UNIon - Europa-Universität Viadrina Frankfurt

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2 [UNIon] Jubiläum Musik als „Brücke über trennende politische Strömungen“ Der polnische Komponist Krzysztof Penderecki wurde mit dem Viadrina-Preis geehrt Im festlichen Rahmen wurde am 7. Mai 2012 in der Frankfurter Konzerthalle bereits zum 13. Mal der Viadrina-Preis verliehen. Mit Krzysztof Pende recki erhielt erstmals ein Komponist diese Ehrung zur Würdigung besonderer Verdienste um die deutsch-polnische Verständigung. In seinen Begrüßungsworten betonte der Präsident der Europa-Universität Dr. Gunter Pleuger, der Preisträger habe polnische Musik in Europa und der gesamten Welt bekannt gemacht. Ein Willkommen galt ebenso den Mitgliedern des Kuratoriums des Förderkreises, unter ihnen Ehrensenator Claus Detjen, Begründer und langjähriger Förderer des Viadrina-Preises, der ehemaligen Präsidentin Prof. Dr. Gesine Schwan und ihrem Mann, Peter Eigen, dem ersten Rektor Prof. Dr. Hans N. Weiler sowie dem Rektor der Universität Wrocław. Den Hanse-Club Wirtschaft für Frankfurt (Oder) und Eisenhüttenstadt stellte Dr. Pleuger als den nun maßgeblichen Sponsor des Viadrina-Preises vor. Jürgen Vietig, Vorsitzender des Kuratoriums des Förderkreises der Europa-Universität, betonte, es sei wünschenswert, dass noch mehr Menschen die Viadrina angagiert unterstützen. Er informierte über die von Claus Detjen initiierte Aktion „100 mal 1.000“, deren Ziel es ist, zukünftig Stiftungsvermögen in Höhe von 100. 000 Euro abzusichern. Laudator Prof. Dr. Rolf Beck, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Schleswig-Holstein Musikfestival, schilderte in persönlichen,emotionalen Worten die Verdienste und den künstlerischen Werdegang des Komponisten Krzysztof Penderecki, mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verbindet. Pendereckis musikalisches Schaffen bezeichnete Prof. Beck als „Brücke über trennende politische Strömungen“ und als wesentlichen Beitrag zur deutsch-polnischen Annäherung nach dem 2. Weltkrieg. Pendereckis Karriere nahm 1960 in Deutschland mit einem Kompositionsauftrag für die Donaueschinger Musiktage ihren Anfang. Den ersten Auftritt als Dirigent erlebte Penderecki ebenfalls in Deutschland und seine Werke wie die Oper „Die Teufel von Loudon“ gelangten auf zahlreichen deutschen Bühnen zur Aufführung. Prof. Rolf Beck hob hervor, dass die Werke Pendereckis von tiefer Religiosität und Humanität geprägt sind, Bekenntnis und Mahnung auf sich vereinen, dabei nicht dem „erhobenen Zeigefinger“ gleichend, sondern der „ausgestreckten Hand“. Penderecki stellt sich der Aufarbeitung der Katastrophen des 20. und 21. Jahrhunderts: Das „Polnische Requiem“ widmet sich dem Gedenken an die Toten von Auschwitz, erinnert an die Opfer des 1970 in Polen niedergeschlagenen Arbeiteraufstandes. Andere Werke thematisieren den Atombombenabwurf auf Hiroshima und das Attentat auf das World Trade Center. Uni-Präsident Dr. Gunter Pleuger begrüßt die Gäste des Festaktes in der Frankfurter Konzerthalle. Beeindruckt zeigte sich Prof. Beck vom großen Engagement Pendereckis und dessen Ehefrau Elżbieta bei der Realisierung ihrer Idee des inzwischen europaweit ausstrahlenden Beethovenfestes im polnischen Krakau. Die Kraft seiner Musik ließ Krzysztof Penderecki zu einem „großen Europäer und Weltbürger“ werden – mit dieser Würdigung beschloss Prof. Beck seine Laudatio auf den Preisträger. In seinen Dankesworten erklärte Krzysztof Penderecki, er habe „dank der Verleihung des ehrenvollen Preises der Europa-Universität einen Platz in der Familie der Persönlichkeiten aus der Welt der Kultur und Politik gefunden, die sich intensiv für die Verständigung zwischen Deutschland und Polen einsetzen“. Er verwies darauf, dass die Viadrina, die „an der Oder Gelegene“, sich in ihrem Namen auf die Natur bezieht, die er liebt und schätzt. Natur inspiriere dazu, „in der kompositorischen Tätigkeit nachgeahmt zu werden“. Das die Universität auszeichnende multikulturelle Element prägte auch Penderecki von Kindheit an, da er aus dem polnischen Dębica stammt, „wo sich die Wege vieler Kulturen kreuzten“. Das gemeinsame Erleben der Sprache der Musik könne die Grenzen von Religionen und Weltanschauungenüberschreiten und „Elemente und Werte harmonisieren“. Penderecki mahnte, dass die künstlerische FOTOS: HEIDE FEST Schöpfungskraft nur lebendig bleibe, wenn man sich ein Leben lang dem Erkenntnisgewinn gegenüber offen zeigt. Ebenso folgt er dem Appell des Dichters Zbigniew Herbert, der forderte, „in der Kunst vor allem aufrichtig zu bleiben“. Krzysztof Penderecki charakterisierte seine in den 60er und 70er Jahren geschaffenen Werke als „rebellisch“. Dabei habe er niemals „Fachkompetenz“ und „Aufrechterhaltung des moralischen Rückgrats im Denken und Handeln“ als die maßgeblichen Prämissen vernachlässigt. Im Anschluss kamen die Anwesenden in den Genuss eines gemeinsamen Musikerlebnisses: Durch Solisten des Brandenburgischen Staatsorchesters Frankfurt (Oder) kam die Sonate Nr. 2 für Violine und Klavier, eine Komposition von Krzysztof Penderecki, zur Aufführung. CAROLA SCHULZE Krzysztof Penderecki (l.) dankte den Musikern Klaudyna Schulze-Broniewska (Violine) und Christian Seibert (Klavier) herzlichst, die seine Sonate Nr. 2 für Violine und Klavier darboten und viel Applaus erhielten.
Ehrungen 3 [UNIon] Institut für angewandte Geschichte wurde mit dem Förderpreis geehrt Das an der Viadrina angesiedelte „Institut für angewandte Geschichte“ wurde anlässlich der Übergabe des Viadrina-Preises mit dem Förderpreis für herausragendes studentisches Engagement geehrt. Es profilierte sich in den vergangenen Jahren mit ambitionierten Projekten, u.a. zur Grenzlandforschung, und trat mit verschiedenen Publikationen an die Öffentlichkeit. Kürzlich erschien „Makom tov – der gute Ort“. Siehe auch Seite 59). Der Vorsitzende des Kuratoriums des Förderkreises Jürgen Vietig (l.) und Uni-Präsident Dr. Gunter Pleuger (r.) übergeben den Förderpreis an Stephan Felsberg. FOTOS: HEIDE FEST Der Viadrina-Preis Seit 1999 wird an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) der Viadrina- Preis an deutsche und polnische Persönlichkeiten vergeben, die sich in besonderer Weise um die deutsch-polnische Verständigung verdient gemacht haben. Die Liste der Preisträger liest sich wie das „Who is who“ der deutsch-polnischen Beziehungen: 1999 – Karl Dedecius Deutscher Übersetzer polnischer und russischer Literatur 2000 – Adam Michnik Polnischer Publizist und Herausgeber der größten polnischen Tageszeitung „Gazeta Wyborcza” 2001 – Günter Grass Deutscher Schriftsteller und Nobelpreisträger 2002 – Janusz Reiter Vorsitzender des Zentrums für internationale Beziehungen, Warschau; Botschafter der Republik Polen a. D. 2003 – Markus Meckel Deutscher Politiker (SPD), Außenminister a. D., Mitglied des Deutschen Bundestages 2004 – Włodzimierz Borodziej Polnischer Historiker, Publizist und Vizepräsident der Universität Warschau 2005 – Rudolf von Thadden Deutscher Historiker und Ehrendoktor der Viadrina 2006 – Adam Krzemiński Polnischer Journalist und Publizist 2007 – Kopernikusgruppe Gemeinsames Projekt des Deutschen Polen-Instituts und des Deutschland- und Nordeuropa- Instituts zur Entwicklung der deutsch-polnischen Beziehungen 2008 – Rita Süssmuth Bundestagspräsidentin a. D. und Präsidentin des Deutschen Poleninstituts 2009 –Tadeusz Mazowiecki Ministerpräsident Polens a. D. 2010 – Volker Schlöndorff Deutscher Regisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent 2011 – Krzysztof Pederecki Polnischer Komponist. (Ein Interview einer Viadrina-Studentin mit ihm finden Sie auf den Folgeseiten!)
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