syndicom magazin Nr. 13
Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.
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syndicom
Nr. 13 Oktober–November 2019
magazin
Service
public
digital
Anzeige
Artist Nina Burri Spinas Civil Voices
DER MENSCH IST KEINE MASCHINE.
Weltweit werden Millionen von TextilarbeiterInnen
schamlos ausgebeutet.
Kämpfen für globale Fairness.
www.solidar.ch
Inhalt
4 Teamporträt
5 Kurz und bündig
6 Die andere Seite
7 Gastautor
8 Dossier: Service public
16 Arbeitswelt
17 GAV Postkonzern
22 KI und Ethik
25 Recht so!
26 Freizeit
27 1000 Worte
28 Bisch im Bild
30 Aus dem Leben von ...
31 Kreuzworträtsel
32 Inter-aktiv
Liebe Leserinnen und Leser
In seinem Buch mit dem prophetischen Titel
«21 Lektionen für das 21. Jahrhundert» widmet
der Historiker Yuval Noah Harari ein Kapitel der
Science-Fiction, die (in ihren besten Beispielen)
mit ihren Gedankenexperimenten Denkanstösse
geben kann. Wenn wir eine bessere Zukunft
wollen, müssen wir sie uns zuerst ausmalen.
Der Gastbeitrag dieser Ausgabe – zum Thema
digitaler Service public (und damit zu einer
nahen Zukunft, die wir rasch gestalten müssen),
stammt deshalb aus der Feder des Science-
Fiction-Autors Antoine Jaquier (Seite 7). Seine
Zukunftsvision ist definitiv nicht rosig. Auch
unser Redaktor Marc Rezzonico hat sich kühn
überlegt, wie die Gewerkschaft in zwanzig
Jahren aussehen könnte. Wählt aus seinen drei
Szenarien (auf Seite 23) jenes aus, das Euch
anspricht, und erzählt uns von Euren Visionen.
Näher an der heutigen Realität: Wir stimmen
überein mit Professor Floridi, wenn er die
Künstliche Intelligenz (Seite 22) als möglichen
starken Verbündeten für die Lösung der Probleme
der Menschheit bezeichnet: Es schlechter
zu machen als die früheren Generationen, ist
schwierig! Wir brauchen aber klare Regeln, eine
neue Ethik und eine übergreifende Debatte,
um zu fixieren, was in der neuen digitalen Welt
richtig und was falsch ist. Wir brauchen eine
«tiefe Demokratie», damit die Zivilgesellschaft
den Staat in Richtung dieses digitalen Wandels
führen kann. Gute Beispiele gibt es bereits,
setzen wir sie um. Mit der Kraft unserer Ideen.
4
8
22
Giovanni Valerio, Redaktor syndicom
4
Teamporträt
Das starke Verhandlungsteam GAV Post
Patrick Savary (49)
Hat den letzten GAV mitverhandelt.
Paketausträger, seit 1986 bei der Gewerkschaft.
Vizepräsident der Sektion
Waadt Post, Präsident Bereichsvorstand
PostLogistics, Mitglied ZV.
Lionel Beuret (53)
Postauto-Chauffeur im Jura. Mitglied
der Gewerkschaft seit über 30 Jahren.
Präsident der nationalen Postauto-
Kommission und PeKo-Präsident.
René Frey (48)
Seit 33 Jahren bei der Post und seit
2008 Kundenberater bei PostFinance
in Horgen. Vizepräsident der Sektion
Linth, Firmenvorstand PostFinance.
Daniel Trösch (51)
Seit der Briefträger-Lehre 1985 in der
Gewerkschaft. Für die Mitgliedschaft
von PostMail im Bereichsvorstand und
im Firmenvorstand Post CH AG.
Carlo Mächler (58)
Leitet Poststelle Schindellegi SZ,
Gewerkschafter seit bald 40 Jahren.
Präsident Bereichsvorstand Postnetz,
Co-Präsident Firmenvorstand Post CH.
Text: Nick Manouk
Bild: Fabian Biasio
«Die Post muss sich
nun als fortschritt liche
Arbeitgeberin
beweisen!»
«Jetzt ist es endlich losgegangen. Seit
Ende September verhandeln wir den
neuen GAV Post, der fast 35 000 Angestellte
betrifft. Zuerst führen wir
im Herbst die Verhandlungen für
Post CH, im Frühjahr 2020 folgen die
Konzernbereiche PostAuto und Post
Finance. Wir erwarten bei den Arbeitsbedingungen
einen kräftigen
Schritt nach vorne. Die Post muss
sich nach den negativen Schlagzeilen
der letzten Zeit nun als fortschrittliche
Arbeitgeberin beweisen.
Unsere Delegation setzt sich aus
Mitarbeitenden aller Konzernbereiche
zusammen. Ein gut vorbereitetes
Team. Wir werden dafür sorgen, dass
die Forderungen der syndicom-Basis
während der hart auf hart geführten
Verhandlungen auf den Tisch kommen.
Nur wenn wir bei den Arbeitsbedingungen
wesentliche soziale
und materielle Verbesserungen erreichen,
werden die Kolleginnen und
Kollegen am Ende dem neuen GAV
zustimmen. Ihre Bedürfnisse kennen
wir dank der Umfrage von Anfang
Jahr. Und im beruflichen und
gewerkschaftlichen Alltag beobachten
wir, wie die wachsende Flexibilisierung
die Arbeitnehmenden an
ihre Grenzen bringt.
Mehr Wertschätzung für alle ist
die Grundlage. Die Post muss ihre
soziale Verantwortung wahrnehmen
und die Arbeitsbedingungen attraktiver
gestalten. Unser Katalog konkreter
Forderungen ist lang: Flexible
Arbeitseinsätze müssen sich auszahlen.
Griffige Massnahmen sollen die
Gesundheit der Angestellten schützen.
Ohne Mitwirkung und Weiterbildung
geht nichts. Auf prekäre
Arbeitsverhältnisse muss verzichtet
werden. Durchschnittslöhne dürfen
nicht gesenkt werden. Digitalisierung
muss zur Reduzierung der
Arbeitszeit führen, Freizeit muss
wieder planbar sein. Ältere Mitarbeitende
fordern die Honorierung von
Erfahrung und Betriebstreue sowie
bezahlbare Modelle der Frühpensionierung.
Frauen verlangen Gleichstellung.
Wir sind also gefordert!
Und wir sagen es gleich: Auf
keinen Fall werden wir akzeptieren,
dass die Turbulenzen bei PostFinance
und PostAuto auf das Personal
abgewälzt werden!»
Kurz und
bündig
Sind Zürich und Genf besonders smart? \ Allianz gegen Google,
Facebook und Co. \ Milliardendeal Sunrise-UPC geplatzt \ Abbau
und Sozialplan bei der Petri Holding \ Anti-5G-Volksinitiative \
Der beste ICT-Ausbildner arbeitet bei Swisscom
5
Smart Cities Zürich und Genf
Zwei Schweizer Städte erscheinen in
den Top 10 des Rankings «IMD Smart City
Index 2019». Zürich auf dem zweiten
Platz, Genf an vierter Stelle. Dieses
Klassement misst die technischen Möglichkeiten
der Bewohner*innen und ihre
Einstellung zu den neuen Technologien.
Eine Rolle bei der Klassierung hat
offen bar die hohe Akzeptanz von automatischer
Gesichtserkennung und
Kameraüberwachung gespielt. Nummer 1
ist übrigens Singapur.
Allianz der Konzerne gegen
Google und Facebook
Rund 20 Medientitel der Verlagskonzerne
Ringier, Tamedia, NZZ und CH Media
haben ihre Leser*innen aufgefordert,
sich über ein persönliches Konto auf
den Plattformen der Blätter einzutragen.
Ziel ist es, gegen Google, Facebook
und Co. Widerstand in Sachen Werbung
zu leisten. Durch die persönlichen
Konten soll eine gezielte Bewerbung
möglich werden. Dem sollten wir mit
grosser Vorsicht begegnen. Die Schweizer
Medienkonzerne führen als Argument
an, dass sie nur einen Viertel der
hiesigen Ausgaben für Werbung kassieren,
die amerikanischen Konzerne aber
den Rest. Der Zusammenschluss nennt
sich Swiss Digital Alliance.
Sunrise: Milliarden-Übernahme
geplatzt. Vorerst.
In letzter Minute hat der Verwaltungsrat
von Sunrise eine ausserordentliche
Generalversammlung abgeblasen. Dort
sollte eine Kapitalerhöhung beschlossen
werden, um den Kauf von UPC zu finanzieren.
Preis: 6,3 Milliarden Franken.
Das hätte Sunrise, schon Nummer 2 im
Schweizer ICT-Markt, deutlich gestärkt.
Sunrise und der amerikanische UPC-
Eigner Liberty Global waren sich einig
und auch die Wettbewerbskommission
hatte den Deal abgesegnet. Aber eine
Gruppe von Sunrise-Aktionär*innen
unter Führung von Freenet hat sich gegen
die Übernahme gestemmt. Die ist
damit aber noch nicht endgültig vom
Tisch: Der Kaufvertrag ist im Prinzip bis
zum 27. Februar 2020 gültig.
Drastischer Abbau bei der
Petri Holding in Basel
Im September kündigte die Basler
Verlags-, Druck- und Kommunikations-
Gruppe Petri eine Umstrukturierung an.
43 der 117 Stellen sollten gestrichen
werden werden. Darauf versammelte
die Personalkommission mit Hilfe von
syndicom das Personal der beiden zur
Holding gehörenden Unternehmen Die
Medienmacher AG und Schwab Verlagsgruppe
AG. Erstere untersteht dem
GAV für die grafische Industrie,
letztere nicht. Dennoch gelang es in
Verhandlungen, einen stark verbesserten,
einheitlichen Sozialplan für alle
Betroffenen durchzusetzen. Und die
Zahl der Entlassungen konnte von 43
auf 33 reduziert werden. Es zeigt sich
einmal mehr, wie wichtig die gewerkschaftliche
Verankerung und das Zusammenspiel
von Gewerkschaft und
Personalkommission sind – auch jetzt,
in der wichtigen Phase der Umsetzung
des Sozialplanes.
Volksinitiative gegen 5G
Kritiker des neuen Mobilfunkstandards
5G wollen ihn jetzt mit einer Volksinitia
tive stoppen. Es geht dabei nicht
nur um Sendeantennen und Grenzwerte.
Die Initiative greift auch stark
in die Gestaltung der Netzwerke in den
Häusern ein. Motto: funkfrei.
Wo arbeitet der beste
Berufsbildner ICT? Erraten?
Bei Swisscom.
Es gibt nichts, wofür es nicht ein
Rating und einen Preis gibt. Die Montreux-Oberlandbahnen
(MOB) richten
zusammen mit dem Credit Suisse und
Emmi Suisse einen ICT Education and
Training Award aus. Kürzlich fand die
ICT Award Night 2019 statt. Als bester
Berufsbildner wurde Thomas Albori von
Swisscom gekürt.
Agenda
November
2.
Branchenkonferenz Medien
In Zürich findet die Branchenkonferenz
Presse und elektronische Medien statt.
Volkshaus, 13.30–16.30 Uhr
8.–10.
Tÿpo: Balance finden
Die 5. Ausgabe der Tÿpo St. Gallen
stellt das Thema Balance in den Mittelpunkt.
Interessierte: Grafische Industrie,
Verpackungsdruck, visuelle Kommunikation.
Schule für Gestaltung,
ab 8. 11., 14 Uhr. www.typo-stgallen.ch
21.
Syngenta spricht Chinesisch
2016 hat der Staatskonzern ChemChina
den Saatgut- und Agrochemieriesen
Syngenta für 43 Milliarden Dollar
gekauft. Christoph Mäder, ehemaliges
Konzernleitungsmitglied von Syngenta,
lässt tief blicken.
Basel, WWZ Auditorium, 18.15 Uhr
23.
Berner Medientag
Thema: Inhalt sucht Publikum.
Mit welchem Kanal ins Ziel?
Bern, Aula WKS, 14 bis 17 Uhr
Vorschau
19.–21. 1. 2020
Winterwanderung ans WEF
Das Kollektiv Tour de Lorraine lädt, mit
diversen anderen Organisationen, zu
einer Winter-Protestwanderung über
das Thema Klimagerechtigkeit ans
Weltwirtschaftsforum in Davos ein.
Mehr wissen: tourdelorraine.ch/tdl20
syndicom.ch/agenda
6 Die andere
Pius Breu
Seite
leitet das Ressort Personalpolitische Projekte und Diversity
im Eidgenössischen Personalamt. Wie reagiert der Bund auf
die Digitalisierung? Wie sieht die staatliche Personalpolitik
aus? Das fragten wir den Mann an der Quelle.
1
Wie bereitet sich das Eidgenössische
Personalamt auf die Digitalisierung
des Service public vor?
Im Rahmen der neuen Personalstrategie
2020–2023 wird der Fokus auf
die Herausforderungen des Personalmanagements
bei der digitalen
Transformation der Bundesverwaltung
gelegt. Die Mitarbeitenden
sollen mit gezielten Massnahmen
darauf vorbereitet und im Transformationsprozess
begleitet werden.
2
Welches ist dabei die grösste Herausforderung?
Neben den neuen technologischen
Möglichkeiten liegt eine der grössten
Herausforderungen darin, die richtigen
und relevanten Kompetenzen
bei den Mitarbeitenden der Bundesverwaltung
zu entwickeln und zu fördern.
3
Rechnen Sie mit einem starken
Personalabbau?
Die Digitalisierung wird Auswirkungen
auf einzelne Berufsgruppen
haben – die Jobprofile werden sich
punktuell verändern. Es werden sich
jedoch auch neue Berufsprofile
etablieren.
4
Wie wirkt sich die bereits laufende
Digitalisierung des Service public
aus?
Digitalisierung findet nicht erst heute
statt – sie hat sich durch neue Technologien
jedoch stark akzentuiert.
Verschiedene Dienstleistungen und
Prozesse des Service public konnten
dadurch vereinfacht und beschleunigt
werden.
Text: Bo Humair
Bild: zVg
5
Wir vermuten, dass Sie einen Fokus
auf Umschulung und Weiterbildung
legen. Was geschieht da und was bereiten
Sie vor?
Neben dem bereits bestehenden,
breiten Ausbildungsangebot werden
die Mitarbeitenden mit gezielten
Massnahmen auf die digitale Transformation
vorbereitet.
6
Welche neuen Berufe braucht der
Service public heute und morgen?
Laut verschiedenen Studien werden
künftig insbesondere Kompetenzen
wie Sozialkompetenz, Kreativität und
Intuition an Bedeutung gewinnen.
Fähigkeiten wie Flexibilität, kritisches
Denken, Unternehmergeist
und Selbständigkeit dürften in der
neuen Arbeitswelt ebenfalls wichtiger
werden. Wichtig ist auch, das bereits
vorhandene Potenzial bei den Mitarbeitenden
zu erkennen und gezielt
zu fördern.
Gastautor
«Ich hatte Übermenschliches
geleistet, um am Ball zu bleiben: Mit den neuen
Apps umgehen. Lernen, ohne Ansprechpartner
zu leben. Alles ist digitalisiert. Lebt wohl, Briefträger,
Helplines und Beamte. Sie finden alles im
Internet. Das Formular ist online. Besuchen Sie
uns im Web. Nein, keine Kasse mehr. Ihre Artikel
werden hier gescannt, der Betrag wird Ihrem
Konto belastet. Ihre Punkte werden gutgeschrieben.
Ist das nicht ganz wunderbar?»
Dies ist ein Auszug aus meinem letzten Roman
«Simili-love». Er erzählt davon, wie die Algorithmen
die Macht übernehmen und die Gedanken
und Gefühle der Menschen hacken. Wir lassen
Big Data die Daten unseres Alltags sammeln.
Die Konzerne sind begeistert. Ständig werden
die positiven Aspekte dieser Kontrolle betont –
vor allem bei der Gesundheit –, und so lassen
wir es geschehen. Sicher auch aus Faulheit. Die
künstliche Intelligenz ersetzt den Menschen jeden
Tag ein bisschen mehr und rettet damit die
Verwaltungsräte, CEOs und Aktionäre vor ihrer
Verantwortung für die menschlichen Tragödien,
die ihr Wachstumswahn hervorgebracht hat.
Hoffentlich liege ich falsch, aber ich persönlich
habe die Hoffnung verloren. Denn seit der
industriellen Revolution, vielleicht sogar seit der
Renaissance, als die Händler langsam die Macht
in unserer Gesellschaft übernahmen, hat das
Marktdenken, heute Kostendenken, stets mehr
Gewicht als das Soziale und das Menschliche.
Ab dem 19. Jahrhundert hat dieses Marktdenken
sich das Soziale untertan gemacht. Die gesellschaftliche
Ordnung im Dienst der Arbeit. Der
Mensch im Dienst der Arbeit! In unserer Welt
läuft es derart verkehrt, dass wir diese
Absurdität nicht erkennen. Ich glaube, der
Mensch hat verloren, und das Monster des digitalisierten
Kapitalismus wird ihn bei seinem Fall
mit sich reissen. Bis dahin bleibt eine Frage:
Auf welche Weise wollen wir diese Niederlage erleiden:
auf den Knien oder mit erhobener Faust?
Auf Knien oder mit
erhobener Faust?
Antoine Jaquier wurde 1970 in Nyon (VD)
geboren. Als Romanschreiber sieht er
sich nicht minder als Sozialarbeiter.
Er arbeitet seit mehr als 20 Jahren in
der Region Lausanne.
Für seinen ersten Roman, «Ils sont tous
morts», erschienen 2013 in den Editions
de L’Âge d’Homme, erhielt er 2014 den
Edouard-Rod-Literaturpreis.
Mit «Avec les chiens», erschienen 2015
im gleichen Verlag, gewann er 2016 den
Prix des lecteurs der Stadt Lausanne.
Sein dritter Roman, «Légère et courtvêtue»,
erschien im Frühjahr 2017 bei
Editions de La Grande Ourse.
«Simili-love», 2019 bei Éditions du
Diable Vauvert erschienen, ist sein
erster Zukunftsroman.
7
Mehr freie Zeit: So nutzen wir die digitalen Chancen
Der digitale Service public fängt an, wo Automatisierung aufhört
Warum Digitalisierung nur mit sozialer Innovation geht
Digitale Allmend: Darum müssen wir schon selber Hand anlegen
Dossier 9
Als der
Service
public
digital
wurde
10 Dossier
Darum müssen wir den Service public
stärken – und ihn digital neu begründen
Der neue Öffentliche Dienst kann die
Strategien der Konzerne zähmen und die
enormen Möglichkeiten einer sozialen
Digitalisierung allen zugänglich machen.
Text: Bo Humair, Marc Rezzonico
Bilder: Fabian Biasio
Seltsam: Er macht ein starkes Drittel der Volkswirtschaft
aus und er ist das Rückgrat der zwei anderen Drittel. Für
99 Prozent der Menschen ist er existenziell. Und doch ist
der Service public in der öffentlichen Diskussion selten
ein grosses Thema. Nicht einmal bei den jüngsten Wahlen
zum Nationalrat.
Es sei denn, wir Gewerkschaften fordern wieder einmal
seine Stärkung. Wir engagieren uns für den Öffentlichen
Dienst, weil klar ist: Wer weniger als 20 000 Franken
monatlich verdient, ist auf gute öffentliche Schulen,
Berufsbildung und Hochschulen, auf billiges, sauberes
Wasser, eine bürger*innennahe Verwaltung, Strom ohne
Unterbrüche, Rettungsdienste und Spitäler, soziale Sicherheit,
dichte öffentliche Verkehrsnetze, eine stabile AHV,
ein funktionierendes und egalitäres Rechtssystem, Ökologie
und Abfallwirtschaft, flächendeckende Kommunikationsmittel,
Netzdienste, Kinderbetreuung, physische
Sicherheit und eine Menge anderer Dinge angewiesen.
Und im täglichen Getriebe auf direkte Ansprechpersonen
bei der öffentlichen Hand (darum zeigen wir auf diesen
Seiten keine Service-public-Computer und -Roboter, sondern
Gesichter des Service public).
Ein Stück Gemeinbesitz
Nur Reiche können sich einen armen Service public
leisten. Allein Mächtige können auf starke öffentliche
Dienste verzichten. Darin liegt der eigentliche Grund für
seine Existenz. Er ist aus der Tatsache gewachsen, dass
der gesellschaftliche Zusammenhalt eine ausgleichende
Mechanik (wie etwa Sozialversicherungen) braucht. Das
war bis zur neoliberalen Revolution in den 80er-Jahren
unbestritten. Als Gegenstück zur profitorientierten Wirtschaft
sollte der Service public für Chancengleichheit, diskriminierungsfreien
Zugang und ein wenig soziale Gerechtigkeit
sorgen. Denn er gehört uns allen, er ist ein
Stück Allmend, kollektives Vermögen, Gemeinbesitz.
Ohne Service public gibt es keinen sozialen Frieden und
keine Rechtsgleichheit, also keine Demokratie.
Das stabilisierte die Verhältnisse. Dennoch arbeiten
Konzerne und Banken, bürgerliche Politiker und die rechten
Ökonomen an den Hochschulen seit bald drei Jahrzehnten
an der Zerschlagung des Service public – mit
Privatisierungen, gesetzlichen Deregulierungen, Aufsplitterungen,
Auslagerungen. Ihre Sprachrohre wie die NZZ,
der britische Economist oder das Wall Street Journal haben
nie kaschiert, worum es dabei geht: Die Aktionäre schneiden
sich die rentablen Teile des Service public heraus.
Exorbitante Gewinne winken, die Verluste trägt die Allgemeinheit.
Erst recht wenn sich die Konzerne, wie beim öffentlichen
Verkehr, der Wasserversorgung oder der Sicherheit,
vom Staat subventionieren lassen.
Vor allem aber dient diese Zerschlagung den neoliberalen
Strategen zur Kündigung des sozialen Kompromisses:
Menschen, denen die Sicherheiten einer fürsorglichen
öffentlichen Hand entzogen werden, sind den
Zumutungen des Kapitals bei der Arbeit und der Vermarktung
ihrer Bedürfnisse fast schutzlos ausgeliefert.
Auch in der Schweiz sind die Konzerne tief in die öffentlichen
Dienste vorgedrungen. Post und Telecom wurden
getrennt und weitgehend dereguliert. Zahllose Linien
des öffentlichen Verkehrs wurden und werden privatisiert.
Das SRG-Monopol ist gefallen. Die SUVA und die
AHV wurden zurückgebunden, und wir könnten hier mit
einer langen Liste weitermachen.
Im Unterschied etwa zu Frankreich, wo Präsident
Macron gerade das letzte Tafelsilber an Financiers verscherbelt,
würden grosse Privatisierungsvorhaben in der
Schweiz heute wohl am Widerstand der Gewerkschaften
und der Gesellschaft scheitern, trotz des intensiven
Lobby ings von Organisationen wie Avenir Suisse.
Längst aber haben die Gegner des Service public einen
indirekten Weg der Zerschlagung gefunden. Mit extremen
Austeritätshaushalten in Gemeinden, Kantonen und
Bund sparen sie die öffentlichen Dienste und die bundesnahen
Betriebe wie die Post oder die SBB krank und kaputt.
Das löst eine Negativspirale aus: sparen, sinkende
Qualität, Vertrauensverlust, Auslagerungen, schleichender
Abbau ... Wie syndicom-Präsident Daniel Münger formuliert:
«Der Service public wird diffamiert, pauperisiert,
dereguliert, uberisiert.»
Digitale Strategie gegen den Service public
Münger weiss: Das war nur das Vorspiel, jetzt steht die
grosse Ausmarchung an. In der Digitalisierung glauben
die Aktionäre und Privatisierer das ultimative Instrument
zum Umbau der Schweiz gefunden zu haben. Ihre Attacke
auf Arbeitsbedingungen, Arbeitszeit, Arbeitsverträge und
den Service public rollt an. Mit Automatisierung und
Roboteri sierung. Mit Plattformen. Mit Big Data, Blockchain
und allmächtigen Algorithmen.
Dabei scheinen die Kräfte sehr ungleich verteilt. Wie
können geregelte Arbeitszeiten und korrekte Löhne gegen
Plattformen und digitale Heimarbeit verteidigt werden?
«Die digitale
Gesellschaft
braucht
ein soziales
Betriebssystem»
Wie schützt man das digitale Klick-Proletariat? Wie rettet
man die AHV und andere Sozialversicherungen vor der
Uberisierung der Arbeit? Und Roboter zahlen auch keine
AHV-Beiträge, von der Arbeitslosenversicherung gar nicht
erst zu reden. Ist der Datenschutz mehr als ein leeres Wort
angesichts der Verknüpfung gigantischer Datenmengen
durch globale Tech-Konzerne? Wo generiert der Staat seine
Einnahmen (Steuern) für die notwendigen Dienste,
wenn die Konzerne im Internet und physisch exterritorial
domiziliert sind? Ist eine demokratische Meinungsbildung
in der Google- und Social-Media-Welt mehr als eine
Illusion? Wer setzt Umweltvorschriften oder Gesundheitsstandards
gegen Amazon oder Alibaba durch? Wohin
kann ich mich wenden, wenn ein chinesischer Konzern
mehr medizinische Daten von mir kennt als ich selbst?
Was bleibt von einer Wohnungspolitik, wo Airbnb sein
Unwesen treibt? Was kann die Nationalbank gegen
Krypto währungen ausrichten? Fragen und Fragen und jeder
Tag bringt neue hervor.
Der Abnicker-Bundesrat
Antworten, darunter viele erprobte Lösungen, existieren.
Nur nicht da, wo man sie suchen möchte: Bundesrat und
Parlament sind heute eher Teil des Problems als einer
Lösung. Sie haben es unterlassen, für den digitalen
Umbau ein umfassendes Konzept und angemessene
öffentliche Dienste zu schaffen. Sie überlassen die Digitalisierung
allein den Konzernen, und sie schliessen die
Gesellschaft von der Mitgestaltung aus.
Ein sprechendes Beispiel dafür ist der «Beirat Digitale
Transformation» des Bundesrates. Ein hochkarätiges
Gremium, das weitreichende Entscheide wie etwa die
Ausgestal tung und Verwendung von elektronischen
Patientendossiers, den künftigen Datenschutz oder die
Privatisierung der neuen Identitätskarte vorspurt. Doch
der Bundesrat hat sich nicht entblödet, damals noch
unter Führung von Johannes Schneider-Ammann, in den
Rat ausschliesslich Vertreter der Konzerne und der Digitalisierungslobby
zu berufen. Keine Gewerkschafterinnen,
keine Konsumentenschützer, keine Fachleute von
kritischem Verstand, keine Bürgerinnen und Bürger. Die
Ergebnisse sind entsprechend: Ein geleaktes Protokoll
der (geheimen) Beiratssitzung vom 25. Oktober 2018 zeigt
Konzernmanager, darunter ein Google-Mann, die in Bezug
auf Patientendossiers über die Beugung von Gesetz
und Volkswillen fachsimpeln, und Leute aus der Verwaltung,
die ihnen willfährig zudienen.
Dieser Beirat gehört sofort abgeschafft (und seine Protokolle
müssen veröffentlicht werden), wie die syndicom
Delegiertenversammlung im Juni und der SP-Nationalrat
Corrado Pardini in einer Motion gefordert haben. Nur
zeigen dieser Fall und andere Vorstösse der Digitalisierer,
wie die binäre Schweiz der Konzerne aussehen würde:
Gläserne, ihrer Grundrechte beraubte Bürger*innen. Zusammengestauchte
Demokratie, Herrschaft der Konzerne.
Millionen prekäre Arbeitende. Und ein vollautomatisierter,
ausgehungerter Mini-Service-public.
Digital muss sozial!
Eine solche Perspektive kann nur den anhaltenden Widerstand
von Gewerkschaften und Zivilgesellschaft provozieren.
Wir wollen eine soziale und demokratische Digitalisierung.
Der erste Schritt dahin ist die Stärkung und
Neubegründung des Service public. Eines digitalen Service
public.
Ihm stellt sich die doppelte Aufgabe, einerseits mit
neuen Diensten die Risiken der Digitalisierung abzuwenden,
andererseits alle Möglichkeiten der digitalen Revolu
12
Dossier
tion für neue soziale Errungenschaften zu nutzen, etwa
die massive Verkürzung der Arbeitszeit und eine vertiefte
demokratische Mitsprache. Giorgio Pardini, in der syndicom
für die ICT-Wirtschaft zuständig, sagt: «Die digitale
Gesellschaft braucht ein soziales Betriebssystem.»
Anschaulich wird das im Konkreten. Auf dem Lande,
wo Poststellen schliessen und der öffentliche Verkehr für
mehr Rentabilität ausgedünnt wird, gären Revolten, weil
sich die Menschen ausgeschlossen fühlen. Doch das ist
nur ein matter Vorgeschmack darauf, was die zunehmende
Entmaterialisierung der anderen öffentlichen Dienste
an Ausschluss und Marginalisierung provozieren wird.
Leicht beobachten kann man dies in Nachbarländern, die
ihre öffentlichen Dienste schon stärker digitalisiert haben.
Wo Steuern nur noch elektronisch abgewickelt, Ausweise,
Bewilligungen, Subventionen, Stipendien, Abstimmungen,
Jobsuche, Nachfragen bei Sozialversicherungen
allein über Internet-Formulare geregelt werden, ist sofort
ein Teil der Bevölkerung abgehängt. Nicht nur die Älteren.
Die Kinder der Digitalisierung, die «Digital Natives» sind
zwar online zu Hause, aber oft nur in Unterhaltungsmedien.
Müssen sie Probleme regeln, erweisen sie sich oft
als digitale Analphabeten.
Digitale Spaltung der Gesellschaft
Die digitale Spaltung
der Gesellschaft
verschärft die
sozialen Unterschiede.
Diesen «Digital Divide», die digitale Spaltung der Gesellschaft,
will der Walliser SP-Nationalrat Mathias Reynard
nun schon in der Schule bekämpfen. Sein Postulat
begründet er so: Bevorzugte Schichten nutzen digitale Instrumente,
um ihr schon beträchtliches kulturelles Kapital
zu erhöhen. Die Digitalisierung verschärft die sozialen
Unterschiede.
Für einen neu gedachten, echten Service public stellt
sich also ein doppeltes Problem: Er muss die digitale Spaltung
der Gesellschaft, die sich zwischen sozialen Schichten,
Altersgruppen und auch zwischen den Geschlechtern
manifestiert, durch Bildungsprogramme auf allen Stufen
sowie durch Anstrengungen bei der intuitiven Ausgestaltung
der Dienste bekämpfen. Und für jeden Vorgang muss
es weiterhin Ansprechpersonen geben. Nicht nur Sprachbots.
Niederschwelliger, kostenfreier Zugang ist ein
Grundrecht.
Umgekehrt könnten neue digitale Bildungsinstrumente
die kulturelle Hegemonie der oberen Schichten
brechen. Die öffentliche Hand muss solche Bildungs- und
Weiterbildungsangebote bereitstellen und digitale Bildungsangebote
aus der Gesellschaft kompetent unterstützen.
Dies wirft ein Schlaglicht darauf, was ein digitaler
Service public, wie wir ihn wollen, leisten müsste – und
was er könnte.
Deutlich wird auch, dass wir uns bei der Aushandlung
des Service public digital nicht auf Regierung oder Parlament
verlassen sollten. Es ist Aufgabe der Organisationen
der Zivilgesellschaft wie syndicom, den neuen Öffentlichen
Dienst zu definieren und durchzusetzen.
bit.ly/2pv4CVg
Fotostrecke
Die Idee, unser Dossier über den digitalen Öffentlichen
Dienst mit Gesichtern des Service public zu bebildern,
stammt vom bekannten Luzerner Fotoreporter Fabian Biasio.
Die Kantonsrichterin Marianne Heer (Seiten 8/9), der Poststellenhalter
Carlo Mächler (Seite 11), der Pilzkontrolleur
René Zopp (Seite 12) und der Zugbegleiter Roger Gander
(Seite 15) stehen für eine leitende Forderung von syndicom:
Auch in digitalen Zeiten muss der direkte menschliche
Kontakt den Service public prägen. Biasio sagt: «Mein Job ist
es, mit Bildern Geschichten zu erzählen. Geschichten, die
berühren.» Auf seiner Webseite sind einige hervorragende
Arbeitsproben zu sehen.
www.biasio.com/willkommen.html
Die Helvetia-Illustration auf der Titelseite stammt von
tnt-graphics.ch
Wie digital ist die Schweiz?
Die Schweizer Wirtschaft ist in der digitalen Anwendung stark,
die Vernetzung der Schweizerinnen und Schweizer ist gut, ihre digitalen
Fähigkeiten und Kenntnisse ein bisschen weniger und der digitale
Service public hängt hinter anderen Ländern her.
Social Media/Internet in der Wirtschaft
90 %
80 %
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0 %
Schweiz
Island
EU Top 4
Südkorea
USA
Japan
EU-Durchschnitt
China
Vernetzung
Digitale Fähigkeiten
Digitaler Service public
90 %
90 %
90 %
80 %
80 %
80 %
70 %
70 %
70 %
60 %
60 %
60 %
50 %
50 %
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10 %
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Südkorea
Schweiz
EU Top 4
Japan
Island
USA
EU-Durchschnitt
China
40 %
30 %
20 %
10 %
0 %
Island
Südkorea
EU Top 4
Japan
Schweiz
EU-Durchschnitt
USA
China
40 %
30 %
20 %
10 %
0 %
EU Top 4
Südkorea
USA
Japan
EU-Durchschnitt
China
Island
Schweiz
Quelle: I-DESI-Studie 2018 für die Europäische Kommission
Swiss wiki
Digital
divide
DIGITALE ALLMEND
DIGITALER SERVICE PUBLIC
Open
Access
INTERNET
Open Data
Social Media
Information
Transparente Regierung
MENSCH
Big Data
KI
FabLabs
Transformation
Open Software
Medienökologie
DATENSCHUTZ
Wissen
E-Voting
ECHTE DEMOKRATIE
Cloud
Algorithmen
Staatsquote
Die Staatsquote schliesst alle Ebenen der öffentlichen Hand
(Bund, Kantone, Gemeinden) und die Sozialversicherungen ein.
Frankreich
Schweden
Italien
Deutschland
Grossbritannien
USA
Schweiz
Quelle: Bundesfinanzministerium, Deutschland
55,9 %
50,4 %
48,6 %
44,5 %
42 %
38,1 %
34,4 %
1,2 Mrd.
Geschätzte Summe der
Investitionen in CHF pro
Jahr von Bund, Kan tonen
und Gemeinden in ICT
(ohne die Bundes betriebe;
Swisscom investiert allein
1,8 Milliarden jährlich in
ICT und Infrastruktur).
Quelle: eigene Berechnung
14
Dossier
Ohne soziale Innovation wird die
Digitalisierung zum Desaster
Datenschutz und radikale Demokratisierung:
Was uns Barcelona und Europa über die
immensen Möglichkeiten eines digitalen
Service public lehren könnten.
Text: Bo Humair
Ada Colau, eine Linke, regiert über das wirtschaftliche
Herz Spaniens. Die Bürgermeisterin von Barcelona, im
Sommer wiedergewählt, kommt aus keiner traditionellen
Partei, sondern aus einer Bürger*innen-Bewegung. Sie
steht für die radikale Demokratisierung der lokalen Politik
und für soziale Innovation. Dafür nutzt Colau die Digitalisierung.
Sie hat sich eine andere kluge Frau zur Seite
geholt: Francesca Bria trägt den Titel «Chief Technology
and Digital Innovation Officer».
Seit einiger Zeit verbringt Bria viel Zeit damit, Stadtdelegationen
aus aller Welt das Projekt «Decidim Barcelona»
zu zeigen. Sie hat diverse Uni-Abschlüsse, berät die EU
und leitet das europäische Projekt DECODE, das den Leuten
die Kontrolle über ihre Daten zurückgeben soll. Barcelona
ist auf dem Weg zu einer «Smart City» der anderen
Art. Bria: «Andere Städte sind durch die Digitalisierung in
die Hände von IT-Konzernen gefallen. Hier stellen wir
zwei Dinge ins Zentrum: Die Bedürfnisse der Bürger*innen.
Und die digitale Souveränität.» Motto: «Ihr entscheidet,
welches Barcelona ihr wollt.» 300 Datenbanken der
öffentlichen Hand wurden dafür offengelegt («Open Data
BCN»).
290 Quartierräte, 10 000 umgesetzte Projekte
Die Grundlage bilden 290 Quartierräte und diverse Kommissionen
zu allen wichtigen Themen: Stadtplanung,
Wohnungsbau, Jobs, Gesundheit, Erziehung, Ökologie,
Innovation, öffentliches Geld, wirtschaftliche Entwicklung
... Gestützt wird diese Ko-Konstruktion von Stadt und
Agglomeration (5 Millionen Menschen) durch die
Bürger*innen über eine Internet-Plattform. Aktuelle
Statistik: 200 000 Nutzer*innen, 33 000 aktive Mitgestaltende,
14 000 Vorschläge, 9830 umgesetzte Projekte.
Dieses Projekt vertiefter Demokratie ist ein Lehrstück,
auch technisch. Seine Plattform wird von «Metadecidim»,
einer Community von Softwareentwickler*innen,
Gewerkschafter*innen, Basisorganisationen, Datenforscher*innen,
anderen Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen
etc. ständig weiterentwickelt. Francesca Bria
sagt: «Für uns sind das Bewusstsein von Privatsphäre, die
Datenhoheit, dezentrale Technologien, offene Algorithmen
und Freie Software Schlüsselkomponenten von
Im Zentrum stehen
die Bedürfnisse der
Bürger*innen und die
digitale Souveränität
digitalen städtischen Infrastrukturen.» Diese Zusammenhänge
haben die Stadtregierenden in ein Handbuch für
technologische Souveränität und ethische Standards
gegossen.
So kann man sich einen digitalen Service public und
vertiefte Demokratie vorstellen, in einem Wirtschaftsraum
und mit einer Bevölkerung von der Grösse der
Deutschschweiz. Interessant ist: Ohne die ganz real arbeitenden
Bürger*innenkomitees wären auch die digitale
Plattform und die Social Media, die sie begleiten, schiere
Illusion. Technische Innovation verlangt zwingend nach
sozialer Innovation.
Brandgefährliche Unterlassung
In Dutzenden von Städten und Regionen Europas entstehen
derzeit Projekte, die das digitale Potenzial der Mitgestaltung
nutzen wollen. Die Stadt Paris arbeitet gerade an
einem ehrgeizigen Vorhaben für einen digitalen öffentlichen
Dienst. Die Organisation CIPRA (cipra.org) versucht,
die Alpenregion digital neu zu beleben. 81 holländische
Städte spannen für ihren Service public in einem «eIDAS
Municipalities Project» zusammen. Um diese Entwicklung
mit Datenmaterial zu stützen, hat die EU das European
Data Portal geschaffen, das etwa zu Initiativen wie
OpenCoesione.com.it hinleitet.
Von solchen Prozessen ist man in Schweizer Amtsstuben
weit entfernt. Hier wird die Digitalisierung im Service
public meist nur als Rationalisierungsprozess gefasst.
Und, in klassischer Laissez-faire-Haltung, als Schmiermittel
für die Ökonomie.
Das ist eine fahrlässige und brandgefährliche Unterlassung.
Fahrlässig, weil sie Chancen für sozialen und
gesellschaftlichen Fortschritt verspielt. Mit digitalen Produktionsformen
könnten wir zum Beispiel weniger und
besser arbeiten. Gefährlich, weil die Investitionsentscheide
der Konzerne und die Machtverschiebungen hin zu
weltweit agierenden Konzernen schwere soziale Verwerfungen
ankündigen.
Ihre Ware ist das Leben, das ganze Leben
Das Problem Datenschutz zeigt dies scharf auf. Schon
heute enthüllen die Praktiken von Google, Facebook,
Amazon und Co., dass sie die völlige Kontrolle und Steuerung
der Gesellschaften anstreben. Ihre Ware ist das Leben,
das ganze Leben. Politik muss dieser Machtanmassung
Grenzen setzen, ein neu begründeter digitaler
Service public muss den Bürger*innen die Mittel in die
Hand geben, ihre Leben selbstbestimmt zu gestalten.
Gefragt ist eine Menge kreativer Energie. Altes Denken
löst die Probleme nicht. An einem handfesten Beispiel erläutert:
Der Bundesrat versucht gerade durch erhöhte
Presseförderung Medien zu stützen, mit der Begründung,
Meinungsvielfalt sei die Grundlage der Demokratie. Die
Begründung ist richtig, die Methode fraglich. Ein wachsender
Anteil der Bevölkerung informiert sich über Facebook
etc. Nur: Die Social Media sind das Reich der
Fake-News. Wenn die öffentliche Hand für verlässliche Informationen
sorgen will, muss sie schnell eine unabhängige
Checknews-Agentur einrichten.
decidim.barcelona
Dossier
Wir legen selbst Hand an:
So bauen wir die digitale Allmend
15
Die Logiken der Konzerne und des Staates
für die digitale Zeit sind steril: Automatisieren,
zerstören, auslagern. Unser Job ist es, sie zu
einer sozialen Digitalisierung zu zwingen.
Die andere grosse Herausforderung der 20er-Jahre, der
ökologische Umbau, sickert langsam in das Bewusstsein
der Leute. An den Umwälzungen der angelaufenen industriellen
Revolution aber haben weder die meisten Gewerkschaften
noch andere Organisationen der Zivilgesellschaft
richtig Mass genommen.
Digitale Zeiten sind kooperative Zeiten. Bei syndicom
arbeiten diverse Köpfe seit einiger Zeit intensiv an der
Thematik Digitalisierung. Ihre nächste Aufgabe wird sein,
eine breite Koalition der Zivilgesellschaft zu schmieden,
um den widerspenstigen Bundesrat, kantonale und lokale
Gremien in eine öffentliche Auseinandersetzung über die
soziale und demokratische Ausgestaltung des digitalen
Umbaus zu ziehen. Sie kann nicht allein sozialpartnerschaftlich
geregelt werden – es stehen politische Entscheidungen
mit massiven Effekten an, etwa beim Datenschutz,
im Arbeitsrecht und bei den notwendigen
Investitionen in den Service public.
Voraussetzung ist, dass wir sofort jeden offenen und
kaschierten Abbau (Auslagerungen, Unterakkordanz, Personalabbau,
Verdünnung der Dienstleistungen etc.) der
öffentlichen Dienste stoppen. Gleichzeitig müssen wir
uns darüber verständigen, was der Service public zu leisten
hat. Zahlreiche lokale, innovative Experimente (siehe
Seite 14) können unsere Vorschläge nähren.
Text: Bo Humair
Um die Arbeitsplätze geht es auch. Aber nicht mehr allein.
Wenn Dinge wie der Schutz unserer Daten, der diskriminierungsfreie
Zugang zu einem stark ausgebauten Service
public, die digitale Spaltung, die Verteidigung arbeitsfreier
Zeit und die Nutzung von digitalen Chancen auf
dem Spiel stehen, so sagt Giorgio Pardini, Leiter des Sektors
ICT bei syndicom, «geht es um die Zukunft der ganzen
Gesellschaft».
Was tun?
Neue Grundrechte
Eine Charta digitaler Grundrechte soll die Leitschnur
sein. Prinzipien: Transparenz, Zugang, Datenhoheit,
Open Source, soziale Sicherheit, Persönlichkeitsrechte,
Kontrolle.
Transparenz: Statt gläsernen Bürger*innen ein gläserner
Staat durch Open Access zu den Daten der öffentlichen
Hand. Neue Formen der Mitentscheidung (tiefe Demokratie).
Offenlegung von Algorithmen.
Zugang: Niederschwellig und grundsätzlich gratis.
Kampf gegen die digitale Spaltung mit Bildungsprogrammen,
Beratungs- und Meldestellen, Medienökologie. Garantie
des persönlichen Kontakts (Ansprechperson) in jedem
Dienst.
Datenhoheit: Sie muss bei den Einzelnen liegen. Ausgebauter
Datenschutz. Prinzip getrennter Datensysteme.
Zugriffsbeschränkungen (etwa Patientendaten). Automatische
Meldung bei Datenverknüpfungen an den Einzelnen.
Recht auf Datenlöschung. Einrichtung einer Nachforschungsstelle.
Recht auf Abschirmung. Jeder Vorgang
muss analog möglich bleiben.
Open Source: Offene Software, offene Hardware, offene
Algorithmen. Commons-Lizenzen. Fablabs in jedes
Quartier. Offene Wissensbanken (Swisswiki ...).
Soziale Sicherheit: Jede Arbeit gegen Entgelt (Plattformarbeit
etc.) begründet automatisch einen Arbeitsvertrag
(uni ver seller Arbeitsvertrag) mit sozialer Absicherung.
Kampf gegen Scheinselbständigkeit. Verkürzung, Garantie
und Kontrolle der Arbeitszeit. Weiterbildungsbon,
Zweitlehre, nationale Ausbildungsoffensive etc.
16
Eine bessere
Arbeitswelt
Die Zukunft liegt im
internationalen Streik
Soziale Demontage,
Klima, Digitalisierung:
Unsere Epoche verlangt
nach klugem Widerstand.
(© johnhain, pixabay)
Im August streikten in Frankreich die
Velokurierinnen und -kuriere der
Plattform Deliveroo. Der britische
Weltkonzern hatte die Mindesttarife
gesenkt – auf angeblich 2,70 Euro pro
Lieferung. So brutal ist der neue Plattform-Kapitalismus.
Die Streikbewegung
überraschte die Konzernherren.
Sie zwingen ihre Beschäftigten in
einen harten Konkurrenzkampf –
schlechte Voraussetzung für einen
kollektiven Kampf. Doch der Aufstand
in Frankreich folgte auf Streiks in Spanien,
London, Italien. Und auf Bewegungen
bei Uber und Amazon. Die
Prekä ren der digitalen Wirtschaft organisieren
sich. Jetzt haben Kuriere
aus 12 Ländern eine Föderation gegründet.
In international geführten
Arbeitskämpfen sehen sie die einzige
Chance gegen die Übermacht der
Weltkonzerne, die überall lokale Vorschriften
aushebeln.
In der Schweiz gilt seit Januar 2019
der GAV Velokuriere. Der Bundesrat
muss ihn sofort für allgemeinverbindlich
erklären – um Uber & Co bei ihrem
Sozialabriss zu stoppen.
syndicom.ch/branchen/logistik/velokuriere
E-Voting: nur mit
Datenhoheit!
Seit Mitte der 90er-Jahre sammelt die
Schweiz Erfahrungen mit dem E-Voting.
Bisher haben 15 Kantone insgesamt
rund 300 Versuche durchgeführt.
In der Zwischenzeit hat der
digitale Umbau Wirtschaft und Gesellschaft
durchdrungen. Internetgiganten
wie Facebook haben eine neue
Dimension der Speicherung von Nutzerdaten
geschaffen. Dass diese Daten
auch für politische Ziele missbraucht
werden können, bewies der Skandal
um Cambridge Analytica. Die E-Voting-Diskussion
hat eine andere Dynamik
bekommen. Die erhofften Vorteile
einer elektronischen Stimmabgabe
wie etwa höhere demokratische Beteiligung
werden von Vorbehalten über
die fehlende Datensicherheit und Hoheit
über die eigenen Daten überschattet.
Immer mehr Menschen verlangen
nach Schutz ihrer Daten. Doch
auch der Bund sollte eine aktive Datenpolitik
haben, denn die Daten sind
ein zentraler Rohstoff der Zukunft.
Wollen wir einen digitalen Service
public inklusive E-Voting, muss vorgängig
die persönliche Datenhoheit
und Datensicherheit gewährleistet
sein. Dies setzt voraus, dass der Bundesrat
nicht auf private Unternehmen
setzt, sondern wie unsere Nachbarländer
eine staatliche Cloud aufbaut, so
den Service public stärkt – und damit
erst die Voraussetzung für ein E-Voting
schafft.
Giorgio Pardini, Leiter Sektor ICT und
Mitglied der Geschäftsleitung
«Der Gesamtarbeitsvertrag ist zentral! Nicht nur für die
tägliche Arbeit, sondern auch für das Privatleben.» Matteo Antonini
17
GAV Post 2021: Wertschätzung
und anständige Honorierung!
syndicom verhandelt mit der Post am Puls der Basis: Die
Angestellten können sich zum ersten Mal direkt beteiligen.
dass die Post die Arbeit angemessen
wertschätzt und honoriert.
Wie können Post-Angestellte ihre
Delegation in den Verhandlungen
unterstützen?
Eine Gewerkschaft ist nur stark, wenn
die Mitglieder geeint auftreten. An der
Kampagne zum GAV Post 2021 können
sich die Post-Angestellten aktiv
beteiligen. Was wir heute erreichen,
verbessert das Leben der Mitarbeitenden
in den kommenden Jahren.
Interview: Matthias Loosli
syndicom.ch/gavpost
Überall in der Schweiz haben die Angestellten des Post-Konzerns ihre Anliegen formuliert. (© syndicom)
Darum geht es
Die Forderungen
syndicom fordert attraktive und soziale,
also menschliche Arbeitsbedingungen
bei der Post sowie die
Wertschätzung der Post-Mitarbeitenden.
Die Forderungen und Lösungsansätze
von syndicom sind
einsehbar unter:
syndicom.ch/gav post.
Was ist deine Einschätzung nach den
ersten Verhandlungsrunden?
Die Post beklagt seit Jahren die schwierigen
Marktverhältnisse und wie sie
mit der Digitalisierung kämpft. Das ist
teilweise nachvollziehbar. Aber: Will
die Post vorankommen, braucht sie
motiviertes Personal. Und wie motiviert
man sein Personal? Indem man
einen sicheren Arbeitsplatz mit attraktiven
Arbeitsbedingungen anbietet.
Genau das regelt der GAV.
Welche Bedeutung hat der Gesamtarbeitsvertrag
für die Mitarbeitenden?
Der GAV ist zentral. Er regelt nicht nur
die täglichen Arbeitseinsätze. Er wirkt
sich auch auf das Privatleben aus.
Wie meinst du das?
Ein Beispiel: Der GAV sichert, dass die
Arbeitspläne mindestens zwei Wochen
vor dem Einsatz bekannt sind.
Darauf müssen sich die Leute verlassen
können! Nur so können sie ihr Leben,
sei es Betreuung oder Freizeit,
verbindlich planen. Deshalb wirkt
sich der GAV auch auf das Privatleben
von allen und ihren Familien aus.
Können die Pöstler mit dem neuen
GAV auf Lohnerhöhungen hoffen?
Das sind keine Lohnverhandlungen.
Die finden jährlich in den drei Konzernbereichen
Post CH, PostFinance
und PostAuto statt. Im GAV regeln wir
das Lohnsystem, und das kann den
einzelnen Lohn beeinflussen. Ich achte
in den Verhandlungen darauf, dass
die Durchschnittslöhne mindestens
gleich bleiben. Und ich möchte Verbesserungen
bei den Einstiegs- und
Mindestlöhnen.
Langjährige Mitarbeitende beklagen,
dass ihnen im letzten GAV die Treueprämien
gestrichen wurden. Wirst du
diese zurückfordern?
Was man einmal aus der Hand gab, ist
schwierig zurückzufordern. Ich kenne
den Wunsch dieser verdienten Angestellten.
Ich will klaren Wein einschenken:
Einfach zum alten System
zurückzukehren, wäre unrealistisch.
Aber ich werde alles daran setzen,
Sein Vater war
Pöstler im Tessin:
Matteo Antonini,
Leiter Sektor
Logistik und
Mitglied der GL.
Die Menschen
Der GAV gilt für die zirka 35 000
Menschen, die für die fünf Konzernbereiche
PM, PL, PN, PA und
PF arbeiten. Sie werden in den Verhandlungen
vertreten durch eine
Person aus jedem Konzernbereich
(siehe Teamporträt Seite 4). Die
Delegation wird begleitet von den
drei Zentralsekretär*innen der Logistik:
Matteo Antonini, Sheila
Winkler und David Roth.
Die Kampagne
An der Kampagne für den GAV Post
2021 können sich die Post-Mitarbeitenden
zum ersten Mal direkt
beteiligen – egal ob Mitglieder oder
(noch) nicht. Gerade läuft eine
Postkarten-Aktion: Je mehr Karten
uns zugesendet werden, desto stärker
das Signal an die Post-Führung.
Und desto besser wird die Verhandlungsdelegation
die Forderungen
durchsetzen können! Mitmachen
lohnt sich also.
Aktuelle Infos
Der Newsletter informiert über den
neuesten Stand: abonnieren auf
syndicom.ch/gavpost. Wir informieren
auch via Presse, soziale Medien,
auf der Webseite und per
Flyer.
18 Arbeitswelt
Drei Gründe, warum syndicom-Mitglieder
die besseren Personalvertreter*innen sind. Sheila Winkler
Neu im Postkonzern:
Bezahlte PeKo-Arbeit
Gegenwärtig finden im ganzen Postkonzern
Wahlen in die Personalkommissionen
(PeKo) statt. Wir glauben:
syndicom-Mitglieder sind die besseren
PeKo-Mitglieder. Denn wir stellen
über regelmässige Kurse sicher, dass
sie gewerkschaftlich ausgebildet, informiert
und vernetzt sind.
Das müssen sie sein, denn die
PeKo-Arbeit ist anspruchsvoll und
aufwendig. Anspruchsvoll, weil man
in betrieblichen, rechtlichen und
menschlichen Fragen gefordert wird.
Und aufwendig, weil es im ständigen
Austausch mit den ArbeitskollegInnen
gilt, deren Anliegen aufzunehmen
und Lösungswege zu entwickeln, um
diese dann wirksam gegenüber der Arbeitgeberseite
zu vertreten. Dafür
müssen die periodischen Sitzungen
mit der Leitung gut vorbereitet werden.
Dies alles kostet Zeit. Zeit, die den
PeKo-Mitgliedern bisher kaum gewährt
wurde. Nun ist es uns gelungen,
eine Regelung zu erreichen, die es den
Personalvertreter*innen erlaubt, während
der bezahlten Arbeitszeit für die
PeKo tätig zu sein. Künftig wird dieses
Engagement mit bis zu 10 Prozent eines
Pensums bezahlt. Damit erhalten
die gewählten Vertrauensleute Zeit,
um ihre Rolle innerhalb des Betriebes
wahrzunehmen. Die neue Regelung
sollte bei den Standortleitern zusätzlich
zu einer höheren Akzeptanz der
PeKo-Arbeit führen. Sie tritt am 1. Januar
2020 in Kraft, wenn die frisch
gewählten Personalvertretungen konzernweit
ihre Arbeit beginnen.
Sheila Winkler
syndicom.ch/gavpost
Staatlich organisiertes
Sozialdumping
Die Bus-Chauffeure im Jura ringen um faire Löhne und Arbeitsbedingungen
– gegen den Plan der Regierung, in diesem wichtigen
Service public jedes Jahr 1 Million Franken zu sparen.
Die Chauffeure und Chauffeurinnen
im Jura sind besorgt: der Kanton hat
die Lizenzen sämtlicher Buslinien neu
ausgeschrieben, um jährlich eine Million
Franken zu sparen. Schon bei der
Bekanntgabe des Vorhabens im Sommer
2017 forderten sie deshalb, dass
für die Ausschreibungen die effektiven
Durchschnittslöhne herangezogen
werden sollten. Und dass die Unternehmen,
die Linien übernehmen
möchten, einer GAV-Pflicht unterstellt
werden. So wäre sichergestellt,
dass der Preiskampf nicht auf Kosten
des Personals ausgetragen wird.
Mittlerweile ist die Ausschreibung
erfolgt. Die jurassische Regierung ist
nicht auf die Forderungen der Chauffeur*innen
eingegangen, obwohl diese
durch eine Motion des jurassischen
Parlaments unterstützt wurden. Die
Stellungnahmen des zuständigen Ministers
David Eray lassen den Schluss
zu, dass die jurassische Regierung die
Anliegen der Chauffeur*innen nicht
respektieren will.
Auf die Befürchtungen der Fahrer
angesprochen, entgegnete Eray, er
könne den Unternehmen die Löhne
nicht vorschreiben, und überhaupt
dürfe er nicht auf die Motion eingehen,
weil er sich an übergeordnetes
Bundesrecht halten müsse. Das
stimmt allerdings nur zum Teil. Das
Bundesamt für Verkehr (BAV) empfiehlt
zwar als «branchenüblichen
Lohn» einen Mindestlohn, der rund
25 Prozent unter den tatsächlichen
Durchschnittslöhnen im Jura liegt –
doch gleichzeitig weist das BAV in seinen
Richtlinien ausdrücklich auf die
Möglichkeit hin, den Unternehmen
strengere Vorgaben zu machen. Zum
Nachteil der Chauffeure hat die jurassische
Regierung darauf verzichtet.
Die Familien kämpfen mit
Um auf ihren Kampf aufmerksam zu
machen, haben die Chauffeure schon
viel gemacht und einiges erreicht. Die
Motion fand im Parlament eine Mehrheit,
weil die Chauffeure 4000 Unterschriften
gesammelt hatten. Im September
hielten sie eine stark beachtete
Pressekonferenz ab, an der 150 Chauffeure
teilnahmen – mit ihren Familien.
Folgeaktionen sind geplant.
Dass die Familien eine aktive Rolle
übernehmen, hat seinen Grund. Lange
Arbeitstage mit unbezahlten Präsenzzeiten,
wechselnde Dienste und
Wochenendeinsätze erfordern von
den Familien viel Anstrengungen und
Flexibilität. Haben sie Kinder, macht
es diese Schichtarbeit fast unmöglich,
dass die Partnerin oder der Partner
ebenfalls einer Erwerbsarbeit nachgeht.
Unterstütze die Chauffeure und
ihre Familien, nimm teil an unserer
Petition!
Christian Capacoel
Unterstütze die Busfahrer*innen im Jura – unterzeichne unsere Petition! (© syndicom)
Zeige deine Solidarität:
syndicom.ch/stopdumping
«Diese Geschichte zeigt: Eine Umkehr der Kräfteverhältnisse
ist selbst bei einem mächtigen Arbeitgeber möglich.» Melina Schröter
19
Sozialplan für die 41 vom Matin
Schiedsgericht urteilte mit Signalwirkung: Entschädigungen
wurden stark erhöht, Tamedia zahlt die Verfahrenskosten.
Vierzehn Monate Kampf waren nötig,
aber er hat sich gelohnt. Ein Schiedsgericht
hat den 41 entlassenen Angestellten
von Le Matin endlich zu einem
anständigen Sozialplan verholfen. Mit
Entschädigungen zwischen 3 und 12
Monatslöhnen (statt der von Tamedia
vorgeschlagenen 0 bis 5 Monatslöhne)
bringt der Schiedsspruch eine Erleichterung.
Etwa zehn Personen erhalten
die maximale Entschädigung. Indem
alle Betroffenen mindestens 3 Monatslöhne
erhalten, berücksichtigt
das Gericht auch den immateriellen
Schaden einer Massenentlassung. Zur
Erinnerung: Im System von Tamedia
werden Entschädigungen nur so lange
ausgerichtet, bis eine neue Stelle gefunden
wird. Wer also sofort einen
neuen Arbeitsplatz hat, erhält nichts.
Und wer ohne Beschäftigung bleibt,
muss den Konzern, der ihn auf die
Strasse gestellt hat, jeden Monat wieder
um die Entschädigung bitten.
Der lange Kampf und sein Abschluss
kommen nicht nur den entlassenen
Angestellten von Le Matin zugute.
Der Entscheid des Schiedsgerichts
sendet auch eine wichtige Botschaft
an Tamedia, die nur ein Argument zur
Verteidigung ihres Sozialplans hatte:
Das haben wir immer so gehandhabt.
Der Konzern hatte sich in den Verhandlungen
damit begnügt, die Entschädigungsregelung
vorzulegen, die
er bereits bei jeder seiner – zu – vielen
Restrukturierungen angewendet hatte
– und damit das eigentliche Prinzip
Einigkeit, Mobilisierung und Ausdauer: damit
haben es die Leute vom Matin geschafft. (© syndicom)
einer Verhandlung mit Füssen getreten.
Dabei «vergass» Tamedia, dass sie
Anfang 2018 als Mehrheitsaktionärin
der SDA bei der Massenentlassung eines
Viertels der Redaktion einem weit
vorteilhafteren Sozialplan zugestimmt
hatte. Und blendete die 2009
beim Tages-Anzeiger und beim Bund
ausgehandelten Sozialpläne aus.
Doch trotz dem Druck der Westschweizer
Redaktionen, der «41 du Matin»,
von syndicom und Impressum gab der
Verleger nicht nach. Weitergehen! Es
gibt nichts zu verhandeln.
Das Schiedsgericht hat aber mit
seinem Entscheid für weit höhere Entschädigungen
eine sehr deutliche Botschaft
ausgesendet. Es bezeichnet den
nun beschlossenen Sozialplan als angemessen
in Anbetracht anderer Sozialpläne
und angesichts der Marktentwicklung.
Anders gesagt: Tamedias
Sozialplan war nicht angemessen. Der
Plan für die «41 du Matin» entsprach
weder der ausgezeichneten Finanzlage
des Unternehmens (129 Mio. Gewinn
2018) noch seiner sozialen Verantwortung
oder der schwierigen
Situation der Presse in der Romandie
und war ganz einfach inakzeptabel.
Und die Verantwortung für das Scheitern
der Verhandlungen wird klar dem
Medienkonzern zugewiesen, denn er
muss nun auch die Kosten des Verfahrens
vollständig übernehmen.
Dieser Schiedsspruch schafft einen
klaren Präzedenzfall. Zunächst
für den Arbeitskampf. Mit ihrer Weigerung,
den Sozialplan von Tamedia
zu akzeptieren, haben die «41 du Matin»
gezeigt, dass eine Umkehr des
Kräfteverhältnisses selbst bei einem
mächtigen Arbeitgeber möglich ist.
Voraussetzung: Einigkeit und Unterstützung
durch eine Gewerkschaft wie
syndicom. Aber auch die solidarische
Mobilisierung der übrigen Redaktionen
bis hin zum Streik war nötig.
Und dazu ist es ein Präzedenzfall
für die Ebene des Sozialplans, der
neue Standards für die Branche und
für Tamedia setzt. Bei künftigen Restruk
turie rungen täte der Verleger gut
daran, nicht wieder seine übliche Entschädigungsregelung
hervorzuholen.
Denn dieses Mal könnte er nicht sagen:
«Wir haben es immer so gehandhabt.»
Melina Schröter, Regionalsekretärin
Presse und elektronische Medien und
Mitglied der «41 du Matin»
syndicom.ch/branchen/presse
Medien stärker
fördern – aber nur
mit GAV!
Bundesrätin Sommaruga bringt als
neue Medienministerin frischen
Schwung in die Medienpolitik. Sie
setzt auf rasch umsetzbare Massnahmen,
um die Medien zu fördern.
syndicom unterstützt die Erhöhung
der indirekten Presseförderung
um 20 Millionen Franken. Die Posttaxen
für die Zustellung der Zeitungen
sollen billiger werden. Das ist richtig
so, denn trotz Digitalisierung kommt
der Presse bei der Versorgung mit
journalistischen Informationen und
bei der demokratischen Meinungsbildung
weiterhin eine wichtige Rolle zu.
Gleichzeitig müssen auch die Onlinemedien
gefördert werden. Sie haben
bei der Informationsversorgung eine
immer grössere Funktion und erreichen
vermehrt die Jungen. Die dafür
vorgeschlagenen 50 Millionen werden
der Medienvielfalt und der Qualitätsförderung
dienen.
ABER: Alle Fördergelder dürfen
nur denjenigen Anbietern offenstehen,
die faire Produktionsbedingungen
für unabhängigen Journalismus
sicherstellen: Gute Arbeitsbedingungen
mit anständigen Mindestlöhnen,
die im Gesamtarbeitsvertrag (GAV) geregelt
werden, und der Respekt der redaktionellen
Unabhängigkeit sind die
wichtigsten Voraussetzungen dafür.
Stephanie Vonarburg leitet die Branche Presse
und elektronische Medien und ist Mitglied der GL.
20 Arbeitswelt
«Nur Medienunternehmen, die für ihre Redaktionen einen
GAV haben, sollen öffentliche Fördergelder bekommen.»
Die Schweizer Demokratie
braucht bessere Medien
Medienförderung muss guten Journalismus fördern, nicht die
Aktionäre der Konzerne mästen. syndicom stellt Forderungen.
Ohne starke und kritische Medien gibt
es keine Demokratie. Sie kontrollieren
die Mächtigen und tragen zur Meinungsbildung
bei. Diese Funktion der
Medien ist in Gefahr. Früher finanzierten
Verlage den Journalismus mit
gedruckten Inseraten. Heute wandern
die Werbeetats ins Internet. Davon
profitieren monopolähnliche Medienkonzerne
wie Tamedia oder Ringier
mit ihren Online-Marktplätzen – und
Techgiganten wie Google, Amazon
und Facebook.
Seit 2011 haben die Zeitungen und
Zeitschriften jede fünfte Stelle gestrichen.
Fast 3500 Arbeitsplätze gingen
verloren. Viele Medienschaffende
wechselten in die Kommunikationsabteilungen
von Unternehmen und
Verwaltung. Wirtschaft und Politik
kontrollieren die News – statt umgekehrt.
Diese Trends wollen die Medienschaffenden
bei syndicom wenden. In
einem ersten Schritt haben sie im
Branchenvorstand jetzt die notwendigen
Weichenstellungen der Medienförderung
zu einem Grundsatzpapier
zusammengestellt. Öffentliche Förder
gelder müssen den Journalismus
fördern, nicht die Gewinne der Aktionäre.
Nur Medienhäuser, die für ihre
Redaktionen einen GAV abgeschlossen
oder über ihren Branchenverband
einem GAV angeschlossen sind, sollen
Medienförderung erhalten. Dies die
zentrale Forderung des Papiers. Gesamtarbeitsverträge
garantieren faire
Löhne und anständige Arbeitsbedingungen.
Sie sind Voraussetzung für
Qualität im Journalismus.
Mehr Vielfalt und Qualität
Weite Kreise der Bevölkerung informieren
sich noch immer über regionale
Printmedien. Gleichzeitig ist diese
Medienform wirtschaftlich stark unter
Druck geraten. syndicom fordert
deshalb, dass die indirekte Presseförderung
für die Lokal- und Regionalpresse
von 30 auf 50 Millionen Franken
aufgestockt wird. Damit sollen die
Stephanie Vonarburg,
Leiterin Presse und
Medien von syndicom,
tritt am SDA-Warnstreik
vom 26. 1. 18 für
eine starke Medienagentur
ein.
(© syndicom)
Zustelltarife für kleinere und mittlere
Print-Publikationen mit einer Auflage
von 1000 bis 40 000 Exemplaren verbilligt
werden.
Onlinemedien werden immer
wichtiger in der Informationsvermittlung.
Wo ein öffentliches Interesse besteht,
kann die öffentliche Hand helfen,
diese Medienform zu finanzieren.
Dafür soll der Bund vorerst den nicht
verteilten Überschuss aus der Abgabe
für Radio und Fernsehen einsetzen.
Die vom Bundesrat vorgeschlagenen
50 Millionen Franken jährlich sind ein
guter Ausgangspunkt.
SDA in eine Stiftung verwandeln
Die Schweiz braucht eine dreisprachige
Nachrichtenagentur, die aus allen
Kantonen über Politik, Wirtschaft,
Kultur, Alltag und Sport berichtet. Die
heutige Keystone-SDA hat jedoch
einen Konstruktionsfehler: Sie ist im
Besitz der grossen Verleger und der
SRG, welche gleichzeitig ihre Kunden
sind. Als Besitzer verlangen sie Gewinne.
Als Kunden drücken sie gleichzeitig
die Tarife. Darunter leidet die
Qualität. Es braucht einen Konstruktionswechsel:
Eine Service-public-
Agentur muss durch eine öffentliche
Stiftung getragen werden, je hälftig
kontrolliert durch Bund und Kantone
einerseits, durch die Medienakteure
(Verleger, Radiostationen, Fernsehsender
und Arbeitnehmende) andererseits.
Der Gewinnabschöpfung und
dem zerstörerischen Spardruck durch
die Aktionäre muss ein Riegel
geschoben werden.
Nur mit diesen Massnahmen entsteht
unter den neuen Gegebenheiten
eine Medienlandschaft, welche die
Bevölkerung nach journalistischen
Gesichtspunkten mit verlässlichen Informationen
versorgt.
Marco Geissbühler und
Stephanie Vonarburg
syndicom.ch/branchen/presse und:
emek.admin.ch
Sichere Arbeit in
der Pflege
Dieses Jahr fand der zwölfte Welttag
für menschenwürdige Arbeit (WFMA)
am 7. Oktober statt. An diesem Tag
wird allgemein mobil gemacht dafür,
dass eine Arbeit in Würde und die
Menschen im Mittelpunkt staatlicher
Wirtschaftspolitik stehen. Am diesjährigen
Aktionstag wurden die
Regierungen und die multinationalen
Firmen aufgefordert, in die Pflegebranche
zu investieren. Die Arbeitgeber
sollen qualifiziertes Personal
anstellen, um ein sicheres Arbeiten zu
ermöglichen.
Christy Hoffman, Generalsekretärin
von UNI Global Union, erklärte:
«Wir nutzen diesen Welttag, um auf
die Privatisierung im Pflegesektor aufmerksam
zu machen. Wir wollen, dass
die wichtigsten Akteure in diesem Bereich
und die multinationalen Unternehmen
menschenwürdige Arbeitsbedingungen
garantieren.»
Der Leiter von UNICARE, Adrian
Durtschi, betonte: «Die häusliche Pflege
ist der am schnellsten wachsende
Sektor der globalen Wirtschaft. Wir
müssen gewährleisten, dass die beschäftigten
Personen angemessene
Arbeitsbedingungen haben. Mit Tarifverhandlungen
können wir dem
Lohndumping-Wettlauf der Arbeitgeber
entgegentreten.»
bit.ly/2NfeN8T
«Die neuen Techniken dürfen den Schutz der Arbeitenden
und ihre Zeitautonomie nicht aushebeln.» Lena Allenspach
21
Schrei vor Glück: Retouren von
Zalando jetzt mit GAV geschnürt
Es gibt Tage, da passt nichts. Die Hose
ist zu eng, der Rock ist zu weit. Das
Muster sah online auch besser aus.
Also zurück zum Absender. Das ist der
natürliche Verlauf von Bestellungen
bei Zalando – jedenfalls das, was die
Kundin und der Kunde sieht. Das Zurückschicken
wird auch möglichst
einfach gemacht und ist gratis. Dieser
für die Konsument*innen ersichtliche
Ablauf ist jedoch nur ein Bruchteil
der langen Wertschöpfungskette im
E-Commerce.
Auspacken, einpacken. Zwischen Bergen von
Zalando-Paketen bei MS Direct (© Jens Friedrich)
Die Mauer der Intransparenz
Chinas Huawei-Konzern riskiert mit seiner Absage an die Sozialpartnerschaft
in der Schweiz viel. Wir nehmen das nicht hin.
Unbekannte Fulfillment-Branche
Der digitale Wandel bringt neue Arbeitsformen
hervor und integriert
bestehende Tätigkeitsfelder in neue
Arbeitsprozesse. Wir sind mit diesem
Umstand in allen Branchen konfrontiert.
Seien dies Online-Versandhäuser,
Crowdworking-Plattformen oder
urbane Kurierdienstleistungen.
Die gewerkschaftlichen Herausforderungen
bleiben aber dieselben:
Höhere Umsätze und allfällige Profite
durch gesteigerte Produktivität dürfen
nicht auf Kosten der materiellen
und sozialen Sicherheit der Arbeitenden
gehen. Die neuen, technologisch
bedingten Möglichkeiten der flexiblen
Arbeitszeitgestaltung dürfen den
Schutz der Arbeitnehmenden und ihre
Zeitautonomie nicht aushebeln. Unternehmen
dürfen sich nicht in gesetzlichen
Graubereichen bewegen.
Darum müssen die neuen Arbeitsmodelle
reguliert werden. Und dies
geschieht nach wie vor am besten, indem
die Arbeitnehmenden einem
Gesamtarbeitsvertrag unterstellt werden.
Was passiert, nachdem das Paket
zurückgeschickt wurde? Es muss ausgepackt,
kontrolliert und neu verpackt
werden. Eines der Unternehmen, die
diese Tätigkeit des sogenannten Fulfillment
für Zalando und andere Versandhäuser
erbringen, ist die MS Direct
AG mit Hauptsitz in St. Gallen. Die
Firma ist die führende Schweizer Fullservice-Anbieterin
für über 300 inund
ausländische Unternehmen. In
den vergangenen drei Jahren hat syndicom
mit MS Direct einen Gesamtarbeitsvertrag
(GAV) erarbeitet. Er tritt
am 1. Januar 2020 in Kraft. Basis und
Anspruch des Vertrags ist es, die Löhne
und Arbeitsbedingungen des Unternehmens
schrittweise zu verbessern.
Zudem haben wir mit diesem
GAV soziale Mindest-Bedingungen im
E-Commerce eingezogen, die nun als
Standard in der Branche sozialpartnerschaftlich
vorangebracht werden
sollen.
Der erste Stein ist gelegt
E-Commerce boomt. Allein im Jahr
2018 verzeichnete er ein Wachstum
von zehn Prozent. Mit dem neuen GAV
MS Direct ist der erste Stein gelegt, um
auch in diesem Sektor gute Arbeitsbedingungen
zu sichern. Und die Mitbestimmung
der Arbeitnehmenden
zu gewährleisten.
Lena Allenspach
Mehr über Zalando auf Youtube:
Bit.ly/2mVnziW
Und ein GAV regelt weit mehr als Lohn
und Ferien, er besiegelt ein ganzes Geflecht
von Respekt und Austausch. Die
Manager*innen sollten bedenken,
welches Risiko sie eingehen, wenn sie
ihre Belegschaft vor den Kopf stossen.
Elf Jahre liegt die Firmengründung
von Huawei Schweiz nun zurück. Unterdessen
sind auch ehemalige Sunrise-Mitarbeitende
Teil der Belegschaft
des chinesischen Mega-
Konzerns. Die Übernahme dieser qualifizierten
Berufsleute brachte ein gewerkschaftliches
Ziel wieder auf die
Tagesordnung: einen eigenständigen
Gesamtarbeitsvertrag bei Huawei.
Huawei marschiert: die Belegschaft einer Fabrik
beim Morgentraining in Songshan Lake. (© Huawei)
Doch Huawei torpediert Bestrebungen
für eine Sozialpartnerschaft
mit einer undurchsichtigen Hinhaltetaktik.
Ständig wechseln die Ansprechpersonen,
Termine können
nicht wahrgenommen werden. Und
nun kam die Hiobsbotschaft: Huawei
sieht angeblich keinen Bedarf für
einen Gesamtarbeitsvertrag.
Mit dieser Haltung schadet der
Weltkonzern nicht nur den Arbeitnehmenden
bei Huawei, sondern sendet
auch falsche Signale gegenüber der
Mitkonkurrenz aus, die einem Gesamtarbeitsvertrag
unterstellt ist.
Huawei selbst erklärt zwar, sich an die
branchenüblichen Lohn- und Arbeitsbedingungen
halten zu wollen – ohne
sozialpartnerschaftliche Beziehung
kann dies jedoch nicht überprüft werden.
Von Transparenz keine Spur.
Dieser GAV steht den Arbeitenden zu!
Sollen die Grossunternehmen der
Branche tatsächlich mit einer Firma
zusammenarbeiten, die eine intransparente
Personalpolitik betreibt und
deren Mutterkonzern ein zwiespältiges
Verhältnis zu den Menschenrechten
pflegt? Gerade im Hinblick auf die
internationalen Schlagzeilen, die
Huawei momentan liefert, ist diese
Frage alles andere als belanglos.
syndicom wird die Absage nicht tatenlos
hinnehmen, sondern mit den
Be troffenen aktiv werden, damit sie
endlich erhalten, was ihnen schon
lange versprochen wurde: einen
Gesamt arbeitsvertrag.
Lena Allenspach
syndicom.ch/branchen/telecom
22 Politik
Auf dem Weg zu einer
neuen Ethik
Luciano Floridi, Professor
für Philosophie und Ethik
der Information am Internet
Institute der Universität Oxford,
prägte den Begriff des
«Inforg».
Floridi zufolge hat die
Technologie mit der zunehmenden
Macht der Netzwerke
zur Geburt eines neuen
Menschentypus geführt, des
Informationsorganismus,
kurz «Inforg»: eine Entität,
die sich aus Informationen
zusammensetzt – denen, die
wir im Netzwerk austauschen,
und denen des sozialen
Bereichs. Er lebt in der
«Infosphäre».
Hier ist ein Auszug aus
seiner Rede an der Konferenz
«Digital Switzerland» vom
2. September in Basel.
Text: Luciano Floridi, übersetzt von
Marc Rezzonico
Foto: Ian Scott
Der Raum, den wir uns teilen, besteht
immer mehr aus Daten und
Dingen, Digitalem und Analogem,
Software und Materie. Dieses besondere
Lebensumfeld ist vergleichbar
mit jenem eines Mangrovenbaums,
der dort wächst, wo sich kühles, süsses
Flusswasser und warmes, salziges
Meerwasser mischen. Unsere
Gesellschaft entwickelt sich unter
ähnlichen Bedingungen, und alle
richten sich darin ein.
Schaut eure Küche an: Sie ist
ein bisschen analog, ein bisschen
digital, besteht aus Materie und
aus Informatik, ihr redet dort mit
Gadgets wie Alexa, um Musik zu hören,
ihr wascht Gemüse mit Wasser
aus der Leitung. Willkommen in der
Info sphäre. Daten, überall in unserem
Alltag und jederzeit. Man ist
ständig on- und offline.
In diesem Umfeld gibt es viele
Fragestellungen. Eine davon ist die
Künstliche Intelligenz (KI), die sich
auf vielerlei Arten beschreiben und
definieren lässt. Wir verzichten hier
darauf und sagen einfach, dass man
KI erkennt, wenn man ihr begegnet.
Eine Definition ist nicht nötig.
Der Bruch zwischen Mensch und
Maschine
In der Infosphäre erzeugen wir
jeder zeit Daten, viele Daten. Mit
ihnen lässt sich die Welt konfigurieren,
damit KI und Roboter erfolgreich
funktionieren können. Hier
liegt der Bruch zwischen Mensch
und Maschine. Die meisten unserer
heutigen Probleme kommen nicht
daher, dass wir Roboter schaffen,
sondern daher, dass diese Maschinen,
obwohl sie nicht intelligent
sind, dennoch Dinge für uns erledigen
können – und besser als wir.
Dieser Bruch führt zu Risiken
und zu Chancen. Einige sind offensichtlich,
andere weniger. Sie können
in drei Kategorien eingeteilt
werden. Die «guten» Chancen von KI
ermöglichen es den Menschen, sich
zu entfalten, ihre Fähigkeiten und
Produkte zu verbessern oder den gesellschaftlichen
Zusammenhalt zu
fördern. Die «schlechten», d. h. der
Missbrauch von KI, führen zu einer
Abwertung der menschlichen Fähigkeiten,
zu einer Aushöhlung der
menschlichen Verantwortung und
Kontrolle und gar einer Beschränkung
unserer Fähigkeit zur Selbstbestimmung.
Klare Regeln für die Bewältigung
der Zukunft
Drittens gibt es auch die Chancen,
die unterschätzt werden. Von Politiker*innen
und an der Gesetzgebung
beteiligten Personen, die aus Angst
vor Fehlern nicht tätig werden.
Ganze Branchen und Technologieund
Wirtschaftsbereiche werden
nicht von Gesetzen erfasst, andere
nur annähernd. Das ist inakzeptabel.
Es braucht Spielregeln, die von
allen eingehalten werden müssen.
Und um diese Spielregeln festzulegen,
müssen ethische Überlegungen
angestellt werden.
Einen Fussballmatch beginnt
man nicht ohne Regeln. Die Gesichtserkennung
oder der Einsatz
von Drohnen im Krieg werden nicht
ohne Regeln eingeführt, etc.
In allen Bereichen braucht es
Diskussionen darüber, was wir
für richtig oder falsch halten oder
für gut oder schlecht befinden.
Man möchte zum Beispiel, dass die
Multis diese Regeln einhalten.
Manchmal ist zu hören, dass
uns die digitalen Technologien
dümmer machen. Im Vergleich
wozu denn genau? Wir haben zwei
Weltkriege hinter uns, den Nationalsozialismus,
Konzentrationslager
… Wir haben die Erde so weit
zerstört, dass unser Ökosystem und
unsere Zukunft in Gefahr sind. Es
ist schwierig, dümmer zu sein als
frühere Generationen!
Wir brauchen ein neues Projekt.
Wir haben nun einen neuen
Lebens raum. Wir haben eine neue
Kraft: KI. Die Ethik kann den Bruch
zwischen Mensch und Maschine
verhindern. Es braucht deshalb eine
gute Governance zur Gestaltung der
Zukunft der Arbeitswelt – und jetzt
auch der Zukunft der Erde.
Die Website von Luciano Floridi (englisch):
philosophyofinformation.net
23
Wir machen eigentlich keine Prophezeiungen, aber eines ist sicher:
Die Welt in 20 Jahren wird ganz anders sein als unsere.
Wie wird die Gewerkschaft funktionieren? Unser Autor Marc Rezzonico
hat drei Visionen – zwischen Warnruf und Enthusiasmus.
«Die Arbeit ist weder menschlicher
noch tierischer Natur.
Sie ist maschineller Natur.
Sie ist die Maschine in uns.
Alles, was mit Arbeit zu tun hat,
wird irgendwann von Maschinen
übernommen.»
Dies sagt Dastan Akerlane, der Protagonist der Kurzgeschichte «coÊve 2051» von
Norbert Merjagnan (aus dem Sammelband «Le Bal des Actifs», 2016).
Es ist so: Maschinen, Roboter und ihre digitalen Brüder – Algorithmen, Bots und
andere Software – übernehmen immer mehr Arbeit. Vor allem solche mit hohem
Anteil an Repetition. Die Konsequenzen für die Arbeitnehmenden kennen wir gut.
Die Welle der Digitalisierung strömt aber nicht nur in eine Richtung, Digitalisierung
ist nicht nur elitär oder antidemokratisch. Sie bietet Möglichkeiten in alle
Richtungen.
Sollten die Gewerkschaften jetzt nicht neue Strategien und Handlungsmöglichkeiten
ausarbeiten, um die Arbeitnehmenden tatkräftig zu unterstützen? Und
welche?
Vision 1
Im Jahr 2039 wird die Kontaktperson
bei syndicom nicht mehr ein Berater
oder eine Regionalsekretärin sein,
sondern ein Bot. Ein automatischer
Software-Agent, der mit Computerservern
interagiert. Sein Zweck:
juristische Kämpfe zur Verteidigung
der Mitglieder. Es wird bei syndicom
2039 also keine Jurist*innen und
keinen Rechtsdienst mehr geben.
Die Gesetze sind für Menschen zu
kompliziert geworden.
Andere digitale Agenten unterstützen
die Mitglieder bei der Stellensuche,
der Weiterbildung, bei Gesuchen
um staatliche Beiträge, der Steuererklärung,
bei den Lohnverhandlungen
mit Arbeitsplattformen und so weiter.
Die Mitarbeitenden von syndicom
2039 können sich ganz den Aktionen,
den Kampagnen und dem Erhalt von
Gemeinschaftsgefühl und Solidarität
unter den Arbeitnehmenden widmen.
Sie werden sich um die Kultur und die
Werte der Arbeit, ihre Bedeutung für
Identität und Gesellschaft kümmern.
Vision 2
Da aber die Unternehmen sich letztlich
über die erstrittenen Gerichtsurteile
hinwegsetzen können und da auch die
oben skizzierte digitale Infrastruktur
für syndicom unerschwinglich ist,
erfindet die Gewerkschaft ... eine
Kryptowährung: den synDinar.
Bekanntlich kann jeder und jede
ihre eigene digitale Währung erschaffen,
sicher und nützlich für die
eigenen Zwecke. Dazu braucht es nicht
einmal Banken. Was den synDinar von
allen bis dahin erschaffenen Währungen
unterscheiden würde, wäre sein
sozialer und kooperativer Wertzuwachs.
Mit einem solchen Mechanismus
ausgestattet, wird der Wert des
synDinar steigen, wenn er in kooperativen
Projekten eingesetzt wird:
Investieren 100 Personen 100 synDinar
in ein gemeinsames Projekt, zum
Beispiel eine neue Arbeitsplattform,
so wird ihr Börsenwert automatisch
12 000 statt 10 000 synDinar betragen.
Sänke die Anzahl Teilnehmender oder
Menschen, die die Plattform unterstützen
oder betreiben, auf 20, so
verlören der synDinar und die Plattform
massiv an Wert. Die Konzentration
von Kapital wäre von keinerlei
Interesse mehr! Der synDinar wäre
eine «Kampfwährung», die Gemeinschaftsunternehmen
und die Verteilung
des Wohlstands fördern würde.
Vision 3
Fehlen aber nicht nur die Finanzmittel,
sondern auch die Tech-Kenntnisse
zur Schaffung von digitalen Rechtsagenten
oder einer Kryptowährung,
wird sich syndicom in der Schaffung
und Koordination von Orten für
Austausch, Tauschhandel und Kreation
betätigen. Orte ausserhalb der Sphäre
der Tech-Konzerne, welche die
Menschheit steuern. Orte, die in
städtischen Gebieten entstehen,
die uninteressant geworden sind,
oder auch ausserhalb der Städte, in
ländlichen Räumen.
Dort werden Möbel gegen Gemüse,
Babysitten gegen Lesekurse, Soja-
Steaks gegen Code-Zeilen, Pflegedienste
gegen Handwerk getauscht.
Es werden Erziehungsmodelle,
Mobilität und Kultur geteilt und
ausgetauscht. In FabLabs werden
Gebrauchsgüter hergestellt. Die
meisten Menschen suchen sich keine
Arbeit mehr, sondern erfinden sich
selber neu. Diese Orte könnten für
80 Prozent der Bevölkerung von
Bedeutung sein. Sie könnten die
Abwanderung in die Städte stoppen,
ein egalitäres Bildungssystem
schaffen, die Familie, die humanistische
Kultur erhalten und vielleicht
sogar ... den Service public!
24 Politik
Rund 100 Interviews und 1000 Fragebögen: Eine grosse
Studie gibt Auskunft über Frauen und Männer, die sich
für die Arbeit in der Gewerkschaft entschieden haben.
Gleichstellung in den
Gewerkschaften:
Durch die gläserne Decke
Immer mehr Frauen, mehr
Konfessionslose und mehr
Hochschulabsolvent*innen –
das sind drei der wichtigsten
Trends, die in einer faszinierenden
«Röntgenaufnahme»
der Gewerkschaften in der
Schweiz deutlich werden.
Text: Fabrice Bertrand
2011 bis 2016 arbeiteten sechs Forscherinnen
und Forscher unter der
Leitung von Olivier Fillieule, Vanessa
Monney und Hervé Rayner der
Universität Lausanne* an einem
umfangreichen Forschungsprojekt
im Auftrag des Bundesrates, der
eine kritische Reflexion über den
Stand der Gleichstellung der Geschlechter
in der Schweiz lancieren
wollte.
Ausgehend von typischen Ungleichheiten
in der Arbeitswelt (Entlohnung,
Diskriminierung, Ausbildung,
Weiterbildung) untersuchten
sie die Gleichstellungspolitik der
Gewerkschaften, und zwar sowohl
in der Aussenwirkung als auch intern,
bei den Gewerkschaften als Arbeitgebern.
Jetzt ist ein Teil der Studie
als Buch erschienen, das allein
die interne Dimension der Gleichstellungspolitik
beleuchtet.
Laufbahnen
Engagement
Häufig lernt man den Beruf am Arbeitsplatz,
durch «Learning by
Doing». Man muss sich die nötigen
Fertigkeiten aneignen, um den vielfältigen
Aufgaben gerecht zu werden:
Leiten von Sitzungen, Rechtsberatung,
Verhandlungen,
Mobilisierung der Arbeitnehmenden
… In der Praxis begegnet man
oft Krisensituationen wie Kündigungen,
mit denen man umgehen
muss. Viele der befragten Sekretär*innen
sprechen aber von ihrer
Berufstätigkeit als «Berufung». In
den Arbeitskämpfen vertreten sie
ihre persönlichen Überzeugungen.
Der sehr hohe Einsatz belastet mitunter
das Familienleben.
Machtkämpfe
Die Studie zeigt die Geschlechterverhältnisse
in den Gewerkschaften
auf – einem historisch stark männlich
geprägten Umfeld. Frauen müssen
ihren Platz darin finden, was
Machtkämpfe mit sich bringt. Vorerst
sind Frauen stärker in den Organisationen
des tertiären Sektors
– im Vergleich z. B. mit dem Bauwesen
oder Handwerk – vertreten,
aber auch im administrativen Bereich
der Gewerkschaften. Gleichstellungspolitiken
bilden eine der
Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.
«Ich gehöre
in die
Gewerkschaft»
3 Fragen an Catherine Tabary,
Regionalsekretärin
syndicom.
Catherine Tabary
(© Neil Labrador)
Weshalb bist du Gewerkschaftssekretärin
geworden?
Seit dem Start meiner beruflichen
Laufbahn 1979 habe ich mich stets
für meine Kolleginnen und Kollegen
eingesetzt, für den Respekt und
die Wertschätzung ihrer Arbeit.
So habe ich verstanden, dass mein
Platz in einer Gewerkschaft sein
sollte. Ich engagierte mich zum Beispiel
in meinem früheren Betrieb
als Präsidentin der Personal kommission
für meine Kolleg*innen,
damit sie bei einer Restrukturierung
einen Sozialplan erhielten.
Ich kämpfte auch dafür, dass das
Unternehmen unabhängig bleibt
und nicht übernommen wird. Das
hat mich geprägt.
Wie hast du diesen Beruf erlernt?
In den Lehrgängen zur Gewerkschaftssekretärin
mit Fachausweis,
in der Praxis und mit der Unterstützung
der Kolleginnen und Kollegen.
Ein Blick auf die Laufbahnen zeigt
eine grosse Vielfalt an Berufsprofilen.
Trotz der manchmal unterschiedlichen
Werdegänge zeichnen
sich Trends ab. Zunächst einmal
stammen die Befragten hauptsächlich
aus der Arbeiter- oder Mittelschicht.
Oft sind sie die Ersten in
der Familie, die eine höhere Ausbildung
absolviert haben. Die Anzahl
der Frauen steigt. Zudem geht ein
gewerkschaftliches Engagement
häufig mit einer Nähe zu Linksparteien
einher, wo sich ein Repertoire
gemeinschaftlicher Aktionen findet:
Dazu gehört die Nutzung der direktdemokratischen
Instrumente wie
des Referendums- oder des Initiativrechts.
Aktueller Stand
Diese Realitäten verändern sich in
den Gewerkschaften unterschiedlich
stark. Die Autor*innen stellen
aber fest, dass sich die gläserne Decke
trotz des höheren Frauenanteils
in der Gewerkschaftsbasis und der
langsam wachsenden Anzahl der
Frauen in Führungspositionen zu
halten scheint. Ein Rätsel, das man
rasch lösen möchte. Mit ihrer Fülle
an Informationen ist diese Analyse
ein wertvolles Instrument für alle
Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter.
* Le métier et la vocation de syndicaliste,
Antipodes, 2019.
Gibt es einen typischen Arbeitstag?
Eigentlich nicht! Es sind immer
viele verschiedene Aufgaben zu erledigen:
Man beantwortet Anrufe
von Mitgliedern, besucht Kolleginnen
und Kollegen an ihrem Arbeitsplatz,
hört sich Probleme an, die
danach auf kollektiver Ebene gelöst
werden, man erklärt die Rolle der
Gewerkschaft und die Bedeutung
der Gesamtarbeitsverträge, motiviert
Arbeitnehmende zum Gewerkschaftsbeitritt
...
Catherine Tabary triffst Du im RS Lausanne an,
wo sie für den Sektor ICT zuständig ist.
Recht so!
25
Lieber Rechtsdienst,
ich arbeite von Montag bis Freitag (8 Uhr bis 17 Uhr) in einer
Grafikagentur. Meine Vorgesetzte ruft mich häufig nach
Feierabend auf meinem Geschäftshandy an. Darf sie das?
Muss ich das Geschäftshandy überhaupt abnehmen? Muss
ich sie noch am selben Abend zurückrufen?
Diese abendlichen Telefonate können auch länger dauern,
manchmal mehr als zwei Stunden. Welche Konsequenzen
muss ich erwarten, wenn ich mich weigere, nach Feierabend
geschäftliche Telefongespräche in diesem Ausmass
zu führen?
Diese Woche hat mir meine Vorgesetzte um 23 Uhr eine
E-Mail geschickt, mit den Unterlagen für eine Sitzung am
nächsten Tag, damit ich mich vorbereite. Ich habe eine
Nachtschicht eingelegt. War ich dazu verpflichtet?
Antwort des syndicom-Rechtsdienstes
In der Schweiz ist das «Recht auf Abschalten»
gesetzlich nicht verankert.
Dennoch muss der Arbeitnehmer
für den Arbeitgeber grundsätzlich
nur während der definierten Arbeitszeiten
verfügbar und erreichbar sein.
Ausnahmen können vertraglich vereinbart
werden oder in Notfällen
geboten sein. Verlangt ein Arbeitgeber
ohne vertragliche Abrede und
ausserhalb von Notfällen, dass ein
Arbeitnehmer nach Feierabend erreichbar
ist, kann dies verweigert
werden. Besteht eine vertragliche
Verpflichtung, während Zeiten ausserhalb
der Arbeitszeit erreichbar zu
sein, ist diese Rufbereitschaft zu
entschädigen.
Die Weigerung ist rechtmässig, wenn
die Gespräche ausserhalb vertraglich
definierter Zeitfenster erfolgen und
es sich nicht um Notfälle – also Ausnahmen
– handelt. Verlange zudem,
dass dir solche ausserordentlichen
Einsätze als Arbeitszeit gutgeschrieben
und entlohnt werden, gegebenen falls
mit Überstundenzuschlag.
Käme es im Extremfall zu einer
Kündigung, wäre diese schwer missbräuchlich.
syndicom würde dich
juristisch unterstützen und deine
Rechte auch vor Gericht durchsetzen.
Gemäss Arbeitsgesetz ist Nachtarbeit
– zwischen 23 Uhr und 6 Uhr – ohne
Bewilligung untersagt. Deine Vorgesetzte
darf dir dennoch auch nach
23 Uhr eine E-Mail schicken, aber sie
kann nicht verlangen, dass du sie umgehend
bearbeitest. Hier ist auch die
Eigenverantwortung der Arbeitnehmer
gefragt: Kontrolliere deine geschäftlichen
E-Mails ausschliesslich
während deinen Arbeitszeiten oder
vertraglich definierten Zeit fenstern,
aber sicher nicht am Abend spät. Du
bist ja nicht der CEO, oder? Bei Unsicherheiten
nimm Kontakt mit uns
auf: Wir beraten dich und helfen dir!
syndicom.ch/rechtso
26 Freizeit
Tipps
Alle einsteigen, bitte!
Aus unserem Angebot stellen wir dir
hier einige Kurse vor, für die du keine
grossen Vorkenntnisse benötigst,
die dich aber einen grossen Schritt
weiterbringen können.
Die sehr beliebten Besuche im
Berner Bundeshaus mit syndicom
werden fortgesetzt. Der letzte organisierte
Besuch dieses Jahres findet
am 9. Dezember statt und wird von
unserer IG Jugend veranstaltet, mitkommen
können alle Mitglieder,
egal, wie alt.
Geboten wird unter anderem ein
Blick von der Zuschauertribüne auf
das Geschehen vor Ort, Gespräche
mit ausgewählten Nationalrät*innen
und ein Apero auf der spektakulären
Galérie des Alpes. Schnell anmelden
auf my.syndicom.ch!
Auch der Movendo-Computerkurs
für Einsteiger*innen ohne Vorkenntnisse
findet dieses Jahr noch
einmal statt, vom 4. bis 6. Dezember
in Bern. Der Kurs im Wert von 1380
Franken (für Nichtmitglieder, inkl.
Kost, jedoch ohne Logis) ist für dich
als Mitglied kostenlos. Behandelt
werden Windows 10 und die
Office-Programme von Microsoft
von Anfang an: Von der Bedienung
des Computers bis zum Erstellen
von Texten und Rechnungen in 3
Tagen!
Das Bildungsinstitut Helias bietet
ebenfalls Anfängerkurse an. Der
Tageskurs Photoshop für Einsteiger
bietet dir einen fundierten Einstieg
in Themen wie Bildauflösung, Retusche
und Komposition.
Hier werden einige allgemeine
Kenntnisse vorausgesetzt. Details
dazu auf my.syndicom.ch. Der Kurs
läuft am 13. November im Publi-College
in Burgdorf, also nicht mehr
lange zuwarten.
Das Bildungs-Programm für das
Jahr 2020 wird derzeit zusammengestellt,
wir werden zu gegebener Zeit
die Werbetrommel rühren!
© ekz
Elektrizität – von magischen
Spielereien bis zur E-Mobilität
Die Elektrizitätswerke des Kantons
Zürich (EKZ) sind ein selbständiges,
öffentlich-rechtliches Unternehmen
und zu 100 Prozent im Besitz des
Kantons Zürich. Im Besucherzentrum
«Stromhaus Burenwisen» führen
die EKZ ein Technikmuseum.
Das Besondere hier: Die Fachleute
der EKZ führen Gruppen selber
durch die Räume und Zeiten, stehen
Rede und Antwort.
Die Besucher*innen erwartet im
Stromhaus eine Auswahl historischer
Elektroapparate aus mehr als
100 Jahren, etwa der erste elektrische
Geschirrspüler. Anhand von
spannenden Experimenten erfahren
Besucher physikalische Zusammenhänge
der Stromproduktion. Persönlich
und kompetent werden Fragen
beantwortet: Wie wird das
Stromnetz der Zukunft aussehen?
Wo steht die Elektromobilität? Und
wie entwickeln sich Leuchtmittel?
Gleichzeitig ist es ein verlockendes
Ausflugsziel: Das Stromhaus Burenwisen
im Glatttal bei Glattfelden
liegt inmitten idyllischer Landschaft
und lädt zum Spazieren und
Verweilen ein. Zahlreiche Velo- und
Wanderwege ermöglichen erlebnisreiche
Ausflüge.
Der Besuch ist möglich für Gruppen
ab 10 und bis 35 Personen. Auf
die Interessenlage der jeweiligen
Gruppe wird eine besondere Führung
zugeschnitten und individuell
vorbereitet. Anmeldung ist deshalb
unerlässlich. Die Führungen inklusive
Imbiss dauern zwischen einer
und zwei Stunden, sie sind kostenlos.
Das Stromhaus Burenwisen in
Glattfelden ist in nur 5 Minuten
Gehdistanz hervorragend mit der
S-Bahn erschlossen.
Starke Worte für die
Zukunft des Menschen
© xxxxxxxxxxxxxxx
Dieses Buch ist ein Akt des Widerstands,
warnt sein Autor Paul
Mason, dem wir schon den Bestseller
«Postkapitalismus» verdanken.
Widerstand gegen die Wirtschaftslehre,
die zu einer Religion
geworden ist. Aber es ist kein akademischer
Essay gegen den Neoliberalismus.
Mason begleitet uns durch
die grossen Schlachten der nahen
Zukunft: Eine Technologie, die Wissens-
und Machtgefälle verschärft,
Algorithmen, die uns in Tastaturzombies
verwandeln, der langsame
Zerfall der Demokratie.
Der Autor bringt Beispiele, die
von «Blade Runner» über Louise Michel
bis hin zum Geplauder seiner
Freunde im Pub von Leigh gehen.
Unwiderstehlich. Mason schlägt bessere
Technologien und andere Gesetze
vor, um den Menschen wieder
ins Zentrum der Weltanschauung zu
rücken. Denn wir Menschen haben,
was die Maschinen nicht haben: Die
Fähigkeit, in einem Team zu arbeiten,
die Vorstellungskraft, die Sprache
und die Technik. Gegen die
Macht müssen wir wir unsere physischen
Körper stellen, unsere alten
«Säcke aus Knochen und Fleisch».
Sie sind unsere ultimative Waffe.
Schauen wir nur, was ein schwedisches
Mädchen mit einem Plakat
und einer einfachen Protestaktion
erreicht hat, jeden Freitag, anstatt
zur Schule zu gehen …
(Giovanni Valerio)
Infos und Anmeldung zu allen Kursen
immer auf my.syndicom.ch
Anmeldung der Gruppe: 058 359 19 11 oder
ekz.ch/stromhaus
Paul Mason: Klare, lichte Zukunft.
Suhrkamp 2019. CHF 38.50
1000 Worte
Ruedi Widmer
27
28 Bisch im Bild Stets präsent in der sich verändernden Arbeitswelt, aktiv in einer Welt (die sich
verändern muss) hat syndicom den Westschweizer Tag der Typografie und das
Weltformat Graphic Design Festival mitorganisiert. Und wir waren auch an der
grossen Klimademo vom 28. September in Bern.
1
2 3
4
5
1, 3, 4 Momentaufnahmen der 17. Ausgabe des Westschweizer Tags der
Typografie in Nyon am 28. September. (© Pierre-Antoine Grisoni)
2 Das Weltformat Graphic Design Festival fand am 29. September
im Kulturzentrum Neubad – einem ehemaligen Hallenbad –
in Luzern statt. (© Suzanne Castelberg)
5 Vom 20. bis 22. September war syndicom in Zürich an der Seite ihrer
neuen Mitglieder – der Velokurier*innen – aus der ganzen Schweiz bei
der Schweizerischen Meisterschaft der Velokuriere. (© Dominik Dietrich)
6, 7, 9 «Klima des Wandels»: Unter diesem Motto marschierten
fast hunderttausend Personen zum Bundesplatz in Bern.
(© Sergio Ferrari)
8 Nicht die Engel werden den Planeten retten:
Wir müssen uns darum kümmern, jetzt! (© Patrizia Mordini)
29
7
6
8
9
30
Aus dem
Leben von ...
Zoe Sutter: «Mir macht die Klimakrise
Angst. Wir dürfen nicht mehr warten!»
Zoe Sutter, 2000 geboren, lernt Buchhändlerin.
Schon als Kind hat sie viel
gelesen. Verwandte haben ihr empfohlen,
als Buchhändlerin zu schnuppern –
sie hat sich sofort in den Beruf
verliebt. Eine Lehrstelle fand sie bei
einer kleinen Zürcher Buchhandlung.
Sie liest hauptsächlich Fantasy und
Science Fiction. 2019 ist sie Mitglied
der syndicom geworden. Zoe Sutter
engagiert sich auch politisch, sie ist
im Aargauer Juso-Vorstand aktiv.
Text: Dominik Fitze
Bild: Severin Nowacki
«Wir müssen die Politik
zum Handeln zwingen»
«In meinem Umfeld ist die Klimakrise
ein grosses Thema. Das erste Mal,
dass ich von ihr und den Folgen gehört
habe, war in der achten Klasse.
Für eine Projektarbeit habe ich viel
darüber gelesen und recherchiert –
und rasch wieder verdrängt. So geht
es vielen: Sie wissen eigentlich, wie
schlimm es um das Klima steht, wollen
es aber lieber wieder vergessen.
Ernsthafter damit beschäftigt
habe ich mich, als es mit den Klimastreiks
in der Schweiz losging. Es
kann doch nicht sein, dass wir die
Lebensgrundlage zukünftiger Generationen
zerstören. Ich will eine
Welt, die noch in hundert Jahren
lebenstauglich und lebenswert (!) ist,
doch das können wir nur erreichen,
wenn wir sofort beherzt handeln.
Deshalb beteilige ich mich an den
Klimastreiks.
Aus den Streiks ist längst eine
globale Bewegung von Menschen geworden,
die eine Zukunft für unsere
Gattung wollen. Menschen, die wütend
auf eine Politik sind, die diese
schlimme Lage zugelassen und erst
ermöglicht hat. Menschen, die wissen,
wie schlimm es steht, aber die
Hoffnung nicht aufgeben. Wie mein
14-jähriger Bruder, der seine halbe
Klasse für die Klimademos mobilisiert.
Auch an meiner Berufsschule
sind die Streiks ein Thema. Als wir
im Frühling für eine Klassenreise
nach Berlin flogen, sind einige wegen
des Fliegens nicht mitgegangen.
Nächstes Jahr geht es nach Wien und
für unsere Lehrpersonen war sofort
klar, dass wir mit dem Zug hinfahren.
Seit Mai können wir in der Schule
ein Gesuch einreichen, um an den
Klimastreiks teilzunehmen.
Gerade wir Buchhändler*innen
merken, wie das Interesse am Thema
steigt: Immer mehr Bücher zur
Klimakrise werden verkauft und die
Reaktionen auf ein thematisches
Schaufenster sind gross. Viele junge
Menschen belastet die Klimakrise
stark. Mir persönlich macht sie
Angst. Es ist beklemmend: Die Temperaturen
steigen, ebenso der
Meeres spiegel. Bereits jetzt gibt es
Millionen Menschen, die wegen der
Klimakrise ihre Heimat verlieren.
Täglich sterben 200 Tierarten aus.
Doch das ist erst der Anfang, vieles
liegt noch im Ungewissen. Mit jedem
weiteren Jahr, das wir mit Zuwarten
verbringen, statt zu handeln, sinkt
unsere Chance, die Klimakatastrophe
noch abzuwenden.
Deshalb müssen wir die Politik
zum Handeln zwingen – mit Streiks,
Demonstrationen, zivilem Ungehorsam.
Die Lösungen sind eigentlich
seit Jahren bekannt, jetzt geht es um
ihre Umsetzung. Wir müssen Alternativen
schaffen, nicht Verbote. Alternativen,
die allen zugänglich sind
und nicht nur denen, die genug Geld
haben. Ein grosses Problem bei der
Umsetzung ist unser System, das seine
Existenz auf Umweltverschmutzung
und Ausbeutung aufgebaut hat.
Damit die Politik uns endlich
hört, gehe ich auf die Stras se, wieder
und wieder, wie an der grossartigen
Klimademo vom 28. September.»
Climatestrike.ch
Impressum
Redaktion: Sylvie Fischer,
Giovanni Valerio, Marc Rezzonico
Tel. 058 817 18 18, redaktion@syndicom.ch
Mitarbeit: Rieke Krüger
Porträts, Zeichnungen: Katja Leudolph
Fotos ohne Copyright-Vermerk: zVg
Layout, Korrektorat und Druck: Stämpfli AG, Bern
Adressänderungen: syndicom, Adressverwaltung,
Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern
Tel. 058 817 18 18, Fax 058 817 18 17
Inserate: priska.zuercher@syndicom.ch
Abobestellung: info@syndicom.ch
Abopreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen. Für
Nichtmitglieder: Fr. 50.– (Inland), Fr. 70.– (Ausland)
Verlegerin: syndicom – Gewerkschaft
Medien und Kommunikation, Monbijoustr. 33,
Postfach, 3001 Bern
Das syndicom-Magazin erscheint sechsmal im Jahr.
Ausgabe Nr. 14 erscheint am 13. Dezember 2019
Redaktionsschluss: 11. November 2019.
31
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Mägenwil. Der Gutschein unserer
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32 Inter-aktiv
syndicom social
Endlich!02.09.2019
@SergiooFerrari – Das Schiedsgericht hat
über den Sozialplan für die 41 entlassenen
Mitarbeitenden von Le Matin entschieden!
Die Forderungen der «41 du Matin» werden
endlich anerkannt und sie erhalten angemessenere
Entschädigungen!
#41duMatin #Tamedia #LeMatin
#Sozialplan
Solidarität mit den
Chauffeur*innen im Jura12.09.2019
Der Jura schreibt sämtliche konzessionierten
Buslinien aus. Damit will er 1 Million Franken
pro Jahr sparen. Für die betroffenen
Chauffeur*innen birgt dies grosse Risiken.
Zeige dich solidarisch unter: syndicom.ch/
stopdumping
Digitaltag 201903.09.2019
Am 3. September fand der dritte
nationale Digitaltag mit schweizweit
über 270 000 BesucherInnen und
300 Aktivitäten statt.
Digitalswitzerland wird zusammen
mit einem Konsortium von Wissenschaftler*innen
die Ergebnisse aus
den Diskussionen an diesem Event
analysieren.
«Der Kollege Roboter» ist online September 2019
Das Magazin 12 widmet sich der Entwicklung der KI
und dem Arbeiten «mit und für» Roboter.
Jetzt online unter: syndicom.ch/mitgliederservice/
syndicom-magazin. Werft einen Blick hinein!
@syndicom_de26.07.2019
Wenige Social-Media-
Spezialist*innen bei den
Schweizer Parteien26.09.2019
Nur Grüne, GLP, SP und BDP beschäftigen
Personen, die sich allein
um Social Media kümmern. CVP und
FDP haben keine.
Erstaunlich in unserer Zeit … oder
etwa nicht? (Quelle: swissinfo.ch)
Ein Urteil folgt dem anderen. Wann überdenken
#Deliveroo, #UberEats und Co.
ihr Geschäftsmodell? Alle Foodkuriere
unter den Kurier-GAV, jetzt!
Roland Kreuzer @RoKreuzer24.09.2019
Frank Werneke ist gewählt als neuer Vorsitzender
von ver.di: Herzliche Glückwünsche von syndicom!
@syndicom_de @_verdi
Festival di Internazionale a Ferrara Oktober 2019
Wieder war syndicom am Festival der Zeitung Internazionale
in Ferrara mit hochklassigen Filmen und Journalist*innen
von überall. Mehr auf unserer Facebook-Seite.
Jonathan Progin @jprogin22.10.2019
Crazy: Das Management von #GoogleZurich wollte ein
Info-Treffen über Gewerkschaften in der Schweiz im
Zürcher Google-Büro verhindern. Heute Montag fand es
trotzdem statt, organisiert von Google-Mitarbeitenden
und geleitet von @syndicom_de. Quelle: vox.com
Mit uns auf Kurs September 2019
Ob im Beruf, in deiner Gewerkschaftsarbeit
oder in deiner persönlichen
Entwicklung – mit Weiterbildung
kommst du voran. Für alle Mitglieder
sind die Kurse unseres hauseigenen
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kostenlos oder stark vergünstigt!
Programm und Anmeldung:
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