KÄNGURU April 2019
Natur: Raus ins Grüne! Ausflugstipps für Familien Wichtig: Schwimmen lernen Neues aus der Region Veranstaltungskalender
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24 FAMILIENLEBEN Natur<br />
INTERVIEW<br />
Von Annika Eliane Krause<br />
ZEIT IN DER NATUR FÖRDERT<br />
DIE MENTALE UND<br />
SOZIALE ENTWICKLUNG<br />
© iStockphoto.com/Lisa5201<br />
Wir haben mit der Naturpädagogin Andrea<br />
Herkenhöner darüber gesprochen, warum<br />
die Natur für Kinder so wichtig ist und<br />
wie wir sie dafür begeistern können, mehr<br />
Zeit draußen zu verbringen. Frau Herkenhöner<br />
arbeitet bei dem gemeinnützigen Verein „Natur<br />
bewegt“ und bietet Kindern ein erlebnisorientiertes<br />
Programm, um mit ihnen die Natur zu entdecken.<br />
Warum ist es wichtig für die kindliche Entwicklung, Zeit im<br />
Grünen zu verbringen?<br />
Zeit in der Natur fördert die mentale und soziale Entwicklung –<br />
sei es Kreativität, Entdeckerfreude, Konzentration oder Empathie.<br />
Das Spielverhalten draußen ist viel interaktiver und aktiver als<br />
drinnen. So werden neue Freundschaften geschlossen, Vertrauen<br />
gelernt und durch Bewegung Übergewicht vorgebeugt. Die künstliche<br />
Umwelt wächst und wächst, wohingegen unser natürliches<br />
Umfeld immer weiter schrumpft. Dabei drohen soziale und psychische<br />
Defizite, wenn der Naturkontakt fehlt. Es ist wichtig, in der<br />
Kindheit Abenteuern zu begegnen und Ängste zu überwinden. So<br />
ein Erlebnis kann schon daraus bestehen, einen kleinen Bach zu<br />
überqueren. Daran wächst der Charakter, das Selbstbewusstsein<br />
und man entwickelt sich zu einem starken Menschen.<br />
Wie oft sollte ich mit meinem Kind hinaus in die Natur gehen?<br />
So oft wie möglich. Wie viel Zeit das ist, hängt von der individuellen<br />
Situation in der Familie ab. Aber es kann jede Gelegenheit genutzt<br />
werden: Also wie wäre es, mit den Kindern gemeinsam mit dem<br />
Fahrrad zur Schule oder zu einer Verabredung zu fahren, anstatt<br />
das Auto zu nehmen?<br />
Was tun bei schlechtem Wetter?<br />
Wir gehen mit unseren Gruppen bei jedem Wetter raus, es sei<br />
denn, es gibt eine akute Gefahr durch Sturm oder Gewitter. Meiner<br />
Meinung nach hat jedes Wetter seinen Reiz, nicht nur blauer Himmel<br />
und Sonnenschein. Für Kinder ist es ein Erlebnis, die Gummistiefel<br />
anzuziehen und durch Pfützen zu springen. Natürlich kostet<br />
es Überwindung, sich bei Schnee oder Regen aufzuraffen, aber als<br />
Erwachsener ist die Vorbildfunktion ganz wichtig. Wir müssen unseren<br />
Kindern vorleben, dass es draußen spannender ist als auf<br />
der Couch zu Hause. Oft wird damit argumentiert, dass es draußen<br />
gefährlich sei – sei es durch Verletzungen beim Klettern oder wegen<br />
des Straßenverkehrs. Dabei ist aber nicht zu vergessen, dass<br />
die meisten Unfälle im Haushalt passieren.<br />
Wie kann ich damit umgehen, wenn mein Kind lieber drinnen<br />
bleiben möchte?<br />
Am besten sollte es von klein auf selbstverständlich sein, Zeit<br />
draußen zu verbringen. Kinder haben eine natürliche Neugierde<br />
und Begeisterungsfähigkeit, die sie von allein nach draußen zieht.<br />
Oft sind die Eltern dahinter das Problem, weil sie selbst nicht rausgehen.<br />
Sollte das Kind vor dem Fernseher oder Gameboy kleben,<br />
kann es helfen, feste Zeiten zu vereinbaren. Sprich, die Zeit für<br />
Medien zu begrenzen und gegen Spielzeit draußen einzutauschen.<br />
Zudem kann das Spielen draußen durch ein attraktives Angebot<br />
verlockender wirken – einen Besuch im Wildpark, Bogenschießen,<br />
Fußballspielen … Dabei sollte aber darauf geachtet werden, dass<br />
auch die kleinen Highlights nicht übersehen werden. Oft ist auch<br />
ein einfacher Spaziergang im Wald ein großes Abenteuer, weil es<br />
so viel zu entdecken gibt. Es ist wichtig, die Natur als Erlebnisraum<br />
bewusst wahrzunehmen, auch auf einer kognitiven Ebene.<br />
Das heißt, auch Details wie einen Marienkäfer auf einem Blatt, die<br />
ersten Blütenknospen im Frühling oder das Vogelgezwitscher zu<br />
fokussieren. Auch hier geht es darum, als Eltern ein gutes Vorbild<br />
zu sein – also nicht beim Spazieren auf dem Handy rumtippen und<br />
Kopfhörer mit Musik aufsetzen, sobald das Haus verlassen wird.<br />
Danke für das Gespräch.