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50 Macher aus WIRTSCHAFT+MARKT Herbst/Winter 2019/2020

Die Auswahl der 50 ostdeutschen Macher durch die Redaktion des ostdeutschen Wirtschaftsmagazins WIRTSCHAFT+MARKT

Die Auswahl der 50 ostdeutschen Macher durch die Redaktion des ostdeutschen Wirtschaftsmagazins WIRTSCHAFT+MARKT

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INNOVATION<br />

POLITIK<br />

KÖPFE<br />

GESELLSCHAFT<br />

HERBST<br />

WINTER<br />

<strong>2019</strong><br />

<strong>2020</strong><br />

<strong>50</strong>MACHER<br />

DER OSTDEUTSCHEN<br />

WIRTSCHAFT<br />

MÄRKTE<br />

SO EXPORTIERT<br />

DER MITTELSTAND<br />

30. Jahrgang | Deutschland 6,<strong>50</strong> €<br />

ENERGIE<br />

BATTERIE ODER<br />

BRENNSTOFFZELLE<br />

POLITIK<br />

FOLGEN DER<br />

AFD-STÄRKE


40<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

<strong>50</strong><br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 41<br />

<strong>50</strong>MACHER<br />

DER OSTDEUTSCHEN<br />

WIRTSCHAFT<br />

Der Mittelstand bildet das Rückgrat der ostdeutschen<br />

Wirtschaft. Große Konzerne sind auch 29 Jahre nach<br />

der deutschen Wiedervereinigung eher die Ausnahme.<br />

Taktgeber sind vielerorts die Chefs kleiner und mittelständischer<br />

Firmen – Familienunternehmer, Inhaber oder<br />

angestellte Manager, die über den Tellerrand des eigenen<br />

Betriebes hin<strong>aus</strong>blicken, innovative Geschäftsmodelle<br />

entwickeln, Netzwerke pflegen und sich um soziale,<br />

kulturelle und sportliche Belange in ihren Regionen<br />

kümmern.<br />

In unserem Beitrag stellen wir <strong>50</strong> der wichtigsten <strong>Macher</strong><br />

der ostdeutschen Wirtschaft vor. Uns ist bewusst, dass<br />

es zwischen Ostsee und Erzgebirge wesentlich mehr<br />

hoch engagierte Wirtschaftslenker gibt. In der künftigen<br />

Berichterstattung wird das Magazin WIRTSCHAFT+<br />

MARKT weitere dieser prägenden Unternehmerpersönlichkeiten<br />

in den Fokus rücken.<br />

Die <strong>50</strong> in diesem Beitrag vorgestellten Frauen und Männer<br />

stehen stellvertretend für das vielschichtige unternehmerische<br />

Engagement in den fünf neuen Ländern und<br />

Berlin. Die Auswahl der „Köpfe“ erfolgte nicht auf der<br />

Basis von Jahresumsätzen oder Beschäftigtenzahlen. Es<br />

ging darum, höchst unterschiedliche Geschichten und Lebenswege<br />

zu skizzieren – vom kleinen Handwerksmeister<br />

bis zum Präsidenten des Deutschen Industrie- und<br />

Handelskammertages.<br />

VON KARSTEN HINTZMANN UND MATTHIAS SALM<br />

Foto: Rudall30 - Freepik.com


42<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

<strong>50</strong><br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 43<br />

BERLIN<br />

SACHSEN<br />

Dr. Christof Günther<br />

Sybille Kaiser<br />

Christof Queisser<br />

Prof. Hans B. Bauerfeind<br />

THÜRINGEN<br />

Friedemann Kunz<br />

SACHSEN-ANHALT<br />

Bianca Zorn<br />

Dr. Stefan Traeger<br />

Uwe Blaumann<br />

MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

Dr. Eric Schweitzer<br />

Prof. Dr. Christoph Meinel<br />

Rolf Seelige-Steinhoff<br />

Prof. Dr. Axel Ekkernkamp<br />

BERLIN<br />

BRANDENBURG<br />

Dr. Holger Loclair<br />

SACHSEN<br />

Martin<br />

Katja Hillenbrand<br />

Buhl-Wagner<br />

Thomas Koch<br />

Ilona Glawion<br />

Christian Müller<br />

Foto: XXX ScanH<strong>aus</strong> Marlow GmbH, Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern, SEETELHOTELS Usedom, ALBA Group/Amin Akhtar, ukb/M. Hübner, 1.FC Union Berlin, InfraLeuna GmbH, Fotograf Matthias Wuttig, Rotkäppchen-Mumm<br />

Sektkellereien GmbH, ZORN INSTRUMENTS GmbH & Co. KG, HPI/Kay Herschelmann, W+M, Metallbau Glawion GmbH, Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH, Bauerfeind AG, Jenoptik AG, Micas AG, Leipziger Messe, AMAC-GARBE<br />

Foto: XXX<br />

Martin Bergner, Vorstandssprecher der Zentralkonsum eG<br />

Prof. Dr. Axel Ekkernkamp, Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor<br />

des Unfallkrankenh<strong>aus</strong>es Berlin<br />

Christian Herrmann, Geschäftsführer der Dr. Herrmann Gruppe<br />

Thomas Koch, Vorstandsvorsitzender der Koch Automobile AG<br />

Michael Kotzbauer, Bereichsvorstand Mittelstandsbank<br />

der Commerzbank AG<br />

Leonhard Lischka, Geschäftsführer der Lischka GmbH<br />

Dr. Eric Schweitzer, Vorstandsvorsitzender der ALBA Group<br />

Dr. Reinhard Uppenkamp, Vorstandsvorsitzender der BERLIN-CHEMIE AG<br />

BRANDENBURG<br />

Ilona Glawion, Geschäftsführerin der Metallbau Glawion GmbH<br />

Dr. Holger Loclair, Vorstandsvorsitzender der ORAFOL Europe GmbH<br />

Prof. Dr. Christoph Meinel, Direktor und Geschäftsführer<br />

des Hasso-Plattner-Instituts für Digital Engineering gGmbH<br />

Dr. Alexander Montebaur, Vorstandsvorsitzender der E.DIS AG<br />

Dr. Ullrich Müller, Generalbevollmächtigter der EWE AG in Brandenburg<br />

und Mecklenburg-Vorpommern<br />

Dr. Helmar Rendez, Vorstandsvorsitzender der L<strong>aus</strong>itz Energie Bergbau<br />

AG und der L<strong>aus</strong>itz Energie Kraftwerke AG (LEAG)<br />

Dr. Miloš Stefanović, Sprecher der Geschäftsführung<br />

der Bürgschaftsbank Brandenburg GmbH<br />

Tillmann Stenger, Vorstandsvorsitzender der Investitionsbank<br />

des Landes Brandenburg<br />

Kl<strong>aus</strong> Zschiedrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der L<strong>aus</strong>itzer<br />

und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH<br />

MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

Uwe Blaumann, geschäftsführender Gesellschafter der PALMBERG Büroeinrichtungen<br />

und Service GmbH<br />

Sebastian F. Braun, Geschäftsführer der CHEPLAPHARM<br />

Arzneimittel GmbH<br />

Robert Dahl, Geschäftsführer der Karls Markt OHG<br />

Dr. Thomas Diestel, Geschäftsführer der Dr. Diestel GmbH<br />

Prof. Dr. Dietmar Enderlein, Geschäftsführer der MEDIGREIF GmbH<br />

Kay Gundlack, Geschäftsführer der Kay Gundlack Schuhmanufaktur<br />

Friedemann Kunz, Geschäftsführer der ScanH<strong>aus</strong> Marlow GmbH<br />

Rolf Seelige-Steinhoff, Geschäftsführer der SEETELHOTELS Usedom<br />

Judith Borowski, Geschäftsführerin von Nomos Glashütte,<br />

Martin Buhl-Wagner, Geschäftsführer Leipziger Messe<br />

Dr. Holger Födisch, Vorstand Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG<br />

Rainer Gläß, Vorstandsvorsitzender GK Software SE<br />

Margret Gleiniger, Geschäftsführerin der KSG GmbH<br />

Katja Hillenbrand, Vorstand der Micas AG<br />

Christian Müller, Geschäftsführer Hans-Jürgen Müller GmbH & Co. KG<br />

Bodo Rodestock, Vorstand VNG AG<br />

SACHSEN-ANHALT<br />

Daniel Gollmann, Geschäftsführer Gollmann<br />

Kommissioniersysteme GmbH<br />

Dr. Christof Günther, Geschäftsführer InfraLeuna GmbH<br />

Dr. Jürgen Koppe, Geschäftsführer MOL Katalysatortechnik GmbH<br />

Michael Krüger, Geschäftsführer GISA GmbH<br />

Peter Ledermann, Vorstand Mercateo AG<br />

Christof Queisser, Sprecher der Geschäftsführung<br />

der Rotkäppchen-Mumm-Sektkellereien GmbH<br />

Jonas Taureck, Geschäftsführer Petromax GmbH<br />

Thomas Wagner, Vorsitzender der Geschäftsführung,<br />

G+E GETEC Holding GmbH<br />

Bianca Zorn, Geschäftsführerin<br />

ZORN INSTRUMENTS GmbH & Co. KG<br />

THÜRINGEN<br />

Prof. Hans B. Bauerfeind, Vorstandsvorsitzender Bauerfeind AG<br />

Bernhard Helbing, geschäftsführender Gesellschafter der TMP<br />

Fenster + Türen® GmbH<br />

Sybille Kaiser, Geschäftsführerin Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH<br />

Katrin Katzung, Geschäftsführerin Ingenieurbüro Katzung GmbH<br />

Frank Orschler, Geschäftsführer Königsee Implantate GmbH<br />

Günter Oßwald, Inhaber Oßwald-Fahrzeugteile & Technischer Handel<br />

Holger Raithel, Geschäftsführer der KAHLA Thüringen Porzellan GmbH<br />

Dr. Stefan Traeger, Vorsitzender des Vorstands der JENOPTIK AG


44 <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

<strong>50</strong><br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 45<br />

Prof. Hans B. Bauerfeind<br />

DER WELTMARKTFÜHRER<br />

Mit einer großen Festveranstaltung feierte die<br />

Bauerfeind AG in Zeulenroda-Triebes in diesem<br />

Sommer ihr 90-jähriges Bestehen. Und<br />

zugleich auch die Lebensleistung von Prof.<br />

Hans B. Bauerfeind, Vorstandsvorsitzender,<br />

Enkel des Firmengründers und visionärer <strong>Macher</strong><br />

an der Spitze des Unternehmens, das zu<br />

den Weltmarktführern im Bereich Bandagen<br />

und medizinische Hilfsmittel zählt. Mit 2.100<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit,<br />

davon 1.100 in Zeulenroda, und Tochtergesellschaften<br />

in über 20 Ländern erwirtschaftet<br />

die Bauerfeind AG heute rund 2<strong>50</strong> Millionen<br />

Euro Umsatz im Jahr.<br />

Die Bauerfeind AG stellt Bandagen, Orthesen,<br />

Einlagen und Kompressionsstrümpfe<br />

her, darüber hin<strong>aus</strong> hat das Unternehmen<br />

seit 2016 die eigene Sportlinie Bauerfeind<br />

Sports am Markt. Die Thüringer entwickeln<br />

auch 3D-Technologie zur Vermessung von<br />

Körperpartien. Unter der Dachmarke Bodytronic<br />

bietet die Bauerfeind AG eine Reihe von<br />

Messsystemen an, die Körpermaße exakt<br />

und schnell ermitteln können. 2015 wurden<br />

die Thüringer als eines der innovativsten<br />

Unternehmen im deutschen Mittelstand<br />

<strong>aus</strong>gezeichnet.<br />

Hans B. Bauerfeinds Entscheidung, das Familienunternehmen<br />

1991 an seinen Gründungsort<br />

zurückzuführen, erwies sich als echter<br />

Glücksfall für die Region. 1940 in Zeulenroda<br />

geboren, floh der charismatische Unternehmer<br />

als Kind mit seinen Eltern nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg nach Darmstadt. Dort stieg<br />

er 1962 in den elterlichen Betrieb ein. „Rückblickend<br />

bin ich zufrieden“, sagte der mittlerweile<br />

79-Jährige über seine Entscheidung, die<br />

Firma wieder in Thüringen anzusiedeln. „Ich<br />

bedaure aber, dass so wenige meinem Beispiel<br />

gefolgt sind.“<br />

Dem Unternehmer, dem im Jahr 2000 das<br />

Bundesverdienstkreuz verliehen wurde, liegt<br />

vor allem die Sportförderung am Herzen. Seit<br />

2010 war die Bauerfeind AG, für die Basketball-Legende<br />

Dirk Nowitzki als Markenbotschafter<br />

wirbt, stets bei den Olympischen<br />

Spielen für Athleten aller Nationen als Servicepartner<br />

vor Ort.<br />

Martin Bergner<br />

DER KONSUM-CHEF<br />

Es gibt ihn noch, den guten alten Konsum.<br />

Natürlich nicht mehr in der Form, wie man<br />

ihn früher kannte – als kleines Ladengeschäft<br />

an der Ecke. Der Konsum, oder korrekt<br />

gesagt, die Konsum-Gruppe hat sich in den<br />

letzten Jahrzehnten enorm entwickelt. Unter<br />

dem Dach der Zentralkonsum eG gibt es<br />

heute zehn Konsumgenossenschaften, eine<br />

Raiffeisengenossenschaft, drei gewerbliche<br />

Genossenschaften, drei Kreditgenossenschaften,<br />

drei Agrargenossenschaften und<br />

elf weitere Gesellschaften. Insgesamt erwirtschaften<br />

die knapp 4.<strong>50</strong>0 Beschäftigten<br />

einen Jahresumsatz in Höhe von rund 435<br />

Millionen Euro.<br />

Maßgeblich mitverantwortlich für die<br />

erfolgreiche Entwicklung ist Martin Bergner,<br />

der seit 2002 Vorstandssprecher der<br />

Zentralkonsum eG ist. 1961 im thüringischen<br />

Altenburg geboren, absolvierte Bergner in<br />

den 1980er-Jahren ein Ökonomiestudium in<br />

der Fachrichtung Gaststätten- und Hotelwesen<br />

der Handelshochschule in Leipzig.<br />

Unmittelbar danach folgte er dem Ruf des<br />

Verbandes der Konsumgenossenschaften,<br />

dem Vorläufer der Zentralkonsum eG.<br />

Martin Bergner engagiert sich nicht nur als<br />

Vorstandssprecher für die Zentralkonsum<br />

eG, er ist auch als Aufsichtsrat in mehreren<br />

Konsumgenossenschaften tätig und vertritt<br />

die Interessen des KONSUM in verschiedenen<br />

Gremien beim Genossenschaftsverband –<br />

Verband der Regionen e. V., dem Prüfungsverband<br />

der Zentralkonsum eG. Darüber<br />

hin<strong>aus</strong> setzt er sich sowohl für soziale<br />

Projekte als auch politisch und vorpolitisch<br />

für die Abschaffung der 1934 in das Gesetz<br />

aufgenommenen Zwangsmitgliedschaft<br />

einer Genossenschaft in einem genossenschaftlichen<br />

Prüfungsverband ein.<br />

Foto: Bauerfeind AG, Zentralkonsum eG<br />

Foto: Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern, NOMOS/Glashütte/SA<br />

Uwe Blaumann<br />

DER BÜROMÖBEL-<br />

PRODUZENT<br />

Der 61-Jährige ist geschäftsführender Gesellschafter<br />

der PALMBERG Büroeinrichtungen<br />

und Service GmbH, die ihren Firmensitz in<br />

Schönberg, einem kleinen Städtchen in Nordwestmecklenburg,<br />

hat.<br />

Vor drei Jahrzehnten, also in der Endphase der<br />

DDR, war er Mitarbeiter im „VEB Möbelwerke<br />

Schwerin, Betriebsteil Schönberg“. Dort erlebte<br />

er die Wende und die damit verbundenen<br />

strukturellen Brüche. Da er den Maschinenpark<br />

und die Abläufe in „seinem“ volkseigenen<br />

Betrieb <strong>aus</strong> dem Effeff kannte, meldete er sich<br />

kurzerhand bei der Treuhand und kaufte die<br />

Möbelfirma gemeinsam mit einem Tischler,<br />

der <strong>aus</strong> Hamburg kam. Der neue Firmenname<br />

war schnell gefunden – PALMBERG, wie die<br />

Straße, an der das Betriebsgelände liegt.<br />

Zunächst ging er durch ein Stahlbad, musste<br />

die Hälfte der Mitarbeiter entlassen – alles<br />

ehemalige Kollegen, Menschen <strong>aus</strong> seiner<br />

Nachbarschaft. Doch er schaffte die Wende<br />

hin zur Marktwirtschaft und positionierte<br />

PALMBERG erfolgreich in der Marktnische der<br />

Büromöbelhersteller. Jahr für Jahr stiegen die<br />

Umsatz- und Mitarbeiterzahlen. Nach zehn<br />

Jahren hatte er bereits 2<strong>50</strong> Mitarbeiter, mehr<br />

Angestellte, als zu DDR-Zeiten in der Möbelfabrik<br />

in Lohn und Brot standen.<br />

Heute gehört PALMBERG zu den bedeutendsten<br />

Unternehmen der deutschen Büromöbelindustrie<br />

und produziert hochwertige Büroeinrichtungen<br />

für den europäischen Markt. Die<br />

inzwischen 540 Mitarbeiter erwirtschafteten<br />

im Vorjahr einen Umsatz in Höhe von 105<br />

Millionen Euro.<br />

Uwe Blaumann hat angesichts seines unternehmerischen<br />

Erfolgs nicht die Bodenhaftung<br />

verloren. Er ist sozial engagiert, kümmert sich<br />

um benachteiligte Menschen, integriert Menschen<br />

mit Behinderung in seine Firma. Und er<br />

fördert den Sport in seiner Region.<br />

Judith Borowski<br />

DIE UHREN-DESIGNERIN<br />

Eine Pendlerin zwischen den Welten: hier<br />

die pulsierende Hauptstadt Berlin, dort das<br />

beschauliche, abgelegene Glashütte im Tal der<br />

Uhrenmacher im Osterzgebirge. Das ist die<br />

Lebens- und Arbeitswelt von Judith Borowski,<br />

Geschäftsführerin der NOMOS Glashütte/SA.<br />

Dass sie einmal für eine der bekanntesten<br />

deutschen Uhrenmarken verantwortlich<br />

zeichnet, war Borowski allerdings nicht in die<br />

Wiege gelegt. Die <strong>50</strong>-jährige Berliner Kreative<br />

begann ihre berufliche Laufbahn eigentlich<br />

nach dem Besuch einer Journalistenschule<br />

als Journalistin für die ARD und die Financial<br />

Times, ehe sie ein persönlicher Kontakt zum<br />

NOMOS-Gründer Roland Schwertner in die<br />

Uhrenbranche führte. Mit Pressearbeit für die<br />

damals noch kleine Uhren-Manufaktur begann<br />

2001 ihre zweite Karriere.<br />

Heute verantwortet Borowski als Geschäftsführerin<br />

und Gesellschafterin bei dem nach<br />

eigenen Angaben größten Hersteller mechanischer<br />

Uhren in Deutschland von Berlin <strong>aus</strong><br />

die Markenkommunikation und das Design und<br />

leitet die Nomos-Tochtergesellschaft Berlinerblau.<br />

Regelmäßig reist sie in die sächsische Firmenzentrale.<br />

Rund 300 Mitarbeiter arbeiten<br />

heute für das 1990 gegründete Unternehmen.<br />

Die kreative Arbeit, die Uhrmacherkunst der<br />

Glashütter durch ästhetisches Design und<br />

einfallsreiche Kommunikation zu verdientem<br />

Glanz zu verhelfen, treibt sie an.<br />

Doch nicht immer lassen sich auch für eine<br />

erfolgreiche Unternehmerin die Zeitenläufe<br />

<strong>aus</strong>blenden. Zuletzt ging Borowski deshalb<br />

mit ihrem Mitgeschäftsführer Uwe Ahrendt<br />

bewusst in die Öffentlichkeit. NOMOS Uhren<br />

bedienen den Weltmarkt, der Anteil <strong>aus</strong>ländischer<br />

Händler wächst stetig. Deshalb setzte<br />

die Unternehmerin anlässlich rechtsradikaler<br />

Übergriffe im vergangenen Jahr öffentliche<br />

Zeichen für ein weltoffenes Sachsen. Das traf<br />

nicht nur auf Zustimmung im Freistaat – doch<br />

für Borowski war es ein Akt der Bürgerpflicht<br />

und ein wichtiges Statement für den Wirtschaftsstandort<br />

Sachsen.


46<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

<strong>50</strong> MACHER <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 47<br />

gen-Maschinen für Gebäude. Oder, um es<br />

präzise zu sagen: Die Dr. Diestel GmbH ist<br />

spezialisiert auf Lüftungs-, Klima-, Kälte- und<br />

sogar Reinraumtechnik.<br />

Seine Unternehmerkarriere startete der vor 63<br />

Jahren in Dresden geborene Thomas Diestel, er<br />

ist übrigens ein jüngerer Bruder des prominenten<br />

Anwalts Peter-Michael Diestel, in den<br />

Nachwende-Wirren des Jahres 1991. Er verließ<br />

die Rostocker Warnow-Werft und gründete<br />

eine Firma für Lüftungstechnik. Mit damals<br />

13 Angestellten produzierte er noch vorrangig<br />

Sebastian F. Braun<br />

DER PHARMA-PRODUZENT<br />

Innerhalb von 16 Jahren hat Sebastian F.<br />

Braun als Geschäftsführer die CHEPLAPHARM<br />

Arzneimittel GmbH in Greifswald, die in ihren<br />

Anfangsjahren mit dümpelnden Umsatzzahlen<br />

eher als „graue M<strong>aus</strong>“ unterwegs war, in ein<br />

innovatives, umsatzstarkes und profitables<br />

Unternehmen verwandelt, das heute in mehr<br />

als 120 Ländern aktiv ist. Der Exportanteil<br />

beträgt etwa 96 Prozent der Umsätze. CHE-<br />

PLAPHARM verfügt über Tochterunternehmen<br />

in Hamburg, Levallois-Perret (Frankreich) und<br />

in Englewood (New Jersey), USA.<br />

Der studierte Betriebswirt setzt unbeirrt auf<br />

Wachstumskurs: „Wir haben die Chance, unsere<br />

Produktpipeline weiter zu füllen, den Marktanteil<br />

zu stärken und unsere internationale<br />

Präsenz <strong>aus</strong>zubauen.“ Das Unternehmen, dem<br />

in der Branche der Ruf eines Experten für den<br />

Umgang mit Marken- und Nischenprodukten<br />

vor<strong>aus</strong>eilt, hat sich darauf spezialisiert, Arzneimittel<br />

aufzukaufen und sie weiterzuentwickeln.<br />

Bereits einige wenige Zahlen verdeutlichen,<br />

wie rasant CHEPLAPHARM unter Geschäftsführer<br />

Braun wächst: Vor fünf Jahren beschäftigte<br />

das Unternehmen 70 Mitarbeiter und<br />

erwirtschaftete einen Jahresumsatz in Höhe<br />

von 61 Millionen Euro. Ein Jahr darauf knackte<br />

Braun mit seinem Team die 100-Millionen-Euro-Umsatz-Marke.<br />

Aktuell arbeiten in der<br />

Pharmafirma 259 Mitarbeiter. Das Jahr <strong>2019</strong><br />

soll mit einem Gesamtumsatz in Höhe von 400<br />

Millionen Euro abgeschlossen werden.<br />

Martin Buhl-Wagner<br />

DER MESSECHEF<br />

„Menschen fühlen sich in Leipzig gut aufgehoben,<br />

weil es eine sehr natürliche Willkommenskultur<br />

gibt“, sagte Martin Buhl-Wagner<br />

jüngst in einem Interview mit Sachsen Fernsehen.<br />

Dass dem so ist, davon ist Buhl-Wagner<br />

überzeugt, liegt auch an der langen Historie<br />

Leipzigs als internationale Messestadt. Bundesweite<br />

Umfragen bestätigen ihn: Menschen<br />

in ganz Deutschland kennen Leipzig vor allem<br />

auch als Messestandort.<br />

Heute sorgt Martin Buhl-Wagner als Leipziger<br />

Messechef für einen wachsenden Zustrom an<br />

nationalen und internationalen Gästen. Die<br />

Messe PARTNER-PFERD mit ihrem Mix <strong>aus</strong><br />

Messe, Show und Sport, die Industriemessen<br />

Intec und Z sowie der Publikumsmagnet<br />

Leipziger Buchmesse locken immer wieder<br />

Rekordzahlen an Besuchern. Mit Erfolg: 2018<br />

konnte die Leipziger Messe Unternehmensgruppe<br />

ihren Umsatz deutlich steigern. Und<br />

sie ist beliebt: Kunden und Besucher kürten<br />

die Leipziger Messe im letzten Jahr zum<br />

fünften Mal in Folge zum Service-Champion<br />

der Branche.<br />

Auch dies ist ein Erfolg für den studierten<br />

Wirtschaftsingenieur, dessen Vertrag vom<br />

Aufsichtsrat der Messe vorzeitig bis 2023<br />

verlängert wurde. Der 1966 im sächsischen<br />

Annaberg-Buchholz geborene Buhl-Wagner<br />

ist mit Unterbrechungen schon seit Mitte der<br />

90er Jahre im Messegeschäft tätig. Seine<br />

berufliche Laufbahn in der Unternehmensgruppe<br />

begann 1995 als Projektmanager. Ab<br />

Dezember 2002 arbeitete er für die Messe-Tochter<br />

FAIRNET als Prokurist, später als<br />

Geschäftsführer.<br />

2008 stieg Buhl-Wagner zum Geschäftsführer<br />

der Leipziger Messe GmbH auf, im Oktober<br />

2010 wurde er zum Sprecher der Geschäftsführung<br />

ernannt. Seit 2013 ist der verheiratete<br />

Vater einer Tochter auch Vorstandsmitglied<br />

des AUMA Ausstellungs- und Messe-Ausschusses<br />

der Deutschen Wirtschaft.<br />

Foto: Anette Pröber / CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH, Leipziger Messe<br />

Foto: Karls, Privat<br />

Robert Dahl<br />

DER OBSTBAUER<br />

Robert Dahl führt den Familienbetrieb „Karls<br />

Erdbeerhof“ in 3. Generation. Vor knapp 100<br />

Jahren hatte Großvater Karl damit begonnen,<br />

in der Nähe von Rostock Obst und Gemüse<br />

anzubauen und es auf Wochenmärkten zu verkaufen.<br />

Nach dem Krieg zog es die Familie nach<br />

Schleswig-Holstein. Dort spezialisierte sich der<br />

Betrieb auf den Anbau von Erdbeeren. Nach<br />

der Wende wünschte sich Roberts Vater Karl-<br />

Heinz, dass der Sohn in die Heimat von Opa Karl<br />

zurückkehrt und dort einen Erdbeerhof aufbaut.<br />

Damit begann eine der spektakulärsten Unternehmergeschichten<br />

der Nachwendezeit.<br />

Im Jahr 1992 kam der gelernte Obstbauer<br />

Robert Dahl in Rövershagen an, bezog einen<br />

alten Wohnwagen und machte sich mit Elan<br />

daran, einen leeren Acker an der Bundesstraße<br />

105, die direkt ins nahe Rostock führt,<br />

zu bestellen. Die erste Erdbeerernte fuhr er<br />

ein Jahr später ein. Und das Rövershagener<br />

Wirtschaftswunder nahm seinen Lauf. Aus dem<br />

Erdbeerhof entwickelte sich ein Freizeitpark<br />

mit Fahrgeschäften, Erlebnisgastronomie und<br />

Shoppingangeboten – mit jährlich weit über 1,2<br />

Millionen Besuchern eine der meistbesuchten<br />

Touristenattraktionen in Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Innerhalb eines guten Vierteljahrhunderts entwickelte<br />

der heute 48 Jahre alte Unternehmer<br />

seine Firma zu einem Mischkonzern, der unter<br />

der Bezeichnung Karls Markt OHG firmiert.<br />

Mit Geschäftszweigen in Landwirtschaft,<br />

Handel, Gastronomie und Entertainment, die<br />

allesamt profitabel arbeiten. Er beschäftigt<br />

700 festangestellte Mitarbeiter, dazu kommen<br />

2.800 Saisonkräfte, die als Pflücker und Verkäufer<br />

arbeiten. Etliche neue Standorte sind<br />

hinzugekommen – ein Erlebnis-Dorf in Zirkow<br />

auf Rügen, ein Event-Pier am Kreuzfahrtanleger<br />

in Warnemünde, weitere Erlebnisdörfer in<br />

Warnsdorf bei Lübeck, Wustermark bei Berlin,<br />

Koserow auf Usedom sowie das Barbycafé in<br />

Loburg (Sachsen-Anhalt).<br />

Dr. Thomas Diestel<br />

DER LÜFTUNGSTECHNIK-<br />

UNTERNEHMER<br />

Wenn Thomas Diestel in Mecklenburg-Vorpommern<br />

unterwegs ist, trifft er oft auf<br />

seine Handschrift. Eine Handschrift, die der<br />

promovierte Ingenieur bei der Errichtung vieler<br />

Gebäude im Land in den vergangenen 28 Jahren<br />

hinterlassen hat, die heute aber meist nur für<br />

ihn selbst erkennbar ist. Denn mit ihrer Arbeit<br />

prägen Diestel und sein Team nicht die Fassade<br />

von Bauwerken, sondern deren „Organismus“.<br />

Er baut – im übertragenen Sinne – Herz-Lun-<br />

Lüftungsanlagen für den Schiffbau. Die Qualität<br />

der Dr. Diestel GmbH mit ihren 120 Mitarbeitern<br />

hat sich längst herumgesprochen. Auf<br />

Diestels Referenzliste stehen das Rostocker<br />

Ostseestadion, die Yachthafenresidenz Hohe<br />

Düne in Warnemünde und der Hansedom<br />

Stralsund. Dazu Krankenhäuser, Einkaufszentren,<br />

der Windkraftanlagenbauer Nordex, das<br />

Nestlé-Werk sowie das Werk YPSOMED, ein<br />

Hersteller von Injektionssystemen der Medizintechnik,<br />

bei Schwerin.<br />

Thomas Diestel verkörpert einen eher ungewöhnlichen<br />

Unternehmertyp. Er ist alles andere<br />

als ein „Alphatier“. Im Gespräch wirkt er zurückhaltend,<br />

nüchtern, bescheiden. Er ist einer, der<br />

ungeachtet des unternehmerischen Erfolges jeden<br />

Euro zweimal umdreht, ehe er ihn <strong>aus</strong>gibt.<br />

Diestel kümmert sich um seine Mitarbeiter,<br />

bietet ihnen eine betriebliche Altersvorsorge,<br />

Betriebssport und Konzertbesuche. Es entspricht<br />

seiner christlichen Überzeugung.<br />

In seiner wenigen Freizeit engagiert sich der<br />

ehemalige Boxer für klassische Musik. Als Vorsitzender<br />

der Philharmonischen Gesellschaft<br />

in Rostock hat er enorm viel für den Erhalt der<br />

Norddeutschen Philharmonie getan.


48<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

<strong>50</strong><br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 49<br />

Prof. Dr. Axel Ekkernkamp<br />

DER KLINIKCHEF<br />

Eigentlich könnte sich Professor Axel Ekkernkamp<br />

beruhigt zurücklehnen und beruflich<br />

schon mit 62 Jahren den Fuß vom Gas nehmen.<br />

Denn er hat ein Lebenswerk geschaffen,<br />

das national und international höchste Wertschätzung<br />

genießt – das Unfallkrankenh<strong>aus</strong><br />

Berlin in Marzahn (ukb). Ekkernkamp hat das<br />

ukb, das zu den modernsten Kliniken Europas<br />

zählt, seit 1994 geplant, aufgebaut und in<br />

Betrieb genommen. Er ist seit 1996 Ärztlicher<br />

Direktor und seit 1999 Geschäftsführer des<br />

Unfallkrankenh<strong>aus</strong>es. Ekkernkamps 2.000<br />

Mitarbeiter versorgen heute pro Jahr 120.000<br />

Patienten. Gut 63.000 davon in Deutschlands<br />

größter Rettungsstelle.<br />

Doch von Ruhe, Auszeit oder Schongang<br />

hält der gebürtige Bielefelder gar nichts.<br />

Der renommierte Unfallchirurg ist rastlos,<br />

energiegeladen und steckt voller Ideen. Mit<br />

Hochdruck und Leidenschaft arbeitet er an der<br />

Fortentwicklung seines Lebenswerkes, dem<br />

ukb-Gesundheitscampus, der mit jedem Jahr<br />

neue innovative Facetten erhält. Ekkernkamp:<br />

„Wir entwickeln hier einen umfassenden<br />

Gesundheitscampus, der die Sektorengrenzen<br />

zwischen niedergelassenen Ärzten, Krankenhäusern<br />

und Rehabilitation durchbricht<br />

und alle Gewerke sinnvoll vernetzt.“ Zum<br />

Campus gehören bereits eine Poliklinik, eine<br />

Akutgeriatrie, eine psychosomatische Klinik<br />

und eine Augenklinik. Auch ein hochmodernes<br />

Schlaganfallmobil ist am ukb stationiert. In<br />

Kürze eröffnet eine große Klinik für Rehabilitation<br />

ihre Pforten. Und es ist immer noch<br />

viel in Bewegung: Es wird ein Gebäude für den<br />

Arbeitsmedizinischen Dienst entstehen, die<br />

IB-Hochschule – eine Einrichtung des traditionsreichen<br />

Internationalen Bundes – wird<br />

sich ansiedeln, und auch ein Hotelneubau soll<br />

kommen. Das jüngste Projekt ist ein „Smart<br />

Living H<strong>aus</strong>“, für das die Bauarbeiten gerade<br />

begonnen haben. Dort soll künftig der Bevölkerung<br />

demonstriert werden, mit welchen<br />

modernen Methoden man zu H<strong>aus</strong>e älter<br />

werden kann, ohne ständig einen Pflegedienst<br />

haben zu müssen.<br />

Prof. Dr. Dietmar Enderlein<br />

DER KLINIK-<br />

UNTERNEHMER<br />

Ursprünglich wollte Dietmar Enderlein, der in<br />

den Kriegswirren des Jahres 1943 in Plauen<br />

geboren wurde, Innenarchitekt werden. Doch<br />

dar<strong>aus</strong> wurde nichts, denn er schlug eine<br />

Karriere ein, die ihn zu einem der weniger Gewinner<br />

in zwei Systemen werden ließ – in der<br />

damaligen DDR und im geeinten Deutschland.<br />

Mit 20 Jahren ging Enderlein nach Greifswald<br />

zum Medizinstudium an der Militärmedizinischen<br />

Sektion, die unter dem Dach der<br />

Ernst-Moritz-Arndt-Universität angesiedelt<br />

war. Er wurde Offizier und Facharzt für Arbeits-<br />

und Sozialmedizin. Bereits im Alter von<br />

40 Jahren war er Professor, 1988 stieg er zum<br />

Kommandeur der Militärmedizinischen Sektion<br />

in Greifswald auf. Der Zusammenbruch der<br />

DDR verhinderte nicht nur die Krönung seiner<br />

militärischen Laufbahn – er sollte General<br />

werden –, sondern entzog ihm komplett seine<br />

berufliche Existenz.<br />

Schon Anfang 1990 legte er den Grundstein<br />

für seinen Neuanfang: Er gründete die auf<br />

medizinische Dienstleistungen spezialisierte<br />

MEDIGREIF GmbH – es war seinerzeit die<br />

erste Firmenneugründung in Greifswald<br />

und Umgebung. Er trotzte dem Gegenwind,<br />

den Bürgerrechtler und Neider in den<br />

Anfangsjahren entfachten. Über die Jahre<br />

baute Enderlein die MEDIGREIF GmbH zu<br />

einem ostdeutschen Klinikkonzern <strong>aus</strong>, zu<br />

dem in Spitzenzeiten 20 Unternehmen und<br />

Gesellschaften mit bis zu 1.600 Mitarbeitern<br />

gehörten. Heute unterhält seine Unternehmensgruppe<br />

mit 600 Beschäftigen fünf<br />

Rehakliniken in Greifswald und auf der Insel<br />

Usedom.<br />

Speziell Kunst und Kultur profitieren von<br />

Enderleins fortgesetztem Erfolg: Seit Jahren<br />

unterstützt er als „Platin-Stifter“ die Festspiele<br />

Mecklenburg-Vorpommern sowie das<br />

Usedomer Musikfestival.<br />

Foto: ukb/M. Hübner, MEDIGREIF GmbH<br />

Foto: Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG, GK Software SE, Zirconicusso - Freepik.com<br />

Dr. Holger Födisch<br />

DER MESSTECHNIKER<br />

300.000 Mark – damit fing 1991 alles an.<br />

Genau diese Summe investierte Dr. Holger<br />

Födisch auf Kredit, um von der Treuhandanstalt<br />

den Versuchsstand des VEB Entstaubungstechnik<br />

Edgar André in Markranstädt zu<br />

erwerben. Der Betrieb, in dem zu DDR-Zeiten<br />

Filter für Industriebetriebe entwickelt und<br />

getestet wurden, war allerdings in keinem<br />

markttauglichen Zustand. Folgerichtig war<br />

Födisch, zuvor dort Betriebsleiter, gemeinsam<br />

mit drei Kollegen der einzige Interessent und<br />

ging – rückblickend betrachtet – ein eigentlich<br />

kaum vertretbares unternehmerisches Risiko<br />

ein.<br />

Doch der Mut des heute 59-jährigen gebürtigen<br />

Wolfeners wurde belohnt. Aus den einst<br />

maroden Hallen erwuchs ein innovatives<br />

mittelständisches Unternehmen und ein<br />

Konzern mit über 200 Mitarbeitern, die rund<br />

35 Millionen Umsatz erwirtschaften. Die<br />

Staubmesstechnik <strong>aus</strong> Markranstädt ist vor<br />

allem in China eine gefragte Technologie, seit<br />

die chinesische Regierung den ungehemmten<br />

Industrieemissionen im Land den Kampf angesagt<br />

hat. Aber auch Gasanalysegeräte gehören<br />

zu den Verkaufsschlagern der Dr. Födisch<br />

Umweltmesstechnik AG.<br />

Den Grundstein dieses unternehmerischen<br />

Erfolgs legte Födisch mit einem Studium im<br />

damals noch jungen Fach Umwelttechnik<br />

an der TH Merseburg. Dort entwickelte der<br />

promovierte Ingenieur nebenbei das Staubmessgerät<br />

PFM 92, später das erste Produkt,<br />

mit dem sein noch junges Unternehmen auf<br />

dem Markt Fuß fassen konnte. Heute entwickeln<br />

die Sachsen<br />

ihre Messtechnik<br />

laufend weiter.<br />

Jüngste innovative<br />

Idee: der Einbau<br />

eines Umweltmoduls<br />

in Straßenlaternen<br />

zur Messung der<br />

Feinstaubbelastung.<br />

<strong>2019</strong> wurde Holger<br />

Födisch zu Sachsens<br />

Unternehmer des<br />

Jahres gekürt. Dabei<br />

floss nicht nur die<br />

unternehmerische<br />

Leistung des Mittelständlers<br />

in die<br />

Bewertung der Jury<br />

ein, sondern auch<br />

sein Einsatz für seine Mitarbeiter und die Region.<br />

Der Unternehmenssitz in Markranstädt<br />

ist ein Vorzeigebetrieb mit selbst produziertem<br />

Solarstrom und eigener Sporthalle für die<br />

Mitarbeiter. Und das Gewandh<strong>aus</strong> zu Leipzig<br />

fördert die Födisch Umweltmesstechnik AG<br />

neuerdings als Advanced Partner.<br />

Rainer Gläß<br />

DER BILL GATES DES<br />

VOGTLANDS<br />

Als Bill Gates des Vogtlands wird Rainer<br />

Gläß in der Öffentlichkeit schon einmal gern<br />

apostrophiert. Ganz von der Hand zu<br />

weisen ist der Vergleich nicht.<br />

Schließlich gründete Gläß<br />

sein Unternehmen, die<br />

heutige GK Software<br />

SE, im August 1990<br />

zusammen mit<br />

seinem Partner<br />

Stephan Kronmüller<br />

– wenn<br />

schon nicht in<br />

einer Garage,<br />

dann doch als<br />

Zwei-Mann-Unternehmen<br />

im heimischen<br />

Wohnzimmer.<br />

Ausschlaggebend<br />

war das Vertrauen<br />

des heute 60-Jährigen,<br />

der an der Uni Dresden<br />

Informationstechnologie<br />

studiert hatte, in die eigenen<br />

Programmierkünste. Die Aufbruchsstimmung<br />

nach der Wende nutzte Gläß zum<br />

Sprung in die Selbstständigkeit . Von da an<br />

ging es steil bergauf. Mit Software-Lösungen<br />

für den Einzelhandel stieg das Unternehmen<br />

<strong>aus</strong> der Kleinstadt Schöneck zur europäischen<br />

Aktiengesellschaft auf. Einige der weltweit<br />

größten Einzelhandelsunternehmen zahlen<br />

heute auf das Kundenkonto der Vogtländer<br />

ein. Mehr als 1.000 Mitarbeiter arbeiten für<br />

den Global Player <strong>aus</strong> der Provinz, der Standorte<br />

u. a. in Südafrika, Russland, der Ukraine<br />

und den USA unterhält. Mit Akquisitionen im<br />

Bereich der Künstlichen Intelligenz stärkte<br />

Gläß zudem jüngst den Ruf der Vogtländer als<br />

Innovationsführer.<br />

Vom Erfolg der GK Software SE profitiert auch<br />

die Region. Gläß, privat leidenschaftlicher Skifahrer<br />

und sogar Verfasser eines Buches über<br />

den Skilauf, fördert mit seinem Unternehmen<br />

u. a. den Skiclub Schöneck, das Sportgymnasium<br />

in Klingenthal, aber auch das Kinderheim<br />

„Tannenmühle“ in Erlbach/Vogtland und den<br />

Tourismus in der Region.<br />

Gerade auch für dieses gemeinwohlorientierte<br />

Engagement erhielt Rainer Gläß den Bundesverdienstorden<br />

und wurde 2018 zu Sachsens<br />

Unternehmer des Jahres gekürt. Nicht zuletzt<br />

auch, weil er sich für die Förderung der Startup-Kultur<br />

und für besonders familienfreundliche<br />

Arbeitsbedingungen einsetzt.


<strong>50</strong><br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

<strong>50</strong><br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 51<br />

Ilona Glawion<br />

DIE METALLBAU-<br />

UNTERNEHMERIN<br />

Die Firma Glawion ist ein Kleinod im Landkreis<br />

Barnim und hat eine Chefin, die dazu passt.<br />

Im Dezember 1990 nahm Ilona Glawion, eine<br />

gelernte Zerspanerin vom Kranbau Eberswalde,<br />

mit gerade 32 Jahren die Geschicke selbst<br />

in die Hand und gründete mit ihrem Mann eine<br />

eigene Firma. Es war eine Ausgründung des<br />

Werkzeugb<strong>aus</strong> <strong>aus</strong> der Kranbau Eberswalde<br />

GmbH, die sich über eine Tief- und Werkzeugbau<br />

GmbH zum heutigen äußerst kreativen<br />

Metallbaubetrieb mit 4,5 Millionen Euro<br />

Umsatz im Jahr entwickelte.<br />

Ilona Glawion, die gleich 1991 im Abendstudium<br />

noch eine kaufmännische Ausbildung<br />

machte, steuert seit 1994 als Geschäftsführerin<br />

das Unternehmen mit der ihr eigenen ruhigen,<br />

klugen Art. Metallbau Glawion hinterließ<br />

dabei weit über den Barnim hin<strong>aus</strong> markante<br />

Spuren – ob am Sony-Center in Berlin, beim<br />

Bau der Nordischen Botschaften, im Sächsischen<br />

Landtag oder an den Teleskopen des<br />

Max-Planck-Institutes in Heidelberg. Führend<br />

ist das Unternehmen mit seinen 34 Mitarbeitern<br />

heute auf seinem Spezialgebiet, den Kugelkäfigen<br />

für Großwälzlager – für Windräder<br />

oder Tunnelbohrmaschinen. Hochgeschätzt<br />

wird der Betrieb für seine Ausbildung, von der<br />

viele andere Unternehmen profitieren. 18 Azubis<br />

sind es derzeit, insgesamt waren es schon<br />

mehr als 300. Dabei gibt Ilona Glawion immer<br />

wieder Geflüchteten die Chance, den Weg in<br />

die Arbeitswelt zu finden.<br />

Das neueste Projekt der Unternehmerin soll<br />

auch ihre „Altersbeschäftigung“ werden. Ilona<br />

Glawion, geboren im Jahr 1957, kaufte die<br />

Ragöser Mühle, ein abgebranntes Areal unweit<br />

des Klosters Chorin, das sie zu einem kleinen<br />

touristischen Zentrum entwickelt – mit Pension,<br />

Café und einem selbstgebauten neuen<br />

Wasserrad <strong>aus</strong> Edelstahl. Geben wird es dort<br />

auch einen Stall, in dem dann die Pferde der<br />

passionierten Hobbyreiterin stehen werden.<br />

Margret Gleiniger<br />

DIE BOTSCHAFTERIN<br />

DES ERZGEBIRGES<br />

Botschafterin des Erzgebirges – diesen wohlklingenden<br />

Titel verlieh Margret Gleiniger, Geschäftsführerin<br />

der KSG GmbH in Gornsdorf,<br />

2010 eine regionale Wirtschaftsinitiative, die<br />

sich für die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts<br />

Erzgebirge einsetzt. Eine Würdigung, mit<br />

der auch das Engagement der 57-jährigen<br />

Unternehmerin für die Menschen in der Region<br />

honoriert wurde. Und dieses Engagement gilt<br />

insbesondere der Förderung von Kindern und<br />

Jugendlichen. Margret Gleiniger, die seit 2016<br />

an der Spitze des Unternehmens steht, setzt<br />

sich in mehreren regionalen Gremien für die<br />

Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen<br />

Wirtschaft und Schule ein, seit 2014 ist sie<br />

Mitglied in der regionalen Jury zur Vergabe des<br />

Qualitätssiegels für Berufs- und Studienorientierung<br />

des Sächsischen Kultusministeriums<br />

an sächsische Schulen.<br />

Das ehrenamtliche Wirken der KSG-Chefin<br />

zahlt sich auch für das Unternehmen <strong>aus</strong>:<br />

Viele Mitarbeiter der KSG GmbH stammen<br />

<strong>aus</strong> dem Umland, die Fluktuation im Betrieb<br />

ist gering – der Leiterplattenhersteller gilt als<br />

wichtiger Arbeitgeber im Landstrich südlich<br />

von Chemnitz. Schließlich zählt die KSG GmbH<br />

mittlerweile zu den Top Drei der Leiterplattenproduzenten<br />

in Europa. Die Sachsen verstehen<br />

sich als innovativer Technologieführer und<br />

Vorreiter bei Hochfrequenz- und Hochstromanwendungen.<br />

Mit ihren Produkten ist die KSG<br />

GmbH mit ihren Standorten im erzgebirgi-<br />

Foto: Metallbau Glawion GmbH, KSG GmbH<br />

Foto: Gollmann Kommissioniersysteme GmbH, InfraLeuna GmbH, Fotograf Matthias Wuttig<br />

schen Gornsdorf und im österreichischen Gars<br />

am Kamp ein gefragter Partner, wenn es gilt,<br />

Zukunftstechnologien wie das automatisierte<br />

Fahren in der Automobilindustrie oder den Einsatz<br />

Künstlicher Intelligenz in der industriellen<br />

Produktion voranzutreiben.<br />

Daniel Gollmann<br />

DER AUTOMATEN-<br />

HERSTELLER<br />

Diesen Termin ließ sich Sachsen-Anhalts<br />

Ministerpräsident Reiner Haseloff nicht nehmen.<br />

Als die Gollmann Kommissioniersysteme<br />

GmbH <strong>aus</strong> Halle (Saale) 2018 zwölf Jahre nach<br />

der Firmengründung neue Räumlichkeiten bezog,<br />

gehörte auch Sachsen-Anhalts Landesvater<br />

zu den Gästen. Kein Wunder, Unternehmergeschichten<br />

wie die von Daniel Gollmann<br />

sind auch in Sachsen-Anhalt selten.<br />

Der heute 41-jährige Firmengründer Daniel<br />

Gollmann wagte sich 2006 mit einer Handvoll<br />

Mitarbeiter und der Idee der Automatisierung<br />

von Rollschränken für Apotheken in einer<br />

schwierigen Branche in die Selbständigkeit.<br />

Heute exportiert Gollmann seine Automaten in<br />

15 Länder auf drei Kontinenten. Das Erfolgsrezept:<br />

Die Gollmann Automaten passen sich<br />

den Räumlichkeiten der jeweiligen Apotheke<br />

an und eröffnen den Kunden zahllose individuelle<br />

Anpassungsmöglichkeiten. Gollmann<br />

produziert seine Kommissioniersysteme<br />

<strong>aus</strong>schließlich in Halle. Täglich verlässt dort ein<br />

patentierter Gollmann-Apothekenautomat die<br />

neue Produktionsstätte.<br />

Gollmanns<br />

Geschäftsidee<br />

entstand bereits<br />

während seines<br />

Studiums der<br />

Mechatronik an der<br />

heutigen Hochschule<br />

Merseburg.<br />

Hier machte der<br />

Unternehmer 2003<br />

seinen Abschluss,<br />

dem ein weiterer<br />

betriebswirtschaftlicher<br />

an der HHL<br />

Leipzig folgen sollte.<br />

Nach einem beruflichen<br />

Abstecher in<br />

die Schweiz, kehrte<br />

Gollmann zum Firmenaufbau<br />

in seine<br />

Heimatstadt zurück.<br />

Wo es ihm nach wie<br />

vor <strong>aus</strong>nehmend gut gefällt. „Halle ist klar<br />

und ehrlich“, sagte Gollmann einmal über die<br />

Saalestadt.<br />

Dr. Christof Günther<br />

DER CHEMIEPARK-<br />

MANAGER<br />

Es gibt nur wenige Erfolgsgeschichten in<br />

der ostdeutschen Wirtschaft, die mit so<br />

beeindruckenden Zahlen aufwarten können<br />

wie die Chemieparks im mitteldeutschen<br />

Chemiedreieck. Einer davon ist der Chemiepark<br />

Leuna, betrieben von der InfraLeuna<br />

GmbH. „Die Chemieparks in Sachsen-Anhalt<br />

sind industrielle Leuchttürme und gelten als<br />

Musterbeispiel für einen gelungenen Strukturwandel<br />

in Ostdeutschland“, sagt deshalb Dr.<br />

Christof Günther, der im Juli 2012 die alleinige<br />

Geschäftsführung der InfraLeuna GmbH übernommen<br />

hat.<br />

Jüngst konnte sich davon sogar das belgische<br />

Königspaar überzeugen, das dem Chemiestandort<br />

Leuna einen offiziellen Besuch<br />

abstattete. Was das Thronpaar zu sehen<br />

bekam: einen Chemiepark mit großer Historie,<br />

auf dem mehr als 100 Firmen <strong>aus</strong> zehn Nationen<br />

ansässig sind und in dem rund 10.000<br />

Menschen ihrer Arbeit nachgehen. Nach einer<br />

tiefgreifenden Modernisierung setzt der<br />

Chemiepark Leuna heutzutage Maßstäbe in<br />

puncto Wettbewerbsfähigkeit und gehört zu<br />

den Top-Adressen für moderne Chemie in<br />

Europa. Jedes Jahr werden 12 Millionen Tonnen<br />

Güter hergestellt. Dazu gehören chemische<br />

Grundstoffe, Spezialprodukte und Kraftstoffe<br />

wie Benzin und Diesel. Für die nächsten zwei<br />

Jahre werden am Standort Leuna Investitionen<br />

in Höhe von mehr als <strong>50</strong>0 Millionen Euro<br />

erwartet.<br />

Die Geschicke des Chemieparks leitet Dr. Günther<br />

seit 2012. Dabei begann seine berufliche<br />

Laufbahn gar nicht in der Chemiebranche,<br />

sondern im VEB Reparaturwerk „Clara Zetkin“<br />

in Erfurt. Später studierte Günther, 1969 in<br />

Saalfeld geboren, Elektrotechnik und Betriebswirtschaftslehre<br />

an der TU Ilmenau, nach Auslandsaufenthalten<br />

beendete er sein Studium<br />

1997 an der TU Berlin als Diplom-Wirtschaftsingenieur.<br />

Nach verschiedenen Führungspositionen in der<br />

Energiebranche ist Günther seit 2004 bei der<br />

InfraLeuna GmbH tätig und auch in wichtigen<br />

Gremien und Verbänden der Branche aktiv.<br />

Und ihm liegt am Herzen, dass auch künftige<br />

Generationen die Erfolgsgeschichte des<br />

Chemiedreiecks fortschreiben. Die InfraLeuna<br />

GmbH beteiligt sich so beispielsweise an der<br />

Aktion „Pro Chemieunterricht“ und unterstützt<br />

Schulen im Landkreis bei der Anschaffung<br />

von neuen Geräten und Chemikalien. 2016<br />

wurde ihm die Ehrenmedaille der Stadt Leuna<br />

verliehen.


52<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

<strong>50</strong><br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 53<br />

Kay Gundlack<br />

DER SCHUHKÜNSTLER<br />

Kay Gundlack hat sich seinen Kindheitstraum<br />

erfüllt. Er stellt hochwertige Maßschuhe her.<br />

In reiner Handarbeit. Alles Unikate, viele <strong>aus</strong><br />

exotischen Lederarten. Entgegen dem Trend<br />

der kriselnden Schuhbranche hat der 46-Jährige<br />

mit seiner Schuhmanufaktur in Parchim<br />

großen Erfolg. Seine Kunden kommen <strong>aus</strong> aller<br />

Welt.<br />

Wenn man das Ladenlokal in dem orangerot<br />

verputzten H<strong>aus</strong> am neuen Markt betritt, wird<br />

man von exklusiver Atmosphäre umweht. An<br />

den Wänden offene Vitrinen mit atemberaubend<br />

schönen Schuhen, vorrangig für Herren.<br />

Daneben viele Bilderrahmen, <strong>aus</strong> denen Prominente<br />

mit Schuhmachermeister Gundlack<br />

um die Wette lächeln. Dazu eine gediegene<br />

H<strong>aus</strong>bar, ein ledernes Sofa, <strong>aus</strong> Wurzelholz<br />

gefertigte Sessel und sogar ein gut sortierter<br />

Humidor. Solch gehobenes Ambiente erwartet<br />

man in Parchim eigentlich nicht. Doch Kay<br />

Gundlack hat sich bewusst für Parchim entschieden.<br />

Hier hat er seine Lehre zum Orthopädieschuhmacher<br />

absolviert und hier hat er<br />

sich vor 14 Jahren selbstständig gemacht. Der<br />

Start war für den jungen Schuhmachermeister<br />

allerdings recht steinig. Denn zunächst mangelte<br />

es an betuchten Kunden. Denn mindestens<br />

1.<strong>50</strong>0 Euro für ein Paar handgemachte<br />

Schuhe kann sich in<br />

dieser Region kaum<br />

jemand leisten.<br />

Doch ein TV-Beitrag<br />

verhalf zum Durchbruch.<br />

Heute zählen<br />

unzählige Prominente<br />

zu seinen Kunden<br />

– Stargeiger David<br />

Garret, Show-Ikone<br />

Thomas Gottschalk,<br />

Ryan Tedder (von<br />

der Band OneRepublic),<br />

Joachim Llambi<br />

(Let’s-dance-Juror)<br />

oder Komiker<br />

Markus Majowski.<br />

Nicht alle kommen<br />

nach Parchim, da<br />

Gundlack – ganz<br />

Dienstleister – zu<br />

seinen Kunden fährt,<br />

um das Aufmaß zu<br />

nehmen. Aber sie alle<br />

verbinden den Namen<br />

der Kleinstadt<br />

mit dem Wissen, dass hier einer der angesagtesten<br />

Schuhmachermeister Deutschlands zu<br />

H<strong>aus</strong>e ist.<br />

Bernhard Helbing<br />

DER FENSTERBAUER<br />

Bernhard Helbing ist, so sagen seine Wegbegleiter,<br />

eine mittelständische Unternehmerpersönlichkeit,<br />

die es so nur sehr selten<br />

gibt. Dabei stammt der geschäftsführende<br />

Gesellschafter der TMP Fenster + Türen<br />

GmbH in Bad Langensalza von H<strong>aus</strong>e <strong>aus</strong><br />

eigentlich <strong>aus</strong> der Agrarwirtschaft. In Halle<br />

(Saale) hat er einst seinen Abschluss als<br />

Diplomagraringenieur gemeistert, agierte<br />

sogar nach 1990 für zwei Jahre als stellvertretender<br />

Landesgeschäftsführer des Thüringer<br />

Bauernverbandes.<br />

Doch das Jahr 1992 erwies sich für Helbing<br />

als persönliches Wendejahr, er wurde „vom<br />

Bauern zum Fensterbauer“, wie er seinen<br />

Einstieg in die TMP Fenster + Türen GmbH<br />

einmal selbst charakterisierte. Der Quereinsteiger<br />

übernahm ein junges Unternehmen,<br />

das im Übrigen selbst <strong>aus</strong> einem ehemaligen<br />

landwirtschaftlichen Betrieb hervorgegangen<br />

war.<br />

Unter Helbings Ägide wuchs der Thüringer Betrieb<br />

zu einem der erfolgreichsten deutschen<br />

Unternehmen im Fenster- und Türenbau heran.<br />

In Bad Langensalza produziert es Fenster,<br />

Türen und <strong>Winter</strong>gärten <strong>aus</strong> Kunststoff und<br />

Aluminium für Kunden in aller Welt.<br />

Doch es ist nicht allein dieser Erfolg, der<br />

Helbing, Jahrgang 1954, <strong>aus</strong> der Masse der<br />

Unternehmer hervorhebt. Der zweifache<br />

Vater ist weit über Bad Langensalza auch für<br />

sein bürgerschaftliches Engagement bekannt.<br />

Auch dafür erhielt er <strong>aus</strong> den Händen des<br />

thüringischen Ministerpräsidenten Bodo<br />

Ramelow das Bundesverdienstkreuz, so wie<br />

er zuvor auch schon mit dem Thüringer Ehrenamtspreis<br />

<strong>aus</strong>gezeichnet worden war.<br />

Helbing stand dem Institut für Fenstertechnik<br />

(Ift Rosenheim) ebenso vor wie langjährig dem<br />

Verband Fenster + Fassade (VFF) oder der<br />

Gütegemeinschaft Fenster und H<strong>aus</strong>türen.<br />

Sein Unternehmen gilt als wichtiger Sponsor<br />

im Jugend- und Sportbereich in der Region,<br />

u. a. mit dem TMP-Weitsprungmeeting und<br />

der TMP-Jugendtour im Radsport.<br />

Und wie es sich für einen vorbildlichen Mittelständler<br />

gehört, hat Helbing auch bereits<br />

seine Nachfolge geregelt. 2021 soll der<br />

Staffelstab weitergereicht werden. Dann wird<br />

der Thüringer ein Unternehmen übergeben,<br />

das sich längst für aktuelle Zukunftsthemen<br />

wie Ressourcenschonung und Digitalisierung<br />

gerüstet hat.<br />

Katja Hillenbrand<br />

DIE FAMILIENFREUNDLICHE<br />

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – für<br />

viele junge Arbeitnehmer wird diese Frage<br />

immer mehr zum Schlüsselkriterium bei der<br />

Arbeitsplatzwahl. Und für Unternehmen<br />

Foto: W+M, TMP Fenster + Türen GmbH<br />

Foto: Micas AG, W+M<br />

abseits der großen Städte wie beispielsweise<br />

die Micas AG im erzgebirgischen Oelsnitz zu<br />

einem wichtigem Argument bei der Suche<br />

nach Fachpersonal. Katja Hillenbrand (49),<br />

Gründerin und Vorstandsvorsitzende der<br />

Micas AG, hat das früh erkannt. Auch weil<br />

sie selbst als junge Mutter ein Unternehmen<br />

gründete, die Kinder in der Anfangszeit oft zu<br />

Geschäftsterminen mitnehmen musste. Die<br />

Wahl-Sächsin, eigentlich <strong>aus</strong> dem schwäbischen<br />

Albstadt stammend, richtete in ihrem<br />

Unternehmen deshalb 2009 einen Betriebskindergarten<br />

und 2013 einen Hort ein und<br />

wurde so zur Vorbild-Unternehmerin in puncto<br />

Familienfreundlichkeit. Auch außerhalb des<br />

Unternehmens hilft sie gern, wenn es um die<br />

Förderung von Kindern oder Familien geht.<br />

Hillenbrand erhielt einen Sonderpreis beim<br />

CSR-Preis der Bundesregierung für besondere<br />

soziale Verantwortung im Unternehmen<br />

und wurde auch schon zu Sachsens Unternehmer<br />

des Jahres gewählt. Dort zählte<br />

natürlich aber auch der unternehmerische<br />

Erfolg: Die Micas AG entwickelt und produziert<br />

unter anderem hochqualitative Sensoren<br />

und Steuerungen in der Gebäudeautomation.<br />

Seit der Gründung im Jahr 2000 ist das<br />

Unternehmen kontinuierlich gewachsen und<br />

auch auf Auslandsmärkten erfolgreich. Auch<br />

Wirtschaft + Markt würdigte die Micas AG<br />

jüngst als einen der innovativen Leuchttürme<br />

der ostdeutschen Wirtschaft.<br />

Christian Herrmann<br />

DER BUSUNTERNEHMER<br />

Christian Herrmann ist erst 40 Jahre alt,<br />

aber schon Chef eines der größten Busunternehmen<br />

im Osten Berlins. Er führt die Dr.<br />

Herrmann Gruppe in zweiter Generation.<br />

Sein Ziel ist es, das Unternehmen zu einem<br />

Verkehrsdienstleistungszentrum zu profilieren<br />

und damit dem Wandel der Omnibusbranche<br />

zuvorzukommen.<br />

Am liebsten ist es Christian Herrmann, wenn<br />

er auf dem 57.000 Quadratmeter großen Areal<br />

seines Unternehmens keinem Bus begegnet.<br />

„Dann weiß ich, dass die ganze Flotte im Einsatz<br />

ist und Geld verdient.“ Unter der Flagge<br />

der Dr. Herrmann Gruppe fahren derzeit 45<br />

Busse. Sie sind im Linienverkehr, im Touristikbereich<br />

und als Ausbildungsfahrzeuge im Einsatz.<br />

Mit insgesamt 180 Mitarbeitern betreibt<br />

Herrmann neben der Bussparte ein Verkehrsbildungszentrum,<br />

in dem pro Jahr rund<br />

4<strong>50</strong> Fahrschüler ihren Führerschein erwerben<br />

und <strong>50</strong>0 Berufskraftfahrer diverse Aus- und<br />

Weiterbildungen durchlaufen. Darüber hin<strong>aus</strong><br />

kümmert sich eine Werkstatt sowohl um die<br />

Instandhaltung der eigenen Fahrzeuge als<br />

auch um größere Reparaturen, unter anderem<br />

für die städtischen Verkehrsbetriebe. Im letzten<br />

Jahr erwirtschaftete das Familienunternehmen<br />

einen Umsatz von rund 12 Millionen<br />

Euro. In Berlin gilt Christian Herrmann damit<br />

als Mittelständler im höheren Segment.<br />

Mit 18 Jahren trat er in den väterlichen Betrieb<br />

ein. Er lernte den Beruf eines Reiseverkehrskaufmanns,<br />

aber auch Schlossern und<br />

Busfahren. „Auch heute noch setze ich mich ab<br />

und an hinters Steuer, das ist für mich Passion<br />

und wichtige Erfahrung zugleich. Schließlich<br />

habe ich seit meiner frühen Kindheit de facto<br />

Diesel im Blut“, sagt Herrmann.


54<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

<strong>50</strong><br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 55<br />

Sybille Kaiser<br />

DIE KERAMIK-FACHFRAU<br />

Rummel um ihre Person möge sie nicht so,<br />

sagt Sybille Kaiser, seit 1999 Geschäftsführerin<br />

der Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH,<br />

wenn man sie auf ihre vielen ehrenamtlichen<br />

Aktivitäten anspricht. Sie seien dann aber<br />

doch hier erwähnt: Kaiser, geboren 1957, ist<br />

Präsidentin des Bundesverbands der Keramischen<br />

Industrie, Mitglied des Präsidiums der<br />

Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

und des Bundesverbands<br />

der Deutschen Industrie sowie – und dies<br />

ist ihr eine besondere Herzensangelegenheit<br />

– Vorstandsvorsitzende der Lebenshilfe<br />

für Menschen mit geistiger Behinderung<br />

Saale-Holzland-Kreis. Ein Engagement, das<br />

sich auch in der beispielhaften Integration<br />

von Menschen mit Behinderungen in ihrem<br />

Unternehmen widerspiegelt.<br />

Sybille Kaiser, aufgewachsen in Bad Klosterl<strong>aus</strong>nitz,<br />

hat das ostthüringische Traditionsunternehmen<br />

durch wechselhafte<br />

Zeiten geführt. Die Hermsdorfer sind auf die<br />

Entwicklung und Herstellung technischer<br />

Keramik spezialisiert. Zu ihren wichtigsten<br />

Produkten zählen wabenkörperförmige<br />

Wärmet<strong>aus</strong>cher für Abgas- und Abluftreinigungsanlagen.<br />

Außerdem entwickeln die<br />

Thüringer keramische Spezialanwendungen<br />

für Chemieanlagen, Schleifmaschinen, den<br />

Isolierkörperbau, Nachrichtentechnik sowie<br />

die Glasindustrie als intelligente Alternativen<br />

zu Kunststoff und Metall.<br />

Für den anspruchsvollen Beruf des Keramikers<br />

versucht Kaiser immer wieder junge<br />

Menschen zu begeistern. Jüngst wurde die<br />

Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH von der IHK<br />

Ostthüringen zum Top-Ausbildungsunternehmen<br />

im Saale-Holzland-Kreis gekürt. Denn<br />

die Hermsdorfer, bekannt für ihre familiäre<br />

Arbeitsatmosphäre, bemühen sich um Studienabbrecher<br />

ebenso wie um Flüchtlinge, um<br />

ihnen eine berufliche Perspektive aufzuzeigen.<br />

Katrin Katzung<br />

DIE EHRENAMTLERIN<br />

Weimar – für Katrin Katzung ist die Klassikerstadt<br />

im Herzen Thüringens mehr als<br />

nur ein Arbeitsort. Wenn die Bezeichnung<br />

„gelebtes Ehrenamt“ auf eine Unternehmerin<br />

zutrifft, dann auf den unermüdlichen Einsatz<br />

der 53-jährigen Diplomingenieurin für ihre<br />

Heimatstadt. Als stellvertretende Vorsitzende<br />

der Bürgerstiftung Weimar organisiert sie<br />

Veranstaltungen und wirbt regelmäßig um<br />

Spenden und Stifter. Die Bürgerstiftung Weimar,<br />

eine von den Bürgerinnen und Bürgern<br />

der Stadt getragene Gemeinschaftsstiftung,<br />

unterstützt beispielsweise Kinder- und Jugendprojekte,<br />

aber auch Kunst und Kultur, den<br />

Umwelt- und Naturschutz oder die Betreuung<br />

von Behinderten und Senioren. Auch dem<br />

Freundeskreis des Goethe-Nationalmuseums<br />

e. V. gehört Katzung an und ist Mitglied im<br />

Vorstand der Weimarer Kunstgesellschaft<br />

von Cranach bis Rohlfs e. V. Für dieses zivilgesellschaftliche<br />

Engagement erhielt die Weimarerin<br />

den Verdienstorden des Freistaates<br />

Thüringen und die Ehrennadel der IHK Erfurt.<br />

Zuvorderst ist Katrin Katzung aber auch<br />

erfolgreiche Unternehmerin. Noch vor 1990<br />

begann sie an der Hochschule für Architektur<br />

und Bauwesen – der heutigen Bauh<strong>aus</strong>-Universität<br />

Weimar – ein Studium der B<strong>aus</strong>toffverfahrenstechnik.<br />

Ihr Abschluss jedoch fiel<br />

in die Wendezeit. Katrin Katzung nutze die<br />

neuen Möglichkeiten – 1991 gründete sie mit<br />

Ehemann Uwe das Baubüro Katzung, spezialisiert<br />

vor allem auf die Beratung, Konzeption<br />

und Leitung von Tiefbauprojekten. Jährlich<br />

betreut das Ingenieurbüro so rund 70 bis 80<br />

Projekte in Mitteldeutschland – die Aufträge<br />

reichen vom öffentlichen Straßen- und Kanalbau<br />

bis hin zur Erschließung<br />

von Gewerbegebieten.<br />

Von<br />

diesen beruflichen<br />

Erfahrungen möchte<br />

die Diplom-Ingenieurin<br />

auch etwas<br />

vor allem an junge<br />

Unternehmerinnen<br />

weitergeben.<br />

Katzung engagiert<br />

sich als Vorsitzende<br />

des Thüringer<br />

Verbandes der<br />

deutschen Unternehmerinnen<br />

und<br />

leitet jenen Verein,<br />

der den Emily-Roebling-Preis<br />

an her<strong>aus</strong>ragende<br />

Frauen<br />

in der Wirtschaft<br />

verleiht.<br />

Foto: Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH, Rolf Berger<br />

Foto: 1.FC Union Berlin, Commerzbank AG, MOL Katalysatortechnik GmbH<br />

Thomas Koch<br />

DER AUTOHÄNDLER<br />

„Autos kauft man bei Koch.“ Dieser Spruch<br />

ist in Berlin und im Umland allgegenwärtig.<br />

Der Mann hinter diesem Werbeslogan heißt<br />

Thomas Koch, Jahrgang 1962. Innerhalb von<br />

27 Jahren hat er sich ein kleines Imperium in<br />

der Autobranche aufgebaut. Heute zählt seine<br />

„Koch Automobile AG“ zu den 70 größten<br />

Autohäusern in ganz Deutschland. Er und seine<br />

400 Mitarbeiter verkaufen pro Jahr mehr als<br />

9.000 Autos der Marken Mazda, Volvo, SEAT<br />

und Citroën. Der Jahresumsatz beläuft sich auf<br />

rund 200 Millionen Euro.<br />

Vorgezeichnet war dieser Weg nicht. Koch studierte<br />

zu DDR-Zeiten Außenwirtschaft an der<br />

Hochschule für Ökonomie in Berlin-Karlshorst.<br />

Nach der Wende machte er sich selbstständig.<br />

Gründete zunächst mit Gleichgesinnten eine<br />

Transportfirma, mit der er Umzüge fuhr. Hinzu<br />

kamen ein Taxi- und ein Schwerlastbetrieb.<br />

Als er im Jahr 1992 schließlich zwei Plätze für<br />

den Autohandel übernahm, konzentrierte er<br />

sich voll und ganz auf diese Sparte, obwohl der<br />

erste Autor<strong>aus</strong>ch im Osten, der mit der D-Mark<br />

eingesetzt hatte, schon verflogen war.<br />

Seine große Liebe ist seit jeher der in diesem<br />

Jahr erstmals im deutschen Fußball-Oberh<strong>aus</strong><br />

spielende 1. FC Union Berlin. Seit seinem 14.<br />

Lebensjahr hält er dem Kultklub die Treue. Vor 20<br />

Jahren stieg er als Sponsor bei den Köpenickern<br />

ein, 2004 wurde er in den Aufsichtsrat gewählt.<br />

Seit sieben Jahren lenkt er die Geschicke als<br />

Union-Aufsichtsratschef und hat mit seinem Engagement<br />

einen nicht unerheblichen Anteil am<br />

Höhenflug des Vereins von der „Alten Försterei“,<br />

der für viele Fans bis heute einem Traum gleicht.<br />

Michael Kotzbauer<br />

DER BANKENVERBANDS-<br />

CHEF<br />

Michael Kotzbauer wurde 1968 in New York<br />

geboren. Seit 1996 übernahm der gelernte<br />

Bankkaufmann und Diplom-Betriebswirt<br />

(FH) nach einem mehrjährigen Traineeprogramm<br />

verschiedene leitende Positionen<br />

bei der Commerzbank AG, unter anderem<br />

für knapp zwei Jahre die des Regionalvorstands<br />

Asien mit Sitz in Schanghai. 2013<br />

wurde er Bereichsvorstand für große und<br />

kapitalmarktnahe Unternehmen in Süd- und<br />

Ostdeutschland. 2016 wurde er - überregional<br />

- Bereichsvorstand Corporate Banking in<br />

der Commerzbank Zentrale in Frankfurt am<br />

Main. Seit Anfang 2017 ist Michael Kotzbauer<br />

als Bereichsvorstand Mittelstandsbank für die<br />

Region Mitte/Ost verantwortlich, mit Büros<br />

in Frankfurt und Berlin. 2018 ernannte ihn der<br />

Beirat des Ostdeutschen Bankenverbandes<br />

zum Vorsitzenden des Vorstands. Der bereits<br />

1949 gegründete Verband vertritt die Banken<br />

in privater Rechtsform, die ihren Sitz oder<br />

Geschäftsstellen in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />

oder Thüringen haben. Gemeinsam mit<br />

seinen Vorstandskollegen gibt er auf der Basis<br />

der Beschlüsse der Mitgliederversammlung<br />

und des Beirats die Grundlinien für die laufende<br />

Verbandsarbeit vor. Seit dem 1. Mai <strong>2019</strong> ist<br />

Michael Kotzbauer zudem Vorsitzender des<br />

Aufsichtsrates des #openspace der Commerzbank<br />

AG. Die Commerzbank-Tochter mit<br />

Hauptsitz in Berlin unterstützt den deutschen<br />

Mittelstand dabei, die Chancen in der digitalen<br />

Ökonomie zu erkennen und sowohl strategische<br />

als auch operative Her<strong>aus</strong>forderungen in<br />

jeder Branche zu meistern.<br />

Dr. Jürgen Koppe<br />

DER REINIGUNGS-<br />

FACHMANN<br />

Sauberes Wasser ist eines der Anliegen von<br />

Dr. Jürgen Koppe, Geschäftsführer der MOL<br />

Katalysatortechnik GmbH. Um schädliche<br />

Biofilme zu beseitigen, hat das 1995 von Koppe<br />

gegründete Unternehmen <strong>aus</strong> Merseburg<br />

verschiedene Verfahren erfolgreich im Markt<br />

eingeführt. Biofilme hemmen den Durchfluss<br />

in Rohren oder setzen sich in Standwasserleitungen<br />

und Klimaanlagen fest. Dort können<br />

sie Materialschäden verursachen oder als<br />

Hort von Bakterienansammlungen auch die<br />

menschliche Gesundheit gefährden.<br />

Die Produkte <strong>aus</strong> Merseburg, die Jürgen Koppe,<br />

in seiner Freizeit übrigens ein begeisterter<br />

Hobbymaler, und seine Mitarbeiter entwickelt<br />

haben, kommen mittlerweile weltweit zum<br />

Einsatz. Dafür wurde das Unternehmen schon<br />

mehrfach mit Umwelt- und Innovationspreisen<br />

<strong>aus</strong>gezeichnet – so beispielsweise 2016 als<br />

Bundessieger in der Initiative „Deutschland<br />

– Land der Ideen“ in der Kategorie „Umwelt“.<br />

Innovationspreise empfindet der 1954 in der<br />

Lutherstadt Wittenberg geborene Koppe<br />

immer auch als eine Möglichkeit, neue Technologien<br />

auf ihre Resonanz in der Öffentlichkeit<br />

zu testen.<br />

Eine aktuelle Produktentwicklung <strong>aus</strong> der<br />

Merseburger Ideenschmiede ist ein kleiner<br />

Zauberwürfel namens MOL LIK CUBE HOME.<br />

Damit kommen auch Privath<strong>aus</strong>halte in den<br />

Genuss der MOL-Innovationen. Erster Anwendungsfall<br />

ist die heimische Spülmaschine. MOL<br />

LIK CUBE HOME hilft, unangenehme Nebeneffekte<br />

wie Gerüche, Glaskorrosion, Rostflecken<br />

und Kalk <strong>aus</strong> der Spülmaschine zu verbannen<br />

– und das ohne chemische Zusätze.


56<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

<strong>50</strong><br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 57<br />

Michael Krüger<br />

DER IT-TRIATHLET<br />

Eigentlich ist Michael Krüger ja Basketballer.<br />

Seine Vita weist ihn als begeisterten Freizeit-Korbjäger<br />

im Universitätssportverein<br />

Halle <strong>aus</strong>. Aber auch der Triathlon liegt dem<br />

Wirtschaftsinformatiker <strong>aus</strong> Halle, seit 2001<br />

Geschäftsführer der GISA GmbH, am Herzen.<br />

Denn das IT-Geschäft ist dem Dreikampf der<br />

Athleten durch<strong>aus</strong> verwandt. In der IT heißen<br />

die Disziplinen: Beratung, Betreuung und<br />

Betrieb. Darauf versteht sich die GISA GmbH<br />

seit mehr als 25 Jahren. Als IT-Partner von<br />

mehr als 330 Unternehmen und Institutionen<br />

deutschlandweit wird die GISA GmbH mit über<br />

800 Mitarbeitern unter den fünf führenden<br />

IT-Dienstleistern in der Energiebranche<br />

gerankt. Und seit die Versorger im Zuge der<br />

Digitalisierung neue Geschäftsmodelle suchen,<br />

steigt der Bedarf am IT-Service der GISA<br />

GmbH weiter.<br />

Diese Prozesse managt GISA-Geschäftsführer<br />

Michael Krüger, Jahrgang 1964, seit mittlerweile<br />

18 Jahren. Er gilt als feste Größe in der<br />

Förderung des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorts<br />

Mitteldeutschland. So ist<br />

das Unternehmen seit vielen Jahren überzeugter<br />

Partner und Sponsor des IQ Innovationspreises<br />

Mitteldeutschland und verleiht<br />

als Preisstifter den „L. V. Kantorovič-Forschungspreis“<br />

für die beste Dissertation des<br />

wirtschaftswissenschaftlichen Bereiches der<br />

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.<br />

Im Sport laufen die halleschen Basketballerinnen<br />

unter dem Namen Gisa Lions auf. Und<br />

natürlich: GISA setzt auf Triathlon-Profis und<br />

ist Namenssponsor eines Bundesliga-Triathlon-Teams<br />

sowie mehrerer Teams <strong>aus</strong> der<br />

Landes- und Regionalliga und des Triathlon-Wettbewerbs<br />

in der Saale-Stadt.<br />

Friedemann Kunz<br />

DER FERTIGHAUS-<br />

UNTERNEHMER<br />

In seinem ersten beruflichen Leben, leitete er<br />

in Schweden einen florierenden Großhandel<br />

für Bürobedarf. In dem skandinavischen Land<br />

wurde er vor 63 Jahren geboren. Die Chancen,<br />

die sich nach der Deutschen Einheit auf der<br />

südlichen Seite der Ostsee auftaten, weckten<br />

das Interesse des jungen Unternehmers. Gemeinsam<br />

mit einem Freund grübelte er darüber<br />

nach, was man Osten Deutschlands auf die<br />

Beine stellen konnte. Da gute Wohnungen in<br />

den neuen Ländern zu Beginn der 1990er-Jahre<br />

knapp waren, war die Idee schnell geboren:<br />

Friedemann Kunz wollte Schwedenhäuser<br />

bauen, „schick, günstig und in guter Qualität“,<br />

wie er später dem Magazin „Capital“ verriet.<br />

Der Wechsel von Schweden nach Mecklenburg-Vorpommern<br />

fiel ihm nicht schwer.<br />

Schließlich stammt seine Familie <strong>aus</strong> dieser<br />

Region. Der Ururgroßvater gründete im Jahr<br />

1891 in Marlow ein Holzsägewerk. Nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg floh die Familie Kunz nach<br />

Schweden. Friedemann Kunz ging nach Marlow,<br />

kaufte das Werk seiner Vorfahren zurück<br />

und stellte es auf die Produktion von Fertighäusern<br />

um. Heute ist die ScanH<strong>aus</strong> Marlow<br />

GmbH einer der größten Fertigh<strong>aus</strong>anbieter<br />

in Deutschland<br />

und erzielte 2018<br />

erstmalig mehr als<br />

100 Millionen Euro<br />

Umsatz. Pro Jahr<br />

stellen die rund <strong>50</strong>0<br />

Scanh<strong>aus</strong>mitarbeiter<br />

gut 6<strong>50</strong> bis 700<br />

Häuser her, für deren<br />

Errichtung kaum<br />

mehr als je zwei Tage<br />

bis zum Richtfest<br />

benötigt werden.<br />

Dem Firmenchef<br />

ist es wichtig, sich<br />

auch in der Region<br />

zu engagieren – für<br />

Inklusionsprojekte,<br />

die Freiwillige Feuerwehr<br />

in Marlow, den<br />

Rostocker Zoo und<br />

für diverse Vereine im Spitzen-, Breiten- und<br />

Behindertensport.<br />

Peter Ledermann<br />

DER INTERNET-HÄNDLER<br />

„Köthen und Mercateo gehören für mich<br />

einfach zusammen“, sagte Peter Ledermann,<br />

Vorstand der Mercateo Deutschland AG, einmal<br />

über die Symbiose seines Unternehmens<br />

mit der sachsen-anhaltschen Kleinstadt. Und<br />

dieses Lob gilt nun seit 15 Jahren, denn solange<br />

schon wickelt die erfolgreiche B2B-Plattform<br />

einen Großteil des operativen Geschäfts<br />

in Köthen ab.<br />

Foto: GISA GmbH, ScanH<strong>aus</strong> Marlow GmbH, Mercateo Deutschland GmbH<br />

Foto: Lischka GmbH, W+M<br />

In der alten Köthener<br />

Kaffeerösterei<br />

mitten im Zentrum<br />

der Bachstadt, mittlerweile<br />

großzügig<br />

erweitert, arbeiten<br />

rund 2<strong>50</strong> Mitarbeiter,<br />

weltweit sind es 5<strong>50</strong><br />

in Deutschland und<br />

weiteren 13 Ländern,<br />

darunter auch am<br />

Standort Leipzig.<br />

Mercateo gilt als<br />

größter B2B-Marktplatz<br />

Europas und<br />

Pionier im digitalen<br />

B2B-Handel. Im<br />

Gegensatz zu vielen<br />

anderen Gründungen<br />

der New-Economy-<br />

Ära um die Jahrt<strong>aus</strong>endwende<br />

hat Mercateo einen langen Atem<br />

bewiesen und sich trotz Rückschlägen am<br />

Markt durchgesetzt.<br />

Dazu trug auch das Engagement von Peter<br />

Ledermann bei. Der studierte Betriebswirt,<br />

Jahrgang 1966, stieß zum Unternehmen hinzu,<br />

als der Energiekonzern E.ON zeitweilig bei<br />

Mercateo einstieg. Seine berufliche Laufbahn<br />

begann bei einem Regionalversorgungsunternehmen<br />

des damaligen Bayernwerks,<br />

heute E.ON Energie. Hier baute er das interne<br />

Consulting auf und leitete später die Abteilung<br />

Facility Management, ehe er als Prokurist die<br />

Bereiche Personal und Vertrieb verantwortete.<br />

Ende 2000 wechselte Ledermann die Seiten<br />

und ist heute bei der Mercateo Deutschland<br />

AG zuständig für Personal und Finanzen.<br />

Leonhard Lischka<br />

DER MEDIZINTECHNIK-<br />

UNTERNEHMER<br />

Die Karriere von Leonhard Lischka entwickelte<br />

sich geradlinig und ungewöhnlich zugleich –<br />

vom Elektroinstallateur über den Elektromeister<br />

bis hin zum Inhaber und Geschäftsführer eines<br />

Industriebetriebes, das heute auf allen Kontinenten<br />

und in mehr als 25 Ländern zu H<strong>aus</strong>e ist.<br />

1993 gründete er mit einem Mitstreiter den<br />

Vorläufer der heutigen Lischka GmbH, deren<br />

Hauptsitz sich inzwischen in Berlin-Marzahn<br />

befindet. „Ich wollte es einfach selbst probieren,<br />

ein Unternehmen aufzubauen“, erläutert<br />

der heute 58-Jährige die Beweggründe, ins<br />

Unternehmerfach zu wechseln. Bereut hat<br />

Leonhard Lischka diese Entscheidung nie, seine<br />

Firma hat sich im Verlauf der vergangenen Jahre<br />

kontinuierlich entwickelt. „Heute gehören wir<br />

international zu den stärksten Herstellern auf<br />

unserem Gebiet“, sagt Lischka selbstbewusst.<br />

Die Firma ist spezialisiert auf Komplett<strong>aus</strong>stattungen<br />

von Krankenh<strong>aus</strong>einrichtungen im<br />

Bereich Edelstahl und Stahlblech. Oder anders<br />

gesagt: Lischka produziert und vertreibt mit<br />

seinen 75 Mitarbeitern maßgeschneiderte<br />

Funktionsmöbel <strong>aus</strong> Metall für Kliniken. Der<br />

Jahresumsatz liegt aktuell bei 6,5 Millionen<br />

Euro. Forschung und Entwicklung wird im H<strong>aus</strong>e<br />

Lischka großgeschrieben. Mit seinem neuesten<br />

Produkt, einem innovativen Endoskopie-Lagerschrank,<br />

liegt er im internationalen Wettbewerb<br />

wieder „ganz weit vorn“.<br />

Lischka ist ein Mann, dem neue Ziele nie <strong>aus</strong>gehen<br />

– langfristig plant er die Übergabe des<br />

Unternehmens an seine Kinder, die bereits in<br />

der Firma mittun. Der Exportanteil soll weiter<br />

wachsen. Und die Produktion soll <strong>aus</strong>gebaut<br />

werden – mit einer Investition in Höhe von rund<br />

drei Millionen Euro.<br />

Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für<br />

Unternehmertum interessieren ihn. Daher ist er<br />

Mitglied der Vollversammlung der Berliner IHK<br />

und aktiver Teilnehmer diverser Expertenkreise<br />

in der deutschen Hauptstadt.<br />

Dr. Holger Loclair<br />

DER VERFAHRENS-<br />

CHEMIKER<br />

Trifft man Dr. Holger Loclair zum ersten Mal,<br />

ahnt man nicht, dass er „Vater“ eines Oranienburger<br />

Unternehmens ist, das weltweit 1.700<br />

Beschäftigte hat und einen Jahresumsatz von<br />

mehr als 6<strong>50</strong> Millionen Euro erwirtschaftet.<br />

Loclair ist ein <strong>aus</strong>gesprochen zurückhaltender<br />

Mann, beileibe kein Dampfplauderer. Die große<br />

Bühne ist nicht der Lieblingsort des promovierten<br />

Verfahrenschemikers. Sachlich und<br />

bescheiden berichtet der 1951 im mecklenburgischen<br />

Penzin geborene Vorstandsvorsitzende<br />

der ORAFOL Europe GmbH über die Entwicklung<br />

seiner Firma, die von ihrer Entstehung her fast<br />

ein ostdeutsches Mittelstands-Unikat ist.<br />

Denn ORAFOL gilt als eine der wenigen gelungenen<br />

Privatisierungen der Treuhandanstalt unter<br />

Mitwirkung eines ostdeutschen Unternehmers<br />

und Geschäftsführers. Im Jahr 1991 übernahm<br />

Loclair das betriebliche Erbe der früheren<br />

DDR-Firma „VEB Spezialfarben Oranienburg“, in<br />

der er zuvor selbst viele Jahre gearbeitet hatte.<br />

Mit ihm starteten 66 Mitarbeiter ins unternehmerische<br />

Abenteuer. Heute ist ORAFOL ein international<br />

führendes Unternehmen für selbstklebende<br />

Spezialprodukte. Es verfügt über ein<br />

weltumspannendes Netzwerk von Händlern in<br />

mehr als 100 Ländern und eigenen Töchtern auf<br />

fünf Kontinenten, darunter in den USA, Australien<br />

und der Türkei. Zu den besonders gefragten<br />

Produkten zählen Digitaldruckmaterialien,<br />

Plottermaterialien, Fahrzeugvollverklebungen<br />

und Laminier- und Kaschierfolien.<br />

Von der aufstrebenden und erfolgreichen Entwicklung<br />

profitieren seit vielen Jahren kleine und<br />

mittlere Unternehmen <strong>aus</strong> der Region, die<br />

Aufträge von ORAFOL erhalten. Zu den größten<br />

Nutznießern zählt zweifellos die Stadt Oranienburg<br />

– sie erhielt insgesamt mehr als 100 Millionen<br />

an Gewerbesteuerzahlungen von ORAFOL.


58<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

<strong>50</strong><br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 59<br />

Prof. Dr. Christoph Meinel<br />

DER INFORMATIKER<br />

Es ist praktisch unmöglich, alle Jobs und<br />

Funktionen aufzuführen, die Christoph Meinel<br />

innehat. Daher seien hier nur die wichtigsten<br />

Ämter aufgeführt: Der 65 Jahre alte Wissenschaftler<br />

ist Direktor und Geschäftsführer<br />

des Hasso-Plattner-Instituts für Digital<br />

Engineering gGmbH (HPI) und Dekan der Digital<br />

Engineering Fakultät der Universität Potsdam.<br />

Er ist C4-Professor für Informatik und leitet<br />

das Fachgebiet für Internet-Technologie und<br />

Systeme. Meinel ist unter anderem Mitglied der<br />

acatech, der Nationalen Deutschen Akademie<br />

der Technikwissenschaften, und Gastprofessor<br />

an Universitäten im In- und Ausland. Er hat die<br />

erste europäische MOOC-Plattform openHPI<br />

entwickelt, leitet das vom Bundesforschungsministerium<br />

beauftragte Schul-Cloud-Projekt<br />

und ist Programm-Direktor des HPI-Stanford<br />

Design Thinking Research Program.<br />

Wissenschaft ist für ihn kein Selbstzweck.<br />

Es geht Christoph Meinel vielmehr darum,<br />

Wissenschaft und Wirtschaft zu koppeln und<br />

zu vernetzen. Dafür veranstaltet er seit Jahren<br />

diverse internationale Konferenzen – etwa zu<br />

den Themen „Industrie 4.0“, Cybersicherheit<br />

oder Big Data in der Medizin. Unternehmer,<br />

Manager und Politiker hören genau zu, wenn<br />

Christoph Meinel analytisch präzise aufzeigt,<br />

wie die Entwicklungen der Digitalisierung für<br />

technologischen und gesellschaftlichen Fortschritt<br />

sinnvoll genutzt werden können.<br />

Die Basis für seine heutige Arbeit legte der in<br />

Meißen geborene Wissenschaftler übrigens an<br />

der Humboldt Universität, wo er einst Mathematik<br />

und Informatik studierte.<br />

Dr. Alexander Montebaur<br />

DER ENERGIENETZ-<br />

MANAGER<br />

Seit ihrer Gründung im Jahr 1999 betreibt die<br />

E.DIS AG mit ihren mehr als 1.400 Mitarbeitern<br />

in weiten Teilen der Länder Brandenburg<br />

und Mecklenburg-Vorpommern das<br />

Stromnetz. Derzeit durchlebt das mit dem<br />

Hauptsitz in Fürstenwalde/Spree beheimatete<br />

Unternehmen einen groß angelegten<br />

Transformationsprozess. Der einst fast <strong>aus</strong>schließlich<br />

auf den Netzbetrieb fokussierte<br />

Konzern wird fit für die Zukunft gemacht.<br />

Auf dem Weg hat sich die E.DIS-Gruppe<br />

neue Geschäftsfelder eröffnet – von der<br />

Telekommunikation bis zur Wärmeversorgung.<br />

Geleitet wird dieser Prozess maßgeblich von<br />

Dr. Alexander Montebaur, der seit Januar<br />

2017 Vorstandschef bei E.DIS ist. Der<br />

49-Jährige hat seine Profession von der Pike<br />

auf gelernt. Nach dem Studium der Elektrotechnik<br />

und Promotion an der RWTH Aachen<br />

begann Montebaur im Jahr 2000 seine berufliche<br />

Laufbahn als Abteilungsleiter Zentrale<br />

Technik beim Elektrizitätswerk Wesertal<br />

GmbH in Hameln und trat 2003 in die Avacon<br />

AG ein. Dort war er zunächst als Bereichsleiter<br />

Technische Planung und Steuerung<br />

tätig bevor er 2006 die Geschäftsführung<br />

der LandE in Wolfsburg übernahm. Seit 2012<br />

leitet er den Bereich Netzsteuerung bei der<br />

E.ON Deutschland.<br />

Der Energie-Manager Montebaur ist in vielfältigen<br />

Gremien aktiv, die sich mit dem großen<br />

Thema Energiewende befassen - etwa<br />

im Plenum der Plattform Energienetze im<br />

Bundeswirtschaftsministerium, im Bundesverband<br />

der Energie- und Wasserwirtschaft<br />

und der Energietechnischen Gesellschaft im<br />

Technologieverband VDE.<br />

Foto: HPI/Kay Herschelmann, E.DIS AG<br />

Foto: AMAC-GARBE, EWE AG<br />

Christian Müller<br />

DER SPEZIALIST FÜR<br />

RASURKULTUR<br />

Dem älteren der beiden Müller-Brüder,<br />

Christian, 1973 in Schlema geboren, sei hier<br />

kurz der Vortritt gewährt. Aber eigentlich sind<br />

Christian und Andreas Müller, Geschäftsführer<br />

der Hans-Jürgen Müller GmbH & Co. KG,<br />

nur gemeinsam denkbar. Das Unternehmen,<br />

gegründet 1945, ist Inhaber und Produzent der<br />

berühmten Rasierpinsel-Marke MÜHLE. Die<br />

Produkte der Rasurkultur <strong>aus</strong> dem sächsischen<br />

Stützengrün nahe der tschechischen<br />

Grenze sind weltweit gefragt. Die mehrfach<br />

mit Design-Preisen gewürdigte Kollektion<br />

der Sachsen umfasst Pinsel, Halter, Rasierer,<br />

Hobel und Rasiersets, dazu gibt es formschöne<br />

Accessoires.<br />

Für die beiden Unternehmer führten zwei<br />

unterschiedliche Wege zum Ziel. Mit 18 Jahren<br />

begann Christian Müller eine Ausbildung<br />

zum Pinsel- und Bürstenmacher im Unternehmen<br />

des Vaters in Stützengrün. Andreas<br />

Müller, 1976 in Schlema zur Welt gekommen,<br />

studierte hingegen in Leipzig und Heidelberg<br />

evangelische Theologie und fand 2006 den<br />

Weg in den elterlichen Betrieb. Gemeinsam<br />

führen die beiden Brüder das Unternehmen in<br />

dritter Generation und haben es 2008 in einen<br />

vollstufigen Manufakturbetrieb umgewandelt.<br />

Sie setzen damit das Werk ihres Vaters<br />

Hans-Jürgen Müller fort, der das Familienunternehmen<br />

nach der Wende erfolgreich<br />

reprivatisiert hatte.<br />

Als Botschafter des Erzgebirges werben<br />

Christian und Andreas Müller aber nicht nur<br />

mit ihren Produkten für ihre Heimatregion,<br />

sondern setzen sich auch darüber hin<strong>aus</strong><br />

für den Wirtschaftsstandort Erzgebirge ein.<br />

Die Hans-Jürgen Müller GmbH & Co. KG ist<br />

Gründungsmitglied im Verband Deutscher<br />

Manufakturen und hat sich als Mitglied der<br />

Umweltallianz Sachsen einem nachhaltigen<br />

und ressourcenschonenden Wirtschaften<br />

verschrieben.<br />

Dr. Ulrich Müller<br />

DER ENERGIE-MANAGER<br />

Zwischen Brandenburg und Rügen ist Dr. Ulrich<br />

Müller bekannt wie ein bunter Hund. Denn seit<br />

rund 20 Jahren ist der geschätzte<br />

Energie-Manager<br />

immer dann vor Ort, wenn<br />

wichtige regionale Entscheidungen<br />

getroffen werden<br />

und es um die Zukunft der<br />

Region geht.<br />

Müller, Jahrgang 1954, stammt <strong>aus</strong> Thüringen,<br />

studierte in Cottbus und arbeitete als Ingenieur<br />

in Berlin. An der Humboldt Universität promovierte<br />

Müller 1990 zu Fragen der Informations-<br />

und Datenverarbeitung. Zwischen 1997<br />

und 1999 war er Geschäftsführer der EWE<br />

Wasser GmbH. Seit zwei Jahrzehnten lenkt er<br />

die Geschäfte des Energiedienstleisters EWE<br />

AG in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Der Vater von drei Kindern war<br />

zudem bis 2017 zehn Jahre lang Präsident der<br />

Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostbrandenburg.<br />

Nach seiner Amtszeit wurde er zum<br />

Ehrenpräsidenten der Kammer gewählt.<br />

Dass das Unternehmen EWE in der Region<br />

längst eine feste Größe ist – auch wenn die<br />

Ursprünge in Oldenburg liegen – ist nicht<br />

zuletzt Müller zu verdanken. Er und sein Team<br />

setzen sich stark für Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />

ein, schaffen Arbeitsund<br />

auch Ausbildungsplätze in der Region und<br />

fördern sehr viele gemeinnützige Projekte vor<br />

Ort.


60<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

<strong>50</strong><br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 61<br />

Frank Orschler<br />

DER MEDIZINTECHNIKER<br />

Ein „<strong>Macher</strong> des Ostens“ – diesen Titel<br />

bekam Frank Orschler 2015 verliehen. Einer<br />

der zahlreichen Preise für den umtriebigen<br />

Vorzeigeunternehmer Thüringens, den auch<br />

der Ministerpräsident des Landes, Bodo Ramelow,<br />

gern exemplarisch hervorhebt, wenn<br />

es zu beweisen gilt, dass auch abseits der<br />

städtischen Zentren in Thüringen erfolgreich<br />

gearbeitet wird. Kein Wunder, die Königsee<br />

Implantate GmbH ist eines der führenden<br />

deutschen Medizintechnikunternehmen auf<br />

dem Gebiet der Osteosynthese. Sie entwickelt,<br />

produziert und vertreibt Stahl- und<br />

Titanimplantate und Instrumente für die<br />

Traumatologie, Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie.<br />

Die Königsee-Implantate kommen<br />

weltweit zum Einsatz.<br />

Frank Orschler wurde 1961 in Aschaffenburg<br />

geboren. Seine berufliche Karriere startete<br />

er als Diplom-Betriebswirt in der Leasingbranche.<br />

Doch im Betrieb des Vaters zeigte<br />

Orschler sein gesamtes unternehmerisches<br />

Können. Die Wurzeln des Unternehmens<br />

reichen übrigens zurück bis zum Jahr 1919, als<br />

der Orthopädiemechaniker Otto Bock in Berlin<br />

eine Firma für Prothesen gründete, welche<br />

kurz darauf nach Königsee in Thüringen umzog.<br />

Das Nachfolgeunternehmen „Orthopädie<br />

Königsee“, von der Treuhand an einen französischen<br />

Investor verkauft, meldete 1993<br />

Insolvenz an. Die Chance nutzte Erich Orschler<br />

und gründete mit dem vorhandenen Fachpersonal<br />

zunächst in Königsee das heutige<br />

Unternehmen, dessen Firmensitz später nach<br />

Allendorf-Aschau im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt<br />

verlegt wurde<br />

Die Königsee Implantate GmbH ist ein wichtiger<br />

Arbeitgeber und Ausbilder in der Region.<br />

2009 fiel die Entscheidung zum Bau eines<br />

Ausbildungszentrums, in dem auch innovative<br />

Ausbildungskonzepte zur Anwendung<br />

kommen. Dies geschah mit dem Ziel, der<br />

demografischen Entwicklung und der Landflucht<br />

entgegenzuwirken. Auch hierfür gab<br />

es 2018 wieder einen Preis – den Deutschen<br />

Exzellenzpreis vom Deutschen Institut für<br />

Service-Qualität und dem DUB-Unternehmermagazin.<br />

Günter Oßwald<br />

DER SPORTLICHE HÄNDLER<br />

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft<br />

(BVMW) zeichnete Günter Oßwald (68),<br />

Seniorchef der Oßwald Fahrzeugteile & Technischer<br />

Handel im thüringischen Mühlh<strong>aus</strong>en,<br />

2016 für sein Lebenswerk <strong>aus</strong>. Eine wohlverdiente<br />

Ehrung für ein bewegtes Unternehmerleben.<br />

1979 hatte Oßwald eine selbständige<br />

Werkstatt für die Herstellung von Plattfedern<br />

für verschiedene Fahrzeuge übernommen.<br />

Später entwickelte sich das Unternehmen zu<br />

einem Handelsunternehmen für Fahrzeugteile<br />

und technische Komponenten aller Art, etwa<br />

Nutzfahrzeugteile, PKW-Teile, Agrartechnik<br />

oder Ersatzteile für Oldtimer.<br />

Oßwald war stets politisch und gesellschaftlich<br />

aktiv, als Mitglied des Runden Tisches in<br />

Treffurt in der Wendezeit, später als Mitglied<br />

des Treffurter Stadtrates. Dazu kommt eine<br />

leidenschaftliche Unterstützung des Sports,<br />

sei es der regionale Breitensport, der Skilanglauf<br />

oder die nordischen Kombinierer. Erfolgreiche<br />

<strong>Winter</strong>sportler wie Axel Teichmann<br />

und Jens Filbrich genossen seine Unterstützung.<br />

Besonders der Nachwuchssport ist ihm<br />

ein Anliegen. Auch der Handball- und Radsport<br />

werden von dem Mühlh<strong>aus</strong>ener Unternehmen<br />

gefördert.<br />

Christof Queisser<br />

DER SEKT-KÖNIG<br />

Den größten Umsatz der Unternehmensgeschichte<br />

präsentierte Anfang des Jahres<br />

Christof Queisser (<strong>50</strong>) als Vorsitzender der<br />

Geschäftsführung der Rotkäppchen-Mumm<br />

Sektkellereien GmbH, der Nummer eins im<br />

deutschen Sektmarkt. Damit darf Queisser<br />

sich mit Fug und Recht als Deutschlands<br />

Sekt-König bezeichnen lassen.<br />

Dabei stammt der Rotkäppchen-Chef, der sich<br />

selbst gern als Genussmensch bezeichnet und<br />

die Geschicke des wohl bekanntesten ostdeutschen<br />

Markenprodukts seit 2013 in der<br />

Nachfolge von Gunter Heise leitet, nicht etwa<br />

Foto: Königsee Implantate GmbH, Boris Löffert/Oskar-Patzelt-Stiftung, Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH<br />

Foto: KAHLA/Thüringen Porzellan GmbH, LEAG<br />

<strong>aus</strong> einer alten Winzerdynastie. Im Gegenteil,<br />

bevor der Diplom-Betriebswirt das Ruder<br />

des Traditionsunternehmen an der Unstrut<br />

übernahm, durchlief er seit Beginn der 1990er<br />

Jahre mehrere Stationen der nationalen und<br />

internationalen Markenindustrie, so beispielsweise<br />

bei Unilever und Tengelmann.<br />

Bei der Tengelmanngruppe sammelte er als<br />

Category Manager auch bereits umfassende<br />

Erfahrungen mit den Produkten Sekt, Spirituosen<br />

und Wein. Zuletzt zeichnete er für den<br />

Wursthersteller Zimbo verantwortlich. Beim<br />

Angebot, Sachsen-Anhalts führende Marke zu<br />

managen, zögerte Queisser allerdings nicht.<br />

Dem Vater zweier Töchter gefällt die immer<br />

noch familiäre Atmosphäre der Sektkellerei,<br />

auch wenn diese zuletzt durch Akquisitionen<br />

weiter wuchs und sich zunehmend internationaler<br />

aufstellt.<br />

Holger Raithel<br />

DER PORZELLANMACHER<br />

Holger Raithel führt eines der modernsten<br />

Porzellanunternehmen Europas, die KAHLA/<br />

Thüringen Porzellan GmbH. <strong>2019</strong> feierte das<br />

Unternehmen 25 Jahre Neugründung unter<br />

der Führung der Familie Raithel und 175<br />

Jahre Porzellanproduktion im thüringischen<br />

Kahla. Der Ex-Rosenthal-Manager Günther<br />

Raithel rettete im Jahr 1994 die Tradition<br />

mit der Gründung der KAHLA/Thüringen<br />

Porzellan GmbH. Er investierte in wegweisende<br />

Fertigungstechnologie und erneuerte<br />

das Sortiment. 2005 trat Holger Raithel als<br />

geschäftsführender Gesellschafter die Unternehmensnachfolge<br />

an. KAHLA produziert<br />

klassisches H<strong>aus</strong>haltsporzellan ebenso wie<br />

Produkte für Hotellerie und Gastronomie –<br />

eine ostdeutsche Erfolgsgeschichte. Ein Grund<br />

dafür, so resümiert Geschäftsführer Raithel: „<br />

Wir sind unserem Innovationsanspruch stets<br />

treu geblieben.“ Das wird in aller Welt anerkannt.<br />

KAHLA exportiert in über 60 Länder.<br />

Vor seinem Einstieg in das thüringische Traditionsunternehmen<br />

absolvierte Raithel ein<br />

Physikstudium an der Universität Bayreuth,<br />

arbeitete später in einer internationalen<br />

Unternehmensberatung (im Automotive- und<br />

Logistikbereich). Erst 2004 führte ihn der Weg<br />

in die Porzellanbranche und nach Thüringen.<br />

Dort leitet er einen Betrieb, der für seine<br />

hohen Frauenanteil unter der Belegschaft und<br />

familienfreundliche Konzepte bekannt ist.<br />

Dr. Helmar Rendez<br />

DER KOHLE-MANAGER<br />

Trifft man Helmar Rendez vor den offiziellen<br />

Bürozeiten an, dann nicht selten in Trainingskleidung.<br />

Der 57-jährige Rendez powert sich<br />

als Triathlet gern <strong>aus</strong> und will vorn dabei sein.<br />

Nicht nur im Sport, vor allem auch im Job. Seit<br />

<strong>Herbst</strong> 2016 ist er Vorstandsvorsitzender der<br />

L<strong>aus</strong>itz Energie Bergbau AG und der L<strong>aus</strong>itz<br />

Energie Kraftwerke AG (LEAG). In dieser<br />

Funktion muss er das Unternehmen auf den<br />

nahenden Kohle<strong>aus</strong>stieg Deutschlands vorbereiten.<br />

In der Cottbuser Konzernzentrale sucht<br />

Rendez mit seinem Team nach Wegen, eine<br />

zukunftsfähige Aufstellung des Noch-Kohle-Unternehmens<br />

zu finden.<br />

Dabei dürfte ihm sein bisheriger beruflicher<br />

Werdegang durch<strong>aus</strong> helfen. Rendez studierte<br />

an der Technischen Universität Berlin<br />

Wirtschaftsingenieurwesen. In den neunziger<br />

Jahren leitete er die Berliner Niederlassung<br />

der Unternehmensberatung Kienbaum. 1998<br />

wechselte er als Leiter zur VEAG-Unternehmensentwicklung.<br />

Von 2004 bis 2007 lenkte<br />

er als Vorstand die Geschicke der WEMAG in<br />

Schwerin. Anschließend war er drei Jahre als<br />

Vorstandsmitglied der Vattenfall AB in Stockholm<br />

für den Bereich Strategieentwicklung<br />

und weitere fünf Jahre für die Stromnetze des<br />

Staatskonzerns verantwortlich.<br />

Rendez, der zugleich auch Vorsitzender des<br />

Bundesverbandes Braunkohle ist, zeigt sich<br />

zuversichtlich, dass er für die LEAG jenseits der<br />

Kohle neue Geschäftsfelder findet. „Wir haben<br />

Potenzial, das sind unter anderem unsere Infrastruktur,<br />

das Know-how unserer Mitarbeiter<br />

und unsere Flächen“, sagte er der L<strong>aus</strong>itzer<br />

Rundschau. Allerdings dürfe es, warnt Rendez,<br />

keine „verheerenden Strukturbrüche“ geben.<br />

Vielmehr sei das Kohle<strong>aus</strong>stiegsdatum 2038<br />

zwingend einzuhalten, um Planungssicherheit<br />

beim Aufbau alternativer Geschäftsfelder zu<br />

haben.


62<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

<strong>50</strong><br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 63<br />

Bodo Rodestock<br />

DER FINANZCHEF<br />

Bodo Rodestock verantwortet im dreiköpfigen<br />

Vorstand des Leipziger VNG-Konzerns die<br />

Bereiche Personal und Finanzen. Damit steht<br />

der gebürtige Sachse, 1968 in Frauenstein<br />

zur Welt gekommen, auch für das Wachstum<br />

und die angestrebte neue Ausrichtung<br />

des Energieunternehmens. Der europaweit<br />

aktive Unternehmensverbund mit mehr als 20<br />

Gesellschaften arbeitet entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette der Erdgaswirtschaft<br />

und setzt Schwerpunkte in den Geschäftsbereichen<br />

Handel und Vertrieb, Transport sowie<br />

Speicherung. Zu den neuen Geschäftsfeldern<br />

der Sachsen zählen unter anderem aber auch<br />

Biogas, digitale Infrastruktur und Quartierslösungen.<br />

Mit der Strategie VNG 2030+ und<br />

der Vision „Grün, digital, mit Gas“ wollen die<br />

Leipziger aktiv an der Energiewende mitwirken<br />

– mit Gas als zentralem B<strong>aus</strong>tein in Form von<br />

Erdgas, aber auch Biomethan, grünem Wasserstoff<br />

oder synthetischem Methan. 2018<br />

kamen die Leipziger auf ihrem neuen Weg gut<br />

voran. Sowohl das Geschäftsergebnis als auch<br />

der Umsatz überstiegen die eigenen Erwartungen.<br />

„2018 war ein außergewöhnlich gutes<br />

Jahr für VNG“, bilanzierte Rodestock.<br />

Um auch bei den weiteren Her<strong>aus</strong>forderungen<br />

der Energiewende die VNG AG auf Wachstumskurs<br />

zu halten, bringt Rodestock jede<br />

Menge Erfahrung mit. Mehr als 13 Jahre leitete<br />

er den Bereich Finanzen, bevor Rodestock<br />

2013 Vorstandsmitglied der VNG für die Ressorts<br />

Finanzen und Personal wurde. Seitdem<br />

ist der studierte Betriebswirt Mitglied in verschiedenen<br />

Aufsichts- und Verwaltungsräten<br />

der VNG-Gruppe sowie wichtiger Beteiligungen.<br />

Er engagiert sich darüber hin<strong>aus</strong> als<br />

Vorstandsmitglied im Arbeitgeberverband der<br />

energie- und versorgungswirtschaftlichen<br />

Unternehmen sowie in Gremien von Stiftungen<br />

wie beispielsweise als Vorstandsmitglied der<br />

Stiftung „Leipzig hilft Kindern“.<br />

Dr. Eric Schweitzer<br />

DER RECYCLING-<br />

UNTERNEHMER<br />

Als er 13 Jahre war, träumte Eric Schweitzer<br />

davon, Fußballprofi bei Hertha BSC zu werden.<br />

Doch dar<strong>aus</strong> wurde wegen seiner sportlichen<br />

Begabung nichts. Der 1965 in Ipoh (Malaysia)<br />

geborene Schweitzer musste daher umplanen,<br />

was ihm jedoch nicht schwer fiel. Denn er<br />

wusste schon früh, wie man sein eigenes Geld<br />

verdient: Bereits als Schüler packte er gemeinsam<br />

mit seinen Brüdern auf dem Schrottplatz<br />

seiner Eltern mit an, holte Altmetalle <strong>aus</strong><br />

dem B<strong>aus</strong>chutt und besserte sich damit sein<br />

Taschengeld auf. Schnell stand für ihn fest:<br />

„Ich wollte Unternehmer werden, mein eigener<br />

Herr sein.“ Diese Her<strong>aus</strong>forderung kam früher<br />

als erwartet auf ihn zu. Als sein Vater Franz<br />

Josef Schweizer im Jahr 1998 starb, musste<br />

er mit erst 33 Jahren gemeinsam mit seinem<br />

Bruder Axel den Platz auf der Brücke übernehmen.<br />

Sie formten und entwickelten seither<br />

eines der größten Entsorgungs- und Recyclingunternehmen<br />

weltweit – die ALBA Group.<br />

Mit den beiden Marken ALBA und Interseroh<br />

erwirtschafteten die rund 8.000 Mitarbeiter<br />

des in Deutschland, Europa und Asien aktiven<br />

Umweltdienstleisters im Vorjahr einen Umsatz<br />

in Höhe von 2,1 Milliarden Euro.<br />

Nur an der Spitze seines Unternehmens zu<br />

stehen, ist Eric Schweitzer nicht genug. Er will<br />

mitmischen, verändern, erneuern, die Gesellschaft<br />

gestalten. Von 2004 bis 2016 fungierte<br />

er als Präsident der IHK Berlin. In dieser Zeit<br />

startete Berlins Wirtschaft richtig durch,<br />

die Arbeitslosigkeit sank, der Gründerboom<br />

setzte ein. Seit 2013 führt Eric Schweitzer<br />

als Präsident den Deutschen Industrie- und<br />

Handelskammertag, einen der vier Spitzenverbände<br />

der deutschen Wirtschaft. Was er<br />

sagt hat Gewicht und findet Gehör selbst im<br />

Bundeskanzleramt.<br />

Rolf Seelige-Steinhoff<br />

DER HOTELIER<br />

Die Wende in der ehemaligen DDR und die darauffolgende<br />

deutsch-deutsche Wiedervereinigung<br />

haben verhindert, dass Rolf Seelige-Steinhoff<br />

eine klassische, eine vorgezeichnete<br />

Karriere einschlug. 1963 in Beckum (Westfalen)<br />

geboren, studierte er in Aachen Elektrotechnik<br />

und Wirtschaftswissenschaften. Doch die sich<br />

plötzlich in den neuen Bundesländern eröffnenden<br />

Möglichkeiten waren viel zu verlockend, als<br />

dass er sein Glück in einem Industrieunternehmen<br />

suchen wollte. Sein Vater und er gründeten<br />

vor knapp 30 Jahren die SEETELHOTELS Usedom.<br />

Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 2010<br />

trug er plötzlich allein die unternehmerische<br />

Verantwortung. Für Rolf Seelige-Steinhoff war<br />

Foto: VNG AG, ALBA Group/Amin Akhtar<br />

Foto: SEETELHOTELS Usedom, Karoline Wolf<br />

das rückblickend kein Problem: „Ich habe das<br />

Unternehmergen in mir, vielleicht habe ich es<br />

geerbt oder es wurde mir anerzogen, jedenfalls<br />

brenne ich für das, was ich tue. Das ist mein<br />

Erfolgsrezept.“<br />

Blickt man auf seine Zwischenbilanz, ist erkennbar,<br />

dass Seelige-Steinhoff kein Phrasendrescher<br />

ist: Zur Seetel-Hotelgruppe gehören<br />

derzeit 17 Hotels, Residenzen und Villen auf<br />

Usedom sowie Mallorca. Bei der Entwicklung<br />

seines Unternehmens lässt er sich von einer<br />

klaren Maxime leiten: „Wenn du nicht von einer<br />

Sache begeistert bist, kannst du es nicht gut<br />

machen. Man darf nie aufgeben, Unternehmer<br />

sind keine Unterlasser, sondern unternehmen<br />

etwas, auch wenn es manchmal unmöglich<br />

anmutet. Und mit einem guten Team von Mitarbeitern<br />

kann man fast alles erreichen.“<br />

Die Art und Weise, wie er als geschäftsführender<br />

Gesellschafter sein Unternehmen leitet,<br />

hat ihm sowohl in der Branche, als auch im<br />

Land Mecklenburg-Vorpommern viel Respekt<br />

eingebracht. Davon zeugen diverse Auszeichnungen<br />

und Preise.<br />

Dr. Miloš Stefanović<br />

DER BÜRGSCHAFTSBANKER<br />

Seit 15 Jahren leitet Dr. Miloš Stefanović die<br />

Bürgschaftsbank Brandenburg. Eine Institution,<br />

die dem märkischen Mittelstand gezielt<br />

unter die Arme greift. Etwa wenn es darum<br />

geht, Bürgschaften für Firmengründer und<br />

etablierte Unternehmen <strong>aus</strong>zureichen und damit<br />

temporär die Haftung gegenüber anderen<br />

Kreditinstituten zu übernehmen.<br />

Das Interesse an Wirtschaft und Bankwesen<br />

packte, den im Jahr 1957 in Belgrad geborenen,<br />

Stefanović bereits auf dem Gymnasium.<br />

Fast folgerichtig suchte er sich daraufhin<br />

die passende Studienrichtung <strong>aus</strong>. Er ging<br />

nach West-Berlin, studierte an der dortigen<br />

Technischen Universität und einer Berliner<br />

Filiale der University of Maryland Wirtschaftsingenieurwesen<br />

und Betriebswirtschaftslehre.<br />

1985 begann er als Trainee seine Laufbahn bei<br />

der Deutschen Bank. Stationen im klassischen<br />

Firmenkundengeschäft, der Innovations- und<br />

Gründungsfinanzierung und der Venture-Capital-Finanzierung<br />

folgten. Ab 2002 war er<br />

Mitglied der Geschäftsleitung und verantwortlich<br />

für Business Banking und Spezialberatung<br />

Finanzierung. Außerdem war er verantwortlich<br />

für elf Filialen in der Marktregion Berlin-Nord-<br />

Ost. Gleichzeitig ist Stefanović ebenfalls seit<br />

15 Jahren Geschäftsführer der Mittelständischen<br />

Beteiligungsgesellschaft Berlin-Brandenburg.<br />

In der Bürgschaftsbank prägt er die Strategie<br />

seines H<strong>aus</strong>es und ist zugleich nah bei den<br />

Kunden. Er fühlt sich nicht nur als Berater<br />

und Bürge, sondern auch als Partner seiner<br />

Kunden.<br />

Nebenbei ist Stefanovic auch ein begnadeter<br />

Netzwerker. Als Präsident des Wirtschafts-<br />

Forums Brandenburg leitet er - seit über 10<br />

Jahren - eine Plattform, die von unzähligen<br />

Firmen, Politikern und Medienvertretern zwischen<br />

Pritzwalk und Finsterwalde geschätzt<br />

und genutzt wird.


64<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

<strong>50</strong><br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 65<br />

Tillmann Stenger<br />

DER INVESTITIONSBANKER<br />

1959 in Siegen geboren, studierte Tillmann<br />

Stenger zunächst an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität.<br />

Anschließend<br />

führte ihn sein beruflicher Weg von der Westdeutschen<br />

Landesbank über die Staatskanzlei<br />

Nordrhein-Westfalens zur Investitionsbank<br />

des Landes.<br />

Die friedliche Revolution in Ostdeutschland<br />

brachte auch für Stenger eine persönliche<br />

Wende. Er arbeitete an einer Konzeption für<br />

eine Förderbank in Brandenburg mit und<br />

konnte diese im Januar 1991 dem Landeskabinett<br />

vorstellen. 1992 begann Stenger dann im<br />

Aufb<strong>aus</strong>tab mit der Umsetzung des Kabinettbeschlusses<br />

und wurde mit der offiziellen<br />

Errichtung der Investitionsbank des Landes<br />

Brandenburg (ILB) Leiter des Vorstandsstabes.<br />

In der Folge übernahm Stenger verschiedene<br />

Leitungsfunktionen in der ILB, beispielsweise<br />

den Bereich Öffentliche Kunden und die Unternehmenssteuerung.<br />

Von 2011 bis 2012 war er<br />

Mitglied des Vorstandes und wurde im Januar<br />

2013 zum Vorstandsvorsitzenden berufen.<br />

Besonders wichtig war ihm, das Geschäftsmodell<br />

der ILB auf eine breite Grundlage<br />

zu stellen. Neue Landesförderprogramme<br />

wurden übernommen, etwa die ESF-Förderung<br />

oder die Bildungsinfrastruktur, und das<br />

Geschäft mit ILB-eigenen Programmen wurde<br />

<strong>aus</strong>gebaut. Stenger übernahm auch weitere<br />

strukturpolitisch relevante Aufgaben wie die<br />

Gründungsgesellschaft für die Brandenburgische<br />

Bodengesellschaft, den Ausbau von<br />

Technologie- und Gewerbezentren und aktuell<br />

den Aufbau der Digitalagentur Brandenburg<br />

und einer Brandenburgischen Strukturentwicklungsgesellschaft,<br />

die den Strukturwandel<br />

in der L<strong>aus</strong>itz unterstützen soll.<br />

Neben seiner Vorstandstätigkeit ist Stenger<br />

ehrenamtlicher Vorsitzender des Kuratoriums<br />

des Landes<strong>aus</strong>schusses für Innere Mission<br />

a. V. (LAFIM) und Aufsichtsratsmitglied der<br />

WFBB, des Medienboards Berlin-Brandenburg<br />

und im Landeskuratorium Berlin/Brandenburg<br />

des Stifterverbandes.<br />

Jonas Taureck<br />

DER OUTDOOR-SPEZIALIST<br />

Reisen bildet – und führt manchmal zu einer<br />

erfolgreichen Unternehmerkarriere. Während<br />

einer Afrika-Reise im Jahr 2000 strandet der<br />

damals 20-jährige Jonas Taureck in einem Dorf<br />

in Niger. Er benötigt Strom zum Laden der Autobatterie.<br />

Alles ist hell erleuchtet, doch Strom<br />

gibt es keinen, wie ihm die Dorfbewohner<br />

erklären. Taureck entdeckt schnell des Rätsels<br />

Lösung: alte Petroleum-Starklichtlampen der<br />

deutschen Traditionsmarke Petromax.<br />

Zurück in Deutschland lässt ihn die Faszination<br />

für die Petromax-Lampe, die 1910 von Max<br />

Graetz, genannt Petroleum-Maxe, entwickelte<br />

wurde, nicht mehr los. Er kauft Altbestände<br />

Foto: ILB, Petromax GmbH<br />

Foto: Jenoptik AG, Andreas Lander<br />

der Bundeswehr auf, erwirbt 2006 schließlich<br />

die weltweiten Markenrechte und lässt die<br />

Produktion der Lampen wieder aufleben, die<br />

bis heute in sorgfältiger Handarbeit zusammengebaut<br />

werden. Im selben Jahr erfolgt die<br />

Gründung einer Manufaktur in Magdeburg,<br />

wo Taureck an der dortigen Universität ein<br />

Wirtschaftsstudium begonnen hatte.<br />

2014 steigt Ehefrau Dr. Pia Christin Taureck<br />

nach ihrem Studium des Internationalen<br />

Managements in Magdeburg in die Petromax<br />

GmbH ein. Unter ihrer gemeinsamen Leitung<br />

wird das Unternehmen einer der führenden<br />

deutschen Hersteller von Ausrüstung zum<br />

Draußen-Kochen und Draußen-Leben. Im<br />

Mittelpunkt, verspricht die Firmenphilosophie,<br />

steht das Erlebnis der Ursprünglichkeit in<br />

der Natur mit traditioneller und zugleich klug<br />

gestalteter Ausrüstung. Hinzu kommen laufend<br />

innovative Sortimentserweiterungen, so<br />

zuletzt um das Thema “Kühlen” (Passivkühlboxen).<br />

Heute arbeiten mehr als <strong>50</strong> Mitarbeiter<br />

für die Magdeburger.<br />

Dr. Stefan Traeger<br />

DER PHOTONIKER<br />

Seit 2017 steht Dr. Stefan Traeger an der Spitze<br />

der JENOPTIK AG, dem weltweit agierenden<br />

Technologie-Konzern <strong>aus</strong> Jena. Ein Heimspiel,<br />

denn die Berufung zum Vorstandsvorsitzenden<br />

der Gesellschaft war gleichbedeutend mit<br />

einer beruflichen Rückkehr in seine Geburtsstadt.<br />

Hier wurde Traeger 1967 geboren und<br />

legte sein Abitur ab. Vor seiner Tätigkeit bei<br />

Jenoptik hatte der promovierte Physiker zuvor<br />

bereits mehrere Führungspositionen in der<br />

internationalen Photonik-Industrie inne, u.a,<br />

bei Carl Zeiss in Deutschland und Großbritannien.<br />

Zuletzt wurde Traeger im Juli in seinem<br />

gegenwärtigen Amt für fünf weitere Jahre<br />

bestätigt. Seine Aufgabe: Die Transformation<br />

des Konzerns zu einer auf Photonik fokussierten<br />

Technologiegruppe mit Wachstum und<br />

erfolgreichen Akquisitionen voranzutreiben.<br />

Das Motto dieses Prozesses: „More Light“: Dahinter<br />

verbirgt sich eine Strategie zur Stärkung<br />

der Innovationsfähigkeit und dem Ausbau der<br />

globalen Aktivitäten. Seit Traegers Amtsantritt<br />

konnte die Jenoptik AG wichtige Akquisitionen<br />

vornehmen und neue Rekordwerte<br />

bei Umsatz, Auftragseingang und Ergebnis<br />

verbuchen. Mit der schrittweisen Umsetzung<br />

der Konzernstrategie 2022 will Jenoptik-CEO<br />

Traeger auch die knapp mehr als 4.000 Arbeitsplätze<br />

im Konzern sichern.<br />

Thomas Wagner<br />

DER ENERGIE-<br />

DIENSTLEISTER<br />

Bei der GETEC-Gruppe, Deutschlands führendem<br />

Energiedienstleister <strong>aus</strong> Magdeburg, war<br />

zuletzt viel in Bewegung. Die Unternehmen<br />

der Gruppe firmieren unter dem gemeinsamen<br />

Dach der G+E GETEC Holding GmbH. Das<br />

schwedische Unternehmen EQT ist mittlerweile<br />

Hauptgesellschafter und hält rund 75<br />

Prozent der Gesellschaftsanteile. Die restlichen<br />

Anteile sind im Besitz der GETEC Energie<br />

Holding GmbH. Mit dem Einstieg des schwedischen<br />

Investors nahm das Unternehmen<br />

neuen Schwung auf. So sind die Magdeburger<br />

heute Marktführer für dezentrale Energielösungen<br />

im Contracting. Früher vorwiegend<br />

ein deutscher Player, werden mittlerweile<br />

rund 25 Prozent des Umsatzes außerhalb von<br />

Deutschland erzielt.<br />

Den frischen Schwung verkörpert auch<br />

seit Mai 2017 Thomas Wagner, der als CEO<br />

den Vorsitz der Geschäftsführung der neu<br />

gegründeten G+E GETEC Holding GmbH<br />

übernommen hat. Thomas Wagner, geboren<br />

1967in Gaildorf / Schwäbisch Hall, brachte<br />

bei seinem Amtsantritt mehr als 25 Jahre<br />

Erfahrung <strong>aus</strong> einer Reihe europäischer und<br />

weltweit aktiver Unternehmen ein, so als CEO<br />

bei Dorma, einem der führenden Anbieter von<br />

Zutrittslösungen, oder bei dem Aufzugshersteller<br />

OTIS Deutschland. Bei allem Wandel,<br />

das stellte Wagner aber erst kürzlich klar,<br />

bleibt das Unternehmen in Magdeburg weiter<br />

fest verwurzelt.


66<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

TITEL<br />

<strong>50</strong><br />

MACHER<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 67<br />

Dr. Reinhard Uppenkamp<br />

DER ARZNEIMITTEL-<br />

MANAGER<br />

Seit 22 Jahren arbeitet der am 14. April<br />

19<strong>50</strong> in Düsseldorf geborene Manager für<br />

den traditionsreichen Arzneimittelhersteller<br />

BERLIN-CHEMIE AG. 17 Jahre davon als<br />

Vorstandsvorsitzender. Bevor Uppenkamp im<br />

Jahr 1997 in den Ostberliner Ortsteil Adlershof<br />

kam, war eine entscheidende Weichenstellung<br />

für den schon zu DDR-Zeiten erfolgreichen<br />

Pharmahersteller bereits erfolgt – die Übernahme<br />

durch die weltweit agierende italienische<br />

MENARINI-Gruppe, die bis heute zu den<br />

wenigen wirklich gelungenen Übernahmen von<br />

DDR-Industrieunternehmen in der Nachwendezeit<br />

zählt. Unter Uppenkamp entwickelte<br />

sich BERLIN-CHEMIE stetig weiter, stärkte das<br />

traditionelle Geschäft speziell in Osteuropa<br />

und den Nachfolgestaaten der ehemaligen<br />

Sowjetunion. Die Zahlen sprechen für sich:<br />

BERLIN-CHEMIE beschäftigt heute 5.200<br />

Mitarbeiter <strong>aus</strong> mehr als 70 Nationen, ist in<br />

30 Staaten aktiv und erwirtschaftet einen<br />

Jahresumsatz in Höhe von rund 1,7 Milliarden<br />

Euro.<br />

Für Uppenkamp, der vor seiner Berliner Zeit<br />

unter anderem für die Hoechst AG, Schwarz<br />

Pharma (Monheim) und das Kölner Pharmaunternehmen<br />

Mad<strong>aus</strong> arbeitete, sind<br />

nicht nur Produktions- und Umsatzzahlen<br />

wichtig. Schon früh begann er, sich um seine<br />

Belegschaft zu kümmern. Sein Credo – eine<br />

familienbewusste Personalpolitik. In einem Interview<br />

sagte Uppenkamp: Auf der einen Seite<br />

sehen wir es als eine unserer gesellschaftlichen<br />

Pflichten, unseren Mitarbeitern und deren<br />

Familien konsequent zur Seite zu stehen.<br />

Auf der anderen Seite unterstützen wir somit<br />

das Engagement und die Motivation unserer<br />

Beschäftigten, eine niedrige Fluktuationsrate<br />

sowie ein gutes Betriebsklima, was dann wieder<br />

dem Unternehmen und seiner Entwicklung<br />

zu Gute kommt.“ Bei BERLIN-CHEMIE<br />

gibt es flexible Arbeitszeitregelungen, ein<br />

firmeninternes Gesundheitsprogramm sowie<br />

Unterstützung bei der Kinderbetreuung.<br />

Reinhard Uppenkamp ist für das Land Berlin<br />

Botschafter des Unternehmensprogramms<br />

„Erfolgsfaktor Familie“.<br />

Bianca Zorn<br />

DIE NACHFOLGERIN<br />

In die Fußstapfen des Seniors treten – eine anspruchsvolle<br />

Aufgabe. Manch mittelständisches<br />

Unternehmen ist an einer klugen Nachfolge im<br />

Kreise der Familie schon gescheitert. Nicht so<br />

im Falle der ZORN INSTRUMENTS GmbH & Co.<br />

KG <strong>aus</strong> Stendal. Bianca Zorn hat das Ruder des<br />

hochmodernen Mess- und Prüfgeräteherstellers<br />

mit Geschick und Kompetenz übernommen,<br />

obgleich die Fußstapfen ihres Vaters beachtlich<br />

waren. Denn für seine unternehmerischen Aktivitäten<br />

sowie für sein ehrenamtliches Engagement<br />

wurde Bernd Zorn mehrfach geehrt. 2011<br />

erhielt er beispielsweise das Bundesverdienstkreuz,<br />

2012 durfte sich Zorn in das Goldene<br />

Buch der Hansestadt Stendal eintragen.<br />

Nun entstehen also unter der Ägide von Bianca<br />

Zorn in Stendal spezialisierte und hochpräzise<br />

Prüf- und Messinstrumente für den Straßen-,<br />

Gleis-, Brücken-, Tiefbau-, Garten- und Landschaftsbau<br />

sowie für die Medizintechnik. Bianca<br />

Zorn absolvierte nach dem Abitur ein Studium<br />

an der Hochschule Magdeburg - Stendal im<br />

Wirtschaftsingenieurwesen in der Fachrichtung<br />

„Produktion und Fertigung“. Ab 2009 zog es<br />

sie aber zunächst in den Forschungsbereich.<br />

Sie verantwortete im Fraunhofer-Institut für<br />

Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF in<br />

Magdeburg als Projektcontrollerin die kaufmännische<br />

Abwicklung von Projekten industrieller<br />

Auftraggeber, öffentlicher Zuwendungsgeber<br />

sowie von EU-Vorhaben. 2015 entschied sich<br />

Bianca Zorn für die Rückkehr nach Stendal und<br />

den Einstieg in das Familienunternehmen. 2017<br />

erfolgte dann die gelungene Übergabe des<br />

Staffelstabs in der Geschäftsführung.<br />

Foto: BERLIN-CHEMIE, ZORN INSTRUMENTS GmbH & Co. KG<br />

Foto: Fotolia/Wayhome Studio<br />

Foto: LMBV / Steffen Rasche<br />

Kl<strong>aus</strong> Zschiedrich<br />

DER OBERSTE BERGBAU-<br />

SANIERER<br />

Von Senftenberg <strong>aus</strong> leitet Kl<strong>aus</strong> Zschiedrich<br />

die Sanierung der ehemaligen Braunkohletagebaue<br />

in Brandenburg, Sachsen,<br />

Sachsen-Anhalt und Thüringen. Der 1951<br />

geborene Maschinenbau-Ingenieur begann<br />

seine Laufbahn 1975 im L<strong>aus</strong>itzer Braunkohlenbergbau<br />

und arbeitete seitdem in<br />

verschiedenen Leitungsfunktionen vor<br />

allem in der Instandhaltung und Technik. Im<br />

Jahr 1996 wurde er zum Prokuristen und<br />

Länderbereichsleiter des Bundesunternehmens<br />

LMBV (L<strong>aus</strong>itzer und Mitteldeutsche<br />

Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH)<br />

berufen und leitete zunächst die Bergb<strong>aus</strong>anierung<br />

im ostsächsischen Revier. Seit 1999<br />

fungierte der L<strong>aus</strong>itzer als Bereichsleiter des<br />

Ingenieurbereiches Sanierung der LMBV und<br />

nahm die bergrechtliche Verantwortung als<br />

Chefingenieur für die vielfältigen ingenieurtechnischen<br />

Sanierungsprozesse wahr.<br />

Ab 2009 war der im Spreewald lebende<br />

Bergmann in Personalunion auch Geschäftsführer<br />

der Gesellschaft zur Verwahrung und<br />

Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben<br />

mbH in Sondersh<strong>aus</strong>en, einer<br />

damaligen Tochtergesellschaft. Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung der LMBV ist er seit<br />

Beginn des Jahres 2014. Zu seinem Verantwortungsbereich<br />

gehören unter anderem alle<br />

Fragen der langfristigen Planungen, des Sanierungs-<br />

und Genehmigungsmanagements,<br />

der Geotechnik, des Umweltschutzes und der<br />

bergbaulichen Wiedernutzbarmachung.<br />

Heute sind 680 Mitarbeiter in der LMBV<br />

tätig. In der Grundsanierung und bei der<br />

Gefahrenabwehr im Zusammenhang mit dem<br />

Grundwasser-Wiederanstieg wurden im Jahr<br />

2018 Sanierungsleistungen in Höhe von 229<br />

Millionen Euro erbracht, die wesentlich in den<br />

Bergbauregionen am Markt <strong>aus</strong>geschrieben<br />

und an mittelständische Bau- und Handwerksunternehmen<br />

vergeben wurden.<br />

Wirtschaft<br />

im Osten?<br />

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