Automationspraxis 12.2019
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automationspraxis.de<br />
12_Dezember 2019<br />
Insider gibt Einblicke<br />
Wo steht China bei Robotik<br />
und KI? Seite 28<br />
Materialfluss im Fokus<br />
Produktion und Logistik<br />
wachsen zusammen Seite 46<br />
Macher 2019<br />
Die Köpfe des Jahres im<br />
Überblick Seite 60<br />
Fahrerloser Transport<br />
erobert Fabriken
2 Dezember 2019<br />
info@pueschel-group.com<br />
www.pueschel-group.com
_Editorial<br />
Armin Barnitzke<br />
Stellv. Chefredakteur<br />
<strong>Automationspraxis</strong><br />
Sensibel<br />
wenn’s darauf<br />
ankommt!<br />
Was bleibt von 2019?<br />
Es ist Dezember – das Jahr nähert sich dem Ende und gibt uns die Gelegenheit,<br />
2019 ein wenig Revue passieren zu lassen. Beispielsweise haben<br />
wir für Sie auf den Seiten 60 bis 63 zusammengestellt, welche Köpfe<br />
und Persönlickeiten das Automationsjahr geprägt haben.<br />
Also: Was bleibt von 2019? In Sachen Cobots ist es sicher ein Jahr der Ernüchterung:<br />
Zwar betreten immer mehr Cobot-Player die Bühne, die Zahl<br />
der installierten Cobots bleibt aber überschaubar. Laut World Robotics Report,<br />
der erstmals den Markt für kollaborative Roboter analysiert, sind nur<br />
3,24 % der installierten Roboter Cobots. Da ist also noch Luft nach oben.<br />
Apropos „Luft oben“: Dünn scheint die Luft oben in den Clouds der IoT-<br />
Plattformen zu werden. Nachdem Kuka seine Cloud-Tochter Connyun schon<br />
2018 an Körber verkaufte, hat 2019 nun Trumpf seine Cloud-Tochter<br />
Axoom an GFT abgegeben. „Das Thema ist zu groß – auch für Trumpf. Der<br />
Kampf im Plattformmarkt wird immer härter werden“, kommentiert ein<br />
Plattform-Experte im Vertrauen.<br />
Und tatsächlich könnte 2019 als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem<br />
die großen US-Cloud-Giganten ihren Siegeszug in der Industrie begannen.<br />
Schließlich haben 2019 mit VW und BMW gleich zwei deutsche Automobilriesen<br />
angekündigt, mit Amazon beziehungsweise Google große Industrie-<br />
Cloud-Plattformen zu starten, in die sie auch ihre Zulieferer integrieren wollen.<br />
Ob bei soviel Plattform-Power die von Bundeswirtschaftsminister Peter<br />
Altmaier angekündigte Europa-Cloud Gaia X überhaupt eine Chance hat?<br />
Man darf gespannt sein. Auch 2020 werden uns also bei der <strong>Automationspraxis</strong><br />
die spannenden Themen nicht ausgehen.<br />
↓<br />
PS: Spannend wird auch das automatica-Forum, das wir vom 16. bis 19. Juni<br />
2020 auf der Münchner automatica veranstalten. Diesen Termin sollten Sie<br />
sich daher unbedingt schon mal vormerken.<br />
Der Motoman HC10 ist ein hybrider<br />
Roboter – sensibel im kollaborativen<br />
Betrieb mit Menschen und ein vollwertiger<br />
Industrieroboter, wenn gewünscht.<br />
Ein Roboter für alle Fälle –<br />
wie praktisch.<br />
YASKAWA Europe GmbH<br />
Robotics Division<br />
robotics@yaskawa.eu.com<br />
Telefon +49-81 66-90-0<br />
www.yaskawa.eu.com<br />
Dezember 2019 3
_Inhalt<br />
Inhalt<br />
16<br />
Analytisch: Wie<br />
PIA Automation<br />
mit Datenana -<br />
lyse die Kunden<br />
bei der Produk-<br />
tionsoptimie-<br />
rung unterstützt,<br />
erläutert<br />
Bild: PIA<br />
PIA-Geschäftsführer<br />
Thomas<br />
Ernst.<br />
26<br />
Kommunikativ:<br />
Die digitale<br />
Transformation<br />
beleuchtet Vordenker<br />
Dr. Jörg<br />
Wallner in einer<br />
exklusiven<br />
Serie. Teil 1:<br />
Kunden-Kommunikation<br />
im<br />
Wandel.<br />
Bild: 2b Ahead<br />
Bid: Stieler<br />
28<br />
Chinesisch: Wo<br />
steht China bei<br />
Robotik und<br />
Künstlicher Intelligenz?<br />
Der<br />
China-Kenner<br />
Georg Stieler<br />
gibt einen exklusiven<br />
Blick hinter<br />
die Kulissen.<br />
46<br />
Logistisch: Produktion und<br />
Logistik müssen zusammenwachsen.<br />
Elmar Issing, Vice<br />
President Corporate Future<br />
Markets & Innovations bei<br />
SSI Schäfer, sagt warum.<br />
Bild: SSI Schäfer<br />
4 Dezember 2019
_Inhalt<br />
_Titelthema<br />
08 Vielfältiger fahrerloser Transport<br />
Tünkers Maschinenbau treibt FTS-Boom<br />
_Interview des Monats<br />
16 „Big Data und Data Analytics im Fokus“<br />
PIA-Geschäftsführer Thomas Ernst im Interview<br />
_Industrie 4.0<br />
20 Smarte Systemanalyse optimiert OEE<br />
Datengetriebene Kennzahlenanalyse<br />
_Trend des Monats<br />
28 Wo steht China bei KI und Robotik?<br />
China-Experte Georg Stieler gibt Einblicke<br />
NEW<br />
ON THE<br />
MARKET<br />
COBOT CZ<br />
KOLLABORATIV UND KOMPAKT<br />
für eine sichere<br />
Mensch-Roboter-Kollaboration<br />
Direktes Teach-In ermöglicht<br />
den universellen Einsatz, von der Montage<br />
bis zur Kommissionierung<br />
_Robotik<br />
34 Lernfähige Palettierzelle<br />
Bearbeitung von Wendeschneidplatten<br />
_Projekt des Monats<br />
36 Universelle Roboterzelle für Pick and Place<br />
Rau bis Reinraum: Robotik für alle Umgebungen<br />
_Handhabung & Montage<br />
43 Von der Achse zur kompletten Lösung<br />
Portal- und Handlingsysteme mit Lineareinheiten<br />
_Logistik<br />
50 Distributionszentrum automatisiert<br />
Fahrerloses Transportsystem bringt Paletten<br />
_Vision & Sensorik<br />
56 Deep Learning ergänzt Regel-Bildverarbeitung<br />
Vision-Inspektion der nächsten Generation<br />
_Macher der Automation<br />
60 Prägende Köpfe von 2019<br />
Macher des Jahres im Überblick<br />
_10 Fragen an<br />
66 „Leben und leben lassen“<br />
10 Fragen an Hanns Windele, Bright Machines<br />
_Rubriken<br />
14 Personalien<br />
15 News/Termine<br />
64 Impressum / Inserenten<br />
MADE IN JAPAN<br />
www.nachi.de<br />
ROBOTICS | TOOLS | H Y D R A U L IDezember C S | BEARINGS<br />
2019 5
_Inhalt<br />
Praxis-Highlights im Dezember<br />
Bild: B&R<br />
32<br />
Integrierte Roboter: Mit Robotern des Mutterhauses<br />
ABB bietet B&R nun maschinenintegrierte Robotik<br />
und Mschinenautomation aus einer Hand.<br />
Bild: Toolcraft<br />
35<br />
Komplette Lösung: Zur Produktion und Ver -<br />
packung eines Cerumenfilters für Hörgeräte<br />
hat Toolcraft eine Komplettlösung aus Spritzguss,<br />
Formenbau und Robotik realisiert.<br />
Bild: IEF Werner<br />
42<br />
Perfekter Absprung: Für das Ski-Internat Furtwangen<br />
hat IEF-Werner ein Achssystem entwickelt, das<br />
den Absprung von der Schanze perfekt simuliert.<br />
52<br />
Optimaler Materialfluss:<br />
Mit Fördertechnik<br />
von Haro automatisiert<br />
der Glasverpackungshersteller<br />
Noelle + von Campe<br />
seinen Materialfluss<br />
Schritt für Schritt.<br />
Insider gibt Einblicke<br />
Wo steht China bei Robotik<br />
und KI? Seite 28<br />
12_Dezember 2019<br />
Materialfluss im Fokus<br />
Produktion und Logistik<br />
wachsen zusammen Seite 46<br />
automationspraxis.de<br />
Macher 2019<br />
Die Köpfe des Jahres im<br />
Überblick Seite 60<br />
Fahrerloser Transport<br />
erobert Fabriken<br />
Zum Titel<br />
Fahrerlose Transportsysteme<br />
(FTS) erleben<br />
derzeit einen Boom.<br />
Der Ratinger Maschinenbauer<br />
Tünkers treibt<br />
diesen Trend voran und<br />
punktet dank des modularen<br />
Aufbaus seiner<br />
FTS mit einer großen<br />
Vielfalt an mobilen<br />
Transportsystemen.<br />
Seite 08<br />
Bild: Haro<br />
6 Dezember 2019
Industrie<br />
Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
Werden Sie<br />
Aussteller auf dem<br />
3. mav Themenpark<br />
Digitalisierung<br />
und Automatisierung<br />
auf der METAV 2020<br />
in Düsseldorf<br />
Auf dem 3. mav Themenpark Digitalisierung<br />
und Automatisierung auf der METAV<br />
präsentieren nationale und internationale<br />
Technologieführer erfolgreich realisierte<br />
Problemlösungen. Sind auch Sie im Bereich …<br />
… Neue Geschäftsmodelle und Datensicherheit<br />
… Vernetzte Programmierung und Simulation<br />
… Intelligente Komponenten<br />
… Reibungsloser Datenfluss durch Vernetzung<br />
… Maschine 4.0: Digitalisierung erhöht die Produktivität<br />
… Smart Tools für die Fertigung von morgen<br />
… Identifizierung und Kontrolle<br />
… Flexible Automation ab Losgröße 1<br />
… Lösungen zur vorbeugenden Wartung<br />
tätig?<br />
Anmeldeschluss:<br />
09.<strong>12.2019</strong><br />
Wir laden Sie ein, Ihre Kompetenzen und Innovationen<br />
einem internationalen Publikum aus den unterschiedlichsten<br />
Anwenderbranchen zu präsentieren.<br />
Werden Sie Teil dieses Gemeinschaftsprojekts und fordern<br />
Sie noch heute Ihre persönlichen Projektunterlagen an:<br />
ann-kathrin.klemmer@konradin.de<br />
Bild: rawpixel.com<br />
Veranstalter:<br />
Veranstaltungort:<br />
Dezember 2019 7
_Titelgeschichte<br />
FTS-Markt entwickelt sich in den nächsten Jahren explosionsartig<br />
Große Vielfalt für Fahrerlose<br />
Transportsysteme<br />
Fahrerlose Transportsysteme (FTS) erleben derzeit einen Boom, gerade in der<br />
Automobilindustrie. Der Ratinger Maschinenbauer Tünkers treibt diesen Trend<br />
voran und punktet dank des modularen Aufbaus seiner FTS mit einer großen<br />
Vielfalt an mobilen Transportsystemen.<br />
Bild: Tünkers<br />
8 Dezember 2019
<strong>Automationspraxis</strong><br />
TITELGESCHICHTE<br />
exklusiv<br />
Aufgrund des Großauftrags eines<br />
führenden deutschen Automobilkonzerns<br />
erweitert<br />
Tünkers am Standort Ratingen<br />
aktuell seine Produktionskapazitäten<br />
für FTS. Tünkers<br />
plant in der FTS-Serienproduktion<br />
die Montage von circa<br />
1000 Fahrerlosen Transportfahrzeugen<br />
pro Jahr und<br />
Schicht – der maximale Jahresoutput<br />
liegt also bei rund<br />
3000 Fahrzeugen.<br />
Dezember 2019 9
_Titelgeschichte<br />
Mobile Transportsysteme sind mächtig im<br />
Kommen. Um stolze 60 % sind die Stückzahlen<br />
an verkauften Logistikrobotern<br />
2018 gestiegen, berichtet der Weltroboterverband<br />
IFR: 2018 wurden fast 111.000 autonome Fahrerlose<br />
Transportfahrzeuge (FTF) verkauft – 2017<br />
waren es 69.000. Und bereits 2017 waren die<br />
FTF-Stückzahlen um 162 % gewachsen.<br />
Treibende Kräfte des Booms für Fahrerlose Transportsysteme<br />
(FTS) sind neben Warenlager-Lösungen<br />
für große E-Commerce-Unternehmen oder<br />
Logistiklösungen für Kliniken und Krankenhäuser<br />
auch industrielle Fertigungen, vor allem in der Automobilindustrie.<br />
„Die aktuelle Forderung nach<br />
mehr Flexibilität in der Automobilfertigung mit<br />
der Zielvorgabe einer quasi frei programmierbaren<br />
Fabrik machen FTS nun auch für den Karosseriebau<br />
interessant. Im Getriebe- und Motorenbau<br />
hat sich die FTS-Technik ohnehin bereits etabliert“,<br />
berichtet Christian Dreyer, FTS-Produktmanager<br />
bei Tünkers Maschinenbau. „Sinkende<br />
Preise, robustere Technik und neue Navigationssysteme<br />
fördern diesen Trend.“<br />
Extreme Nachfrage erwartet<br />
Mit einem eigens entwickelten Feinpositionierungssystem<br />
macht Tünkers autonome FTS-<br />
Anwendungen auch außergewöhnlich präzise.<br />
Und davon profitiert auch der Maschinenbauer<br />
Tünkers. Der Großauftrag eines führenden deutschen<br />
Automobilkonzerns macht am Standort Ratingen<br />
kurzfristig eine Erweiterung der Produktionskapazitäten<br />
notwendig. Nördlich des aktuellen<br />
Betriebsgeländes hat Tünkers daher ein Grundstück<br />
mit rund 46.000 m 2 erworben. Geplant sind<br />
hier sieben neue Gebäude, darunter Montage- und<br />
Lagerhallen.<br />
„Aufgrund der extremen Nachfrage aus der Industrie<br />
gehen wir davon aus, dass sich das Marktsegment<br />
in den nächsten Jahren explosionsartig<br />
entwickeln wird“, sagt Geschäftsführer Olaf Tünkers.<br />
„Und wir rechnen damit, dass wir uns dabei<br />
eine wichtige Marktposition, vor allem in der Automobilindustrie,<br />
erarbeiten können“.<br />
Aktuell plant Tünkers in der Serienproduktion die<br />
Montage von circa 1000 Fahrerlosen Transportfahrzeugen<br />
pro Jahr und Schicht, berichtet Dreyer:<br />
„Somit können wir einen maximalen Jahresoutput<br />
von rund 3000 Fahrzeugen sicherstellen.“<br />
Zu den Hauptabnehmern gehöre die Automobilindustrie<br />
und deren Zulieferer, aber auch jeder andere<br />
Kunde, der seinen Logistikprozess automatisieren<br />
möchte.<br />
Kooperation mit Sinova<br />
Ganz neu ist das Thema elektrische Transportfahrzeuge<br />
für die Ratinger indes nicht: „Bereits<br />
seit über 40 Jahren fertigt Tünkers Elektromobile<br />
für die Rehabilitation und Logistik“, betont Olaf<br />
Tünkers. „Unser wichtigstes Produkt in diesem<br />
Segment ist der Airport-Scooter, der unter anderem<br />
auf den Flughäfen Frankfurt, Düsseldorf, Singapur,<br />
Paris und Dubai für den Transport von Gepäckwagen<br />
eingesetzt wird.“<br />
Das FTS-Segment beackert Tünkers in Kooperation<br />
mit dem brasilianischen FTS-Spezialisten Sinova.<br />
Die 2005 gegründete Sinova hat viel Erfahrung<br />
in der spurgeführten sowie Laser-Navigation<br />
und ihren Hauptsitz in Sao Paulo, quasi in direkter<br />
Nachbarschaft der brasilianischen Tünkers-<br />
Tochter. „Es gibt also weder räumlich noch kulturell<br />
Probleme“, so Dreyer.<br />
In Kooperation mit dem Spezialisten Sinova bietet<br />
Tünkers verschiedene Automationslösungen an.<br />
Bild: Tünkers<br />
Bild: Tünkers<br />
In Kooperation mit dem FTS-Spezialisten Sinova<br />
bietet Tünkers verschiedene FTS-Lösungen<br />
an. Neben Versorgungs-FTF zum Transport der<br />
Teile zwischen Bestands- und Produktionslinie<br />
sowie Transport-FTF zum sicheren Transport<br />
von Teilen durch Gänge und Flure installiert<br />
Tünkers auch Prozesslinien-FTF zur Bearbeitung<br />
und Montage direkt auf dem FTF.<br />
10 Dezember 2019
_Titelgeschichte<br />
„Aufgrund der extremen Nachfrage aus der Industrie<br />
gehen wir davon aus, dass sich das Marktsegment<br />
FTS in den nächsten Jahren explosionsartig<br />
entwickeln wird.“<br />
Olaf Tünkers, Tünkers Maschinenbau<br />
Baukasten für Greifer und Spanner<br />
„Neben Versorgungs-FTF zum Transport der Teile<br />
zwischen Bestands- und Produktionslinie sowie<br />
Transport-FTF zum sicheren Transport von Teilen<br />
durch Gänge und Flure trotz Bewegung von Menschen<br />
und anderen Fahrzeugen, installieren wir<br />
auch Prozesslinien-FTF zur sicheren Bearbeitung<br />
und Montage direkt auf dem Fahrzeug“, sagt<br />
Dreyer. Hierzu werden fahrerlose Plattformen mit<br />
unterschiedlicher Spann- und Greiftechnik aus<br />
dem Tünkers-Baukasten versehen.<br />
Neben den Plattformen für Montagelinien umfasst<br />
das Tünkers-Programm auch Schlepper, Unterfahrschlepper,<br />
Rollenbahnen und Staplerfahr-<br />
zeuge. „Wir haben ein sehr vielfältiges Programm“,<br />
berichtet Dreyer.<br />
Das frei navigierbare Stauförder-FTF beispielsweise<br />
ermöglicht die freie Gestaltung des Werks- oder<br />
Zellenlayouts. Jedes FTF wird als zusätzlicher<br />
Bauteilpuffer eingesetzt und kann vom Werker,<br />
Roboter oder auch direkt von einem angekoppelten<br />
Stauförderer beladen werden. „Die letztgenannte<br />
Variante bringt einen enormen Zeitvorteil<br />
mit sich, da das Be- und Entladen in nur einem Arbeitsschritt<br />
erfolgen kann“, sagt FTS-Experte<br />
Dreyer. Auch größere Entfernungen, eine nicht geradlinige<br />
oder eine Förderung durch mehrere Gebäudekomplexe<br />
stellen für das Stauförder-FTF<br />
kein Problem dar.<br />
Bild: Tünkers<br />
Geschäftsführer Olaf<br />
Tünkers: „Bereits seit<br />
über 40 Jahren fertigt<br />
Tünkers Elektromobile<br />
für die Rehabilitation und<br />
Logistik.“<br />
Die verschiedenen Arten der Fahrerlosen Transportfahrzeuge<br />
·<br />
Stapler-FTF: Als autonomes Flurfahrzeug,<br />
das den Leistungsumfang eines vom Werker<br />
gesteuerten Fahrzeugs ersetzt. Flexible Aufnahme<br />
von Paletten, Werkstücken oder Großladungsträgern,<br />
die bodenseitig oder in Regalsystemen<br />
angeordnet sind.<br />
· Unterfahrschlepper-FTF: Transport von rollengelagerten<br />
Behältern und Sequenzwagen<br />
durch Unterfahren (Tunneln) und Andocken.<br />
Kuppeln erfolgt elektrisch/pneumatisch. Vorteil<br />
der Trennung von FTF als reine Antriebseinheit<br />
und den mit Normkupplung versehenen<br />
Transportbehältern.<br />
· Coil-FTF: Sonderbauform, ausgerichtet auf<br />
den Transport von Coils unterschiedlicher<br />
Durchmesser. Integrierte Hubfunktion ähnlich<br />
Stapler-FTF.<br />
· Ladungsträger-FTF: Bauteilaufnahme als<br />
einfaches Trägersystem in modularer Bauweise,<br />
ähnlich einem Robotergreifersystem, zur sicheren<br />
Aufnahme und Positionierung des Bauteils<br />
beim Verfahren oder an beliebigen Orten.<br />
· Stauförderer-FTF: Fusion des Stauförderers<br />
mit einem FTF. Die genormten Stauförderpaletten<br />
dienen als Bindeglied der Logistikkette.<br />
Die mit Bauteilen bestückten Paletten werden<br />
beim Andocken eingesteuert und die Leerpaletten<br />
gleichzeitig im Untertransport zurück<br />
gefördert.<br />
· Rollenbahn-FTF: Ausgerüstet für den<br />
Transport von Normbehältern. Elektrisch angetriebene<br />
Rollenbahn zur Übernahme oder<br />
Übergabe des Behälters in den Bahnhöfen/Stationen.<br />
Bei passiven Bahnhöfen/Stationen<br />
kann das FTF mit einem Teleskopgreifsystem<br />
ausgestattet werden, um selbstständig Normbehälter<br />
auf das FTF zu fördern.<br />
· Hub-FTF: Ausgestattet mit einer zusätzlichen<br />
Hubeinheit, mit der verschiedene Höhenstufen<br />
in Ent- und Beladestationen kompensiert<br />
werden. Optional gestaltet zum Beispiel<br />
als FTF mit Ladungsträger, Stauförderer oder<br />
Rollenbahn.<br />
· Schlepper-FTF: Transport von rollengelagerten<br />
Transportbehältern, Wagen oder auch<br />
Routenzügen. Ankopplung des Schleppers alternativ<br />
manuell oder automatisiert.<br />
· Skid-FTF: Transport von auf Skid aufgeständerten<br />
Rohkarossen oder kompletten Bodengruppen.<br />
Träger gestaltet als angetriebene<br />
Rollenbahn zur Übergabe der Karosse an die<br />
Skid-Rollenbahnstation.<br />
↓<br />
Dezember 2019 11
_Titelgeschichte<br />
Bild: Tünkers<br />
Bild: Tünkers<br />
Insbesondere in der Automobilindustrie will sich Tünkers<br />
mit seinen FTS eine wichtige Marktposition erarbeiten.<br />
Im Getriebe- und Motorenbau hat sich die<br />
FTS-Technik bereits etabliert. Die Forderungen<br />
nach mehr Flexibilität in der Automobilfertigung<br />
machen FTS nun auch für den Karosseriebau<br />
interessant.<br />
Präzise Positionierung<br />
Durch den Einsatz eines eigens entwickelten elektrischen<br />
Feinpositionierungssystems werden die<br />
autonomen Applikationen bei Tünkers außergewöhnlich<br />
präzise: Das elektrische Kopplungselement<br />
EMCP 80 ermöglicht eine Feinpositionierung<br />
von +/- 0,2 mm. Weiterer Vorteil ist die modulare<br />
und adaptive Bauweise der FTF aus Ratingen.<br />
So ist man nicht nur in Sachen Aufbau,<br />
sondern auch bei der Navigation sehr flexibel:<br />
Alle Neune – der Tünkers Baukasten<br />
Zur einfachen Umsetzung von<br />
Automationslösungen hat Tünkers<br />
einen modularen Baukasten<br />
entwickelt: Die neun Bausteine<br />
der Automation bieten standardisierte<br />
Lösungen für das Spannen,<br />
Positionieren, Greifen, Umformen,<br />
Fördern, Dosieren, Drehen,<br />
Schweißen und Transportieren.<br />
Mit diesem modularen Baukasten<br />
lassen sich alle Automationsaufgaben<br />
in einfache, immer<br />
wiederholende Funktionen gliedern.<br />
„So rückt das Ziel näher,<br />
Vorrichtungen nicht mehr individuell<br />
zu konstruieren, sondern<br />
entsprechend der benötigten<br />
Funktionen im CAD-System einfach<br />
modular zusammenzufügen“,<br />
sagt Olaf Tünkers. „Der<br />
Konstrukteur komponiert gewissermaßen<br />
die Fertigungsanlage.“<br />
Mindestens 80 % der Funktionen<br />
kann ein Anlagenbauer über<br />
den Automationsbaukasten abdecken.<br />
↓<br />
„Wir arbeiten hauptsächlich mit freier Navigation,<br />
bieten aber auch andere Navigationsarten<br />
an“, sagt Dreyer.<br />
Damit Mensch und Roboter gefahrlos miteinander<br />
arbeiten können, besitzen die Tünkers-FTF serienmäßig<br />
Sicherheitskomponenten zur Geschwindigkeitskontrolle,<br />
zur Anti-Kollisionskontrolle,<br />
zur Überwachung der Steuerzeiten sowie<br />
Not-Halt-Schalter. Die Umgebung des FTS wird<br />
von einem Lasersystem in einem Umkreis von bis<br />
zu 7 m überwacht. Sobald ein Hindernis erkannt<br />
wird oder ein Objekt in den einprogrammierten<br />
Sicherheitsbereich eintritt, löst das Lasersystem<br />
aus, das FTF wird abgebremst oder stellt den Betrieb<br />
sofort ein.<br />
Darüber hinaus wird der Zustand des FTF kontinuierlich<br />
überwacht und eine schnelle Identifizierung<br />
von Systemausfällen sichergestellt. Damit<br />
wird das Ausfallrisiko im Vergleich zu herkömmlichen<br />
Systemen um ein Vielfaches reduziert.<br />
So ist also das Feld bereitet, um die klassische starre<br />
Fließband-Fertigung Stück für Stück in eine flexible,<br />
frei programmierbare Fabrik umzuwandeln.<br />
Dreyer: „Zwar wird das FTF das klassische Förderband<br />
nicht komplett ersetzen können. Aber gerade<br />
bei komplizierten Förderwegen oder Transporten<br />
zwischen mehreren Hallen ist der Einsatz<br />
eines Fahrerlosen Transportsystems deutlich flexibler.“<br />
↓<br />
Tünkers Maschinenbau GmbH<br />
http://www.tuenkers.de<br />
12 Dezember 2019
»DAS LOHNT SICH:<br />
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Dezember 2019 13
_Personalien<br />
Bild: Hahn Group<br />
01<br />
Bild: Turck Bild: Kuka<br />
02<br />
Bild: Piab<br />
03<br />
04<br />
Bild: Siemens<br />
Bild: Lenze<br />
Bild: SMC<br />
05<br />
06<br />
07<br />
01 Daniel Bunse ist der neue CEO des Cobot-Spezialisten<br />
Rethink Robotics GmbH. Bunse löst Interim-CEO<br />
Philipp Unterhalt ab, der sich wieder auf seine Aufgaben<br />
als Managing Director der Hahn Group konzentriert.<br />
Daniel Bunse war bislang Geschäftsführer der<br />
Ruhrbotics GmbH, die nun zur Hahn Group gehört<br />
02 Wilfried Eberhardt, Chief Marketing Officer bei der<br />
Kuka AG, ist neuer Vorsitzender des europäischen Robotikverbands<br />
EUnited Robotics in Brüssel.<br />
03 Johannes Krumme ist beim Vakuum- und Greif-Spezialisten<br />
Piab neuer Country Manager DACH und<br />
Benelux. Sein Vorgänger Floris Rouw wurde zum Regional<br />
Director Northern Europe berufen.<br />
04 Michael Gröbner ist neuer Geschäftsführer der<br />
Werner Turck GmbH & Co. KG und zugleich in der<br />
Geschäftsführung der Turck Holding GmbH für das<br />
Ressort Produktion und Entwicklung verantwortlich.<br />
05 Ulrich Lampen leitet nun das Produktmanagement-<br />
Team bei SMC Deutschland.<br />
06 Dr. Jan Mrosik, Chief Operating Officer Digital Industries<br />
bei Siemens, wurde zum neuen Vorsitzenden<br />
des ZVEI-Fachverbands Automation gewählt.<br />
07 Burkhard Balz übernimmt beim Automatisierungsspezialisten<br />
Lenze die neu geschaffene Position des<br />
Senior Vice President Automation Systems.<br />
14 Dezember 2019
_Branchennews<br />
Termine<br />
Branchenticker + Branchenticker<br />
05.<strong>12.2019</strong> Expertenforum<br />
Digitalisierung in Neuhausen<br />
Expertenforum der Auto -<br />
mationspraxis bei Fanuc<br />
https://automationspraxis.<br />
industrie.de/events/<br />
15.-16.01.2020 all about<br />
automation Hamburg<br />
Fachmesse für Industrieautomation<br />
in Norddeutschland<br />
https://www.automationhamburg.com/de/<br />
04.-05.03.2020 all about<br />
automation Friedrichshafen<br />
Automatisierungsmesse in der<br />
Bodenseeregion<br />
https://www.automationfriedrichshafen.com<br />
12.03.2020 1. mav Inno -<br />
vationsforum Düsseldorf<br />
Zerspanung und Automation<br />
https://mav.industrie.de<br />
02.04.2020 mav Innovationsforum<br />
in Böblingen<br />
Treffpunkt für Zerspaner und<br />
Automatisierer<br />
https://mav.industrie.de/mavinnovationsforum/<br />
Hahn übernimmt REI und Ruhrbotics<br />
Die Hahn Group ist weiter auf Einkaufstour:<br />
Mit der Übernahme der<br />
REI Automation stärkt Hahn seine<br />
US-Präsenz. Zudem baut Hahn mit<br />
Ruhrbotics aus Recklinghausen seine<br />
Robotik-Kompetenz aus.<br />
SKF und Cognex kaufen KI<br />
Der schwedische Wälzlagerhersteller<br />
SKF übernimmt Presenso aus Israel,<br />
KI-Spezialist für die vorausschauende<br />
Instandhaltung. Und Cognex baut mit<br />
der Übernahme des koreanischen<br />
Deep-Learning-Spezialisten Sualab seine<br />
Position im Bereich der KI-basierten<br />
Bildverarbeitung aus<br />
Turck stärkt IoT-Kompetenz<br />
Mit einer Minderheitsbeteiligung<br />
am Duisburger Radarspezialisten<br />
Asinco stärkt Turck sein Knowhow<br />
in Sachen Smart-Sensor, Software,<br />
Steuerungstechnik und maschinelles<br />
Lernen.<br />
Siemens kauft Edge-Technik<br />
Siemens plant, die Edge-Technologie<br />
von Pixeom zu erwerben und sich so<br />
mit Software für die Ablaufumgebung<br />
von Apps sowie für das Geräte-Management<br />
zu verstärken.<br />
Igus sucht clevere Low-Cost-Robotik<br />
Mit dem Roibot-Wettbewerb sucht<br />
Igus nach Low-Cost-Robotics Anwendungen,<br />
die zu einem schnellen Return<br />
on Investment geführt haben. Die<br />
Preisverleihung durch Igus erfolgt auf<br />
der automatica 2020 in München.<br />
Atlas Copco will Scheugenpflug<br />
Die schwedische Atlas Copco will den<br />
Klebe- und Dosiertechnik-Anbieter<br />
Scheugenpflug aus Neustadt an der<br />
Donau übernehmen. Scheugenpflug<br />
wird in die Division Industrielle Montagelösungen<br />
integriert, zu der auch<br />
die SCA (Kleben), Klingel Fügetechnik<br />
(Fließlochschrauben) und Henrob<br />
(Nieten) gehören.<br />
Mit dem “Dreieck” erhöhen Sie die<br />
Flexibilität des Halses.<br />
Mit uns die Flexibilität<br />
Ihrer Produktion.<br />
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Erhöhte Lebensdauer des<br />
Schlauchpakets<br />
26.-28. November<br />
Halle 8 | 318<br />
Dezember 2019 15
_Interview des Monats<br />
Interview: Thomas Ernst, Geschäftsführer/CSO, PIA Automation<br />
„Wir konzentrieren uns auf<br />
Big Data und Data Analytics“<br />
Wie PIA Automation die Digitalisierung adressiert und wie PIA mit Datenanalyse<br />
die Kunden bei der Produktionsoptimierung unterstützt, erläutert PIA-Geschäftsführer<br />
und CSO Thomas Ernst.<br />
Autor: Armin Barnitzke<br />
AP: Die PIA Automation ist aus dem Zusammenschluss<br />
von PIA in Bad Neustadt, IMA Automation<br />
in Amberg und M&R Automation in Grambach/Graz<br />
entstanden. Wo liegen die Stärken<br />
der PIA Gruppe?<br />
Ernst: PIA ist ein One-Stop-Solution Provider, der<br />
die Stärken und Kompetenzen all seiner Standorte<br />
nutzt. Organisiert in Strategic Business Units<br />
(SBU), die mit Eigenverantwortung agieren, werden<br />
innerhalb des globalen PIA Netzwerks Synergieeffekte<br />
ideal genutzt und das Knowhow aller<br />
Standorte geteilt.<br />
AP: Welche Branchen und Anwendungen adressieren<br />
Sie hauptsächlich?<br />
Ernst: In der Automotive-Branche liegt unser Fokus<br />
klar auf klar auf Powertrain und E-Mobility,<br />
etwa Batteriemontage, sowie auf Anlagen für Kameras<br />
und Sensoren für Fahrerassistenzsysteme.<br />
Daneben bauen wir unsere Basis in der Medizintechnik<br />
und dem Konsumgütergeschäft aus. Alle<br />
genannten Bereiche interessieren uns – weil sie einerseits<br />
zukunftsträchtig sind, aber auch weil sie<br />
unterschiedliche Zyklizitäten haben. Allen gemein<br />
ist, dass wir mit unserer Digitalisierungsstrategie<br />
„PIA 4.0“ jedem Kunden – unabhängig von der<br />
Branche – helfen können, seine Produktivität zu<br />
steigern.<br />
AP: Was genau steckt hinter Ihrer Digitalisierungsstrategie<br />
PIA 4.0?<br />
Ernst: Wir konzentrieren uns auf den Themenbereich<br />
Datenkonnektivität, Big Data und Industrial<br />
Data Analytics. Es geht also darum, Daten zu analysieren,<br />
um uns aus der deskriptiven und diagnostizierenden<br />
Situation in die präventive vorzuarbeiten.<br />
Wir haben dazu in der PIA Industrial<br />
App Suite eigene Softwarelösungen entwickelt.<br />
AP: Nämlich?<br />
Ernst: Das digitale Portfolio der PIA Automation<br />
kann man generell in drei Bereiche unterteilen.<br />
Zunächst bieten wir eine Reihe von Applikationen<br />
an, welche die Visualisierung von vorhandenen<br />
Daten gewährleistet. Hierzu zählt beispielsweise<br />
PIA-Dynamics. Im zweiten Schritt werden weitere<br />
Analyseverfahren eingebunden, um die Datentransparenz<br />
zu erhöhen und beispielsweise mittels<br />
Regressionsanalyse, Fehlerursachen zu ermitteln.<br />
Zu diesem Bereich zählen wir das Tool PIA-Optimum.<br />
Und in einem dritten Schritt binden wir Artificial-Intelligence-Algorithmen<br />
in unsere Software-Applikationen<br />
ein und erreichen Vorhersagen<br />
zu Qualitäts- und Ausfallraten. Die entsprechenden<br />
Produkte befinden sich aber derzeit noch<br />
im Entwicklungsstadium.<br />
„Das digitale Portfolio der PIA Automation kann<br />
man in drei Bereiche unterteilen. Datenvisualisierung,<br />
Datenanalyse und Artificial Intelligence.“<br />
Thomas Ernst, PIA Automation<br />
Thomas Ernst ist Chief Sales Officer<br />
(CSO) der PIA Automation Holding<br />
GmbH. Zuvor leitete er Vertrieb<br />
und Business Development<br />
bei der IMA Automation Amberg,<br />
die nun Teil der PIA Gruppe ist.<br />
16 Dezember 2019
<strong>Automationspraxis</strong><br />
Interview des Monats<br />
exklusiv<br />
Bild: PIA<br />
Dezember 2019 17
_Interview des Monats<br />
Bild: PIA Automation<br />
Bild: PIA Automation<br />
Ziel von PIA ist es, Daten zu analysieren,<br />
um sich dann aus der diagnostizierenden<br />
Situation in die präventive vorzuarbeiten.<br />
PIA-Optimum ist ein Tool zur Datensammlung und<br />
Datenanalyse für Montageanlagen, um auf Basis der<br />
Auswertungen Optimierungsmaßnahmen abzuleiten.<br />
AP: Was genau steckt hinter Ihrer Software<br />
PIA-Dynamics?<br />
Ernst: Die Aufgaben liegen neben der Visualisierung<br />
der Benutzeroberflächen einer Messmaschine<br />
auch in der Digitalisierung, Skalierung und Kalibrierung<br />
von Sensorwerten. Die Messdaten werden<br />
in einer Datenbank archiviert und können jederzeit<br />
zur Prozesskontrolle visualisiert werden.<br />
Unser Tool hat dabei eine Reihe von Vorteilen: So<br />
bietet PIA-Dynamics Flexibilität in der Oberflächengestaltung,<br />
Stichwort Dashboards. Der Zugriff<br />
ist mit allen browserfähigen Geräten möglich,<br />
Messabläufe können über einen graphischen<br />
Editor einfach angepasst werden.<br />
AP: Nach der Visualisierung kommt die Optimierung:<br />
Was macht PIA-Optimum?<br />
Ernst: PIA-Optimum ist ein Tool zur Datenanalyse<br />
für Montageanlagen, um mittels softwarebasierter<br />
Unterstützung einfache und schnelle Analysen<br />
durchzuführen und daraus verlässliche Optimierungsmaßnahmen<br />
abzuleiten. PIA-Optimum<br />
optimiert schrittweise alle Bereiche und sorgt so<br />
für eine höhere Gesamtanlageneffektivität. Einzigartig<br />
an PIA-Optimum ist, dass es Produktionsdaten<br />
von Mensch und Maschine berücksichtigt. Die<br />
konkreten Handlungsempfehlungen reichen von<br />
der Anpassung des Anlagen-Layouts bis zur Schulung<br />
der Benutzer.<br />
AP: Geht es PIA nur um Softwareprodukte?<br />
Ernst: Nein. Die Grenze zwischen Produkten und<br />
Services verschwimmt zunehmend; gerade an der<br />
Schnittstelle von Maschinenbau und Digitalisierung<br />
spielen smarte Dienstleistungen eine wesentliche<br />
Rolle. Wir haben für diese Smart Services bereits<br />
früh die Weichen gestellt und eine eigene I4.0<br />
Abteilung an unserem Standort in Österreich geschaffen.<br />
Dort arbeiten rund 10 Mitarbeiter an<br />
diesen I4.0-Lösungen. Seit 1. April verstärkt und<br />
verantwortet Claude Eisenmann die Digitalisierungsmaßnahmen<br />
in der PIA Gruppe in seiner<br />
neuen Funktion als Chief Digital Officer. Mit zusätzlichen<br />
Experten und Spezialisten aus weiteren<br />
fünf PIA Standorten, sowie mit ausgewählten<br />
Partnern setzt Claude Eisenmann die Vision „PIA<br />
4.0“ in die Realität um. ↓<br />
PIA Automation Holding GmbH<br />
www.piagroup.com<br />
Bild: PIA Automation<br />
Mit seinen Montageanlagen konzentriert sich PIA Automation<br />
auf die Themen Automotive/Elektromobilität<br />
sowie Medizintechnik und Consumer.<br />
18 Dezember 2019
Bild: Lenze<br />
Lenze bietet durchgängige<br />
Werkzeuge<br />
und Services für digitales<br />
Engineering.<br />
Durchgängige Datennutzung dank Asset Administration Shell<br />
Maschinenbau: Tools fürs<br />
digitale Engineering<br />
Die digitale Transformation lebt von der engen Verknüpfung der verfügbaren<br />
Daten. Lenze treibt daher das digitale Engineering voran.<br />
WIR<br />
SAGEN<br />
DANKE.<br />
Basis für eine durchgängige Datennutzung<br />
– von Entwicklung und Konstruktion<br />
bis zum laufenden Betrieb<br />
(für Wartung, Services und Retrofit) ist die<br />
im Referenzarchitekturmodell Industrie 4.0<br />
(RAMI 4.0) definierte Asset Administration<br />
Shell (AAS), die sogenannte Verwaltungsschale.<br />
Letztlich sei diese wie ein Container,<br />
in dem für jedes Asset die relevanten Daten<br />
gesammelt werden, so der Maschinenautomationspezialist<br />
Lenze. Mit Arbeit in Standardisierungsgremien<br />
und passenden Tools<br />
und Apps für das digitale Engineering treibt<br />
Lenze die durchgängige Datennutzung im<br />
Maschinenbau voran.<br />
Eines der zentralen Werkzeuge der Hamelner<br />
für das digitale Engineering ist der Easy<br />
System Designer. Dieses webbasierte Planungswerkzeug<br />
soll den Anwender bei der<br />
kompletten Planung von Maschinenlösungen<br />
aus Automatisierungs- und Antriebskomponenten<br />
sowie Software unterstützen.<br />
Basierend auf dem integrierten Automatisierungswissen<br />
prüft das Tool die erarbeitete<br />
Systemlösung hinsichtlich ihrer Realisierbarkeit<br />
und dokumentiert alles Notwendige für<br />
die Beteiligten im Engineering-Prozess. Das<br />
spart wertvolle Planungszeit und reduziert<br />
die Risiken im Projekt.<br />
Im Sinne des digital Engineering kann die<br />
Gesamtlösung dann in den Warenkorb des<br />
Easy Product Finders überführt werden, um<br />
den Angebotsprozess zu beschleunigen. Anschließend<br />
ist es möglich, ein PLC-Programm<br />
auf Basis der Systemlösung vorzubereiten.<br />
Die Maschinenstruktur, ausgewählte<br />
Hardware-Komponenten und Software-<br />
Module sowie die Applikationsparameter<br />
und weitere Projektdaten stehen dem Programmierer<br />
in seiner Engineering-Umgebung<br />
zur Verfügung. Parallel dazu füllt sich<br />
die Asset Administration Shell: Sie wird mit<br />
allen Tools, die die Struktur der AAS kennen<br />
und verstehen, weiterverarbeitet.<br />
Dass die AAS nicht nur ein theoretisches<br />
Konzept ist, demonstriert Lenze bereits im<br />
Live-Betrieb einer Pickerzelle. Dabei lassen<br />
sich aus der umfassenden Datenverfügbarkeit<br />
auch tiefergehende Informationen gewinnen,<br />
ohne dass zusätzliche Messpunkte<br />
installiert werden müssen. So kann aus den<br />
Daten der Komponenten gepaart mit Applikations-Knowhow<br />
und geeigneten Analysewerkzeugen<br />
ein Condition Monitoring aufgebaut<br />
werden.<br />
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Lenze SE<br />
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Weltweit erfolgreiche Unternehmen<br />
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Anlagenbau, Transfersysteme<br />
und Arbeitsplätze. Danke für<br />
Ihr Vertrauen. Gerne arbeiten<br />
wir täglich für Sie an der<br />
Zukunft der Automation.<br />
Dezember 2019 19<br />
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Forschung & Praxis<br />
IPA exklusiv<br />
Serie Industrie 4.0<br />
Datengetriebene Kennzahlenanalyse deckt Ursachen für Effektivitätsverluste auf<br />
Smarte Systemanalyse<br />
optimiert OEE<br />
Die smarte Systemanalyse des Fraunhofer IPA deckt in verketteten<br />
Anlagen Optimierungspotenziale auf. Mit der Weiterentwicklung können<br />
jetzt alle drei OEE-Faktoren (Verfügbarkeit, Leistung und Qualität)<br />
analysiert werden.<br />
_Industrie 4.0<br />
Autor: Julian Maier/Brandon Sai, Fraunhofer IPA<br />
Bei Kundenterminen werden häufig sehr unterschiedliche<br />
Ursachen genannt, warum eine Anlage<br />
nicht wie geplant läuft. Diese Schilderung<br />
basiert meistens auf Erfahrungswissen und teilweise<br />
auf Intuition – also auf subjektiven Annahmen. Wir<br />
haben es uns zur Aufgabe gemacht, objektive Transparenz<br />
über die Ursachen von Effektivitätsverlusten<br />
zu schaffen. Dies erreichen wir durch belastbare Statistiken,<br />
basierend auf den Realdaten der Maschine.<br />
Die Gesamtanlageneffektivität (Overall Equipment<br />
Effectiveness – OEE) ist die zentrale Kennzahl zur<br />
Leistungsbewertung technischer Anlagen. Sie kombiniert<br />
Verfügbarkeit, Leistung und Qualität und ist damit<br />
ein Indikator für die Produktivität einer technischen<br />
Anlage. Allerdings liefert sie keine direkten<br />
Handlungsempfehlungen zur Steigerung der OEE. Um<br />
Firmen bei der Identifikation von Optimierungspotenzialen<br />
zu unterstützen, haben wir mit dem OEE-<br />
Drilldown ein Auswertungstool entwickelt, welches<br />
die Ursachen und Zusammenhänge von Produktivitätsverlusten<br />
aufdeckt. Das Verfahren kombiniert dabei<br />
das etablierte methodische Vorgehen der Produktionsoptimierung<br />
mit einer KI-basierten Musteranalyse,<br />
um Daten in Informationen zu verwandeln.<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
Um Ursachen<br />
und Zusammenhänge<br />
von Produktivitätsverlusten<br />
aufzudecken,<br />
nutzen die<br />
IPA-Forscher<br />
Realdaten der<br />
Maschine.<br />
SPS-Daten als Basis<br />
Die Auswertung basiert auf den aufgezeichneten Signaldaten<br />
der SPS. Durch einen flexiblen SPS-Logger<br />
können proprietäre Protokolle der Maschinen ausgelesen<br />
oder eine direkte Verbindung mit der standardisierten<br />
OPC-UA-Schnittstelle genutzt werden. Zusätzlich<br />
kann die Auswertung durch Videodaten von Industriekameras<br />
oder durch weitere externe Sensoren<br />
für mehr Semantik und erhöhte Nachvollziehbarkeit<br />
erweitert werden. Aus diesen Daten werden OEE-relevante<br />
Informationen wie aufgetretene Stillstandszeiten,<br />
die Zykluszeiten sowie Gutteile beziehungsweise<br />
der Ausschuss extrahiert.<br />
Das System wird dazu temporär im Rahmen eines<br />
Analyseprojekts über einen repräsentativen Zeitraum,<br />
beispielsweise zwei Wochen, durch eine direkte Verbindung<br />
mit der Steuerung beim Kunden installiert.<br />
Basierend darauf wird zunächst der Verlauf der zentralen<br />
Kennzahlen berechnet. Dadurch werden die<br />
Verfügbarkeit, die Leistung und die Qualität transparent.<br />
Diese Transparenz liefert die Grundlage zur Priorisierung<br />
der weiteren Analyse. Im nächsten Schritt<br />
beantworten wir so zwei zentrale Fragestellungen:<br />
· Welche Zusammenhänge und Muster finden sich in<br />
den Daten?<br />
· Was sind die Kernursachen für die Produktivitätsverluste?<br />
Zur Aufdeckung von Zusammenhängen werden zunächst<br />
eine Korrelations-, Muster- und Trendanalyse<br />
durchgeführt. Damit können unter anderem Zusammenhänge<br />
zwischen bestimmten Schichten oder Produkten<br />
und Störungen aufgedeckt werden. So konnten<br />
wir beispielsweise durch das Aufdecken deutlich<br />
längerer Stillstandszeiten während der Nachtschicht<br />
zeigen, dass sich eine Instandhaltungsschicht in der<br />
Nacht durch die Reduktion der Stillstandsdauern<br />
schnell rechnet.<br />
20 Dezember 2019
_Industrie 4.0<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
Die Forscher des Fraunhofer IPA haben es sich zur<br />
Aufgabe gemacht, objektive Transparenz über die<br />
Ursachen von Effektivitätsverlusten zu schaffen.<br />
Konkrete Maßnahmen im Blick<br />
Neben reinen OEE-Kennzahlen sind Firmen natürlich vor<br />
allem an konkreten Maßnahmen zur Effektivitätssteigerung<br />
interessiert. Dazu dient die Ursachenanalyse. Zunächst werden,<br />
basierend auf Häufigkeitsverteilungen, die Prozess-stationen<br />
ermittelt, die für den Großteil der Störungen verantwortlich<br />
sind. Anschließend folgt die Analyse des Signalverlaufs<br />
zur Aufdeckung der Prozessschritte, während denen<br />
die Störung auftritt. Im Rahmen der Signalanalyse werden<br />
im letzten Schritt die Komponenten identifiziert, die für den<br />
Effektivitätsverlust verantwortlich sind. Durch statistische<br />
Auswertungen können sämtliche Verluste quantifiziert und<br />
darauf basierend priorisiert werden.<br />
Die aufgetretenen Verlustursachen werden anschließend<br />
klassifiziert. Zur Validierung und weiteren Analyse durch<br />
Prozessexperten werden für jede Verlustgruppe automatisiert<br />
Videosequenzen extrahiert, um zusätzlich eine visuelle Transparenz<br />
über die Ursachen zu bieten. Am Ende der Analyse<br />
steht ein Maßnahmenplan, priorisiert nach der Wirtschaftlichkeit,<br />
in dem wir in vergangenen Projekten bis zu 10%<br />
summiertes Optimierungspotenzial aufdecken konnten.<br />
Erfolgreich angewendet wurde das Verfahren unter anderem<br />
bei großen Automobilkonzernen und mittelständischen<br />
Kunden aus dem Pharma-Bereich. Dabei wird das<br />
System entweder temporär als Pilotanwendung für einzelne<br />
Anlagen oder als Modul zur Integration in die bestehende<br />
IT-Infrastruktur angeboten.<br />
Das Verfahren wird aktuell weiterentwickelt, um die Frage<br />
zu beantworten, wie Effektivitätsverluste prognostiziert<br />
werden können, bevor diese in den Kennzahlen sichtbar<br />
werden. Dabei soll mit Partnern aus unterschiedlichen Branchen<br />
für einen umfassenden Stresstest des Werkzeugs bei der<br />
Transparenz-Erzeugung zusammengearbeitet werden. ↓<br />
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung<br />
IPA<br />
www.ipa.fraunhofer.de<br />
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Heute arbeiten Roboter für und mit Menschen. Diese<br />
Zusammenarbeit macht die Produktion smarter und<br />
effizienter denn je – selbst in sensitiven Umgebungen.<br />
Menschen gestalten die Zukunft.<br />
Roboter beschleunigen diesen Prozess.<br />
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Stäubli Tec-Systems GmbH, Tel. +49 (0) 921 883 0, sales.robot.de@staubli.com<br />
Dezember 2019 21
_Industrie 4.0<br />
Anlageneffektivität: Cloud-App als Alternative zu aufwändiger manueller Berechnung<br />
OEE: Mit App einfach zu<br />
Maschinenkennzahlen<br />
Wer exakt kalkulieren und steuern will, muss Maschinenzustände,<br />
Auslastung und Qualität über Kennzahlen im Blick halten. Die<br />
Mindsphere-App Analyze Myperformance /OEE-Monitor von Siemens<br />
stellt daher auf Mausklick zentrale Kennzahlen bereit.<br />
Bild: Siemens<br />
Die Mindsphere-App Analyze<br />
Myperformance /OEE-Monitor<br />
liefert auch eine maschinenspezifische<br />
Detailsicht über<br />
KPIs und Maschinen-OEE.<br />
Die Gesamtanlageneffektivität (Overall Equipment<br />
Effectiveness, kurz OEE) ist eine wichtige<br />
Kennzahl für produzierende Unternehmen,<br />
auch in der spanenden Fertigung. Aber die tagesaktuelle<br />
Berechnung dieser Kennzahlen stellt CNC-Lohnfertigungsbetriebe<br />
vor große Herausforderungen. Die<br />
Basisdaten sind oft lückenhaft oder lassen sich nur mit<br />
großem Aufwand oder teuren Software-Systemen korrekt<br />
erfassen und zusammenführen.<br />
Vor allem für kleine und mittlere Betriebe sind aussagekräftige<br />
Reportings nur aufwendig zu erstellen. Oft<br />
fehlt es daher vielen produzierenden Betrieben an der<br />
nötigen Transparenz in Bezug auf ihre Maschinenzustände<br />
und Auslastung, so bleiben die Maschinen unter<br />
ihren Möglichkeiten, Optimierungspotenziale liegen<br />
brach. Aber auch die Folgen für Kalkulation und<br />
Vertrieb sind schwerwiegend: Wo die theoretischen,<br />
maximalen Werte angesetzt werden, gehen permanent<br />
zu niedrige Kosten in die Kalkulationen ein.<br />
Daher geht Siemens das Thema Kennzahlen nun über<br />
Mindsphere-Apps an. Mit Analyze Myperformance<br />
/OEE-Monitor stellt Siemens eine App zur Verfügung,<br />
die alle relevanten Kennzahlen für die OEE automatisch<br />
berechnet und so Optimierungspotenziale zu<br />
identifizieren hilft.<br />
Mit wenigen Klicks verbinden<br />
Die Erfassung der relevanten Maschinendaten läuft<br />
automatisch, sobald die Maschinen mit dem Internet<br />
verbunden sind. Bei den meisten Maschinen mit den<br />
aktuellen Sinumerik-Steuerungen geschieht dies ohne<br />
weitere Hard- oder Software. Maschinen mit älteren<br />
Steuerungen oder sogar Steuerungen von anderen<br />
Herstellern können mit zusätzlicher Hard- und Software<br />
angebunden werden.<br />
Das Verbinden selbst ist ein überschaubarer Aufwand<br />
und lässt sich ohne tiefgehende IT-Kenntnisse vorneh-<br />
22 Dezember 2019
_Industrie 4.0<br />
men. Das Einrichten der Assets,<br />
also der datentechnischen<br />
Abbilder der zu integrierenden<br />
Maschinen, erfolgt<br />
über wenige Klicks.<br />
Den Rest erledigt Analyze<br />
Myperformance/OEE-Monitor.<br />
Die App erfasst automatisch<br />
Maschinendaten und<br />
-zustände. Planungs- sowie<br />
Qualitätsdaten geben die Anwender<br />
über einen Anwenderdialog<br />
ein, beispielsweise<br />
durch Eingabe des Schichtkalenders.<br />
Die App berechnet und visualisiert<br />
auf Grundlage der<br />
Planungs- und Qualitätsdaten<br />
die Kennzahlen Verfügbarkeit,<br />
Leistung, Qualität<br />
und natürlich die OEE. Für<br />
Trendanalysen lassen sich die<br />
historischen Daten ganz einfach<br />
über diverse Zeiträume<br />
anzeigen. Die Mindsphere-<br />
App Analyze MyPerformance<br />
/OEE-Monitor wird über<br />
einen HTML5-fähigen Webbrowser<br />
aufgerufen. Dadurch<br />
sind die Kennzahlen<br />
und Analysen überall, jederzeit<br />
und auf den unterschiedlichsten<br />
Endgeräten abrufbar.<br />
Warum also kompliziert und<br />
aufwendig, wenn es mit einer<br />
App geht? Der Analyze My-<br />
Performance/OEE-Monitor<br />
von Siemens macht für<br />
CNC-Fertiger die Zustände<br />
ihrer Maschinen, deren geplante<br />
und die tatsächliche<br />
Auslastung und damit auch<br />
Gesamtanlageneffektivität<br />
transparent. Die Auswertungen<br />
ermöglichen eine gezielte<br />
Schwachstellenanalyse und<br />
decken Optimierungspotenziale<br />
auf. Dadurch lässt sich<br />
nicht nur die Produktivität<br />
steigern, sondern auch eine<br />
bessere Planung vornehmen,<br />
was Produktionskosten reduziert<br />
und die Liefertreue<br />
erhöht.<br />
↓<br />
Siemens AG<br />
https://siemens.mindsphere.io<br />
OEE: Wichtig für Prozessoptimierung und Kalkulation<br />
Die OEE-Kennzahl ist das Produkt aus Verfügbarkeit, Leistung und Qualität des Fertigungsprozesses.<br />
Wer diese Kennzahl optimiert, optimiert die Effizienz seiner Anlagen. Leistung und Qualität<br />
beziehen sich dabei auf die Anzahl der Werkstücke, die in einer definierten Zeitspanne gefertigt<br />
werden und die Ausschussquote, also Werkstücke, die nicht über die gewünschte Qualität<br />
verfügen. Für die Bewertung der Verfügbarkeit des Fertigungsprozesses müssen geplante Stillstände<br />
wie planmäßige Wartungsarbeiten ausgeklammert werden – schließlich sind es nur die<br />
unerwarteten Stillstände, die durch Störungen im Betriebsablauf oder Fehlfunktionen verursacht<br />
werden, die bislang nicht kalkulierte Kosten und Effizienzverluste erzeugen und daher für<br />
die OEE-Kennzahl relevant sind.<br />
↓<br />
Accelerating<br />
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From idea to production.<br />
Intelligent und vernetzt – auf dem Weg zur Smart Factory.<br />
Entdecken Sie Digital Engineering von Lenze.<br />
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Dezember 2019 23
_Industrie 4.0<br />
Bild: German Edge Cloud<br />
Die Edge-Computing-Appliance<br />
Oncite steht direkt vor Ort in den<br />
Fabriken und damit dort, wo die<br />
Daten entstehen.<br />
Schlüsselfertige All-in-One-Lösung für die Datenanalyse in der Fabrik<br />
IoT: Edge Computing für<br />
Mittelstand vereinfacht<br />
Die Industrial Edge Cloud Appliance Oncite erleichtert dem Mittelstand den Einstieg<br />
ins IoT Edge Computing. Dahinter stecken die Loh-Group-Firmen German<br />
Edge Cloud, IoTOS und Rittal sowie Bosch Connected Industry.<br />
Die schlüsselfertige All-in-One-Lösung Oncite<br />
soll es produzierenden Unternehmen vereinfachen,<br />
Wertschöpfung aus ihren Produktionsdaten<br />
zu ziehen – und zugleich die Anforderungen der<br />
Automobilhersteller zu erfüllen. Denn Automobilhersteller<br />
wie Volkswagen oder BMW haben jüngst digitale<br />
Cloud-Plattformen wie die Volkswagen Industrial<br />
Cloud oder die Open Manufacturing Platform gestartet,<br />
die auch auf die Zulieferer ausgedehnt werden sollen.<br />
„Die Automobilzulieferer stehen daher vor einer<br />
großen Herausforderung“, sagt Dr. Sebastian Ritz,<br />
Geschäftsführer der German Edge Cloud: „Sie wollen<br />
die Kontrolle über ihre Produktionsdaten behalten,<br />
aber ihren Zuliefererstatus nicht riskieren. Dafür benötigen<br />
sie eine finanzierbare Plug-and-Produce-Lösung.“<br />
Edge-Rechenzentrum direkt vor Ort<br />
Dafür soll die Edge-Computing-Appliance Oncite sorgen.<br />
Dieses Edge-Rechenzentrum steht direkt vor Ort<br />
in den Fabriken und damit dort, wo die Daten entstehen.<br />
Die Daten werden daher zeit- und ortsnah erfasst,<br />
gespeichert, verarbeitet und ausgewertet. Für die<br />
Datenanalyse laufen auf Oncite unter anderem Industrial<br />
Analytics Anwendungen von Bosch Connected<br />
Industry.<br />
„Dadurch, dass alle gesammelten Daten vor Ort bleiben,<br />
behält der Anwender die volle Kontrolle und entscheidet<br />
selbst, ob und wie er die verarbeiteten Daten<br />
an die verschiedenen digitalen Produktionsplattformen<br />
übermittelt. Die Datenhaltung und der Austausch<br />
produktionsrelevanter Informationen mit Kunden<br />
und Lieferanten können über IoT-Plattformen wie<br />
Supplyon oder Mindsphere unter Erhalt der Datensouveränität<br />
erfolgen“, erklärt Dr. Ritz.<br />
Der Betreiber habe mit Oncite sehr schnell eine IoT-<br />
Lösung und geringere Kosten für die Integration in die<br />
bestehende fabrikinterne IT-Landschaft, sagt Dr. Sebastian<br />
Ritz zu den Vorteilen und fährt fort: „Wachsen<br />
die Anforderungen, können weitere Services und<br />
Rechnerleistung schnell hinzugebucht werden. Die<br />
Lösung wird inklusive skalierbarer Edge-Cloud-IT-Infrastruktur,<br />
einer offenen IIoT-Plattform sowie Off-<br />
Edge-Cloud-Nutzung und Full-Service angeboten.“ ↓<br />
German Edge Cloud<br />
www.gec.io<br />
24 Dezember 2019
_Industrie 4.0<br />
Datensilos aufbrechen, KI-Einsatz ermöglichen<br />
Cloud-ERP für smarte Fabrik<br />
Smart Manufacturing erfordert Cloud-basierte ERP-Systeme. Die Vor- und<br />
Nachteile von Cloud-ERP im Überblick.<br />
Autor: Ulrich Kreitz, Itelligence AG<br />
Durch Enterprise-Resource-Planning-Systeme<br />
(ERP) sind alle geschäftlichen Prozesse miteinander<br />
verbunden – vom Finanzbereich und<br />
Beschaffung bis zur Fertigung. Allerdings ist die<br />
Mehrzahl der eingesetzten ERP-Systeme nur unzureichend<br />
auf die Erfordernisse des Smart Manufacturing<br />
ausgelegt. Häufig handelt es sich um veraltete Insellösungen,<br />
die oft gewartet werden müssen.<br />
Die Frage, ob sich der Umstieg auf ein Cloud-basiertes<br />
ERP-System wie SAP S/4HANA lohnt, stellt sich daher<br />
nicht nur bei der Erstanschaffung, sondern auch<br />
für Unternehmen, die bereits mit einem ERP-System<br />
arbeiten. Denn ältere ERP-Systeme sind vor allem auf<br />
das Erfassen transaktionaler Ereignisse ausgelegt, etwa<br />
dem Hinzufügen eines Fertigungsauftrags. Der<br />
Fertigungsprozess selbst wird nicht erfasst und bleibt<br />
daher intransparent. Einsichten oder gar Vorhersagen<br />
über auftauchende Probleme sind nicht möglich.<br />
Um die Flexibilität in der Fertigung zu steigern, bieten<br />
sich Cloud-basierte ERP-Systeme an. Funktional unterscheiden<br />
sich Cloud-basierte und On-Premise-ERP-<br />
Lösungen nicht. Der wesentliche Unterschied zwischen<br />
On-Premise- und Cloud-Lösungen besteht in<br />
der Möglichkeit, durch Cloud-Plattformen die klassischen<br />
Datensilos zu überwinden. Die sich daraus ergebenden<br />
Potenziale sind immens: So erlaubt das Cloud<br />
Computing etwa die Anwendung von KI-Technologien<br />
zur Produktionssteuerung und Wartung.<br />
Ein Beispiel ist die intelligente Wartung von Kühltürmen.<br />
In einem Modellfall hat das SAP-Beratungshaus<br />
Itelligence gemeinsam mit der Xervon Instandhaltung<br />
eine solche Kühlwasseranlage mit intelligenten Sensoren<br />
ausgestattet. Diese erfassen für den Betrieb der<br />
Anlage relevante Daten und übertragen sie auf eine<br />
Cloud-Plattform. Dort werden die Daten mit Wetterdaten<br />
kombiniert, mit selbst lernenden Algorithmen<br />
ausgewertet und anhand eines digitalen Zwillings<br />
überprüft. So werden starre Wartungsintervalle durch<br />
Instandhaltungsmaßnahmen ersetzt, die nur noch<br />
dann ausgeführt werden, wenn sie auch wirklich notwendig<br />
sind (Predictive Maintenance). Dennoch sind<br />
Cloud-basierte ERP-Systeme kein Allheilmittel. In vielen<br />
Fällen bieten sich auch hybride Lösungen an. ↓<br />
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Dezember 2019 25
_Industrie 4.0<br />
Serie „So gelingt die digitale Transformation“: Teil 1 über digitale Kundenbeziehungen<br />
Kunden: Austausch statt<br />
Marketingbotschaften<br />
Mit dem Aufkommen digitaler<br />
Technologien hat sich<br />
das Selbstverständnis der<br />
Kunden fast aller Unternehmen<br />
weitreichend verändert. Das Besondere<br />
dabei sind jedoch nicht<br />
die veränderten Bedürfnisse – diese<br />
befinden sich seit jeher im Wandel<br />
und seit jeher reagieren Unternehmen<br />
mit neuen Produkten und Services.<br />
Die eigentliche Veränderung<br />
durch den digitalen Wandel sind<br />
die vielfältigen Möglichkeiten für<br />
Kunden, sich Informationen zu beschaffen,<br />
ihre Bedürfnisse an die<br />
Unternehmen zu kommunizieren<br />
und Zufriedenheit oder Enttäuschung<br />
mit den Angeboten öffentlich<br />
zum Ausdruck zu bringen. Sie<br />
beeinflussen sich dadurch gegenseitig,<br />
ohne dass das Unternehmen<br />
direkten Einfluss auf dieses „Kundennetzwerk“<br />
hätte.<br />
Customer Journey wird<br />
komplexer<br />
Während Kunden traditionell durch<br />
einseitige Marketingbotschaften<br />
zum Kauf von Produkten überzeugt<br />
werden sollten, hat sich die Kommunikation<br />
durch digitale Tools heute<br />
bi- bzw. sogar multidirektional – zu<br />
Interaktion – entwickelt. Die althergebrachte<br />
Massenkommunikation<br />
muss sich dafür weiterentwickeln,<br />
da die traditionellen Ziele der Prozessoptimierung<br />
und Kostensenkung<br />
in den Hintergrund treten. Die Customer<br />
Journey wird immer komplexer,<br />
da Kunden eine Vielzahl analoger<br />
und digitaler Kanäle gleichzeitig<br />
nutzen, um sich zu informieren und<br />
dennoch erwarten, ohne Medienbrüche<br />
und mit einem gleichbleibenden<br />
Qualitätsniveau zwischen den<br />
Kanälen wechseln zu können.<br />
Jörg Wallner: „Neben der Kommunikation<br />
wird auch die Massenproduktion<br />
dem Trend zur Personalisierung<br />
teilweise zum Opfer fallen.“<br />
Bild: 2b Ahead ThinkTank GmbH<br />
Serie „So gelingt die digitale<br />
Transformation“<br />
Die Serie „So gelingt die digitale Transformation“<br />
beleuchtet – mit Blick auf produzierende Industrie<br />
und Maschinenbau – Herausforderungen und Lösungsansätze<br />
für die digitale Transformation:<br />
Teil 1: Kunden: Inspiration, Austausch und Vernetzung<br />
ersetzen Marketingbotschaften<br />
Teil 2: Wettbewerb: Neue Wege mit Kooperationen<br />
und Plattformen<br />
Teil 3: Daten: Von der Speicherung und Verwaltung<br />
zum Schaffen neuer Werte<br />
Teil 4: Innovation: Tests und Experimente lösen<br />
Entwicklungsprozesse ab<br />
Teil 5: Wertschöpfung: Neue Logiken, neue Kunden<br />
und neue Werte<br />
Teil 6: Führung: Klassische Strukturen aufbrechen<br />
und den Wandel unterstützen<br />
26 Dezember 2019
_Industrie 4.0<br />
Zum Autor<br />
Dr. Jörg Wallner ist seit 2013 Director Innovation & Change des 2b Ahead<br />
Think Tanks. Strategieentwicklung und Transformation unter den Vorzeichen<br />
der Digitalisierung stehen im Mittelpunkt seiner Tätigkeit. Als<br />
Impulsgeber zeigt Wallner Unternehmen, wie sie mit Digitalisierung<br />
umgehen können. Als Berater begleitet er Unternehmen bei der Umsetzung<br />
entsprechender Konzepte.<br />
Zudem ist Dr. Jörg Wallner am 18. Juni 2020, 10 Uhr Keynoter auf dem<br />
automatica Forum 2020 in München. Sein Thema: „Die Zukunft der Produktion<br />
– Aufbruch in ein neues Zeitalter.“<br />
Verbessern Sie<br />
Ihre Produktqualität<br />
mit intelligenter Sichtprüfung<br />
Diese Omnichannel-Kommunikation<br />
müssen Unternehmen zum einen<br />
technologisch ermöglichen;<br />
zum anderen müssen sie sicherstellen,<br />
dass benötigte Informationen<br />
einfach, schnell und vor allem jederzeit<br />
zur Verfügung stehen. Im<br />
Mittelpunkt aller Überlegungen<br />
muss stets die Customer Experience,<br />
also das Kundenerleben stehen.<br />
Denn in Zukunft werden<br />
Kunden zunehmend zu Markenbotschaftern<br />
– und sie sind es heute<br />
schon. Deshalb sollte das Marketing<br />
eines digital transformierten<br />
Unternehmens darauf abzielen,<br />
Loyalität und eine positive Kommunikation<br />
in Kundennetzwerken<br />
zu erreichen: Wie man am Beispiel<br />
von Kundenbewertungen auf<br />
e-Commerce-Plattformen sieht,<br />
kann dies mehr Vertrauen schaffen,<br />
als es ein Unternehmen mithilfe<br />
seiner Werbebotschaften jemals<br />
könnte. Vertrauen führt wiederum<br />
zu einer höheren Bereitschaft, die<br />
eigenen Daten mit dem Unternehmen<br />
zu teilen und ermöglicht damit<br />
auch ein höheres Maß an Personalisierung<br />
und Kunden-Insights.<br />
Mass Customization<br />
Neben der Kundenkommunikation<br />
wird auch die Massenproduktion<br />
dem Trend zur Personalisierung<br />
teilweise zum Opfer fallen. Es entsteht<br />
zusehends ein Markt für sogenannte<br />
Mass Customization, al-<br />
so die Massenproduktion individueller,<br />
häufig modular aufgebauter<br />
Produkte. Kunden stellen sich<br />
dafür üblicherweise über einen digitalen<br />
Konfigurator ihr gewünschtes<br />
Produkt zusammen;<br />
auch dieses Konzept ist unter anderem<br />
in der Automobil- oder<br />
Computerbranche seit Jahren<br />
etabliert und erstreckt sich nun<br />
schlicht auf weitere Branchen wie<br />
Kleidung, Möbel oder sogar Lebensmittel.<br />
Für Unternehmen bedeutet dies<br />
nach der Umstellung auf eine hoch<br />
automatisierte und dennoch flexible<br />
Produktion und Logistik einerseits<br />
ein Preispremium – Kundenorientierung<br />
wird belohnt – und<br />
andererseits das Kapital des digitalen<br />
Zeitalters: Kundendaten. Die<br />
Produktion wird damit zum<br />
Marktforschungsinstrument und<br />
passt sich selbständig an wechselnde<br />
Kundenbedürfnisse an.<br />
Die Zukunft gehört daher Unternehmen,<br />
die Kunden als Partner<br />
und Co-Innovatoren sehen und die<br />
relevante Kundennetzwerke explizit<br />
in die Entwicklung und Produktion<br />
einbeziehen, um deren Bedürfnisse<br />
besser zu verstehen. Sie<br />
schaffen Vertrauen, indem sie<br />
Transparenz über ihre Produkte,<br />
Herstellungsbedingungen, eingesetzte<br />
Materialien und über den<br />
aktuellen Stand der angeforderten<br />
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Dezember 2019 27
Bild: Adobe Stock<br />
Ziel von Chinas New Generation Artificial Intelligence Plan (AIDP) ist die<br />
weltweite Führerschaft in Sachen künstlicher Intelligenz bis zum Jahr<br />
2030. Doch so weit vorn, wie oft behauptet, sind die Chinesen (noch) nicht.<br />
Ein China-Kenner ordnet Chinas KI-Führungsanspruch ein<br />
Wo steht China bei Robotik<br />
und künstlicher Intelligenz?<br />
Ist oder wird China die weltweite Führungsmacht in Sachen Robotik und künstlicher<br />
Intelligenz? Ein Blick hinter die Kulissen.<br />
Autor: Georg Stieler<br />
China wird von vielen als neue Führungsmacht<br />
in puncto künstlicher Intelligenz gesehen. Touren<br />
zu den chinesischen Onlinegiganten wie<br />
Alibaba oder Start-Ups gehören zum Standardrepertoire<br />
für deutsche Unternehmenslenker und Politiker<br />
auf ihren China-Reisen. Und tatsächlich hat Chinas<br />
Digitalwirtschaft in den vergangenen fünfzehn Jahren<br />
eine beeindruckende Entwicklung hingelegt.<br />
Ermöglicht wurde dies insbesondere durch den Siegeszug<br />
des Smartphones. Über 80 Prozent der chinesischen<br />
Internetbenutzer sind „mobile first“ unterwegs,<br />
sprich sie haben die Ära des Desktop-Computers ganz<br />
einfach übersprungen. Zusammen mit Ineffizienzen in<br />
traditionellen Industrien, über 100 Städten mit jeweils<br />
mehr als 1 Million Einwohnern sowie einem großen<br />
Angebot an vergleichsweise günstigen Arbeitskräften<br />
bot dies in China ein einzigartiges Umfeld für die Entwicklung<br />
neuer digitaler Business-to-Consumer-Geschäftsmodelle.<br />
Diese Dynamik spiegelt sich auch in<br />
der Verschiebung der globalen Machtverhältnisse wider:<br />
2013 kamen von den 20 wertvollsten Internetunternehmen<br />
lediglich zwei aus China, 2018 waren es<br />
neun. Die verbleibenden elf Internetgrößen waren US-<br />
Unternehmen.<br />
28 Dezember 2019
_Industrie 4.0<br />
Durchbrüche bei Machine Learning<br />
Die weltweiten Durchbrüche im Bereich Machine<br />
Learning seit 2011 beflügelten natürlich auch die<br />
Phantasie der chinesischen Internetkonzerne. So stellte<br />
etwa Alibaba-Gründer Jack Ma bereits 2015 den<br />
ersten Prototypen für das Bezahlen mit Gesichtserkennung<br />
in einem seiner Hema-Supermärkte vor. Als im<br />
Mai 2017 Googles Machine Learning Plattform Deep<br />
Mind das Spiel Alpha Go gegen den Weltranglistenersten<br />
Ke Jie gewann, war dies für die chinesische Regierung<br />
ein Schock. In Windeseile wurde der New Generation<br />
Artificial Intelligence Plan (AIDP) erarbeitet,<br />
an dessen Ziel die weltweite Führerschaft in diesem<br />
Bereich bis zum Jahr 2030 steht.<br />
Diese ambitionierte Ansage zusammen mit dreisten<br />
Übertreibungen der chinesischen Staatsmedien – etwa<br />
zu Essenslieferungen mit Drohnen im Alltag oder von<br />
KI betriebenen Krankenhäusern – wurden rund um<br />
die Welt gehört. Doch was ist wirklich dran, an Chinas<br />
Führerschaft bei künstlicher Intelligenz?<br />
Tatsächlich sind chinesische Unternehmen heute führend<br />
auf dem Gebiet der digitalen Gesichtserkennung.<br />
Im November 2018 belegten die Unternehmen Yitu,<br />
Sensetime sowie Megvii/Face++ die ersten Plätze im<br />
Ranking des National Institute of Standards and Technology.<br />
Ebenfalls stark ist China auf dem Feld der<br />
Sprachtranskription, der Marktführer iFlytek belegt regelmäßig<br />
Spitzenplätze in internationalen Benchmarks.<br />
Beim autonomen Fahren liegt China hingegen weit zurück:<br />
Der amerikanische Technologieführer Waymo<br />
fährt gegenwärtig etwa 10 Mal soweit ohne Fahrereingriffe<br />
wie Pony.ai, das führende chinesische Unternehmen<br />
auf diesem Gebiet, und sogar 50 Mal so weit wie<br />
Baidu, das von der Regierung in Peking für die Entwicklung<br />
dieser Technologie ausgewählte Unternehmen.<br />
„Eine empfindliche Schwachstelle des<br />
chinesischen KI-Traums sind Halbleiter.<br />
Chinesische Chiphersteller liegen etwa zehn<br />
Jahre hinter Intel & Co. zurück.“<br />
programmable gate arrays (FPGAs) von Intel und Xilinx.<br />
Keines dieser Unternehmen kommt aus China.<br />
Zwar haben Huawei oder großzügig finanzierte<br />
Start-ups wie Horizon Robotics beachtliche Fortschritte<br />
beim Chipdesgin gemacht, allerdings bauen<br />
diese immer noch auf Technologien von Intel oder<br />
ARM auf. Darüber hinaus verfügt bisher kein Unternehmen<br />
aus China über das erforderliche<br />
Knowhow für die Produktion von Chipdesigns mit<br />
7Nm Strukturgröße oder weniger. Chinesische<br />
Chiphersteller liegen etwa zehn Jahre hinter Intel,<br />
Samsung und Taiwan Semiconductor Manufacturing<br />
Company (TSMC) zurück.<br />
Ernüchterung macht sich breit<br />
Zwei Jahre nach Veröffentlichung des AIDP macht<br />
sich daher Ernüchterung breit. Nachdem China<br />
2018 zum ersten Mal die USA bei Wagniskapitalinvestitionen<br />
überholt hatte, sind diese von Januar bis<br />
Georg Stieler<br />
Wie gut ist China bei intelligenter Robotik?<br />
Auf Sand gebauter Wolkenkratzer<br />
Zudem sind chinesische KI-Forscher wesentlich von<br />
westlicher Technologie abhängig. Pony Ma, Gründer<br />
und CEO von Tencent, dem zweitgrößten chinesischen<br />
Internetkonzern, verglich Chinas Digitalwirtschaft<br />
aufgrund ihres Mangels an eigenen Schlüsseltechnologien<br />
im vergangenen Mai mit einem auf Sand<br />
gebauten Wolkenkratzer.<br />
Ein Beispiel: Die beiden dominierenden Deep Learning<br />
Frameworks sind auch in China Tensorflow von Google<br />
und Pytorch von Facebook. Die chinesische Alternative,<br />
PaddlePaddle von Baidu, hat eine deutlich niedrigere<br />
Verbreitung. Aufgrund des Netzwerkeffekts arbeiten<br />
Entwickler lieber mit populärer Software. Das Ziel der<br />
chinesischen Regierung, in diesem Bereich weltweit führende<br />
Standards zu schaffen, liegt in weiter Ferne.<br />
Eine weitere, noch empfindlichere Schwachstelle des<br />
chinesischen KI-Traums sind Halbleiter. Die Rechenzentren<br />
zum Trainieren der neuralen Netzwerke verwenden<br />
Linie Graphical Processing Units (GPUs) von Nvidia,<br />
Tensor Processing Units (TPUs) von Google oder field-<br />
„Im Bereich Cloud Robotics<br />
gibt es in China momentan<br />
nichts Vergleichbares zum RoboMaker<br />
von Amazon Web<br />
Services“, sagt China-Experte<br />
Georg Stieler. Ursprünglich für<br />
die mittlerweile über 100.000<br />
Roboter in den Fulfillment<br />
Centers von Amazon entwickelt,<br />
ist diese Plattform seit<br />
Herbst 2018 auch für Dritte<br />
nutzbar. Sie erlaubt Entwicklern<br />
neuer Roboteranwendungen,<br />
sich auf ihre relevanten<br />
Algorithmen zu konzentrieren,<br />
statt sich um den Aufbau von<br />
Kerninfrastruktur und deren<br />
Optimierung kümmern zu<br />
müssen. Am nächsten kommt<br />
dem am ehesten noch die Infrastruktur<br />
von Geek+, mit 250<br />
Mio. US-Dollar das am besten<br />
ausgestattete Start-up von Logistikrobotern<br />
auf der Welt.<br />
Laut Geek+ sind 7000 Roboter<br />
bei Kunden im Einsatz.<br />
Ein weiteres beachtenswertes<br />
Beispiel ist Ubtech aus Shenzhen,<br />
das von Tencent angeblich<br />
mit 800 Mio. US-Dollar zur<br />
Entwicklung von humanoiden<br />
Robotern ausgestattet wurde.<br />
Allerdings: Ubtechs Walker bewältigt<br />
gerade seine ersten<br />
Treppenstufen, während der<br />
US-Roboter Atlas von Boston<br />
Dynamics bereits Salti schlägt.<br />
Stieler: „Das veranschaulicht<br />
Chinas momentanen Entwicklungsrückstand<br />
im Bereich intelligente<br />
Robotik ganz treffend.“<br />
↓<br />
Dezember 2019 29
_Industrie 4.0<br />
China-Experte Georg Stieler:<br />
„Chinesische KI-Forscher sind<br />
wesentlich von westlicher Technologie<br />
abhängig. Die beiden dominierenden<br />
Deep Learning Frameworks<br />
sind auch in China Tensorflow von Google<br />
und Pytorch von Facebook.“<br />
Über den Autor<br />
September dieses Jahres um 50 Prozent eingebrochen.<br />
Viele Start-Ups suchen nach kommerziellen Verwertungsmöglichkeiten<br />
für ihre halbfertigen Lösungen<br />
und kämpfen ums Überleben. Allerdings muss man fairerweise<br />
anmerken, dass die chinesischen Wagniskapitalinvestitionen<br />
in künstliche Intelligenz zwar wieder<br />
deutlich hinter die USA zurückgefallen sind, allerdings<br />
sind sie immer noch etwa dreimal höher als in der EU.<br />
Trotz dieser Schwächen hat sich (zumindest teilweise)<br />
das Narrativ durchgesetzt, China wäre führend auf<br />
dem Feld der Robotik und böte das beste Umfeld, um<br />
digitale Fabrikkonzepte auszuprobieren. Geholfen hat<br />
dabei sicher auch die Tatsache, dass die unbestrittene<br />
Stärke chinesischer Internetunternehmen im schnellen<br />
Roll-Out einfach skalierbarer Business-to-Consumer-<br />
Geschäftsmodelle gerne auf viel komplexere, industrielle<br />
Anwendungen übertragen wird.<br />
Fakt ist: China ist seit 2013 der größte Markt der Welt<br />
für Robotik und Automation. Nach Stückzahlen ist<br />
China heute für etwa 1/3 der weltweiten Roboterver-<br />
Georg Stieler hat 2011 die chinesische Niederlassung<br />
der Stieler Technologie- und Marketing-Beratung<br />
in Shanghai gegründet und leitet diese vor Ort.<br />
Mit seinem Team arbeitet er intensiv mit ausländischen<br />
Lieferanten und Anwendern von Unternehmenssoftware,<br />
Robotern, Sensoren und CNC-Systemen<br />
sowie mit Start-ups in der Region zusammen.<br />
Über Chinas Rolle bei KI und Robotik spricht<br />
Georg Stieler am 17. Juni 2020 auch auf dem automatica<br />
Forum 2020, das die <strong>Automationspraxis</strong> in<br />
München organisiert.<br />
↓<br />
Kontakt: georg@stieler.co<br />
käufe verantwortlich. Die Gründe für<br />
diese fulminante Entwicklung waren<br />
zunächst der Aufbau massiver Produktionskapazitäten<br />
im Automobilbereich,<br />
steigende Lohnkosten<br />
und weitere Faktoren wie etwa die<br />
hohe Fluktuation auf dem chinesischen<br />
Arbeitsmarkt.<br />
Seit 2015 kamen noch massive<br />
Subventionen im Rahmen der Made<br />
in China 2025-Strategie der chinesischen<br />
Regierung dazu. Nach einer<br />
Analyse des chinesischen Finanzdienstleisters<br />
Sinolink Securities kamen<br />
2018 44 Prozent der Gewinne der 53 börsennotierten<br />
chinesischen Robotikunternehmen<br />
aus Subventionen. Diese waren aber mehr<br />
Fluch als Segen: Die allermeisten Neugründungen<br />
konzentrierten sich auf die Produktion von Roboterarmen<br />
mit zugekauften Schlüsselkomponenten. Dies<br />
macht den sich abzeichnenden Konsolidierungsprozess<br />
umso schmerzhafter.<br />
Bild: Stieler<br />
Roboterabsatz geht zurück<br />
Wir gehen davon aus, dass die Verkäufe von Industrierobotern<br />
in diesem Jahr um etwa fünf Prozent<br />
zurückgehen werden, denn die schwache Nachfragesituation<br />
in den großen Absatzmärkten Automotive<br />
und 3C (Computer, Communication und Consumer<br />
Electronic) hielt an. Während die meisten Roboterhersteller<br />
die Handelsstreitigkeiten zwischen den<br />
USA und China für den Abschwung verantwortlich<br />
machen, sollte man allerdings weder die durch die<br />
erwähnten Subventionen hervorgerufenen Übertreibungen<br />
unterschätzen, noch die strukturellen Herausforderungen<br />
für Chinas Wirtschaft, in der die<br />
Verschuldung in den letzten 11 Jahren durchgängig<br />
signifikant schneller gewachsen ist als das BIP.<br />
Multinationale Unternehmen aus Robotik und Automation<br />
haben erklärt, in China nicht nur ihre modernsten<br />
Technologien zur Anwendung zu bringen,<br />
sondern diese auch hier weiterentwickeln zu wollen.<br />
So hat ABB den Grundstein zur modernsten Roboterfabrik<br />
des Konzerns in Shanghai gelegt. Gestützt<br />
von Cloud, künstlicher Intelligenz und weiteren Spitzentechnologien<br />
sollen hier ab 2021 Roboter andere<br />
Roboter bauen. Politisch ein Gesichtsgewinn sowohl<br />
für die Stadtverwaltung von Shanghai wie auch für<br />
ABB.<br />
Nur: Die Bereitschaft der meisten chinesischen Käufer,<br />
in die fortschrittlichsten Technologien zu investieren<br />
ist begrenzt. Auch wenn steigende Lohnkosten<br />
ein Automatisierungstreiber sind, sind komplexere<br />
Automationslösungen in China meist nicht wettbewerbsfähig.<br />
Jenseits einiger staatlicher Leuchtturmprojekte<br />
tun sich gerade mittelständische Unternehmen<br />
bisher schwer, software- oder datenbasierte<br />
Dienste im industriellen Kontext zu verkaufen.<br />
30 Dezember 2019
_Industrie 4.0<br />
Selbst Dorabot, eines der vielversprechendsten chinesischen<br />
Start-ups im Bereich intelligenter Roboter,<br />
betreibt den Großteil seines Geschäfts im Ausland.<br />
Zu den betriebswirtschaftlichen Herausforderungen<br />
für digitale Dienstleistungen kommt das chinesische<br />
Cybersecurity-Gesetz, das 2016 beschlossen wurde<br />
und allmählich Form annimmt. Teil des Gesetzes ist<br />
ein Programm, das der chinesischen Regierung vollständigen<br />
Zugang auf alle Daten in Netzwerken und<br />
Servern im Land gewähren soll. Betriebsgeheimnisse<br />
werden dadurch im schlimmsten Fall vollkommen<br />
transparent. Das kann die gesamte Existenz von Unternehmen<br />
bedrohen. Ferner müssen Anbieter von<br />
datenbasierten Dienstleistungen mit lokalen Cloud-<br />
Anbietern zusammenarbeiten. Damit ist das Umfeld<br />
weder für die Nutzung, noch für das Anbieten digitaler<br />
Dienstleistungen besonders attraktiv.<br />
Kein Grund zur Selbstzufriedenheit<br />
Man kann also durchaus sagen, dass einige Meldungen<br />
über Chinas technologische Erfolge übertrieben<br />
sind. Diese Erkenntnis sollte indes für Technologienationen<br />
wie Deutschland kein Grund sein, sich selbstzufrieden<br />
zurückzulehnen. Auch wenn die Beispiele<br />
Halbleiterbranche und Robotik eine Ahnung über die<br />
Fehlallokation von volkswirtschaftlichen Ressourcen<br />
im chinesischen Top-Down-System vermitteln, beweist<br />
Huawei eindrucksvoll, wie Chinas Staatskapitalismus<br />
in der Lage dazu ist, Mittel auf die Erreichung<br />
klar definierter Ziele zu konzentrieren – hier: Die<br />
Weltmarktführerschaft bei Netzwerktechnologie.<br />
Auch wenn die Einschätzungen zur tatsächlichen<br />
technologischen Leistungsfähigkeit stark divergieren,<br />
ist das bisher Erreichte beachtlich. In den 50 größten<br />
chinesischen Städten kommt in der laufenden Ausbaustufe<br />
nur Huawei zum Zug. Nach Aussagen von Wett-<br />
bewerbern kann Huawei hier vom chinesischen Staat<br />
Preise von deutlich über dem normalen Marktniveau<br />
abrufen. Mit diesen Mitteln werden dann die einheimischen<br />
Wettbewerber im Westen unter Druck gesetzt.<br />
Die amerikanische Sorge, in fünf Jahren könnte<br />
damit nur noch ein Anbieter übrig sein, der die gesamte<br />
Wertschöpfungskette in diesem Bereich beherrscht,<br />
ist berechtigt.<br />
Lassen sich Beispiele für erfolgreiches Leap-Frogging<br />
(also das Überspringen ganzer Entwicklungsstufen)<br />
auf hoch spezialisierte industrielle Anwendungen<br />
übertragen? Könnte es etwa so kommen, dass China<br />
in seinen Produktionslinien mit digitaler Bewegungserkennung<br />
und Prozessanalyse den Beitrag menschlicher<br />
Arbeiter – immerhin noch zwischen 70 und 80 %<br />
aller Montagetätigkeiten – optimiert, während in<br />
Deutschland noch über die Datenschutz-Grundverordnung<br />
gestritten wird? Foxconn arbeitet daran bereits<br />
mit dem Start-up Synergies Intelligent Systems.<br />
Könnten junge Anbieter wie Black Lake Technologies<br />
neue Standards bei cloudbasierten Manufacturing<br />
Executions Systems (MES) schaffen, weil sie bei ihren<br />
Kunden weniger Rücksicht auf bestehende Infrastruktur<br />
nehmen müssen? Es bleibt abzuwarten.<br />
Mit der zunehmenden Bedeutung des Digitalen werden<br />
Schnelligkeit und Flexibilität weiter an Bedeutung<br />
gewinnen. Die in China stärker ausgeprägte Bereitschaft,<br />
Dinge auszuprobieren, auch wenn sie erst zu<br />
80 % funktionieren, ist hier sicher ein Vorteil. Nicht<br />
zu vergessen, Fortschrittsfreude und Zukunftsoptimismus,<br />
die hierzulande trotz aller Herausforderungen<br />
deutlich ausgeprägter zu sein scheinen, als in<br />
Deutschland heute.<br />
↓<br />
Stieler Technologie- & Marketing-Beratung GmbH<br />
& Co. KG<br />
www.stieler.co<br />
Dezember 2019 31
Bild: B&R<br />
ABB und B&R<br />
verschmelzen Robotik<br />
und Maschinensteuerung<br />
zu<br />
einer einheitlichen<br />
Architektur.<br />
Bild: B&R<br />
Roboter und Maschinensteuerung werden eins<br />
Integrierte Robotik:<br />
schneller und einfacher<br />
Die Roboter von ABB und die Maschinenautomation von B&R rücken<br />
näher zusammen. Künftig bietet B&R maschinenintegrierte Robotik<br />
aus einer Hand.<br />
Sebastian Brandstetter,<br />
Produktmanager<br />
für integrierte Robotik<br />
bei B&R: „Alle Achsen<br />
und Roboter kommunizieren<br />
in einem gemeinsamen<br />
Netzwerk,<br />
was die Präzision in<br />
den Mikrosekundenbereich<br />
hebt.“<br />
Dass ABBs Robotik und die Maschinenautomation<br />
von B&R näher zusammenrücken, zeigt<br />
sich nicht nur in der organisatorischen Zusammenlegung<br />
der 2017 aufgekauften B&R mit ABBs<br />
Roboter-Sparte im Geschäftsbereich „Robotics &<br />
Discrete Automation“, sondern auch an dem konkreten<br />
Angebot einer „maschinenintegrierten Robotik“.<br />
Maschinenbauer können bei B&R zukünftig ABB-<br />
Roboter und Maschinensteuerungssystem aus einer<br />
Hand beziehen.<br />
Dafür hat B&R die ABB-Roboter vollständig und tief<br />
in sein Automatisierungsportfolio integriert. Ähnliche<br />
Roboter-Integrationslösungen hatte B&R bereits mit<br />
Comau umgesetzt, nun wurde diese Integration auch<br />
für die ABB-Roboterpalette vollzogen, sodass nun eine<br />
große Auswahl an Knickarm-, Scara-, Delta- und<br />
Palettierrobotern in unterschiedlichen Größen und<br />
mit unterschiedlichen Nutzlasten zur Verfügung steht.<br />
Die Integration von Roboter und Maschinensteue-<br />
rung spart dem Maschinenbauer Platz und Aufwand,<br />
denn es ist nun nur noch eine Steuerung und ein Engineering-System<br />
für die Entwicklung, Diagnose und<br />
Wartung nötig. Ein eigener Schaltschrank für den Roboter<br />
entfällt. Sebastian Brandstetter, Produktmanager<br />
für integrierte Robotik bei B&R: „Für den Maschinenentwickler<br />
macht es in Zukunft keinen Unterschied,<br />
ob er eine Einzel-Achse oder einen Roboter in<br />
seine Maschine implementiert. Tools, Engineeringumgebung<br />
und Ansprechpartner sind die gleichen.“<br />
Die benutzerfreundliche Programmierung ist ein weiterer<br />
Vorteil aus der Verschmelzung von Roboter und<br />
Maschine. Die Entwicklungszeit wird deutlich verkürzt.<br />
Mit B&Rs vorgefertigten Softwarebausteinen<br />
von Mapp Technology parametriert der Entwickler<br />
die Maschinenapplikation einschließlich der Robotik<br />
– Kenntnisse spezieller Robotiksprachen sind nicht erforderlich.<br />
B&R verspricht Zeiteinsparungen von 60<br />
bis 70 Prozent.<br />
32 Dezember 2019
_Robotik<br />
Synchronisierung in Mikrosekunden<br />
Die ABB-Roboter sind wie jede andere Automatisierungskomponente<br />
in das B&R-System integriert.<br />
Weiterer Vorteil ist die Präzision bei der Synchronisierung<br />
von Robotik und Maschinensteuerung. Da der<br />
Roboter keine eigene Steuerung mehr benötigt, entfallen<br />
separate Schnittstellen zur Maschine. Alle Achsen<br />
und Roboter kommunizieren nun in einem gemeinsamen<br />
Netzwerk, was die Präzision in den Mikrosekundenbereich<br />
hebt. „Dadurch eröffnen sich völlig neue<br />
Möglichkeiten“, schwärmt Brandstetter.<br />
Während es bisher üblich war, dass ein Werkstück zunächst<br />
in Position gebracht wurde und erst danach<br />
der Roboter mit der Bearbeitung begonnen hat, sind<br />
nun ganz andere Vorgehensweisen möglich: Roboter<br />
und Werkstücktisch können sich während der Bearbeitung<br />
bewegen. Die Maschinenapplikation kann automatisch<br />
die optimalen Bewegungsprofile errechnen,<br />
was die Bearbeitungszeit wesentlich verkürzt.<br />
„Das gleiche Prinzip gilt natürlich, wenn ein ABB-Roboter<br />
mit einem Track-System wie Acopostrak kombiniert<br />
wird“, ergänzt Brandstetter. Der Roboter bearbeitet<br />
ein Werkstück, während es sich in hohem Tempo<br />
auf dem Track bewegt. Der Track ist einfach nur eine<br />
zusätzliche Achse, die bei der Berechnung des Bewegungsprofiles<br />
mit einbezogen wird. Und auch die Synchronisierung<br />
zwischen Sensoren und Roboterbewegungen<br />
wird schneller. Das Ergebnis einer Qualitätsüberprüfung<br />
durch eine Vision-Kamera von B&R kann<br />
in weniger als einer Millisekunde in einen Steuerungsbefehl<br />
für einen ABB-Roboter umgewandelt werden.<br />
Und auch eine Simulation der maschinenintegrierten<br />
Robotik-Lösung wird einfacher: Die ABB-Roboter<br />
werden wie jede andere Automatisierungskomponente<br />
in der B&R-Entwicklungsumgebung programmiert.<br />
So kann der Anwender den kompletten Bewegungsablauf<br />
einer Maschine inklusive Robotik anhand<br />
eines digitalen Zwillings simulieren und optimieren,<br />
bevor die Maschine überhaupt gebaut wird. ↓<br />
B&R Industrial Automation<br />
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Bild: B&R<br />
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Dezember 2019 33
_Robotik<br />
Bearbeitung von Wendeschneidplatten mit Taktung von vier Sekunden<br />
Lernfähige Palettierzelle<br />
Um Wendeschneidplatten aus Hartmetall für die Wärmebehandlung<br />
in einem Sinterofen bereitzustellen, hat Martin Mechanic eine lern -<br />
fähige Palettierzelle entwickelt.<br />
Mithilfe von zwei Fanuc-Robotern, dem entsprechenden<br />
Pick-Tool und der Siemens-SPS-<br />
Steuerung S1500F können 60 Varianten der<br />
Wendeschneidplatten mit unterschiedlicher Teilegeometrie<br />
verarbeitet werden. Da die zu fertigende Stückzahl<br />
der Wendeschneidplatten sehr hoch ist, hat der<br />
Kunde zwei baugleiche Palettierzellen mit 22 m 2<br />
Grundfläche in Auftrag gegeben.<br />
Die gepressten Wendeschneidplatten werden auf ein<br />
Förderband gelegt, das dem Fanuc LR Mate 200iD im<br />
Innern der Zelle zuarbeitet. Alle vier Sekunden wird<br />
ein Werkstück zur Verfügung gestellt. Der LR-Mate-<br />
Roboter ist mit einem Magnetgreifer ausgestattet und<br />
einem Pick-Tool als besonderer Zusatz-Software. Er<br />
erkennt das Werkstück auf dem Förderband und<br />
nimmt es im Vision-Line-Tracking-Verfahren auf, um<br />
es anschließend am Bereitstellungsplatz der Palettierzelle<br />
auf einer von zwei Keramikplatten abzulegen.<br />
Hat der Werker dem Roboter die Werkstückkontur<br />
sowie die Abhol- und Ablagepositionen eingelernt, erkennt<br />
dieser die Grünlinge automatisch. Mit nur drei<br />
Positionen ist damit eine neue Variante eingelernt. Um<br />
das Einlernen zu erleichtern, wurden am Bedienpanel<br />
der SPS-Steuerung die möglichen Positionen optisch<br />
hinterlegt. Aus dem Belegungsplan berechnet die Siemens-Steuerung<br />
alle nachfolgenden Ablagepositionen<br />
automatisch. Sind beide Keramikplatten bestückt,<br />
wandern sie zur nächsten Station.<br />
Die neue Palettierzelle von Martin Mechanic<br />
kann bis zu 60 unterschiedliche Wendeschneidplatten<br />
vollautomatisch bereitstellen.<br />
Bild: Martin Mechanic<br />
Größerer Fanuc-Roboter stellt die<br />
Kunststoff-Trays bereit<br />
Bevor der Roboter jedoch die Keramikplatten bestücken<br />
kann, fällt seinem größeren Fanuc-Bruder vom<br />
Typ M-710iC/50 die Aufgabe zu, zunächst die Kunststoff-Trays,<br />
auf denen die Keramikplatten gelagert<br />
werden, und dann die Keramikplatten bereitzustellen.<br />
Dafür ist er mit unterschiedlichen Greifern ausgerüstet.<br />
Auf der Rückseite der Palettierzelle gibt es jeweils<br />
zwei Schächte für die Keramikplatten sowie zwei<br />
Schächte für die Kunststoff-Trays.<br />
Der Roboter holt ein Kunststoff-Tray ab, führt es zu<br />
einem speziellen Prüfstand und legt es danach auf den<br />
Bereitstellungsplatz ab. Anschließend greift er nach<br />
der ersten von zwei Keramikplatten, die zunächst den<br />
Härtetest bestehen müssen. Dazu bringt er sie zu einem<br />
zweiten Prüfplatz, wo sie mit einer definierten<br />
Kraft im Zentrum auf ihre Zerbrechlichkeit getestet<br />
wird. Danach werden die Platten auf dem Kunststoff-<br />
Tray abgelegt und jeweils mit den Grünlingen belegt.<br />
Sind beide Keramikplatten beladen, nimmt der Roboter<br />
das Kunststoff-Tray wieder auf, um es auf den bereitgestellten<br />
Transportwagen zu hieven.<br />
↓<br />
Martin Mechanic Friedrich Martin GmbH & Co KG<br />
www.martinmechanic.com<br />
34 Dezember 2019
_Robotik<br />
Bild: MBFZ Toolcraft<br />
Bild: MBFZ Toolcraft<br />
Die größte Herausforderung lag in der Herstellbarkeit des Werkzeugs<br />
sowie im Handling der Filter während der Fertigung.<br />
Die Filtersysteme für Hörgeräte laufen voll<br />
automatisiert vom Band.<br />
Herstellung und Verpackung von Cerumenfilter für Hörgeräte<br />
Komplettlösung aus<br />
Spritzguss und Robotik<br />
Zur Produktion und Verpackung eines Cerumenfilters für Hörgeräte<br />
hat Toolcraft bei Sonova eine Komplettlösung aus Spritzguss, Formenbau<br />
und Robotik realisiert.<br />
Bei der Konzipierung und dem Bau der Anlagen<br />
für die Cerumenfilter lag der Fokus auf einer<br />
hohen Genauigkeit und Präzision der einzelnen<br />
Komponenten. Der eigentliche Cerumenfilter ist kleiner<br />
als ein Granulatkorn und wird mittels Mikrospritzguss<br />
hergestellt. Die größte Herausforderung lag<br />
in der Herstellbarkeit des Werkzeuges sowie im Handling<br />
der Cerumenfilter während der Fertigung. Dafür<br />
waren die langjährige Erfahrung und Expertise der<br />
Konstruktion, des Formenbaus im Kleinstteilebereich,<br />
der Robotik sowie des Spritzgusses notwendig.<br />
„Die Konzipierung der Automation stellte eine besondere<br />
Herausforderung bezüglich des Greifens und<br />
Handlings der Teile dar. Die Bauteilprüfung mittels<br />
Kamera und Lasermikrometertechnik sowie die Belaserung<br />
der Verpackungsbauteile in der vorgegebenen<br />
Taktzeit erforderte weitreichende Kenntnisse in der<br />
Prozessentwicklung sowie Kamera- und Lasertechnik“,<br />
erläutert Markus Bengel, stellvertretender Bereichsleiter<br />
Engineering und Robotik bei Toolcraft.<br />
Auch die Lieferzeit war sehr eng bemessen und Materialänderungen<br />
während des Projektes machten es zusätzlich<br />
spannend.<br />
Nachdem das Projektteam aus Formenbau, Robotik<br />
und Spritzguss zusammengestellt wurde, stand die<br />
Machbarkeitsstudie der Kunststoffbauteile in Bezug<br />
auf Werkzeug, Spritzgießen, Greiftechnik sowie Vereinzelung<br />
im Automationsprozess im Fokus. Es folgten<br />
Design-Abstimmungen und die Optimierung der Geometrie.<br />
Denn das erste Design der Cerumenfilter und<br />
des Spendersystems musste hinsichtlich Herstellbarkeit<br />
und Verarbeitung in der Automation in enger Abstimmung<br />
überarbeitet werden. Nach der Konzepterstellung<br />
für Herstellung, Entnahme und Handling der Bauteile<br />
wurden die Werkzeuge konstruiert und gleichzeitig<br />
mit dem Bau der Automation begonnen. Schließlich<br />
fand die Verheiratung der einzelnen Komponenten und<br />
Inbetriebnahme der Anlagen statt. Seither laufen die<br />
Cerumenfilter vollautomatisiert vom Band.<br />
↓<br />
MBFZ Toolcraft GmbH<br />
www.toolcraft.de<br />
Dezember 2019 35
_Projekt des Monats<br />
Rau bis Reinraum: Robotik für alle Produktionsumgebungen<br />
Universelle Roboterzelle für<br />
das Pick and Place<br />
Unsortierte Teile an einer Stelle abgreifen und an einer anderen präzise und<br />
geordnet ablegen: Für Pick-and-Place-Aufgaben aller Art hat der Anlagenbauer<br />
Nordfels eine universelle Plattformlösung entwickelt. Deren Basis sind schnelle<br />
Stäubli-Roboter.<br />
Bild: Stäubli<br />
36 Dezember 2019
<strong>Automationspraxis</strong><br />
Projekt des Monats<br />
exklusiv<br />
„Wir können jede Aufgabe mit Stäubli lösen.<br />
Das ist ein großer Vorteil. Denn wir bleiben<br />
immer in der gleichen Roboter- und Steuerungswelt.“<br />
Martin Reingruber, Nordfels<br />
Pickjet: Universelle Plattform für<br />
ultraschnelles Pick-and-Place, hier mit<br />
einem Stäubli Sechsachser TX2–90L.<br />
Um für die ganze Bandbreite an Pick-and-<br />
Place-Aufgabenstellungen eine schnelle, unkomplizierte<br />
und bezahlbare Lösung anbieten<br />
zu können, haben wir mit dem Pickjet eine<br />
universelle Plattform geschaffen“, sagt Nordfels-<br />
Geschäftsführer Edmund Jenner-Braunschmied.<br />
Und tatsächlich eignet sich der modulare Pickjet-<br />
Baukasten für nahezu alle denkbaren Pick-and-<br />
Place-Aufgabenstellungen in Produktionsumgebungen<br />
von rau bis Reinraum.<br />
Um schnell die richtige Konfiguration zu finden,<br />
gehen die Nordfels-Experten immer nach der gleichen<br />
Strategie vor. Dabei genügt die Beantwortung<br />
weniger Fragen, um eine schnelle Lösung<br />
skizzieren zu können. Wie werden die Teile bereitgestellt?<br />
Wie ist deren Lage detektierbar? Wie sind<br />
sie zu greifen und in welcher Entfernung müssen<br />
sie positioniert werden? „Mit diesen Angaben<br />
können wir alle Pickjet-Komponenten festlegen:<br />
von der visuellen Erkennung über Lichtschranke,<br />
2D-Matrix-Kamera oder 3D-Bildverarbeitung<br />
über die Greiftechnik bis zur Auswahl des geeigneten<br />
Roboters“, sagt Martin Reingruber, ebenfalls<br />
Geschäftsführer bei Nordfels.<br />
Stets der richtige Roboter zur Hand<br />
Allen Lösungen aus dem Pickjet-Baukasten ist eines<br />
gemeinsam: der Einsatz von schnellen und<br />
präzisen Robotern, bevorzugt von Stäubli. Der<br />
Schweizer Anbieter hat mit der TX2-Sechsachsbaureihe,<br />
der Vierachsergeneration TS2 und dem<br />
Fast Picker TP80 ausschließlich neu entwickelte<br />
Roboterbaureihen im Programm, die zu den weltweit<br />
schnellsten, präzisesten und zuverlässigsten<br />
zählen. Hier findet sich für jede Anforderung hinsichtlich<br />
Traglast, Reichweite und Dynamik<br />
schnell der passende Roboter.<br />
Dezember 2019 37
_Projekt des Monats<br />
Bild: Stäubli<br />
Allen Lösungen<br />
aus dem Pickjet-<br />
Baukasten ist<br />
eines gemeinsam:<br />
der Einsatz von<br />
schnellen und<br />
präzisen Stäubli-<br />
Robotern.<br />
Nordfels vertraut noch aus einem weiteren Grund<br />
beim Pickjet auf Stäubli-Roboter. Dazu Jenner-<br />
Braunschmied: „Pick-and-Place-Applikationen<br />
finden sich unter allen möglichen Umgebungsbedingungen<br />
– sei es im Lebensmittelbereich, im<br />
Reinraum, in Medizin und Pharma oder bei der<br />
Montage sensibler Elektronikkomponenten.“<br />
Stäubli habe für jede Produktionsumgebung speziell<br />
modifizierte Roboter im Programm, die den<br />
branchenspezifischen Anforderungen gerecht werden.<br />
„Wir können für nahezu jede Branche einen<br />
passenden Roboter liefern: Von Reinraum, über<br />
Hygienedesign für Food und Pharma bis hin zu<br />
ESD-Einsätzen in der Elektronikmontage oder Arbeiten<br />
unter aseptischen Bedingungen“, sagt Peter<br />
Pühringer, Division Manager Stäubli Robotics.<br />
Für Nordfels ist das ein entscheidender Pluspunkt.<br />
Bei welcher Pick-and-Place-Aufgabe auch immer –<br />
am Roboter wird die Erfüllung nicht scheitern.<br />
„Wir können jede Aufgabe mit Stäubli lösen. Das<br />
ist ein großer Vorteil. Denn wir bleiben immer in<br />
der gleichen Roboter- und Steuerungswelt, was<br />
sowohl Entwicklungszeit, Programmierzeit, Realisierung,<br />
Installation und Inbetriebnahme positiv<br />
beeinflusst und natürlich die Kosten niedrig hält“,<br />
so Reingruber.<br />
Damit bietet der modulare Pickjet für jede Applikation<br />
eine optimale Lösung, selbst wenn härteste<br />
Taktzeitkriterien zu erfüllen sind. Dank der dynamischen<br />
Stäubli-Roboter lässt sich der Großteil aller<br />
Applikationen mit einem Pickjet bewältigen.<br />
Bei Bedarf lassen sich Pickjet-Zellen aber auch in<br />
beliebiger Anzahl kombinieren.<br />
↓<br />
Stäubli Robotics (Deutschland)<br />
www.staubli.com/de-de/robotics<br />
Steckbrief<br />
·<br />
Der modulare Pickjet-Baukasten von<br />
Nordfels eignet sich für diverse Pick-and-<br />
Place-Aufgaben in Produktionsumgebungen<br />
von rau bis Reinraum<br />
· Daher setzt Nordfels auf Stäubli-Roboter,<br />
denn diese eignen sich für viele Umgebungsbedingungen<br />
– ob Food, Medizin<br />
und Pharma oder Reinraum und Elektronik/ESD.<br />
· Ob TX2-Sechsachser, TS2-Scara oder<br />
Fast Picker TP80: Bei Stäubli findet Nordfels<br />
für jede Anforderung hinsichtlich<br />
Traglast, Reichweite und Dynamik schnell<br />
den passenden Roboter.<br />
↓<br />
38 Dezember 2019
_Robotik<br />
Hochschullabor vermittelt praxisnahe Kxenntnisse<br />
An vier Roboterzellen<br />
zum Robotikexperten<br />
In ihrem neuen Roboterlabor setzt die Hochschule<br />
Karlsruhe vier ready2educate-Trainingszellen von<br />
Kuka ein, an denen zukünftige Ingenieure die Programmierung<br />
von Industrierobotern erlernen.<br />
Bild: Kuka<br />
Seit dem Wintersemester 2018 können Studierende<br />
der Hochschule Karlsruhe in einem Roboterlabor<br />
das Steuern und Programmieren von Kuka<br />
Robotern lernen. Trainiert wird an vier ready2_educate<br />
Trainingszellen. Die mobile Schulungszelle ist ein<br />
komplettes Paket zur Grundlagenvermittlung der Robotik.<br />
Ausgestattet ist jede Zelle mit dem Kleinroboter<br />
KR 3 Agilus und der KR C4 compact Steuerung. Der<br />
Agilus-Roboter wird direkt mit einem integrierten<br />
Greifer und einer Reihe von Werksstücken wie Würfeln<br />
und Stiften geliefert. Auch eine Auswahl didaktischer<br />
Schulungsapplikationen ist bereits vorprogrammiert.<br />
In einem abwechslungsreichen Programm aus Theorie-<br />
und Praxiseinheiten lernen die Studierenden in<br />
Kleingruppen die Grundlagen der Roboterprogrammierung.<br />
Im letzten Drittel des Semesters muss jede<br />
Gruppe das Gelernte in einer Projektarbeit unter Beweis<br />
stellen. Hierbei müssen die Studierenden auch ihr<br />
Fachwissen aus Vorlesungen wie Informatik oder<br />
Technische Mechanik einbringen.<br />
Pro Jahr erhalten rund 200 Studierende die Möglichkeit,<br />
an den Trainingszellen zu arbeiten. Die Kurse zur<br />
Grundlagenvermittlung der Roboterbedienung und<br />
Programmierung versetzen die Studierenden in die Lage,<br />
Aufgaben wie das Palettieren und Depalettieren von<br />
Würfeln und das Abfahren von komplexen Oberflächen<br />
und Kontouren umzusetzen. Nach bestandener Prüfung<br />
besteht für die Studenten die Möglichkeit ein offizielles<br />
Trainingszertifikat bei Kuka zu erwerben. Das Interesse<br />
am Roboterlabor ist groß. Eine Erweiterung der Zellen<br />
um das Thema Bildverarbeitung und die Programmierung<br />
der Roboter über die Opensource-Software Robot<br />
Operating System sind daher schon in Planung. ↓<br />
Kuka AG<br />
www.kuka.com<br />
Das Interesse an den<br />
Roboterzellen zur<br />
Ausbildung ist groß.<br />
Vor allem von den<br />
vielfältigen Aufgabenstellungen<br />
sind die<br />
Studenten begeistert.<br />
DAS NEUE<br />
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FÜR ROBOTER!<br />
LEISTUNGSFÄHIGES EMBEDDED 3D-KAMERASYSTEM<br />
Das Ensenso XR 3D-Kamerasystem<br />
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Dezember 2019 39
_Robotik<br />
Kleine Losgrößen effizient schweißen<br />
Um den Programmieraufwand für das Roboterschweißen<br />
von Einzelstücken und Kleinstserien zu senken, bietet<br />
Cloos in Kooperation mit der niederländischen Instantpro<br />
das Instant Robot Programming System IRPS<br />
an. Mit dem IRPS erzeugen Anwender schnell Programme<br />
für das Roboterschweißen. Der Bediener positioniert<br />
dazu das geheftete Werkstück frei auf der Arbeitsstation<br />
der Roboteranlage. Ein an einem Längsfahrwerk<br />
montierter Scanner tastet dann die Arbeitsfläche<br />
ab und speichert das<br />
Ergebnis. Das IRPS<br />
wandelt die Daten<br />
des Scanners in ein<br />
3D-Modell. Danach<br />
überträgt das IRPS<br />
das Roboterprogramm<br />
inklusive aller<br />
Schweißdaten an<br />
die Robotersteuerung.<br />
Der Bediener<br />
startet nur noch den<br />
Schweißvorgang über einen Button am Monitor des<br />
IRPS. Individuelle Änderungen und Parameteranpassungen<br />
können intuitiv vorgenommen werden. ↓<br />
Bild: Carl Cloos Schweißtechnik GmbH<br />
Carl Cloos Schweißtechnik GmbH<br />
www.cloos.de<br />
Portfolio erweitert mit<br />
6-Achs-Roboter<br />
Mit der AR-V-Serie erweitert Hirata sein Portfolio an Industrierobotern<br />
in Richtung Knickarm-Roboter. Zukünftig stehen<br />
also neben Scara-Robotern und Linearachsensystemen<br />
auch 6-Achs-Roboter zur Verfügung. Die AR-V-Serie umfasst<br />
drei Modelle mit Armlängen von 700, 950 und 1200<br />
mm und Nutzlasten von 4 bis 6 kg. Die In- stallation<br />
wird durch Offline-Teaching<br />
mit Assistenzfunktionen<br />
und Simulationstools<br />
etwa zur<br />
Kollisionsvermeidung<br />
unterstützt.<br />
Die neuen<br />
6-Achs-Roboter<br />
arbeiten mit der<br />
gleichen Bedienungssoftware<br />
wie alle anderen<br />
Hirata-Roboter. Über nur einen<br />
Controller können mehrere Roboter angesteuert werden.<br />
Die AR-V-Serie eignet sich für Anwendungen in Automotive,<br />
Elektro und Metallbearbeitung. Ausgerüstet mit dem Hirata<br />
3D-Picking-System beherrschen die neuen 6-Achs-Roboter<br />
auch das Handling ungeordneter Bauteile.<br />
↓<br />
Hirata Engineering Europe GmbH<br />
www.hirata.de<br />
Bild: Hirata Engineering Europe GmbH<br />
Schweißroboter – von klein bis groß<br />
Mit der Motoman AR-Serie vergrößert<br />
Yaskawa sein Schweißroboter-Portfolio<br />
um gleich sechs Modelle. Die präzisen<br />
und schnellen Schweißroboter der AR-<br />
Serie wurden speziell für die hohen Anforderungen<br />
im Bereich Lichtbogenschweißen<br />
entwickelt und sparen durch<br />
ihren schlanken Bau viel Platz. Alle Modelle<br />
der AR-Serie arbeiten mit der Hochleistungssteuerung<br />
YRC1000. Diese äußerst<br />
kompakte Steuerung enthält hilfreiche<br />
Funktionen<br />
aus über 40 Jahren<br />
Erfahrung, die den<br />
Schweißprozess<br />
unterstützen. Die<br />
neuen Schweißroboter<br />
im Einzelnen:<br />
· Die kompakten<br />
Schweißroboter<br />
Motoman AR700<br />
und Motoman<br />
AR900 punkten<br />
40 Dezember 2019<br />
Bild: Yaskawa Europe GmbH<br />
mit einer hohen Wiederholbarkeit. Geeignet<br />
sind die beiden Roboter für einfache<br />
Schweißanwendungen, zumeist mit kürzeren<br />
Schweißnähten, ohne großen Programmieraufwand,<br />
wie z.B. Heften oder<br />
Schweißen von Vorbaugruppen. Der Motoman<br />
AR900 kann dabei auch in den<br />
erst kürzlich neu vorgestellten, schlüsselfertigen<br />
Roboter-Schutzgasschweißzellen<br />
des ArcWorld-Portfolios verbaut werden.<br />
· Der mittelgroße Motoman AR1440<br />
(Foto) eignet sich für die einfache Bearbeitung<br />
von sperrigen und schwer zugänglichen<br />
Werkstücken, dafür sorgen<br />
eine Traglast von 12 kg, Raum für das<br />
Schlauchpaket mit integrierter Medienführung<br />
und ein maximaler Arbeitsbereich<br />
von 1.440 mm. Durch die leicht<br />
gebogene Bauform des Unterarms sind<br />
auch Schweißnähte an schwer zugänglichen<br />
Bauteilen realisierbar.<br />
· Der Motoman AR2010 überzeugt<br />
durch seinen großen Arbeitsbereich von<br />
2.010 mm und ist mit seiner hohen Traglast<br />
von bis zu 12 kg ideal für das Schweißen<br />
von sperrigen und großen Bauteilen,<br />
zum Beispiel von Fahrzeugrahmen, Lkw-<br />
Kippmulden, Anhängern oder Containern.<br />
· Der kraftvolle und dynamische Motoman<br />
AR1730 bietet mit seiner hohen<br />
Traglast von bis zu 25 kg optimale Voraussetzungen<br />
für Doppeldraht- oder<br />
Twin-Anwendungen. In Kombination<br />
mit seinem maximalen Arbeitsbereich<br />
von 1.730 mm bietet er die höchste Antriebsperformance<br />
seiner Klasse.<br />
· Das größte und kraftvollste Modell, der<br />
Motoman AR3120, deckt einen beachtlichen<br />
Arbeitsbereich von 3.120 mm ab.<br />
Durch seine hohe Traglast von 20 kg eignet<br />
er sich ebenfalls für das Schweißen von<br />
sperrigen und großen Bauteilen. Sein hohles<br />
Armdesign führt das Schlauchpaket<br />
platzsparend und verschleißarm durch<br />
den Arm zum Handgelenk.<br />
↓<br />
Yaskawa Europe GmbH Robotics Division<br />
www.yaskawa.eu.com
_Robotik<br />
Für Laborarbeit und logistische Aufgaben<br />
Mobiler Laborroboter<br />
fürs Krankenhaus<br />
mehr Infos<br />
Ein mobiler Yumi-Laborroboter von ABB soll medizinisches<br />
Fachpersonal bei der Laborarbeit und<br />
logistischen Aufgaben im Krankenhaus unterstützen.<br />
Bild: ABB<br />
Der mobile Laborroboter von ABB bedient eine Zentrifuge Seite an<br />
Seite mit seinen menschlichen Kollegen.<br />
Der mobile Laborroboter<br />
Konzept ist Teil des Health<br />
Care Hub, den ABB für die<br />
Gesundheitsforschung am Texas<br />
Medical Center (TMC) Innovation<br />
Institute in Houston in Texas betreibt.<br />
Dort will ABB Roboter entwickeln,<br />
die in der Lage sind, wiederkehrende<br />
und wenig anspruchsvolle<br />
Tätigkeiten auszuführen.<br />
Das ermöglicht es medizinischem<br />
Fachpersonal und Laborkräften,<br />
sich auf anspruchsvollere<br />
Aufgaben zu konzentrieren.<br />
Zu diesen Robotiklösungen gehört<br />
ein zweiarmiger mobiler Yumi.<br />
Der mobile Laborroboter von ABB<br />
kann beispielsweise Medikamente<br />
vorbereiten, Zentrifugen be- und<br />
entladen, pipettieren, mit Flüssigkeiten<br />
umgehen sowie Reagenzgläser<br />
aufnehmen und sortieren. Zudem<br />
könnte der mobile Yumi in<br />
Krankenhäusern für eine Vielzahl<br />
von Logistikaufgaben eingesetzt<br />
werden, etwa Medikamente dosieren,<br />
sie dorthin bringen, wo sie im<br />
Krankenhaus benötigt werden,<br />
medizinisches Versorgungsmaterial<br />
für das Krankenhauspersonal<br />
bereitstellen oder Bettwäsche direkt<br />
in die Zimmer der Patienten<br />
liefern.<br />
Darüber hinaus arbeitet ABB am<br />
Health Care Hub an YuMi-Robotern,<br />
die beim Zentrifugieren und<br />
Handeln von Reagenzgläsern helfen<br />
könnten, oder an einem<br />
IRB-1200-Roboter, der Flüssigkeiten<br />
in einer Pipettieranwendung<br />
überträgt.<br />
↓<br />
ABB Robotics<br />
www.abb.de/robotics<br />
Robot<br />
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Der leistungsfähige Beladeroboter<br />
für grosse Werkstücke mit einem<br />
Transfergewicht bis zu 800 kg.<br />
Kompakte und ergonomische<br />
Monoblockbauweise für schnelle<br />
Inbetriebnahme.<br />
Flexible Magazinkapazität und<br />
bis 2000 mm langer Transferweg<br />
ab Aussenkante Roboter.<br />
www.erowa.com<br />
Dezember 2019 41
_Handhabung & Montage<br />
Skiprung-Simulator für Ski-Internat<br />
Achssystem simuliert<br />
den perfekten Absprung<br />
Für das Ski-Internat Furtwangen hat IEF-Werner ein Achssystem<br />
entwickelt, das den Absprung von der Schanze perfekt simuliert.<br />
Das Achssystem fordert die Sportler sich beim Absprung gerade abzudrücken, ohne eine<br />
zu starke Kraft zur Seite zu erzeugen und somit wegzurutschen.<br />
Das Ski-Internat in Furtwangen ist seit über<br />
25 Jahren eine Kaderschmiede für junge<br />
Sporttalente. Hier trainierten Olympia-Sieger<br />
und Weltmeister wie Martin Schmitt, Sven<br />
Hannawald, Hansjörg Jäkle oder Carina Vogt.<br />
„Damit die Athleten das Maximale herausholen<br />
können, gilt es, den Sprung technisch so sauber<br />
wie möglich auszuführen“, sagt Skisprung-Bundestrainer<br />
Stefan Horngacher. „Dazu müssen sie<br />
sich zum Beispiel mit beiden Beinen gleichmäßig<br />
vom Boden abdrücken können, ohne dabei das Gewicht<br />
zu verlagern.“<br />
Aber wie kann man den Absprung<br />
noch effizienter trainieren, ohne jedes<br />
Mal auf die Schanze zu müssen?,<br />
fragten sich die Verantwortlichen im<br />
Ski-Internat und wandten sie sich an<br />
den im gleichen Ort ansässigen Automatisierungsspezialisten<br />
IEF-Werner.<br />
„Wir waren nicht wenig überrascht,<br />
als das Ski-Internat bei uns in<br />
der Zentrale anrief“, erinnert sich Andreas<br />
Hirt, technischer Berater im Bereich<br />
Linearantriebe bei IEF-Werner.<br />
Die Aufgabe interessierte die Ingenieure<br />
aber natürlich sehr.<br />
Leichtgängige<br />
Linearführungen<br />
Hirt: „So entwickelten wir ein Achssystem<br />
aus leicht gängigen Linearführungen,<br />
auf dem der Sportler seinen<br />
Absprung trainieren kann. Vereinfacht<br />
gesagt, bestehen die einzelnen Achsen<br />
jeweils aus einem beweglichen Linearschlitten<br />
und einer Linearführung.“<br />
Damit seien leicht gängige und geradlinige<br />
Bewegungen möglich. Der Skiprung-Simulator<br />
reagiert sehr sensibel<br />
auf Ungleichgewicht und macht Fehlbelastungen<br />
beim Absprung sichtbar.<br />
Das Ski-Internat ist begeistert. Der neue Absprungsimulator<br />
komme der Situation auf der Schanze sehr<br />
nah. Es fordert die Sportler, sich beim Absprung gerade<br />
abzudrücken, ohne wegzurutschen. „Es ist nicht<br />
nur eine sehr effiziente Trainingsmöglichkeit, es macht<br />
auch noch sehr viel Spaß“, so der Internatsleiter<br />
Niclas Kullmann. Aktuell ist der Absprungsimulator<br />
im Nachwuchsbereich im Einsatz, wurde aber auch<br />
schon von den Profis genutzt.<br />
↓<br />
Bild: IEF Werner GmbH<br />
IEF-Werner GmbH<br />
www.ief-werner.de<br />
42 Dezember 2019
_Handhabung & Montage<br />
Portal- und Handlingsysteme mit Lineareinheiten und Spindelhubgetrieben<br />
Von der Lineareinheit zu<br />
kompletten Lösungen<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
ANT liefert nicht nur Lineareinheiten und Spindelhubgetriebe,<br />
sondern realisiert auf der Basis seines Portfolios auch komplette<br />
Prozess-, Portal- und Handlingsysteme. Ein Blick in die Praxis.<br />
Für Fabrikplaner und Anlagenbauer,<br />
die für automatisierter<br />
Produktions- oder<br />
Montagelinien komplette Funktionseinheiten<br />
benötigen, tritt ANT<br />
als Systemlieferant mit eigenen Engineering-<br />
und Automatisierungskompetenzen<br />
auf und nutzt dazu<br />
ein Netzwerk aus Partnern aus<br />
Motorenbau, Steuerungstechnik<br />
und Schaltschrankbau. ANT selbst<br />
übernimmt dabei die Gesamtverantwortung.<br />
So entstand in Schweinfurt beispielsweise<br />
eine anschlussfertige<br />
Drei-Achsen-Anwendung mit<br />
Zahnriemen-Lineareinheiten und<br />
Montageplatte, die sich inzwischen<br />
vom Einzelprojekt zum Serienprodukt<br />
entwickelt hat. Weiteres<br />
Beispiel sind mehrere große<br />
Portal-Lineareinheiten mit jeweils<br />
mehr als sechs Metern Hublänge<br />
für den Einsatz in der Elektromotorenfertigung.<br />
Diese Systeme ermöglichen<br />
es, bis zu 120 kg schwere<br />
Motorkerne in einem kontinuierlichen<br />
Prozess – und teilweise<br />
mit zwei unabhängig voneinander<br />
agierenden Vertikalachsen – verschiedenen<br />
Wickel- und Montagestationen<br />
zuzuführen und sie<br />
durch die Fertigung zu takten.<br />
800-Kilo-Werkzeuge<br />
positionieren<br />
Zudem realisierte ANT automatisierte<br />
Werkzeug-Wechselsysteme<br />
für Pressen von Schuler. Gefordert<br />
war dabei eine Lösung für die zügige<br />
und präzise Aufnahme und<br />
Positionierung von bis zu 800 kg<br />
schweren Umformwerkzeugen aus<br />
Stahl. Die Werkzeuge sollten vom<br />
Transportwagen bis auf 1000 mm<br />
abgehoben, in unterschiedlichen<br />
Höhen in die Pressen eingeschwenkt<br />
und kontrolliert abgesenkt<br />
werden können. Hierzu entwickelte<br />
man eine Konstruktion<br />
aus seinen eigenen Spindelhubgetrieben<br />
und verschiedenen Bosch-<br />
Rexroth-Rollenführungen. Außerdem<br />
entwickelte das hauseigene<br />
Engineering einen speziellen<br />
Schwerlasttisch, der ein Drehmoment<br />
von bis zu 20.000 Nm aufnehmen<br />
kann.<br />
↓<br />
ANT Antriebstechnik GmbH<br />
www.ant-antriebstechnik.de<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Bild: ANT Antriebstechnik<br />
ANT realisiert komplette<br />
Prozess-,<br />
Portal- und Handlingeinheiten.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Dezember 2019 43
_Handhabung & Montage<br />
Bild: Piab AB<br />
Auslegerachse für<br />
vertikale Bewegung<br />
Hiwin erweitert sein Linearachsenangebot<br />
um die Auslegerachse der Serie<br />
HC, die für den Einsatz in Vertikalanwendungen<br />
entwickelt wurde.<br />
Die Auslegerachse HC ist mit einem<br />
Omega-Zahnriemenantrieb<br />
ausgestattet, der kompakt<br />
im Antriebsblock integriert ist.<br />
Der Antriebsblock mit Motor<br />
und Getriebe steht ortsfest,<br />
während sich der leichte Ausleger<br />
bewegt. Durch die ausgeklügelte<br />
Struktur des Aluprofils besitzt<br />
der Ausleger trotz geringen<br />
Gewichts eine hohe Torsionssteifigkeit<br />
und eignet sich für<br />
dynamische Applikationen. Zusatzoptionen<br />
(wie pneumatisches<br />
Klemmelement, Endschalter,<br />
Wegmess-System) sowie der<br />
in Millimeterschritten frei wählbare<br />
Hub machen die Auslegerachse<br />
zu einem individuell konfigurierbaren<br />
Allrounder. ↓<br />
Hiwin GmbH<br />
www.hiwin.de<br />
Bild: Hiwin GmbH<br />
Cobot-Sauggreifer:<br />
noch kollaborativer<br />
Der Cobot-Sauggreifer Picobot von Piab lässt sich nun mit jedem beliebigen<br />
Cobot einsetzen. Dafür sorgen eine generische elektrische<br />
Schnittstelle sowie mehrere mechanische Montageplatten. Ursprünglich<br />
für die Arbeit mit Cobots von Universal Robots zertifiziert, adressiert<br />
Picobot dank der Konfigurierbarkeit nun den ganzen Cobot-<br />
Markt. Picobot besteht aus einer Vakuumpumpe sowie einer Greifereinheit<br />
mit Saugnäpfen. Piabs umfangreiches Angebot an Saugnäpfen<br />
ermöglicht es Kunden, eigene Lösungen zu entwickeln. Picobot wiegt<br />
inklusive Greifer nur 720 g und kann trotz des geringen Gewichts Objekte<br />
bis zu 7 kg heben.<br />
↓<br />
Piab AB<br />
www.piab.com<br />
Cleverer Greifer für<br />
Spritzgussteile<br />
In die beiden neuen Greifer-Angusszangen zur Entnahme<br />
von Teilen aus Kunststoff-Spritzgussmaschinen<br />
hat Gimatic ein cleveres Abfragesystem integriert,<br />
das bisherige Nachteile eliminiert. Bislang<br />
sorgt der meist vorne positionierte Sensor beim<br />
Greifen von Spritzgussteilen für eine Störkontur.<br />
Jetzt hat Gimatic den Sensor hinten am Korpus<br />
positioniert. Der im Korpus der Greifzange sitzende<br />
Mechanismus erlaubt die Montage verschiedener<br />
Backen. Die selbstzentrierenden pneumatischen<br />
Anguss-Winkelgreifzangen DD mit zwei Backen<br />
verfügen über Stahlfinger und bieten eine hohe<br />
Spannkraft. Die Baureihe PB hat Aluminiumoder<br />
Stahlfinger und baut kleiner. Alle Materialien<br />
und Schmierstoffe sind FDA-H1 konform. ↓<br />
Gimatic Vertrieb GmbH<br />
www.gimatic.com<br />
Bild: Gimatic Vertrieb GmbH<br />
Fördersystem aus dem Baukasten<br />
Das modulare und standardisierte Scharnierband-Fördersystem<br />
Versaflex (vormals<br />
Kunststoff-Kettenförderer der E-M-M-A<br />
GmbH) von Maschinenbau Kitz eignet sich<br />
für komplexe Streckenverläufe im dreidimensionalen<br />
Raum. Dank der standardisierten<br />
Module und Komponenten kann es<br />
einfach und kostengünstig in jeden Produktionsprozess<br />
integriert, angepasst und erweitert<br />
werden. Mit verschiedenen Kettenbreiten<br />
können Anlagen schnell projektiert<br />
und problemlos aufgebaut werden. Gerade<br />
für den Transport von primär und sekundär<br />
verpackten Erzeugnissen in der Lebensmittel-,<br />
Pharma-, Chemie- oder Konsumgüterindustrie,<br />
aber auch für den Transport von<br />
Werkstückträgern in Montagelinien z.B.<br />
der Automobilindustrie und zur Verkettung<br />
von Maschinen ist das System geeignet. ↓<br />
Maschinenbau Kitz GmbH<br />
www.mk-group.com<br />
Bild: Maschinenbau Kitz GmbH<br />
44 Dezember 2019
_Handhabung & Montage<br />
Smarte Kommunikation<br />
und Inbetriebnahme<br />
Mit dem Smart Communication Modul (SCM) in Verbindung<br />
mit der Inbetriebnahme-Software guideZ<br />
will die Zimmer Group die Parametrierung und Inbetriebnahme<br />
von Roboterkomponenten vereinfachen –<br />
und zugleich die Funktionalitäten von IO-Link ausnutzen.<br />
Das SCM als Master Gateway ist in zwei Ausführungen<br />
– für<br />
die Schaltschrankmontage<br />
(Schutzart<br />
IP20) oder für<br />
den direkten<br />
Verbau am Roboterflansch<br />
(IP54) – verfügbar.<br />
Beide Versionen<br />
sind für<br />
den Anschluss<br />
und die Parametrierung<br />
von<br />
zwei IO-Link-<br />
Komponenten ausgelegt und übernehmen dabei permanent<br />
die Umsetzung des Busprotokolls von digital<br />
I/O auf IO-Link. Damit ist es trotz der relativ begrenzten<br />
Fähigkeiten einer digital I/O-Infrastruktur vieler<br />
Roboter möglich, fast alle Funktionalitäten der modernen<br />
IO-Link Komponenten zu nutzen.<br />
Das Software-Tool guideZ wiederum zielt auf die<br />
schnelle und einfache Inbetriebnahme von Komponenten.<br />
Dabei ist ein Umschalten zwischen Wizard- bzw.<br />
Einsteiger- und Expert-Modus möglich. Die Parameterdaten<br />
dieser 7-Schritte-Inbetriebnahme lassen sich einfach<br />
und unkompliziert an jede SPS-Steuerung oder<br />
auch an Kleinsteuerungen anpassen.<br />
↓<br />
Zimmer GmbH<br />
www.zimmer-group.de<br />
Bild: Zimmer GmbH<br />
Elektrospanner für FTS<br />
Bei der Produktion seiner fahrerlosen Transportsysteme<br />
(FTS) setzte der Automationsspezialist Tünkers<br />
Elektrospanner aus dem eigenen Haus ein. Die Elektrospanner<br />
sind eine Weiterführung<br />
der klassischen<br />
Pneumatikspanner<br />
und bieten sich vor allem<br />
für Anwendungen an, wo<br />
in den Anlagen keine<br />
Druckluft verfügbar ist –<br />
wie eben bei elektrisch<br />
betriebenen, mobilen<br />
FTS.<br />
Die Elektrospanner im<br />
Miniformat können sowohl<br />
präzise schwenken<br />
und positionieren als<br />
auch mit hoher Kraft verriegeln.<br />
Mit den Baugrößen<br />
EK 16 und EK 25<br />
werden die Großladungsträger<br />
auf dem FTS verriegelt<br />
bzw. die Scanner<br />
am Fahrzeug hin- und<br />
hergeschwenkt. Auch bei<br />
den Greifersystemen<br />
kommen Elektrospanner<br />
zum Einsatz, wenn<br />
Druckluft als Medium<br />
nicht verfügbar ist. Die<br />
EK-Reihe verfügt über einen variabel einstellbaren<br />
Öffnungswinkel. Tünkers bietet Typen für Spannmomente<br />
von zehn bis 100 Nm und Haltemomente von<br />
30 bis 2500 Nm in entsprechenden Größen. ↓<br />
Bild: Tünkers Maschinenbau GmbH<br />
Tünkers Maschinenbau GmbH<br />
www.tuenkers.de<br />
Robotiv automatisieren<br />
EGS Automatisierungstechnik ist robotiv!<br />
Seit fast 25 Jahren beliefert die EGS<br />
Automatisierungstechnik GmbH ihre<br />
Kunden mit wirtschaftlichen und langlebigen<br />
Turnkey-Automationslösungen.<br />
Bereits seit 1999 werden dabei<br />
Industrieroboter als fortschrittliche,<br />
langlebige und flexible Kernkomponenten<br />
eingesetzt. Das Unternehmen<br />
ist in der Lage Aufgabenstellungen<br />
mit der Erfahrung aus mehr als 1650<br />
installierten Robotern zu beurteilen<br />
und seinen Kunden auf dieser Basis<br />
die jeweils bestmögliche Lösung anzubieten.<br />
Die Hauptbetätigungsfelder<br />
liegen dabei in der Metall- und<br />
Kunststoffverarbeitung. Neben den<br />
Kernapplikationen Handhabung,<br />
Montage und Palettierung werden alle<br />
erforderlichen Zusatzprozesse wie z.B.<br />
Messen, Prüfen, Kennzeichnen,<br />
Reinigen, Entgraten und Verbinden<br />
kompetent in den Ablauf implementiert.<br />
EGS Automatisierungstechnik<br />
GmbH<br />
Raiffeisenstraße 2<br />
D-78166 Donaueschingen<br />
Telefon: +49 (0) 771 89 86 06-0<br />
Telefax: +49 (0) 771 89 86 06-99<br />
www.egsgmbh.de<br />
Dezember 2019 45
_Materialfluss & Logistik<br />
Interview: Elmar Issing, Vice President Corporate Future Markets & Innovations, SSI Schäfer<br />
„Produktion und Logistik<br />
müssen zusammenwachsen“<br />
Wie der Intralogistik-Spezialist SSI Schäfer mit Robotik-Lösungen und mobilen<br />
Transportsystemen in der Industrie punkten möchte, verrät Elmar Issing, Vice<br />
President Corporate Future Markets & Innovations.<br />
Autor: Armin Barnitzke<br />
AP: SSI Schäfer ist bekannt als Intralogistik-<br />
Spezialist. Was haben Sie in der Robotik vor?<br />
Issing: Wir haben bereits vor mehr als 10 Jahren<br />
begonnen, uns intensiv mit dem Thema Robotik<br />
zu beschäftigen und diese Technologie in ganzheitliche<br />
Intralogistiklösungen zu integrieren. Unsere<br />
automatisierte Lösung für die filialgerechte Palettierung<br />
von Handelseinheiten zu Mischpaletten –<br />
das Schäfer Case Picking System, kurz SCP – wurde<br />
bereits 2009 mit dem VDI Innovationspreis Logistik<br />
ausgezeichnet.<br />
AP: Was kann das SCP?<br />
Issing: Mit dem SCP bieten wir ein voll automatisiertes<br />
Konzept zur Lieferzusammenstellung und<br />
zur filialgerechten Kommissionierung von Produkt-<br />
bzw. Handelseinheiten: Von der roboterbasierten<br />
Depalettierung der Herstellerpaletten im<br />
Wareneingang über die automatische Zwischenlagerung<br />
in hochdynamischen Puffersystemen bis<br />
hin zur filialgerechten Sequenzierung und vollautomatischen<br />
Palettierung im Warenausgang.<br />
Bild: SSI Schäfer<br />
Elmar Issing ist Vice President Corporate Future Markets &<br />
Innovations bei SSI Schäfer: „In der Industrie muss permanent<br />
Ware von A nach B transportiert werden. Produzierende Firmen<br />
brauchen also bedarfsgerecht die richtige Materialmenge zur<br />
richtigen Zeit am richtigen Ort.“<br />
AP: Wo liegt beim Case Picking die Herausforderung?<br />
Issing: Insbesondere im Lebensmittelgroßhandel<br />
findet man bei der Kommissionierung von Auftragspaletten<br />
ein sehr differenziertes Artikelspektrum<br />
vor. Die individuellen physikalischen Produkteigenschaften<br />
sind natürlich bei der Palettenbildung<br />
zu berücksichtigen. Hinzu kommen die<br />
spezifischen Anforderungen hinsichtlich einer filialgerechten<br />
Artikelgruppierung auf der Warenausgangspalette<br />
und deren Ordnung sowie eine maximale<br />
Stabilität bei höchstem Volumennutzungsgrad.<br />
Eine zentrale Rolle dabei spielt zum einen<br />
der Schäfer Pack Pattern Generator, kurz SPPG,<br />
und zum anderen unser Vision-System sowie ein<br />
hoch entwickeltes Teach-in-Verfahren. Die in un-<br />
46 Dezember 2019
_Materialfluss & Logistik<br />
SSI Schäfer hat vor mehr<br />
als 10 Jahren begonnen,<br />
sich mit dem Thema Robotik<br />
zu beschäftigen<br />
und die Robotik in Intralogistiklösungen<br />
zu integrieren.<br />
Bild: SSI Schäfer<br />
serer WAMAS-Umgebung eingebundenen Software-Tools<br />
und Applikationen nutzen wir (selbstverständlich)<br />
auch in unseren Piece Picking Robotics-Lösungen.<br />
AP: Um was geht es beim Piece Picking?<br />
Issing: Unsere Piece-Picking-Applikation kann<br />
branchenübergreifende Kommissionieraufgaben<br />
automatisiert übernehmen. Wir haben sie gemeinsam<br />
mit dem Roboterspezialisten fpt entwickelt.<br />
Hierbei nutzen wir zum Beispiel auch unser Vision-Knowhow<br />
aus dem Case Picking und können<br />
daher die zu kommissionierenden Einzelstücke,<br />
selbst aus einer schwierigen Gemengelage heraus,<br />
identifizieren. Denn letztlich ist die schnelle und<br />
sichere Erkennung der Gegenstände, die der Roboter<br />
greifen soll, der Knackpunkt beim Piece Picking.<br />
Der Industrieroboter selbst arbeitet ja<br />
schnell genug.<br />
AP: Haben Sie beim Vision-System eine strategische<br />
Kooperation?<br />
Issing: Nein, die Vision-Software haben wir im<br />
Hause SSI Schäfer entwickelt. Natürlich kaufen<br />
wir dabei Hardware wie Kameras und Sensorik<br />
zu, aber die schnelle, sichere und zuverlässige Bilderkennung<br />
ist für uns eine Kerntechnologie – diese<br />
müssen wir im eigenen Haus haben.<br />
Dezember 2019 47
_Materialfluss & Logistik<br />
AP: Und was passiert, wenn der Roboter trotz<br />
ausgefeiltem Vision-System nicht alles schnell<br />
genug aus der Kiste picken kann?<br />
Issing: Alles, was der Roboter nicht greifen kann,<br />
muss der Mensch kommissionieren. Aber der<br />
Mensch steht bei uns nicht in der gleichen Zelle,<br />
denn aufgrund von restriktiven Sicherheitsaspekten<br />
würde eine unmittelbare Mensch-Roboter-<br />
Kollaboration die Robotergeschwindigkeit drastisch<br />
mindern. Wirtschaftliche Gegebenheiten<br />
„Wir haben bereits vor mehr als 10 Jahren<br />
begonnen, uns intensiv mit dem Thema<br />
Robotik zu beschäftigen“ Elmar Issing, SSI Schäfer<br />
aber auch der Mensch als äußerst leistungsfähiges<br />
Picking-System sprechen also dafür, dass nicht<br />
greifbare Artikel außerhalb der Roboterzelle gepickt<br />
werden, damit die performante Leistung der<br />
Industrieroboter nicht eingeschränkt wird.<br />
AP: Von welchen Durchsatzraten sprechen wir?<br />
Issing: Viele manuelle Kommissionier-Arbeitsplätze<br />
sind inzwischen ja echte Hochleistungsarbeitsplätze,<br />
im Pharmaumfeld werden pro Stunde bis<br />
zu 1000 Order Lines gepickt. Mit dem roboterbasierten<br />
Piece Picking kommen wir auf über 800<br />
Pieces pro Stunde. Es geht hierbei gar nicht darum,<br />
den Menschen zu ersetzen, sondern darum,<br />
den Piece-Picking-Roboter als mehrschichtfähiges<br />
System und als Ergänzung zu sehen. Ganz abgesehen<br />
davon fehlen vielerorts die Menschen, die solche<br />
anstrengenden Jobs übernehmen wollen.<br />
AP: Generell: Sind Robotik-Lösungen fürs Kommissionieren<br />
und Palettieren ein Thema für den<br />
Handel oder auch für die Industrie?<br />
Issing: Solche Anwendungen der Logistik-Automatisierung<br />
sind tatsächlich erstmal im Handel<br />
ein Thema, aber mehr und mehr auch in der Industrie.<br />
Denn im industriellen Umfeld müssen Lagerlogistik<br />
auf der einen Seite und Produktion,<br />
Montage und Fertigung auf der anderen Seite stärker<br />
zusammenwachsen. In der Industrie muss permanent<br />
Ware von A nach B transportiert werden,<br />
produzierende Firmen brauchen also bedarfsgerecht<br />
die richtige Materialmenge zur richtigen<br />
Zeit am richtigen Ort. Ein Routenzug zur just-intime-Fließbandbestückung<br />
ist hier nur der erste<br />
Schritt. Wir wollen die Belieferung stärker dezentralisieren:<br />
immer kleinere Einheiten, immer flexibler,<br />
immer schneller.<br />
AP: Und das löst man mit autonomen Transportsystemen,<br />
kurz FTS?<br />
Bild: SSI Schäfer<br />
Auf der Logimat 2019 hat SSI Schäfer zusammen mit dem Partner fpt erstmals eine Piece-Picking-Applikation<br />
präsentiert. Diese automatisiert branchenübergreifend Aufgaben der Kommissionierung.<br />
48 Dezember 2019
_Materialfluss & Logistik<br />
Bild: SSI Schäfer<br />
Issing: Exakt. Daher ist der Bereich FTS ein ganz<br />
strategisches Feld für uns. Gestartet mit Übernahme<br />
des belgischen Start-ups Motum sind wir Mitte<br />
2015 in das Thema Schwarmintelligenz und dezentrale<br />
Steuerungstechnik eingestiegen. Darüber<br />
hinaus haben wir im August 2018 die Beteiligung<br />
an DS Automotion aus Linz bekanntgegeben. Das<br />
rundet unser FTS-Portfolio ab, zumal wir mit dem<br />
Weasel auch eine eigene Lösung für den standardisierten<br />
Kleinladungsträger-Transport entwickelt<br />
haben. Das Weasel setzen wir übrigens auch beim<br />
Piece Picking ein, um die Roboterzelle mit Lageroder<br />
Auftragsbehältern zu ver- und entsorgen.<br />
Der Bereich FTS ist ein<br />
strategisches Feld für<br />
SSI Schäfer. Neben eigenen<br />
Lösungen hat sich<br />
sich der Intralogistik-<br />
Spezialist. 2018 an DS<br />
Automotion aus Linz beteiligt,<br />
um das FTS-Portfolio<br />
abzurunden.<br />
AP: Gibt es für solche FTS-Konzepte auch schon<br />
Beispiele aus der Industrie?<br />
Issing: Wir haben bereits hochinteressante Projekte<br />
realisiert, wobei wir eine klassische Verkettungslösung<br />
mittels Fördertechnik durch dezentral<br />
organisierte und barrierefrei operierende Weasel<br />
ersetzt haben. Um jedoch auch dem Digitalisierungsgedanken<br />
in der produktiven Umgebung<br />
Rechnung zu tragen, haben wir dafür auch eine<br />
adaptive Middleware entwickelt.<br />
↓<br />
SSI Schäfer Automation GmbH<br />
www.ssi-schaefer.com<br />
friedrichshafen 4. + 5. märz 2020<br />
essen 27. + 28. mai 2020<br />
chemnitz 23. + 24. sept 2020<br />
Dezember 2019 49
_Materialfluss & Logistik<br />
Fahrerloses Transportsystem bringt autorisierte Paletten ans Lagerregal<br />
Distributionszentrum<br />
automatisiert<br />
Das zentrale Distributionszentrum des Blumen-Verpackungsspezialisten<br />
Dillewijn Zwapak hat Dematic automatisiert: mit selbstfahrenden<br />
Schmalgangstaplern, fahrerloses Transportfahrzeugen, Palettenregalen<br />
und einem Paternoster-Kommissioniersystem.<br />
Die gut 200 Mitarbeiter von Dillewijn Zwapak<br />
B.V. produzieren und distribuieren täglich Behälter<br />
für Blumen und Pflanzen, Floristikartikel und<br />
Deko-Materialien. Um ihre Lagerflächen am Hauptsitz<br />
in Amstelveen zu bündeln, entschied sich Dillewijn<br />
Zwapak für den Bau eines zentralen Distributionszentrums.<br />
Zur Automatisierung des neuen 10.000 m 2 großen<br />
zentralen Distributionszentrums<br />
suchte Geschäftsführer<br />
Mark de<br />
Krosse gezielt nach Lieferanten,<br />
die eine maßgeschneiderte<br />
Automatisierungslösung<br />
aus einer<br />
Hand anbieten können.<br />
„Dematic war der einzige<br />
Anbieter, der uns die<br />
komplette Ausrüstung liefern<br />
und integrieren<br />
konnte“, so de Krosse.<br />
Gemeinsam mit dem Logistikautomatisierer<br />
aus<br />
Heusenstamm optimierte<br />
Dillewijn Zwapak die Lo-<br />
Foto: Dematic<br />
Die maßgeschneiderte Lösung<br />
für das Distributionszentrum<br />
besteht aus<br />
selbstfahrenden Schmalgangstaplern<br />
und fahrer -<br />
losen Transportfahrzeugen<br />
(FTF), Palettenregalen<br />
sowie einem Paternoster-<br />
Kommissioniersystem.<br />
gistikprozesse, indem alle Vorgänge digitalisiert und<br />
nach Möglichkeit automatisiert wurden.<br />
Eine Besonderheit bei der Logistik des Distributionszentrums<br />
ist die Bauhöhe von bis zu 18 Metern und<br />
die Wahl der Schmalgänge. Von den so realisierten<br />
kompakten Lagerkapazitäten profitiert der Verpackungsspezialist,<br />
indem 14.000 Palettenstellplätze<br />
entstehen. Rund 11.000 von ihnen wurden mit Waren<br />
bestückt. „Das bedeutet, dass uns noch 25 Prozent<br />
verbleibende Kapazitäten für weiteres Wachstum zur<br />
Verfügung stehen“, freut sich de Krosse.<br />
Um den Materialfluss zu optimieren, hat Dematic<br />
gleich drei Logistikkonzepte integriert: Die vollautomatische<br />
Palettenbe- und -entladung, die halbautomatische<br />
Paketkommissionierung und halbautomatische<br />
Produktkommissionierung. „Damit können wir die<br />
Aufträge flexibel handhaben“, sagt de Krosse.<br />
Automatische Lagereinrichtungen<br />
Für eine effiziente Auftragsabwicklung ist das Lager<br />
in neun Zonen unterteilt. Eingehende Paletten mit<br />
Produkten werden zunächst mit einem Identifikationsetikett<br />
versehen und in das Dematic Warehouse<br />
Management System (WMS) Ewms übertragen. Anschließend<br />
werden sie auf verschiedene Lagerorte verteilt.<br />
Paletten, die für das Schüttgutlager bestimmt<br />
sind, werden automatisch auf einem Fördersystem auf<br />
Länge, Breite, Höhe, Gewicht und Identität geprüft.<br />
Die fahrerlosen Transportfahrzeuge (FTF) transportieren<br />
dann autorisierte Paletten zu den Übergangsstellen<br />
für das Lagerregal. Von dort aus bewegen automatisierte<br />
Schmalgangstapler alle Paletten zu den vom<br />
WMS festgelegten Lagerplätzen. Bei der Kommissionierung<br />
von Kundenaufträgen aus diesem Lagerbereich<br />
wird der Prozess umgekehrt. Von der letztgenannten<br />
Zone aus werden sie mit bemannten Gabel-<br />
50 Dezember 2019
Mit dem 10.000 m 2 großen zentralen<br />
Distributionszentrum will<br />
Mark de Krosse, Geschäftsführer<br />
der Dillewijn Zwapak, das<br />
Wachstum seines Unternehmens<br />
vorantreiben.<br />
Foto: Dematic<br />
Foto: Dematic<br />
Eine Besonderheit des<br />
neuen Distributions -<br />
zentrums ist die Bauhöhe<br />
von bis zu 18 Metern<br />
und die Wahl der<br />
Schmalgänge.<br />
staplern in Lkw verladen, oft in Kombination mit Produkten<br />
aus anderen Kommissionierzonen.<br />
Das gesamte Fahrerlose Transportsystem (FTS) umfasst<br />
drei automatisierte Still MX-X Schmalgangstapler,<br />
vier Dematic Gegengewichtsstapler FLV 3612 und<br />
zwei halbautomatische Still EK-X Gabelstapler. Der<br />
Gabelstaplerspezialist Still ist ebenfalls Teil der Kion<br />
Group und ein Schwesterunternehmens von Dematic.<br />
Das Großprojekt hatte eine vergleichsweise kurze<br />
Bauzeit von etwa einem Jahr. „Glücklicherweise hat<br />
Dematic schnell und lösungsorientiert gearbeitet und<br />
das neue Lager fristgerecht eingerichtet.“ Im neuen<br />
Distributionszentrum werden heute rund 300 Paletten<br />
täglich ein- und ausgelagert. In naher Zukunft sollen<br />
die Logistiksysteme weiter verfeinert und für die gesamte<br />
Organisation transparenter und zugänglicher<br />
gemacht werden.<br />
↓<br />
Dematic GmbH<br />
www.dematic.com/de<br />
Lösungen für einen automatisierten Transport<br />
Intralogistik neu gedacht<br />
Produktionen wandeln sich stetig.<br />
Vergessen Sie dabei nicht die Intralogistik.<br />
Mit mobilen Robotern automatisieren<br />
Sie Ihren Materialfluss im<br />
Handumdrehen – zuverlässig, flexibel<br />
und kostengünstig. Welches Modell<br />
ist das richtige? Wie gelingt der Einstieg?<br />
Klären Sie all Ihre Fragen mit<br />
den Experten von Mobile Industrial<br />
Robots – Pionier und Weltmarktführer<br />
der mobilen Robotik.<br />
Mobile Industrial Robots<br />
Niederlassung DACH &<br />
Benelux<br />
Telefon: +49 (0) 6196 77 54 751<br />
dach@mir-robots.com<br />
www.mobile-industrialrobots.com/de<br />
Roboter mit 6D-Maus einfach einlernen<br />
Roboter mit 6D-Mausverfahren einfach einlernen<br />
Für das schnelle und komfortable<br />
Einlernen von komplexen Roboterbewegungen<br />
ganz ohne Programmierkenntnisse<br />
hat KORIS ein 6D-Mausverfahren<br />
entwickelt. Ohne Kraftaufwand<br />
führt man damit den Robotermit<br />
dem 6D-Mausverfahren entlang<br />
der gewünschten Bahn. Ein Laserpointer<br />
macht die Bewegung sichtbar.<br />
Geeignet ist dies beispielswiese für<br />
das Einrichten von komplexen<br />
Roboterapplikationen wie Schweißen,<br />
Lackieren, Sandstrahlen oder<br />
Trockeneis-Reinigen. Passende Softwarepakete<br />
für die Bahnprogrammierung<br />
sind für die meisten Roboterhersteller<br />
verfügbar. Die KORIS Force<br />
& Safety Components GmbH ist ein<br />
inhabergeführtes, mittelständisches<br />
Unternehmen und auf Kraftsensoren<br />
und Sicherheitskomponenten für<br />
Industrieroboter spezialisiert.<br />
KORIS Force &<br />
Safety Components GmbH<br />
Im Grund 4<br />
71397 Leutenbach<br />
info@koris-fs.de<br />
www.koris-fs.de<br />
Dezember 2019 51
_Materialfluss & Logistik<br />
Optimierter Materialfluss bei Hersteller von Glasverpackungen<br />
Fördertechnik Schritt<br />
für Schritt automatisiert<br />
Mit Fördertechnik von Haro automatisiert der Glasverpackungshersteller<br />
Noelle + von Campe seinen Materialfluss.<br />
Stetige Erweiterung<br />
Angetriebene Rollenbahnen fördern<br />
die Paletten zum Lager.<br />
Seit mehr als 150 Jahren produziert Noelle + von<br />
Campe Glasverpackungen. Bis zu zwei Millionen<br />
Glasverpackungen verlassen täglich die beiden<br />
Werke im niedersächsischen Boffzen. Seit 1992<br />
stattet Noelle + von Campe seine Produktions- und<br />
Logistiklinien mit innovativer Fördertechnik aus und<br />
automatisiert so bislang manuelle Abläufe. Dabei setzte<br />
das Unternehmen auf die über 60-jährige Erfahrung<br />
des im sauerländischen Rüthen ansässigen Familienbetriebs<br />
Haro Anlagen- und Fördertechnik.<br />
Zunächst hat Noelle + von Campe den Auslauf der<br />
Produktion fast vollständig automatisiert: So installierte<br />
Haro damals für fünf Produktionslinien Palettenspender-Anlagen<br />
für die Palettierung der Glasware.<br />
Im zweiten Projekt realisierte Haro die Versandbereitstellung:<br />
Nach der Einschrumpfung und Etikettierung<br />
der Paletten wurden diese in den Kalthallenbereich<br />
des Versandes durch eine Klimaschleuse geführt,<br />
gescannt und in 6 parallele Zielspeicher-Strecken für<br />
die Speditionslogistik geordert.<br />
Bild: Haro<br />
Stetig steigende Verkaufszahlen bedingten nur wenige<br />
Jahre später eine Erweiterung im Maschinenpark. So<br />
wurden peu à peu zwei zusätzliche Produktionslinien<br />
installiert. Haro lieferte dafür das entsprechende<br />
Equipment der Palettenspender-Anlagen und vergrößerte<br />
den Versandspeicher.<br />
2008 waren die Produktionsflächen aber erschöpft,<br />
sodass Noelle + von Campe ein zweites Werk in ca.<br />
700 m Entfernung vom Stammsitz realisierte. Analog<br />
den Anforderungen im Werk I wurden dort für fünf<br />
Produktionslinien Palettenspender-Anlagen und ein<br />
Versandbahnhof installiert. Zwei der fünf Palettenspender<br />
wurden mit zusätzlichen Hüben ausgestattet,<br />
die die Ergonomie an der Palettierung verbessern.<br />
Komplett neue Speicheranlage<br />
2013 standen wieder Erweiterungen im Werk I und II<br />
an. Mittlerweile war auch die Kapazität der Versandbahnhöfe<br />
im Werk I erschöpft. Im Werk II sollte im<br />
Versand eine komplette Nachtschicht-Produktion automatisch<br />
und zielgerecht gepuffert werden. Haro<br />
konzipierte im Werk I eine komplett neue Speicheranlage.<br />
Dazu wurde der vormalige Versandspeicher demontiert;<br />
per Zuführstrecke wurden die Paletten direkt<br />
aus der Produktion über eine unterfahrbare Brücke<br />
in ein separates Kaltlagergebäude gefahren.<br />
Via Lift erreichte das Fördergut den neuen Speicherbahnhof.<br />
Nach einer Barcode-Scannung erfolgte die<br />
automatische Verteilung in die Zielpuffer, wobei zur<br />
Maximierung der Nutzfläche auf den Transport-<br />
LKWs ein Teil der Paletten mittels Manipulator um<br />
90° versetzt wurde. Weiterhin wurde das Kellergeschoss<br />
der Produktion für Bügelgläser mittels Lift und<br />
Fördertechnik an den neuen Speicher angebunden.<br />
Im Werk II realisierte Haro einen zusätzlichen Versandspeicher<br />
mit einer ca. 100 m langen Zuführtechnik<br />
vom Bestandspeicher. So konnte eine komplette<br />
Nachtschicht-Produktion auf zehn parallelen Pufferlinien<br />
für den Versand bereitgestellt werden.<br />
52 Dezember 2019
_Materialfluss & Logistik<br />
Bild: Haro<br />
Bild: Haro<br />
Zwei Vertikalfördereranlagen<br />
als Palettenspender zum<br />
Transport ins Obergeschoss.<br />
Kettenförderer ermöglichen den<br />
Quertransport und dienen zugleich<br />
als Puffer- und Lagersystem.<br />
Außenlager angebunden<br />
Um flexibel auch auf große Auftragsvolumina reagieren<br />
zu können, nutzt Noelle + von Campe zudem große<br />
überdachte Außenlagerflächen rund um die Produktionsstandorte.<br />
Die interne Versorgung dieser Lager mittels<br />
automatisiertem LKW musste mit nachfolgender<br />
Fördertechnik optimiert werden. An zwei strategisch<br />
günstigen Abgabestellen setzte der LKW die gesamte Ladung<br />
in einem Zuge auf ein Vorspeicherband. Doppelspurig<br />
wurden durch die Haro-Anlagen die verdichteten<br />
Paletten voneinander getrennt und situationsbedingt via<br />
Eckumsetzer dem Gabelstapler zur Verfügung gestellt.<br />
Am Auslauf der Produktion im Werk II vergrößerte<br />
der 2019 neu installierte Paletten-Doppler die Kapazitäten<br />
der Versandbahnhöfe. Eine Gabelstaplerdurchfahrt<br />
in der Zuführstrecke zum zweiten Nachtschicht-<br />
Speicher ermöglichte den Zugang zum anschließenden<br />
Lagerbereich. Der Einsatz eines Hallentores trennte<br />
zwei Hygienebereiche. Für hohe Taktleistungen übernahm<br />
der Transferwagen in einem Zuge gleich fünf<br />
Paletten.<br />
↓<br />
Haro Anlagen- und Fördertechnik GmbH<br />
www.haro-gruppe.de<br />
Von einfach bis komplex<br />
2019 – das Jahr der Innovationen bei Piab<br />
Fünf neue, innovative Industrie<br />
4.0-fähige Produkte und eine neue<br />
Abteilung für End-of-Arm-Tools.<br />
Unter dem Motto, die SMARTE Art<br />
Produkte zu handeln, hat sich Piab dieses<br />
Jahr darauf konzentriert innovative<br />
Handhabungs- und Förderungssysteme<br />
zu entwickeln. Die neuen Produkte –<br />
zwei Cobot-Greifer, ein Hebelifter, ein<br />
Vakuumejektor und -förderer – sind<br />
alle mit Piab’s piSMART ® Technologie<br />
ausgestattet. Diese misst während des<br />
Handlings die wesentlichen Parameter,<br />
optimiert diese als ein selbstlernendes<br />
System und gibt bei Abweichungen<br />
Warnungen ab. Das schont Ressoursen,<br />
senkt Kosten und verlängert die<br />
Lebensdauer. Seit diesem Jahr bietet<br />
Piab umfassende EOATs für das<br />
industrielle Handling vom Spritzgussteil<br />
bis zum Streusalzsack.<br />
Piab Vakuum GmbH<br />
Otto-Hahn-Str. 14<br />
35510 Butzbach<br />
Tel.: +49 (0) 6033 7960-0<br />
Fax: +49 (0) 6033 7960-199<br />
info-germany@piab.com<br />
www.piab.com<br />
Dezember 2019 53
_Materialfluss & Logistik<br />
Flexibilisierung der Intralogistik mit mobilen Transportplattformen<br />
Autonomer Transport<br />
von Aluminiumplatten<br />
Zwei autonome Transportplattformen Omnimove von Kuka automatisieren<br />
bei Austria Metall den Transport von schweren Aluminiumplatten<br />
und tragen so zur Flexibilisierung der Intralogistik bei.<br />
Bewegungsfreiheit in alle Richtungen<br />
Die mobilen Omnimove-Transportplattformen<br />
von Kuka bewegen sich autonom<br />
zum Arbeitsplatz.<br />
AMAG ist der größte Aluminiumproduzent Österreichs.<br />
Am Standort Ranshofen werden Aluminiumbänder,<br />
Bleche und Platten produziert.<br />
Um den Spezialisierungsgrad zu erhöhen, wurde das<br />
Produktionsgelände 2014 um ein neues Walzwerk erweitert<br />
und zugleich die Intralogistik automatisiert.<br />
Dazu sollte das neue Werk durch ein autonomes Warentransportsystem<br />
versorgt werden. Die Vorteile von<br />
Kukas Transportplattform Omnimove, wie die omnidirektionale<br />
Manövrierfähigkeit oder die hohe Positioniergenauigkeit,<br />
überzeugten AMAG. Daher integrierte<br />
der Aluminiumproduzent zwei mobile Schwerlastplattformen<br />
in die Produktionslinie. Die 8,70 m<br />
langen Omnimove, die bis zu 68 t tragen, übernehmen<br />
nun den innerbetrieblichen Transport von Aluminiumplatten.<br />
Bild: Kuka<br />
Der Omnimove lässt sich manuell per Fernbedienung<br />
steuern, kann sich aber auch autonom bewegen. Die<br />
zielgerichtete Navigation der autonomen Transportplattform<br />
durch das Werk wird mit der Navigation<br />
Solution ermöglicht. Diese sorgt zudem dafür, dass die<br />
Sicherheit der Mitarbeiter gewährleistet ist. Dazu erfasst<br />
die Software alle Daten der Laserscanner und<br />
Radarsensoren und erstellt eine Umgebungskarte. In<br />
Echtzeit wird so auf Hindernisse reagiert und ein autonomes<br />
Fahren der Transportplattformen möglich.<br />
Für die nötige Bewegungsfreiheit beim Omnimove<br />
sorgen omnidirektionale Räder. Die Mecanum-Räder<br />
erlauben das Fahren in jede Richtung und eine Drehung<br />
aus dem Stand. Dabei operiert der Omnimove<br />
mit einer Präzision von 5 mm – auch bei maximaler<br />
Traglast.<br />
Bei AMAG sind die Omnimove für die An- und Abholung<br />
der gewalzten Aluminiumplatten an den jeweiligen<br />
Veredelungsstationen im Plattenfertigungszentrum<br />
zuständig. Im ersten Schritt teilt der Bediener<br />
dem Omnimove einen Arbeitsauftrag zu. Die Kommunikation<br />
erfolgt dabei über WLAN. Daraufhin fährt<br />
die Transportplattform autonom zum Arbeitsplatz.<br />
Die bis zu 12 m langen und bis zu 8,5 t schweren Aluminiumplatten<br />
liegen am Wareneingang bereit.<br />
An der Unterseite des Trägers, auf dem die Platten gestapelt<br />
sind, ist ein QR-Code angebracht. Der mit einer<br />
Kamera ausgestattete Omnimove identifiziert<br />
über den QR-Code die Aluminiumplatten und fährt<br />
millimetergenau unter den Stapel. Die Hubspindeln<br />
werden ausgefahren und der Omnimove hebt den Träger<br />
samt Aluminiumplatten an. Beladen mit dem<br />
XXL-Paket navigiert er selbstständig durch die Halle<br />
und lädt die Platten an der Verarbeitungsanlage ab. ↓<br />
Kuka AG<br />
www.kuka.com<br />
54 Dezember 2019
_Materialfluss & Logistik<br />
Automatisches Kleinteilelager ist für 800 Ein- und Auslagerungen am Tag ausgelegt<br />
Roboter-Kleinteilelager<br />
für Kamerahersteller<br />
Für den Kamerahersteller IDS hat Hörmann Logistik ein automatisches<br />
Kleinteilelager realisiert. Das Autostore-Kleinteilelager wurde<br />
im Mai 2019 in Obersulm in Betrieb genommen.<br />
In mehr als 20 Jahren hat sich die Imaging Development<br />
Systems GmbH von einer Zwei-Mann-Firma<br />
zu einem führenden Industriekamerahersteller entwickelt.<br />
Rund 200.000 Kameras werden jährlich in<br />
Obersulm entwickelt und gefertigt. Daher wird am<br />
Hauptsitz in einer bestehenden Lagerhalle ein automatisches<br />
Autostore-Kleinteilelager errichtet, in dem<br />
an jedem Arbeitsplatz jederzeit Wareneingänge oder<br />
Kommissionierungen durchgeführt werden können.<br />
Die Realisierung hat Hörmann Logistik als Generalunternehmer<br />
übernommen. Für die Auslegung des Autostore-Systems<br />
wurden bei der Planung mehrere Anlagensimulationen<br />
mit realen Daten von IDS durchgeführt.<br />
Das führte zu einer Systemkonfiguration mit<br />
rund 2.610 Behältern über 10 Ebenen. Fünf autonome<br />
Roboter ver- und entsorgen die drei Carousel-Arbeitsplätze.<br />
Davon ist jeweils einer für den Wareneingang,<br />
den Warenausgang zur Produktion und den Warenausgang<br />
zum Versand zugeordnet. Das System ist für<br />
800 Ein- und Auslagerungen am Tag ausgelegt.<br />
Das Autostore-System besteht aus einem an drei Seiten<br />
verkleideten Aluminium-Rastersystem. In dem<br />
Rastersystem stehen Stapel mit jeweils 10 Behältern<br />
direkt auf dem Hallenboden. Über den Behälterstapeln<br />
ist das Fahrschienensystem (Grid) montiert, auf<br />
dem sich die fünf autonomen Roboter bewegen und<br />
kooperativ Behälter aufnehmen, umsortieren und an<br />
den Kommissioniermodulen andienen. Das maximale<br />
Gesamtgewicht der Behälter beträgt 35 kg, bei einer<br />
Netto-Zuladung von rund 30 kg. Die Behälter können<br />
durch Trenneinlagen flexibel für die Nutzung mehrerer<br />
Artikel unterteilt werden.<br />
Die Roboter erreichen durch ihre vier, über Eck angeordneten<br />
Räderpaare jede Position im Raster – mit einer<br />
Beschleunigung von 0,8 m/s² und einer Geschwindigkeit<br />
von 3,1 m/s. Die Roboter kommunizieren über<br />
WLAN mit der Autostore-Steuerung, die die Transportaufträge<br />
an die einzelnen Roboter vergibt. Bei geringer<br />
Auftragslast oder zu geringer Batteriekapazität<br />
fahren die Roboter selbstständig zu einer der am<br />
Rand des Grids befindlichen Ladestationen. Die<br />
Steuerung der Anlage übernimmt das speziell für Autostore<br />
konzipierte Lagerverwaltungssystem Hilis AS,<br />
das den Inhalt jedes Behälters kennt und die logistischen<br />
Prozesse umsetzt.<br />
↓<br />
Hörmann Logistik GmbH<br />
www.hoermann-logistik.de<br />
Bild: Hörmann Logistik<br />
Über den Behälterstapeln ist das Autostore-<br />
Grid montiert, auf dem sich die fünf auto -<br />
nomen Roboter bewegen und kooperativ<br />
Behälter umlagern. Die Roboter tragen<br />
übrigens Namen aus der Sesamstraße.<br />
Dezember 2019 55
_Vision & Sensorik<br />
Vision-Inspektion der nächsten Generation<br />
Deep Learning ergänzt<br />
Regel-Bildverarbeitung<br />
Konventionelle Bildverarbeitung und Deep Learning stehen<br />
nicht in Konkurrenz zueinander, sondern ergänzen sich. Cognex<br />
erklärt, wo und wie.<br />
Deep Learning basiert auf der Erkennung von Unterschieden,<br />
denn es sucht in einer Datenreihe permanent<br />
nach Änderungen und Unregelmäßigkeiten.<br />
Es reagiert also auch auf unvorhersehbare Defekte<br />
– anders als Bildverarbeitungssysteme, die<br />
auf strengen Programmierregeln basieren. Mit<br />
Deep-Learning-Technologien können durch die<br />
trainierten Daten sehr genaue Ergebnisse erzielt<br />
werden.<br />
Typisches Beispiel ist die Suche<br />
nach Kratzern auf Bildschirmen<br />
Im Vergleich zu herkömmlichen<br />
Bildverarbeitungssystemen<br />
ist<br />
Deep Learning: erstens<br />
konzipiert für schwer<br />
lösbare Anwendungen,<br />
zweitens leicht zu konfigurieren<br />
und drittens<br />
tolerant gegenüber Abweichungen.<br />
Ein konventionelles, also regelbasiertes Bildverarbeitungssystem<br />
kann in einer Produktionslinie<br />
Hunderte oder gar Tausende von<br />
Teilen pro Minute mit hoher Genauigkeit prüfen<br />
und ist insbesondere bei einer bekannten Reihe<br />
von Variablen und in kontrollierten Umgebungen<br />
sehr nützlich.<br />
Aber was passiert in weniger eindeutigen Situationen?<br />
Hier kommt nun Deep Learning ins Spiel,<br />
denn mit Deep Learning können spezifische Aufgaben<br />
gelöst werden, ohne dass sie vorher explizit<br />
programmiert wurden. Beim Deep Learning werden<br />
Daten benutzt und diese in neuronalen Netzwerken<br />
trainiert. Ausgehend von einer übergeordneten<br />
Logik, die beim anfänglichen Training entwickelt<br />
wird, optimieren tiefe neuronale Netzwerke<br />
ihre Leistung immer weiter.<br />
Bild: Cognex<br />
Damit eignet sich Deep Learning für das Lösen<br />
von Bildverarbeitungsanwendungen, die sich mit<br />
regelbasierten Algorithmen nur schwer programmieren<br />
lassen. Zudem eignet sich Deep Learning<br />
bei unübersichtlichen Hintergründen und bei Abweichungen<br />
im Erscheinungsbild der Teile. Darüber<br />
hinaus lassen sich mit der Technologie neue<br />
Teile einlernen, ohne die Anwendung umprogrammieren<br />
zu müssen.<br />
Ein typisches Beispiel für Deep Learning in der<br />
Bildverarbeitung ist die Suche nach Kratzern auf<br />
Bildschirmen von Elektrogeräten. Die Prüfung<br />
von visuell ähnlichen Teilen mit einer komplexen<br />
Oberflächenstruktur und Abweichungen beim Erscheinungsbild<br />
stellt herkömmliche Bildverarbeitungssysteme<br />
vor große Herausforderungen. Denn<br />
die Defekte unterscheiden sich in Größe, Umfang,<br />
Position oder bei Bildschirmen mit unterschiedlichen<br />
Hintergründen voneinander. Deep Learning<br />
dagegen kann solche Abweichungen berücksichtigen.<br />
Außerdem lassen sich neue Referenzbilder –<br />
beispielsweise eine andere Bildschirmart – ganz<br />
einfach trainieren.<br />
↓<br />
Cognex Corporation<br />
cognex.com/ViDi-deep-learning<br />
56 Dezember 2019
_Vision & Sensorik<br />
Bild: Datalogic S.r.l.<br />
Individuelle Kameras<br />
aus dem Baukasten<br />
Vision mit UR-Cobot<br />
einfach umsetzen<br />
Datalogics neue Version 12.2 der Impact Software vereinfacht<br />
die Implementierung von kamerabasierten Roboteranwendungen<br />
und ist zertifiziert für Cobots von<br />
Universal Robots. Die Impact Software ermöglicht es,<br />
direkt über das Roboter-Bediengerät auf einer bedienerfreundlichen<br />
Oberfläche einfache Pick & Place-Applikationen<br />
zu kalibrieren und einzustellen. Das erweiterte<br />
Advanced OCR-Tool sorgt außerdem für schnellere und<br />
einfachere Traceability-Anwendungen. Impact 12.2<br />
läuft auf allen Smartkameras und Vision-Prozessoren<br />
von Datalogic.<br />
↓<br />
Das uEye ACP-Konzept von IDS ermöglicht<br />
dank eines flexiblen Baukastenprinzips individuelle<br />
und doch wirtschaftliche Kameralösungen.<br />
Denn bei den uEye ACP-Kameras können<br />
Anwender ihr individuelles Boardlevel-Kameramodell<br />
per Online-Konfigurator mit wenigen<br />
Klicks selbst zusammenstellen und die Kamera<br />
an die eigenen Anforderungen anpassen. Da<br />
nahezu alle Komponenten bei IDS selbst angefertigt<br />
werden, sind die Kameras in der Regel<br />
kurzfristig verfügbar. Alternativ bietet IDS aber<br />
auch klassische Sonderentwicklungen an – von<br />
kundenspezifischem Branding über individuelle<br />
Bauformen bis hin zu speziellen Softwareanpassungen.<br />
↓<br />
IDS Imaging Development Systems GmbH<br />
www.ids-imaging.de<br />
Datalogic S.r.l.<br />
www.datalogic.com<br />
Bild: IDS Imaging Development Systems GmbH<br />
Konturmessung in drei Dimensionen<br />
Mit dem 3D-Kontur-Messsystem<br />
CMS 700i bringt Leuze electronic<br />
eine Komplettlösung für die<br />
Volumenmessung zur fehlerfreien<br />
Einlagerung von Waren. Das<br />
3D-Kontur-Messsystem basiert<br />
auf den messenden Lichtvorhängen<br />
CML 730i und kann<br />
kundenspezifisch angepasst<br />
werden. Das CMS 700i misst im<br />
Durchlauf Kontur und Lage beliebiger<br />
Objekte, unabhängig<br />
von deren Form und Oberflächenbeschaffenheit.<br />
Die Mindestmaße<br />
für Höhe, Breite und<br />
Länge liegen bei 5x50x50 mm³.<br />
Die Objektinformationen erlauben<br />
beispielsweise die Optimierung<br />
des Wareneingangs. Zudem<br />
werden Überstände des<br />
Objekts prozesssicher erkannt,<br />
die bei der automatisierten Einlagerung<br />
zu Problemen führen<br />
könnten. Das intuitive Webconfig<br />
ermöglicht eine einfache kundenseitige<br />
Inbetriebnahme und<br />
Fernwartung.<br />
↓<br />
Leuze electronic GmbH + Co. KG<br />
www.leuze.com<br />
Bild: Leuze electronic GmbH + Co. KG<br />
Dezember 2019 57
_Sicherheit<br />
Art der Gefährdungen ist stark verfahrensabhängig<br />
Arbeitssicherheit für die<br />
additive Fertigung<br />
Die additive Fertigung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Um diese<br />
aber in der industriellen Produktion einsetzen zu können, kommt der<br />
Arbeitssicherheit eine bedeutende Rolle zu. Das Wichtigste im Überblick.<br />
Autoren: Alexander Mahr/Fraunhofer IPA, Christian Bay/Universität Bayreuth<br />
Vergleich der Gefährdungen und der Implementierungskosten von verschiedenen<br />
additiven Fertigungsverfahren. Implementierungskosten sind die Investitionskosten,<br />
die für die arbeitssichere Implementierung der Prozesse und den<br />
Betrieb der additiven Fertigungsanlagen nötig sind.<br />
Bei jedem additiven Fertigungsverfahren sind<br />
material- und technologiespezifische Gefährdungen<br />
entlang der Prozesskette zu beachten.<br />
So können Gefährdungen bei der Fertigung selbst<br />
oder bei vor- und nachgelagerten Prozessschritten wie<br />
der Entfernung von Stützstrukturen auftreten. Die Art<br />
der Gefährdungen und deren Gefährdungsklasse sind<br />
stark verfahrensabhängig. Diese reichen von einer erhöhten<br />
Arbeitsplatzkonzentration an flüchtigen und<br />
gesundheitsschädlichen Gasen und Partikeln bei der<br />
Materialextrusion bis hin zu Gefährdungen durch die<br />
Verarbeitung reaktiver und krebserregender Metallpulver<br />
beim Laserstrahlschmelzen.<br />
Bild: Universität Bayreuth<br />
Materialextrusion oder Fused Layer<br />
Manufacturing (FLM)<br />
Bei der Materialextrusion wird ein Bauteil durch das<br />
Ablegen eines strangförmigen, thermoplastischen Materials<br />
mittels einer bewegten Düse Schicht für Schicht<br />
aufgebaut. Bei der additiven Fertigung mit Materialextrusion<br />
treten insbesondere Gefährdungen durch<br />
die Emission von ultrafeinen Partikeln (UPF) und<br />
flüchtig organischen Verbindungen (VOC) auf. Diese<br />
entstehen beim Schmelzvorgang des Materials. Bei<br />
vielen FLM-Anlagen können die Anforderungen der<br />
Arbeitssicherheit durch einfache technische Maßnahmen<br />
umgesetzt werden. So können FLM-Anlagen gekapselt<br />
und die Abluft gezielt über einen HEPA-Filter<br />
geführt werden. Darüber hinaus können die Verarbeitungstemperaturen<br />
der Materialien limitiert werden,<br />
um die Gas- und Partikelemission zu minimieren.<br />
Laserstrahlschmelzen oder<br />
Laser Beam Melting (LBM)<br />
Beim Laserstrahlschmelzen treten nicht nur beim<br />
schichtweisen Bauteilaufbau, sondern auch bei den<br />
vor- und nachgelagerten Prozessschritten Gefährdungen<br />
auf. Dabei stellt vor allem die Nutzung von metallischen<br />
Materialien eine hohe Gefährdung dar. Typischerweise<br />
werden beim Laserstrahlschmelzen Metallpulver<br />
mit einer Partikelgrößenverteilung zwischen<br />
15 μm und 60 μm genutzt. Dabei resultieren aus der<br />
Partikelgröße und der chemischen Zusammensetzung<br />
der Metallpulver zwei Arten von Gefährdungen.<br />
· Zum einen sind die Metallpulver aufgrund ihrer<br />
Partikelgröße einatembar und alveolengängig. Dies ist<br />
insbesondere bei Stählen oder anderen nickelhaltigen<br />
Legierungen kritisch, welche als Stoff mit kanzerogener,<br />
mutagener und reproduktionstoxischer Wirkung<br />
(KMR) eingestuft sind.<br />
58 Dezember 2019
_Sicherheit<br />
TAE-Fachtagung am 4. Dezember<br />
Über das Thema Arbeitssicherheit bei der additiven<br />
Fertigung sprechen Alexander Mahr<br />
(Fraunhofer IPA, Projektgruppe Prozessinnovation<br />
Bayreuth) und Christian Bay (Universität<br />
Bayreuth, Lehrstuhl Umweltgerechte Produktionstechnik)<br />
auch auf der Fachtagung Additive<br />
Manufacturing am 4. Dezember 2019.<br />
Die Fachtagung organisiert die TAE mit unserem<br />
Schwestermagazin „additive“.<br />
↓<br />
Bild: Universität Bayreuth<br />
·<br />
Zum anderen gelten einige der eingesetzten Metallpulver<br />
als explosionsfähiger Feststoff. Je geringer die<br />
Dichte des Metallpulvers ist (z. B. Legierungen auf Basis<br />
von Titan und Aluminium), desto höher ist die Gefahr<br />
von Verpuffungen und Staubexplosionen.<br />
Die Rangfolge der Schutzmaßnahmen zur Minimierung<br />
der Gefährdungen erfolgt nach dem STOP-Prinzip<br />
(Substitution, Technische, Organisatorische, Persönliche<br />
Schutzmaßnahmen). So kann durch eine<br />
räumliche Trennung oder Kapselung der LBM-Anlage<br />
und der Peripherie der Expositionsraum des Materials<br />
und der Gefährdungen begrenzt werden. Durch die<br />
Installation einer Lüftungsanlage mit einer individuell<br />
zu ermittelnden Luftwechselrate sowie der Durchführung<br />
aller Prozessschritte unter Potentialausgleich<br />
wird die Gefahr von Staubexplosionen minimiert.<br />
Weiterhin ist die Handhabung mit Metallpulver unter<br />
größter Sorgfalt und staubarm sowie – wenn möglich<br />
– unter Schutzgas durchzuführen. Zur Detektion von<br />
austretendem Schutz- oder Prozessgas sollte eine Gassensorik<br />
installiert werden. Zusätzlich ist bei einer erhöhten<br />
Restgefährdung entsprechende persönliche<br />
Schutzausrüstung zu tragen.<br />
↓<br />
TAE – Technische Akademie Esslingen e.V.<br />
https://www.tae.de<br />
Handhabung des<br />
Metallpulvers unter<br />
Verwendung<br />
einer persönlichen<br />
Schutzausrüstung.<br />
Bild: Sick AG<br />
Radar: Sicherheit für raue Umgebungen<br />
Sick erweitert sein Sicherheitsportfolio um eine 3D-Radar-Lösung<br />
für die sichere Personendetektion und Gefahrbereichsüberwachung<br />
in rauen Umgebungen wie in<br />
der Holz-, Papier-, Kunststoff- oder Metallerzeugung. Gerade<br />
in rauen Umgebungen können durch Störeinflüsse,<br />
insbesondere bei Schmutzwolken, optoelektronische<br />
Schutzeinrichtungen wie Laserscanner oder Lichtgitter an<br />
ihre physikalischen Grenzen stoßen. Daher nimmt Sick<br />
nun das sichere LBK-Radarsystem des italienischen Partners<br />
Inxpect als safeRS in sein Portfolio auf. Damit sind<br />
automatisierte Maschinen oder Roboter in der Lage, in<br />
den sicheren Modus zu<br />
wechseln, sobald Personen in<br />
den gesicherten Bereich eintreten<br />
oder sich dort aufhalten.<br />
Sick bietet damit eine<br />
umfassende Produktpalette<br />
für berührungslos wirkende<br />
Schutzeinrichtungen. ↓<br />
Sick AG<br />
www.sick.de<br />
Sicheres Radarsystem<br />
für 3D-Schutzräume<br />
Das LBK Radarsystem X, das S-Connect<br />
vertreibt, eignet sich zur sicheren<br />
Überwachung von 3-dimensionalen<br />
Schutzräumen – auch dann, wenn<br />
optische Sensoren an ihre Grenzen<br />
stoßen. Das Radar-System ist<br />
unempfindlich gegenüber Sägespänen,<br />
Staub, Regen, Schmutz,<br />
Funkenflug, Licht oder Erschütterungen.<br />
Daher eignet es sich sehr gut<br />
für mobile Anwendungen, bei Roboterapplikationen<br />
oder der Holzverarbeitung.<br />
Der LBK-Sicherheits-Radarscanner entspricht PLd/<br />
Sil2 und eignet sich besonders gut für eine Bereichsabsicherung<br />
mit einer Unterscheidung von Mensch und Maschine<br />
bei einer Zugangsabsicherung. Dank integrierter Muting-<br />
Eingänge und digitalen Ausgängen können jetzt Applikationen<br />
überwacht werden, in denen Material zu- und abgeführt<br />
wird. Das System blendet bis zu 3 Bereiche aus.<br />
↓<br />
S-Connect GmbH<br />
www.s-connectonline.de<br />
Bild: S-Connect GmbH<br />
Dezember 2019 59
_Macher des Jahres<br />
Dr. Timo Berger hat bei Weidmüller<br />
wie geplant die Nachfolge von Jose<br />
Carlos Alvarez Tobar als Vertriebsvorstand<br />
angetreten.<br />
↓<br />
Bild: Turck<br />
Dirk Wunder leitet nun das Corporate<br />
Marketing bei Turck. Wunder war zuvor<br />
viele Jahre Marketing-Leiter bei<br />
Schneider Electric und Sick. ↓<br />
Bild: Weidmüller<br />
Bild: Onrobot<br />
Björn Milsch wechselte vom dänischen<br />
Kamerahersteller JAI, wo er den EMEA-<br />
Vertrieb verantwortete, zum dänischen<br />
Cobot-Greifer-Spezialisten Onrobot, wo<br />
er nun General Manager für DACH &<br />
Benelux ist.<br />
↓<br />
Christof Zollitsch (rechts) hat beim Bildverarbeitungsspezialisten Stemmer Imaging<br />
den Vorstandsvorsitz an Arne Dehn übergeben.<br />
↓<br />
Bild: Stemmer Imaging<br />
Bild: Sensopart<br />
Beim Sensorhersteller<br />
Sensopart, der im Juni<br />
2019 sein 25-jähriges<br />
Jubiläum feierte, hat der<br />
Gründer Dr. Theodor<br />
Wanner die operative<br />
Geschäftsführung an<br />
seinen Sohn Thorsten<br />
Wanner übergeben. ↓<br />
Bild: Kuka<br />
Der Informatiker Prof. Dr. Peter Hofmann<br />
wurde Chief Technology Officer (CTO) bei<br />
Kuka. Der Mechatronikexperte Hofmann<br />
arbeitete zuvor unter anderem für Krones,<br />
Festo und Bürkert.<br />
↓<br />
60 Dezember 2019
_Macher des Jahres<br />
RÜCKBLICK AUF 2019:<br />
MACHER DES JAHRES<br />
Bild: Bettenhausen<br />
Bild: Bosch<br />
Sven Hamann leitet bei Bosch nun den Softwarebereich<br />
Bosch Connected Industry. Er folgte<br />
auf Dr. Stefan Aßmann, der Chief Digital Officer<br />
des Bereichs Industrial Technology wurde. ↓<br />
Als neuer Technologie- und Digitalchef (CTO/<br />
CDO) bei Schunk kehrte Dr. Kurt D. Betten -<br />
hausen nach Deutschland zurück. Bettenhausen<br />
war zuvor lange Senior Vice President of<br />
Corporate Technology bei Siemens in den USA.<br />
Er ist zudem Vorsitzender des VDI-Gremiums<br />
Digitale Transformation<br />
↓<br />
Karl Schnaithmann (links), Gründer von Schnaithmann<br />
Maschinenbau, hat Thilo Hottmann und Thomas<br />
Schill mit in die Geschäftsführung berufen. Beide waren<br />
bisher bereits in leitenden Positionen bei bei<br />
Schnaithmann tätig. Der bisherige Co-Geschäftsführer<br />
Ralf Steinmann hatte das Unternehmen überraschend<br />
verlassen<br />
↓<br />
Bild: Schnaithmann<br />
Dezember 2019 61
_Macher des Jahres<br />
Dr. Susanne Bieller hat beim Weltroboterverband<br />
IFR als General -<br />
sekretärin die Nachfolge von Gudrun<br />
Litzenberger angetreten. Bieller war<br />
zuvor Projektmanagerin beim europäischen<br />
Robotikverband EUnited<br />
Robotics.<br />
↓<br />
RÜCKBLICK AUF 2019:<br />
MACHER DES JAHRES<br />
Philipp Unterhalt verstärkt die Geschäftsführung<br />
der Hahn Group,<br />
um sich dort insbesondere dem<br />
Ausbau der digitalen Services zu<br />
widmen. Als Interim-CEO leitete er<br />
2019 auch übergangsweise Hahns<br />
Cobot-Tochter Rethink Robotics<br />
GmbH.<br />
↓<br />
Das Branchen-Urgestein Michael Fraede ist<br />
nun CEO der Weiss Cube Robotics und Vice<br />
President Business Development des Mutterhauses<br />
bei Weiss GmbH in Buchen. Fraede war<br />
zuvor unter anderem bei Zimmer, Kuka,<br />
Yaskawa und Festo.<br />
↓<br />
Bild: Hahn<br />
Bild: IFR<br />
Bild: Weiss<br />
Jörg Kipper (links) hat von Frank<br />
Notz (rechts) die Geschäftsführung<br />
der deutschen Festo Vertriebsgesellschaft<br />
übernommen. Notz<br />
wechselte als Personalvorstand in<br />
den Vorstand der Festo AG. ↓<br />
Bild: Festo<br />
62 Dezember 2019
_Macher des Jahres<br />
Mit einer großen Festwoche hat Carl Cloos Schweisstechnik<br />
im Mai 2019 sein 100-jähriges Jubiläum gefeiert.<br />
Kurz darauf hat die Eigentümerfamilie das Unternehmen<br />
an den chinesischen Robotikhersteller Estun<br />
verkauft.<br />
↓<br />
Mikko Nyman ist neuer CEO beim<br />
finnischen Fabrikautomatisierer<br />
Fastems, der im Herbst 2019 überraschend<br />
seinen deutschen Produktionstandort<br />
in Issum dicht gemacht<br />
hat.<br />
↓<br />
Der UR-Gründer und Cobot-Pionier Esben<br />
Østergaard ist überraschend als Chief Technology<br />
Officer bei Universal Robots zurückgetreten.<br />
Er ist nun mit reinvestrobotics.com als<br />
Förderer und Finanzier der Robotik aktiv. ↓<br />
Bild: Universal Robots<br />
Bild: Fastems<br />
Bruno Schnekenburger hat beim<br />
Automationskonzern Yaskawa<br />
Europe die operative Leitung als<br />
CEO von Manfred Stern übernommen.<br />
Stern kümmert sich nun<br />
stärker um die Vernetzung mit<br />
Verbänden und Politik. ↓<br />
Bild: Yaskawa<br />
Bild: Cloos<br />
Dezember 2019 63
_Inserentenverzeichnis<br />
_Impressum<br />
13<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Berlin<br />
45<br />
31<br />
41<br />
EGS Automatisierungstechnik GmbH, Donaueschingen<br />
Epson Europe BV, GB-Hemel Henpstead<br />
EROWA AG, CH-Büron<br />
33<br />
27<br />
39<br />
25<br />
51<br />
23<br />
15<br />
51<br />
5<br />
53<br />
2<br />
15<br />
19<br />
21<br />
65<br />
67<br />
49<br />
43<br />
3<br />
FMB Maschinenbaugesell- schaft mbh & Co. KG, Faulbach<br />
Hahn Group GmbH, Rheinböllen<br />
IDS Imaging Development Systems GmbH, Obersulm<br />
igus GmbH, Köln<br />
KORIS Force & Safety Components GmbH, Schwaigern<br />
Lenze SE, Aerzen<br />
Martin-Mechanic Friedrich Martin GmbH & Co. KG, Nagold<br />
Mobile Industrial Robots ApS, DK-Odense SO<br />
NACHI Europe GmbH, Krefeld<br />
PIAB Vakuum GmbH, Butzbach<br />
Püschel Automation GmbH & Co. KG, Lüdenscheid<br />
Robot System Products GmbH, Günzburg<br />
Schnaithmann Maschinenbau GmbH, Remshalden<br />
Stäubli Tec-Systems GmbH Robotics, Bayreuth<br />
Technische Akademie Esslingen e.V., Ostfildern<br />
Hans Turck GmbH & Co. KG, Mülheim<br />
untitled exhibitions GmbH, Stuttgart<br />
i-botics – WMV Robotics GmbH, Ofterdingen<br />
YASKAWA Europe GmbH, Allershausen<br />
ISSN 1863–401X<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Chefredakteur: Holger Röhr (hr), Phone +49 711 7594–389<br />
Stellv. Chefredakteur: Armin Barnitzke (ab),<br />
Phone +49 711 7594–425<br />
Redaktion: Yannick Schwab (ys), Phone +49 711 7594–537<br />
Redaktionsassistenz: Carmelina Weber,<br />
Phone +49 711 7594–257, Fax +49 711 7594–1257,<br />
E-Mail: automationspraxis@konradin.de<br />
Layout: Vera Müller, Phone +49 711 7594–422<br />
Anzeigenleitung: Dipl.-Oec. Peter Hamberger,<br />
Phone +49 711 7594–360<br />
Auftragsmanagement: Matthias Rath,<br />
Phone +49 711 7594–323<br />
Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 14 vom 1.10.2019<br />
Leserservice: Ute Krämer, Phone +49 711 7594–5850,<br />
Fax +49 711 7594–15850,<br />
E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />
Erscheinungsweise: monatlich (mit zwei Doppelnummern).<br />
Bestellungen beim Verlag oder beim Buchhandel.<br />
Bezugspreis jährlich 53,50 € inkl. Versandkosten und MwSt.<br />
(Ausland: 53,50 €); Einzelheft 5,40 € inkl. MwSt. und zzgl. Versandkosten.<br />
Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum<br />
ausdrücklich bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum Ende<br />
des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf des ersten<br />
Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />
Bei Nicht erscheinen aus technischen Gründen oder höherer<br />
Gewalt entsteht kein An spruch auf Ersatz. Ein Teil dieser<br />
Auflage enthält „imv intern„, das Verbandsorgan für alle Mitglieder<br />
der IMV. Mitglieder des IMV erhalten die <strong>Automationspraxis</strong> im<br />
Rahmen ihrer Mitgliedschaft.<br />
Auslandsvertretungen:<br />
Großbritannien: Jens Smith Partnership,<br />
The Court, Long Sutton, Hook, Hampshire RG29 1TA,<br />
Phone 1256 862589, Fax 1256 862182,<br />
E-Mail: media@jens. demon.co.uk<br />
Vorschau: Ausgabe 02/2020<br />
Bild: Schmalz<br />
Die erste Ausgabe des Jahres 2020<br />
erscheint als Sonderausgabe „kollaborative<br />
Robotik“. Neben den<br />
Cobots selbst widmen wir uns<br />
Greifern, Sensoren und Vision-Systemen<br />
für die Mensch-Roboter-<br />
Kollaboration. Und auch die<br />
Safety kommt natürlich nicht zu<br />
kurz. Die Ausgabe 1-2/2020 erscheint<br />
am 07.02.2020. ↓<br />
Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />
unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte keine Gewähr. Alle in <strong>Automationspraxis</strong> erscheinenden<br />
Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,<br />
auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen gleich<br />
welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2019 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
64 Dezember 2019
<strong>Automationspraxis</strong>: Partner für die<br />
Fabrikautomation<br />
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Sicherheitstechnik Automatisierung<br />
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Unter folgendem Link gelangen Sie zur Übersicht aller Online-Firmenprofile.<br />
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Technische Akademie Esslingen – TAE<br />
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Dezember 2019 65
_10 Fragen an<br />
10 Fragen an Hanns Windele, SVP Sales, Bright Machines<br />
„Leben und leben lassen“<br />
Bild: Bright Machines<br />
Hanns Windele ist Senior Vice<br />
President SVP of Sales für EMEA<br />
bei Bright Machines. Die US-Firma<br />
hat sich das Software-Defined<br />
Manufacturing auf die Fahnen<br />
geschrieben. Zuvor hatte<br />
Hanns Windele viele Jahre im<br />
Bereich Sales und Marketing<br />
beim EDA-Softwarehersteller<br />
Mentor Graphics gearbeitet, der<br />
inzwischen zu Siemens gehört.<br />
AP: Beschreiben Sie sich in 3 Worten<br />
Windele: Kundenorientiert, fair, konsequent.<br />
AP: Meine Lebensweisheit/Maxime:<br />
Windele: Leben und leben lassen.<br />
AP: Haben Sie einen Spleen?<br />
Windele: Perfektionismus.<br />
AP: Wie entspannen Sie nach einem langen Bürotag?<br />
Windele: Bei einem guten Glas Wein oder Sport.<br />
AP: Auf was können Sie in Ihrem Alltag auf gar keinen<br />
Fall verzichten?<br />
Windele: Mobiltelefon (wie so viele).<br />
AP: Und was darf in Ihrer Aktentasche nie fehlen?<br />
Windele: Ziemlich banal: mein Pass und meine Kreditkarte<br />
– ich reise sehr viel.<br />
AP: Wie motivieren Sie sich?<br />
Windele: Meine Mitarbeiter und Kunden motivieren<br />
mich. Jedes gelungene Projekt und jeder zufriedene<br />
Kunde mehr ist für mich die beste Motivation.<br />
AP: Was war die schwerste Entscheidung in Ihrem<br />
aktuellen Job?<br />
Windele: Den Job anzunehmen. Die Automationsbranche,<br />
die sich seit vielen Jahren nicht fundamental geändert<br />
hat, mit neuen Ideen und Konzepten zu revolutionieren<br />
ist per Definition eine schwere Mission. Nach<br />
mehr als 30 Jahren eine solche völlig neue Herausforderung<br />
anzunehmen, war keine leichte Entscheidung.<br />
AP: Von welchem Aspekt Ihrer Ausbildung profitieren<br />
Sie heute noch?<br />
Windele: Die Möglichkeit, einen Teil meines Elektrotechnik-Studiums<br />
in den USA (Georgia Institute of<br />
Technology) zu absolvieren, hat mir schon früh den<br />
Weg in amerikanische Hightech-Unternehmen geebnet.<br />
Auch dieser Schritt war 1979 weder üblich noch leicht.<br />
Heute ist dies etwas einfacher und ich würde jedem<br />
empfehlen, eine ähnliche Herausforderung zu suchen.<br />
AP: Das 21. Jahrhundert bedeutet für mich … (in<br />
Bezug auf Innovationen)<br />
Windele: Dass wir Menschen unsere Existenzfähigkeit,<br />
auf diesem Planeten zu überleben, beweisen müssen, und<br />
die Technologien, die wir entwickelt haben und noch entwickeln<br />
werden zu unserem Nutzen einzusetzen. Dazu<br />
gehört konkret, die vierte industrielle Revolution sowohl<br />
technisch wie auch gesellschaftlich richtig einzusetzen.<br />
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66 Dezember 2019
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Dezember 2019 67
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