Nr. 25 (II-2019) - Osnabrücker Wissen
Nr. 25 (II-2019) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
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Stadt und Landgeschichten<br />
Bild unten rechts © Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück / Pinsel © Krugloff; Adobe Stock<br />
Block in sorgfältiger Handarbeit freipräpariert,<br />
dabei jeder Arbeitsschritt<br />
genauestens dokumentiert und fotografisch<br />
festgehalten.<br />
WIE DATIERT MAN EIGENTLICH?<br />
Wenn alles so weit freigelegt ist, kann<br />
z. B. der Leichenbrand aus dem Inneren<br />
der Urne untersucht und datiert<br />
werden. Aber wie genau funktioniert<br />
dies? Naturwissenschaft spielt neben<br />
der formenkundlichen Einordnung<br />
eine wichtige Rolle bei der Altersbestimmung<br />
archäologischer Funde und<br />
Befunde. Am bekanntesten ist die<br />
Radiokarbonmethode, auch C14-Datierung<br />
genannt. Alle lebenden Organismen<br />
nehmen über die Nahrung<br />
Kohlenstoff auf, darunter auch winzige<br />
Mengen des radioaktiven Kohlenstoffisotops<br />
14 C. Nach dem Tod des<br />
Lebewesens zerfällt dieses mit einer<br />
bestimmen Halbwertszeit. Misst man<br />
das Verhältnis des stabilen Kohlenstoffes<br />
zu dem noch vorhandenen<br />
14<br />
C-Gehalt, kann man das Alter der<br />
Probe errechnen. Dieses Verfahren<br />
liefert keine jahrgenaue Datierung,<br />
sondern benennt eine Zeitspanne<br />
von einigen Jahrzehnten, in der zu<br />
über 95% Wahrscheinlichkeit das tatsächliche<br />
Alter der Probe liegt.<br />
Bedauerlicherweise ist der Zerfallsprozess<br />
durch die Jahrtausende nicht<br />
gleichmäßig. Für gewisse Zeitabschnitte<br />
ist daher eine genaue Datierung<br />
schwierig – zum Beispiel in der<br />
vorrömischen Eisenzeit! Durch die<br />
Kalibrierung, also den Abgleich der<br />
gewonnenen Daten mit denjenigen<br />
aus anderen naturwissenschaftlichen<br />
Untersuchungen, vor allem der<br />
Dendrochronologie („Baumringdatierung“),<br />
versucht man die Ergebnisse<br />
zu verfeinern. Wichtig ist auch,<br />
welche Proben analysiert werden:<br />
Optimal sind Knochen von relativ<br />
kurzlebigen Lebewesen oder verkohltes<br />
Getreide. Die Existenz von<br />
14<br />
C und dessen Nutzen zur Datierung<br />
wies der amerikanische Chemiker<br />
Willard Libby nach und erhielt dafür<br />
1960 den Nobelpreis. Seitdem wurde<br />
die Methode verfeinert und die Halbwertszeit<br />
auf 5.730 Jahre bestimmt.<br />
Archäologische Proben wie Holzkohle<br />
aus Mauerwerksmörtel, Knochen und<br />
andere organische Stoffe können in<br />
Laboren weltweit analysiert werden,<br />
schon wenige Gramm reichen aus.<br />
Wie die archäologischen und naturwissenschaftlichen<br />
Untersuchungen<br />
der Gräber belegten, diente das Areal<br />
auf der Nöschkenheide in Bersenbrück<br />
viele hundert Jahre lang als<br />
Bestattungsplatz. Nun wissen wir<br />
nicht nur wie alt die einzelnen Bestattungen<br />
sind, sondern auch über<br />
ihre zeitliche Abfolge Bescheid. Die<br />
Radiokarbonmethode ist also ein unverzichtbares<br />
Mittel in der archäologischen<br />
Forschung. Darüber hinaus<br />
kann der Leichenbrand anthropologisch<br />
analysiert werden. So lassen<br />
sich beispielsweise Alter, Geschlecht<br />
und Körperhöhe der Verstorbenen<br />
herausfinden.<br />
Autorin: Judith Franzen<br />
Nach dem Öffnen der Gipskapsel wird die Urne<br />
Stück für Stück freigelegt. Die ersten Knochenfragmente<br />
kommen langsam zum Vorschein.<br />
Diese lassen sich anschließend im Labor mittels<br />
der C14-Methode datieren.<br />
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