DAS GENUSSMAGAZIN
27 // 2019
Schmieden
Die Glut der Leidenschaft
Purino
Gastro-Visionär
Wein trifft ins Herz
Wein und
Kuchen?
Die Kolumne von
Vincenzo De Biase
Europa-Park-Sommelier
Titelthema
VIER GEWINNT
VIER WINZER UND IHRE PASSION FÜR WEIN
DAS KUNDENMAGAZIN DER OBERKIRCHER WINZER
veritas-genuss.de
Liebe Weinfreundin,
lieber Weinfreund!
rstens kommt es anders und zweitens als
man denkt. Bei der Planung unserer
27. Ausgabe stand das Thema „Italien“ nicht im Raum.
Wie immer wurde ein „bunter Strauß“ an Themen rund
um den Wein gesucht und gefunden. Als das Heft nahezu
fertig war, merkten wir, wo wir gelandet waren. In Italien.
Wir stellen ein italienisches Backbuch vor, präsentieren
das Erbe der Römer als Likör, lassen unseren liebsten
Sommelier über die Frage rätseln, welche Weine zu Kuchen,
Torten und Bredle passen (Scusi, Signor De Biase, das war
echt hart von uns!) und porträtieren einen Deutschen mit
italienischer Lebensart. Natürlich sind Amore, Amore,
Amore sowie Pasta und Sugo Teil der „Frank-Klix-Story“,
aber halt auch der Krug Wein auf dem Tisch. So will es
die Tradition und so schmeckt es auch am besten, egal
ob nördlich oder südlich der Alpen. An anderen Orten
folgen wir den alten Strängen, schauen in Lauf bei einem
Schmied ins Feuer der Leidenschaft und haben uns die
Zeit genommen, vier Winzern aus der Region zuzuhören,
was sie antreibt. Nur die Tradition? Sven Wilhelm, Axel
Baßler, Georg Baßler und Mathias Baßler (die Baßlers sind
weder verwandt noch verschwägert) haben alle ihre guten
Gründe. Nur so viel an dieser Stelle: Allein wegen der
Tradition stiefelt heute keiner mehr die Steillage hoch.
Wenn man dem Quartett zuhört, wird man neidisch in der
Agentur. So ein schöner Arbeitsplatz! Die haben’s gut!
Die Interviews für unsere Titelgeschichte fanden in unserer
Weinkathedrale, dem Vinotorium statt. Das ist nicht nur
ein ganz besonderer Ort, sondern auch ein kühler dazu.
Während Deutschland unter der Hitze ächzte, freuten sich
alle über diese wunderschöne und wunderbar kühle
Location tief unter der Erde. Unseren Reben hat das
Wetter übrigens nicht geschadet. So halten wir fest:
Wein ist ein Naturprodukt, wer es wagt, der kann viel
gewinnen, aber es braucht Ausdauer und Mut, Handwerk
und Wissen und so viel Leidenschaft wie’s nur geht.
Wir sind glücklich, solche Menschen in unserer großen
Winzerfamilie zu haben. Unserer Winzerfamilie ist mit
der Fusion mit dem Winzerkeller Hex vom Dasenstein
sogar noch größer geworden. Die passen zu uns, wie Sie in
unserer Titelgeschichte nachlesen können. Darauf stoßen
wir mit Ihnen an!
Herzlichst
Ihr VERITAS-Team
VORWORT
Jigal Fichtner fotografiert in der Schmiede und ist sich sicher:
Das wird eine Hammergeschichte!
INHALT
In Wahrheit schön » SEITE 6
Titelgeschichte » SEITE 8
Schmieden » SEITE 12
Leibspeise » SEITE 14
Purino » SEITE 16
Gut badisch » SEITE 18
Kolumne » SEITE 19
Winzerbekenntnisse von Europa-Park-Sommelier Vincenzo De Biase » SEITE 20
Gewinnspiel » SEITE 21
Termine & Kalender » SEITE 22
Unterhaltung » SEITE 23
Titelbild: Jigal Fichtner – herrfichtner.de
IMPRESSUM:
Herausgeber: Oberkircher Winzer eG I Postanschrift Redaktion: YUPANQUI, Hauptstraße 57, 77652 Offenburg I Chefredakteur (v. i. S. d. P.): Rafael Yupanqui
Redaktion: Pascal Cames I Artdirektion: Luisa Engel I Fotos: Jigal Fichtner, Hubert Grimmig, Oberkircher Winzer I Produktion: YUPANQUI GmbH, Offenburg
Anzeigenleitung: Martin Benz I Druck: Klaus A. Sturn, Grafik – Satz – Druck, Südring 6, 77704 Oberkirch I Auflage: 16.000
Bei dieser Ausgabe haben mitgewirkt: Markus Ell, Martin Benz, Rafael Yupanqui, Luisa Engel, Pascal Cames, Jigal Fichtner
VERITAS im Abo: Heftbestellung: 07802 / 9 25 80
Arbeiten
mit GENUSS
Das ist Evi Sauer aus Oberkirch bei der Entblätterung direkt „hinterm Haus“
in Niederlehen. Das macht sie gerne. So bekommen die Reben mehr Luft
und die Trauben werden resistenter gegen das Sonnenlicht. „Von Jahr zu
Jahr wird man gewiefter“, sagt sie, die erst durch ihren Mann Winzerin wurde.
Das ganze Jahr gibt es etwas zu tun. „Viele sehen die Arbeit nicht“, sagt
Evi Sauer. Hier sieht man sie.
IN WAHRHEIT SCHÖN
»Blaues Wunder«
GASOMETER
PFORZHEIM
Bekanntlich macht zu viel
Tourismus das kaputt, was
man so liebt. Alternative:
eine Reise mittels Film
oder 3D-Animation. Der
aufwendig restaurierte
Gasometer in Pforzheim
macht es vor und zeigt
die wunderbare Unterwasserwelt des Great Barrier Reef
(Australien) als 360°-Panorama. Das Riesenrundbild von
Yadegar Asisi überzeugt durch Farbenpracht und Detail-
reichtum. Ab 2020 kommt eine neue Ausstellung. (Mit Bistro.)
Gasometer Pforzheim, Hohwiesenweg 6, 75175 Pforzheim,
tgl. 10–18 Uhr, Eintritt: 11 Euro, Kinder 5 Euro, erm. 9 Euro,
www.gasometer-pforzheim.de
»Danke, Römer!«
KASTANIENLIKÖR
Kastanien wachsen dort, wo es auch Reben
gibt, und beide sind sie ein Erbe der Römer.
In der weinseligen Ortenau lebt die Tradition
des Kastanienlikörs. Die Familie Weber aus
Mösbach vertraut dabei den eigenen Kastanienbäumen
und Großmutters Rezept. Die
„Keschde“ genannten Kastanien werden in
Alkohol eingelegt, um möglichst viel Aroma
zu gewinnen. Der Clou: Geben Sie mal einen
Schuss Kastanienlikör in einen trockenen
Winzersekt! Hoch leben die Keschde!
Kastanienlikör, 0,2 Liter 9,90 Euro;
0,5 Liter 16,90 Euro, Webers Destillate,
Önsbacher Straße 6, 77855 Achern-Mösbach,
Tel: 07841 / 66 90 50, www.webers-destillate.de
»Prima
Italiener!«
PASTABUCH
Claudio Del Principe ist einer der
Stars der Küche und wirft alle Jahre
ein neues Buch in das Schlachtgetümmel
des heiß umkämpften
Kochbuchmarktes. Dieses Mal geht’s
um die Dinge, die „a mano“ (von
Hand) aus Mehl, Wasser, Ei und Salz
gemacht werden. Pappardelle, Trofie
und Orecchiette sind wie immer
klasse fotografiert und gut erklärt.
Wer mehr vom Italo-Schweizer
erfahren will, kann sich auf seinem Blog „Anonyme Köche“
(auch auf Instagram) umschauen.
Claudio Del Principe: a mano: Verführerische Pasta.
Von Hand gemacht. Sinnlich und schön, 280 Seiten,
AT Verlag, 34 Euro
»Roter
Genuss«
SMS ROTWEIN
Bekanntlich gibt es Rotwein und Rotwein.
Der mit neuem Design ausgestattete SMS
ist eindeutig ein Roter, so tiefrot ist kaum
einer. In Sachen Alkoholgehalt (9,5 % Vol.)
ist er aber eine Ausnahme. Aber er
schmeckt! Was ist das Geheimnis?
Der Ausbau erfolgt je zur Hälfte über
Maischegärung für die Phenolstruktur
sowie über Maischeerhitzung.
Darum ist sein Aroma so schön fruchtig.
Fazit: Der „neue“ SMS ist so lecker wie
der „alte“, das darf man auch gerne via
WhatsApp teilen ... ;-)
SMS Rotwein, Qualitätswein lieblich,
www.oberkircher-winzer.de
6
»WEIN AUS STEIN IST FEIN«
PREMIERE: WEISSBURGUNDER AUS DEM STEINFASS
Ton, Holz, Edelstahl? Die Oberkircher Winzer spielen einen
weiteren Trumpf der Vinifizierung aus und lassen Riesling
und Weißburgunder im Granitfass reifen. Das Abenteuer
lohnt sich, das Aroma ist eindeutig mineralisch mit feinen,
filigranen Tönen. Stein und Wein, das reimt sich so gut, wie
es in diesem Fall passt. Die Oberkircher Winzer sind damit
einer der ersten Weinbaubetriebe in Deutschland, die in
einem Steinfass Weine ausbauen.
Bekanntlich ist der Weg zum guten Wein ein „steiniger“ und
der Beruf des Winzers „schwer“, um es ganz banal, aber
wahr zu sagen. Schwer und steinig ist auch der Ausbau von
Riesling und Weißburgunder im Steinfass. Sage und schreibe
1,8 Tonnen (1.800 kg) wiegt das Gebinde, das aus einem
Block aus bayrischem Granit gehauen wurde. Das Steinfass,
das sich im Vinotorium der Oberkircher Winzer befindet,
ist so schwer, dass es sich nur mit einem Gabelstapler
bewegen lässt. Ein normales Holzfass in der gleichen Größe
kommt auf circa 180 kg.
Des Kellermeisters „Lustkauf“
Mit einem „Lustkauf“ der Kellermeister fängt diese tolle
Story an. Es war vor zwei Jahren in Stuttgart auf einer Weinund
Getränke-Messe als Martin Bäuerle und Co. dort das
Steinfass entdeckten und für gut befanden. Geschäftsführer
Markus Ell war auch begeistert und so kam ein Fass ins
Vinotorium. Zuerst wurde Riesling für die Renommee-Linie
Klingelberger 1782 eingelagert. Dann ein Weißburgunder,
weil es „eine gute Sorte“ dafür ist, wie Qualitätsmanager
Frank Männle weiß. Der Weißburgunder wurde zuerst im
Edelstahl vergoren und kam nach zehn Monaten in den
Granit. Wenn nun zwei Elemente wie Wasser respektive
Wein und Stein zusammenkommen, passiert etwas. Wie bei
einem Holzfass findet ein Austausch statt, und etwas vom
Gestein schafft es in den Wein.
Hartes Gestein, weiche Stilistik
Was kommt auf die Weintrinker zu? Beißt man jetzt auf
Granit? Entwarnung! Von Testtrinkern wurde dieser Weißburgunder
als „mineralisch“ beschrieben, aber nicht als
hart, wie man es vielleicht von einem Wein aus Stein
erwarten würde. Der Weißburgunder wird als fein und
filigran beschrieben. „Der Weißburgunder hat eine leichte
Stilistik, die bleibt erhalten“, sagt
Frank Männle. So kommt der Wein,
dessen Trauben im Renchtal mehrheitlich
auf Granitverwitterungsgestein
wachsen, in ein Gebinde
aus Granit. Damit schließt sich
der Kreis. Wie sagt es Sternekoch
Vincent Klink doch so
schön: „Terroir? Der Boden
ist der Chef!“
Weißer Burgunder – Granitfass, 2017, Qualitätswein, 13 % Vol.
7
TITELGESCHICHTE
Fleiß, Feuer und Visionen
Die Zeiten ändern sich. Das Modell „im Nebenberuf Winzer“ fällt mehr und mehr der Sehnsucht nach „mehr Freizeit“ zum
Opfer. Aber es geht auch anders. Wir stellen drei Winzer aus Kappelrodeck und einen aus Oberkirch vor, die so weit aufgestockt
haben, dass man sie jetzt als Winzer im Vollerwerb, ja sogar als Vollblutwinzer bezeichnen kann. Sie haben Spaß,
Freude, Leidenschaft und fühlen sich dank ihrer Ansprechpartner, dem Kellermeister und dem Qualitätsmanager, bestens
aufgehoben in der Winzerfamilie. Apropos Familie. Wer in Wein macht, baut nicht nur auf die Unterstützung dieser, sondern
kann sehr gut Familie leben. Da schmeckt das Produkt genauso gut wie die Work-Life-Balance. Weinbau, ja, das hat was!
8
Sven Wilhelm
» Der Neue
Was ein paar Kilometer ausmachen
können! Sven Wilhelm (43) stammt
aus Legelshurst im Hanauerland und
dort ist es so ganz anders als in
Oberkirch. Dabei liegen nur 15 km
zwischen hier und dort. In Legelshurst
sind die Felder flach, Obstbäume
sind rar und Wein wächst
höchstens als Verzierung an der
Gartenlaube. Als es ihn der Liebe
wegen nach Haslach verschlug, kam
er aus dem Staunen nicht mehr
heraus. Obstbäume, Weinberge und
Wald. Alles schön!
Das wurde sein Einstieg ins grüne
Fach. „Ich bin Bauer“, sagt der mit
Frau und zwei Kindern in Haslach
lebende Demeter-Landwirt ruhig,
aber selbstbewusster Brust. Winzer
ist er auch noch und das mit ebenso
großer Freude. 3 ½ ha Ruländer,
Riesling und Viognier werden von
ihm bewirtschaftet. Seine Reben
lässt er auf einer vertikal getrennten
Laubwand wachsen, die damit mehr
Laub hat und mehr Zucker mit Hilfe
von Licht umwandeln (Fotosynthese)
kann. Sprich: Wilhelms Trauben
haben mehr Öchsle. Allerdings macht
diese Methode mehr als doppelt, ja,
vielleicht sogar dreimal so viel Arbeit.
Reben wollen immer nach oben, aber
Sven Wilhelm zwingt sie, nach unten
zu wachsen. Guter Mann!
Keine Frage, Sven Wilhelm, der
Winzer im Nebenerwerb auf der
Hochburg in Emmendingen gelernt
hat, kennt sich aus. „Das macht aber
auch Spaß“, sagt er und meint nicht
nur das Traktorfahren, was er aber
auch gerne macht. Am liebsten
erholt sich der Neu-Winzer mit der
Familie, auf einer Tour mit seinem
Oldtimer-Motorrad oder bei einem
Glas Wein. „Wein ist ein Genussmittel“,
sagt er. Auch den Faktor
Entspannung hebt er hervor. Das hat
er wohl schon im Hanauerland gewusst,
aber vielleicht schmeckt ein
guter Tropfen sogar noch ein bisschen
besser, wenn er mit Blick auf den
eigenen Weinberg getrunken wird.
9
TITELGESCHICHTE
Georg Baßler
Axel Baßler (36) konnte als Jugendlicher
„eher weniger“ mit Obst und
Wein anfangen, was keinen verwundert,
der die Landwirtschaft
kennt. Wenn Freunde Party machen,
ist daheim immer noch Arbeit. Also
wurde er Offsetdrucker, hatte gutes
Geld, aber vor allem einen geregelten
Tag. Irgendwann war es dann
doch genug.
Warum nicht den elterlichen Obstbaubetrieb
übernehmen und Winzer
werden? Das machte er 2009, aber
nach seinen Vorstellungen. Der
Kappelrodecker ist für alles offen.
„Darum bin ich so breit aufgestellt.“
Er hat die Marke „Feiner Kappler“
ins Leben gerufen, setzt Gin an und
brennt den Witch Hill Whisky, den
er wie andere Destillate in ehemalige
Weinfässer der WG einlegt. „So
schließt sich der Kreis.“ Zudem
bildet er sich ständig fort, ist Edelbrandsommelier
geworden („Es gibt
geile Cocktails mit Kirschwasser“)
und bewirtschaftet 4 ha auch mit
Terrassen und Steillagen. Früher
war bei den Baßlers der Spätburgunder
die Nummer eins, heute ist
schon mehr mit Müller Thurgau,
Riesling, Grauburgunder bestockt.
Als Brenner in eigener Sache sagt
er: Die Qualität entsteht am Baum.
Als Winzer würde er das wohl „am
Rebstock“ sagen. Was würde ein
Thomas Hirt machen ohne Winzer
wie ihn? Zudem sieht er sich als
Landschaftspfleger. Die Arbeit geht
nicht aus, aber Familie und Eltern
sowie Freunde helfen mit. „So sind
wir aufgewachsen, dass man sich gegenseitig
hilft.“ Seine Erfahrungen
in der Industrie will er nicht missen,
das war „ein wesentlicher Beitrag,
um ein zufriedener Mensch zu sein“.
Wenn er heute in die Reben fährt,
dann ist oft sein dreijähriger Sohn
dabei. „Wenn ich dennicht fragen
würde, gäbe es Ärger.“ Wo gibt’s
denn so was, dass Vater und Sohn
gemeinsam zur Arbeit gehen? Damit
kann die Industrie nicht dienen.
Ist Georg Baßler ein Anfänger? In
gewissem Sinne ja, denn Winzer im
Vollerwerb ist er erst seit 2003.
Aber andererseits hat er die Rebe
im Blut und kennt den Weinbau seit
der Kindheit. Zunächst zog es den
Kappelrodecker ganz woanders hin.
Anfang der 1980er-Jahre lernte er
Maurer, weil damals „das Handwerk
goldenen Boden hatte.“ Auf dem Bau
stieg er auf, wurde Polier und hatte
bald Baustellen unter sich. Das kann
nur einer machen, der den Überblick
behält. Als Winzer mit verschiedenen
Weinbergen und Rebsorten
muss man das draufhaben. Anders
geht’s nicht.
Winzer wurde Georg Baßler durch
einen traurigen Anlass. Als 2003
sein Vater verstarb, musste eine
Entscheidung getroffen werden.
Winzer werden oder den Weinbau
beenden? Wie’s geht, wusste er ja,
schließlich hatte er die 20 Jahre
davor immer mitgearbeitet, nach
10 Stunden auf dem Bau, Rebschnitt,
Axel Baßler
» Der Neugierige
10
» Der Überblicker
Herbsten und was sonst so anfällt.
Andere machen Feierabend … Aber,
da ihm der Wein liegt, war das alles
selbstverständlich und der Schritt,
mit Ende 30 noch mal Neues anzufangen,
auch. Nach und nach vergrößerte
er seine Reben bis auf fast
8 ha heute. Georg Baßlers Winzerhof
hat seitdem Ferienwohnungen
und seine Frau geht mit Touristen auf
Sagenwanderung zum Dasenstein,
wo bekanntlich die Hex’ hauste. Da
hilft er auch ein bisschen mit.
Der Mann mit dem Überblick wurde
aber noch anderweitig gebraucht.
Mit seiner Ruhe und seinen Fähigkeiten
war er im Aufsichtsrat der
Hex vom Dasenstein und begleitete
die Kooperation mit den Oberkircher
Winzern und dann auch die Fusion.
Jetzt sitzt er bei den Oberkircher
Winzern im Aufsichtsrat. Klarer Fall,
so einer wird gebraucht, im Weinberg
und irgendwie auch drüber.
Wenn man dem großen, schlanken
Mann mit dem südländischen Aussehen
zuhört, dann fällt immer
wieder das Wort „Spaß“. Draußen
sein macht Spaß, die Arbeit auch,
natürlich der Wein … Mathias Baßler
(30) ist aber weit davon entfernt, Teil
einer ominösen Spaßgesellschaft zu
sein, dafür weiß er viel zu gut, wie
sich die Arbeit im Weinberg anfühlt
und was alles dafür getan werden
muss, bis das Ergebnis rund ist und
der Kellermeister glücklich. Die
Baßlers sind schon seit ewigen Zeiten
Landwirte, mit allem Drum und
Dran: Gemüse, Obst, Holz, Brennrecht,
Schafe und – klein, aber fein – 1 ½ ha
Reben. Als der Ernst des Lebens
anklopfte, war für Mathias Baßler
längst klar, was er wollte – und was
nicht. Als kleiner Junge zog es ihn
nach draußen, auf die Felder, zum
Obst, in die Reben ... Also kennt er
jeden Handgriff und weiß Bescheid,
was das Jahr an Arbeit bringt. Winzer
zu werden, war so naheliegend wie
die Reben. Heute ist er Obstbauer
und Winzermeister und glücklich.
Die Frau macht mit, Vater und Mutter
helfen auch mit. „Die Eltern stehen
voll dahinter, sonst würde ich es
nicht schaffen“, weiß er.
Auf der Gemarkung Kappelrodeck
hat er jetzt 11 ha Burgunder, Müller-
Thurgau, Riesling, Gewürztraminer
und: Tempranillo. Von der spanischen
Traube schwärmt er. Auch wenn er
am liebsten „mild und nicht trocken“
trinkt, mag er diesen trocken ausgebauten
Spanier. „Er schmeckt mir
einfach spitze“, sagt er. Als Winzermeister
könnte Mathias Baßler
natürlich auch eigene Weine machen.
Aber so wie es ist, ist es gut. Er hat
ja auch fast seinen eigenen Wein,
weil er der Einzige ist, der den
Tempranillo anbaut. „Unser Alleinstellungsmerkmal“,
freut er sich.
Da trinkt man also einen Hex vom
Dasenstein und hat einen echten
Baßler im Glas.
Mathias Baßler
» Der Spanier
Info: Die drei Baßlers sind weder verwandt noch verschwägert ;-)
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SCHMIEDEN
12
Feuer & Eisen
MIT DER GLUT DER LEIDENSCHAFT:
DER KUNSTSCHMIED FRANZ BOTSCHEK
Ein Händedruck sagt viel aus, besonders Politiker
wissen das. Darum tut es oft so weh, wenn man
ihnen die Hand gibt. Bei Franz Botschek (66) ist
der Händedruck auch fest, aber anders fest. Der
Mann mit den langen Haaren und dem Stirnband drückt
gerade so kräftig zu, dass man weiß: „O mei, da steckt
noch ä bissel mehr dahinter.“ Aber warum seine Kraft
verschwenden? Die wird ja noch gebraucht.
„HIER LEBE ICH!“
Franz Botscheck aus Lauf lebt seit 48 Jahren seine
Berufung Schmieden und hat „noch immer Spaß“ daran,
wie er mit Stolz verkündet. Sein Reich ist ein kleiner
rußgeschwärzter Raum mit einem Amboss in der Mitte.
Rund um diesen 200 kg schweren Stahlklotz hat es
Feuerstellen, sind Dutzende von Hämmer aufgereiht (für
jeden Zweck ein anderer), dazu verschiedene Zangen
sowie natürlich ein Haufen Eisen, Nägel, Stahlbürsten,
Handschuhe, ein alter Teekessel, ein Stahlhelm. „Ich liebe
alles Alte“, sagt Franz Botschek und meint nicht nur
seine Sammlerei, sondern auch das Handwerk, das seit
jeher gebraucht wird, um Schmuck herzustellen, Pferde zu
beschlagen, Pflüge zu schärfen und Schwerter nach
Damaszener Art zu schmieden.
Frank Botscheks Leidenschaft wurde früh befeuert. Als
junger Bursche wollte er Zimmermann werden, aber als er
zum ersten Mal in der Berufsschule mit Eisen und Feuer
in Berührung kam, spürte er eine Gänsehaut. Das war’s!
Beim Erzählen streicht er sich über den Arm, als würde
er sie wieder spüren. So lernte er Schmied, machte seinen
Meister und just als er sich selbstständig machen wollte,
kam ein Angebot vom SWF (heute SWR), das er unmöglich
ablehnen konnte. Daraufhin baute er in Baden-Baden
Kulissen für „Verstehen Sie Spaß?“ und andere Sendungen.
Nebenbei verwirklichte er seinen Traum von der eigenen
Schmiede und wurde kunstfertig darin, aus einem Stück
Eisen die tollsten Dinge zu schmieden, zum Beispiel
Schlangen, Stierköpfe, Adler und auch Messer.
Aber auch der kräftigste Kerl spürt irgendwann mal das
leichte Ziehen des Alters. Mit 60, so der Plan, wollte er
sich ein Blockhaus gönnen. Als er 55 war, verstarb ein
Schulfreund. Warum noch weitere fünf Jahre warten? Auf
Laufs schönstem Hang baute er sich neben seine Schmiede
ein Blockhaus, das auch Tom Doniphon alias John Wayne
gefallen würde. Dicke Baumstämme, an der Wand hängt
ein Long-Horn-Schädel, am Boden liegt ein Kuhfell, an der
Wand sind Gewehre aufgereiht (alles Attrappen) und ein
paar gemütliche Sitzgelegenheiten hat es auch. Der Blick
von Botscheks Holzhaus geht aber nicht über die Prärie,
sondern über die Rheinebene bis Straßburg. Das ist der
Platz, wo er sein „Hier lebe ich!“ singt, wo er feiert und
seine „Schüler“ bewirtet. Franz Botschek ist schon lange
nicht mehr der Handwerker, der jeden Auftrag annimmt,
er ist ja in Rente und die Zeit ist ihm kostbar geworden,
aber immer noch glimmt die Glut der Leidenschaft in ihm.
Wie jeder Kundige gibt er diese weiter.
SCHMIEDEKURSE AUF ANFRAGE:
Kunstschmiede Franz Botschek
Aspichstraße 7
77886 Lauf
Tel. 0171 / 9264520
info@franzbotschek.de
www.franzbotschek.de
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LEIBSPEISE
Text: Pascal Cames Foto: Jigal Fichtner
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Außen knusprig,
innen saftig
EWIGER KLASSIKER: FORELLE MÜLLERIN ART
VON PETER MÜLLER AUS DEM ENGEL IN BAIERSBRONN-OBERTAL
„JEDER FREIE TAG
IST WIE EIN TAG URLAUB“
Vor 250 Jahren zogen schwer beladene Ochsenkarren das
Holz aus dem Wald und brachten es in die Talsenke. Dort
wurde es weiterverkauft, vielleicht nach Holland, oder gleich
verfeuert in der Glashütte, die später Geschichte* schreiben
sollte. Später rollten Kutschen durch das Tal, dann die ersten
Automobile und Motorräder, und heute saust vielleicht ein
E-Roller durch Obertal, von Wanderern bestaunt. Die Zeiten
mögen sich geändert haben, aber eines ist in Baiersbronn
geblieben: Die Tannen, der Bach und der Engel, wo alle
einkehr(t)en: die Waldarbeiter und Forstleute, die Touristen,
Biker und Wanderer sowie die Spa-Liebhaber.
Der Schwarzwald ist zum Klassiker geworden. Der Engel
auch, der heute ein Fünf-Sterne-Hotel ist und mit der
„Wolke 7“ genannten Spa-Landschaft aus Saunen, Grotten,
Pools, Teichen und Liegewiesen zu einem Must-go geworden
ist. Wenn ein Becken einen Salzgehalt von 15 % hat, dann
heißt es nicht schwimmen, sondern schweben! Die „Wolke 7“
umfasst 5.000 m2 Wellness. Wer bietet mehr?
Damit kann Peter Müller (Jahrgang 1964) nicht mithalten,
aber als Küchenchef des Engels bringt er seine Gäste auch ein
bisschen dem Himmel näher. Der aus dem Raum Frankfurt
stammende Küchenmeister hatte schon als Kind sein Faible
für die Küche entdeckt. Nach der Ausbildung folgten mehrere
Stationen, ein Meilenstein war das Hotel Vier Jahreszeiten
in Hamburg, das damals eines der besten Hotels der Welt
war. Es folgte New York. Dort war es sein Job, anderen sein
Wissen weiterzugeben, die Amerikaner hatten noch einiges
aufzuholen. Von der Stadt schwärmt er bis heute. Er lernte
nicht nur eine absolut interessante Stadt kennen, sondern
auch seine spätere Ehefrau, Dorothea.
Beide gingen sie nach Baiersbronn und arbeiteten in unterschiedlichen
Häusern. Seit 18 Jahren prägt Peter Müllers
Handschrift die schwäbisch-badisch-elsässisch inspirierte
Speisekarte des Engels. Beim Wein ist er geradeso genau.
Er muss lachen, weil er in seiner langen Karriere schon einiges
erlebt hat. „Früher hieß es rot zu Fleisch, weiß zu Fisch.“
Heute sei das spannender. Manchmal gibt es auch Gäste, die
einen Wein bestellen und dann muss die dazu passende
Speise gesucht werden. Kein Problem! Eine von Peter Müllers
Lieblingsgerichten ist die Forelle Müllerin Art, die er mag,
weil es keinen frischeren Fisch gibt (aus dem eigenen Teich!)
und weil sie außen knusprig ist und innen saftig. Die braune
Butter veredelt das Gericht dann endgültig zum Gedicht.
Eigentlich müsste es doch „Forelle Müller Art“ heißen, oder?
Aber dafür ist der Respekt vor dem Klassiker zu groß. Ob sie
nun so oder so heißt, sie schmeckt einfach köstlich.
* In der Glasfabrik in Buhlbach wurde im 19. Jahrhundert die klassische
Champagnerflasche erfunden.
Hotel Engel Obertal | Rechtmurgstraße 28 | 72270 Baiersbronn
Tel. 07449 / 850 | www.engel-obertal.de
Peter Müllers
„Forelle Müllerin“
ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN:
4 küchenfertige Forellen (je ca. 350 g)
100 ml Keimöl
Mehl zum Mehlieren
200 g kalte Butter
50 g Mandelblättchen
12 kleine Kirschtomaten, geviertelt
2 Zitronen
Kleiner Bund krause Petersilie, gehackt
600 g vorw. festkochende Kartoffeln
30 g Butter
Kopfsalat
Dressing nach Wahl
TIPPS:
ZUBEREITUNG:
Forellen salzen, pfeffern, mehlieren und in der Pfanne mit Keimöl
goldgelb anbraten. Nach ca. 5–7 min aus der Pfanne nehmen und
warm halten. In der Pfanne das Keimöl leicht bräunen, salzen
und pfeffern und Mandeln, Tomaten und Petersilie kurz
einrühren und vor dem Servieren über die Forelle geben.
Pro Portion eine ½ Zitrone dazu servieren.
Beilagen: Salzkartoffeln und Salat.
WEINEMPFEHLUNG: Oberkircher Winzer, Vinum Nobile,
Chardonnay Qualitätswein trocken
– Forellen einen Tag vorher
besorgen, dann lassen sie
sich viel leichter braten!
– Sollte die Pfanne zu klein
für die Forelle sein, Kopf
und Schwanz abtrennen!
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PURINO
Mehr Klix,
mehr Genuss
„UNSER GRÖSSTER WERT
IST LEBENSFREUDE“
GEFÄLLT UNS:
FRANK KLIX BRINGT ITALIENISCHE TISCHKULTUR UND LEBENSFREUDE NACH DEUTSCHLAND
Lenin hatte unrecht. Statt „Vertrauen ist gut,
Kontrolle ist besser“ sagt der Gastronom Frank
Klix: „Menschen, die ihre Entscheidungen selber
treffen, verteidigen diese auch.“ Er vertraut seinen
Mitarbeitern und fördert sie, wo es nur geht. Seine Erfolgsgeschichten
handeln von Mitarbeitern, die mutig was Eigenes
machen und sich im Unternehmen einbringen und aufsteigen.
Weil sie echt gut sind und weil er ihnen vertraut.
„Die können selber Chef werden“, sagt er. Vielleicht werden
sie eines Tages auch ein Purino eröffnen?
Aber der Reihe nach. Der so coole wie lässige Frank Klix
nennt 8 Purino-Restaurants sein Eigen. Das Thema Genuss
wurde dem Rheinländer in die Wiege gelegt. Sein Vater hatte
schon eine Metzgerei und er lernte Fleischer. Mit der
Restaurantkette „Mr. BBQ“ ging Klix’ Karriere steil nach
oben, aber beim Verkauf wurde er aufs Kreuz gelegt, denn er
bekam kein Geld. Sein Vater hatte ihn früh gewarnt. „Junge,
denk nicht immer so groß, das tut dir nicht gut.“ Aufgeben?
Frank Klix lag am Boden, k. o. war er noch lange nicht.
Die Rettung aus dieser verfahrenen Situation war weiblich.
Durch seine zweite Lebensgefährtin Daniela kam er mit
Italien in Berührung. Es muss ihm wohl so ähnlich ergangen
sein, wie dem Mann, der „Maria ihm schmeckt’s nicht“
geschrieben hat. Auf einmal hatte er eine große Familie
und saß mit vielen Menschen am Tisch. Es wurde gegessen,
getrunken, gelacht. „Amore, Amore, Amore“, lacht Frank Klix,
der dadurch zwar nicht Italiener wurde, aber etwas kennenlernte,
was er so nicht aus Deutschland kennt: Lebensfreude!
Das wurde für ihn zur Mission. Darauf baute er seine
italienische Restaurantkette Purino auf. Aber langsam, hier
zeigt sich der Perfektionist in ihm. Es dauerte neun Monate,
bis die Sugo so schmeckte, wie er sie haben wollte. Die Rezepturen
für die Pasta sind pur Purino, die Nudeln kommen
aus der eigenen Manufaktur. Hausgemacht ist Ehrensache.
Aber nicht alles, was aus bella Italia kommt, hat auch einen
guten Ruf. Ravioli zum Beispiel wurden in Deutschland
früher nur aus der Dose gegessen. Natürlich sind original
italienische Ravioli eine feine Sache, aber Vorurteile können
hartnäckig sein wie Stubenfliegen. Frank Klix schrieb
einfach Panzerotti auf die Karte und so kamen die Leute auf
den Geschmack. (Panzerotti sind Ravioli, wie sie in Apulien
gemacht werden.) Bei der Pizza überzeugte er seine Gäste
davon, dass Mozzarella besser schmeckt als anderer Käse.
Neuerdings gibt es im Purino sogar Burrata, das ist quasi
Mozzarella 2.0. Beim Olivenöl geht Frank Klix auch in die
Vollen und lässt es gleich in Italien produzieren. Wie es sich
gehört, hat er für Familien ein großes Herz. Kinder bis
sechs Jahren müssen nichts bezahlen, von sieben bis zwölf
Jahren gibt es einen Rabatt. Und auch bei den Getränken ist
Italien pur angesagt. Ein Krug Wein, ja das muss sein. Was
sonst? Das gehört doch auch zur Lebensfreude!
PURINO IN KARLSRUHE
Am Schloss Gottesaue 4, 76131 Karlsruhe
und
Kaiserallee 3, 76133 Karlsruhe (West)
www.purino.de
17
GUT BADISCH
SPECK
Kaffee ist ungesund! Zucker ist
ungesund! Neuerdings gibt es immer
mehr Lebensmittel, die bäh sind.
Wer’s trotzdem isst, wird keine
110 Jahre alt. Fett? Bloß nicht, das
ist der Killer schlechthin.
Wenn dem wirklich so wäre, dann
müsste der Speck schon längst ein
Fall fürs Museum* sein, aber dem ist
bekanntlich nicht so. Baden liebt
Speck. In einer Strauße (Besenwirtschaft)
oder einer zünftigen Wirtschaft
gehört ein Streifen Speck aufs
Vesperbrettle und in einen badischen
Kühlschrank sowieso. Oder in der
Speisekammer hängt gleich eine ganze
Seite. „Für schlechte Zeiten“, sagen die
einen, die anderen wollen was dahaben,
„wenn die Kumpels kommen.“ So oder
so, beide haben recht. Und was wären
Flammkuchen und Zwiebelkuchen ohne
Speck? Die Welt wäre fad, mies und
trostlos.
Warum hat Speck im Badischen solch
einen monumentalen Stellenwert? Vielleicht,
weil der Schwarzwälder Speck hier
erfunden wurde. Es war vor
Hunderten von Jahren, der
Kühlschrank war noch Zukunftsmusik,
als man vor dem
Problem stand, Lebensmittel
haltbar zu machen. Fleisch
konnte man salzen, dörren,
gleich essen (Schlachtfest!)
oder räuchern. Da hat man
was für schlechte Zeiten, oder
wenn der Elsässer endlich
seinen Flammkuchen erfindet
… Scherz beiseite, wenn
Schweinekeulen in den Rauch
gehängt werden, reifen sie
und nehmen ein feines,
würziges Aroma an. Zudem
werden sie nahezu unbegrenzt
haltbar.
Das fand in den Schwarzwaldhäusern
statt, zuerst in der
Küche unter dem Rauchhorizont
(die Häuser hatten
damals noch keinen Kamin!)
und später in der Räucherkammer
auf dem Dachboden.
Damals wie heute: Speck
macht satt, gibt Kraft und dem Leben Würze.
Mit einer Speckschwarte konnte man in jenen
Tagen das machen, was man heute mit Nähmaschinenöl
macht, auch wurden Schlittenkufen
mit der Schwarte poliert und zahnende Babys
bekamen sie zum Kauen. Fürs Vesper und lange
Tagesmärsche war der Speck so gut wie unverzichtbar.
Braucht man heute noch Speck? Bekanntlich
haben Schwarzwälder Speck und Schinken
mächtig Konkurrenz aus Italien und Spanien
bekommen, die auch gut zum Grauburgunder
schmecken. Aber Speck ist alternativlos. So
fest und kernig, aber auch rauchig, fein und
mit Schmelz, sind die anderen alle nicht.
Keiner ist so sehr Schwarzwald wie der Speck.
Das Fett schmeckt übrigens auch gut, saugut
sogar. Vor allem die älteren Semester wissen das.
Man müsste den alten Leuten einfach mal die
richtigen Fragen stellen. Nicht nur das Viertele
Rotwein oder der Knoblauch sind für ein
„langes Leben“ gut, sondern auch der Kernige
mit der Würze des Waldes.
* Tatsächlich gibt es doch schon ein Schwarzwälder
Schinkenmuseum am Feldberg:
schwarzwaelderschinkenmuseum.de
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DIE WEINKOLUMNE
MIT VINCENZO DE BIASE
Wein
Lesen
W EIN TRIFFT INS HERZ
E ST 1973
Weine
zum Kuchen
jedes Land hat seine Traditionen, in England ist es der
Five o’ Clock Tea mit den obligatorischen Keksen und in
Deutschland Kaffee und Kuchen. Italien tickt da anders,
aber Kuchen und Kekse sind nicht unbekannt. An
Sonn- und Feiertagen sowie an Geburtstagen gibt es
Panettone und Torten, eine Colomba, vergleichbar mit
einem Lämmchen, hat an Ostern Tradition. An Weihnachten
wird Buttergebäck geknabbert.
Wer seinen Freunden oder Verwandten eine Freude
machen will, bringt ein Geschenk mit, zum Beispiel etwas
aus der Pasticceria. Köstlich! Aber auch sehr süß. Normalerweise
trinkt man dazu einen Caffè ... Normalerweise. Aber
was wäre, wenn sich ein Gast einen Wein wünscht?
Was gibt’s zu Kaffee und Kuchen? Wein? Ja, so bringt man
auch einen Sommelier ins Grübeln.
Gerade bei den vielen Feiertagen, die anstehen, könnte
diese Situation tatsächlich eintreten. Was gibt’s zu Kaffee
und Kuchen? Einen Grauburgunder würde ich dann
vorschlagen. Vielleicht auch einen feinherben Riesling.
Warum? Die Antwort ist relativ leicht. Weißburgunder und
Müller-Thurgau sind zu leicht. Ein Kuchen, der aus Zucker
und Fett besteht (das macht den Kuchen aus!), braucht
ein starkes Gegenüber. Beim Wein ist der Alkohol der
Geschmacksträger, beim Kuchen ist es das Fett. Also muss
der Weißwein kräftig sein und nur so entsteht Harmonie
im Mund. Dabei ist es egal, ob Apfelkuchen, Marmorkuchen
oder Cremetorten deutsch oder italienisch sind.
Bei einer Eistorte aber würde ich definitiv vom Wein
abraten. Eis und Wein, das passt nicht. Bei einer Linzertorte
sieht die Sache ganz anders aus. Merlot und Spätburgunder
„singen“ mit ihren Beerenaromen ein wunderbares
Duett mit la Torta di Linz. Allerdings sollten die Weine
nicht aus dem Barrique kommen. Auch für meinen
Lieblingskuchen, einen italienischen Schokoladenkuchen,
ist ein Roter der richtige Tropfen.
Wo Wein definitiv eine gute Figur macht, ist beim Backen.
Wie beim „Kochwein“ ist auch der „Keks- und Kuchen-
Wein“ der Wein, den man am Herd bzw. am Backofen
trinkt. Hier würde ich alles empfehlen, was schmeckt.
Mein Tipp: Eine Magnumflasche ist perfekt für zwei
Personen, die Größe reicht für die Backstube und fürs
Essen später auch. Wer hier weiterdenken will, kann
gerne eine Weinprobe mit Keksen und Weinen wagen.
Riesling, Grauburgunder, einen Rosé, nur zu, probieren Sie!
Es erwarten Sie köstliche Bescherungen!
Herzlichst
Ihr
VERITAS-Kolumnist Vincenzo De Biase stammt
aus der Basilicata in Süditalien und lebt und liebt
Wein. „Würde ich noch mal auf die Welt kommen,
würde ich es wieder machen“, sagt er über
seinen Beruf als Sommelier im Europa-Park.
WINZERBEKENNTNISSE
»... dass es zu jeder Stimmung den
Nichts als Wahrheiten. Unsere Mitarbeiter erzählen,
was ihnen zum Wein schmeckt, und andere Bekenntnisse. passenden Wein gibt ...«
Name: Eva Harter // Alter: 28 //
Wohnort: Appenweier-Nesselried //
Leibspeise: Sinigang (ein asiatischer Eintopf)
mit Reis // Hobby: Wein, Wandern, Lesen //
Lieblingsplatz: Moosturm und Lothardenkmal //
An Wein mag ich besonders: ... dass er so
vielfältig und variantenreich ist. //
Wenn ich ein Glas zu viel getrunken habe:
Ich denke, dass man von gutem Wein nie
ein Glas zu viel getrunken haben kann.
Mein Traumpartner für ein Glas Wein:
die perfekte Atmosphäre in ausgelassener
und fröhlicher Gesellschaft
Name: Daniel Föll // Alter: 36 // Wohnort: Hohberg //
Leibspeise: Schwarzwälder Antipasti //
Hobby: Vespafahren durch die Weinberge //
Lieblingsplatz: Überall, wo Wasser ist. //
Mein Traumpartner für ein Glas Wein: ganz klar
meine Frau // Wenn ich ein Glas zu viel getrunken
habe: … hatte ich meist einen schönen Anlass dazu.
An Wein mag ich besonders:
die einzelnen Menschen und
Geschichten dahinter
Name: Sabine Dourthe // Alter: 54 // Wohnort: Renchen //
Leibspeise: Moules-Frites // Hobby: Wein, Joggen, Lesen //
Lieblingsplatz: der heimische Balkon // Mein Traumpartner
für ein Glas Wein: mein Lebensgefährte // An Wein mag
ich besonders: die Vielseitigkeit
Wenn ich ein Glas zu
viel getrunken habe:
... war die Ursache ein
wunderschöner Abend
mit Freunden.
Name: Martin Benz // Alter: 50 //
Wohnort: Oberkirch-Tiergarten //
Leibspeise: Badischer Sauerbraten
mit Nudeln oder Knödeln //
Hobby: Wein, Mountainbikefahren //
Lieblingsplatz: Da gibt es viele, aber
einer davon ist der Moosturm. //
An Wein mag ich besonders: ... dass es zu
jeder Stimmung den passenden Wein gibt.
Wenn ich ein Glas zu viel getrunken habe:
... weiß ich, dass dies nicht das letzte Mal war.
Mein Traumpartner für ein Glas Wein:
ein gut gereifter und kräftiger Bergkäse
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Viel Glück!
TRINKEN & GEWINNEN
Menü für zwei Personen
Gewinnen Sie ein Menü für zwei Personen im Restaurant „Landglück“
in Appenweier-Nesselried.
FRAGE:
„SMS (für dich)“
Der Ausbau des lieblichen
SMS Weins erfolgt auf welche
beiden Arten?
MITMACHEN BIS
29. 02. 2020
Zu gewinnen gibt es ein Menü für zwei Personen im Restaurant „Landglück“ in Appenweier-Nesselried.
Und so geht’s: Einfach die Antwort auf unserer Facebook-Pinnwand (www.facebook.com/oberkircherwinzereG)
posten oder eine E-Mail an info@oberkircher-winzer.de senden.
Alternativ können Sie uns die Lösung auch auf einer Postkarte an folgende Adresse senden: Oberkircher Winzer eG, Renchener Straße 42, 77704 Oberkirch. Nur ausreichend
frankierte Einsendungen mit vollständiger Absenderadresse nehmen an der Verlosung teil. Einsendeschluss ist der 29. 02. 2020. Teilnehmen kann jeder mit Ausnahme der Mitarbeiter
der beteiligten Unternehmen und deren Angehörigen. Eine Barauszahlung des Gewinnes und der Rechtsweg sind ausgeschlossen. Der Gewinner wird schriftlich benachrichtigt.
Gewinner des letzten Gewinnspiels: Roswitha Stibitz, Rheinmünster
SCHÖN
„Das Schöne ist:
Wir sind alle verrückt.
Es gibt nicht einen Winzer,
der nicht einen Vogel hat.“
Eberhard von Kuno, Spitzenwinzer von der Saar,
(zitiert aus der Woche, von Paula Bosch)
WELTWEIT WEIN
Bis ins 19. Jahrhundert wurde in
Brandenburg Wein angebaut. Laut
Volksmund ging die kräftige Säure
„wie eine Säge durch den Hals“.
(Quelle: Bruno Götz „Wein und Kultur“)
GESAGT
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TERMINE & KALENDER
TERMINE
THEMA DATUM ORT
Kulinarische Weinwanderung
„Von der
Höll ins Paradies“
29. September 2019 Oberkirch
Ortenauer Weinfest
27. – 30.
September 2019
Offenburg
© Christoph Lötsch
Rebhäusle
Weinwanderung
6. Oktober 2019
Oberkircher
Winzer eG
ORTENAUER WEINFEST
Das Ortenauer Weinfest läutet den Herbst ein
und präsentiert das Weinparadies Ortenau von
seiner schönsten Seite. Wer den feinen Tropfen
liebt, muss da hin! Außerdem trifft man dort
die Freunde und Essen und Musik gibt’s auch.
Darauf einen Tusch!
WeinHerbst Köln 19. + 20. Oktober 2019 Sartoy Säle Köln
Weinmesse
Düsseldorf
9. + 10. November 2019 Hotel
InterContinental
Nähere Infos zu den einzelnen Veranstaltungen erhalten Sie auf
unserer Website unter: www.oberkircher-winzer.de
KALENDER 2019
MUSIK & KUNST DATUM ORT
© Olaf Heine / mediaPool
Berge
Peter Kraus
Goitse
Samstag,
28. September 2019
Freitag,
25. Oktober 2019
Samstag,
2. November 2019
Jazzhaus, Freiburg
Festspielhaus
Baden-Baden
Salmen, Offenburg
SCHLAG AUF SCHLAG!
Keine Frage, Michael Mittermeier ist
ein Schwergewicht in der deutschen
Comedy-Szene. Sein achtes Live-
Programm läuft unter „LUCKY PUNCH
– Die Todes-Wuchtl schlägt zurück“
und ist klassische Stand-up-Comedy.
Der bayrische Komiker teilt aus.
Ein Mann, ein Mikro, keine Regeln.
Aldous Harding
Michael Mittermeier
„Lucky Punch“
Anatevka
Mittwoch,
13. November 2019
Donnerstag,
28. November 2019
Freitag,
6. Dezember 2019
La Laiterie Club,
Straßburg
Oberrheinhalle,
Offenburg
Opéra national
du Rhin, Straßburg
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UNTERHALTUNG
Humor
1
Rätsel
1. Qualifizierte und technische
Führungskraft im Weinbetrieb.
2. Getränk aus Rotwein und Cola.
3. Griechischer Gott des Weines.
2
4. Fachbegriff für Weinpresse.
5. Sekt und Champagner werden auch als ... bezeichnet.
6. Weingeschmack in Mund und Rachenraum.
2
3
4
6
5
6
3
1
Lösung
4
1. 2. 3. 4.
5. 6.
Die Lösung finden Sie ab dem 29.02.2020 auf unserer
Facebook-Seite oder unter: www.oberkircher-winzer.de
5
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#WANDERN
Wandern in abwechslungsreicher Landschaft: von sonnigen Weinbergen
durch mystische Tannenwälder bis hin zum einmaligen Hochmoor der Hornisgrinde
weit über dem Mummelsee mit grandiosem Blick – so spannend ist das Achertal!
#WEIN & BRÄNDE
Weinfeste, Winzerkellerbesichtigungen, Edelbrandproben, Verkostungen oder kulinarische
Wanderungen – genießen Sie die edelsten Tropfen dieser traditionsreichen Anbaugegend.
14. – 15. Sept.
Weinfest rund um den
Winzerkeller Waldulm
Highlight am Freitag: Die Schürzenjäger live!
20. – 22. Sept.
Winzerkirwi Kappelrodeck
Highlight am Freitag:
Original Kappler Schlager-Nacht!
#WILDE ABENTEUER
Erleben Sie das Achertal in seiner herbstlichen Farbenpracht auf dem abenteuerlichen Klettersteig Karlsruher Grat,
der Sie mit einer wundervollen Panoramaaussicht belohnt, oder beim Besuch des sagenumwobenen Edelfrauengrabes
mit seinem wildromantischen Wasserfall.
Neu ab 2020: Der Kappelrodecker Hexensteig!
Nähere Auskünfte: Tourist-Information Achertal
Hauptstraße 65, 77876 Kappelrodeck
Tel. 0 78 42 / 1 94 33, tourist-info@achertal.de
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