FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 12
FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik
FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik
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Im Herbst 2019 | Ausgabe <strong>12</strong> | Kostenlos, aber nicht umsonst<br />
<strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik im Stadtteil<br />
®<br />
VOLKER LECHTENBRINK<br />
ERINNERUNGEN<br />
» Wir wohnten in Findorff in der Tölzer Straße. «<br />
ISA FISCHER Mühlen, Schlösser & Fachwerk DR. GABRIELE JUNKERS<br />
Gedanken über die Einsamkeit EXTRABREIT Kai Havaii über wilde<br />
Zeiten HEIKO GREIN Zehn Jahre Musiknetzwerk MAHLZEIT Sushi !
BEXTES BLICK<br />
q VOM LEBEN GEZEICHNET<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 03
q AUS <strong>FINDORFF</strong>. FÜR <strong>FINDORFF</strong>.<br />
Kleingeistigkeit ? Freigeistigkeit !<br />
K<br />
ennen Sie das ? Sie haben eine<br />
Idee, die Sie unbedingt<br />
umsetzen möchten. Eine<br />
solche von uns ziemlich<br />
ambitionierte Idee war es,<br />
für <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong><br />
<strong>NEBENAN</strong> als kleines<br />
Stadtteilmagazin, irgendwie,<br />
irgendwo, irgendwann den großartigen<br />
Volker Lechtenbrink zu interviewen.<br />
Was nur wenige Ältere noch wissen: Der beliebte Schauspieler,<br />
Regisseur, Intendant, Texter, Sänger und Synchronsprecher ist<br />
als Kind in der Tölzer Straße in Findorff aufgewachsen – und<br />
hat auch nach dem Umzug der Familie nach Hamburg seine<br />
Ferien dort bei den Großeltern verbracht.<br />
Große Freude in der Redaktion: Nach fast zwei Jahren Kontakt<br />
über seine freundliche Agentin und der Zusendung eines Exemplars<br />
von <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> an den Künstler<br />
hat es für diese Ausgabe geklappt. Volker Lechtenbrink ließ<br />
es sich nicht nehmen, uns für Interview und Fotoproduktion<br />
in seine langjährige Spielstätte, das berühmte »Ernst Deutsch<br />
Theater« einzuladen, um unsere Fragen zu beantworten. Die<br />
Fahrt von Bremen nach Hamburg war die erste »Dienstreise«<br />
in drei Jahren und das Interview war ein verdienter Lohn für<br />
unsere Beharrlichkeit – und ist zugleich auch ein gutes Beispiel<br />
für den Anspruch, über den Stadtteilrand zu schauen und mit<br />
interessanten Beiträgen dieses Magazin weiter möglich zu machen,<br />
trotz mancher kleingeistiger Widrigkeiten, auf<br />
die man im »Dorff« ab und an trifft. Das Gegenteil<br />
von Kleingeistigkeit ist Freigeistigkeit – und wir<br />
durften einen Vertreter dieser äußerst positiven<br />
Charaktereigenschaft erleben. Die tiefenentspannte<br />
Freundlichkeit und große Offenheit des Schauspielers<br />
haben uns beeindruckt – ebenso wie die<br />
eloquent erzählten Erinnerungen an seine Kindheit<br />
in Findorff sowie weitere Anekdoten aus seiner Karriere.<br />
Diese Karriere dauert übrigens mittlerweile über 60 Jahre an.<br />
Sie begann einst damit, dass der kleine Volker im Alter von<br />
sieben Jahren an den damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk<br />
einen Brief schrieb mit dem Satz: »Ich höre Euren Kinderfunk<br />
– und kann ich da nicht mitmachen ?« Womit wir wieder ganz<br />
wie am Anfang bei einer ambitionierten Idee wären, die unbedingt<br />
umgesetzt werden wollte. Woran die erste Bewerbung fast<br />
gescheitert wäre, warum seine Rolle als 14-jähriger Darsteller<br />
in »Die Brücke« ein »Sesam öffne Dich« für die professionelle<br />
Schauspielerei war und wie er als Sänger die »ZDF-Hitparade«<br />
erlebt hat, erzählt uns Volker Lechtenbrink in dieser Ausgabe.<br />
Auf die Frage, ob der stets mit öffentlicher Wirkung verbundene<br />
Beruf des Schauspielers dadurch auch anstrengend sein kann,<br />
war seine Antwort übrigens: »Du machst ihn für das Publikum.<br />
Ansonsten könntest Du ja auch in den Keller gehen und dort<br />
spielen.« Das gilt irgendwie auch für ein öffentlich publiziertes<br />
Magazin: Auch wir freuen uns, dass Sie uns wahrnehmen und<br />
gern lesen – und hoffen, dass Ihnen Ausgabe <strong>Nr</strong>. <strong>12</strong> gefällt.<br />
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Bremen<br />
06 l VOLKER LECHTENBRINK<br />
Über seine Kindheit in Findorff, Briefings für »Die Brücke«<br />
und warum man manchmal nicht »Danke« sagen darf<br />
<strong>12</strong> l ISA FISCHER<br />
Die Stadtzeichnerin über Regenwetter, stolze Bauarbeiter auf<br />
der Müllhalde und Dienstreisen, die es leider nicht gab<br />
16 l SPARKASSE BREMEN<br />
Aktiv vor Ort: Neues aus der Findorffer Filiale<br />
17 l SPECIAL: WEIHNACHTEN IN <strong>FINDORFF</strong><br />
+ Dr. Gabriele Junkers über die Einsamkeit an den Festtagen<br />
+ Kerstin Schröck: Neues vom Findorffer »Single Kulturkreis«<br />
+ Dem Weihnachtsmann auf der Spur: »Christmas & more« +<br />
Antje Lammers: Mode als Leidenschaft + 24 schöne Geschenkideen<br />
+ Ja oder nein: Braucht Findorff einen Weihnachtsbaum<br />
? + Meerjungfrau im Fitnessstudio: Geprobt für das<br />
Musical im Dezember wird bei der »ULC Fitness Company«<br />
<strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong><br />
30 l EXTRABREIT<br />
Sänger Kai Havaii über wilde Zeiten, große Irrtümer<br />
und sein neues Buch, den Thriller »Rubicon«<br />
36 l FINANZTIPP<br />
Sparkasse Bremen: fairgleichen und sparen !<br />
38 l ZWISCHENRUF<br />
Mike Gorden über ein Müllproblem<br />
40 l SONGS & WHISPERS<br />
Heiko Grein: zehn Jahre Musiknetzwerk<br />
41 l MAHLZEIT<br />
42 l DORFFKLATSCH<br />
44 l <strong>FINDORFF</strong> GEHT AUS<br />
46 l SIM SCHAUT VORAUS<br />
Last Christmas in Findorff 2040<br />
Wir wünschen allen LeserInnen, AnzeigenkundInnen und sonstigen<br />
WegbegleiterInnen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch !<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 05
PROFILE<br />
q WIR TRAFEN VOLKER LECHTENBRINK IM »ERNST DEUTSCH THEATER«<br />
» Ich hatte in Findorff eine ganz wunderbare Kindheit.«<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 06<br />
VOLKER LECHTENBRINK<br />
SCHAUSPIELER<br />
V<br />
olker Lechtenbrink, Sie können auf eine<br />
lange Karriere zurückblicken. Fast jedeR in<br />
Deutschland kennt Ihren Namen. Bekannt<br />
geworden sind Sie erstmals, als Sie als<br />
14-Jähriger im Antikriegsfilm »Die Brücke«<br />
mitspielten. Wie kam es, dass Sie so früh<br />
zur Schauspielerei kamen ?<br />
Ich bin ja eigentlich noch früher zur Schauspielerei<br />
gekommen. Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich<br />
mein ganzes Leben lang Schauspieler. Ich habe ja schon im Alter<br />
von sieben Jahren an den NWDR, den damaligen Nordwestdeutschen<br />
Rundfunk geschrieben, wie die Rundfunkanstalt für<br />
Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein<br />
bis 1955 hieß. Ich habe geschrieben: »Ich höre<br />
Euren Kinderfunk – und kann ich da nicht mitmachen ?«. Die<br />
haben mir auch geantwortet: »Ja, komm‘ doch mal vorbei und<br />
lies uns etwas vor.« Das habe ich dann auch gemacht, stolperte<br />
damals aber immer noch in der Aussprache ȟber den spitzen<br />
Stein«. Da hat man mir gesagt: »Du, Volker, das geht bei uns<br />
aber nicht.« Danach habe ich ziemlich geübt, das »Sp« und »St«<br />
nicht mehr so sehr zu betonen – und dadurch hat man mich<br />
genommen. Von da an habe ich Kinderfunk gemacht und mit<br />
zehn Jahren erstmals Theater gespielt – so war ich beispielsweise<br />
der »Sohn« des bekannten Schauspielers Hanns Lothar. Gespielt<br />
habe ich im Thalia-Theater und im Hamburger Schauspielhaus<br />
im Stück »Lapalu« unter den Augen von Gustav Gründgens. Das<br />
werde ich nie vergessen – und auch meine Eltern waren hin und<br />
weg. So ging es weiter und bald kam ja auch schon die Rolle<br />
in dem Kinofilm »Die Brücke«. Damit war es endgültig so weit<br />
und ich habe gesagt: »Jetzt will ich von der Schule weg und ein<br />
richtiger Schauspieler werden.« Das bin ich ja auch geworden.<br />
Wie war es für Sie, sich in diesem jungen Alter mit so einer<br />
ernsten Thematik auseinanderzusetzen ?<br />
Ich ging nach dem Wegzug meiner Familie aus Bremen nach<br />
Hamburg auf das »Johanneum«, ein humanistisches Gymnasium<br />
in Winterhude. Wir hatten uns mit der Kriegszeit und<br />
den Nazis schon im Unterricht beschäftigt. Ich hatte darüber<br />
aber zugleich auch mit meinem Vater gesprochen. Er war als<br />
Flieger im Krieg abgeschossen worden und danach sozusagen<br />
untauglich gewesen. Mit ihm, der nachweislich kein Nazi war,<br />
sondern ein echter Freidenker, konnte ich als Jugendlicher über<br />
alles reden. Er war unglaublich offen zu mir – was damals für<br />
mich als Junge im Alter von 13 Jahren ein großes Glück war.<br />
Aber als wir dann die ersten Film- und Fotoaufnahmen der<br />
Alliierten über den Holocaust in den Konzentrationslagern<br />
gesehen haben, war ich zutiefst erschüttert. Ich habe gedacht:<br />
»Das hat es gegeben ? Das haben Menschen anderen Menschen<br />
angetan ?« Diese Geschehnisse waren schwer zu verdauen. Als<br />
Regisseur Bernhard Wicki 1959 mit »Die Brücke« seinen ersten<br />
Spielfilm drehte, war ich also vorbereitet. Er hat sich zudem<br />
sehr intensiv mit allen jungen Darstellern auseinandergesetzt.<br />
Wenn jemand von uns am nächsten Tag einen Dreh hatte, ist er<br />
mit ihm am Abend zuvor Essen gegangen und hat ihn für seine<br />
Rolle »gebrieft«, wie man heute sagt. Dadurch wurde jeder von<br />
uns durch die Gespräche mit ihm sehr gut vorbereitet. Insofern<br />
konnte ich meine Rolle als Kindersoldat »Klaus Hager« und die<br />
damit verbundenen Schrecken des Nationalsozialismus und der<br />
Kriegszeit ganz gut schauspielerisch umsetzen.<br />
Ging es nach »Die Brücke« mit der Schauspielerei sofort<br />
weiter ? Durften Sie gleich auf eine Schauspielschule ?<br />
Nein, gar nicht. Ich musste erstmal einen ganz schweren Kampf<br />
kämpfen. Meine Mutter wollte unbedingt, dass ich Arzt werde.<br />
Sie arbeitete damals als Chefsekretärin in einer großen Privatklinik,<br />
war beruflich viel mit Ärzten zusammen und bewunderte<br />
diesen Beruf. Dass ihr Sohn eines Tages auch Arzt werden<br />
sollte, war ihr großer Traum. Mein Vater hingegen hat meinen<br />
Drang zum Theater eher verstanden. Er war ab und zu Statist an<br />
der Oper in Bremen und hatte dadurch eine Affinität zu dem Beruf<br />
des Schauspielers. Ich musste also richtig gegen den Willen<br />
meiner Mutter ankämpfen. Der Professor, der die Schule leitete,<br />
hat dann mit mir geredet und gesagt: »Volker, man merkt, Du<br />
hast keine Lust mehr zur Schule zu gehen.« Er hat aufgrund<br />
des Gesprächs mit mir meinen Eltern einen Brief geschrieben<br />
mit dem Tenor: »Lassen Sie den Jungen von der Schule gehen.<br />
Er ist nicht zu halten.« Dadurch, dass die Empfehlung von<br />
einem Professor kam, haben die Eltern meinen Wunsch am<br />
Ende akzeptiert und mich meines Weges gehen lassen.<br />
Sie waren durch »Die Brücke« in den Fünfzigern ein sogenannter<br />
»Kinderstar«. Hatten Sie trotzdem eine normale Kindheit ?<br />
Ja, meine Kindheit war total normal. Wir hatten ein sehr offenes<br />
Haus. Alle meine Freunde konnten jederzeit vorbei kommen. Es<br />
wurde auch über alles frei und ehrlich geredet.<br />
Haben die Freunde nicht gesagt: »Jetzt ist Volker ein Filmstar« ?<br />
Ja, natürlich. Die kurze Zeit, die ich noch auf der Schule war,<br />
bin ich schon ein wenig der Exot gewesen, der einen großen<br />
Film gedreht hat – zumal »Die Brücke« als Kinofilm auch für den<br />
»Oscar« nominiert war und in Hollywood den »Golden Globe<br />
Award« gewann. In der Nachkriegszeit war das alles ja nichts<br />
Alltägliches, sondern etwas ganz Besonderes – und für uns als<br />
junge Darsteller eine Art »Sesam öffne Dich« für die Schauspielerei,<br />
wie man es besser gar nicht hätte haben können.<br />
Sie sind in Hamburg aufgewachsen, haben Ihre Kindheit aber<br />
in Findorff verbracht. Was ist Ihnen in Erinnerung geblieben ?<br />
Meine Familie kommt ursprünglich aus Bremen und umzu.<br />
Geboren bin ich eher zufällig 1944 nahe Königsberg in Cranz in<br />
Ostpreußen. Dort waren meine Eltern kurz und ich nur die ersten<br />
zehn Tage meines Lebens – und schon ging es nach Bremen.<br />
Wir wohnten dort in der Tölzer Straße. u<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 07
q VOLKER LECHTENBRINK IM INTERVIEW<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 08<br />
» Mir war alles sofort wieder vertraut.«<br />
Bis ich in die erste Schulklasse kam, lebten wir in Bremen. Dann<br />
wurde mein Vater versetzt und wir sind nach Hamburg gezogen.<br />
Auch meine Großeltern wohnten in Findorff, kamen aber vom<br />
Land; insofern war ich als Kind auch viel ländlich unterwegs<br />
in der Nähe von Worpswede. Meine Familie und ich zogen für<br />
kurze Zeit noch auf die andere Seite des Bürgerparks in das<br />
»vornehme« Schwachhausen. Wir hatten eine Wohnung in der<br />
Wachmannstraße, bevor es endgültig nach Hamburg ging.<br />
Welche prägenden Kindheitserinnerungen fallen Ihnen in<br />
Verbindung mit Findorff sofort wieder ein ?<br />
Vor allem fällt mir mein Opa ein, der ein ganz besonderer Opa<br />
war. Er war so einer, der wirklich alles konnte, in jeder Situation<br />
immer sehr ruhig und gelassen blieb und als Spielkamerad<br />
viel Zeit für mich hatte. Opa war von Beruf Finanzbeamter. Er<br />
hat für mich zum Beispiel Drachen oder Flöten aus Weidenholz<br />
gebaut – und mir eine einfach bis heute unvergessliche und sehr<br />
spielerische Kindheit bereitet. Meine Oma hat herrlich gekocht<br />
und immer Kartoffelpuffer gemacht – einer gleich für mich und<br />
einer ging auf den Teller. So schnell, wie die bei mir weggingen,<br />
konnte sie gar nicht nachkommen. Als wir dann in Hamburg<br />
wohnten, habe ich meine Großeltern weiterhin in Bremen<br />
besucht und meine Schulferien weiter in Findorff verbracht. Mit<br />
den Kumpels habe ich immer Fußball gespielt. Wir waren nicht<br />
sehr wohlhabend und für Urlaubsreisen hatte man damals ja<br />
auch noch gar kein Geld.<br />
Ist und bleibt Findorff der Ort Ihrer Kindheit oder sollte man<br />
Vergangenheit Vergangenheit sein lassen ?<br />
Nein, ich erinnere mich bis heute sehr gern; zum Beispiel an<br />
unseren Bäcker an der Ecke der Tölzer Straße. Ich hatte in<br />
Findorff eine wunderbare Kindheit. Viele Jahre später stand<br />
ich in Bremen nochmals vor dem Haus meiner Großeltern. Ich<br />
habe alles wiedererkannt und geklingelt. Die neuen Bewohner<br />
haben mich sehr freundlich begrüßt mit den Worten: »Sind Sie<br />
nicht... ?« und ich habe gesagt: »Ja, bin ich.« Ich wurde gleich<br />
hereingelassen und mir war alles sofort wieder vertraut. In der<br />
Straße und sogar im Haus hatte sich gar nicht so viel verändert.<br />
Ich wußte noch genau: »Dort geht es hoch in das Schlafzimmer<br />
und da hinten führt die Treppe in den Keller.« Es gab immer<br />
noch einen kleinen Vorgarten und hinten den schönen Garten.<br />
Nach Ihrem Schulabschluss entschieden Sie sich dafür, die<br />
Schauspielschule in Hamburg zu besuchen. Sie spielten nicht<br />
nur in Filmen und Serien mit, sondern traten auch viel im<br />
Theater auf. Gefällt Ihnen das eine mehr als das andere ?<br />
Mir gefällt die Abwechslung sehr gut. Ich bin unglaublich neugierig<br />
auf Neues. Wenn ich etwas zu lang gemacht habe, finde<br />
ich es irgendwann einschläfernd. Ich denke dann: »Was könnte<br />
ich denn jetzt machen ?« Gott sei Dank hatte ich in meinem Beruf<br />
viele Optionen – und dann habe ich gesagt: »Jetzt mache ich<br />
mal das; dann mache ich das oder etwas ganz anderes.« Diese<br />
Wechselbäder fand und finde ich nach wie vor am schönsten.<br />
Wenn ich lange gedreht hatte, bekam ich eine große Sehnsucht<br />
nach dem Theater. Wenn ich zu lange Theater gespielt hatte,<br />
wollte ich wieder einen Film drehen.<br />
In den Siebzigerjahren wandten Sie sich auch der Musik zu<br />
und sind sogar mehrmals in der damals sehr angesagten<br />
»ZDF-Hitparade« aufgetreten. Sie hatten echte Hits wie »Der<br />
Spieler«, »Leben so wie ich es mag« oder »Ich mag«. Über die<br />
unvergessene »ZDF-Hitparade« ranken sich einige Legenden.<br />
Wie was es damals wirklich bei Dieter Thomas Heck ?<br />
Das war eine sehr witzige Zeit. Wir freuten uns immer, wenn<br />
man sich wieder sah. Wir haben jedes Mal erst unten im Keller<br />
im »Schweizer Hof« einen Begrüßungstrunk genommen. Es<br />
war immer sehr lustig. Wir kamen aus allen Ecken der Welt und<br />
die Hitparade war für uns irgendwie wie eine Klassentreffen.<br />
Es gab einige, die mochten sich mehr und andere, die mochten<br />
sich weniger – wie das im Leben eben so ist. Die Plattenfirmen<br />
wollten von uns auch immer, dass wir nach Berlin in die Sendung<br />
gingen. Es war damals so: Wenn Du in der »ZDF-Hitparade«<br />
aufgetreten bist, hast Du in den nächsten zwei, drei Tagen<br />
garantiert 20.000 Singles verkauft. Die Zeit hat Spaß gemacht.<br />
Man konnte im Fernsehen damals ja auch nur drei Programme<br />
empfangen. Neben der »ZDF-Hitparade« war noch »Disco«<br />
mit Ilja Richter als Moderator sehr angesagt; rückblickend<br />
eine unglaubliche Sendung, in der auf eine Glamrock-Band<br />
wie »Sweet« ein Schlager-Duo wie Cindy & Bert folgte...<br />
Ja, in »Disco« bin ich auch aufgetreten. Nach diesem Prinzip der<br />
musikalischen Kontraste gab es im SWR auch die Sendungen<br />
»Pop ‘79« und »Lieder & Leute«, die ich moderiert habe. In diesen<br />
Sendungen traten ebenfalls bunt gemischt Rockbands, aber<br />
auch Schlagersänger wie Bernd Clüver oder Politbarden wie<br />
Wolf Biermann auf. Alle haben damals übrigens nicht Playback,<br />
sondern live gesungen. »Lieder & Leute« war die letzte Sendung<br />
im Fernsehen, in der tatsächlich noch live gesungen wurde.<br />
Zum 70. Geburtstag haben Sie mit dem Zwei-Personen-Stück<br />
»Leben, so wie ich es mag«, das Ihre älteste Tochter Saskia<br />
Ehlers für Sie geschrieben hat, Ihre bekanntesten Lieder nach<br />
30 Jahren gesanglicher Abstinenz wieder auf die Bühne gebracht.<br />
Wie kam es dazu ?<br />
Die Idee des Stückes war: »Wie wäre es gewesen, wenn mein<br />
Leben ganz anders verlaufen wäre ?«, also wenn ich vom Leben<br />
nicht immer irgendwie aufgefangen worden wäre. Dafür haben<br />
wir in dem Stück die Songs mit einzelnen Szenen zu meinen<br />
verschiedenen Lebensphasen dramaturgisch verknüpft. Ich<br />
merkte sofort, dass die Lieder von damals immer noch sehr gut<br />
im Publikum ankommen. Dadurch entstand die Idee, mit einer<br />
großen Zehn-Mann-Band und zwei Backgroundsängerinnen im<br />
»St. Pauli Theater« aufzutreten. Diese Auftritte waren unglaublich<br />
schön – und genau das war es, was ich unbedingt noch machen<br />
wollte. Ich wollte sehen, ob die Lieder von früher auch heute in<br />
einem Live-Konzert noch funktionieren. Es hat geklappt. u<br />
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q VOLKER LECHTENBRINK IM INTERVIEW<br />
» Ich habe ein Publikum, das mir viel zurück gibt. «<br />
Sie sind Schauspieler, Regisseur, Intendant, Texter und Sänger<br />
– und haben als Synchronsprecher berühmten Schauspielern<br />
wie Burt Reynolds, Kris Kristofferson, Dennis Quaid und<br />
John Cleese Ihre Stimme geliehen. Welches sind momentan<br />
Ihre künstlerischen Schwerpunkte ?<br />
Eigentlich ist es wie immer. Ich mache weiterhin verschiedene<br />
Dinge. Besonders überrascht hat mich zuletzt ein Anruf von<br />
Christian Ulmen, der gefragt hat, ob ich in der Serie »Jerks«<br />
mitspielen will. Ich habe gesagt: »Jerks ? Was ist das denn ?«,<br />
sagte gleich zu und habe meine Rolle als unglaublich erfrischend<br />
und aufregend empfunden. Es gab keinen festen Text,<br />
sondern nur ungefähre Vorgaben für die einzelnen Szenen. Man<br />
sollte und durfte improvisieren. Das fand ich toll. Zu der Rolle<br />
in dieser Serie habe ich eine derartige Rückmeldung bekommen<br />
von einer völlig anderen, jungen Generation. Das war eine neue,<br />
spannende Erfahrung – gerade wenn man denkt: »Du hast doch<br />
schon alles erfahren und gemacht.« Ich hatte großen Spaß.<br />
Manchmal kehren Sie beruflich in die Stadt Ihrer Kindheit<br />
zurück; wie beispielsweise in die Radio Bremen Talk-Show<br />
»3 nach 9«. Was ist aus Ihrer Sicht der wesentliche Unterschied<br />
zwischen Hamburg und Bremen ?<br />
Beides sind norddeutsche Städte, beide haben einen Hafen,<br />
beide sind sehr hanseatisch geprägt und natürlich Großstädte –<br />
aber Hamburg ist einfach sehr viel größer. Ich finde auch nicht,<br />
dass man alles immer vergleichen muss. Wir sollten uns freuen,<br />
dass wir im Norden zwei so schöne, unterschiedliche Städte<br />
haben. Wenn ich in Bremen zum Beispiel bei »3 nach 9« eingeladen<br />
bin, übernachte ich immer im Parkhotel, während andere<br />
KollegInnen sofort nach der Sendung abreisen. Wenn ich dort<br />
auf dem Balkon stehe, liegt vor mir links Schwachhausen und<br />
rechts Findorff. Das ist für mich jedes Mal wieder ein Stück<br />
Heimat, die ich noch einen Tag genießen möchte. Mir kommen<br />
auch immer Erinnerungen an früher, wie an ein Kindheitserlebnis<br />
auf dem Bremer Freimarkt. Dort war ich mit meinem<br />
Vater. Er hatte an der Schießbude als Gewinn fast ein kleines<br />
Messer für mich geschossen, aber irgendwann ging ihm für den<br />
letzten Schuss das Geld aus. Er sagte zu dem Besitzer der Bude:<br />
»Sie passen schön auf, dass inzwischen keiner auf das Messer<br />
schießt.« Ich blieb da und er ging kurz nach Hause, um Geld<br />
zu holen. Er hat das Messer auch für mich geschossen. Solche<br />
Erlebnisse mit meinem wirklich tollen Vater vergisst man nicht.<br />
Zuletzt haben Sie zusammen mit ihrer Tochter Saskia Ehlers<br />
Regie in »Was ihr wollt« am »Ernst Deutsch Theater« in Hamburg<br />
geführt und Sie selbst standen als Narr auf der Bühne.<br />
Sind Sie nach vielen Jahren vor Premieren eigentlich immer<br />
noch aufgeregt und haben Sie Lampenfieber ?<br />
Die berühmte Frage: Ja, ohne Lampenfieber geht es nicht. Das<br />
braucht man ! Ohne die Aufregung würde dieser Beruf ja nicht<br />
der Beruf sein. Das ist es ja, was Theaterspielen ausmacht: Wie<br />
kommt die Inszenierung an ? Klappt alles ? Bin ich gut ? Kann<br />
ich meinen Text ? Ja, den kann ich. Meistens. Vorher hat man<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 10<br />
das Gefühl, ich kann überhaupt nichts mehr. Aber wenn Du auf<br />
der Bühne stehst und spielst, fällt sofort alles von Dir ab.<br />
Sie haben keinen Internetauftritt und sind auch nicht mit<br />
»facebook« präsent. Warum nicht ?<br />
Ich habe so viel Aufmerksamkeit in meinem Leben. Noch mehr<br />
Aufmerksamkeit wäre mir fast zu viel. Wenn ich für mich allein<br />
zur Ruhe komme, bin ich froh, privat nicht auch noch damit<br />
beschäftigt zu sein, mich über das Internet selbst darzustellen.<br />
Ist es manchmal anstrengend, seit mehr als 60 Jahren eine<br />
öffentliche Person zu sein ?<br />
Du machst ja den Schauspielberuf erstmal, weil er in Dir ist –<br />
und Du machst ihn für das Publikum. Ansonsten könntest Du ja<br />
auch in den Keller gehen und dort spielen. Ich habe glücklicherweise<br />
ein unglaublich herzliches Publikum, das mir viel zurück<br />
gibt; vielleicht auch, weil ich immer ehrlich war. Wenn ich auf<br />
dem Winterhuder Marktplatz meinen Fisch einkaufen gehe, bekomme<br />
ich Reaktionen wie: »Volker, wie geht es denn so ?«, »Was<br />
machst Du gerade ?« oder: »Was spielst Du demnächst ?« oder<br />
als ich krank war: »Jetzt siehst Du aber wieder besser aus !«. Die<br />
Hamburger leben mit Dir mit – und das finde ich toll. Wenn Du<br />
das nicht haben möchtest, darfst Du eben nicht rausgehen oder<br />
wenn es Dir nicht so gut geht und Du musst aber rausgehen,<br />
dann sieht man eben zu, dass man sich etwas schützt.<br />
Auf meinem Zettel steht nur noch: Danke für das Gespräch,<br />
toi, toi, toi und viel Erfolg für die nächste Premiere !<br />
Gut abgelesen ! Ich sage jetzt nicht »Danke«, weil man auf »Toi,<br />
toi, toi« nicht mit »Danke« antworten darf; das bringt Unglück<br />
– ebenso wie mit einem Hut auf dem Kopf über die Bühne zu<br />
gehen oder dort zu essen oder zu pfeifen – es sei denn, es ist im<br />
Stück während der Proben oder Aufführungen Teil der Rolle.<br />
Wie war es, wenn ein Anfänger diese Regeln nicht kannte ?<br />
Dann bekam er eine sanfte Backpfeife; ganz wie ich einst als<br />
junger Schauspieler, weil ich auf der Bühne gegessen habe.<br />
Und wie wäre das heute ?<br />
Genauso ! Aber die heutigen SchauspielerInnen wissen meistens<br />
sehr gut, was sie auf der leeren Bühne keinesfalls tun dürfen.<br />
q ÜBER VOLKER LECHTENBRINK<br />
Die Vita und das künstlerische Wirken von Volker Lechtenbrink<br />
sind so vielseitig und umfassend – und mit wenigen Zeilen nicht<br />
zu beschreiben. Wer mag, schaut online auf »Wikipedia« und<br />
googelt nach »youtube«-Videos. Wer den Schauspieler live erleben<br />
möchte, besucht das »Ernst Deutsch Theater« in Hamburg.<br />
An seiner langjährigen Wirkungsstätte liest Volker Lechtenbrink<br />
beispielsweise am 6. und 14. Dezember 2019 unter dem Titel<br />
»Von drauß‘ vom Walde …« Heiteres und Besinnliches zur<br />
Weihnachtszeit. Mehr unter www.ernst-deutsch-theater.de<br />
Interview: Mathias Rätsch, Fotos: Philipp von Ditfurth ▲<br />
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PROFILE<br />
q WARUM ISA FISCHER NICHT MEHR STÄNDIG VOR DEM COMPUTER SITZEN WOLLTE<br />
» Okay, ich zeichne ab morgen ›100 Bremer Häuser‹ ! «<br />
STADTZEICHNERIN<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | <strong>12</strong><br />
ISA FISCHER<br />
I<br />
sa, Du bist wahrscheinlich die einzige bekannte<br />
Stadtzeichnerin Bremens. Irgendwann hast Du<br />
Deinen Arbeitsplatz vor dem Computer verlassen<br />
und bist hinaus in die Stadt, um im Freien<br />
zu zeichnen. Was war der Grund ?<br />
Ich bin Grafik-Designerin. Das hieß für mich<br />
viele Jahre ständig am Computer zu arbeiten –<br />
und ausschließlich drinnen zu sitzen. In diesem<br />
Beruf gestaltet man zum Beispiel Broschüren<br />
oder entwirft Logos. Das habe ich sehr lange gemacht und<br />
mache ich auch weiterhin. Illustrationen waren früher nur ein<br />
relativ geringer Teil meiner Arbeit. Irgendwann aber wollte<br />
ich nicht mehr nur ständig vor dem Computer sitzen und auch<br />
mehr zeichnen. Ich habe mir damals überlegt: »Was kann ich<br />
machen, um aus dem Haus zu kommen ?« Die Stadt und ihre<br />
Menschen haben mich schon immer interessiert. Ich sitze auch<br />
gern draußen, um Leute in der Umgebung zu beobachten.<br />
Als Stadtzeichnerin zeichnest Du Bremer Häuser, aber auch<br />
Industriebauten und Hafenanlagen. Wie kam es dazu ?<br />
November 20<strong>12</strong> saß ich mit einer Freundin und Kollegin zusammen.<br />
Wir tauschen uns seit jeher viel aus, weil jede von uns alleine<br />
arbeitet. Wir haben gemeinsam überlegt, wie lange ich schon<br />
zeichne – zu der Zeit vorrangig auf Reisen. Wir haben weitergedacht,<br />
wie man das Zeichnen zu einem Arbeitsschwerpunkt<br />
machen könnte. Ich habe irgendwann spontan gesagt: »Okay,<br />
ich zeichne ab morgen ›100 Bremer Häuser‹ !« Das passte auch<br />
gut. Ich wohnte ja in Bremen, war auch zuhause sehr engagiert<br />
und meine Kinder waren zu der Zeit noch in einem Alter, in<br />
dem ich sie noch nicht allzu oft alleine lassen wollte. Also habe<br />
ich vor der eigenen Haustür in Findorff angefangen, Häuser in<br />
der näheren Umgebung zu zeichnen, um kurze Arbeitswege zu<br />
haben. Inzwischen sind meine Kinder groß und ich kann jetzt<br />
besser auch Aufträge in anderen Städten wahrnehmen, wenn<br />
man mich über www.hausgezeichnet.info bucht.<br />
Zeichnest Du zu jeder Jahreszeit bei jedem Schmuddelwetter ?<br />
Ja, ich zeichne das ganze Jahr über und damit auch bei fürchterlich<br />
kaltem Wetter. Wenn es richtig kalt ist, sind die Farben<br />
nicht das Problem. Das Problem ist: Ich kann bei niedrigen<br />
Temperaturen nie sehr lang zeichnen, weil ich mir spätestens<br />
nach einer Stunde Hände und Füße aufwärmen muss, obwohl<br />
ich bei winterlichen Temperaturen dick angezogen bin. Ziemlich<br />
problematisch ist Regenwetter. Wenn es regnet und die<br />
Tropfen auf mein Papier fallen, kann ich nicht arbeiten.<br />
Wie wird man als Zeichnerin vor Ort wahrgenommen ?<br />
Oft sind Leute zunächst sehr skeptisch, wenn sie mich von weitem<br />
sehen. Es ist ja wirklich auch sehr ungewohnt, dass jemand<br />
mit einem mitgebrachten Stuhl irgendwo auf dem Bürgersteig,<br />
am besten noch im Weg, sitzt und auf ein Haus starrt. Ich hoffe<br />
dann immer, dass die Leute nachfragen oder einfach auf das<br />
Blatt schauen. Dann hellt sich die Miene meistens schnell auf,<br />
sie sind oft angetan und es entsteht ein nettes Gespräch. Manchmal<br />
hat sich sogar schon jemand spontan entschieden mich auch<br />
für das eigene Haus zu beauftragen. Für einen Kunden habe ich<br />
letztens eine Baustelle auf einer Mülldeponie gezeichnet. Da gibt<br />
es verschiedene Maschinen und Fahrzeuge und die Mitarbeiter,<br />
die diese bedienen. Zunächst waren die Bauarbeiter dort auch<br />
überrascht, als ich mich da mit meinem Stuhl halb im Matsch<br />
eingesunken, platziert habe. Nach und nach kamen alle mal<br />
vorbei und schauten zu. Ich habe es so empfunden, dass sie mein<br />
stundenlanges Zeichnen als Wertschätzung ihrer Tätigkeit gesehen<br />
haben, was sicher vom Auftraggeber auch so gewünscht war.<br />
Wie oft kommt die Frage: »Kannst Du davon leben ?«<br />
Witzigerweise wird diese Frage einer Stadtzeichnerin gar<br />
nicht gestellt. Danach fragt man eher CartoonistInnen. Gefragt<br />
werde ich eher, ob das Zeichnen mein Hobby oder mein Beruf<br />
ist – und es wird sehr schnell nachgeschoben: »Ja, klar, sieht<br />
man auch, dass das Dein Beruf ist.« Ich habe den Eindruck, die<br />
Leute sind auch der Meinung, dass eine Stadtzeichnerin gut<br />
bezahlt ist.<br />
Und ist das so ? Kannst Du von Deinen Zeichnungen leben ?<br />
Nein, momentan nicht. Ich arbeite auch weiterhin für Jobs als<br />
Grafik-Designerin und finde die Abwechslung sehr schön. Ich<br />
habe als Grafik-Designerin langjährige StammkundInnen, die<br />
über das ganze Jahr Aufträge für mich haben. Verschiedene<br />
Aufgabenstellungen gefallen mir gut. Grafik-Design und meine<br />
Arbeit als Stadtzeichnerin machen anteilig jeweils 50 Prozent<br />
meiner Tätigkeit aus. Ich habe deshalb bisher gar nicht versucht,<br />
das Zeichnen auszubauen, um allein davon zu leben. Ich könnte<br />
sicherlich nur als Stadtzeichnerin existieren, wenn ich es versuchen<br />
würde. Das möchte ich aber nicht. So wie es ist, ist es gut.<br />
Bisher sind von Dir fünf Bücher erschienen, die Du über den<br />
von Dir gegründeten »Duplio Verlag« herausgibst. Warum<br />
setzt Du auf eine Vermarktung Deiner Werke im Eigenverlag ?<br />
Nachdem ich meine ersten »100 Bremer Häuser« ausgestellt hatte<br />
und darüber in der Presse berichtet worden war, kamen Verlage<br />
auf mich zu, um mir anzubieten, einen Bildband mit dem<br />
gleichen Namen herauszubringen. Ich habe mich sehr geehrt<br />
gefühlt und gleich zugestimmt. Bei den Gesprächen über die<br />
Konditionen wurde jedoch klar, dass ich die ganze Arbeit habe,<br />
jedoch nur zu einem kleinen Prozentsatz am Gewinn beteiligt<br />
werden würde. Das Buch sollte nur aus Zeichnungen bestehen<br />
und die Gestaltung wollte ich auch übernehmen, da das meinem<br />
Beruf als Grafik-Designerin ja ohnehin entspricht. Da habe ich<br />
mir überlegt, dass man dieses Buch fast nur in Bremen anbieten<br />
kann und dass ich den Vertrieb in dem Fall vielleicht auch selber<br />
übernehmen könnte. Bei überregionalen Drucksachen ist das<br />
sicher nicht möglich. Ich fahre bis heute mit dem Fahrrad los,<br />
um den Buchhandlungen meine Bücher anzuliefern. u<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 13
q ISA FISCHER IM INTERVIEW<br />
» Es gibt in Findorff wenig Berührungsängste. «<br />
Die Finanzierung einer Auflage ist natürlich ein Problem.<br />
Die Druckkosten sind hoch, wenn man eine lokale Druckerei<br />
nehmen möchte und zum Beispiel keine aus Asien. Ich fand es<br />
besser, wenn alles aus Bremen kommt: Die Motive, die Druckerei,<br />
ich selbst. Es dauert Jahre, bis man so viele Bücher verkauft<br />
hat, dass man auch nur die Druckkosten bezahlen kann. Meine<br />
Druckerei, mit der ich schon lange als Grafikerin zusammengearbeitet<br />
hatte, hat mir ein sehr großzügiges Zahlungsziel eingeräumt,<br />
sodass ich erst mal Zeit hatte, einige Exemplare unter<br />
die Leute zu bringen, bevor die Rechnung kam. Das hat mir<br />
die Entscheidung erleichtert, selber zur Verlegerin zu werden.<br />
Danach habe ich es immer so gemacht, dass ich ein neues Buch<br />
geplant habe, sobald das vorherige sich finanziell langsam in<br />
die schwarzen Zahlen bewegte.<br />
Wie war es für Dich Vertriebskanäle aufzubauen, um potentielle<br />
KäuferInnen für Deine Publikationen zu erreichen ?<br />
Auch das ist bei mir ja eher unüblich. Am Anfang habe ich eine<br />
Idee. Daraus entsteht ein Projekt wie »100 Bremer Häuser«.<br />
Während der Zeit des Projektes zeichne ich öffentlich. In dieser<br />
Phase erzähle ich allen, die mich ansprechen, dass ich aus den<br />
Zeichnungen ein Buch machen möchte. Darüber entstehen<br />
Kontakte. Aus den Kontakten entstehen Ausstellungen und<br />
über die Ausstellungen Wege zu KäuferInnen. Ich sage zu den<br />
Leuten: »Kommen Sie doch vorbei !« und lade alle zu meinen<br />
Ausstellungen ein, die ich während des Zeichnens getroffen<br />
habe. Auf den Ausstellungen gibt es die Originale und meine<br />
Bücher zu kaufen. Oder aber ich stehe auf dem Weihnachtsmarkt<br />
in der »Unteren Rathaushalle« und zuletzt auf der »Büchermeile«<br />
der »Buchhandlung Storm« in der City. Ich mache<br />
alles selbst und höchstpersönlich. Natürlich gibt es meine<br />
Bücher, Plakate und Postkarten auch ohne mich in den Bremer<br />
Buchhandlungen.<br />
Du wohnst mit Deiner Familie seit vielen Jahren in Findorff.<br />
Du bist bei uns und in ganz Bremen eine bekannte Größe.<br />
Wie erlebst Du als Künstlerin die Menschen im Stadtteil ?<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 14<br />
Ich habe zuvor in anderen Stadtteilen gelebt, bin jetzt aber die<br />
längste Zeit in Findorff und war auch über meine Kinder, die<br />
hier aufgewachsen sind, von Anfang an über Krabbelgruppe<br />
und Kindergarten gut vernetzt. Die FindorfferInnen erlebe ich<br />
als sehr aufgeschlossen, auch in Bezug auf meine Arbeit. Man<br />
lernt sich meistens zunächst privat kennen. Irgendwann fragt<br />
man dich, was Du beruflich machst. Es gibt in Findorff wenig<br />
Berührungsängste. Als es im letzten Jahr erstmals meinen Kalender<br />
gab, kamen viele FindorfferInnen, haben an unserer Tür<br />
geklingelt und quasi im »Außerhausverkauf« ein Exemplar erstanden.<br />
Diese sehr direkte Art, verbunden mit kurzen Wegen,<br />
um sich zu treffen, mag ich sehr. Es ist auch gut, meine Werke<br />
in den Buchhandlungen zu erwerben, aber wenn die Nachbar-<br />
Innen dafür persönlich vorbeikommen, finde ich das klasse.<br />
Dein Lieblingsort zum Entspannen ist das »Artemis« in der<br />
Neukirchstraße. Dort sieht man Dich zumindest sehr oft in<br />
lockerer Runde speisen. Hast Du das griechische Restaurant<br />
schon einmal gezeichnet ?<br />
Ja, das habe ich mal in klein in mein Skizzenbuch gezeichnet,<br />
einen Auftrag hatte ich dazu bisher nicht. Das »Artemis« hat<br />
so eine Eckkneipen-Funktion für mich. Bei gutem Wetter sitzt<br />
man dort vor dem Haus und trifft Nachbarn und Bekannte<br />
ohne sich vorher groß zu verabreden. Die Auswahl der Kneipen<br />
in unserer Gegend ist nach dem jähen Ende der »Orange« ja<br />
leider noch überschaubarer geworden. Wenn ich den ganzen<br />
Tag alleine gearbeitet habe, möchte ich abends nicht auch noch<br />
drinnen sitzen, sondern ein bisschen Gesellschaft haben. Ich<br />
fahre sehr oft nach Griechenland. Die Geselligkeit dort liegt<br />
mir viel mehr als das eher norddeutsch »Zurückgezogene«, das<br />
wahrscheinlich aber auch viel mit dem Wetter zu tun hat.<br />
Wie viele Häuser hast Du bisher in Bremen verewigt ?<br />
Das würde ich auch gern wissen ! Ich mache das jetzt sieben<br />
Jahre und müsste alle Zeichnungen wirklich einmal durchzählen.<br />
Ich schätze, es sind ungefähr um die 500 Häuser, Plätze,<br />
Schiffe und Hafenanlagen, die ich bisher gezeichnet habe. u<br />
Ist das Thema »Bremer Häuser« unendlich oder irgendwann<br />
ausgereizt ?<br />
In einem einzigen Leben kann bestimmt niemand alle Bremer<br />
Häuser zeichnen, also würde ich das Thema als unendlich bezeichnen.<br />
Auftragsarbeiten gäbe es hier noch genug für mich.<br />
Ein weiteres Buch allgemein über Bremen würde ich wohl<br />
nicht mehr machen, es sei denn zu einem speziellen Thema.<br />
Die FindorfferInnen wünschen sich ja immer etwas speziell<br />
über ihren Stadtteil. Zum Beispiel waren einige Menschen aus<br />
dem Stadtteil letztes Jahr enttäuscht, dass mein Kalender 2019<br />
Motive aus ganz Bremen zeigte und keins aus Findorff. Mich<br />
inspirieren ja eher historische Gebäude und davon haben wir<br />
wir außer dem »Kulturzentrum Schlachthof« und das »Alte<br />
Pumpwerk« eigentlich nicht so viele hier.<br />
Mir fällt im Stadtteil noch die ehemalige Stuhlfabrik ein…<br />
Ja, stimmt. Die habe ich auch schon gezeichnet. Vielleicht gibt<br />
es doch demnächst einen Kalender mit Findorff-Motiven.<br />
Es ist zwar noch nicht so weit, aber die Vorweihnachtszeit<br />
rückt näher und bald klopft der Weihnachtsmann an der Tür.<br />
Was sollte er als Geschenk unbedingt mitbringen ?<br />
Er sollte selbstverständlich meinen Kalender »Bremen 2020<br />
Stadtansichten« mit neuen Zeichnungen dabei haben. Die<br />
Erstauflage beträgt 500 Exemplare, ist seit August im Handel<br />
und wird sicherlich bald vergriffen sein.<br />
Neben dem jährlichen Kalender gibt es auch ein neues Buch<br />
von Dir, das als Thema »Mühlen, Schlösser, Fachwerk zwischen<br />
Weser und Hunte« hat. Was war die Idee hinter dem<br />
neuen Buch ?<br />
Die Idee entstand, als ein Kunde mich buchte, um sein Haus<br />
in Schwarme zu zeichnen. Durch diesen Auftrag lernte ich die<br />
Gegend näher kennen – und fand sie wunderschön. Über den<br />
Kunden habe ich noch mehr über die von ihm sogenannten<br />
»Perlen der Region« erfahren, die ich danach kennenlernen<br />
wollte. Es gibt dort tolle historische Gebäude und Fachwerkhäuser,<br />
die als Sujets ideal sind – zumal ich sowieso den Wunsch<br />
hatte, auch im Umland zu arbeiten. Es stellte sich heraus, dass<br />
besagter Kunde sehr viel Wissen über diese Gebäude hat. Er bot<br />
mir von sich aus an, die Texte für das neue Buch zu schreiben.<br />
Er selbst bezeichnet sich als einen kulturell interessierten Kommunalpolitiker.<br />
Wir haben gemeinsam eineinhalb Jahre an dem<br />
neuen Buch gearbeitet, das gerade aktuell erschienen ist. Auch<br />
»Mühlen, Schlösser, Fachwerk zwischen Weser und Hunte« ist<br />
ein sehr schönes Weihnachtsgeschenk – wie der Titel bereits<br />
verrät, diesmal mit ganz anderen Motiven.<br />
Zeichnest Du auch an Weihnachten oder hat Dein Aquarellkasten<br />
in dieser Zeit Ruhepause ?<br />
In den letzten Jahren war ich wie gesagt auf dem Weihnachtsmarkt<br />
in der »Unteren Rathaushalle« vertreten. Daraus ergaben<br />
sich kurzfristig Auftragsarbeiten, die für mich als Stadtzeichnerin<br />
ein wesentlicher Schwerpunkt sind. Die eng terminierte<br />
Umsetzung rechtzeitig zum Fest war etwas stressig, aber es hat<br />
geklappt. Darunter war notgedrungen eine Zeichnung nach<br />
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Admiralstraße 158 | 28215 Bremen | 0421 16 69 35 44 | info@modisign.de<br />
einem Foto, was ich sehr ungern und selten mache, außer<br />
bei Auftragsarbeiten für Zeichnungen von Ferienhäusern auf<br />
Lanzarote und Mallorca. Man wollte mich auf diese wunderschönen<br />
Inseln leider nicht persönlich hinschicken, obwohl ich<br />
sofort bereit gewesen wäre, die notwendigen »Dienstreisen«<br />
anzutreten. Aber die Spesen übertrafen in beiden Fällen wohl<br />
die finanziellen Vorstellungen.<br />
q ÜBER ISA FISCHER<br />
Isa Fischer ist gebürtige Bremerin. Bereits während der Zeit<br />
ihres Studiums an der Hochschule für Künste Bremen bei Jobst<br />
von Harsdorf und Wolfgang Schmitz gehörte für sie das Skizzenbuch<br />
zur täglichen Grundausrüstung. Das Zeichnen vor Ort,<br />
direkt vor dem Objekt, ist bis heute die Grundlage für die Inspiration,<br />
die die Diplom-Grafikdesignerin zur Ideenfindung für<br />
ihre grafischen Arbeiten benötigt. Über die Jahre füllten sich<br />
auf Reisen durch Europa und darüber hinaus sowie in den<br />
Bremischen Häfen zahlreiche Zeichenbücher, die sie ebenso<br />
wie einen jährlichen Kalender und diverse Postkartenmotive im<br />
Eigenverlag publiziert. Ein wesentlicher Schwerpunkt der Stadtzeichnerin<br />
sind darüber hinaus Auftragsarbeiten – vom Bremer<br />
Haus bis zu historischen Gebäuden – wie zuletzt das »Haus des<br />
Reiches«; eher bekannt als Finanzamt. Mehr Informationen<br />
und Bestellmöglichkeiten auf www.hausgezeichnet.info und<br />
www.duplio.de<br />
Interview: Mathias Rätsch, Foto: Kerstin Rolfes ▲<br />
in allen Größen<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 15
q DIE SPARKASSE BREMEN IN <strong>FINDORFF</strong><br />
» Fairgleichen jetzt in Findorff «<br />
H<br />
in Deutschland.<br />
ätten Sie es gewusst ? Die<br />
Sparkasse Bremen,<br />
als Freie Sparkasse<br />
1825 von Bremer<br />
Bürgern gegründet,<br />
zählt heute mit 1.300<br />
MitarbeiterInnen und<br />
rund 75 Standorten zu<br />
den größten Sparkassen<br />
Als gemeinwohlorientiertes Institut investieren<br />
wir einen großen Teil unserer<br />
Erträge wieder in die Lebensqualität<br />
der BremerInnen: vom Kindergarten über den Sportverein bis<br />
hin zu den kulturellen Highlights wie beispielsweise in ausgesuchte<br />
Konzerte im Schlachthof. Auch im neuen Jahr werden<br />
wir auf eine enge Bindung zu den Menschen setzen – und unsere<br />
Filiale für interessante Begegnungen weiter öffnen.<br />
AKTIV VOR ORT<br />
Reales und lokales Vernetzen heißt für uns: Wir rücken unsere<br />
Filiale in der Fürther Straße in den Fokus der Nachbarschaft vor<br />
Ort. Warum ? Nur Vertrauen schafft Vertrauen. Vertrauen setzt<br />
privat und im Geschäftsleben einen fairen und transparenten<br />
Umgang miteinander voraus. Diese Erkenntnis ist<br />
zeitlos, richtig – und sie hat uns inspiriert. »Transparent<br />
& Fair« ist eine Veranstaltungsserie, die<br />
wir momentan für Findorff planen. Was heißen<br />
Transparenz & Fairness ganz konkret im Jahr<br />
2020 ? Wir laden Vorbilder aus Findorff und<br />
umzu ein, die diesen Anspruch an sich selbst in<br />
Alltag und Business konsequent leben und unseren<br />
Gästen vermitteln möchten. Sie dürfen gespannt sein.<br />
Jetzt fairgleichen: Dafür steht auch unser<br />
digitales Vergleichsportal für Baufinanzierung,<br />
Ratenkredit, Versicherungen,<br />
Strom & Gas. Fairgleichen kann man<br />
aber auch nach wie vor mit Hilfe unserer BeraterInnen in<br />
Findorff, die Ihnen ganz »analog« mit zur Seite stehen. Die<br />
Sparkasse Bremen hat damit ihre eigene Antwort auf die digitalen<br />
Veränderungen gefunden: Sie setzt auf direkte Nähe in<br />
den Stadtteilen vor Ort und gleichzeitig auf die eigenen Stärken<br />
als digitaler Finanzdienstleister. Das gesamte Team bedankt<br />
sich für Ihr Vertrauen und wünscht Ihnen jetzt schon fröhliche<br />
Weihnachten und ein erfolgreiches neues Jahr.<br />
Text: Janine Bittkau, Foto: Kerstin Rolfes ▲<br />
SPECIAL<br />
18 l DR. GABRIELE JUNKERS<br />
Allein zum Fest: über Einsamkeit in der Weihnachtszeit<br />
21 l SINGLE KULTURKREIS<br />
Im »Single Kulturkreis« kann JedeR um die 50 mitmachen<br />
22 l CHRISTMAS & MORE<br />
Dem Weihnachtsmann auf der Spur: Die jährliche Adventsund<br />
Weihnachtsmesse läutet die Vorweihnachtszeit ein<br />
23 l ANTJE LAMMERS<br />
Mit eigenem Stand auf der »Christmas & more« vertreten<br />
24 l SCHÖNE GESCHENKIDEEN<br />
24 x mit den besten Empfehlungen zu Weihnachten<br />
26 l JA ODER NEIN ?<br />
Streitfrage: Braucht Findorff einen Weihnachtsbaum ?<br />
28 l MEERJUNGFRAU IM FITNESSSTUDIO<br />
Wie sich bei »ULC« in Findorff die MusicaldarstellerInnen<br />
von »Die kleine Meerjungfrau« auf ihren Auftritt vorbereiten<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 16<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> <strong>FINDORFF</strong> | 17 | <strong>GLEICH</strong> WEIHNACHTSSPECIAL<br />
<strong>NEBENAN</strong> | 17
PROFILE<br />
q DR. GABRIELE JUNKERS ÜBER EINSAMKEIT AN DEN FESTTAGEN<br />
» Weihnachten wird als ›Fest der Liebe‹ propagiert. «<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 18 | WEIHNACHTSSPECIAL<br />
DR. GABRIELE JUNKERS<br />
PSYCHO-<br />
ANALYTIKERIN<br />
F<br />
rau Dr. Junkers, in einem Schlager aus den<br />
Siebzigerjahren heißt es »Einsamkeit hat viele<br />
Namen«. Ist Einsamkeit mehr als Alleinsein ?<br />
Alleinsein bedeutet das konkrete Alleinsein,<br />
beispielsweise in einem Raum, auf einer Bühne<br />
oder ähnlich. Einsamkeit dagegen ist ein Empfinden,<br />
jemand drückt ein Gefühl aus, wenn er<br />
sagt: »Ich bin einsam.« Einsam kann man sein,<br />
obgleich man von vielen Menschen umgeben ist.<br />
Erlebt eigentlich jeder Mensch Einsamkeit anders ?<br />
Da Einsamkeit ein Gefühl ausdrückt und Gefühle etwas sehr<br />
Individuelles sind, müssen wir sagen: Jemand, der sich einsam<br />
fühlt, versucht damit etwas zu erfassen, was sich zwar die<br />
meisten Menschen vorstellen können; wie es sich aber ganz<br />
persönlich anfühlt, ist für jeden Menschen unterschiedlich.<br />
Die Weihnachtszeit naht. Weihnachten ist das emotionale<br />
Fest der Liebe und der Familie, an dem alle glücklich vereint<br />
sind. Soweit die Idealvorstellung. Kann dieses offensiv medial<br />
verbreitete Klischee von Weihnachten nicht auch problematisch<br />
sein, weil damit gesellschaftlich ein Erwartungsdruck aufgebaut<br />
wird, den manche Menschen nicht erfüllen können, weil sie an<br />
den Weihnachtstagen allein sind und sich vielleicht besonders<br />
einsam fühlen ?<br />
Weihnachten ist ursprünglich ein religiöses Fest, dass in unserem<br />
Kulturkreis ausgeprägt zu einem Fest der Familie geworden<br />
ist und immer wieder als »Fest der Liebe« propagiert wird. Für<br />
jeden Menschen bedeutet »Familie« etwas anderes, je nachdem,<br />
welche Erfahrungen er gemacht hat. In manchen Familien lastet<br />
der Druck »Es muß gut werden.« stark auf den Mitgliedern,<br />
andere wissen nicht so recht etwas mit sich über die Feiertage<br />
anzufangen. Einige Menschen hängen sehr an dem, was sie sich<br />
unter einem Weihnachtsfest vorstellen und halten an früher<br />
erlebten Ritualen fest – und freuen sich, Verwandte wiedersehen<br />
zu können. Andere möchten eben genau dem entfliehen, ausbrechen,<br />
weil Weihnachten zum Beispiel mit schlechten, zum Teil<br />
schrecklichen Erinnerungen an Streitigkeiten, Alkoholexzesse<br />
und Ähnliches verknüpft ist.<br />
Es gibt in unserer Gesellschaft besonders in den Großstädten<br />
eine starke Tendenz zur Individualisierung. In Bremen leben<br />
183.000 Menschen in Single-Haushalten. Das entspricht einem<br />
Anteil von 46 Prozent an allen Haushalten. Bremen liegt damit<br />
im Ranking der Großstädte bezogen auf Ein-Personen-Haushalte<br />
auf Platz acht. Haben wir es verlernt gemeinsam zu leben ?<br />
Kultur und Lebens- und Familienstruktur haben sich in den<br />
letzten 80 Jahren sehr verändert. In den meisten jüngeren<br />
Familien arbeiten Vater und Mutter. Sie haben kaum Zeit und<br />
Möglichkeit, sich um die älteren Mitglieder zu kümmern oder<br />
gar diese zu pflegen. In Zeiten der Globalisierung steht den<br />
Kindern mehr als früher die Welt offen – viele Kinder finden<br />
ihre Arbeit in einer anderen Stadt oder sogar einem anderen<br />
Land. Der Wohnraum ist beengter und häufiger auf wenige<br />
Mitglieder ausgelegt. Wohngemeinschaften gibt es eher bei den<br />
jungen Menschen, seltener bei den Alten. Neu ist eine zögernde<br />
Tendenz, Wohnen im Alter vorausschauend gemeinsam zu<br />
planen. Mehrgenerationenprojekte scheinen jedoch nicht so gut<br />
zu klappen. Die vielfältigen Entwicklungen bringen es mit sich,<br />
dass wir drohen, das Leben in Gemeinschaft zu verlernen !<br />
Sind in erster Linie Alleinstehende einsam oder können<br />
Menschen auch innerhalb der Familie oder etwa in einer<br />
Wohngemeinschaft einsam sein ?<br />
Wie bereits angedeutet ist Alleinsein nicht unbedingt mit dem<br />
Gefühl der Einsamkeit verknüpft. Eine eigene Untersuchung<br />
unter älteren Menschen hat gezeigt, dass es eher bedeutsam ist,<br />
ob ich um jemanden weiß, mit dem ich etwas gemeinsam<br />
machen könnte, als die Tatsache, ob es auch wirklich passiert.<br />
Das Einsamkeitsempfinden ist häufig an eine innere Verlorenheit<br />
und innere Leere geknüpft. Es ist eben dieses Gefühl der<br />
inneren Leere, was unter Umständen zur Depression führen<br />
kann, also krank machen könnte.<br />
Müssen wir unser Leben vielleicht völlig neu denken – und<br />
für unsere Zukunft gegen den Trend eine Offensive für<br />
neue, gemeinschaftliche Wohnformen und gegen eine<br />
weitere Vereinzelung starten ?<br />
Wenn eine junge Mutter nicht mehr für ihren Säugling zur Verfügung<br />
steht, weil sie ohne Unterbrechung auf ihr Smartphone<br />
schaut, so wird dieses Kind zwar eine funktionierende Mutter<br />
erleben, die Grundbedürfnisse wie Nahrung und Schlafenlegen<br />
vermitteln kann, nicht aber dem Kind das Wichtigste im Leben<br />
beibringt, nämlich wie man in Kontakt tritt. Bei diesem Kind<br />
wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit später einmal ein<br />
Gefühl der inneren Leere und Ratlosigkeit hinsichtlich der Frage<br />
breitmachen, wie es mit anderen Menschen in Kontakt kommen<br />
kann. In vielen Familien setzt sich diese Kontaktlosigkeit<br />
in der Familie fort: Statt miteinander zu sprechen oder etwas<br />
miteinander zu tun, wird die Spielkonsole oder das Serienschauen<br />
gewählt, sodass es wieder eine »einsame Sache« ist.<br />
Schließlich macht die Sozialpolitik den großen Fehler, alle<br />
Unterstützung für Jugendorganisationen, in denen junge<br />
Menschen einen teilweisen Ersatz für Familie und Vorbilder<br />
finden könnten, zu streichen, sodass sie wieder allein auf<br />
sich zurückgeworfen sind.<br />
Welche Rolle spielt heute das Internet ?<br />
Das Internet kann uns vorgaukeln, mit sehr vielen Menschen<br />
verbunden zu sein. Es ersetzt aber keine realen Kontakte. Es<br />
birgt die Gefahr, in der virtuellen Welt zu versinken, um dann<br />
in noch stärker empfundener Einsamkeit festzustellen: Ich bin<br />
allein. Ich kann meine Freunde nicht mit den Sinnen wahrnehmen,<br />
sie sind in den Computern, aber eben nicht nebenan. u<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 19 | WEIHNACHTSSPECIAL
q DR. GABRIELE JUNKERS IM INTERVIEW<br />
» Wie will ich im Alter leben ? «<br />
PROFILE<br />
q DER »SINGLE KULTURKREIS« IN <strong>FINDORFF</strong><br />
» JedeR kann mitmachen. «<br />
Kann Einsamkeit auch positive Seiten haben ?<br />
Oh ja, wenn Sie damit das Alleinsein meinen: Sich selbst Zeit<br />
zu schenken, mal lesen oder nachdenken zu können ist ein sehr<br />
wertvolles Gut, was häufig durch den empfundenen Druck,<br />
etwas mit anderen machen oder unternehmen zu müssen<br />
verdrängt wird.<br />
Wir leben immer länger. Werden dadurch noch mehr<br />
Menschen im Alter zwangsläufig immer einsamer ?<br />
Zunächst werden die heute 70- bis 90-Jährigen aufgrund der<br />
oben beschriebenen Veränderungen der Lebensbedingungen<br />
unter Umständen noch besser allein zurechtkommen, als später<br />
einmal die heute 30- bis 50-Jährigen. Niemand mag ans Alter<br />
denken, alle wollen »aktiv und jung« bleiben. Aber Vordenken<br />
und Vorsorge zahlt sich aus, nämlich sich rechtzeitig zu fragen:<br />
»Wie will ich im Alter leben ? Mit wem könnte ich darüber<br />
diskutieren oder gar Gemeinsames planen ?«<br />
In Findorff hat die Sozialpädagogin Kerstin Schröck dankenswerterweise<br />
den »Single Kulturkreis Findorff« gegründet, um<br />
Menschen um die 50 für gemeinsame kulturelle Events zusammenzubringen.<br />
Man muss für eine gesellschaftliche Teilhabe über<br />
die finanziellen Möglichkeiten verfügen, um beispielsweise ins<br />
Theater zu gehen. Bremen ist das Bundesland mit den meisten<br />
potenziell armen Menschen. Über 22 Prozent der BremerInnen<br />
sind armutsgefährdet. Ist Armut ein weiteres Einsamkeitsrisiko ?<br />
Die Hürde ist, dass viele ältere Menschen sich schämen, über<br />
Armut zu sprechen und sich auch deshalb teilweise zurückziehen.<br />
Aber es ist und bleibt ein Faktum: Armut ist ein Alters- und<br />
Frauenproblem. Früher gab es sehr viele Altentagesstätten, wo<br />
Einsame und Alleinlebende einen wichtigen Rückhalt gefunden<br />
haben. Leider hat sich die Politik gegen Zuschüsse für Kaffee<br />
entschieden. Ein Jammer, denn nur so haben Ältere weniger<br />
Angst, »mal Kaffeetrinken« zu gehen, anstatt sich von der Sorge<br />
zurückhalten zu lassen: »Was soll ich denn da sagen ?«.<br />
KOrganisierst Du alles immer noch ganz allein ?<br />
erstin, Du hast 2018 den »Single Kulturkreis« in<br />
Findorff initiiert. Wie hat sich der entwickelt ?<br />
Ich habe mir damals gedacht: Wenn ich ganz<br />
viele Singles kenne, kann man gemeinsam mit<br />
mehreren Menschen zum Beispiel ins Theater<br />
gehen. Heute sind wir ca. 70 Personen – alle gut<br />
untereinander vernetzt. Auch die Altersgrenze<br />
ab 50 sehen wir weiterhin nicht so eng.<br />
Ich wollte von Anfang an, dass sich unser »Pool« selbst organisiert.<br />
Das hat geklappt. Besonders erwähnen möchte ich Katja<br />
Schwarze, die sehr aktiv in der Organisation ist. Im »Single<br />
Kulturkreis« sind neue Freundschaften entstanden, von Leuten,<br />
die mittlerweile Einiges privat zusammen planen. Ob Kino, Ausstellungen,<br />
Fahrradtouren oder Spieleabende: Es gibt viele Verabredungen,<br />
ohne dass ich noch irgendwie beteiligt sein muss.<br />
Wir wünschen allen Kunden »Frohe Weihnachten«<br />
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Älter werden heißt auch, dass vertraute Menschen um uns<br />
herum sterben. Es wird in der letzten Lebensphase einsamer<br />
um uns werden. Wie sollte man mit diesen Verlusten umgehen ?<br />
Besonders diejenigen sind allein, die niemanden mehr haben:<br />
Keine Kinder, keine Familie, keinen Partner oder keine Partnerin.<br />
Die Angst greift um sich: »Wer hält mir einmal die Hand,<br />
wenn ich sterbe ?« Vielleicht wäre es sehr hilfreich, gerade für<br />
diese Gruppe Initiativen und Aktivitäten anzubieten.<br />
Denken wir positiv: Was kann man tun, um dem unguten Gefühl<br />
der Einsamkeit zu Weihnachten etwas entgegenzusetzen ?<br />
So lange es die Gesundheit zulässt: aktiv bleiben, Gruppen und<br />
Kontakte aufsuchen ... Sie werden überrascht sein, wie viele<br />
dankbar für Ihre Initiative sind !<br />
ÜBER DR. GABRIELE JUNKERS<br />
Dr. Gabriele Junkers, Psychoanalytikerin, Psychotherapeutin,<br />
und Supervisorin ist seit 1986 in der Praxis in Bremen niedergelassen.<br />
Seit vielen Jahren bildet sie PsychoanalytikerInnen und<br />
PsychotherapeutInnen in Theorie und Praxis aus. Als Gerontologin<br />
beriet sie viele Alteneinrichtungen und gab ihr 20-jähriges<br />
Erfahrungswissen, das sie beim Aufbau und der Leitung<br />
einer alterspsychiatrischen Rehabilitationsstation im ZKH Ost<br />
gesammelt hatte, weiter. Sie war darüber hinaus als Organisationsberaterin<br />
z.B. in der Beratung von Familienbetrieben bei der<br />
Übergabe an die folgende Generation tätig. Sie veröffentlichte<br />
in verschiedenen Fachzeitschriften zum Thema Psychoanalyse,<br />
Psychotherapie sowie dem Älterwerden und verfasste diverse<br />
Bücher. In den mehr als 30 Jahren ihrer erfolgreichen Berufslaufbahn<br />
begleitete Dr. Gabriele Junkers eine Vielzahl unterschiedlicher<br />
Menschen sowie Institutionen in ihrem Veränderungsprozess.<br />
Dr. Gabriele Junkers ist in privater Praxis und der<br />
Ausbildung weiterhin aktiv. www.gabrielejunkers.de<br />
Interview: M. Rätsch, Foto: Martin Rospek, www.rospek.de ▲<br />
Kerstin Schröck ist Sozialpädagogin, 59 Jahre<br />
jung und wohnt in Findorff. Beruflich und<br />
privat hat sie schon viele Events und Gruppen<br />
ins Leben gerufen.<br />
Vielen Menschen wird besonders zur Weihnachtszeit bewusst,<br />
dass allein sein auf Dauer nicht wirklich gut ist ...<br />
Ich glaube, viele Menschen sind es gewohnt, dass man ihnen<br />
etwas vorsetzt. Irgendwann aber ist die Zeit gekommen, etwas<br />
Neues auszusprobieren. Manchmal wird es gut und manchmal<br />
halt nicht. Wichtig ist immer, dass Du mitgestaltest und jemand<br />
da ist, wenn Frau oder Mann es möchte. Wir treffen uns regelmäßig<br />
zweimal im Monat. In der Vorweihnachtszeit ist das am<br />
letzten Mittwoch, dem 27. November 2019 um 19:00 Uhr in der<br />
»Schlachthofkneipe« und am zweiten Sonntag im Monat, den<br />
10. November um 10:00 Uhr zum Frühstück in der »Villa Kunterbunt«.<br />
Zum Frühstück bitte vorher im Café anmelden. Mehr<br />
Formalitäten gibt es nicht. JedeR kann mitmachen.<br />
Gibt es bei Euch für die Weihnachtszeit besondere Planungen ?<br />
Letztes Jahr hatten wir eine lustige Weihnachtsfeier. Dieses Jahr<br />
ist zu Weihnachten nichts im großen Rahmen geplant, aber<br />
vielleicht entstehen ja noch kleinere Aktivitäten! Auf jeden Fall<br />
machen wir einen Bummel über den Weihnachtsmarkt. Auch<br />
sonst ist ja gerade unheimlich viel los in Findorff und Bremen.<br />
Wie verabreden sich die verschiedenen Gruppen im »Single<br />
Kulturkreis« untereinander für gemeinsame Aktivitäten ?<br />
Wir hatten anfangs einen E-Mailverteiler, aber der wird immer<br />
weniger genutzt. Analog wird sich direkt auf den Treffen verabredet<br />
und/oder digital per »WhatsApp«. »WhatsApp« ist für uns<br />
äußerst praktisch, aber keine Bedingung.<br />
Wie verbringst Du eigentlich selbst den Jahreswechsel ?<br />
Einige Frauen, die ich über den »Single Kulturkreis« kennengelernt<br />
habe, kommen Silvester zu mir. Wir feiern gemeinsam.<br />
Wie kann man sich informieren, wenn man noch Fragen hat ?<br />
Gern eine Mail schreiben an Singlekulturkreisab50@web.de<br />
oder noch besser: einfach zu unseren Treffen kommen.<br />
Interview: Mathias Rätsch, Foto: Matthias Hornung ▲<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 20 | WEIHNACHTSSPECIAL<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 21 | WEIHNACHTSSPECIAL
▼ VOM 15. BIS 17. NOVEMBER: CHRISTMAS & MORE LÄUTET DIE VORWEIHNACHTSZEIT EIN<br />
Dem Weihnachtsmann auf der Spur<br />
Das Licht ist atmosphärisch gedimmt, es duftet nach<br />
frischem Tannengrün und selbstgebackenen Keksen,<br />
ein Pianist spielt besinnliche Musik: Noch<br />
vor Beginn der Weihnachtsmarktsaison verwandelt<br />
sich die Halle 6 der Messe Bremen in ein<br />
Winterwunderland. Von Freitag bis Sonntag,<br />
15. bis 17. November, können BesucherInnen<br />
der Christmas & more auf 4.800 Quadratmetern<br />
bei mehr als 100 AusstellerInnen Weihnachtsdekoration,<br />
Geschenke für Freunde und Familie oder<br />
Lieblingsstücke für den Eigenbedarf erstehen.<br />
Das Sortiment reicht von Adventsfloristik und<br />
Baumschmuck bis hin zu Mode und Schmuck für<br />
Sie und Ihn. Ein aktueller Trend sind Produkte<br />
aus Holz. »Gleich mehrere HändlerInnen bieten Armbanduhren,<br />
Portemonnaies oder handgemachte Dekoartikel aus dem nachhaltigen<br />
Material an«, verrät Projektleiterin Anja Rickmeier. Für<br />
die kleinen Gäste ist ebenfalls gesorgt: Während ihre Eltern und<br />
Großeltern stöbern und shoppen, können sie dem Weihnachtsmann<br />
höchstpersönlich ihre Wunschzettel überreichen, sich in der<br />
Bastelecke vergnügen oder in der Backstube Plätzchen backen.<br />
MESSEZEIT<br />
Kulinarische Inspiration für das Weihnachtsfest bietet<br />
der parallel stattfindende BOTTLE MARKET. In<br />
Halle 7 präsentieren rund 100 Importeure, Händler,<br />
Abfüller und Brennereien edle Spirituosen<br />
aus aller Welt – darunter Whisky-Raritäten, Gin<br />
aus zwölf Ländern und Rum aus allen Herstellernationen.<br />
In der Wein- und Genusswelt mit<br />
35 zusätzlichen Ausstellern finden Gourmets<br />
Inspiration und Zutaten für das Weihnachtsmenü:<br />
die Produktvielfalt reicht von edler Schokolade bis hin<br />
zu ausgefallenen Senfen und Saucen. Gaumenfreude<br />
verspricht auch das Sortiment der ausstellenden<br />
Weingüter und -händler. »Die Auswahl umfasst<br />
Qualitätsweine aus allen 13 deutschen Anbaugebieten<br />
ebenso wie weitgereiste Flaschen aus Spanien oder sogar<br />
Südafrika«, sagt Rickmeier.<br />
Die Christmas & more ist am Fr. von 14:00 - 20:00 Uhr sowie am<br />
Sa. und So. von 11:00 - 18:00 Uhr geöffnet. Der BOTTLE MARKET<br />
heißt BesucherInnen am Freitag und Samstag jeweils zwei Stunden<br />
länger willkommen. Mehr unter www.christmas-more.de<br />
Foto: M3B GmbH, Oliver Sau ▲<br />
▼ »CHIC CHIC BOUTIQUE« STELLT AUS<br />
» Mode ist Leidenschaft. «<br />
A<br />
ntje Lammers, Sie sind die Inhaberin der<br />
»Chic Chic Boutique«. Wie jedes Jahr sind Sie<br />
auch 2019 wieder mit einem Stand auf der<br />
»Christmas & more« vertreten. Warum ?<br />
Mein Stand auf der »Christmas & more« ist<br />
eine gute Werbung in eigener Sache. Ich habe<br />
über diese wunderbare Weihnachts- und Adventsmesse<br />
sehr viele Stammkundinnen<br />
gewonnen, auch weil die »Chic Chic Boutique« in Walle nicht<br />
weit entfernt ist. Man kann hier tolle Geschenkideen entdecken.<br />
Warum lohnt es sich, Ihren Stand in Halle 6 zu besuchen ?<br />
Wir bieten den Kundinnen Ware, die modisch hochaktuell ist –<br />
und das mit einem überzeugenden Qualitäts- und Preisverhältnis.<br />
Am Stand E 40 in Halle 6 präsentieren wir perfekte Weihnachtsgeschenke<br />
– zum Beispiel kuschelige Schals und Tücher in tollen<br />
Farben. Es gibt bei uns auch Mützen, Handschuhe und weitere<br />
wunderbar kuschelige Strickjacken, - kleider und -pullover jeder<br />
Art. Wer sich auf der »Christmas & more« nicht entscheiden mag,<br />
der erwirbt einfach unsere Geschenkgutscheine, die wir auch<br />
im Angebot haben.<br />
Wie schwierig ist es, im digitalen Zeitalter angesichts der Konkurrenz<br />
von Onlineshops als kleine Boutique zu bestehen ?<br />
Der Boom im Onlinehandel macht es für die InhaberInnen von<br />
kleinen Boutiquen nicht einfacher. Kundenbindung ist für uns<br />
sehr wichtig: Wir überzeugen durch eine persönliche Stil- und<br />
Typberatung und guten Service. In der »Chic Chic Boutique«<br />
findet frau ausgefallene Mode in nahezu jeder Größe; Mode in<br />
kleinen, individuellen Serien, die es woanders so nicht gibt. Es<br />
gibt unendlich viele Typen und Möglichkeiten und für jede Figur<br />
und jedes Alter finden wir das Passende. Viele lassen sich in<br />
unserer Boutique von einem modischen Styling überraschen, das<br />
sie sich allein nie zugetraut hätten. Mode ist Leidenschaft. Unser<br />
Anspruch ist, mit einem Minimum an Effekten ein Maximum an<br />
Styling zu erreichen. Dafür braucht es etwas Mut und jemanden,<br />
der hilfreich zur Seite steht – das kann kein Onlineshop leisten.<br />
Viele EinzelhändlerInnen in der Modebranche sind neben der<br />
wochentäglichen Präsenz in der Boutique an den Wochenenden<br />
zudem auch auf Messen vertreten. Was bringt das ?<br />
Wir haben hier ein viel größeres Publikum mit möglichen Neukundinnen<br />
– und die Messen steigern unseren Bekanntheitsgrad.<br />
Wir konnten so Kundinnen aus Hamburg, Bremerhaven, Oldenburg<br />
oder Worpswede gewinnen, die regelmäßig zu uns kommen.<br />
Sie nehmen die Strecke nach Bremen auf sich, um sich teilweise<br />
für das ganze Jahr in entspannter Atmosphäre bei uns einkleiden<br />
zu lassen – und manche bringen die Verwandschaft gleich mit.<br />
Das macht dann richtig Spaß.<br />
Ihr modischer Tipp für die Wintersaison ?<br />
Animal Print ist sehr angesagt. Dieses tierisch gute Muster gibt es<br />
Italienische Mode zu fairen Preisen<br />
Wartburgstraße 7<br />
28217 Bremen<br />
Tel. 0421 5 48 99 11<br />
Bahn: Linie 2 und 10<br />
Wir sind auf der<br />
Christmas & more<br />
Halle 6, Stand E 40<br />
Online entdecken auf www.chic-chic-boutique.de<br />
auf Shirts, Röcken, Hosen und Strickwaren. Ein »Must-Have« ist<br />
ein Schal mit Tiger-, Leoparden- oder Schlangenmuster. Meine<br />
Empfehlung an alle, die vielleicht zunächst nicht ganz so mutig<br />
sind: einfach ausprobieren. Wir beraten gern.<br />
Die »Chic Chic Boutique« gleich nebenan in Walle hat auch<br />
viele KundInnen aus Findorff. Wie haben Sie das geschafft ?<br />
Es wurde vor zwei Jahren von <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong><br />
eine sehr ansprechende Modestrecke produziert; gemeinsam mit<br />
»modisign«, »Georgs Fairkauf« und »LaGitana«, die damals noch<br />
in Findorff ansässig war. Dadurch sind viele neugierige Kundinnen<br />
aus Findorff zu uns gekommen – und einige von ihnen sind<br />
echte Stammkundinnen geworden. Das war eine wirklich gute<br />
Gemeinschaftsaktion verschiedener HändlerInnen aus Findorff<br />
und Walle. Die sollten wir unbedingt wiederholen.<br />
q ÜBER ANTJE LAMMERS<br />
Antje Lammers ist Diplom-Modedesignerin<br />
und Damenschneiderin<br />
im Handwerk. 2005 hat sie sich mit<br />
der »ChicChic Boutique« in Walle<br />
selbstständig gemacht. Schwerpunkt<br />
ist stets aktuelle Mode aus Italien und<br />
Frankreich. Die »Chic Chic Boutique«<br />
und Antje Lammers sind auch auf facebook.<br />
Mehr Infos auf www.chic-chic-boutique.de<br />
Interview: Mathias Rätsch, Foto: Pressefoto ▲<br />
Fashion Polka Dots Woman, © Evgeniya Porechenskaya, www.shutterstock.de<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 23 | WEIHNACHTSSPECIAL
01 02 03<br />
13 14 15<br />
24 SCHÖNE GESCHENKIDEEN<br />
01 »Mo« Stöbel von »modisign« empfiehlt die handgeschöpfte Schokolade von »Zotter«. Gibt es bei »Georgs FAIRKAUF«<br />
02 Warmer Troyer für die kalte Winterzeit: gesehen bei »Eduard Thölen Berufskleidung« in der Eickedorfer Str. 48a 03 Mit<br />
dem Yogakurs der »ULC Fitness Company City« kann Funda Klein-Ellinghaus wieder Energie tanken! www.ulc-fitness.de<br />
04 05 06<br />
04 Ein Klavier, ein Klavier ! Das kleine Schwarze von C. Ebel & Sohn ab 2.690,00 € bei www.klavierstimmer-kunze.de<br />
05 Der Buchtipp von Perdita Krämer: »Miss Terry« von Liza Cody. Das Theaterstück wird 2020 im bremer kriminal theater zu<br />
sehen sein. 06 Leckere Käseplatten ? Aber selbstverständlich nur vom Findorffer Käsekontor ! www.findorffer-kaesekontor.de<br />
07 08 09<br />
07 Isa Fischer rät dazu, an den Weihnachtstagen das Bremer Umland zu entdecken. www.mittelweser-tourismus.de 08 Nach<br />
dem Erfolg von »Wenn Martha tanzt« der neue Roman von Tom Saller »Ein neues Blau«. Gibt es im »Findorffer Bücherfenster«<br />
09 Georg Gersberg kauft bei Katrin Grosch im Findorffer Käsekontor wertige Käsevariationen aus Tradition und Handwerk<br />
10 11 <strong>12</strong><br />
13 Matthias Kunzes Geschenktipp: Tickets für die »Sweet Soul X-Mas Revue« am 26.<strong>12</strong>. im »Metropol Theater« 14 Warum<br />
nicht einen Theatergutschein für das spannendste Theater Bremens verschenken? Infos unter www.bremer-kriminal-theater.de<br />
15 Katrin Grosch wünscht sich eine handgefertigte Tasche aus Naturleder von »Lederi« in der Hemmstraße 202 ww.lederi.de<br />
16 17 18<br />
16 Zeit für dich oder individuelle Gutscheine gibt es bei Ute Vondracek www.ganzheitlich-energetische-massage.de 17 Claudia<br />
Schreiber von www.marthas-corner.de wünscht sich, zum Fest im »Rucola« lecker essen zu gehen 18 Trainieren und 100 % spenden<br />
für die DLRG, damit Kinder in Bremen schwimmen lernen. Die Charity-Box: erhältlich bei »ULC« in der Admiralstr. 54<br />
19 20 21<br />
19 Das b.k.t. spielt zum Fest »Die Tür mit den sieben Schlössern«. Die »Edgar Wallace-Gesamtedition« auf DVD dazu im<br />
Shop: www.buecherfenster.de 20 Erlesenes, gern auch als Geschenkkorb, bei »Georgs FAIRKAUF« www.georgs-fairkauf.de<br />
21 Das Team von Eduard Thölen Berufskleidung empfiehlt neue Wohnideen von Kindervater www.kindervater.net<br />
22 23 24<br />
IN <strong>FINDORFF</strong><br />
WEIHNACHTEN<br />
10 Gesehen bei Martha’s Corner in der Münchener Str. 51: Shea Schätzchen HERB (Seife) und die passende Shea Sahne (Pflege)<br />
11 Ute Vondracek empfiehlt eine 10er-Karte für Yoga mit Susanne Toraman in der Hemmstr. 115 www.kundalini-bremen.de<br />
<strong>12</strong> Gesehen bei »modisign«: Nachhaltiger Merino-Pulli von der Nature Textile Company »Madness« www.modisign.de<br />
22 Kulinarische Geschenkidee: Kochevents in der »Fundabar«. Einfach Gutscheine über www.fundabar-online.de/kontakt<br />
ordern 23 Carmen und Tanja von »ULC Fitness« begeistern sich für das Musical »Die kleine Meerjungfrau« im »Metropol«<br />
24 Den Wandkalender 2020 »Bremer Ansichten« von Isa Fischer gibt‘s für 25,- Euro über www.duplio.de/produkte-bestellen<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 24 | WEIHNACHTSSPECIAL | PROMOTION<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 25 | WEIHNACHTSSPECIAL | PROMOTION
▼ DAS WIRD MAN DOCH WOHL NOCH FRAGEN DÜRFEN<br />
I<br />
» Braucht Findorff einen Weihnachtsbaum ? «<br />
m Jahr 2014 war die Vorweihnachtszeit in<br />
Findorff noch in Ordnung: Der Verein der<br />
Findorffer Geschäftsleute ließ mit großem<br />
Aufwand an der Kreuzung Hemmstraße/Ecke<br />
Fürther Straße den wohl höchsten Weihnachtsbaum<br />
aufstellen, den man an dieser Stelle jemals<br />
zuvor gesehen hatte – höchstpersönlich ausgesucht<br />
von dem damaligen Vereinsvorsitzenden<br />
Otto Bremicker und seinem Schriftführer.<br />
Auch in den Folgejahren finanzierte man diese schöne, weihnachtliche<br />
Aktion – weiterhin ausschließlich getragen<br />
aus dem Etat des Vereins, der inzwischen einen<br />
anderen Vorstand mit einer neuen 1. Vorsitzenden<br />
gewählt hatte. So weit, so hoch,<br />
so gut. Weil es sich aber begab, dass<br />
die Kosten für die jährliche Aktion<br />
nicht weniger und die Beiträge bei<br />
zugleich stagnierenden Mitgliederzahlen<br />
nicht mehr wurden, entschied<br />
man sich darüber abstimmen<br />
zu lassen, ob der bisherige Traum<br />
von Baum für alle im Stadtteil auch<br />
zukünftig allein von den organisierten<br />
Geschäftsleuten getragen werden sollte –<br />
und siehe da: Die Mehrheit der Mitglieder<br />
stimmte für den Beschluss, einen Weihnachtsbaum<br />
am Platz vor der Jan-Reiners-Lok<br />
nicht mehr aus der Vereinskasse zu<br />
finanzieren.<br />
Ein Gegner der Entscheidung wies<br />
darauf hin, dass man mit der Begründung von zu hohen Kosten<br />
für die Aktion auch die ebenfalls allein vom Verein finanzierte<br />
Winterbeleuchtung im Stadtteil abschaffen könne – und dass<br />
es nichts Schöneres in der Vorweihnachtszeit geben würde,<br />
als leuchtende Kinderaugen unter einem festlich strahlenden<br />
Weihnachtsbaum.<br />
Die Befürworter des Beschlusses hingegen argumentierten, dass<br />
üppige 3.500 Euro – immerhin fast 25 % des gesamten Jahresetats<br />
des Vereins – in einen Baum zu investieren, unverhältnismäßig<br />
sei, zumal der, abgesehen von seiner emotionalen Wirkung,<br />
vermutlich keinerlei geschäftlichen Nutzen für den Umsatz der<br />
23 EinzelhändlerInnen im Verein bringen würde, die teilweise<br />
selbst kleine Bäume vor ihren Geschäften aufstellen – und die<br />
übrigen 45 Mitglieder aus Dienstleistung, Gastronomie und<br />
Handwerk sowieso keinerlei geschäftlichen Mehrwert hätten,<br />
wobei das zuletzt genannte Argument auch für den von den Geschäftsleuten<br />
veranstalteten Nikolaustag und die zum Schulanfang<br />
an Erstklässler kostenlos verschenkten »Flüggebeutel« gilt.<br />
Solche Imagemaßnahmen nutzen nur wenige HändlerInnen,<br />
deren Zielgruppe beispielsweise Kinder und ihre Eltern sind<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 26 | WEIHNACHTSSPECIAL<br />
JA ODER NEIN ?<br />
– wobei die eher sozial ausgerichteten Aktionen vermutlich<br />
wenig bis keinen direkten Umsatz generieren. Ein weiteres<br />
Argument gegen die hohen Kosten der Weihnachtsaktion war,<br />
dass der aufgestellte Baum in der öffentlichen Wahrnehmung<br />
überwiegend dem Bürgerverein Findorff oder der Stadt Bremen<br />
zugeschrieben wird – eine im »Dorff« scheinbar weit verbreitete<br />
Ansicht, der durch professionelle Öffentlichkeitsarbeit zu<br />
begegnen wäre, wenn man die denn könnte und wollte.<br />
Wie auch immer: »Geschenkt« gibt es auch im richtigen Geschäftsleben<br />
eher nichts – auch nicht zu Weihnachten. Über<br />
3.500 Euro in einen grünen Signalgeber zu investieren, der<br />
nur für wenige Tage im Jahr auf ein bekanntermaßen<br />
stets völlig überraschend am 24. Dezember<br />
anstehendes Fest hinweist – darüber kann<br />
man nicht nur unter den Mitgliedern<br />
im Verein, die verstärkt den für sie<br />
individuellen, geschäftlichen Nutzen<br />
von Aktionen und Aktivitäten hinterfragen,<br />
sicherlich weiterhin trefflich<br />
diskutieren. Richtig ist aber auch: Viele<br />
FindorfferInnen hängen an »ihrem« mit<br />
Lichterketten geschmückten Weihnachtsbaum,<br />
weil der ganz einfach zu Weihnachten<br />
eine höchst stimmungsvolle Erscheinung<br />
ist – und zugleich einen emotionalen Mehrwert<br />
bietet. Kein Weihnachtsbaum ist daher auch keine<br />
Lösung.<br />
Vom Himmel fällt ja bekanntermaßen<br />
nichts, wenn man nicht dafür sorgt und<br />
sogar der Weihnachtsmann benutzt<br />
einen von mehreren Rentieren gezogenen Schlitten, um durch<br />
den Kamin kostenlos Geschenke zu verteilen – wobei: Es gibt<br />
Gerüchte, selbst »Father Christmas« sei historisch gesehen einst<br />
von »Coca Cola« erfunden und finanziert worden.<br />
Auch für den großen Findorffer Weihnachtsbaum sollte der<br />
»Schlitten der Finanzierung« zukünftig von mehreren Beteiligten<br />
gemeinsam gezogen werden. Denkbar wäre es, die Kosten<br />
für Fällung, An- und Abtransporte sowie fachgerechte Aufstellung<br />
auf die Schultern mehrerer Akteure in Findorff zu verteilen<br />
– durch Spenden der FindorfferInnen, von ortsansässigen EinzelhändlerInnen<br />
und Unternehmen bis zu dem in Geldsammelaktionen<br />
wie für den Erhalt der Jan-Reiners-Lok sehr engagierten<br />
und bestens erfahrenen Bürgerverein – und auch der neu<br />
konstituierte Beirat könnte helfen, indem er auf kurzen Wegen<br />
solidarisches, finanzielles Engagement im Stadtteil koordiniert,<br />
wenn es möglich ist – zum Beipiel im Fachausschuss »WIKIS«,<br />
der für Wirtschaft und Kultur in Findorff zuständig ist. Mit der<br />
monitären Unterstützung zahlreicher FindorfferInnen wäre der<br />
Weihnachtsbaum zu retten – und nicht nur Kinderaugen könnten<br />
wieder leuchten. Wenn es aber nicht klappen sollte, den<br />
großen Weihnachtsbaum für 2019 zu finanzieren ? Das wäre<br />
dann als Test für den oft beschworenen Gemeinschaftssinn im<br />
Stadtteil im Ergebnis eine ziemlich trostlose Bescherung für alle.<br />
Kay Grimmich ist Autor für Minderheitsmeinungen. Für starken<br />
Gegenwind bezogen auf seine Position hat er sich vorsorglich<br />
bereits eine Schutzweste gekauft. Foto: Butenkov Aleski<br />
F<br />
rüher fand ich es romantisch, zusammen<br />
mit meinen Eltern an einem hübsch beleuchteten<br />
und mit von mir im Kindergarten<br />
selbstgebasteltem Schmuck und Süßigkeiten<br />
dekorierten Weihnachtsbaum zu sitzen und<br />
meine Geschenke auszupacken.<br />
Später als Erwachsener habe ich mich dann<br />
gefragt, was daran romantisch sein soll,<br />
einem Baum über Wochen beim Sterben zuzusehen<br />
und die Reste danach einzusammeln und wegzufegen.<br />
Aus schierem Protest habe ich mir dann in den Achtzigern einen<br />
weißen Plastikweihnachtsbaum mit rosa Nadeln gekauft und<br />
den über viele Jahre treulich zur Weihnacht aufgebaut. Meine<br />
Eltern haben das nicht verstanden und die meisten meiner<br />
Freunde auch nicht. Das hat mich aber nicht davon abgehalten,<br />
nach meiner Façon selig zu werden, wie es schon Friedrich der<br />
Große praktiziert hat. Heute sitze ich an Heiligabend wieder<br />
unter einer Nordmanntanne. Allerdings tue ich das nur meinem<br />
Ehemann zuliebe, von dem ich zum Glück weiß, daß er diesen<br />
Artikel niemals lesen wird.<br />
Daß jede Stadt in der (christlich geprägten) Welt und jeder<br />
Stadtteil einer solchen Stadt meint, sich ebenfalls einen Baum –<br />
möglichst groß natürlich und völlig egal, ob man das Monstrum<br />
dann auch angemessen dekorieren und illuminieren kann – leisten<br />
zu müssen, dieser Gedankengang war mir seit jeher fremd.<br />
Anderswo werden dafür fröhlich die Wälder abgeholzt und<br />
riesige Plantagen werden betrieben, nur um unser perverses Bedürfnis<br />
nach falsch verstandener Naturnähe zu befriedigen. Ich<br />
finde, daß diese Ressourcen in Zeiten eines Klimawandels, der<br />
uns jährlich mit neuen Rekordzahlen beeindruckt, besser in die<br />
Aufforstung der eigenen Landschaft gesteckt werden sollten.<br />
Für mich ist die Diskussion um die Finanzierung eines Weihnachtsbaumes<br />
auf dem Jan-Reiners-Platz lediglich überflüssiger<br />
und teurer Lokalkolorit. Ich finde, daß das Geld besser für die<br />
Instandhaltung und den weiteren Ausbau der Findorffer Winterbeleuchtung<br />
eingesetzt werden sollte. Dort hat es in den letzten<br />
Jahren ebenfalls deutlich hörbar im Gebälk geknackt, weil sich<br />
niemand die laufenden Kosten ans Bein binden wollte. Von<br />
der Winterbeleuchtung haben wir aber alle etwas. Nicht nur zu<br />
Weihnachten. Und romantisch und traditionell ist sie auch.<br />
Detlef Moller ist Administrator der geschlossenen Facebook-<br />
Gruppe »Du kommst aus Good Old Bremen Findorff ...«.<br />
Wie ist eigentlich Ihre Meinung zu diesem Thema ? Schreiben<br />
Sie uns jetzt auf kurzen, digitalen Wegen einen Leserbrief auf<br />
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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 27 | WEIHNACHTSSPECIAL
q PROBEN FÜR DAS MUSICAL »ARIELLE« IN DER »ULC FITNESS COMPANY«<br />
Meerjungfrau im Findorffer Fitnessstudio<br />
W<br />
er kennt Sie nicht – die Geschichte<br />
von Arielle, der kleinen Meerjungfrau,<br />
die fernab von den Menschen,<br />
tief unten in den Weltmeeren lebt:<br />
In Poseidons Unterwasserreich soll<br />
eine Schwester von Arielle heiraten.<br />
Alle sind in heller Aufregung, nur<br />
Arielle nicht. Sie soll als Nächste<br />
heiraten, doch<br />
danach ist ihr so gar nicht. Gemeinsam mit<br />
dem Papageienfisch Poppy und der Schildkröte<br />
Turtle schwimmt sie an die Wasseroberfläche<br />
und entdeckt plötzlich den Prinzen Frederick für sich. Es<br />
gibt viele aufregende Verwicklungen. Am Ende hat Arielle nur<br />
ein paar Tage Zeit, den Prinzen dazu zu bringen, dass er sich in<br />
sie verliebt – ansonsten wird sie in Meerschaum verwandelt.<br />
»Die kleine Meerjungfrau« ist ein Musical über echte Freundschaft,<br />
wahre Liebe und den Mut, das in der Inszenierung von<br />
Thomas Blaeschke und Nina Arena in Bremen am Samstag, den<br />
21. Dezember gleich zweimal zur Aufführung kommen wird.<br />
Hauptdarstellerin Sara Dähn geht in ihrer Rolle als »Arielle«<br />
völlig auf: »Auf der Bühne ganz Ich sein zu können und dem<br />
Publikum alles zu geben, das ist meine größte Leidenschaft.«<br />
Damit es in der Vorweihnachtszeit im »Metropol Theater Bremen«<br />
zwei fulminante Aufführungen gibt, wird momentan<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 28 | WEIHNACHTSSPECIAL<br />
BACKSTAGE<br />
bereits intensiv geprobt. Musicalmacher Thomas Blaeschke<br />
freut sich sehr über die Unterstützung der Findorffer »ULC<br />
Fitness Company«: »Wir haben bei ULC in der Admiralstraße<br />
angefragt, weil uns dieses tolle Studio beste Rahmenbedingungen<br />
für unsere Arbeit bietet. In den gemütlichen Sitzloungen<br />
können die SchauspielerInnen ganz entspannt ihre Texte lernen.«<br />
Clubmangerin Carmen Korth ergänzt: »Der harte Job der<br />
MusicaldarstellerInnen erfordert absolute Fitness – und die<br />
bestens ausgestatteten Kursräume mit großen<br />
Spiegelwänden und der Bühne im Eventloft<br />
sind für die Proben absolut perfekt.« Die Direktorin<br />
für PR & Events Tanja Bürgener ergänzt:<br />
»Ich bin total begeistert, weil meine Generation mit dem<br />
Disney-Film ›Arielle‹ aufgewachsen ist. Wir freuen uns sehr,<br />
bei den Proben hinter die Kulissen schauen zu können.«<br />
Für die Aufführung des Musicals gibt es aber auch einen sehr<br />
ernsten Hintergrund. Thomas Blaeschke erläutert: »Mit ›Die<br />
kleine Meerjungfrau‹ machen wir gemeinsam mit Sponsor<br />
ULC und den Bremer Bädern sowie dem DLRG Landesverband<br />
Bremen zugleich darauf aufmerksam, wie wichtig es ist,<br />
schwimmen zu lernen. Wäre Arielle nicht zur Stelle gewesen,<br />
um ihren Prinzen zu retten, wäre der ertrunken. Er konnte<br />
ja nicht schwimmen.« Wer in die Welt von Arielle eintauchen<br />
möchte, findet alle Infos unter www.metropol-theater-bremen.de<br />
Text: Rätsch, Foto: Strüßmann, www.VoiceOverPiano.com ▲<br />
TAPAS + MORE<br />
Das Rucola Team erwartet Sie mit gewohnt frischer, kreativer<br />
internationaler Küche, kombiniert mit Aromen aus verschiedenen<br />
Ländern der Welt. Wir bieten Ihnen neben verschiedenen Speiseangeboten<br />
auch Tapas als kleine spanische Köstlichkeiten an.<br />
Es gibt bei uns einen wöchentlich wechselnden Mittagstisch.<br />
Reservierungen per Telefon 0421 35 09 72 94 oder vor Ort.<br />
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PROFILE<br />
q KAI HAVAII ÜBER SCHNELLE ERFOLGE, IRRTÜMER UND SEIN NEUES BUCH<br />
» Wir waren jung, wild und ungestüm. «<br />
LEGENDEN DER<br />
LEIDENSCHAFT<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 30<br />
EXTRABREIT<br />
K<br />
ai, ich habe recherchiert: Dein heutiger<br />
Interviewpartner war achtzehn Jahre alt,<br />
als er 1981 in der unwirklichen Atmosphäre<br />
der »Rotation« seine erste, unvergessene<br />
Live-Begegnung mit EXTRABREIT hatte.<br />
Euer Konzert im Anzeiger-Hochhaus, jenes<br />
Gebäude, in dem Rudolf Augstein nach<br />
dem 2. Weltkrieg den »Spiegel« gründete,<br />
war laut, hart und schnell. Der Eintritt betrug<br />
1,50 Deutsche Mark. Der »Spiegel« wird immer dünner,<br />
EXTRABREIT aber sind auch 40 Jahre später weiterhin dick<br />
im Geschäft. Wie schafft man es, sich so lange im Musikbusiness<br />
zu halten ?<br />
Man schafft es, indem man immer weiter macht. Es gab zwar<br />
Krisen, Trennungen und persönliche Abstürze, aber wir haben<br />
uns nach längeren Pausen jedes Mal wieder zusammengerauft.<br />
Besonders in den letzten Jahren zeigt sich, dass es gut war,<br />
durchzuhalten und weiter zu machen. Das wird honoriert.<br />
Mein großer Bruder besaß Eure erste Langspielplatte. Ich fand<br />
die kurzen, hektischen Stücke, aber auch das knallig pinkfarbene<br />
Cover zwischen Comic und Copyart gut, ebenso wie den<br />
für Newcomer leicht größenwahnsinnigen, wenngleich auch<br />
rückblickend sehr prophetischen Titel »Ihre größten Erfolge«.<br />
Plötzlich hörten wir alle »Hurra, hurra, die Schule brennt«,<br />
»Annemarie«, »Hart wie Marmelade« und »Flieger grüß mir<br />
die Sonne«, ein Lied von Hans Albers, das ihr gecovert habt.<br />
Hat Euch der Erfolg damals überrascht ?<br />
Unser Erfolg, wie wir ihn Anfang der Achtzigerjahre hatten,<br />
kam für uns in der Dimension absolut überraschend. Als wir<br />
anfingen, konnten wir uns nicht vorstellen, dass wir einmal eine<br />
ganze Jugendgeneration bewegen würden. Wir waren anfangs<br />
eher eine Szene-Band, die im eigenen Stadtteil in der Subkultur<br />
verankert war. Von solchen Dingen wie »Charts« hatten wir<br />
überhaupt keine Ahnung. Der Erfolg hat uns tatsächlich sehr<br />
überrascht, um nicht zu sagen überrollt.<br />
Du hast in einem Interview gesagt: »Dass aus mir ein Rocksänger<br />
werden würde, ist mir wirklich nicht in die Wiege gelegt. Es<br />
gab bei uns in der Familie den Konsens, dass wir alle mitleiderregend<br />
unmusikalisch sind.« Bandgründer Stefan Kleinkrieg<br />
fand das nicht. Du wurdest als singender Frontmann verpflichtet.<br />
Bist Du Sänger wider Willen geworden – und wie geht man<br />
damit um, wenn man anfangs glaubt, dass man das, was man<br />
sehr öffentlich betreibt, eigentlich gar nicht kann ?<br />
»Wider Willen« kann man nicht sagen, aber dass ich plötzlich<br />
der Sänger von EXTRABREIT werden sollte, war für mich<br />
schon überraschend. Ich habe mich von den Jungs überreden<br />
lassen, einmal unverbindlich mit in den Proberaum zu gehen,<br />
aber dann hat es mich sehr schnell gepackt. Nach dem ersten<br />
Gig war ich ziemlich gezündet. Wahr ist aber auch, dass ich<br />
noch während wir unser erstes Album aufnahmen, gezweifelt<br />
habe, ob in einer Band zu singen das Richtige für mich ist. Ich<br />
war Cartoonzeichner. Im Zeichnen habe ich meine Zukunft<br />
gesehen. Es ist anders gekommen und das war ja auch gut.<br />
Viele Hits aus der Anfangszeit spielt ihr noch heute für die<br />
Fans. EXTRABREIT hatte für mich von Anfang an eine<br />
unglaublich gute, nervös-neurotische Energie. Kann man<br />
die über 40 Jahre konservieren ?<br />
Ich weiß es nicht. Das müssen andere beurteilen. Wenn ich<br />
mir heute unser Konzert 1982 in der Westfalenhalle ansehe:<br />
Das hatte schon eine unheimliche Elektrizität. Wir waren jung,<br />
wild und ungestüm; also voll auf »Sturm und Drang«. Das sind<br />
Gefühle gewesen, die heute nicht mehr abrufbar sind. Was man<br />
aber weiterhin kann, ist sich so intensiv wie möglich in die<br />
Musik hineinzugeben. Das gelingt uns nach wie vor sehr gut.<br />
Das Publikum trägt uns als Band und wir tragen das Publikum.<br />
Dieses Wechselspiel funktioniert. Ich glaube auch nicht, dass<br />
wir an Energie verloren haben.<br />
Von »Fehlfarben«, einer anderen Band aus der Zeit, die mit<br />
Euch am Start waren und ebenfalls weiterhin live aktiv ist,<br />
gibt es die Textzeile: »Wir können, was gut war, sowieso<br />
nicht wiederholen.« Stimmt das ?<br />
Die Zeile stimmt insofern, als dass man Vergangenes tatsächlich<br />
nicht wiederholen kann. Vergangen ist vergangen. Auch<br />
Irrtümer, die man begangen hat, kann man nicht wieder rückgängig<br />
machen. Es gab für uns als Band intensive Höhepunkte,<br />
die wird man so nie wieder erleben. Das alles ist richtig, hat<br />
aber nichts damit zu tun, was jetzt in der Gegenwart passiert.<br />
Wir sind immer wieder freudig überrascht. Ein Beispiel: Wir<br />
haben in diesem Jahr zum zweiten Mal beim Wacken Open Air<br />
gespielt und es war dieses Jahr noch voller und noch grandioser.<br />
Das sind neue Highlights, die wir zuvor noch nicht hatten.<br />
Ebenfalls unvergessen ist »Polizisten« aus dem zweiten Album<br />
»Welch ein Land ! – Was für Männer !«, ein echter Evergreen,<br />
für den Du den Text und zum Teil die Musik geschrieben<br />
hast. Die Single war unglaubliche 21 Wochen in den deutschen<br />
Charts. In dem Text geht es um das Seelenleben dieser<br />
Berufsgruppe und wie man die Gesellschaft überwachte.<br />
Ist die Polizei von heute noch wie die Polizei von damals in<br />
den frühen Achtzigern, als der scheinbar ewige Helmut Kohl<br />
Bundeskanzler geworden war ?<br />
Nein, wir haben heute eine ganz andere Atmosphäre. Die<br />
damalige Situation war, dass wir die personelle und materielle<br />
Aufrüstung der Polizei ebenso unangenehm empfanden wie<br />
die neu aufkommenden Überwachungskameras. Wir waren der<br />
Meinung, dass diese Aufrüstung jede Verhältnismäßigkeit verloren<br />
hatte. Wenn ich mir jetzt die Arbeit der Polizei anschaue,<br />
muss ich sagen, dass die heutigen PolizistInnen es in vielerlei<br />
Hinsicht wirklich nicht leicht haben. u<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 31
q KAI HAVAII IM INTERVIEW<br />
» Ich habe gedacht: ›Nein, so möchte ich nicht enden‹.«<br />
In deren Köpfe zu schauen war eigentlich die Intention des<br />
Textes von »Polizisten«, wobei wir sie zugleich auf den Arm<br />
genommen haben. Aber wir waren weit entfernt von Parolen<br />
wie »Haut die Bullen platt wie Stullen !«, wie sie in der linken<br />
Szene geläufig waren. Heute kommen die PolizistInnen zu uns<br />
backstage und wollen Selfies mit EXTRABREIT machen. So<br />
ändern sich die Zeiten.<br />
»Polizisten« wurde mehrfach gecovert. Warum konntest Du<br />
die Version von Heino nicht verhindern ?<br />
Wenn jemand einen Song nah am Original covert, kann man das<br />
nicht verhindern. Jeder kann das machen. Insofern stand das gar<br />
nicht zur Debatte. Es gibt so viele Coverversionen von »Polizisten«<br />
– warum sollte nicht auch noch Heino eine machen ? Seine<br />
Version bereitet mir jedenfalls keine schlaflosen Nächte.<br />
Im Laufe Deiner Karriere gab es mit EXTRABREIT Duette<br />
mit der unvergessenen Hildegard Knef und dem großartigen<br />
Harald Juhnke, die gut funktioniert haben. Wie kam es dazu ?<br />
Mit Hildegard Knef war es so, dass unser Gitarrist Stefan eines<br />
Tages mit einer Langspielplatte ankam, auf der »Für mich soll’s<br />
rote Rosen regnen« als Chanson war. Ich kannte das Stück von<br />
meinen Eltern. Wir haben eine Coverversion gemacht und<br />
wollten wissen, was Hilde davon hält. Wir haben sie ausfindig<br />
gemacht, was tatsächlich nicht einfach war, weil zu der Zeit<br />
kein Mensch mehr von ihr sprach. Wir ließen ihr unsere Version<br />
auf Kassette zukommen. Sie sagte ganz spontan: »Da will ich<br />
dabei sein !«. Wir haben das Duett gemacht – und der Rest ist<br />
Geschichte. Ich kann sagen, die Begegnung mit ihr gehört für<br />
mich zu den absoluten Highlights. Die Knef war eine äußerst<br />
interessante Frau. Wir hatten die ein oder andere Gemeinsamkeit:<br />
Unsere Karrieren liefen alles andere als glatt. Und auch sie<br />
hatte mal Suchtprobleme. Nach Ihren Krebsoperationen war sie<br />
eine Zeit lang abhängig von Morphium. Es gab Einiges, was uns<br />
verbunden hat – und wir haben viel über unsere Leben geredet.<br />
Mit Harald Juhnke war es so, dass wir zuvor überlegt hatten,<br />
wie man nach Hilde vielleicht einen weiteren, besonders kultigen<br />
Duettpartner finden könnte. Irgendwann kamen wir auf<br />
ihn, auch weil ich zu der Zeit in Berlin gelebt habe. Wir haben<br />
dann »Nichts ist für immer« geschrieben – schon ganz konkret<br />
auf Harald als Partner zugeschnitten. Er war sofort sehr aufgeschlossen,<br />
hat aber vorher zur Absicherung noch seinen Sohn<br />
gefragt – und so ist es passiert.<br />
Harald Juhnke und Hildegard Knef waren beide äußerst individuelle<br />
Charaktere – und für uns als Jugendliche Stars aus<br />
längst vergangenen Zeiten. Hast Du ein Faible für charakterstarke<br />
EntertainerInnen der alten Schule ?<br />
»Es kommt darauf an, den<br />
Körper mit der Seele und die Seele<br />
durch den Körper zu heilen.«<br />
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Das mag so sein, zumal Hildegard Knef eine Erscheinung war,<br />
wie man sie sich heute gar nicht mehr vorstellen kann. Sie hatte<br />
als Künstlerin eine besondere, schillernde Aura. Insofern habe<br />
ich ein Faible für Menschen aus dieser Generation, die wie die<br />
Knef unglaubliche Brüche in Leben und Karriere erlebt haben.<br />
Was hast Du aus den Begegnungen mit solchen Showgrößen<br />
für Dich persönlich mitgenommen ?<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 32<br />
Hildegard Knef hatte diese Unverwüstlichkeit, einen absolut<br />
schwarzen Humor und ihren Stoizismus. Davon konnte man<br />
sich Einiges an Positivem abgucken. Andererseits hatte sie, die<br />
sonst ein absoluter Vollprofi war, vor gemeinsamen Fernsehauftritten<br />
ein beinahe unerträgliches Lampenfieber. Ich bin zwar<br />
auch immer nervös, bevor es losgeht, aber so extrem könnte ich<br />
mir das nicht antun. Juhnke hatte als Schauspieler eine unglaubliche<br />
Professionalität. Er war absolut diszipliniert, als wir mit ihm<br />
das Video zu »Nichts ist für immer« drehten, obwohl er schon<br />
nicht mehr so gut dabei war. Abschreckend war, dass er von einer<br />
Aura von Einsamkeit umgeben war. Ich habe ihn manchmal<br />
bedauert und gedacht: »Nein, so möchte ich nicht enden.«<br />
Über Deine Geschichte hast Du ein Buch geschrieben. Titel:<br />
»Hart wie Marmelade; Erinnerungen eines Wahnsinnigen«.<br />
Auf Amazon schrieb jemand: »Der Autor rechnet mit sich ab<br />
und mit niemandem anders. Wie wahnsinnig warst Du ?<br />
Das Wort »wahnsinnig« ist sicherlich nicht unangebracht. Es<br />
gab Zeiten, die waren sehr schnell und extrem exzessiv. u<br />
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q KAI HAVAII IM INTERVIEW<br />
» Wir werden alle eine Menge Spaß haben.«<br />
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Hellste – und flog schnell auf. Ich habe mich gefragt, wie wäre<br />
die Geschichte wohl weitergegangen, mit jemandem, der es<br />
richtig drauf hat. Ich bin dann ziemlich tief in die Materie eingetaucht.<br />
Ich habe lange Interviews mit Afghanistan-Veteranen geführt<br />
und versucht, die Psychologie eines Soldaten zu erfassen,<br />
der sich in einer Extremsituation befindet. Intensive Recherchen<br />
machen mir großen Spaß. Tatsache ist: In Afghanistan befand<br />
sich die Bundeswehr im Krieg – und in dem Buch geht es auch<br />
darum, was der Krieg in einem Menschen auslösen kann.<br />
Wie unterscheidet sich der Buchautor vom Musiker Kai Havaii ?<br />
19.11.19 / bremen modernes<br />
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25.11.19 / bremen scHlacHTHoF<br />
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08.03.20 / bremen Pier 2<br />
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Man konnte oft zurecht sagen: »Das ist doch Wahnsinn !«.<br />
Weiche Drogen, harte Drogen. Schnelle Frauen, dicke Autos<br />
– oder auch umgekehrt (lacht). Es hat uns Spaß gemacht, das<br />
Rock ’n’ Roll-Klischee auszuleben– schließlich waren wir ja laut<br />
BRAVO die »Bad Boys der NDW«. Aber alles hat seine Zeit und<br />
irgendwann war es nicht mehr so lustig. Es gab Zeiten, in denen<br />
mich die Drogen absolut verschlungen haben. Es gab manische<br />
Phasen, die mich in die ein oder andere schwierige Situation<br />
gebracht haben – und ein paar mal stand ich nah am Abgrund.<br />
Aber das ist lange her, und mittlerweile kann ich sagen, dass<br />
ich den Wahnsinn ganz gut eingezäunt habe. Ich lebe jetzt<br />
viel bedächtiger und ruhiger. Das bekommt mir sehr gut.<br />
In Deinem ersten Buch »Hart wie Marmelade« schilderst Du<br />
dieses Leben als rasanten Trip mit allen Höhen und Tiefen.<br />
Worauf hättest Du rückblickend verzichten können ?<br />
Die Irrtümer, die man begangen hat, lassen sich nun mal nicht<br />
mehr rückgängig machen. Sie prägen und oft kann man auch<br />
etwas Positives herausziehen. Es macht einfach keinen Sinn, Fehler<br />
ewig zu bedauern. Man sollte sagen: »Okay, das war falsch und<br />
so würde ich mich nicht noch einmal verhalten.« Von Jean-Paul<br />
Sartre stammt das Zitat: »Man sollte keine Dummheit zweimal<br />
begehen, die Auswahl ist schließlich groß genug.« So ist es.<br />
Bücher zu schreiben ist eine sehr einsame Beschäftigung, für<br />
die man viel Ruhe braucht. Einen geschützten Raum, in dem ich<br />
meiner Phantasie freien Lauf lassen kann. Auf Tour gehen hat<br />
hingegen viel mit Kommunikation zu tun. Man kommuniziert<br />
mit der Band, den Technikern und dem Publikum. Ich liebe beides.<br />
Für mich ist es gut, immer wieder zurück an den Schreibtisch<br />
zu kommen, wo ich meine Ruhe habe. Umgekehrt ist es<br />
aber auch immer wieder gut, mit der Band oder zu Lesungen<br />
loszuziehen und die Blase des Schreibens zu verlassen.<br />
Wird es von Dir auch eine Lesung in Bremen geben ?<br />
Ja, ich lese aus »Rubicon« am Freitag, den 15. November um<br />
19:30 Uhr im »Thalia-Buchhaus« in der Obernstraße in Bremen.<br />
Apropos Bremen: Euer Konzertveranstalter Hartwig Komar<br />
lebt und arbeitet mit seiner Agentur »On Stage Promotion« in<br />
Findorff. Wie ist es zu Eurer Zusammenarbeit gekommen?<br />
Hartwig hat uns angefragt. Er ist ein sehr angenehmer und<br />
zuverlässiger Typ. Alles hat bisher gut geklappt.<br />
Zum Schluss kurz noch der Werbeblock: Warum wird das<br />
Konzert von Extrabreit am 29. Dezember im Lagerhaus in<br />
Bremen eine wahrhaft schöne Bescherung in der Nachweihnachtszeit,<br />
an der man unbedingt teilhaben sollte?<br />
Mit EXTRABREIT kann man eine unglaubliche Band erleben,<br />
wie es sie heute kaum noch gibt. Nie waren wir so wertvoll wie<br />
heute – und wir werden alle eine Menge Spaß haben.<br />
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Im September ist Dein zweites Buch »Rubicon« erschienen;<br />
diesmal keine Biografie, sondern ein Thriller. Es geht um<br />
einen ehemaligen Scharfschützen der Bundeswehr, der ein<br />
unmoralisches Angebot annimmt. Wie bist Du auf den<br />
Plot gekommen ?<br />
Gut recherchierte Thriller mit einem aktuellen oder zeitgeschichtlichen<br />
Hintergrund habe ich bereits als junger Mann<br />
gern gelesen. Und es war immer schon mein Traum, irgendwann<br />
ein richtig dickes Buch dieser Art zu schreiben. Die Idee<br />
für den Plot entstand, als ich einen Zeitungsartikel las, der von<br />
einem ehemaligen Elitesoldaten der Bundeswehr handelte, der<br />
sich als Auftragskiller angeboten hatte. Er war wohl nicht der<br />
Kai Havaii wurde 1957 in Hagen geboren, lebt heute in Hamburg<br />
und bereist viel das Ruhrgebiet. Seine Hobbys sind Fußball und<br />
Skat. 1979 wurde er nach sehr kurzem Germanistikstudium und<br />
Jobs als Taxifahrer und Cartoonist im Alter von 22 Jahren vom<br />
Musikfan zum Sänger von EXTRABREIT. Kai Havaii arbeitet<br />
heute auch als freier Autor – u.a. für das ZDF und ARTE. Er<br />
hat zwei Bücher veröffentlicht. Er ist nach wie vor Musikfan,<br />
raucht immer noch und fährt weiterhin kein Auto. Im November<br />
liest er im »Thalia-Buchhaus« in der Obernstraße 44-54 und<br />
im Dezember kommen EXTRABREIT für das in diesem Jahr<br />
vorletzte Konzert ins Bremer »Lagerhaus«. www.die-breiten.de<br />
Interview: Mathias Rätsch Foto: Andreas Läsker ▲<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 34<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 35
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die Sparkasse Bremen seit einiger<br />
Zeit als Finanzvermittler etabliert.<br />
Das neue Konzept funktioniert<br />
online und in den Filialen – auch<br />
in der Fürther Straße führen die<br />
Beraterinnen und Berater durch den<br />
Angebotsdschungel, um das beste<br />
Angebot zu finden.<br />
Mit dem Besuch in der Sparkassenfiliale Geld sparen – das<br />
klingt verlockend. Vor dem Hintergrund, dass Bremerinnen<br />
und Bremer jährlich einige Hundert Euro wegen unpassender<br />
und zu hoher Tarife verschenken, lohnt sich ein genauer Blick<br />
auf die eigenen Verträge. Das Spektrum ist groß: Die Sparkasse<br />
Bremen bietet Preisvergleiche und Anbieterwechsel für Strom,<br />
Gas, Versicherungen, Ratenkredite und Immobilienfinanzierungen.<br />
Interessierte können hier bereits seit mehreren Monaten<br />
Preise und Angebote vergleichen. Die Sparkasse Bremen vermittelt<br />
auch Produkte anderer Unternehmen und bietet so einen<br />
optimalen Überblick über die jeweilige Branche.<br />
»Bei uns stehen die Menschen und ihre Bedürfnisse<br />
im Mittelpunkt. Im persönlichen<br />
Gespräch finden wir die passende Lösung:<br />
egal ob Haftpflichtversicherung oder Immobilienkredit.<br />
Dabei vergleichen wir die<br />
Konditionen von bis zu 180 ausgewählten<br />
Partnerbanken. Wenn Sie sich für ein Angebot<br />
entscheiden, leiten wir alles in die Wege. Damit benötigen Sie<br />
nur einen Ansprechpartner«, weiß Saskia Döring, Privatkundenberaterin<br />
in der Filiale Fürther Straße.<br />
Natürlich kann jeder auch selbst ausrechnen, ob er bereits beim<br />
günstigsten Anbieter ist oder Geld sparen kann, wenn er wechselt.<br />
Das Angebot ist kostenlos – und alle sind willkommen auf<br />
der Internetseite www.sparkasse-bremen.de/fair zu rechnen.<br />
Dort können Interessierte mit wenigen Klicks das Sparpotenzial<br />
für den eigenen Tarif oder Kreditwunsch errechnen.<br />
Warum bietet die Sparkasse Bremen eine Dienstleistung an, die<br />
es bei großen Portalen, wie »check2« oder »Verivox« gibt ? Die<br />
Antwort ist Unterstützung und Beratung. »Ältere Menschen<br />
scheuen sich oft, eigenständig Vergleiche im Internet anzustellen,<br />
weil hier viele Eingaben erforderlich sind«, sagt Saskia<br />
Döring. Junge Menschen dagegen fragten sich, ob sie beim Abschluss<br />
im Internet die richtige Entscheidung getroffen haben.<br />
»Diesen Herausforderungen können wir uns hier persönlich<br />
stellen und Personen somit genau die Unterstützung bieten,<br />
die sie sich von uns wünschen.«<br />
Präsenz im Stadtteil mit Kompetenz, unterstützt von digitalen<br />
Angeboten. In der Fürther Straße macht das Team den Auftritt<br />
als unabhängiger Finanzvermittler erlebbar. Dabei präsentiert<br />
es sich digital und nah an den Menschen. Besonders wichtig,<br />
denn digitale Angebote, die Kundinnen und Kunden das Leben<br />
leichter machen sollen, gibt es bereits jetzt in Hülle und Fülle.<br />
Über 70 können im Online-Banking und über Sparkassen-Apps<br />
aktuell abgerufen werden. Tendenz steigend. Gut, wenn es<br />
einen Navigator gibt, der eine passende Lösung aufspürt.<br />
Das kommt auch in einem eigens dafür eingerichteten Fairgleichen-Store<br />
im Weserpark an. In dem Standort beim Ausgang zu<br />
»Möbel Schulenburg« spricht das Team ein vielfältiges Publikum<br />
an. Und die Erfahrungen sind positiv: »Schnell vergleichen,<br />
clever sparen« – das schafft Zeit für die wirklich wichtigen<br />
Dinge im Leben.<br />
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Text: Nils Andresen, Fotos: Kerstin Rolfes, Pressefoto ▲<br />
PROMOTION | <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 37
q MIKE GORDEN ÜBER EIN MÜLLPROBLEM IN <strong>FINDORFF</strong> UND WEGE ZUR LÖSUNG<br />
» Fein säuberlich zugeknotet in der Natur. «<br />
W<br />
enn ich mit meinen Hunden<br />
spazieren gehe, ärgere ich mich<br />
regelmäßig über diese hübschen<br />
kleinen, schwarzen Müllbeutel, die<br />
gefüllt und fein säuberlich zugeknotet<br />
in der Natur stehen. Solch ein<br />
Verhalten konterkariert<br />
die ursprüngliche<br />
Idee dieser<br />
Beutel komplett. Einige Leute treiben<br />
dieses Verhalten noch auf die<br />
Spitze und legen diese Müllbeutel<br />
neben (!) einem Papierkorb<br />
ab. Da ist es doch besser, die<br />
Brocken einfach an Ort und<br />
Stelle liegen zu lassen. Da<br />
verrotten sie wenigstens.<br />
Was in diesem Moment in<br />
solchen Leuten vorgeht, wird<br />
sich mir nie erschließen. Als<br />
Schreiberling benötige ich naturgemäß<br />
ein gerütteltes Maß an<br />
Vorstellungskraft, doch so etwas<br />
hinterläßt mich völlig hilflos. Meine<br />
Vernunft sagt mir, daß ich das Verhalten<br />
dieser Leute nicht mehr werde ändern können.<br />
Der Ordnungsdienst, der solche<br />
Leute zur Rechenschaft ziehen könnte,<br />
ist im letzten Jahr auf dem Papier zwar<br />
eingerichtet worden. Ich habe aber noch<br />
niemals jemanden in Findorff tatsächlich auf Patrouille gehen<br />
sehen.<br />
Die Stadtreinigung, die so etwas beseitigen würde, ist ebenfalls<br />
viel zu selten unterwegs. Besonders im Sommer, wenn die<br />
Biergärten geöffnet sind und die Leute ihre Freizeit draußen<br />
verbringen, werden die Papierkörbe weiterhin stumpf im<br />
wöchentlichen Rhythmus geleert und quellen deswegen bereits<br />
nach wenigen Tagen über. Wenn denn die Feierwütigen ihren<br />
Müll überhaupt hineinwerfen und ihn nicht einfach auf Bänken,<br />
Wiesen und Wegen liegen lassen.<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 38<br />
ZWISCHENRUF<br />
Bremen ist notorisch klamm und die Stadtkasse leer. Daran<br />
wird sich in den nächsten Jahren nichts ändern. Sich darüber<br />
beschweren und laut zu klagen wird deswegen nur mäßigen<br />
Erfolg bringen. Letztlich läuft es darauf hinaus, daß wir alle<br />
selbst Hand anlegen müssen.<br />
Die jährlichen Sammelaktionen im Frühjahr sind dazu – so<br />
nützlich sie sind – nur ein erster Schritt. Meine persönliche<br />
Lösung sieht folgendermaßen aus<br />
und erfordert nur ein wenig Planung:<br />
Wenn ich mit den Hunden unterwegs<br />
bin oder spazieren gehe markiere<br />
ich mir im Geiste die Lage der<br />
Mülleimer auf meiner Route.<br />
Müll, der nicht zu eklig ist,<br />
sammle ich im Vorbeigehen<br />
auf und werfe ihn anschließend<br />
in den nächsten Papierkorb.<br />
Mein Mann sieht mich<br />
dann immer seltsam an, aber<br />
letztlich versteht er es.<br />
Flaschen und Dosen mit Pfand<br />
stelle ich deutlich sichtbar an den<br />
Weg. Es gibt viel zu viele Bewohner<br />
im Stadtteil, die ihr Einkommen durch<br />
Sammeln von Pfand aufbessern müssen<br />
und ich finde, ich kann ihnen ihre Arbeit etwas<br />
erleichtern. Das macht nur wenig Arbeit<br />
und ich vergebe mir damit nichts.<br />
Damit entlasse ich die Verursacher all dieses<br />
Mülls nicht aus ihrer Verantwortung.<br />
Ich trage nur ein klein wenig dazu bei, uns alle vor den Konsequenzen<br />
ihres Handelns zu schützen und es den Ratten nicht<br />
gar zu einfach zu machen, hier über die Runden zu kommen.<br />
Ich hoffe, ich kann Dich (ja, genau Dich !) mit meinem Beispiel<br />
ermutigen, es genauso zu machen. Wenn viele Leute an<br />
dieser Aktion teilnehmen, werden wir zwar damit nicht allen<br />
Müll beseitigen können. Zumindest wird es aber ordentlicher<br />
aussehen als vorher. Vielleicht fällt Dir ein anderer, kreativer<br />
Weg ein, wie Du helfen kannst, unseren Stadtteil Findorff auch<br />
in Zukunft schön zu erhalten. Deiner Phantasie sind keine<br />
Grenzen gesetzt.<br />
Besser ist es natürlich, erst gar keinen Müll draußen liegen zu<br />
lassen. Das gilt auch für so banale Dinge wie Zigarettenkippen.<br />
Dafür gibt es kleine Taschenaschenbecher, die man bei sich<br />
haben kann ! In diesem Sinne: Bleib‘ am Ball !<br />
Mike Gorden hat in seinem früheren Leben Chemie studiert.<br />
Er selbst sieht sich als begnadeten Schriftsteller. Die anderen<br />
finden ihn unbeschreiblich. Frage im Findorffer Bücherfenster<br />
nach seinem Büchern, falls Du gerne Thriller mit Science-<br />
Fiction und Mystery-Elementen liest. ▲<br />
Wir machen<br />
Hausbesuche:<br />
Termine unter<br />
0421 / 35 14 54<br />
Friseurmeisterin Aysel Canli-Wiegand<br />
Tel. 0421 / 35 14 54 · Damen-, Herren- und Kinderfriseurin<br />
mit und ohne Termin · Hemmstraße 293 · 28215 Bremen<br />
Unsere Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 9:00<br />
bis 18:00 Uhr und am Samstag von 8:00 bis 14:00 Uhr<br />
Das Museum<br />
der Bremer<br />
Unterwelt<br />
SPANNENDE MUSEUMSFÜHRUNGEN u »Vom<br />
Goldeimer zur modernen Kanalisation« am Sonntag,<br />
den 10.11. und 01.<strong>12</strong>.2019 und im neuen Jahr am<br />
05.01., jeweils um 16:00 Uhr. Geöffnet ist von 15:00<br />
bis 18:00 Uhr. GRUPPENFÜHRUNGEN u möglich<br />
von Mo. bis Fr. nach Voranmeldung. Ausführliche<br />
Infos gibt es unter www.altespumpwerk.de<br />
Altes Pumpwerk e.V. | Salzburger Str. <strong>12</strong> | 28219 Bremen<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 39
q HEIKO GREIN ÜBER ZEHN JAHRE IM MUSIKGESCHÄFT<br />
» Leidenschaft & Wahnsinn «<br />
▼ AUTHENTISCHE JAPANISCHE KÜCHE IM »PEKO PEKO SUSHI«<br />
Sushi & Co nach Hause liefern lassen<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 40<br />
H<br />
eiko, Du bist der Inhaber und Geschäftsführer<br />
von »SONGS & WHISPERS« in Bremen. Was<br />
verbrigt sich hinter »Lieder und Flüstern« ?<br />
Ein Musiklabel, ein Musikverlag, eine Bookingund<br />
Konzertagentur, in Einheit mit einem Tonstudio,<br />
Ton- und Lichttechnik und einer PR- und<br />
Kommunikationsagentur. Im Klartext eine recht<br />
wilde Ansammlung von Leidenschaft & Wahnsinn<br />
sowie dem seit 2009 andauernden Versuch, Newcomern<br />
und »Emerging-Artists« live eine Plattform zu bieten.<br />
Als ich Dich vor längerer Zeit einmal gefragt habe, wer sich<br />
»SONGS & WHISPERS« ausgedacht hat, hast Du geantwortet:<br />
»Ich, leider !« Kann kulturelle Selbstausbeutung auch nerven ?<br />
SONGS & WHISPERS<br />
Du lernst es zu schätzen mal zu Hause sein zu können, wenn Deine<br />
50-Stunden-Woche vorbei ist – und keine Musik zu hören (lacht) !<br />
Diese Jahr konntest Du mit Deinem Team Euer zehnjähriges<br />
Jubiläum begehen. Wie habt ihr gefeiert ?<br />
Zur »Feier des Tages« haben wir unsere Strukturen auf den<br />
Kopf gestellt und uns zehn Jahre nach »Spotify« gefragt, was wir<br />
zukünftig besser machen können. Es steht zu befürchten, dass<br />
die »Kulturelle Selbstausbeutung« auch für die nächsten Jahre<br />
noch Teil des Programms bleibt. Ansonsten gab es, zumindest<br />
aus Sicht des Publikums, ein paar gute Konzerte zum Jubiläum.<br />
Wie viele Konzerte hast Du in dieser Zeit veranstaltet – und<br />
gibt es eine Künstlerin oder einen Künstler, die oder der Dich<br />
ganz besonders beeindruckt hat ?<br />
Wir haben aufgehört zu zählen ! Es müssten mehr als 6.000 sein.<br />
Alle KünstlerInnen sind auf ihre Art einzigartig und verdienen<br />
den jeweiligen Respekt in der Zusammenarbeit. Persönliche<br />
Favoriten im eigenen Roster verbieten sich daher ein wenig.<br />
Wie ist Eure Positionierung und wer ist Zielgruppe ? Wer fragt<br />
an, um über Euer Netzwerk Konzerte veranstalten zu lassen ?<br />
Irgendwie alle ! Mit Blick auf unsere vielfältigen Formate ist unsere<br />
Zielgruppe von 6 bis 80+ extrem. Es kann die gleiche Band<br />
in der KITA einen Workshop geben und am nächsten Tag auf<br />
einem Festival spielen. Das ist nicht »hip« oder »trendy«, aber es<br />
geht um Songs, Stories und Menschen im Kontakt zueinander.<br />
Welche Vorteile hat es, KünstlerInnen über Euch zu buchen ?<br />
Du kannst bei uns das Event als komplettes Paket oder auf den<br />
individuellen Bedarf angepasst buchen. Wir leisten Projektmanagement,<br />
Moderation, KünstlerInnen, Technik, Kommunikation<br />
on- und offline, Pressearbeit, Werbung und Social Media.<br />
Heiko, ich wünsche Dir viel Erfolg für die nächsten zehn Jahre !<br />
Mehr Informationen unter www.songsandwhispers.com<br />
Interview: Mathias Rätsch, Foto: Norbert Müller ▲<br />
Heiko Grein präsentierte den<br />
norwegischen Singer-Songwriter<br />
Ben Lorenzen auf dem Jubiläumskonzert<br />
von »Songs & Whispers«<br />
im Sendesaal Bremen.<br />
S<br />
eit 2016 führen Miyuki<br />
und Hiroshi Saito das<br />
»Peko Peko Sushi« in<br />
der Münchener Straße<br />
29. Peko Peko bedeutet<br />
»Hunger« – wer also<br />
hungrig ist und Lust hat<br />
auf authentisch japanische<br />
Küche, kann sich auf Sushi,<br />
aber auch auf warme Gerichte aus dem »Peko Peko<br />
Sushi« freuen. Die Gerichte kann man selbst<br />
abholen oder ab einem Bestellwert von 10,00 €<br />
nach Hause liefern lassen.<br />
Das Angebot ist vielfältig: Es erstreckt sich über warme und<br />
kalte Vorspeisen wie gegrillte Hähnchenspieße, Gemüsekroketten,<br />
Misosuppe oder Wakame Algensalat über Menüs wie das<br />
Veggie Menü, Mini Set oder Party King. Zudem gibt es sogenannte<br />
»Bento«, warme Gerichte mit Reis sowie die klassischen<br />
Sushi-Arten Gunkan, Nigiri, Futomaki, Maki und Insideout<br />
Maki, die es mit Fisch, Gemüse oder Tofu gibt. Sushi ist mehr<br />
als nur Fisch – und man kann sagen: Was für ein Glück, einen<br />
so leckeren Sushi-Lieferanten im Stadtteil zu haben.<br />
Begeistert hat mich eine typisch japanische Spezialität, die<br />
ich in einem Sushi-Laden bisher nicht angetroffen habe: Maki<br />
Sushi gefüllt mit der Heilnahrung Nummer Eins namens Ume,<br />
einer japanischen Pflaume (botanisch eigentlich Aprikose), die<br />
unreif gepflückt wird und über ein bis zwei Monate mit Salz in<br />
Holzfässern gelagert wird. Wer den säurig-salzigen Geschmack<br />
beim ersten Mal überwindet, wird die Ume und ihre Wirkungen<br />
schnell liebgewinnen oder sie sogar pur oder als Saft (Ume<br />
Su) in die Hausapotheke oder noch besser für allerlei Speisen<br />
in die tägliche eigene Küche mit aufnehmen. Die Wirkung der<br />
Umepflaume (jap. Umeboshi) ist vielfältig: Sie hat, genau wie Algen,<br />
eine stark entgiftende Wirkung, hilft bei Kopfschmerzen,<br />
Erkältungen, Fieber oder Kater und stärkt das Immunsystem. In<br />
BESUCHEN SIE UNS IN UNSEREM STORE<br />
MAHLZEIT<br />
Japan wird ihre tägliche Einnahme für die Gesundheit<br />
empfohlen. Für Fortgeschrittene empfehle<br />
ich die ebenfalls sehr gesunden Nattou (sprich:<br />
Natto) Maki aus fermentierten Sojabohnen.<br />
Nattou spaltet die Gemüter. Wer weiß, dass sie<br />
nachweislich den Bluthochdruck senken, gegen<br />
Osteoporose und Magengeschwüre helfen, entgiftend<br />
wirken und ein prima Eiweißlieferant sind,<br />
kann bezüglich des eher »gesunden« Geschmacks<br />
vielleicht ein Auge zudrücken. Ich kenne aber auch<br />
Menschen, die den Geschmack von Nattou<br />
lieben und es löffelweise pur essen. Als Desserts<br />
winken Eis, süße Röstkastanien oder japanische<br />
Pfannkuchen mit süßen Rotbohnen gefüllt<br />
wie sie im Film »Kirschblüten und Rote Bohnen« vorkommen.<br />
Alle Speisen haben eine japanische Bezeichnung und eine deutsche<br />
Übersetzung. Vegetarische Speisen sind durch zwei grüne<br />
Blätter an einem Stil gekennzeichnet. Alle Sushi Menüs werden<br />
mit Ingwer, scharfem Wasabi, Sojasauce und Stäbchen serviert.<br />
Auf der Getränkekarte stehen japanischer Grüntee, Ramune<br />
(japanische Limonade), Cola, Wasser, Reis- oder Pflaumenwein<br />
sowie japanisches Bier. Die Ume-Pflaume im Pflaumenwein<br />
unbedingt mitessen ! Aber Achtung: Sie hat einen Kern.<br />
Wer seine Speisen vor Ort bestellt und auf die Fertigstellung der<br />
Gerichte wartet, kann in ausgelegten Büchern und Zeitschriften<br />
allerlei Wissenswertes über Japan und seine Kultur erfahren.<br />
ÜBER »PEKO PEKO SUSHI«<br />
Geöffnet hat »Peko Peko Sushi« täglich von 17:00 bis 21:30 Uhr,<br />
samstags bereits ab 16:00 Uhr. Dienstags ist Ruhetag. Zu erreichen<br />
ist der Lieferdienst unter Telefon 0421 / 37 64 61 20 . Wenn<br />
der Anrufbeantworter anspringt einfach den Namen und die<br />
Telefonnummer hinterlassen. Es erfolgt ein baldiger Rückruf.<br />
Die Speisekarte gibt es unter www.peko-peko-sushi.de<br />
Text: Nicole Henze, Foto: Milivanily ▲<br />
TERRASSENDÄCHER MIT CABRIOLET- FEELING<br />
Bei unseren Terrassendächern setzen wir auf die Systeme der<br />
JOKA-System GmbH, dem europäischen Marktführer in der<br />
Herstellung von Terrasendach- und Glasschiebedächern.<br />
Der Hersteller produziert jedes Dach individuell und maßgenau im<br />
eigenen Werk in Delmenhorst. Das bietet Ihnen große Flexibilität und<br />
Freiheiten bei der Gestaltung Ihrer Wunschüberdachung.<br />
Wir stellen Ihnen die aktuellen Produkte der JOKA-System GmbH vor.<br />
Glaserei<br />
seit 1930<br />
Gläbe Glas & Metalltechnik GmbH<br />
Bayernstraße 178A, 28219 Bremen<br />
T. 0421 / 35 44 55<br />
F. 0421 / 37 48 97<br />
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www.glaebe.de<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 41
+++ »Es gibt den Trend zu regionalen Produkten... Darauf<br />
gehen wir natürlich auch im Sortiment ein.«, berichtete Kaufmann<br />
MANFRED SPREEN im Interview in der vorletzten<br />
Ausgabe von <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong>. Auch dafür gibt<br />
es im REWE im Jan-Reiners-Center an der Hemmstraße 2<strong>12</strong>-214<br />
jetzt mehr Platz. Nach einigen Umbauarbeiten in den vergangenen<br />
Monaten gehört jetzt die Fläche des ehemaligen, seit längerer Zeit<br />
leerstehenden Postbank Finanzcenters zum REWE-Markt. Die<br />
Erweiterung bietet dem Marktleiter neue Möglichkeiten, das Sortiment<br />
für seine KundInnen zu vergrößern. www.rewe.de<br />
+++ Vom 1. Dezember bis 1. Januar gibt es bei MODISIGN<br />
in der Admiralstraße 158 zehn Prozent auf alle Gürtelschnallen<br />
und Gürtel. Mehr schöne Mode auf www.modisign.de<br />
DORFFKLATSCH<br />
+++ Wir verlosen 2 x 2 Tickets für das kommende Live-Konzert<br />
von EVERLAST, der mit seinem neuen Album »Whitey Ford‘s<br />
House Of Pain« am Dienstag, 19. November 2019 im »Modernes«<br />
in der Neustadt spielt. Bekannt wurde der Musiker unter anderem<br />
mit seiner Zusammenarbeit mit SANTANA. Um Karten<br />
zu gewinnen, abonnieren Sie online einfach den Newsletter von<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong>. Die Anmeldung erfolgt mit<br />
der E-Mail-Adresse und wenigen Klicks. »Absenden« nicht vergessen!<br />
Der Newsletter kann jederzeit abbestellt werden. Die GewinnerInnen<br />
werden rechtzeitig per E-Mail<br />
benachrichtigt. Teilnahme unter www.<br />
findorff-gleich-nebenan.de<br />
+++ Kunstwochenende gleich<br />
nebenan: Am Samstag, den 16.<br />
und Sonntag, den 17. November<br />
öffnen sich organisiert von<br />
der Initiative KUNST.HAFEN.<br />
WALLE Ateliers, Werkstätten,<br />
Galerien und weitere kreative Orte<br />
im Nachbarstadtteil für BesucherInnen aus<br />
ganz Bremen. Über 100 KünstlerInnen, darunter aus Findorff<br />
ISA FISCHER und MANFRED SCHLÖSSER, werden zwei<br />
Tage ihre Kunstwerke von der Malerei,<br />
Bildhauerei, Installation bis zur<br />
Fotografie an verschiedenen<br />
Orten ausstellen. Angeboten<br />
werden zudem Führungen<br />
mit »Kunstlotsen« mit<br />
bekannten PolitikerInnen<br />
aus dem Stadtteil Walle wie<br />
KRISTINA VOGT und<br />
CARSTEN MEYER-<br />
HEDER. Darüber hinaus gibt<br />
es ein buntes Rahmenprogramm<br />
mit Musik, Theater und Lesungen.<br />
Ausführliche Informationen zum Kunstwochenende gibt es auf<br />
www.kunsthafenwalle.de u<br />
+++ Neue Kurse zum Thema »Homöopathie für Kinder und<br />
Erwachsene« bei Verletzungen, Infekten der Luftwege und<br />
Magen-Darm-Erkrankungen bietet in Findorff die Heilpraktikerin<br />
DOROTHEE TEUTSCH ab November an. Aktuelle Infos<br />
unter www.heilen-und-beraten.de<br />
+++ FINDORRFF <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> kommentierte den<br />
Zustand bereits Anfang des Jahres und auch die regionale Presse<br />
berichtete zuletzt über die bestehende<br />
»digitale Ruine«, wonach sich<br />
über den bisherigen Internetauftritt<br />
des Findorffer Stadtteilbeirats<br />
laut WESER KURIER<br />
»Spott und Kritik aus dem Stadtteil«<br />
mehren würden. Bereits seit<br />
September ist die offizielle Seite,<br />
die sich seit 2014 unter dem gemeinsamen<br />
Dach des einstigen Stadtteilportals<br />
www.findorff.de mit eigener Domain verzweigte, offline.<br />
Mit der endgültigen Abschaltung hat Findorff kein offizielles<br />
Stadtteilportal mehr. Es wird nur noch unter der weiterhin<br />
bestehenden Domain www.stadtteil-findorff.de über einen Link<br />
auf die Findorff-Seiten des ORTSAMTS WEST verwiesen,<br />
auf denen wie bisher die Tagesordnungen von öffentlichen<br />
Beiratssitzungen und deren Veranstaltungsorte zu finden sind.<br />
q WER, WIE, WAS, WIESO, WESHALB, WARUM<br />
Letztere werden dort ca. sieben Tage vor der jeweiligen Sitzung<br />
einpflegt. Der neu besetzte Fachausschuss für »Wirtschaft,<br />
Kultur, Inneres und Sport« hat sich bereits mit der Problematik<br />
beschäftigt. Die nächste öffentliche Sitzung ist am 26. November<br />
2019. Die Findorffer BEIRATSTERMINE kommuniziert<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> weiterhin als »Notlösung«<br />
unter Tipps und Termine auf www.findorff-gleich-nebenan.de<br />
+++ Am Sonntag, den 24. November heißt es wieder einmal<br />
HOBBYKUNST im BLOCKLAND: Von 10:00 bis 17:00 Uhr<br />
verwandelt sich das Dorfgemeinschaftshaus Niederblockland 20<br />
in eine gemütliche Stube, in der es schöne, handgefertigte Dinge<br />
zu kaufen gibt. Es gibt ein Angebot an herzhaften Speisen und<br />
in der großen Diele wird wieder die Kaffeetafel aufgebaut. Der<br />
Eintritt ist frei. Weitere Infos gibt es unter dem Suchbegriff<br />
»Hobbykunst im Blockland« auch auf www.facebook.com<br />
+++ Endlich volljährig: Die FLOTTE KAROTTE ist 18 Jahre<br />
alt geworden. Für die KundInnen des Findorffer Bioladens in<br />
der Augsburger Straße gab es eine kleine Überraschung. Wer<br />
Lust hatte, nahm an einem Ausflug zum Naturkost Kontor<br />
Bremen teil. <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> gratuliert ganz<br />
herzlich und freut sich auf weitere Jahre mit ausgezeichneten<br />
Produkten, bei denen besonders auf Regionalität und Fairen<br />
Handel geachtet wird. www.flotte-karotte-bremen.de<br />
Textredaktion: Mathias Rätsch, Fotos: Pressefotos ▲<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 42
<strong>FINDORFF</strong> GEHT AUS<br />
TIPP l SO 11.11 l METROPOL THEATER<br />
Der Sommer war gut und auch der Herbst ist wunderbar: Die fantastischen WATERBOYS<br />
kommen für vier exklusive Konzerte nach Deutschland. Großer Jubel: Man gastiert diesmal<br />
auch in Bremen ! Die britische Folk-Rock-Band um Gründer MIKE SCOTT gibt es seit<br />
1983 in wechselnden Besetzungen. Der größe Hit von 1985 »The Whole of the Moon« liegt<br />
zwar Jahrzehnte zurück, aber wen interessieren schon Hits, wenn doch jedes der bisher dreizehn<br />
Studioalben der Band absolut hörenswert ist – und alle bisher vom Autor dieser Zeilen<br />
erlebten Live-Konzerte grandiose Ereignisse waren. Dafür stehen neben Scott brilliante<br />
Musiker wie Steve Wickham an der elektronischen Geige oder der niemals bewegungslose<br />
»Brother Paul« an den Tasten. Egal mit wem, wo und wann: Die Waterboys spielen immer<br />
mit einer derartigen Emotionalität, dass einem vor Freude die Tränen kommen, wenn man<br />
nicht als Eisblock geboren wurde. Das neue Album bedient diverse musikalische Genres<br />
und heißt »Where The Action Is« – und die Antwort kann heute Abend nur lauten: hier !<br />
Einlass: 19:00 Uhr, Beginn: 20:00 Uhr u www.metropol-theater-bremen.de<br />
FR 22.11 l LAGERHAUS<br />
Sie waren immer laut, hart, dreckig: THE<br />
GODFATHERS transferierten ziemlich<br />
unnostalgisch den Geist des wahren Rock<br />
’n’ Roll in die Gegenwart. Von der Wiege<br />
bis ins Grab: Das illusionslose Statement<br />
»Birth, School, Work, Death« definiert die<br />
Philosophie der Briten: trockene, agressive<br />
Rockmusik und scharfzüngige Texte geben<br />
die Richtung an. Zurecht gelten die Musiker<br />
um Sänger Peter Coyne als eine der besten<br />
Live-Bands diesseits und jenseits des Atlantiks.<br />
Hart, aber nicht herzlich: Mit ihrem<br />
Motto »Rock ’n’ Roll since 1985« kommen<br />
sie wieder auf Tour. Dresscode ? Anzug ! Der<br />
ist bei den »Paten« auf der Bühne Pflicht.<br />
19 Uhr u www.kulturzentrum-lagerhaus.de<br />
DO 07.11 l MEISENFREI<br />
»Also, mit dem Blues ist es so: Wenn sich jemand<br />
Sorgen über irgendetwas macht, dann<br />
hat er den Blues – auch wenn er ihn nicht<br />
singen kann. Wenn deine Frau dich verlässt,<br />
hast du den Blues, auch wenn du nicht in<br />
der Lage bist, ihn zu singen. Wenn du ihn<br />
aber singen kannst, bekommst du ihn auf<br />
diese Weise aus deinem Kopf heraus. Und<br />
darum geht es beim Blues.« sagt Bluesmusiker<br />
Pinetop Perkins aus Mississippi. Wo der Mann<br />
recht hat, hat er recht. Weil wir den Kopf frei<br />
bekommen wollen, gehen wir heute auf das<br />
Konzert des britischen Bluesrock-Gitarristen<br />
ANSLEY LISTER, um laut mitzusingen<br />
– ob wir das können oder nicht.<br />
Beginn: 20:00 Uhr u www.meisenfrei.de<br />
FR 15.11 l ALADIN<br />
SCHANDMAUL ist eine deutschsprachige<br />
Mittelalter-Folkrock-Band aus Gröbenzell bei<br />
München. Mit »Artus« haben sie erneut einen<br />
Megaseller veröffentlicht – ein Album, das ein<br />
über die Jahre gewachsenes Können in Perfektion<br />
verewigt – und live seine Fortsetzung auf der<br />
großen »ARTUS - Tour 2019« findet.<br />
20:00 Uhr u www.aladin-bremen.de<br />
22./23.11 l ALTES PUMPWERK<br />
Nachdem die ZOLLHAUSBOYSmit ihrem<br />
hochgelobten Programm große Furore machten<br />
und bis zu zehntausend Menschen begeisterten,<br />
gibt es mit »Geht weiter« Teil zwei der<br />
großen Tour – in Findorff mit zwei Terminen<br />
am Freitag den 22.11. und am Samstag, den<br />
23.11.2019 im »Alten Pumpwerk«.<br />
20:00 Uhr u www.altespumpwerk.de<br />
SA 07.<strong>12</strong> l ALTES PUMPWERK<br />
Seit der Gründung durch den Bremer<br />
Schlagzeuger Wolf Grezesch pflegt das<br />
Jazzquintett HANSESWINGPROJECT<br />
die Erinnerung an die großen Namen aus<br />
der Zeit der Blüte des Broadway und der<br />
Hollywood-Musikfilme. Heute wird es mit<br />
»Christmastime – Swingtime« garantiert<br />
schwungvoll weihnachtlich.<br />
20:00 Uhr u www.altespumpwerk.de<br />
SA 23.11 l SCHLACHTHOF<br />
Er war der Sänger von SPANDAU BALLET,<br />
die als New-Romantic-Band große Hits in den<br />
Achtzigerjahren hatten: TONY HADLEY veredelt<br />
mit seiner Stimme nach wie vor große<br />
Songs wie »Gold«, »True« und »Through the<br />
Barricades«. Spandau Ballet gibt es lang nicht<br />
mehr, Hadley aber trägt das Erbe solo weiter.<br />
20:00 Uhr u www.schlachthof-bremen.de<br />
DO 28.11 l GLOCKE<br />
Alexander Bojcan ist laut Selbsteinschätzung<br />
der »George Clooney der Comedy-Szene«.<br />
Der gebürtige Berliner sagt in seiner beruflichen<br />
Identität als KURT KRÖMER Sätze<br />
für die Ewigkeit wie »Pistole ? ! Da wo ick herkomme,<br />
aus Berlin-Neukölln, nennt man so<br />
wat EC-Karte.« oder »Dass meine Frau und<br />
ick noch mal glücklich werden, ist genau<br />
so wahrscheinlich wie ein Waldbrand am<br />
Hermannplatz,« und »Machste die Tür zu<br />
oder biste in der U-Bahn geboren ?« Lustig ?<br />
Lustig ! Der hemmungslose Alleinunterhalter<br />
lässt es heute brachial humorig in der sonst<br />
eher distinguierten »Glocke« bimmeln.<br />
Einlass: 19:00 Uhr, Beginn: 20:00 Uhr<br />
u www.glocke.de<br />
SO 29.<strong>12</strong> l LAGERHAUS<br />
Es gibt sie schon über 40 Jahre –und jedeR kann<br />
sich jährlich erneut davon überzeugen, dass die<br />
»Elder Statesmen« der »Neuen Deutschen Welle«<br />
nach wie vor eine Intensität entwickeln, die<br />
ihresgleichen sucht. EXTRABREIT sollte man<br />
daher heute Abend keinesfalls verpassen.<br />
19 Uhr u www.kulturzentrum-lagerhaus.de<br />
IMPRESSUM<br />
AUTOR/INN/EN<br />
Nils Andresen, Janine Bittkau, Simeon Buß, Mike Gorden,<br />
Kay Grimmich, Detlef Moller, Nicole Henze, Mathias Rätsch<br />
© Nutzung durch Nachdruck oder digital, auch auszugsweise,<br />
sind nur mit vorheriger Genehmigung gestattet. Sämtliche<br />
Rechte der Vervielfältigung liegen beim Findorff Verlag.<br />
Zuwiderhandlungen in Form von Urheberrechtsverletzungen<br />
werden strafrechtlich verfolgt.<br />
FOTOGRAFIE<br />
Philipp von Ditfurth, vonditfurth.net, Matthias Hornung,<br />
www.photocube.de, Martin Rospek, www.rospek.de,<br />
Kerstin Rolfes, www.kerstinrolfes.de, Andreas Läsker,<br />
www.facebook.com/andreas.laesker<br />
ILLUSTRATION<br />
Bettina Bexte, www.bettina-bexte.de<br />
ART DIRECTION<br />
Mathias Rätsch, www.raetsch.de<br />
LEKTORAT<br />
Leona Ilgner<br />
BILDNACHWEIS<br />
Titel/Seite 6: Philipp von Ditfurth, Seite 3: »Curtain« ©<br />
Libracesp Libras, »Madonna«, Gellinger, Seite <strong>12</strong> © »Isa<br />
Fischer« und Seite 16/36/46 © Kerstin Rolfes, Seite 17<br />
»Weihnachtsmensch« © Klaus Hausmann, Seite 18: »Dr. Junkers«<br />
© Martin Rospek, Seite 21: »Singlekulturklub« Matthias<br />
Hornung, www.photocube.de, Seite 22: »Christmas &<br />
more« © M3B GmbH, Oliver Sau, Seite 26: »Money Origami<br />
Christmas tree« © Butenkov Aleskei, www.shutterstock.de,<br />
Seite 28: »Arielle« © B. Strüßmann, www.VoiceOverPiano.<br />
com, Seite 30: »Extrabreit« © Andreas Läsker, Seite 37:<br />
»Sparkasse Bremen« © Pressefoto, Seite 38: »Dog-feces«<br />
© Antranias, Seite 40: »Heiko Grein«, © Norbert Müller,<br />
www.norbert-a-mueller.smugmug.com, Seite 41 »Maki« ©<br />
milivanily, Seite 42: Everlast © Estevan-Oriol, Kunsthafen<br />
© Pressefoto, Seite 44: Waterboys © Xavier Mercade, Godfathers<br />
© Hartwig Komar, Schandmaul« © Robert<br />
Eikelpoth, Mark Freier, Zollhausboys © Uwe Jöstingmeier,<br />
Ansley Lister © Andy Hibbs, Tony Hadley © River Concerts,<br />
Kurt Krömer © Chris Nolte-Kuhlmann HanseSwing<br />
© Mareike Schneider, Extrabreit © Maria Erkeling,<br />
Sonstige © Pressefotos<br />
DRUCK<br />
BerlinDruck GmbH + Co KG,<br />
www.berlindruck.de, FSC ® -mixed<br />
produziert. Es wurden Materialien<br />
aus FSC-zertifizierten Wäldern<br />
und/oder Recyclingmaterial sowie<br />
Material aus kontrollierten<br />
Quellen verwendet.<br />
DRUCKAUFLAGE<br />
10.000 Exemplare<br />
ERSCHEINUNGSWEISE<br />
Alle Erscheinungstermine 2019 auf www.findorff.info<br />
DISTRIBUTION<br />
Verteilung in Briefkästen von ausgesuchten Haushalten in<br />
28215 Findorff sowie über Arztpraxen und 70 »Hotspots«<br />
im Stadtteil. Infos unter www.findorff.info/das-magazin/<br />
hotspots. Sie haben kein Exemplar erhalten ? Mailen Sie<br />
uns Namen und Anschrift an kontakt@findorff.info<br />
ANZEIGENBUCHUNG<br />
Beratung per Telefon 0421 / 579 55 52 oder E-Mail unter<br />
kontakt@findorff.info. Ansprechpartner ist Herr Rätsch.<br />
Online buchen ? www.findorff.info/anzeige-buchen.<br />
Anzeigenschluss für die kommende Ausgabe <strong>Nr</strong>. 13, die<br />
ab dem 29. Februar 2020 erscheint, ist der 15. Februar 2020.<br />
Änderungen vorbehalten. Unser Dank gilt allen AnzeigenkundInnen<br />
aus und um Findorff, ohne die diese Ausgabe<br />
so nicht möglich gewesen wäre.<br />
HERAUSGEBER<br />
Mathias Rätsch<br />
VERLAG<br />
Findorff Verlag<br />
Magdeburger Str. 7, 28215 Bremen<br />
Telefon 0421 / 579 55 52<br />
Telefax 0421 / 579 55 53<br />
E-Mail kontakt@findorff.info<br />
KOOPERATION<br />
Der Findorff Verlag kooperiert mit der Stadtteilinitiative<br />
»Leben in Findorff«. Wir betreuen für die Initiative ehrenamtlich<br />
das Stadtteilportal www.findorffaktuell.de<br />
MITGLIEDSCHAFT<br />
Der Findorff Verlag ist Mitglied in der Handelskammer<br />
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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 44<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 45
q SIM SCHAUT VORAUS: WEIHNACHTEN IN <strong>FINDORFF</strong> 2040<br />
» Last Christmas.«<br />
Wo früher Schneeflocken grauen Asphalt mit weißem Puder schmückten,<br />
Wo Kinder sich an Schneemann bau‘n & Schneeballschlacht beglückten,<br />
Wo helles Licht in dunkler Nacht im Weiß noch reflektierte,<br />
(Ist zugegeben lange her – als Opa noch marschierte !)<br />
Da sieht man heut statt weißem Glück das gleiche graue Grauen,<br />
Statt Schwarz der Nacht hängt Licht der Stadt in Wolken, die sich stauen,<br />
Statt Schneeflockengestöbertraum monsunartiger Regen,<br />
Man sieht Tornados leichte Frau‘n durch die Hemmstraße fegen,<br />
Die Winter- und die Herbststraße sind gänzlich überflutet,<br />
Panik herrscht; der Torfkanal tritt über seine Ufer<br />
Das Windrad auf dem Schlachthofturm dreht sich wie Rotorblätter,<br />
Niemand redet mehr im Spaß von »so ein büsschen Wetter«,<br />
Man wünscht, man hätt‘ nicht jahrelang falschen Mammon verehrt,<br />
– die Findorffstraße ist kaputt & immer noch gesperrt. –<br />
Endlich lohn‘ sich SUVs – weil die im Sturm nicht fliegen.<br />
Die andern Autos sieht man sich um Häuserecken biegen,<br />
Vereinzelt weht ein e-Scooter durch hagelgrauen Sturmwind,<br />
Es fliegen Dinge durch die Luft, die echt schlecht für Frisur‘n sind,<br />
Dort ein Klavier, ein Regenschirm, dazwischen viele Scherben,<br />
Wobei der Tod ein gnädiger ist, sollt man durch Schnitte sterben,<br />
Zumindest wenn man ihn vergleicht, mit langem Dahinscheiden,<br />
Durch Dürre, Sturm oder davon, dass die Ernten ausbleiben.<br />
Dort wo Menschen früher nur zur Weihnachtszeit hinfanden,<br />
Steh‘n heut vor der Kirchentür die Verzweifelten Schlange,<br />
Denn insbesondere die, die »das Klima nicht so juckte«,<br />
Wenden sich in Krisenzeit an simple Denkkonstrukte.<br />
Und so hört man sie Gott bitten, das Klima »back zu wandeln«,<br />
Doch wie immer flehen sie nur statt einfach selbst zu handeln.<br />
(Wobei das auch in diesem Fall, der geneigte Geist errät es,<br />
Grob geschätzt in etwa so drei Jahrzehnte zu spät wär)<br />
Nur Wenige besinn‘ sich noch der alten Traditionen,<br />
Wie denn auch, gibt ja kein’ Wald, um sich nen Baum zu holen.<br />
Auch die Erinnerung an »Weihnachten« ist wohl völlig verschwommen,<br />
Um »Vergebung« als Konzept zu sehen, hat man zu lang genommen.<br />
Wo früher die Veganbar war, stehen heut vor heißen Platten,<br />
Straßenkids und braten sich auf Stöcken dürre Ratten.<br />
Mit Augen, die zwar heute leer, doch einst von Qual bedacht waren,<br />
fragen sie uns: »Was tatet ihr, die noch die Wahl gehabt haben ?<br />
Wie kommt’s, dass euer Schicksal uns so unerbittlich traf ?<br />
Wie könnt ihr in den Spiegel sehen ? Wie findet ihr Nachts Schlaf ?«<br />
Sie rufen: »Ihr seid zwar die Verbrecher, doch wir zahlen die Strafe !«<br />
Dann kommt die Flut und spült die Kids zum Glück schnell von der Straße.<br />
Text: Simeon Buß, www.simpanse.de, Foto: Kerstin Rolfes ▲<br />
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