architektur_819_eMagazin
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FACHMAGAZIN<br />
WISSEN, BILDUNG, INFORMATION FÜR DIE BAUWIRTSCHAFT<br />
Erscheinungsort Perchtoldsdorf, Verlagspostamt 2380 Perchtoldsdorf. P.b.b. 02Z033056; ISSN: 1606-4550<br />
08<br />
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
© Vincent Callebaut Architectures<br />
Dezember 2019<br />
Stadt &<br />
Utopie
A place<br />
to retreat.<br />
NEU<br />
Showroom Wien Gumpendorfer Straße 15 / 9 1060 Wien<br />
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3<br />
Editorial<br />
Sehr geehrte Leser und Freunde<br />
von <strong>architektur</strong> Fachmagazin,<br />
TECTUS® Glas<br />
Ganzheitliches<br />
Beschlagsystem für<br />
Ganzglastüren<br />
nach zehn Jahren als leitender Redakteur dieses Magazins ist es<br />
Zeit, sich neuen Aufgaben zuzuwenden. Ab dem Frühjahr 2020 wird<br />
Herr Walter Laser als Herausgeber wieder die Leitung übernehmen.<br />
Für mich war es eine sehr intensive und spannende Zeit, die ich missen<br />
werde. Die gelungene redaktionelle Weiterentwicklung über die<br />
letzten Jahre, der heutige, auch finanzielle, Erfolg des Magazins in<br />
der Fachwelt (das beweisen die zahlreichen positiven Reaktionen)<br />
erfüllen mich mit einer gewissen Genugtuung. Da man sich aber auf<br />
Lorbeeren nicht ausruhen kann und die momentanen, sich stark ändernden<br />
Rahmenbedingungen von Architektur im Zusammenhang<br />
mit dem Klima wandel, der Ökologie und den sozialen Umwälzungen<br />
eine stetige Herausforderung – der man sich stellen muss – darstellen,<br />
werde ich auch weiterhin mit Artikeln zur Qualität des Magazins beitragen,<br />
aber eben nur noch in geringem Ausmaß.<br />
Der Inhalt dieser Ausgabe entspricht, sowohl mit ihrem Titel als auch<br />
den Projekten, genau diesen Herausforderungen. Stadt kann nicht nur<br />
gebaut, sie muss geplant, gedacht und gelebt werden. Stadt ist eben<br />
Utopie, Hoffnung und auch Enttäuschung. Stadt ist ein Prozess, der<br />
die besten Kräfte und Ideen der Bewohner fordert. Sie ist mit ihren<br />
Wünschen nach dem „Besseren“ das Paradebeispiel für die Utopie –<br />
als eine zwar schöne, aber schwer zu erreichende Zukunftsvision.<br />
Die in dieser Ausgabe gezeigten Projekte gehen auf die unterschiedlichsten<br />
Spannungsfelder im urbanen Kontext ein: vom Grünraum in<br />
der Stadt bis zu den Problemen der Mobilität, der realen Bedrohung<br />
durch Terror und der zukünftigen, nicht leicht fassbaren durch den<br />
Klimawandel, Problemen mit dem überhandnehmenden Abfall unserer<br />
Konsumgesellschaft und mit der planerischen/theoretischen Stadtentwicklung<br />
im positiven und negativen Sinn.<br />
Im Magazinteil erweitert sich das Spektrum<br />
der Utopie, zum Beispiel um den Aspekt<br />
der lebenswerten Räume, des Sozialen und<br />
des Urban Government. Natürlich finden<br />
Sie in dieser Ausgabe zum Jahresende<br />
wieder die gewohnten Kolumnen, Messeankündigungen<br />
für das kommende Jahr,<br />
eine Strecke mit Ladenbau und Retail<strong>architektur</strong><br />
und die Produkt News.<br />
Ich wünsche der weiteren Entwicklung von<br />
<strong>architektur</strong> Fachmagazin viel Erfolg und<br />
Ihnen Frohe Weihnachten.<br />
Peter Reischer<br />
Ihr Kontakt<br />
Alexander Moser<br />
+43 664 / 167 2514<br />
www.tectus-glas.de
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
Editorial 03<br />
Start 06<br />
Das Einfrieren von Geschwindigkeit<br />
Magazin 10<br />
Architekturszene 34<br />
Ein Krieg der Architektur<br />
Bau & Recht 36<br />
Stadt & Utopie 38<br />
Mitten in der Stadt 40<br />
Neubaugürtel – Goldschlagstraße /<br />
Wien P.GOOD Praschl-Goodarzi<br />
ZT-GmbH Architekten<br />
Am Rand der Stadt 44<br />
Wohnbau „querbeet“ / Wien /<br />
synn architekten<br />
Ein Park für die Zukunft 48<br />
Koper Central Park / Koper / Enota<br />
Eine mythische Destination 54<br />
Espace 67 / Montreal / Lemay<br />
Das Parkhaus der Zukunft 60<br />
Utrecht, Niederlande /<br />
Ector Hogstaad Architecten<br />
Skifahren auf Müll 66<br />
CopenHill, Amager Bakke /<br />
Kopenhagen / BIG<br />
Transparenz und Sicherheit 72<br />
Paris / Dietmar Feichtinger Architectes<br />
Atlantis an allen Orten 76<br />
Versunkene Städte<br />
RETAIL <strong>architektur</strong> 82<br />
Licht 92<br />
Produkt News 94<br />
edv 112<br />
BMSP-Software<br />
4<br />
48<br />
54 60<br />
66 76<br />
Inhalt<br />
MEDIENINHABER UND HERAUSGEBER Laser Verlag GmbH; Hochstraße 103, A-2380 Perchtoldsdorf, Österreich<br />
CHEFREDAKTION Ing. Walter Laser (walter.laser@laserverlag.at) n REDAKTIONSLEITUNG mag. arch. Peter Reischer (rp)<br />
MITARBEITER Linda Pezzei (lp), Dolores Stuttner, Mag. Heidrun Schwinger, DI Marian Behaneck<br />
GESCHÄFTSLEITUNG Silvia Laser (silvia.laser@laserverlag.at) n LTG. PRODUKTREDAKTION Nicolas Paga (nicolas.paga@laserverlag.at) Tel.: +43-1-869 5829-14<br />
MEDIASERVICE RETAILARCHITEKTUR Marion Allinger (marion.allinger@laserverlag.at)<br />
GRAFISCHE GESTALTUNG Andreas Laser n WEB Michaela Strutzenberger n LEKTORAT Helena Prinz n DRUCK Bauer Medien & Handels GmbH<br />
ABONNEMENTS Abonnement (jeweils 8 Ausgaben/Jahr): € 86,- / Ausland: € 106,-, bei Vorauszahlung direkt ab Verlag n Studentenabonnement (geg. Vorlage einer gültigen Inskriptionsbestätigung):<br />
€ 56,- / Ausland: € 83,- (Das Abonnement verlängert sich automatisch, sofern nicht mind. 6 Wochen vor Erscheinen der letzten Ausgabe eine schriftliche Kündigung bei uns einlangt.)<br />
EINZELHEFTPREIS € 12,- / Ausland € 13,50<br />
BANKVERBINDUNG BAWAG Mödling, Konto Nr. 22610710917, BLZ 14000, IBAN AT 87 1400022610710917, BIC BAWAATWW n Bank Austria, Konto Nr. 51524477801, BLZ 12000<br />
IBAN AT 231200051524477801, BIC BKAUTWW; UID-Nr. ATU52668304; DVR 0947 270; FN 199813 v; n ISSN: 1606-4550<br />
Mit ++ gekennzeichnete Beiträge und Fotos sind entgeltliche Einschaltungen. Die Redaktion haftet nicht für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos. Berichte, die nicht von einem Mitglied<br />
der Redaktion gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
DRUCKAUFLAGE 12.000 n ÖAK GEPRÜFTE VERBREITETE AUFLAGE 11.155 (Jahresschnitt 2018) n Österreichs meist verbreitete Architektur-Fachzeitschrift
www.hali.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
6<br />
Start<br />
Das Einfrieren<br />
von Geschwindigkeit<br />
Wie eine riesige Spinne spreizt sich der sogenannte „Agent Crystalline“ vor dem<br />
Northwest Campus Gebäude des Edmonton Police Center in Edmonton, Kanada<br />
zwischen Himmel und Erde. Vektoren, Tangenten und ein Netzwerk von Bögen<br />
formen hier den Eingang zum Campus. Auf exakt drei Punkten mit dem Boden verbunden,<br />
somit gefühlsmäßig äußerst stabil, scheint die Skulptur von Marc Fornes,<br />
dem Chefarchitekten des Studio THEVERYMANY aus New York (sie wurde im Oktober<br />
2019 errichtet), trotzdem auf den Startschuss zu warten, um in irgendeine<br />
Richtung loszusprinten.<br />
Text:: Peter Reischer Fotos:: NAARO<br />
Agent Crystalline betont – in Verbindung mit dem<br />
Standort vor dem Police Service Center der Stadt<br />
– deren Aufgabe für Wachsamkeit und Sicherheit<br />
durch seine grafischen Assoziationen. Die Arbeit<br />
weist ausdrücklich in ihren Zusammenhang mit dem<br />
(Auto)Verkehr, in ihrer physischen und psychischen<br />
Wirkung auf alle Bereiche der Vorsicht und Wahrnehmung<br />
hin – das sind schließlich lebenserhaltende Eigenschaften<br />
beim Autofahren. Ihre dynamische Ausformung<br />
zielt auf die Balance zwischen einem, nach<br />
Sicherheit verlangendem Orange und einem sanften<br />
Mandarin hin. Sie steht sowohl für Schutz als auch<br />
Aktivität, genauso aber für das Gefühl einer gewissen<br />
Zeitlosigkeit.<br />
u
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7<br />
Start<br />
DIE NEUE GENERATION 7000<br />
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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
8<br />
Start<br />
Und um die Unberechenbarkeit der Skulptur zu verstärken,<br />
ist ihre Verkleidung von den Rennstreifen des<br />
Motorradsportes, von Rennbooten und Rennautos inspiriert.<br />
Orangetöne sind auf den Aluminiumstreifen,<br />
welche die Form bilden, dermaßen verteilt, dass die<br />
Bündelung und die Richtung der einzelnen Teile der<br />
Struktur betont werden und sich aber auch ein gleichmäßiger<br />
Verlauf in alle Richtungen ergibt. Die Farbpalette<br />
beinhaltet sechs verschiedene Töne und einen<br />
fahlen, rosafarbenen Untergrund. Das menschliche<br />
Auge ist so mit dem Lesen der Richtungen und den<br />
Farbkontrasten beschäftigt, dass sich diese Unruhe<br />
auf das Ruhende der Skulptur überträgt.<br />
Das Sonnenlicht duelliert sich mit den Farbabstufungen<br />
zweier, der insgesamt 1.785 Streifen, einer<br />
ultradünnen Aluminiumhaut. Diese sichtbaren, pulsierenden<br />
Momente signalisieren eine Interaktion<br />
schon von Weitem und rufen danach, sich die kleinen<br />
Details näher anzuschauen.<br />
Mehr als je zuvor in seinen Projekten beschreibt hier<br />
das bewährte Streifensystem von Fornes die Kurvatur,<br />
die Kubatur, die Krümmungen und Bewegungen.<br />
Konturen bildende Segmente, die sich aus der Parallelität<br />
der Streifen ergeben, umkreisen und tauchen in<br />
das Epizentrum der Form ein. Sie definieren Öffnungen<br />
und ein Rückgrat, die Streifen wickeln sich diagonal<br />
um die drei Standbeine hinab bis zu den schlanken<br />
Berührungspunkten mit der Erdoberfläche. Ein<br />
viertes „Bein“ ragt in den Himmel mit einer leichten<br />
Neigung zum Haupteingang des Campus hin.<br />
Wichtig für die starke Wirkung der Skulptur ist auch,<br />
dass die Bewegung und die Geschwindigkeit auch in<br />
den Drehungen der Streifenelemente in den einzelnen<br />
Gliedern eingefangen sind. Tanzend und doch sehr<br />
bestimmt nimmt Agent Crystalline so eine souveräne<br />
Haltung am Eingang der Repräsentanz der Stadtautorität<br />
ein. Die Form nimmt die kinetische Energie der<br />
Bewegung der auf den Schnellstraßen Vorbeifahrenden<br />
auf, friert sie ein und verkörpert sie visuell. Und<br />
die Autorität der Behörde wird – wie bei einer Radarfalle<br />
durch das Foto – hier durch das Aufsteigen der<br />
Bewegung, eingefroren in der Zeit, demonstriert.<br />
In der Ästhetik der Figur sind verschiedenste Zeitspannen<br />
und Kunstrichtungen implementiert: Das<br />
reicht von den fetzigen 70er Jahren bis zum Minimalismus,<br />
von Tatlin bis zu Arp oder Calder. Alles<br />
ist zu dieser ikonischen Landmark in einem Vorort<br />
der Stadt verschmolzen. Diese Kombination von Stilen<br />
schafft eine Umgebung mit einer Vielzahl von<br />
kontextuellen Referenzen. Beobachter können eine<br />
Verkehrsspinne, einen cremefarbenen Porsche oder<br />
einen Strudel von Illustrationen der 70er Jahre erkennen<br />
und darüber diskutieren.
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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
10<br />
Magazin<br />
Trends von morgen<br />
Die imm cologne ist der wichtigste Termin für Einrichter gleich zum Jahresstart.<br />
Vom 13.01. – 19.01.2020 wird sich in Köln wieder die gesamte Interior Design Branche<br />
treffen, um Neuheiten aus der ganzen Welt vorzustellen und zu entdecken, die<br />
entscheidenden Trends für morgen zu erleben und in die neue Saison zu starten.<br />
Fotos: Kölnmesse<br />
Pure Architects<br />
Im Januar 2018 ging im Rahmen der imm cologne<br />
erstmals das neue Messeformat Pure Architects an<br />
den Start. Für die Bereiche Bad, Wall & Floor, Technisches<br />
Licht und Smart Home bietet dieser Messe-Schwerpunkt<br />
ausgewählten Ausstellern die Möglichkeit,<br />
ihre Neuheiten aus dem Bereich innovativer<br />
Raumkonzepte in kompakter Form zu präsentieren.<br />
Auch 2020 wird Pure Architects wieder der begehbare<br />
Musterfächer und wichtiges Werkzeug für die<br />
kreative Arbeit von Planern sein: unzählige Muster<br />
von Teppichen, Stoffen, Böden, Tapeten und Farben<br />
gilt es zu entdecken.<br />
Im Sanitärbereich werden sich Premium-Marken mit<br />
dem Trend auseinandersetzen, dass das Bad immer<br />
stärker als Wohnraum wahrgenommen wird. Für Boden,<br />
Wand, Decke und Fenster werden die Aussteller<br />
von Pure Architects eine inspirierende Vielfalt an<br />
Sortimenten für ganzheitliche Einrichtungskonzepte<br />
zeigen. Und auch für <strong>architektur</strong>gebundene Gebäudetechnologien<br />
wird die entsprechende Plattform geboten:<br />
Mit der interaktiven Installation „let`s be smart“<br />
widmet sich die imm cologne nicht nur dem wichtigen<br />
Zukunftsthema „Smart Home“, sondern zeigt auch<br />
live, wie sich die neuen Technologien auf die Gestaltung<br />
des Wohnraums auswirken. Auch die Lichtplanung<br />
mit architektonischen, in den Raum integrierten<br />
Beleuchtungssystemen wird bei Pure Architects in<br />
den Fokus gerückt: Hier erhält das technische Licht<br />
mit Schwerpunkt auf Vernetzung, Digitalisierung und<br />
Smart Home eine eigene Plattform.<br />
The Stage<br />
Im Vortragsforum The Stage liegt zur imm cologne<br />
2020 ein Schwerpunkt auf dem Objektgeschäft: Zahlreiche<br />
Referenten zeigen für Interior Designer und Architekten<br />
die aktuellen Trends im Hotel- und Objektgeschäft<br />
auf. Neben Trendvorträgen zu den Themen<br />
Licht, Farben und Materialien werden in The Stage<br />
auch die aktuellen Entwicklungen im Interior Design<br />
beleuchtet. Dabei wird das Publikum mit einem breit<br />
gefächerten Spektrum aus den Themenbereichen<br />
Nachhaltigkeit, Wirtschaft, Wohnformen der Zukunft,<br />
Raumkonzepte oder Individualisierung versorgt.<br />
Innovatives Bildungskonzept<br />
Die Londoner Architektin und Interior Designerin<br />
Yasmine Mahmoudieh wird auf der imm cologne<br />
2020 erstmals ein innovatives Interior-Konzept für<br />
Hotels und andere Projekte vorstellen: myKidsy Playground<br />
gestaltet kreative Spielwelten für die Bildung<br />
von Kindern und Jugendlichen. Das Gesamtkonzept<br />
besteht aus Interior-Elementen sowie Lernangeboten<br />
und lässt sich flexibel in bestehende Räume integrieren.<br />
Vernetzt mit dem Buchungsportal myKidsy<br />
werden bei myKidsy Playground außerschulische<br />
Lerninhalte und Life Skills vermittelt.<br />
Die Präsentation auf der kommenden imm cologne<br />
zeigt modulare Möbelkonzepte für Kleinkinder, Kinder<br />
und Jugendliche. Mit der Einbindung von Duft<br />
und Sound wird die Sonderfläche auf der Messe als<br />
sinnliches Gesamterlebnis inszeniert.<br />
www.imm-cologne.de
11<br />
WiFi-Lichtbauelement mit symmetrischer oder asymmetrischbandförmiger<br />
Lichtstärkeverteilung. Licht und WiFi in einem<br />
Installationselement zusammengeführt – ideal für Fußgängerzonen<br />
und öffentliche Plätze. Schutzart IP 65. Optional mit integriertem<br />
LED-Scheinwerfer zur Akzentuierung des unmittelbaren Umfelds.<br />
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www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
Magazin<br />
Das gute Licht.<br />
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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
12<br />
Magazin<br />
Breites Spektrum<br />
Vom 10. bis 13. Januar 2020 findet in Hannover die DOMOTEX statt, auf der sich<br />
rund 1.500 Aussteller aus den Bereichen Bodenbeläge und Teppiche auf knapp<br />
97.000 m 2 präsentieren werden. Im Vorfeld erklärt Sonia Wedell-Castellano, Global<br />
Director DOMOTEX, was die Besucher im Januar in Hannover erwarten wird:<br />
Bilder: Deutsche Messe<br />
Was dürfen die Besucher der<br />
DOMOTEX erwarten?<br />
Auf der DOMOTEX präsentiert sich das breite<br />
Spektrum der internationalen Bodenbelagsbranche.<br />
Hier verschafft man sich den<br />
Überblick über die Trends und Entwicklungen<br />
im internationalen Markt. Hersteller und<br />
Einkäufer sowie Partner, Architekten und Designer<br />
aus aller Welt vernetzen sich hier. Es<br />
entstehen neue Geschäftsbeziehungen und<br />
Kooperationsmöglichkeiten, über die man<br />
vorher nie nachgedacht hätte. Mit knapp 90<br />
Prozent Entscheideranteil ist die Qualität der<br />
Besucher außerdem extrem hoch.<br />
Wie verteilt sich die nationale<br />
Gewichtung der Aussteller?<br />
Die DOMOTEX ist von allen Veranstaltungen<br />
der Deutschen Messe mit Abstand die<br />
internationalste. Das trifft sowohl auf die<br />
Aussteller als auch auf die Besucher zu. Flächenmäßig<br />
belegen die deutschen Aussteller<br />
rund 12%. Der internationale Anteil liegt<br />
also bei 88%.<br />
Die Halle 8 ist erstmals ganz allein der Sonderfläche<br />
Framing Trends gewidmet. Was<br />
erwartet die Besucher? Was ist neu?<br />
Die Halle 8 wird zur emotionalen Eventhalle:<br />
Besucher werden von einem großen<br />
textilen Horizont empfangen, auf den atmosphärische<br />
Bilder projiziert werden. Mit<br />
dem neuen Leitthema ATMYSPHERE beantworten<br />
wir dieses Mal die Frage, wie ein<br />
Boden das Wohlbefinden verbessern kann.<br />
In unseren Frames zeigen wir, wie sein Aussehen<br />
zur Atmosphäre beiträgt, seine Beschaffenheit<br />
Geräusche dämpft oder seine<br />
ökologische Herstellung ein gesünderes<br />
Raumklima schafft.<br />
In vier möblierten Themenräumen wird<br />
das Leitthema noch greifbarer dargestellt:<br />
„Hotel – Sustainable“ veranschaulicht die<br />
Wirkung von Materialien und Möbeln bis<br />
hin zum Akustikpaneel in einem Hotelzimmer.<br />
„Wellness – Green Living“ betont gesundheitsfördernde<br />
und umweltfreundliche<br />
Aspekte, „Conference – More than Floor“<br />
hat das Thema Akustiklösungen bis hin zu<br />
gepolsterten Sitzlandschaften im Fokus<br />
und „Health – Wellbeing“ zeigt einen Yoga-Raum<br />
zur Entspannung.<br />
Fachbesucher aus dem Tätigkeitsbereich<br />
Architektur gehören zu den wichtigen Besucherzielgruppen<br />
der DOMOTEX. Was<br />
speziell wird ihnen geboten?<br />
Für Architekten und Designer bietet sich die<br />
Halle 8 mit ihrer Sonderausstellung an. An<br />
allen vier Messetagen finden hier zudem abwechslungsreiche<br />
Impulsvorträge von namhaften<br />
Architekten mit anschließenden Diskussionen<br />
statt. Und auch Aussteller dürfen<br />
diesmal auf der Bühne mitdiskutieren. Im<br />
Fokus stehen aktuelle gesellschaftliche Veränderungen<br />
und ihre Bedeutung für die Architektur,<br />
insbesondere den Boden. Konkret<br />
wird über aktuelle Themen wie Building Information<br />
Modeling (BIM) gesprochen oder<br />
über gesundes Wohnen und Arbeiten.<br />
www.domotex.de
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
13<br />
Magazin<br />
20 Jahre<br />
Light + Building<br />
2018 hatten sich auf der Weltleitmesse für Licht und vernetzte Gebäudetechnik 2.719<br />
Aussteller und 220.864 Besucher getroffen, um Kontakte zu pflegen wie zu schließen,<br />
Innovationen zu erleben und Perspektiven zu diskutieren. Unter dem Motto „Connecting.<br />
Pioneering. Fascinating.“ feiert die Light + Building im März 2020 nicht nur ihr<br />
Jubiläum im zwanzigsten Jahr, sondern eine globale Branche im steten Aufwind.<br />
Bilder: Messe Frankfurt / Light + Building<br />
Denn vernetzte Licht- und Gebäudetechnik<br />
ist der Katalysator des einundzwanzigsten<br />
Jahrhunderts und die Weltleitmesse stellt<br />
daher die Vernetzung intelligenter Gebäudesysteme<br />
untereinander genauso in<br />
das Scheinwerferlicht wie den Einfluss zukunftsweisenden<br />
Lichtdesigns.<br />
Top-Themen im Überblick<br />
Als Leitthema zieht sich die „Dynamische<br />
Digitalisierung“ wie ein roter Faden durch<br />
alle Top-Themen. Diese referenzieren in<br />
den Kategorien „Connecting“, „Pioneering“<br />
und „Fascinating“ auf das Leitthema.<br />
Unter„Progressivem Energie-Management“<br />
werden die teils wechselhaften Rollen von<br />
Energieerzeugern und -abnehmern und<br />
deren technische Regelung durch smarte<br />
Gebäudeautomatisierung. „Smart Urban“<br />
bildet den Ist-Zustand und die Zukunft intelligenter<br />
E-Quartiersinfrastruktur ab.<br />
E-Mobilität erfordert eine flächendeckend<br />
effiziente Ladeinfrastruktur – der Bereich<br />
„Fortschrittliche E-Ladeinfrastruktur“ bildet<br />
diesen Komplex ab. Hinzu kommt „Vernetzte<br />
Sicherheit“ als ein weiteres zentrales Anlie-<br />
gen. Alle vier Blöcke sind dem Top-Thema<br />
„Connecting“ zugeordnet.<br />
„Pioneering“ befasst sich mit Bereichen, die<br />
großes Potenzial bieten, aber noch nicht<br />
vollends im Markt etabliert sind. Dazu zählt<br />
„X as a Service“. Hierin steht „X“ stellvertretend<br />
für eine unmittelbare Leistung – beispielsweise<br />
Beleuchtung oder Sicherheit.<br />
Pionierarbeit leistet auch „Vorausschauende<br />
Wartung“ durch die ausgeklügelte<br />
Nutzung von Sensoren und Software. Der<br />
„Digitale Zwilling – BIM“ wird nicht nur<br />
thematisch zur gewerkeübergreifenden<br />
Schnittstelle aller mit der Systemintegration<br />
betrauten Player.<br />
„Fascinating“ stellt wesentliche Attribute<br />
zukunftsweisenden Licht- und Leuchten-Designs<br />
heraus. „Funktionale Ästhetik“<br />
beschreibt einen Megatrend, der sich auf<br />
den jeweiligen Lichtbedarf unterschiedlicher<br />
Situationen konzentriert. „Klassische<br />
Authentizität“ als Thema weckt Emotionen,<br />
auch in Bezug auf unterschiedliche Epochen.<br />
Eine Verbindung zwischen Vergangenheit<br />
und Zukunft schafft der Komplex<br />
„Historischer Aufstieg“. Hierbei geht es um<br />
zeitgenössische Zitate archetypischen Designs<br />
der Vergangenheit. Moderne Lebensund<br />
Arbeitsweisen stehen unter dem Titel<br />
„Futuristischer Fokus“ im Vordergrund. Das<br />
Thema wirft das richtige Licht auf Frühstückstisch<br />
oder Co-Working-Büro – dabei<br />
helfen flexible Beleuchtungskonzepte.<br />
Ergänzt werden internationales Angebot<br />
und Top-Themen durch das bekannt umfangreiche<br />
Rahmenprogramm. Ob Architekt,<br />
Designer, Handel, Handwerker, Industrie,<br />
Ingenieur, Innenarchitekt oder Planer – die<br />
Light + Building hält spezifische Angebote<br />
für jede Fachbesuchergruppe bereit.<br />
Ein leuchtendes Beispiel setzt im zwanzigsten<br />
Jahr der Light + Building auch ein öffentlich<br />
zugängliches Licht-Event – die Luminale,<br />
vom 12. bis 15. März. Mit rund 250.000 Besuchern<br />
zählt die Biennale für Lichtkunst und<br />
Stadtgestaltung zu den größten Veranstaltungen<br />
in der Rhein-Main-Region.<br />
Light + Building<br />
08.-13. März 2020<br />
www.light-building.com
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
14<br />
Magazin<br />
Shooting-Star<br />
in Wien<br />
Am 19. November lud Bauwerk Parkett in Wien zu einem Vortragsabend mit dem<br />
international als Shooting-Star beachteten Architekten Arthur Mamou-Mani. Er<br />
steht für eine neue Generation des parametrischen Entwerfens und Bauens. Als<br />
Archipreneur vereint er die Aufgaben des Architekten, Herstellers und manchmal<br />
auch der Bauherrschaft in sich.<br />
Der aus Paris stammende und in London<br />
lebende Architekt hatte zuletzt mit dem 3D<br />
gedruckten Pavillion Conifera für das Modelabel<br />
COS zum Salone del Mobile auf sich<br />
aufmerksam gemacht. Ein halbes Jahr zuvor<br />
beeindruckte er mit seinem monumentalen<br />
Tempelbau Galaxia bei Burning Man in Nevada.<br />
In seinem jüngsten Projekt in Riyadh<br />
arbeitete er mit dem österreichischen Architekten<br />
Chris Precht zusammen.<br />
Die Projekte Mamou-Mani’s streuen sich<br />
über die Kontinente und bereichern die<br />
größten Festivals der Kreativ-Szene. Was<br />
hatte das Publikum bei Bauwerk Parkett von<br />
dem jungen Shooting-Star erwartet? Mit Sicherheit<br />
nicht, was geboten wurde. Arthur<br />
Mamou-Mani erzählte von seinen Anfängen;<br />
der Wirtschaftskrise, die den Beginn einer<br />
Selbstständigkeit unmöglich erscheinen<br />
ließ, seinen ersten Schritten als Jung-Archi-<br />
1:1 Modelle aus der 3D Manufaktur Mamou-Mani’s können noch bis zum 14.12.<br />
im Bauwerk Showroom, Gonzagagasse 17, 1010 Wien, besichtigt werden.<br />
tekt in der Gestaltung von Schaufenstern,<br />
von einem möglichen Folgeauftrag, der am<br />
magischen Faden der Machbarkeitsfrage<br />
hing: „Geht so was auch in Holz?“ – Führt<br />
ein selbstverständliches „Ja“ zum Scheitern<br />
oder riskiert man mit einem wackeligen<br />
„Schau ma mal“ den Auftrag erst gar nicht<br />
zu bekommen?<br />
Er berichtete vom Crowdfunding für Realisierungen<br />
experimenteller Bauten mit<br />
seinen Studenten, von depressiven Verstimmungen,<br />
einer Finanzierungslücke von<br />
260.000 $ während der Bauarbeiten des<br />
Tempels, und schließlich auch von seiner<br />
Hochzeit im Tempel mit Anwesenheit seiner<br />
Ex-Hippie Eltern. Kein Ton von Arroganz.<br />
Keine Star Allüren. Viel Privates, ganz offen<br />
erzählt, berührend, ehrlich und emotional.<br />
Mit viel Nähe und Wärme hat Mamou-Mani<br />
das ArchitektInnen Publikum über kurzweilige<br />
eineinhalb Stunden in seinen Bann gezogen.<br />
Bauwerk Parkett ist da ein ganz besonderer<br />
Abend gelungen. Gratulation!<br />
Bauwerk Parkett Vertriebs GmbH<br />
T +43 (0)662 873 871 0<br />
salzburg@bauwerk.com<br />
www.bauwerk-parkett.com
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
15<br />
Magazin<br />
IMM-COLOGNE.DE<br />
Dekokonzepte<br />
Die Christmasworld ist der weltweit wichtigste Order-Termin<br />
für die internationale Deko- und Festschmuckbranche.<br />
Sie zeigt jährlich in Frankfurt die neuesten Produkte und<br />
Trends für alle Feste des Jahres und liefert innovative Konzeptideen<br />
für die Dekoration von Groß- und Außenflächen<br />
für den Groß- und Einzelhandel, Shoppingcenter, Bau- und<br />
Heimwerkermärkte und die grüne Branche.<br />
Rund 1.000 Aussteller werden sich mit ihren Sortimenten präsentieren<br />
– von der mundgeblasenen Weihnachtsbaumkugel<br />
bis zur großflächigen Lichtinszenierung für Shoppingcenter<br />
und Innenstädte – und Besucher der unterschiedlichsten Handelsformen<br />
erreichen. Von der kleinen Geschenkboutique bis<br />
zum Shoppingcenter, vom DIY- und Bau-Markt bis zum Möbel-<br />
und Einrichtungshaus, vom Floristen bis zum Gartencenter<br />
und sogar Vertreter der Kommunen und Städte sowie Hotellerie<br />
oder Visual Merchandising suchen Inspiration auf der<br />
Christmasworld.<br />
Zusätzlich bietet am 27. Januar das Businessprogramm „Premium“<br />
zukunftsweisende Impulse für Experten der Konzept-Dekoration<br />
aus Handel und Stadtmarketing – diesmal mit<br />
Keynote Speaker Ibrahim Ibrahim, CEO Portland Design Associates<br />
London. Er zeigt auf, wie die rasenden Veränderungen<br />
des Einzelhandels auch zu einer urbanen Erneuerung führen<br />
und welche Chancen für alle Marktteilnehmer darin stecken.<br />
Christmasworld 2020<br />
24. bis 28. Januar 2020<br />
www.christmasworld.messefrankfurt.com<br />
THE INTERIOR<br />
BUSINESS EVENT<br />
13. – 19. 01. 2020<br />
High-End, Premium, hochwertiges Design!<br />
Die imm cologne präsentiert sich 2020 in neuer Klarheit –<br />
kompakt in zwei Themenwelten »Pure« und »Home«<br />
strukturiert. Im Mittelpunkt von »Pure« stehen Premium-<br />
Marken und große Namen für exquisite Wohnräume sowie<br />
innovative Raumkonzepte für Bad, Boden, Wand und Licht.<br />
»Home« rückt starke Handelsmarken in den Fokus –<br />
mit Lösungen für alle Wohnräume. Erleben Sie einzigartige<br />
interior moments beim wichtigsten Branchentreffpunkt<br />
der Welt.<br />
#immcologne #discoverinteriorideas #interiormoments<br />
Gesell GmbH & Co. KG<br />
Sieveringer Str. 153, 1190 Wien<br />
Tel. (01) 320 50 37<br />
Fax (01) 320 63 44<br />
office@gesell.com
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
16<br />
Magazin<br />
Donaustern, TU Graz<br />
Concrete Student<br />
Trophy 2019<br />
Vor mehr als einem Jahrzehnt hat die Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie<br />
(VÖZ) die Concrete Student Trophy in Zusammenarbeit mit den Technischen<br />
Universitäten Österreichs ins Leben gerufen. Ziel dieses Wettbewerbs ist,<br />
die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Architektur und Bauingenieurwesen<br />
bereits während der Ausbildung zu fördern.<br />
2019 wurde das Wettbewerbsthema gemeinsam<br />
mit der Stadt Wien ausgelobt: ein<br />
barrierefreier Steg in Betonbauweise über<br />
den Donaukanal und die beiden Richtungsfahrbahnen<br />
der A4 bei der Ostbahn. Die<br />
dort vorhandene Steganlage sowie die Zuund<br />
Abgänge entsprechen nicht mehr den<br />
derzeitigen Vorgaben der Stadt Wien.<br />
Der Wettbewerb ist mit insgesamt 12.000<br />
Euro dotiert, es sind Preisgelder für die<br />
Plätze 1, 2 und 3 sowie drei Anerkennungen<br />
vorgesehen. Aus 13 Einreichungen wurden<br />
die fünf Entwürfe prämiert, die städtebaulich,<br />
architektonisch, funktional und konstruktiv<br />
die überzeugendsten Lösungen<br />
bieten. Das Preisgeld für den dritten Anerkennungspreis<br />
wurde auf die fünf Teams<br />
aufgeteilt.<br />
Der erste Platz und damit 4.200 Euro gehen<br />
an das Team „Donaustern“ (TU Graz). Auf<br />
dem zweiten Platz landet das Team „Oststeg<br />
- Zwischen Stadt & Natur“ (TU Wien),<br />
das Projekt wurde mit 3.200 Euro prämiert.<br />
Über den dritten Platz und ein Preisgeld<br />
von 2.200 Euro freut sich das Team „Spannender<br />
Bogen“ (TU Graz). Die zwei Anerkennungspreise<br />
zu je 1.200 Euro gehen an<br />
„concrete bonding“ (TU Graz) und „pont<br />
brut“ (TU Wien). Die Preisverleihung fand<br />
am 19. November 2019 im Kuppelsaal der<br />
TU Wien statt.<br />
www.zement.at/concretestudenttrophy.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
17<br />
Magazin<br />
Digitale Hilfen für eine<br />
effiziente Stadtplanung<br />
Stadtplanung in Zeiten der „Smart City“<br />
ist dann Erfolg versprechend, wenn sie<br />
alle Beteiligten digital und unkompliziert<br />
einbezieht. Das Fraunhofer IGD hat<br />
zwei Systeme zur digitalen Stadtplanung<br />
entwickelt, die nach Pilotphasen<br />
und Praxistests nun für den Einsatz in<br />
Kommunen zur Verfügung stehen.<br />
Das erste System – AktVis – ist eine interaktive<br />
3D-Webanwendung, anhand derer<br />
Ideen zur Zukunftsgestaltung ausgetauscht<br />
und diskutiert werden können. Die Anwendung<br />
bereitet die vielfältigen Geodaten<br />
einer Kommune einheitlich auf und integriert<br />
sie in eine interaktive Visualisierungsumgebung.<br />
Das erhöht die Transparenz<br />
im gesamten Planungsprozess enorm und<br />
erleichtert die Kommunikation zwischen<br />
Stadtplaner, Architekten und Infrastrukturunternehmen<br />
sowie den Bürgern. Die realitätsgetreue<br />
Ansicht von Gebäuden und<br />
Straßenzügen über einen Multi-Touch-Tisch<br />
ist die Basis für Bürgerbeteiligungsgespräche.<br />
Eine funktionstüchtige Endversion einer<br />
WebGIS-Anwendung für Planungsworkshops<br />
und Beteiligungsverfahren steht nun<br />
zur Verfügung, damit Baulücken, Leerstand<br />
und Modernisierungsstau in Ortskernen<br />
bald der Vergangenheit angehören. Sogar<br />
eine Wirtschaftlichkeits- und Baurechtsprüfung<br />
ist enthalten. So können Ideen live auf<br />
ihre Machbarkeit geprüft werden. Auch im<br />
Standortmarketing und der Wirtschaftsförderung<br />
kann das Tool zum Einsatz kommen.<br />
Das zweite Ergebnis – Smarticipate – ist<br />
ein intelligentes System, dessen anschauliche<br />
3D-Visualisierungen und Feed back-<br />
Funktionen leicht zu bedienen sind. In Rom,<br />
London und Hamburg wurde die Anwendung<br />
an konkreten Fallbeispielen getestet.<br />
Die Hansestadt Hamburg prüft derzeit, wie<br />
die Feed back-Funktion in das stadteigene<br />
© Fraunhofer IGD<br />
Beteiligungsprogramm integriert werden<br />
kann. Smarticipate steht nach Abschluss<br />
der Projektlaufzeit nun als Plattform zur<br />
Verfügung. Kunden können die fertig programmierten<br />
Fallbeispiele lizenzieren oder<br />
an der Entwicklung eigener Szenarien mitwirken.<br />
Die Anwendungen, die Services und<br />
die Kernkompetenz Visual Computing helfen<br />
bei der Optimierung von Infrastrukturen<br />
und sorgen für eine nachhaltige Entwicklung<br />
im städtischen Raum. Es entstehen<br />
intelligente Dienste für die digitale Stadtverwaltung,<br />
Sicherheit und Einsatzplanung,<br />
Umweltmonitoring, Steuerung und Analyse<br />
von Gebäuden, optimierte Verkehrsplanung<br />
und individualisierte Mobilität.<br />
Brücken-Diagnose<br />
mit Drohnen und KI<br />
Überprüfungen und Sicherheitschecks<br />
von Bauwerken, vor allem bei Brücken<br />
in ausgesetzten Lagen, stellen ExpertInnen<br />
immer wieder vor große Herausforderungen.<br />
Diese sind gefährlich für<br />
die durchführenden Mitarbeiter, zeitsowie<br />
kostenintensiv und erfordern<br />
Brücken-Sperren.<br />
Das Joint Venture „StrucInspect“ der Unternehmen<br />
Palfinger, VCE und Angst Group<br />
hat dafür ein völlig neues Lösungsmodell<br />
entwickelt und kürzlich das Kärntner Pilotprojekt<br />
„Falkensteinbrücke“ abgeschlossen:<br />
Die zweigleisige Falkensteinbrücke<br />
liegt in Kärnten und überspannt mit zwei<br />
Bögen ein Quertal des Mölltals. Mit dem<br />
kombinierten Einsatz von Drohnen, Sensorik<br />
und Künstlicher Intelligenz, sowie einer<br />
dreidimensionalen Datenverarbeitung wurde<br />
eine der längsten Eisenbahnbrücken<br />
Österreichs nach dem neuen Verfahren<br />
von StrucInspect einer großen Bauwerksinspektion<br />
unterzogen.<br />
Schadenserkennung mit Künstlicher Intelligenz.<br />
Mithilfe Neuronaler Netze und Deep Learning<br />
Modellen kann das volle Datenpotenzial<br />
genutzt werden. Risse ab 1mm werden erkannt.<br />
Die revolutionäre Entwicklung von StrucInspect<br />
wurde am 17. Oktober 2019 mit dem<br />
ICEBERG innovation leadership award des<br />
Austrian Innovation Forums ausgezeichnet.<br />
www.angstgroup.com<br />
www.strucinspect.com
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
18<br />
Magazin<br />
++<br />
Prägende Elemente<br />
Entstanden aus der sorgfältigen Komplettrenovierung eines ehemaligen Bürobaus<br />
aus den späten Fünfzigerjahren, dessen Bausubstanz zum Teil noch auf älteren<br />
Elementen basiert, sind die Korb Etagen auf der Wiener Brandstätte ein äußerst<br />
gelungenes Beispiel für die Schaffung eines neuen, betont qualitätvollen Wohngefühls<br />
mitten im Wiener Innenstadtkern.<br />
Fotos: Sabine Bungert / Josko<br />
Ein besonders markantes Element des imposanten<br />
Gebäudes sind die bodentiefen<br />
französischen Fenster, welche die Wohnräume<br />
nach außen hin öffnen und für urbane<br />
Ausblicke von außergewöhnlicher Qualität<br />
sorgen: Hier überzeugen Ganzglas-Systeme<br />
von Josko in den exklusiven Dach-Penthouses<br />
ebenso wie harmonische Josko<br />
Fensterlösungen in den darunterliegenden<br />
Wohnebenen, die sich modern und klassisch<br />
zugleich in die elegante Fassade einfügen.<br />
Die Herausforderung für die Fensterprofis<br />
bei der Abwicklung dieses Großprojekts<br />
bestand einerseits in der Montage der<br />
besonders großflächig dimensionierten<br />
FixFrame-Ganzglassysteme in den Dachgeschossen,<br />
welche die präzise Platzierung<br />
von Schwerlasten in großer Höhe erforderlich<br />
machte. Andererseits musste das<br />
Design der Aluminium-Oberflächen der<br />
Systeme optimal an die Architektur des<br />
denkmalgeschützten Altbestands angepasst<br />
werden: Im Eingangsbereich mit eigens<br />
eloxierten Oberflächen in einem speziellen<br />
Goldton, bei den Fensterrahmen im<br />
kompletten Fassaden- und Dachbereich in<br />
einem harmonisch auf die Dachfarbe sowie<br />
die Farbe der Fensterbrüstungen abgestimmten<br />
pulverbeschichteten Kupferton.<br />
Die Korb Etagen (benannt nach dem legendären<br />
Café Korb im Parterre, eine der<br />
bekanntesten Wiener Kaffeehaus Institutionen)<br />
bieten 69 äußerst hochwertig gestaltete<br />
und ausgestattete Wohneinheiten<br />
mit vielfältigen Möglichkeiten für urbanes<br />
City-Living in klassisch modernem Ambiente:<br />
Vom kompakten 30 m 2 -Studio bis<br />
zum großzügigen Dach Penthouse mit<br />
153 m 2 – Loggien für viele der hofseitigen<br />
Wohnungen sowie Dachterrassen für<br />
sämtliche Wohnungen im Dachgeschoss<br />
unterstreichen die hohe Qualität des Gesamtkonzepts.<br />
„Das exklusive Wohngefühl in den Korb<br />
Etagen definiert sich nicht über Fläche oder<br />
Größe, sondern über konsequente Raumökonomie,<br />
um auch bei relativ kompakten<br />
Wohnungsgrößen für ein Höchstmaß an<br />
Luftigkeit, Helligkeit und komfortabel geschnittenem<br />
Raumempfinden zu sorgen.<br />
Und Josko war uns dafür ein perfekter Partner<br />
bei der Umsetzung und Lösungsorientiertheit“,<br />
so der Bauträger.<br />
Josko Fenster & Türen GmbH<br />
T +43 (0)7763 2241-0<br />
office@josko.at<br />
www.josko.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
19<br />
Magazin<br />
Neues Land<br />
Das sogenannte Greater Copenhagen (Großraum Kopenhagen) soll um neun neue<br />
künstliche Inseln erweitert werden. Laut dänischer Regierung und dem Bürgermeister<br />
der Stadt sollen drei Millionen Quadratmeter Landfläche gewonnen werden.<br />
Diese Utopie, geplant von URBAN POWER architecture & planing, setzt sich<br />
mit drängenden ökologischen wie auch wirtschaftlichen Herausforderungen der<br />
Gegend um die dänische Hauptstadt auseinander.<br />
Renderings: URBAN POWER for Hvidovre municipality<br />
Für Skandinavien ist es das größte Landgewinnungsprojekt<br />
der kommenden Jahre, die neun Inseln, genannt<br />
Holmene (kleine Inseln), werden sich nur zehn<br />
Kilometer südlich von Kopenhagen befinden. Der<br />
Vorschlag würde mehrere Bedürfnisse erfüllen: eine<br />
wachsende Nachfrage an möglichen Standorten für<br />
hoch wissenschaftliche Industrie, eine fossilfreie<br />
Energieerzeugung und einen Schutz vor Überflutung<br />
von bestehenden und neu geplanten Gegenden. Darüber<br />
hinaus bietet das Projekt ein enormes Angebot<br />
an öffentlich zugänglichen Naturgebieten für Sport,<br />
Erholung und verbesserte Artenvielfalt der Tier- und<br />
Pflanzenwelt. Mehrere kleine Inseln und Riffe, die für<br />
Menschen nicht zugänglich sind, sollen beste Bedingungen<br />
für Flora und Fauna sowohl am Land als auch<br />
im Wasser schaffen. Zusätzlich wird eine natürliche<br />
Landschaft entlang der bestehenden Küste entstehen,<br />
die eine schützende Funktion gegenüber Überschwemmungen<br />
übernimmt und ein 18 km langes,<br />
verbessertes Netz von Radwegen in grüner Umgebung<br />
bietet.<br />
Ein wesentlicher Teil der Landgewinnung ist grüner<br />
Technologie und der größten Waste-to-Energy Anlage<br />
Nordeuropas vorbehalten. Bio-Abfälle und Abwässer<br />
von 1.5 Millionen Einwohnern der Umgebung<br />
werden hier gesammelt und in sauberes Wasser,<br />
Ressourcen und Biogas umgewandelt. Zusammen<br />
mit Wärmespeichern, Windmühlen und anderen umweltfreundlichen<br />
Technologien werden jährlich mindestens<br />
70.000 Tonnen CO 2 eingespart und mehr<br />
als 300.000 MWh fossil-freier Energie erzeugt. Das<br />
entspricht in etwa 25 % des Stromverbrauchs der Kopenhagener<br />
Bevölkerung und stellt einen wichtigen<br />
Schritt zur Umstellung auf Umweltfreundlichkeit und<br />
Nachhaltigkeit dar.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
20<br />
Magazin<br />
Station ohne<br />
Stromleitungen<br />
Stromleitungen auf Fotos sind nicht nur für Architekturfotografen ärgerlich. Auch<br />
der freien Aussicht auf die Umgebung des städtischen Kontextes sind sie nicht<br />
gerade zuträglich. Die erste Busstation ohne störende Leitungen, gänzlich autonom,<br />
„off the grid“ und selbstversorgend wurde nun in Tilburg, Holland eröffnet.<br />
Entworfen und gestaltet haben sie die cepezed architects.<br />
Fotos: cepezed | Lucas van der Wee
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
21<br />
Magazin<br />
Dieselben Architekten hatten auch in der Stadt die<br />
Renovierung des Bahnhofes und den Entwurf eines<br />
neuen Fahrradparkplatzes übernommen. Die Busstation<br />
ist Teil einer groß angelegten Revitalisierung des<br />
öffentlichen Transportnetzes der Stadt und sehr gut<br />
in den Umraum integriert. Sie sorgt für den Komfort<br />
der Benutzer und einen angenehmen Reiseverlauf,<br />
liegt westlich des Bahnhofes ungefähr dort, wo früher<br />
auch die Station war.<br />
Die Konstruktion beruht auf einer Serie von sehr<br />
dünnen Säulen mit einer minimalistischen Überdachung<br />
zur Beschattung und als Regenschutz. Sie<br />
formt eine dreieckige Rundstrecke mit einer Länge,<br />
von über 160 Metern samt einem offenen Raum in ihrer<br />
Mitte. Die Parkplätze für die Busse befinden sich<br />
an ihrer Außenseite: sechs zum Einsteigen und einer<br />
zum Aussteigen. Die Überdachung erstreckt sich von<br />
14 bis 30 Metern in die Breite und hat einige gezackte<br />
Stellen in der sonst runden Kontur. Diese Elemente<br />
sind eine Referenz an das eher wuchtige Erscheinungsbild<br />
des Bahnhofes im Hintergrund und fügen<br />
die Station in den Kontext ein. Die Überdachung bietet<br />
Schutz zum Ein- und Aussteigen und ihre Stahlkonstruktion<br />
ist mit einer ETFE-Folie überspannt. Die<br />
Beleuchtung liegt oberhalb, auf der Folie und ergibt<br />
so ein gleichmäßig, diffuses Licht darunter. Bei Tag<br />
sorgt sie für Schatten, in der Nacht wird sie zu einem<br />
leuchtenden Baldachin und vermittelt den Reisenden<br />
ein Gefühl der Sicherheit.<br />
250 Quadratmeter Solarpaneele liegen auf dieser<br />
Dachfläche. Sie erzeugen genügend Energie für<br />
sämtliche Funktionen der Station, einschließlich der<br />
Beleuchtung, der digitalen Anzeigen, auch für die<br />
Fahrerkantine und den Informationsschalter. Alle Details<br />
sind gut überlegt und auch für die Zukunft gerichtet.<br />
So kann zum Beispiel sehr leicht eine zusätzliche<br />
Verkabelung für das Laden von Elektrobussen<br />
eingezogen werden und die metallenen Sitzbänke<br />
sind beheizbar.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
22<br />
Magazin<br />
Unter der<br />
Morandi-Brücke<br />
Ein Jahr nach dem Einsturz der Morandi-Brücke in Genua, der 43 Menschen<br />
das Leben gekostet hat, ist die neue Brücke, die beide Stadtteile wieder<br />
verbinden wird, bereits im Entstehen. Entworfen wurde sie von Renzo<br />
Piano. Sie soll einem „Schiff, welches das Tal durchfährt“ ähneln. Rund um<br />
den Entwurf und den Bau tut sich aber einiges mehr, das städtebaulich<br />
interessant ist.<br />
Bilder: courtesy of stefano boeri architetti, metrogramma milano, inside outside | petra blaisse
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
23<br />
Magazin<br />
Ein Team um Stefano Boeri, Metrogramma und den<br />
Landschaftsarchitekten Inside Outside soll die Gegend<br />
und Umgebung der Brücke revitalisieren. Der neue<br />
„Parco del Ponte“ soll sich unter der Brücke befinden<br />
und die nähere Umgebung der Stadt miteinbeziehen.<br />
Das Projekt stellt ein Netzwerk von Möglichkeiten dar,<br />
es soll die Stadt mit einer Infrastruktur von nachhaltiger<br />
Mobilität und sogenannten Smart Buildings für<br />
Forschung, Design und Produktion überziehen. Ein<br />
roter Stahlbogen formt einen Weg für Fußgänger und<br />
Radfahrer und wird die beiden Seiten des Tales verbinden,<br />
daneben steht ein Windturm zur Erzeugung und<br />
Verteilung nachhaltiger, erneuerbarer Energie.<br />
Unterhalb der Brücke wird der „Parco del Polcevera“<br />
ein System von kleineren Grünflächen mit Pflanzen,<br />
die typisch für das mediterrane Klima sind, erhalten.<br />
Im Herzen dieses Parkes steht die Skulptur „Genova<br />
in the Wood“ – eine Arbeit des Künstlers Luca Vitone<br />
– sie ist den Opfern des Unglücks gewidmet und<br />
besteht aus 43 Bäumen. Der Park soll als Katalysator<br />
für die Anwohner wirken, neue umweltfreundliche<br />
Gebäude sollen um ihn herum entstehen und Zentren<br />
der Produktivität und Innovation werden. Die<br />
Parklandschaft präsentiert sich als eine Struktur von<br />
parallelen Streifen, die das Talgelände organisieren.<br />
Jeder der Streifen (7 bis 20 Meter Breite) wird durch<br />
einen Weg im Zick-Zack erschlossen und stellt eine<br />
eigene Gartenart dar. So soll die Biodiversität in dem<br />
Gebiet erhöht werden. Der verbindende Weg ist die<br />
einzige Verbindung am Boden von West nach Ost<br />
durch das Tal. Der rote Kreis in der Höhe ermöglicht<br />
es Fußgängern und Radfahrern jedoch, jeden Ort mit<br />
einer bisher ungewohnten Leichtigkeit zu erreichen.<br />
So soll die chromatische Vielfalt aus rotem Kreis,<br />
Windturm samt dem Park mit seinem botanischen<br />
Reichtum die vorbeifahrenden Bewohner und Besucher<br />
begrüßen und einen ersten Eindruck einer (hoffentlich)<br />
besseren Zukunft vermitteln.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
24<br />
Magazin<br />
Lebende Ader<br />
durch die Stadt<br />
Oben die Autos, unten das Leben – so kann man das Projekt der beiden in Toronto<br />
ansässigen Firmen Public Work und Greenberg Consultants mit einfachen Worten<br />
beschreiben. Unter dem erhöhten Gardiner Expressway, einer Schnellstraße liegt<br />
der „Bentway“, ein neuer Park und Fußweg mit einer Länge von 1,75 Kilometern.<br />
Fotos: Nic Lehoux
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
25<br />
Magazin<br />
Geschützt durch die existierende Infrastruktur<br />
und von dieser getrennt durch<br />
die Betonsäulen, die die Schnellstraße tragen.<br />
Die Bezeichnung für diese Säulen ist<br />
„Bents“, so entstand der Begriff Bentway<br />
für diesen Erholungsraum in der Stadt. Die<br />
Schnellstraße, welche von ganz nieder bis<br />
zu 15 Meter Höhe über dem Ort schwebt,<br />
bietet zuverlässigen Schutz und die Bents<br />
geben jede Möglichkeit für die Befestigung<br />
von Griffen, Kabeln, Energieanschlüssen<br />
und Beleuchtung. Der momentan fertiggestellte<br />
Teil des Bentway erstreckt sich von<br />
der Strachan Avenue zur Bathurst Street<br />
über sieben verschiedene Nachbarschaften<br />
und stellt eine lebende Ader für Fußgänger<br />
und Fahrradfahrer dar.<br />
Die Anlage besteht aus diversen Gärten, einer<br />
Skatingbahn, Erholungsmöglichkeiten,<br />
Platz für kleine Märkte, Kunst im öffentlichen<br />
Raum, Festivals und ähnliche Events.<br />
Zusätzlich enthält der Park einen mäandernden<br />
Fußweg entlang von verschiedenen<br />
Pflanzungen, eine Stiege zur Verdoppelung<br />
der Sitzanzahl in einem Theater,<br />
eine breitere Strecke für Radfahrer, Jogger<br />
und Skater. Der Anfang liegt beim Strachan<br />
Gate – hier steigt man zuerst über die erwähnte<br />
Stiege in das Amphitheater mit 250<br />
Sitzplätzen hinunter, Toilettenanlagen und<br />
eine Liegewiese ergänzen diese Zone. Der<br />
neue Weg erstreckt sich auch bis zum Fort<br />
York, einer historischen Sehenswürdigkeit<br />
mit Bauten aus dem Kriegsjahr 1812 (ein<br />
Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten<br />
und England). In der Nähe liegt ein weites<br />
Grasland, welches über ein nachhaltiges<br />
Drainagesystem mit dem Regenabwasser<br />
der Schnellstraße bewässert wird.<br />
Viele Punkte der Gestaltung im Park beruhen<br />
auf einem adaptiven Design, sie benutzen<br />
existierende Elemente und integrieren<br />
sie in das Konzept. Die gesamte Materialität<br />
zielt darauf ab, einen möglichst kleinen<br />
ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen.<br />
Existierende Pfeilernummerierungen – sie<br />
dienten zu Reparaturkennzeichnung – werden<br />
nun zur Orientierung und Wegführung<br />
neu interpretiert. Die Bodenbeläge sind aus<br />
Recyclingmaterial von abgerissenen Bauten.<br />
Eine 220 Meter lange Skatingstrecke<br />
kann im Sommer als Planschbecken für<br />
Kinder verwendet werden.<br />
Der Bentway ist auch Mitglied des High<br />
Line Network, einem internationalen Netzwerk,<br />
welches vergessene Infrastrukturen<br />
wieder in die urbane Landschaft einfügen<br />
will. So wird dieses Projekt zusammen mit<br />
einer weiteren Zahl von Vorhaben Toronto<br />
in der Zukunft verändern und lebenswerte<br />
Räume schaffen.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
26<br />
Magazin<br />
Fahrradhügel<br />
in Kopenhagen<br />
Man kann Fahrradabstellplätze auch mit ein wenig Aufwand interessant<br />
gestalten, sie müssen nicht wie Lagerflächen aus Metallgestellen wirken.<br />
COBE unter der Leitung von Dan Stubbergaard hat im späten August in<br />
Kooperation mit EKJ Consulting Engineers ein Projekt in Kopenhagen<br />
vollendet, das nicht nur für die Fahrradstadt des Nordens beispielgebend<br />
sein kann.<br />
Fotos: Rasmus Hjortshøj
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
27<br />
Magazin<br />
Auf der mehr als 20.000 Quadratmeter großen Fläche<br />
des Karen Blixens Plads ist eine leicht gewellte<br />
Landschaft mit ausgehöhlten Hügeln entstanden – in<br />
den Höhlen finden mehr als 2.000 geparkte Fahrräder<br />
Platz. Es ist eine neue und auch innovative Art,<br />
die Drahtesel zu verstauen. Der Karen Blixens Plads<br />
ist einer der größten in Kopenhagen und liegt zwischen<br />
der Universität, der königlichen Bibliothek und<br />
dem südlichen Campus der Uni. Als offener, angenehmer<br />
Raum erfüllt er heute mehrere Funktionen:<br />
Er dient als Abstellfläche für den grünen Zweig der<br />
städtischen Mobilität, unterstützt die Verstärkung<br />
der Biodiversität in der Stadt und wirkt auch dem<br />
Klimawandel durch die Reduktion von Hitzeinseln<br />
entgegen. Vertiefungen im Platz sammeln bei Starkregen<br />
das Wasser, bilden kleine Tümpel und Biotope,<br />
entlasten so die städtische Kanalisation, sind Flächen<br />
der Verdunstung und somit klimafördernd.<br />
Wie ein Teppich entworfen, bedeckt er das gewellte<br />
Terrain mit seinen kleinen Hügeln und Unterbrechungen,<br />
teilt die große Fläche in Zonen mit genügend<br />
Platz für Aktivitäten innerhalb und außerhalb der<br />
Dome in den Hügeln. Die drei Fahrradhöhlen sind aus<br />
Stahlbetonschalen errichtet, außen sind diese mit<br />
handverlegten Fliesen in den Farben der Umgebung<br />
und der Universitätsgebäude verkleidet. Die Konstruktion<br />
und Statik der Hügel war allerdings durch<br />
die großen Öffnungen eine gewisse Herausforderung.<br />
Sitzstufen bieten als kleine Amphitheater einen zusätzlichen<br />
Nutzen. Bis zu 1.000 Personen können in<br />
diesem Auditorium bei Konzerten oder öffentlichen<br />
Events Platz finden. So wird der Ort zu einem aktiven<br />
Treffpunkt für Studenten, Angestellte und Bewohner<br />
der Gegend. Die restlichen Flächen sind als Fahr- und<br />
Gehwege ausgewiesen, immer wieder unterbrochen<br />
von kleinen runden Grüninseln. Alle verwendeten<br />
Materialien sind einfach und langlebig, die Beleuchtung<br />
und Fahrradabstellplätze benötigen fast keine<br />
Wartung. An den Rändern des Platzes verzahnen<br />
sich Grünflächen und urbaner Raum.<br />
Da in Kopenhagen mehr als 40% der Menschen täglich<br />
mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, verlangt es<br />
auch nach innovativen Lösungen für die Mobilität der<br />
Bürger. COBE hat schon mehrere Projekte entworfen,<br />
zum Beispiel die „Fahrradbetten“ bei der Nørreport<br />
Station, jetzt sind es eben „Fahrradhügel“ geworden.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
28<br />
Magazin<br />
Im Abwasser<br />
der Stadt<br />
„Eine Studie über unser kulturelles Verständnis von Schmutz und Sauberkeit würde<br />
sich automatisch auf die Begriffe von Klasse und Menschenart beziehen, und wie<br />
diese im urbanen und räumlichen Design verankert sind.“ Das war, so Architekt<br />
Liyang Zhang, der Ausgangspunkt für die theoretische Untersuchung für die Neuoder<br />
Umnutzung der Abwasseranlagen von Toronto, Kanada. Er nennt sein Projekt:<br />
„Geographies of Urban Filth“.<br />
Renderings: Liyang Zhang<br />
Liyang Zhang Architecture hat ein öffentliches Bad in<br />
die Wasseraufbereitungsanlage der Stadt eingebaut.<br />
Die soziale Komponente dieser Idee bezieht sich auf<br />
das „Zusammenkommen mit anderen“, da die Anlage<br />
zentral zwischen drei sehr unterschiedlichen, physisch<br />
und sozial getrennten Gruppen und Nachbarschaften<br />
(Einkommen und Ethnie) der Bevölkerung liegt. Die<br />
Grenzen zwischen wir und ihr, sauber und schmutzig,<br />
familiär und fremd, Inklusion und Exklusion werden<br />
hier infrage gestellt. Der in New York ansässige<br />
Designer und sein Team meinen, dass das kulturelle<br />
Verständnis von Schmutz sich nur durch die Kategorisierung<br />
von Raum erhalten kann. Eine Stadt beinhaltet<br />
aber Vielzahlen von unterschiedlichsten Identitäten,<br />
die konsequent neue Gruppen und Gemeinschaften<br />
mit ihnen zugeschriebenen räumlichen Bereichen erzeugen.<br />
Die angeborene Angst vor dem Elend bringt<br />
eine Obsession für Sauberkeit mit sich und das löscht<br />
oder verhindert damit die Möglichkeiten, sich für ein<br />
Verstehen des „Anderen“ zu interessieren.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
29<br />
8. – 13. 3. 2020<br />
Frankfurt am Main<br />
20<br />
JAHRE<br />
Magazin<br />
Design trifft<br />
Funktion: eine<br />
echte Win-win-<br />
Situation.<br />
Der Gedanke, ein öffentliches Bad in der Abwasseranlage<br />
einer Stadt zu installieren ist heute gar nicht<br />
so fremd, sind doch die Bedrohungen der Klimakrise<br />
und auch die zukünftige Wasserknappheit (trotz Ansteigen<br />
des Meeresspiegels wird Trockenheit in vielen<br />
Gegenden herrschen) so eindringlich, dass wir uns die<br />
Trennungen in „mein oder dein“ bald nicht mehr erlauben<br />
werden können. So gesehen ist dieses Projekt<br />
ein durchaus pädagogisches Konzept für eine (noch<br />
utopische) Zukunft einer Stadt.<br />
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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
30<br />
Magazin<br />
Vom Kreisverkehr<br />
zur Grünoase<br />
Der Piazzale Loreto ist ein Eingangstor nach Mailand, umgeben<br />
von einigen der dynamischsten Nachbarschaften<br />
der Stadt. Er ist aber auch ein grauslicher Platz, ein Kreisverkehr<br />
mit Unmengen Verkehr, umgeben von kaputten<br />
Fassaden und abgewrackten Bauten ohne architektonischen<br />
Wert. Das Projekt von Lad/Hypnos der beiden<br />
Architekten Nicola Brembilla und Francesco Napolitano<br />
denkt nun diesen „leeren“ Platz neu.<br />
Renderings: Lad / Hypnos<br />
Sie schlagen vor, den gesichtslosen Raum mit einem<br />
Rondo in der Größe und Platzierung, wie es auf alten<br />
Plänen von 1865 zu erkennen ist, zu überlagern. Rundherum<br />
soll der Verkehr geführt werden. Der formal<br />
perfekte Kreis hätte keinen größeren Fußabdruck, als<br />
der Platz von 1865 und würde ein markantes Zentrum<br />
darstellen. Aufgeständert wie in einer großen Schüssel<br />
soll ein üppiger, schwebender Park „Sovraparco“<br />
gepflanzt werden. Er würde einen ziemlich guten Einfluss<br />
auf die Luftqualität der Gegend haben.
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31<br />
Magazin<br />
Außerdem verläuft unter dem Platz eine der wichtigen<br />
Linien der Mailänder U-Bahn, die hier allerdings nie<br />
eine richtige Station und Ausgang bekam. Indem nun<br />
eine Mezzaninebene unter dem Platz geschaffen wird,<br />
entsteht unter dem schwebenden Garten (Sovraparco)<br />
eine geräumige, luftige Fläche, ein weiterer Platz,<br />
der einen U-Bahn-Zugang bietet. Unter dem Metrozugang<br />
befindet sich ein Bereich mit Geschäften, Bars,<br />
Restaurants und öffentlichen WC-Anlagen. Die Mitte<br />
des Platzes ist frei für die Bürger zugänglich. Der<br />
Garten ist zweigeschossig und in der Mitte befindet<br />
sich eine kreisrunde Öffnung, wie beim Parthenon, sie<br />
belichtet die Mezzaninebene. Ein sicher interessanter,<br />
utopischer Vorschlag, der aber noch keine Lösung für<br />
die „Außenseite“ dieses schwebenden Gartens bietet.<br />
Das sollten die Architekten noch überlegen.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
32<br />
Magazin
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33<br />
Magazin<br />
Sauberes Wasser,<br />
frische Luft<br />
Wie fast jede Großstadt hat auch Mailand ein Problem mit der Luft- und auch der<br />
Wassergüte. Die umliegenden Industrien und der Autoverkehr in der Stadt tragen<br />
nicht gerade zu einer gesunden Umgebung bei. Das soll jetzt anders oder besser<br />
werden: OMA und Laboratorio Permanente haben einen Klimamasterplan entwickelt,<br />
der zwei verwahrloste Güterbahnhöfe in Mailand verwandeln wird und so<br />
die Luft der Stadt filtern und auch die Wasserqualität verbessern. Das Planerteam<br />
wurde aus fünf Finalisten (Kengo Kuma and Associates Europe, Arup, Grimshaw<br />
und Baukuh) ausgewählt und mit der Projektentwicklung beauftragt.<br />
Renderings: Courtesy of OMA and Laboratorio Permanente<br />
Der Agenti Climatic Masterplan sieht die Transformation<br />
der Scalo Farini und der Scalo San Cristoforo<br />
Güterbahnhöfe in den Außenbezirken der City vor.<br />
Diese ehemaligen Zugdepots im Süden und im Norden<br />
der Stadt sollen zu ökologischen Filtern werden.<br />
Ersterer soll zur grünen Lunge werden und die Luft,<br />
vor dem Einströmen in die City filtern. Die 468.300<br />
Quadratmeter werden zur „grünen Zone“ mit einem<br />
großen Park, während die 140.199 Quadratmeter große<br />
Fläche von San Cristoforo die „blaue Zone“ wird<br />
und das Wasser filtert.<br />
Die „grüne Zone“ soll die heißen Winde, die vom Südwesten<br />
kommen, kühlen und von toxischen Partikeln<br />
befreien, während die „blaue Zone“ dazu dient, das<br />
Grundwasser zu reinigen. Dazu wird der San Cristoforo<br />
Bahnhof in eine lineare Wasserstraße verwandelt,<br />
die stufenweise eine Reinigung durchführt, auf<br />
ökologischer Basis selbstverständlich.<br />
Das sind sehr ambitionierte Projekte, die zeigen, dass<br />
nicht länger der Ziegel (das Gebaute) das „Um und<br />
Auf“ des Bauens ist, sondern die drohenden, dramatischen<br />
Klimaänderungen Architekten zu einem<br />
Umdenken und zu einer Neuorientierung ihrer Aufgaben<br />
zwingen. Die Planer hoffen damit ein Beispiel<br />
zu geben, wie man dem Klimawandel im Maßstab<br />
einer Großstadt begegnen kann. „Die Städte des 20.<br />
Jahrhunderts mit ihrem enormen Energieverbrauch<br />
müssen neu überdacht werden und sich wieder an<br />
den Entwicklungen der klassischen Ära orientieren“,<br />
meint dazu das Büro OMA. Das Team wird auch den<br />
ersten Fahrradhochweg der Stadt sowie neue Straßenbahnen,<br />
Metrostationen und Brücken gestalten.<br />
Diese Maßnahmen dienen zur Reduktion des<br />
Individualverkehrs, der ja zu einem Großteil an der<br />
schlechten Luft in den Städten schuld ist.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
34<br />
<strong>architektur</strong>szene<br />
Ein Krieg der Architektur<br />
Für die <strong>architektur</strong>politische Weichenstellung der Stadt Wien waren die Jahre nach<br />
1945 – und damit vor allem die Besatzungszeit – prägend. Nach der Befreiung durch<br />
die Alliierten wurde Wien zur Bühne politisch motivierter Architekturdebatten. Im<br />
Mittelpunkt stand dabei der Wettstreit der Ost-West-Mächte, die beide um eine Vormachtstellung<br />
bemüht waren. Das damit verbundene kulturelle Wettrüsten machte<br />
auch vor der Architekturszene keinen Halt. Mit den Auswirkungen dieser Strömung<br />
setzt sich die Ausstellung „Kalter Krieg und Architektur“ im Architekturzentrum<br />
Wien auseinander – sie wirft einen Blick auf das Baugeschehen in der Nachkriegszeit<br />
und ist noch bis Montag, den 24. Februar 2020 zu sehen.<br />
Text: Dolores Stuttner<br />
Vier Großmächte im Wettstreit<br />
Die österreichische Hauptstadt war in der<br />
Nachkriegszeit keinesfalls vom Leben abgeschnitten.<br />
Immerhin kam sie damals mit<br />
Größen wie Le Corbusier in Kontakt. Gleichzeitig<br />
hatte die Bevölkerung die Gelegenheit,<br />
das „Zimmer für Stalin“ zu besichtigen.<br />
Damit verhalfen die oft aufeinanderprallenden<br />
Strömungen des Kalten Kriegs Wien zu<br />
seiner Internationalisierung.<br />
Schon kurz nach ihrer Befreiung durch die<br />
Alliierten im Jahr 1945, wurde die Stadt zu<br />
einem zentralen Schauplatz des Kalten Krieges.<br />
Denn die vier Siegermächte Frankreich,<br />
Großbritannien, die Sowjetunion und die<br />
USA besetzten nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
die Hauptstadt Österreichs. Interessant<br />
war die Metropole vor allem aufgrund ihrer<br />
zentralen geografischen Lage – sie galt damals<br />
immerhin als Tor zum Ostblock. Zehn<br />
Jahre dauerte die Besatzungszeit, in der in<br />
Österreich ein Übergang von einem autoritären<br />
Herrschaftssystem hin zur Demokratie<br />
stattfand. Während dieser Zeit etablierte<br />
jede der vier Siegermächte ein umfassendes<br />
Kulturprogramm, mit dem sie die Wiener Bevölkerung<br />
für sich gewinnen wollten. Dazu<br />
gehörten unter anderem Messepräsentationen<br />
und Architekturausstellungen. Vor<br />
allem für die Baukultur in der Stadt hatten<br />
die Propaganda-gestützten Vorstellungen<br />
einen hohen Stellenwert. Denn sie brachten<br />
die ideologisch motivierten Vorbilder<br />
grundverschiedener Staaten nach Wien und<br />
bereicherten so die Architekturszene. Diese<br />
reichte von Hochhäusern und Gartenstädten<br />
bis hin zu städtebaulichen Konzepten<br />
und sogar Küchenmodellen.<br />
Oswald Haerdtl: Wiederaufbau Heinrichhof, Kärntner Straße, Operngasse, Wien 1, 1951-1953,<br />
Perspektive, Amerikanisches Informationszentrum<br />
© Architekturzentrum Wien, Sammlung, Nachlass Oswald Haerdtl<br />
Ein „besseres Leben“<br />
für die Nachkriegsgeneration<br />
Als Schmelztiegel verschiedener Nationen<br />
machte Wien nach 1945 also eine prägende<br />
Entwicklung durch. In der Nachkriegszeit<br />
wurde schließlich der Grundstein für das<br />
heutige Aussehen der Stadt mitgelegt. Die<br />
Alliierten beschäftigten sich dabei mit der<br />
Frage, wie die Österreicher in Zukunft leben<br />
und wohnen sollten.<br />
Die damalige Sowjetunion zeigte sich in<br />
diesem Kontext eher zurückhaltend und<br />
sogar „friedfertig“. Erst ab 1950 begann sie<br />
mit dem Aufbau der Informationszentren,<br />
die den Idealstaat des Sozialismus propagierten.<br />
Ihn kennzeichnete eine Architektur<br />
der Wolkenkratzer und Häuser in Schnellbauweise.<br />
Da Wien nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
von einem parteien- und klassenübergreifenden<br />
Antikommunismus geprägt war,<br />
sind heute nur wenige Spuren sowjetischer<br />
Ideologie im Stadtraum erhalten – eine prominente<br />
bauliche Manifestation der UdSSR<br />
ist das Denkmal am Schwarzenbergplatz.<br />
Großbritannien setzte beim Wiederaufbau<br />
seinen Schwerpunkt auf die Stadtentwicklung.<br />
Nach dem Vorbild britischer Planungskonzepte<br />
sollte aus Wien eine aufgelockerte,<br />
gegliederte Stadt werden. So<br />
war es vielen Architekten möglich, auf ihren
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35<br />
<strong>architektur</strong>szene<br />
Konzepten aus der NS-Zeit aufzubauen,<br />
ohne mit der dahinter stehenden Ideologie<br />
in Verbindung gebracht zu werden. Das Ziel<br />
Großbritanniens war es, die Idee des demokratischen<br />
Wohlfahrtsstaates als Alternative<br />
zum Nationalsozialismus durchzusetzen.<br />
Die Kulturoffensive Frankreichs war im<br />
Gegensatz zu den anderen Großmächten<br />
stark personalisiert. Sie beruhte auf einer<br />
Betonung der Gemeinsamkeiten von Österreich<br />
und Frankreich. Ideologien französischer<br />
Baukunst erhielten in Wien aber<br />
kaum Beachtung. Offizielle Institutionen<br />
standen den damals prominenten Ideen des<br />
Planers Le Corbusier kritisch gegenüber.<br />
Alleine von jungen Architekten wurden die<br />
zum Teil stark utopischen Konzepte positiv<br />
aufgenommen – im Stadtraum etablierten<br />
sie sich aber nicht.<br />
Während der Einfluss der Sowjetunion und<br />
Frankreichs auf die Architektur der Stadt<br />
vergleichsweise gering blieb, setzte sich die<br />
Ideologie der USA in vielen gesellschaftlichen<br />
und kulturellen Bereichen – und damit<br />
auch in der Baubranche – durch. Verantwortlich<br />
dafür war nicht zuletzt deren große<br />
finanzielle Unterstützung in Kombination<br />
mit dem Versprechen auf ein „besseres Leben“.<br />
Mit ihrer Organisation für Öffentlichkeitsarbeit<br />
steuerten die Vereinigten Staaten<br />
jeglicher Skepsis gegenüber der noch<br />
jungen und daher oft als identitätslos empfundenen<br />
amerikanischen Kultur entgegen.<br />
Verteilung der Einwohner in den Besatzungszonen Wiens.<br />
© in: United States Forces in Austria, Austria. A Graphic Survey, 1949<br />
Spuren der Vergangenheit<br />
im Ortsbild<br />
Ein konkreter Stil setzte sich im Kalten<br />
Krieg zwar nicht durch, allerdings führten<br />
Propaganda-gestützte Maßnahmen der Alliierten<br />
zur Entstehung neuer Strömungen<br />
und letzten Endes auch zur Realisierung einiger<br />
Bauprojekte. In Randbezirken wie dem<br />
21. Wiener Gemeindebezirk wurden bestehende<br />
Wohnformen verdichtet, wobei die<br />
Planer gleichzeitig eine Nutzungsmischung<br />
anstrebten – die strikte Trennung von Wohnen,<br />
Arbeiten und Freizeit gehörte fortan<br />
der Vergangenheit an. Gleichzeitig kam es<br />
zur Realisierung mehrerer Siedlungen, welche<br />
die damalige Wohnungsnot lindern sollten.<br />
Doch nicht nur in den peripher gelegenen<br />
Bezirken wurde die Stadtentwicklung<br />
vorangetrieben. Es entstanden Konzepte<br />
für den Wiederaufbau des Stephansdoms<br />
und die Neugestaltung des Stephansplatzes.<br />
Dieser Platz entwickelte sich von einem<br />
intimen Stadtplatz zu einem wichtigen Fußgänger-<br />
und Verkehrsknotenpunkt.<br />
Einen wichtigen Stellenwert hatte bei den<br />
damaligen Bauvorhaben der 1948 unterzeichnete<br />
Marshallplan, also das sogenannte<br />
„European Recovery Program“. Die<br />
Vereinigten Staaten wollten der Wirtschaft<br />
Österreichs mit dem bilateralen Abkommen<br />
auf die Sprünge helfen. Als Konsequenz<br />
der finanziellen Unterstützung entstand<br />
1949 mit der Wohnhausanlage Roter Berg<br />
im 13. Wiener Gemeindebezirk eine der ersten<br />
Wohnsiedlungen der Stadt – sie beinhaltet<br />
heute 105 Wohnungen. Eine weitere<br />
Siedlung, deren Namensgebung auf seine<br />
Entstehungsgeschichte hinweist, ist der<br />
Marschallhof in Kaisermühlen. Die zwischen<br />
1953 und 1959 errichtete Wohnanlage verfügt<br />
über 244 Wohnungen und entstand<br />
nach den Plänen von Hermann Stiegholzer.<br />
Dabei riefen die USA das erfolgreichste<br />
Wirtschaftsprogramm des 20. Jahrhunderts<br />
nicht ohne Eigennutz ins Leben. Denn der<br />
Marshallplan, der Österreich immerhin zu 1,1<br />
Milliarden US-Dollar verhalf, diente auch als<br />
politisches Instrument gegen den Kommunismus.<br />
Ein Vorhaben, das – zumindest für<br />
die USA – von Erfolg gekrönt war.<br />
Vergessene Ideologien<br />
im Wandel der Zeit<br />
Doch nicht alle Ideale, die auf dem amerikanischen<br />
Vorbild basierten, konnten sich in<br />
Wien langfristig durchsetzen. So entstanden<br />
mit dem Experiment Veitingergasse im 13.<br />
Wiener Gemeindebezirk 15 Fertigteilhäuser<br />
als Gegenentwurf zum Mietshaus. Das Projekt<br />
wurde von den Architekten Roland Rainer<br />
und Carl Auböck entworfen und schließlich<br />
zwischen 1952 und 1954 realisiert. Das<br />
als Mustersiedlung angesetzte Konzept sollte<br />
Vorbildwirkung haben und den Bau seriell<br />
herstellbarer Häuser propagieren. In Wien<br />
setzte sich diese Strömung aber nicht durch<br />
– die geplante Ausweitung der Idee scheiterte<br />
am Geschmack der Bevölkerung sowie an<br />
politischen Entscheidungsträgern.<br />
Auch heute noch stehen einige Wohnobjekte<br />
aus der Nachkriegszeit unter Kritik. Es werden<br />
ihnen Mängel in Bezug auf Wohn- und<br />
Lebensqualität sowie die Gestaltung vorgeworfen.<br />
Tatsächlich sind nicht alle der damals<br />
angepriesenen Projekte im Wandel der<br />
Zeit gut gealtert. Und doch ist nicht immer<br />
auf den ersten – und oft auch nicht auf den<br />
zweiten – Blick zu erkennen, ob ein Bauwerk<br />
das Ortsbild bereichert. Als Beispiel sind hier<br />
die lange als Bausünde verschrienen Betonbauten<br />
des Brutalismus zu erwähnen. Mittlerweile<br />
sind viele dieser Bauten saniert und<br />
unter Denkmalschutz gestellt worden.<br />
Wilhelm Schütte: CIAM Bergamo Entwurf<br />
für den Stephansplatz, Wien 1, 1949<br />
© Architekturzentrum Wien, Sammlung, Nachlass Oswald Haerdtl
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
36<br />
Bau & Recht<br />
Die Angemessenheit des<br />
Hauptmietzinses bei<br />
Geschäftsraummieten<br />
Bei der Anmietung von Geschäftsräumen, besonders im Falle von Handelsimmobilien,<br />
sind die Qualität des Standorts und dessen positive Entwicklung von essenzieller<br />
Bedeutung. Wenn dann nachträglich die Erwartung einer positiven Geschäftsentwicklung<br />
enttäuscht wird, drängt sich reflexartig die Frage nach möglichen Auswirkungen<br />
auf die Höhe des zu bezahlenden Hauptmietzinses auf.<br />
Text: Mag. Matthias Nödl<br />
Vorweg ist zu betonen, dass die Beantwortung<br />
der Frage, ob in solchen Fällen Auswirkungen<br />
auf die Höhe des Hauptmietzinses<br />
(z. B. ein Anspruch des Mieters auf Minderung<br />
des Mietzinses) möglich sind, maßgeblich<br />
vom Inhalt des Vertrages abhängig<br />
ist. In der Praxis wird diese Problematik<br />
jedoch nur selten in den Mietverträgen<br />
berücksichtigt, weshalb die vertraglichen<br />
Bestimmungen in solchen Fällen kaum Hilfestellung<br />
bieten.<br />
In manchen Fällen bildet der Standort des<br />
gemieteten Geschäftsraums und dessen<br />
Entwicklung auch eine Geschäftsgrundlage<br />
des jeweiligen Mietvertrages. Eine<br />
solche Geschäftsgrundlage kann sich in<br />
den – allenfalls sogar ausdrücklich im Vertrag<br />
genannten – Beweggründen für den<br />
Abschluss des Vertrages, aber auch im<br />
sonstigen Vertragsinhalt (z. B. durch Vereinbarung<br />
eines umsatzabhängigen Hauptmietzinses)<br />
widerspiegeln.<br />
Im Vollanwendungsbereich des Mietrechtgesetzes<br />
(MRG) sind im Falle einer Geschäftsraummiete<br />
Vereinbarungen über die<br />
Höhe des Hauptmietzinses bis zu dem für<br />
den Mietgegenstand angemessenen Betrag<br />
zulässig (§ 16 MRG). Es wäre daher denkbar,<br />
eine Minderung des vereinbarten Mietzinses<br />
damit zu begründen, dass der vereinbarte<br />
Mietzins die Grenzen des höchstzulässigen<br />
Hauptmietzinses gemäß § 16 MRG<br />
überschreitet.<br />
Ob der vereinbarte Mietzins angemessen<br />
ist oder nicht, ist primär von der Beurteilung<br />
der reellen und auf den Einzelfall<br />
bezogenen Marktverhältnisse abhängig.<br />
Als Orientierung kann dafür der Immobilienpreisspiegel<br />
dienen, der nach Maßgabe<br />
standardisierter Parameter (Bezirk, Lage<br />
und Größe des Mietgegenstandes) und<br />
anhand der Vorjahreszahlen statistisch errechnete<br />
Durchschnittsmietzinse auch für<br />
Geschäftsräumlichkeiten definiert.<br />
Die sich aus dem Immobilienpreisspiegel ergebenden<br />
Durchschnittswerte können die<br />
Ermittlung des für den jeweiligen Einzelfall<br />
angemessenen Mietzinses durch einen Immobiliensachverständigen<br />
aber nicht ersetzen.<br />
Da es sich bei diesen Werten zudem<br />
um statistisch ermittelte Durchschnittswerte<br />
handelt, sind im jeweiligen Einzelfall<br />
erhebliche Abweichungen nach oben oder<br />
unten nicht auszuschließen.<br />
Für die Beurteilung der Angemessenheit<br />
des vereinbarten Hauptmietzinses gemäß<br />
§ 16 MRG ist der Zeitpunkt des Abschlusses<br />
des Mietvertrages entscheidend. Das<br />
heißt, der vereinbarte Hauptmietzins ist<br />
an den Umständen zum Zeitpunkt des Abschlusses<br />
des Mietvertrages zu messen.<br />
Allfällige Änderungen nach Abschluss des<br />
Mietvertrages bleiben daher ohne Einfluss<br />
auf die Beurteilung der Angemessenheit<br />
des Hauptmietzinses.<br />
Gemäß § 16 Abs 1 MRG ist die Angemessenheit<br />
des Hauptmietzinses anhand der Größe,<br />
Art, Beschaffenheit, Lage sowie anhand<br />
des Ausstattungs- und Erhaltungszustandes<br />
des Mietgegenstandes zu bewerten.<br />
Andere Umstände, wie z. B. die Art der im<br />
Mietgegenstand ausgeübten Geschäftstätigkeit<br />
bleiben bei der Angemessenheitsprüfung<br />
gemäß § 16 Abs 1 MRG außer<br />
Betracht. Für die Prüfung der Angemessen-<br />
heit des Hauptmietzinses sind daher allein<br />
Eigenschaften der gemieteten Geschäftsräumlichkeiten<br />
selbst entscheidend.<br />
Vereinzelt wird in der Literatur die Meinung<br />
vertreten, dass es sich bei der Aufzählung<br />
der für die Angemessenheitsbewertung<br />
relevanten Kriterien in § 16 Abs 1 MRG um<br />
einen taxativen Katalog handelt, der die<br />
Anwendung sonstiger Kriterien (z.B. die<br />
Kaufkraft des Standortes, das Vorhandensein<br />
einer passenden Zielgruppe, die Passantenfrequenz,<br />
etc.) für die Angemessenheitsprüfung<br />
generell ausschließt.<br />
Die bisherige Rechtsprechung ist jedoch<br />
weniger stringent, weil sie die Ermittlung<br />
der Angemessenheit des Hauptmietzinses<br />
anhand der Vergleichswertmethode<br />
zulässt, wodurch etwa die Kaufkraft eines<br />
Standortes, das Vorhandensein der passenden<br />
Zielgruppe und die Passantenfrequenz<br />
in die Beurteilung der Lage des Mietgegenstandes<br />
einfließen können, auch wenn<br />
diese Umstände keine Bewertungskriterien<br />
gemäß § 16 Abs 1 MRG darstellen.<br />
Eine zentrale Hürde für die Geltendmachung<br />
einer Überschreitung des höchstzulässigen<br />
Hauptmietzinses stellt die in § 16 Abs 1 Z 1<br />
MRG normierte Rügepflicht des Mieters von<br />
Geschäftsräumlichkeiten, der Unternehmer<br />
ist, dar. Demnach kann sich ein solcher<br />
Mieter nur dann auf die Überschreitung des<br />
höchstzulässigen Hauptmietzinses berufen,<br />
wenn er die Überschreitung unverzüglich,<br />
spätestens bei Übergabe des Mietgegenstandes<br />
gerügt hat.
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In vereinzelten Fällen (z. B. im Falle einer Wertsicherungsvereinbarung<br />
oder eines umsatzabhängigen<br />
Mietzinses, deren Auswirkungen auf die Höhe des<br />
Hauptmietzinses bei Übergabe des Mietgegenstandes<br />
noch nicht bekannt sein können) vertritt die<br />
Literatur zum Teil jedoch die – von der Judikatur<br />
bislang nicht bestätigte – Rechtsansicht, dass eine<br />
Rüge auch nachträglich, somit nach der Übergabe<br />
des Mietgegenstandes, möglich sein soll.<br />
Unabhängig davon könnte man – sowohl bei, als<br />
auch außerhalb der Vollanwendung des MRG – einen<br />
Anspruch des Mieters auf Minderung des Hauptmietzinses<br />
auch aus § 1096 ABGB ableiten, wenn<br />
der Mieter aus Gründen, die nicht in seiner Sphäre<br />
und Verantwortung liegen, vom jeweiligen Mietgegenstand<br />
nicht den bedungenen Gebrauch machen<br />
kann, gleichgültig ob aus Verschulden des Vermieters<br />
oder durch Zufall.<br />
Jedoch geht die Gewährleistung eines Vermieters<br />
von Geschäftsräumlichkeiten nach der Rechtsprechung<br />
prinzipiell nicht so weit, dass der Mieter dadurch<br />
generell von jeglichem Unternehmerrisiko<br />
befreit ist. Vielmehr soll z. B. die unzutreffende Einschätzung<br />
des Geschäftsganges durch den Mieter,<br />
mit der er schon bei Abschluss des Vertrages rechnen<br />
konnte, keinen hinreichenden Grund für eine<br />
Mietzinsminderung darstellen.<br />
Zudem können demnach bei Vertragsabschluss nicht<br />
einschätzbare Auswirkungen des am freien Markt üblichen<br />
Konkurrenzkampfes und die enttäuschte Erwartung<br />
einer Geschäftsentwicklung eine Mietzinsminderung<br />
gemäß § 1096 ABGB nicht rechtfertigen,<br />
weil die Beteiligung an der freien Marktwirtschaft ein<br />
spekulatives Element miteinschließt, dessen Folgen<br />
auf den Vermieter nicht ohne Weiteres überwälzt<br />
werden können.<br />
Schließlich könnte eine Anpassung der Höhe des<br />
Hauptmietzinses infolge eines Irrtums gemäß §§ 871,<br />
872 ABGB in Betracht kommen. Da die künftige Geschäftsentwicklung<br />
eines Standortes in vielen Fällen<br />
allein in den Beweggründen oder im Zweck des Mietvertrages<br />
Niederschlag findet, ist ein solcher Irrtum<br />
meist als unbeachtlicher Motivirrtum zu werten, der<br />
eine Anpassung des Mietvertrages nicht zu rechtfertigen<br />
vermag.<br />
| BA12-17G |<br />
Bau & Recht<br />
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Anspruch auf Minderung des Hauptmietzinses<br />
sicherstellen, ist daher eine entsprechende inhaltliche<br />
Ausgestaltung des Mietvertrages vorweg (z. B. durch<br />
Vereinbarung eines umsatzabhängigen Mietzinses,<br />
eines Mietzinsminderungsrechtes, etc.) zu empfehlen.<br />
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Bibliotheken
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
38<br />
Stadt & Utopie<br />
© mRGB
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39<br />
Stadt & Utopie<br />
Stadt & Utopie<br />
Eine Utopie ist – so der allgemeine Sprachgebrauch – der Entwurf einer fiktiven<br />
Gesellschaftsordnung, die nicht an zeitgenössische historisch-kulturelle Rahmenbedingungen<br />
gebunden ist. Im alltäglichen Sprachgebrauch wird davon ausgegangen,<br />
dass die Utopie eine zwar schöne, aber unausführbare Zukunftsvision ist. Ist<br />
also der Kompromiss der Weg zur Utopie?<br />
Text: Peter Reischer<br />
Politische Utopien, wie sie erstmals in Platons Politeia<br />
in Form der Idee eines ständisch-hierarchisch<br />
geordneten Idealstaats entworfen wurde, sind fiktive,<br />
jedoch in sich nachvollziehbare Alternativen. Bei<br />
Thomas Morus liegt Utopia nicht in der Zukunft, sondern<br />
in einer fernen Weltgegend, Robert Jungk verstand<br />
Utopien als Antrieb für soziale Erfindungen in<br />
einer wünschenswerten Zukunft. Ernst Bloch bezog<br />
die Utopie auf das „Denken nach vorn“ und dieser<br />
Wunsch nach dem „Besseren“ ist in der Menschheit<br />
tief verankert. Wenn man allerdings den Ursprung des<br />
Wortes betrachtet (altgriechisch outópos, der Nichtort<br />
oder Unort), so ist man sehr schnell beim Bauen,<br />
bei der Architektur und auch beim Städtebau angelangt.<br />
Ein kleiner Buchstabe vor dem Wort macht übrigens<br />
die Utopie zur Eutopie, dem „guten Ort“.<br />
Zu dem Themenbereich Stadt und Zukunft, auch<br />
Stadt und Utopie, ist eine der wichtigsten und auch<br />
interessantesten Veranstaltungen die „Urban Future<br />
Global Conference“. Zweimal fand sie bereits in Graz<br />
statt, 2018 in Wien und heuer wurde sie in Oslo abgehalten.<br />
Schwerpunkte waren in den letzten Jahren<br />
und natürlich heuer verstärkt der Klimawandel, seine<br />
Auswirkungen auf die Städte, die Verringerung des<br />
CO 2 Ausstoßes, Mobilität der Zukunft, Sharing-Konzepte,<br />
Steuerungsmodelle für die Stadt der Zukunft<br />
und Kollaborationen auf allen Ebenen. Dass in nicht<br />
allzu ferner Zukunft mehr als 75% der Menschheit<br />
in urbanen Gebieten leben werden, wird ja von den<br />
Medien und Forschern weltweit vorausgesagt. Man<br />
wird zwar sehen, wie weit diese Prognosen zutreffen,<br />
denn wenn man die Chaostheorie betrachtet, sind die<br />
Systeme, welche die Kriterien für derartige Prognosen<br />
liefern, derart komplex und auch sensibel, dass<br />
schon ein einziger Ausfall zum Zusammenbrechen<br />
der ganzen Theorie führen kann.<br />
Stadt und Urbanität stellen jedenfalls große Herausforderungen<br />
an unsere Architektur. Wir müssen versuchen,<br />
uns in jeder Hinsicht an die veränderten Rahmenbedingungen<br />
für das Bauen anzupassen – der<br />
Weg, der Gedanke und der Versuch, die Umwelt an<br />
uns anzupassen, ist sicherlich falsch und wird in einer<br />
Katastrophe enden. Stadt bedeutet nicht nur Neubau,<br />
Wachsen in horizontaler Richtung, sondern auch<br />
Umbau und Rekonstruktion, vertikale Verdichtung<br />
und Politik. Am Beispiel von Wien kann man Entwicklungen,<br />
in sowohl falsche wie auch richtige Richtungen,<br />
ablesen. Das zur Verfügung stellen von Bauland<br />
im Umfeld der Stadt, im sogenannten Speckgürtel ist<br />
falsch, wenn dabei nur Einfamilienhäuser entstehen.<br />
Verdichteter Wohnbau, der infrastrukturelle Kosten<br />
minimiert ist tolerierbar, nur wie lange noch? Reuse,<br />
urban mining, grüne Architektur – wie auch immer<br />
diese Schlagworte alle lauten – sind die Wege der<br />
Zukunft, wenn auch noch großteils Utopien.<br />
Die Stadt hat – aufgrund des demografischen Wandels<br />
– bei servicierten und kleinteiligen Wohnmodellen<br />
noch Aufholbedarf. Auch sollte dringend die<br />
Stellplatzverpflichtung (ein Überbleibsel aus der Zeit<br />
nach dem 2. Weltkrieg) überdacht und abgeschafft<br />
werden. Die in Wien bereits geführte Diskussion, inwieweit<br />
ein Bürgermeister für die Entwicklung einer<br />
Stadt notwendig ist, birgt (politischen) Zündstoff:<br />
Betrachtet man die Menschen einer Stadt mit ihren<br />
jeweiligen Potenzialen als ausschlaggebend für die<br />
Entwicklung, beschränkt sich nämlich die Rolle des<br />
Bürgermeisters auf die Rolle des Dirigierens. Er hätte<br />
dann nur noch die Bereiche Smart Government City,<br />
Creative City, Human City, Knowledge City, Nature<br />
City und Health City zu orchestrieren. An diesen Beispielen<br />
sieht man, dass sich Wien als Stadt bewegt<br />
– ständig, Diskussionen über Architektur, Politik und<br />
Klimawandel finden mittlerweile fast täglich statt.<br />
Die architektonische Entwicklung Wiens ist momentan<br />
von den neuen Stadtvierteln, die auf den ehemaligen<br />
Bahnhofsgeländen und in den Grüngürteln rund<br />
um Wien aus der Erde gestampft werden, dominiert.<br />
Inwieweit diese Entwicklung zu begrüßen ist, wird die<br />
Zukunft weisen. Der Spagat, den Architekten bei diesen<br />
Bauprojekten ausführen müssen, um die Schere<br />
zwischen Effektivität, Budget, lebenswertem Raum<br />
und Kreativität möglichst klein zu halten, ist allerorts<br />
sichtbar. Diese, für eine sinnvolle Architektur hinderlichen<br />
Kriterien und Rahmenbedingungen, diskreditieren<br />
leider viele der Projekte.<br />
Aber abseits dieser Großprojekte gibt es genügend<br />
sensible, kleinere, sich auch im Blockmaßstab bewegende<br />
Bauten und vor allem Sanierungen. Ein Beispiel<br />
ist das Projekt Neubaugürtel - Goldschlagstraße<br />
von den p.good Architekten.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
40<br />
Stadt & Utopie<br />
Mitten in<br />
der Stadt<br />
Neubaugürtel – Goldschlagstraße / Wien<br />
P.GOOD Praschl-Goodarzi ZT-GmbH Architekten<br />
Fotos: Bruno KLomfar, Luftbild: Imagina VisualCollaboration, Innenraum: Thomas Hoffer
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
41<br />
P.GOOD Praschl-Goodarzi ZT-GmbH Architekten<br />
Das Resultat der Blocksanierung am Neubaugürtel in<br />
Wien durch die P.GOOD Architekten wirkt trotz der<br />
Mischung aus Sanierung und Neubau unauffällig. Es<br />
fügt sich ohne große Aufregung in den Kontext ein<br />
und verzichtet auf Bildhaftigkeit. Die Wohnqualität im<br />
gesamten Block wurde merkbar erhöht und ein Teil der<br />
Stadt somit wieder fit für die Zukunft gemacht.<br />
Seit den 1970er Jahren verfolgt die Gemeinde Wien<br />
mit der Blocksanierung die sogenannte „sanfte<br />
Stadt erneuerung“. Mehrere Häuser und Höfe werden<br />
dabei mit einer liegenschaftsübergreifenden, baulichen<br />
Maßnahme in ihrer gesamten Situation und<br />
Struktur verbessert. Das reicht von Sanierung über<br />
Abriss, Neubau und Nachverdichtung bis hin zu Nutzungskonzepten<br />
und Gestaltung angrenzender Freiräume.<br />
Blocksanierungen wirken auf das gesamte<br />
Umfeld positiv, bei ihrer Umsetzung sind allerdings<br />
die Interessen von Hauseigentümern, Altmietern, Anrainern,<br />
Nachbarn und der Stadt zu berücksichtigen.<br />
Vor etwas mehr als zehn Jahren beauftragte der wohnfonds_wien<br />
die P.GOOD Architekten (Martin Praschl<br />
und Azita Praschl-Goodarzi) mit der städtebaulichen<br />
Analyse eines typischen Wiener Gründerzeitblocks.<br />
Der Block ist etwa 55 Meter breit und an die 140 Meter<br />
lang und liegt nur einen Häuserblock vom Westbahnhof<br />
entfernt am Neubaugürtel. Die Substanz war<br />
teils schon sehr abgewohnt und desolat, die Verkehrsanbindung<br />
hervorragend, die Gürtelseite sehr laut,<br />
der Urban-Loritz-Platz mit Hauptbibliothek und Lugner-City<br />
sowie die Wiener Stadthalle und ihr Bad in der<br />
Nähe. Der Block erstreckt sich zwischen der sehr ruhigen<br />
Goldschlagstraße an der sonnigen Südseite und<br />
der Märzstraße im Norden und setzte sich aus neun<br />
Gründerzeithäusern der Bauzeit um 1900 zusammen.<br />
Die besondere Herausforderung bestand darin, eine<br />
durchgehend hohe Wohnqualität zu erreichen.<br />
Als nachhaltigste Verbesserungsmaßnahme schlugen<br />
die Architekten für sechs Häuser und zwei Höfe<br />
eine Blocksanierung mit Hofentkernung und partieller<br />
Verdichtung vor. Das Erdgeschoss blieb gewerblich<br />
genutzt. Zwei Neubau-Implantate im sanierten<br />
und aufgestockten Bestand verbessern die Wohnqualität<br />
eklatant und wirken sich auch positiv auf<br />
das Umfeld aus. Der große Innenhof wurde entkernt<br />
und begrünt, der Bestand durch die Neubauten, ein<br />
umlaufendes Band aus zwei aufgestockten Dachgeschossen<br />
und hofseitige Loggienschichten ergänzt<br />
und dadurch aufgewertet. Ein Teil der Einheiten wird<br />
weiter von Altmietern genutzt. Insgesamt sind 141<br />
Wohnungen in Größen zwischen 30 m 2 und 100 m 2 ,<br />
drei Geschäftslokale und ein Büro entstanden. Außerdem<br />
gibt es eine Tiefgarage unter dem entkernten<br />
Innenhof mit 26 Stellplätzen.<br />
Im Zug der Blocksanierung wurde das desolate Zinshaus<br />
an der Adresse Neubaugürtel 15 durch einen<br />
hochwertigen Neubau ersetzt, dieser ist durch eine<br />
Laubengangerschließung am Gürtel vor Lärm geschützt.<br />
Der Laubengang ist dank einer einläufigen<br />
Stiege mit Aussichtsfenster an der Morgensonne<br />
sehr großzügig. Außerdem ist er durch seine Oberlichten<br />
von natürlichem Licht durchflutet. Lufträume,<br />
die Durchblicke zwischen den Geschossen ermöglichen,<br />
Rampen, eine sichtbar belassene Dachkonstruktion<br />
und eine tolle Aussicht werten ihn auf. Eine<br />
Rampe im Laubengang sorgt dafür, dass über 90%<br />
der Wohnungen behindertengerecht erreichbar sind.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
42<br />
Stadt & Utopie<br />
Die restlichen alten Gründerzeithäuser wurden individuell<br />
saniert, bestehende Wohnungen zusammengelegt.<br />
Jedes Haus ist unterschiedlich in Weiß-, Grau-,<br />
Beige- und Gelbtönen verputzt, auch innen sind die<br />
Fliesen, Wandfarben, Tür-, Fensterrahmen und Aufzüge<br />
pro Haus in einer anderen, jeweils passenden<br />
Palette gehalten. Statisch wurde die Substanz in<br />
puncto Erdbebensicherheit ertüchtigt und das Dachgeschoss<br />
durchgehend zweigeschossig ausgebaut.<br />
Ein Großteil der Wohnungen in der Dachzone ist<br />
durchgesteckt, alle haben Terrassen oder Loggien,<br />
einige sind Maisonetten. Diese neue Dachzone mit<br />
ihrer expressiven Form, den eingeschnittenen Öffnungen,<br />
raumhohen Verglasungen, teils sehr großen<br />
Terrassen und der schuppigen Dachhaut aus Prefa-<br />
Dachpaneelen rahmt den Block in der Dachzone und<br />
reagiert mit ihrer differenzierten, geometrischen<br />
Ausformung auf den Bestand darunter. Konstruktiv<br />
ist das neue Dach ein Stahlrahmen mit Holzausfachung<br />
und einer Holzbetonverbunddecke, die aussteifende<br />
Wirkung hat. Optisch wirkt es als Klammer,<br />
die den Block in der Dachebene zusammenfasst.<br />
Der erste große Innenhof wurde entkernt, um eine<br />
Ebene angehoben, begrünt und mit Rampen, Wegen,<br />
Blumentrögen und Sitzstufen in unterschiedliche<br />
Bereiche geteilt. Es gibt eine Sandmulde für<br />
Kinder, einen Kleinkinderspielplatz, Rasenflächen,<br />
Bäume und Pflanztröge. An den Rändern liegen die<br />
Terrassen der Mieter, die neuen Loggien sind mit<br />
semitransparentem Lochblech verkleidet, von dem<br />
das Licht reflektiert wird. Loggien und Balkone sind<br />
durchwegs zwischen 2,00 und 2,50 Meter tief, sodass<br />
man den privaten Raum an der frischen Luft auch gut<br />
nutzen kann. Das Wegenetz ermöglicht ein Queren<br />
des Blocks von der Löhrgasse bis zum Neubaugürtel,<br />
außerdem birgt der Hof unsichtbar die 26 Stellplätze<br />
unter der Oberfläche.<br />
Die Wohnqualität in allen Bereichen<br />
des Blocks wurde deutlich<br />
angehoben. Nicht nur durch<br />
ausreichende Belichtung.
0 1 2 3 4 5 10<br />
0 1 2 3 4 5 10<br />
35<br />
34<br />
36<br />
32<br />
31<br />
17<br />
16<br />
15<br />
14<br />
13<br />
12<br />
1<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
16<br />
x 24<br />
5 x 19<br />
18 x 26 x 18<br />
16 x 24 x 19<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
29<br />
28<br />
16<br />
x 25<br />
x 19<br />
17<br />
x 26<br />
x 17<br />
5<br />
22<br />
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
43<br />
P.GOOD Praschl-Goodarzi ZT-GmbH Architekten<br />
Eine Besonderheit des Bestandes ist der schmale<br />
Hof in der Mitte, der von zwei gründerzeitlichen<br />
Trakten eingefasst wird. Dieser wirkt auf dem Plan<br />
zu eng, entfaltet vor Ort aber einen sehr spezifischen<br />
Charme. Man hat ihn bewahrt und saniert. Sein südlicher,<br />
rückseitiger Trakt wurde zum großen Hof hin<br />
um einen Neubauteil erweitert. Die dortige hohe<br />
Feuermauer wurde mit einem Neubauteil aufgedoppelt.<br />
Diese Wohnungen haben einen Alt- und einen<br />
Neubauteil und sehen in beide Richtungen. Die Kombination<br />
von Altbauqualität mit viel Raumhöhe und<br />
den Vorteilen eines Neubaus ist sehr attraktiv: große<br />
Fenster, Helligkeit und privater Freiraum in Form<br />
von Loggien. Außerdem ist die Lage zwischen zwei<br />
Höfen sehr ruhig. Lichtdurchflutete Wohnungen und<br />
1. Obergeschoss<br />
private Freiräume bieten auch alle Einheiten in den<br />
aufgestockten Dachgeschossen. Viele sanierte Wohnungen<br />
bekamen Loggien.<br />
(rp)<br />
10<br />
0 1 2 3 4 5 10<br />
Neubaugürtel 17<br />
Löhrgasse 18<br />
1. Obergeschoss<br />
Neubaugürtel 17<br />
2. Dachgeschoss | Neubau<br />
Neubaugürtel 15<br />
Löhrgasse 18<br />
38 20<br />
27 26 25 24 23<br />
Löhrgasse 16<br />
Neubaugürtel 15<br />
Neubaugürtel 13<br />
Löhrgasse 16<br />
Neubaugürtel 13<br />
Löhrgasse 14<br />
Löhrgasse 14<br />
Altbau Sanierung<br />
Altbau Sanierung<br />
Altbau Sanierung<br />
Neubau<br />
Balkon-Zubau<br />
Neubau<br />
Neubau<br />
Balkon-Zubau<br />
Balkon-Zubau<br />
Goldschlagstrasse 2<br />
Garageneinfahrt<br />
Goldschlagstrasse 4<br />
OG 1<br />
Goldschlagstrasse 2<br />
Garageneinfahrt<br />
Goldschlagstrasse 4<br />
4<br />
DG<br />
Neubaugürtel – Goldschlagstraße<br />
Wien, Österreich<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Mitarbeiter:<br />
Statik:<br />
Premium Bauträger GmbH<br />
P.GOOD Praschl-Goodarzi Architekten ZT-GmbH<br />
DI Waltraud Derntl, DI Julia Eibel, DI Niel Mazhar<br />
Ingenieurgemeinschaft Hollinsky & Rusnov & Spreitzer Ziviltechniker GmbH<br />
Nutzfläche: 10.020 m 2<br />
Planungsbeginn: 2009<br />
Bauzeit:<br />
2 Jahre<br />
Fertigstellung: 11/2018
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
44<br />
Stadt & Utopie<br />
Am Rand<br />
der Stadt<br />
Wohnbau „querbeet“ / Wien / synn architekten<br />
Fotos: Manfred Seidl
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
45<br />
synn architekten<br />
Eine sehr engagierte Architektur<br />
haben synn architekten<br />
mit dem Projekt<br />
„querbeet“ im sogenannten<br />
Projektgebiet „urban<br />
gardening – In der Wiesen<br />
Ost“ der Stadt Wien<br />
errichtet. Die vielen guten<br />
und richtigen Ansätze in<br />
der Baukörpergestaltung,<br />
noch zu begrünende Fassaden<br />
und soziale Ziele<br />
sind der Versuch, aus sehr<br />
strengen Rahmenbedingungen<br />
doch das Beste<br />
herauszuholen.<br />
Diametral verschieden zum vorher beschriebenen<br />
Projekt war die Aufgabe der synn architekten auf<br />
dem sogenannten Projektgebiet „urban gardening<br />
– In der Wiesen Ost“. Sie hatten 2016 den 1. Platz in<br />
einem Bauträgerwettbewerb mit dem Österreichischen<br />
Volkswohnungswerk Gemeinnützige GmbH<br />
(ÖVW) gewonnen. Nach den Vorgaben der Auftraggeber<br />
und der Stadt Wien sollten 243 Wohneinheiten<br />
und ein Kindergarten mit sieben Gruppen auf dem<br />
Bauplatz in Wien Liesing entstehen.<br />
Die Architektur liegt neben der Bahnlinie und beinhaltet<br />
zwei Nord/Süd gerichtete Teile. Beide sind<br />
an ihren Enden von 11-geschossigen Türmen markiert.<br />
Ein leichtes Versetzen dieser Körper schafft<br />
einen Mittelteil (die Architekten bezeichnen ihn als<br />
Spange). Hier und in einem Teilbereich des nördlichen<br />
Baukörpers befindet sich im Erdgeschoss der<br />
Kindergarten mit seinem östlich – zur Morgensonne<br />
hin – vorgelagerten Spielbereich. Im Schnitt dreigeschossig,<br />
wird der Mitteltrakt noch von zwei vier-<br />
geschossigen Quadern aufgedoppelt. Diese Körper<br />
werden von den Architekten als „greenbox“ bezeichnet,<br />
auf den Fotos ist davon zwar noch wenig zu erkennen,<br />
aber die Rankgeflechte sind jedenfalls schon<br />
vorhanden. Die Pflanztröge, Erde, Samen und Knowhow<br />
werden vom Bauträger kostenlos zur Verfügung<br />
gestellt und sogar Seminare zur Pflanzanleitung für<br />
die Bewohner abgehalten.<br />
Die beiden Türme kragen jeweils in einigen Geschossen<br />
aus - der Südturm nach Süden und der Nordturm<br />
nach Osten – „als einladende Geste an die Bewohner-<br />
Innen der bestehenden Wohnbauten der Putzendoplersiedlung“.<br />
Die Gliederung des Baukörpers spiegelt<br />
sich auch in den unterschiedlichen Fassadenlösungen<br />
wieder. Die Wohnungen im Turm besitzen fast<br />
ausschließlich Loggien, die in der eher regelmäßigen<br />
Lochfassade eingebettet sind. Die Wohnungen in der<br />
Spange sind mit Balkonen samt hochgezogener Seitenwand<br />
zum Sichtschutz ausgeführt.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
46<br />
Stadt & Utopie<br />
Unter der Spange ist ein ost/westgerichteter zweigeschossiger<br />
Durchgang, er überdacht mit einer<br />
Auskragung ins Freie auch einen gut nutzbaren,<br />
gedeckten Freibereich, den „Marktplatz“ mit einem<br />
gemeinschaftlich nutzbaren Pavillon. Im Erdgeschoss<br />
lassen sich durch eine mobile Trennwand die<br />
Gemeinschaftsküche und der Bewegungsraum zu<br />
einem großen Veranstaltungssaal verbinden. Zwei<br />
Stiegenhäuser, die in diesem Bereich liegen, führen<br />
bis auf die gemeinschaftlich genutzten Dachgärten<br />
im 4. und 8. Geschoss. Die zwei in den Türmen liegenden<br />
wurden als Sicherheitsstiegenhäuser ausgeführt,<br />
hier sind die Dachterrassen extensiv begrünt.<br />
Wohnungsgrundrisse gibt es im NORM- und<br />
im SMART-Format, grundsätzlich sind zwei Typen<br />
– einmal mit eingestellter Sanitärzelle und einmal<br />
„klassisch“ mit Bad an der Wand – ausgeführt. Vor allem<br />
erstere bieten ein spannendes Raumerleben und<br />
vielfältige Adaptionsmöglichkeiten – vom Loft bis zur<br />
Familienwohnung.<br />
Der Versuch der Planer, durch eine doch eher aufgelockerte<br />
Baumassenverteilung (es wurde bewusst<br />
nicht das Maximalvolumen ausgenützt), durch Fassadenbegrünung<br />
und durch ausreichend interne und<br />
auch bauplatzübergreifende Gemeinschaftsflächen<br />
sowie einem Kindergarten einen Mehrwert zu erzielen,<br />
ist gelungen und anzuerkennen. (rp)
4 0<br />
3 0<br />
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
Querschnitt<br />
Längsschnitt<br />
47<br />
synn architekten<br />
1 5 10 20m<br />
1 5 10 20m<br />
Grundriss EG<br />
EG<br />
1 5 10 20m<br />
Grundriss 4.OG<br />
1 5 10 20m<br />
Wohnbau „querbeet“<br />
Wien, Österreich<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Mitarbeiter:<br />
Statik:<br />
ÖVW Österreichisches Volkswohnungswerk Gemeinnützige GmbH<br />
synn architekten ZT-OG<br />
Monika Kuch BSc (PL), DI Vera Fischer,<br />
DI Daniela Stöger, DI (FH) Nicole Mange<br />
Mischek ZT GmbH<br />
Grundstücksfläche: 8.790 m²<br />
Bebaute Fläche: 3.633 m²<br />
Nutzfläche: 17.000 m²<br />
Planungsbeginn: 04/2016<br />
Bauzeit: 08/2017-04/2019
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
48<br />
Stadt & Utopie<br />
Ein Park<br />
für die Zukunft<br />
Koper Central Park / Koper / Enota<br />
Fotos: Miran Kambič<br />
Das innovative Layout des neuen Stadtparks<br />
von Koper, Slowenien ist ein Entwurf von Enota.<br />
Es stellt einen großen Gewinn für die Bewohner<br />
der Stadt dar und bietet Möglichkeiten und<br />
Funktionen, die die Stadt derzeit nicht aufweisen<br />
kann. Der Park ist sowohl für die Bewohner wie<br />
auch für Besucher eine Attraktion, die über die<br />
üblichen funktionalen Kriterien hinausgeht, ein<br />
Prototyp für zukünftige Entwicklungen an der<br />
slowenischen Meerküste.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
49<br />
Enota<br />
In Bezug auf Stadtgestaltung, neue Ideen für öffentliche<br />
Räume und urbanes Design gilt es, auch den Blick<br />
in den Südosten Europas zu lenken. Das slowenische<br />
Architekturbüro ENOTA ist schon des öfteren durch<br />
innovative Gestaltungen aufgefallen, besonders bei<br />
Frei- und Grünflächen. Nun haben sie den Park in Koper,<br />
an der Küste Sloweniens fertiggestellt. In der Zeit<br />
von 2016 – 2018 hat die Stadt Koper mit einem Budget<br />
von drei Millionen Euro einen Schritt für die lebenswerte<br />
Zukunft und Entwicklung der Stadt gesetzt.<br />
Der neue Stadtpark von Koper liegt an der Piranska-Straße,<br />
zum Meer hin von der Semedela-Promenade<br />
begrenzt. Diese Promenade war einst die<br />
Verbindung der auf einer halbinselförmigen Ausbuchtung<br />
gelegenen Altstadt und den weiter südlich<br />
gelegenen Stadtteilen am Festland. Sie zählt zu den<br />
charakteristischen Merkmalen von Koper. Landeinwärts<br />
von ihr gelegen, befanden sich die Flächen<br />
zur Salzgewinnung. Da sich die Stadt in den letzten<br />
Jahrzehnten entwickelt und vergrößert hat, wurden<br />
diese Salzteiche schrittweise mit Erde zugeschüttet<br />
und dienten als wichtige Baulandreserve und Zukunftspotenzial.<br />
Heute sind die Flächen zwar schon<br />
teilweise bebaut, aber es existierten immer noch ungenutzte<br />
Bereiche, wie jener, an dem nun der neue<br />
Stadtpark entstanden ist.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
50<br />
Stadt & Utopie<br />
Das Schlüsselkriterium der Gegend ist die unmittelbare<br />
Verbindung mit der Promenade und dem<br />
Meer – es bietet wesentliche räumliche Qualitäten.<br />
Das lange rechteckige Grundstück ist teilweise von<br />
einem großen Parkplatz, direkt neben dem Stadtmarkt<br />
und Einkaufszentrum, okkupiert. In einem größeren<br />
Zusammenhang stellt es den ersten Kontakt<br />
aller Besucher von Koper (Parkplatz) mit dem Meer<br />
und der slowenischen Küste dar. Es ist auch der Anfangspunkt<br />
der sogenannten Riviera zwischen den<br />
Städten Koper und Izola. Also konnte nur eine umfassende<br />
und koordinierte Behandlung dieses Promenadengürtels<br />
eine visuelle und funktionale Verbindung<br />
dieser zwei getrennten Teile der Stadt zu einem logischen<br />
Ganzen erzielen. Die Intervention sollte die<br />
Freizeitbedürfnisse der Bewohner von Koper unterstützen,<br />
ebenso die alten Teile der Stadt mit ihren<br />
Vororten bis hin zu den Markov-Hügeln verbinden.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
51<br />
Enota<br />
Unter der Annahme und Voraussetzung, dass das<br />
Meer vor der Promenade in Zukunft deutlich sauberer<br />
werden wird, ist klar, dass hier ein neuer Badestrand,<br />
ein sogenannter Stadtstrand entstehen<br />
wird. Erfolgreiche Beispiele aus anderen urbanen Gebieten<br />
und Städten beweisen das. Es wird nicht nur<br />
ein Ort zum kurzen Erfrischen, sondern ein wesentlicher<br />
sozialer Punkt im urbanen Freizeitgefüge werden.<br />
Da der sehr dicht bebaute und besiedelte alte<br />
Stadtkern keine geräumigen, offenen Freiflächen ermöglicht<br />
und deren Gestaltung sehr einschränkt und<br />
da auch die Notwendigkeit gesellschaftlicher, sozialer<br />
Treffen wie Konzerte, Nachtveranstaltungen etc.<br />
gegeben war, lag es nahe, dafür Plätze außerhalb des<br />
innerstädtischen Kerngebietes zu schaffen. So kann<br />
auch die Nachtruhe der Bewohner gesichert werden.<br />
Die heterogene Form der Entwicklungen, welche das<br />
heutige Koper präsentiert – der alte Stadtkern, die<br />
Vorstädte, die Industriezone in den ehemaligen Salzteichen,<br />
die notwendigen Infrastrukturen für einen<br />
modernen Hafen – all das verlangte nach einem landeinwärts<br />
gerichteten, visuellen Flucht- oder Rückzugsraum,<br />
dessen Maßstab und optische Expressivität<br />
jedoch über die Heterogenität der Entwicklung<br />
hinausreichen und sie zusammenbinden würde.<br />
Die Fläche des Parks entspricht nun einer (jederzeit)<br />
vergrößerbaren Landfläche in einer weiteren Umgebung.<br />
Sein Design kann deshalb als Prototyp für zukünftige<br />
Entwicklungen dienen. Die Intervention bietet<br />
eine gleichmäßige und attraktive Erscheinung und<br />
mit ihrer intensiven Begrünung im Hinterland zieht<br />
sie die Heterogenität in die umgebenden, gebauten<br />
Strukturen. Die Vermischung der Elemente eines<br />
Stadtstrandes mit einem zeitgenössischen Park fordert<br />
Bewohner wie Besucher gleichermaßen auf, den<br />
Raum in unterschiedlichen Weisen zu nutzen. u<br />
Die verschiedenen Höhen der<br />
eingebauten urbanen Elemente<br />
sorgen für die Bildung von offenen<br />
und geschützten Bereichen.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
52<br />
Stadt & Utopie<br />
Die Grundbausteine des neuen Stadtparks sind monolithische,<br />
sich biegende, urbane Elemente. Die überlegte<br />
Platzierung im Gelände in Kombination mit einer<br />
betonten Topografie der grünen Oberfläche teilt den<br />
Park sanft in verschiedene, individuelle, fast introvertierte<br />
Programminseln. Das Design der einzelnen urbanen<br />
Elemente folgt diesen verschiedenen Programmen:<br />
In größeren Gebieten sind sie höher und bieten<br />
einen Sicht- und Lärmschutz vor der lauten Umgebung;<br />
an anderen Stellen sind sie niedriger und ermöglichen<br />
einen ungehinderten Austausch zwischen den<br />
Programmzonen. Es entstehen – fast wie organisch –<br />
Plätze für die Besucher, ein Hindernisparcours für Kinder,<br />
Kletterwände, die Rückseite für die Strandbar, ein<br />
Platz für Konzerte, ein Spielplatz, ein Lesebereich und<br />
vieles mehr. Durch die Nähe zum Meer sind die einzelnen<br />
(Programm)Zonen auch mit vielfältigen Wasserelementen<br />
bestückt. Ein Teich, Bodensprinkler, ein<br />
Geysir, parabolische Wasserstrahlen, Kaskaden und<br />
ein Floß in der Kombination mit variierenden urbanen<br />
Elementen ermutigen zu einem aktiven Gebrauch und<br />
Nutzen des Raumes und der Erweiterung des zukünftigen<br />
Strandes in das Parkinnere.<br />
Die Bepflanzung des Geländes ist ausschließlich mit<br />
einheimischen Mittelmeerpflanzen vorgenommen<br />
worden. Der strategisch arrangierte Höhenwuchs<br />
wird die existierenden Baumreihen an den beiden<br />
Ecken des Parkes ergänzen und so Schatten für die<br />
individuellen Zonen bieten. Somit wird dieser Grüngürtel<br />
auch weiteren Schutz vor Umwelteinflüssen<br />
(Wind, Staubverfrachtungen) bieten. Um zu einer<br />
möglichst vielfältigen Nutzung des Stadtparkes zu<br />
ermutigen, hat man auf die üblichen, bestimmenden<br />
Wegführungen verzichtet – es gibt keine vorgeschriebenen<br />
Wege und Pfade. Steinplatten mit<br />
Grasflächen dazwischen befinden sich nur an den<br />
Eingängen des Parks, wo ein intensiverer Gebrauch<br />
des Bodens erwartet wird. Auf diese Art bestimmen<br />
die Besucher ihren eigenen Weg und die individuelle<br />
Benutzung des Raumes. Falls einmal ein neuer Bereich<br />
zum Park hinzugefügt wird, oder sich durch den<br />
Gebrauch bestimmte Vorgaben ergeben – etwas, das<br />
man nur sehr schwer vorhersagen kann – ist durch<br />
diese Art der Wegführung und Bodenpflasterung ein<br />
jederzeitiges Neuarrangement möglich. (rp)<br />
Wegführungen sind nicht<br />
bestimmt und vorgegeben,<br />
sie entstehen spontan<br />
durch den Nutzer.
0 5 10 20 50m<br />
Koper Central Park I layout I (1:1000)<br />
Koper Central Park<br />
Koper, Slowenien<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Mitarbeiter:<br />
Statik:<br />
Koper Municipality<br />
Enota<br />
Spicy Garden<br />
Ivan Ramšak s.p.<br />
Bebaute Fläche: 26.000 m 2<br />
Planungsbeginn: 2016<br />
Bauzeit: 03/2016 - 11/2018<br />
Fertigstellung: 11/2018<br />
Baukosten:<br />
3 Mio. Euro
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
54<br />
Stadt & Utopie<br />
Die Renovierung und Neugestaltung<br />
des ehemaligen Geländes der EXPO 67<br />
in Montreal auf der Île-Sainte-Hélène<br />
durch den Designer und Architekten<br />
Lemay hat das geschichtsträchtige<br />
Gelände zu einer wichtigen Destination<br />
für die Stadt Montreal, aber auch für<br />
Besucher aus aller Welt gemacht. Hier<br />
treffen der Zauber und die Magie von<br />
1967 auf das 21. Jahrhundert.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
55<br />
Lemay<br />
Eine mythische<br />
Destination<br />
Espace 67 / Montreal / Lemay<br />
Fotos: Marc Cramer, Société du Parc Jean-Drapeau, Lemay
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
56<br />
Stadt & Utopie<br />
Erholung, Veranstaltungen<br />
und Flanieren sind in<br />
dem neu gestalteten Park<br />
auf dem EXPO-Gelände<br />
möglich. Er ist auch ein<br />
wichtiger Identitätsfaktor<br />
für die Menschen der<br />
Stadt.<br />
Eine Stadt braucht auch Orte außerhalb ihres Kernes,<br />
außerhalb ihres urbanen Zentrums. Meist sind es<br />
Grünflächen, historische Bauten und Sehenswürdigkeiten.<br />
In Montreal ist es unzweifelhaft das Gelände<br />
der EXPO 67. Sie hatte damals schon den Charakter<br />
eines „Weltwunders“. Man zeigte zumeist Leichtbaukonstruktionen<br />
und wies mit neuen architektonischen<br />
Raumstrukturen, neuartigen Verkehrskonzepten und<br />
Weltraumfahrtvisionen einen technologischen Weg<br />
zur Bewältigung von Zukunftsproblemen. Das Motto<br />
der Ausstellung lautete „Der Mensch und seine<br />
Welt“ und man war der Ansicht, dass der Mensch die<br />
Natur beherrschen könne. Ein Fehlgedanke, der sich<br />
bis in die heutige Zeit durchzieht. Die in ihrem Zusammenhang<br />
errichteten Bauten galten teilweise als<br />
wegweisend für Architektur und Städtebau. Berühmt<br />
gewordene Hinterlassenschaften der Ausstellung<br />
sind die geodätische Kugel Biosphère des US-amerikanischen<br />
Architekten Richard Buckminster Fuller<br />
sowie der Wohnbaukomplex Habitat 67 des israelischen<br />
Architekten Mosche Safdie.<br />
Mehr als 50 Jahre nach dieser erfolgreichsten Weltausstellung<br />
des 20. Jahrhunderts – sie hatte 50 Millionen<br />
Besucher – hat das Herz des Ausstellungsgeländes<br />
ein neues Outfit bekommen, um es auch<br />
in der Zukunft wieder attraktiv zu machen. Das<br />
Gelände mit der neuen Bezeichnung Espace 67 ist<br />
von dem transdisziplinären Designer Lemay und<br />
seinem Team gestaltet worden. Er hat seine Gestaltungsprinzipien<br />
in das Neu-Denken dieses Ortes<br />
eingebracht und ihn restauriert, umgeformt und den<br />
Bereich auf der Île-Sainte-Hélène in ein großes Entwicklungsprojekt<br />
verwandelt.<br />
Bestimmendes Element ist ein merkwürdiger, neuer,<br />
zentraler Boulevard, der die Biosphère mit Calders<br />
monumentaler „Trois Disques“ Skulptur am anderen<br />
Ende der Insel verbindet. Auf dem transformierten,<br />
multifunktionalen Gelände befinden sich heute ein<br />
65.000 Sitzplätze umfassendes, natürliches Amphitheater,<br />
genauso wie ein Wanderweg entlang des<br />
Flussufers. Das Projekt enthält auch einen Eventbereich<br />
und eine natürliche Agora sowie viele öffentliche<br />
Plätze, die für eine Vielzahl von Funktionen im<br />
Laufe des Jahres verwendet werden können. Und<br />
natürlich auch Infrastrukturen wie WC-Anlagen, Pavillons<br />
und Restaurants.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
57<br />
Lemay<br />
Der Entwurf von Lemay vermischt die bezaubernde<br />
Naturlandschaft und die reiche Vergangenheit dieses<br />
außergewöhnlichen Ortes, um einen wirklich wandlungsfähigen<br />
Raum zu bieten und vielfältige Großveranstaltungen<br />
in der Zukunft abhalten zu können. Es<br />
ist praktisch die Neugeburt eines Bestimmungsortes<br />
in oder durch sich selbst. Indem er die Originalstruktur<br />
und Handschrift des Ortes aufgriff, hat der Planer<br />
erfolgreich die Kriterien und den Geist der EXPO in<br />
die Neugestaltung und Umstrukturierung einbezogen.<br />
Landschaft und gebaute Architektur sind integriert,<br />
urbanes Design, Markenzeichen und Signaturen<br />
vorhanden. Lemay schuf eine neue Attraktion in<br />
Harmonie mit der Landschaft und Kultur und enthüllt<br />
so den Genius Loci, der von den Uferlinien, Wasserflächen<br />
und den überwältigenden Aussichten auf die<br />
Stadt mit ihrer historischen Bedeutung im Hintergrund<br />
bestimmt ist.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
58<br />
Stadt & Utopie<br />
Durch diesen integrativen Anspruch entwickelte und<br />
benutzte er ein adaptives Wiederverwenden samt einer<br />
holistischen Designstrategie, um die einzigartige<br />
Erfahrung der Besucher mittels Empfangsservice,<br />
variabler Eventzonen und einer verbesserten Orientierung<br />
inklusive Wegführung zu ermöglichen. Die<br />
Orientierung für den Menschen ist durch die Betonung<br />
der Nord-Süd-Achse auf diesem einzigartigen<br />
Platz verbessert. Sie formt den Raum in einem geometrischen<br />
Muster durch die schrägen Flächen und<br />
der ikonische zentrale Boulevard maximiert jetzt die<br />
Sicht auf die Skulptur von Calder. Dieser Boulevard<br />
zieht die Besucher von der Metro auf das Gelände mit<br />
seinen markanten Sitzbereichen, den Grünräumen<br />
und den atemberaubenden Blicken auf Downtown,<br />
Old Montreal und den St. Lawrence River. Die Informationspavillons<br />
beim Eingang und der Metrostation<br />
signalisieren bereits die Wichtigkeit dieser festlichen<br />
Paradefläche. Die seitlichen Wände und deren Gestaltung,<br />
die eine Integration und Verbindung mit der<br />
Natur vollziehen, sind eine Referenz an das Vokabular<br />
der EXPO 67. Auch die Dächer der Pavillons folgen<br />
dem geometrischen Muster der zentralen Achse, inspiriert<br />
von den Dreiecksformen der Biosphère Buckminster´s.<br />
Das Muster findet sich in den Bodenbelägen<br />
und Pflasterungen der Wege genauso wie in den<br />
Perforationen der umgebenden Wände.
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59<br />
Lemay<br />
Um die Besucherströme besser zu leiten, bezieht sich<br />
diese Neugestaltung auf die Qualität und Zeichenhaftigkeit<br />
der schon existierenden, gebauten und<br />
natürlichen Umgebung und vollzieht aber auch architektonische<br />
Referenzen der feierlichen Geschichte<br />
des Geländes mit ein, indem sie die Stimmung der<br />
Gemeinschaft der EXPO von 1967 wiederbelebt. Die<br />
Volumina, die Materialitäten, Fassaden und Beleuchtungen<br />
der Pavillons machen diese zu Leitelementen<br />
der Orientierung, sie führen den Besucher durch das<br />
Gelände indem sie Funktionen des Empfanges, der<br />
Information, als Restaurant oder Administration über-<br />
nehmen. Die Positionierungen dienen auch dazu, die<br />
Menschenmassen während Großveranstaltungen zu<br />
führen. Das Amphitheater bedeckt zwar eine große<br />
Fläche, kann aber auch verschieden große und kleinere<br />
Events beherbergen und bietet einen einladenden<br />
Eindruck, auch wenn es nicht in Gebrauch ist.<br />
Diese behutsame und strategische Integration von<br />
Natur, Kultur und Erinnerung eines Ortes hat eine<br />
einzigartige urbane Destination geschaffen, die sicherlich<br />
eine Attraktion für die nächsten Jahre darstellen<br />
wird und den städtischen Kontext von Montreal<br />
aufwertet.<br />
(rp)<br />
Espace 67<br />
Montreal, Kanada<br />
Bauherr:<br />
Société du parc Jean-Drapeau<br />
Planung:<br />
Lemay<br />
Statik:<br />
WSP<br />
Grundstücksfläche: 139.567 m 2<br />
Amphitheater: 57.160 m 2<br />
Naturplätze: 13.235 m 2<br />
Pavillons: 771 m 2<br />
Planungsbeginn: 03/2017<br />
Bauzeit:<br />
23 Monate<br />
Fertigstellung: 05/2019<br />
Baukosten:<br />
28 Mio. Euro
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
60<br />
Stadt & Utopie<br />
Das Parkhaus<br />
der Zukunft<br />
The biggest cycle parking in the world / Utrecht, Niederlande / Ector Hogstaad Architecten<br />
Fotos: Petra Appelhof<br />
Ector Hogstaad Architecten<br />
und die Stadt Utrecht<br />
setzen ein Zeichen. Im<br />
August dieses Jahres<br />
wurde in der viertgrößten<br />
Stadt der Niederlande das<br />
weltweit größte Fahrradparkhaus<br />
eröffnet. Rund<br />
12.500 Fahrräder finden<br />
auf drei Etagen unterhalb<br />
des Bahnhofs Platz. Ein<br />
luftiger Baldachin verbindet<br />
die Bahnhofshalle mit<br />
einem gegenüberliegenden<br />
Einkaufszentrum und<br />
schafft einen attraktiven<br />
Ort der Begegnung.<br />
Eine Fahrradstadt von Weltformat zu werden, lautete<br />
ein Ziel des „Action Plan“ Utrechts. Mit der Fertigstellung<br />
des weltgrößten Fahrradparkhauses im August<br />
dieses Jahres dürfte die viertgrößte Stadt der<br />
Niederlande diesem Ziel einen großen Schritt nähergekommen<br />
sein. Auf drei Ebenen findet sich direkt<br />
unter dem Bahnhof nun Platz für 12.500 Fahrräder.<br />
Eine aussagekräftige Zahl bei einer Einwohnerzahl<br />
von rund 350.000.<br />
Wie in den gesamten Niederlanden ist das Fahrradfahren<br />
auch in Utrecht aus dem Alltag nicht wegzudenken.<br />
Nahezu jeder Einwohner besitzt mindestens<br />
ein Modell und 60% aller Fahrten in die Innenstadt<br />
werden per Rad erledigt. Utrecht setzt immer weniger<br />
auf das eigene Auto, baut hingegen das öffentliche<br />
Nahverkehrssystem aus und bietet attraktive Anreize<br />
zur Fortbewegung mit eigener Muskelkraft. Westlich<br />
der Stadt entsteht wie zum Beweis momentan der<br />
Planstadtteil Leidsche Rijn, der bis 2025 rund 80.000<br />
Einwohner beherbergen soll. Wegweisend beim größten<br />
Städtebauprojekt der Niederlande sind nicht nur<br />
die kleinteiligen Siedlungsstrukturen, sondern allen<br />
voran ein weitverzweigtes Radwegenetz, an das alle<br />
öffentlichen Einrichtungen angebunden sind.<br />
Während besagtes Radwegenetz in Utrecht bereits<br />
vorbildlich ausgebaut ist und über die Niederlande<br />
hinaus als Vorzeigeprojekt dient, mangelte es bis<br />
dato an adäquaten Stellflächen für die vielen Gefährte.<br />
Im Zuge des Umbaus des Hauptbahnhofs Utrecht<br />
Centraal wurde daher 2011 ein geladener Architektenwettbewerb<br />
für den Neubau eines Fahrradparkhauses<br />
ausgelobt. Die in Rotterdam ansässigen Ector<br />
Hogstaad Architecten konnten dabei mit ihrem in<br />
Zusammenarbeit mit Sant & Co und Royal Haskoning<br />
DHV erarbeiteten Entwurf überzeugen.<br />
Während die Architekten die Parkflächen versteckt<br />
auf drei Ebenen unter dem Bahnhof anordneten, sollte<br />
die darüberliegende und bis dato wenig attraktive<br />
Fläche zwischen der Bahnhofshalle und dem Einkaufszentrum<br />
„Hoog Catharijne“ zu einem belebten<br />
Platz und Treffpunkt mit großer Aufenthaltsqualität<br />
aufgewertet werden. Seit den 70er Jahren war die<br />
Bahnhofshalle nur über einige Gänge des gegenüberliegenden<br />
Einkaufszentrums zugänglich. In den<br />
vergangenen zwei Jahrzehnten wurde und wird der<br />
Bahnhof – einer der wichtigsten Eisenbahnknotenpunkte<br />
der Niederlande mit Ursprung im Jahr 1843 –<br />
mitsamt Umgebung sukzessive erneuert. Zuletzt im<br />
Jahr 2016 durch eine moderne Glas-Konstruktion des<br />
Architekturbüros Benthem Crouwel. In diesem Zuge<br />
wurde bereits im Sommer 2017 ein Teil des Fahrradparkhauses<br />
(rund 6.000 Stellplätze) eröffnet. Mit der<br />
Fertigstellung kamen nun weitere 6.500 Plätze zum<br />
(nach eigenen Angaben) größten Fahrradparkhaus<br />
der Welt hinzu.<br />
Eine „wegweisende Architektur für eine immer bessere<br />
Zukunft“ zu bauen, lautet das Credo des Architekturbüros<br />
Ector Hogstaad. Damit lagen die Planer<br />
mit den Gestaltern der Stadt Utrecht auf einer Linie.<br />
Die Fahrradbewegung liegt dabei voll im Trend – und<br />
das nicht erst, seitdem immer mehr E-Bikes auf den<br />
Markt kommen. Der Verzicht auf das Auto und der<br />
Umstieg auf umweltschonende Fortbewegungsmittel<br />
haben nicht nur positive Auswirkungen auf die<br />
Luft und das Klima, sondern auch auf den öffentlichen<br />
Raum. Einst zubetonierte und asphaltierte<br />
Grachten werden nun renaturiert, verkehrsberuhigte<br />
Begegnungszonen geschaffen und in der Innenstadt<br />
damit Läden und Cafés belebt.<br />
u
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
61<br />
Ector Hogstaad Architecten
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
62<br />
Stadt & Utopie<br />
Aber auch innerstädtische Brennpunkte oder<br />
„Schandflecke“, zu denen die Gegenden um die großen<br />
Bahnhöfe erwiesenermaßen häufig zählen, können<br />
durch gezielte städteplanerische Maßnahmen<br />
entschärft und sogar ins Gegenteil verkehrt werden.<br />
Bestes Beispiel ist der neue Bahnhofsvorplatz in Utrecht.<br />
Ein leichter, lichtdurchlässiger Baldachin bietet<br />
Schutz vor Wind und Wetter und ermöglicht einerseits<br />
den überdachten Übergang vom Einkaufszentrum<br />
in die Bahnhofshalle, andererseits schafft die<br />
gelochte Decke einen geschützten Raum zum Verweilen,<br />
einen Treffpunkt für Reisende und Einheimische.<br />
Die Konstruktion scheint, trotz ihrer Ausmaße,<br />
nahezu über dem Platz zu schweben, wobei die massive<br />
Tragstruktur zwischen den Gucklöchern in den<br />
Himmel beinahe verschwindet.<br />
Drei der Betonsäulen, die den riesigen Baldachin tragen,<br />
reichen bis auf das Parkdeck hinab. Trompetenförmig<br />
verjüngen sich die Elemente von fünf Metern<br />
Durchmesser in Bodennähe bis auf 1,2 Meter unter<br />
dem Dach. Jedes Element wurde einzeln gegossen.<br />
Dort, wo die Säulen durch kreisrunde Ausschnitte in<br />
den Deckenplatten gen Himmel streben, wirken sie<br />
fast wie versteinerte Bäume. Und zwischen all dem<br />
Beton, Stahl und chemisch behandelten Holz möchte<br />
man die Säulen berühren und zum Leben erwecken,<br />
mögen diese sich doch tatsächlich in richtige Mammutbäume<br />
verwandeln und der Umgebung etwas Urgefühl<br />
einhauchen.
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63<br />
Ector Hogstaad Architecten<br />
Wenn auch in Wirklichkeit nicht ganz so naturnah,<br />
so verleihen die strapazierfähigen Materialien dem<br />
Fahrradparkhaus dennoch einen rohen und archaischen<br />
Charakter. Über großzügige Atrien, in denen<br />
sich auch die Treppenhäuser befinden, gelangt viel<br />
Tageslicht ins Innere. Zusammen mit mehreren Tunneln<br />
bieten sie Orientierung und schaffen direkte<br />
Verbindungen zum oberhalb liegenden Platz, dem<br />
Hauptgebäude und den Bahnsteigen. Aus den Außenwänden<br />
ausgeschnittene Fensterflächen geben<br />
den Blick auf die Bahnsteige und den Busbahnhof<br />
frei. Keine Spur von Beklemmung oder schummrigen<br />
Ecken, das Parkhaus wirkt genauso bunt und fröhlich<br />
wie seine Benutzer – das mag auch an dem Unterschied<br />
der meist stinkenden Automobile zu den hier<br />
zu findenden filigranen Flitzern liegen.<br />
Eine durchdachte Wegeführung aus flachen Rampen führt die Benutzer schnell<br />
und sicher zum Ziel. Säulen und Deckenöffnungen schaffen Blickbeziehungen und<br />
verbinden die einzelnen Ebenen optisch. Farbig markierte Wegflächen kennzeichnen<br />
die Richtung.<br />
„Bequemlichkeit, Geschwindigkeit und Sicherheit“<br />
sind die drei Schlagworte, die laut den Architekten<br />
die maßgeblichen Eckpunkte des Entwurfs bilden. Um<br />
diesen Anforderungen gerecht zu werden, können die<br />
Fahrradfahrer auf flachen Rampen bequem bis zum<br />
nächsten freien Stellplatz radeln. Diese sind nummeriert<br />
und farbig markiert. Bildschirme bei der Einfahrt<br />
und ein elektronisches Leitsystem zeigen freie Plätze<br />
an. Ein Stellplatz ermöglicht es, ein Rad ebenerdig<br />
und eines darüber abzustellen. Die Fahrradwege sind<br />
in einen warmen Rotton getaucht, bieten genug Platz<br />
für sicheres Fahren auch für Ungeübte oder Familien<br />
und halten stets seitliche Flächen zum Absteigen parat.<br />
So bleibt der Verkehr auch bei großem Andrang in<br />
den Stoßzeiten immer im Flow.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
64<br />
Stadt & Utopie<br />
Zusätzliche Einrichtungen wie eine Fahrradwerkstatt,<br />
ein Fahrradverleih und mehrere Etagenmanager kümmern<br />
sich um die Bedürfnisse der Benutzer. Das Gebäude<br />
ist rund um die Uhr geöffnet und wird bewacht.<br />
Das Parken ist – wie es sich für eine fortschrittlich<br />
agierende Gemeinde gehört – bis zu 24 Stunden kostenlos.<br />
Mit 1,25 € Tagesgebühr halten sich die Kosten<br />
aber auch für Dauerparker in Grenzen.<br />
Man kann also tatsächlich von einem Parkhaus der<br />
Zukunft sprechen, denn über kurz oder lang werden<br />
wohl immer mehr Gemeinden den positiven Nutzen<br />
einer Förderung des öffentlichen Nahverkehrs erkennen<br />
(müssen). Ein unkontrollierter Straßenbau<br />
hat bereits vielerorts zur Versiegelung wertvoller<br />
Grünflächen geführt, riesige Einkaufszentren in der<br />
Peripherie tragen zum Absterben der Dorfkerne bei<br />
und die Luftverschmutzung hat vielfach ein unerträgliches<br />
Maß erreicht. Zeit umzudenken und im<br />
wahrsten Sinne des Wortes auf die Zukunft zu bauen.<br />
Die Bürger sparen im besten Falle nicht nur viel Zeit<br />
und Geld, sondern erhalten auch wertvolle Naherholungsflächen<br />
direkt vor der Haustür zurück.<br />
Das Fahrradparkhaus in Utrecht setzt mit Sicherheit<br />
ein starkes Zeichen. Direkte positive Auswirkung<br />
sind attraktive Stadtflächen, frei von herumstehenden-<br />
und liegenden Rädern, ein neues Zentrum sowie<br />
zeitsparende Wege. Von Anfang an wurden ökologische<br />
Aspekte bei der Planung des Projektes berücksichtigt.<br />
In Zusammenarbeit mit Sant & Co entstand<br />
so beispielsweise ein Konzept für den Bahnhofsvorplatz,<br />
das elf Bäume und eine kleine Wasseranlage<br />
vorsieht. Dennoch bleibt das Material Beton als Gestaltungselement<br />
relativ markant. Aber wer weiß,<br />
vielleicht werden die versteinerten Mammutsäulen<br />
eines Tages doch noch zu echten Bäumen und die<br />
Natur erobert sich unsere Städte wieder ein kleines<br />
Stück mehr zurück.<br />
(lp)<br />
UIT<br />
IN<br />
NOORDERSTALLING<br />
MIDDENTUNNEL<br />
+1<br />
0<br />
-1<br />
IN<br />
UIT<br />
éénrichtings<br />
voetgangersz<br />
stallingszone<br />
stijgpunten<br />
fietspoint
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65<br />
Ector Hogstaad Architecten<br />
The biggest cycle parking in the world<br />
Utrecht, Niederlande<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Mitarbeiter:<br />
Gemeinde Utrecht<br />
Ector Hogstaad Architecten<br />
Joost Ector, Max Pape, Chris Arts, Stijn Rademakers,<br />
Gijs Sanders, Ralph Sijstermans, Lesley Bijholt,<br />
Romy Berntsen, Daniel Kees Bongers<br />
Grundstücksfläche: 21.500 m 2<br />
Bebaute Fläche: 8.750 m 2 (Parken)<br />
Parkplätze: 12.500<br />
Fertigstellung: 2019
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
66<br />
Stadt & Utopie<br />
Skifahren<br />
auf Müll<br />
CopenHill, Amager Bakke / Kopenhagen / BIG<br />
Fotos: Laurian Ghinitoiu,, Dragoer, Rasmus Hjortshoj, Soren Aagaard,
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
67<br />
BIG<br />
Angesichts der steigenden Abfallmengen auf<br />
unserer Welt hat das dänische Architekturbüro<br />
BIG eine neue Müllverbrennungsanlage mit einer<br />
Skipiste auf dem Dach, Kletterwänden, Fitnessparcours<br />
und Restaurationsbetrieben kombiniert.<br />
Es ist ein sicherlich wichtiger Versuch, die<br />
Umweltbelastungen in den Griff zu bekommen<br />
und soll dazu beitragen, Kopenhagen bis zum<br />
Jahr 2025 zur ersten CO 2 -neutralen Stadt der<br />
Welt zu machen.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
68<br />
Stadt & Utopie<br />
Eingebettet in die industrielle<br />
Hafengegend<br />
ermöglicht diese Architektur<br />
das Skikahren auch<br />
im Sommer.<br />
Der Müll auf unserer Welt wird langsam (oder schnell)<br />
zu einem immer größer werdenden Problem. Wir produzieren<br />
zu viel, verbrauchen zu viel und dementsprechend<br />
müssen wir Müll entsorgen. Vor allem die<br />
urbanen Gebiete ersticken teilweise schon im Müll,<br />
siehe Kairo oder Mumbai.<br />
Kopenhagen in Dänemark ist schon seit vielen Jahren<br />
ein Vorbild für städtebauliche Entwicklungen.<br />
Nicht nur, dass es mehr Radfahrer als Autofahrer in<br />
der Stadt gibt, auch die städtebauliche Entwicklung<br />
der Stadt läuft in einem überlegten, nachhaltigen und<br />
durchaus sehenswerten Rahmen ab. Nun gibt es mitten<br />
in der Stadt eine ganzjährig geöffnete Skipiste<br />
auf einer neuen Müllverwertungsanlage. Sie wurde<br />
von BIG, die einen Wettbewerb dazu im Jahr 2015 gewonnen<br />
haben, errichtet.<br />
CopenHill, auch als Amager Bakke bekannt, ist eine<br />
der neuen Landmarks von Kopenhagen. Und im<br />
Rennen um neue Superlative wird sie als die „cleanest<br />
waste-to-energy power plant in the world“, als<br />
die sauberste Müllverbrennungsanlage der Welt bezeichnet.<br />
Es ist eine ganz neue Art und Sichtweise<br />
einer derartigen Anlage und wird deshalb auf der<br />
Homepage von BIG auch unter „body culture“, also<br />
unter dem Begriff „Bauten für Fitness“ eingereiht.<br />
Die Architektur hat die Form eines Prismas – seine<br />
Oberseite ist von einer Skipiste bedeckt, die sich<br />
entlang des Baukörpers hinunterschlängelt. Zusammen<br />
mit einem Fußweg und einer Kletterwand stellt<br />
sie den Anspruch an die hedonistischen Seiten der<br />
Nachhaltigkeit für die Bevölkerung zufrieden. Gleichzeitig<br />
entspricht sie den ambitionierten Zielen von<br />
Kopenhagen, bis 2025 die erste CO 2 -neutrale Stadt<br />
der Welt zu werden.<br />
CopenHill ist eine 41.000 Quadratmeter große Müllverbrennungsanlage,<br />
kombiniert mit einem Fitnesscenter,<br />
einem Hub für pädagogische Umwelterziehung,<br />
eine aufregende Infrastruktur und eine<br />
architektonische Landmark. Entworfen wurde sie als<br />
eine öffentliche Infrastruktur mit integrierten sozialen<br />
Nebenwirkungen und Benefits vom ersten Tag an.<br />
Sie ersetzt eine 50 Jahre alte, angrenzende Anlage,<br />
trägt die Bezeichnung Amager Ressourcencenter<br />
(ARC) und in CopenHill werden neueste Technologien<br />
für die Behandlung, Verbrennung und Verarbeitung<br />
von Müll in Energie angewandt. Aufgrund ihrer<br />
Situierung am industriellen Hafenviertel von Amager,<br />
wo die anderen Industrieanlagen bereits den Hintergrund<br />
für Wakeboarding und Go-Cart-Rennen bieten,<br />
erweitert die neue Müllverbrennungsanlage mit der<br />
Skipiste, der Trasse fürs Wandern und den Kletterwänden<br />
die Wunschliste von Abenteuersuchenden.<br />
Die inneren Volumina der Anlage sind von den präzisen<br />
Anordnungen der Maschinen und der Organisation<br />
der Abläufe bestimmt. So entstand die effiziente,<br />
9.000 Quadratmeter große Skipiste am Dach. Sie<br />
geht von der Spitze in einer 180-Grad-Kurve hinunter<br />
zur Erdoberfläche. Hier können die Sportler auf der<br />
künstlichen Abfahrt – sie hat die exakte Länge der<br />
olympischen Halfpipe für Snowboarding – hinunterfahren,<br />
können den Freestyle-Bereich testen, Slalomstrecken<br />
mit Zeitmessung ausprobieren. Beginner<br />
und Kinder haben sanftere Strecken im unteren Bereich<br />
zur Verfügung.
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69<br />
BIG<br />
Skifahrer betreten den Freizeitbereich über einen<br />
Schlepplift oder mittels eines gläsernen Aufzugs, der<br />
gleichzeitig Aus- und Einblicke in den 24-Stundenbetrieb<br />
der Anlage bietet. Freizeitfans und Besucher, die<br />
den Gipfel von CopenHill erreichen, bekommen das<br />
Erlebnis eines neuen Berges in der ansonsten flachen<br />
Umgebung. Wenn man nicht skiinteressiert ist, kann<br />
man sich an der Bar auf der Dachterrasse vergnügen,<br />
den Fitnessbereich und die Kletterwände benutzen<br />
und die höchstgelegene Aussichtsterrasse der Stadt<br />
bewundern bevor man den 490 Meter langen, von<br />
Bäumen üppig gesäumten Wander- und Laufweg hinunter<br />
benutzt. Der hügelige Grünbereich beim Abstieg<br />
wurde übrigens von den dänischen Landschaftsarchitekten<br />
Architects SLA gestaltet. Die 10.000 Quadratmeter<br />
große Dachfläche richtet sich nach den Herausforderungen<br />
des Mikroklimas auf dem 85 Meter hohen<br />
Park: Sie renaturiert die Architektur in eine Landschaft<br />
mit Biodiversität, absorbiert Hitze im Sommer, entfernt<br />
Schadstoffe aus der Luft und minimiert Starkregenauswirkungen<br />
bei Unwettern.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
70<br />
Stadt & Utopie<br />
Oberhalb der vibrierenden<br />
Technik der Müllaufbereitung<br />
sorgt eine<br />
intensive Dachbegrünung<br />
für den teilweisen ökologischen<br />
Ausgleich.<br />
Unter der Piste verwandeln vibrierende, glühende<br />
Öfen, Dampf und Turbinen 440.000 Tonnen Abfall<br />
jährlich in genügend saubere Elektrizität um 150.000<br />
Haushalte des Bezirkes mit Energie und Wärme zu<br />
versorgen. Die notwendigen Maschinen, zehn Geschosse<br />
Büro- und Verwaltungsräume für das Team<br />
von ARC, die Abgaskamine, die Ventilationsschächte<br />
sowie die Ansaugkanäle für die Frischluft tragen dazu<br />
bei, die Topografie eines Berges zu gestalten und in<br />
die Höhe zu ziehen. In den zehn Verwaltungsebenen<br />
sind auch ein Trainingscenter für wissenschaftliche<br />
Versuche, Räume für Workshops und Säle für nachhaltige<br />
Konferenzen eingeplant. Eine von Menschenhand<br />
kreierte Landschaft als Begegnung zwischen<br />
den Bedürfnissen der Erde und den Wünschen nach<br />
dem Himmel.<br />
Der Körper der Anlage stellt aber keineswegs einen<br />
isolierten, architektonischen Komplex dar – der<br />
Umschlag des Gebäudes, seine Fassaden bieten<br />
eine Gelegenheit, sich mit dem lokalen Kontext zu<br />
verbinden und gleichzeitig die Visionen von ARC<br />
zu verdeutlichen. Die Hülle der Architektur besteht<br />
aus 1,2 x 3,3 Meter großen Aluminiumteilen, sie sind<br />
wie gigantische Ziegel übereinander gestapelt und<br />
überlappen sich. Dazwischen erlauben es verglaste<br />
Fenster, das Tageslicht tief in den Körper eindringen<br />
zu lassen. Größere Öffnungen befinden sich an der<br />
Südwestseite, hier belichten sie die Workshop- und<br />
Verwaltungsräume auf den entsprechenden Ebenen.<br />
An der längsten vertikalen Fassade befindet sich die<br />
mit 85 Metern höchste künstliche Kletterwand der<br />
Welt, sie wartet auf neue Rekorde und von ihr aus<br />
gibt es auch Einblicke in das Innere der Architektur.<br />
Am Boden, am Ende der Skiabfahrt, erwartet eine 600<br />
Quadratmeter große Après-Ski-Bar Anwohner und<br />
Besucher, um sie nach dem Ablegen der Skischuhe<br />
zu erfrischen. So wird CopenHill – ein Stück der Infrastruktur<br />
der Industriezone – zu einer neuen Destination<br />
für Familien, Freunde, Feiern als ein ökonomischer,<br />
sozialer und nachhaltiger Gewinn für Kopenhagen.<br />
(rp)
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
71<br />
BIG<br />
CopenHill<br />
Kopenhagen, Dänemark<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Mitarbeiter:<br />
Amager Ressourcecenter ARC<br />
BIG, Bjarke Ingels, David Zahle, Jakob Lange, Brian Yang<br />
SLA, Lüchinger+Meyer, MOE, Rambøll,<br />
Jesper Kongshaug and BIG Ideas<br />
AKT, Topotek 1, Man Made Land, Realities:United<br />
Grundstücksfläche: 41.000 m 2<br />
Planungsbeginn: 2015<br />
Fertigstellung: 2019
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
72<br />
Stadt & Utopie<br />
Transparenz<br />
und Sicherheit<br />
Sicherheitsvorkehrungen für den Eiffelturm / Paris / Dietmar Feichtinger Architectes<br />
Fotos: David Boureau
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
73<br />
Dietmar Feichtinger Architectes<br />
Sicherheit gehört zu den<br />
wesentlichen Faktoren<br />
lebenswerter Städte.<br />
In Paris haben Dietmar<br />
Feichtinger Architectes<br />
nun den Nahbereich des<br />
Eiffelturms mit seinem<br />
kleinen Park durch<br />
schusssichere Glaswände,<br />
Sicherheitsschleusen und<br />
einen Cortenstahlzaun<br />
gegen unterschiedliche<br />
Bedrohungsszenarien<br />
gesichert.<br />
Sieben Millionen Besucher drängen jedes Jahr zum<br />
Eiffelturm. Ob auf einem Selfie am Fuß des Turmes<br />
mit ausländischen Touristen im Vorder- und Hintergrund,<br />
oder (nach zwei Stunden Wartezeit) ganz<br />
oben – der Besucherandrang ist enorm. Seit besucherstarke<br />
Destinationen in den letzten Jahren wiederholt<br />
zum Ziel terroristischer Anschläge wurden,<br />
sind die Sicherheitsvorkehrungen im städtischen<br />
Raum insgesamt gestiegen. Die französischen Behörden<br />
haben nun strenge Auflagen für den Besuch<br />
des Wahrzeichens erlassen und so wurde ein internationaler<br />
Wettbewerb zur Verstärkung der Schutzmaßnahmen<br />
ausgerufen. Dietmar Feichtinger Architectes<br />
haben ihn für sich entscheiden können und<br />
das Ergebnis kann sich zwar sehen lassen, ist aber<br />
eher unsichtbar.<br />
Dass ein Architekt etwas entwirft und baut, bei dem<br />
er öffentlich betonen muss, dass es in der Realität<br />
kaum sichtbar sein wird, ist schon merkwürdig und<br />
im Widerspruch zum Gedanken der Star<strong>architektur</strong>.<br />
Dietmar Feichtinger ist eben anders und er hat das<br />
schon oft durch seine feinen, auch metaphysisch begründeten,<br />
meist sehr „stillen“ Architekturen bewiesen.<br />
Das hier beschriebene Projekt ist auch leise.<br />
Der Eiffelturm symbolisiert die französischen Grundwerte:<br />
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Inwiefern<br />
diese Werte mit einer kugelsicheren Abgrenzung,<br />
Sicherheitskontrollen und Verboten übereinstimmen<br />
können, muss sich jeder Bürger selbst beantworten.<br />
Dem Wunsch der Behörden nach der Sicherheit für<br />
die Besucher des Wahrzeichens jedenfalls, werden<br />
in diesem – 2018 fertiggestellten – Architekturprojekt<br />
zwei über 200 Meter lange und drei Meter hohe,<br />
schusssichere Glaswände gerecht. Das 72 Millimeter<br />
starke, aus sechs Schichten bestehende Hochsicher-<br />
heitsglas ist ohne Rahmen ausgebildet und nur im<br />
Boden eingespannt. So wirken die Wände leicht und<br />
transparent, lassen auch die Sichtwinkel der städtebaulichen<br />
Achse von der Ecole Militaire bis zum Palais<br />
de Trocadéro frei und der Eiffelturm wirkt wie immer.<br />
Die Verbindungen der einzelnen Glasscheiben sind<br />
mit einfachen, rechteckigen Nirostaprofilen verdeckt,<br />
an ihnen ist – außerhalb der menschlichen Reichweite<br />
– auch die Beleuchtung in ebenso rechteckigen Behältern<br />
samt der Überwachung angebracht. Die Glasscheiben<br />
ragen noch ein Stück über die Verbindungsprofile<br />
hinaus, wie wenn sie sich im Himmel auflösen<br />
wollten und können deshalb nicht leicht überklettert<br />
werden. Zusätzlich haben die Glaswände einen den<br />
Lärm abweisenden Effekt. Als Aufprallschutz wurden<br />
an den Rändern der Gehsteige am Quai Branly und<br />
der Avenue Gustave Eiffel feststehende Poller zum<br />
Schutz vor Amokfahrten montiert.<br />
Neben diesen Maßnahmen ist auch der Zugang zum<br />
Eiffelturm neu organisiert. Er ist nunmehr nur nach<br />
dem Passieren einer Sicherheitsschleuse und durch<br />
den Landschaftsgarten, der vom Schweizer Landschaftsarchitekten<br />
Vogt entsprechend neu gestaltet<br />
wurde, möglich. Man gelangt an der Schmalseite des<br />
Parks in das abgesperrte Gelände und muss dann den<br />
Park durchwandern. Der kleine Spaziergang kann auf<br />
das große Erlebnis einstimmen. Der Eintritt in den<br />
Park erfolgt beidseitig durch je sechs nebeneinander<br />
liegende Sicherheitsschleusen aus Glas. Je zwei<br />
Sicherheitskräfte kontrollieren die Besucher, es ist<br />
wie am Flughafen. Eine zarte Stahlstruktur hält die<br />
Schleusen und trägt auch ein über ihnen liegendes<br />
Glasdach. Die Wegführung im Inneren des Parks ist<br />
genau vorgeschrieben: Drahtzäune und seitliche Metallbügel<br />
am Boden umschließen die Pfade und ein<br />
Zaun aus Cortenstahl das Gesamtgelände. u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
74<br />
Stadt & Utopie<br />
Die Cortenstahl-Elemente des Zauns sind exakt 324<br />
cm hoch – und damit genau ein Prozent der Höhe des<br />
Eiffelturms. Auch in der Formgebung referieren sie<br />
an die Silhouette des Turms: An der Basis breiter und<br />
stabiler, läuft der Zaun nach oben hin auf eine „Spitze“<br />
zusammen. Dieses in zwei Meter breiten Stücken<br />
vorgefertigte, schwer bekletterbare Zaunelement<br />
wirkt fragil, transparent und keineswegs störend, es<br />
harmoniert mit der umgebenden Natur. Unten ist der<br />
Zaun, der auch an etwas Organisches erinnert, durch<br />
ein dichtes Metallgewebe verstärkt. Er ist auf Streifenfundamenten<br />
befestigt, dezent beleuchtet und<br />
wird ebenfalls überwacht. Jeweils am Ende dieses<br />
ovalen Zaunbogens sind auch die Ausgänge integriert,<br />
wieder als runde Glasdrehtüren, von ebensolchen<br />
Glasdächern vor der Witterung geschützt.<br />
Ein wesentliches Kriterium bei den Schutzmaßnahmen<br />
war es, die Sichtverbindung, welche sich durch<br />
die Achse zwischen dem Palais de Trocadéro und der<br />
Ecole Militaire ergibt, ungehindert zu belassen. Ebenso<br />
wie die Neuaktivierung des kleinen Landschaftsgartens<br />
am Fuße des Turmes. Dem österreichischen,<br />
in Paris lebenden Architekten ist es gelungen, die<br />
Sensibilität und das Gefühl für derart feine Einzelheiten<br />
umzusetzen und damit sowohl die auf Sicherheit<br />
bedachten französischen Behörden als auch die Befürworter<br />
einer möglichst ungehinderten Sicht auf<br />
das Pariser Baudenkmal zu überzeugen. Feichtinger<br />
betonte bei der Präsentation des Projektes auch,<br />
dass sämtliche Maßnahmen – sollte sich die aktuelle<br />
Bedrohungslage ändern – im Sinne der Nachhaltigkeit<br />
wieder rückbaubar sind.<br />
(rp)<br />
Auch der Zaun des Landschaftsgartens ist<br />
in seiner Gestaltung ebenso zurückhaltend<br />
und unauffällig wie die Glaswände.
3<br />
DFA | DIETMAR FEICHTINGER ARCHITECTES - PARIS - SECURISATION DU PARVIS DE LA TOUR EIFFEL - PLAN DU AUVENT GUERITE D’ENTREE<br />
DFA | DIETMAR FEICHTINGER ARCHITECTES - PARIS - SECURISATION DU PARVIS DE LA TOUR EIFFEL - ENTREE ALLE JEAN PAULHAN<br />
0 1<br />
5<br />
0 0,2 1<br />
DFA | DIETMAR FEICHTINGER ARCHITECTES - PARIS - SECURISATION DU PARVIS DE LA TOUR EIFFEL - COUPE GUERITE D’ENTREE<br />
DFA | DIETMAR FEICHTINGER ARCHITECTES - PARIS - SECURISATION DU PARVIS DE LA TOUR EIFFEL - PLAN<br />
0 1<br />
5<br />
0 1<br />
5<br />
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
75<br />
Dietmar Feichtinger Architectes<br />
5<br />
7<br />
1<br />
5<br />
4<br />
6<br />
8<br />
6<br />
4<br />
3<br />
3<br />
2<br />
1 2<br />
GENDE<br />
PAROI VITREE PARE-BALLES ANTI-EFFRACTION<br />
SAS D’ACCES CAMIONS<br />
SORTIE NORMALE PAR TOURNIQUETS<br />
CLOTURE METALLIQUE TYPE «EIFFEL»<br />
GUERITE D’ENTREE ET AUVENT VITRE<br />
CLOTURE BASSE DU JARDIN ROMANTIQUE<br />
SAS SORTIE POUBELLES, ACCES TOILETTES PUBLIQUES<br />
PARVIS CENTRAL<br />
| DIETMAR FEICHTINGER ARCHITECTES - PARIS - SECURISATION DU PARVIS DE LA TOUR EIFFEL - LE PROJET<br />
265<br />
300<br />
300<br />
300<br />
220<br />
220<br />
220<br />
DFA | DIETMAR FEICHTINGER ARCHITECTES - PARIS - SECURISATION DU PARVIS DE LA TOUR EIFFEL - PLAN, ELEVATION ET COUPE PAROI VITREE<br />
DFA | DIETMAR FEICHTINGER ARCHITECTES - PARIS - SECURISATION DU PARVIS DE LA TOUR EIFFEL - PLAN, ELEVATION ET COUPE PAROI VITREE<br />
1:50<br />
1:50<br />
1:50<br />
Sicherheitsvorkehrungen für den Eiffelturm<br />
Paris, Frankreich<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Landschaftsplanung:<br />
Ville de Paris und SETE (Société d´exploitation de la Tour Eiffel)<br />
Dietmar Feichtinger Architectes<br />
Vogt Landscape<br />
Grundstücksfläche: 41.290 m 2<br />
Bebaute Fläche: 108 m 2 , 631 m Glaswand, 225 m Cortenzaun, 67 neue Bäume<br />
Planungsbeginn: 02/2017<br />
Fertigstellung: 12/2018
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
76<br />
Stadt & Utopie<br />
Atlantis an<br />
allen Orten<br />
Was passiert, wenn der Meeresspiegel steigt?<br />
Seitdem Platon im 4. Jahrhundert von dem<br />
Untergang des mythischen Inselreiches<br />
Atlantis erzählt hat, übt die sagenhafte<br />
Geschichte eine enorme Faszination auf<br />
Künstler, Filmemacher, Entdecker und Historiker<br />
aus. Bis heute herrscht Uneinigkeit<br />
darüber, ob der Inselstaat tatsächlich existierte.<br />
Laut dem antiken griechischen Philosophen<br />
soll Atlantis um 9600 v. Chr. infolge<br />
einer Naturkatastrophe binnen 24 Stunden<br />
für immer unauffindbar im Meer versunken<br />
sein. Ob wahr oder nicht – für die Zukunft<br />
zeichnen sich am Horizont ähnliche Szenarien<br />
für viele unserer Metropolen ab.<br />
Auch wenn einige Unverbesserliche den<br />
Klimawandel mit all seinen Folgen bis heute<br />
vehement als Verschwörungstheorie oder<br />
Schwarzmalerei abtun – die Folgen unseres<br />
hemmungslosen Raubbaus an der Natur<br />
sind bereits mess- und sichtbar. Aufgrund<br />
des rapide steigenden Ausstoßes von Kohlendioxid<br />
und Treibhausgasen hat sich die<br />
Temperatur auf der Erde im vergangenen<br />
Jahrhundert um ein halbes Grad erhöht. Infolgedessen<br />
wiederum ist der Meeresspiegel<br />
durch das Abschmelzen unserer Gletscher<br />
und Polkappen um ganze 20 Zentimeter gestiegen.<br />
Laut Szenarien von Climate Central<br />
könnte der Meeresspiegel bis zum Ende des<br />
jetzigen Jahrhunderts um 1,5 Meter ansteigen.<br />
Würden alle Gletscher und Polarkappen<br />
abschmelzen – was laut Berechnungen des<br />
U.S. Geological Survey in einigen Tausend<br />
oder Hunderttausend Jahren der Fall sein<br />
wird – stiege der Meeresspiegel um ganze<br />
66 Meter an. Dann hieße es tatsächlich:<br />
Atlantis an allen Orten – Berlin, Venedig,<br />
London, New York, Bangladesch – allesamt<br />
versunken unter Wasser.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
77<br />
Versunkene Städte<br />
© Climate Central<br />
Für eine Ausstellung in London skizzierten<br />
die Künstler Robert Graves und Didier<br />
Madoc-Jones mittels Fotomontagen die<br />
Auswirkungen des Klimawandels im Jahr<br />
2100: London ist dann das neue Venedig.<br />
Bis auf den Buckingham Palace sind die<br />
Häuser weitestgehend zerstört und die<br />
Menschen hausen in Slum-ähnlichen Baracken.<br />
Die Schranken der Thames Barrier<br />
werden als Wasserkraftwerke genutzt und<br />
in Westminster wird Reis angebaut. Was<br />
die Künstler auf die Spitze getrieben und<br />
zum Teil überspitzt dargestellt haben, kann<br />
in Zukunft bittere Realität werden. Bereits<br />
heute werden rund um den Globus immer<br />
wieder kleine Inselgruppen vom steigenden<br />
Meerwasser verschlungen. Und auch in der<br />
Vergangenheit führten Naturkatastrophen<br />
zum Untergang von Landmassen oder<br />
Siedlungen. Im Jahre 1362 beispielsweise<br />
versank die friesische Stadt Rungholt mit<br />
ihren 1.500 Einwohnern nach einer schweren<br />
Sturmflut in der Nordsee.<br />
Schon jetzt sehen sich Menschen auf Inseln<br />
oder in Küstengebieten zunehmend<br />
gezwungen, ihr Zuhause aufgrund der steigenden<br />
Wassermassen zu verlassen. Wenn<br />
sich die Erde in den kommenden Jahrzehnten<br />
um nur 4 weitere Grad erwärmen sollte,<br />
stünden bis zu einer halben Milliarde Menschen<br />
weltweit vor dem gleichen Problem.<br />
Wer heute an einer Fluss- oder Meeresküste<br />
lebt, muss in Zukunft mit gehäuft auftretenden<br />
Überschwemmungen und Unwettern<br />
rechnen. In Japan wären 10 Prozent der<br />
Bevölkerung betroffen, in Vietnam 26 Prozent<br />
und den Niederlanden sogar fast jeder<br />
zweite Bewohner. Am schlimmsten träfe es<br />
ohnehin Asien, allen voran China mit seiner<br />
immensen Bevölkerungszahl und der Vielzahl<br />
an Millionenstädten in Küstennähe. Die<br />
„gute“ Nachricht: Ein solcher Anstieg des<br />
Meeresspiegels verläuft sehr langsam (derzeit<br />
3 bis 4 Millimeter pro Jahr) und passiert,<br />
anders als in der Erzählung von Atlantis,<br />
nicht von heute auf morgen. Es besteht<br />
also die Möglichkeit, sich den verändernden<br />
Umgebungsbedingungen anzupassen und<br />
auf die Entwicklungen zu reagieren.<br />
Die betroffenen Regionen und Städte haben<br />
daher bereits zum jetzigen Zeitpunkt<br />
grundlegende Vorkehrungen getroffen, um<br />
die Bevölkerung, die Bauwerke, das Land,<br />
die Infrastruktur oder das Trinkwasser zu<br />
schützen. Aus technischer Sicht wurden<br />
und werden Dämme, Wasserpumpen oder<br />
Überlaufbecken gebaut. Die ökologischen<br />
Maßnahmen umfassen die Renaturierung<br />
von Land, Mangroven und Feuchtgebieten,<br />
die bei Überflutungen und Hochwasser<br />
ausgleichend wirken sollen. Eine weitere<br />
Strategie liegt in smarten, städtebaulichen<br />
Konzepten sowie einer baulichen Aufrüstung<br />
der Gebäude, um deren Widerstandskraft<br />
gegenüber auftretenden Naturkatastrophen<br />
zu stärken. Vorreiter auf diesem<br />
Gebiet: die Niederlanden. Ein 3.700 km<br />
langes Netzwerk von Deichen, Dämmen<br />
und Mauern schützt die Küstenlinie. Am<br />
eindrucksvollsten präsentiert sich das<br />
Maeslant-Sperrwerk. Mit seiner Höhe von<br />
22 Metern schützt das Bollwerk die Stadt<br />
Rotterdam, die zu 90% unter dem Meeresspiegel<br />
liegt.<br />
Auch in New Orleans investierten die Behörden<br />
nach Hurricane Katrina im Jahr 2005<br />
in das teuerste Hochwasserschutzsystem<br />
weltweit: Neben einer Reihe von massiven<br />
Dammbarrieren, verstärkten Dämmen<br />
und Hochwasserwänden setzt man in der<br />
US-amerikanischen Stadt allen voran auf<br />
ein lebendiges Wassersystem aus Parks,<br />
Feuchtgebieten und anderen Vorrichtungen,<br />
um die Abhängigkeit von Pumpen und<br />
Kanälen zu verringern.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
78<br />
Stadt & Utopie<br />
Trotz all dieser Ansätze müssen die Planer<br />
und Gestalter von morgen über innovative<br />
und zukunftstaugliche Stadtkonzepte<br />
nachdenken. Denn Fakt ist: Die Menschheit<br />
wächst unaufhörlich weiter an, wohingegen<br />
die verfügbaren Landflächen weiter<br />
schrumpfen werden. Schon heute platzen<br />
die Städte zunehmend aus allen Nähten und<br />
Wohnraum wird zum knappen und teuren<br />
Gut, da immer mehr Menschen die ländlichen<br />
Regionen verlassen (müssen). Singapur<br />
(auf Platz 3 der am dichtest besiedelten<br />
Länder der Erde) reagiert auf den Klimawandel<br />
und dem damit einhergehenden steigenden<br />
Meeresspiegel mit einem Verzicht, neue<br />
Bauflächen zu erschließen. Stattdessen<br />
blickt man hier nach unten. In den nächsten<br />
15 Jahren soll eine Art Untergrund-Stadt unter<br />
dem jetzigen Siedlungsgebiet entstehen.<br />
Doch vorerst sollen sich nicht die Bewohner<br />
selbst unter Tage begeben, vielmehr werden<br />
die unterirdisch platzierten Lager-, Versorgungs-,<br />
Transport- und Industrieanlagen<br />
Freiraum für neue Wohn- und Nutzflächen<br />
über der Erde schaffen. Die Umsetzung<br />
allerdings stellt die Planer vor ungeheure<br />
technische Herausforderungen. Die ansässige<br />
Bauaufsichtsbehörde entwickelt zu<br />
diesem Zweck momentan mithilfe von Laserscanning<br />
ein geologisches 3D-Modell,<br />
um den unterirdischen Raum zu kartieren.<br />
Auch die Steuerung der Luftqualität und die<br />
Gewährleistung des Brandschutzes stellen<br />
enorme Herausforderungen dar. Bis also irgendwann<br />
auch Menschen unter der Erde<br />
leben werden, wird wohl noch einige Zeit<br />
verstreichen.<br />
Einen ganz anderen Ansatz verfolgt das in<br />
Hong Kong ansässige Unternehmen Oceanix.<br />
Wenn das Wasser schon immer mehr<br />
wird, warum die neu entstehenden Flächen<br />
nicht als Siedlungsraum nutzen? Seit über<br />
einem Jahrzehnt forscht Marc Collins Chen<br />
bereits mit seinen Kollegen an einer Stadt<br />
auf dem Wasser. Gemeinsam mit den Architekten<br />
der Bjarke Ingels Group (BIG)<br />
sowie dem Zentrum für Meerestechnik am<br />
MIT (Massachusetts Institute of Technology)<br />
wird im Moment an der Entwicklung<br />
eines Konzeptes für eine Stadt mit 10.000<br />
Einwohnern gefeilt. Jeweils 300 Menschen<br />
finden auf einer der schwimmenden, modularen<br />
Plattformen mit einer Fläche von rund<br />
zwei Hektar Platz. Diese „Nachbarschaften“<br />
sollen im Laufe der Zeit organisch wachsen,<br />
sich verändern und adaptieren. Aneinander<br />
gekoppelt werden die einzelnen Plattformen<br />
dann zur Stadt. Ähnlich einer bereits<br />
heute angewendeten Verankerungsmethode<br />
für künstliche Riffe, werden die Plattformen<br />
auf Stahlrahmen gesetzt, durch die<br />
ein elektrischer Niederspannungsstrom<br />
geleitet wird. Dadurch sammeln sich Ionen<br />
auf der Stahloberfläche, die diese mit einer<br />
felsartigen Substanz überziehen, die so fest<br />
wie Beton ist.<br />
Die einzelnen Nachbarschaftsmodule sollen<br />
an Land kostengünstig vorfabriziert und<br />
anschließend ringförmig um einen großen,<br />
geschützten Hafen auf hoher See angeordnet<br />
werden. Die innen liegenden Stadtteile<br />
umfassen jeweils einen öffentlichen Platz<br />
sowie Zentren für Religion, Bildung, Gesundheit,<br />
Sport und Kultur. Dabei ist kein<br />
Gebäude höher als sieben Stockwerke, um<br />
dem Wind möglichst wenig Angriffsfläche<br />
zu bieten. Im Sinne der Nachhaltigkeit<br />
strebt man ein energieautarkes System an.<br />
Zur Stromerzeugung werden erneuerbare<br />
Energiequellen wie Wasser und Sonne genutzt.<br />
Das gesamte Abwasser wird vor Ort<br />
gesammelt, geklärt und wiederverwendet.<br />
Urban farming wird zum sea farming: Die<br />
Bewohner der schwimmenden Stadt können<br />
auf dafür vorgesehenen Flächen ihr<br />
eigenes Obst und Gemüse anbauen. Die<br />
Fortbewegung auf der Insel erfolgt zu Fuß,<br />
per Rad oder Boot. Die Umsetzung eines<br />
Prototypen ist für die kommenden Jahre<br />
fest eingeplant, nur der passende Standort<br />
muss noch gefunden werden.<br />
u
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
79<br />
Versunkene Städte<br />
Renderings: BIG Bjarne Ingels Group
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
80<br />
Stadt & Utopie<br />
In eine ähnliche Richtung geht das Ozean-Hochhaus<br />
AEQUOREA von Vincent Callebaut Architectures.<br />
Die Studie befasst sich mit einem, vor der Küste Brasiliens,<br />
im Meer schwimmenden Hochhaus – teils<br />
über, teils unter Wasser, 500 Meter breit, 1.000 Meter<br />
tief und 250 Stockwerke hoch mit Platz für bis<br />
zu 10.000 Wohneinheiten und öffentliche Einrichtungen.<br />
Ein Viertel des Volumens ist für die Permakultur<br />
und Agrarökologie vorgesehen. Der Entwurf ist von<br />
der Meeresbiologie inspiriert: Die „Aequorea“ ist eine<br />
biolumineszierende, Licht-emittierende Qualle mit<br />
gegliederten, vernetzten Tentakeln, welche für die<br />
Stabilität im Wasser sorgen und gleichzeitig Energie<br />
produzieren. Äußerst innovativ ist auch das Baumaterial<br />
des schwimmenden Giganten: Die einzelnen<br />
Bauteile sollen mittels 3D-Druck aus „Algoplast” entstehen.<br />
Das Material setzt sich aus Algen und dem<br />
im Meer schwimmenden Plastikmüll zusammen. Die<br />
Kosten für den Bau würden sich laut der Planer auf<br />
€ 1.950/m 2 belaufen. Eine fantastische Zukunftsvision,<br />
die vielleicht einmal Realität sein wird.<br />
Abseits dieser zum Teil utopischen Zukunftsvisionen<br />
haben sich die Menschen das Meer in Stücken<br />
bereits erobert. Ob vorgeschichtliche Pfahlbauten,<br />
künstlich aufgeschüttete Inseln oder Hotels und Restaurants<br />
unter Wasser – die Zukunftsvisionen sind<br />
stückweise schon heute Realität. Doch was im jetzigen<br />
Stand eher temporär der Erholung und Freizeit<br />
dient, muss in Zukunft Alltagstauglichkeit beweisen.<br />
Dann wird es vermutlich weit mehr als nur ein Atlantis<br />
geben. Im Gegensatz zum antiken Vorbild werden<br />
unsere versunkenen Städte hoffentlich nach wie vor<br />
leben und den Aufbruch in eine neue Zeit markieren.<br />
(lp)<br />
Renderings: Vincent Callebaut Architectures
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
81<br />
Versunkene Städte
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
82<br />
RETAIL <strong>architektur</strong><br />
Der Shop<br />
vom Mars<br />
Das Designstudio CLAP stammt eigentlich aus Valencia, Spanien, arbeitet aber<br />
international. Eine seiner neuesten Realisationen ist HER in Hongkong und das<br />
Konzept des Shops ist vom Planeten Mars inspiriert.<br />
Fotos: Daniel Rueda<br />
Der Kunde wollte einen Verkaufsraum, der den Wünschen<br />
einer modernen Frau entsprechen sollte und<br />
zwei ihrer Hauptbedürfnisse vereint: Mode und Genuss.<br />
Das ist zwar vielleicht eine etwas grobe Simplifizierung<br />
des weiblichen Geschlechts, für ein<br />
Retail-Konzept aber durchaus erfolgversprechend.<br />
Deshalb vereint HER den letzten Schrei der Mode<br />
mit einem Café, in dem die Kundinnen sich bei einem<br />
Drink während des Einkaufens erholen können. Der<br />
Auftraggeber wünschte sich drei Aspekte als Hauptessenz<br />
von HER: Weiblichkeit, Reinheit und Stärke.<br />
Die Designer entwickelten den Shop als eine Landschaft<br />
mit Erhebungen aus einem einzigen Material –<br />
roten Cottofliesen. Die rote Farbe stellt eine Analogie<br />
zum Mars dar. Die Eingangsfassade ist von zwei Bögen<br />
markiert, einer führt direkt in das Geschäft, der<br />
andere eher zum Café. Beide sind an ihrer Innenseite<br />
mit gebürstetem Aluminium verkleidet, dieses technisch<br />
wirkende Material bringt den „Spaceeffekt“.<br />
Verstärkt wird der auch dadurch, dass sämtliche im<br />
Shop gekaufte Waren vakuumverpackt und versiegelt<br />
dem Kunden übergeben werden.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
83<br />
RETAIL <strong>architektur</strong><br />
Der Boden ist mit einem gitterförmigen Muster aus<br />
Terracottafliesen belegt. Aus dieser Struktur wachsen<br />
kleine geometrische Erhebungen heraus, als<br />
rote Berge dienen sie zur Schaustellungen der Waren,<br />
aber auch als Sitz- und Ruheflächen nach dem<br />
Shoppen in der geschäftigen Szene Hongkongs. Kleine,<br />
weiße Lotusblätter wachsen aus diesen Bergen<br />
und erhöhen als Display die Wirkung der ausgestellten<br />
Objekte. Die Stangen für die Kleiderbügel haben<br />
ein wellenförmiges Muster, damit die Bügel in exakt<br />
dem gleichen Abstand hängen können. Im Kontrast<br />
zur roten Farbe der Fliesen sind alle Wände weiß mit<br />
nur einigen, runden, metallenen Fensteröffnungen in<br />
Orangetönen.<br />
Der Innenraum teilt sich in zwei Zonen: Eine, in der<br />
Schuhe, Sportkleidung und das Café angesiedelt sind<br />
und die Boutique mit ihren großen Spiegeln in Bogenform,<br />
in der Schmuck und Accessoires ausgestellt<br />
werden. Der Shop ist ein Erfahrungsraum für fünf<br />
Sinne. Er leitet die Kunden in eine neue Welt, die entdeckt<br />
werden will: Hier werden Objekte aus dem Kontext<br />
genommen, Augenblicke des täglichen Lebens<br />
mit Umgebungen und Landschaften zu einer neuen<br />
Wirklichkeit zusammengefügt: der Planet HER.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
84<br />
RETAIL <strong>architektur</strong><br />
Kolonialstil<br />
und Moderne<br />
In Indien gibt es immer wieder einen Wettstreit zwischen – dem Westen abgeschauten<br />
– modernem Design und der eigenen Tradition. Das Architekturbüro von<br />
Ravish Mehra Deepak Kalra aus New Delhi, Indien hat bei einer Ladeneinrichtung<br />
einer Produktionsfirma von Süßigkeiten den (für Indien) perfekten Mix aus Tradition<br />
und modernem Design geschaffen.<br />
Fotos: Vibhor Yadav<br />
Der Auftraggeber Ksheer Sagar stammt aus<br />
Varanasi*) und wollte nicht auf eine gewisse Hommage<br />
an seinen Herkunftsort verzichten. Also entwarfen<br />
die Architekten den Shop als eine elegante<br />
Mischung aus Luxus und dem Charme der alten Welt.<br />
Eine Vielfalt von Materialien, Farben und Texturen<br />
sind geschickt in ein bescheidenes, aber doch luxuriöses<br />
Ambiente verwandelt worden. Eine von der<br />
Stadt Varanasi inspirierte analoge Farbpalette und<br />
der Gebrauch von natürlichen Materialien passt zu<br />
den Produkten in den Displays und fügt auch einen<br />
warmen, heimeligen Gesamtton hinzu.<br />
Es ist die Zelebrierung vom ersehnten Spleen eines<br />
internationalen Shops, gemischt mit der Üppigkeit<br />
des indischen Kontextes und dem Geschmack der<br />
Jugend des Landes. Es gibt im Inneren ein paarweise<br />
angeordnetes glattes, schwebendes Display, umschlossen<br />
von gefärbtem Glas und Messingstangen.<br />
Das bildet – zusammen mit einem eigenen Fliesenbelag<br />
am Boden – eine Passage der Entdeckungen und<br />
auch das Herz des Shops. Darüber hängt als Reminiszenz<br />
an das Alte eine schwere, raue Holzbalkendecke.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
85<br />
RETAIL <strong>architektur</strong><br />
Traditionelle Motive der Tempel sind neu interpretiert<br />
in klaren geometrischen Mustern in der mondänen<br />
Deckenverkleidung aus Metall zu finden – ein<br />
nostalgischer Touch im modernen Kontext. Auch die<br />
schon erwähnten Bodenfliesen in der Mitte sind eine<br />
Ableitung aus traditionellen Mustern. Die Beleuchtungskörper<br />
aus geschlagenem Messing und das<br />
Messingdisplaysystem erinnern stark an die englische<br />
Kolonialzeit Indiens, aber auch an traditionelle<br />
Gefäße aus der Stadt Varanasi. Die Wände mit ihrem<br />
offen liegenden Ziegelmauerwerk und die teilweise<br />
holzverkleideten Stauräume erzeugen eine fast düstere<br />
Stimmung, die jedoch von der roten Farbe – ein<br />
Zitat der religiösen Tempel von Varanasi – wieder<br />
aufgehellt wird. Weiß dient in der Farbpalette dazu,<br />
einen Ausgleich zum eher dominanten Rot zu finden.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
86<br />
RETAIL <strong>architektur</strong><br />
Reduktion auf das<br />
Wesentliche<br />
Der Shop von Papier Tigre in Paris entspricht dem Zeitgeist: Reduktion, klare<br />
Strukturen, einfacher ist mehr! Die zeitgemäße Schreibwaren- und Bürobedarfsfirma<br />
hatte das Büro der Cent15 architecture mit der Renovierung des Lokals in<br />
der Rue des Filles du Calvaire in Marais beauftragt. Entstanden sind ein Verkaufsraum,<br />
ein Bereich für speziell individualisierte Produkte und ein Arbeitsraum im<br />
hinteren Teil des Geschäftes. Ein anzustrebender Modulcharakter des Raumes<br />
war für die Architekten die Grundlage für den Entwurf. Die Produkte sollten durch<br />
einfache Materialien präsentiert und herausgehoben werden.<br />
Fotos: Caudroy photography<br />
So sind die Displaymodule mobil für eine leichte Verteilung<br />
und Anpassung an zukünftige Bedürfnisse.<br />
Alles kann leicht neu arrangiert werden. Der freie<br />
Grundriss unterstützt die Zurschaustellung der in<br />
ihm gezeigten Produkte und angepasst an die leichte<br />
Neigung des Trottoirs erzeugt man so eine gewisse<br />
Dynamik. Die Passanten können durch die nun vergrößerten<br />
und beleuchteten Schaufenster sofort den<br />
Inhalt des Shops erkennen und auch die Grenzen<br />
zwischen innen und außen werden verwischt. Das<br />
Betreten des Ladens wird so erleichtert.<br />
Drei Bereiche befinden sich innerhalb des Grundrisses,<br />
gleichzeitig unabhängig voneinander und doch<br />
durch eine einzige räumliche Inszenierung verbunden.<br />
Der erste Teil ist der Shop. Die Schreibwaren<br />
sind auf sechs mobilen Displays aus mattiertem Stahl<br />
in den Größen von 160 x 80 cm zur Schau gestellt.<br />
Im unteren Teil der Displays befindet sich jeweils ein<br />
verschließbarer Lagerraum. Im oberen Teil tragen<br />
die Glasfächer die Ware. Die Kabeltrassen für die<br />
Beleuchtung sind ein Meter tiefer als die Decke gehängt,<br />
so können einzelne Gegenstände akzentuiert<br />
beleuchtet und auch visuelle Effekte erzielt werden.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
87<br />
RETAIL <strong>architektur</strong><br />
Der zweite Teil ist eher intimer, geschützter. Hier kann<br />
der Kunde seine eigenen Zusammenstellungen erledigen.<br />
Ein Kassenpult aus französischer Pinie verdeutlicht<br />
auch diesen Bereichswechsel und eine andere<br />
Raumnutzung, begleitet wird er durch eine Substruktur<br />
an der Decke aus gewellten, transluzenten Polyestertafeln,<br />
einem Recyclingmaterial. Die Atmosphäre<br />
ist hier beengter, die Materialien wärmer, das Licht<br />
diffuser und gedämpfter. Durch dieses Spiel mit Licht<br />
und Intensität schufen die Architekten eine Art Pufferzone<br />
zum dritten und hintersten Bereich: der Papierwerkstatt.<br />
Hier halten sich die Fachkräfte auf. Ein<br />
großer Raumteil ist durch eine zentrale Lichtkuppel<br />
im Hof dieses alten Pariser Hauses belichtet. Ein Vorhang<br />
aus flexiblen Plastikstreifen trennt die Werkstatt<br />
vom Laden und schafft gleichzeitig nicht nur optische<br />
Verbindungen zum Savoir-Faire des Betriebes. Diese<br />
Durchlässigkeit, die Öffnung des Shops zur Straße<br />
und die transversale Lesbarkeit der Architektur machen<br />
das Besondere dieses Projektes aus.<br />
SEHNSUCHTSORT FÜR<br />
ÄSTHETEN: WILLKOMMEN<br />
AUF DER NR. 1<br />
DIMENSION SHOP FITTING & STORE DESIGN AUF DER EUROSHOP 2020<br />
EuroShop<br />
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2020 DÜSSELDORF GERMANY<br />
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Tel.: (01) 3205037 _ Fax: (01) 3206344<br />
office@gesell.com _ www.gesell.com
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
88<br />
RETAIL <strong>architektur</strong>
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
89<br />
Voyeurismus<br />
in London<br />
RETAIL <strong>architektur</strong><br />
Die Brillenläden der Kette Ace & Tate sind für ihre minimalistischen und oft sonderbaren<br />
Verkaufsorte und Ladeneinrichtungen bekannt. In Soho, London starrt nun<br />
ein Paar Neonaugen aus der Tiefe des Raumes auf den Betrachter am Schaufenster.<br />
Fotos: Erik Undéhn<br />
Die Kreativagentur Anyways bezieht sich bei diesem Design<br />
auf die nicht ganz salonfähige Vergangenheit der<br />
Gegend. Das zweigeschossige Geschäft befindet sich in<br />
der Brewerstreet und ist eines der beiden Neueröffnungen<br />
in diesem Jahr. Soho wird heute von einer Menge<br />
Gastronomie und trendiger Boutiquen bevölkert, doch<br />
während des 20. Jahrhunderts war es das Zentrum der<br />
Sexshops und Nachtclubs. Die damalige Atmosphäre<br />
der Gegend und ihre „Reputation für den Voyeurismus“<br />
haben das Layout geformt und mitbestimmt.<br />
Große Glastafeln an der Front ermutigen den Passanten<br />
zum „peep in“ und zur Beobachtung der inneren<br />
Räume. Das Paar der Neonaugen an der Rückwand<br />
blinkt von Zeit zu Zeit. Die Agentur hat dann auch<br />
den Granary Workshop - das ist die soziale Institution,<br />
die vom Kollektiv Assemble (sie haben den Tur-<br />
ner Prize gewonnen) gegründet wurde - mit ins Boot<br />
geholt. Diese haben den Boden mit handgemachten<br />
Fliesen in einem Marmormuster bedeckt. Das blaurot-gelbe<br />
Farbschema entspricht den grell eingefärbten<br />
Gehsteigen von Londons Carnaby Street<br />
während der 1970er, denn der Laden ist nicht nur ein<br />
Verkaufslokal, sondern auch Treffpunkt für Kunst<br />
und Gespräche.<br />
Eine rote Stiege führt in den Keller hinunter, hier befinden<br />
sich die Räume für die optometrische Vermessung<br />
der Augen von Kunden. Ebenso ein großes, weißes<br />
Becken, in dem man seine Hände waschen und<br />
Kontaktlinsen entfernen und wechseln kann. Hier ist<br />
nur ein einfacher Betonboden und an den Wänden<br />
befinden sich – neben Brillen – Fotos von den früheren<br />
Werbekampagnen der Marke.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
90<br />
RETAIL <strong>architektur</strong><br />
© Studio Bachmannkern GmbH für Agrob Buchtal<br />
Hauptaugenmerk von Agrob Buchtal auf der EuroShop 2020 in Düsseldorf ist die Produkt-Innovation DryTile. Der Slogan „As fast as your business“<br />
bringt die Besonderheit des neuen Systems auf den Punkt: Geschwindigkeit. Denn diese keramischen Bodenfliesen sind bis zu achtmal schneller<br />
verlegbar als mit herkömmlicher Methode.<br />
Architekturkeramik<br />
auf der EuroShop<br />
„As fast as your buisness“ – Unter diesem Slogan wird Agrob Buchtal auf der<br />
EuroShop 2020 hochwertige Architekturkeramik für den Ladenbau zeigen.<br />
Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Produkt-Innovation DryTile: Keramische<br />
Bodenfliesen, die nicht mehr fest verklebt werden und dadurch mit hoher Geschwindigkeit<br />
verlegt werden können.<br />
Nach einmaligem Aussetzen ist der Architekturkeramik-Spezialist<br />
Agrob Buchtal<br />
zurück auf der EuroShop. In Halle 12, Stand<br />
E71 werden auf 60 Quadratmetern aktuelle<br />
baukeramische Belagslösungen gezeigt.<br />
Sie beweisen allesamt, dass Agrob Buchtal<br />
nicht nur gestalterische Aspekte, sondern<br />
auch die spätere Nutzung und deren spezifischen<br />
Anforderungen im Blick hat. Für<br />
Christoph Schulze, Leiter Marketing/Brand<br />
Management, war es deshalb auch keine<br />
Frage, wieder auf der EuroShop auszustellen:<br />
„Ladenbau in den Anwendungsfeldern<br />
Mode, Food oder auch Möbel sind für uns<br />
als Komplettanbieter keramischer Beläge<br />
ein sehr interessantes Geschäftsfeld. Die<br />
EuroShop ist die perfekte Messe, um unsere<br />
vielfältigen Kompetenzen zu präsentieren.<br />
An erster Stelle steht hier sicherlich<br />
das trocken verlegbare System DryTile,<br />
dicht gefolgt von Kollektionen in dekorativen<br />
Designs sowie den zahlreichen Möglichkeiten,<br />
keramische Fliesen gemäß der<br />
Corporate Identity des Unternehmens zu<br />
individualisieren.“<br />
DryTile ist eine System-Konstruktion aus<br />
Korkrücken und Spezialfugmasse, die es ermöglicht,<br />
keramische Bodenfliesen trocken,<br />
sprich ohne Kleber, zu verlegen. Das neue<br />
System von Agrob Buchtal kommt überall<br />
dort zum Einsatz, wo die zahlreichen gestalterischen<br />
und funktionalen Vorzüge<br />
von Fliesen gefragt sind, gleichzeitig aber<br />
hoher Zeitdruck herrscht. Wie beispielsweise<br />
im Ladenbau, wo Bodenflächen schnell<br />
realisiert oder auch in gewissen Abständen<br />
ausgetauscht werden. DryTile benötigt einen<br />
tragfähigen und äußerst ebenen Untergrund<br />
(Stichmaß: 2 Millimeter auf einer<br />
Länge von 2 Metern), ist dann aber bis zu<br />
achtmal schneller verlegbar als mit herkömmlicher<br />
Methode.<br />
Messestand in Halle 12/E71<br />
Der Messestand selbst weckt Assoziationen<br />
zu einem Sportartikelgeschäft: Laufschuhe<br />
dienen als Dekoration und plastisch wirkende<br />
Fliesen erzeugen an den Wänden eine<br />
imposante Dynamik. Auf diese Weise wird<br />
das Thema Geschwindigkeit (as fast as your<br />
business) eindrucksvoll visuell umgesetzt. Erklärende<br />
Grafiken und Filme, die die schnelle<br />
Verlegung zeigen, runden die Präsentation ab.<br />
Auf befliesten Tafeln, die wie „T-Shirts“ auf<br />
Kleiderständern hängen, können die Besucher<br />
auch haptisch weitere Serien des Keramikfliesen-Herstellers<br />
kennenlernen. Darunter<br />
eine Neuheit für den Bereich Ladenbau:<br />
Die Serie Karl, eine faszinierende Mosaikkollektion,<br />
die ursprüngliche Glasuren mit<br />
handwerklicher Anmutung verbindet und so<br />
für effektvolle Inszenierungen sorgt.<br />
AGROB BUCHTAL<br />
Ansprechpartner in Österreich siehe<br />
www.agrob-buchtal.de (Rubrik Kontakte)
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
| BA12-15G |<br />
Der erste Controller,<br />
der in jedem Raum<br />
willkommen ist<br />
Integrale Gebäudeautomationslösungen:<br />
z. B. mit dem BC9191<br />
Sind High-Tech-Erlebnisse<br />
die Zukunft des Handels?<br />
Im Einzelhandel verändert die Technik rasant die Art und Weise,<br />
wie Verbraucher mit Marken interagieren und umgehen.<br />
Auf der EuroShop 2020, vom 16. bis 20. Februar in Düsseldorf,<br />
zeigen die 550 internationalen Aussteller der Erlebnisdimension<br />
„Retail Technology“ dies eindrucksvoll.<br />
Ein Beispiel dafür ist Hugo Boss, wo über die letzten Jahre<br />
mit intelligenten Spiegeln experimentiert wurde. Früher Requisiten<br />
in Science-Fiction-Filmen werden immer häufiger im<br />
stationären Einzelhandel eingesetzt, um mit dem Kunden in<br />
Kontakt zu treten und letztendlich den Umsatz zu steigern.<br />
Der spanische Mode-Einzelhändler Zara wieder hat Selbstbedienungskassen<br />
im Geschäft eingeführt sowie interaktive<br />
Spiegel, die mit RFID ausgestattet sind und bei Nike werden<br />
lokale Daten im House of Innovation 000 in New York genutzt,<br />
um die Regale zu bestücken und sie den Bedürfnissen<br />
der Kundschaft entsprechend wieder aufzufüllen. Bei den<br />
Future X Smart Stores der Hautpflegemarke SK-II in Tokio,<br />
Shanghai und Singapur können Besucher die Hautberatung<br />
von Morgen mit dem „Magic Scan“ erleben, während sie drei<br />
Minuten lang vor einem Spiegel sitzen – eine Künstliche Intelligenz<br />
analysiert die Haut und macht denn personalisierte<br />
Produktempfehlungen.<br />
Auf der EuroShop 2020 können die Besucher die neuesten<br />
Trends, Ideen und Innovationen in der Retail-Technologie sehen,<br />
von Augmented Reality und künstlicher Intelligenz über<br />
Mobile Payment bis hin zu Cloud-basierten Diensten.<br />
www.euroshop.de<br />
www.beckhoff.at/building<br />
Der Raum-Controller BC9191 bündelt die Standardfunktionalitäten<br />
zur Einzelraumsteuerung in einer kompakten Bauform.<br />
Zentrale Informationen werden per Ethernet mit der übergeordneten<br />
PC-Ebene ausgetauscht. Damit ist der BC9191<br />
ein exzellentes Beispiel für die integrale Gebäudeautomation<br />
von Beckhoff auf der Grundlage der offenen, PC-basierten<br />
Steuerungstechnik: Alle Gewerke werden von einer einheitlichen<br />
Hard- und Softwareplattform gesteuert, bestehend aus<br />
skalierbaren Steuerungen, passgenauen I/O-Lösungen und der<br />
Automatisierungssoftware TwinCAT. Durch die optimale Abstimmung<br />
aller Gewerke werden die Energieeinsparpotenziale über<br />
die Energieeffizienzklassen hinaus voll ausgeschöpft. Für alle<br />
Gewerke stehen vordefinierte Softwarebausteine zur Verfügung,<br />
die das Engineering enorm vereinfachen. Funktionserweiterungen<br />
oder -änderungen sind jederzeit möglich. Die Systemintegration<br />
erfolgt über die gängigen Kommunikationsstandards<br />
Ethernet, BACnet/IP, OPC UA oder Modbus TCP.<br />
Die ganzheitliche Automatisierungslösung<br />
von Beckhoff:<br />
Flexible<br />
Visualisierung/<br />
Bedienung<br />
Skalierbare Steuerungstechnik,<br />
modulare I/O-<br />
Busklemmen<br />
Modulare<br />
Software-<br />
Bibliotheken
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
92<br />
Licht<br />
Holler-Stiftung am Promenadeplatz, München<br />
Licht im<br />
öffentlichen Raum<br />
Farbe, Steuerung, Bewegung, Interaktion: Neue Technologien ermöglichen vielfältigere<br />
und dynamischere Lichtkonzepte als zuvor. Beleuchtung steht allerdings immer in<br />
Beziehung mit der gesellschaftlichen Bedeutung eines Platzes oder eines Gebäudes.<br />
Sie erfordert daher eine individuelle Auseinandersetzung mit dem Kontext. Nicht was<br />
machbar, sondern was angemessen ist, sollte die Leitfrage der Lichtplanung sein. An<br />
vier Projekten in Deutschland soll im Folgenden gezeigt werden, wie unterschiedlich<br />
die Antworten auf die Frage nach passgenauer und qualitätvoller Beleuchtung sein<br />
können. Die Lichtplaner Kardorff Ingenieure Lichtplanung folgten dabei ihrer Haltung:<br />
Erst begreifen, dann beleuchten.<br />
Text: Kardorff Ingenieure Fotos: Linus Lintner<br />
Holler-Stiftung am<br />
Promenadeplatz, München<br />
Die platzrahmenden Gebäude europäischer<br />
Plätze spielen eine große Rolle in der Wahrnehmung<br />
der städtischen Situation bei Tag.<br />
In der Nacht gilt es, diese Rolle zu bestärken<br />
und herauszuarbeiten. Eine materialgerechte<br />
Inszenierung der Gebäude sorgt dafür,<br />
dass das Tagbild in die Nacht übertragen<br />
und atmosphärisch verdichtet wird. Wenn<br />
die Platzrandbebauung angemessen und repräsentativ<br />
angestrahlt wird, kann eine neue<br />
Identität des Platzes am Abend entstehen.<br />
Für die Fassadenanstrahlung für die Holler-Stiftung<br />
am Promenadeplatz in München<br />
wurden eine warm-weiße Lichtfarbe<br />
und eine stetige Anstrahlung gewählt, um<br />
den Sandsteincharakter des Gebäudes zu<br />
betonen und eine gleichbleibende Repräsentation<br />
zu gewährleisten. Streiflicht im<br />
oberen Bereich der Fassade arbeitet die<br />
Details des historistischen Entwurfs heraus.<br />
Das Licht greift um die Gebäudeecke und<br />
reagiert auf die Architektur: Dort wo das<br />
Gebäude weniger architektonisch durchgearbeitet<br />
ist, ist auch das Licht weniger<br />
intensiv. Im bodennahen Bereich wurden<br />
individuelle Objektleuchten entworfen, die<br />
für eine Betonung der Fenster und des Eingangs<br />
aus allen Richtungen sorgen.<br />
Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Berlin<br />
Die Kirche im Zentrum West gehört zu den<br />
touristisch bedeutsamen, viel fotografierten<br />
Objekten in Berlin und besitzt weltweite<br />
Bekanntheit. Die ursprüngliche Gedächtniskirche<br />
zu Ehren Kaiser Wilhelms des I. war<br />
nach der partiellen Kriegszerstörung durch<br />
einen Neubau von Egon Eiermann ergänzt
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
93<br />
Licht<br />
Mercedes Platz, Berlin<br />
Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Berlin<br />
Cinedom, Köln<br />
worden. Die blau leuchtende Glasbausteinfassade<br />
des Nachkriegsbaus prägt bis heute<br />
den Platz. Bei der Beleuchtung historischer<br />
Denkmale und Gebäudedenkmäler<br />
liegt es nahe, eine statische Anstrahlung zu<br />
wählen, um ein gleichbleibendes Nachtbild<br />
für alle Besucher zu gewährleisten und den<br />
Respekt gegenüber der Geschichte des Gebäudes<br />
auszudrücken.<br />
Die neue Beleuchtung des übrig gebliebenen<br />
neoromanischen Turms in warm-weißer<br />
Lichtfarbe kontrastiert mit dem Nachkriegsbau.<br />
Sie schafft ein harmonisches<br />
Ensemble mit verlässlich gleichbleibender<br />
Inszenierung. Mit präziser Anstrahlung<br />
durch LED-Technik wird das Gebäude<br />
stimmungsvoll in Szene gesetzt, wobei<br />
die Beleuchtungsintensität nach oben hin<br />
abnimmt. Vor der Planung wurden eine<br />
detaillierte Analyse des Baukörpers und<br />
ein digitales 3D-Model mittels einer Drohne<br />
angefertigt. So konnten die Vor- und<br />
Rücksprünge des Gebäudes angemessen<br />
berücksichtigt und ein präzises Lichtkonzept<br />
erarbeitet werden.<br />
Mercedes Platz, Berlin<br />
Der Mercedes Platz in Berlin positioniert<br />
sich als vielfältiger Veranstaltungsplatz mit<br />
einer innovativen Verzahnung von digitaler<br />
und analoger Welt. Der gesamte Platz<br />
vor der Mercedes Benz Arena wurde neu<br />
entworfen und wird von platzrahmenden<br />
Gebäuden umfasst. Dynamische Medieninhalte<br />
werden koordiniert an Fassaden und<br />
auf vertikalen Screens auf dem Platz präsentiert.<br />
Der digitale Content auf den hochauflösenden<br />
Bildschirmen ist deutschlandweit<br />
einmalig in dieser Art zu erleben. Die<br />
immer wieder wechselnde Anmutung der<br />
nächtlichen Situation ist Konzept und wird<br />
gesteigert durch Events, die auf dem Platz<br />
stattfinden. Der Platz lässt sich mit wenigen<br />
Handgriffen in eine Eventlocation verwandeln<br />
– hierzu wurden Veranstaltungsstrahler,<br />
Akzentbeleuchtung, Wasser- und<br />
Elektrozugänge und sonstige technische<br />
Einrichtungen in eigens dafür entworfene<br />
Mediastelen integriert. Die gesamte Abstimmung<br />
der Licht- und Werbeelemente<br />
an Fassaden, die Platzbeleuchtung, die<br />
Beleuchtung von Gebäudefoyers sowie<br />
Entwurf und Koordination der Mediastelen<br />
erfolgte durch die Lichtplaner. Flexibilität,<br />
Dynamik und Koordination waren die relevanten<br />
Themen in dem umfangreichen Planungsprojekt.<br />
Moderne Lichtsteuerungsmethoden,<br />
Farbe und Bewegung werden<br />
gezielt zur Effektsteigerung eingesetzt.<br />
Cinedom, Köln<br />
Wie Beleuchtung im Inneren von Gebäuden<br />
nach außen wirkt, lässt sich am Cinedom in<br />
Köln gut ablesen. Das platzprägende Gebäude<br />
im Mediapark Köln erhielt im Zuge der<br />
Renovierung eine neue Beleuchtung, die mit<br />
verschiedenen Mitteln arbeitet, um für Besucher<br />
bereits von außen attraktiv zu wirken.<br />
LED-Strahler mit gleichbleibend warm-weißem<br />
Licht akzentuieren die Holzlamellen<br />
und goldfarbenen Oberflächen im Veranstaltungshaus.<br />
Eine farbige Lichtinstallation<br />
durch hochwertige Veranstaltungsstrahler<br />
(Moving Lights) inszeniert ein bewegtes<br />
Lichtspiel in der nach außen weithin sichtbaren<br />
Kuppel. Das Motiv wird an der großen<br />
Wand im Inneren des Gebäudes fortgeführt.<br />
Gesättigte Farbtöne kontrastieren mit den<br />
warmen Weißlichttönen. Der Charakter des<br />
Veranstaltungshauses erlaubt eine bewegte<br />
Lichtinstallation. Die Gesamtkomposition ist<br />
abwechslungsreich und doch zurückhaltend<br />
in Farbe, Änderungsfrequenz und Lichtstärke.<br />
Sie kreiert ein attraktives Raumerlebnis<br />
und wirkt bereichernd auf den Platz.<br />
Angemessenheit von Beleuchtung<br />
Die vier Projektbeispiele zeigen, dass an<br />
Licht im öffentlichen Raum verschiedene<br />
Anforderungen gestellt werden. Städtische<br />
Plätze unterscheiden sich in ihrer Konzeption<br />
und Historie. Solitäre stehen in individueller<br />
Beziehung zu ihrem Umfeld. Grundlage<br />
für gute Lichtplanung ist es, diese Charakteristiken<br />
vor Planungsbeginn intensiv zu<br />
analysieren. Aus gesellschaftlicher Sicht<br />
ist eine Hierarchisierung von Gebäuden<br />
und die Ablesbarkeit ihrer Funktionen auch<br />
bei Nacht sinnvoll. Digitale Medieninhalte,<br />
dynamische farbige Akzente und immer<br />
bessere technologische Möglichkeiten erweitern<br />
das Spektrum, in dem Lichtplanung<br />
sich an geeigneter Stelle bewegen kann.<br />
Eine sorgsame Abwägung von Lichterlebnis<br />
und Lichtemissionen für die Betrachter<br />
gehört zur professionellen Planung und<br />
hilft dabei, neue Objekte im Kontext der<br />
Umgebung zu verankern.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
94<br />
Produkt News<br />
Fotos: Christoph Kerschbaum<br />
„Durch die Nähe zu unseren Kunden in Wien und Umgebung bieten wir Ihnen ein echtes Plus an Service“, erklärt<br />
Österreich-Vertriebsleiter Ing. Dietmar Zojer, hier sein Team direkt unter dem neuen HYPRO-Profil.<br />
Neues Quartier in Wien<br />
Der internationale Leuchtenhersteller PROLICHT baut seine Österreich-Präsenz<br />
weiter aus. Mitten in Wien – nur fünf Gehminuten entfernt vom Parlament – haben<br />
die Tiroler Lichtprofis ein neues Quartier bezogen. Das sechsköpfige Team besteht<br />
auch hier aus erfahrenen Experten, die Kunden in Wien und Umgebung auch<br />
vor Ort in der Planung und im Projektmanagement unterstützen.<br />
Bereits heute setzen viele der weltweit angesehensten<br />
Mode- und Automarken bei<br />
der Ausstattung ihrer Retail-Stores auf<br />
PROLICHT. Auch namhafte Tech-Konzerne<br />
aus dem Silicon Valley, setzen bei der Ausstattung<br />
ihrer Büros und Co-Workingspaces<br />
verstärkt auf die in Tirol maßgefertigter<br />
Beleuchtung.<br />
Ein eigenes Bild von den neusten Office-Leuchten<br />
können sich Interessenten<br />
nun auch auf Termin bei PROLICHT Wien<br />
machen: Die neuen Büroräumlichkeiten<br />
des Leuchtenherstellers fungieren nämlich<br />
gleichzeitig auch als Showroom, in dem einige<br />
der beliebten PROLICHT Produkte Anwendung<br />
finden.<br />
Hier werden neben den innovativen Leuchten-Konzepten<br />
SNOOKER und SIGN DIVA<br />
auch das neueste Leuchten-System HYPRO<br />
präsentiert. Das individuell konfigurierbare<br />
System überzeugt durch seine große Flexibilität<br />
und ist bestens für Büroarbeitsplätze<br />
geeignet.<br />
Das HYPRO-Profil ist als Einbau-, Anbausowie<br />
als Pendelvariante erhältlich und<br />
kann durch verschiedenste Steckverbinder<br />
beliebig durch den Raum geführt werden.<br />
Auf Wänden und Decken, auch über Ecksituationen<br />
hinweg, zeichnet das einzigartige<br />
Profil dreidimensionale Lichtlinien und bietet<br />
somit größtmögliche Kreativität in der<br />
Gestaltung von Raumatmosphäre.<br />
Das breite Sortiment an Einsätzen umfasst<br />
bewährte Spotlight-, Downlight-, LED-Lineund<br />
Wallwasher-Module und ermöglicht<br />
eine individuelle und optimal an die Raumsituation<br />
angepasste Beleuchtung. In der<br />
Pendelvariante HYPRO-X ist das System<br />
optional mit einer unabhängig steuerbaren,<br />
indirekten Deckenbeleuchtung verfügbar.<br />
Ein besonderes Highlight stellt die innovative<br />
Rico LED LINE dar: Die integrierte<br />
Mikroreflektortechnologie erzielt höchste<br />
Effizienz mit einzigartiger Blendfreiheit.<br />
Herausragende UGR-Werte bieten optimalen<br />
Sehkomfort und eignen sich perfekt für<br />
jeden Büroarbeitsplatz.<br />
PROLICHT WIEN<br />
T +43 (0)676 618 14 00<br />
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www.prolicht.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
95<br />
Produkt News<br />
Vorsprung durch (Licht-)Technik<br />
Nach außen ist das 2018 eröffnete Madrider Audi Zentrum geprägt von der<br />
„Corporate Architecture“, die die Münchner Architekten Allmann Sattler Wappner<br />
2006 für den Konzern entwickelten. Dazu gehören große Fensterflächen mit<br />
asymmetrischen Formen sowie dynamische Kurvenräume im Inneren.<br />
Auf 11.000 m 2 bietet der Ingolstädter Autobauer<br />
hier neben den klassischen Themen<br />
Autokauf, Reparatur und Service auch neue<br />
zeitgemäße Markenerlebnisse wie etwa<br />
durch Augmented Reality. Um das vorgegebene<br />
Design bestmöglich zu unterstützen,<br />
entschied sich der Autobauer auf eigens<br />
entwickelte und gefertigte Lichtlösungen<br />
von SITECO zu setzen.<br />
In den gebogenen Wänden im Showroom<br />
sind LED-Deckenfluter integriert, die via<br />
Reflexion an der Decke für die Grundbeleuchtung<br />
sorgen. Ihr diffuser Indirektanteil<br />
macht die Formen der Fahrzeuge besonders<br />
gut erkennbar. Ähnlich verhält es<br />
sich mit den in der Decke eingelassenen<br />
„Lichtfenstern“ im Bereich der Fahrzeugübergabe.<br />
Jedes Auto wird unter einem<br />
dieser Deckenfelder präsentiert, um Farbe<br />
und Form bestmöglich zur Geltung zu bringen.<br />
Ergänzt werden beide Lösungen durch<br />
akzentuierende Richtstrahler und Spots für<br />
die Betonung von Details.<br />
Dort wo sich Verkaufsmitarbeiter und Kunden<br />
bewegen, spielen Punktlichtquellen<br />
eine große Rolle. Zum Einsatz kommen<br />
hier Downlights, Wallwasher und Strahler<br />
aus der Lunis® Familie, LEDVALUX® Downlights<br />
sowie der Stromschienenstrahler<br />
VISTOSA®. Im Bereich der Schreibtischarbeitsplätze<br />
von Mitarbeitern wurde die<br />
Büroleuchte Novaluna® LED eingesetzt, die<br />
dank ihrer mikroprismatischen Abdeckung<br />
gleichmäßiges, entblendetes Licht erzeugt.<br />
Im Servicebereich mit Direktannahme und<br />
Werkstatt wurde das Lichtbandsystem<br />
Modario® in der Ausführung PS installiert.<br />
Der kleine Indirektanteil zur Deckenaufhellung<br />
schafft eine helle, freundliche Arbeitsatmosphäre.<br />
Die prismatisch-satinierte Abdeckung<br />
sorgt für hohe Gleichmäßigkeit und<br />
gute Entblendung – die ideale Basis für präzise<br />
Reparaturen und Arbeiten an glänzenden<br />
Oberflächen wie Autolack. Ergänzt wird<br />
das Lichtband um langlebige AQUALINE®<br />
Feuchtraumleuchten. Im Außenbereich, auf<br />
Parkflächen und an den Zufahrten sorgen<br />
Floodlight 20 mini Fluter für Verkehrssicherheit<br />
und Orientierung in den Abendstunden.<br />
Siteco Österreich GmbH<br />
T +43 (0)1 25024-0<br />
info@siteco.at<br />
www.siteco.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
96<br />
Produkt News<br />
NICOLE ZIMMERMANN © TWO_SPACE, CLAUDIA DE BRUYN<br />
Lichtstimmungen<br />
für Live-Kommunikation<br />
Dort, wo in Düsseldorf früher der Güterbahnhof angesiedelt war, ist ein junges<br />
Stadtviertel in hoher architektonischer Qualität entstanden: Le Quartier Central.<br />
In exponierter Lage zieht das siebengeschossige Bürogebäude mit dem Namen<br />
„La Tête“ (französisch für Kopf) die Blicke auf sich – durch seine Fassade, die an<br />
einen Barcode erinnert.<br />
Die offenen, lichtdurchfluteten Räume beherbergen<br />
seit Anfang 2018 die Handelsblatt Media Group<br />
mit aktuell 1.000 Mitarbeitern. Neben traditionellen<br />
Print-Produkten und digitalen Medien bietet das<br />
Unternehmen auch Live-Journalismus in Form von<br />
hochkarätigen Veranstaltungen. Solche Events finden<br />
auch mehrmals pro Woche in der Town Hall der<br />
neuen Düsseldorfer Zentrale statt. Die passende<br />
farblich veränderbare Lichtatmosphäre liefern vor<br />
allem Produkte von Regent Lighting.<br />
Die Grundbeleuchtung erfolgt hauptsächlich durch<br />
Downlights, die sich dezent in die Deckenstruktur<br />
integrieren. Breitstrahlende Anbauleuchten Rea LED<br />
(4.000 Kelvin) in einem zeitlosen, klaren Design garantieren<br />
ausgezeichnete Lichtqualität, hohe Energieeffizienz<br />
und lange Lebensdauer. Einbau-Kardanstrahler<br />
Carda LED Competence zaubern – ebenfalls<br />
in Neutralweiss – Lichtspiele auf die Wand. Das Poco<br />
System PAL+ ermöglicht auf Basis von echt-weiss<br />
LED eine Veränderung der Farbtemperatur von<br />
2.500 bis 6.500 Kelvin. Die Farbwiedergabe sowie die<br />
Farbtemperatur bleiben mit PAL+ im Dimmbereich<br />
von 20 bis 100% konstant. Zusätzlichen RGB-LED in<br />
den Leuchten ermöglichen farbige Lichteffekte. Die<br />
Steuerung der Farbatmosphäre – beispielsweise eine<br />
rote Lichtstimmung passend zur Corporate-Farbe<br />
Rot bei einem Event der Wirtschaftswoche – erfolgt<br />
einfach per iPad.<br />
NICOLE ZIMMERMANN © TWO_SPACE, CLAUDIA DE BRUYN
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
97<br />
Produkt News<br />
In den Fluren der Büroetagen, die auch für Besprechungszonen<br />
genutzt werden, kommen Einbau-Downlights<br />
Medra LED (4.000 Kelvin) mit einer<br />
geringen Einbautiefe von nur 60 mm zum Einsatz.<br />
Die absolut homogene Ausleuchtung der Diffusoren<br />
sorgt für eine optimale Entblendung und ein gleichmäßiges<br />
Erscheinungsbild. Der runde Meetingpoint<br />
wird von einer Lichtdecke überspannt – eine Sonderanfertigung<br />
von Regent Lighting in Zusammenarbeit<br />
mit Rentex Lichtdecken.<br />
Regent Licht GmbH<br />
T +43 (0)1 879 12-10<br />
info@regent-licht.at<br />
www.regent.ch<br />
Das revolutionäre<br />
Schlafsystem<br />
mit spezieller<br />
Ausgleichstechnik<br />
für höchsten<br />
Schlafkomfort<br />
garger.at<br />
KÖRPER & SEELE IN BALANCE<br />
www.wellinno.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
98<br />
Produkt News<br />
Ladestationen für<br />
die Elektromobilität<br />
Die Verkaufszahlen für Elektrofahrzeuge steigen und somit wollen immer mehr<br />
Autofahrer ihr Fahrzeug laden. Und zwar genau dort, wo sie ihr Fahrzeug abstellen:<br />
Nicht nur zu Hause, sondern auch auf Firmen- und Kundenparkplätzen, in den<br />
Tiefgaragen von Hotels oder Shoppingmalls. MENNEKES gilt als Pionier der Elektromobilität<br />
und entwickelt seit über zehn Jahren marktgerechte und besonders<br />
langlebige und skalierbare Lade-Lösungen „Made in Germany“.<br />
Mit der neuen AMEDIO Professional+ bietet das Unternehmen<br />
eine Ladesäule, die alle wichtigen technischen<br />
Neuerungen in sich vereint, um Betreiber von<br />
Ladesystemen aus Industrie und Gewerbe das perfekte<br />
Ladesystem für das Geschäft rund um Ladestrom<br />
zu ermöglichen. Mit der neu entwickelten Ladesäule<br />
erhalten Gebäudeplaner, Vermieter, Hoteliers und<br />
generell Unternehmen und Gewerbetreibende die<br />
Option, ihren Kunden und Mitarbeitern genau diesen<br />
Ladeservice an Ort und Stelle zur Verfügung zu stellen<br />
und den Ladestrom mit ihnen abzurechnen. Dabei<br />
kommt neueste Elektronik zum Einsatz, die Zukunftssicherheit<br />
und Kosten-Nutzen-Effizienz mit sinnvollen<br />
Features verbindet, zum Beispiel im Hinblick auf<br />
„Plug & Charge“ Funktionalität (PnC), ein modernes<br />
Lastmanagement oder eine einfache Montage.<br />
Als ideale Ladelösung für zu Hause ist AMTRON®<br />
Compact konzipiert: Ob in der Garage, unter dem<br />
Carport oder am angemieteten Stellplatz – zum privaten<br />
Laden eines Elektroautos gehört immer auch<br />
ein sicherer Ladepunkt. Die kompakte Bauform<br />
macht die Wallbox selbst für enge Garagensituationen<br />
zum idealen Ladepunkt. Das fest angeschlossene<br />
und fünf Meter lange Kabel mit Typ2-Stecker<br />
bietet nicht nur Handlingvorteile, sondern sorgt auch<br />
dafür, dass nahezu alle neuen in Europa verfügbaren<br />
Elektrofahrzeuge geladen werden können – einfach<br />
einstecken und laden. Eine Autorisierung ist nicht<br />
erforderlich. Um dem breiten Spektrum an Fahrzeugen<br />
und Stromnetzen gerecht zu werden, kann AM-<br />
TRON® Compact Ladeleistungen von 3,7 kW (einphasig)<br />
bis zu 11 kW (dreiphasig) bedienen. Sämtliche<br />
Statusinformationen sind jederzeit leicht ablesbar.<br />
Siblik Elektrik GmbH & Co. KG<br />
T +43 (0)1 68 006-0<br />
info@siblik.com<br />
www.siblik.com
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
Licht für das<br />
Theatermuseum<br />
Mit einer neuen Lichtlösung setzt Zumtobel die historischen<br />
Kunstschätze des Theatermuseums der<br />
Mailänder Scala „Museo Teatrale alla Scala“ neu in<br />
Szene. Die Beleuchtung der Ausstellungsräume mit<br />
den LED-Miniaturstrahlern SUPERSYSTEM II unterstreicht<br />
die Sammlung wertvoller Theatergegenstände<br />
mit einer ausgefeilten Lichtkomposition und<br />
betont damit den herausragenden Stellenwert des<br />
Museums. Das Theatermuseum zeigt die Geschichte<br />
des berühmten Musiktheaters, der Scala Milano,<br />
zahlreiche Zeugnisse der Operngeschichte und nicht<br />
zuletzt eine bedeutende Sammlung aus dem Schaffen<br />
Verdis. Mit gezielter Akzentbeleuchtung wurde<br />
eine Lichtlösung geschaffen, die ein spannungsreiches<br />
Lichtspiel und eine optimale Ausleuchtung der<br />
ausgestellten Exponate gewährleistet.<br />
Zumtobel Lighting GmbH<br />
T +43 (0)5572 390-0<br />
info@zumtobel.info<br />
www.zumtobel.com<br />
99<br />
Produkt News<br />
Fotos: Brescia-Amisano | Archivio Teatro alla Scala<br />
Wärmelösungen für die Außengastronomie<br />
Mit den modernen TANSUN-Infrarot-Heizstrahlern<br />
von LIPOWEC lassen sich Terrassen<br />
kostengünstig, punktgenau und effektiv<br />
das ganze Jahr erwärmen. Auf Knopfdruck<br />
entsteht so sofort angenehme Wärme, die<br />
auch bei Wind nicht verweht wird. Speziell<br />
für Raucherzonen werden Heizstrahler<br />
kombiniert mit Zeitschaltuhren und bei<br />
Bedarf auch mit Werbeflächen angeboten.<br />
Die sogenannten TANSUN Smokingpoints<br />
stellen eine wertvolle Erweiterung des Service-Angebots<br />
dar. Aufgrund der erwärmten<br />
Raucherplätze können Gäste im Freien<br />
ihren Raucherbedürfnissen nicht nur in einer<br />
angenehmeren Atmosphäre nachkommen,<br />
sondern während diesem Aufenthalt<br />
auch individuell mit sämtlichen Angeboten,<br />
Hinweisen oder Werbebotschaften versorgt<br />
werden.<br />
Alle Heizstrahler sind zu 100 % wetterfest,<br />
TÜV geprüft und für den professionellen Betrieb<br />
in der Gastronomie geeignet. Sie können<br />
daher gefahrlos unter Markisen, Schirmen<br />
oder im Freien betrieben werden.<br />
LIPOWEC Handels GmbH<br />
T +43 (0)316 682659<br />
info@lipowc.at<br />
www.lipowec.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
100<br />
Produkt News<br />
Stuhl aus recyceltem Plastik<br />
Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass Plastik ein Problem für unsere Umwelt<br />
darstellt. Dennoch werden jährlich weltweit zig Millionen Tonnen davon produziert.<br />
Dieses künstlich hergestellte Material ist günstig und langlebig – und genau aus<br />
letzterem Grund eigentlich nicht für den Massengebrauch geeignet. Denn es dauert<br />
mehrere Jahrzehnte, bis sich Plastik zersetzt.<br />
Dennoch begleiten uns diese Stoffe den ganzen Tag:<br />
von Kosmetikprodukten über Lebensmittelverpackungen<br />
und Getränkeflaschen bis zu Schuhsohlen<br />
und Mobiltelefonen. Fakt ist, wir sind mit Plastik eingedeckt<br />
und oftmals fehlen noch die Alternativen dazu.<br />
„Wenn Plastik doch so beständig ist, warum dann<br />
nicht etwas daraus machen, woran wir lange Freude<br />
haben?“ Das haben sich die Einrichtungsmarke HOUE<br />
und zwei Recyclingfirmen aus Dänemark wohl auch<br />
gedacht und den weltweit ersten Stuhl aus Haushaltsplastikmüll<br />
entwickelt. Recycelte Kunststoffabfälle<br />
werden gesammelt und in die Form einer Sitzschale<br />
gegossen. Daraus entsteht FALK, ein Armlehnstuhl<br />
aus Plastikmüll. Der preisgekrönte Designer Thomas<br />
Pedersen schuf damit nicht nur einen Beitrag zum<br />
Umweltschutz, dieser Stuhl hat Persönlichkeit und<br />
eine Silhouette, die fast zu schweben scheint.<br />
Ein Stuhl mit Charakter<br />
Der flexible Rücken des Modells passt sich hervorragend<br />
dem Körper an und verbindet Sitzkomfort mit<br />
einer weichen, einladenden Form. Das Vierfußgestell<br />
ist in Holz oder mit pulverbeschichteten Metallbeinen<br />
erhältlich. Wer es minimalistischer mag, kann<br />
sich für die Variante mit Mittelsäulenbein entscheiden.<br />
Das Sitzpolster gibt es in vier aufregenden Farben.<br />
Falk eignet sich nicht nur für zuhause, sondern<br />
auch für das Wartezimmer oder im Büro.<br />
Der Objekteinrichter Selmer GmbH hat das Modell<br />
in sein Sortiment aufgenommen und geht damit den<br />
ersten Schritt in eine umweltbewusste Richtung. Mit<br />
dem Armlehnenstuhl FALK bietet das Unternehmen<br />
einen universell einsetzbaren Stuhl für Restaurants,<br />
Konferenzräume, Cafeterien und Büros. Einzigartiges<br />
Design, Komfort, Qualität und ein Beitrag zum Umweltschutz<br />
vereint im Armlehnstuhl FALK.<br />
Selmer GmbH<br />
T +43 (0)6216 20210<br />
info@selmer.at<br />
www.selmer.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
101<br />
Produkt News<br />
Metall-Akustikdecken für ein<br />
angenehmes Arbeitsumfeld<br />
Für die Wüstenrot & Württembergische-Gruppe (W&W) entstehen nach einem<br />
Konzept des Architekturbüros Ortner & Ortner Baukunst bis zum Jahr 2023<br />
sieben Bürogebäude mit rund 4.000 Arbeitsplätzen.<br />
Ganz anders als die typischen Verwaltungsbauten<br />
der Finanz- und Versicherungsbranche orientiert<br />
sich der Entwurf der Architekten dafür am Stil eines<br />
universitären Campus mit Wohnbau-Charakter und<br />
multifunktionalen und atmosphärischen Räumen.<br />
Zwei der Neubauten für rund 1.200 Arbeitsplätze<br />
wurden bereits planmäßig bezogen. Neben den offenen<br />
Büroflächen bietet dieser 1. Bauabschnitt des<br />
Campus mehrere Seminar- und Tagungsräume, ein<br />
Bistro, ein Rechenzentrum und zwei Parkhäuser mit<br />
880 Pkw- und 90 Fahrrad-Stellplätzen.<br />
Unerlässlich bei derartigen Projekten ist die Planung<br />
der Raumakustik, um in den offenen Arbeitswelten<br />
ein angenehmes Arbeitsumfeld zu gewährleisten.<br />
Für die akustische Deckenausstattung von fünf Unterrichtsräumen,<br />
einem IT-Schulungsraum, zwei Tagungsräumen,<br />
dem Leitstand des Rechenzentrums<br />
sowie zwei Besprechungsräumen waren die Spezialisten<br />
vom Odenwald Faserplattenwerk (OWA) von<br />
Anfang an in die Planung integriert.<br />
Besondere Herausforderungen bei der Umsetzung der<br />
Akustikdecken waren die Verlegung ohne Wandanschluss,<br />
die Kombination von verschiedenen Plattenformaten<br />
im Verband sowie die Integration von vorgegebenen<br />
Einbauten wie Linear-Leuchten, Downlights,<br />
Kühlbalken und Beamer-Liften. Zum Einsatz kamen<br />
sowohl gelochte als auch ungelochte Platten. Die perforierte<br />
Variante mit eingeklebtem Akustikvlies weist<br />
einen Lochdurchmesser von 1,5 mm und einen freien<br />
Querschnitt von 11% auf. Sämtliche Platten sind herausnehmbar<br />
und bestehen aus verzinktem Stahlblech<br />
mit einer sichtseitigen Pulverbeschichtung. So trägt<br />
das Deckensystem der neuen Bürowelt maßgeblich<br />
zum Ziel der Unternehmensgruppe bei, seinen Mitarbeitern<br />
und Mitarbeiterinnen zukunftsorientierte und<br />
moderne Arbeitsplätze zu bieten.<br />
Odenwald Faserplattenwerk GmbH<br />
T +49 (0)93 73 201-0<br />
info@owa.de<br />
www.owa-ceilings.com
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
102<br />
Produkt News<br />
Grenzenlos,<br />
frei und kreativ<br />
Individualität und der Ausdruck der eigenen<br />
Persönlichkeit nehmen einen immer größeren<br />
Stellenwert in unserer Gesellschaft ein. Das<br />
gilt auch für die Gestaltung von Räumlichkeiten.<br />
Insbesondere bei der Planung öffentlicher,<br />
großer Räume – Lobbys, Wartebereiche, in der<br />
Hotellerie und der Gastronomie, aber auch in<br />
privaten Bereichen – fehlt es häufig an neuen<br />
Inspirationen. Trends werden aufgegriffen und<br />
die Räumlichkeiten damit austauschbar.<br />
Im Spiel mit Designs, Größen, Formen und Farben<br />
können Planer, Architekten und Objekteinrichter nun<br />
mit FORUM von OBJECT CARPET ihrer Fantasie freien<br />
Lauf lassen und mit maßgeschneiderten Visionen<br />
aus der Masse herausstechen. FORUM sprüht vor<br />
Kreativität und ist eine Inspirationsquelle für maßgeschneiderte<br />
Floors mit maximalem Freiraum. Mit<br />
einem neuen Produktionsverfahren, das fotorealistische<br />
Darstellungen ohne Limitierung der Farbanzahl<br />
ermöglicht, schlagen die Teppichspezialisten damit<br />
ein neues Kapitel in der Welt der Bodenbeläge auf. Auf<br />
diese Weise lassen sich ganz neue Farbschattierungen<br />
und -übergänge auf bis zu vier Metern Breite und in allen<br />
denkbaren Variationen realisieren. Ob Bahnenware,<br />
Akustikfliesen oder der Mix aus beidem – erlaubt ist,<br />
was gefällt.<br />
Mit FORUM bringt OBJECT CARPET seine komplette<br />
Kompetenz rund um die Bodengestaltung perfekt auf<br />
den Punkt und erlaubt einen spektakulären Mix aus allen<br />
Qualitäten. Neben eindrucksvoller Optik und Haptik<br />
sind alle FORUM-Qualitäten standardmäßig mit der<br />
speziell entwickelten Rückenausführung WELLTEX®<br />
Akustik Plus ausgerüstet und tragen so wesentlich zu<br />
einer ausgewogenen Raumakustik bei.<br />
Für Planer stehen die Texturdaten der FORUM Designinspirationen<br />
zum Download (www.object-carpet.<br />
com/planungsdaten) zur Verfügung. Darüber hinaus<br />
ermöglicht ein Konfigurator (www.object-carpet.com/<br />
de/konfigurator) die eigenen Bodengestaltungen.<br />
OBJECT CARPET GmbH<br />
T +49 (0)711 34 02-0<br />
info@object-carpet.com<br />
www.object-carpet.com
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
103<br />
Produkt News<br />
Ausgezeichnete Formgebung<br />
Als Spezialist für die Einrichtung zukunftsweisender Bürokonzepte erweitert<br />
Sedus sein Kompetenzfeld mit dem Office-Cube-System se:cube – ein Programm,<br />
das im Rahmen des German Design Awards mit dem „German Design Award 2020<br />
– Winner“ ausgezeichnet wurde. Mit hoher Funktionalität und durchdachter technischer<br />
Ausstattung eröffnet se:cube neue Freiräume in der Büroarbeit.<br />
Großraum- oder Open Space Büros bestimmen weiter<br />
den Trend, sind aber bei der Belegschaft nicht besonders<br />
beliebt. Mitarbeiter klagen vor allem über akustische<br />
Einschränkungen und fehlende Privatsphäre. Mit<br />
den neuartigen Office-Cubes ist professionelle und<br />
wirkungsvolle Abhilfe möglich. Die in den Größen S, M<br />
und L erhältlichen Cubes bieten das perfekte Umfeld<br />
für Besprechungen und Meetings, konzentriertes Arbeiten<br />
oder einfach zum Entspannen. Sie lassen sich<br />
aufgrund ihrer ausgeklügelten Dimensionen in bereits<br />
vorhandene Bürolandschaften integrieren und bieten<br />
auch für den klassischen Einsatz wie Brainstormings<br />
und Schulungen genügend Raum für Bewegung und<br />
Interaktion. Auch an die oft fehlenden Ablageflächen<br />
für Laptop, Blocks und Stifte wurde gedacht und<br />
selbst die Innenwände lassen sich als vertikale, beschreibbare<br />
Flächen nutzen.<br />
Zahlreiche Ausstattungsvarianten stehen zur Verfügung<br />
und auch die Anbindung modernster Kommunikationsmittel<br />
bis hin zur professionellen Videotechnik<br />
wurde bei der Entwicklung von Anfang an berücksichtigt.<br />
Der Clou: Die Belüftung und Beleuchtung sind<br />
vollautomatisch geregelt. Dabei lassen sich selbst die<br />
Cubes in Größe L (Grundfläche 2,5 x 2,5 m) in Rekordzeit<br />
auf- und abbauen oder versetzen, wenn sie an anderer<br />
Stelle gebraucht werden.<br />
Sedus Stoll GmbH<br />
Showroom Wien<br />
Gumpendorfer Straße 15/9, 1060 Wien<br />
T +43 (0)1 982 94 17<br />
sedus.at@sedus.com<br />
www.sedus.com
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
104<br />
Produkt News<br />
Fotos: TROX<br />
Moderne und nachhaltige Architektur<br />
Das Zentralgebäude der Leuphana Universität Lüneburg ist ein architektonischer<br />
Meilenstein auf dem Weg zu einem zukunftsweisenden Campus. Ein wichtiger Bestandteil<br />
des Gebäudes ist das Libeskind Auditorium mit bis zu 1.100 Sitzplätzen.<br />
Wichtige Kriterien bei der Planung waren<br />
eine besonders nachhaltige Bauweise und<br />
der sparsame Umgang mit Energie für Beleuchtung,<br />
Belüftung und Kühlung. Durch<br />
eine gegen die Sonne geneigte, hinterlüftete<br />
Fassade wird Eigenverschattung und<br />
passive Kühlung erreicht. Die Gebäudeteile<br />
sind so ausgerichtet, dass keine Außenwand<br />
direkt nach Süden weist.<br />
Das Gebäude verfügt über ein präsenz- und<br />
tageslichtabhängig gesteuertes LED-Beleuchtungssystem.<br />
Zusammen mit der<br />
hervorragenden Dämmung, Dreischeibenverglasung,<br />
Wärmerückgewinnung und<br />
Versorgung aus Niedertemperatur-Abwärme<br />
setzt die Konstruktion Maßstäbe für die<br />
Energieeffizienz öffentlicher Gebäude. Die<br />
benötigte Energie wird aus erneuerbaren<br />
Quellen bereitgestellt. Die Wärme kommt<br />
aus einem mit Biogas betriebenen Blockheizkraftwerk.<br />
Solaranlagen auf den Campusgebäuden<br />
liefern zusätzlichen Strom,<br />
der bereits 25 % des Bedarfs deckt.<br />
Die Gebäudekonstruktion ist außerordentlich<br />
leicht. Statt massiven Stahlbeton wurden<br />
Kunststoffhohlkörper in die Betondecken<br />
eingebracht. Dadurch konnten viele<br />
Tonnen Beton und Stahl eingespart werden,<br />
deren Produktion Energie und Wasser<br />
benötigt sowie CO2 verursacht. Ein Grauwassersystem<br />
macht für die Toilettenspülungen<br />
Regenwasser nutzbar, das auf den<br />
begrünten Dächern und an der Fassade<br />
aufgefangen wird.<br />
Planer und Anlagenbauer entschieden sich<br />
für perfekt aufeinander abgestimmte raumlufttechnische<br />
Komponenten von TROX:<br />
vom RLT-Zentralgerät über Volumenstromregler<br />
und Luftdurchlässe bis hin zu Brandschutzkomponenten<br />
wie Entrauchungsventilatoren<br />
und Brandschutzklappen. Das<br />
Raumluftsystem sorgt für eine bedarfsgeführte<br />
Luftzufuhr und das Brandschutzsystem<br />
für die erforderliche Sicherheit.<br />
TROX Austria GmbH<br />
T +43 (0)1 25043-0<br />
trox@trox.at<br />
www.trox.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
Sesam öffne dich!<br />
Nicht durch Zauberhand, sondern dank<br />
modernster Technik öffnen und schließen<br />
sich die automatischen Schiebetüren EI30<br />
von forster fuego light. Eine sichere Pforte<br />
im Nachtbetrieb sowie eine reibungslose<br />
Funktionalität im Tagesbetrieb werden mit<br />
maximaler Transparenz in einem Element<br />
vereint. Nachhaltige Sicherheit wird großgeschrieben,<br />
denn die Schiebetüren bieten zuverlässigen<br />
Brandschutz und Rauchschutz<br />
und überzeugen durch ihre Robustheit und<br />
Langlebigkeit.<br />
Automatische Schiebetüren sind praktisch,<br />
weil sie einen reibungslosen Personenverkehr<br />
in Durchgängen mit hohem Publikumsaufkommen<br />
gewährleisten. Zusätzlich lassen<br />
die Schiebekonstruktionen mit ihren schlanken<br />
Profilkonstruktionen aus Stahl und den<br />
großflächigen Gläsern viel Licht in die Räume<br />
fließen und bieten gleichzeitig maximale<br />
Transparenz für einen freien Durchblick. In<br />
kritischen Bereichen von Gebäuden halten<br />
105<br />
die 4-seitig dicht schließenden Türen im<br />
Brandfall Flammen und Rauch zurück. So<br />
schützen sie Leben und Sachwerte, indem<br />
sie sich selbstständig und stromlos schließen.<br />
Beim Schließen der Türen bleibt immer<br />
gewährleistet, dass niemand verletzt oder<br />
eingeklemmt wird. Die forster fuego light<br />
Brandschutzschiebetüren mit Rauchschutz<br />
Produkt News<br />
sind als 1- und 2-flügelige Varianten möglich<br />
und lassen sich in Massiv- und Leichtbauwände<br />
oder in Verglasungen einbauen.<br />
Forster Profilsysteme GmbH<br />
T +43 (0)2236 677 293<br />
at@forster.ch<br />
www.forster-profile.at<br />
„Aufzugsbranche ist IT-Vorreiter“<br />
Mit dieser Aussage überraschten DI Dr. Stefan<br />
Haas, CEO TÜV AUSTRIA und DI Roman<br />
Teichert, Geschäftsführer Otis Österreich<br />
anlässlich des Fachgesprächs „Urban Mobility<br />
– zwischen Visionen und Sicherheit“.<br />
„Fakt ist, dass die neue Generation der Aufzüge<br />
smart sein wird“, erklärte Teichert,<br />
„und deren Verfügbarkeit in Richtung 100<br />
Prozent geht.“ Ein wesentlicher Grund für<br />
diesen Technologiesprung in der Verfügbarkeit<br />
ist der Einsatz von viel mehr Sensorik,<br />
die die gewohnte Wartungsroutine<br />
obsolet macht. Die Sensoren in Aufzügen<br />
und Fahrtreppen können heute kleinste<br />
Unregelmäßigkeiten erkennen, bevor noch<br />
ein (größerer) Schaden auftritt: Die Daten<br />
werden in der Cloud verglichen und so aus<br />
dem bisherigen Erfahrungsschatz die Servicemaßnahmen<br />
abgeleitet.<br />
Mit dem Einsatz Künstlicher Intelligenz<br />
wird sich auch die Fahrt im Aufzug verändern.<br />
„Mit Siri, Alexa und anderen<br />
Sprachassistenten haben wir bereits heute<br />
eine Idee, in welche Richtung sich die Interaktion<br />
mit unserer Umwelt verschieben<br />
kann“, ist sich Teichert sicher. „Die Zeit, in<br />
der der Aufzug den Fahrgast erkennt, genau<br />
weiß, in welches Stockwerk er fahren<br />
DI Dr. Stefan Haas, CEO TÜV AUSTRIA mit DI Roman Teichert, Geschäftsführer Otis Österreich<br />
muss und während der Fahrzeit personalisierte<br />
Informationen auf einem interaktiven<br />
Display im Aufzug wiedergibt, ist technologisch<br />
schon erreicht.“<br />
OTIS GesmbH<br />
T +43 (0)1 61005-0<br />
austria@otis.com<br />
www.otis.com
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
106<br />
Produkt News<br />
Natürliche Schönheit<br />
Die Architektur lebt von der Verbindung mit der Natur. Denn nichts ist wandelbarer<br />
und künstlerischer als die Atmosphäre von Landschaft, Wasser und dem Horizont.<br />
Deshalb haben Plätze inmitten der ursprünglichen Natur ihren ganz besonderen Reiz:<br />
hier werden die Enge der Zivilisation und die Hast des Alltags hinter sich gelassen.<br />
Rhosneigr ist ein kleiner Ort in Wales, der direkt am<br />
Meer liegt. Wälder, Wiesen und Wasser umranden das<br />
ländlich gelegene Dorf. Ein perfekter Ort, um sich von<br />
der Natur inspirieren zu lassen. Das funktioniert am<br />
besten an einem Platz, der unterschiedliche Perspektiven<br />
bietet und die Vielfalt der Landschaft erlebbar<br />
macht. Auf einem Holzsteg direkt am See Llyn Maelog<br />
befindet sich ein Glaskubus, der Blicke auf das Meer,<br />
den See und die grünen Wälder freigibt. Mit seiner filigranen<br />
Optik und den rahmenlosen Glaselementen<br />
fügt er sich dezent in seine Umgebung ein. Er lässt die<br />
Natur für sich sprechen und ermöglicht faszinierende<br />
Blickbezüge in jede Himmelsrichtung. Die Raumwirkung<br />
wird einzig von der Landschaft bestimmt.<br />
Bei dem kubischen Glashaus handelt es sich um das<br />
Acubis von Solarlux. Die innenliegende Statik und die<br />
schmale, umlaufende Blende verleihen ihm eine unaufdringliche<br />
Eleganz. Freistehend ausgeführt fungiert<br />
es als eigenständiger Raum. Da die Landschaft<br />
sehr eben ist und Seewinde ungebremst auf den<br />
gläsernen Kubus wirken, waren zusätzliche statische<br />
Unterstützungen notwendig. Stahlverstärkungen<br />
in Sparren und Stützen sorgen für die erforderliche<br />
Stabilität. Die senkrechten Scheiben schützen vor<br />
kalten Luftzügen und Regen. Damit an windstillen<br />
Tagen die Sonne uneingeschränkt genossen werden<br />
kann, lassen sich die Elemente auf allen vier Seiten<br />
einfach öffnen und verwandeln den Glaskubus in eine<br />
freizügige Überdachung.<br />
SOLARLUX<br />
AUSTRIA GmbH<br />
T +43 (0)512 209 023<br />
info@solarlux.at<br />
www.solarlux.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
107<br />
Produkt News<br />
Panorama Design für<br />
maximale Transparenz<br />
Die Verschmelzung von Form und Funktion ist neben Energieeffizienz heute Grundvoraussetzung<br />
für die Realisierung moderner Gebäudehüllen. Mit dem neuen Panorama<br />
Design Fenster Schüco AWS 75 PD.SI (Bautiefe 75, Panorama Design, Super Insulated)<br />
bietet AluKönigStahl erstmals ein Öffnungselement mit minimierten inneren und<br />
äußeren Ansichtsbreiten, das diese architektonischen Anforderungen ganzheitlich<br />
optimal erfüllt.<br />
Basis dafür sind perfekt aufeinander abgestimmte<br />
Systemeigenschaften: flächenbündige innere Flügelprofiloptik<br />
und minimierte Dichtungsansichten,<br />
höchste Transparenz durch schmalste äußere und<br />
innere Ansichtsbreiten sowie harmonisierte Ansichtsbreiten<br />
in Festfeld und Öffnungselement für ein<br />
einheitliches Rahmenbild. Rosettenlose Griffanbindungen<br />
und Designgriffe können auch abschließbar<br />
bestellt werden. Eine nicht sichtbare Entwässerung<br />
und eine klare Designsprache durch enge Profilradien<br />
runden das wegweisende neue Fenstersystem ab.<br />
Eine perfekt abgestimmte Architekturlösung bietet<br />
die Integration des neuen, hochwärmegedämmten<br />
Öffnungselements in die Schüco Fassade FWS 35<br />
PD, womit auch in Gebäudeeckbereichen eine lichtdurchflutete<br />
Architektur mit maximaler Transparenz<br />
realisiert werden kann. Der Verzicht auf vertikale<br />
Pfostenprofile in den Gebäudeecken sorgt für ein<br />
hochwertiges Design mit erstklassiger Optik und optimalem<br />
Ausblick.<br />
ALUKÖNIGSTAHL GmbH<br />
T +43 (0)1 98 130-0<br />
office@alukoenigstahl.com<br />
www.alukoenigstahl.com
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
Für Sonne<br />
und Schatten<br />
In Chicago, der Geburtsstadt der Wolkenkratzer,<br />
setzt das Architekturbüro<br />
Studio Gang unter der Führung von<br />
Jeanne Gang mit dem Apartmenthaus<br />
„Solstice on the Park“ neue Akzente in<br />
der Skyline. Das Projekt beweist, dass<br />
Hochhaus und klimagerechtes Bauen<br />
kein Widerspruch sein müssen.<br />
Solstice (Sonnenwende) wurde der neue<br />
Wohnturm im Stadtteil Hyde Park in der<br />
South Side von Chicago genannt und verbindet<br />
die Ansprüche eines der innovativsten<br />
Architektur- und Designbüros der<br />
Gegenwart: Ökologie, architektonische Zeichenhaftigkeit,<br />
städtebauliche Einbindung<br />
in das Umfeld und Sinnlichkeit in Einklang<br />
zu bringen.<br />
Die signifikante Form des Gebäudes entstand<br />
anhand von Sonnendiagrammen: An<br />
der Südfassade ist die schräg nach innen<br />
gestellte Verglasung auf den Einfallswinkel<br />
der Sonne hin optimiert. Am Tag der Sommersonnenwende<br />
beträgt er auf Chicagos<br />
Breitengrad 72 Grad, womit die hochstehende<br />
Sonne in der heißen Jahreszeit dank<br />
der im gleichen Winkel geneigten Glasfläche<br />
nicht in das Gebäude eindringt und so<br />
dazu beiträgt, Kühlenergie zu reduzieren.<br />
Bei tief stehender Wintersonne hingegen<br />
wird solcherart der solare Gewinn maximiert<br />
und das Sonnenlicht kann weit in die<br />
offenen Grundrisse der dahinterliegenden<br />
Wohnräume eindringen.<br />
Eine wichtige Rolle für das harmonische<br />
Verhältnis des attraktiven Wohnhochhauses<br />
zu seiner Umgebung spielt die Fassadenverkleidung<br />
aus concrete skin von Rieder. Über<br />
4000 m 2 der nur 13 mm dünnen Platten aus<br />
nicht brennbarem Glasfaserbeton umhüllen<br />
die Konstruktion aus vorgespanntem<br />
Stahlbeton. Die Textur und Farbigkeit der<br />
aus mineralischen Rohstoffen bestehenden<br />
Paneele sorgen für einen ästhetischen<br />
Einklang mit dem Charakter des von Sandstein-<br />
und Ziegeltönen geprägten Stadtteils.<br />
Der dunkle Farbton liquid black betont das<br />
Muskulöse der Struktur, sanftes Beige von<br />
sandstone und sahara, das gut mit dem hohen<br />
Anteil an Holzoberflächen im Inneren<br />
korrespondiert, sorgt für wohnliche Wärme.<br />
Rieder Sales GmbH<br />
T +43 (0)6542 690-844<br />
office@rieder.cc<br />
www.rieder.cc<br />
108<br />
Produkt News<br />
© Rieder Group Ditz Fejer
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
109<br />
Produkt News<br />
© Alexander Bernhard<br />
Neue Stadtvillen<br />
Alle kennen den Eishersteller Schöller – in Zusammenhang mit Architektur und<br />
Fassadenbau brachte man den Namen jedoch noch nicht. Für die Schöller Familienstiftung<br />
entwarfen ATT Artur Asam Architekten im Nürnberger Stadtteil Thon<br />
den Schöller-Park. Umgeben von alten Bäumen, sind zehn Stadtvillen mit insgesamt<br />
80 Wohneinheiten entstanden. Bei der Wahl der Fassade wurde auf Langlebigkeit<br />
und Beständigkeit gesetzt und Ziegel von GIMA gewählt.<br />
Die kubischen Stadtvillen mit zwei, drei und vier<br />
Stockwerken umfassen 80 Wohnungen zwischen 60<br />
und 140 Quadratmetern. Aufgrund ihrer versetzten<br />
Positionen auf dem Grundstück, definieren die Baukörper<br />
dabei großzügige Außenräume, die durch den<br />
gewachsenen Baumbestand das Wohnen besonders<br />
attraktiv macht. Die gemeinsame Materialität einer<br />
Klinkerfassade lässt die Stadtvillen und das dazugehörige<br />
Parkhaus dabei zu einer Einheit verschmelzen.<br />
„Die lange Lebensdauer des zeitlos, modernen Ziegels<br />
unterstreicht das nachhaltige und auf ewig angelegte<br />
Bestreben der gemeinnützigen Stiftungsarbeit“,<br />
betont der Architekt und Projektleiter Istvan Regös.<br />
Dieser inhaltliche als auch optische Bezug überzeugte<br />
auch die Bauherren. Zusammen mit den Architekten<br />
entschieden sie sich für den Klinker in der Farbe<br />
Elmo FKSG von GIMA. Seine bräunlich graue Farbig-<br />
keit entsteht durch eine spezielle Brenntechnik und<br />
den extremen Kohlebrand über dem Schmelzpunkt.<br />
Die Zugabe des natürlichen Mineralstoffs Salz beim<br />
Brand lässt auf dem Ziegel gewisse Glanzpunkte<br />
in Verschmelzung mit dem Kohlereduktionsaufbrand<br />
entstehen. Der Salzbrand ist einzigartig und<br />
sehr aufwendig herzustellen. Das spezielle Wasserstrich-Strangpressverfahren<br />
schafft eine extrem widerstandsfähige<br />
Oberfläche, die in ihrer Struktur rustikal<br />
und sehr edel zugleich wirkt. Die Schattierungen<br />
werden verstärkt und bilden ein dynamisches Farbspiel.<br />
Verbaut wurden vier verschiedene Formate des<br />
gelochten und ungelochten Klinkers in zweischaliger<br />
Bauweise, der neben hoher Funktionalität, wie Witterungsschutz<br />
auch langfristige Wertbeständigkeit mitbringt.<br />
Zudem weist er optimale bauphysikalische Eigenschaften<br />
auf, ist robust, natürlich und ökologisch.<br />
GIMA Girnghuber GmbH<br />
T +49 (0)8732 24-0<br />
info@gima-ziegel.de<br />
www.gima-ziegel.de
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
Porsche am Dach<br />
Gemeinsam mit dem renommierten Studio<br />
F. A. Porsche hat Wienerberger mit dem<br />
Tondach V11 einen neuen Dachziegel entwickelt,<br />
der vor allem Architekten und designaffine<br />
Bauherren mit seinem eleganten<br />
Design überzeugen soll. Erhältlich in den<br />
Farben Anthrazit-Schwarz, Basalt und dem<br />
unverkennbaren Porsche-Farbton Titanium<br />
soll dieser Tondach-Ziegel ganz neue Impulse<br />
in der heimischen Architektur setzen.<br />
Mit viel Liebe zum Detail und langjährigem<br />
technischen Knowhow wurde der Dachziegel<br />
in nur 14 Monaten entwickelt und im<br />
Werk Pinkafeld produziert. Die signifikante<br />
V-Form des V11 ist namensgebend und trägt<br />
die Handschrift von Studio F. A. Porsche Design<br />
Director Christian Schwamkrug. Zudem<br />
steht die „11“ im Produktnamen für jene Ziegelanzahl,<br />
die man benötigt, um genau 1m²<br />
Dachfläche zu verlegen.<br />
Wienerberger AG<br />
T +43 (0)1 60192-0<br />
office@wienerberger.com<br />
www.wienerberger.at<br />
110<br />
Produkt News<br />
Der BIM-Hype<br />
Das Programm ABIS AVA gibt es seit 43<br />
Jahren und eine erste Schnittstelle zwischen<br />
CAD und AVA präsentierte der österreichische<br />
Bausoftwareentwickler bereits im<br />
Jahr 1992. Da ABIS damals wie auch heute<br />
sowohl CAD (Abisplan) als auch AVA entwickelt,<br />
war über ein internes Austauschformat<br />
möglich, was heutzutage plötzlich sehr<br />
gefragt ist: Der Datenaustausch funktionierte<br />
schon damals gut, die Entwicklung wurde<br />
aber aufgrund des mangelnden Kundeninteresses<br />
nicht weiter forciert.<br />
Vor einigen Jahren wurde nun eine neue<br />
AVA-Software-Generation (ABIS AVA<br />
2020) auf Basis modernster Technologien<br />
entwickelt – aus Rücksicht auf die<br />
Bestandskunden mit bewährten Oberflächenelementen<br />
und Abwärts-Datenkompatibilität.<br />
Diese neue Generation inkludiert in<br />
der aktuellen Version 32 alle Funktionen der<br />
bisherigen ABIS-AVA und bietet auch noch<br />
sehr viel mehr. So wurde im Oktober 2019<br />
der IFC-Datei-Import für ABIS-AVA veröffentlicht<br />
und seitdem wird anhand von Praxisbeispielen<br />
versucht, die sehr komplexen<br />
Datenmodelle auch für kleine Planungsbüros<br />
handhabbar zu machen. Am besten<br />
funktioniert das mit ABISPLAN, welches<br />
ebenfalls mit voller IFC-Kompatibilität und<br />
vielen Verbesserungen in der letzten Version<br />
aufwarten kann.<br />
ABIS Software bietet auf www.abis.at die<br />
Möglichkeit, die österreichische BIM-Lösung<br />
ohne Registrierung und kostenfrei zu testen.<br />
ABIS Softwareentwicklungs GesmbH<br />
T +43 (0)316 83 13 61<br />
reichhart@abis-software.com<br />
www.abis.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
111<br />
Produkt News<br />
Controlling und Management<br />
auf der Höhe der Zeit<br />
Wirtschaftlichkeit und Organisation von<br />
Ingenieur- und Architekturbüros stehen im<br />
Fokus der Controlling Management Software<br />
untermStrich, deren aktuelle Version<br />
untermStrich X3 viele technische Neuerungen,<br />
frische Front-Ends und weitere<br />
Erleichterungen im Arbeitsalltag der Planungsbüros<br />
kennzeichnen.<br />
Die vollständig überarbeitete Benutzeroberfläche<br />
gewährt jetzt noch mehr Mobilität auf<br />
verschiedenen Geräten. Die vereinfachte<br />
Menüstruktur und die maximale Bildschirmausnutzung<br />
durch Einführung von Burgermenüs<br />
ermöglichen intuitives Handling; die<br />
Oberfläche kann – je nach persönlicher Aufgabenstellung<br />
– mit diversen Butlern (Widgets)<br />
individuell angepasst werden. Auch<br />
die Darstellung aller Resultate erfolgt jetzt<br />
mit solchen Butlern. Neue, interaktive Grafiken<br />
verbessern die Übersichtlichkeit aller<br />
geschäftsrelevanten Daten.<br />
Neuerungen gibt es auch im Bereich Rechnungen<br />
wie zum Beispiel Rechnungsab-<br />
wicklung nach EB interface 5.0, arbeitspaketbezogene<br />
Nebenkosten und Rabatte,<br />
Haftrücklass/Sicherheitseinbehalte sowie<br />
die weitere Flexibilisierung von HOAI Rechnungen.<br />
Hinzu kommt die sehr schnelle<br />
Volltextsuche in der Datenbank, etwa nach<br />
Dokumenten, E-Mails oder Terminen.<br />
Das browserbasierte untermStrich X3 läuft<br />
im stationären wie im mobilen Einsatz auf<br />
den verschiedensten Betriebssystem- und<br />
Geräteplattformen, als optimierte Smartphone-Version.<br />
untermStrich software GmbH<br />
+43 (0)3862 58106-0<br />
www.untermStrich.com<br />
Von CAD zu OpenBIM<br />
Im AVA-Bereich muss ein durchgängiger<br />
Datenfluss – von der Planung bis zur Ausschreibung<br />
– mittels offener, softwareneutraler<br />
Standards sichergestellt werden.<br />
ABK-BIM basiert deshalb auf der Open-<br />
BIM-Methode. Ein Gebäudemodell – ganz<br />
gleich welcher Herkunft – wird in Form einer<br />
IFC-Datei eingelesen und in wenigen<br />
Arbeitsschritten in einen Kostenplan umgewandelt.<br />
Dieser wird nicht nur im Kostenmanagement<br />
weitverwendet, sondern dient<br />
auch als Grundlage für ÖNORM-konforme<br />
Leistungsverzeichnisse.<br />
Das IFC-File wird in ABK importiert und<br />
grafisch als Gebäudemodell dargestellt. Visuelle<br />
Überprüfungen anhand des Modells<br />
machen den Datenfluss leicht verständlich.<br />
Danach erfolgt die Zuordnung von Elementen,<br />
wodurch sich Positionszuordnungen,<br />
-mengen und –preise ergeben, aus denen<br />
im nächsten Schritt ein Kostenplan erstellt<br />
oder ein Leistungsverzeichnis generiert<br />
werden kann.<br />
ABK8 ist OpenBIM-fit und die Anwendung<br />
entspricht der gewohnten Arbeitsweise von<br />
Planern und Ausschreibern – bewährte Abläufe<br />
werden nur zusammengeführt. Damit<br />
werden Anwender nicht nur bei der Ermittlung<br />
des Mengenbedarfs und der Erstellung<br />
von Ausschreibungen unterstützt – es werden<br />
Messungenauigkeiten vermieden und<br />
potenzielle Kostenfallen frühzeitig erkannt.<br />
ib-data GmbH<br />
T +43 (0)1 492 5570-0<br />
abkinfo@abk.at<br />
www.abk.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
112<br />
edv<br />
BMSP-Software:<br />
Büro, Budgets und Bauzeiten im Blick<br />
Büro und Projekte managen kann man heute überall – am Arbeitsplatz, auf<br />
der Baustelle, im Zugabteil oder Home-Office. Digitale Büro- und Projektmanager<br />
werden mobil und helfen, Büro, Bauzeiten und Budgets auch von<br />
unterwegs im Griff zu behalten.<br />
Text: Marian Behaneck<br />
Büro- und Management-Software für Planungsbüros<br />
(BMSP) unterstützt Büroinhaber<br />
bei der Erledigung aller betriebswirtschaftlichen,<br />
organisatorischen und administrativen<br />
Aufgaben ebenso wie bei der Projektplanung<br />
und -realisierung. Neue Impulse erhält diese<br />
Software-Kategorie durch das Mobile und<br />
Cloud Computing und die modellorientierte<br />
Planungsmethode BIM.<br />
Büro und Budgets im Griff<br />
BMSP-Software unterstützt die Planung,<br />
Steuerung und Kontrolle des wirtschaftlichen<br />
Erfolgs einzelner Projekte und des<br />
gesamten Büros. Werden alle Projekt- und<br />
Mitarbeiterzeiten, sämtliche Einnahmen<br />
und Ausgaben erfasst, erhalten Büroinhaber<br />
über kontinuierliche betriebswirtschaftliche<br />
Analysen eine schnelle Übersicht über<br />
die aktuelle wirtschaftliche Bürosituation.<br />
Darüber hinaus bieten die Programme zahlreiche<br />
Funktionen zur Verbesserung der<br />
Arbeitsabläufe und der Büroorganisation,<br />
etwa eine automatische Projektzuordnung<br />
von E-Mails. Da das Büromanagement<br />
eine Vielzahl von Aufgaben umfasst, ist<br />
BMSP-Software in der Regel modular aufgebaut:<br />
Um ein zentrales Verwaltungssystem<br />
mit allen wichtigen Stammdaten wie<br />
Mitarbeiter, Projektbeteiligte, Projekte, Kostenstellen<br />
etc. gruppieren sich meist mehrere<br />
Module für die Mitarbeiter-/Projektzeiterfassung,<br />
die Projektdokumentation,<br />
Kommunikation, Korrespondenz, Adress-,<br />
Aufgaben- und Terminverwaltung, die<br />
Ressourcenkontrolle, das Dokumentenmanagement<br />
und einige mehr. Über eine einheitliche<br />
Oberfläche erhalten Mitarbeiter<br />
einen Zugang zu allen Kommunikationskanälen<br />
sowie zur gesamten projektrelevanten<br />
Korrespondenz mit sämtlichen Ein- und<br />
Ausgängen. Eine zentrale Termin-, Mitarbeiter-<br />
und Ressourcenplanung ermöglicht<br />
einen effizienten Einsatz von Mitarbeitern.<br />
Büro und Projekte erfolgreich managen: BMSP-Software kann beides. © untermStrich Software<br />
Projekte strukturierter managen<br />
Zu den zentralen Projektmanagement-Funktionen<br />
gehören die Verwaltung<br />
und Organisation von Projekten, Projektbeteiligten,<br />
Dokumenten oder Terminen,<br />
die Kontrolle von Projektständen, Arbeitsfortschritten,<br />
Projektkosten und so weiter.<br />
BMSP-Software verbessert den Informationsfluss<br />
durch mehr Transparenz, eine<br />
strukturierte Verteilung von Informationen<br />
und Dokumenten an Projektbeteiligte sowie<br />
durch optimierte Abläufe und kürzere<br />
Suchzeiten. Automatismen und Suchfunktionen<br />
sorgen dafür, dass Informationen,<br />
Dokumente oder Vorgänge in Sekundenschnelle<br />
bereitstehen. Wer woran arbeitet<br />
und wo alle Projektdokumente abgelegt<br />
sind, ist genauso schnell ersichtlich wie die<br />
Zuordnung von Terminen zu einzelnen Tätigkeiten<br />
am Projekt. Wiedervorlage-Funktionen<br />
sorgen dafür, dass noch anstehende<br />
Arbeiten nicht vergessen werden. Auf der<br />
Baustelle oder unterwegs erfasste Notizen,<br />
Adressen, Termine, Aufgaben oder Projektstände<br />
lassen sich in Echtzeit oder zeitversetzt<br />
mit der Bürosoftware synchronisieren.<br />
Fehler, die häufig aufgrund einer doppelten<br />
Datenhaltung entstehen, werden dadurch<br />
vermieden. Insgesamt werden Projektinformationen<br />
und -abläufe transparenter, lassen<br />
sich automatisch dokumentieren und in<br />
beliebiger Informationsdichte in Sekundenschnelle<br />
abrufen – vorausgesetzt Projektbeteiligte,<br />
Kontakte, Termine, Pläne, Honorare,<br />
Budgets etc. werden konsequent mit<br />
den Projekten verknüpft. Um den Aufwand<br />
erbrachter oder noch zu erbringender Planungsleistungen<br />
quantifizieren und neue<br />
Projekte zuverlässig kalkulieren zu können,<br />
werden Mitarbeiterzeiten projekt- und<br />
tätigkeitsorientiert erfasst. So lässt sich<br />
schnell prüfen, in welchen Bereichen Gewinne<br />
oder Verluste erzielt wurden. Anhand<br />
dieser Nachkalkulationen laufender und<br />
abgeschlossener Projekte können interne<br />
Abläufe und die Akquisition neuer Projekte<br />
optimiert werden.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
113<br />
edv<br />
© ib Data<br />
Neben der Planung von Projektzeiten und Terminen gehört auch die Budget- und<br />
Kostenkontrolle zu den zentralen BMSP-Funktionen.<br />
© Bauer Software<br />
Worin unterscheiden<br />
sich die Programme?<br />
Rund 20 BMSP-Programme bietet der<br />
Markt (siehe Infokasten), was die Auswahl<br />
nicht einfach macht. Der Vergleich wichtiger<br />
Kriterien vereinfacht die Entscheidung,<br />
etwa das Softwarekonzept: Herkömmliche,<br />
mehrplatzfähige Client-Server-Kaufsoftware<br />
ist der Standard, VPN- oder Terminalserver-fähige<br />
Programme ermöglichen<br />
externe Zugriffe, eindeutig im Trend liegen<br />
Weblösungen, die man mieten und per Webbrowser<br />
plattform- und standortunabhängig<br />
nutzen kann. Während per App meist<br />
nur ausgewählte Funktionen mobil verfügbar<br />
sind – wie die Erfassung von Adressen,<br />
Terminen oder Mitarbeiterzeiten – lassen<br />
sich bei Weblösungen alle Funktionen per<br />
mobiler Internet-Verbindung auch unterwegs<br />
nutzen. Die Einsatzbereiche geben an,<br />
ob die Software neben dem Büro-, Projektund/oder<br />
Terminmanagement auch Funktionen<br />
für die Honorarabrechnung, das Controlling,<br />
das Dokumentmanagement (DMS),<br />
das Kundenbeziehungsmanagement (CRM)<br />
oder weitere Bereiche bereithält. Zu den<br />
Bürofunktionen zählen die Adressenverwaltung<br />
und Korrespondenz, das E-Mail-Management,<br />
eine Volltextsuche sowie Erinnerungs-<br />
und Wiedervorlage-Funktionen. Mit<br />
MS-Outlook- oder MS-Exchange-Schnittstellen<br />
lassen sich E-Mail- und Adressdaten<br />
synchronisieren. Mit einer TAPI-Anbindung<br />
können eingehende Anrufe automatisch<br />
Projekten zugeordnet und dokumentiert<br />
werden.<br />
Büro-Controlling-Funktionen überwachen<br />
wichtige Bürokennzahlen, wie etwa die Arbeitskosten,<br />
den Projektstundenanteil, den<br />
mittleren Bürostundensatz oder den Gemeinkostenfaktor<br />
und machen damit die<br />
wirtschaftliche Bürosituation transparenter.<br />
Ebenso wichtig für die wirtschaftliche<br />
Sicherheit sind Prognosen, etwa wie lange<br />
ein Büro mit dem aktuellen Auftragsbestand<br />
kostendeckend arbeiten kann oder<br />
Liquiditäts-Kontrollen, die Einnahmen und<br />
Ausgaben kontinuierlich im Blick behalten.<br />
Ressourcenplaner ermöglichen eine Optimierung<br />
des Mitarbeiter-Einsatzes. Zu den<br />
Projekt-Controlling-Funktionen gehören<br />
unter anderem das Aufgaben- und Termin-Management,<br />
die Überwachung von<br />
Bauzeiten und des Projektstatus oder die<br />
Erstellung von Soll-Ist-Reports. Dazu offerieren<br />
immer mehr BMSP-Anbieter direkte<br />
Anbindungen an das BIM-Gebäudedatenmodell,<br />
etwa für die automatisierte Erstellung<br />
von Bauzeitenplänen.<br />
Die Grundlage für Controlling-Funktionen<br />
bildet die Zeiterfassung. Sie sollte sowohl<br />
stationär am Büro-PC als auch mobil per<br />
iOS-, Android- oder Web-App möglich sein.<br />
Ist ein Modul für die Erstellung von Angeboten<br />
und Honorar-Rechnungen integriert,<br />
spart das nicht nur Zeit – es steigert auch<br />
die Sicherheit, dass erbrachte Leistungen<br />
auch tatsächlich abgerechnet und nicht<br />
vergessen werden. Standard-Schnittstellen<br />
wie ASCII, DOC, PDF, XLS, HTML oder XML<br />
ermöglichen den digitalen Austausch und<br />
die digitale Weiterbearbeitung von Daten.<br />
Die Preise für die BMSP-Basissoftware liegen<br />
zwischen 500 und 2.000 Euro – je nach<br />
Programmkonzeption und Funktionsumfang.<br />
Hinzu kommen Kosten für Zusatzmodule<br />
(ca. 100 bis 1.000 Euro). Nicht vergessen<br />
werden sollten Schulungskosten und<br />
bei Kaufprogrammen jährliche Wartungskosten.<br />
Die Mietkosten liegen bei 25 bis 30<br />
Euro pro Anwender und Monat.<br />
Am digitalen Dashboard haben Planer wichtige Büro- und<br />
Projektdaten stets im Blick.<br />
© Wiko Bausoftware<br />
Da das Büro- und Projektmanagement eine Vielzahl von Aufgaben<br />
umfasst, ist BMSP-Software in der Regel modular aufgebaut.<br />
© PROJEKT PRO
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
114<br />
edv<br />
Im Trend: Ressourcen,<br />
Mobilität und BIM<br />
Personalkosten machen rund zwei Drittel<br />
der internen Kosten eines Planungsbüros<br />
aus – mit steigender Tendenz. Daher<br />
wird es immer wichtiger, personelle Ressourcen<br />
effizient einzusetzen. Immer mehr<br />
BMSP-Lösungen offerieren deshalb Funktionen,<br />
mit denen man den Mitarbeiter-Einsatz<br />
optimieren und Was-wäre-wenn-Szenarien<br />
simulieren kann. Mitarbeiter können<br />
entsprechend ihrer Fähigkeiten und Verfügbarkeiten<br />
optimal eingesetzt werden<br />
und die aktuelle Mitarbeiter-Auslastung ist<br />
in Echtzeit ablesbar. Neben der Ressourcenplanung<br />
werden die zeitnahe digitale<br />
Vor-Ort-Datenerfassung, der Mobilzugriff<br />
auf Projektdaten und der Abgleich mit der<br />
Bürosoftware immer wichtiger. Damit lassen<br />
sich Prozesse auch von unterwegs oder auf<br />
der Baustelle steuern, unnötige Mehrfacheingaben,<br />
Medienbrüche und Fehler vermeiden.<br />
Auch die modellbasierte Planungsmethode<br />
BIM spielt eine immer wichtigere<br />
Rolle, denn sie wird in den nächsten Jahren<br />
die Arbeitsweise vieler Planungsbüros verändern.<br />
Dieser Wandel in den Planungsabläufen<br />
stellt auch neue Anforderungen an<br />
die Kommunikation, Dokumentation und<br />
das Informationsmanagement in den Büros.<br />
Je mehr das BIM-Modell zum zentralen<br />
Dokumentations- und Kommunikationsinstrument<br />
im Projektverlauf wird, umso wichtiger<br />
werden Anbindungen an das vorhandene<br />
Büromanagement-System. Gefragt<br />
sind Schnittstellen zum Budget- und Kostenmanagement,<br />
zur Termin- und Bauzeitenplanung<br />
oder zum Dokumentenmanagement.<br />
Auch an die, seit dem 25. Mai 2018 in<br />
allen EU-Mitgliedstaaten geltende DSGVO<br />
mussten viele Programme angepasst werden.<br />
Insbesondere Cloudlösungen sind davon<br />
betroffen: Wird ein externer Dienstleister<br />
damit beauftragt, personenbezogene<br />
Daten zu verarbeiten – das trifft praktisch<br />
auf alle Anbieter von Cloud-Diensten zu<br />
(Webhoster, Projekträume, Anbieter von<br />
E-Mail- oder Messengerdiensten, aber auch<br />
von webbasierter BMSP-Software, Mitarbeiter-<br />
und Projektzeiterfassung etc.) – so<br />
sollte mit diesem ein sogenannter Auftragsverarbeitungs-<br />
oder kurz AV-Vertrag abgeschlossen<br />
werden. Darin verpflichtet er<br />
sich, die Vorgaben der DSGVO einzuhalten.<br />
Letztlich muss der<br />
„Workflow“ stimmen<br />
Büro- und Management-Software für Planungsbüros<br />
sorgt dafür, dass der „Bürokram“<br />
leichter von der Hand geht und<br />
der Projekt-„Workflow“ stimmt. Allerdings<br />
sollte man sorgfältig wählen, denn sowohl<br />
technisch als auch inhaltlich unterscheiden<br />
sich die Programme in vielen Punkten.<br />
Hinzu kommt es aufgrund der wachsenden<br />
Programm- und Funktionsvielfalt zu Überschneidungen:<br />
Neben BMSP-Programmen<br />
unterstützen nämlich auch webbasierte<br />
Projektmanagement-Lösungen (<strong>architektur</strong><br />
04/13: Virtuelle Projekträume) die Büround<br />
Projekttätigkeiten. Daneben gibt es<br />
eine Reihe weiterer, für Projektleiter wichtige<br />
Programme für die Bauzeitenplanung<br />
(<strong>architektur</strong> 08/18: Die digitale Zeitmaschine),<br />
die mobile Bautagebucherstellung (<strong>architektur</strong><br />
04/14: Wer schreibt, der bleibt)<br />
oder die Mängelerfassung, -verfolgung<br />
und Baustellendokumentation (<strong>architektur</strong><br />
07/16: Baumängel-Management). Deshalb<br />
sollte man sich vorher gut überlegen, was<br />
man wofür einsetzt und wie man sich Mehrfacheingaben<br />
erspart.<br />
Weitere Infos im Web*<br />
www.aec-office.de<br />
www.bayika.de/de/pkms<br />
www.gpm-ipma.de<br />
www.pep-7.de<br />
www.pm-software.info<br />
www.pmaktuell.org<br />
www.projektmagazin.de<br />
Immer wichtiger werden Mobilfunktionen<br />
– etwa um Arbeitszeiten oder Reisekosten<br />
unterwegs erfassen zu können.<br />
© ABACUS Business Solutions<br />
Auch für den optimierten Einsatz personeller<br />
Ressourcen offerieren BMSP-Lösungen<br />
entsprechende Funktionen.<br />
© untermStrich Software<br />
BMSP-Checklisten und Marktübersicht<br />
PKMS-Infos und Marktübersicht<br />
Gesellschaft für Projektmanagement<br />
PeP-7-Praxisinitiative und Kennzahlen<br />
Marktübersicht Projektmanagement-Software<br />
Pojektmanagement-Fachmagazin<br />
Projektmanagement-Magazin<br />
Literaturhinweise/Quellen*<br />
Kunick, D.: Büromanagement-Software für Planer am Bau: Der Anbieter-Check 2017,<br />
aus: Planungsbüro professionell, PBP Planungsbüro professionell, Sonderheft 2017,<br />
IWW-Institut, Würzburg, Download: https://planer-am-bau.de/fileadmin/user_upload/<br />
wp-content/sonderausgabe-der-grosse-buerosoftware-check-2017.pdf<br />
Lösungen und Anbieter*<br />
ABACUS allprojects (www.allprojects.de), ABK (www.abk.at), Acclaro (www.acclaro.de),<br />
BauProCheck (www.bauprocheck.de), BUILDUP (www.bauer-software.de), Cycot OM<br />
(www.cycot.de), isyControl (www.isycontrol.de), Kobold-Control (www.kbld.de), Newforma<br />
Project Center (www.newforma.de), okapi4all (www.bau4all.de), Powerproject<br />
(www.elecosoft.de), ProjektPro (www.projektpro.com), proPlan (www.gripsware.de),<br />
RP-PRO (www.loreg.de), SDR-Optimus (www.sdr.at), untermStrich (www.untermstrich.<br />
com), Visuplus professional (www.visuplus.com), VVW Control (www.weise-software.<br />
de), wiko (www.wiko.de), ZT-Office (http://ztoffice.mursoft.at)<br />
* Ohne Anspruch auf Vollständigkeit
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