Hennings, Karaman<br />
(82. Thommy)<br />
FSV Mainz: Zentner -Brosinski,<br />
St. Juste, Niakhaté, Martín -Öztunali,<br />
Fernandes, Kunde Malong<br />
(84. Szalai), Boetius -Onisiwo(71.<br />
Quaison), Awoniyi<br />
(46. Latza)<br />
SR: Zwayer-ZS: 40 660<br />
Tore: 1:0 Hennings (82.)<br />
GK: Ayhan (3), Tekpetey(2) /<br />
Zentner (1), Boetius (1)<br />
GRK: -/Fernandes<br />
(45.+1/wiederholtes Foulspiel)<br />
FC Augsburg: Koubek -Lichtsteiner,Jedvaj,<br />
Uduokhai, Max -Oxford<br />
(62. Jensen) -Moravek, R.<br />
Khedira -M.Richter (82. Cordova),<br />
Vargas -Niederlechner<br />
(68. Finnbogason)<br />
Bayern München: Neuer -Pavard,<br />
Süle (12. Alaba), Javi Martinez,<br />
Lucas Hernández -Kimmich,<br />
Thiago-Gnabry(86. Goretzka),<br />
Philippe Coutinho (80.<br />
Müller), Coman -Lewandowski<br />
SR: Siebert-ZS: 30 660<br />
Tore: 1:0 M. Richter (1.), 1:1 Lewandowski<br />
(14.), 1:2 Gnabry<br />
(49.), 2:2 Finnbogason (90.+1)<br />
GK: M. Richter (1), R. Khedira<br />
(3), Koubek (2) /Kimmich (2),<br />
Thiago(3), Javi Martinez (2)<br />
1. FC Union Berlin: Gikiewicz -<br />
M. Friedrich, Parensen, K.<br />
Schlotterbeck -Trimmel, Gentner<br />
(77. Kroos), Andrich, C. Lenz<br />
-Ingvartsen, Bülter (89. Mees) -<br />
Andersson (83. Ujah)<br />
SC Freiburg: Schwolow(22.<br />
Thiede) -Lienhart, R. Koch,<br />
Heintz -Schmid, Abrashi (46.<br />
Petersen), Höfler,Günter -Haberer,Höler<br />
(58. Grifo) -L.<br />
Waldschmidt<br />
Schiedsrichter:Cortus<br />
Zuschauer:22012<br />
Tore: 1:0 Bülter (1.), 2:0 Ingvartsen<br />
(84.)<br />
Gelbe Karten: Gentner (1), Andrich<br />
(3), Ingvartsen (1) /-<br />
1. FC Köln: Horn-Ehizibue, Bornauw,Czichos,<br />
Katterbach -<br />
Skhiri, Hector -Schindler,<br />
Schaub (83. Höger), Kainz (63.<br />
Risse) -Terodde (75. Cordoba).<br />
SC Paderborn: Zingerle -Dräger,<br />
Kilian, Schonlau, Holtmann -<br />
Gjasula, Vasiliadis -Pröger,Oliveira<br />
Souza (77. Sabiri), Antwi-<br />
Adjej (62. Zolinski) -Gueye (62.<br />
Michel)<br />
Schiedsrichter:Gräfe<br />
Zuschauer:50000<br />
Tore: 1:0 Terodde (8.), Schaub<br />
(59.), Bornauw (85.)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 – S eite 20<br />
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Sport<br />
Da, wenn er<br />
gebraucht wird<br />
Michael Parensen, Unions dienstältester Profi,<br />
feiert beim 2:0 gegen den SC Freiburg sein<br />
emotionales Debüt in der Bundesliga<br />
VonPatrick Berger<br />
Michael Parensen ringt um Fassung,dakann ein bisschen Zuspruch von Keeper Rafal Gikiewicz nicht schaden.<br />
MATTHIAS KOCH<br />
Nach dem Schlusspfiff lagen<br />
sich die Fans im Stadion<br />
An der Alten Försterei<br />
freudetrunken in den<br />
Armen. Undauf dem Feld, etwa zehn<br />
Meter vor dem eigenen Strafraum,<br />
sank Michael Parensen in sich zusammen.<br />
Die Freudentränen<br />
wischte sich der Fußballprofi des<br />
1. FC Union nach dem 2:0-Erfolg gegen<br />
den SC Freiburg immer wieder<br />
mit dem roten Trikot aus dem Gesicht.<br />
Die Mitspieler kamen und<br />
herzten ihn. Später dann ging er mit<br />
Sohnemann Milian Luca, 4, an seiner<br />
Seite auf die Ehrenrunde.„So ein<br />
bisschen haben mich die Gefühle<br />
übermannt“, sagte Parensen hinterher.<br />
„Mir sind irgendwie die Tränchen<br />
gekommen.“<br />
Für jeden Kicker geht mit dem<br />
Debüt in der Bundesliga ein Kindheitstraum<br />
in Erfüllung. Bei Marius<br />
Bülter, dem Torschützen zum 1:0,<br />
war das bereits zu Saisonbeginn am<br />
18. August beim 0:4 gegen RB Leipzig<br />
der Fall. BeiRobertAndrich, Grischa<br />
Prömel oder Christopher Lenz ebenfalls.<br />
Sie feierten allesamt ihr erstes<br />
Spiel im deutschen Oberhaus im Alter<br />
von 26(Bülter), 25 (Andrich und<br />
Lenz) oder 24 (Prömel). Es kann allerdings,<br />
wie bei Parensen, auch im<br />
verhältnismäßig hohen Alter dazu<br />
kommen. Mit 33 Jahren stand der<br />
Routinier an diesem für ihn historischen<br />
19. Oktober erstmals in einem<br />
Erstligaspiel auf dem Rasen.<br />
Lob vonCoach Fischer<br />
„Ich habe mich wirklich wahnsinnig<br />
darüber gefreut“, erzählte der Premierenmann,<br />
„Jeder, der meinen Weg<br />
bislang verfolgt hat, weiß, dass ich<br />
lange auf diesen Moment hingearbeitet<br />
habe.“ Und weiter: „Dass ich<br />
jetzt in allen drei Profiligen ein Spiel<br />
für diesen tollen Verein gemacht<br />
habe, ist schon etwas Besonderes.“<br />
Seit 2009 machte Parensen 207<br />
Zweitligaspiele in der Zweiten Liga<br />
für den 1. FC Union sowie 18 in der<br />
Dritten Liga.<br />
Am Freitag hatte der gebürtige<br />
Westfale erfahren, „dass ich wirklich<br />
spiele“. Deretatmäßige Innenverteidiger<br />
Neven Subotic war aufgrund<br />
von muskulären Problemen ausgefallen.<br />
Und so gab Trainer Urs Fischer<br />
dem „ewigen Micha“, wie er<br />
von den Union-Fans ehrfürchtig genannt<br />
wird, den Vorzug vor dem<br />
kürzlich von einer Verletzung zurückgekehrten<br />
Florian Hübner sowie<br />
vor Nicolai Rapp. „Ich würde schon<br />
sagen, dass er seinen Teil zu einem<br />
erfolgreichen Spiel beigetragen hat“,<br />
lobte Fischer.<br />
In der Tatwirkte es so, als würde<br />
Parensen, der bereits im Jahr 2004 für<br />
die Reserve von Borussia Dortmund<br />
spielte, aber dort und auch später<br />
beim 1. FC Köln nicht den Durchbruch<br />
im Profifußball schaffte, seit<br />
eh und je in der Bundesliga auflaufen.<br />
Unions Zweitliga-Rekordspieler<br />
gewann gegen Freiburg elf Zweikämpfe,<br />
lief 11,1 Kilometer und<br />
brachte 32 Pässe punktgenau an den<br />
Mann (Bestwertbei Union in diesem<br />
„Ich bin ja noch jung.<br />
Meine Bundesligakarriere ist gerade<br />
erst losgegangen.“<br />
Michael Parensen ist nicht nur zur fehlerlosen Defensivarbeit,<br />
sondern auch zur Selbstironie fähig.<br />
Spiel). Der Debütant brachte seinen<br />
zehn Jahrejüngeren und um 87 Bundesligaspielen<br />
erfahreneren Gegenspieler<br />
Luca Waldschmidt, immerhin<br />
deutscher Nationalspieler,schier<br />
zur Verzweiflung. „Er hat das richtig<br />
gut gemacht“, betonte auch Kapitän<br />
Christopher Trimmel. „Wir wissen<br />
natürlich alle, was wir an Micha haben.“<br />
Und Keven Schlotterbeck, der<br />
an der Seite des elf Jahre älteren Parensen<br />
verteidigte, meinte: „Micha<br />
hat das für sein erstes Bundesligaspiel<br />
sehr, sehr gut gemacht. Der<br />
Union-Legende kann man an dieser<br />
Stelle schon mal ein Lob aussprechen.“<br />
Parensen selbst gab durchaus zu,<br />
vor dem Anpfiff eine gewisse Nervosität<br />
verspürt zuhaben. „Ich hatte<br />
mir aber vorgenommen, das Spiel zu<br />
genießen. Dashabe ich und auch die<br />
anderen Jungs getan. Wir haben<br />
Fußball gespielt, haben Zweikämpfe<br />
gewonnen, sind gelaufen und haben<br />
vorne auch aufs Torgeschossen. Jeder<br />
hat über 90 Minuten einen<br />
Wahnsinnsjob gemacht.“ Als Mannschaft<br />
habe man an diesem erfolgreichen<br />
Tag, an dem neben Bülter<br />
auch der Däne Marcus Ingvartsen<br />
traf, „unheimlich gut funktioniert“.<br />
Dass Michael Parensen, der ohne<br />
seine schweren Knieverletzungen<br />
wohl auf weitaus mehr als die bereits<br />
genannten 207 Einsätze im Unterhaus<br />
gekommen wäre, nicht zwingend<br />
34 Spiele bestreiten würde,war<br />
ihm selber klar.Aber mit seiner Rolle<br />
als Backup-Profi weiß der Abwehrspielers<br />
sensationell gut umzugehen.<br />
„Ich wusste um die Situation“,<br />
meinte Parensen, dessen Vertrag<br />
nach dem Aufstieg um ein weiteres<br />
Jahr verlängert wurde. „Vorder Saison<br />
habe ich mir persönliche Ziele<br />
gesetzt. Mirwar klar,dass es schwierig<br />
wird, von Anfang an viele Spiele<br />
zu machen. Aber das zeigt mir, dass<br />
sich harte Arbeit und dranbleiben<br />
auszahlt. Ich bin gerne da, wenn ich<br />
gebraucht werde.“ Sportliche Ziele<br />
seien es indes nicht gewesen, die<br />
sich Parensen gesetzt hat. Vielmehr<br />
habe er sich Gedanken darüber gemacht,<br />
wie er sich persönlich weiterentwickeln<br />
und sich als erfahrener<br />
Spieler einbringen kann.<br />
Die Chancen auf seinen zweiten<br />
Bundesligaeinsatz in Folge stehen<br />
gar nicht so schlecht. Am Sonnabend<br />
könnte Parensen auf der ganz großen<br />
Bühne, inder Münchner Arena<br />
im Gastspiel gegen den FC Bayern<br />
eingesetzt werden. Selbstironisch<br />
sagt er:„Ich bin ja noch jung. Meine<br />
Bundesligakarriere ist gerade erst<br />
losgegangen.“<br />
Der wahre Unterschiedsspieler<br />
20-Millionen-Euro-Einkauf Dodi Lukebakio rettet Hertha BSC in Bremen einen Punkt, und gibt Beispiel, wie man professionell mit seiner Jokerrolle umgeht<br />
VonWolfgang Heise<br />
Geld schießt eben doch Tore. So<br />
könnte man ganz oberflächlich<br />
nach Herthas 1:1 in Bremen urteilen.<br />
20 Millionen Euro Ablöse hatte Hertha<br />
BSC für Stürmer Dodi Lukebakio<br />
im Sommer bezahlt, am Sonnabend<br />
machte der Belgier nach einem starken<br />
Solo den Ausgleich, rettete dem<br />
Hauptstadtklub einen Punkt an der<br />
Weser. Lukebakio machte den Unterschied<br />
–das war für jeden im Stadion<br />
sichtbar. Doch auch sonst ist<br />
der 22-Jährige ein wahrer Unterschiedsspieler.<br />
Der Tag nach der 34-minütigen<br />
Gala des Stürmers: Während die Profis<br />
der Startelf in der Kabine lockeres<br />
Regenerationstraining machen, geht<br />
Lukebakio brav mit den anderen Ersatzspielern<br />
zur Übungseinheit auf<br />
den Schenckendorffplatz. Einzufriedenes<br />
Lächeln blitzt über sein Gesicht,<br />
als auch gerade die ersten Sonnenstrahlen<br />
an diesem Sonntagvormittag<br />
ihre Lücken in den Wolken<br />
finden. Lichtgestalt? Vielleicht! Rekordeinkauf<br />
des Vereins? Sowieso!<br />
Abgehoben? Ganz im Gegenteil! Bevorzugter<br />
Sonderstatus? Auf gar keinen<br />
Fall! Nur Joker? Bald bestimmt<br />
nicht mehr! Hertha hat sich mit Lukebakio<br />
echte Qualität gegönnt –als<br />
Spieler und Charaktertyp.<br />
Technisch brillant und effizient<br />
Der junge Mann, der vergangene<br />
Saison noch als Leihgabe für Düsseldorf<br />
spielte und Anfang August vom<br />
FC Watford zu den Blau-Weißen<br />
wechselte, hat keine Starallüren. Er<br />
hat sein Team im Kopf. Bei Hertha<br />
sind die Zeiten endgültig vorbei, als<br />
Ausnahmekönner wie früher ein<br />
Marcelinho bedingungslos gehätschelt<br />
und bei Skandalen und Skandälchen<br />
im <strong>Berliner</strong> Nachtleben geschützt<br />
werden mussten, damit sie<br />
wenigstens am Wochenende auf<br />
Dodi Lukebakio im Kreis der Gratulanten.<br />
In der 56. Minute für Javairo Dilrosun<br />
eingewechselt, in der 70. Minute<br />
ein Traumsolo, bei dem er mit drei<br />
Haken die Bremer Abwehr alleine<br />
ausspielte und dann wunderschön<br />
zum 1:1 traf.<br />
Viele fragen sich jetzt: Warum<br />
spielt Lukebakio dann nicht vonAndem<br />
Platz funktionieren. Lukebakio<br />
unterscheidet sich da wesentlich.<br />
Seine Spielweise ist ein Genuss:<br />
leichtfüßig, Turboantritt auf den ersten<br />
drei Metern, technisch brillant<br />
und einfach nur enormeffizient und<br />
zielsicher. Sein Ausgleichstreffer bei<br />
Werder war schlichtweg weltklasse.<br />
DPA/JASPERSEN<br />
fang an? DieAntwortist ganz einfach<br />
–und der Belgier gibt sie selbst seit<br />
Wochen: „Ich habe im Sommer bei<br />
der U21-EM gespielt, ich bin spät zu<br />
Hertha gekommen und habe nicht<br />
wie meine Kollegen die komplette<br />
Saisonvorbereitung gemacht. Ich<br />
musste in den vergangenen Wochen<br />
körperlich einiges nachholen, um<br />
besser zu werden.“<br />
Zu Saisonbeginn stand der<br />
schlaksige 1,87-Meter-Mann in der<br />
blau-weißen Startelf. Er traf auch<br />
gleich beim 2:2 beim FC Bayern und<br />
wurde seinem Rufals Bayernschreck<br />
gerecht. Denn für Düsseldorf traf er<br />
in der vorherigen Saison viermal gegen<br />
den Rekordmeister. Doch nach<br />
dem ersten Spiel wirkte er müde.Gegen<br />
Paderborn saß er fünf Wochen<br />
später schließlich 90 Minuten auf<br />
der Bank, weil er harte Konditionsarbeit<br />
gemacht hatte. Danach war er<br />
Joker, bereitete beim 4:0 gegen Köln<br />
ein Tor vor, auch beim 3:1 gegen<br />
Düsseldorf, aber jetzt diese Leistungsexplosion<br />
in Bremen. Lukebakio<br />
bleibt bescheiden: „Das Torwar<br />
wichtig für das Team, darüber bin ich<br />
glücklich. DerTrainer hat mir vorder<br />
Einwechslung gesagt, dass ich alles<br />
geben soll, was ich drauf habe. Das<br />
hat gut geklappt.“<br />
Lukebakio rannte nach dem<br />
Traumtreffer sofort zu Ante Covic,<br />
beide umarmten sich. Und der<br />
Coach ist happy: „Die Bank bringt<br />
uns die Punkte, nicht zum ersten<br />
Mal. Entscheidend ist, dass wir in der<br />
Lage sind, die Spieler, die von der<br />
Bank kommen, so zu motivieren,<br />
dass die Jungs sofort loslegen und<br />
abdrücken und nicht beleidigte Leberwurst<br />
spielen.“ Doch bleibt Dodi<br />
weiter nur auf der Bank? Covic vielsagend:<br />
„Er liefert relativ gute Argumente<br />
für mehr Spielzeiten.“ Gegen<br />
Hoffenheim am Sonnabend steht<br />
dann wohl in der Startelf –für den<br />
Unterschied.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 – S eite 21 *<br />
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Feuilleton<br />
Mr.Postmoderne: Zum<br />
Toddes Architekten<br />
Charles Jencks<br />
Seite 23<br />
„Man kann es auch einfach Nummernprogramm nennen.“<br />
Birgit Walter über „Skandal im Spreebezirk“ im Kabarett Die Distel Seite 22<br />
Buchmesse<br />
Aus Liebe zur<br />
Vielfalt<br />
Cornelia Geißler<br />
hielt sich ein paar Tage froh<br />
unter Büchermenschen auf.<br />
Worte esse ich. Sie sind Leben.<br />
Mein Leben.“ Das hat jemand<br />
mit einer Schreibmaschine auf ein<br />
weißes Blatt getippt. Es hängt mit<br />
vielen anderen in einer großzügig<br />
gestalteten Ecke von Halle 3auf der<br />
Frankfurter Buchmesse. Hier können<br />
sich jene treffen, die noch nicht<br />
von einem der mehr als 7400 ausstellenden<br />
Verlage betreut werden.<br />
„Frankfurt Authors“ bietet ihnen<br />
zwei Lesebühnen und Beratung.<br />
Gegenüber schreiben zwei Autorinnen<br />
live amStand. Die Betreiberin<br />
einer „Romanschule“ wählte sie<br />
aus den Teilnehmern ihres Online-<br />
Kurses. Nun sitzen sie die fünf Messetage<br />
lang über Eck vor ihren Laptops,<br />
füllen das vorher besprochene<br />
Handlungsgerüst aus – auf einem<br />
Bildschirm Wort für Wort mitlesbar<br />
für vorbeispazierendes Publikum.<br />
Die Zeit drängt, denn am Sonntag<br />
geht die Buchmesse zu Ende.<br />
Die Bedeutung des Buches und<br />
des Buchmarkts verändern sich<br />
durch die digitale Revolution. Die<br />
weltgrößte Buchmesse ist deshalb<br />
offener geworden für die Formen der<br />
Literatur-Leidenschaft, die über das<br />
traditionelle Handel-Verlag-Autor-<br />
Verhältnis hinausgehen. Deshalb<br />
wurden am Freitag zum dritten Mal<br />
Blogs ausgezeichnet: Literaturkritik<br />
und Buchwerbung finden längst<br />
nicht mehr nur in den <strong>Zeitung</strong>en<br />
statt, sondernonline,auf Instagram,<br />
Facebook, YouTube und in Podcasts.<br />
Deren Betreiber eint das Bedürfnis,<br />
auf das ihrer Meinung nach Lesenswerte<br />
hinzuweisen, auf vieles auch,<br />
was anderswo übersehen oder aussortiert<br />
wird. Die Preisträgerin Nicole<br />
Seifert zum Beispiel konzentriertsich<br />
mit ihrem Blog„Nacht und<br />
Tag“ auf Literatur vonFrauen.<br />
Gestärkt durch die Ministerin<br />
Geehrt wurde auch ein Verlagsblog,<br />
geführtvon RedBug Books aus Potsdam.<br />
Das stellt die eigenen Bücher<br />
neben vielen anderen vor, gibt<br />
Schreibtipps und kommentiert Debatten,<br />
wie gerade die um Peter<br />
Handke und die mögliche oder notwendige<br />
Trennung vonWerkund Autor.<br />
Andere Verlage, insgesamt 312,<br />
hatten sich um den zum ersten Mal<br />
vergebenen Deutschen Verlagspreis<br />
beworben, initiiertvon der Staatsministerin<br />
für Kultur. Zur Preisverleihung<br />
am Freitagnachmittag entstanden<br />
Gruppenfotos in Serie, denn der<br />
Preis soll „in der Fläche wirken“. Er<br />
unterstützt 60 kleine und mittlere<br />
Verlage quer durch Deutschland mit<br />
je 15 000 Euro.Schon die Aufzählung<br />
<strong>Berliner</strong> Beispiele wie Alexander,Berenbergund<br />
CulturBooks hier ist ungerecht,<br />
weil so viele fehlen. Diedrei<br />
Hauptsieger, der Hädecke-Verlag,<br />
der Kookbooks-Verlag und Spector<br />
Books,erhalten jeder 60 000 Euro.<br />
Monika Grütters beschrieb am<br />
Freitagabend den Preis als eine Liebeserklärung<br />
an die Buchkultur in<br />
Deutschland, als Rückendeckung für<br />
kleine Verlage in Zeiten der Konzentration<br />
auf dem Markt. Die Freiheit<br />
des Wortes brauche verlegerischen<br />
Mut„für die Kraft des besseren Arguments,<br />
für publizistische und literarische<br />
Vielfalt und für eine Lesekultur,<br />
die diesen Namen auch verdient“.<br />
Da fährt man glatt optimistisch<br />
nach Hause.<br />
Goldschürfer in der Serra Pelada in Brasilien<br />
Ein neues Testament<br />
Der Fotograf Sebastião Salgadowurde mitdem Friedenspreisdes Deutschen Buchhandels geehrt<br />
VonChristian Thomas<br />
Frankfurts Paulskirche zur<br />
Sonntagmittagszeit, wenn<br />
der Friedenspreis des Deutschen<br />
Buchhandels verliehen<br />
wird, war selten ein Ort für<br />
Sonntagsreden, auch diesmal nicht,<br />
in einem nieseligen Licht. Wurde<br />
doch in Gegenwart eines der berühmtesten<br />
Fotografen der Welt, des<br />
Preisträgers Sebastião Salgado, die<br />
Frage gestellt, ob„Photographieren“,<br />
altmodisch mit Ph geschrieben, „ein<br />
Akt des Friedens sein“ könne.<br />
Der Filmkünstler Wim Wenders<br />
wollte als Laudator seine Frage<br />
nicht als rhetorische verstanden<br />
wissen. Handele es sich doch bei<br />
der „Photographie“ um eine Tätigkeit,<br />
„die mit ,Schießen’verbunden“<br />
sei. Auch gebe es da das unangenehme<br />
Wort „Schnappschuss“. Und<br />
hätten die amerikanischen Ureinwohner<br />
nicht instinktsicher geahnt,<br />
dass der weiße Mann ihnen damit<br />
„die Seele stehlen“ wollte?<br />
Die Fragilität der Welt<br />
Diese„feindseligen Aspekte des Photographierens“,<br />
so versicherte Wenders,<br />
„lassen wir heute weit hinter<br />
uns“ –umsich sodann einem Fotografen<br />
zuzuwenden, der sein Leben<br />
mitten unter Menschen verbracht<br />
hat, unter Flüchtlingen und Goldsuchern,<br />
unter Vertriebenen und Verhungernden.<br />
Zuvor hatte bereits<br />
Heinrich Riethmüller als Vorsteher<br />
des Börsenvereins des Deutschen<br />
Buchhandels die Bildersammlungen<br />
Salgados über die „Fragilität der<br />
Welt“ gewürdigt –auch das war keine<br />
Sonntagsrede. So wenig wie auch<br />
diejenige des Frankfurter Oberbürgermeisters,<br />
Peter Feldmann, der<br />
eine kompromisslose Linie im<br />
Kampf gegen den Rechtspopulismus<br />
einklagte.<br />
In dem Filmemacher Wenders<br />
fand der Fotograf einen wortmächtigen<br />
Exegeten. Keinen<br />
Schriftgelehrten, wohl aber einen<br />
Bildgelehrten, der die „bild-erzählerischen<br />
Epen“ Salgados als<br />
einen Appell an einen „großen<br />
Weltfrieden“ auslegte. InWenders<br />
hatte Salgado gestern zudem so<br />
etwas wie einen Geistes(-<br />
blitz)verwandten, als dieser aus<br />
dem Objekt der Fotografie, indiesem<br />
Fall der Erde, ein Subjekt<br />
machte: Nichts anderes seien<br />
diese Bilder nämlich „als eine<br />
großzügige Geste unserer Erde,<br />
Sebastião Salgado und Wim Wendersinder Paulskirche.<br />
ihren Schleier zu heben und sich<br />
zu erkennen zu geben“.<br />
Bei aller Emphase, die Wenders<br />
bereits in seiner Salgado-Dokumentation,<br />
in dem Film „Das Salz der<br />
Erde“, sprechen ließ: In Frankfurttraf<br />
der Geehrte auf einen hymnischen<br />
Bewunderer, der den Fotografen einen<br />
„Seher“ nannte,„dessen Kamera<br />
uns prophetisch den Verlust weiterer<br />
Friedensgrundlagen vor Augen<br />
führt“. Erinnernd an Werke Salgados<br />
wie „Exodus“ und „Genesis“, zwei Titel,<br />
die nicht von ungefähr biblische<br />
Assoziationen aufrufen, lud Wenders<br />
seine Lesart der Bilder Salgados hier<br />
und da durchaus religiös auf.<br />
Fotografie als Prophetie? Bei aller<br />
entschiedenen Parteinahme angesichts<br />
himmelschreiender Ungerechtigkeit,<br />
in denen der Mensch<br />
dem Mitmenschen ebenso ein Ausbeuter<br />
ist wie der Natur – prosaischer<br />
sah es dann Sebastião Salgado<br />
selbst in seiner Dankesrede. In<br />
gleichsam kurzen Momentaufnahmen<br />
trug der 75-Jährige ein Panorama<br />
seines weltweiten Engagements<br />
zusammen.<br />
THOMAS LOHNES/GETTY IMAGES<br />
Der historische Raum der Paulskirche<br />
wurde genutzt als Podium,<br />
um ein Leben als Augenzeuge Revue<br />
passieren zu lassen, begleitet allein<br />
von einer Kamera, auf den Spuren<br />
von Völkerwanderungen oder der<br />
Tiereder Arktis –diese Expeditionen<br />
in die „Genesis“ verstanden als Appell<br />
an die Bewahrung der Schöpfung.<br />
Damit äußerte sich neben dem<br />
Sozialfotografen auch der Naturfotograf,<br />
der in seiner Dankesrede auf die<br />
monströse Ausbeutung sowohl der<br />
Ureinwohner als auch der Urwälder<br />
in seiner brasilianischen Heimat zu<br />
sprechen kam, unter dem aktuellen<br />
Regime einem noch aggressiveren<br />
Raubbau an Mensch und Natur als in<br />
den Jahrzehnten zuvor.<br />
AUS: SEBASTIÃO SALGADO. „GOLD“ (VERLAG TASCHEN)<br />
Salgado gab Einblick in die Lebensbedingungen<br />
der vom Hunger<br />
Heimgesuchten in Afrika, der Verheerten<br />
und Vertriebenen der Bürgerkriege,<br />
der Ausgeplünderten an<br />
Fließbändern oder Werkbänken.<br />
Am stärksten bewegt berichtete<br />
Salgado vom Entsetzlichen<br />
schlechthin, dem Genozid in Ruanda.<br />
Und als wäre esein Schlaglicht<br />
auf die dröhnende Ignoranz<br />
des sich weiterhin gegen die Realität<br />
der Massaker im Jugoslawienkrieg<br />
sperrenden Peter Handke,<br />
kam Salgado auf seine dortigen<br />
Missionen zu sprechen, Fotoexpeditionen,<br />
wie immer angelegt auf<br />
Monate. Fotografieren heiße, so<br />
bereits Wenders, nicht von ungefähr<br />
„aufnehmen“, Aufnahme von<br />
Realitäten, der Schönheit der<br />
Schöpfung oder aber ihrer Zerstörung,<br />
gezwungenermaßen.<br />
DesMenschenWolf<br />
Im Licht dieser Umstände unterblieb<br />
so etwas wie ein versöhnlicher Sonntagmittag,<br />
zumal Salgado nicht verleugnen<br />
wolle,dass „der Mensch immer<br />
des Menschen Wolf ist“. Immer<br />
–keine Illusion in dieser Sache.<br />
Salgado führte dem Paulskirchenpublikum<br />
seine Zweifel ebenso<br />
vor Augen wie die Hoffnung, die<br />
Menschheit wolle noch, in ihrem<br />
ureigenen Interesse, Vernunft annehmen.<br />
Angesichts seiner Auszeichnung<br />
in Frankfurt ging sein<br />
Blick zurück, um seine Ehrung mit<br />
all den Entehrten zu teilen, nicht zu<br />
vergessen mit seiner nachdrücklich<br />
erwähnten Ehefrau Lélia.<br />
Dank „Lélias Energie und Entschlossenheit“<br />
gründeten sie gemeinsam<br />
im brasilianischen<br />
Aimorés das „Instituto Terra“ zur<br />
Wiederaufforstung eines Urwalds.<br />
Auch dieses Vorhaben, wie seine Fotografieserien<br />
in aller Welt, sind ein<br />
Langzeitprojekt. Sind ein Anliegen<br />
und eine Anpflanzung aus einem<br />
„tieferen Gefühl von Verantwortung“.<br />
Nicht umsich die Welt untertan<br />
zu machen, handelt es sich um<br />
so etwas wie ein neues Testament.<br />
NACHRICHTEN<br />
Film über IS-Radikalisierung<br />
gewinnt bei DokumentArt<br />
DerFilm „Tracing Addai“ (Auf den<br />
Spuren vonAddai) hat den Hauptpreis<br />
des Europäischen Filmfestivals<br />
DokumentArt2019 in Neubrandenburggewonnen.<br />
Er thematisieredie<br />
Gefühle einer Mutter,die ihren Sohn<br />
an die Terrororganisation IS verliere,<br />
erklärte Margit Schild als Sprecherin<br />
der internationalen Jury.Insgesamt<br />
bewarben sich 49 Filme um die fünf<br />
Preise des Festivals. (dpa)<br />
Regisseur HerbertFritsch<br />
verlässt Schaubühne<br />
DerRegisseur HerbertFritsch (68)<br />
verlässt die <strong>Berliner</strong> Schaubühne.<br />
„Amphitryon“ sei seine letzte Inszenierung<br />
am Haus gewesen, sagte<br />
eine Sprecherin des Theaters.Fritsch<br />
verlasse das Haus auf eigenen<br />
Wunsch. DieSchauspieler Axel<br />
Wandtke,Bastian Reiber und Joachim<br />
Meyerhoff, die mit Fritsch arbeiten,<br />
bleiben aber auch nach Sommer<br />
2020 noch an der Schaubühne.<br />
Mitanderen Mitgliedernvon<br />
Fritschs Ensemble befinde man sich<br />
noch in Gesprächen. Fritsch hatte<br />
zuvor lange an der <strong>Berliner</strong> Volksbühne<br />
gearbeitet. Damals stand das<br />
Haus noch unter Leitung vonIntendant<br />
Frank Castorf. Mitdessen Abschied<br />
verließ auch Fritsch dasTheater<br />
und wechselte an die Schaubühne.Erst<br />
am Sonntag hatte<br />
Fritschs Inszenierung von„Amphitryon“<br />
dortPremieregefeiert. (dpa)<br />
Konrad-Adenauer-Preis<br />
für Daniel Barenboim<br />
Daniel Barenboim hat am Sonnabend<br />
den Konrad-Adenauer-Preis<br />
der Stadt Köln erhalten. Damit werde<br />
der 76-Jährige für sein beispielloses<br />
Engagement für Frieden undVölkerverständigung<br />
geehrt, teilte die Stadt<br />
mit. DasKuratorium würdige mit der<br />
Auszeichnung seinen Beitrag zur kulturellen<br />
Bildung und sein Engagement<br />
zur internationalen Integration<br />
sowie für das respektvolle Miteinander<br />
vonMenschenunterschiedlicher<br />
Herkunft. Oberbürgermeisterin Henriette<br />
Reker (parteilos) überreichte<br />
den Preis.Barenboim hat unter anderemdasWest-EasternDivan<br />
Orchestramit<br />
ins Leben gerufen, in dem<br />
Musiker aus Israel und der arabischenWelt<br />
zusammen spielen. Der<br />
Dirigent und Pianist gilt als einer der<br />
berühmtesten Klassikkünstler weltweit.<br />
Seit 1992 steht der argentinischisraelische<br />
Musiker als Generalmusikdirektor<br />
an der Spitze der<strong>Berliner</strong><br />
Staatsoper. (dpa)<br />
Sachsen-Anhalt zeichnet<br />
Friede Springer aus<br />
DieVerlegerin Friede Springer und<br />
der Unternehmer August Oetker sind<br />
am Sonnabend mit demVerdienstorden<br />
des Landes Sachsen-Anhalt ausgezeichnet<br />
worden. Ministerpräsident<br />
Reiner Haseloff (CDU) überreichte<br />
die Orden in der Schlosskirche<br />
Wittenberg. Damit wurden Springers<br />
und Oetkers herausragendes gesellschaftliches<br />
Engagement und ihre<br />
Verdienste um das kulturelle Erbe<br />
Sachsen-Anhalts gewürdigt, so die<br />
Staatskanzlei. Friede Springer habe<br />
als Managerin desVerlages und Alleingeschäftsführerin<br />
der Springer-<br />
Holding dieVerlagsgruppe zum<br />
zweitgrößten Medienkonzern<br />
Deutschlands aufgebaut. (dpa)
22 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />
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Feuilleton<br />
Die acht jugendlichen Mitspieler in der Inszenierung „Futureland“ im Container des Gorki-Theaters<br />
MAIFOTO/UTE LANGKAFEL<br />
Das schwierige achtzehnte Jahr<br />
Ausbildung oder Abschiebung? Lola Arias entwirft mit acht jugendlichen Geflüchteten ein „Futureland“ im Container des Gorki-Theaters<br />
VonDoris Meierhenrich<br />
Da springen sie! Acht Helden<br />
mit Fallschirmrucksack.<br />
Blitzeblank tut sich<br />
der blaue Himmel um<br />
sie herum auf und langsam steuern<br />
sie auf eine Insel zu mit einer fantastischen<br />
Skyline –ach, da ist ja der<br />
Fernsehturm! Also Berlin. Vielleicht<br />
im Jahr 2050? Dann landen sie, aber<br />
die animierten Bilder fliegen weiter<br />
durch aufgeräumte, sonnig-helle<br />
Hochhausschluchten: Dort schlängelt<br />
sich eine Schwebebahn, einige<br />
gepflegte Parks sind auch noch da,<br />
nur wo sind die Menschen?<br />
Die scheinen irgendwo hinter<br />
den Hochhausmauerninihren Zimmern<br />
anComputern zuhocken und<br />
PuBG zu spielen. Jenes Computerspiel,<br />
in dem eine Schar Kämpfer auf<br />
einer Insel landet, wo sich dann jeder<br />
einzeln durchschießen muss<br />
und dessen futuristische Grafik nun<br />
auch die Lebenswelt dieses sonst<br />
recht realen Theaterabends vonund<br />
mit jugendlichen Geflüchteten im<br />
Gorki-Container liefert.<br />
DerBühnenbildner Dominic Huber,der<br />
mit seinen verdichteten, immersiven<br />
Räumen, wie etwa den<br />
hochgelobten „Situation Rooms“<br />
vonRimini Protokoll 2013, schon oft<br />
für besondere Tiefenschärfe des<br />
Theaters sorgte, hat auch hier ganze<br />
Arbeit geleistet. Vorallem computertechnische.<br />
Eine über die volle Bühnenbreite<br />
reichende Wand dient zunächst<br />
als Projektionsoberfläche für<br />
das animierte Zukunftsberlin, im<br />
Verlauf aber zoomen die fliegenden<br />
PC-Stadtbilder immer wieder durch<br />
Fenster in verschiedene Häuser hinein,<br />
wo die Protagonisten des<br />
Abends sitzen und von ihren Ankünften<br />
hier erzählen.<br />
EinRiesenavatar im Bamf<br />
Dafür hebt sich die Wand dann geschmeidig<br />
nach oben und unsere<br />
Blicke gleiten in ein Klassenzimmer,<br />
in den Raum eines Jugendamtes<br />
oder des Bamf selbst, des Bundesamts<br />
für Migration und Flüchtlinge,<br />
wo ein Riesenavatar dann von einer<br />
anderen Wand aus leuchtet, der die<br />
Neuankömmlinge instruiertund befragt.<br />
Oder wir landen im besten Fall<br />
einfach in einer Wohnung, wo sich<br />
dann zum Beispiel zwei Mädchen<br />
leise darüber austauschen, was denn<br />
nun „Haram“ sei, das nach dem Koranstrengstens<br />
Verbotene.<br />
Diebeiden, diedas hier tun, heißen<br />
Sarah und Sagal, sind heute 17<br />
und 18 Jahre alt und gehören zu<br />
den acht Jugendlichen aus Afghanistan,<br />
Somalia, Syrien, Guinea<br />
und Bangladesch, die die Dokumentartheatermacherin<br />
Lola Arias<br />
für diesen außergewöhnlichen,<br />
auch ungewöhnlich widersprüchlichen<br />
Abend über den Mut und die<br />
Zumutungen für jugendliche Migranten<br />
ausfindig gemacht hat.<br />
„Unbegleitete Minderjährige“ heißen<br />
sie im Bürokratendeutsch.<br />
Sara war 14, als sie Afghanistan<br />
verließ, weil die Taliban ihnen nach<br />
dem Leben trachteten. BisGriechenland<br />
kam die Familie zusammen,<br />
dann musste das Mädchen allein<br />
weiter Richtung Deutschland, in der<br />
Hoffnung, die anderen später –legal<br />
–nachholen zu können.<br />
Drei Jahre ist sie nun hier,<br />
spricht fließend Deutsch, geht zur<br />
Schule und möchte Modedesignerinwerden,<br />
was angesichts ihrer eigenen<br />
Mode – sie trägt auf der<br />
Bühne Hijab und ein schlichtes<br />
Kleid –zumindest unkonventionell<br />
klingt. Ob ihre Familie es mittlerweile<br />
nach Deutschland geschafft<br />
hat, erfahren wir nicht.<br />
Viel Zeit dafür bliebe auch nicht<br />
mehr, denn die Zahl 18 ist für diese<br />
Jugendlichen die magische Zahl. Für<br />
jeden anderen, der sich danach<br />
sehnt, endlich die Freiheiten des Erwachsenenlebens<br />
zu genießen, ein<br />
Freudenfest. Nicht für diese acht, deren<br />
besondere Schutzbedürftigkeit<br />
mit dem 18. Lebensjahr abrupt erlischt.<br />
Plötzlich steht ihr bis dahin<br />
gesicherter Aufenthaltsstatus wieder<br />
infrage, sofern ihr Asylantrag noch<br />
nicht durch ist und die Möglichkeit<br />
eines Familiennachzugs wird fast<br />
aussichtslos. Beieinem Land wie Afghanistan,<br />
dessen labile Gefahrenlage<br />
man mittlerweile immer bedenkenloser<br />
leugnet, rückt eine Abschiebung<br />
plötzlich bedrohlich nahe.Was<br />
das für eine junge Frau wie Sarahbedeutete,die<br />
gerade anfängt, sich eine<br />
Zukunft aufzubauen, mag man sich<br />
kaum vorstellen.<br />
Über jedem dieser acht jungen<br />
Menschen schwebt also die 18 wie<br />
ein Damoklesschwert.Wieetwas,gegen<br />
das man sich wappnen muss,<br />
ähnlich den Kämpfern imPC-Spiel.<br />
Und nacheinander zählen sie ihre<br />
Strategien auf: nicht auffallen, in der<br />
Schule besonders gut sein, um Ausbildungsstellen<br />
zu bekommen –<br />
auch die schützen vor Abschiebung<br />
–und vorallem: in den gefürchteten<br />
Interviews zum Asylverfahren richtig<br />
antworten. Wasist richtig? Es reicht<br />
nicht zu sagen: „in meinem Land<br />
herrscht Krieg“, weiß Sara jetzt, du<br />
musst sagen: „Ich war in Gefahr“.<br />
Programmiertes Misstrauen<br />
Wie viel Angst, auch Ungenauigkeit<br />
durch schlichtes Unwissen bei diesen<br />
verfänglichen Interviews<br />
herrscht, erfährt man nur sehr indirekt<br />
aus den lakonischen Antworten,<br />
die einige von ihnen nun wiederholen,<br />
während sie diese Befragungen<br />
noch einmal nachspielen. Der Riesenavatar<br />
„Entscheider“ kommt dabei<br />
in seinem programmierten Misstrauen<br />
dem Original sicher am<br />
nächsten.Wiealt bis du?Warumhast<br />
du deine Familie, dein Land verlassen?<br />
Wiegenau kommst du hierher?<br />
Dass jede dieser simpel scheinenden<br />
Fragen für die verunsicherten<br />
Kinder eine berghohe Hürde bedeutet,<br />
erkennt man in der Sprachlosigkeit,<br />
die sie auch jetzt, in der<br />
Distanz noch haben.<br />
Ist es ein Wunder, dass sie alle<br />
sich, wann immer möglich, in die<br />
fantastische Spielewelt flüchten, wo<br />
sie jedes Hindernis fliegend überwinden?<br />
So gesehen hat Lola Arias<br />
die genau richtige Idee gehabt, dieses<br />
Doku-Spiel in das PC-Setting eines<br />
„Futureland“ zu übertragen.<br />
Und doch liegt in diesem aseptischen<br />
PC-Gefängnis auch die große<br />
Schwäche des Abends. Denn es gibt<br />
einfach kein Außen, keine atmende<br />
Reflexion, kein spürbares Leben jenseits<br />
der abgedichteten Projektionen<br />
–sei es der Idealwelt der Kinder, sei<br />
es der idealen Aktienwelt des Staatsapparats<br />
–die aufeinander reiben.<br />
Dass es kaum eigenes Fragen, ungehemmtes<br />
Agieren der Jugendlichen<br />
untereinander gibt, ist deprimierend.<br />
Zwar darf fast jeder einmal<br />
nach seinem Lieblingssong tanzen,<br />
aber auch daran wirkt alles abgezirkelt,<br />
als wären sie schon selbst halb<br />
Avatare. DerText, den Arias aus monatelangen<br />
Gesprächen destilliert<br />
hat, bleibt am Ende dünn. Die Zumutungen<br />
der Bürokratie bleiben<br />
vage und die Geschichten der Kinder<br />
selbst aus Schrecken und Glück nur<br />
Stichwörter. Ihr „Futureland“ –ein<br />
Kampfplatz auf dem Bildschirm.<br />
Gorki-Container wieder 4.,5.11., 20 Uhr.<br />
Tel.: 20 221-115<br />
Ihr habt doch den Diesel erfunden! Und seine Abgaswerte<br />
Die Distel zieht über die German Angst her,über Bahnfahren, Politiker und das Grundrecht auf Beleidigtsein: „Skandal im Spreebezirk“<br />
VonBirgit Walter<br />
Kommt ein Ami auf die Bühne<br />
und will das Publikum aufmuntern.<br />
Er erschreckt es mit Einzelheiten<br />
über die berühmte German<br />
Angst. Fragt nach deutschen Tugenden,<br />
die er nur bei der AfD findet<br />
oder im Theater.Als der Name Hitler<br />
fällt, schüttelt er den Kopf über das<br />
Raunen im Saal und sagt tröstend:<br />
Dieser Hitler,nein, also der war nicht<br />
gut für euch! Ihr seid so ein gutes<br />
Volk, so fleißig, so strebsam –und so<br />
geduldig. Baut seit hundert Jahren<br />
an einem Flughafen! Habt als Nation<br />
so große Dichter und Denker hervorgebracht<br />
wie die Brüder Grimm, die<br />
Brüder Humboldt, Siegfried und<br />
Roy! Ihr habt den Diesel-Motor erfunden<br />
–und seine Abgaswerte! Ihr<br />
macht alles gegen den sauren Regen,<br />
und der Wald stirbt trotzdem. Denn<br />
nicht der Regen ist sauer,sondernihr<br />
seid es. Schließlich ruft er den Leuten<br />
zu: Take it easy, schaut rüber zu<br />
uns –wir hatten einen kompletten<br />
Idioten als Präsidenten! Er wurde abgelöst<br />
–von Trump. Ich bin gekommen,<br />
euch Mut zumachen. Sprecht<br />
mir nach, ja, auch die Bayern im<br />
Saal: Wirsind deutsch und trotzdem<br />
gut! Spürt ihr die Energie? Die gute<br />
Laune? Dann kauft dieses Buch! Er<br />
hält es hoch wie eine Trophäe. Ist<br />
doch ganz einfach.<br />
Das war ein Ausschnitt aus der<br />
Sternstunde des Abends. In der<br />
schwadronierte Stefan Martin Müller<br />
mit herrlich donnerndem Akzent<br />
herum, ein Schauspieler mit<br />
drei deutschen Namen, also kein<br />
Ami, nicht mal ein in Amerika Studierter,<br />
sondern ein im Osten Beschulter<br />
und seit 30 Jahren bei der<br />
Distel heimischer Schauspieler.<br />
Über so viel beiläufige Selbstgewissheit<br />
bricht das Publikum unentwegt<br />
in Lachen aus.<br />
Das aktuelle Distelprogramm<br />
„Skandal im Spreebezirk“ –Premiere<br />
war am Freitag –kommt ansonsten<br />
mit weniger Witz aus,auch ohne den<br />
Skandal im Titel. Es hat kein Thema,<br />
keinen roten Faden und keine Geschichte,<br />
es driftet einfach vom<br />
Bei Anruf Distel: Stefan Martin Müller,Jana Kozewa und Frank Voigtmann.<br />
CHRIS GONZ<br />
spektierliches. Die Nummern fallen<br />
mal so und mal so aus. Manchmal<br />
fehlt ihnen alles Komische. Wenn<br />
sich Frank Voigtmann als Parodist<br />
vonProminenten versucht zum Beispiel,<br />
und sich bei jedemVersuch bewusst<br />
gleich öd’ anstellt. Mathias<br />
Richling, den Voigtmann an anderer<br />
Stelle vielleicht eher unbewusst imi-<br />
Hölzchen aufs Stöckchen und immer<br />
so weiter.Esnennt das vornehm<br />
„Hommage an seine Wurzeln“ aus<br />
den 20er-Jahren. Damals kamen die<br />
Dinge als Collage auf die Bühne,<br />
Dinge, die nicht unbedingt zusammen<br />
passten. Mankann es auch einfach<br />
Nummernprogramm nennen,<br />
das gibt einem Kabarett nichts Detiert,<br />
hätte daraus ein Kabinettstück<br />
gemacht, aber der ist nicht zur Stelle.<br />
Macht nichts, kann man weglassen<br />
den Part. Allerdings offenbart der<br />
Punkt ein Problem dieses insgesamt<br />
doch unterhaltsamen Abends:Voigtmann<br />
steht nicht nur zusammen mit<br />
Stefan Martin Müller und der erstklassigen<br />
Jana Kozewa mit ihren tollen<br />
Schnellsprecheinlagen auf der<br />
Bühne, er schrieb mit Robert<br />
Schmiedel auch das ganze Programm.<br />
Da kommt ihm vielleicht gelegentlich<br />
die Übersicht abhanden,<br />
der Blick auf sich selbst sowieso.<br />
Mit welcher Sorgfalt und Akribie<br />
der Abend vorbereitet wurde, zeigt<br />
das Programmheft, das alle besprochenen<br />
Themen – von Eisenbahn,<br />
Verschuldung, SPD-Untergang, Armut,<br />
Klima, Windräder, Rassismus<br />
bis zu Flüchtlingen fehlt nichts –detailschön<br />
und in „Guttenberg’scher<br />
Zitierweise“ aufbereitet. Daspasst in<br />
100 Minuten Programm gar nicht alles<br />
rein. Denn es gibt auch noch neu<br />
gedichtete Lieder vom„Am Brunnen<br />
vor dem Tore“ bis „Wenn wir schreiten<br />
Seit’anSeit’“ –mit Matthias Felix<br />
Lauschus und Fred Symann an den<br />
Instrumenten –sehr erbaulich.<br />
Man sieht, was ein fünfköpfiges<br />
Ensemble-Kabarett kann, auch<br />
wenn es sich grundsätzlich jenseits<br />
der satirisch-intellektuellen Schärfe<br />
von Kabarett-Sendungen wie „Die<br />
Anstalt“ bewegt. Aber hier ist eben<br />
alles live. Manchmal spitz und genau,<br />
wenn es um die Klimafreundlichkeit<br />
vonFernbus und Bahn geht –<br />
Bahnfahren ist schädlicher – oder<br />
das Grundrecht auf Beleidigtsein.<br />
Feministinnen fühlen sich ja sogar<br />
durch ein Gedicht von Eugen Gomringer<br />
sexistisch beleidigt, in dem<br />
nur die Worte Alleen, Blumen,<br />
Frauen und ein Bewunderer vorkommen.<br />
Die Debatte lief zu großer<br />
Form auf, als das Gedicht übermalt<br />
wurde. Der Kabarettist konstatiert<br />
nüchtern: Und für Männer ist das<br />
nicht mal ein richtiges Gedicht. Endlich<br />
sagt auch das mal einer.<br />
Distel: SkandalimSpreebezirk Tägl. 20 Uhr, Sa<br />
auch 17 Uhr.Karten:030 –204 47 04
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 23 *<br />
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Feuilleton<br />
Im<br />
geigerischen<br />
Zartgespräch<br />
Eine Hommage an Gidon<br />
Kremer im Konzerthaus<br />
Ein falscher<br />
Gerhard<br />
Richter<br />
Mutmaßlicher Kunstbetrug<br />
in Berlin aufgedeckt<br />
VonClemens Haustein<br />
Seit längerem schon spielt sich Gidon<br />
Kremers Wirken eher abseits<br />
der gewöhnlichen Bahnen des Konzertbetriebes<br />
ab.Meist tritt er mit eigenem<br />
Ensemble auf, der „Kremerata<br />
Balitca“. Gastiert erbei einem<br />
der großen Traditionsorchester,<br />
dann nutzt er die Gelegenheit für<br />
Kompositionen, die selten gespielt<br />
werden, für die er aber eine besondereLeidenschaft<br />
hegt. Sofia Gubaidulina<br />
gehört dazu und Mieczysław<br />
Weinberg, der in diesem Dezember<br />
hundertJahrealt geworden wäre.<br />
Gubaidulinas erstes Violinkonzert<br />
stand auch am Beginn der<br />
„Hommage an Gidon Kremer“, die<br />
das Konzerthaus in dieser Woche für<br />
den großen Geiger ausrichtet, dabei<br />
Kremers eigenen Programmideen<br />
und Wünschen für mitwirkende Musiker<br />
folgend. VonWeinberg werden<br />
in den kommenden Tagen unter anderm<br />
zwei Violinsonaten, zwei Sinfonien<br />
und das Violinkonzert zuhören<br />
sein. Mit dem Wissen um KremersVorlieben<br />
kommt solch ein Programm<br />
nahezu erwartungsgemäß,<br />
Gubaidulinas Konzert, so ist am Freitagabend<br />
bei der Eröffnung der<br />
Hommage zu erleben, braucht aber<br />
ein solch stetes Engagement, wie es<br />
Kremer für das Stück zeigt. Der Beginn<br />
mit dem wörtlich zitierten, allerdings<br />
in ständig wechselnde<br />
Klangfarben getauchten Thema aus<br />
Bachs „Musikalischem Opfer“, verspricht<br />
Zugänglichkeit, es folgt eine<br />
strenge, streng konstruierte, dabei<br />
gewissenhaft gearbeitete Musik, die<br />
dem Hörer nicht selten eine harte<br />
Dechiffrierungsaufgabe stellt. Was<br />
genau bedeutet Gubaidulinas sentenzenhaftes,<br />
lakonisches Vokabular?<br />
Gelten die Grenzen, gegen die sie<br />
hier aufbegehrt, um andereGrenzen<br />
in der Nachfolge ihres Vorbildes Anton<br />
Webern wiederum zu akzeptieren,<br />
auch heute noch? Oder erzählen<br />
sie von damals, als Europa geteilt<br />
und Ost und West noch scharf getrennt<br />
waren? Als Bindeglied ins<br />
Heute und Jetzt dient an diesem<br />
Abend vor allem Gidon Kremer, der<br />
Der lettisch-deutsche Violonist<br />
Gidon Kremer<br />
ANGIE KREMER<br />
das im Solopart soauffallend leise<br />
und unspektakuläreKonzertwie mit<br />
brechender Stimme spielt. Kein Ton,<br />
hinter dem sich nicht eine weite Welt<br />
auftun würde; Tragik und Glück sind<br />
dort meist friedlich aufgehoben.<br />
Auch in der Zugabe,Valentin Silvestrovs<br />
„Serenade“, setzt Kremer das<br />
geigerische Zartgespräch fort, das<br />
nicht einfach nur leise ist, wie es von<br />
vielen Musikern als sportive Übung<br />
vorgeführt wird, sondern gehaltvoll<br />
und zugewandt.<br />
Das Flüstern ist David Zinmans<br />
Sache nicht so sehr –erdirigierte das<br />
Konzerthausorchester – aber seine<br />
empfindsame Klangfreude kommt<br />
doch aus ähnlicher Quelle. Sicherheit<br />
und Freude vermittelt er den<br />
Musikern, Franz Schuberts „große“<br />
C-Dur-Sinfonie spielen sie im doppelten<br />
Sinn aufgeräumt und ohne je<br />
einer Dramatik zu verfallen, die den<br />
Eindruck eines frohen, höchstens<br />
melancholischen Melodienbogens<br />
beschädigen würde. Eine Aufführung<br />
vonbeinahe purer Schönheit.<br />
Am Ufer finden Kommissare Zeiler (Nora Waldstätten, l.) und Oberländer (Matthias Koeberlin, r.)die Leiche einer jungen Frau (Anna Rot).<br />
Frauen wie Fabelwesen<br />
Montagskrimi mit Sonntagsquoten: Die ZDF-Krimireihe „Die Toten vom Bodensee“ ist immens erfolgreich<br />
VonTorsten Wahl<br />
Eine Wassernixe mit breiter<br />
Schwanzflosse und güldenem<br />
Haar dreht und rollt<br />
sich spielerisch im Wasser<br />
in den Tiefen des Bodensees. Dann<br />
liegt sie tot am Ufer und Kommissar<br />
Micha Oberländer (Matthias Koeberlin)<br />
fragt seine Kollegin Hannah<br />
Zeiler (Nora Waldstätten), wie alt<br />
Meerjungfrauen eigentlich werden.<br />
Die entgegnet ebenso knapp, die<br />
Tote sei Mitte 30 und „Mermaiding“<br />
ein Trendsport.<br />
Schon die ersten Minuten locken<br />
mit den typischen Elementen dieser<br />
deutsch-österreichischen Krimireihe.<br />
Immer wieder fordert der sagenumwobene<br />
Bodensee seine Opfer<br />
–die Mordfälle werden oft mit<br />
mystischen Motiven verwoben. Im<br />
ersten Fall 2014 spielten keltische<br />
Masken eine Rolle, imvorigen Fall<br />
wurden Tote auf mittelalterliche<br />
VonNikolaus Bernau<br />
Esist wohl nur wenigen, die sich<br />
mit Architekturgeschichte oder<br />
gar mit der Theorie des Bauens und<br />
Entwerfens beschäftigen, zu Lebzeiten<br />
die Gewissheit vergönnt: Ich<br />
habe etwas erreicht. Ichhabe die Art<br />
und Weise verändert, wie entworfen,<br />
wie geplant und dann gebaut wird.<br />
Zu dieser kleinen Gruppe wirkungsvollerTheoretiker<br />
gehörte der amerikanische<br />
Brite Charles Jencks, der,<br />
wie jetzt erst bekannt wurde, am<br />
13. Oktober im Alter von80Jahren in<br />
London gestorben ist.<br />
Kaum jemand hat den Begriff<br />
der architektonischen Postmoderne<br />
so sehr geprägt wie er, und<br />
aus der Architektur bezogder Epochenbegriff<br />
schließlich auch die<br />
Anschauung für andere Disziplinen<br />
wie Philosophie und Literatur.<br />
Und die Feststellung, dass seine<br />
Bücher zu diesem Thema so gefeiert<br />
wie umstritten gewesen sind,<br />
wäre–gelinde gesagt –eine Untertreibung.<br />
An der Behauptung, dass<br />
es eine Postmoderne überhaupt<br />
gibt, entzündete sich ein unabgeschlossener<br />
Glaubensstreit in den<br />
Geisteswissenschaften ebenso wie<br />
in der Kunst.<br />
Weise drapiert. Ebenso prägend ist<br />
das ungleiche Kommissarsduo.<br />
Während Matthias Koeberlin als Lindauer<br />
Polizist eher etwas kumpelhaft<br />
wirkt, wirkt Nora Waldstätten als<br />
seine Bregenzer Kollegin so entrückt<br />
und kühl, als sei sie selbst einer Fabel<br />
entsprungen.<br />
VonBeginn an kamen „Die Toten<br />
vomBodensee“ sehr gut beim Publikum<br />
an. Das ZDF erreichte immer<br />
mehr als 20 Prozent Marktanteil, oft<br />
um die acht Millionen Zuschauer –<br />
das sind Quoten am Montag, die ansonsten<br />
nur„Tatort“ und„Polizeiruf“<br />
am Sonntag erreichen. Zunächst lief<br />
die Reihe jährlich, seit 2017 zweimal<br />
im Jahr. Angesichts dieser starken<br />
ZDF-Position ist es seltsam, dass<br />
Sat.1 seine Thriller statt dienstags<br />
neuerdings ebenfalls montags laufen<br />
lässt –der Auftaktfilm der neuen<br />
Mystik-Thriller-Reihe mit Susan Hoecke<br />
als Ermittlerin Cora Stein dürfte<br />
chancenlos sein.<br />
DerFall um die Meerjungfrau, der<br />
neunte Film der ZDF-Reihe, verbindet<br />
zwei Milieus miteinander. Das<br />
Opfer mit der Schwanzflosse war die<br />
Gattin eines renommierten Winzers<br />
(Sebastian Bezzel), dessen Familie<br />
viel Wert auf Tradition legt. Doch die<br />
Frau hatte den Mann und die Enge<br />
verlassen und sich einer hippiesken<br />
Surfergruppe angeschlossen. Ihr<br />
junger Geliebter (Aaron Friesz)<br />
schleppt sich von der ersten Minute<br />
an mit einem Messer im Bauch<br />
durchs Schilf des Bodensees, flüchtet<br />
dann ausgerechnet mit dem<br />
Kleinbus von Kommissar Oberländer.<br />
Verdächtig werden sie nacheinander<br />
fast alle –sowohl die Surfer,die<br />
ihr cooles Leben offenbar als Piraten<br />
finanziert haben, als auch die Winzer-Familie,<br />
die in kriminelle Machenschaften<br />
verwickelt scheint.<br />
Die Story von Timo Berndt, der<br />
seit dem dritten Bodensee-Fall alle<br />
Bücher schreibt, ist nicht sonderlich<br />
Mr.Postmoderne<br />
Zum Toddes Architekten, Landschaftsgestalters und Historikers Charles Jencks<br />
Geboren wurde Charles Jencks<br />
1939 in Baltimore/Maryland als<br />
Sohn des Komponisten Gardner<br />
Platt Jencks und Ruth DeWitt Pearls.<br />
Im Jahre 1961 machte er seinen Bachelor<br />
in Englischer Literatur in Harvard,und<br />
den Abschluss in Architektur<br />
absolvierte er, ebenfalls in Harvard,vier<br />
Jahrespäter.Bis an sein Lebensende<br />
blieb diese Verbindung<br />
aus historischer Vergewisserung und<br />
künstlerischer Verarbeitung prägend.<br />
1965 ging Jencks nach Großbritannien,<br />
machte am Londoner<br />
University College 1970 seinen Doktor<br />
in Architekturgeschichte. Drei<br />
Jahrespäter erschien dann sein Buch<br />
„Modern Movements in Architecture“,<br />
in dem er mit großem sprachlichem<br />
Furor die vielen Modernen<br />
des 20. Jahrhunderts dem Vergessen<br />
entriss. Gerade im Bauhaus-Jahr, in<br />
dem oft eine scheinbare Ausweglosigkeit<br />
des Wegs zum Funktionalismus<br />
àlaGropius konstruiert wurde,<br />
ist es gut, sich dies Buch wieder zur<br />
Hand zu nehmen. 1977 folgte „Die<br />
Sprache der postmodernen Archi-<br />
ZDF/PETRO DOMENIGG<br />
originell, steigert seine Dramatik<br />
aber wie gewohnt zum feurigen Finale<br />
hin. Weiter ausgebaut werden<br />
dafür die privaten Hintergründe der<br />
beiden Kommissare. Nachdem die<br />
Biografie von Hannah Zeiler im<br />
sechsten Fall kulminierte,als ihr verschollener<br />
Vater als Krimineller enttarnt<br />
und vonKollege Oberländer erschossen<br />
wurde, wird deren Geschichte<br />
verhalten weitergeführt: Ist<br />
ein junger Typ aus der Nachbarschaft<br />
ein Stalker oder ein Verehrer?<br />
Nora Waldstätten spielt die Irritation<br />
der Hannah fast nur mit Blicken.<br />
Dramatischer wird es dafür bei<br />
Oberländer: Seine Ex-Frau (Inez<br />
Björg David) verunglückt und liegt<br />
im Koma. Hier brauchen die beiden<br />
Kollegen, deren Dialoge mitunter so<br />
knapp sind, dass man sie kaum versteht,<br />
gar keine Wortemehr.<br />
DieToten vomBodensee:Die Meerjungfrau<br />
20.15 Uhr,ZDF<br />
tektur“ (auf Deutsch 1978), das<br />
schon in den 60er-Jahren entwickelten<br />
Theorien der Literaturgeschichte<br />
auf die Architektur übertrug. Bis<br />
heute kann man sich über dieses<br />
Buch und seine methodisch mit der<br />
Konzentration auf Fassaden eher fatalen,<br />
ästhetisch die Architektur aber<br />
auch aus dem Raster der Glaskisten<br />
und Betonraster befreienden Thesen<br />
leidenschaftlich streiten.<br />
Nach dem Tod seiner zweiten<br />
Frau, der Gartenhistorikerin Maggie<br />
Keswig („The Chinese Garden“) im<br />
Jahre 1995 wurde Jencks einer der<br />
einflussreichen Kämpfer für eine bessereVersorgung<br />
von Krebspatienten.<br />
Darüber geriet fast ein wenig in den<br />
Hintergrund, dass Jencks auch zu den<br />
bedeutenden britischen Landschaftsarchitekten<br />
des 20. Jahrhunderts<br />
zählte. Die Schottische Nationalgalerie<br />
ließ sich ihren Garten von<br />
Jencks gestalten, zu den Olympischen<br />
Spielen 2008 legte er in Peking den<br />
Olympia-Park an. Steinplatten wie<br />
Menhire, lange Wellen wie das Meer –<br />
alle diese Anlagen zeugen vomtiefen<br />
kulturellen Wissen Jencks’, das in der<br />
Architektur gerade in Bezug auf die<br />
Verbindung vonGeistes- und Ingenieurwissenschaften<br />
viel zu selten<br />
wahrgenommen worden ist.<br />
VonIrmgard Berner<br />
Skandal im Kunsthandel! So hieß<br />
es am Wochenende im Deutschlandfunk.<br />
Kunstbetrug in Millionenhöhe!<br />
Ein bekannter Galerist aus<br />
Berlin sei verhaftet worden. Seinen<br />
Namen und den seiner Galerie –mit<br />
Dependancen im Ausland –wurden<br />
nicht genannt.<br />
Mit Kunstwerken wird bekanntlich<br />
betrogen, seit es die Kunst gibt.<br />
Seit Jahren boomt der Kunstmarkt<br />
mit Preisen, die in astronomische Höhen<br />
gehen, 450 Millionen Dollar für<br />
einen nicht einmal sicheren Leonardo<br />
da Vinci ist die bisherige Spitze<br />
des Irrsinns. Ein Bild von Gerhard<br />
Richter sei „eine Aktie an der Wand“,<br />
hatte ein <strong>Berliner</strong> Galerist einmal gesagt.<br />
Folglich boomt auch das dunkle<br />
Geschäft mit der Kunst, der Fall Beltracchi<br />
ist noch gut in Erinnerung.<br />
Nun gibt es also einen neuen Fall<br />
vonKunstbetrug, dieVorwürfe gegen<br />
den Mann wiegen schwer. Das Landeskriminalamt<br />
Berlin habe bei der<br />
Durchsuchung mehrerer Wohnungen<br />
und Geschäftsräume den 67-<br />
Jährigen wegen Verdachts des<br />
schweren Betrugs festgenommen,<br />
meldete auch RBB 24. Die Staatsanwaltschaft<br />
wirft ihm vor, in mehreren<br />
Fällen von Kunstbetrug dringend<br />
tatverdächtig zu sein. Es soll um Bilder<br />
gehen, die womöglich gar nicht<br />
im Besitz eines Käufers waren und<br />
deren Eigentumsrechte ungeklärt<br />
sind. So habe der Galerist unter anderem<br />
Gemälde verkauft, dafür Zahlungen<br />
erhalten, die Käufer jedoch<br />
nie die versprochenen Spitzenwerke<br />
erhalten. Dabei sei ein Schaden in<br />
Millionenhöhe entstanden.<br />
HochkomplexeMalkunst<br />
Darüber hinaus wirdihm der Handel<br />
mit einer Fälschung vorgeworfen:<br />
EinGemälde vonGerhardRichter sei<br />
von dem Galeristen als Pfand genommen<br />
und an einen Sammler verkauft<br />
worden. Dieser wollte das Gemälde<br />
später über ein Auktionshaus<br />
weiterverkaufen. Beider Prüfung des<br />
Bildes habe das Archiv von Gerhard<br />
Richter jedoch festgestellt, dass es<br />
eine Fälschung sei.<br />
Es ist nicht eben leicht, eine von<br />
Richters Abstraktionen zu fälschen,<br />
um eine solche soll es sich handeln.<br />
Die nicht mit dem Pinsel gemalten,<br />
sondernmit Rakel und Latten schlierigund<br />
fleckig über die Leinwand gezogenen<br />
Farbaufträge sind hochkomplexe<br />
Malkunst. Weil sich die<br />
Bilder dieser Serien oft sehr ähneln,<br />
fallen sie nicht sofort als Fälschung<br />
auf.„Es ist sicherlich keine Kunst, die<br />
sie und ich zu Hause hängen haben“,<br />
wird eine Polizeisprecherin zitiert.<br />
Fünf Privat- und Geschäftsadressen<br />
in Berlin und zwei in Brandenburg<br />
wurden durchsucht und Vermögenswerte<br />
des Verdächtigen gepfändet.<br />
Seit August laufen Ermittlungen<br />
gegen ihn, Haftbefehl hatte bereits<br />
vorgelegen. Nun wurde er in seiner<br />
Wohnung in Berlin-Charlottenburg<br />
festgenommen. Jedoch sprach der<br />
Haftrichter aus gesundheitlichen<br />
Gründen Verschonung aus.<br />
Charles Jencks (1939–2019) IMAGO IMAGES<br />
TOP 10<br />
Sonnabend, 19. Oktober<br />
1 Tagesschau ARD 6,35 23 %<br />
2 Ein starkes Team ARD 6,34 21 %<br />
3 Klein gegenGroß ARD 5,43 19 %<br />
4 Sportschau ARD 4,70 21 %<br />
5 Der Staatsanwalt ZDF 4,31 15 %<br />
6 Das Supertalent RTL 3,45 11 %<br />
7 Tagesthemen ARD 3,02 16 %<br />
8 heute ZDF 2,93 13 %<br />
9 heute-journal ZDF 2,86 11 %<br />
10 Bares für Rares ZDF 2,82 10 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
BallhausNaunynstraße (✆ 75 45 37 25)<br />
20.00: Everybodycan be everybodycan not be (Jao<br />
Moon)<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />
19.30: Die Blechtrommel<br />
20.00 Kleines Haus:Amir<br />
20.00:Endspiel<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />
20.00:Der Seelenbrecher<br />
DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />
11.00, 19.00 Box: 30.nach.89 (Junges DT International)<br />
HfS Ernst Busch (✆ 75 54 17 -0)<br />
20.30 UNTEN:777: Juicy –Metamorphosis /Wie<br />
Wasser War/Wild, wicked, &verynice<br />
KomischeOper Berlin (✆ 47 99 74 00)<br />
19.30: Die Perlen der Cleopatra<br />
Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />
19.30: Die Nachtvon Lissabon<br />
20.00 Container:Herzstück<br />
Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />
20.00: status quo<br />
Theater untermDach (✆ 902 95 38 17)<br />
20.00: Jason undMedea oder was ist Heimat (<strong>Berliner</strong><br />
Schulefür Schauspiel)<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
BKA (✆ 202 20 07)<br />
20.00: TheatersportBerlin: Das Match<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
20.00: Skandal im Spreebezirk<br />
Filmbühne am Steinplatz (Hardenbergstr.12)<br />
19.30: Welche Drogepasst zu mir? (Kerstin Slawek)<br />
Heimathafen Neukölln (✆ 56 82 13 33)<br />
20.00: Schundund Asche (Moritz Neumeier und Till<br />
Reiners)<br />
Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />
20.00: Servus Peter und Dankeschön(Gastspiel<br />
ChristophSchobesberger,Katja Brauneis &Live-<br />
Band)<br />
Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />
20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />
TIPI am Kanzleramt (✆ 39 06 65 50)<br />
19.45: Die FlorianSchroeder Satireshow<br />
KLASSIK<br />
DeutscheOperBerlin (✆ 34 38 43 43)<br />
20.00 Foyer: FlurinaStucki, Annika Schlicht,Thomas<br />
Lehmann(Solisten), John Paar (Klavier), Nadja<br />
Küchenmeister(Rezitation), Lieder und Dichter.<br />
Schumann I, Klassisches Liedgut, Lyrik, Klavier<br />
Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />
20.00Werner-Otto-Saal: Gidon Kremer(Violine),<br />
Yulianna Avdeeva(Klavier), Christian Jost (Moderation),<br />
2xhören zeitgenössisch, MieczyslawWeinberg:<br />
Sonate für Violine und Klavier Nr.6op. 136bis<br />
Piano Salon Christophori (Uferstr. 8)<br />
20.00: Helena Madoka Berg,Dorian Xhoxhi (Violine),<br />
Kyoungmin Park (Viola), ArthurHornig(Cello), Das<br />
Philharmonische Quartett,Josef Suk:Meditation<br />
über den St.-Wenzel-Choral op.35a; Josef Suk:<br />
Streichquartett Nr.2op. 31; Beethoven: Quartett Nr.<br />
10 Es-Dur op. 74 „Harfenquartett“<br />
Staatsoper Unterden Linden (✆ 20 35 45 55)<br />
20.00 Apollosaal: Internationales Opernstudio Unter<br />
den Linden, Orchesterakademie der Staatskapelle,<br />
Welcome-Konzert, Purcell:„Welcome, welcome,<br />
glorious morn“, Ode für Soli, Vokalensemble und<br />
Instrumente; Britten:„Les Illuminations“ op.18für<br />
Stimme und Streicher,„Simple Symphony“ op. 4<br />
KINDER<br />
Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />
9.30, 10.45: Wind im Gummistiefel, TheaterFusion<br />
(ab 2J.)<br />
Cabuwazi –Zelt Kreuzberg (✆ 29 04 78 40)<br />
16.00: „Im Kiez zu Hause“, Mitmachzirkusfür die<br />
ganze Familie (ab 8J.)<br />
Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />
10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unse<br />
Leben traten, Videogames<br />
Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />
11.00: Bubble Jam, Rimini Protokoll, Cloud-Performance<br />
mit Smartphones (ab 12 J.)<br />
Jugendmuseum Schöneberg (✆ 902 77 61 63)<br />
14.00: Villa Global. The Next Generation<br />
14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />
Phoenix in der KULTSchule (✆ 72 01 19 19)<br />
16.00 MediaLab: Phoenix-Küken, Kindertheater-Wo<br />
shop, Leitung: Oksana Loidova (ab 4bis 12 J.)<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
10.30: Rapunzel, Vera Pachale (ab3J.)<br />
SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />
17.00: Roller Kidz,Rollschuhdiskofür Kinder<br />
Theater an derParkaue (✆ 55 77 52 52)<br />
10.00: Wirvom Reuterkiez (ab 9bis 13 J.)<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Buchhandlung Braun &Hassenpflug<br />
(✆ 802 93 04) 20.00: Die LiebeinGedanken –Die<br />
Geschichtevon Boris Pasternak, Marina Zwetajewa<br />
und Rainer Maria Rilke, Peter Michalzik, Lesung und<br />
Gespräch<br />
Haus für Poesie (✆ 48 52 45 -0)<br />
20.00: Lieder und Dichter:„Als flögesie nach Haus<br />
Nadja Küchenmeister,ThomasLehmann, Annika<br />
Schlicht, Flurina Stucki, John Parr<br />
ItalienischesKulturinstitut (✆ 26 99 41 -0)<br />
19.00: Die Kinder des BorgoVecchio, Giosuè Calaci<br />
ra, Moderation: Dr.Constanze Neumann<br />
Kulturbrauerei/Maschinenhaus (✆ 44 31 51 00)<br />
19.30: Doppelte Buchpremiere: „Beate Uhse. Ein<br />
Leben gegenTabus“ &„Lvstprinzip“, Katrin Röhnicke<br />
Theresa Lachner,Moderation: Jan Feddersen<br />
Literaturhaus Berlin (✆ 887 28 60)<br />
19.30: Buchpremiere: „Das Glück der kalten Jahre“<br />
Martyna Bunda, Mod.: Matthias Nawrat<br />
21.00: Wortservierungen: Meine Seeleruhe –Gelassenheit,<br />
vonWilhelm Schmid, mit Richard Burger<br />
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />
20.00: LiteraturLive: Realitätsschock. Zehn Lehren<br />
aus der Gegenwart, Sascha Lobo, Buchpremiere<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
20.00 Kl. Salon: Autorenforum: Lesen –Zuhören –<br />
Diskutieren, Vorlesen unveröffentlichter Texte<br />
Z-Bar (✆ 28 38 91 21)<br />
20.00: Freihafen –offene Lesebühne<br />
FÜHRUNG<br />
Berlinische Galerie (✆ 78 90 26 00)<br />
14.00: Kuratorenführung in den aktuellen Ausstellungen<br />
Bärentouren (✆ 015 20 -5 22 67)<br />
14.00: Bunker und Botanik im Humboldthain –<br />
Geschichts- und Biologieführung im Stadtbiotop vom<br />
2. Weltkrieg bisheute, Treff: Eing.S-Bhf. Humboldthain,<br />
Hochstr.. Anm. erf.<br />
16.00: Berlin zur Zeit der Romantik –Literaturführun<br />
vonE.T.A. Hoffmann über die Brüder Grimm bis<br />
AdalbertChamisso, Treff: Schillerdenkmal, Gendarmenmarkt.<br />
Anm. erf.<br />
20.00: Fledermaustour –Alt-<strong>Berliner</strong> Sagen und<br />
Anekdoten:Romantiktour zwischen Hackeschem<br />
Markt und Klosterviertel, Treff: Klosterruine –Klosterstr./Grunerstr.(Nähe<br />
U-Bhf.Klosterstraße). Anm.erf<br />
22.00: Nachtwächtertour –Auf denSpuren vonSagenund<br />
GespensternimNikolaiviertel und Alt-Berlin<br />
Treff: Eing.Nikolaikirche,Propststr.. Anm. erf.<br />
Dalí Berlin (✆ 07 00 32 54 23)<br />
12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí –Die Ausstellung<br />
am Potsdamer Platz,Treff: Im Museum<br />
Mendelssohn-Remise am Gendarmenmarkt<br />
(✆ 81 70 47 26) 14.00:Führung zu Gräbernder<br />
Mendelssohns und ihrer Verwandten auf dem Jüdischen<br />
Friedhof Schönhauser Allee, Sabine Krusen,<br />
Treff: Eingang FriedhofSchönhauser Allee<br />
Gespräch<br />
Er<br />
spricht<br />
Deutsch<br />
Mit einem Stipendium<br />
kam Karamba Diaby in<br />
den Achtzigernvom Senegal in<br />
die DDR zum Studium, das er<br />
mit der Promotion im Fach<br />
Umweltanalytik abschloss.<br />
Der heute 58-Jährige lebt in<br />
Halle an der Saale und ist seit<br />
einiger Zeit für die SPD Mitglied<br />
des Deutschen Bundestages.Anseinem<br />
ersten Tagals<br />
Abgeordneter rief ihm die Kassiererin<br />
in der Bundestagskantine<br />
von weitem zu: „Nein, Sie<br />
nicht!“ Aus Karamba Diabys<br />
Hautfarbe schloss sie wohl, er<br />
gehöre zum Putzpersonal.<br />
Und noch immer sprechen<br />
Leute auf der Straße lieber<br />
gleich mit seiner blonden Assistentin,<br />
weil sie glauben, er<br />
verstehe sie nicht. Hier erzählt<br />
Karamba Diabyvom Land seiner<br />
Geburt, vom Leben in der<br />
DDR und im Deutschland<br />
nach der Wende. Nicht nur en<br />
passant formuliert er dabei<br />
seine Vision einer offenen Gesellschaft.<br />
Frank Junghänel<br />
MitKaramba in den Bundestag 19 Uhr,<br />
Afrika-Haus Berlin, Bochumer Straße 25<br />
In dem Roman „Die Leben der Elena Silber“ geht Alexander Osang der Geschichte seiner eigenen Familie auf den Grund.<br />
Cornelia Geißler<br />
ist dankbar,indieser Woche auf<br />
so viele große Erzählungen zu treffen,<br />
die in die Geschichte führen,<br />
aber auch viel mit unserer Gegenwart<br />
zu tun haben.<br />
Man könnte dies eine<br />
russische Woche nennen,<br />
wenn wir nicht<br />
Oktober hätten und<br />
damit literarische Hochsaison. Und<br />
so ist der hier gesetzte Schwerpunkt<br />
nur einer vonvielen in den kommenden<br />
Tagen. Beginnen wir mit dem<br />
Montag, wie sich das gehört, und mit<br />
Peter Michalzik, der aus Briefen<br />
dreier bedeutender Dichter des 20.<br />
Jahrhunderts eine Liebesgeschichte<br />
zusammengesetzt hat, die im Frühjahr<br />
und Sommer 1926 spielt. Die<br />
Russin Marina Zwetajewa lebte damals<br />
im Exil in Paris, verheiratet, aber<br />
dadurch im Herzen nicht gebunden.<br />
Dasgibt ihrer vonSchwermut durchgezogenen<br />
Lyrik manch frohen Ausbruch.<br />
Verheiratet war auch Boris<br />
Pasternak in Moskau, der später als<br />
Romancier berühmt werden sollte,<br />
dessen Dichtung aber früh von großer<br />
Reife und Weitsicht ist, durch eigene<br />
Übersetzungen geschult an der<br />
Weltliteratur. Rainer Marika Rilke, 15<br />
Jahreälter als die beiden, kämpfte zu<br />
jener Zeit mit Krankheiten in der<br />
Schweiz, sein Lebenswerk hatte er<br />
bereits geschrieben. Peter Michalzik<br />
hat die Lebensumstände der drei inmitten<br />
der politischen Spannungen<br />
erkundet und interpretiert ihre leidenschaftlichen<br />
Botschaften füreinander<br />
als poetische Ménage àtrois.<br />
„Die Geschichte hatte sich Russland<br />
als Spielfeld ausgesucht“,<br />
schreibt Michalzik über die Wirren<br />
derRevolutionsjahre. DenSatz könnten<br />
die anderen Autoren der Woche<br />
genauso formuliert haben. Am<br />
Dienstag tritt Eugen Ruge mit seinem<br />
Roman „Metropol“ in Potsdam auf.<br />
Der ist mindestens so nah an der<br />
Wahrheit wie die aus Briefen rekonstruierte<br />
Liebesgeschichte. Die deutschen<br />
Emigranten Charlotte undWilhelm<br />
bekommen in Moskau in einem<br />
für die Unterbringung ausländischer<br />
Kommunisten umgewidmeten Hotel<br />
mit, wie die Verleumdungs- und Verurteilungsmaschinerie<br />
Stalins voranschreitet.<br />
Sie sind von ihrer Geheimdiensttätigkeit<br />
suspendiert und wissen<br />
nicht, welches Schicksal sie erwartet.<br />
Der Vorsitzende Richter der<br />
Schauprozesse und das berüchtigte<br />
Lubjanka-Gefängnis befinden sich in<br />
ihrer unmittelbaren Nähe. Ruges<br />
Großmutter Charlotte hat dies so<br />
oder ähnlich erlebt, er konstruierte<br />
den spannenden wie verstörenden<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Ich war noch<br />
niemals in NewYork 14.30, 17.20, 20.15<br />
Cinema Paris (✆ 881 3119) Der Glanz der Unsichtbaren<br />
–Les invisibles 15.30, 20.30; Der Glanz<br />
der Unsichtbaren –Les invisibles (OmU) 18.00<br />
Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Parasite 14.00,<br />
17.00,20.00<br />
Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Joker (OF) 15.15,<br />
18.00, 20.00, 20.45, 21.20; Parasite –Gisaengchung<br />
(OmU) 15.00, 18.00, 18.10, 21.00; Parasite<br />
–Gisaengchung (OmenglU) 14.30, 21.40; Der<br />
Glanz der Unsichtbaren 17.30; Systemsprenger<br />
13.40, 16.20, 19.00; Das Kapital im 21. Jahrhundert<br />
14.00; Und der Zukunft zugewandt 16.15;<br />
Nurejew –The White Crow (OmU) 18.40; Deutschstunde<br />
14.30, 17.15, 20.00; M. C. Escher: Reise<br />
in die Unendlichkeit 14.00; Skin 16.00; Downton<br />
Abbey (OmU) 18.40; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
(OmU) 21.20<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Ich war noch niemals<br />
in NewYork 17.30,20.00; Deutschstunde 20.15<br />
Kant Kino (✆ 319 9866) Joker 14.50, 17.40,<br />
20.30; Ich war noch niemals in New York 15.00,<br />
17.45, 20.20; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit<br />
Flamingo! 15.15; Downton Abbey 17.20; Leid und<br />
Herrlichkeit 20.00; Shaun das Schaf: Der Film:<br />
UFO-Alarm 15.30; After the Wedding 17.30,20.00;<br />
Nurejew –TheWhite Crow 14.40, 17.20, 20.00<br />
Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) Joker 13.45,<br />
16.45, 19.45; Joker (OF) 22.55; 3D: Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 14.30; Joker (OF) 17.15,<br />
23.00; Joker 20.00;AToy Story: Alles hört auf kein<br />
Kommando 14.30; 3D: Gemini Man 17.00,20.10,<br />
22.50; Angry Birds 2: Der Film 13.15; Shaun das<br />
Schaf: Der Film: UFO-Alarm 15.30; 3D: Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 17.40, 20.20, 23.00;<br />
3D: Gemini Man 15.00; AdAstra –Zuden Sternen<br />
17.50; Joker (OF) 20.40; Deutschstunde 14.40;<br />
Dem Horizont so nah 17.20, 20.10; Es: Kapitel II<br />
22.50; Downton Abbey 14.30,17.20; Once Upon a<br />
Time in...Hollywood 20.10<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Celebration<br />
(OmU) 11.00; Unsere große kleine Farm –The Biggest<br />
Little Farm (OmU) 12.30; Synonymes (OmU)<br />
14.15; Dora und die goldene Stadt 16.30; Der<br />
Glanz der Unsichtbaren – Les invisibles (OmU)<br />
18.15; Deutschstunde 20.00; Once Upon aTime<br />
in... Hollywood (OmU) 22.10; Paranza: Der Clan<br />
der Kinder –Laparanza dei bambini (OmU) 11.00;<br />
Memory Games (OmU) 12.45; Cleo (OmenglU)<br />
14.15; Die Geldwäscherei (OmU) 15.50; Gelobt<br />
sei Gott 17.20;The King (OmU) 19.40; Midsommar<br />
(OmU) 22.00; Ama-San (OmU) 11.00; Skin (OmU)<br />
13.00; Wer 4sind 15.00; Shaun das Schaf: UFO-<br />
Alarm 16.45; Ad Astra (OmU) 18.15; Systemsprenger<br />
(OmenglU) 20.20; The Dead Don‘t Die (OmU)<br />
22.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29)Und derZukunft<br />
zugewandt 14.00; Systemsprenger 16.00; Das Kapital<br />
im 21. Jahrhundert–Capital in the Twenty-First<br />
Century (OmU) 18.15; Gelobt sei Gott –Grace a<br />
Dieu (OmU) 20.15;Midsommar (OmU) 22.45;Über<br />
Grenzen 14.00; Memory Games (OmU) 16.15;<br />
CongoCalling (OmU) 18.00;Die Inselder hungrigen<br />
Geister –Island of the Hungry Ghosts(OmU) 19.45;<br />
Playland USA (OmU) 21.45<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Ich war noch niemals<br />
in NewYork 13.45,16.45,19.45;Angry Birds<br />
2: Der Film 13.45, 16.50; Shaun das Schaf: Der<br />
Film: UFO-Alarm14.00, 17.50; Joker14.00,17.00,<br />
19.30, 20.45, 21.00; Dora und die goldene Stadt<br />
14.10, 16.50; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
14.15, 17.15, 20.15; Lino: Ein voll verkatertes<br />
Abenteuer 14.20; Gemini Man 14.30, 17.20,<br />
19.30; Good Boys 14.45; Fast &Furious: Hobbs<br />
&Shaw 14.45; Dem Horizont so nah 14.45,17.45,<br />
20.45;Spider-Man:Far From Home 15.00;Everest:<br />
Ein Yeti will hoch hinaus 15.15, 18.00; Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 16.10; Gut gegen Nordwind<br />
17.00; Es: Kapitel II 17.10, 20.20; Ready or Not?<br />
–Auf die Plätze,fertig,tot 18.00; Kiss the Cook: So<br />
schmeckt das Leben! 18.00; Once Upon aTime in...<br />
Hollywood 19.10; 3D:Terminator 2:Tag der Abrechnung<br />
20.00; Joker (OF) 20.00; Ad Astra –Zuden<br />
Sternen 20.10; Sneak Preview 20.30; 3D: Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis –Maleficent: Mistress<br />
of Evil (OF) 21.00<br />
Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Systemsprenger<br />
(OmenglU)18.00;Deckname Jenny(DFmenglU; mit<br />
anschl. Gespräch) 20.20; Nevrland (OmU) 23.00;<br />
Dunkel, fast Nacht –Ciemno, prawie noc (OmU)<br />
18.00; Berlin Bouncer (OmenglU) 20.15; Lord of<br />
the Toys (OmenglU) 22.00<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (✆ 04 51/703 02 00) Joker 16.30,<br />
20.00; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />
16.40; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
16.40, 19.30; Ich war noch niemals in New York<br />
16.50, 19.50; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />
17.00; Dora und die goldene Stadt 17.10; Angry<br />
Birds2:Der Film 17.15;Es: KapitelII19.20; Gemini<br />
Man19.30; DowntonAbbey 20.10;Dem Horizont<br />
so nah 20.10<br />
Kino Kiste (✆ 998 74 81) Gelobt sei Gott 13.30;<br />
3D: AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
16.00; Downton Abbey 17.50; Bohemian Rhapsody<br />
20.05<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 038 71/211 4109) Joker 14.20,<br />
17.30, 20.20; Ich war noch niemals inNew York<br />
14.20, 16.50, 19.50; 3D: Maleficent: Mächte der<br />
Finsternis 14.30, 17.15, 20.00; Lino: Ein voll verkatertes<br />
Abenteuer 14.30; Shaun das Schaf: Der<br />
Film: UFO-Alarm 14.40, 17.40; Dora und die goldene<br />
Stadt 14.45,17.10; Everest: Ein Yeti will hoch<br />
hinaus 14.50, 17.20; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
15.00, 17.20; Angry Birds 2: Der Film 15.10,<br />
17.00; Der König der Löwen 17.15; Es: Kapitel II<br />
19.30; 47 Meters Down: Uncaged 19.40; Fast &<br />
Furious: Hobbs &Shaw 19.45; Gemini Man 19.50;<br />
3D: Gemini Man 20.10; Matrix 20.15<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A Joker (OmU) 17.00,<br />
19.45, 22.30; B Ad Astra –Zu den Sternen (OmU)<br />
18.00; Once Upon aTime in... Hollywood (OmU)<br />
20.40<br />
fsk amOranienplatz (✆ 614 24 64) Parasite –Gisaengchung<br />
(OmU) 18.00, 20.30; Der Glanz der<br />
Unsichtbaren –Les invisibles (OmU) 20.15, 22.15<br />
Moviemento (✆ 692 47 85) Das Kapital im 21.<br />
Jahrhundert –Capital inthe Twenty-First Century<br />
(OmenglU) 10.45; Systemsprenger 13.00, 15.45,<br />
18.30, 21.15; Frau Stern 10.15; Midsommar<br />
(OmU) 12.15, 22.30; Skin (OmU) 15.15; Das<br />
Kapital im 21. Jahrhundert –Capital in the Twenty-<br />
First Century (OmenglU) 17.45; Diamantino (OmU)<br />
20.00; Systemsprenger 11.30; Ein Licht zwischen<br />
denWolken 14.30; Prelude 16.30; Bruder Schwester<br />
Herz 18.45; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
(OmU) 21.00<br />
RegenbogenKino (✆ 69 57 95 17) CarmineStreet<br />
Guitars (OmU) 20.30<br />
Sputnik (✆ 694 11 47) Born inEvin –Alles über<br />
Evin (OmU) 17.00; Systemsprenger 18.45; Skin<br />
(OmU) 21.00; Ready or Not?–Aufdie Plätze, fertig,<br />
tot (OmU) 23.00; Mein Leben mit Amanda (OmU)<br />
17.00; Portret pod mukhoi –„Beschwipstes“ Porträt<br />
(OmenglU) 19.00; Nevrland (OmU) 20.30; Ad<br />
Astra –Zuden Sternen (OmU) 22.00; Kinobar im<br />
Sputnik Berlin Bouncer 21.15<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) Parasite 14.20, 17.10,<br />
20.00; New Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />
14.00; Der Glanz der Unsichtbaren 16.00, 20.50;<br />
Systemsprenger 18.15<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Joker 14.30,<br />
17.45, 20.00; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
15.00, 17.15, 20.15; Ich war noch niemals<br />
in New York 15.00, 17.30, 20.15; Everest: Ein Yeti<br />
willhoch hinaus15.15; Shaun das Schaf: DerFilm:<br />
UFO-Alarm 15.30; Systemsprenger 17.30; Dora<br />
und die goldene Stadt 17.45; Gemini Man 20.30;<br />
After the Wedding 20.30<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Joker 13.00,<br />
17.50,20.30; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />
13.15; Ich war noch niemals inNew York 14.30,<br />
17.15, 20.00; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />
15.15; 3D: AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
15.40; Deutschstunde 17.20; Der Glanz der<br />
Unsichtbaren 20.00<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) 3D:<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis 14.00, 17.00,<br />
20.00; Joker 14.00, 17.00, 20.00; Ich war noch<br />
niemals in New York 14.00, 16.30, 19.45; Dora<br />
und die goldene Stadt 14.00, 17.15; Shaun das<br />
Schaf: Der Film: UFO-Alarm 14.15; Everest 14.15;<br />
Der König der Löwen 14.20;Angry Birds 2: Der Film<br />
14.30, 17.15; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
16.30; Gemini Man 17.00, 20.00; Dem Horizont so<br />
nah 17.15, 20.15; 3D: Terminator 2:Tag der Abrechnung<br />
19.45; 47 Meters Down: Uncaged 19.50<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98) Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />
17.00; Systemsprenger (OmenglU)<br />
18.45; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU)<br />
21.00; Und der Zukunft zugewandt 17.45; Dunkel,<br />
fast Nacht –Ciemno, prawie noc (OmU) 19.45;<br />
Born inEvin –Alles über Evin (OmU) 22.00<br />
Babylon (✆ 242 59 69) Goodbye, GDR!: Der<br />
Dritte (OmenglU) 17.15; Goodbye, GDR!: Fräulein<br />
Schmetterling (OmenglU; m. Einführung) 17.30;<br />
Die Müllers und das Hohe Haus –Demokratie in<br />
bewegten Zeiten 18.00; Goodbye, GDR!: Sonnenallee<br />
19.30; 36 Husbands (OmU) 20.00; Goodbye,<br />
GDR!: Karbid und Sauerampfer 20.15; Goodbye,<br />
GDR!: Berlin um die Ecke (OmenglU) 21.30;<br />
Goodbye,GDR!: Jadup und Boel (OmenglU) 21.45;<br />
Goodbye,GDR!: Die Flucht (OmenglU) 22.00<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73)<br />
Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 10.15; Joker<br />
(OmU) 12.00, 14.30, 17.15, 20.00, 22.45; Yesterday<br />
(OmU) 13.30; Midsommar (OmU) 15.45; Das<br />
Kapital im 21. Jahrhundert –Capital in the Twenty-<br />
First Century (OmenglU) 18.45; Joker (OmU) 21.00<br />
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 11.00, 14.00, 17.20,<br />
19.40, 22.40; Ich war noch niemals inNew York<br />
11.00, 14.10, 17.15, 19.45, 23.00; Everest: Ein<br />
Yeti will hoch hinaus 11.10, 14.20; Joker 11.15,<br />
14.15, 17.00, 20.00, 23.00; Der König der Löwen<br />
11.20; UglyDolls 11.30; Shaun das Schaf:<br />
Der Film: UFO-Alarm 11.30, 14.10, 16.10; Angry<br />
Birds 2: Der Film 11.40,13.40; Playmobil: DerFilm<br />
12.10; Dem Horizont so nah 13.50, 19.30; Gut gegen<br />
Nordwind 14.10; Dora und die goldene Stadt<br />
14.40, 16.45; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
16.30; 3D: Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 16.50;<br />
Good Boys 17.10; 3D: Gemini Man 17.15, 20.20,<br />
23.10; Downton Abbey 18.30; Es: Kapitel II19.15,<br />
22.30; Sneak Preview 20.00; Ad Astra –Zuden<br />
Sternen 20.15; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
21.30; Rambo 5: Last Blood 23.00; Ready orNot?<br />
–Auf die Plätze, fertig,tot 23.15; 47 Meters Down:<br />
Uncaged 23.15<br />
Hackesche Höfe (✆ 283 4603) Berlin Babylon<br />
(DFmenglU) 14.30; Nurejew – The White Crow<br />
(OmU) 16.30; Systemsprenger (DFmenglU) 19.15;<br />
Joker (OmU) 21.45; Parasite (OmenglU) 14.15,<br />
19.00; M.C.Escher: Reise in die Unendlichkeit<br />
(EnglmdtU) 17.00; Parasite (OmU) 21.45; Der<br />
Distelfink –The Goldfinch (OmU) 14.00; Deutschstunde<br />
17.00; Parasite (OmU) 19.30; Parasite<br />
(OmenglU) 22.15; Skin (OmU) 14.45; Joker (OmU)<br />
17.15, 20.00, 22.30; Gelobt sei Gott –Grace a<br />
Dieu (OmU) 14.15; Der Glanz der Unsichtbaren –<br />
Les invisibles (OmU) 17.00, 19.15; Once Upon a<br />
Time in... Hollywood (OmU) 21.30<br />
International (✆ 24 75 60 11) Parasite 13.15,<br />
19.00; Joker (OmU) 16.00; Siegessäule und Teddy<br />
präs.MonGay: Preview: Last Ferry (OmU) 22.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />
Ich war noch niemals inNew York 14.10, 17.00,<br />
20.00; Dem Horizont so nah 14.10, 17.10; Joker<br />
14.15, 17.05, 19.30, 20.00; Der König der Löwen<br />
14.15; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
14.20, 16.55, 19.55; Everest: Ein Yeti will hoch<br />
hinaus 14.30; Dora und die goldene Stadt 14.30,<br />
17.10;Angry Birds 2: Der Film 14.30; Lino: Ein voll<br />
verkatertes Abenteuer 14.50; After the Wedding<br />
17.00, 19.45; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-<br />
Alarm 17.05; Gemini Man 17.10; 3D: Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis –Maleficent: Mistress of Evil<br />
(OF) 17.15; Sneak Preview 20.00; Karakomik Filmler<br />
(OmU) 20.00; 7. KogustakiMucize –Das Wunder<br />
in Zelle Sieben 20.00<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19)Nurejew–The White Crow<br />
(OmU) 10.00, 19.45; Diego Maradona (OmenglU)<br />
12.15; Normal (OmenglU) 14.35; Shaun das<br />
Schaf: Der Film: UFO-Alarm 15.50; Systemsprenger<br />
(DFmenglU) 17.30; Midsommar (OmU) 22.00<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50) Joker (OF) 16.45,<br />
19.30,22.15<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) Joker (OmU) 15.00,<br />
17.45, 20.30, 21.40; Deutschstunde 14.40,<br />
17.20,20.00; Systemsprenger 16.20,19.00<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45) Joker (OF) 15.15,<br />
18.00, 20.45; Parasite – Gisaengchung (OmU)<br />
17.30, 20.20, 21.50; Parasite – Gisaengchung<br />
(OmenglU) 16.10,19.00, 21.10;Leid und Herrlichkeit<br />
–Dolor ygloria (OmenglU) 16.00; Synonymes<br />
(OmenglU) 18.30; After the Wedding 16.30,19.00;<br />
Midsommar (OmU) 21.30<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34) 3D:<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis 14.00, 17.20,<br />
20.10; Dora und die goldene Stadt 14.10; Joker<br />
14.20, 17.00, 20.00; Ich war noch niemals in New<br />
York 14.25, 16.40, 19.50; Shaun das Schaf: Der<br />
Film: UFO-Alarm 14.35; Angry Birds 2: Der Film<br />
14.45,17.10; Gemini Man 16.50; Everest: Ein Yeti<br />
will hoch hinaus 17.30; 3D: Terminator 2: Tag der<br />
Abrechnung 19.45; Sneak Preview 20.15; Dem Horizont<br />
so nah 20.15<br />
Wolf (✆ 921 03 93 33) Heimat ist ein Raum aus<br />
Zeit (OmenglU) 12.00; Die Insel der hungrigen<br />
Geister –Island of the Hungry Ghosts(OmU) 12.00,<br />
21.00; Ama-San (OmenglU) 14.00; Synonymes<br />
(OmenglU) 16.00; Momo 16.20; Systemsprenger<br />
(OmenglU) 18.50; Born inEvin –Alles über Evin<br />
(OmU) 19.00; Ad Astra –Zuden Sternen (OmU)<br />
21.10<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Shaun das<br />
Schaf: Der Film: UFO-Alarm 15.15; Ich war noch<br />
niemals in New York 17.15, 20.00; Deutschstunde<br />
15.00; Parasite 17.40,20.30<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Joker<br />
15.15, 19.00, 21.45; Joker (OmU) 18.00, 20.45;<br />
Sneak Preview 22.00; Parasite 14.50, 20.30; Parasite<br />
–Gisaengchung (OmU) 17.40; Deutschstunde<br />
16.20; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />
14.45;Systemsprenger 16.45, 19.20; Ich war noch<br />
niemals inNew York 14.30, 17.15, 20.00
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 25 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
Tatsachenroman aus ihrer Kaderakte,<br />
die in Moskau unter Verschluss lag.<br />
Als Kind war sie für ihn die„mexikanische“<br />
Großmutter:Das Exil in Mexiko<br />
war Gegenstand ihrer Erzählungen,<br />
wie in seinem ausgezeichneten Roman<br />
„In Zeiten des abnehmenden<br />
Lichts“ zu lesen. Die demütigenden<br />
JahreinMoskauverschwieg sie komplett.<br />
Die Linke, der Gedanke drängt<br />
sich auf, hat auch deshalb nur halbherzig<br />
mit dem Stalinismus abgerechnet,<br />
weil er ihr peinlich war.<br />
Der Mittwoch gehört den „Leben<br />
der Elena Silber“, die Alexander<br />
Osang in seinem großen Roman erkundet.<br />
Tatsächlich ist es nicht einfach<br />
nur ein dickes,sondernwirklich<br />
fesselndes Buch, das versucht den<br />
Legenden einer Familie auf den<br />
Grundzugehen.Während demVater<br />
des Erzählers die Erinnerungen und<br />
das Gefühl für die Gegenwart<br />
schwinden, drängt die Mutter ihm,<br />
dem eher glücklosen Filmemacher,<br />
das Thema auf, in dem mehr Rätsel<br />
und Widersprüche stecken, als er<br />
sich ausmalen konnte.Wie Ruge,nur<br />
weniger deutlich ausgestellt, folgt<br />
Osang hier der Geschichte seiner eigenen<br />
Familie. Er findet sogar ein<br />
Russische<br />
Mythen,<br />
sowjetische<br />
Politik<br />
Eugen Ruges Großmutter,<br />
Alexander Osangs Urgroßvater und weitere<br />
Verwandte in dieser Lesungswoche<br />
LESUNGEN<br />
Peter Michalzik: Die Liebe in Gedanken.<br />
21.10., 20 Uhr,Buchladen Braun +<br />
Hassenpflug,Fischerhüttenstr.79<br />
Eugen Ruge: Metropol. 22.10., 20 Uhr,<br />
Waschhaus Potsdam, Schiffbauergasse 6<br />
Alexander Osang: Die Leben der Elena<br />
Silber. 23.10., 20 Uhr,Literaturforum im<br />
Brecht-Haus, Chausseestr.125<br />
Katerina Poladjan: Hier sind Löwen.<br />
Der Literarische Salon mit Britta Gansebohm<br />
in der Z-Bar,Bergstraße 2<br />
Gusel Jachina: Wolgakinder. 25.10.,<br />
20Uhr,Buchhandlung Chaiselongue,<br />
Dietzgenstr.68<br />
BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />
Denkmal und ein kleines Museum<br />
im tiefsten Russland.<br />
Auf Reisen stößt auch die Ich-Erzählerin<br />
in Katerina Poladjans Roman<br />
„Hier sind Löwen“ auf familiäre<br />
Spuren. Sie hatte nicht danach gesucht.<br />
Sie hatte nur das Handwerk<br />
der Buchrestaurierung erlernen wollen<br />
–oder sich nicht eingestanden,<br />
dass sie sehr wohl an ihren armenischen<br />
Verwandten interessiert war.<br />
In Jerewan spielt dieser hervorragende<br />
Roman, der wie „Die Leben<br />
der Elena Silber“ auf der Longlist<br />
zum Deutschen Buchpreis stand.<br />
DieLesungpasst in unsererussische<br />
Woche, weil die Erzählerin das Russische<br />
als Brücke braucht.<br />
Für den Freitag erwartet die Pankower<br />
Buchhandlung Chaiselonge<br />
Besuch aus Moskau, Gusel Jachina<br />
nämlich, die mit ihrem zweiten Roman<br />
„Wolgakinder“ von Deutschen<br />
erzählt, die über Generationen unbehelligt<br />
in Russland lebten und für<br />
die sich mit Stalins Herrschaft auch<br />
das Schicksal wendet. Mit der Geschichte<br />
eines ehrbaren Schulmeisters<br />
aus dem kleinen DorfGnadental<br />
führt sie zu Bedrohung durch Hunger,Kälte<br />
undMachtmissbrauch.<br />
Schlager<br />
Anruf<br />
unter dieser<br />
Nummer<br />
Graham Bonney war ein<br />
Mann der ersten Stunde.<br />
In der allerersten „ZDF-Hitparade“<br />
reüssierte er mit „Wähle<br />
3-3-3“, als gehe es darum, eine<br />
Weltneuheit auf der <strong>Berliner</strong><br />
Funkausstellung zu besingen.<br />
„Dein Liebling hat einen Fernsprechapparat“.<br />
Das kurze<br />
Lied war ein Lob auf die technische<br />
Erfüllung einer zuvor<br />
geäußerten Wunschfantasie.<br />
In seinem Song „Siebenmeilenstiefel“<br />
hatte Bonney noch<br />
über die Möglichkeiten fantasiert,<br />
auf schnellstem Wege zu<br />
seinem Supergirl zu kommen.<br />
Aber warum laufen, wenn<br />
man auch anrufen kann. In der<br />
Welt des Schlagers war alles so<br />
schön einfach, und wenn<br />
heute Lena Valaitis, Ireen<br />
Sheer, Michael Holm und Graham<br />
Bonney gemeinsam mit<br />
dem Orchester Otti Bauer auf<br />
die Bühne des Admiralspalastes<br />
kommen, geht es genau<br />
darum, diese Einfachheit zu<br />
beschwören. HarryNutt<br />
Schlagerlegenden 20 Uhr,Admiralspalast,<br />
Friedrichstraße 101<br />
Meyers Stadtgänge (✆ 442 32 31)<br />
11.00:Von Charlottenburgs Stadttorzur Kgl. Prozellanmanufaktur,zum<br />
Hansaviertel: Gründerzeit-Ikonen,<br />
Weltdorfsiedlung der Architekturmoderne Bauhaus<br />
100, Bernd S. Meyer, Treff: Straße des 17. Juni/ Ecke<br />
Salzufer.Anm. erf.<br />
14.00: Die Friedrich-Wilhelm-Stadt –Dastehste wie<br />
die Kuh vorm Neuen Tor: Biedermeier,Charité und<br />
große Bühnen,Bernd S. Meyer, Kulturwissenschaftler,<br />
Treff: Friedrichstadtpalast, Friedrichstraße 107, Claire-<br />
Waldoff-Stele vordem Comedy-Quatsch-Klub.<br />
Olympiastadion (✆ 30 68 86 18)<br />
11.00, 13.00, 15.00: Tour durchs Olympiastadion<br />
11.30, 13.30, 15.30: Tour durchs Olympiastadion<br />
(in English)<br />
Stadt im Ohr (✆ 20 07 88 41)<br />
9.00: Hörspaziergang Friedenau –Eine Reise durch<br />
15 Dekaden deutscher Geschichte, stadt im ohr,Treff:<br />
Süßkramdealer,Varziner Str.4<br />
11.00: Zwischen Schlangeund Schwan. Audiospaziergang<br />
über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />
im ohr,Treff: Concierge, Platz der Vereinten Nationen 1<br />
11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir<br />
leben wollen, Treff: Café Blume an der Hasenheide,<br />
Fontanestr.32<br />
12.00: Audiotour Mitte-Schritte–Hörspaziergang<br />
durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr,Treff:<br />
ausberlin – Kaufhaus für Berlinprodukte, Karl-Liebknecht-Str.<br />
9<br />
16.00: Hörspaziergang Friedrichshain, Der Hörspaziergang<br />
Friedrichshain ist ausleihbar im Cafe Sibylle,<br />
Karl-Marx-Allee 72<br />
Konzert<br />
A-Trane (✆ 313 25 50)<br />
21.00: Andreas Schmidt (p) &Friends<br />
Admiralspalast (✆ 22 50 70 00)<br />
20.00: PeggyMarch, Ireen Sheer,Lena Valaitis,<br />
Michael Holm, Graham Bonneyund demOrchester<br />
Otti Bauer,Schlagerlegenden 2019<br />
Arcanoa (✆ 67 96 26 51)<br />
21.00: Open-Stage–Singer-Songwriter +Poets<br />
AstraKulturhaus (✆ 69 56 68 40)<br />
20.00: Finch Asozial, Dorfdisko2<br />
Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />
20.00: Harry Hudson<br />
Bi Nuu (✆ 69 56 68 40)<br />
20.00: Cuco<br />
Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />
20.00: The SlowShow<br />
Gretchen (✆ 25 92 27 02)<br />
21.00: NubyaGarcia<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.00: Jackie Mendoza<br />
Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />
20.00: Orania.Piano Series: Marc Schmolling<br />
Pierre Boulez Saal (✆ 47 99 74 11)<br />
19.30:FredHerschTrio &Benoît Delbecq (p)<br />
PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />
20.00: Doug Seegers<br />
Schlot (✆ 448 21 60)<br />
21.00:Christian vonder Goltz (p), Osian Roberts (ts),<br />
Simon Woolf (b), AnthonyPinciotti (dr)<br />
Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />
19.00: MoE +Hypnodrone Ensemble, thirsty &<br />
miserable<br />
Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />
21.00: Moon Duo<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
19.30: Das 4. <strong>Berliner</strong> Rudelsingen mit Christine Wolff<br />
und Alexander Capistran<br />
Zimmer 16 (✆ 48 09 68 00)<br />
19.30: Die offene Liederbühne Pankow<br />
CLUB<br />
Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />
20.00: Nice One, Imad b2b Triqi, 1-800-Disco<br />
Kulturbrauerei/Alte Kantine (✆ 44 31 50)<br />
22.00: Hungry Monday<br />
Matrix (✆ 293 69 9- 90)<br />
22.00: Scandal, Krs.Age<br />
SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />
19.00: Roller Skate Disko, Rollers HiFi<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />
23.59 +4Bar:House of Waxx, Voices, Hadj Sameer,<br />
C-3DE<br />
BALLROOM<br />
Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />
21.00: Salsa, Flori, Wilbert, Naudy<br />
MUSEEN<br />
Berlinische Galerie (✆ 78 90 26 00)<br />
10.00: Kunst in Berlin 1880–1980<br />
10.00: Gartenparade, Atelier le balto<br />
10.00: 12x12<br />
10.00: original bauhaus –Die Jubiläumsausstellungh<br />
10.00: Bettina Pousttchi, Mi-Mo 10-18Uhr<br />
Deutsches HistorischesMuseum (✆ 20 30 40)<br />
10.00: Deutsche Geschichte in Bildernund Zeugnissen<br />
10.00: Die Armbrust –Schrecken und Schönheit, tgl.<br />
10-18 Uhr<br />
Georg Kolbe Museum (✆ 304 21 44)<br />
10.00: Asana Fujikawa /David Hockney: Figuren der<br />
fließenden Welt<br />
10.00: Emy Roeder –Das Kosmische allen Seins, tgl.<br />
10-18 Uhr<br />
Haus der Wannsee-Konferenz (✆ 80 50 01 -0)<br />
10.00: Villencolonie Alsen am Großen Wannsee<br />
10.00: Die Wannsee-Konferenz und der Völkermord<br />
an den europäischen Juden, tgl. 10-18 Uhr<br />
James-Simon-Galerie (Bodestr.)<br />
10.00: Nah am Leben –200 Jahre Gipsformerei, tgl./<br />
Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />
Jüdisches Museum (✆ 25 99 33 00)<br />
10.00: Awie Jüdisch. In 22 Buchstaben durch die<br />
Gegenwart<br />
10.00: This Place, WendyEwald, Martin Kollar, Josef<br />
Koudelka, Jungjin Lee, Gilles Peress u. a., tgl. 10-20 Uh<br />
eramik im XX. Jahrhundert, Fr-Mo 13-17 Uhr<br />
Käthe-Kollwitz-Museum (✆ 882 52 10)<br />
11.00: Mehr als ein Leben. Dauerausstellung des<br />
Käthe-Kollwitz-Museums Berlin, Käthe Kollwitz<br />
11.00: GeorgeGrosz –Das Huhn im Kopf,<br />
tgl. 11-18 Uhr<br />
Neues Museum (✆ 266 42 42 42)<br />
10.00:ÄgyptischesMuseum und Papyrussammlung<br />
10.00: Museum für Vor- und Frühgeschichte mit<br />
Objekten der Antikensammlung<br />
10.00: Zurück! Steinzeit. Bronzezeit. Eisenzeit<br />
10.00: Schätze aus dem Rhein –Der Barbarenschatz<br />
vonNeupotz<br />
10.00: Die Krone vonKertsch. Schätze aus Europas<br />
Frühzeit<br />
10.00: Berlins größte Grabung<br />
10.00: 10-jähriges Jubiläum: Perspektivenwechsel<br />
10.00: 10 Jahre Neues Museum, tgl./Feiert.10-18,<br />
Do 10-20 Uhr<br />
Pergamonmuseum (✆ 266 42 42 42)<br />
10.00: Transkulturelle Beziehungen, globale Biografien<br />
–islamische Kunst?<br />
10.00: Antikensammlung<br />
10.00: Museumfür Islamische Kunst (Steinfassade<br />
vonMschatta), tgl./Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />
10.00: Vorderasiatisches Museum (Ischtar-Tor)<br />
10.00 Museum für Islamische Kunst: Traum und<br />
Trauma. Wiedereröffnung der Teppichsäle<br />
10.00: Qazwini –Weltbilder –Bilder der Welt vor750<br />
Jahren, tgl./Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />
Pergamonmuseum. Das Panorama<br />
(Am Kupfergraben 2) 10.00: Pergamon. Meisterwerke<br />
der antiken Metropole und 360°-Panorama von<br />
Yadegar Asisi, tgl./Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />
KINO<br />
Kino inder Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Maleficent:Mächteder Finsternis –Maleficent:Mistress<br />
of Evil (OmU) 13.45, 17.10, 20.00, 23.00;<br />
Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 13.45; Systemsprenger<br />
13.50; Joker (OmU) 14.00, 17.00,<br />
20.00, 23.00; Das Kapital im 21. Jahrhundert –<br />
Capital in the Twenty-First Century (OmU) 14.00;<br />
Ich war noch niemals in New York 14.10, 16.30,<br />
19.30, 22.30; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-<br />
Alarm 14.15, 15.50; Angry Birds2:Der Film 14.20;<br />
Deutschstunde 16.30, 19.20; Der Glanz der Unsichtbaren<br />
–Les invisibles (OmU) 16.30, 19.00;<br />
Parasite – Gisaengchung (OmU) 16.45, 19.45,<br />
22.50; Downton Abbey 16.45; Nurejew –TheWhite<br />
Crow (OmU) 18.00, 22.40; Sneak Preview 20.00;<br />
After the Wedding 20.50; Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OmU) 21.40; Skin (OmU) 22.15<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98) Nurejew –The White<br />
Crow(OmU) 17.45; Vulkan –Volcano (OmU) 20.00;<br />
Dunkel, fast Nacht –Ciemno, prawie noc (OmU)<br />
22.00<br />
Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) On the Beach at<br />
Night Alone –Bamuihaebyun-eoseo honja (OmenglU)<br />
18.15; Born inEvin –Alles über Evin (OmU)<br />
20.00; Systemsprenger 22.15<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) 3D:<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis 14.15, 17.05,<br />
20.00, 22.50; Joker 14.15, 17.10, 20.10, 23.00;<br />
Der König der Löwen 14.15, 16.55; Lino: Ein voll<br />
verkatertesAbenteuer 14.20; Ich war noch niemals<br />
in NewYork 14.20,16.50, 19.50,22.55; Dora und<br />
die goldene Stadt 14.20, 16.50; AToy Story:Alles<br />
hört auf kein Kommando 14.25; Everest: Ein Yeti<br />
will hoch hinaus 14.30; Angry Birds 2: Der Film<br />
14.45; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />
14.50, 17.05; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
16.50; Downton Abbey 17.00, 19.50; 3D: Gemini<br />
Man 17.10, 19.55, 22.50; Dem Horizont so nah<br />
17.20, 20.10; Systemsprenger 19.20; Gut gegen<br />
Nordwind 19.40; 3D: Terminator 2: Tagder Abrechnung<br />
19.45; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
–Maleficent: Mistress of Evil (OF) 20.00; Es: Kapitel<br />
II 22.15; Once Upon aTime in... Hollywood 22.30;<br />
Midsommar 22.45; Rambo5:Last Blood22.55; 47<br />
Meters Down: Uncaged 23.00<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 13.15, 17.05, 20.10;<br />
Joker 13.30, 17.05,20.15; Ich war noch niemalsin<br />
NewYork 13.30,16.40, 19.55; Doraund diegoldene<br />
Stadt 14.05,17.30; Shaun das Schaf: Der Film:<br />
UFO-Alarm 14.10;<br />
Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 14.30, 17.00;Angry<br />
Birds 2: Der Film 14.55; Maleficent: Mächte der<br />
Finsternis 16.15; 3D: Gemini Man 16.30, 19.30;<br />
Der König der Löwen 16.35; DowntonAbbey 16.45;<br />
Es: Kapitel II 19.20; Ad Astra – Zu den Sternen<br />
19.35; Dem Horizont so nah 19.45; Sneak Preview<br />
20.00; 47 Meters Down: Uncaged 20.20<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />
Systemsprenger 14.30; Deutschstunde 17.25,<br />
20.20<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02) Und wer nimmt den<br />
Hund? 18.00; Nurejew –The White Crow 20.15<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) Joker (OmU) 15.00,<br />
17.45,20.30<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30)Leid und Herrlichkeit –Dolor<br />
ygloria (OmU) 18.00; Berlin Drifters (OmenglU)<br />
20.30<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Ugly-<br />
Dolls 10.00;Shaun das Schaf:Der Film:UFO-Alarm<br />
10.00, 12.00; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />
10.00, 12.00, 14.55; Angry Birds 2: Der Film<br />
10.00, 12.15, 14.20;AToy Story: Alles hörtauf kein<br />
Kommando 10.00, 12.10; 3D: Maleficent: Mächte<br />
der Finsternis 12.10, 14.10, 17.00, 20.00; Ich war<br />
noch niemals inNew York 14.00, 16.55, 19.50;<br />
Joker 14.20, 17.20, 20.10; Dem Horizont sonah<br />
16.40; Gemini Man 17.10; Es: Kapitel II19.20;<br />
Sneak Preview 20.15<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81) Gloria:<br />
Das Leben wartet nicht 13.30; Und wer nimmt<br />
den Hund? 15.45; Systemsprenger 17.45,20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 07 11) Ich war noch niemals<br />
in NewYork 14.30, 17.30, 20.30<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 0520)<br />
UglyDolls 10.00, 12.00; Shaun das Schaf: Der<br />
Film: UFO-Alarm 10.00, 12.45, 15.00, 17.30; 3D:<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis 10.00, 12.15,<br />
14.30, 17.15, 20.00, 22.45; Everest: Ein Yeti will<br />
hoch hinaus 10.00, 12.10, 14.35; Dora und die<br />
goldene Stadt 10.00, 12.15, 14.10, 17.35; Angry<br />
Birds 2:Der Film 10.00, 12.10, 15.00; AToy Story:<br />
Alles hört auf kein Kommando 10.00; Der König<br />
der Löwen 12.15; Downton Abbey 14.45, 17.00,<br />
20.10, 23.00; Joker 15.00, 17.15, 20.05, 22.50,<br />
23.10; Dem Horizont so nah 16.40, 19.45; 3D:<br />
Gemini Man 17.45, 20.30; Es: Kapitel II 19.30; After<br />
the Wedding 19.55, 23.00; Sneak Preview (OF)<br />
23.00; Sneak Preview 23.00<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 15.30,18.00, 20.30; Shaun<br />
das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 16.00; Everest: Ein<br />
Yeti will hoch hinaus 16.00; Dora und die goldene<br />
Stadt 16.00; Und der Zukunft zugewandt 18.00;<br />
3D: Maleficent: Mächte der Finsternis 18.00; Joker<br />
18.00,20.30; Gemini Man 20.30; DemHorizont so<br />
nah 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00) Koreanisches Kino: Jayoubuin<br />
–Madame Freedom (OmenglU) 20.00; MagicalHistoryTour:Die<br />
Klageder Kaiserin (OF)19.30<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />
Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 12.30,<br />
14.10; Pets II12.30, 13.15; Joker 12.45, 15.00,<br />
16.00,17.00, 19.00,19.45, 20.30,22.20, 22.50;<br />
Playmobil: Der Film 12.50; Maleficent: Mächte der<br />
Finsternis 13.00, 16.00; AToy Story: Alles hört auf<br />
kein Kommando 13.00; Good Boys 13.20, 19.40;<br />
Gemini Man 13.30, 20.45, 22.50; Dora und die<br />
goldene Stadt 13.30, 16.30; Dem Horizont so nah<br />
13.30,16.40, 19.50; Ich war noch niemals in New<br />
York 13.40,16.10,19.30, 22.50;Der Königder Löwen<br />
13.40, 16.30; Angry Birds 2: Der Film 13.45;<br />
Lino: Ein voll verkatertes Abenteuer 13.50; 3D:<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis 14.00, 17.10,<br />
20.20, 22.50; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />
14.00, 17.10; Systemsprenger 15.45; Es: Kapitel<br />
II 16.20, 20.15, 22.30; Yesterday 16.25; Parasite<br />
16.30, 19.40; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
16.30, 20.15, 22.00; After the Wedding 16.30,<br />
19.30; Downton Abbey 16.40, 19.40; 3D: Gemini<br />
Man 17.00; 3D: Angry Birds 2: Der Film 17.00; Gut<br />
gegen Nordwind 18.50; AdAstra –Zuden Sternen<br />
19.20, 22.40; Der Glanz der Unsichtbaren 19.40;<br />
47 Meters Down: Uncaged 19.50, 22.30; Sneak<br />
Preview20.00;Rambo 5: Last Blood20.15, 23.00;<br />
Fast &Furious: Hobbs &Shaw 22.20; Midsommar<br />
22.30<br />
CineStar imSony Center (✆ 04 51/703 0200)<br />
Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm –Shaun<br />
the Sheep Movie: Farmageddon (OF) 13.30; Joker<br />
(OF) 13.30, 17.15, 19.10, 20.15; Angry Birds 2:<br />
Der Film –The Angry Birds Movie II(OF) 13.30; Der<br />
König der Löwen –The Lion King (OF) 13.40; Dora<br />
und die goldene Stadt –Dora the Explorer (OF)<br />
13.45, 16.30; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
–Maleficent: Mistress of Evil (OF) 14.00, 17.00,<br />
20.00; Downton Abbey (OF) 14.00, 16.40, 19.40;<br />
UglyDolls (OF)14.50; Es: Kapitel II –It: Chapter Two<br />
(OF) 16.10;<br />
Ad Astra –Zuden Sternen (OF) 16.20, 20.00;Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis – Maleficent: Mistress<br />
of Evil (OF) 16.30; 3D: Gemini Man (OF) 17.00,<br />
20.00; Parasite –Gisaengchung (OmenglU) 19.30;<br />
Once Upon aTime in...Hollywood (OF) 19.30<br />
CineStar IMAX (✆ 04 51/703 0200) 3D: Pandas<br />
11.30; Joker (OF) 13.00, 19.30; Joker 16.15<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 4344) Normal (OmU)<br />
18.30;Akira (OmU) 20.00; Nevrland (OF) 22.30<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 16 50) Shaun das Schaf: Der Film:<br />
UFO-Alarm 14.00; Lino: Ein voll verkatertes Abenteuer<br />
14.00; Ich war noch niemals inNew York<br />
14.30,17.15,20.00,22.00; Dora und die goldene<br />
Stadt 14.30; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
15.00, 17.30, 20.00, 22.30; Joker 16.00, 17.00,<br />
20.00, 22.30; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />
16.00; Dem Horizont so nah 18.00, 20.30; Gemini<br />
Man 19.00, 22.30<br />
Casablanca (✆ 677 5752) Es: Kapitel II17.30;<br />
Systemsprenger 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 0200)<br />
3D: Maleficent: Mächte der Finsternis 14.00,<br />
16.55, 19.50; Joker 14.00, 17.00, 20.00; Der König<br />
der Löwen 14.00; Shaun das Schaf: Der Film:<br />
UFO-Alarm 14.10, 17.10; Ich war noch niemals in<br />
NewYork 14.15, 17.10,20.10; Everest: Ein Yeti will<br />
hoch hinaus 14.15, 16.45; 3D: Gemini Man 14.20,<br />
20.10; Dora und die goldene Stadt 14.30, 17.10;<br />
Angry Birds 2: Der Film 14.40; Es: Kapitel II16.30,<br />
19.30; Gemini Man 16.50; Maleficent: Mächte der<br />
Finsternis 17.15; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
19.20;Gut gegenNordwind19.35; DemHorizontso<br />
nah 19.45; Sneak Preview 20.00<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Ich war<br />
noch niemals inNew York 14.00, 17.00, 20.00; A<br />
ToyStory:Alleshörtauf kein Kommando 14.15; 3D:<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis 14.20, 17.10,<br />
20.00; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 14.20;<br />
Dora und die goldene Stadt 14.30, 17.00; Dem<br />
Horizont so nah 14.30,16.30; Joker 14.40,17.15,<br />
20.10; Gemini Man17.00, 20.15; 7. KogustakiMucize–Das<br />
Wunder in ZelleSieben 17.30;Karakomik<br />
Filmler 19.30; SneakPreview 20.00; Sneak Preview<br />
(OF) 20.10<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 471 4001) Born in Evin –Alles<br />
über Evin (teilw.OmU) 19.00; Don‘t Blink –Robert<br />
Frank 21.00<br />
Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Systemsprenger<br />
13.00; Ich war noch niemals in New York 16.30,<br />
19.15; Ich war noch niemals in New York 11.30,<br />
14.15; Und der Zukunft zugewandt 17.00; Systemsprenger<br />
19.30<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Frau Stern<br />
16.00; Deutschstunde 18.00; Systemsprenger<br />
20.30<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Nurejew –<br />
The White Crow 15.00; Systemsprenger 17.45;<br />
Deutschstunde 20.15<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78) Systemsprenger 18.00; Cleo<br />
20.30<br />
Capitol (✆ 831 64 17) Parasite 14.50, 20.30;<br />
Deutschstunde 17.45<br />
POTSDAM<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Systemsprenger<br />
9.30, 13.30, 18.30, 20.45; Und der Zukunft<br />
zugewandt 13.45; Lino: Ein voll verkatertes<br />
Abenteuer 14.00; Deutschstunde 14.00; After the<br />
Wedding (OmU) 16.00, 21.00; Bruder Schwester<br />
Herz 16.00; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />
16.15; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 16.30;<br />
Joker (OmU) 18.15, 20.45; Nurejew –The White<br />
Crow (OmU) 18.15; Der Glanz der Unsichtbaren –<br />
Les invisibles (OmU) 18.30; Skin (OmU) 20.45<br />
UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 70) Ich<br />
war noch niemalsinNew York 13.40, 16.30, 19.40;<br />
Gemini Man 13.40, 19.50; Joker 13.50, 17.00,<br />
20.00; Angry Birds 2:Der Film 13.50; 3D: Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 14.00, 16.30, 20.00;<br />
Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 14.00, 17.00;<br />
Downton Abbey 14.00, 16.45; Shaun das Schaf:<br />
Der Film: UFO-Alarm 14.10; Der König der Löwen<br />
16.40; Dem Horizont so nah 16.50, 19.50; Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 16.55; 3D: Terminator<br />
2: Tagder Abrechnung 19.30; Es: Kapitel II 19.30;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood 19.35<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (✆ 03322/2798877) Everest: Ein<br />
Yeti will hoch hinaus 14.45; Ichwar nochniemals in<br />
NewYork 17.15,20.15<br />
CapitolKönigs Wusterhausen (✆ 03375/46 97 77)<br />
Apocalypse Now –Final Cut 19.00<br />
CineStar Wildau (✆ 04 51/7030200) Shaundas<br />
Schaf: Der Film: UFO-Alarm 16.25; Downton Abbey<br />
17.05; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
17.15, 20.00; Ich war noch niemals in New York<br />
17.15, 20.10; Dora und die goldene Stadt 17.15;<br />
Der König der Löwen 17.15;Angry Birds 2: Der Film<br />
17.15; Dem Horizont so nah 17.20, 19.50; Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 17.30; Joker 17.30,<br />
20.15; 3D: Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 18.30;<br />
Once Upon aTime in...Hollywood 19.40; Angel Has<br />
Fallen19.50; Es: Kapitel II 20.00;AdAstra –Zuden<br />
Sternen 20.00; HFR 3D: Gemini Man 20.15; Gut<br />
gegen Nordwind 20.50<br />
Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) 3D:<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis 15.00, 17.45,<br />
20.30; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 15.30;<br />
Shaun das Schaf: DerFilm: UFO-Alarm 15.30; Joker<br />
17.45, 20.30; Und der Zukunft zugewandt 18.00;<br />
Gemini Man 20.30<br />
Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 4828)<br />
Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 14.00; Dora und<br />
die goldene Stadt 14.00; Ich war noch niemals in<br />
New York 14.30, 17.15, 20.15; 3D: Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 15.00, 17.30, 20.00; Angry<br />
Birds 2: Der Film 16.05; Joker 16.30, 20.50; Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 18.00; Fisherman‘s<br />
Friends –Vom Kutter indie Charts 18.45; Matrix<br />
20.20<br />
Kino-Cafe Dahme (✆ 03 54 51/343) Shaun das<br />
Schaf: DerFilm: UFO-Alarm 17.00; Gutgegen Nordwind<br />
20.00<br />
Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Downton<br />
Abbey 14.00, 18.15; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />
15.00; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />
16.15; Ich war noch niemals in New York 17.15,<br />
20.00; Rambo 5: Last Blood 21.00<br />
UnionNeuruppin (✆ 03391/509696) 3D: Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 15.00,17.30,20.00;<br />
Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 15.00; Angry<br />
Birds 2: Der Film 15.30; Joker 17.30, 20.00<br />
UnionFürstenwalde (✆ 033 61/736440) Petting<br />
statt Pershing 14.00; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />
16.00;Idiotender Familie 18.00; Nurejew –The<br />
White Crow 20.15<br />
Union Kino-Center Luckenwalde (✆ 03371/401641)<br />
Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 15.30; Shaun das<br />
Schaf: Der Film: UFO-Alarm 15.40; Angry Birds 2:<br />
Der Film 15.40; Joker 17.30, 20.15; Systemsprenger<br />
17.40, 20.00; Blinded by the Light 17.45; Gemini<br />
Man 20.00<br />
Weltspiegel Kino Finsterwalde (✆ 035 31/22 11)<br />
Ich war noch niemals in New York 17.15, 20.00;<br />
Yesterday 17.30, 20.00; Joker 20.15
26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Spreewild<br />
Klartext<br />
Neues Semester,<br />
alte Probleme<br />
VonMoritz Tripp, 24 Jahre<br />
Zweiter Unitag. Ich komme<br />
pünktlich im Seminarraum an.<br />
Mirbietet sich ein nur allzu bekanntes<br />
Bild: Der viel zu kleine Raum<br />
quillt bereits über vor missmutig<br />
dreinblickenden Kommilitonen. Ich<br />
finde noch einen Platz auf dem letzten<br />
verbliebenen Tisch in der Ecke.<br />
Alle,die nach mir ankommen, lassen<br />
sich notgedrungen auf dem Boden<br />
nieder. Der Rest<br />
muss stehen.<br />
Eine Diskussion<br />
zu führen, was<br />
Sinn und Zweck<br />
eines Seminars<br />
ist, ist praktisch<br />
unmöglich.<br />
Auch der Dozent<br />
ist sichtlich<br />
Moritz ist esleid, angespannt. „Erstaunlich,<br />
wie<br />
dass jedes Semester<br />
chaotisch beginnt. viele Studenten<br />
die Fakultät doch<br />
hat“, sagt ermit einem gezwungenen<br />
Lachen. Mir ist nicht nach Lachen<br />
zumute. Wieder ein komplett<br />
sinnloses Seminar, aus dem ich am<br />
Ende des Semesters zwar meinen<br />
unterschriebenen Leistungsschein<br />
mitnehmen werde, jedoch inhaltlich<br />
wenig bis gar nichts. Das ist das Ergebnis,<br />
wenn zu einem Modul, das<br />
jeder absolvieren muss, nur ein Seminar<br />
proSemester angeboten wird.<br />
Jedes Semester aufs Neue scheint<br />
die Fachschaft vomgroßen Andrang<br />
überrumpelt zu sein. Dabei melden<br />
wir uns genau aus diesem Grund im<br />
Voraus online zu unseren Seminaren<br />
an. Und trotzdem sind die Räume<br />
immerzuklein, das Seminarangebot<br />
zu gering, die Dozenten überfordert.<br />
Das hängt freilich mit schlechter<br />
Organisation zusammen –doch<br />
dem mickrigen Seminarangebot<br />
liegt ein drastischeres Problem<br />
zugrunde. An vielen Fakultäten<br />
herrscht ein Mangel an Dozenten.<br />
Das kann zwei Gründe haben: Entweder<br />
es finden sich einfach keine<br />
qualifizierten Lehrkräfte oder die<br />
finanziellen Mittel reichen nicht<br />
aus, umgenügend zu beschäftigen.<br />
Damit, mit 39 anderen in einem<br />
Seminar zu sitzt, könnte ich mich<br />
vielleicht noch arrangieren –wenn<br />
die Räumlichkeiten wenigstens genügend<br />
Platz böten. Auch hier fehlt<br />
jedoch wiederdas Geld fürein angemessenes<br />
Raumangebot.<br />
Letztendlich ist eine Lösung<br />
schon lange offensichtlich: Mehr<br />
Geld für dieBildung istnötig, sowohl<br />
für Schulen als auch für Universitäten.<br />
Da tut es umso mehr weh, zu<br />
beobachten, wie Staatsgelder an anderer<br />
Stelle für rechtswidrige Mautkonzepte<br />
oder fehlerhafteFlughäfen<br />
verfeuert werden …<br />
VERENA KALUZA<br />
IN EIGENER SACHE<br />
„Ich bin nicht wie der Rest der Szene“<br />
Zwei Jahre war Funkstille. Jetzt ist Rapper Silla mit „Silla Instinkt 2“ zurück –und hat noch viele Pläne<br />
Die mittlerweile 16 Jahre<br />
dauernde Karriere von<br />
Matthias Schulzeaka Silla<br />
war turbulent. Nun hat<br />
der Südberliner sein neues Album<br />
„Silla Instinkt 2“ veröffentlicht und in<br />
einem anderthalbstündigen Interview<br />
offen und ehrlich über sein Leben<br />
gesprochen. Langversion auf<br />
spreewild.de.<br />
Glückwunsch zu Platz 30 in den<br />
Chartsfür„SillaInstinkt2“.Zufrieden?<br />
Das achte Soloalbum in Folge in<br />
den Charts, das sehe ich als gutes<br />
Zeichen. Der Kühlschrank ist voll.<br />
Wie war die Resonanz zum Album?<br />
Sehr gut. Die letzten zwei Alben<br />
waren ein Krampf, weil ich privat<br />
viel am Kämpfen war. Ich war mit<br />
den Alben nie richtig zufrieden.<br />
Dieses Mal habe ich mir nicht reinreden<br />
lassen. Ich wusste, dass ich<br />
am stärksten bin, wenn ich mache,<br />
was ich fühle. „VomAlk zum Hulk“<br />
war bis dato mein erfolgreichstes<br />
Album, weil es mein Leben zu dem<br />
Zeitpunkt widerspiegelte.<br />
Seit 2015 ist Silla bei Major Movez unter Vertrag –und hat dort seine Heimat gefunden.<br />
Was unterscheidet „Silla Instinkt 2“<br />
vom ersten Teil?<br />
Die Herangehensweise ist die<br />
gleiche. Esgeht um den Underdog,<br />
an den keiner glaubt. Damals war<br />
es der Alkohol, der mich drei Jahre<br />
zu einer Pause gezwungen hat. Jetzt<br />
war es so,dass ich mich vonder Szene<br />
abgeschrieben gefühlt habe. Die<br />
Message der Musik ist, dass man<br />
sich auf seine Stärken besinnen soll.<br />
In „Tempelhof Samurai“ rappst du:<br />
„Ich habe ein breites Kreuz wie meine<br />
Religion“ –bist du stark religiös?<br />
Nee, nicht stark, aber ich bin katholisch<br />
und getauft. Meine Mama<br />
kommt aus Bayern und wir waren<br />
früher oft in der Kirche. Ich war<br />
auch Messdiener und bekreuzige<br />
mich oft, wenn mir etwas Gutes gelingt<br />
und ich dankbar bin. Glaube<br />
ist für mich gedachte Hoffnung.<br />
Es gibt Lines auf der neuen Platte, die<br />
Fler Respekt zollen –gibt es da kein<br />
böses Blut mehr?<br />
Als Künstler zoll ich ihm Respekt.<br />
Das ist ja auch mit mein Ursprung,<br />
ich vergesse so was nicht. Aber ich<br />
muss mit ihm nicht privat abhängen.<br />
Ich bin nicht so wie ein Großteil<br />
der Szene, die sich eigentlich<br />
nicht mögen und sich dann für<br />
einen schmalen Taler vornerum zusammentun.<br />
Von welchem Rapper konntest du<br />
am meisten lernen?<br />
Fler und Bushido, das war Tempelhof,<br />
meiner Nachbarschaft. Mit<br />
ihnen konnte ich mich am meisten<br />
identifizieren. Bei Savas fand ich<br />
die Energie und seine Flows krass.<br />
Kühlschrank leer? Dann ist hoffentlich Dienstag oder Freitag. Dann findet nämlich der Markt auf dem Maybachufer statt.<br />
Nützliche Überlebenstipps für Erstis<br />
SELLY HÄUSSLER<br />
Dadurch, dass ich schon so früh bei<br />
Orgi (Anm. d. Red.: King Orgasmus<br />
One) gesigned war, habe ich bei<br />
ihm das Geschäftliche gelernt. Beim<br />
Musikalischen sind es ILuv Money,<br />
Bassboxxx und Sekte.<br />
Sind Matthias Schulzeund der Rapper<br />
Silla ein und dieselbe Person?<br />
Wir sind zusammengewachsen.<br />
Früher wollte ich jemand anderes<br />
sein,mir Gehör verschaffen und eine<br />
Stimme haben in dieser Welt. Dieser<br />
Godsilla (Anm. d. Red: Sillas erster<br />
Künstlername), der vor 15 Jahren<br />
bei ILuv Money Records (Anm. d.<br />
Red.: erstes Label, wo Silla gesigned<br />
war) auf den Tapes angefangen hat<br />
mit wüstem Battlerap, ist mit mir<br />
verschmolzen. Ich bin jetzt sehr viel<br />
ausgeglichener. Früher habe ich mir<br />
da auch was vorgegaukelt, so „fake it<br />
until youmake it“-mäßig.<br />
Trilogie oder war das der Abschluss<br />
der „Silla Instinkt“-Reihe?<br />
Gute Frage. Ich sage mal so: Bevor<br />
ich nicht 20 Solo-Eps gemacht<br />
habe, werde ich nicht abtreten. Das<br />
heißt, ich habe jetzt noch neun Alben<br />
vor mir, die ich unbedingt machen<br />
will. Vielleicht wird das letzte<br />
Album „Silla Instinkt 3“. Daskönnte<br />
eigentlich ein geiler Karriereabschluss<br />
sein.<br />
Das Interview führte Lukas Breit,<br />
18 Jahre<br />
Lass die Scout-Klapp-Federtasche zu Hause<br />
PROMO<br />
Leben<br />
am Limit<br />
Studenten kennen das: Das<br />
Geld ist alle, der Monat aber<br />
noch lang. In dieser Fotoserie<br />
stellen wir nützliche Überlebensstrategien<br />
vor. Nummer 2:<br />
Verkaufsschluss auf dem Maybachufer-Markt.<br />
Für diese Taktik<br />
sollten noch ein paar Münzen<br />
im Portemonnaie sein.<br />
Denn auf dem Marktbekommt<br />
man selten etwas ganz umsonst,<br />
aber oft mehr, als man<br />
tragen kann. Kleiner Tipp: Die<br />
echten Schnäppchen gibt es<br />
kurzvor dem Abbau. Ab 17 Uhr<br />
schrauben die Marktschreier<br />
ihreLautstärke noch mal hoch:<br />
„Kiste, zwei Euro!“ „Fünf Packungen,<br />
ein Euro!“ „Angebot,<br />
Angebot: ein Kilo jetzt nur<br />
noch ein Euro!“ –Also greift zu,<br />
ihr armen Studenten!<br />
Selly Häußler,28Jahre<br />
Die besten<br />
Wortpoeten<br />
slammen<br />
Berlin trägt 23. Poetry-<br />
Slam-Meisterschaft aus<br />
Von Tamina Grasme, 24 Jahre<br />
Noah Klaus tritt für Berlin bei den diesjährigen<br />
Meisterschaften im Poetry Slam an. MATTHIAS NAU<br />
Die besten deutschsprachigen<br />
Wortpoeten sind dieser Tage<br />
nach Berlin gereist, um sich bei den<br />
23. deutschsprachigen Meisterschaften<br />
im Poetry Slam zu messen. Am<br />
Mittwoch starten die ersten Vorrunden,<br />
Donnerstag die Einzelhalbfinale.<br />
AmSamstag wird schließlich das<br />
große Einzelfinale im Tempodrom<br />
ausgetragen.<br />
Für Berlin tritt Noah Klaus an.<br />
Am Mittwoch geht es für ihn im<br />
Kreuzberger Ritter Butzke los. Über<br />
den Heimvorteil, den er gegenüber<br />
seinen Konkurrenten hat, sei er sich<br />
bewusst: „Klar, ich weiß natürlich,<br />
wo ich auftrete,und ich habe schon<br />
eine längere Bindung zum <strong>Berliner</strong><br />
Publikum aufgebaut. Ich kenne<br />
dieses junge, hippe Kreuzberger<br />
Publikum“, lacht er. Allerdings<br />
erwartet er, dass die Meisterschaften<br />
auch ein ihm noch fremdes<br />
Klientel anlocken werden. Insgesamt<br />
rechnet der Veranstalter mit<br />
bis zu 13 000 Besuchern.<br />
Besonders vorbereiten werde er<br />
sich nicht. „Ich kann meine Texte<br />
und übe diese natürlich, damit die<br />
Performance sicher ist. Aber den<br />
Raum lesen kann ich erst, wenn ich<br />
da bin.“ Auch in der Textauswahl sei<br />
er relativ begrenzt: „Ich habe schon<br />
bei vielen deutschsprachigen Meisterschaften<br />
mitgemacht und man<br />
darf nicht einen Text zweimal vortragen.<br />
Das soll verhindern, dass<br />
jemand einmal in seinem Leben einen<br />
Brechertext schreibt und damit<br />
mehrereMeisterschaften gewinnt.“<br />
Erstmals stand Noah 2012 auf<br />
einer Bühne, dawar er 19 Jahre alt.<br />
Geschrieben habe er zwar schon<br />
vorher, „aber das waren eher so<br />
Teenie-Gedichte“, lacht er.„Slam ist<br />
so intensiv, eine ganz eigene Form,<br />
weil man im Prinzip jeden Text in<br />
einen Resonanzraum stellen kann.<br />
Manbekommt sofortFeedbackvom<br />
Publikum.“<br />
Ob Noah Klaus esins Finale schafft?<br />
Die Meisterschaften vielleicht sogar<br />
gewinnt? Wir halten euch auf dem<br />
Laufenden auf spreewild.de<br />
MELDUNG<br />
Jugendredaktion Spreewild<br />
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Du bist jung, neugierig und willst<br />
Journalist werden? Dann schreib<br />
doch für diese Seite! Spreewild,<br />
die Jugendredaktion der <strong>Berliner</strong><br />
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solcher wirst du in die Arbeit der<br />
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und Social-Media-Strategien.<br />
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Interessierte an illhardt@raufeld.de.<br />
VonAniko Schusterius, 23 Jahre,<br />
und Jessica Schattenberg, 20 Jahre<br />
Egal, wie sehr man sich bemüht:<br />
Als Ersti fällt man auf. Damit<br />
der Unistartkeine Katastrophe wird,<br />
hier nützliche Tipps vonInsidern.<br />
Wasmitnehmen? Vermutlich müssen<br />
wir nicht erklären, dass man<br />
auf gar keinen Fall wie ein Ersti<br />
daherkommen sollte, um Ruf und<br />
sozialen Status nicht zu gefährden.<br />
Wenn du dich also fragst: Was mitnehmen?<br />
DieScout-4-Seiten-Klapp-<br />
Federtasche schon mal nicht! Mit<br />
Kuli und Textmarker bist du bestens<br />
ausge-stattet, ein zweites Set kann<br />
dir insgeheim Sicherheit geben oder<br />
im Zweifelsfall den Weg zur ersten<br />
Freundschaft mit einem Kommilitonen<br />
ebnen, der diesen Ratgeber<br />
hier nicht befolgt und leider alles zu<br />
Hause vergessen hat.<br />
Vertraue niemals den Snackautomaten!<br />
Siemögen hochmodernaussehen<br />
und aneinem langen Unitag<br />
verlockend dazu, doch Snackautomaten<br />
sind leider so launisch wie das<br />
Herbstwetter im Wintersemester. Es<br />
kann passieren, dass nach Einwerfen<br />
desKleingeldesder Automat nur ein<br />
beruhigtes Knacken von sich gibt.<br />
Wildes Hämmern gegen die Scheibe<br />
ist genauso wenig hilfreich wie<br />
das mehrfache Drücken des „Geld<br />
zurück“-Schalters.<br />
Flirte! Sprich schon auf demWegzur<br />
Vorlesung die ersten Personen an, ob<br />
sie denselben Raum suchen. Wenn<br />
ja, klammere dich an sie, nötige sie,<br />
mit dir imAnschluss in die Mensa<br />
zu gehen und werdet beste Freunde.<br />
Lass dich nicht brechen vonder Bürokratie!<br />
Die Bewerbung war schon<br />
anstrengend, ja. Das wird nicht besser.<br />
Sei es ein Antrag für eine Prüfung,<br />
die Quittierung einer Leistung<br />
oder das lapidare Einreichen einer<br />
Hausarbeit –Drucker und Scanner<br />
werden glühen und nach ein paar<br />
Wochen kennst du sämtliche Ansprechpartner<br />
verschiedener Büros<br />
und alle Sekretäre deiner Profs. Bis<br />
heute frage ich mich, warum das<br />
bloße Abstempeln vonDokumenten<br />
Wochen in Anspruch nimmt. Lass<br />
dich nicht stressen!<br />
Schülerkarrieremesse<br />
Stuzubi in Berlin<br />
Universitäten, Hochschulen und<br />
Unternehmen informieren am<br />
Sonnabend auf der Stuzubi über<br />
ihreStudien- und Ausbildungsangebote<br />
sowie Berufsperspektiven.<br />
DieSchülermesse findet von<br />
10 bis 16 UhrimHotel MOAstatt.<br />
DerEintritt ist frei. (jill)<br />
Alle Infos unter: www.stuzubi.de<br />
Mit freundlicher Unterstützung von:<br />
Das Projekt „Spreewild“<br />
im Internet unter:<br />
Die Beiträge dieser Seite werden von<br />
Jugendlichen geschrieben.<br />
KONTAKT<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Jugendredaktion<br />
Telefon: 030/695 66 50<br />
blz-jugendredaktion@berliner-zeitung.de<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 27<br />
· ·<br />
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TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55<br />
(für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />
des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn<br />
sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für<br />
HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG)<br />
Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10<br />
(für HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG)<br />
Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Fluss<br />
17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />
Brisant 18.00 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />
18.50 (für HG) Morden im Norden 19.45 (für<br />
HG) Wissen voracht –Zukunft 19.50 (für HG)<br />
Wetter /Börse 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Die Ungewollten –<br />
Die Irrfahrt der St. Louis<br />
Doku-Drama, D2019. Mit Ulrich<br />
Noethen. Der Nachlass vonKapitän<br />
GustavSchröder erinnertandie<br />
Ereignisse an Bord der „St. Louis“.<br />
21.45 (für HG) Exclusiv im Ersten: Unsere<br />
Kleidung –Grün gewaschen oder<br />
wirklich nachhaltig?<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Rabiat: Auf der Jagd<br />
23.30 (für HG) Geheimnisvolle Orte<br />
0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />
RTL<br />
5.10 Explosiv –Weekend 6.00 Guten Morgen<br />
Deutschland 8.30 (für HG) Gute Zeiten, schlechte<br />
Zeiten. Daily Soap 9.00 Unter uns. Daily Soap<br />
9.30 (für HG) Alles was zählt. Daily Soap 10.00<br />
Der Blaulicht Report. Reality-Soap 11.00 Der<br />
Blaulicht Report 12.00 Punkt 12 –Das<br />
RTL-Mittagsjournal 14.00 Die Superhändler –4<br />
Räume, 1Deal 15.00 Schätze aus Schrott 16.00<br />
Mensch Papa! Väter allein zu Haus 17.00 Herz<br />
über Kopf. Telenovela 17.30 Unter uns. Daily<br />
Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin 18.30<br />
Exclusiv –Das Starmagazin 18.45 RTL Aktuell<br />
19.03 RTL Aktuell –Das Wetter 19.05 (für HG)<br />
Alles was zählt. Daily Soap 19.40 (für HG) Gute<br />
Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Bauer sucht Frau<br />
Pferdehofbesitzer Burkhard überrascht<br />
seine Auserwählte zur Ankunft mit einem<br />
riesigen Pferdeanhänger. Die Fahrtist<br />
allerdings etwas holprig.Sostartet auch<br />
die Hofwoche bei Bio-Bauer Jürgen.<br />
22.15 Extra –Das RTL Magazin<br />
23.25 SpiegelTV<br />
0.00 RTL Nachtjournal<br />
0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />
0.30 Die Alltagskämpfer –<br />
Überleben in Deutschland<br />
Krieg auf der Straße<br />
MDR<br />
11.45 (für HG) In aller Freundschaft 12.30 (für<br />
HG) Die Wüstenärztin. Drama, D/A 2012 14.00<br />
(für HG) MDR um 2 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />
16.00 (für HG) MDR um 4 17.45 (für HG)<br />
Aktuell 18.05 (für HG) Wetter 18.10 (für HG)<br />
Brisant 18.54 (für HG) Unser Sandmännchen<br />
19.00 Regionales 19.30 (für HG) Aktuell 19.50<br />
(für HG) Mach dich ran 20.15 (für HG) Fakt ist!<br />
Wahlarena 21.45 (für HG) Aktuell 22.05 (für HG)<br />
Mord auf Shetland –Bedrohung.Krimireihe, GB<br />
2016 0.00 (für HG) Mord auf Shetland –Erlösung.Krimireihe,<br />
GB 2016<br />
Bayern<br />
13.30 (für HG) Traumhäuser wiederbesucht<br />
14.15 Hofgeschichten 14.45 (für HG) Gefragt –<br />
Gejagt 15.30 (für HG) Schnittgut 16.00 (für HG)<br />
Rundschau 16.15 (für HG) WirinBayern 17.30<br />
Regionales 18.00 (für HG) Abendschau 18.30<br />
(für HG) Rundschau 19.00 (für HG) Unkraut<br />
19.30 (für HG) Dahoam is Dahoam 20.00 (für<br />
HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Landfrauenküche<br />
21.00 (für HG) Bayern erleben 21.45 (für HG)<br />
Rundschau Magazin 22.00 (für HG) Lebenslinien<br />
22.45 (für HG) Der Kaiser vonSchexing 23.35<br />
(für HG) Mama Bavaria 0.20 Rundschau Nacht<br />
Vox<br />
5.15 (für HG)CSI: NY 6.00 (für HG)CSI: NY 6.55<br />
CSI: Vegas 7.50 CSI: Vegas 8.45 Verklag mich<br />
doch! 9.45 Verklag mich doch! 10.50 Vox<br />
Nachrichten 10.55 Mein Kind, dein Kind 11.55<br />
Shopping Queen 13.00 Zwischen Tüll und Tränen<br />
14.00 Mein Kind, dein Kind 15.00 Shopping<br />
Queen 16.00 4Hochzeiten und eine Traumreise<br />
17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First<br />
Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte<br />
Dinner 20.00 Prominent! 20.15 Goodbye<br />
Deutschland! Viva Mallorca! 23.15 (für HG)<br />
Survivor 0.35 VoxNachrichten<br />
Super RTL<br />
11.05 Voll zu spät! 11.30 Alvinnn!!! und die<br />
Chipmunks 12.00 Go Wild! 12.30 Spirit: wild<br />
und frei 12.50 Trolls 13.10 Polly Pocket 13.35<br />
Mighty Mops 14.00 Bugs Bunny&LooneyTunes<br />
14.20 Zak Storm 14.45 Dragons 15.15 Ninjago<br />
15.40 Alvinnn!!! und die Chipmunks 16.10<br />
Sally Bollywood 16.40 Die Nektons 17.10 Mr.<br />
Magoo 17.40 Zak Storm 18.10 Bugs Bunny&<br />
LooneyTunes 18.35 Woozle Goozle und die<br />
Weltentdecker 19.05 Alvinnn!!! und die<br />
Chipmunks 19.45 Mighty Mops 20.15 On the<br />
Case 0.25 Infomercials<br />
Sport1<br />
6.00 Die Arche-Fernsehkanzel 6.30 Teleshopping<br />
15.30 StorageWars –Die Geschäftemacher<br />
16.00 StorageWars –Die Geschäftemacher<br />
16.30 Flip Wars 17.30 StorageHunters 18.00<br />
StorageHunters 18.30 StorageHunters 19.00<br />
Sport1 News Live 19.25 Goooal! 19.55 Fußball.<br />
Vorberichte 20.15 Fußball. RL Bayern.1.FC<br />
Schweinfurt05–Türkgücü München, live 22.15<br />
Sport1 News Live 22.30 Goooal! 23.00 Fußball<br />
–Die MLS-Highlights 23.30 3. LigaPur 0.15<br />
SportClips 0.40 SportClips 0.45 Teleshopping<br />
ZDF<br />
5.00 (für HG) ZDF.reportage 5.30 (für HG)<br />
ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG) heute Xpress<br />
9.05 (für HG) Volle Kanne 10.30 (für HG) Notruf<br />
Hafenkante 11.15 (für HG) SokoWismar.<br />
Krimiserie. Bibelstunde 12.00 heute 12.10<br />
drehscheibe 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />
Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />
15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />
heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />
Krimiserie. Mord unter Freunden<br />
17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG) hallo<br />
deutschland 17.45 (für HG) Leute heute 18.00<br />
(für HG) SokoPotsdam. Krimiserie. Selbstmordbaum<br />
19.00 (für HG) heute 19.25 (für HG) WISO<br />
20.15 (für HG) Die Toten vom Bodensee:<br />
Die Meerjungfrau<br />
Krimireihe,D/A 2019. Mit Matthias<br />
Koeberlin. Micha Oberländer und Hannah<br />
Zeiler müssen die Ereignisse um eine<br />
erschlagene Meerjungfrau aufklären.<br />
21.45 (für HG) heute journal<br />
22.15 (für HG) Jack Reacher:<br />
Kein Weg zurück<br />
Thriller,USA 2016. Mit TomCruise<br />
0.05 heute+<br />
0.20 (für HG) 100 Millionen Views<br />
1.25 (für HG) Trapped II<br />
Sat.1<br />
5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />
Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!<br />
11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />
kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz<br />
13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife<br />
15.00 AufStreife –Die Spezialisten 16.00 Klinik<br />
am Südring.Doku-Soap 17.00 Klinik am Südring<br />
–Die Familienhelfer.Doku-Soap 17.30 Klinik am<br />
Südring –Die Familienhelfer /oder Sat.1<br />
Regional-Magazine 18.00 Die Ruhrpottwache.<br />
Randale in einer Bäckerei: Die Täterin scheint<br />
schnell gefunden, doch sie beschwörtihre<br />
Unschuld und ist sich sicher,dass ihr jemand<br />
etwas anhängen will. 19.00 Genial daneben –<br />
das Quiz 19.55 Sat.1 Nachrichten<br />
20.15 (für HG) Das vergessene Dorf –<br />
Cora Steins erster Fall<br />
Thriller,D2019. Mit Susan Hoecke, Luise<br />
vonFinckh. Die rätselhaften Zustände<br />
rund um Cora Steins ersten Fall beginnen<br />
mit einer vertauschten Festplatte.<br />
22.15 akte.<br />
23.15 Dem Todauf der Spur –<br />
Die Fälle des Prof. Tsokos<br />
0.10 (für HG) Das vergessene Dorf –<br />
Cora Steins erster Fall<br />
Thriller,D2019. Mit Susan Hoecke<br />
1.50 (für HG) Criminal Minds<br />
WDR<br />
13.05 (für HG) Elefant, Tiger&Co. 13.55<br />
Erlebnisreisen 14.00 (für HG) Vonund zu lecker<br />
14.30 (für HG) In aller Freundschaft 16.00 (für<br />
HG) Aktuell 16.15 Hier und heute 18.00 (für HG)<br />
Aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit<br />
18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30<br />
Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) Land und lecker 21.00 (für HG)<br />
Ausgerechnet 21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für<br />
HG) Unterwegs im Westen 22.40 (für HG)<br />
Sträters Männerhaushalt 23.25 (für HG) Lach<br />
doch! 0.10 (für HG) Comedymit Timo Wopp<br />
NDR<br />
14.15 (für HG) die nordstory 15.15 (für HG)<br />
Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) Aktuell 16.20<br />
(für HG) Mein Nachmittag 17.10 (für HG)<br />
Leopard, Seebär &Co. 18.00 Regionales 18.15<br />
(für HG) Die Nordreportage 18.45 (für HG) DAS!<br />
19.30 Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Markt 21.00 (für HG) Die<br />
Bewegungs-Docs 21.45 (für HG) Aktuell 22.00<br />
(für HG) Das soll Recht sein? 22.45 (für HG)<br />
Kulturjournal 23.15 (für HG) KommissarBeck –<br />
Die neuen Fälle: Heißer Schnee. Krimireihe, D/S<br />
1997 0.35 (für HG) Die Bewegungs-Docs<br />
Kabel eins<br />
5.15 Achtung Kontrolle! 5.55 Eureka 6.45<br />
Eureka 7.40 Blue Bloods 8.30 Blue Bloods 9.30<br />
(für HG) Navy CIS: L.A. 10.20 Navy CIS 11.15<br />
Without aTrace 12.10 Numb3rs 13.05 (für HG)<br />
Castle 14.00 (für HG) The Mentalist 14.55 (für<br />
HG) Navy CIS: L.A. 15.50 kabel eins news 16.00<br />
Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich 17.55<br />
Mein Lokal, Dein Lokal 18.55 Achtung Kontrolle<br />
aktuell 20.15 (für HG) Die Ligader außergewöhnlichen<br />
Gentlemen. Comicadaption, USA/D/<br />
CZ/GB 2003 22.30 (für HG) Superman Returns.<br />
Comicadaption, USA 2006 1.25 Late News<br />
RTL 2<br />
5.15 PrivatdetektiveimEinsatz 6.00 Die<br />
Straßencops West 7.00 Die Straßencops West<br />
8.00 Frauentausch 10.00 Frauentausch 12.00<br />
Frauentausch 14.00 Frauentausch –Kulthäppchen<br />
15.00 Die Wache Hamburg 16.00 Die<br />
Wache Hamburg 17.00 RTLZWEI News 17.05<br />
Krass Schule –Die jungen Lehrer 18.05 Köln<br />
50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15 Die<br />
Geissens –Eine schrecklichglamouröse Familie!<br />
21.15 Die Reimanns–Ein außergewöhnliches<br />
Leben 22.15 Hartes Deutschland –Leben im<br />
Brennpunkt 0.15 Exklusiv –Die Reportage<br />
Eurosport 1<br />
6.00 Golf. The ChallengeinTokio –Japan Skins,<br />
live 8.30 Snooker 9.00 Radsport. 100.<br />
EintagesfahrtMilano –Torino in Italien 10.00<br />
Radsport 11.00 Radsport. 113. Lombardei-<br />
Rundfahrt 12.00 Snooker 13.30 Tischtennis.<br />
Frauen-Weltcup. Finale 15.00 Motorsport.WTCR<br />
16.30 Motorrad. FIM SuperbikeWM18.00 Watts<br />
Sportzapping 19.00 Spirit of Yachting 19.30<br />
Nachrichten 19.40 Tischtennis. Frauen-Weltcup<br />
21.00 Snooker.English Open 22.00 Nachrichten<br />
22.05 Motorsport. WTCR 0.00 Motorrad<br />
TV-Tipps<br />
ARD, 20.15 UHR DOKU-DRAMA<br />
Die Ungewollten<br />
Voller Zuversicht verließen 937 jüdische Flüchtlinge 1939 den Hamburger<br />
Hafen: Nazi-Deutschland hinter sich, die Freiheit vor sich. EinVisum für<br />
Kuba versprach ein Leben ohne Angst. Doch Havanna verweigertedie Einreise.Der<br />
mutige Kapitän Schröder (Ulrich Noethen) nahm daraufhin Kurs auf<br />
die USA. Auch Washington verwehrte der„St. Louis“, einen sicheren Hafen<br />
anzulaufen. Als auch Kanada die Aufnahme verweigerte,geriet die Fahrt<br />
in die Freiheit zur Odyssee auf dem Atlantik. An Bord machten die Worte<br />
Selbstmord und Meuterei die Runde.Knapp einen Monat nach Verlassen des<br />
Hamburger Hafens lief die „St. Louis“ schließlich in Antwerpen ein. Fast ein<br />
Drittel der Passagiereermordeten die Nazis in den folgenden Jahren. Einige<br />
Überlebende berichten in dem Beitrag von der Irrfahrt.<br />
(D/2019)<br />
Foto: NDR<br />
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Immer und überall.<br />
www.berliner-kurier.de/mobil<br />
SUDOKU<br />
NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />
3 5 1<br />
6 8 4<br />
2 6<br />
8 2<br />
9 5<br />
7 4<br />
7 9 6<br />
5 4 7<br />
6 1<br />
MitDIAGONALEN-schwer<br />
MIT –SCHWER<br />
3 5<br />
2 3 7 8<br />
1 6 2<br />
7<br />
4<br />
9 7 5<br />
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Nur fürs<br />
Smartphone:<br />
Rätsel, Videos,<br />
Sonderausgaben<br />
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AUFLÖSUNG Auflösung<br />
VOM vom19./20. 19.10.2019 10. MITTEL mittel<br />
6 3 7 2 1 9 5 4 8<br />
4 5 2 6 8 7 9 1 3<br />
9 1 8 5 4 3 6 7 2<br />
3 8 6 9 2 4 7 5 1<br />
5 2 4 7 6 1 3 8 9<br />
1 7 9 8 3 5 2 6 4<br />
2 9 1 4 5 6 8 3 7<br />
8 6 3 1 7 2 4 9 5<br />
7 4 5 3 9 8 1 2 6<br />
AUFLÖSUNG<br />
VOM 19./20.<br />
Auflösung<br />
10. 2019<br />
vom 19.10.2019<br />
SCHWER<br />
schwer<br />
5 7 4 3 1 6 2 8 9<br />
2 3 6 8 9 5 7 1 4<br />
1 8 9 7 2 4 6 5 3<br />
8 1 7 6 5 3 9 4 2<br />
6 2 5 1 4 9 8 3 7<br />
9 4 3 2 8 7 5 6 1<br />
3 9 8 4 6 2 1 7 5<br />
4 5 1 9 7 8 3 2 6<br />
7 6 2 5 3 1 4 9 8<br />
RBB<br />
6.00 (für HG) rbb Praxis 6.45 rbb Gartenzeit<br />
7.15 (für HG) Die Wahrheit über ... 8.00 (für HG)<br />
Brandenburg aktuell 8.30 (für HG) Abendschau<br />
9.00 (für HG) In aller Freundschaft 9.45 (für HG)<br />
In aller Freundschaft –die jungen Ärzte 10.30<br />
(für HG) Rote Rosen 11.20 (für HG) Sturmder<br />
Liebe 12.10 (für HG) Julia 13.00 rbb24 13.10<br />
(für HG) Verrückt nach Meer 14.00 (für HG) Mein<br />
WegzuDir.Heimatfilm, D2003 15.30 (für HG)<br />
Tiere bis unters Dach 16.00 (für HG) rbb24<br />
16.15 (für HG) Gefragt–Gejagt 17.00 (für HG)<br />
rbb24 17.05 (für HG) Panda, Gorilla &Co.<br />
17.55 (für HG) Unser Sandmännchen 18.02 rbb<br />
UM6 18.27 zibb 19.30 (für HG) Abendschau /<br />
Brandenburg aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Super.Markt. Janna<br />
Falkenstein informiertdiesmal über die<br />
Themen: Merinowolle, Geschmackstest<br />
Gewürzgurken, Abzockeauf dem Friedhof,<br />
Wildunfall –was tun, gefälschte<br />
Arzneimittel und die Abschaltung von3G.<br />
21.00 (für HG) Die Charité<br />
21.45 (für HG) rbb24<br />
22.00 (für HG) Tatort: Der Inder<br />
Krimireihe, D2015. Mit RichyMüller<br />
23.30 (für HG) Polizeiruf 110: Still wie die<br />
Nacht Krimireihe,DDR 1988<br />
0.55 (für HG) Heiter bis tödlich: Akte Ex<br />
ProSieben<br />
5.10 BabyDaddy. Sitcom 5.30 NewGirl. Sitcom<br />
6.10 Eine schrecklich nette Familie. Sitcom 7.10<br />
Last Man Standing.Comedyserie 8.00 Mr.<br />
Griffin –Kein Bock auf Schule.Comedyserie 8.55<br />
(für HG) HowIMet Your Mother.Sitcom 10.40<br />
Fresh Off the Boat. Sitcom 11.05 Mike&Molly.<br />
Sitcom 11.35 2BrokeGirls. Sitcom 12.25 Mom.<br />
Sitcom 13.20 (für HG) Twoand aHalf Men.<br />
Sitcom 14.40 The Middle. Das Konzert/Der<br />
Rollentausch 15.35 (für HG) The Big Bang Theory.<br />
Sitcom. Die Bushose /Die neutrale Zone /Ein<br />
Traum von Bollywood 17.00 taff 18.00 Newstime<br />
18.10 (für HG) Die Simpsons. Zeichentrickserie.<br />
Moeback Mountain/Wenn der Homer mit dem<br />
Sohne 19.05 Galileo. Magazin<br />
20.15 (für HG) The Big Bang Theory<br />
Sitcom. Die Nobelpreisträger-Beleidigung.<br />
Sheldon und Amy sind außer sich vor<br />
Wut, als sie erfahren, dass Dr.Pemberton<br />
und Dr.Campbell durch Talkshows tingeln<br />
und sich für ihre Theorie feiern lassen.<br />
20.45 (für HG) Young Sheldon<br />
Comedyserie. Das Traumergebnis, der<br />
Probelauf und die Feuerwehr<br />
21.15 (für HG) Die Simpsons<br />
22.15 (für HG) The Big Bang Theory<br />
23.10 Late Night Berlin<br />
0.10 (für HG) The Big Bang Theory<br />
Arte<br />
9.40 (für HG) 360° 11.30 (für HG) Abenteuer<br />
Armenien 12.15 Re: 12.50 Arte Journal 13.00<br />
Stadt Land Kunst 13.55 Sonnenallee. Komödie,<br />
D1999 15.20 Wiedas Land, so der Mensch<br />
15.50 (für HG) Flüsse des Lichts 16.45 Xenius<br />
17.10 Wiedas Land, so der Mensch 17.40<br />
Japan –Wanderjahre einer Teemeisterin 18.35<br />
(für HG) Naturwunder des Nordens 19.20 Arte<br />
Journal 19.40 Re: 20.15 (für HG) Der Mann aus<br />
Laramie. Western, USA 1955 21.55 (für HG)<br />
Draußen wartet der Tod. Western, USA 1955<br />
23.30 Die Rückkehr 0.10 Arte Journal<br />
3Sat<br />
5.15 Europas schönste Parks 6.05 Kenia: Kein<br />
Platz für wilde Tiere 6.20 Kulturzeit 7.00 nano<br />
7.30 Alpenpanorama 9.00 (für HG) ZIB 9.05<br />
Kulturzeit 9.45 nano 10.15 (für HG) NDR Talk<br />
Show 12.30 (für HG) sonntags 13.00 (für HG)<br />
ZIB 13.25 (für HG) AbenteuerSibirien 14.50<br />
Wilde Inseln 18.30 nano 19.00 (für HG) heute<br />
19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Tierische Genies 21.50 (für HG)<br />
Schneebabys –Der erste Winter 22.35 Südtirol<br />
auf der Suche nach Identität 23.50 (für HG) Nur<br />
die eine Welt! 0.20 10 vor10<br />
Phoenix<br />
9.30 Anne Will 10.30 Das Thüringen TV-Duell<br />
12.00 phoenix vorort 12.45 Countdown Brexit<br />
13.00 Antisemitismus in Deutschland 14.00<br />
phoenix vorort 15.30 Terror vonRechts 16.00<br />
Die Kirche und die Rechten 16.45 Die<br />
Plastik-Invasion 17.30 phoenix der tag 18.00<br />
Organbote im Einsatz 18.30 Das vergessene<br />
Amerika 19.15 Amerikas neue Nazis 20.00 (für<br />
HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Straße der<br />
Achttausender 21.45 (für HG) heute journal<br />
22.15 unter den linden. Talkshow 23.00 phoenix<br />
der tag 0.00 unter den linden<br />
Kika<br />
12.50 Marcus Level 13.15 (für HG) Die Wilden<br />
Kerle 13.40 Die Pfefferkörner 14.10 Schloss<br />
Einstein –Erfurt 15.00 (für HG) Eine lausigeHexe<br />
15.50 Miss Moon 16.15 Die Piraten von<br />
nebenan 16.50 Geronimo Stilton 17.35 Der<br />
kleine Ritter Trenk 18.00 Eine Möhre für Zwei<br />
18.10 (für HG) Der kleine Drache Kokosnuss<br />
18.35 Ernest &Celestine 18.47 Baumhaus<br />
18.50 Unser Sandmännchen 19.00 (für HG)<br />
Yakari 19.25 (für HG) Wissen macht Ah! 19.50<br />
(für HG) logo! 20.00 (für HG) Kika Live 20.10<br />
(für HG) Durch die Wildnis<br />
Dmax<br />
6.00 Die Aquarium-Profis 6.50 Infomercial 8.50<br />
Hardcore Pawn 9.20 BaggageBattles 9.50<br />
Infomercial 10.15 Shark Tank 12.15 Repair<br />
Shop 13.15 Dubai Airport 14.15 Ausgesetzt in<br />
der Wildnis 15.15 Ed Stafford 16.15 Lone Star<br />
Law 17.15 Combat Dealers 18.15 Steel Buddies<br />
19.15 A8 20.15 Der Geiger 21.15 Chris &Mäx<br />
22.15 Die Gebrauchtwagen-Profis–Neuer Glanz<br />
für alte Kisten 23.10 DMAX News 23.15 Die<br />
Gebrauchtwagen-Profis –Neuer Glanz für alte<br />
Kisten 0.10 DMAX News 0.15 Chris &Mäx<br />
Tagesschau 24<br />
5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />
ZDF-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
9.15 Das Geschäft mit dem Plastik 10.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 10.15 Patient Autobahn<br />
11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00<br />
ARD-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
19.20 Weltspiegel 20.00 Tagesschau<br />
20.15 Anne Will 21.15 Tagesschau 21.17 Extra<br />
21.30 Westpol –Politik in Nordrhein-Westfalen<br />
22.00 Markt 22.45 Tagesschau 23.00<br />
Tagesthemen 23.30 Fakt ist! Wahlarena 1.00<br />
Nachtmagazin 1.20 Kowalski &Schmidt 1.50<br />
Brandenburg aktuell 2.20 MDR Sachsenspiegel<br />
2.50 Extra 3.00 Tagesschau<br />
ONE<br />
8.30 PartyofFive 9.15 kinokino 9.30<br />
Lindenstraße 10.00 Hot in Cleveland 10.20 Hot<br />
in Cleveland 10.40 Lindenstraße 11.10 Morden<br />
im Norden 12.00 Sturmder Liebe 12.45 Sturm<br />
der Liebe 13.35 Um Himmels Willen 14.25 Die<br />
Landärztin –Diagnose Tollwut. Arztreihe,D/A<br />
2006 15.55 Morden im Norden 16.40 Hot in<br />
Cleveland 17.00 Hot in Cleveland 17.20<br />
Lindenstraße 17.50 Hartaber herzlich 18.40<br />
Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe 20.15<br />
Grand Hotel 21.00 Grand Hotel 21.45 extra 3<br />
22.30 Private Eyes 23.10 Hot in Cleveland<br />
23.30 Hot in Cleveland 23.55 Dimitrios Schulze<br />
Kriminalfilm, D2016 1.25 Grand Hotel<br />
ZDF NEO<br />
7.20 (für HG) Kerners Köche 8.05 Topfgeldjäger<br />
9.00 Lafer!Lichter!Lecker! 9.45 (für HG) Bares<br />
für Rares 10.35 (für HG) Bares für Rares 11.30<br />
Dinner Date 12.15 (für HG) Monk 12.55 (für HG<br />
Monk 13.35 Psych 14.15 Psych 15.00 (für HG)<br />
Monk 15.40 (für HG) Monk 16.20 Psych 17.00<br />
Psych 17.45 (für HG) Bares für Rares 18.35<br />
Dinner Date 19.20 (für HG) Bares für Rares<br />
20.15 (für HG) Inspector Barnaby: Schreie in de<br />
Nacht. Krimireihe,GB2009 21.45 (für HG)<br />
Inspector Barnaby: Du musst dran glauben!<br />
Krimireihe,GB2010 23.20 Scott &Bailey 0.05<br />
Scott &Bailey 0.50 Scott &Bailey 1.35 (für HG<br />
heute-show 2.05 Shapira Shapira<br />
ZDF INFO<br />
7.15 Reise durch die Erdgeschichte 7.58 heute<br />
Xpress 8.00 Reise durch die Erdgeschichte 8.45<br />
Leschs Kosmos 9.15 TerraXpress XXL 10.00 Da<br />
errechnete Verbrechen 10.45 Ermittler! 11.15<br />
Ermittler! 11.45 Ermittler! 12.15 Ermittler!<br />
12.45 Hate Crime 13.30 Das Erbe der Nazis<br />
14.15 Das Erbe der Nazis 15.00 Das Erbe der<br />
Nazis 15.45 Das Erbe der Nazis 16.30 Feind ist<br />
weranders denkt 17.15 Das Erbe der Nazis<br />
18.00 Die Wahrheit über den Holocaust 18.45<br />
ZDF-History 19.30 ZDF-History 20.15<br />
ZDF-History 21.00 ZDF-History 21.45<br />
ZDF-History 22.30 ZDF-History 23.15<br />
ZDF-History 0.00 ZDF-History<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik Ein Meistergeiger –Johann Georg<br />
Pisendel, mit Bernhard Schrammek, ca. 56 Min.<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />
In Conzert Andreas Arnold Trio &Streichquartett<br />
Moderation: Holger Beythien, ca. 87 Min.<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Musik-Panorama Rendez-vouz chez Offenbach:<br />
Kammermusik zum 200. Geburtstag des Kölner<br />
Komponisten. U. a.: Trio für Violine, Violoncello<br />
und Klavier Nr.5E-Dur,op. 74 /„La ballade du<br />
Pâtre“, Chants du soir,Nr. 5für Violoncello und<br />
Klavier,ca. 105 Min.<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Der Ursprung der Welt (1/16). VonUlrich<br />
Tukur,gelesenvom Autor, ca. 30 Min.<br />
22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Kriminalhörspiel Elf Wochen und ein Tag. Von<br />
Thomas Fritz. Regie: Beatrix Ackers. Komponist:<br />
Michael Rodach,ca. 57 Min.<br />
22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
ARD Radio Tatort Mörder und Gespenster. Von<br />
Franz Dobler.Komposition: Das Hobos. Regie:<br />
Ulrich Lampen, ca. 56 Min.<br />
MAGAZIN<br />
9.05 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
RBB Kultur amVormittag Moderation:<br />
Carolin Pirich, ca. 175 Min.<br />
11.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Tonart Das Musikmagazin am Vormittag.<br />
ca. 11.30-11.35 Musiktipps /ca. 11.45-11.50<br />
Rubrik: Jazz. Moderation: Mathias Mauersberger,<br />
ca. 55 Min.<br />
11.35 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Umwelt und Verbraucher Keime in der Waschmaschine<br />
reduzieren, ca. 25 Min.<br />
17.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Studio 9 Kultur und Politik am Abend.<br />
Moderation: Axel Rahmlow, ca. 85 Min.<br />
19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Andruck –Das Magazin für Politische<br />
Literatur,ca. 45 Min.<br />
19.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Zeitfragen. Feature Gebildet, engagiertund<br />
heimatlos: Die New-Wave-Türken in Deutschland<br />
VonLuise Sammann, ca. 55 Min.<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice mit Lothar Jänichen.<br />
Im Fokus steht diesmal der Jazz-Musiker Johnny<br />
Hartman, ca. 30 Min.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 – S eite 28 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
Rafael Nadal (33) –Achtung, der<br />
kommt flach –hat sein Perfect Match<br />
gefunden. Mitder zwei JahrejüngerenXisca<br />
Perello ist der spanische<br />
Tennis-Star schon seit 14 Jahren zusammen.<br />
Am Sonnabend läuteten<br />
auf Nadals Heimatinsel Mallorca die<br />
Hochzeitsglocken. Felicidades!<br />
Jennifer Lawrence (29) hat ebenfalls<br />
Ja gesagt. Nicht zu einem neuen„Tribute<br />
vonPanem“-Film, aber zu ihremVerlobten<br />
Cooke Maroney.Mit<br />
dem 34-jährigen Kunsthändler ist<br />
die Oscar-Preisträgerin seit einem<br />
guten Jahr liiert. In einem Interview<br />
bezeichnete Lawrence ihren frisch<br />
Angetrauten als „den tollsten Menschen,<br />
den ich jemals getroffen habe.<br />
Er ist es wirklich, und er wirdbesser“.<br />
150 Gäste kamen zur Hochzeitsfeier<br />
in Newportnördlich vonNew York,<br />
darunter Sängerin Adele und Schauspielerin<br />
Emma Stone.Auf der Speisekarte<br />
standen laut US-Medien<br />
Süßkartoffelfladen und Rosenkohl<br />
mit Eigelb.Ganz großes Tennis!<br />
Meghan Markle (38) hat im britischen<br />
Fernsehen offen über die Belastung<br />
gesprochen, die sie als Mutter<br />
unter öffentlicher Dauerbeobachtung<br />
empfindet. Siedankte zunächst<br />
einmal dem Reporter,als er<br />
sie nach ihrem Befinden fragte:<br />
Nicht viele Menschen hätten sich danach<br />
erkundigt, wie es ihr nach ihrer<br />
Schwangerschaft und der GeburtihresSohnes<br />
Archie im Maiwirklich<br />
gehe,sodie Herzogin. „Alle<br />
Frauen sind verletzlich –<br />
vorallem in der Schwangerschaft“,<br />
sagte<br />
Markle.Sie und ihr<br />
Mann Prinz Harry<br />
hatten britischen<br />
Boulevardmedien<br />
Anfang Oktober<br />
eine„unbarmherzige<br />
Kampagne“ gegen sie<br />
vorgeworfen. Meghan<br />
werdevon der<br />
Boulevardpresse verfolgt<br />
wie einst seine<br />
Mutter Diana, erklärte<br />
Harry. (avo.)<br />
Der britische Boulevard feierte<br />
sie anfangs, dann wandelte<br />
sich die Berichterstattung. DPA<br />
TIERE<br />
So jung und schon ein Flirtprofi:<br />
Giraffe im Zoo von Los Angeles. AFP<br />
Es ist Montag, das ist ziemlich<br />
schlimm, denn die Arbeitswoche<br />
liegt noch in voller Länge voruns.<br />
Apropos lang: Wussten Sie, dass ein<br />
Giraffenhals es bis auf stolzezwei<br />
Meter bringen kann, aber trotzdem<br />
nur sieben Wirbel hat –soviele wie<br />
beim Menschen? Tja, das ist auch bei<br />
diesem zwei Wochen alten Süßerchen<br />
nicht anders,ein noch namenloses<br />
Massai-Giraffenmädchen, das<br />
im Zoovon Los Angeles das Licht der<br />
Welt erblickte.Schon bei seiner Geburtwar<br />
das Kalb beachtliche 1,90<br />
Meter groß. Da geht noch was! Kleiner<br />
Videotipp: AufYouTube kann<br />
man sehen, wie die junge Vertreterin<br />
der Art Giraffa tippelskirchi durchs<br />
Gehege stakst, mit den Ohrenwackelt<br />
und treuherzig in die Kamera<br />
blickt. Erbaulicher kann man nicht<br />
in die Woche starten. (avo.)<br />
Gedemütigt<br />
und gequält<br />
Mobbing an Schulen ist das große<br />
Sorgenthema unter japanischen Eltern.<br />
Nun kam ein Fall heraus, in dem die<br />
Schikane von Lehrern ausging<br />
VonFelix Lill, Tokio<br />
Spätfolgen: Viele Mobbing-Opfer leiden noch Jahre später.<br />
Es ist die Horrorvorstellung<br />
für Erwachsene mit Nachwuchs:<br />
Das eigene Kind<br />
wird gehänselt, die Lehrer<br />
sehen es nicht, die Elternerfahren es<br />
nicht. Während einige Schüler im<br />
Unterricht und den Pausen ihre<br />
Grausamkeit ausprobieren, werden<br />
gleichaltrige Kameraden traumatisiert<br />
fürs Leben. „Ijime“, wie Mobbing<br />
auf Japanisch heißt, ist ein<br />
bekanntes Wort in dem ostasiatischen<br />
Land. Und der Gebrauch<br />
des Begriffs ist weitgehend klar:<br />
Wer„Ijime“ betreibt, ist ein junger<br />
Missetäter,der vonLehrernzurechtgewiesen<br />
werden muss.Und wemes<br />
widerfährt, ist ein Opfer,das die Hilfe<br />
der Lehrer braucht.<br />
Diese Tage aber wurde an diesem<br />
Verständnis mächtig gerüttelt. Dabei<br />
wackelt nicht die Vorstellung davon,<br />
dass Opfer Unterstützung benötigen,<br />
sondern dass pädagogisch ausgebildete<br />
Lehrer auch notgedrungen<br />
zur Hilfe taugen. Es geht um eine<br />
neue Form der Schikane: Voreinigen<br />
Tagen erklärte eine Grundschule in<br />
der 1,5-Millionen-Einwohner-Stadt<br />
Kobe, dass vier Lehrer ihrer Positionen<br />
enthoben worden waren, nachdem<br />
diese mit verblüffend infantilen<br />
Methoden einen anderen Lehrerkollegen<br />
gedemütigt hatten. Die vier<br />
Lehrkräfte, drei Männer und eine<br />
Frau in ihren 30ernund 40ern, sollen<br />
einem jüngeren Kollegen unter anderem<br />
Suppe ins Gesicht gerieben<br />
und diesen zum Alkoholtrinken gezwungen<br />
haben.<br />
Auf die Plätze, fertig, Smog!<br />
In der indischen Hauptstadt Neu-Delhi raten Ärzte von Sport im Freien ab. Trotzdem findet ein Halbmarathon statt<br />
Beim Startdröhnt laute Musik aus<br />
den Boxen, der Himmel ist grau,<br />
es riecht nach Rauch. Mehr als 40 000<br />
Menschen machen sich bereit.Voreinem<br />
halben Jahr hat Nathalie Gminder<br />
diese Idee selbst noch verrückt<br />
gefunden. Aber am Sonntagmorgen<br />
tut sie es trotzdem: Sie rennt einen<br />
Halbmarathon in Neu-Delhi –einer<br />
der Städte mit der höchsten Luftverschmutzung<br />
der Welt.<br />
Gminder sagt: „Ich möchte einfach<br />
sehen, ob ich es schaffen kann.<br />
Aber klar, meine Familie und<br />
Freunde halten mich für verrückt,<br />
Es ist eine besonders unglückliche<br />
Zeit für so einen Vorfall. Das<br />
Thema Mobbing hat in Japan sozusagen<br />
Konjunktur, die Zahl bekannterVorfälle<br />
stieg zuletzt auf einen Rekordwert.<br />
Für das Jahr 2017 dokumentierte<br />
das Bildungsministerium<br />
410 000 Fälle an den Grund-, Mittelund<br />
Oberschulen des Landes, also<br />
90 000 mehr im Vergleich zum Vorjahr.<br />
Unklar ist, ob sich dieser Anstieg<br />
durch gemeinereKinder erklärt<br />
oder nur die höhere Bereitschaft<br />
zeigt, bestehende Probleme an den<br />
Schulen zu melden sowie seitens der<br />
Schulen diese Probleme zu registrieren.<br />
Allgemein anerkannt ist, dass<br />
das Thema heute offener diskutiert<br />
wirdals in der Vergangenheit.<br />
Laut einer Untersuchung von<br />
KenzoDenda, Professor für Gesundheitswissenschaften<br />
an der Universität<br />
Hokkaido, leidet an weiterführenden<br />
Schulen jedes vierte Kind unter<br />
Depressionen. Häufig sei Mobbing<br />
ein wichtiger Grund dafür, und<br />
bei dieser Luft zu laufen.“ Die 35-<br />
Jährige arbeitet in der deutschen<br />
Botschaft, das Training in Indien fiel<br />
ihr anfangs schwer.„Ichmusste wieder<br />
bei null anfangen“, sagte die<br />
Hobbyläuferin. „Aber man gewöhnt<br />
sich dran. Man kommt einfach<br />
schneller außer Atem.“ Für die 21 Kilometer<br />
benötigt Gminder am Sonntag<br />
dann zwei Stunden und 32 Minuten<br />
–etwa 20 Minuten mehr als bei<br />
ihrem ersten Halbmarathon vergangenes<br />
Jahr in Köln.<br />
DieLuft in Neu-Delhi ist in dieser<br />
Jahreszeit stets besonders schlecht.<br />
unter depressiven Kindern sei wiederum<br />
Suizid relativ häufig. Im September<br />
erst sorgte ein mutmaßlicher<br />
Suizidfall eines 15-Jährigen für Aufsehen,<br />
der von einem Gebäude gestürzt<br />
war und einen Tagebucheintrag<br />
hinterlassen hatte,indem er seiner<br />
Schule vorwarf, ihn gut drei Jahre<br />
lang trotz seiner Hilferufe nicht ernst<br />
genommen zu haben.<br />
Während Mobbingopfer zu sein<br />
überall auf der Welt unangenehm ist,<br />
könnte so eine Erfahrung in Japan,<br />
wo sich die Gesellschaft auffällig gern<br />
Lehrer haben in Japan eine wichtigereStellung<br />
als in Deutschland. Kinder verbringen fast den<br />
ganzen Taginder Schule, sie machen dort<br />
Sport, Musik und andereDinge,die in Deutschland<br />
eher in Vereinen betrieben werden.<br />
an Normwerten orientiert, besonders<br />
schmerzen. Ob es um Leistung,<br />
äußerliche Merkmale oder Interessen<br />
geht, wird schnell der Vergleich zum<br />
vermeintlich Üblichen hergestellt. In<br />
Japan beschreibt man sein Land<br />
gern als homogene Gesellschaft, in<br />
der sich alle recht ähnlich sind. Ein<br />
Sprichwortsagt: „Der Nagel, der hervorsteht,<br />
wird wieder niedergehämmert.“<br />
Sich vomDurchschnitt zu unterscheiden,<br />
gilt als Makel.<br />
Viele Bauern verbrennen Erntereste<br />
auf ihren Feldern, hinzu kommen<br />
Abgase der unzähligen Autos,der Industrie<br />
und Staub von Baustellen.<br />
Ärzte raten deshalb vor Sport im<br />
Freien ab. Denn die mikroskopisch<br />
kleinen Partikel dringen tief in die<br />
Lunge ein und können das Risiko<br />
von Atemwegskrankheiten, Krebs<br />
oder Herzproblemen erhöhen. Beim<br />
Laufen nimmt man generell mehr<br />
Partikel auf.<br />
Um dieses Problem wissen auch<br />
die Veranstalter.Sie sprühten ein Gemisch<br />
aus Wasser und Chemikalien<br />
GETTY IMAGES<br />
So kommt Lehrern eine besondere<br />
Verantwortung zu, wenn es<br />
darum geht, einerseits alle möglichen<br />
Mobbingopfer in ihrer Persönlichkeit<br />
zu stärken, andererseits aber<br />
auch allen Schülern Tugenden vorzuleben,<br />
damit erst gar kein Mobbing<br />
betrieben wird. Zumal Lehrer<br />
als Figur im Leben Heranwachsender<br />
vermutlich eine wichtigere Stellung<br />
einnehmen als etwa in<br />
Deutschland. In japanischen Schulen<br />
verbringen Kinder fast ihren ganzenTag,<br />
sie machen dort Sport, Musik<br />
und andere Dinge, die in<br />
Deutschland eher inVereinen betrieben<br />
werden.<br />
Entsprechend deutlich ist die<br />
Empörung über den Vorfall von der<br />
Grundschule in Kobe. Die vier Täter<br />
sollen ihren jüngeren Kollegen zudem<br />
ein „Dreckstück“ genannt und<br />
ihn auch dazu gedrängt haben, einer<br />
anderen Lehrerin obszöne Nachrichten<br />
zu schicken. Seitens der<br />
Schule hieß es, die Eltern seien über<br />
alles informiert worden. Daraufhin<br />
wurde nicht nur die Sorge geäußert,<br />
dass die Kinder vonihren wenig vorbildhaften<br />
Lehrern erführen, sondern<br />
auch, dass es nun noch deutlicher<br />
an Lehrkräften mangele.<br />
Schließlich hätten die vier Lehrer ihr<br />
Verhalten gestanden und stünden<br />
nun voreinem Disziplinarverfahren.<br />
Nachdem sich das Mobbingopfer<br />
schon letzten Monat krankmeldete,<br />
sind damit nun auch die Täter als<br />
Lehrkräfte ausgeschieden. Die fehlen<br />
jetzt im Unterricht.<br />
auf die Rennstrecke, das Staubpartikel<br />
am Hochfliegen hindern sollte.<br />
Außerdem entfernten sie nach eigenen<br />
Angaben mit Wi-Fi-Wellen<br />
kleine Partikel aus der Luft –die Wellen<br />
sollten die Partikel dazu bringen,<br />
häufiger zusammenzustoßen,<br />
schwerer zu werden und dann herunterzufallen.<br />
Ob dies wirklich effektiv<br />
ist? Experten wie der Klimaforscher<br />
Jayaraman Srinivasan vom Indian<br />
Institute of Science und Christian<br />
Plass-Dülmer vom Deutschen<br />
Wetterdienst bezweifeln das. Fundierte<br />
Studien gebe es nicht. (dpa)<br />
Vater meldete isolierte<br />
Familie als ausgewandertab<br />
Im Fall der isolierten Familie in den<br />
Niederlanden konzentrieren sich die<br />
Ermittlungen auf die Motivedes 67-<br />
jährigen Vaters.Erhatte voretwa<br />
zehn Jahren bei den Behörden seine<br />
Auswanderung gemeldet. Kurz darauf<br />
aber war er mit sechs Kindernauf<br />
einem Bauernhof in Ruinerwold in<br />
der östlichen Provinz Drenthe untergetaucht.<br />
DerMann wirdder Freiheitsberaubung<br />
der heute erwachsenen<br />
Kinder verdächtigt und sollte<br />
am Montag dem Haftrichter vorgeführtwerden.<br />
Gerrit Janvan D. habe<br />
sich 2009 aus der niederländischen<br />
Einwohnermeldeliste streichen lassen,<br />
teilte die Staatsanwaltschaft in<br />
Groningen amWochenende mit. Dabei<br />
habe er angegeben, er sei ausgewandert.<br />
(dpa)<br />
Längster Nonstop-Flug<br />
erfolgreich absolviert<br />
Dieaustralische Fluggesellschaft<br />
Qantas hat den weltweit längsten<br />
Nonstop-Passagierflug auf der Strecke<br />
NewYork–Sydney erfolgreich<br />
getestet. In 19 Stunden und 16 Minuten<br />
legte die Maschine,ein fabrikneuer<br />
Boeing 787-9 Dreamliner,die<br />
16 200 Kilometer lange Strecke zurück.<br />
Am Sonntagmorgen (Ortszeit)<br />
landete derTestflieger nach Angaben<br />
der Airline in Australien. Gestartet<br />
war das Flugzeug am Freitag von<br />
NewYorks Flughafen John F. Kennedy.49Passagiereund<br />
Crewmitglieder<br />
waren an Bord. (dpa)<br />
Todesstrafe für „Hollywood<br />
Ripper“ gefordert<br />
Keine Regung: Michael Gargiulo vor Gericht<br />
in Los Angeles.<br />
AFP/LUCY NICHOLSON<br />
Im Fall des als „Hollywood Ripper“<br />
bekannt gewordenen und zuvor<br />
schuldig gesprochenen Mörders Michael<br />
Gargiulo hat sich eine US-Geschworenenjuryfür<br />
die Todesstrafe<br />
ausgesprochen. Dasendgültige Urteil<br />
soll am 28. Februar voneinem<br />
Richter gesprochen werden. Der43-<br />
jährige Gargiulo war im August wegen<br />
zweifachen Mordes sowie wegen<br />
versuchten Mordes an einer dritten<br />
Frau schuldig gesprochen worden.<br />
Unter den beiden getöteten Frauen<br />
war auch eine Bekannte des Schauspielers<br />
Ashton Kutcher,der im Prozess<br />
alsZeuge aussagte. (AFP)<br />
Mindestens 30 Tote bei<br />
Busunglück im Kongo<br />
Im zentralafrikanischen Kongo sind<br />
bei einem Busunglück mindestens<br />
30 Menschen getötet und zahlreiche<br />
weitereschwer verletzt worden.<br />
Nach Polizeiangaben ereignete sich<br />
der Unfall am frühen Sonntagmorgen<br />
etwa 150 Kilometer entfernt von<br />
der Hauptstadt Kinshasa. Vermutlich<br />
gab es ein Problem mit den<br />
Bremsen des Fahrzeugs.Der Bus<br />
stürzte in einen Graben und fing<br />
Feuer.Invielen afrikanischen Ländernkommt<br />
es immer wieder zu<br />
derartigen Verkehrsunfällen. Im<br />
Kongo sind nur wenige Straßen asphaltiertund<br />
die Fahrzeugeoft<br />
schlecht gewartet. (dpa)