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Erfolg Magazin Ausgabe 6-2019

ILKA BESSIN: Die Frau, die Cindy aus Marzahn war JOACHIM GAUCK: Keine Toleranz für Intoleranz JEANETTE BIEDERMANN: Musik und Liebe HARALD GLÖÖCKLER: Bleib dir selbst treu! MICAELA SCHÄFER: Das nackte Leben TOKIO HOTEL: Erfolgsstory

ILKA BESSIN: Die Frau, die Cindy aus Marzahn war
JOACHIM GAUCK: Keine Toleranz für Intoleranz
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TOKIO HOTEL: Erfolgsstory

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Einstellung<br />

LÖSEN SICH<br />

PROBLEME<br />

IM SCHLAF?<br />

Von Uli Funke<br />

Bilder: Depositphotos/Rawpixel<br />

Eigentlich sollte Bernd eine Lösung<br />

für ein Softwareproblem<br />

finden. Beim Team-Meeting<br />

am Morgen hatte ihm der<br />

Chef klar zu verstehen gegeben,<br />

er erwarte bis Mittag ein Ergebnis.<br />

Jetzt ist Mittag, doch als der Chef das<br />

Büro von Bernd betritt, ist er gerade in<br />

ein Nickerchen vertieft. Der Chef rastet<br />

aus und brüllt: „Glaubst Du, die Probleme<br />

lösen sich im Schlaf?“<br />

Komplexe Entscheidungen stellen uns immer<br />

wieder vor Herausforderungen. Wenn<br />

wir mehr als zwei, drei Parameter zu berücksichtigen<br />

haben, stößt unsere kognitive<br />

Leistungsfähigkeit schnell an ihre Grenze.<br />

Es gibt mutige Behauptungen, dass eine<br />

kurze geistige Pause oder gar ein kurzes<br />

Nickerchen am Arbeitsplatz da positive<br />

Effekte hätten und danach Konzentration,<br />

Denkvermögen und Entscheidungsfähigkeit<br />

steigen. Ist das tatsächlich so?<br />

Bei jeder einzelnen Erfahrung, die wir<br />

machen, und auch jeder Entscheidung,<br />

die wir treffen, arbeiten unterschiedliche<br />

Regionen im Gehirn zusammen. Diese<br />

Gehirnaktivität ist für jede Situation spezifisch<br />

und erzeugt messbare neuronale<br />

Muster. Wenn wir uns danach an getroffene<br />

Entscheidungen und erlebte Erfahrungen<br />

erinnern, sind die gleichen Aktivitätsmuster<br />

im Gehirn messbar. Beim<br />

Lernen und Erinnern spielt der Hippocampus<br />

eine zentrale Rolle. Das ist ein Bereich<br />

im inneren Rand der Großhirnrinde,<br />

der der Form eines Seepferds ähnelt.<br />

Forscher haben untersucht, was genau in<br />

Ruhephasen nach Entscheidungsprozessen<br />

im Hippocampus passiert und wie<br />

Schlaf die Merkfähigkeit des Gehirns<br />

verbessert. Doch schauen wir erst mal darauf,<br />

wie eigentlich Problemlösungsprozesse<br />

im Gehirn ablaufen.<br />

Am leistungsfähigsten<br />

ist unser<br />

Aufmerksamkeitsbewusstsein<br />

dann,<br />

wenn es sich voll<br />

und ganz auf eine<br />

Sache konzentrieren<br />

kann.<br />

Wie schon erwähnt, ist unser Denken<br />

schnell überfordert, wenn eine Situation<br />

auch nur mäßig komplex wird.<br />

Dies hängt mit der äußerst beschränkten<br />

Verarbeitungskapazität unseres<br />

Arbeitsgedächtnisses und der damit<br />

zusammenhängenden Konzentrationsfähigkeit<br />

zusammen. Man kann nur<br />

ungefähr fünf einfache Dinge im Kopf<br />

behalten und nicht mehr als zwei Vorgänge<br />

gleichzeitig intensiv verfolgen.<br />

Selbst das ist schon schwer. Danach<br />

nimmt die allgemeine Aufmerksamkeit<br />

drastisch ab, und man muss mit seinem<br />

Fokus hin und her springen. Am<br />

leistungsfähigsten ist unser Aufmerksamkeitsbewusstsein<br />

dann, wenn es<br />

sich voll und ganz auf eine Sache konzentrieren<br />

kann.<br />

Unser Gehirn verfügt aber daneben über<br />

eine zweite Möglichkeit, Probleme zu lösen,<br />

nämlich das Vorbewusstsein. Hier liegt unsere<br />

Intuition. Die Fähigkeit zur Verarbeitung<br />

komplexer Informationen ist in diesem<br />

Bereich wesentlich größer als die unseres bewussten<br />

Arbeitsgedächtnisses. Die im Vorbewusstsein<br />

gespeicherten Informationen<br />

und laufenden Arbeitsprozesse sind dem<br />

aktuellen Bewusstsein aber nicht zugänglich.<br />

Wir können sie nicht wahrnehmen. Jeder<br />

von uns kennt aber die entsprechenden<br />

Situationen, gerade in Unternehmen. Man<br />

tüftelt an der Lösung eines Problems oder<br />

einer komplexen Entscheidungssituation.<br />

Der Verstand arbeitet unter Vollast. Etwa<br />

40 Prozent unseres Energieverbrauchs werden<br />

in solchen Situationen nur allein vom<br />

Gehirn verbraucht. Doch so sehr man auch<br />

nach der Lösung sucht, sie will einem nicht<br />

einfallen. Und dann, beim Joggen, unter der<br />

Dusche oder beim Abendessen ist der Einfall<br />

plötzlich da.<br />

Natürlich ist dies nicht zwingend gegeben.<br />

Das scheinbare Aufgeben führt nicht garantiert<br />

zur intuitiven Lösung, aber gerade<br />

die „Genialität“ mancher Lösungen ist eng<br />

verbunden mit dem Einfluss von Intuition.<br />

Interessanterweise vermitteln intuitive Entscheidungen<br />

im Gehirn auch einen höheren<br />

Grad an Zufriedenheit als analytische Entscheidungen.<br />

Forscher vermuten den schon<br />

bekannten Belohnungseffekt dahinter. Unser<br />

Gehirn belohnt uns mit körpereigenen<br />

Hirnbotenstoffen, den Neurotransmittern,<br />

wenn wir Energie sparen. Alten, bewährten<br />

Gewohnheiten zu folgen oder die Problemverarbeitung<br />

von Verstand auf Intuition<br />

umzuschalten ist energetisch sparsamer.<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 06/<strong>2019</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

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