Die Malteser-Zeitung 3/2019
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 3-4/<strong>2019</strong><br />
EMT-Training und Bundesübung in Steyregg<br />
30 Jahre Mauerfall Berlin: Festakt für die Freiheit<br />
Hochschule Heiligenkreuz: Gelebter Glaube
INHALT<br />
IMFOKUS<br />
04 <strong>Malteser</strong> International –<br />
Für ein Leben in Gesundheit und Würde<br />
RELIGIONAKTUELL<br />
10 Hochschule Heiligenkreuz:<br />
Gelebter Glaube und Dogmatik von morgen<br />
VORBILDER<br />
13 Helmut Lutz, MALTESER Care: Führungsstil mit Herz<br />
LEBENSWERT<br />
14 „In so einer Welt will ich leben!“ – Inklusion im<br />
Wiener Konzerthaus<br />
15 Onkologie der Barmherzigkeit – Begleitung statt<br />
Euthanasie<br />
04 10<br />
MALTESERÖSTERREICH<br />
16 Berichte aus den Bundesländern:<br />
Vielfältige Initiativen und <strong>Die</strong>nste<br />
RÜCKBLICK<br />
42 Dem Hunger entkommen – Amerikanische Hilfsprogramme<br />
nach dem Ersten Weltkrieg<br />
44 30 Jahre Mauerfall Berlin<br />
RUNDSCHAU<br />
50 Para Rowing – Rudern bietet Inklusion pur<br />
52 Der Bau des MALTESER Ordenshauses hat begonnen<br />
54 Roma-Hilfe in Ungarn<br />
MALTESERWELTWEIT<br />
55 Internationales MALTESER Sommerlager in Ettal<br />
56 <strong>Die</strong> Menschlichkeit nicht aus dem Blick verlieren<br />
58 Ganz anders gemeinsam – Erstes österreichisches<br />
Libanoncamp<br />
60 MALTESER in der Schweiz<br />
63 Feierliches zu Ehren der Mutter Gottes in Šaštín,<br />
Slowakei<br />
63 Ein guter Schritt – Zusammenarbeit mit der<br />
Slowakei<br />
14<br />
32<br />
MEDIZINAKTUELL<br />
64 Muskeltraining kann Leben retten<br />
GELESENEMPFOHLEN<br />
66 Interessante Neuerscheinungen<br />
43 64<br />
TAGEBUCH<br />
68 Menschen und Events<br />
70 In Memoriam<br />
ÜBERBLICK<br />
75 Termine und Kontakte<br />
Spenden<br />
Bitte verwenden<br />
Sie den beiliegenden<br />
Zahlschein!<br />
IHRE SPENDE IST<br />
STEUERLICH<br />
ABSETZBAR<br />
2<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
EDITORIAL<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe Leserinnen und Leser,<br />
lassen Sie mich mit einer persönlichen Anekdote beginnen:<br />
Ich saß kürzlich mit einem guten Freund zusammen. Er ist<br />
Geschäftsführer eines internationalen Unternehmens und<br />
berichtete mir freudvoll-erstaunt, „wie gut auf einmal alle<br />
in der Firma zusammenarbeiten, sogar abteilungs- und<br />
länderübergreifend, wenn man sie einfach machen lässt“.<br />
Mich erstaunt ein solches Teamwork nicht. Bei den <strong>Malteser</strong>n<br />
ist es gang und gäbe – natürlich nicht „immer schon“.<br />
Auch bei uns hat sich diese gelingende Form des Miteinanders<br />
erst mit der Zeit entwickelt. Aber seit wir begonnen<br />
haben, innerhalb unserer Organisation und unserer Werke<br />
weniger auf Hierarchien zu setzen, starre Regeln durchlässiger<br />
zu gestalten und das gemeinsame Ziel – nämlich<br />
dem Nächsten in Not zu helfen und ihm im Sinne christlicher<br />
Nächstenliebe zu dienen – in den Vordergrund aller<br />
Tätigkeiten zu stellen, ist das Miteinander viel einfacher,<br />
lebendiger geworden.<br />
Ein ganz aktuelles und sehr gutes Beispiel ist unsere alljährliche<br />
Bundesübung, die wir dieses Jahr gemeinsam mit den<br />
Johannitern, dem Samariterbund, der Freiwilligen Feuerwehr<br />
und <strong>Malteser</strong> International in Steyregg durchgeführt<br />
haben. Das Bündeln der Kräfte, der vielfältigen Kompetenzen<br />
und der individuellen Teamstärken hat uns insgesamt<br />
stärker gemacht. Wir haben erlebt, wie viel mehr und besser<br />
wir gemeinsam bewegen können, wie wir schneller und mit<br />
Freude voneinander und aus Fehlern gemeinsam lernen. Es<br />
finden die „richtigen“ Ressourcen fast von allein zusammen,<br />
die Motivation aller Beteiligten „stimmt“, Verantwortung<br />
wird gemeinsam getragen, und die Arbeit ist weniger anstrengend.<br />
Lassen wir uns also unsere Freude nicht verderben,<br />
hören wir nicht auf jene, die alles schlecht reden oder<br />
besser wissen und denen man es sowieso nie recht machen<br />
wird können, leben wir das „Miteinander“.<br />
Warum übertragen wir diesen Wirkmechanismus nicht<br />
auch auf andere Bereiche in unserem Leben – auf unser<br />
Miteinander in der Familie, in der Gemeinde, im beruflichen<br />
Umfeld, im Freundeskreis, in der Politik, in der Kirche, im<br />
ganzen Land? Hier treffen wir auf unterschiedlichste Menschen<br />
mit unterschiedlichsten Erfahrungen und Stärken, die<br />
– klar sichtbar gemacht und passend eingesetzt – viel Gutes<br />
bewirken können.<br />
<strong>Die</strong>se Gedanken möchte ich Ihnen, Ihren Familien und Ihren<br />
Freunden gerne für die letzten Wochen des Jahres <strong>2019</strong><br />
mitgeben. Wer weiß, wie viel Schönes und Positives dann im<br />
Neuen Jahr daraus entstehen wird?<br />
Norbert Salburg-Falkenstein<br />
Prokurator<br />
IMPRESSUM<br />
Medieninhaber: Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden (<strong>Malteser</strong>orden),<br />
Großpriorat Österreich, 1010 Wien, Johannesg. 2,<br />
Telefon: 01/512 72 44, E-Mail: presse@malteser.at.<br />
Chefredaktion: Katharina Stögner Mitarbeiter bzw. Autoren<br />
dieser Ausgabe: Beatrice Austerlitz, Thomas Braun, Susanna Cho,<br />
Marie Czernin, Ursula Dehne-Kinz, Monika Feuchtner, Anton Gatnar,<br />
Angelika Gerstgrasser, Charlotte Hartwig, Petra Hellmich, Gabriel<br />
Maria Hofstätter, Georg Holzhausen, Joachim Jauer, Markus Kirchschlager,<br />
Florian Kremslehner, Fra‘ Gottfried Kühnelt-Leddihn,<br />
Annelie Lechner, Lukas Lienhart - IEF, Georg Male, Christoph Martin,<br />
Richard Mischak, Barbara Piazza-Georgi, Barbara Rammerstorfer,<br />
Stefan Reisigl, Pamo Roth, Katharina Schaufler, Jürgen Siekmann, Richard<br />
Steeb, Fabian Steppan, Udo Thianich-Schwamberger, Verena Trentini,<br />
Martin Graf von Walterskirchen, Manuel Weinberger, Susanne Wick,<br />
Olympia Wimpffen. Text und Lektorat: Edith Holzer, Ute Maybach.<br />
Fotos: Regina Aigner/BKA, Majoros Árpád/MMSZ, Projekt Chavore,<br />
davideucaristia/Pixabay.com, NLK Filzwieser, Markus Haslinger,<br />
Robert Herbst, kbs, Bernhard Keprt, Barbara Knapp, Christian<br />
Lendl, <strong>Malteser</strong> Deutschland, <strong>Malteser</strong> International, <strong>Malteser</strong> Ungarn,<br />
LAKM - Order of Malta Lebanon, NÖ LandReg., Alexi Pelekanos,<br />
SOCIETY Pobaschnig, Alois Pommer Vienna, Klaus Pressberger,<br />
Rawpixel.com/Shutterstock.com, Ripak, Cornelia Rüben, Franz-Josef<br />
Rupprecht, Michael Schallner, Theresia Stolberg, Valentina Walderdorff,<br />
Tanja Werner, Julia Wesely, Wiener Konzerthaus, Peter Zimen.<br />
Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige<br />
Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.<br />
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für<br />
beiderlei Geschlecht. Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at<br />
Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse 10–12, 1050<br />
Wien. Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung<br />
über nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und<br />
seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung der<br />
Redaktion entsprechen. Redaktionsschluss: November <strong>2019</strong><br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 3
IMFOKUS<br />
MALTESER INTERNATIONAL<br />
FÜR EIN LEBEN IN<br />
GESUNDHEIT UND WÜRDE<br />
Jahresbericht<br />
1<br />
<strong>Malteser</strong> International ist das internationale humanitäre Hilfswerk des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens, der sich<br />
seit über 900 Jahren für Arme und Kranke auf der ganzen Welt einsetzt.<br />
Von Susanna Cho<br />
Mehr als 900 Experten von <strong>Malteser</strong> International sorgen<br />
in verschiedenen Programmen weltweit für ein besseres<br />
Leben, insbesondere durch eine verbesserte Grundversorgung<br />
in den Bereichen Medizin und Gesundheit,<br />
Ernährung sowie Wasser und Hygiene. In vielen Ländern<br />
wird eng mit lokalen Partnerorganisationen zusammen<br />
gearbeitet, um von ihren Kenntnissen der örtlichen Besonderheiten<br />
zu profitieren und um die Hilfe auch langfristig<br />
vor Ort zu verankern.<br />
BUNDESÜBUNG IN STEYREGG<br />
Bei akuten Naturkatastrophen und gewaltsamen Konflikten<br />
kann <strong>Malteser</strong> International schnell und effektiv Nothilfe<br />
zu den Menschen bringen. Viele der über 100 Projekte<br />
weltweit sind langfristig angelegt und zielen darauf<br />
ab, die Kapazitäten der lokalen Gemeinden nachhaltig zu<br />
stärken.<br />
Mit Richard Steeb, als Kanzler des Souveränen <strong>Malteser</strong>-<br />
Ritter-Ordens, Großpriorat von Österreich und gleichzeitig<br />
auch Vizepräsident von <strong>Malteser</strong> International, sind beide<br />
Strukturen bereits eng miteinander verbunden. So stehen<br />
auch einige österreichische <strong>Malteser</strong> als einsatzbereite Experten<br />
für Nothilfe-Einsätze von <strong>Malteser</strong> International<br />
im Ausland bereit. Bei der gemeinsamen Bundesübung in<br />
Steyregg im September konnten die Kräfte beider Organisationen<br />
gemeinsam für den Katastrophenfall üben.<br />
Medizinische Notfallteams sorgen weltweit für schnelle Hilfe im Krisenfall. Naturkatastrophe, Krieg, Hungersnot, Verkehrsoder<br />
Freizeitunfall, aber auch Spontangeburt – in all diesen Ausnahmesituationen kommt der schnellen und professionellen<br />
Ersthilfe vor Ort eine enorme Bedeutung zu. Bei der jährlichen Bundesübung der MALTESER Austria, diesmal von 27. bis<br />
29. September, wurden Abläufe geübt und optimiert, die eigenen Fähigkeiten erweitert und Erfahrungen ausgetauscht.<br />
Im Rahmen der Bundesübung absolvierte <strong>Malteser</strong> International ein EMT-Training (Emergency Medical Team) und simulierte<br />
den Katastropheneinsatz nach einem Erdbeben. Darüber hinaus sorgt seit Oktober <strong>2019</strong> ein neues Büro von <strong>Malteser</strong><br />
International in Wien dafür, dass national und international zukünftig noch enger zusammengearbeitet wird.<br />
Um im Ernstfall schnell und effizient Hilfe zu leisten,<br />
bereiteten sich rund 260 Personen im Rahmen der<br />
Bundesübung von <strong>Malteser</strong> Austria auf anspruchsvolle<br />
nationale und internationale Einsätze vor. Bei der diesjährigen<br />
dreitägigen Bundesübung wurden auch Ein-<br />
satzkräfte der Johanniter-Unfallhilfe Österreich, des<br />
Arbeiter- Samariter-Bundes Österreich und der Freiwilligen<br />
Feuerwehr Steyregg eingebunden. International<br />
koordiniert die Weltgesundheitsorganisation (WHO)<br />
medizinische Nothilfeeinsätze mit ausgebildeten Not-<br />
4<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
IMFOKUS<br />
fallteams. Seit der Zertifizierung eines EMT1-Teams<br />
von <strong>Malteser</strong> International durch die WHO im Jahr<br />
2018 können auch österreichische <strong>Malteser</strong> für weltweite<br />
Kriseneinsätze angefragt werden.<br />
Simulation von komplexen Notfallsituationen<br />
Schwerpunkte der diesjährigen Bundesübung waren<br />
pädiatrische Notfälle, die Versorgung nach Schussverletzungen,<br />
die Rettung von Personen aus verunfallten<br />
Fahrzeugen sowie die Erstbehandlung von Erdbebenopfern<br />
durch das EMT1-Team. Mehr als 40 Rollenspieler,<br />
darunter zahlreiche Kinder, sorgten für einen möglichst<br />
realistischen Übungsablauf. Durch die Simulation komplexer<br />
Situationen wurden Entscheidungs- und Handlungsabläufe<br />
optimiert, um in einem Ernstfall schnell<br />
professionell Hilfe zu leisten.<br />
Dreitägige Bundesübung von <strong>Malteser</strong> Austria gemeinsam<br />
mit <strong>Malteser</strong> International und dem EMT-Team von <strong>Malteser</strong><br />
International, der Johanniter-Unfallhilfe Österreich,<br />
dem Arbeiter-Samariter-Bund Österreich und der Freiwilligen<br />
Feuerwehr Steyregg.<br />
Gemeinsam noch schneller helfen<br />
<strong>Malteser</strong> Austria setzte bei der diesjährigen Bundesübung<br />
neben der Katastrophenhilfe auch auf klassische<br />
Tätigkeiten des Rettungsdienstes sowie auf Erfahrungsaustausch,<br />
Teamarbeit und Gemeinsamkeit. „<strong>Die</strong> Zusammenarbeit<br />
von internationalen Einsatzteams und lokalen<br />
Rettungskräften stellt im Ernstfall eine der großen<br />
Herausforderungen dar. Dem Training und dem gemeinsamen<br />
Üben im Vorfeld kommen ein enormer Stellenwert<br />
zu. Wenn Hilfsorganisationen – national und international<br />
– eng vernetzt zusammenarbeiten, vergrößert<br />
dies unseren Wirkungsradius und hebt die gemeinsame<br />
Kompetenz“, freut sich der Kommandant des <strong>Malteser</strong><br />
Hospitaldienst Austria, Mag. Richard Wittek-Saltzberg,<br />
über den Schulterschluss der Hilfsorganisationen bei<br />
der heurigen Bundesübung. <strong>Die</strong>s unterstützt auch Ingo<br />
Radtke, Generalsekretär von <strong>Malteser</strong> International:<br />
„Wir haben einige Teile der Übung mit den Kollegen aus<br />
Österreich gemeinsam durchgeführt und bedanken uns<br />
für die tolle Kooperation bei den Vorbereitungen des<br />
Trainings sowie bei unseren Gastgebern Nathalie und<br />
Niklas Salm-Reifferscheidt, die uns die Räumlichkeiten<br />
und den Grund für diese wichtige Übung zur Verfügung<br />
gestellt haben.“<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 5
IMFOKUS<br />
DAS MALTESER INTERNATIONAL EMT-TEAM<br />
IST FÜR DEN EINSATZ BEREIT<br />
Was konkret ist ein EMT (Emergency Medical Team)?<br />
• Zu einem Emergency Medical Team (EMT) gehören erfahrene Experten der humanitären Hilfe, unter anderem<br />
Ärzte, Rettungssanitäter und Logistiker.<br />
• Das EMT muss mindestens zwei Wochen lang einsatzfähig sein und sich in dieser Zeit autark versorgen können.<br />
• <strong>Die</strong> Ausrüstung der Gesundheitsstation hat einen Umfang von 51 Kubikmetern und ein Gewicht von 8,8 Tonnen.<br />
• <strong>Die</strong> Weltgesundheitsorganisation (WHO) zertifiziert seit 2016 Emergency Medical Teams (EMTs): Zertifizierte<br />
EMTs werden in das EMT-Register der WHO aufgenommen, wie auch das EMT von <strong>Malteser</strong> International im<br />
November 2018.<br />
• Nach einer Naturkatastrophe kann die WHO <strong>Malteser</strong> International für einen Einsatz anfragen. Sagt <strong>Malteser</strong><br />
International dem Einsatz zu, muss das EMT innerhalb von 72 Stunden in der Katastrophenregion sein.<br />
• Bei regelmäßigen Übungen kommen die Experten von <strong>Malteser</strong> International zusammen, um die Arbeit im Team,<br />
die Verladung und den Aufbau der Gesundheitsstation sowie jeden Handgriff für den Ernstfall erproben zu können.<br />
Bitte text<br />
6<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
IMFOKUS<br />
MALTESER INTERNATIONAL ERÖFFNET<br />
ÖSTERREICHBÜRO IN WIEN<br />
Seit Oktober <strong>2019</strong> sorgt ein neues Büro von <strong>Malteser</strong><br />
International in Wien für eine noch bessere Zusammenarbeit<br />
zwischen <strong>Malteser</strong> Austria und <strong>Malteser</strong><br />
International.<br />
Experten für den Ernstfall gesucht!<br />
Werden Sie Teil des Pool of Experts<br />
von <strong>Malteser</strong> International:<br />
mint.ngo/expertenpool<br />
© CARMEN WOLF<br />
Kontakt<br />
<strong>Malteser</strong> International – Team Nothilfe<br />
Grüner Weg 12–14, 50825 Köln<br />
Telefon: +49-221-96441-112<br />
E-Mail: emergency@malteser-international.org<br />
Mit freundlicher Unterstützung:<br />
© MALTESER INTERNATIONAL / TOBIAS KANN<br />
Nothilfe Expertenpool<br />
NOTHILFE-EINSÄTZE <strong>2019</strong> VON MALTESER<br />
INTERNATIONAL<br />
© i-stockphoto<br />
Syrien: Medizinische Nothilfe<br />
Aufgrund der jahrelangen Kampfhandlungen in Syrien sind<br />
die staatlichen Gesundheitssysteme kollabiert. Über unsere<br />
lokalen Partnerorganisationen stellt <strong>Malteser</strong> International<br />
für Syrer, die Kriegsverletzungen erlitten haben oder chronisch<br />
erkrankt sind, die medizinische Notversorgung sicher.<br />
Bahamas: Wiederaufbau-Hilfe nach Hurrikan „Dorian“<br />
Im September <strong>2019</strong> trifft Hurrikan Dorian mit Windgeschwindigkeiten<br />
von bis zu 295 km/h auf die Inseln der Bahamas.<br />
Der Sturm trifft die schwächsten Bevölkerungsteile<br />
und zerstört ganze Dörfer. <strong>Malteser</strong> International hilft den<br />
betroffenen Menschen beim Wiederaufbau ihrer Häuser und<br />
Schulen.<br />
Mosambik: Cholera-Prävention nach Zyklon „Idai“<br />
Zyklon Idai verursacht im März <strong>2019</strong> massive Zerstörungen<br />
in Ostafrika. <strong>Die</strong> Überschwemmungen setzen weite<br />
Flächen Mosambiks unter Wasser, die Menschen verlieren<br />
die Dächer über ihren Köpfen und ihren Zugang zu Wasser.<br />
<strong>Malteser</strong> International hilft beim Wiederaufbau einer zerstörten<br />
Schule und führt in stark betroffenen Gemeinden<br />
Hygieneschulungen durch, um eine Ausbreitung tödlicher<br />
Erkrankungen wie Cholera zu verhindern.<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 7
IMFOKUS<br />
MALTESER INTERNATIONAL: WELTWEITE HILFE<br />
FÜR EIN LEBEN IN GESUNDHEIT UND WÜRDE<br />
Mit Hilfe von Spenden konnte <strong>Malteser</strong> International im vergangenen Jahr weltweit vielen Menschen in Not helfen:<br />
Lateinamerika:<br />
Millionen Venezolaner<br />
auf der Flucht<br />
<strong>Die</strong> humanitäre Lage in<br />
Afrika bleibt komplex<br />
Krieg, Gewalt, Flucht<br />
und Vertreibung im<br />
Nahen Osten<br />
Asien: Gebeutelt durch<br />
zunehmende Naturkatastrophen<br />
und langanhaltende<br />
Krisen<br />
<strong>Die</strong> Venezuelakrise spitzt<br />
sich seit Jahren dramatisch<br />
zu. Über drei Millionen Menschen<br />
sind vor dem Elend<br />
und Hunger aus ihrer Heimat<br />
geflohen. In Haiti kämpfen<br />
die Menschen weiterhin mit<br />
den Folgen der jahrelangen<br />
Armut und politischer Instabilität.<br />
Bewaffnete Konflikte sind<br />
der Hauptgrund für humanitäre<br />
Krisen in Afrika. <strong>Die</strong><br />
Menschen leiden unter der<br />
anhaltenden Gewalt und<br />
ihren Folgen: Vertreibung,<br />
Hunger und Epidemien wie<br />
Ebola oder Cholera. Weiterhin<br />
kämpft der Kontinent<br />
mit strukturellen Problemen<br />
wie einer hohen Jugendarbeitslosigkeit<br />
und einer wenig<br />
nachhaltigen landwirtschaftlichen<br />
Produktion.<br />
Durch die Kriege in Syrien<br />
und im Irak haben Millionen<br />
Menschen ihre Heimat<br />
verloren. Ihre Häuser und<br />
Lebensgrundlagen sind oftmals<br />
zerstört worden. Viele<br />
der Menschen leben unter<br />
desolaten Bedingungen in<br />
Flüchtlings- und Vertriebenencamps.<br />
Mit zahlreichen Taifunen auf<br />
den Philippinen, Überflutungen<br />
in Indien und Myanmar<br />
und gleich zwei Tsunamis<br />
in Indonesien wurde Asien<br />
wieder besonders hart von<br />
Naturkatastrophen getroffen.<br />
Langandauernde Krisen,<br />
wie die Flüchtlingskrise der<br />
Rohingya in Myanmar und<br />
Bangladesch, stellten die humanitären<br />
Helfer vor große<br />
Herausforderungen.<br />
20.000 Menschen<br />
sauberes Wasser<br />
zugänglich gemacht ✓<br />
14.300 Geflüchteten geholfen ✓<br />
7.400 Menschen medizinisch<br />
behandelt und ihre Ernährungssituation<br />
verbessert ✓<br />
930.700 Menschen<br />
medizinisch behandelt ✓<br />
190.000 Menschen<br />
Zugang zu sauberem<br />
Wasser gegeben ✓<br />
606.000 Menschen auf<br />
der Flucht geholfen ✓<br />
778.700 Geflüchteten<br />
geholfen ✓<br />
689.300 Menschen<br />
medizinisch behandelt ✓<br />
286.400 Menschen<br />
medizinisch behandelt ✓<br />
135.500 Menschen<br />
Zugang zu sauberem<br />
Wasser gegeben ✓<br />
135.000 Menschen auf der<br />
Flucht geholfen ✓<br />
DAS SCHÖNSTE GESCHENK ...<br />
EINE SICHERE GEBURT<br />
Zahlen gerundet<br />
Zwillinge! Evaline (28 Jahre alt) ist sehr erleichtert. <strong>Die</strong> Geflüchtete<br />
aus Burundi lebt mit ihrem Mann im Mtendeli Flüchtlingscamp<br />
in Tansania. Erst kurz vor der Entbindung erfuhr sie von<br />
dem doppelten Glück, das sie erwarten würde. Eines der Babys<br />
lag jedoch ungünstig, die Aussichten für eine natürliche Geburt<br />
waren schlecht. Im Geburtshaus, das <strong>Malteser</strong> International<br />
errichtet hat, konnte sie zum Glück einen Kaiserschnitt vornehmen<br />
lassen. Allen dreien geht es heute gut. Foto: Nyokabi<br />
Kahura/<strong>Malteser</strong> International<br />
Für Frauen auf der ganzen Welt sollte die Schwangerschaft<br />
eine schöne und erfüllende Zeit sein. Häufig wird<br />
8<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
IMFOKUS<br />
die Vorfreude jedoch begleitet von großen Sorgen. „Kann<br />
ich das neue Leben gesund auf die Welt bringen?“, ist die<br />
Angst vieler werdender Mütter. Denn eine medizinische<br />
Versorgung im Zuge einer Geburt ist in vielen Ländern leider<br />
nicht selbstverständlich.<br />
Ein ungünstiger Sitz des Babys im Becken der Mutter,<br />
unregelmäßige Wehen, Infektionen, ein Muttermund,<br />
der sich nach Stunden nicht öffnet, oder starke Nachblutungen,<br />
die nicht enden wollen – die Komplikationen<br />
sind vielfältig und allzu häufig. Werden sie nicht professionell<br />
medizinisch behandelt, ist insbesondere in strukturschwachen<br />
Ländern der Tod von Babys nicht selten die<br />
tragische Folge. Allein in Tansania starben im Jahr 2018<br />
über 44.000 Neugeborene während der Entbindung oder<br />
kurz danach.<br />
Im Norden Kolumbiens: <strong>Die</strong> 21 Damen haben ihre Ausbildung<br />
in pränataler und postnataler Vorsorge absolviert. <strong>Die</strong><br />
Hebammen gehören der indigenen Minderheit Wayuu an.<br />
Sie sind jetzt imstande, Komplikationen in der Schwangerschaft<br />
zu erkennen und wichtige Hilfsmaßnahmen einzuleiten.<br />
In den ersten Lebensmonaten der Babys stehen sie den<br />
Müttern bei der Erstversorgung unterstützend zur Seite.<br />
Foto: <strong>Malteser</strong> International<br />
<strong>Malteser</strong> International steht weltweit schwangeren Frauen<br />
zur Seite, um die gesundheitlichen Risiken während<br />
ihrer Schwangerschaft und Geburt zu minimieren. In Kolumbien<br />
beispielsweise lebt das indigene Volk Wayuu, dessen<br />
Angehörigen in den meisten Fällen mittellos sind. Sie<br />
benötigen dringend Unterstützung in der medizinischen<br />
Versorgung schwangerer Frauen. <strong>Malteser</strong> International<br />
bietet den traditionellen Geburtshelferinnen Weiterbildungskurse<br />
an, so dass sie eine hygienische Entbindung<br />
vornehmen können und darin geschult sind, Komplikationen<br />
frühzeitig zu erkennen.<br />
In der Demokratischen Republik Kongo und in Tansania<br />
hat <strong>Malteser</strong> International Geburtshäuser nach modernen<br />
medizinischen Standards errichtet, in denen auch<br />
Kaiserschnitte vorgenommen werden können. Hier können<br />
insbesondere weibliche Flüchtlinge aus dem Südsudan<br />
bzw. aus Burundi auf eine professionelle medizinische<br />
Versorgung für Schwangere vertrauen.<br />
Medizinisch ausgebildete Hebammen und Chirurgen begleiten<br />
Geburten professionell und nehmen zur Not auch<br />
Kaiserschnitte vor. Foto: Nyokabi Kahura/<strong>Malteser</strong> International<br />
<strong>Die</strong> Geburtshilfe rettet täglich Leben und ist<br />
ohne Spenden nicht möglich.<br />
Schenken Sie dieses Jahr zu Weihnachten das<br />
schönste Geschenk und spenden Sie für eine<br />
sichere Geburt! mint.ngo/spenden<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> International Geburtsklinik im Mtendeli<br />
Flüchtlingscamp, Tansania: Eine Schwangerschaft in einem<br />
Flüchtlingscamp ist meist beschwerlich. <strong>Die</strong> Geburtsklinik<br />
von <strong>Malteser</strong> International bietet werdenden Müttern eine<br />
sichere Zuflucht für ihre Entbindung. Foto: Nyokabi Kahura/<br />
<strong>Malteser</strong> International<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 9
RELIGIONAKTUELL<br />
HOCHSCHULE HEILIGENKREUZ: GELEBTER<br />
GLAUBE UND DOGMATIK VON MORGEN<br />
Wo Spiritualität zum Anziehungspunkt für immer mehr junge Menschen und zukunftsorientiert Denkende wird, steckt das<br />
Stift Heiligenkreuz dahinter. Ein Gespräch mit dem neuen Rektor der Hochschule Heiligenkreuz, Wolfgang Buchmüller.<br />
Von Udo Thianich-Schwamberger und Katharina Stögner<br />
Herr Professor Buchmüller, Sie sind ein Ordensmann.<br />
Was hat Sie seinerzeit ins Kloster und<br />
schließlich nach Heiligenkreuz verschlagen?<br />
Ich war 17 Jahre alt, als ich zum ersten Mal das Gefühl<br />
hatte, dass der liebe Gott etwas von mir im Leben wollen<br />
würde. Der Ruf oder der Mut und die Konsequenz dazu<br />
haben aber noch gefehlt. Klöster haben mich allerdings<br />
mein ganzes Leben schon fasziniert. Eindrucksvoll seit<br />
meinen Kindertagen habe ich das Benediktinerkloster<br />
Beuron in Erinnerung, vor allem die wunderschöne lateinische<br />
Liturgie. Dabei fand ich Latein als Jugendlicher<br />
in der Kirche oft sehr nervig.<br />
Es hat Sie dennoch nicht vom Eintritt in einen<br />
Orden abgehalten ...<br />
Definitiv nicht! Trotzdem ging ich zuerst nach München<br />
und habe Kunstgeschichte studiert. Ich wollte Denkmalpfleger<br />
werden. Kultur hat für mich viel mit Religion zu<br />
tun. Religion war daher in meinem Kunstgeschichtestudium<br />
immer ein Thema und Begleiter. Irgendwann<br />
war mir die Kunst dann zu wenig. Ich begann, über die<br />
Caritas Socialis am Bahnhof in München Obdachlose zu<br />
betreuen. Das war für mich eine ganz andere und neue<br />
Welt, die meinen Horizont stark erweitert hat.<br />
Inwiefern?<br />
Ich habe erlebt, dass man eine Schwelle überwinden<br />
kann und von Herz zu Herz spricht. Mit dieser Erfahrung<br />
bin ich in München ins Priesterseminar eingetreten.<br />
Das war zu einer Zeit mit großer Diversität,<br />
aber auch großen Spannungen. Im Seminar suchte ich<br />
nach einer Vertiefung meines Glaubens. Da wurde mir<br />
Heiligenkreuz empfohlen.<br />
Ihr erster Eindruck von Heiligenkreuz?<br />
Ich bin hier 1991 angekommen. Es war ein verschlafener<br />
Ort, mit einer frommen und lebendigen Gemeinschaft.<br />
Hier im Stift waren wir 50 Studenten, ein Sechstel von<br />
heute! Heiligenkreuz hatte damals den Ruf, dass hier<br />
der Glaube aus der Mitte der Kirche übersetzt wird, die<br />
lebendige Tradition, die Schrift und die Erfahrung der<br />
Menschen im spirituellen Einklang. Ich empfand es später<br />
als ein „Hand-in-Hand“ von gelebtem Glauben und<br />
der Lehre der Kirche.<br />
10<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
RELIGIONAKTUELL<br />
Prof. P. Dr. Wolfgang Buchmüller OCist ist Rektor<br />
der Hochschule in Heiligenkreuz und Vorstand<br />
des Instituts für Spirituelle Theologie und Religionswissenschaft<br />
sowie Professor für Spirituelle Theologie<br />
und Ordensgeschichte. Geboren in Konstanz,<br />
lebte Buchmüller zunächst mit seinen Eltern in der<br />
Schweiz. Aufgrund geänderter Aufenthaltsgesetze<br />
musste die Familie nach Deutschland zurückkehren.<br />
Unter der Leitung von Wolfgang Buchmüller studieren<br />
heute 314 Studenten in Heiligenkreuz, davon<br />
etwa 40 Frauen. Rund 160 Priesterkandidaten befinden<br />
sich in Ausbildung.<br />
Wie war Ihr weiterer Karriereverlauf?<br />
Ich war hier zunächst zehn Jahre lang für die Alten und<br />
Kranken zuständig, später auch als Gastmeister, und<br />
hatte viel Kontakt mit Reise- und Pilgergruppen. Nach<br />
der Priesterweihe war ich ein Jahr lang Kaplan in Stiepel.<br />
Danach promovierte ich an der Universität Wien<br />
in Spiritualität. <strong>Die</strong>se wurde in Wien damals in Verbindung<br />
mit der Dogmatik gelehrt.<br />
Warum hat Heiligenkreuz eine derartige<br />
Bedeutung als Ausbildungsort bekommen?<br />
Das überrascht uns manchmal selbst. Der Grund<br />
dafür ist in der besonderen Geschichte zu finden.<br />
Heiligenkreuz hat sehr tiefe Wurzeln, mehr als 800 Jahre.<br />
Heiligenkreuz unterhielt schon im Mittelalter ein<br />
Ausbildungshaus für Zisterzienser in der Stadt Wien.<br />
Ein zweiter, ganz wesentlicher und nur schwer in Worte<br />
zu fassender Grund sind die Spiritualität, das Chorgebet<br />
und der Choral. Sie bilden ein kleines himmlisches Jerusalem<br />
hier in Heiligenkreuz. Das alles sind gute Wurzeln<br />
und eine sehr starke Basis, die uns auch Halt gibt und<br />
immer mehr Menschen anzieht und fasziniert.<br />
In den 1970er Jahren stand die Existenz der<br />
Hochschule an der Kippe. Wie konnte der Standort<br />
überleben?<br />
Es waren vor allem die jungen Mitbrüder, die sich auf<br />
die Beine gestellt und aktiv gemacht haben. Sie haben<br />
es als einzigartig empfunden, gleichzeitig das Studium<br />
und das Beten hier so zu verbinden. So ist eine neue<br />
Strategie entstanden, und es kam in Verbindung mit der<br />
Diözese Regensburg zur Gründung des Collegium Rudolphinum.<br />
Seither ist das kleine Heiligenkreuz immer<br />
mehr gewachsen. So entstand allmählich unser Campus,<br />
wo nicht nur die Theorie des Glaubens, sondern auch die<br />
Freude am gelebten Glauben wichtig sind.<br />
Sie bekommen regelmäßig Besuch von Intellektuellen<br />
aus allen Kreisen und Disziplinen. Was<br />
suchen und finden diese Menschen hier?<br />
Sie finden einen Ruhepol zum Denken vor, an dem sie<br />
sich geschützt fühlen. Wir haben zum Beispiel Philosophen<br />
hier, die an einer Neubegründung der Metaphysik<br />
arbeiten. Auch Erwachsenenbildung ist ein großes<br />
Thema. Wir empfangen hier selbst Muslime, die einen<br />
Ort suchen, um etwas über das Christentum lernen zu<br />
können. Ich selbst betreue eine Gruppe von rund 50<br />
solcher Interessenten. Zusätzlich haben wir die katholische<br />
Medienarbeit stark gefördert und waren offen für<br />
Neues. Dank Pater Johannes Paul hat sich das hier dann<br />
verselbstständigt. Sie haben sicher schon einen Blick in<br />
unser modernes Aufnahmestudio geworfen ...<br />
Natürlich! So manches sehr bekannte Fernsehstudio<br />
könnte da neidisch werden! Welche Zukunftspläne<br />
haben Sie für die Hochschule?<br />
Ich habe das Gefühl, dass wir uns hier noch gut weiterentwickeln<br />
werden, auch im Bereich von Aufbaustudien.<br />
<strong>Die</strong> Hochschule muss immer etwas für die Menschen<br />
sein, nicht nur ein abgehobenes akademisches Milieu<br />
bieten. Sie muss eine tatsächliche geistige Nahrung für<br />
die Menschen bieten. Ich denke auch, dass der Glaube<br />
und die Ästhetik eine Verbindung zueinander haben.<br />
Der Glaube zeigt uns die Schönheit des Himmels, des Lebens,<br />
der Natur – auch die Schönheit des Staunens. Ich<br />
bin überzeugt, dass die Kirche solche Rückzugsorte wie<br />
Heiligenkreuz braucht und dass da die Kraft gefunden<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 11
wird für eine richtige Erneuerung der Kirche – nicht<br />
nur strukturell, sondern auch innerlich. Wer glaubt, der<br />
kann die ganzen Zusammenhänge des Lebens verstehen,<br />
dem öffnen sich Welten.<br />
Viel mehr als nur ein Kloster<br />
Das Stift Heiligenkreuz ist eine lebendige<br />
Zisterzienserabtei mit 96 Mönchen, die drei Priorate,<br />
eine Hochschule päpstlichen Rechts, 21 Pfarren<br />
und das Priesterseminar Leopoldinum sowie ein<br />
Wiederbesiedlungsprojekt für das Kloster Neuzelle<br />
betreibt und ein Klostergründungsprojekt in Sri<br />
Lanka unterstützt. Stift Heiligenkreuz wurde im<br />
Jahr 1133 vom hl. Leopold gegründet und besteht<br />
seither ohne Unterbrechung. Neben seiner Funktion<br />
als spirituelles und intellektuelles Zentrum<br />
ist das Kloster die größte kulturelle und geistliche<br />
Attraktion des Wienerwaldes und wird jährlich von<br />
mehr als 120.000 Gästen aus aller Welt besucht.<br />
www.stift-heiligenkreuz.org<br />
<strong>Die</strong> Messe im Internet<br />
Wie sehr das Stift Heiligenkreuz mit der Zeit geht,<br />
zeigen die Heiligen Messen, die via Livestream im<br />
Internet übertragen werden. So haben auch nichtmobile<br />
Menschen die Möglichkeit, die Messe zu verfolgen<br />
und an Gebetsstunden teilzunehmen.<br />
www.stift-heiligenkreuz.org/livestream<br />
Das Studio im Stift<br />
Stift Heiligenkreuz betreibt ein eigenes Film- und<br />
Tonstudio. Dessen Hauptaufgabe besteht darin,<br />
Medienkompetenz zu vermitteln sowie ein zeitgemäßes<br />
Medienapostolat zu entfalten. <strong>Die</strong>s geschieht<br />
einerseits über die Ausbildung von interessierten<br />
Personen, angehenden Priestern, Ordensleuten und<br />
allen Studierenden der Hochschule im professionellen<br />
Umgang mit den Medien. Andererseits werden<br />
hier auch die beliebten Videos und Audioformate<br />
von Stift Heiligenkreuz produziert.<br />
www.studio1133.at<br />
Das Stichwort „Welten“ führt mich zu einer sehr<br />
profanen Frage: Wie finanziert sich Ihre Hochschule?<br />
Wie im nordamerikanischen Raum, wo Hochschulen<br />
nicht vom Staat geführt werden, sondern von interessierten<br />
Laien, sind auch wir auf Spenden angewiesen.<br />
Das tut uns sehr gut, denn so müssen wir uns täglich<br />
bemühen, für die Menschen da zu sein. Das hilft uns zu<br />
sehen, was die Fruchtbarkeit unseres Charismas bedeutet<br />
– zum Beispiel das Mittagsgebet am <strong>Die</strong>nstag. Hier<br />
bei uns verfolgen wir ein anderes Konzept von Kirche,<br />
das keine beamtete Kirche ist. Unsere Kirche kommt<br />
von den Leuten und ist für die Leute da. Sie muss sich<br />
bemühen, auf die Leute zuzugehen und auf missionarischer<br />
Basis immer ein Miteinander zu finden.<br />
Gestatten Sie mir eine letzte Frage: Wie stehen Sie<br />
zum Papst?<br />
Wir hier in Heiligenkreuz verehren den emeritierten<br />
Papst Benedikt XVI., den wir auch als Kirchenvater der<br />
Moderne und der Gegenwart ansehen. <strong>Die</strong>sem will ich<br />
meinen Respekt zollen, da er immer biblisch fundiert<br />
argumentiert und die Fragen der Gegenwart mit aller<br />
Offenheit behandelt. Wir lesen natürlich auch mit großer<br />
Begeisterung die Statements von Papst Franziskus,<br />
die oft sehr provokant klingen, aber sehr bereichernd<br />
sind. Christlicher Glaube hat immer etwas mit Vernunft<br />
zu tun, in der Mitte ist Christus. Das kann man kritisch<br />
hinterfragen, aber darüber hinaus muss man auch wieder<br />
zum Blick aufs Ganze kommen, Elemente sehen,<br />
die zusammenpassen. So gelangt man auf eine höhere<br />
Ebene des Verstehens und man sieht, welch wunderbare<br />
Welt der Glaube ist und welch wunderbaren Blick uns<br />
Jesus auf die Welt schenkt.<br />
12<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
VORBILDER<br />
HELMUT LUTZ,<br />
MALTESER CARE :<br />
FÜHRUNGSSTIL MIT HERZ<br />
In seiner Freizeit humorvoller Familienmensch und passionierter Motorradfahrer, ist Helmut Lutz in seinem Beruf<br />
nicht nur auf der Sonnenseite des Lebens unterwegs. Ein Vorbild im Porträt.<br />
Von Susanne Wick<br />
Helmut Lutz ist seit 2016 Geschäftsführer von <strong>Malteser</strong><br />
Care, jener Einrichtung, die sich um individuelle Pflege<br />
und Betreuung im eigenen zu Hause kümmert. Wer schon<br />
einmal selbst in der Rolle eines pflegenden Angehörigen<br />
oder einer professionellen Pflegekraft aktiv war, weiß,<br />
wie herausfordernd und anspruchsvoll diese Tätigkeit ist.<br />
Auch Helmut Lutz kennt diese Herausforderungen aus<br />
nächster Nähe.<br />
Aber das allein qualifiziert ihn noch nicht für seinen Job.<br />
Vielmehr bringt er ein breit gefächertes Repertoire an Erfahrungswissen<br />
mit, das er im Laufe seines fast 40-jährigen<br />
Berufslebens sammeln konnte. Helmut Lutz war<br />
unter anderem im Versicherungs- und Bankenbereich<br />
sowie in der Bauwirtschaft in leitenden Positionen im<br />
Rechnungswesen und Controlling tätig, kennt soziale<br />
Hilfsorganisationen mit 800 Haupt- und ebenso vielen<br />
freiwilligen Mitarbeitenden als kaufmännischer und Alleingeschäftsführer<br />
und war viele Jahre als selbstständiger<br />
Unternehmensberater aktiv.<br />
Das Wohl des Menschen im Mittelpunkt<br />
<strong>Die</strong>ses umfassende Wissen nutzt Helmut Lutz bei<br />
<strong>Malteser</strong> Care, um die Organisation weiterzuentwickeln<br />
– vor allem in den Bereichen Personal, Qualitätsmanagement,<br />
Rechnungswesen und Controlling. Der<br />
Schokoladenliebhaber („Leider!“, seufzt er) verfügt über<br />
ausgeprägtes zukunftsorientiertes, unternehmerisches<br />
Denken und Handeln, allerdings stets mit Blick auf soziale<br />
Verträglichkeit, Nachhaltigkeit und Menschlichkeit.<br />
<strong>Die</strong>se einzigartige Verbindung zeichnet Helmut Lutz aus.<br />
Für ihn steht das Wohl des Menschen im Mittelpunkt.<br />
Kommunikation findet bei ihm auf Augenhöhe statt. Da-<br />
für wird er von Mitarbeitenden, Klienten, Angehörigen<br />
und Partnern gleichermaßen geschätzt. Der Teamgedanke<br />
liegt dem Familienmenschen Helmut Lutz besonders<br />
am Herzen. Es gibt keine spürbaren Hierarchien, Lösungen<br />
werden gemeinsam erarbeitet und umgesetzt. Dazu<br />
finden regelmäßig Jours fixes, Teambesprechungen sowie<br />
persönliche Mitarbeitergespräche statt.<br />
Zukunftsorientierte Pflege und Betreuung<br />
Oft entstehen genau aus diesen gemeinsamen Zusammenkünften<br />
Ideen für Verbesserungsmöglichkeiten oder<br />
für neue Leistungen. So hat <strong>Malteser</strong> Care zum Beispiel<br />
stundenweise Entlastungsangebote für pflegende Angehörige<br />
und Familien in schwierigen Situationen entwickelt<br />
und realisiert. Ein besonders sensibles Thema<br />
betrifft dabei Familien, denen die Kinder aus Gründen<br />
der Kindeswohlgefährdung abgenommen werden müssen.<br />
<strong>Malteser</strong> Care hat in Kooperation mit der MAG ELF<br />
eine Krisengruppe mit sechs Plätzen für Kinder bis zu<br />
drei Jahren in Wien in Betrieb genommen. Den Kindern<br />
soll in der schwierigen Zeit der Abklärung über die weitere<br />
Zukunft ein „bewahrendes Nest“, Geborgenheit und<br />
Schutz geboten werden.<br />
Immer am Puls der Zeit, ist Helmut Lutz bemüht, in<br />
seinem Tätigkeitsfeld hohe Standards zu setzen und<br />
gemeinsam mit seinem Team ständige Verbesserungen<br />
zu erzielen. Das Ergebnis: <strong>Malteser</strong> Care zählt heute zu<br />
einer der ersten qualitätszertifizierten Agenturen in der<br />
24-Stunden-Betreuung (ÖQZ 24) in Österreich. Das ist<br />
etwas ganz Besonderes. Zu diesem Erfolg gratulieren<br />
wir herzlich!<br />
Nähere Infos: www.malteser.care<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 13
LEBENSWERT<br />
„IN SO EINER WELT WILL ICH LEBEN!“<br />
Gelebte Inklusion im Rahmen von zwei neuen Musikinitiativen im Wiener Konzerthaus: <strong>Die</strong> MALTESER unterstützen<br />
und laden herzlich zum Mitmachen und Genießen ein.<br />
Von Annelie Lechner<br />
„Musik gibt Freude, bringt Menschen zum Lachen. Musik<br />
verbindet. Sie unterscheidet nicht nach Geschlecht,<br />
Alter, Herkunft, sozialem Status, Religion, sexueller<br />
Orientierung oder danach, ob wir mit oder ohne Behinderung<br />
durchs Leben gehen.“ Schöner als ein Teilnehmer<br />
der „SommerMusikWoche“ es beschrieben hat,<br />
lässt sich der Kerngedanke der zwei neuen inklusiven<br />
Projekte „SommerMusikWoche“ und „klangberührt“<br />
nicht formulieren.<br />
<strong>Die</strong> „SommerMusikWoche“ des Wiener Konzerthauses,<br />
die Anfang Juli erstmals über die Bühne ging, richtete<br />
sich an alle musikbegeisterten Menschen. Ob mit oder<br />
ohne Instrument – jeder war willkommen, in Workshops<br />
mit professionellen Musikern vier Tage lang gemeinsam<br />
in den Sälen des Wiener Konzerthauses zu spielen und<br />
zu singen.<br />
So klingt Inklusion<br />
Um Musikbegeisterten und Betreuten der <strong>Malteser</strong> die<br />
Möglichkeit zu geben, an diesem einzigartigen Ereignis<br />
teilzunehmen, wurden auch sie zum Mitmachen eingeladen.<br />
Das Konzept ging auf: Klein und Groß von acht<br />
bis 72 Jahre, mit und ohne Behinderung und verschiedenster<br />
Herkunft kamen ins Wiener Konzerthaus und<br />
bildeten neue Ensembles, arbeiteten intensiv an einzelnen<br />
Stücken und komponierten zum Teil eigene Werke.<br />
Das Erlernte wurde Freunden sowie Angehörigen zum<br />
Workshop-Finale im Großen Saal unter dem Wochenmotto<br />
„So klingt der Sommer“ präsentiert.<br />
Klangberührte Emotion statt Ritual<br />
Im zweiten Projekt, dem Zyklus „klangberührt“, werden<br />
feste Regeln, die sich im klassischen Konzertbetrieb die<br />
letzten hundert Jahre etabliert haben, außer Kraft gesetzt.<br />
Katja Frei, Senior Manager Education im Wiener<br />
Konzerthaus, dazu: „Wir laden die Menschen ein, diese<br />
Rituale infrage zu stellen und zu sagen: ‚Vielleicht kann<br />
es auch einmal sein, dass man mitten im Stück anfängt<br />
zu klatschen, weil es einen mitreißt, oder dass man anfängt,<br />
auf den Hockern mitzuklopfen oder aufzustehen<br />
und zu tanzen.‘ Für solch einen expressiven Ausdruck ist<br />
es schön, wenn wir einen neuen Rahmen im klassischen<br />
Konzertbetrieb schaffen.“<br />
Für alle Menschen<br />
In der Saison <strong>2019</strong>/20 gestalten Otto Lechner und Peter<br />
Rosmanith die erste Veranstaltung innerhalb dieses ungezwungenen<br />
Rahmens. In weiteren Konzerten sind unter<br />
anderem Annette Bik, Porträtkünstlerin Eva Reiter<br />
14<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
LEBENSWERT<br />
und Schlagzeug-Virtuose Martin Grubinger<br />
zu erleben. Moderiert werden<br />
sämtliche Konzerte von Lilian Genn.<br />
<strong>Die</strong> freischaffende Musikvermittlerin<br />
hat das Projekt konzipiert: „<strong>Die</strong><br />
Grundidee ist, ein Konzertsetting<br />
zu gestalten, das offen und zugänglich<br />
für alle Menschen ist. ‚klangberührt‘<br />
ist dezidiert kein Projekt nur<br />
für Menschen mit Behinderung. Wir<br />
wünschen uns ein durchmischtes Publikum,<br />
das gemeinsam ein musikvermittlerisch<br />
gestaltetes Konzert<br />
erlebt.“ Dazu wird der Schubert-Saal<br />
eigens umgebaut und die Bühne in<br />
den Saal verlegt. <strong>Die</strong> Konzerte beginnen<br />
um 18.30 Uhr und dauern rund<br />
75 Minuten. Auch der Ausklang wird<br />
entspannt gestaltet. Hier besteht sogar<br />
die Möglichkeit, die Künstler persönlich<br />
kennenzulernen.<br />
Nähere Informationen und<br />
Termine:<br />
www.konzerthaus.at/abo1920/kb<br />
David Eucaristí, pixabay.com<br />
ONKOLOGIE<br />
DER BARMHERZIGKEIT<br />
Begleitung von Kranken statt Euthanasie fordert Papst Franziskus. Für die<br />
MALTESER ist diese Begleitung längst zur Selbstverständlichkeit geworden.<br />
Quelle: IEF-Politblog I Von Lukas Lienhart<br />
<strong>Die</strong> legale Praxis von Euthanasie in einigen Staaten führe „nur scheinbar<br />
zu mehr persönlicher Freiheit, da sie in Wirklichkeit auf einem utilitaristischen<br />
Menschenbild basiert“. Technik solle im <strong>Die</strong>nst der Menschheit stehen<br />
und nicht unterscheiden, „wer verdient, weiter behandelt zu werden<br />
und wer nicht, weil er nur noch als Last gesehen wird“. <strong>Die</strong>se Gedanken<br />
und Zitate stammen aus einem Gespräch von Papst Franziskus mit rund<br />
150 italienischen Ärzten im September <strong>2019</strong>. Sie wurden vom Institut für<br />
Ehe und Familie in einem seiner jüngsten Newsletter aufgenommen.<br />
Von den Ärzten forderte der Papst eine „Onkologie der Barmherzigkeit“<br />
und die Begleitung von Kranken und ihren Angehörigen in allen Phasen.<br />
Dabei sei stets der Wert eines Menschenlebens im Blick zu behalten. Palliativmedizin<br />
sowie eine familiäre Umgebung in Hospizen sollten zudem<br />
zur Linderung von Leid beitragen.<br />
Für die <strong>Malteser</strong> Österreich ist diese Forderung schon seit langem selbstverständlich.<br />
Sie bieten Menschen im Alter und/oder in Krankheit würdevolle<br />
Betreuung und Lebensqualität bis zuletzt. Sie sind in christlicher<br />
Nächstenliebe für sie da – sowohl ehrenamtlich durch Besuchsdienste,<br />
Palliativdienste und Pflegedienste als auch hauptberuflich in der mobilen<br />
Pflege von <strong>Malteser</strong> Care und im Haus Malta bzw. demnächst im neuen<br />
Ordenshaus der <strong>Malteser</strong>.<br />
Nähere Informationen:<br />
www.malteser.at/was-wir-tun/sozialdienste/palliativbetreuung<br />
bzw. www.hausmalta.at<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 15
STABSFÜHRUNGSKURS <strong>2019</strong><br />
Abschluss des einjährigen Stabsführungskurses <strong>2019</strong> Salzburg, in vier Modulen (Heiligenkreuz, St. Virgil/Salzburg, Börseplatz<br />
und Schottenstift, Wien).<br />
BURGENLAND<br />
BENEFIZKONZERT<br />
<strong>Malteser</strong> Benefizkonzert mit der Militärmusik<br />
Niederösterreich in Reichenau an der Rax.<br />
BURGENLAND<br />
HL. MESSE IN ROHRAU<br />
Quartalsmesse im idyllischen Schlosspark von Schloss<br />
Rohrau. Gemeinsam mit Bewohnern aus dem Haus<br />
Malta und erstmals auch aus dem Marienheim Bruck/<br />
Leitha mit einer anschließenden Führung durch die berühmte<br />
Graf Harrach’sche Familiensammlung.<br />
16<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
BURGENLAND<br />
MONATSTREFFEN<br />
XXXX<br />
Heilige Messe in der kleinen Schlosskirche zu Kobersdorf mit anschließendem Umtrunk im Schlosshof. Gemütlicher<br />
Ausklang in einem nahegelegenen Garten bei Heurigen-Atmosphäre.<br />
SALZBURG<br />
SOMMERFEST<br />
<strong>Malteser</strong> Ambulanzdienst beim Sommerfest von Erzbischof Lackner.<br />
SALZBURG<br />
AMBULANZDIENST<br />
MEDJUGORJE<br />
Ehrenamtliche Unterstützung für die Ambulanzstation<br />
in Medjugorje aus Salzburg. Bis zu 50 Patienten aus allen<br />
Ländern der Erde werden hier täglich betreut und<br />
versorgt.<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 17
FRONLEICHNAM<br />
Zu Fronleichnam sind die <strong>Malteser</strong> immer stark vertreten.<br />
Vielen Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß unterwegs<br />
sind, können wir die Teilnahme an der Prozession<br />
ermöglichen. Ein Dank gilt auch unseren Sanitätern, die<br />
für Sicherheit sorgen, sowie den Ordensmitgliedern für<br />
ihr Gebet, denn: An Gottes Segen ist alles gelegen!<br />
TIROL<br />
PROZESSION<br />
Traditionelle Landesprozession im Anschluss an die<br />
feierliche Heilige Messe im Innsbrucker Dom.<br />
18<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
XXXX<br />
SALZBURG<br />
FUSSBALL<br />
Zum Freundschaftsspiel zwischen Real Madrid C. F. und Red<br />
Bull Salzburg ziehen auch die <strong>Malteser</strong> ins Stadion ein.<br />
OBERÖSTERREICH<br />
SCHIFF AHOI<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> haben „die Schiffsglocke geläutet“. Gemeinsam an Bord der „Anton Bruckner“.<br />
WIEN<br />
BESUCH IN GRAFENEGG<br />
Ausflug der Delegation Wien und der Johanniter zusammen<br />
mit der Caritas Socialis und dem Haus Malta<br />
zum Schloss Grafenegg. Trotz ein paar Regentropfen<br />
war es ein wunderschöner Herbsttag.<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 19
XXXXX<br />
WIEN<br />
AMBULANZDIENST<br />
<strong>Malteser</strong> Ambulanzdienst beim Sommersportfest am Sigmund Freud-Gymnasium.<br />
WIEN<br />
LANDESAUSSTELLUNG<br />
Tapetenwechsel und Kultur: Besichtigung der NÖ Landesausstellung<br />
<strong>2019</strong> und der Milak in Wiener Neustadt.<br />
WIEN<br />
KINDERTHEATER<br />
<strong>Malteser</strong> zu Gast im Wiener Kindertheater zur diesjährigen<br />
Produktion „Der Revisor – Eine Stadt steht Kopf“<br />
von Nikolai Gogol. Das Theaterstück voller Witz, Spannung<br />
und Dramatik erfreute <strong>Malteser</strong> und Betreute gleichermaßen.<br />
Vielen Dank für die Einladung!<br />
20<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
WIEN<br />
BENEFIZKONZERT<br />
XXXX<br />
<strong>Malteser</strong> Benefizkonzert im Beethovensaal der Pfarre Heiligenstadt, zugunsten des <strong>Malteser</strong> „Herzenswunsch-Projekts“.<br />
Musikbegabte <strong>Malteser</strong> gaben Highlights von Bach, Schubert, Grieg und weiteren Komponisten zum Besten.<br />
WIEN<br />
FEUERWEHRFEST<br />
Gemeinsam mit den Helfern Wiens durften die <strong>Malteser</strong> beim Feuerwehrfest der Berufsfeuerwehr Wien ihre Aktivitäten<br />
präsentieren.<br />
TIROL<br />
4 FÜR INNSBRUCK<br />
Ein absolutes Highlight auf dem Programm des Tiroler<br />
Übungsjahres war der zweite gemeinsame Schulungstag<br />
der Innsbrucker Blaulichtorganisationen.<br />
Mehr als 100 Einsatzkräfte der <strong>Malteser</strong>, des Roten<br />
Kreuzes Innsbruck, des Samariterbundes Tirol, der<br />
Johanniter-Unfall-Hilfe Tirol, der Berg- und Wasserrettung<br />
Innsbruck und anderer Einsatzorganisationen<br />
übten gemeinsam verschiedenste, realitätsnahe Notfallszenarien.<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 21
MALTESERÖSTERREICH<br />
SALZBURG UND OBERÖSTERREICH<br />
ALTÖTTING<br />
Wallfahrt nach Altötting. Es ist schon Tradition geworden, dass die <strong>Malteser</strong> aus Salzburg und Oberösterreich gemeinsam<br />
eine Wallfahrt an den Kraft- und Gnadenort Altötting veranstalten.<br />
WIEN<br />
DONAUINSELFEST<br />
Auch dieses Jahr waren die <strong>Malteser</strong> wieder bei der Sicherheitsshow, durchgeführt von „<strong>Die</strong> Helfer Wiens“, vertreten, bei<br />
der sich Besucher über die Tätigkeiten der Wiener Hilfs- und Einsatzorganisationen informieren konnten.<br />
22<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
SALZBURG<br />
UNGARISCHER<br />
ABEND<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>zentrale wurde für den<br />
ungarischen Abend „rot, weiß und<br />
grün“ geschmückt. Mozarteum-Studenten<br />
sorgten mit einem Konzert<br />
für die musikalische Unterhaltung,<br />
dazu wurden ungarische Köstlichkeiten,<br />
von Gulaschsuppe, Pogácsa, Túró<br />
Rudi bis hin zu Salami und Paprika,<br />
serviert. Dem folgte eine Verkostung<br />
ungarischer Weine.<br />
JUGEND-SOMMER-<br />
LAGER IN PODERSDORF<br />
Von Georg Holzhausen<br />
Bereits zum sechsten Mal in Folge organisierte der<br />
<strong>Malteser</strong> Hospitaldienst Burgenland das beliebte <strong>Malteser</strong><br />
Jugend-Sommerlager. <strong>Die</strong>smal fand es von 6. bis 8. September<br />
<strong>2019</strong> in Podersdorf am Neusiedlersee statt.<br />
23 Jugendliche zwischen zehn und 14 Jahren, unter ihnen<br />
sechs Roma aus der Slowakei, und 23 Erwachsene<br />
bildeten die Kerngruppe. Trotz Regen genossen alle das<br />
vielseitige Programm – vom Spielen und Bootsfahren<br />
über spannende Ausflüge mit Besichtigungen bis hin zur<br />
gemeinsamen Messe am Sonntag. Das Projekt, das der<br />
Integration von Kindern dient, die am Rande der Gesellschaft<br />
stehen, wäre ohne die finanzielle Unterstützung<br />
des Vereins „Licht ins Dunkel“ nicht möglich. Danke an<br />
alle Helfer und Unterstützer!<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 23
HIER GIBT ES NUR GEWINNER<br />
... 19, 20, 21: Bereits zum 21. Mal fand heuer das beliebte Wildwassercamp der MALTESER statt. Und es war nicht das<br />
letzte Mal – versprochen!<br />
Von Gabriel Maria Hofstätter<br />
Wieder ging es Anfang August <strong>2019</strong> so richtig zur Sache<br />
– besser gesagt zu Wasser: Beim traditionellen<br />
Wildwassercamp in Wildalpen, das dank der großzügigen<br />
und unermüdlichen Unterstützung von Frau<br />
Kommerzialrätin Hilde Umdasch schon seit mehr als<br />
zwei Jahrzehnten veranstaltet werden kann, erprobten<br />
sich diesmal 27 Sportbegeisterte in der Natur. Ein<br />
paar Regentropfen zwischendurch konnten unserer guten<br />
Stimmung nichts anhaben. Nach dem Motto „Bei<br />
uns gibt es nur Gewinner“ wurde die beeindruckende<br />
Schlucht an der Salza mit ihrem türkis-blauen Flusswasser<br />
durchpaddelt, der Geschicklichkeits-Parcous wurde<br />
mit viel Spaß und Lachen bewältigt – freilich nicht ohne<br />
die bewährte sportliche und sichere Betreuung der Wildwasserschule<br />
Liquid Lifestyle und Wolfgang Winkler.<br />
Fortsetzung folgt ...<br />
Beim großen Fest der Feuerwehr und des Musikvereins<br />
von Wildalpen genossen wir – ganz zünftig in Dirndl<br />
und Lederhose – die knusprigen Grillhendl mit Pommes<br />
Frites und kühle Getränke. Für das Tanzfest wurden uns<br />
eigene Tische bereitgestellt, und Bürgermeisterin Karin<br />
Gulas begrüßte uns auch heuer wieder besonders herzlich.<br />
Am Sonntag feierten wir mit Pater Bernhard die<br />
Hl. Messe in der Dorfkirche. Danach hieß es Abschied<br />
nehmen – aber nur bis zum nächsten Jahr! Da ist das<br />
Wildwassercamp von 30. Juli bis 2. August 2020 geplant.<br />
Gerne schon jetzt vormerken!<br />
24<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
SPIRITUALITÄT UND<br />
NÄCHSTENLIEBE WÄCHST<br />
<strong>Die</strong> MALTESER bekommen „Zuwachs“ – Feierliche Aufnahme in der Steiermark<br />
Von Katharina Stögner<br />
Der <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst, eine der größten ehrenamtlichen<br />
Hilfsorganisationen Österreichs, und der Souveräner<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden bekamen weiteren „Zuwachs“:<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden hat im Juni in Leoben<br />
seine jährliche Aufnahme und Generalversammlung<br />
abgehalten. In einer feierlichen Hl. Messe in der Stiftskirche<br />
Göss, zelebriert von Bischof emeritus Egon Kapellari<br />
mit Seelsorgern des Ordens, wurden 13 neue Mitglieder<br />
in den Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und 51 Mitglieder<br />
in den <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst aufgenommen.<br />
Sie alle haben eine anspruchsvolle Ausbildung durchlaufen<br />
und ihr Ausbildungsjahr erfolgreich absolviert.<br />
Durch die Aufnahme haben sie sich verpflichtet, gemäß<br />
den Normen der Kirche zu leben und sich im Geiste des<br />
Ordens gegen die acht Elende dieser Welt – Krankheit,<br />
Verlassenheit, Heimatlosigkeit, Lieblosigkeit, Hunger,<br />
Schuld, Unglaube und Gleichgültigkeit – einzusetzen.<br />
„Wir heißen alle neuen Mitglieder des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens<br />
und des Hospitaldienstes sehr herzlich<br />
willkommen. Es ist uns eine besondere Freude, diese jungen<br />
engagierten Menschen ab jetzt in unserer Mitte zu<br />
haben. <strong>Die</strong> große Zahl der Neuaufnahmen zeigt, wie attraktiv<br />
der Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine<br />
Hilfsorganisation nach wie vor sind.“, so der Prokurator<br />
Norbert Salburg-Falkenstein.<br />
„Gerade wo unser Sozialsystem in einigen Bereichen auf<br />
ehrenamtliche Mitarbeit angewiesen ist, ist der <strong>Die</strong>nst<br />
am Nächsten besonders wichtig. So können wir <strong>Malteser</strong><br />
im christlichen Sinne der Nächstenliebe dort helfen, wo<br />
Not ist.“, sagt Richard Wittek-Saltzberg, Kommandant<br />
von <strong>Malteser</strong> Austria.<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 25
MALTESERÖSTERREICH<br />
RIGOLETTO MIT APFELTASCHEN<br />
UND TOPFENKUGELN<br />
Über einen besonderen Genuss durften sich die MALTESER Besuch der Bregenzer Festspiele freuen: Sie wurden mit<br />
selbstgemachten Mehlspeisen einer echten Stadträtin verwöhnt.<br />
Von Ursula Dehne-Kinz<br />
Alle zwei Jahre organisieren die <strong>Malteser</strong> für Betreute einen<br />
Besuch der Bregenzer Festspiele. <strong>Die</strong>ses Mal waren<br />
sechs Personen aus Tirol und Vorarlberg und zahlreiche<br />
<strong>Malteser</strong> für ein Wochenende im Ländle. Sie reisten mit<br />
zwei organisationseigenen Fahrzeugen an und wohnten<br />
im „Jungen Hotel“ in Hard, das über die erforderlichen<br />
barrierefreien Einrichtungen verfügt.<br />
Am Samstag offerierte Familie Anwander aus Hohenweiler<br />
ein Grillfest im Ruderclub Wiking mit anschließender<br />
Bootsfahrt – für viele ein außergewöhnliches Erlebnis.<br />
Nach einer exklusiven Bühnenführung und einer kurzen<br />
Ruhepause ging es schließlich zum Festspielgelände.<br />
Dort wartete die nächste Überraschung: Es gab einen<br />
kleinen Empfang mit Brötchen, Getränken und selbstgemachten<br />
Mehlspeisen von der Bregenzer Stadträtin<br />
für Soziales und Gesundheit, Dr. Annette Fritsch. In<br />
Begleitung von Nationalratsabgeordneten Ing. Reinhold<br />
Einwallner hatte es sich die engagierte Politikerin nicht<br />
nehmen lassen, trotz ihres dichten Terminkalenders der<br />
Einladung der <strong>Malteser</strong> zu folgen und sie persönlich zu<br />
begrüßen. Eine bessere Einstimmung auf die nachfolgende<br />
Rigoletto-Vorstellung hätte man sich nicht wünschen<br />
können!<br />
Vergelt’s Gott!<br />
Im Namen der <strong>Malteser</strong> Tirol und Vorarlberg möchte<br />
ich mich sehr herzlich bei Frau Mag. Ursula Dehne-<br />
Kinz, Vizepräsidentin des Soroptimist Club Bregenz/<br />
Rheintal, sowie bei der Familie Anwander für die Unterstützung<br />
und Organisation dieses wunderbaren<br />
Wochenendes bedanken. Lukas Krupitza, Bereichsleiter-Stellvertreter,<br />
MHDA Tirol/Vorarlberg<br />
26<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
WALLFAHRT DER GENERATIONEN<br />
<strong>Die</strong> diesjährige Pfingstwallfahrt des Dekanats Retz-Haugsdorf führte uns von Obritz zur Schlosskirche Mailberg –<br />
ein schöner Weg bei prachtvollem Wetter und mit musikalischer Begleitung.<br />
Von Christoph Martin<br />
Um 14.30 Uhr ging es los. Start war am „Baumhauer-<br />
Kreuz“ an der kleinen Straße, die von der Obritzer Kellergasse<br />
nach Mailberg führt. Der Weg ging dann über<br />
die Weingärten nach Mailberg, mit Blick auf die wunderbare,<br />
sanfthügelige Landschaft. In Mailberg selbst<br />
warteten in der Holzgasse die Weinviertler Hauerkapelle<br />
und eine große Gruppe von Schulkindern, die – als<br />
Apostel mit Bärten verkleidet – ein hinreißendes lebendes<br />
Bild für uns stellten. Es ging weiter zum Hauptplatz<br />
von Mailberg, wo uns eine Abordnung der Kindergartenkinder<br />
erwartete. Sie reichten Wein und Brot und,<br />
nach alter Kloster-Sitte, ein Wasserbecken zur Handwaschung.<br />
Wein, Musik und Wallfahrtsspeise<br />
Am Pfarrhof schlossen sich uns jene Ordensdamen und<br />
-ritter und Mailberger an, für die der ganze Prozessionsweg<br />
zu beschwerlich gewesen wäre. Auf der weiteren<br />
Strecke spielte die Hauerkapelle im Wechsel mit<br />
den Gebeten. Um etwa 16 Uhr kamen wir in der Kirche<br />
an. Nach einer halbstündigen Andacht folgte eine köstliche<br />
Agape im Schlosshof. <strong>Die</strong> Pfarre kredenzte Wein<br />
und Aufstrich-Brote, der neu eröffnete Schlossheurige<br />
steuerte eine kostenlose Wallfahrtsspeise bei. Für die<br />
Rückkehr zu den in Obritz geparkten Autos wurde uns<br />
vom Mailberger Bürgermeister ein Transportdienst zur<br />
Verfügung gestellt. Wir sagen allen Beteiligten und Unterstützern<br />
herzlich danke!<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong><br />
27
MALTESERÖSTERREICH<br />
WENN NORDEN MEHR ALS<br />
EINE HIMMELSRICHTUNG IST<br />
Norden-Norddeich ist ein wunderbarer, barrierefreier Kurort in Norddeutschland und perfekt für eine Reise der MALTESER<br />
– am besten im Sommer.<br />
Von Barbara Rammerstorfer und Stefan Reisigl<br />
„Tausche Regen und Büro gegen Wind und Meer, wer<br />
noch?“ „Ich, ich!“, „Ich auch!“, „Schließe mich an!“ Was<br />
nach einer Idee und dem Beginn einer Reiseplanung aussieht,<br />
hat in Wahrheit erst nach der Rückkehr vom Meer,<br />
genauer von der Nordsee stattgefunden. Doch der Reihe<br />
nach: Seit mehreren Jahren fahren wir mindestens einmal<br />
im Jahr in den Sommermonaten nach Norden. Auf<br />
die Frage, wohin wir denn fahren würden, kommt immer<br />
das gleiche Frage-Antwort-Spiel: Wir fahren nach Norden.<br />
Wohin? Nach Norden! Norden-Norddeich ist für<br />
Eingeweihte eben mehr als nur eine Himmelsrichtung.<br />
Es ist ein wunderschöner Ort im äußersten Nordwesten<br />
Deutschlands, genauer in Ostfriesland.<br />
Da Norden-Norddeich als Kurort weitgehend barrierefrei<br />
ist, war es naheliegend, dorthin eine <strong>Malteser</strong>-Reise zu<br />
organisieren. Nach dem Motto „Ostfriesland, wir kommen!“<br />
stiegen wir also am 30. Juni am späteren Abend<br />
in Linz in den Zug und machten uns auf die lange Reise<br />
einmal quer durch Deutschland.<br />
Anreise<br />
Am nächsten Morgen wurden wir von den <strong>Malteser</strong>n<br />
aus Hannover herzlich am Bahnsteig empfangen und bei<br />
unserem kurzen Aufenthalt liebevoll umsorgt. Gestärkt<br />
durch ein zweites Frühstück, verbunden mit vielen net-<br />
ten Gesprächen, setzten wir unsere Reise mit dem Regionalzug<br />
nach Norden-Norddeich fort.<br />
Bei einer Führung durch unseren Urlaubsort Norddeich<br />
lernten wir die Gegend kennen und erfuhren Interessantes<br />
über die Ostfriesen und ihre Heimat. Wir bekamen<br />
auch den dort vorherrschenden Wind zu spüren. In einem<br />
Strandkorb sitzend, kann man den Ausblick auf das<br />
Wattenmeer mit Ebbe und Flut so richtig genießen.<br />
Der englische Garten des Wasserschlosses Lütetsburg lud<br />
zum Entdecken ein. Hier erwischte uns auch das einzige<br />
Mal der sonst eher typische Regen. Gott sei Dank konnten<br />
wir uns ins nahe Schlosscafé flüchten und dort ostfriesische<br />
Spezialitäten genießen.<br />
Im malerischen „Puppenstubenort“ Greetsiel kamen wir<br />
aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Der Ort überraschte<br />
uns mit historischen Giebelhäusern aus dem 17.<br />
Jahrhundert, dem über 600 Jahre alten Fischerhafen mit<br />
seiner beeindruckenden Krabbenkutterflotte, den berühmten<br />
Greetsieler Zwillingsmühlen sowie den malerischen<br />
Gassen.<br />
Ein Höhepunkt der Reise war sicher die Schifffahrt auf<br />
die gänzlich autofreie Insel Juist mitten im Wattenmeer.<br />
28<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
Hier scheint die Zeit Ende des 19.<br />
Jahrhunderts stehen geblieben zu<br />
sein. <strong>Die</strong> meisten Bauten stammen<br />
aus der Zeit Kaiser Wilhelms und auch<br />
die nötigen Transporte werden mit<br />
Pferdekutschen erledigt. Dort genossen<br />
wir den 17 km langen Sandstrand<br />
und ließen uns auch die Gelegenheit<br />
für ein Bad im Meer nicht entgehen.<br />
Am Tag der Abreise hatten wir noch<br />
Gelegenheit, die Seehundestation zu<br />
besuchen und die Seehunde sowie ihre<br />
Lebensweise hautnah kennenzulernen,<br />
bevor wir am späten Nachmittag<br />
wieder in den Zug Richtung Heimat<br />
stiegen.<br />
Rückblickend bleiben den sechs Betreuten<br />
aus Oberösterreich, Salzburg<br />
und der Steiermark sowie den zehn<br />
<strong>Malteser</strong>n viele schöne Erinnerungen,<br />
viele lachende Gesichter und eben der<br />
Wunsch, wieder zu kommen.<br />
Besonderer Dank gilt den <strong>Malteser</strong>n<br />
aus Hannover, die uns bei der Hinund<br />
Rückfahrt umsorgt und verpflegt<br />
haben. Ebenso Maria Vogel von der<br />
Surfschule Norddeich, dem Team der<br />
Jugendherberge Norddeich sowie<br />
Schwester Michaela der katholischen<br />
Kirche Juist, die uns vor Ort unterstützt<br />
haben.<br />
DIE STARS VON MORGEN<br />
Von Verena Trentini<br />
Ein Kultur-Event der besonderen Art durften die Tiroler <strong>Malteser</strong> und ihre<br />
Betreuten Anfang Juli erleben: Mehr als 90 hochtalentierte Nachwuchs-<br />
Tänzer zwischen zwölf und 18 Jahren aus den USA gaben gemeinsam mit<br />
zwei Tiroler Tanzstudios eine spezielle Vorstellung. Besonderes Highlight<br />
war ein Beitrag von Enrique Gasa Valga, Leiter der Tanzcompany des Tiroler<br />
Landestheaters. Valgas Choreografie für eine Gruppe jugendlicher<br />
Flüchtlinge und Tiroler Teenager stellte das Gemeinsame und Miteinander<br />
von Menschen mit unterschiedlicher Herkunft in den Mittelpunkt.<br />
<strong>Die</strong> Flüchtlinge sind zwischen acht und 19 Jahren alt, stammen aus Afghanistan<br />
und Nigeria und leben jetzt in Organisationen des SOS Kinderdorfs<br />
bzw. der Tiroler Sozialen <strong>Die</strong>nste in Innsbruck, Hall und Aldrans.<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 29
MALTESERÖSTERREICH<br />
HAPPY BIRTHDAY, MALTAKULTUR!<br />
Genau 25 Jahre ist es her, seit „MaltaKultur“ von Marie-Theres Arnbom als Möglichkeit zur offenen Begegnung im<br />
kulturellen Raum gegründet wurde. Ein erfreulicher Rekord!<br />
Von Katharina Stögner<br />
<strong>Die</strong> Euphorie war groß, als „MaltaKultur“ im Herbst 1994<br />
entstanden ist. Rund 12.000 Stunden im Museum und<br />
7.500 Stunden in der Oper, im Theater- und Konzertsaal<br />
später, ist die Begeisterung ungebrochen hoch. Warum?<br />
Bei „MaltaKultur“ sind alle in derselben Situation – ob im<br />
Rollstuhl oder nicht, ob alt oder jung, ob <strong>Malteser</strong> oder<br />
nicht. Das macht das Besondere aus: „Wir erleben jedes<br />
Mal etwas Neues und Anregendes, das uns verbindet und<br />
woran man sich auch nach langer Zeit oft und gern erinnert“,<br />
beschreibt Marie-Theres Arnbom die Motivation<br />
hinter ihrer freiwilligen Arbeit.<br />
Wir von der <strong>Malteser</strong>-Redaktion finden diese freiwillige<br />
Initiative nicht selbstverständlich. Ein<br />
herzliches und großes Danke daher an dieser Stelle<br />
für Dein Engagement, Marie-Theres, und auf das<br />
nächste Vierteljahrhundert mit „MaltaKultur“!<br />
Abwechslungsreiches Angebot<br />
„MaltaKultur“-Interessenten treffen einander einmal<br />
pro Monat, gehen gemeinsam in eine geführte Ausstellung,<br />
in die Oper, in Konzerte oder ins Theater. Einen<br />
gemütlichen Ausklang finden die sozialen Runden im<br />
Kaffeehaus. Wer sich die Eintrittskarten – dank Verhandlungsgeschick<br />
der „MaltaKultur“-Organisatorin stark<br />
verbilligt – nicht leisten kann, kann einen Zuschuss über<br />
die <strong>Malteser</strong> erhalten.<br />
30<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESER JOBNETZWERK:<br />
INTEGRATION DURCH EMPOWERMENT<br />
Dank der Unterstützung der MALTESER Sprachkurse und des MALTESER Jobnetzwerks haben in den vergangenen<br />
drei Jahren einige Flüchtlinge aus Krisengebieten Deutsch gelernt und einen Job in Österreich gefunden.<br />
Von Markus Kirchschlager<br />
Das Sprachkursangebot der <strong>Malteser</strong> ist kein klassischer<br />
Sprachkurs, sondern soll eine effektive Hilfe für die Teilnehmer<br />
sein, um sich möglichst schnell in ihrem neuen<br />
Umfeld zurechtfinden zu können. Das Ziel ist die Kommunikation<br />
und die Fähigkeit, Alltagssituationen sprachlich<br />
gut zu bewältigen. Inhalte rund um das Thema Arbeit<br />
und Beruf werden fokussiert, so dass die Teilnehmer besser<br />
in der Arbeitswelt kommunizieren können.<br />
Ziel ist es, Lernende auf das Berufsleben vorzubereiten,<br />
ihnen zu ermöglichen, eine Arbeit zu finden oder den<br />
bisherigen Beruf besser ausüben zu können. Ein weiterer<br />
Schritt ist das Coaching, ein Simulieren von Vorstellungsgesprächen<br />
und das Bewerbungstraining. In diesem<br />
Bereich sind immer wieder Hindernisse zu überwinden.<br />
Deshalb setzt hier die psychologische Betreuung an, um<br />
den Selbstwert zu stärken und die Kommunikation in<br />
verschiedenen Bereichen zu verbessern.<br />
Vom Lebenslauf zum Bewerbungsgespräch<br />
Das <strong>Malteser</strong> Jobnetzwerk bietet Feedback und Hilfe beim<br />
Aufbereiten von Bewerbungsunterlagen, individuelles<br />
Coaching, Kontaktherstellung zu Unternehmen über die<br />
persönlichen Kontakte einzelner <strong>Malteser</strong> und Begleitung<br />
in Bewerbungsprozessen und bei Bewerbungsgesprächen.<br />
Bilanz des MALTESER Jobnetzwerks bis heute<br />
<strong>Die</strong> Bilanz dieser ehrenamtlichen Tätigkeit bis heute:<br />
Mehr als 560 <strong>Die</strong>nststunden, 240 betreute und aktualisierte<br />
Lebensläufe, 140 Teilnehmende und starke<br />
Netzwerk-Partner. Zu diesen zählen unter anderem<br />
NESPRESSO Österreich, die BDO Consulting, die MABA<br />
Fertigteilindustrie, die Austria Trend Hotels mit einem<br />
Programm zur Unterstützung der <strong>Malteser</strong> Jobnetzwerk-Teilnehmer<br />
bei berufsbegleitender Lehre, die Raiffeisen<br />
Bank International, Deloitte, der Österreichische<br />
Integrationsfonds, die Caritas/ Erzdiözese Wien, die<br />
Fronius International GmbH und die Kirchdorfer<br />
Industrieholding GmbH.<br />
Sie haben Fragen zum <strong>Malteser</strong> Jobnetzwerk?<br />
Sie wollen sich aktiv einbringen und das<br />
<strong>Malteser</strong> Jobnetzwerk unterstützen?<br />
Bitte wenden Sie sich an:<br />
jobnetzwerk@malteser.at<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 31
KINDERHILFE<br />
DA, WO ALLE SIEGER SIND<br />
Bei prachtvollstem Wetter fand am 29. September <strong>2019</strong> der 3. Kinderhilfelauf der MALTESER in Amstetten statt. Ein<br />
großes Danke an alle, die – nicht nur laufend – geholfen haben.<br />
Von Petra Hellmich<br />
Rund 1.800 Starter und mehr als 2.500 Gäste konnte der<br />
3. Kinderhilfelauf der <strong>Malteser</strong> in Amstetten diesmal anlocken.<br />
„Schuld“ an dieser rekordverdächtigen Teilnehmerzahl<br />
war neben dem traumhaft schönen Wetter vor<br />
allem die gute Sache, um die es ging: Kindern mit lebensverkürzender<br />
Diagnose im Hilde Umdasch Haus soll der<br />
oft beschwerliche Lebensalltag erleichtert werden. Mit<br />
den Spenden aus dem Kinderhilfelauf können nun dringend<br />
benötigte, dem jeweiligen Krankheitsbild individuell<br />
angepasste Heilbehelfe, spezielle Pflegehilfsmittel<br />
und Spielzeuge angekauft und besondere Aktivitäten wie<br />
Ausflüge oder Schwimmbadbesuche finanziert werden.<br />
Spiel, Spaß und Prominenz<br />
<strong>Die</strong> großartige Stimmung während des gesamten Kinderhilfelaufs<br />
in insgesamt fünf verschiedenen Disziplinen<br />
ließ sich durch nichts trüben. Sie erreichte mit der Charity-Runde,<br />
bei der Amstettens Bürgermeisterin Ursula<br />
Puchebner, Vizebürgermeister Michael Wiesner und<br />
Reinhard Weilguny, Direktor der Sparkasse Amstetten,<br />
persönlich mitliefen, einen ihrer Höhepunkte. Mit viel<br />
guter Laune ging es auch in der Kinderecke mit Hüpfburg,<br />
Kletterwand und Malbereich zur Sache.<br />
Wir sagen danke!<br />
Wie schon in den beiden Jahren zuvor, wurde der<br />
Kinderhilfelauf auch diesmal tatkräftig von zahlreichen<br />
Sponsoren unterstützt. Ihnen allen ein herzliches<br />
Vergelt’s Gott!<br />
Großer Dank geht außerdem an das mitarbeitende<br />
Team der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe sowie an die ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter – dieses unglaubliche Engagement und<br />
das Sponsoring unserer Partner haben diese großartige<br />
Laufveranstaltung möglich gemacht und diesen Erfolg<br />
für unsere Kinder erzielt.<br />
Ergebnisse und Bilder des 3. Kinderhilfelaufs im Detail:<br />
www.malteser-kinderhilfe.at<br />
www.kinderhilfelauf.at<br />
32<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
SOMMERFEST HAUS MALTA<br />
DANKE, DASS IHR DA SEID!<br />
Auch heuer luden die Bewohner und der Vorstand des Hauses Malta zum jährlichen Sommerfest – als kleines<br />
Dankeschön an die Angehörigen, Freunde und Unterstützer.<br />
Von Thomas Braun<br />
In seiner Begrüßungsrede lobte der Präsident des Vorstands,<br />
Dr. Ulrich Glaunach, die Bemühungen der Mitarbeiter<br />
von Haus Malta und zeigte sich überaus zufrieden<br />
mit der Entwicklung des Hauses. <strong>Die</strong>se Anerkennung<br />
schmeckte gleich noch viel besser, als Küchenchefin Frau<br />
Fendrych ihre berühmten Köstlichkeiten kredenzte. Begleitet<br />
wurden die Leckereien mit bunten Cocktails und<br />
sommerlichen Getränken.<br />
Ein Musiker sorgte mit seinem Akkordeon für Unterhaltung,<br />
die die vielen Gäste sichtlich genossen. Das wunderbare<br />
Wetter tat sein Übriges. So stand einem unterhaltsamen<br />
Nachmittag nichts mehr im Wege. Schon jetzt freuen<br />
wir uns, alle Angehörigen, Freunde und freiwilligen Helfer<br />
beim nächsten Sommerfest wieder begrüßen zu dürfen.<br />
MALTESER Jobnetzwerk<br />
Integration durch Empowerment<br />
Unterstützung von Geflüchteten bei der<br />
beruflichen Neuorientierung in Österreich<br />
• Monatliche MALTESER-Sprachkurse mit Jobnetzwerk-Einheiten<br />
• Lebenslauf-Screening nach professionellem Bewerbungs-<br />
Standard, Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch<br />
• Textvorlagen mit arabischen Erläuterungen<br />
für Bewerbungsschreiben<br />
• Begleitung zum Vorstellungstermin<br />
Wenn Sie bei den Sprachkursen oder bei der Vorbereitung und Begleitung<br />
von Bewerbungsprozessen ehrenamtlich mithelfen wollen, kontaktieren<br />
Sie uns bitte, wir sind für jede Unterstützung dankbar. Wichtig ist uns ein<br />
DSGVO- konformes Vorgehen auf ehrenamtlicher Basis. Jederzeit stehen<br />
wir für Kooperationsanfragen oder auch für interessierte Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer unter jobnetzwerk@malteser.at zur Verfügung.<br />
jobnetzwerk@malteser.at<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 33
MALTESERWERKE<br />
Der „harte Kern“ des Berliner Gebetskreises,<br />
Hannah Maria Rotter (3.v.li.)<br />
Katharina Nepf, Monika und Florian Feuchtner<br />
(v.l.n.r.)<br />
JOHANNESGEMEINSCHAFT<br />
LEBEN MIT DER<br />
JOHANNESGEMEINSCHAFT<br />
<strong>Die</strong> Johannesgemeinschaft, kurz JG, hat Zuwachs bekommen. <strong>Die</strong> vier neuen Mitglieder erzählen von ihrem eindrucksvollen<br />
Weg zur und mit der Gemeinschaft.<br />
Von Monika Feuchtner<br />
Wie ich in die JG hineingewachsen bin<br />
Begonnen hat mein Weg zur JG im Jahr 2010. Es war<br />
ein Herantasten. Während der Rom-Wallfahrt im Oktober,<br />
an der ich als Hospitaldienstmitglied teilnahm, durfte<br />
ich sehr interessante Gespräche mit Marie Czernin und<br />
Valerie Fürstenberg führen, die für die JG mit in Rom<br />
waren. <strong>Die</strong> JG war mir schon lange ein Begriff, aber wie<br />
gut sie sich für die persönliche Glaubensentwicklung als<br />
<strong>Malteser</strong> eignet, das wusste ich nicht. Mein Bedarf an<br />
Spiritualität fühlte sich durch meine langjährige Tätigkeit<br />
für die <strong>Malteser</strong> ausreichend gedeckt an, doch ließ<br />
mich die JG nicht los. Als spirituelle Verbindung zwischen<br />
den Ordenswerken, wie mein damaliger Bereichsleiter,<br />
Bernhard Supp, sagte, sollte ich sie betrachten.<br />
Ich folgte seiner Empfehlung. <strong>Die</strong>s tue ich heute noch,<br />
nun auch als Mitglied der JG.<br />
Katharina Nepf, Wien<br />
Gott begegnet uns in der Stille<br />
In unserer heutigen schnelllebigen Zeit und der Hektik<br />
des Alltags ist es schwierig, wirklich zur Ruhe zu kommen<br />
und überhaupt in die Stille zu gehen. Nur in der Stille ist<br />
es möglich, Gott in seinem Herzen zu begegnen. In den<br />
Gebetskreisen der JG fanden wir einen Ort, an dem wir<br />
gemeinsam mit anderen die Stille suchen können. <strong>Die</strong>ses<br />
gemeinsame Einüben ist eine Hilfe, um auch im täglichen<br />
Leben eine wirkliche Gottesbeziehung aufbauen zu können.<br />
Wir lesen gemeinsam das Evangelium, richten unsere<br />
Fürbitten an Gott, beten den Rosenkranz, halten Stille<br />
und schließen mit der Komplet, dem Abendgebet der<br />
Kirche. Wir freuen uns, im Kreis der JG unseren Glauben<br />
leben und als Teil der <strong>Malteser</strong> auch noch mehr leibliche<br />
Werke der Barmherzigkeit üben zu können.<br />
Florian und Monika Feuchtner, Wien<br />
Das Berliner „Tischgebet“<br />
2013 kam die JG nach Berlin – mit Bernadette Haudum,<br />
die den ersten „deutschen“ Gebetskreis hier gegründet<br />
hat. Von der Spiritualität und der Herzlichkeit des Kreises<br />
fühlte ich mich sogleich angezogen. <strong>Die</strong> Gebetsabende<br />
verlaufen bei uns genauso wie in Österreich. Im Anschluss<br />
an das Gebet kochen und essen wir gemeinsam,<br />
weswegen der Gebetsabend bei uns schlicht „Tischgebet“<br />
heißt. Für mich ist das Tischgebet eine unersetzliche<br />
Hilfe, um Jesus im Alltag nahe zu sein. Es verankert den<br />
Glauben noch fester im täglichen Leben. <strong>Die</strong> Form, die<br />
der Glaube für die JG als gelebte Alltagspraxis annimmt,<br />
entspricht mir und hilft mir, meinen Glauben zu leben,<br />
zu teilen und zu vertiefen. Deshalb bin ich der Gemeinschaft<br />
beigetreten und sehe den Auftrag der <strong>Malteser</strong> als<br />
tägliche Aufgabe an.<br />
Hannah Maria Rotter, Berlin<br />
34<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
<strong>Malteser</strong>_Kekserlverkauf_Ins198x67#2_1019.indd 1 11.11.19 20:07<br />
MALTESERÖSTERREICH<br />
KINDERHILFE<br />
WENN OLDTIMER BEI DER MALTESER<br />
KINDERHILFE VORFAHREN ...<br />
... dann ist das etwas ganz Besonderes für die Bewohner des Hilde Umdasch Hauses. Im Rahmen der Wachau-<br />
Eisenstrasse-Classic <strong>2019</strong> konnten sie die tollen Gefährte ganz aus der Nähe bestaunen.<br />
Von Petra Hellmich<br />
Mitte August fiel der alljährliche Startschuss für die<br />
bei Oldtimerfans beliebte Wachau-Eisenstrasse-Classic.<br />
Das Rennen ging über mehr als 630 Kilometer und<br />
führte drei Tage lang durch die malerische Region von<br />
Wachau, Eisenstrasse, Pielachtal, Mostviertel, Waldviertel,<br />
Kamptal und Wagram. Erstmals wurde heuer<br />
ein zusätzlicher Zwischenstopp eingelegt: Insgesamt<br />
72 Fahrzeuge der Baujahre 1927 bis 1988 fuhren beim<br />
Hilde Umdasch Haus in Amstetten vor und zeigten sich<br />
von ihrer besten Seite. Als Dankeschön für die Spenden<br />
zu Gunsten der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe wurde den Fahrern<br />
eine kleine Jause kredenzt. <strong>Die</strong> Bewohner und Mitarbeiter<br />
des Hilde Umdasch Hauses durften die schmucken<br />
Gefährte aus nächster Nähe besichtigen.<br />
Foto: ecaterina corovina | shutterstock.com<br />
Karitativer Punschund<br />
Kekserlverkauf<br />
MIT PRÄMIERUNG<br />
zugunsten der MALTESER Kinderhilfe im Hilde Umdasch Haus<br />
13.12.<strong>2019</strong>, 14.00–18.00 Uhr<br />
Stefan-Fadinger-Straße 34, 3300 Amstetten<br />
office@malteser-kinderhilfe.at | www.malteser-kinderhilfe.at<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 35
MALTESERÖSTERREICH<br />
SCHÜLER AUS GIESSHÜBL UND STEYR BESUCHEN DIE KINDERHILFE<br />
LERNEN FÜR‘S LEBEN<br />
Was im Hilde Umdasch Haus geleistet wird, beeindruckt nicht nur betroffene Eltern und Angehörige. Auch junge,<br />
scheinbar außenstehende Menschen sind von der MALTESER Kinderhilfe enorm angetan.<br />
Von Petra Hellmich<br />
Kurz vor Schulschluss, wenn die Noten schon feststehen und die<br />
Ferien noch nicht begonnen haben, oder wenn es gilt, vor der Matura<br />
eine praxisrelevante Diplomarbeit zu schreiben, ist ein guter<br />
Zeitpunkt, um der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe im Hilfe Umdasch Haus<br />
einen Besuch abzustatten. Was dabei geschieht, ist „Lernen für‘s<br />
Leben“ im allerbesten Sinn des Wortes. Wir lassen es die Schüler<br />
der LFS Gießhübl und der HLW Steyr selbst beschreiben:<br />
„Als wir das Hilde Umdasch Haus betraten, waren wir vom ersten Eindruck<br />
überwältigt. Vor unserem Besuch schwirrten uns Vorstellungen<br />
und Erwartungen durch den Kopf, doch diese wurden schließlich übertroffen.<br />
Das Hilde Umdasch Haus ist sehr präsent durch die liebevolle<br />
Gestaltung der Innenräume und auch die Gartenanlage ist für die<br />
erkrankten Kinder ein Paradies. In dieser Einrichtung können Kinder<br />
in einer liebevollen Atmosphäre gepflegt werden. <strong>Die</strong> zahlreichen motivierten<br />
Mitarbeiter der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe geben tagtäglich für die<br />
Kinder das Beste. Als junger Erwachsener ist es sehr selten, dass man<br />
sich mit sozialen Einrichtungen beschäftigt. Oft fällt es uns schwer, die<br />
Schattenseiten des Lebens wahrzunehmen.“<br />
Schüler der HLW Steyr<br />
„Aufgrund des besonderen Interesses und der vielen Fragen der Schüler<br />
ist aus einem als ‚gewöhnliche‘ Hausführung geplanten Rundgang eine<br />
spannende Gesprächs- und Diskussionsrunde entstanden. <strong>Die</strong> Schule<br />
selbst hat sich schon im Vorfeld sehr interessiert gezeigt, aufgrund<br />
der Resonanz der Schüler wurde jetzt beschlossen, das Hilde Umdasch<br />
Haus auch in den kommenden Jahren mit Schulklassen zu besuchen.<br />
Womöglich ergeben sich daraus Projekte und persönliche Verbindungen,<br />
die langfristig und nachhaltig bestehen bleiben. <strong>Die</strong> Liebe zu den<br />
Kindern und die Normalität, die in diesem Haus gelebt wird, machen<br />
dieses Haus jedenfalls zu einem Ort des Wohlfühlens, an welchem man<br />
das Gefühl von ‚Zuhausesein‘ verspürt.“<br />
Schüler der LFS Gießhübl<br />
36<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
KINDERHILFE<br />
SOMMERDANKFEST<br />
IM HILDE UMDASCH HAUS<br />
Es ist schon eine liebgewonnene Tradition: Jedes<br />
Jahr veranstaltet die MALTESER Kinderhilfe im<br />
Hilde Umdasch Haus ihr Sommerfest – als Geste des<br />
Danks an alle, die hier tätig sind und unterstützen.<br />
Von Petra Hellmich<br />
Lachende Kinder, entspannte Eltern und Angehörige,<br />
fröhliche Gäste aus der Umgebung, ehrenamtliche<br />
Helfer sowie Kooperationspartner und natürlich die<br />
Mitarbeiter des Hilde Umdasch Hauses selbst: Es ist<br />
ein sehr vielfältiges und buntes Grüppchen, das Anfang<br />
Juni das alljährliche Sommerfest der <strong>Malteser</strong><br />
Kinderhilfe gefeiert hat. Damit wird all jenen, die das<br />
Hilde Umdasch Haus mit ihrer kontinuierlichen Hilfe<br />
das ganze Jahr über unterstützen, ein herzliches Danke<br />
ausgesprochen und jene Anerkennung gezollt, die<br />
das außergewöhnliche Engagement verdient. Zu den<br />
besonderen Helfern zählt zum Beispiel „Hausmutter“<br />
Elfriede Höttl, die das Fest liebevoll vorbereitet und<br />
bestens organisiert hat. Für den kulinarischen Genuss<br />
sorgten Erich Berger und sein Team.<br />
Fr 13 • 12 • 19 14:00 - 19:00<br />
Sa 14 • 12 • 19 11:00 - 18:00<br />
karitativer Weihnachtsbasar<br />
zugunsten der MALTESER Hilfsprojekte<br />
Börseplatz 6, 1010 Wien DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 37<br />
www.malteser.at • wien@malteser.at
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESER CARE<br />
ZWEI JAHRE<br />
FAMILIENENTLASTUNGSDIENST<br />
Der Familienentlastungsdienst von MALTESER Care unterstützt Familien zu Hause durch qualifizierte Betreuungspersonen<br />
bis zu zehn Stunden pro Woche. Familien haben so die Möglichkeit, ihre eigenen Ressourcen wieder zu<br />
stärken.<br />
Von Susanne Wick<br />
Es ist nun genau zwei Jahre her, dass der Familienentlastungsdienst<br />
von <strong>Malteser</strong> Care als mobiler <strong>Die</strong>nst in<br />
Kooperation mit der MAG ELF gegründet wurde. Seither<br />
wurden bereits zahlreiche Familien erfolgreich unterstützt.<br />
Viele positive Rückmeldungen bestätigen uns,<br />
dass die Hilfe sehr gerne angenommen wird und so zur<br />
Sehr geehrtes Team von <strong>Malteser</strong> Care!<br />
Ich möchte mich zuerst vorstellen. Mein Name<br />
ist Herr D. und ich bin der Vater von Anna. Sie<br />
ist 14 Jahre alt und leidet an epileptischen Anfällen<br />
und alternierender Hemiplegie. Anfang<br />
des Jahres habe ich mich an die MAG ELF, die<br />
Wiener Kinder- und Jugendhilfe gewandt und<br />
um Hilfe gebeten. Meine Tochter und meine<br />
Familie benötigten dringend professionelle<br />
Hilfe. Wir haben dann durch Ihre Organisation<br />
eine sehr kompetente und zuverlässige Mitarbeiterin<br />
vermittelt bekommen, die ihren Job<br />
mit großem Einfühlungsvermögen und Freude<br />
ausübt, was sich wiederum sehr positiv auf den<br />
Allgemeinzustand unserer Tochter auswirkt.<br />
Ich darf hiermit auch im Namen meiner Frau<br />
und der ganzen Familie ein großes Lob aussprechen,<br />
dass Sie eine so tolle Betreuerin und<br />
Pflegerin in Ihrem Team haben. Vielen Dank!<br />
Familie D.<br />
Entlastung der Familien beiträgt. Nachstehend dürfen<br />
wir einen Auszug aus dieser teils sehr persönlichen Korrespondenz<br />
veröffentlichen.<br />
Liebes <strong>Malteser</strong> Care Team!<br />
Ich möchte mich recht herzlich für die wundervolle und<br />
liebevolle Betreuung bedanken. Mein Sohn Raphael<br />
fühlt sich bei Ihrer einfühlsamen Mitarbeiterin Frau G.<br />
sehr wohl und ist bei ihr sehr gut aufgehoben. Das ist<br />
eine große Erleichterung für mich, denn er ist ein äußerst<br />
sensibles Kind und kann sich nur durch Weinen<br />
und Schreien äußern. Raphael spürt sehr stark, wenn jemand<br />
unruhig ist, dann ist er es auch. Deshalb ist es mir<br />
sehr wichtig, eine passende Betreuerin für ihn zu haben,<br />
die mich in dieser schwierigen Situation unterstützt.<br />
Frau G. macht ihre Arbeit mit Liebe und das spürt Raphael.<br />
Ihre ruhige Seite und ihre Ausstrahlung tun uns<br />
beiden sehr gut! Wir sind auch sehr dankbar, dass die<br />
MAG ELF und <strong>Malteser</strong> Care gemeinsam arbeiten und<br />
uns Eltern die Möglichkeit geben, entlastet zu werden.<br />
Ein krankes Kind zu haben, ist nicht leicht, vor allem als<br />
alleinerziehende Mutter wie ich, denn wir haben viele<br />
Krankenhaus-Aufenthalte, viele Termine beim Arzt,<br />
den Behörden usw.<br />
Ich muss mich um alles kümmern, denn es geht um das<br />
Leben meines Sohnes.<br />
Besten Dank!<br />
Von Raphael<br />
38<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
XXXX<br />
Der Entlastungsdienst von <strong>Malteser</strong> Care ist<br />
eine große Hilfe für mich. Ich kann die Zeit nutzen,<br />
um Besorgungen zu erledigen, trainieren<br />
zu gehen oder Freundinnen zu treffen, ohne mir<br />
Sorgen um die Betreuung meiner Tochter machen<br />
zu müssen. Noemi freut sich immer darauf,<br />
wenn Frau A. oder eine ihrer Kolleginnen zum<br />
Spielen kommt oder etwas mit ihr unternimmt.<br />
Vielen Dank. Mutter von Noemi<br />
Wir, die Eltern von Constantin, nehmen seit<br />
mehr als einen Jahr den Entlastungsdienst<br />
von <strong>Malteser</strong> Care in Anspruch. Wir sind mit<br />
der Leistung und Betreuung sehr zufrieden, da<br />
mein Mann und ich die Zeit füreinander nützen<br />
können. Es wird sehr gut auf unser Kind und<br />
seine Bedürfnisse eingegangen. Es wird auch<br />
sehr viel mit dem Kind unternommen. Wir sind<br />
sehr froh, dass es eine solche Organisation gibt.<br />
Vielen Dank!<br />
<strong>Die</strong> Eltern und Großeltern von Constantin<br />
Auch wir von <strong>Malteser</strong> Care sagen DANKE!<br />
Denn diese positive Wertschätzung der Arbeit<br />
und des Engagements der Mitarbeiterinnen<br />
unseres Familienentlastungsdienstes<br />
ist für uns alle eine große Anerkennung<br />
und Bestätigung, dass wir auf dem richtigen<br />
Weg sind. Es ist nicht selbstverständlich,<br />
sich täglich mit Liebe und Einfühlungsvermögen<br />
auf die wechselnden Herausforderungen<br />
der zu betreuenden Familien<br />
einzulassen. Dafür ein herzliches Vergelt’s<br />
Gott an alle, die sich bei <strong>Malteser</strong> Care für<br />
Menschen, die Hilfe brauchen, einsetzen!<br />
Rawpixel.com/Shutterstock.com<br />
TAG DER PFLEGENDEN ANGEHÖRIGEN<br />
WIR SAGEN DANKE!<br />
Am 13. September <strong>2019</strong> fand der erste nationale Aktionstag für pflegende<br />
Angehörige statt – ein guter Anlass, um all jenen Menschen, die sich<br />
neben Beruf und Familie für ihre Nächsten engagieren, herzlich DANKE zu<br />
sagen!<br />
Von Susanne Wick<br />
Laut einer Studie des Sozialministeriums sind rund 947.000 Erwachsene<br />
und 42.700 Kinder und Jugendliche in Österreich informell in<br />
die Pflege und Betreuung von hilfsbedürftigen Personen involviert.<br />
80 Prozent der Pflegenden sind Frauen. Sie stellen damit den größten<br />
Pflegedienst Österreichs dar – unbezahlt und zumeist ohne jegliche<br />
professionelle und psychologische Unterstützung.<br />
Angehörigenpflege ist keine einfache Tätigkeit. Sie basiert stark auf<br />
Emotionalität. Sie erfordert viel Einfühlungsvermögen und gute soziale<br />
Beziehungen aller Involvierten. Sie ist mit physischen und psychischen<br />
Herausforderungen verbunden. In unserer Arbeit bei <strong>Malteser</strong><br />
Care sehen wir täglich, mit welch großen Belastungen pflegende Angehörige<br />
konfrontiert sind. Nicht selten führen sie zu Burnout.<br />
Deshalb bieten wir Hilfe an<br />
Sehr gerne stehen wir betroffenen Angehörigen für persönliche Gespräche<br />
und Beratungen zu möglichen Unterstützungs- und Entlastungsangeboten<br />
zur Verfügung. Unsere kompetenten und erfahrenen<br />
Mitarbeiter von <strong>Malteser</strong> Care freuen sich auf Ihre Nachricht!<br />
Weitere Informationen und Kontakt:<br />
www.malteser.care/uber-uns/unser-team<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 39
MALTESERÖSTERREICH<br />
ROMA-HILFE IN GRAZ<br />
Der MALTESER Hospitaldienst in der Steiermark unterstützt CHAVORE, ein ambitioniertes Projekt zur Integration von<br />
Roma-Familien in Zusammenarbeit mit der Caritas Graz, und zieht erfolgreich Bilanz.<br />
Von Angelika Gerstgrasser<br />
Es war der krönende Abschluss des Schuljahres und<br />
eine Belohnung für die so erfolgreichen schulischen<br />
Fortschritte: Ein gemeinsamer Ausflug auf den Grazer<br />
Schöckl. Von <strong>Malteser</strong>n und Caritas-Mitarbeiterinnen<br />
organisiert und begleitet, bestiegen Ende Juni 38 Roma-Kinder<br />
sowie einige Mütter und Geschwister die<br />
Gondel auf den Grazer Hausberg. Für viele war es ein<br />
Helfen lohnt!<br />
Wer das Projekt CHAVORE ehrenamtlich unterstützen<br />
möchte, ist herzlich willkommen! Wenn<br />
jemand aus einem Lehrberuf kommt, einfach gerne<br />
(vor)liest, Spaß daran hat, bei schulischen Aufgaben<br />
unterstützend zu helfen oder sich bei der Gestaltung<br />
von Freizeit- und Sportaktivitäten einbringen<br />
möchte, bitte um Kontaktaufnahme per E-Mail an:<br />
chavore@malteser.at<br />
Übrigens: <strong>Die</strong> Hilfe im Rahmen von CHAVORE wird<br />
ausschließlich von Ehrenamtlichen organisiert und<br />
betreut und nur über Spenden finanziert. Wenn Sie<br />
uns finanziell unterstützen möchten, ist dies ebenso<br />
möglich. Vergelt’s Gott!<br />
völlig neues Erlebnis. Zum ersten Mal in ihrem Leben<br />
ging es auf einen Berg!<br />
Oben gut angekommen, wanderte die kleine Truppe<br />
bei herrlichem Wetter und guter Fernsicht zum Gipfelkreuz.<br />
Anschließend gab es ein Picknick mit köstlicher<br />
Jause. Dabei wurde viel gelacht, Ball und Fangen gespielt.<br />
Das Highlight war schließlich die Fahrt mit der<br />
Sommerrodelbahn „Hexenexpress“, die großzügig von<br />
unserem Delegaten Martin Auer gespendet wurde.<br />
CHAVORE bedeutet „Kinder“<br />
Noch vor wenigen Jahren wäre ein solcher Ausflug<br />
nicht denkbar gewesen. Da waren viele Roma-Kinder,<br />
die mit ihren Eltern nach Graz gekommen waren, auf<br />
sich allein gestellt – ohne ausreichende Betreuung, ohne<br />
Schulunterricht, ohne Anschluss an die Gemeinschaft,<br />
in völliger Armut. Seit September 2017 ist jedoch alles<br />
anders. Seither besteht eine Kooperation zwischen dem<br />
<strong>Malteser</strong> Hospitaldienst und der Caritas Graz.<br />
Im Rahmen des Projekts CHAVORE – das Wort ist Romanes<br />
und bedeutet „Kinder“ – ist mittlerweile der Kindergarten-<br />
bzw. Schulbesuch der Roma-Kinder sichergestellt.<br />
Und nicht nur das: <strong>Die</strong> Zahl der teilnehmenden<br />
40<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
Kinder und Familien wächst von Jahr zu Jahr. Alle Familien<br />
beteiligen sich trotz der für sie so schwierigen<br />
Lebensumstände sehr aktiv am Projekt, das von fünf<br />
ehrenamtlichen <strong>Malteser</strong>n begleitet wird.<br />
Immense Integrationserleichterung<br />
Für das laufende Schuljahr <strong>2019</strong>/20 haben insgesamt 28<br />
Roma-Kinder zwischen vier und 14 Jahren die Möglichkeit,<br />
den Kindergarten bzw. die Schule zu besuchen und<br />
Betreuungsmaßnahmen in Anspruch zu nehmen. <strong>Die</strong><br />
Kinder und Jugendlichen stammen aus Rumänien, Ungarn,<br />
der Slowakei und Bulgarien. Ihre Eltern sind Armutsmigranten,<br />
die sich in Graz ein menschenwürdiges<br />
Leben aufbauen wollen, jedoch nach wie vor mit sehr<br />
prekären Bedingungen konfrontiert sind. <strong>Die</strong> Sicherstellung<br />
des Schul- und Kindergartenbesuchs für ihre<br />
Kinder stellt deshalb eine immense Integrationserleichterung<br />
dar, wirkt sich positiv auf die Arbeitssuche und<br />
stabilisierend auf die gesamte Familiensituation aus.<br />
Das Projekt setzt auf dezentrale, individuell ausgerichtete<br />
Hilfsangebote wie Lernbuddys und Elternarbeit,<br />
die sowohl auf die unterschiedlichen Herkünfte, Sprachen,<br />
Altersgruppen und schulischen Voraussetzungen<br />
der Eltern Rücksicht nehmen, als auch den räumlichen<br />
und soziokulturellen Gegebenheiten Rechnung tragen.<br />
Wesentlich am Projekt CHAVORE ist die frühzeitige,<br />
gezielte Einbindung der Kinder in die städtischen bzw.<br />
außerstädtischen Betreuungsstrukturen wie Horte und<br />
Lerncafés, um Segregation zu vermeiden und die gesellschaftliche<br />
Integration zu intensivieren.<br />
Durch die regelmäßige Betreuung – insbesondere mit<br />
Hilfe der ehrenamtlichen <strong>Malteser</strong> – entsteht zwischen<br />
den Kindern und Jugendlichen sowie ihren „Buddies“<br />
eine gute Vertrauensbasis. So lernt man auch als Ehrenamtlicher<br />
die Bedürfnisse, Sorgen und Problematiken<br />
des jeweiligen Kindes kennen und kann sich viel besser<br />
darauf einstellen, sich vorbereiten und helfen.<br />
Mag. Michael Teichmann von der Caritas der Diözese<br />
Graz-Seckau, ZORROM Leiter, erklärt den Projektnamen:<br />
Das Projekt ZORROM CHAVORE wurde von<br />
Dr. Franz Salm-Reifferscheidt als Unterstützer, Sponsor<br />
und Förderer sowie Kommerzialrat Martin Auer initiiert<br />
und ermöglicht sozioökonomisch benachteiligten Grazer<br />
Roma-Kindern den Kindergarten- bzw. Schulbesuch.<br />
Der Projektname setzt sich aus den Romanes-Wörten<br />
„zor“ (Kraft, Energie), „rom“ (Mensch) und „chavore“<br />
(Kinder) zusammen.<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 41
RÜCKBLICK<br />
DEM HUNGER ENTKOMMEN –<br />
AMERIKA SEI DANK<br />
<strong>Die</strong> internationalen Hilfsprogramme für Mitteleuropa nach dem Ersten Weltkrieg sind heute weitgehend in Vergessenheit<br />
geraten. Ein Symposium unter dem Titel „Post World War I Aid“ in Wien Ende September hat diese Hilfe<br />
wieder in Erinnerung gerufen.<br />
Von Richard Mischak<br />
gar mehrmonatige kostenlose Gastaufenthalte für rund<br />
200.000 Kinder in der Schweiz, in den Niederlanden oder<br />
in Skandinavien. Rund 300.000 Schulkinder in Österreich<br />
erhielten ein warmes Mittagessen. Waren im Wert<br />
von 135 Millionen US-Dollar wurden an die Empfängerländer<br />
geliefert und kostenlos zur Verfügung gestellt.<br />
Ankunft von zurückkehrenden Kindern am Wiener Ostbahnhof<br />
Ankunft von zurückkehrenden Kindern am Wr. Ostbahnhof<br />
An der Wiege dieser Veranstaltung – einer Gemeinschaftsarbeit<br />
vom Institut für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung<br />
der Österreichischen Akademie der<br />
Wissenschaften (ÖAW), The American Austrian Foundation<br />
(AAF), der Austrian Marshall Plan Foundation<br />
und mit Unterstützung des The Botstiber Institute for<br />
Austrian-American Studies – steht Gregor Medinger<br />
(Mitglied des St. Johanns-Clubs, in der Studienzeit im<br />
<strong>Malteser</strong> Hilfsdienst tätig). Er lebt heute in New York.<br />
Sein Anliegen als Vorstandsmitglied der AAF ist Bewusstseinsbildung:<br />
„Bevor wir uns negativ über Hilfe für<br />
Hungernde Kinder in Wien, 1919<br />
andere äußern, sollten wir wissen, dass auch uns einmal<br />
geholfen wurde. Viele unserer Vorfahren wären damals<br />
ohne diesen Beistand gestorben, und auch wir wären<br />
vielleicht nicht am Leben.“<br />
<strong>Die</strong> amerikanischen Hilfsprogramme linderten ab 1919<br />
die Hungersnot und Mangelernährung vieler österreichischer<br />
Kinder oder ermöglichten mehrwöchige bzw. so-<br />
Auf den Spuren von „Dolly und Fee“<br />
Ein Bild in einem Auktionskatalog brachte Gregor<br />
Medinger auf die Spur der weitgehend vergessenen gewaltigen<br />
Hungerhilfe für Wiener Kinder nach dem Ersten<br />
Weltkrieg. Das ihm bis dahin unbekannt Bild „Dolly<br />
und Fee“ zeigt seine Mutter und seine Tante bei ihrem<br />
Aufenthalt in Holland, als Teilnehmerinnen einer der<br />
Kinderverschickungen in der Hungerzeit. Von seinem<br />
Urgroßvater gemalt, war es damals zum Dank der holländischen<br />
Pflegefamilie geschenkt worden.<br />
Vieles brach in Österreich nach dem ersten Weltkrieg zusammen.<br />
<strong>Die</strong> Kronländer, die oftmals wichtige Rohstoffe<br />
und Nahrung nach Wien lieferten, waren unabhängig<br />
und hatten mit eigenen Problemen zu kämpfen. <strong>Die</strong> politische<br />
Kommunikation zwischen den „neuen Nationen“<br />
brach völlig zusammen, Wechselkurse mussten erst „erfunden“<br />
werden.<br />
Mittagsmahlzeiten in Schulen<br />
Für die umfassende Hilfe verantwortlich war die American<br />
Relief Administration (ARA), ein Regierungsunternehmen<br />
der USA. Es war beauftragt, betroffene Völker<br />
mit Lebensmitteln zu versorgen und bei der Wiederher-<br />
42<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
RÜCKBLICK<br />
Ankunft von zurückkehrenden Kindern am Wiener Ostbahnhof<br />
Dr. Gregor Medinger, © csei<br />
Dr. Gregor Medinger © csei Hungernde Kinder in Kinder Wien, 1919 in Wien, 1919<br />
stellung der Transportsysteme zu helfen. Innerhalb der<br />
USA waren die Hilfsleistungen im Frühjahr 1919, als<br />
Leistungen an Staaten, mit denen die USA noch immer<br />
im Kriegszustand war, nicht wirklich populär. Trotzdem<br />
begann die ARA kurz nach der Gründung eines Büros<br />
in Paris mit ihrer Hilfe, richtete Mittagsmahlzeiten in<br />
Schulen ein und versorgte Kinder mit Hartkeks, Eintopf<br />
und Kondensmilch. <strong>Die</strong>ses System der Kinderspeisung<br />
wurde dann in vielen Ländern verwendet.<br />
<strong>Die</strong> Administration verlangte, Essen nur dort zu verteilen,<br />
wo es echten Bedarf gab. <strong>Die</strong> Hilfe musste für<br />
alle (!) bedürftigen Kinder ermöglicht werden, und eine<br />
Aufsicht und Kontrolle der Verpflegungsmaßnahmen<br />
mussten gegeben sein. Lokale Organisationskomitees<br />
wurden gegründet, die für die Ausrüstungsgegenstände<br />
und den Transport zuständig waren, und öffentliche<br />
Suppenküchen eingerichtet. <strong>Die</strong> ARA-Mitarbeiter waren<br />
angewiesen, sich aus den inneren Angelegenheiten<br />
des „Nehmerlandes“ herauszuhalten und sich auf die<br />
Lieferung von Lebensmitteln, Bekleidung und Medikamenten<br />
zu beschränken.<br />
Fast vergessen<br />
Das Ende der Hilfeleistungen der ARA kam mit dem<br />
Friedensvertrag 1919, jedoch wurden noch im Juli und<br />
August laufende Projekte abgearbeitet. Das Büro in Paris<br />
wurde aufgelöst.<br />
<strong>Die</strong> Kinder waren<br />
Daraufhin<br />
in einem erbarmungswürdigen<br />
gründete<br />
Zustand.<br />
der ehemalige<br />
Leiter der Lebensmittelverwaltung, Herbert Hoover<br />
(später der 31. Präsident der USA), mit einigen Mitarbeitern<br />
den ARA European Children’s Fund (Europäischer<br />
Kinderfonds) und sammelte in kürzester Zeit 29,5<br />
Millionen US-Dollar für weitere Hilfsaktionen ein. <strong>Die</strong><br />
wirtschaftliche Erholung in Europa erfolgte langsamer<br />
als erwartet, Österreich und Polen waren schließlich die<br />
letzten mitteleuropäischen Länder, in denen bis 1922<br />
noch Hilfsaktionen liefen.<br />
Das Wissen über diese enormen Hilfsleistungen ist heute<br />
in der österreichischen Bevölkerung fast vergessen, auch<br />
wenn die Umbenennung des „Erzherzog-Ferdinand-<br />
Platzes“ in „Schwedenplatz“ oder die Namensgebung für<br />
die „Hollandstraße“ Dankesgesten der Stadt Wien für die<br />
Dr. Gregor Medinger, © csei<br />
große Hilfe in der Not waren.<br />
Amerika ging es hierbei auch darum, amerikanische Ideale<br />
– wie die Demokratie – zu transportieren. Schließlich<br />
galt es in Europa, „kommunistische Tendenzen“ zu<br />
bekämpfen. <strong>Die</strong>se gingen damals nicht nur von der neu<br />
geborenen Sowjetunion aus. Auch in Ungarn und Bayern<br />
gab es kurzzeitig „Räterepubliken“.<br />
Bild „Dolly und Fee“ zeigt Gregor Medingers Mutter (links)<br />
und seine Tante in Holland<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 43
RÜCKBLICK<br />
30 JAHRE MAUERFALL BERLIN:<br />
EIN FESTAKT FÜR DIE FREIHEIT<br />
Am 11. September <strong>2019</strong> ging in Berlin ein Festakt zum Gedenken an die dramatischen Ereignisse rund um den Fall der<br />
Berliner Mauer vor 30 Jahren und das historische Ausmaß der MALTESER Hilfsaktion für DDR-Flüchtlinge in Budapest<br />
über die Bühne.<br />
Von Pamo Roth<br />
Neben berührenden Gesprächen mit Zeitzeugen illustrierte<br />
eine große Open-Air-Ausstellung in originalgetreuen<br />
Zelten die Arbeit im damaligen <strong>Malteser</strong> Nothilfelager.<br />
Der Anlass: Im Sommer 1989 waren rund 55.000<br />
Geflüchtete aus der DDR nach Budapest gekommen, in<br />
der Hoffnung, dort die Grenze überwinden zu können.<br />
Auf dem Gelände der Kirche zur Heiligen Familie in<br />
Budapest-Zugliget organisierten ungarische <strong>Malteser</strong><br />
– unterstützt vom deutschen <strong>Malteser</strong> Hilfsdienst und<br />
unter Beteiligung von österreichischen <strong>Malteser</strong>n – Unterkunft,<br />
Verpflegung und Betreuung der Geflüchteten in<br />
einem Zeltlager. Dort erhielten sie auch in der Nacht zum<br />
11. September die erlösende Nachricht: Sie dürfen ausreisen!<br />
<strong>Die</strong> damaligen Ereignisse haben die nationalen <strong>Malteser</strong><br />
Hilfsdienste eng zusammengeschweißt. So arbeiten<br />
heute die deutschen und österreichischen <strong>Malteser</strong>, aber<br />
auch die Organisationen in anderen Ländern, bei vielen<br />
Einsätzen auf der ganzen Welt Seite an Seite zusammen.<br />
44<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
RÜCKBLICK<br />
„DIE UNS HALFEN, VON DER ALTEN<br />
IN DIESE NEUE WELT ZU KOMMEN“<br />
Zum 30. Mal jährte sich diesen September der Fall der Berliner Mauer. Bei ihrer Flucht von Ost nach West fanden viele<br />
DDR-Bürger Zuflucht in Nothilfelagern der MALTESER in Ungarn. Zeitzeugen und Helfer berichten.<br />
Von Marie Czernin<br />
Budapest im Sommer 1989: Dass diese Zeit nicht nur<br />
das Leben Tausender ehemaliger DDR-Bürger, sondern<br />
auch mein Leben verändern würde, war mir erst viel<br />
später bewusst. Dass hingegen wir <strong>Malteser</strong> in Budapest<br />
ein einmaliges historisches Ereignis miterleben und<br />
spontan beim St. Johanns Club, um bei der Aufnahme<br />
erschöpfter Flüchtlinge aus Ungarn an der Grenze im<br />
Burgenland mitzuhelfen. So konnte er damals als junger<br />
Student die Geburtsstunde des <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes<br />
Austria (MHDA) miterleben.<br />
auch mitprägen durften, spürte ich schon damals. Also<br />
schrieb ich die vielen Erlebnisse und Begegnungen mit<br />
den Flüchtlingen aus der DDR eifrig in mein Tagebuch.<br />
Dabei war mein politisches Interesse noch nicht so ausgeprägt<br />
wie heute. Es beschränkte sich während meiner<br />
Schulzeit vor allem auf viele interessante Gespräche<br />
mit unserem Vater, der bemüht war, die recht einseitige<br />
Darstellung unseres Geschichte-Unterrichts im sozialistischen<br />
Gymnasium von Klagenfurt etwas zurechtzurücken.<br />
So hatte er uns auch oft vom ungarischen Volksaufstand<br />
von 1956 erzählt und davon, wie dieser von<br />
der sowjetischen Armee brutal niedergeschlagen wurde.<br />
Mein Vater studierte damals in Wien Welthandel. Als er<br />
von den blutigen Unruhen in dem durch den Eisernen<br />
Vorhang getrennten Nachbarland hörte, meldete er sich<br />
Das „Paneuropa-Picknick“<br />
33 Jahre später – ich hatte gerade die Matura hinter<br />
mich gebracht und erfreute mich meiner neu erworbenen<br />
Unabhängigkeit – war es wieder soweit: In Ungarn<br />
brodelte es. Ich kam gerade vom Weltjugendtag in Santiago<br />
de Compostela zurück und hatte zwei Wochen lang<br />
keine Nachrichten gehört. Da erzählte mir mein Vater<br />
aufgeregt vom „Paneuropa-Picknick“ an der Grenze bei<br />
Sopron, das Otto von Habsburg gemeinsam mit László<br />
Nagy, dem Verantwortlichen des Demokratischen Forums<br />
(MDP) – einer damaligen Freiheitsbewegung in<br />
Ungarn – in die Wege geleitet hatte.<br />
Stolz erklärte mir mein Vater, er sei selbst vor 33 Jahren<br />
mit österreichischen <strong>Malteser</strong>n mehr oder weniger<br />
an der gleichen Stelle gestanden, wo sich nun an jenem<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 45
RÜCKBLICK<br />
denkwürdigen 19. August 1989 politische Vertreter aus<br />
Ungarn, die sich um demokratische Reformen bemühten,<br />
mit Vertretern der internationalen Paneuropa-<br />
Bewegung trafen. Otto von Habsburg war durch seine<br />
Tochter Walburga vertreten, und Prinz Vincenz von<br />
Liechtenstein begrüßte die Anwesenden als Vorsitzender<br />
der Paneuropa-Union Österreich. Im ORF konnte<br />
man mit ansehen, wie dieses symbolische Picknick für<br />
661 Menschen aus der DDR zum „Schlupfloch“ wurde,<br />
durch das sie in die Freiheit stürmten. Dass die ungarische<br />
Grenzpolizei damals nicht auf die Flüchtenden<br />
schoss, bezeichnete mein Vater als ein schieres Wunder.<br />
Bewegt erzählte er mir, dass nun wieder die <strong>Malteser</strong><br />
gefragt seien und sie noch nach freiwilligen Helfern suchen<br />
würden. <strong>Die</strong>smal sei der Einsatzort allerdings nicht<br />
an der ungarischen Grenze, sondern in Budapest. Da ich<br />
noch ein Monat Zeit hatte, bis ich für ein Jahr nach Rom<br />
gehen sollte, zögerte ich nicht lange, sondern rief gleich<br />
in der <strong>Malteser</strong>-Zentrale in Wien an, um mich für einen<br />
Einsatz in Budapest zu melden. Irgendwie ahnte ich, dass<br />
mich dort etwas Spannendes und Großes erwarten würde.<br />
„Montag, 14. August 1989: Im Generalsekretariat<br />
geht telefonisch ein Hilfegesuch der ungarischen<br />
<strong>Malteser</strong> ein: Auf dem Gelände der Zugliget-Kirche in<br />
Budapest haben sich mehr als 200 DDR-Urlauber eingefunden,<br />
die nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren<br />
wollen. <strong>Die</strong> deutsche Botschaft hat die noch junge<br />
ungarische <strong>Malteser</strong>-Organisation um Unterstützung<br />
gebeten. Denn vor allem Unterkünfte, Decken und<br />
Feldbetten fehlten.“<br />
„<strong>Malteser</strong> Mitteilungen“, Dezember 1989, S. 4<br />
Am Puls der Zeit<br />
Und tatsächlich, nie zuvor hatte ich so stark dieses Gefühl,<br />
am Puls der Zeit zu sein und etwas Einzigartiges zu<br />
erleben, das in seiner historischen Dimension weit über<br />
meine Vorstellungskraft ging.<br />
Mir war zum Beispiel nicht wirklich bewusst, wie brenzlig<br />
die Situation eigentlich war. Ich spürte die angespannte<br />
Lage im Flüchtlingscamp von Zugliget, wo wir<br />
unter der ständigen Beobachtung von Mitarbeitern des<br />
Staatssicherheitsdienstes (Stasi) der DDR standen. Unter<br />
den Flüchtlingen, die dort am Stadtrand von Budapest<br />
im umzäunten Garten der Pfarrkirche zur Heiligen<br />
Familie untergebracht waren, herrschte noch immer die<br />
Angst, sie könnten von der Stasi an DDR-Funktionäre<br />
überführt werden.<br />
Tatsächlich gelang es einigen Geheimdienstlern, sich in<br />
das Lager hineinzuschmuggeln, um dort gelbe Flugblätter<br />
der „Botschaft der DDR“ zu verteilen. DDR-Bürger<br />
wurden darin aufgefordert, in ihre Heimat zurückzukehren.<br />
<strong>Die</strong> Botschaft beteuerte, bei der Rückkehr in<br />
die DDR drohe ihnen „keinerlei Strafverfolgung“, was in<br />
den Ohren der Flüchtlinge natürlich zynisch klang. Also<br />
beruhigten wir sie, dass sie sich hier in einem „sicheren<br />
Hafen“ befänden. Aber ich wusste nicht, dass damals in<br />
Ungarn immer noch um die 80.000 sowjetische Soldaten<br />
stationiert waren, die die von den <strong>Malteser</strong>n und dem<br />
Roten Kreuz betreuten Flüchtlingslager in Budapest<br />
und am Plattensee jederzeit hätten stürmen können.<br />
„<strong>Die</strong>nstag, 5. September 1989: Fünf Tage bin ich heute<br />
schon hier in Budapest. Für uns <strong>Malteser</strong> ist es eine<br />
neue Arbeitserfahrung, die wir in diesen Tagen gemacht<br />
haben; eine Zeit, in der uns selbst einmal klar wurde,<br />
was es konkret heißt, in Freiheit leben zu dürfen.“<br />
„<strong>Malteser</strong> Mitteilungen“, Dezember 1989, S. 12<br />
Csilla von Boeselager und Pfarrer Imre Kozma<br />
Bereits im Jahr 1988 war es Freifrau Csilla von<br />
Boeselager, einer deutschen <strong>Malteser</strong>-Dame mit ungarischen<br />
Wurzeln, gelungen, gemeinsam mit Imre<br />
Kozma, dem Pfarrer von Zugliget, einen ungarischen<br />
<strong>Malteser</strong>-Verein als Schwesternorganisation des deutschen<br />
<strong>Malteser</strong>-Verbands zu gründen, aus dem dann<br />
der ungarische <strong>Malteser</strong> Caritas-<strong>Die</strong>nst hervorging. Es<br />
handelte sich dabei um die erste nichtstaatliche Hilfsorganisation<br />
in Ungarn und in ganz Osteuropa, was in der<br />
Zeit des Kommunismus eine Sensation war.<br />
Dank der Initiative dieser <strong>Malteser</strong>-Dame, die in Pfarrer<br />
Kozma einen großen Unterstützer gefunden hatte,<br />
konnten die deutschen <strong>Malteser</strong> im August 1989<br />
in einem etwa zwei Hektar großen Areal rund um die<br />
Kirche von Zugliget das erste Flüchtlingslager in Budapest<br />
eröffnen. Hunderte Menschen aus Ostdeutschland<br />
schlugen dort ihre Zelte auf oder verbrachten die ersten<br />
46<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
RÜCKBLICK<br />
direkt neben der Glocke konnten wir das mit weißen<br />
Zelten zugepflasterte Kirchengelände überblicken. Im<br />
unteren Eingangsbereich der Kirche operierte die Einsatzleitung<br />
der deutschen <strong>Malteser</strong>. So kam es, dass diese<br />
Pfarrkirche am Stadtrand von Budapest ihre Funktion,<br />
ein Hort für Schutzsuchende zu sein, ganz konkret<br />
erfüllen konnte, indem sie den Flüchtlingen aus Ostdeutschland<br />
Asyl gewährte.<br />
Nächte in Schlafsäcken unter freiem Himmel, bis die<br />
<strong>Malteser</strong> wetterfeste Zelte organisieren konnten.<br />
<strong>Die</strong> freiwilligen Helfer der deutschen und österreichischen<br />
<strong>Malteser</strong> Jugend waren in einem Raum oben im<br />
Kirchturm untergebracht, zu dem eine Wendeltreppe<br />
mit 138 Stufen führte. Von einem Turmfenster aus<br />
Begegnung mit den Flüchtlingen im Lager<br />
Beim täglichen Austeilen von Decken und anderen Hilfsgütern<br />
kamen wir mit den Flüchtlingen oft ins Gespräch.<br />
<strong>Die</strong> meisten von ihnen waren noch jung, so zwischen 20<br />
und 40 Jahre alt – Familien, die mit ihren Kindern im<br />
Urlaub zum Plattensee gefahren waren. Von dort fuhren<br />
sie mit ihrem Wohnwagen oder den berühmten Trabis<br />
weiter nach Budapest, weil sie im deutschen Fernsehen<br />
„DIE WERDEN NICHT AUF<br />
EUCH SCHIESSEN!“<br />
Der österreichische MALTESER-Helfer Wilfried Schild verhalf<br />
1989 rund 70 DDR-Flüchtlingen zu einem spontanen<br />
Grenzübertritt. Ein Beispiel – von vielen – für Mut und<br />
christliche Nächstenliebe.<br />
Von Pamo Roth<br />
Nach dem spontanen Grenzübertritt von zahlreichen<br />
DDR-Bürgern beim „Paneuropäischen Picknick“ am<br />
19. August 1989 wurden die DDR-Flüchtlinge im Zugliget-Zeltlager<br />
unruhig: Bei dieser Friedensdemonstration<br />
der Paneuropa-Union an der österreichisch-ungarischen<br />
Grenze sollte für drei Stunden symbolisch das<br />
Grenztor geöffnet werden. <strong>Die</strong>se Gelegenheit nutzten<br />
rund 600 DDR-Bürger zur Flucht in den Westen – die<br />
bis dahin größte Fluchtaktion aus der damaligen DDR<br />
seit dem Bau der Berliner Mauer.<br />
An dem darauffolgenden Sonntagmorgen arbeitete<br />
Wilfried Schild im Sanitätsbereich des Nothilfelagers<br />
zusammen mit dem Arzt Uwe aus Ostdeutschland. <strong>Die</strong>ser<br />
war mit seiner Frau und seinen Kindern geflohen<br />
und ärgerte sich: „Wären wir doch auch dabei gewesen,<br />
dann wären wir jetzt im Westen.“ Da riet ihm Wilfried<br />
Schild: „Tut euch doch mit anderen zusammen, nehmt<br />
eure Kinder in die Mitte, singt vielleicht noch ein Lied<br />
und geht einfach über die Grenze. <strong>Die</strong> können doch<br />
nichts machen, die werden nicht auf euch schießen.“<br />
Daraufhin packten Uwe und seine Familie mit zahlreichen<br />
anderen ihre Sachen zusammen und sagten: „Wir<br />
brechen alles ab und versuchen es.“ Noch am selben Tag<br />
fuhren rund 70 damalige DDR-Bürger mit ihren Autos<br />
Richtung Grenze zum österreichischen Ort Nickelsdorf,<br />
um sie zu überqueren. Wie Wilfried Schild am darauffolgenden<br />
Tag erfuhr, gab es keine Zwischenfälle. Der<br />
Grenzübertritt war geglückt.<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 47
RÜCKBLICK<br />
gehört hatten, dass es ein „Loch“ im Eisernen Vorhang<br />
gäbe und einigen bereits die Flucht über Österreich nach<br />
Deutschland gelungen war. Es gab auch viele junge Männer,<br />
die sich ganz allein durchgeschlagen hatten oder<br />
nach einem missglückten Fluchtversuch wieder bei uns<br />
im Lager landeten.<br />
Viele von ihnen waren erstaunt, jugendliche Helfer in<br />
den Camps anzutreffen, die diese Arbeit freiwillig und<br />
unbezahlt taten und noch dazu freundlich waren. So<br />
etwas gab es in der DDR nicht. Aber einige von ihnen<br />
ließen sich von unserem Engagement anstecken und<br />
wollten gleich mithelfen. Im Flüchtlingslager von Csillebérc,<br />
dem zweiten von den deutschen <strong>Malteser</strong>n geführten<br />
Camp, stand der 20-jährige Brian einmal den ganzen<br />
Tag lang mit mir in einem Raum, wo wir Anziehsachen<br />
an die rund 2000 Flüchtlinge verteilten.<br />
Ein Sattelschlepper mit gebrauchter Kleidung aus Deutschland<br />
hatte uns erreicht, nachdem es Anfang September zu<br />
regnen begonnen hatte und wir einen plötzlichen Kälteeinbruch<br />
erlebten. Das war natürlich sehr hilfreich, da die meisten<br />
Flüchtlinge nur mit sommerlicher Bekleidung bei uns<br />
angekommen waren. Manche von ihnen hatten überhaupt<br />
nur eine kurze Hose und ein Hemd an, womit sie durch die<br />
Donau geschwommen waren. Sie waren dankbar, dass wir<br />
ihnen etwas Warmes zum Anziehen geben konnten.<br />
„Wohnst Du auch in Westen?“<br />
Dass wir mit etwas Herzlichkeit tiefe Emotionen bei den<br />
Flüchtlingen auslösen konnten, war auch für uns eine<br />
überraschende Erfahrung. Als zum Beispiel ein 33-jähriger<br />
Mann völlig zittrig und erschöpft beim Eingangstor<br />
des Camps von Csillebérc stand und fragte, ob er hier<br />
richtig sei, hieß ihn ein Mitglied unseres Teams herzlich<br />
willkommen. Daraufhin brach er in Freudentränen aus<br />
und umarmte den jungen <strong>Malteser</strong>-Helfer aus Deutschland.<br />
Später setzte ich mich mit vielen Kindern und<br />
jenem Mann – er hieß Klaus Meurer und bezeichnete<br />
sich als „Märchenerzähler“ – auf den Boden vor unserer<br />
Einsatzbaracke. Daraufhin las er den Kindern seine<br />
Geschichten von einem Herrn „Ich weiß nicht“ vor.<br />
Beim Betreuen der Kinder freundete ich mich mit der<br />
kleinen Jacqueline an, die mich im Lager überallhin<br />
begleitete. „Ich fahre mit meiner Mama nach Westen.<br />
Wohnst Du auch in Westen? In welcher Straße denn?“,<br />
„DER ENGEL VON BUDAPEST“<br />
… so wurde Csilla von Boeselager, die Grande Dame<br />
der <strong>Malteser</strong> in Ungarn und Schlüsselfigur in der<br />
Flüchtlingshilfe 1989, genannt. Dabei handelte sie „nur“<br />
gemäß dem Leitsatz der <strong>Malteser</strong>: „Bezeugung des Glaubens<br />
und Hilfe den Bedürftigen“.<br />
Der 13. August 1989 war – wie 28 Jahre davor, als<br />
Ost-Berlin abgeriegelt wurde – ein Sonntag. Das SED-<br />
Zentralorgan „Neues Deutschland“ legte in seiner Wochenendausgabe<br />
noch einmal ausführlich dar, dass die<br />
Bedingungen, die zum Bau der Berliner Mauer geführt<br />
hätten, „weiter bestehen“. <strong>Die</strong> Mauer habe die Völker Europas<br />
vor „einem neuen kriegerischen Inferno“ geschützt<br />
und das „sozialistische Aufbauwerk der DDR“ gesichert.<br />
In West-Berlin wurden Kränze zum Gedenken an die über<br />
hundert Mauertoten niedergelegt.<br />
Von Joachim Jauer<br />
Am Nachmittag des 13. August<br />
wurde am Gittertor der Deutschen<br />
Botschaft in Budapest<br />
ein Schild angebracht: „<strong>Die</strong><br />
Botschaft und das Konsulat<br />
sind vorübergehend geschlossen“.<br />
Das Gebäude war von<br />
180 Fluchtwilligen besetzt, die<br />
Botschaft wegen Überfüllung<br />
arbeitsunfähig. In der Stadt<br />
übernachteten ungezählte, meist junge DDR-Bürger in<br />
ihren Trabis oder einfach in Schlafsäcken auf der Straße.<br />
„Wir MALTESER werden das lösen“<br />
Als der Bonner Staatssekretär Jürgen Sudhoff in Vertretung<br />
des kranken Außenministers Genscher zu Verhandlungen<br />
in Budapest eintraf, in seiner Begleitung der<br />
48<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
RÜCKBLICK<br />
fragte sie mich ganz aufgeregt, als ob es sich um eine<br />
zauberhafte Stadt in einem Wunderland handelte.<br />
Freiheit – für viele ein ferner Wunschtraum<br />
In diesen Tagen wurde mir bewusst, was für ein unverdientes<br />
Glück ich hatte, in der Freiheit und in Frieden<br />
aufwachsen zu können. <strong>Die</strong> westliche Welt stand für<br />
mich offen. Ich konnte ins Ausland reisen, ohne Angst<br />
vor der Grenzpolizei haben zu müssen. Für diese jungen<br />
Menschen aus Ostdeutschland hingegen war der Weg in<br />
die Freiheit bedrohlich und voller Hindernisse. Für andere<br />
blieb er ein ferner Wunschtraum.<br />
„Von all den acht Elenden, gegen die zu kämpfen sich<br />
<strong>Malteser</strong>-Orden und Hospitaldienst verpflichtet haben,<br />
ist jenes der Heimatlosigkeit für uns nur eine<br />
unbekannte Größe.“<br />
„<strong>Malteser</strong> Mitteilungen“, Dezember 1989, S. 10<br />
So bangten wir mit den Menschen aus der DDR in den<br />
Tagen des Abwartens. Wir versuchten, sie zu beruhigen,<br />
wenn sie, angeregt durch falsche Gerüchte, die im Lager<br />
schnell zirkulierten, zu früh schon mit vollgetankten<br />
Autos zur Abfahrt bereit standen.<br />
Wolfgang Graf von Schmettau, der das große Lager von<br />
Csillebérc leitete, musste ihnen dann mitteilen, dass es<br />
mit der Ausreiseerlaubnis leider doch noch nicht so weit<br />
sei. <strong>Die</strong> Enttäuschung der Flüchtlinge war groß. Einige<br />
dachten, sie müssten nun den ganzen Winter in Budapest<br />
verbringen. Sie waren verunsichert und befürchteten,<br />
durch gezielte Falschmeldungen in den Medien<br />
hinters Licht geführt zu werden.<br />
„Ich hatte zehn Leute vom österreichischen <strong>Malteser</strong><br />
Hilfsdienst. Jeder war so motiviert, dass nicht viele<br />
Fragen gestellt wurden, man trat sich nicht auf die<br />
Füße. Wenn nichts zu organisieren war, sind sie ins<br />
Lager gegangen, um mit den Menschen zu sprechen.<br />
Es war sehr wichtig, dass die sich aussprechen konnten,<br />
denn der Druck war schon ziemlich groß.“<br />
Wolfgang Graf von Schmettau im Interview mit der FAZ,<br />
9.9.<strong>2019</strong>, S. 8<br />
Tilo Acksel, ein junger Flüchtling, spielte in jenem Moment<br />
eine wichtige Rolle. Tilo wollte einmal im Westen<br />
ein berühmter Schauspieler werden. Und so lud er jeden<br />
Abend zu einer Kabarettvorstellung ein, durch die er die<br />
immer ungeduldiger werdenden Mitbewohner des La-<br />
Diplomat Matei Hoffmann,<br />
begegnete den beiden Herren<br />
zufällig Csilla von Boeselager.<br />
So erfuhr sie aus erster Hand,<br />
dass man nach einer Lösung<br />
für das Flüchtlingsproblem<br />
suchte.<br />
Dazu schrieb Csilla von Boeselager<br />
wenig später in ihr Tagebuch: „Ich setzte mich zu<br />
ihnen und sagte: Kein Problem, wir <strong>Malteser</strong> werden das<br />
lösen. Einerseits werden Familien aus der Pfarrgemeinde<br />
Zugliget Flüchtlinge aufnehmen und andererseits gibt es<br />
einen großen Garten bei der Kirche, wo man Zelte aufschlagen<br />
kann. Ich rufe sofort den Katastrophendienst des<br />
<strong>Malteser</strong> Hilfsdienstes an.“ Schon am nächsten Morgen<br />
wurde am Tor von Pfarrer Kozmas Kirchgarten ein Schild<br />
mit der Aufschrift „Magyar Máltai Szeretetszolgálat – Ungarischer<br />
<strong>Malteser</strong> Caritasdienst“ – angebracht.<br />
Weitere Details zum Verlauf der Geschehnisse im Sommer<br />
1989 und ihren Folgen können hier nachgelesen werden:<br />
Kennzeichen D: Friedliche Umwege zur deutschen<br />
Einheit, Verlag camino, Stuttgart 2015, 288 Seiten,<br />
ISBN: 978-3460500013<br />
<strong>Die</strong> halbe Revolution – 1989 und die Folgen, Verlag<br />
Herder, 352 Seiten, ISBN: 978-3451068454<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 49
RÜCKBLICK<br />
gers abzulenken versuchte. Bei unserem Abschied stand<br />
er vor mir, riesengroß und schlacksig, und schenkte mir<br />
mit traurigen Augen das Plakat, das er für seine Vorstellungen<br />
gemalt hatte: „Ich sehe dich gerne lachen. Der<br />
lange Mensch lädt wieder ein …“<br />
Welch ein Jubel brach unter den Flüchtlingen aus, als sie<br />
die Nachricht erhielten, dass es in der Nacht vom 10. auf<br />
den 11. September endlich losgehen würde. <strong>Die</strong> Grenze<br />
nach Österreich sollte nun endgültig geöffnet werden.<br />
Weinend vor Freude lagen sich Flüchtlinge und <strong>Malteser</strong><br />
in den Armen und feierten gemeinsam bis spät am<br />
Abend. Danach bewegten sich Kolonnen von ostdeutschen<br />
Trabis, Wartburgs und Campingbussen in Richtung<br />
Österreich und weiter bis in die BRD.<br />
Freude, Dankbarkeit und Wehmut<br />
Und auch wir österreichische und deutsche <strong>Malteser</strong><br />
kehrten mit einem gemischten Gefühl von Freude,<br />
Dankbarkeit und Wehmut wieder in unsere Heimat zurück.<br />
Einige Tage später erreichte mich ein Brief von<br />
Brian, der sein Glück mit mir teilen wollte: „Du kannst<br />
dir nicht vorstellen, was das für ein Gefühl war, die<br />
österreichische Grenze zu passieren. Es war viel mehr als<br />
Weihnachten, Ostern und mein Geburtstag zusammen –<br />
weil endlich nach so langer Zeit meine Gedanken einfach<br />
,frei‘ wurden. Ich fühle mich jetzt wie löslicher Kaffee,<br />
auf den endlich heißes Wasser aufgegossen wurde.“<br />
Und ein Monat später erhielt ich per Post ein großes Kuvert.<br />
Als Absender zeichnete Klaus Meurer, der inzwischen<br />
in Westdeutschland angekommen war. Er schickte mir<br />
seinen mit einer Schreibmaschine auf 30 Seiten abgetippten<br />
Bericht über seine Flucht. Dazu ein handgeschriebener<br />
Brief: „In Wiesbaden sitze ich nun auf einer Parkwiese<br />
in der Sonne, es geht mir gut hier, alles ist so wunderbar,<br />
die Menschen, die Möglichkeiten und diese Freiheit.“<br />
Gerührt war ich vor allem, als ich las, dass er seinen Bericht<br />
mir gewidmet hatte, „dem Mädchen aus Österreich<br />
und all denen, die uns mit Wärme und Verständnis empfingen,<br />
betreuten und die uns halfen, von der alten in diese<br />
neue Welt zu kommen.“<br />
PARA ROWING – RUD<br />
Zwei Menschen in einem Boot. In ruhigem Takt bewegen<br />
sie die Ruder in den Dollen. Aus der Abfolge von Einsatz,<br />
Durchzug und Ausheben ergibt sich ein Rhythmus, der<br />
das Boot wie schwerelos vorantreibt. Nichts deutet darauf<br />
hin, dass einer der beiden Ruderer nur Arme und<br />
Schultern verwendet und an einem Sitz mit Rückenlehne<br />
angeschnallt ist, während der andere mit der Kraft seiner<br />
Beine einen Rollsitz bewegt. Welchen anderen Sport können<br />
Menschen mit und ohne Behinderungen so einfach<br />
gemeinsam ausüben?<br />
Von Florian Kremslehner<br />
Inklusions-Wanderfahrt Linz–Melk<br />
<strong>Die</strong>se Idee der vollständigen Inklusion in einer Rudermannschaft<br />
begeisterte mich als <strong>Malteser</strong>, der im<br />
Österreichischen Ruderverband für den Behindertensport<br />
verantwortlich ist, und Alex Suppan, einen<br />
Rollstuhlfahrer mit Querschnittlähmung. <strong>Die</strong> Idee einer<br />
„Inklusions-Wanderfahrt“ auf der Donau war rasch geboren,<br />
und alles, was es noch brauchte, war ein geeignetes<br />
Boot, das die <strong>Malteser</strong> zur Verfügung stellten.<br />
Bald fanden sich weitere Athleten und Trainer aus der<br />
italienischen und der österreichischen Para Rowing<br />
Mannschaft, und schon ging es mit drei Booten von<br />
Linz stromab bis Wallsee, Ybbs und Pöchlarn. Unterwegs<br />
wurden sie bei allen Kraftwerken ohne Wartezeit<br />
geschleust, und Einladungen zum Yachtclub Steyregg,<br />
auf Schloss Greinburg und in das Stift Melk sorgten für<br />
50<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
RUNDSCHAU<br />
ERN BIETET INKLUSION PUR<br />
Abwechslung während der langen Ruderstrecken auf<br />
dem Strom. Etliche Kilometer wurde die kleine Flotte<br />
sogar von einem Motorboot der Schifffahrtsaufsicht<br />
eskortiert, um Gefährdung durch den Schiffverkehr zu<br />
verhindern. Inklusion bringt eben Vorteile für alle!<br />
Zu einer Herausforderung wurden die Landemanöver.<br />
Zwölf Ruderer mit unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen<br />
und unterschiedlichen Sprachen mussten<br />
drei Boote an Land bringen, zugleich musste jemand<br />
den Rollstuhl holen und wieder jemand anderer die Sehbehinderten<br />
begleiten. Bald war der Ablauf eingespielt<br />
und bei jedem Manöver wurde gescherzt und gelacht.<br />
Nach drei Tagen landeten die Boote in Pöchlarn, und mit<br />
einem Besuch von Stift Melk klang die erste Inklusions-<br />
Wanderfahrt auf der Donau aus.<br />
Wien–Budapest im Achter<br />
Ein italienischer Ruderverein war von der Inklusions-<br />
Wanderfahrt so begeistert, dass er zwei sehbehinderte<br />
Ruderer und zwei Begleitpersonen zu einer einwöchigen<br />
Ruderfahrt von Wien nach Budapest einlud. In vier<br />
breiten Achtern verließen die Mannschaften Wien über<br />
den Donaukanal und bereits auf der Strecke nach Bratislava<br />
lieferten sich die Boote erste Wettrennen. Meist<br />
trug das Inklusions-Boot mit der zur Hälfte geh- und<br />
sehbehinderten Mannschaft den Sieg davon. Immerhin<br />
ruderte am Schlag ein mehrfacher Paralympics-Teilnehmer,<br />
und ein anderes Mitglied der Mannschaft startete<br />
bei der Weltmeisterschaft <strong>2019</strong> in Linz-Ottensheim.<br />
Neuerlich zeigte sich, wie rasch Inklusions-Mannschaften<br />
zusammenwachsen. Immer half einer dem anderen,<br />
und auch auf den langen Etappen nach Györ und Gran<br />
war immer noch Energie und Laune für einen Zwischenspurt.<br />
Nach einer ausgiebigen Rast bei Visegrad näherten<br />
sich die Boote am letzten Tag Budapest, als ein<br />
plötzliches und heftiges Gewitter hereinbrach. Unter<br />
Donner, Blitzen und splitternden Bäumen mussten alle<br />
Boote rasch an Land gebracht werden. Im peitschenden<br />
Regen wärmte einer den anderen und so gelang es, Boote<br />
und Mannschaft vor Schäden zu bewahren und auch<br />
den sehbehinderten Ruderern die Angst vor den Naturgewalten<br />
zu nehmen. Wie bei Ruderpartien üblich,<br />
klang die Woche mit einem entspannten Festmahl in<br />
Budapest aus.<br />
<strong>Die</strong> beiden Wanderfahrten haben bewiesen, wie wichtig<br />
Inklusion im Sport ist, und wie einfach dieses Ziel<br />
erreicht werden kann. Wir hoffen auf Nachahmer und<br />
Unterstützer.<br />
Wir danken Niklas Salm-Reifferscheidt-Raitz,<br />
Hubertus Erbprinz von Sachsen-Coburg und Gotha,<br />
Abt Georg Wilfinger und der Fondazione Terzo<br />
Pilastro sowie der Schifffahrts- und Schleusenaufsicht<br />
für ihre Unterstützung.<br />
Informationen zu ParaRowing unter<br />
www.rudern.at, Kontakt: pararowing@rudern.at<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 51
XXXXX<br />
DER BAU DES MALTESER<br />
ORDENSHAUSES HAT BEGONNEN<br />
Anfang des Jahres <strong>2019</strong> wurde der Um- und Neubau für das MALTESER Ordenshaus auf dem Areal der Elisabethinen in 1030<br />
Wien begonnen. Wie wir schon berichten konnten, wird im Zuge dieses Projektes des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens in<br />
Österreich in zentralster Lage in Wien ein Alten- und Pflegeheim mit rund 70 Zimmern entstehen. Durch die Anbindung an<br />
das bestehende Franziskusspital „Landstraße“, welches sich auf Medizin für den alten Menschen spezialisiert, wird es gut<br />
positioniert sein.<br />
Von Richard Steeb<br />
Durch eine möglichst umfassende Einbindung der<br />
<strong>Malteser</strong> Hilfswerke soll das „<strong>Malteser</strong> Ordenshaus“<br />
entsprechend dem Charisma unseres Ordens sinn- und<br />
identitätsstiftend wirken.<br />
Der für die Umsetzung des Projektes gebildete Lenkungsausschuss<br />
tagt vierzehntägig und stimmt mit dem<br />
Sonderbeauftragten für das Projekt, Architekt Dipl.-Ing.<br />
Andreas Mensdorff-Pouilly, sowie mit Architekt Dipl.-<br />
Ing. Ricardo Baumgarten, der zur Koordinierung aller<br />
notwendigen planerischen, technischen und wirtschaftlichen<br />
Maßnahmen der Umsetzung eingebunden wurde,<br />
die notwendigen Maßnahmen ab. Für die vielen rechtlichen<br />
Fragen konnten wir dankenswerterweise auf die<br />
Hilfe von RA Dr. Jörg Jakobljevich setzen.<br />
Als Generalplaner des großen gemeinsamen Bauprojekts<br />
fungiert die Delta Projektconsult GmbH. Der<br />
Konvent der Elisabethinen Linz-Wien renoviert gleichzeitig<br />
seinen Klosterbereich und gestaltet das Spital<br />
durch Um- und Zubauten neu.<br />
Nach gemeinsamen Ausschreibungen und Angebotslegungen<br />
wurden die ersten Gewerke noch Mitte März<br />
vergeben sowie entsprechende Verträge ausverhandelt<br />
und unterfertigt.<br />
Unser <strong>Malteser</strong> Ordenshaus wird zusammen mit dem<br />
Konvent der Elisabethinen Linz-Wien, dem Franziskusspital<br />
„Landstraße“, dem Rehab-Zentrum Wien-Mitte<br />
und weiteren Partnern am Standort Landstraßer Hauptstraße<br />
4a als „Zentrum für Menschen im Alter“ eine<br />
Rundumversorgung des alten Menschen ermöglichen.<br />
Am 9. Mai <strong>2019</strong> fand die Segnung der zukünftigen gemeinsamen<br />
Eingangshalle und jene unserer Baustelle durch<br />
den in Vertretung unseres Herrn Kardinals erschienenen<br />
Hwdgst. Herrn Bischofsvikar P. Gerwin Komma SJ statt.<br />
Rechtzeitig dazu wurde die Webseite www.ordenshaus.at<br />
und ein Folder fertiggestellt. Laufende Video-Aufnahmen<br />
vom Dach des Spitals ermöglichen es Interessierten, den<br />
Baufortschritt auch über die Webseite mitzuverfolgen.<br />
52<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
RUNDSCHAU<br />
11<br />
© Jürgen Siekmann<br />
8<br />
In Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt erfolgte<br />
schließlich die „archäologische Befreiung“ des<br />
Grundstückes. Auf Teilen desselben hat sich ursprünglich<br />
von 1715 bis zumindest 1748 der Friedhof des ersten<br />
Wiener Frauenspitals, eines 50-Betten-Spitals der<br />
Elisabethinen, befunden. <strong>Die</strong>se Arbeiten erwiesen sich<br />
als umfangreicher, aufwendiger sowie kosten- und zeitintensiver<br />
als geplant.<br />
Zwischenzeitlich wurde der barocke Altbau des Klosters<br />
komplett geräumt und alle erforderlichen Sanierungsmaßnahmen<br />
wurden mit dem Bundesdenkmalamt abgestimmt.<br />
Erste Abbruchsarbeiten und Durchbrüche<br />
wurden durchgeführt und die Leitungsführungen der<br />
technischen Ausstattung begonnen. Es ist eine komplette<br />
Dachsanierung notwendig, mit Erhaltung des Erscheinungsbildes<br />
der Deckung. <strong>Die</strong> Fassade und im Inneren<br />
die Raumaufteilung, die Gangbereiche, die Natursteinböden<br />
sowie Fenster und Türen bleiben großteils erhalten.<br />
Nach dem Aushub und Dichtmachen der Baugrube wurden<br />
die Kellerbereiche und Kellerdecken unseres Neubaus<br />
fertiggestellt. Jener Bauteil der Elisabethinen, der<br />
in Zukunft die gemeinsame Küche, den Palliativbereich<br />
und Räumlichkeiten der Internen Abteilung beinhalten<br />
wird, wurde aus zeitlichen Gründen aufgrund des archäologisch<br />
bedingten Verzuges im Zeitplan vorgezogen,<br />
damit die neu zu errichtende, größere Spitalsküche,<br />
LEBEN • WOHNEN • PFLEGE<br />
die aus dem Altbau übersiedeln muss, in diesem Bauteil<br />
rechtzeitig ihren Betrieb aufnehmen kann.<br />
Zahlreiche Abstimmungen und Gespräche, die komplette<br />
Detailplanung, auch der verschiedenen Organisationsabläufe,<br />
die Ausstattung und Inneneinrichtung, die<br />
Übersiedlung, die Einbindung der Werke und vieles, vieles<br />
mehr sind jetzt zu koordinieren und zu organisieren<br />
bis unser <strong>Malteser</strong> Ordenshaus fertig dasteht, aber der<br />
Anfang ist gemacht – und bis September 2021 wollen wir<br />
fertig sein.<br />
Nähere Infos: www.ordenshaus.at<br />
Eröffnung 2021<br />
1<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 53
XXXXX<br />
ROMA-HILFE IN UNGARN<br />
Miklós Vecsei, MALTESER in Ungarn, ist seit April <strong>2019</strong><br />
als Regierungskommissar für die Integration der Roma<br />
in Ungarn verantwortlich. Hier ein Auszug aus einem <strong>Zeitung</strong>sinterview*<br />
über seine Gedanken zum Thema Armut<br />
und Elend.<br />
Von Barbara Piazza-Georgi<br />
sie aus der Nähe bzw. selbst erleben. Zum Beispiel haben<br />
wir uns viele Gedanken darüber gemacht, warum es in<br />
einer Schule in einem ungarischen Dorf so hohe Fehlzeiten<br />
gibt. Erst an Ort und Stelle wurde klar: Herden von<br />
streunenden Hunden halten die Eltern davon ab, ihre<br />
Kinder außer Haus gehen zu lassen.<br />
Wir reden oft über die Beseitigung der Armut und des<br />
Elends. Wir müssen zuerst einmal die Begriffe klären.<br />
Was wir unter Armut verstehen, ist, wenn vieles zum<br />
Wohle der Menschen fehlt, aber mit großem Aufwand<br />
ein geordnetes Leben doch möglich ist. Es gibt Ziele,<br />
und das Zusammenleben in der Gemeinschaft wird von<br />
Werten bestimmt.<br />
Elend ist etwas anderes. Es ist nicht einfach eine tiefere<br />
Form von Armut, sondern eine andere Dimension des<br />
Daseins. Elend ist, wenn der Mangel so groß ist, dass<br />
er die Gemeinschaft zerstört, der Morgen verschwindet<br />
und nur das Heute zählt. Das momentane Bedürfnis<br />
setzt alles außer dem Überleben außer Kraft.<br />
Im Elend gibt es kein individuelles oder gemeinschaftliches<br />
Ziel. Das Leben wird auf einen einzigen Punkt in<br />
Raum und Zeit reduziert. Menschliches Elend bedeutet<br />
völligen Verlust des Zwecks.<br />
Obwohl die Symptome auch von weitem sichtbar sind,<br />
werden die Ursachen für uns nur erkennbar, wenn wir<br />
Menschen, die am Rande der Existenz leben, können<br />
durch das Sozialsystem und verschiedene Programme<br />
unterstützt werden, aber nur die Gesellschaft kann sie<br />
wieder aufnehmen. Daher ist es sehr wichtig, der Gesellschaft<br />
klarzumachen, was wir tun. Jeder muss sehen,<br />
dass der im Elend lebende Mensch sein Schicksal<br />
nicht gewählt hat. So wie auch wir nicht deswegen in<br />
unserer Position sind, weil wir es verdienen. Elend wird<br />
vererbt. Kinder, die in Elend geboren sind, erleben es als<br />
selbstverständlich und geben es weiter. Wenn wir nicht<br />
rechtzeitig neue Möglichkeiten für sie schaffen und aufzeigen,<br />
haben sie keine Chance auf ein anderes Leben.<br />
*Magyar Kuríer, 6. Mai <strong>2019</strong>, übersetzt und bearbeitet von<br />
Barbara Piazza-Georgi<br />
54<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
INTERNATIONALES MALTESER SOMMERLAGER<br />
VON ETTAL NACH ROM<br />
Von 3. bis 10. August <strong>2019</strong> war es soweit: Im Benediktinerkloster<br />
Ettal fand das diesjährige Internationale<br />
<strong>Malteser</strong> Sommerlager statt. Rund 500 junge Menschen<br />
mit und ohne Behinderung aus 24 Ländern verbrachten<br />
eine außergewöhnliche Woche mit viel Spaß und<br />
Abwechslung beim Klettern, Rodeln, Tanzen und vielen<br />
weiteren integrativen Tätigkeiten.<br />
Von Olympia Wimpffen<br />
„Bei diesem Camp habe ich mich zum ersten Mal in meinem<br />
Leben so gefühlt, als hätte ich keine Behinderung“,<br />
fasst Erika ihre Eindrücke zusammen. Sie ist damit<br />
nicht die Einzige. Auch die österreichischen Teilnehmer<br />
konnten das von den deutschen <strong>Malteser</strong>-Kollegen perfekt<br />
organisierte Sommerlager genießen. Sie freuen sich<br />
schon auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr. Da geht es<br />
dann nach Rom. Arrivederci!<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 55
MALTESERWELTWEIT<br />
MALTESERINTERNATIONAL<br />
DIE MENSCHLICHKEIT NICHT AUS DEM<br />
In den Flüchtlingslagern im Libanon herrschen dramatische hygienische Zustände, Krankheiten und Depression.<br />
Gleichzeitig begegnet man einer Menschlichkeit, die tief berührt und beispielgebend ist. Ein Erfahrungsbericht.<br />
Von Katharina Schaufler<br />
Wenn wir von den Bedürfnissen der Kriegsflüchtlinge<br />
sprechen, kommt die Rede oft schnell auf die Anwaltschaft<br />
durch hochrangige UN-Beamte oder diplomatische<br />
Vermittler. Nicht so bei den <strong>Malteser</strong>n: Dort stehen<br />
die Kreativität, Flexibilität und Hartnäckigkeit der örtlichen<br />
Ersthelfer im Mittelpunkt. Denn nur dank deren<br />
tatkräftigen, selbstlosen Engagements ist es möglich, die<br />
Menschen auch in den entlegensten Winkeln der Krisengebiete<br />
mit Hilfe zu erreichen.<br />
Ich durfte Teil dieser Helfer werden, als ich im April <strong>2019</strong><br />
mein fünfmonatiges <strong>Malteser</strong>-Volontariat bei der „Lebanese<br />
Association of the Knights of Malta“, kurz LAKM,<br />
startete. <strong>Die</strong> LAKM umfasst knapp 60 Mitglieder und<br />
betreibt zehn Krankenstationen, ein Therapiezentrum<br />
für Kinder mit Zerebralparese, vier mobile Kliniken und<br />
fünf Betreuungseinrichtungen für ältere Menschen. Außerdem<br />
organisiert sie Feriencamps für Menschen mit<br />
mentaler und/oder physischer Behinderung, zu denen<br />
jährlich über 1000 Freiwillige aus Europa und der Welt<br />
anreisen.<br />
Menschenunwürdige Bedingungen<br />
Mein erster Einsatz mit der LAKM führte mich in<br />
den Norden des Landes nach Kobayat. Kobayat ist ein<br />
christliches Dorf, das inmitten von 40 sunnitischen<br />
Dörfern nahe der Grenze zu Syrien liegt. <strong>Die</strong> Region<br />
beheimatet rund ein Viertel der syrischen Flüchtlinge<br />
im Libanon. Sie leben hier ohne ausreichend sauberes<br />
Wasser, ohne eine geeignete Gesundheitsversorgung,<br />
ohne Schulen für die Kinder. <strong>Die</strong> umfangreichste Hilfe<br />
wird von der medizinischen Ersthilfe-Einrichtung<br />
der LAKM angeboten. Sie ist auch Ausgangspunkt der<br />
Mobilen Einheit MMU, die Tag für Tag selbst in die<br />
entlegensten Dörfer fährt, um dort die Menschen medizinisch<br />
zu versorgen.<br />
Eine solche Versorgung braucht es auch dringend in der<br />
weiter südlich gelegenen Bekaa-Hochebene. Hier sind<br />
besonders viele Flüchtlingslager eingerichtet. <strong>Die</strong> sanitären<br />
Bedingungen sind schockierend und menschenunwürdig.<br />
Auch hier herrschen dieselben Probleme wie<br />
in Kobayat: Es mangelt an ausreichender Grundversorgung<br />
– in jeder Hinsicht. Zusätzlich erschwert das<br />
extreme Klima mit sehr niedrigen Temperaturen im<br />
Winter und bis zu 40 Grad Hitze im Sommer das Bewältigen<br />
des Alltags. Vor allem der vergangene Winter,<br />
in dem es zu heftigen Schneestürmen, Dauerregen und<br />
frostigen Temperaturen gekommen ist, führte zu katastrophalen<br />
Zuständen, wie die Flüchtlinge berichten.<br />
56<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
BLICK VERLIEREN<br />
<strong>Die</strong> Bewohner der Lager leiden vor allem an Infektionskrankheiten<br />
und posttraumatischen Störungen. Nicht<br />
wenige von ihnen sind aufgrund des Erlebten und der<br />
Aussichtslosigkeit ihrer Situation schwer depressiv. Einer<br />
vernünftigen Arbeit nachzugehen, ist ihnen nicht<br />
erlaubt. <strong>Die</strong> libanesische Regierung gestattet syrischen<br />
Flüchtlingen ausschließlich die Arbeit am Bau oder am<br />
Feld. Somit sind auch Kinder, alte Menschen und solche<br />
in schlechtem gesundheitlichen Zustand gezwungen,<br />
ihre Familien mit harter, äußerst dürftig bezahlter Feldarbeit<br />
zu versorgen.<br />
Einander im Leid begegnen<br />
Was ich trotz all diesem Leid erleben und erfahren durfte,<br />
sind wunderbare Momente größter Menschlichkeit: Als<br />
wir zum Beispiel Aain Aata – ein kleines, völlig verarmtes<br />
Bergdorf, das von Drusen bewohnt wird – besuchten,<br />
kamen alle Dorfbewohner zusammen, hießen uns herzlich<br />
willkommen und luden uns zu einem gemeinsamen<br />
Essen mit feinsten libanesischen Speisen ein.<br />
Eine andere Begegnung, die mir für immer in Erinnerung<br />
bleiben wird, ist das Zusammentreffen mit Schwester<br />
May. Mit ihren 92 Jahren arbeitet diese zierliche, von einer<br />
unerschütterlichen Menschenliebe durchdrungenen<br />
Persönlichkeit mit dem Ersthilfe-Zentrum der <strong>Malteser</strong><br />
zusammen. Allein an einem einzigen Tag besuchten<br />
wir 15 Familien und statteten diese mit Kleidung und<br />
Nahrungsmitteln aus. Dabei spielte es keine Rolle, ob<br />
sie in einem christlichen, muslimischen oder alawitischen<br />
Haushalt lebten. Schwester May nimmt sich jeder<br />
Schicksalsgeschichte an, als wäre sie die ihrige.<br />
Respektvolles Miteinander<br />
Während meines Aufenthalts wurde ich mehrmals Zeugin<br />
einer humanitären Operation, die sich für Dialog<br />
und Frieden einsetzt. Bei einer Ausfahrt mit der Mobilen<br />
Einheit MMU in ein sunnitisches Dorf erlebte ich zum<br />
Beispiel, wie ein christlicher Arzt, ein christlicher Fahrer,<br />
zwei sunnitische Krankenschwestern und eine schiitische<br />
Sozialarbeiterin in engem Schulterschluss zusammenarbeiteten<br />
und die Patienten – unabhängig von deren Glaubenszugehörigkeit<br />
– freundschaftlich und mit höchstem<br />
Respekt behandelten.<br />
Sie sind Menschen, die ihre Menschlichkeit selbst in den<br />
schwierigsten Situationen nicht aus dem Blick verlieren.<br />
Eine solche Haltung berührt zutiefst und kann nur Vorbild<br />
für uns alle sein.<br />
Katharina Schaufler arbeitete bei der Ständigen Vertretung<br />
Österreichs bei der UNESCO in Paris, bevor sie den<br />
Europäischen Master in Menschenrechte und Demokratie<br />
in Venedig begonnen hat. Von April bis September<br />
<strong>2019</strong> war sie als <strong>Malteser</strong>-Volontärin in den syrischen<br />
Flüchtlingslagern im Libanon im Einsatz. <strong>Die</strong>se werden<br />
vor Ort u.a. von der libanesischen Organisation des<br />
<strong>Malteser</strong>ordens betreut.<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 57
LIBANON<br />
GANZ ANDERS GEMEINSAM<br />
Anfang September fand das erste Libanoncamp unterLeitung der österreichischen MALTESER statt. Unsere Gäste<br />
kamen aus verschiedenen Heimen des Landes und wurden für je sechs Tage in Einzelbetreuung umsorgt und gepflegt.<br />
Ein sehr persönlicher Blick auf dieses besondere Miteinander in einem ganz besonderen Land.<br />
Längst in den Alltag und die „normale Welt da draußen“<br />
zurückgekehrt, heben sich die Erlebnisse und Bilder noch<br />
immer deutlich ab – diese Augenblicke der Zeitlosigkeit und<br />
des gelebten <strong>Malteser</strong>-Seins. Ich sehe sie wieder, die zahlreichen,<br />
gerade erst ausgebildeten <strong>Malteser</strong>, die im Rahmen<br />
des Libanoncamps ihre ersten Erfahrungen mit mehrtägigen<br />
<strong>Malteser</strong>-Reisen machen, und fühle mich an mein erstes<br />
solches Abenteuer erinnert. Eine frische, bereichernde Brise<br />
weht, da nicht nur <strong>Malteser</strong>, sondern auch Freunde als Betreuende<br />
an diesem Camp teilnehmen können.<br />
Am Flughafen erwartet unsere etwa 30-köpfige Gruppe<br />
ein wunderbar pittoresker Bus. Nach einer Fahrt durch<br />
das sommerlich-nächtliche Beirut bringt er uns nach Kfardebian,<br />
dem jenseits der 1200 Höhenmeter in den Bergen<br />
gelegenen Ort unseres Camps. Nach der vorangegangenen<br />
Planungszeit und dem folgenden Vorbereitungstag macht<br />
schließlich die Ankunft der uns überantworteten libanesischen<br />
Gäste unsere Gemeinschaft vollständig.<br />
Eine Sprache fern der Worte<br />
<strong>Die</strong> Intensität der gemeinsamen Erlebnisse mit unseren<br />
Gästen, das Kennenlernen ihrer Eigenheiten und Bedürf-<br />
Von Beatrice Austerlitz<br />
nisse lässt innerhalb der Gruppe rasch Verbundenheit<br />
entstehen. Eine Verbundenheit, die auf Augenhöhe, aber<br />
auf etwas anderem, als auf gemeinsamen Worten fußt,<br />
denn wir sprechen nicht alle die gleiche Sprache. Oder<br />
doch? Auch eine Verbundenheit, die jedenfalls nicht in<br />
großen, lauten Tönen liegt, sondern in den kleinen, leisen<br />
zwischenmenschlichen Gesten wie einem Blick, einem<br />
Lächeln oder einer Umarmung, die Nähe und Vertrauen<br />
schaffen. Sich mangels sprachlicher Alternativen<br />
gänzlich auf diese Ebene andersgearteter Kommunikation<br />
mit unseren Gästen einzulassen, ist sicherlich eine der<br />
großen Herausforderungen, die sich uns während dieser<br />
Tage bietet. Eine, für die ich dankbar bin, gerade in einer<br />
schnellen Welt wie dieser, eröffnet sie doch die Möglichkeit,<br />
statt nebeneinander beschäftigt zu sein, sich aufeinander<br />
einzuschwingen und miteinander zu beschäftigen.<br />
Wie das Evangelium auf Arabisch klingt<br />
<strong>Die</strong>ses Mal erlebe ich das Camp als Programmverantwortliche<br />
ohne eigenen Gast aus einer anderen Perspektive.<br />
Beschenkt darum, diese immer wieder besondere<br />
Camp-Atmosphäre an gegenseitiger Hingabe und<br />
Nächstenliebe wie ein Schwamm aufsaugen zu können,<br />
58<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
um nach meiner Rückkehr nun immer noch davon zu<br />
zehren. Begleitet werden wir bei diesem Abenteuer von<br />
Pater Christoph Matyssek, vor Ort genannt Abouna<br />
Christoph, von Abouna Romanos, dem geistigen Vater<br />
des Camps in Kfardebian, und von seinem Bruder in<br />
Chabrouh, wo wir eines Abends das parallel stattfindende<br />
Camp der Deutschen <strong>Malteser</strong> besuchten.<br />
Abouna Christophs sprachliche Wendigkeit im Arabischen<br />
bindet unsere Gäste in den Messen auf wunderbare<br />
Weise ein, gibt ihnen Raum und Gehör. Das ist gerade in<br />
einem Land wie dem Libanon bedeutsam, wo „differently<br />
abled“-Sein immer noch ein tabuisiertes und verstecktes<br />
Thema ist, und man leider noch weit von einer wünschenswerten<br />
gesellschaftlichen Teilhabe entfernt ist.<br />
Anregungen zum Selbstausdruck<br />
Während der verschiedenen Aktivitäten, wie dem gemeinsamen<br />
Anfertigen der Dekoration des Hauses oder<br />
dem Verzieren von Keksen, beim Malen, Schmuckgestalten<br />
oder Laternenbasteln für unsere Lichterprozession,<br />
begegnet mir große Kreativität. Sie findet ihr Pendant in<br />
der spürbaren Bewegungsfreude während der täglichen<br />
Tanz- oder Singsessions. <strong>Die</strong> unumwundenen Programmhöhepunkte<br />
waren eindeutig der sonnige Strandtag,<br />
das elegante „fancy dinner“ an einer langen gedeckten<br />
Tafel und die glamouröse Fashionshow im Beisein des<br />
österreichischen Botschafters. Vor allem eines leuchtet<br />
vor meinem inneren Auge: Das Aufblühen aller Beteiligten<br />
im Laufe dieser Woche.<br />
Vom Wert und Zweck der Strohhalme<br />
<strong>Die</strong> feinfühlige und umsichtige Planung unseres Campleaders<br />
Felix Male ließ kaum etwas von den Herausforderungen<br />
eines ersten Males spüren und fand meinen<br />
ganz persönlichen Höhepunkt darin, unsere Gäste am<br />
Ende der Woche nach Hause begleiten zu können. Der so<br />
gewonnene Einblick in ihre Lebensumstände gab der gemeinsamen<br />
Zeit einen besonders stimmigen Abschluss.<br />
Bei aller Liebenswürdigkeit der diensttuenden Ordensschwestern<br />
kann ich plötzlich nachspüren, wie ungewohnt<br />
es für unsere Gäste gewesen sein musste, in so<br />
einem nahen Bezugsverhältnis zu einer ganz allein ihrem<br />
eigenen Wohl verschriebenen Person zu stehen. <strong>Die</strong><br />
gegenseitige Freude, diese Zeit miteinander verbracht<br />
zu haben, ließ sich nur an den zahlreichen feuchten Augen<br />
ablesen, als wir uns nach einer letzten gemeinsamen<br />
Messe in der Kapelle des Heims voneinander verabschiedeten.<br />
Wieder allein in der Cafeteria, hielten wir uns ordentlich<br />
an unseren Strohhalmen an, und geraume Zeit<br />
verging, bis wir die in unsere Gruppe gerissene Lücke<br />
verdaut hatten.<br />
<strong>Die</strong>ser für mich persönlich besonders sinnstiftende Moment<br />
des Abschieds und all seine Implikationen lassen<br />
mich hoffen, dass das erste „österreichische Libanoncamp“<br />
der Auftakt für viele weitere Jahre ist, in denen<br />
Gästen eine Woche Zuwendung und Urlaubsgefühl geschenkt<br />
werden kann.<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 59
MALTESERWELTWEIT<br />
MALTESER IN DER SCHWEIZ<br />
Seit dem 12. Jahrhundert ist der <strong>Malteser</strong>orden in der Schweiz. <strong>Die</strong> Schweizer Assoziation der MALTESER, ein wichtiger<br />
Verbündeter im Kampf gegen die acht Elende, setzt heute die Tätigkeit des Ordens in der Schweiz um.<br />
Von Martin Graf von Walterskirchen<br />
Stadt Luzern gezeigt wird. In der Heimat wurde Sonnenberg<br />
Komtur von Hohenrain, Reiden, Leuggern und<br />
Klingnau, 1666 Großprior von Ungarn und 1682 – kurz<br />
vor seinem Tod – Großprior der deutschen Zunge in Heitersheim<br />
und damit Reichsfürst.<br />
Class of 2020: <strong>Die</strong> elf im Vorbereitungsjahr befindendlichen<br />
Kandidaten mit Paten und Ordensmitgliedern am Ausbildungswochenende<br />
Ja, auch in der Schweiz blüht der <strong>Malteser</strong>orden! <strong>Die</strong> erste<br />
sichere Spur stammt aus dem Jahr 1182. Damals wurde<br />
beurkundet, dass Freiherr Ludwig von Malters sein<br />
Eigengut zu Schongau dem Johanniterhaus in Hohenrain<br />
bei Luzern übergab. Hohenrain, das auf der wichtigen<br />
Verkehrsachse Rhein-Alpen-Italien gelegen ist, ist<br />
eine von 19 Kommenden unseres Ordens auf dem Gebiet<br />
der Schweiz. Drei von ihnen (Compesières, La Chaux,<br />
Salquenen) gehörten zum Großpriorat der Auvergne,<br />
eine (Contone) zum Großpriorat von Lombardo-Venezien<br />
und die übrigen 15 (Basel, Bieberstein, Biel, Bubikon,<br />
Fribourg, Hohenrain, Leuggern-Klingnau, Küsnacht,<br />
Magnedens, Münchenbuchsee, Reiden, Rheinfelden,<br />
Tobel, Thunstetten sowie Wädenswil) zum Deutschen<br />
Großpriorat mit Sitz in Heitersheim.<br />
<strong>Die</strong> MALTESER unter Franz von Sonnenberg<br />
Das bedeutendste Schweizer Ordensmitglied war der<br />
Luzerner Patrizier Franz von Sonnenberg. Er trat dem<br />
Orden 1630 bei. 1641 ging er nach Malta, wo er sich bei<br />
den Kämpfen gegen die Korsaren und Türken durch große<br />
Tapferkeit auszeichnete. Bei seiner Rückkehr brachte<br />
er eine Schiffsfahne mit, die er selbst im Kampf erobert<br />
hatte und die noch heute im historischen Museum der<br />
Neues Ordensleben ab 1961<br />
Heute verfügt der Orden in der Schweiz über keinen<br />
Grundbesitz. Einen Teil seiner Kommenden verlor er<br />
im Zuge der Reformation, die übrigen im Gefolge der<br />
französischen Revolution und der napoleonischen Umstürze.<br />
1961 begann mit der Gründung der Helvetischen<br />
Assoziation eine Wiederbelebung des Ordenslebens in<br />
der Schweiz. Unter den Initianten befanden sich der<br />
österreichische Diplomat Baron Arthur Breycha-Vauthier<br />
de Baillamont und der französische Bijoutier Pierre<br />
Cartier, seines Zeichens Gesandter des <strong>Malteser</strong>ordens.<br />
Umfasste die Assoziation damals sechs Ritter, so sind es<br />
heute mehr als 200 Damen und Ritter sowie 30 Assoziierte,<br />
d.h. Mitglieder ausländischer Ordensgliederungen. Sie<br />
ist in drei Delegationen (deutsche, französische und italienische<br />
Schweiz) organisiert. Ordensoberer ist der Präsident,<br />
welcher durch die Generalversammlung der Mitglieder<br />
für sechs Jahre gewählt wird (eine Wiederwahl<br />
ist möglich). Auch der Kanzler, der Hospitalier und der<br />
Schatzmeister werden durch die Generalversammlung gewählt.<br />
Dem Rat gehören ferner neben dem Chef-Kaplan<br />
drei Vizepräsidenten sowie deren Suppleanten an, welche<br />
von den Mitgliedern der drei Delegationen gewählt werden.<br />
Seit 2018 besteht außerdem die Gemeinschaft Junger<br />
<strong>Malteser</strong>, welche sich, ohne Ordensmitglied zu sein,<br />
mit unserer Spiritualität auseinandersetzt.<br />
Kennenlernen und voneinander lernen<br />
Seit Jüngstem sind die Aktions- und Devotionsgruppen<br />
das spirituelle Rückgrat der Assoziation. Sie bestehen<br />
60<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
Ein gutes Jahr Vorbereitung<br />
Wichtig ist die Ausbildung der Ordenskandidaten, deren<br />
Auswahl durch die Delegationen und den Rat erfolgt.<br />
Alle Kandidaten sind gehalten, ihrer Verpflichtung zum<br />
<strong>Die</strong>nst an unseren Herren Kranken im Rahmen des<br />
<strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes nachzukommen. Auch nehmen<br />
sie während des Vorbereitungsjahres an allen Veranstaltungen<br />
des Ordens teil, um so die Assoziation kennenzulernen<br />
und sich Klarheit darüber zu verschaffen,<br />
ob sie willens und in der Lage sind, nach einer allfälligen<br />
Aufnahme ihren Verpflichtungen als Ordensmitglieder<br />
nachzukommen. An einem ersten „Kandidaten-Wochenende“<br />
erfolgt die Schulung in Spiritualität, Ordensgeschichte,<br />
Organisation, Hospitale Aktivitäten und Diplomatie<br />
des Ordens. Ein zweites Wochenende ist dem<br />
geistlichen Leben, also gemeinsamem Beten, geistlichen<br />
Vorträgen und der Einkehr, gewidmet.<br />
Fra‘ Franz von Sonnenberg, Großprior der deutschen<br />
Zunge<br />
in den größeren Ballungszentren. Ihr Zweck liegt darin,<br />
dass die Ordensmitglieder und Kandidaten die Ordensregel,<br />
so wie sie in der Schrift „Regulierungen und Kommentare“<br />
fixiert ist, auch wirklich kennenlernen. Und<br />
das funktioniert alle zwei bis drei Monate so: Nach dem<br />
gemeinsamen Besuch der Abendmesse trifft man sich.<br />
Eines der Mitglieder führt in einen Teil der Regel ein, der<br />
zuvor an alle verschickt wurde. In Luzern war dies beim<br />
letzten Treffen das Kapitel „V Regelungen für die Mitglieder<br />
des dritten Standes“. Es folgt eine Diskussion,<br />
danach ein gemeinsames Abendessen. Beim nächsten<br />
Treffen wird das folgende Kapitel behandelt.<br />
<strong>Die</strong> Werke der Helvetischen Assoziation<br />
Der <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst Schweiz (MHDS/SHOMS)<br />
ist das wichtigste Werk der Assoziation. Es begann<br />
1973 damit, dass drei Kranke und der Unterzeichnende<br />
sich dem österreichischen Lourdes-Zug anschlossen.<br />
Der damalige Kommandant des MHDA, Graf Berthold<br />
Waldstein-Wartenberg, und seine Frau, Gräfin Daisy<br />
Waldstein-Wartenberg, aber auch weitere Österreicher<br />
wie Aglaë Hagg, geborene Gräfin Thun, trugen<br />
wesentlich dazu bei, dass 1974 der Schweizer <strong>Malteser</strong><br />
Hospitaldienst gegründet wurde.<br />
Vielfältige Betreuungsdienste<br />
Heute hat der MHDS knapp 1000 Mitglieder und verfügt<br />
in den meisten Schweizer Städten über Sektionen.<br />
<strong>Die</strong> Herren tragen eine hellblaue Uniform, und die Organisationsform<br />
entspricht weitgehend derjenigen des<br />
österreichischen Vorbilds. <strong>Die</strong> <strong>Die</strong>nste sind vielfältig<br />
und reichen von Betreuungstätigkeiten, etwa für Multiple-Sklerose-Kranke<br />
oder Demente, bis zum Point d’Eau,<br />
einem Ort, an dem sich Homeless, Alte, Arme, Working<br />
Poor und Sans-Papiers duschen, ihre Kleider waschen,<br />
ärztliche und zahnärztliche Betreuung und – besonders<br />
wichtig – podologische Fußpflege erhalten. Auch besteht<br />
eine enge Zusammenarbeit mit dem Johanniter-<br />
Orden. Eine weitere Besonderheit sind die Pfadfinder<br />
des MHDS, aus denen schon etliche Ordensmitglieder<br />
hervorgegangen sind.<br />
Gebrauchtes für Bedürftige<br />
Aus dem MHDS entstand die Stiftung „Hilfe und Beistand“.<br />
Sie übernimmt gebrauchtes, aber gut erhaltenes<br />
Spital- und Schulmobiliar, um diese Spenden Institutionen<br />
in bedürftigen Ländern zukommen zu lassen. 2018<br />
waren das Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien,<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 61
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-<strong>Zeitung</strong> 2_<strong>2019</strong>_ok.indd 1 21.06.19 16:49<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-<strong>Zeitung</strong> 1_<strong>2019</strong>_End-ok.indd 1 19.03.19 16:27<br />
MALTESERWELTWEIT<br />
Chile, Ghana, Indien, Libanon, Mauretanien, Nepal,<br />
Polen, Portugal, Serbien, die Slowakei und die Ukraine.<br />
Das Volumen beträgt etwa 120 Container pro<br />
Jahr.<br />
Hilfe für Lepra-Kranke<br />
CIOMAL (Campagne Internationale de l’Ordre de<br />
Malte contre la Lèpre) ist eine Art Joint-Venture zwischen<br />
dem Großmagisterium und der Schweizer Assoziation.<br />
CIOMAL hilft in Kambodscha Menschen,<br />
welche an der Hansen-Krankheit („Aussatz“, „Lepra“)<br />
erkrankt sind. Der Schwerpunkt liegt bei der Früherkennung<br />
und Rehabilitation der Patienten. So können<br />
unumkehrbare Entstellungen vermieden werden.<br />
Ein besonders wichtiger Teil der Tätigkeit von<br />
CIOMAL ist die Wiedereingliederung der Patienten<br />
in ihre angestammten Gemeinschaften.<br />
Tantour: Ein österreichisches Erbe verwaltet<br />
von der Schweiz<br />
<strong>Die</strong> Stiftung Pro Tantour ist ein „österreichisches<br />
Erbe“. Graf Bernhard Caboga-Cerva hatte 1869 den<br />
Hügel von Tantour erworben und dort mit Unterstützung<br />
von Kaiser Franz Joseph I. sowie zahlreichen<br />
Ordensmitgliedern ein Spital errichtet. Ein<br />
Teil des seinerzeit erworbenen Terrains gehört auch<br />
heute noch dem Orden. Um dieses Grundstück zu<br />
nutzen, wurde 1964 Pro Tantour, eine kirchliche<br />
Stiftung nach Schweizer Recht, gegründet. Nach vielen<br />
„Ups and Downs“ und dem Einsatz erheblicher<br />
finanzieller Mittel hat 2018 ein Pilgerhotel den Betrieb<br />
aufgenommen. Damit hatte die Assoziation<br />
ihren Auftrag erfüllt. <strong>Die</strong> Verantwortung für diese<br />
Liegenschaft wurde in die Hände des Großmagisteriums<br />
zurückgelegt.<br />
Zum Autor: Martin Graf von Walterskirchen zu<br />
Wolfsthal ist Ehren- und Devotionsritter in<br />
Obödienz sowie Präsident der Schweizer<br />
<strong>Malteser</strong> Assoziation. Von 1974 bis 1980 war<br />
er Kommandant des MHDS.<br />
Falls Sie, Ihre<br />
Freunde oder Ihre<br />
Familie über unsere Arbeit<br />
informiert werden wollen,<br />
senden wir Ihnen die <strong>Zeitung</strong><br />
gerne regelmäßig zu.<br />
Senden Sie einfach eine<br />
E-Mail an:<br />
zeitung@malteser.at<br />
GRATIS,<br />
aber leider nicht<br />
kostenlos.<br />
<strong>Die</strong><br />
CARAVAGGIO & BERNINI<br />
MALTESER Private Preview<br />
12. Oktober <strong>2019</strong>, 19 Uhr<br />
Kunsthistorisches Museum Wien<br />
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 2/<strong>2019</strong><br />
CARAVAGGIO & BERNINI<br />
MALTESER Private Preview<br />
12. Oktober <strong>2019</strong>, 19 Uhr<br />
Kunsthistorisches Museum Wien<br />
Christliche Werte in der Politik<br />
Rom: Neue Ordensregierung<br />
Neu: Zentrum für Menschen im Alter<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
„<strong>Die</strong> MALTESER“ ist traditionell gratis und soll<br />
es auch bleiben.<br />
Denn es ist uns ein Anliegen, Sie über unsere<br />
Arbeit umfassend zu informieren. Doch die<br />
Produktion und der Versand sind leider nicht<br />
kostenlos. Bitte unterstützen Sie uns.<br />
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Konto lautend auf<br />
MALTESER Hospitaldienst Austria,<br />
Kennwort „<strong>Zeitung</strong>“<br />
AT65 2011 1800 8087 0800<br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 3-4/2018<br />
Spatenstich:<br />
MALTESER Ordenshaus – Wohnen wie Zuhause<br />
Wirtschaft hilft – Das Wirken von Engeln<br />
Ausgabe 1/<strong>2019</strong><br />
20. MALTESER Wildwassercamp<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-<strong>Zeitung</strong> 21_11 ok.indd 1 23.11.18 14:00<br />
MALTESER-Pilgerfahrt ins Heilige Land<br />
Welttag der Armen<br />
Integration durch Empowerment<br />
62<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong><br />
Spenden an den MALTESER Hospitaldienst sind von der Steuer absetzbar!
MALTESERWELTWEIT<br />
SLOWAKEI<br />
FEIERLICHES ZU EHREN<br />
DER MUTTER GOTTES<br />
Am 15. September war die Basilika der Sieben Schmerzen Mariens im<br />
slowakischen Šaštín Ziel von zahlreichen Pilgern – darunter auch eine<br />
Delegation des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens.<br />
Von Anton Gatnar<br />
Rund 35.000 Menschen waren gekommen, um der Schutzheiligen<br />
der Slowakei, der Schmerzensmutter, zu gedenken.<br />
Prominente Begleitung erhielt die Pilgergemeinschaft<br />
unter der Leitung von Metropolitan-Erzbischof Stanislav<br />
Zvolenský durch Staatspräsidentin Zuzana Čaputová,<br />
deren Amtsvorgänger Andrej Kiska und Ivan Gašparovič<br />
sowie Ministerpräsident Peter Pellegrini und etliche Regierungsmitglieder.<br />
<strong>Die</strong> Predigt hielt der Apostolische Administrator<br />
von Azerbaijan, Msgr. Vladimír Fekete, SDB.<br />
SLOWAKEI<br />
EIN GUTER SCHRITT<br />
Um die Gesundheitsversorgung in der Slowakei weiter<br />
zu modernisieren und auszubauen, wurde zwischen<br />
dem slowakischen Gesundheitsministerium<br />
und dem Souveränen <strong>Malteser</strong> Ritter-Orden Mitte<br />
September eine Absichtserklärung unterzeichnet.<br />
Gesundheitsministerin Andrea Kalavská und <strong>Malteser</strong>-Großhospitalier<br />
Dominique de la Rochefoucauld-<br />
<strong>Die</strong> Basilika von den Sieben Schmerzen Mariens ist eine<br />
der bedeutendsten Basiliken der Slowakei sowie eines der<br />
wichtigsten Wallfahrtsziele des Landes. Obwohl die Wallfahrten<br />
das ganze Jahr über stattfinden, spielen jene zu<br />
Pfingsten und am Tag der Sieben Schmerzen Mariens, am<br />
15. September, eine besondere Rolle. Neben der Bedeutung<br />
als Wallfahrtsort für die slowakische römisch-katholische<br />
Kirche ist die Basilika seit 2009 auch der Wallfahrtsort für<br />
die griechisch-katholische Eparchie Bratislava.<br />
Montbel bekräftigten in einem Memorandum ihren<br />
Willen, die bereits bestehende Freundschaft zwischen<br />
der Slowakei und dem <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden weiter<br />
zu stärken sowie die Zusammenarbeit im humanitären<br />
und gesundheitlichen Bereich weiter voranzutreiben.<br />
Wir freuen uns über diesen wichtigen Schritt<br />
und wünschen alles Gute!<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 63
MEDIZINAKTUELL<br />
MUSKELTRAINING<br />
KANN LEBEN RETTEN<br />
Eine gute Muskulatur wirkt sich höchst positiv auf den Allgemeinzustand und die Lebenserwartung aus. Das gilt vor<br />
allem auch für Patienten mit einer kritischen oder chronischen Erkrankung.<br />
Von Katharina Stögner<br />
Eine aktuelle Studie mit Daten von rund 40.000 Untersuchten<br />
belegt es: <strong>Die</strong> Muskelkraft hat erheblichen<br />
Einfluss auf die Lebenserwartung von uns Menschen.<br />
Im Umkehrschluss erhöht eine schlechte muskuläre<br />
Fitness die Wahrscheinlichkeit für einen früheren Tod.<br />
Angabe der Studienautoren bei vielen Erkrankungen<br />
ähnlich wichtig wie die medikamentöse Behandlung. In<br />
fast jeder Krankheitssituation können die Betroffenen<br />
von einem therapiebegleitenden Training profitieren,<br />
das sich auch positiv auf die Lebensqualität auswirkt.<br />
So wiesen die Studien-Teilnehmer mit geringer Muskelkraft,<br />
nach Ausklammerung anderer potenzieller<br />
Einflussfaktoren, im Vergleich zu Patienten mit hoher<br />
Muskelkraft ein 1,8-fach erhöhtes Risiko, zu sterben<br />
auf. Andererseits zeigte sich, dass ein um fünf Kilogramm<br />
höheres Muskelkraftniveau ein um 28 Prozent<br />
verringertes Risiko für die Gesamtmortalität mit sich<br />
bringt.<br />
Richtige Ernährung und Training als Therapiekonzept<br />
Es ist daher von entscheidender Bedeutung, Patienten<br />
mit Muskelschwäche rechtzeitig zu identifizieren und<br />
wirkungsvoll zu therapieren. Vor allem bei schweren<br />
Erkrankungen sowie bei Tumortherapien wirkt sich<br />
ein durch Krankheit oder fortschreitendes Alter verursachter<br />
Muskelschwund negativ auf den Krankheitsbzw.<br />
Therapieverlauf aus. <strong>Die</strong> Patienten werden dann<br />
häufig pflegebedürftig, bei älteren Menschen wird eine<br />
Überstellung in ein Pflegeheim erforderlich.<br />
Ein wichtiges Ziel im klinischen Management muss<br />
es daher sein, rechtzeitig die richtigen Maßnahmen<br />
einzuleiten – etwa eine adäquate Ernährungstherapie<br />
kombiniert mit einem gezielten Krafttraining, um dem<br />
Verlust an Muskelkraft effizient entgegenzuwirken.<br />
<strong>Die</strong>se Ernährungs- und Trainingsintervention ist nach<br />
Flächendeckendes Gesundheitsprogramm<br />
Und nicht nur das: Auch das gesamte Gesundheitssystem<br />
profitiert von solchen Maßnahmen. Wünschenswert<br />
wäre daher die rasche Einführung der entsprechenden<br />
Rahmenbedingungen, um dieses innovative<br />
Trainings- und Ernährungskonzept als fixen Bestandteil<br />
von Therapien flächendeckend zu implementieren.<br />
Kräftige Muskeln als Prävention<br />
Schon mit ein paar einfachen Übungen lassen sich unsere<br />
Muskeln gut in Schuss halten. <strong>Die</strong> nachfolgenden<br />
Übungen können auch in den Berufsalltag gut integriert<br />
werden. Viel Freude beim Training!<br />
Natürlicher Medizinschrank<br />
Über die Heilkraft der Muskeln schreibt auch<br />
Sportwissenschafter Wolfgang Kreuziger schon<br />
im Jahr 2013 in MEDIZIN populär: Ein trainierter<br />
Körper sei besser gegen Diabetes, Bluthochdruck,<br />
Krebs, Osteoporose und andere Erkrankungen gewappnet.<br />
Der Autor spricht von den Muskeln als<br />
„körpereigene Hausapotheke”, denn unsere Muskeln<br />
können viel mehr als nur Rohkraft freisetzen.<br />
Als Nebeneffekt des Krafttrainings werden Botenstoffe<br />
produziert, die heilend wirken.<br />
64<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
MEDIZINAKTUELL<br />
Gymnastik im Büro –<br />
Übung 1<br />
Durch diese Übung wird die seitliche Nackenmuskulatur gedehnt.<br />
• Sitze aufrecht und lasse die Schultern hängen, behalte den Blick<br />
gerade aus und neige den Kopf langsam auf die rechte Seite. Das<br />
Kinn soll dabei bewusst angehoben werden.<br />
• Greife nun mit der rechten Hand über den Kopf und verstärke<br />
vorsichtig die Dehnung.<br />
• Lasse den linken Arm hängen, ziehe ihn nun sanft Richtung Boden,<br />
sodass sich die linke Schulter nach unten bewegt.<br />
• 10 Sekunden sollte diese Position gehalten werden, ehe du sie<br />
löst und noch zweimal pro Seite wiederholst.<br />
Gymnastik im Büro – Übung 2<br />
Durch diese Übung wird der vordere Schulterbereich und die<br />
Atmungsmuskulatur gedehnt.<br />
• Sitze gerade und lehne dich an die Rückenlehne an.<br />
• Umfasse deine Hände so, als würdest du dir selbst die Hand reichen,<br />
und strecke die Arme nach vorne.<br />
• Atme tief ein und hebe die Arme dabei senkrecht nach oben.<br />
• Strecke dich nun weit nach hinten und verharre in dieser Position<br />
mindestens drei tiefe Atemzüge lang.<br />
• Senke deine Arme wieder beim Ausatmen, entspanne einen Moment<br />
und wiederhole die Übung noch zweimal.<br />
Gymnastik im Büro – Übung 3<br />
<strong>Die</strong>se Übung dehnt die Arm- und Schultermuskulatur und verbessert<br />
die Haltung.<br />
• Richte dich im Sessel auf und verschränke die Hände ineinander<br />
zu einem Flechtgriff, wobei die Handflächen vom Körper<br />
weg zeigen.<br />
• Strecke die Arme in etwa Schulterhöhe nach vorne und ziehe<br />
die Schulterblätter fest zusammen.<br />
• Verharre etwa zehn Sekunden in dieser Haltung bis du sie<br />
wieder löst und wiederholst.<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 65
GELESENEMPFOHLEN<br />
WER WÄHLT DEN PAPST?<br />
Allein der Buchtitel macht schon neugierig: Wer wüsste nicht allzu gerne, was sich in einem Konklave<br />
abspielt? Autor Hubert Wolf, Professor für Kirchengeschichte an der Universität Münster,<br />
weiß mehr.<br />
Von Richard Mischak<br />
<strong>Die</strong> Gläubigen aller Welt kennen<br />
oft nur das Ritual des Einzugs<br />
der Kardinäle in die Sixtinische<br />
Kapelle, den Schornstein auf<br />
dem Dach, aus dem schwarzer oder<br />
weißer Rauch aufsteigt, und dann die Präsentation des<br />
neu gewählten Papstes auf der mittleren äußeren Loggia<br />
der Peterskirche mit den Worten „Habemus papam“.<br />
In diesem Buch werden viele Hintergründe zur Papstwahl<br />
erläutert, Detailfragen erarbeitet und beantwortet – wie<br />
etwa: Wer wählt den Papst? Wer kann überhaupt Papst<br />
werden? Was macht den Papst zum Papst? Und besonders<br />
spannend: Wie geheim sind Papstwahlen?<br />
Neue Regeln, neue Wahlordnung<br />
<strong>Die</strong>ses Buch erklärt anschaulich, was tatsächlich passiert:<br />
Wie die Wahl im Detail abläuft, von welchem Moment an<br />
der Gewählte Papst ist, warum das Konklave erfunden<br />
wurde und wie die Kardinäle zu den einzigen Wählern<br />
und schließlich zu den einzig Wählbaren wurden. Zur<br />
Sprache kommt auch der Papstrücktritt, der zur Regel<br />
werden und die Aura des Amtes beschädigen könnte. Besonderes<br />
Augenmerk gilt den Neuregelungen Johannes<br />
Pauls II., durch welche die Wahl sakraler, weniger weltlich<br />
und noch geheimer geworden ist.<br />
Zur Geheimhaltungspflicht der Kardinäle gibt es generell<br />
unterschiedliche zeitliche Ebenen: <strong>Die</strong> Phase der Papstwahl<br />
selbst, die Phase unmittelbar nach Ende der Papstwahl<br />
und die Phase der historischen Forschung über die<br />
Auswertung von einzelnen Konklavetagebüchern. Bis zur<br />
Papstwahlordnung von Johannes Paul II. von 1996 und<br />
seinem Archivgesetz von 2005 konnte man die Unterlagen<br />
der Konklaven mit den Ergebnislisten der einzelnen<br />
Wahlgänge im Vatikanischen Geheimarchiv ohne jede<br />
Einschränkung konsultieren.<br />
Letzter Einspruch von Kaiser Franz Josef<br />
Neben vielen historisch interessanten Details geht Autor<br />
Wolf auf spezielle Aspekte wie das Designationsrecht des<br />
Kaisers und die Reduktion der Mitwirkung von Klerus<br />
und Volk ein. Er erwähnt die Jahre 1057/58, als der neue<br />
Papst zum ersten Mal in der Geschichte der Kirche von<br />
Kardinälen gewählt wurde. Man erfährt, dass sich Kaiser<br />
Franz Josef 1903 gegen den führenden Papstkandidaten<br />
ausgesprochen hatte, weil er ihn für zu frankreichfreundlich<br />
hielt. Am 12. März 1939 erfolgte zum letzten Mal die<br />
Krönung des Papstes mit der Tiara, dem absoluten Symbol<br />
des Papsttums. Am Ende seines Buches zeigt Hubert Wolf<br />
schließlich auf, wie eine zeitgemäße Wahl ablaufen könnte,<br />
die zugleich den Ursprüngen des 2000 Jahre alten Amtes<br />
gerecht wird. Alles in allem ein sehr lesenswertes Buch!<br />
Hubert Wolf, Konklave – <strong>Die</strong> Geheimnisse der Papstwahl, C.H.Beck<br />
2017, 220 Seiten, ISBN: 978-3-406-70717-9, 19,95 Euro<br />
NEU UND LANG BEW<br />
Am 20. Juni <strong>2019</strong> wurde Bailli Norbert Salburg-Falkenstein<br />
zum Prokurator des Großpriorats von Österreich wiederbestellt.<br />
Wir gratulieren sehr herzlich!<br />
Fra‘ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto, der<br />
80. Fürst und Großmeister des Souveränen <strong>Malteser</strong>-<br />
Ritter-Ordens, hat gemeinsam mit der Ordensregierung,<br />
dem Souveränen Rat, Bailli Norbert Salburg-Falkenstein<br />
zum Prokurator für das Großpriorat von Österreich<br />
wiederbestellt.<br />
Der gebürtige Oberösterreicher und gelernte Forstwirt<br />
Norbert Salburg-Falkenstein, 79, steht seit 2006 dem<br />
Großpriorat von Österreich als Prokurator vor. Er war<br />
66<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
GELESENEMPFOHLEN<br />
FÜR EIN POSITIVES<br />
CHRISTENTUM<br />
Doch, das gibt es: Ein befreites Leben im Christentum, ganz jenseits von Verboten.<br />
Wie es möglich ist, zeigt Matthias Beck in seinem neuesten Werk auf.<br />
Von Richard Mischak<br />
Nach seinen Büchern „Glauben – Wie geht das?“, „Leben<br />
– Wie geht das?“ und „Christ sein – Was ist das?“<br />
hat Matthias Beck – Arzt, Pharmazeut und Moraltheologe<br />
– ein weiteres Buch herausgebracht, das dem besseren<br />
Verständnis des christlichen Glaubens dient. In<br />
„Was uns frei macht – Für eine Spiritualität der Entfaltung“<br />
vermittelt er dem Leser mit Botschaften und<br />
Interpretationen von vertrauten Stellen aus der Bibel<br />
oft vollkommen neue Sichtweisen, die sich als hilfreich<br />
erweisen und einfach auf das Alltagsgeschehen in unserem<br />
Leben umzusetzen sind.<br />
Der Autor will damit der Kritik am Christentum entgegentreten,<br />
es sei bloß auf die Sünde fixiert und von einengenden<br />
Geboten und Verboten geprägt. <strong>Die</strong>s sei auch<br />
der Grund, warum sich immer mehr Menschen vom<br />
Glauben abwenden und anderweitig nach spiritueller<br />
Erfüllung suchen. Beck zeigt einen versöhnlichen Weg<br />
und führt uns vor Augen, dass das Christentum auf einer<br />
grundlegend positiven Ethik fußt. Wir können ein<br />
solches positives Christentum wieder in uns entdecken<br />
– sogar recht einfach, denn wir tragen alles in uns, was<br />
es für ein glückliches und erfülltes Leben braucht.<br />
Matthias Beck, Was uns frei macht – Für eine Spiritualität der<br />
Entfaltung, Styria Verlag 2018, 160 Seiten, ISBN: 978-3-222-<br />
13605-4, 20 Euro<br />
ÄHRT ZUGLEICH<br />
bereits im Jahre 2009 und 2014 als Prokurator im Amt<br />
wiederbestellt worden. Schon seit 1971 ehrenamtlich als<br />
Mitglied im <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst Austria tätig, wurde<br />
er 1979 Ordensritter und von 1987 bis 1993 Kommandant<br />
des MHDA, Delegat in Oberösterreich, und von<br />
1993 bis 2008 war er als Hospitalier für die Hilfswerke<br />
der <strong>Malteser</strong> in Österreich zuständig. Von 2011 bis 2013<br />
war er Prokurator in Böhmen und unterstützt, da er auch<br />
Schwedisch spricht, seit 2014 die Assoziation des Ordens<br />
in der Skandinavischen Region. Seit 2014 trägt er den Ehrentitel<br />
„Balli“.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> danken Norbert Salburg-Falkenstein<br />
für sein unermüdliches Engagement und seine<br />
enormen Verdienste rund um die <strong>Malteser</strong> und<br />
TAGEBUCH<br />
gratulieren sehr herzlich zur Wiederbestellung.<br />
Wir freuen uns auf die weitere gute Zusammenarbeit!<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 67
TAGEBUCH<br />
„EIN DIPLOMAT VON WELTRANG, DER DIE<br />
WELT KENNT UND DEN DIE WELT KENNT“<br />
…mit diesen Worten bedacht wurde unser ao. und bev.<br />
Botschafter und Leiter der Ständigen Beobachtermission<br />
des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens bei den Vereinten<br />
Nationen, der Internationalen Atom Energie Behörde<br />
(IAEO) und der Vorbereitenden Kommission für die<br />
Organisation des Vertrages über das umfassende Verbot<br />
von Nuklearversuchen (CTBTO) in Wien, KR Hon. Prof.<br />
Dr. hc. Günther Granser, am 8. Oktober von Frau Landeshauptfrau<br />
Mag. Johanna Mikl-Leitner mit dem Goldenen<br />
Komturkreuz, dem Ehrenzeichens für Verdienste<br />
um das Bundesland Niederösterreich, ausgezeichnet.<br />
Von Richard Steeb<br />
In einer sehr persönlichen Rede bedankte sich die Landeshauptfrau<br />
bei Botschafter Granser für seinen großen<br />
Einsatz, sein tiefes Verständnis und sein jahrelanges<br />
Engagement für die Wirtschaft und Kultur des Landes<br />
Niederösterreich.<br />
MALTESER PRIVATE PREVIEW<br />
CARAVAGGIO & BERNINI<br />
Von Manuel Weinberger<br />
Dank der großzügigen und freundlichen Unterstützung<br />
des Kunsthistorischen Museums und des Dorotheums<br />
konnten die <strong>Malteser</strong> eine Benefiz-Private Preview der<br />
beeindruckenden Caravaggio & Bernini-Ausstellung<br />
organisieren. <strong>Die</strong> herausragenden Kunstwerke Caravaggios,<br />
der eine Zeit lang selbst Mitglied des Souveräner<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden war, und seiner Zeitgenossen<br />
bildeten gemeinsam mit den Räumlichkeiten des<br />
Museums einen überaus prächtigen Rahmen für diese<br />
Veranstaltung. Der Reinerlös kommt der Arbeit für<br />
Menschen mit Behinderung und dem KHM zu Gute.<br />
68<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
TAGEBUCH<br />
ZU EHREN DES HEILIGEN JOHANNES<br />
Anlässlich unseres Ordensfeiertages lud S.E. Sebastian<br />
Prinz von Schoenaich-Carolath, Botschafter des<br />
Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens in Österreich, zu<br />
einem Empfang in den St. Johanns Club ein.<br />
Im Kreise der zahlreichen Gäste gedachte man der<br />
Gründung des Ritter- und Hospitalordens vom Heiligen<br />
Johannes zu Jerusalem, genannt von Rhodos, genannt<br />
von Malta, im Jahr 1048. Der Orden wählte den Hl. Johannes<br />
den Täufer zum Schutzpatron, dessen Hochfest<br />
alljährlich am 24. Juni begangen wird.<br />
Als einerseits katholischer und vom Heiligen Stuhl vollinhaltlich<br />
anerkannter Laienorden und andererseits als<br />
Souveräner Staat unterhält der Souveräne <strong>Malteser</strong>-<br />
Ritter-Orden volle diplomatische Beziehungen mit derzeit<br />
108 Ländern der Welt. Er hat Vertretungen bei den<br />
Vereinten Nationen und den internationalen Organisationen<br />
und mit mehr als 50 Staaten internationale Kooperationsverträge<br />
abgeschlossen, die seine weltweiten<br />
humanitären Aktivitäten unterstützen.<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 69
TAGEBUCH<br />
IN MEMORIAM<br />
<strong>Die</strong>ses Jahr haben uns zwei Ordensmitglieder verlassen,<br />
die die Geschichte der MALTESER in Österreich<br />
nachhaltig geprägt und uns über viele Jahrzehnte<br />
begleitet haben. Wir werden sie vermissen und uns in<br />
großer Dankbarkeit an sie erinnern.<br />
Von Anton Gatnar<br />
ANTRITTSBESUCH<br />
Verena Trentini, neuer Delegat für den Bereich Tirol, bei<br />
ihrem Antrittsbesuch bei Weihbischof Hermann Glettler.<br />
PROMESSE<br />
Dr. Alexander von Egen legte am 13. Oktober <strong>2019</strong>,<br />
dem Gedenktag des Seligen Gerhard, in der <strong>Malteser</strong>kirche<br />
in Wien seine Promesse zum Obödienzritter ab. <strong>Die</strong><br />
Festmesse zelebrierte S. Exz. Bischof Josef Clemens und<br />
überbrachte auch Glückwünsche von Papst Benedikt XVI.,<br />
mit dem der neue Obödienzritter seit vielen Jahren eine<br />
persönliche Verbundenheit pflegt.<br />
Liselotte Gräfin von Spiegelfeld +<br />
„Unsere“ Liselotte in ihrer ganzen Bedeutung für die<br />
Hilfswerke des Großpriorats von Österreich des Souveränen<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens Nicht-<strong>Malteser</strong>n zu<br />
schildern, würde die Grenzen dieses Nachrufes weit<br />
sprengen. Als Ehefrau von Kuno Spiegelfeld und<br />
Mutter von vier, ebenfalls bei den <strong>Malteser</strong>n tätigen,<br />
Kindern war sie vorerst bekannt. Eigentlich erst nach<br />
Kunos Pensionierung, nach seiner glänzenden Karriere<br />
als Manager, haben sich beide besonders umfassend<br />
dem Orden zuwenden können. Damit begann<br />
eine intensive Tätigkeit für unsere „Herren Kranken“,<br />
die ihresgleichen sucht.<br />
Keine Wallfahrt, keine Einsätze, keine Betreuungsdienste<br />
ohne die Spiegelfelds. Unvergessen, wie<br />
anlässlich des Hochwassereinsatzes 2002 im überschwemmten<br />
Donaugebiet Kuno und Lieselotte am<br />
Rand der zerstörten Häuser auf einer Bank saßen<br />
und verzweifelten Bewohnern, die eben alles verloren<br />
hatten, Mut zusprachen. Und ihre laute Stimme, mit<br />
der sie – schon sehr früh am Morgen – im Pilgerzug<br />
nach Lourdes regelmäßig zum Morgengebet aufforderte,<br />
bleibt Langschläfern sicher unvergessen.<br />
Nach Kunos Tod, den sie bei seinen Bemühungen, mit<br />
dem Haus Malta eine Seniorenresidenz der <strong>Malteser</strong><br />
zu schaffen, immer intensiv unterstützt hat, wurde<br />
sie noch aktiver. Überall war sie dabei, obschon selbst<br />
bereits im hohen Alter, war sie immer wieder anderen<br />
eine helfende Hand und Stütze – Lourdes ohne<br />
70<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
TAGEBUCH<br />
dentlichen Arzt, sondern auch einen vorbildlichen <strong>Malteser</strong>-Ritter<br />
verloren. Gerhart stieß 1977 zum <strong>Malteser</strong><br />
Hospitaldienst, als wir dringend einen Bereichsarzt für<br />
Wien suchten. In ihm fanden wir den perfekten Betreuer.<br />
Unvergessen sein erstes Auftreten in Uniform: Mit<br />
der kecken Trageweise der damals üblichen Kappe erinnerte<br />
er ein wenig an den Weltkriegssoldaten Gerhart.<br />
Rasch lebte er sich in der <strong>Malteser</strong>-Gemeinschaft und<br />
im Orden ein, und seine Ordination in der Karolinengasse<br />
wurde Treffpunkt der ganzen <strong>Malteser</strong>-Familie<br />
und ihrer Angehörigen. Bot er doch als Arzt nicht nur<br />
konservative Behandlungsmethoden, sondern war er<br />
als „Primus inter Pares“ der österreichischen Akupunktur-Heiler<br />
eine Legende. Und dazu gab es dann noch bei<br />
Bedarf Naturheilmittel. Seine damals 90-jährige Mutter<br />
hat er mit Schwedentropfen und Laserstrahlen behandelt,<br />
und seine Fähigkeit, unterirdische Strömungen in<br />
Häusern festzustellen, war ebenso ausgeprägt, wie das<br />
Erkennen und Beheben von körperlichen Fehlfunktionen<br />
durch Handauflegen.<br />
Lieselotte war eigentlich undenkbar. Dass sie dort, bei<br />
der Mutter Gottes, zu der sie so gerne pilgerte, einen<br />
Schlaganfall erlitt, bremste sie nur vorübergehend.<br />
Mittlerweile im Haus Malta domiziliert, war sie auch<br />
im Rollstuhl Drehscheibe der Hilfe und des spirituellen<br />
Lebens.<br />
Liselotte hat uns im Mai im hohen Alter von 91 Jahren<br />
verlassen und ist zu ihrem Kuno heimgegangen. Ihre<br />
Fröhlichkeit, ihr Einsatz und ihr tiefer Glaube werden<br />
uns immer ein Vorbild sein. „Dem Nächsten in Liebe begegnen“<br />
in unserem <strong>Malteser</strong>-Gebet scheint für sie geschrieben<br />
worden zu sein.<br />
RIP<br />
Dr. Gerhart Feucht +<br />
In seinem 98. Lebensjahr hat uns im April unser langjähriger<br />
Ordensbruder und Freund Gerhart Feucht<br />
verlassen. Mit ihm haben wir nicht nur einen außeror-<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 71
TAGEBUCH<br />
1983 war er als Chefarzt für den gesamten Rettungseinsatz<br />
im Zusammenhang mit dem Besuch des<br />
Hl. Vaters Johannes Paul II. verantwortlich und hat diese<br />
und viele andere Aufgaben mit großem Elan erfolgreich<br />
erledigt. Als er nach intensiver ärztlicher Tätigkeit<br />
in Pension ging, war er einer der ersten, der – aus Versehen<br />
angerufen – in voller Uniform zu einem Katastrophenalarm<br />
einrückte. Und als „Gehilfe“ der Ordination<br />
am Börseplatz hat er bis zu ihrer Schließung <strong>Die</strong>nste als<br />
einfacher Sanitäter geleistet. Er musste erst aufgefordert<br />
werden, seine Ärzteabzeichen wieder zu tragen.<br />
In seinem „Nebenberuf“ als Archivar des Ordens leistete<br />
der Historiker mit detektivischem Geschick Großes<br />
und trug erheblich dazu bei, die fast 900-jährige Geschichte<br />
des Ordens in Österreich aufzubereiten. Bis zuletzt<br />
kam er immer wieder in „sein“ Büro, um zu arbeiten.<br />
Noch wenige Wochen vor seinem Tod hat er, schon<br />
schwer gehend, an einer Seelenmesse in der <strong>Malteser</strong>-<br />
Kirche teilgenommen.<br />
Gerhart Feucht war in jeder Hinsicht vorbildlich: Bescheiden,<br />
gläubig, liebenswürdig und überzeugend. Ein<br />
Herr, der zu Recht auf seine Rangerhöhung zum Großkreuzritter<br />
und den Orden „pro merito melitensi“ im<br />
hohen Range eines Großoffiziers stolz hätte sein können,<br />
wenn er nicht so durch seine Bescheidenheit dominiert<br />
gewesen wäre. Ein Ritter des 21. Jahrhunderts,<br />
wie er im Buche steht.<br />
RIP<br />
WIR TRAUERN UM<br />
=<br />
+ 03.07.<strong>2019</strong><br />
Johann Kranebitter<br />
Betreuter Bereich Tirol<br />
+ 29.06.<strong>2019</strong><br />
Dr. Helmut Liedermann<br />
ao. u. bev. Botschafter i.R.<br />
Magistral-Großkreuz-Ritter<br />
+ 07.07.<strong>2019</strong><br />
Marie-Kristin<br />
Czedik-Eysenberg<br />
MHDA-Mitglied Bereich Wien<br />
+ 04.09.<strong>2019</strong><br />
Moritz Graf von Strachwitz<br />
Ehren- und Devotionsritter<br />
+ 24.07.<strong>2019</strong><br />
Dr. Georg Herzog von<br />
Hohenberg<br />
Ehren- und Devotionsritter<br />
+ 06.09.<strong>2019</strong><br />
Dr. Karl-Rainer Onz<br />
Langjähriger Betreuter<br />
72<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
TAGEBUCH<br />
+ 18.01.<strong>2019</strong><br />
Maria Elisabeth Tupay<br />
Förderin der <strong>Malteser</strong><br />
+ 10.05.<strong>2019</strong><br />
Dr. Brigitte Wagner<br />
Förderin der <strong>Malteser</strong><br />
+ 14.07.<strong>2019</strong><br />
Helene Vavra<br />
Förderin der <strong>Malteser</strong><br />
WIR TRAUERN UM<br />
+ 20.07.<strong>2019</strong><br />
Siegfriede Bosnar<br />
Langjährige Betreute<br />
+ 25.07.<strong>2019</strong><br />
Dr. Rudolf Baron<br />
Unterrichter v. Rechtenthal<br />
MHDA-Mitglied Bereich Tirol<br />
✝<br />
Sanitätsdienste<br />
Betreuungsdienste<br />
Kinderhilfe<br />
Betreuung<br />
HIV-Betroffener<br />
Rettungsdienste<br />
Mobiler<br />
Pflegedienst<br />
Entlastungspflege<br />
Palliativdienste<br />
Seniorenwohn-<br />
und<br />
Pflegeheim<br />
Mobile<br />
24-Stundenpflege<br />
Katastrophenhilfe<br />
Alten- und<br />
Krankendienste<br />
Wallfahrten<br />
& Pilgerreisen<br />
Integrationshilfe<br />
MALTESER<br />
HELFEN. Dort, wo Not ist.<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 73
TAGEBUCH<br />
<strong>Die</strong> MALTESER<br />
wünschen ein<br />
gesegnetes Weihnachtsfest<br />
und ein frohes neues Jahr!<br />
MALTESER CHRISTBAUMKUGELN<br />
(erhältlich in Rot oder Gold, mit einem zweiseitigen Aufdruck des <strong>Malteser</strong>kreuzes)<br />
Dekorative und hochwertige MALTESER Glasweihnachtskugel schenken und gleich<br />
doppelte Freude bereiten. Beim Kauf einer Weihnachtskugel zum Preis von 8,- Euro<br />
(inkl. MwSt.) kommen 2,- Euro MALTESER Hilfsprojekten zu Gute.<br />
Erhältlich bei den MALTESERN, Johannesgasse 2/20, 1010 Wien<br />
(ausschließlich gegen Selbstabholung). Mo. - Do. 8 - 17, Fr. 8 - 14 Uhr<br />
„Ein herzliches Vergelt’s Gott für Ihre Unterstützung.“<br />
74<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>
TERMINE<br />
Termine <strong>2019</strong>/2020<br />
NOVEMBER <strong>2019</strong><br />
28-2.12. Straßensammlung Wien MHDA<br />
28-23.12. MALTESER Punschstand vor der<br />
Servitenkirche, 1090 Wien<br />
(täglich 16-21 Uhr)<br />
MHDA<br />
29-1.12. Sammlung Ambulanz Halbturn MHDA<br />
29-1.12. Straßensammlung Steiermark MHDA<br />
30-1.12. Punschstand/Sammlung Kobersdorf<br />
MHDA<br />
DEZEMBER <strong>2019</strong><br />
5-8 Straßensammlung Wien MHDA<br />
6-8 Straßensammlung Steiermark MHDA<br />
6-8 Sammeln und Ambulanz Halbturn MHDA<br />
13 Punsch/Kekserlmarkt Amstetten<br />
Kinderhilfe<br />
13-14 Weihnachtsbasar Wien MHDA<br />
13-15 Sammeln und Ambulanz Halbturn MHDA<br />
13-15 Straßensammlung Steiermark MHDA<br />
20-22 Straßensammlung Steiermark MHDA<br />
24-25 Straßensammlung Salzburg MHDA<br />
27-29 Straßensammlung Steiermark MHDA<br />
MÄRZ 2020<br />
29 Benefizkonzert im Musikverein MHDA<br />
20-3.5. Ausstellung Turiner Grabtuch in Linz<br />
Delegation OÖ<br />
APRIL 2020<br />
30-4.5. Wallfahrt nach Lourdes SMRO/MHDA<br />
JUNI 2020<br />
27 Aufnahme Stift Wilten –<br />
50 Jahre Bereich Tirol SMRO/MHDA<br />
JULI 2020<br />
19 Wallfahrt nach Altötting SMRO/MHDA<br />
OKTOBER 2020<br />
4 4. Kinderhilfelauf Amstetten MKH<br />
24-31 Wallfahrt nach Rom SMRO/MHDA<br />
Wiederkehrende Termine<br />
<strong>Malteser</strong>kirche, Kärntner Straße 37, 1010 Wien<br />
„Montag bei den <strong>Malteser</strong>n“ Hl. Messe, Predigt, Musik, Stille im Zentrum der Stadt, 12.00 Uhr<br />
Hl. Messe mit Orgelmusik und Predigt Jeden ersten Sonntag im Monat, 10.00 Uhr<br />
Feierliche Vesper mit Eucharistischem Segen Jeden Sonntag, 16.00 Uhr<br />
KONTAKT<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Großpriorat von Österreich<br />
Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: smom@malteser.at<br />
I: www.malteserorden.at<br />
MALTESER Austria<br />
Bundeszentrale<br />
Mag. Manuel Weinberger<br />
T: +43 1 512 53 95<br />
E: zentrale@malteser.at<br />
I: www.malteser.at<br />
<strong>Malteser</strong> International<br />
Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: smom@malteser.at<br />
I: www.malteser-international.org<br />
MALTESER Care<br />
Helmut Lutz<br />
T: +43 1 361 97 88 Fax 50<br />
Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800<br />
(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)<br />
E: office@mcr.or.at<br />
I: www.malteser.care<br />
MALTESER Kinderhilfe<br />
Olivier Loudon<br />
Mag. Petra Hellmich, MA<br />
T: +43 7472 98201<br />
E: office@malteser-kinderhilfe.at<br />
I: www.malteser-kinderhilfe.at<br />
Haus Malta<br />
Dir. Bogdan Norbert Bercal<br />
T: +43 1 597 59 91<br />
E: hausmalta@malteser.at<br />
I: www.hausmalta.at<br />
Johannesgemeinschaft<br />
Marie Czernin<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: info@jg-online.at<br />
I: www.jg-online.at<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong> 75
Wer das hier liest,<br />
hat schon richtig<br />
investiert.<br />
Transparente und faire Preise, ex zel lente Vermögensverwaltung<br />
und klar struk tu rierte Depots - dafür<br />
stehen wir als Bankhaus Spängler seit 190 Jahren.<br />
Wir freuen uns auf Ihren Anruf.<br />
Bankhaus Carl Spängler & Co. Aktiengesellschaft<br />
Niederlassung Wien, Stephansplatz 3a<br />
T: +43 1 5137563-0<br />
www.spaengler.at<br />
best in family banking<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Großpriorat von Österreich<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
Katharina Stögner<br />
T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90<br />
presse@malteser.at<br />
www.malteserorden.at<br />
MALTESER Austria<br />
Bundeszentrale<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
Mag. Manuel Weinberger<br />
T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78<br />
zentrale@malteser.at<br />
www.malteser.at<br />
Österreichische Post AG<br />
MZ 11Z038858M<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
76<br />
DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>