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FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 12

FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik

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Im Herbst 2019 | Ausgabe <strong>12</strong> | Kostenlos, aber nicht umsonst<br />

<strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik im Stadtteil<br />

®<br />

VOLKER LECHTENBRINK<br />

ERINNERUNGEN<br />

» Wir wohnten in Findorff in der Tölzer Straße. «<br />

ISA FISCHER Mühlen, Schlösser & Fachwerk DR. GABRIELE JUNKERS<br />

Gedanken über die Einsamkeit EXTRABREIT Kai Havaii über wilde<br />

Zeiten HEIKO GREIN Zehn Jahre Musiknetzwerk MAHLZEIT Sushi !


BEXTES BLICK<br />

q VOM LEBEN GEZEICHNET<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 03


q AUS <strong>FINDORFF</strong>. FÜR <strong>FINDORFF</strong>.<br />

Kleingeistigkeit ? Freigeistigkeit !<br />

K<br />

ennen Sie das ? Sie haben eine<br />

Idee, die Sie unbedingt<br />

umsetzen möchten. Eine<br />

solche von uns ziemlich<br />

ambitionierte Idee war es,<br />

für <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong><br />

<strong>NEBENAN</strong> als kleines<br />

Stadtteilmagazin, irgendwie,<br />

irgendwo, irgendwann den großartigen<br />

Volker Lechtenbrink zu interviewen.<br />

Was nur wenige Ältere noch wissen: Der beliebte Schauspieler,<br />

Regisseur, Intendant, Texter, Sänger und Synchronsprecher ist<br />

als Kind in der Tölzer Straße in Findorff aufgewachsen – und<br />

hat auch nach dem Umzug der Familie nach Hamburg seine<br />

Ferien dort bei den Großeltern verbracht.<br />

Große Freude in der Redaktion: Nach fast zwei Jahren Kontakt<br />

über seine freundliche Agentin und der Zusendung eines Exemplars<br />

von <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> an den Künstler<br />

hat es für diese Ausgabe geklappt. Volker Lechtenbrink ließ<br />

es sich nicht nehmen, uns für Interview und Fotoproduktion<br />

in seine langjährige Spielstätte, das berühmte »Ernst Deutsch<br />

Theater« einzuladen, um unsere Fragen zu beantworten. Die<br />

Fahrt von Bremen nach Hamburg war die erste »Dienstreise«<br />

in drei Jahren und das Interview war ein verdienter Lohn für<br />

unsere Beharrlichkeit – und ist zugleich auch ein gutes Beispiel<br />

für den Anspruch, über den Stadtteilrand zu schauen und mit<br />

interessanten Beiträgen dieses Magazin weiter möglich zu machen,<br />

trotz mancher kleingeistiger Widrigkeiten, auf<br />

die man im »Dorff« ab und an trifft. Das Gegenteil<br />

von Kleingeistigkeit ist Freigeistigkeit – und wir<br />

durften einen Vertreter dieser äußerst positiven<br />

Charaktereigenschaft erleben. Die tiefenentspannte<br />

Freundlichkeit und große Offenheit des Schauspielers<br />

haben uns beeindruckt – ebenso wie die<br />

eloquent erzählten Erinnerungen an seine Kindheit<br />

in Findorff sowie weitere Anekdoten aus seiner Karriere.<br />

Diese Karriere dauert übrigens mittlerweile über 60 Jahre an.<br />

Sie begann einst damit, dass der kleine Volker im Alter von<br />

sieben Jahren an den damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk<br />

einen Brief schrieb mit dem Satz: »Ich höre Euren Kinderfunk<br />

– und kann ich da nicht mitmachen ?« Womit wir wieder ganz<br />

wie am Anfang bei einer ambitionierten Idee wären, die unbedingt<br />

umgesetzt werden wollte. Woran die erste Bewerbung fast<br />

gescheitert wäre, warum seine Rolle als 14-jähriger Darsteller<br />

in »Die Brücke« ein »Sesam öffne Dich« für die professionelle<br />

Schauspielerei war und wie er als Sänger die »ZDF-Hitparade«<br />

erlebt hat, erzählt uns Volker Lechtenbrink in dieser Ausgabe.<br />

Auf die Frage, ob der stets mit öffentlicher Wirkung verbundene<br />

Beruf des Schauspielers dadurch auch anstrengend sein kann,<br />

war seine Antwort übrigens: »Du machst ihn für das Publikum.<br />

Ansonsten könntest Du ja auch in den Keller gehen und dort<br />

spielen.« Das gilt irgendwie auch für ein öffentlich publiziertes<br />

Magazin: Auch wir freuen uns, dass Sie uns wahrnehmen und<br />

gern lesen – und hoffen, dass Ihnen Ausgabe <strong>Nr</strong>. <strong>12</strong> gefällt.<br />

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Bremen<br />

06 l VOLKER LECHTENBRINK<br />

Über seine Kindheit in Findorff, Briefings für »Die Brücke«<br />

und warum man manchmal nicht »Danke« sagen darf<br />

<strong>12</strong> l ISA FISCHER<br />

Die Stadtzeichnerin über Regenwetter, stolze Bauarbeiter auf<br />

der Müllhalde und Dienstreisen, die es leider nicht gab<br />

16 l SPARKASSE BREMEN<br />

Aktiv vor Ort: Neues aus der Findorffer Filiale<br />

17 l SPECIAL: WEIHNACHTEN IN <strong>FINDORFF</strong><br />

+ Dr. Gabriele Junkers über die Einsamkeit an den Festtagen<br />

+ Kerstin Schröck: Neues vom Findorffer »Single Kulturkreis«<br />

+ Dem Weihnachtsmann auf der Spur: »Christmas & more« +<br />

Antje Lammers: Mode als Leidenschaft + 24 schöne Geschenkideen<br />

+ Ja oder nein: Braucht Findorff einen Weihnachtsbaum<br />

? + Meerjungfrau im Fitnessstudio: Geprobt für das<br />

Musical im Dezember wird bei der »ULC Fitness Company«<br />

<strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong><br />

30 l EXTRABREIT<br />

Sänger Kai Havaii über wilde Zeiten, große Irrtümer<br />

und sein neues Buch, den Thriller »Rubicon«<br />

36 l FINANZTIPP<br />

Sparkasse Bremen: fairgleichen und sparen !<br />

38 l ZWISCHENRUF<br />

Mike Gorden über ein Müllproblem<br />

40 l SONGS & WHISPERS<br />

Heiko Grein: zehn Jahre Musiknetzwerk<br />

41 l MAHLZEIT<br />

42 l DORFFKLATSCH<br />

44 l <strong>FINDORFF</strong> GEHT AUS<br />

46 l SIM SCHAUT VORAUS<br />

Last Christmas in Findorff 2040<br />

Wir wünschen allen LeserInnen, AnzeigenkundInnen und sonstigen<br />

WegbegleiterInnen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch !<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 05


PROFILE<br />

q WIR TRAFEN VOLKER LECHTENBRINK IM »ERNST DEUTSCH THEATER«<br />

» Ich hatte in Findorff eine ganz wunderbare Kindheit.«<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 06<br />

VOLKER LECHTENBRINK<br />

SCHAUSPIELER<br />

V<br />

olker Lechtenbrink, Sie können auf eine<br />

lange Karriere zurückblicken. Fast jedeR in<br />

Deutschland kennt Ihren Namen. Bekannt<br />

geworden sind Sie erstmals, als Sie als<br />

14-Jähriger im Antikriegsfilm »Die Brücke«<br />

mitspielten. Wie kam es, dass Sie so früh<br />

zur Schauspielerei kamen ?<br />

Ich bin ja eigentlich noch früher zur Schauspielerei<br />

gekommen. Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich<br />

mein ganzes Leben lang Schauspieler. Ich habe ja schon im Alter<br />

von sieben Jahren an den NWDR, den damaligen Nordwestdeutschen<br />

Rundfunk geschrieben, wie die Rundfunkanstalt für<br />

Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein<br />

bis 1955 hieß. Ich habe geschrieben: »Ich höre<br />

Euren Kinderfunk – und kann ich da nicht mitmachen ?«. Die<br />

haben mir auch geantwortet: »Ja, komm‘ doch mal vorbei und<br />

lies uns etwas vor.« Das habe ich dann auch gemacht, stolperte<br />

damals aber immer noch in der Aussprache ȟber den spitzen<br />

Stein«. Da hat man mir gesagt: »Du, Volker, das geht bei uns<br />

aber nicht.« Danach habe ich ziemlich geübt, das »Sp« und »St«<br />

nicht mehr so sehr zu betonen – und dadurch hat man mich<br />

genommen. Von da an habe ich Kinderfunk gemacht und mit<br />

zehn Jahren erstmals Theater gespielt – so war ich beispielsweise<br />

der »Sohn« des bekannten Schauspielers Hanns Lothar. Gespielt<br />

habe ich im Thalia-Theater und im Hamburger Schauspielhaus<br />

im Stück »Lapalu« unter den Augen von Gustav Gründgens. Das<br />

werde ich nie vergessen – und auch meine Eltern waren hin und<br />

weg. So ging es weiter und bald kam ja auch schon die Rolle<br />

in dem Kinofilm »Die Brücke«. Damit war es endgültig so weit<br />

und ich habe gesagt: »Jetzt will ich von der Schule weg und ein<br />

richtiger Schauspieler werden.« Das bin ich ja auch geworden.<br />

Wie war es für Sie, sich in diesem jungen Alter mit so einer<br />

ernsten Thematik auseinanderzusetzen ?<br />

Ich ging nach dem Wegzug meiner Familie aus Bremen nach<br />

Hamburg auf das »Johanneum«, ein humanistisches Gymnasium<br />

in Winterhude. Wir hatten uns mit der Kriegszeit und<br />

den Nazis schon im Unterricht beschäftigt. Ich hatte darüber<br />

aber zugleich auch mit meinem Vater gesprochen. Er war als<br />

Flieger im Krieg abgeschossen worden und danach sozusagen<br />

untauglich gewesen. Mit ihm, der nachweislich kein Nazi war,<br />

sondern ein echter Freidenker, konnte ich als Jugendlicher über<br />

alles reden. Er war unglaublich offen zu mir – was damals für<br />

mich als Junge im Alter von 13 Jahren ein großes Glück war.<br />

Aber als wir dann die ersten Film- und Fotoaufnahmen der<br />

Alliierten über den Holocaust in den Konzentrationslagern<br />

gesehen haben, war ich zutiefst erschüttert. Ich habe gedacht:<br />

»Das hat es gegeben ? Das haben Menschen anderen Menschen<br />

angetan ?« Diese Geschehnisse waren schwer zu verdauen. Als<br />

Regisseur Bernhard Wicki 1959 mit »Die Brücke« seinen ersten<br />

Spielfilm drehte, war ich also vorbereitet. Er hat sich zudem<br />

sehr intensiv mit allen jungen Darstellern auseinandergesetzt.<br />

Wenn jemand von uns am nächsten Tag einen Dreh hatte, ist er<br />

mit ihm am Abend zuvor Essen gegangen und hat ihn für seine<br />

Rolle »gebrieft«, wie man heute sagt. Dadurch wurde jeder von<br />

uns durch die Gespräche mit ihm sehr gut vorbereitet. Insofern<br />

konnte ich meine Rolle als Kindersoldat »Klaus Hager« und die<br />

damit verbundenen Schrecken des Nationalsozialismus und der<br />

Kriegszeit ganz gut schauspielerisch umsetzen.<br />

Ging es nach »Die Brücke« mit der Schauspielerei sofort<br />

weiter ? Durften Sie gleich auf eine Schauspielschule ?<br />

Nein, gar nicht. Ich musste erstmal einen ganz schweren Kampf<br />

kämpfen. Meine Mutter wollte unbedingt, dass ich Arzt werde.<br />

Sie arbeitete damals als Chefsekretärin in einer großen Privatklinik,<br />

war beruflich viel mit Ärzten zusammen und bewunderte<br />

diesen Beruf. Dass ihr Sohn eines Tages auch Arzt werden<br />

sollte, war ihr großer Traum. Mein Vater hingegen hat meinen<br />

Drang zum Theater eher verstanden. Er war ab und zu Statist an<br />

der Oper in Bremen und hatte dadurch eine Affinität zu dem Beruf<br />

des Schauspielers. Ich musste also richtig gegen den Willen<br />

meiner Mutter ankämpfen. Der Professor, der die Schule leitete,<br />

hat dann mit mir geredet und gesagt: »Volker, man merkt, Du<br />

hast keine Lust mehr zur Schule zu gehen.« Er hat aufgrund<br />

des Gesprächs mit mir meinen Eltern einen Brief geschrieben<br />

mit dem Tenor: »Lassen Sie den Jungen von der Schule gehen.<br />

Er ist nicht zu halten.« Dadurch, dass die Empfehlung von<br />

einem Professor kam, haben die Eltern meinen Wunsch am<br />

Ende akzeptiert und mich meines Weges gehen lassen.<br />

Sie waren durch »Die Brücke« in den Fünfzigern ein sogenannter<br />

»Kinderstar«. Hatten Sie trotzdem eine normale Kindheit ?<br />

Ja, meine Kindheit war total normal. Wir hatten ein sehr offenes<br />

Haus. Alle meine Freunde konnten jederzeit vorbei kommen. Es<br />

wurde auch über alles frei und ehrlich geredet.<br />

Haben die Freunde nicht gesagt: »Jetzt ist Volker ein Filmstar« ?<br />

Ja, natürlich. Die kurze Zeit, die ich noch auf der Schule war,<br />

bin ich schon ein wenig der Exot gewesen, der einen großen<br />

Film gedreht hat – zumal »Die Brücke« als Kinofilm auch für den<br />

»Oscar« nominiert war und in Hollywood den »Golden Globe<br />

Award« gewann. In der Nachkriegszeit war das alles ja nichts<br />

Alltägliches, sondern etwas ganz Besonderes – und für uns als<br />

junge Darsteller eine Art »Sesam öffne Dich« für die Schauspielerei,<br />

wie man es besser gar nicht hätte haben können.<br />

Sie sind in Hamburg aufgewachsen, haben Ihre Kindheit aber<br />

in Findorff verbracht. Was ist Ihnen in Erinnerung geblieben ?<br />

Meine Familie kommt ursprünglich aus Bremen und umzu.<br />

Geboren bin ich eher zufällig 1944 nahe Königsberg in Cranz in<br />

Ostpreußen. Dort waren meine Eltern kurz und ich nur die ersten<br />

zehn Tage meines Lebens – und schon ging es nach Bremen.<br />

Wir wohnten dort in der Tölzer Straße. u<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 07


q VOLKER LECHTENBRINK IM INTERVIEW<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 08<br />

» Mir war alles sofort wieder vertraut.«<br />

Bis ich in die erste Schulklasse kam, lebten wir in Bremen. Dann<br />

wurde mein Vater versetzt und wir sind nach Hamburg gezogen.<br />

Auch meine Großeltern wohnten in Findorff, kamen aber vom<br />

Land; insofern war ich als Kind auch viel ländlich unterwegs<br />

in der Nähe von Worpswede. Meine Familie und ich zogen für<br />

kurze Zeit noch auf die andere Seite des Bürgerparks in das<br />

»vornehme« Schwachhausen. Wir hatten eine Wohnung in der<br />

Wachmannstraße, bevor es endgültig nach Hamburg ging.<br />

Welche prägenden Kindheitserinnerungen fallen Ihnen in<br />

Verbindung mit Findorff sofort wieder ein ?<br />

Vor allem fällt mir mein Opa ein, der ein ganz besonderer Opa<br />

war. Er war so einer, der wirklich alles konnte, in jeder Situation<br />

immer sehr ruhig und gelassen blieb und als Spielkamerad<br />

viel Zeit für mich hatte. Opa war von Beruf Finanzbeamter. Er<br />

hat für mich zum Beispiel Drachen oder Flöten aus Weidenholz<br />

gebaut – und mir eine einfach bis heute unvergessliche und sehr<br />

spielerische Kindheit bereitet. Meine Oma hat herrlich gekocht<br />

und immer Kartoffelpuffer gemacht – einer gleich für mich und<br />

einer ging auf den Teller. So schnell, wie die bei mir weggingen,<br />

konnte sie gar nicht nachkommen. Als wir dann in Hamburg<br />

wohnten, habe ich meine Großeltern weiterhin in Bremen<br />

besucht und meine Schulferien weiter in Findorff verbracht. Mit<br />

den Kumpels habe ich immer Fußball gespielt. Wir waren nicht<br />

sehr wohlhabend und für Urlaubsreisen hatte man damals ja<br />

auch noch gar kein Geld.<br />

Ist und bleibt Findorff der Ort Ihrer Kindheit oder sollte man<br />

Vergangenheit Vergangenheit sein lassen ?<br />

Nein, ich erinnere mich bis heute sehr gern; zum Beispiel an<br />

unseren Bäcker an der Ecke der Tölzer Straße. Ich hatte in<br />

Findorff eine wunderbare Kindheit. Viele Jahre später stand<br />

ich in Bremen nochmals vor dem Haus meiner Großeltern. Ich<br />

habe alles wiedererkannt und geklingelt. Die neuen Bewohner<br />

haben mich sehr freundlich begrüßt mit den Worten: »Sind Sie<br />

nicht... ?« und ich habe gesagt: »Ja, bin ich.« Ich wurde gleich<br />

hereingelassen und mir war alles sofort wieder vertraut. In der<br />

Straße und sogar im Haus hatte sich gar nicht so viel verändert.<br />

Ich wußte noch genau: »Dort geht es hoch in das Schlafzimmer<br />

und da hinten führt die Treppe in den Keller.« Es gab immer<br />

noch einen kleinen Vorgarten und hinten den schönen Garten.<br />

Nach Ihrem Schulabschluss entschieden Sie sich dafür, die<br />

Schauspielschule in Hamburg zu besuchen. Sie spielten nicht<br />

nur in Filmen und Serien mit, sondern traten auch viel im<br />

Theater auf. Gefällt Ihnen das eine mehr als das andere ?<br />

Mir gefällt die Abwechslung sehr gut. Ich bin unglaublich neugierig<br />

auf Neues. Wenn ich etwas zu lang gemacht habe, finde<br />

ich es irgendwann einschläfernd. Ich denke dann: »Was könnte<br />

ich denn jetzt machen ?« Gott sei Dank hatte ich in meinem Beruf<br />

viele Optionen – und dann habe ich gesagt: »Jetzt mache ich<br />

mal das; dann mache ich das oder etwas ganz anderes.« Diese<br />

Wechselbäder fand und finde ich nach wie vor am schönsten.<br />

Wenn ich lange gedreht hatte, bekam ich eine große Sehnsucht<br />

nach dem Theater. Wenn ich zu lange Theater gespielt hatte,<br />

wollte ich wieder einen Film drehen.<br />

In den Siebzigerjahren wandten Sie sich auch der Musik zu<br />

und sind sogar mehrmals in der damals sehr angesagten<br />

»ZDF-Hitparade« aufgetreten. Sie hatten echte Hits wie »Der<br />

Spieler«, »Leben so wie ich es mag« oder »Ich mag«. Über die<br />

unvergessene »ZDF-Hitparade« ranken sich einige Legenden.<br />

Wie was es damals wirklich bei Dieter Thomas Heck ?<br />

Das war eine sehr witzige Zeit. Wir freuten uns immer, wenn<br />

man sich wieder sah. Wir haben jedes Mal erst unten im Keller<br />

im »Schweizer Hof« einen Begrüßungstrunk genommen. Es<br />

war immer sehr lustig. Wir kamen aus allen Ecken der Welt und<br />

die Hitparade war für uns irgendwie wie eine Klassentreffen.<br />

Es gab einige, die mochten sich mehr und andere, die mochten<br />

sich weniger – wie das im Leben eben so ist. Die Plattenfirmen<br />

wollten von uns auch immer, dass wir nach Berlin in die Sendung<br />

gingen. Es war damals so: Wenn Du in der »ZDF-Hitparade«<br />

aufgetreten bist, hast Du in den nächsten zwei, drei Tagen<br />

garantiert 20.000 Singles verkauft. Die Zeit hat Spaß gemacht.<br />

Man konnte im Fernsehen damals ja auch nur drei Programme<br />

empfangen. Neben der »ZDF-Hitparade« war noch »Disco«<br />

mit Ilja Richter als Moderator sehr angesagt; rückblickend<br />

eine unglaubliche Sendung, in der auf eine Glamrock-Band<br />

wie »Sweet« ein Schlager-Duo wie Cindy & Bert folgte...<br />

Ja, in »Disco« bin ich auch aufgetreten. Nach diesem Prinzip der<br />

musikalischen Kontraste gab es im SWR auch die Sendungen<br />

»Pop ‘79« und »Lieder & Leute«, die ich moderiert habe. In diesen<br />

Sendungen traten ebenfalls bunt gemischt Rockbands, aber<br />

auch Schlagersänger wie Bernd Clüver oder Politbarden wie<br />

Wolf Biermann auf. Alle haben damals übrigens nicht Playback,<br />

sondern live gesungen. »Lieder & Leute« war die letzte Sendung<br />

im Fernsehen, in der tatsächlich noch live gesungen wurde.<br />

Zum 70. Geburtstag haben Sie mit dem Zwei-Personen-Stück<br />

»Leben, so wie ich es mag«, das Ihre älteste Tochter Saskia<br />

Ehlers für Sie geschrieben hat, Ihre bekanntesten Lieder nach<br />

30 Jahren gesanglicher Abstinenz wieder auf die Bühne gebracht.<br />

Wie kam es dazu ?<br />

Die Idee des Stückes war: »Wie wäre es gewesen, wenn mein<br />

Leben ganz anders verlaufen wäre ?«, also wenn ich vom Leben<br />

nicht immer irgendwie aufgefangen worden wäre. Dafür haben<br />

wir in dem Stück die Songs mit einzelnen Szenen zu meinen<br />

verschiedenen Lebensphasen dramaturgisch verknüpft. Ich<br />

merkte sofort, dass die Lieder von damals immer noch sehr gut<br />

im Publikum ankommen. Dadurch entstand die Idee, mit einer<br />

großen Zehn-Mann-Band und zwei Backgroundsängerinnen im<br />

»St. Pauli Theater« aufzutreten. Diese Auftritte waren unglaublich<br />

schön – und genau das war es, was ich unbedingt noch machen<br />

wollte. Ich wollte sehen, ob die Lieder von früher auch heute in<br />

einem Live-Konzert noch funktionieren. Es hat geklappt. u<br />

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q VOLKER LECHTENBRINK IM INTERVIEW<br />

» Ich habe ein Publikum, das mir viel zurück gibt. «<br />

Sie sind Schauspieler, Regisseur, Intendant, Texter und Sänger<br />

– und haben als Synchronsprecher berühmten Schauspielern<br />

wie Burt Reynolds, Kris Kristofferson, Dennis Quaid und<br />

John Cleese Ihre Stimme geliehen. Welches sind momentan<br />

Ihre künstlerischen Schwerpunkte ?<br />

Eigentlich ist es wie immer. Ich mache weiterhin verschiedene<br />

Dinge. Besonders überrascht hat mich zuletzt ein Anruf von<br />

Christian Ulmen, der gefragt hat, ob ich in der Serie »Jerks«<br />

mitspielen will. Ich habe gesagt: »Jerks ? Was ist das denn ?«,<br />

sagte gleich zu und habe meine Rolle als unglaublich erfrischend<br />

und aufregend empfunden. Es gab keinen festen Text,<br />

sondern nur ungefähre Vorgaben für die einzelnen Szenen. Man<br />

sollte und durfte improvisieren. Das fand ich toll. Zu der Rolle<br />

in dieser Serie habe ich eine derartige Rückmeldung bekommen<br />

von einer völlig anderen, jungen Generation. Das war eine neue,<br />

spannende Erfahrung – gerade wenn man denkt: »Du hast doch<br />

schon alles erfahren und gemacht.« Ich hatte großen Spaß.<br />

Manchmal kehren Sie beruflich in die Stadt Ihrer Kindheit<br />

zurück; wie beispielsweise in die Radio Bremen Talk-Show<br />

»3 nach 9«. Was ist aus Ihrer Sicht der wesentliche Unterschied<br />

zwischen Hamburg und Bremen ?<br />

Beides sind norddeutsche Städte, beide haben einen Hafen,<br />

beide sind sehr hanseatisch geprägt und natürlich Großstädte –<br />

aber Hamburg ist einfach sehr viel größer. Ich finde auch nicht,<br />

dass man alles immer vergleichen muss. Wir sollten uns freuen,<br />

dass wir im Norden zwei so schöne, unterschiedliche Städte<br />

haben. Wenn ich in Bremen zum Beispiel bei »3 nach 9« eingeladen<br />

bin, übernachte ich immer im Parkhotel, während andere<br />

KollegInnen sofort nach der Sendung abreisen. Wenn ich dort<br />

auf dem Balkon stehe, liegt vor mir links Schwachhausen und<br />

rechts Findorff. Das ist für mich jedes Mal wieder ein Stück<br />

Heimat, die ich noch einen Tag genießen möchte. Mir kommen<br />

auch immer Erinnerungen an früher, wie an ein Kindheitserlebnis<br />

auf dem Bremer Freimarkt. Dort war ich mit meinem<br />

Vater. Er hatte an der Schießbude als Gewinn fast ein kleines<br />

Messer für mich geschossen, aber irgendwann ging ihm für den<br />

letzten Schuss das Geld aus. Er sagte zu dem Besitzer der Bude:<br />

»Sie passen schön auf, dass inzwischen keiner auf das Messer<br />

schießt.« Ich blieb da und er ging kurz nach Hause, um Geld<br />

zu holen. Er hat das Messer auch für mich geschossen. Solche<br />

Erlebnisse mit meinem wirklich tollen Vater vergisst man nicht.<br />

Zuletzt haben Sie zusammen mit ihrer Tochter Saskia Ehlers<br />

Regie in »Was ihr wollt« am »Ernst Deutsch Theater« in Hamburg<br />

geführt und Sie selbst standen als Narr auf der Bühne.<br />

Sind Sie nach vielen Jahren vor Premieren eigentlich immer<br />

noch aufgeregt und haben Sie Lampenfieber ?<br />

Die berühmte Frage: Ja, ohne Lampenfieber geht es nicht. Das<br />

braucht man ! Ohne die Aufregung würde dieser Beruf ja nicht<br />

der Beruf sein. Das ist es ja, was Theaterspielen ausmacht: Wie<br />

kommt die Inszenierung an ? Klappt alles ? Bin ich gut ? Kann<br />

ich meinen Text ? Ja, den kann ich. Meistens. Vorher hat man<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 10<br />

das Gefühl, ich kann überhaupt nichts mehr. Aber wenn Du auf<br />

der Bühne stehst und spielst, fällt sofort alles von Dir ab.<br />

Sie haben keinen Internetauftritt und sind auch nicht mit<br />

»facebook« präsent. Warum nicht ?<br />

Ich habe so viel Aufmerksamkeit in meinem Leben. Noch mehr<br />

Aufmerksamkeit wäre mir fast zu viel. Wenn ich für mich allein<br />

zur Ruhe komme, bin ich froh, privat nicht auch noch damit<br />

beschäftigt zu sein, mich über das Internet selbst darzustellen.<br />

Ist es manchmal anstrengend, seit mehr als 60 Jahren eine<br />

öffentliche Person zu sein ?<br />

Du machst ja den Schauspielberuf erstmal, weil er in Dir ist –<br />

und Du machst ihn für das Publikum. Ansonsten könntest Du ja<br />

auch in den Keller gehen und dort spielen. Ich habe glücklicherweise<br />

ein unglaublich herzliches Publikum, das mir viel zurück<br />

gibt; vielleicht auch, weil ich immer ehrlich war. Wenn ich auf<br />

dem Winterhuder Marktplatz meinen Fisch einkaufen gehe, bekomme<br />

ich Reaktionen wie: »Volker, wie geht es denn so ?«, »Was<br />

machst Du gerade ?« oder: »Was spielst Du demnächst ?« oder<br />

als ich krank war: »Jetzt siehst Du aber wieder besser aus !«. Die<br />

Hamburger leben mit Dir mit – und das finde ich toll. Wenn Du<br />

das nicht haben möchtest, darfst Du eben nicht rausgehen oder<br />

wenn es Dir nicht so gut geht und Du musst aber rausgehen,<br />

dann sieht man eben zu, dass man sich etwas schützt.<br />

Auf meinem Zettel steht nur noch: Danke für das Gespräch,<br />

toi, toi, toi und viel Erfolg für die nächste Premiere !<br />

Gut abgelesen ! Ich sage jetzt nicht »Danke«, weil man auf »Toi,<br />

toi, toi« nicht mit »Danke« antworten darf; das bringt Unglück<br />

– ebenso wie mit einem Hut auf dem Kopf über die Bühne zu<br />

gehen oder dort zu essen oder zu pfeifen – es sei denn, es ist im<br />

Stück während der Proben oder Aufführungen Teil der Rolle.<br />

Wie war es, wenn ein Anfänger diese Regeln nicht kannte ?<br />

Dann bekam er eine sanfte Backpfeife; ganz wie ich einst als<br />

junger Schauspieler, weil ich auf der Bühne gegessen habe.<br />

Und wie wäre das heute ?<br />

Genauso ! Aber die heutigen SchauspielerInnen wissen meistens<br />

sehr gut, was sie auf der leeren Bühne keinesfalls tun dürfen.<br />

q ÜBER VOLKER LECHTENBRINK<br />

Die Vita und das künstlerische Wirken von Volker Lechtenbrink<br />

sind so vielseitig und umfassend – und mit wenigen Zeilen nicht<br />

zu beschreiben. Wer mag, schaut online auf »Wikipedia« und<br />

googelt nach »youtube«-Videos. Wer den Schauspieler live erleben<br />

möchte, besucht das »Ernst Deutsch Theater« in Hamburg.<br />

An seiner langjährigen Wirkungsstätte liest Volker Lechtenbrink<br />

beispielsweise am 6. und 14. Dezember 2019 unter dem Titel<br />

»Von drauß‘ vom Walde …« Heiteres und Besinnliches zur<br />

Weihnachtszeit. Mehr unter www.ernst-deutsch-theater.de<br />

Interview: Mathias Rätsch, Fotos: Philipp von Ditfurth ▲<br />

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PROFILE<br />

q WARUM ISA FISCHER NICHT MEHR STÄNDIG VOR DEM COMPUTER SITZEN WOLLTE<br />

» Okay, ich zeichne ab morgen ›100 Bremer Häuser‹ ! «<br />

STADTZEICHNERIN<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | <strong>12</strong><br />

ISA FISCHER<br />

I<br />

sa, Du bist wahrscheinlich die einzige bekannte<br />

Stadtzeichnerin Bremens. Irgendwann hast Du<br />

Deinen Arbeitsplatz vor dem Computer verlassen<br />

und bist hinaus in die Stadt, um im Freien<br />

zu zeichnen. Was war der Grund ?<br />

Ich bin Grafik-Designerin. Das hieß für mich<br />

viele Jahre ständig am Computer zu arbeiten –<br />

und ausschließlich drinnen zu sitzen. In diesem<br />

Beruf gestaltet man zum Beispiel Broschüren<br />

oder entwirft Logos. Das habe ich sehr lange gemacht und<br />

mache ich auch weiterhin. Illustrationen waren früher nur ein<br />

relativ geringer Teil meiner Arbeit. Irgendwann aber wollte<br />

ich nicht mehr nur ständig vor dem Computer sitzen und auch<br />

mehr zeichnen. Ich habe mir damals überlegt: »Was kann ich<br />

machen, um aus dem Haus zu kommen ?« Die Stadt und ihre<br />

Menschen haben mich schon immer interessiert. Ich sitze auch<br />

gern draußen, um Leute in der Umgebung zu beobachten.<br />

Als Stadtzeichnerin zeichnest Du Bremer Häuser, aber auch<br />

Industriebauten und Hafenanlagen. Wie kam es dazu ?<br />

November 20<strong>12</strong> saß ich mit einer Freundin und Kollegin zusammen.<br />

Wir tauschen uns seit jeher viel aus, weil jede von uns alleine<br />

arbeitet. Wir haben gemeinsam überlegt, wie lange ich schon<br />

zeichne – zu der Zeit vorrangig auf Reisen. Wir haben weitergedacht,<br />

wie man das Zeichnen zu einem Arbeitsschwerpunkt<br />

machen könnte. Ich habe irgendwann spontan gesagt: »Okay,<br />

ich zeichne ab morgen ›100 Bremer Häuser‹ !« Das passte auch<br />

gut. Ich wohnte ja in Bremen, war auch zuhause sehr engagiert<br />

und meine Kinder waren zu der Zeit noch in einem Alter, in<br />

dem ich sie noch nicht allzu oft alleine lassen wollte. Also habe<br />

ich vor der eigenen Haustür in Findorff angefangen, Häuser in<br />

der näheren Umgebung zu zeichnen, um kurze Arbeitswege zu<br />

haben. Inzwischen sind meine Kinder groß und ich kann jetzt<br />

besser auch Aufträge in anderen Städten wahrnehmen, wenn<br />

man mich über www.hausgezeichnet.info bucht.<br />

Zeichnest Du zu jeder Jahreszeit bei jedem Schmuddelwetter ?<br />

Ja, ich zeichne das ganze Jahr über und damit auch bei fürchterlich<br />

kaltem Wetter. Wenn es richtig kalt ist, sind die Farben<br />

nicht das Problem. Das Problem ist: Ich kann bei niedrigen<br />

Temperaturen nie sehr lang zeichnen, weil ich mir spätestens<br />

nach einer Stunde Hände und Füße aufwärmen muss, obwohl<br />

ich bei winterlichen Temperaturen dick angezogen bin. Ziemlich<br />

problematisch ist Regenwetter. Wenn es regnet und die<br />

Tropfen auf mein Papier fallen, kann ich nicht arbeiten.<br />

Wie wird man als Zeichnerin vor Ort wahrgenommen ?<br />

Oft sind Leute zunächst sehr skeptisch, wenn sie mich von weitem<br />

sehen. Es ist ja wirklich auch sehr ungewohnt, dass jemand<br />

mit einem mitgebrachten Stuhl irgendwo auf dem Bürgersteig,<br />

am besten noch im Weg, sitzt und auf ein Haus starrt. Ich hoffe<br />

dann immer, dass die Leute nachfragen oder einfach auf das<br />

Blatt schauen. Dann hellt sich die Miene meistens schnell auf,<br />

sie sind oft angetan und es entsteht ein nettes Gespräch. Manchmal<br />

hat sich sogar schon jemand spontan entschieden mich auch<br />

für das eigene Haus zu beauftragen. Für einen Kunden habe ich<br />

letztens eine Baustelle auf einer Mülldeponie gezeichnet. Da gibt<br />

es verschiedene Maschinen und Fahrzeuge und die Mitarbeiter,<br />

die diese bedienen. Zunächst waren die Bauarbeiter dort auch<br />

überrascht, als ich mich da mit meinem Stuhl halb im Matsch<br />

eingesunken, platziert habe. Nach und nach kamen alle mal<br />

vorbei und schauten zu. Ich habe es so empfunden, dass sie mein<br />

stundenlanges Zeichnen als Wertschätzung ihrer Tätigkeit gesehen<br />

haben, was sicher vom Auftraggeber auch so gewünscht war.<br />

Wie oft kommt die Frage: »Kannst Du davon leben ?«<br />

Witzigerweise wird diese Frage einer Stadtzeichnerin gar<br />

nicht gestellt. Danach fragt man eher CartoonistInnen. Gefragt<br />

werde ich eher, ob das Zeichnen mein Hobby oder mein Beruf<br />

ist – und es wird sehr schnell nachgeschoben: »Ja, klar, sieht<br />

man auch, dass das Dein Beruf ist.« Ich habe den Eindruck, die<br />

Leute sind auch der Meinung, dass eine Stadtzeichnerin gut<br />

bezahlt ist.<br />

Und ist das so ? Kannst Du von Deinen Zeichnungen leben ?<br />

Nein, momentan nicht. Ich arbeite auch weiterhin für Jobs als<br />

Grafik-Designerin und finde die Abwechslung sehr schön. Ich<br />

habe als Grafik-Designerin langjährige StammkundInnen, die<br />

über das ganze Jahr Aufträge für mich haben. Verschiedene<br />

Aufgabenstellungen gefallen mir gut. Grafik-Design und meine<br />

Arbeit als Stadtzeichnerin machen anteilig jeweils 50 Prozent<br />

meiner Tätigkeit aus. Ich habe deshalb bisher gar nicht versucht,<br />

das Zeichnen auszubauen, um allein davon zu leben. Ich könnte<br />

sicherlich nur als Stadtzeichnerin existieren, wenn ich es versuchen<br />

würde. Das möchte ich aber nicht. So wie es ist, ist es gut.<br />

Bisher sind von Dir fünf Bücher erschienen, die Du über den<br />

von Dir gegründeten »Duplio Verlag« herausgibst. Warum<br />

setzt Du auf eine Vermarktung Deiner Werke im Eigenverlag ?<br />

Nachdem ich meine ersten »100 Bremer Häuser« ausgestellt hatte<br />

und darüber in der Presse berichtet worden war, kamen Verlage<br />

auf mich zu, um mir anzubieten, einen Bildband mit dem<br />

gleichen Namen herauszubringen. Ich habe mich sehr geehrt<br />

gefühlt und gleich zugestimmt. Bei den Gesprächen über die<br />

Konditionen wurde jedoch klar, dass ich die ganze Arbeit habe,<br />

jedoch nur zu einem kleinen Prozentsatz am Gewinn beteiligt<br />

werden würde. Das Buch sollte nur aus Zeichnungen bestehen<br />

und die Gestaltung wollte ich auch übernehmen, da das meinem<br />

Beruf als Grafik-Designerin ja ohnehin entspricht. Da habe ich<br />

mir überlegt, dass man dieses Buch fast nur in Bremen anbieten<br />

kann und dass ich den Vertrieb in dem Fall vielleicht auch selber<br />

übernehmen könnte. Bei überregionalen Drucksachen ist das<br />

sicher nicht möglich. Ich fahre bis heute mit dem Fahrrad los,<br />

um den Buchhandlungen meine Bücher anzuliefern. u<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 13


q ISA FISCHER IM INTERVIEW<br />

» Es gibt in Findorff wenig Berührungsängste. «<br />

Die Finanzierung einer Auflage ist natürlich ein Problem.<br />

Die Druckkosten sind hoch, wenn man eine lokale Druckerei<br />

nehmen möchte und zum Beispiel keine aus Asien. Ich fand es<br />

besser, wenn alles aus Bremen kommt: Die Motive, die Druckerei,<br />

ich selbst. Es dauert Jahre, bis man so viele Bücher verkauft<br />

hat, dass man auch nur die Druckkosten bezahlen kann. Meine<br />

Druckerei, mit der ich schon lange als Grafikerin zusammengearbeitet<br />

hatte, hat mir ein sehr großzügiges Zahlungsziel eingeräumt,<br />

sodass ich erst mal Zeit hatte, einige Exemplare unter<br />

die Leute zu bringen, bevor die Rechnung kam. Das hat mir<br />

die Entscheidung erleichtert, selber zur Verlegerin zu werden.<br />

Danach habe ich es immer so gemacht, dass ich ein neues Buch<br />

geplant habe, sobald das vorherige sich finanziell langsam in<br />

die schwarzen Zahlen bewegte.<br />

Wie war es für Dich Vertriebskanäle aufzubauen, um potentielle<br />

KäuferInnen für Deine Publikationen zu erreichen ?<br />

Auch das ist bei mir ja eher unüblich. Am Anfang habe ich eine<br />

Idee. Daraus entsteht ein Projekt wie »100 Bremer Häuser«.<br />

Während der Zeit des Projektes zeichne ich öffentlich. In dieser<br />

Phase erzähle ich allen, die mich ansprechen, dass ich aus den<br />

Zeichnungen ein Buch machen möchte. Darüber entstehen<br />

Kontakte. Aus den Kontakten entstehen Ausstellungen und<br />

über die Ausstellungen Wege zu KäuferInnen. Ich sage zu den<br />

Leuten: »Kommen Sie doch vorbei !« und lade alle zu meinen<br />

Ausstellungen ein, die ich während des Zeichnens getroffen<br />

habe. Auf den Ausstellungen gibt es die Originale und meine<br />

Bücher zu kaufen. Oder aber ich stehe auf dem Weihnachtsmarkt<br />

in der »Unteren Rathaushalle« und zuletzt auf der »Büchermeile«<br />

der »Buchhandlung Storm« in der City. Ich mache<br />

alles selbst und höchstpersönlich. Natürlich gibt es meine<br />

Bücher, Plakate und Postkarten auch ohne mich in den Bremer<br />

Buchhandlungen.<br />

Du wohnst mit Deiner Familie seit vielen Jahren in Findorff.<br />

Du bist bei uns und in ganz Bremen eine bekannte Größe.<br />

Wie erlebst Du als Künstlerin die Menschen im Stadtteil ?<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 14<br />

Ich habe zuvor in anderen Stadtteilen gelebt, bin jetzt aber die<br />

längste Zeit in Findorff und war auch über meine Kinder, die<br />

hier aufgewachsen sind, von Anfang an über Krabbelgruppe<br />

und Kindergarten gut vernetzt. Die FindorfferInnen erlebe ich<br />

als sehr aufgeschlossen, auch in Bezug auf meine Arbeit. Man<br />

lernt sich meistens zunächst privat kennen. Irgendwann fragt<br />

man dich, was Du beruflich machst. Es gibt in Findorff wenig<br />

Berührungsängste. Als es im letzten Jahr erstmals meinen Kalender<br />

gab, kamen viele FindorfferInnen, haben an unserer Tür<br />

geklingelt und quasi im »Außerhausverkauf« ein Exemplar erstanden.<br />

Diese sehr direkte Art, verbunden mit kurzen Wegen,<br />

um sich zu treffen, mag ich sehr. Es ist auch gut, meine Werke<br />

in den Buchhandlungen zu erwerben, aber wenn die Nachbar-<br />

Innen dafür persönlich vorbeikommen, finde ich das klasse.<br />

Dein Lieblingsort zum Entspannen ist das »Artemis« in der<br />

Neukirchstraße. Dort sieht man Dich zumindest sehr oft in<br />

lockerer Runde speisen. Hast Du das griechische Restaurant<br />

schon einmal gezeichnet ?<br />

Ja, das habe ich mal in klein in mein Skizzenbuch gezeichnet,<br />

einen Auftrag hatte ich dazu bisher nicht. Das »Artemis« hat<br />

so eine Eckkneipen-Funktion für mich. Bei gutem Wetter sitzt<br />

man dort vor dem Haus und trifft Nachbarn und Bekannte<br />

ohne sich vorher groß zu verabreden. Die Auswahl der Kneipen<br />

in unserer Gegend ist nach dem jähen Ende der »Orange« ja<br />

leider noch überschaubarer geworden. Wenn ich den ganzen<br />

Tag alleine gearbeitet habe, möchte ich abends nicht auch noch<br />

drinnen sitzen, sondern ein bisschen Gesellschaft haben. Ich<br />

fahre sehr oft nach Griechenland. Die Geselligkeit dort liegt<br />

mir viel mehr als das eher norddeutsch »Zurückgezogene«, das<br />

wahrscheinlich aber auch viel mit dem Wetter zu tun hat.<br />

Wie viele Häuser hast Du bisher in Bremen verewigt ?<br />

Das würde ich auch gern wissen ! Ich mache das jetzt sieben<br />

Jahre und müsste alle Zeichnungen wirklich einmal durchzählen.<br />

Ich schätze, es sind ungefähr um die 500 Häuser, Plätze,<br />

Schiffe und Hafenanlagen, die ich bisher gezeichnet habe. u<br />

Ist das Thema »Bremer Häuser« unendlich oder irgendwann<br />

ausgereizt ?<br />

In einem einzigen Leben kann bestimmt niemand alle Bremer<br />

Häuser zeichnen, also würde ich das Thema als unendlich bezeichnen.<br />

Auftragsarbeiten gäbe es hier noch genug für mich.<br />

Ein weiteres Buch allgemein über Bremen würde ich wohl<br />

nicht mehr machen, es sei denn zu einem speziellen Thema.<br />

Die FindorfferInnen wünschen sich ja immer etwas speziell<br />

über ihren Stadtteil. Zum Beispiel waren einige Menschen aus<br />

dem Stadtteil letztes Jahr enttäuscht, dass mein Kalender 2019<br />

Motive aus ganz Bremen zeigte und keins aus Findorff. Mich<br />

inspirieren ja eher historische Gebäude und davon haben wir<br />

wir außer dem »Kulturzentrum Schlachthof« und das »Alte<br />

Pumpwerk« eigentlich nicht so viele hier.<br />

Mir fällt im Stadtteil noch die ehemalige Stuhlfabrik ein…<br />

Ja, stimmt. Die habe ich auch schon gezeichnet. Vielleicht gibt<br />

es doch demnächst einen Kalender mit Findorff-Motiven.<br />

Es ist zwar noch nicht so weit, aber die Vorweihnachtszeit<br />

rückt näher und bald klopft der Weihnachtsmann an der Tür.<br />

Was sollte er als Geschenk unbedingt mitbringen ?<br />

Er sollte selbstverständlich meinen Kalender »Bremen 2020<br />

Stadtansichten« mit neuen Zeichnungen dabei haben. Die<br />

Erstauflage beträgt 500 Exemplare, ist seit August im Handel<br />

und wird sicherlich bald vergriffen sein.<br />

Neben dem jährlichen Kalender gibt es auch ein neues Buch<br />

von Dir, das als Thema »Mühlen, Schlösser, Fachwerk zwischen<br />

Weser und Hunte« hat. Was war die Idee hinter dem<br />

neuen Buch ?<br />

Die Idee entstand, als ein Kunde mich buchte, um sein Haus<br />

in Schwarme zu zeichnen. Durch diesen Auftrag lernte ich die<br />

Gegend näher kennen – und fand sie wunderschön. Über den<br />

Kunden habe ich noch mehr über die von ihm sogenannten<br />

»Perlen der Region« erfahren, die ich danach kennenlernen<br />

wollte. Es gibt dort tolle historische Gebäude und Fachwerkhäuser,<br />

die als Sujets ideal sind – zumal ich sowieso den Wunsch<br />

hatte, auch im Umland zu arbeiten. Es stellte sich heraus, dass<br />

besagter Kunde sehr viel Wissen über diese Gebäude hat. Er bot<br />

mir von sich aus an, die Texte für das neue Buch zu schreiben.<br />

Er selbst bezeichnet sich als einen kulturell interessierten Kommunalpolitiker.<br />

Wir haben gemeinsam eineinhalb Jahre an dem<br />

neuen Buch gearbeitet, das gerade aktuell erschienen ist. Auch<br />

»Mühlen, Schlösser, Fachwerk zwischen Weser und Hunte« ist<br />

ein sehr schönes Weihnachtsgeschenk – wie der Titel bereits<br />

verrät, diesmal mit ganz anderen Motiven.<br />

Zeichnest Du auch an Weihnachten oder hat Dein Aquarellkasten<br />

in dieser Zeit Ruhepause ?<br />

In den letzten Jahren war ich wie gesagt auf dem Weihnachtsmarkt<br />

in der »Unteren Rathaushalle« vertreten. Daraus ergaben<br />

sich kurzfristig Auftragsarbeiten, die für mich als Stadtzeichnerin<br />

ein wesentlicher Schwerpunkt sind. Die eng terminierte<br />

Umsetzung rechtzeitig zum Fest war etwas stressig, aber es hat<br />

geklappt. Darunter war notgedrungen eine Zeichnung nach<br />

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Admiralstraße 158 | 28215 Bremen | 0421 16 69 35 44 | info@modisign.de<br />

einem Foto, was ich sehr ungern und selten mache, außer<br />

bei Auftragsarbeiten für Zeichnungen von Ferienhäusern auf<br />

Lanzarote und Mallorca. Man wollte mich auf diese wunderschönen<br />

Inseln leider nicht persönlich hinschicken, obwohl ich<br />

sofort bereit gewesen wäre, die notwendigen »Dienstreisen«<br />

anzutreten. Aber die Spesen übertrafen in beiden Fällen wohl<br />

die finanziellen Vorstellungen.<br />

q ÜBER ISA FISCHER<br />

Isa Fischer ist gebürtige Bremerin. Bereits während der Zeit<br />

ihres Studiums an der Hochschule für Künste Bremen bei Jobst<br />

von Harsdorf und Wolfgang Schmitz gehörte für sie das Skizzenbuch<br />

zur täglichen Grundausrüstung. Das Zeichnen vor Ort,<br />

direkt vor dem Objekt, ist bis heute die Grundlage für die Inspiration,<br />

die die Diplom-Grafikdesignerin zur Ideenfindung für<br />

ihre grafischen Arbeiten benötigt. Über die Jahre füllten sich<br />

auf Reisen durch Europa und darüber hinaus sowie in den<br />

Bremischen Häfen zahlreiche Zeichenbücher, die sie ebenso<br />

wie einen jährlichen Kalender und diverse Postkartenmotive im<br />

Eigenverlag publiziert. Ein wesentlicher Schwerpunkt der Stadtzeichnerin<br />

sind darüber hinaus Auftragsarbeiten – vom Bremer<br />

Haus bis zu historischen Gebäuden – wie zuletzt das »Haus des<br />

Reiches«; eher bekannt als Finanzamt. Mehr Informationen<br />

und Bestellmöglichkeiten auf www.hausgezeichnet.info und<br />

www.duplio.de<br />

Interview: Mathias Rätsch, Foto: Kerstin Rolfes ▲<br />

in allen Größen<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 15


q DIE SPARKASSE BREMEN IN <strong>FINDORFF</strong><br />

» Fairgleichen jetzt in Findorff «<br />

H<br />

in Deutschland.<br />

ätten Sie es gewusst ? Die<br />

Sparkasse Bremen,<br />

als Freie Sparkasse<br />

1825 von Bremer<br />

Bürgern gegründet,<br />

zählt heute mit 1.300<br />

MitarbeiterInnen und<br />

rund 75 Standorten zu<br />

den größten Sparkassen<br />

Als gemeinwohlorientiertes Institut investieren<br />

wir einen großen Teil unserer<br />

Erträge wieder in die Lebensqualität<br />

der BremerInnen: vom Kindergarten über den Sportverein bis<br />

hin zu den kulturellen Highlights wie beispielsweise in ausgesuchte<br />

Konzerte im Schlachthof. Auch im neuen Jahr werden<br />

wir auf eine enge Bindung zu den Menschen setzen – und unsere<br />

Filiale für interessante Begegnungen weiter öffnen.<br />

AKTIV VOR ORT<br />

Reales und lokales Vernetzen heißt für uns: Wir rücken unsere<br />

Filiale in der Fürther Straße in den Fokus der Nachbarschaft vor<br />

Ort. Warum ? Nur Vertrauen schafft Vertrauen. Vertrauen setzt<br />

privat und im Geschäftsleben einen fairen und transparenten<br />

Umgang miteinander voraus. Diese Erkenntnis ist<br />

zeitlos, richtig – und sie hat uns inspiriert. »Transparent<br />

& Fair« ist eine Veranstaltungsserie, die<br />

wir momentan für Findorff planen. Was heißen<br />

Transparenz & Fairness ganz konkret im Jahr<br />

2020 ? Wir laden Vorbilder aus Findorff und<br />

umzu ein, die diesen Anspruch an sich selbst in<br />

Alltag und Business konsequent leben und unseren<br />

Gästen vermitteln möchten. Sie dürfen gespannt sein.<br />

Jetzt fairgleichen: Dafür steht auch unser<br />

digitales Vergleichsportal für Baufinanzierung,<br />

Ratenkredit, Versicherungen,<br />

Strom & Gas. Fairgleichen kann man<br />

aber auch nach wie vor mit Hilfe unserer BeraterInnen in<br />

Findorff, die Ihnen ganz »analog« mit zur Seite stehen. Die<br />

Sparkasse Bremen hat damit ihre eigene Antwort auf die digitalen<br />

Veränderungen gefunden: Sie setzt auf direkte Nähe in<br />

den Stadtteilen vor Ort und gleichzeitig auf die eigenen Stärken<br />

als digitaler Finanzdienstleister. Das gesamte Team bedankt<br />

sich für Ihr Vertrauen und wünscht Ihnen jetzt schon fröhliche<br />

Weihnachten und ein erfolgreiches neues Jahr.<br />

Text: Janine Bittkau, Foto: Kerstin Rolfes ▲<br />

SPECIAL<br />

18 l DR. GABRIELE JUNKERS<br />

Allein zum Fest: über Einsamkeit in der Weihnachtszeit<br />

21 l SINGLE KULTURKREIS<br />

Im »Single Kulturkreis« kann JedeR um die 50 mitmachen<br />

22 l CHRISTMAS & MORE<br />

Dem Weihnachtsmann auf der Spur: Die jährliche Adventsund<br />

Weihnachtsmesse läutet die Vorweihnachtszeit ein<br />

23 l ANTJE LAMMERS<br />

Mit eigenem Stand auf der »Christmas & more« vertreten<br />

24 l SCHÖNE GESCHENKIDEEN<br />

24 x mit den besten Empfehlungen zu Weihnachten<br />

26 l JA ODER NEIN ?<br />

Streitfrage: Braucht Findorff einen Weihnachtsbaum ?<br />

28 l MEERJUNGFRAU IM FITNESSSTUDIO<br />

Wie sich bei »ULC« in Findorff die MusicaldarstellerInnen<br />

von »Die kleine Meerjungfrau« auf ihren Auftritt vorbereiten<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 16<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> <strong>FINDORFF</strong> | 17 | <strong>GLEICH</strong> WEIHNACHTSSPECIAL<br />

<strong>NEBENAN</strong> | 17


PROFILE<br />

q DR. GABRIELE JUNKERS ÜBER EINSAMKEIT AN DEN FESTTAGEN<br />

» Weihnachten wird als ›Fest der Liebe‹ propagiert. «<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 18 | WEIHNACHTSSPECIAL<br />

DR. GABRIELE JUNKERS<br />

PSYCHO-<br />

ANALYTIKERIN<br />

F<br />

rau Dr. Junkers, in einem Schlager aus den<br />

Siebzigerjahren heißt es »Einsamkeit hat viele<br />

Namen«. Ist Einsamkeit mehr als Alleinsein ?<br />

Alleinsein bedeutet das konkrete Alleinsein,<br />

beispielsweise in einem Raum, auf einer Bühne<br />

oder ähnlich. Einsamkeit dagegen ist ein Empfinden,<br />

jemand drückt ein Gefühl aus, wenn er<br />

sagt: »Ich bin einsam.« Einsam kann man sein,<br />

obgleich man von vielen Menschen umgeben ist.<br />

Erlebt eigentlich jeder Mensch Einsamkeit anders ?<br />

Da Einsamkeit ein Gefühl ausdrückt und Gefühle etwas sehr<br />

Individuelles sind, müssen wir sagen: Jemand, der sich einsam<br />

fühlt, versucht damit etwas zu erfassen, was sich zwar die<br />

meisten Menschen vorstellen können; wie es sich aber ganz<br />

persönlich anfühlt, ist für jeden Menschen unterschiedlich.<br />

Die Weihnachtszeit naht. Weihnachten ist das emotionale<br />

Fest der Liebe und der Familie, an dem alle glücklich vereint<br />

sind. Soweit die Idealvorstellung. Kann dieses offensiv medial<br />

verbreitete Klischee von Weihnachten nicht auch problematisch<br />

sein, weil damit gesellschaftlich ein Erwartungsdruck aufgebaut<br />

wird, den manche Menschen nicht erfüllen können, weil sie an<br />

den Weihnachtstagen allein sind und sich vielleicht besonders<br />

einsam fühlen ?<br />

Weihnachten ist ursprünglich ein religiöses Fest, dass in unserem<br />

Kulturkreis ausgeprägt zu einem Fest der Familie geworden<br />

ist und immer wieder als »Fest der Liebe« propagiert wird. Für<br />

jeden Menschen bedeutet »Familie« etwas anderes, je nachdem,<br />

welche Erfahrungen er gemacht hat. In manchen Familien lastet<br />

der Druck »Es muß gut werden.« stark auf den Mitgliedern,<br />

andere wissen nicht so recht etwas mit sich über die Feiertage<br />

anzufangen. Einige Menschen hängen sehr an dem, was sie sich<br />

unter einem Weihnachtsfest vorstellen und halten an früher<br />

erlebten Ritualen fest – und freuen sich, Verwandte wiedersehen<br />

zu können. Andere möchten eben genau dem entfliehen, ausbrechen,<br />

weil Weihnachten zum Beispiel mit schlechten, zum Teil<br />

schrecklichen Erinnerungen an Streitigkeiten, Alkoholexzesse<br />

und Ähnliches verknüpft ist.<br />

Es gibt in unserer Gesellschaft besonders in den Großstädten<br />

eine starke Tendenz zur Individualisierung. In Bremen leben<br />

183.000 Menschen in Single-Haushalten. Das entspricht einem<br />

Anteil von 46 Prozent an allen Haushalten. Bremen liegt damit<br />

im Ranking der Großstädte bezogen auf Ein-Personen-Haushalte<br />

auf Platz acht. Haben wir es verlernt gemeinsam zu leben ?<br />

Kultur und Lebens- und Familienstruktur haben sich in den<br />

letzten 80 Jahren sehr verändert. In den meisten jüngeren<br />

Familien arbeiten Vater und Mutter. Sie haben kaum Zeit und<br />

Möglichkeit, sich um die älteren Mitglieder zu kümmern oder<br />

gar diese zu pflegen. In Zeiten der Globalisierung steht den<br />

Kindern mehr als früher die Welt offen – viele Kinder finden<br />

ihre Arbeit in einer anderen Stadt oder sogar einem anderen<br />

Land. Der Wohnraum ist beengter und häufiger auf wenige<br />

Mitglieder ausgelegt. Wohngemeinschaften gibt es eher bei den<br />

jungen Menschen, seltener bei den Alten. Neu ist eine zögernde<br />

Tendenz, Wohnen im Alter vorausschauend gemeinsam zu<br />

planen. Mehrgenerationenprojekte scheinen jedoch nicht so gut<br />

zu klappen. Die vielfältigen Entwicklungen bringen es mit sich,<br />

dass wir drohen, das Leben in Gemeinschaft zu verlernen !<br />

Sind in erster Linie Alleinstehende einsam oder können<br />

Menschen auch innerhalb der Familie oder etwa in einer<br />

Wohngemeinschaft einsam sein ?<br />

Wie bereits angedeutet ist Alleinsein nicht unbedingt mit dem<br />

Gefühl der Einsamkeit verknüpft. Eine eigene Untersuchung<br />

unter älteren Menschen hat gezeigt, dass es eher bedeutsam ist,<br />

ob ich um jemanden weiß, mit dem ich etwas gemeinsam<br />

machen könnte, als die Tatsache, ob es auch wirklich passiert.<br />

Das Einsamkeitsempfinden ist häufig an eine innere Verlorenheit<br />

und innere Leere geknüpft. Es ist eben dieses Gefühl der<br />

inneren Leere, was unter Umständen zur Depression führen<br />

kann, also krank machen könnte.<br />

Müssen wir unser Leben vielleicht völlig neu denken – und<br />

für unsere Zukunft gegen den Trend eine Offensive für<br />

neue, gemeinschaftliche Wohnformen und gegen eine<br />

weitere Vereinzelung starten ?<br />

Wenn eine junge Mutter nicht mehr für ihren Säugling zur Verfügung<br />

steht, weil sie ohne Unterbrechung auf ihr Smartphone<br />

schaut, so wird dieses Kind zwar eine funktionierende Mutter<br />

erleben, die Grundbedürfnisse wie Nahrung und Schlafenlegen<br />

vermitteln kann, nicht aber dem Kind das Wichtigste im Leben<br />

beibringt, nämlich wie man in Kontakt tritt. Bei diesem Kind<br />

wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit später einmal ein<br />

Gefühl der inneren Leere und Ratlosigkeit hinsichtlich der Frage<br />

breitmachen, wie es mit anderen Menschen in Kontakt kommen<br />

kann. In vielen Familien setzt sich diese Kontaktlosigkeit<br />

in der Familie fort: Statt miteinander zu sprechen oder etwas<br />

miteinander zu tun, wird die Spielkonsole oder das Serienschauen<br />

gewählt, sodass es wieder eine »einsame Sache« ist.<br />

Schließlich macht die Sozialpolitik den großen Fehler, alle<br />

Unterstützung für Jugendorganisationen, in denen junge<br />

Menschen einen teilweisen Ersatz für Familie und Vorbilder<br />

finden könnten, zu streichen, sodass sie wieder allein auf<br />

sich zurückgeworfen sind.<br />

Welche Rolle spielt heute das Internet ?<br />

Das Internet kann uns vorgaukeln, mit sehr vielen Menschen<br />

verbunden zu sein. Es ersetzt aber keine realen Kontakte. Es<br />

birgt die Gefahr, in der virtuellen Welt zu versinken, um dann<br />

in noch stärker empfundener Einsamkeit festzustellen: Ich bin<br />

allein. Ich kann meine Freunde nicht mit den Sinnen wahrnehmen,<br />

sie sind in den Computern, aber eben nicht nebenan. u<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 19 | WEIHNACHTSSPECIAL


q DR. GABRIELE JUNKERS IM INTERVIEW<br />

» Wie will ich im Alter leben ? «<br />

PROFILE<br />

q DER »SINGLE KULTURKREIS« IN <strong>FINDORFF</strong><br />

» JedeR kann mitmachen. «<br />

Kann Einsamkeit auch positive Seiten haben ?<br />

Oh ja, wenn Sie damit das Alleinsein meinen: Sich selbst Zeit<br />

zu schenken, mal lesen oder nachdenken zu können ist ein sehr<br />

wertvolles Gut, was häufig durch den empfundenen Druck,<br />

etwas mit anderen machen oder unternehmen zu müssen<br />

verdrängt wird.<br />

Wir leben immer länger. Werden dadurch noch mehr<br />

Menschen im Alter zwangsläufig immer einsamer ?<br />

Zunächst werden die heute 70- bis 90-Jährigen aufgrund der<br />

oben beschriebenen Veränderungen der Lebensbedingungen<br />

unter Umständen noch besser allein zurechtkommen, als später<br />

einmal die heute 30- bis 50-Jährigen. Niemand mag ans Alter<br />

denken, alle wollen »aktiv und jung« bleiben. Aber Vordenken<br />

und Vorsorge zahlt sich aus, nämlich sich rechtzeitig zu fragen:<br />

»Wie will ich im Alter leben ? Mit wem könnte ich darüber<br />

diskutieren oder gar Gemeinsames planen ?«<br />

In Findorff hat die Sozialpädagogin Kerstin Schröck dankenswerterweise<br />

den »Single Kulturkreis Findorff« gegründet, um<br />

Menschen um die 50 für gemeinsame kulturelle Events zusammenzubringen.<br />

Man muss für eine gesellschaftliche Teilhabe über<br />

die finanziellen Möglichkeiten verfügen, um beispielsweise ins<br />

Theater zu gehen. Bremen ist das Bundesland mit den meisten<br />

potenziell armen Menschen. Über 22 Prozent der BremerInnen<br />

sind armutsgefährdet. Ist Armut ein weiteres Einsamkeitsrisiko ?<br />

Die Hürde ist, dass viele ältere Menschen sich schämen, über<br />

Armut zu sprechen und sich auch deshalb teilweise zurückziehen.<br />

Aber es ist und bleibt ein Faktum: Armut ist ein Alters- und<br />

Frauenproblem. Früher gab es sehr viele Altentagesstätten, wo<br />

Einsame und Alleinlebende einen wichtigen Rückhalt gefunden<br />

haben. Leider hat sich die Politik gegen Zuschüsse für Kaffee<br />

entschieden. Ein Jammer, denn nur so haben Ältere weniger<br />

Angst, »mal Kaffeetrinken« zu gehen, anstatt sich von der Sorge<br />

zurückhalten zu lassen: »Was soll ich denn da sagen ?«.<br />

KOrganisierst Du alles immer noch ganz allein ?<br />

erstin, Du hast 2018 den »Single Kulturkreis« in<br />

Findorff initiiert. Wie hat sich der entwickelt ?<br />

Ich habe mir damals gedacht: Wenn ich ganz<br />

viele Singles kenne, kann man gemeinsam mit<br />

mehreren Menschen zum Beispiel ins Theater<br />

gehen. Heute sind wir ca. 70 Personen – alle gut<br />

untereinander vernetzt. Auch die Altersgrenze<br />

ab 50 sehen wir weiterhin nicht so eng.<br />

Ich wollte von Anfang an, dass sich unser »Pool« selbst organisiert.<br />

Das hat geklappt. Besonders erwähnen möchte ich Katja<br />

Schwarze, die sehr aktiv in der Organisation ist. Im »Single<br />

Kulturkreis« sind neue Freundschaften entstanden, von Leuten,<br />

die mittlerweile Einiges privat zusammen planen. Ob Kino, Ausstellungen,<br />

Fahrradtouren oder Spieleabende: Es gibt viele Verabredungen,<br />

ohne dass ich noch irgendwie beteiligt sein muss.<br />

Wir wünschen allen Kunden »Frohe Weihnachten«<br />

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Älter werden heißt auch, dass vertraute Menschen um uns<br />

herum sterben. Es wird in der letzten Lebensphase einsamer<br />

um uns werden. Wie sollte man mit diesen Verlusten umgehen ?<br />

Besonders diejenigen sind allein, die niemanden mehr haben:<br />

Keine Kinder, keine Familie, keinen Partner oder keine Partnerin.<br />

Die Angst greift um sich: »Wer hält mir einmal die Hand,<br />

wenn ich sterbe ?« Vielleicht wäre es sehr hilfreich, gerade für<br />

diese Gruppe Initiativen und Aktivitäten anzubieten.<br />

Denken wir positiv: Was kann man tun, um dem unguten Gefühl<br />

der Einsamkeit zu Weihnachten etwas entgegenzusetzen ?<br />

So lange es die Gesundheit zulässt: aktiv bleiben, Gruppen und<br />

Kontakte aufsuchen ... Sie werden überrascht sein, wie viele<br />

dankbar für Ihre Initiative sind !<br />

ÜBER DR. GABRIELE JUNKERS<br />

Dr. Gabriele Junkers, Psychoanalytikerin, Psychotherapeutin,<br />

und Supervisorin ist seit 1986 in der Praxis in Bremen niedergelassen.<br />

Seit vielen Jahren bildet sie PsychoanalytikerInnen und<br />

PsychotherapeutInnen in Theorie und Praxis aus. Als Gerontologin<br />

beriet sie viele Alteneinrichtungen und gab ihr 20-jähriges<br />

Erfahrungswissen, das sie beim Aufbau und der Leitung<br />

einer alterspsychiatrischen Rehabilitationsstation im ZKH Ost<br />

gesammelt hatte, weiter. Sie war darüber hinaus als Organisationsberaterin<br />

z.B. in der Beratung von Familienbetrieben bei der<br />

Übergabe an die folgende Generation tätig. Sie veröffentlichte<br />

in verschiedenen Fachzeitschriften zum Thema Psychoanalyse,<br />

Psychotherapie sowie dem Älterwerden und verfasste diverse<br />

Bücher. In den mehr als 30 Jahren ihrer erfolgreichen Berufslaufbahn<br />

begleitete Dr. Gabriele Junkers eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

Menschen sowie Institutionen in ihrem Veränderungsprozess.<br />

Dr. Gabriele Junkers ist in privater Praxis und der<br />

Ausbildung weiterhin aktiv. www.gabrielejunkers.de<br />

Interview: M. Rätsch, Foto: Martin Rospek, www.rospek.de ▲<br />

Kerstin Schröck ist Sozialpädagogin, 59 Jahre<br />

jung und wohnt in Findorff. Beruflich und<br />

privat hat sie schon viele Events und Gruppen<br />

ins Leben gerufen.<br />

Vielen Menschen wird besonders zur Weihnachtszeit bewusst,<br />

dass allein sein auf Dauer nicht wirklich gut ist ...<br />

Ich glaube, viele Menschen sind es gewohnt, dass man ihnen<br />

etwas vorsetzt. Irgendwann aber ist die Zeit gekommen, etwas<br />

Neues auszusprobieren. Manchmal wird es gut und manchmal<br />

halt nicht. Wichtig ist immer, dass Du mitgestaltest und jemand<br />

da ist, wenn Frau oder Mann es möchte. Wir treffen uns regelmäßig<br />

zweimal im Monat. In der Vorweihnachtszeit ist das am<br />

letzten Mittwoch, dem 27. November 2019 um 19:00 Uhr in der<br />

»Schlachthofkneipe« und am zweiten Sonntag im Monat, den<br />

10. November um 10:00 Uhr zum Frühstück in der »Villa Kunterbunt«.<br />

Zum Frühstück bitte vorher im Café anmelden. Mehr<br />

Formalitäten gibt es nicht. JedeR kann mitmachen.<br />

Gibt es bei Euch für die Weihnachtszeit besondere Planungen ?<br />

Letztes Jahr hatten wir eine lustige Weihnachtsfeier. Dieses Jahr<br />

ist zu Weihnachten nichts im großen Rahmen geplant, aber<br />

vielleicht entstehen ja noch kleinere Aktivitäten! Auf jeden Fall<br />

machen wir einen Bummel über den Weihnachtsmarkt. Auch<br />

sonst ist ja gerade unheimlich viel los in Findorff und Bremen.<br />

Wie verabreden sich die verschiedenen Gruppen im »Single<br />

Kulturkreis« untereinander für gemeinsame Aktivitäten ?<br />

Wir hatten anfangs einen E-Mailverteiler, aber der wird immer<br />

weniger genutzt. Analog wird sich direkt auf den Treffen verabredet<br />

und/oder digital per »WhatsApp«. »WhatsApp« ist für uns<br />

äußerst praktisch, aber keine Bedingung.<br />

Wie verbringst Du eigentlich selbst den Jahreswechsel ?<br />

Einige Frauen, die ich über den »Single Kulturkreis« kennengelernt<br />

habe, kommen Silvester zu mir. Wir feiern gemeinsam.<br />

Wie kann man sich informieren, wenn man noch Fragen hat ?<br />

Gern eine Mail schreiben an Singlekulturkreisab50@web.de<br />

oder noch besser: einfach zu unseren Treffen kommen.<br />

Interview: Mathias Rätsch, Foto: Matthias Hornung ▲<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 20 | WEIHNACHTSSPECIAL<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 21 | WEIHNACHTSSPECIAL


▼ VOM 15. BIS 17. NOVEMBER: CHRISTMAS & MORE LÄUTET DIE VORWEIHNACHTSZEIT EIN<br />

Dem Weihnachtsmann auf der Spur<br />

Das Licht ist atmosphärisch gedimmt, es duftet nach<br />

frischem Tannengrün und selbstgebackenen Keksen,<br />

ein Pianist spielt besinnliche Musik: Noch<br />

vor Beginn der Weihnachtsmarktsaison verwandelt<br />

sich die Halle 6 der Messe Bremen in ein<br />

Winterwunderland. Von Freitag bis Sonntag,<br />

15. bis 17. November, können BesucherInnen<br />

der Christmas & more auf 4.800 Quadratmetern<br />

bei mehr als 100 AusstellerInnen Weihnachtsdekoration,<br />

Geschenke für Freunde und Familie oder<br />

Lieblingsstücke für den Eigenbedarf erstehen.<br />

Das Sortiment reicht von Adventsfloristik und<br />

Baumschmuck bis hin zu Mode und Schmuck für<br />

Sie und Ihn. Ein aktueller Trend sind Produkte<br />

aus Holz. »Gleich mehrere HändlerInnen bieten Armbanduhren,<br />

Portemonnaies oder handgemachte Dekoartikel aus dem nachhaltigen<br />

Material an«, verrät Projektleiterin Anja Rickmeier. Für<br />

die kleinen Gäste ist ebenfalls gesorgt: Während ihre Eltern und<br />

Großeltern stöbern und shoppen, können sie dem Weihnachtsmann<br />

höchstpersönlich ihre Wunschzettel überreichen, sich in der<br />

Bastelecke vergnügen oder in der Backstube Plätzchen backen.<br />

MESSEZEIT<br />

Kulinarische Inspiration für das Weihnachtsfest bietet<br />

der parallel stattfindende BOTTLE MARKET. In<br />

Halle 7 präsentieren rund 100 Importeure, Händler,<br />

Abfüller und Brennereien edle Spirituosen<br />

aus aller Welt – darunter Whisky-Raritäten, Gin<br />

aus zwölf Ländern und Rum aus allen Herstellernationen.<br />

In der Wein- und Genusswelt mit<br />

35 zusätzlichen Ausstellern finden Gourmets<br />

Inspiration und Zutaten für das Weihnachtsmenü:<br />

die Produktvielfalt reicht von edler Schokolade bis hin<br />

zu ausgefallenen Senfen und Saucen. Gaumenfreude<br />

verspricht auch das Sortiment der ausstellenden<br />

Weingüter und -händler. »Die Auswahl umfasst<br />

Qualitätsweine aus allen 13 deutschen Anbaugebieten<br />

ebenso wie weitgereiste Flaschen aus Spanien oder sogar<br />

Südafrika«, sagt Rickmeier.<br />

Die Christmas & more ist am Fr. von 14:00 - 20:00 Uhr sowie am<br />

Sa. und So. von 11:00 - 18:00 Uhr geöffnet. Der BOTTLE MARKET<br />

heißt BesucherInnen am Freitag und Samstag jeweils zwei Stunden<br />

länger willkommen. Mehr unter www.christmas-more.de<br />

Foto: M3B GmbH, Oliver Sau ▲<br />

▼ »CHIC CHIC BOUTIQUE« STELLT AUS<br />

» Mode ist Leidenschaft. «<br />

A<br />

ntje Lammers, Sie sind die Inhaberin der<br />

»Chic Chic Boutique«. Wie jedes Jahr sind Sie<br />

auch 2019 wieder mit einem Stand auf der<br />

»Christmas & more« vertreten. Warum ?<br />

Mein Stand auf der »Christmas & more« ist<br />

eine gute Werbung in eigener Sache. Ich habe<br />

über diese wunderbare Weihnachts- und Adventsmesse<br />

sehr viele Stammkundinnen<br />

gewonnen, auch weil die »Chic Chic Boutique« in Walle nicht<br />

weit entfernt ist. Man kann hier tolle Geschenkideen entdecken.<br />

Warum lohnt es sich, Ihren Stand in Halle 6 zu besuchen ?<br />

Wir bieten den Kundinnen Ware, die modisch hochaktuell ist –<br />

und das mit einem überzeugenden Qualitäts- und Preisverhältnis.<br />

Am Stand E 40 in Halle 6 präsentieren wir perfekte Weihnachtsgeschenke<br />

– zum Beispiel kuschelige Schals und Tücher in tollen<br />

Farben. Es gibt bei uns auch Mützen, Handschuhe und weitere<br />

wunderbar kuschelige Strickjacken, - kleider und -pullover jeder<br />

Art. Wer sich auf der »Christmas & more« nicht entscheiden mag,<br />

der erwirbt einfach unsere Geschenkgutscheine, die wir auch<br />

im Angebot haben.<br />

Wie schwierig ist es, im digitalen Zeitalter angesichts der Konkurrenz<br />

von Onlineshops als kleine Boutique zu bestehen ?<br />

Der Boom im Onlinehandel macht es für die InhaberInnen von<br />

kleinen Boutiquen nicht einfacher. Kundenbindung ist für uns<br />

sehr wichtig: Wir überzeugen durch eine persönliche Stil- und<br />

Typberatung und guten Service. In der »Chic Chic Boutique«<br />

findet frau ausgefallene Mode in nahezu jeder Größe; Mode in<br />

kleinen, individuellen Serien, die es woanders so nicht gibt. Es<br />

gibt unendlich viele Typen und Möglichkeiten und für jede Figur<br />

und jedes Alter finden wir das Passende. Viele lassen sich in<br />

unserer Boutique von einem modischen Styling überraschen, das<br />

sie sich allein nie zugetraut hätten. Mode ist Leidenschaft. Unser<br />

Anspruch ist, mit einem Minimum an Effekten ein Maximum an<br />

Styling zu erreichen. Dafür braucht es etwas Mut und jemanden,<br />

der hilfreich zur Seite steht – das kann kein Onlineshop leisten.<br />

Viele EinzelhändlerInnen in der Modebranche sind neben der<br />

wochentäglichen Präsenz in der Boutique an den Wochenenden<br />

zudem auch auf Messen vertreten. Was bringt das ?<br />

Wir haben hier ein viel größeres Publikum mit möglichen Neukundinnen<br />

– und die Messen steigern unseren Bekanntheitsgrad.<br />

Wir konnten so Kundinnen aus Hamburg, Bremerhaven, Oldenburg<br />

oder Worpswede gewinnen, die regelmäßig zu uns kommen.<br />

Sie nehmen die Strecke nach Bremen auf sich, um sich teilweise<br />

für das ganze Jahr in entspannter Atmosphäre bei uns einkleiden<br />

zu lassen – und manche bringen die Verwandschaft gleich mit.<br />

Das macht dann richtig Spaß.<br />

Ihr modischer Tipp für die Wintersaison ?<br />

Animal Print ist sehr angesagt. Dieses tierisch gute Muster gibt es<br />

Italienische Mode zu fairen Preisen<br />

Wartburgstraße 7<br />

28217 Bremen<br />

Tel. 0421 5 48 99 11<br />

Bahn: Linie 2 und 10<br />

Wir sind auf der<br />

Christmas & more<br />

Halle 6, Stand E 40<br />

Online entdecken auf www.chic-chic-boutique.de<br />

auf Shirts, Röcken, Hosen und Strickwaren. Ein »Must-Have« ist<br />

ein Schal mit Tiger-, Leoparden- oder Schlangenmuster. Meine<br />

Empfehlung an alle, die vielleicht zunächst nicht ganz so mutig<br />

sind: einfach ausprobieren. Wir beraten gern.<br />

Die »Chic Chic Boutique« gleich nebenan in Walle hat auch<br />

viele KundInnen aus Findorff. Wie haben Sie das geschafft ?<br />

Es wurde vor zwei Jahren von <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong><br />

eine sehr ansprechende Modestrecke produziert; gemeinsam mit<br />

»modisign«, »Georgs Fairkauf« und »LaGitana«, die damals noch<br />

in Findorff ansässig war. Dadurch sind viele neugierige Kundinnen<br />

aus Findorff zu uns gekommen – und einige von ihnen sind<br />

echte Stammkundinnen geworden. Das war eine wirklich gute<br />

Gemeinschaftsaktion verschiedener HändlerInnen aus Findorff<br />

und Walle. Die sollten wir unbedingt wiederholen.<br />

q ÜBER ANTJE LAMMERS<br />

Antje Lammers ist Diplom-Modedesignerin<br />

und Damenschneiderin<br />

im Handwerk. 2005 hat sie sich mit<br />

der »ChicChic Boutique« in Walle<br />

selbstständig gemacht. Schwerpunkt<br />

ist stets aktuelle Mode aus Italien und<br />

Frankreich. Die »Chic Chic Boutique«<br />

und Antje Lammers sind auch auf facebook.<br />

Mehr Infos auf www.chic-chic-boutique.de<br />

Interview: Mathias Rätsch, Foto: Pressefoto ▲<br />

Fashion Polka Dots Woman, © Evgeniya Porechenskaya, www.shutterstock.de<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 23 | WEIHNACHTSSPECIAL


01 02 03<br />

13 14 15<br />

24 SCHÖNE GESCHENKIDEEN<br />

01 »Mo« Stöbel von »modisign« empfiehlt die handgeschöpfte Schokolade von »Zotter«. Gibt es bei »Georgs FAIRKAUF«<br />

02 Warmer Troyer für die kalte Winterzeit: gesehen bei »Eduard Thölen Berufskleidung« in der Eickedorfer Str. 48a 03 Mit<br />

dem Yogakurs der »ULC Fitness Company City« kann Funda Klein-Ellinghaus wieder Energie tanken! www.ulc-fitness.de<br />

04 05 06<br />

04 Ein Klavier, ein Klavier ! Das kleine Schwarze von C. Ebel & Sohn ab 2.690,00 € bei www.klavierstimmer-kunze.de<br />

05 Der Buchtipp von Perdita Krämer: »Miss Terry« von Liza Cody. Das Theaterstück wird 2020 im bremer kriminal theater zu<br />

sehen sein. 06 Leckere Käseplatten ? Aber selbstverständlich nur vom Findorffer Käsekontor ! www.findorffer-kaesekontor.de<br />

07 08 09<br />

07 Isa Fischer rät dazu, an den Weihnachtstagen das Bremer Umland zu entdecken. www.mittelweser-tourismus.de 08 Nach<br />

dem Erfolg von »Wenn Martha tanzt« der neue Roman von Tom Saller »Ein neues Blau«. Gibt es im »Findorffer Bücherfenster«<br />

09 Georg Gersberg kauft bei Katrin Grosch im Findorffer Käsekontor wertige Käsevariationen aus Tradition und Handwerk<br />

10 11 <strong>12</strong><br />

13 Matthias Kunzes Geschenktipp: Tickets für die »Sweet Soul X-Mas Revue« am 26.<strong>12</strong>. im »Metropol Theater« 14 Warum<br />

nicht einen Theatergutschein für das spannendste Theater Bremens verschenken? Infos unter www.bremer-kriminal-theater.de<br />

15 Katrin Grosch wünscht sich eine handgefertigte Tasche aus Naturleder von »Lederi« in der Hemmstraße 202 ww.lederi.de<br />

16 17 18<br />

16 Zeit für dich oder individuelle Gutscheine gibt es bei Ute Vondracek www.ganzheitlich-energetische-massage.de 17 Claudia<br />

Schreiber von www.marthas-corner.de wünscht sich, zum Fest im »Rucola« lecker essen zu gehen 18 Trainieren und 100 % spenden<br />

für die DLRG, damit Kinder in Bremen schwimmen lernen. Die Charity-Box: erhältlich bei »ULC« in der Admiralstr. 54<br />

19 20 21<br />

19 Das b.k.t. spielt zum Fest »Die Tür mit den sieben Schlössern«. Die »Edgar Wallace-Gesamtedition« auf DVD dazu im<br />

Shop: www.buecherfenster.de 20 Erlesenes, gern auch als Geschenkkorb, bei »Georgs FAIRKAUF« www.georgs-fairkauf.de<br />

21 Das Team von Eduard Thölen Berufskleidung empfiehlt neue Wohnideen von Kindervater www.kindervater.net<br />

22 23 24<br />

IN <strong>FINDORFF</strong><br />

WEIHNACHTEN<br />

10 Gesehen bei Martha’s Corner in der Münchener Str. 51: Shea Schätzchen HERB (Seife) und die passende Shea Sahne (Pflege)<br />

11 Ute Vondracek empfiehlt eine 10er-Karte für Yoga mit Susanne Toraman in der Hemmstr. 115 www.kundalini-bremen.de<br />

<strong>12</strong> Gesehen bei »modisign«: Nachhaltiger Merino-Pulli von der Nature Textile Company »Madness« www.modisign.de<br />

22 Kulinarische Geschenkidee: Kochevents in der »Fundabar«. Einfach Gutscheine über www.fundabar-online.de/kontakt<br />

ordern 23 Carmen und Tanja von »ULC Fitness« begeistern sich für das Musical »Die kleine Meerjungfrau« im »Metropol«<br />

24 Den Wandkalender 2020 »Bremer Ansichten« von Isa Fischer gibt‘s für 25,- Euro über www.duplio.de/produkte-bestellen<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 24 | WEIHNACHTSSPECIAL | PROMOTION<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 25 | WEIHNACHTSSPECIAL | PROMOTION


▼ DAS WIRD MAN DOCH WOHL NOCH FRAGEN DÜRFEN<br />

I<br />

» Braucht Findorff einen Weihnachtsbaum ? «<br />

m Jahr 2014 war die Vorweihnachtszeit in<br />

Findorff noch in Ordnung: Der Verein der<br />

Findorffer Geschäftsleute ließ mit großem<br />

Aufwand an der Kreuzung Hemmstraße/Ecke<br />

Fürther Straße den wohl höchsten Weihnachtsbaum<br />

aufstellen, den man an dieser Stelle jemals<br />

zuvor gesehen hatte – höchstpersönlich ausgesucht<br />

von dem damaligen Vereinsvorsitzenden<br />

Otto Bremicker und seinem Schriftführer.<br />

Auch in den Folgejahren finanzierte man diese schöne, weihnachtliche<br />

Aktion – weiterhin ausschließlich getragen<br />

aus dem Etat des Vereins, der inzwischen einen<br />

anderen Vorstand mit einer neuen 1. Vorsitzenden<br />

gewählt hatte. So weit, so hoch,<br />

so gut. Weil es sich aber begab, dass<br />

die Kosten für die jährliche Aktion<br />

nicht weniger und die Beiträge bei<br />

zugleich stagnierenden Mitgliederzahlen<br />

nicht mehr wurden, entschied<br />

man sich darüber abstimmen<br />

zu lassen, ob der bisherige Traum<br />

von Baum für alle im Stadtteil auch<br />

zukünftig allein von den organisierten<br />

Geschäftsleuten getragen werden sollte –<br />

und siehe da: Die Mehrheit der Mitglieder<br />

stimmte für den Beschluss, einen Weihnachtsbaum<br />

am Platz vor der Jan-Reiners-Lok<br />

nicht mehr aus der Vereinskasse zu<br />

finanzieren.<br />

Ein Gegner der Entscheidung wies<br />

darauf hin, dass man mit der Begründung von zu hohen Kosten<br />

für die Aktion auch die ebenfalls allein vom Verein finanzierte<br />

Winterbeleuchtung im Stadtteil abschaffen könne – und dass<br />

es nichts Schöneres in der Vorweihnachtszeit geben würde,<br />

als leuchtende Kinderaugen unter einem festlich strahlenden<br />

Weihnachtsbaum.<br />

Die Befürworter des Beschlusses hingegen argumentierten, dass<br />

üppige 3.500 Euro – immerhin fast 25 % des gesamten Jahresetats<br />

des Vereins – in einen Baum zu investieren, unverhältnismäßig<br />

sei, zumal der, abgesehen von seiner emotionalen Wirkung,<br />

vermutlich keinerlei geschäftlichen Nutzen für den Umsatz der<br />

23 EinzelhändlerInnen im Verein bringen würde, die teilweise<br />

selbst kleine Bäume vor ihren Geschäften aufstellen – und die<br />

übrigen 45 Mitglieder aus Dienstleistung, Gastronomie und<br />

Handwerk sowieso keinerlei geschäftlichen Mehrwert hätten,<br />

wobei das zuletzt genannte Argument auch für den von den Geschäftsleuten<br />

veranstalteten Nikolaustag und die zum Schulanfang<br />

an Erstklässler kostenlos verschenkten »Flüggebeutel« gilt.<br />

Solche Imagemaßnahmen nutzen nur wenige HändlerInnen,<br />

deren Zielgruppe beispielsweise Kinder und ihre Eltern sind<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 26 | WEIHNACHTSSPECIAL<br />

JA ODER NEIN ?<br />

– wobei die eher sozial ausgerichteten Aktionen vermutlich<br />

wenig bis keinen direkten Umsatz generieren. Ein weiteres<br />

Argument gegen die hohen Kosten der Weihnachtsaktion war,<br />

dass der aufgestellte Baum in der öffentlichen Wahrnehmung<br />

überwiegend dem Bürgerverein Findorff oder der Stadt Bremen<br />

zugeschrieben wird – eine im »Dorff« scheinbar weit verbreitete<br />

Ansicht, der durch professionelle Öffentlichkeitsarbeit zu<br />

begegnen wäre, wenn man die denn könnte und wollte.<br />

Wie auch immer: »Geschenkt« gibt es auch im richtigen Geschäftsleben<br />

eher nichts – auch nicht zu Weihnachten. Über<br />

3.500 Euro in einen grünen Signalgeber zu investieren, der<br />

nur für wenige Tage im Jahr auf ein bekanntermaßen<br />

stets völlig überraschend am 24. Dezember<br />

anstehendes Fest hinweist – darüber kann<br />

man nicht nur unter den Mitgliedern<br />

im Verein, die verstärkt den für sie<br />

individuellen, geschäftlichen Nutzen<br />

von Aktionen und Aktivitäten hinterfragen,<br />

sicherlich weiterhin trefflich<br />

diskutieren. Richtig ist aber auch: Viele<br />

FindorfferInnen hängen an »ihrem« mit<br />

Lichterketten geschmückten Weihnachtsbaum,<br />

weil der ganz einfach zu Weihnachten<br />

eine höchst stimmungsvolle Erscheinung<br />

ist – und zugleich einen emotionalen Mehrwert<br />

bietet. Kein Weihnachtsbaum ist daher auch keine<br />

Lösung.<br />

Vom Himmel fällt ja bekanntermaßen<br />

nichts, wenn man nicht dafür sorgt und<br />

sogar der Weihnachtsmann benutzt<br />

einen von mehreren Rentieren gezogenen Schlitten, um durch<br />

den Kamin kostenlos Geschenke zu verteilen – wobei: Es gibt<br />

Gerüchte, selbst »Father Christmas« sei historisch gesehen einst<br />

von »Coca Cola« erfunden und finanziert worden.<br />

Auch für den großen Findorffer Weihnachtsbaum sollte der<br />

»Schlitten der Finanzierung« zukünftig von mehreren Beteiligten<br />

gemeinsam gezogen werden. Denkbar wäre es, die Kosten<br />

für Fällung, An- und Abtransporte sowie fachgerechte Aufstellung<br />

auf die Schultern mehrerer Akteure in Findorff zu verteilen<br />

– durch Spenden der FindorfferInnen, von ortsansässigen EinzelhändlerInnen<br />

und Unternehmen bis zu dem in Geldsammelaktionen<br />

wie für den Erhalt der Jan-Reiners-Lok sehr engagierten<br />

und bestens erfahrenen Bürgerverein – und auch der neu<br />

konstituierte Beirat könnte helfen, indem er auf kurzen Wegen<br />

solidarisches, finanzielles Engagement im Stadtteil koordiniert,<br />

wenn es möglich ist – zum Beipiel im Fachausschuss »WIKIS«,<br />

der für Wirtschaft und Kultur in Findorff zuständig ist. Mit der<br />

monitären Unterstützung zahlreicher FindorfferInnen wäre der<br />

Weihnachtsbaum zu retten – und nicht nur Kinderaugen könnten<br />

wieder leuchten. Wenn es aber nicht klappen sollte, den<br />

großen Weihnachtsbaum für 2019 zu finanzieren ? Das wäre<br />

dann als Test für den oft beschworenen Gemeinschaftssinn im<br />

Stadtteil im Ergebnis eine ziemlich trostlose Bescherung für alle.<br />

Kay Grimmich ist Autor für Minderheitsmeinungen. Für starken<br />

Gegenwind bezogen auf seine Position hat er sich vorsorglich<br />

bereits eine Schutzweste gekauft. Foto: Butenkov Aleski<br />

F<br />

rüher fand ich es romantisch, zusammen<br />

mit meinen Eltern an einem hübsch beleuchteten<br />

und mit von mir im Kindergarten<br />

selbstgebasteltem Schmuck und Süßigkeiten<br />

dekorierten Weihnachtsbaum zu sitzen und<br />

meine Geschenke auszupacken.<br />

Später als Erwachsener habe ich mich dann<br />

gefragt, was daran romantisch sein soll,<br />

einem Baum über Wochen beim Sterben zuzusehen<br />

und die Reste danach einzusammeln und wegzufegen.<br />

Aus schierem Protest habe ich mir dann in den Achtzigern einen<br />

weißen Plastikweihnachtsbaum mit rosa Nadeln gekauft und<br />

den über viele Jahre treulich zur Weihnacht aufgebaut. Meine<br />

Eltern haben das nicht verstanden und die meisten meiner<br />

Freunde auch nicht. Das hat mich aber nicht davon abgehalten,<br />

nach meiner Façon selig zu werden, wie es schon Friedrich der<br />

Große praktiziert hat. Heute sitze ich an Heiligabend wieder<br />

unter einer Nordmanntanne. Allerdings tue ich das nur meinem<br />

Ehemann zuliebe, von dem ich zum Glück weiß, daß er diesen<br />

Artikel niemals lesen wird.<br />

Daß jede Stadt in der (christlich geprägten) Welt und jeder<br />

Stadtteil einer solchen Stadt meint, sich ebenfalls einen Baum –<br />

möglichst groß natürlich und völlig egal, ob man das Monstrum<br />

dann auch angemessen dekorieren und illuminieren kann – leisten<br />

zu müssen, dieser Gedankengang war mir seit jeher fremd.<br />

Anderswo werden dafür fröhlich die Wälder abgeholzt und<br />

riesige Plantagen werden betrieben, nur um unser perverses Bedürfnis<br />

nach falsch verstandener Naturnähe zu befriedigen. Ich<br />

finde, daß diese Ressourcen in Zeiten eines Klimawandels, der<br />

uns jährlich mit neuen Rekordzahlen beeindruckt, besser in die<br />

Aufforstung der eigenen Landschaft gesteckt werden sollten.<br />

Für mich ist die Diskussion um die Finanzierung eines Weihnachtsbaumes<br />

auf dem Jan-Reiners-Platz lediglich überflüssiger<br />

und teurer Lokalkolorit. Ich finde, daß das Geld besser für die<br />

Instandhaltung und den weiteren Ausbau der Findorffer Winterbeleuchtung<br />

eingesetzt werden sollte. Dort hat es in den letzten<br />

Jahren ebenfalls deutlich hörbar im Gebälk geknackt, weil sich<br />

niemand die laufenden Kosten ans Bein binden wollte. Von<br />

der Winterbeleuchtung haben wir aber alle etwas. Nicht nur zu<br />

Weihnachten. Und romantisch und traditionell ist sie auch.<br />

Detlef Moller ist Administrator der geschlossenen Facebook-<br />

Gruppe »Du kommst aus Good Old Bremen Findorff ...«.<br />

Wie ist eigentlich Ihre Meinung zu diesem Thema ? Schreiben<br />

Sie uns jetzt auf kurzen, digitalen Wegen einen Leserbrief auf<br />

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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 27 | WEIHNACHTSSPECIAL


q PROBEN FÜR DAS MUSICAL »ARIELLE« IN DER »ULC FITNESS COMPANY«<br />

Meerjungfrau im Findorffer Fitnessstudio<br />

W<br />

er kennt Sie nicht – die Geschichte<br />

von Arielle, der kleinen Meerjungfrau,<br />

die fernab von den Menschen,<br />

tief unten in den Weltmeeren lebt:<br />

In Poseidons Unterwasserreich soll<br />

eine Schwester von Arielle heiraten.<br />

Alle sind in heller Aufregung, nur<br />

Arielle nicht. Sie soll als Nächste<br />

heiraten, doch<br />

danach ist ihr so gar nicht. Gemeinsam mit<br />

dem Papageienfisch Poppy und der Schildkröte<br />

Turtle schwimmt sie an die Wasseroberfläche<br />

und entdeckt plötzlich den Prinzen Frederick für sich. Es<br />

gibt viele aufregende Verwicklungen. Am Ende hat Arielle nur<br />

ein paar Tage Zeit, den Prinzen dazu zu bringen, dass er sich in<br />

sie verliebt – ansonsten wird sie in Meerschaum verwandelt.<br />

»Die kleine Meerjungfrau« ist ein Musical über echte Freundschaft,<br />

wahre Liebe und den Mut, das in der Inszenierung von<br />

Thomas Blaeschke und Nina Arena in Bremen am Samstag, den<br />

21. Dezember gleich zweimal zur Aufführung kommen wird.<br />

Hauptdarstellerin Sara Dähn geht in ihrer Rolle als »Arielle«<br />

völlig auf: »Auf der Bühne ganz Ich sein zu können und dem<br />

Publikum alles zu geben, das ist meine größte Leidenschaft.«<br />

Damit es in der Vorweihnachtszeit im »Metropol Theater Bremen«<br />

zwei fulminante Aufführungen gibt, wird momentan<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 28 | WEIHNACHTSSPECIAL<br />

BACKSTAGE<br />

bereits intensiv geprobt. Musicalmacher Thomas Blaeschke<br />

freut sich sehr über die Unterstützung der Findorffer »ULC<br />

Fitness Company«: »Wir haben bei ULC in der Admiralstraße<br />

angefragt, weil uns dieses tolle Studio beste Rahmenbedingungen<br />

für unsere Arbeit bietet. In den gemütlichen Sitzloungen<br />

können die SchauspielerInnen ganz entspannt ihre Texte lernen.«<br />

Clubmangerin Carmen Korth ergänzt: »Der harte Job der<br />

MusicaldarstellerInnen erfordert absolute Fitness – und die<br />

bestens ausgestatteten Kursräume mit großen<br />

Spiegelwänden und der Bühne im Eventloft<br />

sind für die Proben absolut perfekt.« Die Direktorin<br />

für PR & Events Tanja Bürgener ergänzt:<br />

»Ich bin total begeistert, weil meine Generation mit dem<br />

Disney-Film ›Arielle‹ aufgewachsen ist. Wir freuen uns sehr,<br />

bei den Proben hinter die Kulissen schauen zu können.«<br />

Für die Aufführung des Musicals gibt es aber auch einen sehr<br />

ernsten Hintergrund. Thomas Blaeschke erläutert: »Mit ›Die<br />

kleine Meerjungfrau‹ machen wir gemeinsam mit Sponsor<br />

ULC und den Bremer Bädern sowie dem DLRG Landesverband<br />

Bremen zugleich darauf aufmerksam, wie wichtig es ist,<br />

schwimmen zu lernen. Wäre Arielle nicht zur Stelle gewesen,<br />

um ihren Prinzen zu retten, wäre der ertrunken. Er konnte<br />

ja nicht schwimmen.« Wer in die Welt von Arielle eintauchen<br />

möchte, findet alle Infos unter www.metropol-theater-bremen.de<br />

Text: Rätsch, Foto: Strüßmann, www.VoiceOverPiano.com ▲<br />

TAPAS + MORE<br />

Das Rucola Team erwartet Sie mit gewohnt frischer, kreativer<br />

internationaler Küche, kombiniert mit Aromen aus verschiedenen<br />

Ländern der Welt. Wir bieten Ihnen neben verschiedenen Speiseangeboten<br />

auch Tapas als kleine spanische Köstlichkeiten an.<br />

Es gibt bei uns einen wöchentlich wechselnden Mittagstisch.<br />

Reservierungen per Telefon 0421 35 09 72 94 oder vor Ort.<br />

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PROFILE<br />

q KAI HAVAII ÜBER SCHNELLE ERFOLGE, IRRTÜMER UND SEIN NEUES BUCH<br />

» Wir waren jung, wild und ungestüm. «<br />

LEGENDEN DER<br />

LEIDENSCHAFT<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 30<br />

EXTRABREIT<br />

K<br />

ai, ich habe recherchiert: Dein heutiger<br />

Interviewpartner war achtzehn Jahre alt,<br />

als er 1981 in der unwirklichen Atmosphäre<br />

der »Rotation« seine erste, unvergessene<br />

Live-Begegnung mit EXTRABREIT hatte.<br />

Euer Konzert im Anzeiger-Hochhaus, jenes<br />

Gebäude, in dem Rudolf Augstein nach<br />

dem 2. Weltkrieg den »Spiegel« gründete,<br />

war laut, hart und schnell. Der Eintritt betrug<br />

1,50 Deutsche Mark. Der »Spiegel« wird immer dünner,<br />

EXTRABREIT aber sind auch 40 Jahre später weiterhin dick<br />

im Geschäft. Wie schafft man es, sich so lange im Musikbusiness<br />

zu halten ?<br />

Man schafft es, indem man immer weiter macht. Es gab zwar<br />

Krisen, Trennungen und persönliche Abstürze, aber wir haben<br />

uns nach längeren Pausen jedes Mal wieder zusammengerauft.<br />

Besonders in den letzten Jahren zeigt sich, dass es gut war,<br />

durchzuhalten und weiter zu machen. Das wird honoriert.<br />

Mein großer Bruder besaß Eure erste Langspielplatte. Ich fand<br />

die kurzen, hektischen Stücke, aber auch das knallig pinkfarbene<br />

Cover zwischen Comic und Copyart gut, ebenso wie den<br />

für Newcomer leicht größenwahnsinnigen, wenngleich auch<br />

rückblickend sehr prophetischen Titel »Ihre größten Erfolge«.<br />

Plötzlich hörten wir alle »Hurra, hurra, die Schule brennt«,<br />

»Annemarie«, »Hart wie Marmelade« und »Flieger grüß mir<br />

die Sonne«, ein Lied von Hans Albers, das ihr gecovert habt.<br />

Hat Euch der Erfolg damals überrascht ?<br />

Unser Erfolg, wie wir ihn Anfang der Achtzigerjahre hatten,<br />

kam für uns in der Dimension absolut überraschend. Als wir<br />

anfingen, konnten wir uns nicht vorstellen, dass wir einmal eine<br />

ganze Jugendgeneration bewegen würden. Wir waren anfangs<br />

eher eine Szene-Band, die im eigenen Stadtteil in der Subkultur<br />

verankert war. Von solchen Dingen wie »Charts« hatten wir<br />

überhaupt keine Ahnung. Der Erfolg hat uns tatsächlich sehr<br />

überrascht, um nicht zu sagen überrollt.<br />

Du hast in einem Interview gesagt: »Dass aus mir ein Rocksänger<br />

werden würde, ist mir wirklich nicht in die Wiege gelegt. Es<br />

gab bei uns in der Familie den Konsens, dass wir alle mitleiderregend<br />

unmusikalisch sind.« Bandgründer Stefan Kleinkrieg<br />

fand das nicht. Du wurdest als singender Frontmann verpflichtet.<br />

Bist Du Sänger wider Willen geworden – und wie geht man<br />

damit um, wenn man anfangs glaubt, dass man das, was man<br />

sehr öffentlich betreibt, eigentlich gar nicht kann ?<br />

»Wider Willen« kann man nicht sagen, aber dass ich plötzlich<br />

der Sänger von EXTRABREIT werden sollte, war für mich<br />

schon überraschend. Ich habe mich von den Jungs überreden<br />

lassen, einmal unverbindlich mit in den Proberaum zu gehen,<br />

aber dann hat es mich sehr schnell gepackt. Nach dem ersten<br />

Gig war ich ziemlich gezündet. Wahr ist aber auch, dass ich<br />

noch während wir unser erstes Album aufnahmen, gezweifelt<br />

habe, ob in einer Band zu singen das Richtige für mich ist. Ich<br />

war Cartoonzeichner. Im Zeichnen habe ich meine Zukunft<br />

gesehen. Es ist anders gekommen und das war ja auch gut.<br />

Viele Hits aus der Anfangszeit spielt ihr noch heute für die<br />

Fans. EXTRABREIT hatte für mich von Anfang an eine<br />

unglaublich gute, nervös-neurotische Energie. Kann man<br />

die über 40 Jahre konservieren ?<br />

Ich weiß es nicht. Das müssen andere beurteilen. Wenn ich<br />

mir heute unser Konzert 1982 in der Westfalenhalle ansehe:<br />

Das hatte schon eine unheimliche Elektrizität. Wir waren jung,<br />

wild und ungestüm; also voll auf »Sturm und Drang«. Das sind<br />

Gefühle gewesen, die heute nicht mehr abrufbar sind. Was man<br />

aber weiterhin kann, ist sich so intensiv wie möglich in die<br />

Musik hineinzugeben. Das gelingt uns nach wie vor sehr gut.<br />

Das Publikum trägt uns als Band und wir tragen das Publikum.<br />

Dieses Wechselspiel funktioniert. Ich glaube auch nicht, dass<br />

wir an Energie verloren haben.<br />

Von »Fehlfarben«, einer anderen Band aus der Zeit, die mit<br />

Euch am Start waren und ebenfalls weiterhin live aktiv ist,<br />

gibt es die Textzeile: »Wir können, was gut war, sowieso<br />

nicht wiederholen.« Stimmt das ?<br />

Die Zeile stimmt insofern, als dass man Vergangenes tatsächlich<br />

nicht wiederholen kann. Vergangen ist vergangen. Auch<br />

Irrtümer, die man begangen hat, kann man nicht wieder rückgängig<br />

machen. Es gab für uns als Band intensive Höhepunkte,<br />

die wird man so nie wieder erleben. Das alles ist richtig, hat<br />

aber nichts damit zu tun, was jetzt in der Gegenwart passiert.<br />

Wir sind immer wieder freudig überrascht. Ein Beispiel: Wir<br />

haben in diesem Jahr zum zweiten Mal beim Wacken Open Air<br />

gespielt und es war dieses Jahr noch voller und noch grandioser.<br />

Das sind neue Highlights, die wir zuvor noch nicht hatten.<br />

Ebenfalls unvergessen ist »Polizisten« aus dem zweiten Album<br />

»Welch ein Land ! – Was für Männer !«, ein echter Evergreen,<br />

für den Du den Text und zum Teil die Musik geschrieben<br />

hast. Die Single war unglaubliche 21 Wochen in den deutschen<br />

Charts. In dem Text geht es um das Seelenleben dieser<br />

Berufsgruppe und wie man die Gesellschaft überwachte.<br />

Ist die Polizei von heute noch wie die Polizei von damals in<br />

den frühen Achtzigern, als der scheinbar ewige Helmut Kohl<br />

Bundeskanzler geworden war ?<br />

Nein, wir haben heute eine ganz andere Atmosphäre. Die<br />

damalige Situation war, dass wir die personelle und materielle<br />

Aufrüstung der Polizei ebenso unangenehm empfanden wie<br />

die neu aufkommenden Überwachungskameras. Wir waren der<br />

Meinung, dass diese Aufrüstung jede Verhältnismäßigkeit verloren<br />

hatte. Wenn ich mir jetzt die Arbeit der Polizei anschaue,<br />

muss ich sagen, dass die heutigen PolizistInnen es in vielerlei<br />

Hinsicht wirklich nicht leicht haben. u<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 31


q KAI HAVAII IM INTERVIEW<br />

» Ich habe gedacht: ›Nein, so möchte ich nicht enden‹.«<br />

In deren Köpfe zu schauen war eigentlich die Intention des<br />

Textes von »Polizisten«, wobei wir sie zugleich auf den Arm<br />

genommen haben. Aber wir waren weit entfernt von Parolen<br />

wie »Haut die Bullen platt wie Stullen !«, wie sie in der linken<br />

Szene geläufig waren. Heute kommen die PolizistInnen zu uns<br />

backstage und wollen Selfies mit EXTRABREIT machen. So<br />

ändern sich die Zeiten.<br />

»Polizisten« wurde mehrfach gecovert. Warum konntest Du<br />

die Version von Heino nicht verhindern ?<br />

Wenn jemand einen Song nah am Original covert, kann man das<br />

nicht verhindern. Jeder kann das machen. Insofern stand das gar<br />

nicht zur Debatte. Es gibt so viele Coverversionen von »Polizisten«<br />

– warum sollte nicht auch noch Heino eine machen ? Seine<br />

Version bereitet mir jedenfalls keine schlaflosen Nächte.<br />

Im Laufe Deiner Karriere gab es mit EXTRABREIT Duette<br />

mit der unvergessenen Hildegard Knef und dem großartigen<br />

Harald Juhnke, die gut funktioniert haben. Wie kam es dazu ?<br />

Mit Hildegard Knef war es so, dass unser Gitarrist Stefan eines<br />

Tages mit einer Langspielplatte ankam, auf der »Für mich soll’s<br />

rote Rosen regnen« als Chanson war. Ich kannte das Stück von<br />

meinen Eltern. Wir haben eine Coverversion gemacht und<br />

wollten wissen, was Hilde davon hält. Wir haben sie ausfindig<br />

gemacht, was tatsächlich nicht einfach war, weil zu der Zeit<br />

kein Mensch mehr von ihr sprach. Wir ließen ihr unsere Version<br />

auf Kassette zukommen. Sie sagte ganz spontan: »Da will ich<br />

dabei sein !«. Wir haben das Duett gemacht – und der Rest ist<br />

Geschichte. Ich kann sagen, die Begegnung mit ihr gehört für<br />

mich zu den absoluten Highlights. Die Knef war eine äußerst<br />

interessante Frau. Wir hatten die ein oder andere Gemeinsamkeit:<br />

Unsere Karrieren liefen alles andere als glatt. Und auch sie<br />

hatte mal Suchtprobleme. Nach Ihren Krebsoperationen war sie<br />

eine Zeit lang abhängig von Morphium. Es gab Einiges, was uns<br />

verbunden hat – und wir haben viel über unsere Leben geredet.<br />

Mit Harald Juhnke war es so, dass wir zuvor überlegt hatten,<br />

wie man nach Hilde vielleicht einen weiteren, besonders kultigen<br />

Duettpartner finden könnte. Irgendwann kamen wir auf<br />

ihn, auch weil ich zu der Zeit in Berlin gelebt habe. Wir haben<br />

dann »Nichts ist für immer« geschrieben – schon ganz konkret<br />

auf Harald als Partner zugeschnitten. Er war sofort sehr aufgeschlossen,<br />

hat aber vorher zur Absicherung noch seinen Sohn<br />

gefragt – und so ist es passiert.<br />

Harald Juhnke und Hildegard Knef waren beide äußerst individuelle<br />

Charaktere – und für uns als Jugendliche Stars aus<br />

längst vergangenen Zeiten. Hast Du ein Faible für charakterstarke<br />

EntertainerInnen der alten Schule ?<br />

»Es kommt darauf an, den<br />

Körper mit der Seele und die Seele<br />

durch den Körper zu heilen.«<br />

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Das mag so sein, zumal Hildegard Knef eine Erscheinung war,<br />

wie man sie sich heute gar nicht mehr vorstellen kann. Sie hatte<br />

als Künstlerin eine besondere, schillernde Aura. Insofern habe<br />

ich ein Faible für Menschen aus dieser Generation, die wie die<br />

Knef unglaubliche Brüche in Leben und Karriere erlebt haben.<br />

Was hast Du aus den Begegnungen mit solchen Showgrößen<br />

für Dich persönlich mitgenommen ?<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 32<br />

Hildegard Knef hatte diese Unverwüstlichkeit, einen absolut<br />

schwarzen Humor und ihren Stoizismus. Davon konnte man<br />

sich Einiges an Positivem abgucken. Andererseits hatte sie, die<br />

sonst ein absoluter Vollprofi war, vor gemeinsamen Fernsehauftritten<br />

ein beinahe unerträgliches Lampenfieber. Ich bin zwar<br />

auch immer nervös, bevor es losgeht, aber so extrem könnte ich<br />

mir das nicht antun. Juhnke hatte als Schauspieler eine unglaubliche<br />

Professionalität. Er war absolut diszipliniert, als wir mit ihm<br />

das Video zu »Nichts ist für immer« drehten, obwohl er schon<br />

nicht mehr so gut dabei war. Abschreckend war, dass er von einer<br />

Aura von Einsamkeit umgeben war. Ich habe ihn manchmal<br />

bedauert und gedacht: »Nein, so möchte ich nicht enden.«<br />

Über Deine Geschichte hast Du ein Buch geschrieben. Titel:<br />

»Hart wie Marmelade; Erinnerungen eines Wahnsinnigen«.<br />

Auf Amazon schrieb jemand: »Der Autor rechnet mit sich ab<br />

und mit niemandem anders. Wie wahnsinnig warst Du ?<br />

Das Wort »wahnsinnig« ist sicherlich nicht unangebracht. Es<br />

gab Zeiten, die waren sehr schnell und extrem exzessiv. u<br />

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q KAI HAVAII IM INTERVIEW<br />

» Wir werden alle eine Menge Spaß haben.«<br />

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Hellste – und flog schnell auf. Ich habe mich gefragt, wie wäre<br />

die Geschichte wohl weitergegangen, mit jemandem, der es<br />

richtig drauf hat. Ich bin dann ziemlich tief in die Materie eingetaucht.<br />

Ich habe lange Interviews mit Afghanistan-Veteranen geführt<br />

und versucht, die Psychologie eines Soldaten zu erfassen,<br />

der sich in einer Extremsituation befindet. Intensive Recherchen<br />

machen mir großen Spaß. Tatsache ist: In Afghanistan befand<br />

sich die Bundeswehr im Krieg – und in dem Buch geht es auch<br />

darum, was der Krieg in einem Menschen auslösen kann.<br />

Wie unterscheidet sich der Buchautor vom Musiker Kai Havaii ?<br />

19.11.19 / bremen modernes<br />

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Man konnte oft zurecht sagen: »Das ist doch Wahnsinn !«.<br />

Weiche Drogen, harte Drogen. Schnelle Frauen, dicke Autos<br />

– oder auch umgekehrt (lacht). Es hat uns Spaß gemacht, das<br />

Rock ’n’ Roll-Klischee auszuleben– schließlich waren wir ja laut<br />

BRAVO die »Bad Boys der NDW«. Aber alles hat seine Zeit und<br />

irgendwann war es nicht mehr so lustig. Es gab Zeiten, in denen<br />

mich die Drogen absolut verschlungen haben. Es gab manische<br />

Phasen, die mich in die ein oder andere schwierige Situation<br />

gebracht haben – und ein paar mal stand ich nah am Abgrund.<br />

Aber das ist lange her, und mittlerweile kann ich sagen, dass<br />

ich den Wahnsinn ganz gut eingezäunt habe. Ich lebe jetzt<br />

viel bedächtiger und ruhiger. Das bekommt mir sehr gut.<br />

In Deinem ersten Buch »Hart wie Marmelade« schilderst Du<br />

dieses Leben als rasanten Trip mit allen Höhen und Tiefen.<br />

Worauf hättest Du rückblickend verzichten können ?<br />

Die Irrtümer, die man begangen hat, lassen sich nun mal nicht<br />

mehr rückgängig machen. Sie prägen und oft kann man auch<br />

etwas Positives herausziehen. Es macht einfach keinen Sinn, Fehler<br />

ewig zu bedauern. Man sollte sagen: »Okay, das war falsch und<br />

so würde ich mich nicht noch einmal verhalten.« Von Jean-Paul<br />

Sartre stammt das Zitat: »Man sollte keine Dummheit zweimal<br />

begehen, die Auswahl ist schließlich groß genug.« So ist es.<br />

Bücher zu schreiben ist eine sehr einsame Beschäftigung, für<br />

die man viel Ruhe braucht. Einen geschützten Raum, in dem ich<br />

meiner Phantasie freien Lauf lassen kann. Auf Tour gehen hat<br />

hingegen viel mit Kommunikation zu tun. Man kommuniziert<br />

mit der Band, den Technikern und dem Publikum. Ich liebe beides.<br />

Für mich ist es gut, immer wieder zurück an den Schreibtisch<br />

zu kommen, wo ich meine Ruhe habe. Umgekehrt ist es<br />

aber auch immer wieder gut, mit der Band oder zu Lesungen<br />

loszuziehen und die Blase des Schreibens zu verlassen.<br />

Wird es von Dir auch eine Lesung in Bremen geben ?<br />

Ja, ich lese aus »Rubicon« am Freitag, den 15. November um<br />

19:30 Uhr im »Thalia-Buchhaus« in der Obernstraße in Bremen.<br />

Apropos Bremen: Euer Konzertveranstalter Hartwig Komar<br />

lebt und arbeitet mit seiner Agentur »On Stage Promotion« in<br />

Findorff. Wie ist es zu Eurer Zusammenarbeit gekommen?<br />

Hartwig hat uns angefragt. Er ist ein sehr angenehmer und<br />

zuverlässiger Typ. Alles hat bisher gut geklappt.<br />

Zum Schluss kurz noch der Werbeblock: Warum wird das<br />

Konzert von Extrabreit am 29. Dezember im Lagerhaus in<br />

Bremen eine wahrhaft schöne Bescherung in der Nachweihnachtszeit,<br />

an der man unbedingt teilhaben sollte?<br />

Mit EXTRABREIT kann man eine unglaubliche Band erleben,<br />

wie es sie heute kaum noch gibt. Nie waren wir so wertvoll wie<br />

heute – und wir werden alle eine Menge Spaß haben.<br />

q ÜBER KAI HAVAII<br />

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Im September ist Dein zweites Buch »Rubicon« erschienen;<br />

diesmal keine Biografie, sondern ein Thriller. Es geht um<br />

einen ehemaligen Scharfschützen der Bundeswehr, der ein<br />

unmoralisches Angebot annimmt. Wie bist Du auf den<br />

Plot gekommen ?<br />

Gut recherchierte Thriller mit einem aktuellen oder zeitgeschichtlichen<br />

Hintergrund habe ich bereits als junger Mann<br />

gern gelesen. Und es war immer schon mein Traum, irgendwann<br />

ein richtig dickes Buch dieser Art zu schreiben. Die Idee<br />

für den Plot entstand, als ich einen Zeitungsartikel las, der von<br />

einem ehemaligen Elitesoldaten der Bundeswehr handelte, der<br />

sich als Auftragskiller angeboten hatte. Er war wohl nicht der<br />

Kai Havaii wurde 1957 in Hagen geboren, lebt heute in Hamburg<br />

und bereist viel das Ruhrgebiet. Seine Hobbys sind Fußball und<br />

Skat. 1979 wurde er nach sehr kurzem Germanistikstudium und<br />

Jobs als Taxifahrer und Cartoonist im Alter von 22 Jahren vom<br />

Musikfan zum Sänger von EXTRABREIT. Kai Havaii arbeitet<br />

heute auch als freier Autor – u.a. für das ZDF und ARTE. Er<br />

hat zwei Bücher veröffentlicht. Er ist nach wie vor Musikfan,<br />

raucht immer noch und fährt weiterhin kein Auto. Im November<br />

liest er im »Thalia-Buchhaus« in der Obernstraße 44-54 und<br />

im Dezember kommen EXTRABREIT für das in diesem Jahr<br />

vorletzte Konzert ins Bremer »Lagerhaus«. www.die-breiten.de<br />

Interview: Mathias Rätsch Foto: Andreas Läsker ▲<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 34<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 35


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Zeit als Finanzvermittler etabliert.<br />

Das neue Konzept funktioniert<br />

online und in den Filialen – auch<br />

in der Fürther Straße führen die<br />

Beraterinnen und Berater durch den<br />

Angebotsdschungel, um das beste<br />

Angebot zu finden.<br />

Mit dem Besuch in der Sparkassenfiliale Geld sparen – das<br />

klingt verlockend. Vor dem Hintergrund, dass Bremerinnen<br />

und Bremer jährlich einige Hundert Euro wegen unpassender<br />

und zu hoher Tarife verschenken, lohnt sich ein genauer Blick<br />

auf die eigenen Verträge. Das Spektrum ist groß: Die Sparkasse<br />

Bremen bietet Preisvergleiche und Anbieterwechsel für Strom,<br />

Gas, Versicherungen, Ratenkredite und Immobilienfinanzierungen.<br />

Interessierte können hier bereits seit mehreren Monaten<br />

Preise und Angebote vergleichen. Die Sparkasse Bremen vermittelt<br />

auch Produkte anderer Unternehmen und bietet so einen<br />

optimalen Überblick über die jeweilige Branche.<br />

»Bei uns stehen die Menschen und ihre Bedürfnisse<br />

im Mittelpunkt. Im persönlichen<br />

Gespräch finden wir die passende Lösung:<br />

egal ob Haftpflichtversicherung oder Immobilienkredit.<br />

Dabei vergleichen wir die<br />

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Partnerbanken. Wenn Sie sich für ein Angebot<br />

entscheiden, leiten wir alles in die Wege. Damit benötigen Sie<br />

nur einen Ansprechpartner«, weiß Saskia Döring, Privatkundenberaterin<br />

in der Filiale Fürther Straße.<br />

Natürlich kann jeder auch selbst ausrechnen, ob er bereits beim<br />

günstigsten Anbieter ist oder Geld sparen kann, wenn er wechselt.<br />

Das Angebot ist kostenlos – und alle sind willkommen auf<br />

der Internetseite www.sparkasse-bremen.de/fair zu rechnen.<br />

Dort können Interessierte mit wenigen Klicks das Sparpotenzial<br />

für den eigenen Tarif oder Kreditwunsch errechnen.<br />

Warum bietet die Sparkasse Bremen eine Dienstleistung an, die<br />

es bei großen Portalen, wie »check2« oder »Verivox« gibt ? Die<br />

Antwort ist Unterstützung und Beratung. »Ältere Menschen<br />

scheuen sich oft, eigenständig Vergleiche im Internet anzustellen,<br />

weil hier viele Eingaben erforderlich sind«, sagt Saskia<br />

Döring. Junge Menschen dagegen fragten sich, ob sie beim Abschluss<br />

im Internet die richtige Entscheidung getroffen haben.<br />

»Diesen Herausforderungen können wir uns hier persönlich<br />

stellen und Personen somit genau die Unterstützung bieten,<br />

die sie sich von uns wünschen.«<br />

Präsenz im Stadtteil mit Kompetenz, unterstützt von digitalen<br />

Angeboten. In der Fürther Straße macht das Team den Auftritt<br />

als unabhängiger Finanzvermittler erlebbar. Dabei präsentiert<br />

es sich digital und nah an den Menschen. Besonders wichtig,<br />

denn digitale Angebote, die Kundinnen und Kunden das Leben<br />

leichter machen sollen, gibt es bereits jetzt in Hülle und Fülle.<br />

Über 70 können im Online-Banking und über Sparkassen-Apps<br />

aktuell abgerufen werden. Tendenz steigend. Gut, wenn es<br />

einen Navigator gibt, der eine passende Lösung aufspürt.<br />

Das kommt auch in einem eigens dafür eingerichteten Fairgleichen-Store<br />

im Weserpark an. In dem Standort beim Ausgang zu<br />

»Möbel Schulenburg« spricht das Team ein vielfältiges Publikum<br />

an. Und die Erfahrungen sind positiv: »Schnell vergleichen,<br />

clever sparen« – das schafft Zeit für die wirklich wichtigen<br />

Dinge im Leben.<br />

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Text: Nils Andresen, Fotos: Kerstin Rolfes, Pressefoto ▲<br />

PROMOTION | <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 37


q MIKE GORDEN ÜBER EIN MÜLLPROBLEM IN <strong>FINDORFF</strong> UND WEGE ZUR LÖSUNG<br />

» Fein säuberlich zugeknotet in der Natur. «<br />

W<br />

enn ich mit meinen Hunden<br />

spazieren gehe, ärgere ich mich<br />

regelmäßig über diese hübschen<br />

kleinen, schwarzen Müllbeutel, die<br />

gefüllt und fein säuberlich zugeknotet<br />

in der Natur stehen. Solch ein<br />

Verhalten konterkariert<br />

die ursprüngliche<br />

Idee dieser<br />

Beutel komplett. Einige Leute treiben<br />

dieses Verhalten noch auf die<br />

Spitze und legen diese Müllbeutel<br />

neben (!) einem Papierkorb<br />

ab. Da ist es doch besser, die<br />

Brocken einfach an Ort und<br />

Stelle liegen zu lassen. Da<br />

verrotten sie wenigstens.<br />

Was in diesem Moment in<br />

solchen Leuten vorgeht, wird<br />

sich mir nie erschließen. Als<br />

Schreiberling benötige ich naturgemäß<br />

ein gerütteltes Maß an<br />

Vorstellungskraft, doch so etwas<br />

hinterläßt mich völlig hilflos. Meine<br />

Vernunft sagt mir, daß ich das Verhalten<br />

dieser Leute nicht mehr werde ändern können.<br />

Der Ordnungsdienst, der solche<br />

Leute zur Rechenschaft ziehen könnte,<br />

ist im letzten Jahr auf dem Papier zwar<br />

eingerichtet worden. Ich habe aber noch<br />

niemals jemanden in Findorff tatsächlich auf Patrouille gehen<br />

sehen.<br />

Die Stadtreinigung, die so etwas beseitigen würde, ist ebenfalls<br />

viel zu selten unterwegs. Besonders im Sommer, wenn die<br />

Biergärten geöffnet sind und die Leute ihre Freizeit draußen<br />

verbringen, werden die Papierkörbe weiterhin stumpf im<br />

wöchentlichen Rhythmus geleert und quellen deswegen bereits<br />

nach wenigen Tagen über. Wenn denn die Feierwütigen ihren<br />

Müll überhaupt hineinwerfen und ihn nicht einfach auf Bänken,<br />

Wiesen und Wegen liegen lassen.<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 38<br />

ZWISCHENRUF<br />

Bremen ist notorisch klamm und die Stadtkasse leer. Daran<br />

wird sich in den nächsten Jahren nichts ändern. Sich darüber<br />

beschweren und laut zu klagen wird deswegen nur mäßigen<br />

Erfolg bringen. Letztlich läuft es darauf hinaus, daß wir alle<br />

selbst Hand anlegen müssen.<br />

Die jährlichen Sammelaktionen im Frühjahr sind dazu – so<br />

nützlich sie sind – nur ein erster Schritt. Meine persönliche<br />

Lösung sieht folgendermaßen aus<br />

und erfordert nur ein wenig Planung:<br />

Wenn ich mit den Hunden unterwegs<br />

bin oder spazieren gehe markiere<br />

ich mir im Geiste die Lage der<br />

Mülleimer auf meiner Route.<br />

Müll, der nicht zu eklig ist,<br />

sammle ich im Vorbeigehen<br />

auf und werfe ihn anschließend<br />

in den nächsten Papierkorb.<br />

Mein Mann sieht mich<br />

dann immer seltsam an, aber<br />

letztlich versteht er es.<br />

Flaschen und Dosen mit Pfand<br />

stelle ich deutlich sichtbar an den<br />

Weg. Es gibt viel zu viele Bewohner<br />

im Stadtteil, die ihr Einkommen durch<br />

Sammeln von Pfand aufbessern müssen<br />

und ich finde, ich kann ihnen ihre Arbeit etwas<br />

erleichtern. Das macht nur wenig Arbeit<br />

und ich vergebe mir damit nichts.<br />

Damit entlasse ich die Verursacher all dieses<br />

Mülls nicht aus ihrer Verantwortung.<br />

Ich trage nur ein klein wenig dazu bei, uns alle vor den Konsequenzen<br />

ihres Handelns zu schützen und es den Ratten nicht<br />

gar zu einfach zu machen, hier über die Runden zu kommen.<br />

Ich hoffe, ich kann Dich (ja, genau Dich !) mit meinem Beispiel<br />

ermutigen, es genauso zu machen. Wenn viele Leute an<br />

dieser Aktion teilnehmen, werden wir zwar damit nicht allen<br />

Müll beseitigen können. Zumindest wird es aber ordentlicher<br />

aussehen als vorher. Vielleicht fällt Dir ein anderer, kreativer<br />

Weg ein, wie Du helfen kannst, unseren Stadtteil Findorff auch<br />

in Zukunft schön zu erhalten. Deiner Phantasie sind keine<br />

Grenzen gesetzt.<br />

Besser ist es natürlich, erst gar keinen Müll draußen liegen zu<br />

lassen. Das gilt auch für so banale Dinge wie Zigarettenkippen.<br />

Dafür gibt es kleine Taschenaschenbecher, die man bei sich<br />

haben kann ! In diesem Sinne: Bleib‘ am Ball !<br />

Mike Gorden hat in seinem früheren Leben Chemie studiert.<br />

Er selbst sieht sich als begnadeten Schriftsteller. Die anderen<br />

finden ihn unbeschreiblich. Frage im Findorffer Bücherfenster<br />

nach seinem Büchern, falls Du gerne Thriller mit Science-<br />

Fiction und Mystery-Elementen liest. ▲<br />

Wir machen<br />

Hausbesuche:<br />

Termine unter<br />

0421 / 35 14 54<br />

Friseurmeisterin Aysel Canli-Wiegand<br />

Tel. 0421 / 35 14 54 · Damen-, Herren- und Kinderfriseurin<br />

mit und ohne Termin · Hemmstraße 293 · 28215 Bremen<br />

Unsere Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 9:00<br />

bis 18:00 Uhr und am Samstag von 8:00 bis 14:00 Uhr<br />

Das Museum<br />

der Bremer<br />

Unterwelt<br />

SPANNENDE MUSEUMSFÜHRUNGEN u »Vom<br />

Goldeimer zur modernen Kanalisation« am Sonntag,<br />

den 10.11. und 01.<strong>12</strong>.2019 und im neuen Jahr am<br />

05.01., jeweils um 16:00 Uhr. Geöffnet ist von 15:00<br />

bis 18:00 Uhr. GRUPPENFÜHRUNGEN u möglich<br />

von Mo. bis Fr. nach Voranmeldung. Ausführliche<br />

Infos gibt es unter www.altespumpwerk.de<br />

Altes Pumpwerk e.V. | Salzburger Str. <strong>12</strong> | 28219 Bremen<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 39


q HEIKO GREIN ÜBER ZEHN JAHRE IM MUSIKGESCHÄFT<br />

» Leidenschaft & Wahnsinn «<br />

▼ AUTHENTISCHE JAPANISCHE KÜCHE IM »PEKO PEKO SUSHI«<br />

Sushi & Co nach Hause liefern lassen<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 40<br />

H<br />

eiko, Du bist der Inhaber und Geschäftsführer<br />

von »SONGS & WHISPERS« in Bremen. Was<br />

verbrigt sich hinter »Lieder und Flüstern« ?<br />

Ein Musiklabel, ein Musikverlag, eine Bookingund<br />

Konzertagentur, in Einheit mit einem Tonstudio,<br />

Ton- und Lichttechnik und einer PR- und<br />

Kommunikationsagentur. Im Klartext eine recht<br />

wilde Ansammlung von Leidenschaft & Wahnsinn<br />

sowie dem seit 2009 andauernden Versuch, Newcomern<br />

und »Emerging-Artists« live eine Plattform zu bieten.<br />

Als ich Dich vor längerer Zeit einmal gefragt habe, wer sich<br />

»SONGS & WHISPERS« ausgedacht hat, hast Du geantwortet:<br />

»Ich, leider !« Kann kulturelle Selbstausbeutung auch nerven ?<br />

SONGS & WHISPERS<br />

Du lernst es zu schätzen mal zu Hause sein zu können, wenn Deine<br />

50-Stunden-Woche vorbei ist – und keine Musik zu hören (lacht) !<br />

Diese Jahr konntest Du mit Deinem Team Euer zehnjähriges<br />

Jubiläum begehen. Wie habt ihr gefeiert ?<br />

Zur »Feier des Tages« haben wir unsere Strukturen auf den<br />

Kopf gestellt und uns zehn Jahre nach »Spotify« gefragt, was wir<br />

zukünftig besser machen können. Es steht zu befürchten, dass<br />

die »Kulturelle Selbstausbeutung« auch für die nächsten Jahre<br />

noch Teil des Programms bleibt. Ansonsten gab es, zumindest<br />

aus Sicht des Publikums, ein paar gute Konzerte zum Jubiläum.<br />

Wie viele Konzerte hast Du in dieser Zeit veranstaltet – und<br />

gibt es eine Künstlerin oder einen Künstler, die oder der Dich<br />

ganz besonders beeindruckt hat ?<br />

Wir haben aufgehört zu zählen ! Es müssten mehr als 6.000 sein.<br />

Alle KünstlerInnen sind auf ihre Art einzigartig und verdienen<br />

den jeweiligen Respekt in der Zusammenarbeit. Persönliche<br />

Favoriten im eigenen Roster verbieten sich daher ein wenig.<br />

Wie ist Eure Positionierung und wer ist Zielgruppe ? Wer fragt<br />

an, um über Euer Netzwerk Konzerte veranstalten zu lassen ?<br />

Irgendwie alle ! Mit Blick auf unsere vielfältigen Formate ist unsere<br />

Zielgruppe von 6 bis 80+ extrem. Es kann die gleiche Band<br />

in der KITA einen Workshop geben und am nächsten Tag auf<br />

einem Festival spielen. Das ist nicht »hip« oder »trendy«, aber es<br />

geht um Songs, Stories und Menschen im Kontakt zueinander.<br />

Welche Vorteile hat es, KünstlerInnen über Euch zu buchen ?<br />

Du kannst bei uns das Event als komplettes Paket oder auf den<br />

individuellen Bedarf angepasst buchen. Wir leisten Projektmanagement,<br />

Moderation, KünstlerInnen, Technik, Kommunikation<br />

on- und offline, Pressearbeit, Werbung und Social Media.<br />

Heiko, ich wünsche Dir viel Erfolg für die nächsten zehn Jahre !<br />

Mehr Informationen unter www.songsandwhispers.com<br />

Interview: Mathias Rätsch, Foto: Norbert Müller ▲<br />

Heiko Grein präsentierte den<br />

norwegischen Singer-Songwriter<br />

Ben Lorenzen auf dem Jubiläumskonzert<br />

von »Songs & Whispers«<br />

im Sendesaal Bremen.<br />

S<br />

eit 2016 führen Miyuki<br />

und Hiroshi Saito das<br />

»Peko Peko Sushi« in<br />

der Münchener Straße<br />

29. Peko Peko bedeutet<br />

»Hunger« – wer also<br />

hungrig ist und Lust hat<br />

auf authentisch japanische<br />

Küche, kann sich auf Sushi,<br />

aber auch auf warme Gerichte aus dem »Peko Peko<br />

Sushi« freuen. Die Gerichte kann man selbst<br />

abholen oder ab einem Bestellwert von 10,00 €<br />

nach Hause liefern lassen.<br />

Das Angebot ist vielfältig: Es erstreckt sich über warme und<br />

kalte Vorspeisen wie gegrillte Hähnchenspieße, Gemüsekroketten,<br />

Misosuppe oder Wakame Algensalat über Menüs wie das<br />

Veggie Menü, Mini Set oder Party King. Zudem gibt es sogenannte<br />

»Bento«, warme Gerichte mit Reis sowie die klassischen<br />

Sushi-Arten Gunkan, Nigiri, Futomaki, Maki und Insideout<br />

Maki, die es mit Fisch, Gemüse oder Tofu gibt. Sushi ist mehr<br />

als nur Fisch – und man kann sagen: Was für ein Glück, einen<br />

so leckeren Sushi-Lieferanten im Stadtteil zu haben.<br />

Begeistert hat mich eine typisch japanische Spezialität, die<br />

ich in einem Sushi-Laden bisher nicht angetroffen habe: Maki<br />

Sushi gefüllt mit der Heilnahrung Nummer Eins namens Ume,<br />

einer japanischen Pflaume (botanisch eigentlich Aprikose), die<br />

unreif gepflückt wird und über ein bis zwei Monate mit Salz in<br />

Holzfässern gelagert wird. Wer den säurig-salzigen Geschmack<br />

beim ersten Mal überwindet, wird die Ume und ihre Wirkungen<br />

schnell liebgewinnen oder sie sogar pur oder als Saft (Ume<br />

Su) in die Hausapotheke oder noch besser für allerlei Speisen<br />

in die tägliche eigene Küche mit aufnehmen. Die Wirkung der<br />

Umepflaume (jap. Umeboshi) ist vielfältig: Sie hat, genau wie Algen,<br />

eine stark entgiftende Wirkung, hilft bei Kopfschmerzen,<br />

Erkältungen, Fieber oder Kater und stärkt das Immunsystem. In<br />

BESUCHEN SIE UNS IN UNSEREM STORE<br />

MAHLZEIT<br />

Japan wird ihre tägliche Einnahme für die Gesundheit<br />

empfohlen. Für Fortgeschrittene empfehle<br />

ich die ebenfalls sehr gesunden Nattou (sprich:<br />

Natto) Maki aus fermentierten Sojabohnen.<br />

Nattou spaltet die Gemüter. Wer weiß, dass sie<br />

nachweislich den Bluthochdruck senken, gegen<br />

Osteoporose und Magengeschwüre helfen, entgiftend<br />

wirken und ein prima Eiweißlieferant sind,<br />

kann bezüglich des eher »gesunden« Geschmacks<br />

vielleicht ein Auge zudrücken. Ich kenne aber auch<br />

Menschen, die den Geschmack von Nattou<br />

lieben und es löffelweise pur essen. Als Desserts<br />

winken Eis, süße Röstkastanien oder japanische<br />

Pfannkuchen mit süßen Rotbohnen gefüllt<br />

wie sie im Film »Kirschblüten und Rote Bohnen« vorkommen.<br />

Alle Speisen haben eine japanische Bezeichnung und eine deutsche<br />

Übersetzung. Vegetarische Speisen sind durch zwei grüne<br />

Blätter an einem Stil gekennzeichnet. Alle Sushi Menüs werden<br />

mit Ingwer, scharfem Wasabi, Sojasauce und Stäbchen serviert.<br />

Auf der Getränkekarte stehen japanischer Grüntee, Ramune<br />

(japanische Limonade), Cola, Wasser, Reis- oder Pflaumenwein<br />

sowie japanisches Bier. Die Ume-Pflaume im Pflaumenwein<br />

unbedingt mitessen ! Aber Achtung: Sie hat einen Kern.<br />

Wer seine Speisen vor Ort bestellt und auf die Fertigstellung der<br />

Gerichte wartet, kann in ausgelegten Büchern und Zeitschriften<br />

allerlei Wissenswertes über Japan und seine Kultur erfahren.<br />

ÜBER »PEKO PEKO SUSHI«<br />

Geöffnet hat »Peko Peko Sushi« täglich von 17:00 bis 21:30 Uhr,<br />

samstags bereits ab 16:00 Uhr. Dienstags ist Ruhetag. Zu erreichen<br />

ist der Lieferdienst unter Telefon 0421 / 37 64 61 20 . Wenn<br />

der Anrufbeantworter anspringt einfach den Namen und die<br />

Telefonnummer hinterlassen. Es erfolgt ein baldiger Rückruf.<br />

Die Speisekarte gibt es unter www.peko-peko-sushi.de<br />

Text: Nicole Henze, Foto: Milivanily ▲<br />

TERRASSENDÄCHER MIT CABRIOLET- FEELING<br />

Bei unseren Terrassendächern setzen wir auf die Systeme der<br />

JOKA-System GmbH, dem europäischen Marktführer in der<br />

Herstellung von Terrasendach- und Glasschiebedächern.<br />

Der Hersteller produziert jedes Dach individuell und maßgenau im<br />

eigenen Werk in Delmenhorst. Das bietet Ihnen große Flexibilität und<br />

Freiheiten bei der Gestaltung Ihrer Wunschüberdachung.<br />

Wir stellen Ihnen die aktuellen Produkte der JOKA-System GmbH vor.<br />

Glaserei<br />

seit 1930<br />

Gläbe Glas & Metalltechnik GmbH<br />

Bayernstraße 178A, 28219 Bremen<br />

T. 0421 / 35 44 55<br />

F. 0421 / 37 48 97<br />

info@glaebe.de<br />

www.glaebe.de<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 41


+++ »Es gibt den Trend zu regionalen Produkten... Darauf<br />

gehen wir natürlich auch im Sortiment ein.«, berichtete Kaufmann<br />

MANFRED SPREEN im Interview in der vorletzten<br />

Ausgabe von <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong>. Auch dafür gibt<br />

es im REWE im Jan-Reiners-Center an der Hemmstraße 2<strong>12</strong>-214<br />

jetzt mehr Platz. Nach einigen Umbauarbeiten in den vergangenen<br />

Monaten gehört jetzt die Fläche des ehemaligen, seit längerer Zeit<br />

leerstehenden Postbank Finanzcenters zum REWE-Markt. Die<br />

Erweiterung bietet dem Marktleiter neue Möglichkeiten, das Sortiment<br />

für seine KundInnen zu vergrößern. www.rewe.de<br />

+++ Vom 1. Dezember bis 1. Januar gibt es bei MODISIGN<br />

in der Admiralstraße 158 zehn Prozent auf alle Gürtelschnallen<br />

und Gürtel. Mehr schöne Mode auf www.modisign.de<br />

DORFFKLATSCH<br />

+++ Wir verlosen 2 x 2 Tickets für das kommende Live-Konzert<br />

von EVERLAST, der mit seinem neuen Album »Whitey Ford‘s<br />

House Of Pain« am Dienstag, 19. November 2019 im »Modernes«<br />

in der Neustadt spielt. Bekannt wurde der Musiker unter anderem<br />

mit seiner Zusammenarbeit mit SANTANA. Um Karten<br />

zu gewinnen, abonnieren Sie online einfach den Newsletter von<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong>. Die Anmeldung erfolgt mit<br />

der E-Mail-Adresse und wenigen Klicks. »Absenden« nicht vergessen!<br />

Der Newsletter kann jederzeit abbestellt werden. Die GewinnerInnen<br />

werden rechtzeitig per E-Mail<br />

benachrichtigt. Teilnahme unter www.<br />

findorff-gleich-nebenan.de<br />

+++ Kunstwochenende gleich<br />

nebenan: Am Samstag, den 16.<br />

und Sonntag, den 17. November<br />

öffnen sich organisiert von<br />

der Initiative KUNST.HAFEN.<br />

WALLE Ateliers, Werkstätten,<br />

Galerien und weitere kreative Orte<br />

im Nachbarstadtteil für BesucherInnen aus<br />

ganz Bremen. Über 100 KünstlerInnen, darunter aus Findorff<br />

ISA FISCHER und MANFRED SCHLÖSSER, werden zwei<br />

Tage ihre Kunstwerke von der Malerei,<br />

Bildhauerei, Installation bis zur<br />

Fotografie an verschiedenen<br />

Orten ausstellen. Angeboten<br />

werden zudem Führungen<br />

mit »Kunstlotsen« mit<br />

bekannten PolitikerInnen<br />

aus dem Stadtteil Walle wie<br />

KRISTINA VOGT und<br />

CARSTEN MEYER-<br />

HEDER. Darüber hinaus gibt<br />

es ein buntes Rahmenprogramm<br />

mit Musik, Theater und Lesungen.<br />

Ausführliche Informationen zum Kunstwochenende gibt es auf<br />

www.kunsthafenwalle.de u<br />

+++ Neue Kurse zum Thema »Homöopathie für Kinder und<br />

Erwachsene« bei Verletzungen, Infekten der Luftwege und<br />

Magen-Darm-Erkrankungen bietet in Findorff die Heilpraktikerin<br />

DOROTHEE TEUTSCH ab November an. Aktuelle Infos<br />

unter www.heilen-und-beraten.de<br />

+++ FINDORRFF <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> kommentierte den<br />

Zustand bereits Anfang des Jahres und auch die regionale Presse<br />

berichtete zuletzt über die bestehende<br />

»digitale Ruine«, wonach sich<br />

über den bisherigen Internetauftritt<br />

des Findorffer Stadtteilbeirats<br />

laut WESER KURIER<br />

»Spott und Kritik aus dem Stadtteil«<br />

mehren würden. Bereits seit<br />

September ist die offizielle Seite,<br />

die sich seit 2014 unter dem gemeinsamen<br />

Dach des einstigen Stadtteilportals<br />

www.findorff.de mit eigener Domain verzweigte, offline.<br />

Mit der endgültigen Abschaltung hat Findorff kein offizielles<br />

Stadtteilportal mehr. Es wird nur noch unter der weiterhin<br />

bestehenden Domain www.stadtteil-findorff.de über einen Link<br />

auf die Findorff-Seiten des ORTSAMTS WEST verwiesen,<br />

auf denen wie bisher die Tagesordnungen von öffentlichen<br />

Beiratssitzungen und deren Veranstaltungsorte zu finden sind.<br />

q WER, WIE, WAS, WIESO, WESHALB, WARUM<br />

Letztere werden dort ca. sieben Tage vor der jeweiligen Sitzung<br />

einpflegt. Der neu besetzte Fachausschuss für »Wirtschaft,<br />

Kultur, Inneres und Sport« hat sich bereits mit der Problematik<br />

beschäftigt. Die nächste öffentliche Sitzung ist am 26. November<br />

2019. Die Findorffer BEIRATSTERMINE kommuniziert<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> weiterhin als »Notlösung«<br />

unter Tipps und Termine auf www.findorff-gleich-nebenan.de<br />

+++ Am Sonntag, den 24. November heißt es wieder einmal<br />

HOBBYKUNST im BLOCKLAND: Von 10:00 bis 17:00 Uhr<br />

verwandelt sich das Dorfgemeinschaftshaus Niederblockland 20<br />

in eine gemütliche Stube, in der es schöne, handgefertigte Dinge<br />

zu kaufen gibt. Es gibt ein Angebot an herzhaften Speisen und<br />

in der großen Diele wird wieder die Kaffeetafel aufgebaut. Der<br />

Eintritt ist frei. Weitere Infos gibt es unter dem Suchbegriff<br />

»Hobbykunst im Blockland« auch auf www.facebook.com<br />

+++ Endlich volljährig: Die FLOTTE KAROTTE ist 18 Jahre<br />

alt geworden. Für die KundInnen des Findorffer Bioladens in<br />

der Augsburger Straße gab es eine kleine Überraschung. Wer<br />

Lust hatte, nahm an einem Ausflug zum Naturkost Kontor<br />

Bremen teil. <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> gratuliert ganz<br />

herzlich und freut sich auf weitere Jahre mit ausgezeichneten<br />

Produkten, bei denen besonders auf Regionalität und Fairen<br />

Handel geachtet wird. www.flotte-karotte-bremen.de<br />

Textredaktion: Mathias Rätsch, Fotos: Pressefotos ▲<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 42


<strong>FINDORFF</strong> GEHT AUS<br />

TIPP l SO 11.11 l METROPOL THEATER<br />

Der Sommer war gut und auch der Herbst ist wunderbar: Die fantastischen WATERBOYS<br />

kommen für vier exklusive Konzerte nach Deutschland. Großer Jubel: Man gastiert diesmal<br />

auch in Bremen ! Die britische Folk-Rock-Band um Gründer MIKE SCOTT gibt es seit<br />

1983 in wechselnden Besetzungen. Der größe Hit von 1985 »The Whole of the Moon« liegt<br />

zwar Jahrzehnte zurück, aber wen interessieren schon Hits, wenn doch jedes der bisher dreizehn<br />

Studioalben der Band absolut hörenswert ist – und alle bisher vom Autor dieser Zeilen<br />

erlebten Live-Konzerte grandiose Ereignisse waren. Dafür stehen neben Scott brilliante<br />

Musiker wie Steve Wickham an der elektronischen Geige oder der niemals bewegungslose<br />

»Brother Paul« an den Tasten. Egal mit wem, wo und wann: Die Waterboys spielen immer<br />

mit einer derartigen Emotionalität, dass einem vor Freude die Tränen kommen, wenn man<br />

nicht als Eisblock geboren wurde. Das neue Album bedient diverse musikalische Genres<br />

und heißt »Where The Action Is« – und die Antwort kann heute Abend nur lauten: hier !<br />

Einlass: 19:00 Uhr, Beginn: 20:00 Uhr u www.metropol-theater-bremen.de<br />

FR 22.11 l LAGERHAUS<br />

Sie waren immer laut, hart, dreckig: THE<br />

GODFATHERS transferierten ziemlich<br />

unnostalgisch den Geist des wahren Rock<br />

’n’ Roll in die Gegenwart. Von der Wiege<br />

bis ins Grab: Das illusionslose Statement<br />

»Birth, School, Work, Death« definiert die<br />

Philosophie der Briten: trockene, agressive<br />

Rockmusik und scharfzüngige Texte geben<br />

die Richtung an. Zurecht gelten die Musiker<br />

um Sänger Peter Coyne als eine der besten<br />

Live-Bands diesseits und jenseits des Atlantiks.<br />

Hart, aber nicht herzlich: Mit ihrem<br />

Motto »Rock ’n’ Roll since 1985« kommen<br />

sie wieder auf Tour. Dresscode ? Anzug ! Der<br />

ist bei den »Paten« auf der Bühne Pflicht.<br />

19 Uhr u www.kulturzentrum-lagerhaus.de<br />

DO 07.11 l MEISENFREI<br />

»Also, mit dem Blues ist es so: Wenn sich jemand<br />

Sorgen über irgendetwas macht, dann<br />

hat er den Blues – auch wenn er ihn nicht<br />

singen kann. Wenn deine Frau dich verlässt,<br />

hast du den Blues, auch wenn du nicht in<br />

der Lage bist, ihn zu singen. Wenn du ihn<br />

aber singen kannst, bekommst du ihn auf<br />

diese Weise aus deinem Kopf heraus. Und<br />

darum geht es beim Blues.« sagt Bluesmusiker<br />

Pinetop Perkins aus Mississippi. Wo der Mann<br />

recht hat, hat er recht. Weil wir den Kopf frei<br />

bekommen wollen, gehen wir heute auf das<br />

Konzert des britischen Bluesrock-Gitarristen<br />

ANSLEY LISTER, um laut mitzusingen<br />

– ob wir das können oder nicht.<br />

Beginn: 20:00 Uhr u www.meisenfrei.de<br />

FR 15.11 l ALADIN<br />

SCHANDMAUL ist eine deutschsprachige<br />

Mittelalter-Folkrock-Band aus Gröbenzell bei<br />

München. Mit »Artus« haben sie erneut einen<br />

Megaseller veröffentlicht – ein Album, das ein<br />

über die Jahre gewachsenes Können in Perfektion<br />

verewigt – und live seine Fortsetzung auf der<br />

großen »ARTUS - Tour 2019« findet.<br />

20:00 Uhr u www.aladin-bremen.de<br />

22./23.11 l ALTES PUMPWERK<br />

Nachdem die ZOLLHAUSBOYSmit ihrem<br />

hochgelobten Programm große Furore machten<br />

und bis zu zehntausend Menschen begeisterten,<br />

gibt es mit »Geht weiter« Teil zwei der<br />

großen Tour – in Findorff mit zwei Terminen<br />

am Freitag den 22.11. und am Samstag, den<br />

23.11.2019 im »Alten Pumpwerk«.<br />

20:00 Uhr u www.altespumpwerk.de<br />

SA 07.<strong>12</strong> l ALTES PUMPWERK<br />

Seit der Gründung durch den Bremer<br />

Schlagzeuger Wolf Grezesch pflegt das<br />

Jazzquintett HANSESWINGPROJECT<br />

die Erinnerung an die großen Namen aus<br />

der Zeit der Blüte des Broadway und der<br />

Hollywood-Musikfilme. Heute wird es mit<br />

»Christmastime – Swingtime« garantiert<br />

schwungvoll weihnachtlich.<br />

20:00 Uhr u www.altespumpwerk.de<br />

SA 23.11 l SCHLACHTHOF<br />

Er war der Sänger von SPANDAU BALLET,<br />

die als New-Romantic-Band große Hits in den<br />

Achtzigerjahren hatten: TONY HADLEY veredelt<br />

mit seiner Stimme nach wie vor große<br />

Songs wie »Gold«, »True« und »Through the<br />

Barricades«. Spandau Ballet gibt es lang nicht<br />

mehr, Hadley aber trägt das Erbe solo weiter.<br />

20:00 Uhr u www.schlachthof-bremen.de<br />

DO 28.11 l GLOCKE<br />

Alexander Bojcan ist laut Selbsteinschätzung<br />

der »George Clooney der Comedy-Szene«.<br />

Der gebürtige Berliner sagt in seiner beruflichen<br />

Identität als KURT KRÖMER Sätze<br />

für die Ewigkeit wie »Pistole ? ! Da wo ick herkomme,<br />

aus Berlin-Neukölln, nennt man so<br />

wat EC-Karte.« oder »Dass meine Frau und<br />

ick noch mal glücklich werden, ist genau<br />

so wahrscheinlich wie ein Waldbrand am<br />

Hermannplatz,« und »Machste die Tür zu<br />

oder biste in der U-Bahn geboren ?« Lustig ?<br />

Lustig ! Der hemmungslose Alleinunterhalter<br />

lässt es heute brachial humorig in der sonst<br />

eher distinguierten »Glocke« bimmeln.<br />

Einlass: 19:00 Uhr, Beginn: 20:00 Uhr<br />

u www.glocke.de<br />

SO 29.<strong>12</strong> l LAGERHAUS<br />

Es gibt sie schon über 40 Jahre –und jedeR kann<br />

sich jährlich erneut davon überzeugen, dass die<br />

»Elder Statesmen« der »Neuen Deutschen Welle«<br />

nach wie vor eine Intensität entwickeln, die<br />

ihresgleichen sucht. EXTRABREIT sollte man<br />

daher heute Abend keinesfalls verpassen.<br />

19 Uhr u www.kulturzentrum-lagerhaus.de<br />

IMPRESSUM<br />

AUTOR/INN/EN<br />

Nils Andresen, Janine Bittkau, Simeon Buß, Mike Gorden,<br />

Kay Grimmich, Detlef Moller, Nicole Henze, Mathias Rätsch<br />

© Nutzung durch Nachdruck oder digital, auch auszugsweise,<br />

sind nur mit vorheriger Genehmigung gestattet. Sämtliche<br />

Rechte der Vervielfältigung liegen beim Findorff Verlag.<br />

Zuwiderhandlungen in Form von Urheberrechtsverletzungen<br />

werden strafrechtlich verfolgt.<br />

FOTOGRAFIE<br />

Philipp von Ditfurth, vonditfurth.net, Matthias Hornung,<br />

www.photocube.de, Martin Rospek, www.rospek.de,<br />

Kerstin Rolfes, www.kerstinrolfes.de, Andreas Läsker,<br />

www.facebook.com/andreas.laesker<br />

ILLUSTRATION<br />

Bettina Bexte, www.bettina-bexte.de<br />

ART DIRECTION<br />

Mathias Rätsch, www.raetsch.de<br />

LEKTORAT<br />

Leona Ilgner<br />

BILDNACHWEIS<br />

Titel/Seite 6: Philipp von Ditfurth, Seite 3: »Curtain« ©<br />

Libracesp Libras, »Madonna«, Gellinger, Seite <strong>12</strong> © »Isa<br />

Fischer« und Seite 16/36/46 © Kerstin Rolfes, Seite 17<br />

»Weihnachtsmensch« © Klaus Hausmann, Seite 18: »Dr. Junkers«<br />

© Martin Rospek, Seite 21: »Singlekulturklub« Matthias<br />

Hornung, www.photocube.de, Seite 22: »Christmas &<br />

more« © M3B GmbH, Oliver Sau, Seite 26: »Money Origami<br />

Christmas tree« © Butenkov Aleskei, www.shutterstock.de,<br />

Seite 28: »Arielle« © B. Strüßmann, www.VoiceOverPiano.<br />

com, Seite 30: »Extrabreit« © Andreas Läsker, Seite 37:<br />

»Sparkasse Bremen« © Pressefoto, Seite 38: »Dog-feces«<br />

© Antranias, Seite 40: »Heiko Grein«, © Norbert Müller,<br />

www.norbert-a-mueller.smugmug.com, Seite 41 »Maki« ©<br />

milivanily, Seite 42: Everlast © Estevan-Oriol, Kunsthafen<br />

© Pressefoto, Seite 44: Waterboys © Xavier Mercade, Godfathers<br />

© Hartwig Komar, Schandmaul« © Robert<br />

Eikelpoth, Mark Freier, Zollhausboys © Uwe Jöstingmeier,<br />

Ansley Lister © Andy Hibbs, Tony Hadley © River Concerts,<br />

Kurt Krömer © Chris Nolte-Kuhlmann HanseSwing<br />

© Mareike Schneider, Extrabreit © Maria Erkeling,<br />

Sonstige © Pressefotos<br />

DRUCK<br />

BerlinDruck GmbH + Co KG,<br />

www.berlindruck.de, FSC ® -mixed<br />

produziert. Es wurden Materialien<br />

aus FSC-zertifizierten Wäldern<br />

und/oder Recyclingmaterial sowie<br />

Material aus kontrollierten<br />

Quellen verwendet.<br />

DRUCKAUFLAGE<br />

10.000 Exemplare<br />

ERSCHEINUNGSWEISE<br />

Alle Erscheinungstermine 2019 auf www.findorff.info<br />

DISTRIBUTION<br />

Verteilung in Briefkästen von ausgesuchten Haushalten in<br />

28215 Findorff sowie über Arztpraxen und 70 »Hotspots«<br />

im Stadtteil. Infos unter www.findorff.info/das-magazin/<br />

hotspots. Sie haben kein Exemplar erhalten ? Mailen Sie<br />

uns Namen und Anschrift an kontakt@findorff.info<br />

ANZEIGENBUCHUNG<br />

Beratung per Telefon 0421 / 579 55 52 oder E-Mail unter<br />

kontakt@findorff.info. Ansprechpartner ist Herr Rätsch.<br />

Online buchen ? www.findorff.info/anzeige-buchen.<br />

Anzeigenschluss für die kommende Ausgabe <strong>Nr</strong>. 13, die<br />

ab dem 29. Februar 2020 erscheint, ist der 15. Februar 2020.<br />

Änderungen vorbehalten. Unser Dank gilt allen AnzeigenkundInnen<br />

aus und um Findorff, ohne die diese Ausgabe<br />

so nicht möglich gewesen wäre.<br />

HERAUSGEBER<br />

Mathias Rätsch<br />

VERLAG<br />

Findorff Verlag<br />

Magdeburger Str. 7, 28215 Bremen<br />

Telefon 0421 / 579 55 52<br />

Telefax 0421 / 579 55 53<br />

E-Mail kontakt@findorff.info<br />

KOOPERATION<br />

Der Findorff Verlag kooperiert mit der Stadtteilinitiative<br />

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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 44<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 45


q SIM SCHAUT VORAUS: WEIHNACHTEN IN <strong>FINDORFF</strong> 2040<br />

» Last Christmas.«<br />

Wo früher Schneeflocken grauen Asphalt mit weißem Puder schmückten,<br />

Wo Kinder sich an Schneemann bau‘n & Schneeballschlacht beglückten,<br />

Wo helles Licht in dunkler Nacht im Weiß noch reflektierte,<br />

(Ist zugegeben lange her – als Opa noch marschierte !)<br />

Da sieht man heut statt weißem Glück das gleiche graue Grauen,<br />

Statt Schwarz der Nacht hängt Licht der Stadt in Wolken, die sich stauen,<br />

Statt Schneeflockengestöbertraum monsunartiger Regen,<br />

Man sieht Tornados leichte Frau‘n durch die Hemmstraße fegen,<br />

Die Winter- und die Herbststraße sind gänzlich überflutet,<br />

Panik herrscht; der Torfkanal tritt über seine Ufer<br />

Das Windrad auf dem Schlachthofturm dreht sich wie Rotorblätter,<br />

Niemand redet mehr im Spaß von »so ein büsschen Wetter«,<br />

Man wünscht, man hätt‘ nicht jahrelang falschen Mammon verehrt,<br />

– die Findorffstraße ist kaputt & immer noch gesperrt. –<br />

Endlich lohn‘ sich SUVs – weil die im Sturm nicht fliegen.<br />

Die andern Autos sieht man sich um Häuserecken biegen,<br />

Vereinzelt weht ein e-Scooter durch hagelgrauen Sturmwind,<br />

Es fliegen Dinge durch die Luft, die echt schlecht für Frisur‘n sind,<br />

Dort ein Klavier, ein Regenschirm, dazwischen viele Scherben,<br />

Wobei der Tod ein gnädiger ist, sollt man durch Schnitte sterben,<br />

Zumindest wenn man ihn vergleicht, mit langem Dahinscheiden,<br />

Durch Dürre, Sturm oder davon, dass die Ernten ausbleiben.<br />

Dort wo Menschen früher nur zur Weihnachtszeit hinfanden,<br />

Steh‘n heut vor der Kirchentür die Verzweifelten Schlange,<br />

Denn insbesondere die, die »das Klima nicht so juckte«,<br />

Wenden sich in Krisenzeit an simple Denkkonstrukte.<br />

Und so hört man sie Gott bitten, das Klima »back zu wandeln«,<br />

Doch wie immer flehen sie nur statt einfach selbst zu handeln.<br />

(Wobei das auch in diesem Fall, der geneigte Geist errät es,<br />

Grob geschätzt in etwa so drei Jahrzehnte zu spät wär)<br />

Nur Wenige besinn‘ sich noch der alten Traditionen,<br />

Wie denn auch, gibt ja kein’ Wald, um sich nen Baum zu holen.<br />

Auch die Erinnerung an »Weihnachten« ist wohl völlig verschwommen,<br />

Um »Vergebung« als Konzept zu sehen, hat man zu lang genommen.<br />

Wo früher die Veganbar war, stehen heut vor heißen Platten,<br />

Straßenkids und braten sich auf Stöcken dürre Ratten.<br />

Mit Augen, die zwar heute leer, doch einst von Qual bedacht waren,<br />

fragen sie uns: »Was tatet ihr, die noch die Wahl gehabt haben ?<br />

Wie kommt’s, dass euer Schicksal uns so unerbittlich traf ?<br />

Wie könnt ihr in den Spiegel sehen ? Wie findet ihr Nachts Schlaf ?«<br />

Sie rufen: »Ihr seid zwar die Verbrecher, doch wir zahlen die Strafe !«<br />

Dann kommt die Flut und spült die Kids zum Glück schnell von der Straße.<br />

Text: Simeon Buß, www.simpanse.de, Foto: Kerstin Rolfes ▲<br />

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