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4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 250 · M ontag, 28. Oktober 2019<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Verheiratete Männer<br />
könnten Priester werden<br />
DieBischofssynode im Vatikan hat<br />
sich für die umstrittene Priesterweihe<br />
verheirateter Männer ausgesprochen<br />
–allerdings nur in Ausnahmefällen<br />
und nur für eine bestimmte<br />
Region. Im Amazonas-Gebiet sollen<br />
angesehene Männer,die eine Familie<br />
haben und schon als Diakone tätig<br />
sind, auch Priester werden dürfen.<br />
Zugleich stellte Papst Franziskus<br />
eine neue Diskussion über Frauen in<br />
WeiheämterninAussicht. (dpa)<br />
Waffenrecht soll nach<br />
Anschlag verschärft werden<br />
Diegeplante Verschärfung des Waffenrechts<br />
nach dem rechtsextremen<br />
Anschlag vonHalle soll nach Angaben<br />
vonBundesjustizministerin<br />
Christine Lambrecht (SPD) auch die<br />
vonihr geforderte Regelanfrage<br />
beim Verfassungsschutz vorder Vergabe<br />
eines Waffenscheins enthalten.<br />
„Die Verfassungsschutzbehörden<br />
müssen künftig gefragt werden, bevorWaffenerlaubnisse<br />
erteilt werden“,<br />
sagte Lambrecht der Welt am<br />
Sonntag. „Waffen gehören nicht in<br />
die Hände vonExtremisten.“ (AFP)<br />
Großdemonstrationen<br />
spalten Barcelona<br />
Rund 80 000 Menschen demonstrierten<br />
in Barcelona für die Einheit Spaniens. AP<br />
BeiGroßdemonstrationen für und<br />
gegen die Unabhängigkeit Kataloniens<br />
sind am Wochenende wieder<br />
hunderttausende Menschen auf die<br />
Straße gegangen. An einer Demonstration<br />
der Unabhängigkeitsbefürworter<br />
nahmen am Sonnabend in<br />
Barcelona rund 350 000 Menschen<br />
teil, an einer Gegenkundgebung am<br />
Sonntag rund 80 000 Anhänger der<br />
staatlichen Einheit Spaniens. (AFP)<br />
Polizei: Vietnamesen unter<br />
den 39 Toten im Container<br />
Beider Aufklärung des Todes von39<br />
Menschen in einem Lkw-Anhänger<br />
konzentriertsich die britische Polizeinun<br />
auf das Herkunftsland Vietnam.<br />
Dies sagte Martin Passmore<br />
vonder Polizei Essex, zuständig für<br />
die Identifizierung der Opfer.Andere<br />
Herkunftsländer kämen jedoch weiter<br />
auch in Frage.Die Polizei hatte<br />
zunächst erklärt, es handele sich bei<br />
den Toten um Chinesen. DieIdentifizierung<br />
der Leichen wirdlaut Polizeimöglicherweise<br />
dadurch erschwert,<br />
dass Verwandte der Opfer<br />
selbst illegal in Großbritannien leben<br />
und Angst haben, sich bei der<br />
Polizei zu melden. (dpa)<br />
Menschenkette für die<br />
Einheit des Libanon<br />
Zehntausende Libanesen haben am<br />
Sonntag eine Menschenkette durch<br />
das Land gebildet, um ein Zeichen<br />
für die nationale Einheit des Landes<br />
zu setzen. VonTripoli im Norden des<br />
Landes bis TyrosimSüden hielten<br />
sich schätzungsweise 100 000 Menschen<br />
über eine Strecke von170 Kilometernanden<br />
Händen. In Beirut,<br />
dem Hauptortder anhaltenden Proteste,sangen<br />
viele laut die Nationalhymne.Die<br />
Proteste hatten sich am<br />
17. Oktober an der Ankündigung der<br />
Regierung entzündet, WhatsApp-<br />
Anrufe zu besteuern. (AFP)<br />
Ein ausgebranntes Autowrack in der Nähe des Dorfes Barisha im Nordwesten Syriens. Hier starben Berichten zufolge neun Menschen bei einem türkischen Helikopter-Angriff. AFP<br />
USA melden Tötung des IS-Anführers<br />
Kämpfe in der nordsyrischen Sicherheitszone /Außenminister Maas reist in die Türkei und nach Libyen<br />
Während Außenminister<br />
Heiko Maas (SPD)<br />
am Wochenende<br />
gleich mehrere Reisen<br />
in die Krisenländer rund ums Mittelmeer<br />
unternahm, schufen die Amerikaner<br />
Fakten: Bei einem US-Militäreinsatz<br />
in Syrien wurde der Anführer<br />
der Dschihadistenmiliz Islamischer<br />
Staat (IS), Abu Bakr<br />
al-Bagdadi, getötet.<br />
US-Präsident Donald Trump<br />
sagte am Sonntag bei einer Ansprache<br />
im Weißen Haus, al-Bagdadi<br />
habe während des Angriffs eine<br />
Sprengstoffweste gezündet und so<br />
sich selbst und drei seiner Kinder getötet.<br />
Tests hätten inzwischen bestätigt,<br />
dass es sich bei dem Toten um<br />
al-Bagdadi handle. Nach Angaben<br />
Trumps wurde bei dem Militäreinsatz<br />
eine „große Zahl“ vonIS-Kämpfern<br />
und Begleitern al-Bagdadis getötet.<br />
Verluste unter den US-Soldaten<br />
habe es nicht gegeben.<br />
Laut Schilderung des US-Präsidenten<br />
waren acht US-Hubschrauber<br />
an dem Ortgelandet, wo sich al-<br />
Bagdadi aufhielt. Der IS-Chef sei<br />
daraufhin in einen Tunnel geflüchtet,<br />
wobei er drei seiner kleinen Kinder<br />
mit sich „gezerrt“ habe. Dann<br />
habe er die Sprengstoffweste detonieren<br />
lassen. Die US-Soldaten hielten<br />
sich laut Trump etwa zwei Stunden<br />
in dem Anwesen auf. Dabei hätten<br />
sie wichtiges Material gefunden,<br />
darunter über die „Zukunftspläne“<br />
des IS. DerAufenthaltsortdes bereits<br />
mehrfach für tot erklärten IS-Chefs<br />
war unbekannt. Mit dem von den<br />
USA ausgesetzten Kopfgeld von 25<br />
Millionen Dollar (rund 22 Millionen<br />
Euro) ist al-Bagdadi einer der meistgesuchtenTerroristen<br />
derWelt gewesen.<br />
Zuletzt hatte der IS im April ein<br />
Video mit al-Bagdadi verbreitet, in<br />
dem er dem Westen mit Angriffen<br />
drohte.<br />
Der Kommandeur der Syrischen<br />
Demokratischen Kräfte (SDF), Maslum<br />
Abdi, lobte auf Twitter, den „gelungenen“<br />
Einsatz, der auf eine „gemeinsame<br />
Geheimdienst-Arbeit“<br />
der Kurdenmiliz mit den USA zurückgehe.<br />
Allerdings bestätigte<br />
Abdi den Tod al-<br />
Bagdadis nicht explizit.<br />
Die von der Kurdenmiliz<br />
YPG dominierten SDF<br />
waren bisher der wichtigste<br />
Verbündete der US-<br />
Streitkräfte im Kampf gegen<br />
den IS. Zuletzt geriet<br />
dieses Bündnis allerdings<br />
unter erheblichen Druck.<br />
Trump steht in der Kritik,<br />
weil er die US-Truppen<br />
aus dem nordsyrischen<br />
Grenzgebiet zur Türkei abgezogen<br />
hat. Damit ebnete<br />
er den Wegfür eine türkische Offensive<br />
gegen die YPG in der Region. In<br />
dieser vonder Türkei beanspruchten<br />
Sicherheitszone in Nordsyrien soll es<br />
auch am Sonntag Kämpfe zwischen<br />
türkischen und kurdischen Einheiten<br />
gegeben haben. Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel (CDU) und Erdogan<br />
erörterten am Sonntag in einem<br />
Telefongespräch die Lage im Nordosten<br />
Syriens. Beide wollten „im engen<br />
Kontakt“, teilte die Bundesregierung<br />
mit.<br />
Am Tagzuvor hatte Außenminister<br />
Heiko Maas (SPD) seinen Amtskollegen<br />
Mevlüt Cavusoglu in Ankara<br />
getroffen. Dabei erteilten beide<br />
dem Plan der Bundesverteidigungsministerin<br />
Annegret Kramp-Karrenbauer<br />
für eine UN-Schutzzone in<br />
Nordsyrien eine Abfuhr.<br />
„Also die Diskussion über die Sicherheitszone<br />
in Nordostsyrien hat<br />
in unserem Gespräch weniger Zeit in<br />
Anspruch genommen als hier auf<br />
der Pressekonferenz. Das sagt eigentlich<br />
schon alles“, sagte Maas.<br />
„Überall wird uns gesagt,<br />
das sei kein realistischer<br />
Vorschlag. Und deshalb<br />
haben wir die Zeit genutzt,<br />
uns mit den Themen auseinanderzusetzen,<br />
die<br />
wichtig sind für die Menschen<br />
in Syrien jetzt“, fügte<br />
er hinzu. Cavusoglu sagte,<br />
IS-Anführer:Abu<br />
Bakr al-Bagdadi<br />
AFP<br />
der Vorschlag sei „nicht<br />
realistisch“, da im Nordosten<br />
inzwischen russische<br />
und syrische Regierungstruppen<br />
präsent seien.<br />
Bei dem Gespräch in<br />
Ankarahatte sich Maas um<br />
GroKo oder nicht GroKo, das ist die Frage<br />
Annäherung an die Türkei bemüht.<br />
Er drang erneut auf eine dauerhafte<br />
Waffenruhe für Nordsyrien und<br />
mahnte, die türkische Militärpräsenz<br />
dürfe dortnicht vonDauer sein.<br />
Cavusoglu begrüßte Maas’ Besuch<br />
als „positives Zeichen“ nach der „falschen<br />
und harten Kritik in Deutschland<br />
an der Türkei“.<br />
Scharfe Kritik hat der Auftritt<br />
Maas’ inAnkara inDeutschland hervorgerufen.<br />
„Das ist ein peinlicher<br />
Moment deutscher Außenpolitik“,<br />
sagte der CDU-Außenpolitiker Norbert<br />
Röttgen der Funke Mediengruppe<br />
am Sonntag. „Die Türkei unternimmt<br />
eine völkerrechtswidrige<br />
Invasion in Syrien und der deutsche<br />
Außenminister reist in die Türkei, um<br />
sich bestätigen zu lassen, dass eine<br />
internationale Sicherheitszone unter<br />
UN-Mandat statt türkischer Besatzung<br />
keine gute Idee sei“, so Röttgen.<br />
FDP-FraktionsvizeTheurer sprach<br />
von einem „skandalösen Auftritt“.<br />
Wirtschafts-Staatssekretär Thomas<br />
Bareiß (CDU) wertete den Auftritt als<br />
Zeichen der „Hilflosigkeit“ im Syrien-<br />
Konflikt. Maas’Auftritt sei„stillos und<br />
auch gegen unsere deutschen Interessen“<br />
gewesen, sagte Bareiß dem<br />
Handelsblatt. Unterstützung kam aus<br />
der SPD. Nils Schmid, außenpolitischer<br />
Sprecher der SPD-Fraktion, bezeichnete<br />
die Reise als „wichtigen<br />
Beitrag“ auf der Suche nach einer politischen<br />
Lösung im Syrien-Konflikt.<br />
Kramp-Karrenbauer habe mit ihrem<br />
Vorstoß dagegen „unsere engsten<br />
Verbündeten verstört“ und der Befriedung<br />
des Konflikts einen „Bärendienst“<br />
erwiesen.<br />
Maas traf am Sonntag zu einem<br />
nicht angekündigten Besuch im<br />
nordafrikanischen Bürgerkriegsland<br />
Libyen ein. In dem Küstenort Suara<br />
wollte er Ministerpräsident Fajis al-<br />
Sarradsch treffen, der die international<br />
anerkannte Regierung führt.<br />
Deutschland hat sich diplomatisch<br />
offiziell in dem seit Jahren andauernden<br />
Konflikt bislang zurückgehalten,<br />
gehört aber zu den international<br />
wichtigsten Geldgebern. Unmittelbar<br />
vorder Reise kam es vorder libyschen<br />
Küste bei Suara zueinem Zwischenfall<br />
mit dem deutschen Rettungsschiff„Alan<br />
Kurdi“. (cd., dpa, AFP)<br />
Beim Mitgliedervotum über den SPD-Parteivorsitz setzen sich die Favoriten-Duos durch und ziehen in die Stichwahl ein<br />
VonAndreas Niesmann<br />
Die Spannung war groß, der<br />
Überraschungsfaktor niedrig.<br />
Mit einem erwartbaren Ergebnis ist<br />
die erste Etappe beim Mitgliedervotum<br />
über den SPD-Parteivorsitz zu<br />
Ende gegangen. Die Favoritenduos<br />
KlaraGeywitz und Olaf Scholz sowie<br />
Saskia Esken und Norbert Walter-<br />
Borjans haben das Rennen gemacht.<br />
Sieziehen in die Stichwahl ein.<br />
22,7 Prozent der Stimmen haben<br />
Geywitz und Scholz im ersten Wahlgang<br />
bekommen, 21 Prozent Esken<br />
und Walter-Borjans. Der Abstand ist<br />
gering, in absoluten Zahlen liegen<br />
nur 3500 Stimmen zwischen den<br />
Teams. Die Wahlbeteiligung fällt mit<br />
53 Prozent nicht überwältigend aus.<br />
Es ist 18.20 Uhr amSonnabend,<br />
als SPD-Schatzmeister Dietmar Nietan<br />
diese Zahlen verkündet. Wobei<br />
Nietan nicht mit den Gewinnern,<br />
sondern mit den Verlieren der Abstimmung<br />
beginnt. Gesine Schwan<br />
und Ralf Stegner sind auf Rang sechs<br />
gelandet, 9,6 Prozent der SPD-Mitglieder<br />
stimmten für das älteste Duo<br />
Siegerduo: Klara Geywitz und Olaf Scholz<br />
bekamen 22,7 Prozent der Stimmen. AFP<br />
im Wettbewerb. Sachsens Integrationsministerin<br />
Petra Köpping und<br />
Niedersachsens Innenminister Boris<br />
Pistorius erreichen mit 14,6 Prozent<br />
Platz fünf, Umweltpolitikerin Nina<br />
Scheer und Gesundheitsexperte Karl<br />
Lauterbach mit ebenfalls 14,6 Prozent<br />
Rang vier. Nur 41 Stimmen liegen<br />
zwischen den beiden Teams.Die<br />
NRW-Landtagsabgeordnete Christina<br />
Kampmann und Außenstaatsminister<br />
Michael Roth kommen mit<br />
16,28 Prozent der Stimmen auf einen<br />
undankbaren dritten Platz. Natürlich<br />
ist die Enttäuschung bei denVerlierern<br />
groß. Ralf Stegner sieht ernst<br />
NorbertWalter-Borjans und Saskia Esken<br />
freuten sich über den zweiten Platz. IMAGO<br />
und blass aus,Karl Lauterbach wirkt<br />
in sich gekehrtund nachdenklich.<br />
Ganz anders die Sieger. Ersei „erleichtert“<br />
gibt Vizekanzler Scholz zu,<br />
das sei ein „guter Ausgangspunkt“ für<br />
den nächsten Wahlgang. Sie freue<br />
sich auf eine sachliche und faireAuseinandersetzung<br />
in der Stichwahl,<br />
sagt SPD-Vorstandsfrau Klara<br />
Geywitz. Beide betonen, dass sie<br />
keine Polarisierung in der Stichwahl<br />
anstreben. „Ich will die SPD zusammenführen,<br />
nicht spalten“, so Scholz.<br />
Gleichwohl wird die Debatte nun<br />
an Schärfe gewinnen. Das zweitplatzierte<br />
Duo, die baden-württembergi-<br />
sche Bundestagsabgeordnete Saskia<br />
Esken und der frühere NRW-Finanzminister<br />
Norbert Walter-Borjans genießen<br />
die Unterstützung von Juso-<br />
Chef und Scholz-Gegner Kevin Kühnert.<br />
Auch inhaltlich liegen zwischen<br />
den beiden Teams Welten. Geywitz<br />
und Finanzminister Scholz stehen für<br />
die Schwarze Null, Walter-Borjans<br />
und Esken wollen unter anderem ein<br />
500 Milliarden Euro schweres Investitionsprogramm<br />
für die Kommunen<br />
durchsetzen.<br />
Unddann ist da noch die GroKo.<br />
Scholz und Geywitz wollen bis zum<br />
Ende der Legislaturperiode mit der<br />
Union regieren. Saskia Esken sagt<br />
recht offen, dass sie das Bündnis beenden<br />
will. Walter-Borjans äußert<br />
sich nicht ganz eindeutig. Das Duo<br />
wird amEnde wohl mit der Forderung<br />
nach einem Austritt aus der<br />
GroKo in die Stichwahl ziehen. Die<br />
SPD hätte dann die Polarisierung, die<br />
Scholz vermeiden will. GroKo oder<br />
nicht GroKo, das wäre die Frage, die<br />
die Mitglieder in der zweiten Abstimmung<br />
zwischen dem 19. und dem 29.<br />
November beantworten müssten.<br />
Wechselt<br />
Gabriel zur<br />
Autoindustrie?<br />
Nach Berichten soll er<br />
Chef des VDA werden<br />
VonThomas Kaufner<br />
Der frühere SPD-Vorsitzende Sigmar<br />
Gabriel ist nach Informationen<br />
der Bild am Sonntag Favorit für<br />
den Chefposten beim Verband der<br />
Automobilindustrie.„Gabriel ist zu 99<br />
Prozent sicher“, zitiertdie <strong>Zeitung</strong> einen<br />
nicht genannten Manager der<br />
Branche.Der ehemalige Vize-Kanzler<br />
sei der Wunschkandidat der Autokonzerne<br />
und der Zulieferer.<br />
Neben Gabriel soll die frühere<br />
CDU-Politikerin Hildegard Müller<br />
im Rennen sein, wie die Frankfurter<br />
Allgemeine Sonntagszeitung am<br />
Wochenende berichtete. Ihr werden<br />
laut Bild am Sonntag aber nur Außenseiterchancen<br />
eingeräumt. „Die<br />
Reihenfolge steht fest“, zitiert das<br />
Blatt informierte Kreise. Details sollen<br />
dem Bericht zufolge in der kommenden<br />
Woche mit Gabriel geklärt<br />
werden. „Sollten keine unüberbrückbaren<br />
Differenzen mit Gabriel<br />
auftreten, wird er der neue Präsident.“<br />
Der Posten des Spitzenlobbyisten<br />
der Autoindustrie muss neu besetzt<br />
werden, nachdem Bernhard Mattes<br />
im September seinen Rückzug zum<br />
Jahresende 2019 angekündigt hatte.<br />
DerfrühereFord-Manager ist erst seit<br />
März 2018 VDA-Präsident, seine<br />
Amtszeit lief eigentlich bis Ende 2020.<br />
Der VDA ist einer der einflussreichsten<br />
Lobbyverbände in<br />
Deutschland, die Autobranche mit<br />
mehr als 800 000 direkt Beschäftigten<br />
eine Schlüsselindustrie. Der Verband<br />
gilt als schwer zu führen, weil er die<br />
verschiedenen Interessen der Hersteller<br />
sowie der Zulieferer unter einen<br />
Hut bringen muss. Ihm wird zudem<br />
eine große Nähe zur Politik<br />
nachgesagt. Die Autoindustrie war<br />
wegen des Dieselskandals schwer unter<br />
Druck geraten.Weiteregroße Themen<br />
sind die Klimadebatte und der<br />
angepeilte Umbau des Autoverkehrs<br />
in Richtung E-Mobilität.<br />
Ist im Gespräch als nächster Chef-Lobbyist<br />
der Autobranche.<br />
DPA<br />
Laut Bild am Sonntag erhofft sich<br />
die Branche von Gabriel angesichts<br />
dieser Problemlagen „wieder mehr<br />
politisches und gesellschaftliches<br />
Gehör“. Gabriel war zuletzt bis März<br />
2018 Außenminister, davor Chef des<br />
Wirtschaftsressorts in Berlin –und<br />
hatte als Ministerpräsident des Autolandes<br />
Niedersachsen auch einen<br />
Sitz im Aufsichtsrat bei Volkswagen.<br />
Gabriel ist derzeit noch Abgeordneter<br />
des Bundestages für den Wahlkreis<br />
Salzgitter-Wolfenbüttel, wird<br />
sein Bundestagsmandat aber zum 1.<br />
November abgeben, wie er Ende<br />
September angekündigt hatte.<br />
Mit rechtlichen Problemen muss<br />
Gabriel nicht rechnen: Das Bundesministergesetz<br />
sieht lediglich vor,<br />
dass Mitglieder der Bundesregierung<br />
innerhalb der ersten 18 Monate<br />
nach ihrem Ausscheiden Tätigkeiten<br />
außerhalb des öffentlichen Dienstes<br />
anzeigen müssen.<br />
In der SPD hieß es am Wochenende<br />
lediglich, man wolle Spekulationen<br />
nicht kommentieren. Kritische<br />
Stimmen kamen von der Linken<br />
im Bundestag: „Wenn ein Ex-<br />
Wirtschaftsminister 2,5 Jahre später<br />
Chef-Autolobbyist werden soll, hat<br />
das einen üblen Beigeschmack“,<br />
schrieb Linken-Fraktionschef Dietmar<br />
Bartsch im Kurznachrichtendienst<br />
Twitter. (dpa)