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STAHL + TECHNIK 11 2019 Leseprobe

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Ausgabe November <strong>2019</strong><br />

<strong>11</strong><br />

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hüttentag<br />

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3-D-Druck<br />

wirtschaft<br />

Statements von<br />

Stahlproduzenten und<br />

Anlagenlieferanten<br />

Moderne Verkokungstechnologien<br />

zur Erzeugung<br />

von hochqualitativem Koks<br />

Additive Fertigung:<br />

Die Stahlindustrie erhöht den<br />

Druck<br />

Künstliche Intelligenz<br />

systematisch in die<br />

Produktion einführen


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EDITORIAL | 3<br />

Willkommen auf dem HÜTTENTAG,<br />

dem neuen Treffpunkt der Stahlindustrie!<br />

unter dem Motto „Tradition bewahren, Zukunft gestalten“ feiert am 7. November unser<br />

HÜTTENTAG in der Messe Essen seine Premiere. Der fachliche Austausch und das<br />

Networking in der Stahlbranche haben von jeher eine lange Tradition, die wir durch<br />

unseren neuen HÜTTENTAG mit frischen Akzenten versehen und mit einem abwechslungsreichen<br />

Programm in einer außergewöhnlichen Location fortsetzen. So soll der<br />

HÜTTENTAG in Essen zum neuen, jährlichen Treffpunkt der Stahlindustrie werden.<br />

Der HÜTTENTAG in Essen ist eine gemeinsame Veranstaltung der DVS Media GmbH<br />

und der Messe Essen GmbH. Unser gemeinsames Ziel ist es, die Branche zusammenzubringen<br />

und aktuelle Fragestellungen der Stahlindustrie in den Fokus zu rücken. Der<br />

HÜTTENTAG <strong>2019</strong> richtet sich daher nicht nur an Experten, sondern an alle Interessierten<br />

aus der Stahlindustrie und bietet ein entsprechend breit gefächertes Programm.<br />

Ein wichtiger Themenschwerpunkt ist dabei die CO 2 -freie Stahlerzeugung, aber auch<br />

andere aktuelle Themen wie die Digitalisierung oder die Additive Fertigung werden auf<br />

dem HÜTTENTAG <strong>2019</strong> in Keynotes, einer interessanten Podiumsdiskussion und Fachvorträgen<br />

in den Fokus gerückt. Eine begleitende Fachausstellung sowie der gesellige<br />

Hüttenabend laden zum Dialog und Netzwerken ein.<br />

Die Redaktion freut sich<br />

darauf, viele Leser und<br />

Bekannte auf dem neuen<br />

Branchentreff am<br />

7. November in Essen<br />

an unserem Stand zu<br />

begrüßen.<br />

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neue Herausforderungen in der Zukunft.<br />

Feiern Sie mit uns diese Premiere – wir laden Sie herzlich dazu ein!<br />

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Dirk Sieben<br />

Geschäftsführer DVS Media GmbH<br />

Dipl.-Ing. Ulrich Ratzek<br />

Chefredakteur<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


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6 | INHALT<br />

Kurznachrichten<br />

8 thyssenkrupp: Personelle<br />

Veränderungen an der Spitze<br />

des Unternehmens<br />

10 Dillinger und Saarstahl<br />

richten sich neu aus und<br />

bauen Stellen ab<br />

<strong>11</strong> Machbarkeitsstudie zur<br />

Produktion von klimafreundlichem<br />

Wasserstoff<br />

12 thyssenkrupp Rasselstein<br />

modernisiert Tandemstraße<br />

15 voestalpine steigert<br />

Forschungsbudget erheblich<br />

Statements<br />

28 ArcelorMittal Hamburg: Mit<br />

Windkraft und Wasserstoff<br />

zu grünem Stahl<br />

31 Max Aicher: Nachhaltige<br />

Stahlproduktion, Recycling<br />

und Umweltschutz in Bayern<br />

36 Primetals Technologies: Die<br />

Zukunft der Stahlerzeugung<br />

ist grün<br />

40 Paul Wurth: Eine Industrie im<br />

Wandel<br />

44 Inteco: Potenziale erkennen<br />

und zu Stärken entwickeln<br />

48 LOI Thermprocess:<br />

Vergütung trifft auf<br />

Metallurgie<br />

Neues aus der Industrie<br />

50 Steel meets Refractory<br />

erfolgreich gestartet<br />

51 thyssenkrupp baut<br />

Entwicklungszentrum für<br />

Windkraft weiter aus<br />

40<br />

52 Oxygenstahlwerk in<br />

Duisburg-Bruckhausen feiert<br />

50-jähriges Jubiläum<br />

Technik<br />

54 Moderne Verkokungstechnologien<br />

zur Erzeugung von<br />

hochqualitativem Koks<br />

60 Die Stahlindustrie erhöht<br />

den Druck<br />

64 Neue Haubensysteme zur<br />

nachhaltigen Produktion von<br />

Schmiedeblöcken<br />

68 Lernendes Stahlwerk<br />

ermöglicht hochflexible,<br />

hochrentable<br />

Bandproduktion<br />

78 Ausfallzeiten minimieren<br />

durch smarte<br />

Bolzentechnologie<br />

84 Flexible Vernetzungsmöglichkeiten<br />

für Industrie 4.0<br />

88 Oberflächenqualität: Defekte<br />

zuverlässiger klassifizieren<br />

92 Sekundärrohstoffe schonen<br />

natürliche Ressourcen<br />

Stahlverarbeitung<br />

94 Ringtrennmaschine wird zum<br />

Bearbeitungszentrum<br />

96 Servopresse in kompakter<br />

Bauweise mit Quer- statt<br />

Längswellenantrieb<br />

98 Schnelle Wirbelbetttechnik<br />

sichert hohe<br />

Werkzeug qualität<br />

99 Brikettieren optimiert die<br />

Spänelogistik<br />

100 Bremsscheiben effektiv<br />

schützen durch neues<br />

Beschichtungsverfahren<br />

104 Neuartige Beschichtung für<br />

robustere Wälzlagerringe<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


Anzeige Stahl und Technik Titelseite.indd 1 17.10.<strong>2019</strong> 12:56:38<br />

INHALT | 7<br />

78<br />

84<br />

Wirtschaft<br />

106 Künstliche Intelligenz<br />

systematisch in die<br />

Produktion einführen<br />

Stahlhandel<br />

<strong>11</strong>0 Verschiedene Produktivitätssteigerungen<br />

im Stahlhandel<br />

Karriere<br />

<strong>11</strong>2 Die Krise, den Umbruch als<br />

Chance nutzen<br />

Rubriken<br />

3 Editorial<br />

8 Personalien<br />

8 Kurznachrichten<br />

22 Internationale News<br />

109 Firmenschriften<br />

<strong>11</strong>6 Recht<br />

121 Terminkalender<br />

122 Inserentenverzeichnis<br />

122 Vorschau, Impressum<br />

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Panorama<br />

<strong>11</strong>7 Bergbau und Metallverarbeitung<br />

in Sulzbach-Rosenberg<br />

120 Neue Münze mit grünem<br />

Polymerring angeprägt<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


8 | PERSONALIEN, KURZNACHRICHTEN<br />

thyssenkrupp: Personelle Veränderungen an der Spitze des Unternehmens<br />

Martina Merz hat am 1. Oktober den Vorstandsvorsitz<br />

(CEO) der thyssenkrupp AG<br />

übernommen. Das hat der Aufsichtsrat<br />

der thyssenkrupp AG in einer außerordentlichen<br />

Sitzung Ende September einstimmig<br />

beschlossen.<br />

Guido Kerkhoff beendet sein Vorstandsmandat<br />

bei thyssenkrupp und übergibt<br />

den Vorsitz an Martina Merz (Foto:<br />

thyssenkrupp)<br />

Die bisherige Aufsichtsratsvorsitzende<br />

wird für eine Dauer von maximal zwölf<br />

Monaten in den Konzernvorstand entsandt,<br />

danach kehrt sie in den Aufsichtsrat<br />

zurück. Mit dem bisherigen CEO Guido<br />

Kerkhoff hat sich der Aufsichtsrat auf<br />

die einvernehmliche Auflösung seines<br />

Vorstandsmandats geeinigt.<br />

Mit der Entsendung von Martina Merz<br />

ist der Aufsichtsrat den Empfehlungen des<br />

Personalausschusses gefolgt. Außerdem<br />

hat der Aufsichtsrat mit Wirkung zum<br />

1. Oktober Dr. Klaus Keysberg in den Vorstand<br />

der thyssenkrupp AG bestellt. Keysberg,<br />

der im Konzernvorstand für die Materialgeschäfte<br />

verantwortlich sein wird, ist<br />

seit 1996 in verschiedenen Funktionen bei<br />

thyssenkrupp tätig, seit Anfang des Jahres<br />

als CEO der Business Area Materials<br />

Services. Diesen Posten wird er bis zur<br />

Bestellung eines Nachfolgers in Personalunion<br />

weiter ausüben.<br />

Nachfolger von Martina Merz an der<br />

Spitze des Aufsichtsrats wird Prof. Dr.<br />

Siegfried Russwurm. Der ehemalige Siemens-Vorstand<br />

gehört dem Aufsichtsrat<br />

seit April <strong>2019</strong> an.<br />

Carsten Spohr hat dem Vorstand der<br />

thyssenkrupp AG Ende September mitgeteilt,<br />

dass er mit sofortiger Wirkung<br />

sein Mandat als Mitglied des Aufsichtsrats<br />

der thyssenkrupp AG niederlegt. Die<br />

Niederlegung erfolgt, um das Entstehen<br />

einer Überkreuzverflechtung (§ 100 Abs.<br />

2 Satz 1 Nr. 3 AktG) in Folge der Bestellung<br />

von Martina Merz zur Vorstandsvorsitzenden<br />

der thyssenkrupp AG auszuschließen.<br />

Martina Merz ist seit 2016<br />

Mitglied des Aufsichtsrats der Deutsche<br />

Lufthansa AG. Carsten Spohr gehörte<br />

dem Aufsichtsrat der thyssenkrupp AG<br />

seit 2013 an. Mit seiner Niederlegung<br />

ermöglicht er es, dass Martina Merz zur<br />

Vorsitzenden des Vorstands der<br />

thyssenkrupp AG berufen werden und<br />

gleichzeitig im Aufsichtsrat der Deutsche<br />

Lufthansa AG verbleiben kann.<br />

Ein Grund für die Demissionierung des<br />

Vorstandsvorsitzenden Guido Kerkhoff<br />

wurde vom Unternehmen nicht benannt.<br />

In verschiedenen Presseberichten wurde<br />

über Differenzen zwischen dem Vorstandsvorsitzenden<br />

und dem Aufsichtsrat<br />

bezüglich einer Sonderdividende nach<br />

dem Verkauf der Aufzugssparte des Unternehmens<br />

gemutmaßt.<br />

G. Kerkhoff stand erst seit Juli 2018 an<br />

der Spitze des Vorstands von thyssenkrupp,<br />

nachdem Heinrich Hiesinger den<br />

Vorstandsvorsitz niedergelegt hatte. Davor<br />

war Kerkhoff seit April 20<strong>11</strong> Mitglied des<br />

Vorstands und CFO der thyssenkrupp AG.<br />

Die im Mai <strong>2019</strong> angekündigte und vom<br />

Aufsichtsrat einstimmig beschlossene<br />

Neuausrichtung des Konzerns werde konsequent<br />

fortgesetzt, verkündete das<br />

Unternehmen Ende September. Die drei<br />

Schwerpunkte „Performance first“, „flexibles<br />

Portfolio“ und „effiziente Organisation“<br />

stünden dabei im Mittelpunkt.<br />

• thyssenkrupp, Handelsblatt, Rheinische<br />

Post<br />

Wirtschaftsvereinigung Stahl sieht Entscheidungen des Klimakabinetts kritisch<br />

Die Wirtschaftsvereinigung Stahl sieht<br />

den Beschluss des Klimakabinetts vom<br />

20. September, sich für einen Mindestpreis<br />

im europäischen Emissionsrechtehandel<br />

(EU-ETS) einzusetzen, mit Sorge.<br />

Die Stahlindustrie in Deutschland und<br />

Europa ist in der kommenden Handelsperiode<br />

2021 bis 2030 mit einer massiven<br />

Minderzuteilung von durchschnittlich 20 %<br />

der Emissionen sogar für die effizientesten<br />

Anlagen konfrontiert. „Der Kauf von Zertifikaten<br />

und höhere Strompreise drohen zu<br />

massiven internationalen Wettbewerbsnachteilen<br />

zu führen und sind auch ein gravierendes<br />

Hemmnis für Klimaschutzinvestitionen.<br />

Ein europäischer Mindestpreis<br />

könnte dieses Problem deutlich verschärfen“,<br />

warnt Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident<br />

der Wirtschaftsvereinigung Stahl.<br />

Zudem würde die langfristig angestrebte<br />

Erweiterung des EU-ETS um die Sektoren<br />

Verkehr und Gebäude zu einer erheblichen<br />

Steigerung des Zertifikatspreises führen.<br />

„Statt den EU-Emissionsrechtehandel<br />

weiter zu verschärfen, sollte sich die Bundesregierung<br />

dringend für eine vollumfassende<br />

Kompensation der emissionshandelsbedingten<br />

Strompreissteigerungen<br />

einsetzen“, fordert Kerkhoff.<br />

Mit Blick auf die Industrie fordert die<br />

Wirtschaftsvereinigung Stahl darüber hinaus<br />

einen Perspektivwechsel. „Die politische<br />

Debatte hat sich in den vergangenen<br />

Wochen und Monaten fast ausschließlich<br />

auf die Frage einer CO 2 -Bepreisung für<br />

Sektoren wie Verkehr und Gebäude konzentriert.<br />

Nun müssen verstärkt die<br />

politischen Rahmenbedingungen für die<br />

Klimaschutzanstrengungen der energieintensiven<br />

Industriebranchen in den Blick<br />

genommen werden“, erklärt Kerkhoff.<br />

„Die Stahlindustrie in Deutschland will<br />

einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der<br />

Klimaziele erbringen. Es sollten deshalb<br />

zügig politische Instrumente erarbeitet<br />

werden, mit denen Klimaschutzinvestitionen,<br />

wie die Einführung von CO 2 -armen<br />

Produktionsverfahren in der Stahlindustrie,<br />

wirksam flankiert und gefördert werden<br />

können“, so der Verbandspräsident.<br />

• Wirtschaftsvereinigung Stahl<br />

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10 | KURZNACHRICHTEN<br />

Dillinger und Saarstahl richten sich neu aus und bauen Stellen ab<br />

Dillinger und Saarstahl haben eine integrierte<br />

Strategie zum Umbau zur CO 2 -<br />

freien Produktion mit dem Ziel einer<br />

zweistelligen Profitabilität bekannt<br />

gegeben. Grundlage dafür sind Kosteneinsparungen<br />

in Höhe von 250 Mio. € und<br />

ein Stellenabbau von 1.500 Stellen sowie<br />

ein Outsourcing von 1.000 Stellen.<br />

Die Unternehmen der saarländischen Stahlindustrie planen Kosteneinsparungen in<br />

Höhe von 250 Mio. € (Foto: Dillinger)<br />

Die saarländische Stahlindustrie richtet<br />

sich neu aus. „Wir produzieren hervorragende<br />

Stähle, die zu den besten der Welt<br />

gehören und die bei unseren Kunden<br />

gefragt sind. Unsere Produkte werden wir<br />

gemeinsam mit unseren Kunden weiterentwickeln.<br />

Wir werden eine umfassende<br />

Vertriebsoffensive starten. Das Engagement<br />

unserer Mitarbeiter ist hoch. Gleichzeitig<br />

haben wir im Vergleich zum Wettbewerb<br />

zu hohe Kosten. Wir werden<br />

unsere Strukturen und Prozesse entsprechend<br />

in den nächsten Monaten anpassen.<br />

Ziel ist eine zweistellige Profitabilität,<br />

die uns ausreichend Spielraum für Wachstumsinvestitionen<br />

gibt. Darüber hinaus<br />

richten wir das Gesamtunternehmen auf<br />

CO 2 -freie Technologien aus. Gleichzeitig<br />

erwarten wir von der Politik einen fairen<br />

Wettbewerbsrahmen und die kurzfristige<br />

Zurverfügungstellung ausreichender Mittel,<br />

um den Transferprozess umsetzen zu<br />

können. Wir wollen, dass die modernste<br />

Stahlindustrie hier im Saarland steht“, so<br />

Tim Hartmann, Vorstandsvorsitzender von<br />

Dillinger und Saarstahl.<br />

Die anhaltende strukturelle Krise auf<br />

dem globalen Stahlmarkt und die teilweisen<br />

konjunkturellen Nachfragerückgänge<br />

in einigen Segmenten wie der Automobilindustrie<br />

und dem Maschinenbau sowie<br />

die steigenden Kosten des CO 2 -Zertifikatesystems<br />

haben die Unternehmen dazu<br />

veranlasst, einen integrierten Strategieprozess<br />

aufzusetzen, um Maßnahmen zur<br />

Zukunftssicherung zu erarbeiten und auf<br />

den Weg zu bringen. Ende September<br />

wurden erste Ergebnisse aus dem laufenden<br />

Strategieprozess den Aufsichtsgremien<br />

der Unternehmen vorgestellt. Ebenso<br />

fanden Informationsveranstaltungen<br />

statt, um den Mitarbeitern die Strategie zu<br />

erläutern.<br />

Die Unternehmen haben das Ziel<br />

gesetzt, Kosten in Höhe von 250 Mio. €/a<br />

einzusparen. Davon sollen 60 % über Einsparungen<br />

im Material- und Fremdleistungsaufwand<br />

und 40 % im Personalaufwand<br />

erreicht werden. Damit seien ein<br />

Abbau von 1.500 Stellen sowie ein Outsourcing<br />

von 1.000 Stellen im Saarland<br />

verbunden.<br />

Die stellenbezogenen Maßnahmen sollen<br />

u.a. über Änderungen der Prozesse und<br />

Strukturen sowie über die Steigerung der<br />

Produktivität, durch die Abschaffung von<br />

Doppelstrukturen und durch Schließung<br />

oder Auslagerung von Bereichen erreicht<br />

werden. Die genannten Personalmaßnahmen<br />

sollen sozial verträglich in den nächsten<br />

drei Jahren umgesetzt werden. Die<br />

Unternehmen seien bereit, unter der<br />

Bedingung einer einvernehmlichen Regelung<br />

zu entsprechenden Instrumenten, auf<br />

betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.<br />

Mit den Mitbestimmungsgremien sollen<br />

diesbezüglich kurzfristig Gespräche<br />

aufgenommen werden. Die Saarstahl AG<br />

fährt seit September bereits Kurzarbeit.<br />

„Zum ersten Mal haben gemeinsam<br />

besetzte Expertenteams von Saarstahl,<br />

Dillinger und SHS die strategischen Ziele<br />

für die Zukunft erarbeitet“, erklärte Tim<br />

Hartmann, und weiter: „Ergebnis aus dem<br />

Prozess sind klar definierte Ziele und ein<br />

detaillierter Maßnahmenplan für die nächsten<br />

Jahre. Wir sind davon überzeugt, dass<br />

es uns damit gelingen wird, die dargestellten<br />

Herausforderungen zu meistern und<br />

uns zukunftssicher zu machen.“<br />

Ein zentraler Baustein ist eine offensive<br />

Neuausrichtung der Geschäftsstrategie,<br />

die eine konsequente Steuerung in Richtung<br />

innovativer und hochqualitativer Produkte<br />

für die Kunden vorsieht. Die aufgesetzten<br />

Maßnahmen tragen dazu bei,<br />

robuster, profitabler und zukunftsorientierter<br />

zu werden. Im Rahmen der laufenden<br />

Erarbeitung einer CO 2 -Strategie werden<br />

Optionen für den schrittweisen Umbau zur<br />

CO 2 -freien Produktion entwickelt. Hier fordern<br />

die Unternehmen von der Politik,<br />

dass sehr schnell eine klare Planbarkeit<br />

und ein Rahmen für einen fairen Wettbewerb<br />

sowie für die erforderlichen Fördermittel<br />

geschaffen werden.<br />

„Wir stehen zu dem Generationenvertrag<br />

und brauchen die Unterstützung und<br />

den Willen aller Mitarbeiter, die Herausforderungen<br />

anzunehmen und die Transformation<br />

mit Mut und Entschlossenheit mitzugestalten“,<br />

bekräftigte Tim Hartmann.<br />

• Dillinger, Saarstahl und SHS Holding<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


KURZNACHRICHTEN | <strong>11</strong><br />

Machbarkeitsstudie zu<br />

klimafreundlichem<br />

Wasserstoff gestartet<br />

Der Stahlhersteller thyssenkrupp Steel<br />

Europe, das norwegische Energieunternehmen<br />

Equinor und die Erdgasfernleitungsnetzbetreiberin<br />

Open Grid Europe<br />

haben eine gemeinsame Machbarkeitsstudie<br />

gestartet. Diese soll Wege für die<br />

dekarbonisierte Produktion von „blauem“<br />

Wasserstoff auf Basis von Erdgas<br />

sowie die Versorgung des größten deutschen<br />

Stahlwerks in Duisburg mit diesem<br />

Wasserstoff prüfen.<br />

Ausgangspunkt der Studie ist die Produktion<br />

von Wasserstoff aus Erdgas und die<br />

dauerhafte Offshorespeicherung des<br />

dabei entstehenden Kohlendioxids, möglicherweise<br />

im Rahmen des von Equinor<br />

betriebenen Speicherprojekts „Northern<br />

Lights“ auf dem norwegischen Schelf. In<br />

der Studie werden mehrere Optionen für<br />

die Gewinnung und den Transport von<br />

Wasserstoff zum thyssenkrupp-Standort<br />

sowie Optionen für den Transport und die<br />

Speicherung von Kohlendioxid untersucht.<br />

Open Grid Europe (OGE) wird ihr Wissen<br />

über die Weiterleitung und den Transport<br />

von Gasen in die Studie einbringen.<br />

„Wir betrachten Wasserstoff als den<br />

Schlüssel zu einer klimafreundlichen<br />

Zukunft. Wir begrüßen daher auch die<br />

Absicht der Bundesregierung, eine bundesweite<br />

Wasserstoffstrategie auf den<br />

Weg zu bringen“, so Dr. Arnd Köfler,<br />

Mitglied des Vorstands und Produktionsverantwortlicher<br />

von thyssenkrupp<br />

Steel Europe. „Langfristig besteht<br />

unser Ziel darin, die Nutzung von Wasserstoff<br />

aus erneuerbaren Energien zu<br />

erhöhen.“<br />

Equinor ist sich der Bedeutung von<br />

Wasserstoff für den Übergang zu einer<br />

kohlenstoffarmen Gesellschaft bewusst.<br />

„Neue Märkte und neue Technologien entstehen.<br />

Wir wollen diese Chancen nutzen”,<br />

betonte Stephen Bull, Senior Vice<br />

President Wind and Low Carbon Solutions<br />

bei Equinor. „Wir sondieren verschiedene<br />

neue Geschäftsideen, die auf die Reformierung<br />

von Erdgas in Wasserstoff und<br />

die Kohlenstoffabtrennung und -speicherung<br />

unter dem Meeresboden setzen. So<br />

können wir unsere Kunden in den Sektoren<br />

Energie, Industrie, Transport und Wärme<br />

dabei unterstützen, ihre Klimaziele zu<br />

erreichen.”<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong><br />

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12 | KURZNACHRICHTEN<br />

„Wasserstoff ist eine echte Chance,<br />

um Klimaneutralität zu erreichen. Um das<br />

Potenzial zu nutzen, müssen wir die<br />

Wasserstofftechnologie aktiv weiterentwickeln<br />

und in wirtschaftlich tragfähige<br />

Geschäftsmodelle entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette überführen.<br />

Die Politik sollte dies mit einem modernen<br />

ordnungspolitischen und regulatorischen<br />

Rahmen fördern, der auf die<br />

Klimaschutzziele einzahlt“, so Dr. Jörg<br />

Bergmann, Sprecher der Geschäftsführung<br />

von OGE.<br />

thyssenkrupp Steel Europe prüft mögliche<br />

Wege, um eine ausreichende Wasserstoffversorgung<br />

für die Umstellung der<br />

Stahlproduktion sicherzustellen und das<br />

Ziel von thyssenkrupp zu erreichen, bis<br />

2050 ein klimaneutrales Unternehmen zu<br />

werden. Das Unternehmen verfolgt derzeit<br />

zwei technologische Ansätze: zum einen<br />

die Vermeidung von Kohlendioxidemissionen<br />

durch Einblasen von Wasserstoff<br />

anstelle von Kohlenstaub in seine Hochöfen<br />

und die Verwendung von Wasserstoff<br />

zur Herstellung von Eisenschwamm.<br />

Zum anderen Carbon2Chem: Dabei<br />

handelt es sich um ein Verfahren zur<br />

Abscheidung und Weiterverarbeitung von<br />

Kuppelgasen zu nachhaltigen Chemikalien.<br />

Das Verfahren basiert auf der technologischen<br />

Kompetenz von thyssenkrupp<br />

Industrial Solutions im Bereich<br />

alkalische Wasserelektrolyse und nachgelagerten<br />

Prozessschritten.<br />

• thyssenkrupp Steel Europe<br />

thyssenkrupp Rasselstein modernisiert Tandemstraße mit Ölauftragssystem<br />

thyssenkrupp Rasselstein GmbH hat der<br />

SMS group den Auftrag über die<br />

Modernisierung des Ölauftragssystems<br />

der sechsgerüstigen Kalt-Tandemstraße<br />

Nr. 2 erteilt.<br />

Mit der aktuellen Modernisierung durch<br />

die SMS group möchte thyssenkrupp<br />

Rasselstein das Ölauftragssystem der<br />

Kalt-Tandemstraße auch an die zukünftig<br />

kontinuierlich steigenden Marktanforderungen<br />

bezüglich Produktqualität anpassen<br />

und damit ihre Marktposition weiter<br />

ausbauen. Die sechsgerüstige Kalt-Tandemstraße<br />

Nr. 2 galt bei ihrer Inbetriebnahme<br />

im Jahr 1971 als modernste<br />

Kaltwalzanlage dieses Typs in der Bundesrepublik<br />

Deutschland. Sie verfügte bereits<br />

über einen hohen Automatisierungsgrad<br />

und erzielte bei Walzgeschwindigkeiten bis<br />

zu 2.400 m/min sehr gute Bandqualitäten.<br />

Mit der Modernisierung soll ein hohes<br />

Maß an Flexibilität in Bezug auf die Steuerung<br />

und Regelung verschiedenster prozessbeeinflussender<br />

Parameter zur Erzeugung<br />

modernster Endprodukte erzielt<br />

werden. Neben der konstruktiven Auslegung,<br />

der Lieferung der mechanischen Einrichtungen<br />

sowie der Elektrik und Automation<br />

sind die Demontage des Altsystems<br />

sowie die Montage und Inbetriebnahme<br />

der neuen Einrichtungen Auftragsbestandteil<br />

der SMS group und der Lux Automation<br />

GmbH, einem Unternehmen der SMS<br />

group. Die Modernisierung der Tandemstraße<br />

soll in zwei Baustufen realisiert werden.<br />

Die Inbetriebnahme der zweiten Baustufe<br />

ist für 2021 geplant.<br />

• SMS group<br />

Die sechsgerüstige Tandemstraße der<br />

thyssenkrupp Rasselstein GmbH erhält<br />

von SMS group ein neues, prozessoptimiertes<br />

Ölauftragssystem (Foto: thyssenkrupp<br />

Rasselstein)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


KURZNACHRICHTEN | 13<br />

Dritte Tuchfilteranlage für die Sinteranlagen bei thyssenkrupp in Duisburg nimmt Form an<br />

Der Klimawandel beherrscht die Schlagzeilen<br />

und stellt andere Umweltthemen<br />

in den Schatten. Neben CO 2 sind aber<br />

auch andere Stoffe ein wichtiges Thema<br />

beim Umweltschutz. Dazu gehört etwa<br />

Feinstaub, der u.a. an Sinteranlagen in<br />

der Stahlproduktion entsteht.<br />

Deswegen hat thyssenkrupp Steel am<br />

Standort Duisburg insgesamt rd. 100<br />

Mio. € in ein Tuchfilterprojekt investiert,<br />

um die Abluft der Sinteranlage zu reinigen.<br />

Schon im Frühjahr 2020 soll dann auch die<br />

letzte von drei Tuchfilteranlagen in den<br />

Betrieb gehen. Beim Bau dieser Anlage<br />

wurde nun ein weiterer Teil des Filters in<br />

Position gebracht: mit einem Gewicht von<br />

17 t keine leichte Aufgabe, für die zwei große<br />

80- und 220-t-Krane bereitstanden.<br />

Beim „Sintern“ werden Eisenerze mit<br />

Koks und anderen Stoffen wie Kalk vermischt,<br />

auf rd. 1.200 °C erhitzt und zusammengebacken.<br />

Um den Koks zu verbrennen,<br />

wird mit großen Gebläsen Luft durch<br />

die Mischung gesaugt. Dabei ist Staub-<br />

Ein Kran bringt das 17 t schwere Teil des Filters in Position (Foto: thyssenkrupp Steel<br />

Europe)<br />

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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


14 | KURZNACHRICHTEN<br />

bildung unvermeidlich. Den größten Teil<br />

dieses Staubs fangen üblicherweise Elektrofilter<br />

ein – mit den großen Tuchfilteranlagen<br />

setzt thyssenkrupp nach eigenen<br />

Angaben aber neue Maßstäbe bei der<br />

Luftreinigung und fängt auch kleinste<br />

Staubpartikel ein.<br />

Die Sinteranlage im Duisburger Norden<br />

besteht aus drei Bändern. Ein Tuchfilter für<br />

das kleinste Band ist bereits seit 20<strong>11</strong> in<br />

Betrieb, 2017 wurde die Filteranlage am<br />

größten der drei Bänder in Betrieb genommen.<br />

Jetzt folgt Band Nummer drei. „Die<br />

Tuchfilteranlage am Standort Duisburg ist<br />

eine der weltweit größten und effektivsten<br />

Anlagen dieser Art“, sagte Projektleiter<br />

Tibor Hänsel. „In wenigen Monaten endet<br />

dann sehr erfolgreich eines unserer größten<br />

Projekte für saubere Luft.“<br />

„Die Investitionen zahlen sich aus,<br />

denn die Tuchfilteranlagen bedeuten insgesamt<br />

einen großen Schritt bei der Verbesserung<br />

der Luftqualität“, sagte Andreas<br />

Theuer, Leiter des Bereichs<br />

Umwelt- und Klimaschutz bei thyssenkrupp<br />

Steel. Die Grenzwerte für Feinstaub<br />

werden damit übererfüllt. „Wir reinigen die<br />

Luft zu 99,9 % von Feinstaub“, so Theuer.<br />

Diese deutliche Verbesserung der Luftqualität<br />

in der unmittelbaren Nachbarschaft<br />

ist zugleich ein wichtiger Beitrag für<br />

die Umwelt im Ruhrgebiet und ein klares<br />

Bekenntnis zum Standort Duisburg.<br />

• thyssenkrupp Steel Europe<br />

Salzgitter liefert Stahlrohre für das Baltic-Pipe-Projekt<br />

Salzgitter Mannesmann International<br />

GmbH (SMID) hat einen Großauftrag in<br />

Dänemark erhalten. Tochter- und Beteiligungsgesellschaften<br />

des Salzgitter-<br />

Konzerns produzieren und liefern die rd.<br />

30.000 t Stahlrohre und 90 Rohrbögen<br />

für das Baltic-Pipe-Projekt.<br />

Hierbei handelt es sich um ein bedeutendes<br />

europäisches Gasinfrastrukturprojekt,<br />

das norwegisches Erdgas via Dänemark<br />

nach Polen transportieren wird. Die EU<br />

unterstützt dieses Vorhaben zur Diversifizierung<br />

des europäischen Gasmarkts mit<br />

finanziellen Mitteln.<br />

Die Rohre werden von den Gesellschaften<br />

Mannesmann Grossrohr (rd.<br />

24.000 t) und Europipe (rd. 6.000 t), die<br />

Rohrbögen von Salzgitter Mannesmann<br />

Grobblech produziert. Das Vormaterial<br />

wie Brammen für Bleche und Warmbandcoils<br />

stellen weitere Tochter- und Beteiligungsgesellschaften<br />

des Salzgitter-Konzerns<br />

bereit.<br />

Salzgitter Mannesmann International<br />

GmbH verantwortet die komplette Projektkoordination<br />

von der Angebotserstellung<br />

bis hin zur Auftragsabwicklung. Zudem<br />

stellt sie die gesamte Lieferkette sicher<br />

und übernimmt Aufgaben mit namhaften<br />

Finanzdienstleistern.<br />

Salzgitter Mannesmann International<br />

wird von Januar bis März 2020 Rohre und<br />

Rohrbögen für das Baulos 2 des Projekts<br />

an den Kunden Energinet ausliefern.<br />

Gemeinsam mit Partnern aus den Bereichen<br />

Lkw, Bahn und Seeschiff ist SMID<br />

für die umfangreiche Projektlogistik inklusive<br />

der Bereitstellung und Einstapelung<br />

der Rohre und Rohrbögen auf die 24 verschiedenen<br />

Lagerplätze entlang des Trassenverlaufs<br />

verantwortlich.<br />

Trassenverlauf der Baltic Pipe (Bild: Baltic Pipe Project)<br />

• Salzgitter<br />

voestalpine platziert erstmals Nachhaltigkeitskredit<br />

Die voestalpine hat erstmals einen syndizierten<br />

Nachhaltigkeitskredit (Environmental<br />

Social Governance, ESG) über<br />

1 Mrd. € bei ihren 13 wichtigsten Bankpartnern<br />

erfolgreich platziert. Dieser<br />

Nachhaltigkeitskredit hat eine Laufzeit<br />

bis 2024 und ersetzt den bisherigen syndizierten<br />

– also über mehrere Banken<br />

finanzierten – Kredit.<br />

Der Technologiekonzern ist damit eines<br />

der ersten Unternehmen seiner Branche,<br />

das einen solchen ESG-basierten Konsortialkredit<br />

begibt, dessen Verzinsung u.a. an<br />

die Nachhaltigkeitsperformance des Konzerns<br />

gekoppelt ist. Das ESG-Rating<br />

erfolgt durch die global führende ESG-Rating-Agentur<br />

Sustainalytics, die seit über<br />

25 Jahren die Nachhaltigkeit von Unternehmen<br />

bewertet.<br />

Die Kosten der Finanzierung sind an die<br />

Entwicklung des ESG-Ratings gebunden.<br />

Verschlechtert sich das Nachhaltigkeitsrating,<br />

steigen die Kosten des Kredites,<br />

verbessert sich das Nachhaltigkeitsrating,<br />

sinken die Kreditkosten. Damit unterstreicht<br />

die voestalpine ihre Nachhaltigkeitsanstrengungen.<br />

Der Konzern sieht<br />

sich bereits seit Jahrzehnten als Umweltund<br />

Effizienzbenchmark der Branche. Die<br />

voestalpine habe allein in den vergangenen<br />

Jahren mehr als 2 Mrd. € im Umweltbereich<br />

aufgewendet. Im Geschäftsjahr<br />

2018/19 beliefen sich die laufenden<br />

Betriebsaufwendungen für Umweltschutzanlagen<br />

auf 299 Mio. € und die<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


KURZNACHRICHTEN | 15<br />

umweltrelevanten Investitionen auf 66<br />

Mio. €.<br />

Ziel des Konzerns ist es, in Zukunft<br />

von Kohle über nachfolgende Brückentechnologien<br />

zu einer möglichst flächendeckenden<br />

Anwendung von<br />

CO 2 -neutralen Energieträgern zu gelangen.<br />

Ein Beispiel in diese Richtung<br />

stellt der Bau einer der weltweit größten<br />

Pilotanlagen zur CO 2 -freien Herstellung<br />

von Wasserstoff am Standort Linz<br />

dar.<br />

• voestalpine<br />

voestalpine steigert Forschungsbudget auf 184 Millionen Euro im Geschäftsjahr <strong>2019</strong>/20<br />

Permanente Innovation ist für die<br />

voestalpine eine zentrale Voraussetzung,<br />

um auf internationalen und technologisch<br />

anspruchsvollen Märkten zu<br />

reüssieren. In den letzten zehn Jahren<br />

hat der Technologiekonzern sein Forschungsbudget<br />

kontinuierlich um insgesamt<br />

70 % gesteigert und gilt mit einem<br />

entsprechenden Etat von 184 Mio. € als<br />

eines der forschungsintensivsten Unternehmen<br />

Österreichs.<br />

Die Entwicklungsschwerpunkte liegen auf<br />

der forcierten Digitalisierung der gesamten<br />

Wertschöpfungskette, innovativen Konzepten<br />

für die Mobilitätsindustrie sowie für<br />

eine CO 2 -reduzierte Stahlproduktion. Die<br />

voestalpine beschäftigt weltweit über 700<br />

Forschungsmitarbeiter in 70 Konzerngesellschaften<br />

und zählt mehr als 3.000 eigene<br />

Patente.<br />

Die voestalpine hat sich auf Basis ihrer<br />

intensiven Forschungs- und Entwicklungstätigkeit<br />

in den letzten Jahren als Technologielieferant<br />

für die Automobil-, Bahninfrastruktur-,<br />

Luftfahrt-, Energie-, Werkzeugbau-<br />

und Konsumgüterindustrie etabliert.<br />

„Das aktuelle Forschungsbudget von 184<br />

Mio. €, das einer Zunahme von rd. 8 %<br />

gegenüber dem Vorjahr entspricht, zeigt<br />

einmal mehr den hohen Stellenwert auf,<br />

den Innovation im voestalpine-Konzern<br />

einnimmt. Auch in wirtschaftlich herausfordernden<br />

Zeiten werden wir konsequent<br />

in die Weiterentwicklung von neuen Produkten<br />

und Prozessen investieren, denn<br />

nur durch Spezialisierung und Qualität können<br />

wir unsere Position als weltweiter<br />

Player in anspruchsvollsten Produktsegmenten<br />

absichern“, so Herbert<br />

Eibensteiner, Vorstandsvorsitzender der<br />

voest alpine AG. Rund 100 Partner im Inund<br />

Ausland, darunter Universitäten, Fachhochschulen,<br />

Forschungsinstitute und<br />

Kompetenzzentren, bilden das wissenschaftliche<br />

Netzwerk der voestalpine. Darüber<br />

hinaus pflegt der Konzern intensive<br />

Entwicklungspartnerschaften mit seinen<br />

wichtigsten Kunden.<br />

„Sowohl produktions- als auch produktseitig<br />

eröffnen sich durch den Einsatz von<br />

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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong><br />

THE SMART WAY TO METALS


16 | KURZNACHRICHTEN<br />

Rotorkomponenten für hocheffiziente E-Motoren (Foto: voestalpine)<br />

Künstlicher Intelligenz laufend neue technologische<br />

Möglichkeiten. In einem eigenen<br />

Konzernforschungsprojekt widmen wir uns<br />

daher seit diesem Jahr dem Thema ‚Digital<br />

Products‘, also der Weiter entwicklung einzelner<br />

Komponenten durch den Einbau von<br />

Sensoren und Aktoren zu digital vernetzten<br />

Systemen“, so Franz Androsch, Forschungschef<br />

des voest alpine-Konzerns.<br />

Prominentes Beispiel dafür sind die volldigitalisierten<br />

Weichen der voestalpine, die<br />

Wartungsbedarfe in Echtzeit an den Streckenbetreiber<br />

melden. Derzeit in Entwicklung<br />

befindet sich etwa auch ein smarter<br />

Weinbergpfahl, der Wetter- und Umgebungsdaten<br />

mittels App laufend an den<br />

Winzer meldet. Im Wachstumsmarkt der<br />

Elektromobilität entwickelt das Unternehmen<br />

nach der Markteinführung von Rotorkomponenten<br />

für hocheffiziente E-Motoren<br />

– sogenannten Elektrobandpaketen – derzeit<br />

einen modularen Batteriekasten für<br />

Elektroautos.<br />

Auf Prozessebene konzentrieren sich<br />

die Forschungsaktivitäten auf die zunehmende<br />

Vernetzung von Produktionsanlagen,<br />

an deren Ende eine durchgängige<br />

Datenerfassung von der Anlieferung des<br />

Rohstoffes bis zur Auslieferung des fertigen<br />

Teils stehen soll. Ein weiterer Fokus<br />

liegt auf der Additiven Fertigung<br />

(3-D-Druck), bei der hochkomplexe Metallteile<br />

auf Basis von Computermodellen<br />

schichtweise aufgebaut werden. Die<br />

voest alpine betreibt bereits weltweit fünf<br />

Forschungszentren für dieses zukunftsweisende<br />

Verfahren. Darüber hinaus setzt<br />

sich der Konzern angesichts der weltweiten<br />

Klimaziele intensiv mit möglichen Szenarien<br />

einer CO 2 -reduzierten Stahlproduktion<br />

auseinander. In verschiedenen<br />

Projekten werden Technologien entwickelt,<br />

um langfristig von der koks-/kohlebasierten<br />

Hochofenroute über Hybridlösungen<br />

hin zum Einsatz von grünem<br />

Wasserstoff zu gelangen.<br />

• voestalpine<br />

Bilstein startet Produktion von Kaltband mit neuem Breitbandwalzkonzept<br />

Mit der Fertigstellung des neuen, breiten<br />

Quarto-Reversier-Kaltwalzwerkes bei<br />

der Bilstein Group in Hagen-Hohenlimburg<br />

wird ein historischer Meilenstein in<br />

der Geschichte des Unternehmens<br />

gesetzt. Damit geht eine der weltweit<br />

fortschrittlichsten Breitbandwalzen für<br />

Kaltband in Betrieb. Das eröffnet Kunden<br />

völlig neue Möglichkeiten auch im Hinblick<br />

auf die Abmessungen des Vormaterials.<br />

Neubau Breitbandwalzwerk, Bilstein Werk I (Foto: Bilstein Group)<br />

Die Erfahrungen des Unternehmens mit<br />

dem bereits in Betrieb gegangenen breiten<br />

Walzgerüsts bei Bilstein Cold Rolled<br />

Steel im Werk Bowling Green in Kentucky,<br />

USA, sind in das neue Konzept eingeflossen.<br />

Kaltband ist damit ab sofort in<br />

Breiten bis zu 1.350 mm erhältlich, was<br />

den derzeitigen internationalen Standard<br />

von bis zu 650 mm signifikant erweitert.<br />

Zudem eröffnet die Digitalisierung neue<br />

Möglichkeiten der Prozessoptimierung.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


KURZNACHRICHTEN | 17<br />

Investitionen in die Qualitätssicherungstechnik<br />

sorgen zusätzlich dafür, dass die<br />

hohen Standards der Bilstein Group bei<br />

allen Kundenaufträgen laufend verbessert<br />

werden.<br />

Marc T. Oehler, CEO und Gesellschafter<br />

der Bilstein Group, kommentiert dazu:<br />

„Die Fertigstellung eines der modernsten<br />

Reversier-Kaltwalzwerke überhaupt in Verbindung<br />

mit der neuen automatisierten<br />

und hochmodernen Längsteilanlage bei<br />

Bilstein in Hagen-Hohenlimburg wird der<br />

Bilstein Group einen Technologieschub im<br />

gesamten Fertigungsprozess bringen –<br />

einschließlich der internen Logistik und<br />

des Glühens. Die zahlreichen Neuerungen,<br />

die wir durch die Inbetriebnahme der neuen<br />

Anlage nutzen, gehen über die Erweiterung<br />

der Materialbreite hinaus und reichen<br />

von verbesserter Automatisierung<br />

bis hin zur weiteren Digitalisierung der<br />

Wertschöpfungskette.“<br />

„Fortschrittliche Technologie stand im<br />

Mittelpunkt dieses Projekts – eines der<br />

wichtigsten in der Geschichte des Unternehmens.<br />

Hochmoderne Anlagensysteme<br />

mit einem hohen Automatisierungsgrad<br />

eröffnen uns völlig neue Möglichkeiten,<br />

zukunftsfähige Produkte für unsere Kunden<br />

zu produzieren. Darüber hinaus stehen<br />

künftig modernste Anlagensteuerungselemente,<br />

wie z.B. der digitale Walzassistent,<br />

zur Verfügung, um mit einer Vielzahl<br />

zusätzlicher Daten die Digitalisierung des<br />

Produktionsprozesses weiter voranzutreiben.<br />

Diese Daten können u.a. für weitere<br />

Qualitätssteigerungen und eine bessere<br />

Wirtschaftlichkeit genutzt werden“,<br />

ergänzt Michael Ullrich, CTO der Bilstein<br />

Group.<br />

Die neuen Systeme für die Verarbeitung<br />

von Breitband bis 1.350 mm sind für eine<br />

Vielzahl verschiedener Anwendungen im<br />

Automobilbereich und in der verarbeitenden<br />

Industrie ausgelegt. Damit ergibt sich<br />

weiteres Potenzial zur Prozessoptimierung<br />

in der Produktion.<br />

• Bilstein<br />

thyssenkrupp Materials Services digitalisiert die<br />

Energiebeschaffung<br />

thyssenkrupp Materials Services, die<br />

Werkstoff- und Dienstleistungsexperten<br />

des thyssenkrupp-Konzerns, haben ihre<br />

Energiebeschaffung von Strom und Gas<br />

digitalisiert und können dadurch mehr<br />

Services und eine höhere Transparenz<br />

anbieten.<br />

Der herkömmliche Energieeinkauf braucht<br />

viel Erfahrung und vor allem Zeit für Ausschreibungen<br />

und den Preisvergleich von<br />

Angeboten. Durch die Zusammenarbeit<br />

mit einem spezialisierten Dienstleister<br />

können jetzt über 350 Abnehmer für Strom<br />

und 200 Stellen für Erdgas digital versorgt<br />

werden.<br />

Dirk Lieske, Einkaufsleiter Energie bei<br />

thyssenkrupp Materials Trading: „Durch<br />

die Digitalisierung aller energiewirtschaftlich<br />

relevanten Daten aus dem Konzern<br />

sind wir jetzt in der Lage, kurzfristige Ausschreibungen<br />

durchzuführen. Unserem<br />

kleinen Team ist es durch die Bündelung<br />

aller Bedarfe dabei gelungen, eine deutliche<br />

Kosteneinsparung für die gesamte<br />

Gruppe zu erzielen.“<br />

Neben dem Einsparpotenzial bietet der<br />

digitalisierte Einkauf weitere Möglichkeiten<br />

für die Werkstoffexperten von<br />

thyssenkrupp. Was früher eine aufwendige<br />

Recherche von Anbietern und Preisen<br />

bedeutete, ist heute zentral auf einer Plattform<br />

einsehbar. „Unser Dienstleister<br />

„enPortal“ bietet uns mit der Möglichkeit,<br />

über 600 geprüfte Energieversorger digital<br />

ansprechen zu können, einen transparenten<br />

Vergleich mit den börsengehandelten<br />

Strom- und Gaspreisen“, so Lieske.<br />

• thyssenkrupp Materials Services<br />

Mit der Digitalisierung aller energiewirtschaftlich<br />

relevanten Daten erzielte<br />

thyssenkrupp deutliche Kosteneinsparungen<br />

(Foto: thyssenkrupp Materials Services)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


18 | KURZNACHRICHTEN<br />

thyssenkrupp Schulte nimmt neues Onlineportal für B2B E-Commerce in Betrieb<br />

Um die Bedürfnisse von Gewerbekunden<br />

noch besser zu erfüllen, baut<br />

thyssenkrupp Materials Services sein<br />

Onlinegeschäft aus: Ab sofort startet<br />

thyssenkrupp Schulte, ein Tochterunternehmen<br />

des Werkstoffhändlers und<br />

-dienstleisters, deutschlandweit ein<br />

B2B-Portal unter „portal.thyssenkruppschulte.de“.<br />

Das neue digitale Angebot richtet sich im<br />

ersten Schritt an Bestandskunden aus<br />

Metall verarbeitendem Handwerk und<br />

Industrie. Die Kunden des Werkstoffhändlers<br />

erhalten über das B2B-Portal<br />

Zugriff auf das komplette Standardsortiment<br />

des Unternehmens und können<br />

etwa 17.000 Produkte in 57 Kategorien<br />

bestellen – einfach und schnell per Mausklick,<br />

rund um die Uhr und sieben Tage in<br />

der Woche.<br />

Im B2B-Webshop lassen sich detaillierte<br />

Informationen zu jedem Produkt abrufen<br />

– von Verfügbarkeit und Preis der Ware<br />

bis zu Werkstoffdatenblättern. Auch mögliche<br />

Mengenrabatte sind auf einen Blick<br />

zu erkennen. Sobald der Kunde ein Produkt<br />

auswählt und in den Warenkorb legt,<br />

wird die voraussichtliche Lieferzeit angezeigt.<br />

Standardmaterialien werden in der<br />

Regel innerhalb von 24 bis 48 h zugestellt.<br />

„Ob Produktsuche, Preisabfrage oder<br />

Warenbestellung – unser neues B2B-Portal<br />

ist einfach und intuitiv zu bedienen,<br />

ermöglicht einen bequemen Einkauf und<br />

erleichtert damit das Tagesgeschäft unserer<br />

Kunden“, sagt Michael Bäuerlein, Leiter<br />

Digitalisierung und E-Commerce bei<br />

thyssenkrupp Schulte.<br />

Mit dem neuen B2B-Portal macht<br />

Materials Services den nächsten Schritt<br />

auf dem Weg zur Umsetzung des Omnichannel-Konzepts.<br />

Der Werkstoffhändler<br />

baut die Orderoptionen für die Kunden<br />

kontinuierlich aus – beispielsweise ermöglicht<br />

seit Ende 2018 die neue App „easy<br />

supply“ die Bestellung von Werkstoffen<br />

über das Smartphone. Ob per App, Telefon,<br />

Fax, E-Mail oder ab sofort unter<br />

„ portal.thyssenkrupp-schulte.de” – Ziel ist<br />

es, die Anforderungen der Kunden kanalübergreifend<br />

mit passgenauen Angeboten<br />

und Services zu erfüllen. „Wir wollen<br />

unseren Kunden individuellen Zugang zu<br />

unserem Produktportfolio und ein optimales<br />

Einkaufserlebnis bieten – über alle<br />

Kanäle hinweg und unabhängig von Ort<br />

und Zeit“, sagt Martin Stillger, CEO von<br />

thyssenkrupp Schulte.<br />

thyssenkrupp Schulte will das<br />

B2B-Webportal kontinuierlich ausbauen<br />

und durch zusätzliche Komfortfunktionen<br />

für alle Kundengruppen ergänzen. Kunden<br />

sollen beispielsweise in Zukunft diverse<br />

Dokumente selber abrufen und verwalten<br />

können – von Lieferscheinen bis zu Werkszeugnissen.<br />

Darüber hinaus soll es langfristig<br />

auch für Neukunden möglich sein,<br />

auf die Plattform zuzugreifen.<br />

Mit dem neuen B2B-Portal setzt das<br />

Unternehmen die Digitalisierungsoffensive<br />

fort – ganzheitlich und integriert. So hat<br />

der Werkstoffhändler erst Anfang <strong>2019</strong><br />

eine Künstliche Intelligenz (KI) in seine<br />

Geschäftsprozesse eingebunden: „alfred“<br />

trägt dazu bei, das globale Logistiknetzwerk<br />

mit 271 Lagerstandorten sowie mehr<br />

als 150.000 Produkten und Services dynamisch<br />

zu managen. Die KI ist auch mit<br />

dem neuen B2B-Webportal vernetzt und<br />

analysiert fortlaufend die Auftragspositionen,<br />

die im Onlineshop eingehen, um auf<br />

dieser Basis die idealen Transport- und Lieferwege<br />

zu ermitteln und die Kunden bestmöglich<br />

mit der georderten Ware zu versorgen.<br />

Im neuen B2B-Webshop von thyssenkrupp Schulte lassen sich detaillierte Informationen<br />

zu jedem Produkt abrufen (Foto: thyssenkrupp Materials Services)<br />

• thyssenkrupp Materials Services<br />

RHI Magnesita verlagert Gütertransport vom Lkw auf die Schiene<br />

Der Produzent von Feuerfestprodukten<br />

und -lösungen, RHI Magnesita GmbH<br />

aus Wien in Österreich, hat den Startschuss<br />

für das „Project Railway“ gegeben:<br />

Ab dem Frühjahr 2020 verlagert das<br />

Werk von RHI Magnesita in Hochfilzen<br />

einen Teil seiner Produktlieferung auf<br />

die Schiene. Insgesamt werden ab 2020<br />

jährlich rd. 3.000 Lkw-Fahrten eingespart.<br />

Die Planungen sind bereits abgeschlossen.<br />

Neue Infrastruktur wie<br />

etwa eine Beladestation für Züge wird<br />

nach dem Jahreswechsel in Angriff<br />

genommen. Insgesamt investiert RHI<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


KURZNACHRICHTEN | 19<br />

Magnesita 1,3 Mio. € in das „Project<br />

Railway“.<br />

„Wirtschaftlicher Erfolg und Nachhaltigkeit<br />

müssen Hand in Hand gehen. Ich<br />

bin der festen Überzeugung, dass ein global<br />

agierendes Unternehmen nur dauerhaft<br />

erfolgreich sein kann, wenn es vor Ort<br />

Verantwortung übernimmt“, erklärt Stefan<br />

Borgas, CEO RHI Magnesita. „Wir sind<br />

stolz, ein Teil Tirols zu sein und leisten gerne<br />

unseren Beitrag, um den Frachtverkehr<br />

verstärkt auf die Schiene zu bringen und<br />

so die Lebensqualität der Menschen zu<br />

verbessern“, so Borgas weiter.<br />

Norbert Lerchl, Standortleiter des<br />

Werks Hochfilzen, weiß Dank seines intensiven<br />

Austauschs mit den Gemeinden, wie<br />

wichtig dieses Projekt für die Region ist:<br />

„Unser Traditionswerk ist tief mit<br />

Hochfilzen verwurzelt. Seit jeher pflegen<br />

wir ein gutes Einvernehmen mit allen<br />

Gemeindemitgliedern. Es freut mich, dass<br />

wir mit dieser Investition in die Verlagerung<br />

von LKW-Transporten auf die Schiene<br />

das Verkehrsaufkommen in Hochfilzen und<br />

zahlreichen benachbarten Gemeinden verringern.“<br />

RHI Magnesita übernimmt Verantwortung und verlegt einen Teil des Güterverkehrs in<br />

Tirol auf die Schiene (Foto: RHI Magnesita)<br />

Von Beginn an hat die Tirolerin und ehemalige<br />

Wirtschaftsministerin Margarete<br />

Schramböck das „Project Railway“ unterstützt.<br />

„Das Werk von RHI Magnesita in<br />

Hochfilzen zählt zu einem der größten Arbeitgeber<br />

der Region. Dabei ist es wichtig, dass<br />

Wirtschafts-, Umwelt- und Anrainerinteressen<br />

Hand in Hand gehen. Es freut mich umso<br />

Setting The Standards For Highest<br />

Efficiency In Thermal Processing<br />

Spänetrockner (Trommel), Kapazität 3 t/h<br />

mit 2,25 MW Regenerativ-Brennersystem<br />

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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


20 | KURZNACHRICHTEN<br />

mehr, dass ich in meiner Zeit als Wirtschaftsministerin<br />

die Gespräche zwischen der ÖBB<br />

und RHI Magnesita intensivieren und zu der<br />

Lösung beitragen konnte, den Gütertransport<br />

verstärkt auf die Schiene zu verlagern. Das<br />

ist für die seit jeher von hohem Verkehrsaufkommen<br />

belasteten Menschen in der Region<br />

ein wichtiger Schritt und gleichzeitig ein<br />

wesentlicher Beitrag für ein umweltfreundliches<br />

Tirol. Ich bedanke mich bei allen<br />

Verantwortlichen, insbesondere bei RHI<br />

Magnesita, dass nun ein gutes Ergebnis<br />

gefunden werden konnte“, so Schramböck.<br />

• RHI Magnesita<br />

Wuppermann Austria erhält „Energieaudit plus“ für Energieeinsparungen<br />

Die Wuppermann Austria GmbH ist im<br />

Oktober 2015 dem Netzwerk „E-LEEN“<br />

beigetreten, das von der Energie<br />

Steiermark AG getragen wird. Das Netzwerk<br />

ist ein lernendes Energieeffizienz-Netzwerk,<br />

das die Bereiche Gebäudeprozesse<br />

und Transport behandelt.<br />

Der Zusammenschluss mehrerer Firmen<br />

in Kooperation mit dem Staat Österreich<br />

hatte ein übergeordnetes Ziel für alle<br />

Netzwerkteilnehmer formuliert, innerhalb<br />

dessen sich jedes Unternehmen den<br />

Umfang der eigenen Energieeinsparungen<br />

vornahm. Das Projekt lief von Oktober<br />

2015 bis Juni <strong>2019</strong>.<br />

Wuppermann Austria GmbH in Judenburg, ein Standort der Wuppermann-Gruppe (Foto:<br />

Wuppermann)<br />

„In der Netzwerkzielsetzung wurde von<br />

Wuppermann eine Einsparung von 1.459<br />

MWh/a für den genannten Zeitraum zugesagt.<br />

Wir haben mit 1.742,69 MWh/a diesen<br />

Wert übertroffen. Damit tragen wir<br />

mit 9,8 % zum übergeordneten Ziel bei“,<br />

so Josef Koini, Energiebeauftragter und<br />

E-LEEN-Projektleiter der Wuppermann<br />

Austria GmbH. Die Netzwerkzielsetzung<br />

beinhaltete Schwerpunktthemen, die<br />

umzusetzen waren. Die einzelnen Energiesparmaßnahmen<br />

dieser Themen wurden<br />

von jedem Netzwerkteilnehmer selbst<br />

organisiert und zeitlich aufeinander abgestimmt.<br />

So konnte Wuppermann Austria<br />

die drei größten Einsparungen mit den<br />

Maßnahmen Erneuerung der Kühlluftventilatoren<br />

(319,85 MWh/a), Induktionserwärmung<br />

der Bandverzinkungsanlage 1<br />

(498 MWh/a) und der Heißwassererzeugung<br />

mittels einer Wärmepumpe (7<strong>11</strong>,8<br />

MWh/a) erreichen. Viele kleinere Einsparungen<br />

konnten mit dem Beleuchtungsaustausch<br />

in diversen Betriebsgebäuden<br />

erreicht werden und in Summe einen nennenswerten<br />

Beitrag leisten. Bezogen auf<br />

den jährlichen Energieverbrauch bedeutet<br />

dies insgesamt eine Einsparung von<br />

8,2 %.<br />

Für die Netzwerkteilnehmer wurde ein<br />

„Energieaudit plus“ nach dem Bundes-Energieeffizienzgesetz<br />

(EEffG) der<br />

Republik Österreich § 18 erstellt, um zum<br />

einen die Anforderungen dieses Gesetzes<br />

zu erfüllen und zum anderen eine tatsächliche<br />

und nachhaltige Energieeinsparung<br />

zu erreichen. Das EEffG ist zum 1.<br />

Januar 2015 in Kraft getreten. Energielieferanten<br />

sind – ab 25 GWh entgeltlich<br />

abgesetzter Energie an Endverbraucher<br />

– verpflichtet, Effizienzmaßnahmen bei<br />

sich selbst, ihren Endkunden oder anderen<br />

Endenergieverbrauchern zu setzen<br />

oder eine entsprechende Ausgleichszahlung<br />

zu leisten (Lieferantenverpflichtung).<br />

Die Energiesparmaßnahmen der einzelnen<br />

Teilnehmer wurden vorab von der<br />

Monitoringstelle des Staates Österreich<br />

kontrolliert. Alle Maßnahmen der<br />

Wuppermann Austria GmbH wurden in<br />

diesem Prozess anerkannt.<br />

Wuppermann Austria ist darüber hinaus<br />

überzeugt, noch weitere Potenziale zu finden.<br />

Denn die Mühe lohnt sich: Die Energieeffizienz<br />

hat handfeste ökologische und<br />

ökonomische Vorteile und gewinnt in der<br />

Stahlindustrie immer mehr an Relevanz.<br />

Deshalb wird im Herbst <strong>2019</strong> im Rahmen<br />

des Netzwerks E-LEEN ein zweiter Durchlauf<br />

gestartet. Das Energieaudit findet<br />

bereits im September statt und prüft, an<br />

welchen Stellen noch weitere Energiemaßnahmen<br />

so erfolgreich wie bisher von<br />

der Wuppermann Austria GmbH umgesetzt<br />

werden können.<br />

• Wuppermann<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


KURZNACHRICHTEN | 21<br />

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GERMANY<br />

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Heavy Duty Magnets.<br />

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Commissioning, Overhaul,<br />

Maintenance, Spare Parts.<br />

Bunkerabzugsrinne BDC für das Schrottrecycling von Aluminium beim Probelauf in der<br />

neuen interVIB-Fertigung (Foto: interVIB)<br />

interVIB zieht innerhalb Münsters um<br />

Die interVIB GmbH, Hersteller von<br />

Schwingförderrinnen und Schwingsieben,<br />

ist erfolgreich mit ihrem operativen<br />

Standort innerhalb Münsters umgezogen.<br />

Der Umzug wurde notwendig, da<br />

sowohl Büroflächen als auch die Fertigungsmöglichkeiten<br />

an dem alten<br />

Standort an ihre Grenzen gestoßen<br />

waren.<br />

Die neuen Fertigungshallen bieten nun<br />

mehr Platz und eine bessere Handhabung<br />

der Rinnenkörper im Rohbau. Durch den<br />

Einsatz einer Kranbahn mit zwei 10-t-Kranbrücken<br />

mit jeweils einer Laufkatze können<br />

nun auch Schwingmaschinen bis zu<br />

einem Gesamtgewicht von 20 t problemlos<br />

gefertigt werden. Durch die Verwendung<br />

zweier Kräne ist das Wenden der<br />

Maschinen wesentlich handlicher. Im Zuge<br />

der Neueinrichtung der Fertigung wurden<br />

auch gleich neue Pulsschweißgeräte angeschafft,<br />

die die Schweißarbeiten deutlich<br />

erleichtern und verbessern. Es ist zusätzlicher<br />

Platz durch eine separate Lackierkabine<br />

mit einer weiteren Kranbahn und<br />

einem neuen Endmontageplatz geschaffen<br />

worden. Für Probeläufe großer<br />

Maschinen wurde ein extra masseschweres<br />

Fundament gegossen.<br />

Die Verladung fertiger Maschinen erfolgt<br />

nun innerhalb der Versandhallen, da es<br />

möglich ist, die Lkws gerade durch den<br />

Hallenkomplex hindurchzufahren. Dies<br />

erspart umständliches Rangieren und<br />

gewährleistet eine sichere Kranbeladung<br />

großer Maschinen und trockene Staplerverladung.<br />

Da alle Mitarbeiter der interVIB tatkräftig<br />

für ihre Bereiche bei diesem<br />

Umzug mitgewirkt haben, wurde der<br />

Umzug in kürzester Zeit problemlos<br />

umgesetzt. Der komplette Bürokomplex<br />

mit Vertrieb, Konstruktion und Arbeitsvorbereitung<br />

wurde, inklusive eines neuen<br />

Besprechungsraums, in zwei Tagen<br />

umgezogen und war umgehend einsatzfähig.<br />

Die ersten Maschinen aus der neuen<br />

Fertigung wurden bereits erfolgreich<br />

ausgeliefert und leisten ihre Dienste<br />

beim Kunden.<br />

• interVIB<br />

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Anlagenbau GmbH<br />

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22 | INTERNATIONALE NEWS<br />

CHINA<br />

Baosteel erteilt Endabnahmebescheinigung für modernisierten Doppel-Lichtbogenofen<br />

Baoshan Iron & Steel Co., Ltd. ( Baosteel)<br />

hat die Endabnahmebescheinigung für<br />

die Modernisierung eines mehr als 20<br />

Jahre alten Gleichstrom-Doppel-Lichtbogenofens<br />

im Werk Shanghai an das<br />

Unternehmen Primetals Technologies<br />

erteilt. Im Projekt wurden sowohl die<br />

Gefäßoberteile als auch die Gefäßunterteile<br />

umgestaltet und neue Anoden mit<br />

längerer Haltbarkeit montiert. Die verbesserte<br />

Energieeffizienz senkt die Produktionskosten<br />

und Rohmaterialien lassen<br />

sich flexibler verwenden. Daher ist<br />

es jetzt möglich, den Lichtbogenofen<br />

mit einem Roheisengehalt bis max.<br />

90 % zu betreiben.<br />

Doppel-Elektrolichtbogenofen mit 150 t Kapazität bei Baosteel in Shanghai (Foto:<br />

Primetals Technologies)<br />

Das Abstichgewicht des Doppel-Lichtbogenofens<br />

im Werk Shanghai beträgt<br />

150 t. Der Ofen ist Teil einer Produktionsstraße,<br />

in der Knüppel und Langprodukte<br />

hergestellt werden, die zu Baustählen weiterverarbeitet<br />

werden.<br />

Im Rahmen des Modernisierungsprojekts<br />

war Primetals Technologies für Projektierung,<br />

Fertigung und Lieferung der<br />

Hauptkomponenten verantwortlich. Die<br />

Obergefäße mit ihren wassergekühlten<br />

Wänden wurden vollständig umgestaltet<br />

und die Untergefäße jeweils mit einer neuen<br />

luftgekühlten FIN-Anode ausgerüstet.<br />

Insgesamt wurden die Energieeffizienzwerte<br />

und somit die Produktivität verbessert.<br />

Außerdem wurden neue Brenneranlagen<br />

montiert. Primetals Technologies<br />

war zudem für die Überwachung der Montage-<br />

und Inbetriebnahme zuständig.<br />

Die Baoshan Iron & Steel Co Ltd. ist Teil<br />

der neu gegründeten China Baowu Steel<br />

Group Corp. Ltd., dem zweitgrößten Stahlproduzenten<br />

der Welt, dessen Produktionskapazität<br />

70 Mio. t beträgt. Baosteel<br />

erzeugt hochwertige Produkte sowohl für<br />

den chinesischen Binnen- als auch den<br />

Weltmarkt.<br />

Fujian Sangang Minguang bestellt Fertigblock<br />

Fujian Sangang Minguang Group Co. Ltd.<br />

(Sanming) hat der Friedrich Kocks GmbH &<br />

Co KG in Hilden – über den chinesischen<br />

EPC-Auftraggeber Capital Engineering &<br />

Research Inc. Ltd. (CERI) – einen Auftrag zur<br />

Lieferung eines viergerüstigen RSB ® 370++<br />

in 5.0-Design erteilt. Sanming ist ein staatliches<br />

Unternehmen. 1958 gegründet, ist es<br />

der bedeutendste Stahlhersteller mit ca. <strong>11</strong><br />

Mio. t/a Stahl in der Provinz Fuijan.<br />

Der RSB 370++/4 ist das Herzstück<br />

eines umfangreichen Modernisierungsprojekts<br />

der Stablinie, deren Komponenten<br />

vor Ort gefertigt werden. Es ist das<br />

erklärte Ziel, die Qualität der<br />

Sanming-SBQ-Produkte weiter zu verbessern.<br />

In dem großen Modernisierungsprojekt<br />

des EPC-Auftraggebers sind außerdem<br />

die Lieferung von Duo-Gerüsten, Scheren,<br />

eine neue Linie für Stäbe in Bundform mit<br />

Weiterverarbeitungsmöglichkeiten, die<br />

Modernisierung der Prüfstrecke, Fundamentarbeiten<br />

sowie die Elektrik und Automatisierung<br />

der mechanischen Einrichtung<br />

enthalten.<br />

Der RSB 370++/4 wird sich als Fertigblock<br />

hinter der Vor- und Zwischenstraße<br />

befinden, die aus 21 Duo-Gerüsten<br />

besteht, und wird Stäbe in Bundform im<br />

Abmessungsbereich von 16 bis 48 mm<br />

Durchmesser produzieren sowie Stäbe im<br />

Abmessungsbereich von 20 bis 90 mm<br />

Durchmesser.<br />

Die Inbetriebnahme ist für die zweite<br />

Hälfte 2020 geplant.<br />

Shandong Laigang Yongfeng ordert Reduzier- und Sizing-Block<br />

Shandong Laigang Yongfeng Iron & Steel<br />

Co., Ltd. (Yongfeng) hat die Friedrich<br />

Kocks GmbH & Co KG, Hilden, mit der Lieferung<br />

eines RSB ® 370++/4 in 5.0 Design<br />

beauftragt. Neben dem Reduzier- und<br />

Sizing-Block (RSB) liefert Kocks auch eine<br />

automatische Walzspaltregelung (Size<br />

Control System, SCS ® ) sowie das Profilmessgerät<br />

4D Eagle ® , das auf dem Lichtschnittverfahren<br />

basiert.<br />

Die in Privatbesitz befindliche Yongfeng<br />

Steel Co. Ltd. wurde 2002 gegründet und<br />

ist eine Tochtergesellschaft der Yongfeng<br />

Group Co. Ltd., einer der größten Stahlproduzenten<br />

in der Provinz Shandong. Der-<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


INTERNATIONALE NEWS | 23<br />

zeit produziert Yongfeng mit seinen 6.500<br />

Mitarbeitern ca. 5 Mio. t/a Stahl. Die neue<br />

Stabstahlwalzlinie mit einer Gesamtkapazität<br />

von 1 Mio. t/a wird mit 22 Conti-Gerüsten<br />

in H/V-Ausführung und einem<br />

Kocks RSB 370++/4 ausgestattet. Sie ist<br />

CHINA<br />

für die Herstellung von Qualitätsstahlprodukten<br />

ausgelegt und ist für Yongfeng der<br />

Einstieg in den SBQ-Markt.<br />

Der RSB 370++/4 wird Stabstahl im<br />

Bereich von 13 bis 90 mm Durchmesser<br />

produzieren. Mit dem höchsten verfügbaren<br />

Automatisierungsgrad durch SCS und<br />

4D Eagle wird Yongfeng mit maximaler<br />

Prozesstransparenz erfolgreich im SBQ-<br />

Markt durchstarten können.<br />

Die Inbetriebnahme ist für die zweite<br />

Hälfte des Jahres 2020 geplant.<br />

Shigang baut eine weitere Stranggießanlage<br />

Shijiazhuang Iron & Steel Co. Ltd.<br />

( Shigang), ein Unternehmen der<br />

HBIS-Gruppe, hat den Auftrag für eine<br />

zweite Vorblock-Stranggießanlage erteilt.<br />

Der Auftrag wurde im Rahmen eines Verlagerungsprogrammes<br />

zur Verringerung<br />

der Umweltbelastung in der Stadt<br />

Shijiazhuang, China, platziert. Den Auftrag<br />

hat die SMS Concast, ein Unternehmen<br />

der SMS group, erhalten. Anfang<br />

des Jahres bestellte Shigang in demselben<br />

Programm zwei 130-t-Sharc-Elektrolichtbogenöfen<br />

sowie eine dreisträngige<br />

vertikale Stranggießanlage für die Produktion<br />

von hochwertigen Vorblöcken bei<br />

der SMS group. Die zweite Stranggießanlage<br />

ist eine klassische Kreisbogen-Stranggießanlage<br />

für die Produktion<br />

von hochwertigen Vorblöcken. Das Stahlsortenprogramm<br />

umfasst alle Stahlsorten<br />

von Edelbaustählen bis hin zu Wälzlagerstählen-<br />

und Reifendrahtqualitäten. Die<br />

Produktion von Spezialstählen ist möglich.<br />

Die Maschine mit drei Strängen wird<br />

Vorblöcke im Format 410 mm · 530 mm<br />

Gießen von rechteckigen Vorblöcken auf einer Stranggießanlage der SMS Concast<br />

(Foto: SMS group)<br />

Querschnitt in Längen zwischen 5,0 und<br />

6,1 m gießen.<br />

Der Radius von 16,5 m erlaubt die hochwertige<br />

Produktion mit einem großzügigen<br />

Betriebsfenster zur Durchführung der<br />

dynamischen mechanischen Reduktion<br />

(DMRS). Ebenso wie die vertikale Stranggießanlage<br />

verfügt diese Anlage über<br />

KONVERTERHAUBE<br />

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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


24 | INTERNATIONALE NEWS<br />

CHINA<br />

modernste technologische Ausrüstungen,<br />

die eine Produktion von Spezialstählen für<br />

ein breites Anwendungsspektrum über ein<br />

breites Legierungsspektrum ermöglichen.<br />

Hierzu gehören z.B. die elektromagnetischen<br />

Constir-Kokillen- und Finalrührer,<br />

eine hochpräzise Tandem-Resonanzoszillation<br />

und eine feinjustierbare Luft-Wasser-Sekundärkühlung<br />

mit sieben unabhängigen<br />

Kühlzonen. Das MSR-System<br />

besteht aus elf Modulen pro Strang, die<br />

alle einzeln angetrieben sind und eine sehr<br />

gute Innenqualität der Vorblöcke garantieren.<br />

Die Stranggießanlage ist mit einem<br />

Infrarot-Temperatur-Monitoring ausgestattet,<br />

das zur Onlinequalitätskontrolle der<br />

Vorblöcke sowie für die Regelung der<br />

dynamischen Sekundärkühlung eingesetzt<br />

wird. Eine Laserlängenmessung und ein<br />

Online-Wiegesystem stellen eine hohe<br />

Genauigkeit des Vorblockgewichts sicher.<br />

Das „Water box quenching“-System rundet<br />

das technologische Ausrüstungspaket<br />

ab.<br />

Im Rahmen der Digitalisierung wird<br />

die Anlage über ein hochmodernes Automations-<br />

und Datenerfassungssystem<br />

verfügen, das eine lückenlose und voll<br />

digitalisierte Qualitätsverfolgung sicherstellt.<br />

Außerdem ermöglicht das System<br />

eine Produktivitätsverbesserung durch<br />

eine automatische Schnittlängenoptimierung.<br />

Walsin Yantai errichtet neues Edelstahl-Kombiwalzwerk<br />

Um den gestiegenen Marktbedarf Chinas<br />

an hochwertigen Edelstahlprodukten zu<br />

bedienen, schloss die Walsin Yantai<br />

Stainless Steel Co., Ltd. einen Vertrag mit<br />

Primetals Technologies über die Planung<br />

und den Bau eines neuen Edelstahl-Kombiwalzwerks,<br />

das die aus einer bestehenden<br />

Anlage stammenden Knüppel in Fertigprodukte<br />

mit präzisen Toleranzen und<br />

hoher Oberflächenqualität umwandeln<br />

soll. Die Inlineverarbeitung soll eine Senkung<br />

der Produktionskosten ermöglichen.<br />

Die Inbetriebnahme ist für Ende 2020 vorgesehen.<br />

Morgan-Hochgeschwindigkeitswindungsleger und Morgan-Stelmore-Kühlförderer in<br />

einem Drahtauslass (Foto: Primetals Technologies)<br />

Der Standort des neuen Walzwerks ist<br />

Yantai in der Provinz Shandong. Das Projekt<br />

einschließlich Elektrik und Automatisierung<br />

zur Vorbereitung auf Industrie 4.0<br />

wird von einem Konsortium abgewickelt,<br />

das aus Primetals Technologies und Ceri<br />

Long Product Co., Ltd. besteht. Das Kombiwalzwerk<br />

verfügt über einen Stabstahlauslass,<br />

einen Bar-in-Coil-Auslass und<br />

einen Drahtauslass. Die Walzstraße<br />

zeichnet sich durch Red-Ring-Gerüste<br />

der neuen Generation aus, deren Erzeugnisse<br />

in ein Kühlbett gelangen, das mit<br />

Kreissägen, langsamer Wannenkühlung<br />

und Bündelbildungsstationen ausgestattet<br />

ist.<br />

Der Bar-in-Coil-Auslass nutzt neueste<br />

Gießräder mit Direktvergütung. Der<br />

Drahtauslass besteht aus einem Morgan-<br />

No-Twist-Walzwerk, einer Morgan-<br />

Hochgeschwindigkeitsschere, einem<br />

Morgan-Reduzier-/Maßwalzwerk für Draht<br />

und einem Morgan-Stelmor-Kühlförderer<br />

sowie einer Linie für Inline-Direktlösungsglühen<br />

zur Senkung der Produktionskosten,<br />

die über ein Palettentransportsystem<br />

mit vertikalem Coilhalter verfügt.<br />

In den vergangenen Jahren lieferte<br />

Primetals Technologies mehrere Kupferwalzwerke<br />

an die Walsin Lihwa<br />

Corporation, die Muttergesellschaft von<br />

Walsin Yantai Stainless Steel. Die 1966<br />

gegründete Walsin Lihwa Corporation ist<br />

nicht nur ein führender Hersteller von Kupferdraht,<br />

Draht, Energiekabeln und Langprodukten<br />

aus Spezialstahl einschließlich<br />

nahtloser Rohre und Rohrleitungen und<br />

Blankstahl-Stangenmaterial im Großraum<br />

China, sondern auch ein führendes Immobilienentwicklungsunternehmen<br />

jenseits<br />

der Taiwanstraße.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


INTERNATIONALE NEWS | 25<br />

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Woche für Woche<br />

UNSERE ARTIKEL-AUSWAHL IN DIESER WOCHE:<br />

REASLISIERT VON<br />

NEWSLETTER 41/<strong>2019</strong><br />

Online<br />

Tag für Tag<br />

Shijiazhuang Iron & Steel bestellt eine weitere<br />

Stranggießanlage<br />

Shijiazhuang Iron & Steel Co. Ltd. (Shigang) hat die SMS<br />

Concast, ein Unternehmen der SMS group, mit der Lieferung<br />

einer zweiten Vorblock-Stranggießanlage beauftragt.<br />

» Weiterlesen<br />

Förderung von klimafreundlichem Wasserstoff<br />

Der Stahlhersteller thyssenkrupp Steel Europe, das norwegische<br />

Energieunternehmen Equinor und die Erdgasfernleitungsnetzbetreiberin<br />

Open Grid Europe haben eine<br />

gemeinsame Machbarkeitsstudie gestartet.<br />

» Weiterlesen<br />

Servopressen mit Schuler aufrüsten<br />

Für die MSD-Baureihe bietet Schuler nun ein Paket, mit dem<br />

sich auch bestehende Anlagen für die Industrie 4.0 aufrüsten<br />

lassen. Es besteht aus einem IIoT-Connector, der an die<br />

Steuerung der Servopressen angeschlossen wird.<br />

» Weiterlesen<br />

DIESE SCHLAGZEILEN HABEN SIE VIELLEICHT VERPASST...<br />

FOTO: WORLDSTEEL / ROBERT KOLYKHALOV<br />

Oxygenstahlwerk von thyssenkrupp feiert<br />

50-jähriges Jubiläum<br />

» Hier geht‘s zum Artikel<br />

Jan Kröger ist neuer Geschäftsführer<br />

von termotek<br />

» Hier geht‘s zum Artikel<br />

FEhS: Baustoffe kinderleicht erklärt<br />

» Hier geht‘s zum Artikel<br />

DIESE TERMINE SOLLTEN SIE SICH VORMERKEN:<br />

07.<strong>11</strong>.<strong>2019</strong> HÜTTENTAG <strong>2019</strong><br />

Essen, Deutschland<br />

19. – 22.<strong>11</strong>.<strong>2019</strong> formnext <strong>2019</strong><br />

Frankfurt, Deutschland<br />

25. – 27.<strong>11</strong>.<strong>2019</strong> Metal Additive Manufacturing Conference <strong>2019</strong><br />

Örebro, Schweden<br />

26. – 28.<strong>11</strong>.<strong>2019</strong> Stainless Steel World Conference & Expo <strong>2019</strong><br />

Maastricht, Niederlande<br />

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T: +49 2<strong>11</strong> 1591 146<br />

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26 | INTERNATIONALE NEWS<br />

INDIEN<br />

Jindal Stainless ordert Hicon/H 2 -Blankglühlinie für CrNi-Bänder<br />

Jindal Stainless Group ist einer der größten<br />

Edelstahlproduzenten der Welt mit Werken<br />

in Hisar und in Jajpur. Für das Werk Jindal<br />

Stainless (Hisar) Limited wurde in eine<br />

Hicon/H 2® -Blankglühlinie zum Produzieren<br />

von Präzisionsbändern investiert. Auftragnehmer<br />

ist die österreichische Ebner<br />

Industrieofenbau GmbH aus Leonding.<br />

Das Hisar-Werk hat eine Fertigungskapazität<br />

von 0,8 Mio. t/a und wird in<br />

der neuen Ebner-Anlage Materialsorten<br />

wie AISI-200-Series (CrMn), AISI-300-<br />

Series (CrNi), AISI-400-Series glühen.<br />

Die Hicon/H 2 -Blankglühlinie, die mit<br />

einer Muffel ausgeführt ist, hat eine<br />

beheizte Länge von 18,5 m und ist mit<br />

anschließendem Wasserstoff-Jetkühler<br />

ausgerüstet. Die Bandlauf- und Entfettungsteile<br />

werden vom Kunden beigestellt.<br />

Die Lieferung der Anlage soll im ersten<br />

Quartal 2020 erfolgen und der Produktionsstart<br />

ist für Anfang 2021<br />

geplant.<br />

NIEDERLANDE<br />

Tata Steel Europe: Ferninbetriebnahme für Level-2-Automation der Stranggießanlage CC21<br />

Zum ersten Mal nahmen Primetals<br />

Technologies und Tata Steel Europe in der<br />

mehr als 50 Jahre dauernden Zusammenarbeit<br />

ein Level-2-System für eine Stranggießanlage<br />

vollständig online in Betrieb.<br />

Mitte Juli <strong>2019</strong> hat das neue System von<br />

Primetals Technologies die bestehende<br />

Automatisierungslösung auf der Stranggießanlage<br />

CC21 von Tata Steel Europe in<br />

IJmuiden erfolgreich abgelöst. Parallel<br />

errichtet Primetals Technologies in<br />

IJmuiden gerade die Stranggießanlage<br />

CC23 für Tata Steel Europe, die ebenfalls<br />

mit dem Level-2-System ausgestattet<br />

wird. Diese Harmonisierung der Automatisierungslösungen<br />

vereinfacht die Steuerung<br />

und die Optimierung der Produktionsprozesse.<br />

Ein Vorteil der neuen<br />

Lösung ist, dass die Berechnungsalgorithmen<br />

und Softwaremodelle zusätzliches<br />

Potenzial bieten, die Strangkühlung sowie<br />

die Geschwindigkeits- und Breitensteuerung<br />

zu verbessern. Dies sorgt für eine<br />

bessere Produktionsleistung und einen<br />

auf Anhieb vorgabenkonformen Gießbetrieb.<br />

Die vollständige Ferninbetriebnahme<br />

des Level-2-Systems wurde im Juli <strong>2019</strong><br />

Die Inbetriebnahme der Level-2-Automatisierungslösung<br />

auf der Stranggießanlage CC21<br />

wurde von Primetals Technologies und Tata<br />

Steel Europe zu 100 % online durchgeführt<br />

(Foto: Fix Media, Niederlande)<br />

erfolgreich abgeschlossen. In einigen vor<br />

Ort von Primetals Technologies begleiteten<br />

„Cold Runs“ wurde zuvor die korrekte<br />

Ankoppelung an das Level-1-System und<br />

die bestehende IT-Landschaft bei Tata<br />

Steel Europe getestet. Alle zehn „Hot<br />

Runs“ sowie die Inbetriebnahme wurden<br />

online unterstützt, sodass Mitte Juni <strong>2019</strong><br />

140 Chargen mit insgesamt 1.900 Brammen<br />

erfolgreich vergossen werden konnten.<br />

Während aller „Hot Runs“ waren die<br />

Experten von Primetals Technologies permanent<br />

mit dem Team von Tata Steel<br />

Europe in IJmuiden und deren Systemen<br />

online verbunden und unterstützten den<br />

Operator an der Anlage in Echtzeit. Grundlagen<br />

für diese erfolgreiche Inbetriebnahme<br />

waren im Vorfeld die detaillierte Definition<br />

aller relevanten Schnittstellen und<br />

die intensive Vorbereitung der Experten<br />

beider Unternehmen.<br />

Das Level-2-System von Primetals<br />

Technologies hat eine bestehende Automatisierungslösung,<br />

die mehr als 20 Jahre<br />

in Betrieb war, abgelöst. Neben dem<br />

Ersatz des veralteten Systems war der<br />

Hauptgrund für die Modernisierung die<br />

Harmonisierung aller Automatisierungssysteme<br />

der Stranggießanlagen CC21,<br />

CC22 und der neuen CC23 von Tata Steel<br />

Europe am Standort in IJmuiden. Zurzeit<br />

wird gerade die neue Stranggießanlage<br />

CC23 gebaut, die ebenfalls mit dem Level-<br />

2-System von Primetals Technologies ausgestattet<br />

wird. Somit konnten durch die<br />

Inbetriebnahme auf der Anlage CC21<br />

Erfahrungen gesammelt und Vorbereitungen<br />

für die Anlage CC23 getroffen werden.<br />

Speziell die Ankoppelung der Lösung<br />

an die bestehende IT-Infrastruktur von Tata<br />

Steel Europe kann nun wiederverwendet<br />

werden, womit der Aufwand zur Inbetriebnahme<br />

der neuen Anlage deutlich reduziert<br />

werden sollte.<br />

Tata Steel Europe profitiert von der<br />

neuen Level-2-Lösung von Primetals<br />

Technologies besonders durch die ausgefeilten<br />

Berechnungsalgorithmen und Softwaremodelle,<br />

die im Standard enthalten<br />

sind. Modelle und Simulationen werden<br />

bereits eingesetzt, um die Sekundärkühlung<br />

schrittweise weiter zu verbessern<br />

und ein definiertes Oberflächentemperaturprofil<br />

während der gesamten Gießsequenz<br />

zu erreichen.<br />

Zusätzlich nimmt das System auf der<br />

Basis ständig in Echtzeit berechneter<br />

Daten laufend Anpassungen in der Breitenverstellung<br />

des Strangs vor, was maßgeblich<br />

dazu beiträgt, auf Anhieb auftragskonform<br />

zu produzieren. Eine weitere<br />

Funktionalität ist die Berechnung der optimalen<br />

Gießgeschwindigkeit der Stranggießanlage<br />

auf Basis unterschiedlicher<br />

Parameter wie beispielsweise Verteilertemperatur,<br />

Durchsatz, Analyse, Scheduling,<br />

wodurch ein stabiler Gießbetrieb<br />

ermöglicht werden soll.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


INTERNATIONALE NEWS | 27<br />

TÜRKEI<br />

Çolakoğlu baut eine VD- in eine VOD-Anlage um<br />

Der türkische Stahlproduzent Çolakoğlu<br />

Metalurji A.S. (Çolakoğlu) hat den Auftrag<br />

erteilt, eine in seinem Stahlwerk in Dilovası<br />

bestehende VD-Anlage (Anlage zur Vakuumentgasung)<br />

zu einer VOD-Anlage (Anlage<br />

zur Vakuum-Sauerstoff-Entkohlung)<br />

umzurüsten. Mit 295 t Behandlungskapazität<br />

entsteht hier die weltweit größte<br />

VOD-Anlage. Das Modernisierungsprojekt<br />

soll die Produktion von Spezialstählen<br />

ermöglichen, darunter IF-, ULC-Stahl- und<br />

Edelstahlsorten. Damit kann Çolakoğlu sein<br />

Produktspektrum erweitern und zusätzliche<br />

Märkte erschließen. Die VOD-Anlage soll<br />

im März 2020 in Betrieb gehen. Den Auftrag<br />

hat Primetals Technologies erhalten.<br />

Primetals Technologies führt bei der neuen<br />

VOD-Anlage für Çolakoğlu die Projektierung<br />

durch und liefert alle Kernkomponenten.<br />

Hierzu zählen z.B. Ventilstände, das Sauerstofflanzensystem<br />

sowie Filter und eine Filterreinigungsanlage,<br />

die vor den Vakuumpumpen<br />

montiert sind. Das bestehende<br />

Automatisierungssystem wird ebenfalls<br />

modernisiert. Das Level-2-System einschließlich<br />

der Prozessmodelle wird aufgerüstet, um<br />

den Betrieb der VOD-Anlage zu ermöglichen.<br />

Zusätzlich liefert Primetals Technologies<br />

sämtliche Geber und Messgeräte.<br />

Çolakoğlu betreibt im Westen der Türkei<br />

ein Elektrostahlwerk in Dilovası. Die<br />

Hauptprodukte des Werks sind Brammen,<br />

die in einem Warmwalzwerk weiterverarbeitet<br />

werden, und Knüppel, aus denen<br />

Bewehrungsstäbe und Ankerbolzen aus<br />

Stahl hergestellt werden. Das Werk von<br />

Çolakoğlu ist eines der größten Elektrostahlwerke<br />

weltweit, wurde von Primetals<br />

Technologies geliefert und ist seit mehreren<br />

Jahren in Betrieb.<br />

Im Stahlwerk Dilovası des türkischen<br />

Stahlherstellers Çolakoğlu modernisiert<br />

Primetals Technologies eine bestehende<br />

VD-Anlage, um sie in eine VOD-Anlage<br />

umzuwandeln (Foto: Primetals Technologies)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


28 | STATEMENT<br />

ArcelorMittal Hamburg stellt Pilotprojekt H 2 H vor<br />

Zukunftsorientiert: Mit Windkraft und<br />

Wasserstoff zu grünem Stahl<br />

Fast vier Jahre nach dem Pariser Abkommen sind die Themen der Weltklimakonferenz unverändert aktuell.<br />

Gleiches gilt für die Frage nach der Vereinbarkeit von Klimaschutz und einer wettbewerbsfähigen Industrie.<br />

ArcelorMittal hat sich selbst das Ziel gesetzt, bis 2050 in Europa klimaneutral zu produzieren. Dafür müssen<br />

deutlich energieeffizientere Verfahren gefunden werden, damit die energie- und CO 2 -intensive Stahlbranche<br />

ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. ArcelorMittal verfolgt dabei verschiedene Wege. Dazu gehören die<br />

Weiterverarbeitung von CO 2 zu Bioethanol und chemischen Vorprodukten ebenso wie der Einsatz von Biokohle<br />

oder das Erproben neuer Technologien mithilfe von erneuerbarer Energie. ArcelorMittal Hamburg arbeitet mit<br />

seiner „Initiative H 2 H“ daran, die Stahlproduktion mit Wasserstoff zur industriellen Reife zu bringen.<br />

E<br />

twa 7 bis 9 % der weltweiten<br />

CO 2 -Emissionen entstammen der<br />

Stahlindustrie. In Europa konnten die<br />

Emissionen pro Tonne Stahl bereits massiv<br />

gesenkt werden – seit 1990 um rd.<br />

20 %. Diese Entwicklung ist gut, reicht<br />

aber nicht aus, um die Reduktionsziele<br />

des Pariser Abkommens einzuhalten. Als<br />

internationaler Stahlhersteller sieht sich<br />

ArcelorMittal in der Pflicht, neue Maßstäbe<br />

zu setzen und gleichzeitig einen aktiven<br />

Beitrag im Sinne des Pariser Abkommens<br />

zu leisten. Die „Initiative H 2 H“<br />

verfolgt ehrgeizige Ziele: Mit dem umfassenden<br />

Einsatz erneuerbarer Energien in<br />

der Stahlerzeugung wollen wir den<br />

Die Direktreduktionsanlage in Hamburg ist das europaweit energieeffizienteste<br />

Stahlwerk von ArcelorMittal. Direkt daneben wird eine neue DRI-Anlage errichtet, die<br />

mit Wasserstoff arbeiten wird (Foto: ArcelorMittal)<br />

Dr. Uwe Braun, CEO, ArcelorMittal Hamburg, Hamburg.<br />

Kontakt: uwe.braun@arcelormittal.com<br />

CO 2 -Ausstoß konsequent gegen null senken.<br />

Das Fehlen einheitlicher Regeln und<br />

ungleiche Wettbewerbsbedingungen in<br />

der weltweiten Stahlindustrie sind nur<br />

zwei von einer Vielzahl an Hürden für<br />

Unternehmen am Markt. Die Entwicklung<br />

des EU-Emissionszertifikatehandels beobachten<br />

viele Stahlproduzenten mit Sorge.<br />

Ab 2021 werden die Zertifikate, die schon<br />

in den letzten Jahren deutlich im Preis<br />

gestiegen sind, merklich knapper und teurer.<br />

Auch das weltweite Umfeld ist unstet,<br />

Strafzölle auf Importe aus der EU benachteiligen<br />

Unternehmen, die innerhalb der<br />

Europäischen Union produzieren, massiv<br />

gegenüber ausländischer Konkurrenz. Um<br />

in der EU weiterhin wettbewerbsfähig produzieren<br />

zu können, müssen Industrie und<br />

Politik gemeinsam das entsprechende<br />

Umfeld schaffen. Die neue EU-Kommissionspräsidentin<br />

kündigte kürzlich an, die<br />

Einführung eines CO 2 -Grenzausgleichs in<br />

der EU zu prüfen. Neben Einzelmaßnahmen<br />

müssen die Rahmenbedingungen so<br />

gesetzt werden, dass ausreichend Gestaltungsspielraum<br />

für die Unternehmen<br />

bleibt.<br />

Der Klimaschutzbericht von Arcelor-<br />

Mittal weist etliche Maßnahmen auf, mit<br />

denen wir eine CO 2 -neutrale Stahlproduktion<br />

erreichen wollen. Darunter der Einsatz<br />

von Biokohle, Wasserstoff (H 2 ) und<br />

Verfahren wie CCS („carbon capture and<br />

storage“, Kohlendioxidabscheidung und<br />

-speicherung) und die Weiterverwertung<br />

von CO 2 , bei dem Kohlendioxid in<br />

Bio-Ethanol umgewandelt wird. In insgesamt<br />

elf konzerneigenen Forschungszen-<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


STATEMENT | 29<br />

tren werden alternative Verfahren untersucht<br />

und Prozesse neu gedacht. Der<br />

Einsatz von Wasserstoff wird dabei, wie<br />

in anderen Industriezweigen auch, als<br />

besonders vielversprechend betrachtet.<br />

Das unabhängige Forschungszentrum<br />

Jülich misst Wasserstoff eine entscheidende<br />

Rolle bei, insbesondere für die<br />

Reduktion der Kohlendioxidemission bis<br />

2050. Bezogen auf Deutschland könnten<br />

so 47 bis 95 % Kohlendioxidemissionen,<br />

gegenüber den Werten von 1990, eingespart<br />

werden.<br />

Wasserstoffeinsatz in Hamburg<br />

In seinem europaweit energieeffizientesten<br />

Werk in Hamburg arbeitet<br />

Arcelor Mittal am praktischen Einsatz<br />

von Wasserstoff bei der Stahlherstellung.<br />

Der Standort produziert Qualitätsstahl<br />

und bekommt nun eine Demonstrationsanlage<br />

zur Stahlherstellung mit<br />

Wasserstoff. Wir betreiben in Hamburg<br />

unser einziges Werk innerhalb der EU<br />

mit einer Direktreduktionsanlage. Diese<br />

Anlage stellt direkt reduziertes Eisen<br />

(„Direct reduced iron“, DRI) als Grundlage<br />

für diverse Produkte her. Im<br />

DRI-Verfahren werden Eisenerzpellets<br />

mit Erdgas, anstelle von Steinkohlenkoks,<br />

zu Eisenschwamm reduziert. Bei<br />

diesem Herstellungsprozess wird<br />

Methan (CH 4 ), der Hauptbestandteil von<br />

Erdgas, aufgespalten und ein Synthesegas<br />

aus Kohlenmonoxid (CO) und Wasserstoff<br />

(H 2 ) gewonnen, das dann zur<br />

Reduktion im DRI-Verfahren genutzt<br />

wird. Das Roheisen – der Eisenschwamm<br />

– wird anschließend im Elektrolichtbogenofen<br />

geschmolzen. Diese<br />

Verfahren sind umweltschonender als<br />

Das mit Wasserstoff reduzierte Roheisen wird im Elektrolichtbogenofen zu hochwertigem<br />

Stahl weiterverarbeitet (Foto: ArcelorMittal)<br />

klassische Hochofenprozesse. Um<br />

1,43 t Eisenoxid im Hochofen zu 1 t<br />

Eisen zu reduzieren, braucht es 160 kg<br />

Kohlenstoff – dabei entstehen 590 kg<br />

CO 2 . Im Schachtofen hingegen werden<br />

<strong>11</strong>1 kg Methan benötigt – 290 kg CO 2<br />

bilden sich. In der Praxis ist die Roheisenherstellung<br />

per Eisenschwamm<br />

nicht ganz so klimafreundlich. In Hamburg<br />

werden 515 kg CO 2 /t Roheisen frei.<br />

Die CO 2 -Mehreinsparungen sind damit<br />

noch nicht immens, doch die Erprobung<br />

der Technologie und der industrielle Einsatz<br />

in der Demonstrationsanlage sind<br />

wichtige Faktoren, um bei ausreichender<br />

und zu erschwinglichen Preisen verfügbarer<br />

erneuerbarer Energie den nächsten<br />

Schritt zu gehen.<br />

Wir sehen den Einsatz von Erdgas als<br />

Brückentechnologie. Unsere Abteilung<br />

für Prozesstechnologie in Hamburg entwickelt<br />

die Verfahren lösungsorientiert<br />

und praxisnah immer weiter. Im Jahr<br />

2017 haben wir mit der Hochschule für<br />

Angewandte Wissenschaften (HAW)<br />

Hamburg in einer Studie untersucht, ob<br />

eine Umstellung des Verfahrens von<br />

Erdgas auf Wasserstoff möglich wäre.<br />

Die Untersuchungen zeigten, dass dieser<br />

Herstellungsprozess technisch<br />

möglich ist. Im September dieses Jahres<br />

haben wir nun die Planung einer<br />

Demonstrationsanlage für ein DRI-Verfahren<br />

mit Wasserstoff beim Technologielieferanten<br />

Midrex in Auftrag gegeben.<br />

Die neue Demonstrationsanlage<br />

im Hamburger Hafen soll Eisenschwamm<br />

in einem industriellen<br />

Umfang von rd. 100.000 t jährlich produzieren.<br />

Den Wasserstoff erzeugen<br />

Damit ihre Unterlieferanten so nicht fertigen, gibt es uns!<br />

Wir überwachen ihre Fertigungen und Montagen weltweit.<br />

Unser Personal ist zertifiziert als IWE und Stufe 3 Prüfer nach ISO und ASNT.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong><br />

Kontaktieren sie uns:<br />

Prowelt Consulting<br />

Nikolsdorf 156<br />

9782 Nikolsdorf, Austria<br />

Tel. +43 664 2821020<br />

office@prowelt.at


30 | STATEMENT<br />

Eisenerzpellets werden im Hamburger<br />

Werk mit aus Erdgas gewonnenem<br />

Wasserstoff zu Eisenschwamm reduziert<br />

(Foto: ArcelorMittal)<br />

wir dabei zunächst durch Druckwechseladsorption<br />

(DWA) aus dem Restgas<br />

unserer DRI-Bestandsanlage. Dieser<br />

Wasserstoff hat eine Reinheit von über<br />

95 %. Da er noch aus Erdgas stammt,<br />

bezeichnen wir ihn als „grauen Wasserstoff“<br />

und erproben damit den Betrieb<br />

der Anlage. Bei der Nutzung von Wasserstoff<br />

als Reduktionsmittel bleibt als<br />

Nebenprodukt nur noch Wasserdampf,<br />

es werden keine Kohlendioxidemissionen<br />

freigesetzt.<br />

Initiative H 2 H<br />

Mit der „Initiative H 2 H“ testet Arcelor-<br />

Mittal die Produktionsabläufe in einem<br />

industriellen Umfang, um die Prozesse mit<br />

Wasserstoff marktreif zu machen. Dabei<br />

gibt es viel zu tun: Der genaue Aufbau der<br />

Anlage und der Wirkungsgrad müssen<br />

getestet werden. Ebenso, ob die Umstellung<br />

Auswirkungen auf die Qualität des<br />

Eisenschwamms hat und ob es zu Veränderungen<br />

beim Einschmelzverhalten des<br />

Eisenschwammes kommt. Das Element<br />

Wasserstoff hat andere chemische Eigenschaften<br />

als Erdgas, die bei der Umsetzung<br />

berücksichtigt werden müssen. Die<br />

Pläne sind in der Theorie ausgereift und<br />

werden jetzt dem Praxistest unterzogen,<br />

um die neuen Verfahren auszureifen und<br />

marktfähig zu machen.<br />

Betriebswirtschaftlich rentabel ist der<br />

Einsatz von grünem Wasserstoff in der<br />

Stahlherstellung momentan allerdings<br />

noch nicht. Nachhaltig erzeugter Wasserstoff<br />

ist derzeit nicht in größeren Mengen<br />

verfügbar, auch wenn seine Bedeutung in<br />

vielen Branchen und für Projekte im industriellen<br />

Maßstab stark gestiegen ist. Das<br />

Bundeswirtschaftsministerium setzt sich<br />

ebenfalls für die Nutzung und Erforschung<br />

von Wasserstofftechnologien ein und<br />

sieht hier viel Potenzial für die Einhaltung<br />

der Klimaziele. Doch noch ist grüner Wasserstoff<br />

nicht in ausreichender Menge verfügbar.<br />

Daher nutzen wir momentan den<br />

grauen Wasserstoff, dessen Kohlendioxidbilanz<br />

nicht so günstig ausfällt wie bei grünem<br />

Wasserstoff, der mit Strom aus<br />

erneuerbarer Energie per Elektrolyse<br />

erzeugt wird. Die Herstellung von ausreichend<br />

Wasserstoff aus regenerativen<br />

Energien wird noch seine Zeit brauchen.<br />

Kann der graue Wasserstoff durch grünen<br />

ersetzt werden, wird es in Zukunft aber<br />

möglich sein, Stahl fast emissionsfrei zu<br />

produzieren. Voraussetzung dafür ist<br />

jedoch, dass ausreichend grüner Wasserstoff<br />

zu wettbewerbsfähigen Preisen zur<br />

Verfügung steht.<br />

Dieser grüne Wasserstoff könnte mit<br />

Offshore-Windkraftanlagen an der Küste<br />

produziert werden. Die fünf Bundesländer<br />

Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein<br />

und Mecklenburg-Vorpommern<br />

bezeichneten sich selbst in ihrem<br />

Eckpunktepapier zu einer Norddeutschen<br />

Wasserstoffstrategie als „prädestinierte<br />

Region“. Die regenerative Energie könnte<br />

noch in Küstennähe per Elektrolyse in Wasserstoff<br />

umgewandelt und so einfacher<br />

weitertransportiert werden. Dies wäre<br />

jedoch ein Projekt größeren Ausmaßes.<br />

Die Stahlproduktion ist energieintensiv.<br />

Eine Umstellung auf Wasserstoff reduziert<br />

zwar die Emissionen deutlich, nicht jedoch<br />

den grundsätzlichen Energiebedarf. Der<br />

Strom für die Elektrolyse kommt sogar<br />

noch hinzu. Damit dieser Strom zuverlässig<br />

mit Windkraft erzeugt werden kann,<br />

bräuchte ArcelorMittal Hamburg rund 175<br />

große Windräder mit einer Leistung von<br />

850 MW. Der Elektrolichtbogenofen benötigt<br />

zusätzlich in etwa die gleiche Menge<br />

Energie wie die Stadt Kiel. So wird deutlich,<br />

wie entscheidend die Strompreise bei<br />

dieser Frage sind.<br />

Neben den fehlenden Windkraftanlagen<br />

sind auch die Strom- und insbesondere die<br />

Wasserstoffinfrastruktur noch nicht auf<br />

einem Niveau, mit welchem die Stahlindustrie<br />

konsequent auf nachhaltig erzeugte<br />

Energie umstellen könnte. Dies sind nur<br />

einige Beispiele für die vielen Fragen und<br />

Herausforderungen, die bestehen bleiben.<br />

Forschung ist wichtig, um mit der Zeit zu<br />

gehen und zukunftsfähige Herstellungsverfahren<br />

zu entwickeln. Die hohen Strompreise<br />

treiben die CO 2 -Vermeidungskosten<br />

jedoch so stark in die Höhe, dass modernere<br />

Verfahren betriebswirtschaftlich<br />

momentan nicht rentabel eingesetzt werden<br />

können. Hinzu kommen die hohen<br />

Investitionen in alternative Produktionsprozesse<br />

– das Volumen für die Demonstrationsanlage<br />

in Hamburg liegt bei 65 Mio. €.<br />

Diese Mehrfachbelastungen in Kombination<br />

mit immer strengeren Auflagen, wie<br />

den aktuellen Beschlüssen des Klimakabinetts<br />

zum europäischen Emissionsrechtehandel,<br />

setzen die Unternehmen in der<br />

Stahlindustrie zusätzlich unter Druck.<br />

Die Transformation innerhalb der Stahlindustrie<br />

ist theoretisch möglich. Wie sie<br />

sich in der Realität gestalten wird, definieren<br />

nicht zuletzt die politischen Rahmenbedingungen.<br />

Wenn Sektorenkopplung<br />

und der Ausbau der erneuerbaren Energien<br />

nicht gleichermaßen aktiv angegangen und<br />

umgesetzt werden, muss die Branche hinter<br />

ihren Möglichkeiten zurückbleiben.<br />

ArcelorMittal arbeitet fortlaufend daran,<br />

nachhaltiger zu produzieren und investiert<br />

viel in moderne Anlagen, Verfahren und die<br />

Forschung daran. Fehlende politische<br />

Unterstützung kann die Handlungsmöglichkeiten<br />

für Unternehmen in diesem Bereich<br />

einschränken. Dies wäre auch dem Ideenwettbewerb<br />

„Reallabore der Energiewende“<br />

des Bundeswirtschaftsministeriums<br />

nicht zuträglich, der ein Mehr an Forschung<br />

und Investitionen erreichen will. Es wäre<br />

sehr zu bedauern, wenn der Elan und die<br />

Initiativen der Industrie ausgebremst würden.<br />

ArcelorMittal ist entschlossen, seinen<br />

Beitrag zur Umsetzung des internationalen<br />

Klimaabkommens zu leisten. Mit einer soliden<br />

Wasserstoffinfrastruktur und bezahlbarem<br />

regenerativ erzeugten Strom ist eine<br />

grünere Zukunft nur eine Frage der Zeit.<br />

Arcelor Mittal Hamburg geht mit dem Bau<br />

der Demonstrationsanlage für Stahl mit<br />

Wasserstoff voran. Doch die Ziele der<br />

Pariser Klimaschutzkonferenz einzuhalten,<br />

ist eine Gemeinschaftsaufgabe, zu der alle<br />

Akteure ihren Beitrag leisten müssen.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


STATEMENT | 31<br />

Unsere Geschäftsfelder:<br />

Stahl & Produktion<br />

Umwelt & Recycling<br />

Immobilien & Projekte<br />

Bau & Konstruktion<br />

Freizeit & Tourismus<br />

Bild 1. Standorte der Max Aicher Unternehmensgruppe in Europa und weltweit<br />

Max Aicher Unternehmensgruppe<br />

Nachhaltige Stahlproduktion, Recycling und<br />

Umweltschutz in Bayern<br />

Seit Januar 2015 wird die Max Aicher Unternehmensgruppe von der Max Aicher Stiftung umspannt. Diese<br />

gehört zu den größten privaten Stiftungen Bayerns und dient dem Erhalt des Lebenswerkes von Max Aicher –<br />

und damit der Zukunftssicherung der Unternehmensgruppe.<br />

D<br />

ie weltweit mehr als 4.600 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der Max<br />

Aicher Unternehmensgruppe arbeiten<br />

in 18 Ländern, Bild 1, mit Leidenschaft<br />

und Technologie-Know-how an hochwertigen<br />

Produkten sowie intelligenten industriellen<br />

Verfahren und Dienstleistungen für<br />

nachhaltigen Fortschritt. Die Geschäftsfelder<br />

teilen sich in fünf Bereiche auf:<br />

• Stahl und Produktion<br />

• Umwelt und Recycling<br />

• Immobilien und Projekte<br />

• Bau und Konstruktion<br />

• Freizeit und Tourismus.<br />

Der Name Max Aicher steht für Kundenorientierung,<br />

Exzellenz, nachhaltige Wertschöpfung,<br />

Integrität und Teamgeist. Leistung<br />

bedeutet für die Max Aicher<br />

Unternehmensgruppe Wertschöpfung im<br />

Interesse der Kunden. Dabei werden<br />

Werkstoffe und Energie effizient eingesetzt<br />

und es wird mit natürlichen Ressourcen<br />

und Rohstoffen bewusst und sparsam<br />

umgegangen. Außerdem greifen alle Glieder<br />

einer Wertschöpfungskette in den verschiedenen<br />

Geschäftsfeldern der Max<br />

Aicher Unternehmensgruppe – so auch im<br />

Bereich Recycling, Stahl und Umwelt –<br />

ineinander.<br />

Lech-Stahlwerke (LSW)<br />

Das beste Beispiel für diese vertikal integrierte<br />

Unternehmensstruktur ist die Stahlproduktion<br />

in Bayern und hier insbesondere<br />

der Produktionsstandort Meitingen bei<br />

Augsburg, Bild 2. Die Lech-Stahlwerke mit<br />

rd. 800 Mitarbeitern erzeugen jährlich ca.<br />

1,1 Mio. t hochwertigen Qualitäts- und<br />

Baustahl sowie Betonstahl ausschließlich<br />

auf Schrottbasis und recyceln damit jährlich<br />

ca. 1,4 Mio. t Stahlschrott. Seit der ersten<br />

Schmelze am 19. März 1972 wurden<br />

mehr als 35,5 Mio. t Schrott recycelt. Das<br />

entspricht umgerechnet über 44 Mio.<br />

Schrottautos insgesamt und damit einer<br />

gelebten Kreislaufwirtschaft. Als Bayerns<br />

größtes Recyclingunternehmen leisten die<br />

Lech-Stahlwerke einen wesentlichen Beitrag<br />

zur nachhaltigen Ressourcenschonung<br />

und zum Klimaschutz, da der CO 2 -Ausstoß<br />

je Tonne Stahl im Elektrostahlverfahren −<br />

anders als bei der konventionellen Produktion<br />

im Hochofen – um ca. 85 % niedriger<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


32 | STATEMENT<br />

Bild 2. Lech-Stahlwerke, Lech-Stahl Veredelung, Zentrallager der Max Aicher GmbH &<br />

Co. KG und Max Aicher Umwelt in Meitingen (Foto: Max Aicher)<br />

liegt. Im Vergleich zum Oxygenstahl aus<br />

China bedeutet dies eine Verringerung der<br />

CO 2 -Last bei der Elektrostahlproduktion in<br />

Bayern von 1.750 kg/t auf 220 kg/t und<br />

beim Transport gar von 250 kg/t auf 5 kg/t.<br />

Das heißt aber auch, wenn sich die Stahlproduktion<br />

von Bayern in die integrierten<br />

Hütten in z.B. China oder Indien verlagern<br />

würde, wäre global der CO 2 -Ausstoß deutlich<br />

höher als heute. Ein weiteres gutes<br />

Argument für einheimischen Stahl aus Bayern.<br />

Darüber hinaus wurden am Standort<br />

Meitingen im Laufe der letzten fast 50 Jahre<br />

mehr als 5 Mio. t Elektroofenschlacke<br />

als Nebenprodukt der Stahlherstellung produziert.<br />

Dieser mineralische Baustoff kann<br />

natürliche Baustoffe ersetzen und damit<br />

zum nachhaltigen Schutz der Umwelt ganz<br />

wesentlich beitragen (siehe nachfolgend:<br />

MAU, Bild 2 oben links).<br />

In den Jahren 2016 bis 2018 wurde der<br />

Standort Meitingen durch Investitionen in<br />

Anlagentechnik und Umweltschutz von ca.<br />

150 Mio. € für eine erfolgreiche Zukunft<br />

der Stahlerzeugung, der Versorgung der<br />

nachfolgenden stahlverarbeitenden Betriebe<br />

der Max Aicher Gruppe (siehe nachfolgend:<br />

LSV, SAH und RMH) und der Erhaltung<br />

der Arbeitsplätze in der Gruppe<br />

insgesamt langfristig gesichert. Neben der<br />

Umsetzung eines umfangreichen Lärmminderungskonzeptes<br />

wurden vor allem<br />

durch den Umbau der Walzstraße für Qualitätsstahl<br />

(Installation eines Präzisionswalzblockes,<br />

Errichtung eines neuen Kühlbettes,<br />

Neuordnung Logistik und<br />

Gleisanlagen), dem Erwerb zusätzlicher<br />

Betriebsflächen sowie der Errichtung<br />

eines Zentrallagers der Max Aicher GmbH<br />

& Co. KG inklusive der Begründung eines<br />

zusätzlichen Standortes der Lech-Stahl<br />

Veredelung, Bild 2 oben rechts, die Grundlagen<br />

für eine erfolgreiche Zukunft<br />

geschaffen.<br />

Als Arbeitgeber und Geschäftspartner<br />

sind die Lech-Stahlwerke ein unverzichtbarer<br />

Motor des Wirtschaftsraums Augsburg<br />

und Bayern. Stahl wird bei LSW<br />

ausschließlich aus sortiertem Schrott<br />

geschmolzen, der zu ca. 60 % per Bahn<br />

und 40 % per Lkw angeliefert wird. Der<br />

Anteil am Bahntransport wurde in den<br />

letzten Jahren immer weiter gesteigert<br />

und damit der CO 2 -Ausstoß sukzessive<br />

verringert. Die Sortierung und Aufbereitung<br />

des Schrotts erfolgt hierzu bei der<br />

Max Aicher Recycling (siehe nachfolgend:<br />

MAR). In jedem der beiden Elektrolichtbogenöfen<br />

der LSW können in einer<br />

Stunde rd. 100 t Flüssigstahl hergestellt<br />

werden. Das „Fine-Tuning“ des Rohstahls<br />

erfolgt dann in zwei Pfannenöfen<br />

(metallurgische Behandlung, chemische<br />

Analyse und Einstellung der Gießtemperatur)<br />

sowie in zwei Vakuumentgasungsanlagen<br />

(Verbesserung des Reinheitsgrades).<br />

Der Hauptabsatzmarkt ist Deutschland,<br />

jedoch sind die hochwertigen Produkte<br />

der Lech-Stahlwerke auch weltweit vertreten<br />

und spielen bei vielen Kunden eine<br />

– wortwörtlich – tragende Rolle. Sobald<br />

die fertigen Produkte die Qualitätskontrollen<br />

durchlaufen haben, werden sie termingerecht<br />

per Bahn, Lkw oder Schiff ausgeliefert.<br />

Die Lech-Stahlwerke beliefern<br />

Betonstahlbiegereien und die Bauindustrie.<br />

Außerdem gehören die Lech-Stahlwerke<br />

zu den bedeutendsten Lieferanten<br />

der deutschen und europäischen Automobilindustrie<br />

und deren Zulieferbetrieben.<br />

Darüber hinaus versorgt LSW das Stahlwerk<br />

Annahütte sowie das Rohrwerk<br />

Maxhütte mit Rohstranggussknüppeln zur<br />

weiteren Diversifizierung des Produktportfolios.<br />

Stahlwerk Annahütte (SAH)<br />

Das Stahlwerk Annahütte wurde bereits<br />

1537 gegründet und gilt damit als eines<br />

der ältesten Stahlwerke der Welt. Seit dieser<br />

Zeit wird in Hammerau im Berchtesgadener<br />

Land industriell Stahl verarbeitet.<br />

Heute wird die Annahütte durch die<br />

Lech-Stahlwerke mit Knüppeln versorgt,<br />

über 250 Stahlsorten kommen regelmäßig<br />

zum Einsatz. Im Warmwalzwerk und den<br />

Adjustagebetrieben der Annahütte entstehen<br />

drei Produktgruppen: Gewindestahl,<br />

Stabstahl und veredelter Blankstahl. Weiterhin<br />

wird vor Ort ein breites Spektrum an<br />

Zubehör für den Gewindestahl auf modernen<br />

Vollautomaten gefertigt.<br />

Prof. Dr.-Ing. Klaus Krüger, Mitglied der Geschäftsführung, Stahlwerk Annahütte Max Aicher GmbH & Co. KG, Ainring-<br />

Hammerau; Dr. Andreas Hauger, Mitglied der Max-Aicher-Stiftung und Geschäftsführer, Max Aicher GmbH & Co. KG,<br />

Freilassing; Mag. Simon Zeilberger, Geschäftsführer; Markus Kihm, Leiter Umweltmanagement, Lech Stahlwerke<br />

GmbH, Meitingen; Siegfried Gierl, Geschäftsführer, Rohrwerk Maxhütte GmbH, Sulzbach-Rosenberg; Roland Fischer,<br />

Geschäftsführer, Max Aicher Recycling GmbH, Nürnberg; Dr.-Ing. Dirk Mudersbach, Geschäftsführer; B.Eng. Susanne<br />

Schüler, Leiterin Forschung und Entwicklung, Max Aicher Umwelt GmbH, Meitingen.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


STATEMENT | 33<br />

Bild 3. Stahlwerk Annahütte in Hammerau, links im Vordergrund das Wasserkraftwerk (Foto: Max Aicher)<br />

Beim Stab- und Blankstahl rundet die<br />

Annahütte das Abmessungsspektrum ihrer<br />

Schwesterwerke im dünnen Abmessungsbereich<br />

ab. Die Fertigungstiefe reicht von<br />

schwarzem über gestrahlten, geschälten<br />

und richtpoliertem Stabstahl bis hin zu<br />

gefasten, zentrierten und präzisionsgeschliffenen<br />

Rundstäben, jeweils in verschiedenen<br />

Wärmebehandlungszuständen.<br />

Die Annahütte ist mit diesen Produkten<br />

wichtiger Vormateriallieferant der europäischen<br />

Automobilzulieferindustrie, weiterhin<br />

beliefert sie Kunden im Maschinen- und<br />

Anlagenbau sowie der Energiewirtschaft.<br />

Mit ihren Gewindestahlsystemen, die für<br />

den Einsatz im technischen Ingenieurbau<br />

produziert werden, ist die Annahütte als<br />

Marktführer weltweit mit 16 Tochterfirmen<br />

und Beteiligungen vertreten. Vielzählige faszinierende<br />

und ambitionierte Bauwerke wurden<br />

und werden beliefert. Exemplarisch sind<br />

der Capital Gate Tower in Abu Dhabi, das<br />

One World Trade Center in New York und der<br />

Lotte World Tower in Seoul zu nennen.<br />

Nachhaltigkeit wird in der gesamten<br />

Max Aicher Unternehmensgruppe und<br />

damit auch bei der Annahütte großgeschrieben,<br />

sowohl bei der Energie- als auch<br />

bei der Rohstoffversorgung. Die seit Jahrhunderten<br />

zur Stahlverarbeitung genutzte<br />

Wasserkraft der Saalach ist weiterhin von<br />

Bedeutung. Über ihre drei Wasserturbinen<br />

versorgt sich die Annahütte bereits heute<br />

zu gut einem Drittel selbst mit Strom,<br />

Bild 3. Eine vierte Turbine wird 2020 in<br />

Betrieb genommen, weitere Wasserkraftprojekte<br />

sind in der Projektierung. Darüber<br />

hinaus kommen als Rohstoff die aus lokalem<br />

Stahlschrott recycelten Knüppel der<br />

Lech-Stahlwerke zum Einsatz, deren Anlieferung<br />

ausschließlich per Bahn erfolgt.<br />

Rohrwerk Maxhütte (RMH)<br />

Die Kernkompetenz des Rohrwerks Maxhütte<br />

liegt seit über 60 Jahren in der Herstellung<br />

und Anarbeitung nahtloser Rohre,<br />

Bild 4. Von den Produktionsstandorten<br />

Sulzbach-Rosenberg in Deutschland und<br />

weiteren Standorten in Kroatien und<br />

Polen beliefert RMH Kunden aus den<br />

Marktsegmenten Handel, Automobil,<br />

Industrie und Energie. Eine integrierte<br />

Wertschöpfungskette, die sich von der<br />

Entwicklung der Lösung über die Stahlerzeugung<br />

und Rohrfertigung bis zur<br />

Oberflächentechnik und Bearbeitung<br />

erstreckt. Bereits die individuell abgestimmte<br />

Erzeugung des Vormaterials bei<br />

den Lech-Stahlwerken entscheidet mit<br />

über die guten Eigenschaften der Produkte<br />

des Rohrwerks Maxhütte. Die daraus<br />

warmgefertigten Rohre und die hohe<br />

Qualität der nahtlosen Präzisionstahlrohre<br />

eignen sich für unterschiedlichste,<br />

anspruchsvolle Anwendungen. Der hohe<br />

Nutzen dieser Produkte wird in enger<br />

Zusammenarbeit mit den Kunden mit individuell<br />

abgestimmten Logistik- und Serviceleistungen<br />

ergänzt. Am Produktionsstandort<br />

Sulzbach-Rosenberg erzeugen<br />

rd. 450 Mitarbeiter bis zu 100.000 t Stahlrohre<br />

im Jahr.<br />

Lech-Stahl Veredelung (LSV)<br />

Der Werkstoff Stahl ist grundsätzlich ein<br />

Beispiel für gelebte Kreislaufwirtschaft<br />

und Nachhaltigkeit. Stahl ist beliebig oft<br />

und nahezu ohne Qualitätsverluste recycelbar.<br />

In den zwei Walzstraßen der<br />

Lech-Stahlwerke werden die Rohstranggussknüppel<br />

zu hochwertigem Qualitätsund<br />

Baustahl sowie zu Betonstahl weiterverarbeitet.<br />

Durch die Qualitätssicherung<br />

und Prozessoptimierung können Kundenanforderungen<br />

mit sehr engen Toleranzen<br />

stets erfüllt und die Werkstoffe kontinuierlich<br />

weiterentwickelt werden. So kann den<br />

Kunden ein Höchstmaß an Qualität und<br />

Sicherheit beim Einsatz der bei den<br />

Lech-Stahlwerken hergestellten Produkte<br />

garantiert werden. Weitergehende<br />

Bearbeitung und Veredelung des Qualitäts-<br />

und Baustahls bei der Lech-Stahl Veredelung<br />

an drei Standorten in Bayern bil-<br />

Bild 4. Rohrwerk Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg<br />

(Foto: Max Aicher)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


34 | STATEMENT<br />

Bild 5. Max Aicher Recycling in Nürnberg (Foto: Max Aicher)<br />

det die abschließende Stufe der<br />

Wertschöpfungskette. Mit dem Einsatz<br />

modernster Veredelungsanlagen, wie z.B.<br />

Schäl- und Einzelstab-Induktiv-Vergüteanlagen,<br />

setzt die Max Aicher Unternehmensgruppe<br />

neue Maßstäbe.<br />

Das Erfolgsrezept der Max Aicher<br />

Unternehmensgruppe stellt dabei die<br />

kompakte aber gleichzeitig vielschichtige<br />

Unternehmensstruktur dar. LSW bildet<br />

mit ihren Beteiligungen die gesamte<br />

Bandbreite der stahlbezogenen Wertschöpfung<br />

selbst ab. Dies beinhaltet<br />

sowohl einen signifikanten Anteil an<br />

Eigenversorgung durch den Rohstoff<br />

Schrott (MAR), eine nachhaltige Stahlherstellung<br />

(LSW), eine vertiefte Komponente<br />

an Veredelungsstufen (LSV) und<br />

schlussendlich auch die Verwertung aller<br />

Reststoffe und Nebenprodukte der Stahlproduktion<br />

(MAU). Die Umsetzung dieser<br />

Strategie erfolgt u.a. durch die kontinuierliche<br />

Entwicklung der LSW-Beteiligungen<br />

Lech-Stahl Veredelung, Max Aicher Recycling<br />

und der eigenständigen Max Aicher<br />

Umwelt.<br />

Max Aicher Recycling (MAR)<br />

Als Unternehmen der Max Aicher Unternehmensgruppe<br />

wurde 1996 die Max<br />

Aicher Recycling gegründet. Das Ziel war<br />

hierbei die Erweiterung der Wertschöpfungskette<br />

sowie die krisensichere<br />

Schrottversorgung für die LSW. Im Jahr<br />

1997 startete der operative Betrieb mit der<br />

Übernahme eines bestehenden Recyclingbetriebs<br />

in Nürnberg, Bild 5. In den folgenden<br />

Jahren entstand ein in vielfältigen<br />

Bereichen der Recyclingwirtschaft tätiges<br />

Unternehmen, in dem mittlerweile fast<br />

100 Mitarbeiter an vier Standorten in Bayern<br />

beschäftigt sind. Als weitere zielgerichtete<br />

Ergänzung wurde im Jahr 2010<br />

eine strategische Beteiligung einer Schrotthandels-<br />

und Aufbereitungsfirma mit Firmensitz<br />

unmittelbar vor den Werkstoren<br />

der LSW umgesetzt. Ebenfalls im Jahr<br />

2010 wurde die B&A Metallaufbereitungs-GmbH<br />

gegründet und nahm 2013<br />

ihren operativen Betrieb im Hafen von<br />

Nürnberg auf. Die Aufgabe dieser Unternehmung<br />

ist die vollständige trockenmechanische<br />

Aufbereitung von Metallmischfraktionen<br />

aus den Großaggregaten der<br />

MAR. Hierbei kommen modernste sensorgestützte<br />

Sortieranlagen zum Einsatz. Der<br />

technologische Ansatz der B&A ist einmalig<br />

in Deutschland und wird durch stetige<br />

Verbesserungen fortgeführt.<br />

MAR betreibt mehrere Großaggregate<br />

zur Schrottaufbereitung (Schrottschere,<br />

Shredderanlage, Brennschneidanlage) in<br />

Bayern und beliefert LSW sowie weitere<br />

Stahlwerke und Gießereien in ganz Europa<br />

mit fertig aufbereiteten Schrottsorten.<br />

Neben der reinen Behandlung von Vormaterialien<br />

zur Stahlerzeugung ist MAR auch<br />

als kompetenter Partner von Industriebetrieben<br />

in Fragen der Ent- und Versorgung<br />

sowie zusätzlich bei umweltstrategischen<br />

Fragestellungen etabliert. MAR leistet<br />

damit einen wichtigen Beitrag zur Schonung<br />

unserer natürlichen Ressourcen und<br />

der Energieeinsatz zur Herstellung von<br />

Rohstahl wird eingespart.<br />

Max Aicher Umwelt (MAU)<br />

Neben dem umweltschonenden Stahlrecycling<br />

und der nachhaltigen Stahlproduktion<br />

an den unterschiedlichen Standorten<br />

der Max Aicher Unternehmensgruppe ist<br />

es auch ein Beitrag zum Umweltschutz,<br />

dass die Max Aicher Umwelt nicht nur die<br />

Reststoffe und Nebenprodukte der Stahlproduktion<br />

in Meitingen aufbereitet, sondern<br />

auch nachhaltig verwertet. Deswegen<br />

ist es ein besonderes Anliegen der<br />

Max Aicher Unternehmensgruppe, auch<br />

bei Forschung und Entwicklung im<br />

Bereich der Nebenprodukte der Elektrostahlproduktion<br />

eine Vorreiterrolle einzunehmen.<br />

Ein Zeichen dieser Bemühungen,<br />

die Elektroofenschlacke auch in<br />

Bayern „salonfähig“ zu machen, ist, dass<br />

die Max Aicher Umwelt die nwg-Einstufung<br />

(Nicht-Wasser-Gefährdung) dieses<br />

Materials für ganz Deutschland im „Rigoletto“<br />

am 24. August 2015 erreicht hat<br />

und die beiden Schlackentypen aus der<br />

Stahlherstellung (Elektroofen- und Pfannenofen-Schlacke)<br />

seit dem 10. August<br />

2017 unter Kennnummer 9147 und 9148<br />

auch im Bundesanzeiger als nicht wassergefährdend<br />

veröffentlicht sind.<br />

Ausdruck des wissenschaftlichen<br />

Engagements ist die Teilnahme der Forschungs-<br />

und Entwicklungsabteilung der<br />

Max Aicher Umwelt an vielen unterschiedlichen<br />

europäischen und nationalen<br />

Forschungsprojekten. PROEOS zum<br />

Beispiel ist inzwischen sogar eine europäisch<br />

geschützte Marke und geistiges<br />

Eigentum der Max Aicher GmbH & Co. KG<br />

sowie Sinnbild für die Aktivität des Schlackenaufbereiters<br />

und -vermarkters<br />

gemeinsam mit dem Stahlwerk und der<br />

Umweltabteilung der Lech-Stahlwerke,<br />

die nachhaltige Nutzung von Nebenprodukten<br />

aus dem Elektrostahlherstellungsprozess<br />

voranzutreiben. Aus dem werksinternen<br />

Projekt zum Status quo der<br />

Elektroofenschlackenqualität in Meitingen<br />

aus dem Jahr 20<strong>11</strong> mit dem Akronym<br />

PROEOS (Produkt Elektroofenschlacke)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


Bild 6. Im Schlackenbeet kann im Rahmen<br />

der Charakterisierung der Elektroofenschlacke<br />

nach PROEOS-Optimierungsmaßnahmen<br />

die Probenahme erfolgen<br />

(Foto: Max Aicher)<br />

STATEMENT | 35<br />

entwickelte sich im Laufe der letzten acht<br />

Jahre das zwischenzeitlich auch durch die<br />

AiF geförderte Forschungsvorhaben<br />

PROEOS I und jüngst auch das Nachfolgeprojekt<br />

PROEOS II unter Koordination<br />

des FEhS-Instituts für Baustoff-Forschung<br />

in Duisburg und der Beteiligung<br />

des VDEh-Betriebsforschungsinstituts in<br />

Düsseldorf. Zum Abschluss des Nachfolgeforschungsvorhabens<br />

wird PROEOS<br />

dann sogar sein zehnjähriges Jubiläum<br />

feiern können. Dies zeigt zum einen die<br />

Kontinuität der Schlackenforschung in<br />

Deutschland, aber zum anderen auch den<br />

scheinbar unendlichen Kampf gegen die<br />

Windmühlen der Politik, Behörden und<br />

Schlackenskeptiker.<br />

Neben einer Vielzahl an Ergebnissen<br />

zur Charakterisierung der Elektroofenschlacke,<br />

Bild 6, im Rahmen von<br />

PROEOS wurden auch Behandlungsmaßnahmen<br />

an der schmelzflüssigen<br />

Schlacke sowie Maßnahmen in der Aufbereitung<br />

und Nachbehandlung der<br />

erstarrten Elektroofenschlacke entwickelt<br />

und teilweise schon in die Betriebspraxis<br />

des Stahlwerks überführt. Als Beispiele<br />

für diese bereits umgesetzten<br />

Entwicklungen seien an dieser Stelle nur<br />

zwei Maßnahmen kurz erwähnt: erstens<br />

die Konditionierung der schmelzflüssigen<br />

Schlacke direkt beim Abstich aus<br />

dem Elektrolichtbogenofen der<br />

Lech-Stahlwerke und zweitens die Konditionierung<br />

des Betriebswassers auf<br />

der Schlackenaufbereitungsanlage der<br />

Max Aicher Umwelt.<br />

Fazit<br />

Weltweit beruhen mehr als ein Drittel der<br />

Rohstahlproduktion auf dem Einsatz von<br />

Stahlschrott. In der aktuellen Klimadiskussion<br />

ist daher festzuhalten, dass Stahlrecycling,<br />

Elektrostahlproduktion und Nutzung<br />

von Schlacken praktizierter Umweltschutz<br />

sind. Die Max Aicher Unternehmensgruppe<br />

leistet in Bayern, Deutschland, Europa<br />

und weltweit ihren Beitrag dazu.<br />

DSD STEEL GROUP<br />

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for the iron and steel industry<br />

DSD Steel Group GmbH . Henry-Ford-Str. <strong>11</strong>0 . D-66740 Saarlouis<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong><br />

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36 | STATEMENT<br />

Primetals Technologies will Umwelt für künftige Generationen bewahren<br />

Die Zukunft der Stahlerzeugung ist grün<br />

Die Zukunft der Stahlerzeugung muss grün und nachhaltig sein, ist Satoru Iijima, CEO von Primetals<br />

Technologies, überzeugt. In diesem Artikel zeigt S. Iijima auf, dass die gesellschaftlichen und politischen<br />

Reaktionen auf den Klimawandel global sehr unterschiedlich ausfallen – mit weitreichenden Konsequenzen für<br />

die Stahlindustrie. Weltweit einheitliche Klimaziele werden schwer zu etablieren sein, glaubt S. Iijima, aber<br />

dennoch können Stahlproduzenten mit gezielten Maßnahmen und innovativen Lösungen ihren langfristigen<br />

Erfolg sicherstellen.<br />

W<br />

enn Sie die Nachrichten verfolgen,<br />

wird Ihnen der Name Greta<br />

Thunberg bekannt sein. Im September<br />

<strong>2019</strong> – dem Zeitpunkt, an dem ich<br />

diesen Artikel schreibe – hat die junge Klimaaktivistin<br />

gerade per Segelboot den<br />

Atlantik überquert, um vor den Vereinten<br />

Nationen zu sprechen. Die Reise vom englischen<br />

Plymouth nach New York dauerte<br />

knapp 15 Tage und war durchaus entbehrungsreich:<br />

Das Boot hatte weder normale<br />

Betten noch Toiletten oder abgetrennte<br />

Räume. Es war keine komfortable Art zu<br />

reisen, aber dafür eine klimaneutrale. Das<br />

Boot hatte Solaranlagen und Wasserkraftgeneratoren<br />

installiert, um den Stromverbrauch<br />

sicherzustellen, und die Antriebsform<br />

war Wind.<br />

Globale Klimaziele<br />

In vielen Gesellschaften zeichnet sich eine<br />

neue Haltung ab, die sich in gewandelten<br />

Werten und Prioritäten niederschlägt –<br />

und in einer veränderten Vorstellung<br />

davon, was technologische Innovation<br />

ausmacht. Zahlreiche Regierungen und Firmen<br />

haben sich zu Klimazielen verpflichtet.<br />

Allerdings gibt es einen Punkt, in dem<br />

sie sich teils gravierend unterscheiden,<br />

nämlich den Zeitpunkt, bis zu dem sie ihr<br />

Ziel erreichen wollen.<br />

Nicht weniger als 77 Länder – darunter<br />

Großbritannien, Frankreich, Deutschland<br />

und Österreich – planen, den Ausstoß von<br />

Treibhausgasen bis 2050 auf null zu reduzieren.<br />

Finnland will bis 2035 klimaneutral<br />

sein, während Norwegen dies für 2030<br />

plant und vorhat, die Zulassung neuer Benziner<br />

und Dieselautos ab 2025 zu verbieten.<br />

Und obwohl die Regierung der Vereinigten<br />

Staaten sich noch keinem<br />

Klimaziel verschrieben hat, haben doch<br />

einige amerikanische Bundesstaaten die<br />

Initiative ergriffen – unter anderem Kalifornien,<br />

New Mexico und Washington. Sie<br />

alle beabsichtigen, künftig ausschließlich<br />

erneuerbare Energiequellen zu verwenden.<br />

Auch in der Privatwirtschaft gibt es Klimainitiativen.<br />

Das Spektrum der Akteure<br />

rankt von kleinen Firmen bis hin zu internationalen<br />

Großkonzernen. Amazon, einer<br />

der Riesen im Bereich des Onlinehandels,<br />

hat sich kürzlich dazu verpflichtet, bis 2040<br />

CO 2 -neutral zu sein. Siemens, einer der<br />

zwei primären Gründerkonzerne von<br />

Primetals Technologies, peilt 2030 an und<br />

sieht vor, seine Produktionsstätten ausschließlich<br />

mit grüner Energie zu betreiben.<br />

Andere Firmen haben ähnliche Vorhaben<br />

angekündigt, und wenn ihnen dafür<br />

nun Aufmerksamkeit und Medieninteresse<br />

zuteilwird, so haben sie diese verdient.<br />

Allerdings sehe ich im Umfeld von Klimaneutralität<br />

und Emissionszielen auch eine<br />

zentrale Herausforderung, von der ich<br />

glaube, dass sie bisweilen übersehen oder<br />

unterschätzt wird.<br />

Ein gemeinsames Ziel<br />

Um diese Herausforderung zu beschreiben,<br />

möchte ich Greta Thunberg zitieren.<br />

Nach ihrem Eintreffen in New York am<br />

Ende ihrer langen Atlantiküberquerung<br />

wandte sie sich an die Presse und sagte:<br />

„Wir müssen geschlossen die Initiative<br />

ergreifen und handeln, denn sonst könnte<br />

es zu spät sein.“ Sie fügte hinzu, die „Klimakrise<br />

ist eine globale ökologische Krise<br />

und die größte, die die Menschheit je<br />

gesehen hat.“ Nun bin ich von Thunbergs<br />

Mut sehr beeindruckt und bin auch überzeugt<br />

davon, dass unser Planet von einem<br />

nachhaltigeren Umgang mit seinen Ressourcen<br />

profitieren wird. Aber ich denke<br />

auch, dass es eine Hürde gibt, über die wir<br />

nicht hinwegsehen sollten. Die Vorstellung,<br />

es gebe ein „wir“, das es vermag, die<br />

Gesamtheit der Weltbevölkerung in sich<br />

zu vereinen, kann dazu führen, dass Dinge<br />

einfacher erscheinen als sie sind. Dieses<br />

Satoru Iijima, CEO und Vorstandsvorsitzender, Primetals Technologies, Ltd.,<br />

London, Großbritannien.<br />

Satoru Iijima, CEO und Vorstandsvorsitzender<br />

von Primetals Technologies<br />

(Foto: Primetals Technologies)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


STATEMENT | 37<br />

„wir“ ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit.<br />

Global betrachtet sind die Diskrepanzen<br />

im Umgang mit Nachhaltigkeit gewaltig.<br />

Wie ein aktuelles Dokument der Weltbank<br />

zeigt, hat beispielsweise Japan zwar eine<br />

CO 2 -Steuer implementiert, sieht aber keinen<br />

Handel mit Emissionszertifikaten vor.<br />

In Australien ist es genau umgekehrt. China<br />

hat keine der beiden Maßnahmen<br />

umgesetzt, plant jedoch, einen Zertifikatshandel<br />

zu etablieren. In Mexiko gibt es<br />

eine CO 2 -Steuer, von der Industriebetriebe<br />

aber ausgenommen sind. Alleine schon<br />

diese Beispiele zeigen, wie groß die Unterschiede<br />

in einzelnen Ländern sind, was<br />

den Umgang mit Klimapolitik angeht.<br />

Unter diesen Voraussetzungen eine<br />

gemeinsame globale Linie – ein kollektives<br />

„wir“ – zu finden, wird nur mit immensem<br />

Aufwand möglich sein.<br />

Grüne Stahlproduktion<br />

sie dabei unterstützen, ihren langfristigen<br />

Erfolg sicherzustellen.<br />

Weniger Emissionen<br />

Eines der ausgewiesenen Ziele der Stahlindustrie<br />

besteht in der Reduktion der<br />

von ihr verursachten CO 2 -Emissionen.<br />

Ich sehe hier einen Prozess, der schrittweise<br />

erfolgen und zunächst auf<br />

Technologien setzen wird, die Kohlenstoffabscheidung,<br />

-speicherung und -verwertung<br />

realisieren. Es ist ein bemerkenswerter<br />

Umstand, dass CO 2 sich in<br />

Plastik, Beton und Biotreibstoff verwandeln<br />

lässt – diese Umwandlungsprozesse<br />

sind zwar energieintensiv, doch wenn<br />

erneuerbare Energie erst einmal<br />

erschwinglicher geworden ist, werden<br />

sie ihr Potenzial voll entfalten können.<br />

Immer wenn wir von Primetals<br />

auch flüchtige organische Verbindungen,<br />

Quecksilber und Blei. Meros hat sich den<br />

Ruf erworben, die zuverlässigste und effizienteste<br />

Lösung zur Emissionsabsenkung<br />

im Bereich des Sinterns zu sein. Deshalb<br />

haben wir ihr Funktionsprinzip erweitert<br />

und auf andere Bereiche der Prozesskette<br />

übertragen – mit Merim für den Hochofen<br />

und Mercon, das sich im finalen Stadium<br />

der Entwicklung befindet und sich den<br />

Emissionen im Rahmen des LD-Verfahrens<br />

widmet.<br />

Energieeinsparungen<br />

Zahlreiche Stahlproduzenten in China<br />

und anderen Ländern sind im Begriff, von<br />

der integrierten Stahlerzeugungsroute<br />

zur elektrischen zu wechseln. Erfreulicherweise<br />

wirkt sich das positiv auf Primetals<br />

Technologies aus – und auch auf<br />

Diese Heterogenität ist freilich kein Grund,<br />

untätig zu bleiben. Vielmehr ist es an<br />

jedem, der einen Betrag leisten kann, dies<br />

auch zu tun und Verantwortung zu übernehmen.<br />

Nur so kann eine nachhaltigere<br />

Weltwirtschaft Realität werden. Das gilt<br />

auch für uns, die wir in der Stahlindustrie<br />

arbeiten. Bei Primetals Technologies<br />

unternehmen wir viele Anstrengungen,<br />

um diesem ethischen Standard gerecht zu<br />

werden. Wir wollen mehr tun als nur<br />

„unseren Beitrag zu leisten“. Es ist unser<br />

erklärtes Ziel, diejenigen Technologien zu<br />

entwickeln, die die Zukunft der Stahlerzeugung<br />

ausmachen werden – und das für<br />

Dekaden, damit unsere Welt grüner und<br />

ressourceneffizienter wird.<br />

Um dies zu erreichen, braucht es mehr<br />

als nur einen Lösungsansatz. Wie erwähnt<br />

sind die Klimaziele und die entsprechenden<br />

Maßnahmen in unterschiedlichen Ländern<br />

sehr divers – und damit auch die<br />

Bedingungen, die für Stahlproduzenten an<br />

ihren Standorten gelten. Gerade international<br />

agierende Produzenten beobachten<br />

deswegen sehr genau die Entwicklung<br />

und richten ihre strategischen Pläne entsprechend<br />

der sich abzeichnenden Veränderungen<br />

aus – gerade in Hinblick auf<br />

Investitionen und technologische Neuerungen.<br />

Es ist mir ein großes Anliegen,<br />

dass sie von Primetals Technologies optimal<br />

betreut werden, egal, wo auf der Welt<br />

sie sich befinden und was ihre besonderen<br />

Herausforderungen ausmacht. Wir wollen<br />

Die grüne Zukunft der Stahlerzeugung hängt von Pionierleistungen ab (Foto: Primetals<br />

Technologies)<br />

Technologies von unseren Kunden mit<br />

Modernisierungen betraut werden, achten<br />

wir darauf, ihnen die „grünsten“<br />

Lösungen anzubieten, mit denen sich<br />

eine Reduktion der Emissionen und eine<br />

höhere Energieeffizienz erzielen lassen.<br />

Natürlich ist CO 2 nicht die einzige<br />

Abgaskomponente, auf die wir reagieren<br />

müssen. Das von Primetals Technologies<br />

entwickelte Meros-System vereint sechs<br />

Lösungen in einer, was die Abgasreinigung<br />

bei Sinteranlagen angeht. Sie ist eine Entstaubungs-,<br />

Entschwefelungs- und Denitrifikationsanlage,<br />

und sie entfernt zudem<br />

die Umwelt. Unser EAF Quantum findet<br />

derzeit großen Absatz; es handelt sich<br />

hierbei um einen Elektrolichtbogenofen<br />

mit einem speziellen Chargiersystem,<br />

der in der Lage ist, den Schrott vorzuheizen,<br />

bevor dieser ins Ofeninnere gelangt.<br />

Als Energiequelle für das Vorheizen wird<br />

das heiße Abgas des Ofens selbst verwendet.<br />

Das Ergebnis sind signifikante<br />

Energieeinsparungen. Der EAF Quantum<br />

hat zudem eine bemerkenswerte<br />

Schmelzfolgezeit von nur 33 Minuten. In<br />

den nächsten 18 Monaten werden nicht<br />

weniger als elf neue EAF Quantum-Öfen<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


38 | STATEMENT<br />

den Betrieben und ökonomische Amortisationszeiten.<br />

Mein Chief Technology Officer und ich<br />

haben die Teams unserer Forschung und<br />

Entwicklung angewiesen, grünen Stahlerzeugungstechnologien<br />

besondere Priorität<br />

zu geben. Wir werden zahlreiche innovative<br />

Neuerungen präsentieren und<br />

echte Durchbrüche verzeichnen – wie<br />

etwa folgende Pionierleistung, von der ich<br />

Ihnen schon heute berichten kann: Wir<br />

haben eine kohlenstofffreie, wasserstoffbasierte<br />

Direktreduktionslösung entwickelt.<br />

Diese verwendet als Einsatzmaterial<br />

Eisenerzkonzentrat, das direkt aus der Erzaufbereitung<br />

stammt, und erfordert weder<br />

Sintern noch Pelletieren. Als primäres<br />

Reduktionsmittel wird ausschließlich Wasserstoff<br />

herangezogen, der sich seinerseits<br />

mit erneuerbaren Energien erzeugen<br />

lässt. Die erste Pilotanlage entsteht derzeit<br />

in Partnerschaft mit dem Stahlproduzenten<br />

voestalpine und wird im zweiten<br />

Quartal 2020 in Betrieb gehen. Ich bin<br />

sehr stolz auf diese Technologie und absolut<br />

zuversichtlich, dass sie der Welt der<br />

Stahlerzeugung einen starken, positiven<br />

Impuls geben wird.<br />

Mut zur Veränderung<br />

Das bahnbrechende kohlenstofffreie, wasserstoffbasierte Direktreduktionsverfahren von<br />

Primetals Technologies (CAD-Zeichnung der Pilotanlage) (Foto: Primetals Technologies)<br />

den Betrieb aufnehmen; gemeinsam<br />

werden sie 13 Mio. t Stahl pro Jahr erzeugen.<br />

Ich bin überzeugt, dass das Kundeninteresse<br />

am EAF Quantum hoch bleiben<br />

wird.<br />

Anlagen kompakter zu gestalten, ist ein<br />

weiteres probates Mittel, um Energie zu<br />

sparen. Arvedi Endless Strip Production<br />

wird exklusiv von Primetals Technologies<br />

angeboten und vereint Dünnbrammenguss<br />

und Warmwalzen in einem kompakten<br />

Layout. Im Vergleich zu einer konventionellen<br />

Produktionslinie benötigt Arvedi<br />

ESP nur 55 % der erforderlichen Energie.<br />

Auch der CO 2 -Ausstoß ist um ganze 39 %<br />

niedriger. Arvedi ESP ist die einzige<br />

Lösung am Markt, die echten endlosen<br />

Betrieb ermöglicht.<br />

Innovation für die Umwelt<br />

Unsere ECO Solutions decken alle Bereiche<br />

der Stahlproduktion ab und machen<br />

sie grüner. Diese Lösungen ermöglichen<br />

die Rückgewinnung und selektive Rückführung<br />

von Abwärme, tragen zur Minimierung<br />

des Wasserverbrauchs bei und<br />

verbessern die Effizienz der Wasseraufbereitung.<br />

Zudem wandeln sie Abfallprodukte<br />

in wertvolle Rohstoffe um, die in anderen<br />

Industrien Verwendung finden, und<br />

tragen so dazu bei, Energiekosten zu senken.<br />

Insgesamt ermöglichen es unsere<br />

ECO Solutions, Ressourcen zu sparen und<br />

Mehrwert zu schaffen, wodurch sie zu größerer<br />

Nachhaltigkeit führen. Weitere Vorteile<br />

sind die erhöhte Arbeitssicherheit in<br />

Wir haben nur einen Planeten, eine<br />

Zukunft, und eine Mission im Hinblick<br />

auf die Umwelt: Für Primetals<br />

Technologies geht es darum, Verantwortung<br />

zu übernehmen und Lösungen zu<br />

schaffen, die dem Menschen und der<br />

Natur dienen. Viele Gesellschaften<br />

haben bereits wichtige erste Schritte in<br />

Richtung größerer Nachhaltigkeit gesetzt<br />

– und ich bin überzeugt, dass noch mehr<br />

Veränderung bevorsteht. Für Stahlproduzenten<br />

wird der Übergang zu einer kohlenstoffarmen<br />

Ökonomie nicht ohne<br />

Herausforderungen ablaufen. Und doch<br />

bin ich sicher, dass es uns gelingen wird,<br />

die Stahlindustrie zukunftssicher zu<br />

machen und unsere Umwelt für künftige<br />

Generationen zu bewahren. Gemäß<br />

unserem Firmenslogan „Pioneers at<br />

Heart“ sind wir auf einer Pionierreise –<br />

einer Reise, die wir gemeinsam mit<br />

unseren Kunden angetreten sind. Diese<br />

Reise wird Mut zur Veränderung erfordern<br />

und echten technologischen Fortschritt<br />

zeitigen. Und sie wird uns in eine<br />

neue Zukunft führen – eine Zukunft, in<br />

der Stahl noch grüner, noch nachhaltiger<br />

produziert wird.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


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40 | STATEMENT<br />

Paul Wurth stellt sich den Megatrends „Decarbonisierung“ und „Industrie 4.0“<br />

Eine Industrie im Wandel<br />

An der Seite unserer Kunden erleben wir jeden Tag, dass die Stahlbranche aktuell mit großen<br />

Herausforderungen, besonders in der Energie- und Klimapolitik konfrontiert ist. Mit rd. 7 % der globalen CO 2 -<br />

Emissionen zählt die Eisen- und Stahlindustrie zu den größten industriellen Emittenten von Treibhausgasen. Im<br />

Hinblick auf die Ziele des Pariser Klimaabkommens zur Begrenzung der globalen Erderwärmung müssen<br />

Stahlwerkseigner und -betreiber drastische Maßnahmen ergreifen, um den Vorgaben für die zukünftige<br />

Reduzierung der CO 2 -Emissionen nachzukommen. Eines der heute wahrscheinlichsten Szenarien, das auch wir<br />

als Anlagenbauer befürworten, ist die wasserstoffbasierte Eisenerzreduktion, bei der grüner Wasserstoff den<br />

fossilen Kohlenstoff im Reduktionsprozess ersetzt. Eine besondere Herausforderung dabei ist aber die Produktion<br />

von erneuerbarem Wasserstoff im industriellen Maßstab und nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten.<br />

Georges Rassel, Vorstandsvorsitzender,<br />

Paul Wurth und Geschäftsbereichsleiter<br />

Metallurgie und Umweltschutz, SMS<br />

group GmbH (Foto: Mike Zenari)<br />

W<br />

ährend verschiedene unserer<br />

Kunden, wie Salzgitter, thyssenkrupp<br />

und Tata Steel, den technologischen<br />

Umstieg auf wasserstoffbasierte<br />

Stahlherstellung heute schon<br />

konkret ins Auge fassen und bis 2050 vollziehen<br />

möchten, versuchen andere integrierte<br />

Hüttenwerke die CO 2 -Bilanz ihrer<br />

koksbasierten Hochofentechnik über eine<br />

schrittweise Umsetzung von CO 2 -reduzierenden<br />

Maßnahmen zu verbessern. So<br />

wie Paul Wurth über Jahrzehnte die Technik<br />

der traditionellen Roheisenherstellung<br />

dank seiner revolutionären Erfindungen,<br />

wie etwa dem glockenlosen Gichtverschluss,<br />

geprägt hat, möchten wir auch<br />

heute unsere Kunden auf dem Weg zu<br />

einer CO 2 -armen bzw. CO 2 -freien Eisenerzreduktion<br />

begleiten, Bild 1.<br />

Hin zu grünem Stahl<br />

Unsere Überlegungen zum Einsatz von<br />

Wasserstoff in der Roheisenherstellung<br />

brachten uns in Kontakt mit dem deutschen<br />

Clean-Tech-Unternehmen Sunfire GmbH<br />

aus Dresden, an dem wir im Dezember<br />

2018 eine Minderheitsbeteiligung übernahmen.<br />

Sunfire entwickelt und produziert<br />

eigene Hochtemperatur-Elektrolyseure<br />

(SOEC) und Hochtemperatur-Brennstoffzellen<br />

(SOFC). Grüner Wasserstoff wird auf<br />

Basis von Ökostrom in der effizienten<br />

Hochtemperatur-Elektrolyse durch Nutzung<br />

von Abwärme in Form von Wasserdampf<br />

etwa aus Industrieprozessen erzeugt.<br />

Georges Rassel, Vorstandsvorsitzender, Paul Wurth und Geschäftsbereichsleiter<br />

Metallurgie und Umweltschutz, SMS group GmbH, Düsseldorf.<br />

In der Stahlerzeugung über die Wasserstoff-Route<br />

reduziert der erzeugte Wasserstoff<br />

das Eisenerz in einer Direktreduktionsanlage.<br />

Danach würde in einem mit<br />

erneuerbarer Energie betriebenen Elektrolichtbogenofen<br />

grüner Stahl produziert<br />

werden. Als Lizenznehmer für den Bau von<br />

Midrex ® -Direktreduktionsanlagen und<br />

angesichts der führenden Position der<br />

SMS group im Bereich Elektroöfen sind<br />

wir optimal aufgestellt, die Entwicklung<br />

innovativer, CO 2 -freier Lösungen zur Stahlherstellung<br />

voranzutreiben, Bild 2.<br />

Zusammen mit Sunfire, Paul Wurth und<br />

anderen Partnern ist der Salzgitter-Konzern<br />

derzeit dabei, die weltweit leistungsstärkste<br />

Hochtemperatur-Elektrolyse<br />

(HTE) zur energieeffizienten Wasserstofferzeugung<br />

zu errichten. Mit GrInHy2.0<br />

wird erstmals im industriellen Umfeld eine<br />

Hochtemperatur-Elektrolyse mit einer<br />

elektrischen Nennleistung von 720 kW<br />

realisiert, Bild 3. Sie soll bis Ende 2022<br />

mindestens 13.000 Stunden in Betrieb<br />

sein und insgesamt etwa 100 t Wasserstoff<br />

von hoher Reinheit (99,98 %) liefern.<br />

Dieser wird für Glühprozesse im integrierten<br />

Hüttenwerk genutzt.<br />

Sunfire plant derzeit Multi-Megawatt-Großprojekte<br />

unter Einsatz der Hochtemperatur-Elektrolyse<br />

zu realisieren. Der<br />

erzeugte Wasserstoff kann direkt genutzt<br />

oder über weitere Prozessschritte, auch<br />

mit Power-to-Liquid-Technologien bezeichnet,<br />

zu synthetischen Treibstoffen, sogenannten<br />

e-Fuels, gewandelt werden. In<br />

der neuesten Produktvariante kann die<br />

Hochtemperatur-Elektrolyse nicht nur<br />

Wasser, sondern auch CO 2 reaktivieren<br />

und so auf dem direktesten Weg wieder<br />

in einen sauberen Rohstoff zurückverwan-<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


STATEMENT | 41<br />

Bild 1. Schrittweise oder disruptiv zu grünem Stahl<br />

deln, der Erdöl oder Erdgas ersetzt. Für<br />

Paul Wurth ist diese Partnerschaft ein<br />

wesentlicher Schritt im Hinblick auf technologische<br />

Neuentwicklungen im Stahlherstellungsprozess,<br />

aber auch eine Möglichkeit,<br />

in den wachsenden Markt für<br />

e-Fuels einzutreten: In vielen anderen<br />

Industriebereichen, insbesondere im<br />

Schwerlasttransport durch Lkws, Schiffe<br />

und Flugzeuge, besteht das Potenzial, fossile<br />

Kraftstoffe durch synthetische Treibstoffe,<br />

sogenannte e-Fuels, zu ersetzen.<br />

Aufgrund der Möglichkeit synthetische<br />

Kraftstoffe bei nicht kontinuierlicher Produktion<br />

lagern zu können, gelten diese<br />

heute allgemein als Voraussetzung zur<br />

Umsetzung der Energiewende.<br />

Innerhalb der SMS group, der die Paul<br />

Wurth ja angehört, sind auch die Anlagen<br />

zur Herstellung von Nicht-Eisen-Metallen,<br />

wie z.B. Kupfer, ein wichtiger Bestandteil<br />

des Portfolios. Ziel ist es, auch in diesem<br />

Feld zukünftig Wasserstoff einzusetzen,<br />

z.B. als Brennstoff in einigen der zahlreichen<br />

Brenner in den Aggregaten. Besonders<br />

für Peirce-Smith-Konverter, Anodenöfen,<br />

Top Blown Rotary Konverter (TBRC),<br />

Trommelöfen und Top System Blowing<br />

(TSL)-Reaktoren bietet sich der Einsatz<br />

von Wasserstoff an. Die ersten Konzepte<br />

sehen eine Anreicherung der herkömmlichen<br />

Brennstoffe mit Wasserstoff vor.<br />

Zusätzlich kann Wasserstoff zum Raffinieren<br />

von Rohkupfer und zur Schlackenkonditionierung<br />

eingesetzt werden.<br />

Demnach ist die Zusammenarbeit mit<br />

Sunfire für die gesamte SMS group Ausdruck<br />

der Strategie, eine führende Rolle in<br />

der anstehenden Transformation der<br />

Metallindustrie zu spielen.<br />

Schrittweise zu einer CO 2 -<br />

neutralen Stahlproduktion<br />

Bevor sich manche Kunden zu einem kompletten<br />

technologischen Umstieg entschließen,<br />

werden kurz- und mittelfristige Lösungen<br />

zu CO 2 -Einsparungen an bestehenden<br />

Anlagen benötigt. Aktuell befasst sich Paul<br />

Wurth intensiv mit der Entwicklung einer<br />

großen Bandbreite von Technologien, die<br />

Bild 2. Die H 2 -Prozessroute der Zukunft für die Erzeugung von grünen Stahlprodukten<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


42 | STATEMENT<br />

Bild 3. Erste Phase des GrInHy-Projektes bei Salzgitter Flachstahl (Foto: Salzgitter<br />

Flachstahl)<br />

darauf ausgerichtet sind, die CO 2 -Emissionen<br />

der klassischen Hochofenroute schrittweise<br />

zu reduzieren und dabei einen sinnvollen<br />

Ausgleich zwischen ehrgeizigen<br />

Umweltschutzzielen und ökonomischen<br />

Gegebenheiten zu schaffen, Bild 4.<br />

Diese Lösungen zielen vor allem auf die<br />

effiziente metallurgische Nutzung von Hüttengasen<br />

– vor allem Koksofengas, Hochofengas<br />

und Konvertergas – aus dem<br />

Stahlherstellungsprozess ab. Mit seinem<br />

hohen Heizwert ist Koksgas eine Energiequelle,<br />

die potenziell dazu geeignet ist,<br />

einen Teil des Kohlenstoffeinsatzes im<br />

Hochofen zu ersetzen und damit CO 2 einzusparen.<br />

Eine Möglichkeit ist das Koksgas<br />

über die Heißwind-Blasformen in den<br />

Hochofen einzublasen. Zurzeit konstruiert<br />

Paul Wurth im Auftrag von ArcelorMittal<br />

España ein neues System zum Einblasen<br />

von Koksgas an den Blasformen des Hochofens<br />

„B“ in Gijon mit Einblasraten zwischen<br />

15.000 und 30.000 m3(STP) Koksgas<br />

pro Stunde. Alternativ kann das<br />

Koksgas auch in den unteren Schacht des<br />

Hochofens eingeblasen werden. Im Rahmen<br />

dieser Technologie arbeitet Paul<br />

Wurth an der Entwicklung einer Koksgaskonversionstechnik<br />

auf Grundlage einer<br />

Reformierung und/oder partiellen Oxidation<br />

des Koksofengases. Im Hinblick auf<br />

die gemeinsame Nutzung von Hochofenund<br />

Koksgas erprobt Paul Wurth zudem in<br />

Labortests die Umwandlung von Koksund<br />

Hochofengas in ein heißes Synthesegas<br />

mittels eines modifizierten Winderhitzers,<br />

basierend auf dem Prinzip der<br />

Trockenkonversion.<br />

Bild 4. Pro Tonne Stahl emittieren heutige Hüttenwerke<br />

1.500 bis 1.800 kg CO 2 (Foto: Paul Wurth / Hyundai)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


STATEMENT | 43<br />

Industrie 4.0<br />

Bild 5. Digitale Anwendungen werden in der Praxis erprobt (Foto: Paul Wurth)<br />

Einen weiteren tiefgreifenden Wandel<br />

erlebt die Stahlbranche auch im Zuge der<br />

Digitalisierung, welche die vernetzte Industrie<br />

intelligenter, leistungsfähiger und nachhaltiger<br />

macht. Daher versucht Paul Wurth,<br />

zusammen mit den anderen Teilen der<br />

SMS group, das Potenzial digitaler Innovationen<br />

voll auszuschöpfen und entwickelt<br />

in enger Zusammenarbeit mit Kunden und<br />

Anlagenbetreibern individuelle, digitale<br />

Lösungen, die auf unserem langjährigen<br />

Anlagen- und Prozess-Know-how beruhen.<br />

Xpert-Betreibermodelle, Smart Equipment,<br />

Künstliche Intelligenz (KI) oder Machine<br />

Learning bieten zahlreiche innovative<br />

Anwendungsfelder und gehen mit neuartigen,<br />

leistungsabhängigen Geschäftsmodellen<br />

einher.<br />

Intensiv arbeitet Paul Wurth an der Entwicklung<br />

vernetzter Produkte. Dank eingebetteter<br />

Systeme mit Sensorik und unter<br />

Anwendung künstlicher Intelligenz und mobiler<br />

Dashboardvisualisierung macht Paul<br />

Wurth seine Ausrüstungen intelligent, Bild 5.<br />

So befinden sich derzeit schon „Smart Staves“<br />

(Kühlelemente im Hochofenpanzer) bei<br />

Kunden in Betrieb. Diese erweiterte Funktionalität<br />

dient zur frühzeitigen Erkennung von<br />

Verschleißerscheinungen und gibt dem<br />

Betreiber die Möglichkeit, Gegenmaßnahmen<br />

im Hochofen zu ergreifen.<br />

Im Hinblick auf vernetzte Prozesse setzen<br />

wir unsere leistungskräftigen Betreiber-Unterstützungssysteme<br />

der Xpert-Reihe<br />

(BFXpert ® , CokeXpert TM , SinterXpert TM )<br />

zur Prozessoptimierung und Produktverbesserung<br />

beim Kunden ein. Auch hier<br />

arbeitet Paul Wurth konstant an der Weiterentwicklung<br />

autonomer, intelligenter<br />

Module, die als „Software as a Service“<br />

angeboten werden können. Durch die Integration<br />

von Überwachungssystemen in<br />

Echtzeit kann heute schon das Konzept von<br />

Smart Maintenance zur Funktionserweiterung<br />

von Gichtverschlüssen, Schlackengranulieranlagen<br />

und Kohlenstaubeinblasanlagen<br />

umgesetzt werden. Ziel dieser<br />

Entwicklung ist unter anderem dem Betreiber<br />

vorausschauende Wartungslösungen<br />

zur Optimierung der Lebenszykluskosten<br />

von Komponenten zu bieten.<br />

Neben der Einrichtung digitaler Schnittstellen,<br />

die den täglichen Informationsaustausch<br />

mit dem Kunden vereinfachen,<br />

eröffnen modernste Technologien im<br />

Bereich Augmented und Virtual Reality<br />

neue, virtuelle Kommunikationsmöglichkeiten<br />

auf Distanz, ob im Servicegeschäft<br />

oder bei Inbetriebnahme und Schulung.<br />

150 Jahre Erfahrung und neue<br />

Herausforderungen<br />

Das Unternehmen Paul Wurth, das nächstes<br />

Jahr sein 150. Firmenjubiläum feiern<br />

wird, entwickelt seit jeher Lösungen, die<br />

sich den Marktanforderungen anpassen.<br />

So stellen wir uns ganz entschlossen den<br />

Herausforderungen, die die Megatrends<br />

„Decarbonisierung“ und „Industrie 4.0“<br />

für die Stahlindustrie mit sich bringen.<br />

Dementsprechend haben wir die nötigen<br />

strategischen Schritte bereits eingeleitet.<br />

Denn zusammen mit der SMS group<br />

möchten wir unsere Kunden als Leading<br />

Partner auch auf dem Weg zu grünem<br />

Stahl in selbstlernenden Stahlwerken<br />

begleiten.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


44 | STATEMENT<br />

Inteco melting and casting technologies: Stranggießtechnologie und Anlagentechnik<br />

Potenziale erkennen und zu Stärken<br />

entwickeln<br />

Im Rahmen der strategischen Expansion vom Einzelunternehmen zum internationalen Konzern erkannte Inteco<br />

früh die Notwendigkeit, Stranggießtechnologie und entsprechende Anlagentechnik in die eigene Produktpalette<br />

einzugliedern und Kunden somit weltweit jede Art der Erstarrungstechnologie anbieten zu können. Um diesen<br />

neuen Produktbereich zu einer der Unternehmensstärken entwickeln zu können, wurde viel investiert, um<br />

bestehendes Wissen auszubauen, und so ist es in den vergangenen Jahren gelungen, Kunden technologisch zu<br />

überzeugen und als Komplettanbieter für Stranggießanlagen wahrgenommen zu werden.<br />

D<br />

ie erfolgreichen Projekte bei Jiangsu<br />

Shagang in China sowie bei<br />

Metalloinvest JSC OEMK in Russland<br />

bestätigen den eingeschlagenen Weg<br />

und sind gleichzeitig ein Wegweiser für die<br />

Zukunft. Dort ist man hinsichtlich Forschung<br />

und Entwicklung schon heute bei<br />

Inteco angekommen: Mit dem Segment<br />

Caster, ein Inteco-Patent, wurde ein Verfahren<br />

entwickelt, das die Herstellung von<br />

sogenannten Jumbo Blooms ermöglicht<br />

und – verglichen mit herkömmlichen Produktionsprozessen<br />

wie dem Blockguss –<br />

völlig neue Möglichkeiten bietet.<br />

Produkt und Technologie mit<br />

Potenzial<br />

Vor exakt einem Jahrzehnt wurde das<br />

Stranggießen endgültig zu einem fixen<br />

Bestandteil der Produktpalette von Inteco:<br />

Die Mehrheitsanteile der im Jahr 1988<br />

gegründeten Firma TBR Engineering wurden<br />

akquiriert und der damalige Standort<br />

in Leoben, Österreich, zum Kompetenzzentrum<br />

für Stranggießtechnik innerhalb<br />

der Inteco-Gruppe.<br />

Der Wunsch, die Produktpalette von<br />

Inteco gezielt zu erweitern um Anlagen<br />

und Technologien für die gesamte Prozesskette,<br />

vom Schmelzen über das<br />

Behandeln bis zum Vergießen jeder Art<br />

von Stählen inkl. Spezialstählen und Superliegerungen,<br />

anbieten zu können und der<br />

gute Ruf, gepaart mit erstklassigen Referenzen<br />

der Firma TBR ergaben den sogenannten<br />

„Perfect match“. Die „Hochzeit“<br />

der beiden Unternehmen und die daraufhin<br />

schrittweise Eingliederung, bis zu der<br />

im Jahr 2017 durchgeführten Umsiedelung<br />

des kompletten TBR-Teams in das<br />

Inteco-Hauptquartier nach Bruck an der<br />

Mur, erfolgte nicht plötzlich, sondern nach<br />

Bild 1. Neue Stranggießanlage<br />

JSC OEMK (Foto:<br />

Inteco)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


STATEMENT | 45<br />

langjähriger Zusammenarbeit bei diversen<br />

Projekten im In- und Ausland.<br />

Das Potenzial des Produkts, die Manpower,<br />

vorhandene Netzwerke und Erfahrung<br />

im internationalen Projektmanagement<br />

von Inteco – nun auch im Bereich<br />

des Stranggießens nutzen zu können, lag<br />

schon damals auf der Hand. Die klare<br />

Vision: Ein komplettes Stranggussprojekt<br />

inklusive Engineering und Lieferung erfolgreich<br />

umzusetzen, was wenig später mit<br />

dem Vorzeigeprojekt beim chinesischen<br />

Spezialstahl Hersteller Jiangsu Shagang<br />

gelingen sollte. Der Weg zum großen Ziel<br />

war kein leichter, und das war dem gesamten<br />

Inteco-Team bewusst. Als „Newcomer“<br />

am internationalen Stranggussmarkt<br />

galt es trotz 30-jähriger Erfahrung<br />

die Erwartungen der (potenziellen) Kunden<br />

mit neuen technologischen Lösungen und<br />

Highlights nicht nur zu erfüllen, sondern zu<br />

übertreffen und auch in diesem Produktbereich<br />

höchste Qualitäts- und Innovationsansprüche<br />

zum Vorteil des Kunden<br />

anzubieten.<br />

Tabelle 1. Technische Daten der Vorblockanlage bei JSC OEMK<br />

Chargengröße<br />

Gießformat<br />

Anlagenradius<br />

Anzahl Stränge 4<br />

Gießmethode<br />

Kokillen<br />

Gießpulver<br />

Gießspiegelmessung/-regelung<br />

Sekundärkühlung<br />

Mechanical Soft/Hard Reduction<br />

Richtmethode<br />

Metallurgische Länge<br />

Produktlänge<br />

Automatisierung<br />

Stahlsorten<br />

155 t<br />

300 mm · 360 mm<br />

12 m<br />

geschlossen mit Gießpulver<br />

CuCrZr-Plattenkokillen 800 mm<br />

Automatische Pulverzugabe mit Schicht dicken-<br />

Messsystem<br />

Inteco Mould Level Master mit Co60<br />

Zweistoff Wasser/Luft<br />

7 Module pro Strang<br />

kontinuierlich<br />

31 m<br />

4 – 12 m<br />

Level 1, Level 2 mit Onlineerstarrungsmodell<br />

hochlegiert, Schienenstahl, Reifencord-, Federstahl,<br />

Kugellagerstahl, Automobilstahlsorten<br />

Aktuelle Projekte und technische<br />

Highlights von Vorblock und<br />

High-End-Knüppelanlagen<br />

2015 beauftragte der chinesische Premiumproduzent<br />

Jiangsu Shagang Inteco mit<br />

dem Bau einer „High-end“-Vorblockstranggießanlage<br />

nach dem neuesten<br />

Stand der Technik. Diese Fünfstrang-Vertikal-Abbiegeanlage<br />

mit einem (metallurgischen)<br />

Radius von 9 m produziert Vorblöcke<br />

mit einem Format von 300 mm ·<br />

390 mm und einer Länge von 5,7 m. Die<br />

Produktpalette reicht von Einsatzstählen<br />

über Vergütungsstahl, Federstahl bis hin<br />

zu Kugellagerstählen und Reifencordstählen,<br />

bei denen der Reinheitsgrad ein entscheidendes<br />

Qualitätsmerkmal darstellt.<br />

Im Rahmen des Shagang Projektes wurde<br />

von Inteco ein spezielles Treibrichtsystem<br />

mit neun Modulen je Strang und dynamischer<br />

„Mechanical Soft Reduction“ (MSR)<br />

entwickelt. Insbesondere für Reifencordstähle<br />

konnten mit dieser Anlage herausragende<br />

Ergebnisse erzielt werden, die<br />

nicht nur in China Beachtung finden. Aufgrund<br />

der erheblichen Qualitätsverbesserungen<br />

durch den neuen Inteco-Caster ist<br />

Shagang heute als offizieller Lieferant für<br />

Reifencord an Michelin zertifiziert und bei<br />

Bekaert mit dem Index „A“ bewertet.<br />

Als konsequente Weiterentwicklung<br />

des Anlagenkonzeptes von Shagang kann<br />

ein aktuelles Umbauprojekt in Russland<br />

gesehen werden. Bei Metalloinvest JSC<br />

OEMK in Stariy Oskol wird im Spätherbst<br />

<strong>2019</strong> eine in die Jahre gekommene und<br />

nicht mehr den modernen Qualitätsanforderungen<br />

entsprechende Vorblockanlage<br />

auf den neuesten Stand gebracht und der<br />

Großteil der bestehenden Komponenten<br />

wird durch modernes Equipment ersetzt.<br />

Bild 1.<br />

Mit einer Durchlaufzeit von etwas mehr<br />

als einem Jahr stellt dieses Projekt nicht<br />

nur technisch, sondern auch logistisch<br />

eine besondere Herausforderung dar. In<br />

Tabelle 1 sind die technischen Daten der<br />

Vorblockanlage bei JSC OEMK zusammengefasst.<br />

Für einen stabilen Gießprozess mit besten<br />

Ergebnissen ist eine möglichst genaue<br />

Regelung des Gießspiegels unumgänglich.<br />

Phänomene wie Clogging, Bulging<br />

oder Waving können das Gießverhalten in<br />

der Kokille erheblich beeinflussen und zu<br />

unvorhersehbaren Effekten am Meniskus<br />

führen. Intecos Paket zur Gießspiegelregelung,<br />

der Mould Level Master, beinhaltet<br />

sämtliche Funktionalitäten, die für einen<br />

stabilen Gießprozess nötig sind. Das System<br />

besteht im Wesentlichen aus:<br />

• Stopfenmechanik<br />

• elektromechanischem Servo-Aktuator<br />

• Softwarepaket „Mould Level Master“<br />

• Notschieber.<br />

In Verbindung mit einer beliebigen, am<br />

Markt erhältlichen Badspiegelmessung<br />

(z.B. radiometrisch Co60) hält der Mould<br />

Level Master den Gießspiegel unter allen<br />

Umständen stabil, Bild 2.<br />

Beim Vergießen von Stählen mit hohem<br />

Kohlenstoffgehalt, wie Lager- und Reifencordstählen,<br />

erlaubt die Technik der<br />

Mechanical Soft Reduction eine signifikante<br />

Verringerung der Zentrumsseigerungen<br />

und -porositäten. Im Endbereich der metallurgischen<br />

Länge wird hier eine mehrstufige,<br />

dynamisch gesteuerte Dickenreduktion<br />

am Vorblock vorgenommen. Der<br />

Anpressdruck und die Position der Walzen<br />

der einzelnen Treibermodule werden mithilfe<br />

eines Onlineerstarrungsmodells<br />

Dr. Harald Holzgruber, Geschäftsführer, Inteco melting and casting technologies GmbH, Bruck an der Mur, Österreich.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


46 | STATEMENT<br />

Bild 2. Reaktion der Gießspiegelregelung auf Änderung der Gießgeschwindigkeit und<br />

Clogging<br />

Bild 3. Querschnitt eines Vorblockes aus<br />

Reifencordstahl mit MSR, Reduktion<br />

18 mm (Foto: Inteco)<br />

Bild 5. Segment Caster bei voestalpine<br />

Stahl Donawitz (Foto: Inteco)<br />

Bild 4. Längsschnitt eines Vorblockes aus<br />

Reifencordstahl mit MSR, Reduktion<br />

18 mm (Foto: Inteco)<br />

direkt aus dem Inteco-Produktionsmanagement<br />

System (IMAS) gesteuert. Der<br />

typische Arbeitsbereich des MSR-Systems<br />

liegt je nach Stahlsorte und Verwendungszweck<br />

in einem Erstarrungsbereich<br />

(fraction solid) von 0,5 bis 0,9. Da der Einsatz<br />

von MSR nachweislich zu einer Qualitätsverbesserung<br />

führt, wird die Nachrüstung<br />

solcher Treibersysteme auf<br />

Bestandsanlagen in Zukunft eine gewichtige<br />

Rolle spielen.<br />

Die Stände sind so konstruiert und<br />

angeordnet, dass eine ausreichende<br />

Anzahl in den idealen Bereich der Feststofffraktion<br />

fällt. Die Module sind entlang<br />

des Stranges baugleich und untereinander<br />

austauschbar. Die Bilder 3 und 4 zeigen<br />

beispielhaft die Qualität, die durch Einsatz<br />

von Mechanical Soft Reduction auf<br />

Inteco-Anlagen erzielt werden konnte.<br />

Segment Casting – die Zukunft<br />

beginnt jetzt<br />

Der Trend in der Produktion von Rundformaten<br />

im Strangguss tendiert eindeutig zu<br />

immer größeren Durchmessern für verschiedenste<br />

Anwendungen. Jumbo-<br />

Bloom-Stranggießanlagen in vertikaler und<br />

Bogenbauweise mit bis zu 1.000 mm<br />

Strangdurchmesser sind in Betrieb, wobei<br />

hier viele Einschränkungen einerseits<br />

bezüglich Vergießbarkeit, und Qualität und<br />

andererseits in Hinblick auf erforderliche<br />

Produktivität im Verhältnis zu den Investitionskosten<br />

bestehen. Daher werden nach<br />

wie vor große Blöcke im konventionellen<br />

Blockguss mit den bekannten Nachteilen,<br />

vor allem hinsichtlich der Ausbringung,<br />

hergestellt.<br />

Inteco hat sich in den vergangenen Jahren<br />

mit der Entwicklung eines alternativen<br />

Gießprozesses zur Herstellung großer Blöcke<br />

in bester Qualität und höchster Ausbringung<br />

intensiv beschäftigt. Zielsetzung<br />

war es, die Merkmale unterschiedlicher<br />

Herstellungsprozesse zu vereinen und<br />

einen neuartigen Gießprozess – den patentierten<br />

Segment-Casting-Prozess – zur<br />

Produktionsreife zu führen. Dabei handelt<br />

es sich um ein semikontinuierliches, vertikales<br />

Gießverfahren mit speziellen Einrichtungen<br />

zur Reduzierung der Gießgeschwindigkeit,<br />

die zu einer Verbesserung<br />

der Innenqualität und des Ausbringens insbesondere<br />

bei Rundabmessungen größer<br />

als 500 mm Durchmesser führen. Bild 5<br />

zeigt beispielhaft den Segment Caster bei<br />

voestalpine Stahl Donawitz.<br />

Bei dieser Entwicklung war Inteco in<br />

der glücklichen Lage, auf breit gefächerte<br />

Erfahrungen aus Strangguss, Umschmelztechnologie,<br />

Pulvermetallurgie und Blockguss<br />

zurückgreifen zu können. Nach der<br />

erfolgreichen Inbetriebnahme zweier Anlagen<br />

in Europa für kleinere Formate (max.<br />

500 mm Runddurchmesser), werden aktuell<br />

zwei Projekte für maximale Durchmesser<br />

von 1.000 bzw. 1.200 mm in China und<br />

Taiwan abgewickelt. Blöcke mit einer Länge<br />

von bis zu 14 m und einer Ausbringung<br />

deutlich über 90 % können damit in bester<br />

Qualität vergossen werden. Erste Ergebnisse<br />

aus diesen großindustriellen Segment<br />

Castern sind für Anfang 2020 zu<br />

erwarten. Damit hat sich das Produkt<br />

Stranggießtechnik endgültig im Produktportfolio<br />

von Inteco verankert und das<br />

Unternehmen auch in diesem Markt eine<br />

Vorreiterrolle eingenommen. Der stetige<br />

Blick in die Zukunft und die Anforderungen<br />

der Kunden berücksichtigend, wird das<br />

Inteco-Team auch weiterhin innovative<br />

Lösungen entwickeln, um diese Marktposition<br />

zu behaupten und zu stärken.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


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48 | STATEMENT<br />

LOI Thermprocess und Tenova Metals Deutschland bündeln komplementäres Know-how<br />

Vergütung trifft auf Metallurgie<br />

Neben den immer höher werdenden Anforderungen an den Werkstoff Stahl ist auch sein umweltkonformer<br />

Herstellungsprozess ein entscheidender Faktor für die Zukunftsfähigkeit der Stahlindustrie in Deutschland.<br />

„Think different“-Ansätze sind gefragt, um die globale Erwärmung zu stoppen und gleichzeitig eine fortlaufende<br />

Optimierung der Werkstoffeigenschaften zu ermöglichen. Mit der Bündelung des Know-hows von LOI<br />

Thermprocess und Tenova Metals Deutschland können hierzu komplementäre Impulse genutzt werden.<br />

A<br />

m 30. August <strong>2019</strong> ist die Tenova<br />

Metals Deutschland GmbH (TMD)<br />

auf die LOI Thermprocess GmbH<br />

verschmolzen worden. Die TMD firmierte<br />

vor einigen Jahren aus der damaligen<br />

Technometal und der Tenova ReEnergy,<br />

die in den Bereichen Sekundärmetallurgie<br />

und Wärmerückgewinnung tätig waren.<br />

Die LOI Thermprocess ist führend in der<br />

Entwicklung von Wärmebehandlungstechnologien<br />

und dem Bau von Industrieofenanlagen<br />

für den Stahl- und Aluminiumsektor,<br />

die letztendlich die<br />

Produkteigenschaften der metallischen<br />

Erzeugnisse entscheidend verändern.<br />

Mit dieser Verschmelzung trifft nun<br />

Vergütung auf Metallurgie und bündelt<br />

damit das gesamte Know-how im Bereich<br />

Materialeigenschaften und metallurgischer<br />

Prozessführung. Denn Werkstoffeigenschaften<br />

wie Festigkeit und Härte<br />

lassen sich zum einen durch gezielte Wärmebehandlungen<br />

einstellen, zum anderen<br />

wird die Basis dafür in metallurgischen<br />

Verfahren und Prozessen gelegt. Die<br />

Sekundärmetallurgie ist somit ein wesentlicher<br />

Bestandteil der Stahlerzeugung und<br />

hat wie die nachfolgenden Prozessschritte<br />

einen entscheidenden Einfluss auf die<br />

resultierenden Werkstoffeigenschaften.<br />

Neben geringsten Kohlenstoff-, Wasserstoff-,<br />

Stickstoff- und Schwefelgehalten<br />

definieren anspruchsvolle Reinheitsgradanforderungen<br />

das Produktspektrum.<br />

Auch heute werden verstärkt Anlagen zur<br />

sekundärmetallurgischen Behandlung in<br />

den Schmelzbetrieben installiert, die:<br />

• einer Entlastung der Schmelzaggregate<br />

dienen, z.B. Senkung der Abstichtemperaturen,<br />

• die Produktpalette erweitern, z.B. zu<br />

Tiefziehqualitäten für die Automobilindustrie<br />

oder zur Erzeugung von hochlegierten<br />

und hochfesten Werkstoffen,<br />

und<br />

• helfen, Produktionsengpässe zu vermeiden.<br />

Bedingt durch die Anforderungen aus<br />

dem Bereich der Elektromobilität ist ein<br />

weltweit signifikanter Anstieg bei der<br />

Produktion von Elektroblechqualitäten zu<br />

verzeichnen. Dabei ist die Erzeugung von<br />

Elektroblech anspruchsvoll: Bei der Herstellung<br />

von Trafo- oder Dynamostahlsorten<br />

sind Siliciumgehalte von bis zu 3 %<br />

aufzubauen, und zusätzlich erfordern<br />

Dipl.-Ing. Christian Schrade, Mitglied der<br />

Geschäftsführung der LOI Thermprocess<br />

GmbH (Foto: LOI Thermprocess)<br />

RH-Anlagen gehören zum Konzept der „Green Metallurgy“ (Foto: LOI Thermprocess)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


STATEMENT | 49<br />

Firmengebäude der LOI Thermprocess GmbH am Standort in Essen (Foto: LOI Thermprocess)<br />

Dynamostähle ULC-gerechte Kohlenstoffgehalte<br />

und zusätzlich extrem tiefe<br />

Schwefelgehalte. Alternativ kann der<br />

Kohlenstoff mit entsprechender Ofentechnik<br />

auch während einer Wärmebehandlung<br />

abgebaut werden. Auch hier ist<br />

die Nachfrage nach Annealing and Coating<br />

Lines (ACL) für Elektrobleche erheblich<br />

gestiegen.<br />

Zurück zur Verschmelzung: Das Produktportfolio<br />

deckt durch die Verschmelzung<br />

eher den Anfang und das Ende der<br />

Stahlerzeugungskette ab. Wir folgen dem<br />

Tenova-Ansatz, der mit „Think different“<br />

eher gegensätzliche Impulse für neue Produkte<br />

und Herstellungsverfahren nutzt.<br />

Anders als die sogenannten „Full-liner“<br />

der Anlagenbauer fokussiert sich die<br />

Tenova auf zukunftsweisende Technologien<br />

und Prozesse in der Eisen- und Stahlerzeugung,<br />

gehört in diesen Nischen aber<br />

zu den Vordenkern und Treibern neuer Entwicklungen<br />

und Konzepte.<br />

Beispiel Elektrostahlerzeugung<br />

Beispielsweise setzt im Bereich der E-Ofentechnologien<br />

bzw. dem Schrottrecycling der<br />

Consteel Prozess seit Jahren Maßstäbe.<br />

Allein seit 2018 wurden 16 neue Anlagen<br />

geordert. Mithilfe chinesischer Reformpolitik<br />

mussten etwa 100 Mio. t Stahlerzeugung<br />

mittels Induktionsofentechnik abgeschaltet<br />

werden. Viele davon wurden durch die<br />

„Consteel Evolution Technologie“ ersetzt,<br />

ein Verfahren, das sich seit vielen Jahrzehnten<br />

bewährt hat und durch die dem System<br />

inhärente kontinuierliche Prozesscharakteristik<br />

in Kombination mit intelligenter Prozessführung<br />

den höchsten Umweltauflagen<br />

entspricht. So entstehen Dioxine erst gar<br />

nicht und Stickoxide liegen weit unter den<br />

Dipl.-Ing. Christian Schrade,<br />

Geschäftsführer, LOI Thermprocess<br />

GmbH, Essen.<br />

Vorgaben. Zudem ermöglicht der kontinuierliche<br />

Prozess die effiziente Kopplung mit<br />

Wärmerückgewinnungssystemen, wie<br />

unter anderem realisiert bei Ori Martin<br />

S.p.A., Italien. Die aus dem Abgas zurückgewonnene<br />

Wärmeenergie wird während<br />

der Wintermonate für die Beheizung zahlreicher<br />

Haushalte genutzt, im Sommer wird<br />

über eine Turbine (ORC) Strom produziert.<br />

Auch über solche Technologien macht<br />

Tenova den Fokus auf Nachhaltigkeit und<br />

Energieeffizienz deutlich.<br />

Auch beim derzeit alles beherrschenden<br />

Thema „Globale Erwärmung“ und der einhergehenden<br />

Notwendigkeit, CO 2 -<br />

Emissionen drastisch<br />

und so schnell<br />

wie möglich zu reduzieren,<br />

kann die<br />

Eisen- und Stahlerzeugung<br />

einen<br />

erheblichen Beitrag<br />

leisten. Tenova<br />

verfügt auch hier<br />

über entsprechende<br />

und bereits entwickelte<br />

Technologien<br />

(ENERGIRON), die<br />

es den integrierten<br />

Hüttenwerken erlaubt,<br />

über eine<br />

schrittweise Transformation<br />

ihre kohlenstoffbasierte<br />

Prozessroute<br />

in eine<br />

wasserstoffbasierte<br />

Prozessroute umzuwandeln<br />

und<br />

damit den Stahlherstellungsprozess<br />

schlussendlich zu<br />

elektrifizieren.<br />

Dadurch lassen<br />

sich bis zu 90 % des<br />

heutigen CO 2 -Aufkommens<br />

bei der<br />

Roheisen- und Stahlerzeugung<br />

vermeiden.<br />

Das „ SALCOS-Projekt“, das gemeinsam<br />

mit der Salzgitter Flachstahl ins Leben<br />

gerufen wurde, stellt einen solchen Transformationsprozess<br />

exemplarisch dar und<br />

verdeutlicht das erhebliche Potenzial einer<br />

solchen Veränderung, auch im Hinblick auf<br />

die Klimaziele unseres Landes.<br />

Mit den Tenova-HYL-Direktreduktionsanlagen<br />

stehen zudem Module in üblicher<br />

Hochofengröße zur Verfügung, die 100 %<br />

Wasserstoff als Reduktionsmittel einsetzen<br />

können. Der Stahlhersteller Nucor<br />

Steel betreibt in Texas eine Direktreduktionsanlage<br />

für eine Jahreskapazität von<br />

2,5 Mio. t.<br />

Neben den immer höher werdenden<br />

Anforderungen an die Eigenschaften des<br />

Materials Stahl werden also auch dessen<br />

Herstellungsprozesse ein entscheidender<br />

Faktor im Hinblick auf eine zukunftsfähige<br />

Stahlindustrie in Deutschland sein.<br />

Interessant wäre also ein Klimapaket<br />

speziell für die Stahlindustrie; es ist mit<br />

Spannung zu erwarten, ob Berlin oder<br />

Brüssel hier aktiv wird.<br />

Tenova steht für „Green Metallurgy“.<br />

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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


50 | NEUES AUS DER INDUSTRIE<br />

Stahlwerker und Feuerfestproduzenten trafen sich zum Branchendialog in Koblenz<br />

Steel meets Refractory erfolgreich gestartet<br />

Jedes dritte deutsche Stahlwerk, ein Großteil der die Stahlindustrie beliefernden Feuerfestindustrie sowie<br />

verschiedene Forschungseinrichtungen waren der Einladung des Wirtschaftsministeriums Rheinland-Pfalz<br />

gefolgt, um den Dialog zwischen Stahl- und Feuerfestindustrie neu zu beleben. Die Veranstaltung fand in<br />

Kooperation mit dem Verband der Deutschen Feuerfest-Industrie e.V. (VDFFI) und dem European Centre for<br />

Refractories (ECREF) statt. So konnte der Vorsitzende des VDFFI, Thomas Seger, RHI Magnesita, Mitte<br />

September etwa 40 Firmen- und Institutsvertreter in der Rhein-Mosel-Halle in Koblenz begrüßen.<br />

S<br />

taatssekretärin Daniela Schmitt vom<br />

Wirtschaftsministerium in Mainz<br />

eröffnete die Veranstaltung und<br />

betonte die Bedeutung der keramischen<br />

Industrie und der Feuerfestindustrie für<br />

Rheinland-Pfalz. Dabei hob sie die Bedeutung<br />

des Standortes Höhr-Grenzhausen<br />

mit dem Hotspot European Centre for<br />

Refractories hervor. „Dialog und Vernetzung<br />

der Wirtschaftsakteure ist ein<br />

wesentlicher Faktor für erfolgreiche Innovationen<br />

und damit für Investitionen,<br />

Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Den technisch-wissenschaftlichen Austausch<br />

der Stahl- und Feuerfestindustrie<br />

entlang der gemeinsamen Wertschöpfungskette<br />

zu ermöglichen und zu stärken<br />

ist aus Sicht des Wirtschaftsministeriums<br />

sehr unterstützenswert“, so Staatssekretärin<br />

Schmitt.<br />

In den anschließenden Vorträgen und<br />

Diskussionen ging es u.a. um Fragestellungen,<br />

wie die Stahlproduktion weiter wettbewerbsfähiger<br />

werden und die Vorgaben<br />

zur Erreichung der Klimaziele erfüllen<br />

kann, also, wie durch Innovationen und<br />

Forschung die Stahlproduktion umweltfreundlicher,<br />

energieeffizienter, sicherer<br />

und somit letztlich günstiger werden kann.<br />

Die Gastredner trugen auch über die Herausforderungen<br />

der Dekarbonisierung für<br />

Gesellschaft und Industrie vor.<br />

Dr. Reinhard Fandrich, WTZ Management<br />

Oberhausen, sprach über die Entwicklung<br />

der Stahlproduktion in Deutschland<br />

und Europa vor den Klimaschutzzielen<br />

2050. Dabei wurden auch die möglichen<br />

Technologien und deren Entwicklungsreife<br />

vorgestellt. Peter Liszio, KSB Kokereibetriebsgesellschaft<br />

Schwelgern, erweiterte<br />

den Blick der Teilnehmer durch seinen Vortrag<br />

„Deutsche Koksproduktion im Spannungsfeld<br />

zwischen Globalisierung und<br />

Dekarbonisierung“, bevor Kai Schwickert,<br />

Steuler-KCH GmbH, Höhr-Grenzhausen,<br />

„Feuerfeste Zustellkonzepte für die Stahlindustrie“<br />

unter den Fragestellungen von<br />

Ressourceneffizienz und Klimawandel<br />

betrachtete.<br />

In der abschließenden Fachdiskussion<br />

zeigten sich die Teilnehmer über die Initiative<br />

erfreut und betonten die Wichtigkeit<br />

solcher Foren. Aus Sicht aller Teilnehmer<br />

kann mit diesem Veranstaltungsformat<br />

auch zukünftig der fachliche Dialog zwischen<br />

Stahl- und Feuerfestindustrie zum<br />

Nutzen des Standortes Deutschland und<br />

der Wettbewerbsfähigkeit dieser energieintensiven<br />

Industrien fortentwickelt werden.<br />

Ministerialrat Andreas Tschauder unterstrich<br />

in seinem Schlusswort die Bereitschaft<br />

des Rheinland-Pfälzischen Wirtschaftsministeriums,<br />

den Branchendialog<br />

„Steel meets Refractories“ weiter zu<br />

unterstützen.<br />

Abgerundet wurde die Veranstaltung<br />

am darauffolgenden Tag durch eine<br />

Betriebsführung bei der Steuler-KCH<br />

GmbH im Werk Höhr-Grenzhausen. Hier<br />

konnten sich die Teilnehmer überzeugen,<br />

dass Steuler am Standort Deutschland in<br />

die Zukunft investiert. In Höhr-<br />

Grenzhausen wird gerade ein neuer, leistungsstarker<br />

Tunnelofen errichtet. Zudem<br />

werden auch die Aufbereitung, Pressen,<br />

Lagerflächen und Verpackungsstraßen<br />

grundlegend erneuert und auf den neuesten<br />

Stand gebracht. Insbesondere für<br />

die Teilnehmer aus der Stahlindustrie war<br />

der Einblick in die betriebliche Praxis eines<br />

Feuerfestproduzenten von großem Interesse.<br />

Weitere Informationen finden Sie unter<br />

www.vdffi.de<br />

Staatssekretärin Daniela Schmitt betonte bei der Veranstaltung die Bedeutung der<br />

keramischen Industrie und der Feuerfestindustrie für Rheinland-Pfalz (Foto: Juraschek)<br />

• VDFFI<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


NEUES AUS DER INDUSTRIE | 51<br />

Neuer Teststand für Blatt- und Rotorlager<br />

thyssenkrupp baut Entwicklungszentrum<br />

für Windkraft weiter aus<br />

thyssenkrupp baut seine Entwicklungsaktivitäten für Großwälzlager für die Windindustrie weiter aus. Dafür hat<br />

das Unternehmen jetzt in Erwitte im Kreis Soest einen neuen Teststand speziell für Blatt- und Rotorlager von<br />

Windkraftanlagen in Betrieb genommen. Dort können auf rd. 7.500 m2 Fläche Lager für Turbinen von größer als<br />

10 MW Leistung unter Realbedingungen getestet und weiterentwickelt werden. Der Teststand ist eine<br />

Erweiterung des Entwicklungszentrums für Großwälzlager im nur wenige Kilometer entfernten Lippstadt. Das<br />

Unternehmen hat über 5 Mio. € in den neuen Teststandort investiert.<br />

W<br />

infried Schulte, CEO von<br />

thyssenkrupp rothe erde: „Dieser<br />

Teststandort ist speziell darauf<br />

ausgerichtet, die Funktionsweise und<br />

Lebensdauer neuer Rotor- und Blattlager<br />

für die zukünftigen Generationen von<br />

Windkraftanlagen ganzheitlich zu simulieren.<br />

Ganzheitlich bedeutet, die Lager werden<br />

unter Berücksichtigung der relevanten<br />

Turbinenkomponenten, also Rotornabe<br />

und Rotorblatt, in Originalausführung<br />

getestet. Für die neue Generation von<br />

Windturbinen der 10-MW-Klasse sind solche<br />

Prüfungen von entscheidender Bedeutung,<br />

da mit dem Leistungsschritt wesentlich<br />

höhere Anforderungen an<br />

Funktionalität, Belastung und Qualität der<br />

Komponenten auf uns zukommen“.<br />

Windkraftanlagen der neuen Generation<br />

verfügen über Rotorblätter von bis zu<br />

80 m Länge. Blattlager verbinden die<br />

Rotorblätter mit der Rotornabe und erlauben<br />

die optimale Einstellung der Rotorblätter<br />

zum Wind, um die Leistung der Anlage<br />

zu regulieren. Speziell auf den Blattlagern<br />

lasten während des Betriebs extrem hohe<br />

Kräfte. Sie zählen deshalb ebenso wie Rotorlager<br />

zu den wichtigsten Bauteilen einer<br />

Anlage. Rotorlager lagern den gesamten<br />

Antriebsstrang von Nabe, Rotorblättern<br />

und Generator. Sie erlauben die Übertragung<br />

der Drehmomente aus den Rotorblättern<br />

auf den stromproduzierenden<br />

Generator und übertragen Windlasten und<br />

Gewichtskräfte in den Turm. Für die Auslegung<br />

solcher Lager sind neben den theoretischen<br />

Berechnungen auch intensive<br />

Versuche im Maßstab 1:1 notwendig, um<br />

auch nicht berechenbare Effekte wie zum<br />

Beispiel Verschleißphänomene zu bewerten<br />

und die Auslegung zu validieren.<br />

Der neue Teststand von thyssenkrupp<br />

rothe erde erlaubt sämtliche Funktionstests,<br />

die eine Belastung über die gesamte<br />

Lebenszeit des Bauteils von bis zu 25<br />

Jahren simulieren, in sechs bis zwölf<br />

Monaten zu absolvieren. Dabei setzt<br />

thyssenkrupp auch neue digitale Messund<br />

Prüfverfahren ein. So werden z.B. einzelne<br />

Wälzkörper im Inneren des Lagers<br />

mit einer speziellen Sensorik ausgestattet<br />

und als Messinstrumente genutzt. Diese<br />

„intelligenten“ Wälzkörper senden in Echtzeit<br />

Messdaten aus dem laufenden Betrieb<br />

der Anlage. Das ermöglicht neue Erkenntnisse<br />

über Realbelastungen und Wirkzusammenhänge<br />

auf die Gesamtkonstruktion.<br />

Diese digitalen Messverfahren<br />

können auch im Normalbetrieb außerhalb<br />

des Prüfstands eingesetzt werden. Darüber<br />

hinaus können Versuche mit Schmierstoffen<br />

oder auch Dichtigkeitsprüfungen<br />

durchgeführt werden.<br />

„Umfangreiches Test- und Prüfequipment<br />

inhouse zu haben, ist heutzutage ein<br />

wichtiger Wettbewerbsvorteil. Wir haben<br />

in den vergangenen Jahren kontinuierlich<br />

in den Ausbau unseres Testzentrums<br />

investiert. Gemeinsam mit unseren Kunden,<br />

aber auch mit Zertifizierungseinrichtungen<br />

und Universitäten arbeiten wir hier<br />

an neuen technologischen Lösungen, um<br />

Windkraftanlagen noch effizienter, robuster<br />

und leistungsstärker zu machen“, so<br />

Winfried Schulte weiter.<br />

Der Teststand in Erwitte gehört zum<br />

Test- und Entwicklungszentrum für Windkraftkomponenten<br />

von thyssenkrupp rothe<br />

erde in Lippstadt. Die Einrichtung ist weltweit<br />

eine der größten und modernsten<br />

ihrer Art. Auf rd. 10.000 m2 Fläche werden<br />

dort Großwälzlager u.a. für On- und Offshore-Windkraftanlagen<br />

getestet und weiterentwickelt.<br />

An insgesamt zwölf Großprüfständen<br />

werden Qualitäts- und<br />

Lebensdauertests an Lagern mit bis zu<br />

6 m Außendurchmesser durchgeführt. Im<br />

Fokus stehen dabei sogenannte induktiv<br />

gehärtete Lager. Dabei handelt es sich um<br />

extrem leistungsstarke Bauteile, die für<br />

besonders große Anwendungen geeignet<br />

sind.<br />

• thyssenkrupp Components Technology<br />

thyssenkrupp nimmt einen Teststand für Großwälzlager für die Windindustrie in<br />

Betrieb (Foto: thyssenkrupp Components Technology)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


52 | NEUES AUS DER INDUSTRIE<br />

Zentraler Bestandteil der Stahlproduktion bei thyssenkrupp<br />

Oxygenstahlwerk in Duisburg-Bruckhausen<br />

feiert 50-jähriges Jubiläum<br />

Am 29. September 1969 nahm das Oxygenstahlwerk Duisburg-Bruckhausen seinen Betrieb auf und markierte<br />

als eines der größten und modernsten Stahlwerke der Welt einen Meilenstein der modernen Stahlproduktion.<br />

Dort, wo Firmengründer August Thyssen 1891 das erste Siemens-Martin-Stahlwerk und wenig später das erste<br />

Thomas-Stahlwerk errichten ließ, läuft es bis heute. Seit dem ersten Befüllen des Konverters verließen fast 190<br />

Mio. t Stahl das Werk. Eine Menge, die für rd. 21.000 Eiffeltürme reichen würde.<br />

H<br />

ochwertige Stähle in großen Mengen<br />

wirtschaftlich produzieren – diesen<br />

Anspruch setzte das Oxygenstahlwerk<br />

Bruckhausen in die Tat um: Dank<br />

innovativer Technologie ließ sich mit zwei<br />

Sauerstoffaufblaskonvertern Stahl von<br />

hervorragender Qualität bei gleichzeitig<br />

hoher Produktivität und Wirtschaftlichkeit<br />

erzeugen. „Mit dieser Investition haben<br />

unsere Vorgänger Weitblick gezeigt und<br />

schon vor 50 Jahren in den Stahl von heute<br />

investiert“, sagt Thorsten Brand, Leiter<br />

des Bereichs Rohstahl bei thyssenkrupp<br />

Steel Europe. „Das Stahlwerk Bruckhausen<br />

galt von Anfang an als eines der<br />

modernsten der Welt. Es stand damals<br />

und steht heute für fortwährende Anpassung<br />

an verbesserte Stahlqualität und<br />

wechselnde Anforderungen unserer Kunden.“<br />

Bruckhausen brach Rekorde: Die<br />

Oxygenkonverter produzierten im<br />

40-Minuten-Takt rd. 380 t Rohstahl – die<br />

höchsten Werte, die bis dahin je erzielt<br />

werden konnten.<br />

Kontinuierliche Modernisierung<br />

steigert Sicherheit und<br />

Energieeffizienz<br />

Damit es auch nach 1969 zu den modernsten<br />

seiner Art zählte, wurde das Stahlwerk<br />

Bruckhausen regelmäßig mit gezielten<br />

Investitionen auf den neusten Stand der<br />

Technik gebracht. 1979 wurde es um eine<br />

Stranggießanlage erweitert, die 1996<br />

modernisiert wurde. 1999 gingen die<br />

Gießwalzanlage, der Pfannenofen und die<br />

neue Roheisenentschwefelung in Betrieb<br />

– Investitionen von umgerechnet ca. 450<br />

Mio. €. Das Herz der Stahlherstellung, die<br />

beiden seit 1969 eingesetzten Konverter,<br />

wurde 2013 und 2014 erneuert. „Das hat<br />

den Blasprozess noch stabiler gemacht“,<br />

erklärt Thorsten Brand. „Durch engste<br />

Analysespannen steigern wir die Qualität<br />

unserer Produkte immer weiter, wovon<br />

letztlich unsere Kunden profitieren.“<br />

Unternehmerischer Weitblick<br />

Ausgeprägt war und ist beim Duisburger<br />

Stahlhersteller auch das Gespür für globale<br />

Megatrends. So erkannte man frühzeitig<br />

das Potenzial von Digitalisierung und Automatisierung.<br />

Bereits seit Mitte der<br />

1980er-Jahre werden die Prozesse mit<br />

Computertechnologie gesteuert. Die Produktqualität<br />

machte so einen entscheidenden<br />

Sprung nach vorn. Auch das Thema<br />

Nachhaltigkeit stand früh im Fokus. Bereits<br />

bei der Inbetriebnahme setzte man auf<br />

eine damals neue Technik zur Staubvermeidung.<br />

Zudem wurden die im Produktionsprozess<br />

anfallenden Schlacken früh<br />

als Düngemittel in der Landwirtschaft oder<br />

als Füllstoffe für den Straßenbau genutzt.<br />

Die Prozessgase aus den Konvertern werden<br />

sinnvoll weiterverwendet: ein Teil<br />

dient der Dampferzeugung, ein anderer<br />

Teil gelangt zur Stromerzeugung in die<br />

unternehmenseigenen Kraftwerke.<br />

Schmelzer in Bruckhausen:<br />

vom Schwerstarbeiter zum<br />

Prozessmanager<br />

Historische Aufnahme des Oxygenstahlwerks Duisburg-Bruckhausen aus dem Jahr der<br />

Inbetriebnahme, 1969 (Foto: thyssenkrupp Steel Europe)<br />

Digitalisierung und Automatisierung verbesserten<br />

nicht zuletzt auch die Arbeitsbedingungen<br />

im Werk. Bis in die<br />

1980er-Jahre hinein leisteten die Schmelzer<br />

dort körperliche Schwerstarbeit bei<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


NEUES AUS DER INDUSTRIE | 53<br />

großer Hitze und Staubbelastung. Mit der<br />

Automatisierung verlagerten sich die Aufgaben<br />

hin zur EDV-gestützten Steuerung<br />

und Kontrolle der Produktionsprozesse.<br />

Das machte die Arbeit deutlich sicherer,<br />

verlangte von den Mitarbeitern aber auch<br />

ganz neue Fachkenntnisse und die Bereitschaft,<br />

mehr Verantwortung zu übernehmen.<br />

Kurz: Das Berufsbild des Schmelzers veränderte<br />

sich rasant. Entsprechend anspruchsvoll<br />

gestaltet sich die heutige Ausbildung, die<br />

so gut wie nichts mehr mit der Schmelzerlehre<br />

vor 50 Jahren gemeinsam hat.<br />

Thorsten Brand, Leiter des Bereichs Rohstahl bei thyssenkrupp Steel Europe, im<br />

Oxygenstahlwerk Duisburg-Bruckhausen vor einem der Konverter (Foto: thyssenkrupp<br />

Steel Europe)<br />

„Mit dieser Investition haben unsere Vorgänger<br />

Weitblick gezeigt und schon vor 50 Jahren in<br />

den Stahl von heute investiert.“<br />

Thorsten Brand, Leiter des Bereichs Rohstahl bei thyssenkrupp Steel Europe<br />

Daten und Fakten<br />

Wandlungsfähiges Stahlwerk:<br />

immer die passenden Produkte<br />

Entscheidend für die erfolgreiche Entwicklung<br />

des Standortes war auch die kompromisslose<br />

Anpassung der Produktion an<br />

sich wandelnde Markt- und Kundenbedingungen.<br />

Produktinnovationen und neue<br />

Technologien prägten die Abnehmerbranchen,<br />

entsprechend veränderten sich die<br />

Anforderungen der Kunden an den Stahl:<br />

Neue Produkte und Produktionsprozesse<br />

erforderten – und ermöglichten – differenziertere<br />

Stahlsorten in zuverlässiger,<br />

gleichbleibender Qualität. So wurde die<br />

Produktion in Bruckhausen immer weiter<br />

ausdifferenziert und maßgeschneiderte<br />

Produkte entwickelt. Heute produziert das<br />

Oxygenstahlwerk rd. 400 verschiedene<br />

Stahlsorten. Den Schwerpunkt bilden<br />

Weißbleche für die Lebensmittel- und<br />

Getränkeindustrie (etwa für Getränkedosen<br />

und Lebensmittelkonserven) sowie<br />

Hightechstähle für die Automobilindustrie,<br />

die als Strukturbauteile das Leben der<br />

Insassen schützen oder für hochwertige<br />

Oberflächen sorgen.<br />

Auch das Vormaterial für Elektroband,<br />

einen Basiswerkstoff für E-Mobilität und<br />

erneuerbare Energien, wird dort erzeugt.<br />

Damit ist das Stahlwerk Bruckhausen<br />

auch 50 Jahre nach seiner Inbetriebnahme<br />

mit seinen 475 Mitarbeitern zentraler<br />

Bestandteil der Stahlproduktion bei<br />

thyssenkrupp.<br />

• thyssenkrupp Steel Europe<br />

• Inbetriebnahme:<br />

29. September 1969<br />

• Bauzeit: 18 Monate<br />

• Mitarbeiter*: 475<br />

• Kapazität*: 5,2 Mio. t/a<br />

• Mittlere Chargengröße*:<br />

375 t<br />

• Ausstattung*: 2 Konverter,<br />

2 Argonspülanlagen zur<br />

sekundärmetallurgischen<br />

Behandlung,<br />

• 1 RH-Vakuumanlage,<br />

1 Pfannenofen,<br />

1 CAS-OB (LTS-Anlage),<br />

1 Stranggießanlage,<br />

1 Gießwalzanlage (GWA)<br />

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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


54 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Kokserzeugung für die Hochofen-Konverter-Route<br />

Moderne Verkokungstechnologien zur<br />

Erzeugung von hochqualitativem Koks<br />

Trotz intensiver Diskussionen über die Reduzierung der CO 2 -Emissionen in der deutschen Stahlindustrie wird die<br />

Hochofen-Konverter-Route für eine Übergangsphase das wichtigste Stahlherstellungsverfahren bleiben, denn<br />

die Entwicklung und industrielle Umsetzung neuer bahnbrechender Technologien werden noch Zeit in Anspruch<br />

nehmen. Daher sind die Hochofenbetreiber weiterhin auf hochqualitativen Koks angewiesen. Dieser Beitrag gibt<br />

einen Überblick über die Verkokungstechnologien in Deutschland. Hierbei werden die beiden Verfahren<br />

Schüttbetrieb und Stampfbetrieb verglichen und über ihre Vor- und Nachteile diskutiert. Große Anstrengungen<br />

wurden unternommen, um Überwachungs- und Steuersysteme zu verbessern, beispielsweise die<br />

Temperaturmessung des Kokses und der Koksbatterien sowie die Einzelkammerdruckregelung. Entwickelt und<br />

angewendet werden anspruchsvolle Steuertechniken, wie etwa die Fuzzy-Reglung. Besondere Aufmerksamkeit<br />

gilt auch dem Umweltschutz, um die zunehmend strengeren Regularien einhalten zu können. Darüber hinaus<br />

wird ständig an der Verbesserung der Koksqualität gearbeitet, insbesondere hinsichtlich des CSR-Wertes.<br />

Hierbei liegt ein besonderer Schwerpunkt auf der Auswahl der Kokskohlen und auf der Überwachung und<br />

Kontrolle der Kohlequalität. Der Einsatz von hochqualitativem Koks ermöglicht den Hochofenbetreibern eine<br />

hohe Kohleeinblasrate und einen entsprechend geringen Koksverbrauch.<br />

T<br />

rotz intensiver Diskussionen über die<br />

Reduzierung der CO 2 -Emissionen der<br />

deutschen Stahlindustrie wird die<br />

Hochofen-Konverter-Route für eine Übergangsphase<br />

das wichtigste Stahlherstellungsverfahren<br />

bleiben, denn die Entwicklung<br />

und industrielle Umsetzung neuer<br />

bahnbrechender Technologien werden<br />

noch Zeit in Anspruch nehmen. Daher sind<br />

die Hochofenbetreiber weiterhin auf hochwertigen<br />

Koks angewiesen. Heute sind in<br />

Deutschland noch fünf Kokereien in<br />

Betrieb. Bild 1 zeigt die entsprechenden<br />

Standorte.<br />

Vier Kokereien sind direkt in Hüttenwerke<br />

integriert. Die einzige Kokerei ohne Hüttenverbund<br />

ist die Kokerei Prosper von<br />

ArcelorMittal. In Bild 2 ist die Entwicklung<br />

der Koksproduktion und des Koksverbrauchs<br />

in Deutschland dargestellt [1].<br />

Von 1980 bis 2015 ist die Koksproduktion<br />

von 28 Mio. t/a auf rd. 9 Mio. t/a<br />

zurückgegangen. Dieser Rückgang ist die<br />

Folge verschiedener Effekte, wie die Verringerung<br />

des Koksbedarfs der Hochöfen,<br />

Prozessoptimierungen, steigende Kohleeinblasraten<br />

und strukturelle Veränderungen<br />

in der deutschen Montanindustrie.<br />

Seit 1993 ist in Folge des Rückgangs der<br />

Kokserzeugung der Koksbedarf deutscher<br />

Hochöfen und Sinteranlagen höher als die<br />

heimische Koksproduktion. Diese Lücke<br />

muss durch Importkoks geschlossen werden.<br />

Vergleich von Schüttbetrieb und<br />

Stampfbetrieb<br />

Bild 1. Standorte der aktuell in Deutschland betriebenen Kokereien (Quelle: VDEh)<br />

Um die Abhängigkeit von Koksimporten zu<br />

verringern, haben einige integrierte Hüttenwerke<br />

ihre Kapazität der Koksproduktion<br />

erneuert bzw. ausgebaut. Dies<br />

geschah entweder durch die Sanierung<br />

älterer oder den Bau neuer Koksbatterien.<br />

So beauftragte die Zentralkokerei Saar<br />

(ZKS), die zu der AG der Dillinger<br />

Hüttenwerke und der Saarstahl AG gehört,<br />

Paul Wurth damit, eine neue Koksbatterie<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


<strong>TECHNIK</strong> | 55<br />

B3 mit 50 Öfen auf der grünen Wiese zu<br />

errichten und nach deren Fertigstellung die<br />

bestehende Koksbatterie B1 zu demontieren<br />

und anschließend neu mit 40 Öfen an<br />

gleicher Stelle aufzubauen [2]. Die beiden<br />

Koksbatterien arbeiten nach dem Prinzip<br />

des Stampfbetriebs.<br />

Im März 2014 nahm HKM eine neu<br />

errichtete zweite Koksbatterie in Betrieb.<br />

Gebaut wurde diese Koksbatterie von<br />

thyssenkrupp Industrial Solutions, ehemals<br />

thyssenkrupp Uhde [3]. Diese Koksbatterie<br />

arbeitet nach dem klassischen<br />

Schüttverfahren. Diese neuen Koksbatterien<br />

sind mit neuester Überwachungs- und<br />

Steuertechnik und modernsten Koksofenbedienmaschinen<br />

ausgestattet.<br />

In Bild 3 ist der Prozessablauf des<br />

Stampfbetriebs der ZKS-Koksbatterien<br />

dargestellt. Die Kohlemischung wird in<br />

einer kombinierten Stampf-, Beschickungs-<br />

und Ausdrückmaschine zu einem<br />

Kohlekuchen verdichtet. Anschließend<br />

wird der Kohlekuchen seitlich von der<br />

Maschinenseite in den Koksofen eingeschoben.<br />

Gegenüber des klassischen<br />

Schüttbetriebs weist der Stampfbetrieb<br />

einige Besonderheiten auf: So muss der<br />

gestampfte Kohlekuchen schmaler sein<br />

als die Ofenkammer. Beispielsweise ist<br />

der gestampfte Kohlekuchen bei einer<br />

mittleren Ofenbreite von 500 mm nur rd.<br />

450 mm breit. Sobald der Kohlekuchen<br />

aufgeheizt wird, expandiert die Kohle und<br />

erreicht dadurch schließlich die Ofenkammerwand.<br />

Besonderes Augenmerk muss<br />

beim Stampfbetrieb auf den Treib- bzw.<br />

Wanddruck gelegt werden. Durch die<br />

hohe Verdichtung der Einsatzkohle als Folge<br />

des Stampfens und einen signifikant<br />

höheren Feuchtegehalt, der notwendig ist,<br />

um stabile Stampfkuchen herstellen zu<br />

können, treten einerseits schon vor dem<br />

Zusammentreffen der plastischen Zonen<br />

hohe Wanddrücke auf, andererseits liegt<br />

der Wanddruck im Vergleich zur Schütttechnik<br />

auf einem um den Faktor 10–15<br />

höheren Niveau. Dieses muss durch die<br />

Auswahl von für die Stampftechnik geeigneter<br />

Kokskohlen kompensiert werden.<br />

Entsprechend können beim Stampfbetrieb<br />

ein großer Anteil an kostengünstiger, hochflüchtiger<br />

Kohle und ein geringer Anteil an<br />

Bild 2. Entwicklung von Koksproduktion und Koksverbrauch in Deutschland<br />

hochwertiger niedrigflüchtiger Kokskohle<br />

in der Kohlemischung eingesetzt werden,<br />

um die vergleichbaren Koksqualitäten wie<br />

beim Schüttbetrieb zu erreichen. Durch die<br />

Zugabe von Anti-Riss-Komponenten wie<br />

Petrolkoks und/oder gemahlenem Koksgrus<br />

wird die Kaltfestigkeit des Kokses<br />

weiter verbessert. Dies ist ein großer wirtschaftlicher<br />

Vorteil der Stampftechnik.<br />

Überwachung und Steuerung der<br />

Batteriebeheizung<br />

Eine Koksbatterie unterliegt ständigen<br />

thermischen Schwankungen aufgrund des<br />

Ausdrückens des heißen Kokses und der<br />

Beschickung mit kalter, feuchter Kohle.<br />

Die Temperaturverteilung innerhalb eines<br />

Koksofens ist unter anderem von folgenden<br />

Faktoren abhängig: Design der Koksbatterie<br />

(z.B. Schüttbetrieb oder Stampfbetrieb),<br />

Art und Qualität der<br />

Unterfeuerungsgase, Steuerung der Batteriebeheizung<br />

und Gleichmäßigkeit des<br />

Betriebsganges. Die Überwachung und<br />

Steuerung der Batteriebeheizung sind<br />

Schlüsselparameter für einen gleichmäßigen<br />

Betriebsgang und eine lange Batterielebensdauer.<br />

Hierzu wurden moderne<br />

Überwachungs- und Messsysteme entwi-<br />

Bild 3. Schematische Darstellung des Stampfbetriebs der ZKS-Koksbatterien<br />

Dr.-Ing. Rongshan Lin, AG der Dillinger Hüttenwerke, Dillingen/Saar; Dr. Frank Rullang, Zentralkokerei Saar, Dillingen/<br />

Saar; Dr.-Ing. Hans Bodo Lüngen, Stahlinstitut VDEh, Düsseldorf.<br />

Kontakt: rongshan.lin@dillinger.biz<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


56 | <strong>TECHNIK</strong><br />

PROVEN ® war die erste industriell eingesetzte<br />

Einzelkammerdruckregelung und<br />

wird in den Kokereien Schwelgern und<br />

HKM eingesetzt. Für die neue Koksbatterie<br />

B3 bei ZKS entwickelte und installierte<br />

Paul Wurth ein neues System, das sogenannte<br />

SOPRECO ® -System (Single Oven<br />

PREssure COntrol system). Die Einzelkammerdruckregelung<br />

erfolgt über ein<br />

spezielles Regelungsventil, das sich aufgrund<br />

seiner sphärischen Form leicht öffnen<br />

und schließen lässt. Das Ventil ist an<br />

zwei Aufhängungen montiert und wird<br />

über ein relatives Stellglied angesteuert.<br />

Das SOPRECO-Ventil befindet sich zwischen<br />

dem Vorlagenventil und dem Krümmer<br />

des Steigrohres. Mit dem Vorlagenventil<br />

kann der Ofen komplett von der<br />

Vorlage getrennt werden. Das System<br />

wird durch eine Druckmessung am unteren<br />

Ende des Steigrohres und eine Steuerungseinheit<br />

am Anschlusskasten vervollständigt,<br />

Bild 5 [4].<br />

Mit dem SOPRECO-System kann ein<br />

positiver Druck im Ofen bis zum Ende der<br />

Garzeit aufrechterhalten werden. Des<br />

Weiteren wird das Betreiben der Vorlage<br />

unter einem negativen Druck ohne Beeinträchtigung<br />

der Batterielebensdauer<br />

ermöglicht. Dadurch ist sichergestellt,<br />

dass während der Beschickung und der<br />

ersten Verkokungsphase ein zusätzlicher<br />

Saugeffekt in den Öfen entsteht, sodass<br />

Emissionen deutlich reduziert werden<br />

können. Aufgrund der guten Erfahrungen<br />

an der Koksbatterie B3 wurde auch die<br />

Koksbatterie B1 im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen<br />

mit diesem System<br />

ausgestattet.<br />

Bild 4. Regelung der Batterietemperatur mithilfe eines Fuzzy-Reglers<br />

ckelt und eingesetzt, insbesondere für die<br />

Temperaturmessungen. Die eingesetzten<br />

Messmethoden sind vielfältig und umfassen<br />

beispielsweise manuelle Pyrometermessung,<br />

kontinuierliche Temperaturmessung<br />

mit den in den Heizzügen installierten<br />

Thermoelementen, optische Messungen<br />

der Koksendtemperatur und Ofenwandtemperaturen<br />

während des Koksdrückens.<br />

Aufbauend auf den Messergebnissen<br />

werden moderne Steuersysteme wie<br />

Fuzzy-Reglungen bzw. Expertensysteme<br />

Bild 5. SOPRECO-Regelungssystem<br />

entwickelt und angewendet. Bild 4 zeigt<br />

ein Beispiel eines Fuzzy-Reglers, der bei<br />

der ZKS im Einsatz ist. Die Soll-Bereiche<br />

der Batterietemperatur und der Verkokungszeit<br />

werden entsprechend den<br />

gewünschten Betriebspunkten eingestellt.<br />

Die notwendigen Energieeinträge<br />

werden über die Veränderung der Brenngasmenge<br />

und die Verbrennungsdauer<br />

geregelt. Mithilfe des Fuzzy-Reglers werden<br />

Schwankungen durch Übersteuerungen<br />

minimiert.<br />

Einzelkammerdruckregelung<br />

Verbesserter Umweltschutz<br />

Das SOPRECO-System ermöglicht ZKS<br />

zur weiteren Reduzierung der Emissionen<br />

während der Kohlekuchenbeschickung.<br />

Wie bereits erwähnt, wird beim Stampfverfahren<br />

der Kohlekuchen seitlich durch<br />

die Tür auf der Maschinenseite eingeführt.<br />

Sobald der kalte Kohlekuchen in den heißen<br />

Ofen eingeführt wird und sich dabei<br />

erwärmt, entwickeln sich Rohgase bzw.<br />

Füllgase.<br />

Um diffuse Emissionen während der<br />

Beschickung zu vermeiden, wurden diese<br />

Rohgase in der Vergangenheit in einer<br />

Brennkammer auf der Koksbatterie verbrannt.<br />

Anschließend wurden die Abgase<br />

einer Tuchfilteranlage zugeführt und über<br />

einen Kamin in die Atmosphäre freigesetzt.<br />

Um eine Emissionsquelle zu reduzieren,<br />

wurde eine Technik der Füllgasüberleitung<br />

weiter entwickelt und bei ZKS implementiert.<br />

Bei dieser Technik wird die Vorlage<br />

auf einen negativen Druck eingestellt. Bei<br />

der Kohlekuchenbeschickung am Koksofen<br />

„n“ wird der Hauptanteil des Rohgases<br />

über das Steigrohr in die Vorlage<br />

gesaugt. Da die Saugleistung nicht ausreicht,<br />

wird die Restmenge des Rohgases<br />

durch zwei Überleitrohre in die benachbarten<br />

Öfen „n+2“ und „n+4“ übergeleitet<br />

und anschließend über deren Steigrohre in<br />

die Vorlage gesaugt. Das Prinzip ist im<br />

Bild 6 schematisch dargestellt.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


<strong>TECHNIK</strong> | 57<br />

Für die Überleitung der Rohgase in die<br />

benachbarten Öfen werden spezielle<br />

Maschinen eingesetzt. Bild 7 zeigt einen<br />

Vergleich der Emissionssituationen bei der<br />

Kohlekuchenbeschickung mit und ohne<br />

Technik der Füllgasüberleitung.<br />

Automatisierung und mannloser<br />

Betrieb<br />

Die Entwicklungen im Bereich Automatisierung<br />

sind eng mit den Entwicklungen in<br />

der Antriebstechnik, Prozesssteuerung<br />

und SPS verknüpft. Der Automatisierungsgrad<br />

bei den Koksofenbedienmaschinen<br />

ist sehr unterschiedlich. Während die<br />

Kokslöschmaschinen vollautomatisch und<br />

mannlos arbeiten, werden die Kohlebeschickungs-<br />

und Koksausdrückmaschinen<br />

halbautomatisch oder manuell betrieben.<br />

Dank des allgemeinen technischen Fortschritts<br />

und der Weiterentwicklung in der<br />

Automatisierungstechnik können Schwermaschinen<br />

heutzutage millimetergenau<br />

positioniert werden. Mittlerweile gibt es<br />

zahlreiche Expertensysteme, mit denen<br />

ein mannloser Betrieb greifbar wird [5].<br />

Koksqualität und ihr Einsatz im<br />

Hochofen<br />

Der Koks ist der wichtigste Einsatzstoff im<br />

Hochofenprozess. Um die beste Hochofenperformance<br />

erreichen zu können,<br />

stellen Hochofenbetreiber sehr hohe<br />

Anforderung an die Koksqualität, insbesondere<br />

an den CSR-Wert.<br />

Es gibt jedoch eine große Zahl von Parametern,<br />

die die Koksqualität und den beim<br />

Verkokungsvorgang entstehenden Treibdruck<br />

beeinflussen. Der Letztere spielt insbesondere<br />

bei einer Koksbatterie mit<br />

Stampfbetrieb eine große Rolle. Diese Einflussparameter<br />

lassen sich in zwei Kategorien<br />

einteilen: genetische Faktoren und<br />

technologische Faktoren. Die genetischen<br />

Faktoren, zu denen die Gesamtheit der<br />

Kokskohleneigenschaften zählt, bestimmen<br />

die Koksqualität zu etwa 70 %. Die<br />

restlichen 30 % werden durch technologische<br />

Faktoren beeinflusst. Daher spielt die<br />

Auswahl geeigneter Kokskohlen und Kohlenmischungen<br />

eine entscheidende Rolle<br />

für die Erzeugung von hochqualitativem<br />

Koks bei gleichzeitig niedrigem Treib- bzw.<br />

Wanddruck während der Verkokung.<br />

Hierzu hat ZKS ein Verfahren zur Kohleauswahl<br />

ausgearbeitet und konsequent<br />

umgesetzt. Das Auswahlverfahren ist in<br />

Bild 6. Prinzip der Füllgasüberleitung<br />

Bild 8 dargestellt. In diesem Verfahren ist<br />

der Test einer neuen Kokskohle bzw. Kohlemischung<br />

an einer Kokspilotofenanlage<br />

von zentraler Bedeutung, insbesondere für<br />

den Stampfbetrieb, da der Wanddruck<br />

nicht direkt an industriellen Koksöfen<br />

gemessen werden kann.<br />

Dank der engen Zusammenarbeit zwischen<br />

FuE, Produktion und Rohstoffeinkauf<br />

können die Kohleeinsatzmischungen<br />

bei ZKS ständig optimiert werden. Dadurch<br />

haben sich die Koksqualität, insbesondere<br />

die CSR/CRI-Werte, kontinuierlich verbessert.<br />

Der CSR-Wert konnte innerhalb von<br />

Bild 7. Kohlekuchenbeschickung mit und ohne Füllgasüberleitung (Fotos: Dillinger)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


58 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Bild 8. Auswahlverfahren für Kokskohle<br />

bei ZKS<br />

drei Jahren von rd. 55 auf über 70 % verbessert<br />

werden. Aktuell liegt der CSR-<br />

Wert deutlich über 70 %.<br />

Die Hochöfen der ROGESA (Roheisengesellschaft<br />

Saar), ebenfalls eine Tochtergesellschaft<br />

der AG der Dillinger Hüttenwerke<br />

und der Saarstahl AG, werden<br />

hauptsächlich mit Koks von ZKS versorgt.<br />

Koks mit einem hohen CSR-Wert ermöglicht<br />

dem Hochofenbetreiber hohe Kohleeinblasraten<br />

und<br />

niedrige Koksverbräuche.<br />

Als<br />

Beispiel ist in<br />

Bild 9 die Kohleeinblasrate<br />

am Hochofen 5 von ROGESA<br />

in Abhängigkeit des CSR-Wertes des<br />

ZKS-Kokses dargestellt [6].<br />

Die Punkte stellen die monatlichen<br />

Mittelwerte dar. Durch die Verbesserung<br />

des CSR-Wertes des ZKS-Kokses von<br />

55−60 % auf über 70 % konnte die Kohleeinblasrate<br />

von 140−150 kg/t RE auf bis<br />

zu 200−210 kg/tRE gesteigert werden.<br />

Der Gesamtverbrauch der Reduktionsmittel<br />

lag unter 500 kg/t RE. Diese Ergebnisse<br />

können bis heute gehalten werden.<br />

Fazit<br />

In den letzten Jahren haben die deutschen<br />

integrierten Hüttenwerke in den<br />

Ausbau neuer Koksproduktionskapazitäten<br />

investiert, um ihre Abhängigkeit von<br />

externen Kokslieferungen zu verringern.<br />

Die beiden Verkokungstechnologien –<br />

Schüttberieb und Stampfbetrieb – werden<br />

kontinuierlich weiter entwickelt und<br />

kommen zum Einsatz.<br />

Es wurden besondere Anstrengungen<br />

hinsichtlich der Entwicklung der Einzelkammerdruckregelung<br />

unternommen,<br />

um die Umweltverträglichkeit der Kokserzeugung<br />

weiter zu verbessern. Die Entwicklung<br />

und Anwendung des automatisierten<br />

und mannlosen Betriebes werden<br />

in Deutschland kontinuierlich im Rahmen<br />

von „Industrie 4.0“ fortgeführt und intensiviert.<br />

Die Auswahl der geeigneten Kokskohlen<br />

stellt einen der wichtigsten Faktoren<br />

für die Erzeugung von hohen Koksqualitäten<br />

dar. Eine gute Koksqualität ermöglicht<br />

höchste Leistung und Effizienz des<br />

Hochofenprozesses.<br />

Literatur<br />

Bild 9. Kohleeinblasrate in Abhängigkeit vom CSR-Wert<br />

[1] Lüngen, H. B.: 3. Intern. VDEh-Seminar Cokemaking,<br />

14.−17. Mai 2018, Duisburg.<br />

[2] Loddo, R.; Esposito A.; Pivot, S.: A modern<br />

design approach in the new stamp charging coke<br />

oven batteries in Dillingen, 6th European Coke<br />

and Iron Making Congress, METEC InsteelCon,<br />

27. Juni – 1. Juli 20<strong>11</strong>, Düsseldorf.<br />

[3] Beckmann, H.-B.; Nelles, L.; Kopietz, B.: stahl u.<br />

eisen 135 (2015) Nr. 3, S. 65/72<br />

[4] Siri, G.; Parodi, L.: SOPRECO: Single Oven Pressure<br />

Control system installed in the new coke<br />

oven battery no 3 at the Zentralkokerei Saar<br />

GmbH, Proc. AISTech 2012, 7.−10. Mai 2012,<br />

Atlanta, USA, S. 323/30.<br />

[5] Liszio, P.; Lüngen, H. B.; Nelles, L.: stahl u. eisen<br />

132 (2012) Nr. <strong>11</strong>, S. 41/56.<br />

[6] Lin, R.; Rausch, R.; Hartig, W.; Wu, L.: BHM Bergu.<br />

Hüttenm. Monatsh. 162 (2017) Nr. 1, S. 41/49.<br />

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<strong>TECHNIK</strong> | 59<br />

Mikrohärteprüfgerät: Gestochen scharfe Probenbilder<br />

Die Hahn+Kolb Werkzeuge GmbH<br />

aus Ludwigsburg hat anlässlich des<br />

diesjährigen HärtereiKongresses in<br />

Köln vom 22. bis 24. Oktober die<br />

neueste Generation der Qness­<br />

Mikrohärteprüfgeräte präsentiert.<br />

Der „CHD Master Plus“ prüft vollautomatisch<br />

und eignet sich auch<br />

für Mehrfachproben. Eine 5-Mpx-<br />

Probenbildkamera liefert eine<br />

gestochen scharfe Übersicht der<br />

gesamten Probe.<br />

Um Bauteile vor Verschleiß zu schützen,<br />

gleichzeitig aber ihre Zähigkeit zu<br />

erhalten wird lediglich die Oberfläche<br />

des Werkstücks gehärtet. Typische<br />

Beispiele hierfür sind Zahnräder, Kurbel-<br />

oder auch Nockenwellen. Sie alle<br />

verfügen über eine gehärtete Oberfläche<br />

und einen zähen Kern. Um die<br />

Härte dieser Produkte prozesssicher<br />

und zuverlässig zu prüfen, bietet das<br />

Unternehmen als exklusiver Vertriebspartner<br />

des Herstellers Qness das<br />

neue Mikrohärteprüfgerät CHD Master<br />

Plus an. Im Vergleich zum Basismodell,<br />

dem CHD Master, verfügt das<br />

neue Prüfgerät über eine 5-Mpx-Probenbildkamera,<br />

die die gesamte Probe<br />

gestochen scharf und in Farbe aufzeichnet.<br />

Somit haben Anwender<br />

jederzeit eine Übersicht über das zu<br />

prüfende Bauteil und können die Bilder<br />

dokumentieren. Darüber hinaus<br />

lassen sich beim CHD Master Plus bis<br />

zu acht Proben gleichzeitig auf das<br />

Prüfbett aufbringen und vollautomatisch<br />

nacheinander prüfen. Das spart<br />

Zeit und sorgt für mehr Effizienz im<br />

Probenraum, Labor oder direkt in der<br />

Fertigung. Die Qness-Prüfgeräte CHD<br />

Master Plus sind in drei Modellen<br />

erhältlich – Q10, Q30 und Q60 – und<br />

verfügen über Prüfkraftbereiche zwischen<br />

50 g und 62,5 kg.<br />

Breite Einsatzmöglichkeiten<br />

Dank eines 6-fach-Werkzeugwechslers<br />

sind mit dem CHD Master Plus<br />

Mehrfachmessungen, Einzel- und Reihenmessungen<br />

sowie CHD, NHD und<br />

SHD möglich. Die übersichtliche Softwareoberfläche<br />

und das intuitive<br />

3-D-Bedienkonzept machen die Handhabung<br />

des Kleinlast-Härteprüfgeräts<br />

einfach. Mit der Auto-Snap-Funktion<br />

richtet der Bediener den Reihenstartpunkt<br />

automatisch aus, die Prüfreihe<br />

wird komfortabel und schnell positioniert.<br />

Eine weitere Besonderheit des<br />

Geräts von Qness ist die Optimum-Stop-Funktion.<br />

Sie schließt bei<br />

Unterschreitung der Grenzhärte den<br />

Verlauf unmittelbar ab und vermeidet<br />

so unnötige Prüfzeiten.<br />

Um den Härteprüfer digital zu vernetzen,<br />

bietet Qness ein optionales<br />

PCI-Softwaremodul an. Darüber lässt<br />

sich das Härteprüfgerät vollständig<br />

mit Datenbanken, CRM-Systemen<br />

und Statistikprogrammen vernetzen.<br />

Auch eine direkte Einbindung in die<br />

Fertigungssteuerungen ist möglich.<br />

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60 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Deutsche Edelstahlwerke forcieren Additive Fertigung<br />

Die Stahlindustrie erhöht den Druck<br />

Der 3-D-Druck ist längst mehr als nur eine Spielerei. Die Anwendungsgebiete haben sich in den vergangenen<br />

Jahren branchenübergreifend vervielfältigt. Die Einsatzmöglichkeiten in Medizin, Luftfahrt und im<br />

Automobilbereich sind immens. So wundert es nicht, dass auch viele weitere Industriezweige und<br />

Anwendungen nicht mehr an der additiven Fertigung auf Pulverbasis vorbeikommen. Zu den Vorreitern gehören<br />

hier die Deutschen Edelstahlwerke (DEW), die in den vergangenen Jahren immens in Know-how und<br />

Infrastruktur investiert haben. Warum sich diese Investitionen bezahlt machen, erklärt Dr. Horst Hill, Leiter der<br />

Sonderwerkstoffe bei den DEW in Krefeld, im Gespräch mit Ulrich Ratzek.<br />

K<br />

omplexe Stahlbauteile auf Pulverbasis<br />

zu drucken, hat viele Vorteile. Insbesondere<br />

dann, wenn der Kunde<br />

bereits früh mit im Entwicklungsboot sitzt.<br />

Die Deutschen Edelstahlwerke als Experten<br />

in der Metallpulverherstellung haben<br />

das Potenzial der Additiven Fertigung<br />

längst erkannt und beziehen ihre Kunden<br />

schon beim Prototyping mit in den Fertigungsprozess<br />

ein. Doch was sind die Vorteile<br />

der Additiven Fertigung? Die Hauptgründe<br />

für Kunden, ein Stahlbauteil per<br />

3-D-Druck herzustellen sind mehr Designfreiheit<br />

und kürzere Prozessketten. Darüber<br />

hinaus sind die Werkzeugkosten um<br />

einiges geringer. Denn im Gegensatz zu<br />

mechanischen Fertigungsverfahren, wie<br />

z.B. Fräsen oder Drehen, wird bei der<br />

Additiven Fertigung ein Bauteil mit einem<br />

3-D-Drucker hergestellt<br />

– und<br />

zwar Schicht<br />

für Schicht<br />

mittels Laser.<br />

Werkzeuge,<br />

Formen & Co.<br />

sind dabei nicht<br />

mehr notwendig.<br />

Grundlage<br />

sind sogenannte gasverdüste Metallpulver.<br />

Die Deutschen Edelstahlwerke<br />

(DEW) stellen als Unternehmen der<br />

Schmolz + Bickenbach Gruppe seit vielen<br />

Jahren Pulver zum Auftragschweißen her<br />

und nutzen ihr Know-how in diesem<br />

Bereich nun für den 3-D-Druck, der auch<br />

auf einem Schweißprozess beruht. Die<br />

Pulververdüsung und die gesamte Technologie<br />

für den 3-D-Druck (inkl. eines<br />

hochwertigen 3-D-Druckers von EOS) vereinen<br />

die DEW am Standort Krefeld. Dazu<br />

gehört auch ein eigenes Labor, in dem alle<br />

Pulver mithilfe neuester Technik auf ihre<br />

chemische Zusammensetzung und Partikelgröße<br />

untersucht und auch weiterentwickelt<br />

werden.<br />

Vom Pulver zum Bauteil<br />

Die Grundlage bildet ein hochwertiges Pulver,<br />

dessen Herstellung eine Wissenschaft<br />

für sich ist. Zur Pulverherstellung<br />

werden die Rohstoffe und Einsatzmaterialien<br />

zunächst in einem Induktionsofen verflüssigt<br />

und anschließend einer Gasverdüsungsanlage<br />

zugeführt. Nun beginnt der<br />

eigentliche Verdüsungsprozess. In einem<br />

geschlossenen Behälter wird ein Gießstrahl<br />

mithilfe eines Inertgases<br />

unter hohem Druck zerstäubt.<br />

Die so entstehenden Partikel formen<br />

sich sphärisch ein.<br />

Nur so ist ein ausgezeichnetes<br />

Fließverhalten gewährleistet,<br />

welches für die spätere Weiterverarbeitung<br />

immens wichtig ist. Schließlich<br />

verbessert die sphärische Form die Dosierbarkeit<br />

des Pulvers. Das Abscheiden des<br />

Pulvers erfolgt ebenfalls unter Inertgas,<br />

wodurch das Pulver ohne schädliche Oberflächenoxidation<br />

abkühlt. Außerdem bleibt<br />

der Gesamtsauerstoffgehalt im Pulver auf<br />

diese Weise niedrig. Das Rohpulver wird<br />

im Anschluss gesiebt, d. h., dass für den<br />

3-D-Druck benötigte Pulver wird mittels<br />

Sieb vom Überkorn (zu grobe Partikel) und<br />

vom Unterkorn (zu kleine Partikel) getrennt.<br />

Diese Unterscheidung geschieht auf Mikrometer-Ebene;<br />

mit dem bloßen Auge sind<br />

die Korngrößen nicht zu unterscheiden.<br />

Die typische Partikelgröße für den<br />

3-D-Druck liegt in der Regel im Bereich<br />

von 10 bis 63 µm. Nachdem das nutzbare<br />

Pulver in den Mischer gelangt ist, kann es<br />

in die jeweiligen Verpackungseinheiten<br />

abgefüllt werden.<br />

Vor dem Druck<br />

Die DEW beziehen interessierte Kunden<br />

schon in der Entwicklung und beim Prototyping<br />

mit ein. Von der Idee über das<br />

Legierungsdesign bis hin zum fertigen Produkt<br />

wird der komplette Fertigungsprozess<br />

mit dem Kunden gemeinsam entwickelt.<br />

Dazu gehört auch, die ideale<br />

Metallpulver-Lösung zu erarbeiten – weg<br />

vom üblichen Standardpulver. Im Erstgespräch<br />

werden die Anforderungen an die<br />

Das Printdur-Portfolio umfasst ein breites Spektrum an verdüsten Metallpulvern auf<br />

Eisen-, Nickel- oder Kobaltbasis (Foto: Deutsche Edelstahlwerke)<br />

Dr.-Ing. Horst Hill, Leitung<br />

Sonderwerkstoffe, Deutsche<br />

Edelstahlwerke Specialty Steel<br />

GmbH & Co. KG, Krefeld.<br />

Kontakt: horst.hill@dew-stahl.com<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


<strong>TECHNIK</strong> | 61<br />

Bauteile festgelegt, die der Kunde im<br />

3-D-Druck herstellen möchte. Dies können<br />

Ersatzteile in kleiner Stückzahl sein<br />

oder Werkzeuge, die er ohne Zeitverzug<br />

sofort vor Ort in seiner Produktion benötigt.<br />

Basierend auf den Anforderungen der<br />

angestrebten Bauteile spezifizieren die<br />

DEW-Ingenieure und Techniker den bestmöglichen<br />

Werkstoff. Neben den klassischen<br />

Pulverstahlsorten können dies z.B.<br />

auch bainitische Stähle sein.<br />

Als Resultat des Fertigungsprozesses<br />

erhalten Kunden einen einsatzfähigen Pulverstahl,<br />

mit dem das gewünschte Produkt<br />

im eigenen 3-D-Drucker gefertigt<br />

werden kann. Um sicherzustellen, dass<br />

alle Anforderungen eingehalten werden,<br />

drucken die DEW den Prototypen bereits<br />

vor Ort in Krefeld aus. Im Anschluss können<br />

diese allen gängigen Belastungs- und<br />

Härtetests unterzogen werden.<br />

Die DEW beziehen interessierte Kunden schon in der Entwicklung und beim Prototyping<br />

mit ein (Foto: Deutsche Edelstahlwerke)<br />

INTERVIEW<br />

Herr Dr. Hill, welche Materialien bzw.<br />

Werkstoffe werden aktuell eingesetzt<br />

und welche sind zukünftig geplant?<br />

Die Deutschen Edelstahlwerke bieten<br />

ein breites Spektrum an gasverdüsten<br />

Metallpulvern an. Diese haben wir unter<br />

dem Markennamen „Printdur“ zusammengefasst.<br />

Schon jetzt stellen wir mehr<br />

als 200 Werkstoffe auf Eisen-, Nickel- oder<br />

Kobaltbasis pulvermetallurgisch her –<br />

maßgeschneidert auf die Bedürfnisse<br />

unserer Kunden. Maßgeschneidert bedeutet,<br />

dass wir neben den bekannten Standardwerkstoffen,<br />

auch gemeinsam mit<br />

dem Kunden Pulver entwickeln: von der<br />

eigenen Legierungsidee bis zum gedruckten<br />

Endprodukt. Wir helfen unseren Kunden<br />

bei der Umsetzung. Dabei gehen wir<br />

schrittweise vor: Wir definieren gemeinsam<br />

die Anforderungen, entwickeln den<br />

Werkstoff, realisieren die Pulververdüsung,<br />

erproben und optimieren den Werkstoff<br />

und unterstützen letztendlich sogar<br />

beim Recycling des Pulvers. Auch hinsichtlich<br />

der Bestellmenge agieren wir extrem<br />

flexibel: Wir liefern sowohl Kleinstmengen<br />

als auch Großmengen im Tonnenmaßstab.<br />

Der Ausblick auf die zukünftigen Werkstoffe<br />

ist sehr spannend. Häufig gibt es Forderungen<br />

nach mehr Härte, einer höheren<br />

Festigkeit, besserer Verschleißbeständigkeit<br />

oder Ähnlichem. Aktuelle Metallpulver<br />

in der Additiven Fertigung können diesen<br />

Forderungen nur bedingt gerecht werden.<br />

Werkstoffe mit entsprechenden Legierungssystemen<br />

– beispielsweise ein hoher<br />

Kohlenstoffgehalt – können nur unzureichend<br />

additiv verarbeitet werden. Zum<br />

einen sind hier die Anlagenhersteller aktiv<br />

dabei, derartige Probleme zu lösen; allerdings<br />

sind auch wir als Werkstoffingenieure<br />

gefragt, die Werkstoffe auf diesen Prozess<br />

hin anzupassen. Daran arbeiten wir.<br />

Welche „Kinderkrankheiten“ gibt es<br />

beim Einsatz der neuen Technologie?<br />

Da wären einerseits noch einige Limitierungen<br />

bezüglich der Werkstoffvielfalt.<br />

Zum anderen stellt die Konstruktions- und<br />

Designfreiheit die Konstrukteure vor neue<br />

Herausforderungen. So sind auch Grenzen<br />

„im eigenen Kopf“ zu überwinden, was<br />

vor allem bei jahrzehntelanger Erfahrung<br />

schwierig ist. Doch auch in der technischen<br />

Umsetzung wird man zwangsweise<br />

auf neue Grenzen stoßen: sei es hinsichtlich<br />

der Werkstoffauswahl oder bei<br />

bestimmten Rahmenbedingungen durch<br />

den Druckprozess im Allgemeinen bis hin<br />

zur notwendig werdenden Nachbearbeitung.<br />

Welche Einsatzgebiete können mit der<br />

Additiven Fertigung abgedeckt werden?<br />

Welche sind zukünftig noch denkbar?<br />

Fakt ist: Bauteile werden immer komplexer<br />

und 3-D-Drucker zunehmend leistungsfähiger<br />

beziehungsweise für größere<br />

Dr.-Ing. Horst Hill, Leitung Sonderwerkstoffe<br />

(Foto: DEW)<br />

Bauteile ausgelegt. Damit steigen auch die<br />

Anforderungen an Metallpulver, denn es<br />

entstehen stetig neue Anwendungen. Da<br />

nicht jeder Werkstoff für die Additive Fertigung<br />

geeignet ist, berät unser Team im<br />

Bereich Sonderwerkstoffe von Beginn an<br />

hinsichtlich der einzusetzenden Pulver für<br />

den 3-D-Druck. Werkstoffe auf Eisenbasis<br />

können allgemein in die austenitischen,<br />

aushärtbaren und martensitischen Stahlsorten<br />

unterteilt werden. Austenitische<br />

Stahlsorten zum Beispiel weisen in der<br />

Regel eine hohe Korrosions- und Oxidationsbeständigkeit<br />

auf. Sollten Anwendun-<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


62 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Von der Produktidee über die Werkstoffentwicklung<br />

bis hin zu Fragen des idealen<br />

Recyclings von Metallpulver: Additive<br />

Fertigung setzt einen detaillierten<br />

Planungsprozess voraus (Foto: Deutsche<br />

Edelstahlwerke)<br />

gen gefragt sein, bei denen eine überdurchschnittliche<br />

Korrosionsbeständigkeit<br />

vonnöten ist, bieten sich Pulver auf<br />

Nickel-Basis an. Hierunter fallen Werkstoffe,<br />

die hohe Temperaturen aushalten und<br />

eine gute Beständigkeit gegen mineralische<br />

Säuren, wie beispielsweise Salpeter-,<br />

Phosphor-, Schwefel- oder Salzsäure, aufweisen.<br />

Eine gute Beständigkeit gegen<br />

Heißgaskorrosion sowie eine hohe Zeitstandfestigkeit<br />

oberhalb von 600 °C sind<br />

ebenfalls gegeben.<br />

Werkstoffe auf Kobaltbasis wiederum<br />

sind besonders für Hochtemperaturanwendungen<br />

und für Produkte der Medizintechnik<br />

geeignet. So weist Printdur<br />

Die Technik schafft die Voraussetzung für<br />

die Konstruktion komplexer und gleichzeitig<br />

leichter Komponenten mit hohen<br />

Festigkeitswerten (Foto: Deutsche<br />

Edelstahlwerke)<br />

CoCrF75 im wärmebehandelten Zustand<br />

einen exzellenten Widerstand gegen Thermoschock<br />

auf und ist beständig gegen<br />

oxidierende sowie reduzierende Atmosphären<br />

bis ca. 1.150 °C. Dank dieser<br />

Eigenschaften wird er bevorzugt für Hochtemperaturanwendungen<br />

eingesetzt. In<br />

Kombination mit der Zertifizierung nach<br />

DIN EN ISO 13485 ist der Printdur<br />

CoCrF75 die erste Wahl für Anwendungen<br />

in der Medizintechnik.<br />

Neben der Luft- und Raumfahrt und der<br />

Medizintechnik wird viel Forschung und<br />

Entwicklung für andere Branchen betrieben.<br />

Insbesondere in den Bereichen Automotiv,<br />

Werkzeugbau, Anlagen- und<br />

Maschinenbau. Das Ziel sind häufig stark<br />

individualisierte Bauteile in geringer Stückzahl.<br />

Es bleibt also sehr spannend.<br />

Können theoretisch auch Schmiedeprodukte<br />

ersetzt werden?<br />

Auf dem ersten Blick neigt man hier<br />

schnell dazu sich mit einem Nein zu äußern<br />

nach dem Motto „große Bauteile und<br />

Halbzeuge wird es aus dem Drucker schon<br />

nicht geben“. Auf den zweiten Blick ist das<br />

zumindest teilweise gar nicht so abwegig.<br />

Die 3-D-Drucker erlauben, immer größere<br />

Bauteile zu fertigen. Somit ist schon vorstellbar,<br />

dass Bauteile, die aus einem<br />

Schmiedestück mechanisch herausgearbeitet<br />

werden müssen, durchaus auch<br />

gedruckt werden können. Alternativ bietet<br />

die Additive Fertigung auch die Möglichkeit,<br />

Verbunde zu erzeugen, sodass nur ein<br />

Teil des Gesamtbauteils gedruckt wird.<br />

Der Grundkörper könnte in diesem Fall ein<br />

Schmiedeprodukt sein. In Summe würde<br />

weniger Schmiedematerial benötigt werden.<br />

Wer sind die Abnehmer bzw. Industrien?<br />

Im Großen und Ganzen die vorhin<br />

bereits erwähnten. Anwendung finden die<br />

metallischen Werkstoffe momentan vor<br />

allem in der Luftfahrt, der Medizintechnik,<br />

im Werkzeugbau und im automobilen<br />

Leichtbau. In der Medizin hat sich der<br />

3-D-Druck schon für die Produktion von<br />

Zahnersatz etabliert. Automobilhersteller<br />

wiederum profitieren insbesondere bei der<br />

Prototypentwicklung: Hersteller können<br />

ihre Bauteile selbst ausdrucken, was Zeit<br />

und Kosten spart. Additiv gefertigte Bauteile<br />

können auf ein reduziertes Gewicht<br />

hin optimiert werden, was nicht nur für die<br />

Automobilindustrie, sondern vor allem für<br />

die Luftfahrt bedeutend ist. Hohe Festigkeitswerte<br />

bei reduziertem Gewicht verbunden<br />

mit hoher Designfreiheit in der<br />

Konstruktion sind schlagende Argumente.<br />

Flugzeuge beispielsweise verbrauchen so<br />

deutlich weniger Kraftstoff und stoßen<br />

weniger Kohlendioxid aus.<br />

Bis zu welcher Größe kann der Drucker<br />

Produkte erstellen und in welcher Zeit?<br />

Letztlich schafft die Technik die Voraussetzung<br />

für die Konstruktion komplexer<br />

und gleichzeitig leichter Komponenten mit<br />

hohen Festigkeitswerten. Während bei der<br />

herkömmlichen Stahlverarbeitung viele<br />

verschiedene Fertigungsschritte in großen<br />

Hallen bei häufigen Werkzeugwechseln<br />

vonnöten sind, braucht es bei der Additiven<br />

Fertigung mittels 3-D-Druck letztlich<br />

„nur“ einen Druckerraum. Ein 3-D-Drucker<br />

hat in der Regel Maße zwischen 2<br />

und 3 m2. Dadurch sind die Produktmaße<br />

natürlich begrenzt, als groben Richtwert<br />

kann ein effektiver Bauraum von 300 mm<br />

· 300 mm · 300 mm genannt werden.<br />

Die Bauzeiten sind stark abhängig vom<br />

jeweiligen Bauteil und natürlich auch von<br />

der Leistungsfähigkeit der Drucker, die<br />

immer schneller werden. Aktuell kann man<br />

jedoch sagen, der Druckprozess als solches<br />

betrachtet ist langsam. Allerdings<br />

muss fairerweise die gesamte Herstellungsroute<br />

betrachtet werden. Wenn beispielsweise<br />

für ein Ersatzteil erst ein entsprechender<br />

Werkzeugbau notwendig ist,<br />

dann kann alleine dadurch bedingt die Prozesskette<br />

mehrere Wochen und Monate<br />

betragen. In solchen Fällen können die<br />

3-D-Drucker natürlich ihre Vorteile ausspielen<br />

und die gesamte Herstellungskette<br />

verkürzen, auch wenn in der Regel noch<br />

eine Nacharbeit notwendig wird.<br />

Gibt es weitere AM-Aktivitäten innerhalb<br />

der S+B-Gruppe?<br />

Mit der Additiven Fertigung beschäftigen<br />

wir uns nicht nur bei den Deutschen<br />

Edelstahlwerken. Es gibt gruppenweite<br />

AM-Aktivitäten, die wir am DEW-Standort<br />

in Krefeld produktionstechnisch bündeln.<br />

Vielen Dank für dieses interessante<br />

Gespräch, Herr Dr. Hill.<br />

Weitere Informationen sind unter<br />

https://www.dew-powder.com/printdur<br />

und unter https://innovation.schmolzbickenbach.com/additive-fertigung<br />

zu finden.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


<strong>TECHNIK</strong> | 63<br />

Ressourceneffizienz aus dem 3-D-Drucker<br />

Wie das Wurzelwerk eines Baumes<br />

mutet der Aufbau der neuen<br />

Brennstoff-Mischeinrichtung der<br />

Kueppers Solutions GmbH aus<br />

Gelsenkirchen an. Möglich macht<br />

das der 3-D-Druck.<br />

Für das neuartige Produktionsverfahren<br />

erhielt das Unternehmen eine Förderung<br />

aus dem Zentralen Innovationsprogramm<br />

Mittelstand (ZIM) des<br />

Bundesministeriums für Wirtschaft<br />

und Energie. Unterstützt wurde es<br />

dabei durch die Finanzierungsberatung<br />

der Effizienz-Agentur NRW.<br />

Kueppers Solutions ist als Ausrüster<br />

von Thermoprozessanlagen seit<br />

Jahrzehnten Partner aller Industriezweige.<br />

Das Unternehmen entwickelte<br />

2017 gemeinsam mit dem Institut<br />

für technische Verbrennung ITV und<br />

dem Institut „Digital Additive Production<br />

DAP“ der RWTH Aachen ein neuartiges<br />

3-D-Produktionsverfahren für<br />

eine Gas-/Luft-Mischeinrichtung. Die<br />

aus Edelstahl hergestellte Mischeinheit<br />

zeichnet sich durch ein komplexes<br />

Geflecht aus Kanälen und Düsen<br />

aus, das eine homogene Mischung<br />

der Brennstoffe auch bei Teillast<br />

gewährleistet. Damit kann der Brenner<br />

ohne Luftüberschuss über den<br />

gesamten Regelbereich mit λ von 1,0<br />

bis 1,05 betrieben werden.<br />

„Der Wirkungsgrad der Ofenanlagen<br />

kann dadurch um 5 bis 15 % gesteigert,<br />

die Energieeffizienz verbessert<br />

und die Kohlendioxid- und Stickstoffoxidemissionen<br />

reduziert werden. Das<br />

neue 3-D-Druckverfahren macht diese<br />

Konstruktionsweise erst möglich“,<br />

erklärt Geschäftsführer Jens te Kaat.<br />

Auf Basis eines Prototyps entstand<br />

2018 eine neue Industriebrennerserie<br />

der Kueppers Solutions GmbH, die<br />

ohne Luftüberschuss betrieben werden<br />

kann. Durch die Modulation der<br />

Gas- und Luftströme erreichte bereits<br />

der Prototyp niedrige Stickoxidwerte<br />

von ca. 50 mg/m³(STP). Mit diesen<br />

Werten werden die aktuellen, vom<br />

Gesetzgeber vorgegebenen Grenzwerte<br />

um den Faktor 7 unterschritten.<br />

Darüber hinaus überzeugt die neuartige<br />

Mischeinrichtung mit einer deutlich<br />

längeren Standzeit als konventionelle<br />

Anlagen.<br />

Brenner für Thermoprozessanlagen<br />

finden sich heute in zahlreichen Produktionsprozessen<br />

nahezu aller Branchen<br />

– von Stahl über Chemie bis hin<br />

zur Lebensmittelindustrie. „Die neuartige<br />

Industriebrennerserie mit verstellbarer<br />

Gas-/Luft-Mischeinrichtung ist<br />

grundsätzlich für viele dieser Anwendungen<br />

geeignet“, so Jens te Kaat.<br />

Viele Anlagen werden, um die klimapolitischen<br />

Ziele zu erreichen, in den<br />

nächsten Jahren modernisiert werden<br />

müssen. Kueppers Solutions erwartet<br />

als Erstausrüster dank seiner ressourceneffizienten<br />

Mischeinrichtung dadurch<br />

einen Wettbewerbsvorteil.<br />

• Kueppers Solutions<br />

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Kueppers Solutions entwickelte 2017 ein neuartiges 3-D-Produktionsverfahren<br />

für eine Gas-/Luft-Mischeinrichtung. Zu sehen ist ein Querschnitt durch<br />

die neuartige Mischeinheit (Foto: Martin Urner, artfotos dortmund)<br />

Mehr Informationen:<br />

polytec.com/lsv<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


64 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Isolierung der Hauben verbessert Homogenität der mechanisch-technologischen Eigenschaften<br />

Neue Haubensysteme zur nachhaltigen<br />

Produktion von Schmiedeblöcken<br />

Hochwertige Schmiedeprodukte zeichnen sich durch hohe Anforderungen an die Homogenität der mechanischtechnologischen<br />

Eigenschaften aus. Um dies zu gewährleisten, spielt neben der Erschmelzungstechnologie<br />

auch die Erstarrung der Rohblöcke eine entscheidende Rolle. Beim Blockguss ist eine möglichst gelenkte<br />

Erstarrung vom Blockfuß bis zur Haube wesentliche Zielsetzung. Dabei soll das Haubenvolumen, das nach dem<br />

Schmieden als Entfall im Kreislauf geführt wird, möglichst klein sein. Im Rahmen von umfangreichen Betriebsversuchen<br />

wurde ein neuentwickeltes System zur Isolierung der Hauben von Schmiedeblöcken getestet. Basis<br />

der Entwicklung ist ein neuer Isolierstoff, der speziell den Erfordernissen der Blockhauben angepasst wurde.<br />

Mit einer Verbesserung der Isolationswirkung ergeben sich zahlreiche Vorteile bei der Herstellung von<br />

Schmiedeblöcken.<br />

D<br />

as Leistungsvermögen von ge -<br />

schmiedeten Produkten aus Spezialstählen<br />

hängt von der Homogenität<br />

der Schmiedeblöcke ab. Die Minimierung<br />

des Gehalts an nichtmetallischen Einschlüssen<br />

sowie die Reduzierung von physikalisch<br />

bedingten Entmischungen bei der Erstarrung<br />

ist das Hauptziel eines Premiumanbieters<br />

von speziellen Stahlprodukten, das<br />

durch die stetige Verbesserung der metallurgischen<br />

Verfahrenstechnik verfolgt wird.<br />

Die BGH Edelstahl Siegen GmbH produziert<br />

eine breite Palette von Spezialprodukten<br />

aus legiertem und nichtrostendem<br />

Stahl. Das Materialportfolio umfasst Baustähle,<br />

Edelstähle, hitzebeständige Legierungen<br />

sowie Nickelbasislegierungen.<br />

Bild 1 zeigt den Produktionsprozess, der<br />

die gesamte Verarbeitungslinie vom<br />

Schrott bis zum bearbeiteten Schmiedestück<br />

abdeckt.<br />

Der Stahl wird durch Einschmelzen von<br />

Schrott in einem Elektrolichtbogenofen<br />

und anschließender sekundärmetallurgischer<br />

Behandlung hergestellt. Nach den<br />

Raffinierungsschritten wird der Stahl mittels<br />

Blockguss vergossen. Die Blockformate<br />

sind speziell für die Herstellung von Spezialprodukten<br />

konzipiert und reichen bis zu<br />

50 t Gewicht. Die geschmiedeten Produkte<br />

werden durch Ultraschallprüfung auf<br />

modernsten automatischen Prüfanlagen<br />

einer 100%-Prüfung unterzogen.<br />

Schmiedeblöcke<br />

Das Blockgussverfahren kommt heute nur<br />

noch bei bestimmten Produkten zum Einsatz.<br />

So werden bei Schmiedeprodukten<br />

Bild 1. Produktionsprozess der BGH Edelstahl Siegen GmbH (Grafik: BGH Edelstahl Siegen)<br />

Dr.-Ing. Dipl.-Wirt. Ing. Frank Hippenstiel, Geschäftsführer; Dipl.-Ing. Robert Hellermann, Leiter Gießbetrieb, BGH<br />

Edelstahl Siegen GmbH, Siegen; Nico Busolini, Technik; Giorgio Piantoni, Geschäftsführer, Faprosid Srl., Italien.<br />

Kontakt: frank.hippenstiel@bgh.de<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


<strong>TECHNIK</strong> | 65<br />

abmessungsbedingt aufgrund der erforderlichen<br />

Umformung größere Erstarrungsquerschnitte<br />

benötigt, die mit wirtschaftlich<br />

vertretbarem Aufwand,<br />

insbesondere bei kleinen Losgrößen, nur<br />

mit dem Blockgussverfahren darstellbar<br />

sind. Des Weiteren ergibt sich in bestimmten<br />

Marktnischen auch bei gewalzten Produkten<br />

die Notwendigkeit zur Anwendung<br />

des Blockgussverfahrens. Hierbei stehen<br />

im Wesentlichen die benötigten Erzeugungsmengen<br />

im Vordergrund, die einen<br />

Einsatz von Strangguss wirtschaftlich<br />

nicht rechtfertigt bzw. die Flexibilität hinsichtlich<br />

der späteren Abmessungen einschränkt.<br />

Bei den meisten Herstellwerken stehen<br />

sowohl die Wirtschaftlichkeit der Fertigung<br />

wie auch die Qualität des Endproduktes<br />

an oberster Stelle. Bei dieser<br />

Betrachtung muss die gesamte Fertigungskette<br />

berücksichtigt werden, da beispielsweise<br />

eine oberflächennahe Fehlerstelle<br />

in einem Schmiedeblock später als<br />

Oberflächenfehler nach der mechanischen<br />

Bearbeitung zum Verwerfen des<br />

Bauteils führen kann.<br />

Daher führt in der Regel jedes Herstellwerk<br />

eigene Entwicklungsarbeiten durch<br />

und legt u.a. die Geometrien der benötigten<br />

Kokillen fest. Neben der Kokillengeometrie<br />

gibt es eine Vielzahl von anderen<br />

Einflussgrößen, wie die Auswahl der Fertigungsparameter<br />

(Gießgeschwindigkeit,<br />

Überhitzung) oder auch die Art der Gießhilfsmittel<br />

(Gießpulver, Blockkopfabdeckungen),<br />

die die Qualität eines Rohblockes<br />

beeinträchtigen können.<br />

Für hochwertige Edelstahllangprodukte<br />

im Bereich des gewalzten und geschmiedeten<br />

Stabstahles hat sich das Untergussverfahren<br />

durchgesetzt. Bei diesem Gießverfahren<br />

wird ein Gespann aus<br />

keramischen Bauteilen zusammengestellt<br />

und in metallischen Hüllen fixiert. Dieses<br />

Gießsystem besteht aus einem zentralen<br />

vertikalen Einlaufbereich aus Rohren,<br />

einem zentralen Verteilerstein (Königstein)<br />

und horizontal verlegten Kanalsteinen, die<br />

die Stahlschmelze zu den Kokillen für die<br />

herzustellenden Blöcke leiten. Es ist<br />

bekannt, dass sowohl die Auswahl der<br />

feuerfesten Materialien für das Gießsystem<br />

wie auch die geometrische Ausbildung des<br />

Einlaufsystems der Stahlschmelze in die<br />

Kokille große Einflussfaktoren für die spätere<br />

Produktqualität darstellen [1...4]. Bild 2<br />

zeigt schematisch die Anordnung eines<br />

Gießsystems für einen Schmiedeblock.<br />

Die Kokillengeometrie<br />

und die Gießparameter<br />

bestimmen maßgeblich den<br />

Erstarrungsverlauf in der<br />

Kokille und damit die Ausbildung<br />

von Lockerstellen und<br />

Seigerungen. In Bild 3 ist<br />

dargestellt, wie sich unter<br />

Berücksichtigung wesentlicher<br />

Randbedingungen das<br />

Primärgefüge zweier unterschiedlicher<br />

Schmiedeblöcke<br />

ausbildet [5].<br />

Ein EGKS-Projekt [6]<br />

beschäftigte sich mit dem<br />

Einfluss der Wärmeisolierung<br />

in der Blockhaube von<br />

Schmiedestücken auf die<br />

Blockqualität. Im Rahmen<br />

dieser Arbeit wurde kein<br />

Einfluss des Haubenvolumens<br />

auf das Zurückdrängen<br />

von Seigerungen festgestellt. Als<br />

Erklärung wird angeführt, dass die Liquidustemperatur<br />

in der gesamten Haube<br />

erst kurz vor der vollständigen Erstarrung<br />

des Block rumpfes erreicht wird.<br />

Neben den Seigerungsuntersuchungen<br />

wurden auch umfangreiche Temperaturmessungen<br />

in der Haube während<br />

der Erstarrung der Blöcke durchgeführt.<br />

Hierbei hat sich gezeigt, dass bei einer<br />

Erhöhung der Isolierwirkung am Rand der<br />

Blockhaube die Wärmeabfuhr nach<br />

außen zu Beginn des Gießprozesses<br />

geringer ist.<br />

Bild 2. Gießsystem Schmiedeblock (schematisch)<br />

(Grafik: BGH Edelstahl Siegen)<br />

Auch in einer bekannten Berechnungsformel<br />

zur Ermittlung der maximalen Kohlenstoffseigerung<br />

bleibt die eigentliche<br />

Blockhaube unberücksichtigt, die Formel<br />

beinhaltet den mittleren Blockdurchmesser,<br />

den Schlankheitsgrad des Blockes<br />

sowie die Gehalte einiger Begleitelemente<br />

[7].<br />

Blockkopfisolierung<br />

Je nach den Eigenschaften des Stahls<br />

beträgt das Lunkervolumen 2,4 bis 3,6 %<br />

des Blockvolumens. Wären die auf die<br />

Bild 3. Einflussgrößen auf Seigerungen von Schmiedeblöcken nach [5] (Grafik: BGH<br />

Edelstahl Siegen)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


66 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Kokillen aufgesetzten Hauben so wirksame<br />

Warmhaltegefäße, dass sie den in<br />

ihnen befindlichen Stahl während der<br />

gerichteten Erstarrung völlig flüssig erhalten,<br />

müssten sie lediglich diese Volumendifferenz<br />

aufnehmen. In der Praxis funktioniert<br />

dies jedoch nicht, da der Stahl<br />

vorzeitig in der Haube erstarrt. Daher<br />

wird das Haubenvolumen, trotz zahlreicher<br />

Bemühungen zur Verbesserung der<br />

Blockkopfisolierung, deutlich größer<br />

gewählt [8].<br />

In der Vergangenheit wurden einige<br />

grundlegende Untersuchungen zur Verbesserung<br />

der Eigenschaften von Rohblöcken<br />

wie beispielsweise die Reduzierung<br />

der erstarrungsbedingten Porosität oder<br />

die Reduzierung von nicht metallischen<br />

Einschlüssen durchgeführt und zahlreiche<br />

Überlegungen zur Behandlung der Hauben<br />

der Schmiedeblöcke angestellt [9].<br />

Entwicklung eines neuen<br />

Isolationssystems<br />

Um die Nachhaltigkeit der Produktion von<br />

Schmiedeblöcken weiter zu verbessern,<br />

soll ein neuartiges Isolationssystem für<br />

Blockhauben entwickelt werden, das folgende<br />

Punkte berücksichtigt:<br />

• Verbesserung der Isolierwirkung an den<br />

Seitenrändern der Blockhaube zwecks<br />

Verbesserung der Qualität der Schmiedeblöcke<br />

• Vereinfachung des Handlings im Gießbetrieb<br />

durch Anpassung des Systems<br />

an das jeweilige Kokillenformat bzw. die<br />

dazugehörige Aufsetzhaube.<br />

In Bild 4 ist die ursprüngliche Isolierung der<br />

Aufsetzhauben aus Riegelketten dargestellt,<br />

Bild 5 zeigt das neue Isolationssystem. Zur<br />

Vereinfachung des Handlings besteht das<br />

neue Isolationssystem nunmehr in diesem<br />

Beispiel aus sechs Einsätzen. Bedingt durch<br />

eine neuartige Keramikfaser ist das System<br />

im Vergleich zu den Riegelketten leichter<br />

geworden. Somit wird zum einen die Montage<br />

für die Mitarbeiter im Gießbetrieb vereinfacht<br />

und zum anderen die Isolationswirkung<br />

durch die Verringerung der Dichte reduziert.<br />

Des Weiteren wurde das neue Isolationssystem<br />

jeweils an die unterschiedlichen Kokillenformate<br />

angepasst, sodass auch keine<br />

Anpassungsarbeiten an dem Isolationssystem,<br />

z.B. durch Sägen, durchgeführt werden<br />

müssen. Bild 6 zeigt die Ausbildung der beiden<br />

unterschiedlichen Isolationssysteme vergleichend<br />

im gegossenen Zustand. Bei dem<br />

neuen System ist der Übergang in der Blockschulter<br />

besser ausgebildet und der Rand der<br />

Blockhaube zeigt bedingt durch die angepassten<br />

Einsätze eine glattere Oberfläche.<br />

Schon bei den ersten Versuchen war<br />

schnell ersichtlich, dass die an die Neuentwicklung<br />

gestellten Forderungen hinsichtlich<br />

des Handlings und auch der Blockkopfausbildung<br />

[10] erfüllt wurden. Zur<br />

weiteren Verifizierung sowie zur Bestimmung<br />

der notwendigen Haubenvolumen<br />

wurden dann weitere gezielte Versuche<br />

durchgeführt, wobei die unterschiedlichen<br />

Systeme verglichen wurden. Bild 7 zeigt<br />

den Versuchsaufbau eines solchen Versuchs.<br />

Um den Einfluss der Schmelze<br />

beziehungsweise der Gießparameter auszuschließen,<br />

wurden die unterschiedlichen<br />

Systeme zur Isolation der Blockhauben in<br />

einem Gespann vergossen.<br />

Bild 4. Aufsetzhaube mit Riegelkette (Foto: BGH Edelstahl Siegen)<br />

Bild 5. Aufsetzhaube mit neuem Isolationssystem (Foto: BGH Edelstahl<br />

Siegen)<br />

Heute werden bei Schmiedeblöcken in<br />

der Regel Riegelketten aus Siliciumdioxid<br />

(Hauptbestandteil) genutzt. Diese isolierenden<br />

Riegelketten vermeiden die Wärmeabgabe<br />

des flüssigen Stahles während<br />

des Gießens und zu Beginn der Erstarrung<br />

in der Blockhaube. Damit wird die<br />

Randerstarrung je nach Blockgröße zu<br />

einem deutlich späteren Zeitpunkt hin verschoben,<br />

sodass sich die Blockhaube<br />

flach ausbildet und keine frühzeitig<br />

erstarrten Partikel in den Block rumpf<br />

während der Erstarrung durch die Konvektionsströmung<br />

eingezogen werden.<br />

Am Beispiel eines Warmarbeitsstahls<br />

1.2343 sind die erzielten Ergebnisse der technologischen<br />

Eigenschaften des geschmiedeten<br />

Stabstahls zu vergleichen, Bild 8. Im Rahmen<br />

der Prüfung des geschmiedeten<br />

Stabstahls wurden die Differenz des Kohlenstoffgehaltes<br />

zwischen der Schmelz- und<br />

Stückanalyse nach [<strong>11</strong>], die Zähigkeit des<br />

Warmarbeitsstahles nach Referenzwärmebehandlung<br />

im Schlagbiegeversuch und die<br />

mikroskopische Reinheit bestimmt. Anhand<br />

der Kenngrößen ist zu entnehmen, dass die<br />

Kohlenstoffseigerung sowie die Zähigkeit beider<br />

Varianten als identisch zu bewerten ist.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


<strong>TECHNIK</strong> | 67<br />

Allerdings muss berücksichtigt werden, dass<br />

aus dem Schmiedeblock mit dem neuen Isolationssystem<br />

Stabstahl mit 2 % mehr Ausbringen<br />

hergestellt wurde. Das bedeutet,<br />

dass mit der Neuerung die Differenz zwischen<br />

dem Rohblockgewicht und dem nutzbaren<br />

Stabstahl kleiner wird. Daher trägt das<br />

neue Isolationssystem zur Ressourceneffizienz<br />

bei, da bei gleichem Produktionsprozess<br />

mehr Nutzen entsteht. Dies unterstützt die<br />

Bemühung der Schmiedeindustrie zur Reduzierung<br />

des Energieverbrauchs und führt zu<br />

einer nachhaltigeren Produktionsweise. Des<br />

Weiteren ist bei dem neuen Isolationssystem<br />

der mikroskopische Reinheitsgrad im Kopfbereich<br />

des Stabstahles besser. Damit wird<br />

ersichtlich, dass der Stahl in der Blockhaube<br />

länger flüssig bleibt und an dem Rand keine<br />

frühzeitige Erstarrung einsetzt. Die Oberfläche<br />

der Haube, an der Stahl erstarren kann,<br />

ist kleiner als bei den Riegelketten. In der Zwischenzeit<br />

wurden weitere Blockhauben von<br />

Schmiedeblöcken auf das neue Isolationssystem<br />

umgestellt und die Erfahrungen hinsichtlich<br />

der technologischen Eigenschaften reproduzierbar<br />

bestätigt und je nach Werkstoff<br />

teilweise sogar noch deutlich übertroffen.<br />

Bild 6. 25-t-Rohblock mit neuem Isolationssystem (links) und Riegelkette (Foto: BGH<br />

Edelstahl Siegen)<br />

Literatur<br />

[1] Heinen, K.-H.: Elektrostahlerzeugung, 4. Aufl.,<br />

Verlag Stahleisen GmbH, Düsseldorf, 1997.<br />

[2] Schönwelski, W.; Ruwier, K.; Föllbach, S.; Sperber,<br />

J.: High-quality refractories for high-quality<br />

steel, 2nd Ingot casting, rolling and forging Conf.<br />

(ICRF), 7.–9. Mai 2014, Mailand, Italien.<br />

[3] Jung, H.-P.; Schulz, J.: Erzeugung von hochreinem<br />

Stahl für Spezialanwendungen aus Blockguss,<br />

stahl u. eisen 136 (2016), Nr. 12, S. 91/94.<br />

[4] Eisenkolb, J.; Fandrich, R.; Gerling, R.; Jung,<br />

H.-P.: Stand und Trends der Blockguss- und<br />

Umschmelztechnik, stahl u. eisen 132 (2012) Nr.<br />

5, S. 49/59.<br />

[5] Grimm, W.; Feller, J.; Plaul, H.-U.: Anwendung<br />

des CAB-Verfahrens zur Herstellung von hochwertigen<br />

Schmiedestücken, stahl u. eisen 101<br />

(1981) Nr. 8, S. 27/30.<br />

[6] Schulz, H.-P.: Untersuchungen über den Einfluss<br />

der Wärmeisolierung in der Blockhaube von<br />

Schmiedestücken auf die Blockqualität,<br />

Abschlussbericht EKGS-Projekt 7210-CA/132,<br />

Bericht EUR 10237 DE, 1986.<br />

[7] Comon, D.; Bastien, G.: 6. Int. Forgemasters<br />

Meeting (IFM), 1.–6. Okt. 1972, Cherry Hill. USA.<br />

[8] Kiesel, K.-L.; Schulz, P.: Blockkopfbeheizung, Teil<br />

1, Neue Hütte 6 (1961) Nr. 7, S. 391/99.<br />

[9] Schöberl, A.; Plessing, R.: Erfahrungen mit Blockaufsätzen<br />

aus verbrennlichen Platten und Hauben<br />

mit exothermer Innenauskleidung, stahl u. eisen<br />

132 (1961), Nr. 1, S. 22/30.<br />

[10] Deilmann, W.: Über die Ausbringensverbesserung<br />

durch Blockkopfbehandlungen, R adex-<br />

Rund schau, Nr. 3, 1971, S. 455/69.<br />

[<strong>11</strong>] Plöckinger, E.; Straube, H.: Die Edelstahlerzeugung,<br />

2. Aufl., 1965.<br />

Bild 7. Versuchsaufbau zur Bemusterung der unterschiedlichen Haubensysteme (Foto:<br />

BGH Edelstahl Siegen)<br />

Bild 8. Vergleich der technologischen Eigenschaften des gefertigten Stabstahls aus<br />

Schmiedeblöcken mit unterschiedlichen Haubensystemen (Grafik: BGH Edelstahl Siegen)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


68 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Big River Steel produziert auf breitester Dünnbrammengieß- und Walzanlage weltweit<br />

Lernendes Stahlwerk ermöglicht<br />

hochflexible, hochrentable Bandproduktion<br />

Die CSP ® -Anlage von Big River Steel ist die neueste Anlage ihrer Art, in den USA. Sie ist Teil eines<br />

Stahlwerkskomplexes, bestehend aus einem Gleichstrom-Elektrolichtbogenofen zur Stahlerzeugung, einem<br />

Doppel-Pfannenofen, einer RH-Entgasungsanlage, einer Beiz-/Tandemstraße, einer Kontiglüh- und<br />

Verzinkungslinie, Haubenglühöfen sowie einem Dressierwalzwerk. Die CSP-Anlage ging als Einstranganlage<br />

mit einer Nennleistung von 1,5 Mio. t/a in Betrieb. Das erste Warmband wurde am <strong>11</strong>. Dezember 2016<br />

produziert. Im Endausbau wird sie eine Jahresproduktion von bis zu 3,0 Mio. t/a haben. Mit einer maximalen<br />

Bandbreite von 1.930 mm ist sie die breiteste CSP-Anlage weltweit. Im Folgenden werden das Gesamtkonzept<br />

von der Stahlerzeugung bis hin zur Bandbehandlung sowie die Philosophie des lernenden Stahlwerks<br />

dargestellt. Dabei wird auch auf die erfolgreiche Produktion hochentwickelter Stahlsorten eingegangen.<br />

Anhand von Ergebnissen aus der Praxis werden die erreichten Ziele dokumentiert und es werden zukünftige<br />

Entwicklungsziele genannt.<br />

A<br />

ngesichts eines Stahlimportanteils in<br />

den USA von rd. 30 % war John<br />

Correnti (ehemaliger CEO der Nucor<br />

Corporation und Gründer des Severcorr<br />

Stahlwerks in Columbus, Mississippi, heute<br />

SDI) überzeugt, dass der US-Stahlmarkt<br />

die Produktion einer zusätzlichen Minimill<br />

mit einer Jahreskapazität von 3 Mio. t aufnehmen<br />

wird, vorausgesetzt, die Anlage<br />

ist in der Lage, hochflexibel Warmband zu Produktion ist hier auf der Straße, auf der<br />

igure 1: Layout of the flat rolled steel complex at Big River Steel (BRS)<br />

erzeugen.<br />

Vor diesem Hintergrund überzeugte John<br />

Correnti eine Reihe finanzstarker Investoren<br />

und suchte einen vorteilhaften Standort in<br />

der Nähe von prosperierenden potenziellen<br />

Kunden mit guter Verkehrsinfrastruktur. Diesen<br />

fand er schließlich in Osceola, Arkansas,<br />

USA, am Ufer des Mississippi, ideal gelegen<br />

inmitten der am schnellsten wachsenden<br />

Stahlregion der USA. Der Abtransport der<br />

Schiene oder zu Wasser möglich.<br />

Mit der Gründung von Big River Steel<br />

LLC (BRS) im Jahr 2014 fiel die Entscheidung,<br />

an diesem Standort sowohl hochwertiges<br />

warm- als auch kaltgewalztes<br />

und beschichtetes Stahlband hochflexibel<br />

zu produzieren.<br />

Der neue Anlagenkomplex sollte deshalb<br />

die gesamte Prozesskette von der<br />

Stahlerzeugung bis hin zur Feuerverzinkung<br />

abdecken. Mit dem Spatenstich<br />

Ende September 2014 fiel der Start-<br />

RH Entgaser<br />

Bild 1. Layout des Flachwalzwerkskomplexes<br />

bei Big River Steel (BRS)<br />

CSP® Anlage<br />

Elektrolichtbogenofen<br />

Pfannenofen<br />

Dressiergerüst<br />

Haubenglühe<br />

Beizlinie/Kaltwalzwerk<br />

Kontiglüh- und<br />

Verzinkungslinie<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


Figure 2: Phase 1 configurations and material flow at Big Rive<br />

Stahlwerk<br />

<strong>TECHNIK</strong> | 69<br />

schuss für das Projekt. Die gesamte Prozesstechnik<br />

einschließlich der Elektrik<br />

und Automation sowie der Umwelttechnik<br />

wurde von der SMS group geliefert.<br />

Die Inbetriebnahme des Anlagenkomplexes<br />

erfolgte am <strong>11</strong>. Dezember 2016 mit<br />

der ersten Schmelze, dem ersten Guss<br />

und dem ersten gewalzten Coil.<br />

Die Anlagentechnologie von BRS ist<br />

komplett auf die flexible Produktion<br />

anspruchsvoller Stahlsorten ausgelegt.<br />

Dazu gehören beispielsweise Stähle für<br />

Ölfeldrohre (OCTG), Pipelinestähle<br />

gemäß API-Standard mit und ohne<br />

Sauergasbeständigkeit, siliciumlegierte<br />

Stähle für Elektroanwendungen zum<br />

Beispiel in der E-Mobilität, AHSS-Stähle<br />

als Leichtbaustähle für die Automobilindustrie<br />

sowie hochfeste und verschleißfeste<br />

Stahlsorten für den Einsatz<br />

als Baustahl oder in Land- und Baumaschinen.<br />

Geschäftsidee von Big River Steel<br />

Warmgewalzt<br />

0,433 Mio. t/a<br />

Warmgewalzt,<br />

gebeizt und geölt<br />

0,127 Mio. t/a<br />

Kontiglüh-/<br />

Verzinkungslinie<br />

CSP®-Anlage<br />

Beizlinie<br />

Kaltgewalzt,<br />

verzinkt<br />

0,476 Mio. t/a<br />

Bild 2. Anlagenkonfiguration der Phase 1 und Materialfluss bei Big River Steel<br />

Big River Steel (BRS) wurde 2014 am Ufer<br />

des Mississippi in Osceola, Arkansas,<br />

USA, gegründet und ist somit das neueste<br />

Stahlwerk mit CSP-Technologie. Die<br />

Geschäftsidee von Big River Steel ist es,<br />

sich auf die hochflexible Produktion eines<br />

Stahlsortiments mit hohem Mehrwert für<br />

die Anwender und guten Margen zu konzentrieren.<br />

In Kombination mit dem Ziel,<br />

die Betriebskosten durch Ausnutzung aller<br />

technischen und technologischen Möglichkeiten<br />

– einschließlich der Digitalisierung<br />

– entlang der gesamten Prozesskette<br />

möglichst gering zu halten, stellt die<br />

Grundlage für die Wettbewerbsfähigkeit<br />

von BRS dar.<br />

BRS identifizierte daher konsequent<br />

profitable Marktsegmente für HSLA, Leitungsrohrstähle<br />

gemäß API-Standard,<br />

OCTG-Sorten im Energiesektor sowie<br />

Tiefziehstähle (EDDS) und AHSS-Stähle<br />

im Automobilsektor. Außerdem sind die<br />

Elektrostahlsorten CRML (Cold Rolled<br />

Magnetic Lamination) und NGO-SP<br />

(Non-Grain Oriented Semi-Processed)<br />

Teil des Produktportfolios.<br />

Für die Zukunft beabsichtigt BRS darüber<br />

hinaus die Produktion der Stahlsorten<br />

CGO (Conventional Grain Oriented<br />

Silicon Steel) und H-GO (High Permeability<br />

Grain Oriented Silicon Steel).<br />

Der Ausbau der Anlagentechnik, mit<br />

der BRS sich am Markt etablieren möchte<br />

und die Herstellung eines breiten<br />

Spektrums an Nischenprodukten angeht,<br />

wird in drei Phasen erfolgen. In Phase 1<br />

galt es, eine Produktionsleistung von<br />

1,5 Mio. t/a qualitativ hochwertiger<br />

warm- und kaltgewalzter sowie beschichteter<br />

Stahlbänder zu erreichen. In Phase 2<br />

wird BRS die Produktionsleistung durch<br />

Erweiterung der Stahlerzeugung und der<br />

CSP-Anlage verdoppeln. In Phase 3 sollen<br />

dann die Möglichkeiten für Erweiterung<br />

des Produktspektrums weiter ausgebaut<br />

werden.<br />

Anlagenübersicht<br />

In Phase 1 wurden bei BRS die Stahlerzeugung,<br />

eine Einstrang-CSP-Anlage mit<br />

einer Kapazität von 1,5 Mio. t/a eine Beiz-/<br />

Tandemstraße, eine Kontiglüh- und Verzinkungsline,<br />

Haubenglühöfen sowie ein<br />

Kaltwalzstraße<br />

Kaltgewalzt,<br />

vergütet<br />

0,464 Mio. t/a<br />

Haubenglühe<br />

Dressiergerüst<br />

separates Dressierwalzwerk installiert,<br />

Bild 1.<br />

Das U-förmige Gesamtlayout der Anlage<br />

sorgt für kurze Wege zwischen den<br />

einzelnen Produktionsbereichen sowie für<br />

ein einfaches Coil-Handling. Um flexibel<br />

auf den Marktbedarf reagieren zu können,<br />

ist das Werk so aufgebaut, dass BRS nach<br />

verschiedenen Teilschritten des Gesamtprozesses<br />

bereits marktfähige Produkte<br />

entnehmen kann, Bild 2.<br />

Die Stahlerzeugung findet in einem<br />

Gleichstrom-Elektrolichtbogenofen mit<br />

einem Abstichgewicht von 150 t statt. Als<br />

Einsatzstoffe dienen handelsübliche<br />

Schrottsorten sowie – je nach zu produzierender<br />

Stahlsorte – Roheisen, direktreduziertes<br />

Eisenerz (DRI) oder brikettierter<br />

Eisenschwamm (HBI). Zur metallurgischen<br />

Behandlung und Legierung dient ein Doppel-Pfannenofen<br />

mit gemeinsamen Elektroden,<br />

durch dessen Bauweise die Leerlaufzeiten<br />

aufgrund des Pfannenhandling<br />

reduziert werden.<br />

Außerdem steht für die Vakuumbehandlung<br />

eine Ruhrstahl-Heraeus-Entga-<br />

October<br />

All rights r<br />

Denis Hennessy, Amar K. De, Kris Bultman, Big River Steel, Osceola, USA; Dr. Karl Hoen, Christoph Klein, Stephan<br />

Krämer, SMS group GmbH, Düsseldorf, Deutschland.<br />

Kontakt: karl.hoen@sms-group.com<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


70 | <strong>TECHNIK</strong><br />

igure 3: New SMS tunnel furnace for Big River Steel<br />

Bild 3. Neuer SMS-Tunnelofen für Big River Steel (Foto: SMS group)<br />

June 19, <strong>2019</strong><br />

All rights reserved<br />

3<br />

© SMS group GmbH<br />

Tabelle 1. Spezifischer Energieverbrauch für unterschiedliche Brammenabmessungen<br />

Brammenquerschnitt und<br />

Gießgeschwindigkeiten<br />

65 mm · 1.600 mm<br />

4,0 m/min<br />

65 mm · 1.800 mm<br />

4,5 m/min<br />

65 mm · 1.800 mm<br />

5,0 m/min<br />

Durchsatz,<br />

t/h<br />

189 0,542<br />

240 0,421<br />

267 0,352<br />

Spezifischer<br />

Energieverbrauch, kWh/(t m)<br />

sungsanlage (RH) mit TOP-Lanze für die<br />

Entkohlung und das chemische Aufheizen<br />

zur Verfügung. Der RH-Entgaser hat eine<br />

Kapazität von 145 t pro Pfanne. Der Prozess<br />

zeichnet sich insbesondere durch die<br />

kurzen Behandlungszeiten und das flexible<br />

Pfannenhandling aus. Auf diese Weise ist<br />

BRS in der Lage, qualitativ hochwertige<br />

Stahlsorten mit einem ultrageringen Kohlenstoff-<br />

und Gasgehalt wirtschaftlich und<br />

in großen Mengen zu produzieren. Diese<br />

Kombination von EAF und RH-Entgasung<br />

ist die erste ihrer Art in Nordamerika.<br />

Die CSP-Anlage ist auf die Produktion<br />

von Bändern mir einer Breite von bis zu<br />

1.930 mm (76”) und Endbanddicken zwischen<br />

1,4 und 25,4 mm ausgelegt. Die<br />

CSP-Gießmaschine ist als Senkrecht-Abbiegeanlage<br />

ausgeführt. Die Brammendicke<br />

beträgt 85 mm und kann flexibel mittels<br />

LCR (Liquid Core Reduction) bis auf<br />

55 mm reduziert werden. Die Gießmaschine<br />

ist mit den neusten Technologiekomponenten<br />

wie z.B. Mold Temperature Mapping<br />

(MTM), X-Pact ® Solid Control,<br />

Durchbruchfrüherkennung und elektromagnetischer<br />

Bremse (EMBR) zur Stabilisierung<br />

des Gießspiegels ausgestattet. Auf<br />

diese Weise wird sowohl die Oberflächenqualität<br />

als auch die Innenqualität des<br />

Strangs optimiert.<br />

Der CSP-Ofen, Bild 3, ist auf minimalen<br />

Energieverbrauch bei gleichzeitig idealer<br />

Durchwärmung der Dünnbrammen ausgelegt.<br />

Im gesamten Rollenherdofen kommen<br />

umweltschonende Ultra-Low-NO x -<br />

Brenner zum Einsatz. Die gemessene<br />

NO x -Emission beträgt im Schnitt 85 mg/<br />

m3(STP). Damit setzt der Ofen bei Big<br />

River Steel neue Maßstäbe im Bereich<br />

Umweltverträglichkeit. Der gesetzlich<br />

geforderte Grenzwert wird weit unterschritten.<br />

Der Brammentransport durch den Ofen<br />

erfolgt über wassergekühlte Rollen mit<br />

spezieller Isolierung. Diese Rollen sorgen<br />

für mehr als 30 % geringere Energieverluste<br />

im Vergleich zu konventionellen Rollen.<br />

Diese signifikante Steigerung der<br />

Energieeffizienz führt zu einem niedrigeren<br />

Gasverbrauch und somit zu Einsparungen<br />

bei den Betriebskosten. Insgesamt<br />

verbraucht der Ofen mehr als 20 % weniger<br />

Energie als vergleichbare Öfen konventioneller<br />

Bauart. Bei einer Beschickung<br />

des Ofens mit Brammen mit einem Querschnitt<br />

von 65 mm · 1.800 mm und einer<br />

Gießgeschwindigkeit von 5,0 m/min<br />

beträgt der Energieverbrauch lediglich<br />

35,2 kWh/t über eine Ofenlänge von<br />

100 m, Tabelle 1.<br />

Die Ofenregelung übernimmt das leistungsfähige<br />

X-Pact Dynamic Furnace<br />

Control-Modell (DFC). Dieses Modell sorgt<br />

beim Erwärmen für eine besonders gleichmäßige<br />

Temperaturverteilung über Länge,<br />

Breite und Dicke der Bramme.<br />

Die sechsgerüstige CSP-Walzstraße<br />

verfügt über sämtliche Technologien und<br />

Komponenten für die kostengünstige Produktion<br />

von qualitativ hochwertigem Warmband<br />

mit hervorragenden Produkttoleranzen.<br />

Dazu gehören u.a. das innovative<br />

Führungssystem zur Verbesserung des<br />

Bandlaufes, die neueste Entzunderungstechnologie,<br />

die hoch dynamische hydraulische<br />

Walzspaltanstellung, die CVC<br />

plus ® -Technologie sowie der hoch funktionelle<br />

Level 2 mit dem innovativen MPM<br />

(Material Property Modell). Letzteres ist ein<br />

leistungsstarkes Gefügemodell zur Sicherstellung<br />

der Produktqualität und Verkürzung<br />

der Entwicklungszeiten für neue Produkte.<br />

Die Laminarkühlung besteht aus 12<br />

Kühlgruppen. Drei dieser Gruppen sind als<br />

besonders verstärkte Kühlzonen, acht als<br />

Mikrokühlzonen und eine als Trimmzone<br />

ausgelegt. Alle Gruppen sind mit dem neuen<br />

Edge Masking System zur Kantenmaskierung<br />

ausgerüstet, das automatisch der<br />

Bandkante folgt. Dieses verbessert das<br />

Temperaturprofil über die Bandbreite und<br />

somit die Planheit des warmgewalzten<br />

Bands im kalten Zustand sowie die mechanischen<br />

Eigenschaften im Bandkantenbereich.<br />

Die Beiz-/Tandemstraße (PLTCM) ist<br />

auf die Verarbeitung von 900.000 t<br />

Stahlband pro Jahr ausgelegt und deckt<br />

Bandbreiten von 914 bis 1.880 mm<br />

sowie Einlaufdicken zwischen 1,4 und<br />

5,0 mm ab. Zur Anlage gehören ein<br />

X-Pro ® -Laserschweißgerät, ein Zunderwäscher,<br />

die Turbulenzbeize sowie eine<br />

fünfgerüstige Tandemkaltwalzstraße.<br />

Dort wird das Stahlband auf Enddicken<br />

zwischen 0,27 und 1,4 mm herunterge-<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


<strong>TECHNIK</strong> | 71<br />

Figure 4: Eco plant concept BRS – LEED certificate<br />

walzt. Zur Produktion von gebeizten und<br />

geölten Bändern verfügt die Anlage im<br />

Auslauf der Beizlinie außerdem über<br />

eine Einölmaschine aus dem Hause<br />

Duma-Bandzink.<br />

Die Quartogerüste der Tandemkaltwalzstraße<br />

(TCM) sind mit CVC plus-Technologie<br />

sowie mit positiver und negativer<br />

Arbeitswalzenbiegung ausgestattet.<br />

Gemeinsam mit der Vielzonenkühlung und<br />

der X-Shape-Planheitsmessrolle sorgen<br />

diese Stellglieder für optimale Bandplanheit.<br />

Darüber hinaus ist die Tandemkaltwalzstraße<br />

mit einer Abluftabsaugung der<br />

neuesten Generation ausgestattet, die die<br />

Entwicklung von Öldämpfen durch optimierte<br />

Luftströmungsbedingungen reduziert<br />

und die äußerst strengen US-Anforderungen<br />

an die Abluftpartikelemissionen<br />

erfüllt.<br />

Die Kontiglüh- und Feuerverzinkungslinie<br />

bietet hohe Flexibilität bei der<br />

Bandbehandlung und ermöglicht die<br />

Her stellung von beschichteten und unbeschichteten<br />

Bändern für eine Vielzahl von<br />

Stahlsorten. Dank der intelligenten I-Furnace-Technologie,<br />

die Prozessmodelle<br />

und innovative Online-Messtechniken<br />

kombiniert, ist dieser Prozess besonders<br />

energieeffizient und umweltschonend bei<br />

Erfüllung höchster Produktqualitätsan-<br />

Figure sprüche. 5: Overall structure to errichtet implement wurde, besteht the aus Learning einer Vielzahl Factory ßem Interesse. approach<br />

Zusätzlich sind bei BRS 25 Haubenglühöfen<br />

mit innovativer Prozesssteuerung im<br />

Einsatz, die für eine hervorragende Kaltbandqualität<br />

sowie einen durchsatzoptimierten<br />

Betrieb bei einer Jahresleistung<br />

von 413.000 t sorgen. Das nachfolgende<br />

Dressierwalzwerk mit einer Walzkraft von<br />

18.000 kN ermöglicht das Dressieren<br />

höchstfester Komplexphasenstähle für die<br />

Automobilindustrie und erlaubt einen<br />

Dressiergrad von bis zu 13 % für z.B.<br />

CRML-Elektrostahlbleche.<br />

Die gesamte hier beschriebene Prozessausrüstung<br />

einschließlich der Elektrik<br />

und Automation wurde von SMS group<br />

geliefert. Von der Planung bis hin zum<br />

Detailengineering für jeden Prozessschritt<br />

legten BRS und SMS großen Wert darauf,<br />

einen möglichst geringen Energieverbrauch<br />

zu erreichen sowie die Emissionen<br />

mittels innovativer Technologien auf ein<br />

Minimum zu reduzieren. Im März 2017<br />

erhielt BRS als erstes Stahlwerk in den<br />

USA eine LEED-Zertifizierung (Leadership<br />

in Energy and Environmental Design),<br />

Bild 4.<br />

Die lernende Fabrik<br />

Ein modernes Stahlwerk mit hochflexibler<br />

Prozessroute und neuester Technologie<br />

zur Erzeugung qualitativ hochwertiger<br />

Stahlprodukte, wie es von BRS in Osceola<br />

unterschiedlichen, hoch spezialisierten<br />

Systemen und Anlagen, die eine enorme<br />

Bild 4. LEED-Zertifikat für das Eco­<br />

Plant-Konzept bei BRS (Foto: BRS)<br />

Menge an Daten produzieren. Diese Daten<br />

werden in verschiedenen Datenbanken<br />

hinterlegt und beinhalten Informationen zu<br />

fast allen Vorgängen im Werk. Die Integration<br />

und Auswertung dieser Daten<br />

ermöglicht Aussagen zum Anlagenstatus,<br />

zur Prozessgenauigkeit, zum Einfluss dieser<br />

Faktoren auf die Produktqualität oder<br />

zu den Betriebskostentreibern für<br />

bestimmte Produkte. Aus diesem Grund<br />

sind diese Daten für eine Reihe von Leistungsauswertungen<br />

und sich daraus<br />

ergebenen Systemanpassungen von gro-<br />

BRS berücksichtigt dies in seinem strategischen<br />

Ansatz einer lernenden Fabrik<br />

June 19, <strong>2019</strong><br />

All rights reserved<br />

Level 3 (MES)<br />

PQA®<br />

Product<br />

Quality<br />

Analyzer<br />

PCA®<br />

Production<br />

Condition<br />

Analyzer<br />

Wartungssysteme<br />

Energy<br />

Advisor<br />

eDoc<br />

Smart<br />

Alarm<br />

weitere verfügbare<br />

digitale Systeme<br />

PDW Process Data Warehouse<br />

Level 2 Level 2 Level 2 Level 2 Level 2 Level 2<br />

Level 1 Level 1 Level 1 Level 1 Level 1 Level 1<br />

SMP CSP PLTCM SPM BAF CGL<br />

. . .<br />

Bild 5. Gesamtstruktur als Grundlage für die Implementierung der lernenden Fabrik<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong><br />

15.10.<strong>2019</strong><br />

All rights reserved<br />

6<br />

© SMS group GmbH


Figure 6: Report example of X-Pact® Business Intelligence<br />

72 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Bild 6. Beispielreport aus X-Pact ® Business Intelligence<br />

und strebt ein hohes Maß an Datenintegration<br />

für Auswertungen an, die für BRS als<br />

Anlagenbetreiber sowie für die Kunden<br />

einen Mehrwert ergeben. Zusammen mit<br />

der Digitalisierungsstrategie der SMS<br />

group und deren Vision eines intelligenten,<br />

autonomen Stahlwerks wurde die in Bild 5<br />

dargestellte Struktur für die Umsetzung der<br />

lernenden Fabrik entwickelt.<br />

Das hohe Maß an Datenintegration wird<br />

durch ein sogenanntes Process Data<br />

Warehouse (PDW) sichergestellt, das<br />

auch als BRS-Datenbank bezeichnet wird.<br />

Hier werden alle Daten, die entlang der<br />

gesamten Prozesskette generiert werden,<br />

gesammelt. Dabei besteht grundsätzlich<br />

die Möglichkeit, Batch-Daten als auch<br />

Streaming-Daten zu verarbeitet. Aktuell<br />

werden Batch-Daten, die sich auf ein Coil<br />

als kleinste Produkteinheit beziehen,<br />

gespeichert. Dazu gehören Datensätze<br />

wie Stichpläne, aber auch Zeitreihen mit<br />

unterschiedlichen Abtastzeiten im Bereich<br />

von Millisekunden bis Sekunden. In<br />

Zukunft sollen darüber hinaus Daten<br />

gestreamt werden. Damit wird es möglich,<br />

bereits während der Produktion eines<br />

bestimmten Bands die Produktqualität zu<br />

bewerten und ggf. entsprechende Maßnahmen<br />

zu ergreifen.<br />

15.10.<strong>2019</strong><br />

Aus Sicherheitsgründen trennt das PDW<br />

das Automationssystem mit seinen Level-1-<br />

und Level-2-Anwendungen von den Auswertungsapplikationen.<br />

Auf diese Weise<br />

wird vermieden, dass das Automationssystem<br />

im laufenden Betrieb versehentlich<br />

gestört oder korrumpiert wird.<br />

Darüber hinaus kann die Datenspeicherkapazität<br />

der verschiedenen Automationsanwendungen<br />

sowie des Manufacturing<br />

Executive System (MES) deutlich reduziert<br />

werden. Die Langzeitspeicherung erfolgt<br />

im PDW, sodass die Produktdaten über<br />

mehrere Jahre hinweg abgerufen werden<br />

können. BRS ist in der Lage, über das<br />

PDW alle Produktdaten ab April 2017 –<br />

dem Datum der Inbetriebnahme des PDW<br />

– auszuwerten.<br />

X-Pact MES 4.0 ist als Level-3-System<br />

implementiert. Es übernimmt die<br />

Vertriebsergebnisse aus einem ERP-System<br />

(SAP), erzeugt den technischen Fertigungsauftrag<br />

unter Berücksichtigung<br />

der Prozessroute, die das Material und<br />

später jedes Coil des Auftrags durchlaufen<br />

wird, und fügt spezifische technische<br />

Parameter hinzu, die für die auszuführenden<br />

Prozessschritte relevant sind.<br />

Diese technischen Aufträge dienen der<br />

Kapazitätsplanung unter Berücksichtigung<br />

All der rights Anlagenverfügbarkeit reserved<br />

und ver-<br />

© SMS group Gmb<br />

einbarter Liefertermine bei gleichzeitiger<br />

Optimierung des Produktionsprozesses<br />

in Bezug auf Rüstzeiten, Produktqualität<br />

und Energieverbrauch.<br />

Sobald die Produktion angelaufen ist,<br />

kann es erforderlich werden, auf unvorhergesehene<br />

Probleme zu reagieren. Auf<br />

Anforderung des Bedieners kann dann<br />

das System eine kurzfristige Umplanung<br />

vornehmen, mit der eine hohe Ausbringung<br />

bei gleichzeitiger Einsparung von<br />

Anlagenressourcen auch unter veränderten<br />

Prozessbedingungen sichergestellt<br />

wird.<br />

Das Level-3-Reporting unter Berücksichtigung<br />

der Auftragsausführung wird<br />

über das MES-Modul X-Pact Business<br />

Intelligence umgesetzt, Bild 6. X-Pact<br />

Business Intelligence dient der Auswertung<br />

und Darstellung technischer, ökonomischer<br />

und ökologischer Betriebsdaten<br />

der Produktionsanlagen und hilft<br />

dabei, Verbesserungspotenziale zu identifizieren.<br />

Auf Produktionsebene werden die<br />

Bediener durch die Systeme Product<br />

Quality Analyzer (PQA ® ) und Production<br />

Condition Analyzer (PCA ® ) unterstützt.<br />

Diese versetzen Anlagenbediener und<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


<strong>TECHNIK</strong> | 73<br />

Figure 7: User interface for Product Quality Analyzer (PQA®)<br />

Bild 7. Benutzeroberfläche des Product Quality Analyzer (PQA ® )<br />

07.10.<strong>2019</strong><br />

All rights reserved<br />

8<br />

© SMS group GmbH<br />

-ingenieure in die Lage, Prozessmängel zu<br />

identifizieren und unterstützen auf diese<br />

Weise eine schnellere und effektivere<br />

Entscheidungsfindung. Diese Systeme<br />

ermöglichen der Bedienmannschaft ein<br />

effektiveres Arbeiten, verringern die Ausschussrate<br />

und sorgen für eine höhere<br />

Anlagenverfügbarkeit.<br />

Der Product Quality Analyzer (PQA) ist<br />

eine fortschrittliche Lösung für das Qualitätsmanagement,<br />

Bild 7. Er analysiert auf<br />

Grundlage von Regeln alle wesentlichen<br />

Produktdaten und qualitätsbezogenen Prozessinformationen<br />

und entscheidet, ob<br />

das Zwischen- bzw. Endprodukt für die<br />

Weiterverarbeitung geeignet ist bzw. als<br />

fehlerfreies Produkt an den Kunden ausgeliefert<br />

werden kann. Dabei kann die finale<br />

Coilfreigabe vollautomatisch oder manuell<br />

erfolgen.<br />

Erfüllt das Produkt nicht alle Kriterien,<br />

erhält der Qualitätsprüfer schnell eine<br />

umfassende Übersicht aller produktund<br />

prozessbezogenen Qualitätsinformationen<br />

entlang der gesamten Produktionskette<br />

– vom Stahlwerk bis hin zu<br />

jenem Prozessschritt, in dem das Produkt<br />

die Qualitätskriterien nicht mehr<br />

erfüllt hat. Ausgehend von diesen Informationen<br />

kann der Qualitätsprüfer entscheiden,<br />

wie das Produkt weiterverarbeitet<br />

werden soll oder kann über das<br />

X-Pact MES 4.0 die Zuordnung des Produkts<br />

zu einem anderen Auftrag anfordern.<br />

Der Production Condition Analyzer<br />

(PCA) betrachtet die Prozesseinrichtungen,<br />

Bild 8. Er übernimmt die Auswertung<br />

sämtlicher Daten der Oberflächeninspektion,<br />

der technologischen Messsysteme,<br />

der Basisautomation, der Prozessmodelle<br />

und des Level-3-Systems hinsichtlich Produktionsbedingungen<br />

und Anlagenzustand<br />

entlang der gesamten Prozesskette.<br />

Dabei visualisiert der PCA, wo die Produktionsbedingungen<br />

außerhalb der Grenzwerte<br />

liegen und wo in der Anlage sich die<br />

entsprechende Komponete befindet,<br />

Bild 8.<br />

Elektrische Ausrüstungen, Steuern, Regeln, Automatisieren<br />

Automatisierungstechnik für Industrieanlagen und Maschinenbau<br />

Kompetenz trifft Technologie: über 210 Mitarbeiter an 3 Standorten<br />

Seit 1946 ein zuverlässiger Partner für HighTech-Lösungen mit Qualität:<br />

Bandanlagen<br />

Kalt- / Warmwalzanlagen<br />

Walzenbearbeitungsmaschinen<br />

Werkzeugmaschinen / Sondermaschinen<br />

Retrofit von Gebraucht-Werkzeugmaschinen<br />

Rohrfertigung<br />

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Eiserntalstraße 358<br />

D - 57080 Siegen-Eisern<br />

Telefon (0271) 39 83-0<br />

Telefax (0271) 39 83-100<br />

Öfen / Hochofenausrüstungen<br />

Papier- und Holzindustrie<br />

Lagerverwaltungssysteme<br />

Schaltschrankfertigung<br />

Pressentechnik<br />

Prüfstandstechnik<br />

H. Kleinknecht & Co. GmbH<br />

Lange Straße 14<br />

D - 34253 Lohfelden<br />

Telefon (0561) 81 61-0<br />

Telefax (0561) 81 61-100<br />

Verdichterstationen<br />

Wasserwerke /Fernwirktechnik<br />

Abwasseranlagen / Klärwerke<br />

Konformitätsanalyse gem. EMVG-Richtlinien<br />

weltweite Montage<br />

weltweite Inbetriebnahme<br />

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D – 57234 Wilnsdorf-Wilden<br />

Telefon (02739) 87 59 6-0<br />

Telefax (02739) 87 59 6-30<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


74 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Figure 8: User interface of the Production Condition Analyzer (PCA®)<br />

Bild 8. Benutzeroberfläche des Product Condition Analyzer (PCA ® )<br />

Über eine Web-App stehen diese Informationen<br />

den Mitarbeitern einer Schicht auf<br />

ihren mobilen Endgeräten zur Verfügung –<br />

zusammen mit der gesamten Dokumentation,<br />

von Datenblättern für Sensoren und<br />

Funktionsbeschreibungen über Schalt- und<br />

Hydraulikpläne bis hin zu Expertenempfehlungen<br />

und mechanischen Zeichnungen. Das<br />

SMS-Informationsmodell und das eDoc-System<br />

können nicht nur über das PCA, sondern<br />

auch separat verwendet werden. Auf diese<br />

Weise können die Mitarbeiter einer Schicht<br />

schneller und effektiver auf Probleme reagieren<br />

und mehr Verantwortung übernehmen.<br />

Das Erkennen von Veränderungen im<br />

Langzeitverhalten kann zur Anforderung<br />

von Instandhaltungsmaßnahmen in den<br />

regelmäßigen Wartungsschichten dienen.<br />

Daher wird der PCA mit dem verwendeten<br />

Integrated Maintenance Management System<br />

(IMMS) verbunden. Auf diese Weise<br />

wird der eher zyklische Instandhaltungsansatz<br />

in Richtung einer vorausschauenden<br />

Instandhaltung verlagert, was einen kostengünstigeren<br />

Betrieb ermöglicht.<br />

Über den oben beschriebenen Ansatz<br />

hinaus möchte BRS KI-Methoden wie<br />

Machine Learning und Big-Data-Analysen<br />

einsetzen, um die Planung, den Betrieb<br />

und die Prozessergebnisse in Bezug auf<br />

Qualität und Quantität zu unterstützen.<br />

Deshalb kooperiert BRS mit KI-Unternehmen<br />

aus dem Portfolio der Gesellschafter.<br />

SMS beteiligt sich zum Teil an diesen<br />

Kooperationen, arbeitet zum Teil mit anderen<br />

Partnern zusammen und baut parallel<br />

eigene Kompetenzen im Bereich KI auf.<br />

Die ersten in diesem Kontext bereits<br />

umgesetzten Projekte konzentrieren sich<br />

auf die Optimierung des Energieverbrauchsmanagements,<br />

die Prognose des<br />

Lieferdatums sowie auf Assistenzsysteme<br />

zur Vermeidung von Gießfehlern. Weiterhin<br />

plant SMS, in einem nächsten Schritt<br />

Produktqualität und Produktionsbedingungen<br />

zu korrelieren, um einerseits zwischen<br />

für die Produktqualität mehr oder weniger<br />

relevanten Produktionsbedingungen zu<br />

unterscheiden und andererseits – je nach<br />

Produktionsbedingungen und Anlagenzustand<br />

– aufzuzeigen, 07.10.<strong>2019</strong> welche Produkte<br />

unter diesen Bedingungen All rights vorteilhafter<br />

reserved<br />

hergestellt werden können unter Einhaltung<br />

der kundenspezifischen Qualität.<br />

Betriebsergebnisse<br />

Am <strong>11</strong>. Dezember 2016 wurde das erste<br />

Band auf der CSP-Anlage produziert. Im<br />

Januar 2017, dem ersten vollen Produktionsmonat,<br />

verließen insgesamt 58.000 t<br />

(63.000 amerikanische t) die Anlage –<br />

Weltrekord für eine CSP-Anlagen. Anfang<br />

November 2017 überschritt Big River Steel<br />

die Marke von 1 Mio. t, produziert auf der<br />

Einstrang-CSP-Anlage. Zwei Jahre nach<br />

dem ersten Coil hat BRS inzwischen<br />

bereits 2,67 Mio. t produziert und damit im<br />

Jahr 2018 die Auslegungskapazität von<br />

1,5 Mio. t/a überschritten, Bild 9.<br />

Viele Kunden erwarten vom Marktneuling<br />

Big River Steel eine besonders große<br />

Flexibilität hinsichtlich Produktqualität,<br />

Abmessungen, Losgrößen und Lieferzeiten.<br />

Durch die optimale Dimensionierung<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


Figure 9: Output of Big River Steel from the first coil to the end of 2018<br />

<strong>TECHNIK</strong> | 75<br />

Monatsproduktion in 1.000 t<br />

210<br />

180<br />

150<br />

120<br />

90<br />

60<br />

30<br />

0<br />

Auslegungskapazität<br />

1,50 Mio. t/a Caster 1<br />

6%<br />

Dec. 16<br />

46%<br />

58 kt<br />

Jan. 17<br />

<strong>11</strong>1%<br />

109% 108% 105% 109% <strong>11</strong>2% 109%<br />

97%<br />

66% 78% 80% 80% 81% 89% 94% 96% 97% 98% 103% 94% 96%<br />

81%<br />

85%<br />

83 kt<br />

Feb. 17<br />

98 kt<br />

Mar. 17<br />

99 kt<br />

Apr. 17<br />

101 kt<br />

May. 17<br />

101 kt<br />

Jun. 17<br />

<strong>11</strong>1 kt<br />

Jul. 17<br />

<strong>11</strong>7 kt<br />

Aug. 17<br />

120 kt<br />

Sep. 17<br />

Jährliche<br />

Wartung<br />

102 kt<br />

Oct. 17<br />

121 kt<br />

Nov. 17<br />

123 kt<br />

Dec. 17<br />

<strong>11</strong>8 kt<br />

Jan. 18<br />

121 kt<br />

Feb. 18<br />

136 kt<br />

Mar. 18<br />

120 kt<br />

Apr. 18<br />

135 kt<br />

May. 18<br />

131 kt<br />

Jun. 18<br />

139 kt<br />

Jul. 18<br />

136 kt<br />

Aug. 18<br />

129 kt<br />

Sep. 18<br />

Jährliche<br />

Wartung<br />

106 kt<br />

Oct. 18<br />

140 kt<br />

Nov. 18<br />

137 kt<br />

Dec. 18<br />

Bild 9. Produktionsleistung bei Big River Steel vom ersten Coil bis Ende 2018<br />

eines jeden Prozessschrittes und die Digitalisierung<br />

der gesamten Anlage können<br />

diese Erwartungen bei einer durchschnittlichen<br />

Losgröße von nur sieben Coils vollumfänglich<br />

erfüllt werden. Fast 50 % der<br />

produzierten Bänder haben eine Breite von<br />

mehr als 1.500 mm.<br />

Die CSP-Anlage ist von entscheidender<br />

Bedeutung für die Flexibilität von Big River<br />

Steel. Innerhalb einer Sequenz kann die<br />

Breite deutlich verändert werden. Von<br />

einem Band zum nächsten werden Veränderungen<br />

CSP® advantagesder Banddicke von mehr als<br />

June 19, <strong>2019</strong><br />

10<br />

Nur All rights wenige reserved Monate nach dem © SMS ersten group GmbH Coil<br />

wurde damit begonnen, schrittweise<br />

OCTG-Sorten, API-Leitungsrohrstähle von<br />

X52 bis X80, AHSS-HSLA-Stähle und Tiefziehstähle<br />

für den Automobilbereich zu ent-<br />

10 mm realisiert, Bild 10.<br />

Darüber hinaus werden in dem hier dargestellten<br />

Fall innerhalb der Sequenz vier Nach einer Implementierungszeit von<br />

Figure 10: Hot strip production with highest flexibility – example sequence of BRS<br />

verschiedene Stahlsorten gegossen. Diese<br />

Flexibilität ist ein entscheidender<br />

Erfolgsfaktor für Big River Steel. Sie ist der<br />

CSP-Technologie mit ihrer Temperaturhomogenität<br />

über der Bandlänge und<br />

-breite sowie CVC plus-Technologie zu verdanken.<br />

Außerdem ist dies dank innovativen<br />

Techniken wie z.B. dem im Level-3-<br />

System X-Pact MES 4.0 implementierten<br />

Stahlanalyseansatz, auch wirtschaftlich<br />

machbar. Dieser Analyseansatz reduziert<br />

die Anzahl von Übergangsbrammen um<br />

mehr als 50 % und hat bei BRS bereits in<br />

den ersten zwei Jahren zu Einsparungen<br />

in Höhe von mehreren Millionen Dollar<br />

geführt.<br />

acht Wochen war das PQA-System in der<br />

Lage, seine Aufgaben zu erfüllen, und<br />

stellte nun im täglichen Entscheidungsprozess<br />

um die Qualität und die Versandbereitschaft<br />

der Produkte die Datenbasis dar.<br />

Der wesentliche Vorteil des PQA-Systems<br />

besteht darin, dass nur Produkte ohne<br />

Mängel das Werk verlassen, was den Aufbau<br />

einer stabilen Kunden-Lieferanten-Beziehung<br />

ermöglicht.<br />

Produktentwicklung<br />

1900<br />

1800<br />

1700<br />

Sequenzstart<br />

Strip Bandbreite width<br />

Strip Banddicke thickness<br />

New Neue sequence Sequenz<br />

Sequenzende<br />

25<br />

22,5<br />

20<br />

Bandbreite in mm<br />

1600<br />

1500<br />

1400<br />

1300<br />

1200<br />

17,5<br />

15<br />

12,5<br />

10<br />

7,5<br />

Endbanddicke in in mm<br />

<strong>11</strong>00<br />

5<br />

1000<br />

2,5<br />

900<br />

2600 2620 2640 2660 2680 2700 2720 2740<br />

Produzierte Bänder<br />

0<br />

Daten aus Juli 2017<br />

1005A04<br />

1022A08<br />

1021A04<br />

Bild 10. Hochflexible Warmbandproduktion: Beispielsequenz von BRS<br />

1021V02<br />

1022A08<br />

1005A04<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


76 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Tabelle 2. Typische mechanische Eigenschaften von warmgewalzten API-X70-Coils bei BRS<br />

Dicke,<br />

mm<br />

Prüfrichtung<br />

Streckgrenze,<br />

MPa<br />

Zugfestigkeit,<br />

MPa<br />

Gesamtdehnung,<br />

%<br />

CVN Energie<br />

bei −18 °C, J<br />

DWTT<br />

Scherbruchanteil<br />

bei 0 bis −45 °C, %<br />

12,5 Quer 579 – 614 662 – 682 28 – 29 488, 486, 489 100, 100<br />

re <strong>11</strong>: Charpy impact transition curves and fractured surfaces of DWTT<br />

ples of X70 coils at various test temperatures showing percent shear<br />

12,5 Diagonal 538 – 586 627 – 662 32 – 35 100, 100<br />

12,5 Längs 552 – 572 641 – 655 27 – 31 100, 100<br />

0°C -20°C -30°C -45°C<br />

Bild <strong>11</strong>. Kurven der Kerbschlagbiegeversuche und Bruchflächen der DWTT-Proben von<br />

X70-Coils bei unterschiedlichen Versuchstemperaturen mit Scherbruchanteilen<br />

(Fotos: SMS group)<br />

wickeln. Der RH-Entgaser ging im Juli 2017<br />

in Betrieb. Mit Verarbeitung der ersten<br />

Schmelze im RH-Entgaser am 28. Juli 2017<br />

begann die Entwicklung von sauergasbeständigen<br />

und nicht sauergasbeständigen<br />

API-Rohrstählen, Elektrostählen und niedrig<br />

gekohlten Tiefziehstählen (EDDS).<br />

Die ersten Versuche mit den Stahlsorten<br />

X52 und J55 für Rohranwendungen wurden<br />

auf Nachfrage bedeutender Hersteller<br />

von ERW/HFW-Rohren durchgeführt;<br />

inzwischen werden diese Stähle erfolgreich<br />

kommerziell produziert. Der erste Versuch<br />

zur Herstellung von warmgewalztem Bandstahl<br />

zur Rohrherstellung aus API X70 in<br />

einer Dicke von 12,5 mm sowohl für sauergasbeständig<br />

als auch für nicht sauergasbeständige<br />

Anwendungen wurde im<br />

August 2017 durchgeführt.<br />

Unter Berücksichtigung der hohen<br />

Innenreinheit und der dickeren Brammenabmessung<br />

wurde die chemische Zusammensetzung<br />

für die erste API-X70-Versuchsschmelze<br />

entwickelt. Es wurden zwei<br />

Schmelzen erzeugt, eine über die EAF-<br />

LMF-CC-Route und die andere über die<br />

EAF-LMF-RH-CC-Route. Diese Schmelzen<br />

wurden zu 80 mm dicken Brammen ver-<br />

07.10.<strong>2019</strong><br />

13<br />

gossen und thermomechanisch<br />

All rights reserved<br />

zu 12,5 mm<br />

© SMS group GmbH<br />

dickem Warmband gewalzt.<br />

Die mechanischen Eigenschaften der<br />

warmgewalzten Coils sind in Tabelle 2 dargestellt.<br />

Bild <strong>11</strong> zeigt die Ergebnisse der<br />

Fallgewichtsversuche (DWTT) von<br />

X70-Proben bei Temperaturen bis −45 °C.<br />

Dabei zeigten alle Proben bis zu dieser Temperatur<br />

ein ausgezeichnetes Scherverhalten.<br />

Die geforderten mechanischen Eigenschaften<br />

des Werkstoffs API X70 konnten<br />

in den 12,5 mm dicken warmgewalzten<br />

Bändern erfolgreich eingestellt werden.<br />

Die Beständigkeit gegen wasserstoffinduzierte<br />

Rissbildung wurden gemäß<br />

Spezifikation NACE 0284-16 in Lösung A<br />

(Hydrogen-Induced Cracking, HIC) getestet.<br />

Tabelle 3 zeigt die Testergebnisse, die<br />

Tabelle 3. Ergebnisse der Proben aus den API-X70-Coils nach dem HIC-Test<br />

Prüfung Lösung Muster CLR, % CSR, % CTR, %<br />

NACE 0284-16 A, pH 2,6<br />

1 0,0,0 0,0,0 0,0,0<br />

2 0,0,0 0,0,0 0,0,0<br />

3 0,0,0 0,0,0 0,0,0<br />

von einem externen, auf Korrosion spezialisierten<br />

Labor durchgeführt wurden. Diese<br />

Tests belegen eine hervor ragende<br />

HIC-Beständigkeit des produ zierten X70-<br />

Stahls. Bild 12 zeigt Makroschliffbilder<br />

von Proben vor und nach den HIC-Tests<br />

– diese weisen keine Wasserstoffblasenbildung<br />

auf den Oberflächen auf.<br />

Das bei Big River Steel installierte Stahlwerk<br />

mit RH-Entgaser ermöglicht es BRS,<br />

EDDS-Stähle mit einem Kohlenstoffgehalt<br />

von weniger als 20 ppm bei hervorragender<br />

Steuerung des Schwefel- und Gasgehalts<br />

herzustellen. BRS hat im November 2017<br />

mit der Produktion von Ti-stabilisiertem<br />

Tiefziehstahl mit einer durchschnittlichen<br />

Korngröße von 14 µm begonnen. Die<br />

mechanischen Eigenschaften von vollständig<br />

verarbeiteten verzinkten Blechen mit<br />

0,4 mm Dicke sind typischerweise wie<br />

folgt: Streckgrenze: 166 MPa, Zugfestigkeit:<br />

327 MPa, Dehnung: 43 %, N-Wert<br />

(10-20): 0,228, R-Wert: 1,59.<br />

Im Hinblick auf AHSS wurden im<br />

Dezember 2017 die ersten Versuche zur<br />

Herstellung von Dualphasenstählen<br />

durchgeführt und für die Herstellung von<br />

DP590 eine kohlenstoffarme chemische<br />

Zusammensetzung eingeführt, um ein<br />

peritektisches Verhalten des Stahls zu<br />

vermeiden. Der Stahl wurde auf 3,3 mm<br />

warmgewalzt und zu verzinktem Band<br />

mit 1 mm Dicke verarbeitet.<br />

Mit Blick auf das Marktwachstum bei<br />

Elektroautos sowohl in den USA als auch<br />

weltweit ist es ein vorrangiges Ziel von BRS,<br />

Elektrostahlsorten zu produzieren. Die<br />

BRS-Prozessroute, bestehend aus EAF-LMF-<br />

RH-CC, ist für die Produktion von Elektrostahl<br />

bestens geeignet. Die Dressieranlage erreicht<br />

einen Dressiergrad von bis zu 13 % und die<br />

Haubenglühöfen mit 100 % Wasserstoffatmosphäre<br />

erreichen im Glühprozess jene<br />

hohen Temperaturen, die für die Elektrostahlsorten<br />

CRML (Cold Rolled Magnetic Lamination)<br />

und NGO-SP (Non-Grain Oriented<br />

Semi-Processed) erforderlich sind.<br />

Im Januar 2018 produzierte Big River<br />

Steel zum ersten Mal eine Versuchs-<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


Figure 12: Macrographs of API X70 specimen surfaces before and after HIC te<br />

<strong>TECHNIK</strong> | 77<br />

schmelze mit 0,4%igem Si-Elektrostahl<br />

und einem Kohlenstoffgehalt von weniger<br />

als 50 ppm. Diese Schmelze durchlief die<br />

Prozessroute EAF-LMF-RH-LMF-CC. Aus<br />

dem Stahl wurden Brammen mit einer<br />

Dicke von 65 mm gegossen, die anschließend<br />

zu dünnem Warmband mit Dicken<br />

von 3,30 mm, 2,74 mm und 2,44 mm<br />

gewalzt wurden. Diese Coils wurden<br />

gebeizt, kaltgewalzt und in Haubenglühöfen<br />

bei genau eingestellten Temperaturen<br />

geglüht. Die geglühten Coils wurden<br />

anschließend dressiert und im Werk des<br />

Kunden erfolgreich weiterverarbeitet. Darüber<br />

hinaus wurden 2018 auch Versuche<br />

mit einem Si-Gehalt von 1,3 % und 1,6 %<br />

für CRML-Stähle durchgeführt.<br />

Ausblick<br />

Die zweite Ausbaustufe wurde bereits von<br />

BRS beauftragt. Die SMS group erhielt<br />

den entsprechenden Auftrag Anfang <strong>2019</strong>.<br />

Die Erweiterung des Stahlwerkskomplexes<br />

umfasst einen zweiten Elektrolichtbogenofen,<br />

einen zweiten Doppelpfannenofen,<br />

eine zweite Stranggießanlage, einen<br />

Bild 12. Makroschliffbilder der API-X70-Probenoberflächen vor und nach HIC-Test (Fotos:<br />

SMS group)<br />

zweiten Tunnelofen und einen weiteren<br />

Haspel. Diese zusätzliche Ausrüstung wird<br />

die jährliche Produktionskapazität auf<br />

3,0 Mio. t/a Kohlenstoffflachstahl erhöhen.<br />

Die Erweiterung wird Ende 2020 in Betrieb<br />

gehen.<br />

Darüber hinaus soll auch die Funktionalität<br />

der installierten Systeme in<br />

Bezug auf das Konzept der „lernenden<br />

Fabrik“ erweitert werden. Die Durchdringung<br />

produktbezogener und betrieblicher<br />

Aspekte durch KI-unterstützte<br />

Ansätze soll verstärkt werden und Entscheidungsfindungsprozesse<br />

durch eine<br />

genauere Vorhersage der Produktionsergebnisse<br />

vereinfacht werden. Davon<br />

erwarten BRS und SMS sowie die weiteren<br />

Kooperationspartner 07.10.<strong>2019</strong> eine deutliche<br />

Verbesserung der betrieblichen Effi-<br />

All rights reserved<br />

zienz.<br />

© SM<br />

DIE AUTOMATISIERUNG<br />

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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong><br />

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78 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Bild 1. Scheibenrollen-Kühlbett im Grobblechwerk Duisburg-Süd der<br />

thyssenkrupp Steel Europe AG (Foto: thyssenkrupp Steel Europe)<br />

Bewährte Technik aus der Offshorebranche für die Stahlindustrie<br />

Ausfallzeiten minimieren durch smarte<br />

Bolzentechnologie<br />

Angesichts enormer Anforderungen an die Bauteile hinsichtlich der Ausfallsicherheit und Langlebigkeit, muss<br />

die Offshorebranche bekanntlich alles auf technisch höchstem Niveau ausführen. Und genau hier konnte sich<br />

die smarte Bolzentechnik von Bondura ® bereits über Jahrzehnte bewähren und etablieren. Obgleich die<br />

Anforderungen in der Stahlindustrie vielleicht nicht ganz so hoch sind, bieten sich doch viele gute Ansätze, um<br />

die Anlagen robuster und beständiger zu machen. Denn natürlich kennt man auch dort die massiven Probleme,<br />

die eine simple Bolzenverbindung in der Anlage generieren kann.<br />

U<br />

nabhängig von der Ursache des Problems<br />

ist die Folge von ausgeschlagenen<br />

und ovalen Aufnahmebohrungen,<br />

festsitzenden und/oder verschlissenen<br />

Bolzen immer eine aufwendige Reparaturmaßnahme,<br />

verbunden mit Produktionsstillstand<br />

und Personalkosten.<br />

Hinzu kommt, dass übliche Lösungsansätze<br />

in der Regel keine nachhaltige Abhilfe<br />

schaffen. Ein Erfahrungsbericht über<br />

den erfolgreichen Einsatz im Scheibenrollen-Kühlbett<br />

des Grobblechwerks Duisburg-Süd<br />

der thyssenkrupp Steel Europe<br />

AG, Bild 1, folgt am Ende dieses Beitrags.<br />

Gründe für Bolzenverschleiß<br />

Zunächst sollen die technischen Zusammenhänge<br />

erläutert werden. Die Kontaktfläche<br />

zwischen Bolzen und Gehäuse kann<br />

gemäß der Hertzschen Formel berechnet<br />

werden. Eine Erhöhung der Einbautoleranz<br />

z.B. von 0,04 auf 0,1 mm verringert die<br />

Kontaktfläche bereits um 78 %, was wiederum<br />

die spezifische Flächenpressung<br />

um das Vierfache erhöht.<br />

Wenn auf diese Verbindung von außen<br />

zusätzliche Wechsellasten einwirken, verlagert<br />

sich bei Spiel entsprechend auch die<br />

Lage der Kontaktfläche innerhalb der Verbindung.<br />

Ist dann die Kontaktspannung<br />

Hubert Hilp, Technischer Betriebswirt, Henss+Hilp-Maschinenelemente<br />

oHG, Schermbeck.<br />

Kontakt: h.hilp@hh-maschinenelemente.de<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


<strong>TECHNIK</strong> | 79<br />

größer als die Elastizitätsgrenze des<br />

Gehäuses oder des Bolzens, so entsteht<br />

Verschleiß. Dabei ist die Art der Krafteinleitung<br />

ausschlaggebend für das sich<br />

final einstellende Verschleißbild:<br />

• Schwellende und<br />

wechselnde Belastungen<br />

führen zu<br />

einer Ovalität im<br />

Gehäuse,<br />

• eine umlaufende<br />

Belastung führt zu<br />

einer umfänglichen Aufweitung<br />

der Bohrung bzw.<br />

zu einem gleichmäßigen Verschleiß<br />

am Bolzen.<br />

Genau hier setzt die Bolzentechnik der Firma<br />

Bondura an. Sie birgt zugleich auch viel<br />

Potenzial, dem stetig wachsenden Kostendruck<br />

im Bereich der Instandhaltung entgegenzuwirken.<br />

Funktionsprinzip<br />

Das Prinzip der Bondura-Bolzen ist dabei<br />

so einfach wie wirkungsvoll, Bild 2. Der<br />

Bondura-Bolzen wird beidseitig mit<br />

einem Konus ausgeführt. Zwei Hülsen,<br />

ebenfalls mit entsprechender Verjüngung<br />

versehen, werden auf die Bolzenenden<br />

gesetzt und mit einem definierten Drehmoment<br />

stirnseitig angezogen. Die durch<br />

axiale Verschiebung entstehende Keilwirkung<br />

führt dazu, dass die geschlitzten<br />

Hülsen in der Aufnahme expandieren,<br />

wodurch das vorhandene Spiel kompensiert<br />

wird. Der nun vollumfängliche Bolzen-Gehäuse-Kontakt<br />

(360°) erlaubt<br />

dabei eine ideale Lastverteilung äußerer<br />

Kräfte auf volle 180°.<br />

Einbau der Bolzen. Schon der Einbau<br />

eines Bolzens kann, je nach Größe, Gewicht<br />

Bild 2. Genereller Aufbau der Bondura ® -<br />

Bolzen mit konischen Enden/Hülsen<br />

und Montageort, eine echte Herausforderung<br />

sein. Aber bereits hier verschafft die<br />

Bondura-Technologie dem Anwender eine<br />

enorme Erleichterung und Zeitersparnis.<br />

Ein bewusst vergrößertes Spiel kann<br />

eingeplant werden, was zudem die Montage<br />

erheblich beschleunigt. Das größere<br />

Spiel wird durch die sich ausdehnende<br />

Hülse beim Verspannen wieder auf „Null“<br />

gebracht, was dann zu einer soliden Verbindung<br />

über 360° führt. Dies entspricht<br />

im Wesentlichen einer Presspassung, ist<br />

nur viel einfacher herzustellen.<br />

Ausbau der Bolzen. Lässt sich der Einbau<br />

von konventionellen Bolzen noch recht<br />

Bild 3. Einbausituation/Funktionsprinzip mit Hülsenvariationen (Standard und<br />

Oversized)<br />

gut mittels „Unterkühlen“ meistern, wird<br />

es richtig aufwendig und zugleich kostspielig,<br />

wenn ein bereits festsitzender Bolzen<br />

gezogen werden muss. Meist hilft da<br />

nur noch das Ausbrennen oder alternativ<br />

die Kernbohrtechnik als „letztes Mittel“.<br />

Beides hat sich in der Praxis zwar bewährt,<br />

verbraucht aber viel Zeit und Geld; beides<br />

kann und will man dafür eigentlich nicht<br />

aufbringen.<br />

Eine andere bekannte Problematik bei<br />

Bolzenverbindungen entsteht, wenn,<br />

DÜSEN ZUR<br />

ENTZUNDERUNG<br />

Düsen spielen im Prozess<br />

der Entzunderung DIE<br />

entscheidende Rolle:<br />

• Reduzierung von Wasser<br />

und Druck ohne Änderung<br />

des Impacts<br />

• Minimierung von<br />

Turbulenzen<br />

• Maximierung des<br />

Abdeckungsbereiches<br />

Düsenleistung<br />

RICHTIG verstehen<br />

ist der Schlüssel<br />

zum optimalen<br />

Entzunderungsprozess:<br />

• Theoretische Kalkulationen<br />

der Aufprallkraft und Spritzabdeckung<br />

ist die Grundlage<br />

• CFD Simulationen, um komplexe<br />

Sprühanwendungen<br />

vorab zu überprüfen<br />

• Grundlage für den Entwurf<br />

von Düsen + Sprühbalken,<br />

um Sprühvorgänge unserer<br />

Kunden zu optimieren<br />

• Messung aller Düsen in<br />

modernen Sprühlaboren<br />

zum umfangreichen Service<br />

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7. November <strong>2019</strong><br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong><br />

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Fachbuchreihe<br />

Großer Atlas Schweiß-ZTU-Schaubilder: Hilfe bei der Lösung von<br />

Problemen der Wärmeführung beim Schweißen von Stählen<br />

Wer sich beruflich mit dem Schweißen von Stählen befasst, findet in diesem Atlas über 200 Schaubilder zur<br />

Schweiß-Zeit-Temperatur-Umwandlung, mit denen sich viele Fragen bei Problemen der Wärmeführung von Stahl<br />

beantworten lassen.<br />

Die Schaubilder geben Auskunft über Vorwärmtemperaturen, über Abkühlgeschwindigkeiten, Grenzabkühlzeiten<br />

und Abkühlzeitkonzepte, über die anzuwendende Streckenenergie, die Parameter einer Kurzzeitwärmenachbehandlung,<br />

die Wärmewirkung von Zwischenlagentemperaturen oder auch die erreichbaren mechanisch-technologischen<br />

Kennwerte in der Wärmeeinflusszone oder im Schweißgut.<br />

Dank dieser umfangreichen Informationen lassen sich mit Schweiß-<br />

ZTU-Schaubildern nicht nur Werkstoffe und Schweißverfahren<br />

auswählen, sondern beispielsweise auch Schweißdaten ermitteln<br />

und die Schweißeignung von Stählen bereits bei der Stahlentwicklung<br />

beurteilen.<br />

Der Große Atlas der Schweiß-ZTU-Schaubilder ist ein praktisches<br />

Hilfsmittel für Ingenieure, Mitarbeiter von Stahlwerken, technische<br />

Überwachungsbehörden, wissenschaftliche Institute sowie für<br />

Konstruktions- und technologische Abteilungen von stahlverarbeitenden<br />

Betrieben.<br />

Großer Atlas Schweiß-ZTU-Schaubilder<br />

Autoren: Seyffarth, P.; Meyer, B.; Scharff, A.<br />

2., aktualisierte und erweiterte Auflage 2018<br />

284 Seiten<br />

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<strong>TECHNIK</strong> | 81<br />

H<br />

G<br />

F<br />

E<br />

D<br />

C<br />

B<br />

A<br />

Bondura Technology AS reserves all rights in this document and in the information contained therein. Reproductions, use or disclosure to third parties without express authority is strictly forbidden. C Bondura Technology AS<br />

12<br />

Inner Screw<br />

Set screw<br />

<strong>11</strong><br />

Tapered / Conical sleeve length-1<br />

Inner conical sleeve<br />

Conical sleeve<br />

Screw<br />

Grease Adapter<br />

Grease Nipple<br />

Positioning Details<br />

Positioning Plate<br />

10<br />

Bild 12 5. Bondura <strong>11</strong><br />

® Dual66: 10vereinfachte 9 Darstellung 8 vom Einbau 7<br />

9<br />

PIN<br />

Support<br />

PIN Length<br />

PIN diameter Ø<br />

Bild 4. Beispiele von Bondura ® -Bolzen<br />

8<br />

Bearing<br />

7<br />

6<br />

Tapered / Conical sleeve length-2<br />

6<br />

Plate<br />

5<br />

5<br />

bedingt durch Relativbewegungen und/oder<br />

Wechsellasten, die Aufnahmebohrung ausschlägt,<br />

z.B. oval wird. Oft erst erkennbar<br />

durch verstärkte Geräuschbildung (lautes<br />

Klappern), ist hier zusätzlich die Frage hinsichtlich<br />

Anlagensicherheit zu stellen.<br />

Ein Lösungsansatz hierzu kann die Verwendung<br />

von „Oversized-Hülsen“ sein,<br />

Bild 3. Kann man mit Verwendung einer<br />

Standardhülse bereits 1 bis 1,5 mm an<br />

Spiel ausgleichen, setzt man bei noch größerem<br />

Verschleiß Oversized-Hülsen ein,<br />

die dazu eine größere Wanddicke haben.<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

REVISIONS TABLE<br />

Welche Wandstärke final benötigt<br />

Hwird,<br />

REV. DESCRIPTION DATE APPROVED<br />

A Drawing traceability 16.08.2004 AAa<br />

kann je nach<br />

B<br />

Anwendung<br />

Ø30-500 was Ø70-320<br />

individuell<br />

22.01.2013 TorG<br />

fest-<br />

C Updates for DNV Approval 2017 01.08.2017 ØK<br />

gelegt werden.<br />

In der Stahlindustrie haben sich bereits<br />

G<br />

viele Anwendungsbereiche herauskristallisiert,<br />

wo sich der Einsatz der Bondura-Bolzen<br />

bestens bewährt hat, z.B. bei Kaltstrangketten,<br />

Adjustageanlagen, Krananlagen wie<br />

F<br />

Pfannengehängen und Pfannenkippstühlen,<br />

Brammen- und Schrottgreifer.<br />

Hier kommen üblicherweise die „Standardausführungen“<br />

Bondura 6.6 oder 3.3<br />

E<br />

zur Anwendung, Bild 4. Die Wahl ist immer<br />

abhängig vom Bolzendurchmesser (und<br />

dem notwendigen Anzugsmoment) und<br />

der Notwendigkeit, den Bolzen öfter D mal<br />

„ziehen zu müssen“.<br />

Detailed explanation of a bondura® assembly, as per<br />

Bondura<br />

Deutlich<br />

Technology's<br />

anspruchsvoller<br />

Material Traceability List<br />

wird es, wenn<br />

es Example: um die bondura Bolzenanbindung DUAL 66.080.0280.L-125.125 bei Hydraulikzylindern<br />

C<br />

bondura® type: mit DUAL Gelenklagern 66<br />

geht. Hier gibt<br />

PIN diameter: Ø80 mm<br />

PIN length: 280 mm<br />

es lubrication: häufig L= die single Kundenforderung, lubrication<br />

dass alle<br />

D= double lubrication<br />

U= without lubrication<br />

drei Bereiche spannbar sein müssen.<br />

Dazu wird bei der Version Bondura<br />

Tapered / Conical sleeve length-1: 125 mm<br />

Tapered / Conical sleeve length-2: 125 mm<br />

B<br />

„Dual 66“ neben den seitlichen Konen<br />

mittig eine zusätzliche Hülse eingesetzt,<br />

The bondura R pivot pin is a<br />

patented product and is thus<br />

protected under patent<br />

legislations and product rights.<br />

die Date einen Drawn by: weiteren App. by: Konus Project used: ausbildet, Size: Bild 5.<br />

20.08.2001 Tor<br />

ØK<br />

A2<br />

Hierdurch kann zunächst die Gelenklager-<br />

Product Decription.:<br />

Sheet:<br />

1 of 1<br />

bondura DUAL 66 Ø30-Ø500<br />

Drawing No.:<br />

Revision.:<br />

GENERAL ARRANGEMENT<br />

A<br />

GA-0345<br />

C<br />

kugel Material: fest mit Weight: dem Ref. to: Bolzen Module:<br />

Art no: verbunden Status: werden,<br />

der im 3 Anschluss 2 wiederum, 1<br />

25.33 kg<br />

Approved<br />

4<br />

genau<br />

Engineering and Consulting for Material Handling Technology<br />

and Heavy Industry, Manufacturing of Crane Components<br />

Drum Brakes<br />

Bottom Hook Blocks<br />

New Generation of<br />

Steel Ladles<br />

Disc Brakes<br />

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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


82 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Bild 6. Kniehebel-Antrieb der Quertransport-Einrichtung (Foto: thyssenkrupp Steel Europe)<br />

wie bei den Standardtypen, an den Seiten<br />

verspannt wird. Die dadurch stark vereinfachte<br />

Demontage hat dabei schon so<br />

manches Gelenklager vor einem sicheren<br />

Schaden bewahrt.<br />

Natürlich kann diese Art der Verspannung<br />

überall zur Anwendung kommen,<br />

also immer dann, wenn absolute Spielfreiheit<br />

in der gesamten Bolzenverbindung<br />

sinnvoll ist. Darüber hinaus bietet Bondura<br />

viele zusätzliche Bolzentypen an.<br />

Um allen Anwendungen in idealer Weise<br />

gerecht zu werden, ist die Bondura-Bolzentechnik<br />

in allen Belangen variabel. Design,<br />

Bolzendurchmesser und -länge sowie die<br />

Materialpaarung sind individuell wählbar und<br />

lassen sich somit bedarfsgerecht der Aufgabenstellung<br />

anpassen. Hinsichtlich der<br />

richtigen Auswahl steht dem Kunden die<br />

Firma Henss & Hilp als Ansprechpartner vor<br />

Ort zur Verfügung. Sie wird unterstützt<br />

durch das Bondura-Engineering-Team.<br />

Einsatz in einer<br />

Quertransporteinrichtung<br />

Anhand des aktuellen Beispiels – dem Einsatz<br />

im Kniehebelantrieb einer Quertransporteinrichtung<br />

im Scheibenrollen-Kühlbett<br />

bei der thyssenkrupp Steel Europe<br />

AG, Bild 6 – werden die zuvor genannten<br />

Eigenschaften deutlich.<br />

Das von der SMS group konzipierte Kühlbett<br />

im Warmbandwerk Duisburg-Süd wurde<br />

im Oktober 2012 in Betrieb genommen.<br />

Es ist ausgelegt für Bleche mit Dicken von<br />

4 bis 40 mm und Längen zwischen 15 und<br />

25 m.<br />

„In den ersten fünf Jahren wurden vereinzelt<br />

immer wieder mal Gelenklager und/<br />

oder Bolzen ersetzt“, so Markus Schmeink,<br />

zuständiger Prozesskoordinator Mechanik in<br />

der Business Unit Heavy Plate. Im Jahr 2017<br />

war das Spiel der Bolzen in den Kniehebeln<br />

allerdings derart groß, dass eine Komplettüberholung<br />

nicht mehr zu vermeiden war.<br />

Sämtliche Bolzen wurden ersetzt, die oval<br />

ausgeschlagenen Bohrungen sowohl nachgearbeitet,<br />

als auch seitlich verstärkt, um<br />

die Flächenpressung abzusenken.<br />

„Trotz dieser sehr aufwendigen Maßnahme“,<br />

so Markus Schmeink, „stellten sich<br />

nach nicht einmal zwei Jahren die gleichen<br />

Probleme wieder ein, Bild 7. Wir mussten<br />

also nach neuen Lösungen suchen.“<br />

Bondura im direkten Vergleich. Damit<br />

zukünftig eine neuerliche Überholung der<br />

Bild 7. a) Verschleiß am Bolzen, b) Ovalität in der Aufnahmebohrung (Foto: thyssenkrupp Steel Europe)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


<strong>TECHNIK</strong> | 83<br />

Kniehebel vermieden werden kann, setzt<br />

man bei thyssenkrupp Steel nun auf die<br />

Bondura-Bolzentechnik.<br />

Im August <strong>2019</strong> wurde eine weitere<br />

Komplettüberholung der Anlage vorgenommen,<br />

bei der nun auch Bolzen des Typs<br />

„Bondura Dual 66“ verbaut wurden, Bild 8.<br />

Im Vorfeld wurden dazu die technischen<br />

Zeichnungen und Unterlagen bereitgestellt.<br />

Nach Auswertung der Daten<br />

kamen zwei Bolzentypen in die engere<br />

Wahl. Auch in diesem Fall entschied man<br />

sich für den Bondura Dual 66. Dieser ist<br />

zwar teurer, bietet aber gerade bei Einbindung<br />

von Gelenklagern zusätzliche Vorteile,<br />

die den Mehraufwand rechtfertigen.<br />

Markus Schmeink und sein Team werden<br />

nun über den Zeitraum von einem Jahr<br />

beobachten, wie sich die Bolzen in der<br />

Anwendung bewähren, bevor sie das Kühlbett<br />

komplett auf Bondura umstellen.<br />

Fazit<br />

Bild 8. Bondura ® Dual 66 nach erfolgreichem Einbau (Foto: thyssenkrupp Steel Europe)<br />

Mit der bewährten Bondura-Bolzentechnologie<br />

bieten sich auch in der Hüttenwerks-<br />

und Stahlindustrie zahlreiche<br />

Ansätze, um Kosten zu senken. Dabei<br />

sollte diese Technik nicht ausschließlich<br />

nur als reine Reparaturlösung betrachtet<br />

werden. Bereits in der Erstausrüstung eingesetzt,<br />

vermeidet diese Technik das Entstehen<br />

vorgenannter Probleme – wie schon<br />

in Bereichen wie Offshore, Kranbau,<br />

Mining und Baumaschinen mehrfach<br />

erfolgreich unter Beweis gestellt.<br />

BP:<br />

-Logo rechts oben (NUR Logo!)<br />

-Info nicht in seitliche Maginalspalte<br />

-tendenziell eher farblos<br />

-Tel. besser als fon<br />

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84 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Intelligente Fluidikkomponenten mit variablen Schnittstellen<br />

Flexible Vernetzungsmöglichkeiten für<br />

Industrie 4.0<br />

In prozess- und verfahrenstechnischen Anlagen müssen viele Fluidikkomponenten zuverlässig arbeiten, damit<br />

die automatisierten Abläufe reibungslos funktionieren und die gewünschte Produktqualität sichergestellt ist.<br />

Ventilinseln, Prozessventile, Sensoren, Massendurchflussregler (MFC) etc. finden hier ein breites Einsatzfeld in<br />

Anlagen zur Metall-, Glas- oder Kunststoffverarbeitung über Fermentierungsprozesse und die Herstellung<br />

pharmazeutischer Produkte bis hin zur Wasseraufbereitung sowie in Brauereien. Im Zusammenhang mit<br />

Industrie 4.0 genügt es heute nicht mehr, wenn diese Komponenten ihre Kernfunktion bestens erfüllen.<br />

Flexibilität bei den Vernetzungsmöglichkeiten ist ebenso wichtig wie ihre Zuverlässigkeit. Die Komponenten<br />

müssen über die passenden Protokolle mit den übergeordneten Steuerungen Daten austauschen können, z.B.<br />

im laufenden Betrieb aber auch für intelligente Wartungskonzepte.<br />

P<br />

rozess- und verfahrenstechnische<br />

Anlagen sind sehr unterschiedlich aufgebaut,<br />

Bild 1. Je nach Branche bevorzugen<br />

die Anwender z.B. bestimmte<br />

Steuerungen oder spezielle Bussysteme.<br />

Von den Komponentenherstellern erwarten<br />

sie daher, dass die Produkte die „richtige<br />

Sprache sprechen“, damit diese sich<br />

nahtlos in ihren Kommunikationsverbund<br />

integrieren lassen. Somit steigen die<br />

Anforderungen an die Flexibilität der Geräte<br />

und es werden immer mehr Schnittstellen<br />

bzw. Protokolle gefordert. Um das Produktprogramm<br />

aktuell zu halten, sollten<br />

die Hersteller möglichst auch bei bereits<br />

fertig entwickelten Lösungen nachrüsten<br />

können. Dabei gilt es auch zu beachten,<br />

dass die Kostenrechnung für den Anwen-<br />

Trotz aller Komplexität und Individualität bleiben die Geräte für den Benutzer durch das Plattformkonzept einfach handhabbar (Foto:<br />

Bürkert Fluid Control Systems)<br />

Johannes Eichert, Field Segment Manager Gas, Bürkert Fluid Control Systems, Ingelfingen.<br />

Kontakt: info@buerkert.de<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


<strong>TECHNIK</strong> | 85<br />

Bürkert Fluid Control Systems<br />

Bürkert Fluid Control Systems ist ein weltweit führender Hersteller von<br />

Mess-, Steuer- und Regelungssystemen für Flüssigkeiten und Gase.<br />

Lösungen von Bürkert kommen in den unterschiedlichsten Branchen und<br />

Anwendungen zum Einsatz – das Spektrum reicht von Brauereien und<br />

Laboren bis zur Medizin-, Bio- und Raumfahrttechnik. Mit einem Portfolio<br />

von über 30.000 Produkten deckt Bürkert als einziger Anbieter alle<br />

Komponenten des Fluid-Control-Regelkreises aus Messen, Steuern und<br />

Regeln ab: von Magnetventilen über Prozess- und Analyseventile bis zu<br />

pneumatischen Aktoren und Sensoren.<br />

Das Unternehmen mit Stammsitz im süddeutschen Ingelfingen verfügt über<br />

ein weit gespanntes Vertriebsnetz in 36 Ländern und beschäftigt weltweit<br />

mehr als 2.800 Mitarbeiter. In fünf Systemhäusern in Deutschland, China<br />

und den USA sowie vier Forschungs- und Entwicklungszentren entwickelt<br />

Bürkert kontinuierlich kundenspezifische Systemlösungen und innovative<br />

Produkte. Ergänzt wird die Produktpalette mit dem umfassenden<br />

Serviceangebot „BürkertPlus“, das Kunden während des kompletten<br />

Produktlebenszyklus begleitet.<br />

der aufgeht; auch Industrie 4.0 muss<br />

bezahlbar sein.<br />

Modulare Geräteplattform als<br />

Basis<br />

Der Fluidikexperte Bürkert Fluid Control<br />

Systems setzt deshalb sowohl bei der<br />

Hardware, als auch bei der Software auf<br />

eine modulare Geräteplattform. Das Ziel<br />

ist, dass alle „intelligenten“ Fluidikkomponenten<br />

das gleiche Spektrum an Kommunikationsmöglichkeiten<br />

haben und dadurch<br />

auf vielfältige Weise miteinander und mit<br />

Fremdgeräten vernetzt werden und kommunizieren<br />

können. Für „intelligente“<br />

Komponenten wie Prozess- oder Proportionalventile,<br />

Ventilinseln, Massendurchflussregler,<br />

Online-Analyse-Systeme etc.<br />

kann der Anwender „seine“ Schnittstelle<br />

bzw. „sein“ Protokoll vorgeben und<br />

bekommt die für seine Applikation „passenden“<br />

Lösungen geliefert. Hinzu kommt<br />

die kompetente Beratung durch die erfahrenen<br />

Applikationsingenieure, die nicht nur<br />

Produkte verkaufen, sondern auch die<br />

Anwendungsanforderungen verstehen.<br />

Die Basis für diese große Flexibilität bildet<br />

die Geräteplattform Efficient Device Integration<br />

Platform (EDIP), Bild 2. Sie vereint und<br />

standardisiert Hardware, Software und Kommunikation<br />

der „intelligenten“ Bürkert-Geräte.<br />

Ihr modularer Aufbau erlaubt eine schnelle<br />

Anpassung der Geräte an individuelle<br />

Kundenwünsche und das bei kurzen Lieferzeiten.<br />

EDIP ermöglicht eine intelligente Vernetzung<br />

bis in die Sensor- und Aktor-Ebene<br />

und bietet zudem basierend auf CANopen<br />

eine einheitliche Parametrier- und Service-Schnittstelle,<br />

die auch über den Bürkert-Systembus<br />

(büS) zur Verfügung steht.<br />

Weitere Funktionen und Protokolle für neue<br />

Technologien lassen sich flexibel erweitern.<br />

Drahtlose Kommunikation und Bedienung<br />

über Mobile Devices per App könnten beispielsweise<br />

zukünftig realisiert werden. Trotz<br />

aller Komplexität und Individualität bleiben<br />

die Geräte für den Benutzer durch das Plattformkonzept<br />

dabei einfach handhabbar.<br />

Bild 1. Im Zusammenhang mit Industrie 4.0 genügt es heute nicht mehr, wenn Fluidikkomponenten ihre Kernfunktion bestens<br />

erfüllen. Flexibilität bei den Vernetzungsmöglichkeiten ist ebenso wichtig (Quelle: Bürkert Fluid Control Systems)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


86 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Bild 2. Fluidik in Industrie-4.0-Umgebung: Die EDIP-fähigen Geräte kommunizieren über<br />

ein Interface auf Basis des Industriestandards CANopen, der mit zusätzlichen Features<br />

erweitert wurde. So ist beispielsweise kein Master notwendig und die Teilnehmer<br />

werden automatisch adressiert (Foto: Bürkert Fluid Control Systems)<br />

Einfache Integration in Industrie-<br />

4.0-Umgebungen<br />

Für die Integration von Bürkert-Geräten,<br />

die auf der EDIP-Plattform basieren, gibt<br />

es meist mehrere Möglichkeiten: Bietet<br />

das Gerät die gewünschte Schnittstelle<br />

direkt „on board“, lässt es sich direkt in die<br />

Prozessleitebene einbinden. Das Spektrum<br />

der angebotenen Schnittstellen reicht<br />

vom „klassisch-analogen“ Ausgangssignal<br />

(z.B. 4...20 mA oder 0...10V) bis zu<br />

Geräten mit eingebautem Ethernet-Switch<br />

und den gängigen Protokollen (Profinet,<br />

EtherNet/IP, Profibus DP, Modbus TCP<br />

oder EtherCAT).<br />

Beim Einsatz mehrerer Geräte auf<br />

Basis dieser Plattform können diese auch<br />

untereinander über den Bürkert-Systembus<br />

(büS) verbunden werden und<br />

kommunizieren. Zur effizienten und kostengünstigen<br />

Einbindung in die Prozessleitebene<br />

der jeweiligen Anwendung gibt<br />

es das Gateway ME43, das wahlweise<br />

über die zuvor genannten Protokolle kommuniziert,<br />

Bild 3. Es überträgt jeweils bis<br />

zu 128 Ein- und Ausgangsvariablen, dient<br />

als zentrale Steuereinheit für beliebige<br />

EDIP-Geräte und kann als dezentrale<br />

Intelligenz die Kommunikation zwischen<br />

den Geräten übernehmen.<br />

Auch beliebige andere Sensoren und<br />

Aktoren lassen sich an ein büS-System<br />

anbinden. Dafür eignen sich die I/O-Module<br />

ME44, Bild 4, in Kombination mit<br />

dem Gateway ME43. Sie verarbeiten<br />

binäre Eingangssignale oder Standard-Normsignale<br />

und können z.B.<br />

sowohl für Zwei- und Drei-Leiter Sensoren<br />

als auch für mechanische Endschalter<br />

genutzt werden. Einzelne Kanäle<br />

sind wahlweise auch als Frequenzeingänge<br />

konfigurierbar, so lassen sie sich<br />

an individuelle Bedürfnisse anpassen.<br />

Die Module werden zur Erweiterung<br />

über eine Dreier-Backplane ohne Werkzeug<br />

zusammengesteckt. Einfach<br />

abnehmbare Anschlussklemmen für<br />

eine schnelle, unkomplizierte Montage<br />

sowie die Erkennung von Kurzschlüssen<br />

und Kabelbrüchen über eine<br />

LED-Anzeige erleichtern die Installation<br />

und Wartung.<br />

Dezentrale<br />

Automatisierungslösungen<br />

Auch in Zeiten der Digitalisierung kann es<br />

sinnvoll sein, direkt vor Ort die Automatisierung<br />

zu optimieren. Die individuelle Anpas-<br />

Bild 3. Für die Integration von EDIP in die<br />

Prozessleitebene gibt es das Gateway<br />

ME43, das über PROFINET, EtherNet/IP,<br />

PROFIBUS, Modbus TCP oder EtherCAT<br />

kommuniziert. (Foto: Bürkert Fluid Control<br />

Systems)<br />

Bild 4. Erweiterung für EDIP-Plattform: Mit den I/O-Modulen ME44 können verschiedene<br />

Sensoren und Aktoren eingebunden werden; das Feldbus-Gateway ME43 ermöglicht<br />

eine einfache Integration in die Prozessleitebene über Feldbus oder Industrial Ethernet<br />

(Foto: Bürkert Fluid Control Systems)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


<strong>TECHNIK</strong> | 87<br />

Bild 5. Das auf Windows basierende Programm Communicator dient der Konfiguration bzw. Parametrierung aller „intelligenten“<br />

Bürkert-Produkte und steht allen Kunden kostenfrei zur Verfügung (Foto: Bürkert Fluid Control Systems)<br />

sung von Teil-Prozessen ohne zwingend ins<br />

Leitsystem einzugreifen, kann die Anlageneffizienz<br />

steigern sowie Zeit und Kosten<br />

sparen. EDIP schafft dafür ebenfalls die Voraussetzungen,<br />

denn der Anwender kann<br />

ohne zusätzliche Steuerung die Logik der<br />

EDIP-Geräte programmieren und an veränderte<br />

Prozesse und Betriebsbedingungen<br />

anpassen. Hierfür gibt es die Konfigurationssoftware<br />

„Communicator“, Bild 5. Das für<br />

alle Kunden kostenlose Programm dient<br />

nicht nur der Konfiguration und Parametrierung,<br />

der Diagnose und dem Service aller<br />

EDIP-Produkte, sondern bietet auch eine<br />

grafische Ansicht zur Anzeige der Prozesswerte.<br />

Mithilfe der grafischen Programmieroberfläche<br />

lassen sich zudem lokale, spezifische<br />

Benutzeroberflächen erzeugen. Ein<br />

optionales Softwaremodul erlaubt es, beliebige<br />

Funktionen zu realisieren und applikationsspezifische<br />

Prozessabläufe zu regeln,<br />

z.B. Mischungsregelungen von Gasen,<br />

Zustandserfassungen oder eine Fehlerüberwachung<br />

erstellen. Der Anwender hat somit<br />

alles in allem sehr viele Möglichkeiten und<br />

kann „sein“ Automatisierungsprojekt individuell<br />

umsetzen. Die flexiblen Fluidikkomponenten<br />

mit ihrer Schnittstellenvielfalt bieten<br />

dafür die beste Grundlage, da sie über alle<br />

üblichen Protokolle mit den unterschiedlichsten<br />

Steuerungen kommunizieren und<br />

„nebenbei“ erfüllen sie auch ihre Kernfunktion<br />

sehr zuverlässig.<br />

• Dunstabsauganlagen<br />

• Entstaubungsanlagen<br />

• Vakuumanlagen<br />

• Randstreifen- und<br />

Besäumabsauganlagen<br />

• Späneabsauganlagen<br />

• Regenerationskondensation<br />

• Wärmerückgewinnung<br />

• Ofenwandkühlung<br />

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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


88 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Bessere Inspektion in der Praxis<br />

Oberflächenqualität: Defekte zuverlässiger<br />

klassifizieren<br />

Während AI-basierte Technologie heutzutage in etlichen Bereichen der Bildverarbeitung wie Gesichtserkennung<br />

oder sogar Krebsdiagnose menschliche Performance überbietet, lässt die in der Praxis „erlebte“ Zuverlässigkeit<br />

von Oberflächeninspektionssystemen in der Stahlindustrie oft zu wünschen übrig. Im scheinbaren Widerspruch<br />

dazu erreichen dieselben Systeme auf Testdaten eine hohe Klassifikationsgenauigkeit. Hauptursachen dieser<br />

Diskrepanz sind Testdatensätze, die die Produktionsbedingungen nicht abbilden, zu kleine Trainingsmengen,<br />

starke Klassenungleichgewichte in der Produktion und veraltete Klassifikationsalgorithmen. Eine strukturierte<br />

Optimierung der Datensätze und der Klassifikatoren unter Einsatz aktueller Deep-Learning-Technologie steigert<br />

die tatsächliche Leistung vorhandener Systeme drastisch. Für bestmögliche Performance müssen<br />

Oberflächenfehler prozessübergreifend klassifiziert werden.<br />

M<br />

oderne Anforderungen an kaltgewalzte<br />

Flachstahlerzeugnisse er -<br />

fordern eine sehr hohe Oberflächenqualität,<br />

insbesondere für Anwendungen<br />

in der Automobilbranche.<br />

Manuelle Inspektion der gesamten Produktion<br />

ist aus Kosten- und organisatorischen<br />

Gründen in der Regel nicht möglich,<br />

weshalb die großen Stahlhersteller auf den<br />

Einsatz automatischer, visueller Oberflächeninspektionssysteme<br />

angewiesen<br />

sind. Diese bestehen aus Kameras und<br />

Lichtquellen an Ober- und Unterseite des<br />

Bandes, Hard- und Software zur Defektdetektion<br />

und Klassifikation sowie einem<br />

User-Interface für den Anwender. Die korrekte<br />

Klassifikation, also die Bestimmung<br />

der Oberflächenfehler-Kategorie ist ein<br />

entscheidender Schritt, das System sollte<br />

z.B. nichtmetallische Einschlüsse zuverlässig<br />

von oberflächlichem Schmutz unterscheiden.<br />

Typischerweise installieren Hersteller<br />

die Oberflächeninspektionssysteme vor<br />

Ort, optimieren die Klassifikatoren und<br />

schulen zukünftige Anwender. Nach der<br />

Abnahme sind meist Mitarbeiter der Werke<br />

für die Optimierung der Systeme<br />

zuständig, mit gelegentlichem Support<br />

durch die Hersteller. Frustration über<br />

schlechte Klassifikator-Performance fällt<br />

oft auf diese Mitarbeiter zurück, selbst<br />

wenn sie die Klassifikatoren im Rahmen<br />

der Möglichkeiten optimal einstellen.<br />

Erschwerend kommt zum Teil hinzu, dass<br />

die Technologien der Klassifikatoren<br />

Geschäftsgeheimnisse der Anbieter sind,<br />

und dass nur rudimentäre Optimierungstools<br />

zur Verfügung stehen. Die Verbesserung<br />

identifizierter Schwachstellen der<br />

Systeme ist in vielen Fällen praktisch nicht<br />

möglich.<br />

Sowohl in den Hersteller-Spezifikationen<br />

vieler kommerzieller Oberflächeninspektionssysteme<br />

als auch in der wissenschaftlichen<br />

Literatur finden sich durchweg<br />

hohe Angaben zur Klassifikationsgenauigkeit,<br />

oft in der Größenordnung von 95 %<br />

Bild 1. Deep-Learning-Technologie ist konventionellen Methoden zur Oberflächenfehler-Klassifikation überlegen (Bild: SST)<br />

Dr. Falk-Florian Henrich, Gründer und CEO; Dr. Otmar Jannasch, VP Metallurgy; Dr. Jan Daldrop, Machine Learning<br />

Engineer; Selim Arikan, Machine Learning Engineer, Smart Steel Technologies, Berlin.<br />

Kontakt: henrich@smart-steel-technologies.com<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


<strong>TECHNIK</strong> | 89<br />

und mehr. Dem steht drastisch gegenüber,<br />

dass die für Qualitätskontrolle zuständigen<br />

Mitarbeiter die Klassifikation in der Produktion<br />

als sehr unzuverlässig bewerten.<br />

Im Folgenden werden die wichtigsten<br />

Gründe für diese Diskrepanz erläutert und<br />

mögliche Lösungsansätze vorgestellt. Die<br />

Firma Smart Steel Technologies (SST) bietet<br />

eine Reihe von Softwaretools an, mit<br />

denen die Klassifikations-Performance in<br />

der Praxis entscheidend verbessert wird,<br />

ohne aufwendigen Austausch der<br />

bestehenden, oft hochwertigen Kamerasysteme,<br />

Bild 1.<br />

Training- und Test-Sets<br />

Zur Klassifikation der Defekte sind sogenannte<br />

Training- und Test-Sets mit Beispielbildern<br />

aller relevanten Oberflächenfehler<br />

erforderlich. Der Klassifikator wird<br />

mithilfe des Training-Sets trainiert und seine<br />

Performance wird auf dem Test-Set<br />

validiert. Eine gute Zusammenstellung der<br />

Training- und Test-Sets ist für die Klassifikations-Performance<br />

von zentraler Bedeutung.<br />

Einzelne Oberflächenfehlertypen kommen<br />

auf Flachstahlerzeugnissen in sehr<br />

unterschiedlichen Ausprägungen (Unterklassen)<br />

vor. Fehlen einzelne Varianten im<br />

Training-Set, werden diese vom Klassifikator<br />

nicht zuverlässig erkannt. Auf der anderen<br />

Seite sehen einzelne Ausprägungen<br />

unterschiedlicher Fehler (z.B. Schalen und<br />

Kratzer) zum Teil sehr ähnlich aus, die entsprechenden<br />

Grenzfälle sollten unbedingt in<br />

den Training- und Test-Sets enthalten sein.<br />

Das Aussehen der Bilder kann stark von<br />

weiteren Faktoren abhängen, vorwiegend<br />

von der Stahlsorte, aber auch von anderen<br />

Produktionsbedingungen (z.B. Zustand der<br />

Kamera, Dampf). Idealerweise sollte jede<br />

Fehlerklasse in der Gegenwart möglichst<br />

vieler dieser Faktoren repräsentiert sein,<br />

die Bilder sollten aus einem langen Produktionszeitraum<br />

stammen. Ein typischer<br />

Fehler ist, dass der Großteil der Bilder einzelner<br />

Klassen von einigen wenigen Bunden<br />

stammt. Es besteht die Gefahr, dass<br />

ein Klassifikator dann „lernt”, dass der<br />

Fehler nur in diesem Kontext auftritt.<br />

Wenn Training- und Test-Sets gemeinsam<br />

erstellt werden, führt die Validierung<br />

des Klassifikators auf den Testdaten oft zu<br />

einem hohen Ergebnis, da z.B. die im Training-Set<br />

fehlenden Ausprägungen einzelner<br />

Oberflächenfehler auch nicht im Test-<br />

Set enthalten sind. Werden Trainings- und<br />

Bild 2. Mit dem SST Training Set Optimizer können qualitativ hochwertige und<br />

repräsentative Training- und Test-Sets erzeugt werden (Bild: SST)<br />

Testdaten durch einen zufälligen Split aus<br />

einem Datensatz erzeugt, besteht zusätzlich<br />

die Gefahr, dass der Klassifikator z.B.<br />

fälschlicherweise Ölflecken nur auf Bändern<br />

einer bestimmten Stahlsorte erwartet,<br />

und dann auf dem Test-Set besonders<br />

gut performt, da Ölflecken hier ebenfalls<br />

nur auf dieser Stahlsorte vorkommen. Dieses<br />

Phänomen stellt in der Praxis ein großes<br />

Problem dar. In einigen Fällen realer<br />

Train-Test-Splits war es möglich bis zu<br />

80 % der Defekte im Test-Set nur anhand<br />

von Metadaten, wie Stahlsorte und Produktionszeitpunkt,<br />

also ohne Berücksichtigung<br />

des Bildes, korrekt vorherzusagen.<br />

In allen diesen Beispielen wird der Klassifikator<br />

also in der Produktion nicht gut<br />

funktionieren, obwohl in der Validierungsphase<br />

möglicherweise eine hohe Genauigkeit<br />

erzielt wurde.<br />

Nicht zuletzt ist die Größe der Datensätze<br />

ein maßgeblicher Faktor für die Klassifikationsgenauigkeit.<br />

Trotzdem sind viele<br />

Training- und Test-Sets in der Praxis relativ<br />

klein. Eine Investition in die Erstellung<br />

eines großen Datensatzes ist in jedem Fall<br />

lohnenswert, besonders, wenn moderne<br />

Klassifikator-Technologien eingesetzt werden,<br />

die in der Lage sind, die große Variabilität<br />

innerhalb der Klassen und die subtilen<br />

Unterschiede zwischen den Klassen<br />

vollständig anhand der Trainingsdaten zu<br />

abstrahieren.<br />

Die Firma Smart Steel Technologies<br />

hat mehrere Software-Tools zur Zusammenstellung<br />

guter Training- und Test-<br />

Sets entwickelt. Der „SST Training Set<br />

Optimizer“, Bild 2, ist ein statistisches<br />

Analysewerkzeug, das die Zusammenstellung<br />

von Training- und Test-Sets<br />

überwacht und so effizientes Hinzufügen<br />

von Defektbildern erlaubt. Neben<br />

der Klassenverteilung können z.B. der<br />

abgedeckte Produktionszeitraum sowie<br />

die Stahlsorten pro Klasse überwacht<br />

werden. Eine Train-Test-Korrelation wird<br />

automatisch anhand von Metadaten<br />

berechnet. Anstelle der Bewertung der<br />

Sets durch einige wenige Zahlen, wie<br />

z.B. die Gesamtzahl der Bilder, entsteht<br />

ein guter Überblick über den tatsächlichen<br />

Zustand.<br />

Zum schnellen Hinzufügen von Bildern<br />

hat die Firma Smart Steel<br />

Technologies eine Deep-Learning-basierte<br />

Bildsuchmaschine entwickelt,<br />

Bild 3, mit der Millionen von Defektbildern<br />

in Bruchteilen einer Sekunde auf<br />

visuelle Ähnlichkeit durchsucht werden<br />

können. Mithilfe der eingebauten Filter<br />

können so innerhalb eines Nachmittags<br />

selbst für seltene Oberflächenfehler<br />

Hunderte von Bildern für vorgegebene<br />

Stahlsorten und Produktionszeiträume<br />

gefunden und zum Training- oder Test-<br />

Set hinzugefügt werden.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


90 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Bild 3. Mit der Deep-Learning-basierten SST Image Search<br />

können Millionen von Defektbildern in Bruchteilen einer<br />

Sekunde durchsucht werden (Beispiel-Defekte: NEU<br />

dataset [10]) (Bild: SST)<br />

Defektverteilungen<br />

In der Stahlproduktion liegt ein signifikantes<br />

Klassenungleichgewicht vor: Einige<br />

Kategorien wie Pseudodefekte oder<br />

Schmutz treten sehr häufig auf, während<br />

schwerwiegende Fehler verhältnismäßig<br />

selten sind. Die Anforderung an den Klassifikator<br />

besteht also in erster Linie darin,<br />

die wenigen schweren Fehler in einer großen<br />

Menge von Bildern zu finden.<br />

Um das Problem zu veranschaulichen<br />

betrachten wir einen Klassifikator, der die<br />

Einteilung Schalenfehler/anderer Fehler<br />

mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 % korrekt<br />

vornimmt, angewendet auf 1.000<br />

Defektbilder eines Bundes, von denen 50<br />

tatsächlich eine Schale abbilden. Dann<br />

werden 45 von 50 Bildern korrekt als Schale<br />

klassifiziert. Von den 950 Bildern, die<br />

keine Schale zeigen, werden aber 95<br />

falsch-positiv als Schale erkannt. Insgesamt<br />

ordnet dieser Klassifikator<br />

also 140 Bilder<br />

der Kategorie Schale zu,<br />

von denen nur etwa ein<br />

Drittel wirklich eine Schale<br />

zeigen. Beim Anwender<br />

entsteht berechtigterweise<br />

der Eindruck, dass<br />

der Klassifikator nicht<br />

funktioniert.<br />

Effektiv diagnostiziert<br />

so ein System fast für<br />

jeden Bund schwere Fehler,<br />

sodass in der Regel<br />

eine manuelle Nachkontrolle<br />

erforderlich ist. Das<br />

Problem kann nicht einfach<br />

durch Verändern der<br />

Klassifikations-Schwellwerte<br />

gelöst werden, da<br />

dabei die Genauigkeit<br />

(Precision) immer auf<br />

Kosten der Sensitivität<br />

(Recall) erhöht wird. Zu<br />

geringe Sensitivität führt<br />

aber dazu, dass schwere<br />

Fehler unter Umständen<br />

nicht erkannt werden,<br />

und infolgedessen fehlerhafte<br />

Bunde freigegeben<br />

werden.<br />

Die Defektverteilung<br />

im Test-Set sollte mit<br />

Bedacht gewählt werden.<br />

Einerseits sollte das<br />

Test-Set die Produktion<br />

widerspiegeln, sodass<br />

gemessene Performance-Werte sich auf<br />

die Praxis übertragen. Das führt aber<br />

dazu, dass seltene, schwerwiegende<br />

Defekte für die Validierung keine große<br />

Rolle spielen, obwohl deren Erkennung<br />

möglicherweise im Zentrum der Bemühungen<br />

steht. Im Regelfall empfiehlt sich<br />

daher ein Mittelweg zwischen den beiden<br />

Extremen, also ein Test-Set, das einerseits<br />

die in der Produktion häufigen als<br />

auch die metallurgisch relevanten Defekte<br />

besonders berücksichtigt. Das Test-Set<br />

sollte außerdem „schwierig” genug sein,<br />

um z.B. eine Verbesserung durch Hinzunahme<br />

weiterer Trainingsdaten zu evaluieren.<br />

Mit dem SST Training Set Optimizer<br />

kann ein gutes Test-Set erzeugt werden,<br />

mit dem dann eine realistische Einschätzung<br />

der Klassifikator-Performance in der<br />

Produktion ermittelt werden kann, idealerweise<br />

unter Zuhilfenahme einer Konfusionsmatrix.<br />

Klassifikationstechnologie<br />

Wegen des Klassenungleichgewichts in<br />

der Produktion und wegen der Variabilität<br />

der Klassen bei gleichzeitiger Ähnlichkeit<br />

einzelner Unterklassen verschiedener<br />

Defektarten ist eine guter Klassifikator<br />

zwingende Voraussetzung für ein zuverlässiges<br />

Oberflächeninspektionssystem.<br />

Typische Oberflächeninspektionssysteme<br />

verwenden ausschließlich konventionelle<br />

Klassifikatoren. Diese extrahieren<br />

zunächst manuell konstruierte Bild-Features,<br />

die dann zur Klassifikation verwendet<br />

werden [1]. Die Features sind teilweise<br />

für den Einsatz auf vielen verschiedenen<br />

Materialien optimiert, wie z.B. Papier,<br />

Glas, Stoff, Stahl, Folie und Kunststoff.<br />

Unterscheiden sich Oberflächenfehler<br />

durch eine Eigenschaft, die im Rahmen<br />

dieser Features nicht abgebildet wird, können<br />

die Defekte vom Klassifikator nicht<br />

unterschieden werden. Zudem sind die<br />

Features oft Geschäftsgeheimnis, manuelles<br />

Hinzufügen weiterer Features ist<br />

ohne Weiteres nicht möglich.<br />

Mit der Veröffentlichung der Alex-<br />

Net-Architektur durch Krizhevsky, Sutskever<br />

und Hinton [2], die inzwischen in mehr<br />

als 40.000 wissenschaftlichen Publikationen<br />

zitiert wurde, begann 2012 eine neue<br />

Ära der Bildverarbeitung. Tiefe neuronale<br />

Netze erreichten 85 % Top-5-Klassifikationsgenauigkeit<br />

in der „ImageNet Large<br />

Scale Visual Recognition Challenge“, über<br />

10 % mehr als klassische Bilderkennungssysteme.<br />

Die neuesten Deep Convolutional<br />

Neural Networks (CNN) erreichen in<br />

demselben Benchmark eine Top-5-Genauigkeit<br />

von bis zu 98 % und übertreffen die<br />

Genauigkeit menschlicher Experten [3]. Es<br />

überrascht wenig, dass diese Technologie<br />

auch in der Stahloberflächeninspektion<br />

deutlich höhere Klassifikationsgenauigkeiten<br />

liefert als die oben beschriebenen, konventionellen<br />

Methoden [4...9].<br />

Smart Steel Technologies verwendet<br />

Deep-Learning-Technologie zur automatisierten<br />

Oberflächeninspektion und präzisen<br />

Defektklassifikation auf GPU-Servern. Die<br />

Firma entwickelt seit Langem spezielle<br />

CNN-Architekturen für die Klassifikation von<br />

Stahldefekten. Diese Deep-Learning-Systeme<br />

sind auf den gleichen Trainings- und Testdaten<br />

oft um mehr als 10 Prozentpunkte<br />

besser als klassische Systeme. Die Software<br />

kann mit Lesezugriff auf die Datenbank<br />

eines bestehenden Oberflächeninspektionssystems<br />

direkt in die Produktion integriert<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


<strong>TECHNIK</strong> | 91<br />

Bild 4. Mit SST-Software zum Material-Tracking werden die Oberflächen-Inspektionsergebnisse verschiedener Produktionslinien<br />

positionsgenau zusammengeführt (Bild: SST)<br />

werden, ohne dass teure Hardwarenachrüstungen<br />

erforderlich sind. Dieser Ansatz<br />

ermöglicht eine kostengünstige und schnelle<br />

Verbesserung der bestehenden Systeme.<br />

Die Klassifikator-Performance wird in enger<br />

Zusammenarbeit mit dem Kunden in der<br />

Produktion evaluiert und optimiert.<br />

Anders als bei vielen klassischen Verfahren,<br />

führt die Vergrößerung der Datenmenge<br />

bei der Verwendung von Deep- Learning-<br />

Technologie außerdem praktisch immer zu<br />

einer Verbesserung des Klassifikationsergebnisses.<br />

Während Anwender klassischer<br />

Systeme es zum Teil als frustrierend empfinden,<br />

wenn nach dem Hinzufügen einer<br />

größeren Datenmenge keine Verbesserung<br />

der Klassifikation beobachtet wird, können<br />

Deep-Learning-Systeme stets punktgenau<br />

verbessert werden. Werden zwei Defekttypen<br />

oft verwechselt, genügt es z.B. in der<br />

Regel, einige Bilder dieser beiden Kategorien<br />

zum Training-Set hinzuzufügen.<br />

Verschiedene Produktionslinien<br />

In den meisten Werken, die hochpreisige<br />

Flachstahlerzeugnisse fertigen, sind<br />

mehrere Oberflächeninspektionssysteme<br />

an verschiedenen Fertigungsstraßen<br />

installiert, Bild 4, teilweise von unterschiedlichen<br />

Herstellern. Einige Stahlproduzenten<br />

verfolgen Eigenentwicklungen,<br />

aber die Ergebnisse der Oberflächeninspektionssysteme<br />

verschiedener Anlagen<br />

werden fast immer unabhängig voneinander<br />

ausgewertet. Insbesondere kommunizieren<br />

die Klassifikatoren nicht miteinander.<br />

Die Tatsache, dass bereits in<br />

einem vorherigen Prozessschritt an einer<br />

bestimmten Stelle z.B. ein Schalenfehler<br />

festgestellt wurde, ist jedoch eine wichtige<br />

Information zur besseren Klassifikation.<br />

Auch einige globale Bundinformationen,<br />

wie z.B., dass auf einem bestimmten<br />

Bund in einem vorhergehenden Schritt<br />

eine hohe Rate an nichtmetallischen Einschlüssen<br />

beobachtet wurde, verbessern<br />

die Klassifikation in späteren Fertigungsstraßen.<br />

Smart Steel Technologies bietet flexible<br />

Software zum Material-Tracking an, die<br />

es erlaubt, die Inspektionsergebnisse verschiedener<br />

Systeme zu kombinieren. Die<br />

Defektpositionen werden unter Berücksichtigung<br />

von Bandlagentransformationen,<br />

Schopf- und Besäumscheren sowie<br />

dem Teilen und Zusammenschweißen von<br />

Bunden positionsgenau übereinandergelegt,<br />

Bild 4. Dadurch können die detektierten<br />

Defekte aller relevanten Oberflächeninspektionssysteme<br />

einerseits zusammen<br />

in einer zentralen Coil Map betrachtet werden,<br />

andererseits können die SST-Klassifikatoren<br />

auf die Inspektionsergebnisse<br />

vorhergehender Prozessschritte zugreifen,<br />

wodurch ein verbessertes Klassifikationsergebnis<br />

erreicht wird.<br />

Literatur<br />

[1] Neogi, N.; Mohanta, D. K.; Dutta, P. K.: Review<br />

of vision-based steel surface inspection systems,<br />

EURASIP, J. Image Vide. 2014:50, 2014.<br />

[2] Krizhevsky, A.; Sutskever, I.; Hinton, G. E.: Imagenet<br />

classification with deep convolutional neural<br />

networks, NeurIPS, 2012, S. 1097/<strong>11</strong>05<br />

[3] He, K.; Zhang, X.; Ren, S.; Sun, J.: Delving deep<br />

into rectifiers: Surpassing human-level performance<br />

on imagenet classification, Proc. IEEE<br />

Comput. Soc. Conf. 2015, S. 1026/34.<br />

[4] Masci, J.; Meier, U.; Ciresan, D.; Schmidhuber,<br />

J.: Fricout, G.: Steel defect classification with<br />

max-pooling convolutional neural networks,<br />

IJCNN 2012, S. 1/6.<br />

[5] Masci, J.; Meier, U.; Fricout, G.; Schmidhuber,<br />

J.: Multi-scale pyramidal pooling network for<br />

generic steel defect classification, IJCNN 2013,<br />

S. 1/8<br />

[6] Yi, L.; Li, G.; Jiang, M.: Steel Res. Int. 88 (2017)<br />

Nr. 2, S. 160/68.<br />

[7] Zhou, S.; Chen, Y.; Zhang, D.; Xie, J.; Zhou, Y.:<br />

Mater. Techn. 51 (2017) Nr. 1, S. 123/31.<br />

[8] Arikan, S.; Varanasi, K.; Stricker, D: Surface Defect<br />

Classification in Real-Time Using Convolutional<br />

Neural Networks, arXiv:1904.04671, <strong>2019</strong>.<br />

[9] Kostenetskiy, P.; Alkapov, R.; Vetoshkin, N.; Chulkevich,<br />

R.; Napolskikh, I.; Poponin, O.: FME<br />

Transactions 47 (<strong>2019</strong>), S. 765/74.<br />

[10] Song, K.; Yan, Y.: Appl. Surf. Sci. 285 (2013), S.<br />

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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


92 | <strong>TECHNIK</strong><br />

10. Euroslag-Konferenz fordert fairen Umgang mit Eisenhüttenschlacken<br />

Sekundärrohstoffe schonen natürliche<br />

Ressourcen<br />

Die Botschaft der 10. Euroslag-Konferenz „Slag based products – best practices for circular economy“ vom 8.<br />

bis <strong>11</strong>. Oktober <strong>2019</strong> in Thessaloniki war deutlich: Der verstärkte Einsatz von Baustoffen und Düngemitteln aus<br />

Eisenhüttenschlacken würde die Kreislaufwirtschaft noch stärker fördern und weitere natürliche Ressourcen<br />

schonen – Ziele, die sowohl die UNO als auch die EU einfordern. Die Umsetzung scheitert jedoch häufig an den<br />

politischen Rahmenbedingungen, die die Verwendung von schlackenbasierten Produkten unnötig einschränken.<br />

Dieser Themenkomplex stand im Fokus der Diskussionen und Vorträge der Euroslag, zu der 130 Teilnehmer aus<br />

29 Ländern kamen – unter ihnen Hersteller und Vermarkter von Eisenhüttenschlacken, Vertreter von Politik,<br />

Verwaltung und Verbänden sowie Wissenschaftler.<br />

In Euroslag mit Sitz in Duisburg sind 26<br />

Organisationen und Unternehmen aus 16<br />

Ländern zusammengeschlossen, darunter<br />

aus Deutschland das FEhS-Institut<br />

und der Fachverband Eisenhüttenschlacken.<br />

Als europäisches Netzwerk für die<br />

Produktion, Verwendung und Entwicklung<br />

von Eisenhüttenschlacken und schlackenbasierten<br />

Produkten stehen bei Euroslag<br />

Forschung und Technologie, die europäische<br />

Standardisierung sowie die interne<br />

und externe Kommunikation im Fokus der<br />

Tätigkeiten.<br />

Um die Erkenntnisse aus Theorie und<br />

Praxis möglichst effektiv umsetzen zu können,<br />

wurde bei der Euroslag das bereits im<br />

Rahmen der letzten Konferenz 2017 in Metz<br />

eingeführte Format der Podiumsdiskussion<br />

mit politischen Entscheidungsträgern fortgesetzt.<br />

Die zentralen Anliegen der Veranstalter<br />

waren dabei zum einen die Wiederherstellung<br />

des Gleichgewichts zwischen<br />

den berechtigten Ansprüchen an Bodenund<br />

Gewässerschutz auf der einen und der<br />

Förderung von Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung<br />

durch den Einsatz von<br />

Eisenhüttenschlacken auf der anderen Seite.<br />

Zum anderen wurde die bevorzugte<br />

Behandlung von Sekundärrohstoffen bei<br />

öffentlichen Baumaßnahmen erörtert.<br />

Grundlegende Voraussetzung hierfür wäre<br />

eine Novellierung der europäischen<br />

Abfall-Rahmenrichtlinie. In Deutschland<br />

haben die Forderungen der Hersteller von<br />

Eisenhüttenschlacke bereits Eingang in den<br />

vorliegenden Entwurf zur Novellierung des<br />

Kreislaufwirtschaftsgesetzes gefunden.<br />

In der zweiten Session der Konferenz<br />

„Utilization and best practices“ standen<br />

bei zehn Vorträgen und Diskussionen die<br />

Verarbeitung und die spezifischen Eigenschaften<br />

von Eisenhüttenschlacken sowie<br />

Erfahrungen beim Einsatz von Baustoffen<br />

und Düngemitteln in der Praxis im Mittelpunkt.<br />

Abschließend präsentierten zehn<br />

Experten aktuelle Projekte zum Thema<br />

„Research and innovation“, unter anderem<br />

zur weiteren Optimierung von schlackenbasierten<br />

Produkten.<br />

„Die 10. Euroslag hat gezeigt, dass die<br />

Verwendung von Eisenhüttenschlacke in<br />

Baustoffen und Düngemitteln in Europa<br />

ein wichtiger Baustein ist, um ökonomisch<br />

und ökologisch zu wirtschaften. Umso<br />

unverständlicher ist es daher für uns, dass<br />

viele bestehende Rahmenbedingungen<br />

eine verstärkte Nutzung dieses Sekundärrohstoffs<br />

nach wie vor ausbremsen. Wir<br />

sind aber optimistisch, dass zukünftige<br />

politische Entscheidungen auf europäischer<br />

Ebene in eine andere Richtung<br />

gehen und bessere Voraussetzungen<br />

schaffen, um das große Potenzial dieses<br />

Minerals aus der Stahlindustrie ausschöpfen<br />

zu können“, sagt Thomas Reiche, Vorstandsvorsitzender<br />

von Euroslag.<br />

Der Einsatz von Baustoffen und Düngemitteln aus Eisenhüttenschlacken würde die Kreislaufwirtschaft<br />

noch stärker fördern und weitere natürliche Ressourcen schonen (Foto: FEhS)<br />

• FEhS-Institut für Baustoff-Forschung<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


<strong>TECHNIK</strong> | 93<br />

Inkrementaler Drehgeber für sichere Heavy-Duty-Drehzahlmessung<br />

Mit dem sicherheitszertifizierten Drehgeber<br />

FG(H) 41 erweitert Johannes<br />

Hübner Fabrik elektrischer Maschinen<br />

GmbH aus Gießen sein Angebot an<br />

inkrementalen Drehgebern um eine Baureihe<br />

speziell für die sichere Drehzahlmessung<br />

(SIL 2 / PL d bzw. SIL 3 / PL e).<br />

Er ist wahlweise in Hohlwellenbauform<br />

(20 mm) oder Vollwelle (14 mm) für Flanschoder<br />

Fußanbau erhältlich und verfügt über<br />

integrierte Diagnosefunktionen zur Eigenüberwachung.<br />

FG(H)-41-Drehgeber eignen<br />

sich für geschwindigkeitsorientierte (SIL 3)<br />

und lageorientierte (SIL 2) Sicherheitsfunktionen.<br />

Sie liefern bis zu 4.096 Impulse HTL,<br />

TTL oder Sin/Cos. Der Kabelanschluss erfolgt<br />

entweder über einen M23-Stecker oder per<br />

Klemmleiste im radialen Klemmkasten.<br />

Ergänzt um die ebenfalls sicherheitszertifizierten<br />

mechanischen Anbauteile bietet<br />

das Unternehmen optimal aufeinander<br />

abgestimmte Systemlösungen. Für den<br />

Hohlwellenanbau mit Fehlerausschluss<br />

stehen passende Adapterwellen und Drehmomentstützen<br />

zur Verfügung. Der Vollwellenanbau<br />

lässt sich gut mit den sicherheitszertifizierten<br />

Kupplungen sowie bei<br />

Flanschanbau mit den passend ausgelegten<br />

Zwischenflanschen umsetzen.<br />

Mit den sicheren Ausgangssignalen des<br />

FG(H) 41 können in Verbindung mit einem<br />

zertifizierten Drehzahlwächter oder einer<br />

Sicherheitssteuerung verschiedene Sicherheitsfunktionen,<br />

wie z.B. Safely-Limited<br />

Speed (SLS) oder Safe Speed Monitoring<br />

(SSM) für die sichere Drehzahlüberwachung<br />

realisiert werden.<br />

Alternativen dazu sind der elektronische<br />

Grenzdrehzahlschalter EGS 41 und das Universal-Drehgeber-System<br />

U-One-Safety. Mit<br />

diesen SIL-zertifizierten Subsystemen lassen<br />

sich Sicherheitsfunktionen wie SLS oder<br />

SSM auch ohne zusätzliche Sicherheitssteuerungen<br />

oder Drehzahlwächter realisieren.<br />

• Johannes Hübner Fabrik elektrischer<br />

Maschinen<br />

Zertifizierter Hohlwellen-Drehgeber FGH<br />

41 für die sichere Drehzahlmessung bei<br />

extremen Umgebungsbedingungen (Foto:<br />

Johannes Hübner)<br />

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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong><br />

24.07.2008 17:39:22 Uhr


94 | <strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />

Dango & Dienenthal: Materialeffizienz beim Ringwalzen<br />

Ringtrennmaschine wird zum<br />

Bearbeitungszentrum<br />

Dango & Dienenthal Maschinenbau GmbH aus Siegen hat gemeinsam mit dem Maschinenbauunternehmen<br />

Klaaßen Maschinenbau GmbH die Ringtrennmaschine RTM 30-8 entwickelt, die nach dem Walzen aus den so<br />

entstehenden Hülsen einzelne Ringe schneidet. Sie reduziert den Materialeinsatz und die Bearbeitungsdauer<br />

drastisch. Mit Anbaumodulen wird sie zu einem Bearbeitungszentrum, das mehrere Funktionen wie Drehen,<br />

Fräsen oder Bohren oder die Ultraschallprüfung in einer Aufspannung ausführt.<br />

Im Vergleich mit dem Walzen einzelner<br />

Ringe bringt das Walzen von Hülsen – die<br />

in der Branche auch Mehrfach-Schmiedestücke<br />

genannt werden – bereits deutliche<br />

Vorteile. Bisher wurden die Einzelringe<br />

auf Karusselldrehmaschinen mit<br />

einem Einstichmeißel von den Hülsen<br />

abgetrennt.<br />

Dieses Verfahren ist jedoch wegen der<br />

niedrigen Schnittgeschwindigkeit, des<br />

hohen Verschleißes des Werkzeuges und<br />

des wiederholten Herausfahrens des<br />

Drehmeißels für die Abfuhr der Späne zeitaufwendig.<br />

Außerdem ist die radiale Einstichtiefe<br />

– und somit die maximale Wanddicke<br />

der Hülsen – auf etwa 80 mm<br />

begrenzt.<br />

Aufbauend auf den Erfahrungen mit<br />

einem Prototyp, haben Dango &<br />

Dienenthal und Klaaßen ein neues<br />

Maschinenkonzept entwickelt. Die grundlegende<br />

Innovation ist, dass die Einzelringe<br />

nicht mehr durch Einstichdrehen<br />

getrennt, sondern gesägt werden. Die<br />

erste Maschine wurde bereits gebaut<br />

und ist bei Klaaßen im Einsatz.<br />

Sägen spart Material und bringt<br />

Präzision<br />

Der Übergang vom Drehen auf das Sägen<br />

bringt – speziell bei dünnen Ringen – eine<br />

Einsparung an Material im Bereich von 30<br />

bis 50 % mit sich. Durch die hohe Präzision<br />

der Säge, die geringe Dicke des Sägeblattes<br />

und die ausgezeichnete Planparallelität<br />

der Trennlinge können auch die<br />

bisher notwendigen Bearbeitungszugaben<br />

drastisch reduziert werden.<br />

Außerdem ergibt sich beim Trennen<br />

eine Zeitersparnis von bis zu 60 % bei Stahl<br />

und 90 % bei hochfesten Werkstoffen wie<br />

Titan oder Nickelbasiswerkstoffen. Für das<br />

Trennen von beispielsweise sechs Einzelringen<br />

aus einer Hülse errechnet sich darüber<br />

hinaus eine Reduktion der unproduktiven<br />

Nebenzeiten von mehr als 40 %.<br />

Der Übergang auf das Sägen bringt es<br />

auch mit sich, dass das Material im Schnittspalt<br />

kaum erwärmt wird, außerdem erzeugt<br />

das Sägeblatt prinzipbedingt eine deutlich<br />

höhere Oberflächengüte und gleichzeitig<br />

eine so hohe Planparallelität der Oberflächen<br />

der fertigen Ringe, dass praktisch keine<br />

mechanische Nacharbeit erforderlich ist.<br />

Im Vergleich mit Einstichmeißeln weist<br />

das Sägeblatt eine deutlich höhere Standzeit<br />

auf. Außerdem bietet das Sägen eine<br />

höhere Arbeitssicherheit als das Einstichdrehen,<br />

da anstelle eines großen viele kleine<br />

Späne entstehen, die vom sich drehenden<br />

Sägeblatt sofort aus dem Spalt<br />

gefördert werden.<br />

Bearbeitungszentrum<br />

Die neue Ringtrennmaschine RTM 30-8 nutzt das Material effizienter und reduziert den<br />

Zeitbedarf für das Trennen drastisch (Foto: Dango & Dienenthal Maschinenbau)<br />

Boris Marcukaitis, Vertriebsingenieur, Dango & Dienenthal Maschinenbau<br />

GmbH, Siegen.<br />

boris.marcukaitis@dango-dienenthal.de<br />

Alle Vorteile spielt die Ringtrennmaschine<br />

aus, wenn sie als Bearbeitungszentrum<br />

eingesetzt wird: Mit mehreren<br />

Anbaumodulen kann sie in einer Aufspannung<br />

viele Funktionen erfüllen, die bei<br />

der Herstellung von Einzelringen aus Hülsen<br />

bisher in verschiedenen Arbeitsschritten<br />

und auf verschiedenen Maschinen<br />

ausgeführt werden mussten und so<br />

erhebliche unproduktive Nebenzeiten<br />

verursachten.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


<strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG | 95<br />

„Allein der Übergang vom Drehen auf das Sägen bringt deutliche<br />

Vorteile in Bezug auf Materialeinsparung, Qualität, Effizienz und Kosten<br />

mit sich. Das toppen wir noch, indem wir in derselben Aufspannung<br />

weitere Prozessschritte erledigen.“<br />

Boris Marcukaitis, Vertriebsingenieur bei Dango & Dienenthal<br />

Am Ständerschlitten kann ein Drehstahlhalter<br />

sowie ein Ultraschall-Prüfkopf<br />

oder Bohr- und Fräsköpfe angebracht<br />

werden. So wird es möglich, die<br />

Hülse zunächst zu überdrehen und<br />

anschließend die Ultraschallprüfung der<br />

einzelnen Ringsegmente durchzuführen.<br />

Auf diese Weise werden Abschnitte der<br />

Hülse, die die geforderten Spezifikationen<br />

nicht erfüllen, frühzeitig erkannt und<br />

eine Weiterverarbeitung, die unwirtschaftlich<br />

wäre, in diesem Falle nicht<br />

durchgeführt.<br />

Allein der Übergang vom Drehen auf<br />

das Sägen bringt bereits deutliche Vorteile<br />

in Bezug auf Materialeinsparung, Qualität,<br />

Effizienz und Kosten mit sich. Hinzu<br />

kommt, dass die Maschine in derselben<br />

Aufspannung weitere Prozessschritte ausführt.<br />

So stellt eine einzige Anlage Ringe<br />

her, die vorher in aller Regel auf drei unterschiedlichen<br />

Maschinen bearbeitet werden<br />

mussten.<br />

Zu Beginn des Prozesses wird die Hülse<br />

auf die Planscheibe aufgelegt und mit<br />

Spannkästen fixiert. Das obere Ende der<br />

Hülse – aus dem der spätere Einzelring<br />

entsteht – wird mit einem Spannstern, der<br />

auf die entsprechende Höhe eingestellt<br />

wird, ebenfalls eingespannt. So bleibt die<br />

Höhe des Sägespaltes während des Trennvorgangs<br />

erhalten.<br />

Zu diesem Zeitpunkt kann die Außenwand<br />

der Hülse über ihre gesamte Höhe<br />

abgedreht und geprüft werden. Anschließend<br />

wird der Teilring gesägt. Da er durch<br />

den Spannstern fixiert ist, fällt er am Ende<br />

des Sägevorganges nicht auf die Hülse,<br />

sondern kann angehoben werden. So<br />

wird der Abtransport mit einem Kran<br />

deutlich vereinfacht. Der Spannstern wird<br />

auf die Position des nächsten Teilringes<br />

heruntergefahren und der Prozess beginnt<br />

erneut.<br />

Ein wesentlicher Vorteil der Planscheibe<br />

ist, dass die Ringe im Liegen bearbeitet<br />

werden. So ist die Arbeitssicherheit<br />

sowohl beim Beladen der Maschine als<br />

auch beim Abheben der Teilringe hoch.<br />

Auch beim letzten Schnitt bleibt der Teilring<br />

fest eingespannt.<br />

Die Maschine trennt Ringe mit einer Höhe bis hinab zu 4,5 mm (Foto: Dango & Dienenthal<br />

Maschinenbau)<br />

Die Ringtrennmaschine als Bearbeitungszentrum: In derselben Aufspannung wird auch<br />

gefräst, gebohrt und geprüft (Foto: Dango & Dienenthal Maschinenbau)<br />

Die technischen Daten<br />

Das Spannsystem nimmt Hülsen mit<br />

einem Durchmesser von 800 bis<br />

3.000 mm und mehr und einer Höhe von<br />

bis zu 1.000 mm auf. Sie können bis zu<br />

20 t wiegen, die einzelnen abzutrennenden<br />

Ringe bis zu 3 t. Das Sägen mit einem<br />

Sägeblatt ermöglicht eine radiale Trenntiefe<br />

von bis zu 550 mm.<br />

Das Sägen ermöglicht es, Ringe mit<br />

einer Höhe von nur 15 bis 20 mm herzustellen,<br />

was vorher mit dem Einstichdrehen<br />

nicht möglich war. Werden Sonderspannmittel<br />

– beispielsweise verlorene Backen<br />

– verwendet, können Ringe mit einer Höhe<br />

von weniger als 4,5 mm getrennt werden.<br />

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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


96 | <strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />

Neu entwickelte Schmiedepresse bei Automobilzulieferer in Betrieb<br />

Servopresse in kompakter Bauweise mit<br />

Quer- statt Längswellenantrieb<br />

Ein neues Antriebskonzept, das aufgrund geringerer Schwingungen für einen ruhigeren Betrieb sorgt: Diese<br />

Bilanz zieht der Automobilzulieferer Hirschvogel rd. ein Jahr nach dem Produktionsstart auf einer Servopresse in<br />

kompakter Bauweise, die in Zusammenarbeit mit Schuler neu entwickelt wurde. Bei der im Vergleich zu den<br />

Vorgängermodellen schnelleren Anlage, die bei der Hirschvogel-Gruppe installiert wurde, handelt es sich um die<br />

erste ihrer Art mit Quer- statt Längswellenantrieb. Zwei gegenläufig drehende Exzenterräder im Kopfstück<br />

gleichen die Massenkräfte aus, wodurch eine verbesserte Laufruhe und höhere Präzision erreicht wird.<br />

D<br />

urch die weit auseinanderliegenden<br />

Druckpunkte vergrößert sich außerdem<br />

der Werkzeugeinbauraum in<br />

Durchlaufrichtung. Dadurch entsteht Platz<br />

für eine weitere Umformstufe, die auch die<br />

Produktion von komplexeren Schmiedeteilen<br />

erlaubt. Der Querwellenantrieb führt<br />

darüber hinaus zu einer höheren Kippsteifigkeit<br />

der Presse und geringeren Durchbiegung<br />

der beiden Kurbelwellen und<br />

damit zu einer geringeren Auffederung der<br />

gesamten Maschine.<br />

Mit den vier leistungsfähigen Servomotoren<br />

der neuen Presse ist die<br />

Geschwindigkeit, mit der sich das Oberwerkzeug<br />

dem Werkstück nähert und<br />

sich wieder von ihm entfernt, exakt regelbar.<br />

So lässt sich in der Umformung Vollgas<br />

geben und beim Sprühen sowie<br />

Transportieren der Teile abbremsen. Um<br />

die thermische Belastung für das Aktivwerkzeug<br />

niedrig zu halten, kann die<br />

Druckberührzeit so kurz wie möglich ausfallen,<br />

ohne auf Kosten der Kühl- und<br />

Transportzeit zu gehen.<br />

Die Servo-Direkt-Technologie des neuen<br />

Pressentyps erlaubt die individuelle<br />

Anpassung an den jeweiligen Umformprozess<br />

und kann so eine hohe Ausbringung<br />

garantieren. Gleichzeitig wird mit dem<br />

Energiemanagementsystem bei jedem<br />

Hub Energie gespart, da diese nur dann<br />

eingebracht wird, wenn sie benötigt wird.<br />

Auch die Tischauswerfer der Anlage verfügen<br />

über einen eigenständigen Servomotor<br />

und sind nicht mehr, wie bei bisherigen<br />

Pressen, mechanisch mit dem<br />

Hauptantrieb gekoppelt. Das erhöht die<br />

Flexibilität für den Teiletransport mit dem<br />

hochdynamischen Zwei-Balken-Transfer<br />

und beschleunigt den Produktionsprozess<br />

zusätzlich.<br />

Nach Angaben von Hirschvogel läuft<br />

die Anlage sehr zufriedenstellend. Das<br />

6.000-Mitarbeiter-Unternehmen, das im<br />

Bereich Massivumformung zu den größten<br />

Automobilzulieferern weltweit gehört und<br />

im vergangenen Jahr 376.000 t an Bauteilen<br />

produzierte, zählt mittlerweile zwölf<br />

Maschinen des Pressenherstellers aus<br />

Göppingen.<br />

• Schuler<br />

Zwei gegenläufig drehende Exzenterräder im Kopfstück gleichen die Massenkräfte aus<br />

und verbessern Laufruhe sowie Präzision (Foto: Schuler)<br />

Nach Angaben des Automobilzulieferers<br />

Hirschvogel läuft die Anlage sehr zufriedenstellend<br />

(Foto: Schuler)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


Günther + Schramm erweitert<br />

Servicekapazitäten mit<br />

Hochleistungsglühofen<br />

Die Günther + Schramm GmbH aus Oberkochen setzt<br />

die Modernisierung ihres Maschinenparks fort. Der<br />

Systemdienstleister für Stahl, Edelstahl und Aluminium<br />

investiert rd. 65.000 € in einen weiteren Hochleistungsglühofen.<br />

Kurznachricht<br />

SUS_Ulrich_Nell_sw_HB_08.indd 1<br />

Recalibration samples<br />

Spectrometer check samples<br />

Certified check samples<br />

Moulds and machine accescoires<br />

Production and distribution:<br />

Customs specifically<br />

sample production<br />

SUS.indd 1 30.07.12 <strong>11</strong>:40<br />

26.08.2008 8:52:14 U<br />

Günther + Schramm investiert rd. 65.000 € in einen<br />

weiteren Hochleistungsglühofen am Standort<br />

Königsbronn (Foto: Günther + Schramm)<br />

Die neue Anlage unterstützt mit ihrem hohen Beladevolumen<br />

und der exakten Prozesssteuerung für den optimalen<br />

Glühvorgang verschiedener Materialien die effiziente<br />

Prozessabwicklung bei Günther + Schramm.<br />

Um die permanent steigende Nachfrage nach Serviceleistungen<br />

abzudecken, erweitert das Unternehmen kontinuierlich<br />

seinen Maschinenpark. Der neue Glühofen ist<br />

Teil des Bearbeitungszentrums in Königsbronn. Ein Fassungsvermögen<br />

von bis zu 1.000 kg und ein Nutzraum von<br />

800 mm · 1.400 mm · 800 mm (B · T · H) machen kundenspezifische<br />

Glühvorgänge bei bis zu 850 °C möglich. Die<br />

Anlage wird insbesondere für die Bearbeitung von Gusseisen,<br />

Aluminium, Kupfer/Kupferlegierungen, Vergütungsstählen<br />

und handelsüblichem Stahl eingesetzt. Dabei<br />

unterstützt der Glühofen u.a. die Prozesssteuerung für<br />

den optimalen Glühvorgang der verschiedenen Materialien<br />

und optimiert die Prozessdokumentation.<br />

Weiteren Mehrwert bringt die neue Anlage am Standort<br />

Königsbronn mit Blick auf den ökologischen Fußabdruck<br />

des Dienstleisters. Das große Beladevolumen des Ofens<br />

macht eine effektivere Auftragsabwicklung möglich,<br />

wodurch erheblich Energie eingespart wird. Transportwege<br />

zwischen verschiedenen Standorten entfallen zusätzlich,<br />

sodass außerdem CO 2 -Emissionen reduziert werden.<br />

Mit insgesamt drei Glühöfen an verschiedenen Standorten<br />

ist der Systemdienstleister für zunehmende Kundenanfragen<br />

gerüstet. „Wir garantieren unseren Kunden<br />

die Auftragsbearbeitung just in time. Ein leistungsfähiger<br />

Maschinenpark ist dafür eine wichtige Voraussetzung“,<br />

so Geschäftsführer Bernd Seibold.<br />

• Günther + Schramm<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


98 | <strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />

Schwing: Partielle Wärmebehandlung von Walzen, Extruderschnecken und Räumwerkzeugen<br />

Schnelle Wirbelbetttechnik sichert hohe<br />

Werkzeugqualität<br />

Walzen, Extruderschnecken oder Räumwerkzeuge: Sie alle zeichnen sich durch unterschiedlichste<br />

Beanspruchungsbereiche mit spezifischen mechanischen Eigenschaften aus. Um die gewünschten Merkmale<br />

individuell einstellen zu können, müssen die entsprechenden Bereiche separat angelassen werden. So etwa<br />

jene Werkzeugflächen, die zur Kraftübertragung dienen. Sie sind z.B. größeren Torsionskräften und hoch<br />

dynamischen Beanspruchungen ausgesetzt und benötigen eine besondere Zähigkeit. Durch intensivere<br />

Verschleißbelastungen fordern andere Arbeitsflächen eine höhere Festigkeit ein.<br />

U<br />

m die exakt richtigen Eigenschaften<br />

gezielt, sicher und umweltfreundlich<br />

einstellen zu können, ist eine ausgefeilte<br />

Technologie gefragt. „Genau das bieten<br />

unsere Wirbelbettanlagen“, erklärt<br />

Wärmebehandlungsexperte Andreas<br />

Guderjahn von Schwing Technologies<br />

GmbH aus Neukirchen-Vluyn. „Hohe Temperaturgleichförmigkeit<br />

sind ihre besonderen<br />

Vorteile. Zudem bieten sie beste<br />

Wärmeübertragungseigenschaften und<br />

zeichnen sich durch besonders homogene<br />

Wärmeverteilung aus.“<br />

Walzen, Extruderschnecken oder auch<br />

Räumwerkzeuge können problemlos mit<br />

dem anzulassenden Zapfen oder Schaft des<br />

Werkzeugs ins Wirbelbett eingetaucht werden.<br />

Die Anlagen von Schwing sichern<br />

dabei gleichbleibende Qualität. Weitere Vorteile<br />

für Kunden sind die kurzen Prozesszeiten<br />

und die flexiblen Chargiermöglichkeiten.<br />

Anders als etwa beim Induktionsverfahren,<br />

bei dem individuelle Spulen verwendet werden<br />

müssen, können in ein und demselben<br />

Wirbelbett Teile unterschiedlicher Form und<br />

Abmessung wärmebehandelt werden. Hier<br />

garantieren die Systeme des Unternehmens<br />

höchste Temperaturgenauigkeit für alle relevanten<br />

Arbeitsbereiche und die Reproduzierbarkeit<br />

jedes einzelnen Prozesses.<br />

Partielle Wärmebehandlung von<br />

Walzen<br />

Walze unmittelbar nach dem partiellen<br />

Anlassen im Schwing-Wirbelbett bei der SSC<br />

Werkstofftechnik (Foto: SSC Werkstofftechnik)<br />

Davon profitiert auch die in Lüdenscheid<br />

ansässige SSC Werkstofftechnik GmbH. Seit<br />

mehreren Jahren arbeitet das Unternehmen<br />

mit Wirbelbettanlagen von Schwing. Dirk<br />

Pritschke ist Geschäftsführer der SSC und<br />

schätzt an der Wärmebehandlung im Wirbelbett<br />

vor allem, dass er die Walzen seiner Kunden<br />

innerhalb kürzester Zeit bei der<br />

gewünschten Temperatur partiell anlassen<br />

kann. „Für uns ist wichtig, dass die Qualität<br />

stimmt und dass wir als Dienstleister schnell<br />

und präzise arbeiten und flexibel reagieren<br />

können“, betont Pritschke.<br />

Die Anlagen werden indirekt über Elektroheizungen<br />

beheizt und sind über einen großen<br />

Temperaturbereich von Raumtemperatur<br />

bis 1.050 °C einsetzbar. Feinkörniges Aluminiumoxid<br />

wird mit Druckluft oder einem anderen<br />

Gas in einer Prozesskammer fluidisiert,<br />

sodass die so entstehende Wirbelschicht<br />

nicht nur hoch wärmeleitfähig ist, sondern<br />

aufgrund ihrer Masse auch über eine besondere<br />

Wärmekapazität verfügt. „Die Walzen<br />

lassen sich ganz unkompliziert in das Wirbelbett<br />

eintauchen. Wir können sie dann sehr<br />

präzise mit der gewünschten Temperatur<br />

behandeln. Der Prozess ist schnell durchführbar<br />

und die Ergebnisse sind jederzeit reproduzierbar“,<br />

weiß Pritschke.<br />

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<strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG | 99<br />

Lauble presst mit Anlagen von Ruf Maschinenbau Späne zu handlichen Briketts<br />

Brikettieren optimiert die Spänelogistik<br />

Mit inzwischen zwei Brikettierpressen der Ruf Maschinenbau GmbH & Co. KG aus Zaisertshofen vereinfacht<br />

der Drehteilespezialist Lauble GmbH das Handling der anfallenden Späne enorm. Durch den Umstieg vom<br />

Zentrifugieren zum Verpressen der Späne spart das Unternehmen viel Platz ein und reduziert gleichzeitig den<br />

logistischen Aufwand.<br />

D<br />

ie Lauble GmbH in Dunningen hat<br />

sich durch komplexe, mit höchster<br />

Präzision gefertigte Drehteile etabliert.<br />

Zuverlässig beliefert das Familienunternehmen<br />

mit 50 Mitarbeitern Kunden<br />

aus dem Maschinenbau und anderen Branchen.<br />

Bei der Drehbearbeitung fallen jährlich<br />

rd. 220 t Späne, hauptsächlich Stahl,<br />

an. Hier schaffte Lauble schon im Jahr<br />

2006 mit Inbetriebnahme der ersten Brikettierpresse<br />

von Ruf einen Quantensprung.<br />

Seit 2018 trägt die Firma dem<br />

Wachstum und den steigenden Anforderungen<br />

mit einer zweiten, deutlich leistungsstärkeren<br />

Ruf-Anlage Rechnung.<br />

Volumenreduzierung war der<br />

entscheidende Faktor<br />

„Für uns war die enorme Volumenreduzierung<br />

der entscheidende Grund, mit<br />

dem Brikettieren zu beginnen“, berichtet<br />

Timo Auber, einer der Geschäftsführer<br />

von Lauble. Dadurch wurden Abläufe<br />

optimiert und durch verschiedenste<br />

Effekte Kosten reduziert. „Wir mussten<br />

keinen Platz mehr vorhalten für die großen<br />

Spänecontainer oder Rangierraum<br />

für Lkw, die unsere Container abholten.“<br />

Darüber hinaus verringerte sich der<br />

Staplerverkehr deutlich und das Unternehmen<br />

kann seither auch auf ein wasserdichtes<br />

Becken verzichten, das zur<br />

Lagerung der mit Schneidöl behafteten<br />

Späne diente.<br />

Die erste, kleinere Presse – eine Ruf<br />

5,5/3700/60x40 – ist ausgestattet mit<br />

einem 5,5-kW-Elektromotor, der die<br />

Späne mittels Hydraulik mit einem Druck<br />

von bis zu 3.700 kg/cm2 zu Briketts mit<br />

einem Format von 60 mm · 40 mm verpresst.<br />

Die Länge der Briketts schwankt<br />

Die Lauble GmbH hat zwei Brikettierpressen von Ruf im Einsatz, im Bild die neue und<br />

leistungsstärkere. Die Presse selbst nimmt nur den vorderen Bereich ein. Der Rest der<br />

Anlage entfällt auf den vorgeschalteten Spänezerkleinerer (Foto: Ruf Maschinenbau)<br />

in Abhängigkeit von der Beschaffenheit<br />

der jeweiligen Späne. Diese Anlage<br />

betreibt Lauble weiterhin zum Pressen<br />

von Aluminiumresten. Die Späne der<br />

Edel- und Einsatzstähle brikettiert seit<br />

2018 die stärkere und für höhere<br />

Durchsätze ausgelegte Ruf-Maschine<br />

15/4000/70. Ihr Elektromotor leistet<br />

15 kW, der Pressdruck erreicht bis zu<br />

4.000 kg/cm2 und die Briketts sind zylindrisch<br />

mit 70 mm Durchmesser, etwa<br />

90 mm Länge und einer Masse von rd.<br />

1,2 kg. Vor dem Pressen werden die<br />

Späne durch einen vorgeschalteten<br />

Schredder zerkleinert, da sich insbesondere<br />

lange und harte Stahlspäne erst<br />

danach optimal brikettieren lassen.<br />

Andere Werkstoffe wie Schleifschlamm,<br />

Guss oder Holz verpressen die Ruf-Anlagen<br />

problemlos ohne Vorbehandlung.<br />

So komprimiert, kann Lauble seine<br />

Reststoffe in handlichen und leicht stapelbaren<br />

Stahlboxen sammeln. Jede der<br />

Boxen nimmt rd. 2 t Stahlbriketts auf. Zur<br />

Lagerung der zugrunde liegenden Spänemenge<br />

wäre demgegenüber ein Container<br />

mit 3 m3 erforderlich. Durch die<br />

Volumenreduzierung etwa um den Faktor<br />

1:3 müssen Recyclingunternehmer<br />

seltener zur Abholung bestellt werden.<br />

Ein weiterer Vorteil: Die zu Briketts<br />

verdichteten Späne sind weitgehend trocken.<br />

Denn das Pressen reduziert den<br />

Anteil des anhaftenden Schneidöls von<br />

ursprünglich 10 bis 15 % auf 3 %. Das<br />

herausgepresste Schneidöl wird direkt<br />

an der Anlage aufgefangen und gesammelt.<br />

Ausgelegt sind die Pressen von Ruf<br />

für einen mannlosen 24/7-Betrieb. Um<br />

den zu erreichen, muss lediglich die Spänezuführung<br />

automatisiert sein. Darauf<br />

verzichtet Lauble jedoch, weil die Materialchargen<br />

häufig wechseln.<br />

• Ruf Maschinenbau<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


100 | <strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />

Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT und RWTH Aachen University<br />

Bremsscheiben effektiv schützen durch<br />

neues Beschichtungsverfahren<br />

Zu den am stärksten beanspruchten Teilen eines Autos gehören Bremsscheiben – diese erzeugen durch den<br />

hohen Verschleiß eine immense Umweltbelastung durch Feinstaub. Ein neues Beschichtungsverfahren des<br />

Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik ILT und der RWTH Aachen University reduziert diese Nachteile signifikant.<br />

Mit dem „Extremen Hochgeschwindigkeits-Laserauftragschweißen“ (EHLA) können erstmals schnell und<br />

wirtschaftlich Verschleiß- und Korrosionsschutzschichten auf Bremsscheiben aufgebracht werden.<br />

H<br />

erkömmliche Bremsscheiben bestehen<br />

aus Gusseisen mit eingelagertem<br />

Grafit, das sich durch eine gute<br />

Temperaturleitfähigkeit und ein gutes Wärmespeichervermögen<br />

bei gleichzeitig<br />

geringem Preis auszeichnet. In Kauf<br />

genommen wird dabei aber eine starke<br />

Korrosionsneigung und hoher Materialverschleiß<br />

im Betrieb, der zu beträchtlichen<br />

Feinstaubemissionen führt. Übliche<br />

Beschichtung einer Bremsscheibe mit<br />

EHLA (Foto: Fraunhofer ILT, Aachen / Volker<br />

Lannert)<br />

Beschichtungsprozesse – etwa galvanotechnische<br />

Verfahren oder thermisches<br />

Spritzen – können die Bremsscheiben bislang<br />

nicht effektiv schützen. Denn sie<br />

ermöglichen keine stoffschlüssige Verbindung<br />

der Schutzschichten mit dem Gusseisen<br />

und sind material- und kostenintensiv.<br />

Wirtschaftliche und technische<br />

Vorteile<br />

Ein neues Verfahren kann nun aber diese<br />

Nachteile vermeiden: das Extreme Hochgeschwindigkeits-Laserauftragschweißen<br />

(EHLA) – entwickelt vom Fraunhofer-Institut<br />

für Lasertechnik ILT in Aachen gemeinsam<br />

mit dem Lehrstuhl Digital Additive<br />

Production DAP der RWTH Aachen University.<br />

„Das EHLA-Verfahren eignet sich<br />

besonders für die Automobilindustrie –<br />

z.B. für die Beschichtung von Bremsscheiben,<br />

die bisher wegen der großen Belastungen<br />

und hohen Anforderungen an<br />

Wirtschaftlichkeit sowie Umweltfreundlichkeit<br />

nur schwierig beschichtet werden<br />

konnten. Durch EHLA lassen sich erstmalig<br />

gut haftende Schichten auf Bremsscheiben<br />

auftragen, die, fest mit dem<br />

Grundstoff verbunden, im Gegensatz zu<br />

den mit herkömmlichen Verfahren erzeugten<br />

Schichten nicht abplatzen können“, so<br />

Thomas Schopphoven, wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter und Teamleiter „Produktivität<br />

und Systemtechnik“ in der Gruppe Laserauftragschweißen<br />

am Fraunhofer ILT.<br />

Klassische Verfahren am Limit<br />

Während die Schichten herkömmlicher<br />

Verfahren Poren und Risse aufweisen,<br />

sind die mit dem EHLA-Verfahren erzeugten<br />

Schichten dicht und schützen das Bauteil<br />

wesentlich effizienter und langfristiger.<br />

Dies erhöht die Lebensdauer und verhindert<br />

frühzeitige Ausfälle durch Oberflächenschäden<br />

der Reibflächen. Da mit dem<br />

Verfahren eine große Materialpalette verarbeitet<br />

werden kann, wird eine anwendungsangepasste<br />

Beschichtung mit<br />

umweltfreundlichen Materialien möglich.<br />

Die Innovation basiert auf einem<br />

bekannten Verfahren, dem Laserauftragschweißen,<br />

das sich als Reparaturverfahren<br />

z.B. für Turbinenschaufeln bewährt<br />

hat. Gegenüber diesem bietet EHLA allerdings<br />

entscheidende Vorteile.<br />

Neue Prozessführung für extreme<br />

Geschwindigkeiten senkt<br />

Wärmeeintrag<br />

Beim EHLA-Verfahren werden die Pulverpartikel<br />

des Beschichtungswerkstoffes<br />

direkt im Laserstrahl aufgeschmolzen und<br />

nicht erst im Schmelzbad auf der Oberfläche<br />

des Bauteils. Da so flüssige Materialtropfen<br />

statt feste Pulverpartikel in das<br />

Schmelzbad gelangen, kann die Prozessgeschwindigkeit<br />

von bisher 0,5 bis 2 m/min<br />

beim herkömmlichen Laserauftragschweißen<br />

um mehrere Größenordnungen auf bis<br />

zu 500 m/min gesteigert werden.<br />

Die große Prozessgeschwindigkeit<br />

führt dazu, dass die Wärmeeinwirkung auf<br />

das zu beschichtende Material deutlich<br />

sinkt. Statt wie beim herkömmlichen<br />

Laserauftragschweißen bis in den Millimeterbereich<br />

wird durch EHLA das Material<br />

nur im Mikrometerbereich thermisch<br />

beeinflusst. So werden vollkommen neue<br />

Materialkombinationen möglich: z.B. die<br />

Beschichtungen von Aluminium- oder<br />

Gusseisenlegierungen – wie nun bei den<br />

Bremsscheiben.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


<strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG | 101<br />

Jurybegründung beim Stahl-Innovationspreis 2018<br />

Um reibbeanspruchte zylindrische Maschinenkomponenten aus Stahl, wie<br />

z.B. Walzen, Zylinderrohre oder Kolbenstangen, vor Verschleiß und Korrosion<br />

zu schützen, werden häufig metallische Schutzschichten durch<br />

Hartverchromen, thermisches Spritzen oder Laserauftragschweißen<br />

aufgebracht. Diese Verfahren weisen jedoch spezifische Restriktionen auf,<br />

die den Einsatzbereich deutlich einschränken. Mit dem EHLA-Verfahren hat<br />

das Fraunhofer ILT zusammen mit dem Lehrstuhl für Digitale Additive<br />

Produktion eine zukunftsweisende Alternative entwickelt, die neue<br />

Maßstäbe hinsichtlich Produktivität, Oberflächenqualität,<br />

Umweltfreundlichkeit und Ressourceneffizienz bei der metallischen<br />

Beschichtung von Stahlbauteilen setzt.<br />

• Wirtschaftsvereinigung Stahl<br />

Fertig bearbeitete, EHLA-beschichtete<br />

Bremsscheibe (Foto: Buderus Schleiftechnik,<br />

Aßlar; HPL Technologies, Aachen)<br />

Anders als bei herkömmlichen Auftragschweißverfahren<br />

wird mit EHLA vermieden,<br />

dass sich der Kohlenstoff aus der<br />

Bremsscheibe in der Schmelze löst,<br />

wodurch sonst spröde Phasen, Poren, Bindefehler<br />

und Risse in der Beschichtung bzw.<br />

der Anbindungszone entstehen. Damit können<br />

Bremsscheiben aus Grauguss erstmalig<br />

effektiv mit stoffschlüssig angebundenen<br />

Schichten geschützt werden.<br />

Ressourceneffizient und<br />

prozesssicher mit hoher Qualität<br />

Normalerweise können mit Auftragschweißverfahren<br />

nur dicke Schichten ab<br />

einem halben Millimeter hergestellt werden,<br />

wodurch viel Material eingesetzt werden<br />

muss und die Nachbearbeitung sehr<br />

aufwendig ist. Das EHLA-Verfahren ermöglicht<br />

es nun, sehr dünne Schichten mit<br />

Dicken von 25 bis 250 μm aufzutragen. Die<br />

Schicht wird reiner und glatter – die Rauheit<br />

konnte auf etwa ein Zehntel bisheriger Werte<br />

reduziert werden. Außerdem werden<br />

beim neuen EHLA-Verfahren rd. 90 % des<br />

Materials genutzt. Dadurch ist das Verfahren<br />

extrem ressourcenschonend und wirtschaftlich.<br />

Die Voraussetzungen für den<br />

serienmäßigen, industriellen Einsatz sind<br />

damit gegeben.<br />

Und dieser steht kurz bevor. Erste erfolgreiche<br />

Untersuchungen beweisen, dass das<br />

EHLA-Verfahren mittlerweile die reproduzierbare<br />

Herstellung beschichteter Bremsscheiben<br />

auf der Basis konventioneller Graugussscheiben<br />

mit unterschiedlichen<br />

Materialkombinationen ermöglicht. Eine<br />

serientaugliche Anlagentechnik mit angepasster<br />

Endbearbeitung durch Schleifen<br />

wird gerade in Aachen durch die Firma HPL<br />

Technologies aufgebaut.<br />

Mehrfach ausgezeichnete<br />

Innovation<br />

Die Vorteile des Verfahrens überzeugten<br />

gleich drei Jurys renommierter Innovationspreise:<br />

Bereits mit dem Joseph-von-<br />

Fraunhofer-Preis 2017 ausgezeichnet,<br />

erhielt EHLA den Berthold Leibinger Innovationspreis<br />

2018 und wurde im gleichen<br />

Jahr als umweltfreundliche Laseralternative<br />

zur Chrom(VI)-Beschichtung mit dem<br />

2. Preis des Stahl-Innovationspreises in<br />

der Kategorie „Stahl in Forschung und Entwicklung“<br />

ausgezeichnet.<br />

• Fraunhofer ILT<br />

100<br />

THE ENTIRE WORLD OF IRON AND STEEL MAKING<br />

95<br />

75<br />

Material Handling | Coking & Sintering Technologies | Iron Making Plants |<br />

5<br />

Steel Making Plants | Heat & Energy Recycling | Dedusting & Gas Cleaning |<br />

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25<br />

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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong><br />

Montag, 21. Oktober <strong>2019</strong> 10:18:01


LESEN, WAS JETZT UND<br />

UNSERE NEUEN ALTERNATIVEN<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4<br />

Ausgabe April <strong>2019</strong><br />

04<br />

19<br />

Stahlindustrie | Stahlverarbeitung | Stahlhandel | METEC-Vorschau<br />

<strong>STAHL</strong>INDUSTRIE<br />

<strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />

<strong>STAHL</strong>HANDEL<br />

METEC-VORSCHAU<br />

Salzgitter optimiert die Steuerung<br />

der Kontibeize mit Laser-<br />

die smarte Zukunft der Metall-<br />

Anteil des digitalen Umsatzes Startups zeigen Beispiele erfolg-<br />

Lösungen für Industrie 4.0 – Klöckner & Co steigert den Etablierte Unternehmen und<br />

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104 | <strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />

Fraunhofer IPA liefert Beitrag zur Energiewende mit Windkraftanlagen<br />

Neuartige Beschichtung für robustere<br />

Wälzlagerringe<br />

Mit neuartigen galvanischen Schichten wollen Forscher vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und<br />

Automatisierung IPA in Stuttgart Wälzlager so robust machen, dass Gehäuse und Schmiermittel überflüssig<br />

werden. Die Energieeffizienz von Windkraftanlagen könnte dadurch um bis zu 30 % gesteigert werden.<br />

D<br />

as Wälzlager in den Rotoren von<br />

Windkraftanlagen ist enormen Reibungskräften<br />

ausgesetzt. In Offshorewindparks<br />

und nahe der Küste macht<br />

dem Stahl außerdem starke Korrosion zu<br />

schaffen, denn der Feuchtigkeits- und<br />

Salzgehalt der Luft ist hoch. Bisher hält<br />

man den Verschleiß mit Öl und anderen<br />

Schmierstoffen gering. Gegen die Korrosion<br />

helfen abgedichtete Gehäuse beim<br />

Einsatz in aggressiven Medien wie Meerwasser,<br />

Säuren oder auch Laugen. Doch<br />

Einhausungen mindern durch Reibungsverluste<br />

die Energieeffizienz der gesamten<br />

Anlage um bis zu 30 %.<br />

Im Forschungsprojekt Poseidon II sind<br />

Wissenschaft und Industrie deshalb<br />

gemeinsam auf der Suche nach Wälzlagerwerkstoffen,<br />

Beschichtungen und Oberflächenbehandlungsverfahren,<br />

die auch<br />

ohne Schmierstoffe und Einhausungen<br />

eine lange Lebensdauer der Wälzlager<br />

ermöglichen. Denn nur so können aufwendige<br />

und teure Wartungsarbeiten vermieden<br />

werden. Partner im Projekt sind:<br />

Schaeffler Technologies AG & Co. KG,<br />

Leibniz-Institut für Werkstofforientierte<br />

Technologien, Ruhr-Universität Bochum,<br />

Deutsche Edelstahlwerke Specialty Steel<br />

GmbH & Co. KG, voestalpine High<br />

Performance Metals Deutschland GmbH,<br />

voest alpine Eifeler Coating GmbH,<br />

Fraun hofer-Institute IPA, IST und IWM.<br />

Einen Lösungsweg beschreiten die Forscher<br />

der Abteilung Galvanotechnik des<br />

Fraunhofer IPA mit der Entwicklung hauchdünner<br />

galvanischer Schichten aus Nickel<br />

und anderen chemischen Elementen.<br />

Nickel-Wolfram schneidet am<br />

besten ab<br />

Eine Legierung aus Nickel und Wolfram, mit<br />

der herkömmlicher Wälzlagerstahl beschichtet<br />

wird, hat sich bei ihren bisherigen Untersuchungen<br />

in Stift-Scheibe-Versuchen als<br />

am wenigsten anfällig für Verschleiß und<br />

Korrosion erwiesen. Für den Einsatz in<br />

Offshorewindparks und Gezeitenkraftwerken<br />

könnte sie also geeignet sein. „Wir prüfen<br />

aber auch Verbindungen wie Nickel-Kobalt,<br />

Nickel-Zinn, Nickel-Molybdän oder<br />

Nickel-Phosphor. Denn extreme Betriebsbedingungen<br />

und hohe Energieverluste<br />

durch Reibung gibt es auch fernab der Küste<br />

und sie betreffen Gaspipelines, Pumpen,<br />

Kompressoren oder sogar den Antrieb von<br />

Elektrofahrzeugen“, sagt Katja Feige, die die<br />

Vorrichtung, mit der die galvanische Metallschicht auf das Wälzlager abgeschieden wird: Ein spezielles System aus Antriebs- und<br />

Kontaktrollen ermöglicht eine kontaktstellenfreie Beschichtung (Foto: Fraunhofer IPA)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


<strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG | 105<br />

Gruppe Galvanische Prozesse und Werkstoffe<br />

am Fraunhofer IPA leitet.<br />

Galvanisieren ohne festen<br />

Auflagepunkt<br />

Doch nicht nur die Suche nach den jeweils<br />

besten galvanischen Schichten treibt die<br />

Forscher am Fraunhofer IPA um, sondern<br />

auch ein neues Verfahren, mit dem die galvanische<br />

Metallschicht auf das Wälzlager<br />

abgeschieden wird. Herkömmliche Galvanikgestelle<br />

haben nämlich einen entscheidenden<br />

Nachteil: „An den Stellen zur elektrischen<br />

Kontaktierung des Lagerrings wird<br />

die aufgebrachte Metallschicht gestört“,<br />

warnt K. Feige. „Genau da kann dann die<br />

Korrosion ansetzen.“ Die Wissenschaftler<br />

haben deshalb eine Anlage für die vollflächige<br />

Lagerringbeschichtung entwickelt.<br />

Ein spezielles System aus Antriebs- und<br />

Kontaktrollen ermöglicht eine kontaktstellenfreie<br />

Beschichtung. Wenn Wälzlager in<br />

Zukunft weder Gehäuse noch Schmiermittel<br />

brauchen, um unter extremen Betriebsbedingungen<br />

zu laufen, spart das nicht nur<br />

Ressourcen und erhöht die Energieeffizienz<br />

der Anlage. Es kann auch kein Schmieröl<br />

mehr austreten, zu Verunreinigungen führen<br />

und die Umwelt schädigen. Langlebige<br />

Lagerringe, die unter aggressiven Bedingungen<br />

wie im oder in der Nähe von Meerwasser<br />

eingesetzt werden, können somit<br />

einen Beitrag zur Energiewende leisten.<br />

• Fraunhofer IPA<br />

Hochleistungssägezentrum für die Rohrherstellung und -bearbeitung<br />

Die Schoeller Werk GmbH & Co. KG,<br />

Hellenthal, Spezialist für längsnahtgeschweißte<br />

Edelstahlrohre, hat in<br />

ein weiteres Hochleistungssägezentrum<br />

investiert. In der neuen Sägezelle<br />

ist u.a. ein System zur Rohrendenbearbeitung<br />

integriert. Kunden des<br />

Schoeller Werks erhalten dadurch alle<br />

Bearbeitungsschritte aus einer Hand<br />

geliefert.<br />

Um den permanent steigenden Bedarf an<br />

längsnahtgeschweißten oder nachgezogenen<br />

Edelstahlrohren auch in Zukunft zu<br />

decken, erweitert das Schoeller Werk kontinuierlich<br />

seinen Maschinenpark. Das<br />

das Schoeller Werk seine Wertschöpfungskette<br />

um die Endenbearbeitung. Dadurch<br />

liefert das Unternehmen neben längsnahtgeschweißten<br />

Edelstahlrohren ab sofort<br />

auch alle notwendigen Bearbeitungsschritte<br />

aus einer Hand.<br />

• Schoeller Werk<br />

Kurznachricht<br />

In der neuen Sägezelle des Schoeller Werks ist u.a. ein System zur<br />

Rohrendenbearbeitung integriert (Foto: Schoeller Werk)<br />

neue Hochleistungssägezentrum der<br />

Rattunde AG, Ludwigslust, ist speziell auf<br />

die hohen Anforderungen der Automobilindustrie<br />

abgestimmt. Die Anlage wird insbesondere<br />

für die Fertigung von Leitungsund<br />

Kraftstoffrohren aus Edelstahl<br />

eingesetzt. Das Schoeller Werk bearbeitet<br />

darin Rohre mit einem Durchmesser zwischen<br />

8 und 10 mm.<br />

Das Highlight des neuen Hochleistungssägezentrums<br />

ist das integrierte System zur<br />

Bearbeitung und Prüfung von Rohrenden.<br />

Eine Hochleistungssäge trennt die Rohre ab<br />

und führt sie dann dem Rohrendenbearbeitungszentrum<br />

mit Prüf- und Überwachungsstrecke<br />

zu. Anschließend erfolgen eine<br />

Zweifachwäsche mit<br />

Trocknung und die<br />

vollautomatische<br />

Verpackung. Alle<br />

Prozessschritte sind<br />

in engem Takt in<br />

einer Zelle konsolidiert,<br />

sodass sich<br />

hohe Stückzahlen in<br />

möglichst kurzer Produktionszeit<br />

erzielen<br />

lassen. Mit dem neuen<br />

Hochleistungssägezentrum<br />

erweitert<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


106 | WIRTSCHAFT<br />

WGP übergibt Handlungsleitfaden an Enquête-Kommission KI des Bundestags<br />

Künstliche Intelligenz systematisch in die<br />

Produktion einführen<br />

Vertreter der Enquête-Kommission Künstliche Intelligenz des Bundestages haben Mitte September den neuen<br />

Handlungsleitfaden „KI in der Produktion – Künstliche Intelligenz erschließen für Unternehmen“ der<br />

Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktionstechnik (WGP) in Empfang genommen. Der Zusammenschluss<br />

führender deutscher Professoren der Produktionstechnik hatte das Standpunktpapier offiziell dem<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) übergeben. Die WGP unterstützt Unternehmen über<br />

den Handlungsleitfaden hinaus auch praktisch mit deutschlandweiten Einführungs- und Potenzialanalyse-<br />

Workshops über die WGP-Produktionsakademie und über konkrete Firmenprojekte.<br />

K<br />

ünstliche Intelligenz soll die deutsche<br />

Produktion zukunftsfest machen“,<br />

erläuterte Prof. Jörg Krüger, Initiator<br />

und Hauptautor des WGP-Standpunktpapiers,<br />

seine Motivation. „Doch bislang<br />

gab es keinen systematischen Ansatz, mit<br />

dem das produzierende Gewerbe dieses<br />

Potenzial heben könnte.“ Gerade kleine<br />

und mittelständische Unternehmen verfügen<br />

in der Regel nicht über die notwendigen<br />

finanziellen und personellen Kapazitäten,<br />

KI-Technologien in ihre Produktion zu<br />

integrieren. „Als Zusammenschluss führender<br />

produktionstechnischer Professoren<br />

in Deutschland verfügt die WGP über<br />

ein einmaliges Wissen in der Produktion“,<br />

so Krüger, der auch Leiter des Geschäftsfeldes<br />

Automatisierungstechnik am Berliner<br />

IPK Fraunhofer ist. „Dieses Domänenwissen<br />

gab uns die Möglichkeit,<br />

gemeinsam mit Unternehmen ein Modell<br />

zum methodischen Vorgehen zu entwickeln<br />

und der Industrie mit konkreten<br />

Handlungsempfehlungen den Einstieg in<br />

KI zu erleichtern. Wir wollen damit unseren<br />

Teil dazu beitragen, die Industrie auch<br />

in diesem Bereich international wettbewerbsfähig<br />

zu halten.“<br />

Unterstützung der Politik<br />

notwendig<br />

Im Rahmen der EMO Hannover <strong>2019</strong>, der<br />

Weltleitmesse der Metallbearbeitung vom<br />

16. – 21. September, präsentierte die WGP<br />

aktuelle Forschungsergebnisse aus dem<br />

Bereich Industrie 4.0 und Künstliche Intelligenz.<br />

Am Gemeinschaftsstand in Halle 9<br />

nahm eine Delegation der KI- Enquête-<br />

Kommission das Papier in Empfang. „Wir<br />

freuen uns sehr, unser umfangreiches<br />

Wissen aus Forschung und praktischen<br />

Umsetzungsprojekten den Abgeordneten<br />

und Sachverständigen der Kommission zur<br />

Kenntnis geben zu können“, betonte Prof.<br />

Berend Denkena, Präsident der WGP. „Wir<br />

hoffen, damit neben Unternehmen auch<br />

Politik und Gesellschaft auf die großen<br />

Potenziale der KI in der Produktion aufmerksam<br />

zu machen und aufzuzeigen, wie<br />

in Zukunft auch Produkte in sehr kleinen<br />

Stückzahlen wirtschaftlich hergestellt werden<br />

können.“<br />

Aus politischer Sicht betrachtet müssen<br />

nun die notwendigen finanziellen Randbedingungen<br />

geschaffen werden, damit dieses<br />

KI-Wissen insbesondere in den vielen<br />

kleinen und mittelständischen Produktionsbetrieben<br />

ankommt und dort wertschöpfend<br />

eingesetzt wird. „Hierzu müssen<br />

Weiterbildungsformate der beteiligten<br />

Universitäten und Fachhochschulen kraftvoll<br />

kreiert und schnell in die Breite<br />

gebracht werden“, fordert Denkena. „Dies<br />

gilt auch über die Künstliche Intelligenz<br />

oder die Digitalisierung hinaus. Zur Unterstützung<br />

der schnellen Umsetzung von<br />

Wissen aus der Forschung in die Unternehmen<br />

müssen Hochschulen auch in<br />

ihrem Selbstverständnis wegkommen von<br />

einer Erstbefüllung junger Menschen hin<br />

zu Weiterbildungsanbietern, die das<br />

lebenslange Lernen intensiv und regelmäßig<br />

befördern. Die hierfür notwendigen<br />

Finanzierungsfragen sollten schnell geklärt<br />

werden, sonst läuft uns die Zeit davon. Die<br />

vom BMWi deutschlandweit geförderten<br />

Kompetenzzentren Digitalisierung sind<br />

hierfür sehr gute Beispiele, jedoch müssen<br />

Übergabe des Standpunktpapiers zur KI:<br />

(v.l.): Prof. Jürgen Fleischer (wbk KIT); Dr.<br />

Martin Krzywdzinski (WZB Berlin); Dr.<br />

Florian Butollo (WZB Berlin, Mitglied der<br />

Enquête-Kommission KI); Falko Mohrs<br />

(Bundestagsabgeordneter SPD-Fraktion,<br />

Wolfsburg, Mitglied der Enquête­<br />

Kommission KI); Prof. Berend Denkena,<br />

Präsident der WGP (Foto: Deutsche Messe)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


WIRTSCHAFT | 107<br />

Zur Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktionstechnik e.V.<br />

Die Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktionstechnik e.V. ist ein Zusammenschluss führender deutscher<br />

Professorinnen und Professoren der Produktionswissenschaft. Sie vertritt die Belange von Forschung und Lehre<br />

gegenüber Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Die WGP vereinigt 66 Professorinnen und Professoren aus 40<br />

Universitäts- und Fraunhofer-Instituten und steht für rd. 2.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der<br />

Produktionstechnik. Die Mitglieder genießen sowohl in der deutschen Wissenschaftslandschaft als auch international<br />

eine hohe Reputation und sind weltweit vernetzt.<br />

Die Labore der Mitglieder sind auf einem hohen technischen Stand und erlauben den WGP-Professoren, in ihren<br />

jeweiligen Themenfeldern sowohl Spitzenforschung als auch praxisorientierte Lehre zu betreiben.<br />

Die WGP hat sich zum Ziel gesetzt, die Bedeutung der Produktion und der Produktionswissenschaft für die Gesellschaft<br />

und für den Standort Deutschland aufzuzeigen. Sie bezieht Stellung zu gesellschaftlich relevanten Themen von Industrie<br />

4.0 über Energieeffizienz bis hin zum 3-D-Druck.<br />

wir wegkommen von projektgebundenen<br />

Förderformaten, da es sich bei der wissenschaftlichen<br />

Weiterbildung um Daueraufgaben<br />

der Hochschulen handeln muss.“<br />

Den Prozess, nicht die Daten im<br />

Fokus<br />

Publikationen zur KI gibt es bereits viele. Von<br />

diesen hebt sich das WGP-Standpunktpapier<br />

jedoch in einem wesentlichen Punkt ab: „Wir<br />

verfolgen erstmals einen nicht datengetriebenen,<br />

sondern einen prozessgetriebenen<br />

Ansatz“, bringt es Prof. Krüger auf den Punkt.<br />

„Und das macht einen großen Unterschied.<br />

In aller Regel schauen Unternehmen nämlich<br />

nach den Daten, die sie gesammelt haben,<br />

und versuchen daraus, neue Erkenntnisse<br />

und damit neue Wertschöpfung zu erzielen.<br />

Wir schauen uns dagegen die Prozesse an,<br />

die wir sehr genau kennen. Und daraus leiten<br />

wir ab, wo wir gezielt Daten erfassen müssen<br />

und wo KI gezielt eingesetzt werden<br />

kann, um Prozesse zu optimieren. Damit wird<br />

die Integration von KI in die Produktion deutlich<br />

effizienter. Nicht zuletzt birgt der neue<br />

Ansatz einen spezifisch deutschen Wettbewerbsvorteil,<br />

denn genau mit diesem Prozesswissen<br />

heben wir uns von der internationalen<br />

Konkurrenz ab.“<br />

So werden schon heute frappierende<br />

Leistungssteigerungen etwa in der Bilderkennung<br />

mittels neuronaler Netze<br />

erzielt. Mithilfe von KI-Technologien können<br />

Maschinen mitunter Bilder schneller<br />

erkennen als das menschliche Auge. „In<br />

der Bilderkennung können die neuen<br />

Methoden schon heute die Wertschöpfung<br />

deutlich erhöhen.“ Durch Prozesswissen<br />

gelingt es uns beispielsweise, gezielt<br />

Potenziale zur Assistenz des Menschen zu<br />

identifizieren, bei denen die rein datengetriebene<br />

Perspektive aufgrund geringer<br />

Datenmengen keine Lösungsoptionen aufzeigt.<br />

Ein Beispiel ist die automatisierte<br />

Bauteilerkennung in der Intralogistik, bei<br />

der große Bilddatenmengen häufig erst<br />

über Jahre entstehen und dennoch bei<br />

sorgfältiger Analyse der Prozesse und darauf<br />

aufbauender gezielter Datengewinnung<br />

schon nach kurzer Zeit leistungsfähige<br />

Assistenzfunktionen bereitgestellt<br />

werden können.<br />

KI-Potenziale in beherrschbaren<br />

Schritten heben<br />

Ein häufig genanntes Anwendungsbeispiel<br />

von Künstlicher Intelligenz bzw. von<br />

Maschinellem Lernen – einem Teilbereich<br />

der KI – ist dabei die vorausschauende<br />

Wartung und Instandhaltung von Maschinen<br />

und Anlagen.<br />

„Diese sogenannte<br />

Predictive Maintenance<br />

allein birgt<br />

schon enormes Einsparungspotenzial.<br />

Doch sie macht nur<br />

einen kleinen Teil<br />

des gesamten<br />

Spektrums möglicher<br />

Anwendungen<br />

aus“, weiß Krüger.<br />

Das zeigen nicht<br />

zuletzt 20 Projekte<br />

aus der WGP-Forschung.<br />

„Die im<br />

Standpunktpapier<br />

präsentierten Beispiele<br />

helfen Unternehmen dabei, eine<br />

ganze Bandbreite von KI-Technologien<br />

zielgerichtet einzuführen, um ihre Prozesse,<br />

Maschinen und Anlagen effizienter zu<br />

machen.“<br />

Dass Künstliche Intelligenz ein riesiges<br />

Wertschöpfungspotenzial für das produzierende<br />

Gewerbe birgt, zeigen übrigens<br />

auch mehrere Untersuchungen. Eine 2018<br />

veröffentlichte Studie im Auftrag des<br />

BMWi etwa sagt für diesen Sektor bis zum<br />

Jahr 2023 ein zusätzliches KI-induziertes<br />

Wachstum von 31,4 Mrd. € voraus.<br />

Mit dem WGP-Standpunktpapier „KI in<br />

der Produktion“ können selbst kleine und<br />

mittelständische Unternehmen konsequent<br />

und gleichzeitig in beherrschbaren<br />

Schritten diese Potenziale für sich heben.<br />

Helmut_Klumpf 25.01.2005 7:44 Uhr Seite 1<br />

Industriestr. 15 • 45699 HERTEN<br />

• Wissenschaftliche Gesellschaft für<br />

Produktionstechnik WGP<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


108 | WIRTSCHAFT<br />

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Oktober <strong>2019</strong><br />

Die konjunkturelle Flaute der deutschen Wirtschaft hält an. Ihre<br />

wirtschaftliche Aktivität verharrt gegenwärtig in etwa auf dem<br />

erreichten Niveau. Die Verluste an Wertschöpfung in der Industrie,<br />

die sich weiter im Abschwung befindet, werden weitgehend durch<br />

das Wachstum in den Bereichen Dienstleistungen und Bauwirtschaft<br />

kompensiert. Die einschlägigen Konjunkturindikatoren deuten<br />

noch nicht auf eine grundlegende Veränderung der konjunkturellen<br />

Situation hin. Ein stärkerer Abschwung oder gar eine<br />

ausgeprägte Rezession sind gegenwärtig aber nicht zu erwarten.<br />

Die exportorientierte deutsche Industrie sieht sich weiterhin einem<br />

schwachen Welthandel, einer stagnierenden globalen Industriekonjunktur<br />

und einer weltweiten Abschwächung der Nachfrage nach<br />

Kraftwagen gegenüber. Dies dämpft die Investitionsneigung im<br />

Inland und strahlt auf die binnenwirtschaftliche Nachfrage nach<br />

Vorleistungs- und Investitionsgütern aus. Die weniger exportabhängigen<br />

Bereiche der Binnenwirtschaft bleiben davon bislang relativ<br />

unberührt. Die private und staatliche Konsumnachfrage sowie die<br />

nach Bauleistungen liefern indessen verlässliche Impulse.<br />

Die Weltkonjunktur bleibt gedämpft. Der Welthandel nahm im<br />

Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat erneut ab. Während die<br />

Industrieproduktion in den entwickelten Volkswirtschaften weiter<br />

gedrosselt wurde, nahm sie in den aufstrebenden Volkswirtschaften<br />

insbesondere in Asien etwas Fahrt auf. Die internationalen<br />

Organisationen gehen von einer zwar weniger dynamischen,<br />

aber weiterhin aufwärtsgerichteten Entwicklung der<br />

Weltwirtschaft aus.<br />

• Bundesministerium für Wirtschaft und Energie<br />

Welt: Rohstahlerzeugung August <strong>2019</strong><br />

Land Erzeugung im Gesamterzeugung<br />

August<br />

<strong>2019</strong><br />

in 1.000 t<br />

Veränd.<br />

19/18<br />

in %<br />

Jan.–Aug.<br />

<strong>2019</strong><br />

in 1.000 t<br />

Veränd.<br />

19/18<br />

in %<br />

Österreich 577 79,4 5.144 14,4<br />

Belgien 630 S -1,9 5.295 -1,5<br />

Bulgarien 55 S 4,8 417 -7,4<br />

Kroatien 4 S -51,2 58 -17,4<br />

Tschechische Rebublik 364 -17,9 3.203 -5,6<br />

Finnland 258 -26,1 2.415 -14,0<br />

Frankreich 1.050 <strong>11</strong>,2 10.038 -2,2<br />

Deutschland 3.266 0,8 27.200 -4,4<br />

Griechenland 40 S -24,5 894 -7,4<br />

Ungarn 121 -22,0 1.193 -10,4<br />

Italien 857 -26,7 15.410 -4,5<br />

Luxemburg <strong>11</strong>2 -<strong>11</strong>,9 1.483 -1,4<br />

Niederlande 578 12,1 4.621 -0,4<br />

Polen 635 S -15,6 6.106 -10,0<br />

Slowenien 45 S -5,5 426 -5,6<br />

Spanien 1.133 -4,6 9.651 1,0<br />

Schweden 362 4,9 3.308 2,0<br />

Großbritannien 563 3,0 4.979 -3,2<br />

Andere EU-Länder (28) 805 S. -1,3 7.250 0,1<br />

Europäische Union (28) <strong>11</strong>.454 -2,2 109.091 -2,9<br />

Bosnien- Herzegowina 65 S -13,9 550 43,5<br />

Mazedonien 20 -5,7 172 -2,5<br />

Norwegen 60 8,6 408 10,9<br />

Serbien <strong>11</strong>2 -29,4 1.281 -4,0<br />

Türkei 2.634 -12,4 22.553 -10,5<br />

Anderes Europa 2.890 -12,8 24.963 -9,1<br />

Weißrussland 210 S -4,5 1.741 9,7<br />

Kasachstan 400 S 6,7 2.761 -10,0<br />

Moldawien 35 S -31,4 250 -32,1<br />

Russland 5.900 S -4,0 48.261 -0,4<br />

Ukraine 1.938 8,5 14.655 4,7<br />

Usbekistan 60 S. -3,2 423 -4,1<br />

G.U.S 8.543 -1,1 68.091 0,3<br />

Kanada 1.060 S -8,0 8.650 -4,9<br />

Kuba 20 S -2,0 144 1,4<br />

El Salvador 10 S 21,4 68 5,4<br />

Guatemala 25 S -2,0 199 1,5<br />

Mexiko 1.410 S -15,1 12.639 -8,7<br />

Vereinigte Staaten 7.497 0,3 59.229 4,1<br />

Nordamerika 10.022 -3,1 80.928 0,8<br />

Argentinien 436 -4,3 3.173 -8,5<br />

Brasilien 2.524 -13,4 22.215 -5,4<br />

Chile 95 S -9,6 641 -12,8<br />

Kolumbien <strong>11</strong>5 S 0,1 749 -6,7<br />

Ekuador 55 S 7,9 410 4,5<br />

Paraguay 2 S -35,9 12 -5,6<br />

Peru 105 S 4,0 821 1,4<br />

Uruguay 5 S -3,7 39 2,8<br />

Land Erzeugung im Gesamterzeugung<br />

August<br />

<strong>2019</strong><br />

in 1.000 t<br />

Veränd.<br />

19/18<br />

in %<br />

Jan.–Aug.<br />

<strong>2019</strong><br />

in 1.000 t<br />

Veränd.<br />

19/18<br />

in %<br />

Venezuela 10 S. <strong>11</strong>,1 54 -51,2<br />

Südamerika 3.346 -<strong>11</strong>,0 28.<strong>11</strong>3 -5,8<br />

Ägypten 525 S -13,3 5.148 1,7<br />

Libyen 31 19,3 364 43,8<br />

Südafrika 434 -17,8 4.032 -5,4<br />

Afrika 990 -14,6 9.544 -0,4<br />

Iran 2.200 S 6,7 17.188 6,4<br />

Katar 229 1,1 1.747 -1,1<br />

Saudi-Arabien 440 S -8,8 3.463 -1,9<br />

Ver. Arab. Emirate 286 7,9 2.163 1,8<br />

Mittlerer Osten 3.155 3,9 24.561 4,2<br />

China 87.251 9,3 664.869 9,1<br />

Indien 9.350 S 1,5 75.697 4,4<br />

Japan 8.<strong>11</strong>6 -7,8 67.589 -3,7<br />

Südkorea 5.941 -2,6 48.428 0,2<br />

Pakistan 300 S -30,2 2.269 -32,9<br />

Taiwan 1.890 S -3,1 15.197 -1,0<br />

Thailand 415 S -30,6 2.965 -33,8<br />

Vietnam 1.816 29,6 13.882 56,9<br />

Asien <strong>11</strong>5.078 6,2 890.896 7,0<br />

Australien 501 -1,1 3.648 -7,5<br />

Neuseeland 60 12,1 450 1,8<br />

Ozeanien 561 0,2 4.098 -6,6<br />

Alle 64 Länder 156.038 3,4 1.240.286 4,4<br />

S: Schätzung; Nach: worldsteel, Brüssel<br />

Die Rohstahlproduktion in Deutschland ist im August zum ersten Mal<br />

seit acht Monaten im Vorjahresvergleich nicht mehr gefallen. Damit<br />

zeigen sich erste Anzeichen für eine Stabilisierung, dies allerdings auf<br />

einem sehr niedrigen Niveau. Im Verlauf der ersten acht Monate ist<br />

die Erzeugung um 4 % zum Vorjahreszeitraum gesunken.<br />

Deutschland: Stahlproduktion August <strong>2019</strong><br />

Erzeugung im<br />

August Veränd.<br />

<strong>2019</strong> 19/18<br />

in 1.000 t in %<br />

Gesamterzeugung<br />

Jan.–Aug. Veränd.<br />

<strong>2019</strong> 19/18<br />

in 1.000 t in %<br />

Rohstahl gesamt 3.266 0,8 27.200 -4,4<br />

Oxygenstahl 2.365 2,7 19.150 -3,9<br />

Elektrostahl 901 -3,7 8.050 -5,7<br />

Roheisen 2.137 2,6 17.638 -3,6<br />

Warmgewalzte Stahlerzeugn. 2.743 -2,0 23.557 -5,0<br />

Nach: Wirtschaftsvereinigung Stahl<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


DEUTSCH | ENGLISH<br />

WIRTSCHAFT | 109<br />

Asku-Scholten:<br />

Asku-Scholten GmbH Duisburg<br />

Earlytec:<br />

Spitzenleistung macht den Unterschied<br />

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Die Asku-Scholten GmbH fokussiert<br />

ihre Tätigkeiten im Bereich der<br />

Schwerindustrie auf ingenieurtechnische<br />

Dienstleistungen und die Lieferung<br />

von Maschinenbaukomponenten<br />

nach Scholten-Norm. Das Angebot<br />

umfasst konstruktive Arbeiten als<br />

auch die Bereitstellung hochwertiger<br />

Unterflaschen, Kupplungen sowie<br />

Trommel- und Scheibenbremsen.<br />

Excellence makes the difference.<br />

Spitzenleistung<br />

macht den<br />

Unterschied.<br />

Excellence<br />

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zuverlässige Betreuung vom Beginn<br />

bis zur Beendigung des Projekts. Das<br />

gilt für individuelle Neuentwicklungen,<br />

Systemänderungen, Sonderanfertigungen<br />

oder Verbesserungen im<br />

Bereich der Antriebstechnik, Hydraulik,<br />

Förder- und Hebetechnik, im Anlagenbau<br />

oder der Fertigungstechnik.<br />

Asku-Scholten GmbH, Am Buchenberg 2, 47198 Duisburg<br />

Tel.: +49 2066 9964-0, info@asku-scholten.de<br />

Earlytec, Lookerstr. 72, 42555 Velbert<br />

Tel.: +49 174-3400477, baumgaertel@earlytec.de<br />

E.S.C.H.:<br />

Eschsorb-Abgasreinigung<br />

Heitronics: Systeme und Lösungen zur<br />

berührungslosen Temperaturmessung<br />

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Die E.S.C.H. Engineering Service Center<br />

und Handel GmbH bietet verschiedene<br />

Dosier-, Injektions-, Adsorptions-<br />

und Förderanlagen an Hochöfen,<br />

in Konverter- und Elektrostahlwerken<br />

und anderen Industrieanlagen an. Die<br />

Eschsorb-Abgasreinigung eignet sich<br />

zur gleichmäßig verteilten Injektion<br />

von Additiven und zur Adsorption von<br />

Dioxinen und Quecksilber.<br />

Systeme und Lösungen zur<br />

Berührungslosen Temperaturmessung<br />

von -100 °C bis 3000 °C<br />

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Die Heitronics Infrarot Messtechnik<br />

GmbH bietet ein komplettes Programm<br />

an Infrarot-Temperatur-Messgeräten<br />

für die berührungslose Temperaturmessung<br />

im Bereich von 100<br />

bis zu 3.000 °C. Die Instrumente<br />

werden u.a. auch in der Schwerindustrie<br />

eingesetzt und können auf<br />

die Anforderungen der Kunden angepasst<br />

werden.<br />

E.S.C.H. GmbH, Maxhüttenstr. 19, 07333 Unterwellenborn<br />

Tel.: +49 3671 674010, info@esch-online.de<br />

Heitronics GmbH, Kreuzberger Ring 40, 65205 Wiesbaden<br />

Tel.: +49 6<strong>11</strong> 973930, info@heitronics.com<br />

Johannes Hübner: Ihr Partner für<br />

Drehgeber-System-Lösungen<br />

Kempf: Gelenkwellen für Industrie,<br />

Nutzfahrzeuge und maritime Antriebe<br />

Ihr Partner für Drehgeber-System-<br />

Lösungen in der Schwerindustrie<br />

Your partner for encoder system<br />

solutions for heavy duty applications<br />

6 Seiten, deutsch, englisch<br />

Die Johannes Hübner Fabrik elektrischer<br />

Maschinen GmbH unterstützt<br />

ihre Kunden mit robusten Drehgebersystemen,<br />

leistungsstarker Antriebstechnik<br />

und weltweitem Service. Die<br />

Anwendungsbereiche liegen u.a. in<br />

der Hütten- und Walzwerktechnik.<br />

Inkrementale und Absolutdrehgeber,<br />

elektronische Drehzahlschalter<br />

u.v.m. werden beschrieben.<br />

Gelenkwellen<br />

für Industrie, Nutzfahrzeuge und<br />

maritime Antriebe<br />

Cardan shafts<br />

for industrial applications,<br />

commercial Vehicles and marine drives<br />

22 Seiten, deutsch, englisch<br />

Die Gebrüder Kempf GmbH fertigt<br />

seit Langem Gelenkwellen für industrielle<br />

Anwendungen, maritime<br />

Antriebe und Nutzfahrzeuge. Das<br />

Standardprogramm umfasst Gelenkwellen,<br />

Baugruppen und Einzelteile,<br />

wartungsarm und wartungsfrei, im<br />

Drehmomentbereich von 2.500 bis<br />

225.000 Nm. Sonderausführungen<br />

sind möglich.<br />

Johannes Hübner GmbH, Siemensstr. 7, 35394 Gießen<br />

Tel.: +49 641 7969-0, info@huebner-giessen.com<br />

Gebrüder Kempf GmbH, Moorstr. 4, 36129 Gersfeld<br />

Tel.: +49 6654 96<strong>11</strong>-0, info@kempf-gelenkwellen.de<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


<strong>11</strong>0 | <strong>STAHL</strong>HANDEL<br />

Grad der Digitalisierung zwischen Händler und Verarbeiter ist sehr unterschiedlich<br />

Verschiedene Produktivitätssteigerungen im<br />

Stahlhandel<br />

Ob es einen Sinn ergibt, die Produktivität im Bestellwesen beim Stahleinkauf digital immer weiter zu steigern,<br />

hängt stark von den einkaufenden Branchen ab. Wenn z.B. Schlossereien, Stahlbauer oder Industriebetriebe<br />

Stahlprodukte beim Stahlhandel oder Produktionsverbindungshandel bestellen, wird dies je nach Ausgangsbasis<br />

unterschiedlich zu beantworten sein. Wie das Bestellwesen des Handels aus Sicht der Kundenseite in der<br />

Praxis aussieht, wird kurz vorgestellt.<br />

Übersicht der Digitalisierung von Bestellungen nach Branchen<br />

Stahlhandel Eisenwaren Baustoffe Fliesen Elektro Sanitär/Heizung/Klima<br />

0 – 5 % 32 % 10 % 15 – 20 % 25 – 30 % bis 38 %<br />

E<br />

s gibt heute Stahlhändler, die über ihre<br />

verschiedenen Vertriebskanäle von<br />

ihren Industriekunden 20–30 % der<br />

Auftragseingangspositionen per EDV d. h.<br />

digitalisiert erhalten. Dazu gehören z.B.<br />

Klöckner in Deutschland und Frankstahl in<br />

Österreich.<br />

Der größte Teil der Händler bekommt<br />

jedoch nur 0 bis 5 % der Bestellungen auf<br />

diese Weise. Wie vor allem aus dem Produktionsverbindungshandel<br />

(PVH) zu<br />

erfahren war, sind die mittleren und kleineren<br />

Kunden (z.B. Schlosser) konservativ<br />

gesinnt. Auch sind die Bestellungen und<br />

Produkte im letzten Detail nicht direkt einzeln<br />

quantifizierbar, wie in verwandten<br />

Branchen, z.B. bei Installateuren bzw.<br />

Sanitärinstallateurprodukten, wo dies<br />

objektweise der Fall ist.<br />

Der Schlosser z.B. bestellt für mehrere<br />

Arbeiten gleichzeitig die Ware und auch<br />

je Einzelprodukt, z.B. Flacheisen für mehrere<br />

Abmessungen bzw. Stangen, als er<br />

sofort braucht. Auch spielen die Preisschwankungen<br />

bei Stahl eine gewisse<br />

Rolle. Der gewollte persönliche Kontakt<br />

zum Handelssachbearbeiter ist auch von<br />

Bedeutung. Außerdem will man ganz einfach<br />

nicht „alles elektronisch“ machen,<br />

so hört man auf Anfrage, weil ja auch<br />

noch Menschen hinter den Produkten<br />

stehen.<br />

Dies mag sich in den nächsten 20 Jahren<br />

noch ändern. Es geht auf diesem<br />

Gebiet jedoch nur sehr langsam voran mit<br />

diesen Kundenkreisen. Natürlich spielt der<br />

Generationswechsel dabei auch eine Rolle.<br />

„Wir arbeiten am elektronischen Stahlshop“,<br />

so ein Mitarbeiter eines regionalen<br />

PVH, „jedoch erwarten wir keine großen<br />

Sprünge in dieser Sache.“<br />

Digitale Vernetzung<br />

Nur der Vollständigkeit halber sollen hier<br />

auch einzelne Fälle genannt werden, in<br />

denen Händler mit ihrem EDV-System an<br />

das Warenwirtschaftssystem der Kunden<br />

angebunden sind mit dem Zweck<br />

der Bestandsüberwachung des Kundenlagers.<br />

Der Händler ergänzt dann das<br />

Kundenlager bei Bedarf und mit Rücksprache,<br />

wenn Bestandsmengen eine<br />

Mindestmenge dort unterschreiten.<br />

Alternativ meldet der Kunde automatisch<br />

seinen Stücklistenbedarf und der Händler<br />

reagiert mit einem Angebot aus seinem<br />

Lager.<br />

Dazu gibt es Ausnahmen: Diese werden<br />

im Stahlhandel genutzt, wo ein Händler<br />

20 % seiner Bestellungen von einem<br />

großen Industriekunden bekommt oder in<br />

der Sparte Baustoffshops, wo 100 % der<br />

Bestellungen digitalisiert abgewickelt werden.<br />

Innerhalb des Stahlhandels erfolgen Bestellvorgänge sehr unterschiedlich (Foto:<br />

worldsteel/Roger Ball)<br />

• Ludwig Koschier, Ainring-Mitterfelden.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


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<strong>11</strong>2 | KARRIERE<br />

Führungskräfte müssen nötige Veränderungen vorantreiben<br />

Die Krise, den Umbruch als Chance nutzen<br />

Krisenzeiten bzw. Marktumbruchzeiten bieten Unternehmensführern die idealen Voraussetzungen, um in ihren<br />

Unternehmen die nötigen Veränderungen zu realisieren. Denn in ihnen ist für alle Betroffenen einsichtig: „Es<br />

muss etwas geschehen, sonst ...“ Trotzdem regt sich gegen die geplanten Veränderungen oft Widerstand.<br />

A<br />

lltag in vielen Unternehmen: Kaum<br />

verkündet dessen Management<br />

„Wir müssen unsere Struktur ...“<br />

bzw. „... Strategie ändern“, regt sich in<br />

ihnen Widerstand. Nicht nur, weil Mitarbeiter<br />

befürchten, sie könnten ihren Arbeitsplatz<br />

verlieren, sondern auch, weil viele<br />

bangen: Mit der Veränderung<br />

• werden Privilegien abgebaut und<br />

• ändern sich die gewohnten Arbeitsinhalte,<br />

-abläufe und -strukturen.<br />

Schnell wird dann der Vorwurf laut:<br />

• „Unsere ‚Chefs‘ haben nur noch den<br />

eigenen Profit und den der Aktionäre<br />

vor Augen.“ Und:<br />

• „Unser Management pflegt einen autoritären<br />

Führungsstil.“<br />

Dass solche Vorwürfe laut werden, ist<br />

verständlich. Denn jede Veränderung<br />

stellt Gewohntes infrage. Folglich löst sie<br />

Unsicherheit aus. Trotzdem ist es erschreckend,<br />

welche massiven Ängste geplante<br />

Änderungen bei Mitarbeitern oft erzeugen.<br />

Dies ist auch in Versäumnissen der<br />

Vergangenheit begründet.<br />

Harmonie- statt<br />

Entscheidungskultur<br />

In „guten Zeiten“ neigen Unternehmen<br />

dazu, konfliktträchtige Entscheidungen auf<br />

die lange Bank zu schieben, denn alle<br />

Unternehmen haben, bildhaft gesprochen,<br />

genug zu fressen. Also besteht für ihre<br />

Spitzenmanager kein Anlass<br />

• als Lenker ihrer Unternehmen deren Strategien<br />

und Strukturen zu hinterfragen,<br />

• als oberste Führungskräfte über die<br />

Effektivität der Führungskultur ihrer<br />

Unternehmen nachzudenken und<br />

• als oberste Entscheider sich offensiv<br />

den Konflikten zu stellen, die jede Kultur-,<br />

Struktur- oder Strategieänderung<br />

mit sich bringt.<br />

Die Folge: In den Unternehmen entwickelt<br />

sich keine „Entscheidungskultur“, in der<br />

Zukunftsfragen aktiv angegangen werden.<br />

Stattdessen macht sich eine „Harmoniekultur“<br />

breit, in der jeder versucht, (Interessens-)Konflikte<br />

zu vermeiden.<br />

Übersehen wird dabei:<br />

• Jede Entscheidung enthält ein Konfliktpotenzial,<br />

weil sie stets andere Lösungswege<br />

verwirft.<br />

• Jede unternehmerische Entscheidung<br />

ist eine Zukunftsentscheidung und<br />

somit mit Risiken verbunden.<br />

• Zukunftsentscheidungen können, weil<br />

sie die Zukunft gedanklich vorwegnehmen,<br />

meist nicht im Konsens, sondern<br />

nur mit Macht entschieden und umgesetzt<br />

werden.<br />

• Ein Nichtentscheiden ist oft folgenschwerer<br />

als ein partielles Fehlentscheiden,<br />

denn mit dem Nichtentscheiden<br />

geht ein Verzicht auf ein aktives<br />

Gestalten der Zukunft einher.<br />

Unternehmen sind<br />

Zweckgemeinschaften<br />

Weil in manchen Unternehmen in den<br />

zurückliegenden Jahren notwendige<br />

Zukunftsentscheidungen – z.B. in Zusammenhang<br />

mit der digitalen Transformation<br />

der Wirtschaft und Gesellschaft – nicht, zu<br />

spät oder nicht konsequent genug getroffen<br />

wurden, gerieten sie in folgende fatale<br />

Situation: Ihre Mitarbeiter vergaßen, dass<br />

jeder „Organismus“ auf Dauer nur überleben<br />

kann, wenn er sich weiterentwickelt.<br />

In ihnen machte sich zudem eine Denkund<br />

Verhaltensstruktur breit, die außer<br />

Acht lässt, dass Unternehmen Zweckgemeinschaften<br />

sind, deren oberstes Ziel es<br />

ist, Gewinn zu erwirtschaften. Diesem Ziel<br />

ordnen sich alle anderen Funktionen unter.<br />

Dies verdrängten auch manche Führungskräfte.<br />

Deshalb mutierten sie von<br />

Orientierung und Halt bietenden Vorgesetzten<br />

zu „Coaches“, die sich einseitig<br />

um die Entwicklung ihrer Mitarbeiter kümmerten.<br />

Sie vergaßen, dass ihre Hauptbzw.<br />

Kernaufgabe darin besteht, sicherzustellen,<br />

dass ihre Mitarbeiter so<br />

(zusammen)arbeiten (können), dass die<br />

Aufgaben erfüllt und die gesteckten Ziele<br />

erreicht werden – was übrigens auch in<br />

einem Umfeld gilt, in dem den Mitarbeitern<br />

zwecks Zielerreichung die größtmöglichen<br />

Handlungs- und Entscheidungsbefugnisse<br />

eingeräumt werden. Auch dies ist<br />

kein Selbstzweck. Das vergessen leider<br />

zuweilen Führungskräfte und Mitarbeiter.<br />

Krisen machen klar, was wirklich<br />

wichtig ist<br />

Führungskräfte müssen gerade in Krisenzeiten ihre ganze Autorität in die Waagschale<br />

werfen, um nötige Veränderungen voranzutreiben (Foto: Gerd Altmann/Pixabay)<br />

In einem von solchen Denk- und Verhaltensmustern<br />

geprägten Umfeld wirkt es<br />

„autoritär“, wenn Führungskräfte Leistung<br />

und sofern nötig ein verändertes Verhalten<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


KARRIERE | <strong>11</strong>3<br />

fordern. Dies ist aber nicht autoritär. Es<br />

stellt vielmehr häufig ein Rückbesinnen auf<br />

die Haupt- bzw. Kernaufgabe der Führungskräfte<br />

im Zweckverband Unternehmen dar.<br />

Bewusst werden solche Fehlentwicklungen<br />

vielen Unternehmensführern oft<br />

erst, wenn Marktanteile wegbrechen und/<br />

oder die Erträge sinken – z.B., weil<br />

• neue Mitbewerber auf den Markt drängen<br />

oder<br />

• der technische Fortschritt neue Problemlösungen<br />

möglich macht oder<br />

• die Kundenbedürfnisse sich gewandelt<br />

haben oder<br />

• das Unternehmen schlicht zu träge und<br />

behäbig wurde.<br />

Entsprechend panikartig ist dann oft ihre<br />

Reaktion. Initiierten sie zuvor kaum Veränderungen,<br />

wollen sie plötzlich über Nacht<br />

alles umkrempeln – ein Phänomen, das<br />

man aktuell z.B. in der Finanz-, Automobil-,<br />

Energie- und Chemiebranche (nebst Zulieferern)<br />

oft konstatiert. Wurden zuvor Entscheidungen<br />

(wenn überhaupt) weitgehend<br />

nach dem Konsensprinzip getroffen,<br />

wird plötzlich nur noch mit Macht entschieden.<br />

Viele Spitzenmanager verfallen<br />

also von einem Extrem ins andere. Entsprechend<br />

verunsichert sind ihre „Untergebenen“<br />

und entsprechend massiv sind<br />

nicht selten ihre Widerstände.<br />

Dabei bieten gerade Krisenzeiten ideale<br />

Voraussetzungen, um Veränderungsprozesse<br />

effektiv zu gestalten, denn in ihnen<br />

treten die Versäumnisse der Vergangenheit<br />

offen zutage. Folglich kann den Mitarbeitern<br />

recht einfach vermittelt werden,<br />

warum eine Veränderung nötig ist. Ähnlich<br />

ist es, wenn Märkte zusammenbrechen<br />

bzw. sich neu formieren. Dann vollzieht<br />

sich in ihnen ein Paradigmenwechsel und<br />

das Heer der Anbieter gruppiert sich neu.<br />

Folglich ergeben sich hieraus auch neue<br />

Chancen für die Unternehmen. Auch dies<br />

kann den Mitarbeitern vermittelt werden.<br />

Veränderung mit Macht<br />

vorantreiben<br />

Zumindest wenn folgende Voraussetzung<br />

erfüllt ist: Die Unternehmensleitung<br />

erkennt die Chancen, die sich aus der Krise<br />

oder Marktveränderung ergeben, und<br />

packt sie gegen alle Widerstände beim<br />

Krisen und Marktumbrüche als Chance nutzen<br />

1. In „Krisenzeiten“ strukturiert sich der Markt neu. Hieraus ergeben sich<br />

auch neue Chancen für Ihr Unternehmen.<br />

2. Auch wenn Ihr Unternehmen in der Krise steckt, ist dies eine Chance<br />

– zum Beispiel, um endlich nötige Veränderungen einzuleiten. Denn nun<br />

ist für jeden einsichtig: Es muss etwas geschehen.<br />

3. Hegen Sie nicht die Illusion: Unternehmerische (Zukunfts-)Entscheidungen<br />

könnten im Konsens getroffen werden. Sie beruhen stets auf Annahmen,<br />

wie sich der Markt/Ihr Unternehmen künftig entwickelt. Deshalb können<br />

sie meist nur mit Macht getroffen werden.<br />

4. Werfen Sie beim Umsetzen der getroffenen Entscheidungen, Ihre<br />

gesamte Autorität in die Waagschale, damit allen Beteiligten deutlich wird:<br />

Wir müssen und wollen diesen Prozess durchlaufen.<br />

5. Erliegen Sie nicht dem Irrglauben: Wenn ich entschlossen handle und<br />

meine Führungs-Macht aktiv nutze, zeige ich ein autoritäres Verhalten.<br />

Nein, indem Sie so handeln, nehmen Sie nur Ihre Aufgabe als Führungs-<br />

Kraft wahr.<br />

6. Bedenken Sie: Bei jedem Veränderungsprozess gibt es Gewinner und<br />

(zumindest gefühlte) Verlierer. Deshalb sind Widerstände normal.<br />

7. Minimieren Sie die Widerstände, indem Sie im Gespräch mit Ihren<br />

Mitarbeitern für die Veränderung werben, werben und nochmals werben<br />

– unter anderem, indem Sie ihnen die Chancen aufzeigen, die sich aus der<br />

Veränderung ergeben, und welche Konsequenzen es hätte, wenn diese<br />

nicht erfolgen würde<br />

• Dr. Georg Kraus, Bruchsal<br />

Schopf. Denn eines zeigen alle Veränderungs-<br />

bzw. Turn-around-Projekte in Unternehmen.<br />

Sie sind nur erfolgreich, wenn die<br />

oberste Führungsebene die ihr verliehene<br />

Macht konsequent nutzt, um<br />

• die nötigen Entscheidungen zu treffen<br />

und<br />

• die damit verbundenen Prozesse zu initiieren.<br />

Die oberen Führungskräfte müssen zudem<br />

ihre gesamte Autorität in die Waagschale<br />

werfen, um bei den Mitarbeitern für die<br />

Veränderung zu werben, sodass jedem<br />

deutlich wird: Wir wollen und müssen diesen<br />

Prozess durchlaufen.<br />

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist: Die Spitzenmanager<br />

müssen viel Zeit und Energie<br />

darauf verwenden, ihre Mitarbeiter über<br />

den Inhalt ihrer Entscheidungen sowie<br />

über deren Motive und Auswirkungen zu<br />

informieren. Dass sich trotzdem oft Widerstand<br />

regt, ist verständlich, denn: Bei allen<br />

Veränderungsprozessen gibt es Gewinner<br />

und Verlierer – zumindest gibt es Personen<br />

und Bereiche, die sich als solche empfinden.<br />

Deshalb spielt in den mit ihnen verbundenen<br />

Entscheidungsprozessen stets<br />

auch die Machtfrage eine zentrale Rolle.<br />

Verständlich ist vor diesem Hintergrund,<br />

dass den oberen Führungskräften,<br />

wenn sie die ihnen verliehene Macht aktiv<br />

nutzen, zuweilen ein „autoritäres“<br />

Verhalten vorgeworfen wird. Schließlich<br />

bedeutet „sich verändern“ meist, sich von<br />

lieb gewonnenen Denk- und Verhaltensmustern<br />

zu verabschieden. Es ist aber<br />

nicht „autoritär“, wenn Führungskräfte<br />

ihre gesamte Autorität, Macht und Entscheidungskompetenz<br />

in die Waagschale<br />

werfen, um nötige Veränderungen voranzutreiben.<br />

Indem sie dies tun, nehmen sie<br />

nur ihre Aufgabe wahr.<br />

Dr. Georg Kraus, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner, Bruchsal.<br />

Kontakt: info@kraus-und-partner.de<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


<strong>11</strong>4 | KARRIERE<br />

thyssenkrupp Hohenlimburg gründet Kompetenzwerkstatt<br />

thyssenkrupp Hohenlimburg stellt seine<br />

Aus- und Weiterbildungsaktivitäten auf<br />

eigene Beine und bildet diese seit dem<br />

1. Oktober <strong>2019</strong> unter neuem Namen in<br />

einem eigenständigen Unternehmen für<br />

die Region ab: thyssenkrupp<br />

Hohenlimburg kompetenzwerkstatt<br />

GmbH.<br />

In dem Tochterunternehmen der thyssenkrupp<br />

Hohenlimburg GmbH werden Beratung,<br />

Betreuung, Koordination, Marketing,<br />

Planung, Organisation und Verwaltung für<br />

den gesamten Bereich der Aus- und Weiterbildung,<br />

im Einklang mit den Strategien<br />

in der Business Area Steel Europe, unter<br />

einem Dach gebündelt. Ein Ziel des neuen<br />

Unternehmens ist es, die qualifizierte Ausbildung<br />

in technischen und kaufmännischen<br />

Berufen sowie die systematische<br />

und individuelle Personal- und Führungskräfteentwicklung<br />

für die Business Unit<br />

Precision Steel noch effizienter als bisher<br />

lokal zu begleiten.<br />

Der Name „Kompetenzwerkstatt“<br />

steht dabei sowohl für die langjährige<br />

Expertise auf dem Gebiet als auch für die<br />

große Nähe zu modernster und hochkomplexer<br />

Technik. Treibende Kraft der<br />

Kompetenzwerkstatt ist ein junges und<br />

dynamisches Team, das sich nicht nur für<br />

die Belange des eigenen Mutterunternehmens<br />

engagiert, sondern darüber<br />

hinaus auch ausgesuchte Services für<br />

klein- und mittelständische Unternehmen<br />

auf dem lokalen Markt anbietet.<br />

thyssenkrupp Hohenlimburg kompetenzwerkstatt GmbH<br />

Dienstleistungsspektrum: Beratung, Betreuung, Koordination, Marketing,<br />

Planung, Organisation und Verwaltung für den gesamten Bereich Aus- und<br />

Weiterbildung. Dazu gehören u.a.:<br />

• Personalentwicklung<br />

• Führungskräfteentwicklung<br />

• Wissenstransfer<br />

• Changemanagement HR<br />

• Schulungsmanagement<br />

• Fortbildungsförderung<br />

• Führen von Auszubildenden, Praktikanten und Trainees<br />

• Organisation der Berufsausbildung<br />

• Ausbildungsmarketing (z.B. Messeauftritte)<br />

• Auswahlverfahren für neue Auszubildende<br />

• Beratung von Auszubildenden.<br />

thyssenkrupp Hohenlimburg kompetenzwerkstatt GmbH,<br />

Oeger Straße 47, 58642 Iserlohn. Tel.: +49 2374 924723-0,<br />

kompetenzwerkstatt-hohenlimburg@thyssenkrupp.com.<br />

Dies hilft auch dem Mutterkonzern Steel<br />

Europe im Ruhrgebiet. So können Unternehmen<br />

aus der Region u.a. ihre Suche<br />

nach guten Auszubildenden, deren<br />

Betreuung sowie auch das Führen von<br />

Praktikanten von der neuen Kompetenzwerkstatt<br />

durchführen lassen. Das<br />

erspart ihnen nicht nur viel Aufwand und<br />

Zeit, sondern auch eine eigene Ausbildungsabteilung.<br />

Der Standort der neuen Kompetenzwerkstatt<br />

befindet sich nicht zuletzt aus<br />

diesem Grund außerhalb des Werksgeländes<br />

von thyssenkrupp Hohenlimburg an<br />

neutraler und für jedermann zugänglicher<br />

Stelle im Gewerbepark auf der Insel,<br />

Oeger Str. 47, 58642 Iserlohn.<br />

• thyssenkrupp Steel Europe<br />

Betriebe und Jugendliche finden in der Ausbildung häufig nicht zusammen<br />

Potenzielle Auszubildende und Betriebe<br />

finden immer schwieriger zusammen.<br />

Seit einigen Jahren gibt es einen Anstieg<br />

offener Stellen bei nahezu gleichbleibend<br />

hoher Zahl unversorgter Bewerber.<br />

Der „Ländermonitor berufliche Bildung“<br />

nennt Ursachen und beleuchtet die Situation<br />

der beruflichen Bildung in den 16<br />

Bundesländern.<br />

In den letzten Jahren ist die Zahl der Ausbildungsanfänger<br />

im dualen System der<br />

Berufsausbildung wieder gestiegen. Trotz<br />

dieser positiven Entwicklung finden Betriebe<br />

und Jugendliche immer häufiger nicht<br />

zueinander: Im Jahr 2009 konnten 17.000<br />

Ausbildungsplätze nicht besetzt werden<br />

und 93.000 Bewerber gingen leer aus.<br />

Auch 2018 suchten noch 79.000 Jugendliche<br />

erfolglos eine Lehrstelle, obwohl sich<br />

die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze<br />

auf 58.000 mehr als verdreifacht hat. Zu<br />

diesen Ergebnissen kommt der diesjährige<br />

„Ländermonitor berufliche Bildung“ der<br />

Abteilung Wirtschaftspädagogik der Universität<br />

Göttingen und des Soziologischen<br />

Forschungsinstituts in Göttingen, der<br />

durch die Bertelsmann Stiftung gefördert<br />

wurde.<br />

Die Gründe für diese Passungsprobleme<br />

sind vielfältig: Für knapp die Hälfte<br />

(44 %) der unbesetzten Stellen gibt es<br />

zwar interessierte Jugendliche, es kommt<br />

aber trotzdem nicht zum Abschluss von<br />

Ausbildungsverträgen, weil der Betrieb die<br />

Bewerber nicht für geeignet hält oder die<br />

Jugendlichen den Betrieb nicht für attraktiv<br />

genug halten. So kann in Berlin jeder<br />

achte Ausbildungsplatz in den Verkaufsberufen<br />

trotz ausreichender Bewerberzahlen<br />

nicht besetzt werden. Bei einem Drittel<br />

der unbesetzten Stellen liegt das Problem<br />

darin, dass es keine Bewerber für den<br />

angebotenen Ausbildungsberuf gibt. Bei<br />

knapp einem Viertel (23 %) der unbesetzten<br />

Stellen liegt das Problem in fehlender<br />

Mobilität, weil sich Ausbildungsbetriebe<br />

und Bewerber in unterschiedlichen Regionen<br />

des jeweiligen Bundeslandes befinden.<br />

Dies betrifft in besonderem Maße<br />

Bayern und Sachsen.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


KARRIERE | <strong>11</strong>5<br />

Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann<br />

Stiftung, sieht mit Blick auf das deutsche<br />

Ausbildungssystem Licht und Schatten:<br />

„Das deutsche Ausbildungssystem ist ein<br />

Zugpferd für die wirtschaftliche Entwicklung.<br />

Erfreulicherweise werden wieder<br />

mehr Ausbildungsplätze angeboten, doch<br />

zu viele davon bleiben unbesetzt.“ Es sei<br />

deshalb wichtig, dafür zu sorgen, dass<br />

Betriebe und Jugendliche besser zusammenfinden.<br />

Dafür fordert er Lösungen, die<br />

den unterschiedlichen regionalen Problemlagen<br />

gerecht würden: „Gerade kleine<br />

Betriebe brauchen Unterstützung dabei,<br />

ihre Stellen zu besetzen.“ Zudem gelte es,<br />

in aus Sicht der Jugendlichen unbeliebteren<br />

Branchen die Rahmenbedingungen zu verbessern.<br />

Hilfreich wäre auch, die Kontakte<br />

zwischen Schulen und Betrieben zu intensivieren<br />

und so den Übergang zu erleichtern.<br />

Insgesamt hat sich die Situation auf<br />

dem Ausbildungsmarkt für junge Menschen<br />

verbessert. Kamen 2009 im bundesweiten<br />

Durchschnitt auf 100 Ausbildungssuchende<br />

knapp 89 Stellen, so sind<br />

es heute annähernd 97. Die bundesweite<br />

Betrachtung verdeckt allerdings große<br />

regionale Unterschiede: Regionen mit<br />

einem Überhang an Ausbildungsstellen<br />

finden sich überwiegend im Süden und –<br />

vor allem aufgrund des Geburtenrückgangs<br />

in den 90er-Jahren – im Osten<br />

Deutschlands. So kommen z.B. im bayrischen<br />

Passau auf 100 Bewerber rein rechnerisch<br />

129 offene Stellen, im thüringischen<br />

Altenburg-Gera <strong>11</strong>2. Dort besteht<br />

zwischen den Unternehmen eine hohe<br />

Konkurrenz um potenzielle Auszubildende.<br />

Mehr Ausbildungsnachfrager als offene<br />

Stellen gibt es hingegen im Westen und<br />

Nordwesten der Republik. So stehen in<br />

Hagen in Nordrhein-Westfalen 100 Bewerbern<br />

gerade einmal 80 Ausbildungsplätze<br />

zur Verfügung.<br />

In Regionen mit einem Mangel an Ausbildungsplätzen<br />

sinken vor allem die<br />

Chancen der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss,<br />

einen Ausbildungsplatz<br />

zu finden. Insgesamt begannen 2017<br />

lediglich 37 % von ihnen direkt nach Verlassen<br />

der Schule eine duale und weitere<br />

10 % eine schulische Ausbildung. Mehr<br />

als die Hälfte (53 %) begannen stattdessen<br />

lediglich eine Maßnahme des Übergangssektors.<br />

Schlechte Chancen bei der<br />

Ausbildungsplatzsuche haben auch<br />

Bewerber mit ausländischer Staatsbürgerschaft.<br />

Dräger schlägt vor, Maßnahmen des<br />

Übergangssystems in Richtung öffentlich<br />

finanzierter, an den Fachkräftebedarfen in<br />

der Region orientierten Ausbildungsalternativen<br />

weiterzuentwickeln. Im Sinne<br />

einer Ausbildungsgarantie sollen diese<br />

Ausbildungsplätze dann vorgehalten werden,<br />

wenn Bewerber leer ausgehen. Dabei<br />

helfe ein Übergang in reguläre betriebliche<br />

Ausbildung nach dem ersten Jahr sowohl<br />

den Jugendlichen als auch den Betrieben.<br />

• Bertelsmann Stiftung<br />

Tariflöhne steigen <strong>2019</strong> in Deutschland durchschnittlich um 3,2 Prozent<br />

Unter Berücksichtigung der im 1. Halbjahr<br />

<strong>2019</strong> abgeschlossenen Tarifverträge und<br />

der in den Vorjahren für <strong>2019</strong> bereits vereinbarten<br />

Tariferhöhungen steigen die<br />

Tariflöhne in diesem Jahr um durchschnittlich<br />

3,2 %. Dies ergibt sich aus der<br />

aktuellen Halbjahresbilanz, die das Tarifarchiv<br />

des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen<br />

Instituts (WSI) der Hans­<br />

Böckler-Stiftung im August vorgelegt hat.<br />

Die Tariferhöhungen liegen damit noch einmal<br />

leicht oberhalb des Vorjahres, in dem sie um<br />

3,0 % zugenommen hatten. Bei einem durchschnittlichen<br />

Anstieg der Verbraucherpreise<br />

von 1,6 % im 1. Halbjahr <strong>2019</strong> ergibt sich demnach<br />

ein Reallohnzuwachs von 1,6 %.<br />

„Insgesamt bestätigen die Tarifabschlüsse<br />

im 1. Halbjahr <strong>2019</strong> den Trend des Vorjahres<br />

zu deutlich höheren Lohnzuwächsen“,<br />

sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs,<br />

Prof. Dr. Thorsten Schulten. „Damit leisten<br />

die Tariflöhne einen wichtigen Beitrag dafür,<br />

dass durch eine starke Binnennachfrage<br />

einer sich abkühlenden Konjunktur entgegengewirkt<br />

wird.“ Besonders hoch fallen<br />

die Tarifzuwächse in diesem Jahr in den großen<br />

Tarifbranchen aus. In der Metallindustrie<br />

beträgt die jahresbezogene Tariferhöhung<br />

4,1 %, gefolgt von der Eisen- und<br />

Stahlindustrie mit 3,9 % und dem öffentlichen<br />

Dienst (Länder) mit 3,6 %. Weitere<br />

Beispiele: Im Bauhauptgewerbe steigen die<br />

Tariflöhne um 3,3 %, in der Textilindustrie<br />

und dem privaten Verkehrsgewerbe um<br />

jeweils 3,2%, im Hotel und Gaststättengewerbe<br />

um 2,8% und bei der Deutschen<br />

Bahn um 2,5%. Im Gebäudereinigerhandwerk<br />

liegen die Tarifzuwächse bei 2,3 %<br />

und bei der Deutschen Post AG sind es<br />

2,1 %. Noch nicht berücksichtigt sind hier<br />

die im Juli <strong>2019</strong> erzielten Tarifabschlüsse im<br />

Einzelhandel und im Bankgewerbe.<br />

Im ersten Halbjahr <strong>2019</strong> wurden von den<br />

DGB-Gewerkschaften für etwa 3,3 Mio.<br />

Beschäftigte neue Tarifabschlüsse vereinbart.<br />

Die durchschnittliche Laufdauer beträgt<br />

26,5 Monate, sodass die große Mehrzahl<br />

der Vereinbarungen zweistufige Lohnerhöhungen<br />

für <strong>2019</strong> und 2020 vorsieht. Im zweiten<br />

Halbjahr <strong>2019</strong> finden weniger Tarifverhandlungen<br />

statt als in den ersten sechs<br />

Monaten. Von den großen Tarifbereichen<br />

stehen vor allem die Verhandlungen in der<br />

chemischen Industrie, dem Versicherungsgewerbe<br />

und der Holz- und Kunststoff verarbeitenden<br />

Industrie auf der Tagesordnung.<br />

• Hans-Böckler-Stiftung<br />

Für die Stahl- und Hüttenwerke<br />

Injektionsanlagen für<br />

Feinkohle und Kalk<br />

Spritzmaschinen für<br />

die Feuerfestreparatur<br />

Spritzmanipulatoren<br />

für die Heißreparatur<br />

VELCO Gesellschaft für Förder-, Spritz- und Silo-Anlagen mbH<br />

<strong>STAHL</strong><br />

Haberstraße<br />

+ <strong>TECHNIK</strong><br />

40<br />

1 (<strong>2019</strong>)<br />

· D-42551<br />

Nr. <strong>11</strong><br />

Velbert · Germany · Tel. +49 20 51 - 20 87 - 0 · Fax +49 20 51 - 20 87 20 · E-Mail: info@velco.de · www.velco.de


<strong>11</strong>6 | KARRIERE<br />

Unterrichtung über Einstellung muss rechtzeitig, also vorher erfolgen<br />

Der Arbeitgeber hatte einen Mitarbeiter<br />

eingestellt und den Betriebsrat zuvor<br />

lediglich gemäß § 105 BetrVG unterrichtet,<br />

da er davon ausging, dass es sich<br />

dabei um einen leitenden Angestellten<br />

handelte.<br />

Der Betriebsrat sah dies anders (zu Recht<br />

– später wurde gerichtlich geklärt, dass<br />

der Betreffende kein leitender Angestellter<br />

war) und leitete ein Verfahren gemäß<br />

§ 101 BetrVG auf Aufhebung der personellen<br />

Maßnahme ein. Nach dem Gütetermin<br />

in diesem Verfahren hörte der Arbeitgeber<br />

den Betriebsrat gemäß § 99 Abs. 1 BetrVG<br />

vorsorglich und rückwirkend zu der fraglichen<br />

Einstellung an. Der Betriebsrat hat<br />

daraufhin die Zustimmung nicht frist- und<br />

formgerecht gemäß § 99 Abs. 3 Satz 1<br />

BetrVG (innerhalb einer Woche schriftlich<br />

unter Angabe von Gründen) verweigert, da<br />

er die nachträgliche Anhörung zu einer<br />

bereits durchgeführten personellen Maßnahme<br />

für unzulässig hielt.<br />

Erfolgt die Zustimmungsverweigerung<br />

nicht frist- und formgerecht, so tritt grundsätzlich<br />

gemäß § 99 Abs. 3 Satz 2 BetrVG<br />

die sogenannte Zustimmungsfiktion ein,<br />

die Zustimmung gilt als erteilt. Das BAG<br />

stellt hier klar, dass diese Fiktionswirkung<br />

nur dann eintreten kann, wenn der Arbeitgeber<br />

den Betriebsrat vor der Einstellung<br />

gemäß § 99 Abs. 1 BetrVG unterrichtet<br />

hat. War die Anhörung unvollständig, so<br />

kann dies auch im Laufe des Verfahrens<br />

gemäß § 101 BetrVG durch Ergänzung<br />

geheilt werden, bei einer vollständig unterbliebenen<br />

Anhörung ist eine Heilung durch<br />

Nachholung aber nicht möglich. Der<br />

Arbeitgeber muss also zunächst die Einstellung<br />

aufheben und kann dann gegebenenfalls<br />

ein neues Besetzungsverfahren<br />

einleiten.<br />

Zur Begründung verweist das BAG<br />

zunächst auf den Wortlaut von § 99 Abs.<br />

1 Satz 1 BetrVG, wonach der Arbeitgeber<br />

den Betriebsrat „vor“ der Einstellung zu<br />

unterrichten und die Zustimmung zu der<br />

„geplanten“ Maßnahme einzuholen hat.<br />

Auch nach dem Zweck des Mitbestimmungsrechtes<br />

müsse die Beteiligung des<br />

Betriebsrates erfolgen, wenn noch keine<br />

abschließende Entscheidung gefallen ist<br />

oder diese zumindest noch unproblematisch<br />

revidiert werden kann.<br />

Das Aufhebungsverfahren nach § 101<br />

BetrVG dient laut BAG dazu, zu gewährleisten,<br />

dass der Arbeitgeber die Mitbestimmungsrechte<br />

des Betriebsrates in personellen<br />

Angelegenheiten zukünftig<br />

achtet. „Anderenfalls könnte der Arbeitgeber<br />

die Beteiligung des Betriebsrats unterlassen,<br />

die personelle Maßnahme durchführen,<br />

abwarten, ob der Betriebsrat von<br />

sich aus durch Einleitung eines Verfahrens<br />

nach § 101 BetrVG initiativ wird und die<br />

Beteiligung dann nachholen, ohne die<br />

Maßnahme aufheben zu müssen. Damit<br />

würde das Mitbestimmungsrecht nach<br />

§ 99 Abs. 1 BetrVG faktisch auf ein Einspruchsrecht<br />

reduziert“ (Rn. 23 der Entscheidung).<br />

Fazit. Das BAG wird in dem zuletzt angeführten<br />

Zitat deutlich. Genau so sind aber<br />

einige Arbeitgeber bereits vorgegangen.<br />

Dieser Praxis schiebt das BAG nun einen<br />

Riegel vor und stärkt die Position des<br />

Betriebsrates bei Verfahren nach § 101<br />

BetrVG erheblich.<br />

Der vorliegenden Entscheidung lag der<br />

Streit um eine Einstellung zugrunde. In<br />

den Gründen spricht das Gericht jedoch<br />

häufig allgemein von personellen Maßnahmen.<br />

Angesichts der Begründung der<br />

Entscheidung ist nicht ersichtlich, warum<br />

diese nicht auch auf andere personelle<br />

Maßnahmen wie etwa die Versetzung zu<br />

übertragen sein sollte. Während bei der<br />

Frage, ob die Aufhebung einer Einstellung<br />

nicht nur beantragt, sondern auch durchgesetzt<br />

werden soll, häufig auch die<br />

gegenteiligen Interessen des betroffenen<br />

Arbeitnehmers zu berücksichtigen sind,<br />

der seinen Arbeitsplatz behalten möchte,<br />

sieht dies z.B. bei einer gegen den Willen<br />

des Betroffenen erfolgten Versetzung<br />

anders aus.<br />

• Stefani Dach, Rechtsanwältin<br />

Bell & Windirsch, Britschgi & Koll<br />

Anwaltsbüro, Düsseldorf<br />

www.fachanwaeltinnen.de<br />

Ein Antrag des Betriebsrats nach § 101 BetrVG, eine ohne seine Zustimmung<br />

durchgeführte Einstellung eines Arbeitnehmers aufzuheben, wird nicht<br />

dadurch unbegründet, dass der Arbeitgeber den Betriebsrat während des<br />

Verfahrens nach § 101 BetrVG nachträglich über die bereits erfolgte<br />

Einstellung unterrichtet, ohne diese zuvor aufzuheben und der Betriebsrat<br />

nicht innerhalb der Wochenfrist nach § 99 Abs. 3 Satz 1 BetrVG seine<br />

Zustimmung unter Angabe beachtlicher Gründe schriftlich verweigert. Die<br />

Fiktionswirkung nach § 99 Abs. 3 Satz 2 BetrVG kann nur eintreten, wenn<br />

der Arbeitgeber den Betriebsrat vor der Einstellung nach § 99 Abs. 1 BetrVG<br />

unterrichtet hat. Eine erst nach der Aufnahme der Tätigkeit durch den<br />

Arbeitnehmer vorgenommene nachträgliche Unterrichtung des Betriebsrats<br />

kann die Zustimmungsfiktion nach § 99 Abs. 3 Satz 2 BetrVG zu der bereits<br />

erfolgten Einstellung nicht bewirken.<br />

BAG, Beschluss vom 21. November 2018 – 7 ABR 16/17 – Amtlicher Leitsatz<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


PANORAMA | <strong>11</strong>7<br />

Das „Ruhrgebiet des Mittelalters“<br />

Bergbau und Metallverarbeitung in<br />

Sulzbach-Rosenberg<br />

Die große Branche der Eisen- und Stahlverarbeitung assoziiert man mit dem Ruhrgebiet, seinen gewaltigen<br />

Bergwerken, Hüttenanlagen und Walzwerken sowie mit Unternehmen wie der Friedrich Krupp AG oder der<br />

Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik AG (heute: Rheinmetall AG). Aber auch in anderen Regionen,<br />

etwa in Oberschlesien, Bayern, Sachsen oder Böhmen, hat es bedeutende Industriezentren und<br />

Unternehmerpersönlichkeiten gegeben.<br />

H<br />

ierzu gehört auch die Stadt Sulzbach-Rosenberg<br />

am Rand der Fränkischen<br />

Alb. Das heute beschauliche<br />

Städtchen lässt nicht erahnen, dass<br />

hier seit etwa 1.000 Jahren Erzbergbau<br />

und Verhüttung das wirtschaftliche<br />

Leben prägten. Die geologische Voraussetzung<br />

dafür ist die hier langsam beginnende<br />

Auffaltung der Alpen, deren Störungszonen<br />

sich während der Oberkreide<br />

und des Tertiärs (95 Mio. Jahre und jünger)<br />

in bruchtektonischen Elementen<br />

(Aufschiebungen und Verbiegungen) verfestigten<br />

– man spricht vom „Oberpfälzischen<br />

Bruchschollenland“. Abgesehen<br />

von Sand- und Kaolinablagerungen sind<br />

die des Eisenerzes die bedeutendsten.<br />

Sande, Tone und Gerölle wurden in die<br />

durch die tektonischen Aktivitäten entstandenen<br />

Senken gespült und verwitterten,<br />

wodurch Eisen freigesetzt wurde. Es<br />

handelt sich hierbei vor allem um „Braunerz“<br />

(Eisengehalt 45–50%) und „Weißerz“<br />

(25–35%).<br />

Erste schriftliche Erwähnungen<br />

wurden, sowie eines gesenkgeschmiedeten<br />

Stahlbarrens aus demselben Zeitraum<br />

sind aussagekräftige Belege für die Metallverarbeitung<br />

im Raum Sulzbach.<br />

Im späten Mittelalter ist es die erste<br />

„Kleine Hammereinung“ von 1341, ein Vertrag<br />

zwischen Landesherrn, Bergwerksund<br />

Hüttenbesitzern über Erzabbau, dessen<br />

Verarbeitung, Löhnung und Vertrieb, die auf<br />

eine bereits in vollem Gange befindliche vorindustrielle<br />

Tätigkeit hinweist. Damit und mit<br />

den späteren „Einungen“ schuf man ein<br />

Kartell für die Eisenverhüttung.<br />

Sulzbacher Bergbau<br />

Wechselnde Herrschaften und der Vorstoß<br />

von kapitalkräftigen Nürnberger Patriziern<br />

gefährdeten die Selbstständigkeit<br />

Sulzbachs, die mit erneuten Verträgen<br />

jedoch noch gesichert wurde. Ab der Mitte<br />

des 14. Jahrhunderts wurden weitere<br />

Erzlagerstätten erschlossen, sodass in<br />

dessen letztem Drittel ca. 24.000 t Erz an<br />

etwa 35 Hammerwerke verkauft werden<br />

konnten. In den letzten Jahrzehnten des<br />

15. Jahrhunderts nahm der Sulzbacher<br />

Die ersten schriftlichen Erwähnungen des<br />

mittelalterlichen Bergbaus und der Metallverarbeitung<br />

in der Region datieren von<br />

1285 (Amberg) und 1305 (Sulzbach),<br />

bedeuten aber sicher nicht den Beginn dieser<br />

Tätigkeiten. Im Bereich der nicht mehr<br />

existierenden Vorburg des Sulzbacher<br />

Schlosses förderte eine Ausgrabung Reste<br />

eines „Probierofens“ oder eines Schmelzofens<br />

für die Verarbeitung von Buntmetall<br />

zutage; das Fundmaterial lässt eine Datierung<br />

auf das 9. oder 10. Jahrhundert als<br />

sicher erscheinen. Funde einer Klappwaage,<br />

die ab dem 10. Jahrhundert im ottonischen<br />

Reich von Gießern für die Bestimmung<br />

von Metalllegierungen benutzt<br />

Postkarte aus Maxhütte(-Haidhof). Im Sauforst bei Burglengenfeld erfolgte 1853 die<br />

Gründung der Maxhütte, bevor 1864 der erste Hochofen in Rosenberg angeblasen<br />

wurde. Bild um Ende des 19. Jahrhunderts (Foto: Stadtmuseum Sulzbach-Rosenberg, Slg.<br />

Frühling)<br />

Prof. Dr. Detlef Haberland, Bonn, Kultur-, Reise- und Technikhistoriker.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


<strong>11</strong>8 | PANORAMA<br />

Standorte der Maxhüttenwerke in<br />

Nordbayern, Thüringen und Sachsen.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die<br />

Maxhütte in eine Randlage der Bundesrepublik<br />

Deutschland und Westeuropas<br />

geraten. Die ostdeutschen Werke,<br />

darunter Unterwellenborn als das<br />

bedeutendste, gingen verloren (Foto:<br />

Stadtmuseum Sulzbach-Rosenberg, Slg.<br />

Müller)<br />

Bergbau einen weiteren Aufschwung:<br />

was durch den umfangreichen<br />

Ankauf von Grubenholz,<br />

Pferden, Ochsenhäuten (für Wasserschöpfsäcke)<br />

und Unschlitt<br />

(Beleuchtung) sichtbar wird. Hier<br />

wurde ein Sechstel des Eisens in<br />

Europa produziert.<br />

Im 16. Jahrhundert kam Sulzbach<br />

an das Fürstentum Pfalz-Neuburg;<br />

der Bergbau geriet durch<br />

Nachlässigkeit und Korruption in<br />

eine Krise, die, nicht zuletzt durch<br />

die starke Konkurrenz von Amberg,<br />

zu dessen Niedergang führte. Auch<br />

der 30-jährige Krieg beeinträchtigte<br />

die Entwicklung nachhaltig,<br />

sodass Sulzbach erst wieder im 19.<br />

Jahrhundert an die mittelalterliche<br />

Blütezeit anknüpfen konnte.<br />

1853 wurde nach einer zweijährigen<br />

erfolglosen Geschäftstätigkeit<br />

einer Vorgängergesellschaft<br />

die „Eisenwerk-<br />

Gesellschaft Maximilianshütte<br />

AG“ gegründet. Entscheidende<br />

Investitionen senkten den Preis<br />

des Roheisens und machten die<br />

Hütte konkurrenzfähig. Gleichwohl<br />

stand sie vor großen Herausforderungen:<br />

Zwar waren die seinerzeit<br />

modernen Puddel öfen in Betrieb, die<br />

aber durch das 1856 erfundene<br />

Bessemer-Verfahren (Vorgänger des<br />

Thomas- Gilchrist-Verfahrens) überholt<br />

waren. 1870 erlosch jedoch Bessemers<br />

Lizenz. Dies im Blick, hatte die Maxhütte<br />

1859 Erzlager im Sulzbacher Revier und<br />

1863 im Hersbrucker Raum gekauft und<br />

bis 1870 drei neue Kokshochöfen errichtet;<br />

in Haidhof wurden bis 1859 vier<br />

Schweißöfen, ein Universalwalzwerk, ein<br />

Feineisen- und ein Blechwalzwerk in<br />

Betrieb genommen. Neben anderen<br />

Investitionen und Zukäufen erkannte die<br />

Leitung der Maxhütte die qualitative und<br />

wirtschaftliche Bedeutung des<br />

Thomas-Verfahrens und eröffnete mit<br />

dieser Technik 1889 das Werk in<br />

Rosenberg. Es entstand ein Industriekomplex,<br />

der bis zum Beginn des Ersten<br />

Weltkriegs ca. 4.600 Beschäftigte hatte.<br />

Erster Siemens-Martin-Ofen<br />

Die Entwicklung stand jedoch nicht still:<br />

1893 wurde in Haidhof der erste Siemens-Martin-Ofen<br />

in Betrieb genommen.<br />

Dessen Vorteil war die Erzeugung von größeren<br />

Mengen flüssigen Stahls bei höheren<br />

Temperaturen und der hohe Zusatz von<br />

Schrott. Zur Maxhütte gehörten auch die<br />

Hütten in Unterwellenborn (thüringischer<br />

Landkreis Saalfeld-Rudolstadt), in dem ab<br />

1895/96 vorwiegend Thomasroheisen produziert<br />

wurde, in Nittenau, Luckahammer,<br />

Lichtenwald und Zwickau.<br />

Der Rückgang der Produktion durch die<br />

Folgen des Ersten Weltkriegs konnten erst<br />

ab 1925 wieder aufgeholt werden: Neue<br />

Siemens-Martin-Öfen wurden in Haidhof<br />

errichtet, wo man z.B. besonders verschleißfeste<br />

Schienen produzierte. Die<br />

Weltwirtschaftskrise wirkte auch auf die<br />

Maxhütte: Sie wurde 1929 vom Flick-Konzern<br />

gekauft und damit Teil eines der größ-<br />

Rundblick vom Rosenberger Kriegerdenkmal auf die Anlagen der Maxhütte, kurz vor<br />

Einstellung der Produktion im Jahr 2002 (Foto: Markus Altendorff, Sulzbach-Rosenberg)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


PANORAMA | <strong>11</strong>9<br />

ten deutschen Industriekonzerne. Zwar<br />

mussten die Werke in Zwickau und Haidhof<br />

1930, das in Unterwellenborn 1931 stillgelegt<br />

werden, aber erst 1932 kam es in der<br />

Maxhütte zu einem größeren Personalabbau.<br />

Sie profitierte jedoch ab 1933 von den<br />

Arbeitsbeschaffungs- und ab 1935 von den<br />

steigenden Rüstungsmaßnahmen.<br />

Demontage nach 1945<br />

abgewendet<br />

Nach 1945 konnte zwar die Demontage<br />

der Hütte in Sulzbach abgewendet werden,<br />

aber die Produktionsbegrenzung<br />

durch die US-Besatzung verminderte die<br />

Produktivität auf ca. 25 % des Wertes von<br />

1938. Im Verlauf des „Wirtschaftswunders“<br />

der 1950er- und 1960er-Jahre konnte<br />

die Maxhütte mit einer Rohstahlkapazität<br />

von 900.000 t/a (zum Vergleich: 17<br />

Mio. t/a 1938) wieder konkurrenzfähig und<br />

innovativ werden. Gleichwohl: Durch die<br />

Teilung Deutschlands und Europas war die<br />

Hütte an den Rand gerückt.<br />

Niedergang ab Mitte der<br />

1970er-Jahre<br />

Etwa mit dem Einsetzen der weltweiten<br />

Stahlkrise 1975 begann der Niedergang der<br />

Maxhütte, der auch durch Strukturhilfen des<br />

Freistaates Bayern nicht aufgehalten werden<br />

konnte. 1987 musste Konkurs angemeldet<br />

werden. 1990 wurden im Rahmen des<br />

Konkursverfahrens die „Neue Maxhütte<br />

Stahlwerk GmbH“ und ein Rohrwerk<br />

gegründet. Gleichwohl führte dies nicht zu<br />

Ansicht der Maxhütte in Rosenberg vom Schlossberg aus gesehen aus dem Jahr 1956.<br />

Ganz rechts sind die damals neu erbauten vergrößerten Hochöfen mit ihren markanten<br />

Gichtgasrohren. Sie ersetzten allmählich die kleineren, links davon liegenden Hochöfen.<br />

Am linken Bildrand das alte Thomas-Stahlwerk (Foto: Stadtmuseum Sulzbach-Rosenberg)<br />

einer Stabilisierung des Werkes, sodass die<br />

Produktion 2002 endgültig eingestellt wurde:<br />

Hohe Roheisenkosten aufgrund der<br />

regionalen Lage (keine auf Flüssen basierende<br />

Logistik), Absatzschwierigkeiten und die<br />

Internationalisierung der Märkte gaben dem<br />

Maxhütten-Komplex letztlich keine Überlebenschance.<br />

Mit ihrer langen technologischen Vorgeschichte,<br />

ihrer ausstrahlenden Wirtschaftsmacht<br />

im Mittelalter, dem erfolgreichen<br />

Neubeginn im 19. Jahrhundert und<br />

ihrem Ende zu Beginn des 21. Jahrhunderts<br />

ist die Maxhütte ein anschauliches<br />

Beispiel für ein regionales Zentrum der<br />

Eisen- und Stahlverarbeitung, das sich<br />

durch steten Wandel und schnelle Innovation<br />

einen Platz im nationalen und internationalen<br />

Markt erobert hat. Die Oberpfalz<br />

ist in einem erheblichen Maße von<br />

diesen jahrhundertelangen Aktivitäten in<br />

technischer, wirtschaftlicher und kultureller<br />

Hinsicht geprägt worden.<br />

Dem Archivar des Stadtarchivs Sulzbach,<br />

Johannes Hartmann, sei herzlich gedankt<br />

für seine freundliche Unterstützung bei<br />

der Beschaffung des Bildmaterials.<br />

Literatur<br />

[1] Stadtmuseum Sulzbach-Rosenberg (Hg.): Von<br />

Erzgräbern und Hüttenleuten. Sonderausstellung<br />

30. April–31. Oktober 2000. Sulzbach-Rosenberg<br />

2000 (Schriftenreihe des Stadtmuseums und<br />

Stadtarchivs Sulzbach-Rosenberg, Bd. 14).<br />

[2] Stadt Sulzbach-Rosenberg (Hg.): 150 Jahre Maxhütte.<br />

„… eine wahrhafte Schmiede des Vulkan“.<br />

Sonderausstellung 14. September 2003–29. Februar<br />

2004 (Schriftenreihe des Stadtmuseums und<br />

Stadtarchivs Sulzbach-Rosenberg, Bd. 18).<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


120 | PANORAMA<br />

5-Euro-Sammlermünze „Gemäßigte Zone“<br />

Neue Münze mit grünem Polymerring<br />

angeprägt<br />

Finanzstaatssekretärin Gisela Splett hat im April die erste 5-€-Sammlermünze mit dem Motiv „Gemäßigte<br />

Zone“ angeprägt. „Die neue Sammlermünze ist mit einem lichtdurchlässigen grünen Polymerring versehen“,<br />

sagte Splett bei der Anprägung in der Münzstätte der Staatlichen Münzen Baden-Württemberg in Karlsruhe.<br />

„Eine Besonderheit ist, dass dieser Ring in fünf Farbabstufungen verwendet wird, sodass jede Münzprägestätte<br />

in Deutschland ihren individuellen Grünton bei der Herstellung verwenden wird.“<br />

D<br />

ie Münze ist Teil der fünfteiligen Serie<br />

„Klimazonen der Erde“, die im Jahr<br />

2017 ihren Auftakt hatte. Das Motiv<br />

der dritten Ausgabe widmet sich der gemäßigten<br />

Klimazone, zu der auch Deutschland<br />

zählt. Typisch für diese Klimazone sind der<br />

Wechsel der Jahreszeiten und Laubmischwälder.<br />

Daher sind eine Waldsilhouette und<br />

ein herbstlicher Eichenast als Bildelemente<br />

auf der Motivseite integriert. Mittelpunkt<br />

des Motives ist ein Feldhase als ein typischer<br />

Vertreter offener Landschaften in der<br />

gemäßigten Zone. Die optische Wirkung<br />

von großer Räumlichkeit wird durch das<br />

Wechselspiel der einzelnen Elemente, die<br />

sowohl positiv wie auch negativ auf der<br />

Bildseite ausgearbeitet sind, erzeugt. „Ein<br />

sehr gelungenes Motiv, das unsere Klimazone<br />

optisch ansprechend charakterisiert“,<br />

so Splett zu der vom Berliner Künstler Peter<br />

Lasch gestalteten Bildseite. Die Wertseite,<br />

die bei allen Münzen der Serie identisch ist,<br />

wurde von der Künstlerin Stefanie Radtke<br />

aus Leipzig entworfen.<br />

Die Auflage der Sammlermünze liegt<br />

bei 3,4 Mio. Stück. Davon werden 3 Mio.<br />

in Stempelglanzqualität und 400.000 in<br />

Spiegelglanzoptik geprägt. Der Erstausgabetag<br />

lag im September <strong>2019</strong>. Die Münze<br />

wird zusätzlich auch in den Münzstätten in<br />

Stuttgart, München, Hamburg und Berlin<br />

geprägt. Die Herstellung der Münzrohlinge<br />

findet ausschließlich in den Münzstätten<br />

Karlsruhe und München statt. Geprägt<br />

werden die Münzen auf einer Presse der<br />

Schuler AG aus Göppingen.<br />

Das Motiv „Tropische Zone“ mit rotem<br />

Polymerring war die erste Ausgabe der<br />

Serie „Klimazonen der Erde“, es folgte 2018<br />

eine Münze mit orangefarbenem Ring, die<br />

die „Subtropische Zone“ symbolisiert. Im<br />

nächsten Jahr wird die „Subpolare Zone“<br />

folgen. 2021 wird die Münze mit der „Polaren<br />

Zone“ den Abschluss der Serie bilden.<br />

• Ministerium für Finanzen,<br />

Baden-Württemberg<br />

Die Sammlermünzen mit Polymerring gelten als besonders fälschungssicher (Foto: Hans-Jürgen Fuchs, Stuttgart)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


TERMINKALENDER | 121<br />

Tagungen und Konferenzen<br />

Stainless Steel World Conference & Expo<br />

<strong>2019</strong><br />

26. – 28. November <strong>2019</strong><br />

Maastricht, Niederlande<br />

Stainless Steel World<br />

www.stainless-steel-world.net/ssw<strong>2019</strong><br />

Hagener Symposium <strong>2019</strong> –<br />

Pulvermetallurgie<br />

28. – 29. November <strong>2019</strong><br />

Hagen<br />

Fachverband Pulvermetallurgie e.V.<br />

www.pulvermetallurgie.com/symposiumtermine/symposium-aktuell<br />

Aachener Stahlkolloquium – ASK 2020<br />

„Steel and More“<br />

26. – 27. März 2020<br />

Aachen<br />

RWTH Aachen<br />

www.rwth-aachen.de<br />

4. Freiberger Feuerfest-Symposium 2020<br />

20. – 22. April 2020<br />

Freiberg<br />

Deutsche Keramische Gesellschaft e.V.<br />

www.ffs2020.dkg.de<br />

Messen und Veranstaltungen<br />

HÜTTENTAG <strong>2019</strong><br />

„Tradition bewahren, Zukunft gestalten“<br />

07. November <strong>2019</strong><br />

Essen<br />

DVS Media GmbH<br />

www.homeofsteel.de/huettentag<br />

formnext <strong>2019</strong><br />

19. – 22. November <strong>2019</strong><br />

Frankfurt am Main<br />

Mesago Messe Frankfurt GmbH<br />

www.formnext.mesago.com<br />

Maintenance Dortmund 2020<br />

12. – 13. Februar 2020<br />

Dortmund<br />

Easyfairs Deutschland GmbH<br />

www.maintenance-dortmund.de<br />

Metav 2020<br />

wire – Tube 2020<br />

10. – 13. März 2020<br />

Düsseldorf<br />

30. März – 03. April 2020<br />

Düsseldorf<br />

Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V.<br />

www.vdw.de/messen-und-symposien/messendes-vdw<br />

Messe Düsseldorf GmbH<br />

www.wire.de<br />

www.tube.de<br />

Seminare<br />

Freiformschmieden<br />

Korrosion von nichtrostenden Stählen<br />

Stahlrecycling<br />

27. – 28. November <strong>2019</strong><br />

Aachen und Wetter<br />

03. – 04. Dezember <strong>2019</strong><br />

Düsseldorf<br />

08. – 12. Dezember <strong>2019</strong><br />

Mönchengladbach<br />

Stahl-Akademie<br />

www.stahl-online.de/index.php/seminar/<br />

freiformschmieden<br />

Stahl-Akademie<br />

www.stahl-online.de/index.php/seminar/<br />

korrosion-von-nichtrostenden-staehlen-2<br />

Stahl-Akademie<br />

www.stahl-online.de/index.php/seminar/<br />

stahlrecycling<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>


122 | VORSCHAU/IMPRESSUM/INSERENTENVERZEICHNIS<br />

Inserentenverzeichnis<br />

In der Dezember-Ausgabe lesen Sie u.a.:<br />

Technik<br />

CO 2 - und energieoptimierte Kreislaufprozesse<br />

Hüttentag <strong>2019</strong><br />

Anzeigenschluss für die nächste Ausgabe: 15. November <strong>2019</strong><br />

Kontakt: Markus Winterhalter, Tel. +49 2<strong>11</strong> 1591-142,<br />

E-Mail: markus.winterhalter@dvs-media.info<br />

AGK Hochleistungswerkstoffe GmbH 43<br />

ASKU-Scholten GmbH 81<br />

automatic Klein GmbH 27<br />

BEDA Oxygentechnik Armaturen GmbH<strong>11</strong><br />

BOBE Industrie-Elektronik 95<br />

CS Additive GmbH 58<br />

Danieli & C. Officine Meccaniche SpA 4, 5<br />

DSD Steel Group GmbH 35<br />

DVS Media GmbH 25, 47, 80, 102,<br />

103, <strong>11</strong>1, 123<br />

Friedrich Ley GmbH 91<br />

GLAMA Maschinenbau GmbH 39<br />

Helmut Klumpf Technische Chemie KG107<br />

hpl-Neugnadenfelder<br />

Maschinenfabrik GmbH 53<br />

Hydrowatt AG 17<br />

IROPA Elektrotechnik GmbH 98<br />

Jasper Gesellschaft für<br />

Energiewirtschaft und Kybernetik mbH 19<br />

Karl Diederichs KG 124<br />

KELLER HCW GmbH 49<br />

H. Kleinknecht & Co. GmbH 73<br />

Kiro-Nathaus GmbH 83<br />

KSK Kuhlmann<br />

System-Kühltechnik GmbH 23<br />

Die weltweite Stahlproduktion steht vor<br />

einem dramatischen Wandel. Die öffentliche<br />

Wahrnehmung und damit der politische<br />

Druck, Veränderungsprozesse in<br />

Richtung Nachhaltigkeit und Minimierung<br />

des „Carbon Footprints“ einzuleiten,<br />

nehmen zu. Die Abhandlung stellt<br />

Technologien und Konzepte vor, mit<br />

deren Hilfe die Stahlindustrie ihren<br />

Transformationsprozess umsetzen kann.<br />

Der Hüttentag feiert am 7. November<br />

<strong>2019</strong> in Essen seine Premiere. Wir berichten<br />

über die Veranstaltung und geben<br />

Eindrücke und Stimmungen wieder.<br />

Küttner GmbH & Co. KG 101<br />

LOI Thermprocess GmbH 15<br />

Mangachoc Slide<br />

Bearing Systems GmbH 105<br />

Morgardshammar AB 9<br />

NoKra Optische Prüftechnik<br />

und Automation GmbH 59<br />

Polytec GmbH 63<br />

Prowelt Consulting 29<br />

Rump Strahlanlagen GmbH & Co. KG 97<br />

Schuh Anlagentechnik GmbH 87<br />

SMS Group GmbH 2<br />

Spraying Systems Deutschland GmbH 79<br />

SSB Schienensysteme Brandt GmbH 58<br />

STEULER-KCH GmbH 1<br />

Sudamin Rohstoff GmbH 93<br />

SUS Ulrich Nell 97<br />

Unitechnik Automatisierungs GmbH 77<br />

VELCO Ges. für Förder-,<br />

Spritz- und Silo Anlagen <strong>11</strong>5<br />

WEERULIN GmbH 13<br />

WOKO Magnetund<br />

Anlagenbau GmbH 21<br />

Herausgeber/Verlag<br />

DVS Media GmbH<br />

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Aachener Straße 172, 40223 Düsseldorf<br />

Telefon +49 2<strong>11</strong> 1591- 0<br />

Telefax +49 2<strong>11</strong> 1591-200<br />

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Internet www.dvs-media.eu<br />

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Redaktion<br />

Dipl.-Ing. Ulrich Ratzek (verantwortlich)<br />

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Markus Winterhalter (verantwortlich)<br />

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Henning Schneider<br />

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Die neuen Media-Informationen<br />

2020<br />

Issue 2020<br />

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20<br />

20<br />

Ausgabe 2020<br />

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20<br />

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Steel Technology<br />

ArcelorMittal investigates<br />

the industrial use of pure<br />

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Steel Distribution<br />

SSAB enhances steel<br />

services for customers in<br />

Central and Eastern Europe<br />

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Trends und Innovationen vom<br />

Metallurgie-Messequartett in<br />

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Panorama<br />

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Industrielles Erbe und<br />

Geschichtskultur in der<br />

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