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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

34<br />

<strong>architektur</strong>szene<br />

Ein Krieg der Architektur<br />

Für die <strong>architektur</strong>politische Weichenstellung der Stadt Wien waren die Jahre nach<br />

1945 – und damit vor allem die Besatzungszeit – prägend. Nach der Befreiung durch<br />

die Alliierten wurde Wien zur Bühne politisch motivierter Architekturdebatten. Im<br />

Mittelpunkt stand dabei der Wettstreit der Ost-West-Mächte, die beide um eine Vormachtstellung<br />

bemüht waren. Das damit verbundene kulturelle Wettrüsten machte<br />

auch vor der Architekturszene keinen Halt. Mit den Auswirkungen dieser Strömung<br />

setzt sich die Ausstellung „Kalter Krieg und Architektur“ im Architekturzentrum<br />

Wien auseinander – sie wirft einen Blick auf das Baugeschehen in der Nachkriegszeit<br />

und ist noch bis Montag, den 24. Februar 2020 zu sehen.<br />

Text: Dolores Stuttner<br />

Vier Großmächte im Wettstreit<br />

Die österreichische Hauptstadt war in der<br />

Nachkriegszeit keinesfalls vom Leben abgeschnitten.<br />

Immerhin kam sie damals mit<br />

Größen wie Le Corbusier in Kontakt. Gleichzeitig<br />

hatte die Bevölkerung die Gelegenheit,<br />

das „Zimmer für Stalin“ zu besichtigen.<br />

Damit verhalfen die oft aufeinanderprallenden<br />

Strömungen des Kalten Kriegs Wien zu<br />

seiner Internationalisierung.<br />

Schon kurz nach ihrer Befreiung durch die<br />

Alliierten im Jahr 1945, wurde die Stadt zu<br />

einem zentralen Schauplatz des Kalten Krieges.<br />

Denn die vier Siegermächte Frankreich,<br />

Großbritannien, die Sowjetunion und die<br />

USA besetzten nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

die Hauptstadt Österreichs. Interessant<br />

war die Metropole vor allem aufgrund ihrer<br />

zentralen geografischen Lage – sie galt damals<br />

immerhin als Tor zum Ostblock. Zehn<br />

Jahre dauerte die Besatzungszeit, in der in<br />

Österreich ein Übergang von einem autoritären<br />

Herrschaftssystem hin zur Demokratie<br />

stattfand. Während dieser Zeit etablierte<br />

jede der vier Siegermächte ein umfassendes<br />

Kulturprogramm, mit dem sie die Wiener Bevölkerung<br />

für sich gewinnen wollten. Dazu<br />

gehörten unter anderem Messepräsentationen<br />

und Architekturausstellungen. Vor<br />

allem für die Baukultur in der Stadt hatten<br />

die Propaganda-gestützten Vorstellungen<br />

einen hohen Stellenwert. Denn sie brachten<br />

die ideologisch motivierten Vorbilder<br />

grundverschiedener Staaten nach Wien und<br />

bereicherten so die Architekturszene. Diese<br />

reichte von Hochhäusern und Gartenstädten<br />

bis hin zu städtebaulichen Konzepten<br />

und sogar Küchenmodellen.<br />

Oswald Haerdtl: Wiederaufbau Heinrichhof, Kärntner Straße, Operngasse, Wien 1, 1951-1953,<br />

Perspektive, Amerikanisches Informationszentrum<br />

© Architekturzentrum Wien, Sammlung, Nachlass Oswald Haerdtl<br />

Ein „besseres Leben“<br />

für die Nachkriegsgeneration<br />

Als Schmelztiegel verschiedener Nationen<br />

machte Wien nach 1945 also eine prägende<br />

Entwicklung durch. In der Nachkriegszeit<br />

wurde schließlich der Grundstein für das<br />

heutige Aussehen der Stadt mitgelegt. Die<br />

Alliierten beschäftigten sich dabei mit der<br />

Frage, wie die Österreicher in Zukunft leben<br />

und wohnen sollten.<br />

Die damalige Sowjetunion zeigte sich in<br />

diesem Kontext eher zurückhaltend und<br />

sogar „friedfertig“. Erst ab 1950 begann sie<br />

mit dem Aufbau der Informationszentren,<br />

die den Idealstaat des Sozialismus propagierten.<br />

Ihn kennzeichnete eine Architektur<br />

der Wolkenkratzer und Häuser in Schnellbauweise.<br />

Da Wien nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

von einem parteien- und klassenübergreifenden<br />

Antikommunismus geprägt war,<br />

sind heute nur wenige Spuren sowjetischer<br />

Ideologie im Stadtraum erhalten – eine prominente<br />

bauliche Manifestation der UdSSR<br />

ist das Denkmal am Schwarzenbergplatz.<br />

Großbritannien setzte beim Wiederaufbau<br />

seinen Schwerpunkt auf die Stadtentwicklung.<br />

Nach dem Vorbild britischer Planungskonzepte<br />

sollte aus Wien eine aufgelockerte,<br />

gegliederte Stadt werden. So<br />

war es vielen Architekten möglich, auf ihren

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