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Berliner Kurier 30.10.2019

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*<br />

BERLIN<br />

Tina Turner<br />

Der Popstar ist ein<br />

Fall fürs Gericht<br />

SEITE 10<br />

DER<br />

ROTE<br />

TEPPICH<br />

Ehre, wemEhregebührt!<br />

Foto: Imago Images/Segerer<br />

Der Autor<br />

BovBjerg<br />

(54)erhält<br />

einen Preis<br />

und wird<br />

verfilmt.<br />

Erschrieb für die Satire-<br />

Zeitschrift „Eulenspiegel“,<br />

arbeitete mit Star-Autor<br />

Wladimir Kaminer und<br />

veröffentlicht Bücher mit<br />

Titeln wie „Merkeljahre<br />

sind keine Herrenjahre“.<br />

Ohne Frage: Der <strong>Berliner</strong><br />

Schriftsteller Bov Bjerg (54)<br />

hat einen eigenen Kopf und<br />

nimmt sich selbst nicht zu<br />

ernst. Über seine Arbeit<br />

sagt er manchmal Sätze<br />

wie: „Meine Texte waren<br />

Mist, aber sonst war’s richtig<br />

gut“. Bov Bjerg ist im<br />

Prenzlauer Berg zu Hause,<br />

er kam 1984 als Schwabe<br />

nach West-Berlin, um dem<br />

Wehrdienst zu entgehen. In<br />

den 90er-Jahren prägte er<br />

Kult-Veranstatungsreihen<br />

wie „Dr. Seltsams Frühschoppen“<br />

und die „Reformbühne<br />

Heim &Welt“.<br />

Für sein Schaffen, zu dem<br />

auch der Buch-Bestseller<br />

„Auerhaus“ gehört, wird<br />

Bjerg jetzt mit dem Hugo-<br />

Ball-Preis der Stadt Pirmasens<br />

ausgezeichnet. Hugo<br />

Ball war Mitbegründer der<br />

Dada-Bewegung. Und, wie<br />

die Preis-Jury befand, passt<br />

Dadaismus ja auch ganz gut<br />

zu Bov Bjerg. So etwas wie<br />

eine zweite Auszeichnung<br />

erhält der Wahl-<strong>Berliner</strong><br />

übrigens am 5. Dezember.<br />

Denn dann kommt die Verfilmung<br />

seines „Auerhaus“-<br />

Buchs mit Max von der<br />

Groeben und Damian Hardung<br />

in die Kinos. MOW<br />

Fragen?<br />

Wünsche?<br />

Tipps?<br />

Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />

(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />

10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />

E-Mail: leser-bk@dumont.de<br />

Abo-Service: Tel. 030/232777<br />

Katja Hoffmann als Kleinkind<br />

Anfang der 80er in Strickkleidung.<br />

Sie soll ihrer Mutter Marion sehr<br />

ähnlich gesehen haben.<br />

Von<br />

KERSTIN HENSE<br />

Oranienburg/Berlin – Sie war<br />

noch ein Säugling und erst<br />

wenige Monate alt, als ihre<br />

Mutter spurlos aus ihrem Leben<br />

verschwand. Katja Hoffmann<br />

wurde vor 41 Jahren zu<br />

DDR-Zeiten von ihren Großeltern<br />

adoptiert und erfuhr<br />

erst durch einen Zufall von<br />

ihrer wahren Identität. Seitdem<br />

sucht sie fieberhaft nach<br />

ihren Wurzeln und hofft<br />

über den KURIER endlich ihre<br />

Mutter zu finden, die in<br />

Berlin wohnen soll.<br />

„Ich komme erst zur Ruhe,<br />

wenn ich sie gefunden habe.<br />

Ich möchte endlich die Wahrheit<br />

erfahren, wo ich wirklich<br />

herkomme“, sagt Katja Hoffmann<br />

leise. Sie hat so viele Fragen,<br />

auf die sie seit Jahren Antworten<br />

sucht. Ihre Großeltern<br />

wollten sie ihr nicht geben und<br />

verwischten sämtliche Spuren,<br />

Katja (Mitte) mit ihrem Großvater Lutz und<br />

ihrer Großmutter Hannelore, die sie bis zur<br />

Grundschule irrtümlich für ihreEltern hielt.<br />

Ein Mal möchte<br />

ich meine Mama<br />

umarmen!<br />

Katja Hoffmann ist mit 41 Jahren fieberhaft<br />

auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter.Die<br />

hatte ihreTochter einst zur Adoption freigegeben<br />

damit die Wahrheit nie ans<br />

Licht kommt.<br />

Katja Hoffmann wurde am 25.<br />

August 1978 im Krankenhaus<br />

der Militärmedinischen Akademie,<br />

heute Helios-Klinikum, in<br />

Bad Saarow geboren. Nur wenige<br />

Monate danach wurde sie<br />

von ihrer Mutter verlassen und<br />

sah sie bis heute nie wieder. Die<br />

kleine Katja kam zu ihren<br />

Großeltern und wurde am 1.<br />

Oktober 1980 mit Beschluss des<br />

Jugendhilfeausschusses des<br />

Kreises Oranienburg von<br />

ihnen adoptiert.<br />

Warum sie bei ihren<br />

Großeltern aufwuchs<br />

und ihre Mutter sie zurückließ,<br />

weiß Katja<br />

Hoffmann bis heute<br />

nicht. „Ich hielt meine<br />

Oma und meinen<br />

Opa für meine Mutter<br />

und meinen Vater.<br />

Erst in der<br />

Schule erfuhr ich,<br />

dass das nicht<br />

stimmt.“ Es war ein<br />

Schock, so sagt sie, als sie<br />

Katja Hoffmann zeigt ihre<br />

Adoptionsurkunde, die<br />

ihrewahreAbstammung<br />

belegt.<br />

Katja kuschelt sich an<br />

ihren Dalmatiner-Hund.<br />

Damals warsie ungefähr<br />

zehn Jahrealt.<br />

Katja Hoffmann als<br />

erwachsene Frau<br />

41 Jahrespäter.Sie<br />

möchte endlich ihre<br />

Mutter kennenlernen.<br />

von ihrer Cousine plötzlich erfuhr,<br />

dass sie gar nicht ihre Eltern<br />

waren. Nachdem sie die<br />

Großeltern damit konfrontierte,<br />

hätten sie<br />

nur gesagt,<br />

dass es stimmen<br />

würde<br />

und ich<br />

nicht ihre<br />

Tochter sei<br />

und mir den<br />

Adoptionsbe-<br />

schluss gezeigt. Warum sie niemals<br />

näher nachhakte? „Ich habe<br />

gespürt, dass ich sie wahnsinnig<br />

verletze, wenn ich tiefer<br />

bohre. Das konnte ich nicht ertragen,<br />

weil ich sie geliebt habe.“,<br />

sagt sie. Außerdem hätten<br />

sie ihr gesagt, dass sie nicht<br />

wüssten, was mit ihrer Mutter<br />

geschehen sei. Im richterlichen<br />

Beschluss, der dem KURIER<br />

vorliegt, steht: „Die Mutter war<br />

während der Geburt noch minderjährig.<br />

Sie kümmerte sich<br />

um die Betreuung und Erziehung<br />

des Kindes nur wenig.“<br />

Ihre Großeltern hüteten das<br />

Geheimnis nahezu perfekt<br />

und sprachen fast nie über<br />

die Tochter. „Es gab nicht<br />

ein einziges Foto in unserem<br />

Haus, das an meine<br />

Mutter erinnerte. Es kam<br />

mir vor, als hätten sie ihr<br />

ganzes Leben ausgelöscht“,<br />

so Hoffmann. Nur<br />

einmal sei ihrem Großvater<br />

herausgerutscht, „dass sie mit<br />

einem Soldaten ein Verhältnis<br />

hatte und mich mit ihm gezeugt

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