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SPEZIAL Begegnungen mit Sachsen<br />
NOVEMBER 2017<br />
Film<br />
Von Sachsen<br />
nach Hollywood<br />
Szene<br />
VIP-Tipps vom<br />
Erzgebirge bis<br />
ins Vogtland<br />
Kultur<br />
Von Meisterschülern<br />
&<br />
Kunstsammlern<br />
Winterzauber, Aschenputtel-<br />
News & Adventsgenuss<br />
TOP-MODEL<br />
Nicole Atieno<br />
SACHSEN<br />
ist & bleibt meine<br />
HEIMAT<br />
Verlagssonderveröffentlichung
Editorial<br />
ZAUBER DER<br />
WINTERZEIT<br />
ROBERT PÖLZER<br />
Chefredakteur<br />
Ich musste, was schön sei, nicht erst<br />
aus Büchern lernen … Ich durfte<br />
die Schönheit einatmen wie Försterkinder<br />
die Waldluft“, schrieb einst<br />
der berühmte Dresdner Schriftsteller Erich<br />
Kästner in einer Liebeserklärung über<br />
seine Heimatstadt. In seinen Erzählungen<br />
über Dresden folgen wir ihm auf der<br />
Königsbrücker Straße in der Dresdner Neustadt<br />
über die „abendlich funkelnde<br />
Prager Straße“ zum Weihnachtsmarkt.<br />
Welche Pracht! Funkelnd, verführerisch duftend<br />
und voller zauberhafter kleiner<br />
Geschenke sind die Buden und Stände bis<br />
heute auf dem berühmten Striezelmarkt.<br />
Ich erinnere mich gut an meinen letzten Besuch<br />
und den leckeren Dresdner Stollen,<br />
der sich gar köstlich zum warmen Punsch<br />
gesellte und ein wohliges Gefühl samt<br />
der Vorfreude auf die ruhigere Zeit am Jahresende<br />
auslöste. Vielleicht geht es Ihnen dann<br />
wie mir und den meisten Menschen – wenn<br />
man zur Ruhe kommt, besinnt man sich<br />
auf das, was wirklich zählt: Familie, Frieden<br />
und die Freude über das, was man hat.<br />
HIER IST TRADITION NOCH LEBENDIG<br />
DER WEIHNACHTS-<br />
MARKT in Dresden<br />
heißt Striezelmarkt<br />
und ist berühmt für<br />
seine Opulenz.<br />
Kinderaugen funkeln<br />
hier angesichts der<br />
traditionellen sächsischen<br />
Köstlichkeiten<br />
FOTO: PAUL HAHN/LAIF<br />
COVER<br />
fotografiert von<br />
Joachim Baldauf<br />
für <strong>BUNTE</strong> im<br />
Militärhistorischen<br />
Museum Dresden.<br />
Kleid: Marchesa<br />
Notte,<br />
Ohrschmuck:<br />
Saskia Diez<br />
IMPRESSUM VERLAG <strong>BUNTE</strong> Entertainment Verlag GmbH, Arabellastr. 23, 81925 München CHEFREDAKTEUR Robert Pölzer (V.i.S.d.P.) STV. DES<br />
CHEFREDAKTEURS Sebastian Graf von Bassewitz STV. CHEFREDAKTEUR Christian Guth (Optik) ART DIRECTION Christian Guth TEXTCHEF Rolf Hauschild, Georg<br />
Thanscheidt CHEF VOM DIENST Thomas Spitznagel (Ltg.), Gabriele Wider CREATIVE DIRECTOR Désirée Rohrer ARTWORK/ COVER/LAYOUT Sennur Sakarya<br />
REDAKTION Désirée Rohrer (Ltg.), Claus Dreckmann, Antje Harders, Henriette Herfeldt, Christian J. Goldsmith, Katharina Kaefferlein, Manfred<br />
Otzelberger, Petra Pfaller (Ltg. Mode/Lifestyle), Mirjam Schmelz, Sandra Schmidt, Georg Seitz, Barbara Woinke AUTOR: Walter Drechsel<br />
FOTOREDAKTION Tom Bohlen (Ltg.); Ulrike Kamleitner-v. Keussler, Laura Piantoni BILDBEARBEITUNG pixel4media - Burda Magazine Holding GmbH SCHLUSS-<br />
REDAKTION Kresse & Discher GmbH, Offenburg DRUCK Burda Druck GmbH, Offenburg HEAD OF BRAND MANAGEMENT/SENIOR BRAND MANAGER Meike<br />
Nevermann, verantwortlich für den Anzeigenteil: Christoph Claus, AdTech Factory GmbH & Co. KG DIRECTOR FINANCE & HEAD OF SHARED SERVICES Andrea Laub<br />
GESCHÄFTSFÜHRERIN Manuela Kampp-Wirtz<br />
Eine Gemeinschaftsveröffentlichung von <strong>BUNTE</strong> und DER SÄCHSISCHEN STAATSKANZLEI. DIESE DRUCKSACHE WIRD AUF DER GRUNDLAGE DES<br />
VON DEN ABGEORDNETEN DES SÄCHSISCHEN LANDTAGS BESCHLOSSENEN HAUSHALTES ZUR VERFÜGUNG GESTELLT.<br />
<strong>BUNTE</strong> 45 | 2017 3
Wussten Sie …?<br />
SACHSEN weckt Emotionen,<br />
Entdeckergeist und erfindet sich<br />
immer wieder neu …<br />
Für ihre Rolle als<br />
Gerda in „THE<br />
DANISH GIRL“ bekam<br />
Alicia Vikander den<br />
Oscar für die<br />
beste Nebenrolle.<br />
Gedreht wurde<br />
auch in Dresden<br />
Ein Land wie eine<br />
SCHATZTRUHE<br />
SÜSSE MEDIZIN<br />
Für die einen ist es Hokuspokus,<br />
für die anderen alternative Medizin:<br />
Homöopathie. Der Erfinder Samuel<br />
Hahnemann ist in Meißen geboren.<br />
Im Sächsischen Apothekenmuseum<br />
(sav-net.de/museum/deutsch/<br />
ueber-uns) in Leipzig gibt es eine<br />
Ausstellung dazu. Globuli werden<br />
ebenfalls in Sachsen produziert.<br />
300 KILO<br />
kann dieses Tigerbaby<br />
schwer werden, wenn es<br />
ausgewachsen ist. Der Zoo<br />
Leipzig ist mit über 350 Geburten<br />
(seit 1957) weltweit<br />
der erfolgreichste Züchter<br />
dieser stark gefährdeten<br />
Tierart. Seit 2003 leben die<br />
Tiere im Leipziger Zoo<br />
(zoo-leipzig.de) in der Tiger-<br />
Taiga. Dort können die wunderbaren<br />
Tiere auch beim<br />
Schwimmen beobachtet<br />
werden oder bei der<br />
Fütterung (tägl. 14 Uhr). Seit<br />
1973 wird in Leipzig auch<br />
das Internationale Tigerzuchtbuch<br />
geführt und liefert<br />
wertvolle Informationen<br />
für weitere Zuchten.<br />
AUF DER<br />
GANZEN WELT<br />
gibt es kaum einen<br />
schöneren Milch laden<br />
als Pfunds Molkerei<br />
in Dresden (pfunds.de).<br />
Genuss für viele<br />
Sinne. Neben der<br />
opulenten Optik darf<br />
geschnuppert und<br />
probiert werden. Seit<br />
1997 ist der im Jahr<br />
1880 eröffnete Laden<br />
sogar im „Guinness<br />
Buch der Rekorde“ und<br />
steht quasi als Sinnbild<br />
für die Lebenslust<br />
der Sachsen.<br />
FOTOS: LAIF, SHUTTERSTOCK (3), FOCUS FEATURES, VOLKSWAGEN, UNIVERSAL PICTURES INTERNATIONAL GERMANY GMBH, SCHLOSS WACKERBARTH<br />
ERGREIFEND<br />
ist die Geschichte des Malers Einar<br />
Wegener (später Lili Elbe). Der Hollywood-Film<br />
(Eddie Redmayne in der<br />
Hauptrolle) über die erste Transgender-<br />
OP durch den Dresdner<br />
Arzt Warnekros wurde mehrfach<br />
ausgezeichnet.<br />
EINMALIG<br />
ist Europas erstes Erlebnisweingut<br />
Schloss Wackerbarth. Inmitten<br />
einer barocken Schloss- und Gartenanlage<br />
wird auf modernste Art Sekt<br />
und Wein hergestellt. Wo schon<br />
August der Starke mit Gefolgschaft<br />
rauschende Feste feierte, werden<br />
heute Verkostungen, Weinwanderungen,<br />
Führungen & Konzerte im Sächsischen<br />
Staatsweingut veranstaltet.<br />
schloss-wackerbarth.de<br />
Geschichte wird lebendig in<br />
den Büchern von Bestsellerautorin<br />
Sabine Ebert, die in<br />
Leipzig lebt und schreibt. Die Historienromane<br />
spielen immer in Sachsen. Viele – wie<br />
z. B. „Das Geheimnis der Hebamme“ – wurden<br />
verfilmt. Das zweite Buch „Der junge<br />
Falke“ der großen Trilogie „Schwert und<br />
Krone“ erscheint am 2. November. Gerade<br />
rechtzeitig für kuschelige Sofastunden<br />
voller Spannung. Das großartige<br />
kulturelle Erbe und<br />
die landschaftliche Schönheit<br />
Sachsens inspirieren die<br />
Autorin immer wieder neu.<br />
NEUERSCHEINUNG<br />
„Schwert und Krone“<br />
KLETTERN ALS SPORT<br />
wurde nicht etwa in Amerika oder<br />
sonst irgendwo weit weg „erfunden“.<br />
Die Besteigung des Falkensteins<br />
1864 durch G. Tröger, A. Hering,<br />
E. Fischer, J. Wähner und H. Frenzel<br />
(alle aus dem sächsischen Bad<br />
Schandau) war der Anfang. Zehn<br />
Jahre später kletterten O. Ufer<br />
und H. Frick ohne jegliche Hilfsmittel<br />
auf den Mönchstein – der Beginn<br />
des Felskletterns als Sportart.<br />
NEU INTERPRETIERT<br />
geht der legendäre Volkswagen Bulli ab 2022 als<br />
ID BUZZ mit Elektroantrieb an den Start, gefertigt<br />
in der Gläsernen Manufaktur in Dresden. In der<br />
Dresdner Neustadt hatte er schon mal einen<br />
Auftritt als Foto-Star. Der kleine Bruder namens<br />
ID wird ab 2020 in Zwickau produziert.<br />
<strong>BUNTE</strong> 45 | 2017 5
Titel<br />
EDEL ist das goldene<br />
Top mit der schwarzen<br />
Schleife. Von Fendi<br />
über stylebob.com.<br />
Ring von Boucheron<br />
AUFGEWACHSEN<br />
ist sie in Kenia,<br />
zu Hause ist sie<br />
auf den Laufstegen<br />
der Welt – aber<br />
ihre Heimat ist<br />
Dresden. Der<br />
große deutsche<br />
Modefotograf<br />
Joachim Baldauf<br />
fotografierte Nicole<br />
Atieno für <strong>BUNTE</strong><br />
ier kommt das<br />
neue deutsche<br />
SUPERMODEL!<br />
KULISSE Die<br />
Architektur von<br />
Daniel Libeskind im<br />
Militärhistorischen<br />
Museum in Dresden.<br />
Das Museum<br />
zählt zu den vier<br />
großen Geschichtsmuseen<br />
Deutschlands.<br />
Nicole Atieno trägt<br />
einen Ledermantel<br />
von Longchamp,<br />
Stiefel: Santoni<br />
FOTOS: JOACHIM BALDAUF<br />
C/O AGENTUR NEUBAUER<br />
ASSISTENT: ANDRE MATTHEI,<br />
STYLING: ELCIN AISER C/O<br />
AGENTUR NINA KLEIN<br />
HAIR & MAKE UP ARTIST:<br />
MIRIAM JOCHIM C/O BLOSSOM<br />
MANAGEMENT<br />
BOOKING: ANKE KOPPE<br />
6 <strong>BUNTE</strong> 45 | 2017
EIN BEZAUBERNDES<br />
LÄCHELN für einen der<br />
besten Modefotografen<br />
Deutschlands: Joachim<br />
Baldauf. Er setzte Nicole<br />
in einem Kleid von Max<br />
Mara in Szene.<br />
Satingürtel: Marina Rinaldi<br />
Schmuck: Cartier<br />
Pumps: Jimmy Choo<br />
MFOTOS: JOACHIM BALDAUF FÜR <strong>BUNTE</strong> (2), GETTY IMAGES(2), DDP IMAGES<br />
Das hatte sie sich irgendwie anders vorgestellt:<br />
Als Nicole Atieno, 20, in Dresden ankam, hielt<br />
sie Ausschau nach einer Skyline und gelben<br />
Taxis. Die westliche Welt kannte die damals<br />
Elfjährige nur aus US-Filmen, die sie vorm<br />
heimischen Fernseher in Kisumu am Victoriasee<br />
geschaut hatte. Heute ist Dresden Nicoles<br />
Heimat – auch wenn sie nur noch selten zu<br />
Besuch ist. Denn „die kleine Schwester von<br />
Naomi Campbell“, wie sie gern genannt wird,<br />
erobert gerade die Laufstege in Paris,<br />
Mailand und New York. Sie ist der Liebling<br />
von Gucci-Designer Alessandro Michele<br />
und Wolfgang Joop. Nicole ist unser neues<br />
deutsches Supermodel! Neu auch deshalb,<br />
weil sie sich von ihren heimischen Kolleginnen<br />
abhebt: Claudia Schiffer, Toni Garrn,<br />
Julia Stegner, Anna Ewers – neben der Riege<br />
an Blondinen ist zum ersten Mal eine afrikanische<br />
Migrantin das wichtigste deutsche<br />
Model. Auch beim <strong>BUNTE</strong>-Shooting im<br />
Militärhistorischen Museum fällt Nicole auf.<br />
Besucher schauen ihr irritiert und bewundernd<br />
hinterher, als sie in Dresden posiert.<br />
u<br />
Vor neun Jahren sind Sie von Kenia nach<br />
Dresden gezogen. Ihr erster Eindruck?<br />
Erst mal war da nur Kälte. Ich bin im Winter<br />
hier gelandet, stand schlotternd am Flughafen<br />
und kam überhaupt nicht klar. Nie<br />
zuvor hatte ich Schnee gesehen und Eis kannte<br />
ich nur aus dem Fernsehen. Meine Mutter<br />
kam mit warmen Klamotten zum Flughafen<br />
und hat mich dick eingepackt. Alles war<br />
fremd – Sprache, Menschen und Kultur. Ich<br />
musste bei null anfangen.<br />
Klingt nach einem holprigen Start?<br />
Eigentlich habe ich mich sehr schnell eingelebt.<br />
Das liegt sicher daran, dass es in meiner<br />
Schule eine internationale Klasse gab und<br />
ich dort gute Freunde gefunden habe. Und es<br />
war so schön, wieder bei meiner Mutter und<br />
ihrem neuen Mann, meinem Adoptivvater, zu<br />
sein. Meine Mama ist vor mir ausgewandert<br />
„DRESDEN – DAS IST LEBENDIGE<br />
GESCHICHTE UND GEMÜTLICHKEIT”<br />
Titel<br />
NEW YORK, Mailand,<br />
Paris … Auf den<br />
großen Fashion-Show-<br />
Catwalks der Welt ist<br />
Nicole Atieno zu Hause<br />
und ich habe in Kenia sechs Jahre lang bei<br />
meiner Oma gelebt. Meine Familie dort vermisse<br />
ich heute sehr.<br />
Sie kommen gerade aus Paris, der Stadt der<br />
Liebe. Welchen Namen geben Sie Dresden?<br />
Dresden ist die Stadt der Kultur und Architektur.<br />
Es gibt viele Prachtbauten und besondere<br />
Museen. Hier wird Geschichte lebendig.<br />
Und die Uhren gehen langsamer. Ich finde,<br />
dass Dresden eine sehr gemütliche Stadt ist.<br />
Und worauf fällt Ihre kulinarische Wahl –<br />
Croissant oder Dresdner Stollen?<br />
Das ist schwierig. Aber der Stollen zur Weihnachtszeit<br />
ist schon ein Hit. Ich mag es, über<br />
den Striezelmarkt zu schlendern, die Düfte<br />
und die besondere Stimmung aufzunehmen. 6<br />
8 <strong>BUNTE</strong> 45 | 2017
Titel<br />
DER NICOLE ATIENO<br />
STYLE Das Super<br />
model liebt knallige<br />
Farben. Mantel: Lala<br />
Berlin, Roll kragenshirt:<br />
Sportmax, Etuikleid:<br />
Versace über stylebop.<br />
com, Lederhandschuhe:<br />
Jil Sander,<br />
Overknees: Salvatore<br />
Ferragamo, Ohrschmuck<br />
aus Leder:<br />
Saskia Diez<br />
6 Ihre Lieblingsplätze in Dresden?<br />
Mich findet man meist in der Neustadt,<br />
dort sind viele Jugendliche und Studenten,<br />
es gibt Street-Art und mein Lieblingscafé,<br />
die „Schokoladenbar“ – ich bin süchtig nach<br />
Schokolade! Aber auch die Altstadt mit<br />
der Frauenkirche, dem Zwinger und der<br />
Semperoper darf man bei keinem Dresden-<br />
Besuch verpassen. Ich gehe auch oft im<br />
Schlossgarten spazieren.<br />
Wie sind Sie zum Modeln gekommen?<br />
Das war schon immer mein Traum. Als<br />
Jugendliche habe ich stundenlang in Modemagazinen<br />
geblättert und den Signature<br />
Walk von Naomi Campbell geübt. Sie ist mein<br />
großes Idol. Auch meine Mutter war immer<br />
ein Vorbild, sie hat nebenbei auch gemodelt.<br />
Irgendwann habe ich mich dann einfach<br />
beworben und wurde von SMC Model<br />
Management unter Vertrag genommen.<br />
„ICH FINDE ES EXTREM SÜSS, WENN<br />
KLEINE KINDER MIT DEM FINGER AUF MICH<br />
ZEIGEN UND MICH ANLACHEN”<br />
Was fasziniert Sie an Mode?<br />
Fashion ist für mich Kunst. Kleidung ist ein<br />
Mittel, um Gefühle auszudrücken. Ich liebe<br />
es, mich besonders anzuziehen, und muss am<br />
Flughafen jedes Mal Übergepäck bezahlen,<br />
weil ich ein Shopaholic bin. Mein Stil ist sehr<br />
extravagant: knallige Farben, Muster und<br />
verrückte Stoffe. Ich kaufe immer das, was<br />
die meisten Leute nie tragen würden.<br />
Sie zählen zu den wichtigsten Models<br />
unserer Zeit, Gucci-Designer Alessandro<br />
Michele und Wolfgang Joop sind große Fans.<br />
Was soll da noch kommen?<br />
Für mich wirkt das alles immer noch sehr<br />
unwirklich. Die Modeljobs haben mein Leben<br />
komplett umgekrempelt, aber ich bin noch<br />
dieselbe. Nur bin ich jetzt mehr im Flugzeug,<br />
darf Designer-Kleider präsentieren und kann<br />
dadurch Mode aktiv mitgestalten. Das ist ein<br />
Traum, aber auch harte Arbeit. Neben dem<br />
Modeln mache ich mein Abi und möchte die<br />
Schule im nächsten Jahr abschließen. Später<br />
würde ich gern als Stylistin oder Moderedakteurin<br />
arbeiten, und ich möchte unbedingt<br />
hilfsbedürftigen Kindern helfen.<br />
Was machen Sie, wenn Sie frei haben?<br />
Ich gehe gern ins Museum, mein Lieblingskünstler<br />
ist David Hockney. Und wenn<br />
ich den Kopf freikriegen will, tanze ich wild<br />
durch die Wohnung. Das macht mir richtig<br />
gute Laune.<br />
Ihren Erfolg hatten Sie zunächst im<br />
Ausland. Wie erklären Sie sich das?<br />
Keine Ahnung. Eigentlich ist es ja meist<br />
andersrum, aber vielleicht findet in Deutschland<br />
erst jetzt ein Wandel statt. Mein<br />
Eindruck ist, dass farbige Models zurzeit<br />
auch hier sehr gefragt sind.<br />
Haben Sie hier Rassismus erlebt?<br />
Nein, ich habe nie schlechte Erfahrungen<br />
gemacht und ich glaube, dass das Thema aufgebauscht<br />
wird. Allerdings war ich kaum noch<br />
hier, seit Dresden durch Pegida-Aktionen und<br />
den Wahlerfolg der AfD in die Schlagzeilen<br />
gekommen ist. Ich habe mich hier nie fremd<br />
gefühlt. Nur manchmal zeigen Finger auf<br />
mich – aber das ist extrem süß: Es sind kleine<br />
Kinder in der S-Bahn, die mich anlachen<br />
und ihre Eltern fragen, warum ich so anders<br />
aussehe. Ich finde das total niedlich.<br />
Wenn Sie es sich aussuchen könnten: Wo<br />
möchten Sie in den nächsten Jahren leben?<br />
Mein Zuhause ist die Welt. Ich liebe es,<br />
zu pendeln und nicht an einem Ort bleiben<br />
zu müssen – aber auf jeden Fall will ich<br />
immer wieder nach Dresden kommen, denn<br />
hier ist meine Heimat. Ricarda Landgrebe<br />
10 <strong>BUNTE</strong> 45 | 2017
Kultur<br />
ATELIERBESUCH Auf Leipzigs<br />
legendärem Künstlerareal, der<br />
Baumwollspinnerei, hat Titus Schade<br />
sein Atelier. Bei ihm wachsen die<br />
Klebebandreste zu wahren Türmen<br />
heran. Nur durch genaues Abkleben<br />
erreicht er die nötige Wirkung<br />
Der Architekt<br />
der TRAUME<br />
TITUS SCHADE konstruiert seine Bilder als Fenster in imaginäre<br />
Welten. Längst ist der Leipziger ein gefeierter Star der Kunstszene<br />
PFOTOS: TIM ADLER, UWE WALTER (2)<br />
TYPISCH Eine „Petersburger<br />
Hängung“ von Titus Schade.<br />
Auf einer Leinwand malt er<br />
unterschiedliche Bilder und fügt<br />
sie zu einem Werk zusammen<br />
Seine Bilder sind Miniaturlandschaften: Titus<br />
Schade, 33, führt den Pinsel mit einer Präzision,<br />
dass man glauben könnte, die Werke entstünden<br />
digital am Computer. Seine Bild-in-Bild-Arbeiten<br />
ziehen den Betrachter magisch in den Bann.<br />
Das ist gewollt, wie Titus Schade gegenüber<br />
<strong>BUNTE</strong> erklärt: „Der Bildraum und die Architektur<br />
sind mein Hauptthema. Der Betrachter<br />
soll meine Bilder betreten können. Er soll spüren,<br />
dass es dort Wege nach rechts, links und zu<br />
allen Seiten gibt. Er soll nicht kurz vorbeigehen,<br />
sondern innehalten. Das ist mein Anliegen.“<br />
Der Meisterschüler des weltberühmten Leipziger<br />
Künstlers Neo Rauch, 57, benötigt keine<br />
realen Vorbilder. Er konstruiert seine Arrangements<br />
aus der Fantasie heraus. Das täuschend<br />
echte Spiel mit Licht und Schatten verleiht<br />
den Inszenierungen eine bestechende Realität.<br />
Wie schafft er das? Titus Schade: „Das sind<br />
Erfahrungswerte. Darauf basiert die Malerei.<br />
Die Motive sind imaginär. Die Räume,<br />
die ich male, sind fiktiv.“<br />
Die gemalte Bildumrahmung ist ein öfter<br />
wiederkehrendes Motiv. So inszeniert er<br />
beispielsweise mehrere Bilder auf einer Leinwand<br />
und erzeugt die Illusion, als hingen<br />
dort verschiedene Werke in der Serie „Petersburger<br />
Hängung“ – der Name stammt von der<br />
Bilderpräsentation in der dortigen Eremitage.<br />
In dem großen Museum in St. Petersburg wird<br />
jeder Wand-Zentimeter aufgrund der Fülle des<br />
GEMALTE Architektur:<br />
Hochpräzise entwirft Titus<br />
Schade seine Mini-Welten<br />
Bestands genutzt. Während andere Künstler<br />
im Rahmen eine Begrenzung ihrer künstlerischen<br />
Freiheit sehen, sieht Schade darin die<br />
Möglichkeit, befreiter zu arbeiten: „In dem<br />
Rahmen kann ein abstraktes Bild stattfinden,<br />
wie meine Wolkenlandschaften, oder aber<br />
eine konstruierte, gegenständliche Szene. Das<br />
spielt keine Rolle. Durch den gemeinsamen<br />
Rahmen wird es wieder eine Arbeit von mir.“<br />
Wie ist das zu verstehen? Titus Schade:<br />
„Ich versuche, den Dingen eine gewisse<br />
Ordnung und Struktur zu geben.“<br />
Ein weiteres typisches Motiv für Schade sind<br />
Fachwerkbauten und streng komponierte Architekturszenerien,<br />
die wie leere Bühnen für ein<br />
Stück wirken, dessen Aufführung unmittelbar<br />
bevorsteht. Da ist es nur schlüssig, dass er für<br />
die Leipzig-Premiere des Stücks „Wolken.Heim“<br />
von Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, 71,<br />
ein Bühnenbild am Schauspiel entworfen hat.<br />
Titus Schade spielt mit Winkeln, Durchbrüchen<br />
und Höfen. Plötzlich findet sich da in einem<br />
grauen Hinterhof eine Miniaturszene, die entfernt<br />
an holländische Malerei des 17. Jahrhunderts<br />
erinnert. Ein anderes Mal sind es lebendig<br />
wirkende Wolkenstrudel, die das Fenster im<br />
sonst so kühl gestalteten Raum ausfüllen. Solche<br />
Details machen den Reiz dieser Bilder aus<br />
und lassen Kunstkenner ins Schwärmen geraten.<br />
Um die 4000 Euro kostet eines der kleinformatigen<br />
Bilder. Großformatige Arbeiten entsprechend<br />
mehr im fünfstelligen Bereich.<br />
Claus Dreckmann<br />
ER WILL SEINE WELT SO WEIT<br />
WIE MÖGLICH KONTROLLIEREN<br />
12 <strong>BUNTE</strong> 45 | 2017 <strong>BUNTE</strong> 45 | 2017 13
Kultur<br />
SAMMLER AUS<br />
LEIDENSCHAFT<br />
Steffen Hildebrand<br />
will mit seiner privat<br />
geführten Kunsthalle<br />
Menschen für<br />
Kunst begeistern.<br />
Im Hintergrund:<br />
eine Arbeit von<br />
Neo Rauch<br />
Ein Oscar<br />
für das<br />
Theater<br />
DER FAUST PREIS wird<br />
2017 in Leipzig vergeben. Ein<br />
Höhepunkt für die Branche<br />
DER MEISTER<br />
AM PULT<br />
Dirigent Andris<br />
Nelsons in<br />
Aktion<br />
Frischer Wind im<br />
Gewandhaus<br />
ANDRIS NELSONS Der<br />
gebürtige Lette gilt als<br />
genialer Meister des Takts<br />
DER HERR DER BILDER<br />
STEFFEN HILDEBRAND Der Frankfurter verliebte sich in<br />
Leipzig und die Kunst. Die Kunsthalle G2 ist der Liebesbeweis<br />
Zwei Leidenschaften bestimmen<br />
Leben und Arbeiten von Steffen<br />
Hildebrand, 49: Immobilien und<br />
Gegenwartskunst. Der Betriebswirt aus Frankfurt<br />
a. M. besuchte Leipzig erstmals 1990 – noch<br />
als Student. Und war sofort gefangen von der<br />
Stadt und den Menschen. „Viele sind damals aus<br />
Leipzig weggezogen. Mich hat alles hierher<br />
gezogen“, erinnert er sich. „In Leipzig habe ich<br />
Möglichkeiten gesehen, die ich in Frankfurt nicht<br />
gehabt hätte.“ Zufall oder Schicksal: Das erste<br />
Kunstwerk, das er sich 1988 zu Weihnachten<br />
schenken ließ, war die Arbeit „King Lear“ – von<br />
dem Leipziger Künstler Jost Giese. Heute<br />
gehören Meisterwerke von Neo Rauch, David<br />
„VIELE SIND DAMALS WEG AUS LEIPZIG.<br />
MICH HAT ALLES HIERHERGEZOGEN”<br />
Schnell, Matthias Weischer oder Daniel Richter<br />
zu seiner Kollektion. 2015 wagte der Sammler<br />
den entscheidenden Schritt: Im ehemaligen<br />
VEB Datenverarbeitungszentrum eröffnete er<br />
auf über 1000 Quadratmetern die private Kunsthalle<br />
G2. Die Kunsthistorikerin Anka Ziefer, 37,<br />
ist verantwortlich dafür, den Besuchern<br />
Positionen der aktuellen Kunst zu vermitteln.<br />
Dazu darf sie sich der Sammlung Hildebrand<br />
bedienen, muss dies aber nicht tun. Steffen<br />
Hildebrand: „Ich halte mich da komplett raus.<br />
Wir haben noch nie getestet, ob ich überhaupt ein<br />
Vetorecht hätte.“ Das Konzept kommt an: Bei<br />
der Eröffnung musste das G2-Team die Schlange<br />
stehenden Besucher in Gruppen abfertigen. Die<br />
Kunsthalle hat jeden Mittwoch zwischen 15 und<br />
20 Uhr geöffnet; von Donnerstag bis Montag finden<br />
öffentliche geführte Rundgänge in kleinen<br />
Gruppen statt. Die Anmeldung dazu erfolgt<br />
online unter g2-leipzig.de C. D.<br />
FOTOS: CHRIS WOHLBRECHT/G2 KUNSTHALLE LEIPZIG, VG BILDKUNST BONN, GETTY IMAGES, MAURITIUS IMAGES, WWW.ZENNA.DE, LAIF, SHUTTERSTOCK, ISOLDE OHLBAUM/LAIF<br />
LEIPZIG Das berühmte Opernhaus<br />
BESTER TÄNZER? Lou Thabart in „Van Gogh“<br />
DER DEUTSCHE THEATERPREIS<br />
FAUST IST UNDOTIERT<br />
Es geht nur um die Ehre: Die Häuser selbst geben<br />
die Vorschläge ab, um besondere Künstler auszuzeichnen.<br />
U. a. nominiert: Wahl-Leipziger Lou<br />
Thabart für seine Rolle des Theo in „Van Gogh“<br />
an der Leipziger Staatsoper (Leitung Ballettensemble:<br />
Mario Schröder). Der Preis für das<br />
Lebenswerk geht an Schriftstellerin Elfriede Jelinek.<br />
M. S.<br />
ELFRIEDE<br />
JELINEK Die<br />
österreichische<br />
Schriftstellerin<br />
schrieb zahlreiche<br />
grandiose<br />
Theaterstücke<br />
„ICH HOFFE,<br />
ICH KANN<br />
BALD<br />
SAGEN: ICH<br />
BIN ECHTER<br />
LEIPZIGER!”<br />
WELTBERÜHMT Das Gewandhaus (l.)<br />
am Augustusplatz in Leipzig<br />
Für seinen „Lohengrin“ bei den<br />
Bayreuther Festspielen 2010<br />
(Regie: Hans Neuenfels, 76) wurde<br />
Andris Nelsons, 38, frenetisch gefeiert. Und<br />
weil der Weltstar aus Riga so gefragt ist, wartet<br />
man in Leipzig geduldig auf den bereits<br />
2015 der Öffentlichkeit vorgestellen, designierten<br />
Gewandhauskapellmeister. Musikalische<br />
Gastspiele hat Nelsons bereits erfolgreich<br />
hinter sich, Anfang des Jahres wird er<br />
sein Amt antreten. Nelsons gilt als <strong>Spezial</strong>ist<br />
für slawische und deutsche Komponisten<br />
wie Richard Wagner, Antonin Dvorak,<br />
Gustav Mahler oder Dmitri Schostakowitsch.<br />
„Nichtsdestotrotz ist es unser Ziel, die Tradition<br />
des Gewandhausorchesters als Orchester<br />
von Premieren aufrechtzuerhalten“, verriet er<br />
gegenüber <strong>BUNTE</strong>. Und Leipzig? „Die<br />
Musiker und das Gewandhausteam sind<br />
wunderbar. Und ich liebe<br />
dieseStadt, umso mehr<br />
ich sie entdecke.“ C. D.<br />
14 <strong>BUNTE</strong> 45 | 2017<br />
ANDRIS NELSONS<br />
freut sich auf Sachsen
Kultur<br />
DER KLEINE<br />
MUCK MIT<br />
DEN ZAUBER -<br />
PANTOFFELN<br />
Puppentheaterfundus<br />
der Staat <br />
lichen Kunstsammlungen<br />
Dresden<br />
KLEINER MUCK UND<br />
KALIF STORCH<br />
Seit Generationen nehmen zauberhafte Figu ren<br />
wie der kleine Muck und Kalif Storch Kinder mit in<br />
die Welt des Orients. Wilhelm Hauff (1802–1827)<br />
schuf mit seiner Märchensammlung „Die Karawane“<br />
ein zeitloses Meisterwerk. Auch Künstler Josef<br />
Hegenbarth (1884–1962) verfiel dessen Magie<br />
und illustrierte den Märchenstoff Anfang der 40er-<br />
Jahre mit Feder- und Pinselzeichnungen. Die<br />
Ausstellung zeigt auch 43 Werke, die über Umwege<br />
von der Sowjetunion nach Berlin gelangten.<br />
Dresden, Josef-Hegenbarth-Archiv. Bis 2. April 2018.<br />
kupferstich-kabinett.skd.museum<br />
KALIF STORCH Zeichnung<br />
von Josef Hegenbarth,<br />
der sich intensiv mit Hauffs<br />
Märchen beschäftigte<br />
Zum Staunen und<br />
WUNDERN<br />
GENIALE DILETTAN‐<br />
TEN – SUBKULTUR<br />
DER 1980ER-JAHRE<br />
IN OST- UND WEST-<br />
DEUTSCHLAND<br />
Die 80er: nicht nur modisch laut<br />
und grell, sondern auch künstlerisch<br />
eine wilde Zeit. Eine<br />
deutsche Alternativbewegung<br />
erregte international Aufsehen<br />
mit provokanten Kunst-Aktionen.<br />
Hauptsache, es war gegen<br />
den Mainstream. Bands wie<br />
Einstürzende Neubauten oder<br />
die Punk- und Performance<br />
Szene gaben der Bewegung ein<br />
Gesicht. Dresden, Albertinum,<br />
Galerie Neue Meister.<br />
Bis 19. November.<br />
albertinum.skd.museum/besuch<br />
MUSIKKASSETTEN aus<br />
dem DDR-Untergrund<br />
EINSTÜRZENDE<br />
NEUBAUTEN Die<br />
Band pflegte den<br />
experimentellen<br />
Musikstil des<br />
Industrial Metal<br />
Unsere <strong>BUNTE</strong>-AUSSTELLUNGS-<br />
HIGHLIGHTS in Sachsen – märchenhaft,<br />
modisch und ganz schön wild!<br />
HAUTE COUTURE Die<br />
prächtige Mode aus vergangenen<br />
Zeiten fasziniert<br />
eine Besucherin in der<br />
Ausstellung „Kurfürstliche<br />
Garderobe“. Die Stücke<br />
sind bestens erhalten<br />
MACHT UND MODE<br />
Diese Fashion-Show ist einzigartig:<br />
27 Original-Gewänder aus Renaissance<br />
und Frühbarock illustrieren den Modegeschmack<br />
der sächsischen Fürsten.<br />
Schwelgen in Spitze und bunter Seide –<br />
„Destroyed Look“ inklusive. Der zweite<br />
Teil der Ausstellung „Auf dem Weg zur<br />
Kurfürstenmacht“ zeigt Prunk waffen<br />
und Herrscherbildnisse. Dresden,<br />
Residenzschloss. Bis 31. Dezember 2018.<br />
skd.museum<br />
RESIDENZ-<br />
SCHLOSS<br />
DRESDEN Der<br />
ehemalige<br />
Prunksitz der<br />
sächsischen<br />
Kurfürsten und<br />
Kaiser<br />
FOTOS: DPA, STAATLICHE KUNSTSAMMLUNGEN DRESDEN (2), RICHARD GLEIM, ERIC TSCHERNOW, SHUTTERSTOCK, DAVID PINZER/STAATLICHE KUNSTSAMMLUNGEN DRESDEN; TEXTE: MIRIJAM SCHMELZ<br />
Tipps<br />
MANGAMANIA – GROSSE<br />
AUGEN GARANTIERT!<br />
Die Interaktive Erlebnisausstellung<br />
ist knallbunt<br />
wie eine Wundertüte.<br />
Schloss Augustusburg,<br />
bis zum 10. Dezember.<br />
schloesserland-sachsen.de<br />
TATTOO UND PIERCING –<br />
DIE WELT UNTER DER HAUT<br />
Hunderte Menschen hatten<br />
ihre Haut-Kunstwerke fotografieren<br />
lassen und die<br />
Geschichte dazu erzählt. Jetzt<br />
kann das „Living Archive“ bewundert<br />
werden. Eine neue<br />
Sichtweise auf ein sehr privates<br />
Thema. Leipzig, Grassimuseum.<br />
Bis 7. Januar 2018.<br />
grassimuseum.de<br />
EUROBEAN CHOCOLATE<br />
FESTIVAL<br />
Internationale Schokoladenhersteller<br />
stellen Köstlichkeiten<br />
vor. Ob bio oder Bean-to-<br />
Bar: alles für Leckermäulchen.<br />
Schloss Rochsburg,<br />
3. bis 5. August 2018.<br />
eurobean-festival.org<br />
<strong>BUNTE</strong> 45 | 2017 17
Kultur<br />
MADE IN<br />
SACHSEN<br />
HANDWERK aus dem Freistaat ist<br />
im ganzen Land zu bewundern. Nur oft weiß<br />
man gar nicht, woher die Schätze kommen …<br />
BÜHNEN BODEN von<br />
C.G.G. Schönfeld in der Opéra<br />
du Rhin in Straßburg<br />
WENN TEPPICHE<br />
KUNST WERDEN …<br />
Von den Bayreuther Festspielen<br />
bis zum Burgtheater Wien<br />
oder „Wetten dass..?“ – viele<br />
Produktionen lassen ihre<br />
Bühnentextilien von der Teppichmanufaktur<br />
C.G.G. Schönfeld<br />
in Crimmitschau herstellen. Was<br />
für die Zuschauer wie Rasen<br />
oder Stoppelfelder aussieht, ist<br />
in Wirklichkeit gewebte<br />
Jute oder Sisal. Für Privathaushalte<br />
gibt es z. B.<br />
Design-Teppiche auf Wunsch.<br />
MODE, DESIGN UND TEXTIL<br />
HABEN TRADITION IN SACHSEN<br />
HAND -<br />
ARBEIT Die<br />
Weber der<br />
1868 gegründeten<br />
Seidenmanufaktur<br />
Eschke<br />
HISTORISCHER GLANZ<br />
Die Seidenmanufaktur Eschke aus Crimmitschau<br />
lässt Pracht und Eleganz vergangener Epochen<br />
wieder aufleben. Wenn Schloss Moritzburg oder<br />
das Stockholmer Rathaus neue Seidentapeten<br />
oder Damastvorhänge benötigen,<br />
wird Wolfgang Eschke in Sachsen<br />
kontaktiert. Wünsche ab sechs<br />
Meter werden erfüllt!<br />
EXPERTE für historische<br />
Textilien: Wolfgang Eschke<br />
KRIPPENPLATZ?<br />
KEIN PROBLEM!<br />
Wenn die Weihnachtszeit<br />
zu Ende ist, kann<br />
man bei den<br />
DESIG-<br />
Krippen von<br />
NER: Sven<br />
Deutloff & unoferrum Maria,<br />
Clemens Josef und Co.<br />
Haufe<br />
einfach aus der<br />
Steckvorrichtung nehmen<br />
und mit Magnet auf der Rückseite<br />
der Holzplatte anbringen.<br />
So geht keine Figur verloren<br />
und die Deko kann<br />
platzsparend bis zur nächsten<br />
Adventszeit gelagert werden.<br />
Die Idee kommt von Sven<br />
Deutloff und Clemens Haufe,<br />
die sich im Studium der<br />
Holzgestaltung<br />
kennengelernt<br />
haben.<br />
KRIPPE<br />
„Silhouette“<br />
zum Stecken<br />
von unoferrum<br />
UNRUH,<br />
Zahnrädchen,<br />
Federwelle<br />
– wer<br />
in Glashütte<br />
arbeitet,<br />
kennt die<br />
Details<br />
einer kostbaren<br />
Uhr<br />
BEGEHRTE SAMMLEROBJEKTE<br />
Die feinen Erzeugnisse aus dem kleinen Ort Glashütte<br />
im Osterzgebirge (ca. 7000 Einwohner)<br />
stehen weltweit bei Uhrenliebhabern ganz oben<br />
auf der Wunschliste. A. Lange & Söhne oder<br />
Glashütte Original sind klangvolle Namen, die von<br />
der großen Handwerkskunst des Uhrmacherhandwerks<br />
zeugen. Die Tradition führt zurück bis<br />
ins Jahr 1845, als Uhrmacher Ferdinand<br />
Adolph Lange den Grundstein dazu legte.<br />
FOTOS: OPERA DU RIN STRASBOURG, DPA(2), RAINER WEISFLOG(2), UNOFERRUM(2); TEXTE: SANDRA SCHMIDT<br />
18 <strong>BUNTE</strong> 45 | 2017
Szene<br />
STEPHANIE<br />
Stumph liebt<br />
ihre sächsische<br />
Heimat<br />
Dresden und<br />
das Elbland<br />
Promis verraten<br />
ihre -ORTE<br />
MEISSEN, nur 25 km von<br />
Dresden entfernt, wurde<br />
berühmt durch das Porzellan.<br />
Die markanten Türme des<br />
Meißner Doms prägen seit über<br />
1000 Jahren das Stadtbild.<br />
Die benachbarte Albrechtsburg<br />
gilt übrigens als das älteste<br />
Schloss Deutschlands<br />
RAKOTZBRÜCKE<br />
Auf ihrem Blog erklärt<br />
Luise: „Die Brücke ist<br />
einsturzgefährdet und das<br />
Betreten der Brücke daher<br />
streng verboten. Also<br />
genießt lieber den umliegenden<br />
Kromlauer Rhododendronpark.“<br />
Tipp:<br />
Besonders im Frühling erlebt<br />
man den Farbenrausch von<br />
Tausenden Blüten.<br />
INFLUENCER<br />
Über 85 000<br />
Follower hat die<br />
Dresdnerin<br />
auf Instagram<br />
STEPHANIE<br />
STUMPH<br />
Die gebürtige<br />
Dresdnerin kennt<br />
die Topadressen für<br />
Leckermäuler in der<br />
Landeshauptstadt.<br />
Tipp für Kulturfans:<br />
ein Ausflug ins<br />
Umland und nach<br />
Meißen<br />
SÄCHSISCHES<br />
ELBLAND<br />
RISTORANTE ENOTRIA DA MIRI „Bella Italia<br />
an der Elbe! Meine liebsten italienischen Restaurants<br />
sind das ,Classico Italiano‘ an der Frauenkirche und das<br />
,Enotria da Miri‘ in der Kleinen Brüdergasse. Dort gibt<br />
es die besten Spaghetti aglio e olio und ein Top-Tiramisu.“<br />
ALTMARKTKELLER „Wer es<br />
deftig mag, ist im Gewölbe vom<br />
,Altmarktkeller‘ gut aufgehoben. Dort gibt<br />
es sächsisch-böhmisches Essen<br />
wie Rindergulasch oder Schweinshaxen<br />
mit Knödeln und regionale Biere.“<br />
FOTOS: ACTION PRESS, DDP IMAGES, SHUTTERSTOCK, STEPHANIE SCHRÖDER, IMAGO, PETER HIRTH/LAIF, HUBER IMAGES, RAINER WEISFLOG, PAUL KUCHEL/PYKADO, WWW.ENOTRIADAMIRI.DE; TEXTE: KATHARINA KAEFFERLEIN, HENRIETTE HERFELDT<br />
OBERLAUSITZ<br />
HAUS SCHMINKE 1930<br />
entwarf Hans Scharoun das Haus für<br />
den Fabrikanten Fritz Schminke – es<br />
ist eines der bekanntesten Architekturwerke<br />
im Bauhaus-Stil. Von April bis<br />
Oktober ist das Haus geöffnet – danach<br />
sind angemeldete Führungen möglich.<br />
Und: Man kann dort übernachten.<br />
KLOSTER<br />
OYBIN Das<br />
Kloster auf dem<br />
514 Meter hohen<br />
Oybin-Berg im<br />
Zittauer Gebirge<br />
wurde bereits 1369<br />
gegründet. Am<br />
25. Dezember<br />
findet dort die historische<br />
Kaiserweihnacht<br />
statt.<br />
KRABAT-MÜHLE<br />
SCHWARZ-<br />
KOLLM<br />
Die sagenumwobene<br />
Mühle ist nicht nur<br />
für Otfried-Preußler-<br />
Fans ein echtes Highlight.<br />
Jeden Sommer<br />
finden dort die Krabat-<br />
Festspiele statt: Theaterstücke<br />
frei nach<br />
mündlichen und<br />
schriftlichen Erzählungen<br />
rund um Krabat.<br />
LUISE<br />
MORGENEYER<br />
Die Bloggerin<br />
(kleinstadtcarrie.net)<br />
verrät ihre liebste<br />
Foto-Location:<br />
die Rakotzbrücke.<br />
Außerdem: wo man<br />
in der Oberlausitz<br />
Architektur und<br />
Kultur erleben kann<br />
20 <strong>BUNTE</strong> 45 | 2017
Szene<br />
VOGTLANDTHEATER<br />
PLAUEN<br />
„Das Plauener Theater ist<br />
wunderschön und hat Charakter.<br />
Wann immer ich die<br />
Zeit habe, besuche ich die<br />
Veranstaltungen. Im November<br />
werden dort z. B. das<br />
Musical ,Ein Käfig voller Narren‘,<br />
die Komödie ,Cyrano<br />
de Bergerac‘ und das Ballett<br />
,Schwanensee‘ aufgeführt.“<br />
BURG STOLPEN<br />
„Die eindrucksvolle Folterkammer<br />
der Burg Stolpen<br />
beschäftigte mich als Kind<br />
lange. Übrigens: Die Burg<br />
war lebenslanges Gefängnis<br />
der Gräfin Cosel, einst<br />
Mätresse von Kurfürst<br />
August dem Starken.“<br />
VOGTLAND<br />
EDELZIEGE Das<br />
Kaschmir für<br />
Fischers Designs<br />
stammt aus der<br />
Mongolei<br />
ELSTERTALBRÜCKE<br />
Die Elstertal- und die Göltzschtalbrücke,<br />
beide auf der Bahnstrecke Leipzig-<br />
Hof, zählen zu den größten Ziegelbogenbrücken<br />
der Welt. Nach knapp fünf<br />
Jahren Bauzeit wurden beide 1851 für<br />
den Zugverkehr freigegeben.<br />
HEIMAT Götz<br />
Schubert, 54,<br />
ist in Pirna<br />
geboren<br />
SÄCHSISCHE<br />
SCHWEIZ<br />
SARUUL FISCHER<br />
Die Designerin<br />
erzählt, wo sie sich<br />
in Plauen von<br />
der Arbeit erholt.<br />
Zusätzlich begeistert<br />
das Vogtland<br />
mit eindrucksvollen<br />
Brückenkonstruktionen<br />
TRIEBTAL „Das Triebtal, ein Naturschutzgebiet,<br />
ist ein wundervolles Tal<br />
entlang des Flusses Trieb. Dort kann man<br />
spazieren gehen, die Natur genießen oder<br />
in einem der vielen Gasthäuser einkehren.“<br />
RESTAURANT &<br />
BAR MAÑANA<br />
„Abends gehe ich gern<br />
ins ,Mañana‘. In dieses<br />
Restaurant gehe ich schon,<br />
seit ich vor vielen Jahren<br />
nach Plauen gezogen bin –<br />
heute gehen auch meine<br />
Kinder gern mit. Dort gibt<br />
es Tapas, mexikanische<br />
Burritos oder Fleisch<br />
vom BBQ-Grill.“<br />
FOTOS: DPA, DDP IMAGES (3), GETTY IMAGES, MAURITIUS, MANANA-MANANA/FACEBOOK, IMAGO, DAVIDS<br />
TEXTE: KATHARINA KAEFFERLEIN, HENRIETTE HERFELDT<br />
MARKTPLATZ IN<br />
PIRNA „Den ‚Marktplatz zu<br />
Pirna‘ – das berühmte<br />
Gemälde von Canaletto –<br />
können Sie live erleben.<br />
Nach der Wende wurde hier<br />
viel investiert und renoviert.<br />
Deswegen ist der Marktplatz<br />
heute einer der schönsten<br />
Plätze der Region mit Cafés<br />
und kleinen Läden.“<br />
BAROCK-<br />
GARTEN „Der<br />
Barockgarten Großsedlitz<br />
weckt in mir<br />
Erinnerungen an<br />
meine Teenagerzeit.<br />
Ich konnte von zu<br />
Hause mit dem Fahrrad<br />
hin und mit der<br />
Freundin im Park<br />
flanieren. Mein Hang<br />
zur Romantik …“<br />
GÖTZ SCHUBERT<br />
Der Schauspieler<br />
verbindet mit seiner<br />
sächsischen<br />
Heimat viele<br />
Erinnerungen<br />
und schwärmt von<br />
seinen Lieblingsorten<br />
– und deren<br />
Geschichte<br />
22 <strong>BUNTE</strong> 45 | 2017<br />
<strong>BUNTE</strong> 2017 23
Szene<br />
24 <strong>BUNTE</strong> 45 | 2017<br />
FAMILIEN-<br />
MENSCH<br />
Frenzel ist<br />
verheiratet<br />
und hat drei<br />
Kinder<br />
ERIC FRENZEL<br />
Der Nordische<br />
Kombinierer ist<br />
auch in seiner<br />
Freizeit gern aktiv<br />
unterwegs. Im<br />
Erzgebirge gibt es<br />
dafür reichlich<br />
Angebote – gerade<br />
für Familien<br />
mit Kindern<br />
ERZGEBIRGE<br />
OBERWIESENTHAL<br />
„In Oberwiesenthal kann man im<br />
Sommer wie im Winter herrlich Aktivurlaub<br />
machen. Im kalten Halbjahr<br />
auf Alpin- oder Langlaufski, in der<br />
warmen Jahreszeit beim Wandern<br />
oder Mountainbiken. Eine tolle MTB-<br />
Tour ist der ‚Stoneman Miriquidi‘, der<br />
durch das ganze Erzgebirge führt.“<br />
ANNABERG-BUCHHOLZ<br />
„Die Weihnachtszeit ist hier so etwas wie die<br />
‚fünfte Jahreszeit‘. Der Weihnachtsmarkt in<br />
Annaberg-Buchholz ist herrlich geschmückt<br />
– mit Schwibbögen, Engeln, Bergmännern<br />
und all den anderen Dingen, die zu einem<br />
traditionellen Markt im Erzgebirge gehören.“<br />
ERZGEBIRGE<br />
Berggeister, Zwerge,<br />
Kobolde – eine ganze<br />
Reihe mystischer<br />
Gestalten sollen der<br />
alten Sage nach im<br />
Erzgebirge hausen.<br />
Wenn heute der Nebel<br />
tief über den Bäumen<br />
hängt, bekommt die<br />
Gegend tatsächlich<br />
etwas Magisches.<br />
GREIFENSTEINE „Meine<br />
Heimatstadt Geyer eignet sich ganz<br />
besonders für einen Familienausflug,<br />
weil es sehr viele Freizeitangebote<br />
gibt: z. B. die Greifensteine mit<br />
Naturtheater und Freizeitbad.“<br />
TEXTE: KATHARINA KAEFFERLEIN, HENRIETTE HERFELDT<br />
FOTOS: ACTION PRESS (2), DPA, A1PIX (2), GETTY IMAGES, FOTOLIA, BRITTA NAUJOCKS,<br />
SEASONS.AGENCY, SHUTTERSTOCK, LAIF, HUBER IMAGES<br />
SÄCHSISCHES<br />
BURGENLAND<br />
IN DER KARLI<br />
„Die Karl-Liebknecht-<br />
Straße ist eine bunt<br />
gemischte Straße<br />
mit Bars und kleinen<br />
Läden. Ich habe dort<br />
schon bis spät in die<br />
Nacht im studentischen<br />
Getümmel gesessen.“<br />
ALTE BÖRSE In der alten<br />
Handelsbörse am Naschmarkt, die<br />
im 17. Jahrhundert erbaut wurde, finden<br />
heute musikalische und literarische<br />
Veranstaltungen sowie Vorträge statt.<br />
BARCELONA „Das ‚Barcelona‘<br />
ist ein wahnsinnig nettes spanisches<br />
Lokal, das leckere Tapas und guten<br />
Wein anbietet. Egal ob im Innenbereich<br />
oder auf der Terrasse – hier<br />
kann man nach Feierabend schon<br />
mal versacken.“<br />
VOR DER<br />
KAMERA<br />
Farooq<br />
ermittelt<br />
seit 2013 in<br />
der „SOKO<br />
Leipzig“<br />
FOCKEBERG „Der<br />
Fockeberg liegt in der<br />
Südvorstadt von Leipzig.<br />
Tagsüber ein schöner<br />
Ort zum Spazieren und<br />
Durchatmen, aber vor<br />
allem zum Sonnenuntergang<br />
ein wunder -<br />
voller Aussichtspunkt.“<br />
NILAM FAROOQ<br />
Die Video-Bloggerin<br />
verrät die hipsten<br />
Orte Leipzigs.<br />
Neben Modernem<br />
kann man in<br />
Leipzig aber<br />
auch historische<br />
Bauten bestaunen<br />
<strong>BUNTE</strong> 2017 25
Kultur<br />
Von Sachsen nach<br />
HOLLYWOOD<br />
TOM WLASCHIHA, ein Star der Fantasy-Serie<br />
„Game of Thrones“, stammt aus der Sächsischen<br />
Schweiz. In seine Heimat kehrt er regelmäßig<br />
zurück, zum Wandern im Elbsandsteingebirge<br />
A<br />
ls die Mauer fiel, hatte er gerade sein zehntes<br />
Schuljahr abgeschlossen und meldete<br />
sich sofort für ein Austauschjahr in Amerika.<br />
Seitdem ist Tom Wlaschiha, 44, auf Reisen.<br />
Nach seiner Schauspielausbildung in<br />
Dresden bekam er erste Rollen im deutschen<br />
Fernsehen, bald auch international. Er reiste<br />
nach Belfast, Kroatien und Spanien für die<br />
US-Serie „Game of Thrones“, die ein weltweiter<br />
Erfolg ist. Er reiste nach Paris und<br />
Prag für die Krimi-Serie „Crossing Lines“.<br />
Und dazwischen dreht er immer wieder zu<br />
Hause einen Film wie „Dengler: Die schützende<br />
Hand“, einen Polit-Thriller um den<br />
NSU. Das ZDF zeigt ihn am 6. November.<br />
Wlaschiha wuchs auf in der Sächsischen<br />
Schweiz, in Bad Schandau und in Neustadt.<br />
„Das ist eine sehr schöne Gegend, und ich fahre<br />
da auch regelmäßig wieder hin, um mit Freunden<br />
im Elbsandsteingebirge zu wandern.<br />
Meine Eltern mussten mich zum Wandern<br />
überreden, heute tu ich’s freiwillig“, verrät<br />
Wlaschiha. „Was mich geprägt hat, war das<br />
Gefühl, in diesem Land eingeschlossen zu sein.<br />
Ich hatte relativ früh schon die große Sehnsucht,<br />
da rauszukommen und die Welt kennenzulernen.“<br />
Der Wunsch ging in Erfüllung.<br />
Vier Fünftel des Jahres sei er unterwegs, sagt<br />
Wlaschiha. „Dieses Fernweh hat sich nie ganz<br />
verloren, deswegen habe ich kein Problem damit,<br />
dass meine meisten Jobs im Ausland sind.“<br />
Aktuell steht Tom Wlaschiha in Prag vor<br />
der Kamera, für die Fortsetzung von „Das<br />
Boot“. Später zieht er mit dieser Produktion<br />
nach Frankreich, Malta und auch München.<br />
Und wann geht’s dauerhaft nach Hollywood?<br />
„Ich hoffe schon, dass ich in Zukunft<br />
die Chance kriege, weitere internationale<br />
Produktionen zu machen. Aber Hollywood<br />
ist eine riesige Maschinerie. Ich würde mich<br />
ungern in Los Angeles hinsetzen und auf<br />
eine große Rolle warten.“ Dann schon lieber on<br />
the road – und zum Auftanken nach Hause<br />
in den Elbsandstein.<br />
Georg Seitz<br />
VON KLEIN AN SPÜRTE<br />
ER FERNWEH. ES HAT IHN<br />
NIE VERLASSEN<br />
Auch hier spielt Tom Wlaschiha<br />
„DENGLER: DIE SCHÜTZENDE HAND“<br />
Tom Wlaschiha (r.) mit Ronald Zehrfeld<br />
am 6. 11. um 20.15 Uhr im ZDF<br />
„CROSSING<br />
LINES“ Tom<br />
Wlaschiha (r.)<br />
gehört mit<br />
Hollywood-Star<br />
Donald Sutherland<br />
(3. v. r.)<br />
zu einer internationalen<br />
Sonderermittlertruppe<br />
GAME OF<br />
THRONES Als<br />
mysteriöser<br />
Killer Jaqen<br />
H’ghar trägt<br />
Tom Wlaschiha<br />
martialische<br />
Rüstung und<br />
Zottelmähne<br />
FOTOS: ZDF, TANDEM PRODUCTIONS GMBH/TF1 PRODUCTION SAS, INTERTOPICS, DPA, STADT GÖRLITZ (2), ACTION PRESS, SENATOR/CENTRAL<br />
Goldenes<br />
Buch<br />
GÖRLITZ Die östlichste<br />
Stadt Deutschlands sammelt<br />
Autogramme von Weltstars<br />
DAS „GRAND<br />
BUDAPEST<br />
HOTEL“ war das<br />
alte Kaufhaus<br />
von Görlitz<br />
ZU<br />
GAST IN<br />
GÖRLITZ<br />
Sie alle<br />
drehten<br />
hier<br />
REGISSEUR Wes<br />
Anderson (l.) schreibt<br />
ins Goldene Buch<br />
RITUAL IN GÖRLITZ:<br />
WER HIER DREHT,<br />
DARF SICH VEREWIGEN<br />
Die Zeit scheint stehen geblieben im sächsischen<br />
Görlitz: Im Zweiten Weltkrieg wurde die östlichste<br />
Stadt Deutschlands von Zerstörungen weitgehend<br />
verschont. Das macht sie zur idealen Kulisse für<br />
historische Stoffe. Internationale Stars gehen ein<br />
und aus – und das Goldene Buch von Görlitz liest<br />
sich wie ein Who’s who.<br />
KATE WINSLET kam<br />
mit DAVID KROSS nach<br />
Görlitz für die Verfilmung<br />
des Romans<br />
EMMA THOMPSON<br />
und BRENDAN<br />
GLEESON in „Jeder<br />
stirbt für sich allein“<br />
26 <strong>BUNTE</strong> 45 | 2017 <strong>BUNTE</strong> 45 | 2017 27
Musik<br />
SEXY MIT<br />
SHAKESPEARE<br />
CHRISTIAN FRIEDEL Der Sänger verpoppt mit seiner<br />
Band Woods of Birnam Shakespeare-Texte.<br />
Weil das mehr berührt als die Sprache von heute<br />
Seine Rollen<br />
IM TV in Tom Tykwers<br />
Serie „Babylon Berlin“<br />
(Sky 1). AM THEATER<br />
mit Woods of Birnam in<br />
„Searching for William“<br />
am Düsseldorfer Schauspielhaus<br />
(10./11. 11.); als<br />
Nathanael in „Der Sandmann“<br />
ebenda (bis 17. 12.)<br />
GENIAL<br />
KIND-<br />
LICH<br />
Friedel<br />
in „Der<br />
Sandmann“<br />
Wer einst in der Schule das<br />
wirre Orakel der drei<br />
„Macbeth“-Hexen gelesen<br />
hat, weiß: Es gibt eine einfachere Sprache als<br />
die von Shakespeare! Christian Friedel, 38,<br />
Sänger der Dresdner Band Woods of Birnam,<br />
stört das nicht – im Gegenteil: Er vertont<br />
Shakespeare-Zeilen mit englischer Popmusik,<br />
rockt mit seiner Band in Theaterstücken wie<br />
„Hamlet“ oder „Searching for William“. Die<br />
Wiederbelebung ist für ihn gerade in heutigen<br />
Zeiten des „Facebooken“, „Liken“ und „Tindern“<br />
(siehe neuer Duden) angebracht: „Vor allem<br />
unser junges Publikum findet plötzlich Zugang<br />
zu Shakespeare und merkt, wie stark Sprache<br />
eigentlich sein kann! Wir dürfen unsere Sprache<br />
nicht verlieren, nur weil wir sie immer mehr verkürzen<br />
und versuchen, Gefühle mit Smileys auszudrücken.<br />
Wie soll ich denn ein Emoji in mein<br />
Gesicht zaubern?“ Friedel fragt das auch, weil<br />
er Theater-, Film- und Fernsehschauspieler ist.<br />
„WIE SOLL ICH DENN EIN<br />
EMOJI IN MEIN GESICHT ZAUBERN?”<br />
DEN SCHMERZ WEGTANZEN Mit<br />
„Lift Me Up From The Underground“<br />
traten Woods of Birnam 2016 beim<br />
deutschen ESC-Vorentscheid an.<br />
Für den Song fand Christian Friedel<br />
eigene Worte, verarbeitete die<br />
Trauer um seine verstorbene Mutter<br />
EXPERIMENTIER-<br />
FREUDIG<br />
Friedel (M.) mit<br />
seiner Band<br />
Woods of Birnam<br />
Mit Rollen wie in „Das weiße Band“, „Elser“<br />
oder „Russendisko“ stieg er in die erste Liga<br />
deutscher Mimen auf. Das mit der Band ergab<br />
sich, weil man ihm vor Jahren in Dresden sein<br />
Auto klaute: „Ich hatte in meinem Autoradio<br />
eine sehr seltene CD der Band Polarkreis 18, die<br />
mir ein guter Freund ausgeliehen hatte“, erzählt<br />
Friedel. Um sich ein neues Exemplar zu<br />
besorgen, besuchte er die Musiker. Man freundete<br />
sich an, gründete Woods of Birnam. Geheimnisvoll<br />
atmosphärisch-dicht klingen die<br />
Songs. Und plötzlich grooven selbst die „Macbeth“-Hexen<br />
sexy („Something Wicked This<br />
Way Comes“) … In welcher Sprache Friedel<br />
wohl seinen Heiratsantrag machen würde? Auf<br />
Sächsisch? „Das würde wohl nur Gelächter geben.“<br />
Mit Shakespeares Worten? „Mit meinen<br />
eigenen! Das ist mein persönlicher Ehrgeiz, ihn<br />
da zu übertreffen.“<br />
Antje Harders<br />
FOTOS: IMAGO, DPA (2), OANH LINKIES, DYAA KASSOMA/FACEBOOK, LUCIE JANSCH<br />
Er könnte überall auf der Welt wohnen:<br />
48 Länder auf vier Kontinenten hat<br />
ESKEI83, bürgerlich Sebastian König, 33,<br />
schon bereist. Der DJ-Weltmeister und Tour-DJ<br />
der Fantastischen Vier gilt als einer der besten<br />
deutschen Live-DJs, spielte auch bei den<br />
Bundeswehrsoldaten in Afghanistan. Sein Herz<br />
aber schlägt für Dresden: „Die Leute hier stimmen<br />
mich einfach positiv. Ich lebe schon seit vielen<br />
Jahren in der Dresdner Neustadt und mag den<br />
„Lasst uns Zeit!”<br />
Seine Freundin starb im Bombenhagel, seine<br />
Heimat Damaskus wurde zerstört, sein<br />
Bruder ist vermisst. Die Lust am Leben aber<br />
will sich Dyaa Kassoma, 21, nicht nehmen<br />
lassen: Der Syrer flüchtete nach Meerane<br />
(bei Zwickau) und rappt für Verständnis zwischen<br />
Deutschen und Flüchtlingen – auf<br />
Deutsch, Englisch und Arabisch. Mit Songs<br />
wie „Es gibt Hoffnung“ erreicht er auf You-<br />
Tube immer mehr Fans. Was kaum jemand<br />
weiß: Der<br />
ehemalige<br />
Medizinstudent<br />
war<br />
Trubel. An jeder Ecke trifft man ein bekanntes Gesicht.“<br />
Auf Auslandsreisen aber begegnet er immer<br />
wieder Vorurteilen: „Die Pegida-Demos haben<br />
ein furchtbar falsches Bild von Sachsen und<br />
Dresden gezeichnet. Ich bin da sehr bemüht aufzuklären:<br />
wie es eigentlich ist, hier zu leben; wie<br />
offen ich und meine Leute gegenüber anderen<br />
Religionen sind und was das für Menschen sind,<br />
die demonstrieren.“ Sein nächstes musikalischmissionarisches<br />
Ziel: La Paz, Bolivien. A. H.<br />
DYAA KASSOMA In Syrien war er ein Star, jetzt rappt<br />
der Flüchtling in Sachsen gegen Fremdenhass<br />
AUFGEBEN KOMMT NICHT<br />
INFRAGE Dyaa Kassoma will mit<br />
seinen Songs Hoffnung machen<br />
LOCKER AUS DEM<br />
HANDGELENK<br />
ESKEI83 ist achtfacher<br />
DJ Battle-Gewinner,<br />
hat rund 150 Shows pro<br />
Jahr. 2014 siegte<br />
er bei der Weltmeisterschaft<br />
in Baku<br />
DER DJ-WELTMEISTER KÄMPFT FÜR DAS<br />
IMAGE VON DRESDEN<br />
in Syrien ein bekannter Rapper. In Meerane<br />
fing er 2015 von vorn an, wurde massiv<br />
angefeindet: „Viele Leute haben rumerzählt,<br />
ich sei ein Terrorist. Dabei will ich mir nur<br />
eine Zukunft aufbauen, mehr nicht.“ Inzwischen<br />
hat er Freunde gefunden. Was er<br />
Angela Merkel sagen würde, wenn er sie<br />
träfe? „Danke, dass Sie uns Flüchtlingen<br />
die Tür aufgemacht haben! Aber viele Menschen<br />
in Syrien brauchen noch Hilfe!“<br />
Seine wichtigste Bitte an die Deutschen:<br />
„Lasst uns Zeit, damit wir unsere guten<br />
Seiten zeigen können! Wenn ein Flüchtling<br />
Mist baut, sind nicht gleich alle schuld.“ A. H.<br />
„MANCHMAL<br />
VERTONE ICH<br />
LYRIK. DAS<br />
MACHT MICH<br />
EINFACH STOLZ”<br />
IHR ERSTES<br />
STÜCK<br />
SCHRIEB SIE<br />
SCHON MIT<br />
ACHT JAHREN<br />
Ein Wunderkind sei<br />
sie nicht, findet<br />
Nomiko Taima Linkies,<br />
12. Dabei komponierte sie<br />
schon mit acht Jahren Klavierstücke.<br />
Die Schülerin des<br />
Leipziger Lyzeums für Klavier<br />
ist preisgekrönt (Chopin-<br />
Wett bewerb, Jugend musiziert),<br />
konzertierte in Vietnam<br />
und Kanada – und hat<br />
große Vorbilder: „Den Komponisten<br />
Felix Mendelssohn<br />
Bartholdy – weil er so gern<br />
zeichnete wie ich.“ A. H.<br />
MULTITALENT Die Leipzigerin<br />
Nomiko Taima Linkies macht<br />
der Musikstadt alle Ehre<br />
28 <strong>BUNTE</strong> 45 | 2017<br />
<strong>BUNTE</strong> 45 | 2017 29
Sport<br />
SO SEHEN SIEGER<br />
AUS: Die blutjungen<br />
Stars von RB Leipzig<br />
jubeln 2017 nach der<br />
sensationellen<br />
Qualifikation für die<br />
Champions League<br />
aber Geld allein schießt keine Tore, da muss<br />
schon ein geniales Konzept dazukommen.<br />
Sportdirektor Ralf Rangnick holte junge<br />
Spieler nach Sachsen, keine satten Fußballlegionäre,<br />
die Arbeit ist nachhaltig, das<br />
Stadion ist voll. Und die Fans von RB Leipzig,<br />
darunter viele Familien, sind nicht als Hooligans<br />
bekannt, anders als die von Dynamo<br />
Dresden. Leider werden sie auswärts oft<br />
angefeindet, der Hass auf die erfolgreichen<br />
Emporkömmlinge sitzt tief bei Fans von Vereinen,<br />
die mindestens ebenso viel Geld zur<br />
Verfügung haben. Aber das Team, aus dem<br />
der junge Nationalstürmer Timo Werner<br />
herausragt, lässt sich nicht provozieren.<br />
Selbst der große FC Bayern nimmt sie ernst:<br />
Hier kann eine neue Fußball-Großmacht<br />
heranwachsen, auch wenn das Stadion, in<br />
das nur 42 959 Zuschauer hineinpassen, schon<br />
zu klein ist. Michael Ballack, der beim FC<br />
Bayern gespielt hat, ist zuversichtlich, dass der<br />
Erfolg von Dauer ist. „Leipzig ist bestens aufgestellt<br />
für die Zukunft.“ Manfred Otzelberger<br />
SO SCHÖN<br />
IST SPORT<br />
MAREEN APITZ Der „Playboy“<br />
wählte sie zur erotischsten<br />
Sportlerin Deutschlands<br />
LADY IN<br />
BLUE<br />
Sie macht<br />
immer eine<br />
gute Figur:<br />
Volleyballstar<br />
Mareen<br />
Apitz<br />
Champions mit<br />
ZAUBERTRANK<br />
RB LEIPZIG hat eine märchen hafte Geschichte:<br />
Es ist die erfolgreichste Neugründung im Fußball, der<br />
Begriff „Heldenstadt“ aus der Wendezeit hat eine<br />
neue sport liche Bedeutung bekommen<br />
W<br />
enn Michael Ballack auf den Siegeszug von<br />
RB Leipzig angesprochen wird, leuchten<br />
seine Augen. Der langjährige Kapitän der<br />
Nationalmannschaft und nach dem Weltmeistertrainer<br />
Helmut Schön wohl berühmteste<br />
Fußball-Sachse freut sich darüber, dass<br />
der Osten Deutschlands keine bundesliga-<br />
freie Zone mehr ist. „Hier wird eine tolle<br />
Arbeit geleistet, das ist ganz große Klasse, die<br />
Euphorie ist groß. Ich hatte ja in Leipzig<br />
ganz bewusst mein Abschiedsspiel.“ Dass<br />
RB Leipzig ein Verein ist, der wie kaum ein<br />
anderer in der Bundesliga von gegnerischen<br />
Fans abgelehnt wird, kann sich Ballack<br />
leicht erklären: „Neid muss man sich erarbeiten.<br />
RB ist ein junger Verein, die Verantwortlichen<br />
gehen sehr professionell damit um.“<br />
Es ist wirklich ein Fußballmärchen: Rasenballsport<br />
Leipzig, so der offizielle Name<br />
des Vereins, schaffte es in acht Jahren, aus<br />
der Oberliga in die Champions League zu<br />
kommen. 2009 hatte sich Red Bull beim SSV<br />
Markranstädt eingekauft und das Startrecht<br />
für die fünfte Liga übernommen. Natürlich<br />
standen dafür viele Millionen von Red-Bull-<br />
Milliardär Dietrich Mateschitz zur Verfügung,<br />
FOTOS: DDP IMAGES (2), IMAGO/HENTSCHEL<br />
NEID MUSS MAN SICH<br />
ERARBEITEN. LEIPZIG IST BESTENS<br />
AUFGESTELLT FÜR DIE ZUKUNFT<br />
MÄZEN Dietrich Mateschitz hat<br />
viele Millionen Euro in RB investiert<br />
Global Player<br />
DIETRICH MATESCHITZ<br />
Er gilt mit über 20 Milliarden<br />
Euro als der reichste Österreicher,<br />
aber Dietrich Mateschitz<br />
ist ein Global Player:<br />
Sein Red Bull wird weltweit<br />
getrunken. In der Formel 1<br />
wurde sein Rennstall mit<br />
Sebastian Vettel Weltmeister,<br />
jetzt will er den Fußball<br />
er obern. Der Champion der<br />
Geschäftswelt hat es mit<br />
Leipzig in die Champions<br />
League des Fußballs geschafft.<br />
Sport macht schön, Mareen Apitz,<br />
30, ist der Beweis. Die Volleyballerin<br />
vom Dresdner SC (135 Länderspiele)<br />
wurde vom „Playboy“ zur erotischsten Sportlerin<br />
Deutschlands gewählt, ausziehen musste<br />
sie sich dafür nicht. In Dresden spielt die Blondine<br />
mit den Gardemaßen (1,83 groß, 73 Kilo)<br />
in einer Halle vor 3000 Zuschauern.<br />
u<br />
Können Sie von Ihrem Sport leben?<br />
Derzeit schon, ich bin Volleyballprofi, im<br />
Gegensatz zu Fußballern können wir allerdings<br />
nichts für die Zeit nach der Karriere zurücklegen.<br />
Aber ich habe viel von der Welt gesehen,<br />
in Cannes am Meer gespielt und in Aserbaidschan.<br />
Ich finde es wichtig zu leben. Ich habe ja<br />
eine solide Grundlage als gelernte Bankkauffrau,<br />
aber ich möchte später mal Events organisieren,<br />
da habe ich ein Fernstudium gemacht.<br />
Was ist das Tolle an Ihrem Sport?<br />
Es ist eine Mischung aus Kraft, Präzision<br />
und ganz viel Feingefühl – ich bin Zuspielerin<br />
für die Schmetterbälle und so etwas wie die<br />
Strategin im Spiel.<br />
Als Ärmelsponsor haben Sie eine<br />
Dessousfirma – können Sie sich erotische<br />
Fotos vorstellen?<br />
Wenn der „Playboy“ anrufen würde, müsste ich<br />
nachdenken … <br />
Manfred Otzelberger<br />
30 <strong>BUNTE</strong> 45 | 2017<br />
<strong>BUNTE</strong> 45 | 2017 31
Genuss<br />
Neue STERNE<br />
für das Land<br />
FEINSCHMECKER finden in Sachsen immer neue<br />
Ziele. Zum Beispiel ein echtes Juwel in der<br />
Oberlausitz. Einblick in eine Hochleistungsküche<br />
SPA-TEMPEL Das luxuriöse<br />
Hotel „Bei Schumann“<br />
in Kirschau bei Bautzen<br />
HOTEL „BEI SCHUMANN“,<br />
Bautzener Str. 74,<br />
02681 Kirschau,<br />
Tel. 03592/5200,<br />
bei-schumann.de<br />
Die Sterne stehen dichter über Sachsen: Der<br />
Gastroführer „Guide Michelin“ verteilte insgesamt<br />
sieben an das Land. Neu hinzugekommen<br />
ist mit einem Stern auch der Berliner<br />
Philipp Liebisch, 36, Küchenchef im „Juwel“,<br />
dem Toprestaurant im Luxus-Spa „Bei Schumann“<br />
in Kirschau in der Oberlausitz. Hobbyboxer<br />
Liebisch sieht das sportlich – und strebt<br />
noch höhere Ziele an. Ein <strong>BUNTE</strong>-Interview<br />
über Spitzenküche und Liebischs besonderen<br />
Stil – die Drei-Aromen-Philosophie.<br />
u<br />
Sie haben bereits diverse Auszeichnungen<br />
bekommen, auf welche sind Sie<br />
ganz besonders stolz?<br />
Wir freuen uns zunächst über die herausragende<br />
Resonanz unserer Gäste, die jeden<br />
Abend begeistert unser tolles Restaurant und<br />
seine herzlichen Gastgeber erleben. Binnen<br />
eines Jahres auch die Gastrokritiker überzeugt<br />
zu haben mit Platz 107 in Deutschland<br />
(von über 4000 im Gerolsteiner Ranking, Anm.<br />
d. Red.), ist ein großes Lob. Und das gesamte<br />
Team im Hotel hat sich gefreut, dass wir im<br />
„Guide Michelin 2017“ nach nur einem Jahr mit<br />
dem ersten Stern ausgezeichnet worden sind.<br />
Welche kulinarischen Maßstäbe setzen<br />
Sie in der Region?<br />
Es ist nicht unser Bestreben, Maßstäbe im<br />
Bundesland Sachsen zu setzen. Wir wollen<br />
unseren eigenen Maßstäben und denen unserer<br />
Gäste gerecht werden. Das setzt viel Aufwand,<br />
höchste Konzentration und absolute<br />
Liebe zum Beruf voraus. Wir betrachten uns<br />
als Hochleistungssportler, da will man jeden<br />
Tag höher und weiter. Dabei sein ist alles<br />
entspricht nicht meiner Philosophie.<br />
Was muss man bei Ihnen unbedingt<br />
probieren?<br />
Das Einzige, was man bei uns im Restaurant<br />
„Juwel“ muss, ist einen unvergesslich<br />
schönen Abend erleben. Lassen Sie sich auf<br />
das Erlebnis „Juwel“ und die Drei-Aromen-<br />
Philosophie ein (siehe rechts), schlemmen Sie<br />
die Karte hoch und runter, genießen Sie die<br />
Begleitung von Restaurantleiterin Jana<br />
Metting und Sommelière Dominique Hennig.<br />
Ihre kulinarischen Vorbilder?<br />
Meine Vorbilder sind Authentizität und<br />
Handwerk. Ich schätze Kollegen, die fach- und<br />
sozialkompetent das Leben meistern, dabei<br />
menschlich und greifbar bleiben. Marco<br />
Müller aus dem „Rutz“ in Berlin und Hans<br />
Haas im Münchner „Tantris“ sind zwei Köche,<br />
vor denen ich höchsten Respekt habe.<br />
Was macht einen guten Koch aus?<br />
Einen guten Koch macht aus, dass er bewusst<br />
mit den Produkten und Rohstoffen der Natur<br />
umgeht. Dass er sein Team kompetent, auch<br />
FOTOS: BEI SCHUMANN (4)<br />
menschlich fähig, führt. Dass er einen persönlichen<br />
Bezug zu seinen Gästen hat und das<br />
alles leidenschaftlich miteinander verbindet.<br />
Sie sind in Berlin geboren,<br />
wie viel „Sachsen“ steckt in Ihrer Küche?<br />
Wir arbeiten eng mit sächsischen Erzeugern,<br />
Landwirten,Handwerkern und Produzenten<br />
zusammen. Das ist wichtig für uns<br />
und für die Region. Ich widerspreche aber einer<br />
Regionalität um jeden Preis. Was zählt,<br />
ist und bleibt einzig und allein die Qualität.<br />
Wie würden Sie das „Juwel“ jemand<br />
beschreiben, der noch nie bei Ihnen war?<br />
Das „Juwel“ ist eine der ersten Adressen<br />
für leidenschaftliche Feinschmecker und<br />
anspruchsvolle Genießer. Mit der kompro<br />
misslosen Liebe zum Handwerk und<br />
konsequenter Produktqualität wollen wir<br />
unsere Gäste immer wieder überraschen.<br />
Christian J. Goldsmith<br />
AUS EINEM JUGENDSTIL-<br />
JUWEL wurde nach umfänglicher<br />
Renovierung 1998 das<br />
romantische Luxushotel<br />
„Bei Schumann“ mit mehreren<br />
Restaurants und einem 3500 m 2<br />
großen Spa-Tempel. Es liegt,<br />
eine Autostunde von Dresden<br />
entfernt, unweit von Bautzen im<br />
landschaftlich eindrucksvollen<br />
Oberlausitzer Bergland<br />
STERNE-<br />
KOCH<br />
Philipp<br />
Liebisch,<br />
Küchenchef<br />
im<br />
„Juwel“<br />
„WIR WOLLEN HÖHER UND WEITER. DABEI<br />
SEIN IST ALLES IST NICHT MEINE PHILOSOPHIE”<br />
Koch-Kunst<br />
Die Drei-Aromen-Philosophie von<br />
Küchenchef Philipp Liebisch bedeutet,<br />
dass der Gast auf jedem Teller nur drei<br />
Grundprodukte schmecken soll. Das klingt<br />
einfach, erfordert aber auf dem Niveau<br />
eines Sternekochs sehr viel Können und<br />
teilweise tagelange Arbeit.<br />
So bietet Liebisch etwa das simpel klingende<br />
Gericht „Kaiser Alexander Birne/<br />
Gartenbohnen/Bauchspeck“ an. Die<br />
Früchte verarbeitet er dann aber auf dreierlei<br />
Art: zu einer Mousse (wozu er die<br />
Schalen entsaftet), zu einem Salat und zu<br />
einer Creme.<br />
Auch die Bohnen kommen sowohl als<br />
Mousse als auch als Salat auf den Teller.<br />
Und in sehr aufwendigen Varianten bereitet<br />
er den Bauchspeck zu. Zunächst<br />
beizt er ihn 72 Stunden lang in Meersalz,<br />
braunem Zucker, Lorbeer, Bohnenkraut,<br />
Knoblauch, Wacholder, Piment und Nelken,<br />
räuchert ihn selbst und lässt ihn zwölf<br />
Wochen reifen. Aus Speck, Röstgemüsen,<br />
Gewürzen und Sahne stellt er dann eine<br />
Mousse her, die neun Stunden auskühlen<br />
muss.<br />
GESAMTKUNSTWERK Birne, Bohnen, Speck<br />
Auf völlig andere Art bereitet er dann<br />
noch über den „Umweg“ eines Speckcrunch<br />
eine Speckemulsion sowie ein Speckgelee<br />
zu. Für die Emulsion brät er den<br />
Speck in kleinen Würfeln kross aus und<br />
lässt das Fett abkühlen. Damit und mit Eiern,<br />
Schweinefond, Zitronensaft und Pfeffer<br />
rührt er dann die Emulsion an. Auf dem<br />
Teller werden die einzelnen Elemente dekorativ<br />
angerichtet. Dann ist aus einfachen<br />
Zutaten wie Birne, Bohnen und Speck<br />
ein kulinarisches Kunstwerk geworden.<br />
32 <strong>BUNTE</strong> 2017 <strong>BUNTE</strong> 2017 33
Genuss<br />
Wein zum<br />
Anfassen<br />
DAS GEHEIMNIS des<br />
Rebensaftes lernt man auf<br />
Gut Schuh kennen<br />
MATTHIAS und KATHARINA<br />
SCHUH laden zur Verkostung<br />
STEILLAGE im<br />
Herbst: Hier gedeiht<br />
der Meißner Wein<br />
WEIN VON<br />
WINZER-<br />
KINDERN,<br />
ZWISCHEN<br />
REBEN AUF-<br />
GEWACHSEN<br />
Wie geht Wein? Wer das wissen<br />
will, muss ins Elbtal vor<br />
den Toren Meißens – nach<br />
Coswig zum Weingut Schuh. Ein Gut zum<br />
Anfassen: geführte Touren durch die renommierten<br />
Steillagen Meißner Kapitelberg und<br />
Klausenberg, lehrreiches „Kellergeflüster“ im<br />
Weinkeller, ehrliche Küche im Restaurant –<br />
und immer wieder: probieren, probieren, probieren.<br />
Riesling, Elbling, Spätburgunder, den<br />
seltenen roten Dunkelfelder (danach: übernachten<br />
in der Pension). Ein junges Gut: Die<br />
Winzerkinder Katharina und Matthias sind<br />
zwischen den Reben aufgewachsen, führen<br />
das väterliche Erbe seit 2016,<br />
jeder Gast soll ein Duz-<br />
Freund werden. Hier<br />
sagt man: So wird<br />
ein Schuh draus.<br />
KÖNIGLICHE KNOLLE<br />
Es soll Zufall gewesen sein, dass sich die<br />
„Vogtländische Blaue“ und die englische<br />
„Red Cardinal“ nahegekommen sind.<br />
Jedenfalls, so berichten Eingeweihte, kam es<br />
zur Bestäubung. Das schöne Kind trägt jetzt den<br />
Namen „König Albert“ und macht gleich Karriere:<br />
Die neue Kartoffelsorte soll ab November Feinschmecker<br />
in das Staatsbad Bad Elster locken,<br />
wo sie im Hotel „König Albert“ standesgemäß<br />
zubereitet wird: Hoteldirektor Marc Cantauw<br />
hat sich sozusagen<br />
die Rechte an der<br />
könig lichen Knolle<br />
gesichert. Die „Taufe“<br />
übrigens nahm auch<br />
eine „Adlige“ vor:<br />
die vogtländische<br />
„Kartoffelprinzessin“<br />
Selina I.<br />
SELINA I. mit<br />
Hotelchef Marc<br />
Cantauw (l.) und<br />
Kartoffelzüchter<br />
Ulrich Gündel<br />
LONDON<br />
DRY GIN aus<br />
Sachsen: Rund<br />
70 Euro kostet<br />
der Liter<br />
BOMBEN-GIN<br />
JUNIPER JACK hieß der Brennerei-<br />
Gehilfe, der 1736 ein Theaterstück schrieb,<br />
in dem er das strenge Gin-Gesetz von King<br />
George II angriff. Der König musste am Ende<br />
nachgeben. Und der historische „Wacholder-Jakob“<br />
erschien dem Firmengründer Jörg Fiedler<br />
und seinem Brenner Siegbert Hennig genau<br />
der richtige Namenspatron für ihren London<br />
Dry Gin aus der Nähe von Meißen.Seit 2013<br />
produzieren sie die „Wacholder bombe“<br />
(Hennig), zu haben nur bei ausgesuchten<br />
Händlern und in angesagten Bars.<br />
DER STOFF kann nur aus dem mal liebevoll,<br />
mal spöttisch so genannten „Kaffeesachsen“<br />
kommen: „Müller Drei“, der Likör mit den<br />
Aromen von Kaffee, Kräutern und Vanille.<br />
30 % Alkohol, zu trinken pur oder im Cocktail.<br />
Und natürlich im oder zum Kaffee.<br />
FOTOS: ERIK GROSS, WEINGUT SCHUH/FACEBOOK, SHUTTERSTOCK, JUNIPER JACK, GUSTAV MÜLLER GMBH, ENGELMANN-DESIGN, BRAND-AKTUELL<br />
34 <strong>BUNTE</strong> 2017<br />
KÖNIG ALBERT Längliche Knolle,<br />
rot marmoriert, mehligkochend
Winterzauber<br />
Wo Aschenputtel<br />
LEBENDIG wird<br />
SIE IST ES! Der Prinz<br />
(Pavel Trávníček) passt<br />
Aschenbrödel (Libuše<br />
Šafránková) den Schuh an<br />
SCHLOSS MORITZBURG bei Dresden war<br />
Drehort für einen der schönsten Weihnachtsfilme:<br />
„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“<br />
DER GEFRORENE SEE<br />
vor dem Barockschloss<br />
bietet Schlittschuh -<br />
läufern und Spaziergängern<br />
eine zauberhafte<br />
Kulisse. Unter Herzog<br />
Moritz von Sachsen<br />
wurde das Jagdschloss<br />
1542 erbaut, August<br />
der Starke machte<br />
es zum königlichen<br />
Lustschloss<br />
IM SPEISESAAL<br />
werden die original<br />
Filmkostüme<br />
aus gestellt. Kinder<br />
haben Spaß am<br />
Mitmach-Theater,<br />
bei dem sie<br />
sich königlich<br />
verkleiden können<br />
Der neue Film<br />
Einer Fata Morgana gleich liegt Schloss Moritzburg<br />
in der fahlen Wintersonne. Gern wäre<br />
man in einer Kutsche angereist, aber auch zu<br />
Fuß hat der Weg entlang der Schlossallee,<br />
die zum ehemaligen Jagdsitz von Herzog<br />
Moritz führt, etwas Meditatives. Schon von<br />
Weitem sieht man die Schlittschuhläufer über<br />
das Eis jagen. Ist es dafür noch zu warm, hat<br />
der tintenblaue See eine magische Wirkung –<br />
das Schloss scheint darauf zu schweben. Das<br />
muss auch Regisseur Václav Vorlíček gespürt<br />
EINFACH MÄRCHENHAFT SIND<br />
DIE ORIGINALKOSTÜME DES KULTFILMS<br />
haben, als er 1972 Schloss Moritzburg als<br />
Kulisse für das Wintermärchen „Drei Haselnüsse<br />
für Aschenbrödel“ wählte. Der Kultfilm,<br />
der Jahr für Jahr Millionen Zuschauer<br />
vor den Fernseher lockt, wurde hier, nördlich<br />
von Dresden, als tschechisch-deutsche<br />
Koproduktion gedreht. Nicht ganz ohne<br />
Pannen, wie man sich erzählt, denn dummerweise<br />
hatte es in diesem Winter nur zaghaft<br />
geschneit und der See war tiefschwarz<br />
gefroren. Bei anderen Szenen behalf man sich<br />
mit Kunstschnee, der Schlossteich war<br />
dafür zu riesig. Ratlos ging die Filmcrew ins<br />
Wochenende. Am Montag kam sie zurück –<br />
und glaubte kaum, was sie sah: Hunderte von<br />
Schlittschuhläufern hatten mit ihren Kufen<br />
das dunkle Eis in eine weiße Fläche verwandelt.<br />
Die Dreharbeiten konnten beginnen.<br />
Auch über 40 Jahre später ist die Faszination<br />
des Films spürbar: Ab 18. November<br />
verwandelt sich das ehemalige Lustschloss<br />
FOTOS: MAURITIUS, DPA (2), DDP IMAGES, MARTIN FÖRSTER (2)<br />
mit der Eröffnung der neuen Winterausstellung<br />
„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“<br />
in eine Märchenkulisse mit Hintergrundgeschichten,<br />
Filmszenen und den Originalkostümen.<br />
So bezaubernd, dass man am<br />
liebsten ein ziehen möchte. Was wenige wissen:<br />
Als der Film gedreht wurde, war das<br />
Schloss tatsächlich bewohnt. Damit es laut<br />
Drehbuch für die Ballszene festlich leuchtete,<br />
zahlte man den Mietern fünf Mark,<br />
wenn sie abends das Licht brennen ließen.<br />
Übernachten kann man hier übrigens immer<br />
noch. Man muss allerdings bis zum Frühjahr<br />
warten – dann stehen die Wachhäuschen<br />
für Gäste bereit. Bis dahin träumen wir<br />
uns in unser Lieblingsmärchen hinein …<br />
Barbara Woinke<br />
WINTERAUSSTELLUNG „Drei Haselnüsse<br />
für Aschenbrödel“, 18. 11. 2017 – 25. 2. 2018,<br />
Di. – So. 10 – 17 Uhr, letzter Einlass: 16 Uhr.<br />
Eintritt: 8 Euro, Kinder 1 Euro. schloss-moritzburg.de<br />
SCHLOSSHERRIN Ingrid Möbius zeigt<br />
den Besuchern Aschenbrödels Ballkleid<br />
ASCHENBRÖDEL ist in der<br />
heutigen Zeit angekommen:<br />
Lilly (gespielt von Rosalie<br />
Neumeister) erfüllt sich auf<br />
Schloss Moritzburg ihren<br />
Traum, einmal Prinzessin<br />
zu sein. Auch Eule Rosalie<br />
und Aschenbrödels edlen<br />
Schimmel trifft man wieder.<br />
Zu sehen ist der neue<br />
Weihnachtsfilm ab 17. 11.<br />
auf allen Social-Media-Kanälen<br />
– Facebook, Website,<br />
YouTube, Twitter –<br />
von „So geht Saechsisch“.<br />
so-geht-saechsisch.de<br />
36 <strong>BUNTE</strong> 45 | 2017<br />
<strong>BUNTE</strong> 45 | 2017 37
Winterzauber<br />
SCHNELLER<br />
SCHLITTEN<br />
Rennrodlerin<br />
Julia Taubitz,<br />
21, ist im<br />
A-Kader von<br />
Deutschlands<br />
Bob- und<br />
Schlittenverband<br />
HISTORISCH<br />
Anfang des<br />
17. Jahrhunderts<br />
wurde auf dem<br />
Auersberg ein<br />
hölzerner Turm<br />
errichtet, der<br />
1860 durch<br />
einen Steinturm<br />
ersetzt wurde<br />
WINTERSPASS FÜR DIE<br />
KLEINEN – UND DIE NICHT-SKIFAHRER<br />
„Für Skifahrer mit kleinen Kindern sind die Skilifte am<br />
Fichtel- und Keilberg perfekt. Die Pisten sind zwar nicht<br />
mit denen der Alpen zu vergleichen, aber für einen<br />
Tagesausflug ist es ein ideales Ziel. Für entspanntere<br />
Abende empfehle ich die Badegärten Eibenstock:<br />
Romantisch zu zweit in den Saunen oder Außen becken, wo<br />
man den Schneeflocken beim Tanzen zuschauen kann.“<br />
WINTER-<br />
Wunderland<br />
AUSBLICK Im<br />
„Berggasthof<br />
Auersberg“<br />
kann man<br />
die sächsische<br />
Küche<br />
genießen<br />
SIEGERTYP Björn<br />
Kircheisen, 34, hat<br />
in der Nordischen<br />
Kombination schon<br />
4 Olympiamedaillen<br />
gewonnen<br />
GIPFELSTÜRMER Am kleinen<br />
und großen Fichtelberg<br />
gibt es insgesamt fünf Lifte<br />
und eine Schwebebahn<br />
Im Winter zeigt sich Sachsen von seiner<br />
schönsten Seite: WINTERSPORTLER verraten<br />
die eisigen Lieblingsplätze ihrer Heimat<br />
SCHNEELANDSCHAFT<br />
VON OBEN<br />
„Nahe meiner Heimat befindet<br />
sich der Auersberg mit über<br />
1000 m Höhe. Von oben hat<br />
man einen tollen Ausblick und<br />
kann gut ins Umland schauen –<br />
und im Winter die schneebedeckten<br />
Berge und Baumwipfel<br />
bestaunen. Übrigens: Meine<br />
liebste Langlaufstrecke im<br />
Winter ist die Kammloipe. Die<br />
Routeist sehr gut ausgebaut<br />
und verfügt über ein gutes<br />
Höhenprofil – sie ist sozusagen<br />
das A und O für jedes Langläuferherz.<br />
Auf rund 100 km Strecke<br />
durch schöne Winterlandschaften<br />
kann sich jeder austoben.“<br />
EISSPASS Das Eissportzentrum<br />
in Chemnitz lockte<br />
in der vergangenen Saison<br />
etwa 80 000 Besucher aufs Eis<br />
AUFWÄRMEN<br />
BEI HEISSER<br />
SCHOKOLADE<br />
UND CO.<br />
„Familien kommen rund<br />
um die Interskiregion<br />
Fichtelberg – Klínovec<br />
auf ihre Kosten – ob<br />
Schlittenfahren auf der<br />
Rodelstrecke am Fichtelberg<br />
oder Skilanglauf<br />
auf den Profiloipen der Sparkassen-Skiarena. Die<br />
Energiespeicher kann man im „Prijut 12“, das direkt<br />
an der Piste gelegen ist, bei einer heißen Schokolade<br />
wieder aufladen – und steigt danach einfach<br />
direkt in den 4er-Sessellift ein. Oder man fährt<br />
mit der Schwebebahn ganz nach oben und über<br />
die Himmelsleiter zu einer Legende – dem „Jens<br />
Weißflog Hotel & Restaurant“ zum Aufwärmen.“<br />
LANGSTRECKE<br />
Rund um Oberwiesenthal<br />
gibt es ein ausgedehntes<br />
Loipennetz<br />
HÖHENFLUG Richard<br />
Freitags, 26, persönliche<br />
Bestweite beim Skifliegen<br />
liegt bei 231 m<br />
URIG Im Innern der Blockhütte<br />
gibt es 36 Sitzplätze an sechs<br />
Tischen – auf der Sonnenterrasse<br />
haben 66 Gäste Platz<br />
ÜBERFLIEGER<br />
Jens Weißflog, 53, hat alle<br />
wichtigen Wettbewerbe<br />
gewonnen: Olympia, WM,<br />
Gesamtweltcup und<br />
Vierschanzentournee<br />
KUFENKÜNSTLER<br />
Im Eisschnelllauf<br />
ist Nico Ihle, 31, elfmaliger<br />
Deutscher<br />
Meister<br />
ZU DISCOMUSIK UND SCHEIN-<br />
WERFERLICHT ÜBERS EIS FLITZEN<br />
„Mein Trainingsort ist die Eisbahn in Chemnitz.<br />
Das öffentliche Freilaufen dort ist sehr beliebt – ich<br />
besuche es selbst hin und wieder. Zu meinen Teenagerzeiten<br />
fand in der Eissporthalle jede Woche<br />
eine Eisdisco statt, die es heute noch gibt. Und: Vor<br />
15 Jahren habe ich da meine Frau kennengelernt.<br />
Ansonsten mag ich die Rodelberge, die jeder vor<br />
dem Haus hat. Vergangenen Winter habe ich meine<br />
Tochter mit dem Schlitten von der Kita abgeholt<br />
und auf dem Heimweg haben wir einfach am Rodelberg<br />
unserer Siedlung haltgemacht.“<br />
VIEL GAUDI<br />
IM SCHNEE<br />
„Meine Lieblingsloipe<br />
ist die Höhenloipe um den<br />
Fichtelberg. Mit 5 km Länge<br />
und nur 100 m Höhenunterschied<br />
kann man dort bis März/April<br />
fahren – schöne Aussichten übers<br />
Erzgebirge inklusive. Viel Spaß<br />
hatte ich mit meinen Kindern beim<br />
Rodeln. Die Rodelstrecke in<br />
Oberwiesenthal (1,8 km Länge)<br />
wurde 2011 vom ADAC übrigens<br />
mit „Sehr gut“ ausgezeichnet.“<br />
38 <strong>BUNTE</strong> 45 | 2017 <strong>BUNTE</strong> 45 | 2017 39<br />
FOTOS: DPA (3), IMAGO, EISSPORTZENTRUM CHEMNITZ, ACTION PRESS, PRIJUT-12.DE,<br />
PUBLIC ADDRESS, SCHAPOWALOW, PICTURE ALLIANCE/AUGENKLICK, ARKIVI/AKPOOL;<br />
ILLUSTRATION: SENNUR SAKARYA
Winterzauber<br />
LIEBESPERLEN<br />
sind der<br />
Klassiker unter<br />
den Süßigkeiten<br />
und haben<br />
schon immer<br />
Kinderaugen<br />
zum Glänzen<br />
gebracht<br />
ZUM NASCHEN, Verzieren<br />
und Spielen: Vor allem bei<br />
kleinen Puppenmüttern sind<br />
die Babyfläschchen begehrt<br />
BEREITS IN DER<br />
VIERTEN GENERATION<br />
führt Mathias Hoinkis<br />
die Geschäfte seines<br />
Urgroßvaters<br />
weiter. Liebesperlen<br />
werden immer noch so<br />
aufwendig wie damals<br />
hergestellt<br />
Kleine Nuckelflaschen, Autos,<br />
Trompeten, Schirmchen liegen<br />
im Süßwarenregal, alle gefüllt<br />
mit kunterbunten Zuckerperlen – und sofort<br />
werden Erinnerungen wach. Liebesperlen<br />
gehören zu unserer Kindheit wie das Sandmännchen,<br />
doch nur wenige wissen, dass die<br />
Leckereien seit fast 100 Jahren in Görlitz produziert<br />
werden. Rudolf Hoinkis hatte bereits<br />
1896 ein florierendes Süßwaren-Unternehmen,<br />
als er 1908 die Perlchen aus Traubenzucker,<br />
Zuckerwasser und Aromen herstellte.<br />
Die ersten, die sie zu Hause probieren durften,<br />
waren seine Frau Emilie und sein Sohn Otto.<br />
„Ich liebe euch wie diese Zuckerperlen“, sagte<br />
er, „aber ich habe noch keinen Namen für sie.“<br />
SACHSENS<br />
SÜSSE SEITEN<br />
Spontan antwortete seine Frau: „Dann nenn<br />
sie doch Liebesperlen!“ So begannen die Görlitzer<br />
Liebesperlen ihren Erfolgszug rund um<br />
die Welt. Für viele Touristen sind sie ein charmantes<br />
und typisch deutsches Mitbringsel.<br />
Mittlerweile kümmert sich die vierte Hoinkis-<br />
Genera tion um die Geschäfte, aber hergestellt<br />
werden sie noch wie damals: In schräg rotierenden<br />
Kupferkesseln wird ein einzelner<br />
Zuckerkristall 100 Stunden lang mit flüssigem<br />
Traubenzucker besprüht, bis er mit 70 Schichten<br />
schließlich die Größe der Liebesperle hat.<br />
Auch die winzigen Nonpareilles, auf Deutsch<br />
die „Unvergleichlichen“, mit denen gern<br />
Muffins und Kekse verziert werden, kommen<br />
aus Sachsen. Australische Kinder bestreuen<br />
damit ihre Brote und nennen sie Feenbrote.<br />
Dass die Erfindungen ihres Mannes am<br />
anderen Ende der Welt einen so poetischen<br />
Namen haben, hätte Emilie Hoinkis mit<br />
Sicherheit sehr stolz gemacht. Barbara Woinke<br />
AUS SACHSEN KOMMEN VIELE KÖSTLICHKEITEN,<br />
DIE SEIT GENERATIONEN ZU UNS GEHÖREN<br />
FOTOS: ANKE WOLTEN-THOM, SHUTTERSTOCK(3), FOTOLIA, WWW.REGIONALES.SACHSEN.DE(2), DPA,<br />
WWW.PFLAUMENTOFFEL.DE, DDP IMAGES(2)<br />
DOMINO-<br />
STEINE<br />
Weil Pralinen für<br />
die meisten Bürger<br />
unerschwinglich<br />
waren, erfand der<br />
Dresdner Chocolatier<br />
Herbert Wendler 1936<br />
die günstigeren Dominosteine,<br />
ein Gebäck<br />
aus Lebkuchen, Marzipan<br />
und Fruchtgelee.<br />
Die „Not-Praline“<br />
gehört auch heute<br />
noch auf jeden<br />
Weihnachtsteller.<br />
1<br />
DRESDNER BAUMKUCHEN<br />
„König der Kuchen“ wird der Sandkuchen<br />
aus Biskuitteig auch genannt, den man<br />
schon im Mittelalter kannte. An einer<br />
sich drehenden Walze wird nach<br />
und nach der Teig aufgetragen.<br />
Die einzelnen Schichten ähneln<br />
8beim Aufschneiden den Jahresringen<br />
eines Baumes.<br />
7<br />
WERDAER<br />
ZUCKERMÄNNLE<br />
Süßigkeit und<br />
Christbaumschmuck<br />
zugleich ist das Gebäck,<br />
das in tradi tionellen<br />
Formen hergestellt wird.<br />
Jedes hat eine Bedeutung:<br />
Männle, Weibel und Baum<br />
stehen für das Leben,<br />
das Herz erinnert<br />
an die Liebe unter<br />
den Menschen.<br />
LECKERE<br />
TRADITION<br />
ACHT WEITERE<br />
SÄCHSISCHE<br />
SPEZIALITÄTEN<br />
6DRESDNER<br />
PFLAUMEN-<br />
TOFFEL<br />
Der kleine<br />
Schornsteinfeger<br />
aus getrockneten<br />
Backpflaumen gilt<br />
als Glücksbringer in<br />
der Weihnachtszeit<br />
und wurde schon<br />
Anfang des 19. Jahrhunderts<br />
von den<br />
Striezelkindern auf<br />
dem Dresdner<br />
Weihnachtsmarkt<br />
verkauft. Auch<br />
heute noch ist er<br />
das Symbol des<br />
Striezelmarktes.<br />
DRESDNER<br />
CHRISTSTOLLEN<br />
An das in ein Tuch gewickelte<br />
Christkind soll die Form des Stollens,<br />
auch Striezel genannt,<br />
erinnern. Um 1500 wurden auf<br />
dem Dresdner Striezelmarkt<br />
die ersten „Christbrote“<br />
verkauft, die Vorläufer<br />
unseres Christstollens.<br />
3<br />
LEBKUCHEN-<br />
HAUS<br />
Das süße Knusperhäuschen<br />
geht auf das Märchen „Hänsel<br />
und Gretel“ der Brüder Grimm<br />
zurück. Am meisten Spaß macht es,<br />
sein eigenes Hexenhäuschen zu basteln.<br />
Baumaterialien sind Lebkuchen,<br />
Dominosteine, Spekulatius und viel<br />
Fantasie … In Leipzig baut man die leckeren<br />
Häuser sogar als Team. querfeldeins.org<br />
5<br />
2<br />
ANNA-<br />
BERGER<br />
NIKLASZOPF<br />
Aus dem böhmischen<br />
Erzgebirge kommt der<br />
Hefezopf, der zu Ehren des<br />
heiligen Nikolaus gebacken<br />
wurde. Weil er dreifach<br />
geflochten wird, nennt<br />
man ihn häufig auch<br />
Dreifaltigkeitskuchen.<br />
PULSNITZER<br />
PFEFFERKUCHEN<br />
Dem Pulsnitzer Pfefferkuchenmarkt Anfang<br />
November gaben sie ihren Namen, aber<br />
auch ein eigenes Pfefferkuchenmuseum<br />
hat die Stadt in der Lausitz. Bis zu sechs<br />
Monate muss der Teig lagern, bevor er mit<br />
Gewürzen gebacken wird.<br />
4<br />
<strong>BUNTE</strong> 45 | 2017 41
Liebeserklärung<br />
CASANOVA-KENNER<br />
Sky du Mont bei<br />
den Musikfestspielen im<br />
Palais im Großen Garten<br />
in Dresden<br />
IN LEIDENSCHAFT<br />
VERBUNDEN<br />
SKY DU MONT ist im Rahmen seiner Engagements häufig zu<br />
Gast in Sachsen. Er hat das geschichtsreiche Land und seine<br />
Menschen in allen Facetten lieben und schätzen gelernt<br />
LITERATUR mit musikalischer<br />
Begleitung. Das Armida Quartett<br />
unterstreicht die Werke Casanovas<br />
Dem Grandseigneur des deutschen<br />
Films, Sky du Mont, ist<br />
die Rolle des italienischen<br />
Herzensbrechers Casanova wie auf den Leib<br />
geschrieben. Bei den Dresdner Musikfestspielen<br />
rezitierte er aus den Werken Casanovas.<br />
Wir trafen ihn dort und fragten nach seinen<br />
Beweggründen …<br />
u<br />
Herr du Mont, warum Casanova ?<br />
Nur die wenigsten wissen um die enge familiäre<br />
Verwurzelung Casanovas in Dresden –<br />
seine Mutter war Schauspielerin an der italienischen<br />
Komödie, seine Schwester Tänzerin<br />
im Ballett und der Bruder gar Direktor der<br />
hiesigen Kunstakademie. Diese Geschichte<br />
zu erzählen, hat mich gereizt – aber natürlich<br />
auch die Aussicht, Sachsen wieder einmal<br />
einen Besuch abzustatten.<br />
„FREUNDLICH, ENTGEGEN-<br />
KOMMEND, OFFEN & GASTFREUNDLICH<br />
– SO SIND DIE SACHSEN”<br />
Wie gut kennen Sie Sachsen?<br />
Hauptsächlich war ich in Dresden und Leipzig<br />
zu Gast, habe beispielsweise mit<br />
der „Rocky Horror Show“ in<br />
Leipzig gastiert, kenne die Leipziger Buchmesse<br />
gut. Als Hamburger fühle ich mich aber<br />
Dresden grundsätzlich sehr verbunden – beide<br />
Städte verbindet nicht nur die Elbe, sondern<br />
auch meine Leidenschaft.<br />
Was schätzen Sie an Sachsen besonders?<br />
Ich finde, das Land hat sich unfassbar verändert<br />
– speziell Dresden, das auf dem besten<br />
Weg zur Weltstadt ist. Es gibt hier ein extrem<br />
reichhaltiges kulturelles Angebot. Und es ist<br />
enorm viel in Bewegung, das fasziniert mich.<br />
Welches Image hat Sachsen Ihrer<br />
Meinung nach?<br />
Auf jeden Fall kein negatives. Im Gegenteil:<br />
Die Sachsen sind freundlich, entgegenkommend,<br />
offen und gastfreundlich – das habe<br />
ich immer wieder gespürt. Allein der sächsische<br />
Dialekt hat vielleicht ein Schmunzel-<br />
Image, aber das sei ihm vergönnt – auch das<br />
Schwäbische oder das Fränkische sind Geschmackssache,<br />
da sollte man tolerant sein,<br />
schließlich haben Dialekte immer auch etwas<br />
mit einer gemeinsamen Identität zu tun. L. B.<br />
FOTOS: ANKE WOLTEN-THOM FOTOGRAFIE(2)<br />
42 <strong>BUNTE</strong> 45 | 2017