04.11.2019 Aufrufe

Berliner Kurier 03.11.2019

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

15<br />

Wedding/Mitte<br />

Der Bau der Mauer teilte die Swinemünder Straße.<br />

Hier grenzte der sowjetische an den französischen<br />

Sektor.Das Bezirksamt Wedding ließ 1982 an der Ecke<br />

zur Bernauer Straße einen Gedenkstein aufstellen.<br />

In der Straße starben zwischen August und Oktober<br />

1961 vier Menschen durch Sprünge aus Häusern in<br />

den Westen.<br />

zentrale nicht mit ihm kooperiert<br />

und der Historiker und<br />

Mauer-Experte Hans-Hermann<br />

Hertle hätte das Projekt<br />

nicht lektoriert.<br />

„Die Ausstellung unterstützt<br />

unseren Auftrag, Demokratie<br />

zu stärken, vor allem in fragilen<br />

Phasen, wie wir sie gerade<br />

weltweit erleben“, sagt Thomas<br />

Krüger, Präsident der bpb. „Alle<br />

Menschen nehmen –egal ob<br />

positive und negative Nachrichten<br />

–erst mal Bilder wahr.<br />

Wer kennt das nicht: Wenn ein<br />

Buchdeckel oder ein Trailer<br />

mit dem richtigen Titel oder<br />

eingängiger Musik uns anspricht,<br />

dann wollen wir mehr<br />

davon.“<br />

Die DDR sicherte seit 1952 die<br />

innerdeutsche Grenze durch<br />

Zäune, Alarmvorrichtungen<br />

und Grenzposten. Zwischen<br />

Ost- und West-Berlin blieb der<br />

Verkehr in beide Richtungen<br />

vorerst rege, weil relativ frei.<br />

Der 13. August 1961 änderte das.<br />

An diesem Tag begann der Bau<br />

der Mauer. Der schließlich<br />

156,4 Kilometer lange „antifaschistische<br />

Schutzwall“ wurde<br />

zu dem Symbol des Kalten Krieges<br />

–28Jahre, 2Monate und 28<br />

Tage lang.<br />

Auf West-<strong>Berliner</strong> Seite dokumentierte<br />

die Polizei alle<br />

Mauerbauarbeiten und -änderungen,<br />

auch Fluchten, geglückte<br />

und missglückte. So<br />

sind viele Fotos, die Kupsch<br />

verwendet hat, auch Tatorte.<br />

An der Mauer kamen mindestens<br />

140 Menschen ums Leben.<br />

Für sein Projekt begab sich<br />

Kupsch mit Fotos aus dem Archiv<br />

der Polizeihistorischen<br />

Sammlung auf Spurensuche.<br />

Kein einfaches Unterfangen.<br />

Beim Nachfotografieren ist es<br />

nicht nur wichtig, exakt den<br />

Punkt zu finden, von dem aus<br />

die Originalaufnahme entstand.<br />

Auch die Jahres- und die Tageszeit,<br />

das Wetter, der Verkehr<br />

und die Passanten müssen<br />

passen, um den Augenblick von<br />

gestern mit dem von heute perfekt<br />

verschmelzen zu können.<br />

Erschwerend kam dieses Mal<br />

hinzu, dass die West-<strong>Berliner</strong><br />

Polizei Fotos hauptsächlich<br />

von Aufbauten aus schoss, war<br />

die Mauer doch schließlich vielerorts<br />

bis zu 3,60 Meter hoch.<br />

Um die Augenblicke exakt einzufangen,<br />

nutzte Kupsch ein<br />

vier Meter hohes Stativ. Das habe<br />

Aufsehen erregt, sagt er.<br />

„Neugierige Touristen fragten:<br />

,Dürfen Sie das überhaupt?‘<br />

Und angetrunkene <strong>Berliner</strong><br />

lallten: ,Ey, Alter, warum<br />

nimmste nich ne Drohne?‘“<br />

Mit seinen Fotomontagen will<br />

Kupsch nicht illustrieren: „Wir<br />

haben die Mauer wieder aufgebaut!“<br />

Sondern: „einen visuellen<br />

Wow-Effekt schaffen, der<br />

zum Nachdenken anregt“.<br />

Dementsprechend lautet der<br />

Leitgedanke der Ausstellung:<br />

Stellen Sie sich vor, die Mauer<br />

würde neu errichtet –was würde<br />

das bedeuten, für die Stadt,<br />

für Sie?<br />

Wo heute der Verkehr fließt<br />

und sich Passanten von einem<br />

Teil der Stadt in den anderen<br />

bewegen, würden Beton, Stacheldraht,<br />

Panzersperren den<br />

Weg versperren. „Ich würde<br />

nicht mehr zur Arbeit kommen“,<br />

sagt Alexander Kupsch.<br />

„Ich auch nicht“, sagt Anja<br />

Linnekugel.<br />

Auch der Autor dieses Textes<br />

nicht. Die Mauer stünde direkt<br />

vor der Einfahrt in die Tiefgarage<br />

des Verlagshauses.<br />

„Alles würde sich verändern“,<br />

sagt Kupsch: „Lebensadern der<br />

Stadt würden zerschnitten,<br />

Freundschaften würden zerrissen.“<br />

Dass dem nicht so ist, dafür<br />

sollten wir dankbar sein.<br />

Michael Brettin<br />

„Die Mauer –sie steht wieder!“<br />

Lichthof der Humboldt-Universität,<br />

Unter den Linden 6, 10117 Berlin,<br />

9. bis 30. November,Montag bis<br />

Freitag von 9bis 21 Uhr,Sonnabend<br />

von 9bis 17 Uhr,Eintritt frei

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!