WIRTSCHAFT+MARKT Herbst/Winter 2019/2020
WIRTSCHAFT+MARKT ist die Printausgabe, die zweimal jährlich erscheint und das W+M eMag - das Internetmagazin - und die W+M NEWS - den Wochenreport - ergänzt.
WIRTSCHAFT+MARKT ist die Printausgabe, die zweimal jährlich erscheint und das W+M eMag - das Internetmagazin - und die W+M NEWS - den Wochenreport - ergänzt.
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INNOVATION<br />
POLITIK<br />
KÖPFE<br />
GESELLSCHAFT<br />
HERBST<br />
WINTER<br />
<strong>2019</strong><br />
<strong>2020</strong><br />
50MACHER<br />
DER OSTDEUTSCHEN<br />
WIRTSCHAFT<br />
MÄRKTE<br />
SO EXPORTIERT<br />
DER MITTELSTAND<br />
30. Jahrgang | Deutschland 6,50 €<br />
ENERGIE<br />
BATTERIE ODER<br />
BRENNSTOFFZELLE<br />
POLITIK<br />
FOLGEN DER<br />
AFD-STÄRKE
EDITORIAL<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 3<br />
ENGAGIERTE<br />
KÖPFE<br />
Titel: Rudall30 - Freepik.com, Foto: Torsten George<br />
Karsten Hintzmann<br />
Chefredakteur<br />
KH@WundM.info<br />
Knapp elf Monate lagen zwischen dem und Ausblick zugleich. Stellvertretend<br />
Mauerfall am 9. November 1989 und dem für die vielen Unternehmerpersönlichkeiten,<br />
die den fünf neuen Ländern und<br />
Vollzug der deutschen Einheit am 3. Oktober<br />
1990. Vor 30 Jahren befand sich eine Berlin ihren Stempel aufgedrückt haben,<br />
Region, die noch DDR hieß, mit ihren rund porträtieren wir 50 Frauen und Männer,<br />
16 Millionen Einwohnern in einem Umbruch die mit ihren Firmen für Erfolg stehen und<br />
mit damals unkalkulierbaren Folgen. Heute, die sich darüber hinaus für ihre Regionen<br />
drei Jahrzehnte später, erinnern sich viele engagieren – als wichtige Auftraggeber für<br />
Zeitzeugen in unzähligen Veranstaltungsformaten<br />
an die turbulenten Wendemonate. sozialer Projekte oder als Unterstützer von<br />
Mittelstand und Handwerk, als Förderer<br />
Kultureinrichtungen und Sportvereinen.<br />
In jener Zeit wurde übrigens auch unser Magazin<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> aus der Taufe Etliche dieser „Köpfe“ können Sie bald<br />
gehoben. Seither beobachtet und reflektiert persönlich treffen – auf dem nächsten Ostdeutschen<br />
Wirtschaftsforum (OWF). Dafür<br />
unsere Redaktion die Entwicklung des<br />
ostdeutschen Unternehmertums. Allerdings sollten Sie sich den 15. und 16. Juni <strong>2020</strong><br />
wollen wir Sie in diesem Jubiläumsjahr<br />
vormerken. An diesen Tagen findet das OWF<br />
nicht mit einem Übermaß an Rückblicken bereits zum fünften Mal in Bad Saarow<br />
erschöpfen. Natürlich gilt unser Respekt der statt. Gemeinsam mit Spitzenpolitikern<br />
Lebensleistung all jener, die sich zum Ende des Bundes, den ostdeutschen Ministerpräsidenten<br />
und Wirtschaftsministern,<br />
der DDR hin in die Unwägbarkeiten der bis<br />
dato unbekannten Marktwirtschaft stürzten,<br />
eigene Firmen gründeten oder ehemals und dem einen oder anderen hochrangigen<br />
Wissenschaftlern, Machern der Wirtschaft<br />
volkseigene Betriebe übernahmen. Etliche Überraschungsgast soll in dem märkischen<br />
dieser Wirtschaftspioniere sind auf ihrem Kurort über wichtige Zukunftsthemen der<br />
Weg gescheitert. Aber wesentlich mehr neuen Bundesländer debattiert werden.<br />
Vertreter dieser Gründergeneration haben<br />
sich am Markt durchgesetzt und zählen Eine Frage wird dort mit Sicherheit eine<br />
heute zu den kleinen und großen regionalen<br />
Leuchttürmen, die so wichtig für das die schlechte Stimmung im Osten, die der<br />
Rolle spielen: Was muss getan werden, um<br />
wirtschaftliche Wachstum zwischen Ostsee AfD bei den letzten Wahlen so große Stimmengewinne<br />
brachte, nachhaltig zu drehen?<br />
und Thüringer Wald sind.<br />
Einige Antworten finden Sie bereits in diesem<br />
Magazin – aus berufenem Munde, von<br />
Diesen Machern der ostdeutschen<br />
Wirtschaft widmen wir unsere Titelgeschichte<br />
(ab Seite 40). Sie ist Rückblick dentin Manuela Schwesig (ab Seite<br />
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsi-<br />
36).<br />
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<br />
VINUM DEUTSCHER SEKT<br />
AWARD 2018<br />
VERANSTALTUNGS-<br />
HÖHEPUNKTE<br />
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WWW.SCHLOSS-WACKERBARTH.DE
INHALTSVERZEICHNIS <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 5<br />
W+M TITEL<br />
50 Macher der ostdeutschen<br />
Wirtschaft 40<br />
TITEL 40<br />
50 Macher der ostdeutschen Wirtschaft<br />
W+M INNOVATION<br />
Foto: ScanHaus Marlow GmbH, InfraLeuna GmbH, Fotograf Matthias Wuttig, ALBA Group/Amin Akhtar, HPI/Kay Herschelmann, Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH, Micas AG, Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH, Fotograf Michael Deutsch<br />
Neue Ideen für mehr<br />
Nachhaltigkeit 10<br />
Schnell wachsende<br />
Unternehmen im Osten 14<br />
Durch Kompetenz die<br />
Digitalisierung im Mittelstand<br />
vorantreiben 17<br />
Wie Mecklenburg-Vorpommerns<br />
Digitalisierungsminister Christian<br />
Pegel sein Land bis 2023 mit<br />
Breitband erschließen will 20<br />
W+M ENERGIE<br />
Vier führende Energiemanager<br />
positionieren sich zu den Themen<br />
Klimawandel und Energiewende:<br />
Stefan Dohler (EWE AG), Dr. Stephan<br />
Lowis (enviaM), Dr. Alexander<br />
Montebaur (E.DIS AG) und Bodo<br />
Rodestock (VNG AG) 24<br />
W+M INTERNATIONALE<br />
MÄRKTE<br />
Michael Kotzbauer, Bereichsvorstand<br />
bei der Commerzbank,<br />
über die Internationalisierung<br />
des ostdeutschen Mittelstands<br />
und die Konflikte im<br />
Welthandel 30<br />
INNOVATION 10<br />
Neue Ideen für mehr Nachhaltigkeit<br />
Friedemann Kunz<br />
Dr. Christof Günther<br />
Sybille Kaiser<br />
Prof. Dr. Christoph Meinel<br />
Dr. Eric Schweitzer<br />
W+M POLITIK<br />
Katja Hillenbrand<br />
Im Interview:<br />
Mecklenburg-Vorpommerns<br />
Ministerpräsidentin<br />
Manuela Schwesig über den<br />
Absturz der Volksparteien,<br />
die Stimmung in<br />
Ostdeutschland und die Folgen<br />
des AfD-Aufschwungs 34<br />
Davos des Ostens: Ausblick<br />
auf das Ostdeutsche<br />
Wirtschaftsforum <strong>2020</strong> 37
6<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
INTERNATIONALE 30<br />
MÄRKTE<br />
So agiert die ostdeutsche Exportwirtschaft<br />
in Krisenzeiten<br />
INTERVIEW 34<br />
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin<br />
Manuela Schwesig spricht über<br />
den Absturz der Volksparteien und die Folgen<br />
des AfD-Aufschwungs<br />
W+M TITEL<br />
50 Macher der ostdeutschen<br />
Wirtschaft – Familienunternehmer,<br />
Inhaber oder angestellte Manager<br />
aus den fünf neuen Ländern und<br />
Berlin, die über den Tellerrand der<br />
eigenen Firma hinausblicken 40<br />
ENERGIEWENDE 24<br />
Vier Energiemanager erläutern ihre Positionen zum<br />
Klimawandel<br />
W+M GESELLSCHAFT<br />
Berlin Capital Club –<br />
weltweit daheim 68<br />
Mode – Britenlook für kühle Tage 70<br />
Gelebte Partnerschaften:<br />
Uhren und Automobile 72<br />
Von der Freude, eine Freude<br />
zu machen: Präsentideen von<br />
Schloss Wackerbarth 75<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
Das Ostdeutsche Unternehmermagazin<br />
Ausgabe: <strong>Herbst</strong>/<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/<strong>2020</strong><br />
Redaktionsschluss: 22.10.<strong>2019</strong><br />
Verlag: W+M Wirtschaft und Markt GmbH<br />
Friedrichstraße 171, 10117 Berlin<br />
Tel.: 030 505638-00<br />
info@wirtschaft-markt.de<br />
redaktion@wirtschaft-markt.de<br />
www.wirtschaft-markt.de<br />
Herausgeber/Geschäftsführer:<br />
Frank Nehring, frank.nehring@wirtschaft-markt.de<br />
Chefredakteur:<br />
Karsten Hintzmann, karsten.hintzmann@wirtschaft-markt.de<br />
Autoren: Geraldine Graf, Katrin Kleeberg, Beate Lecloux,<br />
Jörg K. Ritter, René Sadowski, Matthias Salm, Ron Uhden<br />
Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in<br />
diesem Magazin auf eine durchgehende, geschlechtsneutrale<br />
Differenzierung (z. B. Teilnehmer/Teilnehmerinnen)<br />
verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der<br />
Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter.<br />
Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und<br />
beinhaltet keine Wertung.<br />
Service: Abo- und Anzeigenverwaltung sowie Marketing<br />
und Vertrieb, info@wirtschaft-markt.de<br />
Layout & Design:<br />
Möller Medienagentur GmbH, www.moeller-mediengruppe.de<br />
Druck: Silber Druck oHG, ISSN 0863-5323<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur<br />
mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht<br />
mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos<br />
übernehmen wir keine Haftung.<br />
Premiere vor exklusiver<br />
Kulisse – Arena Polo Masters<br />
in Heiligendamm 78<br />
Cloud-Experte – sieben Fragen<br />
an Fabian Mahr 80<br />
Unsere Experten –<br />
Ihre Ratgeber 82<br />
W+M WEITERE BEITRÄGE<br />
Editorial 3<br />
Impressum 6<br />
Foto: Bild von Jan Paulussen auf Pixabay
Foto: © sdecoret – stock.adobe.com<br />
Zuschüsse für Stromspeicher<br />
in Ihrem Zuhause<br />
Ihr bestehendes oder geplantes Eigenheim verfügt über eine Photovoltaikanlage<br />
und soll energieautarker werden? Sie planen den Einbau eines Stromspeichers?<br />
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Gehen Sie online und erfahren Sie mehr!<br />
www.ilb.de
8<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
W+M IMAG<br />
W+M IMAG<br />
DAS INTERNETMAGAZIN<br />
Aktuelle News unter<br />
wirtschaft-markt.de und<br />
der wöchentliche<br />
Newsletter W+M NEWS<br />
ergänzen das W+M IMAG<br />
DIE BEITRÄGE DIESER AUSGABE FINDEN<br />
SIE NOCH AUSFÜHRLICHER IN UNSEREM<br />
INTERNETMAGAZIN.<br />
Foto: Designed by Freepik
W+M IMAG <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 9<br />
AKTUELLE BEITRÄGE RUND<br />
UM DIE WIRTSCHAFT<br />
Aktuelle Interviews, Konjunkturberichte, Reports zu Unternehmen, herausragende<br />
Preisträger, Expertenrat und mehr zum Lesen, Markieren, Kopieren,<br />
Weiterleiten. So funktionieren zeitgemäße Medien für Vertreter der<br />
Wirtschaft, die wenig Zeit haben, aber einen guten Überblick brauchen.<br />
Die Konjunktur fest im Blick<br />
Der ifo-Geschäftsklimaindex für die<br />
ostdeutsche Wirtschaft erscheint monatlich<br />
und wird durch die Trendberichte<br />
und Konjunktureinschätzungen von<br />
Branchen- und Unternehmerverbänden<br />
sowie den Kammern ergänzt.<br />
Macher im Interview<br />
Die Ministerpräsidenten und Wirtschaftsminister der neuen Länder und Berlin sind regelmäßig<br />
zu Gast bei <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong>. Ebenso Vorstandsvorsitzende, Vorstände und<br />
Geschäftsführer wichtiger Unternehmer aus unserem Wirtschaftsraum.<br />
Ein Überblick zum Nachlesen:<br />
Wirtschaft genauer besehen<br />
Branchen und Unternehmen berichten<br />
über aktuelle Ereignisse und Entwicklungen.<br />
Außergewöhnliche Unternehmer<br />
und Preisträger werden vorgestellt.<br />
Rankings werden recherchiert und<br />
publiziert.<br />
Vertreter aus der Politik (Auswahl)<br />
• Die Ministerpräsidenten Manuela Schwesig (Mecklenburg-Vorpommern), Michael<br />
Kretschmer (Sachsen), Bodo Ramelow (Thüringen), Dr. Reiner Haseloff (Sachsen-<br />
Anhalt), Dr. Dietmar Woidke (Brandenburg) und Michael Müller (Berlin)<br />
• Die Wirtschaftsminister Harry Glawe (Mecklenburg-Vorpommern), Prof. Armin<br />
Willingmann (Sachsen-Anhalt), Prof. Jörg Steinbach (Brandenburg)<br />
• Christian Pegel, der Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung<br />
des Landes Mecklenburg-Vorpommern<br />
Experten helfen weiter<br />
Foto: W+M, Privat<br />
Wirtschaftsvertreter (Auswahl)<br />
• Dr. Robert Hermann, Geschäftsführer GTAI Germany Trade & Invest<br />
• Bodo Rodestock, Vorstand Finanzen und Personal, VNG AG<br />
• Fabian Mahr, Geschäftsführer Mahr EDV<br />
• Michael Kotzbauer, Bereichsvorstand Mittelstandsbank Mitte/Ost der Commerzbank AG<br />
• Gerold Jürgens, Geschäftsführer IRB Iso-Rüst-Bau GmbH und Präsident<br />
des Unternehmerverbandes Vorpommern<br />
• Dr. Stephan Lowis, Vorstandsvorsitzender der enviaM<br />
• Dr. Alexander Montebaur, Vorstandsvorsitzender der E.DIS AG<br />
• Stefan Dohler, EWE-Vorstandsvorsitzender<br />
• Dr. Ulrich Müller, Generalbevollmächtigter für Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />
Der Kreis der W+M-Experten<br />
wird immer größer.<br />
• Prof. Florian Stapper –<br />
der Insolvenzexperte<br />
• Beate Lecloux – die Modeund<br />
Stilberaterin<br />
• Ronald Haffner –<br />
Steuerberater und<br />
Buchrezensent<br />
• Ron Uhden –<br />
der Experte<br />
für Uhren<br />
und Juwelen
10<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
INNOVATION<br />
Neue Ideen<br />
für mehr<br />
Nachhaltigkeit<br />
150 innovative Unternehmen<br />
stellte <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> im<br />
Heft 1/19 vor. Eine Auswahl der<br />
Besten. Doch es gibt noch weit<br />
mehr Erfinder und Tüftler in der<br />
ostdeutschen Wirtschaft. Gerade<br />
im Bereich der Umwelttechnik treibt<br />
der Wunsch nach Müllvermeidung,<br />
Energieeffizienz und Ressourcenschonung<br />
das Innovationsgeschehen.<br />
Nachfolgend stellen wir fünf Unternehmen,<br />
deren Technolo gien von sich<br />
reden machen sowie eine aktualisierte<br />
Liste mit inzwischen 170 hoch innovativen<br />
Firmen aus den neuen Ländern vor.<br />
VON MATTHIAS SALM<br />
Eine Weltneuheit aus Schkopau – das versprechen<br />
die Entwickler der Equipolymers GmbH im Schkopauer<br />
ValuePark. Hier im Industrieareal der Dow Olefinverbund<br />
GmbH arbeitet der Kunststoffspezialist gegenwärtig mit<br />
Hochdruck an Viridis 25. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt<br />
sich ein lebensmittelechtes Polyethylenterephthalat (PET)<br />
mit bis zu 25 Prozent chemisch recyceltem PET. Ein so hoher<br />
Rezyklat-Anteil aus chemischem Recycling wäre weltweit<br />
einmalig, so die Schkopauer. An dem traditionellen Chemiestandort<br />
hat das Unternehmen jüngst einen zweistelligen<br />
Millionenbetrag in die Umstellung von fossilen Rohstoffen auf<br />
Rezyklate investiert. Viridis 25 soll den europäischen Richtlinien<br />
für Lebensmittelkontakt entsprechen und kann sowohl in der<br />
Getränkeflaschenproduktion als auch im Thermoformen eingesetzt<br />
werden.<br />
Die Produktionsanlagen der Equipolymers GmbH in Schkopau.<br />
Hinter der Equipolymers GmbH steht die internationale EQUATE<br />
GROUP, ein Joint Venture des US-Chemieriesen Dow und des kuwaitischen<br />
Petrochemiekonzerns PIC sowie weiterer kuwaitischer<br />
Partner. Die Entwicklung des Verfahrens wird maßgeblich auch vom<br />
Getränkeproduzenten Coca-Cola befördert. Der US-Multi setzt große<br />
Erwartungen in das chemische Recycling. Es nährt die Hoffnung, aus<br />
jeglichem PET-Abfall wieder lebensmitteltaugliches PET herstellen zu<br />
können. Gegenwärtig wetteifern Unternehmen mit verschiedenen chemischen<br />
Reinigungstechnologien darum, sie für den Einsatz im industriellen<br />
Maßstab weiterzuentwickeln.<br />
Während in Schkopau internationale Konzerne neuartige Recycling-Technologien<br />
auf den Weg bringen, ist die DENKweit GmbH aus Halle (Saale) ein<br />
typisches Start-up. Die Ausgründung des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur<br />
von Werkstoffen und Systemen IMWS gewann jüngst den IQ Innovationspreis<br />
Mitteldeutschland im Cluster Automotive. Die jungen Unternehmer<br />
haben Methoden für eine effiziente Qualitätskontrolle in der Produktion von<br />
Foto: Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH, Fotograf Michael Deutsch
INNOVATION<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 11<br />
Foto: Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH, Fotograf Michael Deutsch<br />
Batteriezellen und Solarmodulen erforscht –<br />
wichtig beispielsweise für die Umrüstung der<br />
Fahrzeugproduktion auf Elektromobilität.<br />
Bisher werden Batteriezellen stichprobenartig<br />
in Prüflaboren analysiert. Die Lösung aus Halle<br />
hilft dagegen, Batteriezellen kontaktlos und in<br />
Echtzeit auf Anomalien zu untersuchen. Das<br />
Prinzip: Der Stromfluss in einer Zelle erzeugt<br />
ein charakteristisches Magnetfeld, welches<br />
sich bei elektrischen Defekten verändert. Diese<br />
Abweichungen spürt die DENKweit-Technologie<br />
mithilfe eines Sensors auf.<br />
Gegründet haben das Unternehmen Dr.<br />
Dominik Lausch, Dr. Kai Kaufmann und Markus<br />
Patzold. Der Vorteil ihrer Innovation: Einerseits<br />
kann die Qualitätsprüfung von Batteriezellen<br />
flächendeckend bereits während der Produktion<br />
durchgeführt werden, andererseits haben<br />
die Gründer eine Kombination von maschinellem<br />
Lernen und simulationsgestützter Analyse<br />
entwickelt, die vermag, mögliche Defekte im<br />
Zusammenspiel von moderner Sensortechnik<br />
und Künstlicher Intelligenz auch eigenständig<br />
auszuwerten.<br />
Clever Kühlen bei heißem Klima<br />
Auch die Chemnitzer EcoSyst GmbH wurde für<br />
ihr neuartiges Klimaelement zur energiesparenden<br />
Klimatisierung in heißen Klimazonen<br />
bereits ausgezeichnet, u. a. ebenfalls mit<br />
dem IQ Innovationspreis Mitteldeutschland.<br />
Durch Verwendung des Baustoffs Lehm und in<br />
Verbindung mit CO 2<br />
-neutralen Energiequellen<br />
wollen die Sachsen Bauherren neue Perspektiven<br />
für ein klimafreundliches Kühlen und<br />
Heizen von Gebäuden aufzeigen. Die Innovation<br />
dürfte angesichts zunehmender Erderwärmung<br />
nicht nur in heißen Klimazonen auf reges<br />
Interesse stoßen.<br />
Das Problem: Herkömmliche Klimaanlagen<br />
sind sehr energieintensiv, weil riesige<br />
Luftmengen gekühlt und entfeuchtet werden<br />
müssen. Die EcoSyst-Klimaelemente setzen<br />
dagegen auf Kapillarrohrmatten – diese heizen<br />
und kühlen auf Basis von Wasser statt Luft.<br />
Bisher sind solche Kühlleistungen allerdings<br />
begrenzt, weil ab einer bestimmten Temperatur<br />
(Taupunkt) schädigendes Kondenswasser<br />
entsteht.<br />
Den Chemnitzern ist es mit ihren EcoSyst-<br />
Klima elementen gelungen, diese Beschränkung<br />
zu überwinden. Dazu wird eine Trägerplatte<br />
aus Kalziumsilikat, die große Mengen<br />
Luftfeuchtigkeit bindet, eingesetzt. Auf der<br />
Trägerplatte wird die Kapillarrohrmatte mit<br />
einem Lehmkleber befestigt. Aufgrund der<br />
zahlreichen Kapillaren kann das System<br />
über eine große Oberfläche reichlich Energie<br />
abgeben. Dadurch lassen sich Räume mit<br />
einer Wassertemperatur von 17–22 Grad<br />
gleichmäßig kühlen. Darüber hinaus bindet der<br />
Lehmputz Keime und verbessert zusätzlich<br />
das Raumklima.<br />
Gelungene Kooperation<br />
in der Lausitz<br />
Ein gelungenes Beispiel für die erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit zwischen Mittelstand<br />
und universitärer Forschung zeigt die LKT<br />
Lausitzer Klärtechnik GmbH. Gemeinsam mit<br />
dem Fachgebiet Leichtbau mit strukturierten<br />
Werkstoffen an der BTU Cottbus-Senftenberg<br />
wurde das FlexReha®-Sanierungsverfahren<br />
entwickelt. Die Kooperation verdeutlicht nebenbei<br />
auch, welche Potenziale der innovative<br />
Mittelstand und Forschungseinrichtungen in<br />
der Lausitz für einen künftigen Strukturwandel<br />
werden nutzen können.<br />
Das Sanierungsverfahren sichert die Tragfähigkeit<br />
von korrodierten unterirdischen<br />
Betonbauwerken durch die Integration einer<br />
selbstragenden Sandwichkonstruktion. Dies<br />
kann etwa bei der Sanierung von Kläranlagen<br />
und Pumpstationen zum Einsatz kommen. Der<br />
Verbundwerkstoff wird auf Grundlage eines<br />
3D-Scans individuell auf das zu sanierende<br />
Objekt angepasst und im Vakuuminfusionsverfahren<br />
umgesetzt. Verbunden ist damit<br />
eine erhebliche Kosten- und Zeitersparnis gegenüber<br />
herkömmlichen Sanierungsverfahren.<br />
Die LKT Lausitzer Klärtechnik GmbH mit Sitz in<br />
Luckau hat sich seit 1995 auf umwelttechnische<br />
Anlagen für die dezentrale Abwasserreinigung<br />
spezialisiert. Ihr FlexReha®-Verfahren<br />
konnte bereits in Rahmen von Pilotsanierungen<br />
in Cottbus und am Hamburger Hafen<br />
erfolgreich getestet werden.<br />
Für Innovation steht auch die isotech Gebäudetechnik<br />
e.K., 1993 von Inhaber Klaus<br />
Büttner in Plauen gegründet. Die Vogtländer<br />
wollen überschüssigen Dampf in der Produktion<br />
besser nutzbar machen. Denn im Dampf<br />
steckt kostbare Energie, die oft im Produktionsprozess<br />
verloren geht. Die Plauener habe<br />
dazu Steam X entwickelt, ein patentiertes<br />
Rückgewinnungssystem, das überschüssigen<br />
Dampf wieder nutzbar macht. Entstehender<br />
Nachdampf wird in das abfließende Kondensat<br />
eingebracht und dem Energie-Kreislauf erneut<br />
zugeführt. Aus einem offenen System wird so<br />
ein geschlossenes, das Energieeinsparungen<br />
von bis zu 16 Prozent ermöglicht. Dafür gab es<br />
auf der internationalen Handwerksmesse in<br />
München den „Bundespreis für hervorragende<br />
innovatorische Leistungen für das Handwerk“.<br />
PET-Recycling: Equipolymers-Betriebsleiter Oliver Thieme prüft das fertige Granulat.
12 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
Chemie- und Kunststoffindustrie<br />
• 3D-Schilling GmbH<br />
• Belyntic GmbH<br />
• DEUREX AG<br />
• ECH Elektrochemie Halle GmbH<br />
• Equipolymers GmbH<br />
• FEW Chemicals GmbH<br />
• IAB Ionenaustauscher GmbH Bitterfeld<br />
• KHW Kunststoff- und<br />
Holzverarbeitungswerk GmbH<br />
• K-UTEC AG Salt Technologies<br />
• Miltitz Aromatics GmbH<br />
• MOL Katalysatortechnik GmbH<br />
• ORAFOL Europe GmbH<br />
• POLIFILM EXTRUSION GmbH<br />
• PURAGLOBE Germany GmbH<br />
• SmartMembranes GmbH<br />
• ThermHex Waben GmbH<br />
• Trinseo Deutschland GmbH<br />
• Trionplas Technologies GmbH<br />
Energie- und Umwelttechnik<br />
• 50Hertz<br />
Transmission GmbH<br />
• CLOUD & HEAT Technologies GmbH<br />
• DENKweit GmbH<br />
• e*Message Wireless Information Services<br />
Deutschland GmbH<br />
• EcoSyst GmbH<br />
• E.DIS AG<br />
• Elegant Energy GmbH & Co. KG<br />
• envia Mitteldeutsche Energie AG<br />
• EWE AG<br />
• EXYTRON GmbH<br />
• Gensoric GmbH<br />
• Heliatek GmbH<br />
• H.M. Heizkörper GmbH & Co. KG<br />
• InvenSor GmbH<br />
• isotech Gebäudetechnik e. K.<br />
• LKT Lausitzer Klärtechnik GmbH<br />
• LLA Instruments GmbH & Co. KG<br />
• LXP Group GmbH<br />
• Lumenaza GmbH<br />
• Martin Membrane Systems AG<br />
• ONTRAS Gastransport GmbH<br />
• Professor Dr. Berg & Kießling GmbH<br />
• sunfire GmbH<br />
• TESVOLT GmbH<br />
• Thermoelect GmbH<br />
• ubitricity Gesellschaft für<br />
verteilte Energiesysteme mbH<br />
• VNG Innovation GmbH<br />
• watttron GmbH<br />
• WTZ Roßlau gGmbH<br />
DIE 170<br />
INNOVATIVSTEN FIRMEN<br />
AUS DEN NEUEN LÄNDERN<br />
Ernährungs- und Agrarwirtschaft Greentech<br />
• Bäckerei VOLLKERN<br />
• Biofabrik Technologies GmbH<br />
• BioAnalyt GmbH<br />
• Bombardier Transportation<br />
• Carl Pabst – Samen & Saaten GmbH<br />
• Coolar UG<br />
• CONDIO GmbH<br />
• CRONIMET Envirotec GmbH<br />
• Fisch Domke<br />
• DBF – Deutsche Basalt Faser GmbH<br />
• IGV Institut für<br />
• Embever GmbH<br />
Getreideverarbeitung GmbH<br />
• Kiwigrid GmbH<br />
• InFarm – Indoor Urban Farming GmbH<br />
• Nuventura GmbH<br />
• Kool Zone Tracking Systems GmbH<br />
• SOLMOVE GmbH<br />
• LACOS Computerservice GmbH<br />
• Skeleton Technologies GmbH<br />
• Mosterei Ketzür GmbH<br />
• SOEX Recycling Germany GmbH<br />
• Roquette Klötze GmbH & Co. KG<br />
• SONOTEC Ultraschallsensorik Halle GmbH<br />
• Sächsisches Staatsweingut GmbH<br />
• Center for Economics of Materials CEM<br />
Schloss Wackerbarth<br />
• Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von<br />
• SternMaid GmbH & Co. KG<br />
Werkstoffen und Systemen IMWS<br />
• Torney Landfleischerei<br />
• Fraunhofer IOSB Institutsteil Angewandte<br />
Pripsleben GmbH<br />
Systemtechnik<br />
• UniCaps GmbH<br />
Gesundheitswirtschaft<br />
• AEROPHARM GmbH<br />
• Bauerfeind AG<br />
IT- und Digitalwirtschaft<br />
• CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH<br />
• CHRONOS VISION GmbH<br />
• 3YOURMIND GmbH<br />
• COLDPLASMATECH GmbH<br />
• ADVA Optical Networking SE<br />
• CORTRONIK GmbH<br />
• AUGLETICS GmbH<br />
• GA Generic Assays GmbH<br />
• CiS Forschungsinstitut für<br />
• denovoMATRIX GmbH<br />
Mikrosensorik GmbH<br />
• GETEMED Medizin- und<br />
• cognitix GmbH<br />
Informationstechnik AG<br />
• CONTAG AG<br />
• GWA Hygiene GmbH<br />
• DEJ Technology GmbH<br />
• INNOPROOF GmbH<br />
• DIGITTRADE GmbH<br />
• JeNaCell GmbH<br />
• Funkwerk AG<br />
• Lischka GmbH<br />
• Indalyz Monitoring<br />
• MediTex® - Medizinische<br />
& Prognostics GmbH<br />
Funktionswäsche GmbH<br />
• INABE UG<br />
• neotiv GmbH<br />
• JENETRIC GmbH<br />
• oncgnostics GmbH<br />
• PipesBox GmbH<br />
• Physiolution GmbH<br />
• Rhebo GmbH<br />
• Redwave Medical GmbH<br />
• Silicon Radar GmbH<br />
• Serumwerk Bernburg AG<br />
• SkenData GmbH<br />
• Smarterials Technology GmbH<br />
• Software-Service John GmbH<br />
• SpinPlant GmbH<br />
• SPORTident GmbH<br />
• Vaxxilon Deutschland GmbH<br />
• Synfioo GmbH<br />
• VEROVACCiNES GmbH<br />
• Volucap GmbH
INNOVATION<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 13<br />
Mobilität<br />
• Automotive Lighting Brotterode<br />
GmbH<br />
• BASELABS GmbH<br />
• Boryszew Oberflächentechnik<br />
Deutschland GmbH<br />
• Capron GmbH<br />
• ChargeX GmbH<br />
• DAKO GmbH<br />
• Docter Optics SE<br />
• ekoio UG<br />
• Electric Mobility Concepts<br />
GmbH<br />
• Elektromotoren und Gerätebau<br />
Barleben GmbH<br />
• Finow Automotive GmbH<br />
• FRAMO GmbH<br />
• GÖPEL electronic GmbH<br />
• Goldschmidt Thermit GmbH<br />
• Hüffermann Transportsysteme<br />
GmbH<br />
• IAV GmbH Ingenieurgesellschaft<br />
Auto und Verkehr<br />
• IndiKar Individual Karosseriebau<br />
GmbH<br />
• KUMATEC Sondermaschinenbau<br />
&<br />
Kunststoffverarbeitung<br />
GmbH<br />
• Mecklenburger Metallguss<br />
GmbH – MMG<br />
• MITEC Automotive AG<br />
• NAVENTIK GmbH<br />
• Neptun Ship Design GmbH<br />
• Scansonic MI GmbH<br />
• SLM Kunststofftechnik<br />
GmbH<br />
• uesa GmbH<br />
Maschinenbau<br />
• AIM3D GmbH<br />
• Bach Resistor Ceramics<br />
GmbH<br />
• BIP-Industrietechnik GmbH<br />
• Gebrüder Leonhardt GmbH<br />
& Co. KG Blema Kircheis<br />
• GEFERTEC GmbH<br />
• Glatt Ingenieurtechnik GmbH<br />
• Gollmann Kommissioniersysteme<br />
GmbH<br />
• Häcker Automation GmbH<br />
• HNP Mikrosysteme GmbH<br />
• Laempe Mössner Sinto<br />
GmbH<br />
• Lehmann-UMT GmbH<br />
• MICAS AG<br />
• MTS Systems GmbH<br />
• NILES-SIMMONS-<br />
HEGENSCHEIDT Group<br />
• Profiroll Technologies GmbH<br />
• QUNDIS GmbH<br />
• SCHMIDT + HAENSCH GmbH<br />
& Co.<br />
• SIOS Meßtechnik GmbH<br />
• SITEC Industrietechnologie<br />
GmbH<br />
• Starrag GmbH<br />
• UNION Werkzeugmaschinen<br />
GmbH Chemnitz<br />
• Aumann Limbach-Oberfrohna<br />
GmbH<br />
• VACOM Vakuum Komponenten<br />
& Messtechnik GmbH<br />
• VON ARDENNE GmbH<br />
• Wildauer Schmiedewerke<br />
GmbH & Co. KG<br />
Immer sicher warm.<br />
EWE business Wärme smart<br />
Effizient heizen und dabei ganz entspannt bleiben: EWE business Wärme smart ist die<br />
komfortable Wärmelösung für Unternehmen mit älteren Heizanlagen. Wir installieren für Sie<br />
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14<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
INNOVATION<br />
LUMOS MAXIMA –<br />
NEWCOMER IN BERLIN<br />
UND OSTDEUTSCHLAND<br />
Neugründungen in Ostdeutschland? Risikokapital, das in die neuen Bundesländer wandert? Berichte über wirtschaftliche<br />
Probleme im Osten unserer Republik sind uns meistens bekannter. Fast 30 Jahre nach dem Mauerfall ist es höchste Zeit,<br />
Licht auf eine beeindruckende Unternehmenslandschaft zu werfen, die das Potenzial des Ostens widerspiegelt.<br />
VON RENÉ SADOWSKI, JÖRG K. RITTER UND GERALDINE GRAF<br />
Wir haben uns, aufbauend auf der Identifikation<br />
aller Start-up-Unternehmen in der<br />
gesamten Bundesrepublik, welche zwischen<br />
2013 und 2018 gegründet wurden, die<br />
Risikokapitalbewegungen der Unternehmen<br />
im Zeitraum dieser sechs Jahre angesehen,<br />
konkret von Januar 2013 bis Dezember 2018.<br />
Die finanzielle Untergrenze für die Analyse der<br />
Investitionssumme je Start-up-Unternehmen<br />
im Betrachtungszeitraum liegt bei 5 Mio. EUR.<br />
Dies ist ein anerkannter, repräsentativer Indikator<br />
für das von institutionellen Investoren<br />
ausgemachte Geschäftspotenzial. Insgesamt<br />
konnten wir 293 Start-up-Unternehmen,<br />
sogenannte Newcomer, identifizieren.<br />
Foto: Archiv Egon Zehnder
INNOVATION<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 15<br />
Berlin ist das Gravitationszentrum<br />
Von diesen 293 Newcomern sind 130 in Berlin<br />
und Ostdeutschland zu Hause. Das ist im<br />
bundesdeutschen Vergleich herausragend.<br />
Unter einer stärkeren regionalen Perspektive<br />
zeigt sich, dass 126 dieser Newcomer in der<br />
Hauptstadt ansässig sind. Demnach haben<br />
vier ostdeutsche Newcomer, die seit 2013<br />
gegründet wurden, jeweils mindestens 5 Mio.<br />
EUR Risikokapital eingeworben. Hier zeigt<br />
sich das Gravitationszentrum Berlin, das<br />
somit als echte Gründermetropole mit hoher<br />
Risikokapitalattraktivität bezeichnet werden<br />
kann. Denn die untersuchten 126 Newcomer<br />
aus Berlin haben im betrachteten Zeitraum<br />
insgesamt ca. 3,95 Mrd. EUR Risikokapital<br />
eingesammelt. Allein 19 Newcomer haben<br />
jeweils mindestens 50 Mio. EUR Risikokapital<br />
erhalten. Und fünf von diesen haben jeweils<br />
über 100 Mio. EUR eingeworben. Dies sind<br />
Spotcap mit ca. 102 Mio. EUR, Wefox mit ca.<br />
143 Mio. EUR, Frontier Car mit ca. 152 Mio.<br />
EUR, Raisin mit ca. 185 Mio. EUR sowie N26<br />
mit ca. 616 Mio. EUR.<br />
Zugleich hatten gut die Hälfte der Newcomer<br />
per Ende 2018 maximal 50 Mitarbeiter.<br />
Überraschend ist, dass es in Berlin und<br />
Ostdeutschland insgesamt nur sechs Unternehmen<br />
gibt, die mehr als 500 Mitarbeiter<br />
beschäftigen – und diese sind ausschließlich<br />
in Berlin ansässig.<br />
Während in den Jahren 2013 bis 2015 vor allem<br />
Newcomer aus den Bereichen E-Commerce<br />
und Shopping sowie Handel kamen, hat sich<br />
Newcomer nach Risikokapital<br />
Fundingklasse<br />
Anzahl insgesamt<br />
(Berlin &<br />
Non-Berlin)<br />
davon Anzahl<br />
Non-Berlin<br />
≥ 5 bis<br />
< 10 Mio.<br />
EUR<br />
≥ 10 bis<br />
< 20 Mio.<br />
EUR<br />
≥ 20 bis<br />
< 30 Mio.<br />
EUR<br />
≥ 30 bis<br />
< 40 Mio.<br />
EUR<br />
≥ 40 bis<br />
< 50 Mio.<br />
EUR<br />
≥ 50 Mio.<br />
EUR<br />
Summe<br />
44 32 22 6 5 19 128*<br />
2 0 0 0 1 0 3*<br />
*(zzgl. 2 Newcomer ohne Angaben zum Funding, davon 1 Newcomer aus Ostdeutschland)<br />
das Interesse der Investoren in den zurückliegenden<br />
Jahren stärker in Richtung Mobility,<br />
Biotech, Fintech und Künstliche Intelligenz<br />
entwickelt.<br />
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />
Wirtschaftliche Prosperität bedingt den Willen<br />
und die Fähigkeit, kontinuierlich mit neuen Ideen<br />
in den Wettbewerb zu gehen. Umfang und<br />
Qualität dieser Ideen sind häufig das Resultat<br />
forcierter Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten<br />
bei hoher Kunden- oder Prozessorientierung<br />
in etablierten Unternehmen, oft<br />
auch in Zusammenarbeit mit unternehmensexternen<br />
Partnern. Ein marktwirtschaftlich<br />
funktionierender Wettbewerb zeichnet sich<br />
aber auch durch das Auftreten neuer Akteure<br />
in bestehenden Märkten oder bei der Etablierung<br />
neuer Märkte aus, die dann ihrerseits<br />
eine besondere Strahlkraft entfalten – Lumos<br />
Maxima im besten Sinne.<br />
Quelle: Analyse Egon Zehnder; Basis Datenbank Crunchbase<br />
Ohne diesen Gestaltungs- und Geschäftswillen<br />
sowie die Innovationsorientierung neuer<br />
Akteure würden die marktwirtschaftlichen<br />
Vorteile des unternehmerischen Wettbewerbs<br />
ihre Kraft nicht entfalten können. Und gesellschaftlicher<br />
Fortschritt und ökonomische Prosperität<br />
fußen genau auf diesen Markt- und<br />
Wettbewerbsmechanismen. Im Rahmen der<br />
Initiative „Macher 30“, die erfolgreiche Persönlichkeiten<br />
aus Berlin und den neuen Ländern<br />
ehrt, haben wir uns die neuen Marktakteure,<br />
die sogenannten Newcomer, genauer<br />
angesehen. Dabei haben wir uns – wie oben<br />
dargestellt – speziell auf die neuen Unternehmen<br />
fokussiert, bei denen Gründerinnen und<br />
Gründer ihre Unternehmung mit einem hohen<br />
Professionalisierungs- und Wachstumswillen<br />
gestartet haben. Als Maßstab dafür haben<br />
wir die Öffnung für externes Risikokapital und<br />
die damit verbundenen Partnerschaften bei<br />
gleichzeitigem Interesse und ökonomischer<br />
<br />
<br />
<br />
■ <br />
■ <br />
■
16 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
INNOVATION<br />
Zuversicht der Kapitalgeber in die Idee respektive<br />
das junge Unternehmen angelegt.<br />
Herausragende ostdeutsche Beispiele<br />
Unsere Erhebung erlaubt auch einen tieferen<br />
Einblick in Ostdeutschland. So haben 15<br />
ostdeutsche Newcomer jeweils mindestens 1<br />
Mio. EUR Risikokapital und insgesamt 75 Mio.<br />
EUR eingeworben. Ein herausragendes Beispiel<br />
sind das Chemnitzer HR-Tech-Unternehmen<br />
Staffbase, das neue technische Lösungen<br />
für die Mitarbeiterkommunikation entwickelt<br />
und über 48 Mio. EUR einwerben konnte. Auch<br />
das Greifswalder Legal-Tech-Unternehmen<br />
advocado, ein auf automatisiertes und KI-gestütztes<br />
Matching sowie auf videobasierte<br />
Rechtsberatung spezialisierter Newcomer,<br />
sticht mit ca. 6 Mio. EUR an eingeworbenem<br />
Investment heraus. Wandelbots aus Dresden,<br />
ein Robotik-Tech-Unternehmen, mit dessen<br />
Technologie Roboter über intelligente Kleidung<br />
gesteuert werden, sammelte ebenfalls ca. 6<br />
Mio. EUR ein.<br />
Ein Großteil der Gründerinnen und Gründer<br />
kommen laut dem Deutschen Startup Monitor<br />
aus dem Hochschul- bzw. Universitätsumfeld.<br />
Damit werden die Rolle und der Beitrag dieser<br />
Institutionen für die (über-)regionale wirtschaftliche<br />
Entwicklung besonders sichtbar.<br />
Die ostdeutschen und Berliner akademischen<br />
Institutionen leisten hier einen herausragenden<br />
Beitrag. Der aktuelle Gründungsradar<br />
2018, herausgegeben vom Stifterverband,<br />
zeigt dies wunderbar auf. So liegen im Ranking<br />
der besten großen (Gründer-)Hochschulen die<br />
Universität Potsdam auf Rang 5 und die Freie<br />
Universität Berlin auf Rang 6. Die TU Berlin, die<br />
Universität Leipzig und die Humboldt-Universität<br />
Berlin sind auf den Rängen 12 bis 14 zu<br />
finden. Im Ranking der mittleren Hochschulen<br />
sind die Europa-Universität Viadrina auf Platz<br />
2, die HWR Berlin (Rang 4), die TU Chemnitz<br />
Newcomer nach Gründungsjahr<br />
Gründungsjahr Anzahl Risikokapital seit<br />
Gründung insg.<br />
(Rang 9), die Otto-von-Guericke-Universität<br />
Magdeburg (Rang 12) sowie die Brandenburgische<br />
Technische Universität Cottbus-Senftenberg<br />
auf Rang 14 ebenfalls vorn dabei. Diese<br />
ostdeutsche Stärke zeigt sich ebenfalls bei<br />
den kleinen Hochschulen, denn hier wird die<br />
HHL als beste Gründerhochschule Deutschlands<br />
geführt, gefolgt von der Technischen<br />
Hochschule Brandenburg, FH Potsdam, Bauhaus-Universität<br />
Weimar und der Technischen<br />
Hochschule Wildau auf den Rängen 9 bis 12.<br />
Die Aussichten sind positiv<br />
Sicherlich, für viele Gründer und Gründerinnen<br />
ist der Verkauf (Exit) des eigenen Unternehmens<br />
ein erklärtes Ziel. Herausragende<br />
Beispiele dafür sind ebenso in Ostdeutschland<br />
zu finden. Dazu zählt die auf organische Elektronik<br />
spezialisierte Novaled, die im Jahr 2013<br />
für 260 Mio. EUR an Samsung verkauft wurde.<br />
Beispiele neueren Datums sind der Verkauf<br />
des E-Commerce-Newcomers Bike24 für 112<br />
Mio. EUR an Wiggle im Jahr 2017 und Siltectra,<br />
ein Hersteller elektronischer Bauteile, der im<br />
letzten Jahr für 124 Mio. EUR von Infineon<br />
übernommen wurde. Diese drei Unternehmen<br />
kommen aus Sachsen, das neben Berlin als<br />
wichtiges Kraftzentrum für Unternehmensgründungen<br />
gelten darf. Dort gelang es auch,<br />
Top 3<br />
2013 30 1.399 Mio. EUR N26, Raisin, Lesara<br />
Newcomer nach Mitarbeiteranzahl<br />
Klasse<br />
Mitarbeiteranzahl<br />
Anzahl insgesamt<br />
(Berlin & Non-Berlin)<br />
davon Anzahl<br />
Non-Berlin<br />
2014 35 930 Mio. EUR Wefox, Spotcap, Marley Spoon<br />
2015 35 811 Mio. EUR Sennder, Movinga, McMakler<br />
2016 22 671 Mio. EUR Frontier Car Group, SolarisBank, Tourlane<br />
2017 4 54 Mio. EUR Element Insurance, i2x, Wandelbots<br />
2018 5 151 Mio. EUR Circ, Tier Mobility, MXC<br />
Bis 50<br />
MA<br />
51 bis<br />
100 MA<br />
Quelle: Analyse Egon Zehnder; Basis Datenbank Crunchbase<br />
101 bis<br />
250 MA<br />
aus der dort etablierten Unternehmertradition<br />
heraus kraftvolle Ökosysteme für die<br />
Zukunftsbranchen Mikroelektronik, Software,<br />
Elektromobilität, Telekommunikation und Maschinenbau,<br />
primär in den Regionen in und um<br />
Dresden, Leipzig, Chemnitz und Südwestsachsen,<br />
zu etablieren, in denen junge, innovative<br />
Unternehmen schnell Zugang zu Partnern und<br />
Kunden sowie letztlich auch zu Investoren<br />
finden. Innovationskraft, Mut und Wachstumswillen<br />
von Gründerinnen und Gründern,<br />
die forcierte Vernetzung von Hochschulen mit<br />
Unternehmen in industriellen Clustern sowie<br />
der Zugang zu Risikokapital: All das zeichnet<br />
die Gründerlandschaft im Osten der Republik<br />
aus – insgesamt also Leuchttürme allerorten.<br />
Die Autoren<br />
René Sadowski ist Engagement<br />
Leader bei Egon Zehnder und<br />
Professor für Entrepreneurship &<br />
Innovation Management an der<br />
ISM Hochschule Berlin<br />
Jörg K. Ritter ist Senior Partner<br />
bei Egon Zehnder und Professor<br />
für Leadership & Human Resources<br />
an der Quadriga Hochschule<br />
Berlin<br />
251 bis<br />
500 MA<br />
≥ 501<br />
MA<br />
Geraldine Graf ist Projektmitarbeiterin<br />
bei Egon Zehnder für<br />
die Initiative „Macher 30“ und<br />
Summe<br />
66 26 23 9 6 130<br />
3 0 1 0 0 4<br />
Quelle: Analyse Egon Zehnder; Basis Datenbank Crunchbase<br />
Studentin der Betriebswirtschaft<br />
an der Freien Universität Berlin
XXX INNOVATION <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 17<br />
SMErobotics-Zelle mit Leichtbauroboter.<br />
DURCH KOMPETENZ<br />
DIE DIGITALISIERUNG<br />
IM MITTELSTAND<br />
VORANTREIBEN<br />
Foto: Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Cottbus<br />
Die Digitalisierung ist zu einem Schlüssel für wirtschaftlichen Erfolg geworden. Unternehmen, die ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />
bewahren und ausbauen wollen, kommen an Themen wie Cloud-Computing, Künstlicher Intelligenz oder<br />
Robotik meist nicht mehr vorbei. Mit den richtigen Digitalisierungsschritten und innovativen Produkten können kleine<br />
und mittlere Unternehmen ihre Umsätze steigern. Damit der Mittelstand die Digitalisierung für sich optimal nutzen<br />
kann, unterstützen die Mittelstand-4.0-Kompetenzzentren von Mittelstand-Digital Unternehmen mit einem breiten<br />
Angebot an Seminaren, Workshops und Praxisbeispielen.<br />
VON MARTIN LUNDBORG
18 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
INNOVATION<br />
Der Druck, sich mit digitalen Themen auseinanderzusetzen<br />
und digitale Technologien<br />
in den Unternehmen einzuführen, wächst<br />
seit Jahren. Rund ein Drittel aller deutschen<br />
Unternehmen bezeichnet den eigenen<br />
Digitalisierungsstand als fortschrittlich, ein<br />
weiteres Drittel sortiert sich im Mittelfeld ein.<br />
Die Zahlen des Monitoring-Reports Wirtschaft<br />
DIGITAL 2018 des Bundesministeriums für<br />
Wirtschaft und Energie belegen, dass die<br />
Digitalisierung in der deutschen Wirtschaft<br />
angekommen ist.<br />
Nach den Vorteilen von Digitalisierungsmaßnahmen<br />
gefragt, nennen die Unternehmen<br />
an erster Stelle die verbesserte Kundenkommunikation.<br />
Gleich darauf folgen die Punkte,<br />
mithilfe von Daten erfolgsrelevantes Wissen<br />
aufbauen zu können, die Qualität der Produkte<br />
zu steigern sowie sich neue Märkte und Kundengruppen<br />
zu erschließen.<br />
Kompetenz zentren helfen<br />
Unternehmen scheuen jedoch die mit der<br />
Digitalisierung verbundenen Investitionen beziehungsweise<br />
schätzen den Zeitaufwand als<br />
zu hoch ein − zumal Mitarbeiter in der Regel<br />
erst noch geschult werden müssen.<br />
An genau diesen Punkten setzen die 26<br />
Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum an, die<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und<br />
Energie im Rahmen von Mittelstand-Digital<br />
gefördert werden: Die Kompetenzzentren<br />
bieten kostenfreie Seminare, Besichtigungen<br />
von Demonstrationsorten, Workshops und<br />
Infoveranstaltungen an. Unternehmen finden<br />
Orientierung bei Digitalisierungsvorhaben und<br />
können mit den Zentren gemeinsam einen<br />
Digitalisierungsfahrplan erarbeiten.<br />
In den ostdeutschen Bundesländern gibt es<br />
Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum in Berlin,<br />
Chemnitz, Cottbus, Ilmenau, Magdeburg und<br />
Rostock. Die Kompetenzzentren haben unterschiedliche<br />
thematische Schwerpunkte, die<br />
sich auch an der regionalen Wirtschaftsstruktur<br />
orientieren. Vermittelt werden beispielsweise<br />
Kompetenzen in der Prozessoptimierung,<br />
zu Datenschutzbestimmungen oder zur<br />
Gestaltung der digitalen Arbeitswelt.<br />
Individueller Fahrplan<br />
Da kein Unternehmen dem anderen gleicht,<br />
gibt es auch für die Digitalisierung von Unternehmen<br />
keine Patentrezepte. Dennoch<br />
lohnt es sich, diesen Prozess methodisch<br />
anzugehen und einen Digitalisierungsfahrplan<br />
zu erstellen. Dieser sollte auf die Branche, die<br />
Region und die Struktur des Unternehmens<br />
zugeschnitten sein. Die Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum<br />
begleiten kleine und mittlere<br />
Unternehmen bei allen dafür notwendigen<br />
Schritten. Unterstützung gibt es nicht nur<br />
bei der Analyse der Stärken und Schwächen<br />
des Unternehmens, sondern auch bei der<br />
Ermittlung des digitalen Reifegrades sowie<br />
des technischen und personellen Bedarfs für<br />
die geplanten Digitalisierungsmaßnahmen. Die<br />
Kompetenzzentren bieten darüber hinaus auch<br />
die Möglichkeit, sich ein umfassendes Bild über<br />
digitale Technologien zu verschaffen, sodass<br />
teure Fehlinvestitionen – beispielsweise durch<br />
Fehlentscheidungen bei der Anschaffung neuer<br />
digitaler Produktionsanlagen − vermieden<br />
werden können.<br />
Optimierung durch Digitalisierung<br />
Um Prozesse in der Produktion zu optimieren,<br />
müssen in der Regel verschiedene Maschinen<br />
vernetzt werden, um Daten zu gewinnen und<br />
Anlagen zentral steuern zu können. Wie das<br />
gelingt, führt das Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum<br />
Ilmenau unter anderem in der<br />
Modellfabrik „Vernetzung von Maschinen<br />
und Produktionsprozessen“ vor. Dort wird<br />
beispielsweise anhand der Produktion eines<br />
Schraubendrehers gezeigt, wie Systeme aus<br />
unterschiedlichen Bereichen so eingesetzt<br />
werden können, dass durch ihre Vernetzung<br />
ein optimaler Produktionsprozess entsteht.<br />
Die Modellfabrik präsentiert dabei exemplarisch,<br />
wie mit Bildbearbeitung und 3D-Druck<br />
Blockchain-Demonstrator.<br />
das Produkt konfiguriert wird. Auch Technologien<br />
wie die Informationsweitergabe mithilfe<br />
von QR-Codes sowie RFID-Funk-Etiketten,<br />
der Einsatz additiver Fertigung zur Produktion<br />
in Losgröße 1 sowie digitale Kommissionierungssysteme<br />
können in der Modellfabrik erlebt<br />
und getestet werden. Dazu gehören etwa<br />
Pick-by-Light-Module, die es dem Kommissionierer<br />
über ein Display und einen Quittierknopf<br />
an jedem Fach ermöglichen, die Ware ohne<br />
Pickliste zu entnehmen und die Bestandsänderung<br />
in Echtzeit an das Lagerverwaltungssystem<br />
zurückzumelden. Einen Schwerpunkt<br />
bei dieser und anderen Anwendungen bildet<br />
die Idee der kooperativen Wertschöpfung:<br />
Kleine und mittlere Unternehmen sollen so in<br />
die Lage versetzt werden, gemeinsam über<br />
eine Plattform Großaufträge abzuarbeiten und<br />
zusammen Gewinne zu erzielen.<br />
In einem weiteren Projekt wird für ein mittelständisches<br />
Unternehmen in Thüringen eine<br />
App entwickelt, die das Rüsten von Maschinen<br />
bei wiederkehrenden Kleinserienaufträgen<br />
erleichtert und beschleunigt. Die Mitarbeiter<br />
können per Smartphone auf die passenden<br />
Informationen zugreifen. Fallen Unternehmensmitarbeiter<br />
aus, ist sichergestellt, dass<br />
das Wissen über die Unternehmensprozesse<br />
erhalten bleibt und neue Mitarbeiter einfach<br />
und schnell angelernt werden können.<br />
Robotik für den Mittelstand<br />
Beim Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum<br />
Foto: Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum Ilmenau
INNOVATION<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 19<br />
Foto: Romy Uhlig, WIK GmbH<br />
Kompetenzzentrum der TU Chemnitz.<br />
Cottbus liegt ein Fokus auf der Mensch-Roboter-Kollaboration.<br />
Insbesondere mittelständische<br />
Produktionsbetriebe arbeiten mit kleinen<br />
Losgrößen und sind auf hohe Flexibilität<br />
angewiesen. Ein Demonstrator des Zentrums<br />
zeigt, wie auch Mitarbeitern ohne ausgewiesene<br />
IT-Fachkenntnisse die Programmierung<br />
von Robotern gelingt. Um das nötige Knowhow<br />
bei den Firmen aufzubauen, organisiert<br />
das Kompetenzzentrum auch Seminare zur<br />
Einführung in die Programmierung von Industrierobotern.<br />
Rechtssicherheit ist wichtig<br />
Der Einsatz von Laptops, Tablets und Smartphones<br />
prägt längst in vielen Unternehmen<br />
den Arbeitsalltag. Die Nutzung dieser und<br />
anderer digitaler Geräte berührt allerdings eine<br />
Vielzahl rechtlicher Fragen, die vom Arbeitsrecht<br />
über den Datenschutz bis hin zu Persönlichkeitsrechten<br />
von Mitarbeitern reichen. Mit<br />
der „Wissensbox Recht 4.0“ hat das Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum<br />
Chemnitz auf<br />
seiner Website eine Internet-Anlaufstelle für<br />
diese Fragen geschaffen.<br />
Dort finden sich neben Informationen zum<br />
Arbeitsrecht und der Arbeitssicherheit auch<br />
Themen wie die Inhaberschaft von Daten<br />
sowie Erklärungen darüber, wer bei digitalen<br />
Geschäftsmodellen welche Verantwortung<br />
trägt und wofür haftet. Das Angebot richtet<br />
sich vor allem an Mittelständler, die keine eigene<br />
Rechtsabteilung haben und sich unsicher<br />
sind, ob sie die Vorgaben des Gesetzgebers<br />
erfüllen.<br />
DSGVO wirft Fragen auf<br />
Das Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordnung<br />
(DSGVO) im Jahr 2018 hat viele<br />
Unternehmen verunsichert. In der Wissensbox<br />
finden Unternehmer umfangreiches Informationsmaterial<br />
rund um die Dokumentations- und<br />
Rechenschaftspflichten. Unternehmen, die besondere<br />
personenbezogene Daten verarbeiten,<br />
sind beispielsweise dazu verpflichtet, einen<br />
Datenschutzbeauftragten zu ernennen, der als<br />
Ansprechpartner für die rechtlichen Vorgaben<br />
zur Verfügung steht. Bei personenbezogenen<br />
Kundendaten müssen die Verarbeitungstätigkeiten<br />
zudem in einem Verzeichnis aufgeführt<br />
werden. Darüber hinaus müssen Unternehmen<br />
darauf achten, dass sie die Daten der<br />
Kunden wieder löschen, wenn diese über einen<br />
längeren Zeitraum keine neuen Aufträge mehr<br />
erteilen. Im Falle eines Diebstahls personenbezogener<br />
Kundendaten ist es zudem erforderlich,<br />
dass sie umgehend die Aufsichtsbehörden<br />
und auch die Betroffenen informieren.<br />
Neben einem praktischen Handlungsleitfaden<br />
zur Umsetzung der DSGVO-Rechtsvorschriften<br />
gibt die Wissensbox weitere Tipps zur DSG-<br />
VO-konformen Erstellung und Verwendung<br />
von Bildmaterial. Wer beispielsweise auf Veranstaltungen<br />
Bilder von seinen Gästen macht,<br />
benötigt zur Veröffentlichung der Bilder auf<br />
Social-Media-Kanälen nicht nur eine entsprechende<br />
Rechteeinwilligung des Fotografen,<br />
sondern auch die Zustimmung der fotografierten<br />
Personen. Wer gegen diese oder andere<br />
Bestimmungen der DSGVO verstößt, kann<br />
abgemahnt werden. Halten sich Unternehmen<br />
wiederholt nicht an die Verordnung, müssen<br />
sie im schlimmsten Fall mit Bußgeldern von<br />
bis zu 20 Millionen Euro oder vier Prozent ihres<br />
Jahresumsatzes rechnen.<br />
Autor<br />
Martin Lundborg<br />
ist in der Begleitforschung<br />
des<br />
Förderschwerpunkts<br />
Mittelstand-Digital<br />
des Bundesministeriums für<br />
Wirtschaft und Energie tätig. Mittelstand-Digital<br />
unterstützt kleine und<br />
mittlere Unternehmen mit bundesweit<br />
26 Mittelstand-4.0-Kompetenzzentren<br />
bei der Digitalisierung.<br />
Der Partner<br />
an Ihrer<br />
Seite!<br />
UNTERNEHMERVERBAND BERLIN e.V.<br />
eine starke Gemeinschaft von klein- & mittelständischen Unternehmen<br />
Ihre Vorteile als Mitglied<br />
• wir vereinen Unternehmen aus allen Bereichen<br />
• wir informieren Sie regelmäßig über aktuelle Themen<br />
aus Recht, Steuern, Wirtschaft und Soziales<br />
• wir dienen als Netzwerk für wechselseitigen<br />
Austausch, Kooperationen und Geschäftskontakte<br />
• wir veranstalten „Stammtische vor Ort“<br />
• UV-Kultur - gemeinsame Theater- und Kaberettbesuche<br />
• UV-Sport - regelmäßige Bowlingabende<br />
Kontakt<br />
Unser Versorgungswerk<br />
Das Versorgungswerk bietet Ihnen und Ihren Angehörigen<br />
umfangreiche Versicherungsleistungen an, wie<br />
• Beratung und Betreuung von Rentenberechnungen und<br />
Pflegeversicherungen<br />
• Versicherungsleistungen (z.B. BAV, Lebens- & Unfallversicherungen)<br />
• Hilfe in Schadensfällen<br />
• Beratung für Geschäftsversicherungen<br />
• u.v.m.<br />
Träger des Versorgungswerkes ist die Signal Iduna Gruppe<br />
Leunaer Straße 7 • 12681 Berlin • Tel.: 030 9818500<br />
mail@uv-berlin.de • www.uv-berlin.de
20<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
INNOVATION<br />
„BIS SPÄTESTENS 2023<br />
WERDEN WIR DEN LÄNDLICHEN<br />
RAUM MIT BREITBAND<br />
ERSCHLIEßEN“<br />
INTERVIEW MIT CHRISTIAN PEGEL, MINISTER FÜR ENERGIE, INFRASTRUKTUR<br />
UND DIGITALISIERUNG IN MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />
Interview: Karsten Hintzmann<br />
W+M: Herr Minister, haben Sie Erkenntnisse<br />
darüber, inwieweit sich die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern<br />
schon auf die Herausforderungen<br />
der Digitalisierung eingelassen hat?<br />
Christian Pegel: Ich bin mir nicht sicher,<br />
ob mein Blick hier unverstellt ist, denn als<br />
Digitalisierungsminister treffe ich ja vorrangig<br />
auf Unternehmen, die digitalisierungsaffin<br />
sind. Aber eine Grundregel gibt es sicher:<br />
Je stärker eine Firma einen hochmodernen<br />
technischen Unternehmenszweck verfolgt,<br />
desto intensiver befasst sie sich mit der<br />
Digitalisierung. Aber mich hat in den letzten<br />
Monaten beruhigt, dass sich auch viele andere<br />
Branchen mit der Digitalisierung befassen.<br />
Ich war bei Unternehmen aus dem Tiefbau,<br />
dem Landschafts- und Grünflächenbau, in<br />
Autohäusern und Reisebüros. Und überall<br />
setzt man auf Digitalisierung und nutzt unser<br />
neu aufgelegtes Mittelstandsprogramm. Das<br />
gibt mir Zuversicht.<br />
Es gibt meist zwei große Treiber: Zum einen<br />
sind es oft große Lieferanten oder Hersteller,<br />
die ihren mittelständischen Kunden Vorgaben<br />
für den Einsatz modernster Technik<br />
machen – etwa in Autohäusern. Oder wenn<br />
junge Unternehmenschefs in die Fußstapfen<br />
ihrer Vorgänger treten. Gerade im Zuge<br />
dieser Unternehmensübergaben zieht oft der<br />
digitale Wandel mit ein. Auch bei den jungen<br />
Beschäftigten spielt das zunehmend eine<br />
Rolle. Ihre Identifikation mit dem Unternehmen<br />
wächst, wenn sie beispielsweise von<br />
ihren Chefs in Digitalisierungsfragen um Rat<br />
gebeten werden.<br />
Christian Pegel: Eine genaue Benennung<br />
können wir nicht vornehmen. Mir ist es besonders<br />
wichtig, dass die für unser Land so wichtige<br />
Tourismusbranche hier Schritt hält. Da haben<br />
wir oft sehr kleine Unternehmen. Viele dieser<br />
Unternehmerinnen und Unternehmer erkennen<br />
MINISTER<br />
FÜR ENERGIE,<br />
INFRASTRUKTUR UND<br />
DIGITALISIERUNG<br />
2016<br />
RECHTSANWALT<br />
2005<br />
HAMBURG<br />
mehr und mehr, dass sie die Kunden, die per<br />
Internet gebucht haben, auch online bis direkt<br />
ans Zimmer führen können. Damit bleibt Zeit für<br />
die echten Beratungsgespräche vor Ort. Sehr<br />
bewusst kümmern wir uns auch um Start-ups.<br />
Berlin und London scheinen da vielleicht auf<br />
W+M: Welche Branchen sind bei Ihnen die<br />
Vorreiter in Sachen Digitalisierung, in welchen<br />
Branchen gibt es noch Zurückhaltung?<br />
1974
INNOVATION<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 21<br />
den ersten Blick attraktiver. Wir glauben aber, sich ausschließlich auf die Unterstützung beim<br />
dass wir mit dem Slogan „Arbeiten, wo andere Aufbau von Breitband für das Festnetz. Da<br />
Urlaub machen“ gute Argumente haben. Für sind wir im Vergleich der Bundesländer mit<br />
diese jungen Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
schaffen wir Innovationszentren, die im ländlichen Raum. Wir haben das gesamte<br />
am schlechtesten ausgestattet, vor allem<br />
genau diese Verknüpfung<br />
Land in 99 Projektgebiete<br />
aufgeteilt. Weil wir<br />
herstellen sollen.<br />
vermeiden wollen, dass<br />
W+M: Sie haben es als<br />
Digitalisierungsminister<br />
geschafft, für Ihr Land<br />
ein besonders großes<br />
Stück vom Kuchen,<br />
also von den vom Bund<br />
bereitgestellten Mitteln<br />
für den Ausbau der<br />
digitalen Infrastruktur in<br />
den Bundesländern, zu<br />
erhalten. Über welche<br />
Summe reden wir und<br />
„SEHR BEWUSST<br />
KÜMMERN WIR UNS<br />
UM START-UPS.“<br />
Christian Pegel<br />
am Ende weiße Flecken<br />
bleiben. Die Landkreise<br />
bewerben sich konkret<br />
auf diese ausgewiesenen<br />
Projektgebiete. Vom<br />
Bund haben wir knapp<br />
840 Millionen Euro<br />
zur Verfügung gestellt<br />
bekommen. Insgesamt<br />
betragen die Kosten<br />
etwa 1,3 Milliarden<br />
Euro, wobei das Land<br />
wofür wird das Geld konkret ausgegeben? aus dem Sondervermögen „Breitbandausbau<br />
in Mecklenburg-Vorpommern“ die nicht<br />
Christian Pegel: Das Bundesprogramm, aus Bundesmitteln gedeckten Kosten trägt.<br />
das seit Anfang 2016 ins Laufen kam, bezieht Dieses Programm werden wir bis 2022/2023<br />
Zur Person<br />
Christian Pegel wurde am 7.<br />
Januar 1974 in Hamburg geboren.<br />
Schon als Schüler trat er<br />
im Jahr 1990 der SPD bei. Nach<br />
dem Abitur studierte er an der<br />
Ernst-Moritz-Arndt-Universität<br />
Greifswald Rechtswissenschaften.<br />
Im Jahr 2012 wurde er Chef<br />
der Staatskanzlei des Landes<br />
Mecklenburg-Vorpommern. Seit<br />
2014 bekleidet er einen Ministerposten<br />
in der Landesregierung.<br />
Christian Pegel ist verheiratet<br />
und hat zwei Kinder.<br />
Unser Netz verbindet Zukunft mit Nachhaltigkeit.<br />
50Hertz sorgt für einen sicheren Transport von immer mehr Erneuerbaren Energien.<br />
Wir versorgen über unser Höchstspannungsnetz rund 18 Millionen Menschen im Norden<br />
und Osten Deutschlands sicher und zuverlässig mit Strom. Immer mehr davon stammt aus<br />
erneuerbaren Quellen. Auf diese klimafreundliche Energie richten wir unser Stromnetz aus.<br />
Dabei berücksichtigen wir die Bedürfnisse von Mensch und Natur und setzen ökologische<br />
Kompensationsmaßnahmen um.<br />
50hertz.com<br />
© Jan Pauls
22<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
INNOVATION<br />
> Christian Pegel bei einer Tour durch den<br />
Stralsunder Hafen.<br />
umgesetzt haben, und die Versorgung mit<br />
Breitband wird dann landesweit bei über 90<br />
Prozent liegen.<br />
W+M: Wie viele von den 99 Projektgebieten<br />
sind heute bereits mit Breitband ausgestattet?<br />
Christian Pegel: Ausgestattet ist bislang<br />
ein einziges auf Rügen. Alle anderen sind<br />
entweder in der Vergabe oder im Bau. 39<br />
Projekte sind im Bau, wobei die Fertigstellung<br />
meist ein bis zwei Jahre dauert. Denn<br />
die überwiegende Anzahl der Projektgebiete<br />
erstreckt sich auf Größenordnungen von je 12<br />
bis 25 Gemeinden. Da reden wir über Tausende<br />
Kilometer Leitungen und Leitungsgräben in<br />
jedem dieser Projektgebiete. Ich rechne damit,<br />
dass wir im zweiten Halbjahr <strong>2019</strong> dann rund<br />
90 Projektgebiete haben werden, in denen der<br />
Bau angelaufen ist.<br />
W+M: Die Bundesregierung hatte seinerzeit<br />
das Ziel ausgegeben, bis 2018 überall in<br />
Deutschland eine Versorgung mit 50 Mbit pro<br />
Sekunde sicherzustellen. Dieses Ziel wurde in<br />
vielen Regionen verfehlt. Sie haben in unserem<br />
letzten Interview prognostiziert, dass der<br />
Breitbandausbau bis 2025 geschafft sein soll.<br />
Ist dieses Ziel realistisch?<br />
Christian Pegel: Das halte ich unverändert<br />
für realistisch. Bis spätestens 2023 werden<br />
wir das Bundesprogramm umsetzen und<br />
haben dann den ländlichen Raum erschlossen.<br />
Danach kommt eine nicht minder schwere<br />
Phase, die Versorgung der Städte. Die fielen<br />
aufgrund des dort bereits erreichten Versorgungsgrades<br />
aus dem Bundesprogramm<br />
bislang raus. Hier werden wir weiteren<br />
Glasfaserausbau brauchen, weil der aktuelle<br />
Versorgungsgrad mit den Herausforderungen<br />
der 20er-Jahre nicht mehr zusammenpasst.<br />
Wir hoffen, dass der Bund sein Programm jetzt<br />
auch für die Versorgung der Städte öffnet.<br />
Wenn das so geschieht, halte ich das ausgegebene<br />
Ziel für realisierbar.<br />
W+M: Gibt es eigentlich Probleme, die 1,3<br />
Milliarden Euro, die Bund und Land bereitgestellt<br />
haben, auch auszugeben? Reichen die<br />
Kapazitäten für die Realisierung der Projekte<br />
aus?<br />
Christian Pegel: Wir als Land bauen ja nicht<br />
selbst. Wir sind einer von zwei Fördermittelgebern.<br />
Die Praxis sieht so aus, dass sich die<br />
Landkreise ein Telekommunikationsunternehmen<br />
suchen, das dann den Bau übernimmt. Das<br />
kümmert sich um die Baufirmen. Die meisten<br />
dieser Telekommunikationsunternehmen<br />
haben sich auf den einsetzenden Boom in den<br />
letzten zwei Jahren vorbereitet und Baufirmen<br />
langfristig an sich gebunden. Meine größere<br />
Sorge ist das Thema Glasfaserkabel, das durch<br />
die ständig wachsende Nachfrage immer teurer<br />
wird. Es gibt weltweit nur vier bis fünf große<br />
Anbieter und die reagieren natürlich mit entsprechenden<br />
Marktreflexen auf die Nachfrage.<br />
W+M: Auf Ihre Initiative hin wurden in allen<br />
Kreisen und kreisfreien Städten Digitalisierungsbeauftragte<br />
installiert. War diese Maßnahme<br />
tatsächlich hilfreich, um Breitbandprojekte<br />
spürbar zu beschleunigen?<br />
Christian Pegel: Wenn die Breitbandkoordinatoren<br />
nicht wären, würden wir meilenweit<br />
von dem Stand entfernt sein, den wir heute<br />
haben. Viele Landkreise haben es übrigens<br />
nicht bei dem einen Koordinator belassen, den<br />
wir seinerzeit angeregt hatten. Inzwischen<br />
sind daraus vielerorts kleine Einheiten aus<br />
Fachleuten entstanden, ohne die die Vielzahl<br />
der Projekte gar nicht umzusetzen wäre. Dieses<br />
Modell hat sich absolut bewährt.<br />
W+M: Was tun Sie und Ihr Ministerium<br />
über die Verteilung der Bundesmittel hinaus,<br />
um den Mittelstand in Ihrem Land in Sachen<br />
Digitalisierung zu unterstützen?<br />
Christian Pegel: Es gibt mehrere Förderprogramme.<br />
Und wenn ein Unternehmen hier<br />
ernsthaft vorankommen will, versuchen wir,<br />
es über das passende Programm an die Hand<br />
zu nehmen. Wir haben hier im Ministerium<br />
einen Bereich gebildet, der nur für die Digitalisierung<br />
der Wirtschaft zuständig ist. Dazu gibt<br />
es in den Kreisen regionale Fördergesellschaften.<br />
Insgesamt ist Digitalisierung ein Thema<br />
für die gesamte Landesregierung. Nach einer<br />
Kabinettsklausurtagung ausschließlich zur<br />
Digitalisierung hat etwa mein Kollege aus dem<br />
Wirtschaftsministerium alle bei ihm laufenden<br />
Förderprogramme darauf abgeklopft, ob<br />
Digitalisierungsmaßnahmen förderfähig sind<br />
und diese Programme, dort, wo es notwendig<br />
war, entsprechend angepasst. Er hat darüber<br />
hinaus dafür gesorgt, dass Aus- und Weiterbildung<br />
von Mitarbeiten in diesem Bereich<br />
förderfähig wird.<br />
Gemeinsam haben wir auch zwei Lücken<br />
geschlossen, die es bis dato gab. Wir haben<br />
einen Bürgschaftsfonds aufgelegt, der nur für<br />
Start-ups mit digitalen Geschäftsideen vorgesehen<br />
ist. Und wir haben ein neues Programm<br />
passgenau für kleine und mittlere Unternehmen<br />
aufgelegt. Somit ist es jetzt möglich,<br />
auch kleinere Beträge für Digitalisierungsmaßnahmen<br />
zu beantragen. Bislang hatten<br />
wir da sehr hohe Mindestförderschwellen.<br />
Die haben wir im neuen Förderprogramm<br />
deutlich abgesenkt und die DigiTrans-Richtlinie<br />
ins Leben gerufen, hier können wir auch<br />
Maßnahmen mit 3.000, 4.000 oder 10.000<br />
Euro fördern.<br />
W+M: Halten Sie eine zeitnahe flächendeckende<br />
Versorgung mit 5G in Ihrem Land für<br />
realistisch?<br />
Christian Pegel: Wenn ich den Marktausbau<br />
bei 4G betrachte, kann ich mir nicht vorstellen,<br />
dass der 5G-Ausbau problemlos gelingt. Bei<br />
der Versteigerung der Frequenzen durch den<br />
Bund haben die Unternehmen wesentlich<br />
mehr bezahlt als zunächst vermutet. Dieses<br />
Geld fehlt nun natürlich für die Investitionen.<br />
Insofern werden sich die Unternehmen<br />
zunächst auf die lukrativen Bereiche fokussieren<br />
– dicht besiedelte Ballungsgebiete. An<br />
den reinen Marktumsetzungsprozess glaube<br />
ich daher nicht, sondern ich setze darauf, dass<br />
der Bund ein Programm für unterrepräsentierte<br />
Regionen auflegt, um auch dort eine<br />
Versorgung sicherzustellen. Und das möglichst<br />
schnell, damit nicht erst wieder das Gefühl<br />
entsteht, dass einzelne Regionen vom Fortschritt<br />
abgehängt werden.<br />
Foto: W+M
24 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
ENERGIE<br />
„NACH WIE VOR FEHLT EIN<br />
SCHLÜSSIGES GESAMTKONZEPT<br />
FÜR DIE ENERGIEWENDE“<br />
Viele öffentliche Debatten drehen sich derzeit um die Folgen des Klimawandels und die Notwendigkeit der Umsetzung<br />
der Energiewende. Welche Positionen vertreten zu diesen Themen eigentlich die Chefs großer Energieunternehmen?<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> sprach mit Stefan Dohler, Vorstandsvorsitzender der EWE AG in Oldenburg, Dr. Stephan Lowis,<br />
Vorstandsvorsitzender der envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM) in Chemnitz, Dr. Alexander Montebaur, Vorstandsvorsitzender<br />
der E.DIS AG in Fürstenwalde und Bodo Rodestock, Vorstand der Verbundnetz Gas AG (VNG) in Leipzig.<br />
Interviews: Frank Nehring, Katrin Kleeberg und Karsten Hintzmann<br />
Foto: XXX
ENERGIE<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 25<br />
W+M: Der Klimawandel ist plötzlich das Thema Nummer eins. Wie stehen<br />
Sie zu der Diskussion, und was hat sich Ihr Unternehmen zum Thema<br />
Begrenzung des Klimawandels vorgenommen?<br />
Stefan Dohler: Für die<br />
EWE ist das kein neues<br />
Thema. Wir haben<br />
eine klare Position<br />
zur Entwicklung hin<br />
zur Klimaneutralität. Für<br />
uns wäre der Kohleausstieg<br />
auch bereits für 2030 möglich gewesen. Wir<br />
betrachten es als gesellschaftlichen Auftrag, bei<br />
zu formulieren, um es glaubhaft umsetzen zu<br />
können.<br />
Die Diskussion um die CO 2<br />
-Abgabe ist im politischen<br />
Berlin dabei auf gutem Wege. Ziel sind<br />
aufkommensneutrale Abgaben und Umlagen,<br />
sonst ist das für die Industrie und das Gewerbe<br />
nicht zu stemmen. Damit schaffen wir eine<br />
Steuerungswirkung. Genauso wichtig ist aber<br />
auch die Akzeptanz der Konsequenzen daraus.<br />
derprogramm zum Ausbau der Elektromobilität.<br />
Weitere wichtige Impulse versprechen wir<br />
uns von unserem in diesem Jahr aufgelegten<br />
Investitionsprogramm zur Digitalisierung der<br />
Energiewende in Höhe von 250 Millionen Euro.<br />
Dr. Alexander Montebaur: Nach meiner<br />
Wahrnehmung liegt das daran, dass die Jugend<br />
dieses Thema aufgegriffen hat und sehr medienwirksam<br />
aufbegehrt. Stichwort: „Fridays for<br />
Future“. Die wissenschaftlich fundierten Fakten,<br />
die vorliegen, sind ja auch mehr als alarmierend.<br />
Insofern ist es absolut verständlich, dass die<br />
junge Generation sich hier so engagiert. Es ist<br />
Foto: W+M<br />
der Klimaneutralität zügig voranzukommen. Die<br />
Umstellung dessen, was wir noch an konventionellen<br />
Energieträgern einsetzen, wird weit vor<br />
2030 erfolgen.<br />
Was die aktuelle Klimaschutzdebatte anbelangt,<br />
habe ich ein Problem damit, dass die Schüler<br />
freitags wegen Fridays for Future auf die Straße<br />
gehen, die Eltern vielleicht am Samstag gegen<br />
Windräder protestieren und sich die Großeltern<br />
am Sonntag gegen Erdverkabelung und Stromtrassen<br />
wehren.<br />
Wir bemühen uns, Angebote zu möglichst geringen<br />
Kosten zu unterbreiten, aber wir brauchen<br />
auch die Fairness aller, für die erforderliche<br />
Infrastruktur einen Preis zu zahlen. Und das<br />
meint nicht den Strompreis.<br />
Ich wünschte mir von der Politik mehr Klarheit<br />
und Mut, die Forderungen aufzunehmen, aber<br />
gleichzeitig auch für einen Grundkonsens<br />
einzutreten, den Preis für die Umsetzung klar<br />
Und hier hapert es aktuell beträchtlich. Die<br />
Positionen der Koalitionsparteien liegen weit<br />
auseinander.<br />
Dr. Stephan Lowis: Deutschland wird seine<br />
für <strong>2020</strong> gesteckten Klimaschutzziele klar<br />
verfehlen. Wir müssen deshalb deutlich mehr<br />
tun. Dank der Fridays-for-Future-Bewegung<br />
ist diese Botschaft inzwischen in der Mitte der<br />
Gesellschaft angekommen und hat die Politik<br />
erreicht. Die jüngsten Beschlüsse des Klimaschutzkabinetts<br />
belegen, dass nun auch die<br />
Bundesregierung erkannt hat, dass es so wie<br />
bisher nicht weitergehen kann. Die<br />
enviaM-Gruppe treibt als Erzeuger, Versorger<br />
und Netzbetreiber den Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien in Ostdeutschland seit Jahren voran.<br />
Wir haben zudem Energieeffizienznetzwerke<br />
für Unternehmen, Kommunen und Stadtwerke<br />
gegründet und beteiligen uns am Bundesför-<br />
unstrittig, dass sich die Welt dieser Probleme<br />
annehmen muss.<br />
Bodo Rodestock: Ich empfinde die Diskussion<br />
als extrem wichtig, aber teilweise<br />
auch als etwas zu emotional. Ich hoffe, dass<br />
wir das Thema wieder stärker versachlichen<br />
können und uns die Fakten genau anschauen.<br />
Beeindruckt hat mich, mit welcher Wucht das<br />
Thema jetzt in das öffentliche Bewusstsein<br />
gerückt ist und wie Politik, Gesellschaft und<br />
jeder Einzelne gleichermaßen über dem Thema<br />
Klimawandel nachdenken. Nachhaltige Veränderungen<br />
werden aber nur möglich sein, wenn<br />
sich alle gemeinsam und beherzt des Themas<br />
widmen. Jetzt geht es darum, dieses kollektive<br />
Momentum zu nutzen. Die Energiewende wird<br />
nur dann erfolgreich sein, wenn sie mit einem<br />
gesellschaftlichen Konsens einhergeht. Das ist<br />
eine große Aufgabe.
26<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
ENERGIE<br />
W+M: Die Energiewende ist vielleicht nicht mehr umkehrbar, aber was<br />
sollte verändert werden?<br />
Stefan Dohler: Wichtig ist, alle Sektoren<br />
einzubeziehen – wir nennen das Sektorkopplung<br />
–, um eine echte Energiewende hinzubekommen.<br />
Dr. Stephan Lowis: Nach wie<br />
vor fehlt ein schlüssiges<br />
Gesamtkonzept für die<br />
Energiewende. Dabei sind<br />
neben dem Klimaschutz<br />
auch die Bezahlbarkeit und<br />
die Versorgungssicherheit zu<br />
beachten. Die vereinbarten Neuregelungen<br />
des Klimaschutzkabinetts lassen<br />
leider erneut eine umfassende Gesamtstrategie<br />
vermissen, die Planungssicherheit bietet.<br />
Immerhin hat die Politik verstanden, dass<br />
die Energiewende nicht nur als Stromwende,<br />
sondern auch als Wärme- und Verkehrswende<br />
begriffen werden muss. Dabei spielt die<br />
Digitalisierung eine Schlüsselrolle. Denn ohne<br />
sie kann die notwendige Kopplung des Stromsektors<br />
mit dem Wärme- und Verkehrssektor<br />
nicht funktionieren. Es ist bedauerlich, dass das<br />
Klimaschutzkabinett zu Letzterem kaum ein<br />
Wort verloren hat.<br />
Dr. Alexander Montebaur: Ich glaube, dass<br />
wir im Stromsektor insgesamt ganz gut unterwegs<br />
sind. Die Synchronisation des Leitungsausbaus<br />
mit dem Windkraftausbau ist jedoch<br />
ein wichtiges Thema, wo man nachsteuern<br />
muss. Ansonsten heißt das große Thema: Ausweitung<br />
auf andere Sektoren – Verkehr, Wärme<br />
und die Kopplung zwischen den Sektoren.<br />
Gerade bei der Kopplung der Sektoren ist noch<br />
jede Menge Entwicklungsarbeit zu leisten. Bei<br />
der Frage, was können der Verkehrs- und der<br />
Wärmesektor beitragen, da sehe ich bereits<br />
erhebliches Potenzial, das auch heute schon<br />
technologisch zu heben wäre, damit es insgesamt<br />
eine Energiewende wird.<br />
Bodo Rodestock: Zunächst: Die Energiewende<br />
ist ein Riesenprojekt, bei dem auch<br />
Fehler passieren können und werden. Bisher<br />
hatten wir einen Konsens, der immer noch<br />
aktuell ist: Wir wollen die Wende umweltverträglich,<br />
versorgungssicher und wirtschaftlich<br />
vollziehen. Die Umweltverträglichkeit stand im<br />
Vordergrund, und manchmal haben wir dabei<br />
die Wirtschaftlichkeit vernachlässigt.<br />
Beispiel Wärmemarkt: Potenziale im Wärmemarkt<br />
gab es von Anfang an. Den hohen Anteil<br />
an Ölheizungen hätte man längst mit geringem<br />
Aufwand auf moderne Gasheizungen umstellen<br />
können. Da hätten wir 27 Millionen Tonnen<br />
CO 2<br />
einsparen können. Diese Größenordnung<br />
entspricht annähernd dem CO 2<br />
-Ausstoß des<br />
internationalen Luftverkehrs in Deutschland.<br />
Das ist nur ein Beispiel für niedrig hängende<br />
Früchte, die man schnell ernten könnte. Der<br />
Umbau der Energiewirtschaft muss weiter<br />
erfolgen, aber wir brauchen den Konsens in<br />
der Gesellschaft bei ausgewogener Wahrung<br />
der drei Ziele. Der Schlüssel ist CO 2<br />
, und CO 2<br />
braucht einen Preis. Das haben wir zu lange<br />
außer Acht gelassen.<br />
Foto: W+M
ENERGIE <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 27<br />
W+M: War es aus heutiger Sicht klug, aus der Atomenergie auszusteigen.<br />
Ist ein Wiedereinstieg vorstellbar?<br />
Foto: W+M<br />
Stefan Dohler: Ich versuche es philosophisch:<br />
Der Wurm muss dem Fisch<br />
schmecken, nicht dem Angler. Wenn man<br />
aus der Atomenergie aussteigt, muss man<br />
wissen, dass der CO 2<br />
-Ausstoß ansteigen<br />
wird. Vermutlich hatte man nach Fukushima<br />
den Klimawandel noch nicht so im Blick.<br />
Andere Länder, wie etwa Schweden, haben<br />
da andere Sichten und selbst Greta Thunberg<br />
hatte in ihren ersten Äußerungen in<br />
Deutschland die Atomenergie befürwortet.<br />
Dr. Stephan Lowis: Diese Entscheidung<br />
steht fest und genießt hohe gesellschaftliche<br />
Akzeptanz. Da gibt es keine Diskussion.<br />
Dr. Alexander<br />
Montebaur:<br />
Der Ausstieg war<br />
gesellschaftlich und<br />
politisch ein ganz<br />
breit getragener Konsens<br />
im Jahr 2011. Den hat seither niemand<br />
wieder aufgeknüpft. Und inzwischen ist es<br />
so, dass auch die Wirtschaft keine neuen<br />
Kernkraftwerke betreiben, geschweige<br />
denn bauen will. Daher halte ich einen<br />
Wiedereinstieg für völlig ausgeschlossen.<br />
Das Thema ist in Deutschland endgültig<br />
passé. Wenn man aber sieht, dass das<br />
deutsche Vorbild international nicht so<br />
viele Nachahmer gefunden hat, kann man<br />
sich schon die Frage stellen, ob das energiewirtschaftlich<br />
klug war. Aber das sind<br />
Lieder am Grab eines toten Soldaten.<br />
Bodo Rodestock: Spätestens nach<br />
den Ereignissen des japanischen Atommeilers<br />
in Fukushima entsprach ein<br />
schneller und konsequenter Ausstieg<br />
dem gesellschaftlichen Zeitgeist. Dieser<br />
Wille wurde von der damaligen Bundesregierung<br />
konsequent umgesetzt.<br />
Insofern stellt sich diese Frage heute<br />
nicht mehr. In der aktuellen politischen<br />
Diskussion kann ich nicht erkennen, dass<br />
diese Entscheidung wieder zurückgedreht<br />
wird oder ansatzweise eine<br />
Alternative ist. Im Zuge des Ausstiegs<br />
aus Kern- und Kohleenergie wird aber<br />
Gas im Energiemix und als Garant der<br />
Versorgungssicherheit zukünftig noch<br />
relevanter.<br />
Mit dem Herzen dabei.<br />
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28<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
ENERGIE<br />
W+M: Wie schätzen Sie den Wettbewerb zwischen Batterie und<br />
Brennstoffzelle ein?<br />
Und diesen Wasserstoff kann man dann im<br />
Sinne einer Sektorkopplung in den Verkehr<br />
geben.<br />
Stefan Dohler: Im Individualverkehr sehen<br />
wir die batteriebetriebenen Fahrzeuge im<br />
Vorteil, weil es noch günstiger ist. Wir als EWE<br />
glauben allerdings, dass es Unfug ist, alles<br />
elektrisch regeln zu wollen. Nehmen Sie sich<br />
die großen Lkws, die würden immens große<br />
Batterien benötigen. Daher sehen wir für den<br />
Schwerverkehr, inklusive Busse und Sonderfahrzeuge,<br />
mehr gasbasierte Lösungen. Und<br />
hier kann Wasserstoff und damit die Brennstoffzelle<br />
eine Lösung sein. Wir sind überzeugt,<br />
dass wir künftig den Mix sehen werden,<br />
auch wenn aktuell einseitig auf Stromer gesetzt<br />
wird. Wir brauchen Technologieoffenheit<br />
in der Praxis, dann wird sich das durchsetzen,<br />
was am besten passt.<br />
Dr. Stephan Lowis: Es ist für die Weiterentwicklung<br />
der Energiewende grundsätzlich<br />
sehr wichtig, dass wir technologieoffen sind.<br />
Es ist kurzsichtig, nur auf eine Technologie zu<br />
setzen. Deshalb macht es Sinn, dass es bei der<br />
Elektromobilität einen Wettbewerb von Batterie<br />
und Brennstoffzelle – beide haben Vor- und<br />
Nachteile. Am Ende soll der Kunde entscheiden<br />
können, womit er fahren will.<br />
Dr. Alexander Montebaur: Ich bin kein Experte<br />
für Kraftfahrzeugtechnik. Aber was ich<br />
mir sehr wohl in Richtung Wasserstofftechnik<br />
vorstellen kann, ist, dass wir mit Wasserstoff<br />
vor allem auf den größeren Verkehr gehen –<br />
auf den Schwerlastverkehr, die Binnenschifffahrt,<br />
auf die Kreuzfahrtschiffe. Also jene<br />
Verkehrsmittel, die gewichts- und platzmäßig<br />
mehr Raum haben, um eine Wasserstofflösung<br />
aufzunehmen. Im Pkw ist man diesbezüglich<br />
immer begrenzt. Da geht sicher<br />
auch eine Brennstoffzelle. Aber wenn man<br />
klimapolitisch einen Effekt erzielen will, muss<br />
der Fokus viel stärker auf dem Güterverkehr<br />
und den großen Verkehrsmitteln liegen, die<br />
heute noch mit Schweröl und Diesel fahren.<br />
Da kann die Wasserstoffwirtschaft einen<br />
großen Beitrag leisten, zumal sie eine ideale<br />
Ergänzung zu unserer fluktuierenden Windenergie<br />
ist. Dort, wo wir Wind im Überschuss<br />
haben, kann Wasserstoff erzeugt werden.<br />
Bodo Rodestock: Ich<br />
denke, dass eine Koexistenz<br />
beider Technologien<br />
langfristig möglich<br />
beziehungsweise auch<br />
unumgänglich ist. Beide<br />
Technologien haben besonders<br />
geeignete Einsatzgebiete und sie ergänzen<br />
sich komplementär recht gut. Das Thema<br />
E-Mobilität hat Zukunft, und es wird uns noch<br />
lange beschäftigen. Wir tun allerdings gut<br />
daran, uns eine technologische Offenheit zu<br />
bewahren. Das ist die Voraussetzung für neue<br />
Entwicklungen, die sich in der Praxis beweisen<br />
müssen. Es wird nicht die eine Lösung für alles<br />
geben, und deshalb bin ich überzeugt davon,<br />
dass auch Wasserstoff eine große Zukunft<br />
hat. Die angesprochene Koexistenz zeigt sich<br />
für uns als Unternehmen auch im Verhältnis<br />
zur EnBW AG: Wir als VNG sind ein Gaskonzern<br />
und setzen deshalb unter anderem auch auf<br />
das Thema Wasserstoff, während EnBW als<br />
unsere Muttergesellschaft auf Elektromobilität<br />
setzt.<br />
Foto: W+M
ADVERTORIAL<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 29<br />
INNOVATIV<br />
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Der Etikettierexperte Herma investiert die höchste Summe der<br />
Unternehmensgeschichte in ein neues Beschichtungswerk und nutzt<br />
dafür eine attraktive KfW-Förderung für Energieeffizienzvorhaben.<br />
Meter langen Beschichtungsanlagen bei einer<br />
Geschwindigkeit von bis zu 1.100 Metern pro<br />
Minute mit Silikon und Klebstoff beschichtet<br />
und ein mehrlagiger Verbund, das sogenannte<br />
Haftmaterial, hergestellt. Sechs Tage, rund um<br />
die Uhr, laufen die Papier- und Folienbahnen<br />
durch die Anlagen und haben nach dem Beschichten<br />
eine Temperatur von etwa 30 Grad.<br />
Um diese Rollen im nächsten Produktionsschritt<br />
mit höchster Qualität weiterverarbeiten<br />
zu können, muss der Klebstoff vollständig<br />
abkühlen. Und diese Pause wird in Zukunft effizient<br />
genutzt: „Die Rollen werden in ein<br />
speziell dafür angeordnetes Lager<br />
entlang des Materialflusses<br />
gebracht und decken dort den<br />
kompletten Heizbedarf“,<br />
sagt Baumgärtner.<br />
Rund 100 Mio. Euro kostet<br />
das Gesamtvorhaben. 20<br />
Mio. davon finanzierte<br />
Herma mit einem Förderkredit<br />
zur Steigerung der<br />
Energieeffizienz. Aufgrund<br />
dieses sehr ambitionierten Ziels<br />
kann Herma einen Tilgungszuschuss<br />
von mehr als 2,6 Mio. Euro realisieren, der die<br />
zurückzuzahlende Kreditsumme mindert.<br />
Der Baustellenlärm ebbt langsam ab. Die Gebäude<br />
sind fertiggestellt, im <strong>Herbst</strong> startet die<br />
energieoptimal durchdacht. Maßnahmen wie<br />
zusätzliche Isolierungen, eine moderne Pro-<br />
Bundesförderung für Energieeffizienz<br />
in der Wirtschaft<br />
Die KfW-Förderung für Weiterdenker, die in<br />
Produktion. Auf 50.000 Quadratmetern baut<br />
zesskühlung und -trocknung sowie effizientere<br />
Energieeinsparung investieren. Günstige Kredite<br />
Herma ein neues Beschichtungswerk und setzt<br />
Raumlufttechnik sparen Energie.<br />
mit bis zu 55 % Tilgungszuschuss aus Mitteln<br />
damit Maßstäbe in Sachen Energieeffizienz.<br />
Besonders hoch ist der Energieverbrauch bei<br />
des BMWi.<br />
Ob Haftmaterialien, Selbstklebeprodukte oder<br />
der Herstellung des Haftmaterials. Dabei wer-<br />
hochmoderne Etikettiermaschinen – Herma gilt<br />
den Rohpapier- und Folienrollen in über 100<br />
Alle Infos auf: www.kfw.de/295<br />
seit 113 Jahren als Pionier seiner Branche.<br />
Im Jahr 1906 in Stuttgart von Heinrich Hermann<br />
Foto: KfW Bankengruppe/Roderick Aichinger, Quelle Grafik: KfW <strong>2019</strong><br />
mit zwei Mitarbeitern gegründet, hat Herma<br />
aktuell 1.051 Beschäftigte und ist der größte<br />
Arbeitgeber im baden-württembergischen<br />
Filderstadt. Aber eben auch ein großer Energieverbraucher.<br />
Allein im letzten Jahr verbrauchte<br />
der Betrieb etwa 16 Mio. Kilowattstunden<br />
Strom und knapp 30 Mio. Kilowattstunden Gas.<br />
Als die Geschäftsleitung beschloss, ein weiteres<br />
Werk am Standort zu bauen, war die Zielvorgabe<br />
klar. „Als Fertigungsunternehmen hat Energieeffizienz<br />
für uns eine große Bedeutung, um<br />
wettbewerbsfähig zu bleiben“, sagt Geschäftsführer<br />
Dr. Thomas Baumgärtner. Zwei Jahre<br />
lang wurden alle Fertigungsprozesse genau<br />
überprüft. Herausgekommen ist ein Energieeinsparkonzept<br />
mit 50 Einzelmaßnahmen.<br />
Die neue Produktionshalle besteht aus fünf<br />
würfelartigen Gebäudeteilen. Jeder Bereich ist<br />
Effizient investieren<br />
Unternehmer haben viele Möglichkeiten, Ressourcen zu<br />
schonen und Energiekosten zu sparen. Die KfW fördert<br />
Investitionen in Gebäude, Technologien und erneuerbare<br />
Energien. Ein Überblick über Modernisierungen, die sich<br />
auszahlen – für Unternehmen und Umwelt.<br />
Vermeidung von Abwärme<br />
durch optimal gedämmte<br />
Rohrleitungen sowie Nutzung<br />
von Prozesswärme durch<br />
Wärmerückgewinnung<br />
Dämmung von Wänden,<br />
Dächern, Geschossdecken<br />
und Bodenflächen<br />
Bauen und Sanieren<br />
Druckluſt-, Vakuum-,<br />
Wir fördern den Neubau, den<br />
Absaugtechnik<br />
Kauf und die Sanierung von<br />
Gewerbegebäuden mit dem Ziel<br />
der Energieeinsparung.<br />
Raumluſt- und<br />
Informationen finden Sie unter<br />
klimatechnische<br />
www.kfw.de/276<br />
Anlagen<br />
Aufbereitung<br />
von Fenstern,<br />
Vorhangfassaden,<br />
Außentüren,<br />
Toren<br />
Beleuchtung<br />
Mess-, Steuer-,<br />
Heizungsanlagen<br />
Regelungstechnik sowie<br />
Gebäudeautomation<br />
Anlagen und Prozesse<br />
Wir fördern Investitionen in<br />
Anlagen und Prozesse, die<br />
im laufenden Betrieb<br />
Energiekosten einsparen.<br />
Informationen finden Sie unter<br />
www.kfw.de/292 und<br />
www.kfw.de/295<br />
Informationsund<br />
Kommunikationstechnik<br />
Verminderung<br />
von Luſtverschmutzung<br />
Photovoltaikanlagen<br />
Optimierung<br />
von Verfahren<br />
Abwärme<br />
Wir fördern Anlagen zur<br />
Nutzung von Abwärme.<br />
Informationen finden Sie unter<br />
www.kfw.de/295<br />
Elektrische<br />
Antriebe, Pumpen<br />
Maschinen, Anlagen<br />
und Prozesstechnik<br />
Boden- und<br />
Grundwasserschutz<br />
Windkraſtanlagen<br />
Tiefengeothermie<br />
Abwasserreinigung<br />
und -vermeidung<br />
Abfallvermeidung<br />
Erneuerbare Energien<br />
Biogasanlagen<br />
Ladestationen:<br />
Strom/<br />
Wasserstoff<br />
Anschaffung von<br />
Fahrzeugen<br />
mit alternativen<br />
Antriebstechniken<br />
Ressourceneffizienz/<br />
Materialeinsparung<br />
Wir fördern Anlagen zur<br />
Strom- und Wärmeerzeugung.<br />
Informationen finden Sie unter<br />
www.kfw.de/270, www.kfw.de/271<br />
und www.kfw.de/295<br />
Umweltschutz und<br />
Nachhaltigkeit<br />
Wir fördern Maßnahmen, die<br />
Ressourcen schonen oder<br />
Emissionen reduzieren.<br />
Informationen finden Sie unter<br />
www.kfw.de/240<br />
5
30 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
INTERNATIONALE MÄRKTE<br />
„Wir werden<br />
weiter sehr<br />
gute Jahre<br />
im Export<br />
haben.“<br />
Michael Kotzbauer, Bereichsvorstand Mittelstandsbank<br />
Mitte/Ost der Commerzbank<br />
AG, im W+M-Interview über die Internationalisierung<br />
des ostdeutschen Mittelstands,<br />
die Konflikte im Welthandel und die Expertise<br />
der Commerzbank AG im Auslandsgeschäft.<br />
W+M: Herr Kotzbauer, die Commerzbank AG möchte im<br />
Mittelstandssegment weiter wachsen. Wie gut sind Sie auf<br />
diesem Weg in Ostdeutschland vorangekommen?<br />
Michael Kotzbauer: In den ersten acht Monaten dieses Jahres<br />
ist unser Kreditvolumen im ostdeutschen Firmenkundengeschäft<br />
um rund zwei Prozent gestiegen. Mit diesem Ergebnis können wir<br />
sehr zufrieden sein. Darüber hinaus haben wir in Ostdeutschland<br />
im ersten Halbjahr in einem hart umkämpften Markt mehr als 100<br />
neue Firmenkunden hinzugewonnen. Dieses Wachstum konnten wir<br />
vor allem im breiten Mittelstand in einer Unternehmensgröße unter<br />
100 Millionen Euro Umsatz verzeichnen. Das spricht für die Attraktivität<br />
unserer Produkte und unserer Beratung, beispielsweise wenn<br />
mittelständische Unternehmen auf internationale Märkte expandieren<br />
wollen.<br />
Tor zu Welt: Über den Hafen von Antwerpen<br />
werden viele Exporte abgewickelt.<br />
W+M: Über die gegenwärtigen Risiken im Auslandsgeschäft hat die<br />
Commerzbank AG aktuell eine Studie vorgelegt, deren Ergebnisse für<br />
Ostdeutschland W+M exklusiv vorliegen. Wie verunsichert ist, Ihren Erkenntnissen<br />
zufolge, der ostdeutsche Mittelstand angesichts wachsender<br />
Konflikte im Welthandel?<br />
Michael Kotzbauer: Die mittelständische Wirtschaft befindet sich zurzeit<br />
generell in einer Phase zunehmender Unsicherheit. Das betrifft nicht nur den<br />
internationalen Handel. Auch auf den heimischen Märkten drängen sich den<br />
Unternehmen zahlreiche Fragen auf. Gelingt beispielsweise die Digitalisierung<br />
Foto: Bild von Jan Paulussen auf Pixabay
INTERNATIONALE MÄRKTE<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 31<br />
Foto: W+M, Quelle Grafik: 19. Studie der Unternehmerperspektiven, Commerzbank AG<br />
der Wirtschaft? In vielen Regionen<br />
- übrigens in Deutschland<br />
insgesamt - fehlt<br />
immer noch der Zugang<br />
zum schnellen Internet.<br />
Dies wird immer<br />
mehr zum Wettbewerbsnachteil,<br />
etwa<br />
wenn Kundenvertriebswege<br />
digitalisiert<br />
werden sollen. Auch der<br />
Fachkräftemangel hemmt<br />
das Wachstum – das bereitet<br />
beispielsweise Speditionen Sorge,<br />
die händeringend Lkw-Fahrer suchen. Auch<br />
die IT-Branche benötigt dringend hochqualifizierte<br />
Fachkräfte. Hinzu kommen dann noch,<br />
wie Sie ganz richtig anmerken, die Krisen auf<br />
den Weltmärkten ...<br />
W+M: ... für die gegenwärtig keine Lösungen<br />
in Sicht sind?<br />
Michael Kotzbauer: Leider. Das ist mittlerweile<br />
in das Bewusstsein vieler ost- wie auch<br />
westdeutscher Mittelständler eingedrungen:<br />
Die Krisen haben sich nicht, wie Anfang des<br />
Jahres noch gehofft, aufgelöst, sondern, im<br />
Gegenteil, verstetigt. Das gilt für den Handelskonflikt<br />
zwischen den USA und China ebenso<br />
wie für den Austritt Großbritanniens aus der<br />
Europäischen Union. Auch außenpolitische<br />
Experten können momentan keine realistische<br />
Einschätzung abgeben, wann und wie diese<br />
Konflikte gelöst werden. Unsere Studie hat ergeben,<br />
dass mehr als die Hälfte – 60 Prozent<br />
– der ostdeutschen Unternehmen mit einer<br />
abnehmenden Planungssicherheit rechnet.<br />
W+M: Welche Konsequenzen sollten die<br />
Unternehmen daraus ziehen?<br />
Michael Kotzbauer: Im Osten wie im<br />
Westen: Die Konsequenz darf auf keinen<br />
Fall heißen, sich aus dem Auslandsgeschäft<br />
zurückzuziehen. Panik ist im Exporthandel<br />
der falsche Ratgeber. Und die wirtschaftlichen<br />
Daten zeigen ja zum Glück auch, dass sich die<br />
Exporttätigkeit zunächst fortsetzt und die Unternehmen<br />
sich von den politischen Unwägbarkeiten<br />
nicht abschrecken lassen. Dies ist<br />
wiederum auch ein Vorteil länger währender<br />
Krisen: Die Unternehmen haben gelernt, sich<br />
darauf einzustellen.<br />
W+M: Wie beurteilen Sie die Exportstärke<br />
der ostdeutschen Wirtschaft?<br />
Michael Kotzbauer: Aus<br />
Ostdeutschland heraus exportieren,<br />
so das Ergebnis<br />
unserer Studie, etwa 36<br />
VERTRIEB VON PRODUKTEN ODER DIENSTLEISTUNGEN<br />
IM AUSLAND<br />
Frage: „Sind Teile der Wertschöpfungskette in Ihrem Unternehmen internationalisiert?“<br />
findet statt ist eine Option kommt nicht infrage<br />
Angaben in Prozent, an Hundert Fehlende: weiß nicht/keine Angabe<br />
Basis: Bundesdurchschnitt n=2.000 befragte Unternehmen, regionale Stichprobe n=362 befragte Unternehmen<br />
36<br />
OST-<br />
DEUTSCHLAND<br />
56<br />
Prozent der Unternehmen.<br />
Da ist noch<br />
deutlich Luft nach<br />
oben, beispielsweise<br />
im Maschinenbau oder<br />
der Konsumgüterindustrie.<br />
Denn wer nicht in das<br />
Auslandsgeschäft investiert,<br />
verspielt auch Chancen für<br />
die Zukunft seines Unternehmens.<br />
85 Prozent der ostdeutschen Unternehmen<br />
sagen, dass „German solutions“, die Lösungskapazität<br />
deutscher Produkte und Verfahren,<br />
auf den globalen Märkten nach wie vor Exportschlager<br />
sind. In China wird beispielsweise<br />
deutsche Kompetenz bei Themen wie Recycling<br />
oder Ressourcenschonung stark nachgefragt.<br />
Deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass wir<br />
weiter gute Jahre im Export haben werden.<br />
W+M: Wie kann die Commerzbank ihren<br />
Kunden dabei helfen, Chancen auf den internationalen<br />
Märkten zu ergreifen?<br />
Michael Kotzbauer: Wir registrieren seit<br />
geraumer Zeit, dass traditionelle Themen des<br />
8<br />
Außenhandels wieder stärker in den Fokus rücken.<br />
Dazu gehören Produkte zur Absicherung<br />
der Zahlungsströme im Export ebenso wie eine<br />
kluge Handhabung der Währungsrisiken. Hier<br />
können wir unsere Expertise im Auslandsgeschäft<br />
ins Spiel bringen, nicht nur, weil wir in<br />
zahlreichen Ländern Repräsentanzen unterhalten,<br />
sondern weil wir den deutschen Mittelstand<br />
seit fast 150 Jahren bei der Expansion<br />
ins Ausland begleiten. Hier verstehen wir uns<br />
als strategischer Partner, der hilft, die Risiken<br />
im Export für die Unternehmen sachkundig zu<br />
bewerten.<br />
W+M: Herr Kotzbauer, abschließend noch<br />
ein Blick in die Zukunft der Commerzbank AG:<br />
Mit Beginn des Jahres <strong>2020</strong> ersetzt Roland<br />
Boekhout, bisher Manager bei der ING, den jetzigen<br />
Firmenkundenvorstand Michael Reuther.<br />
Was wird sich mit dem Wechsel an der Spitze<br />
des Firmenkundengeschäfts ändern?<br />
Michael Kotzbauer: Jeder Firmenkundenvorstand<br />
bringt sich natürlich in die Strategie<br />
der Bank ein – das ist seine Aufgabe. Roland<br />
Boekhout bringt sehr viel Erfahrung in wichtigen<br />
Themen wie beispielsweise der Transformation<br />
und Digitalisierung des Bankgeschäfts<br />
mit. Seine neuen Impulse, da bin ich mir<br />
sicher, werden helfen, das Erfolgsmodell der<br />
Commerzbank AG als Bank für den deutschen<br />
Mittelstand weiter auszubauen.<br />
52<br />
BUNDES-<br />
DURCHSCHNTT<br />
42<br />
6
32 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
INTERNATIONALE MÄRKTE<br />
ABSATZMÄRKTE<br />
Frage: „Welche der folgenden Länder bzw. Regionen sind Absatzmärkte für Ihr Unternehmen?“ Ostdeutschland Bundesrepublik<br />
A n g a b e n i n Proze n t, a n H u n d e rt Fe h l e n d e:<br />
weiß nicht/keine Angabe<br />
B a s i s: B u n d e s d u rch s ch n i t t n =2.0 0 0 b e f ra g t e<br />
U n t e rnehmen, re g i o n a l e St i ch p ro b e n = 362 b e f ra g t e<br />
Unternehmen<br />
KANADA<br />
5<br />
14<br />
AFRIKA<br />
7<br />
13<br />
USA<br />
12<br />
22<br />
BRASILIEN<br />
6<br />
12<br />
ZU ERWARTENDE ENTWICKLUNGEN<br />
IN DEN NÄCHSTEN EIN BIS ZWEI JAHREN<br />
Frage: „Rechnet Ihr Unternehmen für die nächsten ein bis zwei Jahre mit den folgenden Entwicklungen?“ Ostdeutschland Bundesrepublik<br />
Angaben in Prozent, an Hundert Fehlende: weiß nicht/keine Angabe B a s i s: B u n d e s d u rch s ch n i t t n =2.0 0 0 b e f ra g t e U n t e rnehmen,<br />
regionale Stichprobe n=362 befragte Unternehmen<br />
INSGESAMT GERINGERE PLANUNGSSICHERHEIT<br />
60<br />
64<br />
EINE GENERELLE KONJUNKTURELLE EINTRÜBUNG<br />
GERINGERE NACHFRAGE IM DEUTSCHEN MARKT<br />
ZUNEHMENDE HANDELSBARRIEREN IN<br />
AUSLANDSMÄRKTEN<br />
ABSATZRÜCKGÄNGE IN BESTEHENDEN<br />
AUSLANDSMÄRKTEN<br />
POSITIVE EFFEKTE DURCH HANDELSKONFLIKTE<br />
ZWISCHEN ANDEREN LÄNDERN WIE Z. B.<br />
ZWISCHEN USA UND CHINA<br />
14<br />
20<br />
24<br />
25<br />
30<br />
33<br />
37<br />
37<br />
49<br />
61<br />
Mehr Hintergründe zum Export<br />
ostdeutscher Firmen lesen Sie im<br />
Interview mit GTAI-Chef<br />
Dr. Robert Hermann unter<br />
www.wirtschaft-markt.de<br />
Foto: W+M, Quelle Grafik: 19. Studie der Unternehmerperspektiven, Commerzbank AG
INTERNATIONALE MÄRKTE<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 33<br />
GROß-<br />
BRITANNIEN<br />
NUR DEUTSCHLAND<br />
19<br />
29<br />
64 48<br />
RUSSLAND<br />
11<br />
18<br />
Quelle Grafik: 19. Studie der Unternehmerperspektiven, Commerzbank AG<br />
EURORAUM<br />
Exkl. Deutschland<br />
33<br />
47<br />
ITALIEN<br />
26 15 CHINA<br />
SCHWEIZ<br />
23<br />
37<br />
TÜRKEI<br />
9<br />
18<br />
INDIEN<br />
3<br />
13<br />
11<br />
22<br />
JAPAN<br />
5<br />
14<br />
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34 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
POLITIK<br />
„INVESTOREN SCHAUEN SEHR<br />
GENAU HIN, IN WELCHEM<br />
UMFELD SIE INVESTIEREN.“<br />
INTERVIEW MIT MANUELA SCHWESIG (SPD), MINISTERPRÄSIDENTIN<br />
IN MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />
Interview: Karsten Hintzmann<br />
1974<br />
1995<br />
2017<br />
FRANKFURT (ODER)<br />
DIPLOM-FINANZWIRTIN (FH)<br />
MINISTERPRÄSIDENTIN DES<br />
LANDES MECKLENBURG-<br />
VORPOMMERN<br />
W+M : Frau Schwesig, die AfD hat bei den<br />
jüngsten Wahlen im Osten stark zugelegt.<br />
Haben Sie eine Erklärung dafür ?<br />
Manuela Schwesig : Es gelingt der AfD leider,<br />
den gesellschaftlichen Unmut einzusammeln.<br />
Wenn man sich die Entwicklung der Partei<br />
anschaut, dann ist klar, dass das Thema Flüchtlingspolitik<br />
eine entscheidende Rolle beim Erstarken<br />
der AfD gespielt hat. Aber die Zahl der<br />
nach Deutschland kommenden Flüchtlinge ist<br />
seit 2016 deutlich zurückgegangen. Trotzdem<br />
hat die AfD bei den Wahlen dazugewonnen. Das<br />
zeigt, dass die Ursachen tiefer liegen.<br />
W+M : Wie lassen sich zur AfD abgewanderte<br />
Wähler aus Ihrer Sicht wieder zurückgewinnen ?<br />
Manuela Schwesig : Wir müssen auf<br />
Bundesebene und Landesebene mit guter<br />
Regierungsarbeit überzeugen und für konkrete<br />
Verbesserungen für die Bürgerinnen und<br />
Bürger sorgen. Bei uns im Land schaffen wir<br />
beispielsweise gerade die Elternbeiträge für<br />
die Kita ab, für Krippe, Kindergarten, Hort und<br />
Tagespflege. Damit machen wir nicht nur das<br />
Kita-Angebot attraktiver. Das ist zugleich auch<br />
die größte Familienentlastung in der Geschichte<br />
unseres Landes.
POLITIK<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 35<br />
W+M : Auch in Ihrem Bundesland trifft die<br />
AfD auf recht starken Zuspruch. Welche Strategie<br />
setzen Sie als Ministerpräsidentin und<br />
Ihre gesamte Landesregierung dagegen ?<br />
Manuela Schwesig : Wir setzen auf gute Regierungsarbeit<br />
und auf Dialog mit den Bürgerinnen<br />
und Bürgern. Ich bin als Ministerpräsidentin<br />
viel im Land unterwegs, ebenso wie die<br />
Ministerinnen und Minister. Dazu kommt bei<br />
uns die Veranstaltungsreihe „Landesregierung<br />
vor Ort“. Die Ministerinnen und Minister bieten<br />
regelmäßig Bürgerforen im ganzen Land an.<br />
Da hören wir zu und nehmen Anregungen auf.<br />
Wir erläutern aber auch, was wir als Landesregierung<br />
tun und wo es noch Schwierigkeiten<br />
gibt. Ich habe sehr gute Erfahrung mit diesen<br />
Dialogformaten gemacht.<br />
W+M : Befürchten Sie, dass das Erstarken<br />
der AfD internationale Investoren von einem<br />
Engagement in den neuen Ländern abbringen<br />
könnte ?<br />
Manuela Schwesig :<br />
Dafür gibt es zum<br />
Glück bislang keine<br />
„ES FEHLTE IN DEN<br />
LETZTEN 30 JAHREN<br />
LEIDER ALLZU OFT AN<br />
RESPEKT VOR<br />
OSTDEUTSCHEN<br />
LEBENSLEISTUNGEN.“<br />
und Wähler positiv bewertet wurde. Das zeigt :<br />
Die Ursachen für die Schwierigkeiten liegen<br />
weniger in den Ländern. Es ist die Stimmung<br />
im Osten insgesamt. Und fairerweise muss<br />
man sagen, dass die SPD auf Bundesebene in<br />
den letzten Monaten den Wahlkämpfern vor<br />
Ort keinen Rückenwind gegeben hat.<br />
W+M : Nachfrage : Ist die SPD in den neuen<br />
Ländern zu weit weg von den einfachen Menschen<br />
oder sind ihre Themen zu beliebig ?<br />
Manuela Schwesig : Weder noch. Ich habe den<br />
Eindruck, dass wir mit unseren Themen nahe bei<br />
den Menschen sind. Ein Beispiel : Wir kämpfen<br />
auf Bundesebene dafür, dass die Grundrente<br />
endlich kommt. Das ist ein klassisch sozialdemokratisches<br />
Thema. In den ostdeutschen<br />
Ländern geht jetzt die Generation in Rente, die<br />
in den Jahren nach 1990 oft nur unterdurchschnittliche<br />
Löhne erhalten hat. Für mich ist<br />
klar : Wer sein Leben lang gearbeitet hat, muss<br />
am Ende seines Arbeitslebens mehr Rente<br />
erhalten als derjenige, der das nicht getan hat.<br />
Deshalb brauchen wir<br />
eine Grundrente für<br />
Manuela Schwesig<br />
langjährige Beschäftigte,<br />
die über der Mindestsicherung<br />
liegt.<br />
W+M : Ihr Bundesland<br />
gehört zu den<br />
ganz wenigen Regionen<br />
Ostdeutschlands,<br />
in denen die SPD<br />
nach wie vor gute<br />
Umfragewerte erhält.<br />
Verraten Sie uns Ihr<br />
Erfolgsrezept ?<br />
Anzeichen. Aber klar<br />
ist auch : Investoren<br />
schauen sehr<br />
genau hin, in welchem<br />
Umfeld sie investieren.<br />
Und natürlich<br />
spielt es eine Rolle,<br />
wie gut ausländische<br />
Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer bei<br />
uns leben können. Ich<br />
bin deshalb sehr froh,<br />
dass sich die Wirtschaft<br />
bei uns in Mecklenburg-Vorpommern Manuela Schwesig : Es wäre illusorisch zu<br />
sehr klar für eine offene Gesellschaft einsetzt. glauben, dass die Stimmung auf Bundesebene<br />
spurlos an uns vorbeigeht. Aber wir haben<br />
W+M : Kommen wir zu Ihrer Partei, der SPD. das klare Ziel, bei der nächsten Landtagswahl<br />
Sie hat – wenn wir bei den jüngsten Wahlen wieder stärkste Kraft im Land zu werden.<br />
bleiben – in den neuen Ländern enorme Stimmenverluste<br />
zu beklagen. Was macht die SPD Bürgerinnen und Bürgern deutlich, wofür die<br />
Deshalb mache ich in den Gesprächen mit den<br />
im Osten falsch ?<br />
SPD in Mecklenburg-Vorpommern steht. Wir<br />
bringen das Land wirtschaftlich voran, damit<br />
Manuela Schwesig : Ich freue mich darüber, Arbeitsplätze entstehen und gesichert werden<br />
dass Dietmar Woidke seine erfolgreiche<br />
und damit wir auch bei der Lohnangleichung<br />
Arbeit als Ministerpräsident in Brandenburg vorankommen. Und wir sind die Partei, die für<br />
fortsetzen kann. In absoluten Zahlen hat die einen starken sozialen Zusammenhalt eintritt,<br />
SPD dort sogar Stimmen hinzugewonnen. In die Familien und Kinder, aber auch die Älteren<br />
Sachsen hatte es die SPD sehr schwer, obwohl in unserer Gesellschaft unterstützt. Zum Beispiel<br />
mit der beitragsfreien Kita oder unserem<br />
die Arbeit von Martin Dulig als Wirtschaftsminister<br />
von einer Mehrheit der Wählerinnen Eintreten für die Grundrente.<br />
W+M : In Ihrem Bundesland stehen erst im<br />
Jahr 2021 wieder Landtagswahlen an. Was haben<br />
Sie für Ihre eigene Arbeit als Regierungschefin<br />
aus den jüngsten Wahlen gelernt ?<br />
Manuela Schwesig : Das Ergebnis der Wahlen<br />
zeigt, dass die Ministerpräsidenten auch<br />
in diesen schwierigen Zeiten gute Chancen<br />
haben, mit ihrer Partei stärkste Kraft zu<br />
werden. Das wünsche ich mir natürlich auch<br />
2021 bei uns.<br />
W+M : Was muss die Sozialdemokratie tun,<br />
um nicht nur einen weiteren Absturz zu verhindern,<br />
sondern um wieder die Statur einer<br />
Volkspartei in Deutschland zu bekommen ?<br />
Zur Person<br />
Manuela Schwesig wurde am<br />
23. Mai 1974 in Frankfurt (Oder)<br />
geboren. Nach dem Abitur absolvierte<br />
sie ein Studium an der<br />
brandenburgischen Fachhochschule<br />
für Finanzen, das sie als<br />
Diplom-Finanzwirtin abschloss.<br />
Anschließend nahm sie im Finanzamt<br />
Schwerin eine Tätigkeit<br />
als Steuerfahndungsprüferin auf.<br />
Im Jahr 2003 trat Schwesig in die<br />
SPD ein. Von 2008 bis 2013 war<br />
sie Sozialministerin in Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Ende 2013<br />
wechselte sie in die Bundesregierung<br />
– als Bundesfamilienministerin.<br />
Seit dem 4. Juli 2017 ist sie<br />
Ministerpräsidentin in Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Sie übernahm<br />
das Amt von Erwin Sellering<br />
(SPD), der aus gesundheitlichen<br />
Gründen zurückgetreten war.<br />
Manuela Schwesig ist verheiratet<br />
und Mutter zweier Kinder.
36<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
POLITIK<br />
Manuela Schwesig : Zunächst einmal<br />
müssen wir die Parteispitze neu besetzen.<br />
Dann müssen wir wieder an Profil gewinnen.<br />
Ich bin davon überzeugt, dass die SPD gerade<br />
in Zeiten einer wachsenden gesellschaftlichen<br />
Spaltung gebraucht wird. Denn wir sind<br />
die Partei, die die Dinge zusammenführt. Wir<br />
stehen für eine starke Wirtschaft, für sozialen<br />
Zusammenhalt, für den Schutz der Umwelt<br />
und unserer natürlichen Lebensgrundlagen.<br />
Und nicht nur für eines dieser Ziele wie CDU/<br />
CSU, Linke und Grüne.<br />
W+M : Wäre eine Fusion mit den Linken eine<br />
Option für Sie ?<br />
Manuela Schwesig : Nein. Man kann<br />
rückblickend sicher darüber streiten, ob die<br />
SPD nach 1990 ehemalige SED-Mitglieder<br />
zur Mitarbeit in unserer Partei hätte einladen<br />
sollen. Vielleicht hätte sich die PDS und<br />
spätere Linke dann nie etabliert. Man darf aber<br />
nicht vergessen, dass sich<br />
die SDP im <strong>Herbst</strong> 1989<br />
gegen die SED-Herrschaft<br />
gegründet<br />
hat. Und zwar mit einem erheblichen Risiko<br />
für die Parteigründer. Es war ja nicht klar, dass<br />
die friedliche Revolution gut ausgehen würde.<br />
Diese Konstellation hat das Verhältnis zwischen<br />
SPD und PDS in den ersten Jahren nach<br />
der friedlichen Revolution stark geprägt. Erst<br />
mit der ersten rot-roten Landesregierung unter<br />
Ministerpräsident Harald Ringstorff 1998<br />
hier in Mecklenburg-Vorpommern ist so etwas<br />
wie Normalität in das Verhältnis zwischen<br />
SPD und PDS eingekehrt. Ich sehe weder in der<br />
einen noch in der anderen Partei den Wunsch<br />
nach einer Fusion.<br />
W+M : Insgesamt betrachtet hat sich 30 Jahre<br />
nach dem Mauerfall und 29 Jahre nach der<br />
deutschen Wiedervereinigung die Stimmung<br />
bei den Ostdeutschen stark eingetrübt. Von<br />
der einstigen Euphorie ist nicht so viel übrig.<br />
Sind die „Ossis“ einfach nur undankbar oder wo<br />
liegen aus Ihrer Sicht die größten Defizite beim<br />
Zusammenwachsen von Ost und West ?<br />
Manuela Schwesig : Ich warne vor<br />
Schwarz-Weiß-Malerei. Die Landesregierung<br />
in Mecklenburg-Vorpom-<br />
> Seit 2017 Ministerpräsidentin:<br />
Manuela Schwesig.<br />
mern führt einmal im Jahr eine Meinungsumfrage<br />
durch, den MV-Monitor. Aktuell sagen<br />
da 88 Prozent, dass sich unser Land seit der<br />
Deutschen Einheit gut oder sogar sehr gut<br />
entwickelt hat. Die Menschen sehen also die<br />
Fortschritte. Sie wissen aber auch sehr genau,<br />
wo Defizite bestehen. Wir haben trotz aller<br />
Fortschritte immer noch wirtschaftlichen<br />
Rückstand. Es gibt auch 30 Jahre nach der<br />
friedlichen Revolution noch keine gleichen<br />
Löhne und keine gleichen Renten. Und es<br />
fehlte in den letzten 30 Jahren leider allzu oft<br />
an Respekt vor ostdeutschen Lebensleistungen.<br />
Zu einer ehrlichen Bilanz gehören die<br />
Fortschritte und die Defizite.<br />
W+M : Eine starke Wirtschaft ist die Grundlage<br />
für Beschäftigung und Wohlstand. Wie ist<br />
es um die Unternehmen in Ihrem Land aktuell<br />
bestellt – vor dem Hintergrund des Brexits,<br />
der restriktiven Handelspolitik des US-Präsidenten<br />
und der fortbestehenden Sanktionen<br />
gegen Russland ?<br />
Manuela Schwesig : Unser Land hat in den<br />
letzten Jahren deutlich an Wirtschaftskraft gewonnen.<br />
Wir sind vielleicht nicht so stark vom<br />
Export abhängig wie andere Bundesländer.<br />
Aber natürlich sehen wir auch die wirtschaftliche<br />
Entwicklung mit Sorge. Unsere wichtigste<br />
Antwort besteht darin, dass wir in Mecklenburg-Vorpommern<br />
mit dem Doppelhaushalt<br />
<strong>2020</strong>/2021, der gerade im Parlament beraten<br />
wird, die Investitionen nach oben schrauben.<br />
Wir verbessern insbesondere die digitale Infrastruktur<br />
im Land.<br />
W+M : In welche Wirtschaftsbranchen<br />
setzen Sie die größten Hoffnungen, wo gibt es<br />
Wachstumspotenzial ?<br />
Manuela Schwesig : Mecklenburg-Vorpommern<br />
wird von außen vor allem als Tourismusland<br />
wahrgenommen. Das ist unsere stärkste<br />
Branche. Aber wir haben noch viel mehr zu<br />
bieten. Ich sehe weiteres Wachstumspotenzial<br />
in der Gesundheitswirtschaft. Sie trägt<br />
in Mecklenburg-Vorpommern 15 Prozent zur<br />
Bruttowertschöpfung bei. Das ist der Spitzenwert<br />
bundesweit. Die maritime Wirtschaft bei<br />
uns im Land hat mit dem Kreuzfahrtschiffbau<br />
eine neue Perspektive gewonnen. Und ich bin<br />
davon überzeugt, dass Umwelttechnik und<br />
klimafreundliche Technologien an Bedeutung<br />
gewinnen werden. Das ist auch für die<br />
Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern eine<br />
große Chance.<br />
Foto: W+M
POLITIK <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 37<br />
FEST ETABLIERT: DAS<br />
DAVOS DES OSTENS<br />
OSTDEUTSCHES WIRTSCHAFTSFORUM FINDET<br />
<strong>2020</strong> BEREITS ZUM 5. MAL STATT<br />
Das OWF.ZUKUNFT, das im Mai <strong>2019</strong> in Bad Saarow stattfand, war nicht nur<br />
ein großer Erfolg, sondern es war eines der wenigen Ereignisse in den zurückliegenden<br />
Monaten, das eine durchweg positive Berichterstattung über Ostdeutschland<br />
in den wichtigsten deutschen Medien nach sich zog. Unter dem<br />
Titel „Zeitenwende“ trafen sich knapp 300 Vertreter aus Politik, Wirtschaft<br />
und Wissenschaft und diskutieren Zukunftschancen für die ostdeutsche Wirtschaft.<br />
Im Juni <strong>2020</strong> findet das OWF.ZUKUNFT zum fünften Mal statt.<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> sprach mit dem Begründer und Veranstalter Frank Nehring.<br />
Das Ostdeutsche Wirtschaftsforum<br />
läuft unter der Marke OWF.ZUKUNFT<br />
und kokettiert damit, das Davos des<br />
Ostens zu sein? Was hat es damit auf<br />
sich?<br />
Frank Nehring: Wirtschaftsforen gibt es wie<br />
Sand am Meer. Große, kleine, internationale,<br />
nationale, regionale und lokale, aber es gibt kein<br />
Wirtschaftsforum für den Wirtschaftsraum der<br />
neuen Bundesländer und Berlin. Die meisten<br />
Foren beschäftigen sich mit der Gegenwart, und<br />
das ist auch richtig und wichtig. Wir aber glauben,<br />
dass wir zu wenig über die Zukunft sprechen und<br />
das gerade auf Ostdeutschland bezogen. Deshalb<br />
greifen wir Zukunftsthemen auf, und deshalb<br />
heißt die Marke auch OWF.ZUKUNFT. Wir wollen<br />
mit strategisch Interessierten aus Politik und<br />
Wirtschaft, aus der Wissenschaft und den Medien<br />
sprechen und Impulse setzen. Das tun wir in Bad<br />
Saarow, und da es auch bescheidene Ähnlichkeiten<br />
zum Geist von Davos gibt, ist unser OWF.<br />
ZUKUNFT eben auch das „Davos des Ostens“.<br />
Wirtschaftsmagazin, das bereits seit 1990 die<br />
Unternehmen und die wirtschaftliche Entwicklung<br />
Ostdeutschlands begleitet. Es war die Zeit<br />
um den 25. Jahrestag der Wiedervereinigung.<br />
Alle sprachen von dem Stolz auf das Erreichte,<br />
wussten aber auf die Fragen nach der Zukunft<br />
keine Antworten. Gerade die kleinen Unternehmen<br />
verfügten kaum über Strategien, schon gar<br />
nicht über Wachstumsstrategien, und bei vielen<br />
Politikern hatte man den Eindruck, dass die<br />
Wahlperiode den Zeitraum von Gegenwart bis<br />
Zukunft umfasste. Damit wollten wir uns nicht<br />
abfinden. So haben wir unseren Fokus konsequent<br />
auf die Zukunft gerichtet und entschieden,<br />
dass so ein Forum die richtige Plattform dafür<br />
ist.<br />
Bei der ersten Veranstaltung im Oktober 2016<br />
waren viele verunsichert, was es mit einem<br />
ostdeutschen Wirtschaftsforum auf sich<br />
haben sollte, waren doch die einen mehr norddeutsch,<br />
die andern mitteldeutsch – aber wer<br />
wollte schon ostdeutsch sein? Der damalige<br />
Foto: W+M / Susann Welscher<br />
Das OWF.ZUKUNFT findet <strong>2020</strong> bereits<br />
zum fünften Mal statt? Wie kam<br />
es überhaupt zu der Idee und wie hat<br />
sich das Forum in den Jahren seit 2016<br />
entwickelt?<br />
Frank Nehring: Genaugenommen kam die<br />
Idee aus unserer journalistischen Arbeit mit<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong>, dem ostdeutschen<br />
Vizekanzler Olaf Scholz (li.) mit OWF-Initiator Frank Nehring.
38<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
POLITIK<br />
In Bad Saarow dabei: Björn Böhning,<br />
Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium.<br />
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, die<br />
ostdeutschen Ministerpräsidenten, auch der<br />
Regierende Bürgermeister Berlins haben aber<br />
verstanden, was wir wollten und sind gekommen,<br />
um sich an der Diskussion zu beteiligen.<br />
Dieses Format hat sich sehr gut entwickelt,<br />
die Vertreter von Bund und Land sind uns treu<br />
geblieben, viele Unternehmen, Verbände und<br />
Verbünde sind dazu gekommen und bilden eine<br />
Community, die es so bislang noch nicht gab.<br />
Strategisch orientiert, an positiven Veränderungen<br />
interessiert, entstand ein neues<br />
Netzwerk, das von Jahr zu Jahr auch mehr die<br />
Medien und damit die Öffentlichkeit erreichte.<br />
Welche Themen werden<br />
im Juni <strong>2020</strong> im Mittelpunkt des<br />
OWF.ZUKUNFT stehen?<br />
Frank Nehring: Für unsere Themen gilt, dass<br />
sie global, europäisch, für Deutschland und<br />
natürlich auch Ostdeutschland gleichermaßen<br />
von Relevanz sein müssen. Deshalb stehen auf<br />
unserer Agenda die Digitalisierung, die Internationalisierung,<br />
der demografische Wandel und<br />
die Entwicklung von Stadt und Land.<br />
Erläuterte auf dem OWF sein Konzept<br />
für die Entwicklung von Industrie und<br />
Mittelstand: Bundeswirtschaftsminister<br />
Peter Altmaier.<br />
Unser Ziel ist es, kreative Denkansätze und<br />
Lösungen zu all diesen Themen zu diskutieren.<br />
Immer unter den Prämissen: Was sind<br />
die Zukunftsfelder für die hiesige Wirtschaft?<br />
Wo kann Ostdeutschland eine Führungsrolle<br />
spielen? Wie kann der Wirtschaftsstandort<br />
an Attraktivität gewinnen? Dabei kommt es<br />
immer weniger darauf an, dass nur Ostdeutsche<br />
ostdeutsche Themen besprechen. Nein,<br />
wir sind offen für Referenten und Teilnehmer<br />
aus allen Bundesländern und darüber hinaus.<br />
Unsere Agendathemen stehen vielleicht morgen<br />
auch als Themen auf der Tagesordnung<br />
anderer. So ist unser Verständnis. Wir wollen<br />
nicht Probleme beklagen, sondern Zeichen<br />
setzen.<br />
Im Fokus der Medien: Brandenburgs Ministerpräsident<br />
Dr. Dietmar Woidke.<br />
Diskussionsrunde mit Prof. Joachim Ragnitz (ifo), Sachsen-Anhalts<br />
Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff , Prof. Reint Gropp (IWH Halle) und<br />
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (v. li.).<br />
Ostbevollmächtigter Christian Hirte (3. v. li.) mit den Wirtschaftsministern<br />
Prof. Jörg Steinbach (2. v. li.) und Prof. Armin Willingmann (2. v. re.) sowie<br />
Unternehmern und Machern des ostdeutschen Wirtschaftsforums.<br />
Foto: W+M / Susann Welscher
POLITIK <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 39<br />
und Dienstag, den 15. und 16. Juni <strong>2020</strong>. Die<br />
beiden Tage sind kompakt mit Vorträgen, Diskussionsrunden,<br />
Workshops und weiterer Zeit<br />
für individuelle Netzwerkarbeit gefüllt.<br />
Foto: W+M / Susann Welscher<br />
GTAI-Geschäftsführer Dr. Robert Hermann (Mitte) umringt von den Chefs<br />
der ostdeutschen Landesfördergesellschaften.<br />
W+M: Was erwartet die Teilnehmer<br />
in Bad Saarow im Juni <strong>2020</strong>?<br />
Frank Nehring: Das OWF.ZUKUNFT wird vielgestaltiger.<br />
So starten wir bereits am Samstag,<br />
den 13. Juni <strong>2020</strong>, und werden mit ersten<br />
Teilnehmern kleinere Treffen und ein abendliches<br />
Get-together in einer Top-Location am<br />
Scharmützelsee durchführen. So geht es am<br />
Sonntag weiter: Erste Meetings, Netzwerktreffen,<br />
ein gemeinsamer<br />
Ausflug, unser<br />
Golfturnier und die<br />
abendliche Gala mit<br />
einem hochrangigen<br />
Gast aus Politik oder<br />
Wirtschaft sorgen für<br />
eine gute Einstimmung<br />
auf den Montag<br />
Thomas Kralinski, Staatssekretär und<br />
Bevollmächtigter des Landes Brandenburg<br />
beim Bund und für Medien.<br />
Wie können sich Teilnehmer anmelden<br />
und was kostet die Teilnahme?<br />
Frank Nehring: Interessierte können sich über<br />
unsere Webseite unter https://wirtschaft-<br />
markt.de/<strong>2019</strong>/05/15/<br />
owf-anmeldung/<br />
registrieren lassen.<br />
Sie erhalten dann eine<br />
offizielle Einladung und<br />
es erfolgt eine Abstimmung<br />
zu den konkreten<br />
Buchungswünschen.<br />
Vorrang haben Partner<br />
und Unterstützer des<br />
OWF. Die eigentliche<br />
Teilnahme ist kostenlos,<br />
abgesehen von optional<br />
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40<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
TITEL<br />
50MACHER<br />
DER OSTDEUTSCHEN<br />
WIRTSCHAFT<br />
Der Mittelstand bildet das Rückgrat der ostdeutschen<br />
Wirtschaft. Große Konzerne sind auch 29 Jahre nach<br />
der deutschen Wiedervereinigung eher die Ausnahme.<br />
Taktgeber sind vielerorts die Chefs kleiner und mittelständischer<br />
Firmen – Familienunternehmer, Inhaber oder<br />
angestellte Manager, die über den Tellerrand des eigenen<br />
Betriebes hinausblicken, innovative Geschäftsmodelle<br />
entwickeln, Netzwerke pflegen und sich um soziale,<br />
kulturelle und sportliche Belange in ihren Regionen<br />
kümmern.<br />
In unserem Beitrag stellen wir 50 der wichtigsten Macher<br />
der ostdeutschen Wirtschaft vor. Uns ist bewusst, dass<br />
es zwischen Ostsee und Erzgebirge wesentlich mehr<br />
hoch engagierte Wirtschaftslenker gibt. In der künftigen<br />
Berichterstattung wird das Magazin WIRTSCHAFT+<br />
MARKT weitere dieser prägenden Unternehmerpersönlichkeiten<br />
in den Fokus rücken.<br />
Die 50 in diesem Beitrag vorgestellten Frauen und Männer<br />
stehen stellvertretend für das vielschichtige unternehmerische<br />
Engagement in den fünf neuen Ländern und<br />
Berlin. Die Auswahl der „Köpfe“ erfolgte nicht auf der<br />
Basis von Jahresumsätzen oder Beschäftigtenzahlen. Es<br />
ging darum, höchst unterschiedliche Geschichten und Lebenswege<br />
zu skizzieren – vom kleinen Handwerksmeister<br />
bis zum Präsidenten des Deutschen Industrie- und<br />
Handelskammertages.<br />
VON KARSTEN HINTZMANN UND MATTHIAS SALM
50<br />
MACHER<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 41<br />
Foto: Rudall30 - Freepik.com
42<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
TITEL<br />
FriedemannKu nz<br />
Uwe Blau mann<br />
Rolf Seelige-Steinhoff<br />
MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />
Dr. Christof Gü nther<br />
Sybille Kaiser<br />
Christof Qu eisser<br />
Prof. Han<br />
THÜRINGEN<br />
SACHSEN-ANHALT<br />
s B. Bau erfeind<br />
Bianca Zorn<br />
Dr. StefanTraeger<br />
Dr. Eric Schweitzer<br />
Prof. Dr. Christoph Meinel<br />
Katja Hillenbrand<br />
Prof. Dr. Axel Ekkern kamp<br />
BERLIN<br />
BRANDENBURG<br />
Dr. Holger Loclair<br />
SACHSEN<br />
MartinBu hl-Wagner<br />
Thomas Koch<br />
Ilona Glawion<br />
ChristianMü ller<br />
Foto: XXX ScanHaus Marlow GmbH, Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern, SEETELHOTELS Usedom, ALBA Group/Amin Akhtar, ukb/M. Hübner, 1.FC Union Berlin, InfraLeuna GmbH, Fotograf Matthias Wuttig, Rotkäppchen-Mumm<br />
Sektkellereien GmbH, ZORN INSTRUMENTS GmbH & Co. KG, HPI/Kay Herschelmann, W+M, Metallbau Glawion GmbH, Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH, Bauerfeind AG, Jenoptik AG, Micas AG, Leipziger Messe, AMAC-GARBE
50<br />
MACHER<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 43<br />
BERLIN<br />
Martin Bergner, Vorstandssprecher der Zentralkonsum eG<br />
Prof. Dr. Axel Ekkernkamp, Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor<br />
des Unfallkrankenhauses Berlin<br />
Christian Herrmann, Geschäftsführer der Dr. Herrmann Gruppe<br />
Thomas Koch, Vorstandsvorsitzender der Koch Automobile AG<br />
Michael Kotzbauer, Bereichsvorstand Mittelstandsbank<br />
der Commerzbank AG<br />
Leonhard Lischka, Geschäftsführer der Lischka GmbH<br />
Dr. Eric Schweitzer, Vorstandsvorsitzender der ALBA Group<br />
Dr. Reinhard Uppenkamp, Vorstandsvorsitzender der BERLIN-CHEMIE AG<br />
SACHSEN<br />
Judith Borowski, Geschäftsführerin von Nomos Glashütte,<br />
Martin Buhl-Wagner, Geschäftsführer Leipziger Messe<br />
Dr. Holger Födisch, Vorstand Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG<br />
Rainer Gläß, Vorstandsvorsitzender GK Software SE<br />
Margret Gleiniger, Geschäftsführerin der KSG GmbH<br />
Katja Hillenbrand, Vorstand der Micas AG<br />
Christian Müller, Geschäftsführer Hans-Jürgen Müller GmbH & Co. KG<br />
Bodo Rodestock, Vorstand VNG AG<br />
BRANDENBURG<br />
Ilona Glawion, Geschäftsführerin der Metallbau Glawion GmbH<br />
Dr. Holger Loclair, Vorstandsvorsitzender der ORAFOL Europe GmbH<br />
Prof. Dr. Christoph Meinel, Direktor und Geschäftsführer<br />
des Hasso-Plattner-Instituts für Digital Engineering gGmbH<br />
Dr. Alexander Montebaur, Vorstandsvorsitzender der E.DIS AG<br />
Dr. Ullrich Müller, Generalbevollmächtigter der EWE AG in Brandenburg<br />
und Mecklenburg-Vorpommern<br />
Dr. Helmar Rendez, Vorstandsvorsitzender der Lausitz Energie Bergbau<br />
AG und der Lausitz Energie Kraftwerke AG (LEAG)<br />
Dr. Miloš Stefanović, Sprecher der Geschäftsführung<br />
der Bürgschaftsbank Brandenburg GmbH<br />
Tillmann Stenger, Vorstandsvorsitzender der Investitionsbank<br />
des Landes Brandenburg<br />
Klaus Zschiedrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Lausitzer<br />
und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH<br />
SACHSEN-ANHALT<br />
Daniel Gollmann, Geschäftsführer Gollmann<br />
Kommissioniersysteme GmbH<br />
Dr. Christof Günther, Geschäftsführer InfraLeuna GmbH<br />
Dr. Jürgen Koppe, Geschäftsführer MOL Katalysatortechnik GmbH<br />
Michael Krüger, Geschäftsführer GISA GmbH<br />
Peter Ledermann, Vorstand Mercateo AG<br />
Christof Queisser, Sprecher der Geschäftsführung<br />
der Rotkäppchen-Mumm-Sektkellereien GmbH<br />
Jonas Taureck, Geschäftsführer Petromax GmbH<br />
Thomas Wagner, Vorsitzender der Geschäftsführung,<br />
G+E GETEC Holding GmbH<br />
Bianca Zorn, Geschäftsführerin<br />
ZORN INSTRUMENTS GmbH & Co. KG<br />
THÜRINGEN<br />
MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />
Uwe Blaumann, geschäftsführender Gesellschafter der PALMBERG Büroeinrichtungen<br />
und Service GmbH<br />
Sebastian F. Braun, Geschäftsführer der CHEPLAPHARM<br />
Arzneimittel GmbH<br />
Robert Dahl, Geschäftsführer der Karls Markt OHG<br />
Dr. Thomas Diestel, Geschäftsführer der Dr. Diestel GmbH<br />
Prof. Dr. Dietmar Enderlein, Geschäftsführer der MEDIGREIF GmbH<br />
Kay Gundlack, Geschäftsführer der Kay Gundlack Schuhmanufaktur<br />
Friedemann Kunz, Geschäftsführer der ScanHaus Marlow GmbH<br />
Rolf Seelige-Steinhoff, Geschäftsführer der SEETELHOTELS Usedom<br />
Prof. Hans B. Bauerfeind, Vorstandsvorsitzender Bauerfeind AG<br />
Bernhard Helbing, geschäftsführender Gesellschafter der TMP<br />
Fenster + Türen® GmbH<br />
Sybille Kaiser, Geschäftsführerin Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH<br />
Katrin Katzung, Geschäftsführerin Ingenieurbüro Katzung GmbH<br />
Frank Orschler, Geschäftsführer Königsee Implantate GmbH<br />
Günter Oßwald, Inhaber Oßwald-Fahrzeugteile & Technischer Handel<br />
Holger Raithel, Geschäftsführer der KAHLA Thüringen Porzellan GmbH<br />
Dr. Stefan Traeger, Vorsitzender des Vorstands der JENOPTIK AG<br />
Foto: XXX
44 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
TITEL<br />
Prof. Hans B. Bauerfeind<br />
DER WELTMARKTFÜHRER<br />
Mit einer großen Festveranstaltung feierte die<br />
Bauerfeind AG in Zeulenroda-Triebes in diesem<br />
Sommer ihr 90-jähriges Bestehen. Und<br />
zugleich auch die Lebensleistung von Prof.<br />
Hans B. Bauerfeind, Vorstandsvorsitzender,<br />
Enkel des Firmengründers und visionärer Macher<br />
an der Spitze des Unternehmens, das zu<br />
den Weltmarktführern im Bereich Bandagen<br />
und medizinische Hilfsmittel zählt. Mit 2.100<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit,<br />
davon 1.100 in Zeulenroda, und Tochtergesellschaften<br />
in über 20 Ländern erwirtschaftet<br />
die Bauerfeind AG heute rund 250 Millionen<br />
Euro Umsatz im Jahr.<br />
Die Bauerfeind AG stellt Bandagen, Orthesen,<br />
Einlagen und Kompressionsstrümpfe<br />
her, darüber hinaus hat das Unternehmen<br />
seit 2016 die eigene Sportlinie Bauerfeind<br />
Sports am Markt. Die Thüringer entwickeln<br />
auch 3D-Technologie zur Vermessung von<br />
Körperpartien. Unter der Dachmarke Bodytronic<br />
bietet die Bauerfeind AG eine Reihe von<br />
Messsystemen an, die Körpermaße exakt<br />
und schnell ermitteln können. 2015 wurden<br />
die Thüringer als eines der innovativsten<br />
Unternehmen im deutschen Mittelstand<br />
ausgezeichnet.<br />
Hans B. Bauerfeinds Entscheidung, das Familienunternehmen<br />
1991 an seinen Gründungsort<br />
zurückzuführen, erwies sich als echter<br />
Glücksfall für die Region. 1940 in Zeulenroda<br />
geboren, floh der charismatische Unternehmer<br />
als Kind mit seinen Eltern nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg nach Darmstadt. Dort stieg<br />
er 1962 in den elterlichen Betrieb ein. „Rückblickend<br />
bin ich zufrieden“, sagte der mittlerweile<br />
79-Jährige über seine Entscheidung, die<br />
Firma wieder in Thüringen anzusiedeln. „Ich<br />
bedaure aber, dass so wenige meinem Beispiel<br />
gefolgt sind.“<br />
Dem Unternehmer, dem im Jahr 2000 das<br />
Bundesverdienstkreuz verliehen wurde, liegt<br />
vor allem die Sportförderung am Herzen. Seit<br />
2010 war die Bauerfeind AG, für die Basketball-Legende<br />
Dirk Nowitzki als Markenbotschafter<br />
wirbt, stets bei den Olympischen<br />
Spielen für Athleten aller Nationen als Servicepartner<br />
vor Ort.<br />
Martin Bergner<br />
DER KONSUM-CHEF<br />
Es gibt ihn noch, den guten alten Konsum.<br />
Natürlich nicht mehr in der Form, wie man<br />
ihn früher kannte – als kleines Ladengeschäft<br />
an der Ecke. Der Konsum, oder korrekt<br />
gesagt, die Konsum-Gruppe hat sich in den<br />
letzten Jahrzehnten enorm entwickelt. Unter<br />
dem Dach der Zentralkonsum eG gibt es<br />
heute zehn Konsumgenossenschaften, eine<br />
Raiffeisengenossenschaft, drei gewerbliche<br />
Genossenschaften, drei Kreditgenossenschaften,<br />
drei Agrargenossenschaften und<br />
elf weitere Gesellschaften. Insgesamt erwirtschaften<br />
die knapp 4.500 Beschäftigten<br />
einen Jahresumsatz in Höhe von rund 435<br />
Millionen Euro.<br />
Maßgeblich mitverantwortlich für die<br />
erfolgreiche Entwicklung ist Martin Bergner,<br />
der seit 2002 Vorstandssprecher der<br />
Zentralkonsum eG ist. 1961 im thüringischen<br />
Altenburg geboren, absolvierte Bergner in<br />
den 1980er-Jahren ein Ökonomiestudium in<br />
der Fachrichtung Gaststätten- und Hotelwesen<br />
der Handelshochschule in Leipzig.<br />
Unmittelbar danach folgte er dem Ruf des<br />
Verbandes der Konsumgenossenschaften,<br />
dem Vorläufer der Zentralkonsum eG.<br />
Martin Bergner engagiert sich nicht nur als<br />
Vorstandssprecher für die Zentralkonsum<br />
eG, er ist auch als Aufsichtsrat in mehreren<br />
Konsumgenossenschaften tätig und vertritt<br />
die Interessen des KONSUM in verschiedenen<br />
Gremien beim Genossenschaftsverband –<br />
Verband der Regionen e. V., dem Prüfungsverband<br />
der Zentralkonsum eG. Darüber<br />
hinaus setzt er sich sowohl für soziale<br />
Projekte als auch politisch und vorpolitisch<br />
für die Abschaffung der 1934 in das Gesetz<br />
aufgenommenen Zwangsmitgliedschaft<br />
einer Genossenschaft in einem genossenschaftlichen<br />
Prüfungsverband ein.<br />
Foto: Bauerfeind AG, Zentralkonsum eG
50<br />
MACHER<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 45<br />
Foto: Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern, NOMOS/Glashütte/SA<br />
Uwe Blaumann<br />
DER BÜROMÖBEL-<br />
PRODUZENT<br />
Der 61-Jährige ist geschäftsführender Gesellschafter<br />
der PALMBERG Büroeinrichtungen<br />
und Service GmbH, die ihren Firmensitz in<br />
Schönberg, einem kleinen Städtchen in Nordwestmecklenburg,<br />
hat.<br />
Vor drei Jahrzehnten, also in der Endphase der<br />
DDR, war er Mitarbeiter im „VEB Möbelwerke<br />
Schwerin, Betriebsteil Schönberg“. Dort erlebte<br />
er die Wende und die damit verbundenen<br />
strukturellen Brüche. Da er den Maschinenpark<br />
und die Abläufe in „seinem“ volkseigenen<br />
Betrieb aus dem Effeff kannte, meldete er sich<br />
kurzerhand bei der Treuhand und kaufte die<br />
Möbelfirma gemeinsam mit einem Tischler,<br />
der aus Hamburg kam. Der neue Firmenname<br />
war schnell gefunden – PALMBERG, wie die<br />
Straße, an der das Betriebsgelände liegt.<br />
Zunächst ging er durch ein Stahlbad, musste<br />
die Hälfte der Mitarbeiter entlassen – alles<br />
ehemalige Kollegen, Menschen aus seiner<br />
Nachbarschaft. Doch er schaffte die Wende<br />
hin zur Marktwirtschaft und positionierte<br />
PALMBERG erfolgreich in der Marktnische der<br />
Büromöbelhersteller. Jahr für Jahr stiegen die<br />
Umsatz- und Mitarbeiterzahlen. Nach zehn<br />
Jahren hatte er bereits 250 Mitarbeiter, mehr<br />
Angestellte, als zu DDR-Zeiten in der Möbelfabrik<br />
in Lohn und Brot standen.<br />
Heute gehört PALMBERG zu den bedeutendsten<br />
Unternehmen der deutschen Büromöbelindustrie<br />
und produziert hochwertige Büroeinrichtungen<br />
für den europäischen Markt. Die<br />
inzwischen 540 Mitarbeiter erwirtschafteten<br />
im Vorjahr einen Umsatz in Höhe von 105<br />
Millionen Euro.<br />
Uwe Blaumann hat angesichts seines unternehmerischen<br />
Erfolgs nicht die Bodenhaftung<br />
verloren. Er ist sozial engagiert, kümmert sich<br />
um benachteiligte Menschen, integriert Menschen<br />
mit Behinderung in seine Firma. Und er<br />
fördert den Sport in seiner Region.<br />
Judith Borowski<br />
DIE UHREN-DESIGNERIN<br />
Eine Pendlerin zwischen den Welten: hier<br />
die pulsierende Hauptstadt Berlin, dort das<br />
beschauliche, abgelegene Glashütte im Tal der<br />
Uhrenmacher im Osterzgebirge. Das ist die<br />
Lebens- und Arbeitswelt von Judith Borowski,<br />
Geschäftsführerin der NOMOS Glashütte/SA.<br />
Dass sie einmal für eine der bekanntesten<br />
deutschen Uhrenmarken verantwortlich<br />
zeichnet, war Borowski allerdings nicht in die<br />
Wiege gelegt. Die 50-jährige Berliner Kreative<br />
begann ihre berufliche Laufbahn eigentlich<br />
nach dem Besuch einer Journalistenschule<br />
als Journalistin für die ARD und die Financial<br />
Times, ehe sie ein persönlicher Kontakt zum<br />
NOMOS-Gründer Roland Schwertner in die<br />
Uhrenbranche führte. Mit Pressearbeit für die<br />
damals noch kleine Uhren-Manufaktur begann<br />
2001 ihre zweite Karriere.<br />
Heute verantwortet Borowski als Geschäftsführerin<br />
und Gesellschafterin bei dem nach<br />
eigenen Angaben größten Hersteller mechanischer<br />
Uhren in Deutschland von Berlin aus<br />
die Markenkommunikation und das Design und<br />
leitet die Nomos-Tochtergesellschaft Berlinerblau.<br />
Regelmäßig reist sie in die sächsische Firmenzentrale.<br />
Rund 300 Mitarbeiter arbeiten<br />
heute für das 1990 gegründete Unternehmen.<br />
Die kreative Arbeit, die Uhrmacherkunst der<br />
Glashütter durch ästhetisches Design und<br />
einfallsreiche Kommunikation zu verdientem<br />
Glanz zu verhelfen, treibt sie an.<br />
Doch nicht immer lassen sich auch für eine<br />
erfolgreiche Unternehmerin die Zeitenläufe<br />
ausblenden. Zuletzt ging Borowski deshalb<br />
mit ihrem Mitgeschäftsführer Uwe Ahrendt<br />
bewusst in die Öffentlichkeit. NOMOS Uhren<br />
bedienen den Weltmarkt, der Anteil ausländischer<br />
Händler wächst stetig. Deshalb setzte<br />
die Unternehmerin anlässlich rechtsradikaler<br />
Übergriffe im vergangenen Jahr öffentliche<br />
Zeichen für ein weltoffenes Sachsen. Das traf<br />
nicht nur auf Zustimmung im Freistaat – doch<br />
für Borowski war es ein Akt der Bürgerpflicht<br />
und ein wichtiges Statement für den Wirtschaftsstandort<br />
Sachsen.
46<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
TITEL<br />
Sebastian F. Braun<br />
DER PHARMA-PRODUZENT<br />
Innerhalb von 16 Jahren hat Sebastian F.<br />
Braun als Geschäftsführer die CHEPLAPHARM<br />
Arzneimittel GmbH in Greifswald, die in ihren<br />
Anfangsjahren mit dümpelnden Umsatzzahlen<br />
eher als „graue Maus“ unterwegs war, in ein<br />
innovatives, umsatzstarkes und profitables<br />
Unternehmen verwandelt, das heute in mehr<br />
als 120 Ländern aktiv ist. Der Exportanteil<br />
beträgt etwa 96 Prozent der Umsätze. CHE-<br />
PLAPHARM verfügt über Tochterunternehmen<br />
in Hamburg, Levallois-Perret (Frankreich) und<br />
in Englewood (New Jersey), USA.<br />
Der studierte Betriebswirt setzt unbeirrt auf<br />
Wachstumskurs: „Wir haben die Chance, unsere<br />
Produktpipeline weiter zu füllen, den Marktanteil<br />
zu stärken und unsere internationale<br />
Präsenz auszubauen.“ Das Unternehmen, dem<br />
in der Branche der Ruf eines Experten für den<br />
Umgang mit Marken- und Nischenprodukten<br />
vorauseilt, hat sich darauf spezialisiert, Arzneimittel<br />
aufzukaufen und sie weiterzuentwickeln.<br />
Bereits einige wenige Zahlen verdeutlichen,<br />
wie rasant CHEPLAPHARM unter Geschäftsführer<br />
Braun wächst: Vor fünf Jahren beschäftigte<br />
das Unternehmen 70 Mitarbeiter und<br />
erwirtschaftete einen Jahresumsatz in Höhe<br />
von 61 Millionen Euro. Ein Jahr darauf knackte<br />
Braun mit seinem Team die 100-Millionen-Euro-Umsatz-Marke.<br />
Aktuell arbeiten in der<br />
Pharmafirma 259 Mitarbeiter. Das Jahr <strong>2019</strong><br />
soll mit einem Gesamtumsatz in Höhe von 400<br />
Millionen Euro abgeschlossen werden.<br />
Martin Buhl-Wagner<br />
DER MESSECHEF<br />
„Menschen fühlen sich in Leipzig gut aufgehoben,<br />
weil es eine sehr natürliche Willkommenskultur<br />
gibt“, sagte Martin Buhl-Wagner<br />
jüngst in einem Interview mit Sachsen Fernsehen.<br />
Dass dem so ist, davon ist Buhl-Wagner<br />
überzeugt, liegt auch an der langen Historie<br />
Leipzigs als internationale Messestadt. Bundesweite<br />
Umfragen bestätigen ihn: Menschen<br />
in ganz Deutschland kennen Leipzig vor allem<br />
auch als Messestandort.<br />
Heute sorgt Martin Buhl-Wagner als Leipziger<br />
Messechef für einen wachsenden Zustrom an<br />
nationalen und internationalen Gästen. Die<br />
Messe PARTNER-PFERD mit ihrem Mix aus<br />
Messe, Show und Sport, die Industriemessen<br />
Intec und Z sowie der Publikumsmagnet<br />
Leipziger Buchmesse locken immer wieder<br />
Rekordzahlen an Besuchern. Mit Erfolg: 2018<br />
konnte die Leipziger Messe Unternehmensgruppe<br />
ihren Umsatz deutlich steigern. Und<br />
sie ist beliebt: Kunden und Besucher kürten<br />
die Leipziger Messe im letzten Jahr zum<br />
fünften Mal in Folge zum Service-Champion<br />
der Branche.<br />
Auch dies ist ein Erfolg für den studierten<br />
Wirtschaftsingenieur, dessen Vertrag vom<br />
Aufsichtsrat der Messe vorzeitig bis 2023<br />
verlängert wurde. Der 1966 im sächsischen<br />
Annaberg-Buchholz geborene Buhl-Wagner<br />
ist mit Unterbrechungen schon seit Mitte der<br />
90er Jahre im Messegeschäft tätig. Seine<br />
berufliche Laufbahn in der Unternehmensgruppe<br />
begann 1995 als Projektmanager. Ab<br />
Dezember 2002 arbeitete er für die Messe-Tochter<br />
FAIRNET als Prokurist, später als<br />
Geschäftsführer.<br />
2008 stieg Buhl-Wagner zum Geschäftsführer<br />
der Leipziger Messe GmbH auf, im Oktober<br />
2010 wurde er zum Sprecher der Geschäftsführung<br />
ernannt. Seit 2013 ist der verheiratete<br />
Vater einer Tochter auch Vorstandsmitglied<br />
des AUMA Ausstellungs- und Messe-Ausschusses<br />
der Deutschen Wirtschaft.<br />
Foto: Anette Pröber / CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH, Leipziger Messe
50 MACHER <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 47<br />
gen-Maschinen für Gebäude. Oder, um es<br />
präzise zu sagen: Die Dr. Diestel GmbH ist<br />
spezialisiert auf Lüftungs-, Klima-, Kälte- und<br />
sogar Reinraumtechnik.<br />
Seine Unternehmerkarriere startete der vor 63<br />
Jahren in Dresden geborene Thomas Diestel, er<br />
ist übrigens ein jüngerer Bruder des prominenten<br />
Anwalts Peter-Michael Diestel, in den<br />
Nachwende-Wirren des Jahres 1991. Er verließ<br />
die Rostocker Warnow-Werft und gründete<br />
eine Firma für Lüftungstechnik. Mit damals<br />
13 Angestellten produzierte er noch vorrangig<br />
Lüftungsanlagen für den Schiffbau. Die Qualität<br />
der Dr. Diestel GmbH mit ihren 120 Mitarbeitern<br />
hat sich längst herumgesprochen. Auf<br />
Diestels Referenzliste stehen das Rostocker<br />
Foto: Karls, Privat<br />
Robert Dahl<br />
DER OBSTBAUER<br />
Robert Dahl führt den Familienbetrieb „Karls<br />
Erdbeerhof“ in 3. Generation. Vor knapp 100<br />
Jahren hatte Großvater Karl damit begonnen,<br />
in der Nähe von Rostock Obst und Gemüse<br />
anzubauen und es auf Wochenmärkten zu verkaufen.<br />
Nach dem Krieg zog es die Familie nach<br />
Schleswig-Holstein. Dort spezialisierte sich der<br />
Betrieb auf den Anbau von Erdbeeren. Nach<br />
der Wende wünschte sich Roberts Vater Karl-<br />
Heinz, dass der Sohn in die Heimat von Opa Karl<br />
zurückkehrt und dort einen Erdbeerhof aufbaut.<br />
Damit begann eine der spektakulärsten Unternehmergeschichten<br />
der Nachwendezeit.<br />
Im Jahr 1992 kam der gelernte Obstbauer<br />
Robert Dahl in Rövershagen an, bezog einen<br />
alten Wohnwagen und machte sich mit Elan<br />
daran, einen leeren Acker an der Bundesstraße<br />
105, die direkt ins nahe Rostock führt,<br />
zu bestellen. Die erste Erdbeerernte fuhr er<br />
ein Jahr später ein. Und das Rövershagener<br />
Wirtschaftswunder nahm seinen Lauf. Aus dem<br />
Erdbeerhof entwickelte sich ein Freizeitpark<br />
mit Fahrgeschäften, Erlebnisgastronomie und<br />
Shoppingangeboten – mit jährlich weit über 1,2<br />
Millionen Besuchern eine der meistbesuchten<br />
Touristenattraktionen in Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Innerhalb eines guten Vierteljahrhunderts entwickelte<br />
der heute 48 Jahre alte Unternehmer<br />
seine Firma zu einem Mischkonzern, der unter<br />
der Bezeichnung Karls Markt OHG firmiert.<br />
Mit Geschäftszweigen in Landwirtschaft,<br />
Handel, Gastronomie und Entertainment, die<br />
allesamt profitabel arbeiten. Er beschäftigt<br />
700 festangestellte Mitarbeiter, dazu kommen<br />
2.800 Saisonkräfte, die als Pflücker und Verkäufer<br />
arbeiten. Etliche neue Standorte sind<br />
hinzugekommen – ein Erlebnis-Dorf in Zirkow<br />
auf Rügen, ein Event-Pier am Kreuzfahrtanleger<br />
in Warnemünde, weitere Erlebnisdörfer in<br />
Warnsdorf bei Lübeck, Wustermark bei Berlin,<br />
Koserow auf Usedom sowie das Barbycafé in<br />
Loburg (Sachsen-Anhalt).<br />
Dr. Thomas Diestel<br />
DER LÜFTUNGSTECHNIK-<br />
UNTERNEHMER<br />
Wenn Thomas Diestel in Mecklenburg-Vorpommern<br />
unterwegs ist, trifft er oft auf<br />
seine Handschrift. Eine Handschrift, die der<br />
promovierte Ingenieur bei der Errichtung vieler<br />
Gebäude im Land in den vergangenen 28 Jahren<br />
hinterlassen hat, die heute aber meist nur für<br />
ihn selbst erkennbar ist. Denn mit ihrer Arbeit<br />
prägen Diestel und sein Team nicht die Fassade<br />
von Bauwerken, sondern deren „Organismus“.<br />
Er baut – im übertragenen Sinne – Herz-Lun-<br />
Ostseestadion, die Yachthafenresidenz Hohe<br />
Düne in Warnemünde und der Hansedom<br />
Stralsund. Dazu Krankenhäuser, Einkaufszentren,<br />
der Windkraftanlagenbauer Nordex, das<br />
Nestlé-Werk sowie das Werk YPSOMED, ein<br />
Hersteller von Injektionssystemen der Medizintechnik,<br />
bei Schwerin.<br />
Thomas Diestel verkörpert einen eher ungewöhnlichen<br />
Unternehmertyp. Er ist alles andere<br />
als ein „Alphatier“. Im Gespräch wirkt er zurückhaltend,<br />
nüchtern, bescheiden. Er ist einer, der<br />
ungeachtet des unternehmerischen Erfolges jeden<br />
Euro zweimal umdreht, ehe er ihn ausgibt.<br />
Diestel kümmert sich um seine Mitarbeiter,<br />
bietet ihnen eine betriebliche Altersvorsorge,<br />
Betriebssport und Konzertbesuche. Es entspricht<br />
seiner christlichen Überzeugung.<br />
In seiner wenigen Freizeit engagiert sich der<br />
ehemalige Boxer für klassische Musik. Als Vorsitzender<br />
der Philharmonischen Gesellschaft<br />
in Rostock hat er enorm viel für den Erhalt der<br />
Norddeutschen Philharmonie getan.
48<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
TITEL<br />
Prof. Dr. Axel Ekkernkamp<br />
DER KLINIKCHEF<br />
Eigentlich könnte sich Professor Axel Ekkernkamp<br />
beruhigt zurücklehnen und beruflich<br />
schon mit 62 Jahren den Fuß vom Gas nehmen.<br />
Denn er hat ein Lebenswerk geschaffen,<br />
das national und international höchste Wertschätzung<br />
genießt – das Unfallkrankenhaus<br />
Berlin in Marzahn (ukb). Ekkernkamp hat das<br />
ukb, das zu den modernsten Kliniken Europas<br />
zählt, seit 1994 geplant, aufgebaut und in<br />
Betrieb genommen. Er ist seit 1996 Ärztlicher<br />
Direktor und seit 1999 Geschäftsführer des<br />
Unfallkrankenhauses. Ekkernkamps 2.000<br />
Mitarbeiter versorgen heute pro Jahr 120.000<br />
Patienten. Gut 63.000 davon in Deutschlands<br />
größter Rettungsstelle.<br />
Doch von Ruhe, Auszeit oder Schongang<br />
hält der gebürtige Bielefelder gar nichts.<br />
Der renommierte Unfallchirurg ist rastlos,<br />
energiegeladen und steckt voller Ideen. Mit<br />
Hochdruck und Leidenschaft arbeitet er an der<br />
Fortentwicklung seines Lebenswerkes, dem<br />
ukb-Gesundheitscampus, der mit jedem Jahr<br />
neue innovative Facetten erhält. Ekkernkamp:<br />
„Wir entwickeln hier einen umfassenden<br />
Gesundheitscampus, der die Sektorengrenzen<br />
zwischen niedergelassenen Ärzten, Krankenhäusern<br />
und Rehabilitation durchbricht<br />
und alle Gewerke sinnvoll vernetzt.“ Zum<br />
Campus gehören bereits eine Poliklinik, eine<br />
Akutgeriatrie, eine psychosomatische Klinik<br />
und eine Augenklinik. Auch ein hochmodernes<br />
Schlaganfallmobil ist am ukb stationiert. In<br />
Kürze eröffnet eine große Klinik für Rehabilitation<br />
ihre Pforten. Und es ist immer noch<br />
viel in Bewegung: Es wird ein Gebäude für den<br />
Arbeitsmedizinischen Dienst entstehen, die<br />
IB-Hochschule – eine Einrichtung des traditionsreichen<br />
Internationalen Bundes – wird<br />
sich ansiedeln, und auch ein Hotelneubau soll<br />
kommen. Das jüngste Projekt ist ein „Smart<br />
Living Haus“, für das die Bauarbeiten gerade<br />
begonnen haben. Dort soll künftig der Bevölkerung<br />
demonstriert werden, mit welchen<br />
modernen Methoden man zu Hause älter<br />
werden kann, ohne ständig einen Pflegedienst<br />
haben zu müssen.<br />
Prof. Dr. Dietmar Enderlein<br />
DER KLINIK-<br />
UNTERNEHMER<br />
Ursprünglich wollte Dietmar Enderlein, der in<br />
den Kriegswirren des Jahres 1943 in Plauen<br />
geboren wurde, Innenarchitekt werden. Doch<br />
daraus wurde nichts, denn er schlug eine<br />
Karriere ein, die ihn zu einem der weniger Gewinner<br />
in zwei Systemen werden ließ – in der<br />
damaligen DDR und im geeinten Deutschland.<br />
Mit 20 Jahren ging Enderlein nach Greifswald<br />
zum Medizinstudium an der Militärmedizinischen<br />
Sektion, die unter dem Dach der<br />
Ernst-Moritz-Arndt-Universität angesiedelt<br />
war. Er wurde Offizier und Facharzt für Arbeits-<br />
und Sozialmedizin. Bereits im Alter von<br />
40 Jahren war er Professor, 1988 stieg er zum<br />
Kommandeur der Militärmedizinischen Sektion<br />
in Greifswald auf. Der Zusammenbruch der<br />
DDR verhinderte nicht nur die Krönung seiner<br />
militärischen Laufbahn – er sollte General<br />
werden –, sondern entzog ihm komplett seine<br />
berufliche Existenz.<br />
Schon Anfang 1990 legte er den Grundstein<br />
für seinen Neuanfang: Er gründete die auf<br />
medizinische Dienstleistungen spezialisierte<br />
MEDIGREIF GmbH – es war seinerzeit die<br />
erste Firmenneugründung in Greifswald<br />
und Umgebung. Er trotzte dem Gegenwind,<br />
den Bürgerrechtler und Neider in den<br />
Anfangsjahren entfachten. Über die Jahre<br />
baute Enderlein die MEDIGREIF GmbH zu<br />
einem ostdeutschen Klinikkonzern aus, zu<br />
dem in Spitzenzeiten 20 Unternehmen und<br />
Gesellschaften mit bis zu 1.600 Mitarbeitern<br />
gehörten. Heute unterhält seine Unternehmensgruppe<br />
mit 600 Beschäftigen fünf<br />
Rehakliniken in Greifswald und auf der Insel<br />
Usedom.<br />
Speziell Kunst und Kultur profitieren von<br />
Enderleins fortgesetztem Erfolg: Seit Jahren<br />
unterstützt er als „Platin-Stifter“ die Festspiele<br />
Mecklenburg-Vorpommern sowie das<br />
Usedomer Musikfestival.<br />
Foto: ukb/M. Hübner, MEDIGREIF GmbH
50<br />
MACHER<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 49<br />
Foto: Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG, GK Software SE, Zirconicusso - Freepik.com<br />
Dr. Holger Födisch<br />
DER MESSTECHNIKER<br />
300.000 Mark – damit fing 1991 alles an.<br />
Genau diese Summe investierte Dr. Holger<br />
Födisch auf Kredit, um von der Treuhandanstalt<br />
den Versuchsstand des VEB Entstaubungstechnik<br />
Edgar André in Markranstädt zu<br />
erwerben. Der Betrieb, in dem zu DDR-Zeiten<br />
Filter für Industriebetriebe entwickelt und<br />
getestet wurden, war allerdings in keinem<br />
markttauglichen Zustand. Folgerichtig war<br />
Födisch, zuvor dort Betriebsleiter, gemeinsam<br />
mit drei Kollegen der einzige Interessent und<br />
ging – rückblickend betrachtet – ein eigentlich<br />
kaum vertretbares unternehmerisches Risiko<br />
ein.<br />
Doch der Mut des heute 59-jährigen gebürtigen<br />
Wolfeners wurde belohnt. Aus den einst<br />
maroden Hallen erwuchs ein innovatives<br />
mittelständisches Unternehmen und ein<br />
Konzern mit über 200 Mitarbeitern, die rund<br />
35 Millionen Umsatz erwirtschaften. Die<br />
Staubmesstechnik aus Markranstädt ist vor<br />
allem in China eine gefragte Technologie, seit<br />
die chinesische Regierung den ungehemmten<br />
Industrieemissionen im Land den Kampf angesagt<br />
hat. Aber auch Gasanalysegeräte gehören<br />
zu den Verkaufsschlagern der Dr. Födisch<br />
Umweltmesstechnik AG.<br />
Den Grundstein dieses unternehmerischen<br />
Erfolgs legte Födisch mit einem Studium im<br />
damals noch jungen Fach Umwelttechnik<br />
an der TH Merseburg. Dort entwickelte der<br />
promovierte Ingenieur nebenbei das Staubmessgerät<br />
PFM 92, später das erste Produkt,<br />
mit dem sein noch junges Unternehmen auf<br />
dem Markt Fuß fassen konnte. Heute entwickeln<br />
die Sachsen<br />
ihre Messtechnik<br />
laufend weiter.<br />
Jüngste innovative<br />
Idee: der Einbau<br />
eines Umweltmoduls<br />
in Straßenlaternen<br />
zur Messung der<br />
Feinstaubbelastung.<br />
<strong>2019</strong> wurde Holger<br />
Födisch zu Sachsens<br />
Unternehmer des<br />
Jahres gekürt. Dabei<br />
floss nicht nur die<br />
unternehmerische<br />
Leistung des Mittelständlers<br />
in die<br />
Bewertung der Jury<br />
ein, sondern auch<br />
sein Einsatz für seine Mitarbeiter und die Region.<br />
Der Unternehmenssitz in Markranstädt<br />
ist ein Vorzeigebetrieb mit selbst produziertem<br />
Solarstrom und eigener Sporthalle für die<br />
Mitarbeiter. Und das Gewandhaus zu Leipzig<br />
fördert die Födisch Umweltmesstechnik AG<br />
neuerdings als Advanced Partner.<br />
Rainer Gläß<br />
DER BILL GATES DES<br />
VOGTLANDS<br />
Als Bill Gates des Vogtlands wird Rainer<br />
Gläß in der Öffentlichkeit schon einmal gern<br />
apostrophiert. Ganz von der Hand zu<br />
weisen ist der Vergleich nicht.<br />
Schließlich gründete Gläß<br />
sein Unternehmen, die<br />
heutige GK Software<br />
SE, im August 1990<br />
zusammen mit<br />
seinem Partner<br />
Stephan Kronmüller<br />
– wenn<br />
schon nicht in<br />
einer Garage,<br />
dann doch als<br />
Zwei-Mann-Unternehmen<br />
im heimischen<br />
Wohnzimmer.<br />
Ausschlaggebend<br />
war das Vertrauen<br />
des heute 60-Jährigen,<br />
der an der Uni Dresden<br />
Informationstechnologie<br />
studiert hatte, in die eigenen<br />
Programmierkünste. Die Aufbruchsstimmung<br />
nach der Wende nutzte Gläß zum<br />
Sprung in die Selbstständigkeit . Von da an<br />
ging es steil bergauf. Mit Software-Lösungen<br />
für den Einzelhandel stieg das Unternehmen<br />
aus der Kleinstadt Schöneck zur europäischen<br />
Aktiengesellschaft auf. Einige der weltweit<br />
größten Einzelhandelsunternehmen zahlen<br />
heute auf das Kundenkonto der Vogtländer<br />
ein. Mehr als 1.000 Mitarbeiter arbeiten für<br />
den Global Player aus der Provinz, der Standorte<br />
u. a. in Südafrika, Russland, der Ukraine<br />
und den USA unterhält. Mit Akquisitionen im<br />
Bereich der Künstlichen Intelligenz stärkte<br />
Gläß zudem jüngst den Ruf der Vogtländer als<br />
Innovationsführer.<br />
Vom Erfolg der GK Software SE profitiert auch<br />
die Region. Gläß, privat leidenschaftlicher Skifahrer<br />
und sogar Verfasser eines Buches über<br />
den Skilauf, fördert mit seinem Unternehmen<br />
u. a. den Skiclub Schöneck, das Sportgymnasium<br />
in Klingenthal, aber auch das Kinderheim<br />
„Tannenmühle“ in Erlbach/Vogtland und den<br />
Tourismus in der Region.<br />
Gerade auch für dieses gemeinwohlorientierte<br />
Engagement erhielt Rainer Gläß den Bundesverdienstorden<br />
und wurde 2018 zu Sachsens<br />
Unternehmer des Jahres gekürt. Nicht zuletzt<br />
auch, weil er sich für die Förderung der Startup-Kultur<br />
und für besonders familienfreundliche<br />
Arbeitsbedingungen einsetzt.
50<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
TITEL<br />
Ilona Glawion<br />
DIE METALLBAU-<br />
UNTERNEHMERIN<br />
Die Firma Glawion ist ein Kleinod im Landkreis<br />
Barnim und hat eine Chefin, die dazu passt.<br />
Im Dezember 1990 nahm Ilona Glawion, eine<br />
gelernte Zerspanerin vom Kranbau Eberswalde,<br />
mit gerade 32 Jahren die Geschicke selbst<br />
in die Hand und gründete mit ihrem Mann eine<br />
eigene Firma. Es war eine Ausgründung des<br />
Werkzeugbaus aus der Kranbau Eberswalde<br />
GmbH, die sich über eine Tief- und Werkzeugbau<br />
GmbH zum heutigen äußerst kreativen<br />
Metallbaubetrieb mit 4,5 Millionen Euro<br />
Umsatz im Jahr entwickelte.<br />
Ilona Glawion, die gleich 1991 im Abendstudium<br />
noch eine kaufmännische Ausbildung<br />
machte, steuert seit 1994 als Geschäftsführerin<br />
das Unternehmen mit der ihr eigenen ruhigen,<br />
klugen Art. Metallbau Glawion hinterließ<br />
dabei weit über den Barnim hinaus markante<br />
Spuren – ob am Sony-Center in Berlin, beim<br />
Bau der Nordischen Botschaften, im Sächsischen<br />
Landtag oder an den Teleskopen des<br />
Max-Planck-Institutes in Heidelberg. Führend<br />
ist das Unternehmen mit seinen 34 Mitarbeitern<br />
heute auf seinem Spezialgebiet, den Kugelkäfigen<br />
für Großwälzlager – für Windräder<br />
oder Tunnelbohrmaschinen. Hochgeschätzt<br />
wird der Betrieb für seine Ausbildung, von der<br />
viele andere Unternehmen profitieren. 18 Azubis<br />
sind es derzeit, insgesamt waren es schon<br />
mehr als 300. Dabei gibt Ilona Glawion immer<br />
wieder Geflüchteten die Chance, den Weg in<br />
die Arbeitswelt zu finden.<br />
Das neueste Projekt der Unternehmerin soll<br />
auch ihre „Altersbeschäftigung“ werden. Ilona<br />
Glawion, geboren im Jahr 1957, kaufte die<br />
Ragöser Mühle, ein abgebranntes Areal unweit<br />
des Klosters Chorin, das sie zu einem kleinen<br />
touristischen Zentrum entwickelt – mit Pension,<br />
Café und einem selbstgebauten neuen<br />
Wasserrad aus Edelstahl. Geben wird es dort<br />
auch einen Stall, in dem dann die Pferde der<br />
passionierten Hobbyreiterin stehen werden.<br />
Margret Gleiniger<br />
DIE BOTSCHAFTERIN<br />
DES ERZGEBIRGES<br />
Botschafterin des Erzgebirges – diesen wohlklingenden<br />
Titel verlieh Margret Gleiniger, Geschäftsführerin<br />
der KSG GmbH in Gornsdorf,<br />
2010 eine regionale Wirtschaftsinitiative, die<br />
sich für die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts<br />
Erzgebirge einsetzt. Eine Würdigung, mit<br />
der auch das Engagement der 57-jährigen<br />
Unternehmerin für die Menschen in der Region<br />
honoriert wurde. Und dieses Engagement gilt<br />
insbesondere der Förderung von Kindern und<br />
Jugendlichen. Margret Gleiniger, die seit 2016<br />
an der Spitze des Unternehmens steht, setzt<br />
sich in mehreren regionalen Gremien für die<br />
Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen<br />
Wirtschaft und Schule ein, seit 2014 ist sie<br />
Mitglied in der regionalen Jury zur Vergabe des<br />
Qualitätssiegels für Berufs- und Studienorientierung<br />
des Sächsischen Kultusministeriums<br />
an sächsische Schulen.<br />
Das ehrenamtliche Wirken der KSG-Chefin<br />
zahlt sich auch für das Unternehmen aus:<br />
Viele Mitarbeiter der KSG GmbH stammen<br />
aus dem Umland, die Fluktuation im Betrieb<br />
ist gering – der Leiterplattenhersteller gilt als<br />
wichtiger Arbeitgeber im Landstrich südlich<br />
von Chemnitz. Schließlich zählt die KSG GmbH<br />
mittlerweile zu den Top Drei der Leiterplattenproduzenten<br />
in Europa. Die Sachsen verstehen<br />
sich als innovativer Technologieführer und<br />
Vorreiter bei Hochfrequenz- und Hochstromanwendungen.<br />
Mit ihren Produkten ist die KSG<br />
GmbH mit ihren Standorten im erzgebirgi-<br />
Foto: Metallbau Glawion GmbH, KSG GmbH
50<br />
MACHER<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 51<br />
Foto: Gollmann Kommissioniersysteme GmbH, InfraLeuna GmbH, Fotograf Matthias Wuttig<br />
schen Gornsdorf und im österreichischen Gars<br />
am Kamp ein gefragter Partner, wenn es gilt,<br />
Zukunftstechnologien wie das automatisierte<br />
Fahren in der Automobilindustrie oder den Einsatz<br />
Künstlicher Intelligenz in der industriellen<br />
Produktion voranzutreiben.<br />
Daniel Gollmann<br />
DER AUTOMATEN-<br />
HERSTELLER<br />
Diesen Termin ließ sich Sachsen-Anhalts<br />
Ministerpräsident Reiner Haseloff nicht nehmen.<br />
Als die Gollmann Kommissioniersysteme<br />
GmbH aus Halle (Saale) 2018 zwölf Jahre nach<br />
der Firmengründung neue Räumlichkeiten bezog,<br />
gehörte auch Sachsen-Anhalts Landesvater<br />
zu den Gästen. Kein Wunder, Unternehmergeschichten<br />
wie die von Daniel Gollmann<br />
sind auch in Sachsen-Anhalt selten.<br />
Der heute 41-jährige Firmengründer Daniel<br />
Gollmann wagte sich 2006 mit einer Handvoll<br />
Mitarbeiter und der Idee der Automatisierung<br />
von Rollschränken für Apotheken in einer<br />
schwierigen Branche in die Selbständigkeit.<br />
Heute exportiert Gollmann seine Automaten in<br />
15 Länder auf drei Kontinenten. Das Erfolgsrezept:<br />
Die Gollmann Automaten passen sich<br />
den Räumlichkeiten der jeweiligen Apotheke<br />
an und eröffnen den Kunden zahllose individuelle<br />
Anpassungsmöglichkeiten. Gollmann<br />
produziert seine Kommissioniersysteme<br />
ausschließlich in Halle. Täglich verlässt dort ein<br />
patentierter Gollmann-Apothekenautomat die<br />
neue Produktionsstätte.<br />
Gollmanns<br />
Geschäftsidee<br />
entstand bereits<br />
während seines<br />
Studiums der<br />
Mechatronik an der<br />
heutigen Hochschule<br />
Merseburg.<br />
Hier machte der<br />
Unternehmer 2003<br />
seinen Abschluss,<br />
dem ein weiterer<br />
betriebswirtschaftlicher<br />
an der HHL<br />
Leipzig folgen sollte.<br />
Nach einem beruflichen<br />
Abstecher in<br />
die Schweiz, kehrte<br />
Gollmann zum Firmenaufbau<br />
in seine<br />
Heimatstadt zurück.<br />
Wo es ihm nach wie<br />
vor ausnehmend gut gefällt. „Halle ist klar<br />
und ehrlich“, sagte Gollmann einmal über die<br />
Saalestadt.<br />
Dr. Christof Günther<br />
DER CHEMIEPARK-<br />
MANAGER<br />
Es gibt nur wenige Erfolgsgeschichten in<br />
der ostdeutschen Wirtschaft, die mit so<br />
beeindruckenden Zahlen aufwarten können<br />
wie die Chemieparks im mitteldeutschen<br />
Chemiedreieck. Einer davon ist der Chemiepark<br />
Leuna, betrieben von der InfraLeuna<br />
GmbH. „Die Chemieparks in Sachsen-Anhalt<br />
sind industrielle Leuchttürme und gelten als<br />
Musterbeispiel für einen gelungenen Strukturwandel<br />
in Ostdeutschland“, sagt deshalb Dr.<br />
Christof Günther, der im Juli 2012 die alleinige<br />
Geschäftsführung der InfraLeuna GmbH übernommen<br />
hat.<br />
Jüngst konnte sich davon sogar das belgische<br />
Königspaar überzeugen, das dem Chemiestandort<br />
Leuna einen offiziellen Besuch<br />
abstattete. Was das Thronpaar zu sehen<br />
bekam: einen Chemiepark mit großer Historie,<br />
auf dem mehr als 100 Firmen aus zehn Nationen<br />
ansässig sind und in dem rund 10.000<br />
Menschen ihrer Arbeit nachgehen. Nach einer<br />
tiefgreifenden Modernisierung setzt der<br />
Chemiepark Leuna heutzutage Maßstäbe in<br />
puncto Wettbewerbsfähigkeit und gehört zu<br />
den Top-Adressen für moderne Chemie in<br />
Europa. Jedes Jahr werden 12 Millionen Tonnen<br />
Güter hergestellt. Dazu gehören chemische<br />
Grundstoffe, Spezialprodukte und Kraftstoffe<br />
wie Benzin und Diesel. Für die nächsten zwei<br />
Jahre werden am Standort Leuna Investitionen<br />
in Höhe von mehr als 500 Millionen Euro<br />
erwartet.<br />
Die Geschicke des Chemieparks leitet Dr. Günther<br />
seit 2012. Dabei begann seine berufliche<br />
Laufbahn gar nicht in der Chemiebranche,<br />
sondern im VEB Reparaturwerk „Clara Zetkin“<br />
in Erfurt. Später studierte Günther, 1969 in<br />
Saalfeld geboren, Elektrotechnik und Betriebswirtschaftslehre<br />
an der TU Ilmenau, nach Auslandsaufenthalten<br />
beendete er sein Studium<br />
1997 an der TU Berlin als Diplom-Wirtschaftsingenieur.<br />
Nach verschiedenen Führungspositionen in der<br />
Energiebranche ist Günther seit 2004 bei der<br />
InfraLeuna GmbH tätig und auch in wichtigen<br />
Gremien und Verbänden der Branche aktiv.<br />
Und ihm liegt am Herzen, dass auch künftige<br />
Generationen die Erfolgsgeschichte des<br />
Chemiedreiecks fortschreiben. Die InfraLeuna<br />
GmbH beteiligt sich so beispielsweise an der<br />
Aktion „Pro Chemieunterricht“ und unterstützt<br />
Schulen im Landkreis bei der Anschaffung<br />
von neuen Geräten und Chemikalien. 2016<br />
wurde ihm die Ehrenmedaille der Stadt Leuna<br />
verliehen.
52<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
TITEL<br />
Kay Gundlack<br />
DER SCHUHKÜNSTLER<br />
Kay Gundlack hat sich seinen Kindheitstraum<br />
erfüllt. Er stellt hochwertige Maßschuhe her.<br />
In reiner Handarbeit. Alles Unikate, viele aus<br />
exotischen Lederarten. Entgegen dem Trend<br />
der kriselnden Schuhbranche hat der 46-Jährige<br />
mit seiner Schuhmanufaktur in Parchim<br />
großen Erfolg. Seine Kunden kommen aus aller<br />
Welt.<br />
Wenn man das Ladenlokal in dem orangerot<br />
verputzten Haus am neuen Markt betritt, wird<br />
man von exklusiver Atmosphäre umweht. An<br />
den Wänden offene Vitrinen mit atemberaubend<br />
schönen Schuhen, vorrangig für Herren.<br />
Daneben viele Bilderrahmen, aus denen Prominente<br />
mit Schuhmachermeister Gundlack<br />
um die Wette lächeln. Dazu eine gediegene<br />
Hausbar, ein ledernes Sofa, aus Wurzelholz<br />
gefertigte Sessel und sogar ein gut sortierter<br />
Humidor. Solch gehobenes Ambiente erwartet<br />
man in Parchim eigentlich nicht. Doch Kay<br />
Gundlack hat sich bewusst für Parchim entschieden.<br />
Hier hat er seine Lehre zum Orthopädieschuhmacher<br />
absolviert und hier hat er<br />
sich vor 14 Jahren selbstständig gemacht. Der<br />
Start war für den jungen Schuhmachermeister<br />
allerdings recht steinig. Denn zunächst mangelte<br />
es an betuchten Kunden. Denn mindestens<br />
1.500 Euro für ein Paar handgemachte<br />
Schuhe kann sich in<br />
dieser Region kaum<br />
jemand leisten.<br />
Doch ein TV-Beitrag<br />
verhalf zum Durchbruch.<br />
Heute zählen<br />
unzählige Prominente<br />
zu seinen Kunden<br />
– Stargeiger David<br />
Garret, Show-Ikone<br />
Thomas Gottschalk,<br />
Ryan Tedder (von<br />
der Band OneRepublic),<br />
Joachim Llambi<br />
(Let’s-dance-Juror)<br />
oder Komiker<br />
Markus Majowski.<br />
Nicht alle kommen<br />
nach Parchim, da<br />
Gundlack – ganz<br />
Dienstleister – zu<br />
seinen Kunden fährt,<br />
um das Aufmaß zu<br />
nehmen. Aber sie alle<br />
verbinden den Namen<br />
der Kleinstadt<br />
mit dem Wissen, dass hier einer der angesagtesten<br />
Schuhmachermeister Deutschlands zu<br />
Hause ist.<br />
Bernhard Helbing<br />
DER FENSTERBAUER<br />
Bernhard Helbing ist, so sagen seine Wegbegleiter,<br />
eine mittelständische Unternehmerpersönlichkeit,<br />
die es so nur sehr selten<br />
gibt. Dabei stammt der geschäftsführende<br />
Gesellschafter der TMP Fenster + Türen<br />
GmbH in Bad Langensalza von Hause aus<br />
eigentlich aus der Agrarwirtschaft. In Halle<br />
(Saale) hat er einst seinen Abschluss als<br />
Diplomagraringenieur gemeistert, agierte<br />
sogar nach 1990 für zwei Jahre als stellvertretender<br />
Landesgeschäftsführer des Thüringer<br />
Bauernverbandes.<br />
Doch das Jahr 1992 erwies sich für Helbing<br />
als persönliches Wendejahr, er wurde „vom<br />
Bauern zum Fensterbauer“, wie er seinen<br />
Einstieg in die TMP Fenster + Türen GmbH<br />
einmal selbst charakterisierte. Der Quereinsteiger<br />
übernahm ein junges Unternehmen,<br />
das im Übrigen selbst aus einem ehemaligen<br />
landwirtschaftlichen Betrieb hervorgegangen<br />
war.<br />
Unter Helbings Ägide wuchs der Thüringer Betrieb<br />
zu einem der erfolgreichsten deutschen<br />
Unternehmen im Fenster- und Türenbau heran.<br />
In Bad Langensalza produziert es Fenster,<br />
Türen und <strong>Winter</strong>gärten aus Kunststoff und<br />
Aluminium für Kunden in aller Welt.<br />
Doch es ist nicht allein dieser Erfolg, der<br />
Helbing, Jahrgang 1954, aus der Masse der<br />
Unternehmer hervorhebt. Der zweifache<br />
Vater ist weit über Bad Langensalza auch für<br />
sein bürgerschaftliches Engagement bekannt.<br />
Auch dafür erhielt er aus den Händen des<br />
thüringischen Ministerpräsidenten Bodo<br />
Ramelow das Bundesverdienstkreuz, so wie<br />
er zuvor auch schon mit dem Thüringer Ehrenamtspreis<br />
ausgezeichnet worden war.<br />
Helbing stand dem Institut für Fenstertechnik<br />
(Ift Rosenheim) ebenso vor wie langjährig dem<br />
Verband Fenster + Fassade (VFF) oder der<br />
Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren.<br />
Sein Unternehmen gilt als wichtiger Sponsor<br />
im Jugend- und Sportbereich in der Region,<br />
u. a. mit dem TMP-Weitsprungmeeting und<br />
der TMP-Jugendtour im Radsport.<br />
Und wie es sich für einen vorbildlichen Mittelständler<br />
gehört, hat Helbing auch bereits<br />
seine Nachfolge geregelt. 2021 soll der<br />
Staffelstab weitergereicht werden. Dann wird<br />
der Thüringer ein Unternehmen übergeben,<br />
das sich längst für aktuelle Zukunftsthemen<br />
wie Ressourcenschonung und Digitalisierung<br />
gerüstet hat.<br />
Katja Hillenbrand<br />
DIE FAMILIENFREUNDLICHE<br />
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – für<br />
viele junge Arbeitnehmer wird diese Frage<br />
immer mehr zum Schlüsselkriterium bei der<br />
Arbeitsplatzwahl. Und für Unternehmen<br />
Foto: W+M, TMP Fenster + Türen GmbH
50<br />
MACHER<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 53<br />
Foto: Micas AG, W+M<br />
abseits der großen Städte wie beispielsweise<br />
die Micas AG im erzgebirgischen Oelsnitz zu<br />
einem wichtigem Argument bei der Suche<br />
nach Fachpersonal. Katja Hillenbrand (49),<br />
Gründerin und Vorstandsvorsitzende der<br />
Micas AG, hat das früh erkannt. Auch weil<br />
sie selbst als junge Mutter ein Unternehmen<br />
gründete, die Kinder in der Anfangszeit oft zu<br />
Geschäftsterminen mitnehmen musste. Die<br />
Wahl-Sächsin, eigentlich aus dem schwäbischen<br />
Albstadt stammend, richtete in ihrem<br />
Unternehmen deshalb 2009 einen Betriebskindergarten<br />
und 2013 einen Hort ein und<br />
wurde so zur Vorbild-Unternehmerin in puncto<br />
Familienfreundlichkeit. Auch außerhalb des<br />
Unternehmens hilft sie gern, wenn es um die<br />
Förderung von Kindern oder Familien geht.<br />
Hillenbrand erhielt einen Sonderpreis beim<br />
CSR-Preis der Bundesregierung für besondere<br />
soziale Verantwortung im Unternehmen<br />
und wurde auch schon zu Sachsens Unternehmer<br />
des Jahres gewählt. Dort zählte<br />
natürlich aber auch der unternehmerische<br />
Erfolg: Die Micas AG entwickelt und produziert<br />
unter anderem hochqualitative Sensoren<br />
und Steuerungen in der Gebäudeautomation.<br />
Seit der Gründung im Jahr 2000 ist das<br />
Unternehmen kontinuierlich gewachsen und<br />
auch auf Auslandsmärkten erfolgreich. Auch<br />
Wirtschaft + Markt würdigte die Micas AG<br />
jüngst als einen der innovativen Leuchttürme<br />
der ostdeutschen Wirtschaft.<br />
Christian Herrmann<br />
DER BUSUNTERNEHMER<br />
Christian Herrmann ist erst 40 Jahre alt,<br />
aber schon Chef eines der größten Busunternehmen<br />
im Osten Berlins. Er führt die Dr.<br />
Herrmann Gruppe in zweiter Generation.<br />
Sein Ziel ist es, das Unternehmen zu einem<br />
Verkehrsdienstleistungszentrum zu profilieren<br />
und damit dem Wandel der Omnibusbranche<br />
zuvorzukommen.<br />
Am liebsten ist es Christian Herrmann, wenn<br />
er auf dem 57.000 Quadratmeter großen Areal<br />
seines Unternehmens keinem Bus begegnet.<br />
„Dann weiß ich, dass die ganze Flotte im Einsatz<br />
ist und Geld verdient.“ Unter der Flagge<br />
der Dr. Herrmann Gruppe fahren derzeit 45<br />
Busse. Sie sind im Linienverkehr, im Touristikbereich<br />
und als Ausbildungsfahrzeuge im Einsatz.<br />
Mit insgesamt 180 Mitarbeitern betreibt<br />
Herrmann neben der Bussparte ein Verkehrsbildungszentrum,<br />
in dem pro Jahr rund<br />
450 Fahrschüler ihren Führerschein erwerben<br />
und 500 Berufskraftfahrer diverse Aus- und<br />
Weiterbildungen durchlaufen. Darüber hinaus<br />
kümmert sich eine Werkstatt sowohl um die<br />
Instandhaltung der eigenen Fahrzeuge als<br />
auch um größere Reparaturen, unter anderem<br />
für die städtischen Verkehrsbetriebe. Im letzten<br />
Jahr erwirtschaftete das Familienunternehmen<br />
einen Umsatz von rund 12 Millionen<br />
Euro. In Berlin gilt Christian Herrmann damit<br />
als Mittelständler im höheren Segment.<br />
Mit 18 Jahren trat er in den väterlichen Betrieb<br />
ein. Er lernte den Beruf eines Reiseverkehrskaufmanns,<br />
aber auch Schlossern und<br />
Busfahren. „Auch heute noch setze ich mich ab<br />
und an hinters Steuer, das ist für mich Passion<br />
und wichtige Erfahrung zugleich. Schließlich<br />
habe ich seit meiner frühen Kindheit de facto<br />
Diesel im Blut“, sagt Herrmann.
54<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
TITEL<br />
nur ein Arbeitsort. Wenn die Bezeichnung<br />
„gelebtes Ehrenamt“ auf eine Unternehmerin<br />
zutrifft, dann auf den unermüdlichen Einsatz<br />
der 53-jährigen Diplomingenieurin für ihre<br />
Heimatstadt. Als stellvertretende Vorsitzende<br />
der Bürgerstiftung Weimar organisiert sie<br />
Veranstaltungen und wirbt regelmäßig um<br />
Spenden und Stifter. Die Bürgerstiftung Weimar,<br />
eine von den Bürgerinnen und Bürgern<br />
der Stadt getragene Gemeinschaftsstiftung,<br />
unterstützt beispielsweise Kinder- und Jugendprojekte,<br />
aber auch Kunst und Kultur, den<br />
Umwelt- und Naturschutz oder die Betreuung<br />
von Behinderten und Senioren. Auch dem<br />
Freundeskreis des Goethe-Nationalmuseums<br />
e. V. gehört Katzung an und ist Mitglied im<br />
Vorstand der Weimarer Kunstgesellschaft<br />
von Cranach bis Rohlfs e. V. Für dieses zivilgesellschaftliche<br />
Engagement erhielt die Wei-<br />
Sybille Kaiser<br />
DIE KERAMIK-FACHFRAU<br />
Rummel um ihre Person möge sie nicht so,<br />
sagt Sybille Kaiser, seit 1999 Geschäftsführerin<br />
der Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH,<br />
wenn man sie auf ihre vielen ehrenamtlichen<br />
Aktivitäten anspricht. Sie seien dann aber<br />
doch hier erwähnt: Kaiser, geboren 1957, ist<br />
Präsidentin des Bundesverbands der Keramischen<br />
Industrie, Mitglied des Präsidiums der<br />
Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />
und des Bundesverbands<br />
der Deutschen Industrie sowie – und dies<br />
ist ihr eine besondere Herzensangelegenheit<br />
– Vorstandsvorsitzende der Lebenshilfe<br />
für Menschen mit geistiger Behinderung<br />
Saale-Holzland-Kreis. Ein Engagement, das<br />
sich auch in der beispielhaften Integration<br />
von Menschen mit Behinderungen in ihrem<br />
Unternehmen widerspiegelt.<br />
Sybille Kaiser, aufgewachsen in Bad Klosterlausnitz,<br />
hat das ostthüringische Traditionsunternehmen<br />
durch wechselhafte<br />
Zeiten geführt. Die Hermsdorfer sind auf die<br />
Entwicklung und Herstellung technischer<br />
Keramik spezialisiert. Zu ihren wichtigsten<br />
Produkten zählen wabenkörperförmige<br />
Wärmetauscher für Abgas- und Abluftreinigungsanlagen.<br />
Außerdem entwickeln die<br />
Thüringer keramische Spezialanwendungen<br />
für Chemieanlagen, Schleifmaschinen, den<br />
Isolierkörperbau, Nachrichtentechnik sowie<br />
die Glasindustrie als intelligente Alternativen<br />
zu Kunststoff und Metall.<br />
Für den anspruchsvollen Beruf des Keramikers<br />
versucht Kaiser immer wieder junge<br />
Menschen zu begeistern. Jüngst wurde die<br />
Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH von der IHK<br />
Ostthüringen zum Top-Ausbildungsunternehmen<br />
im Saale-Holzland-Kreis gekürt. Denn<br />
die Hermsdorfer, bekannt für ihre familiäre<br />
Arbeitsatmosphäre, bemühen sich um Studienabbrecher<br />
ebenso wie um Flüchtlinge, um<br />
ihnen eine berufliche Perspektive aufzuzeigen.<br />
Katrin Katzung<br />
DIE EHRENAMTLERIN<br />
Weimar – für Katrin Katzung ist die Klassikerstadt<br />
im Herzen Thüringens mehr als<br />
marerin den Verdienstorden des Freistaates<br />
Thüringen und die Ehrennadel der IHK Erfurt.<br />
Zuvorderst ist Katrin Katzung aber auch<br />
erfolgreiche Unternehmerin. Noch vor 1990<br />
begann sie an der Hochschule für Architektur<br />
und Bauwesen – der heutigen Bauhaus-Universität<br />
Weimar – ein Studium der Baustoffverfahrenstechnik.<br />
Ihr Abschluss jedoch fiel<br />
in die Wendezeit. Katrin Katzung nutze die<br />
neuen Möglichkeiten – 1991 gründete sie mit<br />
Ehemann Uwe das Baubüro Katzung, spezialisiert<br />
vor allem auf die Beratung, Konzeption<br />
und Leitung von Tiefbauprojekten. Jährlich<br />
betreut das Ingenieurbüro so rund 70 bis 80<br />
Projekte in Mitteldeutschland – die Aufträge<br />
reichen vom öffentlichen Straßen- und Kanalbau<br />
bis hin zur Erschließung<br />
von Gewerbegebieten.<br />
Von<br />
diesen beruflichen<br />
Erfahrungen möchte<br />
die Diplom-Ingenieurin<br />
auch etwas<br />
vor allem an junge<br />
Unternehmerinnen<br />
weitergeben.<br />
Katzung engagiert<br />
sich als Vorsitzende<br />
des Thüringer<br />
Verbandes der<br />
deutschen Unternehmerinnen<br />
und<br />
leitet jenen Verein,<br />
der den Emily-Roebling-Preis<br />
an herausragende<br />
Frauen<br />
in der Wirtschaft<br />
verleiht.<br />
Foto: Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH, Rolf Berger
50<br />
MACHER<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
55<br />
Thomas Koch<br />
DER AUTOHÄNDLER<br />
„Autos kauft man bei Koch.“ Dieser Spruch<br />
ist in Berlin und im Umland allgegenwärtig.<br />
Der Mann hinter diesem Werbeslogan heißt<br />
Thomas Koch, Jahrgang 1962. Innerhalb von<br />
27 Jahren hat er sich ein kleines Imperium in<br />
der Autobranche aufgebaut. Heute zählt seine<br />
„Koch Automobile AG“ zu den 70 größten<br />
Autohäusern in ganz Deutschland. Er und seine<br />
400 Mitarbeiter verkaufen pro Jahr mehr als<br />
9.000 Autos der Marken Mazda, Volvo, SEAT<br />
und Citroën. Der Jahresumsatz beläuft sich auf<br />
rund 200 Millionen Euro.<br />
Vorgezeichnet war dieser Weg nicht. Koch stu-<br />
Foto: 1.FC Union Berlin, Commerzbank AG, MOL Katalysatortechnik GmbH<br />
dierte zu DDR-Zeiten Außenwirtschaft an der<br />
Hochschule für Ökonomie in Berlin-Karlshorst.<br />
Nach der Wende machte er sich selbstständig.<br />
Gründete zunächst mit Gleichgesinnten eine<br />
Transportfirma, mit der er Umzüge fuhr. Hinzu<br />
kamen ein Taxi- und ein Schwerlastbetrieb.<br />
Als er im Jahr 1992 schließlich zwei Plätze für<br />
den Autohandel übernahm, konzentrierte er<br />
sich voll und ganz auf diese Sparte, obwohl der<br />
erste Autorausch im Osten, der mit der D-Mark<br />
eingesetzt hatte, schon verflogen war.<br />
Seine große Liebe ist seit jeher der in diesem<br />
Jahr erstmals im deutschen Fußball-Oberhaus<br />
spielende 1. FC Union Berlin. Seit seinem 14.<br />
Lebensjahr hält er dem Kultklub die Treue. Vor 20<br />
Jahren stieg er als Sponsor bei den Köpenickern<br />
ein, 2004 wurde er in den Aufsichtsrat gewählt.<br />
Seit sieben Jahren lenkt er die Geschicke als<br />
Union-Aufsichtsratschef und hat mit seinem Engagement<br />
einen nicht unerheblichen Anteil am<br />
Höhenflug des Vereins von der „Alten Försterei“,<br />
der für viele Fans bis heute einem Traum gleicht.<br />
Michael Kotzbauer<br />
DER BANKENVERBANDS-<br />
CHEF<br />
Michael Kotzbauer wurde 1968 in New York<br />
geboren. Seit 1996 übernahm der gelernte<br />
Bankkaufmann und Diplom-Betriebswirt<br />
(FH) nach einem mehrjährigen Traineeprogramm<br />
verschiedene leitende Positionen<br />
bei der Commerzbank AG, unter anderem<br />
für knapp zwei Jahre die des Regionalvorstands<br />
Asien mit Sitz in Schanghai. 2013<br />
wurde er Bereichsvorstand für große und<br />
kapitalmarktnahe Unternehmen in Süd- und<br />
Ostdeutschland. 2016 wurde er - überregional<br />
- Bereichsvorstand Corporate Banking in<br />
der Commerzbank Zentrale in Frankfurt am<br />
Main. Seit Anfang 2017 ist Michael Kotzbauer<br />
als Bereichsvorstand Mittelstandsbank für die<br />
Region Mitte/Ost verantwortlich, mit Büros<br />
in Frankfurt und Berlin. 2018 ernannte ihn der<br />
Beirat des Ostdeutschen Bankenverbandes<br />
zum Vorsitzenden des Vorstands. Der bereits<br />
1949 gegründete Verband vertritt die Banken<br />
in privater Rechtsform, die ihren Sitz oder<br />
Geschäftsstellen in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />
oder Thüringen haben. Gemeinsam mit<br />
seinen Vorstandskollegen gibt er auf der Basis<br />
der Beschlüsse der Mitgliederversammlung<br />
und des Beirats die Grundlinien für die laufende<br />
Verbandsarbeit vor. Seit dem 1. Mai <strong>2019</strong> ist<br />
Michael Kotzbauer zudem Vorsitzender des<br />
Aufsichtsrates des #openspace der Commerzbank<br />
AG. Die Commerzbank-Tochter mit<br />
Hauptsitz in Berlin unterstützt den deutschen<br />
Mittelstand dabei, die Chancen in der digitalen<br />
Ökonomie zu erkennen und sowohl strategische<br />
als auch operative Herausforderungen in<br />
jeder Branche zu meistern.<br />
Dr. Jürgen Koppe<br />
DER REINIGUNGS-<br />
FACHMANN<br />
Sauberes Wasser ist eines der Anliegen von<br />
Dr. Jürgen Koppe, Geschäftsführer der MOL<br />
Katalysatortechnik GmbH. Um schädliche<br />
Biofilme zu beseitigen, hat das 1995 von Koppe<br />
gegründete Unternehmen aus Merseburg<br />
verschiedene Verfahren erfolgreich im Markt<br />
eingeführt. Biofilme hemmen den Durchfluss<br />
in Rohren oder setzen sich in Standwasserleitungen<br />
und Klimaanlagen fest. Dort können<br />
sie Materialschäden verursachen oder als<br />
Hort von Bakterienansammlungen auch die<br />
menschliche Gesundheit gefährden.<br />
Die Produkte aus Merseburg, die Jürgen Koppe,<br />
in seiner Freizeit übrigens ein begeisterter<br />
Hobbymaler, und seine Mitarbeiter entwickelt<br />
haben, kommen mittlerweile weltweit zum<br />
Einsatz. Dafür wurde das Unternehmen schon<br />
mehrfach mit Umwelt- und Innovationspreisen<br />
ausgezeichnet – so beispielsweise 2016 als<br />
Bundessieger in der Initiative „Deutschland<br />
– Land der Ideen“ in der Kategorie „Umwelt“.<br />
Innovationspreise empfindet der 1954 in der<br />
Lutherstadt Wittenberg geborene Koppe<br />
immer auch als eine Möglichkeit, neue Technologien<br />
auf ihre Resonanz in der Öffentlichkeit<br />
zu testen.<br />
Eine aktuelle Produktentwicklung aus der<br />
Merseburger Ideenschmiede ist ein kleiner<br />
Zauberwürfel namens MOL LIK CUBE HOME.<br />
Damit kommen auch Privathaushalte in den<br />
Genuss der MOL-Innovationen. Erster Anwendungsfall<br />
ist die heimische Spülmaschine. MOL<br />
LIK CUBE HOME hilft, unangenehme Nebeneffekte<br />
wie Gerüche, Glaskorrosion, Rostflecken<br />
und Kalk aus der Spülmaschine zu verbannen<br />
– und das ohne chemische Zusätze.
56<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
TITEL<br />
natürlich: GISA setzt auf Triathlon-Profis und<br />
ist Namenssponsor eines Bundesliga-Triathlon-Teams<br />
sowie mehrerer Teams aus der<br />
Landes- und Regionalliga und des Triathlon-Wettbewerbs<br />
in der Saale-Stadt.<br />
Friedemann Kunz<br />
DER FERTIGHAUS-<br />
UNTERNEHMER<br />
In seinem ersten beruflichen Leben, leitete er<br />
in Schweden einen florierenden Großhandel<br />
für Bürobedarf. In dem skandinavischen Land<br />
wurde er vor 63 Jahren geboren. Die Chancen,<br />
die sich nach der Deutschen Einheit auf der<br />
südlichen Seite der Ostsee auftaten, weckten<br />
das Interesse des jungen Unternehmers. Gemeinsam<br />
mit einem Freund grübelte er darüber<br />
nach, was man Osten Deutschlands auf die<br />
Beine stellen konnte. Da gute Wohnungen in<br />
Michael Krüger<br />
DER IT-TRIATHLET<br />
Eigentlich ist Michael Krüger ja Basketballer.<br />
Seine Vita weist ihn als begeisterten Freizeit-Korbjäger<br />
im Universitätssportverein<br />
Halle aus. Aber auch der Triathlon liegt dem<br />
Wirtschaftsinformatiker aus Halle, seit 2001<br />
Geschäftsführer der GISA GmbH, am Herzen.<br />
Denn das IT-Geschäft ist dem Dreikampf der<br />
Athleten durchaus verwandt. In der IT heißen<br />
die Disziplinen: Beratung, Betreuung und<br />
Betrieb. Darauf versteht sich die GISA GmbH<br />
seit mehr als 25 Jahren. Als IT-Partner von<br />
mehr als 330 Unternehmen und Institutionen<br />
deutschlandweit wird die GISA GmbH mit über<br />
800 Mitarbeitern unter den fünf führenden<br />
IT-Dienstleistern in der Energiebranche<br />
gerankt. Und seit die Versorger im Zuge der<br />
Digitalisierung neue Geschäftsmodelle suchen,<br />
steigt der Bedarf am IT-Service der GISA<br />
GmbH weiter.<br />
Diese Prozesse managt GISA-Geschäftsführer<br />
Michael Krüger, Jahrgang 1964, seit mittlerweile<br />
18 Jahren. Er gilt als feste Größe in der<br />
Förderung des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorts<br />
Mitteldeutschland. So ist<br />
das Unternehmen seit vielen Jahren überzeugter<br />
Partner und Sponsor des IQ Innovationspreises<br />
Mitteldeutschland und verleiht<br />
als Preisstifter den „L. V. Kantorovič-Forschungspreis“<br />
für die beste Dissertation des<br />
wirtschaftswissenschaftlichen Bereiches der<br />
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.<br />
Im Sport laufen die halleschen Basketballerinnen<br />
unter dem Namen Gisa Lions auf. Und<br />
den neuen Ländern zu Beginn der 1990er-Jahre<br />
knapp waren, war die Idee schnell geboren:<br />
Friedemann Kunz wollte Schwedenhäuser<br />
bauen, „schick, günstig und in guter Qualität“,<br />
wie er später dem Magazin „Capital“ verriet.<br />
Der Wechsel von Schweden nach Mecklenburg-Vorpommern<br />
fiel ihm nicht schwer.<br />
Schließlich stammt seine Familie aus dieser<br />
Region. Der Ururgroßvater gründete im Jahr<br />
1891 in Marlow ein Holzsägewerk. Nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg floh die Familie Kunz nach<br />
Schweden. Friedemann Kunz ging nach Marlow,<br />
kaufte das Werk seiner Vorfahren zurück<br />
und stellte es auf die Produktion von Fertighäusern<br />
um. Heute ist die ScanHaus Marlow<br />
GmbH einer der größten Fertighausanbieter<br />
in Deutschland<br />
und erzielte 2018<br />
erstmalig mehr als<br />
100 Millionen Euro<br />
Umsatz. Pro Jahr<br />
stellen die rund 500<br />
Scanhausmitarbeiter<br />
gut 650 bis 700<br />
Häuser her, für deren<br />
Errichtung kaum<br />
mehr als je zwei Tage<br />
bis zum Richtfest<br />
benötigt werden.<br />
Dem Firmenchef<br />
ist es wichtig, sich<br />
auch in der Region<br />
zu engagieren – für<br />
Inklusionsprojekte,<br />
die Freiwillige Feuerwehr<br />
in Marlow, den<br />
Rostocker Zoo und<br />
für diverse Vereine im Spitzen-, Breiten- und<br />
Behindertensport.<br />
Peter Ledermann<br />
DER INTERNET-HÄNDLER<br />
„Köthen und Mercateo gehören für mich<br />
einfach zusammen“, sagte Peter Ledermann,<br />
Vorstand der Mercateo Deutschland AG, einmal<br />
über die Symbiose seines Unternehmens<br />
mit der sachsen-anhaltschen Kleinstadt. Und<br />
dieses Lob gilt nun seit 15 Jahren, denn solange<br />
schon wickelt die erfolgreiche B2B-Plattform<br />
einen Großteil des operativen Geschäfts<br />
in Köthen ab.<br />
Foto: GISA GmbH, ScanHaus Marlow GmbH, Mercateo Deutschland GmbH
50<br />
MACHER<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 57<br />
Foto: Lischka GmbH, W+M<br />
In der alten Köthener<br />
Kaffeerösterei<br />
mitten im Zentrum<br />
der Bachstadt, mittlerweile<br />
großzügig<br />
erweitert, arbeiten<br />
rund 250 Mitarbeiter,<br />
weltweit sind es 550<br />
in Deutschland und<br />
weiteren 13 Ländern,<br />
darunter auch am<br />
Standort Leipzig.<br />
Mercateo gilt als<br />
größter B2B-Marktplatz<br />
Europas und<br />
Pionier im digitalen<br />
B2B-Handel. Im<br />
Gegensatz zu vielen<br />
anderen Gründungen<br />
der New-Economy-<br />
Ära um die Jahrtausendwende<br />
hat Mercateo einen langen Atem<br />
bewiesen und sich trotz Rückschlägen am<br />
Markt durchgesetzt.<br />
Dazu trug auch das Engagement von Peter<br />
Ledermann bei. Der studierte Betriebswirt,<br />
Jahrgang 1966, stieß zum Unternehmen hinzu,<br />
als der Energiekonzern E.ON zeitweilig bei<br />
Mercateo einstieg. Seine berufliche Laufbahn<br />
begann bei einem Regionalversorgungsunternehmen<br />
des damaligen Bayernwerks,<br />
heute E.ON Energie. Hier baute er das interne<br />
Consulting auf und leitete später die Abteilung<br />
Facility Management, ehe er als Prokurist die<br />
Bereiche Personal und Vertrieb verantwortete.<br />
Ende 2000 wechselte Ledermann die Seiten<br />
und ist heute bei der Mercateo Deutschland<br />
AG zuständig für Personal und Finanzen.<br />
Leonhard Lischka<br />
DER MEDIZINTECHNIK-<br />
UNTERNEHMER<br />
Die Karriere von Leonhard Lischka entwickelte<br />
sich geradlinig und ungewöhnlich zugleich –<br />
vom Elektroinstallateur über den Elektromeister<br />
bis hin zum Inhaber und Geschäftsführer eines<br />
Industriebetriebes, das heute auf allen Kontinenten<br />
und in mehr als 25 Ländern zu Hause ist.<br />
1993 gründete er mit einem Mitstreiter den<br />
Vorläufer der heutigen Lischka GmbH, deren<br />
Hauptsitz sich inzwischen in Berlin-Marzahn<br />
befindet. „Ich wollte es einfach selbst probieren,<br />
ein Unternehmen aufzubauen“, erläutert<br />
der heute 58-Jährige die Beweggründe, ins<br />
Unternehmerfach zu wechseln. Bereut hat<br />
Leonhard Lischka diese Entscheidung nie, seine<br />
Firma hat sich im Verlauf der vergangenen Jahre<br />
kontinuierlich entwickelt. „Heute gehören wir<br />
international zu den stärksten Herstellern auf<br />
unserem Gebiet“, sagt Lischka selbstbewusst.<br />
Die Firma ist spezialisiert auf Komplettausstattungen<br />
von Krankenhauseinrichtungen im<br />
Bereich Edelstahl und Stahlblech. Oder anders<br />
gesagt: Lischka produziert und vertreibt mit<br />
seinen 75 Mitarbeitern maßgeschneiderte<br />
Funktionsmöbel aus Metall für Kliniken. Der<br />
Jahresumsatz liegt aktuell bei 6,5 Millionen<br />
Euro. Forschung und Entwicklung wird im Hause<br />
Lischka großgeschrieben. Mit seinem neuesten<br />
Produkt, einem innovativen Endoskopie-Lagerschrank,<br />
liegt er im internationalen Wettbewerb<br />
wieder „ganz weit vorn“.<br />
Lischka ist ein Mann, dem neue Ziele nie ausgehen<br />
– langfristig plant er die Übergabe des<br />
Unternehmens an seine Kinder, die bereits in<br />
der Firma mittun. Der Exportanteil soll weiter<br />
wachsen. Und die Produktion soll ausgebaut<br />
werden – mit einer Investition in Höhe von rund<br />
drei Millionen Euro.<br />
Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für<br />
Unternehmertum interessieren ihn. Daher ist er<br />
Mitglied der Vollversammlung der Berliner IHK<br />
und aktiver Teilnehmer diverser Expertenkreise<br />
in der deutschen Hauptstadt.<br />
Dr. Holger Loclair<br />
DER VERFAHRENS-<br />
CHEMIKER<br />
Trifft man Dr. Holger Loclair zum ersten Mal,<br />
ahnt man nicht, dass er „Vater“ eines Oranienburger<br />
Unternehmens ist, das weltweit 1.700<br />
Beschäftigte hat und einen Jahresumsatz von<br />
mehr als 650 Millionen Euro erwirtschaftet.<br />
Loclair ist ein ausgesprochen zurückhaltender<br />
Mann, beileibe kein Dampfplauderer. Die große<br />
Bühne ist nicht der Lieblingsort des promovierten<br />
Verfahrenschemikers. Sachlich und<br />
bescheiden berichtet der 1951 im mecklenburgischen<br />
Penzin geborene Vorstandsvorsitzende<br />
der ORAFOL Europe GmbH über die Entwicklung<br />
seiner Firma, die von ihrer Entstehung her fast<br />
ein ostdeutsches Mittelstands-Unikat ist.<br />
Denn ORAFOL gilt als eine der wenigen gelungenen<br />
Privatisierungen der Treuhandanstalt unter<br />
Mitwirkung eines ostdeutschen Unternehmers<br />
und Geschäftsführers. Im Jahr 1991 übernahm<br />
Loclair das betriebliche Erbe der früheren<br />
DDR-Firma „VEB Spezialfarben Oranienburg“, in<br />
der er zuvor selbst viele Jahre gearbeitet hatte.<br />
Mit ihm starteten 66 Mitarbeiter ins unternehmerische<br />
Abenteuer. Heute ist ORAFOL ein international<br />
führendes Unternehmen für selbstklebende<br />
Spezialprodukte. Es verfügt über ein<br />
weltumspannendes Netzwerk von Händlern in<br />
mehr als 100 Ländern und eigenen Töchtern auf<br />
fünf Kontinenten, darunter in den USA, Australien<br />
und der Türkei. Zu den besonders gefragten<br />
Produkten zählen Digitaldruckmaterialien,<br />
Plottermaterialien, Fahrzeugvollverklebungen<br />
und Laminier- und Kaschierfolien.<br />
Von der aufstrebenden und erfolgreichen Entwicklung<br />
profitieren seit vielen Jahren kleine und<br />
mittlere Unternehmen aus der Region, die<br />
Aufträge von ORAFOL erhalten. Zu den größten<br />
Nutznießern zählt zweifellos die Stadt Oranienburg<br />
– sie erhielt insgesamt mehr als 100 Millionen<br />
an Gewerbesteuerzahlungen von ORAFOL.
58<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
TITEL<br />
tern in weiten Teilen der Länder Brandenburg<br />
und Mecklenburg-Vorpommern das<br />
Stromnetz. Derzeit durchlebt das mit dem<br />
Hauptsitz in Fürstenwalde/Spree beheimatete<br />
Unternehmen einen groß angelegten<br />
Transformationsprozess. Der einst fast ausschließlich<br />
auf den Netzbetrieb fokussierte<br />
Konzern wird fit für die Zukunft gemacht.<br />
Auf dem Weg hat sich die E.DIS-Gruppe<br />
neue Geschäftsfelder eröffnet – von der<br />
Telekommunikation bis zur Wärmeversorgung.<br />
Geleitet wird dieser Prozess maßgeblich von<br />
Dr. Alexander Montebaur, der seit Januar<br />
2017 Vorstandschef bei E.DIS ist. Der<br />
49-Jährige hat seine Profession von der Pike<br />
auf gelernt. Nach dem Studium der Elektrotechnik<br />
und Promotion an der RWTH Aachen<br />
begann Montebaur im Jahr 2000 seine berufliche<br />
Laufbahn als Abteilungsleiter Zentrale<br />
Technik beim Elektrizitätswerk Wesertal<br />
GmbH in Hameln und trat 2003 in die Avacon<br />
AG ein. Dort war er zunächst als Bereichs-<br />
Prof. Dr. Christoph Meinel<br />
DER INFORMATIKER<br />
Es ist praktisch unmöglich, alle Jobs und<br />
Funktionen aufzuführen, die Christoph Meinel<br />
innehat. Daher seien hier nur die wichtigsten<br />
Ämter aufgeführt: Der 65 Jahre alte Wissenschaftler<br />
ist Direktor und Geschäftsführer<br />
des Hasso-Plattner-Instituts für Digital<br />
Engineering gGmbH (HPI) und Dekan der Digital<br />
Engineering Fakultät der Universität Potsdam.<br />
Er ist C4-Professor für Informatik und leitet<br />
das Fachgebiet für Internet-Technologie und<br />
Systeme. Meinel ist unter anderem Mitglied der<br />
acatech, der Nationalen Deutschen Akademie<br />
der Technikwissenschaften, und Gastprofessor<br />
an Universitäten im In- und Ausland. Er hat die<br />
erste europäische MOOC-Plattform openHPI<br />
entwickelt, leitet das vom Bundesforschungsministerium<br />
beauftragte Schul-Cloud-Projekt<br />
und ist Programm-Direktor des HPI-Stanford<br />
Design Thinking Research Program.<br />
Wissenschaft ist für ihn kein Selbstzweck.<br />
Es geht Christoph Meinel vielmehr darum,<br />
Wissenschaft und Wirtschaft zu koppeln und<br />
zu vernetzen. Dafür veranstaltet er seit Jahren<br />
diverse internationale Konferenzen – etwa zu<br />
den Themen „Industrie 4.0“, Cybersicherheit<br />
oder Big Data in der Medizin. Unternehmer,<br />
Manager und Politiker hören genau zu, wenn<br />
Christoph Meinel analytisch präzise aufzeigt,<br />
wie die Entwicklungen der Digitalisierung für<br />
technologischen und gesellschaftlichen Fortschritt<br />
sinnvoll genutzt werden können.<br />
Die Basis für seine heutige Arbeit legte der in<br />
Meißen geborene Wissenschaftler übrigens an<br />
der Humboldt Universität, wo er einst Mathematik<br />
und Informatik studierte.<br />
Dr. Alexander Montebaur<br />
DER ENERGIENETZ-<br />
MANAGER<br />
Seit ihrer Gründung im Jahr 1999 betreibt die<br />
E.DIS AG mit ihren mehr als 1.400 Mitarbei-<br />
leiter Technische Planung und Steuerung<br />
tätig bevor er 2006 die Geschäftsführung<br />
der LandE in Wolfsburg übernahm. Seit 2012<br />
leitet er den Bereich Netzsteuerung bei der<br />
E.ON Deutschland.<br />
Der Energie-Manager Montebaur ist in vielfältigen<br />
Gremien aktiv, die sich mit dem großen<br />
Thema Energiewende befassen - etwa<br />
im Plenum der Plattform Energienetze im<br />
Bundeswirtschaftsministerium, im Bundesverband<br />
der Energie- und Wasserwirtschaft<br />
und der Energietechnischen Gesellschaft im<br />
Technologieverband VDE.<br />
Foto: HPI/Kay Herschelmann, E.DIS AG
50<br />
MACHER<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 59<br />
Christian Müller<br />
DER SPEZIALIST FÜR<br />
RASURKULTUR<br />
Dem älteren der beiden Müller-Brüder,<br />
Christian, 1973 in Schlema geboren, sei hier<br />
kurz der Vortritt gewährt. Aber eigentlich sind<br />
Christian und Andreas Müller, Geschäftsführer<br />
der Hans-Jürgen Müller GmbH & Co. KG,<br />
nur gemeinsam denkbar. Das Unternehmen,<br />
gegründet 1945, ist Inhaber und Produzent der<br />
berühmten Rasierpinsel-Marke MÜHLE. Die<br />
Produkte der Rasurkultur aus dem sächsischen<br />
Stützengrün nahe der tschechischen<br />
Grenze sind weltweit gefragt. Die mehrfach<br />
mit Design-Preisen gewürdigte Kollektion<br />
der Sachsen umfasst Pinsel, Halter, Rasierer,<br />
Hobel und Rasiersets, dazu gibt es formschöne<br />
Accessoires.<br />
Für die beiden Unternehmer führten zwei<br />
unterschiedliche Wege zum Ziel. Mit 18 Jahren<br />
begann Christian Müller eine Ausbildung<br />
zum Pinsel- und Bürstenmacher im Unternehmen<br />
des Vaters in Stützengrün. Andreas<br />
Müller, 1976 in Schlema zur Welt gekommen,<br />
studierte hingegen in Leipzig und Heidelberg<br />
evangelische Theologie und fand 2006 den<br />
Weg in den elterlichen Betrieb. Gemeinsam<br />
führen die beiden Brüder das Unternehmen in<br />
dritter Generation und haben es 2008 in einen<br />
vollstufigen Manufakturbetrieb umgewandelt.<br />
Sie setzen damit das Werk ihres Vaters<br />
Hans-Jürgen Müller fort, der das Familienunternehmen<br />
nach der Wende erfolgreich<br />
reprivatisiert hatte.<br />
Als Botschafter des Erzgebirges werben<br />
Christian und Andreas Müller aber nicht nur<br />
mit ihren Produkten für ihre Heimatregion,<br />
sondern setzen sich auch darüber hinaus<br />
für den Wirtschaftsstandort Erzgebirge ein.<br />
Die Hans-Jürgen Müller GmbH & Co. KG ist<br />
Gründungsmitglied im Verband Deutscher<br />
Manufakturen und hat sich als Mitglied der<br />
Umweltallianz Sachsen einem nachhaltigen<br />
und ressourcenschonenden Wirtschaften<br />
verschrieben.<br />
Dr. Ulrich Müller<br />
DER ENERGIE-MANAGER<br />
Zwischen Brandenburg und Rügen ist Dr. Ulrich<br />
Müller bekannt wie ein bunter Hund. Denn seit<br />
rund 20 Jahren ist der geschätzte<br />
Energie-Manager<br />
immer dann vor Ort, wenn<br />
wichtige regionale Entscheidungen<br />
getroffen werden<br />
und es um die Zukunft der<br />
Region geht.<br />
Müller, Jahrgang 1954, stammt aus Thüringen,<br />
studierte in Cottbus und arbeitete als Ingenieur<br />
in Berlin. An der Humboldt Universität promovierte<br />
Müller 1990 zu Fragen der Informations-<br />
und Datenverarbeitung. Zwischen 1997<br />
und 1999 war er Geschäftsführer der EWE<br />
Wasser GmbH. Seit zwei Jahrzehnten lenkt er<br />
die Geschäfte des Energiedienstleisters EWE<br />
AG in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Der Vater von drei Kindern war<br />
zudem bis 2017 zehn Jahre lang Präsident der<br />
Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostbrandenburg.<br />
Nach seiner Amtszeit wurde er zum<br />
Ehrenpräsidenten der Kammer gewählt.<br />
Dass das Unternehmen EWE in der Region<br />
längst eine feste Größe ist – auch wenn die<br />
Ursprünge in Oldenburg liegen – ist nicht<br />
zuletzt Müller zu verdanken. Er und sein Team<br />
setzen sich stark für Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />
ein, schaffen Arbeitsund<br />
auch Ausbildungsplätze in der Region und<br />
fördern sehr viele gemeinnützige Projekte vor<br />
Ort.<br />
Foto: AMAC-GARBE, EWE AG
60<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
TITEL<br />
Frank Orschler<br />
DER MEDIZINTECHNIKER<br />
Ein „Macher des Ostens“ – diesen Titel<br />
bekam Frank Orschler 2015 verliehen. Einer<br />
der zahlreichen Preise für den umtriebigen<br />
Vorzeigeunternehmer Thüringens, den auch<br />
der Ministerpräsident des Landes, Bodo Ramelow,<br />
gern exemplarisch hervorhebt, wenn<br />
es zu beweisen gilt, dass auch abseits der<br />
städtischen Zentren in Thüringen erfolgreich<br />
gearbeitet wird. Kein Wunder, die Königsee<br />
Implantate GmbH ist eines der führenden<br />
deutschen Medizintechnikunternehmen auf<br />
dem Gebiet der Osteosynthese. Sie entwickelt,<br />
produziert und vertreibt Stahl- und<br />
Titanimplantate und Instrumente für die<br />
Traumatologie, Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie.<br />
Die Königsee-Implantate kommen<br />
weltweit zum Einsatz.<br />
Frank Orschler wurde 1961 in Aschaffenburg<br />
geboren. Seine berufliche Karriere startete<br />
er als Diplom-Betriebswirt in der Leasingbranche.<br />
Doch im Betrieb des Vaters zeigte<br />
Orschler sein gesamtes unternehmerisches<br />
Können. Die Wurzeln des Unternehmens<br />
reichen übrigens zurück bis zum Jahr 1919, als<br />
der Orthopädiemechaniker Otto Bock in Berlin<br />
eine Firma für Prothesen gründete, welche<br />
kurz darauf nach Königsee in Thüringen umzog.<br />
Das Nachfolgeunternehmen „Orthopädie<br />
Königsee“, von der Treuhand an einen französischen<br />
Investor verkauft, meldete 1993<br />
Insolvenz an. Die Chance nutzte Erich Orschler<br />
und gründete mit dem vorhandenen Fachpersonal<br />
zunächst in Königsee das heutige<br />
Unternehmen, dessen Firmensitz später nach<br />
Allendorf-Aschau im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt<br />
verlegt wurde<br />
Die Königsee Implantate GmbH ist ein wichtiger<br />
Arbeitgeber und Ausbilder in der Region.<br />
2009 fiel die Entscheidung zum Bau eines<br />
Ausbildungszentrums, in dem auch innovative<br />
Ausbildungskonzepte zur Anwendung<br />
kommen. Dies geschah mit dem Ziel, der<br />
demografischen Entwicklung und der Landflucht<br />
entgegenzuwirken. Auch hierfür gab<br />
es 2018 wieder einen Preis – den Deutschen<br />
Exzellenzpreis vom Deutschen Institut für<br />
Service-Qualität und dem DUB-Unternehmermagazin.<br />
Günter Oßwald<br />
DER SPORTLICHE HÄNDLER<br />
Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft<br />
(BVMW) zeichnete Günter Oßwald (68),<br />
Seniorchef der Oßwald Fahrzeugteile & Technischer<br />
Handel im thüringischen Mühlhausen,<br />
2016 für sein Lebenswerk aus. Eine wohlverdiente<br />
Ehrung für ein bewegtes Unternehmerleben.<br />
1979 hatte Oßwald eine selbständige<br />
Werkstatt für die Herstellung von Plattfedern<br />
für verschiedene Fahrzeuge übernommen.<br />
Später entwickelte sich das Unternehmen zu<br />
einem Handelsunternehmen für Fahrzeugteile<br />
und technische Komponenten aller Art, etwa<br />
Nutzfahrzeugteile, PKW-Teile, Agrartechnik<br />
oder Ersatzteile für Oldtimer.<br />
Oßwald war stets politisch und gesellschaftlich<br />
aktiv, als Mitglied des Runden Tisches in<br />
Treffurt in der Wendezeit, später als Mitglied<br />
des Treffurter Stadtrates. Dazu kommt eine<br />
leidenschaftliche Unterstützung des Sports,<br />
sei es der regionale Breitensport, der Skilanglauf<br />
oder die nordischen Kombinierer. Erfolgreiche<br />
<strong>Winter</strong>sportler wie Axel Teichmann<br />
und Jens Filbrich genossen seine Unterstützung.<br />
Besonders der Nachwuchssport ist ihm<br />
ein Anliegen. Auch der Handball- und Radsport<br />
werden von dem Mühlhausener Unternehmen<br />
gefördert.<br />
Christof Queisser<br />
DER SEKT-KÖNIG<br />
Den größten Umsatz der Unternehmensgeschichte<br />
präsentierte Anfang des Jahres<br />
Christof Queisser (50) als Vorsitzender der<br />
Geschäftsführung der Rotkäppchen-Mumm<br />
Sektkellereien GmbH, der Nummer eins im<br />
deutschen Sektmarkt. Damit darf Queisser<br />
sich mit Fug und Recht als Deutschlands<br />
Sekt-König bezeichnen lassen.<br />
Dabei stammt der Rotkäppchen-Chef, der sich<br />
selbst gern als Genussmensch bezeichnet und<br />
die Geschicke des wohl bekanntesten ostdeutschen<br />
Markenprodukts seit 2013 in der<br />
Nachfolge von Gunter Heise leitet, nicht etwa<br />
Foto: Königsee Implantate GmbH, Boris Löffert/Oskar-Patzelt-Stiftung, Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH
50<br />
MACHER<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 61<br />
aus einer alten Winzerdynastie. Im Gegenteil,<br />
bevor der Diplom-Betriebswirt das Ruder<br />
des Traditionsunternehmen an der Unstrut<br />
übernahm, durchlief er seit Beginn der 1990er<br />
Jahre mehrere Stationen der nationalen und<br />
internationalen Markenindustrie, so beispielsweise<br />
bei Unilever und Tengelmann.<br />
Bei der Tengelmanngruppe sammelte er als<br />
Category Manager auch bereits umfassende<br />
Erfahrungen mit den Produkten Sekt, Spirituosen<br />
und Wein. Zuletzt zeichnete er für den<br />
Wursthersteller Zimbo verantwortlich. Beim<br />
Angebot, Sachsen-Anhalts führende Marke zu<br />
managen, zögerte Queisser allerdings nicht.<br />
Dem Vater zweier Töchter gefällt die immer<br />
noch familiäre Atmosphäre der Sektkellerei,<br />
auch wenn diese zuletzt durch Akquisitionen<br />
weiter wuchs und sich zunehmend internationaler<br />
aufstellt.<br />
Holger Raithel<br />
DER PORZELLANMACHER<br />
Holger Raithel führt eines der modernsten<br />
Porzellanunternehmen Europas, die KAHLA/<br />
Thüringen Porzellan GmbH. <strong>2019</strong> feierte das<br />
Unternehmen 25 Jahre Neugründung unter<br />
der Führung der Familie Raithel und 175<br />
Jahre Porzellanproduktion im thüringischen<br />
Kahla. Der Ex-Rosenthal-Manager Günther<br />
Raithel rettete im Jahr 1994 die Tradition<br />
mit der Gründung der KAHLA/Thüringen<br />
Porzellan GmbH. Er investierte in wegweisende<br />
Fertigungstechnologie und erneuerte<br />
das Sortiment. 2005 trat Holger Raithel als<br />
geschäftsführender Gesellschafter die Unternehmensnachfolge<br />
an. KAHLA produziert<br />
klassisches Haushaltsporzellan ebenso wie<br />
Produkte für Hotellerie und Gastronomie –<br />
eine ostdeutsche Erfolgsgeschichte. Ein Grund<br />
dafür, so resümiert Geschäftsführer Raithel: „<br />
Wir sind unserem Innovationsanspruch stets<br />
treu geblieben.“ Das wird in aller Welt anerkannt.<br />
KAHLA exportiert in über 60 Länder.<br />
Vor seinem Einstieg in das thüringische Traditionsunternehmen<br />
absolvierte Raithel ein<br />
Physikstudium an der Universität Bayreuth,<br />
arbeitete später in einer internationalen<br />
Unternehmensberatung (im Automotive- und<br />
Logistikbereich). Erst 2004 führte ihn der Weg<br />
in die Porzellanbranche und nach Thüringen.<br />
Dort leitet er einen Betrieb, der für seine<br />
hohen Frauenanteil unter der Belegschaft und<br />
familienfreundliche Konzepte bekannt ist.<br />
Dr. Helmar Rendez<br />
DER KOHLE-MANAGER<br />
Trifft man Helmar Rendez vor den offiziellen<br />
Bürozeiten an, dann nicht selten in Trainingskleidung.<br />
Der 57-jährige Rendez powert sich<br />
als Triathlet gern aus und will vorn dabei sein.<br />
Nicht nur im Sport, vor allem auch im Job. Seit<br />
<strong>Herbst</strong> 2016 ist er Vorstandsvorsitzender der<br />
Lausitz Energie Bergbau AG und der Lausitz<br />
Energie Kraftwerke AG (LEAG). In dieser<br />
Funktion muss er das Unternehmen auf den<br />
nahenden Kohleausstieg Deutschlands vorbereiten.<br />
In der Cottbuser Konzernzentrale sucht<br />
Rendez mit seinem Team nach Wegen, eine<br />
zukunftsfähige Aufstellung des Noch-Kohle-Unternehmens<br />
zu finden.<br />
Dabei dürfte ihm sein bisheriger beruflicher<br />
Werdegang durchaus helfen. Rendez studierte<br />
an der Technischen Universität Berlin<br />
Wirtschaftsingenieurwesen. In den neunziger<br />
Jahren leitete er die Berliner Niederlassung<br />
der Unternehmensberatung Kienbaum. 1998<br />
wechselte er als Leiter zur VEAG-Unternehmensentwicklung.<br />
Von 2004 bis 2007 lenkte<br />
er als Vorstand die Geschicke der WEMAG in<br />
Schwerin. Anschließend war er drei Jahre als<br />
Vorstandsmitglied der Vattenfall AB in Stockholm<br />
für den Bereich Strategieentwicklung<br />
und weitere fünf Jahre für die Stromnetze des<br />
Staatskonzerns verantwortlich.<br />
Rendez, der zugleich auch Vorsitzender des<br />
Bundesverbandes Braunkohle ist, zeigt sich<br />
zuversichtlich, dass er für die LEAG jenseits der<br />
Kohle neue Geschäftsfelder findet. „Wir haben<br />
Potenzial, das sind unter anderem unsere Infrastruktur,<br />
das Know-how unserer Mitarbeiter<br />
und unsere Flächen“, sagte er der Lausitzer<br />
Rundschau. Allerdings dürfe es, warnt Rendez,<br />
keine „verheerenden Strukturbrüche“ geben.<br />
Vielmehr sei das Kohleausstiegsdatum 2038<br />
zwingend einzuhalten, um Planungssicherheit<br />
beim Aufbau alternativer Geschäftsfelder zu<br />
haben.<br />
Foto: KAHLA/Thüringen Porzellan GmbH, LEAG
62<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
TITEL<br />
Bodo Rodestock<br />
DER FINANZCHEF<br />
Bodo Rodestock verantwortet im dreiköpfigen<br />
Vorstand des Leipziger VNG-Konzerns die<br />
Bereiche Personal und Finanzen. Damit steht<br />
der gebürtige Sachse, 1968 in Frauenstein<br />
zur Welt gekommen, auch für das Wachstum<br />
und die angestrebte neue Ausrichtung<br />
des Energieunternehmens. Der europaweit<br />
aktive Unternehmensverbund mit mehr als 20<br />
Gesellschaften arbeitet entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette der Erdgaswirtschaft<br />
und setzt Schwerpunkte in den Geschäftsbereichen<br />
Handel und Vertrieb, Transport sowie<br />
Speicherung. Zu den neuen Geschäftsfeldern<br />
der Sachsen zählen unter anderem aber auch<br />
Biogas, digitale Infrastruktur und Quartierslösungen.<br />
Mit der Strategie VNG 2030+ und<br />
der Vision „Grün, digital, mit Gas“ wollen die<br />
Leipziger aktiv an der Energiewende mitwirken<br />
– mit Gas als zentralem Baustein in Form von<br />
Erdgas, aber auch Biomethan, grünem Wasserstoff<br />
oder synthetischem Methan. 2018<br />
kamen die Leipziger auf ihrem neuen Weg gut<br />
voran. Sowohl das Geschäftsergebnis als auch<br />
der Umsatz überstiegen die eigenen Erwartungen.<br />
„2018 war ein außergewöhnlich gutes<br />
Jahr für VNG“, bilanzierte Rodestock.<br />
Um auch bei den weiteren Herausforderungen<br />
der Energiewende die VNG AG auf Wachstumskurs<br />
zu halten, bringt Rodestock jede<br />
Menge Erfahrung mit. Mehr als 13 Jahre leitete<br />
er den Bereich Finanzen, bevor Rodestock<br />
2013 Vorstandsmitglied der VNG für die Ressorts<br />
Finanzen und Personal wurde. Seitdem<br />
ist der studierte Betriebswirt Mitglied in verschiedenen<br />
Aufsichts- und Verwaltungsräten<br />
der VNG-Gruppe sowie wichtiger Beteiligungen.<br />
Er engagiert sich darüber hinaus als<br />
Vorstandsmitglied im Arbeitgeberverband der<br />
energie- und versorgungswirtschaftlichen<br />
Unternehmen sowie in Gremien von Stiftungen<br />
wie beispielsweise als Vorstandsmitglied der<br />
Stiftung „Leipzig hilft Kindern“.<br />
Dr. Eric Schweitzer<br />
DER RECYCLING-<br />
UNTERNEHMER<br />
Als er 13 Jahre war, träumte Eric Schweitzer<br />
davon, Fußballprofi bei Hertha BSC zu werden.<br />
Doch daraus wurde wegen seiner sportlichen<br />
Begabung nichts. Der 1965 in Ipoh (Malaysia)<br />
geborene Schweitzer musste daher umplanen,<br />
was ihm jedoch nicht schwer fiel. Denn er<br />
wusste schon früh, wie man sein eigenes Geld<br />
verdient: Bereits als Schüler packte er gemeinsam<br />
mit seinen Brüdern auf dem Schrottplatz<br />
seiner Eltern mit an, holte Altmetalle aus<br />
dem Bauschutt und besserte sich damit sein<br />
Taschengeld auf. Schnell stand für ihn fest:<br />
„Ich wollte Unternehmer werden, mein eigener<br />
Herr sein.“ Diese Herausforderung kam früher<br />
als erwartet auf ihn zu. Als sein Vater Franz<br />
Josef Schweizer im Jahr 1998 starb, musste<br />
er mit erst 33 Jahren gemeinsam mit seinem<br />
Bruder Axel den Platz auf der Brücke übernehmen.<br />
Sie formten und entwickelten seither<br />
eines der größten Entsorgungs- und Recyclingunternehmen<br />
weltweit – die ALBA Group.<br />
Mit den beiden Marken ALBA und Interseroh<br />
erwirtschafteten die rund 8.000 Mitarbeiter<br />
des in Deutschland, Europa und Asien aktiven<br />
Umweltdienstleisters im Vorjahr einen Umsatz<br />
in Höhe von 2,1 Milliarden Euro.<br />
Nur an der Spitze seines Unternehmens zu<br />
stehen, ist Eric Schweitzer nicht genug. Er will<br />
mitmischen, verändern, erneuern, die Gesellschaft<br />
gestalten. Von 2004 bis 2016 fungierte<br />
er als Präsident der IHK Berlin. In dieser Zeit<br />
startete Berlins Wirtschaft richtig durch,<br />
die Arbeitslosigkeit sank, der Gründerboom<br />
setzte ein. Seit 2013 führt Eric Schweitzer<br />
als Präsident den Deutschen Industrie- und<br />
Handelskammertag, einen der vier Spitzenverbände<br />
der deutschen Wirtschaft. Was er<br />
sagt hat Gewicht und findet Gehör selbst im<br />
Bundeskanzleramt.<br />
Rolf Seelige-Steinhoff<br />
DER HOTELIER<br />
Die Wende in der ehemaligen DDR und die darauffolgende<br />
deutsch-deutsche Wiedervereinigung<br />
haben verhindert, dass Rolf Seelige-Steinhoff<br />
eine klassische, eine vorgezeichnete<br />
Karriere einschlug. 1963 in Beckum (Westfalen)<br />
geboren, studierte er in Aachen Elektrotechnik<br />
und Wirtschaftswissenschaften. Doch die sich<br />
plötzlich in den neuen Bundesländern eröffnenden<br />
Möglichkeiten waren viel zu verlockend, als<br />
dass er sein Glück in einem Industrieunternehmen<br />
suchen wollte. Sein Vater und er gründeten<br />
vor knapp 30 Jahren die SEETELHOTELS Usedom.<br />
Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 2010<br />
trug er plötzlich allein die unternehmerische<br />
Verantwortung. Für Rolf Seelige-Steinhoff war<br />
Foto: VNG AG, ALBA Group/Amin Akhtar
50<br />
MACHER<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 63<br />
das rückblickend kein Problem: „Ich habe das<br />
Unternehmergen in mir, vielleicht habe ich es<br />
geerbt oder es wurde mir anerzogen, jedenfalls<br />
brenne ich für das, was ich tue. Das ist mein<br />
Erfolgsrezept.“<br />
Blickt man auf seine Zwischenbilanz, ist erkennbar,<br />
dass Seelige-Steinhoff kein Phrasendrescher<br />
ist: Zur Seetel-Hotelgruppe gehören<br />
derzeit 17 Hotels, Residenzen und Villen auf<br />
Usedom sowie Mallorca. Bei der Entwicklung<br />
seines Unternehmens lässt er sich von einer<br />
klaren Maxime leiten: „Wenn du nicht von einer<br />
Sache begeistert bist, kannst du es nicht gut<br />
machen. Man darf nie aufgeben, Unternehmer<br />
sind keine Unterlasser, sondern unternehmen<br />
etwas, auch wenn es manchmal unmöglich<br />
anmutet. Und mit einem guten Team von Mitarbeitern<br />
kann man fast alles erreichen.“<br />
Die Art und Weise, wie er als geschäftsführender<br />
Gesellschafter sein Unternehmen leitet,<br />
hat ihm sowohl in der Branche, als auch im<br />
Land Mecklenburg-Vorpommern viel Respekt<br />
eingebracht. Davon zeugen diverse Auszeichnungen<br />
und Preise.<br />
Das Interesse an Wirtschaft und Bankwesen<br />
packte, den im Jahr 1957 in Belgrad geborenen,<br />
Stefanović bereits auf dem Gymnasium.<br />
Fast folgerichtig suchte er sich daraufhin<br />
die passende Studienrichtung aus. Er ging<br />
nach West-Berlin, studierte an der dortigen<br />
Technischen Universität und einer Berliner<br />
Filiale der University of Maryland Wirtschaftsingenieurwesen<br />
und Betriebswirtschaftslehre.<br />
1985 begann er als Trainee seine Laufbahn bei<br />
der Deutschen Bank. Stationen im klassischen<br />
Firmenkundengeschäft, der Innovations- und<br />
Gründungsfinanzierung und der Venture-Capital-Finanzierung<br />
folgten. Ab 2002 war er<br />
Mitglied der Geschäftsleitung und verantwortlich<br />
für Business Banking und Spezialberatung<br />
Finanzierung. Außerdem war er verantwortlich<br />
für elf Filialen in der Marktregion Berlin-Nord-<br />
Ost. Gleichzeitig ist Stefanović ebenfalls seit<br />
15 Jahren Geschäftsführer der Mittelständischen<br />
Beteiligungsgesellschaft Berlin-Brandenburg.<br />
In der Bürgschaftsbank prägt er die Strategie<br />
seines Hauses und ist zugleich nah bei den<br />
Kunden. Er fühlt sich nicht nur als Berater<br />
und Bürge, sondern auch als Partner seiner<br />
Kunden.<br />
Nebenbei ist Stefanovic auch ein begnadeter<br />
Netzwerker. Als Präsident des Wirtschafts-<br />
Forums Brandenburg leitet er - seit über 10<br />
Jahren - eine Plattform, die von unzähligen<br />
Firmen, Politikern und Medienvertretern zwischen<br />
Pritzwalk und Finsterwalde geschätzt<br />
und genutzt wird.<br />
Dr. Miloš Stefanović<br />
DER BÜRGSCHAFTSBANKER<br />
Foto: SEETELHOTELS Usedom, Karoline Wolf<br />
Seit 15 Jahren leitet Dr. Miloš Stefanović die<br />
Bürgschaftsbank Brandenburg. Eine Institution,<br />
die dem märkischen Mittelstand gezielt<br />
unter die Arme greift. Etwa wenn es darum<br />
geht, Bürgschaften für Firmengründer und<br />
etablierte Unternehmen auszureichen und damit<br />
temporär die Haftung gegenüber anderen<br />
Kreditinstituten zu übernehmen.
64<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
TITEL<br />
Foto: ILB, Petromax GmbH<br />
Tillmann Stenger<br />
DER INVESTITIONSBANKER<br />
1959 in Siegen geboren, studierte Tillmann<br />
Stenger zunächst an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität.<br />
Anschließend<br />
führte ihn sein beruflicher Weg von der Westdeutschen<br />
Landesbank über die Staatskanzlei<br />
Nordrhein-Westfalens zur Investitionsbank<br />
des Landes.<br />
Die friedliche Revolution in Ostdeutschland<br />
brachte auch für Stenger eine persönliche<br />
Wende. Er arbeitete an einer Konzeption für<br />
eine Förderbank in Brandenburg mit und<br />
konnte diese im Januar 1991 dem Landeskabinett<br />
vorstellen. 1992 begann Stenger dann im<br />
Aufbaustab mit der Umsetzung des Kabinettbeschlusses<br />
und wurde mit der offiziellen<br />
Errichtung der Investitionsbank des Landes<br />
Brandenburg (ILB) Leiter des Vorstandsstabes.<br />
In der Folge übernahm Stenger verschiedene<br />
Leitungsfunktionen in der ILB, beispielsweise<br />
den Bereich Öffentliche Kunden und die Unternehmenssteuerung.<br />
Von 2011 bis 2012 war er<br />
Mitglied des Vorstandes und wurde im Januar<br />
2013 zum Vorstandsvorsitzenden berufen.<br />
Besonders wichtig war ihm, das Geschäftsmodell<br />
der ILB auf eine breite Grundlage<br />
zu stellen. Neue Landesförderprogramme<br />
wurden übernommen, etwa die ESF-Förderung<br />
oder die Bildungsinfrastruktur, und das<br />
Geschäft mit ILB-eigenen Programmen wurde<br />
ausgebaut. Stenger übernahm auch weitere<br />
strukturpolitisch relevante Aufgaben wie die<br />
Gründungsgesellschaft für die Brandenburgische<br />
Bodengesellschaft, den Ausbau von<br />
Technologie- und Gewerbezentren und aktuell<br />
den Aufbau der Digitalagentur Brandenburg<br />
und einer Brandenburgischen Strukturentwicklungsgesellschaft,<br />
die den Strukturwandel<br />
in der Lausitz unterstützen soll.<br />
Neben seiner Vorstandstätigkeit ist Stenger<br />
ehrenamtlicher Vorsitzender des Kuratoriums<br />
des Landesausschusses für Innere Mission<br />
a. V. (LAFIM) und Aufsichtsratsmitglied der<br />
WFBB, des Medienboards Berlin-Brandenburg<br />
und im Landeskuratorium Berlin/Brandenburg<br />
des Stifterverbandes.<br />
Jonas Taureck<br />
DER OUTDOOR-SPEZIALIST<br />
Reisen bildet – und führt manchmal zu einer<br />
erfolgreichen Unternehmerkarriere. Während<br />
einer Afrika-Reise im Jahr 2000 strandet der<br />
damals 20-jährige Jonas Taureck in einem Dorf<br />
in Niger. Er benötigt Strom zum Laden der Autobatterie.<br />
Alles ist hell erleuchtet, doch Strom<br />
gibt es keinen, wie ihm die Dorfbewohner<br />
erklären. Taureck entdeckt schnell des Rätsels<br />
Lösung: alte Petroleum-Starklichtlampen der<br />
deutschen Traditionsmarke Petromax.<br />
Zurück in Deutschland lässt ihn die Faszination<br />
für die Petromax-Lampe, die 1910 von Max<br />
Graetz, genannt Petroleum-Maxe, entwickelte<br />
wurde, nicht mehr los. Er kauft Altbestände
50<br />
MACHER<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 65<br />
der Bundeswehr auf, erwirbt 2006 schließlich<br />
die weltweiten Markenrechte und lässt die<br />
Produktion der Lampen wieder aufleben, die<br />
bis heute in sorgfältiger Handarbeit zusammengebaut<br />
werden. Im selben Jahr erfolgt die<br />
Gründung einer Manufaktur in Magdeburg,<br />
wo Taureck an der dortigen Universität ein<br />
Wirtschaftsstudium begonnen hatte.<br />
2014 steigt Ehefrau Dr. Pia Christin Taureck<br />
nach ihrem Studium des Internationalen<br />
Managements in Magdeburg in die Petromax<br />
GmbH ein. Unter ihrer gemeinsamen Leitung<br />
wird das Unternehmen einer der führenden<br />
deutschen Hersteller von Ausrüstung zum<br />
Draußen-Kochen und Draußen-Leben. Im<br />
Mittelpunkt, verspricht die Firmenphilosophie,<br />
steht das Erlebnis der Ursprünglichkeit in<br />
der Natur mit traditioneller und zugleich klug<br />
gestalteter Ausrüstung. Hinzu kommen laufend<br />
innovative Sortimentserweiterungen, so<br />
zuletzt um das Thema “Kühlen” (Passivkühlboxen).<br />
Heute arbeiten mehr als 50 Mitarbeiter<br />
für die Magdeburger.<br />
Dr. Stefan Traeger<br />
DER PHOTONIKER<br />
Seit 2017 steht Dr. Stefan Traeger an der Spitze<br />
der JENOPTIK AG, dem weltweit agierenden<br />
Technologie-Konzern aus Jena. Ein Heimspiel,<br />
denn die Berufung zum Vorstandsvorsitzenden<br />
der Gesellschaft war gleichbedeutend mit<br />
einer beruflichen Rückkehr in seine Geburtsstadt.<br />
Hier wurde Traeger 1967 geboren und<br />
legte sein Abitur ab. Vor seiner Tätigkeit bei<br />
Jenoptik hatte der promovierte Physiker zuvor<br />
bereits mehrere Führungspositionen in der<br />
internationalen Photonik-Industrie inne, u.a,<br />
bei Carl Zeiss in Deutschland und Großbritannien.<br />
Zuletzt wurde Traeger im Juli in seinem<br />
gegenwärtigen Amt für fünf weitere Jahre<br />
bestätigt. Seine Aufgabe: Die Transformation<br />
des Konzerns zu einer auf Photonik fokussierten<br />
Technologiegruppe mit Wachstum und<br />
erfolgreichen Akquisitionen voranzutreiben.<br />
Das Motto dieses Prozesses: „More Light“: Dahinter<br />
verbirgt sich eine Strategie zur Stärkung<br />
der Innovationsfähigkeit und dem Ausbau der<br />
globalen Aktivitäten. Seit Traegers Amtsantritt<br />
konnte die Jenoptik AG wichtige Akquisitionen<br />
vornehmen und neue Rekordwerte<br />
bei Umsatz, Auftragseingang und Ergebnis<br />
verbuchen. Mit der schrittweisen Umsetzung<br />
der Konzernstrategie 2022 will Jenoptik-CEO<br />
Traeger auch die knapp mehr als 4.000 Arbeitsplätze<br />
im Konzern sichern.<br />
Thomas Wagner<br />
DER ENERGIE-<br />
DIENSTLEISTER<br />
Bei der GETEC-Gruppe, Deutschlands führendem<br />
Energiedienstleister aus Magdeburg, war<br />
zuletzt viel in Bewegung. Die Unternehmen<br />
der Gruppe firmieren unter dem gemeinsamen<br />
Dach der G+E GETEC Holding GmbH. Das<br />
schwedische Unternehmen EQT ist mittlerweile<br />
Hauptgesellschafter und hält rund 75<br />
Prozent der Gesellschaftsanteile. Die restlichen<br />
Anteile sind im Besitz der GETEC Energie<br />
Holding GmbH. Mit dem Einstieg des schwedischen<br />
Investors nahm das Unternehmen<br />
neuen Schwung auf. So sind die Magdeburger<br />
heute Marktführer für dezentrale Energielösungen<br />
im Contracting. Früher vorwiegend<br />
ein deutscher Player, werden mittlerweile<br />
rund 25 Prozent des Umsatzes außerhalb von<br />
Deutschland erzielt.<br />
Den frischen Schwung verkörpert auch<br />
seit Mai 2017 Thomas Wagner, der als CEO<br />
den Vorsitz der Geschäftsführung der neu<br />
gegründeten G+E GETEC Holding GmbH<br />
übernommen hat. Thomas Wagner, geboren<br />
1967 in Gaildorf / Schwäbisch Hall, brachte<br />
bei seinem Amtsantritt mehr als 25 Jahre<br />
Erfahrung aus einer Reihe europäischer und<br />
weltweit aktiver Unternehmen ein, so als CEO<br />
bei Dorma, einem der führenden Anbieter von<br />
Zutrittslösungen, oder bei dem Aufzugshersteller<br />
OTIS Deutschland. Bei allem Wandel,<br />
das stellte Wagner aber erst kürzlich klar,<br />
bleibt das Unternehmen in Magdeburg weiter<br />
fest verwurzelt.<br />
Foto: Jenoptik AG, Andreas Lander
66<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
TITEL<br />
Bianca Zorn<br />
DIE NACHFOLGERIN<br />
In die Fußstapfen des Seniors treten – eine anspruchsvolle<br />
Aufgabe. Manch mittelständisches<br />
Unternehmen ist an einer klugen Nachfolge im<br />
Kreise der Familie schon gescheitert. Nicht so<br />
im Falle der ZORN INSTRUMENTS GmbH & Co.<br />
KG aus Stendal. Bianca Zorn hat das Ruder des<br />
hochmodernen Mess- und Prüfgeräteherstellers<br />
mit Geschick und Kompetenz übernommen,<br />
obgleich die Fußstapfen ihres Vaters beachtlich<br />
waren. Denn für seine unternehmerischen Aktivitäten<br />
sowie für sein ehrenamtliches Engagement<br />
wurde Bernd Zorn mehrfach geehrt. 2011<br />
erhielt er beispielsweise das Bundesverdienstkreuz,<br />
2012 durfte sich Zorn in das Goldene<br />
Buch der Hansestadt Stendal eintragen.<br />
Nun entstehen also unter der Ägide von Bianca<br />
Zorn in Stendal spezialisierte und hochpräzise<br />
Prüf- und Messinstrumente für den Straßen-,<br />
Dr. Reinhard Uppenkamp<br />
DER ARZNEIMITTEL-<br />
MANAGER<br />
Seit 22 Jahren arbeitet der am 14. April<br />
1950 in Düsseldorf geborene Manager für<br />
den traditionsreichen Arzneimittelhersteller<br />
BERLIN-CHEMIE AG. 17 Jahre davon als<br />
Vorstandsvorsitzender. Bevor Uppenkamp im<br />
Jahr 1997 in den Ostberliner Ortsteil Adlershof<br />
kam, war eine entscheidende Weichenstellung<br />
für den schon zu DDR-Zeiten erfolgreichen<br />
Pharmahersteller bereits erfolgt – die Übernahme<br />
durch die weltweit agierende italienische<br />
MENARINI-Gruppe, die bis heute zu den<br />
wenigen wirklich gelungenen Übernahmen von<br />
DDR-Industrieunternehmen in der Nachwendezeit<br />
zählt. Unter Uppenkamp entwickelte<br />
sich BERLIN-CHEMIE stetig weiter, stärkte das<br />
traditionelle Geschäft speziell in Osteuropa<br />
und den Nachfolgestaaten der ehemaligen<br />
Sowjetunion. Die Zahlen sprechen für sich:<br />
BERLIN-CHEMIE beschäftigt heute 5.200<br />
Mitarbeiter aus mehr als 70 Nationen, ist in<br />
30 Staaten aktiv und erwirtschaftet einen<br />
Jahresumsatz in Höhe von rund 1,7 Milliarden<br />
Euro.<br />
Für Uppenkamp, der vor seiner Berliner Zeit<br />
unter anderem für die Hoechst AG, Schwarz<br />
Pharma (Monheim) und das Kölner Pharmaunternehmen<br />
Madaus arbeitete, sind<br />
nicht nur Produktions- und Umsatzzahlen<br />
wichtig. Schon früh begann er, sich um seine<br />
Belegschaft zu kümmern. Sein Credo – eine<br />
familienbewusste Personalpolitik. In einem Interview<br />
sagte Uppenkamp: Auf der einen Seite<br />
sehen wir es als eine unserer gesellschaftlichen<br />
Pflichten, unseren Mitarbeitern und deren<br />
Familien konsequent zur Seite zu stehen.<br />
Auf der anderen Seite unterstützen wir somit<br />
das Engagement und die Motivation unserer<br />
Beschäftigten, eine niedrige Fluktuationsrate<br />
sowie ein gutes Betriebsklima, was dann wieder<br />
dem Unternehmen und seiner Entwicklung<br />
zu Gute kommt.“ Bei BERLIN-CHEMIE<br />
gibt es flexible Arbeitszeitregelungen, ein<br />
firmeninternes Gesundheitsprogramm sowie<br />
Unterstützung bei der Kinderbetreuung.<br />
Reinhard Uppenkamp ist für das Land Berlin<br />
Botschafter des Unternehmensprogramms<br />
„Erfolgsfaktor Familie“.<br />
Gleis-, Brücken-, Tiefbau-, Garten- und Landschaftsbau<br />
sowie für die Medizintechnik. Bianca<br />
Zorn absolvierte nach dem Abitur ein Studium<br />
an der Hochschule Magdeburg - Stendal im<br />
Wirtschaftsingenieurwesen in der Fachrichtung<br />
„Produktion und Fertigung“. Ab 2009 zog es<br />
sie aber zunächst in den Forschungsbereich.<br />
Sie verantwortete im Fraunhofer-Institut für<br />
Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF in<br />
Magdeburg als Projektcontrollerin die kaufmännische<br />
Abwicklung von Projekten industrieller<br />
Auftraggeber, öffentlicher Zuwendungsgeber<br />
sowie von EU-Vorhaben. 2015 entschied sich<br />
Bianca Zorn für die Rückkehr nach Stendal und<br />
den Einstieg in das Familienunternehmen. 2017<br />
erfolgte dann die gelungene Übergabe des<br />
Staffelstabs in der Geschäftsführung.<br />
Foto: BERLIN-CHEMIE, ZORN INSTRUMENTS GmbH & Co. KG
50<br />
MACHER<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 67<br />
Foto: LMBV / Steffen Rasche<br />
Klaus Zschiedrich<br />
DER OBERSTE BERGBAU-<br />
SANIERER<br />
Von Senftenberg aus leitet Klaus Zschiedrich<br />
die Sanierung der ehemaligen Braunkohletagebaue<br />
in Brandenburg, Sachsen,<br />
Sachsen-Anhalt und Thüringen. Der 1951<br />
geborene Maschinenbau-Ingenieur begann<br />
seine Laufbahn 1975 im Lausitzer Braunkohlenbergbau<br />
und arbeitete seitdem in<br />
verschiedenen Leitungsfunktionen vor<br />
allem in der Instandhaltung und Technik. Im<br />
Jahr 1996 wurde er zum Prokuristen und<br />
Länderbereichsleiter des Bundesunternehmens<br />
LMBV (Lausitzer und Mitteldeutsche<br />
Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH)<br />
berufen und leitete zunächst die Bergbausanierung<br />
im ostsächsischen Revier. Seit 1999<br />
fungierte der Lausitzer als Bereichsleiter des<br />
Ingenieurbereiches Sanierung der LMBV und<br />
nahm die bergrechtliche Verantwortung als<br />
Chefingenieur für die vielfältigen ingenieurtechnischen<br />
Sanierungsprozesse wahr.<br />
Ab 2009 war der im Spreewald lebende<br />
Bergmann in Personalunion auch Geschäftsführer<br />
der Gesellschaft zur Verwahrung und<br />
Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben<br />
mbH in Sondershausen, einer<br />
damaligen Tochtergesellschaft. Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung der LMBV ist er seit<br />
Beginn des Jahres 2014. Zu seinem Verantwortungsbereich<br />
gehören unter anderem alle<br />
Fragen der langfristigen Planungen, des Sanierungs-<br />
und Genehmigungsmanagements,<br />
der Geotechnik, des Umweltschutzes und der<br />
bergbaulichen Wiedernutzbarmachung.<br />
Heute sind 680 Mitarbeiter in der LMBV<br />
tätig. In der Grundsanierung und bei der<br />
Gefahrenabwehr im Zusammenhang mit dem<br />
Grundwasser-Wiederanstieg wurden im Jahr<br />
2018 Sanierungsleistungen in Höhe von 229<br />
Millionen Euro erbracht, die wesentlich in den<br />
Bergbauregionen am Markt ausgeschrieben<br />
und an mittelständische Bau- und Handwerksunternehmen<br />
vergeben wurden.<br />
Foto: Fotolia/Wayhome Studio<br />
Wirtschaft<br />
im Osten?<br />
Gibt‘s im neuen<br />
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anmelden unter<br />
wirtschaft-markt.de/news
68<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
GESELLSCHAFT<br />
Home away from Home für<br />
IAC-Mitglieder<br />
Beste Aussichten im „House 17“<br />
in Luxemburg<br />
Seit Mai <strong>2019</strong> finden die IAC-Mitglieder im<br />
privaten Business-Club „House 17“ in Luxemburg<br />
ein zweites Zuhause. Der diskret hinter<br />
der unscheinbaren Eingangstür in der Rue du<br />
Nord 17 versteckte private Business-Club<br />
„House 17“ befindet sich nur wenige Schritte<br />
vom wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum<br />
Luxemburgs sowie den wichtigsten Einkaufsstraßen<br />
im Herzen der Stadt entfernt.<br />
Der Club ist durch seine Lage über dem<br />
Petrustal mit seinem spektakulären Ausblick<br />
auf das Geschäftsviertel Kirchberg und<br />
die alten Befestigungsanlagen von Vauban<br />
bekannt. Das denkmalgeschützte Gebäude<br />
in der ehemaligen Residenz des Gerichtshofs<br />
stammt aus dem späten 19. Jahrhundert<br />
und beherbergt zahlreiche architektonische<br />
Schätze, darunter die große Mitteltreppe und<br />
die originalen Deckenleisten.<br />
Auf vier Etagen erstrecken sich die exklusiven<br />
Einrichtungen für Mitglieder, darunter ein<br />
Mitglieder der fast 250 IAC-Clubs weltweit, zu denen auch der Berlin Capital<br />
Club und der Berliner Golf & Country Club Motzener See zählen, haben<br />
in vielen Ländern die Möglichkeit, in exklusivem Clubambiente zu<br />
netzwerken und zu entspannen. Folgen sie uns nach Luxemburg, Bremen,<br />
Sofia und Sydney.<br />
erstklassiges Restaurant, modern ausgestattete<br />
Tagungsräume, ein Spielezimmer, eine das hervorragend mit der Arkadenarchitektur<br />
Die Einrichtung hat etwas vornehm Zeitloses,<br />
Zigarrenlounge, zwei Bars sowie eine Sonnenterrasse<br />
mit Panoramablick über Luxemburg. gen Börse korrespondiert: edle Hölzer, schim-<br />
des historischen Treppenhauses der ehemali-<br />
www.house17.lu<br />
mernde Wandverkleidungen aus Stoff, schwere<br />
Vorhänge und herrschaftliche Parkett- und<br />
Havanna Lounge Bremen<br />
Natursteinböden. Mittelpunkt der kreisförmig<br />
angelegten Räume ist der begehbare Humidor,<br />
Die Havanna Lounge ist Bremens Gourmet-Club.<br />
Die als Wirtschafts- und Gesellglieder<br />
zu schätzen wissen, obwohl die Hälfte<br />
den – so Olaf Janotta schmunzelnd – „alle Mitschaftsclub<br />
im Jahre 2001 gegründete Havanna tolerante Nichtraucher sind“.<br />
Lounge Bremen liegt mitten im Herzen der<br />
Stadt gegenüber dem St. Petri Dom, im Gebäude<br />
der einstigen Wertpapierbörse, dem Bör-<br />
Nutzung der Clubräume ein. Die stilvollen<br />
Die Mitgliedschaft schließt die kostenlose<br />
senhof A. Diese historischen Räumlichkeiten Konferenzräume, die komplett mit modernster<br />
Technik für Seminare und stehen den Mitgliedern und deren Gästen offen.<br />
Präsentationen<br />
Foto: IAC / Berlin Capital Club
GESELLSCHAFT<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 69<br />
ausgestattet sind, dürfen entsprechend belegt<br />
werden. Außerdem besteht die Möglichkeit,<br />
die clubeigene Loge im Weser-Stadion zu nutzen,<br />
die natürlich im Look der Havanna Lounge<br />
eingerichtet ist.<br />
www.havannalounge.net<br />
Networking auf höchstem Niveau<br />
in Sofia<br />
The Residence Exclusive Club – der erste und<br />
derzeit einzige bulgarische Club im Netzwerk<br />
der International Associate Clubs – im Herzen<br />
von Sofia wurde im Jahr 2011 gegründet und<br />
hat sich seitdem zu einem beliebten Treffpunkt<br />
für Entscheider entwickelt. Der Club befindet<br />
sich gegenüber dem nationalen Parlament<br />
und der Universität von Sofia. Das Clubgebäude<br />
wurde 1906/07 von Dimitr Yablanski<br />
gebaut und wird als eines der bekanntesten<br />
architektonischen Meisterwerke Bulgariens<br />
hochgeschätzt.<br />
Der Club bietet sowohl das passende Ambiente<br />
zur Entspannung als auch den perfekten<br />
Rahmen zur Pflege geschäftlicher Netzwerke<br />
und privater Kontakte. In der Residence<br />
Lounge Bar kann man den Tag schwungvoll<br />
starten oder entspannt ausklingen lassen und<br />
das Residence Restaurant verbindet Tradition<br />
und kreative Interpretation der internationalen<br />
und bulgarischen Kochkunst. Die Encore Music<br />
Bar, ein Ort für Unterhaltung, Musik und Tanz,<br />
und der Residence Garden runden das Angebot<br />
perfekt ab.<br />
www.theresidence-club.com<br />
Tradition und Moderne<br />
im City Tattersalls Club in Sydney<br />
Der Club bietet ein vielfältiges Angebot, darunter<br />
eine große Auswahl an Restaurants und<br />
Bars, die für jeden Geschmack etwas bieten,<br />
von feinen Restaurants bis zu entspannten<br />
Räumlichkeiten mit kostenlosem Live-Entertainment.<br />
Seit über 120 Jahren ist der City Tattersalls<br />
Club ein fester Bestandteil der Gesellschaft im<br />
australischen Sydney. Der Club befindet sich im<br />
Herzen des Geschäftsviertels in der Pitt Street<br />
zwischen der Market Street und der Park Street<br />
und gilt heute als einer der besten Veranstaltungsorte<br />
Sydneys. Obwohl die Traditionen<br />
des Clubs mit Stolz gepflegt werden, findet<br />
man im City Tattersalls Club hochmoderne<br />
Einrichtungen für Mitglieder und Gäste. Mit<br />
preisgekrönten Restaurants, exzellenten Bars,<br />
Live-Unterhaltung und erstklassigen Veranstaltungsräumen<br />
ist der City Tattersalls Club<br />
ein perfekter Ort für alle Anlässe.<br />
Für die Auszeit gibt es ein Frauen- als auch<br />
ein Herren-Fitnesscenter, jeweils mit eigenen<br />
Fitnessräumen und Pools, sowie eine Bibliothek<br />
und Day Spa.<br />
Zum Portfolio gehört auch eine Skihütte in<br />
Perisher Valley, die begeisterte Skifahrer<br />
und Schneeliebhaber in den <strong>Winter</strong>monaten<br />
genießen können. „Boonoona“ ist bekannt für<br />
hervorragenden Service, exquisite Küche und<br />
hervorragende Unterkünfte. Das Skiparadies<br />
ist nur wenige Augenblicke vom Ski Tube Terminal<br />
und den Liften entfernt gelegen.<br />
https://citytatts.com.au<br />
www.iacworldwide.com<br />
Foto: IAC / Berlin Capital Club
70 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
GESELLSCHAFT<br />
Irgendwie verrückt: Unsere britischen Freunde verabschieden sich<br />
unter recht chaotischen Umständen aus der EU und die großen<br />
europäischen Messen für die Herrenmode im <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong><br />
schwelgten einhellig in einem Britenlook, genau wie die für eine<br />
Modefrau wie mich obligatorische Fachpresse.<br />
Harris Tweed ist der Klassiker<br />
für Ihr Freizeit sakko schlechthin.<br />
Anzüge sind etwas breiter geschnitten und werden mit weiten<br />
Mänteln getragen. Hosen sowohl im Business- als auch im<br />
Freizeitbereich werden kürzer und verzichten in bester<br />
italienischer Manier auf den deutschen Knick im Hosenbein<br />
oberhalb des Schuhs. Das ist für einen hiesigen Schneider<br />
durchaus gewöhnungsbedürftig, sieht aber wirklich gut<br />
aus.<br />
Oversized-Mantel mit Hahnentritt<br />
ergänzt edles Flanelltuch.<br />
Karos und karoähnliche Strukturen wie Glencheck und<br />
Hahnentritt sind schwer in. Gerne werden Businessanzüge<br />
mit Westen aus einem komplementären<br />
Tuch ergänzt. Die Farben sind erdig – von braun<br />
bis beige, von camel bis ziegelrot finden Sie perfekte<br />
Begleiter für den unverzichtbaren Klassiker<br />
in diesem <strong>Herbst</strong>: Das Harris-Tweed-Sakko,<br />
das Sie in der Freizeit mit Chinos und Denim<br />
kombinieren können. Ebenso sind die wieder gerne<br />
Foto: SCRABAL, Cut For You
GESELLSCHAFT<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 71<br />
Britisch-edles<br />
Harris Tweed für<br />
ein stilvolles Sakko.<br />
gesehenen Flanell- und Cordstoffe gut mit<br />
dem charakteristischen Harris-Tweed-Look<br />
kombinierbar.<br />
Freizeithemden können in dieser Saison gerne<br />
bedruckt sein, auch mit den überall gezeigten<br />
floralen Mustern bis hin zu Tannenzapfen, aber<br />
bitte greifen Sie unverändert zu den weißen,<br />
hellblauen und gestreiften Businessklassikern<br />
– idealerweise mit Umschlagmanschetten –,<br />
wenn es ins Meeting geht.<br />
Gerade zum Anzug im britischen Stil sehen<br />
braune Businessschuhe einfach gut aus, gerne<br />
können Sie aber auch braune Sneaker zum<br />
Tweed-Sakko tragen. Mittlerweile kann man<br />
aber auch (Leder-)Sneaker im halboffiziellen<br />
Businessbereich sehen.<br />
Und zum Schluss mein Appell an Ihr Qualitätsbewusstsein:<br />
Achten Sie auf wirklich gute<br />
Stoff-, Leder- und Verarbeitungsqualität Ihrer<br />
Kleidung und insbesondere auf eine perfekte<br />
Passform. Auch wenn Sie in paar Euro mehr<br />
ausgeben müssen, haben Sie einen ungleich<br />
höheren Mehrwert aus dem Tragegefühl einer<br />
hochwertigen zweiten Haut und viel länger<br />
Spaß an Ihrer Kleidung.<br />
Fazit: Auch wenn immer noch Einflüsse von<br />
Streetware in die Businessmode drängen, wie<br />
bei den genannten Sneakern, ist der Trend<br />
zurück zu klassischer Eleganz ungebrochen:<br />
Ein wahrer Gentleman wie Sie darf sich in<br />
stilsicherer Business- und Freizeitkleidung<br />
wohlfühlen.<br />
www.cutforyou.com<br />
www.facebook.com/cutforyouberlin<br />
Edle Brauntöne auch bei maßgefertigten<br />
Sneakern im Casualbereich.<br />
Dieser britisch-stilvolle Look<br />
weiß bei Terminen im Kreativbereich<br />
zu gefallen.<br />
Foto: Holland & Sherry, Atelier Torino, Redford, Cut For You<br />
Die W+M-Modeberaterin<br />
Beate Lecloux ist Inhaberin<br />
des Berliner Maßbekleiders<br />
Cut For You mit<br />
Filialen in der Reinhardtstraße<br />
38 in Mitte und<br />
der Bleibtreustraße 13<br />
in Charlottenburg.
72<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
GESELLSCHAFT<br />
Ferrari trifft Chopard.<br />
Foto: Chopard
GESELLSCHAFT<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 73<br />
Gelebte Partnerschaften<br />
–<br />
Uhrenmarken und ihre Automobile<br />
VON RON UHDEN<br />
Im klassischen Uhrenbau wird viel Wert auf die Exklusivität<br />
der verwendeten mechanischen Werke gelegt.<br />
Es wird konstruiert, getüftelt und getestet. Doch vor<br />
der Fertigung überlegt man sich: Was soll die Uhr denn<br />
leisten, für welchen Einsatz ist sie gedacht? Und häufig<br />
werden bei diesen Überlegungen Partnerschaften mit<br />
einbezogen. Nahe liegen Kooperationen mit der Automobilindustrie<br />
– verständlich, denn der Grundgedanke<br />
bei der Konstruktion eines Motors ist identisch dem<br />
der Schaffung eines Uhrwerks. Und da auch das Tragen<br />
mechanischer Uhren lange Zeit als anachronistisch galt,<br />
verbinden sich historische Rallyes gerne mit exklusiven<br />
Uhren-Sondereditionen.<br />
CHRONOSWISS-Handschrift, die anerkannt hohe Verarbeitungsqualität<br />
und das Kitzbühel-Logo nebst der Limitierungsnummer machen den<br />
Zeitmesser zum begehrten Sammlerstück. Nur 11 Personen weltweit<br />
werden in den Genuss kommen, diese einzigartige Kombination aus<br />
echter Handarbeit, Mechanik und Tradition am Handgelenk zu tragen.<br />
CHRONOSWISS Regulator Classic Kitzbühel Edition, 4.650,- Euro<br />
CHRONOSWISS –<br />
Sondermodell für die<br />
Kitzbühler Alpenrallye.<br />
So ist CHOPARD seit 30 Jahren Partner der berühmten Oldtimer-Rallye<br />
Mille Miglia. Dabei geht es nicht um die reine Geschwindigkeit, sondern<br />
um ein Zeitfahren, das über 1600 Kilometer von Brescia nach Rom und<br />
wieder zurückführt. Und das Messen der Zeit übernimmt der Chronograph,<br />
der jedes Jahr seitens CHOPARD in neuer Aufmachung als exklusives<br />
Modell erscheint. Ganz in der Tradition des klassischen Gentleman<br />
strahlt die im Vintage-Stil gestaltete Uhr Eleganz und Rassigkeit gleichermaßen<br />
aus. Doch im Inneren arbeitet ein hocheffizientes Chronometer-Uhrwerk,<br />
welches mit einer Gangautonomie von 48 Stunden für<br />
den optimalen Gang sorgt.<br />
CHOPARD MILLE MIGLIA <strong>2019</strong> RACE EDITION 6.800,- Euro<br />
Foto: CHRONOSWISS<br />
CHRONOSWISS hingegen propagiert seit Jahrzehnten die Uhr mit Regulator-Ziffernblatt.<br />
Historischer Hintergrund dieser Zeigeranordnung ist<br />
die perfekter Ablesbarkeit: Die Zeiger überdecken sich nicht gegenseitig,<br />
da der Minutenzeiger das große Zifferblatt beherrscht, während die<br />
Stunden- und Minutenzeiger auf kleineren Hilfszifferblättern kursieren.<br />
Zur Kitzbüheler Alpenrallye wird ein Sonder-Modell lanciert, das sich<br />
durch ein wohlproportioniertes Gehäuse perfekt an das Handgelenk<br />
des Trägers schmiegt. Das sportive Design in der charakteristischen
74 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
GESELLSCHAFT<br />
FREDERIQUE CONSTANT wiederum besitzt das gleiche Gespür für<br />
klassische Formen wie die altenglische Motorenwerkstatt HEALY. Dabei<br />
haben die Uhrmacher bei der Gestaltung des Gehäuses die Karosserie<br />
der Oldtimer vor Augen. Beide Unternehmen eint der Innovationsgeist<br />
und der Sinn für Eleganz und Ästhetik. So entstand ein harmonischer<br />
Chronograph mit aktuellen farblichen Akzenten. Das blaue, perforierte<br />
und mit roten Nähten verzierte Lederarmband ergänzt das kontrastreiche<br />
Zifferblatt. Ein blau-rotes Textilband liegt der auf 99 Exemplare<br />
limitierten Uhr bei sowie das originalgetreue Modell eines Austin Healey<br />
aus dem Jahr 1953. Und wie diese Sportwagen strahlen auch die edlen<br />
Zeitmesser eine Faszination aus.<br />
FREDERIQUE CONSTANT: Vintage Rallye German Limited Edition<br />
2.595,- Euro<br />
Juwelier Leicht<br />
Unter den Linden 77<br />
10117 Berlin<br />
www.juwelier-leicht.de<br />
Ron Uhden ist Niederlassungsleiter<br />
von Juwelier Leicht in Berlin.<br />
Selbstverständlich steht bei den Armbanduhren das exakte Ablesen der<br />
Zeit im Vordergrund, das Festhalten wichtiger Momente. Doch darüber<br />
hinaus sind sie auch eine Versinnbildlichung von Stil und Zeitgeschmack.<br />
So spiegeln sich in ihnen immer aufs Neue auch aktuelle Modeströmungen<br />
wider. Eine Uhr wird als Status und Privileg getragen – und das zu<br />
Recht, werden diese besonderen Exemplare doch nur in kleiner Auflage<br />
gefertigt für diejenigen, die das Besondere schätzen.<br />
Innovationsgeist kombiniert mit Eleganz: Frederique Constant.<br />
Foto: Frederique Constant, Juwelier Leicht
GESELLSCHAFT<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 75<br />
Von der Freude,<br />
eine Freude<br />
zu machen<br />
KARTONAGE – „SCHOKOLADENMÄDCHEN“<br />
Das empfiehlt<br />
Schloss<br />
Wackerbarth<br />
Foto: Staatsweingut Schloss Wackerbarth, Minervastudio - Freepik.com
76 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
GESELLSCHAFT<br />
Präsente haben bei weitem nicht nur innerhalb der<br />
Familie und um die Weihnachtszeit Konjunktur. Gerade<br />
im geschäftlichen Bereich bieten sich viele derartige<br />
Anlässe – Firmenjubiläen, die Einweihung neuer Produktionsstätten<br />
oder auch runde Geburtstage von Inhabern,<br />
Geschäftsführern oder führenden Managern. Geschenke<br />
unter Geschäftspartnern sollten aus steuerlichen und<br />
Compliance-Gründen nicht mehr als 35 Euro kosten. In<br />
diesem Preissegment bietet das Erlebnisweingut Schloss<br />
Wackerbarth eine ganze Reihe exklusiver Präsente. Im<br />
Gespräch mit <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> verrät Michael Thomas,<br />
Marketing- und Vertriebsleiter auf Schloss Wackerbarth,<br />
welche Präsente besonders hoch im Kurs stehen.<br />
Von Karsten Hintzmann<br />
Wen beliefern Sie mit Präsenten?<br />
Unsere Präsente erfreuen sich sowohl bei Unternehmen<br />
als auch bei Privatkunden großer<br />
Beliebtheit: Unternehmen fragen Präsente vor<br />
allem zur Weihnachtszeit oder für besondere<br />
Anlässe wie Jubiläen, Firmenfeste und Feiern<br />
an. Privatkunden hingegen sind das ganze<br />
Jahr über auf der Suche nach hochwertigen<br />
Geschenkideen.<br />
Seit wann haben Sie Präsente im<br />
Sortiment?<br />
Vor ein paar Jahren hat eine Untersuchung<br />
festgestellt, dass in Deutschland etwa jede 5.<br />
< Präsent „Kunst bringt Genuss“<br />
„Das schönste Pastell, was man je gesehen<br />
hat“ – so wird das „Schokoladenmädchen“<br />
des Schweizer Künstlers Jean-Étienne<br />
Liotard beschrieben. Heute ist das weltberühmte<br />
Gemälde in Dresden zu Hause, wo<br />
auch die Kunst der Schokoladenherstellung<br />
ihre Wurzeln hat. Gemeinsam mit den<br />
Staatlichen Kunstsammlungen Dresden<br />
und den Chocolatiers von Adoratio würdigt<br />
Schloss Wackerbarth dieses einzigartige<br />
Kunstwerk und die jahrhundertelange<br />
Genusstradition Sachsens mit einem<br />
erlesenen Präsent – einer exklusiven<br />
Trinkschokolade mit feinen Gewürzen aus<br />
der Zeit des Schokoladenmädchens und<br />
einem vollmundigen sächsischen Rotwein.<br />
(siehe Seite 75) PREIS: 34,90 €<br />
Flasche Sekt als Geschenk gekauft, demzufolge<br />
also auch verschenkt wird. Diese Ergebnisse<br />
decken sich mit unseren Erfahrungen.<br />
Schon vor 15 Jahren, kurz nach der Einführung<br />
unserer Sekt-Edition „August der Starke“,<br />
wünschten sich unsere Kunden eine hochwertige<br />
Verpackung für diesen Sekt. Daher haben<br />
wir bereits kurze Zeit später eine entsprechende<br />
Geschenkverpackung in unser Sortiment<br />
aufgenommen und unser Angebot seitdem<br />
regelmäßig erweitert.<br />
Heute finden alle Genießer in unserem<br />
umfangreichen Angebot für jede Gelegenheit<br />
das passende Präsent – von Geburtstagsgeschenken<br />
über Hochzeitspräsente bis<br />
hin zu Gastgeschenken und kleinen Aufmerksamkeiten.<br />
Für unsere eleganten „Cool<br />
Climate“-Weine, ausgezeichneten Sekte und<br />
beliebten <strong>Winter</strong>getränke bieten wir verschiedene<br />
Geschenkverpackungen und Kartonagen<br />
an. Darüber hinaus kombinieren wir unsere<br />
Produkte auch mit den ausgesuchten Erzeugnissen<br />
regionaler Partner und sächsischer<br />
Manufakturen zu besonderen Geschenkideen.<br />
Diese vereinen Genuss, Tradition und höchste<br />
Qualität miteinander. Sie sind ein Stück sächsischer<br />
Lebenskultur und zeugen von der hohen<br />
Handwerkskunst in Sachsen.<br />
Welche Produkte sind im Präsentbereich<br />
besonders gefragt?<br />
Wir sehen zum einen den Trend zur Individualisierung.<br />
Unsere Kunden können sich das ganze<br />
Jahr über ihr individuelles Präsent aus unserem<br />
umfangreichen Sortiment selbst zusammenstellen<br />
oder von uns zusammenstellen lassen.<br />
Weitere Individualisierungsmöglichkeiten<br />
bieten wir unter anderem mit bedruckbaren<br />
Premiumgeschenkkartons an.<br />
Wir beobachten außerdem einen Trend hin zu<br />
hochwertigen, regionalen Produkten sowie in<br />
der kalten Jahreszeit auch zu Winzerglühweinen.<br />
Immer mehr Genießer sind heute auf der<br />
Suche nach ausgesuchten, manufakturell hergestellten<br />
Genussmitteln mit einer bekannten<br />
Herkunft. In diesem Zusammenhang steigt<br />
auch das Interesse an unseren Angeboten sowie<br />
an unserem Erlebnisweingut in Radebeul<br />
als touristische Destination.<br />
Wie wichtig ist die Verpackung,<br />
wie wichtig der Inhalt?<br />
Eine schöne, hochwertige Verpackung ist ein<br />
wichtiger Punkt, auf den unsere Kunden achten.<br />
Denn wenn sie das Geschenk überreichen,<br />
ist diese mit entscheidend für den ersten Eindruck,<br />
den der Beschenkte erhält. Aus diesem<br />
Grund bieten wir hier eine Vielzahl unterschiedlicher<br />
Möglichkeiten an – von speziellen<br />
Geschenkverpackungen für unsere Sekte über<br />
hochwertige Premiumgeschenkkartons mit<br />
individueller Bedruckung und unsichtbarem<br />
Magnetverschluss bis hin zu Kartonagen mit<br />
festlicher Gestaltung oder dekorativen Holzkisten.<br />
Im Mittelpunkt steht natürlich aber auch<br />
der Inhalt: Schloss Wackerbarth gehört heute<br />
zur Spitze der deutschen Weinwirtschaft.<br />
Unser Erlebnisweingut mit mehr als 190.000<br />
Gästen pro Jahr steht für die manufakturelle<br />
Herstellung ausgezeichneter „Cool Climate“<br />
Weine, klassischer Flaschengärsekte und traditionsreicher<br />
<strong>Winter</strong>getränke. Wir stehen für die<br />
jahrhundertelange Genuss-Tradition Sachsens.<br />
Foto: Staatsweingut Schloss Wackerbarth
GESELLSCHAFT<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 77<br />
Präsent „<strong>Winter</strong>zauber – WEISS & HEISS“<br />
Stoßen Sie mit „Wackerbarths Weiß & Heiß“ auf den<br />
Erfindungsreichtum des Raugrafen von Wackerbarth an: Im<br />
Dezember 1834 suchte der Kunst- und Genussliebhaber<br />
im winterlichen Belvedere nach einem besonderen<br />
<strong>Winter</strong>getränk. Er vermählte sächsischen Weißwein mit<br />
ausgesuchten Gewürzen. Mit „Wackerbarths Weiß &<br />
Heiß“ führen wir diese genussvolle Tradition mit einem<br />
zeitgemäßen Geschmack fort.<br />
PREIS:<br />
19,90 EURO<br />
Präsent „Dresdner Weihnachtsengel“<br />
Lassen Sie sich von den engelsgleichen Stimmen der Kruzianer und<br />
erlesenem Sekt-Genuss von Schloss Wackerbarth verzaubern.<br />
Läuten Sie die stimmungsvollste Zeit des Jahres ein, mit der CD<br />
„Weihnachten mit den Kruzianern“ – eine Komposition ausgesuchter<br />
Weihnachtslieder, meisterhaft vorgetragen von den reinen<br />
Stimmen des Dresdner Kreuzchores.<br />
PREIS:<br />
25,00 EURO<br />
Präsent „Himmlisches Prickeln“<br />
Foto: Staatsweingut Schloss Wackerbarth<br />
Sie sind begehrt und berühmt – die Engel aus<br />
der traditionsreichen erzgebirgischen Manufaktur Wendt<br />
& Kühn. Seit 100 Jahren entstehen in den Grünhainichener<br />
Werkstätten exklusive Figuren in feiner Handarbeit nach<br />
den Originalentwürfen von Grete und Olly Wendt. Bei der<br />
Cuvée Tradition werden ausgesuchte sächsische Trauben zu<br />
prickelndem Genuss vermählt.<br />
PREIS:<br />
39,90 EURO
78<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
PREMIERE: ARENA<br />
POLO MASTERS<br />
IN HEILIGENDAMM<br />
Vom 13. bis 15.09.<strong>2019</strong> fand erstmals auf dem Areal des Grand Hotel Heiligendamm das Arena<br />
Polo Master statt. Der Veranstalter Matthias Ludwig ist kein Unbekannter hier, im Gegenteil, er<br />
ist auch der Organisator des jährlichen Beachpolo-Turniers am Strand von Warnemünde im Mai<br />
und mit zwei Boutiquen in Warnemünde und Kühlungsborn ansässiger Unternehmer. Polo an sich<br />
ist ja schon ein sehenswerter Sport, aber nun auf dem kleinen Rasen des Grand Hotels Heiligendamm<br />
mit Blick auf die Ostsee oder auf die weiße Stadt, das war<br />
schon von besonderer Faszination.<br />
Matthias Ludwig, der Veranstalter,<br />
ist hochzufrieden mit der Premiere in<br />
Heiligendamm.<br />
Thies C. Bruhn findet, dass Poloevents<br />
sehr gut zum Hotel passen und will<br />
eine Tradition begründen.<br />
Dem General Manager des Grand<br />
Hotel Heiligendamm, Thies Bruhn,<br />
spielt das in die Karten. Der erfahrene<br />
Hotelmanager ist seit Mai dieses<br />
Jahres für das Haus verantwortlich<br />
und will mehr Lifestyle-Events,<br />
und deshalb war der Entschluss für ein<br />
solches Turnier auch kurzfristig gefallen. Sein erstes Fazit:<br />
„Polo ist ein toller Sport, es passt in die neue Strategie,<br />
und das Ambiente ist einfach perfekt. Die Gäste sind begeistert,<br />
auch die Hotelgäste, die von dem Event nichts<br />
wussten. Wir wollen gern aus dem Turnier eine Tradition<br />
machen und Polo jährlich bei uns im Haus haben.“<br />
Foto: Gunnar Rosenow / W+M
GESELLSCHAFT <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 79<br />
Acht Teams mit je zwei Spielern aus fünf<br />
Nationen waren am Start. Sie kamen aus<br />
Deutschland, Japan, der Schweiz und Tschechien.<br />
Bemerkenswert war auch, dass vier<br />
Teams allein von Spielerinnen gestellt wurden.<br />
Für ein solches Turnier waren 47 Polopferde<br />
erforderlich, die aufgrund ihrer besonderen<br />
Art für zusätzliches Aufsehen sorgten.<br />
Foto: Gunnar Rosenow / W+M<br />
Die Sponsoren und Unterstützer waren zahlreich. Neben <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> als Medienpartner<br />
waren es vor allem Polar Twist, SGB AG, Makers Mark, Bentley, Veuve Cliquot, Lübzer,<br />
TransGourmet, natürlich das Grand Hotel Heiligendamm und viele andere.
80 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
GESELLSCHAFT<br />
Der<br />
Cloud-<br />
Experte<br />
EDV-Fachmann Fabian Mahr.<br />
Foto: Mahr EDV GmbH
GESELLSCHAFT <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 81<br />
7<br />
FRAGEN AN<br />
FABIAN MAHR<br />
W+M: Wie wurde Ihr Unternehmen<br />
gegründet?<br />
Fabian Mahr: Ich habe die Mahr EDV GmbH<br />
1999 in Berlin gegründet, damals als Einzelunternehmen<br />
„Computerservice Mahr EDV“.<br />
Seitdem wachsen wir zweistellig pro Jahr,<br />
in den letzten beiden Jahren haben wir den<br />
Umsatz sogar verdoppelt.<br />
W+M: Was war Ihr bislang größter Fehler?<br />
Fabian Mahr: Manchmal bin ich zu perfektionistisch.<br />
Wäre ich vor 15 Jahren als erster<br />
Cloud-Anbieter an den Markt gegangen,<br />
wären wir heute noch viel größer.<br />
W+M: Welche wichtigste Eigenschaft sollte<br />
ein Unternehmer haben?<br />
W+M: Wo liegt die Kernkompetenz Ihrer<br />
Firma?<br />
Fabian Mahr: Mit unseren Standorten<br />
Berlin, Düsseldorf und Potsdam und rund 100<br />
Mitarbeitern betreuen wir die IT mittelständischer<br />
Unternehmen und setzen dabei auf<br />
eigene Software und eigene Cloud-Server. Ehrenamtlich<br />
engagieren wir uns zudem gegen<br />
Kinderpornografie im Netz und unterstützen<br />
Jugendliche bei ihrem Ausbildungsweg.<br />
Fabian Mahr: Verantwortungsbewusstsein,<br />
Ehrlichkeit und Mut halte ich für<br />
essentiell. Den Mut braucht der Unternehmer,<br />
um etwas zu erschaffen, an das kein anderer<br />
glaubt. Die Ehrlichkeit, um befähigt zu sein,<br />
aus Fehlern zu lernen. Und Verantwortungsbewusstsein,<br />
um tatsächlich nachhaltig nach<br />
dem Besten zu streben.<br />
W+M: Was ist Ihr Schlüssel zur Mitarbeitermotivation?<br />
Im Jahr 2018 nahm Fabian Mahr (li.)<br />
mit seinem Partner Pascal Kube den<br />
Mittelstandspreis entgegen.<br />
W+M: Was war Ihr Antrieb für die Gründung<br />
des Unternehmens?<br />
Fabian Mahr: Schon zu Beginn der IT-Technologie,<br />
die ich als Jugendlicher erlebt habe,<br />
wurde mir klar: Die Digitalisierung wird unser<br />
Arbeitsleben revolutionieren. Irgendwann<br />
werden wir Menschen nur noch die spannenden<br />
Aufgaben erledigen, und die Maschinen<br />
übernehmen die Routine. Diese revolutionäre<br />
Entwicklung wollte ich verstehen, begleiten<br />
und mitgestalten.<br />
Fabian Mahr: Wir hören auf unsere Mitarbeiter<br />
und besprechen Fehler gemeinsam.<br />
Zudem erhält jeder Mitarbeiter ein jährliches<br />
Budget von 6.000 Euro zur Fortbildung. Alle<br />
Verträge laufen unbefristet, wir bieten flexible<br />
Arbeitszeiten und sind auch großzügig,<br />
wenn es etwa um die private Nutzung von<br />
Fahrzeugen oder Firmen-IT geht. Über Boni<br />
sind die Mitarbeiter zudem am Unternehmenserfolg<br />
beteiligt. Total abgefahren sind<br />
auch unsere Team-Events: Einmal waren<br />
wir im <strong>Winter</strong> zelten im Grunewald, mit<br />
Glühwein und Lagerfeuer. Sowas schweißt<br />
zusammen.<br />
W+M: Was war Ihre bisher erfolgreichste<br />
Idee?<br />
Foto: Boris Löffert, Mahr EDV GmbH<br />
Fabian Mahr: Vor mehr als 15 Jahren sprach<br />
ich mit meinem langjährigen Partner Pascal<br />
Kube darüber, wie man Server für Kunden in<br />
einem Rechenzentrum betreiben könnte. Von<br />
Cloud oder Managed Services war damals<br />
noch nicht die Rede. Heute ist unsere externe<br />
Datenspeicherung sehr erfolgreich.<br />
Fabian Mahr (li.) mit seinem Team.
82<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
GESELLSCHAFT<br />
UNSERE EXPERTEN –<br />
IHRE RATGEBER<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> ist auch weiterhin Ratgeber für seine Leser. Dazu haben wir einige Experten aus<br />
unterschiedlichsten Bereichen an Bord. Ihre Beiträge finden Sie regelmäßig in unserer Internetausgabe<br />
unter https: /wirtschaft-markt.de/wm-das-magazin/. Heute stellen wir Ihnen die ersten Experten kurz vor.<br />
Professor Dr. Florian Stapper –<br />
der Insolvenzexperte<br />
Prof. Dr. Florian Stapper ist Rechtsanwalt<br />
und Fachanwalt für Insolvenz- und<br />
Steuerrecht. Er ist seit mehr als 20 Jahren<br />
als Insolvenzverwalter in Leipzig und<br />
Umgebung tätig und hat eine Vielzahl von<br />
Unternehmen der unterschiedlichsten Branchen<br />
und Größen vor und in der Insolvenz fortgeführt und durch übertragende<br />
Sanierung oder Insolvenzplan saniert. Mit mehr als 50<br />
bei Gericht eingereichten Insolvenzplänen und einer Erfolgsquote<br />
von nach wie vor 100 % ist er insofern bundesweit führend.<br />
Der persönliche Tipp:<br />
Nutzen Sie jede Krise als Chance, um nach der Krise deutlich<br />
besser dazustehen als vorher.<br />
Ron Uhden –<br />
der Juwelen- und Uhrenexperte<br />
Ron Uhden ist Goldschmiedemeister und<br />
Diamantgutachter. Sein besonderes<br />
Interesse gilt den verschiedensten<br />
Handwerkstechniken, der Geschichte<br />
und den Technologien der Uhrmacher-<br />
und Goldschmiedekunst. Als<br />
regelmäßiger Fachbesucher internationaler<br />
Uhren- und Schmuckmessen<br />
und Mitinitiator unterschiedlicher<br />
Ausstellungen ist er ein Experte, der<br />
sein Wissen gern weitergibt, ob im<br />
täglichen Beratungsgeschäft bei Juwelier<br />
Leicht im Berlin Hotel Adlon oder als Autor<br />
zahlreicher Veröffentlichungen.<br />
Der persönliche Tipp:<br />
Genießen Sie das Schöne.<br />
Beate Lecloux –<br />
die Stilexpertin<br />
Beate Lecloux, die gelernte<br />
Bankkauffrau und studierte<br />
Diplom-Betriebswirtin<br />
hat nach ihrer Bankkarriere<br />
2003 das Metier gewechselt<br />
und den Modeausstatter<br />
CutForYou gegründet. In den Filialen<br />
im Berliner Regierungsviertel Mitte und in<br />
Charlottenburg berät sie täglich Kunden aus<br />
allen gesellschaftlichen Bereichen in Stil- und<br />
praktischen Modefragen. Der Besuch internationaler<br />
Modemessen lässt sie immer dicht<br />
an den neuesten Trends sein.<br />
Der persönliche Tipp:<br />
Stil ist die Bekleidung der Seele.<br />
Ronald Haffner –<br />
der Steuer- und Gesellschaftsexperte<br />
Ronald K. Haffner ist Steuerberater mit eigener<br />
Kanzlei in Berlin-Mitte. Der studierte Diplom-Kaufmann<br />
und Diplom-Ingenieur ist<br />
ein umtriebiger Mensch und versteht sich<br />
als Privatgelehrter. Er ist Co-Autor des<br />
regelmäßig vom Stollfuß-Verlag herausgegebenen<br />
Lexikons ABC der Finanzbuchführung,<br />
schreibt regelmäßig Steuertipps<br />
und rezensiert mit Leidenschaft und hoher<br />
Akribie Büchern, die gesellschaftlich relevante<br />
Themen berühren.<br />
Der persönliche Tipp:<br />
Jugend ist kein Vorrecht – Alter kein Verdienst.<br />
Foto: Privat, Juwelier Leicht, Cut For You, Privat
Foto: .shock, Fotolia<br />
Bewegt sitzen –<br />
mehr bewegen!<br />
Die Aktion für mehr Bewegtsitzen.<br />
büro-bewegung.de
BAD SAAROW JUNI <strong>2020</strong>:<br />
DAS ZUKUNFTSTREFFEN DER<br />
OSTDEUTSCHEN WIRTSCHAFT<br />
Wirtschaft trifft Politik trifft<br />
Wissenschaft trifft Medien<br />
Anmeldung gleich hier<br />
15./16.Juni <strong>2020</strong><br />
A-ROSA Bad Saarow bei Berlin<br />
www.owf.de/anmeldung<strong>2020</strong><br />
OSTDEUTSCHES WIRTSCHAFTSFORUM<br />
WFZUKUNFT