AUTOINSIDE Ausgabe 12 – Dezember 2019
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VERBAND & SEKTIONEN<br />
Er hat ja keine Zeit, sich um Trends und ihre Entwicklung zu kümmern.<br />
Ja, das ist so. Aber jeder Unternehmer weiss, dass er Umfeld-Beobachtungen<br />
machen muss, gerade wenn investiert wird. Ähnlich verhält es<br />
sich bei Trends. Diese in Wissenschaft, Medien und Politik zu verfolgen,<br />
ist bezüglich Garagisten eher die Aufgabe des AGVS. Zu fragen,<br />
was davon bei der Kundschaft angekommen ist, ist jedoch die Aufgabe<br />
jedes Einzelnen.<br />
Tag der Schweizer<br />
Garagisten 2020<br />
Kunden, Umwelt,<br />
Kompetenzen<br />
Bezogen auf das Autogewerbe und die Autobranche: War die politische<br />
Entwicklung, wie wir sie über die vergangenen Jahre erlebt<br />
haben und ganz besonders aktuell erleben, absehbar?<br />
Die Heftigkeit der Klimadebatte war in der erlebten Form nicht vorhersehbar.<br />
Sie hat sich in der Schweiz aus dem Wahljahr heraus ergeben,<br />
gesetzt durch die Wahlen im Kanton Zürich. Verstärkend kam hier hinzu,<br />
dass der Druck der Strasse anhielt, neue, junge Menschen politisierte<br />
und so den Wahlkampf der Parteien beeinflusste. Von diesen Faktoren<br />
der Beschleunigung abgesehen, war das Thema aber absehbar. Die<br />
Klimapolitik beschäftigt die internationale Staatengemeinschaft seit<br />
Jahren, ringt sie doch nach Massnahmen, die für alle gelten sollen. Das<br />
Pariser Abkommen datiert von 2015, ist seit 2016 in Kraft und in der<br />
Schweiz 2017 in einem ersten Schritt umgesetzt worden.<br />
Der Fahrzeugbestand ist in der Schweiz auf dem Höchststand, das Auto<br />
also so beliebt wie nie zuvor. Gleichzeitig steht es als einstiges Symbol<br />
für die Freiheit und Unabhängigkeit heute aber politisch so stark unter<br />
Druck wie kaum zuvor. Wie erklären Sie sich diesen Umstand?<br />
Der Fahrzeugbestand ist eine Frage des Konsums. Der Druck kommt aus<br />
der Politik. Das ist nicht das gleiche, weshalb es ja einen Konflikt gibt.<br />
Radikale Einschränkungen der Mobilität sind wenig aussichtsreich, effizientere<br />
Formen der Organisation dagegen schon. Das spricht für mehr<br />
öffentlichen und weniger privaten Verkehr. Es spricht auch für Lenkungsmassnahmen,<br />
etwa mit veränderten Angeboten von Parkplätzen<br />
oder der Förderung von Softverkehr, wie das viele Städte heute versuchen.<br />
Hinzu kommt, dass der Wertewandel die Bedeutung des Automobils<br />
verändert hat. Es ist lange nicht mehr für alle der Inbegriff von<br />
Freiheit. Eher hat es für viele einen Nutzen, den man beansprucht, aber<br />
nicht als Statussymbol feiert.<br />
Was bedeutet die neue politische Konstellation im Parlament für die<br />
mittelfristige Entwicklung im Bereich Mobilität? Wie tickt das neue<br />
Parlament in Bezug auf den motorisierten Individualverkehr?<br />
Das erste grosse Thema wird die CO 2<br />
-Politik sein. Die trifft mehr den<br />
Flugverkehr als die Automobilität. Es werden aber jetzt schon weitere<br />
Themen sichtbar. Zersiedlung der Landschaften, Heizungen von Häusern<br />
oder der Fleischkonsum gehören dazu. Das für den motorisierten<br />
Verkehr relevanteste Thema ist der Trend zu eine fossilfreien Mobilität.<br />
Der Zeithorizont ist da grösser als die Amtsdauer des neuen Parlaments,<br />
aber er ist auch nicht ewig: Man spricht von 2030. Nicht vergessen<br />
sollte man zudem, dass die Mobilität vielfach lokal geregelt und<br />
gesteuert wird. Da sind namentlich die Städte als Treiber relevant. Ihr<br />
Argument ist, dass die Neuorganisation des Verkehrs die Lebensqualität<br />
ihrer Bewohner erhöht und die Städte damit attraktiver macht. Dieser<br />
Trend wird andauern.<br />
Worauf muss sich das Autogewerbe gefasst machen?<br />
Ich denke, die Politik wird Ziele definieren, die den Segen des Souveräns<br />
haben müssen. Was danach kommt, ist die Umsetzung mit vielen<br />
Einzelschritten. Die Energiewende zeigt, dass das dauert. Fukushima<br />
als initiales Ereignis war 2011, der positive Volksentscheid 2017. Seither<br />
geht es vor allem um die Auswirkungen für die Kantone, wo es teilweise<br />
harzt.<br />
Es gibt Leute, die in der dynamischen Veränderung der Autoindustrie<br />
mehr als nur ein wirtschaftliches Ereignis sehen, nämlich eine politische<br />
und gesellschaftliche Zeitbombe. Wie sehen Sie das?<br />
Anders als unsere Nachbarstaaten hat die Schweiz keine relevante Autoproduktion.<br />
Das entschärft die Frage. Politische Lösungen in der direkten<br />
Demokratie sind selten radikal. Wir sind es gewohnt, in aller Regel<br />
umsichtige Entscheidungen aufgrund der vorliegenden Informationen<br />
zu treffen.<br />
Bei welchen Gelegenheiten fahren Sie am liebsten Auto?<br />
Ich fahre sehr wenig Auto, bin seit 35 Jahren grossmehrheitlich ÖV-Benutzer.<br />
Wir haben aber einen kleinen Opel, der im Stadtverkehr bisweilen<br />
nützlich ist. Und wir haben ein Cabrio. Eine Herbstfahrt mit offenem<br />
Dach und untergehender Sonne ist durch nichts zu übertreffen. <<br />
Jetzt anmelden für den<br />
«Tag der Schweizer Garagisten»<br />
Claude Longchamp wird als Referent am «Tag der Schweizer<br />
Garagisten» vom 14. Januar 2020 im Kursaal in Bern auftreten.<br />
Weitere Informationen über die anderen Referenten und zum<br />
Programm sowie die Anmeldemöglichkeit gibt es unter:<br />
agvs-upsa.ch/tagung2020<br />
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