Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
*<br />
BERLIN<br />
Tina Turner<br />
Der Popstar ist ein<br />
Fall fürs Gericht<br />
SEITE 10<br />
DER<br />
ROTE<br />
TEPPICH<br />
Ehre, wemEhregebührt!<br />
Foto: Imago Images/Segerer<br />
Der Autor<br />
BovBjerg<br />
(54)erhält<br />
einen Preis<br />
und wird<br />
verfilmt.<br />
Erschrieb für die Satire-<br />
Zeitschrift „Eulenspiegel“,<br />
arbeitete mit Star-Autor<br />
Wladimir Kaminer und<br />
veröffentlicht Bücher mit<br />
Titeln wie „Merkeljahre<br />
sind keine Herrenjahre“.<br />
Ohne Frage: Der <strong>Berliner</strong><br />
Schriftsteller Bov Bjerg (54)<br />
hat einen eigenen Kopf und<br />
nimmt sich selbst nicht zu<br />
ernst. Über seine Arbeit<br />
sagt er manchmal Sätze<br />
wie: „Meine Texte waren<br />
Mist, aber sonst war’s richtig<br />
gut“. Bov Bjerg ist im<br />
Prenzlauer Berg zu Hause,<br />
er kam 1984 als Schwabe<br />
nach West-Berlin, um dem<br />
Wehrdienst zu entgehen. In<br />
den 90er-Jahren prägte er<br />
Kult-Veranstatungsreihen<br />
wie „Dr. Seltsams Frühschoppen“<br />
und die „Reformbühne<br />
Heim &Welt“.<br />
Für sein Schaffen, zu dem<br />
auch der Buch-Bestseller<br />
„Auerhaus“ gehört, wird<br />
Bjerg jetzt mit dem Hugo-<br />
Ball-Preis der Stadt Pirmasens<br />
ausgezeichnet. Hugo<br />
Ball war Mitbegründer der<br />
Dada-Bewegung. Und, wie<br />
die Preis-Jury befand, passt<br />
Dadaismus ja auch ganz gut<br />
zu Bov Bjerg. So etwas wie<br />
eine zweite Auszeichnung<br />
erhält der Wahl-<strong>Berliner</strong><br />
übrigens am 5. Dezember.<br />
Denn dann kommt die Verfilmung<br />
seines „Auerhaus“-<br />
Buchs mit Max von der<br />
Groeben und Damian Hardung<br />
in die Kinos. MOW<br />
Fragen?<br />
Wünsche?<br />
Tipps?<br />
Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />
(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />
10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />
E-Mail: leser-bk@dumont.de<br />
Abo-Service: Tel. 030/232777<br />
Katja Hoffmann als Kleinkind<br />
Anfang der 80er in Strickkleidung.<br />
Sie soll ihrer Mutter Marion sehr<br />
ähnlich gesehen haben.<br />
Von<br />
KERSTIN HENSE<br />
Oranienburg/Berlin – Sie war<br />
noch ein Säugling und erst<br />
wenige Monate alt, als ihre<br />
Mutter spurlos aus ihrem Leben<br />
verschwand. Katja Hoffmann<br />
wurde vor 41 Jahren zu<br />
DDR-Zeiten von ihren Großeltern<br />
adoptiert und erfuhr<br />
erst durch einen Zufall von<br />
ihrer wahren Identität. Seitdem<br />
sucht sie fieberhaft nach<br />
ihren Wurzeln und hofft<br />
über den KURIER endlich ihre<br />
Mutter zu finden, die in<br />
Berlin wohnen soll.<br />
„Ich komme erst zur Ruhe,<br />
wenn ich sie gefunden habe.<br />
Ich möchte endlich die Wahrheit<br />
erfahren, wo ich wirklich<br />
herkomme“, sagt Katja Hoffmann<br />
leise. Sie hat so viele Fragen,<br />
auf die sie seit Jahren Antworten<br />
sucht. Ihre Großeltern<br />
wollten sie ihr nicht geben und<br />
verwischten sämtliche Spuren,<br />
Katja (Mitte) mit ihrem Großvater Lutz und<br />
ihrer Großmutter Hannelore, die sie bis zur<br />
Grundschule irrtümlich für ihreEltern hielt.<br />
Ein Mal möchte<br />
ich meine Mama<br />
umarmen!<br />
Katja Hoffmann ist mit 41 Jahren fieberhaft<br />
auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter.Die<br />
hatte ihreTochter einst zur Adoption freigegeben<br />
damit die Wahrheit nie ans<br />
Licht kommt.<br />
Katja Hoffmann wurde am 25.<br />
August 1978 im Krankenhaus<br />
der Militärmedinischen Akademie,<br />
heute Helios-Klinikum, in<br />
Bad Saarow geboren. Nur wenige<br />
Monate danach wurde sie<br />
von ihrer Mutter verlassen und<br />
sah sie bis heute nie wieder. Die<br />
kleine Katja kam zu ihren<br />
Großeltern und wurde am 1.<br />
Oktober 1980 mit Beschluss des<br />
Jugendhilfeausschusses des<br />
Kreises Oranienburg von<br />
ihnen adoptiert.<br />
Warum sie bei ihren<br />
Großeltern aufwuchs<br />
und ihre Mutter sie zurückließ,<br />
weiß Katja<br />
Hoffmann bis heute<br />
nicht. „Ich hielt meine<br />
Oma und meinen<br />
Opa für meine Mutter<br />
und meinen Vater.<br />
Erst in der<br />
Schule erfuhr ich,<br />
dass das nicht<br />
stimmt.“ Es war ein<br />
Schock, so sagt sie, als sie<br />
Katja Hoffmann zeigt ihre<br />
Adoptionsurkunde, die<br />
ihrewahreAbstammung<br />
belegt.<br />
Katja kuschelt sich an<br />
ihren Dalmatiner-Hund.<br />
Damals warsie ungefähr<br />
zehn Jahrealt.<br />
Katja Hoffmann als<br />
erwachsene Frau<br />
41 Jahrespäter.Sie<br />
möchte endlich ihre<br />
Mutter kennenlernen.<br />
von ihrer Cousine plötzlich erfuhr,<br />
dass sie gar nicht ihre Eltern<br />
waren. Nachdem sie die<br />
Großeltern damit konfrontierte,<br />
hätten sie<br />
nur gesagt,<br />
dass es stimmen<br />
würde<br />
und ich<br />
nicht ihre<br />
Tochter sei<br />
und mir den<br />
Adoptionsbe-<br />
schluss gezeigt. Warum sie niemals<br />
näher nachhakte? „Ich habe<br />
gespürt, dass ich sie wahnsinnig<br />
verletze, wenn ich tiefer<br />
bohre. Das konnte ich nicht ertragen,<br />
weil ich sie geliebt habe.“,<br />
sagt sie. Außerdem hätten<br />
sie ihr gesagt, dass sie nicht<br />
wüssten, was mit ihrer Mutter<br />
geschehen sei. Im richterlichen<br />
Beschluss, der dem KURIER<br />
vorliegt, steht: „Die Mutter war<br />
während der Geburt noch minderjährig.<br />
Sie kümmerte sich<br />
um die Betreuung und Erziehung<br />
des Kindes nur wenig.“<br />
Ihre Großeltern hüteten das<br />
Geheimnis nahezu perfekt<br />
und sprachen fast nie über<br />
die Tochter. „Es gab nicht<br />
ein einziges Foto in unserem<br />
Haus, das an meine<br />
Mutter erinnerte. Es kam<br />
mir vor, als hätten sie ihr<br />
ganzes Leben ausgelöscht“,<br />
so Hoffmann. Nur<br />
einmal sei ihrem Großvater<br />
herausgerutscht, „dass sie mit<br />
einem Soldaten ein Verhältnis<br />
hatte und mich mit ihm gezeugt