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WIRTSCHAFT+MARKT Herbst/Winter 2019/2020

WIRTSCHAFT+MARKT ist die Printausgabe, die zweimal jährlich erscheint und das W+M eMag - das Internetmagazin - und die W+M NEWS - den Wochenreport - ergänzt.

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INNOVATION<br />

POLITIK<br />

KÖPFE<br />

GESELLSCHAFT<br />

HERBST<br />

WINTER<br />

<strong>2019</strong><br />

<strong>2020</strong><br />

50MACHER<br />

DER OSTDEUTSCHEN<br />

WIRTSCHAFT<br />

MÄRKTE<br />

SO EXPORTIERT<br />

DER MITTELSTAND<br />

30. Jahrgang | Deutschland 6,50 €<br />

ENERGIE<br />

BATTERIE ODER<br />

BRENNSTOFFZELLE<br />

POLITIK<br />

FOLGEN DER<br />

AFD-STÄRKE


EDITORIAL<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 3<br />

ENGAGIERTE<br />

KÖPFE<br />

Titel: Rudall30 - Freepik.com, Foto: Torsten George<br />

Karsten Hintzmann<br />

Chefredakteur<br />

KH@WundM.info<br />

Knapp elf Monate lagen zwischen dem und Ausblick zugleich. Stellvertretend<br />

Mauerfall am 9. November 1989 und dem für die vielen Unternehmerpersönlichkeiten,<br />

die den fünf neuen Ländern und<br />

Vollzug der deutschen Einheit am 3. Oktober<br />

1990. Vor 30 Jahren befand sich eine Berlin ihren Stempel aufgedrückt haben,<br />

Region, die noch DDR hieß, mit ihren rund porträtieren wir 50 Frauen und Männer,<br />

16 Millionen Einwohnern in einem Umbruch die mit ihren Firmen für Erfolg stehen und<br />

mit damals unkalkulierbaren Folgen. Heute, die sich darüber hinaus für ihre Regionen<br />

drei Jahrzehnte später, erinnern sich viele engagieren – als wichtige Auftraggeber für<br />

Zeitzeugen in unzähligen Veranstaltungsformaten<br />

an die turbulenten Wendemonate. sozialer Projekte oder als Unterstützer von<br />

Mittelstand und Handwerk, als Förderer<br />

Kultureinrichtungen und Sportvereinen.<br />

In jener Zeit wurde übrigens auch unser Magazin<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> aus der Taufe Etliche dieser „Köpfe“ können Sie bald<br />

gehoben. Seither beobachtet und reflektiert persönlich treffen – auf dem nächsten Ostdeutschen<br />

Wirtschaftsforum (OWF). Dafür<br />

unsere Redaktion die Entwicklung des<br />

ostdeutschen Unternehmertums. Allerdings sollten Sie sich den 15. und 16. Juni <strong>2020</strong><br />

wollen wir Sie in diesem Jubiläumsjahr<br />

vormerken. An diesen Tagen findet das OWF<br />

nicht mit einem Übermaß an Rückblicken bereits zum fünften Mal in Bad Saarow<br />

erschöpfen. Natürlich gilt unser Respekt der statt. Gemeinsam mit Spitzenpolitikern<br />

Lebensleistung all jener, die sich zum Ende des Bundes, den ostdeutschen Ministerpräsidenten<br />

und Wirtschaftsministern,<br />

der DDR hin in die Unwägbarkeiten der bis<br />

dato unbekannten Marktwirtschaft stürzten,<br />

eigene Firmen gründeten oder ehemals und dem einen oder anderen hochrangigen<br />

Wissenschaftlern, Machern der Wirtschaft<br />

volkseigene Betriebe übernahmen. Etliche Überraschungsgast soll in dem märkischen<br />

dieser Wirtschaftspioniere sind auf ihrem Kurort über wichtige Zukunftsthemen der<br />

Weg gescheitert. Aber wesentlich mehr neuen Bundesländer debattiert werden.<br />

Vertreter dieser Gründergeneration haben<br />

sich am Markt durchgesetzt und zählen Eine Frage wird dort mit Sicherheit eine<br />

heute zu den kleinen und großen regionalen<br />

Leuchttürmen, die so wichtig für das die schlechte Stimmung im Osten, die der<br />

Rolle spielen: Was muss getan werden, um<br />

wirtschaftliche Wachstum zwischen Ostsee AfD bei den letzten Wahlen so große Stimmengewinne<br />

brachte, nachhaltig zu drehen?<br />

und Thüringer Wald sind.<br />

Einige Antworten finden Sie bereits in diesem<br />

Magazin – aus berufenem Munde, von<br />

Diesen Machern der ostdeutschen<br />

Wirtschaft widmen wir unsere Titelgeschichte<br />

(ab Seite 40). Sie ist Rückblick dentin Manuela Schwesig (ab Seite<br />

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsi-<br />

36).<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

VINUM DEUTSCHER SEKT<br />

AWARD 2018<br />

VERANSTALTUNGS-<br />

HÖHEPUNKTE<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

WWW.SCHLOSS-WACKERBARTH.DE


INHALTSVERZEICHNIS <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 5<br />

W+M TITEL<br />

50 Macher der ostdeutschen<br />

Wirtschaft 40<br />

TITEL 40<br />

50 Macher der ostdeutschen Wirtschaft<br />

W+M INNOVATION<br />

Foto: ScanHaus Marlow GmbH, InfraLeuna GmbH, Fotograf Matthias Wuttig, ALBA Group/Amin Akhtar, HPI/Kay Herschelmann, Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH, Micas AG, Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH, Fotograf Michael Deutsch<br />

Neue Ideen für mehr<br />

Nachhaltigkeit 10<br />

Schnell wachsende<br />

Unternehmen im Osten 14<br />

Durch Kompetenz die<br />

Digitalisierung im Mittelstand<br />

vorantreiben 17<br />

Wie Mecklenburg-Vorpommerns<br />

Digitalisierungsminister Christian<br />

Pegel sein Land bis 2023 mit<br />

Breitband erschließen will 20<br />

W+M ENERGIE<br />

Vier führende Energiemanager<br />

positionieren sich zu den Themen<br />

Klimawandel und Energiewende:<br />

Stefan Dohler (EWE AG), Dr. Stephan<br />

Lowis (enviaM), Dr. Alexander<br />

Montebaur (E.DIS AG) und Bodo<br />

Rodestock (VNG AG) 24<br />

W+M INTERNATIONALE<br />

MÄRKTE<br />

Michael Kotzbauer, Bereichsvorstand<br />

bei der Commerzbank,<br />

über die Internationalisierung<br />

des ostdeutschen Mittelstands<br />

und die Konflikte im<br />

Welthandel 30<br />

INNOVATION 10<br />

Neue Ideen für mehr Nachhaltigkeit<br />

Friedemann Kunz<br />

Dr. Christof Günther<br />

Sybille Kaiser<br />

Prof. Dr. Christoph Meinel<br />

Dr. Eric Schweitzer<br />

W+M POLITIK<br />

Katja Hillenbrand<br />

Im Interview:<br />

Mecklenburg-Vorpommerns<br />

Ministerpräsidentin<br />

Manuela Schwesig über den<br />

Absturz der Volksparteien,<br />

die Stimmung in<br />

Ostdeutschland und die Folgen<br />

des AfD-Aufschwungs 34<br />

Davos des Ostens: Ausblick<br />

auf das Ostdeutsche<br />

Wirtschaftsforum <strong>2020</strong> 37


6<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

INTERNATIONALE 30<br />

MÄRKTE<br />

So agiert die ostdeutsche Exportwirtschaft<br />

in Krisenzeiten<br />

INTERVIEW 34<br />

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin<br />

Manuela Schwesig spricht über<br />

den Absturz der Volksparteien und die Folgen<br />

des AfD-Aufschwungs<br />

W+M TITEL<br />

50 Macher der ostdeutschen<br />

Wirtschaft – Familienunternehmer,<br />

Inhaber oder angestellte Manager<br />

aus den fünf neuen Ländern und<br />

Berlin, die über den Tellerrand der<br />

eigenen Firma hinausblicken 40<br />

ENERGIEWENDE 24<br />

Vier Energiemanager erläutern ihre Positionen zum<br />

Klimawandel<br />

W+M GESELLSCHAFT<br />

Berlin Capital Club –<br />

weltweit daheim 68<br />

Mode – Britenlook für kühle Tage 70<br />

Gelebte Partnerschaften:<br />

Uhren und Automobile 72<br />

Von der Freude, eine Freude<br />

zu machen: Präsentideen von<br />

Schloss Wackerbarth 75<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

Das Ostdeutsche Unternehmermagazin<br />

Ausgabe: <strong>Herbst</strong>/<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/<strong>2020</strong><br />

Redaktionsschluss: 22.10.<strong>2019</strong><br />

Verlag: W+M Wirtschaft und Markt GmbH<br />

Friedrichstraße 171, 10117 Berlin<br />

Tel.: 030 505638-00<br />

info@wirtschaft-markt.de<br />

redaktion@wirtschaft-markt.de<br />

www.wirtschaft-markt.de<br />

Herausgeber/Geschäftsführer:<br />

Frank Nehring, frank.nehring@wirtschaft-markt.de<br />

Chefredakteur:<br />

Karsten Hintzmann, karsten.hintzmann@wirtschaft-markt.de<br />

Autoren: Geraldine Graf, Katrin Kleeberg, Beate Lecloux,<br />

Jörg K. Ritter, René Sadowski, Matthias Salm, Ron Uhden<br />

Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in<br />

diesem Magazin auf eine durchgehende, geschlechtsneutrale<br />

Differenzierung (z. B. Teilnehmer/Teilnehmerinnen)<br />

verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der<br />

Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter.<br />

Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und<br />

beinhaltet keine Wertung.<br />

Service: Abo- und Anzeigenverwaltung sowie Marketing<br />

und Vertrieb, info@wirtschaft-markt.de<br />

Layout & Design:<br />

Möller Medienagentur GmbH, www.moeller-mediengruppe.de<br />

Druck: Silber Druck oHG, ISSN 0863-5323<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur<br />

mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht<br />

mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos<br />

übernehmen wir keine Haftung.<br />

Premiere vor exklusiver<br />

Kulisse – Arena Polo Masters<br />

in Heiligendamm 78<br />

Cloud-Experte – sieben Fragen<br />

an Fabian Mahr 80<br />

Unsere Experten –<br />

Ihre Ratgeber 82<br />

W+M WEITERE BEITRÄGE<br />

Editorial 3<br />

Impressum 6<br />

Foto: Bild von Jan Paulussen auf Pixabay


Foto: © sdecoret – stock.adobe.com<br />

Zuschüsse für Stromspeicher<br />

in Ihrem Zuhause<br />

Ihr bestehendes oder geplantes Eigenheim verfügt über eine Photovoltaikanlage<br />

und soll energieautarker werden? Sie planen den Einbau eines Stromspeichers?<br />

Über das „Kleinspeicher-Programm“ erhalten Sie dafür Zuschüsse.<br />

Gehen Sie online und erfahren Sie mehr!<br />

www.ilb.de


8<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

W+M IMAG<br />

W+M IMAG<br />

DAS INTERNETMAGAZIN<br />

Aktuelle News unter<br />

wirtschaft-markt.de und<br />

der wöchentliche<br />

Newsletter W+M NEWS<br />

ergänzen das W+M IMAG<br />

DIE BEITRÄGE DIESER AUSGABE FINDEN<br />

SIE NOCH AUSFÜHRLICHER IN UNSEREM<br />

INTERNETMAGAZIN.<br />

Foto: Designed by Freepik


W+M IMAG <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 9<br />

AKTUELLE BEITRÄGE RUND<br />

UM DIE WIRTSCHAFT<br />

Aktuelle Interviews, Konjunkturberichte, Reports zu Unternehmen, herausragende<br />

Preisträger, Expertenrat und mehr zum Lesen, Markieren, Kopieren,<br />

Weiterleiten. So funktionieren zeitgemäße Medien für Vertreter der<br />

Wirtschaft, die wenig Zeit haben, aber einen guten Überblick brauchen.<br />

Die Konjunktur fest im Blick<br />

Der ifo-Geschäftsklimaindex für die<br />

ostdeutsche Wirtschaft erscheint monatlich<br />

und wird durch die Trendberichte<br />

und Konjunktureinschätzungen von<br />

Branchen- und Unternehmerverbänden<br />

sowie den Kammern ergänzt.<br />

Macher im Interview<br />

Die Ministerpräsidenten und Wirtschaftsminister der neuen Länder und Berlin sind regelmäßig<br />

zu Gast bei <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong>. Ebenso Vorstandsvorsitzende, Vorstände und<br />

Geschäftsführer wichtiger Unternehmer aus unserem Wirtschaftsraum.<br />

Ein Überblick zum Nachlesen:<br />

Wirtschaft genauer besehen<br />

Branchen und Unternehmen berichten<br />

über aktuelle Ereignisse und Entwicklungen.<br />

Außergewöhnliche Unternehmer<br />

und Preisträger werden vorgestellt.<br />

Rankings werden recherchiert und<br />

publiziert.<br />

Vertreter aus der Politik (Auswahl)<br />

• Die Ministerpräsidenten Manuela Schwesig (Mecklenburg-Vorpommern), Michael<br />

Kretschmer (Sachsen), Bodo Ramelow (Thüringen), Dr. Reiner Haseloff (Sachsen-<br />

Anhalt), Dr. Dietmar Woidke (Brandenburg) und Michael Müller (Berlin)<br />

• Die Wirtschaftsminister Harry Glawe (Mecklenburg-Vorpommern), Prof. Armin<br />

Willingmann (Sachsen-Anhalt), Prof. Jörg Steinbach (Brandenburg)<br />

• Christian Pegel, der Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung<br />

des Landes Mecklenburg-Vorpommern<br />

Experten helfen weiter<br />

Foto: W+M, Privat<br />

Wirtschaftsvertreter (Auswahl)<br />

• Dr. Robert Hermann, Geschäftsführer GTAI Germany Trade & Invest<br />

• Bodo Rodestock, Vorstand Finanzen und Personal, VNG AG<br />

• Fabian Mahr, Geschäftsführer Mahr EDV<br />

• Michael Kotzbauer, Bereichsvorstand Mittelstandsbank Mitte/Ost der Commerzbank AG<br />

• Gerold Jürgens, Geschäftsführer IRB Iso-Rüst-Bau GmbH und Präsident<br />

des Unternehmerverbandes Vorpommern<br />

• Dr. Stephan Lowis, Vorstandsvorsitzender der enviaM<br />

• Dr. Alexander Montebaur, Vorstandsvorsitzender der E.DIS AG<br />

• Stefan Dohler, EWE-Vorstandsvorsitzender<br />

• Dr. Ulrich Müller, Generalbevollmächtigter für Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />

Der Kreis der W+M-Experten<br />

wird immer größer.<br />

• Prof. Florian Stapper –<br />

der Insolvenzexperte<br />

• Beate Lecloux – die Modeund<br />

Stilberaterin<br />

• Ronald Haffner –<br />

Steuerberater und<br />

Buchrezensent<br />

• Ron Uhden –<br />

der Experte<br />

für Uhren<br />

und Juwelen


10<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

INNOVATION<br />

Neue Ideen<br />

für mehr<br />

Nachhaltigkeit<br />

150 innovative Unternehmen<br />

stellte <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> im<br />

Heft 1/19 vor. Eine Auswahl der<br />

Besten. Doch es gibt noch weit<br />

mehr Erfinder und Tüftler in der<br />

ostdeutschen Wirtschaft. Gerade<br />

im Bereich der Umwelttechnik treibt<br />

der Wunsch nach Müllvermeidung,<br />

Energieeffizienz und Ressourcenschonung<br />

das Innovationsgeschehen.<br />

Nachfolgend stellen wir fünf Unternehmen,<br />

deren Technolo gien von sich<br />

reden machen sowie eine aktualisierte<br />

Liste mit inzwischen 170 hoch innovativen<br />

Firmen aus den neuen Ländern vor.<br />

VON MATTHIAS SALM<br />

Eine Weltneuheit aus Schkopau – das versprechen<br />

die Entwickler der Equipolymers GmbH im Schkopauer<br />

ValuePark. Hier im Industrieareal der Dow Olefinverbund<br />

GmbH arbeitet der Kunststoffspezialist gegenwärtig mit<br />

Hochdruck an Viridis 25. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt<br />

sich ein lebensmittelechtes Polyethylenterephthalat (PET)<br />

mit bis zu 25 Prozent chemisch recyceltem PET. Ein so hoher<br />

Rezyklat-Anteil aus chemischem Recycling wäre weltweit<br />

einmalig, so die Schkopauer. An dem traditionellen Chemiestandort<br />

hat das Unternehmen jüngst einen zweistelligen<br />

Millionenbetrag in die Umstellung von fossilen Rohstoffen auf<br />

Rezyklate investiert. Viridis 25 soll den europäischen Richtlinien<br />

für Lebensmittelkontakt entsprechen und kann sowohl in der<br />

Getränkeflaschenproduktion als auch im Thermoformen eingesetzt<br />

werden.<br />

Die Produktionsanlagen der Equipolymers GmbH in Schkopau.<br />

Hinter der Equipolymers GmbH steht die internationale EQUATE<br />

GROUP, ein Joint Venture des US-Chemieriesen Dow und des kuwaitischen<br />

Petrochemiekonzerns PIC sowie weiterer kuwaitischer<br />

Partner. Die Entwicklung des Verfahrens wird maßgeblich auch vom<br />

Getränkeproduzenten Coca-Cola befördert. Der US-Multi setzt große<br />

Erwartungen in das chemische Recycling. Es nährt die Hoffnung, aus<br />

jeglichem PET-Abfall wieder lebensmitteltaugliches PET herstellen zu<br />

können. Gegenwärtig wetteifern Unternehmen mit verschiedenen chemischen<br />

Reinigungstechnologien darum, sie für den Einsatz im industriellen<br />

Maßstab weiterzuentwickeln.<br />

Während in Schkopau internationale Konzerne neuartige Recycling-Technologien<br />

auf den Weg bringen, ist die DENKweit GmbH aus Halle (Saale) ein<br />

typisches Start-up. Die Ausgründung des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur<br />

von Werkstoffen und Systemen IMWS gewann jüngst den IQ Innovationspreis<br />

Mitteldeutschland im Cluster Automotive. Die jungen Unternehmer<br />

haben Methoden für eine effiziente Qualitätskontrolle in der Produktion von<br />

Foto: Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH, Fotograf Michael Deutsch


INNOVATION<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 11<br />

Foto: Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH, Fotograf Michael Deutsch<br />

Batteriezellen und Solarmodulen erforscht –<br />

wichtig beispielsweise für die Umrüstung der<br />

Fahrzeugproduktion auf Elektromobilität.<br />

Bisher werden Batteriezellen stichprobenartig<br />

in Prüflaboren analysiert. Die Lösung aus Halle<br />

hilft dagegen, Batteriezellen kontaktlos und in<br />

Echtzeit auf Anomalien zu untersuchen. Das<br />

Prinzip: Der Stromfluss in einer Zelle erzeugt<br />

ein charakteristisches Magnetfeld, welches<br />

sich bei elektrischen Defekten verändert. Diese<br />

Abweichungen spürt die DENKweit-Technologie<br />

mithilfe eines Sensors auf.<br />

Gegründet haben das Unternehmen Dr.<br />

Dominik Lausch, Dr. Kai Kaufmann und Markus<br />

Patzold. Der Vorteil ihrer Innovation: Einerseits<br />

kann die Qualitätsprüfung von Batteriezellen<br />

flächendeckend bereits während der Produktion<br />

durchgeführt werden, andererseits haben<br />

die Gründer eine Kombination von maschinellem<br />

Lernen und simulationsgestützter Analyse<br />

entwickelt, die vermag, mögliche Defekte im<br />

Zusammenspiel von moderner Sensortechnik<br />

und Künstlicher Intelligenz auch eigenständig<br />

auszuwerten.<br />

Clever Kühlen bei heißem Klima<br />

Auch die Chemnitzer EcoSyst GmbH wurde für<br />

ihr neuartiges Klimaelement zur energiesparenden<br />

Klimatisierung in heißen Klimazonen<br />

bereits ausgezeichnet, u. a. ebenfalls mit<br />

dem IQ Innovationspreis Mitteldeutschland.<br />

Durch Verwendung des Baustoffs Lehm und in<br />

Verbindung mit CO 2<br />

-neutralen Energiequellen<br />

wollen die Sachsen Bauherren neue Perspektiven<br />

für ein klimafreundliches Kühlen und<br />

Heizen von Gebäuden aufzeigen. Die Innovation<br />

dürfte angesichts zunehmender Erderwärmung<br />

nicht nur in heißen Klimazonen auf reges<br />

Interesse stoßen.<br />

Das Problem: Herkömmliche Klimaanlagen<br />

sind sehr energieintensiv, weil riesige<br />

Luftmengen gekühlt und entfeuchtet werden<br />

müssen. Die EcoSyst-Klimaelemente setzen<br />

dagegen auf Kapillarrohrmatten – diese heizen<br />

und kühlen auf Basis von Wasser statt Luft.<br />

Bisher sind solche Kühlleistungen allerdings<br />

begrenzt, weil ab einer bestimmten Temperatur<br />

(Taupunkt) schädigendes Kondenswasser<br />

entsteht.<br />

Den Chemnitzern ist es mit ihren EcoSyst-<br />

Klima elementen gelungen, diese Beschränkung<br />

zu überwinden. Dazu wird eine Trägerplatte<br />

aus Kalziumsilikat, die große Mengen<br />

Luftfeuchtigkeit bindet, eingesetzt. Auf der<br />

Trägerplatte wird die Kapillarrohrmatte mit<br />

einem Lehmkleber befestigt. Aufgrund der<br />

zahlreichen Kapillaren kann das System<br />

über eine große Oberfläche reichlich Energie<br />

abgeben. Dadurch lassen sich Räume mit<br />

einer Wassertemperatur von 17–22 Grad<br />

gleichmäßig kühlen. Darüber hinaus bindet der<br />

Lehmputz Keime und verbessert zusätzlich<br />

das Raumklima.<br />

Gelungene Kooperation<br />

in der Lausitz<br />

Ein gelungenes Beispiel für die erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit zwischen Mittelstand<br />

und universitärer Forschung zeigt die LKT<br />

Lausitzer Klärtechnik GmbH. Gemeinsam mit<br />

dem Fachgebiet Leichtbau mit strukturierten<br />

Werkstoffen an der BTU Cottbus-Senftenberg<br />

wurde das FlexReha®-Sanierungsverfahren<br />

entwickelt. Die Kooperation verdeutlicht nebenbei<br />

auch, welche Potenziale der innovative<br />

Mittelstand und Forschungseinrichtungen in<br />

der Lausitz für einen künftigen Strukturwandel<br />

werden nutzen können.<br />

Das Sanierungsverfahren sichert die Tragfähigkeit<br />

von korrodierten unterirdischen<br />

Betonbauwerken durch die Integration einer<br />

selbstragenden Sandwichkonstruktion. Dies<br />

kann etwa bei der Sanierung von Kläranlagen<br />

und Pumpstationen zum Einsatz kommen. Der<br />

Verbundwerkstoff wird auf Grundlage eines<br />

3D-Scans individuell auf das zu sanierende<br />

Objekt angepasst und im Vakuuminfusionsverfahren<br />

umgesetzt. Verbunden ist damit<br />

eine erhebliche Kosten- und Zeitersparnis gegenüber<br />

herkömmlichen Sanierungsverfahren.<br />

Die LKT Lausitzer Klärtechnik GmbH mit Sitz in<br />

Luckau hat sich seit 1995 auf umwelttechnische<br />

Anlagen für die dezentrale Abwasserreinigung<br />

spezialisiert. Ihr FlexReha®-Verfahren<br />

konnte bereits in Rahmen von Pilotsanierungen<br />

in Cottbus und am Hamburger Hafen<br />

erfolgreich getestet werden.<br />

Für Innovation steht auch die isotech Gebäudetechnik<br />

e.K., 1993 von Inhaber Klaus<br />

Büttner in Plauen gegründet. Die Vogtländer<br />

wollen überschüssigen Dampf in der Produktion<br />

besser nutzbar machen. Denn im Dampf<br />

steckt kostbare Energie, die oft im Produktionsprozess<br />

verloren geht. Die Plauener habe<br />

dazu Steam X entwickelt, ein patentiertes<br />

Rückgewinnungssystem, das überschüssigen<br />

Dampf wieder nutzbar macht. Entstehender<br />

Nachdampf wird in das abfließende Kondensat<br />

eingebracht und dem Energie-Kreislauf erneut<br />

zugeführt. Aus einem offenen System wird so<br />

ein geschlossenes, das Energieeinsparungen<br />

von bis zu 16 Prozent ermöglicht. Dafür gab es<br />

auf der internationalen Handwerksmesse in<br />

München den „Bundespreis für hervorragende<br />

innovatorische Leistungen für das Handwerk“.<br />

PET-Recycling: Equipolymers-Betriebsleiter Oliver Thieme prüft das fertige Granulat.


12 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

Chemie- und Kunststoffindustrie<br />

• 3D-Schilling GmbH<br />

• Belyntic GmbH<br />

• DEUREX AG<br />

• ECH Elektrochemie Halle GmbH<br />

• Equipolymers GmbH<br />

• FEW Chemicals GmbH<br />

• IAB Ionenaustauscher GmbH Bitterfeld<br />

• KHW Kunststoff- und<br />

Holzverarbeitungswerk GmbH<br />

• K-UTEC AG Salt Technologies<br />

• Miltitz Aromatics GmbH<br />

• MOL Katalysatortechnik GmbH<br />

• ORAFOL Europe GmbH<br />

• POLIFILM EXTRUSION GmbH<br />

• PURAGLOBE Germany GmbH<br />

• SmartMembranes GmbH<br />

• ThermHex Waben GmbH<br />

• Trinseo Deutschland GmbH<br />

• Trionplas Technologies GmbH<br />

Energie- und Umwelttechnik<br />

• 50Hertz<br />

Transmission GmbH<br />

• CLOUD & HEAT Technologies GmbH<br />

• DENKweit GmbH<br />

• e*Message Wireless Information Services<br />

Deutschland GmbH<br />

• EcoSyst GmbH<br />

• E.DIS AG<br />

• Elegant Energy GmbH & Co. KG<br />

• envia Mitteldeutsche Energie AG<br />

• EWE AG<br />

• EXYTRON GmbH<br />

• Gensoric GmbH<br />

• Heliatek GmbH<br />

• H.M. Heizkörper GmbH & Co. KG<br />

• InvenSor GmbH<br />

• isotech Gebäudetechnik e. K.<br />

• LKT Lausitzer Klärtechnik GmbH<br />

• LLA Instruments GmbH & Co. KG<br />

• LXP Group GmbH<br />

• Lumenaza GmbH<br />

• Martin Membrane Systems AG<br />

• ONTRAS Gastransport GmbH<br />

• Professor Dr. Berg & Kießling GmbH<br />

• sunfire GmbH<br />

• TESVOLT GmbH<br />

• Thermoelect GmbH<br />

• ubitricity Gesellschaft für<br />

verteilte Energiesysteme mbH<br />

• VNG Innovation GmbH<br />

• watttron GmbH<br />

• WTZ Roßlau gGmbH<br />

DIE 170<br />

INNOVATIVSTEN FIRMEN<br />

AUS DEN NEUEN LÄNDERN<br />

Ernährungs- und Agrarwirtschaft Greentech<br />

• Bäckerei VOLLKERN<br />

• Biofabrik Technologies GmbH<br />

• BioAnalyt GmbH<br />

• Bombardier Transportation<br />

• Carl Pabst – Samen & Saaten GmbH<br />

• Coolar UG<br />

• CONDIO GmbH<br />

• CRONIMET Envirotec GmbH<br />

• Fisch Domke<br />

• DBF – Deutsche Basalt Faser GmbH<br />

• IGV Institut für<br />

• Embever GmbH<br />

Getreideverarbeitung GmbH<br />

• Kiwigrid GmbH<br />

• InFarm – Indoor Urban Farming GmbH<br />

• Nuventura GmbH<br />

• Kool Zone Tracking Systems GmbH<br />

• SOLMOVE GmbH<br />

• LACOS Computerservice GmbH<br />

• Skeleton Technologies GmbH<br />

• Mosterei Ketzür GmbH<br />

• SOEX Recycling Germany GmbH<br />

• Roquette Klötze GmbH & Co. KG<br />

• SONOTEC Ultraschallsensorik Halle GmbH<br />

• Sächsisches Staatsweingut GmbH<br />

• Center for Economics of Materials CEM<br />

Schloss Wackerbarth<br />

• Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von<br />

• SternMaid GmbH & Co. KG<br />

Werkstoffen und Systemen IMWS<br />

• Torney Landfleischerei<br />

• Fraunhofer IOSB Institutsteil Angewandte<br />

Pripsleben GmbH<br />

Systemtechnik<br />

• UniCaps GmbH<br />

Gesundheitswirtschaft<br />

• AEROPHARM GmbH<br />

• Bauerfeind AG<br />

IT- und Digitalwirtschaft<br />

• CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH<br />

• CHRONOS VISION GmbH<br />

• 3YOURMIND GmbH<br />

• COLDPLASMATECH GmbH<br />

• ADVA Optical Networking SE<br />

• CORTRONIK GmbH<br />

• AUGLETICS GmbH<br />

• GA Generic Assays GmbH<br />

• CiS Forschungsinstitut für<br />

• denovoMATRIX GmbH<br />

Mikrosensorik GmbH<br />

• GETEMED Medizin- und<br />

• cognitix GmbH<br />

Informationstechnik AG<br />

• CONTAG AG<br />

• GWA Hygiene GmbH<br />

• DEJ Technology GmbH<br />

• INNOPROOF GmbH<br />

• DIGITTRADE GmbH<br />

• JeNaCell GmbH<br />

• Funkwerk AG<br />

• Lischka GmbH<br />

• Indalyz Monitoring<br />

• MediTex® - Medizinische<br />

& Prognostics GmbH<br />

Funktionswäsche GmbH<br />

• INABE UG<br />

• neotiv GmbH<br />

• JENETRIC GmbH<br />

• oncgnostics GmbH<br />

• PipesBox GmbH<br />

• Physiolution GmbH<br />

• Rhebo GmbH<br />

• Redwave Medical GmbH<br />

• Silicon Radar GmbH<br />

• Serumwerk Bernburg AG<br />

• SkenData GmbH<br />

• Smarterials Technology GmbH<br />

• Software-Service John GmbH<br />

• SpinPlant GmbH<br />

• SPORTident GmbH<br />

• Vaxxilon Deutschland GmbH<br />

• Synfioo GmbH<br />

• VEROVACCiNES GmbH<br />

• Volucap GmbH


INNOVATION<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 13<br />

Mobilität<br />

• Automotive Lighting Brotterode<br />

GmbH<br />

• BASELABS GmbH<br />

• Boryszew Oberflächentechnik<br />

Deutschland GmbH<br />

• Capron GmbH<br />

• ChargeX GmbH<br />

• DAKO GmbH<br />

• Docter Optics SE<br />

• ekoio UG<br />

• Electric Mobility Concepts<br />

GmbH<br />

• Elektromotoren und Gerätebau<br />

Barleben GmbH<br />

• Finow Automotive GmbH<br />

• FRAMO GmbH<br />

• GÖPEL electronic GmbH<br />

• Goldschmidt Thermit GmbH<br />

• Hüffermann Transportsysteme<br />

GmbH<br />

• IAV GmbH Ingenieurgesellschaft<br />

Auto und Verkehr<br />

• IndiKar Individual Karosseriebau<br />

GmbH<br />

• KUMATEC Sondermaschinenbau<br />

&<br />

Kunststoffverarbeitung<br />

GmbH<br />

• Mecklenburger Metallguss<br />

GmbH – MMG<br />

• MITEC Automotive AG<br />

• NAVENTIK GmbH<br />

• Neptun Ship Design GmbH<br />

• Scansonic MI GmbH<br />

• SLM Kunststofftechnik<br />

GmbH<br />

• uesa GmbH<br />

Maschinenbau<br />

• AIM3D GmbH<br />

• Bach Resistor Ceramics<br />

GmbH<br />

• BIP-Industrietechnik GmbH<br />

• Gebrüder Leonhardt GmbH<br />

& Co. KG Blema Kircheis<br />

• GEFERTEC GmbH<br />

• Glatt Ingenieurtechnik GmbH<br />

• Gollmann Kommissioniersysteme<br />

GmbH<br />

• Häcker Automation GmbH<br />

• HNP Mikrosysteme GmbH<br />

• Laempe Mössner Sinto<br />

GmbH<br />

• Lehmann-UMT GmbH<br />

• MICAS AG<br />

• MTS Systems GmbH<br />

• NILES-SIMMONS-<br />

HEGENSCHEIDT Group<br />

• Profiroll Technologies GmbH<br />

• QUNDIS GmbH<br />

• SCHMIDT + HAENSCH GmbH<br />

& Co.<br />

• SIOS Meßtechnik GmbH<br />

• SITEC Industrietechnologie<br />

GmbH<br />

• Starrag GmbH<br />

• UNION Werkzeugmaschinen<br />

GmbH Chemnitz<br />

• Aumann Limbach-Oberfrohna<br />

GmbH<br />

• VACOM Vakuum Komponenten<br />

& Messtechnik GmbH<br />

• VON ARDENNE GmbH<br />

• Wildauer Schmiedewerke<br />

GmbH & Co. KG<br />

Immer sicher warm.<br />

EWE business Wärme smart<br />

Effizient heizen und dabei ganz entspannt bleiben: EWE business Wärme smart ist die<br />

komfortable Wärmelösung für Unternehmen mit älteren Heizanlagen. Wir installieren für Sie<br />

eine moderne Erdgas-Brennwert-Heizanlage und sorgen von A bis Z für den gesamten<br />

Betrieb. Sie kaufen nur noch die Wärme, müssen sich um nichts weiter kümmern und können<br />

Ihre Kosten für Wärme energie langfristig kalkulieren.<br />

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14<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

INNOVATION<br />

LUMOS MAXIMA –<br />

NEWCOMER IN BERLIN<br />

UND OSTDEUTSCHLAND<br />

Neugründungen in Ostdeutschland? Risikokapital, das in die neuen Bundesländer wandert? Berichte über wirtschaftliche<br />

Probleme im Osten unserer Republik sind uns meistens bekannter. Fast 30 Jahre nach dem Mauerfall ist es höchste Zeit,<br />

Licht auf eine beeindruckende Unternehmenslandschaft zu werfen, die das Potenzial des Ostens widerspiegelt.<br />

VON RENÉ SADOWSKI, JÖRG K. RITTER UND GERALDINE GRAF<br />

Wir haben uns, aufbauend auf der Identifikation<br />

aller Start-up-Unternehmen in der<br />

gesamten Bundesrepublik, welche zwischen<br />

2013 und 2018 gegründet wurden, die<br />

Risikokapitalbewegungen der Unternehmen<br />

im Zeitraum dieser sechs Jahre angesehen,<br />

konkret von Januar 2013 bis Dezember 2018.<br />

Die finanzielle Untergrenze für die Analyse der<br />

Investitionssumme je Start-up-Unternehmen<br />

im Betrachtungszeitraum liegt bei 5 Mio. EUR.<br />

Dies ist ein anerkannter, repräsentativer Indikator<br />

für das von institutionellen Investoren<br />

ausgemachte Geschäftspotenzial. Insgesamt<br />

konnten wir 293 Start-up-Unternehmen,<br />

sogenannte Newcomer, identifizieren.<br />

Foto: Archiv Egon Zehnder


INNOVATION<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 15<br />

Berlin ist das Gravitationszentrum<br />

Von diesen 293 Newcomern sind 130 in Berlin<br />

und Ostdeutschland zu Hause. Das ist im<br />

bundesdeutschen Vergleich herausragend.<br />

Unter einer stärkeren regionalen Perspektive<br />

zeigt sich, dass 126 dieser Newcomer in der<br />

Hauptstadt ansässig sind. Demnach haben<br />

vier ostdeutsche Newcomer, die seit 2013<br />

gegründet wurden, jeweils mindestens 5 Mio.<br />

EUR Risikokapital eingeworben. Hier zeigt<br />

sich das Gravitationszentrum Berlin, das<br />

somit als echte Gründermetropole mit hoher<br />

Risikokapitalattraktivität bezeichnet werden<br />

kann. Denn die untersuchten 126 Newcomer<br />

aus Berlin haben im betrachteten Zeitraum<br />

insgesamt ca. 3,95 Mrd. EUR Risikokapital<br />

eingesammelt. Allein 19 Newcomer haben<br />

jeweils mindestens 50 Mio. EUR Risikokapital<br />

erhalten. Und fünf von diesen haben jeweils<br />

über 100 Mio. EUR eingeworben. Dies sind<br />

Spotcap mit ca. 102 Mio. EUR, Wefox mit ca.<br />

143 Mio. EUR, Frontier Car mit ca. 152 Mio.<br />

EUR, Raisin mit ca. 185 Mio. EUR sowie N26<br />

mit ca. 616 Mio. EUR.<br />

Zugleich hatten gut die Hälfte der Newcomer<br />

per Ende 2018 maximal 50 Mitarbeiter.<br />

Überraschend ist, dass es in Berlin und<br />

Ostdeutschland insgesamt nur sechs Unternehmen<br />

gibt, die mehr als 500 Mitarbeiter<br />

beschäftigen – und diese sind ausschließlich<br />

in Berlin ansässig.<br />

Während in den Jahren 2013 bis 2015 vor allem<br />

Newcomer aus den Bereichen E-Commerce<br />

und Shopping sowie Handel kamen, hat sich<br />

Newcomer nach Risikokapital<br />

Fundingklasse<br />

Anzahl insgesamt<br />

(Berlin &<br />

Non-Berlin)<br />

davon Anzahl<br />

Non-Berlin<br />

≥ 5 bis<br />

< 10 Mio.<br />

EUR<br />

≥ 10 bis<br />

< 20 Mio.<br />

EUR<br />

≥ 20 bis<br />

< 30 Mio.<br />

EUR<br />

≥ 30 bis<br />

< 40 Mio.<br />

EUR<br />

≥ 40 bis<br />

< 50 Mio.<br />

EUR<br />

≥ 50 Mio.<br />

EUR<br />

Summe<br />

44 32 22 6 5 19 128*<br />

2 0 0 0 1 0 3*<br />

*(zzgl. 2 Newcomer ohne Angaben zum Funding, davon 1 Newcomer aus Ostdeutschland)<br />

das Interesse der Investoren in den zurückliegenden<br />

Jahren stärker in Richtung Mobility,<br />

Biotech, Fintech und Künstliche Intelligenz<br />

entwickelt.<br />

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />

Wirtschaftliche Prosperität bedingt den Willen<br />

und die Fähigkeit, kontinuierlich mit neuen Ideen<br />

in den Wettbewerb zu gehen. Umfang und<br />

Qualität dieser Ideen sind häufig das Resultat<br />

forcierter Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten<br />

bei hoher Kunden- oder Prozessorientierung<br />

in etablierten Unternehmen, oft<br />

auch in Zusammenarbeit mit unternehmensexternen<br />

Partnern. Ein marktwirtschaftlich<br />

funktionierender Wettbewerb zeichnet sich<br />

aber auch durch das Auftreten neuer Akteure<br />

in bestehenden Märkten oder bei der Etablierung<br />

neuer Märkte aus, die dann ihrerseits<br />

eine besondere Strahlkraft entfalten – Lumos<br />

Maxima im besten Sinne.<br />

Quelle: Analyse Egon Zehnder; Basis Datenbank Crunchbase<br />

Ohne diesen Gestaltungs- und Geschäftswillen<br />

sowie die Innovationsorientierung neuer<br />

Akteure würden die marktwirtschaftlichen<br />

Vorteile des unternehmerischen Wettbewerbs<br />

ihre Kraft nicht entfalten können. Und gesellschaftlicher<br />

Fortschritt und ökonomische Prosperität<br />

fußen genau auf diesen Markt- und<br />

Wettbewerbsmechanismen. Im Rahmen der<br />

Initiative „Macher 30“, die erfolgreiche Persönlichkeiten<br />

aus Berlin und den neuen Ländern<br />

ehrt, haben wir uns die neuen Marktakteure,<br />

die sogenannten Newcomer, genauer<br />

angesehen. Dabei haben wir uns – wie oben<br />

dargestellt – speziell auf die neuen Unternehmen<br />

fokussiert, bei denen Gründerinnen und<br />

Gründer ihre Unternehmung mit einem hohen<br />

Professionalisierungs- und Wachstumswillen<br />

gestartet haben. Als Maßstab dafür haben<br />

wir die Öffnung für externes Risikokapital und<br />

die damit verbundenen Partnerschaften bei<br />

gleichzeitigem Interesse und ökonomischer<br />

<br />

<br />

<br />

■ <br />

■ <br />


16 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

INNOVATION<br />

Zuversicht der Kapitalgeber in die Idee respektive<br />

das junge Unternehmen angelegt.<br />

Herausragende ostdeutsche Beispiele<br />

Unsere Erhebung erlaubt auch einen tieferen<br />

Einblick in Ostdeutschland. So haben 15<br />

ostdeutsche Newcomer jeweils mindestens 1<br />

Mio. EUR Risikokapital und insgesamt 75 Mio.<br />

EUR eingeworben. Ein herausragendes Beispiel<br />

sind das Chemnitzer HR-Tech-Unternehmen<br />

Staffbase, das neue technische Lösungen<br />

für die Mitarbeiterkommunikation entwickelt<br />

und über 48 Mio. EUR einwerben konnte. Auch<br />

das Greifswalder Legal-Tech-Unternehmen<br />

advocado, ein auf automatisiertes und KI-gestütztes<br />

Matching sowie auf videobasierte<br />

Rechtsberatung spezialisierter Newcomer,<br />

sticht mit ca. 6 Mio. EUR an eingeworbenem<br />

Investment heraus. Wandelbots aus Dresden,<br />

ein Robotik-Tech-Unternehmen, mit dessen<br />

Technologie Roboter über intelligente Kleidung<br />

gesteuert werden, sammelte ebenfalls ca. 6<br />

Mio. EUR ein.<br />

Ein Großteil der Gründerinnen und Gründer<br />

kommen laut dem Deutschen Startup Monitor<br />

aus dem Hochschul- bzw. Universitätsumfeld.<br />

Damit werden die Rolle und der Beitrag dieser<br />

Institutionen für die (über-)regionale wirtschaftliche<br />

Entwicklung besonders sichtbar.<br />

Die ostdeutschen und Berliner akademischen<br />

Institutionen leisten hier einen herausragenden<br />

Beitrag. Der aktuelle Gründungsradar<br />

2018, herausgegeben vom Stifterverband,<br />

zeigt dies wunderbar auf. So liegen im Ranking<br />

der besten großen (Gründer-)Hochschulen die<br />

Universität Potsdam auf Rang 5 und die Freie<br />

Universität Berlin auf Rang 6. Die TU Berlin, die<br />

Universität Leipzig und die Humboldt-Universität<br />

Berlin sind auf den Rängen 12 bis 14 zu<br />

finden. Im Ranking der mittleren Hochschulen<br />

sind die Europa-Universität Viadrina auf Platz<br />

2, die HWR Berlin (Rang 4), die TU Chemnitz<br />

Newcomer nach Gründungsjahr<br />

Gründungsjahr Anzahl Risikokapital seit<br />

Gründung insg.<br />

(Rang 9), die Otto-von-Guericke-Universität<br />

Magdeburg (Rang 12) sowie die Brandenburgische<br />

Technische Universität Cottbus-Senftenberg<br />

auf Rang 14 ebenfalls vorn dabei. Diese<br />

ostdeutsche Stärke zeigt sich ebenfalls bei<br />

den kleinen Hochschulen, denn hier wird die<br />

HHL als beste Gründerhochschule Deutschlands<br />

geführt, gefolgt von der Technischen<br />

Hochschule Brandenburg, FH Potsdam, Bauhaus-Universität<br />

Weimar und der Technischen<br />

Hochschule Wildau auf den Rängen 9 bis 12.<br />

Die Aussichten sind positiv<br />

Sicherlich, für viele Gründer und Gründerinnen<br />

ist der Verkauf (Exit) des eigenen Unternehmens<br />

ein erklärtes Ziel. Herausragende<br />

Beispiele dafür sind ebenso in Ostdeutschland<br />

zu finden. Dazu zählt die auf organische Elektronik<br />

spezialisierte Novaled, die im Jahr 2013<br />

für 260 Mio. EUR an Samsung verkauft wurde.<br />

Beispiele neueren Datums sind der Verkauf<br />

des E-Commerce-Newcomers Bike24 für 112<br />

Mio. EUR an Wiggle im Jahr 2017 und Siltectra,<br />

ein Hersteller elektronischer Bauteile, der im<br />

letzten Jahr für 124 Mio. EUR von Infineon<br />

übernommen wurde. Diese drei Unternehmen<br />

kommen aus Sachsen, das neben Berlin als<br />

wichtiges Kraftzentrum für Unternehmensgründungen<br />

gelten darf. Dort gelang es auch,<br />

Top 3<br />

2013 30 1.399 Mio. EUR N26, Raisin, Lesara<br />

Newcomer nach Mitarbeiteranzahl<br />

Klasse<br />

Mitarbeiteranzahl<br />

Anzahl insgesamt<br />

(Berlin & Non-Berlin)<br />

davon Anzahl<br />

Non-Berlin<br />

2014 35 930 Mio. EUR Wefox, Spotcap, Marley Spoon<br />

2015 35 811 Mio. EUR Sennder, Movinga, McMakler<br />

2016 22 671 Mio. EUR Frontier Car Group, SolarisBank, Tourlane<br />

2017 4 54 Mio. EUR Element Insurance, i2x, Wandelbots<br />

2018 5 151 Mio. EUR Circ, Tier Mobility, MXC<br />

Bis 50<br />

MA<br />

51 bis<br />

100 MA<br />

Quelle: Analyse Egon Zehnder; Basis Datenbank Crunchbase<br />

101 bis<br />

250 MA<br />

aus der dort etablierten Unternehmertradition<br />

heraus kraftvolle Ökosysteme für die<br />

Zukunftsbranchen Mikroelektronik, Software,<br />

Elektromobilität, Telekommunikation und Maschinenbau,<br />

primär in den Regionen in und um<br />

Dresden, Leipzig, Chemnitz und Südwestsachsen,<br />

zu etablieren, in denen junge, innovative<br />

Unternehmen schnell Zugang zu Partnern und<br />

Kunden sowie letztlich auch zu Investoren<br />

finden. Innovationskraft, Mut und Wachstumswillen<br />

von Gründerinnen und Gründern,<br />

die forcierte Vernetzung von Hochschulen mit<br />

Unternehmen in industriellen Clustern sowie<br />

der Zugang zu Risikokapital: All das zeichnet<br />

die Gründerlandschaft im Osten der Republik<br />

aus – insgesamt also Leuchttürme allerorten.<br />

Die Autoren<br />

René Sadowski ist Engagement<br />

Leader bei Egon Zehnder und<br />

Professor für Entrepreneurship &<br />

Innovation Management an der<br />

ISM Hochschule Berlin<br />

Jörg K. Ritter ist Senior Partner<br />

bei Egon Zehnder und Professor<br />

für Leadership & Human Resources<br />

an der Quadriga Hochschule<br />

Berlin<br />

251 bis<br />

500 MA<br />

≥ 501<br />

MA<br />

Geraldine Graf ist Projektmitarbeiterin<br />

bei Egon Zehnder für<br />

die Initiative „Macher 30“ und<br />

Summe<br />

66 26 23 9 6 130<br />

3 0 1 0 0 4<br />

Quelle: Analyse Egon Zehnder; Basis Datenbank Crunchbase<br />

Studentin der Betriebswirtschaft<br />

an der Freien Universität Berlin


XXX INNOVATION <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 17<br />

SMErobotics-Zelle mit Leichtbauroboter.<br />

DURCH KOMPETENZ<br />

DIE DIGITALISIERUNG<br />

IM MITTELSTAND<br />

VORANTREIBEN<br />

Foto: Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Cottbus<br />

Die Digitalisierung ist zu einem Schlüssel für wirtschaftlichen Erfolg geworden. Unternehmen, die ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />

bewahren und ausbauen wollen, kommen an Themen wie Cloud-Computing, Künstlicher Intelligenz oder<br />

Robotik meist nicht mehr vorbei. Mit den richtigen Digitalisierungsschritten und innovativen Produkten können kleine<br />

und mittlere Unternehmen ihre Umsätze steigern. Damit der Mittelstand die Digitalisierung für sich optimal nutzen<br />

kann, unterstützen die Mittelstand-4.0-Kompetenzzentren von Mittelstand-Digital Unternehmen mit einem breiten<br />

Angebot an Seminaren, Workshops und Praxisbeispielen.<br />

VON MARTIN LUNDBORG


18 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

INNOVATION<br />

Der Druck, sich mit digitalen Themen auseinanderzusetzen<br />

und digitale Technologien<br />

in den Unternehmen einzuführen, wächst<br />

seit Jahren. Rund ein Drittel aller deutschen<br />

Unternehmen bezeichnet den eigenen<br />

Digitalisierungsstand als fortschrittlich, ein<br />

weiteres Drittel sortiert sich im Mittelfeld ein.<br />

Die Zahlen des Monitoring-Reports Wirtschaft<br />

DIGITAL 2018 des Bundesministeriums für<br />

Wirtschaft und Energie belegen, dass die<br />

Digitalisierung in der deutschen Wirtschaft<br />

angekommen ist.<br />

Nach den Vorteilen von Digitalisierungsmaßnahmen<br />

gefragt, nennen die Unternehmen<br />

an erster Stelle die verbesserte Kundenkommunikation.<br />

Gleich darauf folgen die Punkte,<br />

mithilfe von Daten erfolgsrelevantes Wissen<br />

aufbauen zu können, die Qualität der Produkte<br />

zu steigern sowie sich neue Märkte und Kundengruppen<br />

zu erschließen.<br />

Kompetenz zentren helfen<br />

Unternehmen scheuen jedoch die mit der<br />

Digitalisierung verbundenen Investitionen beziehungsweise<br />

schätzen den Zeitaufwand als<br />

zu hoch ein − zumal Mitarbeiter in der Regel<br />

erst noch geschult werden müssen.<br />

An genau diesen Punkten setzen die 26<br />

Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum an, die<br />

vom Bundesministerium für Wirtschaft und<br />

Energie im Rahmen von Mittelstand-Digital<br />

gefördert werden: Die Kompetenzzentren<br />

bieten kostenfreie Seminare, Besichtigungen<br />

von Demonstrationsorten, Workshops und<br />

Infoveranstaltungen an. Unternehmen finden<br />

Orientierung bei Digitalisierungsvorhaben und<br />

können mit den Zentren gemeinsam einen<br />

Digitalisierungsfahrplan erarbeiten.<br />

In den ostdeutschen Bundesländern gibt es<br />

Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum in Berlin,<br />

Chemnitz, Cottbus, Ilmenau, Magdeburg und<br />

Rostock. Die Kompetenzzentren haben unterschiedliche<br />

thematische Schwerpunkte, die<br />

sich auch an der regionalen Wirtschaftsstruktur<br />

orientieren. Vermittelt werden beispielsweise<br />

Kompetenzen in der Prozessoptimierung,<br />

zu Datenschutzbestimmungen oder zur<br />

Gestaltung der digitalen Arbeitswelt.<br />

Individueller Fahrplan<br />

Da kein Unternehmen dem anderen gleicht,<br />

gibt es auch für die Digitalisierung von Unternehmen<br />

keine Patentrezepte. Dennoch<br />

lohnt es sich, diesen Prozess methodisch<br />

anzugehen und einen Digitalisierungsfahrplan<br />

zu erstellen. Dieser sollte auf die Branche, die<br />

Region und die Struktur des Unternehmens<br />

zugeschnitten sein. Die Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum<br />

begleiten kleine und mittlere<br />

Unternehmen bei allen dafür notwendigen<br />

Schritten. Unterstützung gibt es nicht nur<br />

bei der Analyse der Stärken und Schwächen<br />

des Unternehmens, sondern auch bei der<br />

Ermittlung des digitalen Reifegrades sowie<br />

des technischen und personellen Bedarfs für<br />

die geplanten Digitalisierungsmaßnahmen. Die<br />

Kompetenzzentren bieten darüber hinaus auch<br />

die Möglichkeit, sich ein umfassendes Bild über<br />

digitale Technologien zu verschaffen, sodass<br />

teure Fehlinvestitionen – beispielsweise durch<br />

Fehlentscheidungen bei der Anschaffung neuer<br />

digitaler Produktionsanlagen − vermieden<br />

werden können.<br />

Optimierung durch Digitalisierung<br />

Um Prozesse in der Produktion zu optimieren,<br />

müssen in der Regel verschiedene Maschinen<br />

vernetzt werden, um Daten zu gewinnen und<br />

Anlagen zentral steuern zu können. Wie das<br />

gelingt, führt das Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum<br />

Ilmenau unter anderem in der<br />

Modellfabrik „Vernetzung von Maschinen<br />

und Produktionsprozessen“ vor. Dort wird<br />

beispielsweise anhand der Produktion eines<br />

Schraubendrehers gezeigt, wie Systeme aus<br />

unterschiedlichen Bereichen so eingesetzt<br />

werden können, dass durch ihre Vernetzung<br />

ein optimaler Produktionsprozess entsteht.<br />

Die Modellfabrik präsentiert dabei exemplarisch,<br />

wie mit Bildbearbeitung und 3D-Druck<br />

Blockchain-Demonstrator.<br />

das Produkt konfiguriert wird. Auch Technologien<br />

wie die Informationsweitergabe mithilfe<br />

von QR-Codes sowie RFID-Funk-Etiketten,<br />

der Einsatz additiver Fertigung zur Produktion<br />

in Losgröße 1 sowie digitale Kommissionierungssysteme<br />

können in der Modellfabrik erlebt<br />

und getestet werden. Dazu gehören etwa<br />

Pick-by-Light-Module, die es dem Kommissionierer<br />

über ein Display und einen Quittierknopf<br />

an jedem Fach ermöglichen, die Ware ohne<br />

Pickliste zu entnehmen und die Bestandsänderung<br />

in Echtzeit an das Lagerverwaltungssystem<br />

zurückzumelden. Einen Schwerpunkt<br />

bei dieser und anderen Anwendungen bildet<br />

die Idee der kooperativen Wertschöpfung:<br />

Kleine und mittlere Unternehmen sollen so in<br />

die Lage versetzt werden, gemeinsam über<br />

eine Plattform Großaufträge abzuarbeiten und<br />

zusammen Gewinne zu erzielen.<br />

In einem weiteren Projekt wird für ein mittelständisches<br />

Unternehmen in Thüringen eine<br />

App entwickelt, die das Rüsten von Maschinen<br />

bei wiederkehrenden Kleinserienaufträgen<br />

erleichtert und beschleunigt. Die Mitarbeiter<br />

können per Smartphone auf die passenden<br />

Informationen zugreifen. Fallen Unternehmensmitarbeiter<br />

aus, ist sichergestellt, dass<br />

das Wissen über die Unternehmensprozesse<br />

erhalten bleibt und neue Mitarbeiter einfach<br />

und schnell angelernt werden können.<br />

Robotik für den Mittelstand<br />

Beim Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum<br />

Foto: Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum Ilmenau


INNOVATION<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 19<br />

Foto: Romy Uhlig, WIK GmbH<br />

Kompetenzzentrum der TU Chemnitz.<br />

Cottbus liegt ein Fokus auf der Mensch-Roboter-Kollaboration.<br />

Insbesondere mittelständische<br />

Produktionsbetriebe arbeiten mit kleinen<br />

Losgrößen und sind auf hohe Flexibilität<br />

angewiesen. Ein Demonstrator des Zentrums<br />

zeigt, wie auch Mitarbeitern ohne ausgewiesene<br />

IT-Fachkenntnisse die Programmierung<br />

von Robotern gelingt. Um das nötige Knowhow<br />

bei den Firmen aufzubauen, organisiert<br />

das Kompetenzzentrum auch Seminare zur<br />

Einführung in die Programmierung von Industrierobotern.<br />

Rechtssicherheit ist wichtig<br />

Der Einsatz von Laptops, Tablets und Smartphones<br />

prägt längst in vielen Unternehmen<br />

den Arbeitsalltag. Die Nutzung dieser und<br />

anderer digitaler Geräte berührt allerdings eine<br />

Vielzahl rechtlicher Fragen, die vom Arbeitsrecht<br />

über den Datenschutz bis hin zu Persönlichkeitsrechten<br />

von Mitarbeitern reichen. Mit<br />

der „Wissensbox Recht 4.0“ hat das Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum<br />

Chemnitz auf<br />

seiner Website eine Internet-Anlaufstelle für<br />

diese Fragen geschaffen.<br />

Dort finden sich neben Informationen zum<br />

Arbeitsrecht und der Arbeitssicherheit auch<br />

Themen wie die Inhaberschaft von Daten<br />

sowie Erklärungen darüber, wer bei digitalen<br />

Geschäftsmodellen welche Verantwortung<br />

trägt und wofür haftet. Das Angebot richtet<br />

sich vor allem an Mittelständler, die keine eigene<br />

Rechtsabteilung haben und sich unsicher<br />

sind, ob sie die Vorgaben des Gesetzgebers<br />

erfüllen.<br />

DSGVO wirft Fragen auf<br />

Das Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordnung<br />

(DSGVO) im Jahr 2018 hat viele<br />

Unternehmen verunsichert. In der Wissensbox<br />

finden Unternehmer umfangreiches Informationsmaterial<br />

rund um die Dokumentations- und<br />

Rechenschaftspflichten. Unternehmen, die besondere<br />

personenbezogene Daten verarbeiten,<br />

sind beispielsweise dazu verpflichtet, einen<br />

Datenschutzbeauftragten zu ernennen, der als<br />

Ansprechpartner für die rechtlichen Vorgaben<br />

zur Verfügung steht. Bei personenbezogenen<br />

Kundendaten müssen die Verarbeitungstätigkeiten<br />

zudem in einem Verzeichnis aufgeführt<br />

werden. Darüber hinaus müssen Unternehmen<br />

darauf achten, dass sie die Daten der<br />

Kunden wieder löschen, wenn diese über einen<br />

längeren Zeitraum keine neuen Aufträge mehr<br />

erteilen. Im Falle eines Diebstahls personenbezogener<br />

Kundendaten ist es zudem erforderlich,<br />

dass sie umgehend die Aufsichtsbehörden<br />

und auch die Betroffenen informieren.<br />

Neben einem praktischen Handlungsleitfaden<br />

zur Umsetzung der DSGVO-Rechtsvorschriften<br />

gibt die Wissensbox weitere Tipps zur DSG-<br />

VO-konformen Erstellung und Verwendung<br />

von Bildmaterial. Wer beispielsweise auf Veranstaltungen<br />

Bilder von seinen Gästen macht,<br />

benötigt zur Veröffentlichung der Bilder auf<br />

Social-Media-Kanälen nicht nur eine entsprechende<br />

Rechteeinwilligung des Fotografen,<br />

sondern auch die Zustimmung der fotografierten<br />

Personen. Wer gegen diese oder andere<br />

Bestimmungen der DSGVO verstößt, kann<br />

abgemahnt werden. Halten sich Unternehmen<br />

wiederholt nicht an die Verordnung, müssen<br />

sie im schlimmsten Fall mit Bußgeldern von<br />

bis zu 20 Millionen Euro oder vier Prozent ihres<br />

Jahresumsatzes rechnen.<br />

Autor<br />

Martin Lundborg<br />

ist in der Begleitforschung<br />

des<br />

Förderschwerpunkts<br />

Mittelstand-Digital<br />

des Bundesministeriums für<br />

Wirtschaft und Energie tätig. Mittelstand-Digital<br />

unterstützt kleine und<br />

mittlere Unternehmen mit bundesweit<br />

26 Mittelstand-4.0-Kompetenzzentren<br />

bei der Digitalisierung.<br />

Der Partner<br />

an Ihrer<br />

Seite!<br />

UNTERNEHMERVERBAND BERLIN e.V.<br />

eine starke Gemeinschaft von klein- & mittelständischen Unternehmen<br />

Ihre Vorteile als Mitglied<br />

• wir vereinen Unternehmen aus allen Bereichen<br />

• wir informieren Sie regelmäßig über aktuelle Themen<br />

aus Recht, Steuern, Wirtschaft und Soziales<br />

• wir dienen als Netzwerk für wechselseitigen<br />

Austausch, Kooperationen und Geschäftskontakte<br />

• wir veranstalten „Stammtische vor Ort“<br />

• UV-Kultur - gemeinsame Theater- und Kaberettbesuche<br />

• UV-Sport - regelmäßige Bowlingabende<br />

Kontakt<br />

Unser Versorgungswerk<br />

Das Versorgungswerk bietet Ihnen und Ihren Angehörigen<br />

umfangreiche Versicherungsleistungen an, wie<br />

• Beratung und Betreuung von Rentenberechnungen und<br />

Pflegeversicherungen<br />

• Versicherungsleistungen (z.B. BAV, Lebens- & Unfallversicherungen)<br />

• Hilfe in Schadensfällen<br />

• Beratung für Geschäftsversicherungen<br />

• u.v.m.<br />

Träger des Versorgungswerkes ist die Signal Iduna Gruppe<br />

Leunaer Straße 7 • 12681 Berlin • Tel.: 030 9818500<br />

mail@uv-berlin.de • www.uv-berlin.de


20<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

INNOVATION<br />

„BIS SPÄTESTENS 2023<br />

WERDEN WIR DEN LÄNDLICHEN<br />

RAUM MIT BREITBAND<br />

ERSCHLIEßEN“<br />

INTERVIEW MIT CHRISTIAN PEGEL, MINISTER FÜR ENERGIE, INFRASTRUKTUR<br />

UND DIGITALISIERUNG IN MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

W+M: Herr Minister, haben Sie Erkenntnisse<br />

darüber, inwieweit sich die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern<br />

schon auf die Herausforderungen<br />

der Digitalisierung eingelassen hat?<br />

Christian Pegel: Ich bin mir nicht sicher,<br />

ob mein Blick hier unverstellt ist, denn als<br />

Digitalisierungsminister treffe ich ja vorrangig<br />

auf Unternehmen, die digitalisierungsaffin<br />

sind. Aber eine Grundregel gibt es sicher:<br />

Je stärker eine Firma einen hochmodernen<br />

technischen Unternehmenszweck verfolgt,<br />

desto intensiver befasst sie sich mit der<br />

Digitalisierung. Aber mich hat in den letzten<br />

Monaten beruhigt, dass sich auch viele andere<br />

Branchen mit der Digitalisierung befassen.<br />

Ich war bei Unternehmen aus dem Tiefbau,<br />

dem Landschafts- und Grünflächenbau, in<br />

Autohäusern und Reisebüros. Und überall<br />

setzt man auf Digitalisierung und nutzt unser<br />

neu aufgelegtes Mittelstandsprogramm. Das<br />

gibt mir Zuversicht.<br />

Es gibt meist zwei große Treiber: Zum einen<br />

sind es oft große Lieferanten oder Hersteller,<br />

die ihren mittelständischen Kunden Vorgaben<br />

für den Einsatz modernster Technik<br />

machen – etwa in Autohäusern. Oder wenn<br />

junge Unternehmenschefs in die Fußstapfen<br />

ihrer Vorgänger treten. Gerade im Zuge<br />

dieser Unternehmensübergaben zieht oft der<br />

digitale Wandel mit ein. Auch bei den jungen<br />

Beschäftigten spielt das zunehmend eine<br />

Rolle. Ihre Identifikation mit dem Unternehmen<br />

wächst, wenn sie beispielsweise von<br />

ihren Chefs in Digitalisierungsfragen um Rat<br />

gebeten werden.<br />

Christian Pegel: Eine genaue Benennung<br />

können wir nicht vornehmen. Mir ist es besonders<br />

wichtig, dass die für unser Land so wichtige<br />

Tourismusbranche hier Schritt hält. Da haben<br />

wir oft sehr kleine Unternehmen. Viele dieser<br />

Unternehmerinnen und Unternehmer erkennen<br />

MINISTER<br />

FÜR ENERGIE,<br />

INFRASTRUKTUR UND<br />

DIGITALISIERUNG<br />

2016<br />

RECHTSANWALT<br />

2005<br />

HAMBURG<br />

mehr und mehr, dass sie die Kunden, die per<br />

Internet gebucht haben, auch online bis direkt<br />

ans Zimmer führen können. Damit bleibt Zeit für<br />

die echten Beratungsgespräche vor Ort. Sehr<br />

bewusst kümmern wir uns auch um Start-ups.<br />

Berlin und London scheinen da vielleicht auf<br />

W+M: Welche Branchen sind bei Ihnen die<br />

Vorreiter in Sachen Digitalisierung, in welchen<br />

Branchen gibt es noch Zurückhaltung?<br />

1974


INNOVATION<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 21<br />

den ersten Blick attraktiver. Wir glauben aber, sich ausschließlich auf die Unterstützung beim<br />

dass wir mit dem Slogan „Arbeiten, wo andere Aufbau von Breitband für das Festnetz. Da<br />

Urlaub machen“ gute Argumente haben. Für sind wir im Vergleich der Bundesländer mit<br />

diese jungen Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

schaffen wir Innovationszentren, die im ländlichen Raum. Wir haben das gesamte<br />

am schlechtesten ausgestattet, vor allem<br />

genau diese Verknüpfung<br />

Land in 99 Projektgebiete<br />

aufgeteilt. Weil wir<br />

herstellen sollen.<br />

vermeiden wollen, dass<br />

W+M: Sie haben es als<br />

Digitalisierungsminister<br />

geschafft, für Ihr Land<br />

ein besonders großes<br />

Stück vom Kuchen,<br />

also von den vom Bund<br />

bereitgestellten Mitteln<br />

für den Ausbau der<br />

digitalen Infrastruktur in<br />

den Bundesländern, zu<br />

erhalten. Über welche<br />

Summe reden wir und<br />

„SEHR BEWUSST<br />

KÜMMERN WIR UNS<br />

UM START-UPS.“<br />

Christian Pegel<br />

am Ende weiße Flecken<br />

bleiben. Die Landkreise<br />

bewerben sich konkret<br />

auf diese ausgewiesenen<br />

Projektgebiete. Vom<br />

Bund haben wir knapp<br />

840 Millionen Euro<br />

zur Verfügung gestellt<br />

bekommen. Insgesamt<br />

betragen die Kosten<br />

etwa 1,3 Milliarden<br />

Euro, wobei das Land<br />

wofür wird das Geld konkret ausgegeben? aus dem Sondervermögen „Breitbandausbau<br />

in Mecklenburg-Vorpommern“ die nicht<br />

Christian Pegel: Das Bundesprogramm, aus Bundesmitteln gedeckten Kosten trägt.<br />

das seit Anfang 2016 ins Laufen kam, bezieht Dieses Programm werden wir bis 2022/2023<br />

Zur Person<br />

Christian Pegel wurde am 7.<br />

Januar 1974 in Hamburg geboren.<br />

Schon als Schüler trat er<br />

im Jahr 1990 der SPD bei. Nach<br />

dem Abitur studierte er an der<br />

Ernst-Moritz-Arndt-Universität<br />

Greifswald Rechtswissenschaften.<br />

Im Jahr 2012 wurde er Chef<br />

der Staatskanzlei des Landes<br />

Mecklenburg-Vorpommern. Seit<br />

2014 bekleidet er einen Ministerposten<br />

in der Landesregierung.<br />

Christian Pegel ist verheiratet<br />

und hat zwei Kinder.<br />

Unser Netz verbindet Zukunft mit Nachhaltigkeit.<br />

50Hertz sorgt für einen sicheren Transport von immer mehr Erneuerbaren Energien.<br />

Wir versorgen über unser Höchstspannungsnetz rund 18 Millionen Menschen im Norden<br />

und Osten Deutschlands sicher und zuverlässig mit Strom. Immer mehr davon stammt aus<br />

erneuerbaren Quellen. Auf diese klimafreundliche Energie richten wir unser Stromnetz aus.<br />

Dabei berücksichtigen wir die Bedürfnisse von Mensch und Natur und setzen ökologische<br />

Kompensationsmaßnahmen um.<br />

50hertz.com<br />

© Jan Pauls


22<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

INNOVATION<br />

> Christian Pegel bei einer Tour durch den<br />

Stralsunder Hafen.<br />

umgesetzt haben, und die Versorgung mit<br />

Breitband wird dann landesweit bei über 90<br />

Prozent liegen.<br />

W+M: Wie viele von den 99 Projektgebieten<br />

sind heute bereits mit Breitband ausgestattet?<br />

Christian Pegel: Ausgestattet ist bislang<br />

ein einziges auf Rügen. Alle anderen sind<br />

entweder in der Vergabe oder im Bau. 39<br />

Projekte sind im Bau, wobei die Fertigstellung<br />

meist ein bis zwei Jahre dauert. Denn<br />

die überwiegende Anzahl der Projektgebiete<br />

erstreckt sich auf Größenordnungen von je 12<br />

bis 25 Gemeinden. Da reden wir über Tausende<br />

Kilometer Leitungen und Leitungsgräben in<br />

jedem dieser Projektgebiete. Ich rechne damit,<br />

dass wir im zweiten Halbjahr <strong>2019</strong> dann rund<br />

90 Projektgebiete haben werden, in denen der<br />

Bau angelaufen ist.<br />

W+M: Die Bundesregierung hatte seinerzeit<br />

das Ziel ausgegeben, bis 2018 überall in<br />

Deutschland eine Versorgung mit 50 Mbit pro<br />

Sekunde sicherzustellen. Dieses Ziel wurde in<br />

vielen Regionen verfehlt. Sie haben in unserem<br />

letzten Interview prognostiziert, dass der<br />

Breitbandausbau bis 2025 geschafft sein soll.<br />

Ist dieses Ziel realistisch?<br />

Christian Pegel: Das halte ich unverändert<br />

für realistisch. Bis spätestens 2023 werden<br />

wir das Bundesprogramm umsetzen und<br />

haben dann den ländlichen Raum erschlossen.<br />

Danach kommt eine nicht minder schwere<br />

Phase, die Versorgung der Städte. Die fielen<br />

aufgrund des dort bereits erreichten Versorgungsgrades<br />

aus dem Bundesprogramm<br />

bislang raus. Hier werden wir weiteren<br />

Glasfaserausbau brauchen, weil der aktuelle<br />

Versorgungsgrad mit den Herausforderungen<br />

der 20er-Jahre nicht mehr zusammenpasst.<br />

Wir hoffen, dass der Bund sein Programm jetzt<br />

auch für die Versorgung der Städte öffnet.<br />

Wenn das so geschieht, halte ich das ausgegebene<br />

Ziel für realisierbar.<br />

W+M: Gibt es eigentlich Probleme, die 1,3<br />

Milliarden Euro, die Bund und Land bereitgestellt<br />

haben, auch auszugeben? Reichen die<br />

Kapazitäten für die Realisierung der Projekte<br />

aus?<br />

Christian Pegel: Wir als Land bauen ja nicht<br />

selbst. Wir sind einer von zwei Fördermittelgebern.<br />

Die Praxis sieht so aus, dass sich die<br />

Landkreise ein Telekommunikationsunternehmen<br />

suchen, das dann den Bau übernimmt. Das<br />

kümmert sich um die Baufirmen. Die meisten<br />

dieser Telekommunikationsunternehmen<br />

haben sich auf den einsetzenden Boom in den<br />

letzten zwei Jahren vorbereitet und Baufirmen<br />

langfristig an sich gebunden. Meine größere<br />

Sorge ist das Thema Glasfaserkabel, das durch<br />

die ständig wachsende Nachfrage immer teurer<br />

wird. Es gibt weltweit nur vier bis fünf große<br />

Anbieter und die reagieren natürlich mit entsprechenden<br />

Marktreflexen auf die Nachfrage.<br />

W+M: Auf Ihre Initiative hin wurden in allen<br />

Kreisen und kreisfreien Städten Digitalisierungsbeauftragte<br />

installiert. War diese Maßnahme<br />

tatsächlich hilfreich, um Breitbandprojekte<br />

spürbar zu beschleunigen?<br />

Christian Pegel: Wenn die Breitbandkoordinatoren<br />

nicht wären, würden wir meilenweit<br />

von dem Stand entfernt sein, den wir heute<br />

haben. Viele Landkreise haben es übrigens<br />

nicht bei dem einen Koordinator belassen, den<br />

wir seinerzeit angeregt hatten. Inzwischen<br />

sind daraus vielerorts kleine Einheiten aus<br />

Fachleuten entstanden, ohne die die Vielzahl<br />

der Projekte gar nicht umzusetzen wäre. Dieses<br />

Modell hat sich absolut bewährt.<br />

W+M: Was tun Sie und Ihr Ministerium<br />

über die Verteilung der Bundesmittel hinaus,<br />

um den Mittelstand in Ihrem Land in Sachen<br />

Digitalisierung zu unterstützen?<br />

Christian Pegel: Es gibt mehrere Förderprogramme.<br />

Und wenn ein Unternehmen hier<br />

ernsthaft vorankommen will, versuchen wir,<br />

es über das passende Programm an die Hand<br />

zu nehmen. Wir haben hier im Ministerium<br />

einen Bereich gebildet, der nur für die Digitalisierung<br />

der Wirtschaft zuständig ist. Dazu gibt<br />

es in den Kreisen regionale Fördergesellschaften.<br />

Insgesamt ist Digitalisierung ein Thema<br />

für die gesamte Landesregierung. Nach einer<br />

Kabinettsklausurtagung ausschließlich zur<br />

Digitalisierung hat etwa mein Kollege aus dem<br />

Wirtschaftsministerium alle bei ihm laufenden<br />

Förderprogramme darauf abgeklopft, ob<br />

Digitalisierungsmaßnahmen förderfähig sind<br />

und diese Programme, dort, wo es notwendig<br />

war, entsprechend angepasst. Er hat darüber<br />

hinaus dafür gesorgt, dass Aus- und Weiterbildung<br />

von Mitarbeiten in diesem Bereich<br />

förderfähig wird.<br />

Gemeinsam haben wir auch zwei Lücken<br />

geschlossen, die es bis dato gab. Wir haben<br />

einen Bürgschaftsfonds aufgelegt, der nur für<br />

Start-ups mit digitalen Geschäftsideen vorgesehen<br />

ist. Und wir haben ein neues Programm<br />

passgenau für kleine und mittlere Unternehmen<br />

aufgelegt. Somit ist es jetzt möglich,<br />

auch kleinere Beträge für Digitalisierungsmaßnahmen<br />

zu beantragen. Bislang hatten<br />

wir da sehr hohe Mindestförderschwellen.<br />

Die haben wir im neuen Förderprogramm<br />

deutlich abgesenkt und die DigiTrans-Richtlinie<br />

ins Leben gerufen, hier können wir auch<br />

Maßnahmen mit 3.000, 4.000 oder 10.000<br />

Euro fördern.<br />

W+M: Halten Sie eine zeitnahe flächendeckende<br />

Versorgung mit 5G in Ihrem Land für<br />

realistisch?<br />

Christian Pegel: Wenn ich den Marktausbau<br />

bei 4G betrachte, kann ich mir nicht vorstellen,<br />

dass der 5G-Ausbau problemlos gelingt. Bei<br />

der Versteigerung der Frequenzen durch den<br />

Bund haben die Unternehmen wesentlich<br />

mehr bezahlt als zunächst vermutet. Dieses<br />

Geld fehlt nun natürlich für die Investitionen.<br />

Insofern werden sich die Unternehmen<br />

zunächst auf die lukrativen Bereiche fokussieren<br />

– dicht besiedelte Ballungsgebiete. An<br />

den reinen Marktumsetzungsprozess glaube<br />

ich daher nicht, sondern ich setze darauf, dass<br />

der Bund ein Programm für unterrepräsentierte<br />

Regionen auflegt, um auch dort eine<br />

Versorgung sicherzustellen. Und das möglichst<br />

schnell, damit nicht erst wieder das Gefühl<br />

entsteht, dass einzelne Regionen vom Fortschritt<br />

abgehängt werden.<br />

Foto: W+M


24 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

ENERGIE<br />

„NACH WIE VOR FEHLT EIN<br />

SCHLÜSSIGES GESAMTKONZEPT<br />

FÜR DIE ENERGIEWENDE“<br />

Viele öffentliche Debatten drehen sich derzeit um die Folgen des Klimawandels und die Notwendigkeit der Umsetzung<br />

der Energiewende. Welche Positionen vertreten zu diesen Themen eigentlich die Chefs großer Energieunternehmen?<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> sprach mit Stefan Dohler, Vorstandsvorsitzender der EWE AG in Oldenburg, Dr. Stephan Lowis,<br />

Vorstandsvorsitzender der envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM) in Chemnitz, Dr. Alexander Montebaur, Vorstandsvorsitzender<br />

der E.DIS AG in Fürstenwalde und Bodo Rodestock, Vorstand der Verbundnetz Gas AG (VNG) in Leipzig.<br />

Interviews: Frank Nehring, Katrin Kleeberg und Karsten Hintzmann<br />

Foto: XXX


ENERGIE<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 25<br />

W+M: Der Klimawandel ist plötzlich das Thema Nummer eins. Wie stehen<br />

Sie zu der Diskussion, und was hat sich Ihr Unternehmen zum Thema<br />

Begrenzung des Klimawandels vorgenommen?<br />

Stefan Dohler: Für die<br />

EWE ist das kein neues<br />

Thema. Wir haben<br />

eine klare Position<br />

zur Entwicklung hin<br />

zur Klimaneutralität. Für<br />

uns wäre der Kohleausstieg<br />

auch bereits für 2030 möglich gewesen. Wir<br />

betrachten es als gesellschaftlichen Auftrag, bei<br />

zu formulieren, um es glaubhaft umsetzen zu<br />

können.<br />

Die Diskussion um die CO 2<br />

-Abgabe ist im politischen<br />

Berlin dabei auf gutem Wege. Ziel sind<br />

aufkommensneutrale Abgaben und Umlagen,<br />

sonst ist das für die Industrie und das Gewerbe<br />

nicht zu stemmen. Damit schaffen wir eine<br />

Steuerungswirkung. Genauso wichtig ist aber<br />

auch die Akzeptanz der Konsequenzen daraus.<br />

derprogramm zum Ausbau der Elektromobilität.<br />

Weitere wichtige Impulse versprechen wir<br />

uns von unserem in diesem Jahr aufgelegten<br />

Investitionsprogramm zur Digitalisierung der<br />

Energiewende in Höhe von 250 Millionen Euro.<br />

Dr. Alexander Montebaur: Nach meiner<br />

Wahrnehmung liegt das daran, dass die Jugend<br />

dieses Thema aufgegriffen hat und sehr medienwirksam<br />

aufbegehrt. Stichwort: „Fridays for<br />

Future“. Die wissenschaftlich fundierten Fakten,<br />

die vorliegen, sind ja auch mehr als alarmierend.<br />

Insofern ist es absolut verständlich, dass die<br />

junge Generation sich hier so engagiert. Es ist<br />

Foto: W+M<br />

der Klimaneutralität zügig voranzukommen. Die<br />

Umstellung dessen, was wir noch an konventionellen<br />

Energieträgern einsetzen, wird weit vor<br />

2030 erfolgen.<br />

Was die aktuelle Klimaschutzdebatte anbelangt,<br />

habe ich ein Problem damit, dass die Schüler<br />

freitags wegen Fridays for Future auf die Straße<br />

gehen, die Eltern vielleicht am Samstag gegen<br />

Windräder protestieren und sich die Großeltern<br />

am Sonntag gegen Erdverkabelung und Stromtrassen<br />

wehren.<br />

Wir bemühen uns, Angebote zu möglichst geringen<br />

Kosten zu unterbreiten, aber wir brauchen<br />

auch die Fairness aller, für die erforderliche<br />

Infrastruktur einen Preis zu zahlen. Und das<br />

meint nicht den Strompreis.<br />

Ich wünschte mir von der Politik mehr Klarheit<br />

und Mut, die Forderungen aufzunehmen, aber<br />

gleichzeitig auch für einen Grundkonsens<br />

einzutreten, den Preis für die Umsetzung klar<br />

Und hier hapert es aktuell beträchtlich. Die<br />

Positionen der Koalitionsparteien liegen weit<br />

auseinander.<br />

Dr. Stephan Lowis: Deutschland wird seine<br />

für <strong>2020</strong> gesteckten Klimaschutzziele klar<br />

verfehlen. Wir müssen deshalb deutlich mehr<br />

tun. Dank der Fridays-for-Future-Bewegung<br />

ist diese Botschaft inzwischen in der Mitte der<br />

Gesellschaft angekommen und hat die Politik<br />

erreicht. Die jüngsten Beschlüsse des Klimaschutzkabinetts<br />

belegen, dass nun auch die<br />

Bundesregierung erkannt hat, dass es so wie<br />

bisher nicht weitergehen kann. Die<br />

enviaM-Gruppe treibt als Erzeuger, Versorger<br />

und Netzbetreiber den Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien in Ostdeutschland seit Jahren voran.<br />

Wir haben zudem Energieeffizienznetzwerke<br />

für Unternehmen, Kommunen und Stadtwerke<br />

gegründet und beteiligen uns am Bundesför-<br />

unstrittig, dass sich die Welt dieser Probleme<br />

annehmen muss.<br />

Bodo Rodestock: Ich empfinde die Diskussion<br />

als extrem wichtig, aber teilweise<br />

auch als etwas zu emotional. Ich hoffe, dass<br />

wir das Thema wieder stärker versachlichen<br />

können und uns die Fakten genau anschauen.<br />

Beeindruckt hat mich, mit welcher Wucht das<br />

Thema jetzt in das öffentliche Bewusstsein<br />

gerückt ist und wie Politik, Gesellschaft und<br />

jeder Einzelne gleichermaßen über dem Thema<br />

Klimawandel nachdenken. Nachhaltige Veränderungen<br />

werden aber nur möglich sein, wenn<br />

sich alle gemeinsam und beherzt des Themas<br />

widmen. Jetzt geht es darum, dieses kollektive<br />

Momentum zu nutzen. Die Energiewende wird<br />

nur dann erfolgreich sein, wenn sie mit einem<br />

gesellschaftlichen Konsens einhergeht. Das ist<br />

eine große Aufgabe.


26<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

ENERGIE<br />

W+M: Die Energiewende ist vielleicht nicht mehr umkehrbar, aber was<br />

sollte verändert werden?<br />

Stefan Dohler: Wichtig ist, alle Sektoren<br />

einzubeziehen – wir nennen das Sektorkopplung<br />

–, um eine echte Energiewende hinzubekommen.<br />

Dr. Stephan Lowis: Nach wie<br />

vor fehlt ein schlüssiges<br />

Gesamtkonzept für die<br />

Energiewende. Dabei sind<br />

neben dem Klimaschutz<br />

auch die Bezahlbarkeit und<br />

die Versorgungssicherheit zu<br />

beachten. Die vereinbarten Neuregelungen<br />

des Klimaschutzkabinetts lassen<br />

leider erneut eine umfassende Gesamtstrategie<br />

vermissen, die Planungssicherheit bietet.<br />

Immerhin hat die Politik verstanden, dass<br />

die Energiewende nicht nur als Stromwende,<br />

sondern auch als Wärme- und Verkehrswende<br />

begriffen werden muss. Dabei spielt die<br />

Digitalisierung eine Schlüsselrolle. Denn ohne<br />

sie kann die notwendige Kopplung des Stromsektors<br />

mit dem Wärme- und Verkehrssektor<br />

nicht funktionieren. Es ist bedauerlich, dass das<br />

Klimaschutzkabinett zu Letzterem kaum ein<br />

Wort verloren hat.<br />

Dr. Alexander Montebaur: Ich glaube, dass<br />

wir im Stromsektor insgesamt ganz gut unterwegs<br />

sind. Die Synchronisation des Leitungsausbaus<br />

mit dem Windkraftausbau ist jedoch<br />

ein wichtiges Thema, wo man nachsteuern<br />

muss. Ansonsten heißt das große Thema: Ausweitung<br />

auf andere Sektoren – Verkehr, Wärme<br />

und die Kopplung zwischen den Sektoren.<br />

Gerade bei der Kopplung der Sektoren ist noch<br />

jede Menge Entwicklungsarbeit zu leisten. Bei<br />

der Frage, was können der Verkehrs- und der<br />

Wärmesektor beitragen, da sehe ich bereits<br />

erhebliches Potenzial, das auch heute schon<br />

technologisch zu heben wäre, damit es insgesamt<br />

eine Energiewende wird.<br />

Bodo Rodestock: Zunächst: Die Energiewende<br />

ist ein Riesenprojekt, bei dem auch<br />

Fehler passieren können und werden. Bisher<br />

hatten wir einen Konsens, der immer noch<br />

aktuell ist: Wir wollen die Wende umweltverträglich,<br />

versorgungssicher und wirtschaftlich<br />

vollziehen. Die Umweltverträglichkeit stand im<br />

Vordergrund, und manchmal haben wir dabei<br />

die Wirtschaftlichkeit vernachlässigt.<br />

Beispiel Wärmemarkt: Potenziale im Wärmemarkt<br />

gab es von Anfang an. Den hohen Anteil<br />

an Ölheizungen hätte man längst mit geringem<br />

Aufwand auf moderne Gasheizungen umstellen<br />

können. Da hätten wir 27 Millionen Tonnen<br />

CO 2<br />

einsparen können. Diese Größenordnung<br />

entspricht annähernd dem CO 2<br />

-Ausstoß des<br />

internationalen Luftverkehrs in Deutschland.<br />

Das ist nur ein Beispiel für niedrig hängende<br />

Früchte, die man schnell ernten könnte. Der<br />

Umbau der Energiewirtschaft muss weiter<br />

erfolgen, aber wir brauchen den Konsens in<br />

der Gesellschaft bei ausgewogener Wahrung<br />

der drei Ziele. Der Schlüssel ist CO 2<br />

, und CO 2<br />

braucht einen Preis. Das haben wir zu lange<br />

außer Acht gelassen.<br />

Foto: W+M


ENERGIE <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 27<br />

W+M: War es aus heutiger Sicht klug, aus der Atomenergie auszusteigen.<br />

Ist ein Wiedereinstieg vorstellbar?<br />

Foto: W+M<br />

Stefan Dohler: Ich versuche es philosophisch:<br />

Der Wurm muss dem Fisch<br />

schmecken, nicht dem Angler. Wenn man<br />

aus der Atomenergie aussteigt, muss man<br />

wissen, dass der CO 2<br />

-Ausstoß ansteigen<br />

wird. Vermutlich hatte man nach Fukushima<br />

den Klimawandel noch nicht so im Blick.<br />

Andere Länder, wie etwa Schweden, haben<br />

da andere Sichten und selbst Greta Thunberg<br />

hatte in ihren ersten Äußerungen in<br />

Deutschland die Atomenergie befürwortet.<br />

Dr. Stephan Lowis: Diese Entscheidung<br />

steht fest und genießt hohe gesellschaftliche<br />

Akzeptanz. Da gibt es keine Diskussion.<br />

Dr. Alexander<br />

Montebaur:<br />

Der Ausstieg war<br />

gesellschaftlich und<br />

politisch ein ganz<br />

breit getragener Konsens<br />

im Jahr 2011. Den hat seither niemand<br />

wieder aufgeknüpft. Und inzwischen ist es<br />

so, dass auch die Wirtschaft keine neuen<br />

Kernkraftwerke betreiben, geschweige<br />

denn bauen will. Daher halte ich einen<br />

Wiedereinstieg für völlig ausgeschlossen.<br />

Das Thema ist in Deutschland endgültig<br />

passé. Wenn man aber sieht, dass das<br />

deutsche Vorbild international nicht so<br />

viele Nachahmer gefunden hat, kann man<br />

sich schon die Frage stellen, ob das energiewirtschaftlich<br />

klug war. Aber das sind<br />

Lieder am Grab eines toten Soldaten.<br />

Bodo Rodestock: Spätestens nach<br />

den Ereignissen des japanischen Atommeilers<br />

in Fukushima entsprach ein<br />

schneller und konsequenter Ausstieg<br />

dem gesellschaftlichen Zeitgeist. Dieser<br />

Wille wurde von der damaligen Bundesregierung<br />

konsequent umgesetzt.<br />

Insofern stellt sich diese Frage heute<br />

nicht mehr. In der aktuellen politischen<br />

Diskussion kann ich nicht erkennen, dass<br />

diese Entscheidung wieder zurückgedreht<br />

wird oder ansatzweise eine<br />

Alternative ist. Im Zuge des Ausstiegs<br />

aus Kern- und Kohleenergie wird aber<br />

Gas im Energiemix und als Garant der<br />

Versorgungssicherheit zukünftig noch<br />

relevanter.<br />

Mit dem Herzen dabei.<br />

Unser<br />

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des Jahres <strong>2019</strong>:<br />

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MANDEL<br />

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28<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

ENERGIE<br />

W+M: Wie schätzen Sie den Wettbewerb zwischen Batterie und<br />

Brennstoffzelle ein?<br />

Und diesen Wasserstoff kann man dann im<br />

Sinne einer Sektorkopplung in den Verkehr<br />

geben.<br />

Stefan Dohler: Im Individualverkehr sehen<br />

wir die batteriebetriebenen Fahrzeuge im<br />

Vorteil, weil es noch günstiger ist. Wir als EWE<br />

glauben allerdings, dass es Unfug ist, alles<br />

elektrisch regeln zu wollen. Nehmen Sie sich<br />

die großen Lkws, die würden immens große<br />

Batterien benötigen. Daher sehen wir für den<br />

Schwerverkehr, inklusive Busse und Sonderfahrzeuge,<br />

mehr gasbasierte Lösungen. Und<br />

hier kann Wasserstoff und damit die Brennstoffzelle<br />

eine Lösung sein. Wir sind überzeugt,<br />

dass wir künftig den Mix sehen werden,<br />

auch wenn aktuell einseitig auf Stromer gesetzt<br />

wird. Wir brauchen Technologieoffenheit<br />

in der Praxis, dann wird sich das durchsetzen,<br />

was am besten passt.<br />

Dr. Stephan Lowis: Es ist für die Weiterentwicklung<br />

der Energiewende grundsätzlich<br />

sehr wichtig, dass wir technologieoffen sind.<br />

Es ist kurzsichtig, nur auf eine Technologie zu<br />

setzen. Deshalb macht es Sinn, dass es bei der<br />

Elektromobilität einen Wettbewerb von Batterie<br />

und Brennstoffzelle – beide haben Vor- und<br />

Nachteile. Am Ende soll der Kunde entscheiden<br />

können, womit er fahren will.<br />

Dr. Alexander Montebaur: Ich bin kein Experte<br />

für Kraftfahrzeugtechnik. Aber was ich<br />

mir sehr wohl in Richtung Wasserstofftechnik<br />

vorstellen kann, ist, dass wir mit Wasserstoff<br />

vor allem auf den größeren Verkehr gehen –<br />

auf den Schwerlastverkehr, die Binnenschifffahrt,<br />

auf die Kreuzfahrtschiffe. Also jene<br />

Verkehrsmittel, die gewichts- und platzmäßig<br />

mehr Raum haben, um eine Wasserstofflösung<br />

aufzunehmen. Im Pkw ist man diesbezüglich<br />

immer begrenzt. Da geht sicher<br />

auch eine Brennstoffzelle. Aber wenn man<br />

klimapolitisch einen Effekt erzielen will, muss<br />

der Fokus viel stärker auf dem Güterverkehr<br />

und den großen Verkehrsmitteln liegen, die<br />

heute noch mit Schweröl und Diesel fahren.<br />

Da kann die Wasserstoffwirtschaft einen<br />

großen Beitrag leisten, zumal sie eine ideale<br />

Ergänzung zu unserer fluktuierenden Windenergie<br />

ist. Dort, wo wir Wind im Überschuss<br />

haben, kann Wasserstoff erzeugt werden.<br />

Bodo Rodestock: Ich<br />

denke, dass eine Koexistenz<br />

beider Technologien<br />

langfristig möglich<br />

beziehungsweise auch<br />

unumgänglich ist. Beide<br />

Technologien haben besonders<br />

geeignete Einsatzgebiete und sie ergänzen<br />

sich komplementär recht gut. Das Thema<br />

E-Mobilität hat Zukunft, und es wird uns noch<br />

lange beschäftigen. Wir tun allerdings gut<br />

daran, uns eine technologische Offenheit zu<br />

bewahren. Das ist die Voraussetzung für neue<br />

Entwicklungen, die sich in der Praxis beweisen<br />

müssen. Es wird nicht die eine Lösung für alles<br />

geben, und deshalb bin ich überzeugt davon,<br />

dass auch Wasserstoff eine große Zukunft<br />

hat. Die angesprochene Koexistenz zeigt sich<br />

für uns als Unternehmen auch im Verhältnis<br />

zur EnBW AG: Wir als VNG sind ein Gaskonzern<br />

und setzen deshalb unter anderem auch auf<br />

das Thema Wasserstoff, während EnBW als<br />

unsere Muttergesellschaft auf Elektromobilität<br />

setzt.<br />

Foto: W+M


ADVERTORIAL<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 29<br />

INNOVATIV<br />

AUFGEROLLT<br />

Der Etikettierexperte Herma investiert die höchste Summe der<br />

Unternehmensgeschichte in ein neues Beschichtungswerk und nutzt<br />

dafür eine attraktive KfW-Förderung für Energieeffizienzvorhaben.<br />

Meter langen Beschichtungsanlagen bei einer<br />

Geschwindigkeit von bis zu 1.100 Metern pro<br />

Minute mit Silikon und Klebstoff beschichtet<br />

und ein mehrlagiger Verbund, das sogenannte<br />

Haftmaterial, hergestellt. Sechs Tage, rund um<br />

die Uhr, laufen die Papier- und Folienbahnen<br />

durch die Anlagen und haben nach dem Beschichten<br />

eine Temperatur von etwa 30 Grad.<br />

Um diese Rollen im nächsten Produktionsschritt<br />

mit höchster Qualität weiterverarbeiten<br />

zu können, muss der Klebstoff vollständig<br />

abkühlen. Und diese Pause wird in Zukunft effizient<br />

genutzt: „Die Rollen werden in ein<br />

speziell dafür angeordnetes Lager<br />

entlang des Materialflusses<br />

gebracht und decken dort den<br />

kompletten Heizbedarf“,<br />

sagt Baumgärtner.<br />

Rund 100 Mio. Euro kostet<br />

das Gesamtvorhaben. 20<br />

Mio. davon finanzierte<br />

Herma mit einem Förderkredit<br />

zur Steigerung der<br />

Energieeffizienz. Aufgrund<br />

dieses sehr ambitionierten Ziels<br />

kann Herma einen Tilgungszuschuss<br />

von mehr als 2,6 Mio. Euro realisieren, der die<br />

zurückzuzahlende Kreditsumme mindert.<br />

Der Baustellenlärm ebbt langsam ab. Die Gebäude<br />

sind fertiggestellt, im <strong>Herbst</strong> startet die<br />

energieoptimal durchdacht. Maßnahmen wie<br />

zusätzliche Isolierungen, eine moderne Pro-<br />

Bundesförderung für Energieeffizienz<br />

in der Wirtschaft<br />

Die KfW-Förderung für Weiterdenker, die in<br />

Produktion. Auf 50.000 Quadratmetern baut<br />

zesskühlung und -trocknung sowie effizientere<br />

Energieeinsparung investieren. Günstige Kredite<br />

Herma ein neues Beschichtungswerk und setzt<br />

Raumlufttechnik sparen Energie.<br />

mit bis zu 55 % Tilgungszuschuss aus Mitteln<br />

damit Maßstäbe in Sachen Energieeffizienz.<br />

Besonders hoch ist der Energieverbrauch bei<br />

des BMWi.<br />

Ob Haftmaterialien, Selbstklebeprodukte oder<br />

der Herstellung des Haftmaterials. Dabei wer-<br />

hochmoderne Etikettiermaschinen – Herma gilt<br />

den Rohpapier- und Folienrollen in über 100<br />

Alle Infos auf: www.kfw.de/295<br />

seit 113 Jahren als Pionier seiner Branche.<br />

Im Jahr 1906 in Stuttgart von Heinrich Hermann<br />

Foto: KfW Bankengruppe/Roderick Aichinger, Quelle Grafik: KfW <strong>2019</strong><br />

mit zwei Mitarbeitern gegründet, hat Herma<br />

aktuell 1.051 Beschäftigte und ist der größte<br />

Arbeitgeber im baden-württembergischen<br />

Filderstadt. Aber eben auch ein großer Energieverbraucher.<br />

Allein im letzten Jahr verbrauchte<br />

der Betrieb etwa 16 Mio. Kilowattstunden<br />

Strom und knapp 30 Mio. Kilowattstunden Gas.<br />

Als die Geschäftsleitung beschloss, ein weiteres<br />

Werk am Standort zu bauen, war die Zielvorgabe<br />

klar. „Als Fertigungsunternehmen hat Energieeffizienz<br />

für uns eine große Bedeutung, um<br />

wettbewerbsfähig zu bleiben“, sagt Geschäftsführer<br />

Dr. Thomas Baumgärtner. Zwei Jahre<br />

lang wurden alle Fertigungsprozesse genau<br />

überprüft. Herausgekommen ist ein Energieeinsparkonzept<br />

mit 50 Einzelmaßnahmen.<br />

Die neue Produktionshalle besteht aus fünf<br />

würfelartigen Gebäudeteilen. Jeder Bereich ist<br />

Effizient investieren<br />

Unternehmer haben viele Möglichkeiten, Ressourcen zu<br />

schonen und Energiekosten zu sparen. Die KfW fördert<br />

Investitionen in Gebäude, Technologien und erneuerbare<br />

Energien. Ein Überblick über Modernisierungen, die sich<br />

auszahlen – für Unternehmen und Umwelt.<br />

Vermeidung von Abwärme<br />

durch optimal gedämmte<br />

Rohrleitungen sowie Nutzung<br />

von Prozesswärme durch<br />

Wärmerückgewinnung<br />

Dämmung von Wänden,<br />

Dächern, Geschossdecken<br />

und Bodenflächen<br />

Bauen und Sanieren<br />

Druckluſt-, Vakuum-,<br />

Wir fördern den Neubau, den<br />

Absaugtechnik<br />

Kauf und die Sanierung von<br />

Gewerbegebäuden mit dem Ziel<br />

der Energieeinsparung.<br />

Raumluſt- und<br />

Informationen finden Sie unter<br />

klimatechnische<br />

www.kfw.de/276<br />

Anlagen<br />

Aufbereitung<br />

von Fenstern,<br />

Vorhangfassaden,<br />

Außentüren,<br />

Toren<br />

Beleuchtung<br />

Mess-, Steuer-,<br />

Heizungsanlagen<br />

Regelungstechnik sowie<br />

Gebäudeautomation<br />

Anlagen und Prozesse<br />

Wir fördern Investitionen in<br />

Anlagen und Prozesse, die<br />

im laufenden Betrieb<br />

Energiekosten einsparen.<br />

Informationen finden Sie unter<br />

www.kfw.de/292 und<br />

www.kfw.de/295<br />

Informationsund<br />

Kommunikationstechnik<br />

Verminderung<br />

von Luſtverschmutzung<br />

Photovoltaikanlagen<br />

Optimierung<br />

von Verfahren<br />

Abwärme<br />

Wir fördern Anlagen zur<br />

Nutzung von Abwärme.<br />

Informationen finden Sie unter<br />

www.kfw.de/295<br />

Elektrische<br />

Antriebe, Pumpen<br />

Maschinen, Anlagen<br />

und Prozesstechnik<br />

Boden- und<br />

Grundwasserschutz<br />

Windkraſtanlagen<br />

Tiefengeothermie<br />

Abwasserreinigung<br />

und -vermeidung<br />

Abfallvermeidung<br />

Erneuerbare Energien<br />

Biogasanlagen<br />

Ladestationen:<br />

Strom/<br />

Wasserstoff<br />

Anschaffung von<br />

Fahrzeugen<br />

mit alternativen<br />

Antriebstechniken<br />

Ressourceneffizienz/<br />

Materialeinsparung<br />

Wir fördern Anlagen zur<br />

Strom- und Wärmeerzeugung.<br />

Informationen finden Sie unter<br />

www.kfw.de/270, www.kfw.de/271<br />

und www.kfw.de/295<br />

Umweltschutz und<br />

Nachhaltigkeit<br />

Wir fördern Maßnahmen, die<br />

Ressourcen schonen oder<br />

Emissionen reduzieren.<br />

Informationen finden Sie unter<br />

www.kfw.de/240<br />

5


30 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

INTERNATIONALE MÄRKTE<br />

„Wir werden<br />

weiter sehr<br />

gute Jahre<br />

im Export<br />

haben.“<br />

Michael Kotzbauer, Bereichsvorstand Mittelstandsbank<br />

Mitte/Ost der Commerzbank<br />

AG, im W+M-Interview über die Internationalisierung<br />

des ostdeutschen Mittelstands,<br />

die Konflikte im Welthandel und die Expertise<br />

der Commerzbank AG im Auslandsgeschäft.<br />

W+M: Herr Kotzbauer, die Commerzbank AG möchte im<br />

Mittelstandssegment weiter wachsen. Wie gut sind Sie auf<br />

diesem Weg in Ostdeutschland vorangekommen?<br />

Michael Kotzbauer: In den ersten acht Monaten dieses Jahres<br />

ist unser Kreditvolumen im ostdeutschen Firmenkundengeschäft<br />

um rund zwei Prozent gestiegen. Mit diesem Ergebnis können wir<br />

sehr zufrieden sein. Darüber hinaus haben wir in Ostdeutschland<br />

im ersten Halbjahr in einem hart umkämpften Markt mehr als 100<br />

neue Firmenkunden hinzugewonnen. Dieses Wachstum konnten wir<br />

vor allem im breiten Mittelstand in einer Unternehmensgröße unter<br />

100 Millionen Euro Umsatz verzeichnen. Das spricht für die Attraktivität<br />

unserer Produkte und unserer Beratung, beispielsweise wenn<br />

mittelständische Unternehmen auf internationale Märkte expandieren<br />

wollen.<br />

Tor zu Welt: Über den Hafen von Antwerpen<br />

werden viele Exporte abgewickelt.<br />

W+M: Über die gegenwärtigen Risiken im Auslandsgeschäft hat die<br />

Commerzbank AG aktuell eine Studie vorgelegt, deren Ergebnisse für<br />

Ostdeutschland W+M exklusiv vorliegen. Wie verunsichert ist, Ihren Erkenntnissen<br />

zufolge, der ostdeutsche Mittelstand angesichts wachsender<br />

Konflikte im Welthandel?<br />

Michael Kotzbauer: Die mittelständische Wirtschaft befindet sich zurzeit<br />

generell in einer Phase zunehmender Unsicherheit. Das betrifft nicht nur den<br />

internationalen Handel. Auch auf den heimischen Märkten drängen sich den<br />

Unternehmen zahlreiche Fragen auf. Gelingt beispielsweise die Digitalisierung<br />

Foto: Bild von Jan Paulussen auf Pixabay


INTERNATIONALE MÄRKTE<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 31<br />

Foto: W+M, Quelle Grafik: 19. Studie der Unternehmerperspektiven, Commerzbank AG<br />

der Wirtschaft? In vielen Regionen<br />

- übrigens in Deutschland<br />

insgesamt - fehlt<br />

immer noch der Zugang<br />

zum schnellen Internet.<br />

Dies wird immer<br />

mehr zum Wettbewerbsnachteil,<br />

etwa<br />

wenn Kundenvertriebswege<br />

digitalisiert<br />

werden sollen. Auch der<br />

Fachkräftemangel hemmt<br />

das Wachstum – das bereitet<br />

beispielsweise Speditionen Sorge,<br />

die händeringend Lkw-Fahrer suchen. Auch<br />

die IT-Branche benötigt dringend hochqualifizierte<br />

Fachkräfte. Hinzu kommen dann noch,<br />

wie Sie ganz richtig anmerken, die Krisen auf<br />

den Weltmärkten ...<br />

W+M: ... für die gegenwärtig keine Lösungen<br />

in Sicht sind?<br />

Michael Kotzbauer: Leider. Das ist mittlerweile<br />

in das Bewusstsein vieler ost- wie auch<br />

westdeutscher Mittelständler eingedrungen:<br />

Die Krisen haben sich nicht, wie Anfang des<br />

Jahres noch gehofft, aufgelöst, sondern, im<br />

Gegenteil, verstetigt. Das gilt für den Handelskonflikt<br />

zwischen den USA und China ebenso<br />

wie für den Austritt Großbritanniens aus der<br />

Europäischen Union. Auch außenpolitische<br />

Experten können momentan keine realistische<br />

Einschätzung abgeben, wann und wie diese<br />

Konflikte gelöst werden. Unsere Studie hat ergeben,<br />

dass mehr als die Hälfte – 60 Prozent<br />

– der ostdeutschen Unternehmen mit einer<br />

abnehmenden Planungssicherheit rechnet.<br />

W+M: Welche Konsequenzen sollten die<br />

Unternehmen daraus ziehen?<br />

Michael Kotzbauer: Im Osten wie im<br />

Westen: Die Konsequenz darf auf keinen<br />

Fall heißen, sich aus dem Auslandsgeschäft<br />

zurückzuziehen. Panik ist im Exporthandel<br />

der falsche Ratgeber. Und die wirtschaftlichen<br />

Daten zeigen ja zum Glück auch, dass sich die<br />

Exporttätigkeit zunächst fortsetzt und die Unternehmen<br />

sich von den politischen Unwägbarkeiten<br />

nicht abschrecken lassen. Dies ist<br />

wiederum auch ein Vorteil länger währender<br />

Krisen: Die Unternehmen haben gelernt, sich<br />

darauf einzustellen.<br />

W+M: Wie beurteilen Sie die Exportstärke<br />

der ostdeutschen Wirtschaft?<br />

Michael Kotzbauer: Aus<br />

Ostdeutschland heraus exportieren,<br />

so das Ergebnis<br />

unserer Studie, etwa 36<br />

VERTRIEB VON PRODUKTEN ODER DIENSTLEISTUNGEN<br />

IM AUSLAND<br />

Frage: „Sind Teile der Wertschöpfungskette in Ihrem Unternehmen internationalisiert?“<br />

findet statt ist eine Option kommt nicht infrage<br />

Angaben in Prozent, an Hundert Fehlende: weiß nicht/keine Angabe<br />

Basis: Bundesdurchschnitt n=2.000 befragte Unternehmen, regionale Stichprobe n=362 befragte Unternehmen<br />

36<br />

OST-<br />

DEUTSCHLAND<br />

56<br />

Prozent der Unternehmen.<br />

Da ist noch<br />

deutlich Luft nach<br />

oben, beispielsweise<br />

im Maschinenbau oder<br />

der Konsumgüterindustrie.<br />

Denn wer nicht in das<br />

Auslandsgeschäft investiert,<br />

verspielt auch Chancen für<br />

die Zukunft seines Unternehmens.<br />

85 Prozent der ostdeutschen Unternehmen<br />

sagen, dass „German solutions“, die Lösungskapazität<br />

deutscher Produkte und Verfahren,<br />

auf den globalen Märkten nach wie vor Exportschlager<br />

sind. In China wird beispielsweise<br />

deutsche Kompetenz bei Themen wie Recycling<br />

oder Ressourcenschonung stark nachgefragt.<br />

Deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass wir<br />

weiter gute Jahre im Export haben werden.<br />

W+M: Wie kann die Commerzbank ihren<br />

Kunden dabei helfen, Chancen auf den internationalen<br />

Märkten zu ergreifen?<br />

Michael Kotzbauer: Wir registrieren seit<br />

geraumer Zeit, dass traditionelle Themen des<br />

8<br />

Außenhandels wieder stärker in den Fokus rücken.<br />

Dazu gehören Produkte zur Absicherung<br />

der Zahlungsströme im Export ebenso wie eine<br />

kluge Handhabung der Währungsrisiken. Hier<br />

können wir unsere Expertise im Auslandsgeschäft<br />

ins Spiel bringen, nicht nur, weil wir in<br />

zahlreichen Ländern Repräsentanzen unterhalten,<br />

sondern weil wir den deutschen Mittelstand<br />

seit fast 150 Jahren bei der Expansion<br />

ins Ausland begleiten. Hier verstehen wir uns<br />

als strategischer Partner, der hilft, die Risiken<br />

im Export für die Unternehmen sachkundig zu<br />

bewerten.<br />

W+M: Herr Kotzbauer, abschließend noch<br />

ein Blick in die Zukunft der Commerzbank AG:<br />

Mit Beginn des Jahres <strong>2020</strong> ersetzt Roland<br />

Boekhout, bisher Manager bei der ING, den jetzigen<br />

Firmenkundenvorstand Michael Reuther.<br />

Was wird sich mit dem Wechsel an der Spitze<br />

des Firmenkundengeschäfts ändern?<br />

Michael Kotzbauer: Jeder Firmenkundenvorstand<br />

bringt sich natürlich in die Strategie<br />

der Bank ein – das ist seine Aufgabe. Roland<br />

Boekhout bringt sehr viel Erfahrung in wichtigen<br />

Themen wie beispielsweise der Transformation<br />

und Digitalisierung des Bankgeschäfts<br />

mit. Seine neuen Impulse, da bin ich mir<br />

sicher, werden helfen, das Erfolgsmodell der<br />

Commerzbank AG als Bank für den deutschen<br />

Mittelstand weiter auszubauen.<br />

52<br />

BUNDES-<br />

DURCHSCHNTT<br />

42<br />

6


32 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

INTERNATIONALE MÄRKTE<br />

ABSATZMÄRKTE<br />

Frage: „Welche der folgenden Länder bzw. Regionen sind Absatzmärkte für Ihr Unternehmen?“ Ostdeutschland Bundesrepublik<br />

A n g a b e n i n Proze n t, a n H u n d e rt Fe h l e n d e:<br />

weiß nicht/keine Angabe<br />

B a s i s: B u n d e s d u rch s ch n i t t n =2.0 0 0 b e f ra g t e<br />

U n t e rnehmen, re g i o n a l e St i ch p ro b e n = 362 b e f ra g t e<br />

Unternehmen<br />

KANADA<br />

5<br />

14<br />

AFRIKA<br />

7<br />

13<br />

USA<br />

12<br />

22<br />

BRASILIEN<br />

6<br />

12<br />

ZU ERWARTENDE ENTWICKLUNGEN<br />

IN DEN NÄCHSTEN EIN BIS ZWEI JAHREN<br />

Frage: „Rechnet Ihr Unternehmen für die nächsten ein bis zwei Jahre mit den folgenden Entwicklungen?“ Ostdeutschland Bundesrepublik<br />

Angaben in Prozent, an Hundert Fehlende: weiß nicht/keine Angabe B a s i s: B u n d e s d u rch s ch n i t t n =2.0 0 0 b e f ra g t e U n t e rnehmen,<br />

regionale Stichprobe n=362 befragte Unternehmen<br />

INSGESAMT GERINGERE PLANUNGSSICHERHEIT<br />

60<br />

64<br />

EINE GENERELLE KONJUNKTURELLE EINTRÜBUNG<br />

GERINGERE NACHFRAGE IM DEUTSCHEN MARKT<br />

ZUNEHMENDE HANDELSBARRIEREN IN<br />

AUSLANDSMÄRKTEN<br />

ABSATZRÜCKGÄNGE IN BESTEHENDEN<br />

AUSLANDSMÄRKTEN<br />

POSITIVE EFFEKTE DURCH HANDELSKONFLIKTE<br />

ZWISCHEN ANDEREN LÄNDERN WIE Z. B.<br />

ZWISCHEN USA UND CHINA<br />

14<br />

20<br />

24<br />

25<br />

30<br />

33<br />

37<br />

37<br />

49<br />

61<br />

Mehr Hintergründe zum Export<br />

ostdeutscher Firmen lesen Sie im<br />

Interview mit GTAI-Chef<br />

Dr. Robert Hermann unter<br />

www.wirtschaft-markt.de<br />

Foto: W+M, Quelle Grafik: 19. Studie der Unternehmerperspektiven, Commerzbank AG


INTERNATIONALE MÄRKTE<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 33<br />

GROß-<br />

BRITANNIEN<br />

NUR DEUTSCHLAND<br />

19<br />

29<br />

64 48<br />

RUSSLAND<br />

11<br />

18<br />

Quelle Grafik: 19. Studie der Unternehmerperspektiven, Commerzbank AG<br />

EURORAUM<br />

Exkl. Deutschland<br />

33<br />

47<br />

ITALIEN<br />

26 15 CHINA<br />

SCHWEIZ<br />

23<br />

37<br />

TÜRKEI<br />

9<br />

18<br />

INDIEN<br />

3<br />

13<br />

11<br />

22<br />

JAPAN<br />

5<br />

14<br />

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34 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

POLITIK<br />

„INVESTOREN SCHAUEN SEHR<br />

GENAU HIN, IN WELCHEM<br />

UMFELD SIE INVESTIEREN.“<br />

INTERVIEW MIT MANUELA SCHWESIG (SPD), MINISTERPRÄSIDENTIN<br />

IN MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

1974<br />

1995<br />

2017<br />

FRANKFURT (ODER)<br />

DIPLOM-FINANZWIRTIN (FH)<br />

MINISTERPRÄSIDENTIN DES<br />

LANDES MECKLENBURG-<br />

VORPOMMERN<br />

W+M : Frau Schwesig, die AfD hat bei den<br />

jüngsten Wahlen im Osten stark zugelegt.<br />

Haben Sie eine Erklärung dafür ?<br />

Manuela Schwesig : Es gelingt der AfD leider,<br />

den gesellschaftlichen Unmut einzusammeln.<br />

Wenn man sich die Entwicklung der Partei<br />

anschaut, dann ist klar, dass das Thema Flüchtlingspolitik<br />

eine entscheidende Rolle beim Erstarken<br />

der AfD gespielt hat. Aber die Zahl der<br />

nach Deutschland kommenden Flüchtlinge ist<br />

seit 2016 deutlich zurückgegangen. Trotzdem<br />

hat die AfD bei den Wahlen dazugewonnen. Das<br />

zeigt, dass die Ursachen tiefer liegen.<br />

W+M : Wie lassen sich zur AfD abgewanderte<br />

Wähler aus Ihrer Sicht wieder zurückgewinnen ?<br />

Manuela Schwesig : Wir müssen auf<br />

Bundesebene und Landesebene mit guter<br />

Regierungsarbeit überzeugen und für konkrete<br />

Verbesserungen für die Bürgerinnen und<br />

Bürger sorgen. Bei uns im Land schaffen wir<br />

beispielsweise gerade die Elternbeiträge für<br />

die Kita ab, für Krippe, Kindergarten, Hort und<br />

Tagespflege. Damit machen wir nicht nur das<br />

Kita-Angebot attraktiver. Das ist zugleich auch<br />

die größte Familienentlastung in der Geschichte<br />

unseres Landes.


POLITIK<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 35<br />

W+M : Auch in Ihrem Bundesland trifft die<br />

AfD auf recht starken Zuspruch. Welche Strategie<br />

setzen Sie als Ministerpräsidentin und<br />

Ihre gesamte Landesregierung dagegen ?<br />

Manuela Schwesig : Wir setzen auf gute Regierungsarbeit<br />

und auf Dialog mit den Bürgerinnen<br />

und Bürgern. Ich bin als Ministerpräsidentin<br />

viel im Land unterwegs, ebenso wie die<br />

Ministerinnen und Minister. Dazu kommt bei<br />

uns die Veranstaltungsreihe „Landesregierung<br />

vor Ort“. Die Ministerinnen und Minister bieten<br />

regelmäßig Bürgerforen im ganzen Land an.<br />

Da hören wir zu und nehmen Anregungen auf.<br />

Wir erläutern aber auch, was wir als Landesregierung<br />

tun und wo es noch Schwierigkeiten<br />

gibt. Ich habe sehr gute Erfahrung mit diesen<br />

Dialogformaten gemacht.<br />

W+M : Befürchten Sie, dass das Erstarken<br />

der AfD internationale Investoren von einem<br />

Engagement in den neuen Ländern abbringen<br />

könnte ?<br />

Manuela Schwesig :<br />

Dafür gibt es zum<br />

Glück bislang keine<br />

„ES FEHLTE IN DEN<br />

LETZTEN 30 JAHREN<br />

LEIDER ALLZU OFT AN<br />

RESPEKT VOR<br />

OSTDEUTSCHEN<br />

LEBENSLEISTUNGEN.“<br />

und Wähler positiv bewertet wurde. Das zeigt :<br />

Die Ursachen für die Schwierigkeiten liegen<br />

weniger in den Ländern. Es ist die Stimmung<br />

im Osten insgesamt. Und fairerweise muss<br />

man sagen, dass die SPD auf Bundesebene in<br />

den letzten Monaten den Wahlkämpfern vor<br />

Ort keinen Rückenwind gegeben hat.<br />

W+M : Nachfrage : Ist die SPD in den neuen<br />

Ländern zu weit weg von den einfachen Menschen<br />

oder sind ihre Themen zu beliebig ?<br />

Manuela Schwesig : Weder noch. Ich habe den<br />

Eindruck, dass wir mit unseren Themen nahe bei<br />

den Menschen sind. Ein Beispiel : Wir kämpfen<br />

auf Bundesebene dafür, dass die Grundrente<br />

endlich kommt. Das ist ein klassisch sozialdemokratisches<br />

Thema. In den ostdeutschen<br />

Ländern geht jetzt die Generation in Rente, die<br />

in den Jahren nach 1990 oft nur unterdurchschnittliche<br />

Löhne erhalten hat. Für mich ist<br />

klar : Wer sein Leben lang gearbeitet hat, muss<br />

am Ende seines Arbeitslebens mehr Rente<br />

erhalten als derjenige, der das nicht getan hat.<br />

Deshalb brauchen wir<br />

eine Grundrente für<br />

Manuela Schwesig<br />

langjährige Beschäftigte,<br />

die über der Mindestsicherung<br />

liegt.<br />

W+M : Ihr Bundesland<br />

gehört zu den<br />

ganz wenigen Regionen<br />

Ostdeutschlands,<br />

in denen die SPD<br />

nach wie vor gute<br />

Umfragewerte erhält.<br />

Verraten Sie uns Ihr<br />

Erfolgsrezept ?<br />

Anzeichen. Aber klar<br />

ist auch : Investoren<br />

schauen sehr<br />

genau hin, in welchem<br />

Umfeld sie investieren.<br />

Und natürlich<br />

spielt es eine Rolle,<br />

wie gut ausländische<br />

Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer bei<br />

uns leben können. Ich<br />

bin deshalb sehr froh,<br />

dass sich die Wirtschaft<br />

bei uns in Mecklenburg-Vorpommern Manuela Schwesig : Es wäre illusorisch zu<br />

sehr klar für eine offene Gesellschaft einsetzt. glauben, dass die Stimmung auf Bundesebene<br />

spurlos an uns vorbeigeht. Aber wir haben<br />

W+M : Kommen wir zu Ihrer Partei, der SPD. das klare Ziel, bei der nächsten Landtagswahl<br />

Sie hat – wenn wir bei den jüngsten Wahlen wieder stärkste Kraft im Land zu werden.<br />

bleiben – in den neuen Ländern enorme Stimmenverluste<br />

zu beklagen. Was macht die SPD Bürgerinnen und Bürgern deutlich, wofür die<br />

Deshalb mache ich in den Gesprächen mit den<br />

im Osten falsch ?<br />

SPD in Mecklenburg-Vorpommern steht. Wir<br />

bringen das Land wirtschaftlich voran, damit<br />

Manuela Schwesig : Ich freue mich darüber, Arbeitsplätze entstehen und gesichert werden<br />

dass Dietmar Woidke seine erfolgreiche<br />

und damit wir auch bei der Lohnangleichung<br />

Arbeit als Ministerpräsident in Brandenburg vorankommen. Und wir sind die Partei, die für<br />

fortsetzen kann. In absoluten Zahlen hat die einen starken sozialen Zusammenhalt eintritt,<br />

SPD dort sogar Stimmen hinzugewonnen. In die Familien und Kinder, aber auch die Älteren<br />

Sachsen hatte es die SPD sehr schwer, obwohl in unserer Gesellschaft unterstützt. Zum Beispiel<br />

mit der beitragsfreien Kita oder unserem<br />

die Arbeit von Martin Dulig als Wirtschaftsminister<br />

von einer Mehrheit der Wählerinnen Eintreten für die Grundrente.<br />

W+M : In Ihrem Bundesland stehen erst im<br />

Jahr 2021 wieder Landtagswahlen an. Was haben<br />

Sie für Ihre eigene Arbeit als Regierungschefin<br />

aus den jüngsten Wahlen gelernt ?<br />

Manuela Schwesig : Das Ergebnis der Wahlen<br />

zeigt, dass die Ministerpräsidenten auch<br />

in diesen schwierigen Zeiten gute Chancen<br />

haben, mit ihrer Partei stärkste Kraft zu<br />

werden. Das wünsche ich mir natürlich auch<br />

2021 bei uns.<br />

W+M : Was muss die Sozialdemokratie tun,<br />

um nicht nur einen weiteren Absturz zu verhindern,<br />

sondern um wieder die Statur einer<br />

Volkspartei in Deutschland zu bekommen ?<br />

Zur Person<br />

Manuela Schwesig wurde am<br />

23. Mai 1974 in Frankfurt (Oder)<br />

geboren. Nach dem Abitur absolvierte<br />

sie ein Studium an der<br />

brandenburgischen Fachhochschule<br />

für Finanzen, das sie als<br />

Diplom-Finanzwirtin abschloss.<br />

Anschließend nahm sie im Finanzamt<br />

Schwerin eine Tätigkeit<br />

als Steuerfahndungsprüferin auf.<br />

Im Jahr 2003 trat Schwesig in die<br />

SPD ein. Von 2008 bis 2013 war<br />

sie Sozialministerin in Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Ende 2013<br />

wechselte sie in die Bundesregierung<br />

– als Bundesfamilienministerin.<br />

Seit dem 4. Juli 2017 ist sie<br />

Ministerpräsidentin in Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Sie übernahm<br />

das Amt von Erwin Sellering<br />

(SPD), der aus gesundheitlichen<br />

Gründen zurückgetreten war.<br />

Manuela Schwesig ist verheiratet<br />

und Mutter zweier Kinder.


36<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

POLITIK<br />

Manuela Schwesig : Zunächst einmal<br />

müssen wir die Parteispitze neu besetzen.<br />

Dann müssen wir wieder an Profil gewinnen.<br />

Ich bin davon überzeugt, dass die SPD gerade<br />

in Zeiten einer wachsenden gesellschaftlichen<br />

Spaltung gebraucht wird. Denn wir sind<br />

die Partei, die die Dinge zusammenführt. Wir<br />

stehen für eine starke Wirtschaft, für sozialen<br />

Zusammenhalt, für den Schutz der Umwelt<br />

und unserer natürlichen Lebensgrundlagen.<br />

Und nicht nur für eines dieser Ziele wie CDU/<br />

CSU, Linke und Grüne.<br />

W+M : Wäre eine Fusion mit den Linken eine<br />

Option für Sie ?<br />

Manuela Schwesig : Nein. Man kann<br />

rückblickend sicher darüber streiten, ob die<br />

SPD nach 1990 ehemalige SED-Mitglieder<br />

zur Mitarbeit in unserer Partei hätte einladen<br />

sollen. Vielleicht hätte sich die PDS und<br />

spätere Linke dann nie etabliert. Man darf aber<br />

nicht vergessen, dass sich<br />

die SDP im <strong>Herbst</strong> 1989<br />

gegen die SED-Herrschaft<br />

gegründet<br />

hat. Und zwar mit einem erheblichen Risiko<br />

für die Parteigründer. Es war ja nicht klar, dass<br />

die friedliche Revolution gut ausgehen würde.<br />

Diese Konstellation hat das Verhältnis zwischen<br />

SPD und PDS in den ersten Jahren nach<br />

der friedlichen Revolution stark geprägt. Erst<br />

mit der ersten rot-roten Landesregierung unter<br />

Ministerpräsident Harald Ringstorff 1998<br />

hier in Mecklenburg-Vorpommern ist so etwas<br />

wie Normalität in das Verhältnis zwischen<br />

SPD und PDS eingekehrt. Ich sehe weder in der<br />

einen noch in der anderen Partei den Wunsch<br />

nach einer Fusion.<br />

W+M : Insgesamt betrachtet hat sich 30 Jahre<br />

nach dem Mauerfall und 29 Jahre nach der<br />

deutschen Wiedervereinigung die Stimmung<br />

bei den Ostdeutschen stark eingetrübt. Von<br />

der einstigen Euphorie ist nicht so viel übrig.<br />

Sind die „Ossis“ einfach nur undankbar oder wo<br />

liegen aus Ihrer Sicht die größten Defizite beim<br />

Zusammenwachsen von Ost und West ?<br />

Manuela Schwesig : Ich warne vor<br />

Schwarz-Weiß-Malerei. Die Landesregierung<br />

in Mecklenburg-Vorpom-<br />

> Seit 2017 Ministerpräsidentin:<br />

Manuela Schwesig.<br />

mern führt einmal im Jahr eine Meinungsumfrage<br />

durch, den MV-Monitor. Aktuell sagen<br />

da 88 Prozent, dass sich unser Land seit der<br />

Deutschen Einheit gut oder sogar sehr gut<br />

entwickelt hat. Die Menschen sehen also die<br />

Fortschritte. Sie wissen aber auch sehr genau,<br />

wo Defizite bestehen. Wir haben trotz aller<br />

Fortschritte immer noch wirtschaftlichen<br />

Rückstand. Es gibt auch 30 Jahre nach der<br />

friedlichen Revolution noch keine gleichen<br />

Löhne und keine gleichen Renten. Und es<br />

fehlte in den letzten 30 Jahren leider allzu oft<br />

an Respekt vor ostdeutschen Lebensleistungen.<br />

Zu einer ehrlichen Bilanz gehören die<br />

Fortschritte und die Defizite.<br />

W+M : Eine starke Wirtschaft ist die Grundlage<br />

für Beschäftigung und Wohlstand. Wie ist<br />

es um die Unternehmen in Ihrem Land aktuell<br />

bestellt – vor dem Hintergrund des Brexits,<br />

der restriktiven Handelspolitik des US-Präsidenten<br />

und der fortbestehenden Sanktionen<br />

gegen Russland ?<br />

Manuela Schwesig : Unser Land hat in den<br />

letzten Jahren deutlich an Wirtschaftskraft gewonnen.<br />

Wir sind vielleicht nicht so stark vom<br />

Export abhängig wie andere Bundesländer.<br />

Aber natürlich sehen wir auch die wirtschaftliche<br />

Entwicklung mit Sorge. Unsere wichtigste<br />

Antwort besteht darin, dass wir in Mecklenburg-Vorpommern<br />

mit dem Doppelhaushalt<br />

<strong>2020</strong>/2021, der gerade im Parlament beraten<br />

wird, die Investitionen nach oben schrauben.<br />

Wir verbessern insbesondere die digitale Infrastruktur<br />

im Land.<br />

W+M : In welche Wirtschaftsbranchen<br />

setzen Sie die größten Hoffnungen, wo gibt es<br />

Wachstumspotenzial ?<br />

Manuela Schwesig : Mecklenburg-Vorpommern<br />

wird von außen vor allem als Tourismusland<br />

wahrgenommen. Das ist unsere stärkste<br />

Branche. Aber wir haben noch viel mehr zu<br />

bieten. Ich sehe weiteres Wachstumspotenzial<br />

in der Gesundheitswirtschaft. Sie trägt<br />

in Mecklenburg-Vorpommern 15 Prozent zur<br />

Bruttowertschöpfung bei. Das ist der Spitzenwert<br />

bundesweit. Die maritime Wirtschaft bei<br />

uns im Land hat mit dem Kreuzfahrtschiffbau<br />

eine neue Perspektive gewonnen. Und ich bin<br />

davon überzeugt, dass Umwelttechnik und<br />

klimafreundliche Technologien an Bedeutung<br />

gewinnen werden. Das ist auch für die<br />

Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern eine<br />

große Chance.<br />

Foto: W+M


POLITIK <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 37<br />

FEST ETABLIERT: DAS<br />

DAVOS DES OSTENS<br />

OSTDEUTSCHES WIRTSCHAFTSFORUM FINDET<br />

<strong>2020</strong> BEREITS ZUM 5. MAL STATT<br />

Das OWF.ZUKUNFT, das im Mai <strong>2019</strong> in Bad Saarow stattfand, war nicht nur<br />

ein großer Erfolg, sondern es war eines der wenigen Ereignisse in den zurückliegenden<br />

Monaten, das eine durchweg positive Berichterstattung über Ostdeutschland<br />

in den wichtigsten deutschen Medien nach sich zog. Unter dem<br />

Titel „Zeitenwende“ trafen sich knapp 300 Vertreter aus Politik, Wirtschaft<br />

und Wissenschaft und diskutieren Zukunftschancen für die ostdeutsche Wirtschaft.<br />

Im Juni <strong>2020</strong> findet das OWF.ZUKUNFT zum fünften Mal statt.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> sprach mit dem Begründer und Veranstalter Frank Nehring.<br />

Das Ostdeutsche Wirtschaftsforum<br />

läuft unter der Marke OWF.ZUKUNFT<br />

und kokettiert damit, das Davos des<br />

Ostens zu sein? Was hat es damit auf<br />

sich?<br />

Frank Nehring: Wirtschaftsforen gibt es wie<br />

Sand am Meer. Große, kleine, internationale,<br />

nationale, regionale und lokale, aber es gibt kein<br />

Wirtschaftsforum für den Wirtschaftsraum der<br />

neuen Bundesländer und Berlin. Die meisten<br />

Foren beschäftigen sich mit der Gegenwart, und<br />

das ist auch richtig und wichtig. Wir aber glauben,<br />

dass wir zu wenig über die Zukunft sprechen und<br />

das gerade auf Ostdeutschland bezogen. Deshalb<br />

greifen wir Zukunftsthemen auf, und deshalb<br />

heißt die Marke auch OWF.ZUKUNFT. Wir wollen<br />

mit strategisch Interessierten aus Politik und<br />

Wirtschaft, aus der Wissenschaft und den Medien<br />

sprechen und Impulse setzen. Das tun wir in Bad<br />

Saarow, und da es auch bescheidene Ähnlichkeiten<br />

zum Geist von Davos gibt, ist unser OWF.<br />

ZUKUNFT eben auch das „Davos des Ostens“.<br />

Wirtschaftsmagazin, das bereits seit 1990 die<br />

Unternehmen und die wirtschaftliche Entwicklung<br />

Ostdeutschlands begleitet. Es war die Zeit<br />

um den 25. Jahrestag der Wiedervereinigung.<br />

Alle sprachen von dem Stolz auf das Erreichte,<br />

wussten aber auf die Fragen nach der Zukunft<br />

keine Antworten. Gerade die kleinen Unternehmen<br />

verfügten kaum über Strategien, schon gar<br />

nicht über Wachstumsstrategien, und bei vielen<br />

Politikern hatte man den Eindruck, dass die<br />

Wahlperiode den Zeitraum von Gegenwart bis<br />

Zukunft umfasste. Damit wollten wir uns nicht<br />

abfinden. So haben wir unseren Fokus konsequent<br />

auf die Zukunft gerichtet und entschieden,<br />

dass so ein Forum die richtige Plattform dafür<br />

ist.<br />

Bei der ersten Veranstaltung im Oktober 2016<br />

waren viele verunsichert, was es mit einem<br />

ostdeutschen Wirtschaftsforum auf sich<br />

haben sollte, waren doch die einen mehr norddeutsch,<br />

die andern mitteldeutsch – aber wer<br />

wollte schon ostdeutsch sein? Der damalige<br />

Foto: W+M / Susann Welscher<br />

Das OWF.ZUKUNFT findet <strong>2020</strong> bereits<br />

zum fünften Mal statt? Wie kam<br />

es überhaupt zu der Idee und wie hat<br />

sich das Forum in den Jahren seit 2016<br />

entwickelt?<br />

Frank Nehring: Genaugenommen kam die<br />

Idee aus unserer journalistischen Arbeit mit<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong>, dem ostdeutschen<br />

Vizekanzler Olaf Scholz (li.) mit OWF-Initiator Frank Nehring.


38<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

POLITIK<br />

In Bad Saarow dabei: Björn Böhning,<br />

Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium.<br />

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, die<br />

ostdeutschen Ministerpräsidenten, auch der<br />

Regierende Bürgermeister Berlins haben aber<br />

verstanden, was wir wollten und sind gekommen,<br />

um sich an der Diskussion zu beteiligen.<br />

Dieses Format hat sich sehr gut entwickelt,<br />

die Vertreter von Bund und Land sind uns treu<br />

geblieben, viele Unternehmen, Verbände und<br />

Verbünde sind dazu gekommen und bilden eine<br />

Community, die es so bislang noch nicht gab.<br />

Strategisch orientiert, an positiven Veränderungen<br />

interessiert, entstand ein neues<br />

Netzwerk, das von Jahr zu Jahr auch mehr die<br />

Medien und damit die Öffentlichkeit erreichte.<br />

Welche Themen werden<br />

im Juni <strong>2020</strong> im Mittelpunkt des<br />

OWF.ZUKUNFT stehen?<br />

Frank Nehring: Für unsere Themen gilt, dass<br />

sie global, europäisch, für Deutschland und<br />

natürlich auch Ostdeutschland gleichermaßen<br />

von Relevanz sein müssen. Deshalb stehen auf<br />

unserer Agenda die Digitalisierung, die Internationalisierung,<br />

der demografische Wandel und<br />

die Entwicklung von Stadt und Land.<br />

Erläuterte auf dem OWF sein Konzept<br />

für die Entwicklung von Industrie und<br />

Mittelstand: Bundeswirtschaftsminister<br />

Peter Altmaier.<br />

Unser Ziel ist es, kreative Denkansätze und<br />

Lösungen zu all diesen Themen zu diskutieren.<br />

Immer unter den Prämissen: Was sind<br />

die Zukunftsfelder für die hiesige Wirtschaft?<br />

Wo kann Ostdeutschland eine Führungsrolle<br />

spielen? Wie kann der Wirtschaftsstandort<br />

an Attraktivität gewinnen? Dabei kommt es<br />

immer weniger darauf an, dass nur Ostdeutsche<br />

ostdeutsche Themen besprechen. Nein,<br />

wir sind offen für Referenten und Teilnehmer<br />

aus allen Bundesländern und darüber hinaus.<br />

Unsere Agendathemen stehen vielleicht morgen<br />

auch als Themen auf der Tagesordnung<br />

anderer. So ist unser Verständnis. Wir wollen<br />

nicht Probleme beklagen, sondern Zeichen<br />

setzen.<br />

Im Fokus der Medien: Brandenburgs Ministerpräsident<br />

Dr. Dietmar Woidke.<br />

Diskussionsrunde mit Prof. Joachim Ragnitz (ifo), Sachsen-Anhalts<br />

Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff , Prof. Reint Gropp (IWH Halle) und<br />

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (v. li.).<br />

Ostbevollmächtigter Christian Hirte (3. v. li.) mit den Wirtschaftsministern<br />

Prof. Jörg Steinbach (2. v. li.) und Prof. Armin Willingmann (2. v. re.) sowie<br />

Unternehmern und Machern des ostdeutschen Wirtschaftsforums.<br />

Foto: W+M / Susann Welscher


POLITIK <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 39<br />

und Dienstag, den 15. und 16. Juni <strong>2020</strong>. Die<br />

beiden Tage sind kompakt mit Vorträgen, Diskussionsrunden,<br />

Workshops und weiterer Zeit<br />

für individuelle Netzwerkarbeit gefüllt.<br />

Foto: W+M / Susann Welscher<br />

GTAI-Geschäftsführer Dr. Robert Hermann (Mitte) umringt von den Chefs<br />

der ostdeutschen Landesfördergesellschaften.<br />

W+M: Was erwartet die Teilnehmer<br />

in Bad Saarow im Juni <strong>2020</strong>?<br />

Frank Nehring: Das OWF.ZUKUNFT wird vielgestaltiger.<br />

So starten wir bereits am Samstag,<br />

den 13. Juni <strong>2020</strong>, und werden mit ersten<br />

Teilnehmern kleinere Treffen und ein abendliches<br />

Get-together in einer Top-Location am<br />

Scharmützelsee durchführen. So geht es am<br />

Sonntag weiter: Erste Meetings, Netzwerktreffen,<br />

ein gemeinsamer<br />

Ausflug, unser<br />

Golfturnier und die<br />

abendliche Gala mit<br />

einem hochrangigen<br />

Gast aus Politik oder<br />

Wirtschaft sorgen für<br />

eine gute Einstimmung<br />

auf den Montag<br />

Thomas Kralinski, Staatssekretär und<br />

Bevollmächtigter des Landes Brandenburg<br />

beim Bund und für Medien.<br />

Wie können sich Teilnehmer anmelden<br />

und was kostet die Teilnahme?<br />

Frank Nehring: Interessierte können sich über<br />

unsere Webseite unter https://wirtschaft-<br />

markt.de/<strong>2019</strong>/05/15/<br />

owf-anmeldung/<br />

registrieren lassen.<br />

Sie erhalten dann eine<br />

offizielle Einladung und<br />

es erfolgt eine Abstimmung<br />

zu den konkreten<br />

Buchungswünschen.<br />

Vorrang haben Partner<br />

und Unterstützer des<br />

OWF. Die eigentliche<br />

Teilnahme ist kostenlos,<br />

abgesehen von optional<br />

buchbaren Angeboten.<br />

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40<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

50MACHER<br />

DER OSTDEUTSCHEN<br />

WIRTSCHAFT<br />

Der Mittelstand bildet das Rückgrat der ostdeutschen<br />

Wirtschaft. Große Konzerne sind auch 29 Jahre nach<br />

der deutschen Wiedervereinigung eher die Ausnahme.<br />

Taktgeber sind vielerorts die Chefs kleiner und mittelständischer<br />

Firmen – Familienunternehmer, Inhaber oder<br />

angestellte Manager, die über den Tellerrand des eigenen<br />

Betriebes hinausblicken, innovative Geschäftsmodelle<br />

entwickeln, Netzwerke pflegen und sich um soziale,<br />

kulturelle und sportliche Belange in ihren Regionen<br />

kümmern.<br />

In unserem Beitrag stellen wir 50 der wichtigsten Macher<br />

der ostdeutschen Wirtschaft vor. Uns ist bewusst, dass<br />

es zwischen Ostsee und Erzgebirge wesentlich mehr<br />

hoch engagierte Wirtschaftslenker gibt. In der künftigen<br />

Berichterstattung wird das Magazin WIRTSCHAFT+<br />

MARKT weitere dieser prägenden Unternehmerpersönlichkeiten<br />

in den Fokus rücken.<br />

Die 50 in diesem Beitrag vorgestellten Frauen und Männer<br />

stehen stellvertretend für das vielschichtige unternehmerische<br />

Engagement in den fünf neuen Ländern und<br />

Berlin. Die Auswahl der „Köpfe“ erfolgte nicht auf der<br />

Basis von Jahresumsätzen oder Beschäftigtenzahlen. Es<br />

ging darum, höchst unterschiedliche Geschichten und Lebenswege<br />

zu skizzieren – vom kleinen Handwerksmeister<br />

bis zum Präsidenten des Deutschen Industrie- und<br />

Handelskammertages.<br />

VON KARSTEN HINTZMANN UND MATTHIAS SALM


50<br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 41<br />

Foto: Rudall30 - Freepik.com


42<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

FriedemannKu nz<br />

Uwe Blau mann<br />

Rolf Seelige-Steinhoff<br />

MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

Dr. Christof Gü nther<br />

Sybille Kaiser<br />

Christof Qu eisser<br />

Prof. Han<br />

THÜRINGEN<br />

SACHSEN-ANHALT<br />

s B. Bau erfeind<br />

Bianca Zorn<br />

Dr. StefanTraeger<br />

Dr. Eric Schweitzer<br />

Prof. Dr. Christoph Meinel<br />

Katja Hillenbrand<br />

Prof. Dr. Axel Ekkern kamp<br />

BERLIN<br />

BRANDENBURG<br />

Dr. Holger Loclair<br />

SACHSEN<br />

MartinBu hl-Wagner<br />

Thomas Koch<br />

Ilona Glawion<br />

ChristianMü ller<br />

Foto: XXX ScanHaus Marlow GmbH, Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern, SEETELHOTELS Usedom, ALBA Group/Amin Akhtar, ukb/M. Hübner, 1.FC Union Berlin, InfraLeuna GmbH, Fotograf Matthias Wuttig, Rotkäppchen-Mumm<br />

Sektkellereien GmbH, ZORN INSTRUMENTS GmbH & Co. KG, HPI/Kay Herschelmann, W+M, Metallbau Glawion GmbH, Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH, Bauerfeind AG, Jenoptik AG, Micas AG, Leipziger Messe, AMAC-GARBE


50<br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 43<br />

BERLIN<br />

Martin Bergner, Vorstandssprecher der Zentralkonsum eG<br />

Prof. Dr. Axel Ekkernkamp, Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor<br />

des Unfallkrankenhauses Berlin<br />

Christian Herrmann, Geschäftsführer der Dr. Herrmann Gruppe<br />

Thomas Koch, Vorstandsvorsitzender der Koch Automobile AG<br />

Michael Kotzbauer, Bereichsvorstand Mittelstandsbank<br />

der Commerzbank AG<br />

Leonhard Lischka, Geschäftsführer der Lischka GmbH<br />

Dr. Eric Schweitzer, Vorstandsvorsitzender der ALBA Group<br />

Dr. Reinhard Uppenkamp, Vorstandsvorsitzender der BERLIN-CHEMIE AG<br />

SACHSEN<br />

Judith Borowski, Geschäftsführerin von Nomos Glashütte,<br />

Martin Buhl-Wagner, Geschäftsführer Leipziger Messe<br />

Dr. Holger Födisch, Vorstand Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG<br />

Rainer Gläß, Vorstandsvorsitzender GK Software SE<br />

Margret Gleiniger, Geschäftsführerin der KSG GmbH<br />

Katja Hillenbrand, Vorstand der Micas AG<br />

Christian Müller, Geschäftsführer Hans-Jürgen Müller GmbH & Co. KG<br />

Bodo Rodestock, Vorstand VNG AG<br />

BRANDENBURG<br />

Ilona Glawion, Geschäftsführerin der Metallbau Glawion GmbH<br />

Dr. Holger Loclair, Vorstandsvorsitzender der ORAFOL Europe GmbH<br />

Prof. Dr. Christoph Meinel, Direktor und Geschäftsführer<br />

des Hasso-Plattner-Instituts für Digital Engineering gGmbH<br />

Dr. Alexander Montebaur, Vorstandsvorsitzender der E.DIS AG<br />

Dr. Ullrich Müller, Generalbevollmächtigter der EWE AG in Brandenburg<br />

und Mecklenburg-Vorpommern<br />

Dr. Helmar Rendez, Vorstandsvorsitzender der Lausitz Energie Bergbau<br />

AG und der Lausitz Energie Kraftwerke AG (LEAG)<br />

Dr. Miloš Stefanović, Sprecher der Geschäftsführung<br />

der Bürgschaftsbank Brandenburg GmbH<br />

Tillmann Stenger, Vorstandsvorsitzender der Investitionsbank<br />

des Landes Brandenburg<br />

Klaus Zschiedrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Lausitzer<br />

und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH<br />

SACHSEN-ANHALT<br />

Daniel Gollmann, Geschäftsführer Gollmann<br />

Kommissioniersysteme GmbH<br />

Dr. Christof Günther, Geschäftsführer InfraLeuna GmbH<br />

Dr. Jürgen Koppe, Geschäftsführer MOL Katalysatortechnik GmbH<br />

Michael Krüger, Geschäftsführer GISA GmbH<br />

Peter Ledermann, Vorstand Mercateo AG<br />

Christof Queisser, Sprecher der Geschäftsführung<br />

der Rotkäppchen-Mumm-Sektkellereien GmbH<br />

Jonas Taureck, Geschäftsführer Petromax GmbH<br />

Thomas Wagner, Vorsitzender der Geschäftsführung,<br />

G+E GETEC Holding GmbH<br />

Bianca Zorn, Geschäftsführerin<br />

ZORN INSTRUMENTS GmbH & Co. KG<br />

THÜRINGEN<br />

MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

Uwe Blaumann, geschäftsführender Gesellschafter der PALMBERG Büroeinrichtungen<br />

und Service GmbH<br />

Sebastian F. Braun, Geschäftsführer der CHEPLAPHARM<br />

Arzneimittel GmbH<br />

Robert Dahl, Geschäftsführer der Karls Markt OHG<br />

Dr. Thomas Diestel, Geschäftsführer der Dr. Diestel GmbH<br />

Prof. Dr. Dietmar Enderlein, Geschäftsführer der MEDIGREIF GmbH<br />

Kay Gundlack, Geschäftsführer der Kay Gundlack Schuhmanufaktur<br />

Friedemann Kunz, Geschäftsführer der ScanHaus Marlow GmbH<br />

Rolf Seelige-Steinhoff, Geschäftsführer der SEETELHOTELS Usedom<br />

Prof. Hans B. Bauerfeind, Vorstandsvorsitzender Bauerfeind AG<br />

Bernhard Helbing, geschäftsführender Gesellschafter der TMP<br />

Fenster + Türen® GmbH<br />

Sybille Kaiser, Geschäftsführerin Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH<br />

Katrin Katzung, Geschäftsführerin Ingenieurbüro Katzung GmbH<br />

Frank Orschler, Geschäftsführer Königsee Implantate GmbH<br />

Günter Oßwald, Inhaber Oßwald-Fahrzeugteile & Technischer Handel<br />

Holger Raithel, Geschäftsführer der KAHLA Thüringen Porzellan GmbH<br />

Dr. Stefan Traeger, Vorsitzender des Vorstands der JENOPTIK AG<br />

Foto: XXX


44 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

Prof. Hans B. Bauerfeind<br />

DER WELTMARKTFÜHRER<br />

Mit einer großen Festveranstaltung feierte die<br />

Bauerfeind AG in Zeulenroda-Triebes in diesem<br />

Sommer ihr 90-jähriges Bestehen. Und<br />

zugleich auch die Lebensleistung von Prof.<br />

Hans B. Bauerfeind, Vorstandsvorsitzender,<br />

Enkel des Firmengründers und visionärer Macher<br />

an der Spitze des Unternehmens, das zu<br />

den Weltmarktführern im Bereich Bandagen<br />

und medizinische Hilfsmittel zählt. Mit 2.100<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit,<br />

davon 1.100 in Zeulenroda, und Tochtergesellschaften<br />

in über 20 Ländern erwirtschaftet<br />

die Bauerfeind AG heute rund 250 Millionen<br />

Euro Umsatz im Jahr.<br />

Die Bauerfeind AG stellt Bandagen, Orthesen,<br />

Einlagen und Kompressionsstrümpfe<br />

her, darüber hinaus hat das Unternehmen<br />

seit 2016 die eigene Sportlinie Bauerfeind<br />

Sports am Markt. Die Thüringer entwickeln<br />

auch 3D-Technologie zur Vermessung von<br />

Körperpartien. Unter der Dachmarke Bodytronic<br />

bietet die Bauerfeind AG eine Reihe von<br />

Messsystemen an, die Körpermaße exakt<br />

und schnell ermitteln können. 2015 wurden<br />

die Thüringer als eines der innovativsten<br />

Unternehmen im deutschen Mittelstand<br />

ausgezeichnet.<br />

Hans B. Bauerfeinds Entscheidung, das Familienunternehmen<br />

1991 an seinen Gründungsort<br />

zurückzuführen, erwies sich als echter<br />

Glücksfall für die Region. 1940 in Zeulenroda<br />

geboren, floh der charismatische Unternehmer<br />

als Kind mit seinen Eltern nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg nach Darmstadt. Dort stieg<br />

er 1962 in den elterlichen Betrieb ein. „Rückblickend<br />

bin ich zufrieden“, sagte der mittlerweile<br />

79-Jährige über seine Entscheidung, die<br />

Firma wieder in Thüringen anzusiedeln. „Ich<br />

bedaure aber, dass so wenige meinem Beispiel<br />

gefolgt sind.“<br />

Dem Unternehmer, dem im Jahr 2000 das<br />

Bundesverdienstkreuz verliehen wurde, liegt<br />

vor allem die Sportförderung am Herzen. Seit<br />

2010 war die Bauerfeind AG, für die Basketball-Legende<br />

Dirk Nowitzki als Markenbotschafter<br />

wirbt, stets bei den Olympischen<br />

Spielen für Athleten aller Nationen als Servicepartner<br />

vor Ort.<br />

Martin Bergner<br />

DER KONSUM-CHEF<br />

Es gibt ihn noch, den guten alten Konsum.<br />

Natürlich nicht mehr in der Form, wie man<br />

ihn früher kannte – als kleines Ladengeschäft<br />

an der Ecke. Der Konsum, oder korrekt<br />

gesagt, die Konsum-Gruppe hat sich in den<br />

letzten Jahrzehnten enorm entwickelt. Unter<br />

dem Dach der Zentralkonsum eG gibt es<br />

heute zehn Konsumgenossenschaften, eine<br />

Raiffeisengenossenschaft, drei gewerbliche<br />

Genossenschaften, drei Kreditgenossenschaften,<br />

drei Agrargenossenschaften und<br />

elf weitere Gesellschaften. Insgesamt erwirtschaften<br />

die knapp 4.500 Beschäftigten<br />

einen Jahresumsatz in Höhe von rund 435<br />

Millionen Euro.<br />

Maßgeblich mitverantwortlich für die<br />

erfolgreiche Entwicklung ist Martin Bergner,<br />

der seit 2002 Vorstandssprecher der<br />

Zentralkonsum eG ist. 1961 im thüringischen<br />

Altenburg geboren, absolvierte Bergner in<br />

den 1980er-Jahren ein Ökonomiestudium in<br />

der Fachrichtung Gaststätten- und Hotelwesen<br />

der Handelshochschule in Leipzig.<br />

Unmittelbar danach folgte er dem Ruf des<br />

Verbandes der Konsumgenossenschaften,<br />

dem Vorläufer der Zentralkonsum eG.<br />

Martin Bergner engagiert sich nicht nur als<br />

Vorstandssprecher für die Zentralkonsum<br />

eG, er ist auch als Aufsichtsrat in mehreren<br />

Konsumgenossenschaften tätig und vertritt<br />

die Interessen des KONSUM in verschiedenen<br />

Gremien beim Genossenschaftsverband –<br />

Verband der Regionen e. V., dem Prüfungsverband<br />

der Zentralkonsum eG. Darüber<br />

hinaus setzt er sich sowohl für soziale<br />

Projekte als auch politisch und vorpolitisch<br />

für die Abschaffung der 1934 in das Gesetz<br />

aufgenommenen Zwangsmitgliedschaft<br />

einer Genossenschaft in einem genossenschaftlichen<br />

Prüfungsverband ein.<br />

Foto: Bauerfeind AG, Zentralkonsum eG


50<br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 45<br />

Foto: Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern, NOMOS/Glashütte/SA<br />

Uwe Blaumann<br />

DER BÜROMÖBEL-<br />

PRODUZENT<br />

Der 61-Jährige ist geschäftsführender Gesellschafter<br />

der PALMBERG Büroeinrichtungen<br />

und Service GmbH, die ihren Firmensitz in<br />

Schönberg, einem kleinen Städtchen in Nordwestmecklenburg,<br />

hat.<br />

Vor drei Jahrzehnten, also in der Endphase der<br />

DDR, war er Mitarbeiter im „VEB Möbelwerke<br />

Schwerin, Betriebsteil Schönberg“. Dort erlebte<br />

er die Wende und die damit verbundenen<br />

strukturellen Brüche. Da er den Maschinenpark<br />

und die Abläufe in „seinem“ volkseigenen<br />

Betrieb aus dem Effeff kannte, meldete er sich<br />

kurzerhand bei der Treuhand und kaufte die<br />

Möbelfirma gemeinsam mit einem Tischler,<br />

der aus Hamburg kam. Der neue Firmenname<br />

war schnell gefunden – PALMBERG, wie die<br />

Straße, an der das Betriebsgelände liegt.<br />

Zunächst ging er durch ein Stahlbad, musste<br />

die Hälfte der Mitarbeiter entlassen – alles<br />

ehemalige Kollegen, Menschen aus seiner<br />

Nachbarschaft. Doch er schaffte die Wende<br />

hin zur Marktwirtschaft und positionierte<br />

PALMBERG erfolgreich in der Marktnische der<br />

Büromöbelhersteller. Jahr für Jahr stiegen die<br />

Umsatz- und Mitarbeiterzahlen. Nach zehn<br />

Jahren hatte er bereits 250 Mitarbeiter, mehr<br />

Angestellte, als zu DDR-Zeiten in der Möbelfabrik<br />

in Lohn und Brot standen.<br />

Heute gehört PALMBERG zu den bedeutendsten<br />

Unternehmen der deutschen Büromöbelindustrie<br />

und produziert hochwertige Büroeinrichtungen<br />

für den europäischen Markt. Die<br />

inzwischen 540 Mitarbeiter erwirtschafteten<br />

im Vorjahr einen Umsatz in Höhe von 105<br />

Millionen Euro.<br />

Uwe Blaumann hat angesichts seines unternehmerischen<br />

Erfolgs nicht die Bodenhaftung<br />

verloren. Er ist sozial engagiert, kümmert sich<br />

um benachteiligte Menschen, integriert Menschen<br />

mit Behinderung in seine Firma. Und er<br />

fördert den Sport in seiner Region.<br />

Judith Borowski<br />

DIE UHREN-DESIGNERIN<br />

Eine Pendlerin zwischen den Welten: hier<br />

die pulsierende Hauptstadt Berlin, dort das<br />

beschauliche, abgelegene Glashütte im Tal der<br />

Uhrenmacher im Osterzgebirge. Das ist die<br />

Lebens- und Arbeitswelt von Judith Borowski,<br />

Geschäftsführerin der NOMOS Glashütte/SA.<br />

Dass sie einmal für eine der bekanntesten<br />

deutschen Uhrenmarken verantwortlich<br />

zeichnet, war Borowski allerdings nicht in die<br />

Wiege gelegt. Die 50-jährige Berliner Kreative<br />

begann ihre berufliche Laufbahn eigentlich<br />

nach dem Besuch einer Journalistenschule<br />

als Journalistin für die ARD und die Financial<br />

Times, ehe sie ein persönlicher Kontakt zum<br />

NOMOS-Gründer Roland Schwertner in die<br />

Uhrenbranche führte. Mit Pressearbeit für die<br />

damals noch kleine Uhren-Manufaktur begann<br />

2001 ihre zweite Karriere.<br />

Heute verantwortet Borowski als Geschäftsführerin<br />

und Gesellschafterin bei dem nach<br />

eigenen Angaben größten Hersteller mechanischer<br />

Uhren in Deutschland von Berlin aus<br />

die Markenkommunikation und das Design und<br />

leitet die Nomos-Tochtergesellschaft Berlinerblau.<br />

Regelmäßig reist sie in die sächsische Firmenzentrale.<br />

Rund 300 Mitarbeiter arbeiten<br />

heute für das 1990 gegründete Unternehmen.<br />

Die kreative Arbeit, die Uhrmacherkunst der<br />

Glashütter durch ästhetisches Design und<br />

einfallsreiche Kommunikation zu verdientem<br />

Glanz zu verhelfen, treibt sie an.<br />

Doch nicht immer lassen sich auch für eine<br />

erfolgreiche Unternehmerin die Zeitenläufe<br />

ausblenden. Zuletzt ging Borowski deshalb<br />

mit ihrem Mitgeschäftsführer Uwe Ahrendt<br />

bewusst in die Öffentlichkeit. NOMOS Uhren<br />

bedienen den Weltmarkt, der Anteil ausländischer<br />

Händler wächst stetig. Deshalb setzte<br />

die Unternehmerin anlässlich rechtsradikaler<br />

Übergriffe im vergangenen Jahr öffentliche<br />

Zeichen für ein weltoffenes Sachsen. Das traf<br />

nicht nur auf Zustimmung im Freistaat – doch<br />

für Borowski war es ein Akt der Bürgerpflicht<br />

und ein wichtiges Statement für den Wirtschaftsstandort<br />

Sachsen.


46<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

Sebastian F. Braun<br />

DER PHARMA-PRODUZENT<br />

Innerhalb von 16 Jahren hat Sebastian F.<br />

Braun als Geschäftsführer die CHEPLAPHARM<br />

Arzneimittel GmbH in Greifswald, die in ihren<br />

Anfangsjahren mit dümpelnden Umsatzzahlen<br />

eher als „graue Maus“ unterwegs war, in ein<br />

innovatives, umsatzstarkes und profitables<br />

Unternehmen verwandelt, das heute in mehr<br />

als 120 Ländern aktiv ist. Der Exportanteil<br />

beträgt etwa 96 Prozent der Umsätze. CHE-<br />

PLAPHARM verfügt über Tochterunternehmen<br />

in Hamburg, Levallois-Perret (Frankreich) und<br />

in Englewood (New Jersey), USA.<br />

Der studierte Betriebswirt setzt unbeirrt auf<br />

Wachstumskurs: „Wir haben die Chance, unsere<br />

Produktpipeline weiter zu füllen, den Marktanteil<br />

zu stärken und unsere internationale<br />

Präsenz auszubauen.“ Das Unternehmen, dem<br />

in der Branche der Ruf eines Experten für den<br />

Umgang mit Marken- und Nischenprodukten<br />

vorauseilt, hat sich darauf spezialisiert, Arzneimittel<br />

aufzukaufen und sie weiterzuentwickeln.<br />

Bereits einige wenige Zahlen verdeutlichen,<br />

wie rasant CHEPLAPHARM unter Geschäftsführer<br />

Braun wächst: Vor fünf Jahren beschäftigte<br />

das Unternehmen 70 Mitarbeiter und<br />

erwirtschaftete einen Jahresumsatz in Höhe<br />

von 61 Millionen Euro. Ein Jahr darauf knackte<br />

Braun mit seinem Team die 100-Millionen-Euro-Umsatz-Marke.<br />

Aktuell arbeiten in der<br />

Pharmafirma 259 Mitarbeiter. Das Jahr <strong>2019</strong><br />

soll mit einem Gesamtumsatz in Höhe von 400<br />

Millionen Euro abgeschlossen werden.<br />

Martin Buhl-Wagner<br />

DER MESSECHEF<br />

„Menschen fühlen sich in Leipzig gut aufgehoben,<br />

weil es eine sehr natürliche Willkommenskultur<br />

gibt“, sagte Martin Buhl-Wagner<br />

jüngst in einem Interview mit Sachsen Fernsehen.<br />

Dass dem so ist, davon ist Buhl-Wagner<br />

überzeugt, liegt auch an der langen Historie<br />

Leipzigs als internationale Messestadt. Bundesweite<br />

Umfragen bestätigen ihn: Menschen<br />

in ganz Deutschland kennen Leipzig vor allem<br />

auch als Messestandort.<br />

Heute sorgt Martin Buhl-Wagner als Leipziger<br />

Messechef für einen wachsenden Zustrom an<br />

nationalen und internationalen Gästen. Die<br />

Messe PARTNER-PFERD mit ihrem Mix aus<br />

Messe, Show und Sport, die Industriemessen<br />

Intec und Z sowie der Publikumsmagnet<br />

Leipziger Buchmesse locken immer wieder<br />

Rekordzahlen an Besuchern. Mit Erfolg: 2018<br />

konnte die Leipziger Messe Unternehmensgruppe<br />

ihren Umsatz deutlich steigern. Und<br />

sie ist beliebt: Kunden und Besucher kürten<br />

die Leipziger Messe im letzten Jahr zum<br />

fünften Mal in Folge zum Service-Champion<br />

der Branche.<br />

Auch dies ist ein Erfolg für den studierten<br />

Wirtschaftsingenieur, dessen Vertrag vom<br />

Aufsichtsrat der Messe vorzeitig bis 2023<br />

verlängert wurde. Der 1966 im sächsischen<br />

Annaberg-Buchholz geborene Buhl-Wagner<br />

ist mit Unterbrechungen schon seit Mitte der<br />

90er Jahre im Messegeschäft tätig. Seine<br />

berufliche Laufbahn in der Unternehmensgruppe<br />

begann 1995 als Projektmanager. Ab<br />

Dezember 2002 arbeitete er für die Messe-Tochter<br />

FAIRNET als Prokurist, später als<br />

Geschäftsführer.<br />

2008 stieg Buhl-Wagner zum Geschäftsführer<br />

der Leipziger Messe GmbH auf, im Oktober<br />

2010 wurde er zum Sprecher der Geschäftsführung<br />

ernannt. Seit 2013 ist der verheiratete<br />

Vater einer Tochter auch Vorstandsmitglied<br />

des AUMA Ausstellungs- und Messe-Ausschusses<br />

der Deutschen Wirtschaft.<br />

Foto: Anette Pröber / CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH, Leipziger Messe


50 MACHER <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 47<br />

gen-Maschinen für Gebäude. Oder, um es<br />

präzise zu sagen: Die Dr. Diestel GmbH ist<br />

spezialisiert auf Lüftungs-, Klima-, Kälte- und<br />

sogar Reinraumtechnik.<br />

Seine Unternehmerkarriere startete der vor 63<br />

Jahren in Dresden geborene Thomas Diestel, er<br />

ist übrigens ein jüngerer Bruder des prominenten<br />

Anwalts Peter-Michael Diestel, in den<br />

Nachwende-Wirren des Jahres 1991. Er verließ<br />

die Rostocker Warnow-Werft und gründete<br />

eine Firma für Lüftungstechnik. Mit damals<br />

13 Angestellten produzierte er noch vorrangig<br />

Lüftungsanlagen für den Schiffbau. Die Qualität<br />

der Dr. Diestel GmbH mit ihren 120 Mitarbeitern<br />

hat sich längst herumgesprochen. Auf<br />

Diestels Referenzliste stehen das Rostocker<br />

Foto: Karls, Privat<br />

Robert Dahl<br />

DER OBSTBAUER<br />

Robert Dahl führt den Familienbetrieb „Karls<br />

Erdbeerhof“ in 3. Generation. Vor knapp 100<br />

Jahren hatte Großvater Karl damit begonnen,<br />

in der Nähe von Rostock Obst und Gemüse<br />

anzubauen und es auf Wochenmärkten zu verkaufen.<br />

Nach dem Krieg zog es die Familie nach<br />

Schleswig-Holstein. Dort spezialisierte sich der<br />

Betrieb auf den Anbau von Erdbeeren. Nach<br />

der Wende wünschte sich Roberts Vater Karl-<br />

Heinz, dass der Sohn in die Heimat von Opa Karl<br />

zurückkehrt und dort einen Erdbeerhof aufbaut.<br />

Damit begann eine der spektakulärsten Unternehmergeschichten<br />

der Nachwendezeit.<br />

Im Jahr 1992 kam der gelernte Obstbauer<br />

Robert Dahl in Rövershagen an, bezog einen<br />

alten Wohnwagen und machte sich mit Elan<br />

daran, einen leeren Acker an der Bundesstraße<br />

105, die direkt ins nahe Rostock führt,<br />

zu bestellen. Die erste Erdbeerernte fuhr er<br />

ein Jahr später ein. Und das Rövershagener<br />

Wirtschaftswunder nahm seinen Lauf. Aus dem<br />

Erdbeerhof entwickelte sich ein Freizeitpark<br />

mit Fahrgeschäften, Erlebnisgastronomie und<br />

Shoppingangeboten – mit jährlich weit über 1,2<br />

Millionen Besuchern eine der meistbesuchten<br />

Touristenattraktionen in Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Innerhalb eines guten Vierteljahrhunderts entwickelte<br />

der heute 48 Jahre alte Unternehmer<br />

seine Firma zu einem Mischkonzern, der unter<br />

der Bezeichnung Karls Markt OHG firmiert.<br />

Mit Geschäftszweigen in Landwirtschaft,<br />

Handel, Gastronomie und Entertainment, die<br />

allesamt profitabel arbeiten. Er beschäftigt<br />

700 festangestellte Mitarbeiter, dazu kommen<br />

2.800 Saisonkräfte, die als Pflücker und Verkäufer<br />

arbeiten. Etliche neue Standorte sind<br />

hinzugekommen – ein Erlebnis-Dorf in Zirkow<br />

auf Rügen, ein Event-Pier am Kreuzfahrtanleger<br />

in Warnemünde, weitere Erlebnisdörfer in<br />

Warnsdorf bei Lübeck, Wustermark bei Berlin,<br />

Koserow auf Usedom sowie das Barbycafé in<br />

Loburg (Sachsen-Anhalt).<br />

Dr. Thomas Diestel<br />

DER LÜFTUNGSTECHNIK-<br />

UNTERNEHMER<br />

Wenn Thomas Diestel in Mecklenburg-Vorpommern<br />

unterwegs ist, trifft er oft auf<br />

seine Handschrift. Eine Handschrift, die der<br />

promovierte Ingenieur bei der Errichtung vieler<br />

Gebäude im Land in den vergangenen 28 Jahren<br />

hinterlassen hat, die heute aber meist nur für<br />

ihn selbst erkennbar ist. Denn mit ihrer Arbeit<br />

prägen Diestel und sein Team nicht die Fassade<br />

von Bauwerken, sondern deren „Organismus“.<br />

Er baut – im übertragenen Sinne – Herz-Lun-<br />

Ostseestadion, die Yachthafenresidenz Hohe<br />

Düne in Warnemünde und der Hansedom<br />

Stralsund. Dazu Krankenhäuser, Einkaufszentren,<br />

der Windkraftanlagenbauer Nordex, das<br />

Nestlé-Werk sowie das Werk YPSOMED, ein<br />

Hersteller von Injektionssystemen der Medizintechnik,<br />

bei Schwerin.<br />

Thomas Diestel verkörpert einen eher ungewöhnlichen<br />

Unternehmertyp. Er ist alles andere<br />

als ein „Alphatier“. Im Gespräch wirkt er zurückhaltend,<br />

nüchtern, bescheiden. Er ist einer, der<br />

ungeachtet des unternehmerischen Erfolges jeden<br />

Euro zweimal umdreht, ehe er ihn ausgibt.<br />

Diestel kümmert sich um seine Mitarbeiter,<br />

bietet ihnen eine betriebliche Altersvorsorge,<br />

Betriebssport und Konzertbesuche. Es entspricht<br />

seiner christlichen Überzeugung.<br />

In seiner wenigen Freizeit engagiert sich der<br />

ehemalige Boxer für klassische Musik. Als Vorsitzender<br />

der Philharmonischen Gesellschaft<br />

in Rostock hat er enorm viel für den Erhalt der<br />

Norddeutschen Philharmonie getan.


48<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

Prof. Dr. Axel Ekkernkamp<br />

DER KLINIKCHEF<br />

Eigentlich könnte sich Professor Axel Ekkernkamp<br />

beruhigt zurücklehnen und beruflich<br />

schon mit 62 Jahren den Fuß vom Gas nehmen.<br />

Denn er hat ein Lebenswerk geschaffen,<br />

das national und international höchste Wertschätzung<br />

genießt – das Unfallkrankenhaus<br />

Berlin in Marzahn (ukb). Ekkernkamp hat das<br />

ukb, das zu den modernsten Kliniken Europas<br />

zählt, seit 1994 geplant, aufgebaut und in<br />

Betrieb genommen. Er ist seit 1996 Ärztlicher<br />

Direktor und seit 1999 Geschäftsführer des<br />

Unfallkrankenhauses. Ekkernkamps 2.000<br />

Mitarbeiter versorgen heute pro Jahr 120.000<br />

Patienten. Gut 63.000 davon in Deutschlands<br />

größter Rettungsstelle.<br />

Doch von Ruhe, Auszeit oder Schongang<br />

hält der gebürtige Bielefelder gar nichts.<br />

Der renommierte Unfallchirurg ist rastlos,<br />

energiegeladen und steckt voller Ideen. Mit<br />

Hochdruck und Leidenschaft arbeitet er an der<br />

Fortentwicklung seines Lebenswerkes, dem<br />

ukb-Gesundheitscampus, der mit jedem Jahr<br />

neue innovative Facetten erhält. Ekkernkamp:<br />

„Wir entwickeln hier einen umfassenden<br />

Gesundheitscampus, der die Sektorengrenzen<br />

zwischen niedergelassenen Ärzten, Krankenhäusern<br />

und Rehabilitation durchbricht<br />

und alle Gewerke sinnvoll vernetzt.“ Zum<br />

Campus gehören bereits eine Poliklinik, eine<br />

Akutgeriatrie, eine psychosomatische Klinik<br />

und eine Augenklinik. Auch ein hochmodernes<br />

Schlaganfallmobil ist am ukb stationiert. In<br />

Kürze eröffnet eine große Klinik für Rehabilitation<br />

ihre Pforten. Und es ist immer noch<br />

viel in Bewegung: Es wird ein Gebäude für den<br />

Arbeitsmedizinischen Dienst entstehen, die<br />

IB-Hochschule – eine Einrichtung des traditionsreichen<br />

Internationalen Bundes – wird<br />

sich ansiedeln, und auch ein Hotelneubau soll<br />

kommen. Das jüngste Projekt ist ein „Smart<br />

Living Haus“, für das die Bauarbeiten gerade<br />

begonnen haben. Dort soll künftig der Bevölkerung<br />

demonstriert werden, mit welchen<br />

modernen Methoden man zu Hause älter<br />

werden kann, ohne ständig einen Pflegedienst<br />

haben zu müssen.<br />

Prof. Dr. Dietmar Enderlein<br />

DER KLINIK-<br />

UNTERNEHMER<br />

Ursprünglich wollte Dietmar Enderlein, der in<br />

den Kriegswirren des Jahres 1943 in Plauen<br />

geboren wurde, Innenarchitekt werden. Doch<br />

daraus wurde nichts, denn er schlug eine<br />

Karriere ein, die ihn zu einem der weniger Gewinner<br />

in zwei Systemen werden ließ – in der<br />

damaligen DDR und im geeinten Deutschland.<br />

Mit 20 Jahren ging Enderlein nach Greifswald<br />

zum Medizinstudium an der Militärmedizinischen<br />

Sektion, die unter dem Dach der<br />

Ernst-Moritz-Arndt-Universität angesiedelt<br />

war. Er wurde Offizier und Facharzt für Arbeits-<br />

und Sozialmedizin. Bereits im Alter von<br />

40 Jahren war er Professor, 1988 stieg er zum<br />

Kommandeur der Militärmedizinischen Sektion<br />

in Greifswald auf. Der Zusammenbruch der<br />

DDR verhinderte nicht nur die Krönung seiner<br />

militärischen Laufbahn – er sollte General<br />

werden –, sondern entzog ihm komplett seine<br />

berufliche Existenz.<br />

Schon Anfang 1990 legte er den Grundstein<br />

für seinen Neuanfang: Er gründete die auf<br />

medizinische Dienstleistungen spezialisierte<br />

MEDIGREIF GmbH – es war seinerzeit die<br />

erste Firmenneugründung in Greifswald<br />

und Umgebung. Er trotzte dem Gegenwind,<br />

den Bürgerrechtler und Neider in den<br />

Anfangsjahren entfachten. Über die Jahre<br />

baute Enderlein die MEDIGREIF GmbH zu<br />

einem ostdeutschen Klinikkonzern aus, zu<br />

dem in Spitzenzeiten 20 Unternehmen und<br />

Gesellschaften mit bis zu 1.600 Mitarbeitern<br />

gehörten. Heute unterhält seine Unternehmensgruppe<br />

mit 600 Beschäftigen fünf<br />

Rehakliniken in Greifswald und auf der Insel<br />

Usedom.<br />

Speziell Kunst und Kultur profitieren von<br />

Enderleins fortgesetztem Erfolg: Seit Jahren<br />

unterstützt er als „Platin-Stifter“ die Festspiele<br />

Mecklenburg-Vorpommern sowie das<br />

Usedomer Musikfestival.<br />

Foto: ukb/M. Hübner, MEDIGREIF GmbH


50<br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 49<br />

Foto: Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG, GK Software SE, Zirconicusso - Freepik.com<br />

Dr. Holger Födisch<br />

DER MESSTECHNIKER<br />

300.000 Mark – damit fing 1991 alles an.<br />

Genau diese Summe investierte Dr. Holger<br />

Födisch auf Kredit, um von der Treuhandanstalt<br />

den Versuchsstand des VEB Entstaubungstechnik<br />

Edgar André in Markranstädt zu<br />

erwerben. Der Betrieb, in dem zu DDR-Zeiten<br />

Filter für Industriebetriebe entwickelt und<br />

getestet wurden, war allerdings in keinem<br />

markttauglichen Zustand. Folgerichtig war<br />

Födisch, zuvor dort Betriebsleiter, gemeinsam<br />

mit drei Kollegen der einzige Interessent und<br />

ging – rückblickend betrachtet – ein eigentlich<br />

kaum vertretbares unternehmerisches Risiko<br />

ein.<br />

Doch der Mut des heute 59-jährigen gebürtigen<br />

Wolfeners wurde belohnt. Aus den einst<br />

maroden Hallen erwuchs ein innovatives<br />

mittelständisches Unternehmen und ein<br />

Konzern mit über 200 Mitarbeitern, die rund<br />

35 Millionen Umsatz erwirtschaften. Die<br />

Staubmesstechnik aus Markranstädt ist vor<br />

allem in China eine gefragte Technologie, seit<br />

die chinesische Regierung den ungehemmten<br />

Industrieemissionen im Land den Kampf angesagt<br />

hat. Aber auch Gasanalysegeräte gehören<br />

zu den Verkaufsschlagern der Dr. Födisch<br />

Umweltmesstechnik AG.<br />

Den Grundstein dieses unternehmerischen<br />

Erfolgs legte Födisch mit einem Studium im<br />

damals noch jungen Fach Umwelttechnik<br />

an der TH Merseburg. Dort entwickelte der<br />

promovierte Ingenieur nebenbei das Staubmessgerät<br />

PFM 92, später das erste Produkt,<br />

mit dem sein noch junges Unternehmen auf<br />

dem Markt Fuß fassen konnte. Heute entwickeln<br />

die Sachsen<br />

ihre Messtechnik<br />

laufend weiter.<br />

Jüngste innovative<br />

Idee: der Einbau<br />

eines Umweltmoduls<br />

in Straßenlaternen<br />

zur Messung der<br />

Feinstaubbelastung.<br />

<strong>2019</strong> wurde Holger<br />

Födisch zu Sachsens<br />

Unternehmer des<br />

Jahres gekürt. Dabei<br />

floss nicht nur die<br />

unternehmerische<br />

Leistung des Mittelständlers<br />

in die<br />

Bewertung der Jury<br />

ein, sondern auch<br />

sein Einsatz für seine Mitarbeiter und die Region.<br />

Der Unternehmenssitz in Markranstädt<br />

ist ein Vorzeigebetrieb mit selbst produziertem<br />

Solarstrom und eigener Sporthalle für die<br />

Mitarbeiter. Und das Gewandhaus zu Leipzig<br />

fördert die Födisch Umweltmesstechnik AG<br />

neuerdings als Advanced Partner.<br />

Rainer Gläß<br />

DER BILL GATES DES<br />

VOGTLANDS<br />

Als Bill Gates des Vogtlands wird Rainer<br />

Gläß in der Öffentlichkeit schon einmal gern<br />

apostrophiert. Ganz von der Hand zu<br />

weisen ist der Vergleich nicht.<br />

Schließlich gründete Gläß<br />

sein Unternehmen, die<br />

heutige GK Software<br />

SE, im August 1990<br />

zusammen mit<br />

seinem Partner<br />

Stephan Kronmüller<br />

– wenn<br />

schon nicht in<br />

einer Garage,<br />

dann doch als<br />

Zwei-Mann-Unternehmen<br />

im heimischen<br />

Wohnzimmer.<br />

Ausschlaggebend<br />

war das Vertrauen<br />

des heute 60-Jährigen,<br />

der an der Uni Dresden<br />

Informationstechnologie<br />

studiert hatte, in die eigenen<br />

Programmierkünste. Die Aufbruchsstimmung<br />

nach der Wende nutzte Gläß zum<br />

Sprung in die Selbstständigkeit . Von da an<br />

ging es steil bergauf. Mit Software-Lösungen<br />

für den Einzelhandel stieg das Unternehmen<br />

aus der Kleinstadt Schöneck zur europäischen<br />

Aktiengesellschaft auf. Einige der weltweit<br />

größten Einzelhandelsunternehmen zahlen<br />

heute auf das Kundenkonto der Vogtländer<br />

ein. Mehr als 1.000 Mitarbeiter arbeiten für<br />

den Global Player aus der Provinz, der Standorte<br />

u. a. in Südafrika, Russland, der Ukraine<br />

und den USA unterhält. Mit Akquisitionen im<br />

Bereich der Künstlichen Intelligenz stärkte<br />

Gläß zudem jüngst den Ruf der Vogtländer als<br />

Innovationsführer.<br />

Vom Erfolg der GK Software SE profitiert auch<br />

die Region. Gläß, privat leidenschaftlicher Skifahrer<br />

und sogar Verfasser eines Buches über<br />

den Skilauf, fördert mit seinem Unternehmen<br />

u. a. den Skiclub Schöneck, das Sportgymnasium<br />

in Klingenthal, aber auch das Kinderheim<br />

„Tannenmühle“ in Erlbach/Vogtland und den<br />

Tourismus in der Region.<br />

Gerade auch für dieses gemeinwohlorientierte<br />

Engagement erhielt Rainer Gläß den Bundesverdienstorden<br />

und wurde 2018 zu Sachsens<br />

Unternehmer des Jahres gekürt. Nicht zuletzt<br />

auch, weil er sich für die Förderung der Startup-Kultur<br />

und für besonders familienfreundliche<br />

Arbeitsbedingungen einsetzt.


50<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

Ilona Glawion<br />

DIE METALLBAU-<br />

UNTERNEHMERIN<br />

Die Firma Glawion ist ein Kleinod im Landkreis<br />

Barnim und hat eine Chefin, die dazu passt.<br />

Im Dezember 1990 nahm Ilona Glawion, eine<br />

gelernte Zerspanerin vom Kranbau Eberswalde,<br />

mit gerade 32 Jahren die Geschicke selbst<br />

in die Hand und gründete mit ihrem Mann eine<br />

eigene Firma. Es war eine Ausgründung des<br />

Werkzeugbaus aus der Kranbau Eberswalde<br />

GmbH, die sich über eine Tief- und Werkzeugbau<br />

GmbH zum heutigen äußerst kreativen<br />

Metallbaubetrieb mit 4,5 Millionen Euro<br />

Umsatz im Jahr entwickelte.<br />

Ilona Glawion, die gleich 1991 im Abendstudium<br />

noch eine kaufmännische Ausbildung<br />

machte, steuert seit 1994 als Geschäftsführerin<br />

das Unternehmen mit der ihr eigenen ruhigen,<br />

klugen Art. Metallbau Glawion hinterließ<br />

dabei weit über den Barnim hinaus markante<br />

Spuren – ob am Sony-Center in Berlin, beim<br />

Bau der Nordischen Botschaften, im Sächsischen<br />

Landtag oder an den Teleskopen des<br />

Max-Planck-Institutes in Heidelberg. Führend<br />

ist das Unternehmen mit seinen 34 Mitarbeitern<br />

heute auf seinem Spezialgebiet, den Kugelkäfigen<br />

für Großwälzlager – für Windräder<br />

oder Tunnelbohrmaschinen. Hochgeschätzt<br />

wird der Betrieb für seine Ausbildung, von der<br />

viele andere Unternehmen profitieren. 18 Azubis<br />

sind es derzeit, insgesamt waren es schon<br />

mehr als 300. Dabei gibt Ilona Glawion immer<br />

wieder Geflüchteten die Chance, den Weg in<br />

die Arbeitswelt zu finden.<br />

Das neueste Projekt der Unternehmerin soll<br />

auch ihre „Altersbeschäftigung“ werden. Ilona<br />

Glawion, geboren im Jahr 1957, kaufte die<br />

Ragöser Mühle, ein abgebranntes Areal unweit<br />

des Klosters Chorin, das sie zu einem kleinen<br />

touristischen Zentrum entwickelt – mit Pension,<br />

Café und einem selbstgebauten neuen<br />

Wasserrad aus Edelstahl. Geben wird es dort<br />

auch einen Stall, in dem dann die Pferde der<br />

passionierten Hobbyreiterin stehen werden.<br />

Margret Gleiniger<br />

DIE BOTSCHAFTERIN<br />

DES ERZGEBIRGES<br />

Botschafterin des Erzgebirges – diesen wohlklingenden<br />

Titel verlieh Margret Gleiniger, Geschäftsführerin<br />

der KSG GmbH in Gornsdorf,<br />

2010 eine regionale Wirtschaftsinitiative, die<br />

sich für die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts<br />

Erzgebirge einsetzt. Eine Würdigung, mit<br />

der auch das Engagement der 57-jährigen<br />

Unternehmerin für die Menschen in der Region<br />

honoriert wurde. Und dieses Engagement gilt<br />

insbesondere der Förderung von Kindern und<br />

Jugendlichen. Margret Gleiniger, die seit 2016<br />

an der Spitze des Unternehmens steht, setzt<br />

sich in mehreren regionalen Gremien für die<br />

Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen<br />

Wirtschaft und Schule ein, seit 2014 ist sie<br />

Mitglied in der regionalen Jury zur Vergabe des<br />

Qualitätssiegels für Berufs- und Studienorientierung<br />

des Sächsischen Kultusministeriums<br />

an sächsische Schulen.<br />

Das ehrenamtliche Wirken der KSG-Chefin<br />

zahlt sich auch für das Unternehmen aus:<br />

Viele Mitarbeiter der KSG GmbH stammen<br />

aus dem Umland, die Fluktuation im Betrieb<br />

ist gering – der Leiterplattenhersteller gilt als<br />

wichtiger Arbeitgeber im Landstrich südlich<br />

von Chemnitz. Schließlich zählt die KSG GmbH<br />

mittlerweile zu den Top Drei der Leiterplattenproduzenten<br />

in Europa. Die Sachsen verstehen<br />

sich als innovativer Technologieführer und<br />

Vorreiter bei Hochfrequenz- und Hochstromanwendungen.<br />

Mit ihren Produkten ist die KSG<br />

GmbH mit ihren Standorten im erzgebirgi-<br />

Foto: Metallbau Glawion GmbH, KSG GmbH


50<br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 51<br />

Foto: Gollmann Kommissioniersysteme GmbH, InfraLeuna GmbH, Fotograf Matthias Wuttig<br />

schen Gornsdorf und im österreichischen Gars<br />

am Kamp ein gefragter Partner, wenn es gilt,<br />

Zukunftstechnologien wie das automatisierte<br />

Fahren in der Automobilindustrie oder den Einsatz<br />

Künstlicher Intelligenz in der industriellen<br />

Produktion voranzutreiben.<br />

Daniel Gollmann<br />

DER AUTOMATEN-<br />

HERSTELLER<br />

Diesen Termin ließ sich Sachsen-Anhalts<br />

Ministerpräsident Reiner Haseloff nicht nehmen.<br />

Als die Gollmann Kommissioniersysteme<br />

GmbH aus Halle (Saale) 2018 zwölf Jahre nach<br />

der Firmengründung neue Räumlichkeiten bezog,<br />

gehörte auch Sachsen-Anhalts Landesvater<br />

zu den Gästen. Kein Wunder, Unternehmergeschichten<br />

wie die von Daniel Gollmann<br />

sind auch in Sachsen-Anhalt selten.<br />

Der heute 41-jährige Firmengründer Daniel<br />

Gollmann wagte sich 2006 mit einer Handvoll<br />

Mitarbeiter und der Idee der Automatisierung<br />

von Rollschränken für Apotheken in einer<br />

schwierigen Branche in die Selbständigkeit.<br />

Heute exportiert Gollmann seine Automaten in<br />

15 Länder auf drei Kontinenten. Das Erfolgsrezept:<br />

Die Gollmann Automaten passen sich<br />

den Räumlichkeiten der jeweiligen Apotheke<br />

an und eröffnen den Kunden zahllose individuelle<br />

Anpassungsmöglichkeiten. Gollmann<br />

produziert seine Kommissioniersysteme<br />

ausschließlich in Halle. Täglich verlässt dort ein<br />

patentierter Gollmann-Apothekenautomat die<br />

neue Produktionsstätte.<br />

Gollmanns<br />

Geschäftsidee<br />

entstand bereits<br />

während seines<br />

Studiums der<br />

Mechatronik an der<br />

heutigen Hochschule<br />

Merseburg.<br />

Hier machte der<br />

Unternehmer 2003<br />

seinen Abschluss,<br />

dem ein weiterer<br />

betriebswirtschaftlicher<br />

an der HHL<br />

Leipzig folgen sollte.<br />

Nach einem beruflichen<br />

Abstecher in<br />

die Schweiz, kehrte<br />

Gollmann zum Firmenaufbau<br />

in seine<br />

Heimatstadt zurück.<br />

Wo es ihm nach wie<br />

vor ausnehmend gut gefällt. „Halle ist klar<br />

und ehrlich“, sagte Gollmann einmal über die<br />

Saalestadt.<br />

Dr. Christof Günther<br />

DER CHEMIEPARK-<br />

MANAGER<br />

Es gibt nur wenige Erfolgsgeschichten in<br />

der ostdeutschen Wirtschaft, die mit so<br />

beeindruckenden Zahlen aufwarten können<br />

wie die Chemieparks im mitteldeutschen<br />

Chemiedreieck. Einer davon ist der Chemiepark<br />

Leuna, betrieben von der InfraLeuna<br />

GmbH. „Die Chemieparks in Sachsen-Anhalt<br />

sind industrielle Leuchttürme und gelten als<br />

Musterbeispiel für einen gelungenen Strukturwandel<br />

in Ostdeutschland“, sagt deshalb Dr.<br />

Christof Günther, der im Juli 2012 die alleinige<br />

Geschäftsführung der InfraLeuna GmbH übernommen<br />

hat.<br />

Jüngst konnte sich davon sogar das belgische<br />

Königspaar überzeugen, das dem Chemiestandort<br />

Leuna einen offiziellen Besuch<br />

abstattete. Was das Thronpaar zu sehen<br />

bekam: einen Chemiepark mit großer Historie,<br />

auf dem mehr als 100 Firmen aus zehn Nationen<br />

ansässig sind und in dem rund 10.000<br />

Menschen ihrer Arbeit nachgehen. Nach einer<br />

tiefgreifenden Modernisierung setzt der<br />

Chemiepark Leuna heutzutage Maßstäbe in<br />

puncto Wettbewerbsfähigkeit und gehört zu<br />

den Top-Adressen für moderne Chemie in<br />

Europa. Jedes Jahr werden 12 Millionen Tonnen<br />

Güter hergestellt. Dazu gehören chemische<br />

Grundstoffe, Spezialprodukte und Kraftstoffe<br />

wie Benzin und Diesel. Für die nächsten zwei<br />

Jahre werden am Standort Leuna Investitionen<br />

in Höhe von mehr als 500 Millionen Euro<br />

erwartet.<br />

Die Geschicke des Chemieparks leitet Dr. Günther<br />

seit 2012. Dabei begann seine berufliche<br />

Laufbahn gar nicht in der Chemiebranche,<br />

sondern im VEB Reparaturwerk „Clara Zetkin“<br />

in Erfurt. Später studierte Günther, 1969 in<br />

Saalfeld geboren, Elektrotechnik und Betriebswirtschaftslehre<br />

an der TU Ilmenau, nach Auslandsaufenthalten<br />

beendete er sein Studium<br />

1997 an der TU Berlin als Diplom-Wirtschaftsingenieur.<br />

Nach verschiedenen Führungspositionen in der<br />

Energiebranche ist Günther seit 2004 bei der<br />

InfraLeuna GmbH tätig und auch in wichtigen<br />

Gremien und Verbänden der Branche aktiv.<br />

Und ihm liegt am Herzen, dass auch künftige<br />

Generationen die Erfolgsgeschichte des<br />

Chemiedreiecks fortschreiben. Die InfraLeuna<br />

GmbH beteiligt sich so beispielsweise an der<br />

Aktion „Pro Chemieunterricht“ und unterstützt<br />

Schulen im Landkreis bei der Anschaffung<br />

von neuen Geräten und Chemikalien. 2016<br />

wurde ihm die Ehrenmedaille der Stadt Leuna<br />

verliehen.


52<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

Kay Gundlack<br />

DER SCHUHKÜNSTLER<br />

Kay Gundlack hat sich seinen Kindheitstraum<br />

erfüllt. Er stellt hochwertige Maßschuhe her.<br />

In reiner Handarbeit. Alles Unikate, viele aus<br />

exotischen Lederarten. Entgegen dem Trend<br />

der kriselnden Schuhbranche hat der 46-Jährige<br />

mit seiner Schuhmanufaktur in Parchim<br />

großen Erfolg. Seine Kunden kommen aus aller<br />

Welt.<br />

Wenn man das Ladenlokal in dem orangerot<br />

verputzten Haus am neuen Markt betritt, wird<br />

man von exklusiver Atmosphäre umweht. An<br />

den Wänden offene Vitrinen mit atemberaubend<br />

schönen Schuhen, vorrangig für Herren.<br />

Daneben viele Bilderrahmen, aus denen Prominente<br />

mit Schuhmachermeister Gundlack<br />

um die Wette lächeln. Dazu eine gediegene<br />

Hausbar, ein ledernes Sofa, aus Wurzelholz<br />

gefertigte Sessel und sogar ein gut sortierter<br />

Humidor. Solch gehobenes Ambiente erwartet<br />

man in Parchim eigentlich nicht. Doch Kay<br />

Gundlack hat sich bewusst für Parchim entschieden.<br />

Hier hat er seine Lehre zum Orthopädieschuhmacher<br />

absolviert und hier hat er<br />

sich vor 14 Jahren selbstständig gemacht. Der<br />

Start war für den jungen Schuhmachermeister<br />

allerdings recht steinig. Denn zunächst mangelte<br />

es an betuchten Kunden. Denn mindestens<br />

1.500 Euro für ein Paar handgemachte<br />

Schuhe kann sich in<br />

dieser Region kaum<br />

jemand leisten.<br />

Doch ein TV-Beitrag<br />

verhalf zum Durchbruch.<br />

Heute zählen<br />

unzählige Prominente<br />

zu seinen Kunden<br />

– Stargeiger David<br />

Garret, Show-Ikone<br />

Thomas Gottschalk,<br />

Ryan Tedder (von<br />

der Band OneRepublic),<br />

Joachim Llambi<br />

(Let’s-dance-Juror)<br />

oder Komiker<br />

Markus Majowski.<br />

Nicht alle kommen<br />

nach Parchim, da<br />

Gundlack – ganz<br />

Dienstleister – zu<br />

seinen Kunden fährt,<br />

um das Aufmaß zu<br />

nehmen. Aber sie alle<br />

verbinden den Namen<br />

der Kleinstadt<br />

mit dem Wissen, dass hier einer der angesagtesten<br />

Schuhmachermeister Deutschlands zu<br />

Hause ist.<br />

Bernhard Helbing<br />

DER FENSTERBAUER<br />

Bernhard Helbing ist, so sagen seine Wegbegleiter,<br />

eine mittelständische Unternehmerpersönlichkeit,<br />

die es so nur sehr selten<br />

gibt. Dabei stammt der geschäftsführende<br />

Gesellschafter der TMP Fenster + Türen<br />

GmbH in Bad Langensalza von Hause aus<br />

eigentlich aus der Agrarwirtschaft. In Halle<br />

(Saale) hat er einst seinen Abschluss als<br />

Diplomagraringenieur gemeistert, agierte<br />

sogar nach 1990 für zwei Jahre als stellvertretender<br />

Landesgeschäftsführer des Thüringer<br />

Bauernverbandes.<br />

Doch das Jahr 1992 erwies sich für Helbing<br />

als persönliches Wendejahr, er wurde „vom<br />

Bauern zum Fensterbauer“, wie er seinen<br />

Einstieg in die TMP Fenster + Türen GmbH<br />

einmal selbst charakterisierte. Der Quereinsteiger<br />

übernahm ein junges Unternehmen,<br />

das im Übrigen selbst aus einem ehemaligen<br />

landwirtschaftlichen Betrieb hervorgegangen<br />

war.<br />

Unter Helbings Ägide wuchs der Thüringer Betrieb<br />

zu einem der erfolgreichsten deutschen<br />

Unternehmen im Fenster- und Türenbau heran.<br />

In Bad Langensalza produziert es Fenster,<br />

Türen und <strong>Winter</strong>gärten aus Kunststoff und<br />

Aluminium für Kunden in aller Welt.<br />

Doch es ist nicht allein dieser Erfolg, der<br />

Helbing, Jahrgang 1954, aus der Masse der<br />

Unternehmer hervorhebt. Der zweifache<br />

Vater ist weit über Bad Langensalza auch für<br />

sein bürgerschaftliches Engagement bekannt.<br />

Auch dafür erhielt er aus den Händen des<br />

thüringischen Ministerpräsidenten Bodo<br />

Ramelow das Bundesverdienstkreuz, so wie<br />

er zuvor auch schon mit dem Thüringer Ehrenamtspreis<br />

ausgezeichnet worden war.<br />

Helbing stand dem Institut für Fenstertechnik<br />

(Ift Rosenheim) ebenso vor wie langjährig dem<br />

Verband Fenster + Fassade (VFF) oder der<br />

Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren.<br />

Sein Unternehmen gilt als wichtiger Sponsor<br />

im Jugend- und Sportbereich in der Region,<br />

u. a. mit dem TMP-Weitsprungmeeting und<br />

der TMP-Jugendtour im Radsport.<br />

Und wie es sich für einen vorbildlichen Mittelständler<br />

gehört, hat Helbing auch bereits<br />

seine Nachfolge geregelt. 2021 soll der<br />

Staffelstab weitergereicht werden. Dann wird<br />

der Thüringer ein Unternehmen übergeben,<br />

das sich längst für aktuelle Zukunftsthemen<br />

wie Ressourcenschonung und Digitalisierung<br />

gerüstet hat.<br />

Katja Hillenbrand<br />

DIE FAMILIENFREUNDLICHE<br />

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – für<br />

viele junge Arbeitnehmer wird diese Frage<br />

immer mehr zum Schlüsselkriterium bei der<br />

Arbeitsplatzwahl. Und für Unternehmen<br />

Foto: W+M, TMP Fenster + Türen GmbH


50<br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 53<br />

Foto: Micas AG, W+M<br />

abseits der großen Städte wie beispielsweise<br />

die Micas AG im erzgebirgischen Oelsnitz zu<br />

einem wichtigem Argument bei der Suche<br />

nach Fachpersonal. Katja Hillenbrand (49),<br />

Gründerin und Vorstandsvorsitzende der<br />

Micas AG, hat das früh erkannt. Auch weil<br />

sie selbst als junge Mutter ein Unternehmen<br />

gründete, die Kinder in der Anfangszeit oft zu<br />

Geschäftsterminen mitnehmen musste. Die<br />

Wahl-Sächsin, eigentlich aus dem schwäbischen<br />

Albstadt stammend, richtete in ihrem<br />

Unternehmen deshalb 2009 einen Betriebskindergarten<br />

und 2013 einen Hort ein und<br />

wurde so zur Vorbild-Unternehmerin in puncto<br />

Familienfreundlichkeit. Auch außerhalb des<br />

Unternehmens hilft sie gern, wenn es um die<br />

Förderung von Kindern oder Familien geht.<br />

Hillenbrand erhielt einen Sonderpreis beim<br />

CSR-Preis der Bundesregierung für besondere<br />

soziale Verantwortung im Unternehmen<br />

und wurde auch schon zu Sachsens Unternehmer<br />

des Jahres gewählt. Dort zählte<br />

natürlich aber auch der unternehmerische<br />

Erfolg: Die Micas AG entwickelt und produziert<br />

unter anderem hochqualitative Sensoren<br />

und Steuerungen in der Gebäudeautomation.<br />

Seit der Gründung im Jahr 2000 ist das<br />

Unternehmen kontinuierlich gewachsen und<br />

auch auf Auslandsmärkten erfolgreich. Auch<br />

Wirtschaft + Markt würdigte die Micas AG<br />

jüngst als einen der innovativen Leuchttürme<br />

der ostdeutschen Wirtschaft.<br />

Christian Herrmann<br />

DER BUSUNTERNEHMER<br />

Christian Herrmann ist erst 40 Jahre alt,<br />

aber schon Chef eines der größten Busunternehmen<br />

im Osten Berlins. Er führt die Dr.<br />

Herrmann Gruppe in zweiter Generation.<br />

Sein Ziel ist es, das Unternehmen zu einem<br />

Verkehrsdienstleistungszentrum zu profilieren<br />

und damit dem Wandel der Omnibusbranche<br />

zuvorzukommen.<br />

Am liebsten ist es Christian Herrmann, wenn<br />

er auf dem 57.000 Quadratmeter großen Areal<br />

seines Unternehmens keinem Bus begegnet.<br />

„Dann weiß ich, dass die ganze Flotte im Einsatz<br />

ist und Geld verdient.“ Unter der Flagge<br />

der Dr. Herrmann Gruppe fahren derzeit 45<br />

Busse. Sie sind im Linienverkehr, im Touristikbereich<br />

und als Ausbildungsfahrzeuge im Einsatz.<br />

Mit insgesamt 180 Mitarbeitern betreibt<br />

Herrmann neben der Bussparte ein Verkehrsbildungszentrum,<br />

in dem pro Jahr rund<br />

450 Fahrschüler ihren Führerschein erwerben<br />

und 500 Berufskraftfahrer diverse Aus- und<br />

Weiterbildungen durchlaufen. Darüber hinaus<br />

kümmert sich eine Werkstatt sowohl um die<br />

Instandhaltung der eigenen Fahrzeuge als<br />

auch um größere Reparaturen, unter anderem<br />

für die städtischen Verkehrsbetriebe. Im letzten<br />

Jahr erwirtschaftete das Familienunternehmen<br />

einen Umsatz von rund 12 Millionen<br />

Euro. In Berlin gilt Christian Herrmann damit<br />

als Mittelständler im höheren Segment.<br />

Mit 18 Jahren trat er in den väterlichen Betrieb<br />

ein. Er lernte den Beruf eines Reiseverkehrskaufmanns,<br />

aber auch Schlossern und<br />

Busfahren. „Auch heute noch setze ich mich ab<br />

und an hinters Steuer, das ist für mich Passion<br />

und wichtige Erfahrung zugleich. Schließlich<br />

habe ich seit meiner frühen Kindheit de facto<br />

Diesel im Blut“, sagt Herrmann.


54<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

nur ein Arbeitsort. Wenn die Bezeichnung<br />

„gelebtes Ehrenamt“ auf eine Unternehmerin<br />

zutrifft, dann auf den unermüdlichen Einsatz<br />

der 53-jährigen Diplomingenieurin für ihre<br />

Heimatstadt. Als stellvertretende Vorsitzende<br />

der Bürgerstiftung Weimar organisiert sie<br />

Veranstaltungen und wirbt regelmäßig um<br />

Spenden und Stifter. Die Bürgerstiftung Weimar,<br />

eine von den Bürgerinnen und Bürgern<br />

der Stadt getragene Gemeinschaftsstiftung,<br />

unterstützt beispielsweise Kinder- und Jugendprojekte,<br />

aber auch Kunst und Kultur, den<br />

Umwelt- und Naturschutz oder die Betreuung<br />

von Behinderten und Senioren. Auch dem<br />

Freundeskreis des Goethe-Nationalmuseums<br />

e. V. gehört Katzung an und ist Mitglied im<br />

Vorstand der Weimarer Kunstgesellschaft<br />

von Cranach bis Rohlfs e. V. Für dieses zivilgesellschaftliche<br />

Engagement erhielt die Wei-<br />

Sybille Kaiser<br />

DIE KERAMIK-FACHFRAU<br />

Rummel um ihre Person möge sie nicht so,<br />

sagt Sybille Kaiser, seit 1999 Geschäftsführerin<br />

der Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH,<br />

wenn man sie auf ihre vielen ehrenamtlichen<br />

Aktivitäten anspricht. Sie seien dann aber<br />

doch hier erwähnt: Kaiser, geboren 1957, ist<br />

Präsidentin des Bundesverbands der Keramischen<br />

Industrie, Mitglied des Präsidiums der<br />

Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

und des Bundesverbands<br />

der Deutschen Industrie sowie – und dies<br />

ist ihr eine besondere Herzensangelegenheit<br />

– Vorstandsvorsitzende der Lebenshilfe<br />

für Menschen mit geistiger Behinderung<br />

Saale-Holzland-Kreis. Ein Engagement, das<br />

sich auch in der beispielhaften Integration<br />

von Menschen mit Behinderungen in ihrem<br />

Unternehmen widerspiegelt.<br />

Sybille Kaiser, aufgewachsen in Bad Klosterlausnitz,<br />

hat das ostthüringische Traditionsunternehmen<br />

durch wechselhafte<br />

Zeiten geführt. Die Hermsdorfer sind auf die<br />

Entwicklung und Herstellung technischer<br />

Keramik spezialisiert. Zu ihren wichtigsten<br />

Produkten zählen wabenkörperförmige<br />

Wärmetauscher für Abgas- und Abluftreinigungsanlagen.<br />

Außerdem entwickeln die<br />

Thüringer keramische Spezialanwendungen<br />

für Chemieanlagen, Schleifmaschinen, den<br />

Isolierkörperbau, Nachrichtentechnik sowie<br />

die Glasindustrie als intelligente Alternativen<br />

zu Kunststoff und Metall.<br />

Für den anspruchsvollen Beruf des Keramikers<br />

versucht Kaiser immer wieder junge<br />

Menschen zu begeistern. Jüngst wurde die<br />

Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH von der IHK<br />

Ostthüringen zum Top-Ausbildungsunternehmen<br />

im Saale-Holzland-Kreis gekürt. Denn<br />

die Hermsdorfer, bekannt für ihre familiäre<br />

Arbeitsatmosphäre, bemühen sich um Studienabbrecher<br />

ebenso wie um Flüchtlinge, um<br />

ihnen eine berufliche Perspektive aufzuzeigen.<br />

Katrin Katzung<br />

DIE EHRENAMTLERIN<br />

Weimar – für Katrin Katzung ist die Klassikerstadt<br />

im Herzen Thüringens mehr als<br />

marerin den Verdienstorden des Freistaates<br />

Thüringen und die Ehrennadel der IHK Erfurt.<br />

Zuvorderst ist Katrin Katzung aber auch<br />

erfolgreiche Unternehmerin. Noch vor 1990<br />

begann sie an der Hochschule für Architektur<br />

und Bauwesen – der heutigen Bauhaus-Universität<br />

Weimar – ein Studium der Baustoffverfahrenstechnik.<br />

Ihr Abschluss jedoch fiel<br />

in die Wendezeit. Katrin Katzung nutze die<br />

neuen Möglichkeiten – 1991 gründete sie mit<br />

Ehemann Uwe das Baubüro Katzung, spezialisiert<br />

vor allem auf die Beratung, Konzeption<br />

und Leitung von Tiefbauprojekten. Jährlich<br />

betreut das Ingenieurbüro so rund 70 bis 80<br />

Projekte in Mitteldeutschland – die Aufträge<br />

reichen vom öffentlichen Straßen- und Kanalbau<br />

bis hin zur Erschließung<br />

von Gewerbegebieten.<br />

Von<br />

diesen beruflichen<br />

Erfahrungen möchte<br />

die Diplom-Ingenieurin<br />

auch etwas<br />

vor allem an junge<br />

Unternehmerinnen<br />

weitergeben.<br />

Katzung engagiert<br />

sich als Vorsitzende<br />

des Thüringer<br />

Verbandes der<br />

deutschen Unternehmerinnen<br />

und<br />

leitet jenen Verein,<br />

der den Emily-Roebling-Preis<br />

an herausragende<br />

Frauen<br />

in der Wirtschaft<br />

verleiht.<br />

Foto: Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH, Rolf Berger


50<br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

55<br />

Thomas Koch<br />

DER AUTOHÄNDLER<br />

„Autos kauft man bei Koch.“ Dieser Spruch<br />

ist in Berlin und im Umland allgegenwärtig.<br />

Der Mann hinter diesem Werbeslogan heißt<br />

Thomas Koch, Jahrgang 1962. Innerhalb von<br />

27 Jahren hat er sich ein kleines Imperium in<br />

der Autobranche aufgebaut. Heute zählt seine<br />

„Koch Automobile AG“ zu den 70 größten<br />

Autohäusern in ganz Deutschland. Er und seine<br />

400 Mitarbeiter verkaufen pro Jahr mehr als<br />

9.000 Autos der Marken Mazda, Volvo, SEAT<br />

und Citroën. Der Jahresumsatz beläuft sich auf<br />

rund 200 Millionen Euro.<br />

Vorgezeichnet war dieser Weg nicht. Koch stu-<br />

Foto: 1.FC Union Berlin, Commerzbank AG, MOL Katalysatortechnik GmbH<br />

dierte zu DDR-Zeiten Außenwirtschaft an der<br />

Hochschule für Ökonomie in Berlin-Karlshorst.<br />

Nach der Wende machte er sich selbstständig.<br />

Gründete zunächst mit Gleichgesinnten eine<br />

Transportfirma, mit der er Umzüge fuhr. Hinzu<br />

kamen ein Taxi- und ein Schwerlastbetrieb.<br />

Als er im Jahr 1992 schließlich zwei Plätze für<br />

den Autohandel übernahm, konzentrierte er<br />

sich voll und ganz auf diese Sparte, obwohl der<br />

erste Autorausch im Osten, der mit der D-Mark<br />

eingesetzt hatte, schon verflogen war.<br />

Seine große Liebe ist seit jeher der in diesem<br />

Jahr erstmals im deutschen Fußball-Oberhaus<br />

spielende 1. FC Union Berlin. Seit seinem 14.<br />

Lebensjahr hält er dem Kultklub die Treue. Vor 20<br />

Jahren stieg er als Sponsor bei den Köpenickern<br />

ein, 2004 wurde er in den Aufsichtsrat gewählt.<br />

Seit sieben Jahren lenkt er die Geschicke als<br />

Union-Aufsichtsratschef und hat mit seinem Engagement<br />

einen nicht unerheblichen Anteil am<br />

Höhenflug des Vereins von der „Alten Försterei“,<br />

der für viele Fans bis heute einem Traum gleicht.<br />

Michael Kotzbauer<br />

DER BANKENVERBANDS-<br />

CHEF<br />

Michael Kotzbauer wurde 1968 in New York<br />

geboren. Seit 1996 übernahm der gelernte<br />

Bankkaufmann und Diplom-Betriebswirt<br />

(FH) nach einem mehrjährigen Traineeprogramm<br />

verschiedene leitende Positionen<br />

bei der Commerzbank AG, unter anderem<br />

für knapp zwei Jahre die des Regionalvorstands<br />

Asien mit Sitz in Schanghai. 2013<br />

wurde er Bereichsvorstand für große und<br />

kapitalmarktnahe Unternehmen in Süd- und<br />

Ostdeutschland. 2016 wurde er - überregional<br />

- Bereichsvorstand Corporate Banking in<br />

der Commerzbank Zentrale in Frankfurt am<br />

Main. Seit Anfang 2017 ist Michael Kotzbauer<br />

als Bereichsvorstand Mittelstandsbank für die<br />

Region Mitte/Ost verantwortlich, mit Büros<br />

in Frankfurt und Berlin. 2018 ernannte ihn der<br />

Beirat des Ostdeutschen Bankenverbandes<br />

zum Vorsitzenden des Vorstands. Der bereits<br />

1949 gegründete Verband vertritt die Banken<br />

in privater Rechtsform, die ihren Sitz oder<br />

Geschäftsstellen in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />

oder Thüringen haben. Gemeinsam mit<br />

seinen Vorstandskollegen gibt er auf der Basis<br />

der Beschlüsse der Mitgliederversammlung<br />

und des Beirats die Grundlinien für die laufende<br />

Verbandsarbeit vor. Seit dem 1. Mai <strong>2019</strong> ist<br />

Michael Kotzbauer zudem Vorsitzender des<br />

Aufsichtsrates des #openspace der Commerzbank<br />

AG. Die Commerzbank-Tochter mit<br />

Hauptsitz in Berlin unterstützt den deutschen<br />

Mittelstand dabei, die Chancen in der digitalen<br />

Ökonomie zu erkennen und sowohl strategische<br />

als auch operative Herausforderungen in<br />

jeder Branche zu meistern.<br />

Dr. Jürgen Koppe<br />

DER REINIGUNGS-<br />

FACHMANN<br />

Sauberes Wasser ist eines der Anliegen von<br />

Dr. Jürgen Koppe, Geschäftsführer der MOL<br />

Katalysatortechnik GmbH. Um schädliche<br />

Biofilme zu beseitigen, hat das 1995 von Koppe<br />

gegründete Unternehmen aus Merseburg<br />

verschiedene Verfahren erfolgreich im Markt<br />

eingeführt. Biofilme hemmen den Durchfluss<br />

in Rohren oder setzen sich in Standwasserleitungen<br />

und Klimaanlagen fest. Dort können<br />

sie Materialschäden verursachen oder als<br />

Hort von Bakterienansammlungen auch die<br />

menschliche Gesundheit gefährden.<br />

Die Produkte aus Merseburg, die Jürgen Koppe,<br />

in seiner Freizeit übrigens ein begeisterter<br />

Hobbymaler, und seine Mitarbeiter entwickelt<br />

haben, kommen mittlerweile weltweit zum<br />

Einsatz. Dafür wurde das Unternehmen schon<br />

mehrfach mit Umwelt- und Innovationspreisen<br />

ausgezeichnet – so beispielsweise 2016 als<br />

Bundessieger in der Initiative „Deutschland<br />

– Land der Ideen“ in der Kategorie „Umwelt“.<br />

Innovationspreise empfindet der 1954 in der<br />

Lutherstadt Wittenberg geborene Koppe<br />

immer auch als eine Möglichkeit, neue Technologien<br />

auf ihre Resonanz in der Öffentlichkeit<br />

zu testen.<br />

Eine aktuelle Produktentwicklung aus der<br />

Merseburger Ideenschmiede ist ein kleiner<br />

Zauberwürfel namens MOL LIK CUBE HOME.<br />

Damit kommen auch Privathaushalte in den<br />

Genuss der MOL-Innovationen. Erster Anwendungsfall<br />

ist die heimische Spülmaschine. MOL<br />

LIK CUBE HOME hilft, unangenehme Nebeneffekte<br />

wie Gerüche, Glaskorrosion, Rostflecken<br />

und Kalk aus der Spülmaschine zu verbannen<br />

– und das ohne chemische Zusätze.


56<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

natürlich: GISA setzt auf Triathlon-Profis und<br />

ist Namenssponsor eines Bundesliga-Triathlon-Teams<br />

sowie mehrerer Teams aus der<br />

Landes- und Regionalliga und des Triathlon-Wettbewerbs<br />

in der Saale-Stadt.<br />

Friedemann Kunz<br />

DER FERTIGHAUS-<br />

UNTERNEHMER<br />

In seinem ersten beruflichen Leben, leitete er<br />

in Schweden einen florierenden Großhandel<br />

für Bürobedarf. In dem skandinavischen Land<br />

wurde er vor 63 Jahren geboren. Die Chancen,<br />

die sich nach der Deutschen Einheit auf der<br />

südlichen Seite der Ostsee auftaten, weckten<br />

das Interesse des jungen Unternehmers. Gemeinsam<br />

mit einem Freund grübelte er darüber<br />

nach, was man Osten Deutschlands auf die<br />

Beine stellen konnte. Da gute Wohnungen in<br />

Michael Krüger<br />

DER IT-TRIATHLET<br />

Eigentlich ist Michael Krüger ja Basketballer.<br />

Seine Vita weist ihn als begeisterten Freizeit-Korbjäger<br />

im Universitätssportverein<br />

Halle aus. Aber auch der Triathlon liegt dem<br />

Wirtschaftsinformatiker aus Halle, seit 2001<br />

Geschäftsführer der GISA GmbH, am Herzen.<br />

Denn das IT-Geschäft ist dem Dreikampf der<br />

Athleten durchaus verwandt. In der IT heißen<br />

die Disziplinen: Beratung, Betreuung und<br />

Betrieb. Darauf versteht sich die GISA GmbH<br />

seit mehr als 25 Jahren. Als IT-Partner von<br />

mehr als 330 Unternehmen und Institutionen<br />

deutschlandweit wird die GISA GmbH mit über<br />

800 Mitarbeitern unter den fünf führenden<br />

IT-Dienstleistern in der Energiebranche<br />

gerankt. Und seit die Versorger im Zuge der<br />

Digitalisierung neue Geschäftsmodelle suchen,<br />

steigt der Bedarf am IT-Service der GISA<br />

GmbH weiter.<br />

Diese Prozesse managt GISA-Geschäftsführer<br />

Michael Krüger, Jahrgang 1964, seit mittlerweile<br />

18 Jahren. Er gilt als feste Größe in der<br />

Förderung des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorts<br />

Mitteldeutschland. So ist<br />

das Unternehmen seit vielen Jahren überzeugter<br />

Partner und Sponsor des IQ Innovationspreises<br />

Mitteldeutschland und verleiht<br />

als Preisstifter den „L. V. Kantorovič-Forschungspreis“<br />

für die beste Dissertation des<br />

wirtschaftswissenschaftlichen Bereiches der<br />

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.<br />

Im Sport laufen die halleschen Basketballerinnen<br />

unter dem Namen Gisa Lions auf. Und<br />

den neuen Ländern zu Beginn der 1990er-Jahre<br />

knapp waren, war die Idee schnell geboren:<br />

Friedemann Kunz wollte Schwedenhäuser<br />

bauen, „schick, günstig und in guter Qualität“,<br />

wie er später dem Magazin „Capital“ verriet.<br />

Der Wechsel von Schweden nach Mecklenburg-Vorpommern<br />

fiel ihm nicht schwer.<br />

Schließlich stammt seine Familie aus dieser<br />

Region. Der Ururgroßvater gründete im Jahr<br />

1891 in Marlow ein Holzsägewerk. Nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg floh die Familie Kunz nach<br />

Schweden. Friedemann Kunz ging nach Marlow,<br />

kaufte das Werk seiner Vorfahren zurück<br />

und stellte es auf die Produktion von Fertighäusern<br />

um. Heute ist die ScanHaus Marlow<br />

GmbH einer der größten Fertighausanbieter<br />

in Deutschland<br />

und erzielte 2018<br />

erstmalig mehr als<br />

100 Millionen Euro<br />

Umsatz. Pro Jahr<br />

stellen die rund 500<br />

Scanhausmitarbeiter<br />

gut 650 bis 700<br />

Häuser her, für deren<br />

Errichtung kaum<br />

mehr als je zwei Tage<br />

bis zum Richtfest<br />

benötigt werden.<br />

Dem Firmenchef<br />

ist es wichtig, sich<br />

auch in der Region<br />

zu engagieren – für<br />

Inklusionsprojekte,<br />

die Freiwillige Feuerwehr<br />

in Marlow, den<br />

Rostocker Zoo und<br />

für diverse Vereine im Spitzen-, Breiten- und<br />

Behindertensport.<br />

Peter Ledermann<br />

DER INTERNET-HÄNDLER<br />

„Köthen und Mercateo gehören für mich<br />

einfach zusammen“, sagte Peter Ledermann,<br />

Vorstand der Mercateo Deutschland AG, einmal<br />

über die Symbiose seines Unternehmens<br />

mit der sachsen-anhaltschen Kleinstadt. Und<br />

dieses Lob gilt nun seit 15 Jahren, denn solange<br />

schon wickelt die erfolgreiche B2B-Plattform<br />

einen Großteil des operativen Geschäfts<br />

in Köthen ab.<br />

Foto: GISA GmbH, ScanHaus Marlow GmbH, Mercateo Deutschland GmbH


50<br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 57<br />

Foto: Lischka GmbH, W+M<br />

In der alten Köthener<br />

Kaffeerösterei<br />

mitten im Zentrum<br />

der Bachstadt, mittlerweile<br />

großzügig<br />

erweitert, arbeiten<br />

rund 250 Mitarbeiter,<br />

weltweit sind es 550<br />

in Deutschland und<br />

weiteren 13 Ländern,<br />

darunter auch am<br />

Standort Leipzig.<br />

Mercateo gilt als<br />

größter B2B-Marktplatz<br />

Europas und<br />

Pionier im digitalen<br />

B2B-Handel. Im<br />

Gegensatz zu vielen<br />

anderen Gründungen<br />

der New-Economy-<br />

Ära um die Jahrtausendwende<br />

hat Mercateo einen langen Atem<br />

bewiesen und sich trotz Rückschlägen am<br />

Markt durchgesetzt.<br />

Dazu trug auch das Engagement von Peter<br />

Ledermann bei. Der studierte Betriebswirt,<br />

Jahrgang 1966, stieß zum Unternehmen hinzu,<br />

als der Energiekonzern E.ON zeitweilig bei<br />

Mercateo einstieg. Seine berufliche Laufbahn<br />

begann bei einem Regionalversorgungsunternehmen<br />

des damaligen Bayernwerks,<br />

heute E.ON Energie. Hier baute er das interne<br />

Consulting auf und leitete später die Abteilung<br />

Facility Management, ehe er als Prokurist die<br />

Bereiche Personal und Vertrieb verantwortete.<br />

Ende 2000 wechselte Ledermann die Seiten<br />

und ist heute bei der Mercateo Deutschland<br />

AG zuständig für Personal und Finanzen.<br />

Leonhard Lischka<br />

DER MEDIZINTECHNIK-<br />

UNTERNEHMER<br />

Die Karriere von Leonhard Lischka entwickelte<br />

sich geradlinig und ungewöhnlich zugleich –<br />

vom Elektroinstallateur über den Elektromeister<br />

bis hin zum Inhaber und Geschäftsführer eines<br />

Industriebetriebes, das heute auf allen Kontinenten<br />

und in mehr als 25 Ländern zu Hause ist.<br />

1993 gründete er mit einem Mitstreiter den<br />

Vorläufer der heutigen Lischka GmbH, deren<br />

Hauptsitz sich inzwischen in Berlin-Marzahn<br />

befindet. „Ich wollte es einfach selbst probieren,<br />

ein Unternehmen aufzubauen“, erläutert<br />

der heute 58-Jährige die Beweggründe, ins<br />

Unternehmerfach zu wechseln. Bereut hat<br />

Leonhard Lischka diese Entscheidung nie, seine<br />

Firma hat sich im Verlauf der vergangenen Jahre<br />

kontinuierlich entwickelt. „Heute gehören wir<br />

international zu den stärksten Herstellern auf<br />

unserem Gebiet“, sagt Lischka selbstbewusst.<br />

Die Firma ist spezialisiert auf Komplettausstattungen<br />

von Krankenhauseinrichtungen im<br />

Bereich Edelstahl und Stahlblech. Oder anders<br />

gesagt: Lischka produziert und vertreibt mit<br />

seinen 75 Mitarbeitern maßgeschneiderte<br />

Funktionsmöbel aus Metall für Kliniken. Der<br />

Jahresumsatz liegt aktuell bei 6,5 Millionen<br />

Euro. Forschung und Entwicklung wird im Hause<br />

Lischka großgeschrieben. Mit seinem neuesten<br />

Produkt, einem innovativen Endoskopie-Lagerschrank,<br />

liegt er im internationalen Wettbewerb<br />

wieder „ganz weit vorn“.<br />

Lischka ist ein Mann, dem neue Ziele nie ausgehen<br />

– langfristig plant er die Übergabe des<br />

Unternehmens an seine Kinder, die bereits in<br />

der Firma mittun. Der Exportanteil soll weiter<br />

wachsen. Und die Produktion soll ausgebaut<br />

werden – mit einer Investition in Höhe von rund<br />

drei Millionen Euro.<br />

Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für<br />

Unternehmertum interessieren ihn. Daher ist er<br />

Mitglied der Vollversammlung der Berliner IHK<br />

und aktiver Teilnehmer diverser Expertenkreise<br />

in der deutschen Hauptstadt.<br />

Dr. Holger Loclair<br />

DER VERFAHRENS-<br />

CHEMIKER<br />

Trifft man Dr. Holger Loclair zum ersten Mal,<br />

ahnt man nicht, dass er „Vater“ eines Oranienburger<br />

Unternehmens ist, das weltweit 1.700<br />

Beschäftigte hat und einen Jahresumsatz von<br />

mehr als 650 Millionen Euro erwirtschaftet.<br />

Loclair ist ein ausgesprochen zurückhaltender<br />

Mann, beileibe kein Dampfplauderer. Die große<br />

Bühne ist nicht der Lieblingsort des promovierten<br />

Verfahrenschemikers. Sachlich und<br />

bescheiden berichtet der 1951 im mecklenburgischen<br />

Penzin geborene Vorstandsvorsitzende<br />

der ORAFOL Europe GmbH über die Entwicklung<br />

seiner Firma, die von ihrer Entstehung her fast<br />

ein ostdeutsches Mittelstands-Unikat ist.<br />

Denn ORAFOL gilt als eine der wenigen gelungenen<br />

Privatisierungen der Treuhandanstalt unter<br />

Mitwirkung eines ostdeutschen Unternehmers<br />

und Geschäftsführers. Im Jahr 1991 übernahm<br />

Loclair das betriebliche Erbe der früheren<br />

DDR-Firma „VEB Spezialfarben Oranienburg“, in<br />

der er zuvor selbst viele Jahre gearbeitet hatte.<br />

Mit ihm starteten 66 Mitarbeiter ins unternehmerische<br />

Abenteuer. Heute ist ORAFOL ein international<br />

führendes Unternehmen für selbstklebende<br />

Spezialprodukte. Es verfügt über ein<br />

weltumspannendes Netzwerk von Händlern in<br />

mehr als 100 Ländern und eigenen Töchtern auf<br />

fünf Kontinenten, darunter in den USA, Australien<br />

und der Türkei. Zu den besonders gefragten<br />

Produkten zählen Digitaldruckmaterialien,<br />

Plottermaterialien, Fahrzeugvollverklebungen<br />

und Laminier- und Kaschierfolien.<br />

Von der aufstrebenden und erfolgreichen Entwicklung<br />

profitieren seit vielen Jahren kleine und<br />

mittlere Unternehmen aus der Region, die<br />

Aufträge von ORAFOL erhalten. Zu den größten<br />

Nutznießern zählt zweifellos die Stadt Oranienburg<br />

– sie erhielt insgesamt mehr als 100 Millionen<br />

an Gewerbesteuerzahlungen von ORAFOL.


58<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

tern in weiten Teilen der Länder Brandenburg<br />

und Mecklenburg-Vorpommern das<br />

Stromnetz. Derzeit durchlebt das mit dem<br />

Hauptsitz in Fürstenwalde/Spree beheimatete<br />

Unternehmen einen groß angelegten<br />

Transformationsprozess. Der einst fast ausschließlich<br />

auf den Netzbetrieb fokussierte<br />

Konzern wird fit für die Zukunft gemacht.<br />

Auf dem Weg hat sich die E.DIS-Gruppe<br />

neue Geschäftsfelder eröffnet – von der<br />

Telekommunikation bis zur Wärmeversorgung.<br />

Geleitet wird dieser Prozess maßgeblich von<br />

Dr. Alexander Montebaur, der seit Januar<br />

2017 Vorstandschef bei E.DIS ist. Der<br />

49-Jährige hat seine Profession von der Pike<br />

auf gelernt. Nach dem Studium der Elektrotechnik<br />

und Promotion an der RWTH Aachen<br />

begann Montebaur im Jahr 2000 seine berufliche<br />

Laufbahn als Abteilungsleiter Zentrale<br />

Technik beim Elektrizitätswerk Wesertal<br />

GmbH in Hameln und trat 2003 in die Avacon<br />

AG ein. Dort war er zunächst als Bereichs-<br />

Prof. Dr. Christoph Meinel<br />

DER INFORMATIKER<br />

Es ist praktisch unmöglich, alle Jobs und<br />

Funktionen aufzuführen, die Christoph Meinel<br />

innehat. Daher seien hier nur die wichtigsten<br />

Ämter aufgeführt: Der 65 Jahre alte Wissenschaftler<br />

ist Direktor und Geschäftsführer<br />

des Hasso-Plattner-Instituts für Digital<br />

Engineering gGmbH (HPI) und Dekan der Digital<br />

Engineering Fakultät der Universität Potsdam.<br />

Er ist C4-Professor für Informatik und leitet<br />

das Fachgebiet für Internet-Technologie und<br />

Systeme. Meinel ist unter anderem Mitglied der<br />

acatech, der Nationalen Deutschen Akademie<br />

der Technikwissenschaften, und Gastprofessor<br />

an Universitäten im In- und Ausland. Er hat die<br />

erste europäische MOOC-Plattform openHPI<br />

entwickelt, leitet das vom Bundesforschungsministerium<br />

beauftragte Schul-Cloud-Projekt<br />

und ist Programm-Direktor des HPI-Stanford<br />

Design Thinking Research Program.<br />

Wissenschaft ist für ihn kein Selbstzweck.<br />

Es geht Christoph Meinel vielmehr darum,<br />

Wissenschaft und Wirtschaft zu koppeln und<br />

zu vernetzen. Dafür veranstaltet er seit Jahren<br />

diverse internationale Konferenzen – etwa zu<br />

den Themen „Industrie 4.0“, Cybersicherheit<br />

oder Big Data in der Medizin. Unternehmer,<br />

Manager und Politiker hören genau zu, wenn<br />

Christoph Meinel analytisch präzise aufzeigt,<br />

wie die Entwicklungen der Digitalisierung für<br />

technologischen und gesellschaftlichen Fortschritt<br />

sinnvoll genutzt werden können.<br />

Die Basis für seine heutige Arbeit legte der in<br />

Meißen geborene Wissenschaftler übrigens an<br />

der Humboldt Universität, wo er einst Mathematik<br />

und Informatik studierte.<br />

Dr. Alexander Montebaur<br />

DER ENERGIENETZ-<br />

MANAGER<br />

Seit ihrer Gründung im Jahr 1999 betreibt die<br />

E.DIS AG mit ihren mehr als 1.400 Mitarbei-<br />

leiter Technische Planung und Steuerung<br />

tätig bevor er 2006 die Geschäftsführung<br />

der LandE in Wolfsburg übernahm. Seit 2012<br />

leitet er den Bereich Netzsteuerung bei der<br />

E.ON Deutschland.<br />

Der Energie-Manager Montebaur ist in vielfältigen<br />

Gremien aktiv, die sich mit dem großen<br />

Thema Energiewende befassen - etwa<br />

im Plenum der Plattform Energienetze im<br />

Bundeswirtschaftsministerium, im Bundesverband<br />

der Energie- und Wasserwirtschaft<br />

und der Energietechnischen Gesellschaft im<br />

Technologieverband VDE.<br />

Foto: HPI/Kay Herschelmann, E.DIS AG


50<br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 59<br />

Christian Müller<br />

DER SPEZIALIST FÜR<br />

RASURKULTUR<br />

Dem älteren der beiden Müller-Brüder,<br />

Christian, 1973 in Schlema geboren, sei hier<br />

kurz der Vortritt gewährt. Aber eigentlich sind<br />

Christian und Andreas Müller, Geschäftsführer<br />

der Hans-Jürgen Müller GmbH & Co. KG,<br />

nur gemeinsam denkbar. Das Unternehmen,<br />

gegründet 1945, ist Inhaber und Produzent der<br />

berühmten Rasierpinsel-Marke MÜHLE. Die<br />

Produkte der Rasurkultur aus dem sächsischen<br />

Stützengrün nahe der tschechischen<br />

Grenze sind weltweit gefragt. Die mehrfach<br />

mit Design-Preisen gewürdigte Kollektion<br />

der Sachsen umfasst Pinsel, Halter, Rasierer,<br />

Hobel und Rasiersets, dazu gibt es formschöne<br />

Accessoires.<br />

Für die beiden Unternehmer führten zwei<br />

unterschiedliche Wege zum Ziel. Mit 18 Jahren<br />

begann Christian Müller eine Ausbildung<br />

zum Pinsel- und Bürstenmacher im Unternehmen<br />

des Vaters in Stützengrün. Andreas<br />

Müller, 1976 in Schlema zur Welt gekommen,<br />

studierte hingegen in Leipzig und Heidelberg<br />

evangelische Theologie und fand 2006 den<br />

Weg in den elterlichen Betrieb. Gemeinsam<br />

führen die beiden Brüder das Unternehmen in<br />

dritter Generation und haben es 2008 in einen<br />

vollstufigen Manufakturbetrieb umgewandelt.<br />

Sie setzen damit das Werk ihres Vaters<br />

Hans-Jürgen Müller fort, der das Familienunternehmen<br />

nach der Wende erfolgreich<br />

reprivatisiert hatte.<br />

Als Botschafter des Erzgebirges werben<br />

Christian und Andreas Müller aber nicht nur<br />

mit ihren Produkten für ihre Heimatregion,<br />

sondern setzen sich auch darüber hinaus<br />

für den Wirtschaftsstandort Erzgebirge ein.<br />

Die Hans-Jürgen Müller GmbH & Co. KG ist<br />

Gründungsmitglied im Verband Deutscher<br />

Manufakturen und hat sich als Mitglied der<br />

Umweltallianz Sachsen einem nachhaltigen<br />

und ressourcenschonenden Wirtschaften<br />

verschrieben.<br />

Dr. Ulrich Müller<br />

DER ENERGIE-MANAGER<br />

Zwischen Brandenburg und Rügen ist Dr. Ulrich<br />

Müller bekannt wie ein bunter Hund. Denn seit<br />

rund 20 Jahren ist der geschätzte<br />

Energie-Manager<br />

immer dann vor Ort, wenn<br />

wichtige regionale Entscheidungen<br />

getroffen werden<br />

und es um die Zukunft der<br />

Region geht.<br />

Müller, Jahrgang 1954, stammt aus Thüringen,<br />

studierte in Cottbus und arbeitete als Ingenieur<br />

in Berlin. An der Humboldt Universität promovierte<br />

Müller 1990 zu Fragen der Informations-<br />

und Datenverarbeitung. Zwischen 1997<br />

und 1999 war er Geschäftsführer der EWE<br />

Wasser GmbH. Seit zwei Jahrzehnten lenkt er<br />

die Geschäfte des Energiedienstleisters EWE<br />

AG in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Der Vater von drei Kindern war<br />

zudem bis 2017 zehn Jahre lang Präsident der<br />

Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostbrandenburg.<br />

Nach seiner Amtszeit wurde er zum<br />

Ehrenpräsidenten der Kammer gewählt.<br />

Dass das Unternehmen EWE in der Region<br />

längst eine feste Größe ist – auch wenn die<br />

Ursprünge in Oldenburg liegen – ist nicht<br />

zuletzt Müller zu verdanken. Er und sein Team<br />

setzen sich stark für Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />

ein, schaffen Arbeitsund<br />

auch Ausbildungsplätze in der Region und<br />

fördern sehr viele gemeinnützige Projekte vor<br />

Ort.<br />

Foto: AMAC-GARBE, EWE AG


60<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

Frank Orschler<br />

DER MEDIZINTECHNIKER<br />

Ein „Macher des Ostens“ – diesen Titel<br />

bekam Frank Orschler 2015 verliehen. Einer<br />

der zahlreichen Preise für den umtriebigen<br />

Vorzeigeunternehmer Thüringens, den auch<br />

der Ministerpräsident des Landes, Bodo Ramelow,<br />

gern exemplarisch hervorhebt, wenn<br />

es zu beweisen gilt, dass auch abseits der<br />

städtischen Zentren in Thüringen erfolgreich<br />

gearbeitet wird. Kein Wunder, die Königsee<br />

Implantate GmbH ist eines der führenden<br />

deutschen Medizintechnikunternehmen auf<br />

dem Gebiet der Osteosynthese. Sie entwickelt,<br />

produziert und vertreibt Stahl- und<br />

Titanimplantate und Instrumente für die<br />

Traumatologie, Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie.<br />

Die Königsee-Implantate kommen<br />

weltweit zum Einsatz.<br />

Frank Orschler wurde 1961 in Aschaffenburg<br />

geboren. Seine berufliche Karriere startete<br />

er als Diplom-Betriebswirt in der Leasingbranche.<br />

Doch im Betrieb des Vaters zeigte<br />

Orschler sein gesamtes unternehmerisches<br />

Können. Die Wurzeln des Unternehmens<br />

reichen übrigens zurück bis zum Jahr 1919, als<br />

der Orthopädiemechaniker Otto Bock in Berlin<br />

eine Firma für Prothesen gründete, welche<br />

kurz darauf nach Königsee in Thüringen umzog.<br />

Das Nachfolgeunternehmen „Orthopädie<br />

Königsee“, von der Treuhand an einen französischen<br />

Investor verkauft, meldete 1993<br />

Insolvenz an. Die Chance nutzte Erich Orschler<br />

und gründete mit dem vorhandenen Fachpersonal<br />

zunächst in Königsee das heutige<br />

Unternehmen, dessen Firmensitz später nach<br />

Allendorf-Aschau im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt<br />

verlegt wurde<br />

Die Königsee Implantate GmbH ist ein wichtiger<br />

Arbeitgeber und Ausbilder in der Region.<br />

2009 fiel die Entscheidung zum Bau eines<br />

Ausbildungszentrums, in dem auch innovative<br />

Ausbildungskonzepte zur Anwendung<br />

kommen. Dies geschah mit dem Ziel, der<br />

demografischen Entwicklung und der Landflucht<br />

entgegenzuwirken. Auch hierfür gab<br />

es 2018 wieder einen Preis – den Deutschen<br />

Exzellenzpreis vom Deutschen Institut für<br />

Service-Qualität und dem DUB-Unternehmermagazin.<br />

Günter Oßwald<br />

DER SPORTLICHE HÄNDLER<br />

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft<br />

(BVMW) zeichnete Günter Oßwald (68),<br />

Seniorchef der Oßwald Fahrzeugteile & Technischer<br />

Handel im thüringischen Mühlhausen,<br />

2016 für sein Lebenswerk aus. Eine wohlverdiente<br />

Ehrung für ein bewegtes Unternehmerleben.<br />

1979 hatte Oßwald eine selbständige<br />

Werkstatt für die Herstellung von Plattfedern<br />

für verschiedene Fahrzeuge übernommen.<br />

Später entwickelte sich das Unternehmen zu<br />

einem Handelsunternehmen für Fahrzeugteile<br />

und technische Komponenten aller Art, etwa<br />

Nutzfahrzeugteile, PKW-Teile, Agrartechnik<br />

oder Ersatzteile für Oldtimer.<br />

Oßwald war stets politisch und gesellschaftlich<br />

aktiv, als Mitglied des Runden Tisches in<br />

Treffurt in der Wendezeit, später als Mitglied<br />

des Treffurter Stadtrates. Dazu kommt eine<br />

leidenschaftliche Unterstützung des Sports,<br />

sei es der regionale Breitensport, der Skilanglauf<br />

oder die nordischen Kombinierer. Erfolgreiche<br />

<strong>Winter</strong>sportler wie Axel Teichmann<br />

und Jens Filbrich genossen seine Unterstützung.<br />

Besonders der Nachwuchssport ist ihm<br />

ein Anliegen. Auch der Handball- und Radsport<br />

werden von dem Mühlhausener Unternehmen<br />

gefördert.<br />

Christof Queisser<br />

DER SEKT-KÖNIG<br />

Den größten Umsatz der Unternehmensgeschichte<br />

präsentierte Anfang des Jahres<br />

Christof Queisser (50) als Vorsitzender der<br />

Geschäftsführung der Rotkäppchen-Mumm<br />

Sektkellereien GmbH, der Nummer eins im<br />

deutschen Sektmarkt. Damit darf Queisser<br />

sich mit Fug und Recht als Deutschlands<br />

Sekt-König bezeichnen lassen.<br />

Dabei stammt der Rotkäppchen-Chef, der sich<br />

selbst gern als Genussmensch bezeichnet und<br />

die Geschicke des wohl bekanntesten ostdeutschen<br />

Markenprodukts seit 2013 in der<br />

Nachfolge von Gunter Heise leitet, nicht etwa<br />

Foto: Königsee Implantate GmbH, Boris Löffert/Oskar-Patzelt-Stiftung, Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH


50<br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 61<br />

aus einer alten Winzerdynastie. Im Gegenteil,<br />

bevor der Diplom-Betriebswirt das Ruder<br />

des Traditionsunternehmen an der Unstrut<br />

übernahm, durchlief er seit Beginn der 1990er<br />

Jahre mehrere Stationen der nationalen und<br />

internationalen Markenindustrie, so beispielsweise<br />

bei Unilever und Tengelmann.<br />

Bei der Tengelmanngruppe sammelte er als<br />

Category Manager auch bereits umfassende<br />

Erfahrungen mit den Produkten Sekt, Spirituosen<br />

und Wein. Zuletzt zeichnete er für den<br />

Wursthersteller Zimbo verantwortlich. Beim<br />

Angebot, Sachsen-Anhalts führende Marke zu<br />

managen, zögerte Queisser allerdings nicht.<br />

Dem Vater zweier Töchter gefällt die immer<br />

noch familiäre Atmosphäre der Sektkellerei,<br />

auch wenn diese zuletzt durch Akquisitionen<br />

weiter wuchs und sich zunehmend internationaler<br />

aufstellt.<br />

Holger Raithel<br />

DER PORZELLANMACHER<br />

Holger Raithel führt eines der modernsten<br />

Porzellanunternehmen Europas, die KAHLA/<br />

Thüringen Porzellan GmbH. <strong>2019</strong> feierte das<br />

Unternehmen 25 Jahre Neugründung unter<br />

der Führung der Familie Raithel und 175<br />

Jahre Porzellanproduktion im thüringischen<br />

Kahla. Der Ex-Rosenthal-Manager Günther<br />

Raithel rettete im Jahr 1994 die Tradition<br />

mit der Gründung der KAHLA/Thüringen<br />

Porzellan GmbH. Er investierte in wegweisende<br />

Fertigungstechnologie und erneuerte<br />

das Sortiment. 2005 trat Holger Raithel als<br />

geschäftsführender Gesellschafter die Unternehmensnachfolge<br />

an. KAHLA produziert<br />

klassisches Haushaltsporzellan ebenso wie<br />

Produkte für Hotellerie und Gastronomie –<br />

eine ostdeutsche Erfolgsgeschichte. Ein Grund<br />

dafür, so resümiert Geschäftsführer Raithel: „<br />

Wir sind unserem Innovationsanspruch stets<br />

treu geblieben.“ Das wird in aller Welt anerkannt.<br />

KAHLA exportiert in über 60 Länder.<br />

Vor seinem Einstieg in das thüringische Traditionsunternehmen<br />

absolvierte Raithel ein<br />

Physikstudium an der Universität Bayreuth,<br />

arbeitete später in einer internationalen<br />

Unternehmensberatung (im Automotive- und<br />

Logistikbereich). Erst 2004 führte ihn der Weg<br />

in die Porzellanbranche und nach Thüringen.<br />

Dort leitet er einen Betrieb, der für seine<br />

hohen Frauenanteil unter der Belegschaft und<br />

familienfreundliche Konzepte bekannt ist.<br />

Dr. Helmar Rendez<br />

DER KOHLE-MANAGER<br />

Trifft man Helmar Rendez vor den offiziellen<br />

Bürozeiten an, dann nicht selten in Trainingskleidung.<br />

Der 57-jährige Rendez powert sich<br />

als Triathlet gern aus und will vorn dabei sein.<br />

Nicht nur im Sport, vor allem auch im Job. Seit<br />

<strong>Herbst</strong> 2016 ist er Vorstandsvorsitzender der<br />

Lausitz Energie Bergbau AG und der Lausitz<br />

Energie Kraftwerke AG (LEAG). In dieser<br />

Funktion muss er das Unternehmen auf den<br />

nahenden Kohleausstieg Deutschlands vorbereiten.<br />

In der Cottbuser Konzernzentrale sucht<br />

Rendez mit seinem Team nach Wegen, eine<br />

zukunftsfähige Aufstellung des Noch-Kohle-Unternehmens<br />

zu finden.<br />

Dabei dürfte ihm sein bisheriger beruflicher<br />

Werdegang durchaus helfen. Rendez studierte<br />

an der Technischen Universität Berlin<br />

Wirtschaftsingenieurwesen. In den neunziger<br />

Jahren leitete er die Berliner Niederlassung<br />

der Unternehmensberatung Kienbaum. 1998<br />

wechselte er als Leiter zur VEAG-Unternehmensentwicklung.<br />

Von 2004 bis 2007 lenkte<br />

er als Vorstand die Geschicke der WEMAG in<br />

Schwerin. Anschließend war er drei Jahre als<br />

Vorstandsmitglied der Vattenfall AB in Stockholm<br />

für den Bereich Strategieentwicklung<br />

und weitere fünf Jahre für die Stromnetze des<br />

Staatskonzerns verantwortlich.<br />

Rendez, der zugleich auch Vorsitzender des<br />

Bundesverbandes Braunkohle ist, zeigt sich<br />

zuversichtlich, dass er für die LEAG jenseits der<br />

Kohle neue Geschäftsfelder findet. „Wir haben<br />

Potenzial, das sind unter anderem unsere Infrastruktur,<br />

das Know-how unserer Mitarbeiter<br />

und unsere Flächen“, sagte er der Lausitzer<br />

Rundschau. Allerdings dürfe es, warnt Rendez,<br />

keine „verheerenden Strukturbrüche“ geben.<br />

Vielmehr sei das Kohleausstiegsdatum 2038<br />

zwingend einzuhalten, um Planungssicherheit<br />

beim Aufbau alternativer Geschäftsfelder zu<br />

haben.<br />

Foto: KAHLA/Thüringen Porzellan GmbH, LEAG


62<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

Bodo Rodestock<br />

DER FINANZCHEF<br />

Bodo Rodestock verantwortet im dreiköpfigen<br />

Vorstand des Leipziger VNG-Konzerns die<br />

Bereiche Personal und Finanzen. Damit steht<br />

der gebürtige Sachse, 1968 in Frauenstein<br />

zur Welt gekommen, auch für das Wachstum<br />

und die angestrebte neue Ausrichtung<br />

des Energieunternehmens. Der europaweit<br />

aktive Unternehmensverbund mit mehr als 20<br />

Gesellschaften arbeitet entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette der Erdgaswirtschaft<br />

und setzt Schwerpunkte in den Geschäftsbereichen<br />

Handel und Vertrieb, Transport sowie<br />

Speicherung. Zu den neuen Geschäftsfeldern<br />

der Sachsen zählen unter anderem aber auch<br />

Biogas, digitale Infrastruktur und Quartierslösungen.<br />

Mit der Strategie VNG 2030+ und<br />

der Vision „Grün, digital, mit Gas“ wollen die<br />

Leipziger aktiv an der Energiewende mitwirken<br />

– mit Gas als zentralem Baustein in Form von<br />

Erdgas, aber auch Biomethan, grünem Wasserstoff<br />

oder synthetischem Methan. 2018<br />

kamen die Leipziger auf ihrem neuen Weg gut<br />

voran. Sowohl das Geschäftsergebnis als auch<br />

der Umsatz überstiegen die eigenen Erwartungen.<br />

„2018 war ein außergewöhnlich gutes<br />

Jahr für VNG“, bilanzierte Rodestock.<br />

Um auch bei den weiteren Herausforderungen<br />

der Energiewende die VNG AG auf Wachstumskurs<br />

zu halten, bringt Rodestock jede<br />

Menge Erfahrung mit. Mehr als 13 Jahre leitete<br />

er den Bereich Finanzen, bevor Rodestock<br />

2013 Vorstandsmitglied der VNG für die Ressorts<br />

Finanzen und Personal wurde. Seitdem<br />

ist der studierte Betriebswirt Mitglied in verschiedenen<br />

Aufsichts- und Verwaltungsräten<br />

der VNG-Gruppe sowie wichtiger Beteiligungen.<br />

Er engagiert sich darüber hinaus als<br />

Vorstandsmitglied im Arbeitgeberverband der<br />

energie- und versorgungswirtschaftlichen<br />

Unternehmen sowie in Gremien von Stiftungen<br />

wie beispielsweise als Vorstandsmitglied der<br />

Stiftung „Leipzig hilft Kindern“.<br />

Dr. Eric Schweitzer<br />

DER RECYCLING-<br />

UNTERNEHMER<br />

Als er 13 Jahre war, träumte Eric Schweitzer<br />

davon, Fußballprofi bei Hertha BSC zu werden.<br />

Doch daraus wurde wegen seiner sportlichen<br />

Begabung nichts. Der 1965 in Ipoh (Malaysia)<br />

geborene Schweitzer musste daher umplanen,<br />

was ihm jedoch nicht schwer fiel. Denn er<br />

wusste schon früh, wie man sein eigenes Geld<br />

verdient: Bereits als Schüler packte er gemeinsam<br />

mit seinen Brüdern auf dem Schrottplatz<br />

seiner Eltern mit an, holte Altmetalle aus<br />

dem Bauschutt und besserte sich damit sein<br />

Taschengeld auf. Schnell stand für ihn fest:<br />

„Ich wollte Unternehmer werden, mein eigener<br />

Herr sein.“ Diese Herausforderung kam früher<br />

als erwartet auf ihn zu. Als sein Vater Franz<br />

Josef Schweizer im Jahr 1998 starb, musste<br />

er mit erst 33 Jahren gemeinsam mit seinem<br />

Bruder Axel den Platz auf der Brücke übernehmen.<br />

Sie formten und entwickelten seither<br />

eines der größten Entsorgungs- und Recyclingunternehmen<br />

weltweit – die ALBA Group.<br />

Mit den beiden Marken ALBA und Interseroh<br />

erwirtschafteten die rund 8.000 Mitarbeiter<br />

des in Deutschland, Europa und Asien aktiven<br />

Umweltdienstleisters im Vorjahr einen Umsatz<br />

in Höhe von 2,1 Milliarden Euro.<br />

Nur an der Spitze seines Unternehmens zu<br />

stehen, ist Eric Schweitzer nicht genug. Er will<br />

mitmischen, verändern, erneuern, die Gesellschaft<br />

gestalten. Von 2004 bis 2016 fungierte<br />

er als Präsident der IHK Berlin. In dieser Zeit<br />

startete Berlins Wirtschaft richtig durch,<br />

die Arbeitslosigkeit sank, der Gründerboom<br />

setzte ein. Seit 2013 führt Eric Schweitzer<br />

als Präsident den Deutschen Industrie- und<br />

Handelskammertag, einen der vier Spitzenverbände<br />

der deutschen Wirtschaft. Was er<br />

sagt hat Gewicht und findet Gehör selbst im<br />

Bundeskanzleramt.<br />

Rolf Seelige-Steinhoff<br />

DER HOTELIER<br />

Die Wende in der ehemaligen DDR und die darauffolgende<br />

deutsch-deutsche Wiedervereinigung<br />

haben verhindert, dass Rolf Seelige-Steinhoff<br />

eine klassische, eine vorgezeichnete<br />

Karriere einschlug. 1963 in Beckum (Westfalen)<br />

geboren, studierte er in Aachen Elektrotechnik<br />

und Wirtschaftswissenschaften. Doch die sich<br />

plötzlich in den neuen Bundesländern eröffnenden<br />

Möglichkeiten waren viel zu verlockend, als<br />

dass er sein Glück in einem Industrieunternehmen<br />

suchen wollte. Sein Vater und er gründeten<br />

vor knapp 30 Jahren die SEETELHOTELS Usedom.<br />

Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 2010<br />

trug er plötzlich allein die unternehmerische<br />

Verantwortung. Für Rolf Seelige-Steinhoff war<br />

Foto: VNG AG, ALBA Group/Amin Akhtar


50<br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 63<br />

das rückblickend kein Problem: „Ich habe das<br />

Unternehmergen in mir, vielleicht habe ich es<br />

geerbt oder es wurde mir anerzogen, jedenfalls<br />

brenne ich für das, was ich tue. Das ist mein<br />

Erfolgsrezept.“<br />

Blickt man auf seine Zwischenbilanz, ist erkennbar,<br />

dass Seelige-Steinhoff kein Phrasendrescher<br />

ist: Zur Seetel-Hotelgruppe gehören<br />

derzeit 17 Hotels, Residenzen und Villen auf<br />

Usedom sowie Mallorca. Bei der Entwicklung<br />

seines Unternehmens lässt er sich von einer<br />

klaren Maxime leiten: „Wenn du nicht von einer<br />

Sache begeistert bist, kannst du es nicht gut<br />

machen. Man darf nie aufgeben, Unternehmer<br />

sind keine Unterlasser, sondern unternehmen<br />

etwas, auch wenn es manchmal unmöglich<br />

anmutet. Und mit einem guten Team von Mitarbeitern<br />

kann man fast alles erreichen.“<br />

Die Art und Weise, wie er als geschäftsführender<br />

Gesellschafter sein Unternehmen leitet,<br />

hat ihm sowohl in der Branche, als auch im<br />

Land Mecklenburg-Vorpommern viel Respekt<br />

eingebracht. Davon zeugen diverse Auszeichnungen<br />

und Preise.<br />

Das Interesse an Wirtschaft und Bankwesen<br />

packte, den im Jahr 1957 in Belgrad geborenen,<br />

Stefanović bereits auf dem Gymnasium.<br />

Fast folgerichtig suchte er sich daraufhin<br />

die passende Studienrichtung aus. Er ging<br />

nach West-Berlin, studierte an der dortigen<br />

Technischen Universität und einer Berliner<br />

Filiale der University of Maryland Wirtschaftsingenieurwesen<br />

und Betriebswirtschaftslehre.<br />

1985 begann er als Trainee seine Laufbahn bei<br />

der Deutschen Bank. Stationen im klassischen<br />

Firmenkundengeschäft, der Innovations- und<br />

Gründungsfinanzierung und der Venture-Capital-Finanzierung<br />

folgten. Ab 2002 war er<br />

Mitglied der Geschäftsleitung und verantwortlich<br />

für Business Banking und Spezialberatung<br />

Finanzierung. Außerdem war er verantwortlich<br />

für elf Filialen in der Marktregion Berlin-Nord-<br />

Ost. Gleichzeitig ist Stefanović ebenfalls seit<br />

15 Jahren Geschäftsführer der Mittelständischen<br />

Beteiligungsgesellschaft Berlin-Brandenburg.<br />

In der Bürgschaftsbank prägt er die Strategie<br />

seines Hauses und ist zugleich nah bei den<br />

Kunden. Er fühlt sich nicht nur als Berater<br />

und Bürge, sondern auch als Partner seiner<br />

Kunden.<br />

Nebenbei ist Stefanovic auch ein begnadeter<br />

Netzwerker. Als Präsident des Wirtschafts-<br />

Forums Brandenburg leitet er - seit über 10<br />

Jahren - eine Plattform, die von unzähligen<br />

Firmen, Politikern und Medienvertretern zwischen<br />

Pritzwalk und Finsterwalde geschätzt<br />

und genutzt wird.<br />

Dr. Miloš Stefanović<br />

DER BÜRGSCHAFTSBANKER<br />

Foto: SEETELHOTELS Usedom, Karoline Wolf<br />

Seit 15 Jahren leitet Dr. Miloš Stefanović die<br />

Bürgschaftsbank Brandenburg. Eine Institution,<br />

die dem märkischen Mittelstand gezielt<br />

unter die Arme greift. Etwa wenn es darum<br />

geht, Bürgschaften für Firmengründer und<br />

etablierte Unternehmen auszureichen und damit<br />

temporär die Haftung gegenüber anderen<br />

Kreditinstituten zu übernehmen.


64<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

Foto: ILB, Petromax GmbH<br />

Tillmann Stenger<br />

DER INVESTITIONSBANKER<br />

1959 in Siegen geboren, studierte Tillmann<br />

Stenger zunächst an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität.<br />

Anschließend<br />

führte ihn sein beruflicher Weg von der Westdeutschen<br />

Landesbank über die Staatskanzlei<br />

Nordrhein-Westfalens zur Investitionsbank<br />

des Landes.<br />

Die friedliche Revolution in Ostdeutschland<br />

brachte auch für Stenger eine persönliche<br />

Wende. Er arbeitete an einer Konzeption für<br />

eine Förderbank in Brandenburg mit und<br />

konnte diese im Januar 1991 dem Landeskabinett<br />

vorstellen. 1992 begann Stenger dann im<br />

Aufbaustab mit der Umsetzung des Kabinettbeschlusses<br />

und wurde mit der offiziellen<br />

Errichtung der Investitionsbank des Landes<br />

Brandenburg (ILB) Leiter des Vorstandsstabes.<br />

In der Folge übernahm Stenger verschiedene<br />

Leitungsfunktionen in der ILB, beispielsweise<br />

den Bereich Öffentliche Kunden und die Unternehmenssteuerung.<br />

Von 2011 bis 2012 war er<br />

Mitglied des Vorstandes und wurde im Januar<br />

2013 zum Vorstandsvorsitzenden berufen.<br />

Besonders wichtig war ihm, das Geschäftsmodell<br />

der ILB auf eine breite Grundlage<br />

zu stellen. Neue Landesförderprogramme<br />

wurden übernommen, etwa die ESF-Förderung<br />

oder die Bildungsinfrastruktur, und das<br />

Geschäft mit ILB-eigenen Programmen wurde<br />

ausgebaut. Stenger übernahm auch weitere<br />

strukturpolitisch relevante Aufgaben wie die<br />

Gründungsgesellschaft für die Brandenburgische<br />

Bodengesellschaft, den Ausbau von<br />

Technologie- und Gewerbezentren und aktuell<br />

den Aufbau der Digitalagentur Brandenburg<br />

und einer Brandenburgischen Strukturentwicklungsgesellschaft,<br />

die den Strukturwandel<br />

in der Lausitz unterstützen soll.<br />

Neben seiner Vorstandstätigkeit ist Stenger<br />

ehrenamtlicher Vorsitzender des Kuratoriums<br />

des Landesausschusses für Innere Mission<br />

a. V. (LAFIM) und Aufsichtsratsmitglied der<br />

WFBB, des Medienboards Berlin-Brandenburg<br />

und im Landeskuratorium Berlin/Brandenburg<br />

des Stifterverbandes.<br />

Jonas Taureck<br />

DER OUTDOOR-SPEZIALIST<br />

Reisen bildet – und führt manchmal zu einer<br />

erfolgreichen Unternehmerkarriere. Während<br />

einer Afrika-Reise im Jahr 2000 strandet der<br />

damals 20-jährige Jonas Taureck in einem Dorf<br />

in Niger. Er benötigt Strom zum Laden der Autobatterie.<br />

Alles ist hell erleuchtet, doch Strom<br />

gibt es keinen, wie ihm die Dorfbewohner<br />

erklären. Taureck entdeckt schnell des Rätsels<br />

Lösung: alte Petroleum-Starklichtlampen der<br />

deutschen Traditionsmarke Petromax.<br />

Zurück in Deutschland lässt ihn die Faszination<br />

für die Petromax-Lampe, die 1910 von Max<br />

Graetz, genannt Petroleum-Maxe, entwickelte<br />

wurde, nicht mehr los. Er kauft Altbestände


50<br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 65<br />

der Bundeswehr auf, erwirbt 2006 schließlich<br />

die weltweiten Markenrechte und lässt die<br />

Produktion der Lampen wieder aufleben, die<br />

bis heute in sorgfältiger Handarbeit zusammengebaut<br />

werden. Im selben Jahr erfolgt die<br />

Gründung einer Manufaktur in Magdeburg,<br />

wo Taureck an der dortigen Universität ein<br />

Wirtschaftsstudium begonnen hatte.<br />

2014 steigt Ehefrau Dr. Pia Christin Taureck<br />

nach ihrem Studium des Internationalen<br />

Managements in Magdeburg in die Petromax<br />

GmbH ein. Unter ihrer gemeinsamen Leitung<br />

wird das Unternehmen einer der führenden<br />

deutschen Hersteller von Ausrüstung zum<br />

Draußen-Kochen und Draußen-Leben. Im<br />

Mittelpunkt, verspricht die Firmenphilosophie,<br />

steht das Erlebnis der Ursprünglichkeit in<br />

der Natur mit traditioneller und zugleich klug<br />

gestalteter Ausrüstung. Hinzu kommen laufend<br />

innovative Sortimentserweiterungen, so<br />

zuletzt um das Thema “Kühlen” (Passivkühlboxen).<br />

Heute arbeiten mehr als 50 Mitarbeiter<br />

für die Magdeburger.<br />

Dr. Stefan Traeger<br />

DER PHOTONIKER<br />

Seit 2017 steht Dr. Stefan Traeger an der Spitze<br />

der JENOPTIK AG, dem weltweit agierenden<br />

Technologie-Konzern aus Jena. Ein Heimspiel,<br />

denn die Berufung zum Vorstandsvorsitzenden<br />

der Gesellschaft war gleichbedeutend mit<br />

einer beruflichen Rückkehr in seine Geburtsstadt.<br />

Hier wurde Traeger 1967 geboren und<br />

legte sein Abitur ab. Vor seiner Tätigkeit bei<br />

Jenoptik hatte der promovierte Physiker zuvor<br />

bereits mehrere Führungspositionen in der<br />

internationalen Photonik-Industrie inne, u.a,<br />

bei Carl Zeiss in Deutschland und Großbritannien.<br />

Zuletzt wurde Traeger im Juli in seinem<br />

gegenwärtigen Amt für fünf weitere Jahre<br />

bestätigt. Seine Aufgabe: Die Transformation<br />

des Konzerns zu einer auf Photonik fokussierten<br />

Technologiegruppe mit Wachstum und<br />

erfolgreichen Akquisitionen voranzutreiben.<br />

Das Motto dieses Prozesses: „More Light“: Dahinter<br />

verbirgt sich eine Strategie zur Stärkung<br />

der Innovationsfähigkeit und dem Ausbau der<br />

globalen Aktivitäten. Seit Traegers Amtsantritt<br />

konnte die Jenoptik AG wichtige Akquisitionen<br />

vornehmen und neue Rekordwerte<br />

bei Umsatz, Auftragseingang und Ergebnis<br />

verbuchen. Mit der schrittweisen Umsetzung<br />

der Konzernstrategie 2022 will Jenoptik-CEO<br />

Traeger auch die knapp mehr als 4.000 Arbeitsplätze<br />

im Konzern sichern.<br />

Thomas Wagner<br />

DER ENERGIE-<br />

DIENSTLEISTER<br />

Bei der GETEC-Gruppe, Deutschlands führendem<br />

Energiedienstleister aus Magdeburg, war<br />

zuletzt viel in Bewegung. Die Unternehmen<br />

der Gruppe firmieren unter dem gemeinsamen<br />

Dach der G+E GETEC Holding GmbH. Das<br />

schwedische Unternehmen EQT ist mittlerweile<br />

Hauptgesellschafter und hält rund 75<br />

Prozent der Gesellschaftsanteile. Die restlichen<br />

Anteile sind im Besitz der GETEC Energie<br />

Holding GmbH. Mit dem Einstieg des schwedischen<br />

Investors nahm das Unternehmen<br />

neuen Schwung auf. So sind die Magdeburger<br />

heute Marktführer für dezentrale Energielösungen<br />

im Contracting. Früher vorwiegend<br />

ein deutscher Player, werden mittlerweile<br />

rund 25 Prozent des Umsatzes außerhalb von<br />

Deutschland erzielt.<br />

Den frischen Schwung verkörpert auch<br />

seit Mai 2017 Thomas Wagner, der als CEO<br />

den Vorsitz der Geschäftsführung der neu<br />

gegründeten G+E GETEC Holding GmbH<br />

übernommen hat. Thomas Wagner, geboren<br />

1967 in Gaildorf / Schwäbisch Hall, brachte<br />

bei seinem Amtsantritt mehr als 25 Jahre<br />

Erfahrung aus einer Reihe europäischer und<br />

weltweit aktiver Unternehmen ein, so als CEO<br />

bei Dorma, einem der führenden Anbieter von<br />

Zutrittslösungen, oder bei dem Aufzugshersteller<br />

OTIS Deutschland. Bei allem Wandel,<br />

das stellte Wagner aber erst kürzlich klar,<br />

bleibt das Unternehmen in Magdeburg weiter<br />

fest verwurzelt.<br />

Foto: Jenoptik AG, Andreas Lander


66<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

Bianca Zorn<br />

DIE NACHFOLGERIN<br />

In die Fußstapfen des Seniors treten – eine anspruchsvolle<br />

Aufgabe. Manch mittelständisches<br />

Unternehmen ist an einer klugen Nachfolge im<br />

Kreise der Familie schon gescheitert. Nicht so<br />

im Falle der ZORN INSTRUMENTS GmbH & Co.<br />

KG aus Stendal. Bianca Zorn hat das Ruder des<br />

hochmodernen Mess- und Prüfgeräteherstellers<br />

mit Geschick und Kompetenz übernommen,<br />

obgleich die Fußstapfen ihres Vaters beachtlich<br />

waren. Denn für seine unternehmerischen Aktivitäten<br />

sowie für sein ehrenamtliches Engagement<br />

wurde Bernd Zorn mehrfach geehrt. 2011<br />

erhielt er beispielsweise das Bundesverdienstkreuz,<br />

2012 durfte sich Zorn in das Goldene<br />

Buch der Hansestadt Stendal eintragen.<br />

Nun entstehen also unter der Ägide von Bianca<br />

Zorn in Stendal spezialisierte und hochpräzise<br />

Prüf- und Messinstrumente für den Straßen-,<br />

Dr. Reinhard Uppenkamp<br />

DER ARZNEIMITTEL-<br />

MANAGER<br />

Seit 22 Jahren arbeitet der am 14. April<br />

1950 in Düsseldorf geborene Manager für<br />

den traditionsreichen Arzneimittelhersteller<br />

BERLIN-CHEMIE AG. 17 Jahre davon als<br />

Vorstandsvorsitzender. Bevor Uppenkamp im<br />

Jahr 1997 in den Ostberliner Ortsteil Adlershof<br />

kam, war eine entscheidende Weichenstellung<br />

für den schon zu DDR-Zeiten erfolgreichen<br />

Pharmahersteller bereits erfolgt – die Übernahme<br />

durch die weltweit agierende italienische<br />

MENARINI-Gruppe, die bis heute zu den<br />

wenigen wirklich gelungenen Übernahmen von<br />

DDR-Industrieunternehmen in der Nachwendezeit<br />

zählt. Unter Uppenkamp entwickelte<br />

sich BERLIN-CHEMIE stetig weiter, stärkte das<br />

traditionelle Geschäft speziell in Osteuropa<br />

und den Nachfolgestaaten der ehemaligen<br />

Sowjetunion. Die Zahlen sprechen für sich:<br />

BERLIN-CHEMIE beschäftigt heute 5.200<br />

Mitarbeiter aus mehr als 70 Nationen, ist in<br />

30 Staaten aktiv und erwirtschaftet einen<br />

Jahresumsatz in Höhe von rund 1,7 Milliarden<br />

Euro.<br />

Für Uppenkamp, der vor seiner Berliner Zeit<br />

unter anderem für die Hoechst AG, Schwarz<br />

Pharma (Monheim) und das Kölner Pharmaunternehmen<br />

Madaus arbeitete, sind<br />

nicht nur Produktions- und Umsatzzahlen<br />

wichtig. Schon früh begann er, sich um seine<br />

Belegschaft zu kümmern. Sein Credo – eine<br />

familienbewusste Personalpolitik. In einem Interview<br />

sagte Uppenkamp: Auf der einen Seite<br />

sehen wir es als eine unserer gesellschaftlichen<br />

Pflichten, unseren Mitarbeitern und deren<br />

Familien konsequent zur Seite zu stehen.<br />

Auf der anderen Seite unterstützen wir somit<br />

das Engagement und die Motivation unserer<br />

Beschäftigten, eine niedrige Fluktuationsrate<br />

sowie ein gutes Betriebsklima, was dann wieder<br />

dem Unternehmen und seiner Entwicklung<br />

zu Gute kommt.“ Bei BERLIN-CHEMIE<br />

gibt es flexible Arbeitszeitregelungen, ein<br />

firmeninternes Gesundheitsprogramm sowie<br />

Unterstützung bei der Kinderbetreuung.<br />

Reinhard Uppenkamp ist für das Land Berlin<br />

Botschafter des Unternehmensprogramms<br />

„Erfolgsfaktor Familie“.<br />

Gleis-, Brücken-, Tiefbau-, Garten- und Landschaftsbau<br />

sowie für die Medizintechnik. Bianca<br />

Zorn absolvierte nach dem Abitur ein Studium<br />

an der Hochschule Magdeburg - Stendal im<br />

Wirtschaftsingenieurwesen in der Fachrichtung<br />

„Produktion und Fertigung“. Ab 2009 zog es<br />

sie aber zunächst in den Forschungsbereich.<br />

Sie verantwortete im Fraunhofer-Institut für<br />

Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF in<br />

Magdeburg als Projektcontrollerin die kaufmännische<br />

Abwicklung von Projekten industrieller<br />

Auftraggeber, öffentlicher Zuwendungsgeber<br />

sowie von EU-Vorhaben. 2015 entschied sich<br />

Bianca Zorn für die Rückkehr nach Stendal und<br />

den Einstieg in das Familienunternehmen. 2017<br />

erfolgte dann die gelungene Übergabe des<br />

Staffelstabs in der Geschäftsführung.<br />

Foto: BERLIN-CHEMIE, ZORN INSTRUMENTS GmbH & Co. KG


50<br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 67<br />

Foto: LMBV / Steffen Rasche<br />

Klaus Zschiedrich<br />

DER OBERSTE BERGBAU-<br />

SANIERER<br />

Von Senftenberg aus leitet Klaus Zschiedrich<br />

die Sanierung der ehemaligen Braunkohletagebaue<br />

in Brandenburg, Sachsen,<br />

Sachsen-Anhalt und Thüringen. Der 1951<br />

geborene Maschinenbau-Ingenieur begann<br />

seine Laufbahn 1975 im Lausitzer Braunkohlenbergbau<br />

und arbeitete seitdem in<br />

verschiedenen Leitungsfunktionen vor<br />

allem in der Instandhaltung und Technik. Im<br />

Jahr 1996 wurde er zum Prokuristen und<br />

Länderbereichsleiter des Bundesunternehmens<br />

LMBV (Lausitzer und Mitteldeutsche<br />

Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH)<br />

berufen und leitete zunächst die Bergbausanierung<br />

im ostsächsischen Revier. Seit 1999<br />

fungierte der Lausitzer als Bereichsleiter des<br />

Ingenieurbereiches Sanierung der LMBV und<br />

nahm die bergrechtliche Verantwortung als<br />

Chefingenieur für die vielfältigen ingenieurtechnischen<br />

Sanierungsprozesse wahr.<br />

Ab 2009 war der im Spreewald lebende<br />

Bergmann in Personalunion auch Geschäftsführer<br />

der Gesellschaft zur Verwahrung und<br />

Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben<br />

mbH in Sondershausen, einer<br />

damaligen Tochtergesellschaft. Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung der LMBV ist er seit<br />

Beginn des Jahres 2014. Zu seinem Verantwortungsbereich<br />

gehören unter anderem alle<br />

Fragen der langfristigen Planungen, des Sanierungs-<br />

und Genehmigungsmanagements,<br />

der Geotechnik, des Umweltschutzes und der<br />

bergbaulichen Wiedernutzbarmachung.<br />

Heute sind 680 Mitarbeiter in der LMBV<br />

tätig. In der Grundsanierung und bei der<br />

Gefahrenabwehr im Zusammenhang mit dem<br />

Grundwasser-Wiederanstieg wurden im Jahr<br />

2018 Sanierungsleistungen in Höhe von 229<br />

Millionen Euro erbracht, die wesentlich in den<br />

Bergbauregionen am Markt ausgeschrieben<br />

und an mittelständische Bau- und Handwerksunternehmen<br />

vergeben wurden.<br />

Foto: Fotolia/Wayhome Studio<br />

Wirtschaft<br />

im Osten?<br />

Gibt‘s im neuen<br />

Newsletter von W+M<br />

Jetzt kostenlos<br />

anmelden unter<br />

wirtschaft-markt.de/news


68<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

GESELLSCHAFT<br />

Home away from Home für<br />

IAC-Mitglieder<br />

Beste Aussichten im „House 17“<br />

in Luxemburg<br />

Seit Mai <strong>2019</strong> finden die IAC-Mitglieder im<br />

privaten Business-Club „House 17“ in Luxemburg<br />

ein zweites Zuhause. Der diskret hinter<br />

der unscheinbaren Eingangstür in der Rue du<br />

Nord 17 versteckte private Business-Club<br />

„House 17“ befindet sich nur wenige Schritte<br />

vom wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum<br />

Luxemburgs sowie den wichtigsten Einkaufsstraßen<br />

im Herzen der Stadt entfernt.<br />

Der Club ist durch seine Lage über dem<br />

Petrustal mit seinem spektakulären Ausblick<br />

auf das Geschäftsviertel Kirchberg und<br />

die alten Befestigungsanlagen von Vauban<br />

bekannt. Das denkmalgeschützte Gebäude<br />

in der ehemaligen Residenz des Gerichtshofs<br />

stammt aus dem späten 19. Jahrhundert<br />

und beherbergt zahlreiche architektonische<br />

Schätze, darunter die große Mitteltreppe und<br />

die originalen Deckenleisten.<br />

Auf vier Etagen erstrecken sich die exklusiven<br />

Einrichtungen für Mitglieder, darunter ein<br />

Mitglieder der fast 250 IAC-Clubs weltweit, zu denen auch der Berlin Capital<br />

Club und der Berliner Golf & Country Club Motzener See zählen, haben<br />

in vielen Ländern die Möglichkeit, in exklusivem Clubambiente zu<br />

netzwerken und zu entspannen. Folgen sie uns nach Luxemburg, Bremen,<br />

Sofia und Sydney.<br />

erstklassiges Restaurant, modern ausgestattete<br />

Tagungsräume, ein Spielezimmer, eine das hervorragend mit der Arkadenarchitektur<br />

Die Einrichtung hat etwas vornehm Zeitloses,<br />

Zigarrenlounge, zwei Bars sowie eine Sonnenterrasse<br />

mit Panoramablick über Luxemburg. gen Börse korrespondiert: edle Hölzer, schim-<br />

des historischen Treppenhauses der ehemali-<br />

www.house17.lu<br />

mernde Wandverkleidungen aus Stoff, schwere<br />

Vorhänge und herrschaftliche Parkett- und<br />

Havanna Lounge Bremen<br />

Natursteinböden. Mittelpunkt der kreisförmig<br />

angelegten Räume ist der begehbare Humidor,<br />

Die Havanna Lounge ist Bremens Gourmet-Club.<br />

Die als Wirtschafts- und Gesellglieder<br />

zu schätzen wissen, obwohl die Hälfte<br />

den – so Olaf Janotta schmunzelnd – „alle Mitschaftsclub<br />

im Jahre 2001 gegründete Havanna tolerante Nichtraucher sind“.<br />

Lounge Bremen liegt mitten im Herzen der<br />

Stadt gegenüber dem St. Petri Dom, im Gebäude<br />

der einstigen Wertpapierbörse, dem Bör-<br />

Nutzung der Clubräume ein. Die stilvollen<br />

Die Mitgliedschaft schließt die kostenlose<br />

senhof A. Diese historischen Räumlichkeiten Konferenzräume, die komplett mit modernster<br />

Technik für Seminare und stehen den Mitgliedern und deren Gästen offen.<br />

Präsentationen<br />

Foto: IAC / Berlin Capital Club


GESELLSCHAFT<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 69<br />

ausgestattet sind, dürfen entsprechend belegt<br />

werden. Außerdem besteht die Möglichkeit,<br />

die clubeigene Loge im Weser-Stadion zu nutzen,<br />

die natürlich im Look der Havanna Lounge<br />

eingerichtet ist.<br />

www.havannalounge.net<br />

Networking auf höchstem Niveau<br />

in Sofia<br />

The Residence Exclusive Club – der erste und<br />

derzeit einzige bulgarische Club im Netzwerk<br />

der International Associate Clubs – im Herzen<br />

von Sofia wurde im Jahr 2011 gegründet und<br />

hat sich seitdem zu einem beliebten Treffpunkt<br />

für Entscheider entwickelt. Der Club befindet<br />

sich gegenüber dem nationalen Parlament<br />

und der Universität von Sofia. Das Clubgebäude<br />

wurde 1906/07 von Dimitr Yablanski<br />

gebaut und wird als eines der bekanntesten<br />

architektonischen Meisterwerke Bulgariens<br />

hochgeschätzt.<br />

Der Club bietet sowohl das passende Ambiente<br />

zur Entspannung als auch den perfekten<br />

Rahmen zur Pflege geschäftlicher Netzwerke<br />

und privater Kontakte. In der Residence<br />

Lounge Bar kann man den Tag schwungvoll<br />

starten oder entspannt ausklingen lassen und<br />

das Residence Restaurant verbindet Tradition<br />

und kreative Interpretation der internationalen<br />

und bulgarischen Kochkunst. Die Encore Music<br />

Bar, ein Ort für Unterhaltung, Musik und Tanz,<br />

und der Residence Garden runden das Angebot<br />

perfekt ab.<br />

www.theresidence-club.com<br />

Tradition und Moderne<br />

im City Tattersalls Club in Sydney<br />

Der Club bietet ein vielfältiges Angebot, darunter<br />

eine große Auswahl an Restaurants und<br />

Bars, die für jeden Geschmack etwas bieten,<br />

von feinen Restaurants bis zu entspannten<br />

Räumlichkeiten mit kostenlosem Live-Entertainment.<br />

Seit über 120 Jahren ist der City Tattersalls<br />

Club ein fester Bestandteil der Gesellschaft im<br />

australischen Sydney. Der Club befindet sich im<br />

Herzen des Geschäftsviertels in der Pitt Street<br />

zwischen der Market Street und der Park Street<br />

und gilt heute als einer der besten Veranstaltungsorte<br />

Sydneys. Obwohl die Traditionen<br />

des Clubs mit Stolz gepflegt werden, findet<br />

man im City Tattersalls Club hochmoderne<br />

Einrichtungen für Mitglieder und Gäste. Mit<br />

preisgekrönten Restaurants, exzellenten Bars,<br />

Live-Unterhaltung und erstklassigen Veranstaltungsräumen<br />

ist der City Tattersalls Club<br />

ein perfekter Ort für alle Anlässe.<br />

Für die Auszeit gibt es ein Frauen- als auch<br />

ein Herren-Fitnesscenter, jeweils mit eigenen<br />

Fitnessräumen und Pools, sowie eine Bibliothek<br />

und Day Spa.<br />

Zum Portfolio gehört auch eine Skihütte in<br />

Perisher Valley, die begeisterte Skifahrer<br />

und Schneeliebhaber in den <strong>Winter</strong>monaten<br />

genießen können. „Boonoona“ ist bekannt für<br />

hervorragenden Service, exquisite Küche und<br />

hervorragende Unterkünfte. Das Skiparadies<br />

ist nur wenige Augenblicke vom Ski Tube Terminal<br />

und den Liften entfernt gelegen.<br />

https://citytatts.com.au<br />

www.iacworldwide.com<br />

Foto: IAC / Berlin Capital Club


70 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

GESELLSCHAFT<br />

Irgendwie verrückt: Unsere britischen Freunde verabschieden sich<br />

unter recht chaotischen Umständen aus der EU und die großen<br />

europäischen Messen für die Herrenmode im <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong><br />

schwelgten einhellig in einem Britenlook, genau wie die für eine<br />

Modefrau wie mich obligatorische Fachpresse.<br />

Harris Tweed ist der Klassiker<br />

für Ihr Freizeit sakko schlechthin.<br />

Anzüge sind etwas breiter geschnitten und werden mit weiten<br />

Mänteln getragen. Hosen sowohl im Business- als auch im<br />

Freizeitbereich werden kürzer und verzichten in bester<br />

italienischer Manier auf den deutschen Knick im Hosenbein<br />

oberhalb des Schuhs. Das ist für einen hiesigen Schneider<br />

durchaus gewöhnungsbedürftig, sieht aber wirklich gut<br />

aus.<br />

Oversized-Mantel mit Hahnentritt<br />

ergänzt edles Flanelltuch.<br />

Karos und karoähnliche Strukturen wie Glencheck und<br />

Hahnentritt sind schwer in. Gerne werden Businessanzüge<br />

mit Westen aus einem komplementären<br />

Tuch ergänzt. Die Farben sind erdig – von braun<br />

bis beige, von camel bis ziegelrot finden Sie perfekte<br />

Begleiter für den unverzichtbaren Klassiker<br />

in diesem <strong>Herbst</strong>: Das Harris-Tweed-Sakko,<br />

das Sie in der Freizeit mit Chinos und Denim<br />

kombinieren können. Ebenso sind die wieder gerne<br />

Foto: SCRABAL, Cut For You


GESELLSCHAFT<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 71<br />

Britisch-edles<br />

Harris Tweed für<br />

ein stilvolles Sakko.<br />

gesehenen Flanell- und Cordstoffe gut mit<br />

dem charakteristischen Harris-Tweed-Look<br />

kombinierbar.<br />

Freizeithemden können in dieser Saison gerne<br />

bedruckt sein, auch mit den überall gezeigten<br />

floralen Mustern bis hin zu Tannenzapfen, aber<br />

bitte greifen Sie unverändert zu den weißen,<br />

hellblauen und gestreiften Businessklassikern<br />

– idealerweise mit Umschlagmanschetten –,<br />

wenn es ins Meeting geht.<br />

Gerade zum Anzug im britischen Stil sehen<br />

braune Businessschuhe einfach gut aus, gerne<br />

können Sie aber auch braune Sneaker zum<br />

Tweed-Sakko tragen. Mittlerweile kann man<br />

aber auch (Leder-)Sneaker im halboffiziellen<br />

Businessbereich sehen.<br />

Und zum Schluss mein Appell an Ihr Qualitätsbewusstsein:<br />

Achten Sie auf wirklich gute<br />

Stoff-, Leder- und Verarbeitungsqualität Ihrer<br />

Kleidung und insbesondere auf eine perfekte<br />

Passform. Auch wenn Sie in paar Euro mehr<br />

ausgeben müssen, haben Sie einen ungleich<br />

höheren Mehrwert aus dem Tragegefühl einer<br />

hochwertigen zweiten Haut und viel länger<br />

Spaß an Ihrer Kleidung.<br />

Fazit: Auch wenn immer noch Einflüsse von<br />

Streetware in die Businessmode drängen, wie<br />

bei den genannten Sneakern, ist der Trend<br />

zurück zu klassischer Eleganz ungebrochen:<br />

Ein wahrer Gentleman wie Sie darf sich in<br />

stilsicherer Business- und Freizeitkleidung<br />

wohlfühlen.<br />

www.cutforyou.com<br />

www.facebook.com/cutforyouberlin<br />

Edle Brauntöne auch bei maßgefertigten<br />

Sneakern im Casualbereich.<br />

Dieser britisch-stilvolle Look<br />

weiß bei Terminen im Kreativbereich<br />

zu gefallen.<br />

Foto: Holland & Sherry, Atelier Torino, Redford, Cut For You<br />

Die W+M-Modeberaterin<br />

Beate Lecloux ist Inhaberin<br />

des Berliner Maßbekleiders<br />

Cut For You mit<br />

Filialen in der Reinhardtstraße<br />

38 in Mitte und<br />

der Bleibtreustraße 13<br />

in Charlottenburg.


72<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

GESELLSCHAFT<br />

Ferrari trifft Chopard.<br />

Foto: Chopard


GESELLSCHAFT<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 73<br />

Gelebte Partnerschaften<br />

–<br />

Uhrenmarken und ihre Automobile<br />

VON RON UHDEN<br />

Im klassischen Uhrenbau wird viel Wert auf die Exklusivität<br />

der verwendeten mechanischen Werke gelegt.<br />

Es wird konstruiert, getüftelt und getestet. Doch vor<br />

der Fertigung überlegt man sich: Was soll die Uhr denn<br />

leisten, für welchen Einsatz ist sie gedacht? Und häufig<br />

werden bei diesen Überlegungen Partnerschaften mit<br />

einbezogen. Nahe liegen Kooperationen mit der Automobilindustrie<br />

– verständlich, denn der Grundgedanke<br />

bei der Konstruktion eines Motors ist identisch dem<br />

der Schaffung eines Uhrwerks. Und da auch das Tragen<br />

mechanischer Uhren lange Zeit als anachronistisch galt,<br />

verbinden sich historische Rallyes gerne mit exklusiven<br />

Uhren-Sondereditionen.<br />

CHRONOSWISS-Handschrift, die anerkannt hohe Verarbeitungsqualität<br />

und das Kitzbühel-Logo nebst der Limitierungsnummer machen den<br />

Zeitmesser zum begehrten Sammlerstück. Nur 11 Personen weltweit<br />

werden in den Genuss kommen, diese einzigartige Kombination aus<br />

echter Handarbeit, Mechanik und Tradition am Handgelenk zu tragen.<br />

CHRONOSWISS Regulator Classic Kitzbühel Edition, 4.650,- Euro<br />

CHRONOSWISS –<br />

Sondermodell für die<br />

Kitzbühler Alpenrallye.<br />

So ist CHOPARD seit 30 Jahren Partner der berühmten Oldtimer-Rallye<br />

Mille Miglia. Dabei geht es nicht um die reine Geschwindigkeit, sondern<br />

um ein Zeitfahren, das über 1600 Kilometer von Brescia nach Rom und<br />

wieder zurückführt. Und das Messen der Zeit übernimmt der Chronograph,<br />

der jedes Jahr seitens CHOPARD in neuer Aufmachung als exklusives<br />

Modell erscheint. Ganz in der Tradition des klassischen Gentleman<br />

strahlt die im Vintage-Stil gestaltete Uhr Eleganz und Rassigkeit gleichermaßen<br />

aus. Doch im Inneren arbeitet ein hocheffizientes Chronometer-Uhrwerk,<br />

welches mit einer Gangautonomie von 48 Stunden für<br />

den optimalen Gang sorgt.<br />

CHOPARD MILLE MIGLIA <strong>2019</strong> RACE EDITION 6.800,- Euro<br />

Foto: CHRONOSWISS<br />

CHRONOSWISS hingegen propagiert seit Jahrzehnten die Uhr mit Regulator-Ziffernblatt.<br />

Historischer Hintergrund dieser Zeigeranordnung ist<br />

die perfekter Ablesbarkeit: Die Zeiger überdecken sich nicht gegenseitig,<br />

da der Minutenzeiger das große Zifferblatt beherrscht, während die<br />

Stunden- und Minutenzeiger auf kleineren Hilfszifferblättern kursieren.<br />

Zur Kitzbüheler Alpenrallye wird ein Sonder-Modell lanciert, das sich<br />

durch ein wohlproportioniertes Gehäuse perfekt an das Handgelenk<br />

des Trägers schmiegt. Das sportive Design in der charakteristischen


74 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

GESELLSCHAFT<br />

FREDERIQUE CONSTANT wiederum besitzt das gleiche Gespür für<br />

klassische Formen wie die altenglische Motorenwerkstatt HEALY. Dabei<br />

haben die Uhrmacher bei der Gestaltung des Gehäuses die Karosserie<br />

der Oldtimer vor Augen. Beide Unternehmen eint der Innovationsgeist<br />

und der Sinn für Eleganz und Ästhetik. So entstand ein harmonischer<br />

Chronograph mit aktuellen farblichen Akzenten. Das blaue, perforierte<br />

und mit roten Nähten verzierte Lederarmband ergänzt das kontrastreiche<br />

Zifferblatt. Ein blau-rotes Textilband liegt der auf 99 Exemplare<br />

limitierten Uhr bei sowie das originalgetreue Modell eines Austin Healey<br />

aus dem Jahr 1953. Und wie diese Sportwagen strahlen auch die edlen<br />

Zeitmesser eine Faszination aus.<br />

FREDERIQUE CONSTANT: Vintage Rallye German Limited Edition<br />

2.595,- Euro<br />

Juwelier Leicht<br />

Unter den Linden 77<br />

10117 Berlin<br />

www.juwelier-leicht.de<br />

Ron Uhden ist Niederlassungsleiter<br />

von Juwelier Leicht in Berlin.<br />

Selbstverständlich steht bei den Armbanduhren das exakte Ablesen der<br />

Zeit im Vordergrund, das Festhalten wichtiger Momente. Doch darüber<br />

hinaus sind sie auch eine Versinnbildlichung von Stil und Zeitgeschmack.<br />

So spiegeln sich in ihnen immer aufs Neue auch aktuelle Modeströmungen<br />

wider. Eine Uhr wird als Status und Privileg getragen – und das zu<br />

Recht, werden diese besonderen Exemplare doch nur in kleiner Auflage<br />

gefertigt für diejenigen, die das Besondere schätzen.<br />

Innovationsgeist kombiniert mit Eleganz: Frederique Constant.<br />

Foto: Frederique Constant, Juwelier Leicht


GESELLSCHAFT<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 75<br />

Von der Freude,<br />

eine Freude<br />

zu machen<br />

KARTONAGE – „SCHOKOLADENMÄDCHEN“<br />

Das empfiehlt<br />

Schloss<br />

Wackerbarth<br />

Foto: Staatsweingut Schloss Wackerbarth, Minervastudio - Freepik.com


76 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

GESELLSCHAFT<br />

Präsente haben bei weitem nicht nur innerhalb der<br />

Familie und um die Weihnachtszeit Konjunktur. Gerade<br />

im geschäftlichen Bereich bieten sich viele derartige<br />

Anlässe – Firmenjubiläen, die Einweihung neuer Produktionsstätten<br />

oder auch runde Geburtstage von Inhabern,<br />

Geschäftsführern oder führenden Managern. Geschenke<br />

unter Geschäftspartnern sollten aus steuerlichen und<br />

Compliance-Gründen nicht mehr als 35 Euro kosten. In<br />

diesem Preissegment bietet das Erlebnisweingut Schloss<br />

Wackerbarth eine ganze Reihe exklusiver Präsente. Im<br />

Gespräch mit <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> verrät Michael Thomas,<br />

Marketing- und Vertriebsleiter auf Schloss Wackerbarth,<br />

welche Präsente besonders hoch im Kurs stehen.<br />

Von Karsten Hintzmann<br />

Wen beliefern Sie mit Präsenten?<br />

Unsere Präsente erfreuen sich sowohl bei Unternehmen<br />

als auch bei Privatkunden großer<br />

Beliebtheit: Unternehmen fragen Präsente vor<br />

allem zur Weihnachtszeit oder für besondere<br />

Anlässe wie Jubiläen, Firmenfeste und Feiern<br />

an. Privatkunden hingegen sind das ganze<br />

Jahr über auf der Suche nach hochwertigen<br />

Geschenkideen.<br />

Seit wann haben Sie Präsente im<br />

Sortiment?<br />

Vor ein paar Jahren hat eine Untersuchung<br />

festgestellt, dass in Deutschland etwa jede 5.<br />

< Präsent „Kunst bringt Genuss“<br />

„Das schönste Pastell, was man je gesehen<br />

hat“ – so wird das „Schokoladenmädchen“<br />

des Schweizer Künstlers Jean-Étienne<br />

Liotard beschrieben. Heute ist das weltberühmte<br />

Gemälde in Dresden zu Hause, wo<br />

auch die Kunst der Schokoladenherstellung<br />

ihre Wurzeln hat. Gemeinsam mit den<br />

Staatlichen Kunstsammlungen Dresden<br />

und den Chocolatiers von Adoratio würdigt<br />

Schloss Wackerbarth dieses einzigartige<br />

Kunstwerk und die jahrhundertelange<br />

Genusstradition Sachsens mit einem<br />

erlesenen Präsent – einer exklusiven<br />

Trinkschokolade mit feinen Gewürzen aus<br />

der Zeit des Schokoladenmädchens und<br />

einem vollmundigen sächsischen Rotwein.<br />

(siehe Seite 75) PREIS: 34,90 €<br />

Flasche Sekt als Geschenk gekauft, demzufolge<br />

also auch verschenkt wird. Diese Ergebnisse<br />

decken sich mit unseren Erfahrungen.<br />

Schon vor 15 Jahren, kurz nach der Einführung<br />

unserer Sekt-Edition „August der Starke“,<br />

wünschten sich unsere Kunden eine hochwertige<br />

Verpackung für diesen Sekt. Daher haben<br />

wir bereits kurze Zeit später eine entsprechende<br />

Geschenkverpackung in unser Sortiment<br />

aufgenommen und unser Angebot seitdem<br />

regelmäßig erweitert.<br />

Heute finden alle Genießer in unserem<br />

umfangreichen Angebot für jede Gelegenheit<br />

das passende Präsent – von Geburtstagsgeschenken<br />

über Hochzeitspräsente bis<br />

hin zu Gastgeschenken und kleinen Aufmerksamkeiten.<br />

Für unsere eleganten „Cool<br />

Climate“-Weine, ausgezeichneten Sekte und<br />

beliebten <strong>Winter</strong>getränke bieten wir verschiedene<br />

Geschenkverpackungen und Kartonagen<br />

an. Darüber hinaus kombinieren wir unsere<br />

Produkte auch mit den ausgesuchten Erzeugnissen<br />

regionaler Partner und sächsischer<br />

Manufakturen zu besonderen Geschenkideen.<br />

Diese vereinen Genuss, Tradition und höchste<br />

Qualität miteinander. Sie sind ein Stück sächsischer<br />

Lebenskultur und zeugen von der hohen<br />

Handwerkskunst in Sachsen.<br />

Welche Produkte sind im Präsentbereich<br />

besonders gefragt?<br />

Wir sehen zum einen den Trend zur Individualisierung.<br />

Unsere Kunden können sich das ganze<br />

Jahr über ihr individuelles Präsent aus unserem<br />

umfangreichen Sortiment selbst zusammenstellen<br />

oder von uns zusammenstellen lassen.<br />

Weitere Individualisierungsmöglichkeiten<br />

bieten wir unter anderem mit bedruckbaren<br />

Premiumgeschenkkartons an.<br />

Wir beobachten außerdem einen Trend hin zu<br />

hochwertigen, regionalen Produkten sowie in<br />

der kalten Jahreszeit auch zu Winzerglühweinen.<br />

Immer mehr Genießer sind heute auf der<br />

Suche nach ausgesuchten, manufakturell hergestellten<br />

Genussmitteln mit einer bekannten<br />

Herkunft. In diesem Zusammenhang steigt<br />

auch das Interesse an unseren Angeboten sowie<br />

an unserem Erlebnisweingut in Radebeul<br />

als touristische Destination.<br />

Wie wichtig ist die Verpackung,<br />

wie wichtig der Inhalt?<br />

Eine schöne, hochwertige Verpackung ist ein<br />

wichtiger Punkt, auf den unsere Kunden achten.<br />

Denn wenn sie das Geschenk überreichen,<br />

ist diese mit entscheidend für den ersten Eindruck,<br />

den der Beschenkte erhält. Aus diesem<br />

Grund bieten wir hier eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

Möglichkeiten an – von speziellen<br />

Geschenkverpackungen für unsere Sekte über<br />

hochwertige Premiumgeschenkkartons mit<br />

individueller Bedruckung und unsichtbarem<br />

Magnetverschluss bis hin zu Kartonagen mit<br />

festlicher Gestaltung oder dekorativen Holzkisten.<br />

Im Mittelpunkt steht natürlich aber auch<br />

der Inhalt: Schloss Wackerbarth gehört heute<br />

zur Spitze der deutschen Weinwirtschaft.<br />

Unser Erlebnisweingut mit mehr als 190.000<br />

Gästen pro Jahr steht für die manufakturelle<br />

Herstellung ausgezeichneter „Cool Climate“<br />

Weine, klassischer Flaschengärsekte und traditionsreicher<br />

<strong>Winter</strong>getränke. Wir stehen für die<br />

jahrhundertelange Genuss-Tradition Sachsens.<br />

Foto: Staatsweingut Schloss Wackerbarth


GESELLSCHAFT<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 77<br />

Präsent „<strong>Winter</strong>zauber – WEISS & HEISS“<br />

Stoßen Sie mit „Wackerbarths Weiß & Heiß“ auf den<br />

Erfindungsreichtum des Raugrafen von Wackerbarth an: Im<br />

Dezember 1834 suchte der Kunst- und Genussliebhaber<br />

im winterlichen Belvedere nach einem besonderen<br />

<strong>Winter</strong>getränk. Er vermählte sächsischen Weißwein mit<br />

ausgesuchten Gewürzen. Mit „Wackerbarths Weiß &<br />

Heiß“ führen wir diese genussvolle Tradition mit einem<br />

zeitgemäßen Geschmack fort.<br />

PREIS:<br />

19,90 EURO<br />

Präsent „Dresdner Weihnachtsengel“<br />

Lassen Sie sich von den engelsgleichen Stimmen der Kruzianer und<br />

erlesenem Sekt-Genuss von Schloss Wackerbarth verzaubern.<br />

Läuten Sie die stimmungsvollste Zeit des Jahres ein, mit der CD<br />

„Weihnachten mit den Kruzianern“ – eine Komposition ausgesuchter<br />

Weihnachtslieder, meisterhaft vorgetragen von den reinen<br />

Stimmen des Dresdner Kreuzchores.<br />

PREIS:<br />

25,00 EURO<br />

Präsent „Himmlisches Prickeln“<br />

Foto: Staatsweingut Schloss Wackerbarth<br />

Sie sind begehrt und berühmt – die Engel aus<br />

der traditionsreichen erzgebirgischen Manufaktur Wendt<br />

& Kühn. Seit 100 Jahren entstehen in den Grünhainichener<br />

Werkstätten exklusive Figuren in feiner Handarbeit nach<br />

den Originalentwürfen von Grete und Olly Wendt. Bei der<br />

Cuvée Tradition werden ausgesuchte sächsische Trauben zu<br />

prickelndem Genuss vermählt.<br />

PREIS:<br />

39,90 EURO


78<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

PREMIERE: ARENA<br />

POLO MASTERS<br />

IN HEILIGENDAMM<br />

Vom 13. bis 15.09.<strong>2019</strong> fand erstmals auf dem Areal des Grand Hotel Heiligendamm das Arena<br />

Polo Master statt. Der Veranstalter Matthias Ludwig ist kein Unbekannter hier, im Gegenteil, er<br />

ist auch der Organisator des jährlichen Beachpolo-Turniers am Strand von Warnemünde im Mai<br />

und mit zwei Boutiquen in Warnemünde und Kühlungsborn ansässiger Unternehmer. Polo an sich<br />

ist ja schon ein sehenswerter Sport, aber nun auf dem kleinen Rasen des Grand Hotels Heiligendamm<br />

mit Blick auf die Ostsee oder auf die weiße Stadt, das war<br />

schon von besonderer Faszination.<br />

Matthias Ludwig, der Veranstalter,<br />

ist hochzufrieden mit der Premiere in<br />

Heiligendamm.<br />

Thies C. Bruhn findet, dass Poloevents<br />

sehr gut zum Hotel passen und will<br />

eine Tradition begründen.<br />

Dem General Manager des Grand<br />

Hotel Heiligendamm, Thies Bruhn,<br />

spielt das in die Karten. Der erfahrene<br />

Hotelmanager ist seit Mai dieses<br />

Jahres für das Haus verantwortlich<br />

und will mehr Lifestyle-Events,<br />

und deshalb war der Entschluss für ein<br />

solches Turnier auch kurzfristig gefallen. Sein erstes Fazit:<br />

„Polo ist ein toller Sport, es passt in die neue Strategie,<br />

und das Ambiente ist einfach perfekt. Die Gäste sind begeistert,<br />

auch die Hotelgäste, die von dem Event nichts<br />

wussten. Wir wollen gern aus dem Turnier eine Tradition<br />

machen und Polo jährlich bei uns im Haus haben.“<br />

Foto: Gunnar Rosenow / W+M


GESELLSCHAFT <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 79<br />

Acht Teams mit je zwei Spielern aus fünf<br />

Nationen waren am Start. Sie kamen aus<br />

Deutschland, Japan, der Schweiz und Tschechien.<br />

Bemerkenswert war auch, dass vier<br />

Teams allein von Spielerinnen gestellt wurden.<br />

Für ein solches Turnier waren 47 Polopferde<br />

erforderlich, die aufgrund ihrer besonderen<br />

Art für zusätzliches Aufsehen sorgten.<br />

Foto: Gunnar Rosenow / W+M<br />

Die Sponsoren und Unterstützer waren zahlreich. Neben <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> als Medienpartner<br />

waren es vor allem Polar Twist, SGB AG, Makers Mark, Bentley, Veuve Cliquot, Lübzer,<br />

TransGourmet, natürlich das Grand Hotel Heiligendamm und viele andere.


80 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

GESELLSCHAFT<br />

Der<br />

Cloud-<br />

Experte<br />

EDV-Fachmann Fabian Mahr.<br />

Foto: Mahr EDV GmbH


GESELLSCHAFT <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 81<br />

7<br />

FRAGEN AN<br />

FABIAN MAHR<br />

W+M: Wie wurde Ihr Unternehmen<br />

gegründet?<br />

Fabian Mahr: Ich habe die Mahr EDV GmbH<br />

1999 in Berlin gegründet, damals als Einzelunternehmen<br />

„Computerservice Mahr EDV“.<br />

Seitdem wachsen wir zweistellig pro Jahr,<br />

in den letzten beiden Jahren haben wir den<br />

Umsatz sogar verdoppelt.<br />

W+M: Was war Ihr bislang größter Fehler?<br />

Fabian Mahr: Manchmal bin ich zu perfektionistisch.<br />

Wäre ich vor 15 Jahren als erster<br />

Cloud-Anbieter an den Markt gegangen,<br />

wären wir heute noch viel größer.<br />

W+M: Welche wichtigste Eigenschaft sollte<br />

ein Unternehmer haben?<br />

W+M: Wo liegt die Kernkompetenz Ihrer<br />

Firma?<br />

Fabian Mahr: Mit unseren Standorten<br />

Berlin, Düsseldorf und Potsdam und rund 100<br />

Mitarbeitern betreuen wir die IT mittelständischer<br />

Unternehmen und setzen dabei auf<br />

eigene Software und eigene Cloud-Server. Ehrenamtlich<br />

engagieren wir uns zudem gegen<br />

Kinderpornografie im Netz und unterstützen<br />

Jugendliche bei ihrem Ausbildungsweg.<br />

Fabian Mahr: Verantwortungsbewusstsein,<br />

Ehrlichkeit und Mut halte ich für<br />

essentiell. Den Mut braucht der Unternehmer,<br />

um etwas zu erschaffen, an das kein anderer<br />

glaubt. Die Ehrlichkeit, um befähigt zu sein,<br />

aus Fehlern zu lernen. Und Verantwortungsbewusstsein,<br />

um tatsächlich nachhaltig nach<br />

dem Besten zu streben.<br />

W+M: Was ist Ihr Schlüssel zur Mitarbeitermotivation?<br />

Im Jahr 2018 nahm Fabian Mahr (li.)<br />

mit seinem Partner Pascal Kube den<br />

Mittelstandspreis entgegen.<br />

W+M: Was war Ihr Antrieb für die Gründung<br />

des Unternehmens?<br />

Fabian Mahr: Schon zu Beginn der IT-Technologie,<br />

die ich als Jugendlicher erlebt habe,<br />

wurde mir klar: Die Digitalisierung wird unser<br />

Arbeitsleben revolutionieren. Irgendwann<br />

werden wir Menschen nur noch die spannenden<br />

Aufgaben erledigen, und die Maschinen<br />

übernehmen die Routine. Diese revolutionäre<br />

Entwicklung wollte ich verstehen, begleiten<br />

und mitgestalten.<br />

Fabian Mahr: Wir hören auf unsere Mitarbeiter<br />

und besprechen Fehler gemeinsam.<br />

Zudem erhält jeder Mitarbeiter ein jährliches<br />

Budget von 6.000 Euro zur Fortbildung. Alle<br />

Verträge laufen unbefristet, wir bieten flexible<br />

Arbeitszeiten und sind auch großzügig,<br />

wenn es etwa um die private Nutzung von<br />

Fahrzeugen oder Firmen-IT geht. Über Boni<br />

sind die Mitarbeiter zudem am Unternehmenserfolg<br />

beteiligt. Total abgefahren sind<br />

auch unsere Team-Events: Einmal waren<br />

wir im <strong>Winter</strong> zelten im Grunewald, mit<br />

Glühwein und Lagerfeuer. Sowas schweißt<br />

zusammen.<br />

W+M: Was war Ihre bisher erfolgreichste<br />

Idee?<br />

Foto: Boris Löffert, Mahr EDV GmbH<br />

Fabian Mahr: Vor mehr als 15 Jahren sprach<br />

ich mit meinem langjährigen Partner Pascal<br />

Kube darüber, wie man Server für Kunden in<br />

einem Rechenzentrum betreiben könnte. Von<br />

Cloud oder Managed Services war damals<br />

noch nicht die Rede. Heute ist unsere externe<br />

Datenspeicherung sehr erfolgreich.<br />

Fabian Mahr (li.) mit seinem Team.


82<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

GESELLSCHAFT<br />

UNSERE EXPERTEN –<br />

IHRE RATGEBER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> ist auch weiterhin Ratgeber für seine Leser. Dazu haben wir einige Experten aus<br />

unterschiedlichsten Bereichen an Bord. Ihre Beiträge finden Sie regelmäßig in unserer Internetausgabe<br />

unter https: /wirtschaft-markt.de/wm-das-magazin/. Heute stellen wir Ihnen die ersten Experten kurz vor.<br />

Professor Dr. Florian Stapper –<br />

der Insolvenzexperte<br />

Prof. Dr. Florian Stapper ist Rechtsanwalt<br />

und Fachanwalt für Insolvenz- und<br />

Steuerrecht. Er ist seit mehr als 20 Jahren<br />

als Insolvenzverwalter in Leipzig und<br />

Umgebung tätig und hat eine Vielzahl von<br />

Unternehmen der unterschiedlichsten Branchen<br />

und Größen vor und in der Insolvenz fortgeführt und durch übertragende<br />

Sanierung oder Insolvenzplan saniert. Mit mehr als 50<br />

bei Gericht eingereichten Insolvenzplänen und einer Erfolgsquote<br />

von nach wie vor 100 % ist er insofern bundesweit führend.<br />

Der persönliche Tipp:<br />

Nutzen Sie jede Krise als Chance, um nach der Krise deutlich<br />

besser dazustehen als vorher.<br />

Ron Uhden –<br />

der Juwelen- und Uhrenexperte<br />

Ron Uhden ist Goldschmiedemeister und<br />

Diamantgutachter. Sein besonderes<br />

Interesse gilt den verschiedensten<br />

Handwerkstechniken, der Geschichte<br />

und den Technologien der Uhrmacher-<br />

und Goldschmiedekunst. Als<br />

regelmäßiger Fachbesucher internationaler<br />

Uhren- und Schmuckmessen<br />

und Mitinitiator unterschiedlicher<br />

Ausstellungen ist er ein Experte, der<br />

sein Wissen gern weitergibt, ob im<br />

täglichen Beratungsgeschäft bei Juwelier<br />

Leicht im Berlin Hotel Adlon oder als Autor<br />

zahlreicher Veröffentlichungen.<br />

Der persönliche Tipp:<br />

Genießen Sie das Schöne.<br />

Beate Lecloux –<br />

die Stilexpertin<br />

Beate Lecloux, die gelernte<br />

Bankkauffrau und studierte<br />

Diplom-Betriebswirtin<br />

hat nach ihrer Bankkarriere<br />

2003 das Metier gewechselt<br />

und den Modeausstatter<br />

CutForYou gegründet. In den Filialen<br />

im Berliner Regierungsviertel Mitte und in<br />

Charlottenburg berät sie täglich Kunden aus<br />

allen gesellschaftlichen Bereichen in Stil- und<br />

praktischen Modefragen. Der Besuch internationaler<br />

Modemessen lässt sie immer dicht<br />

an den neuesten Trends sein.<br />

Der persönliche Tipp:<br />

Stil ist die Bekleidung der Seele.<br />

Ronald Haffner –<br />

der Steuer- und Gesellschaftsexperte<br />

Ronald K. Haffner ist Steuerberater mit eigener<br />

Kanzlei in Berlin-Mitte. Der studierte Diplom-Kaufmann<br />

und Diplom-Ingenieur ist<br />

ein umtriebiger Mensch und versteht sich<br />

als Privatgelehrter. Er ist Co-Autor des<br />

regelmäßig vom Stollfuß-Verlag herausgegebenen<br />

Lexikons ABC der Finanzbuchführung,<br />

schreibt regelmäßig Steuertipps<br />

und rezensiert mit Leidenschaft und hoher<br />

Akribie Büchern, die gesellschaftlich relevante<br />

Themen berühren.<br />

Der persönliche Tipp:<br />

Jugend ist kein Vorrecht – Alter kein Verdienst.<br />

Foto: Privat, Juwelier Leicht, Cut For You, Privat


Foto: .shock, Fotolia<br />

Bewegt sitzen –<br />

mehr bewegen!<br />

Die Aktion für mehr Bewegtsitzen.<br />

büro-bewegung.de


BAD SAAROW JUNI <strong>2020</strong>:<br />

DAS ZUKUNFTSTREFFEN DER<br />

OSTDEUTSCHEN WIRTSCHAFT<br />

Wirtschaft trifft Politik trifft<br />

Wissenschaft trifft Medien<br />

Anmeldung gleich hier<br />

15./16.Juni <strong>2020</strong><br />

A-ROSA Bad Saarow bei Berlin<br />

www.owf.de/anmeldung<strong>2020</strong><br />

OSTDEUTSCHES WIRTSCHAFTSFORUM<br />

WFZUKUNFT

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