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ZENTRALE RANDLAGE MIT<br />
BLICK AUF 1500 KUNSTWERKE<br />
noch bis zum 16. september:<br />
SURFACE: Die Poesie des Materials<br />
18 – LanDGanG<br />
Chun Kwang Young, Aggregation08-N044, 2008, Mischtechnik mit Maulbeerbaumpapier, 200 x 291 cm, © Chun Kwang Young<br />
die sammlung alison & Peter W. Klein in Eberdingen-nussdorf<br />
Es gibt sie also doch, die Kleinode<br />
und Schätze direkt von unserer Nase,<br />
direkt vor unserer Haustüre. Man<br />
muss eben nur genau hinschauen und<br />
n<strong>ic</strong>ht immer nur die altbekannten<br />
und populären Kunsteinr<strong>ic</strong>htungen<br />
im Bl<strong>ic</strong>k haben. Auch das Umland<br />
hat einiges zu bieten und ist ebenso<br />
in der Lage den Durst nach Kunst<br />
und Kultur zu stillen. Die Gemeinde<br />
Eberdingen, besser gesagt ihr Ortsteil<br />
Nussdorf gehört zu diesen Durststillern.<br />
Idyllisch gelegen, umgeben<br />
von Mönchsheim und Ipfingen, fördert<br />
Nussdorf einen Schatz zu Tage,<br />
dem dieser Artikel gewidmet ist: Das<br />
Museum Kunstwerk, die Sammlung<br />
von Alison und Peter W. Klein.<br />
Ehrl<strong>ic</strong>h gesagt ist der Weg zum<br />
Kunstwerk n<strong>ic</strong>ht der einfachste, aber<br />
dennoch einer der schönsten. Vorbei<br />
an weidenden Ziegen und tuckernden<br />
Traktoren fährt man auf abgelegenen<br />
Landstraßen zur Sammlung Klein.<br />
Zeitweilen könnten Gedanken aufkommen,<br />
ob man Schilder oder gar<br />
Ausfahrten verpasst hat, so ländl<strong>ic</strong>h<br />
ist die Gegend. Und siehe da, kaum<br />
ist die Ortseinfahrt Nussdorf passiert,<br />
ist ein Wegweiser der Sammlung<br />
zu sehen. Schon die Anfahrt ist<br />
ungewöhnl<strong>ic</strong>h, führt sie doch durch<br />
Wohngebiete um plötzl<strong>ic</strong>h vor einem<br />
imposanten Gebäude zu enden, das<br />
inmitten von Reihenhäusern liegt.<br />
Irgendwie scheint das n<strong>ic</strong>ht zu passen<br />
oder doch?<br />
Für das Sammlerehepaar Klein soll<br />
die zeitgenössische Kunst auch im<br />
ländl<strong>ic</strong>hen Raum stattfinden und<br />
für jedermann zugängl<strong>ic</strong>h sein. Die<br />
Kombination von Landwirtschaft<br />
und Kunst ist hier gewollt und bildet<br />
einen interessanten Kontrast, dessen<br />
Angebot in Nussdorf und Umgebung<br />
gerne angenommen wird. Die<br />
Bewohner sind stolz auf ihr Museum.<br />
Das Experiment ist geglückt, der<br />
Mut von Alison und Peter W. Klein<br />
wurde belohnt. Die Kleins beweisen<br />
jedoch n<strong>ic</strong>ht nur Unerschrockenheit<br />
wenn es um scheinbar unüberbrückbare<br />
Stadt-Land-Differenzen geht,<br />
sondern auch in ihrer Sammlertätigkeit<br />
überhaupt. Sie könnten es s<strong>ic</strong>h<br />
einfach machen und ausschließl<strong>ic</strong>h<br />
Ausstellungsans<strong>ic</strong>ht Surface: Installation Chun Kwang Young Martin Schäuble (3)<br />
populäre Künstler und Werke sammeln,<br />
s<strong>ic</strong>h mit P<strong>ic</strong>assos, Warhols<br />
oder Rauchs schmücken. Ihren<br />
Fokus legen sie jedoch auf zeitgenössische<br />
Kunst die noch entdeckt<br />
werden will, mit den Schwerpunkten<br />
Malerei und Fotografie. So geben sie<br />
auch der hierzulande weithin unbekannten<br />
Aborigine Kunst ein Forum<br />
und sammeln schl<strong>ic</strong>htweg alles, was<br />
ihnen gefällt, unabhängig von Nationen,<br />
Sprachen und Kulturen.<br />
Ebenso wie den Besucher seine Entdeckerleidenschaft<br />
zum Museum<br />
Kunstwerk geführt hat, gle<strong>ic</strong>ht die<br />
Sammlung einer Entdeckungsreise<br />
mitten hinein in die aktuelle Kunstlandschaft.<br />
Man spürt die emotionale<br />
Bindung der Kleins zu ihrer Sammlung,<br />
hier wurde mit Passion gesucht<br />
und gefunden.<br />
Auch die derzeit laufende Ausstellung<br />
SURFACE: Die Poesie des Materials<br />
verdeutl<strong>ic</strong>ht eindrucksvoll, warum<br />
die Sammlung Klein den Vergle<strong>ic</strong>h<br />
mit anderen Ausstellungshäusern<br />
n<strong>ic</strong>ht zu scheuen braucht. Die Werke<br />
von Anselm Kiefer, Chun Kwang<br />
Young und Gotthard Graubner<br />
treffen aufeinander und veranschaul<strong>ic</strong>hen<br />
aufgrund einer wunderbaren<br />
Hängung, Peter W. Kleins Maxime:<br />
Die Vielfalt der Kunstwerke offensiv<br />
miteinander in Dialog treten zu lassen.<br />
Im Zentrum der Schau<br />
stehen die Arbeiten des<br />
Südkoreaners Chun, der<br />
antiquarisches Maulbeerbaumpapier<br />
nutzt um<br />
unterschiedl<strong>ic</strong>h große,<br />
p y r a m i d e n f ö r m i g e<br />
Styroporelemente zu<br />
verpacken und diese<br />
dann zu einem Werk<br />
zusammenfügt. Es entstehen<br />
Raumillusionen,<br />
die eine ungle<strong>ic</strong>hmäßige<br />
und unruhige Anmutung<br />
hervorrufen. Im<br />
Kontrast dazu stehen<br />
auf der einen Seite Graubners Werke,<br />
dessen „Kissenbilder“ gänzl<strong>ic</strong>h auf<br />
das Gegenständl<strong>ic</strong>he verz<strong>ic</strong>hten und<br />
den autonomen Wert der Farbe und<br />
des L<strong>ic</strong>htes aufgreifen. Auf der anderen<br />
Seite spielt bei Anselm Kiefers<br />
Arbeiten die körperl<strong>ic</strong>he Anwesenheit<br />
des Materials eine große Rolle.<br />
Kiefers Bilder erzählen deutsche<br />
Gesch<strong>ic</strong>hte und sind umgeben von<br />
einer Aura, die in der Mythologie<br />
fußt. Die sinnl<strong>ic</strong>he Wahrnehmung<br />
der physischen Präsenz fördert hier<br />
beim Betrachter individuelle Assoziationsprozesse.<br />
Laura Matz<br />
Gotthard Graubner:<br />
Farbraumkörper, 1993<br />
Acryl und Öl auf Leinwand<br />
KunstWErK<br />
sammlung<br />
alison und Peter W. Klein<br />
siemensstraße 40<br />
71735 Eberdingen-nussdorf<br />
Öffnungszeiten:<br />
mittwoch, donnerstag, freitag<br />
und sonntag von 11–17 h.<br />
Eintritt frei<br />
http://sammlung-klein.de<br />
am 29. Juni 2012 eröffnet das<br />
angrenzende museumscafe CaféK,<br />
Öffnungszeiten: mittwoch<br />
bis sonntag von 13 – 18 h.<br />
LanDGanG – 19