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2019-11-10 Bayreuther Sonntagszeitung

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<strong>Bayreuther</strong> <strong>Sonntagszeitung</strong><br />

Gesundheit <strong>10</strong>. November <strong>2019</strong> 9<br />

Sprechstunde am Sonntag<br />

Anzeige<br />

ADHS: Hemmungslos und ungebremst<br />

Wenn Leon spielt, redet<br />

oder rennt, tut er das alles<br />

ein bisschen lauter und extremer<br />

als andere Kinder.<br />

Seinen Bewegungsdrang<br />

kann er kaum zügeln, seinen<br />

Redeschwall hat er<br />

selten unter Kontrolle. StillsitzenundZuhörenimSchulunterricht<br />

oder konzentrieren<br />

bei den Hausaufgaben<br />

fallen ihm besonders<br />

schwer. Doch Leon kann<br />

nicht anders. Der 13-Jährige<br />

hat eine Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung<br />

(ADHS).<br />

Die Diagnose bekamen der<br />

Junge und seine Eltern schon<br />

in der Grundschule: Hyperaktiv,<br />

impulsiv, unaufmerksam<br />

– spielen diese drei Attribute<br />

zusammen, kann man<br />

mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

von ADHS sprechen. Leons<br />

Eltern sind überfordert, verunsichert,<br />

hilflos. Angst macht<br />

sich breit. Was nun?<br />

Je früher, desto besser<br />

„ADHS ist eine sehr gut behandelbare<br />

Störung“, sagt<br />

Dr. med. Uwe-Jens Gerhard.<br />

Der Chefarzt der Kinder- und<br />

Hemmungslos und ungebremst! Aber nur keine Panik: ADHS ist<br />

gut behandelbar, sagt Dr. med. Uwe-Jens Gerhard, Chefarzt der<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie am Bezirkskrankenhaus<br />

Bayreuth.<br />

Jugendpsychiatrie am Bezirkskrankenhaus<br />

Bayreuth versucht,<br />

alle betroffenen Eltern<br />

zu beruhigen und ihnen die<br />

Angst zu nehmen. „Da gibt es<br />

ganz andere Krankheiten, die<br />

weitaus schicksalhafter sind.“<br />

Er rät dringend, beim gerings-<br />

ten Verdacht oder auf Anraten<br />

der Schule, einen Kinderarzt<br />

aufzusuchen. „Je früher eine<br />

Diagnose gestellt wird, umso<br />

besser.“<br />

Kind merkt es nicht<br />

ADHS ist eine organisch bedingte<br />

Erkrankung des Gehirns,<br />

die genetisch weitergegeben<br />

wird. „Häufig sind auch<br />

die Geschwister betroffen“,<br />

sagt Dr. Gerhard. Durch eine<br />

Veränderung im Gehirn, sind<br />

bestimmte Zentren gestört, so<br />

der Präfrontale Cortex, der für<br />

die Hemmungsfunktion zuständig<br />

ist. Das Kind hat diese<br />

Funktion nicht mehr unter<br />

Kontrolle, kann sie nicht selbst<br />

beeinflussen und führt alles ungehemmt<br />

aus. „Das Kind merkt<br />

das nicht mal. Es hat auch<br />

keine Schmerzen“, sagt Dr.<br />

Gerhard. Lediglich durch das<br />

Umfeld bekommt es die Reaktionen<br />

zu spüren.<br />

Die wirksamste Behandlung<br />

von ADHS läuft über geeignete<br />

Medikamente, so der Chefarzt<br />

der Kinder- und Jugendpsychiatrie.<br />

Damit lässt sich die<br />

Störung der betroffenen Hirnregion<br />

gut regulieren. Ab sechs<br />

Jahren bekommen Kinder mit<br />

ADHS die Präparate. „Im Vorschulbereich<br />

spielen Medikamente<br />

noch keine Rolle“, sagt<br />

der Fachmann.<br />

Kraft und Konzentration<br />

lassen nach<br />

Die Erkrankung hat man sein<br />

Leben lang. Auch, wenn man<br />

mit steigendem Alter ruhiger<br />

wird. Die Hyperaktivität nimmt<br />

ab. „Die Konzentrationsstörung<br />

allerdings bleibt“, sagt Dr. Gerhard.<br />

Besonders schwierig wird es<br />

für Betroffene dann, wenn die<br />

intellektuelle Performance in<br />

Schule und Studium immer<br />

mehr zunimmt.<br />

„Hier stoßen viele an ihre Grenzen,<br />

weil Kraft und Konzentration<br />

nachlassen. Sie können<br />

das Geforderte irgendwann<br />

nicht mehr leisten. Manche<br />

versuchen dann, sich selbst zu<br />

behandeln und rutschen in ein<br />

Suchtproblem“, gibt Gerhard<br />

zu bedenken.<br />

Umso wichtiger ist es daher,<br />

frühzeitig wachsam zu sein<br />

und etwas dagegen zu tun.<br />

Dr. Uwe-Jens Gerhard ist<br />

Chefarzt der Klinik für Kinderund<br />

Jugendpsychiatrie und<br />

-psychotherapie am Bezirkskrankenhaus<br />

Bayreuth.<br />

Foto: GeBO<br />

Kontakt:<br />

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

und -psychotherapie<br />

am Bezirkskrankenhaus Bayreuth<br />

Nordring 2<br />

95445 Bayreuth<br />

Telefon: 0921/283 3201<br />

Arbeitswelt und Behinderung<br />

Inklusionsamt des ZBFS mit neuem Kursangebot für 2020<br />

BAYREUTH. Ab sofort informiert<br />

das Inklusionsamt des<br />

Zentrum Bayern Familie und<br />

Soziales (ZBFS) über das<br />

neue Kursprogramm im Jahr<br />

2020.<br />

Das Programm richtet sich gezielt<br />

an Schwerbehindertenver-<br />

NOTDIENSTE am heutigen Sonntag<br />

Alle Angaben ohne Gewähr|Quellen:www.bayreuth.de |www.bayreuther-apotheken.de<br />

ÄRZTLICHER NOTDIENST<br />

• Allgemeine Ärztliche KVB-Bereitschaftspraxis Bayreuth<br />

Spinnereistraße 5b |95445 Bayreuth |Tel.<strong>11</strong>6<strong>11</strong>7<br />

ZAHNÄRZTLICHER NOTDIENST<br />

• Dr.Andreas Hilbig |AmMühlgraben 38 |95445 Bayreuth |<br />

Tel. 0921/46922<br />

TIERÄRZTLICHER NOTDIENST<br />

• Dr.med.vet.HerbertGroßmann | Am Weiherer Weg5|96142 Hollfeld |<br />

Tel. 09274/295<br />

APOTHEKEN-NOTDIENST<br />

• Markgrafen-Apotheke |Weiherstraße27|95448 Bayreuth |<br />

Tel. 0921/15<strong>10</strong>000<br />

DeIne zUKunFt<br />

Eine Karriere bei der Klinikum Bayreuth GmbH<br />

Dein Karriereportal: karriere.klinikum-bayreuth.de<br />

tretungen, Betriebs- und Personalräte,<br />

aber auch an Arbeitgeber<br />

und ihre Inklusionsbeauftragten.<br />

Die Kurse finden in<br />

allen Regierungsbezirken Bayerns<br />

statt und sind für die Teilnehmer<br />

überwiegend kostenfrei.<br />

Das Programm für 2020<br />

kann man jetzt auch online buchen.<br />

Menschen mit Behinderung<br />

arbeiten in fast allen Betrieben<br />

und Dienststellen. „In<br />

Kursen wie ,Leistungen und<br />

Förderprogramme für Arbeitgeber‘<br />

oder ,Prävention statt<br />

Kündigung – der besondere<br />

Kündigungsschutz‘ gibt es praxisnahe<br />

Tipps, wie man die Inklusion<br />

von Menschen mit Behinderung<br />

am Arbeitsplatz erfolgreich<br />

umsetzen kann“, erklärt<br />

Walter Oertel, Leiter des<br />

Inklusionsamts im ZBFS. „Neben<br />

dem Wissen, das in den<br />

Kursen vermittelt wird, profitieren<br />

die Teilnehmenden auch<br />

vom persönlichen Kontakt zu<br />

den Beschäftigten des Inklusionsamtes.“<br />

rs<br />

www.kurse-inklusionsamtbayern.de<br />

Wir<br />

sehen<br />

uns!<br />

Samstag,<br />

16. November,<br />

<strong>10</strong> bis 14Uhr<br />

MTLA-Schule<br />

bis 16 30 Uhr<br />

Die Berufsfachschulen<br />

des<br />

Gesundheitswesens<br />

der<br />

Klinikum Bayreuth<br />

GmbH<br />

Dr. Franz-Str. 3<br />

und Karl-Hugel-<br />

Straße 12/14<br />

Im Labor ist es nie langweilig<br />

MTLA Linda Bauernschmitt über ihren Berufsalltag<br />

BAYREUTH. Als medizinisch-technische<br />

Laborassistentin<br />

(MTLA) ist man<br />

täglich auf Spurensuche. So<br />

wie Linda Bauernschmitt.<br />

Ihre Ausbildung hat sie an<br />

der Berufsfachschule für<br />

MTLA in Bayreuth gemacht.<br />

Die Schule gibt es seit 50<br />

Jahren. Linda ist 22. Sie arbeitet<br />

seit gut einem Jahr im<br />

Labor am Klinikum Bayreuth<br />

als Medizinisch-Technische<br />

Laborassistentin.<br />

Was sie an ihrem Beruf so<br />

toll findet? Dass sie ihr Interesse<br />

an Naturwissenschaft<br />

und Technik nutzen kann,<br />

um Menschen zu helfen.<br />

BTSZ: Linda, warum hast du<br />

dich für die Ausbildung zur<br />

MTLA entschieden?<br />

Linda Bauernschmitt: Mathe,<br />

Physik, Chemie, Biologie<br />

– Naturwissenschaften fand<br />

ich schon in der Schule spannend.<br />

Aber ich möchte auch<br />

Menschen helfen. Auf einer<br />

Ausbildungsmesse habe ich<br />

mich über die Ausbildungsmöglichkeiten<br />

informiert und<br />

festgestellt, dass ich als MTLA<br />

genau das verbinden kann.<br />

Damit war die Entscheidung<br />

gefallen.<br />

BTSZ: Ist es im Labor manchmal<br />

langweilig?<br />

Linda Bauernschmitt: Nein,<br />

nie! Unser Aufgabengebiet ist<br />

riesig. Im Moment untersuche<br />

ich hauptsächlich Blutzellen,<br />

um Entzündungen zu finden<br />

oder Zellveränderungen auf-<br />

Linda Bauernschmitt<br />

zuspüren. Dabei muss man<br />

gewissenhaft und konzentriert<br />

sein. Aber es ist auch immer<br />

Zeit für etwas Spaß. Wir<br />

lachen gemeinsam, helfen<br />

und unterstützen uns gegenseitig.<br />

Wir sind einfach ein<br />

gutes Team.<br />

BTSZ: Warum gehst du<br />

morgens gerne zur Arbeit?<br />

Linda Bauernschmitt: Unsere<br />

Arbeit ist die Grundlage,<br />

auf der Ärzte Diagnosen wie<br />

Leukämie stellen oder Entzündungsherde<br />

ausmachen<br />

und ihre Therapieentscheidungen<br />

treffen. Das ist ein tolles<br />

Gefühl. Jeder wird bei uns<br />

in allen Bereichen eingearbeitet,<br />

ich lerne also dauernd dazu.<br />

Vor allem aber ist mir immer<br />

bewusst, dass hinter den<br />

Laborwerten Menschen stehen.<br />

Und dass ich dabei helfe,<br />

sie richtig zu behandeln.<br />

BTSZ: Also nichts für<br />

Routine-Menschen?<br />

Linda Bauernschmitt: Das<br />

würde ich nicht sagen. Ich bin<br />

auch ein Routine-Mensch, habe<br />

gerne einen Plan, was in<br />

welcher Weise zu tun ist. Aber<br />

ich finde es auch toll, wenn<br />

wir spannende Fälle untersuchen.<br />

Im Grunde ist der Blick<br />

durch das Mikroskop wie der<br />

in einen Spiegel. Nur, dass<br />

man nicht sich selbst sieht,<br />

sondern das Gesicht einer<br />

Erkrankung.<br />

BTSZ: Was geht im Labor gar<br />

nicht?<br />

Linda Bauernschmitt: Kein<br />

Interesse an Naturwissenschaft<br />

und Technik zu haben.<br />

Wenn Mathe, Chemie und<br />

Co. zum Feindbild gehören,<br />

ist der Beruf sicher nicht das<br />

Richtige.<br />

BTSZ: Was geht im Labor<br />

immer?<br />

Linda Bauernschmitt: Spaß<br />

und Spürsinn. Einen zweiten<br />

Blick riskieren, Dinge hinterfragen.<br />

BTSZ: Wolltest du immer im<br />

klinischen Bereich arbeiten?<br />

Linda Bauernschmitt: Die<br />

Entscheidung ist mir zumindest<br />

leicht gefallen. Ich habe<br />

auch ein Praktikum in der Forschung<br />

gemacht. Erfüllender<br />

finde ich aber die Arbeit hier<br />

im Klinikum. Das ist einfach<br />

näher am Patienten.<br />

Wer wissen will, was Linda<br />

Bauernschmitt macht und<br />

wo sie es gelernt hat, sollte<br />

den „Tag der offenen Tür<br />

der MTLA-Schule am Samstag,<br />

16. November, besuchen<br />

(siehe nebenstehende<br />

Anzeige).

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