2019/49 - Unternehmen-70
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unternehmen [!] RESSORT 1
Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 70 | Dez 2019 | 3,00 €
4 197821 303000 7 0
Der Mann der
klugen Netze
Ob Strom, Wärme, Mobilität oder Daten. Die
Zukunft gehört der Kombination der Sparten, sagt
Klaus Eder, Chef der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm.
WEIHNACHTSZIRKUS
Wie Unternehmer Elmar Kretz
seinen Kindheitstraum wahr
werden lässt. Seite 20
MIESMACHER
Tipps für Chefs und Personaler im
Umgang mit Dauermotzern im
Betrieb. Seite 30
NEGATIVZINSEN
Welche Vermeidungsstrategien
für Mittelständler sinnvoll sind –
und welche nicht. Seite 38
2
RESSORT unternehmen [!]
Überblick
ist einfach.
Weil die Sparkasse individuelle
Lösungen für einen
effizienten Zahlungsverkehr
im In- und Ausland bietet.
spkulm.de
ksk-gp.de
S Sparkasse
Ulm
S Kreissparkasse
Göppingen
unternehmen [!] INHALT 3
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Luft scheint raus zu sein aus der Konjunktur.
Die Unternehmen im Südwesten beurteilen ihre
gegenwärtige Lage deutlich schlechter als noch
zu Mitte des Jahres – und die Mehrheit geht auch
in Zukunft von schlechter werdenden Geschäften
aus: Flaue Weltwirtschaft und kriselnde Autobranche
samt Zulieferern in Nöten lassen grüßen.
Mittlerweile können sich im Maschinenbau,
der Paradebranche in Baden-Württemberg, auch
die Bereiche Robotik und Automation nicht mehr
der konjunkturellen Abkühlung entziehen. Da ist
guter Rat teuer und die Kraft zur Veränderung
gefragt. Wie ihm bei den vor Jahren noch kriselnden
Stadtwerken Ulm/Neu-Ulm die Kehrtwende
gelang, erzählt deren Holding-Geschäftsführer
Klaus Eder im Titelinterview (Seite 10). Diese
Ausgabe hat noch mehr Positivbeispiele: Die reichen
vom Erfolgsgeheimnis der Familienunternehmen
(Seite 32) über den Idealisten Elmar
Kretz, der sich mit seinem Weihnachtszirkus in
Ravensburg einen Kindheitsraum erfüllt hat, bis
hin zu den jungen Gründern von Chill Choc (Seite
36), die Entspannung mit Hanf-Kakao bieten.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
Ihr Alexander Bögelein,
Redaktionsleiter unternehmen [!]
spezial
6 Mehr Mut zur Datenanalyse
Tipps für Mittelständler zur digitalen
Transformation
20 Träumer mit Bodenhaftung
Warum Elmar Kretz das ganze Jahr für
seinen Weihnachtscircus arbeitet
titelthema
10 Städte zukunftsfähig machen
SWU-Chef Klaus Eder im Gespräch
verantworten
24 Die Null ist das Ziel
Arbeitsschutz bei Wieland
28 Das Personal schützen
Sicherheit bei Events
32 Lenker mit Weitsicht
Darum sind Familienunternehmen
so erfolgreich
führen
30 Vom Umgang mit Motzern
Bei der Beurteilung von Mitarbeitern
hilft das ABC-Modell
machen
36 Entspannt abhängen
Das Start-up Chill Choc und sein
Hanf-Kakao
42 Packend anders
Beim Unternehmen Lohrmann steht
Wachstum nicht an erster Stelle
finanzieren
38 Wohin bloß mit dem Geld?
Wie Mittelständler, Negativzinsen umgehen
können?
leben
44 Kunst ist seine Passion
Wirtschaftsprüfer und Sammler
Werner Schneider im Portrait
48 Ein unschlagbarer Moment
Umfrage unter Führungskräften
namen & nachrichten
4 Auf Jahre Staus und Ärger
5 US-Finanzinvestoren übernehmen Rafi
50 Impressum
20 30
38
36
6
4
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]
Auf Jahre Staus und Ärger
Verkehr Die Einbahnregelung vor dem Ulmer Hauptbahnhof bleibt länger bestehen als
bislang gedacht. Der Grund: Verzögerungen auf den Baustellen.
Infrastruktur Rückschlag für
die Ulmer Innenstadt: Der
schlechte Zustand von Kanälen,
Schächten und Leitungen macht
den Verantwortlichen der Großbaustelle
rund um den Hauptbahnhof
einen Strich durch den
Zeitplan. Die Einbahnregelung
in der Friedrich-Ebert-Straße
muss länger als ursprünglich geplant
bestehen bleiben – wohl
bis mindestens Mitte 2022.
Ursprünglich ging die Verwaltung
davon aus, dass das verkehrstechnische
Nadelöhr von
Februar 2020 an der Vergangenheit
angehört. Doch nun liegen
die Fakten anders. Die Gestaltung
des Bahnhofvorplatzes und
die endgültige Nahverkehrs-Trasse
zwischen Bahnhof
und dem neuen Quartier Sedelhöfe
verzögert sich. Derzeit sind
zwei Szenarien in der Diskussion,
wie die Bauarbeiten weiter
vorangehen sollen.
Auf die Verzögerungen reagierte
IHK-Hauptgeschäftsführer
Otto Sälzle zunächst sprachlos.
„Das ist ein weiterer Tiefschlag
für die Ulmer Innenstadt.“
Der Einzelhandel sei
durch die Baustellen ohnehin
schon bis an den Rand des Erträglichen
belastet.
OB Gunter Czisch hält die
Kritik dagegen für unverhältnismäßig.
Um die Auswirkungen
für die Bevölkerung abzumildern,
ist im Gespräch, ob die
kostenfreien Samstage im
ÖPNV bis zum Ende der Baustelle
verlängert werden sollen.
Die neue Situation hat laut
Stadtverwaltung jedoch keinen
Einfluss auf den Zeitplan der
drei Großprojekte in direkter
Nachbarschaft. Sie sollen wie
zuletzt geplant fertig werden:
die Sedelhöfe mit Handels- und
Büroflächen sowie Wohnungen
und die unterirdische Passage
im Mai 2020, die städtische Tiefgarage
mit 540 Plätzen im September
2021. Insgesamt werden
laut Czisch in den drei Projekten
fast 600 Millionen Euro investiert.[!]
cik, jkl
Die Friedrich-Ebert-Straße wird wohl bis mindestens 2022 einspurig
bleiben.
Foto: Matthias Kessler
Crash-Propheten auf großer Bühne
Euro Vor sieben Jahren waren
Marc Friedrich und Matthias
Weik Nobodys. Für ihr Buch
zur Finanzkrise und deren Folgen
hagelte es anfangs Absagen
von Verlagen. Heute erhalten
die beiden Vermögensberater
aus dem Remstal Einladungen
ins Bundeswirtschaftsministerium
und diskutieren mit namhaften
Bankenvertretern. Nun
haben sie ihr fünftes Werk herausgebracht:
„Der größte Crash
aller Zeiten“. Damit stiegen die
beiden auf der Spiegel-Bestseller-Liste
für Sachbücher von
null auf Platz 1.
Die Lesung zur Buchpremiere
fand in Göppingen statt und
die beiden bei der Veranstaltung
NWZ-Lokalchef Helge Thiele (re.) und sein Stellvertreter Joa
Schmid rahmen Marc Friedrich (2. von re.) und Matthias Weik ein.
FOTO: GIACINTO CARLUCCI
der „Neuen Württembergischen
Zeitung“ (NWZ) die Stadthalle.
So erfolgreich Friedrich und
Weik sind, zu einem Leben als
Autor reicht es nicht. „ Das
meiste Geld bekommen Amazon
und der Buchhandel. Für uns fallen
50 bis 60 Cent pro Buch ab“,
sagt Marc Friedrich.
Angesichts des gigantischen
Schuldenbergs der Staaten von
mittlerweile 250 Billionen Dollar
rechnen die beiden fest mit
einem Crash. „Spätestens im
Jahr 2023 wird der Euro Geschichte
sein“, meint Matthias
Weik. Die beiden Vermögensberater
empfehlen daher, Erspartes
ausschließlich in Sachwerte
zu stecken. [!]
amb
unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 5
US-Finanzinvestoren übernehmen Rafi
Oaktree Der Elektrotechnikspezialist
Rafi aus Berg bei Ravensburg
ist in den vergangenen Jahren
rasant gewachsen. Mit 2500
Mitarbeitern, davon 1000 am
Stammsitz, stellt das 120 Jahre
alte Unternehmen unter anderem
Bediensysteme zur Programmierung
von Industrierobotern
her, fertigt den Internetrouter
Fritzbox, entwickelt für
seine Kunden Steuereinheiten
oder Bedienelemente für
Waschmaschinen und andere
Weiße Ware. Begonnen hatte
Rafi mit der Produktion von
Knöpfen und simplen Schaltern.
Nachdem sich in den Familien
der beiden Gesellschafter
keine Nachfolgeregelung angeboten
hatte, geben Albert Wasmeier
und Gerhard Schenk ihre
Anteile an den US-Finanzinvestor
Oaktree ab. Wasmeier hatte
das Unternehmen vor 25 Jahren
im Rahmen eines Management-Buy-outs
vom Stahlkonzern
Hoesch übernommen und
hält knapp 90 Prozent der Anteile,
Gerhard Schenk, der wenig
später eingestiegen war, hält
die restlichen.
„Mit Oaktree haben wir einen
Investor gefunden, der die Stärken
unseres Unternehmens erkannt
hat“ und den Expansionskurs
fortsetze, sagte Wasmeier.
Die Mitarbeiter müssten sich
keine Sorgen machen.
Um auch im operativen Geschäft
einen fließenden Übergang
zu haben, war die Geschäftsführung
in diesem Jahr
aufgestockt worden: mit Lothar
Seybold, der aufrückte, und dem
kaufmännischen Geschäftsführer
Lothar Arnold, der seit Juli
dabei ist. [!]amb
Blick in die Fertigung von Rafi in Berg bei Ravensburg: Hier arbeiten
rund 1000 der insgesamt 2500 Mitarbeiter.
Wechsel bei
Transporeon
Software Der wachstumsstarke
Hersteller von Software für
die Transportlogistik Transporeon
hat einen neuen Chef
(CEO): den Schweizer Stephan
Sieber (44). Er übernimmt den
Software-Service-Anbieter mit
zuletzt 600 Mitarbeitern, davon
300 in Ulm. Die Gründer
Marc-Oliver Simon
und Martin
Mack bleiben
an der
Gruppe beteiligt
und werden
Stephan
Sieber war
vor seinem
Wechsel nach
Ulm bei Unit4.
demnach die
strategische
Ausrichtung im
Aufsichtsrat
mitgestalten.
Neuer Hauptgesellschafter
ist
der Finanzinvestor Hg Capital
(London). Ziel sei es mit Big
Data und Marktinformationen
weiter die Prozesse zu digitalisieren
und Leerfahrten zu reduzieren.
Transporeon steigerte
zuletzt den Umsatz deutlich auf
76 Millionen Euro. [!] kö
Starke Zahlen
für Region Ulm
Konjunktur Die IHK-Region
Ulm erlebt seit dem Jahr 2000
einen ungeheuren Boom. Beim
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts
pro Einwohner (BIP)
rangieren die Kreise Ulm,
Alb-Donau und Biberach auf
Platz sechs hinter Frankfurt,
Hamburg, Düsseldorf, München
und Stuttgart. Das BIP ist um
mehr als 77 Prozent auf 26 Milliarden
Euro gewachsen. Der Industrieanteil
betrage 37 Prozent,
sei weit überdurchschnittlich
und sei den starken Familienunternehmen
zu verdanken, sagte
IHK-Hauptgeschäftsführer Otto
Sälzle, der zum Jahresende in
Ruhestand geht. Die Region
zählt auch bei der Arbeitsplatzdichte
zu den Top-Ten, vor München.
Seit 2000 wurden 48 000
neue Stellen geschaffen. Vom
hohen Bedarf an Arbeitskräften
profitieren auch die Beschäftigten.
Deren verfügbares Einkommen
wuchs um 7600 auf 24 570
Euro. Damit liegt Ulm auf Platz
elf. Auf Rang eins steht München
mit 27 342 Euro. [!] kö
Kurzarbeit erwartet
Konjunktur Die Region Göppingen
bekommt die abflauende
Konjunktur zu spüren. Autozulieferer
wie Schuler und Allgaier
begegnen der sich rapide verschlechternden
Auftragslage
mit Personalabbau. Werkzeugmaschinenhersteller
wie MAG,
Stama und Emag stellen sich
laut IG Metall auf Kurzarbeit im
Jahr 2020 ein. Doch schon jetzt
wirkt sich die flaue Konjunktur
aus. Zuletzt waren im Landkreis
5121 Menschen ohne Arbeit, 657
mehr als vor einem Jahr. Gernot
Imgart, leitender Geschäftsführer
der IHK-Bezirkskammer
Göppingen, spricht von einem
dramatischen Auftragseinbruch
in der Industrie. Man dürfe aber
nicht vergessen, von welch hohem
Niveau dieser erfolge. „Die
Industrie war über Jahre an ihrer
Kapazitätsgrenze.“ [!] js
Mieten steigen weiter
Immobilien Es ist keine Überraschung
mehr: Angesichts des
ausgesprochen engen lokalen
Wohnungsmarkts steigen die
Mieten in Ulm und Neu-Ulm
weiter. Der qualifizierte Mietspiegel
2019, der für die kommenden
zwei Jahre gilt, weist
für die Doppelstadt eine durchschnittliche
Netto-Kaltmiete
von 8,37 Euro pro Quadratmeter
Wohnfläche auf. Dies bedeutet
einen Anstieg um fast 13 Prozent
gegenüber der letzten Erhebung
von 2017. Gleichzeitig
braucht die boomende Region
einer Studie der Industrie- und
Handelskammer zufolge bis
2035 zehntausende neue Wohnungen.
Der Bedarf in der Stadt
Ulm ist mit einem erforderlichen
Zuwachs um rund 20 Prozent
demnach doppelt so hoch
wie im Umland. Laut Studie sind
hier 12 500 zusätzliche Wohneinheiten
erforderlich. [!] kö
6
SPEZIAL unternehmen [!]
Vom reinen Kaffeemaschinen-Hersteller
zum ganzheitlichen
Lösungs- und
Service-Anbieter. Diese
Entwicklung vollzieht Jan van Riet,
Chef der Professional Coffee Machines
WMF Group, gerade in seinem
Unternehmen. „Unser Transformationsprozess
hat gerade erst begonnen.“
Der Mittelständler aus Geislingen
an der Steige hat für seine digitalen
Lösungen WMF Coffee-
Connect und Schaerer Coffee Link
bereits den „Best Practice Award
Business Intelligence and Analytics“
erhalten. Die Begründung der Jury:
Die intelligente Kombination und
gezielte Auswertung von Internet-of-Things-
und klassischen Datenquellen
habe dazu beigetragen,
dass professionelle Anwender von
Kaffeemaschinen mit diesem Wissen
effizienter und wirtschaftlicher
arbeiten können.
Daniel Schallmo, Professor für
Digitale Transformation und Entrepreneurship
an der Hochschule
Neu-Ulm, setzt noch einen obendrauf:
„Die Digitalisierung gibt der
WMF-Group und ihren Kunden völlig
neue Möglichkeiten, das Kaffeemaschinengeschäft
weiterzuentwickeln
und neue Geschäftsmodelle zu
entwickeln.“ Er hält vor allem die
„tiefgreifenden analytischen Berichte
zu Verkaufs- und Absatzzahlen“
sowie die Möglichkeiten rund um
vorausschauende Instandhaltung,
Umsatzprognosen und Marktsegmentierung
für hilfreich. Grundlage
für solche intelligenten Services
sei immer eine integrierte Datenbasis:
„Sie ist das A und O.“
Führungsteams zu ängstlich
Viele Mittelständler beschäftigen
sich derzeit mit der digitalen Transformation
ihrer Geschäftsmodelle.
„Big Data spielt dabei oft eine entscheidende
Rolle“, sagt Schallmo.
Studien zeigen, dass eine Daten-Analyse
von mittelständischen
Betrieben zwar als Chance gesehen
wird, viele Häuser aber nur zögerlich
investieren. Eine Ursache laut
einer Commerzbank-Untersuchung:
Die Führungsteams sind oft zu
ängstlich. „Es braucht einen Weckruf,
wenn der deutsche Mittelstand
hier im internationalen Vergleich
nicht ins Hintertreffen geraten will“,
fordert Michael Reuther, Vorstand
im Firmenkundengeschäft der Commerzbank.
Mehr Mut zur
Datenanalyse
Big Data Kräftige Investitionen und weniger Angst raten Experten
Mittelständlern, wenn es ums Thema digitale Transformation
geht. Ansonsten könnten sie ins Hintertreffen geraten.
Die Datenmengen
wachsen auch
in mittelständischen
Unternehmen
exponentiell.
Dirk Schürmann
DXC Technology
unternehmen [!]
SPEZIAL
7
Auch in mittelständischen
Firmen wachsen
die Datenmengen
exponentiell.
Dirk Schürmann
DXC-Deutschlandchef
Im Privaten ist der Blick aufs
Smartphone längst Alltag. In
mittelständischen Betrieben ist die
digitale Transformation noch nicht
flächendeckend angekommen.
Auch Andreas Hoberg, Vertriebsvorstand
des Ulmer Beratungsunternehmens
Ingenics, das Mittelständlern
bei der digitalen Transformation
und der Entwicklung von Industrie-4.0-Lösungen
hilft, nennt
fehlenden Mut als einen Grund für
die Zurückhaltung vieler Firmen.
Außerdem gehe es vielen Unternehmen
aktuell mit Gewinnmargen von
18 bis 20 Prozent wirtschaftlich so
gut, dass sie keinen Veränderungsdruck
spüren: „Und auch die Datenstruktur
ist im Mittelstand nicht immer
einfach.“ Vielerorts werde noch
mit Excel-Tabellen, veralteten ERPund
Zeiterfassungssystemen gearbeitet.
Vor allem Automobilzulieferer
der zweiten und dritten Ebene, die
heute noch in scheinbar komfortablen
Liefernetzwerken agieren, werden
sich laut Hoberg in den nächsten
Jahren der modernen Datenanalyse
öffnen müssen. Als Beispiel für
einen Mittelständler, der Big Data-Auswertungen
schon intensiv
nutzt, weil in seiner Branche harter
Wettbewerb herrscht, nennt Hoberg
die Ulmer Medizintechnikfirma
Beu rer: „Sie analysiert genau das
Kaufverhalten ihrer Kunden, um
schnell und flexibel reagieren zu
können.“
Ingenics geht bei solchen Veränderungsprozessen
in drei Dimensionen
vor: Implementierung von Big
Data-Tools zur Verbesserung der innerbetrieblichen
Transparenz, Analyse
der Daten, um Prognosen über
zukünftige Entwicklungen erstellen
und das Unternehmen optimal steuern
zu können, und schließlich die
Veränderung des bestehenden Geschäftsmodells
oder die Entwicklung
eines zweiten.
Das IT-Beratungsunternehmen
DXC Technology ist laut der
ISG-Quadrant-Studie hierzulande
Marktführer für Data Sciences Services
und Analytics. Mehrere Hundert
Datenwissenschaftler und
Künstliche Intelligenz (KI)-Experten
arbeiten hier für große und mittelständische
Betriebe. Zu den gut
500 Anwendungsfällen gehört die
aktuelle Zusammenarbeit mit BMW
zur Entwicklung fahrerloser Fahrzeuge.
„Auch in mittelständischen
Firmen wachsen die Datenmengen
exponentiell“, weiß DXC-Deutschlandchef
Dirk Schürmann. „Sie auszuwerten
und die Erkenntnisse zu
nutzen ist eine riesige Chance, die
Zur Person
Andreas Hoberg
verantwortet seit
Juli 2017 als CSO den
Vertrieb von Ingenics.
Er widmet sich
unter anderem den
Bereichen Produktions-
und Logistikplanung
sowie digitale
Transformation.
Zur Person
Daniel Schallmo
ist neben seiner
Lehrtätigkeit an der
Hochschule Neu-
Ulm als Unternehmensberater
aktiv
und hat bereits zahlreiche
Bücher und
Fachartikel veröffentlicht.
8
RESSORT SPEZIAL unternehmen [!]
Datenanalyse hilft auch bei der Suche nach einem neuen Firmenstandort
Unter Einbeziehung der relevanten
Parameter erstellt das Programm eine
Karte mit dem geeigneten Standort.
BÄCKEREI
ILLUSTRATION: DROGATNEV/SHUTTERSTOCK.COM
Wo lohnt es, eine neue Bäckerei-Filiale zu
eröffnen? Wo sollte ich meine geplante Boutique
eröffnen? Diese Fragen können Firmenchefs
und Gründer, die Standortentscheidungen
früher aus dem Bauch treffen
mussten, heute mit Hilfe von Algorithmen
und Datenanalysen genauer, schneller und
einfacher beantworten. Auch Investoren
können die neuen Instrumente nutzen. Die
auf Einzelhandelsobjekte spezialisierte Immobilienfirma
Kintyre zum Beispiel setzt
eine Lösung der Firma Realxdata ein, um auf
Knopfdruck genaue und aktuelle Informationen
über neue Standorte zu erhalten. „Wir
können anhand der aktuellen und qualitativ
hochwertigen Faktenlage jetzt gut begründete
Investitionsentscheidungen treffen
und unsere Geschäftspartner exzellent beraten“,
sagt Khaled Shukri von Kintyre. Realxdata-Geschäftsführer
Titus Albrecht erklärt
das Prinzip: „Bei uns laufen Millionen
Daten ein, Einzelinformationen aus hunderten
Quellen etwa von kommunalen Datenbanken,
Immobilienmarktstatistiken, aber
auch Bilder und Kommentare von Social Media
Plattformen. Sie werden auf unserer Datenplattform
verknüpft und nach bestimmten
Kriterien oder Fragestellungen ausgewertet.“
Die Ergebnisse werden etwa als
Umgebungskarten und Grafiken dargestellt.
sich kein Betrieb entgehen lassen
sollte.“ Sowohl eine bessere Steuerung
des Unternehmens als auch die
Entwicklung neuer Geschäftsmodelle
seien durch die Nutzung von Analyse-Tools
möglich.
Für die Umsetzung empfiehlt
Schürmann vier Schritte: „Daten in
vernünftiger Qualität erheben,
strukturieren, mit externen Daten
anreichern und entsprechend der
Fragestellung auswerten.“ Zum
Zweck der Visualisierung griffen immer
mehr Unternehmen auf die
computergestützte Automatisierung
definierter Prozesse und die Mustererkennung
zurück. Sinnvoll sei
immer ein Pilotprojekt, um den Analyseprozess
zu simulieren und iterativ
zu verbessern. Die gewonnene
Zur Person
Johan van Riet ist
seit 2017 bei der
WMF-Gruppe als
Chef des Bereichs
Professional Coffee
Machines tätig. Zuvor
war van Riet bei
Melitta Haushaltsprodukte
Geschäftsführer.
Transparenz erlaube es dem Firmenchef
künftig auf eindeutigen Daten
basierende Entscheidungen zu treffen:
„Er muss sich nicht mehr auf
sein Bauchgefühl verlassen“.
Die Studie „Industrieller Mittelstand
und Finanzierung 4.0“ der Online-Kreditplattform
Creditshelf bestätigt,
dass viele, vor allem kleinere
Firmen gerade im Finanzbereich
technisch kaum vom Fleck gekommen
sind. „Nur jeder vierte Mittelständler
vergleicht auf Knopfdruck
über ein elektronisches Tool seine
eigene Liquiditätsplanung mit den
Zahlungsströmen tausender anderer
Firmen“, legt Daniel Bartsch,
Creditshelf-Vorstand, den Finger in
die Wunde. „Nur wenige Industriebetriebe
unterhalb der Konzerne
nutzen Big Data-Lösungen für die
Planung ihrer Ein- und Ausgaben.“
Allerdings arbeite ein Großteil dieser
Firmen an solchen Lösungen.
Als Bremse wirken die Kosten,
die mit der Einführung moderner
Analyse-Tools verbunden sind. Das
hält Professor Dirk Schiereck von
der TU Darmstadt für fatal: „Diese
Unternehmen sehen nicht, wie
schnell sich die digitale Welt verändert
und schieben wichtige Innovationen
viel zu spät an.“
Gute Datenbasis ist Grundlage
Das gelte sowohl für die Frage, was
man finanziere, als auch für die Frage
„wie und mithilfe welcher Tools
und Methoden ich mein Unternehmen
finanziere“. Nach Überzeugung
unternehmen [!] SPEZIAL 9
von Rudolf Weichert, Finanzchef
der Indus-Holding, zu der
47 mittelständische Firmen gehören,
kommt Business Analytics-
oder Predictive Analytics-Tools
in Zukunft besonders
in der Planung und Steuerung
der Liquidität eines Unterneh-
Es muss
ja nicht
unbedingt jeder
Betrieb den Fehler
wiederholen.
mens eine
wichtige Rolle
zu. Ein Beispiel
seien etwa vertiefende
Kenntnisse
über das Nachfrageverhalten
der Kunden
und vorausschauende
Be-
Indus-Finanzchef
Rudolf Weichert
standsplanung.
Voraussetzung sei eine möglichst
gute Datenbasis.
Mittelständler müssten dafür
vielerorts noch vorhandene ältere
ERP-Systeme ersetzen. Allerdings
fehle vielen kleineren
Betrieben das für die Implementierung
neuer komplexer und intelligenter
Lösungen notwendige
Knowhow. Software- und Systemhäuser
wiederum machten
bei der Einführung oft Fehler,
„weil sie die Individualität eines
Unternehmens nicht kennen
und erfahrene
Implementierungsberater
schwer zu finden
sind“. Deshalb
unterstütze
die Indus-Gruppe
ihre Portfoliofirmen
dabei,
voneinander
zu lernen: „Wir
betreiben unter unserem Dach
Knowhow-Sharing. Es muss ja
nicht unbedingt jeder Betrieb
den bereits woanders gemachten
Fehler wiederholen.“ [!]
Jürgen Hoffmann Aus tausenden von Daten lassen sich Prognosen erstellen.
FOTO: ELNUR/SHUTTERSTOCK.COM
www.ep-group.de
„Wertschätzend, verantwortungsvoll,
wirtschaftlich und fl exibel – unsere
Werte als Familienunternehmen
sind die Basis für unseren langfristigen
Erfolg als kompetenter
Partner für Engineering und IT.
Bald auch gemeinsam mit Ihnen?“
Winfried Keppler
Gründer und Geschäftsführer
unsere branchen
Maschinenbau
Fahrzeugtechnik
Elektrotechnik
IT & Kommunikation
Luft- & Raumfahrt
Medizintechnik
Mechatronik
Schiffbau
Anlagenbau
engineering people. supporting experts.
unternehmen [!] TITELTHEMA 11
„Wir machen Städte
zukunftsfähig“
Klaus Eder Energie liefern war gestern. Längst helfen die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm
Unternehmen Energie effizienter einzusetzen, bauen die Infrastruktur für die digitale Zeit
und bieten dank Sensor- und Funktechnik neue Dienstleistungen an.
Stadtwerke waren früher die Goldesel der Kommunen,
sie galten als verstaubte Staatsbetriebe,
die kaum wettbewerbsfähig sind. Wie sehen
Sie das?
Die Stadtwerke wurden schon mehrfach totgesagt,
beispielsweise in den 1990er Jahren von den
großen Energiekonzernen. Doch es ist genau das
Gegenteil eingetreten. Damals gab es rund 600
Stadtwerke, heute sind es etwa 800 Stadtwerke
und Regionalversorger. Man sollte mit solchen
Prognosen vorsichtig sein, schon weil die Stadtwerke
einen kommunalen Auftrag zur Daseinsvorsorge
haben. Natürlich wird es schwieriger
und wir müssen uns mehr anstrengen. Allein
wenn man sich die Wünsche und Anforderungen
an den öffentlichen Nahverkehr anschaut, wird
das klar.
Der ÖPNV ist nur eines Ihrer großen Themen. Ihre
Aufgaben werden komplexer und der Wettbewerb
härter.
Kostenloser
ÖPNV in der
Region würde pro
Jahr 40 Millionen
Euro kosten.
Das ist richtig. Die Stadtwerke
Ulm/Neu-Ulm decken mit einer
großen Bandbreite an Produkten
und Dienstleistungen die Bedürfnisse
von mehr als 200 000 Menschen
in der Region Ulm/Neu-
Ulm ab. Das reicht von Energie,
Trinkwasser, Telekommunikation
bis hin zu Mobilität. Damit
müssen wir uns als kommunales Unternehmen
intensiv mit den Megathemen Energiewende,
künftige Mobilität und Digitalisierung auseinandersetzen.
In der Klimaschutzdebatte gibt es die Forderung
nach Gratis-ÖPNV. Was würde das in der Region
Ulm/Neu-Ulm kosten?
Die SWU haben aktuell Fahrgeldeinnahmen von
etwa 18 Millionen Euro. Am Ende tragen wir ein
Defizit von rund 20 Millionen Euro. Sprich: Es
müssten also mindestens 40 Millionen Euro für
den ÖPNV bereitgestellt werden, um diesen in
der aktuellen Qualität weiterzuführen.
Wie sinnvoll ist kostenloser ÖPNV?
Das ist zu allererst eine politische Frage. Wenn
das so von unseren Gesellschaftern gewollt wird,
müssen wir mit der Politik eine Finanzierungslösung
finden. Bisher gleichen die Erträge anderer
SWU-Geschäftsbereiche das Defizit aus.
Was ist Ihre persönliche Meinung?
Anstatt eines kostenlosen ÖPNVs würde ich einen
Teil der 40 Millionen dafür verwenden, die
Infrastruktur an sich zu verbessern oder den
Komfort in den Fahrzeugen zu erhöhen. Meines
Erachtens ist es nicht der Ticketpreis, der Menschen
davon abhält, öffentliche Verkehrsmittel
zu benutzen. Eine viel größere Rolle spielen der
Komfort und die Qualität, die sich noch deutlich
verbessern können.
Wie soll das geschehen?
Dafür sind massive Investitionen nötig, in Ticketsysteme,
Abrechnungssysteme,
Echtzeitauskünfte und vieles
mehr. Also letztlich alles, was dazu
führt, dass die Kunden die Mobilität
angeboten bekommen, die sie
brauchen, um auf ihr eigenes Auto
zu verzichten.
Apropos Klimaschutz, wie sieht
die Klimabilanz der SWU aus?
Gut, denn wir sind schon seit mehr als zehn Jahren
im Umwelt- und Klimaschutz tätig. Früher
war das auch Bestandteil unseres Werbeslogans,
heute heben wir vor allem auf Verlässlichkeit ab.
Aber wir setzen unsere Anstrengungen fort. Allein
mit dem Bau der Straßenbahnlinie 2 konnten
wir 11 alte Dieselbusse durch Straßenbahnen ersetzen,
die mit SWU-Naturstrom betrieben werden.
Das ist eine 100-prozentige CO2-Einsparung.
Über Contracting und effizientere Anlagen
sparen wir ebenfalls Emissionen ein. Wir sind
auf einem guten Weg. Nicht zuletzt auch durch
die erneuerbaren Energien in der Grundversorgung.
Klaus Eder ist seit Juli 2015 Geschäftsführer der Holding der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm.
Zur Person
Klaus Eder kam
2015 zu den Stadtwerken
Ulm/Ulm und
war wegen der damals
hohen Verluste
gleich als Krisenmanager
gefragt. Der
45-Jährige Allgäuer
(Blaichach) absolvierte
nach der Fachoberschule
zunächst eine
Lehre als Elektroniker
bei Bosch, studierte
später Elektrotechnik.
Während er beim Versorger
MVV in Mannheim
arbeitete, studierte
er berufsbegleitend
Betriebswirtschaft.
Über die
Stadtwerke Überlingen
und Friedrichshafen,
an deren Fusion
er maßgeblich beteiligt
war, kam er nach
Ulm als Chef der
SWU-Holding. Eder
(verheiratet, drei Kinder
im Alter von 5 bis
10 Jahren) ist begeisterter
Skifahrer, wandert,
fährt Mountainbike
und kocht gerne.
12
TITELTHEMA unternehmen [!]
Ich bin
ein sehr
großer Fan der
Wasserstoff-
Technik.
Was meinen Sie damit?
Von Januar an stellen wird die gesamte Grundversorgung
im Strom auf erneuerbare Energien um.
Jeder Kunde, der bei uns in der Grundversorgung
ist, wird dann Strom aus Wasserkraft bekommen.
Diesen erzeugen wir nicht komplett selbst, sondern
kaufen ihn über Zertifikate zu. Doch auch das
führt dazu, dass Investitionsmittel für Wasserkraft
zur Verfügung stehen.
Warum tun Sie das, Sie haben doch auch eine Beteiligung
am Kohle-Kraftwerk Lünen?
Wir sehen das als unseren Beitrag zum Klimaschutz.
Den Strom aus dem Kraftwerk in Lünen
vermarkten wir anderweitig. Wir sehen den Kohleausstieg
ebenfalls positiv und als Aufgabe für
uns, auch in diesem Kontext die Versorgung sicherzustellen.
Dies wir uns aller Voraussicht nach
auch gelingen.
Zurück zum ÖPNV: Wann fahren Ihre Busse mit
Brennstoffzellen?
Ich bin ein großer Fan der Wasserstoff-Technik.
Mir gefällt die Idee, überschüssige erneuerbare
Energie, die wir vor allem in den nördlichen Bundesländern
haben, in Wasserstoff zwischenspeichern
zu können und diesen dann für Mobilität
oder andere Anwendungen per Brennstoffzelle zu
nutzen. Das ist deutlich sinnvoller als im Schwerlastverkehr
mit Batterien zu fahren, denn die
Fahrzeuge sind zu schwer. Daher sollten beide
Technologien weiterverfolgt werden, um für die
jeweilige Technik die besten Einsatzmöglichkeiten
zu finden.
Woran hapert es?
Bis vor kurzem waren die deutschen Bushersteller
nicht in der Lage, batteriebetriebene Fahrzeuge auf
den Markt zu bringen. Bei der Brennstoffzelle sieht
es leider ähnlich aus. Dennoch gehe ich davon aus,
dass sich irgendwann ein Mix aus beiden Antriebsarten
ergeben wird, in dem Kurzstrecken
mit batteriebetriebenen Autos bewältigt
werden und die Brennstoffzelle im
Schwerlastverkehr und im überregionalen
Verkehr zum Einsatz kommt.
Klaus Eder trimmte die
Stadtwerke auf Effizienz und
führte sie so aus der Krise. Die
Kosten sanken dauerhaft um bis
zu 15 Millionen Euro.
Die SWU hätten doch aber auch die
Möglichkeit, E-Busse an den Haltestellen
zu laden.
Grundsätzlich ja, allerdings stehen die Busse
an den Endhaltestellen nur maximal zehn
Minuten. Diese Zeiten sind als Pausen für die
Fahrer gedacht und können meist nur eingehalten
werden, wenn der Fahrplan funktioniert.
Durch die vielen Störungen im Stadtverkehr
verkürzen sich die Pausen allerdings oft von zehn
auf vier Minuten. Die kurzen Standzeiten würden
nicht ausreichen, um die Busse wieder aufzuladen.
Zum andern ist die Bereitstellung einer solchen
Infrastruktur sehr teuer. Bei unseren zehn Linien
bräuchten wir 20 Ladeeinrichtungen an den Endpunkten
der Linien. Das würde hohe Investitionen
erfordern.
unternehmen [!] TITELTHEMA 13
Vor vier Jahren steckten die SWU tief in der Krise
und schrieben hohe Verluste. Wie haben Sie die
Kehrtwende geschafft?
Mitarbeiter und Führungskräfte haben sich 2015
zusammengesetzt und sich unsere Themen angeschaut.
Daraus haben wir das Programm „SWU
2025“ erstellt.
Mit welchem Ergebnis?
Wir haben zwei Punkte in den Fokus gerückt: Einerseits
stellen wir den Kunden noch stärker in
den Mittelpunkt. Das zweite Hauptaugenmerk lag
auf unserem Image. Wir wollten als verlässlicher
Partner für Menschen in der Region wahrgenommen
werden, der von Energie über Wasser und
Wärme bis hin zur Mobilität alles aus einer Hand
zuverlässig liefert.
Davon werden doch aber die Zahlen nicht besser?
Wir haben uns zudem unsere Prozesse genau angeschaut.
Viele Abläufe hatten sich historisch entwickelt.
Da gab es jede Menge Potenzial, effizienter
zu werden. Wir haben über natürliche Fluktuation
Personal in den Bereichen abgebaut, die überbesetzt
waren. Inzwischen bauen wir wieder Stellen
auf, weil wir für unsere neuen Geschäftsfelder Personal
benötigen.
Wie lief das konkret?
Nehmen Sie unsere Kundenakquise. Bis vor zehn
Jahren sind wir davon ausgegangen, dass die Kunden
irgendwann bei uns vorbeikommen, um sich
ein Strom- oder Gasangebot zu holen. Heute läuft
das zu 90 Prozent über Online-Vergleichsportale.
Die Menschen wollen ein günstiges Angebot – völlig
unabhängig von den Öffnungszeiten eines Anbieters.
Wie haben Sie darauf reagiert?
Wir haben unsere drei gesonderten Kundenzentren
für Netz-, Verkehrs- und Telekommunikationskunden
zu einem zusammengefasst. Das hat
auch die Arbeitswelten der Mitarbeiter verändert.
Unsere Effizienzmaßnahmen haben aber unsere
Kosten dauerhaft um zehn bis 15 Millionen Euro
gesenkt.
Niedrigere Kosten sind bitter nötig, denn die Margen
aus dem Verkauf von Strom und Gas sind deutlich
gesunken?
Keine Frage, der Wettbewerb hat stark zugenommen.
Als Stadtwerk haben wir allerdings den Vorteil,
dass wir verschiedene Sektoren haben. Wir
können beispielsweise eine Photovoltaik-Anlage
planen, bauen und den daraus entstehenden Strom
Heute läuft das
Neugeschäft
zu 90 Prozent über
Vergleichsportale
im Internet.
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Der Kabelmesstrupp der
Stadtwerke-Netzgesellschaft
ist im Einsatz. Im
Umspannwerk West in
Ulm-Söflingen rollen die
Techniker Prüfkabel aus,
um Fehler im Stromnetz
genau zu orten.
vermarkten. Es gibt nur wenige Anbieter, die zu
solchen Komplettlösungen in der Lage sind. Außerdem
schaffen wir uns neue Geschäftsfelder,
indem wir einzelne Bereiche koppeln.
Was meinen Sie damit?
Bei unserem Carsharing-Angebot swu2go kombinieren
wir Ladesäulen aus dem Netzgeschäft,
den Stromvertrieb aus der
Energie und das Mobilitätsangebot
aus dem Verkehr. Auf diese Weise
entstehen neue Dienstleistungen
und Produkte, mit denen wir im
kommenden Jahr bereits eine Million
Euro erwirtschaften werden.
Wir koppeln
unsere
Angebote. Das
macht uns flexibler
und effizienter.
Warum ist diese Kopplung von Energieträgern
so wichtig?
Das ist eine neue Phase der Energiewende, diese findet
ja nicht nur im Strombereich statt. Wir brauchen
Lösungen für alle Bereiche der Energie, Wärme oder
eben Strom und Mobilität. Nur wenn wir alle gemeinsam
betrachten, kann die Wende gelingen. Deshalb
freut es mich, dass die SWU verschiedene Sektoren
koppeln können.
Was ist der große Vorteil daran?
Wir haben erst vor kurzem im Ulmer Norden eine
Anlage in Betrieb genommen, die Solarthermie mit
einem Blockheizkraftwerk kombiniert, also Strom
und Wärme gleichzeitig erzeugen
kann. Wir können also entscheiden,
ob wir mit der Anlage überwiegend
Strom oder Wärme produzieren.
Das macht uns flexibler und effizienter.
Warum gewinnen solche Kombinationen
erst jetzt an Bedeutung?
Stadtwerke haben aus der Tradition
heraus sehr stark in Sparten gedacht. Diese agierten
meist relativ autonom. Die Vorgabe für die Verantwortlichen
lautete: Unternehmer im Unternehmen
sein und die eigene Sparte vorantreiben. Daraus ergab
sich eine gewollte Konkurrenzsituation zwischen
den Bereichen.
unternehmen [!] TITELTHEMA
Wie ist das heute?
Heute steht die Kooperation der Unternehmensbereiche
im Vordergrund. Das bedeutet, dass manchmal
eine Sparte etwas zurückstecken muss, damit
eine andere sich entwickeln kann. Aus diesem
Grund haben wir vor vier Jahren auch die Zielvereinbarungen
aller Mitarbeiter vereinheitlicht, die
zentrale Größe für alle ist seither das Konzernergebnis.
Was ist mit Blick auf ihr Programm „SWU 2025“ die
größte Herausforderung bei der Stromerzeugung?
Der Ausbau der erneuerbaren Energien. Nehmen
wir den Kohleausstieg ernst, brauchen wir hier in
der Region dreimal mehr erneuerbare Energien, als
wir derzeit haben. Die SWU als versorgungssicherndes
Unternehmen sieht ihre Aufgabe darin, in
solche Anlagen in der Region zu investieren. Aus
diesen neuen Anlagen werden wir finanzielle Rückflüsse
haben, die Organisation dieser Anlagen und
das Management in den Netzen sind andererseits
die Basis, weitere Dienstleistungen zu entwickeln.
Gibt es überhaupt genügend Standorte, um den Anteil
von erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2030 zu
verdreifachen?
Schauen Sie sich auf den Dächern in der Region
um. Allein was Photovoltaik betrifft, gibt es noch
ein immenses Potenzial. Und das, obwohl wir in
Ulm bereits einen hohen Anteil an Photovoltaik
haben. Das liegt zum einen an dem früheren Programm
der Solarstiftung, zum anderen an der
EEG-Förderung. An unseren zwei Modellorten
Hittistetten und Einsingen haben wir mehr Photovoltaik-Leistung
in den Netzen, als wir brauchen,
um die Menschen dort zu versorgen – zu Spitzenzeitpunkten
und mengenmäßig sowieso. In Ulm ist
das Potenzial erst ausgeschöpft, wenn alle nutzbaren
Dächer mit Ausnahme des Münsters mit
PV-Anlagen bedeckt sind.
Wie sieht es bei der Windkraft aus?
Da sind die Potenziale schwieriger einzuschätzen.
Das liegt vor allem daran, dass man sich in der Vergangenheit
auf die windstärkeren Regionen im Nor-
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16
TITELTHEMA unternehmen [!]
200 000 Kunden, 5000 Kilometer Netze und 36,8 Millionen Fahrgäste
Mit der neuen Linie 2 haben die SWU Ulm/Neu-Ulm elf alte Dieselbusse durch Straßenbahnen ersetzt.
Foto: Oliver Schulz
Die Wurzeln der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm
gehen auf das Jahr 1853 zurück. Im Jahr 2018
erzielten die SWU mit rund 950 Mitarbeitern
einen Jahresumsatz von 471 Millionen Euro
und einen Gewinn von 3,3 Millionen Euro. Allerdings
sind in den Vorjahren hohe Verluste
aufgelaufen, so dass der Konzernbilanzverlust
immer noch 75,7 Millionen Euro beträgt.
94 Prozent der Anteile hält die Stadt Ulm,
6 Prozent die Stadt Neu-Ulm. Mit ihren
5000 Kilometer langen Netzen betreuen die
Stadtwerke insgesamt rund 200 000 Kunden.
Zum 1. Januar steigt der Preis für eine
Kilowattstunde in der Grundversorgung um
2,51 Cent auf 31,59 Cent brutto.
Die SWU Energie GmbH produzierte im
vergangenen Jahr 371,4 Millionen Kilowattstunden
(kWh) selbst, verkaufte aber rund
1,2 Milliarden kWh . Von der Eigenproduktion
entfielen 55 Prozent auf die Beteiligung am
Kohlekraftwerk Lünen, der Rest unter anderem
auf regionale Wasserkraftanlagen
(21 Prozent). Der Unternehmensbereich
Nahverkehr beförderte 36,8 Millionen Fahrgäste
auf 18 Linien mit einer Gesamtlänge
von 224 Kilometern – in 52 Linienbussen und
22 Straßenbahnen. Der Neubau der Straßenbahnlinie
2 kostete samt Fahrzeugkauf rund
269 Millionen Euro.
Wir helfen
Firmen
dabei, Energie
effizienter zu
nutzen oder
einzusparen.
den Deutschlands konzentriert hat. Bayern und Baden-Württemberg
haben wenig dafür getan, dass
Windkraft-Anlagen entstehen können. Wenn sich
dies in den nächsten Jahren ändert und Hersteller
auch im Süden ein wirtschaftliches Potenzial sehen,
werden sicher auch für Schwachwind-Gebiete effiziente
Anlagen entstehen. Dann werden wir sicher
darüber diskutieren, wo Windkraft-Anlagen in der
Region entstehen können.
Wie verändert sich Ihr Geschäftsmodell generell?
Wir wandeln uns vom reinen Energielieferanten
zum Dienstleister und Ermöglicher für Kommunen
und Gewerbe- und Industriekunden. Ein Beispiel ist
das Energie-Contracting. Das heißt konkret, wir
helfen Unternehmen dabei, Energie effizienter zu
nutzen oder einzusparen und dabei Investitionen in
diese Richtung zu bewerkstelligen. Bei Investitionen
beispielsweisee in neue Heizungsanlagen,
Kraftwärmekopplungsanlagen oder eine neue Beleuchtung
unterstützen wir und setzen diese für die
Unternehmen um.
Was heißt das konkret?
Es kann passieren, dass die Energiezentrale aus einem
Unternehmen gelöst wird und wir diese übernehmen,
sanieren, neu aufbauen und die benötigte
Energie anschließend effizienter und zu günstigeren
Konditionen bereitstellen. Insbesondere in der
Wärmeerzeugung. Wir können in der Kraftwärmekopplung
Blockheizkraftwerke effizient einsetzen
und die Wärme günstig an den Kunden herausgeben,
indem wir den Strom vermarkten. Der Einsatz
dieser Anlagen wird im Übrigen von unserer Leitstelle
gemanagt, die rund um die Uhr besetzt ist.
Wo sehen Sie noch Perspektiven für die SWU?
Wir bieten Kommunen die Unterstützung bei Quartiersentwicklungen
an. So geschehen unter anderem
beim Projekt „Wohnen am Illerpark“ in Neu-
Ulm. Dort, wo Städte neue Baugebiete ausweisen,
entwickeln wir mit ihnen zusammen ein Konzept
zur Wärme-, Strom- und Mobilitätsversorgung vor
Ort.
Was ist daran besonders?
Früher hat jede Sparte der SWU ihre Leitungen
reingelegt. Heute findet eine ganzheitliche Betrachtung
statt. In Neu-Ulm etwa entsteht eine Wärmeversorgung
per Wärmepumpe, für die wir den Illerkanal
anzapfen, über den wir per Wasserkraft auch
Strom erzeugen. Wir legen Glasfaserkabel bis in die
unternehmen [!] TITELTHEMA 17
Wohnungen und ermöglichen über Straßenlaternen
5G-Internet-Verbindungen und über den Quartierspeicher,
der die PV-Energie aufnimmt, das Nutzen
von Elektromobilität. Ein sehr komplexes System,
welches nur wir als Dienstleister in seiner Gesamtheit
aufbauen und steuern können. Deshalb versuchen
wir mit den Kommunen immer mehr solcher
Zukunftsprojekte zu realisieren.
Gas, Strom, Wasser, Internet: Die SWU verfügt über
einen Schatz von Daten. Wie lassen sich darüber
neue Geschäftsmodelle ableiten?
Gemeinsam mit drei Ulmer IT-Firmen haben wir als
SWU die Citysens GmbH gegründet. Schon allein
diese Tatsache ist eine Premiere in der Stadtwerke-Landschaft:
Ein kommunales Unternehmen geht
eine Verbindung mit IT-Firmen ein. Gemeinsam
wollen wir ausloten, welche neuen Geschäftsmodelle
durch die Digitalisierung möglich sind.
Wie funktioniert das?
Die Intiative „ulm.digital“, die von der Stadt gegründet
wurde und in der die SWU Mitglied sind, hat
ein Niederfrequenz-Funknetzwerk (Lorawan) aufgebaut
und stellt es allen Interessierten kostenlos
zur Verfügung. Es ist ein Netz für das Internet der
Dinge.
Wie nutzen die SWU und Citysens dieses Funknetzwerk?
Es eröffnet uns Möglichkeiten, Bürgern neue
Dienstleistungen anzubieten oder unsere Abläufe
zu optimieren. So lässt sich mit Sensoren und Lorawan
beispielsweise sehr gut zeigen, wo freie Parkplätze
am Straßenrand sind. Ebenso kann man das
Lademanagement für Elektroautos steuern.
Wie geht das?
Denken Sie an Ladesäulen in Parkhäusern. Die Nutzer
können künftig kommen und sagen, bis wann ihr
Auto aufgeladen werden soll und wir organisieren,
dass genügend Leistung zur Verfügung steht und
der Akku zur gewünschten Zeit voll ist. Es wird Leute
geben, die ihr Fahrzeug fünf Tage stehen lassen
aber auch Menschen, die in zwei Stunden 30 Prozent
mehr Ladung in dem Fahrzeug brauchen, um
eine weite Strecke zu bewältigen. Diese Abläufe
versuchen wir mit Daten, Erfahrungen aber auch
mit Sensorik zu organisieren. Mit solchen Modellen
machen wir die Städte zukunftsfähig.
Gibt es weitere Beispiele?
Wir prüfen, wie wir mit Sensorik die Füllstände öffentlicher
Mülleimer messen können. Heutzutage
laufen Müllwerker ihre Strecken ab und agieren auf
Basis von Erfahrungswerten. Wir wollen diesen
Prozess automatisieren. Müllbehälter und beispielsweise
Glascontainer sollen nur noch geleert werden,
wenn die Behälter voll sind.
Mit Hilfe von Sensoren und
eines Funknetzwerkes will
Klaus Eder künftig unter
anderem Ladesäulen für
E-Autos und die Leerung
von Containern besser
steuern.
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SWU-Geschäftsführer
Klaus Eder im Gespräch
mit Alexander Bögelein,
Redaktionsleiter des
Magazins unternehmen[!].
Das Interview führte
Alexander Bögelein,
Redaktionsleiter
Unternehmen [!]
Dokumentation:
Ronja Gysin
Fotos:
Marc Hörger
Gibt es schon greifbare Ergebnisse bei Citysens?
Citysens bietet Stadtwerken und Kommunen bundesweit
das Know-how an, wie Lorawan-Netzwerke
entstehen: also wieviel Antennen man benötigt, um
eine Stadt zu versorgen, wie man das organisiert,
welche Hardware und Software nötig ist. Das wird
sehr gut angenommen. Zudem haben wir bei freiwilligen
Kunden 40 Lorawan-Stromzähler in unseren
Netzen.
Welcher Gedanke steckt da dahinter?
Wir wollen in Echtzeit Stromzähler
auslesen, um schneller an die
Daten zu kommen und unsere Prozesse
effizienter zu machen. Ein
anderes Projekt ist noch etwas
greifbarer. Dabei haben wir alle
Menschen gezählt, die über den
Bahnhofssteg gingen, um festzustellen,
ob dieser ausreichend ist
oder vergrößert werden sollte.
Aufgaben dieser Art erfüllen wir mit der Citysens
GmbH und bereiten die Daten so auf, dass sie für
die Städte und Kommunen nutzbar werden.
Wir bieten
unser
Know-how mit
Sensoren anderen
Kommunen an.
Wenn die Auslesung von Stromzählern über Lorawan
möglich ist, welchen Grund gibt es noch für
Smart-Meter, die Zählerwerte speichern, Daten
verarbeiten und versenden?
Die Bundesnetzagentur und die Bundesregierung
sind der Auffassung, dass Smart Meter unterstützend
wirken beim Einsparen und Monitoring vom Stromverbrauch
und haben die Einführung der vergleichsweise
teuren Geräte vereinbart. Das sehen wir eher
kritisch. Allerdings werden wir früher oder später
leider dazu verpflichtet sein, Smart Meter einzubauen.
Warum sehen Sie das kritisch?
Weil wir es mithilfe des Smart Meter nicht schaffen
werden, den Stromverbrauch zu senken.
Schließlich hat auch die Verbrauchsanzeige in
Pkws nicht dazu geführt, dass der Spritverbrauch
gesunken ist. Stattdessen brauchen wir effizientere
Geräte. Auch für die Steuerung
der Netze sind Smart Meter nicht
nötig. In Einsingen und Hittistetten
haben wir gesehen, dass es
ausreicht, wenn wir an bestimmten
Schwerpunkten wie Trafo-Stationen
oder Schaltanlagen in den
Netzen messen und steuern.
Wie groß sind die Sicherheitsrisiken
von Smart Meter?
Die sind nicht so dramatisch, wie es manche darstellen.
Es gibt Gateways, als Übergabestellen, die
als digitale Türen zu den Zählern fungieren. Die
Anforderungen an diese sind höher als an die Software
von Geldautomaten. Allerdings gibt es bisher
nur ein Gateway, das diese hohen Ansprüche erfüllt
und zugelassen ist. Aber selbst, wenn es einem
Hacker gelänge, in ein Smart Meter einzudringen,
könnte er nur wenig Schaden anrichten.
Er könnte momentan nur den Stromverbrauch des
Kunden sehen.
unternehmen [!] RESSORTAnzeige
19
Mittelstand finanzieren
in turbulenten Zeiten
Die Märkte sind in Bewegung. Umso wichtiger
ist es für Unternehmer aus dem schwäbischen
Mittelstand, dass sie einen verlässlichen
Partner an ihrer Seite haben. Mit Beratern,
die sie verstehen. Mit Zusagen, auf
die sie auch in turbulenten Zeiten zählen
können. Und mit Finanzierungslösungen,
die genau auf den Bedarf ihres Unternehmens
zugeschnitten sind.
Patchwork auf der Passivseite der Bilanz: Für
die Finanzierungsexperten bei der HypoVereinsbank
Baden-Württemberg Ost ist das
nichts Ungewöhnliches. Oft kommen Unternehmer
zu ihnen, die mit der Finanzierungsstruktur
ihrer Firma nicht mehr zufrieden
sind. Bei manchen Unternehmen hat sich
über die Jahre ein Flickenteppich aus unterschiedlichen
Krediten angesammelt. Das
kann irgendwann zur Belastung werden. Viele
Bedingungen, unterschiedliche Fälligkeiten,
ständig anzupassende Linien, dazu die Reporting-Pflichten
– das alles effizient zu managen,
kostet viel Energie.
„Viele Unternehmen kommen irgendwann an
einen Punkt, an dem sie auch für ihre Finanzierung
eine ganzheitliche Strategie entwickeln
wollen“, sagt Guido Krickl, Leiter des Firmenkundengeschäfts
der HypoVereinsbank
in der Region Baden-Württemberg Ost. Oft
gibt ein äußerer Anlass dafür den Anstoß: ein
Wachstumssprung, eine größere Akquisition
oder die Übergabe an eine neue Generation
zum Beispiel. In solchen Momenten ist es
wichtig, die Finanzierung optimal an die strategischen
Anforderungen der neuen Unternehmensphase
anzupassen. Es lohnt sich jedoch,
bereits zu einem früheren Zeitpunkt
Kontakt mit einer kompetenten Bank aufzunehmen.
Denn Banken sind oft ein guter Sparringspartner.
Die Hausbank kennt das Unternehmen
in der Regel sehr gut, verfügt aber
auch über Erfahrung von anderen Unternehmen
in vergleichbarer Situation.
Verlässliche Partner
Die Entscheidung für eine bestimmte Form
der Finanzierung hat natürlich auch etwas mit
der Größe einer Firma oder dem Grad der Internationalisierung
zu tun. Üblicherweise
folgt auf eine Ansammlung bilateraler Kredite
zunächst die Entscheidung für eine Syndizierung
in einem Konsortialkredit. Dabei werden
mehrere bilaterale Kredite abgelöst durch eine
strukturierte Finanzierungslösung, an der
sich mehrere Banken beteiligen. Der Konsortialkredit
gibt den Unternehmen Sicherheit:
Durch eine feste Laufzeit – in der Regel fünf
Jahre – bietet er ihnen für diesen Zeitraum Finanzierungssicherheit.
Zweitens ist sichergestellt,
dass einzelne Banken innerhalb der vereinbarten
Frist nicht einfach ihr Engagement
zurückfahren können.
Und schließlich drittens: Statt mehrerer Verträge
muss das Unternehmen fortan nur noch
einen klaren Vertrag erfüllen. Der Managementaufwand
reduziert sich dadurch in der Regel
deutlich. Anders gesagt: Das Plus an Sicherheit
wiegt in der Regel den anfänglich etwas
höheren Strukturierungsaufwand mehr als
auf. Schuldscheindarlehen oder gar die Ausgabe
einer Unternehmensanleihe kommen
erst zu einem späteren Zeitpunkt hinzu, wenn
das Unternehmen eine gewisse Größe erreicht
und professionelle Strukturen im Finanzmanagement
aufgebaut hat. Damit sich
der Aufwand lohnt, sollte das Finanzierungsvolumen
einer Unternehmensanleihe mindestens
200 bis 250 Millionen Euro betragen.
Schuldscheine sind dagegen schon ab einem
Volumen von etwa 20 bis 30 Millionen Euro
möglich.
Vorsprung durch internationale
Marktkompetenz
Bei der Expansion in internationale Märkte
kommt noch ein weiterer Faktor hinzu: Marktkompetenz.
Eine stabile Beziehung zu einer
Bank mit internationaler Erfahrung ist in dieser
Phase oft erfolgsentscheidend. Denn die
Expansion ins Ausland stellt viele Unternehmen
vor große Herausforderungen. Dazu gehören
genaue Kenntnisse über die Eigenheiten
des Marktes ebenso wie die Absicherung
vor Ausfallrisiken und die Organisation von
reibungslosen Prozessen, zum Beispiel im
Zahlungsverkehr.
„Wie auch immer die konkrete Lösung im Einzelfall
aussieht: Die Gelegenheit für eine Neuordnung
der Passivseite ist auf jeden Fall
günstig. Und das nicht nur wegen der zurzeit
niedrigen Refinanzierungskosten“, sagt Guido
Krickl. Mit einer Strukturierung der Passivseite
können Unternehmen ihre Kernbanken
langfristig an sich binden und in verlässliche
Bankbeziehungen investieren. Das nützt am
Ende beiden Seiten. Darüber hinaus zahlt sich
eine Partnerschaft mit einer starken, international
aufgestellten Bank auch langfristig aus.
Mit einer 150-jährigen Tradition im deutschen
Markt begleitet die HypoVereinsbank Unternehmen
vertrauensvoll auf ihrem Weg und
steht ihnen bei vielen ihrer Finanztransaktionen
zur Seite. Dank des voll integrierten Corporate
und Investment Banking profitieren
Unternehmen nicht nur von einem führenden
Produktangebot im Auslandszahlungsverkehr,
dem Währungsgeschäft, der Zinssicherung
oder beispielsweise dem Cash Management,
sondern auch im Kapitalmarktgeschäft
und strukturierten Finanzierungen.
Guido Krickl
Direktor
Leiter Baden-Württemberg Ost
HypoVereinsbank – Unternehmer Bank
Mobil (0172) 8524373
eMail: guido.krickl@unicredit.de
www.hvb.de
20
SPEZIAL unternehmen [!]
Träumer mit
Bodenhaftung
Weihnachtszirkus Eine Saison dauert drei Wochen. Dafür arbeitet
Elmar Kretz das ganze Jahr. Das Porträt eines Idealisten.
Mit dem Weihnachtszirkus hat sich Elmar Kretz einen Kindheitstraum erfüllt.
Wir verdienen
Geld, um Zirkus
zu machen
und nicht anders
herum.
Elmar Kretz
Zirkusdirektor
FOTOS: MARISA MADER
Als kleiner Junge hatte
Elmar Kretz einen
Traum: Zirkusdirektor
werden! Das Problem
war: Seine Eltern führten einen
Gasthof im Westallgäu – weit
weg von Artistik, Akrobatik und
jeder Art von Zirkusleben. Doch
Elmar Kretz gab nicht auf. Nach
einer Ausbildung zum Koch ist
der 40-Jährige heute tatsächlich
das, was er sich als Kind erträumt
hat. Seit zwölf Jahren ist
er Direktor und Veranstalter des
Ravensburger Weihnachtscircus.
Mittlerweile kommen zwischen
Ende Dezember und Anfang
Januar rund 40 000 Menschen
zu den 30 Veranstaltungen.
„In den letzten Jahren
haben wir es geschafft, eine große
Vertrauensbasis zu schaffen“,
sagt Elmar Kretz und meint mit
„wir“ die Elmar Kretz Entertainment
GmbH. „Erste Tickets kaufen
die Zuschauer bereits im
März, ohne das Programm genau
zu kennen“, erzählt er. „Wir
haben festgestellt, dass Besucher
eine Fahrt von bis zu hundert
Kilometern auf sich nehmen.“
Rund 60 Prozent der zwischen
18 und 49 Euro teuren Eintrittskarten
gingen schon im
Vorverkauf weg. Zu den Anfangszeiten
seien das nur zehn
Prozent gewesen.
„Wir haben mit verdammt
kleinen Brötchen angefangen.
Die ersten drei Jahre waren
knallhart“, erklärt Elmar Kretz.
„Dafür hatten wir in den letzten
Jahren fast immer vier bis fünf
Prozent Umsatzplus.“ Das sei
ein extrem konstantes und gesundes
Wachstum. Sein Umsatz
liegt im siebenstelligen Bereich.
Der Unterschied zu vielen anderen
in diesem Gewerbe: Kretz
hat keinen familiären Zirkus-Hintergrund.
Aber viel Enthusiasmus.
„Wir verdienen
Geld, um Zirkus zu machen und
nicht anders herum“, sagt er.
„Die Leidenschaft steht für mich
im Vordergrund, nicht der Kommerz.
Ich produziere das, was
mir gefällt, weil ich hoffe, dass
es auch beim Publikum ankommt.“
Wildtiere spielen in den
Shows nur eine untergeordnete
Rolle, auch wenn die Nachfrage
ganz klar da sei. Viel wichtiger
als reine Exotik ist ihm die Qualität:
„Wir verkaufen eine Mischung
aus artistischer Höchstleistung
und Emotionen.“ Elmar
Kretz selbst konzentriert sich
auf seine Pferde. Er hat sich
mittlerweile mit Pferde-Shows
und als Trainer einen Namen gemacht.
Friedhofsgärtner wird Portier
Alle Pferde aus seinen Vorstellungen
gehören ihm selbst. Sie
leben in seiner Allgäuer Heimat
und werden dort von ihm fast
täglich mehrere Stunden lang
trainiert. Außerdem kümmert
sich eine Vollzeitangestellte um
die Tiere. Zwei Teilzeit-Angestellte
unterstützen Elmar Kretz
bei Pressearbeit und Marketing.
Erst zur Zirkuszeit wächst
das Team auf rund 50 Personen
an. Das besondere daran ist,
dass viele Helfer unterm Jahr
ganz normalen Berufen nachgehen
und nur im Dezember Zirkusluft
schnuppern. Dafür aber
alle Jahre wieder. Peter Deck begrüßt
zum Beispiel seit Beginn
unternehmen [!] SPEZIAL 21
Ein Modell des Zelts hat Kretz digital auf seinem Tablet.
Wenige Wochen im Jahr steht das Zelt, die meiste Zeit ist es eingelagert.
Sobald wir
plakatiert
haben, geht der
Ticketverkauf
steil nach oben.
an die Zirkus-Besucher in seiner
Funktion als Portier – ist
aber sonst als Friedhofsgärtner
tätig.
Rund 2,50 Euro beträgt das
Marketing-Budget pro Besucher.
Online-Werbung macht Elmar
Kretz, „weil es dazu gehört“ – einen
spürbaren Erfolg kann er
dadurch nicht erkennen. Ganz
anders bei der Plakatierung:
„Sobald wir plakatiert haben,
geht der Ticketverkauf steil
nach oben.“
Doch diese Werbeform ist
mühsam. Tausende der Plakate
hängen in der Region. Viele
davon an Privathäusern. Das bedeutet:
hinfahren, klingeln, anfragen,
Plakat aufhängen – und
auch wieder abhängen. Das ist
zwar aufwendig, aber Elmar
Kretz sagt: „Bei uns in der Zirkuswelt
gilt: Geht nicht gibt‘s
nicht!“
Vergleichbar mit Oktoberfest
Das Zelt gehört dem Zirkusdirektor
selbst. Im vergangenen
Jahr ließ Kretz es für rund
1 Do., 06.02.2020
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2 Do., 05.03.2020
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3 Do., 02.04.2020
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Gesichtssprache
4 Do., 28.05.2020
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Ideenreichtum
22
SPEZIAL unternehmen [!]
Vom Reitplatz zur Gastronomie
Das Jahr über trainiert Kretz mit seinen Pferden für die Auftritte beim Weihnachtszirkus.
FOTO: MARESA MADER
Im kommenden Jahr übernimmt Elmar
Kretz den Gasthof Adler seiner Eltern in
Oberreute im Allgäu zwischen Lindenberg
und Oberstaufen. Kretz hat große Pläne und
will aus dem Gasthof, der seit 1864 im Familienbesitz
ist, ein neues Familien-Freizeitziel
machen: mit einer Arena für kommentierte
Pferdetrainings, Spielplatz mit großer Rutsche,
Indoor-Kletterparcour, Markt- oder
Manufakturhalle und Gastronomie. Angedacht
ist ein „Pay by Ride“-Modell ohne generellen
Eintritt. Bezahlt wird nur, was genutzt
wird. Wichtig ist Elmar Kretz, dass es
für Familien erschwinglich bleibt.
Der Ravensburger Weihnachtscircus
startet am 21. Dezember in seine zwölfte
Saison mit neuem Programm. Der 40-Jährige
selbst tritt bereits seit 16 Jahren in der
Manege auf. Zwischenzeitlich produzierte
der gebürtige Allgäuer auch eine eigene Dinner-Varieté-Show.
100 000 Euro runderneuern. Es lagert
in einer Halle und wird in seltenen
Fällen für Großveranstaltungen
vermietet. Das Equipment für
Sound und Licht wird jedes Jahr angemietet.
Die Gagen der Künstler, Abgaben
an die Künstlersozialkasse, Kosten
für Visa, Flüge und Hotels, Tierfutter
und so weiter – da kommt einiges
zusammen. Beeinträchtigungen
gibt es manchmal auch von Seiten,
von denen man sie auf den ersten
Blick nicht vermutet: Die Terroranschläge
in Paris im November 2015
haben dem Weihnachtszirkus beispielsweise
ein Minus von rund
zehn Prozent beschert.
Wir haben nur
rund drei Wochen
Zeit, um unseren
Jahresumsatz zu
machen.
Das ist ärgerlich, denn finanziell
gesehen hat der Weihnachtszirkus
ein großes Ziel: „Wir haben nur
rund drei Wochen Zeit, um unseren
Jahresumsatz zu machen“, sagt Elmar
Kretz. „Das ist vergleichbar mit
einem Festzelt auf dem Oktoberfest.
Auch da ist ähnlich wenig Zeit, um
den Hauptjahresumsatz zu generieren.“
Er könne mehr erwirtschaften,
wenn er rein finanziell dächte, sagt
er. So besteht zum Beispiel sein Orchester
aus 14 Musikern. Wären es
nur neun, würden die Zuschauer den
Unterschied kaum merken – aber
der Direktor! „Ich bin eben ein Träumer,
der mit den Füßen auf dem Boden
steht.“ [!]
Julia Rizzolo
Zur Person
Elmar Kretz ist als
ältester Sohn einer
Land- und Gastwirtsfamilie
im Allgäu
aufgewachsen.
Nach Tätigkeiten in
der Gastronomie,
präsentierte er mit
24 seine erste Darbietung
mit Pferden.
unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 23
Vetter setzt
auf Roboter
Automatisierung Die Vetter
Pharma International GmbH
aus Ravensburg setzt in Zukunft
verstärkt auf kollaboratives Arbeiten
zwischen Mensch und
Maschine. Bei Vetter unterstützt
der kollaborative Zweiarmroboter
YuMi seit 2018 automatisierte
Vorgänge im Bereich Sekundärverpackung.
Nun sollen zwei
weitere dieser Art angeschafft
werden. Das Familienunternehmen
Vetter ist internationaler
Spezialist in der Fertigung von
vorgefüllten Injektionssystemen
mit 4600 Mitarbeitern. Der Umsatz
im Jahr 2018 lag bei 595 Millionen
Euro.
Neue Zentrale
geplant
Anlagenbau Die Stadler Anlagenbau
GmbH hat ihre neue
Zentrale in Altshausen in Betrieb
genommen. Allein der dritte
Bauabschnitt des Verwaltungsgebäudes
kostete 7,6 Millionen
Euro. Insgesamt investierte
das Unternehmen hier in
den letzten fünf Jahren 30 Millionen
Euro. Die Stadler Anlagenbau
GmbH ist Spezialist für
die Herstellung von automatisierten
Sortieranlagen für die
Recyclingindustrie. Sie hat über
300 Mitarbeiter und Vertriebsniederlassungen
in mehr als 20
Ländern.
Raiba Aulendorf
erwägt Fusion
Bank Die Aulendorfer Raiffeisenbank
überlegt, mit einer benachbarten
Genossenschaftsbank
zu fusionieren. Es laufen
bereits Sondierungsgespräche.
Eine Abstimmung könnte im
Jahr 2020 erfolgen. Die Niedrigzinspolitik
der Europäischen
Zentralbank schränkt den Zinsüberschuss
und damit die
Haupteinnahmequelle bei Kreditinstituten
enorm ein. Die Genossenschaftsbank
hat rund
1500 Mitglieder. Der Provisionsüberschuss
stieg im Geschäftsjahr
2018 um knapp 60 Prozent
auf 474 000 Euro.
Für die Arbeit auf der ISS trainieren die Astronautinnen am Boden.
Airbus bildet Astronautinnen aus
US-Standort
wird ausgebaut
Biopharma Rentschler aus
Laupheim plant Mitte 2020 einen
500-Liter-Bioreaktor zur
Protein-Gewinnung aus Zellkulturen
in Milford/USA in Betrieb
zu nehmen. Seit rund einem Jahr
ist die Firma dort mit 80 Mitarbeitern
aktiv. Die Rentschler
Biopharma SE ist ein führendes
Dienstleistungs unternehmen
für Biopharmazeutika mit rund
850 Mitarbeitern.
OSK plant neues
Parkhaus
Erweiterung Das St. Elisabethen-Klinikum
in Ravensburg
soll ein neues Großparkhaus bekommen.
Dies hat der Ravensburger
Kreistag beschlossen.
Die derzeit 765 Parkplätze reichen
nicht aus. Mitte 2020 soll
es detaillierte Planungen dazu
geben. Das Krankenhaus gehört
zum Verbund der Oberschwabenklinik
gGmbH. Das kommunal
getragene Unternehmen versorgt
jährlich mehr als 175 000
Patienten.
11 Millionen Euro
für Milchbauern
Landwirtschaft Freude bei den
Bauern der Omira Oberland
Milchverwertung: Mehr als 97
Prozent ihrer Geschäftsguthaben
sind durch liquide Mittel gedeckt.
Davon sollen nun 11 Millionen
Euro ausbezahlt werden.
Vor zwei Jahren war die Molkerei
für 27 Millionen Euro an die
französische Lactalis-Gruppe
verkauft worden. Aktuell verarbeitet
die Omira-Gruppe mit
Foto: Airbus/Mathias Pikelj
Die beiden Astronautinnen aus Dr. Insa Thiele-Eich
und Dr. Suzanna Randall werden derzeit
unter anderem von Airbus darauf vorbereitet, im
Jahr 2021 zur Internationalen Raumstation ISS zu
fliegen. Das Training findet auch am Airbus-Standort
in Friedrichshafen statt. Dort werden Forschungsanlagen
für die ISS entwickelt. Airbus Defence
and Space ist eine Division des Airbus-Konzerns
– das führende Verteidigungs- und Raumfahrtunternehmen
Europas. 38 000 Mitarbeiter
sind es weltweit, 2250 davon in Friedrichshafen.
Der Umsatz liegt bei 14 Milliarden Euro.
ihren 550 Mitarbeitern pro Jahr
etwa 822 Millionen Kilo Milch
an den zwei Standorten in Ravensburg
und Neuburg an der
Donau.
ZF kooperiert
mit Start-up
Zulieferer Die ZF Friedrichshafen
AG erweitert ihr Entwicklungsnetzwerk
im Bereich
Künstliche Intelligenz durch
eine Partnerschaft mit den israelischen
Start-up Cognata and
Optimal-Plus. Ziel ist die Weiterentwicklung
der Automatisierung,
um Fahrzeuge sehen,
denken und handeln zu lassen.
Die ZF zählt zu den weltweit
größten Autozulieferern. Sie beschäftigt
146 000 Mitarbeiter an
rund 230 Standorten. Der Umsatz
2018 betrug 36,9 Milliarden
Euro. [!] riz
24
VERANTWORTEN unternehmen [!]
Die Null ist
das Ziel
Arbeitsschutz Die Zahl der Unfälle in
Betrieben ist gesunken. Dem Vorstand der
Wieland Werke ist das nicht genug, die
Sicherheit der Mitarbeiter ist Chefsache.
Jeder einzelne
Arbeitsunfall
hat auch eine
persönliche
Komponente
Stefan Delacher
Sicherheitsingenieur bei Wieland
Präzisionsarbeit: Im Walzwerk wird das Kupfer so lange bearbeitet, bis es nur wenige Millimeter dick ist.
Stefan Delacher nimmt
seinen Job ernst. Wie
ernst, das zeigt sich an
vermeintlichen Kleinigkeiten.
Etwa an einer Treppe.
„Bitte benutzen Sie den
Handlauf“, sagt er. „Es ist den
allerwenigsten bekannt, aber in
Deutschland passieren die meisten
tödlichen Unfälle durch
Treppenstürze.“ Deswegen wird
Delacher nicht müde, die Mitarbeiter
bei Wieland darauf hinzuweisen.
„Wenn jemand nicht
den Handlauf benutzt, spreche
ich ihn darauf an. Egal ob Präsident
oder Schichtarbeiter.“
Das gehört zu seinem Job.
Der 36-Jährige ist bei der Ulmer
Wieland-Werke AG für die Sicherheit
zuständig. Mehr noch,
er verkörpert sie. Wenn er auf
dem Werksgelände in Vöhringen
unterwegs ist, trägt er eine
hellgelbe Jacke mit der Aufschrift:
„saftey at work“. „Wir
haben den Slogan selber ausgewählt“,
sagt der Ingenieur stolz.
Warum Wieland so einen wie
Delacher braucht, ist leicht zu
verstehen. Man muss nur das
Portfolio der Firma anschauen.
Smartphones, Schlüssel, Wasserhähne
– in all diesen Alltagsgegenständen
stecken Produkte
von Wieland. Der Grund: Das
Unternehmen ist Europas größter
Kupferverarbeiter, stellt die
Rohfassung des begehrten Metalls
her. Damit ist Wieland
überaus erfolgreich. Fünf Milliarden
Euro Umsatz, 90 Standorte
weltweit, 9000 Mitarbeiter.
„Wir sind nicht perfekt“
Der Wohlstand der Firma zeigt
sich in Vöhringen. In der Stadt
im Landkreis Neu-Ulm steht
eine riesige Fabrik. Mehr als
zwei Kilometer lang, eine Gesamtfläche
von 73 Fußballfeldern,
2500 Arbeiter. Entsprechend
lebhaft geht es zu. Zugmaschinen,
Transporter und Gabelstapler
fahren zwischen den
Produktionshallen. Die Arbeiter
geben Gas, halten an, biegen ab.
Mittendrin im Fahrzeug-Dschungel:
Fußgänger.
Delacher ist an diesem kalten
Morgen einer von ihnen. „Ganz
wichtig: Immer rechts laufen
und Blickkontakt mit dem Fahrer
suchen“, erklärt er. Es sind
diese kleinen Rituale, auf die der
36-Jährige großen Wert legt – er
will jedes Risiko minimieren.
Auch wenn es noch so gering erscheint.
„Jeder Unfall hat eine
persönliche Komponente“, sagt
Delacher. „Ich bin vor kurzem
Vater geworden. Würde mir etwas
bei der Arbeit passieren,
hätte das Auswirkungen für meine
ganze Familie.“
unternehmen [!] VERANTWORTEN 25
Trotzdem weiß Delacher,
dass er noch nicht am Ziel ist.
„Wir sind nicht perfekt“, sagt er.
Denn Fakt ist: In der Unternehmensgruppe
passiert im Schnitt
ein Unfall pro Woche. Fakt ist
aber auch: Die Vorfälle werden
seltener. Allein in den vergangenen
drei Jahren hat sich die
Zahl fast halbiert. Woran liegt
das? Ulrich Altstetter muss es
wissen. Der Mann, groß, silbernes
Haar, freundliches Lächeln,
ist Technischer Vorstand der
Wieland-Gruppe – und damit
der oberste Sicherheitschef.
Spricht man
ihn auf das
Thema an,
wird er ernst:
„Wir akzeptieren
keine unsicheren
Handlungen“,
sagt
Sicherheit
kommt vor
Wirtschaftlichkeit
Ulrich Altstetter
Vorstandsmitglied für Technik
er bestimmt.
Und, um es
noch deutlicher zu machen: „Sicherheit
kommt bei uns vor
Wirtschaftlichkeit.“ Die Wieland-Führung
hat daher eine
Absichtserklärung unterzeichnet.
Der erste Satz: „Arbeitssicherheit
hat die höchste Priorität
und wird mit höchster Konsequenz
eingefordert.“
Diese Maxime hat auf alle Bereiche
Auswirkungen. Das verdeutlichen
auch die gläsernen
Behälter, die in jeder Produktionshalle
stehen. Darin sind Ohrenschützer.
Die sind in der Produktion
Pflicht. Genau wie
Schutzbrille und Sicherheitsschuhe.
Auch im Vöhringer
Walzwerk. Dort hängt neben der
Eingangstüre ein unscheinbares
Plakat. Es zeigt den Leiter des
Werkes, der die vorgeschriebene
Schutzkleidung trägt.
Führungskräfte als Vorbilder
Welchen Nutzen das Plakat hat,
ist zu hinterfragen. Vermutlich
laufen viele der Arbeiter daran
vorbei, ohne sich etwas zu denken.
Trotzdem ist das Plakat für
Altstetter
wichtig. Es
geht ihm um
die Botschaft,
die hinter dem
Foto steckt.
„Wir Führungskräfte
müssen Vorbilder
sein. Wenn
ich in die Fertigung gehe, dann
habe ich Sicherheitskleidung an
und verhalte mich sicher“, sagt
das Vorstandsmitglied. Dieses
Vorbild-Verhalten ist Teil des Sicherheitskonzepts
bei Wieland.
Es wurde 2014 rundum erneuert.
Der Plan: Die Mitarbeiter so
zu sensibilisieren, dass sie sich
selber für ihre Sicherheit verantwortlich
fühlen. Aber wie kann
das gelingen? „Man muss die
Mitarbeiter emotional erreichen“,
sagt Altstetter. Zum Bei-
Oben: SWP-Redaktionsmitglied Chris Kern (li.) im Betrieb mit
Sicherheitsingenieur Stefan Delacher (Mitte) und Schichtführer
Johann Mautsch vor einer Walze – und unten im Gespräch mit
Wieland-Vorstandsmitglied Ulrich Altstetter. Fotos: Marc Hörger
26
VERANTWORTEN unternehmen [!]
spiel mit Workshops. Ingenieur Delacher
entwickelte einen eintägigen
Sicherheitsparcours, der den Mitarbeitern
die Arbeitsrisiken für Hände
und Finger vor Augen führte.
„Das ist ein anderes Schulungsmedium.
Man sitzt nicht in einem
Raum und hat eine Frontalpräsentation,
sondern macht was mit den
Händen“, sagt Delacher. Das Ergebnis:
Im abgelaufenen Geschäftsjahr
gab es elf Handverletzungen. 2017
waren es noch 39 gewesen. Kein
Wunder, dass Delacher bereits den
zweiten Parcours zum Thema stolpern
und stürzen plant.
Sicher, aber teuer
Prävention statt Reaktion – so lautet
der Plan des Unternehmens. Es
ist Delachers Aufgabe, ihn in die Tat
umzusetzen. Der Sicherheitsingenieur
arbeitet seit Anfang 2018 in
Vöhringen, hat mit seinem Chef Stephan
Schuster zahlreiche Innovationen
durchgesetzt. Die Gabelstabler
haben ein Kamerasystem, das Personen
erkennt und bei Gefahr automatisch
abbremst. Die Mitarbeiter
der Gießerei bekommen Anfang
2020 neue Kleidung aus einem
Spezialstoff, der extrem schwer entflammbar
ist.
Auch Johann Mautsch profitiert
von Delacher. Der Mann mit sympathisch-schwäbischem
Dialekt ist
Schichtführer in der Stückblech-Produktion.
Stolz steht er neben
der neuesten Erfindung in der
Produktionshalle: der Walze 59.
Knapp ein Jahr hat es gedauert, bis
sie fertig war. Kosten: gut eine Millionen
Euro. Die Maschine legt die
Bleche eigenständig aufs Band, die
dann gewalzt werden. Früher muss-
Zur Person
Ulrich Altstetter,
Jahrgang 1958, arbeitet
seit 41 Jahren bei
Wieland. Mit einem
Studium an der Berufsakademie
startete
er seine Laufbahn.
Er arbeitete
als Konstrukteur und
Instandhaltungsingenieur,
bevor er
Führungsaufgaben
übernahm und Karriere
machte. Seit
dem Jahr 2012 ist
Altstetter Mitglied
des Vorstands und
verantwortet die Bereiche
Technik und
Produktion.
ten die Arbeiter das selbst machen.
„Griff man in den falschen Spalt,
waren die Finger weg“, sagt
Mautsch. „Bei so einem Unfall ist
jeder betroffen.“
Solche Momente gab es bei Wieland
immer wieder. Mitarbeiter verletzten
sich schwer, in wenigen Fällen
sogar tödlich. Das hat einerseits
mit den Arbeitsbedingungen zu tun.
Hohe Temperaturen, Säure, Brandgefahr
– mit diesen Risiken müssen
die Beschäftigten in den Kupfer-Gießereien
und Walzwerken klarkommen.
Andererseits räumt Altstetter
ein, dass das Thema in der Vergangenheit
nicht konsequent genug angegangen
wurde.
Das hat sich geändert. Bei jeder
Besprechung ist Arbeitssicherheit
Thema Nummer eins. „Sicherheit ist
eine Kultur. Und es dauert, die Kultur
zu etablieren“, sagt Delacher.
Was den Prozess beschleunigt:
Kommunikation, Kommunikation,
Kommunikation. Delacher tauscht
sich daher regelmäßig mit Kollegen
aus. Er gibt Ratschläge, fragt um Rat.
Bei internen Gesprächen und Meetings
mit anderen Firmen. „Wir wollen
den Honig aus den Sicherheitskonzepten
der Besten saugen“, sagt
sein Vorgesetzter Schuster.
Kooperation mit der Konkurrenz
Dass man dafür konkurrierenden
Firmen einen Einblick in das eigene
Sicherheitskonzept gewährt, stört
Altstetter nicht. „Es darf in Sachen
Arbeitsschutz keinen Wettbewerb
geben.“ Schließlich profitieren alle.
Auch Wieland. „Die Orientierung an
guten Unternehmen hat uns einen
deutlichen Schritt vorangebracht“,
sagt Altstetter. Jetzt ist Wieland das
gute Unternehmen. In der Metall-Branche
gehört die Firma zu den
besten, was die Unfallzahlen angeht.
Dennoch sagt Altstetter: „Wir sind
noch nicht zufrieden.“
Noch passierten zu viele Unfälle.
Noch gebe es Unterschiede zwischen
den einzelnen Standorten. Damit
sich das ändert, hat Wieland
eine ungewöhnliche Taktik gewählt:
Sicherheitsalarme. Dahinter verbirgt
sich ein DIN-A-4-Blatt mit
gelb-schwarzem Rand. Darauf wird
jeder Unfall penibel dokumentiert.
Das Papier wird digital an alle
Standorte gesendet. „Wenn ein Sicherheitsalarm
übers Netz kommt,
Man muss die
Mitarbeiter
emotional erreichen
Ulrich Altstetter
Wieland-Vorstandsmitglied
verschickt Konzernchef Erwin Mayr
umgehemd eine E-Mail an den zuständigen
Bereich“, sagt Altstetter.
„Wir messen eine Führungskraft
auch an ihren Unfallzahlen.“
Hohe Investitionen, penible Kontrolle,
klare Absprachen – das Ziel
von all diesen Anstrengungen ist
klar. Irgendwann will Wieland unfallfrei
sein. „Ich habe keine Zweifel
daran, dass die Vision möglich ist“,
sagt Altstetter. Dazu gehöre etwas
Glück, extreme Disziplin – und kompetente
Mitarbeiter. Beispielsweise
solche, die ihre Kollegen höflich darauf
hinweisen, beim Treppensteigen
den Handlauf zu benutzen.[!]
Christian Kern
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28
VERANTWORTEN unternehmen [!]
Eventaufbau in großer
Höhe: Auch dabei muss der
Arbeitgeber für den Schutz
seiner Mitarbeiter sorgen.
Foto: A.Punpleng/
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Das Personal
schützen
Arbeitsrecht Bei Events müssen neben den
Besuchern auch alle Mitarbeiter sicher sein.
Dafür gibt es klare Regeln.
Woran es
scheitert,
ist manchmal
die Umsetzung
in der Praxis.
Doreen Biskup
Stellvertr. Vorsitzende des VDVO
Fußballspiele in Arenen,
Messen in Hallen, Konferenzen
in Hotels – wer
bei Veranstaltungen wie
diesen an die Sicherheit denkt,
sorgt sich meist um das Wohl
der Besucher. Häufig vergessen
werden all die Mitarbeiter, die
rund um diese Events im Einsatz
sind. Sie sorgen für eben
diesen Schutz der Gäste, planen,
bauen auf und ab, kümmern sich
um das Catering. Auch deren Sicherheit
ist wichtig – und in
Deutschland klar geregelt.
Allgemein beruht der Arbeitsschutz
in Deutschland auf
zwei Säulen: Zum einen erlässt
der Staat Gesetze wie das Arbeitszeit-
oder das Arbeitsschutzgesetz,
zum anderen machen
Berufsgenossenschaften
Vorschriften. Beide gelten auch
für die Event-Branche. Der Arbeitgeber
muss seinen Arbeitnehmern
Arbeitsschutz auf Veranstaltungen
gewähren.
„Durch diese Gesetze bewegen
wir uns in einem sehr engen
Rahmen. Das Einzige, woran es
scheitert, ist manchmal die Umsetzung
in der Praxis“, sagt Doreen
Biskup, die stellvertretende
Vorstandsvorsitzende des
Verbandes der Ver anstaltungsorganisatoren
(VDVO). Das zeige
sich auch an den Ergebnissen
einer Studie unter Mitarbeitern
der Meeting- und Veranstaltungsbranche.
Deren Fazit: Der
Arbeitsschutz wird nur unzureichend
eingehalten.
Häufigster Kritikpunkt bei
Events ist die Arbeitszeit – besonders
Projektleiter seien während
der Veranstaltung häufig
tagelang fast durchgehend im
Einsatz und übermüdet, sagt
Biskup. „Klassiker“ seien auch
Beamer, die nur mit Kabelbinder
befestigt sind oder zugestellte
Rettungswege. „Solange
alles gut geht, sind alle glücklich.
Erst wenn etwas passiert,
kommt zum Vorschein, ob ein
Event gut geplant war oder
nicht“, sagt Biskup.
Biskups Rat? „Alle Akteure
wie Veranstalter, Dienstleister,
Teilnehmer und Behörden sollten
in die Planung, Umsetzung
und Nachbereitung der Veranstaltung
involviert werden.“ Ab
5000 Besucherplätzen oder
wenn es die „Art der Veranstaltung“
erfordere, müsse der Betreiber
nach der Muster-Versammlungsstättenverordnung
ein Sicherheitskonzept aufstellen.
Es regelt betriebliche Sicherheitsmaßnahmen
und zum
Beispiel auch, wie viele Rettungskräfte
vor Ort sein müssen.
Gegen Schäden versichern
Während eines Events sollen
neben dem Personal auch die
Besucher sicher sein. Laut dem
Maklerbüro „transparent-beraten.de“
in Berlin haften Veranstalter
voll für Sach- und Personenschäden,
zu denen es auf ihrer
Veranstaltung kommt. Allerdings
nur für solche, die sie
direkt oder indirekt selbst verschulden.
Als Beispiel für einen Unfall
nennt das Berliner Maklerbüro
den Ball eines Schützenvereins:
ein Gast stolpere über ein loses
Kabel und stürze. Habe der
Schützenverein eine Veranstalterhaftpflichtversicherung
abgeschlossen,
zahle die den Personenschaden
bis zur Deckungssumme.
Das gelte aber nur,
wenn der Schaden nicht grob
fahrlässig verursacht wurde –
das Kabel also nicht völlig ungesichert
war.
Allgemein raten die Berliner
Experten besonders bei Events
mit vielen Besuchern zu einem
solchen freiwilligen Versicherungsschutz.
„Im Ernstfall kann
er Sie vor einem großen Schuldenberg
bewahren“, sagt der
Versicherungsmakler Daniel
Kirsten. Die Versicherung übernehme
die Ansprüche Dritter
bei Sach-, Personen- und Vermögensschäden,
die während
des Events und der Auf- und Abbauarbeiten
passieren. [!]
Luca Stettner
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30
FÜHREN unternehmen [!]
Pia Meier kennt sie kaum
noch: Die Stinkstiefel,
die morgens schon die
Mundwinkel hängen
lassen, an allem Möglichen herummosern
und kontinuierlich
das Betriebsklima versauen.
„Wir haben uns für eine Kultur
der Freude und des Helfens entschieden“,
sagt die Personalchefin
und Prokuristin der Seidel
GmbH & Co. KG.
C-Mitarbeiter nennt sie diese
Kollegen seit sie vor drei Jahren
den Giengener Personalberater
Jörg Knoblauch kennengelernt
hat, der die ABC-Personal-Strategie
für deutsche
Mittelständler entwickelte. „Das
klingt zunächst sehr hart“, gibt
die 51-jährige Personalerin zu.
Sie sagt, dass jeder eine Chance
verdient und auch bekommt.
Doch wenn alle Gespräche und
jegliche Unterstützung nicht
fruchten, dann scheut sie selbst
den Gang vor das Arbeitsgericht
nicht. Denn letztlich gehe es um
das Wohl des Unternehmens
und aller Mitarbeiter.
Machen Sie den
Mitarbeitern
klar, dass sie
ihren Arbeitsplatz
gefährden.
Jörg Knoblauc h
Personalberater
Aktuell schätzt sie den Anteil
der C-Mitarbeiter auf lediglich
zwei, drei Prozent. Im Gegenzug
hat der metallverarbeitende
Mittelständler, der Aluminium-
und Kunststoffverpackungen
für die Kosmetik- und Pharmabranche
herstellt, zweimal
hintereinander das erfolgreichste
Geschäftsjahr hingelegt.
Der Krankenstand
der 300 Produktionsmitarbeiter
liegt bei drei Prozent, während
der Branchenschnitt bei sechs
Prozent liegt. Die Kununu-Bewertung
liegt bei einer guten 4,2
und die Empfehlungsquote bei
ausgezeichneten 96 Prozent.
Jörg Knoblauch hat einen einfachen
Leistungsbeurteilungsbogen
entwickelt, der die
Grundlage für die Einteilung in
Vom Umgang
mit Motzern
Personal Konsequenz in der Beurteilung von
Mitarbeitern zahlt sich für Unternehmen aus.
Dabei hilft das ABC-Modell.
Die Bandbreite von Motivation und
Leistungsnachweis der Mitarbeiter
variiert in jedem Unternehmen. Die
Frage ist nur, wie die Verantwortlichen
mit der Situation umgehen.
Montage: Max Meschkowski
Illus: stickerama/Shutterstock.com
A-, B- und C-Mitarbeiter darstellt.
Während A-Mitarbeiter
Freude an der Arbeit haben und
mitdenken, laufen B-Mitarbeiter
eher unauffällig mit. Richtig
kritisch sind C-Mitarbeiter, die
den Laden ausbremsen. Knoblauch
verwendet dieses Schema
sowohl im eigenen Unternehmen
wie in der Beratung.
Vor dem jährlichen Mitarbeitergespräch
beurteilen Mitarbeiter
und Führungskraft unabhängig
voneinander etwa Fachkenntnisse,
Einsatzbereitschaft,
Arbeitstempo und -qualität oder
Selbstständigkeit. Über unterschiedliche
Kriterien ergeben
sich dann jeweils Noten von
1 bis 5. Eigen- und Fremdbild
sind eine solide Grundlage
für eine intensive Diskussion.
Ergebnis kann
sein, dass eventuell ein
Positions- und Aufgabenwechsel
hilfreich ist oder
eine Weiterbildung. Doch
manchmal werden Mitarbeiter
auch durch ihre Chefs an ihrer
Entfaltung behindert, weil sie
mehr Freiraum benötigen oder
ihnen zu wenig zugetraut wird.
C-Mitarbeiter zerstören Firma
Ziel der ABC-Strategie ist die
Verteilung 80–20–0. „Unternehmer
sagen oft: Das ist aufgrund
des Fachkräftemangels unmöglich“,
so der Tempus-Geschäftsführer
Knoblauch. In Deutschland
gelten C-Mitarbeiter als
heißes Eisen. Es sei unmenschlich
oder gar unfair, klar mit ihrer
schlechten Leistung umzugehen.
Doch das Gegenteil ist
der Fall, findet der Personal-Berater:
C-Mitarbeiter zerstören
die Firma. Sie verderben das Betriebsklima,
weil sie viel motzen
und die engagierten Mitarbeiter
für sie mitarbeiten müssen.
Das sei nicht fair, findet der
christlich geprägte Unternehmer:
Firma und Kollegen werden
ausgenutzt. Schlimmer: Das
machen A-Mitarbeiter eine Weile
mit, aber irgendwann sind sie
frustriert, dass dieses Verhalten
keine Konsequenzen hat und
verlassen schlussendlich das
Unternehmen.
Wenn ein C-Mitarbeiter eine
ruhige Kugel schiebt, fordert
Jörg Knoblauch Klarheit und
unternehmen [!]
FÜHREN
31
Transparenz: „Sagen Sie Ihren Mitarbeitern,
wo sie stehen, wie Sie sie
einschätzen und dass sie als C-Mitarbeiter
ihren Arbeitsplatz gefährden.“
Doch: Schlechte Leistung
muss zunächst benannt werden, so
der Inhaber des Unternehmens mit
50 Mitarbeitern.
Im Mitarbeitergespräch
ist es
wichtig, festzustellen,
ob ein
C-Mitarbeiter
nicht kann oder
nicht will. Im
ersten Fall muss
er eine Chance
bekommen, zumindest
B zu
Vor allem Herz
und Seele
werden im Zuge der
Digitalisierung den
Unterschied machen.
Pia Meier
Seidel-Personalchefin
werden. Im zweiten Fall – jemand
will nicht – heißt es Trennung ohne
Umschweife. „Wer nicht will, der
gehört nicht in das Unternehmen.“
Pia Meier macht bislang sehr
gute Erfahrungen mit dem Personalfragebogen.
Im Zuge der zunehmenden
Digitalisierung werden vor
allem „Herz und Seele“ den Unterschied
ausmachen, ist sie sich sicher.
Viele Mitarbeiter sind dankbar
für das strukturierte und klare
Feedback, denn es gehe nicht darum,
einen Menschen schlecht zu
machen, sondern
sein Verhalten
zu kritisieren
oder den Aufgaben
anzupassen.
Sie legt Wert
darauf, alle
700 Mitarbeiter
des Unternehmens
mit Namen
zu kennen und
sie mit Handschlag
zu begrüßen, wenn sie sich
treffen: „Die Mitarbeiter“, so Meier,
„nehmen mir ab, dass dies kein
aufgesetztes Verhalten ist, sondern
tatsächlich meiner Wertschätzung
für sie entspringt.“ [!]
Michael Sudahl
Firmenchefs müssen die Leistung
ihrer Mitarbeiter klar benennen.
Zur Person
Jörg Knoblauch ist
Verfechter der
ABC-Personal-Strategie.
Er absolvierte
ein Ingenieur- und
Betriebswirtschaftsstudium.
Knoblauch
ist geschäftsführender
Gesellschafter
der Unternehmensberatung
Tempus.
Traumbüro
im Stadtkern.
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Inventarlagerung.
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32
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Weitsicht
Mittelstand Die nächste Generation im Blick
denken Familienunternehmer nachhaltig –
ein Grund für ihre Paraderolle hierzulande.
FOTO: INTERIOR DESIGN/SHUTTERSTOCK.COM
Der beste Parkplatz vor
dem Eingang gehört
dem Boss, in der Kantine
gibt es immer donnerstags
das Lieblingsgericht
des Seniorchefs und im Flur vor
dem Sekretariat hängt ein Ölgemälde
des Firmengründers.
Achtung Klischee! Doch jeder
hat eben sein Bild eines typischen
deutschen Familienbetriebs
im Kopf, und damit von
einem hierzulande nicht zu toppenden
Unternehmensmodell.
90 Prozent der deutschen Firmen
sind familienkontrollierte
Unternehmen, die 52 Prozent
der Umsätze erzielen und circa
58 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigungsverhältnisse
stellen, so die
Zahlen der Münchner Stiftung
Familienunternehmen.
Bei den meisten sitzt längst
nicht mehr der Firmengründer
auf dem Chefsessel, sondern die
Söhne, die Töchter oder gar
schon die Enkelkinder. „Grundsätzlich
waren es die politischen
Rahmenbedingungen nach 1950,
die den Mittelstand von Beginn
an besonders positiv begleitet
haben“, erklärt Gerd Stiefel,
Vorsitzender des Clubs der Industrie
Ulm/Neu-Ulm. Damals
habe es zum Beispiel bei Neugründungen
nur einen Bruchteil
der heutigen Bundes- und Landesvorschriften
gegeben. „Die
Banken waren freier in ihrem
Handeln, konnten vor der Einführung
vieler Regularien Neugründungen
und Wachstum des
Mittelstandes sehr einfach und
FOTO: 501ROOM & YSBRAND COSIJN/SHUTTERSTOCK.COM
pragmatisch unterstützen.“
Für den Geschäftsführer der
Fritz Stiefel GmbH im Neu-Ulmer
Stadtteil Burlafingen, einem
mittelständischen Systemlieferanten
für Produkte und Dienstleistungen
aus dem Bereich Hydraulik
und Pneumatik, hat dieser
Gründerboom einen Namen:
Ludwig Erhard, der Vater der
Sozialen Marktwirtschaft.
Ruf als Erfindernation
Doch was macht das Geschäftsmodell
so erfolgreich? Sind es
gar magische Kräfte? Für Albrecht
von der Hagen besitzen
Familienunternehmen in der Tat
so eine Art Zaubertrank: „Die
Idee, ein Unternehmen an die eigenen
Kinder weitergeben zu
können, verleiht Flügel.“
Die Idee, den
Betrieb an die
Kinder weitergeben
zu können, verleiht
Flügel.
Albrecht von der Hagen
Verband Familienunternehmer
Die Rolle des Firmenchefs hat sich in vielen Familienunternehmen geändert. Das Gemälde aber bleibt.
unternehmen [!]
VERANTWORTEN
33
Zur Person
Stefan Heidbreder
war nach seinem
Studium der Betriebswirtschaftslehre
zunächst für
Familienbetriebe tätig.
Seit 2005 ist er
Geschäftsführer der
gemeinnützigen Stiftung
Familienunternehmen.
Zudem
lehrt er an der TU
München und an der
Zeppelin Universität
Friedrichshafen.
Hinzu komme, dass die meisten
Familienunternehmer so sehr auf
ihre Kunden ausgerichtet sind, dass
die Weiterentwicklung von Produkten
viel schneller geschieht als bei
anderen Unternehmen. „So hat etwa
die Geschäftsführung von familiengelenkten
Weltmarktführern fünfmal
mehr Kundenkontakte als die
Geschäftsführung von börsennotierten
Unternehmen“, sagt der Hauptgeschäftsführer
vom Verband „Die
Familienunternehmer“. Hieraus resultiere
Deutschlands Ruf als Erfindernation.
„All dies passiert übrigens oft fern
von Forschungssubventionen und
Drittmitteln. Familienunternehmer
gehen meist mit ihrem eigenen Kapital
ins Risiko.“ Dadurch seien sie
schneller und wendiger als fremdkapitalisierte
Konzerne. Nach von
der Hagens Worten denken Familienunternehmer
dabei nicht so kurzfristig
in Quartalsberichten wie angestellte
Manager, die immerzu Analysten
begeistern müssen. Weil Familienunternehmer
in Generationen
denken, seien ihre Unternehmensentscheidungen
meist eher langfristig
und nachhaltig orientiert. „Auf
diese Weise prägen sie unsere komplette
Wirtschaftsstruktur.“
Stark in der Krise
Soll heißen: Auf Familienunternehmen
kann man sich
verlassen, auch
wenn in Deutschland
die Konjunktur
schwächelt.
Denn auch dann
gelten sie in der Bevölkerung
als stabi-
Eher schießen
sie Kapital in
das Unternehmen,
als reflexartig zu
entlassen.
Albrecht von der Hagen
Verband Familienunternehmer
lisierende Wirtschaftskräfte.
Ein Grund sind die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die übergroße Mehrheit der Bundesbürger
schätzt von der Hagen zufolge
Familienunternehmen als verlässliche
Arbeitgeber mit regionaler
Verwurzelung und guten Arbeitsbedingungen.
„Sie sind bekannt für ihr gesellschaftliches
Engagement. Auch haben
Familienunternehmer in der Regel
einen direkten Bezug zu ihren
Mitarbeitern.“ Diese enge Bindung
zur Belegschaft
führe dazu, dass
diese Unternehmen
Krisenzeiten
besonders gut
überstehen können.
„In der Wirtschafts-
und Finanzkrise
haben
Familienunternehmen
beispielsweise
ihre Mitarbeiter
eher gehalten
und von Massenentlassungen
oder gar Standortverlagerungen
ins
Ausland abgesehen.“
Das liege auch
daran, dass Familienbetriebe
den demografischen
Wandel und den Fachkräftemangel
besonders früh zu spüren bekommen,
denn sie sind häufiger in den
Regionen als in den trendigen Metropolen
zu finden. Sie halten daher
eher an Fachkräften fest, auch wenn
es kurzzeitig weniger zu tun gibt.
„Eher schießen sie neues Kapital in
das Unternehmen nach, als reflexartig
sofort zu entlassen.“
FOTO: 501ROOM /SHUTTERSTOCK.COM GEMÄLDE: MAX MESCHKOWSKI
Mehr Beschäftigte
Für Stefan Heidbreder
macht gerade
das Planen auf
lange Sicht Familienunternehmen
zu
einer festen Größe
im Land. „Während
viele Konzerne im
anonymen Streubesitz
zwangsläufig
der Kurzatmigkeit
der Kapitalmärkte
genügen müssen, meiden Familienunternehmen
unkalkulierbare Risiken.“,
erklärt der Geschäftsführer
der Stiftung Familienunternehmen.
Davon profitiere eine ganze Volkswirtschaft.
„Zwischen 2007 und 2016 erhöhten
die 500 größten Familienunternehmen
ihre Beschäftigung um
23 Prozent während die Vergleichsgruppe
der nicht-familiengeführten
Dax-Konzerne sie nur um 4 Prozent
steigern konnte.“
Gegründet 1907
und seit 1966 in
Göppingen am
Hauptfriedhof.
Derzeit in der
4.+5. Generation
immer für Sie da.
Andreas Lüttig
Steinmetz-
& Steinbildhauermeister
Hohenstaufenstr. 95
73033 Göppingen
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34
VERANTWORTEN unternehmen [!]
FOTO: 501ROOM & ELENA BLOKHINA/SHUTTERSTOCK.COM
Die Urform des Wirtschaftens
Der Kupferstich von 1909 zeigt ein Werk der heutigen The Coatinc Company.
Eine Schmiede machte
den Anfang. Die ältesten Familienunternehmen,
die sich
am längsten im Besitz einer
oder mehrerer miteinander
verbundener Familien befinden
und durchgängig wirtschaftsaktiv
waren, sind die 1502 gegründete
The Coatinc Company
Holding GmbH aus Siegen,
Heidbreder sieht durch die regionale
Verwurzelung von inhabergeführten
Betrieben zudem
Vorteile: „Familienunternehmen
sind an ihren Standorten häufig die
größten Arbeitgeber. Viele Gesellschafterfamilien
sind hier sozial
verwurzelt.“ Das alles trage dazu
bei, dass sich die Mitarbeiter mit
ihrem Arbeitgeber vor Ort identifizieren
und auch auf lange Sicht
verbunden bleiben. „Das hat am
Ende Vorteile für alle: Mitarbeiter,
Familienunternehmen und die ganze
Region“, ist Heidbreder überzeugt.
die William Prym Holding
GmbH (1530) aus Stolberg sowie
die Freiherr von Poschinger
Glasmanufaktur e. K. (1568)
aus Frauenau. Die Namen findet
man in einer Liste, die die
Stiftung Familienunternehmen
veröffentlicht hat. Demnach
sind neun der ältesten deutschen
Familienunternehmen
Anpassung ist alles
Auch Gerd Stiefel sieht
ein nachhaltig geprägtes
Denken und Handeln als
Erfolgsfaktor für mittelständische,
inhabergeführte Betriebe:
„Familienunternehmen denken
oftmals langfristiger und sind
durch die kleinere Größe in der Lage
schneller und flexibler auf Veränderungen
im Markt zu reagieren.“ Sehr
große Unternehmen benötigen Stiefels
Ansicht nach hier deutlich mehr
Zeit. Frei nach Charles Darwin: „Es
ist nicht die stärkste Spezies, die
überlebt, auch nicht die intelligen-
bereits seit mehr als 400 Jahren
in Familienhand. „Die Erhebung
zeigt, dass Familienunternehmen
von jeher ein untrennbarer
Teil unserer Gesellschaft
sind. Im Grunde die Urform des
Wirtschaftens überhaupt“,
sagt Stefan Heidbreder, Geschäftsführer
der Stiftung Familienunternehmen.
Heute brauchen
die Menschen
keinen Ersatzvater
im Unternehmen,
sondern einen Mentor.
Gerd Stiefel
Geschäftsführer Fritz Stiefel GmbH
teste, sondern eher diejenige, die am
ehesten bereit ist, sich anzupassen.“
Für den Neu-Ulmer Unternehmer
muss das jedoch nicht zwingend
in der Region geschehen, in
der das Familienunternehmen über
Jahrzehnte gewachsen ist: „Ich kenne
kaum noch ein kleineres, mittelständisches
Familienunternehmen,
das heute nicht in Osteuropa eine
Fertigungs- oder Vertriebsstätte betreibt.
Dazu muss man kein Globalplayer
sein.“
Es treffe nicht mehr zu, dass ein
Unternehmer seine Fachkräfte und
sein technisches Wissen ausschließlich
aus der Region bezieht. Das will
Stiefel auch als Warnung an all die
Kommunalpolitiker verstanden wissen,
die sich nicht vorstellen können,
dass kleine Firmen abwandern
könnten. „Hier sind schon ganze
Wertschöpfungsketten weggebrochen,
weil die Arbeit in Osteuropa
zu 50 Prozent von der EU subventioniert
wird.“
Für Gerd Stiefel sind die alten
Zeiten längst vorbei. Familienunternehmen
seien nicht nur zunehmend
international unterwegs, sondern
würden zudem auch modern und
nicht mehr wie früher oftmals gutsherrenmäßig
geführt: „Damals war –
etwas flapsig ausgedrückt – der
Seniorchef der Vater des gesamten
Unternehmens und
alle andern waren die Kinder.
Das geht heute nicht
mehr. Heute brauchen die Menschen
keinen Ersatzvater im Unternehmen,
sondern einen guten
Mentor.“
Das Gemälde des einstigen
Firmengründers muss deshalb
noch lange nicht weichen.
[!]
Stefan Loeffler
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Kreative Lösungen für die „Letzte Meile“
Attraktivere Innenstädte vs. steigendes Warensendungsvolumen und geforderte Lieferzeitverkürzung
durch ECommerce und Co.
Obergeschoss. Ganz nebenbei wird so ein
Mehrwert für die Anwohner geschaffen: Sie
können sich ihre Bestellung direkt in solchen
Verteilzentren abholen.
Weiterer Ansatz ist die Untervermietung von
(Lager-)Flächen bestehender Einzelhändler:
Hierdurch werden nicht nur zusätzliche Mieteinnahmen
zur eigenen „Stabilisierung“ generiert,
sondern insbesondere zusätzliche
Kundenfrequenz.
Ist allein eine Lagernutzung denkbar, so können
diese Flächen als sog. ‚Urban Fulfillment
Center‘ eine Zwischenstation auf dem Weg
vom Versandhändler zum Kunden sein. Oder
– eine kleinere Variante - Mikrodepots, in denen
dann lediglich die Sendungen für einen
einzelnen Block gesammelt werden.
In Deutschland spitzt sich die Lage an den
innerstädtischen Verkehrsknotenpunkten
immer weiter zu. Dies nicht zuletzt aufgrund
des boomenden E-Commerce und
dem deshalb weiter steigenden Lieferverkehr:
Same-Day- oder Same-Hour-Delivery-
Optionen sind mittlerweile gängige Anforderungen
der Konsumenten und das Paketsendungsvolumen
wird weiter steigen.
Als ausgewiesener Spezialist für Gewerbeund
Investmentimmobilien erreichen Objekta
Real Estate Solutions GmbH tagtäglich „ungewöhnliche“
Flächengesuche der Logistikdienst
leister:
Die bislang geläufigen riesigen Logistikhubs
an Autobahnkreuzen können diese Anforderungen
des Endverbrauchers nicht bedienen
– gebraucht werden kleinere, zentral gelegene
Verteilzentren mit schnellem Zugang zu dicht
bevölkerten Stadtlagen; nur eine dementsprechend
schnelle und effiziente „Last-Mile-Logistik“
macht eine Same-Day- und insbesondere
Same-Hour-Belieferung erst möglich.
Aber gerade im verdichteten urbanen Raum
konkurriert der zwingend notwendige zentrale
Logistikstandort mit Büro- und sonstigen
Dienstleistungsflächen und - politisch weitaus
brisanter – der Forderung nach mehr und
bezahlbarem innerstädtischen Wohnraum.
Doch welche Lösungsansätze gibt es hier?
Da für solche Büro- und Wohnnutzungen
Obergeschosse prädestiniert sind, ist der zentrale
Lösungsansatz, nicht mehr genutzte
bzw. ihrem ursprünglichen Zweck entsprechend
nicht mehr nutzbare Erdgeschoss-Flächen
für die Zwecke der Last-Mile-Logistik
umzuwidmen: Aufgrund weiter steigender Internetbestellungen
stehen immer mehr innerstädtische
Verkaufsflächen leer. Im Normalfall
verfügen diese aufgrund ihrer ursprünglichen
Nutzung auch über entsprechende
Anliefermöglichkeiten. Das bisherige Allheilmittel,
hier Gastronomie unterzubringen,
funktioniert nur in guten Lagen. Doch auch
dieser Markt ist irgendwann gesättigt; zudem
sind solche Lagen für eine City-Logistik
schlichtweg nicht bezahlbar.
Insofern geht es hier um 2er-Lagen abwärts –
und die gibt es immer mehr. Sollte die EG-Fläche
nicht ausreichen, so verfügen diese Geschäfte
in aller Regel über zusätzliche Lagerflächen
im Unter- oder auch in einem
Als Spezialist für Industrie- und Logistikimmobilien
sowie Büro- und Handelsflächen ist
Objekta Real Estate Solutions das Scharnier
gerade zwischen der herkömmlichen Logistik
und dem städtischen Einzelhandel. Michael
Wägerle, Geschäftsführer bei Objekta: „Die
Anforderungen an die Last-Mile-Logistikfläche
unterscheiden sich erheblich von denen
an die klassische Logistikfläche“, erklärt er,
„Eigentlich ist es nicht möglich, abstrakte Anforderungen
zu formulieren, sondern letztendlich
ist jede freie bzw. in Betracht kommende
Fläche zu prüfen, ob bzw. inwieweit
diese für Last-Mile-Logistik-Zwecke in Betracht
kommt. Da die Dienstleister mittlerweile
auch mit Ober- bzw. Untergeschossflächen,
Lastenaufzügen oder gesicherten Parkflächen
zu Recht kommen, ist die Identifizierung
solchermaßen geeigneter Flächen eine spannende
Aufgabe“.
www.objektarealestate.de
36
MACHEN unternehmen [!]
MONATGE: MAX MESCHJKOWSKI FOTOS: OLEKSANDRUM & FAENKOVA ELENA/SHUTTERSTOCK.COM
Entspannt abhängen
mit Hanf-Kakao
Chill Choc Ein Stuttgarter Start-up hat ein Getränk entwickelt,
das gegen Entzündungen, Krämpfe und Stress helfen soll.
Nach anderthalb Jahres ist es
soweit: 17 Partner von Südamerika
bis Österreich liefern die Rohstoffe
für die erste Charge des Getränks,
das Menschen die Gelassenheit
eines Faultiers verleihen soll.
A„Angefangen hat alles mit
einem Agrarprojekt in Guatemala“,
erinnert sich
Dave Tjiok, CEO und Mitgründer
bei Chill Choc. Als Volontär
für die Initiative „Dein Stück
Erde“ setzte er sich 2016 zusammen
mit seinem Freund Burkhard von Stackelberg
und anderen Umweltschützern
für die Erhaltung von fruchtbaren
Böden ein. Während die Forschungsgruppe
die Wirkweise von
sogenannter Terra Preta untersuchte
– einer fruchtbaren Schwarzerde,
die zum größten Teil aus Pflanzenkohle
und Kompost entsteht – probierten
die Kakao-Fans Trinkschokolade
aus örtlichen Manufakturen.
„Das Geschmackserlebnis hatte wenig
mit dem in Deutschland verbreiteten
Pulver zu tun“, sagt Tjiok.
Nur wenig THC
Die entscheidende Idee, die Chill
Choc von anderen Kakao-Getränken
unterscheidet, kommt den beiden
aber erst ein Jahr später. „Burkhards
Freundin leidet unter der Autoimmunerkrankung
Multiple Sklerose“, erzählt
der Stuttgarter Start-up Gründer.
„Um ihre Muskelkrämpfe zu lindern,
experimentierten wir deshalb
mit Nutzhanf.“
Illegal ist das nicht.
Denn anders als die
zur Herstellung der
weithin bekannten Rauschmittel
Marihuana und Haschisch
genutzte Cannabis-Art enthält
Nutzhanf nur geringste Mengen
des Halluzinogens THC. Wohl aber
den Wirkstoff Cannabidiol (CBD),
der entzündungshemmend, krampflösend
und entspannend wirkt. Tjiok:
„Perfekt also für den Durchschnittsbürger.“
Denn laut einer Studie der Techniker
Krankenkasse fühlt sich jeder
dritte Deutsche regelmäßig gestresst.
Schnell ist den beiden klar, dass sie
ihren heißgeliebten Kakaogeschmack
mit den heilsbringenden Eigenschaften
des Hanfs kombinieren
wollen. Dabei bringt der hohe Kakaogehalt
neben dem typisch schokoladigen
Geschmack einen weiteren
Vorteil. „Der Kakao dient als Trägerstoff
und sorgt dafür, dass das
CBD seine volle Wirkung entfalten
kann.“
Chill Choc, der Anti-Stress-
Drink, ist geboren. Bevor die ersten
fertig abgefüllten Produkttüten auf
dem Tisch stehen, ist es allerdings
unternehmen [!] MACHEN 37
Das Gründungsteam von Chill Choc: (von li.) Dave Tjiok, Laura
Rothgang, Christian Veit, Lena Glässel, Burkhard von Stackelberg.
ein weiter Weg. Neben etlichen
Geschmackstests muss das
braune Pulver unter anderem
auch wissenschaftliche Analysen
verschiedener staatlicher
Labore bestehen und die Freigabe
der Bundesopiumstelle erhalten.
„Wir haben das Rezept gut
100 Mal verändert“, berichtet
der CEO, der hauptverantwortlich
für alle juristischen, strategischen
und organisatorischen
Aufgaben im Social Start-up ist.
65 000 Euro aus eigener Tasche
Nach anderthalb Jahren und
65 000 Euro Investitionen aus
eigener Tasche ist es endlich soweit,
die erste Chill Choc Charge
wird produziert. Inzwischen
liefern 17 Zulieferer etwa aus
Kolumbien, Peru und der Dominikanischen
Republik aber auch
aus Deutschland und Österreich
die hochwertigen Rohstoffe,
welche in Brandenburg nach geheimer
Rezeptur und eigens
entwickelten Verfahren weiterverarbeitet
werden.
„Unser Ziel ist es nach und
nach ausschließlich mit kleinen,
nachhaltigen Kooperativen zusammenzuarbeiten“,
erklärt
Tjiok den für das Start-up Team
wichtigen Umweltaspekt. Teile
der Chill Choc-Erlöse fließen
zudem in Open-Source-Projekte
für den Humusaufbau, Bodenschutz
und die Bildung von
Die richtigen
Partner sind
das A und O. Werte
und Ziele müssen
zusammenpassen.
Dave Tjiok
Mitgründer von Chill Choc
Gründer-Duo
Chill Choc wurde im Juni
2016 von Dave Tjiok und
Burkhard von Stackelberg
gegründet. Seit 2018 bereichern
Christian Veit, Laura
Rothgang und Lena Glässel
als Co-Founder das Gründungsteam.
Das Social
Start-Up produziert ein Kakao-Hanf-Pulver
zur Herstellung
eines entspannenden,
nicht-halluzinogenen
Anti-Stress-Getränks. Chill
Choc ist per Amazon oder
Online-Shop in den Sorten
Original, DoubleChoc, Minze-Verbene,
Chili und seit
neustem „Extra“ mit extra
viel Hanf erhältlich. Bis
2020 soll Chill Choc auch
im Einzelhandel und als
Fertiggetränk verfügbar
sein. Mehr Informationen
unter: www.chillchoc.de
Kleinbauern in Sri Lanka und
Brasilien.
Das Prinzip ist einfach: Gesunde
Böden sorgen für gesunde
Pflanzen, aus denen gesunde
Nahrungsmittel für gesunde
Menschen hergestellt werden.
Nachhaltigkeit, die schmeckt,
wie die Vorbestellungen im
Wert von mehr als 11 000 Euro
durch die Crowdfunding-Kampagne
beweisen. Erste Fans findet
das Entspannungsgetränk
auf Messen, Festivals und durch
die Kampagne. Schnell entsteht
eine Community: In Sportlerkreisen
wird der Hanf-Kakao bereits
als Geheimtipp gegen Muskelkater
und Krämpfe gehandelt,
junge Frauen freuen sich
über die schmackhafte Linderung
von Regelbeschwerden.
„Zu unserer Zielgruppe gehört
jeder, der Kakao mag und ab und
zu Stress hat“, so der Kakao-Netzwerker,
der das Getränk
auch mal spontan im überfüllten
Bahnwagon vorstellt.
Fünf hochmotivierte Gründer
Aus dem einstigen Zwei-Mann-
Betrieb ist inzwischen ein fünfköpfiges
hochmotiviertes Gründer-Team
geworden. „Während
Laura, Lena und Chris sich um
Marketing und Vertrieb kümmern,
können Burkhard und ich
uns auf die Produktentwicklung
konzentrieren“, freut sich der
studierte Maschinenbauer und
Chemiker. Ganz ohne Hilfe geht
es manchmal aber dennoch
nicht. Etwa wenn plötzlich eine
komplette Ladung bestellter Kakao
auf der Reise nach Deutschland
verloren geht.
„Plötzlich mussten wir uns
kurzfristig um Ersatz bemühen,
die Zusatzfinanzierung stemmen
und Rezepturen anpassen.“
Unterstützung und Räumlichkeiten
finden die Jungunternehmer
in solchen Fällen beispielsweise
bei den Coaches des Social
Impact Labs im Stuttgarter
Osten. „Die richtigen Partner
sind das A und O. Werte und
Ziele müssen unbedingt zusammenpassen“,
gibt der Gründer
seine Erfahrung an andere weiter.
Und wenn es doch mal drunter
und drüber geht, hilft eine
Tasse Chill Choc beim Gedanken
ordnen. [!] Ronja Gysin
38
FINANZIEREN unternehmen [!]
Wohin bloß
mit dem Geld?
Vermögensmanagement Dank der guten
Konjunkturentwicklung und höherer
Finanzpolster treffen auch Mittelständler
die Negativzinsen. Doch es gibt
Ausweichmöglichkeiten – nicht alle
sind sinnvoll.
Die Zinsen in
der Eurozone
werden auch in
den kommenden
Jahren so niedrig bleiben wie
heute – dieser Satz hat Mario
Draghi, ehemaliger Chef der Europäischen
Zentralbank (EZB)
auf der letzten Pressekonferenz
seiner Amtszeit Ende Oktober
fallen lassen. Er wird nicht nur
institutionellen Investoren und
privaten Anlegern lange Zeit in
den Ohren klingeln. Auch vielen
Mittelständlern bereitet die
ultra-lockere Geldpolitik der
EZB zunehmend Kopfzerbrechen.
Denn die Geschäftsbanken
müssen für die Einlagen, die
sie bei der EZB unterhalten, Negativzinsen
zahlen – zurzeit einen
halben Prozentpunkt. Diese
Kosten geben sie zunehmend
an ihre vermögenden Privatkunden,
aber auch an
Firmenkunden weiter.
Davon betroffen sind nicht
nur Großkonzerne, sondern immer
häufiger auch kleinere und
mittlere Unternehmen (KMU)
in klassischen Industriebereichen.
Dank der positiven Konjunkturentwicklung
der vergangenen
Jahre ist die Eigenkapitalquote
vieler Unternehmen stetig
gestiegen, sagt Volker
Wittberg, Prorektor der Fachhochschule
des Mittelstands
(FHM). Untersuchungen seines
Instituts zufolge verfügt mehr
als die Hälfte des Mittelstands
über ein nennenswertes Finanzpolster.
„Im Durchschnitt beträgt
die freie Liquidität 2,5 Millionen
Euro“, sagt Wittberg.
ILLUSTRATIONEN: ZENZEN/SHUTTERSTOCK.COM
Dieser Zuwachs an Finanzkraft
wird gerade für KMU aber
zum Bumerang. Für höhere Guthaben
auf dem laufenden Konto
– der konkrete Freibetrag variiert
je nach Geldinstitut zwischen
100 000 und 1 Million
Euro – werden die Unternehmen
mit Verwahrentgelten zur
Kasse gebeten. Unter Umständen
sind Firmeneigentümer
gleich doppelt davon betroffen,
wenn sie auch auf ihrem Privatkonto
Reserven vorhalten. Nach
einer aktuellen Commerzbank-Studie
haben 29 Prozent
der deutschen Mittelständler in
Im Durchschnitt
beträgt die
freie Liquidität
der Betriebe 2,5
Millionen Euro.
Volker Wittberg
Prorektor FH Mittelstand
Mini- und Negativzinsen
stehen einem großen
Anlagebedarf der
Unternehmen gegenüber.
den vergangenen zwölf Monaten
Negativzinsen bezahlt.
Zwei grundsätzliche Optionen
„Viele Firmenverantwortliche
stellen sich in dieser paradoxen
Situation, in der Guthabenzinsen
– letztlich aus politischen
Gründen – abgeschafft worden
sind, die Frage, wie sie reagieren
sollen“, sagt Ralph Blankenberg,
Vorstandssprecher der
Volksbank Ulm-Biberach. Erste
Option mit gleichzeitig der
höchsten Rendite ist zweifellos
mit frei verfügbaren Geldern
Kredite zu tilgen. Eine geringe-
unternehmen [!] FINANZIEREN 39
re Verschuldung senkt die laufenden
Fremdkapitalkosten –
und zwar in Höhe der gesparten
Zinsen. Allerdings: Mit der Ablösung
von Krediten sind diese
Mittel dem laufenden Betrieb
dauerhaft entzogen. Angesichts
der unsicheren Konjunkturaussichten
zögern viele Unternehmen,
ihre finanziellen Reserven
auf diese Weise zu schmälern.
Doch häufig mangelt es Geschäftsführern
und Eigentümern
an einer durchdachten
Anlagestrategie dafür – meist,
weil sie sich mit diesem Thema
bislang nie beschäftigen mussten.
Das ist eines der Ergebnisse
einer aktuellen Umfrage der
Commerzbank zum Anlageverhalten
deutscher Unternehmen.
Befragt wurden 500 Entscheider
in Unternehmen mit einem Jahresumsatz
von mehr als 15 Millionen
Euro. Nach den Worten
von Commerzbank-Manager
Haibt verfolgen die meisten Firmenverantwortlichen
eine Art
Vermeidungsstrategie oder sie
halten es mit dem Prinzip:
Schuster, bleib bei deinen Leisten.
37 Prozent der Befragten legen
laut Haibt freie Mittel in sichere
Anlagen an, 32 Prozent investieren
in den eigenen Betrieb.
Immerhin ein Fünftel
(26 Prozent) erwägt jedoch den
Wechsel der Bank oder die Eröffnung
einer zweiten Bankverbindung
– meist, um dort Gelder
anzulegen.
Termineinlagen stehen dabei
der Umfrage zufolge ganz oben
auf der Liste der bevorzugten
Anlageformen. 41 Prozent der
befragten Firmen parken zumindest
einen Teil ihrer Liquidität
befristet für einen Monat oder
länger auf einem Festgeldkonto.
Der Haken dabei: Die Zinsen für
kurze Laufzeiten liegen im Moment
nur knapp über der Nulllinie.
Dennoch legen nach den
Worten von Haibt die Hälfte der
Unternehmen ihr Geld mit einem
Zeithorizont von bis zu einem
Jahr an. Im Vorjahr seien
noch längerfristige Anlagen im
Vordergrund gestanden, sagt
der Commerzbank-Manager.
Nur wenig Festgeld-Angebote
Viele Banken bieten aber überhaupt
keine Festgeldkonten
mehr an, weil sie mit Geldern
überflutet werden. Die Commerzbank
zum Beispiel arbeitet
daher für ihre Kunden mit dem
Portal Weltsparen.de zusammen.
Dort bieten zum Beispiel
portugiesische, italienische oder
bulgarische Banken Festgeldanlagen
an. Je nach Laufzeit werden
dafür zwischen 0,5 und
1,5 Prozent geboten.
Grundsätzlich gilt: Die Anlagedauer
des Geldes sollte der
Betrieb genau mit seinen laufen-
INDIVIDUELLE
EINRICHTUNGS-
BERATUNG
von
Gestalten Sie mit uns
Ihren persönlichen
Wohntraum
P
40
FINANZIEREN unternehmen [!]
ILLUSTRATION: ZENZEN/SHUTTERSTOCK.COM
Spezialmodell für günstigere Konditionen
Besseren Zinserträgen nachzujagen, birgt auch deutlich höhere Risiken.
den Liquiditätsanforderungen abgleichen
und daran anpassen. Anders
als beim Giro- oder Tagesgeldkonto
ist eine vorzeitige Verfügung
bei Terminanlagen nicht möglich.
Die Anlagedauer muss daher gut
überlegt sein.
Für Unternehmen, die einen
Teil ihrer Liquidität langfristig
investieren können, haben
einige Kreditinstitute ein
besonderes Modell parat: Die
Firma erwirbt eine oder mehrere
Wohnimmobilien. Diese
Objekte dienen die Unternehmen
unmittelbar der Hausbank
als Sicherheit für die Einräumung
einer Kontokorrentlinie
an. Weil die Banken mit
den – üblicherweise schuldenfreien
– Immobilien eine Sicherheit
an die Hand bekommen
und die Zinsen am Kapitalmarkt
niedrig sind, können
sie diese Linie im Vergleich zu
einem normalen Kontokorrentkredit
zu sehr günstigen
Alternative Geldmarktfonds
„Außerdem sollte beachtet werden,
dass der Einlageschutz in vielen
Ländern nicht so hoch ist wie in
Deutschland. Selbst bei einer Bankenpleite
in einem EU-Land braucht
es erfahrungsgemäß viel Zeit, bis die
Einlagekunden ihr Geld zurückhaben“,
gibt Blankenberg zu bedenken.
„Unternehmensverantwortliche
sollten sich daher fragen, ob dieses
Risiko für ein paar Zehntel Prozentpunkte
wirklich lohnt. Schließlich
müssen sie sicherstellen, dass ihr liquides
Vermögen sicher und verfügbar
ist. Das ist existenzielle Grundlage
ihres Betriebs.“
Firmen, die kein nennenswertes
Auslandsgeschäft haben, empfiehlt
Blankenberg als Alternative ihre
„Bodensatzliquidität“ in Geldmarktfonds
anzulegen. Diese Fonds legen
ihre Mittel am Geldmarkt und in sicheren
Anleihen mit sehr kurzen
Restlaufzeiten an. Das Anlagerisiko
ist dadurch vergleichsweise gering,
Kursverluste aber nicht gänzlich
ausgeschlossen.
Die Anteile können werktäglich
an die Fondsgesellschaft zurückgegeben
und damit zu Geld gemacht
werden.Hohe Renditen sind bei die-
Konditionen anbieten. Der Effekt:
Das Unternehmen hat
seine langfristige Liquidität
untergebracht. Gleichzeitig
verfügt es über eine kostengünstige
Finanzierungsmöglichkeit
und profitiert im Idealfall
noch vom langfristigen
Wertzuwachs der erworbenen
Immobilien.
Zur Person
Ralph Blankenberg
war im Laufe seiner
Karriere unter anderem
für die Landesbank
Baden-Württemberg
und die DZ-
Bank tätig. 2011 kam
er zur Volksbank
Ulm-Biberach, seit
2013 ist er deren Vorstandssprecher.
sem Anlagekonzept derzeit nicht zu
erwarten, aber genauso wie bei einer
Terminanlage umgehen Firmen
mit der Umschichtung von liquiden
Mitteln in ein Fondsinvestment Abgaben
auf hohe Guthabenbestände.
Für Unternehmen mit hohem Exportanteil
bietet sich eine andere
Möglichkeit an. „Wer zum Beispiel
sehr viel Geschäft in Nordamerika
macht, kann überlegen entweder
hier oder vor Ort ein Dollar-Anlagekonto
zu eröffnen und damit von
den höheren US-Zinsen zu profitieren“,
sagt Blankenberg. „Allerdings
kommt eine solche Anlage wirklich
nur dann infrage, wenn die Firma in
dem entsprechenden Währungsraum
auch nennenswertes Geschäft
macht, so dass dort regelmäßig Umsätze
anfallen und Zahlungen zu tätigen
sind. Sonst ist das Währungsrisiko
zu groß.“
Firmenchefs
müssen sich
fragen, ob sich dieses
Risiko für ein paar
Zehntel Prozent lohnt.
Ralph Blankenberg
Volksbank Ulm-Biberach
Angesichts der vertrackten Situation
hält es der Volksbank-Vorstandschef
für ratsam, dass sich jeder
Finanzverantwortliche Gedanken
über die Struktur der Liquidität
machen. „Entscheidend ist die Frage:
Welcher Teil der vorhandenen
Liquidität ist unmittelbar betriebsnotwendig?“,
so Blankenberg. Die
Antwort darauf ist im Einzelfall
nicht immer einfach zu finden. Aber
häufig lässt sich anhand der betriebseigenen
Finanzdaten ermitteln
wie viel Liquidität erfahrungsgemäß
zum Beispiel für 30 oder 90 Tage
vorgehalten werden muss. Auf dieser
Basis können dann für die darüber
hinausgehenden Mittel entsprechende
Anlagen getätigt werden.
„Eine Ideallösung gibt es in der
derzeitigen Zins- und Anlagesituation
nicht“, sagt er.
Für die Firmen gehe es bei ihrem
Liquiditätsmanagement darum, von
zwei Übeln das kleinere zu wählen:
„Den Verzicht auf Verwahrungsentgelte
erkaufen sie sich mit mehr
oder weniger höheren Anlagerisiken.“
[!] Thomas Luther
unternehmen [!] RESSORTAnzeige
41
Hier ist Weitsicht eingebaut.
Das ZEISS Forum als besonderer Ort für Veranstaltungen und Treffen
in modernem Ambiente
Was macht das ZEISS Forum in Oberkochen
zu einem besonderen Veranstaltungsort?
Wir bieten exzellenten Service und optimale
Rahmenbedingungen für Veranstaltungen und
Meetings in unterschiedlicher Form. Unsere
Veranstaltungsräume sind selbstverständlich
mit modernster Technik ausgestattet. Nichts
anderes wird erwartet, wenn man sich bei ZEISS
trifft. Aber das, was unser ZEISS Forum so besonders
macht, ist die einzigartige Kombination
aus erlebbarer Technologie- und Innovationsgeschichte,
sowie die Ausrichtung auf Zukunft, die
in allen Räumen spürbar ist. Denn ZEISS steht
für die Vernetzung von Wissenschaft, angewandter
Forschung und Technologieentwicklung
auf höchstem Niveau.
Das kann man im ZEISS Museum der Optik, im
Herzen des ZEISS Forum, hautnah erleben. Es
führt aus der Geschichte der optischen Industrie
in die Gegenwart und Zukunft der modernen
Optik. Hinzu kommt eine besondere Aura, denn
in unseren Räumlichkeiten diskutieren die kreativsten
Köpfe über die zukunftsweisenden Innovationen
und Technologien von Morgen. Das ist
das sogenannte „gewisse Etwas“, das uns auch
unsere Gäste immer wieder bestätigen. Unsere
Räumlichkeiten haben eine Strahlkraft, die jede
Veranstaltung bereichern kann.
Welche Veranstaltung und welche Gäste sind
Ihnen in Erinnerung geblieben?
Das Forum wurde in diesem Jahr 5 Jahre alt, und
wir können auf eine Fülle von Veranstaltungen
zurückblicken, die nicht nur auf Firmenevents
oder Business-Meetings beschränkt, und jeweils
sehr unterschiedlich waren. Gäste im Forum
waren auch Künstler, Musiker, Politiker,
Wissenschaftler bis hin zu Nobelpreisträgern,
aber auch Top Manager großer Unternehmen
und andere Vertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft.
So gab es viele unterschiedliche Veranstaltungen
mit interessanten Gästen. Ich möchte
gar keine Person explizit herausstellen, da für
uns jedes Event einzigartig ist.
Beschreiben Sie doch kurz Ihr Team und den
Service, den Sie den Gästen bieten?
Wir bieten Veranstaltungsmanagement auf
höchstem Niveau. Dafür arbeiten wir mit zuverlässigen
Dienstleistungspartnern zusammen,
um den Erfolg einer jeden Veranstaltung zu gewährleisten.
Das fängt mit einer maßgeschneiderten
Planung der Veranstaltung an und geht
über Deko und Catering bis hin zur kompetenten
Betreuung vor Ort. Unser Ziel ist es, einen
exklusiven Rahmen zu schaffen, der individuell
auf den Event zugeschnitten ist. Hinzu kommt,
dass unsere Tagungsräume modern und technisch
sehr gut ausgestattet sind. Erst kürzlich
haben wir umfangreiche Modernisierungsarbeiten
abgeschlossen und unsere Räume strahlen
nun in neuem Glanz. Es macht einen stolz, einen
idealen Veranstaltungsort anbieten zu können,
an dem fast alles möglich ist.
In Zahlen:
Flexibel gestaltbare Räume für
5 – 260 Personen auf rund 2000 m 2
Mod. Präsentations- & Veranstaltungstechnik
Ausstellungsflächen auf drei Ebenen
Catering
hauseigener Steinway-Flügel
Übersetzungs-, Foto- und Videoteam a. A.
Servicepaket (Rahmenprogramm, Hotelbuchungen,
Shuttle-Service)
Ihr Kontakt
Sabine Weiland
Leiterin ZEISS Forum
Carl-Zeiss-Strasse 22
73447 Oberkochen
Telefon: +49 (0) 73 64 - 20 4040
Telefax: +49 (0) 73 64 - 20 62451
E-Mail: zeissforum@zeiss.com
https://www.zeiss.de/zeissforum
42 MACHEN
Das Gesamtpaket muss
stimmen, um letztlich Kunden
und Unternehmer zufrieden
zu stellen, davon sind die
Geiger-Brüder überzeugt.
100 Jahre
MONATGE : MAX MESCHKOWSKI FOTOS: GIACINTO CARLUCCI & KUNERTUS/SHUTTERSTOCK.COM
Die Carl Lohrmann
GmbH wurde 1919
von Carl Lohrmann in
Göppingen gegründet
und 1948 von dessen
Neffen Ludwig Geiger
übernommen. In der
Nachfolge seines Sohnes
Peter Geiger leiten
nun seine Enkel Michael
(Dipl.-Betriebswirt)
und Christian (Software-Ingenieur)
das inzwischen
in Albershausen
ansässige Familienunternehmen
in vierter
Generation. Am Standort
Albershausen stehen
dem Unternehmen vier
Hallen zur Verfügung. Im
vergangenen Jahr hat das
Unternehmen rund drei
Millionen Euro erwirtschaftet.
2019 feiert die Firma ihr
100-jähriges Jubiläum.
Packend anders
Lohrmann Die Geschäftsführer Michael und Christian Geiger führen das Unternehmen für
Verpackungstechnik in vierter Generation. Wachstum ist nicht ihr oberstes Ziel.
Der Wachstumsdruck,
der andere Manager
umtreibt, scheint an
Michael und Christian
Geiger schlichtweg abzuperlen.
Die beiden Brüder leiten das
Familienunternehmen Lohrmann
in Albershausen. Zusammen
mit zehn Mitarbeitern versorgen
sie Kunden mit Verpackungs-
und Befestigungstechnik.
So ist es seit Jahren und so
soll es bleiben: „Unsere Größe
ist perfekt“, findet Michael Geiger,
der einst als Vertriebler in
den Familienbetrieb eingestiegen
ist. Mit ihm und Bruder
Christian sitzt inzwischen die
vierte Generation am Steuer
des 1919 von Carl Lohrmann gegründeten
Unternehmens. Viele
Mitarbeiter gehören seit
Jahrzehnten zur verlängerten
Familie und darin – so Geiger –
liegt ein Teil
des Erfolgsrezeptes.
„Kontinuität
und Zusammenhalt
sind uns wichtiger
als der
Kontinuität
und
Zusammenhalt
sind uns wichtiger
als schneller Erfolg.
schnelle Erfolg.“
Dennoch Michael Geiger
steigt der Jahresumsatz,
den
Geschäftsführer
die Albershäuser unter anderem
mit Kartonagen und Folien,
Umreifungs- und Stretchmaschinen
sowie Druckluftnagelgeräten
erwirtschaften. Kein
Wunder, denn zahlreiche Unternehmen
zwischen Stuttgart
und Ulm setzen auf die Expertise
der Packprofis.
„Unsere
Kunden kommen
aus Industrie
und
Handwerk“,
sagt Geiger.
Das Spektrum
reicht vom
kleinen Dachdeckerbetrieb
über metalloder
holzverarbeitende Mittelständler
bis hin zu Automobilund
Luftfahrtkonzernen. Eine
gelungene Mischung, wie der
41-Jährige findet. Denn so ist
Lohrmann nicht vom Wohlergehen
einer einzelnen Branche
abhängig.
Wichtig ist den Geschäftsführern
eine verbindliche, ehrliche
Art des Miteinanders, sowohl
im Team als auch mit Kunden
und Lieferanten. „Es ist
eine der größten Herausforderungen
unserer Zeit, dafür zu
sorgen, dass sowohl unsere
Umwelt als auch unsere psychische
und physische Gesundheit
erhalten bleiben. Das verstehe
ich unter dem Begriff Nachhaltigkeit.“
Auf Produktseite wird
dieser Wert etwa durch Innovationen
wie die Power-Stretchfolie
sichtbar. Hergestellt aus
unternehmen [!] MACHEN 43
Hochleistungsgranulat besitzt
die Folie ein höheres
Dehnvermögen und senkt
den Materialverbrauch um
bis zu 50 Prozent.
Dass die Nachfrage nach
umweltfreundlichen Produkten
steigt, merken die
Albershäuser bereits seit einigen
Monaten. Und auch,
dass nicht alles Gold ist,
was glänzt. So kann Luftpolsterfolie
aus Plastik mit
Blick auf die Gesamt-Ökobilanz
sinnvoller sein als
Papierfüllmaterial, weil von
dieser 15 Mal weniger Material
benötigt wird. „Auf
der Suche nach den besten
Lösungen müssen wir die
Thematik unbedingt ganzheitlich
betrachten“, sagt
Geiger. Cradle-to-cradle
nennt er das, was im übertragenen
Sinn „Von der Wiege
zur Wiege“ bedeutet.
Innovationen in der Verpackungsindustrie müssen nicht aus Papier sein: Die Power-Stretchfolie ist
Geiger zufolge dermaßen dehnfähig, dass bis zu 50 Prozent des Materials eingespart werden können.
Wissen wir,
dass ein Kunde
häufig zu spät
bestellt, rufen wir
an und erinnern ihn.
Michael Geiger
Lohrmann GmbH
Online-Tool in Arbeit
Dabei handelt es sich um ein
Konzept für eine durchgängige
Kreislaufwirtschaft. Materialien
werden entweder in biologische
Kreisläufe zurückgeführt
– also natürlich abgebaut
– oder dauerhaft im Kreislauf
gehalten. „Wir setzen
daher stark auf wiederverwendbare
Materialien.“ Um
diese Fachexpertise auch den
Kunden zugänglich zu machen,
arbeiten die Brüder momentan
an einem Online-Tool, das per
Ampelfunktion die Stärken und
Schwächen verschiedener Verpackungsoptionen
im Gesamtprozess
betrachtet. Dazu hat
das Team Daten aus unabhängigen
Quellen gesammelt und
aufbereitet.
Auch in Bezug auf die Kundenbeziehungen
selbst legen
die Brüder Wert auf Langfristigkeit.
Diese entsteht nicht selten
über eine persönliche Ebene.
„Wissen wir beispielsweise,
dass ein Kunde häufig zu
spät bestellt, rufen wir an und
erinnern ihn. Genauso fragen
wir nach, wenn Kunden für sie
ungewöhnliche Mengen bestellen.“
Lohrmann agiert sozusagen
als ausgelagerte Verpackungsabteilung.
Diese Verlässlichkeit
und das Mitdenken machen
sich bezahlt.
Werbung ist für Lohrmann
ein Fremdwort. Die Verpackungs-
und Befestigungsexperten
gewinnen neue Kunden
größtenteils per Mundpropaganda.
Um das ihnen entgegengebrachte
Vertrauen auch während
des Generationenwechsels
aufrechtzuerhalten, haben
sich Vater und Söhne viel Zeit
zur Übergabe des Zepters gelassen.
Beinahe zehn Jahre.
„Eine Phase, die ich in sehr positiver
Erinnerung habe“, sagt
Michael Geiger. Nicht zuletzt,
weil die drei Männer bis dato
selten so viel Zeit miteinander
verbracht haben. Erst 2016 zieht
sich Peter Geiger, der 40 Jahre
lang die Geschicke von Lohrmann
geleitet hat, zurück.
Noch heute verbringt der
70-Jährige einen Teil seiner
Freizeit im nachbarschaftlichen
Betrieb. Das Verhältnis zwischen
Vater und Söhnen ist
herzlich und eng, ebenso das
der beiden Brüder. „Trotzdem
bleiben hitzige Diskussionen
nicht aus“, schmunzelt der Ältere.
Letztendlich werde man
sich aber immer einig. Auch
wenn es um das Ziel des jährlichen
Brüderwochenendes geht
– bei dem die Firma ganz bewusst
Zuhause bleibt. [!]
Ronja Gysin
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44
LEBEN unternehmen [!]
Kunst ist
seine Passion
Die private Seite Der Wirtschaftsprüfer
Werner Schneider zeigt seine Sammlung
nicht nur in den Räumen seiner Kanzlei.
Einige Werke sind öffentlich zugänglich.
Kunst begegnet dem Besucher
überall: in den
Büros, Treppenhäusern
und Fluren, an der Fassade
und in allen Niederlassungen
der Wirtschaftskanzlei SGP.
Für Werner Schneider gehört
sie dort auch hin, in den Alltag.
Ob es die Mitarbeiter positiv beeinflusst
kann er nicht sagen,
„aber schaden tut es jedenfalls
nicht“.
Die persönliche
Beziehung
zwischen Künstler,
Kunst und mir hat
Auswirkungen.
Werner Schneider
Wirtschaftsprüfer und Sammler
Dieser lockere Umgang mit
Kunst, mit einer Sammlung die
bedeutende und weniger bekannte
Künstler vereint, kennzeichnet
den Neu-Ulmer Sammler.
Er lässt nicht kaufen, sondern
kauft von Künstlern, die er
kennt und sammelt Kunst, die
ihm gefällt. „Die persönliche Beziehung
zwischen dem Künstler,
seiner Kunst und mir hat
Auswirkungen auf meine Sammlertätigkeit.
Das ist das einzige
Kriterium – die Sammlung verfolgt
daher wenig Sinn“, konstatiert
er augenzwinkernd.
Das ist keine Koketterie. Effekthascherei
und Selbstinszenierung
passen nicht zu der eher
zurückgenommen Art des erfolgreichen
Unternehmers. Die
Ausnahmen, Werke von Künstlern
wie Joseph Beuys, die er
nicht persönlich kennt oder
FOTOS: MATTHIAS KESSLER
Egal ob Engel
oder Abstraktes:
Kunst, die
Werner Schneider
kauft und
sammelt, muss
ihm zuallererst
gefallen.
nicht kennenlernen konnte, machen
nur rund 5 Prozent der gesamten
Sammlung aus.
Sich mit Kunst, mit Künstlern,
mit Theater und Design zu
beschäftigen war für Werner
Schneider bereits während seiner
Studienzeit in Wien ein wesentlicher
Lebensinhalt. Das
war Mitte der 1960er Jahre, der
Zeit des Fantastischen Realismus,
und der 21-jährige Student
fand in der Wiener Kunstszene
ein sehr spannendes Pendant
zum Studium der Wirtschaftswissenschaften.
Prägende Erfahrung in Wien
„Die Präsenz war entsprechend
verteilt“ meint er schmunzelnd.
Seine Aufmerksamkeit galt wohl
beiden Bereichen gleichermaßen.
Deutschlandweit und auch
international wurde Schneider
zu einem der bekanntesten
Wirtschaftsprüfer und Insolvenzverwalter.
Die Begegnung mit der
Kunstszene blieb dennoch prägend
für sein weiteres Leben.
Als Insolvenzverwalter war
Werner Schneider einige Jahre
in Kanada und in New York tätig
und betrieb in der Stadt
auch eine Galerie. Zusammen
mit der Ehefrau des Künstlers
Shimon Okshteyn vertrat
er Progressive Kunst.
„Das war spannend, aber
wirtschaftlich ein Flop.“
Zu Schneiders
Sammlung
gehört auch
diese Skulptur
von Bernar
Venet.
unternehmen [!] LEBEN 45
Im Garten der Wirtschaftskanzlei SGP in Neu-Ulm hat Werner Schneider einen „Kunstpark“ angelegt. Foto: Matthias Kessler
Werner Schneider kaufte erste
Kunstwerke, war einer der intensivsten
Sammler von Werken
des russischen Künstlers Shimon
Okshteyn mit dem ihm
nicht zuletzt über dessen Frau
noch heute eine enge Freundschaft
verbindet. Aktuell hat er
zusammen mit Okshteyn einen
monografischen Bildband publiziert.
Der einzige bislang, denn
eine Publikation über die Sammlung
selbst gibt
Seine
Bibliothek
von Kunstbänden
stellt er seinen
Mitarbeitern zur
Verfügung.
es nicht. „Mir
reicht, dass es
digital archiviert
ist, damit
ich weiß, wo
welches Kunstwerk
hängt.“
Mit der Expansion
seines
Unternehmens
wuchs auch die Möglichkeit
mehr Kunst aufzuhängen. Rund
1300 Werke umfasst die Sammlung
heute. Und es geht weiter,
wenn auch langsamer. Inzwischen
hat Schneider seine Unternehmensanteile
an seinen
Partner Arnd Geiwitz verkauft,
und widmet sich der Verwaltung
der gemeinsamen Beteiligungen
und der Kunst.
Im Herbst entstand auf dem
Gelände der Unternehmensberatung
in Neu-Ulm das größte
Kunstwerk Süddeutschlands.
Schneider ließ die Fassade eines
Gebäudes vom Düsseldorfer
Künstler Horst Schuler mit einer
außergewöhnlichen Fassaden-
und Lichtinstallation bespielen.
Mit dem unübersehbaren
Bogen von Bernar Venet an
der Eingangsfassade und dessen
Skulptur am neuen Gebäude
Richtung Bahnhof holt Werner
Schneider wie
auch mit dem
Skulpturenpark
und der
Lichtkastenartigen
Gestaltung
der Tiefgarage
des
Leipziger
Künstler Kaeseberg
einmal
mehr Weltkunst nach Neu-Ulm.
Die renommierte Kunstzeitschrift
„art“ bildete in einem Artikel
über Bernar Venet eine
Skulptur in Hongkong neben
der in Neu-Ulm ab. Ganzseitig,
auf demselben Niveau. Das
macht ihn stolz, und schmerzt
zugleich, denn in Neu-Ulm wird
die Bedeutung dieser Werke wenig
wahrgenommen. Der Park
und die Venet Skulpturen sind
Teil des öffentlichen Raums und
www.szp-ulm.de
werbung muss groß sein.
46 LEBEN unternehmen [!]
Galerie und Kanzlei unter einem Dach
Für die Mitarbeiter ist die Sammlung allgegenwärtig: im Flur, in den Büros, an der Fassade
Die Wirtschaftskanzlei SGP
Schneider Geiwitz besteht seit
über 40 Jahren. 1972 startete
Werner Schneider als Steuerberater
und Insolvenzverwalter.
Seit 1995 ist Arndt Geiwitz im
Kanzleiverbund, 2004 wurde er
Partner von Werner Schneider.
Ende 2016 zog sich Schneider
aus dem operativen Geschäft
zurück. Die Kanzleigruppe beschäftigt
derzeit rund 320 Mitarbeiter
an bundesweit 23
Standorten.
Ein Teil der Sammlung ist im
Skulpturenpark und und an der
Fassade des Firmensitzes an der
Neu-Ulmer Bahnhofstraße 41 zu
sehen und frei zugänglich. Die
Galerie im Venet-Haus adressiert
an derselben Adresse und
wird von Verena Schneider geführt.
Dort sind Werke etwa von
Barbara Husar, Benjamin Schubert,
Dieter Blum oder auch
Günther Uecker zu sehen. Öffnungszeiten:
mittwochs bis freitags
16 bis 19 Uhr.
Zur Person
Werner Schneider
studierte Betriebswirtschaftslehre
in
Wien und Erlangen.
Der in Ulm geborene
Kunstsammler hat
sich 2016 aus dem
aktiven Geschäft der
Kanzlei zurückgezogen.
eine Bereicherung für die Stadt. Die
bekommt von Schneider, genauer
von seiner Stiftung – ebenso wie
Ulm – eine jährliche Zuwendung
von 30 000 Euro für Kunstankäufe
oder ähnlich zweckgebundene Ausgaben.
Seit er nicht mehr operativ im
Unternehmen tätig ist, kann er sich
neben der Kunst seiner zweiten Leidenschaft,
den Büchern, widmen. Im
Eingangsbereich des neuen Gebäudes
stellt er seine Bibliothek repräsentativer
Bildbände über Kunst,
Möbeldesign und Architektur auch
den Mitarbeitern zur Verfügung. Als
Kontrast zu Nachschlagewerken
zum Steuerrecht, so seine Begründung.
Ob es genutzt wird weiß er
nicht, aber es ist ein Angebot. Kunst
Mir reicht, dass
die Sammlung
archiviert ist, damit
ich weiß, wo welches
Kunstwerk hängt.
Werner Schneider
Wirtschaftsprüfer
ist seine ganz persönliche Passion,
die von seiner Frau toleriert, aber
nicht geteilt wird.
Seine Leidenschaft lebt Werner
Schneider seit über 50 Jahren. Immer
mit dem Wunsch nach dem persönlichen
Kontakt zum Künstler
und der Herausforderung etwas zu
seiner Entwicklung beizutragen.
Durch Käufe, aber auch durch Kritik.
Ist der Künstler langfristig erfolgreich
und seine Arbeiten erfahren
eine entsprechende Wertsteigerung
freut das Werner Schneider in
mehrfacher Hinsicht: als Freund des
Künstlers, als Kunstliebhaber und
Sammler, und nicht zuletzt als wirtschaftlich
denkender Unternehmer,
der die richtige Entscheidung getroffen
hat. [!] Sigrid Balke
unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 47
Humane Technik
in der Pflege
Studie Ein innovatives Pflegenetzwerk
aus Praxis, Wirtschaft
und Forschung – das ist eines
der Ziele des Projekts Care Regio,
das jetzt vom bayerischen
Gesundheits- und Pflegeministeriums
mit 500 000 Euro gefördert
wird. Im Rahmen einer einjährigen
Studie wollen die
Hochschulen Kempten, Augsburg
und Neu-Ulm gemeinsam
ein Konzept für technisch und
digital unterstützte Pflege erarbeiten.
Beruflich und häuslich
Pflegende sollen spürbar entlastet
werden.
Moderne
Websites
Vereine Um für junge Zielgruppen
attraktiv zu sein, ist eine
schicke Webpräsenz Pflicht.
Weil Vereine sich das oft nicht
leisten können, greifen Studierende
der DHBW Heidenheim
ihnen unter die Arme. So geschehen
beim Kulturverein Königsbronn.
Die neue Website
glänzt mit einem virtuellen
Rundgang auf dem Industriepfad
der Gemeinde. Vereinsmitglieder
werden in den notwendigen
Anwendungen geschult.
Diskutieren
im Café
Forum Die Zeppelin Universität
und die Buchhandlung mit
dem Friedrichshafener Café
„Gessler 1862“ kooperieren in einer
gemeinsamen Veranstaltungsreihe:
„Zukunftsgespräche
im Gessler 1862“. Jeweils am ersten
Mittwoch im Monat geht es
ab 19 Uhr um aktuelle Themen,
die die ZU in der Forschung bewegen
und zugleich Relevanz
für die Region haben: von der
Digitalisierung bis hin zur Mobilität.
Informationen und Termine:
www.gessler1862.de
Der smarte Briefkasten erkennt, wenn etwas eingeworfen wird und
meldet es per WLAN.
Foto: DHBW Heidenheim
Der Briefkasten
wird smart
Welche Alltagsprobleme sich mit bereits existierenden Technologien
lösen lassen, haben Studierende der DHBW Heidenheim untersucht.
Eines der Resultate, die Smart Post Box, ist ein Briefkasten
der dank Sensorik und Lichtschranke den Posteingang per
WLAN meldet (im Bild). Ein anderes Team hat einen Bierdeckel
entwickelt, über welchen der Gast sein Getränk bestellen kann, bevor
die Bedienung am Tisch war. Wird das leere Glas zurück auf
den Bierdeckel gestellt, bestellt dieser das gleiche Getränk nach.
Die entstehenden Prototypen sollen die Basis für künftige Geschäftsideen
bilden.
Award für Ulmer
Forscher
Auszeichnung Das Fahrzeug
der Zukunft muss Entscheidungen
in Echtzeit treffen, Gefahrensituationen
einschätzen und
sich gleichzeitig mit anderen
Verkehrsteilnehmern austauschen.
Mit seiner Forschung zu
Spiegelersatz-Kameras hilft Professor
Anestis Terzis von der
TH Ulm, diese komplexen Szenarien
beherrschbar zu machen.
Deshalb wurde der Forscher auf
der AutoSens kürzlich mit dem
Award „Most Influential Research“
ausgezeichnet. Terzis
beschäftigt sich mit einer hybriden
CMS-Architektur. Zusätzlich
zum lokalen Steuergerät im
Fahrzeug verfügt diese über eine
Cloud-Anbindung, die Rechenleistung
zur Verfügung stellt. So
können rechenintensive Funktionen,
wie beispielsweise Szenenerkennung
in die Cloud verlagert
werden.
Neue Bibliothek
für Studenten
Universität 15 000 Bücher,
100 Fachzeitschriften sowie Tageszeitung
und aktuelle Wochenmagazine:
Die HfWU hat in
Nürtingen eine neue Bibliothek
eröffnet, in der sich Studierende
künftig mit Wissen versorgen
können. Weitere 350 000
Bücher und 18 000 Fachzeitschriften
können zudem digital
ausgeliehen werden.
Smarte Bauteile
für Autos
Innovation Nicht nur das Auto
wird intelligent, auch seine Bauteile:
Die HS Ravensburg-Weingarten
und die Universität Stuttgart
zeigen in einem gemeinschaftlichen
Forschungsprojekt,
wie es geht. In Kooperation mit
den Unternehmen Daimler,
Bosch, DLR und BASF haben
Akademiker erstmals Temperatur-,
Lage- oder Vibrationssensoren
in kohlefaserverstärkten
Bauteilen integriert. Diese liefern
schon während der Produktion
Daten für die Qualitätssicherung.
Später können Informationen
über Belastungen und
Vibrationen erfasst werden. So
können etwa Service-Maßnahmen
nur noch bei Bedarf erfolgen
oder der Zustand von Straßen
dargestellt werden. Das andauernde
Forschungsunternehmen
wurde kürzlich mit dem
AVK-Innovationspreis ausgezeichnet.
KI soll Autisten
helfen
Integration Menschen mit Autismus
tun sich in der Arbeitswelt
oftmals schwer. Ein Projekt
der HS Ravensburg-Weingarten
und der HS Kempten soll die Integration
künftig für beide Seiten
erleichtern. Gemeinsam mit
den Praxispartnern Dell und Auticon
arbeiten Studierende aus
drei Fakultäten an unterschiedlichen
Lösungen, die Betroffene
etwa bei der Kommunikation
mit ihren Kollegen unterstützen.
Künstliche Intelligenz soll beispielsweise
beim Erkennen und
Deuten von Mimik und Emotionen
helfen. [!]
gys
48
LEBEN unternehmen [!]
Der eine Moment ist
unschlagbar
FOTO: OLGA GAVRILOVA/SHUTTERSTOCK.COM
Umfrage Für unseren freien Mitarbeiter Stefan Loeffler haben sechs Führungskräfte einen
Blick zurück aufs Jahr 2019 geworfen und auch verraten, worauf sie sich 2020 freuen.
1) Was war 2019 Ihre größte berufliche Herausforderung?
2) Was war in diesem Jahr Ihr schönster Moment im Job?
3) Welcher war es außerhalb der Arbeit?
4) Was ist 2019 für Sie persönlich zu kurz gekommen?
5) Worauf freuen Sie sich im kommenden Jahr?
Rafael Baur, geschäftsführender
Gesellschafter der Wenglor
Sensoric GmbH in Tettnang,
freut sich auf die Einführung
neuer Produkte im kommenden
Jahr.
1Die Industrie befindet sich
derzeit in einem strukturellen
Wandel. Diese Parallele findet
sich auch in unserem Unternehmen
– wir haben dieses Jahr
begonnen uns intensiv mit dem
Thema Veränderung zu befassen.
Einige Dinge sind bereits
sichtbar und spürbar.
2Mich freut es sehr, wenn
Mitarbeiter aktiv und auch
konstruktiv an Prozessen mitarbeiten.
Oliver Wirth, Geschäftsführer
der Bareiss Prüfgerätebau
GmbH, freut sich über aktive
und konstruktive Mitarbeiter.
3Ein spontaner Kurztrip mit
meiner Familie in die Berge.
4Ich würde gerne einmal wieder
einen längeren Urlaub
mit meiner Familie verbringen.
Das ist 2019 zu kurz gekommen.
5Als Musikfan freue ich mich
2020 auch auf einige tolle
Konzerte und Events.
FOTO: ASHARKYU/SHUTTERSTOCK.COM
1Das Rekrutieren von neuen
Mitarbeitern, die Lust haben
etwas zu bewegen und kulturell
gut zu uns passen.
2Wir haben einen 3D-Sensor
entwickelt, der hochgenau
Oberflächen dreidimensional
vermessen kann. So kann er zum
Beispiel Robotern helfen, unsortierte
Teile zu greifen. Wir haben
sehr viel Energie in das
Produkt gesteckt. Als der
erste große Auftrag kam
war das ein richtiges Highlight.
3Im Juni 2019 kam meine
Tochter auf die Welt. Dieser
eine Moment ist natürlich unschlagbar.
4Mehr Sport geht immer. Ich
hätte auch nichts dagegen,
alte Freunde öfters zu treffen. Alles
in allem bin ich aber ganz zufrieden,
irgendwann ist der Tag
eben vorbei.
5Wir werden einige neue Produkte
auf den Markt bringen,
ich freue mich schon, sie unserem
Vertrieb und unseren Kunden
vorzustellen. Ich freue mich
aber auch sehr darauf, weiterhin
mit allen Kollegen daran zu arbeiten
jeden Tag ein Stück besser
zu werden.
unternehmen [!]
LEBEN
49
Hätte gerne mehr Zeit für die
Familie: Roland Schwarz,
Geschäftsführer der Innungskrankenkasse
IKK classic-Geschäftsstelle
in Göppingen.
Rosemarie Häußler-Mayer,
Geschäftsführerin der Karl-
Heinz Häußler GmbH, die das
Backdorf in Heiligkreuztal
betreibt, ist stolz auf die
70-jährige Firmengeschichte.
1Der Wandel von der Papierverwaltung
hin zu einer digitalisierten
Krankenkasse ist und
bleibt eine Herausforderung.
Dabei meine ich auch die
Einführung digitaler Prozesse
in der Sachbearbeitung
und eine zeitgemäße
Kommunikation mit unseren
Kunden.
2Das war zweifellos
die Entscheidung für
den Umzug der IKK
classic in ein repräsentatives
und
zeitgemäßes Gebäude in der
Stuttgarter Straße in Göppingen.
3Es ist mehr die Summe vieler
kleiner schöner Momente.
Ich denke gern zurück an erfreuliche
Ereignisse mit der Familie,
aber auch schöne Erlebnisse
mit Freunden, zum
Beispiel bei gemeinsamen Rennrad-Touren
und Wanderungen.
4Zeit für mich und mit der Familie
und etwas mehr für die
körperliche Fitness zu tun.
5Privat sind das ein Ski- und
ein Radurlaub. Beruflich
freue ich mich schon auf den
Umzug in das neue Haus des
Handwerks.
1Die Optimierung unserer Prozesse
sowie die Personalrekrutierung
und -entwicklung.
2Unser 70-jähriges Firmenjubiläum.
Zu dem dreitägigen
Fest für unsere Kunden und unser
Team konnte wir knapp
10 000 Gäste begrüßen. Es war
toll zu erleben, welchen großen
Zusammenhalt es in unserer Belegschaft
gibt.
3Es gab viele kleine schöne
Momente, die allesamt
enorm wertvoll sind. Dazu zählte
unter anderem auch der 96.
Geburtstag meiner Großmutter.
4Ich selbst. Leider fand ich
auch im privaten Bereich
kaum Zeit, um innere Ruhe in
mich einkehren zu lassen.
5Ich freue mich wirklich sehr
auf die Weiterentwicklung
unseres Unternehmens. Ich bin
sicher, dass wir 2020 sehr erfolgreich
an das Jahr 2019 anknüpfen
können.
FOTO: FOREST BADGER/SHUTTERSTOCK.COM FOTO: ZERBOR/SHUTTERSTOCK.COM
Martin Traub, im Vorstand der
Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß
eG, genießt bei seiner
alljährlichen großen Mountainbike-Tour
mit Freunden den
Blick auf die Berge.
3Da gab es mehrere. Zum Beispiel
schöne Momente mit
der Familie sowie auch das tolle
Gefühl beim alljährlichen Mountainbike-Ausflug
nach stundenlangem
Anstieg die Berge und
den Ausblick zu genießen.
4Dass sich auch die Freizeit
mittlerweile schwer eigenständig
planen lässt. Vieles
kommt auch im privaten Bereich
einfach zu kurz.
5Wenn die Tage wieder länger
und wärmer werden und ich
die Abende bei einem kühlen
Weizenbier auf der Terrasse ausklingen
lassen kann.
Sabine Meigel, Leiterin der
städtischen Geschäftsstelle
Digitale Agenda, freut sich, dass
Ulm im Wettbewerb „Smart
City“ erfolgreich abgeschnitten
hat.
1Das ist die langanhaltende
Niedrigzinsphase. Denn das
Nullzinsniveau hat natürlich
enorme negative Auswirkungen
auf die Sparer und auch auf uns
als Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß
sowie auf alle regionalen
Banken.
2Die positiven Ergebnisse
einer internen
Befragung. Alle Mitarbeiter
und Mitarbeiterinnen
haben uns bestätigt,
dass sie große Freude
an ihrem Job haben
und das gute Miteinander
in unserem Unternehmen
schätzen.
1In 2019 war die größte Herausforderung
in nur vier Wochen
für die Stadt Ulm selbst einen
Wettbewerbsbeitrag als
Smart City für eine bundesweite
Jury zu verfassen, der auch 20
Kooperationspartner aus der
Region zufrieden stellte.
2Als wir erfahren haben, dass
sich die „Mega-Arbeit“ des
Wettbewerbsbeitrags Smart
City gelohnt hat und Ulm als
eine von drei deutschen Großstädten
aus 100 Beiträgen ausgewählt
wurde.
3Der Besuch des Guggenheim
Museums von Frank Gehry
in Bilbao, zusammen mit unserem
ältesten Sohn.
4Durch die vielen Umzüge
unserer Söhne sind die Wochenenden
in unserem Ferienhaus
in Berchtesgaden in diesem
Jahr leider sehr selten gewesen.
5Auf die Eröffnung des Loraparks
am Weinhof im Sommer
2020, mit dem wir den Bürgern
zeigen, wie digitale Techniken
sinnvoll in das tägliche Leben
integriert werden können.
FOTO: SILBERKORN/SHUTTERSTOCK.COM
50
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]
Auszeichnung
für Rentschler
Pharma Grund zum Feiern
beim Familienunternehmen
Rentschler: Der Aufsichtsratsvorsitzende
Nikolaus Rentschler
hat gemeinsam mit CEO
Frank Mathias
den „EY Entrepreneur
of the
Year“-Award
2019 der Beratungsgesellschaft
Ernst and
Preisträger Young in der
Nikolaus Kategorie Industrie
gewon-
Rentschler.
nen. Eine
38-köpfige unabhängige Jury
wählte aus 38 im Finale stehenden
Firmen insgesamt 14 Preisträger
aus. Ausschlaggebend
waren etwa Wachstum und Zukunftspotenzial.
WMF-Chef geht
in Ruhestand
Jugendherberge mobil: Im Doppelstockbus konnten sich zwölf Festival-Gäste des Sonne-Mond-Sterne-Festivals
erholen.
Foto: Daimler
Ein Setra als rollende Jugendherberge
Statt auf der Isomatte oder Luftmatratze während
des Festivals im Stockbett übernachten – das ist
möglich im ersten Reisebus des Deutschen Jugendherbergswerks
(DJH). Die Organisation hat dafür einen
in Neu-Ulm gefertigten Setra-Doppelstockbus
der Baureihe 400 umbauen lassen. Zwölf Gäste können
mit dem Bus unterwegs sein. Im Unterdeck gibt
es einen Gemeinschafts- und Lounge-Bereich samt
Multimedia-Entertainment-System, Kühlschrank und
Kaffeemaschine. Im Oberdeck sind dann zwölf
Stockbetten untergebracht. Der Zugang ist über ein
digitales Zahlenschloss möglich.
Küchengeräte Der Hersteller
WMF steht vor einem Führungswechsel.
Geschäftsführer
Volker Lixfeld geht Anfang 2020
in Ruhestand. Wer auf ihn, der
seit 2017 Chef der WMF-Gruppe
ist, folgt, ist noch nicht bekannt.
Die französische Gruppe
SEB, die WMF 2016 übernommen
hatte, gab zuletzt bekannt,
dass Teile der Produktion bis
Ende 2020 von Geislingen nach
Frankreich und Italien verlagert
werden. Von dem Umbauprogramm
sind laut WMF rund 400
Arbeitsplätze betroffen.
Kanzleien
fusionieren
Insolvenzverwalter Die Ulmer
Insolvenzkanzleien-Landschaft
ordnet sich neu. Die Kanzlei
Derra hat mit DMP Solutions
ein Dach geschaffen, unter das
nun als Gesellschafter auch Insolvenzverwalter
Tobias Sorg
(Ulm) – bisher bei der Kölner
Insolvenzkanzlei Kübler – sowie
Andreas Till als Nachfolger des
Laupheimer Insolvenzverwalters
Günther Weiß geschlüpft
sind. DMP Solutions beschäftigt
26 Mitarbeiter.
Schuler
sichert Jobs
Umstrukturierung Der Werkzeugbau
des Göppinger Pressenherstellers
Schuler am
Standort Weingarten ist langfristig
gesichert. Wie die Gruppe
mitteilt, soll der Betriebsteil
mit knapp 60 Mitarbeitern künftig
als eigenständiges Unternehmen
mit der Firmierung PTW
Powertrain Tools Weingarten
GmbH innerhalb der konzerneigenen
Aweba-Gruppe arbeiten.
Im vergangenen Jahr erzielte die
Schuler-Gruppe, die weltweit
etwa 6600 Mitarbeiter beschäftigt,
einen Umsatz von 1,21 Milliarden
Euro. [!]
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Nächste Ausgabe: 7. März 2019
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