05.11.2019 Aufrufe

Gemeinde Insider November 2019

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Keren Hajessod<br />

ASAEL SHABO IN WIEN<br />

FÜR DIE MENSCHEN ISRAELS<br />

Am 24. September war es soweit: Nach<br />

seiner Tour durch Deutschland hatten wir<br />

die Ehre, Asael Shabo, 26-jähriger Überlebender<br />

eines Terroranschlages, im <strong>Gemeinde</strong>zentrum<br />

der IKG Wien begrüßen zu<br />

dürfen. Wer gedacht hatte, einen traurigen<br />

oder rührseligen Vortrag zu hören, wurde<br />

rasch eines Besseren belehrt.<br />

Einleitende Worte wurden von unserem<br />

neuen Delegierten Rafi Heumann gesprochen,<br />

der über den „Fund For Victims Of<br />

Terror“ berichtete. Seit 2002 engagiert sich<br />

Keren Hajessod in der Hilfe für Terroropfer<br />

auf vielfältige Art und Weise. Neben<br />

der finanziellen Unterstützung ist der persönliche<br />

Kontakt und Beziehungsaufbau zu<br />

Überlebenden und den betrofenen Angehörigen<br />

von großer Bedeutung. So erhalten<br />

Terrorüberlebende innerhalb der ersten 24<br />

Stunden € 1.000,– Soforthilfe und darüber<br />

hinaus weiterführende Unterstützung, sei es<br />

bei der Traumabehandlung, bei der zukünftigen<br />

Berufsauswahl oder als Hilfestellung<br />

im weiteren Leben.<br />

Durch den Abend führte Daniela Davidovits-Nagy,<br />

an dieser Stelle nochmals vielen<br />

Dank dafür!<br />

Vor uns steht ein junger, dynamischer,<br />

sportlicher, lebensbejahender junger Mann,<br />

und er wirkt weder traurig noch voller<br />

Groll. Asael Shabo erzählt uns von dem<br />

Abend, als der Terrorist sich Eintritt in das<br />

Haus seiner Familie verschafte. Asael war<br />

damals neun Jahre alt.<br />

„Wir haben ihn nicht gehört. Der Terrorist<br />

betrat das erste Zimmer und hat<br />

angefangen zu schießen. In diesem Zimmer<br />

war ich mit meinen drei Brüdern.<br />

Er hat sie sofort erschossen. Ich fiel auf<br />

den Boden und habe mich totgestellt“,<br />

erzählt Asael. Die Schwester, die im ersten<br />

Stock des Hauses ist, kann sich noch unter<br />

dem Bett verstecken, der Vater befindet sich<br />

gerade auf dem Heimweg von der Arbeit.<br />

Alle anderen haben an diesem Tag keine<br />

Chance. Seine Mutter und seine 3 Brüder<br />

sterben bei diesem Anschlag. Als der Albtraum<br />

endlich vorbei ist und er von Soldaten<br />

hinausgetragen wird, in der Annahme,<br />

dass er auch tot sei, gibt er, wie er glaubt,<br />

einen Schrei von sich. Die Soldaten sagen<br />

ihm später, dass sie ihn kaum wahrgenommen<br />

haben, so schwach und leise war er.<br />

Er kommt ins Spital und erfährt dort nicht<br />

nur, dass er seine halbe Familie verloren hat,<br />

nein, er muss auch feststellen dass er einen<br />

Großteil seines Beines verloren hat. Zwei<br />

Jahre lang muss er im Spital bleiben, 200<br />

Splitter wurden aus seinem neunjährigen<br />

Körper entfernt.<br />

Danach versucht er, wieder wie ein „normaler“<br />

Bub zurück an die Schule zu gehen,<br />

aber nicht nur sein Körper hat sich verändert,<br />

nein, sein Leben und er haben sich<br />

Asael Shabo im Gespräch mit Daniela Davidovits-Nagy<br />

komplett verändert, und er kann mit den<br />

Kindern an der Schule nichts anfangen und<br />

sie mit ihm nicht.<br />

Ein Lehrer nimmt sich seiner an und<br />

unterstützt und fördert ihn. Er beginnt<br />

Schwimmer zu werden, und das bringt ihn<br />

ins Leben zurück. Zwei Jahre vor Olympia<br />

in London entscheidet er sich für einen<br />

Mannschaftssport, Basketball, und feiert<br />

auch hier Erfolge. Unter anderem spielt er<br />

zwei Jahre in Hamburg. Sein bester Freund<br />

im Team ist ein Iraner, bis heute haben sie<br />

regelmäßig Kontakt: „Wir sind alle Menschen,<br />

und Sport kann Brücken bauen.“<br />

Inzwischen ist der nun 26-Jährige zurück<br />

in Israel, mit einer Deutschen verheiratet,<br />

spielt in der Nationalmannschaft und<br />

ist Sportlehrer und Trainer. Er erzählt uns,<br />

dass seine Schwester geheiratet und drei<br />

Kinder bekommen hat. Auch sein Vater hat<br />

wieder geheiratet.<br />

Auf die Frage aus dem Publikum, wie die<br />

Familie mit der Tragödie umgegangen ist,<br />

antwortet Asael Shabo: „Wenn Du heimkommst<br />

und Dein Haus in Flammen<br />

steht, Deine Frau und Deine drei Söhne<br />

tot sind, begreifst Du, dass Dein Leben<br />

zusammengebrochen ist. Aber mein Vater<br />

hat nicht aufgegeben, sondern für uns gekämpft.<br />

Da wusste ich, dass ich ihn nicht<br />

enttäuschen darf.“<br />

Asaels Lebensmotto ist es, stets bis zum<br />

Maximum zu gehen und sein Bestes geben.<br />

Er war der Einzige, der in diesem Raum<br />

überlebt hat, das hat ihn dazu verpflichtet<br />

weiterzumachen, denn: „Wofür hätte ich<br />

sonst überlebt?“. Darum ist es ihm auch so<br />

wichtig, hinaus in die Welt zu gehen und<br />

seine Geschichte<br />

zu erzählen, um<br />

damit möglichst<br />

viele Menschen zu<br />

erreichen.<br />

Uns alle hat<br />

er erreicht, seine<br />

Worte sind bis in<br />

unsere Herzen vorgedrungen,<br />

und<br />

wir haben Einblicke<br />

erhalten, die<br />

wir sonst nicht<br />

hätten. Der Abend<br />

ging zu Ende wie<br />

er gestartet hatte,<br />

mit Zuversicht,<br />

mit Hochachtung<br />

vor diesem jungen Mann, der bereits in<br />

jungen Jahren so viel erlebt hat, und die<br />

Hofnung dennoch nicht verlor. Es war ein<br />

ergreifender Abend mit vielen Emotionen,<br />

und wir sind ihm sehr dankbar, dass er nach<br />

Wien gekommen ist, um seine Geschichte<br />

mit uns zu teilen.<br />

Daniella Steinberger<br />

Wenn auch Sie dieses so wichtige Projekt<br />

von Keren Hajessod, den „Fund For<br />

Victims Of Terror“, unterstützen möchten,<br />

würden wir uns über Ihre Spende<br />

sehr freuen:<br />

IBAN: AT62 6000 0000 0717 2670<br />

BIC: BAWAATWW<br />

Kennwort „TERROR“<br />

Sollten Sie darüber hinaus weitere Informationen<br />

wünschen, bitte kontaktieren<br />

Sie uns jederzeit unter<br />

info@kerenhajessod.at oder<br />

0676/ 44 600 62<br />

24 insider <strong>November</strong> <strong>2019</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!