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Berliner Zeitung 03.12.2019

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 – S eite 26<br />

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Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

Andrea Petkovic (32) war nie nur eine<br />

Tennisspielerin. Neben ihrer eigentlich<br />

ausfüllenden Tätigkeit als Profisportlerin<br />

studiertsie Politikwissenschaften,<br />

schreibt auf den Internetseiten<br />

der Frankfurter Allgemeinen<br />

<strong>Zeitung</strong> über ihr Leben und im Magazin<br />

der Süddeutschen <strong>Zeitung</strong> eine<br />

Kolumne über dies und das.Erst am<br />

Sonntag legte sie ihr Debüt als Moderatorin<br />

der ZDF-„Sportreportage“ mit<br />

Bravur hin. Petkovic hat, wie man in<br />

Hamburgsagt, Hummeln in die Büx.<br />

Es ist beinahe wie ein Zwang:„Ich<br />

fühle mich unwohl, wenn ich mal einen<br />

Tagnichts mache.Ich habe einmal<br />

Strandurlaub gemacht, das war<br />

nix für mich.“ Klingt super,die ehemalige<br />

Top-Ten-Spielerin aus Darmstadt<br />

befindet sich im Dauerzustand<br />

der Fleißpreisanwärterschaft.<br />

Thomas Gottschalk (69) entdeckt mit<br />

fortschreitendem Alter dieVorzüge<br />

des Kürzertretens,sie sind vorallem<br />

gesundheitlicher Natur.Eben deswegen<br />

hörtder Moderator jetzt mit seiner<br />

Radio-Showfür den Bayerischen<br />

Rundfunk auf:„Ich merke doch, dass<br />

mein Körper sein Recht fordert“,<br />

sagte er in seiner Sendung am Sonntagabend,<br />

die seine vorerst letzte gewesen<br />

sein soll.„Mein Arzt hat mir gesagt,<br />

es wärehochriskant, wenn ich<br />

weiter wie bisher einmal im Monat<br />

das Bett verlasse“, beliebte Gottschalk<br />

des weiteren zu scherzen. Oh<br />

Thommy,deineWitzelsucht –obwir<br />

sie jemals vermissen werden?<br />

Oli P.(41) springt auf den<br />

Öko-Zug auf und bekennt<br />

sich als Veganer,<br />

weshalb er wegen der<br />

tierischen Zutaten<br />

auch auf Süßigkeiten<br />

verzichtet.<br />

„Inden Süßigkeitengang<br />

im<br />

Supermarkt gehe<br />

ich dann halt einfach<br />

nicht“, erklärt<br />

uns der Sänger.<br />

Kann man die Welt<br />

am Supermarktregal<br />

retten? (schl.)<br />

Er weiß: Süßes ist<br />

nicht immer vegan.<br />

IMAGO IMAGES<br />

TIERE<br />

3.<br />

Dezember<br />

Haustiere haben in dieser Familie nie<br />

eine Rolle gespielt. Dafür dominierendie<br />

<strong>Berliner</strong> Eisbären seit nunmehr<br />

sieben Jahren Alltag, Urlaubsplanung,<br />

Freizeitgestaltung und gemeinsame<br />

Essenszeiten. Insider wissen,<br />

dass beim Vater die<br />

Eishockey-Sicherungen durchgebrannt<br />

sind. Nun, wir haben zwei<br />

entsprechende Kuscheltiere: Eisbär,<br />

der Ältere, wie die Tochter inzwischen<br />

3,5 JahreJahr alt, hat bei Aufnahme<br />

in die Familie den Titel Uwe-<br />

TommerDonnie bekommen –dabei<br />

handelt es sich um die Aneinanderstrickung<br />

vergangener <strong>Berliner</strong> Eishockey-Trainer.Eisbär,der<br />

Jüngere,<br />

der etwas später hinzukam, ist einfach<br />

da –ohne Titel. Er wirdgeduldet,<br />

mehr nicht. Benedikt Paetzholdt<br />

„Ich hatte<br />

Angst, zur<br />

Heulsuse<br />

zu werden“<br />

Der französische Schauspieler<br />

Vincent Cassel über seinen<br />

neuen Film „Alles außer<br />

gewöhnlich“ und die Arbeit mit<br />

autistischen Kindern<br />

Vincent Cassel: Mit dem Motorroller durch NewYorkgeirrt auf der Suche nach echt französischen Camembert.<br />

Schlagzeilen machte er zuletzt,<br />

weil er ein 30 Jahrejüngeres<br />

Model heiratete und<br />

mit 52 Jahren noch mal Papa<br />

wurde. Aber der französische Charakterdarsteller<br />

Vincent Cassel<br />

spricht lieber über seine Arbeit. In<br />

„Alles außer gewöhnlich“ (ab Donnerstag<br />

im Kino) sieht man ihn mal<br />

weder in Action, Thriller oder einer<br />

Komödie, sondern als Sozialarbeiter,<br />

der sich aufopfernd um<br />

Schwerbehinderte und Autisten<br />

kümmert, die durch das soziale<br />

Netz gerutscht sind und vom Staat<br />

vergessen wurden. Wir treffen Vincent<br />

Cassel in Pariszum Gespräch.<br />

Vimcent, Siestehen schon seit über 30<br />

Jahren vor der Kamera. Wird das<br />

Spielen für Sieimmer einfacher?<br />

Schauspielen ist einfach! Schwierig<br />

ist es nur, wenn man in schlechten<br />

Filmen mit schlechten Regisseuren<br />

dreht, dann muss man auch als<br />

Mime mehrere Jobs gleichzeitig machen,<br />

um das auszugleichen. Wenn<br />

man jedoch mit guten Regisseuren<br />

dreht und das Projekt kohärent ist,<br />

ist das Spielen immer leicht.<br />

Selbst, wenn Ihr Gegenüber ein autistisches<br />

Kind ist?<br />

Beim Drehen sucht ein Schauspieler<br />

unbewusst immer kleine Abweichungen<br />

oder Vorkommnisse,<br />

auf die er spontan reagieren muss –<br />

denn dann blitzt plötzlich etwas<br />

Wahrhaftiges durch. Abweichungen<br />

vom Drehbuch schaffen Authentizität.<br />

Mit den autistischen Laien zu<br />

drehen, war nicht anders als mit einem<br />

Kind zu spielen, das eine geringere<br />

Aufmerksamkeitsspanne hat<br />

und immer bei Laune gehalten werden<br />

will. Natürlich ist anfangs auch<br />

etwas Angst dabei, wie man sich am<br />

besten verhält. Ich hatte kaum Ahnung<br />

von Autismus. Höchstens ein<br />

etwas romantisiertes Bild von jemanden,<br />

der Klavier spielt, aber<br />

sonst menschenscheu ist.<br />

Also ein Kenntnisstand wie aus Hollywoods<br />

„Rain Man“.<br />

Genau. Die Kids haben mich so<br />

beeindruckt, dass ich nicht wusste,<br />

wo ich Leichtigkeit hernehmen sollte.<br />

Wasmir half, waren die „Papotins“,<br />

eine Theatergruppe von Autisten, jeder<br />

in einem anderen Alter und mit<br />

anderen Symptomen der Krankheit.<br />

Die interviewten mich. Die Fragen<br />

waren so weit her geholt oder auch in<br />

Babysprache,dass ich lachen musste.<br />

Wir befanden uns ja alle auf unbekanntem<br />

Terrain.<br />

Vincent Cassel, eigentlich<br />

Vincent Crochon, wurde<br />

1966 in Paris geboren, sein<br />

Vater war der Schauspieler<br />

Jean-Pierre Cassel, seine<br />

Mutter die Journalistin Sabine<br />

Litique. Die Elternließen<br />

sich 1980 scheiden.<br />

Mit 17 besuchte Vincent<br />

eine Zirkusschule.<br />

Hat diese Erfahrung Sie nur beeindruckt<br />

oder sogar bereichert?<br />

Gegen Drehende hatte ich Angst,<br />

am Set zur Heulsuse zu werden.<br />

Denn diese Kids haben mich sehr<br />

bewegt und wir hatten viele enge Beziehungen<br />

aufgebaut. Siehaben keinen<br />

Filter. AmAnfang habe ich viel<br />

mit ihnen abgehangen, um mich an<br />

ihreArt zu gewöhnen. Zwei-, dreimal<br />

die Woche bin ich mit ihnen zum<br />

Reiten gegangen oder zum Essen.<br />

BisSie sich sicher fühlten?<br />

Bisich nach zwei Wochen zumindest<br />

spielen konnte, dass ich selbstsicher<br />

wäre. (lacht) Einer der Jungs<br />

hat zu Ende jedes Drehtags seinen<br />

Kopf auf alle unsereSchulterngelegt,<br />

ein Zeichen, dass es ihm mit unserem<br />

Chaos aus Profis und Amateurengut<br />

ging.<br />

Sie scheinen angstfrei zu sein. Ist es<br />

Ihnen auch egal, was über Sie geschrieben<br />

wird? Lesen Sie Kritiken<br />

und Kommentare?<br />

Ichlese vieles,denn mich interessiert,<br />

was die Leute denken, was ich<br />

ZUR PERSON<br />

In New York, wo seine Mutter<br />

lebte, lernte Cassel am Actors<br />

Institute gegenden Rat<br />

des Vaters die Schauspielkunst<br />

und begann nach seinerRückkehrinFrankreich<br />

an Theaternzuspielen; es<br />

folgten erste Fernseh-und<br />

Kinorollen. Cassel versuchte<br />

sich auch als Regisseur.<br />

Bekannt wurde Cassel einem<br />

breiterenPublikum<br />

durch actionreiche Filme wie<br />

„Irreversibel“(2002) und<br />

„Oceans12“ (2004). Sein<br />

neuester Film „Alles außergewöhnlich“<br />

ist eine Komödie<br />

und handelt vonderArbeit mit<br />

autistischen jungen Menschen<br />

und ihren Betreuern.<br />

Szene aus dem Film „Alles außer gewöhnlich“: Der Sozialarbeiter Bruno (Vincent Cassel)<br />

und der autistische Joseph (Benjamin Lesieur,l.).<br />

PROKINO<br />

wohl tue und lasse. Aber es definiert<br />

mich nicht. Wenn ich eine Nacht<br />

drüber geschlafen habe,erinnereich<br />

mich nur noch an das, was für mich<br />

relevant ist.<br />

Ihr Vater Jean-Pierre Cassel, der 2007<br />

starb, war einer der berühmtesten<br />

Mimen Frankreichs. Er hatte Ihnen<br />

von dem Beruf abgeraten, weil Sie es<br />

schwer haben würden, sich aus seinem<br />

Schatten zu befreien. Hatte er<br />

recht?<br />

Es ist interessant: Wenn deine Elternsterben,<br />

hörst du auf, sich gegen<br />

sie aufzulehnen –und fängst an, so<br />

auszusehen wie sie! Mein Vater hat<br />

mir früher geraten: „Wenn du dich<br />

verliebst, schau dir die Mutter deiner<br />

Freundin gut an. Denn genau so wird<br />

sie später auch.“ Und erlag damit<br />

ganz richtig! Ich bemerke auch an<br />

mir, wie ich meinem Vater immer<br />

ähnlicher werde. Das ist wohl der<br />

Schlüssel zur Unsterblichkeit.<br />

Sie leben schon seit Jahren in Rio de<br />

Janeiro. Fühlen Sie sich nicht mehr<br />

an Frankreich gebunden?<br />

AFP/ALBERTO PIZZOLI<br />

Ich bin Pariser, aber mir gefallen<br />

auch viele andereSachen. Mein Herz<br />

schlägt zum Beispiel für die brasilianische<br />

Kampfkunst Capoeira. Ich<br />

bin 25 Jahrelang immer wieder nach<br />

Rio gereist. Irgendwann dachte ich<br />

mir,ich kann auch einfach dortbleiben.<br />

Durch das Drehen bin ich eh<br />

immer ganz schnell wieder weg und<br />

unterwegs zum nächsten Set. Ichbin<br />

schon durch meinen Beruf gezwungen,<br />

ein Vagabund zu sein.<br />

Beeinflusst es Ihre Identität, dauernd<br />

in Bewegung zu sein?<br />

Die Identität ergibt sich daraus,<br />

wie du aufwächst. Ich fühle mich<br />

auch mit NewYorksehr eng verbunden.<br />

Meine Mutter lebte dort, ich war<br />

oft bei ihr und ging dortauchauf die<br />

Schauspielschule, das Actors Institute.<br />

InNew York kam ich mit Hip-<br />

Hop inBerührung, für mich wurde<br />

damit ein Traum wahr.InFrankreich<br />

galt ich immer als Amerikaner.<br />

Sie, der Paradefranzose?<br />

Ja,ich lief in Turnschuhen herum<br />

und aß Junk Food, als die Franzosen<br />

mit dieser Kultur in den 80ern noch<br />

nicht vertraut waren. Mit New York<br />

wurdezwarmein Traum wahr.Doch<br />

dort begriff ich auch, wie typisch<br />

französisch ich doch bin.<br />

Also doch!<br />

Einmal war ich so heimwehgeplagt,<br />

dass ich auf dem Walkman<br />

Edith Piaf hörte und mit meiner<br />

Vespaquerdurch NewYorkfuhr, um<br />

irgendwo Camembert aufzutreiben!<br />

Unddabei weinte ich Rotz und Wasser…<br />

In dieser Nachtwurde mir klar,<br />

wie französisch ich bin. Vive la Revolution!<br />

Washalten Sievon derversuchten Revolution<br />

der Protestbewegung der<br />

„Gilets Jaunes“, derGelbwesten?<br />

Diese Bewegung zeigte, wie viel<br />

Zorn in der französischen Gesellschaft<br />

vorherrscht. Frankreich sitzt<br />

ganz schön in der Tinte. Ich glaube,<br />

dass ich generell den zivilen Ungehorsam<br />

gut finde. Zumindest war<br />

der Anfang dieses Protests legitim<br />

und positiv, aber wenn dann Tausend<br />

Menschen losziehen, nur um<br />

Fensterscheiben einzuwerfen und<br />

Vandalismus zu betreiben, wird ihnen<br />

das auch nicht weiterhelfen. Die<br />

Bewegung ist urfranzösisch und ich<br />

war sehr stolz darauf. Aber jetzt wird<br />

sie längst nur noch für Randale missbraucht.<br />

Interview: Mariam Schaghaghi<br />

Fünf Tote bei Unwetternin<br />

Südfrankreich<br />

Beischweren UnwetterninSüdfrankreich<br />

sind fünf Menschen ums<br />

Leben gekommen. Drei Rettungskräfte<br />

starben in der Nacht zu Montag<br />

bei einem Hubschrauber-Absturz,<br />

wie das französische Innenministerium<br />

mitteilte.Mit ihnen verliereFrankreich<br />

drei „Alltagshelden,<br />

die ihr Leben gegeben haben, um die<br />

Franzosen zu beschützen“, erklärte<br />

Innenminister Christophe Castaner.<br />

Zwei weitereMänner kamen in den<br />

Fluten ums Leben. (AFP)<br />

Dänischer Wildschweinzaun<br />

an deutscher Grenze fertig<br />

Nach zehn Monaten Bauzeit hat Dänemarkseinen<br />

umstrittenen Wildschweinzaun<br />

entlang der Grenzezu<br />

Deutschland fertiggestellt. Bauarbeiter<br />

befestigten am Montagvormittag<br />

das letzte Zaunteil nahe dem<br />

Grenzübergang Sofiedal knapp 20<br />

Kilometer nordwestlich vonFlensburg.<br />

DerWildschweinzaun ist eine<br />

vonmehreren Maßnahmen, mit denen<br />

Dänemarkseine wichtige und<br />

gewinnbringende Schweinezucht<br />

vorder Afrikanischen Schweinepest<br />

schützen will. (dpa)<br />

Melania Trump präsentiert<br />

Weihnachtsdeko<br />

Der „Geist Amerikas“ weht dekorationshalber<br />

durchs Weiße Haus. TWITTER/@FLOTUS<br />

Alle Jahrewieder:Amerikas First<br />

Lady Melania Trump hat die weihnachtliche<br />

Dekoration im Weißen<br />

Haus präsentiert. Die49Jahrealte<br />

Ehefrau vonUS-Präsident Donald<br />

Trump (73) veröffentlichte am Sonntagabend<br />

(Ortszeit) und am Montag<br />

mehrereTweets mit Fotos und einem<br />

Videoclip zu der diesjährigen Weihnachtsdeko<br />

in der US-Regierungszentrale.Der<br />

„Geist Amerikas“ erstrahle<br />

im Weißen Haus,schrieb sie<br />

dazu. (dpa)<br />

Toter Pottwal mit 100<br />

Kilogramm Müll im Magen<br />

Im Magen eines toten Pottwals haben<br />

Experten in Schottland etwa<br />

100 Kilogramm Müll entdeckt.<br />

Reste vonFischernetzen, Seile,Tüten,<br />

Verpackungsbänder und Plastikbecher<br />

hatten sich im Magen zu<br />

einem riesigen Ball geformt, wie<br />

der britische Sender BBC am Montag<br />

berichtete.Der Müll stammt<br />

demnach vomFestland und vonFischerbooten.<br />

(dpa)<br />

Australische Polizei filmt<br />

Handy-Sünder im Auto<br />

MitKameras geht die Polizei im australischen<br />

NewSouth Wales jetzt gegen<br />

die verbotene Handy-Nutzung<br />

im Straßenverkehr vor. Seit Anfang<br />

Dezember filmen die Behörden den<br />

Fahrerbereich vonAutos mit hochauflösenden<br />

Kameras,wie die Regierung<br />

in Australiens bevölkerungsreichstem<br />

Bundesstaat am Montag<br />

mitteilte.Bislang wurden Handy-<br />

Sünder nur verwarnt, demnächst<br />

sollen Strafen von344 australischen<br />

Dollar (210 Euro)gelten. (dpa)

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