FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 12
FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik
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q ISA FISCHER IM INTERVIEW<br />
» Es gibt in Findorff wenig Berührungsängste. «<br />
Die Finanzierung einer Auflage ist natürlich ein Problem.<br />
Die Druckkosten sind hoch, wenn man eine lokale Druckerei<br />
nehmen möchte und zum Beispiel keine aus Asien. Ich fand es<br />
besser, wenn alles aus Bremen kommt: Die Motive, die Druckerei,<br />
ich selbst. Es dauert Jahre, bis man so viele Bücher verkauft<br />
hat, dass man auch nur die Druckkosten bezahlen kann. Meine<br />
Druckerei, mit der ich schon lange als Grafikerin zusammengearbeitet<br />
hatte, hat mir ein sehr großzügiges Zahlungsziel eingeräumt,<br />
sodass ich erst mal Zeit hatte, einige Exemplare unter<br />
die Leute zu bringen, bevor die Rechnung kam. Das hat mir<br />
die Entscheidung erleichtert, selber zur Verlegerin zu werden.<br />
Danach habe ich es immer so gemacht, dass ich ein neues Buch<br />
geplant habe, sobald das vorherige sich finanziell langsam in<br />
die schwarzen Zahlen bewegte.<br />
Wie war es für Dich Vertriebskanäle aufzubauen, um potentielle<br />
KäuferInnen für Deine Publikationen zu erreichen ?<br />
Auch das ist bei mir ja eher unüblich. Am Anfang habe ich eine<br />
Idee. Daraus entsteht ein Projekt wie »100 Bremer Häuser«.<br />
Während der Zeit des Projektes zeichne ich öffentlich. In dieser<br />
Phase erzähle ich allen, die mich ansprechen, dass ich aus den<br />
Zeichnungen ein Buch machen möchte. Darüber entstehen<br />
Kontakte. Aus den Kontakten entstehen Ausstellungen und<br />
über die Ausstellungen Wege zu KäuferInnen. Ich sage zu den<br />
Leuten: »Kommen Sie doch vorbei !« und lade alle zu meinen<br />
Ausstellungen ein, die ich während des Zeichnens getroffen<br />
habe. Auf den Ausstellungen gibt es die Originale und meine<br />
Bücher zu kaufen. Oder aber ich stehe auf dem Weihnachtsmarkt<br />
in der »Unteren Rathaushalle« und zuletzt auf der »Büchermeile«<br />
der »Buchhandlung Storm« in der City. Ich mache<br />
alles selbst und höchstpersönlich. Natürlich gibt es meine<br />
Bücher, Plakate und Postkarten auch ohne mich in den Bremer<br />
Buchhandlungen.<br />
Du wohnst mit Deiner Familie seit vielen Jahren in Findorff.<br />
Du bist bei uns und in ganz Bremen eine bekannte Größe.<br />
Wie erlebst Du als Künstlerin die Menschen im Stadtteil ?<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 14<br />
Ich habe zuvor in anderen Stadtteilen gelebt, bin jetzt aber die<br />
längste Zeit in Findorff und war auch über meine Kinder, die<br />
hier aufgewachsen sind, von Anfang an über Krabbelgruppe<br />
und Kindergarten gut vernetzt. Die FindorfferInnen erlebe ich<br />
als sehr aufgeschlossen, auch in Bezug auf meine Arbeit. Man<br />
lernt sich meistens zunächst privat kennen. Irgendwann fragt<br />
man dich, was Du beruflich machst. Es gibt in Findorff wenig<br />
Berührungsängste. Als es im letzten Jahr erstmals meinen Kalender<br />
gab, kamen viele FindorfferInnen, haben an unserer Tür<br />
geklingelt und quasi im »Außerhausverkauf« ein Exemplar erstanden.<br />
Diese sehr direkte Art, verbunden mit kurzen Wegen,<br />
um sich zu treffen, mag ich sehr. Es ist auch gut, meine Werke<br />
in den Buchhandlungen zu erwerben, aber wenn die Nachbar-<br />
Innen dafür persönlich vorbeikommen, finde ich das klasse.<br />
Dein Lieblingsort zum Entspannen ist das »Artemis« in der<br />
Neukirchstraße. Dort sieht man Dich zumindest sehr oft in<br />
lockerer Runde speisen. Hast Du das griechische Restaurant<br />
schon einmal gezeichnet ?<br />
Ja, das habe ich mal in klein in mein Skizzenbuch gezeichnet,<br />
einen Auftrag hatte ich dazu bisher nicht. Das »Artemis« hat<br />
so eine Eckkneipen-Funktion für mich. Bei gutem Wetter sitzt<br />
man dort vor dem Haus und trifft Nachbarn und Bekannte<br />
ohne sich vorher groß zu verabreden. Die Auswahl der Kneipen<br />
in unserer Gegend ist nach dem jähen Ende der »Orange« ja<br />
leider noch überschaubarer geworden. Wenn ich den ganzen<br />
Tag alleine gearbeitet habe, möchte ich abends nicht auch noch<br />
drinnen sitzen, sondern ein bisschen Gesellschaft haben. Ich<br />
fahre sehr oft nach Griechenland. Die Geselligkeit dort liegt<br />
mir viel mehr als das eher norddeutsch »Zurückgezogene«, das<br />
wahrscheinlich aber auch viel mit dem Wetter zu tun hat.<br />
Wie viele Häuser hast Du bisher in Bremen verewigt ?<br />
Das würde ich auch gern wissen ! Ich mache das jetzt sieben<br />
Jahre und müsste alle Zeichnungen wirklich einmal durchzählen.<br />
Ich schätze, es sind ungefähr um die 500 Häuser, Plätze,<br />
Schiffe und Hafenanlagen, die ich bisher gezeichnet habe. u<br />
Ist das Thema »Bremer Häuser« unendlich oder irgendwann<br />
ausgereizt ?<br />
In einem einzigen Leben kann bestimmt niemand alle Bremer<br />
Häuser zeichnen, also würde ich das Thema als unendlich bezeichnen.<br />
Auftragsarbeiten gäbe es hier noch genug für mich.<br />
Ein weiteres Buch allgemein über Bremen würde ich wohl<br />
nicht mehr machen, es sei denn zu einem speziellen Thema.<br />
Die FindorfferInnen wünschen sich ja immer etwas speziell<br />
über ihren Stadtteil. Zum Beispiel waren einige Menschen aus<br />
dem Stadtteil letztes Jahr enttäuscht, dass mein Kalender 2019<br />
Motive aus ganz Bremen zeigte und keins aus Findorff. Mich<br />
inspirieren ja eher historische Gebäude und davon haben wir<br />
wir außer dem »Kulturzentrum Schlachthof« und das »Alte<br />
Pumpwerk« eigentlich nicht so viele hier.<br />
Mir fällt im Stadtteil noch die ehemalige Stuhlfabrik ein…<br />
Ja, stimmt. Die habe ich auch schon gezeichnet. Vielleicht gibt<br />
es doch demnächst einen Kalender mit Findorff-Motiven.<br />
Es ist zwar noch nicht so weit, aber die Vorweihnachtszeit<br />
rückt näher und bald klopft der Weihnachtsmann an der Tür.<br />
Was sollte er als Geschenk unbedingt mitbringen ?<br />
Er sollte selbstverständlich meinen Kalender »Bremen 2020<br />
Stadtansichten« mit neuen Zeichnungen dabei haben. Die<br />
Erstauflage beträgt 500 Exemplare, ist seit August im Handel<br />
und wird sicherlich bald vergriffen sein.<br />
Neben dem jährlichen Kalender gibt es auch ein neues Buch<br />
von Dir, das als Thema »Mühlen, Schlösser, Fachwerk zwischen<br />
Weser und Hunte« hat. Was war die Idee hinter dem<br />
neuen Buch ?<br />
Die Idee entstand, als ein Kunde mich buchte, um sein Haus<br />
in Schwarme zu zeichnen. Durch diesen Auftrag lernte ich die<br />
Gegend näher kennen – und fand sie wunderschön. Über den<br />
Kunden habe ich noch mehr über die von ihm sogenannten<br />
»Perlen der Region« erfahren, die ich danach kennenlernen<br />
wollte. Es gibt dort tolle historische Gebäude und Fachwerkhäuser,<br />
die als Sujets ideal sind – zumal ich sowieso den Wunsch<br />
hatte, auch im Umland zu arbeiten. Es stellte sich heraus, dass<br />
besagter Kunde sehr viel Wissen über diese Gebäude hat. Er bot<br />
mir von sich aus an, die Texte für das neue Buch zu schreiben.<br />
Er selbst bezeichnet sich als einen kulturell interessierten Kommunalpolitiker.<br />
Wir haben gemeinsam eineinhalb Jahre an dem<br />
neuen Buch gearbeitet, das gerade aktuell erschienen ist. Auch<br />
»Mühlen, Schlösser, Fachwerk zwischen Weser und Hunte« ist<br />
ein sehr schönes Weihnachtsgeschenk – wie der Titel bereits<br />
verrät, diesmal mit ganz anderen Motiven.<br />
Zeichnest Du auch an Weihnachten oder hat Dein Aquarellkasten<br />
in dieser Zeit Ruhepause ?<br />
In den letzten Jahren war ich wie gesagt auf dem Weihnachtsmarkt<br />
in der »Unteren Rathaushalle« vertreten. Daraus ergaben<br />
sich kurzfristig Auftragsarbeiten, die für mich als Stadtzeichnerin<br />
ein wesentlicher Schwerpunkt sind. Die eng terminierte<br />
Umsetzung rechtzeitig zum Fest war etwas stressig, aber es hat<br />
geklappt. Darunter war notgedrungen eine Zeichnung nach<br />
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einem Foto, was ich sehr ungern und selten mache, außer<br />
bei Auftragsarbeiten für Zeichnungen von Ferienhäusern auf<br />
Lanzarote und Mallorca. Man wollte mich auf diese wunderschönen<br />
Inseln leider nicht persönlich hinschicken, obwohl ich<br />
sofort bereit gewesen wäre, die notwendigen »Dienstreisen«<br />
anzutreten. Aber die Spesen übertrafen in beiden Fällen wohl<br />
die finanziellen Vorstellungen.<br />
q ÜBER ISA FISCHER<br />
Isa Fischer ist gebürtige Bremerin. Bereits während der Zeit<br />
ihres Studiums an der Hochschule für Künste Bremen bei Jobst<br />
von Harsdorf und Wolfgang Schmitz gehörte für sie das Skizzenbuch<br />
zur täglichen Grundausrüstung. Das Zeichnen vor Ort,<br />
direkt vor dem Objekt, ist bis heute die Grundlage für die Inspiration,<br />
die die Diplom-Grafikdesignerin zur Ideenfindung für<br />
ihre grafischen Arbeiten benötigt. Über die Jahre füllten sich<br />
auf Reisen durch Europa und darüber hinaus sowie in den<br />
Bremischen Häfen zahlreiche Zeichenbücher, die sie ebenso<br />
wie einen jährlichen Kalender und diverse Postkartenmotive im<br />
Eigenverlag publiziert. Ein wesentlicher Schwerpunkt der Stadtzeichnerin<br />
sind darüber hinaus Auftragsarbeiten – vom Bremer<br />
Haus bis zu historischen Gebäuden – wie zuletzt das »Haus des<br />
Reiches«; eher bekannt als Finanzamt. Mehr Informationen<br />
und Bestellmöglichkeiten auf www.hausgezeichnet.info und<br />
www.duplio.de<br />
Interview: Mathias Rätsch, Foto: Kerstin Rolfes ▲<br />
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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 15